1145. An Otto Nöldeke
1145. An Otto Nöldeke
Wiedensahl Mitwoch 11. Aug. 97.
Lieber Otto!
Deine beiden Briefe, den von Hattorf und heute den von Braunlage, hab ich erhalten. Es freut mich, daß ihr gleich eine Wohnung gefunden habt, die euch gefällt.
Freitag nachmittags, am Tage eurer Abreise von hier, regnete und donnerte es ein wenig; es war der Seitenzipfel eines Gewitters, das hinter dem Walde nach Südwesten zog. Vorgestern (Montag) dagegen hatten wir starken Regen und heftigen Sturm, wovon die Bohnenstangen noch immer schief stehen, obgleich ich mich bemüht habe sie wieder grade zu richten.
Bohnen giebt's viel; einen um den andern Tag fast eßen wir welche; abwechselnd mit Gurken, die unheimlich schnell wachsen und dick werden.
Anna macht sich als Haushälterin sehr geschickt und angenehm. Jeden Nachmittag und Abend sitzt sie jetzt und "schnippelt". – Demnächst wird sie selbst das nähere berichten.
Unser Wetter ist seit gestern wunderschön. Hoffentlich ist's dort auch so.
Viele Grüße an Mutter und dich von Anna, Sophie und
Deinem getr Onkel Wilhelm.