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An Carl Ludwig von Knebel

Nachdem ich so lange, in der Fremde umherziehend, geschwiegen, will ich, zu Hause angekommen, dir sogleich, mein Theuerster, vorläufig einige Worte zusenden, bis ich dir in Jena selbst, umständlicher, wie es mir ergangen, erzählen kann. Ich habe von dem Wiesbader Wasser gute Folgen gespürt und mich die 3 Monate in einer für mich ganz neu gewordenen Welt herumtreiben, viel gesehen und gelernt und mancherley Zustände angeschaut und durchgeschaut. Leider hatte ich niemanden bey mir, der mir geschrieben hätte, weshalb auch meine Freunde sämmtlich ohne Nachricht von mir geblieben sind. Doch habe ich vieles notirt, welches ich freylich nun erst revidiren muß. Damit ich aber nicht ganz leer vor dir erscheine und mich für deinen freundlichen rhythmischen Empfang einigermaßen dankbar erweise, so lege hier ein paar bedeutende Briefe bey, welche, von Wolf und Zelter geschrieben, dir von jenen Gegenden einen heitern Begriff überliefern werden. In kurzem denke ich auch durch einen kleinen Aufsatz und sonstige Mittheilungen von meinem Erwerb mehr Kenntniß zu geben. Sehr ungern vernehme ich, daß du an einem unbequemen Übel leidest, und hoffe bald durch meine Gegenwart und mancherley Unterhaltung dir es wenigstens auf eine Zeit vergessen zu machen. [67] Und somit lebe recht wohl, grüße die Deinigen und laß bald von dir vernehmen.

Weimar den 2. Novbr. 1814.

G.

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