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An Johann Kaspar Lavater

Ich habe zwey Packete von dir erhalten, dazwischen eine Lücke war, das erste enthielt Revision und ist fort. Das andere geht an pag. 39 mit dem dritten Fragment. Du schreibst du hättest etwas grad nach Leipzig also wirds wohl richtig seyn, bey mir ists iezzo bis pag. 72. Diomed und Ulysses soll nicht aufgehalten werden. Es sind herrliche Sachen drinne die mir wohlgemacht haben. Wenn mir nur nicht der Lavaterianismus: das Hezzen, Trümfe drauf sezzen, Schimpfen, Ängstlichkeit, mit Wolcken fechten, mir gleich wieder den guten Eindruck verschunden hätten.

Ausgestrichen hab ich die Anzeige was von mir sey, ich weis gar nicht was es bedeuten soll. Mit der Dedication mags fortgehen, die ist nun schon gedruckt, verspaarts biss auf den vierten etwa – In meinem iezzigen Leben weichen alle entfernte Freunde in Nebel, es mag so lang währen als es will so hab ich doch ein Musterstückgen des bunten treibens der Welt recht herzlich mit genossen. Verdruss Hoffnung, Liebe, Arbeit, Noth, Abenteuer Langeweile, Hass, Albernheiten, Thorheit, Freude, Erwartetes und [130] Unversehnes, flaches und tiefes, wie die Würfel fallen, mit Festen Tänzen, Schellen, Seide und Flitter ausstaffirt es ist eine treffliche Wirthschaft. Und bey dem Allen lieber Bruder Gott sey Danck in mir, und in meinen wahren Entzwecken ganz glücklich. Ich habe keine Wünsche als die ich würcklich mit schönem Wanderschritt mir entgegen kommen sehe. Es ist dein Schicksal daß ich an dir diese Freude nicht erleben soll. Leb wohl grüs alles. Vor Weimar im Garten. d. 8. Jan. 77.

G.


Dein Durst nach Crist. hat mich gejammert. Du bist übler dran als wir Heiden ins erscheinen doch in der Noth unsre Götter.

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