Hugo Ball
(1886–1927)

Hugo Ball (Fotografie, München Juli 1926)

Biographie


1886

22. Februar: Hugo Rudolf Ball wird in Pirmasens als fünftes von sechs Kindern des Schuhreisenden und Lederhändlers Carl Ball und seiner Frau Josephina, geb. Arnold, geboren und am 11. März katholisch getauft.

Im Elternhaus erfährt Ball eine streng katholische Erziehung.


1891

Besuch der Volksschule in Pirmasens (bis 1895).


1895

Besuch des Königlichen Progymnasiums zu Pirmasens, einer sechsklassigen Lateinschule (bis 1901).

Erste lyrische und musikalisch-kompositorische Versuche.


1901

Auf Wunsch der Eltern beginnt Ball eine Lehre in einer Lederhandlung in Pirmasens.

Erste dramatische Versuche und Gedichte.


1904

Nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch bricht Ball seine Lehre ab und erhält Privatunterricht zur Vorbereitung auf die letzte Gymnasialklasse.


1905

In der Zeitschrift »Der Pfälzerwald« erscheinen erste Gedichte.

September: Eintritt in das Königliche Humanistische Gymnasium in Zweibrücken (bis Juli 1906).


1906

Juli: Ball legt das Abitur ab.

Oktober: Immatrikulation zum Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in München (bis Juli 1907).

Beginn einer lebenslangen Freundschaft mit seinem Vetter August Hofmann.


1907

Zum Wintersemester wechselt Ball an die Universität Heidelberg, wo er u. a. Lehrveranstaltungen über Wagner, Schopenhauer und Nietzsche belegt.


1908

Aufenthalt in Basel.

November: Zum Wintersemester kehrt Ball an die Münchner Universität zurück (bis April 1910).


1909

Winter auf 1910: In dem Dorf Schnaitsee bei Wasserburg am Inn schreibt Ball an seiner Dissertation zum Thema »Nietzsche in Basel«, wahrscheinlich mit der Absicht, in Heidelberg zu promovieren.


1910

Frühjahr: Ball bricht sein Studium ab, gibt sein Promotionsvorhaben vorerst auf und überwirft sich mit der Familie.

September: Er wird Regieschüler an der Schauspielschule des von Max Reinhardt geleiteten »Deutschen Theaters« in Berlin.


1911

Sein erstes Buch, die Tragikomödie »Die Nase des Michelangelo« erscheint im Ernst Rowohlt Verlag.

September: Regisseur und Dramaturg mit Schauspielverpflichtungen beim Stadttheater Plauen für die Spielzeit 1911/12.


1912

Juli: Wechsel zum »Münchner Lustspielhaus«, das sich unter Eugen Robert in der Spielzeit 1911/1912 zu einem Forum moderner Dramatik entwickelt.

1. Oktober: Engagement als erster und alleiniger Dramaturg des »Münchner Lustspielhauses«.

11. Oktober: Spielzeiteröffnung unter dem von Ball vorgeschlagenen neuen Namen »Münchner Kammerspiele«.

Freundschaft mit Hans Leybold und der Schauspielerin Leontine Sagan.

24. November: Ball organisiert eine Feier zum 50. Geburtstag Gerhart Hauptmanns, bei der dessen »Helios«-Fragment uraufgeführt wird.

30. November: Uraufführung von Frank Wedekinds Drama »Franziska«, bei der Frank und Tilly Wedekind mitspielen.


1913

März: Balls »Aphorismen« erscheinen in der Zeitschrift »Jugend«.

Zusammenarbeit mit dem Verlag von Heinrich F. S. Bachmair in München.

Juli: Erste expressionistische Gedichte von Ball erscheinen in der Zeitschrift »Die Aktion«.

Neben seiner Theatertätigkeit arbeitet Ball als Redakteur für verschiedene Theaterverlage.

Ball verkehrt im Kreis des »Blauen Reiters«.

Oktober: Balls Gedicht »Der Henker« erscheint in der ersten Nummer von Bachmairs Zeitschrift »Revolution«, woraufhin das Heft mit dem Vorwurf der Verbreitung unzüchtiger Schriften konfisziert wird. Der Prozess vor dem Münchner Landgericht macht Balls Namen bekannt.

Bekanntschaft mit Johannes R. Becher, Emmy Hennings, Klabund, Richard Huelsenbeck und Hans Leybold.

Oktober: Reise nach Dresden und Berlin. In Dresden wird der Besuch einer Futuristen-Ausstellung zur ersten prägenden Begegnung mit der Malerei der radikalen Moderne. Begegnungen mit Jakob Hegner in Hellerau sowie mit Else Lasker-Schüler, Gottfried Benn und Kurt Hiller in Berlin.

Dezember: In der Zeitschrift »Die Neue Kunst« erscheinen expressionistische Gedichte von Ball.


1914

Zusammenarbeit mit Wassily Kandinsky bei dem Versuch einer Erneuerung des »Münchner Künstlertheaters«. Die Bemühungen, dem Expressionismus einen Weg ins Theater zu bahnen, scheitern.

6. April: Das Reichsgericht entscheidet in letzter Instanz über die Anklage wegen Balls Gedicht »Der Henker«, es sei unverständlich und rufe daher keine »schamverletzende Wirkung« hervor.

Unter dem Pseudonym Klarinetta Klaball erscheinen gemeinsame Gedichte von Ball, Klabund und Marietta di Monaco.

Juni: Zum 50. Geburtstag von Frank Wedekind erscheint der Aufsatz »Wedekind als Schauspieler«.

Juni: Plan eines Almanachs »Das Neue Theater« als Pendant zur Sammlung »Der Blaue Reiter«. Der Kriegsausbruch führt zum Scheitern des Projektes.

Juli: Neuer Dramaturgen-Vertrag mit den Münchner Kammerspielen.

August: Alle künstlerischen und herausgeberischen Pläne werden durch den Kriegsausbruch zunichte gemacht. Gemeinsam mit Klabund stellt sich Ball in München als Kriegsfreiwilliger. Beide werden für kriegsuntauglich erklärt.

Aufenthalt bei der Familie in Pirmasens.

September: Um einen verschwundenen Bekannten zu besuchen, reist Ball durch das frontnahe Lothringen. Eindrücke von den Verwüstungen des Krieges.

7. September: Der Freund Hans Leybold begeht nach einem Lazarettaufenthalt Selbstmord.

Oktober: Übersiedlung nach Berlin, wo Ball zur Gruppe der expressionistischen Avantgarde gehört. Er gerät zunehmend in Distanz zur »Aktion« um Franz Pfempfert und nähert sich René Schickele und seiner Zeitschrift »Die Weißen Blätter« an.

Freundschaft mit Richard Huelsenbeck.

Er wird zum erbitterten Kriegsgegner.

November: Beginn der intensiven Beschäftigung mit Revolutionsbewegungen und Anarchismus.

Ball beginnt mit Tagebuchaufzeichnungen (bis 1921).

»Der Henker von Brescia« (Drama).

Ball beginnt seinen Roman »Tenderenda der Phantast« (abgeschlossen 1920, Erstdruck 1967).


1915

April: Anstellung als Redakteur der Zeitschrift »Zeit im Bild« (bis 1915).

Ball schreibt Beiträge für René Schickeles »Weiße Blätter«.

Enge Zusammenarbeit mit Richard Huelsenbeck, mit dem zusammen er »Ein literarisches Manifest« schreibt.

12. Mai: Tumultuarischer Expressionistenabend in Berlin, der als Prototyp späterer Dada-Soireen gilt. Neben den Veranstaltern Ball und Huelsenbeck treten u. a. Johannes R. Becher, Emmy Hennings und Resi Langer mit einer Lesung von Gedichten Alfred Lichtensteins auf.

Ende Mai: Auf Einladung von Walter Serner emigriert Ball gemeinsam mit Emmy Hennings nach Zürich. Er gerät in den folgenden Monaten in eine extreme wirtschaftliche Notlage.

Kontakte zur syndikalistischen Arbeiterbewegung in Zürich und deren Theoretiker Fritz Brupbacher.

Oktober-Dezember: Engagement im Varieté-Ensemble »Flamingo« als Texter und Pianist.


1916

5. Februar: Ball gründet in Zürich das »Cabaret Voltaire«, das Treffpunkt pazifistischer Emigranten und Zentrum des Dadaismus wird. Hier verkehren u. a. Hans Arp, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco und Tristan Tzara.

Das Gedicht »Totentanz 1916« erscheint in der Zeitschrift »Revoluzzer«.

18. April: Ball erfindet »Dada« als Namen einer geplanten Zeitschrift. Im Vorwort zu der von Ball herausgegebenen Sammlung »Cabaret Voltaire« macht er wenig später den Namen publik.

23. Juni: Ball trägt seine ersten Lautgedichte »Verse ohne Worte« im »kubistischen Kostüm« vor.

14. Juli: Im Zürcher Zunfthaus findet der »I. Dada-Abend« statt, bei dem Ball »Das erste dadaistische Manifest« verliest, mit dem er sich vom Dadaismus lossagt.

Ende Juli: Erster Rückzug ins Tessin (bis Oktober). Freundschaft mit Leonhard Frank.

Ende Oktober-November: Rückkehr nach Zürich und Reise nach Ermatingen gemeinsam mit Leonhard Frank.

Ende November: Rückkehr nach Zürich, wohin auch Emmy Hennings übersiedelt.


1917

Ball gerät zwischen die Fronten der innerhalb der Zürcher Emigrantenszene aufbrechenden Gegensätze und wendet sich zeitweilig wieder dem Dadaismus zu.

17. März: Ball gründet gemeinsam mit Tristan Tzara die »Galerie Dada« in Zürich.

27. Mai: Aufgrund organisatorischer und finanzieller Schwierigkeiten sowie wachsender Spannungen mit Tzara beendet Ball seine Tätigkeit in der »Galerie Dada«, die aufgelöst wird.

August: Übersiedlung nach Ascona.

September: Übersiedlung nach Bern. Ball verfasst zahlreiche Beiträge für die Berner »Freie Zeitung« und wird 1918 Mitglied der Redaktion (bis 1920).

Herbst: Freundschaft mit Ernst Bloch.


1918

April: Der Roman »Flametti oder Vom Dandysmus der Armen« erscheint mit einer Widmung an Emmy Hennings.

August: Ball wird literarischer Leiter des neugegründeten Freien Verlags in Bern, in dem er den »Almanach der Freien Zeitung 1917–1918« herausgibt.


1919

Januar: »Zur Kritik der deutschen Intelligenz«.

Enge Kontakte zu Walter Benjamin, der in Bern promoviert und im Nachbarhaus von Ball wohnt.

1. März: In seinem Artikel »An unsere Freunde und Kameraden« zieht Ball eine Bilanz der Novemberrevolution.

Anfang März – Anfang April: Zum ersten Mal seit Kriegsende besucht Ball Deutschland. Reise nach München, Frankfurt am Main, Mannheim.

Ende April – Ende Mai: Zweite Deutschlandreise, u. a. nach Berlin und München.

Juli-August: Aufenthalt in Melide am Luganer See.

September: Kontakt zu Rudolf Grossmann (Pierre Ramus).

Jahresende: Der von Ball geleitete Freie Verlag gerät in wachsende finanzielle Schwierigkeiten.


1920

21. Februar: Eheschließung mit Emmy Hennings in Bern.

März: Übersiedlung nach Berlin.

27. März: Die »Freie Zeitung« stellt ihr Erscheinen ein.

Sommer: Auflösung des Freien Verlags.

Rückwendung zur katholischen Überlieferung und Glaubenspraxis.

August: Rückkehr in die Schweiz und Ansiedlung im Dorf Agnuzzo am Luganer See.

Dezember: Erste Begegnung mit Hermann Hesse.


1921

Oktober: Übersiedlung nach München.


1922

Treffen mit Hans Arp und Johannes R. Becher.

Oktober: Wiedereinzug in Agnuzzo.


1923

»Byzantinisches Christentum. Drei Heiligenlegenden« (Schriften).

30. August: Tod der Mutter in Pirmasens.


1924

»Carl Schmitts Politische Theologie« (Aufsatz).

Oktober: Übersiedlung nach Rom.

Im Zusammenhang mit einem Buchprojekt studiert Ball die Psychoanalyse in einem italienischen Laboratorium.


1925

März: Umzug nach Vietri Marina bei Salerno.

Mai: Bezug eines Hauses in Albori bei Salerno.

Studium der Schriften von C. G. Jung.

Dezember: Umzug nach Vietri sul Mare.


1926

Mai: Rückkehr ins Tessin und Einzug in die Casa Schori in Lugano-Sorengo.


1927

»Die Flucht aus der Zeit« (Autobiographie, basierend auf Balls Tagebüchern der Jahre 1913 bis 1921).

»Hermann Hesse. Sein Leben und Werk« (Monographie).

14. September: Nach einer erfolglosen Operation stirbt Ball in Sant' Abbondio bei Lugano an Magenkrebs.

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