468) Der Name der Stadt Eilenburg. 1

Früher hat man gemeint, man habe den Namen dieses Ortes Julberg geschrieben, weil der Römer Julius Cäsar hier in dem Osttheile des Meißner Landes eine Stadt erbaut habe, Julburg und späterhin Ylborg genannt. Andere haben sie Hilburg geschrieben und gesagt, der Name komme von der Hilda her, der Tochter des ersten Erbherrn der Grafschaft Eilenburg aus dem Wettin'schen Hause, Namens Friedrich, und noch Andere haben erzählt, sie sei 45 Jahre vor Christi Geburt von einem Kriegshauptmann des deutschen Fürsten Arminius, Namens Ilba, gebaut worden. Wieder Andere sagen, [397] sie heiße eigentlich Ilinburg nach ihrem Gründer, dem Feldhauptmann des Römers Drusus, Ilo. Allein wahrscheinlicher ist, daß die Stadt Eilenburg von der Eilfertigkeit also benannt worden ist, darum daß sie eilends zur Zeit großer Noth und Gefahr erbaut wurde und zwar von dem schon erwähnten Burggrafen Friedrich. Darum sagt auch das Sprichwort: »Er ist kein Eilenburger, sondern ein Senfftenberger«, oder: »Er ist nicht von Eilenburg, sondern von Torgau, kömmt er nicht heute, kömmt er doch morgen.« In Bezug darauf war sonst auf dem Riesensaale im Schlosse zu Dresden die Stadt Eilenburg unter den übrigen Städten des Landes also vor gestellt, daß ein Geistlicher und ein Fuhrmann neben einander stehen. Letzterer eilt, wirft aber in seiner Eilfertigkeit den Wagen um und zerbricht dadurch Rad und Wagen. Dabei ist die Umschrift: »Festina lente« (Eile mit Weile). Dabei wird erzählt, es sei einst ein Fuhrmann einem geistlichen Manne gegen Abend vor der Stadt Eilenburg begegnet und habe gefragt, ob er noch heute in die Stadt kommen werde? Dieser habe geantwortet: »Wenn er langsam fahre, so werde er noch hinein kommen; wenn er aber eile oder allzugeschwinde fahre, so werde es nicht geschehen.« Weil aber diese Rede dem Fuhrmann ganz sonderbar vorkam, so dachte er, der heilige Mann wolle ihn äffen oder vexiren. Er ist also immer darauf zugefahren, allein bald darauf hat er ein Rad zerbrochen und ist also denselbigen Abend doch nicht hineingekommen. Davon hat die Stadt den Namen bekommen.

Fußnoten

1 S. Jer. Simon, Eilenburgische Chronica. Leipzig 1696 in 4°. S. 21 etc.

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