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An Carl August Varnhagen von Ense
Ew. Hochwohlgeboren
mit einiger Anfrage zu begrüßen war schon längst meine Absicht, die in dem Augenblicke lebendiger wird, wo unsre Gedanken, Wünsche und Hoffnungen so eifrig nach Berlin gewendet sind. Zuvörderst also trage Folgendes vor: Bey uns lebt ein Hauptmann v. Ekendahl, welcher die Geschichte des schwedischen Reichs und Volks geschrieben hat, die im vorigen[281] Jahr herausgekommen ist. Erlauben Sie, wenn Sie solche noch nicht kennen, daß ich Sie darauf aufmerksam mache und Sie ersuche, wenn etwas Gutes davon zu halten ist, ihm eine freundliche Recension zu geben. Ich habe das, was vom alten Heidenthum, von den fehlgeschlagenen und endlich gelungenen Versuchen, das Christenthum einzuführen, gesagt ist, mit Vergnügen gelesen; das Übrige liegt gegenwärtig so weit von mir ab, daß ich mich daran weder erfreuen noch sonstigen Antheil nehmen kann.
Hieran schließt sich nun die zweyte Frage, die mir durch den abgeschlossenen Jahrgang Ihrer Jahrbücher der wissenschaftlichen Kritik abgelockt wird: ob Sie nämlich eine Recension brauchen können des ersten Jahrgangs der Monatschrift der vaterländischen Gesellschaft in Böhmen? Meine vierzigjährige Bekanntschaft mit diesem Lande würde mich in den Fall setzen, bey dieser Gelegenheit gar mannichfaltiges Lesbare darüber auszusprechen. In meinem neusten Stück Kunst und Alterthum kann ich nur das Allgemeinste sagen und es würde mir angenehm seyn, meine Leser dorthin zu verweisen.
Soviel für dießmal, ob ich gleich noch manches mitzutheilen hätte.
Es sollte mich freuen zu vernehmen, daß Sie unsrer Frau Erbgroßherzogin aufgewartet haben, die sich zu so löblichen mütterlichen Zwecken in Berlin befindet. Herrn Professor Hegel empfehlen Sie mich bestens[282] und gedenken mein in Gesellschaft Ihrer Frau Gemahlin zu guter Stunde.
gehorsamst
J. W. v. Goethe.