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An Heinrich Carl Abraham Eichstädt
[22. Februar.]
[Brief Eichstädts:]
A. Brief und Recension von Reinhold. Glücklicherweise verbittet er jetzt Schleiermachers Schrift, auf die er anfangs so drang. Sein Brief aber bietet Veranlassung ihm über seine Recension einige Bedenklichkeiten vorzulegen.
Was Ew. Hochgeboren mir neulich für Stütz communicirten, ist treu besorgt worden. Vielleicht gefällt es Ihnen mich jetzt in Bezug auf Reinholds Recension mit etwas Ähnlichem zu versehen.
Leider ist die zuletzt überschickte Recension, wie jetzt die philosophischen gewöhnlich, polemisch, aber was will man machen? Es ist einmal der Zustand.
Meine Bedenklichkeiten wegen der ältern Recension habe ich auf ein Blättchen notirt; vielleicht geben Sie der Sache irgend eine andere Wendung.
Mir scheint auch hier die ganze Sache darauf zu beruhen, daß die Nahegesinnten, die unter sich nicht einig sind, alsdann sogleich zusammentreten, wenn es gegen einen dritten Entferntergesinnten losgeht.
B. Fünf Briefe von solchen, welche sich als Recensenten angeboten haben. Vielleicht, daß einer und der [73] andere Ew. Hochgeboren bekannter ist. Ich kenne nur Fleisch aus Kassel, aber als Plagiarius, und kochen als einen noch sehr unreifen Autor.
Von den Briefschreibenden kenne ich nur Herrn Caemmerer zu dem ich nicht rathen wollte.
C. Brief von Wolf aus Halle. Wenn der Freund nur ein wenig thätiger seyn wollte!
Möchten Ew. Hochgeboren auf Veranlassung dieses Briefs Herrn Riemer zu einer Berichtigung veranlassen? Es wäre doch lustig, wenn man den fleißigen Herren in Halle von hier aus (in unserm Intelligenzblatt) sagen müßte, was sie dort nicht zu suchen hätten. Berichtigungen dieser Art nahm ja auch das alte Intelligenzblatt häufig auf.
Freylich müssen wir abwarten inwiefern dieser Freund auch als Recensent thätiger beytritt, indessen ist seine Neigung schon von sehr großem Gewicht.
Wegen Riemer wünschte ich die Berichtigung nicht, besonders da er bey mir wohnt. Möchte doch alles vermieden werden können, was irgend einer Animosität ähnlich sieht!
D. Zwey Recensionen: die medicinische von Dr. Hagedorn in Dessau, die juristische von Bergk in Leipzig. Der letzte ist mir als ein sehr vorzüglicher Kopf gerühmt worden, welcher, weil er zugleich im Journalwesen lebt und webt, unsere Zeitung mannigfachen [74] Vortheil bringen würde, wenn er seinen Aufenthaltsort hier wählen könnte. Dort, in Leipzig, privatisirt er und lebt von Schriftstellerey. Bey dem jetzigen Mangel an Juristen würde er unserer Universität auch sonst gute Dienste leisten. Er hat sich hier an ein Buch gemacht, welches in der alten Allgemeinen Literaturzeitung, noch ehe es verkäuflich war, von Feuerbach überpriesen worden ist.
Die medicinische Recension kann wohl gelten; über die juristische behalte ich mir ein näheres Urtheil vor. Aus der schrecklichen Handschrift war mir nicht möglich den Sinn rein zu fassen und das ganze zu übersehen.
Könnte vielleicht Reichardt in Halle die oft gewünschten französischen Theater- und Musenalmanache von Weimar erhalten? Wegen des französischen Gesetzbuchs habe ich ihm geschrieben und um ein etwas deutlichere Bestimmung seines Vorschlags, oder vielmehr nur günstige Vorbereitung zu dessen Ausführung gebeten. Auch ist das Nöthige an Koch und Rudolstadt besorgt werden.
Diese Bücher sind noch nicht an fürstl. Bibliothek gelangt und soviel ich weiß auch noch nicht bey Serenissimo.
[75] E. Folgen einige Notizen von Professor Meyer für's Intelligenzblatt; sie können allenfalls unter den Strich gesetzt werden.
F. Recensionen von Hermann – soviel ich einsehe sehr brav, aber freylich lang.
Es wird wirklich einmal, noch ehe uns der Osterschwall über den Hals kommt, zu überdenken seyn, wie man die Recensenten zur Kürze leitet. Freylich im Anfange bey so bedeutenden Werken war die Ausführlichkeit nothwendig und gut.
Heute nur noch ein Lebewohl.
Wegen einiger der unsern, die wahrscheinlich nach Charkow gehen, wünsche ich nichts inserirt, bis ich Ew. Wohlgeb. selbst den Artikel sende.