157. An Otto Bassermann
157. An Otto Bassermann
Wiedensahl. Samstag [14. Dezember 1872]
Mein lieber Baßermann!
Erinnere ich mich recht, so las ich in Deiner Ankündigung des Fil. im Börsenblatt: es wären Persönlichkeiten der Jetztzeit drin dargestellt. – Ich erinnere mich, wie gesagt, nicht genau. Ist es aber der Fall, so wird damit eine ganz falsche Fährte angewiesen. Das ist schlimm. Lieber ganz schweigen. Zum Privatgebrauch, aber nur dazu, gebe ich dir folgenden
[94] Theaterzettel:
Zeit: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.
So viel, um keine direkte Mißverständniße herbei zu führen und die Leute in's Dunkel zu leiten. Es ist ein familiärer Niederschlag aus der allgemeinen Geschichte der Jesuiten. – Noch einmal! Laß dich auf keine Spezialitäten ein! – Jede pedantische Deutung und Breittreterei ist vom Übel. – Könntest Du aber einen bummlig-geistreichen Artikel, gestützt auf jenes Skelett, worin zugleich die Filuziusgeschichte, so wie sie ist, mit Heiterkeit verwoben wäre, – ich meine einen Artikel über die Jesuiten, wie es mit ihnen war, ist und kommen muß – veranlaßen, so wäre das das Wünschenswertheste.
Und nun noch einmal meine Verzögerungsnörgeleien! –:
1. Es muß ein sicherer, zuverläßiger Drucker gefunden werden.
2. Es muß Schrift genug da sein.
3. Es muß ein Vorrath von Papier da sein.
No 1 wird ja wohl durch Otto in Darmstadt erledigt sein. – Zu No 2 erwarte ich von Dir die Zusicherung, daß Schrift genug angeschafft ist, um den Satz stehen zu laßen. – Zu No 3: Es muß so viel Papier vorräthig sein, daß je 2000 gedruckt werden können. Die Qualität des Papiers muß gleich sein. Das Format ist durch die Helene, Jobs und Filuzi bestimmt; ich werde mich immer dran halten.
Es wäre ja doch zum Teufelholen, wenn sich nicht Rath schaffen ließe.
Filuzi II. und Helene IV. kommen zum Markte wieder zu spät. Wieder regnet's Brei, wenn der Löffel fehlt. Wieder sagen mir die Sortimenter: Was ist das eigentlich mit dem Baßermann? – Du sagst mir: Ja, man kann doch nicht alles voraus wißen. – Nun! Wenn man es mal riskirt, 10000 zu drucken, so kann man am Ende auch noch für 2-3000 folgende das Papier riskiren. Reines Papier ist doch immer noch beßer zu gebrauchen, wie bedrucktes. Daß die Papiermacher vornehm geworden, ist ein Grund mehr, mit dem Papier voraus zu sein. – Es ist eigen! Man hört den Titel eines Buch's. Man bestellt es. Man kriegt es nicht. Man hört davon. Die Zeit vergeht. Man denkt: Jetzt wirst du auch ohne das fertig; und behält sein Geld in der Tasche. – Also Papier in Vorrath! –
Beim Jobs, wäre meine Meinung, daß auch das Bunte außen und der einfache Titel nach innen käme. Es wird zu spät sein. Also ein einfacher, schöner, deutlicher Druck nach außen und kein Bild.
Über das Münchner Projekt, deine Übersiedlung dahin, nächstens mehr.
Unsere Post will fort.
Herzl. Gruß.
Willem.