1.

Anweisung zur Bildung angehender Theologen,Anweisung zur Bildung angehender Theologen von D.Doctor Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Erster Band.Erster Band Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage.Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe. 1791. Joh. Jac. Curts Wittwe Nach dem Tod des halleschen Verlegers und Druckers Johann Jakob Curt (Curtius) im Jahre 1781 übernahm seine Witwe die Verlagsgeschäfte, ab 1793/1794 die Erben. 12 VorredeVorreden des Verfassers bei der ersten und zweiten Ausgabe.I. Vorrede der ersten Ausgabe Eine der vornehmsten Ursachen, warum UniversitätenUniversitäten, die ganz eigentlich zur Bildung heranwachsender Gelehrten bestimmt sind, das nicht leisten können, was sie sollten, ist die: –die, daß diese so selten richtige Begriffe von dem UmfangUmfange, dem WerthWerthe der Wissenschaften, und von der zweckmäßigsten Art, mitbringen, wie man sie studieren müßte; daß sie sich gemeiniglich so sehr durch ihren eignen Geschmack, durch die Mode, und durch die Vorurtheile AndrerandrerAnderer leiten laßenlassen, gegen die sie eine gewisse Vorliebe haben; kurz, weil sie selten selbst wissenwissen, was was, und wie sie die WissenschaftenWissenschaften, treiben sollen?sollen. Ueberzeugt, daß deswegen oft die besten Köpfe wo nicht verdorben werden, doch die Reife nicht erlangen, und das für die Welt nicht werden, was sie könnten, ja, was noch trauriger ist, selbst Andere gegen nützliche Wissenschaften einnehmen, und ihnen den Geschmack daran verleiden; – gerührt durch so manche Bekenntnisse fleißiger und hoffnungsvollerhofnungsvoller Studierenden, die es am Ende ihrer Laufbahn bedauretenbedauerten, nun erst einigermaßeneinigermassen einzusehen, was sie hätten lernen sollen, und was sie wieder einzubringen entweder keine Gelegenheit mehr vor sich sähen, oder nur mit vielem mühsamen Fleiß hoffen könnten: – hielt ich es für meine Pflicht, seit mehrern Jahren, von Zeit zu Zeit,Zeit denen, die sich mir anvertrauten, eine Anleitung zu geben, was? worüber? warum?was, worüber, warum, und wie man studieren sollte?sollte, um sich zu einem würdigen Lehrer der Religion zu bilden. Vergebens suchte ich ein Buch, das mir dabeydabei zum Leitfaden dientedienen könnte, und den wirklichen Bedürfnissen unsrer Zeit, den großengrossen Fortschritten in den Wissenschaften, selbst in der Theologie, angemessen wäre. Ich mußte eigne kurze Sätze entwerfen, die ich zum Grunde legte; eben die immer erneuerten Zeitbedürfnisse machten eine mehrmalige Umänderung nothwendig; ich glaubte endlich, dieser Entwurf könnte auch andernAndern nützlich werden, die mich nicht hörten; ich arbeitete sieihn also vor kurzem ganz von neuemneuen aus. – So entstand das kleine Buch, das ich meinen Lesern vorlege. Was in einem solchen BuchBuche geleistet werden sollte, und was ich auch selbst zu leisten suchte – darüber habe ich mich schonnäher in der Einleitung erklärt. Wie weit ich diesen Absichten, wie weit ich besonders den Bedürfnissen unsrer Zeit in diesem Stück Genüge gethan habe, mögen die beurtheilen, welche diese Bedürfnisse eben so gut als die Wissenschaften selbst, und wie weit man darin bereits vorwärts oder noch zurück ist, kennen. Ich habe hier meine Beobachtungen, Begriffe und Vorschläge über das StudiumStudium der Theologie, die ich beybei vieljähriger Erfahrung und öfterer Prüfung bewährt fand, so weit zusammengedrängt, als sie sich mir wieder unter dem Schreiben darstelletendarstellten, und wie ich sie für angehende Studierende, oder vielmehr überhaupt beybei wahrhaftig nützlicher Beschäftigung mit den dahin gehörigen Wissenschaften, zuträglich hielt. Denn, obgleich meine Absicht eigentlich auf diejenigen ging, die sich auf Universitäten diesen Wissenschaften widmen:widmen, so wünsche ich doch zugleich auch Andern nützlich zu werden, denen, wenn sie gleich schon in Aemtern stehen, Manches neu oder in ein neues Licht gestelletgestellt scheinen möchte, was ihnen hoffentlich auch noch jetzt erst willkommen seyn dürfte, zumal wenn sie es in diesem Buche, nach dem Titel, nicht erwartet hätten. Nur, eben deswegen, weil Vieles hier bloß beyläufigbeiläufig, oft kaum mit einem oder zweyzwei Worten, gesagt ist, und weil ich fürchten muß, bisweilen, wegen der geflissentlichen Kürze, nicht gleich verstanden zu werden,werden: eben deswegen wünsche ich mir zugleich aufmerksame und bedächtige Leser, denenwelche die Mühe nicht dauretdauert, auch bisweilen beybei einzelnen Worten mit ihrem Nachdenken zu verweilen. Ich bin weder der einzigeEinzige noch der ersteErste, der die Bemerkung macht, daß die Achtung gegen GelehrsamkeitGelehrsamkeit sichtbar zu sinken anfange, oder vielmehr schon gesunken seysei; daß, je weiter sich die Aufklärung ausbreite, sie um so mehr an ihrer Stärke verliere; daß wenigstens der Fleiß, ich meine die Genauigkeit,Genauigkeit mit der man lernt und über Wissenschaften arbeitet, mit dem VielerleyVielerlei, was man treibt, gar nicht gleichen Schritt halte. Die schnöde Verachtung alles dessen, was man Speculation und Gelehrsamkeit nennt, der Unfug, welcher seit einiger Zeit mit dem Namen des Gemeinnützigen getrieben wird, und die immer mehr einreissendeeinreißende Gewohnheit, sich durch vorgegebene Entfernung von PedantereyPedanterei und Wegwerfung des unnützen gelehrten Krams gegen den Vorwurf zu schützen, daß man in den Studien versäumet seysei, und den Gelehrten zu spielen, ohne sich sehr anstrengen zu wollen –wollen; versprechen doch wahrlich der Gelehrsamkeit keine glückliche Aussichten. Ich werde immer mehr überzeugt, daß die täglich zunehmende Menge von Schwärmern auf einer, und von seichten Schwätzern auf der andern Seite, eine Folge der immer mehr sinkenden wahren Gelehrsamkeit, und ohne diese letztere nie zu hoffen seysei, den Verwüstungen zu steuern, die beyde,beide in der Religion, in den Wissenschaften, und selbst in den guten Sitten,Sitten anrichten. Es gehört also zu den Bedürfnissen unsrer Zeit, die Gelehrsamkeit in Schutz zu nehmen, und den großengrossen Einfluß derselben, nebst dem Werth einzelnereinzler Wissenschaften, immer einleuchtender zu machen; die herrschenden Vorurtheile wider sie zu entwaffnen;entwaffnen, und vornemlichvornehmlich junge Studierende zeitig zu deutlichen Begriffen von dem, worüber, und zu deutlichen Gründen, wonach sie urtheilen müssen, zu gewöhnen. Diese Absicht habe ich durchbei Abfassung dieses ganze Buchganzen Buchs vor Augen gehabt, und mich daher bemüht, theils Manches hervor zu ziehenhervorzuziehen, was zu sehr beybei dem Studieren der Theologie übersehen wird, theils den wahren nur zu oft verkannten Werth mancher Studien und Uebungen, besonders durch deutliche BeyspieleBeispiele, einleuchtender zu machen.Und damit mußte freylichfreilich das Buch weitläufigerweitläuftiger werden, als ich anfänglich nach dem ersten Entwurf dachte, so sehr ich auch zusammenzudrängen und selbst der Worte zu schonen suchte. Aber dieser Fehler, wenn es einer ist, bleibt immer verzeihlicher, als wenn ich der beliebten Kürze die Deutlichkeit, die lichtvollere Darstellung der Gründe für die Sachen, und, woran mir so sehr lag, die Bestimmtheit der Begriffe und die Ablehnung alles Mißverstandes aufgeopfert hätte. Daß ich, wie man sieht, ein Dritteldie Hälfte des Buchs auf solche Wissenschaften verwendet habe, die nur auf die eigentliche Theologie vorbereiten sollen, diesdieß bedarf keiner Entschuldigung. Denn,Denn wenn man von den eigentlicheigentlichen sogenannten theologischen Wissenschaften das abzieht, was sich die Sprachkunde, die Philosophie, die Geschichte und die schönen Wissenschaften mit Recht zueignen können: wie groß ist dann der Vorrath, der der eigentlichen Theologie noch übrig bleibt?Schwerer werde ich die überzeugen können, welche meinen, daß man einen künftigen Lehrer der Religion zu viel auflege, wenn er das alles wissen und lernen solle, was ich hier fordere. Das will ich auch gar nicht einmal versuchen, denn ihre und meine Begriffe über diese Sache sind zu weit aus einander, als daß wir könnten zusammenkommen könnten. So gar ernstlich meinen sie es nun auch wohl beybei diesem Mitleiden mit dem Volkslehrer nicht immer. Denn statt dessen, daß sie ihn mit der eigentlichsten Gelehrsamkeit verschont wissen wollen, soll er auch die Stelle des LandarztLandarztes vertreten, den ganzen weiten Umfang der Wirthschaft verstehen, warum nicht auch die nothwendigsten Handwerke?Handwerke, die ihn weit mehr als einen zu Allem brauchbaren Mann seinem Patron und seinen UntergebnenUntergebenen empfehlen werden, als alle alte Sprachen, Philosophie, Geschichte und Gelehrsamkeit überhaupt.überhaupt? Ich dächte doch, es wäre nicht bloß das Volk, für das der Lehrer der Religion bestimmt ist;ist, und dennochdoch bedarf auch das Volk, jetzt zumal, da es immer aufgeklärteraufgeklärter zu werden anfängt, oder es wenigstens glaubt, mehr als dereines bloßenblossen Prediger Prediger Predigers . Doch darüberdarüber, und über die nöthige Einschränkung meiner Forderungen hoffe ich das Nöthigstenöthigste in dem BuchBuche selbst, und vornemlichvornehmlich in der Einleitung, gesagt zu haben. Möcht' es nur nicht auch hier gar zu wahr seyn, daß vieleViele berufen, und nur wenigeWenige auserwählt sind!Wie fern ich hier einige der besten Bücher habe erwehnenerwähnen wollen, wird man in der dritten Anmerkung zum 43. §. angezeigt, und beybei jeder Wissenschaft, wo ich mich auf die Empfehlung weniger Bücher einschränkte, diejenigen angeführt finden, die dergleichen literarische Kenntnisse geben. Sollte man gerade einige der neuesten vermissen, die Empfehlung verdient hätten: so muß ich bemerken, daß ohngefehr die ersten zwölf Bogen dieses Buchs schon fast vor zwey Jahren abgedruckt waren. Daß ich beybei der Abtheilung der philosophischen Wissenschaften die Wolff, Christian von Wolfische beybehieltbeibehielt, ohne den neuesten Vorschlägen einiger scharfsinnigenscharfsinniger Männer zu folgen, geschahegeschah mit Bedacht. Von einigen dieser Vorschläge bin ich noch nicht überzeugt, daß sie besser wären,wären als die alten;alten: und wärewär' ichs auch, so mußte der Eintheilung gefolgt werden, nach welcher junge Studierende auf Universitäten und in Büchern die Philosophie wirklich vorgetragen finden können, und nicht solchen, nach welchen diese Wissenschaften noch nicht, so wenigstens, wie es der Anfänger braucht, ausgeführt sind, auch wohl so leicht noch nicht ausgeführt werden möchten. Den zweyten Theil dieses Buchs, der die eigentlichen theologischen Wissenschaften, nebst der übrigen Anweisung zur Bildung angehender Theologen, enthalten, und ohngefehr eben so stark als der erste werden soll, hoffe ich mit göttlicher Hülfe in einem halben Jahre zu liefern. Noch kankann ich mich – indem ich diese Vorrede schließeschliesse – kaum des Kummers erwehren, waswie wenig eine solche Anweisung fruchten werde, wennwenn, beybei der Erschlaffung unsers Zeitalters,Zeitalters vielleicht die meistenMeisten, die sich äusserlichäußerlich den Studien widmen, keinen Sinn, oder keine Lust, oder keine Aufmunterung haben, diesdieß Gesagte für ausführbar zu halten; wenn unsreunsere meisten gelehrten Schulen, um den bloßenblossen Volksschulen Platz zu machen, immer mehr das zu seyn aufhören, was sie seyn sollten,sollten: Pflanzschulen, wo fester Grund zu den Wissenschaften gelegt, und allgemeine Lust zur wahren Gelehrsamkeit erweckt würde; wenn die Zeit, wo man die akademische Laufbahn durchläuft, immer mehr verengt, und der Umfang der einzelneneinzeln Wissenschaften ins Kurze gezogen wird; wenn die, welche die Wissenschaften durch Vorstellungen, BeyspieleBeispiele und Ermunterungen befördern sollten, und es wegen ihres AnsehensAnsehns vielleicht am meisten könnten, durch größtentheils übertriebneübertriebene Vorstellungen von großergrosser AufklärungAufklärung unserunsrer Zeit, von der bloßenblossen Nothwendigkeit des Gemeinnützigen, und von Entbehrlichkeit der gelehrten Kenntnisse, selbst den aufschießendenaufschiessenden Keim fähiger Köpfe verderben, und ihren Fleiß auf Nebendinge lenken. Was bleibt da da übrig, als an seinem seinem Theil Gutes zu thun, und nicht müde zu werden, und auf den den zu trauen, der doch auch das feine gute Erdreich zur Aussaat bereitet, und die AerndteAernte gewiß nicht wird ausbleiben laßenlassen? Geschrieben Halle, den 30sten des Märzes 1786. daß viele berufen, und nur wenige auserwählt sind Vgl. Mt 22,14. Wolfische beybehielt, ohne den neuesten Vorschlägen einiger scharfsinnigen Männer zu folgen Der später geadelte Universalgelehrte Christian Wolff (1679–1754) darf als bedeutendster deutscher Philosoph zwischen Leibniz und Kant gelten und hat in großem Stile schulbildend gewirkt (Wolffianismus). Nach dem Studium in Jena und der Habilitation im Jahre 1702 wirkte Wolff zunächst in Leipzig, ehe er 1706 als Professor für Philosophie und Mathematik nach Halle berufen wurde. 1723 der Stadt verwiesen, wechselte Wolff nach Marburg, wurde jedoch 1740 von Friedrich II. (1712–1786) nach Halle zurückberufen. Als rationalistischer Philosoph vertrat Wolff das Zusammenwirken von Vernunft und Offenbarung und war zudem einer der bedeutendsten Vertreter des Naturrechts (vgl. I § 207 c). Sein Werk zeichnet sich durch eine streng systematisierende und mathematische Lehrart aus. Mit den „neuesten Vorschlägen“ ist die philosophische Wende in Gestalt Immanuel Kants gemeint (vgl. Vorrede b XIVf.). Was bleibt da übrig […] Aerndte gewiß nicht wird ausbleiben laßen? Vgl. Gal 6,6–10 (vgl. III § 15). Vorrede zur zweyten Ausgabe.I. Vorrede zur zweyten Ausgabe In dieser neuender zweiten Auflage habe ich überall zu verbessern gesucht, wo mir eine Verbesserung nöthig schien, wär' es auch nur im Ausdruck gewesen, der dem Schriftsteller erst dann dunkel oder als eine Gelegenheit zum Mißverstande vorkommt, wenn er nach geraumer Zeit sein Werk von neuem übersieht. Zusätze schien vornemlichvornehmlich der erste Theil am meistenhier und da zu erfordern. Einige Wissenschaften haben seit der kurzen Zeit, wo die erste Ausgabe vom Jahr 1786–89. 1786–1789 erschien, wirklich gewonnen, besonders durch einige Handbücher, welche ich mit Vergnügen zuerst erwähnt, oder an andrerAnderer Stelle gesetzt habe, die ich ehedem in ErmanglungErmangelung besserer aufführen mußte. – Im philologischen Fache hat sich der Streit über den Werth der LectüreLektüre alter griechischer und römischer Schriftsteller, und des Sprachstudiums überhaupt, erneuert; einige unsrer berühmtesten Pädagogikerphilanthropischen Pädagogen haben allesAlles aufgeboten, was, wär's möglich, selbst die überzeugtesten Verehrer dieses Studiums hätte in Verlegenheit setzen können, und,und wie ich weiß, viele, die an der Schwelle standen, zweifelhaft gemacht hat. BeyBei aller Achtung, die ich gegen jene um die PädagogikPädagogik sehr verdienteverdienten Männer hege, glaubte ich daher, so viel ichs vermochte, Wankende stärken, den zum Grunde liegenden Mißverstand durch einige Erinnerungen heben, und übersehene wichtige GesichtspuncteGesichtspunkte etwas mehr ins Licht stellen zu müssen. – Was die Kant, Immanuel Kantische Philosophie für große Erschütterungen hervorgebracht hat, ist allgemein bekannt. Ueber einzelne Grundsätze derselben oder deren AnwendnungAnwendung Anwendung auch mit zu reden, wäre für mich, der ich von ihren Vertheidigern und Gegnern lieber lernen als mitsprechen mag, wenigstens noch zu voreilig und unbescheiden, gewiß aber ganz von dem Zweck dieses Buchs fernefern gewesen. Aber einige Rücksicht darauf zu nehmen, und Einiges daraus zu benutzen, was wenigstens bessere Scheidung der Theile der Philosophie und bessere Lehrart in derselben betriftbetrifft, schien mir nicht bloßes Bedürfniß unsrer Zeit zu seyn. Man hat wirklich schon Versuche auf AkademienAkademieen gemacht, fremdartige Theile in der PhilosophiePhilosophie mehr von einander zu scheiden, und die Lehrart der Vollkommenheit näher zu bringen; ichbringen. Ich wünsche und hoffe auch, man werde, wenn die erste Gährung vorüber ist, in dem Vortrage der Philosophie noch mehrere Rücksicht auf die Verschiedenheit der Köpfe, die auf AkademienAkademieen sollen gebildet werden, auf die Verschiedenheit ihrer Bedürfnisse, und auf das mehr und minder Nöthige für andreandere Wissenschaften nehmen, als bisher geschehen, oder vielleicht gar möglich gewesen ist. – Da ich diesem Buche nicht wohl ein brauchbares Register beyfügenbeifügen konnte, wie ich überhaupt wünsche, daß man es mehr bedächtig studieren möge, als bloß etwas darin nachschlagen wollenwolle: so habe ich mich begnügt, ein vollständigeres Verzeichniß des InnhaltsInhalts zu geben, um die bessere Uebersicht des Ganzen und seiner Theile zu befördern. Halle, den 27sten des Herbstmonats im Jahr 1791. Kantische Philosophie für große Erschütterungen hervorgebracht hat Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) ist einer der einflussreichsten Denker der abendländischen Tradition und die maßgebliche Gestalt der deutschen philosophischen Aufklärung. Die angesprochenen Erschütterungen, die die Kantische Philosophie zwischen der ersten und zweiten Auflage der Anweisung hervorgebracht hat, hängen mit dem Erscheinen der drei Kritiken zusammen: der gegenüber der Erstauflage (1781) in Teilen stark überarbeitete Zweitauflage der Kritik der reinen Vernunft (1787), die Kritik der praktischen Vernunft (1788) und die Kritik der Urteilskraft (1790). Zu Nösselts Sicht auf Kant bemerkt Wilhelm Dilthey, dass Nösselt Kant zwar respektiert, jedoch keine Sympathie für ihn gehegt habe (vgl. Leben Schleiermachers I, in 3. Aufl. hrsg. v. M. Radecker, Teilbd. 2, Berlin 1970 [= Ges. Schr. XIII/2], 108). Ueber einzelne Grundsätze derselben […] gewiß aber ganz von dem Zweck dieses Buchs ferne gewesen Vgl. I § 186. Herbstmonats D.i. September. 3 Innhalt des ganzen Buchs.I. Innhalt des ganzen Buchs Einleitung.I. Würdiger Begriff von einem Theologen. 1. Großer Werth der Religion §. 1. 2. Unterschied einer gemeinen und einer philosophischen Kenntniß derselben §. 2. 3. Was Gelehrsamkeit, und wie sie von andern Künsten und Beschäftigungen verschieden sey? §. 3. 4. Nutzen, Nothwendigkeit und Unschuld der Gelehrsamkeit, in Rücksicht auf Religion §. 4–14. 5. Nothwendigkeit eines besondern gelehrten Standes zur bestmöglichsten Beförderung der Religion §. 15 bis 19. II. Wie viel dazu gehöre den Zweck eines solchen Standes zu erfüllen §. 20. f.folgend 1. Großer Umfang der dazu erforderlichen Kenntnisse §. 21–27. 2. Rechtes Verhalten dagegen §. 28. a. Ausschweifung in dem, was hiebey zu viel §. 29. b. oder zu wenig ist; mit einigen Anmerkungen über den Wahn, daß man nur nach gemeinnützigen Kenntnissen zu trachten brauche, und Untersuchung des so schwankenden Begriffs von dem, was man Gemeinnützig nennt. §. 30–40. c. Richtige Mittelstraße §. 4. 41. III. Hieraus fließende Nothwendigkeit einer allgemeinern Anleitung zum Studium der Theologie §. 42–50. IV. Bücher, die dergleichen enthalten §. 51. V. Entwurf der folgenden Abhandlung §. 52. Erster Theil.Von den Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften der Theologie.Einleitung. Wissenschaften und allgemeinere Bücher, die dahin gehören §. 53. 54. Erster Abschnitt: Philologie. I. Was Philologie sey §. 55. II. Unumgängliche Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen §. 56 f.folgend 1. Vorurtheile dagegen, und deren Prüfung §. 56 bis 58. 2. Großer Einfluß der Sprachenkenntniß 59, auf einen jeden selbst in Absicht auf Verstand 60–64, und Herz 65, auf die Mittheilung unsrer Gedanken an Andere 66, und auf das, was wir durch sie von Andern lernen 67. III. Worauf es bey dem Sprachenstudium ankomme §. 68. 1. Nothwendigkeit und beste Art, sich Sprachregeln bekannt zu machen 69. 70. 2. Gute Schriften in einer Sprache zu lesen. a. Vortheile dieser Lectüre 71. b. Wie sie anzustellen sey zur Erlangung der Sprachkenntniß, überhaupt? 72. c. Nothwendigkeit der Kritik. Ihre verschiedene Arten. Wie weit sie anfänglich auszusetzen sey 73–75. d. Rücksicht bey dem Lesen, α. um die gebrauchte Sprache verstehen zu lernen 76–81. β. zur Bildung des Verstandes, des Geschmacks und des Herzens 82–85. Nutzen des cursorischen Lesens 86. 2.3. Uebungen im Uebersetzen 87, Schreiben und Sprechen 88. Regeln bey diesen Uebungen 89. 4. Nachfolgende Beschäftigung mit Kritik und dazu dienliche Bücher 90. 5. Welche Sprachen ein künftiger Theologe zu treiben habe und wie? 91. a. Die Muttersprache, namentlich die Deutsche 92–103. b. Die nützlichsten unter den neuern Sprachen 104. c. Die sogenannten alten 105. f.folgend α. was man unter Humanität oder humaniora verstehe 105. β. Großer Werth der lateinischen und griechischen Sprache. א. Angebliche Gründe für die diedie Entbehrlichkeit ihres Studiums 106–110. ב. Empfehlung beyder Sprachen überhaupt 111. 112. und in Absicht auf Theologie insbesondere, sowohl zur Einsicht des Verstandes der h.heilig Schrift 113–120, als zum Behuf der übrigen Theile der Theologie 121. 122. γ . Ueber die beste Art, diese Sprachen zu erlernen 123 f.folgend א. Vorzügliche Nothwendigkeit des Studiums der lateinischen Sprache 124–128. ב. Vornehmste Hülfsmittel bey ihr und der griechischen Sprache 129–134. ג. Vorschläge bey Lesung der alten griechischen und römischen Schriftsteller 135–147. δ. Uebungen im guten Ausdruck in der lateinischen Sprache 148. 149. d. Studium der morgenländischen Sprachen, und Hülfsmittel dabey 150–165. Zweyter Abschnitt: Philosophie. I. Begriff von Philosophie 166–170. II. Ihre Nothwendigkeit. 171. III. Abtheilung derselben. 172. 1. Nach den verschiednen Quellen, woraus sie geschöpft werden kan. Unterschied der Erkenntniß a priori und posteriori oder der Rational- und Empirischen, so wie, bey erstrer, der reinen (Metaphysik im weitern Verstande) und vermischten Kenntniß §. 173–176. 2. Nach den verschiedenen Gegenständen, womit sich die Philosophie beschäftigt 177. a. Mit der Form des Verstandes, Logik, 178 bis 181. b. Mit der Materie desselben. Metaphysik im engern Verstande 182. Eintheilung derselben 183. α. in theoretische Philosophie. Metaphysik im engsten Verstande, oder Met. Metaphysik der Natur und deren Theile 184. 185. א. Ontologie 185. 186. ב. Uebrigen Theile 187. 188. Kosmologie 189. Wissenschaftliche und Empirische Psychologie 190–196. Naturlehre von Gott, transcendentale und natürliche Theologie 197–201. β. in praktische Philosophie. 202. 203, die א. entweder bloß auf reine Vernunft gebaut ist, und alle vernünftige Wesen angeht, Metaphysik der Sitten 204. ב. oder auf Erfahrung und Kenntniß des Menschen, Praktische Philosophie im engern Verstande, praktische Anthropologie 205. und a) sowohl das Naturrecht 206. 207, alsb) die eigentliche philosophische Moral begreift 208. IV. Philosophie der sogenannten gesunden Vernunft 209, und des Lebens 210. V. Vorübungen in der Philosophie 211. und Haupterfordernisse bey dem Studium derselben 212. VI. Kenntniß philosophischer Schriften 213. VII. Geschichte der Philosophie 214. Dritter Abschnitt: Geschichte. I. Begriff davon 216. 217. II. Ihr großer Nutzen 218–221. III. Die dazu nöthigen Eigenschaften, besonders das Pragmatische derselben 222–225. IV. Abtheilung der Geschichte 226. 227. V. Nothwendigkeit ihres Studiums für den künftigen Theologen, und beste Art sie zu studieren, Geographie, Universalgeschichte, Special- und besonders vaterländische Geschichte, Staatskunde; Handbücher zu allem diesen 228–244. VI. Literargeschichte, ihre verschiedne Theile, Vortheile von dem Studium derselben, beste Art sie zu studieren, Hülfsmittel dabey. 245–261 Vierter Abschnitt: Schöne Wissenschaften. I. Begriff und Zweck derselben 262. 263. II. Unterschied der Dicht- und Redekunst 264. 265. III. Nutzen des Studiums der schönen Wiss.Wissenschaften überhaupt 266–271. und für den Gelehrten und Lehrer der Religion besonders 272–274. IV. Wie weit es zu empfehlen sey 275–277. undV. wie die schönen Wiss.Wissenschaften sollten getrieben werden 278–285. Zweyter Theil,(im zweyten Bande.)Von den eigentlich theologischen Wissenschaften. Einleitung. Begriff von Theologie. Was für Wiss.Wissenschaften dazu gehören §. 1–4. Erster Abschnitt: Exegetische Theologie. I. Nothwendigkeit, die Bibel, und zwar mit eignem Fleisse, zu studieren. Besondere Apologie ihrer historischen Theile §. 5–19. II. Schwierigkeiten bey diesem Studium, und vielfältige Kenntnisse, die dazu gehören 20–23. 1. Biblische Kritik, ihre Nothwendigkeit, große Schwierigkeiten, und Hülfsmittel 23–35. 2. Biblische Exegetik 36. Nothwendigkeit a. der Sprachkenntnisse dabey 37. b. der Kenntniß historischer Umstände 38–52. Gelegentliche Wegräumung des Mißbrauchs der Göttlichkeit biblischer Bücher 42 bis 46, historische Einleitungen in das alte und neue Testament 51, und sogenannte Kirchengeschichte des alten Test.Testament 52. 3. Biblische Hermenevtik und Nothwendigkeit der Auslegungsregeln 53–56. 4. Uebungen in Erklärung der h.heilig Schrift. 57–60. a. Rechte Wahl und Benutzung cursorischer und exegetischer Vorlesungen, guter Scholien und Commentare 61–64. b. Eigene Uebungen 65 α. um den Verstand der h.heilig Schrift zu finden 66–73. β. um sie zur Erbauung anzuwenden 74 bis 77. Zweyter Abschnitt: Historische Theologie. I. Begriff von derselben überhaupt 78. II. Insbesondre, 1. von der Geschichte der Religion, und von ihrem Nutzen 79–81. 2. von der Geschichte der christlichen Kirche. a. Begriff davon 82. 83. b. Darstellung ihres ausgebreiteten Nutzens 84. α. in Rücksicht auf alle Theile der Theologie 85–94. und β. auf den Einfluß in die Bildung des Charakters eines Lehrers der Religion 95–98. c. Wie sie zu studieren sey? α. Nothwendigkeit ausführlicher Vorlesungen darüber 99. β. Schwierigkeiten bey diesem Studium, und Vorschläge sie zu vermindern 100–102. γ. Regeln für den, der sie vor sich studieren wollte 103–109 δ. Studium der einzelnen Theile dieser Geschichte 110. א. der Geschichte der Schicksale des Christenthums und der christlichen Kirche 111. ב. der Geschichte der christlichen Lehre 112 bis 115. ג. der sogenannten Patristik 116–120. ד. der theologischen Wissenschaften 121. ה. der Religionsparteyen 122–124. ו. der christl.christlich Kirchenverfassung, oder der sogenannten christl.christlich Alterthümer. 125–131. Dritter Abschnitt: Systematische Theologie. I. Entwicklung ihres Ursprungs und Begriffs 132 bis 137. II. Ihre großen Vortheile 138–141. III. Vorwürfe über die daraus entstandnen Uebel 142. 1. Allgemeinere Beurtheilung derselben. 143. 144. 2. Regeln, wie man diesen abhelfen, und ihnen vorbauen kan durch einen Versuch, dasjenige aus einander zu setzen, was erfordert wird, a. um aus der heil.heilig Schrift die Hauptbegriffe und Hauptsätze der christl.christlich Lehre mit Vorsichtigkeit aufzufinden 145–155. b. um darauf einen zusammenhängenden Lehrbegriff zu bauen 156. α. durch Verbindung dieser Begriffe und Sätze mit einander 157. und β. durch Bestimmung, Aufklärung und Befestigung des einen durch den andern, nach den verschiedenen Absichten, Kräften und Bedürfnissen eines Jeden. 158–161, welche letztre auch durch die Zeitumstände müssen bestimmt werden. Weise Benutzung des Neuen 162–164. 3. Nothwendige Verbindung dessen, was uns hierin vorgearbeitet ist 165. 166 mit eignen Untersuchungen 167. 168, besonders in Rücksicht auf das Praktische, Bestimmung dieses oft mißverstandnen Begriffs 169. 4. Richtige Beurtheilung der sogenannten Schulsprache in der Theologie 170–173. IV. Eintheilung der systematischen Theologie, 1. nach der Verschiedenheit des Vortrags. a. Unterschied der gelehrten und populären oder sogenannten katechetischen Theologie 174. Ihr beyderseitiger Nutzen 175–177. Besondere Vertheidigung der gelehrten Theologie 178. 179. b. Unterschied der gelehrten oder scholastischen und der sogenannten biblischen Theologie 180–185. 2. nach den verschied.verschieden Arten der Lehren, 186. 187. a. Dogmatische oder thetische Theologie, ihr Umfang, Nutzen, und rechtes Studium 188–190 b. Polemische oder Elenchtische, nach eben diesen Rücksichten 191–198. c. Christliche Moral, auf eben diese Art 199 bis 204, und bey dieser von der Casuistik 205, Ascetik 206 und Mystik 207. V. Von der vor dem Studium der systematischen Theologie nöthigen Ueberzeugung von dem göttlichen Ansehn der h.heilig Schrift, und der darin enthaltenen Lehre und Geschichte 208. 209. Vierter Abschnitt: Symbolische Theologie. Ihr Begriff 210. 211. Innhalt u.und Zweck 212. Erfordernisse u.und Hülfsmittel dazu 213. 214. Nothwendigkeit 215. Dritter Theil,(im dritten Bande.)Von der Anweisung zur rechten Führung des Amtes eines Lehrers der Religion. Einleitung. Nothwendigkeit der rechten Anwendung der Religionskenntnisse eines Lehrers zu Anderer Besten §. 1–5. Dahin gehörige Wissenschaften überhaupt 6–12. Erster Abschnitt: Homiletik und Katechetik. I. Vorstellung der so wenig erkannten Wichtigkeit und der Schwierigkeiten des erbaulichen (homiletischen und katechetischen) Vortrags 13–20, so fern sie 1. in der Natur eines solchen Vortrags und den daraus entstehenden Erfordernissen auf Seiten des Lehrers selbst liegen 21–25. 2. in dem Mangel derselben bey dem Lehrer, oder in der Beschaffenheit der Zuhörer 26–28. 3. in unsrer ganzen Erziehungsart und Verfassung 29. 30. II. Wie der erbauliche Vortrag müsse beschaffen seyn, 1. überhaupt 31. 2. Was dazu gehöre, wenn der Vortrag wirklich a. belehren 32–34. b. überzeugen 35. oder die Lehren gegründet 36, interessant 37–40, und ausführbar darstellen soll 41. c. wenn er rühren 42. 43. d. i.das ist sowohl bessern 44–47. als beruhigen soll 48–53. mit Vorschlägen, alles dieses zu bewirken.d. Wie man die gemachten guten Eindrücke könne dauerhaft machen 54–56. III. Hülfsmittel zu einem solchen Vortrag. 1. Wie fern der Unterricht in der Homiletik und Katechetik nöthig sey 57. 2. und der Gebrauch guter Muster. Regeln bey diesem Gebrauch 58. 59. 3. Was bey der eigenen Uebung darin zu thun sey 60–67. Zweyter Abschnitt: Pastoraltheologie u.und Kirchenrecht. I. Pastoraltheologie. 1. Nothwendigkeit der Seelsorge, und des selbst daher nothwendigen gewissenhaften und klugen Betragens eines Lehrers. 68–73. 2. Wie man die dazu nöthigen Kenntnisse erlange. Gebrauch der Kirchenordnungen; eigene Erfahrung; Belehrung von andern erfahrnen und verständigen Geistlichen. Was diese letztre müßten für Eigenschaften besitzen. Hieher gehörige Schriften 74–79. II. Kirchenrecht. 1. Begriff davon 80. 81 2. Verschiedene Arten desselben 82. 83. 3. Wie fern das Studium desselben einem Lehrer der Religion nöthig sey 84–87. 4. Quellen und Hülfsmittel desselben 88–90. Vierter Theil.Von den Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion, und allgemeinen Anstalten und Uebungen, um sich dazu zu bilden. Einleitung. Nothwendigkeit dieser Untersuchung 91–93. Erster Abschnitt: Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion. I. Begriff und Arten derselben überhaupt 94. 95. II. insbesondere 1. Natürliche Fähigkeiten. a. Kräfte der Seele, ihr Einfluß, nebst einer Anweisung, wie man sich prüfen könne, ob und in wie fern man eine jede derselben besitze 96 bis 105. Verschiedenes Maaß derselben, welches nach Verschiedenheit der Bestimmung eines Lehrers erfordert wird, 106. 107. b. des Körpers 108. c. Gabe, sich wohl auszudrucken 109 2. Nothwendige Gemüthsfassung und Eigenschaften des Charakters, deren Nothwendigkeit und Kennzeichen 110–116. Zweyter Abschnitt: Allgemeinere Anstalten und Uebungen zur Bildung eines Lehrers der Religion. I. Universitäten 1. und deren Zweck 117. 118. 2. Ihre großen Vortheile, deren Abgang weder der gute Kopf, noch der gelehrte Umgang, noch Schulen noch Lectüre, hinlänglich ersetzen können 119 bis 127. 3. Ihre rechte Benutzung. a. Nöthige Vorerkenntnisse, die man dahin mitbringen sollte 128. b. Kluge Wahl der Vorlesungen 129–131. c. und der Lehrer. α) Eigenschaften, worauf man bey ihnen zu sehen hat 132–37. β) Verhütung der blinden Anhänglichkeit und des zu wenigen Vertrauens gegen sie, 138. 139. γ) Benutzung ihres öffentlichen Unterrichts. Regeln zur nützlichen Anhörung ihrer Vorlesungen 140–149. δ) Benutzung ihres Umgangs 150. 151. II. Privatfleiß 152. und dazu nöthige Vertheilung der Zeit 153. 1. Eignes Nachdenken, Nachforschen und Ausarbeitungen 154 2. Gelehrte Uebungen in Gesellschaft unsers gleichen 155. 3. Lesen gelehrter Schriften. Regeln dabey und zum nützlichen Excerpiren 156–158. 153 Druckfehler.I. Druckfehler Band 1. §. 177. Z.Zeile 1. ließ 173. statt 273. S.Seite 219 f.folgend ist einigemal empirisch statt empyrisch zu lesen.Band 2. S.Seite 181 und 313 Abschnitt statt Theil. empirisch statt empyrisch Mit dieser Korrektur wird klargestellt, dass dieser Begriff auf das griechische εμπειρία (Erfahrung) und nicht etwa auf ἔμπυρος (brennend) zurückgeht (vgl. I § 190 c). 154
155

[1] [1] [3]

1.

Wenn die Bestimmung des Menschen und das höchste Ziel seiner Wünsche, wahre und dauerhafte Glückseligkeit, nicht auf dieses Erdenleben eingeschränkt ist; –156 wenn er, als ein vernünftiges Wesen, dieses Ziel anders nicht erreichen kan157, als durch Weisheit und Tugend; –158 wenn 159 Religion beide160 lehrt, unterhält,161 und dazu die kräftigste Ermunterung giebt, ja ohne sie,162 Weisheit, nicht wahre Weisheit, Tugend, nicht beständige Tugend seyn kan: – 163 so giebt es für den edlen165 Geist des Menschen keine würdigere Beschäftigung, als das Bestreben, 166 Religion aufs überzeugendste kennen zu lernen167 und aufs willigste auszuüben168.

2.

Man kan bey der169 Religion 170, wie bey171 allen andern Gegenständen, einen Unterschied zwischen einer gemeinen und einer philosophischen Kennt[2]niß 172 machen. Letztere findet nur alsdann173 statt, wenn ich174 eine Sache im 175 Zusammenhange mit einer176 andern, d. i.das ist so erkenne,177 wie sie der Grund oder,178 die Folge von der andern179 ist, oder, mit andern Worten, wenn ich180 sie mit meiner Vernunft erkenne; und sie181 ist in dem Grade vollkommner182, je mit meh[2]rern Dingen ich183 sie so verbunden denke184 und je mehrere solche185 Verbindungen ich186 zwischen denselben einsehe187.

3.

Eine solche eigentlich zusammenhängende oder philosophische Kenntniß irgend einer Art von Gegenständen, macht eben den Kunstverständiger Kunstverständigen in weiterer Bedeutung aus, so fernsofern er von dem bloß gemeinen Kenner, dem Studierten im weitesten Sinne (homme de lettres,)lettres), dem bloß mechanisch Handelnden oder Arbeitenden unterschieden wird, und sodann jener Name eben sowohl den Gelehrten Gelehrten als den wahrhaftigen Künstler Künstler bezeichnet. Denn eigentliche Kunst (Τεχνην oder Artem) legt man doch nur dem beybei, der seine Kenntnisse in irgend einer Art von Dingen nicht bloß Andern abgelernt oder nur aus Beobachtung geschöpft, sondern auch darüber selbst gedacht, ihren Gründen und Folgen oder möglichen Anwendung nachgeforscht, sich eben sowohl feste und sichere RegelnRegeln, und überhaupt allgemeine Kenntnisse, als deutliche Begriffe von der Art seiner Beschäftigungen,Beschäftigungen erworben hat. FreylichFreilich muß er historische und philosophische Kenntnisse davon zugleich besitzen. Historische, oder einen ansehnlichen Vorrath und Stoff, den er hernach verarbeiten kankann, oder dessen er zur Verarbeitung seiner Kenntnisse bedarf, das heißt: er muß Vieles und davon Viel wissen (multa et multum). Aber eben so nothwendig ist, daß er, was er weiß, gut wisse, und besonders im ZusammenhangZusammenhange oder philosophisch einsehe, weil davon selbst die immer mehrere Vollständigkeit der Kenntniß einer Sache, und noch mehr die Sicherheit und rechte Anwendung derselben, abhängt. – Nicht minder unterscheidet man selbst unter den KunstverständigeKunstverständigen den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten; und dieser Unterschied scheint sich auf den verschiednenverschiedenen nächsten Zweck zu gründen, wonach man beybei Erwerbung einer gewissen Art von Kenntnissen trachtet. Dieser Zweck besteht immer in der Befriedigung gewisser Bedürfnisse oder des Gefühls von dem Werth gewisser Kenntnisse,Kenntnisse; und diese Bedürfnisse können entweder sinnliche oder geistige seyn, d. i.das ist d. i., entweder den Körper und äusserlicheäußerliche Verhältnisse betreffen, in welchen wir gegen irgend Etwas stehen, was ausseraußer uns ist, und auf unsre GlückseligkeitGlückseligkeit ein Einfluß haben kann, als Gesundheit, Nahrung, Sicherheit, Hülfe von Andern, Vergnügung der Sinne u. d. g.und dergleichen u. dergl.und dergleichen , oder die Vollkommenheit des Geistes, Kenntniß des Wahren, Nützlichen, Guten und Schönen, nebst der Bildung des ganzen Charakters, unsrerunserer Denk- und Handlungsart, befördern. Dienen nun zusammenhängende Kenntnisse einer gewissen Art von Gegenständen,Gegenständen zunächst zur Befriedigung geistiger Bedürfnisse:Bedürfnisse, so macht der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Wissenschaft aus. Zielenaus; zielen sie aber zunächst auf Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse ab:ab, so würde der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Kunst heissenheißen müssen. Will man also den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten unterscheiden:unterscheiden, so würde derjenige verdienen ein Gelehrter genannt zu werden, der vorzügliche zusammenhängende Kenntnisse in irgend einer Wissenschaft besitzt, d. i.das ist dergleichen Kenntnisse von solchen Gegenständen, die zunächst geistige Bedürfnisse befriedigen sollen; und Gelehrsamkeit wäre dann vorzüglichegründliche Bekanntschaft mit Gegenständen der so eben beschriebenen Art; da hingegen alle diejenigen müßten zu den Nichtgelehrten gerechnet werden müßten, denen es an Kenntnissen gewisser Arten von SachenArt ganz fehlt, oder die davon keine vorzügliche, oder keine zusammenhängende Kenntnisse (in dem vorhin angegebenen Sinne des Wortes) haben, oder deren Kenntnisse Gegenstände betreffen, welche zunächst nur sinnliche Bedürfnisse betreffen und befriedigen.198

1,
2,
4,
5,
6,
7,
8,
9,
[8] 4.

Daß die gelehrte266 Erkenntniß der Religion an sich einen großen267 Vorzug vor der gemeinen268 habe, wird niemand leugnen269, wer nicht glaubt, Unwissenheit sey270 besser als Kenntniß, mangelhafte Kenntniß besser als vollkommnere. Aber die, welche die gelehrtere Erkenntniß in der Religion für unnöthig oder gar für gefährlich halten –271 wenn [4] sie dies nicht aus Trägheit oder Eigendünkel behauptenbehaupteten –272 haben entweder nie den Nutzen und gewissermassen274 die Unentbehrlichkeit einer solchen Kenntniß recht überdacht, oder stehen in dem [7] Wahn, daß bey275 solchem Streben nach weiterer Aufklärung, die Religion selbst, sowohl die Kenntniß und der Glaube an sie, als die gottselige Gesinnung, leiden möchte276. Gegen jene müßte also der NutzenNutzen277, gegen diese,278 die Unschuld279 der Gelehrsamkeit,280 gezeigt werden.

[5] [8] 5.

Wie nützlich und selbst wie unentbehrlich unter gewissen Umständen gelehrte Erkenntniß der Religion sey299, läßt sich am besten bey300 den einzelnen301 zur Bildung eines angehenden Theologen dienlichen Wissenschaften zeigen. Dies302 ist die Ursach, warum es in dieser Anleitung bis dahin verschoben wird. Hier sey303 es genug304 im Allgemeinen zu bemerken:305 daß es bey306 jeder rechten Kenntniß einer Wahrheit, also auch jeder Lehre in der Religion, auf drey307 Stücke ankomme: daß man sie – recht verstehe – recht beurtheile und – recht anwende. Das dritte setzt das zweyte308, so wie das zweyte309 das erste voraus. Wo es an einem dieser drey310 Stücke fehlt, kann311 die Erkenntniß dieser Lehre nie das seyn, was sie seyn soll, Mittel312 zur WahrheitWahrheit313, und,314 durch diese,315 zur Glückseligkeit zu gelangen. Bey316 Angabe des Nutzens einzelner317 Theile der Gelehrsamkeit in der Religion, müßte also stets ihr Einfluß auf diese drey318 Stücke in Anschlag genommen werden.

6.

Wenn denn aber nun319 Gelehrsamkeit für die Religion gefährlich wäre?320 Das ist sie gewiß nicht; und wer dies gleichwohl meint, macht sich entweder von Gelehrsamkeit, oder Religion, oder von dem, was gefährlich ist, falsche Begriffe. Ohne Wegräumung dieses dreyfachendreifachen Mißverstandes wird man321 wider und für die Unschuld der Gelehrsamkeit mit gleichem Glück streiten323 und die Sache 324 unverglichen bleiben 325.

[6] [9] [10] 7.

Echte Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit – reicht sowohltheils den nöthigen Stoff Stoff zur Erkenntniß und Beurtheilung einer Sache,Sache dar, alstheils lehrt sie die Regeln Regeln , wonach dieser beurtheilt, gewürdigt und richtig angewendet werden mußmuß. (§. 3.). 3.) Sie kankann also, ihreihrer Natur nach, dem Wahren und Guten nicht nachtheilig seyn; und wenn sie es wird:wird, so liegt der Grund davon entweder in unvollständigen oder unrichtigen Kenntnissen und RegelnGrundsätzen, wonach man verfährt, oder in dem Gelehrten selbst, so fernsofern er von richtigen Kenntnissen und RegelnRegeln keinen genugsamen und rechten Gebrauch macht. In beydenbeiden Fällen kankann der entstehende Schade nicht der Gelehrsamkeit beygemessenbeigemessen werden, sondern im erstern,ersteren dem Mangel der Gelehrsamkeit, im letzternletzteren aber entweder dem Vorurtheil, nach welchem der Gelehrte von der Gelehrsamkeit Alles erwartet, da sie doch nur den Verstand aufklären und leiten kankann, um dadurch den Weg zur BesserungBesserung des Herzens zu bahnen, oder der Gleichgültigkeit gegen das Gute, die zum Theil selbst aus jenem Vorurtheile, zum Theil aus der Macht sinnlicher Neigungen und Leidenschaften entspringt. *) 326

*) Vertraute Briefe Briefe, die Religion betreffend betreffend, (von Spalding, Johann Joachim J. J. Spalding ), vornehmlich im 4ten und 7ten Briefe. 347
8.

Was ist Religion? – Sind es wahre, gegründete, die strengste Prüfung aushaltende, Gott [10] und das Verhältniß zwischen ihm350 und den Menschen betreffende Sätze? – Oder sind es bloße351 Meinungen und menschliche Einfälle, [11] Zusätze zur Religion, an welchen wir mit352 Zuversicht und Ergebenheit hängen;353 weil sie uns entweder354 von Jugend auf geläufig worden, wir aber das Gegentheil als wahr zu denken ungewohnt355 sind, oder es356 nur als wahr zu vermuthen und zu prüfen, uns nicht einmahl in den Sinn kommt; oder357 weil das Ansehen frommer oder in der Welt vielgeltender Lehrer uns für ihre Richtigkeit Gewähr zu leisten scheint; oder weil wir sie [7] behaglich finden, es sey358, daß sie uns eigne359 Untersuchung und Mühe ersparen, oder wir dabey360 keine nachtheilige, oft361 wohl gar gute,362 Folgen für unsre363 Frömmigkeit und Gemüthsruhe bemerken? – Oder betreffen sie364 ihrer Natur nach, Gott und das Verhältniß zwischen ihm und uns eigentlich, weder mittel- noch unmittelbar, gar nicht; scheinen sie uns vielmehr nur dahin zu gehören, weil wir sie in ehrwürdigen Büchern neben und mit Religionswahrheiten gefunden haben, oder unsre Einbildungskraft sie mit diesen Sätzen der Religion einmal365 so verknüpft hat, daß wir befürchten, eins366 müsse mit dem andern367 stehen oder fallen? – Im ersten Fall kan368 Gelehrsamkeit der Religion nicht nachtheilig seyn; sie bewährt sie eben,369 und hilft jene wahren Lehren von den erdichteten und falschen absondern. Hilft sie im zweyten 370 Fall unächte371 Zusätze zerstören, so ist sie für die wahre Religion wohlthätig und vertilgt das Unkraut, unter dem wahre Religion ersticken würde. Im dritten 372 raubt sie dem Menschen we[11]nigstens nichts von Religion; aber sie macht auch den Gebrauch solcher fremden Lehren, wenn sie ja noch Wahrheit enthalten, für die Religion unschädlich, und zieht den Fleiß der Menschen von entbehrlichern373 Beschäftigungen ab,374 und 375 auf solche, die wichtig und heilsam sind376.

[12] 9.

Was ist gefährlich für Religion? Sicherlich nicht, was jene eben erwähnte unächte377 oder fremde378 Zusätze zerstört oder absondert, hingegen,379 wahre Religionslehren als wahre380 darstellt, bestätigt, [8] ausser381 Zweifel setzt, und nützlicher anwenden lehrt. Zwar kan382 Gelehrsamkeit, wie zugestanden wurde (§. 7 383), durch Zufall und Mißbrauch gefährlich und eine Quelle neuer Uebel werden. Aber – was giebts384 irgend 385, das nicht dergleichen werden kan 386? Empfindlichkeit, selbst Vernunft, der edlere Theil des387 Menschen, selbst Gottseligkeit, machen uns eben so fähig und aufgelegt zu388 Mißvergnügen, Sorgen und Kummer,389 wovon die Thiere und 390 leichtsinnige Menschen nichts oder wenig empfinden,391 als sie auf der andern Seite Quelle392 des höhern und reinern Vergnügens, nothwendiges393 Mittel zur VollkommenheitVollkommenheit394 sind, die das Thier und der Leichtsinnige oder Gleichgültige weder begreift noch erreicht; und395 wer mag mit diesen tauschen? wer lieber hungern als essen, aus Furcht396 seine Gesundheit zu verderben? – Unwissenheit, eingeschränkte Einsichten, Mangel des reifern Ueberlegens sind ihrer Natur nach schädlich,397 wahre Gelehrsamkeit nie. Nur durch zufällige [12] Umstände können jene unschädlich, diese nachtheilig werden. Aber nicht der Zufall, nur die Natur ist der rechte Maaßstab, den Werth der Dinge zu bestimmen. – Endlich läßt sich doch 398 Mißbrauch, laßen399 sich neue400 Uebel, so viel an uns ist,401 verhüten, wenn wir uns402 feste und sichere403 Regeln machen, wonach wir untersuchen; wenn wir in Bestimmung dessen, was wahr und falsch, nützlich oder schädlich ist, nicht weiter gehn,404 als der Stoff (die data)405, den wir zu verarbeiten, oder wonach wir zu urtheilen haben,406 [13] und unsre407 Kräfte reichen; wenn wir unsere Urtheile von dem Maaß408 unserer Kräfte und von dem Werth409 der Dinge in eben [9] dem Verhältnisse berichtigen und verbessern, in welchem sich unsere Einsichten erweitern. *) Aber um alles dieses zu können, müssen wir Vieles410 wissen und viel geprüft haben;411 wir werden also in dem Grade gegen Mißbrauch gesichert seyn, in welchem wir gesucht haben412 immer gelehrter zu werden. 68Thue das Deine und überlaß das Uebrige Gott, der auch unsre413 Fehltritte zum Besten zu lenken weiß!

1,
10.

69„Aber das WissenWissen blähet auf.419“ – Freylich420, wenn Wissen (γνωσις)421, wie es der Apostel nimmt (

1 Kor. 8, 1),422

so viel ist, als die Meinung, daß man woran recht thue, verbunden mit der Meinung, daß man es alsdann423 auch thun dürfe, ohne Rüksicht424 auf unsern unaufgeklärterunaufgeklärtern425 Nächsten, den [13] wir durch unser unvorsichtiges426 Beyspiel427 verleiten, etwas uns nachzuthun, was er nicht für recht428 erkennt; und überhaupt als unreife oder übel angewendete Wissenschaft. Nicht so, wahre Gelehrsamkeit 429, die, weil sie uns unsre Schwächen, Lücken der430 Erkenntniß, 431 Verschiedenheit der Ueberzeugung bey432 verschiedenen Menschen, und Schwierigkeiten bey433 Untersuchungen fühlbar macht, eben sowohl Bescheidenheit als Schonung des Nächsten befördert.

11.

„Viel Wissen, oder Trachten danach, zer[10]streut; wir vergessen die Anwendung aufs Herz; was bloß Mittel seyn [14] sollte, wird zum Zweck gemacht.434“ – Müßiggang, oder nicht genugsame oder unnütze BeschäftigungBeschäftigung, 435 zerstreut auch und läßt Verstand und Herz leer437 (

Matth. 12, 44. 45).438

Eingeschränkte Kenntniß, wonach man doch immer urtheilen und handeln muß, macht verlegen und verursacht entweder Zeitverlust und unnöthige Zerstreuung über dem Suchen desjenigen, was man nicht zu finden weiß, oder gebiert Leichtsinn und Gewissenlosigkeit. Wo nicht Vieles439 im Kopf440 ist, läßt sich auch nicht Vieles441, wenigstens nicht recht, anwenden. Bloß Vielesviel wissen442 ist nicht Gelehrsamkeit444 (§. 3). Bildet445 das Wissen zu dem aus, was wahre Gelehrsamkeit ist (§. 2 446 und 7 447), und der Vorwurf fällt von selbst weg. Je mehr man in wahrer Gelehrsamkeit fortrückt, desto mehr lernt man sich sammlen, verhütet Zerstreuung, und lernt 448 besser anwenden.

[14] 12.

„Aber man glaubt449 um so weniger, je mehr man weiß450; und Gelehrsamkeit ist eine reiche Quelle von Zweifeln.451“ – Aber wer viel glaubt, wird auch viel betrogen; dagegen sichert demnach nichts besser, als daß man Vieles452 und daß man es gut wisse453; also setzt uns wieder Gelehrsamkeit in den Stand454 zu wissen, wo man glauben dürfe oder nicht? –455 Der Gelehrte zweifelt 456 mehr wie der Ungelehrte. Aber Zweifel sind nicht immer schädlich; sie sind ein kräftiger Antrieb zur Untersuchung, wobey457 man immer gewinnt; sie sind sogar das einzige natürliche Mittel, von Vorurtheilen und [11] Irrthümern zurückzukommen. –458 Und in dem Maaß459, wie man in der Gelehrsamkeit wächst, nehmen auch die Kenntnisse zu, um den Ungrund schädlicher Zweifel einzusehen, und es wächst die Fertigkeit, sie aufzu[15]lösen; denn Zweifel entstehen aus Unwissenheit,460 und werden nur schädlich, wenn man mit ihnen nicht umzugehen weiß.

13.

„Gleichwohl lehrt Erfahrung und Geschichte, daß es eben Gelehrte waren, die Irrthümer aufbrachten, die die Religion von ihrer Einfalt zurückführten, die sie ihrer Geheimnisse zu berauben suchten.461“ – Wenn dies Gelehrte gethan haben sollten:462 so müßte erst, ehe man sie verdammen wollte, das ausgemacht werden, was oben §. 8 463 erinnert ist. Aber gewiß sind jene vorgeworfene464 Verderbnisse der Religion mehr465 Folgen der Un[15]wissenheit, des Mißverstandes, der Schwärmerey466 oder des 70aftergelehrten Dünkels, welchen467 eben die468 Gelehrsamkeit entgegen arbeitet469.

14.

„Indessen erschweret470 doch die Gelehrsamkeit,471 und die davon abhängende eingeführte SchulspracheSchulsprache,472 die Kenntniß der Religion.473“ – Wenn sie sonst nöthig oder nützlich ist:474 so müssen uns die Schwierigkeiten nicht abschrecken, sie in unsere475 Gewalt zu bekommen. Kann sie aber jemand ohne Nachtheil der Wahrheit und Gründlichkeit, oder muß er sie, nach seinen Umständen, entbehren:476 so überlaße477 er, ohne Verachtung oder Verun[12]glimpfung, das, was er478 entbehren kann, dem479, der dessen fähig und bedürftig ist.

15.

Denn so sehr es allgemeine Pflicht eines jeden Menschen ist, sich um Religion zu bekümmern, und nach Gottseligkeit zu trachten; so nöthig es ist, nicht nur zu lernen, sondern auch das, was man von der Religion weiß, zu er[16]halten, fester zu gründen480, zu vermehren, zu berichtigen, lebhafter und eindrücklicher zu machen, und von Zeit zu Zeit zu erwecken und anzufrischen: so fehlts481 doch dem größten Theil der Menschen an Fähigkeit, Hülfsmitteln, Muße482, und daher auch mit an Uebung in der Erkenntniß und Gottseligkeit. Um so geläufiger und wirksamer sind bey483 den meisten Unwissenheit oder seichte Kenntnisse in der Religion, [16] Vorurtheile und grobe oder nach jedes Leidenschaften gebildete Vorstellungen von Gott und unsichtbaren Dingen überhaupt, wodurch ihnen alles Ungewohnte befremdlich, jeder aufsteigende oder gehörte Zweifel aber eine neue Nahrung des Leichtsinns oder der Aengstlichkeit wird. Wie sehr darunter erleuchtete Gewissenhaftigkeit und davon abhängende gute Gesinnung und Betragen eines Menschen sowohl als seine wahre Gemüthsruhe leiden müsse, ist leicht zu begreifen.

16.

Es wäre also großes484 und seliges485 Verdienst, wenn, wie in allen andern menschlichen Angelegenheiten, die, so mehr vermögen, den Schwächern [13] oder Zerstreutern, auch hierin zu Hülfe kämen. Und wenn sie durch ihre Umstände in den Stand gesetzt würden, sich ganz diesem Geschäfte zu widmen; wenn sie durch ihre vorzüglichern Kenntnisse, durch die sorgfältigste Anschmiegung an Anderer Bedürfnisse, durch die zärtlichste Sorge für deren Gewissen und Gemüthsruhe, durch Klugheit, durch tugendhaftes und gottseliges Beyspiel486 und durch das auf dieses487 alles gegründete innerliche Ansehen, Weisheit, Tugend und Religion,488 nicht nur lehrten, sondern auch empfählen489; wenn sie dadurch Lehrer, Leiter und Muster für das Gewissen der [17] übrigen Menschen würden: was und490 wie wirksam könnten sie 491 für menschliche Glückseligkeit seyn?492

[17] 17.

Wenn nun in der menschlichen Gesellschaft die, welche es einsehen, daß sie selbst den Fleiß nicht auf Religion und Bildung ihres Verstandes und Herzens danach wenden können, den sie sollten493 und wünschten (§. 15 494), diese Angelegenheit und die ganze Sorge für ihre geistliche Wohlfahrt oder ein495 Theil dieser Sorge, andern496 übertrügen, welchen sie am meisten die vorerwähnte497 Eigenschaften (§. 16 498) zutrauten: so entstünden dadurch in der Gesellschaft die, welche man in Beziehung auf den Unterricht in der Religion,499 Prediger, in Rücksicht auf die Anwendung derselben nach jedes besondern Gemüthsbedürfnissen,500 Seelsorger, und überhaupt Lehrer der Religion zu nennen pflegt. Ein höchst nützlicher und respectabler501 Stand, der nur dem verächtlich oder gleichgültig scheinen kann502, wer503 [14] ihn entweder nicht aus diesem Gesichtspunkt504 betrachtet, oder wem505 Tugend, Gewissen und Religion, so weit es nicht in seine eigennützige506 Absichten schlägt, nichts ist507.

18.

Selbst dem StaatStaat508, wenn er seine Pflichten, Vortheile und Rechte kennt, kan509 dieser Stand, man mag ihn den geistlichen 510 oder wie man will511 nennen, so wenig gleichgültig seyn, als die Sorge512, wie er besetzt wird. – Die Rechte der Menschheit, und unter diesen sind die Rechte des Gewissens die höchsten, können durch keine Art von Verbindungen und Gesetzen aufgehoben werden:513 [18] und wer die Regierung eines Staats übernimmt, der übernimmt [18] auch, ausdrücklich oder stillschweigend, die Pflicht, die Tugend und Religion seiner Unterthanen nicht nur nicht zu kränken, sondern sie auch, so viel er kan514, zu befördern *).515 – Je mehr und je allgemeiner wahre Religion erkannt, je 516 für wohlthätiger517 und unentbehrlicher sie518 zur Glückseligkeit gehalten, je angelegentlicher und genauer sie befolgt wird: desto weniger geschieht den Gesetzen und guten Anstalten, ohne welche keine Gesellschaft bestehen kan519, öffentlicher oder heimlicher Abbruch; desto williger thut jeder, auch ungesehen und unerinnert, Gutes,520 und wirkt desto eifriger zum gemeinen Besten; desto mehr ersetzt sich das, was der Tugend an bürgerlicher Ermunterung abgeht, durch Zufriedenheit des Gewissens, und noch weit mehr durch die Vorstellung des Wohlgefallens Gottes [15] und seiner, selbst über die Gränzen dieses Lebens reichenden, Belohnung.

(Spalding, Johann Joachim J. J. Spalding) über die Nutzbarkeit des Predigtamts und deren Beförderung, zweyte Auflage, Berlin 1773. 8. im ersten Abschnitt, sonderlich S.Seite 33.33 folgg.folgende 521
2,
19.

Unmöglich kan524 die Religion ihrer Natur nach schädlich seyn. Sie wird es bloß durch Mißverstand, Schwärmerey525 und ausschweifende Leidenschaften. Dieses zu verhüten und den unentbehrlichen seligen526 Einfluß der Religion auf die ge[19]meine und besondere Wohlfahrt zu befördern, sind in dem Staat527 Anstalten nöthig, wodurch immer richtigere Begriffe von Sittlichkeit und Religion sowohl528 als wirksamster Antrieb529 sie auszuüben, oder tugendhafte und gottselige Gesinnung530, allgemeiner gemacht werden. Weil aber die, welche fähig seyn möchten, Tugend und Religion richtigst531 und nachdrücklichst532 zu lehren und zu empfehlen, schwerlich dieses Geschäfte533 angelegentlich genug treiben werden, wenn sie sich ihm nicht ganz und unzerstreut widmen können; andere534 hingegen, die genug Eifer haben möchten, nicht immer die dazu erforderlichen Fähigkeiten oder Kenntnisse besitzen, und in diesem Fall der Religion und dem Staat535 mehr schädlich als nützlich werden: [16] so macht dies nicht nur, wie zu andern öffentlichen Angelegenheiten, einen besondern Stand nöthig, dergleichen man auch bey536 allen nur einigermassen537 gesitteten Völkern findet,538 sondern der Staat hat auch die Pflicht und das Recht, für dessen würdigste Besetzung und für Einrichtungen zu sorgen, wodurch das innerliche Ansehen der dazu bestimmten Personen (§. 16. 539) durch äusserliches540 verstärkt,541 und jeder542 derselben in den Stand gesetzt werde, mit gehöriger Angelegenheit543 und aufs wirksamste die ihm obliegende544 Pflichten zu erfüllen.

[20] 20.

Diese einmaleinmahl würdig zu leisten551 und die wichtigen Absichten zu erfüllen553, wozu der geistliche Stand da ist, 554 dazu gehört die gewissenhafteste Prüfung, ob man 555 dazu fähig und fest entschlossen sey, und556 ein ununterbrochenes Bestreben, immer dazu557 fähiger und geneigter558 zu werden. Eine solche Vorbereitung erfordert, daß man wisse: –559 welche Arten von Kenntnissen560 nützlich oder unentbehrlich sind, um sich zu einem561 künftigen Lehrer der Religion zu bilden –562 welche Fähigkeiten563 nöthig sind, um diese zu erlangen und auf das nützlichste zu Anderer Besten anzuwenden – und564 welche Hülfsmittel und Uebungen dazu dienen.

[17] 21.

Alles, was ein künftiger Lehrer der Religion in Absicht auf Kenntnisse565 zu thun hätte, vereiniget566 sich in drey HauptbeschäftigungenHauptbeschäftigungen, – daß und wie er567 sie zu sammlen –568 anzuordnen,569 oder zusammen zu stellen –570 und für andre571 anzuwenden habe. –572 Um sich den nöthigen Vorrath zu einer eignen573 wohlgegründeten Kenntniß und Ueberzeugung von der Religion zu verschaffen, würde574 er sich575 vor allen Dingen um576 Kenntniß der Natur überhaupt 577, und besondersbesonders, nach578 seiner Bestimmung zum Lehrer der Religion, um die Kenntniß der Natur Gottes580 und der geistigen581 Natur des Menschen 582 zu bekümmern haben583, weil ohne diese Kenntniß, welche die Philosophie darreicht, weder eine recht überzeugende Erkenntniß von dem Verhältniß [21] zwischen Gott und den Men[21]schen, womit sich die Religion beschäftigt, erhalten, noch ein richtiger Gebrauch der Vernunft bey584 solchen Untersuchungen gemacht werden könnte585.

22.

Und weil586 das Christenthum sich587 auf die nähere Offenbarung Gottes in der heiligen Schrift gründet; diese aber in der hebräischen oder chaldäischen und griechischen Sprache zu uns gekommen ist; und erstre588 wenigstens ohne Bekanntschaft mit den verwandten Dialekten nicht gründlich verstanden werden kan; ausserdem589 auch die heilige Schrift theils sich590 auf viele historische Umstände bezieht, theils manche historische Kenntnisse zur591 Beurtheilung [18] der Glaubwürdigkeit der heiligen Bücher überhaupt oder in einzelnen Stellen erfordert werden: so würd'592 er nach ausgebreiteter und593 genauer Kenntniß der hebräischen und griechischen, auch594 der mit jener verwandten Sprachen, nach einiger Kenntniß595 der alten Geschichte und anderer596 historischen Hülfswissenschaften trachten, auch sich durch sichere597, auf Vernunft und Beobachtung der Natur gedachter Sprachen, wie sie in der heil.598 Schrift gebraucht sind, gegründete Regeln und fleißige Uebung in Erklärung alter Schriften zu einem gründlichen Ausleger bilden müssen.

23.

So würde auch eine pragmatische Kenntniß der Geschichte überhaupt, und besonders der [22] Veränderungen, die mit der Religion und der darauf gegründeten Kirche vorgegangen sind, ausser599 dem schon erwähnten Nutzen, einen mächtigen Eindruck von dem so weisen600 Gang601 der göttlichen Fürsehung geben, der zur Erweckung der Aufmerksamkeit [22] auf die Religion und ihren unaussprechlichen Werth sowohl,602 als auf die ganze gute603 Gesinnung gegen Gott so unentbehrlich ist. Sie würde den großen604 Einfluß der gebrauchten oder vernachläßigten605 Vorerkenntnisse bey606 der Religion und dem Christenthum, die seligen Folgen einer durch bescheidnen607 und regelmäßigen Gebrauch der Vernunft und der heiligen Schrift aufgeklärten Religion und ihrer gewissenhaften Befolgung, so wie die traurigen Folgen des Gegentheils lehren608, einleuchtend machen,609 und da[19]durch eindrücklich610 zu jenem ermuntern611 und für612 diesem warnen. Sie würde auch zeigen, wie weit man in der gründlichen und heilsamen Erkenntniß der Religion vor- oder rückwärts gekommen sey613, und dadurch zu erkennen geben, was man von Vorarbeiten in der614 Religion benutzen oder wegräumen und615 verbessern 616 müsse.

24.

Um die dazu nöthigen Hülfsmittel sicherer gebrauchen zu können, würde617 nicht nur zum Theil618 die Kenntniß der vorhinerwähnten Sprachen,619 sondern auch die 620 der lateinischen sehr nöthig, vielleicht621 auch die622 einiger andern 623 nützlich seyn; wenigstens in so fern624 als jene,625 die unter Gelehrten am meisten zum Vortrag gelehrter Sachen ge[23]brauchte ist626, in diesen aber 627 erhebliche Aufklärungen über manche Theile der Theologie mitgetheilt sind628. Daß eine genaue Bekanntschaft und besondre629 Fertigkeit in der Muttersprache aus eben diesem Grunde und noch weit mehr zur nutzbarsten630 Mittheilung der Religionskenntnisse an Andre631, unentbehrlich sey632, scheint so wenig einer Erinnerung zu bedürfen, als daß zur Erlangung aller bisher erwähnten [23] Kenntnisse,633 und überhaupt zur Benutzung dessen, was uns von andern634 vorgearbeitet worden, Kenntniß der besten Bücher, sonderlich der in allen Theilen der Theologie geschriebenen, nöthig sey635.

25.

Bey636 dem Studium der Sprachen, Lesung [20] und Auslegung alter Schriften, Beurtheilung der Quellen, woraus man Religions- und andre637 Kenntnisse schöpfen soll, und überhaupt zu der,638 auch bey639 der Religion,640 so nöthigen Unterscheidung des Aechten641 und Unächten, würde642 die Kenntniß und Fertigkeit in der Kritik Kritik, nichts weniger als entbehrlich seyn643. Eben dieses gilt von den schönen Wissenschaften, die sich mit Bildung des guten644 Geschmacks beschäftigen, der auf die Unterscheidung des Schicklichen und Unschicklichen, auf das nützliche645 Studium alter Schriften und der646 Sprachen, auf die gleich weite Entfernung von Schwärmerey647 und Spitzfindigkeit, und auf das Empfehlende des Vortrags, ja selbst des Betragens, einen sehr wichtigen648 Einfluß hat.

[24] 26.

Mit alle dem wäre dies649 eigentlich nur Vorbereitung650 auf das Studium der Theologie,651 und durch Hülfe jener Kenntnisse und Uebungen müßte652 sich erst eine wohl zusammenhängende gründliche Kenntniß der theoretischen und praktischen Religionslehren bilden. Sollte653 diese auf eigner654 gewissenhaftesten Ueberzeugung beruhen:655 so würde656 man selbst die einzeln erlangten Kenntnisse mit einander verglichen, durch einander geläutert, bestimmt und bestätigt haben müssen. Immer würden aber auch Anderer abgehende657 Vorstellungen davon658 sowohl,659 als die Erklärung der Gesellschaft660, zu der man sich, [24] nach vorhergegangener Ueberzeugung,661 daß sie unter allen andern der Vernunft und heiligen Schrift am nächsten komme, bekennt, mit in [21] Anschlag zu nehmen662 seyn. Auf diese Art entstünde663 die Nothwendigkeit der Kenntniß von thetischer Theologie, theologischen 664 Moral, Polemik und Symbolik.

27.

Und nun die fruchtbarste665 Mittheilung und Empfehlung der erlangten Religionskenntnisse an Andre666 durch Unterricht und BeyspielBeyspiel; das gesammte667 Betragen eines Religionslehrers gegen die,668 so669 sich seiner Leitung anvertrauen. Hiezu bedürfte670 es der Kenntniß, wie der Vortrag aufs lehrreichste und eindrücklichste einzurichten wäre671, sowohl der an einander hängende in Predigten, als der mehr zerstückte in Gesprächen über die Religion, kurz,672 [25] Kenntniß der Homiletik und Katechetik. Ferner, der Kenntniß des ganzen vorsichtigenfürsichtigen, weisen673 und erbaulichen Verhaltens675 eines Lehrers und Seelsorgers, oder der sogenannten Pastoral-Theologie. Und endlich676 der Kenntniß geistlicher Rechte und Kirchengesetze, oder der geistlichen Rechtsgelahrtheit.

28.

Schon die Menge und der grosse677 Umfang gedachter Wissenschaften eröffnen678 dem angehende Theologen ein unermeßliches679 Feld,680 und erfordern keine gemeine Fähigkeiten, Uebungen und Hülfsmittel, wenn man es darin zu einiger Vollkommenheit bringen will. Ueberdies681 wird jede dieser Wissenschaften von Zeit zu Zeit reicher und weitläufiger. Und noch ist nicht einmal682 in Anschlag [22] gebracht worden, daß man auch aus diesem Stande gemeiniglich die Lehrer in Schulen [25] nimmt,683 und die Forderungen an sie bis zum Ungebührlichen684 häuft; daß auch noch andre685 Wissenschaften sehr nützlich und nothwendig sind, die entweder nicht, wie die vorhin berührten, einen unmittelbaren Einfluß in das Studium der Theologie haben, oder von dem Lehrer der Religion, nicht als von einem solchen, verstanden zu werden brauchen; und daß es eben so schwer, wo nicht noch schwerer ist, das Falsche und Ueberflüßige686 in diesen Wissenschaften zu entdecken und zu vergessen, als das Wahre und Nützliche zu lernen.

[26] 29.

Aeusserst schädlich und vergeblich687 würde es 688 seyn, wenn man es darauf anlegen wollte, alle diese Wissenschaften, die den angehendeangehenden 689 Theologen bilden können, wenigstens mit gleichem690 eigenen Fleisse691, zu studieren;692 ein Unternehmen, wozu man bey693 dem Gefühl vorzüglicher Kräfte und bey694 herrschender Liebe zu den Wissenschaften, oft auch aus Eitelkeit, leicht versucht werden kan695. Denn –696 nur wenige Menschen besitzen ausserordentliche697 Fähigkeiten, und auch diese haben sie nur vorzüglich zu gewissen Arten von Kenntnissen und Wissenschaften. –698 Nur wenige werden durch günstige Umstände der Muße699 und hinlänglicher Hülfsmittel unterstützt, um jenen Vorsatz, wenns700 ihnen auch nicht an Kräften und rastlosen701 Fleiß fehlte, einigermassen702 durchsetzen zu können. –703 Niemals704 kan705 auch eine solche ins Unbestimmte gehende Wißbe[23]gierde und einiger glückliche706 Fortgang derselben anders,707 als auf Unkosten der Gründlichkeit und Reife der Einsichten –708 anderer oft noch theurer Pflichten – und709 der Leibes- und Gemüthskräfte geschehen; überhaupt710 aber niemand711 sich eine solche Absicht beygehen712 lassen, es in vielerley713 Wis[26]senschaften zur Vollkommenheit zu bringen, wer714 den Umfang der Wissenschaften715, die Größe716 und Schwierigkeiten der dabey717 nöthigen Beschäftigungen, und das eingeschränkte oder sehr erschöpfliche Maaß der menschlichen Kräfte kennt.

30.

Doch unendlich seltner ist dieser Fehler des [27] zu vielen718, als der entgegenstehende Hang und das Vorurtheil, daß man, die Pflichten eines würdigen Lehrers der Religion zu erfüllen, nur wenig brauche;719 ein Vorurtheil, das, ausser720 unrichtigen Begriffen von dem Umfang und Zusammenhang der Gelehrsamkeit und ihrem Einfluß auf gründliche und lebendige Religionskenntnisse, *) durch flüchtiges und seichtes Studieren721 auf Schulen, durch Liebe zur Gemächlichkeit, durch das Studieren722 um guter Tage willen, manchmahl auch durch natürliche Muthlosigkeit, und noch mehr durch üble723 aber mit Ansehen und Reichthümern belohnte Beyspiele Andrer724, sehr unterstützt wird.

1,
[24] [27] 31.

Allein, so736 verschieden die Absichten sind, wozu737 ein angehender Geistlicher bestimmt werden [28] kan;738 so verschieden daher 739 der Grad der Vollkommenheit ist, der, nach jener besondern Bestimmung, von ihm gefordert werden mag;740 und so billig ein Unterschied zwischen einem Prediger und einem eigentlichen Theologen gemacht wird, von welchen jener741 Ungelehrte belehren und leiten, dieser,742 Lehrer selbst743 bilden soll: so ist es – zuvörderst744 wenigstens,745 nicht immer gewiß, wozu man einmahl746 bestimmt werden wird; und es747 ist 748 nicht nur für die Gelehrsamkeit,749 sondern auch für die Religion selbst sehr nachtheilig, wenn die, so sich ein sehr kleines Ziel setzten, und deswegen wenig lernten, hernach750 751 zu ansehnlichern752 Stellen befördert werden753, wo sie künftige Lehrer bilden754 oder befördern sollen. Die Folge davon ist alsdann, daß sie, als Schul- oder akademische Lehrer,Lehrer Andern755 nicht mittheilen können, was sie selbst nicht haben; daß sie das als entbehrlich757 oder verächtlich vorstellen, was sie eigentlich und vornehmlich lehren solltensollen; daß sie durch beydesBeides gelehrte Anstalten,Anstalten in blossebloße Volksschulen oder Anstalten für den künftigen Handwerker oder Geschäftsmann verwandeln, und sie, wie die Gelehrsamkeit selbst, immer mehr vernichten helfen. Sind sie aber als Obere anderer LehrerLehrer angestellt, so sehen sie sich, als selbst Versäumte,758 ungern 763 von denen764, die in der bürgerlichen oder kirchlichen765 Gesellschaft unter ihnen stehen, übertroffen; fordern766 daher auch 767 von ihnen das nicht, was sie selbst nicht besitzen; können nicht mit Weisheit768, oder wollen nicht769 mit Gerechtigkeit,770 jedem seine Bestimmung, nach dem Maaß seiner mehrern [28] oder mindern VollkommenheitVollkommenheit anweisen; werden oft verleitetverleitet, ihre Gewalt zu mißbrauchen, um die, welche ihnen an Kenntnissen überlegen sind, zu unterdrücken oder nieder zu halten;halten: und so sind sie, selbst ihres höhern Postens unwürdig, oft Werkzeuge, fähigere Männer an Ausführung guter Absichten zu hindern, und gute Anstalten, über deren Erhaltung und immer steigenden Flor sie wachen sollten, zu Grunde zu richten771.

32.

Hiernächst ist der Vollkommenheit, wonach jeder, wonach besonders der ringen sollte774, wer andre775 leiten,776 und für sie Muster seyn will, nichts so nachtheilig, als wenn man sich das Ziel so [25] kurz steckt, nach welchem man laufen will. Es verräth schon wenig Trieb, wenig Gefühl seiner Kräfte,777 und wenig Entschlossenheit, folglich auch wenig BerufBeruf,778 sich vor andern779 auszuzeichnen, wenn man sehr eingeschränkte Absichten hat. Je kürzeres780 und 781 leichter zu erreichendes782 Ziel, desto weniger Anstrengung.783 Natürliche Trägheit und aufstoßende784 Hindernisse ziehen ohnehin viel785 vom Fleiß ab. – Und warum bestimmen wir, was und wie viel jemand lernen soll, nur nach Beschaffenheit des Amts, nicht auch eben so sehr nach jedes Fähigkeit Fähigkeit und786 darauf gegründete Neigung 787? Dieses giebt doch eigentlich den wahren göttlichen Beruf zu einer Beschäftigung, worin wir es am weitesten bringen,788 und womit wir gerade am nützlichsten werden können. Wenn denn auch äusserliche789 Umstände uns auf einen andern Posten stellen:790 [30] so hört doch die Verbindlichkeit nicht auf, jene mit und neben unsern äusserlichen791 Beruf zu treiben, es sey792, uns auf [29] einen andern Stand, der unsern Fähigkeiten und Neigungen angemeßner793 ist, vorzubereiten, oder, weil doch die eigentliche Theologie von mehrern794 Wissenschaften Licht und Unterstützung erhalten kan, die 795 Wissenschaften dazu zu benutzen, wodurch wir ihr die meiste Aufklärung und den meisten Eingang verschaffen können.

33.

Unausprechlichen Schaden thun hiebey796 besonders übelverstandne797 Begriffe von Gemeinnützigkeit, die wenigstens so oft zur Decke der Unwissen[26]heit, der Trägheit, der Verachtung unerreichbarer Kenntnisse,798 und des eingeschränkten Eigendünkels dienen müssen. – Gemeinnützig soll doch wohl das heißen,799 was für Jedermann, was also selbst für den großen800 Haufen,801 nutzbar ist,802 oder doch nutzbar gemacht werden kan803; und804 wenn man darauf dringt, der Lehrer der Religion solle nur das Gemeinnützige lehren,805 und darauf studieren806: so will man ohne Zweifel, er solle theils weiter nichts807 von der Religion vortragen, als was Jeder fassen,808 und wovon Jeder Nutzen haben könne, theils darauf bedacht seyn,809 es so810 zu lehren, daß es auch Leuten von den gemeinsten Fähigkeiten einleuchte und nutzbar werde; brauche denn auch weiter nichts zu lernen,811 als jene Jedem faßliche und nützliche Wahrheiten,812 und die Kunst,813 sie für814 Jedem nutzbar zu machen; wonach man seinen Fleiß ohngefähr815 [31] auf die nothdürftigsten Kenntnisse der Glaubens- und Sittenlehre und auf Homiletik und Katechetik einzuschränken pflegt.

816
34.

Daß man dieses schlechterdings treiben817 müsse, 818 daß auch der geringste Lehrer der Religion diese Kenntnisse und Geschicklichkeit nicht entbehren könne, wenn er auch nun einigermaßen ein würdiger Lehrer seyn wolle,819 wer mag das leugnen? und wer820 nicht zugeben, daß das übrige821 nicht in den Vortrag vor dem großen822 Haufen gehöre? Daß der Lehrer aber weiter nichts 823 brauche; daß er seinen wichtigen Pflichten ein Genüge thue, wenn er nur 824 in dem angegebenen Ver[31]stande gemeinnützig [27] zu werden suche; daß er selbst für den gemeinen Mann damit hinlänglich 825 sorge; daß, um dieses gewissenhaft leisten zu können, wenige 826 Kenntnisse erfordert werden,827 und eigentliche Gelehrsamkeit entbehrlich sey828 – wer dies behaupten kan829, möchte wohl über seine Pflichten,830 und über die Mittel sie zu erfüllen, wenig nachgedacht haben,831 oder wenig832 davon zu urtheilen,833 im Stande seyn.

35.

Denn 1)834 ist 835 doch unleugbar836, daß die Religion unsäglichen Schaden leide,837 und wenigstens bey weiten838 den heilsamen Eindruck nicht mache839, den sie machen könnte –840 wenn der geistliche Stand,841 oder wenn Lehrer der Religion verachtet sind,842 und der wird mit aller Arbeit wenig oder nichts fruch[32]ten, der nicht seinem Stande Ehre zu machen,843 und diesen selbst in Achtung zu erhalten weiß. So lange die, welche von ihm Belehrung844 oder Erinnerungen annehmen sollen, denken, es sey845 nichts leichter846 als ein Prediger zu werden – ein Vorurtheil, das sehr leicht entsteht,847 und sich bestärkt, wenn sie sehen, wie viel848 Unwürdige, die nichts gelernetgelernt haben,849 und sich selbst nicht einmahl851 zu regieren vermögen, die es auch wohl selbst nicht verheelen852, wie bald sie mit ihrer sogenannten Vorbereitung und 853 Amtsverrichtungen fertig werden können, ins Amt kommen;854 – so lange sie sich einbilden, das alles855, was sie von ihm lernen sollten856, wüßten sie schon – und das werden sie destomehr857 glauben, wenn der Lehrer weiter nichts als das [28] Gemeine weiß; –858 so lange sie ihm vorwerfen859 können, er spreche bloß860 wie er von andern861 gelernt habe, und es mit Unwillen glauben862, [32] daß er bey Andrer sauren Arbeiten863, für wenige Stunden Unterricht und einige Krankenbesuche864, in Gemächlichkeit das 82 Fett des Landes genieße865: so lange bleibt er, und mit ihm sein Stand und seine Beschäftigung, verachtet. Es ist nicht abzusehen, was ihn, ausser866 dem Bestreben,867 sich andern868 nützlich zu machen, gegen dieses Vorurtheil schützen,869 oder dieses von ihm ablehnen könne, als vorzügliche Einsichten, wodurch andre870 von seiner Ueberlegenheit gewiß werden. In so fern ist ihm Gelehrsamkeit nöthig, verächtlichen Vorurtheilen zu entgehen, sich das so nöthige Vertrauen zu verschaffen,871 und selbst im Stande zu seyn,872 sein Ansehen wirklich geltend zu machen.

[33] 36.

Und schränkt sich denn 2)873 seine ganze Pflicht bloß auf den allgemeinen Unterricht874 ein? Ist nicht die Sorge für das geistliche Beste einzelner875 Menschen, die ihm anvertraut sind, eine eben so wichtige, wo nicht wichtigere, wenigstens noch mühsamere Pflicht? Wenn er nun gelehrtere,876 oder, wie sehr zu wünschen ist, nachdenkende Zuhörer hat; wenn diese auf dunkle Stellen oder Zweifel in der Religion stossen877 – ein Fall,878 der sich bey879 einigem Nachdenken880 bey881 Anwendung des Gelernten auf unsern882 Gemüthszustand, bey883 der immer gemeiner werdenden Aufklärung und Lectüre,884 den ReligionsstreitigkeitenReligionsstreitigkeiten885, in die sich selbst der gemeine Mann mehr,886 wie sonst,887 mischt, [29] und der überhand nehmenden Irreligion, gar nicht selten ereignet –; wenn sie888 ihm dergleichen Zweifel oder Gewissensfälle vorlegen889, es sey890, ihn auf die Probe zu stellen,891 oder wirklich Belehrung und Gewissensruhe zu [33] erhalten: –892 wird er, ich sage nicht bloß, sein Ansehen erhalten, sondern auch für ihre Seele wirklich sorgen können, wenn ihm nicht Gelehrsamkeit, selbst in Sprachen, in Philosophie, in893 Geschichte, zu Hülfe kommt, und er 894 genöthigt ist,895 sie mit allgemeiner Versicherung seines Mißfallens, mit Warnungen für896 Vernunft und897 Nachstellungen des bösen Feindes,898 und mit Forderung eines blinden Glaubens mehr abzuweisen,899 und900 sich verächtlich, die Religion selbst aber verdächtig901 zu machen,902 als ihnen die Zweifel zu benehmen, und ihr Gewissen zu leiten,903 oder zu beruhigen? Oder gehört nicht schon Gelehrsamkeit dazu, um ihnen [34] nur begreiflich zu machen, warum sich keine nähere Belehrung geben lasse, oder daß die wahre und praktische Religion dabey904 nichts einbüße905, wenn die Zweifel gar nicht, oder doch den Fragenden nicht,906 benommen werden können?

907
37.

Warum soll denn auch 3)908 das Gemeinnützige den Maaßstab hergeben, wornach909 man den Werth eines Mannes oder einer Kenntniß schätzen, und worauf man am meisten sehen müsse, wenn man sich einer besonderen Beschäftigung widmen wolle? Gott hat die Gaben und Neigungen sehr [34] mannigfaltig ausgetheilt, ohne Zweifel in der weisen Ab[30]sicht, daß, weil nicht jeder alles kan,910 einer mit seinen besondern Gaben,911 dem, der dergleichen wozu nicht912 hat, in die Hände arbeiten solle. Und es zeigt sich die Weisheit dieser Einrichtung dadurch, daß, wenn alle Einerley913 darum trieben, weil es das Gemeinnützigste wäre, nicht nur unendlich viel Nützliches entbehrt, sondern auch viel Gemeinnütziges gar nicht,914 oder nur sehr unvollkommen erhalten werden würde, wenn nicht das minder Nützliche zu dem Wichtigern mitwürkte915, ja sogar das Gemeinnützige, der Ackerbau (z. B.)zum Beispiel, ungemein viel von seinem Werth bey andern916 verlieren müßte917, wenn sich alle918 darauf verstünden,919 oder alle920 damit beschäftigten. Man muß daher den Werth einer Beschäftigung nicht nach ihren921 ausgebreitetern oder auffallendern unmittelbaren Nutzen, sondern nach den größern922 Fähigkeiten und der Mühe, die sie kostet, [35] und man muß 923 den Werth eines Mannes nicht nach dem beurtheilen, womit 925 er sich beschäftigt, sondern nach dem Fleiß Fleiß,926 den er darauf verwendet hat, um es darin zur möglichsten Vollkommenheit zu bringen. Es ist eine unverantwortliche Empörung gegen Gottes weise OrdnungOrdnung –927 die wir doch überall zum Muster nehmen sollten –928 mit Verachtung auf das herabzusehen, was nicht so gemeinnützig als etwas Andres scheint – zumahl929 wenn das Gemeinnützige anders nichts ist,930 als was zur unmittelbaren Befriedigung körperlicher oder zeitlicher Bedürfnisse dient; –931 dadurch den mannigfaltigen Fleiß zu ersticken, und gerade gegen das am ungerechtesten zu werden, was die seltensten Talente voraussetzt, die größeste932 Anstrengung und Ge[31]nauigkeit erfordert, und meistens die wenigste Ermunterung oder Belohnung findet.

[35] 38.

Sorgt man aber auch 4)933 in der That selbst für den gemeinen Mann hinlänglich, wenn man sich bloß auf das vermeinte Gemeinnützige in der Religion einschränkt? – Nicht zu gedenken, daß es einen großen Unterschied unter dem sogenannten934 gemeinen Mann935 , und noch mehr unter denen936 giebt, die keine Gelehrte von Profession sind,937 und daß938 mancher darunter mehr Fähigkeit und natürlichen Wahrheitssinn (sensus communis) hat, als sich der Lehrer einbildet: sollen wir nur immer seine gegenwärtigen Bedürfnisse befriedigen? uns nur immer an seine jetzige939 Fähigkeiten anschmiegen? [36] ihn nie weiter940 heben? nie941 schlafende Fähigkeiten erwecken? und,942 wenn wir vorhersehen können, daß er, durch unsre Belehrung erweckt943, bald mehr bedürfen werde, 944 nicht schon zum945 voraus dafür sorgen, daß Bedenklichkeiten, die gegen das Vorgetragene entstehen könnten, mehr schon durch den Unterricht abgeschnitten, als veranlaßt,946 und dann947 erst mit Mühe gehoben werden; und daß, wenn er einmahl948 weiter gerückt seyn werde, und unsre Belehrung nicht mehr haben könne, ihm doch gleichwohl schon fürs Künftige geholfen sey949?

39.

Wenn man nun vollends 5)950 gar nicht einmahl951 im Stande wäre, das Gemeinnützige Andern gemeinnützig mitzutheilen 952, ohne vorher recht Vieles953, selbst was man gar nicht vorzutragen hat, und [32] ohne es recht gut gelernt zu haben? – Zuerst muß der Lehrer doch für sich, und er muß gewissenhaft lernen, so daß er von dem,954 was er Andre lehren,lehren 955 und ihnen empfehlen will, selbst wahrhaftig [36] überzeugt,957 und dafür eingenommen sey958, wie wird er sonst zu Andrer959 Ueberzeugung und mit Wärme reden können? Aber dazu gehören viele Kenntnisse, aus welchen, zusammengenommen,960 Ueberzeugung entsteht, viele eigne961 Erfahrungen und viele962 UebungUebung,963 alles964, auch das Entferntere, auf das Herz und zur Bildung seiner eignen965 guten Gesinnung anzuwenden. Und ein Lehrer muß Vieles966 sich bekannt machen, was gar nicht für seine Zuhörer gehört,967 oder, nach der gewöhnlichen Sprache, nicht [37] gemeinnützig ist, um vor968 sich 969 gewiß zu seyn, daß, was er auch ihnen, wegen ihrer Unfähigkeit, nicht beweisen kann oder darf,970 (z. B.)zum Beispiel gewisse Erklärungen von Stellen der heiligen Schrift, er ihnen gleichwohl sicher und auf sein bloßes Ansehen vortragen könne. Es ist auch ganz etwas anders, mit eignen971 Augen sehen, als bloß auf Andrer Credit972 annehmen; und, wenn gleich der gemeine Christ das letztre973 thun darf und muß (§. 15): 15), 974 so ists doch dem Lehrer, der Andern976 vordenken soll, wenn er sich durch sich selbst wovon977 überzeugen kan978, nicht zu verzeihen979, daß er sich nur mit dem begnügt,980 was Andre981 ihm vorgedacht haben. Ja, selbst wenn er auch Anderer Vorarbeit benutzen will:982 so muß er's doch gewissenhaft thun, also, bey983 der so grossen984 Verschiedenheit der Meinungen, beurtheilen können, was das Richtigste sey; und985 wie kan986 er das987 ohne 988 viele dazu gehörige,989 (z. B.)zum Beispiel philologische und historische Kenntnisse 990?

[33] 40.

Soll er ferner nur das Gemeinnützige lehren:991 so muß er die gehörige Wahl992 zwischen dem zu treffen wissen, [37] was er zu sagen hat oder nicht. Diese Wahl erfordert, daß er mehr wisse993 als er zu sagen braucht, sonst läst994 sich nicht wählen,995 und daß er den Werth desjenigen, was er vortragen könnte, zu würdigen verstehe, sonst kann996 er nicht das Gemeinnützige ausheben. Er wird vielmehr entweder aus Armuth an Sachen, was er weiß, ohne Unterschied vortragen,997 und dadurch die Gemeinnützig[38]keit aufgeben, oder das Alltägliche vortragen müssen,998 und dadurch die Zuhörer ermüden,999 oder dem Vortrag1000 nicht das Unterhaltende geben können. – Endlich ist das Schwerste, gemeinnützige Sachen auch gemeinnützig,1001 d. i.das ist 1002 so zu sagen, daß es auch Unverständigern1003, Trägen, Eingenommenen und Gleichgültigen einleuchtend, wichtig und rührend werde. Dazu gehört wieder nicht nur viele, selbst feine, Kenntniß des menschlichen Herzens, um zu wissen, wo und wie man jeder Art Zuhörer1004 am besten beykomme1005, sondern auch die GeschicklichkeitGeschicklichkeit,1006 alles auf mehrern1007 Seiten anzusehn,1008 eine Sache, die sich wieder ohne Mannigfaltigkeit und Reichthum der Erkenntniß nicht erreichen läßt.

Anmerk.Anmerkung Anmerk. 1. Schon das ist sehr übereilt, und, wenn man es besser weiß oder besser wissen könnte, ungerecht, daß man immer das Gemeinnützige Gemeinnützige sogenannten Speculationen Speculationen und gelehrten Kenntnissen gelehrten Kenntnissen oder Untersuchungen entgegen setztentgegensetzt, und beydesBeides für einander hinderlich und unvertragbar ausgiebt. Dieser Wahn setzt schon das voraus, was eben erst untersucht werden müßte, daß gelehrte und speculative Kenntnisse nicht gemeinnützig seyn oder werden könnten; er verwechselt zum Theil das Gemeinbekannte oder Jedermann erkennbarereErkennbarere mit dem Gemeinnützigen; er schlägt den Werth des äusserlichen Wohl's äußerlichen Wohls , mit Vernachlässigung der eigentlichen Geistes-CulturGeistes-CulturGeisteskultur, zu hoch an, oder bringt es allein in Anschlag; er hält sich nur, oder zu sehr, an das, was unmittelbar nützlichnützlich ist, und übersieht was mittelbar, was auf eine entferntere und weniger in die Augen fallende fallenlendefallende Art wirkt, aber oft sehr weit reichende Wirkungen hervorbringt. Haben nicht sehr oft Bemerkungen und Versuche, die anfangs SpielereySpielerei oder SpitzfündigkeitenSpitzfindigkeiten zu seyn schienen, z. B.zum Beispiel in der Naturwissenschaft und Mathematik, auf sehr wichtige und äusserstäußerst gemeinnützig gewordene Entdeckungen geführt? Und was anders, alsHaben nicht oft gelehrte und spitzfündigspitzfindig scheinende UntersuchungenUntersuchungen, willkührlich angenommneangenommene Sätze, die sich bloß durch ihren Nutzen empfahlen, berichtigt, genauer bestimmt, bestätigt, und aus unzuverlässigen in sichresichere und feste verwandelt? 10091049
41.

Zwischen beyden1050 bisher erwähnten Abwegen des zu vielen oder zu wenigen Lernens (§. 29–40) gehet1051 die rechte Straße1052 mitten durch; und die würde man halten können –1053 wenn man sich den Zweck, Inhalt, Umfang1054 und Einfluß einer jeden Wissenschaft oder Art von Kenntnissen auf andre1055, vorläufig recht bekannt machte; –1056 wenn man danach1057 und nach unparteyischunparteyischer1058 Prüfung seiner Fähigkeiten und Umstände, genau untersuchte, [35] worauf man sich hauptsächlich zu legen hätte; –1059 wenn man alsdann1060 von den übrigen Wissenschaften so viel lernte,1061 als zur gründlichen Kenntniß dessen, was man vorzüglich treiben will, unentbehrlich ist; –1062 wenn man sich um die besten Hülfsmittel in jeder Wissenschaft bekümmerte, um diejenigen Wissenschaften, welche man bey1063 Seite laßen1064 müssen, nachholen, und die, welche man bereits getrieben, noch vollständiger lernen zu können; –1065 wenn man endlich, um sich Zeit zu sparen,1066 und alles1067 aufs vortheilhafteste zu treiben, die [41] beste Art kennen zu lernen suchte, wie man, mit Beyseitsetzung1068 des Unnöthigen oder Mindernöthigen, alles1069 aufs kürzeste und sicherste lernte.

[40] 42.

Hiezu würde1070 eine allgemeinere Anleitung, wie sich ein angehender Theologe oder künftige1071 Lehrer der Religion zu bilden hätte1072 sehr dienlich seyn, und diese müßte danndenn 1073 von den Kenntnissen handeln, die er erlangen, von den Fähigkeiten,1075 die er haben, und von den Hülfsmitteln1076 und 1077 Uebungen,1078 die er brauchen müßte (§. 20.). 20.) 1079

Eine solche Anleitung ist weder mit einer theologischen Encyclopädie Encyclopädie Enkyklopädie noch Methodologie zu verwechseln. Erstre giebt mehr einen kurzen Auszug aus allen Theilen der Theologie,Theologie und dient zur allgemeinern Uebersicht des Inhalts einer jeden Wissenschaft. S.Seite Quintilian (Quinctilian) inst. I, 10 Quinctiliani Institut. orator. lib.liber I. c.caputcapitulum 10. und Wowern, Johann von Jo. Wowerii tractation. de Polymathia, 1665. in 8. Cap.CaputCapitulum cap.caputcapitulum 2. Letztre zeigt mehr die Art,Art wie sie und ihre einzle Theile am besten getrieben werden können, und ist in so fernefern ein Theil der hier gemeinten Anleitung. 1081
43.

Eine solche Anleitung müßte –1087 in Absicht auf Kenntnisse oder Wissenschaften, gleichsam wie eine Landcharte,1088 zeigen, welche Wissenschaften zur Theologie in1089 sich oder als nothwendige Hülfswissenschaften gehören; welchen Umfang, welchen [42] Nutzen oder Einfluß eine jede auf die andere hat; wie weit eine jede bisher bebaut ist; wo und welche Lücken in ihr sind; wie sie könnten ergänzt,ergänzt 1090 und wie überhaupt jede, oder wodurch,1092 noch vollkommner1093 werden 1094. – Bey den nöthigen1095 Fähigkeiten müßten1096 ihre Nothwendigkeit, ihre Kennzeichen,1097 und die beste Art,1098 sie möglichst zu ersetzen und zu verbessern, angegeben, und1099 – bey1100 den Hülfsmitteln und Uebungen Uebungen,1101 die besten Bücher, die sichersten Regeln,1102 jede Wissenschaft zu studieren1103, und die vortheilhafteste Art der Uebung vorgestellt werden1104.

1,
2,
3,
44.

Sonach würde dergleichen Anleitung einen großengrossen NutzenNutzen haben, der zugleich zu erkennen gäbegiebt, nach welchem GesichtspunctGesichtspunct man die Theologie oder einzelneeinzle Theile derselben studierenstudiren müsse. In so fern1130 sie zeigte1135, was und wie viel zu einem würdigen Lehrer der Religion gehörte, würde1136 sie uns1137 in den Stand setzen, uns1138 gewissenhaft zu prüfen,1139 ob wir1140 dazu fähig seyn möchten1141 oder nicht. Diese Prüfung kan1142 nie sorgfältig genug seyn. Wie kan man1143 immer mit wahrer Zufriedenheit auf seine getroffne1144 Wahl zurück sehen, – wenn man1145 nicht überzeugt ist, daß uns1146 Gott zu den1147 gewählten Stand1148 berufen hat, daß wir uns1149 seines Wohlgefallens und Segens dabey1150 getrösten können1151, daß wir uns1152 nicht dem StandStand1153 entzogen haben1154, den er uns1155 durch das Maaß der geschenkten Kräfte und der darauf gegründeten Neigungen angewiesen hatte? –1156 wenn man [38] sieht, wie unnütz man ist, [42] wenigstens wie bey weiten1157 nicht so nützlich man 1158 für die Welt seyn kan in dem gewählten Stande,Stande 1159 als in einem andern,1161 und wie lästig man denen fallen muß, die durch uns gezüchtigt werden,1162 und uns äusserlicher1163 Umstände wegen behalten müssen,1164 wie hinderlich zugleich1165 für Andre1166, mit welchen ihnen weit besser gerathen wäre? –1167 wenn man hinterher gewahr wird, daß man nicht nur oft selbst seinem zeitlichen GlückGlücke1168 im Lichte gestan[44]den, sondern – welches1169 noch schlimmer ist – daß uns1170 die Beschäftigungen dieses Berufs schwer und verdrießlich werden,1171 daß man, statt Zutrauen zu haben, verachtet wird,1172 daß man auch wohl oft, wegen gebrauchter schlechten1173 Mittel,1174 sich äusserlich1175 fortzubringen,1176 oder wegen bloß zeitlicher Absichten bey1177 der Wahl seines Berufs, mit Abscheu an sich selbst denken muß?

45.

Wie nun eine solche Anleitung hiedurch1178 den, der keinen Beruf zu einem Lehrer der Religion hätte, noch zu rechter Zeit erinnern könnte, sich einer andern Beschäftigung zu widmen, der er mehr gewachsen wäre,1179 und wodurch er, nach Gottes Absichten, Andern nützlicher werden würde: so könnte sie hingegen den, der sich wirklich aufgelegt dazu fühlte,1180 und seiner ganzen Pflicht, als ein solcher Lehrer, Genüge thun wollte, den Umfang dieser Pflichten und die beste Art sie zu erfüllen, lehren. Die Vorstellung dieses großen1181 Umfangs würde1182 ihn nicht niederschlagen. Denn, wo ihm Schwie[39]rigkeiten aufstießen1183, kämen1184 sie ihm nicht unerwartet; er kennte1185 denn auch schon durch diese Anleitung1186 die Mittel,1187 sie zu überwinden;1188 und dies würde1189 ihn, nebst dem erkannten Nutzen und Einfluß einer Wissenschaft und Beschäftigung auf die andre1190, sogar1191 zu desto mehrern1192 Fleiß ermuntern.

[43] 46.

Da indessen Niemand alles1193 mit gleichem Fleiß und gleich glücklichem Erfolg treiben kann: so würde sie1194 jedem die Beschäftigungen anweisen1195, welche nach seinen Fähigkeiten und Neigungen eigentlich für ihn 1196 gehörten, um sich nicht zu sehr zu zerstreuen, und, indem er seinen Fleiß theilte1197, in keinem Theil der Theologie etwas einigermaßen1198 Vollkommnes1199 zu leisten. Sie würde ihn demnach dennochdemnach , da er1200 keinen Theil der Theologie zu seiner Hauptbeschäftigung ganz entbehren kan,1202 auch 1203 lehren 1204, wie viel er daraus zu seinem Hauptzweck bedürfte1205; wie und wodurch er sich am besten darin forthelfen, und, wenn er etwas hätte bey1206 Seite laßen1207 müssen, das er hinterher noch brauchte, wie er es1208, nach seinen Bedürfnissen, nachholen könnte1209.

47.

Endlich würde1210 sie ihm Zeit, Mühe und Kosten ersparen helfen. Denn man hat schon viel gewonnen, wenn man weiß,1211 was für uns nothwendig und1212 entbehrlich oder minder wichtig ist1213; was uns1214 schon gut vorgearbeitet,1215 oder was1216 zu ergänzen und zu verbessern ist; in welcher Ordnung [40] man jedes aufs Beste vornehmen kan1217; welche Hülfsmittel zu jeder Zeit, beym1218 Anfang oder Fortgang, die dienlichsten sind. Und über dieses alles soll uns eine solche Anleitung unterrichten.

48.

Noch einleuchtender wird ihre Nothwendigkeit, wenn man einen Blick auf die jetzige Verfassung oder vielmehr den Verfall unsrer1219 Schulen und Universitäten wirft. – Unstreitig eilt man [46] jetzt viel früher als sonst, und im Gan[44]zen genommen,1220 viel unbereiteter, von jenen auf diese. Mag's seyn, daß man durch die neuerliche Einrichtung unsrer Schulen mehr auch für den Ungelehrten, für die Bildung des guten Bürgers, für Abschneidung vieler Umwege bey1221 dem Studieren1222, gesorgt hat;1223 für die, welche sich den eigentlichen Wissenschaften widmen sollen, hat man gewiß, im gleichen Maaß1224, nicht gesorgt. Wer dieses Urtheil einer Unbilligkeit zeihen will, den kan1225 man auffordern –1226 wenn er unsre meisten Schulen kennt,1227 und weiß, was zur gründlichen Kenntniß der Wissenschaften gehört – unparteyischunparteyischunpartheyisch 1228 die Fragen zu beantworten: –1230 96Treibt man nicht jetzt zu Vielerley 1231 auf Schulen? – zu1232 viele sinnliche Beschäftigungen,1233 und zu wenig solche, die zur eigentlichen Bildung des Geistes dienen? – unter1234 den Wissenschaften1235 diejenigen zu wenig, welche zur Vorbereitung auf die übrigen nöthig sind, Sprachen1236 (z. B.)zum Beispiel, und die hingegen, welche schon mehr andre1237 Kenntnisse voraussetzen, und den höhern1238 Schulen vorbehalten [41] werden sollten, zu früh oder zu viel? –1239 Sieht man eben so sehr darauf, daß etwas recht gut und gründlich, als daß Vieles1240 gelernt werde,1241 und ists1242 besser, weniger und gut, oder Vieles1243 und obenhin, zu lernen? –1244 Wird die Jugend auch genug geübt, und zu eignem 1245 Nachdenken und 1246 Arbeiten, auch wenn sie beschwerlich sind, angehalten? – Wird sie genug gegen Zerstreuung, Flüchtigkeit und Dünkel1247 verwahrt?

[47] 49.

Wenn in Schulen nicht genug auf1248 Universitäten vorbereitet wird:1249 so kan1250 vieles auf diesen gar nicht von den Lernenden verstanden, ja es kankann 1251 ihnen nicht einmahl1253 die [45] Nothwendigkeit mancher Kenntnisse,1254 und wie viel zur Gründlichkeit des Wissens gehört, recht einleuchtend gemacht werden. Selten verstattet dies, nebst dem Mangel des Geschmacks an Wissenschaften und ihrer gründlichen Kenntniß, dem Mangel der Zeit, und der Menge dessen,1255 was sie erst, oder was sie besser,1256 lernen sollen, das Versäumte nachzuholen; zumal1257 wenn sie nicht gewöhnt worden sind, sich selbst zu treiben. Eilen sie dann1258, wie gewöhnlich, zu schnell wieder von Universitäten weg; finden, bey1259 einer übelverstandnen Freyheit1260, mehr Geschmack an Vergnügungen als an1261 Studieren1262; und kommt die Einbildung dazu, daß sie vieles nicht erst zu lernen bedürften1263, oder gar der Kitzel, sich bald hören zu laßen,1264 und sich dann1265 für reif genug zum Amte zu halten: – was wäre da 1266 auszurichten?

[46] 50.

Die einzige Hülfe – wo sie noch möglich ist,1277 – könnte für die, welche Theologie studieren1278 wollen, von einem Unterrichte1279 über den Umfang der Wissenschaften, die Erfordernisse und Hülfsmittel bey1280 der Theologie, erwartet werden. Er kan1281 doch die so nöthige Selbstkenntniß bey1282 denen, die noch nicht, oder nicht ganz, verdorben sind, und die Kenntniß befördern, wie viel dazu gehöre, um mit Würde den Beruf eines Lehrers der Religion zu führen. Und, –1283 wenn Universitäten die eigentlichen Pflanzschulen künftiger Lehrer sind; –1284 wenn man da am sichersten und vollständigsten1285 erfahren kan1286, wie weit bis jetzt das Feld der Theologie bebaut ist; –1287 wenn so viel davon abhängt, daß [43] man gleich im Anfang seine akademischen1288 Studien gut einrichte;1289 daß man sich nicht durch Mode oder durch1290 selbst noch Rathsbedürfige oder aus Leidenschaften Rathende, sondern durch Verständigere und der Sachen Kundige leiten lasse; daß man frühzeitig lerne, was? warum?1291 und wie?1292 man auf Universitäten hören müsse:1293 – so wird eine solche Anweisung immer nicht nur eine gute Vorbereitung1294 auf das übrige Studieren1295, sondern auch eine große Beyhülfe1296 auf das künftige weitere Fortschreiten nach vollendeten Universitätsjahren1297 seyn.

51.
Unter den Büchern, die einen solchen Unterricht,Unterricht oder vielmehr einige BeyträgeBeiträge dazu,dazu enthalten, und wovon die allermeistensind zwar viele ältere entweder unsernunseren Zeitbedürfnissen,Zeitbedürfnissen oder der AufklärungAufklärung, den Grundsätzen und der Verfassung evangelischerEvangelischer KirchenKirchen, gar nicht angemessen sind, verdienen, wiewohl in sehr verschiedner Absicht, verglichen zu werden: Kirchen nicht mehr angemessen, jedoch enthalten sie zum Theil noch treffliche Winke. Noch weniger fehlt es an neueren, welche jene benutzt und das Bedürfniß der Gegenwart zugleich berücksichtigt haben. Unter den älteren sind vorzüglich schätzbar: Erasmus, Desiderius Desid. Erasmi Roterod. Ratio s. methodus (Compendium) verae Theologiae, beybei seiner zweytenzweiten Ausgabe des griechischen neuen Testaments, von 1519, und nachher oft aufgelegt; in der neuesten Ausgabe recensuit et illustrauit Semler, Johann Salomo Jo. illustravit Io. Sal. Semler , Halae 1782. in gr.groß 8.De recte formando Theologiaetheologiae studio (oder unter dem Titel: de Theologo s. de ratione studii theologici) libri quatuor, Hyperius, Andreas Andr. Hyperio auctore, am neuesten aufgelegt Basileae (1582. (1582) in 8. Jo. Gerhardi Methodus Studii theologici, Jenae 1654. in 8. und schon vorher mehrmals gedruckt. Traité des études monastiques – – par Mabillon, Jean Jean Mabillon , etwas verändert wieder gedruckt à Paris 1692 in zwey Bänden in gr.groß 12. und hernach mehrmalsmehrmahls. Methode pour étudier la Theologie (von Du Pin, Louis Ellies L. E. du Pin ,) aà Paris 1716.1716 in gr.groß 12. Buddeus, Johann Franz Jo. Io. Franc. Buddei Isagoge historico-theologica ad Theologiam vniuersamuniversam singulasque eius partes, Lipsiae 1727. 1727 in 4. mit den Supplementen oder der Historia Theologiae litteraria continuata (1730. (1730) in 4. Koecher, Johann Christoph Jo. Christ. Koecheri Conspectus Theologiae vniuersae, Guelpherb. 1749. 1749 in 8. Walch, Johann Georg Joh. Georg Walchs Einleitung in die theologische Wissenschaften, zweyte und vermehrte Ausgabe, Jena 1753. 1753 in 8. Unter den Neueren: Mosheim, Johann Lorenz von Joh. Lorenz von Mosheims Mosheim kurze Anweisung, die Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum Druck befördert von Windheim, Christian Ernst von Christian Ernst von Windheim , Helmstädt 1756. in gr.groß 8. Semler, Johann Salomo Joh. Sal. Semlers Semler's Versuch einer nähern Anleitung zu nützlichem FleißeFleisse in der ganzen GottesgelehrsamkeitGelehrsamkeit, Halle 1757. 1757 in 8. Mosheim, Johann Lorenz von Joh. Lorenz von Mosheim kurze Anweisung die Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum Druck befördert von Windheim, Christian Ernst von Christian Ernst von Windheim , Helmstädt 1756 in gr.groß 8., und Briefe, das Studium der Theologie betreffend,betreffend (von Herder, Johann Gottfried von J. G. Herder, Herder ) Weimar 1780 und 81. 81 bisher in 4 Theilen in 8. (auch in dessen Werken zur Religion und Theologie. 9ter und 10ter Theil.) Planck, Gottlieb Jakob G. F. Plank Einleitung in die theologischen Wissenschaften, 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1794. 95. und der Auszug zu Vorlesungen 1806. Schmidt, Johann Ernst Christian Schmidt Lehrbuch der theologischen Encyklopädie und Methodologie. Gießen 1810. 1298 Die meisten andern Schriften, die hieher zu gehören scheinen möchten, sind entweder gar zu dürftig, und zeugen zu sehr von zu weniger Bekanntschaft mit diesen Wissenschaften selbst, oder mit unsern Zeitbedürfnissen; oder betreffen, wie die Summe von Erfahrungen und Beobachtungen zur Beförderung der Studien etc. von Schlegel, Gottlieb Gottlieb Schlegel , Riga 1786. in 8. mehr die Zubereitung auf Schulen und Universitäten; oder enthalten, wie der Versuch über das Studium der Theologie in Rücksicht unsrer Zeiten, Leipzig 1790. in 8. mehr Erklärungen über einige neulich in Anspruch genommne Kirchenlehren und das rechte Benehmen dabey, als daß sie sich auf Darstellung des Zwecks theologischer Wissenschaften und die beste Art sie zu treiben, einlassen sollten. 1340
[48] 52.

Alles, was man in einer solchen Anleitung mit Recht erwarten kan, betrift1341 entweder die Kenntnisse, die ein angehender Lehrer der Religion zu erlangen suchen, oder die Fähigkeiten, die er [45] besitzen, oder die Uebungen, die er anstellen muß (§. 42)1342. Und weil alle zu seiner Bildung, als eines Religionslehrers1343, nöthige Kenntnisse oder Wissenschaften entweder Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften sind, oder die eigentliche Theologie,1344 (d. i.)das ist die Lehren der Religion und die richtigen Vorstellungen davon selbst, nebst den dazu nöthigen Beylagen1345, enthalten, oder die Mittheilung derselben an Andre,1346 und die ganze weise und nutzbare Führung des Lehramts betreffen: so wird die folgende Anleitung vier Theile begreifen:

  • [52] 1.1347 Von den Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften.
  • 2.1348 Von den Theilen der sogenannten systematischen1349 Theologie,1350 und ihren Beylagen1351, der exegetischen1352 und historischen1353 Theologie.
  • 3.1354 Von der Anweisung zur würdigen und zwecksmäßigen Führung des Lehramts, und
  • 4. von1355 den Fähigkeiten und allgemeinern1356 Anstalten und1357 Uebungen, wodurch ein angehender Lehrer gebildet werden kan1358.

[46] [53] [49]

53.

Alle Wissenschaften hängen nicht nur gewissermassen zusammen,gewissermaßen zusammen und so fernefern wäre1364 es für den, der Theologie studiert, nützlich 1367, in keiner derselben ganz Fremdling zu seyn1368, zumahl wenn er manche 1369 unter seinen besondern1370 Umständen, beybei Schulstellen z. B.zum Beispiel,1371 auch abgesehen von der Theologie, nöthiger hätte1373 als andre; sondern manche haben1374 auch einen nähern1375 Einfluß in1376 das gründliche Studium der Theologie,1377 und einige unter diesen sind dazu schlechterdings unentbehrlich. – Wie die1378 Absicht dieses Buchs 1379 sich nur auf die einschränken muß1380, welche in einer solchen nähern Verbindung mit der Theologie stehen: so kan man diese1381 Vorbereitungswissenschaften eintheilen1382 1) in solche, welche 1383 die Quellen der Theologie enthalten, 1384 ohne die sich wenigstens nie sicher aus diesen Quellen schöpfen läßt, die daher auch zur gründlichen Einsicht der Theologie die allerunentbehrlichsten sind;1385 Philologie, meine ich, nebst der mit ihr [54] verbundnen Kritik, und Philosophie; 2) in solche, die zur allgemeineren1386 Uebersicht der Theologie und der vortheilhaftesten Art gehören, wie man sie studieren müsse1387, wohin eine solche Anleitung, wie [47] wir hier versuchen, allenfalls auch eine eigentliche Encyklopädie (§. 42. Anmerk.Anmerkung),1388 zu rechnen wäre1389; und 3) in solche,1390 die mehr HülfswissenschaftenHülfswissenschaften,1391 (d. i.)das ist zur rechten Kenntniß der ganzen Theologie zwar nicht zum voraus, aber doch dabey,1392 und entweder zur Vergründlichung1393 derselben überhaupt,1394 oder bey1395 einem Theil derselben,1396 nothwendig sind. Von dieser letzten Art wäre1397 die Geschichte überhaupt,1398 und besonders 1399 Geschichte der theologischen Wissenschaften 1400 mit der Kenntniß der besten theologischen Bücher, nebst den so genannten1401 schönen Wissenschaften.

1,
2,
3,
54.

Einige allgemeinere nützliche Kenntnisse von den meisten dieser Wissenschaften, nebst heilsamen Räthen und1416 Vorschlägen 1417 über die beste Art,1418 diese Wissenschaften1419 zu treiben, enthalten vorzüglich

  • Jo. 1420 Ludov. Vivis de disciplinis libri XII., unter andern gedruckt Lugduni Bat. 1636 in1421 12.
  • Franc. Baconis de dignitate et augmentis scientiarum libri IX.1422, unter seinen lateinisch übersetzten Werken,1423 Hafniae 1694 1424 (fol.)folio
  • 109De la maniere1425 d'enseigner et d'étudier les belles-lettres1426 par Mons. Rollin, wieder gedruckt à1427 Halle 1752textgrid:251gc in vier Bänden in1428 8.
  • [56] Kurzer Begriff aller Wissenschaften und anderer1429 Theile der Gelehrsamkeit (etc.)et cetera (von Joh. Georg Sulzer , Sulzer ) zweyte 1430 ganz veränderte Auflage, Leipzig 1759textgrid:251gk in 8.1432
  • Jo. 1433 Matth. Gesneri primae lineae Isagoges in eruditionem vniuersalem1434 (etc.)et cetera accedunt praelectiones ipsae per Jo. 1435 Nic. Niclas, in1436 2 Tomis1437, Lipsiae 1774 und 75 1438 in groß 8. und1439

[49] [57] [52]

55.

Philologie begreift –1444 in dem Sinn, wie1445 man das Wort jetzt nimmt –1446 alle Kenntniß der Sprachen und der dabey1447 erforderlichen Hülfsmittel. Sie lehrt also den Ausdruck in einer Sprache verstehen und anwenden;1448 lehrt den Gebrauch des Ausdrucks, 1449 in Absicht sowohl1450 auf die damit verbundenen Begriffe, oder den sogenannten Sprachgebrauch, als auch in Absicht auf die Veränderungen der Wörter und ihre Verbindung, oder die Sprachregeln. In so fern1451 sie das letztere1452 thut, nennt man sie auch Grammatik im engsten Verstande.

56.

Es würde kaum nöthig seyn,1479 zu sagen1480, wie unumgänglich nothwendig die gründliche Bekanntschaft mit Sprachen 1481 sey1482, wenn der Ueberzeugung davon nicht weit mehr, als vielleicht irgend einer andern Wissenschaft, sehr gangbare und herrschende Vorurtheile entgegen stündenentgegenstünden. *) 1483 – Weil der Anfang des Unterrichts bey1485 der Erziehung gemeiniglich mit Sprachen gemacht wird, so mag dies die Ursach seyn, warum vielen1486 dieses Studium bloß für Anfänger zu gehören scheint; so gar anders1487 auch die Art ist, mit der der Verständigere und der Anfänger die nemliche1488 Sache [59] behandeln kan1489, und so sehr auch in jener gewöhnlichen Ordnung bey1490 dem Unterricht, das sehr richtige Geständniß liegt, daß Kenntniß der Sprachen die Grundage von allen andern Kenntnissen sey1491.

*) Man weiß, wie sehr über die Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen, namentlich der alten, und der ganzen alten Literatur, wenigstens der frühzeitigen und allgemeinen Beschäftigung damit auf Schulen, noch neuerlich, seit den lebhaften Versuchen, eine gänzliche pädagogische Revolution hervor zu bringenhervorzubringen, gestritten worden ist. Das, theils Scheinbarste, theils Wichtigste, wider diese Nothwendigkeit ist in den beydenbeiden Trapp, Ernst Christian Trappischen Aufsätzen: über„Ueber das Studium der alten classischen Schriftsteller und ihre Sprachen,Sprachen,“ und: über„über den Unterricht in Sprachen,Sprachen,“ zusammengefaßt, wovon jene in der Allgemeinen Revi sion des gesammten Schul- und Erziehungswesens, von einer Gesellschaft praktischer Erzieher, herausgegeben von Campe, Joachim Heinrich J. H. Campe , im 7ten Theil S.Seite 309 f.folgend steht, und diese den 11ten Theil des gedachten Werks einnimmt. So sehr der Streit hiedurchhierdurch und durch die der erstern Abhandlung beygefügtenbeigefügten Anmerkungen einiger gelehrten Männer sowohl, als durch die treflichentrefflichen Rehberg, August Wilhelm Rehbergschen Aufsätze in der Berlinischen Monatsschrift, im Februar 17881788. S.Seite 105 f.folgend, im März S.Seite 253 f.folgend und im Januar 17891789. S.Seite 20 f.folgend f., desgl.desgleichen Heyne, Christian Gottlob Heynens Vorrede zu Hermann, Martin Gottfried Hermans Mythologie, der unpartheyischenunparteiischen Entscheidung näher gebracht ist; so sehr ich auch von dem NutzenNutzen und der Nothwendigkeit einer Läuterung oder wenigstens Darlegung beyderseitigerbeiderseitiger Urtheile und ihrer Gründe überzeugt bin: so erlauben doch die Gränzen dieses Buchs schlechterdings diese nicht. Ich hoffe, daß durch die folgenden kurzen Bemerkungen, und durch die, welche weiter unten §. 106 106. f.folgend vorkommen, vielen Mißverständnissen und Einwürfen schon ehedem vorgebautvorgebaut, und mancher GesichtspunctGesichtspunkt angewiesen seysei, der beybei Beurtheilung dieses Streits nicht sollte übersehen werden; auch scheinen sie mir mit den erst in dieser Ausgabe hinzugefügten hinreichend, nachtheilige Eindrücke zu verhüten oder zu schwächen, die durch jene Bestreitung könnten veranlaßt werden, wenn anders ein Leser unbefangen urtheilen kankann, und sich Mühe geben will, den oft bloß gegebnengegebenen Winken weiter nachzudenken. Ganz habe ich mich indessen auf jene Abhandlungen weder einlassen können noch dürfen, da sie in pädagogischer Hinsicht geschrieben sind, dieses Buch hingegen nur die Bildung angehender Theologen betriftbetrifft. Nur über die Streitfrage, so fernsofern sie hieher gehört, sey folgendes, vornemlichsei Folgendes, vornehmlich in Rücksicht auf jene Aufsätze, hinzugefügt. Wer die Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen behauptet, redet ja 1) nicht bloß oder hauptsächlich von Sprachregeln Sprachregeln oder überhaupt vom Bau der Sprachen; noch weniger giebt er das Studium dieses Sprachenbaues für wichtiger aus als den Sprachgebrauch Sprachgebrauch ihren Gebrauch selbst. 2) Eben so wenig sondert er beybei dem Sprachgebrauch Worte und ihren Sinn, d. i.das ist die mit den Worten verknüpften Begriffe, oder, wie es Andre ausdrucken, den Körper und den Geist der Sprache, so, daßals ob er die bloße Beschäftigung mit Worten empfehlen wollte, und die Kenntniß der bloßen Worte für wichtiger ausgeben, als die Kenntniß der damit verbundenen Ideen Ideen. 3) Er schließt nicht einmal die Kenntniß der Sachen aus, so fernesofern ohne sie kein Begrif statt findetBegriff stattfindet, und so fernesofern eine Schrift, durch deren Lesung er hauptsächlich die Sprache gelernt wissen will, ohne sie gar nicht verstanden werden kankann. Er billigt 4) indem er das Sprachenstudium vertheidigt, keinesweges verkehrte Methoden,Methoden sie zu studieren, deren üble Folgen ohne Ungerechtigkeit nicht dem SprachenstudiumSprachenstudium selbst können zur Last gelegt werden können. Wer ihm also irgend etwas von dem bisher erwähntenErwähnten Schuld giebt, läßt ihm nicht Gerechtigkeit wiederfahrenwiderfahren, und ficht entweder mit einem bloßen Schatten, oder glaubt fälschlich fäschlichfälschlich den Werth des Studiums der Sprachen vernichtet zu haben, indem er bloß Mißbräuche beybei diesem Studium gerügt hat. Endlich 5) wer dieses Studium empfiehlt, will damit nicht gleich das Studieren der Sprachen Sprachen , oder gar das Studieren der Alten, Alten allgemein, in alle, selbst die niedrigsten, Schulen eingeführt, oder in Schulen vollendet, oder eigentliche Kinder mit den feinern Theilen und Veränderungen der Sprachen beschäftigt wissen. Sondern 6)wissen (man sehe Gesner, Johann Matthias J. M. Geßner verm. kleine Schulschriften, S.Seite 356 f.folgend); sondern darin stimmen wohlnur 6) alle wahre Kenner des wahren Werthes der Sprachen überein:überein, daß 1) die fleißige und frühzeitige Beschäftigung mit Sprachen, in dem Umfang, wie sie §. 55 55. erklärt wurde, 2) allen Allen , die nach einer feinernfeineren Geistesbildung streben, oder dazu bereitet werden sollen, sehr nützlich, und besonders denen, die sich den Wissenschaften, namentlich der Theologie, widmen wollen, unentbehrlich sey. –sei. Wenn damit anzufangen seysei? wie weit? und wie sie zu diesem Zweck zu treiben sey?sei, läßt sich nicht im Allgemeinen beantworten. Das Nöthige, in Absicht auf die, welchen dieses Buch bestimmt ist, wird unten in diesem Abschnitt angegeben werden. {Man vergl.vergleiche Niethammer, Friedrich Immanuel Niethammers Streit des Humanismus und Philanthropismus. Jena, 1808.} 1492
57.

Wer es der Beschäftigung mit Sprachen zum Vorwurf macht, daß sie so sehr bey Kleinigkeiten verweile;1546 der überlegt nicht, daß man anders nie zur Vollkommenheit aufsteige, als durch den Fortschritt vom Kleinern zum Größern,1547 und daß [51] die Vollkommenheit jeder Erkenntniß, wie jeder Kunst, von dem Fleiß abhänge, mit der man selbst die kleinsten Theile bearbeitet. – Wer sie für unfruchtbare, von allem Vergnügen entblößte 1548 Beschäftigung hält, beurtheilt die Sache zu sehr nach seinem besondern Geschmack, und verräth eine gewisse Kurzsicht1549, die es ihm unmöglich macht, mehr zu sehen, als was gleich vor seinen Augen liegt. Jede Beschäftigung, wäre sie auch nur Uebung unserer1550 Kräfte, führt ihr eigenes1551 Vergnügen mit sich; wer würde sie denn sonst1552 verfolgen, wenn sie nicht ihren besondern Reitz1553 hätte? Der große1554 Nutzen der1555 gründlichen Sprachkenntniß zeigt sich freylich1556 erst späterhin; aber eben der1557 später erkannte Nutzen und die Erinnerung an die Mühe, die es uns,1558 bis dahin zu kommen,1559 gekostet, gewährt ein 1560 so größeres1561 Vergnügen, je unerwarteter der Nutzen1562, und je mühsamer er errungen worden ist1563.

[63] 58.

Und gerade deswegen, weil diese Beschäftigung viele, selbst ins Kleine gehende, Mühe und Fleiß erfordert, an der sich dieser, wie an einem Wetzstein, schärfen kan1564; ge[57]rade darum, weil man da, auf Hoffnung erst mit der Zeit zu erreichender Vortheile, arbeiten lernen muß; und Anfänger nicht genug zum unverdroßnen1565 Fleiß in Ueberwindung vieler Schwierigkeiten1566, zur ausharrenden GeduldGeduld,1567 und zur Hinsicht auf das gewöhnt werden können, was nicht gleich vor Augen ist: sollte man bey1568 diesen Lust zu dieser Beschäftigung zu erwecken suchen, eben um sie an Schwierigkeiten, Zweifel und Verlegenheit, die sich ihnen künftig in ihrem Leben überall darstellen werden, zu gewöhnen, und ihnen dadurch eben sowohl guten Muth zu machen, um sich von dergleichen nie schrecken zu laßenlassen, als sie durch Uebungen zum voraus schon in den Stand zu setzen, alles solcheanfangs Abschreckende glücklicher zu überwinden. Und sieSie 1569 selbst 1573 sollten mehr [52] dem Rath1574 derer folgen, die der Sache kundig sind, als ihrer eigenen Scheu für alles1575, was mühsam ist, oder nicht unmittelbaren Nutzen oder Vergnügungen1576 verspricht, und den Vorspiegelungen dererjenigen1577, die weder Geschmack daran, noch Kenntniß davon haben; zumal weil nichts mehr hinreißt, als herrschende Vorurtheile, und diese Beschäftigung um so schwerer und abschreckender wird, je länger man sie aufgeschoben hat.

[64] 59.

Wie groß der Einfluß der Sprache auf die Bildung der menschlichen Seele, sowohl auf VerstandVerstand,1578 als Herz, sowohl für sich,1579 als durch gegenseitige Mittheilung der Gedanken und Gesinnungen,1580 sey1581, muß einem jeden einleuchten, der selbst zu denken gewohnt ist, und der es darauf anlegt, sich Andern1582 auf eine wirksame Art mitzutheilen. Und1583 noch einleuchtender macht es der auffallende Unterschied1584 zwischen sprachfähigen Menschen und sprachlosen Thieren, zwischen [58] taub- oder stummgebornen1585 und hörenden oder redenden Menschen, zwischen der Cultur solcher Nationen, die eine reiche, und solcher1586, die eine arme Sprache haben, nebst dem gleichmäßigen Fortschritt der Geistesbildung bey1587 Kindern, mit dem schnellern oder langsamern Fortgang in der Sprache. Wer also eine Sprache genau und gründlich kennt,1588 und sie in seiner Gewalt hat, kan1589 in dem nemlichen1590 Grade ein vernünftigerer1591 und besserer Mensch1592 seyn, andre1593 mehr aufklären und bessern, und mehr Nutzen von Andrer1594 Unterricht ziehen, als wem1595 es 1596 daran fehlt; und1597 die verabsäumte1598 genaue Kenntniß und Fertigkeit einer Sprache1599 ist eine Hauptursache1600, warum man theils selbst zurückbleibt, und auf unrichtige Begriffe und Irrthümer fällt, theils andern1601 nicht fort-1602 oder ihren falschen Vorstellungen und üblen Gesinnungen nicht abhelfen kan1603.

60.

Schon erstlichZuerst schon in Rücksicht auf unsern eignen eigenen Vortheil – können wir durch1604 Hülfe der Sprache 1608 [65] die Begriffe festhalten, welche wir durch den Eindruck der Dinge empfangen haben, und uns dadurch nicht nur ihrer wieder erinnern, sondern auch allgemeine Begriffe bilden, verworrene aus einander setzen1609, und eine stete Verbindung unsrer Vorstellungen bewirken. – Die Sprachen leiten sogar auf neue Begriffe und Entdeckungen, legen wenigstens den Grund zu allgemeinen Begriffen und Sätzen, die zu weitern1610 Betrachtungen ermuntern, und eine fruchtbare1611 Quelle neuer Entdeckungen werden können. –1612 Sie befördern den leichtern Uebergang von einem Begriff1613 zum andern, und stellen ihren Zusammenhang besser dar *). – Und wer1614 der Sprache mächtig ist, mehrere Begriffe in Ein Wort, oder mehrere Gedanken in wenige Worte zusammen zu drängen1615 versteht, kan1616 nicht nur schneller im Denken [59] fortrücken, und mehr in der Geschwindigkeit übersehen, sondern auch selbst seine Begriffe anschauender, und ihre Wahrheit einleuchtender machen **).1617

1,
2,
61.

Auf der andern Seite sind 1651 die Sprachen, durch die wir unsere Begriffe bekommen,1652 und sie uns geläufig machen, eine ergiebige Quelle von mangelhastenmangelhaften 1653, verworrenen, irrigen Begriffen und UrtheileUrtheilen. Denn1654 wir müssen eine jede Sprache nehmen,1655 wie sie ist, und, weil diese sich nach den Begriffen dererjenigen1656 gebildet hat, welche sie nach und nach erfanden, ihre mangelhaften, ungeläuterten, unentwickelten, und oft ganz falschen Begriffe in Wörter einkleideten, wenig von der Kunst [55] verstanden, die Sachen durch angemessene Ausdrücke zu bezeichnen, und, um nicht die Wörter zu sehr zu vervielfältigen, sehr oft Einen Ausdruck zur Bezeichnung mehrerer Begriffe brauchten, oft auch, um gewisse Sachen mehr verständlich und anschauend, als bestimmt darzustellen, neuerfundne1657 Ausdrücke den rohern Begriffen des großen1658 Haufens anschmiegen mußten: so theilten sich alle dabey1659 zum Grunde liegende Fehler oder Unbequemlichkeiten der Sprache mit, und wurden durch sie so gangbar, daß es eben so viel Mühe kostet, diese Fehler zu entdecken, als sie durch allerley1660 Gegenanstalten zu heben.

62.

Die1665 Schwierigkeiten vermehren sich zuvörderst 1666 durch die Menge sehr verschiedner1667 Sprachen;1668 und weil bey1669 den Ausdrücken der einen Sprache nicht gerade die Vorstellungen zum Grunde liegen, [56] welche zu den Ausdrücken in der andern Gelegenheit gaben: so ist es oft unmöglich, oft wenigstens schwer, den Ausdrücken in der einen,1670 vollkommen angemessene Ausdrücke in der andern unterzulegen, oder zu verhüten, daß sich der Mißverstand aus einer nicht in die andere fortpflanze.

[57] 63.

Ausser dem Ausserdem giebts1700 in mehrern1702 Sprachen wieder besondere Gattungen, die entweder durch besondere1703 Gegenstände der Erkenntniß, welche in der gemeinen Sprache nicht bezeichnet waren, oder [70] dadurch nothwendig worden1704 sind, daß man das Mangel-1705 und 1706 Fehlerhafte der gemeinen Sprache verbessern wollte. Solche Gattungen sind die Kirchen- und Gelehrten-Sprache; ja gewissermaßen1707 hat jeder in seiner Art originelle Schriftsteller seine eigene Sprache. Hiedurch1708 wird eine Sprache noch weitläuftiger, folglich noch schwerer, und selbst der Mißverstand kan1709 dadurch zunehmen. Denn, weil dadurch die Bedeutungen Eines Ausdrucks vervielfältigt, und die Begriffe in der besondern Sprache von denen in der gemeinen Sprache verschieden werden:1710 so wird auch die Verwechselung leichter. Ja selbst die Bestimmung, welche man in der besondern Sprache einem Ausdruck gegeben hat, ist oft dem Sprachgebrauch in der gemeinen, oder in einer andern besondern Sprache [63] nicht gemäß, und bringt dadurch Mißverstand aus jener in diese.

64.

Wenn nun die Bildung unseres eigenen Verstandes, und1727 die Lücken, Vorurtheile und falschen Wendungen unserer1728 Erkenntniß so sehr von unserer1729 Sprache abhängen:1730 so muß ungemein viel daran liegen, –1731 daß man die Sprache, worin man zu denken gewohnt ist, sorgfältig studiert habe, um dem Mißverstand1732, der daraus entstehen kan1733, auf die Spur zu kommen, und alle Vortheile zu geniessen1734, die eine Sprache giebt; –1735 daß man selbst, wenn man es kan1736, mehrere Sprachen so studiere, nicht nur um das brauchen zu können, was in solchen gesagt oder geschrieben wird, sondern auch um durch die eine die andre1737 mehr aufzuklären, und durch Hülfe der einen das Fehlerhafte oder Unvollständige1738 der andern zu entdecken,1739 und daraus möglichst zu verbessern *);verbessern; *) –1740 daß man endlich den Fehlern sei[64]ner eigenthümlichen Sprache so viel abhelfe, als es ihre Natur und Verständlichkeit für die, welche sie ebenfalls brauchen, erlaubt. 1742

Anmerk.Anmerkung Anmerk. 1. Es ergiebt sich zugleich aus allem bisher gesagtenGesagten: 1) daß das Studium der Sprachen schon an sich, als Sprachenstudium, auch abgesehen (nicht von den damit verknüpften Begriffen, sondern) von den Sachen, die man durch Hülfe der Sprachen, als Zeichen von Vorstellungen, lernt, einen unglaublichen Nutzen habe. 2) Daß – vorausgesetzt: man treibt es mit jungen Leuten zu den vorhin angegebnenangegebenen Absichten, und lenkt immer darauf ihre Aufmerksamkeit – es die beste Vorbereitung zur Bildung des Geistes für künftige Gelehrte, und überhaupt für solche seysei, die sich einmal vorzüglich mit Geistesarbeiten beschäftigen sollen. (Vergl.Vergleiche Rehberg, August Wilhelm Rehberg in der Berlinischen Monatsschrift 1788, Februar, S.Seite 125 f.folgend und 1789, Januar, S.Seite 53 f.folgend Niemeyer, August Hermann Niemeyer's Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts, 6te Ausgabe, 2ter Theil, S.Seite 35 f.folgend 84. 85 f.folgend ) Dadurch wird das GedächtnißGedächtniß geübt, gerade zu der Zeit, wo es die meiste Empfänglichkeit für aufgefaßte Eindrücke hat, und wo diese Gedächtnißübungen noch nicht durch die reitzendern Uebungen des bloßen Verstandes verdrängt oder verleidet sind. Es wird zugleich frühzeitig auf unsinnliche Dinge und solche Zeichen gerichtet, welche die Dinge nicht sinnlich darstellen, wodurch verhindert wird, daß man sich in frühernfrüheren Jahren nicht zu sehr an das gewöhne, was bloß vor die Sinne gebracht werden kankann. Durch die Bereicherung des Gedächtnisses bekommt man früh einen ansehnlichen Reichthum von Ideen, ohne welchemwelchen Stoff zum Denken, Genie und Verstand nichts vermag,vermag; und eben der Reichthum von Wörtern befestigt die Ideen und setzt den jungen Geist in den Stand, die dadurch ausgedruckten Begriffe zu behalten, sie sich geläufig zu machen, und Andern wieder mitzutheilen. Seiner natürlichen Flüchtigkeit wird dadurch gesteuretgesteuert, daß beybei dem Sprachstudium die Aufmerksamkeit auch mit auf Kleinigkeiten gelenkt, und die Seele gewöhnetgewöhnt wird, diese überall mit in Anschlag nehmen zu lernen, und sich nicht bloß mit dem Auffallenden oder sich leicht Darstellenden zu begnügen. Ich wiederhole hier die übrigen Vortheile nicht, die das SprachenstudiumSprachenstudium gewähren kankann, welche sich beybei einer noch unverstimmten und feinerer Eindrücke empfänglichern empfängchernempfänglichern jugendlichen Seele wohl eher,eher als beybei andern möchten erreichen laßenlassen. Anmerk.Anmerkung Anmerk. 2. *) Wer jene Vortheile von dem Studium der Sprachen recht beziehen will, muß wenigstens zweyzwei oder dreydrei Sprachen eigentlich studieren, studieren und mit einander vergleichen lernen, solche Sprachen, die, wegen ihres gemeinschaftlichen Ursprungs oder Abstammung von einander, kurz, wegen ihrer Verwandtschaft, viel Eigenes gemein haben, wie die griechische und lateinische, und wieder andreandere, die ganz in ihrer Bildungsart verschieden sind, wie jene und die morgenländischen Sprachen. Mag es seyn, daß Dinge, die sich überall auf einerleyeinerlei Art den Sinnen zeigen, oder daß reine VerstandesbegriffeVerstandesbegriffe, von allen Menschen und Nationen überhaupt auf einerleyeinerlei Art empfunden oder gedacht, also auch durch WörterWörter, die dem Ton oder der Schrift nach ganz verschieden sind, doch so ausgedruckt werden, daß alle, die das Wort verstehen, sich eben dieselbe Sache dabeydabei vorstellen: so gerathen doch manche Nationen oder einzelne aufmerksame, schnell oder fein empfindende oderund denkende Köpfe unter ihnen,ihnen auf Vieles, woran andereAndere gar nicht denken. SeltenereSeltnere, oder unter verschiedenen Gestalten an verschiednenverschiedenen Orten oder in verschiednenverschiedenen Köpfen erschienene oder gedachte Gegenstände,Gegenstände erwecken beybei Verschiedenen auch sehr verschiedene Begriffe. Und selbst gemeine oder alltägliche Gegenstände bekommen in veschiednenverschiedenen Köpfen durch die verschiednenverschiedenen Umstände, unter welchen sie sich ihnen darstellen, und durch die verschiedene besondere Vorstellungskraft oder Art, Dinge zu bezeichnen, gleichsam eine ganz eigenthümliche FarbeFarbe, werden mit mehrernmehreren oder wenigernwenigeren Nebenbegriffen, mit feinernfeineren Bestimmungen, sinnlicher oder unsinnlicher gedacht, zumal je nachdem sich die Einbildungskraft mehr oder weniger einmischt, und der Reichthum von Begriffen größer oder geringer ist. Hieraus ist offenbar, daß durch das Studium mehrerer Sprachen, und selbst origineller SchriftstellerSchriftsteller, ganz neue Ideen erzeugt werden, oder doch schon bekannte Begriffe unter ganz neueneuen Gestalten erscheinen können, worauf wir erst durch die fremde Sprache sind aufmerksam gemacht worden; und je mehr diesdieß, was Einer Sprache eigen ist, in die andere übergetragen wird, und durch unsere Art zu denken und uns auszudruckenauszudrücken, wieder eine etwas veränderte Gestalt bekommt: jedesto mehr muß der Reichthum, und zum Theil die Bestimmtheit und Fruchtbarkeit, unsrerFruchtbarkeit unserer Begriffe und Gedanken zunehmen. Es kankann also dieses Studium eine vortreflichevortreffliche Uebung dem Verstande gewähren, der dadurch geschmeidiger, und für Vieles empfänglicher wird;wird: ein GewinnGewinn, der schwerlich durch etwas Anderes erlangt werden kankann, und augenscheinlich beweiset, wie vortheilhaft das SprachenstudiumSprachenstudium schon an sich seysei. – Was in der oben beybei §. 56. angeführten allgemeinen Revision etc. et cetera Theil 7. S.Seite 420 f.folgend und Theil 11. S.Seite 224 f.folgend dagegen gesagt ist, beruhet theils darauf, daß immer Studium der Sprache als ganz abgesondert von der Erlernung der dadurch mitgetheilten Begriffe Begriffe von Sachen angenommen wird, theils auf dem Wahn, als wenn sich Sprachkenntnisse nicht ließen unterhaltend machen ließen, theils auf einer anderen Einbildung, als wenn Kinder allesAlles unerträglich fänden, und nicht leicht fassen könnten, was ihnen Zeichen darstellt, ohne zugleich die Sache selbst darzustellen, wovon doch Musik und Mathematik und die tägliche Erfahrung selbst in Schulen, wo nur der Sprachunterricht recht lebendig getrieben wird, das Gegentheil beweiset. Anmerk.Anmerkung Anmerk. 3. Daß übrigens ein solches Sprachenstudium nichts weniger als bloßes GeschäfteGeschäft des Gedächtnisses, daß es sehr schwer seysei, und keine gemeine Fähigkeiten und Uebungen, besonders eine sorgfältige Aufmerksamkeit selbst auf Kleinigkeiten, ein feines Gefühl, Geduld und anhaltenden Fleiß,Fleiß erfordere, also auch sein großer NutzenNutzen, Leuten, die bloß auf sinnliche und unmittelbare Vortheile ausgehen, und den Werth der GeistesnahrungGeistesnahrung wenig oder gar nicht zu schätzen wissen, nicht einleuchtend könne gemacht werden könne, bedarf wohl kaum einer Erinnerung. 1743
65.

Und weil unsre1804 Neigungen ganz durch unsre1805 Vorstellungen gestimmt werden, diese Vorstellun[59]gen aber inniglich1806 mit der Sprache verbunden sind: so muß die Sprache selbst über das Herz große1807 Gewalt haben. Je edler ein Ausdruck ist, je anschauender er die Sachen darstellt, je fruchtbarer er ist, das heißt, je mehr Begriffe er erregt, die [76] Licht, Anmuth und Interesse in die Vorstellung bringen, je passender, bestimmter und schöner er ist: desto mehr wirkt er1808 aufs Herz; so wie hingegen unedle, verworrene, kraftlose, unschikliche1809 Ausdrücke das Herz entweder kalt laßen1810, oder gar gegen die beste Sache einnehmen.

1811
66.

Alle Vortheile und Unbequemlichkeiten der Sprache ergießen1812 sich auch 2) (§. 60)1813 in den Vortrag und die Mittheilung Mit theilung der Gedanken an Andere 1814. – Wie viele Irrthümer, unnöthige und verworrene1815 Untersuchungen, selbst wie viele Erbitterung und Argwohn, entstehen aus bloßem Mißverstand, der in den Wörtern liegt?liegt! 1816 der eben sowohl durch unbequeme Ausdrücke erregt,1818 als von Andern aus ihnen geschöpft, und hinwiederum1819 durch schicklichere Wörter oder bestimmtere Erklärungen verhütet oder gehoben werden kan1820. – Wie viel helfen deutliche und unzweydeutige1821 oder von falschen Nebenbegriffen freye1822 Wörter, bestimmte Erklärungen und ClassificationClassification1823 der Dinge, die nur durch Wörter geschehen kan1824, den Begriff1825 deutlich, und Sachen kenntlich zu machen, oder zu vergegenwärtigen? – Wie viel besser drucken1826 sich die Sachen durch bestimmte Wörter, durch bildliche Ausdrücke, durch körnigte1827 Sentenzen, dem Gedächtniß und der Einbildungskraft ein?1828 – Wenn der dunkle, ver[60]wirrte, matte und weitschweifige Vortrag, der immer mit von Armuth und Ohnmacht der Sprache herrührt, den Leser oder Zuhörer1829 ermüdet, ihnen1830 das Denken erschwert, und selbst die vorgetragene1831 Sachen verleidet: so unterhält die Deutlichkeit, die Fülle der Wörter und die gedrängte Kürze, die Aufmerksamkeit, und giebt den Sachen einen gewissen Reitz1832, der die Theilnehmung befördert. – Und wie sehr erweckt der klare, bestimmte und1833 einleuchtende und gleichsam theilnehmende Ausdruck des Redenden,1834 auch das Vertrauen, daß er seine Sache verstehe, von ihrer Wahrheit überzeugt, und von ihrem Werthe durchdrungen sey1835, ein Vertrauen, das1836 für die Wahrheit und TreflichkeitTreflichkeit1837 des Gesagten den Zuhörer sehr einnehmen muß. – Wenn auch kein Andrer1838 so viel Ursache hätte, darnach zu trachten, daß er seiner Sprache mächtig würde: so sollte es der, der Lehrer der [69] Religion seyn will. Wäre auch der Schade so groß nicht, den der Lehrer sonst gegen seinen Willen stiften kan:1839 so thut er zur Empfehlung der Religion bey weiten1840 nicht so viel, als er könnte, wenn er mehr Kraft der Sprache in seiner Gewalt hätte.

67.

Sofern endlich 3) (§. 66.)1841 Sprachen der CanalCanal1842 sind, durch den uns alle Kenntnisse zugeführet1843 werden, die wir von Andern1844 empfangen, sofern theilt sich uns, [61] je nachdem wir solche Sprachen genau oder obenhin verstehen, alles Gute und Nachtheilige mit, was diese Sprachen bey1845 sich führen. Denn, da dasjenige, was in der mittheilenden Sprache liegt, in unsre1846 eigene übergetragen wird, oder die [78] Begriffe, welche der Andere mit seinen Wörtern verknüpft, in unsre eignen1847, immer an Sprache gebundne,1848 Begriffe verwandelt werden müssen: so entgehet1849 uns nicht nur, falls wir jener Sprache nicht recht kundig sind, das, was uns durch sie mitgetheilet werden könnte, und das Fehlerhafte jener Sprache schleicht sich mit in unsre1850 Sprache, und so mit in unsre1851 Erkenntniß, selbst oft in unser Herz; sondern wir selbst vermischen auch dieses Mitgetheilte, wenn es nicht schon vor1852 sich trübe ist, mit so viel1853 fremden Theilen aus unsern1854 Vorstellungen, daß es unmöglich rein zu uns kommen kan.1855 – Soll nun insbesondere ein Lehrer der Religion und des Christenthums seine Kenntnisse vornemlich1856 aus der heiligen Schrift schöpfen; soll er die kirchliche Theologie und die verschiedenen Meinungen über gewisse Lehren verstehen, und selbst das, was von seinen Vorstellungen abweicht, richtig beurtheilen; soll er in der Geschichte und sonst die Quel[70]len der Wahrheit gehörig benutzen: so muß er nothwendig theils die Sprache Andrer1857 so studiert haben, daß er ihr Gutes und Fehlerhaftes genau kenne, theils seiner eignen1858 Sprache so kundig seyn, daß er wisse, ob und wie weit sie mit jener übereinkomme, oder davon abgehe. Sonst ist Mißverstand durchaus unvermeidlich. Man bauet auf Ausdrücke der heiligen Schrift Meinungen und Theorien, an welche [62] die heiligen Schriftsteller nie gedacht haben, und giebt menschliche Irrthümer für göttliche Wahrheit aus, sieht alles1859 aus einem falschen Gesichtspunct1860 an, verwickelt sich in Wortstreit, und bestreitet oft, was man dulden,1861 oder fährt zurück vor dem, was man 1862 mit Dank annehmen sollte. Man erdichtet Begebenheiten und Meinungen, die nie gewesen sind.

1863
68. BeyBei Erlernung der Sprachen Erlernung der Sprachen überhaupt kommt alles an –Alles an: auf genaue Sprachregeln Sprachregeln Sprachregeln, – auf vernünftige Lesung guter Schriften Lesung guter Schriften in einer solchen Sprache –Sprache, und auf eigne eigene Uebung Uebung eigne Uebung im genauerngenaueren Uebersetzen Uebersetzen, Schreiben Uebersetzen, Schreiben oder Reden Reden. – Daß die eigneeigene Uebung dem Lesen nachstehen müsse, versteht sich von selbst. – 69. 1) In Absicht auf dieDie Sprachregeln aberbetreffend, so scheint es weder rathsam, sich damit allein oder weitläuftigweitläufig aufzuhalten, ehe man irgend einen Anfang mit Lesen guter Schriften selbst macht:macht;macht, noch sie ganz auszusetzen,auszusetzen bis man erst eineeinige Fertigkeit erlangt hat, Bücher in einer Sprache zu lesen, oder sich, wenigstens nothdürftig, darin auszudrücken, noch auch sie erst mit dem Lesen zu verbinden. 69. Das erste würde nicht nur, wegen Trockenheit dieser Beschäftigung, die Erlernung der Sprache sehr verleiden; es würden auch die Vortheile verlohren gehnverloren gehen, die aus Verbindung der Regeln mit dem Lesen entspringen, wobeywobei man gleich die RegelnRegeln in der Anwendung, folglich auch ihren NutzenNutzen,Nutzen und die Art, wie sie anzuwenden sind, besser absieht. – Das zweyte zweite ist noch schlimmer. Dennschlimmer; denn es ist unmöglich, recht sicher zu erklären,erklären oder sich recht auszudruckenauszudrücken, wo man keine Regeln vor sich hat, nach welchen man es thut, und wonach man wieder in ähnlichen Fällen verfahren kankann. Auch laßenlassen kan; auch lassen sich angenommene Fehler viel schwerer hinterher ablegen, als gleich anfangs verhüten, und je länger man eine für die meistenMeisten wenig unterhaltende Beschäftigung aufgeschoben hat, je lästiger wird sie hinterdrein, zumahlzumal wenn die Seele, durch fast stete Beschäftigung mit dem, was den Sinnen und der EinbildungskraftEinbildungskraft schmeichelt, verstimmt worden ist. Es ist auch nicht abzusehen, wie man beybei dem Lesen um einer Sprache willen fortkommen könne, ohne das Allgemeine oder die Natur einer solchen Sprache vorläufig zu kennen, vornemlichvornehmlich wenn man eine SpracheSprache vordurch sich selbst lernen muß. Wenigstens ists viel schwerer und unangenehmer, einzelneeinzle Beobachtungen in der Sprache zu fassen, und sie zu ordnen, wenn man noch nicht weißweiß, wohin man sie beziehen, oder an welche allgemeine Begriffe man sie anreihen soll. Viel leichter ists auch,auch und man bekommt eher etwas Ganzes in der Sprache, wenn man RegelnRegeln, die in einer gewissen Beziehung und Zusammenhang unter einander stehen, in diesem Zusammenhang übersieht. Endlich wird selbst das Lesen weit angenehmer, wenn man aus den Sprachregeln gleich Grund anzugeben weiß, warum man die Wörter so oder so verstehen und verbinden müsse,müsse und man gewöhnt sich mehr an eine philosophische Behandlung der Sprache, die dem denkenden KopfKopfe eine gewisse Unterhaltung giebt, welche man beybei der bloß mechanischen Behandlung derselben verliert. – Selbst die dritte Art, erst beybei dem Lesen die Regeln sich beyläufigbeiläufig bekannt zu machen, ob sie gleich weit besser ist als jene beydenbeiden, hat den Nachtheil mit der zweytenzweiten gemein, daß das Lesen aus Mangel der nöthigen grammatischen Vorerkenntnisse sehr erschwert wird, und man den Vortheil der zusammenhängenden Einsicht der Regeln entbehrt. Es zerstreut aber auch zu sehr, wenn man beybei dem Lesen bald auf einzelneeinzle Wörter und ihre Bedeutung in und ausseraußer der Verbindung, bald auf ihre grammatische Bildung und Verknüpfung Acht gebenacht haben muß.Man wird hoffentlich nicht vergessen, daß hier eigentlich von der besten ArtArt, Sprachen zu lernenlernen, nicht für Kinder, sondern für Erwachsene, nicht zur Bildung künftiger Schwätzer, sondern künftiger Gelehrten, die Rede seysei, sonderlich auf den Fall, wenn letztere vor sichdie letzteren Sprachen durch eigenen Fleiß lernen wollen. BeyBei solchen kann man ohnehin schon theils die Kenntniß der nothwendigsten Begriffe von Sprachen und Bekanntschaft mit Behandlung einer Sprache, theils eigenen Trieb und Lust zum Sprachstudium,Sprachstudium voraussetzen; und dadurch fallen die Schwierigkeiten noch mehr weg, die man dem hier gesagten entgegen stellenGesagten entgegenstellen möchte. 1864
70.

Die MittelstraßeMittelstraße1926 würde also auch hier wohl die beste seyn:1927 wenn man erst die nothwendigsten Regeln einer besondern1928 Sprache sich bekannt machte, sich alsdann1929 gleich zur Lesung leichter Schriften [65] [82] wendete, und bey1930 dieser theils auf die Anwendung jener Regeln sähe, theils das Uebrige von den zurückgelaßenen1931 Regeln gelegentlich nachholte. Zu diesem nothwendigsten 1932 könnte man das eigentliche Lesen und die gewöhnlichsten Beugungen und Verbindungen der Wörter, sonderlich die gewöhnlichen Abänderungen der Nenn- und Zeitwörter und die allerersten Regeln des SyntaxSyntax1933 rechnen. Nur müßte man die Regeln sich mit mehrerernmehreren 1934 Beyspielen1935, wodurch jene anschaulich würden, eindrücken, oder vielmehr sie aus solchen BeyspieleBeyspielen1936 abziehen, und, wenn man in einer solchen Sprache Anderer Unterricht genießen1937 könnte, sich in ähnlichen Formen nach solchen Regeln üben.

1938
[74] 71.

Hätte1939 man die nothwendigsten Sprachgesetze in seiner Gewalt:1940 so wäre1941 es Zeit, 2) (§. 68 68. )1942 gleich zur Lesung der Schriften in einer solchen Sprache fortzuschreiten 1944, wodurch man das Meiste, auch in Absicht auf die Sprache, und es1945 aufs beste, lernen kan1946. Das Meiste;1947 weil man, ausser1948 den Sachen, Wörtern1949 mit ihren verschiednen1950 Bedeutungen, Einschränkungen und jedesmaligen schicklichsten1951 Gebrauch, *) weise Mannigfaltigkeit des Ausdrucks, Regeln einer Sprache, ihre Anwendung und ihre Ausnahmen, das Eigenthümliche einer Sprache mit ihrem Unterschied von andern, und die verschiedentlichen1952 Falten und Entwickelungen des menschlichen Geistes und Herzens, welche auf den Ausdruck wirken,1953 und durch ihn veranlaßet1954 [83] werden, zugleich kennen lernt. Aufs beste;1955 [66] weil BeyspieleBeyspiele1956 immer deutlicher, unterhaltender und eindrücklicher sind, und der Umgang mit verständigen, rechtschaffenen und gesitteten Menschen, folglich auch die Beschäftigung mit den Werken ihres Geistes,1957 mehr zur Bildung beyträgt1958, als allgemeine Regeln und Kenntnisse; weil erst durch das fleißige Lesen Sprachkenntniß etwas Ganzes wird; und weil selbst Regeln, so wie einzelne1959 Wörter und Redensarten, erst durch die Verbindung in Schriften recht deutlich werden,1960 und die nöthige Bestimmung und Abänderung bekommen.

72.

Die Frage: Wie soll man Schriften aufs nutzbarste lesen? kommt hier 1964 nur so weit in Anschlag, als durch die[75]ses Lesen unsre1965 Sprachkenntniß gebildet, das heißt, die Geschicklichkeit erlangt werden soll, eine Sprache wohl zu verstehen,1966 und sich darin auszudrucken1967. In dieser Absicht muß man zuerst auf gutgeschriebene, (d. i.)das ist solche Schriften sehen, worin eben so viel Fleiß auf den Ausdruck als auf die Sachen gewendet worden ist, die daher in ihrer Art musterhaft oder classisch classisch heissen1968 können; hernach von den leichtern1969 zu den schwerern1970, (d. i.)das ist zu solchen,1971 fortgehen, die schon mehrere und reifere Kenntniß der Sprache erfordern, in der sie geschrieben sind.

1,
73.

Wenn sich unsre Sprache nach musterhaften Schriftstellern und Schriften1985 bilden soll:1986 so muß man nicht nur wissen, welche,1987 und wie ferne1988 sie, in Absicht auf Sprache, diesen Namen verdienen?1989 sondern man muß auch, falls sie dafür bekannt sind, bey1990 dem Gebrauch solcher1991 Schriften zu dieser Absicht, voraussetzen können, daß diese und daß die darin gebrauchten Ausdrücke durchaus von dergleichen SchriftstellerSchriftstellern1992 herrühren. Hier liegt die Nothwendigkeit der Kritik (im engsten Verstande), die einen Theil der Philologie [76] ausmacht. Kritik ist überhaupt die Geschicklichkeit zu urtheilen, oder1993 das Aechte1994 vom Unächten1995, dasjenige, was wirklich das ist,1996 wofür es gehalten oder ausgegeben wird, und was nur so scheint, zu unterscheiden; oder, als Wissenschaft betrachtet, der [85] Inbegriff1997 der Grundsätze und Regeln, wonach sich unser Urtheil richten muß. In diesem allgemeinen Verstande 1998 erstreckt sie sich auf alles Wahre, Gute, Schöne, Schickliche u. d. gl.und dergleichen 1999 und bekommt besondre 2000 Namen, oder einen eingeschränktern eingeschränkten Verstand 2001, nach den verschiednen2003 Gegenständen, womit sie sich beschäftigt. Daher ensteht eine logische, morali [68] sche, ästhetische, historische, philologische Kritik; wiewohl diese verschiedne2004 Gattungen oft in einander fließen2005, so fern2006 die Gründe der Beurtheilung aus verschiednen2007 Wissenschaften entlehnt werden müssen; und alsdann bekommt2008 sie gemeiniglich den Namen2009 von der Wissenschaft, die das meiste dabey2010 thut.

Anm.Anmerkung Anmerk. Anmerkung 1. Philologische KritikKritik müßte sich eigentlich nur auf Sprache Sprache erstrecken, also nur beurtheilen, ob der Ausdruck in der Sprache, in dem SchriftstellerSchriftsteller, in der Schrift und in der Stelle derselben, wovon die Frage ist, ächt sey?echt sei; müßte dann auch die Regeln begreifen, wonach dieses alles zu bestimmen wäre. Und werWer daher den Namen eines philosophischen Kritikers verdienen sollte, müßte nicht nur diese Regeln kennen, sondern auch die Kenntniß der Sprache, wovon die Frage wäre, die Geschichte ihrer von Zeit zu Zeit erfolgten Veränderungen, und des Schriftstellers, nebst der gehörigen Fertigkeit besitzen, diese sämtlichensämmtlichen Kenntnisse auf einen vorliegenden Fall richtig anzuwenden, folglich auch zu entdecken, ob der Ausdruck in einer Stelle von Abschreibern oder angeblichen Verbesserern verdorben, und wie er wieder herzustellen seysei? Hingegen, ob eine Schrift selbst ächt seyecht sei, die dem vermeinten VerfasserVerfasser, oder der Zeit, worein man sie setzt, in der That zukomme? diesdieß zu entscheiden, gehörtewürde mehr vor demden Richterstuhl der historischen, oder, wenn man will, literarischen KritikKritik gehören. Allein, weil man diese letztere Frage, wenn eigentliche entscheidende Zeugnisse abgehen, oder zweifelhaft sind, nach innern Umständen einer inneren, aus der Schrift selbst geschöpften Gründen beurtheilen muß, und zu diesen Umständenwozu allerdings auch die Sprache gehört, die oft den Verfasser oder die Zeit verräth: so rechnet man diese Kritik über eine Schrift ebenfalls mit zum Gebiete der philologischen Kritik. Anm.Anmerkung Anmerk. Anmerkung 2. Man sieht hieraus:hieraus, daß, weil sich dieser letztreletztere Theil der philologischen Kritik auf den ersternersteren gründet, Niemandniemand recht über die Aechtheit jenerEchtheit einer Schrift urtheilen könne, wer der Kritik des Ausdrucks, oder der eigentlichen SprachkritikSprachkritik, nicht mächtig ist. Anm.Anmerkung Anmerk. Anmerkung 3. Manche nennen die Kritik der Schriften, Schriften den allgemeinen, und die KritikKritik ihres Textes, Textes den besondern besonderen Theil der philologischen Kritik, jene auch die höhere, diese die niedere, oder gar die Wort-Kritik. – Bey Wortkritik. – Bei jener Abtheilung und ihrer Erklärung aber vergissetvergißt man die Kritik der Sprache überhaupt, die ich im Anfang der ersten Anmerkung erwähnte, ohne welche man weder von AechtheitEchtheit der Schriften noch ihres Textes urtheilen kankann. – Die Kritik des Textes ist auch keine bloße Kritik der Worte; denn es können ja eben sowohl unrichtige Sachen, Sachen als Worte,Worte verrathen, daß der Text verfälscht seysei. – Und den Unterschied der niedern niederen und höhern höheren Kritik scheinen wieder Andere für einerleyeinerlei mit dem bloß relativen Unterschiede der gemeinen nndund und feinern der feineren Kritik zu nehmen, sie mag AechtheitEchtheit der Schriften, oder ihres Textes, oder der Sprache überhaupt,überhaupt betreffen. Wenn man die AechtheitEchtheit nach vorliegenden, zumahl sehr bekannten oder leicht erkennbaren,erkennbaren Umstände Umständen, z. B.zum Beispiel beybei einer Schrift nur nach Zeugnissen gleichzeitiger Schriftsteller, auffallenden historischen oder Sprach-FehlerSprach-FehlernSprachfehlern, Spuren des Fehlers oder Mißverstandes in den Zügen oder Abtheilungen der Wörter, ParallellstellenParallellstellen u. d. gl.und dergleichen Parallelstellen u. dergl.und dergleichen zu entdecken vermöchte:vermöchte, so würde diesdieß gemeinere Kritik seyn; feinere aber, wo Spuren des UnächtenUnechten verborgen liegen, und das AechteEchte oder UnächteUnechte nur durch sehr feine Beobachtung und eine Zusammenstellung mannigfaltiger kleinenkleiner Umstände entdeckt werden könnte. So möchte diese feinere Kritik mit sogenannter Conjecturalkritik, wenn sie nicht bloß räth und willkürlich verfährtwillkührlich einem Errathen gleicht, ziemlich einerleyeinerlei seyn. 2011
74.

Kritik im allgemeinern 2063 Verstande ist bey unsern2064 eigenen2065 Vorstellungen und Neigungen sowohl, als bey2066 denenjenigen, die Andre2067 uns mittheilen, folglich auch bey2068 dem Gebrauch ihrer Schriften, schlechterdings nothwendig, wenn wir nicht betrogen werden, Schatten für Wahrheit ergreifen, und zu Irrthümern, Fehlern und Ausschweifungen verleitet seyn wollen. Hänget2069 etwas vom Ansehen des Schriftstellers ab, – und dies [88] ist der Fall, wenn wir uns müssen2070 auf seine Einsicht und Recht[69]schaffenheit verlaßenverlassen,2071 ihn für2073 Kenner, Gesetzgeber und Muster annehmen können: –können –: 2074 so müssen wir vor allen Dingen gewiß seyn, daß eine Schrift, und daß namentlich der Theil derselben, an den wir uns halten sollen, wirklich von ihm komme. – Alsdann2076 ist auch philologische 2077 Kritik 2078 schlechthin unentbehrlich, weil die in seiner angeblichen Schrift gebrauchten Ausdrücke eben dasjenige sind, wodurch wir von ihm lernen; und es ungereimt seyn würde, eine Schrift erklären erklären, oder gar etwas daraus beweisen beweisen zu wollen, ehe man nicht wüßte, daß etwas wirklich ein Theil einer solchen Schrift, und nicht untergeschoben seysei 2079.

Anmerk.Anmerkung Anmerk. Wie nöthig die Kritik beybei dem Gebrauch der heil.heiligen Schrift seysei, wird sich unten beybei der exegetischen Theologie besser zeigen laßenlassen. 2081
75.

Aber deswegen ist es nicht nöthig2088 gleich anfangs, bey2089 dem Lesen einer Schrift um der Sprache willen, uns mit dieser Untersuchung zu beschäftigen. – Ausser demAußer dem, 2090 daß dieses die wirkliche Benutzung einer Schrift ungemein aufhalten und verzögern würde; – 2092 ist es doch keine unwahrscheinliche Voraussetzung2094, daß eine Schrift, die das Zeugniß ihrer Zeitgenossen oder andreranderer Kenner vorfür sich hat,2095 und daß deren einzelne2098 Stellen und Ausdrücke ächt seynsind 2099, weil der Fälle weit mehr sind,2101 wo ein so angegebnerangegebener 2102 Verfasser es auch wirklich ist, [89] als wo er es nicht ist, und weil eine Schrift selten so sehr unter Andrer2104 Händen leidet, 2105 daß nicht das Meiste übrig bleiben sollte. –2106 Sehr oft beruht auch ihr Werth in Absicht auf Sprache nicht auf dem Ansehen ihres Verfassers, sondern auf ihrem Gehalt und ihrer Uebereinstimmung mit andern2107 der besten Schriften in einer solchen Sprache. – Ueber diesUeberdies 2108 erfordert diese Beurtheilung schon große2110 Kenntniß einer Sprache, und wird daher besser bis auf die Uebungen in derselben aufgeschoben, die erst alsdann2111 glücklich unternommen werden können, wenn man sich schon durch das fleißige Lesen der Schriften [70] gebildet hat. Man setze also diese kritischen Untersuchungen lieber aus, begnüge sich mit andrer2112 Kenner Nachrichten,2113 und mit den reinesten2114 Ausgaben von einer Schrift, und wende sich gleich zum Lesen 2115.

2116
76.

Das nächste2117, worauf man beybei diesem Lesen Lesen 2118 zu sehen hätte, wäre: den Ausdruck verstehen zu lernen. Denn ohne dieses könnte man weder zur Kenntniß der in einer Schrift enthaltenen Sachen gelangen, die uns nur durch den Ausdruck mitgetheilt werden können2120, noch würde man durch das Lesen einer Schrift in den Stand gesetzt werden, eine andre2121 in eben derselben Sprache verstehen zu lernen, oder jemals eine solche2122 Sprache in seine Gewalt2123 zu bekommen2124. Aber der gute Schriftsteller bedient sich nicht bloß einer Sprache,2125 er will auch das, was er darin sagt, gut, (d. i.)das ist so [90] ausdrucken2126, daß es sich dem Leser als wahr2127, als gut, als gefällig darstelle, wenigstens daß es sich ihm auf2128 einer dieser Seiten empfehle; und, wie die Sprache Ausdruck der Seele ist, so ergießt sich seine gebildete Empfindung, Verstand und Gesinnung in den Vortrag, der davon seine ganze Farbe bekommt. Man muß daher gutgeschriebenen Schriften, selbst wenn man sie wegen der Sprache lieset, einleuchtende Vorstellung der Wahrheit, Empfehlung guter Gesinnungen, Annehmlichkeit des Vortrags, abzulernen, kurz, dadurch seinen Verstand, sein Herz und seinen Geschmack zu bilden bilden 2129 suchen. Dies nennt man das kritische, so wie jenes, das auf den Verstand des Gelesenen [71] abzielt, das philologische oder grammatische Lesen einer Schrift.

[91] 77.

Bey2144 der Absicht, eine Schrift verstehen zu lernen, möchte alles2145 auf folgende Regeln ankommen.2146 1) Man bemühe sich zuerst, die bestimmte Bedeutung einzelner2147 Wörter und Redensarten recht einzusehen, nach ihrem Umfang, auch Nebenbegriffen, Einschränkung und Unterschied von andern2148, die eben dasselbe zu bedeuten scheinen. Giebt der Schriftsteller die Bedeutung nicht selbst durch Erklärung, Gegensatz, gleichbedeutende Wörter, Beyspiele2149 oder Verbindung an, und kennen wir keine andre2150 ähnliche Stellen desselben, die ein Licht auf das, was wir suchen, werfen könnten:2151 *) so müßte man entweder, zumal wenn die Sprache noch lebendig ist, sich bey2152 denen erkundigen, die feine Kenner einer solchen Sprache sind, oder man müßte gute Wörterbücher, Claves, Wörterregister und Ausleger zu Hülfe nehmen, bey2153 ihrer Wahl aber,2154 [72] und um sie mit Sicherheit brauchen zu können, wohl darauf acht2155 geben, ob sie die Bedeutung be[82]stimmt angeben, und die Richtigkeit derselben, wo sie zweifelhaft seyn kan2156, mit angemessenen deutlichen Stellen oder Beweisen belegen.

1,
78.

Man müßte 2) wohl auf die Verbindung und Ordnung der Wörter Acht2179 geben, als worauf vornemlich2180 das Eigenthümliche einer Sprache beruht, und sowohl die wahre Bedeutung einzelner2181 Formeln bemerken, als in wieferne2182 eine gewisse Verbindung oder Stellung der Wörter und Redensarten, des Sinnes wegen, oder nur den Ausdruck deutlicher oder angenehmer zu machen, gebraucht sey2183. Gute SprachlehrenSprachlehren2184 und andre2185 Bücher, wel[73]che die Idiotismen einer [83] Sprache erklären, oder die Gründe der Sprachregeln untersuchen, können dabey2186 große2187 Dienste thun.

79.

Es würde2188 ferner 3) nöthig seyn, stets dahin zu sehen, daß man nicht bloß den Wörtern und [93] Redensarten, die man verstehen lernen wollte, andre2189 Wörter unterlegte2190, sondern sich auch wirklich Begriffe von dem machte2191, was jene ausdrucken2192. Leicht wäre2193 dieses, wenn wir einen solchen Ausdruck in einen uns geläufigern2194, der ihm völlig entspräche2195, verwandeln, und so den uns schon gewohnten Begriff, der damit verbunden ist, erneuern könnten2196. Wäre dies2197 aber nicht, und bekäme ein Ausdruck eine der Sprache oder dem Schriftsteller eigene2198 Bedeutung daher2199, weil er sich auf besondre2200 Meinungen,2201 Gewohnheiten, Begebenheiten u. d. gl.und dergleichen 2202 bezöge: so müßte man sich vorher diese bekannt machen, oder diejenigen zu Rathe ziehen, welche dergleichen Umstände und darnach gebildete Ausdrücke aufgeklärt hätten2203.

[74] [84] 80.

Weil man aber sehr wohl einzelne2219 Wörter verstehen kan2220, ohne deswegen den ganzen Satz zu [94] verstehen, der aus ihnen zusammengesetzt ist *);2221 auch viele Wörter **),2222 ja ganze Sätze ***), ***) 2223 neue bestimmte Bedeutungen in einer Stelle durch die Verbindung mit andern zu einem ganzen Satz bekommen;2225 und sehr oft Ein Wort nicht geradezu mit Einem Wort aus einer andern2226 Sprache vertauscht werden kan2227, sondern nur der Sinn im Ganzen ausgedruckt2228 werden muß †);2229 so wie bisweilen – und das ist der Fall der Allegorie – anstatt einer Sache, die eigentlich ausgedruckt2230 werden sollte, eine ihr ähnliche gesetzt wird ††),2231 folglich die gemeinte Aehnlichkeit aufgesucht werden muß; so muß man sich auch 4) bemühen, den Sinn des ganzen Satzes, oder mehrere in Eins verbundne2232 Sätze im Ganzen, und das in der Allegorie liegende Eigentliche, zu denken. Gute, freye2233, aber genaue2234 Uebersetzungen und eben dergleichen Umschreibungen sind hier für den, der es noch selbst nicht vermag, die besten Hülfsmittel.

1,
2,
3,
4,
5,
6,
81.

Beynahe2269 das Schwerste würde2270 5) die Vergleichung der Sprache seyn,seyn; 2271 woraus, und der, worein2273 wir übersetzen. Denn2274 bey2275 den vorigen Beschäftigungen, eine Schrift verstehen zu lernen, wär'2276 es allenfalls genug, den richtigen Sinn unterzulegen,2277 oft müßte2278 man damit auch zufrieden seyn; hier aber müßte2279 man eine Sprache der andern aufs möglichste2280 anschmiegen, welches bey2281 Idiotismen selten möglich, vornemlich2282 aber bey2283 [96] Schriftstellern, die recht eigentlich in ihrer Sprache und sie rein schreiben2284, oder gar eine eigenthümliche Art des Ausdrucks haben, sehr schwer auszudruckenauszudrücken ist. Ohnehin2285 muß man der Sprache, in die man übertragen will, und aller ihrer Feinheit und Beugsamkeit, der2287 sie fähig ist, sehr kundig und mächtig seyn. Der vornehmste Nutzen einer so genauen Uebertragung bestünde2288 denn wohl in der Ueberzeugung, daß man das, was jene Sprache ausdruckt2289, genau aufgefaßt hätte2290, und in der Bereicherung oder [86] VervollkommnungVervollkommnung unserer2291 Sprache durch jene. Weil es uns indessen bey2292 dem Verstehenlernen zunächst nur um den Sinn zu thun ist:2293 so könnte2294 dieser schwerere Versuch wohl besser2295 über das Lesen guter Schriften 2296 hinaus verschoben werden.

[76] 82.

Hätte2297 man nun einen guten Schriftsteller verstanden (§. 76.) 76.), 2298 so müßte2300 man ihm auch den guten Ausdruck und Vortrag abzulernen suchen;suchen (§. 76), und dies2301 muß 2303 die Absicht seyn, wenn2304 man wohl geschriebene2305 Schriften zur Bildung des Verstandes, des Geschmacks und des Herzens lieset. Zur Bildung des Verstandes geschieht dieses, – wenn man die Wahrheit dessen, was er sagt, es sey bey2306 allgemeinen Sätzen oder bey2307 Erzählungen, prüft, und bemerkt, worin die Stärke oder die Fehler dessen, was er zur Unterstützung einer Sache sagt, bestehn2308; – wenn man Acht2309 giebt auf alles2310, was zur Kenntniß der Menschen und der [97] Welt, und2311 zur Kenntniß des Ganges dient2312, den die göttliche VorsehungVorsehung2313 und den die Menschen bey2314 ihren Handlungen nehmen, um gewisse Absichten zu erreichen:2315 – wenn man, um jene Ueberzeugung von Wahrheit zu erlangen, auf Ursachen und Mittel, Folgen und Absichten der vorgefallenen Sachen studiert; –2316 wenn man alles dieses, durch Anwendung und Folgerungen, zur Aufklärung der Wahrheit, zur vernünftigen Beruhigung und zur Beförderung eines klugen Betragens gebraucht. Ohne diese Rücksichten und Uebungen kan2317 das Lesen auch der besten Bücher wenig helfen;2318 es unterhält allenfalls auf eine kurze Zeit, bereichert das Gedächtniß, verleitet zur blinden Nachahmung,2319 den Verstand 2320 bildet es nicht.

Auch das, was in der mehmahlsmehrmahls mehrmals angeführten Allgemeinen Revision, Theil 11. S.Seite 84 f.folgend wider die Geistesbildung durch das Sprachstudium überhaupt, und S.Seite 196 f.folgend wider die Geistesbildung zu einem Gelehrten insbesondere, gesagt wird, kankann dem hier Gesagten nicht entgegengesetzt werden. AusserAußer dem schon oft gerügten Irrthum, als wenn Vergleichung Einereiner Sprache mit der Andernandern weiter nichts seysei, als Umtauschung verschiedener Töne oder Schriftzeichen gegen andere, die gerade eben dasselbe ausdrückten, ist hier nicht die Rede vom Studium des bloßen Sprachbaues und Sprachgebrauch Sprachgebrauchs, sondern von dem Nutzen, den die Lectüre guter Schriftsteller gewährt, in so fernesofern diese Sachen gut vortragen. 2321
[98] 83.

So fern2329 indessen das Lesen zur Bildung des [77] Ausdrucks nach guten Schriftstellern unternommen werden sollte, müßte2330 vornehmlich darauf die Aufmerksamkeit gerichtet werden2331, wie ein solcher Schriftsteller das, was er gesagt, dargestellt und eingekleidet, d. i.das ist 2332 in welches Licht er es gesetzt hätte2333, um den Leser zu überzeugen,2334 wie 2335 es angelegt, um ihn dafür einzunehmen; in jener 2336 Absicht also, wie er (z. B.)zum Beispiel seine Sätze bestimmt, durch Beweisgründe unterstützt, durch angegebene und hervorgezogene Umstände glaublich gemacht, in dieser aber, wie er, was er empfehlen will, eindrücklich zu machen, wovon er aber abziehen will, abschrecklich2337 vorzustellen, oder zu verbergen, oder zu mildern gesucht habe. Alles dies kan2338 der Schriftsteller durch deutliche oder sinnliche Vorstellung zu erreichen suchen. Das erste2339 gehört zum Gebiete des Verstandes, daßdas letztre2340 mehr zum Gebiete des Geschmacks.

84.

Wer durch Lesung guter Schriftsteller seinen Geschmack bilden wollte, müßte 1),1) 2347 um keine [99] Schönheit in der Darstellung zu übersehn2349, und sich durch das, was leichter zu übersehen ist, an das zu gewöhnen, was schon feinere Empfindung und mehrere [78] Fassungskraft erfordert, mit dem Einfachern anfangen, und zum Zusammengesetztern fortgehen, erst einzelne2350 Stellen in dieser Rücksicht studieren, und alsdann2351 immer weiter schreiten, bis er das Ganze, sowohl nach der schönen Anlage der Theile, woraus es zusammengesetzt ist, als nach der Schönheit, die ein Theil dem andern mittheilt, übersehen könnte2352. Er müßte2353 2) ein jedes, kleinere oder größere,grössre Ganze,2354 von aller Form entkleiden 2356, um den Hauptgedanken zu finden, und zu2357 entdecken, durch welche Einschränkungen, Erläuterungen, Beyspiele2358, Bilder, Gegensätze u. d. gl.und dergleichen 2359 und wie er dadurch einleuchtend2360, interessant und gefällig dargestellet2361 worden sey.2362 3) Nächstdem2363 stets darauf Acht2364 2365 geben, wie der Schriftsteller auf die Gedanken gekommen, und woher2366 er das geleitet2367 habe, was er zur Ausbildung der Hauptsache gethan; wie er die gefundenen Sachen ausgedruckt2368; und wie er alles2369 so gestellt habe, daß jene Absichten aufs beste erreicht werden konnten2370. Man müßte2371 4) den Gründen nachspüren, warum gerade die Ausführung, der Ausdruck und die Stellung beobachtet wäre2372, und was dieses alles für Wirkung auf das Ganze thäte. Man müßte2373 endlich 5),2374 um den großen2375 Unterschied des Schönern [89] und Schlechtern zu begreifen, und die Mannigfaltigkeit oder die vielerley2376 Arten, wie man die Darstellung einer Sache abändern kan2377, kennen zu lernen, ähnliche Stellen oder Schriften eines sol[100]chen Verfassers oder Andrer2378 zusammenhalten, und bemerken, was jede nach ihrer besondern Absicht Vorzügliches in der Darstellung vor der andern gleiches Hauptinhalts habe, und worin der Grund dieses Vorzüglichen liege.

[79] 85.

Zur Verbesserung des Herzens und unserer ganzen GesinnungGesinnung2379 wird das Lesen guter Schriftsteller vieles beytragen2380, wenn man 1) nicht nur dasjenige bemerkt, was sie unmittelbar zu dieser Absicht alsdann2381 sagen, wenn sie von Sachen reden, die Gott, Religion und Tugend betreffen,2382 wenn sie den Werth und die guten Folgen der letztern, nebst Ehrfurcht und Liebe gegen Gott, es sey2383 durch Gründe oder Erfahrungen oder Beyspiele2384, empfehlen, sondern auch 2) das, was in ihrem Vortrag2385 liegt, und daraus gezogen werden kan2386, zur Kenntniß und Ueberzeugung von Gottes Vorsehung2387, zur Kenntniß des menschlichen Herzens und menschlicher Leidenschaften, der Mittel, diese zu lenken und jenes zu verbessern, zur Ermunterung zu allem Guten, braucht, und 3) –, welches2388 hier bey2389 der Sprache besonders in Anschlag kommt – wenn man auf den Ausdruck acht2390 giebt, und den ihnen abzulernen sucht, wodurch edle und gute Empfindungen können bezeichnet, und so in uns befestigt oder erweckt oder eindrücklich gemacht, und gute Nebenbegriffe erregt werden, die das Gute, vermittelst der Einbildungskraft, auch unserm Herzen empfehlen2391 (§. 60 2392 und 65.).2393

[101] [90] 86.

Freylich2394 erfordert ein so 2395 ausführliches Lesen guter Schriften viele ZeitZeit, die2396 so sehr ins Kleine gehende Aufmerksamkeit wird von dem Ganzen abgezogen, und dem, der noch nicht weit in einer Sprache gekommen ist, muß es schwer, oft un[80]möglich werden, so tief in das Schöne des Ausdrucks einzudringen. Aber, – ausseraußer dem2397, daß der Schriftsteller nur wenige2399 sind, die in Absicht auf Ausdruck und Sprache musterhaft heissen2400 können, und daß anhaltende Uebung uns mit der Zeit in den Stand setzt, den guten Ausdruck schneller zu bemerken, auch Unterricht und Leitung von einem in solcher Lectüre Geübtern,2401 die Aufmerksamkeit und das Fortschreiten hierin unendlich erleichtern kan2402: – so hilft wiederholtes sowohl als cursorisches Lesen eines guten Schriftstellers diesen Unbequemlichkeiten sehr ab, und befördert nicht nur die Uebersicht des Ganzen, sondern gewöhnt uns auch mehr an den ganzen Ton des Schriftstellers, und macht uns mit dem, was ihm eigen ist, macht uns mit Stellen desselben bekannt, die über Sachen und Wörter Licht ausbreiten können. *) 2403

1,
87.

Auf das Lesen guter Schriftsteller in einer Sprache müssen 3) (§. 68 68. und 71.)2411 die Uebungen Uebun gen 2413 in der Sprache folgen, wobey2414 man immer wieder vom Leichtern zum Schwerern fortgehen müßte. Diese Uebungen bestehen im Uebersetzen, Schreiben 2415 und allenfalls Reden 2416, [91] womit noch die Beschäftigung mit den feinern feineren Sprachregeln 2417 und mit der Kritik Kritik im engsten Verstande 2419 (§. 74.) könnte 2420 verbunden werden 2422. Das Uebersetzen ist unstreitig das Leichteste, weil man [81] durch das Lesen guter Schriften schon zubereitet, und seiner Sprache, in die man übersetzt, mächtiger ist als einer fremden, also leichter fremden Wörtern seine, als seinen die Wörter einer fremden Sprache unterlegen kan2423, die uns2424 weniger als die unsere unsere geläufig2425 ist. Bey2427 einer solchen Uebersetzung müßte2428, noch mehr als bey2429 dem Lesen, darauf gesehen werden2430, das, was in der fremden Sprache geschrieben ist, nicht nur aufs genaueste auszudrucken2431, sondern auch, so weit es die Natur unsrer2432 Sprache erlaubt,2433 und nicht2434 auf Unkosten ihrer Deutlichkeit oder ihrer Vorzüge vor einer fremden, unsre2435 der fremden anzuschmiegen.

2436
88.

Viel sichrer2437 ist es auch, sich eher im Schreiben als Reden zu üben, weil man mehr Zeit hat bey2438 dem Schreiben bedächtig auszufeilen, und, wenn man zumal vorher übersetzt,2439 und das Uebersetzte eine Zeitlang2440 weggelegt hat, die Wörter und Wendungen der fremden Sprache uns leichter beyfallen2441. –2442 Zwar ist die Uebung im Schreiben nicht bey2443 jeder fremden Sprache nöthig, wenn wir sie nur [103] verstehen lernen wollen. Aber nützlich kan2444 sie doch immer seyn, theils,2445 um bey2446 der Kritik besser beurtheilen zu können, ob ein Schriftsteller wohl so oder so könne geschrieben haben, wie man es in seinem Text findet, theils,2447 um das Eigenthümliche einer jeden Sprache und den Unterschied von der unsrigen besser einzusehen. 2448 – Findet man nöthig, auch eine Sprache sprechen zu lernen, so unter[82]nehme man es nur nicht eher, als bis man eine Fertigkeit hat,2449 sie gut zu schreiben, weil man sich sonst zu leicht Nachläßigkeit2450 im Ausdruck angewöhnt, und das, was unsrer Sprache eigen ist, in die fremde überträgt; wenigstens müßte man nur mit solchen sprechen, die eine genugsame2451 feine Kenntniß der fremden Sprache besitzen, um unsre Fehler verbessern zu können. Je früher man zu sprechen anfängt, ohne durch das Lesen guter Schriftsteller genug gebildet zu seyn, je mehr werden uns die Fehler im Sprechen anhängen,2452 und je schwerer werden sie sich ausrotten laßen2453.

2454
89.

Bey2455 allen diesen Uebungen versteht sichs2456, daß man immer vom Leichtern2457 zum Schwerern2458 fortgehen, sonach auch im Lesen, Uebersetzen, Schreiben und Reden2459 anfänglich nur auf das Gewöhnlichere und auf die Reinigkeit der Sprache, nach und nach erst auf ihre Feinheit und Zierlichkeit, auf [93] die verborgnere2460 Güte des Ausdrucks, und auf die Schönheit,2461 die sich durch das Ganze ergießt, Acht geben müsse. Sind in einer Sprache Schriften vorhan[104]den, welche die besondere Feinheit einer Sprache entwickeln, oder feine Kritiken über das Schöne musterhafter Schriftsteller enthalten: so kan2462 das fleißige Studieren2463 solcher Schriften, noch mehr aber der musterhaften Schriften in einer Sprache selbst, und die sorgfältige Vergleichung solcher Stellen, wo diese oder andre2464 die nemlichen2465 Gedanken verschiedentlich ausdrucken2466, nebst dem Nachdenken, warum und worin eine Art [83] des Ausdrucks die andre2467 übertreffe, uns in Entdeckung des Feinern2468 in einer Sprache sehr weit bringen.

90.

Und nun erst könnte2469 man sich an die KritikKritik2470 im engsten Verstande wagen, wenn man den Beruf dazu hat. Diesen giebt nur – ein feines GefühlGefühl –Gefühl, eine weitumfassende genaue und geläufige Kenntniß der Sprache –Sprache, und ein reicher Vorrath von historischen Kenntnissen, welche den Verfasser, oder seine Schrift, oder die darin vorkommenden Hindeutungen auf Geschichte, Verfassung und Umstände seiner Zeit und Nation,Nation und der erwähnten Personen und Sachen, betreffen. Hierzu muß aber nothwendig noch kommen: – Bekanntschaft mit alten HandschriftenHandschriften, mit ihrer Schrift,Schrift und den mannichfaltigenmannigfaltigen Ursachen der Verdorbenheit eines Textes, die darin sowohl, als in den Umständen und Absichten der Abscheiber oder Correctoren liegen; – lange und fleissigefleißige Uebung, theils im UmgangUmgange mit guten Kritikern und Beobachtung ihrer Verfahrungsart, theils durch eigene Versuche beybei einem solchen Schriftsteller oder Texte, wo Fehler und die Art sie zu verbessernverbessern, leicht aufzufinden sind, theils in Auffassung sichrersicherer Regeln der Kritik, aus beyderleybeiderlei eben erwähnter Uebung; – endlich vertraute Bekanntschaft mit der Schrift, beybei der man die KritikKritik üben will, und anhaltendes ins Feine gehendegehendes Studium einer solchen Schrift und andreranderer eben desselben Verfassers, mit dem was ihnen eigenthümlich ist.2471

91.

Sprachen zu lernen ist nöthig, entweder weil wir sie bey2535 unserm eignen2536 Denken und den Fortschritten darin nicht entbehren können, oder Andern2537 unsre Gedanken und Gesinnungen mitzutheilen, oder vermittelst der Sprachen uns Anderer2538 Kenntnisse und Leitungen2539 zu Nutz zu machen [107] (§. 59 f.folgend).2540 Dieser dreyfache2541 Nutzen der Sprachen und der mehrere2542 oder mindere2543 Einfluß einer Sprache auf die Beförderung unsrer2544 Haupt- oder Nebenabsichten bey2545 dem Beruf, dem wir uns widmen, muß uns stets leiten,2546 wenn die Frage ist: welche Sprachen wir lernen, und auf welche wir uns vorzüglich legen [85] müßenmüssen? –2547 Hiernach, und vorausgesetzt, theils,2549 daß hier eigentlich auf die Bildung zu einem künftigen Lehrer der Religion und zu einem Gelehrten zu sehen sey, theils, theils 2550 daß die christliche Religionskenntniß aus der richtig verstandnen2552 heiligen Schrift geschöpft werden müsse, theils,2553 daß eine Sprache um so vorzüglicher zu treiben sey2554, je zu mehreren der drey2555 erwähnten Absichten sie nöthig ist:2556 würden –2557 die Deutsche, –2558 die Lateinische, –2559 die Griechische, –2560 die Hebräische, –2561 und,2562 um der letztern2563 willen,2564 die mit ihr verwandten Mundarten – sonst aber die Französische,Französische – Englische –2565 und allenfalls die ItaliänischeItalienische, bey2567 dem, der sich der Theologie widmet, in Anschlag kommen müssen.

92.

Der deutschen, so wie der Muttersprache überhaupt, sollte der vorzüglichste Fleiß gewidmet [108] werden. –2574 Es ist schon unnatürlich,2575 mit seiner Muttersprache, oder mit der, die,2576 unsern Umständen nach,2577 ihre Stelle vertritt, (d. i.)das ist in der wir gemeiniglich2578 denken, weniger bekannt zu seyn,2579 und es ist2580 Undank gegen die göttliche VorsehungVorsehung2581, die uns gerade mit der Nation, wozu wir gehören, in die nächste Verbindung gesetzt, uns, vornemlichvornehmlich 2582 zu ihrem Besten [86] zu arbeiten,2584 bestimmt hat. –2585 Hängt die Bildung unsrer Seele von der Sprache ab:2586 so erfordert unstreitig die Sprache unsre meiste Aufmerksamkeit, in der wir gewöhnlich und am meisten denken –2587 und die wir auch bey2588 denen, mit welchen wir am häufigsten umgehn,2589 oder welchen wir in der Religion weiter forthelfen müssen, am meisten brauchen. –2590 Sind wir in dieser Sprache, die für uns die unentbehrlichste ist, zurück;2591 wer kan2592 sich da des Verdachts erwehren2593, daß wir es in minder nothwendigen Kenntnissen noch mehr seyn werden? wenigstens, daß wir die Wahl zwischen dem Nöthigern2594 und Entbehrlichern2595 nicht zu treffen wissen?

93.

Es ist auch nicht genug, daß wir unsre Muttersprache durch Uebung nothdürftig lernen,2625 sie verdient selbst studiert 2626 zu werden. Schon deswegen, weil sie, wie oben gezeigt worden ist, einen so großen2627 Einfluß, selbst durch Kleinigkeiten, [110] auf unsre Erkenntniß und Gesinnung, auf [98] unsern Vortrag und auf die Benutzung Andrer2628 hat. Und was man bloß durch Uebung lernt, das lernt man auch mit seinen Fehlern, und gewöhnt sich eine Nachlässigkeit2629 an, die um so schwerer abgelegt, selbst um so weniger nur bemerkt werden kan2630, je mehr sie durch den steten Gebrauch zur andern Natur worden2631 ist.

Die Einwendungen gegen dieses Studium der Muttersprache in der Allgemeinen Revision S.Seite 30.30 f.folgend gründen sich auf die Absonderung des Sprachbaues von dem Sprachgebrauch Sprachgebrauch, oder, wie es da heißt, der Wörter und der Worte. Auch ist hier nicht die Rede von dem, was man zu BegriffeBegriffen nothdürftig braucht, sondern was zur höhern Bildung des Geistes dient. 2632
94.
Dieses StudierenStudiren der deutschen Sprache müßtehat sich vornemlichvornehmlich auf die MundartMundart zu erstrecken, die gewöhnlich in Schriften, im gesittetern UmgangUmgange und im VortragVortrage gebraucht wird, d. i.das ist auf das HochdeutschHochdeutsche. Man müßte Hochdeutsche. Dabei muß man sich 1) befleißigen,befleißigen gut aussprechen zu lernen, d. i.das ist d. i., nicht nur verständlich und richtig, sondern auch genau den Sachen und ihrem Ausdruck gemäß;gemäß, Gedike, Friedrich Friedr. Gedike Gedanken über die Uebung im Lesen, wieder gedruckt in dessen gesammleten Schulschriften, Berlin 1789 in 8. 2) einer richtigen Rechtschreibung Rechtschreibung zu folgen, wovon man die besten Grundsätze infolgen. Da das Hochdeutsche die jetzige allgemein angenommene deutsche Schriftsprache ist, so giebt der feinere Sprachgebrauch in den Gegenden, wo man Hochdeutsch spricht, billig die Regel im richtigen Sprechen und Schreiben. Pütter, Johann Stephan Pütters Pütter's BermerkungenBemerkungen Bemerkungen über die Richtigkeit und Rechtschreibung der deutschen Sprache, Göttingen 1780 in1780. 8. und Adelung, Johann Christoph J. C. Adelungs Adelung's Magazin für die d. Spr. Jahrg.deutsche Sprache. Jahrgang 1. St.Stück 1. S.Seite 59 f.folgend St.Stück 33. S.Seite 3 f.folgend f., noch mehr aberauch in dessen vollständiger Anweisung zur deutschen Orthographie, nebst einem kleinen Wörterbuche für die Aussprache etc. et cetera Leipz. 1788 inLeipzig 1788. 8., zweytezweite verbesserte Aufl.Auflage, ebendaselbst 1790 in1790. 8.desselben Grundsätzen der deutschen Orthographie, Leipz. 1782. gr.groß 8. findet. Da das Hochdeutsche die jetzige allgemein angenommne deutsche Schriftsprache ist;ist: so giebt der feinere Sprachgebrauch in den Gegenden, wo man HochdeutschHochdeutsch spricht, billig die Regel im richtigen Sprechen und Schreiben. 2634
95.

Man müßte2668 sich 3) rein ausdrucken ausdrücken lernen2669, (d. i.)das ist so deutsch und frey2671 von ausländischen oder nur einer besondern Mundart eignen2672 Wörtern, Redensarten oder ihren Verbindungen, als es immer die Deutlichkeit und die Nothwendigkeit leidet, das, was man sagen will, vollständig und genau darzu[89] [112]stellen 2673; auch in Wörtern und Redensarten, ihren Bedeutungen, Beugungen und Verbindungen, dem gemäß 2674, was der Sprachgebrauch der obern Classen2675 in den, auch in Absicht auf deutsche Sprache, ausgebildetsten Provinzen2676 mit sich bringt.

96.

Hierzu sind gute Sprachlehren, Wörterbücher und feinere Beobachtungen über deutsche Sprache von großem2685 Nu[100]tzen; – schon deswegen, weil es nirgends nöthiger ist erinnert,erinnert 2686 und auf unerkannte Fehler aufmerksam gemacht zu werden, als in einer bloß durch Uebung erlernten Sprache, wo man so unvermerkt Fehler annimmt und beybehält2688, zumal wenn sie Ansehen für sich haben, und durch Provinzial-Eigensinn verstärkt werden. Noch mehr aber, weil dazu2689 sonderlich wenn man mehr als rein, wenn man auch gut, im ganzen Umfang des Wortes, sich ausdrücken will, nicht nur viel feine Empfindung desjenigen, was schicklich2690 und gut2691 überhaupt ist, sondern auch Bekanntschaft mit dem erfordert wird, was dergleichen nach den conventionellen Begriffen der Nation und derjenigen Provinz ist, deren Ausdruck in die [113] Schriftsprache übergegangen ist. Selbst dazu ist genaue Bekanntschaft [90] mit classischen2692 Schriftstellern der Nation,2693 oder vielmehr kritisches Studium ihrer Schriften, Kenntniß der Abkunft der Wörter und Redensarten, und der Geschichte des Sprachgebrauchs, vornemlich2694 des veredelten, und Philosophie über Sprache überhaupt, wie2695 besonders über das Eigne2696 der deutschen Sprache, nöthig. Wäre2697 das nicht mit Dank anzunehmen, was hierin von Männern, die dieses in ihrer Gewalt hatten, wenigstens theilweise,2698 geleistet worden ist?

97.

Wie fern man sich jemandes Leitung hierin anvertrauen könne, dies2699 muß die Prüfung lehren, ob und in welchem Maaß er die erwähnten Eigenschaften besitze. Denn, weil es vielen2700, die sich dieses Verdienst zu erwerben gesucht haben, mehr oder weniger,2701 an dieser oder jener Eigenschaft fehlt, ihre Grundsätze oft sehr verschieden sind, manche2702 zu früh und zu allgemein entschieden, andre2703 zu viel bloß vorge[101]schlagen, und zu wenig nach Gründen festgesetzt haben, auch bey vielen2704 der Hang zum Sonderbaren viel Gutes verdorben,2705 oder unverständlich gemacht hat:2706 so ist vorsichtige2707 Auswahl sehr nöthig.

98.
Unter den bisherigen Versuchen einer deutschen Sprachlehre Sprachlehre Sprachlehre, behaupten die dahin gehörigen Adelung, Johann Christoph Adelungischen Bücher, Adelungschen Schriften, in Hinsicht auf alle §. 96. erwähnte Eigenschaften den vornehmsten Rang, und sind daher auch von sehr vielen Schriftstellern und Sprachforschern als Auctoritäten angenommen. Deutsche Sprachlehre, zum Gebrauch der Schulen in den Königl. Preußischen Landen, Berlin 1781 in 8. Adelung, Johann Christoph Adelung's deutsche Sprachlehre. 5te Auflage. 1806. 8. Auszug aus der deutschen Sprachlehredeutsch. Spr. L. für Schüler, eben das.daselbst 1782 1782. in ebendas.ebendaselbst 3te Auflage. 1800. 8. und Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache etc.et cetera Leipzig 17811781. und 17821782., in 2 Bänden in gr.groß 8.8., so wie dessen noch weiter reichendes Werk über den deutschen Styl, Berlin 17851785. und 1786 1786., in drey Theilen in 8.,drei Theilen, 8. und beybei einer dritten vermehrten AuflageAuflage, Berlin 1789 1789., in 2 Oktavbänden,Oktavbänden. in Hinsicht auf alle §. 96 erwähnte Eigenschaften, den vornehmsten Rang. 27082727
[102] 99.
Brauchbare Wörterbücher Wörterbücher in Absicht auf die jetzige schon gebildete deutsche Sprache haben wir nur zwey:Auch Wörterbücher sind dem, der die MutterspracheMuttersprache gründlich lernen will, unentbehrlich. Er wird sehr oft bei der Lektüre und beim Schreiben ihren Rath und ihre Bemerkungen über Etymologie und Sprachgebrauch suchen müssen. Auch hieran ist unsere Literatur nicht arm. Frisch, Johann Leonhard Johann Leonhard Frisch deutsch-lateinischesteutsch-lateinisches Wörterbuch, Berlin 1741 1741. in1741. gr.groß 4., als ein4. Ein allgemeineres,allgemeineres doch mehr zur Geschichte der Sprache dienliches, und den weit vollkommnerndienliches Werk. Versuch eines grammatisch-kritischengrammatischkritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart,Mundart (vonvon Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph Adelung ,) Adelung ) Adelung , Leipzig 1773–1786, in 51773–1780, bis jetzt in 4 Theilen in1793–1805., in 4 Theilen, neue Auflage. gr.groß 4. Auszug daraus, 4 Theile, Leipzig 1793–1802. Campe, Joachim Heinrich E. H. Campe Wörterbuch der deutschen Sprache, 5 Theile, Braunschweig 1807–1810. Voigtel, Traugott Gotthold Voigtel Handwörterbuch, 3 Theile, Halle 1793–95. 2728
100.
Unter der ziemlichen Menge solcher Bücher, die Beobachtungen Beobachtungen über die deutsche Sprache und über einzelneeinzle Theile derselben,derselben enthalten, sind, in verschiedner Absicht, wenige mitund besonders die Gleichsinnigkeit der Wörter erörtern, zeichnen sich ebenfalls einige durch innern Werth aus, und geben dem philosophischen Forscher eben so vielen Stoff, als dem, welcher die Sprache richtig sprechen zu lernen strebt. Stosch, Samuel Johann Ernst S. J. E. Stosch Versuch in richtiger Bestimmung einiger gleichbedeutenden Wörter der deutschen Sprache, erster Theil, neue Auflage,Aufl. 4 Theile, Frankfurt an der Oder 1777, zweyter,zweyter das.daselbst 1772 und dritter 1773 1773. in gr.groß 8.1779–1785. Ebendesselben kleinenKleinen Beyträgenkleine Beiträge zur nähern Kenntniß der deutschen Sprache, Berlin 1778–1782 1778.1778–1782. in 3 Stücken inStücken. 8. Eberhard, Johann August J. A. Eberhard's Versuch einer allgemeinen Synonymik, 6 Theile, Halle 1795–1800., und der Auszug: Synonymisches Handwörterbuch, Halle 1806. dem Magazin für die deutsche SpracheSprache, von Adelung, Johann Christoph J. C. Adelung , in zweyzwei Bänden, jedemjeder vonbis jetzt erster Jahrgang in 4 Stücken, LeipzigLeipz. 1782 bis 1785 in 8.und 83 in 8, und der1782–1785. 8. deutschenDeutschen Sprachlehre für Damen, in Briefen, von Moritz, Karl Philipp Carl Philipp Moritz , Berlin 1782 1782. in 8. zu vergleichen. 2743
101.

Ausser2782 dem reinen Ausdruck müßte man sich auch 4) gut ausdrucken2783 lernen, d. i.das ist –2784 mit unter[116]haltender Klarheit, die sich von unverständlicher Kürze und ermüdender oder doch entbehrlicher Weitläufigkeit gleich weit entfernt hielte –2785 in einer natürlichen2786 und dem Eindruck, den man machen will, angemessensten Ordnung –2787 mit möglichster Bestimmtheit, die eben so sehr der ganzen Fülle der Gedanken entspräche,2788 als die Gelegenheit zum Mißverstande abschnitteabschneide –2789 in steter Hinsicht auf das,2791 was schicklich,2792 und sowohl der Sache, über die man sich ausdrückt, als dem Zweck, worauf man arbeitet, angemessen ist –2793 und, so weit2794 es diese Sache und dieser Zweck erlaubt, so einleuchtend für den Verstand, so gefällig für den Geschmack, [93] und so eindrücklich für das HerzHerz,2795 als es unserer gebildeten Denkungsart natürlich ist.

102.

Sehr viel und das meiste2796 trägt hiezu der UmgangUmgang2797 mit solchen Personen,2798 und das Lesen,2799 oder vielmehr das, auch in Absicht auf Ausdruck, sorgfältige Studieren2800 solcher deutschen Schriftsteller bey2801, welche die vorhin (§. 94–101. 2802) [104] erwähnte2803 Tugenden in Absicht auf guten deutschen Ausdruck vorzüglich in ihrer Gewalt haben. Denn eben durch sie lernt man die ausgebildetste Mundart; sie läutern die Sprache, heben das Bewährteste aus,2804 und bringen es am meisten in Umlauf; sie theilen auch der Sprache etwas von ihrem Genie, wär'2805 es auch nur durch neue Wendungen, mit, das, wenn es auch nicht üblich wäre, doch werth seyn kan,2806 üblich zu werden,2807 und es durch ihr Ansehen auch wird; sie [117] bilden also in so fern2808 die Sprache allerdings aus *) 2809. Nur haben sie kein Recht, es willkührlich zu thun, und, um ihnen nicht blindlings oder übereilt zu folgen, ist wohl zu untersuchen, ob die, welche Neuerungen wagen, genugsame Sprachkenntniß und geläuterten Geschmack haben?2810 ob ihre Versuche den Regeln und2811 der Analogie der guten deutschen Sprache gemäß sind?2812 ob sie nicht, besonders aus Nachahmung der Ausländer, den Geist der deutschen Sprache umschaffen, und ihr Kraft, Deutlichkeit und Bestimmtheit entziehen?2813 ob sie gute Neuerungen am rechten Ort angebracht,2814 und (z. B.)zum Beispiel nicht Prose2815 und Poesie, komische und ernsthafte [94] Schreibart, verwechselt haben?2816 Eben diesen Unterschied müßte man bey2817 der Nachahmung wohl vor Augen behalten.

*) Hiernach möchte das zu beurtheilen seyn, was in dem Adelung, Johann Christoph Adelungischen Adelungschen Magazin Jahrgang 1,1. Stück 3,3. Aufsatz 4,4 behauptet wird. 2818
103.

Daß man sich auch, um des guten Ausdrucks in seiner Muttersprache mächtig zu werden, in schriftlichen Aufsätzen üben, dabey2823 auf alles bisher Gesagte2824 mit sorgfältigem Fleiß, selbst in Kleinigkeiten, sehen, ja nicht eher an das Schönschreiben denken müsse, ehe man nicht Reinigkeit und die übrigen wesentlichen Tugenden einer guten Schreibart in seiner Gewalt hat; –2825 daß man eben so sorgfältig sich im [105] Sprechen den guten Ausdruck angewöhnen; –2826 sich von Kennern und [118] strengen Beobachtern des guten deutschen Ausdrucks beurtheilen, zurecht weisen laßen,2827 und ihnen mehr als dem Kitzel eines aufwallenden Genies, regellosen Beyspielen,2828 oder der bloßen Mode, folgen müsse;2829 – dieses2830 sollte kaum einer Erinnerung bedürfen.

2831
104.

Unter den übrigen lebendigen2832 Sprachen ist die französische, englische,2833 und allenfalls die italiänische 2834 dem, der sich der Theologie widmet, am nützlichsten. Denn –2835 diese Nationen sind unstreitig, neben der deutschen2836, auch in Absicht auf [95] Sprache, am meisten gebildet; –2837 ihre Sprache ist die Sprache der feinern2838 Welt geworden,2839 und bekommt dadurch selbst den meisten, guten und nachtheiligen,2840 Einfluß auf feinere deutsche Sprache und Sitten; die FranzösischFranzösische insbesondre2841 hat sich auch in Deutschland unter allen,2842 die gebildet heissen2843 wollen, so sehr ausgebreitet, daß es fast Schande ist, es wenigstens nicht zu verstehen; –2844 auch sind diese Sprachen, vor andern ausländischen, die, in welchen die besten Schriften, zur Theologie selbst, vorhanden sind. –2845 Daß nur weder der deutsche Geist, noch das Gute der deutschen Sprache, darunter leide!

2846
[106] 105.

Man kan2847 gewissermaßen zu den lebenden Sprachen2848 noch die lateinische rechnen, weil doch noch lateinisch gesprochen und geschrieben wird, und so fern ist es um vieles nothwendiger, sie, als andre2849 [119] alte und ausgestorbne2850 Sprachen, zu verstehen. Unter diesen behaupten die griechische, und die nach ihr gebildete lateinische, große Vorzüge, welche verursacht haben, daß man beyden,2851 und allen,2852 aus Lesung der alten Schriften2853 in beyden2854 Sprachen geschöpften, Kenntnissen2855 vorzüglich den Namen2856 der (alten2857) Literatur und Humanität gegeben hat.

2870
106.

Freylich2871 wird derjenige schwerlich diesen Namen2872 gerecht finden, der in der Einbildung steht, –2873 daß sie höchstens eine Beschäftigung künftiger Schullehrer seyn müsse, und,2874 seit der 238neuesten versuchten Reformation der Schulen, selbst diesen2875 ziemlich entbehrlich sey –2876 daß ihre Kenntniß allenfalls dem Gelehrten zur Zierde gereiche –2877 [120] daß man, weil grie[107]chische und römische Werke einmüthig für die besten Quellen des guten Geschmacks gehalten werden, Schande halber mit ihnen nicht ganz unbekannt seyn dürfe –2878 daß wir alles2879 jetzt weit besser wüßten, als es die Alten konnten2880. Wer so denkt, den wird man so wenig von den Vorzügen dieser alten Literatur überzeugen können, als,2881 von dem Werth der Gelehrsamkeit und der Bildung des Geistes,2882 den, dessen erste Frage immer ist: ob eine Sache etwas, und ob sie vieles einbringe? Wer sie aber auf die Art studiert2883, die oben (§. 76–85 2884) angegeben wurde:2885 der wird bald gewahr werden, daß sie die hohe Achtung, wonach man sie besonders in Schulen zur Bildung künftiger Gelehrten braucht2886, mit großem2887 Recht verdiene.

[97] 107.

Denn – nicht zu gedenken, daß der künftige Gelehrte, sie, zumal die lateinische Sprache, nach der jetzigen Verfassung der Gelehrsamkeit, nicht entbehren kan2888; und daß durch Unkunde dieser Sprachen ein großer2889 Schatz von Begriffen, der in unsre Wissenschaften durch die aus beydenbeiden 2890 Sprachen entlehnten Kunstwörter übergegangen ist, verlohren2892 geht,2893 oder doch unbrauchbarer wird –2894 so ist schon die Kenntniß dieser Sprachen, als Sprachen betrachtet, ein ungemein großer2895 Gewinn (§. 64. Anm.Anmerkung 1. und 22.)2896, wenn man das voraussetzt, was oben (§. 59 (f.)folgend) von dem großen2898 Einfluß der Sprachen auf die Bildung der Seele gesagt worden ist, und dazu nimmt, daß beyde2899 hier in Unter[121]suchung kommende Sprachen unter die vorzüglich ausgebildeten gehören. Daher ist der Wahn, als wenn man griechische und lateinische2900 Schriftsteller vornemlich,2901 oder nur,2902 um der Sachen willen [108] lesen müsse, und dazu eine nothdürftige Kenntniß dieser Sprachen zureichend sey2903, ein sicherer2904 Beweis, daß man entweder jenen Einfluß oder die Natur beyder2905 Sprachen nicht genugsam kenne.

108.

Dieser große2906 Vortheil wird bey weiten2907 nicht durch Uebersetzungen Uebersetzungen 2908 der alten klassischen2909 Schriftsteller erhalten. Mögen sie immerhin gut genug für die seyn, die der alten Sprachen selbst unkundig, doch den Inhalt Inhalt alter Schriften oder die in ihnen vorgetragnenvorgetragenen Sachen lernen und benutzen wollen; immerhin dazu helfen, einen alten Schriftsteller etwas verstehen zu lernen, und, wenn sie sehr gut sind, uns auf manche unerkannte Schönheit des Originals aufmerksamer zu machen; mögen sie selbst unsere Sprache aus den alten bereichern helfen: so machen sie uns doch das alte OriginalOriginal selbst durchaus nicht entbehrlich.2910 Denn – ausserdem2913 daß es überaus wenige Uebersetzungen giebt, die recht eigentlich genau und mit solchem Fleiß ausgefeilt wären, daß sie das Original wirklich nachgezeichnet dar[98]stellten, und, in Absicht auf den Ausdruck wenigstens, vielleicht gar keine,2914 die man für das Original2915 nehmen könnte –2916 so kankann man nicht einmal den Inhalt selbst ganz ohne eigene feinere Kenntniß der Sprache des Originals verstehen. Denn selbst der Inhalt ist so voll Anspielungen auf Meinungen, Sitten und Verfassungen, setzt wenigstens so viele Kenntnisse dieser Dinge voraus, ohne die man sich in die DenkartDenkart und Lage des Schriftstellers nicht hinein denken kanhineindenken kann, daß es unmöglich ist, ihn recht zu verstehen, ohne unsre eigneunsere eigene Vorstellungen ihm unter zu schiebenunterzuschieben. Und wenn auch einigen dieser Schwierigkeiten durch Anmerkungen kankann abgeholfen werden:werden, so haben sich doch die Ausdrücke eines alten Schriftstellers so sehr nach der besondern Beschaffenheit seiner Nation und Zeit, und selbst nach seinen individuellen Geistes- und äusserlichenäußerlichen Umständen gebildet,gebildet: und dieses alles ist so in seine Sprache übergegangen, daß sie schlechterdings nur in dieser Sprache können ausgedruckt und empfunden werden. – Ueberhaupt2917 bleibt das Eigenthümliche dieser Schriftsteller, zumal im Ausdruck, immer unübersetzbar; bey2926 alten Schriftstellern, die auf den Ausdruck Fleiß gewendet haben, (z. B.)zum Beispiel bey2927 den Briefen des Cicero, kan2928 man sich leicht durch Proben überzeugen. Ist die Uebersetzung eines solchen Schriftstellers auch im Ausdruck, auch in den Wendungen,2929 recht genau:2930 so ist sie gewiß jedem, der einigen Geschmack hat, wegen des Undeutschen und der so ganz fremden Gestalt, unerträglich. Läßt sie sich aber wie ein deutsch2931 Original lesen, oder folgt man der ungereimten Regel, die Alten so reden zu laßen2932, wie sie geschrieben haben würden, wenn sie Deutsche gewesen wären:2933 so müssen nothwendig gerade die eigenthümlichen Züge des Originals verwischt2934 seyn. *) 2935 [123] An Beybehaltung2936 des Reitzes, der sich durch das Ganze ergießt, der vielsagenden Kürze, des harmonischen Baues der Rede, des Numerus, der besondern Uebergänge von Einem aufs Andere, die oft nur in der Sprache liegen, u. dgl.und dergleichen liegen u. dergl.und dergleichen, welches alles2937 so sehr gefällt,2939 und unsre2940 Seele zum Gefühl einer gewissen Schönheit stimmt, die sich in unsrer2941 Sprache nicht gerade eben so ausdrucken2942 läßt, aber doch die Seele zu ähnlichen Ergießungen2943 gewöhnt, ist bey2944 Uebersetzungen gar nicht zu gedenken.

*) S.Siehe (Hottinger, Johann Jakob J. H. Hottingers J. H. Hottinger's ) Etwas über die neuesten Uebersetzerfabriken der Griechen und Römer in Deutschland, 1782 1782. in 8, vornemlich8., vornehmlich S.Seite 81 f.folgend 2945
109.

„Es ist aber doch schon vieles aus diesen alten Sprachen in manche neuere übergetragen,2950 es haben auch diese neuere2951 viel eigenthümliche Vollkommenheit, darin sie die Alten übertreffen,2952 und [99] dadurch scheint das Studium der Alten entbehrlich gemacht zu werden.“ – Entbehrlich nun wohl nicht, wenn auch an dem Gesagten mehr wäre,2953 als nicht2954 ist. – Man ist schon weniger aufmerksam auf das,2955 was uns bekannter, unsrer2956 Denkungsart, Sitten und Ausdruck gleichförmiger, als was fremd oder ungewohnter ist; schwerlich sind wir geneigt, jenes so, bis auf die feinsten Züge der Schönheit, zu studieren2957, als dieses. – Neuere Sprachen haben, eben deswegen,2958 weil sie im Gange sind,2959 und immer an ihrer Bildung gearbeitet wird, weniger bestimmte Schönheit, als die nun keiner [124] schönen2960 Veränderung mehr unterworfnen alten2961 Sprachen 2962. – Je mehr die Schriftsteller, wie dieses der Fall bey2963 den alten ist, in ganz andern Umständen waren, empfanden, dachten, handelten und redeten, als die Unsrigen; je2964 mehr lernen wir, durch den Umgang mit ihnen, die so schwere Kunst, uns in fremde Umstände versetzen, welches unentbehrlich ist,ist um sie recht zu verstehen,2965 zu beurtheilen,2967 und williger von ihnen zu lernen;2968 eine Geschmeidigkeit, die,2969 zumal für einen Lehrer des Christenthums, sehr vortheilhaft ist, der seine Weisheit aus den alten Büchern der heiligen Schrift schöpfen, unverwandt nach Wahrheit und Liebe trachten, und 241 allen2970 Alles werden soll.

[100] 110.

Ist denn aber auch schon so viel aus den alten griechischen und lateinischen Schriftstellern auf die Neuern2975 übergetragen worden? Lassen sie sich, bey2976 so vielerley2977 Rücksichten, in welchen man sie studieren2978 kan2979, wirklich ausstudieren 2980? Und2981 sinds nur einzelne2982 Schönheiten, ists nicht eben ihr ganzer Geist, den wir uns aufs möglichste zu eigen machen sollten, und der eben noch so wenig auf uns ruht,2983 und so wenig ins Allgemeine wirkt?

[125] 111.

Wenn wir auch bloß auf die Sachen Sachen sehen,2984 wie viel ist die alte Geschichte werth, die wir beynahe2985 bloß aus ihnen schöpfen können? so viele feine Philosophie? wenigstens die Kenntniß des Fortgangs und2986 der Entwickelung der Seelenkräfte unter den gebildetsten Völkern des Alterthums? so viel Menschen-2987 und Weltkenntniß? so viel trefliche2988 Sittenlehre und Klugheit? Mögen wir es in manchen Künsten, in Kenntniß der körperlichen Natur und ihrer Kräfte, in dem,2989 was zum äusserlichen2990 Fortkommen und Nahrung gehört, und in guten bürgerlichen Verfassungen,2991 weiter gebracht haben als sie;2992 in dem Uebrigen, in dem, was den Geist bildet – abgezogen was wir von ihnen2993 mittel- oder unmittelbar gelernt haben – wie weit übertreffen wir sie denn? und wie viel haben wir ihnen noch lange nicht abgelernt?

[101] [112] 112.

Am meisten2994 kommt es hiebey2995 nicht so sehr auf die Sache2996 selbst, als auf die Art an, wie sie sie2997 dachten und ausdruckten2998. In Absicht auf den Geschmack Geschmack,2999 sind sie von allen Kennern allgemein als Muster anerkannt; und sie sind es wirklich, in der weitesten Bedeutung,3000 die man dem Wort3001 Geschmack geben kan3002. – Sie schöpften ihre Kenntnisse aus der ersten Quelle, aus der zwar noch nicht so entwickelten,3003 aber auch noch nicht so verstellten Natur, und bildeten sich durch Beobachtung. Bey3004 uns gießt man den Geist von Kindheit an in [126] Formen,3005 überall regiert die Mode Mode,3006 wir bilden uns durch Bücher, und verderben uns frühzeitig durch die Schwelgerey3007 der Lectüre. –3008 Sie, als gleich theilnehmende Glieder Einer zu einerley 3009 Absicht arbeitenden Gesellschaft, lernten durch Handeln,3010 und durch Umgang mit allerley 3011 Arten von Menschen. Dies3012 schärfte den Wahrheitssinn, leitete aufs Gemeinnützige, machte ihre Erkenntniß praktisch; diesdieß erhielt und schärfte das Gefühl der menschlichen Würde und der natürlichen Rechte des Menschen;3013 ihre Philosophie war Philosophie des Lebens, ihre Geschichte eigentlich pragmatisch, (d. i.)das ist auf Bildung zu Geschäften und zu der dazu nöthigen Klugheit angelegt. Bey3015 uns ist diese enge Verbindung der bürgerlichen Gesellschaft beynahe verschwunden;3016 wir haben Staaten, aber wir haben, im bürgerlichen Verstande, kaum ein Vaterland. Wir3017 handeln nach eingeflößten Grundsätzen; gewöhnen uns an hergebrachte Gewohnheiten und Formen, an druckendedrückende Einrichtungen, die oft mehr Gewalt und List, als Weisheit, welche für jeden sorgte, eingeführt, und die bloße Länge der Zeit in angebliche Rechte verwandelt hat; wir vergessen darüber unsere Kräfte, unsern MenschenwerthMenschenwerth, unsere angebohrnenangeborenen Rechte. Unsre3018 Erziehung ist meist in den Händen solcher Leute,3021 die durch nichts weniger als durch gereifte Erfahrung gebildet sind; unsre Gelehrte3022, die fast einzigen,3023 die noch an der wahren [102] Bildung des Geistes arbeiten, sind3024 zu sehr ausgeschlossen von der Welt und dem Umgang mit Geschäftleuten3025, auch zu wenig für die Welt, wenigstens mehr auf [127] Speculation als auf das praktische Leben bedacht; unter ihren Händen gewinnt Philosophie und Geschichte an Wahrheit und Gewißheit, selten wird sie Schule der Weisheit,3026 gemeiniglich zieht sie, weil es ihr an Geschmack und Weltkenntniß fehlt, nicht einmal die Ungelehrten zum Lesen an. – In unsrer Welt ist Bildung des Geistes oft kaum etwas anders,3027 als ausgeartete CulturCultur3028, die nach Ueberfluß und Vergnügungen hascht; Höfe und glänzende Gesellschaften geben den Ton an, theilen die Begierde zu glänzen, den nach Convention geformten Geschmack, Weichlichkeit und Frivolität, allen denen mit, die den Schimpf nicht haben wollen,3029 daß sie nicht zu leben wüßten; Schriftsteller, die nichts mehr wünschen,3030 als von der feinen Welt gelesen zu werden, stimmen ihre Schriften nach diesem Ton,3031 und machen die Seuche allgemeiner. Diese Abgeneigtheit von ernsthaftern,3032 nützlichen Beschäftigungen, der Eckel3033 an nüchternen Untersuchungen,3034 und die leidige Geniesucht vertilgt vollends die wahre Bildung des Geistes zur Weisheit und Tugend. So entsteht eine Philosophie, die von einiger Weltkenntniß oben abgeschöpft,3035 aber durch genaue Untersuchung nicht geläutert ist, bey3036 welcher Witz für Beweis gilt, die sich entweder dadurch empfiehlt,3037 daß sie den Leidenschaften der Menschen schmeichelt, oder dadurch,3038 daß sie natürlich scheint, weil sie alles,3039 was moralisch ist, nicht nach der Natur, sondern nach ihren Ausartungen [103] [114] in der wirklichen Welt, vorstellt; und die Geschichte hört in sofern auf, die Stelle der Erfahrung zu vertreten,3040 und wahre [128] Weisheit zu lehren, als darin nicht Wahrheit, sondern nur Unterhaltung und Belustigung gesucht wird. Wären nicht selbst deswegen die classischen3041 Schriften der Griechen und Römer,3042 – die sich so sehr durch männlichen Geschmack und bewährte Weltkenntniß auszeichnen, deren Geschichtschreiber insbesondre3043 nicht bloß für den Gelehrten, den Staatsmann, den bloß neugierigen3044 und Zeitvertreib suchenden Leser, sondern Weise und Rechtschaffne3045 zu bilden, geschrieben haben – wären die nicht werth,3046 fleißig studiert zu werden, um unserm3047 Geschmack wieder Festigkeit, unsrer Menschen- und Weltkenntniß gesunde Nahrung, und der Weisheit und Tugend wieder Kraft und Ermunterung zu geben?

Anm. Anmerkung 1. S.Siehe ausseraußer den §. 76 76. erwähnten Schriften: Casaubon, Isaak Is. Casauboni Causoboni Zuschrift seines Polybius Polybius an K.König Henri IV. Heinrich 4. (im(in dritten Theil der von Ernesti, Johann August Ernesti Ernesti besorgten Wiener AusgabeAusgabe, 1763 in 8.)8.) – Ernesti, Johann August Ernesti Opuscula Oratoriaoratoria, pag.pagina 3. 20. 184. 197 seq.sequens seq. – Vermischte Beyträge zuzur Beiträge zur Philosophie und den schönen WissenschaftenWissenschaften, Band 2, Stück 2, Aufs.Aufsatz 1. über die Wissenschaft der LiteraturLiteratur, und das Wolf, Friedrich August Wolfsche Museum der Alterthumswissenschaft, Berlin 1810. 30483063
113.

Dem, der sich der Theologie Theologie 3064 widmet, wird, ausser3065 den bisher erwähnten großen Vortheilen,3066 welche ihm die fleißige Lesung der alten griechischen und lateinischen3067 Schriftsteller gewährt, die Kennt[129]niß [104] beyder3068 Sprachen auch dadurch unentbehrlich, daß ohne sie weder der Verstand der heiligen [115] Schrift, auf der doch unsre ReligionReligion beruht,3069 noch andre3070 Theile der Theologie überzeugend erkannt werden können. – Es ist eitler und schädlicher Wahn, daß man, um die heilige Schrift zu verstehen, beyde3071 Sprachen deswegen nicht genau zu verstehen brauche, weil 3072 eine große3073 Menge guter Ausleger uns schon genug vorgearbeitet habe3074. – Die guten Ausleger laßen3075 sich wohl zählen; und wie mag der, welcher sich durch jene Sprachen selbst nicht zum Ausleger gebildet hat, es wagen, über den Werth des einen vor dem andern zu entscheiden, oder sich der Empfehlung von andern3076 blindlings anzuvertrauen? – wie alsdann3077 zu entscheiden, wenn auch gute Ausleger in ihren Erklärungen uneins sind? – wie,3078 ohne große3079 Gefahr zu irren, alsdann entscheiden zu wollen,3080 wenn sie gerade den Sinn für den richtigen ausgeben, der unsern Wünschen und Erwartungen gemäß ist? – Und3081 ist schon alles3082 erschöpft, der wahre Sinn nirgends mehr verborgen, nichts mehr zu läutern, nichts Neues mehr zur Bestätigung des wahren Verstandes zu sagen? Soll3083 man überall, nur bey3084 der heiligen Schrift nicht, mit eignen3085 Augen sehen?

114.

Wie soll denn sonst eine gewissenhafte Ueberzeugung entstehen, daß die heilige Schrift wirklich etwas gesagt habe, und wie verhütet werden, daß man nicht auf schwärmerische Einbildungen von [130] dem Verstande einzelner3086 Aussprüche der (heil.)heilig Schrift ver[105]falle, oder ihr seine eigne3087 Gedanken unterschiebe, oder auf bloßes3088 Gerathewohl einen Sinn annehme, als dadurch, daß wir gewiß wissen, der Sprachgebrauch bringe diesen und keinen andern Sinn mit sich? welches ohne genaue Kenntniß solcher Sprachen schlechterdings unmöglich ist.

[116] 115.

Diese erlangt man so wenig durch flüchtiges Lesen der in solchen Sprachen geschriebnen Bücher3089 als durch Wörterbücher allein. –3090 Jenes mag uns zur nothdürftigen Kenntniß einer Sprache verhelfen; zur genauern, zumal bey3091 schweren3092 Stellen, hilft es gewiß nicht, wie man leicht begreifen wird, wenn man das oben (§. 77. (f.)folgend) gesagte, versteht,versteht 3093 und in genauere Erwegung3095 ziehen will. –3096 Unter den Wörterbüchern sind die meisten ohne genugsame Kenntniß der Sprachen und ohne bestimmte Genauigkeit zusammengetragen;3097 auch die bessern bedürfen noch so mancher Berichtigung, so häufiger Ergänzung von Wörtern oder Redensarten und deren Bedeutungen, sonderlich in einem bestimmten Zusammenhang, so vieler Erklärung der Begriffe selbst,3098 die an einem Worte hängen, daß man sich geradezu nicht auf sie verlassen kan3099. Haben sie auch, –3100 wie dieses zur Ueberzeugung,3101 daß sie alles3102 richtig angäben, nöthig wäre, –3103 ihre Angabe mit Beweisen belegt: wie will man die prüfen, wenn es uns noch an genauer Kenntniß einer Sprache fehlt,3104 und man sich durch sorg[131]fältiges Studieren3105 guter Schriftsteller [106] noch nicht die Fertigkeit erworben hat, selbst den Sinn in einer fremden Sprache zu finden?

116.

Ueberhaupt wird der sehr gewinnen, der sich nicht eher an Erklärung der heiligen Schriften wagt, bis er vorher durch Lesung alter griechischer und lateinischer Schriftsteller wohl geübt ist. –3125 [132] Denn 1) wie es der Anfang aller exegetischen Weisheit ist, nur erst zu fühlen,3126 ob man etwas verstehe oder nicht?3127 so ist schon dies3128 sehr schwer für den, der nicht aus jener Schule zur heiligen Schrift kommt, weil uns die Stellen heiliger Schrift, die wir in [107] der Jugend gemeiniglich ohne Verstand gelesen haben, den Wörtern nach geläufig, ihre Lehren, oder was man dafür zu halten gelernt hat, bekannt sind, und man gemeiniglich mit einem Sinn3129 zufrieden ist,3130 der keinen offenbaren Unverstand enthält, zumal3131 wenn er sich durch Erbaulichkeit empfiehlt. Alles dieses hindert,3132 daß es uns oft nicht einmal3133 in den Sinn kommt,3134 nur zu zweifeln, ob wir auf dem rechten Wege sind. Hingegen bey3135 andern Schriftstellern sind wir weder schon so mit ihren Begriffen bekannt, noch dafür schon so eingenommen, fürchten auch weniger 3136 Vorwürfe von uns oder andern3137, wenn wir von hergebrachten Erklärungen abgehen,3138 oder gestehen,3139 daß wir etwas nicht verstünden.

117.

Ist man 2) nur mit den Umständen, Sitten und dem Sprachgebrauch neuerer Zeiten und Sprachen bekannt:3140 so findet man in alten Schriften Schwierigkeiten,3141 wo keine sind,3142 man sucht sie zu heben, verwickelt sich eben durch diese Bemühung in noch mehrere Schwierigkeiten, fällt auf harte und gekünstelte Erklärungen, wodurch man auf einer Seite den Gegnern der heiligen Schrift Blößen giebt, auf der andern sich gegen [133] natürlichere Erklärungen abhärtet,3143 theils,3144 weil man das für das Natürlichste3145 hält, was unsrer Art zu denken, zu reden und zu handeln am gemäßesten ist,3146 theils,3147 weil man das ungern aufopfert,3148 was uns Mühe gekostet hat, zumal3149 wenn man durch einen vermeintlich gefundnen3150 Sinn der heiligen Schrift neue Bestätigung seines [108] LehrbegriffLehrbegriffs gefunden,3151 oder mehr Zusammenhang in seine Vorstellungen gebracht zu haben glaubt. Wer hingegen schon mit andern alten Schriften ausser3152 der Bibel vertraute Bekanntschaft,3153 und gelernt hat,3154 sich in die Lage alter Schriftsteller zu versetzen, fällt entweder auf solche eingebildete Schwierigkeiten gar nicht,3155 oder er weiß sie leichter aus den Meinungen und Redensarten3156 der Alten zu erklären, schiebt der heiligen Schrift weniger neuere Begriffe unter, und ist demnach fähiger3157 von ihr zu lernen.

118.

3) Den SprachgebrauchSprachgebrauch3158 in todten Sprachen kan3159 man anders nicht zuverläßig lernen,lernen 3160 als aus den Schriften, die in einer solchen Sprache abgefaßt sind, und, wo es der[119]gleichen nicht giebt,3162 oder wo sie nicht zureichen, aus der Analogie andrer3163 mit ihr verwandten Sprachen,3164 oder aus den ErklärungenErklärungen,3165 die der Schriftsteller selbst in einer Stelle oder in ähnlichen Stellen giebt. –3166 Selten ist dieses letzte3167 möglich, weil es seyn kan3168, daß er nur Einmal3169 von einer Sache redet,3170 oder nur Einmal3171 ein Wort und eine Redensart braucht3172. So ein trefliches3173 Hülfsmittel also zur Einsicht des Verstan[134]des ähnliche Stellen sind, so helfen sie doch nicht überall; sicherlich wird auch der3174 die in der heiligen Schrift den meisten3175 unmerkbare feinere Aehnlichkeit leichter empfinden, der dergleichen zu bemerken durch achtsames Lesen alter Schriftsteller sich gewöhnt hat; und überall folgt ein Schriftsteller, wo er nicht sehr dringende Ursachen hat, demjenigen SprachgebraucheSprachgebrauch,3176 der in der Sprache, worin er schreibt, herrscht,3178 wenigstens bildet er, auch da, wo er eigne3179 Ausdrücke wählt, seinen besondern Sprachgebrauch aufs möglichste nach dem allgemeinen. Und dieser, woraus ist der3180 anders zu erkennen,3181 als aus den andern Schriften in eben der Sprache? bey3182 dem neuen Testament also, woher anders, als aus andern alten griechischen Schriftstellern,3183 und zum Theil aus den griechischen Uebersetzern des alten Testaments?

1,
2,
119.

Und wie 4) falsche und nach Schulformen gekünstelte Zergliederungen der Bücher 3223 heil.heilig 3224 Schrift sehr oft den wahren GesichtspunctGesichtspunct3225 verrücken, woraus man die Absichten eines Schriftstellers ansehen sollte, und selbst zu erdichteten Erklärungen seiner Ausdrücke Gelegenheit geben: so ist kein besseres Mittel3226 sich gegen diese willkührliche3227 Spielwerke zu verwahren, als wenn man aus Lesung alter Schriftsteller die gar nicht schulgerechte,3228 sondern natürliche Stellung ihrer Gedanken, ihre oft unscheinbare3229 Verbindungen durch Partikeln, Participial-Constructionen u. dgl.und dergleichen u. d. gl.und dergleichen 3230 und die ganze Einkleidung bemerkt3232, die von unserer3233 oft 3234 sehr abgeht3235.

120.

Auch ist 5) diese sorgfältige Beschäftigung mit alten Schriftstellern ein gutes Verwahrungsmittel gegen die Ver[121]besserungssucht des Textes der heiligen Schrift, sowohl3236 als gegen die unzeitige Aengstlichkeit bey verschiednen3237 Lesearten. Wer jene auch kritisch studiert3238 hat, wird sich durch noch so viele Lesearten, mit welchen gleichwohl die unverfälschte Aechtheit3239 des Textes bestehen kan3240, nicht nur nicht irre machen laßen,3241 er wird auch allein im Stande [111] seyn3242 den Werth derselben abzuwägen. Hat man sich bey3243 jenen Alten3244 an die Beobachtung des feinern3245 Parallelismus gewöhnt;3246 Versuche gesehen,3247 und selbst gemacht,3248 dunkle Stellen zu erklären,3249 und solche, die einander oder andern Schriftstellern zu widersprechen scheinen, mit einander zu vereinigen; und hat nach und nach das Ungegründete und Gezwungne3250 mancher gewagten Veränderungen des Textes, wie die Quellen dieses Fehlers und die verschiedne3251 Arten eingesehen,3252 wie verschiedne3253 Lesearten entstehen können: so wird gewiß dadurch Bescheidenheit so sehr als geschickte Beurtheilung befördert werden. Wenigstens ist es immer sicherer,3254 sich erst in jener Kritik zu üben, wo der Schade bey3255 Fehltritten so beträchtlich nicht ist, als bey3256 der heiligen Schrift, beybei der3257 ohnehin die Vorstellung von ihrer Göttlichkeit leichter verleitet,3259 vor genauerer3260 Untersuchung ParteyParthey 3261 zu nehmen.

1,
[112] 121.

Zur gründlichen Einsicht in andre Theile der Theologie (§. 113 113. )3280 ist die genaue Kenntniß der griechischen3282 und lateinischen Sprache3283 eben so nothwendig. –3284 Die allermeisten Quellen der KirchengeschichteKirchengeschichte3285 sind in einer von beyden3286 Sprachen abgefaßt,abgefaßt und,3287 da selbst der Sprachgebrauch zu verschiednen3289 Zeiten und in verschiednen3290 Gegenden so vieler Verschiedenheit und Veränderung unterworfen war:3291 so ist 3292 um so begreiflicher, wie unzuverläßig3293 die Kirchengeschichte seyn müsse, wenn sich ihre Kenntniß nicht auf die Kenntniß dieser Sprachen gründet. –3294 Alles, was in der Theologie auf Geschichte beruht;3295 die Kenntniß der Kirchentheologie oder der verschiednen3296 Vorstellun[138]gen von den Lehren der Religion,3297 und der Ursachen dieser Verschiedenheit; der Kunstwörter, die aus beyden3298 Sprachen genommen,3299 oder doch darnach3300 gebildet worden 3301, und selbst ein symbolisches Ansehen erlangt haben;3302 des Ursprungs der Irrthümer aus unbequemen Ausdrücken,3303 oder des Mißverstandes derselben, wodurch man ihrer Unrichtigkeit auf die Spur kommen kan3304; der Folgen,3305 die daraus für die Theologie entstanden sind – vornemlich3306 wenn man die Richtigkeit dieser Kirchentheologie gehörig beurtheilen will, – kan3307 dieser Sprachkenntniß nicht entbehren.

122.

Würde nicht auch unsre Katechetik3308 und Homiletik3309 eine bessre3310 Gestalt bekommen, und würde man [113] sich nicht besser zum Unterricht in der Religion bilden, wenn man den Alten, sonderlich der Sokratischen Schule und ihren guten Nachfolgern, ihre Methode in Gesprächen, und den [123] griechischen und römischen Rednern die Kunst3311 Eindruck zu machen3312 und, was man vorstellen oder empfehlen will, von der wirksamsten Seite zu zeigen, so weit ablernte, als es die Natur der Sachen, die Absicht,3313 bleibende Eindrücke hervorzubringen, und unsere Umstände erlaubten.3314

3315
123.

Was oben (§. 68 3316 (f.)folgend) von der besten Erlernung der Sprachen überhaupt gesagt worden ist, gilt bey3317 der lateinischen und griechischen Spra[139]che insbesondre3318, und von ihnen vorzüglich, weil sie unter allen alten Sprachen am meisten gebildet sind. Nur scheinen hier noch einige besondre3319 Anmerkungen darüber nicht unnöthig zu seyn. – Die lateinische Sprache hat das eigne3320 Glück gehabt, die allgemeine Sprache der Gelehrten (in Europa) zu werden;3321 daher sind die meisten gelehrten Schriften in ihr geschrieben,3322 ihre Kenntniß ist für den Gelehrten, nächst der Kenntniß der Muttersprache, die unentbehrlichste, und sie verdient, als allgemeine Gelehrten-SpracheGelehrten-Sprache3323 erhalten zu werden.

3324
124.

Zuerst eben deswegen, weil die meisten gelehrten Schriften lateinischlateinisch3325 abgefaßt sind. Je [114] mehr also der Eifer3326 diese Sprache zu erlernen und ihrer mächtig zu werden, [124] erkaltet, und je mehr sie daher ausser3327 Gang kommt: je3328 mehr verlieren wir die oben erwähnte3329 Vortheile, die aus dem fleissigen3330 Gebrauch der alten klassischen3331 lateinischen Schriftsteller entstehen, verlieren den Zugang zu den meisten Quellen der Geschichte, und, weil uns nichts anzieht3332 was wir nicht verstehen, sogar die Lust daraus zu3333 schöpfen, verlieren einen unschätzbaren Vorrath von Kenntnissen und Vorarbeiten in Untersuchungen 3334.

Anm. Anmerkung 1. Was hier und in dem Nächstfolgenden vorkommt, ist zugleich hinreichend zur Beurtheilung der Einwendungen gegen die Nothwendigkeit der Kenntniß dieser Sprache in der allgemeinen Revision etc. et cetera des Erziehungswesens etc. Theil II. p.pagina 2. S.Seite 234–257, die ohnehin sehr ärmliche Begriffe vom Verstehen des Lateinischen zum Grunde haben. Anm.Anmerkung Anm. 1. Aber man hat ja Aber, sagt man, ist denn nicht schon das GegründetereBeste und NutzbarereNutzbarste aus lateinischen Schriften in deutsche und anderedie neuern Sprachen übergetragen? – – Gewiß kaum mehr als das Nothdürftigste und was man für das Gemeinnützigste hielt, welches gegen die Menge des Uebrigenübrigen für Nichts zu rechnen ist. – Am meisten ists noch in der Geschichte Geschichte geschehen; wie weiß man aber, daß es vollständig, richtig und aufrichtig genug geschehen seysei, wenn man nicht zu den Quellen zurückgehen kankann, ohne welche noch weniger Sicherheit ist, als beybei allen scharfsinnigen Untersuchungen, die nicht auf die ersten Grundsätze der menschlichen Erkenntniß zurückgeführt werden.werden? Eben die gelehrtern und genauern Untersuchungen, wodurch man neuerlich, selbst in deutschen Schriften, die Geschichte ungemein berichtigt, vervollständigt,vervollständigt und ihr eine ganz andere Gestalt gegeben hat, beweisen, wie viel noch Gelegenheit in den Quellen zu sehr schätzbaren schätzrenschätzbaren Entdeckungen übrig seysei. – Je mehr das Ansehen der lateinischen Sprache sinktsinkt, und je fürfür je entbehrlicher man ihre Kenntniß hält:hält; jehält, desto weniger wird sie, höchstens nur als Nebensache, getrieben werden. Aber eine seichte Kenntniß derselben ist gewiß dem Gebrauch der QuellenQuellen und der daraus zu schöpfenden Wahrheit noch nachtheiliger, als wenn man gar nicht daraus schöpft, weil man doch in dem letztern Fall weiß, daß man nur mit fremden Augen, in jenem Fall aber glaubt, daß man mit eigneneigenen Augen gesehen habe. 3335
3,
125.

Zweytens 3377 : Die Gelehrsamkeit verliert viel, und die Entdeckungen und Verbesserungen in derselben gehen oft gänzlich verloren;3378 breiten sich wenigstens viel langsamer und nicht allgemein genug aus, wenn man unter den Gelehrten nicht [116] eine allgemeine Sprache hat, wodurch man sich das Neue und Bessere mittheilen kan. –3379 Wenn [142] man sagt: „so dürften die Gelehrten nur mehrere Sprachen lernen, und [126] allenfalls ersetzte auch dieses die Dienstfertigkeit der Uebersetzer:“ so hat man wohl nicht genug bedacht:3380 daß beydes3381 ein mühsamer Umweg ist, der völlig ersparet3382 werden könte3383, wenn eine allgemeine Gelehrten-Sprache gebraucht würde;3384 ein Umstand, den die, welche die Nothwendigkeit einer solchen, namentlich der lateinischen, Sprache bestreiten, vornehmlich beherzigen sollten, da sie eben Zeit und Mühe gespart,3385 und auf nützlichere Dinge verwendet wissen wollen. Man hat nicht bedacht:3386 daß Uebersetzungen großentheils3387 unzuverläßig3388 sind, und daß sie ungemein viel weniger die Vorstellungen eines Schriftstellers anschaulich darstellen, als er selbst, auch sogar in einer fremden Sprache, wenn er sie nur in seiner Gewalt hat, und in der fremden Sprache nicht bloß schreibt, sondern auch denkt. Man nimmt gegen alle Erfahrung an, daß Ausländer, um unsre Entdeckungen zu benutzen, unsre Werke, in ihre Sprache übersetzt, begierig lesen oder gar deutsch lernen würden. *) 3389

126.

Ist nun aber eine allgemeine Sprache3408 für die Gelehrsamkeit, deren Erhaltung und weitre oder allgemeinere Ausbreitung,3409 sehr nöthig: so müßte3410 man 3411 entweder die, welche es bisher gewesen, nehmlich3412 die lateinische, beybehalten3413, oder eine der neuern Sprachen dazu wählen, oder 269eine ganz neue zu diesem Zweck erfinden. –3414 Dieses letzte3415 würde, wie so viele verunglückte Versuche beweisen, große3416 Schwierigkeiten haben; schwerlich würde man ihr, zumahl allgemeinen3417 Eingang verschaffen können; und wozu eine neue erfinden, da wir schon eine unter den Gelehrten überall angenommne3418 haben? – Diese lateinische ist nicht nur einmahl3419 im Besitz, und, wenn es eben sowohl Pflicht ist, gute Gelehrte als gute Bürger zu ziehen,3420 wenn es uns wahrer Ernst ist, Aufklärung, mithin auch Gelehrsamkeit, möglichst weit auszubreiten:3421 so müssen wir diese Sprache zu erhalten,3422 und ihre Kenntniß bey3423 allen, die Gelehrte seyn wollen, [118] zu befördern suchen, weil sie gerade die bekannteste bey3424 allen Nationen ist, wo eigentliche Gelehrsamkeit blüht. Sie ist auch, eben durch den langen Gebrauch, den bereits erfolgten Erweiterungen und Aufklärungen in den Wissenschaften, mehr als eine andre3425, wenigstens ältere Sprache, und,3426 umgekehrt, es sind diese aufgeklärtern Begriffe dieser Sprache so angeschmieget worden,3427 sie hat auch so sehr alle eigentliche Wissenschaften, namentlich die gelehrten Vorstellungen in der Religion, so durchdrungen,3428 und in allen Wissenschaften ist der Sprachgebrauch so an sie gebunden, daß [128] wir ihre Kenntniß, ohne eine gänzliche Umschmelzung der Wissenschaften, nicht einbüßen3429 können. –3430 Sollte sie auch, wie nicht zu leugnen3431 ist, von manchen neuern Sprachen übertroffen werden: so würde es nicht nur schwer, ja, nach der jetzigen Verfassung der Welt,3432 unmöglich seyn, einer neuern Sprache eben die ausgebreitete Herrschaft zu verschaffen;3433 es würde sogar eben darum nicht rathsam seyn, weil und so lange sie eine lebende Sprache ist. Denn eine solche ist beständigen Veränderungen unterworfen, und nach einiger Zeit, wo nicht3434 den meisten unverständlich, doch wenigstens nicht mehr so reitzend; es gehen zu viele Mängel,3435 einer auch vom gemeinen3436 Volk3437 gebrauchten Sprache, Nebenbegriffe, die den Wörtern anhängen u. d. gl.und dergleichen 3438 in die Wissenschaften über, daß diese darüber ihre Bestimmtheit verlieren; oder man muß diesem Schaden immer so durch [145] neue Bestimmungen entgegenarbeiten, daß die gelehrte Sprache bald wieder eine von der Volkssprache ganz verschiedne3439 wird. [119] Eine todte Sprache hingegen, die noch dazu schon für unsre Wissenschaften bearbeitet ist, hat ihre völlig festgesetzte Gestalt, und es bedarf, bey neuentstandnen3440 Begriffen, weiter nichts, als diese, auf eine der Natur dieser Sprache gemäße3441 Art, zu bezeichnen, wie man das Beyspiel3442 davon an der Naturlehre, der Botanick3443 (u. s. f.)und so ferner hat.

127.

Drittens (§. 125 3472) wäre es allerdings für die Wissenschaften und für die Menschen selbst sehr heilsam, wenn für eigentlich gelehrte Sachen eine den Gelehrten eigenthümliche Sprache, dergleichen die bisher in dieser Absicht aufgenommne3473 lateinische ist, gebraucht würde. – Für die Wissenschaften;3474 zuerst schon deswegen, weil in einer der Gelehrsamkeit besonders gewidmeten Sprache die Wörter bestimmter, folglich zur genauern Kenntniß brauchbarer sind,3475 als in einer solchen, die eben sowohl vom Volk3476 gebraucht wird, wo daher Mißverstand und Uebergang schwankender Begriffe in die Sprache viel leichter ist. Noch [130] mehr aber, weil für die eigentlichen Wissenschaften nichts nachtheiliger ist, als die Verwirrung, die durch Halbkenner angerichtet wird, welche auch [147] mitsprechen wollen, ohne die dazu unentbehrlichen Vorerkenntnisse3477, die nöthige Einsicht in die Beschaffenheit und den Werth scharfsinniger Bestimmungen oder Einschränkungen, und die erforderliche Uebung in gelehrten und ihnen nicht geläufigen Untersuchungen zu haben; wozu sie um so eher versucht werden, je mehr sie sich einbilden3478 die Sache zu verstehen, weil ihnen die Sprache bekannt ist, in der diese ausgedruckt3479 sind.

[121] 128.

Eben so nützlich wäre es für solche Menschen selbst, welche gelehrte Untersuchungen nichts angehen, wenn ihnen der Zugang dazu durch den Gebrauch einer gelehrten Sprache erschwert würde. So erführen sie vieles nicht einmal, was ihre Neugier reitzt, sie zu unnöthigen SpeculationenSpeculationen3480 verleitet, von nützlichern Untersuchungen oder Beschäftigungen abzieht, und sie in schädliche Zweifel oder Irrthürmer stürzt, welchen sie aus den vorhin genannten Ursachen nicht gewachsen sind. Wie viel Zeitverderb3481 und Verwirrung des Volks würde verhütet werden, wenn Gelehrte gleichsam hinter dem VorhangVorhang3482 einer nur ihnen verständlichen Sprache, ohne vom VolkVolk3483 gehört oder gelesen zu werden, erst unter sich, nach reifer Untersuchung ausmachen könnten, was wahr und was gemein zu machen heilsam wäre, und alsdenn3484 nur das Ausgesuchte, Sichere und Gemeinnützige zur Kenntniß der Ungelehrten brächten.3485

1,
3526
129.
Wer eine gründliche Kenntniß der lateinischen lateinischen und griechischen griechischen Sprache erlangen wollte, zumahlwill, zumal wenn er sie vor sich undvorzüglich durch eigneneigenen Fleiß lernen müßte,müßte: würdemuß, wird nun ebenfalls alles das stets, mit allen Einschränkungen und Bestimmungen, vor Augen behalten müssen, was oben (§. 68–90 68.–90. ) von Erlernung der Sprachen überhaupt gesagt worden ist. – In Absicht auf die Sprachlehre Sprachlehre würde manwird er wohl thun, wenn maner sich an eine, die beste welche man finden könnte, gewöhnte; – im Lateinischen z. B.zum Beispiel vorzüglich an Scheller, Immanuel Johann Gerhard J. J. G. Schellers kann, zu gewöhnen sucht. Anm. Anmerkung Unter den lateinischen Sprachlehren zeichnen sich aus: J. J. Scheller's ausführliche lateinische Sprachlehre, drittezweyte vermehrte Auflage, Leipz. 1790 1782 in gr.groß 8. oder, für dennoch mehr vor dem Anfang, an Desselbendesselben Leipzig 1790. gr. 8., oder für den Anfang: Desselben kurzgefaßte lateinische Sprachlehre, dritte vermehrte Auflage, Leipz. 1785 in1780 Leipzig 1785. gr.groß 8. und besonders um Um der sorgfältig gesammleten Beyspielegesammelten Beispiele willen, aus welchen man lernen kan, selbst sichkann, sich selbst die Regeln abzuziehn, an Meierotto, Johann Heinrich LudwigJ. H. L. abzuziehen: J. H. L. Meierotto lateinische Grammatik in BeyspielenBeispielen, Berlin 1785 in 2 Theilen in 8; oder an die practische 1785. 2 Theile, 8. Seyfert, Ernst Joseph Alexander E. J. A. Seyfert's auf Geschichte und Kritik gegründete lateinische Sprachlehre, 1798–1802., auch abgekürzt 1810. Ganz vorzüglich Wenck, Helfrich Bernhard Wenk's lateinische Sprachlehre, besonders nach der neuen Bearbeitung von Grotefend, Georg Friedrich Grotenfend. 1816. Praktische Grammatik der lateinischen Sprache von Bröder, Christian Gottlob C. G. Bröder , Leipz. 1787 in7te Ausg.Ausgabe Leipzig 1808, gr.groß 8, verbunden mit dem kurzgefaßten practischen Syntax von Lehmus, Christian Balthasar C. B. Lehmus , Leipz. 1789 in gr.groß 8.8., so wie die größere, 1812. – im Griechischen etwa an die bekannte Weller, Jacob Wellerische oder Märkische Grammatik, oder, unter den neuesten, vorzüglich an Unter den griechischen zeichneten sich außer der bekannten Wellerischen oder Märkischen Grammatik, nach Bernhardi, August Ferdinand Bernhardi's Bearbeitung, neuerlich aus: Trendelenburg, Johann Georg J. G. Trendelenburg's Anfangsgründe der griechischen Sprache, dritte verbesserte Aufl. 1790 inAuflage, 1790. 8.griechische Sprachlehre - - aufgesetzt von Jehne, Lebrecht Heinrich Samuel Lebr. Heinr. Sam. Jehne , Hamburg 1782 in 8. Buttmann, Philipp Buttmann's oft gedruckte größere und kleinere griechische Grammatik, und Matthiae, August A. Matthiä griechische Grammatik, 1808., nebst dem Auszug, 1809. Auch vergl.vergleicheverglichen mit Hermann, Gottfried E. Hermann de emendanda ratione graecae grammaticae, 1801. 3527
130.
Die feinere Kenntniß der lateinisch lateinischen Sprache, ihres innern Baues und der Gründe, worauf er beruht, könntehat man sich hernachsodann durch die sorgfältige Beobachtung beybei Lesung der lateinischen Schriftsteller, und durch solche Bücher bekannt zu machen, welche das EigneEigene dieser Sprache, oft auch dessen Gründe, erklären,erklären; oder auf gewöhnliche Fehler unsreunsere Aufmerksamkeit lenkenaufmerksam machen. Hieher Anm. Anmerkung Dahin gehören Cellarius, Christoph Christoph. Christoph Cellarii Orthographia latina - -latina – obss. Longolius, Paul Daniel Longolii, Heumann, Christoph August Heumanni, Heusinger, Johann Michael Heusingeri, Schurzfleisch, Konrad Samuel Schurtzfleischii suisque auxit et Corte, Gottlieb Cortii disputationes de usu orthographiae cum orthographia Norisiana typis repetendasrepetendas, curavit Harless, Adolf Gottlieb Christoph Theoph. Christoph Christoph. Harles , Tom. Tomus Tom. I. et II. Altenburgi 1768 1768. 8. – Valla, Laurentius Laurentii Vallensis libri elegantiarum sex, öfters aufgelegt z. B.zum Beispiel Colon. 1522 1522. 4. und in seinen Operibus. Linacre, Thomas Thom. Linacri de emendata structura latini sermonis libri VI. oft aufgelegtaufgelegt, z. B.zum Beispiel Lips. 1556 in1556. 8. und einige andreandere Schriften, die in Ketel, Richard Rich. Ketelii de elegantiori latinitate comparanda Scriptoribusscriptoribus selectis, Amst. 1713 in1713. 4. gesammlet sind. Ferner: Tursellini, Horatio Horat. Tursellini de particulis lat. orationis libelluslibellus, post curas Thomasius, Jacob Jac. Iac. Thomasii et Schwartz, Johann Conrad Jo. Io. Conr. Schwartzii denuo recognitus et auctus, Lips. 1769. 8. und Schütz, Christian Gottfried Christ. Gottf. Godofr. Schütz (noch nicht fortgesetzte) Doctrina particularum lat. linguae, Dessav. 1784 in1784. gr.groß 8.; auch die Abhandlung über die lateinischen EllipsenEllipsen, von Lindner, Johann Gottlieb Joh. Gottlieb Lindnern Lindner , Frankfurt 1780 in1780. 8. – Scioppius, Gasparus, s. Schoppe, CasparSchoppe, Caspar Gasp. Scioppii Grammatica philosophica, nach Herzog, Johann Christian J. C. Herzogs Ausgabe Herzog's Ausgabe, August. Vindel. 1712 in 8, und1712. 8. Sanctius, Franciscus Franc. Sanctii MineruaMinerva s. de caussis lat. linguae liber, cui inserta sunt – quae addidit Scioppius, Gasparus, s. Schoppe, CasparSchoppe, Caspar Gasp. Scioppius et subjectaesubiectae notae Perizonius, Jacobus Jac. Jac . Iac. Perizonii , Edit.Editio 4. Amstel. 1714 in1714. gr.groß 8. – und Nolte, Johann Friedrich Jo. Io. Frid. Noltenii Lexicon latinae linguae antibarbarum, der vermehrten AusgabeAusgabe, Helmst. 1744 in1744. gr.groß 8., Tomus poster.posterior Lips. 1768, (zusammen1768., zusammen wieder unter der Jahrzahl 1780);1780. 1768; wiewohl Doch kann man die meisten zuerst angegebnenangegebenen entbehren kankann, wenn man entweder ein so vollständiges Buch hatbesitzt, wie die vorhin erwähnte Scheller, Immanuel Johann Gerhard Schellerische Schellersche ausführliche lateinische Sprachlehre ist, oder wenn man sich nicht vorzüglich auf das Lateinische legen will Sprachlehre, und dessen Praecepta stili bene latini, 2 Tom.Tomus 1797., oder wenn tieferes Studium des Lateinischen nicht Hauptzweck ist. 3564
[136] 131.
Eben so werdenwird beyBei der griechisch griechischen Sprache der Sprache, wenn man ihren eigenthümlichen Geist und ihre Feinheiten auffassen will, bedarf es ebenfalls, neben der eignen Beobachtung, des Gebrauchs der schon vorhandenen Hülfsmittel. Anm. Anmerkung Zu diesen gehören: Libellus animaduersionumanimadversionum quibus Weller, Jacob Jac. Iac. Velleri Grammatica graeca emendatur, suppletur, illustratur, auctore Fischer, Johann Friedrich Joh. Ioh. Frider. Fischero , Lips. 1750–52 1750–52. in 3 Abtheilungen in 8.;Abtheilungen, 8. Viger, François Franc. Vigeri de praecipuis graecae dictionis idiotismis liber, cum animaduerss.animadverss. Hoogeveen, Hendrik Henr. Hoogeveeni , quibus et suas adiunxitadiunxit et suas Zeune, Johann Karl Jo. Io. Carol. Zeunius , neueste verbesserte Ausgabe Leipz. 1789 in gr.groß 8. –Ausgabe, Leipzig 1789. gr. 8. Lips. 1777. in 8. – Hoogeveen, Hendrik Henr. Hoogeveen doctrina particularum graecarum recens. breuiauitbreviavit et auxit Schütz, Christian Gottfried Christ. Godofr. Schütz , Dessav. 1782 in1782. gr.groß 8. – Devarius, Matthaeus M. Devarii liber de graecae linguae particulis, ed. Reusman 1793. 8. Bos, Lambert Lamb. Bos Ellipses graecae, öfters aufgelegt, sonderlich mit mehrerer Gelehrten Anmerkungen in Schwebel, Nicolaus Jo. Nic. Nic . Schwebelii Ausgabe Norib. 1763 gr.groß 8. – Schäfer, Gottfried Heinrich G. H. Schäfer Ausgabe, Lips. 1808. 8. Weiske, Benjamin Benj. Weiske Pleonasmi graeci. 1807. 8. Graecae linguae dialecti - -dialecti – recognitae opera Maittaire, Michael Mich. Maittaire , nach Reitz, Johan Frederik Jo. post Io. Frider. Reitzii Ausgabe Hag. Com. 1738 in Reitzium , ed. Sturz, Friedrich Wilhelm W. Sturz , 1807. gr.groß 8. oder in dessen ErmanglungErmangelung, das Compendium dialectorum graecarum, concinnauit Facius, Johann Friedrich J. J. concinnavit I. I. Facius , Norib. 1782. 8. von großemgrossen Nutzen seyn. 3622
132.
Zur Kenntniß des lateinisch lateinischen SprachgebrauchSprachgebrauchs übertrift unter den größerngrössern WörterbücherWörterbüchern der NonusNouus Nouus Die vollständigste Kenntniß der lateinischen Sprache und des Sprachgebrauches läßt sich von den großen lexicographischen Arbeiten erwarten, welche dem eigentlichen Philologen ganz unentbehrlich sind, indeß dem Anfänger, und für den gewöhnlichen Gebrauch, allerdings auch die kleineren genügen, und welche bei dem fortgehenden Fleiß der HumanistenHumanisten noch immer an Gehalt und Zuverlässigkeit gewinnen. Anm. Anmerkung Zu den größeren Wörterbüchern gehören: Novus linguae et eruditionis Romanae thesaurusthesaurus, post Stephanus, s. Estienne, RobertusEstienne, Robertus Ro. Rob. Stephani et aliorum curas - -curas – locupletatus a Gesner, Johann Matthias Jo. Io. Matthia Gesnero , Gesnero . Lips. 1749 in1749. 4 Tomis in fol.folio und unter den kleinern Scheller, Immanuel Johann Gerhard Schellers Ausführlichesausführliches Tomi, fol. Forcellini, Egidio Forcellini Lexicon totius latinitatis. T.Tomus I–IV. Patav. 1771. Scheller's ausführliches lateinisches Lexicon, lateinisch-teutscher Theil, zweyte Aufl.Auflage Leipz. 1788 1783 in gr.groß 8., die übrigen bey weiten;7 Bände, 3te Aufl., Leipzig 1804. 8., womit Popma, Ausonius van Ausonii Popmae de differentiis verborum itemque de vsuusu antiquae lectionis libri retractati ab Messerschmid, Johann Christian Jo. Io. Christ. Messerschmid , Dresdae 1769 in1769. 8. und Reitz, Johan Frederik Jo. Io. Frid. Reitzius de ambiguis, mediis et contrariis, Traj. ad Rhen. 1736 in1736. 8. nützlich verbunden werden könntenkönten. Ueber die LatinitätLatinität der mitlernmittlern Zeiten ist für dendem, derlieferte Du Cange, Charles du Fresne Dufresne und Carpentier, Pierre Carpentier großegrosse Glossarien nicht brauchen kan oder mag, (Adelung, Johann Christoph Jo. Glossarien. Ein Auszug davon ist: (Joh. Christoph Adelungs Adelung's ) Glossarium manuale ad scriptores mediae et infimae latinitatis, Halae 1771–84 1772–84 in 6 Tomis in gr.groß 8. hinlänglich.1771–84. 6 Tomi, 8. Zu den kleineren Wörterbüchern gehören: Matthiae, Georg G. Matthiae nov. locupl. Lexicon lat.-germ. e. g. lat., Halae 1775. 8. Scheller, Immanuel Johann Gerhard J. C. Scheller's Handlexicon, nach dem Auszuge von Lünemann, Georg Heinrich G. H. Lünemann , 3 Bände, 1807. gr.groß 8. Bauer, Karl Ludwig L. C. Bauer's deutsch-lateinisches Lexicon, 3te Auflage, 1806. 8. Hiermit sind auch die Schriftsteller zu vergleichen, welche die lateinische Synonymik bearbeitet haben, namentlich: Gardin du Mesnil, Jean-Baptiste Gardin Dumesnils Versuch einer allgemeinen lateinischen Synonymik, aus dem Französischen; bearbeitet von Ernesti, Johann Christian Gottlieb J. C. H. Ernesti , 3 Theile, Leipzig 1799–1800. 8. 3648
[138] 133.
Unter den größerngrössern WörterbücherWörterbüchern über die griechisch griechische Sprache ist der Was von den lateinischen Wörterbüchern (130.) gesagt ist, gilt ebenfalls von den griechischen. Auch hier fehlt es eben so wenig an vortrefflichen Vorarbeiten. Anm. Anmerkung Unter ihnen bleibt bei weitem das wichtigste: Thesaurus graecae linguae ab Stephanus, s. Estienne, HenricusEstienne, Henricus Henr. Stephano constructus, 1572 in 4 Tomis1572. 4 Tomi, fol.folio nebst einem besondern Band, der den Appendix enthält, noch immer das Hauptwerk, so wie unter und von dem itzt in England eine neue Ausgabe veranstaltet wird. Unter den kleinernkleineren das Graecum Lexicon manuale - -manuale – a Hederich, Benjamin Beni. Benj. Hederico institutum - -institutum – locupletatum et -et – emendatum cura Ernesti, Johann August Jo. Io. Aug. Ernesti , neue verbesserte Aufl.Auflage, von Wendler, Carl Christian C. Chr. Wendler Leipz. 1788 in Wendler , Leipzig 1788. Lips. 1767 in gr.groß 8. bis jetzt das einzige recht brauchbare ist. Schneider, Johann Gottlob J. G. Schneider's kritisch griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Jena und Leipzig 1805. 4. Riemer, Friedrich Wilhelm F. M. Riemer's griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, ebendaselbst 1815. 16. gr.groß 8. Reichenbach, Johann Friedrich Jacob J. F. J. Reichenbach's allgemeines griechisch-deutsches Handwörterbuch zum Schulgebrauch, 2 Bände, Leipzig 1801. 2. 3678
134.
Was diesen abgeht, kankann man ergänzen,ergänzen und überhaupt die Kenntniß des griechischgriechischen und lateinischlateinischen SprachgebrauchSprachgebrauchs sehr erweitern –erweitern: entweder aus denen, die das besondern DialekteDialekten EigneeigneEigene erläutert haben, dergleichen das schätzbare Dictionarium Doricum und das Dictionarium Jonicum DonicumJonicum , beyde von Portus, Aemilius Aemil. Porto , Francf. 1603 in gr.groß 8. gedruckt, und Ebendesselben Lexicon Pindaricum, Hanoviae 1606 in 8. ist – oder aus den sogenannten Auctoribus linguae latinae und den verschiedenen lateinischen und griechischen Scholiasten, Glossariis und Lexicis, – oder aus den Anmerkungen gelehrter Männer zu gedachten ältern Wörterbüchern, den Hesychius Hesychius, Pollux (Polydeukes) Pollux, Ammonius Ammonius, Harpokration Harpokration, Timaeus Timäus, Thomas Magister Thomas Magister, Moeris Moeris dem Hesychius, Pollux, Ammonius, Harpokration, Timäus, Thomas Magister, Moeris und andern, oder ihren Anmerkungen und erklärenden Indicibus, die den besten Hand- und andern Ausgaben angehängt sind,sind – oder aus den gelehrten Erläuterungen einzelnereinzler Stellen alter Schriftsteller, wovon unter andern der Catalogus Bibliothecaebibliothecae Bunavianae Tom.Tomus I. p.pagina 1873 sq.sequens ein zahlreiches Schriftsteller. Anm. Anmerkung Ein zahlreiches, obgleich noch vieler Ergänzungen bedürftiges Verzeichniß enthältenthält. –Verzeichniß, enthält der Catalogus Bibliothecae Bunavianae, Tom.Tomus I. p.pagina 1873. sq.sequens Du Cange, Charles du Fresne Carol. du Fresne Glossarium ad Scriptores med. et infimae Graecitatis, Lugd. 1688 1688. in 2 Folianten, ist zur Kenntniß des spätern Griechischen spätern Griechischen unentbehrlich. 3693
135.
Wie die alten SchriftstellerSchriftsteller, und mit welcher Rücksicht, sie gelesen werden müssen?müssen: dies kankann schon aus den obigen allgemeinen Erinnerungen (§. 72–86 72.–86. ) abgenommen werden. Hier noch einige allgemeine Vorschläge, diewelche diese griechischegriechischen und lateinischelateinischen Schriftsteller insbesondreinsbesondere angehen. – – Zuerst müßte man sich eine vorläufige Kenntniß von ihnen und ihren Schriften, von den brauchbarsten AusgabenAusgaben, und von den Sachen erwerben, auf die sie sich beziehen, ohne welche man wenigstens beybei ihrer Lesung gar nicht fortkommen kan. – kann. Anm. Anmerkung Ueber diese Schriftsteller selbst, ihre Umstände und Schriften hat man bis jetzt noch kein ausführlicheres WerkWerk, als Fabricius, Johann Albert Jo. Io. Alb. Fabricii Bibliothecambibliothecam latinam, Edit.Editio 5.5., Hamburgi 17211721. und 22 22. in dreydrei Octavbänden,Octavbänden und, zwar etwas verkürzt, aber besser geordnet und vermehrt von Ernesti, Johann August Joh. Aug. Ernesti , Leipz. 1773Leipzig 1773. und 74 74. in dreydrei Tomm.Tomi gr.groß 8., nebst Fabricius, Johann Albert Fabricii Bibliothecabibliotheca graeca, Hamb. 1705–28 1705–28. in 14 Quartbänden, wovon seit 1790 1790–1809 eine 4te ungemein vermehrte Ausgabe durch Harless, Adolf Gottlieb Christoph Gottlieb Christoph Harles Veranstaltung in gr.groß 4 erscheint. Doch sind 4. erschienen ist. Zu den besten Handbüchern gehören: Quartbänden. Doch ist Harless, Adolf Gottlieb Christoph Theoph. Christoph. Christoph Harles (noch nicht vollendete) Introductiointroductio in notitiam litteraturae Romanae inprimis Scriptorumscriptorum latinorum, Noriberg. 1781 1781. in zwey Theilen inzwei Theilen, gr.groß 8., dessen BreuiorBrevior notitia litteraturae Romanae etc.et cetera etc., Lips. 1789 in 8., so wie1789. 8. Ebendesselben Introductio 8. und Desselben introductio in historiam linguae graecae, Ed.Editio 4. Altenburg. 1778. 8., besser angelegt, mit besserer Wahl gemacht, zweckmäßig vollständiger,vollständiger und überhaupt die besten HandbücherHandbücher, diedas beste doppelte Handbuch, das wir bis jetzt darüber haben. 1792–95. 2 Vol.Volumen 8. Fuhrmann, Wilhelm David W. v. Fuhrmann's Handbuch der classischen Literatur, oder Anleitung zur Kenntniß der griechischen und römischen Schriftsteller der besten Ausgaben, 4 Bände, Rudolstadt 1804–10. 3711
136.

Aus diesen Büchern kan3753 man auch einigermaßen3754 die besten Ausgaben solcher alten Schriften3755 kennen lernen. Der wahre Werth dieser Ausgaben hängt,3756 entweder von der Lauterkeit und Richtigkeit des Textes, oder von der Zweckmäßigkeit der Anmerkungen, (d. i.)das ist davon ab, ob sie gerade so viel enthalten, als nöthig ist, den Autor durchaus zu verstehen. Denn,3757 wer die Absicht hat3758 einen alten Schriftsteller zu lesen:3759 der muß ihn, und er muß3760 [156] ihn verstehen verstehen 3761 lernen wollen; er muß also wünschen3762 durch den, der ihn dabey3763 leiten will, zur Erreichung seiner Absicht, unterhalten,3764 und nicht zerstreuet zu werden; er wird selbst deswegen wünschen, so viel selbst zu thun, als er ohne Anderer Hülfe thun kan3765. Folglich sind, zu seiner Absicht, alle Erläuterungen von Wörtern und Sachen unnütz, unzulänglich,3766 oder gar hinderlich, die seinen [129] Schriftsteller3767 oder die Stellen, die er lieset, nicht angehen; die 3768 der Zweck 3769 der Herausgeber sind, so wie3770 der alte Schriftsteller 3771 nur 3772 Mittel,3773 jene gelegentlich und mit mehrern3774 Anstand unter die Leute zu bringen; die wenigstens die Aufmerksamkeit zu lange auf andere Sachen, als auf den Sinn des Schriftstellers, ziehen; die gemeinbekannte Sachen enthalten, welche der, wer3775 einen gewissen Autor [141] lieset, schon weiß,3776 oder billig wissen muß; die nur einige Schwierigkeiten auflösen3777, welche3778 gerade der Commentator wegzuräumen vermochte; und die, anstatt bloß Winke zu geben, um dem Leser auf die Spur zu helfen, durch Anmerkungen zu Bildung des Verstandes, des Geschmacks und Herzens, den Autor selbst dem Leser aus dem Gesicht rücken. Mögen alle solche Commentare in andrer 3779 Absicht noch so nützlich seyn:3780 so scheinen zu der hier gemeinten3781 diejenigen Handausgaben die besten, welche einen genau geläuterten Text und so viele, auch nur so weit ausgeführte, Anmerkungen enthalten, als die Aufklärung des Sinnes, in Absicht auf Wörter und Sachen, nothwendig erfordert, ohngefähr3782 so,3783 wie wir sie, mehr oder minder, 3784 von einigen neuern Deutschen3785, [157] einem 314 Gesner, 315 Ernesti, 316 Fischer, 317 Heyne, 318 Morus , Wolf, Friedrich August Wolf 3786 und einigen wenigen Andern 3787 haben.

137.
Die SachenSachen, auf welche sich die alten griechischen und römischen Schriftsteller beziehen,beziehen und von welchen man wenigstens einige vorläufige Kenntniß haben muß, wenn man nicht alle Augenblicke anstoßen,anstossen oder jene Schriftsteller nur halb verstehen,verstehen oder sich zur Unzeit beybei ihrer Lesung selbst zerstreuen will, sind in der Geschichte, der alten Erdbeschreibung, der Mythologie, den griechischen und römischen Alterthümern zu suchen. Anm. Anmerkung Zur ersten Grundlage für einen Theil dieser Kenntnisse ist das – Handbuch der klassischenklaßischen Literatur, enthaltend Archäologie, Notiz der KlaßikerKlassiker, Mythologie, griechische Alterthümer, römische Alterthümer, von Eschenburg, Johann Joachim Joh. Joach. Eschenburg , Berlin 1783 in1783. gr.groß 8. – überaus brauchbar. 3788
[142] 138.
Die eigentlich hieherhierher gehörige Geschichte Geschichte betriftbetrifft entweder die bürgerlichen Veränderungen in den alten griechischen und römischen Staaten, oder den Zustand und die Schicksale ihrer Literatur und Künste, besonders der PhilosophiePhilosophie unter Griechen und Römern. So sehr es uns noch an Büchern fehlt, welche, mit Absonderung aller in andreranderer Absicht sehr nützlichen Kenntnisse und Untersuchungen, recht eigentlich dazu eingerichtet wären, die, welche diese alten Schriftsteller in ihren Beziehungen und Anspielungen auf gedachte Gegenstände verstehen wollen, dazu, mit Zusammenfassung der erwähnten Kenntnisse, vorzubereiten: so kann man sich doch schon vor der Hand, – in Absicht auf alte griechische Geschichte,Hand – mit die vorhandenen mit Nutzen gebrauchen. Anm. Anmerkung 1. In Absicht auf die alte griechische Geschichte: Stanyan, Temple Stanyans , unter dem Titel: HistoireTitel Historie de Grece,GreceGrèce, traduite de l'Anglois de Mr. Stanyan, Temple Temple Stanyan , Amst. 1744 in1744. 8. in 3 Tomes nachgedruckten,nachgedruckten Tomes, nachgedruckte, und aus den Quellen selbst geschöpften,geschöpfte Geschichte GriechenlandesGriechenlands bis auf den Tod K.König Philipp II. PhilippsPhilipp invon Macedonien; oder mit demdas Handbuch der griechischen Alterthümer in Rücksicht auf, auf Genealogie, Geographie, Mythologie, Kunst und Geschichte, zum Gebrauch für die Jugend beym beim Lesen der Alten, behelfen, Leipzig 1789 in1789. 8. genügen. Wichtiger ist freylichjedoch Gillies, John John Gillies Geschichte von Altgriechenland, von dessen Uebersetzung UebersetznngUebersetzung aus dem Englischen bereits zweyvier Theile, Leipzig 1787 in1787. gr.groß 8. erschienen sind; desgl.desgleichen Mitford, William Mitford's Geschichte Altgriechenlands, aus dem Englischen, 1ster–6ter Theil, Leipzig 1802 f.folgend und die vortreflichevortreffliche Voyage du jeune Anacharsis en Grèce (vom Abbé Barthélemy, Jean Jacques Barthelemy Barthèlémy ) mit einem Recueil des Cartes, à Paris 1788 in1788. 4 Tomes inTomes, gr.groß 4, und 4. welche mehrmals nachgedruckt, ob es gleich beyauch ins Deutsche übersetzt ist, und bei weitem noch mehr als bloße Geschichte enthält. mit Goldsmith, Oliver Goldsmith's Geschichte der Griechen von den frühesten Zeiten bis auf den Tod Alexander d. Gr. Alexanders des Grossen, aus dem Engl.Englisch übersetzt, Leipzig 1777 in zwey Octavbänden; Robertson, William Wilh. Robertsons Geschichte von Altgriechenland (die noch weiter, bis auf die Verwandlung Griechenlandes in eine römische Provinz geht, und selbst die ältere Geschichte von Großgriechenland, auch etwas von der Erdbeschreibung, der bürgerlichen Verfassung und der Geschichte der Wissenschaften mitnimmt,) aus dem Engl.Englisch übersetzt Leipzig 1779 in gr.groß 8. – und mit Goldsmith, Oliver Goldsmith's Geschichte der Römer - - bis auf den Untergang des abendländischen Kaiserthums, aus dem Engl.Englisch Leipz. 1774 in zwey Octavbänden – behelfen, oder Denina, Carlo Karl Denina Staats- und Gelehrtengeschichte Griechenlands zu Hülfe nehmen, wovon der erste Theil aus dem Ital. übersetzt, Flensburg 1783 in gr.groß 8. herausgekommen ist. 3799
[132] 139.
Woran es uns noch unter den zur griechischen und römischen GeschichteGeschichte gehörigen Schriften fehlt, eben diesesdies vermißt man auch beybei Schriften, welche den Zustand der Künste und Wissenschaften, namentlich der PhilosophiePhilosophie, bey beydenbei beiden Völkern betreffen. Anm. Anmerkung Doch verdienen empfohlen zu werden: Cicero M. Tullii Ciceronis historia philosophiae antiquae, collecta, illustrata et amplificata a Gedike, Friedrich F. Gedike , Berol. 1781 in1781. gr.groß 8. ist die einzige, die hier empfohlen werden könnte. Die mit großem Fleiß ausgearbeitetefast unübertreffbare Geschichte des Ursprungs, Fortgangs und Verfalls der Wissenschaften in Griechenland und Rom, von Meiners, Christoph C. Meiners , wovon zu Lemgo 17811781. und 1782 82 erst zwey Bände in1782. 2 Bände, gr.groß 8. erschienen sind, gehört schon für Leser einer höhern Classe. 3846
140.
Auch beyBei der alten Erdbeschreibung Erdbeschreibung wird man vermuthlich noch lange auf ein Buch warten müssenhat es lange an einem Werke gefehlt, das, beybei der möglichsten Vollständigkeit, nach eignereigener sorgfältigen Untersuchung und mit Benutzung der wirklich sichern und brauchbaren Entdeckungen einiger wenigen eigentlichen Kenner, auch mit möglichster VergleichungVergleichung der ältern und neuern TopographieTopographie, zwischen der weitläufigern Sprache die Mitte hielte. Doch ist besonders durch Mannert, Conrad Mannert und einiger Andere diesem Bedürfniß abgeholfen. Anm. Anmerkung Zu den weitläufigern Werken gehören: fast einzig brauchbaren Notitia orbis antiqui von Cellarius, Christoph Christoph. Cellario mit Schwartz, Johann Conrad Jo. Io. Conr. Schwartzii Anmerkungen, LeipzigLeipz. 17311731. und 1732 32 in zwey Quartbänden, und zwischen der zu magern1732. 4. Geographie ancienne abregée par Mr. Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anville , 3 Tomes, à Paris 1768 in drey Bänden1768. gr.groß 12.12 , oder demden beyden kleinern: Orbis antiqui monumentis suis illustrati primae lineae, duxit Oberlin, Jeremias Jacob Jer. Jac. Oberlinus, Argent. 1776. 8. und dem noch nicht vollendeten Handbuch der alten Erdbeschreibung Erdbeschreibung, zum Gebrauch der eilf größern Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillischen Landcharten Landcharten, (von Hummel, Bernhard Friedrich Hummel, Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob Hieron. Paulus, Stroth, Friedrich Andreas Stroth, Bruns, Paul Jakob Bruns und Ditmar, Theodor Jakob Dittmar ,) Nürnb. 1785 und 1786 in zwey Bänden in Bruns , Dittmar .) Nürnberg 1800, 2 Bände, gr.groß Handbuch der alten Erdbeschreibung nach Anleitung der Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anvillischen Landcharten, Nürnberg 1781 in 8. (auch lat.lateinisch Compendium Geographiae antiquae etc.et cetera) das Mittel hielte. Dergleichen ist ohngefehr die sehr schätzbare Geographie der Griechen und Römer - - von Mannert, Conrad Konrad Mannert , wovon aber bis jetzt nur Ein Theil, Nürnberg 1788 und des Zweyten Theils erstes Heft 1789 in gr.groß 8. erschienen ist. – Geographie der Griechen und Römer, von Mannert, Conrad Konrad Mannert , 1ster–6ter Band, Nürnberg 1788–1812. Zu den kürzern Handbüchern: Nitsch, Paul Friedrich Achat J. F. A. Nitsch kurzer Entwurf der alten Geographie, auf's neue herausg.herausgegeben von Mannert, Conrad L. Mannert , 6te Aufl.Auflage 1810. Schlichthorst, Hermann H. Schlichtegroll's Handbuch der alten Erdbeschreibung, Bremen 1794. Schmieder, Benjamin Friedrich Schmieder, Friedrich Gotthelf Benjamin B. F. J. F. Schmieder's Handbuch der alten Erdbeschreibung zum Atlas von 12 Karten, Berlin 1802. Die einzig guten ChartenCharten zur alten GeographieGeographie von Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anville , welche unter dem Titel: Atlas antiquus Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillianus zu Nürnberg 1784 1784. nachgestochen wordenseit letztgedachtem Jahre zu Nürnberg nachgestochen werden, sind wenigstens unentbehrlich;unentbehrlich, sonst muß man sich bloß mit den noch sehr unvollkommenen Charten in Cellarius, Christoph Cellarii Werk oder Köhler, Johann David Jo. Io. Dav. Koeleri Descriptione orbis antiqui in XLIV.XLIV tabulis tabulis, von Weigel, Christoph Weigel in Nürnberg gestochen, begnügen. 3859
141.
Zu der beybei Lesung der Alten so nothwendigen Kenntniß der Mythologie Mythologie , – welche sowohl die Begriffe alter Völker kerVölker in ihrem noch rohen Zustande enthält, die sie sich von übermenschlichen Wesen und Naturbegebenheiten machten, als auch die SagenSagen von den unter ihnen vorgefallenen Ereignissen, – könnte man die sind für den Anfänger die kürzeren Darstellungen der Götter- und Fabelgeschichte am brauchbarsten. Weiterhin mögen auch die mannigfaltigen Versuche, die Mythologie philosophisch zu behandeln, prüfend vergleichenverglichen werden. Anm. Anmerkung Zu den ersten gehören: Einleitung in die Götter- und FabelgeschichteFabel-Geschichte der ältesten griechischen und römischen Welt, durch Damm, Christian Tobias Christ. Tob. Damm , 4te6te Auflage,Aufl. Berlin 1775 in 8., oder1807. 8. Seybold, David Christoph Dav. Christoph Seybolds Seybold's Einleitung in die griechische und römische Mythologie der alten Schriftsteller, 2te Auflage, Leipzig 1784. 8. zum Grunde legen; noch besser in Rücksicht auf DichterDichter und KunstwerkeKunstwerke Ramler, Karl Wilhelm Karl Wilh. Ramlers kurzgefaßte Mythologie, Berlin 1790 in 2 Theilen in 8. Wollte2te Aufl. Leipz. 1784. 8. zum Grunde legen, und, wenn 3te Auflage, Leipzig 1797. 8. Ramler, Karl Wilhelm Karl Wilh. Ramler's kurzgefaßte Mythologie, 2 Theile, Berlin 1790. 8. Hermann, Martin Gottfried M. G. Herrmann's Mythologie der Griechen, 2 Bände, Berlin 1811. 8. Zu der zweiten Klasse: man, doch nur im Allgemeinen, mehr davon wissen: so könntewissen wollte, Banier, Antoine Anton Banier's Erläuterung der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte, mit Schlegel, Johann Adolf Joh. Adolf und Schlegel, Johann August Joh. August Aug. Schlegels Schlegel's , auch Schroeckh, Johann Matthias Joh. Matthias Schröckh's Anmerkungen, Leipzig 1754–1766 Leipz. 1754–66 in fünf groß Octavbänden, auch, als einen Nothhelfer,und Hederich, Benjamin Benj. Hede richs mythologisches Lexicon, verbessert von Schwabe, Johann Joachim Joh. Joach. Schwaben , LeipzigLeipz. 1770 in gr.groß 8. zu Hülfe genommen werdennehmen. 5 Bände, Leipzig 1754–1766. gr.groß 8. Kanne, Johann Arnold J. A. Kanne Mythologie der Griechen, Leipzig 1808. Creuzer, Friedrich Georg C. E. Creuzer Symbolik und Mythologie der alten Völker, 2 Bände, Darmstadt 1811. Ein weit genaueres und sehr nutzbares Handbuch zur allgemeinern Uebersicht sindsind: Saxius, Christophorus Christoph. Saxi Tabulae genealogicae, s. Stemmata deorum, regum, principum - -regum, – principum – qui per tempus - -tempus – mythicum vixisse - -vixisse – creduntur, Ultraject. 1783 1783. in Folio, ob es gleich einen weitern Umfang hat als bloße MythologieMythologie. Hernach würde man, wenn man zumalzumahl Wollte man besonders die alten DichterDichter recht anschaulich verstehen lernen wollte,lernen, so müßte man die DactyliothekDaktyliothek von Lippert, Philipp Daniel Phil. Dan. Lippert , Erstes und ZweytesZweites Tausend, LeipzigLeipz. 1767 in zwey Bänden in 4.in 2 Bänden, Leipzig 1767. 4., und das Supplement dazu 1776 in1776. 4. nebst den dazu gehörigen Abdrücken geschnittener Steine, mit ungemeinen Nutzen zu Rathe ziehen, oder, weil dieser Schatz wegen seiner Kostbarkeit nicht überall zu haben ist, an dessen Stelle den Versuch einer mythologischen Dactyliothek für Schulen - -Schulen – von Klausing, Anton Ernst Anton Ernst Klausing , LeipzigLeipz. 1781 in gr.groß 8. (wovon noch ein zweyter Theil erwartet wird)1781. gr. 8., ebenfalls mit den Abdrücken, brauchen könnenbenutzen. Ueber den Geist dieser Mythologie, oder ihren Sinn, nebst ihrer verschiednenverschiedenen Gestalt und Veränderungen zu verschiednenverschiedenen Zeiten und bey verschiednen Schriftstellernbei verschiedenen Schriftstellern, geben die Heyne, Christian Gottlob Heynischen und Hermann, Martin Gottfried Hermannischen Schriften, welche man §. 313313. der dritten Auflage meiner Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie angezeigt findet, die besten Aufschlüsse. 3889
142.
Diese bisher §. 137 f.folgend erwähnten Schriften und Werke enthalten selbst einigesEiniges, das zur bessern Kenntniß der, wenigstens gottesdienstlichgottesdienstlichen, griechischen und römischen Alterthümer Alterthümer dient. Die Kenntniß derselben ist selbst zur Erklärung vieler Stellen des alten und neuen Testaments nothwendig, und kann bei der Lesung der ClassikerClassiker gar nicht entbehrt werden. Anm. Anmerkung In Absicht der griechischen, wo es uns noch so sehr an einem guten und hinlänglichen Handbuch fehlt, ist griechischen macht, griechischen Alterthümer, bemerke man unter den mehr systematischen Büchern, Potter, John Johann Potters vorzüglich: Johann Potter's griechische Archäologie oder Alterthümer Griechenlandes mit Anmerkungen und Zusätzen von Rambach, Johann Jakob Joh. Jac. Rambach , Halle 1775–1778 in drey Theilen in gr.groß 8. die übrigen sehr entbehrlich, und kan in seiner Art das einzige. –einzig heissen. 3 Bände, Halle 1775–1778. gr.groß 8. Desgleichen Nitsch, Paul Friedrich Achat J. F. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen, gottesdienstlichen etc. Zustandes der Griechen; fortgesetzt von Höpfner, Johann Georg Christian Höpfner und Köpke, Georg Gustav Samuel Köpke , 4 Bände, Erfurt 1791–1806. 8. Wenn man sich beybei den römischen AlterthümerAlterthümern erst ein kürzeres Lehrbuch bekannt gemacht hat, unter welchen Cellarius, Christoph Christoph Christoph. Cellarii Compendium antiquitatum romanarum c. adnott. Walch, Johann Ernst Immanuel J. E. J. Walchii I. E. I. Walchii , Edit.Editio 3. Halae 1774. 8. Nieupoort, Wilhelm Hendrik Ge. Henr. Hen. Nieupoort Nieupoort, rituum, qui olim apud Romanos obtinuerunt, succincta explicatio, Edit.Editio 13. Berol. 1767 in1767. gr.groß 8.8., auch Edit.Editio 6. (Ultrajectina(Vltrajectina(Ultraiectina) curant. Reitz, Wilhelm Otto Guil. Ottone et Reitz, Johan Frederik Jo. Io. Freder. Reitzio 1774 gr.groß 8. Reitzio , gr.groß 8. 1774., und Gruner, Johann Friedrich Jo. Io. Frid. Gruneri introductio in antiquitates Romanas, Jenae 1748. 8. die besten sind: so kankann man hernach Matern de Cilano, Georg Christian Georg Christian Maternus von Cilano ausführliche Abhandlung der römischen Alterthümer, in Ordnung gebracht von Adler, Georg Christian Georg Christ. Adler , Altona 17751775. und 1776 761776., in vier Theilen inTheilen, 8. (die ein Commentar über den Nieupoort, Wilhelm Hendrik Nieupoort, aber von viel weiterm Umfange ist) dazu nehmen,zu Hülfe nehmen und damit Adler, Georg Christian G. C. Adlers Adler Adler's ausführliche Beschreibung der Stadt Rom, Altona 1781 in1781. 4.; die Schrift: Ueber Sitten und Lebensart der Römer in verschiedenen Zeiten der Republik, von Meierotto, Johann Heinrich Ludwig J. H. L. Meierotto , Berlin 1776 1776. in zwey Theilen in 8.;8. zwei Theilen, 8., und Meiners, Christoph C. Meiners E. Meiner's Geschichte des Verfalls der Sitten und der Staatsverfassung der Römer, LeipzigLeipz. 1782. 8. verbinden. Brauchbare Handbücher sind auch: Nitsch, Paul Friedrich Achat P. E. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen etc. Zustandes der Römer, 2 Bände, Erfurt 1790. 8. Adam, Alexander Adam's Handbuch der römischen Alterthümer. Aus dem Engl.Englisch von Meyer, Johann Leonhardt Meyer , 2 Bände, Erlangen 1806. Meyer, Johann Leonhardt J. L. Meyer's Lehrbuch der römischen Alterthümer, Erlangen 1806. Wegen Hinsichts des großengrossen Einflusses der Kenntniß des römischen KriegswesenKriegswesens auf die rechte Einsicht des Verstandes vieler Stellen beybei römischen Schriftstellern sind die Römischen römischen Kriegsalterthümer (von Kriegsalterthümer, von Rösch, Jakob Friedrich von Rösch und Nast, Johann Jakob Heinrich Nast ) Nast , Halle 1782 in1782. gr.groß 8. sehr zu empfehlen. 3936
[164] 143.

Hätte3978 man sich durch die bisher (§. 135 (f.)folgend) erwähnte3979 Kenntnisse zum Lesen griechischer und [136] lateinischer Schriftstel[148]ler vorbereitet:3980 so möchten3981 ferner folgende Vorschläge bey3982 dem Lesen nicht undienlich seyn. 1) Weil der, welcher diese Schriftsteller vor3983 sich lesen will, gemeiniglich schon vorher einen Unterricht in alten Sprachen und, nach unsern Einrichtungen, weit mehr in der lateinischen als in der griechischen, in letzterer oft so viel als gar nicht, bekommen hat; und weil man bey3984 Lesung der römischen Schriftsteller gemeiniglich auch mit die Absicht hat, sich eine Fertigkeit im lateinischen Ausdruck zu erwerben; ja, weil selbst die Hülfsmittel zur Erlernung des Griechischen und die erklärende3985 Anmerkungen in den Ausgaben griechischer Schriftsteller fast durchgehends in lateinischer Sprache abgefaßt sind: so ist es rathsam, lateinische3986 Schriftsteller eher als griechische3987 zu lesen. Wäre man nicht in diesen Fällen:3988 so wäre es viel nützlicher und vernünftiger, mit den griechischen anzufangen. Denn die römischen Schriftsteller haben die griechischen nachgeahmt und copirt, können also weit besser verstanden werden, wenn man diese schon voraus kennt; und man würde auf diese Art die fortschreitende CulturCultur3989 des menschlichen Verstandes und Herzens, auch der davon abhängenden Begriffe, Grundsätze und Sitten, weit besser wahrnehmen.

3990
[149] 144.

So nützlich 2) Chrestomathien3991 oder Excerpte [165] aus mehrern alten Schriftstellern,3992 für den seyn mögen, der keine ganze3993 SchrifstellerSchriftsteller 3994 3995 haben kan3996, [137] oder für den Anfänger, der vorerst den nothdürftigsten Sprachgebrauch lernen,3997 oder einen allgemeinen Vorschmack von mehrern3998 Schriftstellern und ihrem3999 Unterschied4000 erlangen will: so viel besser ist es doch4001, ganze Schriftsteller in eins fort zu lesen, ehe man zu andern fortschreitet. Denn – ausserdem4002 daß es unnatürlich ist und zur Unbeständigkeit gewöhnt, etwas aufzugeben4003 was man angefangen,4004 und was uns gefallen hat –4005 wird man durch das anhaltende Lesen eines guten Schriftstellers besser mit seinen Sachen4006, so wie mit seiner eigenthümlichen Denk- und Schreibart, bekannt, lernt ihn daher,4007 und wenn man einmal im Gange ist, besser verstehen, und gewöhnt sich leichter, wenn man gar die Absicht hat4008 seinen Ausdruck nach einem4009 solchen Schriftsteller zu bilden, an eine gewisse Gleichheit und Reinigkeit des Ausdrucks.

145.

Wollte man – wie hier immer vorausgesetzt wird – alle4010 Schriftsteller vor4011 sich lesen,4012 und wäre im Griechischen oder Lateinischen noch sehr zurück:4013 so wäre 3) zu rathen, daß man – da ein Anfänger zunächst erst des Sprachgebrauchs mächtig werden muß – ganz leichte Schriftsteller läse,4014 und sich dabey4015 solcher Ausgaben bediente, wo in Anmerkungen oder Registern die Bedeutungen der Wörter und Redensarten, auch wohl schwerere Formen, erklärt werden, z. B.zum Beispiel die Aesop Fabulas Aesopicas nach Heusinger, Johann Michael Joh. Mich. Heusingers Ausgabe, vermehrt Eisenach 1771. 8.; Paeonius (Paeanius) Paeanii Metaphras. in Eutropius Eutropium, nach Kaltwasser, Johann Friedrich Salomon F. S. Kaltwassers , Gotha 1780. 8.; Palaephatus Palaephatum de incredibilibus, nach Fischer, Johann Friedrich Joh. Fridr. Frid. Fischers Ausgabe, Leipzig 1761. 8.4016 Ist man etwas weiter:4018 so sind solche Glossarien, wo nur das schwere4019 und dem Schriftsteller eigenthümliche4020 mit we[150]nig Worten erkläret4021 wird, wie die Ernesti, Johann August Ernestischen bey Xenophon Xenophons memorabil. Sokrates Socratis und bey dem Polybius Polybius 4022, zu dieser Absicht,4023 vollkommen zureichend.

146.

Und weil es vernünftig ist, vom Leichtern zum Schwerern fort zu gehen:4024 so ist es 4) auch rathsamer, eher prosaische Schriftsteller, wenigstens leichtere, als DichterDichter4025 zu lesen; selbst deswegen, weil der Geschmack leichter durch die Lesung der letztern verwöhnt,4026 und zu sehr an das Hervorstechende gewöhnt wird; zumahl4027 wenn man durch Lesung der Alten selbst seine Denk- und Schreibart bilden will. – Aus eben diesem Hauptgrunde würde man auf Schriften, welche gemeinbekannte Sachen enthalten, erst Geschichtschreiber, und auf diese erst philosophische Werke folgen laßenlassen müssen;4028 wenn nicht der schwerere Vortrag eines Schriftstellers in jenen erfordert, sie bis nach diesen zu verschieben; im4030 Griechischen würde man auch wohl thun, Schriftsteller von einerley4031 Dialekt zusammen zu nehmen, wenn hier jene angegebene4032 Ursachen nicht wieder eine Ausnahme erforderten.

1,
2,
147.

Bey4090 einer solchesolchen 4091 Menge von griechischen und römischen Schriftstellern versteht sichs von selbst, 5) daß viele, zumahl4092 [152] wenn man sich nicht ganz eigen diesem Studium widmet, nur cursorisch gelesen werden müssen. Je leichter ein Schriftsteller,4093 und vornehmlich je weniger er classischclassisch4094 ist (§. 72), je4095 weniger braucht man sich bey4096 ihm aufzuhalten. – Endlich müßte4097 man sich 6) 4098 hüten, daß der Aufhalt4099 nicht durch Vergleichung gelehrter4100 Commentatoren noch verlängert würde4101. Billig sollte man sie nur da befragen, wo man nicht selbst fortkommen könnte4102. Verlieren sie sich zumahl4103 in weitläufige und gelehrte Erläuterungen, die nicht bloß den zu erläuternden Autor angehen:4104 so ist es weit besser, eine andre4105 Zeit auszusetzen, um diese zu [169] studieren4106, als sich zu sehr von dem Autor selbst ablenken zu lassen.

148.

Uebungen im guten Ausdruck brauchen4107 sich bey4108 den bisher erwähnten zwey4109 Sprachen eigentlich nur auf die lateinische einzuschränken. – Wenn das Studium der alten Griechen und Römer einen [141] großen4110 Werth hat (§. 107 f.folgend),4111 und wenn4112 der sie weit besser versteht, wer4113 sogar seinen Ausdruck in ihrer Sprache mit Fleiß nach ihnen gebildet hat; wenn,4114 nach den oben (§. 123 (f.)folgend) angeführten Gründen,4115 die lateinische Sprache, als allgemeine gelehrte Sprache, unter den Gelehrten erhalten zu werden verdient *);4116 wenn dieses vornehmlich durch Beyspiele4117 dererjenigen geschehen muß, die junge Gelehrte bilden oder sie prüfen sollen, und die durch ihr Beyspiel4118 und Ansehen hauptsächlich dem Strom einreissender4119 der Gelehrsamkeit nachtheiligen4120 Gewohnheiten entgegen arbeiten müssen: so sollten wenigstens alle, die gelehrte Schriftsteller seyn, (d. i.)das ist über Sachen, die zur eigentlichen Gelehrsamkeit gehören, schreiben wollten, und es sollten vorzüglich4121 Lehrer auf Schulen und Universitäten,4122 nebst solchen,4123 die auch Schullehrer zu prüfen und zu leiten haben, eine Fertigkeit besitzen, sich, wo nicht eigentlich schön, doch wenigstens rein und verständlich in der lateinischen Sprache, es sey4124 im Reden oder Schreiben, ausdrücken zu können, und diese Fertigkeit nicht immer mehr aussterben laßen4125.

1,
[142] 149.

Wer nach4140 einer solchen Fertigkeit4141 sich lateinisch auszudruckenauszudrücken trachtete, würde ausser4142 den §. 76 4144 und 129 4145 angeführten Schellerischen Büchern, Scheller, Immanuel Johann Gerhard J. J. 4146 G. Schelleri praecepta stili bene latini, nach der zweytenzweiten vermehrten Ausgabe,4147 Lips. 1784 in 2 Tomis in4149 (gr.)groß 8. mit großem4150 Nutzen brauchen können, um feste Regeln zu haben,4151 woran er sich zu halten hätte4152, und seine Aufmerksamkeit bey4153 wirklicher Lesung der Alten auch in dieser Absicht zu leiten. Denn dieses Lesen und die genaue Aufmerksamkeit auf ihren Ausdruck und das Eigenthümliche ihrer Sprache in seinem ganzen Umfange,Umfange 4154 ist freylich4156 die beste und sicherste Uebung. *) 4157 Ausserdem würde4158 es sehr vortheilhaft seyn, solche neuere Schriftsteller fleißig zu lesen, die den guten lateinischen Ausdruck in ihrer Gewalt haben, und zum Theil Muster seyn können, als, unter theologischen Schriftstellern, Erasmus, Desiderius Erasmus, Melanchthon, Philipp Phil. Melanchthon, Camerarius, Joachim Joach. Camerarius, Calvin, Jean Joh. Calvin, Sturm, Johannes Joh. Sturm, Cano, Melchior Melch. Canus, Osorius, Hieronymus Hier. Osorius, Sadoletus, Jacobus Jak. Sadoletus, Hyperius, Andreas Andr. Hyperius, Ernesti, Johann August Joh. Aug. Ernesti, Morus, Samuel Friedrich Nathanael S. F. N. Morus, Morus 4159 und einige wenige Andre4161; weil man sich dadurch mehr gewöhnt4162 den guten lateinischen Ausdruck unserer Art zu denken, unsern Kenntnissen und Bedürfnissen anzuschmiegen.

*) Ja es Anm. Anmerkung *) Viel lesen ist auch der einzige Weg, wie man eigentliches,eigentliches altes, römisches Latein, und überhaupt wirklich in einer fremden Sprache, kankann schreiben lernen. Denn dazu gehört, daß man in derselben Sprache denken könne; und in jeder Sprache denkt man anders. Wer diesdieß nicht kankann, mag wohl aus einer Sprache in die andere übersetzen, und in der fremden Sprache sich so ausdrucken können, daß man sieht, was er sagen wolle,wolle; aber mit der Sprache, z. B.zum Beispiel rein, ächtecht Lateinisch, wird er nicht zu schreiben vermögen. Andere Vorschläge und Regeln sind schon oben §. 87–89. 87–89 87.–89. berührt worden. 4163
150.

Ausser4173 den bisher erwähnten Sprachen ist für den, der sich der Theologie widmet, die Kenntniß [143] der hebräischen Sprache 4174 am nothwendigsten,4175 nicht nur wegen der Bücher des alten Testaments, 405die meistens in dieser Sprache abgefaßt sind, sondern weil auch in den Büchern des neuen 4176 der Vortrag fast durchaus nach der 406hebräischen Denk- und Sprachart gebildet ist, und sie nicht richtig verstanden werden können, wenn man jene nicht aus dem alten Testament4177 kennen gelernt hat.

[172] 151.

So leicht die hebräische Sprache zu seyn scheint, weil nur Ein Werk in ihr geschrieben ist, und so viele Erleichterungs[155]mittel es auch giebt, wodurch man sie dem bald beybringen kan4178, der sich unter den morgenländischen Sprachen nur auf sie einschränken4179 will,4180 und mit der nothwendigsten4181 Kenntniß derselben zufrieden ist: so große4182 Schwierigkeiten hat sie, wenn man sie wirklich verstehen, und eine sichere und gründliche Kenntniß derselben erlangen will, man mag auf die SprachregelnSprachregeln4183 oder auf den noch weit schwerer zu bestimmenden Sprachgebrauch sehen. Ein Beweis davon sind schon die ehemaligen ungereimten Methoden, die Richtigkeit von jenen und diesem zu entdecken,4184 und es bleibt bey4185 dieser ausgestorbnen4186 Sprache, die noch dazu nur in Einem Werke übrig ist, kein andres sichres4187 Mittel übrig, sie gründlich und mit eigner Ueberzeugung zu lernen, als die Kenntniß der mit ihr zunächst verwandten Sprachen, besonders der chaldäischen, syrischen und arabischen.

[173] 152.

Es wäre daher4195 allerdings rathsam, eher4196 das in Absicht auf Grammatik und Sprachgebrauch leichtere Syrische4197 als das HebräischHebräische4198 zu lernen, alsdann4199 sich das ChaldäischChaldäische4200 bekannt zu machen, welches mit dem Syrischen fast einerley4201 Sprache, und in wenigeren, auch nicht einmal orginellen, Schriften vorhanden ist, hierauf das Hebräische folgen zu laßen4202, und zuletzt das wegen seiner [156] Weitläufigkeit und seines Reichthums schwerere Arabische zu treiben.4203 So würde die Beschäftigung mit der einen die mit der andern erleichtern und unterstützen. Lernte man hiebey4204 auf den Unterschied und die Uebereinstimmung dieser Sprachen unter einander, in Sprachregeln und Bedeutungen der Wörter, merken: so würde der Mißbrauch der Erläuterung einer aus der andern auch leicht verhütet werden können.

153.

Hätte4212 man 4213 keine Gelegenheit gehabt4214 diesen Weg in Erlernung des HebräischHebräischen4215 zu betreten, [174] und dieses letztere4216 schon nothdürftig gelernt:4217 so wäre4218 doch, wenn man anders im Hebräischen4219 selbst sehen lernen wollte4220, rathsam, jene Sprachen, in der angegebenen Ordnung, nachzuholen, oder sie mit jenem zu verbinden. Wem es aber4221 dazu an Neigung, Fähigkeit, Muße oder Hülfsmitteln fehlen sollte:4222 dem bleibt weiter nichts übrig, als bloß Andern zu folgen,4223 und sich mit dem zu behelfen, was Andre4224 entweder in den auf gedachte verwandte Sprachen gebaueten Sprachlehren, oder in Erläuterungen des Alten Testaments mit Hülfe dieser morgenländischen Sprachen, vorgearbeitet haben.

[157] 154.
Wer jenen sichern Wegaber dem oben angedeuteten sicherern Wege zur Erlernung des HebräischHebräischenEbräischen folgen könntekann und wollte, würde am besten bey dem Syrisch Syrischen sich erst die mag, findet zuvörderst für das Syrische sehr schätzbare Vorarbeiten und Hülfsmittel, die bei großem und beharrlichem Fleiß allenfalls einen besondern Unterricht entbehrlich machen können. Anm. Anmerkung Die ersten nothwendigsten Kenntnisse kann man sich aus der Brevis linguae Syriacaesyriacae institutio, auctore Adler, Jacob Georg Christian J. I. G. C. Adler , Alton. 1784 inAltonae 1784. 8. verschaffen; alsdann damit den Syriasmus i. e. Grammatica ling. Syriacae, auct.linguae syriacae, auctore Michaelis, Christian Benedikt Christ. Bened. Michaelis , Halae 1741 in 4. , oder vielmehr die Umarbeitung dieser Sprachlehre in Michaelis, Johann David J. D. Michaelis Grammatica Syriaca, Hal. 1785 in1785. 4. und Vater, Johann Severin S. Vater's syrische Grammatik verbinden. Wenn zum Grunde legen; wenn er Wer sich das Nothwendigste daraus bekannt gemacht hätte, könnte er gleichhat, kann sodann zur Lesung der syrischen Chrestomathie fortgehen, die der Michaelis, Johann David Michaelischen J. D. Michaelis Abhandlung (§. 152. Anmerk.Anmerkung) angehängt ist, wofern er der Anweisung von einem Andern dabey geniessen könnte. Müßtekönnte; müßte er aber vor dabei genießen kann. Muß er für sich diese Sprache lernen, so wäreist ihm die Chrestomathia Syriacasyriaca von Kirsch, Georg Wilhelm Georg. Guil. Kirsch , Hofae 1789 in 81789. 8., besonders auch wegen des beygefügtenbeigefügten Lexicons, und das Psalterium syriacum nach der Dathe, Johann August Dathischen Ausgabe (latine vertit Erpenius, Thomas Thomas Erpenius , notas - -notas – addidit Dathe, Johann August Jo. Io. Aug. Dathe , Halae 1768. 8.) zu empfehlen. Alsdann könntenkann der Pentateuchus Syriace, edidit Kirsch, Georg Wilhelm Ge. G. Kirsch , Lips. 1787 in 41787. 4.,gebrauchen, alsdenn die Syrischen Stücke in Assemani, Giuseppe Simone Jos. Sim. Assemani Bibliotheca Orientali,Orientali nebst der doppelten Syrischen Uebersetzung des N. Test.Neues Testament N. T.Neues Testament sowohl der älteren, welche zuletzt Schaaf, Karl Carl Schaaf Schaaf, Lugd. Bat. 1709 in1709. gr.groß 4. mit einem Syrischen Wörterbuchsyrischen Wörterbuche, als der neueren Philoxenianischen, die White, Joseph Joseph White Oxonii 1778 in1778. 2 Tom.Tomus Tomm.Tomi in 4. über die Evangelien herausgegeben hat, und, wenn er weiter gekommen wäreist, Barhebraeus Barhebraei Chronicon Syriacumsyriacum von Bruns, Paul Jakob P. J. I. Bruns und Kirsch, Georg Wilhelm G. G. Kirsch herausgegeben, Lips. 1789 in1789. 4., die Acta sanctorum martyrum Orientaliumorientalium et Occidentalium - -occidentalium – Assemani, Stefano Evodio Steph. Evod. Assemanus recensuit etc.et cetera Romae 1748 in1748. 2 Tom.Tomus Tomm.Tomi Fol.Folio fol.folio und die drey Syrischendrei syrischen Theile von Ephraem der Syrer Ephraemi Syri WerkenWerken, Romae 1737–43 Fol.Folio 1737.–43. fol.folio folgenlesen. Das beste Syrischesyrische Wörterbuch ist das von Castell, Edmund Edmundo Castello in seinem Lexico hebtaglotto, Londini 1669 1669., so zur Londonschen Polyglotte gehört, und welches Michaelis, Johann David J. D. Michaelis mit seinen eigenen Anmerkungen, Göttingen 1788 in1788. 4. besonders herausgegeben hat. 4225
155.

Auf diese Art müßte4288 hernach die Erlernung des Chaldäischen sehr leicht werden, wenn man [176] sich zuvörderst aus Alting, Jacob Jac. Altingii Synopsi Institutionum Chaldaearum et Aramaearum (Tom.Tomus V. s.sein Opp.Opera Amst. 1687) und noch mehr aus Michaelis, Johann David J. D. Michaelis Grammatica chaldaica, Götting. 1771. 8.4289 die Uebereinstimmung und den Unterschied des Chaldäischen und Syrischen bekannt machte4290, und darauf mit Hülfe mancher hebräischen4291 Wörterbücher, die auch auf das Chaldäische gehen,4292 oder Buxtorf, Johann, d. Ä. Joh. Buxtorfii Lexici Chaldaici etc.et cetera Basil. 1640 fol.folio 4293 die chaldäischen4294 [147] Paraphrasen läse4295, die in der Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern4296 Bücher in der Theologie §. 49.4297 genennt worden4298 sind.

4299
156.
Bey Erlernung des Arabisch Arabischen hat man weit mehrere Hülfsmittel. Die arabische Sprache ist unter den semitischen bei weitem die reichste, und verdient nicht nur wegen ihrer genauen Verwandtschaft mit der hebräischen, die von Manchen bis zur Uebertreibung zur Erklärung hebräischer Wortbedeutungen angewendet ist, sondern auch wegen so vieler andern Werke, welche in ihr benutzt und unbenutzt zu den Schätzen großer Bibliotheken gehören, von denen, welche die orientalischen Studien überhaupt zu cultiviren Neigung, Muße und Gelegenheit haben, ganz vorzüglich studiert zu werden. Zunächst führt dazu der Gebrauch der Sprachlehren Sprachlehren. Anm. Anmerkung Dahin gehören: Erpenius, Thomas Thomae Erpenii Grammatica Arabicaarabica, die schon Golius, Jacobus Jac. Golius , unter dem Titel: Arabicae linguae tyrociniumtyrocinium, mit einigen angehängten arabischen StückenStücken, Lugd. Bat. 1656 in1656, 4. wieder herausgegeben hatte, Schultens, Albert Alb. Schultens aber, ausseraußer den schon vorhin dabeydabei befindlichen Lôkman (Luqmān) Lokmannischen Fabeln, mit Weglassung der andern Stücke, vermehrt durch Auszüge aus der Hamasa des Abū-Tammām Ḥabīb Ibn-Aus aṭ-Ṭāʾī Abi Temmam, ebendaselbsteben daselbst 1748. 4.4, vermehrt habe. Diese ist ein Muster in ihrer Art, die Quelle aller folgenden guten arabischen Grammatiken, und selbst durch diese noch nicht entbehrlich gemacht. Nebst den Nächst denen §. 152. 152 Anm.Anmerkung erwähnten Rudimentis Erpenius, Thomas Erpenii sind unter denjenigen, die aus ihr geflossen sind, die besten: Hirt, Johann Friedrich Jo. Frid. erwähnten: Ioann. Frider. Hirtii Institutiones Arabicaearabicae linguae, JenaeIenae 1770. 8.;8;8. Erpenius, Thomas Erpenii arabische Grammatik, abgekürzt, vollständiger und leichter gemacht von Michaelis, Johann David Joh. Dav. Michaelis , Göttingen 1771 in 8,8. 1771. 8., verändert 1783. 8. und Hezel, Wilhelm Friedrich W. F. Hetzels Hetzel's erleichterte arabische Grammatik, Jena 1776. 8.8 , wovon jede ihre Vorzüge hat. Jahn, Johann Jahn's arabische Sprachlehre, Wien 1796. gr.groß 8., und Vater, Johann Severin J. S. Vaters Handbuch etc.et cetera 4300
157.

Bey allen diesen4324 finden sich theils prosaische, theils poetische arabische AnthologienAnthologien4325, die, und vornehmlich Hirt, Johann Friedrich J. F. Hirtii Anthologia arabica, Jenae 1774. 8.4326 so lange zur [160] Uebung im Lesen arabischer Schriften dienen können, bis man Gelegenheit und Fertigkeit genug bekommt, den Koran, die arabischen Uebersetzungen des alten4327 und neuen4328 Test.4329 und andre4330, ganz oder stückweise von 425 Erpenius, 426 Edw. Pocock, 427 Joh. Gagnier, 428 Albert und Heinr. Alb. Schultens, 429 Joh. Jac. Reiske, 430 J. D. Michaelis, 431 Eberh. Scheid, 432 Joh. Bernh. Köhler , Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob H. C. G. Paulus H. C. G. Paulus, Wilken, Friedrich F. Wilken 4331 und andern herausgegebne4333 arabische Schriftsteller zu lesen.

4334
158.
Von gedruckten WörterbücherWörterbüchern hat man zwar Die vorhandenen großen Wörterbücher der arabischen Sprache sind theils selten, theils kostbar. Doch fehlt es auch an solchen nicht, die wenigstens für den ersten Anfang und zum Verstehen der (§. 157.) angeführten Anthologieen hinreichen können. Anm. Anmerkung 1. Zu der ersten Klasse gehören: Giggeo, Antonio Antonii Giggei thesaurumthesaurus linguae arabicae, Mediolani 1632, in 4 Folianten, Golius, Jacobus Jac. 1632., 4 Tom.Tomus fol.folio Wahl, Samuel Friedrich Günther S. J. G. Wahl's neue arabische Anthologie, Leipzig 1790. Iac. Golii Lexiconlexicon arabico-latinum, Lugd. Bat. 1653 Fol.Folio und seit 1653. fol.folio Seit 1780 hat man auch in Wien angefangen Meniński, Franciszek a Mesgnien Francisci a Mesgnien Meninsky Lexicon arabico-persico-turcicum sehr verbessert und vermehrt wieder herauszugeben. Aber alle diese Werke, das mittelste doch am wenigsten, sind sehr selten und kostbar, so wie das von Castell, Edmund Castello in dem Lexico-heptaglotto (§. 154. 154 ) zu eingeschränkt ist. Für den ersten Anfang und zum Verstande der vorhin erwähnten Anthologien ist doch Scheidius, Jacobus Jac. Anm. Anmerkung 2. Zu der zweiten Klasse gehören: Iac. Scheidii Glossarium arabico-latinum manuale, Edit.Editio altera, Lugd. Bat. 1787 1769 in1787. gr.groß 4. schon eine gute Hülfe; eine noch weit reichendere das noch vorzüglicher aber: Lexicon linguae Arabicaearabicae in Coranum, Haririum et vitam Tīmūr Timuri, auct. Willmet, Johannes Jo. Io. Willmet , Roterd. 1784 in1784. gr.groß 4. eine gute Hülfe. Da hier nur die Frage von dem NutzenNutzen oder vielmehr von der Nothwendigkeit ist, die mit dem HebräischHebräischenEbräischen Hebräischen zunächst verwandteverwandten Sprachen oder DialecteDialekte zu brauchengebrauchen, um das HebräischeEbräische sicher aufzuklären; und andreandere morgenländischmorgenländische Sprachen ausseraußer den genannten, entweder nur in einer sehr entfernten Verwandtschaft mit der hebräischen stehen, oder der Hülfsmittel noch gar zu wenig vorhanden sind, die uns, sie zuverläßigzuverlässig zu lernen, in den Stand setzten, oder der Schluß von dem,dem was in ihnen üblich ist,ist auf das, was man im HebräischenEbräischen annehmen könne, sehr unsicher ist: so sind sie hier nicht mit berührt worden, ohne daß deswegen ihr anderweitiger Nutzen verkenntverkannt oder geleugnetgeläugnet wird. 4335
159.
BeyBei Erlernung des Hebräisch Hebräischen Ebräischen selbst,selbst – man mag unmittelbar dazu kommen oder sich auf jene mühsameremühsamere, aber viel sichereresichrere Art, durch den auf das Syrische Syrische und Chaldäische Chaldäische gewendeten Fleiß dazu vorbereitet haben,haben – ist zuerst, wie beybei allen Sprachen, nöthig, sich einen allgemeinen Begriff von der Natur und dem EignenEigenen der hebräischen Sprache,ebräische Sprache in Absicht auf Bestandtheile und Veränderung der Wörter,Wörter zu erwerben, und deswegen eine GrammatikGrammatik zum Grunde zu legen, die, freyfrei, nicht nur von willkührlichen Beweisen der Regeln, sondern auch von angeblichen Ausnahmen und unregelmäßigen Formen der Wörter, bloß das wirklich Gegründete in der größten Kürze enthält, und auf die Uebereinstimmung mit den verwandten DialekteDialekten gebaut ist; dergleichen z. B.zum Beispiel die hebräischeebräische Grammatik von Pfeiffer, August Friedrich Aug. Friedr. Pfeiffer nach der zweyten Aufl.Auflage Erlangen 1790 in 8., und Diederichs, Johann Christian Wilhelm J. C. W. Diederichs , Lemgo 1778. 8. und noch mehr die Anfangsgründe der hebräischen Sprache von Güte, Heinrich Ernst H. E. Güte , zweyte umgearbeitete und vermehrte Ausgabe, Halle 1791 in1782 gr.groß 8. sind. Wenn man hernach weiter im Lesen und Verstehen leichterer Bücher der BibelBibel gekommen ist, so kankann man das übrige Seltnere und Ungewöhnlichere, das besonders zur nähern Kenntniß des Syntaxes Gehörige, und die auf dem wahren noch in den verwandten Sprachen vorhandnenvorhandenen Sprachgebrauch beruhendeberuhenden Gründe der Regeln, noch immer nachholen, wozu, ausser Vogel, Georg Johann Ludwig Georg Joh. Lud. Vogels Anfangsgründen der hebräischen Sprache, Halle 1769. gr.groß 8., vornemlich8, vornehmlich die Institutiones ad fundamenta linguae hebraeae von Schroeder, Nikolaus Wilhelm Nic. Guil. Schröder Schroeder , Groening. 1766 in gr.groß 8. nachgedruckt Frft.Frf. et Lips. 1778 gr.groß 8;8. die Institutiones ad fundamenta linguae hebraeae von Schultens, Albert A. Schultens, Schultens Lugd. Bat. 1756. 4;4. und in ihrer Art (s.siehe Hallische gel. Zeitungen 1778. S.Seite 282 f.folgend) Hezel, Wilhelm Friedrich W. F. Hezels ausführliche hebräische Sprachlehre, Halle 1778 in gr.groß 8.; und die hebräische Sprachlehre nach den leichtesten Grundsätzen von Hasse, Johann Gottfried Joh. Gottfr. Hasse , Jena 1786 in 8. empfohlen zu werden verdienen. Zu dieser Absicht und selbst zur bessern Kenntniß des hebräischenEbräischen Sprachgebrauchs sind auch Simonis, Johann Joh. Simonis Arcanum formarum nominum hebraeae linguae, Halae 1735 in 4. und vorzüglich nachholen. Anm. Anmerkung Unter den hebräischen Sprachlehren aus früherer Zeit, zeichnen sich die gelehrten Arbeiten von Schroeder, Nikolaus Wilhelm N. G. Schröder (Gröningen 1766.), (neue Aufl.Auflage 1778.) von Schultens, Albert Schultens (Lugd. Bat. 1756.) aus. Auch haben die Sprachlehren von Michaelis, Johann David J. D. Michaelis , Hezel, Wilhelm Friedrich F. W. Hezel (1777.) Pfeiffer, August Friedrich A. F. Pfeiffer (1790.) u. A.und Andere ihr Verdienst gehabt. Zu den neuesten schätzbarsten, und zum Theil auch durch viele neue Ansichten und verbesserte Methoden empfehlungswerthesten, gehören: Vater, Johann Severin J. S. Vater's größere (1797.), kleinere (1807.) und kleinste (1807.) hebräische Sprachlehre, desgleichen Gesenius, Wilhelm W. Gesenius hebräische Grammatik, 3te Auflage, Halle 1817., und Desselben ausführliches grammatisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache, mit durchgängiger Vergleichung der verwandten Dialekte, 2 Bände, gr.groß 8. 1817. Hiermit sind auch zu vergleichen: Storr, Gottlob Christian Gottlob Christ. Storr ObseruationesObservationes ad analogiam et syntaxin hebraicam pertinentes, Tubingae 1779 in1779. gr.groß 8. sehr brauchbar. 4364 Schon bey der bessern Einrichtung erwähnter SprachlehrenSprachlehren, und hauptsächlich bey der Kenntniß der verwandten DialekteDialekte, fallen die meisten Schwierigkeiten weg, die sich in einigen Formen der Wörter finden; und dieses, nebst fleißiger Uebung in Analyse der Wörter, macht solche Bücher, wie Hirt, Johann Friedrich J. F. Hirtii Biblia hebraea analytica, die vermehrter Jena 1769. 8. gedruckt sind, und wovon desselben Bibliorum analyt. pars Chaldaica, Jenae 1757 1757. 8. eine Fortsetzung ist, entbehrlich, die übrigens dem Anfänger nützlich seyn können, wenn er sie nur da, wo er sich gar nicht selbst zu helfen weiß, nachschlägt, und zumal an die Danz, Johann Andreas Danzischen Grundsätze gewöhnt ist.ist. 4399
160.
So baldSobald man fertig HebräischHebräischEbräisch lesen kan lesen kann, die Bestandtheile der Wörter kennt, und die Paradigmata in seiner Gewalt hat, thut man wohl, wenn man sich gleich zum Lesen der Bücher, von leichtern historischen zu den übrigen,übrigen wendet, oder sich dazu der Chrestomathieen bedient, ohne sich im Anfang, wo es nur bloß um Sprache zu thun seyn muß, beybei solchen Stellen aufzuhalten, die mehr wegen der Sachen, als wegen der Wörter dunkel sind. Für den Anfänger ist ein Buch, Man kann sich dabei theils solcher HülfsschriftenHülfsschriften, welche den Text Schritt vor Schritt begleiten und die Worte einzeln erklären, bedienen, oder sich auch, was bei einiger Uebung vorzüglich seyn dürfte, bald an den Gebrauch guter Wörterbücher gewöhnen. Anm. Anmerkung 1. Hebräische Chrestomathieen haben noch außer Schwabe, Johann Joachim Schwabe und Weckherlin, Carl Christian Ferdinand Weckherlin geliefert: Vater, Johann Severin J. S. Vater im hebräischen Lesebuch, mit einem Wortregister, Leipzig 1809., und Gesenius, Wilhelm W. Gesenius im hebräischen Lesebuch, Halle 1817. Anm. Anmerkung 2. Zu der ersten Klasse der Hülfsmittel gehören Werke, wie Reineccius, Christian Christ. Reineccii Janua hebr. linguae - - emendauit– emendavit, auxit Rehkopf, Johann Friedrich Jo . Io. Friedr. Jo. Frid. Rehkopf , Lips. 1769. 8. selbst um das Nachschlagen zu ersparen1788. 8., und noch weit mehr Leun, Johann Georg Friedrich Joh. Georg Friedr. Leun's Handbuch zur cursorischenkursorischen Lektüre der Bibel A. B., Lemgo 1788–90 in 4 Theilen in 8. immer gut genug. Am besten wäre ein solches, wie 1788–90. 4 Theile, 8. Meisner, Johann Heinrich I. I. Meiners nova V. T. clavis, P.Pars 1. 2., Lips. 1800. 8. und der Philologische Clavis über das Alte Testamentdie Psalmen von Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob H. E. G. Paulus , Jena 1791 in 8., ob er gleich vorjetzt nur über die PsalmenPsalmen geht, wofür er aber auch noch Mehreres zum Verstande dieser Psalmen enthält als nur SpracherklärungSpracherklärung, und selbst von Sprachforschern und Auslegern studiert zu werden verdient. Sonst1791. 8. immer gut genug; sonst aber sind bis jetzt die besten Hand-Wörterbucher:Hand-Wörterbucher Simonis, Johann Joh. Simonis Unter den Wörterbüchern aber zeichnen sich aus: Io. Simonis Lexicon manuale hebraicum et chaldaicum,chaldaicum. Halae 1756 in1756. gr.groß 8.8., und Lexicon et commertarius sermonis hebraici et chaldaici, post Coccejus, Johannes Joh. Io. Cocceium et Majus, Johann Heinrich Joh. Ioh. Henr. Maium - - Maium – correctius et emendatius edidit Schulz, Johann Christoph Friedrich Jo. Io. Christ. Frid. Schulz , Lips. 1777 in 2 Bänden in gr.groß 8;8. so wie unter den größerngrössern, wenn man dieses eben zuletzt genannte nicht haben kan, das ältere von Coccejus, Johannes Cocceius , Cocceius und Castell, Edmund Edmundi Castelli Lexic. hebraicum - - annotatis in margine vocum numeris exdas von Castellus in dem Lexico heptaglotto. 2 Bände, Lips. 1777. gr. 8. Michaelis, Johann David J. I. D. Michaelis SupplementisSupplementa ad lexica hebraica, (bisher erst) Pars prima Goetting. 1790 in 4., welche Michaelis, Johann David Michaelischen Supplementa ad L. H. seit 1784 bis jetzt in 5 Partt.Partes in 4. herausgekommen sind. 1784–1792., 6 Partt. 4. und ganz vorzüglich zum Handgebrauch Gesenius, Wilhelm W. Gesenius hebräisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Leipzig 1810. 1811. gr.groß 8., und Desselben neues hebräisch-deutsches Handwörterbuch. Ein Auszug für Schulen, Leipzig 1815. 4402
161.
Da es indessen beybei der Kenntniß des hebräischenEbräischen Sprachgebrauchs nicht bloß auf die Bedeutungen einzelnereinzler Wörter, sondern eben so sehr auf den Verstand ganzer RedeartenRedearten und Formeln ankommt, und es noch an einem Wörterbuch fehlt, welches diese zuverläßigzuverlässig genug, d. i.das ist aus den verwandten DialekteDialekten und den alten Uebersetzungen, erklärte:erklärte; so kanwird man zur Noth Flacius, Matthias Matthiae Flacii Clavem scripturae sacrae, Hafniae 1695 Fol.Folio noch mehr Vatablus, Franciscus Franc. Vatabli Anmerkungen über das alte Testament, die am Ende des §. 159 berührten Bücher, nebst Glaß, Salomon Glassii Philologia sacra nach der Dathe, Johann August Dathischen Ausgabe, Lips. 1776 in gr.groß 8. und einige von den in der Anweisung zur Kenntniß theologischer Bücher §. 95 erwähnten über die HebraismenHebraismenEbraismen, am meisten aber diejenigen neuern Ausleger des alten Testaments zu Rathe ziehn, welche aus den eben genannten zwey Quellen dieses Eigne der hebräischen Sprache erklärt haben, und aus welchen z. B.zum Beispiel Schulz, Johann Christoph Friedrich Jo. Christ. Frid. Schulzii noch nicht vollendeteneulich angefangne Scholia in V. Test. Norimb. 1783 1783. gr.groß 8. manches auszugsweise enthalten. mit Nutzen die Vorarbeiten vergleichen, welche aus den besten Quellen das Eigenthümliche des hebräischen Sprachgebrauchs erläutert haben. Anm. Anmerkung Vorzüglich empfehlenswerth sind hierzu: Rosenmüller, Ernst Friedrich Karl L. F. C. Rosenmülleri Scholia in N. T., Tom. Tomus I.–VI. 1792–1810. 4438
162.

Freylich4449 hängt man hierbey4450 nur von den Kenntnissen und Sagen Andrer ab,4451 und wer recht [183] gewiß seyn will, ob und 4452 wie fern sie den Sprachgebrauch richtig angegeben haben,haben; 4453 noch mehr, wer selbst die Gränzen dieser Kenntnisse erweitern helfen will, der muß nothwendig aus jenen Quellen selbst, muß aus den verwandten Sprachen und den alten Uebersetzungen des alten Testaments schöpfen,4455 und sie daher genau kennen gelernt haben. Diese letztern, sonderlich die griechischen in den 469Hexaplen des [153] Origenes, und namentlich die Alexandrinische, nebst den darnach gemachten4456, sind nicht nur für die Kritik des Textes, sondern auch für die [165] Entdeckung des wahren hebräischen4457 Sprachgebrauchs, folglich nicht bloß zum Verstande des alten Testaments, sondern auch selbst des 470neuen, dessen Griechisches durchaus hebräischartig4458 ist, ungemein wichtig *),4459 und dieser Nutzen wird durch die Concordanzen oder Wörterbücher über diese griechische4460 Uebersetzungen keinesweges entbehrlich gemacht, weil sie alle voll4461 Fehler sind, so sehr sonst dergleichen Werke auch den Gebrauch derselben, und ihre Anwendung auf den Verstand des A.4462 und N.4463 Testaments erleichtern.

1,
163.

Wegen des zuletzt berührten Nutzens wäre sogar4466 aus den §. 116 (f.)folgend angegebnen4467 ähnlichen Ursachen,4468 zu rathen, daß man erst die alten griechischen UebersetzungenUebersetzungen4469 des A. Test.4470, wenigstens die [184] 473 Alexandrinische4471, selbst die sogenannten 474 apokryphischen4472 Bücher des A. Test.T. 4473 studierte, ehe man das neue Testament verstehen lernen wollte. – Aber diese Uebersetzungen wirklich zu den gemeldeten Absichten sicher zu benutzen, muß man sie gehörig zu studieren und anzuwenden wissen. Man muß die Geschichte und Beschaffenheit ihres sehr verdorbnen4475 Textes, –4476 den verschiednen4477 Werth einzelner4478 Uebersetzungen, –4479 selbst von einzelnen4480 Büchern, –4481 und die besondre4482 [154] Uebersetzungsart, der sie folgen, genau kennen; –4483 man muß sie nicht hie und da bloß nachschlagen, sondern sie im Zusammenhang4484 lesen, auf die Art, wie sie einzelne4485 Wörter und Redensarten geben, merken, und sich diese aus oder bey4486 den Concordanzen und Wörterbüchern über diese Uebersetzungen zum künftigen Gebrauch beyzeichnen; –4487 man muß sie nicht aus den oft schlechten [166] neuern Uebersetzungen verstehen lernen wollen, sondern vorher schon der griechischen Sprache4488 und der verwandten morgenländischen kundig seyn, um zu wissen,4489 wie sie zu mancher sonderbar scheinenden Uebersetzung gekommen sind, und ob man sich auf die Richtigkeit des griechischen Textes verlaßen4490 könne.

[185] 164.

Zwar beweisen diese Erfordernisse, daß ein solch nützliches Studium dieser Uebersetzungen nicht die Sache des Anfängers sey; aber sie beweisen doch auch nur, daß man für den Anfang, seinen Absichten dabey,4496 nicht diesen ganzen Umfang geben, sondern sie auf das Leichtere einschränken müsse. Vorausgesetzt also, daß jemand die Alexandrinische Uebersetzung vor4497 sich lesen wollte oder müßte:4498 so [155] müßte er es 1) nicht eher thun, als bis er sich aus den so eben angezeigten Büchern die Beschaffenheit und Uebersetzungsart dieser alten Uebersetzungen im Allgemeinen bekannt gemacht, und 2) wenigstens leichtere,4499 griechische Schriftsteller, im HebräischHebräischen4500 aber diejenigen Bücher schon fleißig gelesen und gut verstehen gelernt hätte, die er nun in der Uebersetzung lesen will. 3) Er müßte mit solchen Büchern anfangen, die als vorzüglich treu und gut übersetzt bekannt sind, vornehmlich mit dem Pentatevchus4501. 4) Wo ihm irgend etwas, das ihm nicht ganz leicht wäre, in Wörtern aufstieße4502, müßte er gleich im hebräischen4503 Text nachsehen, worauf es sich bezöge, ob und was es für eine hebräische4504 Bedeutung hätte; und 5) wüßte er es damit nicht zu reimen, so könnten4505 [167] ihm vielleicht 475 Jo. 4506 Christ. Biel novus thesaurus philologicus, Hag. Com. 17794507 und 1780 4508 in drey4509 (gr.)groß Octavbänden, oder die 476 Kircherschen4510 und Trommischen Concordanzen4511 Auskunft geben, für welches hebräische4512 Wort oder Redensart sonst dieses nehmliche4513 griechische,4514 oder welches hebräische4515 anstatt des nehmlichen4516 griechischen gebraucht würde, und er4517 könnte4518 daraus entweder auf eine falsche Leseart4519 oder darauf schließen4520, daß das Griechische hier nur am unrechten Ort gebraucht wäre. Zeigte sich dieses nicht bald:4521 so müßte dieses Schwierige überschlagen,4522 und auf zukünftige weitere Untersuchung ausgesetzt werden. – Eben so könnte man hernach die 477Hexapla durchgehen;4523 wenn man vorher, so bald4524 man an das Hebräisch-griechische4525 gewöhnt wäre, die apokryphischen Bücher des A. T.4526 gelesen hätte. – Wäre [156] man indessen mit dem N. Test.4527 näher bekannt worden:4528 so würde man sich bald an manche bey4529 Lesung jener Bücher und Uebersetzungen gelernte HebraismenHebraismen4530 erinnern, und bey4531 einer zweyten4532 fleißigern Durchsicht würde man4533 Gelegenheit genug finden,4534 sich noch mehrere auszuheben.

165.

Mit der 479 AccentuationAccentuation4535 der hebräischen4536 Bibel braucht man sich nicht lange aufzuhalten, da es ein erweislich späteres Kunststück ist, das bey4537 dem Verstande der Bibel nur wenige Vortheile gewährt, und4538 oft der richtigen Auslegung hinderlich fällt. Joh. Dav. 4539 Michaelis Anfangsgründe der hebräischen Accentuation, Halle 1741. 8.4540 und eine kleine Uebung, können in sehr kurzer Zeit alles Brauchbare lehren, was man davon zu wissen nöthig hat.

4541

[157] [187] [168]

166.

Man kan4543 über alles4544 philosophiren, wovon sich erkennen läßt, wie es mit etwas anderm4545 zusammenhängt (§. 2.), es mag die Frage das woher? 4546 oder wozu? 4547 Ursachen oder Mittel, Wirkungen oder Absichten, betreffen; und in so fern4548 eine Disciplin innerlich zusammenhängt, findet Philosophie bey4549 derselben statt; es kankann 4550 eine Philosophie der Sprachen, der Geschichte, der Theologie und anderer Wissenschaften geben. Wenn aber Philosophie eine besondere Wissenschaft seyn soll:4552 so muß sie einen gewissen bestimmten Gegenstand haben, wodurch sie sich von andern Wissenschaften unterscheidet; und eben darüber, oder vielmehr über die Gränzen, die man ihr stecken soll, sind4553 die Meinungen so sehr4554 getheilt.

[158] [188] 167.

Natürlich. Denn man4560 hatte längst und viel philosophirt,4561 ehe man an eine besondere Wissenschaft dieses Namens dachte. Man hatte allmählich4562 durch Beobachtung und Nachdenken über das menschliche4563 Leben und Handlungen *), bey4564 den sich stets aufdringenden Fragen: [169] woher und wozu? das Allgemeine und Beständige, was sich bey4565 mehreren einzelnen4566 Dingen und ihren steten Veränderungen wahrnehmen läßt, bemerkt,4567 und von andern Kenntnissen abgesondert, und war, nach dieser Absonderung, auf die Natur der Dinge gekommen, aus der sich allein Rechenschaft geben ließ, wie eines mit dem andern zusammenhänge. So entstand nach und nach eine besondere Wissenschaft, die nur allgemeine und nothwendige Wahrheiten zum Gegenstand hatte, welche man hauptsächlich in Rücksicht auf den Menschen und auf alles4568 betrachtete, was in seine Beschaffenheit und Veränderungen einen Einfluß hatte, so wie diese ganze Wissenschaft aus der Betrachtung des Menschen und der gedachten Dinge geschöpft worden war. Wie sich indessen die Menge der gemachten Entdeckungen über die Natur der Dinge vervielfältigte, und man also für nöthig fand, selbst allgemeine und nothwendige Wahrheiten verschiedener Art von einander abzusondern,4569 und sie in besondere Wissenschaften zu vertheilen; wie man bemerkte, daß es unter diesen allgemeinen und nothwendigen Wahrheiten einige gäbe, welche die Beschaffenheit, andere, welche das Maaß oder [189] die Quantität der [159] Dinge beträfen:4570 so sonderte man, nach diesem Unterschied, diese allgemeine4571 Wahrheiten von einander ab, überließ das, was die Quantität anging, der Mathematik, und4572 behielt 4573 der Philosophie bloß die allgemeine Beschaffenheit der Dinge vor. **) 4574

**) Freylich Anm. Anmerkung 2. Freilich ist der Kant, Immanuel Kantische Begriff (in der Kritik der reinen Vernunft S.Seite 724 f.folgend nach der zweytenzweiten Aufl.Auflage ) noch genauer, wonach, wegen der ganz verschiedenen Art, wie beydebeide Wissenschaften ihre Gegenstände behandeln, die Philosophie eine VernunftwissenschaftVernunftwissenschaft aus Begriffe Begriffen, und die Mathematik eine Vernunftwissenschaft aus Construction der Begriffe ist, oder die den Begriff entsprechende Anschauung a priori, d. i.das ist so darstellt, daß diese allgemeingültig für alle mögliche Anschauungen ist, die unter denselben Begriff gehören. Aber, weil sich doch nur der Begriff von Größen construiren, oder a priori in der Anschauung darstellen läßt;läßt, so kankann auch nur die Quantität ein Gegenstand der Mathematik seyn; und so fern kankann gar wohl Philosophie und MathematikMathematik, auch nach Verschiedenheit der Gegenstände, die sie behaltenbehandeln, unterschieden werden. 4577
168.

Und auch so schien noch immer der Umfang der Philosophie zu groß;4586 so wie man auf einer andern Seite fand, daß er sich noch mehr erwei[190]terte, je nachdem man den Menschen, der doch eigentlich zu aller Philosophie Gelegenheit gegeben hatte, in verschiedenem Zusammenhange und 4587 allgemeinern Beziehungen betrachtete. Man bemerkte, daß er seinem4588 einem Theil 4589 nach, in die ClasseClasse4590 der Körper, dem andern nach aber, in die Classe4591 der vorstellungsfähigen und verständigen4592 Wesen gehörte4593; daß beyde4594 Arten der Dinge, Körper und vorstellungsfähigvorstellungsfähige Wesen oder4595 Geister, zu eingeschränkten4596 Wesen gehörten, die man zusammen Welt nennte4597; daß es auch ein uneingeschränktes4598 Wesen, eine Gottheit, geben könnte,4599 und sich ohne dieses4600 das Daseyn der eingeschränkten4601 und zufälligen Wesen nicht begreifen ließe; daß man bey4602 der Seele des Menschen Vorstellungen und Neigungen unterscheiden könnte4603, wovon jene das Wahre oder Falsche, diese das Gute oder Böse zum Gegenstand hätten; daß man eben sowohl die [171] Natur von beyden4604 untersuchen, als darnach Regeln 4605 be[160]stimmen könnte4606, das Wahre und Gute 4607 zu finden und auszuüben; daß man den Menschen vor sich und4608 in natürlicher Verbindung mit verschiednen4609 Arten von Gesellschaften betrachten könnte.4610 Je nachdem man dieses alles von einander unterschied, und jeder Art solcher allgemeinen Wahrheiten eine besondre Wissenschaft4611 widmete: je nachdem mußten verschiedne Theile der Philosophie, und es mußte, weil4612 man schon4613 einmal gewisse Arten von allgemeinen Wahrheiten von eigentlicher Philosophie ausgeschlossen hatte, die Frage entstehen4614, ob 4615 nicht noch mehrere dergleichen Wahrheiten ganz von der Philosophie könnten abgesondert,könten abgesondert und4616 der Name der Philosophie 4618 nur auf einige Arten4619, und auf welche? eingeschränkt4620 werden 4621?

169.

Diese Verschiedenheit der Meinungen über den Begriff der Philosophie4622 wird dadurch noch mehr befördert, daß einige nichts darin aufgenommen wissen wollen, als sogenannte reine Vernunfterkenntniß, oder nur diejenigen allgemeinen Begriffe, die4623 die menschliche Seele aus sich selbst, aus der Betrachtung ihrer Eigenschaften und Veränderungen schöpfen kan4624, und was sich nach diesen Begriffen streng beweisen läßt. Hiedurch4625 würde das Gebiet der Philosophie sehr beschränkt werden, und man müßte alsdann, – weil man doch Ursach hat, überall, wo sich nur Zusammenhang denken läßt, zu philosophiren, und weil die meisten so nützlichen4626 Kenntnisse der Natur keine solche Evidenz [161] und strenge Herleitung allgemeiner Wahrheiten zulaßen4627 – wieder neue besondere Wissenschaften einführen, die dann4628 doch größtentheils nur in der Methode von der eigentlichen Philosophie unterschieden wären4629.

[172] 170.

Da nun der Sprachgebrauch über den Begriff der Philosophie nicht entscheidend ist, und in dem gegenwärtigen Buche4630 die meiste Rücksicht auf die Gestalt der Wissenschaften genommen werden muß4631, wie sie unter uns und bey4632 den4633 akademischen [192] Studien genommen werden:4634 so scheint es das sicherste4635, die Philosophie nach dem Umfang und 4636 Gränzen zu nehmen, die4637 man ihr seit dem Ursprung der wolfischen4638 Philosophie angewiesen hat; und sonach möchte die Erklärung,4639 oder, wenn man will, Beschreibung der Philosophie durch – die4640 Wissenschaft der Natur oder der allgemeinen Eigenschaften der Dinge überhaupt, und der geistigen, hauptsächlich der menschlichen, insbesondere,4641 – alle dazu gerechneten4642 Theile und ihre allgemeine Absicht am bestimmtesten in sich fassen.

171.

Der Nutzen 4646 der Philosophie ist augenscheinlich. Denn da sie uns über die Natur aller Dinge belehrt;4647 da sie den rechten Gebrauch aller unsrer4648 Kräfte zeigt;4649 da sich endlich alle Fragen, über die sich etwas Entscheidendes4650 sagen läßt, in die allgemeinen Begriffe und [173] Grundsätze auflösen, die sie enthält: so ist sie der Grund aller andern Wissenschaften, in welchen ohne sie keine deutliche Gewißheit, so wie in Gesinnungen und Handlungen, die ja von Erkenntniß abhängen, keine rechte VollkommenheitVollkommenheit,4651 statt findet. Mit Recht heißt sie daher die Königin aller Wissenschaften; und sie verachten, heißt, alle Vernunft und Sicherheit im Denken und Handeln verachten. Ihr vielfältiger Nutzen wird sich noch mehr bey4652 ihren einzelnen4653 Theilen angeben laßen4654.

172.Schon der ungemein große Umfang Umfang der Philosophie macht es nothwendig, die verschiedenen HauptartenHauptarten der Gegenstände, die sie untersuchen soll, von einander abzusondern, und nach Verschiedenheit solcher Hauptarten ihr verschiedene Theile zu geben, d. i.das ist sie in besondrebesondere Wissenschaften einzutheilen. Fast noch mehr sollte die verschiedene Art, wie wir zur Kenntniß dieser Gegenstände gelangen können, mit zu einer solchen Absonderung bewegen. Denn je nachdem diese Kenntniß entweder aus der VernunftVernunft (im engsten Verstande) oder aus der ErfahrungErfahrung geschöpft werden kann: je nachdem kan unsrekann unsere Erkenntniß von der NaturNatur der Dinge allgemeiner und zuverläßigerzuverlässiger werden oder nicht. Soll nun vollends die Philosophie der Grund zu allen andern Arten von Kenntnissen und Wissenschaften werden (§. 171): 171.), so ist es noch nothwendiger, das AllgemeinesAllgemeine von dem, was dergleichen nicht ist, und das Gewisse oder Nothwendige von dem minder ZuverläßigenZuverlässigen zu trennen, damit nicht das Letztere, darum, weil man es willkührlich mit dem Erstern verbunden hat, für eben so gewiß und allgemein gehalten werde, als jenes, oder das AnsehnAnsehen jener vollkommnern Erkenntniß darunter leide, wenn man einsieht, daß die angebliche Allgemeinheit und Gewißheit andreranderer damit in Verbindung gesetztengesetzter Behauptungen ungegründet seysei. 173.Es läßt sich also alle Erkenntniß, und folglich auch alle, welche die Philosophie ausmacht, 1) nach den verschiednenverschiedenen Quellen Quellen abtheilen, aus welchen sie geschöpft werden kankann; und hiedurchhierdurch ensteht der Unterschied zwischen Erkenntniß a priori a priori a priori, oder Vernunfterkenntniß Vernunfterkenntniß, Rationalkenntniß Rationalkenntniß Rationalerkenntniß , und zwischen der a posteriori a posteriori a posteriori, aus der Erfahrung Erfahrung, oder empirisch empirischen Erkenntniß; empirische Erkenntniß: ein Unterschied, beybei dem so viel Mißverstand herrscht, mit dem so schwankende Begriffe verknüpft werden, der selbst eine Quelle so mancher Irrthümer und falschenfalscher Voraussetzungen wordengeworden ist, daß er wohl,wohl auch hierhier, wegen des Folgenden, genauer angegeben zu werden verdient. 174.Wenn wir auf die Geschichte unsrerunserer Vorstellungen und Erkenntnisse, d. i.das ist darauf Acht geben, wie wir sie erlangt haben: so ists immer die ErfahrungErfahrung, unsre eigneunsere eigene oder fremde, aber uns mitgetheilte, Erfahrung,Erfahrung (Wahrnehmung), die uns den Stoff, oder das, was wir erkennen, gegeben hat; und selbst alsdann, wenn man annimmt, daß gewisse Vorstellungen Vorstellungen schon in unsrerunserer Seele liegen, die uns nicht erst brauchen durch die Erfahrung zugeführt zu werden: so können doch diese nie Erkenntnisse Erkenntnisse werden, nie zu unserm Bewußtseyn kommen, nie können sie klar seyn, d. i.das ist nie können wir das, was wir uns vorstellen (die bestimmten Gegenstände unsrerunserer Vorstellung) von der Vorstellung selbst unterscheiden, die wir uns davon machen, wenn nichts vorhanden ist, das auf unsreunsere Seele einen Eindruck gemacht (sie afficirt, Veränderungen in ihr hervorgebracht) hat. Alle unsreunsere ErkenntnißErkenntniß fängt also mit der Erfahrung an, und in so fern könnte man sagen:sagen, daß alle unsreunsere Erkenntniß empirisch empirisch (oder a posteriori erlangt) wäre. Aber dieses berechtigt uns so wenigwenig, sie so zu nennen, als wenn man alle Erkenntniß darum Erfahrungserkenntniß nennen wollte, weil wir sie als Handlung oder Veränderung in unsrerunserer Seele wahrnehmen. Allgemein wird doch ein Unterschied zwischen Erfahrungs- und Vernunftkenntniß, zwischen der a posteriori und a priori, anerkannt; es ist nur genau zu bestimmen, worin er bestehe. 175.Der Deutlichkeit wegen setzen wir hier voraus:voraus, daß alle unsreunsere Vorstellungen entweder aus und durch einen GegenstandGegenstand unmittelbar erzeugt werden, der sich unsrerunserer SeeleSeele (unserm innern Sinn oder den äussernäußeren Sinnen) darstellt, oder nicht unmittelbaroder daß es nicht unmittelbar geschieht. Jene, die sich unmittelbar auf den Gegenstand beziehen, der beybei uns die Vorstellung hervorbringt, nennen wir Eindrücke Eindrücke (Impressionen), oder, wie Andere lieber wollen, Anschauungen Anschauungen, welche innere oder äussere äußere sind, je nachdem sie vermittelst des innern Sinnes oder der äussernäußern Sinne entstehen,entstehen; und das Vermögen, dergleichen Anschauungen zu empfangen, heißt die Sinnlichkeit Sinnlichkeit. Die andern, welche nicht unmittelbar durch unsreunsere Sinne hervorgebracht werden, heissenheißen mittelbare Erkenntisse oder Begriffe, die anders nichts sind, als VorstellungenVorstellungen von Merkmalen der durch die Sinne erkannten Gegenstände:Gegenstände, sie mögen nun bloße Wiederholungen oder Nachbildungen der gehabten Anschauungen, also WerkeErzeugnisse der Einbildungskraft Einbildungskraft, oderund der Vorstellungen von solchen Merkmalen seyn, die wir bey mehrernbei mehreren Gegenständen erkannt, von ihnen abgezogen, und in Einen Begriff vereinigt haben, also allgemeine Begriffe, die ein Werk des Verstand Verstandes sind; von dem auch alle Urtheile, d. i.das ist die Einsicht des Verhältnisses mehrerer Begriffe gegen einander, abhängen. – Ob nun gleich alle diese Erkenntnisse – sie mögen einzelne, d. i.das ist Anschauungen,Anschauungen oder BegriffeBegriffe, oder verbundneverbundene, d. i.das ist UrtheileUrtheile, seyn – Wahrnehmungen oder Erfahrungen voraussetzen, wobey vorhandnewobei vorhandene Gegenstände uns zu den Vorstellungen geleitet haben: so sind doch diese ErkenntnisseErkenntnisse keinesweges alle aus solchen Gegenständen, sondern aus dem ursprünglichen Vermögen der Seele selbst entstanden, so daß diese Erkenntnissedieselben nicht sowohl durch vorhandnevorhandene Gegenstände in die Seele hineingekommen, sondern von der Seele mit ihrem eignendurch ihr eigenes Vermögen entwickelt sind. Es giebt 1) Erkenntnisse, zu deren Erzeugung in uns schlechterdings erfordert wird, daß wir uns ein wirklich vorhandnesvorhandenes ObjectObject vorstellen, z. B.zum Beispiel einen Baum, ein Thier, ein Metall, Schmerz oder Lust, ja selbst ganze Sätze, als: daß die Bäume vom Frühling an grün sind, das Gold gelb und glänzend ist, daß alle Menschen sterben u. d. gl.und dergleichen u. dergl.und dergleichen, und, weil alsdann die Erkenntniß später ist als der Gegenstand:Gegenstand, so nennt man dieses,dieses Erkenntniß a posteriori a posteriori , empirischempirische oder Erfahrungserkenntniß Erfahrungserkenntniß. Es giebt aber auch 2) Erkenntnisse, wozu eine Vorstellung von einem wirklich vorhandnenvorhandenen Object, auf das sich unsreunsere Vorstellung bezieht, nicht erfordert wird, die also von aller Erfahrung schlechterdings unabhängig ist, z. B.zum Beispiel der Begriff von Ursache, NothwendigkeitNothwendigkeit,Nothwendigkeit und allen nicht sinnlichen Gegenständen, als Gott, Geist u. d. gl.und dergleichen u. dergl.und dergleichen, oder das Urtheil:Urtheil, daß jede Wirkung oder jede VerändrungVeränderung eine UrsachUrsache hat. Weil nun hier die Erkenntniß da seyn kankann, ohne daß man sich ein wirklich vorhandnesvorhandenes Object gedenktdenkt, und ehe man noch weiß, ob ein solches Object auch wirklich ist: so nennt man diese, Erkenntnisse a priori a priori, oder auch Vernunfterkenntnisse Vernunfterkenntnisse, weil Vernunft das Vermögen ist, etwas aus Principien, d. i.das ist, das Besondere aus dem AllgemeinenAllgemeinen, zu erkennen, und eben diese Erkenntnisse a priori Gesetze oder Bedingungen sind, die aus der Natur unsersunsres Erkenntnißvermögens fliessenfließen, ohne welche keine Erkenntniß der Objecte möglich ist. Anm. Anmerkung Da uns Erfahrung nur lehrt, daß Etwas so und so beschaffen seysei, aber nicht, daß es nicht anders seyn könnte, und sie uns nur einzelne Fälle vorstellt: so sieht man, daß sie weder zu allgemeinen noch zu nothwendigen Sätzen (beyden(beiden im strengsten Verstande) führe. Nothwendigkeit und Allgemeinheit eines Begriffs oder Urtheils ist also ein sichressicheres Kennzeichen einer Kenntniß a priori. 176.Diese Erkenntniß a priori enthält entweder ganz und gar nichts WahrgenommnesWahrgenommenes; es ist darin ganz von allen sinnlichen Merkmalen abgesehnabgesehen, z. B.zum Beispiel beybei dem Begriff von ZahlenZahlen an sich (nicht den Tönen oder Zeichen, wodurch sie ausgedrucktausgedrückt werden), von Möglichkeit, von Gott etc.et cetera oder beybei dem Satz: jeder Körper ist ausgedehnt; oder es ist in ihr doch etwas Wahrgenommnes (empirisches)Wahrgenommenes (Empirisches) enthalten, wovon wir ohne EmpfindungEmpfindung keinen Begriff haben. In jenem Fall nennt man sie reine VernunfterkenntnißVernunfterkenntniß (Erk.(Erkenntniß, die schlechterdings a priori ist)ist) ; in diesem Fall aber vergleichungsweise oder vermischte Erkenntniß a priori. – Ist die Philosophie, oder ein Theil derselben, durchaus aus reinen Anschauungen oder Begriffen geschöpft, enthält sie lauter reine Vernunftsätze: so verdient sie den Namen einer eigentlichen Wissenschaft im strengsten Verstande. Stützt sie sich aber zugleich auf empirische Begriffe, wenn sie gleich nach reinen VernunftgesetzeVernunftgesetzen verknüpft sind: so ist sie eine empirische oder Erfahrungsphilosophie Erfahrungsphilosophie. Bey Anm. Anmerkung 1. Bei allen bisher erwähnten Erklärungen sind die Kant, Immanuel Kantischen Bestimmungen in der Kritik der reinen Vernunft, zweytezweite Aufl.Auflage Riga 1787 in1787. gr.groß 8. zum Grunde gelegt, woraus man weitere Aufklärung derselben schöpfen kankann. Die reine Philosophie, oder die philosophische WissenschaftWissenschaft, beschäftigt sich also bloß mit dem, was gar kein Gegenstand der Sinne ist, es mögen nicht sinnliche Objecte oder dergleichen Eigenschaften sinnlicher Objecte seyn. Es sollte daher beybei allen Theilen der Philosophie das, was wirklich reine Erkenntniß ist, ganz von allem Empirischen geschieden werden, wenn man auch dieses Letztere, wegen der oben §. 169 angegebnen 169. angegebenen Ursach, mit in eine philosophische Wissenschaft aufnehmen wollte. Indessen giebt es Theile der Philosophie, die ganz reine Erkenntnisse enthalten, oder wenigstens ganz rein seyn können. Welche Theile diesdieß sind oder nicht, wird im Folgenden bemerkt werden. Anm. Anmerkung 2. Folgende Eintheilung des ganzen Gebiets der Philosophie dürfte zur verständigen Uebersicht ihrer einzelnen Theile nicht undienlich seyn. In der Hauptsache trifft sie mit den Ansichten des Verfassers des Werks zusammen. Philosophie. I. Reine Philosophie. A. Formale: 1. reine allgemeine Logik.2. reine allgemeine Aesthetik. B. Materielle: A. Vorbereitende. – Kritik, a. des Erkenntnißvermögens,b. des Gefühlsvermögens,c. des Anschauungsvermögens. B. Abhandelnde. a. Gegenstände des Erkennens: α. allgemeine, trascendentale Philosophie, β. besondere, Metaphysik. aa. Metaphysik der Natur als rationale Körperlehre,rationale Seelenlehre. bb. Metaphysik der Sitten, allgemeine,besondere, Tugendlehre,Naturrecht, b. Gegenstände des Vernunftglaubens, Religionslehre. II. Angewandte Philosophie. A. Formale: 1. angewandte allgemeine Logik.2. angewandte allgemeine Aesthetik. B. Materiale:1. Angewandte Metaphysik der Natur.a. Körperlehre. Physik. b. Seelenlehre. Empirische Psychologie. 2. Angewandte Metaphysik der Sitten.a. Angewandtes Naturrecht, α. Privatrecht, β. Staatsrecht, γ. Völkerrecht. b. Angewandte Tugendlehre. α. entwickelnd die Kräfte des heranwachsenden Menschen zum Ziele der Sittlichkeit. Pädagogik. β. fördernd die fortschreitende Bildung des Erwachsenen. Ethik. Uebrigens stellt fast jede Schule eine andere Classification auf. Der akademische Unterricht bleibt jedoch in der Regel bei den, besonders seit Wolff, Christian von Wolf's Zeiten, beliebten Abtheilungen, und bringt das Ganze unter die Haupttitel: Logik, empirische Psychologie, Metaphysik, Naturrecht, Ethik oder Moral, Aesthetik. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers 46554755 177.Wenn man aber 2) (§. 273 173 273. 173. ) die Philosophie nach der Verschiedenheit der Gegenstände Gegenstände, oder vielmehr der Begriffe von diesen Gegenständen, abtheilen will, welche sie untersucht: so beschäftigt sie sich entweder mit der Materie Materie Maderie Materie oder mit der Form Form des Verstandes, d. i.das ist d. i., sie betrachtet entweder die Objecte des Denkens, oder sie sieht von allen diesen ab, und untersucht bloß die Art und Weise, wie sich Objecte denken laßenlassen, die nothwendigen und allgemeinen Regeln des Denkens überhaupt. Jenen Theil der Philosophie kankann man daher den materiellen, diesen den formellen nennen, oder von jenem den Namen der Metaphysik Metaphysik (mit Kant, Immanuel Kant, im engern Sinn) brauchengebrauchen, so wie dieser Theil die Logik Logik oder Vernunftlehre Vernunftlehre ist, die auch beybei den Alten Dialektik Dialektik genennt Dialekt genannt wurde. Anm.Anmerkung Anm. 1. Metaphysik nennt Kant, Immanuel Kant (Kritik(Kritik der reinen Vernunft S.Seite 869869.) im weitesten Verstande die ganze reine Philosophie, selbst die PropädevtikPropädeutik dazu, oder die Kritik der reinen Vernunft, mit einbegriffen;einbegriffen im engern Sinn aber, und noch unterschieden von der Kritik der reinen Vernunft, das System der reinen Vernunft, oder die ganze, wahre sowohl als scheinbare, philosophische Erkenntniß aus R. V. im systematischenreiner Vernunft in systematischem Zusammenhange. Bekanntlich wird Metaphysik auch, sofern sie von Logik unterschieden ist, von der theoretischen Philosophie im Unterschiede von der praktischen genommen, wie man unten (§. 182 182. ) sehen wird; dieswird. Dieß wäre denn die dritte und engste Bedeutung des Worts. Anm.Anmerkung Anm. 2. Die Logik heißt auch die Instrumentalphilosophie Instrumentalphilosophie (Organon); aber dieser letztre Name begreift mehr in sich. Denn wir haben eben sowohl ein Vermögen, gewisse Eindrücke von Gegenständen zu empfangen, als ein Vermögen, das MannichfaltigeMannigfaltige, also gewisse Merkmale eines Gegenstandes, in Eine Vorstellung, mehrere Eindrücke in Einen Begriff, mehrere Begriffe zu Einem höhern oder allgemeinern Begriff, oder in Ein Urtheil, und mehrere Urtheile in EinemEinen Schluß, zu verbinden, mit einenEinem Wort, zu denken. Jenes Vermögen ist die Sinnlichkeit Sinnlichkeit (untern (untere Kräfte der menschlichen Seele), dieses der Verstand Verstand (obern (obere Kräfte), und wir bedürfen eben sowohl einer Wissenschaft der Regeln für jene, als für diesendiese. Aber die Logik Logik ist nur eine Wissenschaft der letzternletzteren; hingegen die erstere müßte die Aesthetik Aesthetik enthalten, in so ferninsofern sie sich nicht, wie man sie seit Baumgarten, Alexander Gottlieb Alex. Gottl. Baumgarten Alex. Gottl. Baumgarten nimmt, sich auf Schönheit die Theorie des Schönen einschränkt, oder Philosophie für dieder schönen Wissenschaften ist, die doch nur empirische Regeln begreifen würde, sondern eine transcendentale zu einer transcendentalen Aesthetik genennterhöht werden könnte. – Selbst die allgemeine allgemeine Grammatik gehört mit Recht zur Instrumentalphilosophie, da wir ohne Zeichen und Wörter nicht denken können, und Mängel oder Fehler der SpracheSprache, selbst dergleichenFehler im Denken nach sich ziehen. Allein noch erwartet diese eine möglichst systematische Bearbeitung, wozu wir, seitdem Harris, James Harris (1751(1751.) mit seinem vortreflichen Hermes vortrefflichen Hermes vorgegangen ist (Hermes, oder oder philosophische Un tersuchung über die allgemeine Grammatik, von Harris, James Jakob Jacob Harris , übersetzt von Ewerbeck, Christian Gottfried C. G. Ewerbeck, Halle 1788 in1788. gr.groß 8.) nurnoch manche BeyträgeBeiträge erhalten haben. Diese Beiträge sind nicht unwichtig, namentlich: Meiner, Johann Werner J. M. Meiner's Versuch einer an die Sprache angebildeten Vernunftlehre, oder philosophischenphilosophische allgemeine Sprachlehre, Leipzig 1781. Bernhardi, August Ferdinand A. Ed. Bernhard allgemeine Sprachlehre, 2 Theile. Berlin 1800–1803., und desselben Anfangsgründe der Sprachwissenschaft. Ebend.Ebendaselbst 1805. Vater, Johann Severin J. S. Vater's Versuch einer allgemeinen Sprachlehre, Halle 1801., nebst dem Auszug: Lehrbuch der allgemeinen Grammatik für Schulen Halle 1806. Sacy, Antoine Isaac Silvestre de A. J. Sylvester de Sacy Grundsätze der allgemeinen Sprachlehre, bearbeitet von Vater, Johann Severin Vater . Halle 1804. Kritik der reinen Vernunft Gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176). Aesthetik […] wie man sie seit Alex. Gottl. Baumgarten nimmt Als Zögling des Franckeschen Waisenhauses zu Halle studierte Alexander Gottlieb Baumgarten (1714–1762) ebenda Theologie, Philosophie und Schöne Wissenschaften und war nach dem Magisterexamen zunächst als Dozent am Waisenhaus tätig. Ab 1737 lehrte er in Halle Philosophie und wurde 1740 Professor der Weltweisheit und Schönen Wissenschaften in Frankfurt/Oder. Die von Baumgarten hier gehaltenen Vorlesungen zur Ästhetik sind die ersten ihrer Art. Bereits mit seiner Magisterarbeit Meditationes philosophicae de nonnullis ad poema pertinentibus (1735), v.a. aber durch die aus seinen Vorlesungen hervorgegangene, jedoch unvollendet gebliebene zweibändige Aesthetica (1750/1758) ist Baumgarten zum Begründer der Ästhetik als eigenständiger philosophischer Disziplin geworden (vgl. I § 263) und wirkte, indem er das untere Erkenntnisvermögen der Sinne gegenüber Wolff aufwertete und Dichtung als wahre und sinnlich vollkommene Rede verstand, etwa auf Herder oder Schiller. J. M. Meiner's Versuch einer an die Sprache angebildeten Vernunftlehre, oder philosophische allgemeine Sprachlehre, Leipzig 1781 Der Autor des Versuch[s] einer an der menschlichen Sprache abgebildeten Vernunftlehre (1781) ist Johann Werner Meiner (1723–1789). A. Ed. Bernhard allgemeine Sprachlehre, 2 Theile. Berlin 1800–1803 Gemeint ist die zweibändige Sprachlehre (1801/1803) von August Ferdinand Bernhardi (1769–1820). J. S. Vater's Versuch einer allgemeinen Sprachlehre, Halle 1801., nebst dem Auszug: Lehrbuch der allgemeinen Grammatik für Schulen Halle 1806 Gemeint ist Johann Severin Vaters (1771–1826) Lehrbuch der allgemeinen Grammatik besonders für höhere Schul-Classen, mit Vergleichung älterer und neuerer Sprachen (1805), das laut Vorrede gerade kein Auszug aus dem Versuch einer allgemeinen Sprachlehre (1801) sein will, sondern eine Neubearbeitung eines bestimmten Teils desselben als Lehrbuch für Gymnasien. 4756
178.Da die LogikLogik 1) Logik die allgemeinen allgemeinen Regeln, und zwar 2) des Denkens überhaupt Denkens überhaupt , enthalten soll (§. 177): 177.), so muß man darin 1) von allen besondern Arten der Gegenstände absehen, auf die das Denken gerichtet ist, und bloß die Form des Denkens in Anschlag nehmen; sie muß eine allgemeine oder Elementar-Logik seyn, die den allgemeinen Gebrauch des Verstandes lehrelehrt; 2) müßtemuß sie, ohne Rücksicht auf diesen und jenen VerstandVerstand, nur die schlechthin nothwendigen Gesetze des Denkens in sich fassen, ohne die gar kein Gebrauch des Verstandes möglich ist,ist; sie müßtedarf also gar nicht auf Gründen unsrerunserer Erfahrung, sondern auf lauter Grundsätzen a priori beruhen, d. i.das ist d. i., eine reine Logik seyn. Indessen soll sie doch eigentlich den menschlichen Verstand in Erkenntniß der Wahrheit leiten, und daher unsern unseren BedürfnisseBedürfnissen angemessen seyn. Zu diesem Zweck muß sie also Vieles aufnehmen, was wir von unsern Kräften und den Regeln, wodurch diese geleitet werden, von deren Einschränkungen, von den in uns und unsern unseren Umständen liegenden Hindernissen der Erkenntniß der Wahrheit, von den uns möglichen Mitteln, Wahrheit zu finden und Irrthum zu vermeiden, nur aus der ErfahrungErfahrung wissen, und daher Manches aus der PsychologiePsychologie, und überhaupt aus der AnthropologieAnthropologie, entlehnen. Weil nun alsdann die allgemeinen reinen Verstandesgesetze auf den menschlichen Verstand, nach dessen Einschränkungen und Hindernissen, angewendet werden, dergestalt, daß gezeigt werden soll, wie unser Verstand auch beybei diesen Einschränkungen richtig denken solle: so nennen Manche, nach Kant, Immanuel Kant (Kritik der reinen Vernunft S.Seite 77) diese Anweisung, die sich auch mit auf empirische Grundsätze gründet, imzum Unterschiede von der reinen Logik, die allein nur eine Wissenschaft im strengsten Verstande ist, die die angewandte Logik, welche alsdann noch immer eine allgemeine Logik ist, so fernsofern sie den rechten Gebrauch des Verstandes, ohne Rücksicht auf besondre besondere Gegenstände, lehrt, ob sie gleich, ausseraußer den allgemeinen Gesetzen des Denkens, auch die besondern für den menschlichen Verstand in sich faßt. – Der reinen und angewandten Logik zusammen genommen (beydezusammengenommen (beide mögen übrigens besonders vorgetragen oder vermischt werden), könnte man den Namen der Logik im weitern weiteren Verstande geben. Anm.Anmerkung Anm. 1. Billig sollte indeß beybei dem VortragVortrage der Logik die reine von dieser angewandten geschieden, und erst jene besonders, alsdann diese vorgetragen, d. i.das ist d. i., es sollten erst hinterdreinnachher die allgemeinen Gesetze des Denkens auf den Gebrauch des menschlichen Verstandes angewendet werden. Einen Versuch findet man davon gemacht in dem Grundriß der allgemeinen Logik und kritischen Anfangsgründe der allgemeinen Metaphysik, von Jakob, Ludwig Heinrich von Ludw. Heinr. Ludwig Heinrich Jakob , zweytezweite umgearbeitete Auflage, Halle 1791 in1791. 8. Anm.Anmerkung Anm. 2. Mit dem Namen der angewandten Logik belegen auch Manche das, was sie, im Unterschiede von der allgemeinen Logik, die besondere Logik nennen, oder die Methodenlehre Methodenlehre (nehmlich(nämlich die besondrebesondere, nicht transcendentelle transcendentelle , welche letztreletztere einen Haupttheil der Kritik der reinen Vernunft ausmacht), worin Regeln zum rechten Gebrauch des Verstandes, in Rücksicht auf besondre besondere Arten von Gegenständen, vorgetragen werden. Diese bleibt eben hierdurch von der allgemeinen angewandten Logik, die in dem §. beschrieben ist, verschieden. Das meisteMeiste, was zu dieser letzternletzteren allgemeinen gehört, macht den Inhalt desjenigen aus, was man gemeiniglich praktische Logik nennt, und darunter gewisse Uebungen nach den Regeln der Logik, z. B.zum Beispiel im Bücherlesen, Disputiren, VortragVortrage überhaupt u. s. f.und so ferner begreift. Anm.Anmerkung Anm. 3. Die Logik soll also eben sowohl den rechten GebrauchGebrauch des Verstandes lehren, als den unrechten verhindern, folglich auch in dieser letztern Absicht verhüten, daß man nicht das für wahr halte, was nur wahr scheint, scheint (das heißt nicht: was wahrscheinlich ist,ist; denn dies letztre ist wahr, und nur eine mangelhafte ErkenntnißLetztere kann wahr seyn, sondern: was trüglich ist). Da nun die Dialektik Dialektik der Alten auch lehrte, scheinbar etwas darzustellen, oder Blendwerken den Anstrich der Wahrheit zu geben, diesdieß aber unanständig ist; da es sich hingegen sehr der Mühe verlohnt, zu zeigen, wie man Schein von Wahrheit unterscheiden solle: so nennt Kant, Immanuel Kant ( K. d. R. V.Krit. d. reinen Vern., S.Seite 85 f.folgend 249 f.folgend) den Theil der Logik, der eine Kritik des Scheins der Wahrheit enthält, die Dialektik (im engern Verstande also; vergl.vergleicheverglichen §. 177 177. ) oder die Logik des Scheins, und den Theil derselben, welcher den rechten Gebrauch der Vernunft zeigt, die Analytik Analytik (Logik der Wahrheit), weil sie das formale GeschäfteGeschäft des Verstandes in seine Elemente auflöst. –auflößt. Kritik der reinen Vernunft Gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176). K. d. R. V. D.i. Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 183; I § 199), gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176). 179.Wenn uns die Logik Logik die allgemeinen und nothwendigen RegelnRegeln des Denkens überhauptüberhaupt, und ihre Anwendung auf den menschlichen Verstand lehren soll (§. 178): 178.), so muß sie erstlich jene Regeln selbst selbst vortragen. Sie muß daher 1) zeigen, wie und nach welchen Gesetzen der VerstandVerstand verfährt (Logische Elementarlehre), und zu dem Ende theils den Unterschied des Verstandes von der Sinnlichkeit (§. 177 177. Anm.Anmerkung 2.), die verschiednenverschiedenen Arten der Vorstellungen, und der Erkenntnisse insbesondre,insbersondere mit ihren verschiednenverschiedenen Vollkommenheiten darstellen, theils die besondern Wirkungen des VerstandesVerstandes, und dessen Wirkungen in Bildung und Beurtheilung der Begriffe, Urtheile und Schlüsse, mit den Regeln, wonach er dabeydabei richtig verfährt, darstellen; und 2) lehren, wie diese einzelnen Wirkungen, Begriffe u. s. w.und so weiter aufs deutlichste gemacht, und in eine solche Vereinigung gebracht werden, daß daraus ein möglichst vollkommnesvollkommenes Ganze oder System der Erkenntniß entstehe (Logische MethodenlehreMethodenlehre). – Hernach muß sie diese Regeln in Hinsicht auf die mannigfaltigen Einschränkungen des menschlichen Verstandes vorlegen, sowas in der angewandten Logik oder in dem Theile derselben geschieht, worin sie, neben jenen allgemeinen Regeln, ErfahrungssätzeErfahrungssätze zu Hülfe nehmen muß. Sie muß diese Einschränkungen selbst erklären, sie mögen von der Sinnlichkeit, welche die Gegenstände dem Verstande zuführt, oder von den Mängeln und Fehlern unsrerunserer Einbildungskraft und unsers Gedächtnisses, oder von der Unvollkommenheit unsrerunserer Aufmerksamkeit, oder den Mängeln und Fehlern der Sprache, und überhaupt der Zeichen, ohne die wir nicht denken können, oder von äusserlichenäußerlichen Umständen herrühren. Sie muß die verschiednenverschiedenen Arten und Quellen des bloßen Scheins der WahrheitWahrheit, der Irrthümer und des Mangels der Ueberzeugung, aufdecken, und zeigen, wie diese Fehler zu entdecken, oder wie ihnen abzuhelfen seysei. Sie muß zugleich die Mittel angeben, wie man die Erkenntniß der Wahrheit erweitere;erweitern, was für Eigenschaften man selbst dazu mitbringen, und wie man einen richtigen Gebrauch von den QuellenQuellen der Wahrheit, sowohl der eigneneigenen und fremden Erfahrung, als auch der Vernunft, machen müsse. Endlich muß sie auch lehren, wie man beybei Mittheilung der erkannten Wahrheit an Andere, zu verfahren habe. 4803 180176. DerIhr NutzenNutzen dieser Wissenschaft ist gar nicht zu verkennen, so baldsobald man nur weiß, was sie istist, und leisten kankann, und den Werth dessen, was sie leistet, zu schätzen weißversteht sonach augenscheinlich, und man kan sie zu keiner Art gründlicher Kenntnisse in den Wissenschaften entbehren. – Was ist der Mensch, der keinen Verstand hat, oder, welches ohngefähr einerleyeinerlei ist, der ihn nicht recht zu brauchen weiß?gebrauchen weiß! Wie unendlich vielen Verirrungen im Denken, und, da hievon auch die Verderbnisse des Herzens oder Willens nebst allen Ausschweifungen abhängen, die aus Fehlern in Begriffen, Urtheilen und Schlüssen entstehen,entstehen: wie sehr der Macht böser Neigungen und Eindrücke ist er ausgesetzt?ausgesetzt, oft und alsdann unvermeidlich ausgesetzt, wenn er den Schein falscher Vorstellungen nicht von WahrheitWahrheit zu unterscheiden weiß.weiß! Die UrsachenUrsachen dieser Mängel, Verirrungen und Blendwerke kennen, und wissen, wie man sie entdecken und vermeiden soll, ist denn doch schonselbst der halbe Weg zur wahren GlückseligkeitGlückseligkeit, auf dendem man wenigstens nie sicher fortschreiten kankann, ohne von richtigen Regeln des Verstandes geleitet zu werden. – Und sind diese Regeln der ProbiersteinProbierstein aller Wahrheit; giebts keine Wissenschaft, wo sie nicht müßten zum Grunde liegen, um allesAlles danach zu prüfen,prüfen und richtig zu verbinden; so bleibt die Logik zu jeder Wissenschaft, wozu sie die Vorbereitung enthält, wie zu aller UntersuchungUntersuchung, unentbehrlich. – Man hat es auch mit Recht als merkwürdig anerkannt, daß sie – wenn man allenfalls die Wegräumung einiger entbehrlichenentbehrlicher Subtilitäten, oder die Verbannung dessen, was andernanderen Wissenschaften angehört, oder einige genauere Bestimmungen und mehrere Regelmäßigkeit im Vortrag,Vortrag abrechnet – seit Aristoteles Aristoteles Aristoteles Zeit keinen Schritt weder habe vor- noch rückwärts habe thun dürfen, undsie also eine fast vollendete Wissenschaft zu seyn schienescheine. – Nur muß man nicht mehr von ihr fordern, oder ihr mehr zuschreiben, als sie ihrer Natur nach liefern kanleisten kann. Denn sie betriftbetrifft doch nur die Form Form der Erkenntniß (§. 177 177. ), und in ihr kommt die MaterieMaterie oder der Stoff zur Erkenntniß gar nicht in Anschlag (§. 178 178. ); dieser muß ihr also erst anderwärtsher gegeben werden, und sie prüft und verbindet ihn nur; auch gehört zur richtigen Erkenntniß eben sowohl Untersuchung ihres Inhalts, als ihrer Form. Ohne Kenntniß und Beobachtung der RegelnRegeln des Verstandes kanVerstandes, kann also zwar keine sichresichere Erkenntniß je erhalten werden; aber allein führt diese Kenntniß zur Wahrheit nicht; und wer es darauf anlegen wollte, ohne anderweitige Erkundigung nach den Gegenständen selbst, bloß mit der Logik die Gegenstände zu beurtheilen, oder gar neue Wahrheit zu erfinden, der würde sich und AndreAndere sehr betrügen, und höchstens die armselige Kunst zur Ausbeute bekommen, was er wollte, mit einigen Schein zu behaupten oder zu bestreiten. 181. Legt Wirft man hingegen dieser Wissenschaft nicht mehr beybei, als bisher gesagt worden ist:ist, so wird man ihr auch nicht mit Recht die Vorwürfe machen können: –können, ihr dagegen vor: – daß sie, wenigstens so wie wir sie in den gewöhnlichen Lehrbüchern haben, das nicht leiste,leiste was sie sollte; – daß sie hingegen mit vielen SpitzfündigkeitenSpitzfindigkeiten und unnützen Dingen angefüllt sey; –sei; daß sie nur Gelegenheit gebe, Armuth an Kenntnissen durch den ScheinSchein tieferer Einsichten zu bedecken; und – daß eine natürliche Logik uns weit mehr werth seysey,seyn müsse, als eine kunstmäßige. – Der dritte Vorwurf trifttrifft doch diese Wissenschaft selbst so wenig, als diejenigen, welche ihren vorhin bestimmten eingeschränkten Zweck und Werth erkennen; er trifttrifft nur die, welche sich von ihr überspannte Begriffe machen, oder, anstatt die RegelnRegeln dieser Wissenschaften zu nutzen, um WahrheitWahrheit von Schein sorgfältig zu unterscheiden, geflissentlich darauf ausgehnausgehen, BlendwerkeBlendwerke statt gegründeter Wahrheit unterzuschieben. – Aus den Lehrbüchern, diewelche diese Wissenschaften vortragen, ist doch schon vieles Entbehrliche und Fremde verbannt, in sie mehr Bestimmtheit und Ordnung gebracht, selbst reine und empyrischeempirische empirische Logik mehr von einander gesondert worden; und man hätte wohl Ursach, erst genau zu untersuchen, ob das, was noch von leerer Spitzfündigkeit sollSpitzfindigkeit zurück geblieben seyn soll, diesen Namen auch wirklich verdiene, ehe man etwas für unnütz oder für leeres Spielwerk erklärt. – Endlich, eine natürliche Logik, die von einer künstlichen unterschieden seyn soll, kankann doch anders nichts seynseyn, als eine Sammlung von richtigen Gesetzen des Denkens, die man sich nur nicht deutlich, oder nicht als Theile eines wohl zusammenhängenden Ganzen, denkt; so wie die kunstmäßige, wenn man sie nicht, aus Unwissenheit, oder um sie nur verächtlich zu machen, anders sich oder Andern vorstellt, als wie sie wirklich ist, nichts anders seyn kankann, als ein wirkliches SystemSystem der Regeln des Verstandes. Und alsdann übertriftübertrifft letztere die erstreerstere eben so sehr, als deutliche und zusammenhängende Erkenntniß die undeutliche und fragmentarische. Eine solche Logik macht uns nicht nur auf Vieles aufmerksam, was wir sonst wohl übersehen hätten, sondern sie sichert uns auch fürvor der Gefahr, Schein für Wirklichkeit zu nehmen; sie führt zu allgemeinen Sätzen, die beybei jeder Art von ErkenntnißErkenntniß, und in allen Fällen, wo wir denken und untersuchen, unentbehrlich sind; sie erspart uns also auch Umwege, und macht unsreunsere Tritte sicherer.die kunstmäßige: so sollte man 1) so gerecht seyn und ihr das nicht zum Vorwurf machen, was man gegen alle menschliche Kenntniß und Wissenschaften sagen kan, daß sie eines steten Wachsthum WachsthumWachsthums fähig sind, und nach und nach erst sich der VollkommenheitVollkommenheit nähern; sich eben diese Mängel dazu ermuntern lassen, ihre Gränzen und deren CulturCultur, wenn man es vermöchte, nach den weitaussehenden Begriffen zu erweitern, die man sich mit Recht von dem macht, was sie leisten sollte; und, könnte man dieses nicht selbst, wenigstens das dankbar brauchen, worin sie unsern Bedürfnissen zu Hülfe kommt. Anm. Anmerkung Unter einer Menge Lehrbüchern der Logik, welche wir in neueren Zeiten erhalten haben, zeichnen sich aus: Kant, Immanuel I. Kant's Logik. Königsberg 1806. Kiesewetter, Johann Gottfried Carl Christian J. G. E. F. Kiesewetter's Grundriß einer allgemeinen Logik, 2 Bände. Berlin 1802. Fries, Jakob Friedrich J. F. Frieß System der Logik. Heidelberg 1811. Maaß, Johann Gebhard Ehrenreich F. E. Maaß Logik. Halle 1800. I. Kant's Logik. Königsberg 1806 Hier dürfte es sich um Immanuel Kants Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen (1800) handeln, das Gottlob Benjamin Jäsche (1762–1842) im Auftrage Kants zum Druck befördert und herausgegeben hat und das daher nicht selten auch als „Jäsche-Logik“ bezeichnet wird. J. G. E. F. Kiesewetter's Grundriß einer allgemeinen Logik, 2 Bände. Berlin 1802 Der erste Band von Johann Gottfried Carl Christian Kiesewetters (1766–1819) Grundriß einer allgemeinen Logik nach Kantischen Grundsätzen ist 1802 in dritter, der zweite Band 1806 in zweiter Auflage erschienen. F. E. Maaß Logik. Halle 1800 Gemeint ist Johann Gebhard Ehrenreich Maaß' (1766–1823) Grundriß der Logik. Zum Gebrauche bei Vorlesungen (1793; 21802; 31806). August Hermann Niemeyer hielt die Leichenpredigt auf Maaß. 4871 182.Indessen istbleibt die LogikLogik Logik doch nur eigentlich der Vorhof Vorhof zur Philosophie, oder sie rüstet den Verstand, der die Natur der der die derder die Natur der Dinge untersuchen will, nur mit den Regeln aus, ohne welche er nicht richtig und sicher verfahren kankann. Die eigentliche Philosophie hingegen enthält die Kenntniß der Natur selbst, oder beschäftigt sich mit Begriffen, die nicht auf die Form des Verstandes, sondern auf die Dinge oder ObjecteObjecte selbst gehngehen. Diese materielle Philosophie (§. 177.) nennen einige:Einige Metaphysik Metaphysik im engern Verstande, weil sie ebendenselben Namen im weitern Verstande, aller reinen Philosophie, die Logik also mit einbegriffen, geben; und sie würde dann eben sowohl das in sich fassen, was man zur praktischen, als was man zur theoretischen Philosophie,Philosophie zu rechnen pflegt. Gemeiniglich aber nimmt man Metaphysik so, daß man sie noch eben sowohl von der praktischen Philosophie, als von der Logik,Logik unterscheidet. DiesDieß wäre also der engste Sinn des Worts (§. 177 177. Anm.Anmerkung 1.), der noch eine weitere Erläuterung verdient. 183.Alle vernünftige Wesen haben, als solche, das Vermögen, sich in ihren Handlungen unmittelbar nach der Vernunft zu bestimmen,bestimmen; und darin besteht eben, was man praktische Freyheit Freyheit Freiheit oder Freyheit Freiheit des Willens nennt, so wie sittlich, moralisch, praktisch, allesAlles was sich auf diese FreyheitFreiheit bezieht. So fernSofern sich die Philosophie mit diesem SittlichesSittlichen beschäftigt, oder mit dem, was nach der Vernunft seyn und geschehen soll, heißt sie die praktische Philosophie, so fern Philosophie; sofern sie aber davon absieht, und das untersucht, was ist oder seyn kan kann , heißt sie die theoretische oder speculative. Soll beyderleybeiderlei Philosophie eine eigentliche Wissenschaft im strengsten Sinn seyn:Sinne seyn, so muß sie sich nur auf Begriffe des reinen Verstandes stützen, und nur reine VernunftsätzeVernunftsätze enthalten (§. 176 176. ). Dergleichen theoretische Philosophie heißt, bey Kant, Immanuel Kant *),bei Kant , *) Metaphysik der Natur, und dergleichen praktische, Metaphysik der Sitten. *) Anm. Anmerkung S.Siehe Kritik der R. V.d. rein. Vern. S.Seite 868 f.folgend f., und in der Vorrede zur Grundlegung der Metaphysik der Sitten, Riga 1785. in gr.groß 8.8. – Anm.Anmerkung 1. Die gedachte Metaphysik der Natur ist eben das, was sonst gewöhnlich Metaphysik oder Metaph.Metaphysik im engsten Verstande heißt (§. 182); nur daß Kant, Immanuel Kant Kant der Metaphysik, wie sie in den gewöhnlichen Lehrbüchern erscheint, diesedie Eigenschaft abspricht, daß sie durchaus reine Vernunft enthalte. Ein Versuch, die reinen Begriffe darin von den empyrischenempirischen empirischen ganz abzusondern, ist schon §. 178 178. Anm.Anmerkung 1. angeführt worden. Uebrigens können manche Theile der Philosophie, der Erfahrungsgrundsätze gar nicht entbehren, und nie Wissenschaften im strengsten Verstande werden. Was dieses für Theile der Philosophie seynseyen, wird sich in der Folge zeigen. Anm.Anmerkung 2. Diejenigen, welche theoretische und praktische Philosophie von einander scheiden, und die Logik zu jener rechnen, begreifen unter dem Namen der theoretischen, Logik und Metaphysik zugleich; sie nennen auch beydebeide Wissenschaften zusammen,zusammen die Philosophiam primam, weil beydebeide vor der praktischen Philosophie vorhergehen, und beybei ihr zum Grunde liegen. Kritik der R. V. D.i. die Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 178; I § 199), gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176). Grundlegung der Metaphysik der Sitten, Riga 1785 Der Titel lautet Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. 49424985
1844986.

Unter dem 4987 Namen der eigentlich sogenannten MetaphysikMetaphysik (§. 183 183. Anmerk.Anmerkung 11.)4988 begreift man,4991 seitdem 4992 Wolf sie4993 bearbeitet hat, die Ontologie, Kosmologie, Psychologie und 4994 natürliche Theologie Theologie; und wie diese Wissenschaften zusammenkommen, desgleichen wie sie von einander verschieden sind, läßt sich auf folgende Art fassen. Die Metaphysik beschäftigt sich entweder mit Begriffen von Dingen überhaupt, oder mit Begriffen von besondern Dingen. Jenem TheilTheile oder Wissenschaft hat man deswegen den Namen der Ontologie Ontologie, auch der Transscendentalphilosophie, zugeeignet; hingegen diesen Theil, der die dreydrei letztgenannten Wissenschaften unter einem gemeinschaftlichen Namen zusammenfassen könnte, nennt Kant, Immanuel Kant rationale Physiologie.4995

185181. Alles was ist, oder alle Dinge, haben Manchesmanches, haben gewisse Eigenschaften, mit einander gemein. Wenn man diesesnun das, was allen Dingen Gemeine absondertegemein ist, absondert, und die allgemeinsten Begriffe und Gesetze in Eine Wissenschaft vereinigtevereinigt: so würdeentsteht daraus die Ontologie Ontologie entstehen, und sie würde Ontologie. Sie wird mit Recht die Grundwissenschaft Grundwissenschaft und Mutter aller Wissenschaften heissengenannt, weil dieses Allgemeine beybei allem Besondern zum Grunde liegen muß, ohne sie also eine eigentliche Wissenschaft nicht einmal nöthigmöglich ist. diese von dem absondert, wordurch sich verschiedne Dinge von einander unterscheiden, und diese allgemeinen Eigenschaften sowohl, als die daraus fliessende allgemeine Sätze, in Eine Wissenschaft verbindet: so entsteht die Ontologie, (Philosophia prima) die daher, durch die Wissenschaft der allgemeinen Eigenschaften der Dinge und der daraus abzunehmenden allgemeinen Sätze, erklärt werden könnte. So bald man Dinge vergleicht, um zu sehen was sie gemein haben, so setzt man voraus, daß sie verschieden sind, und aus ihrer Verschiedenheit entstehen VerhältnisseVerhältnisse gegen einander. Daher gehört der Begriff der Verschiedenheit und des Verhältnisses, in so fern beydes allen Dingen zukommt, mit unter die allgemeinen Eigenschaften der Dinge, und die Ontologie muß daher von der allgemeinen Verschiedenheit der Dinge und den allgemeinen Verhältnissen derselben, die keinen andern Begriff als den von einem Dinge voraussetzen, eben sowohl als von dem handeln, was ganz eigentlich allen Dingen gemein ist. 182. Weil also die Ontologie die allgemeinen Begriffe und Grundsätze enthält, die bey aller menschlichen Kenntniß zum Grunde liegen, daher sie auch die Grundwissenschaft heißt: so verdient sie mit Recht die Mutter aller Wissenschaften genannt zu werden. – BeyBei jeder recht sichernsicheren Erkenntniß müssen die Begriffe und Sätze so weit wieder in andreandere aufgelöset werden, bis man auf solche stößt, die keiner weitern Auflösung fähig oder bedürftig sind; sonst ist man in Gefahr durch Schein hintergangen zu werden; und es ist daher leicht zu begreifen, wie die Ontologie, welchewenn sie dergleichen unauflösbare Begriffe und Sätze enthalten müßtesollte enthält, die Sicherheit der Erkenntniß begründen würde. – Eben so: jebegründe. – Je weiter Zweifel getrieben werden:werden, jewerden, desto nöthiger wird es, um ihren Grund oder Ungrund zu entdecken, bis auf die einfachsten BegriffeBegriffe und solche Sätze zurück zu gehen, die keines weitern Beweises bedürfen, und die eben den Inhalt der Ontologie ausmachen sollten. – Und kommt es auf die Frage von Allgemeinheit Allgemeinheit eines Satzes an:an, so läßt sich diesie sich weder aus der InductionInductionInduction, noch aus der AnalogieAnalogie, sondern bloß aus allgemeinen Begriffen darthun, dergleichen die Ontologie entweder enthält oder unterstützt. – Gewiß ists auch kein geringer Vortheil, den man von dem Studium dieser Wissenschaft hat, daß man,man –man ohne ihre Kenntniß nicht nur Vielesvieles nicht verstehen noch beurtheilen kankann, was aus ihr in andre Wissenschaften, namentlich in die TheologieTheologie, übergetragen worden ist –ist; sondern daß man auch eine Menge sehr bestimmter Begriffe, Sätze und Ausdrücke kennen lernt, die, eben wegen derihrer Allgemeinheit, einen großengrossen Einfluß auf alle wissenschaftliche Kenntniß haben. 4998 186183. Zu verwundern ists indessen nicht, daß diese Wissenschaft so viele ungerechte Verachtung erfahren hat. Dennhat; dahat; denn keine Wissenschaft liegt von den gemeinnützigen Kenntnissen so weit entfernt liegt, und zieht sich so weit auf die einfachsten Begriffe und Sätze zurück zieht, als diese. Die wenigsten Menschen besitzen Fähigkeit oder Geduld genug,diese; da die Wenigsten sich bis zu diesen feinsten und ganz unsinnlichen Vorstellungen zu erheben. Und mancheManche Verehrer der OntologieOntologie aber habenerheben, Fähigkeit oder Geduld haben; und da manche ihrer Verehrer sich so sehr von anschauenden Vorstellungen entwöhnt;entwöhnt, haben sichentwöhnt, und, ohne sich um die Zwischenursachen zwischen diesen abgezogensten Sätzen und den sinnlichsten Erscheinungen, oder um andreandere Gegenstände der menschlichen Erkenntniß so wenig bekümmert;zu bekümmern, die grosse Lücke zwischen beyderley Gegenständen übersprungen, oder gar sich im Stande zu seyn eingebildet haben, über Allesalles zu entscheiden, weil sie sich im Besitz einer ErkenntnißErkenntniß der allgemeinen Beschaffenheit aller Dinge zu seyn glaubten; oder sie haben in dieser Wissenschaft so Vielesvieles zu leisten übernommen, was sie weder wirklich leisteten, noch zu leisten vermochten, daß hinterher diesedie Wissenschaft selbst das entgelten mußte, was nur ihre Verehrer verschuldet hatten *).hatten. *) So wahr es indessen ist, daß man sich nirgends leichter, als bey dieser Wissenschaftauf diesem Gebiet, glaubten. Die Verachtung dieser Thoren berechtigt uns zu keiner Ungerechtigkeit gegen die Wissenschaft selbst. 184. Wahr ists, man kan sich leicht in unfruchtbare Untersuchungen verlieren kankann, wenn man entweder zu wenig Sachen kennt,kennt und zu wenig Stoff hat, aus welchen sich das AllgemeineGeistige abziehen läßt, oder nicht die Gränzen wahrnimmt, wo der menschliche Verstand stillestill stehen muß:muß; so hängt dochmuß. Aber, wenn von der fortgesetzten ZergliederungZergliederung gewisser Begriffe oder Sätze unsre GemüthsruheGemüthsruhe, oder die weitreweitere Entdeckung der Wahrheit so sehr ab, und der rastlose TriebTrieb denkender MenschenMenschen, über die GräntzenGränzen des Sinnlichen hinaus zu gehngehen, ist ihnen so wenig umsonst gegeben, daß selbst die Befriedigung dieses Triebes ihnen die PflichtPflicht auferlegt, wenigstens zu versuchen, wie weit der menschliche Geist in das Gebiet übersinnlicher Dinge eindringen könne, ohne die ihm von der Natur gesetzten Gränzen zu überschreiten.abhängt; und wenn wir sowohl Fähigkeit als Data genug zur Untersuchung haben; wenn man zugleich immer die Regeln befolgt, die weiter unten über das vorsichtige und bescheidene Studium der Philosophie gegeben werden sollen: warum soll es unnütz und nicht sogar Pflicht seyn, auch die Begriffe und Sätze bey unsern Untersuchungen bis zu den ersten Grundstoffe, wohin wir dringen können, zu verfolgen? Anm. Anmerkung *) Ob die Vorwürfe, welche Kant, Immanuel Kants Kant's Kritik der reinen Vernunft den bisherigen Versuchen der Ontologen und Metaphysiker gemacht hat, gegründet sind, und ob ihm sein Versuch in einer so höchst nöthigen Wissenschaft, wie diese Kritik, als PropädevtikPropädeutik der Philosophie, seyn soll, besser gelungen seysei, darüber hier urtheilen zu wollen, würde ganz und gar dem ZweckZwecke des gegenwärtigen Buchs nicht angemessen seyn, wo alles dieses nur braucht historisch angegeben zu werden.werden kann. {Daß der unstreitig viel zu sichere Glaube der Vorzeit an die Lehrsätze der Ontologie, und überhaupt die Metaphysik, durch die Kant, Immanuel Kantsche Kritik sehr gemäßigt ist, ist unläugbar, und die Zweifel daran gehen wenigstens nicht bei Allen von Verachtung oder Unbekanntschaft mit ihrem Inhalt aus. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} Ob die Vorwürfe, welche Kants Kritik der reinen Vernunft […] würde ganz und gar dem Zweck des gegenwärtigen Buchs nicht angemessen seyn Vgl. Vorrede b [XIVf.]. 5034 187.Die übrigen dreydrei Wissenschaften, welche §. 184 184. zur theoretischen Philosophie gerechnet wurden, und darin mit einander übereinkommen, daß sie sich nicht mit Begriffen von Dingen überhaupt, sondern mit Begriffen von besondern Dingen beschäftigen, bekommen eine ganz andere Gestalt, je nachdem man diese Theile der Philosophie entweder zu strengen Wissenschaften erheben, d. i.das ist nur reine AnschauungenAnschauungen, BegriffeBegriffe und Sätze darin aufnehmen, oder oder auch mit auf ErfahrungenErfahrungen und Erfahrungssätze bauen will (§. 176 176. ). – In jenem jenem Fall laßen sich vierhier verschiedene Wissenschaften denken. Denn entweder sind die Gegenstände dieser Wissenschaften Dinge, welche können wahrgenommen oder erfahren werden,werden können (sie sind uns, um mit Kant, Immanuel Kant Kant zu reden, immanent, und gleichsam einheimisch), oder sie können dies gar nicht, sondern gehen über alle uns mögliche Erfahrung hinaus,hinaus (sie sind transscendent). – Im erstern Fall bauet man nicht etwa auf Erfahrung,Erfahrung (denn so wären es ja nicht reine Begriffe), man nimmt nur aus dieser Erfahrung einen Gegenstand des äussernäußeren oder innerninneren Sinnes, mit dessen Untersuchung sich die Wissenschaft beschäftigt, ohne noch etwas Mehreres ausseraußer den bloßen Begriff, aus der Erfahrung zu entlehnen. Und da allesAlles, was wir durch Erfahrung kennen, entweder Materie, etwas Ausgedehntes, oder Geist, etwas Denkendes, ist, und jenes, d. i.das ist die körperliche Natur, durch die äussernäußeren Sinne erkannt wird, dieses aber, nemlichnämlich die denkende Natur, durch innern Sinn: so entsteht eine Wissenschaft der körperlichen Natur, d. i.das ist die Physik Physik, oder vielmehr rationale Physik, oder metaphysische Naturwissenschaft, und eine andere Wissenschaft der denkenden Natur, d. i.das ist rationale Pnevmatologie Pneumatologie , worunter die Wissenschaft unsrer unserer denkenden Natur, oder unsrerunserer SeeleSeele, unter dem Namen der rationalen rationale Psychologie Psychologie, mit begriffen ist. – Wenn hingegen, in dem vorhinerwähnten zweyten zweiten Fall, der besondrebesondere Gegenstand, der in der Metaphysik untersucht werden soll, ausseraußer den Gränzen aller Erfahrung liegt:liegt, so begreift dieser zum Grunde liegende Begriff entweder Alles, was sich als existirend denken läßt, als ein Ganzes betrachtet, das man daher das Universum oder die Welt nennt, oder das Wesen, welches man sich als den absoluten Grund der Welt denkt. Jene Wissenschaft würde die Kosmologie Kosmologie oder transscendentale transcendentale Welterkenntniß; diese, die rationale Theologie, oder transscendental transscendentale GotteserkenntnißGotteserkenntniß seyn. Anm. Anmerkung So findet man überhaupt die Begriffe von dieser Wissenschaft in Kant, Immanuel Kants Kant's Kritik der reinen Vernunft geordnet S.Seite 873 f.folgend, womit noch seine Vorrede zu den metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft, Riga 1786. gr.groß 8. zu vergleichen ist; in welchem Buche selbst er einen Versuch gemacht hat, eine metaphysische Naturwissenschaft zu liefern, die keinesweges mit dem zu verwechseln ist, was man gewöhnlich Physik nennt, als welche Erfahrungsbegriffe und dergleichen Gesetze aufnimmt. – Uebrigens zeigt §. 170 170. , warum wir in dem Folgenden auch die metaphysische Naturwissenschaft übergehen. {Auch sehe man Bendavid, Lazarus L. Bendavids VorlesungenüberVorlesungen über die metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft. Wien 1789. Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von F. M. J. Schelling's Ideen zu einer Philosophie der Natur, 2 Theile. Leipzig 1797. Bouterwek, Friedrich F. Bouterweck Anleitung zur Philosophie der Naturwissenschaft. Göttingen 1803.} Kants Kritik der reinen Vernunft Gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176). L. Bendavids Vorlesungen über die metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft. Wien 1789 Die Vorlesungen des jüdischen Philosophen und Mathematikers Lazarus Bendavid (1762–1832) sind 1798 erschienen. F. M. J. Schelling's Ideen zu einer Philosophie der Natur, 2 Theile. Leipzig 1797 Dieses Werk stammt von Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775–1854). 188.So wahr es indessen ist, daß nur reine Philosophie eine eigentliche strenge Wissenschaft giebt, und so nützlich es daher bleibt, wenn man Wissenschaften in einem weitern Verstande so abhandelt, daß der bloß reine Theil derselben von dem Theile abgesondert werde, der empyrischeempirische empirische Kenntnisse zu Hülfe nehmen muß: so würde doch der Inhalt der Philosophie alsdann, wenn man ihn nur auf reine Kenntnisse einschränken wollte, gar zu dürftig seyn, und für das menschliche LebenLeben zu wenig brauchbar werden (§. 169 169. ); und wohin anders sollte man den reichen Schatz von Kenntnissen, den uns die ErfahrungErfahrung über die Natur darbietet, schlagen, als zur Philosophie? Wir werden also im Folgenden auch immer dieses Empirisches EmpyrischeEmpirische Empirische mit zu den einzelnen Theilen der Philosophie rechnen. Anm. Anmerkung Ich gestehe, daß ich in dem, was §. 183–188. über den Inhalt der Philosophie und der Beziehung ihrer Theile enthalten ist, dem Ideengange des Verfassers nicht überall habe folgen können. Um so weniger aber möchte ich mir erlauben, hierin etwas abzuändern. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Ich gestehe, daß ich in dem, was §. 183–188. […] hierin etwas abzuändern. A. d. H. Vgl. I Vorrede c Hg. [IVf.]. 5077
1895112.

Weil in der Philosophie über unsreunsere SeeleSeele und über GottGott Vieles5113 nicht recht deutlich erklärt werden kan5115, wenn nicht der Begriff von der Welt, (d. i.)das ist 5116 dem Inbegriff5117 aller zu einem Ganzen vereinigten endlichen Dinge, die wirklich sind oder seyn könten5118, vorher entwickelt ist, und ihre Eigenschaften und Gesetze bestimmt sind: so fand Wolf für gut, dieses in eine besondere Wissenschaft zu ziehen, die daher den Namen5119 der allgemeinen Kosmologie bekam, weil sie das, was allen Welten gemein seyn muß, und nicht5120 wie die besondere Kosmologie, nur das, was wir aus Beobachtung der wirklichen Welt erkennen, enthalten sollte. Ihr Nutzen ergiebt sich aus ihrem Verhältniß gegen die eben genannten beyden5121 Theile [219] der Metaphysik von Gott5122 und der Seele des Menschen5123.

[174] 1905124.

Einen viel weit reichendern5125 Nutzen würde die Seelenlehre (Psychologie) selbst haben, da sich5126 kein Theil der theoretischen Philosophie 5127 unsern Bedürfnissen näher andringt5128 als sie 5129. Zu ihrer Kenntniß kan5130 man auf zwey5131 Wegen gelangen. Man kan5132 zuerst die verschiedenen Veränderungen in der Seele beobachten, diese Beobachtungen sammlen5133, mit [198] einander vergleichen, dadurch deutliche Begriffe davon gewinnen, ihre Kräfte, oder vielmehr die verschiednen5134 Arten, wie5135 sich die einzige Kraft der Seele äussert5136, und die allgemeinen Gesetze zu entdecken suchen, nach welchen unsre5137 Seele bey5138 jeder Art ihrer Wirkungen verfährt. So entstünde eine Naturgeschichte der Seele, welche man die empyrische empirische 5139 Seelenlehre nennt, weil sie aus der Erfahrung 5140 geschöpft worden ist. Hätte man jene Kräfte und Gesetze entdeckt, und gefunden, daß sich alle wahrgenommene verschiedene Kräfte derselben auf die einzige Vorstellungskraft zurückbringen laßen5141: so könnte man hernach wieder aus diesem Begriff und den entdeckten Gesetzen, nach welchen sie verfährt, neue Entdeckungen über die Seele herleiten,5142 und daraus eine Wissenschaft bilden, welche den Namen5143 der wissenschaftlichen oder erklärenden Seelenlehre (Psychologiae5144 rationalis) bekommt.

Unsre Anm. Anmerkung Unsere Seele, die Vollkommenheit ihrer Kräfte,Kräfte und ihre Veränderungen hängen, nach allen unsern Wahrnehmungen, so sehr von unserm Körper ab, daß ohne Kenntniß dieses Letztern keine rechte und zuverläßigezuverlässige Erklärung dessen, was in unsrerunserer Seele vorgeht, möglich ist. Verbände man daher diese Kenntniß des Körpers, so weit sie zur Aufklärung der Erscheinungen in unsrerunserer Seele dient, mit der Psychologie, so würde daraus eine Wissenschaft entstehen können, die den Namen einer philosophischen (theoretischen) Anthropologie eher verdiente, als die empyrische empirische empirische Psychologie, welche einigeEinige mit diesem Namen belegen. Ein treflichertrefflicher Versuch davon ist Platner, Ernst Ernst Platners Platner's Neue Anthropologie für Aerzte und Weltweise, wovon leider nur der erste BandBand, Leipzig 1790 in1790. gr.groß 8. erschienen ist. {Außerdem verdienen verglichen zu werden: Ith, Johannes Samuel J. Ith's Versuch einer Anthropologie oder Philosophie des Menschen nach seinen körperlichen Anlagen, 2 Theile. Bern 1794. Kant, Immanuel I. Kant's Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Königsberg 1800. Bernoulli, Christoph Bernoulli Grundriß der Naturlehre des erwachsenen Menschen, nach den neuern Ansichten, 2 Theile. Halle 1804. Wezel, Johann Carl J. K. Wetzel Versuch über die Kenntniß des Menschen, 2 Theile. Leipzig 1784–1785. Cabanis, Pierre Jean Georges J. G. Cabanis über die Verbindung des Physischen und Moralischen im Menschen. Aus dem Französischen von Jakob, Ludwig Heinrich von Jakob, 2 Theile. Halle 1804.} 5145
1915160.

Die Glückseligkeit des Menschen beruht auf der Kenntniß seiner selbst, seiner Kräfte, des Verhält[175]nisses andrer5161 Dinge gegen ihn, und der nützlichen oder schädlichen Wirkungen, welche aus dem verschiednen5162 Gebrauch seiner Kräfte und dem Einfluß andrer5163 Dinge auf ihn5164 entstehen. Diese Kenntniß belehrt ihn über das, was er zu seinem Besten vermag oder nicht; über seine Mängel und Fehler; über seine Fähigkeiten und Vorzüge; und5165 die Mittel jenen vorzubauen, sie zu heben, zu vermindern oder ihnen doch die unschädlichste und vortheilhafteste Richtung zu geben, seine Fähigkeiten hingegen zu verstärken, wirksamer zu machen, und sie zur Erreichung seiner höchst möglichsten Vollkommenheit zu lenken; über den [221] WerthWerth5166 aller Dinge für ihn, der anders nicht als nach ihrem mehrern oder mindern Einfluß auf seine Glückseligkeit bestimmt werden kan5167; endlich über die Mittel, alles ausser5168 sich zu seinem Besten zu verwenden. –5169 Alle unsre5170 Kenntniß der Wahrheit und der wirklichen Beschaffenheit der Dinge sowohl, als die Verschiedenheit des [200] Grades von Deutlichkeit, Gewißheit und Wirksamkeit gewisser Begriffe und Sätze, gründet sich auf die besondre5171 Beschaffenheit unsrer5172 Seele, auf die Gesetze unsers5173 Denkens und Wollens, und auf die größere5174 oder geringere Fähigkeit, nach demselben5175 unsre5176 Seelenkräfte zu gebrauchen. In so fern5177 hängen alle theoretische und praktische Wissenschaften von nichts so sehr ab, als von der rechten Bekanntschaft mit unsrer5178 Seele; diejenigen am meisten, die sich mit dem Menschen und dessen Regierung, mit Beförderung seiner Gemüthsruhe und seiner Besserung beschäftigen. –5179 Für den Lehrer der Religion insbesondre5180, der eben durch die Religion Andre5181, [176] ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen nach, aufs weiseste leiten soll, ist sie ganz vorzüglich nöthig, wenn er diese wohlthätige Absicht, wozu er arbeiten muß, erreichen will.

1925182.

Um so mehr muß man stets darnach trachten, die Schwierigkeiten zu überwinden, die sich bey5183 Erforschung der menschlichen Seele in den Weg legen, und eben deswegen sie auch kennen zu lernen suchen; zumal51845185 da der Mensch gemeiniglich in dem Wahn steht, nichts besser als sich selbst zu [222] kennen, –5186 da die Einbildung, ein Menschenkenner zu seyn, immer weiter,5187 und am meisten bey5188 denen um sich greift, die sichs bewußt sind,5189 daß sie wenig Kenntniß der Dinge ausser5190 den Menschen besitzen, –5191 und da5192 die, welche am ersten Gelegenheit und Aufforderung hätten, Menschen kennen zu lernen, (d. i.)das ist die, welche sich mit dem praktischen Leben und mit gleich anwendbaren Untersuchungen beschäftigen, mehrentheils nicht die Geduld haben, erst die Erfahrungen zu zergliedern oder zu läutern, und zu sehr gewohnt sind, Alles5193, was sie beobachtet haben, gleich anzuwenden, als daß sie [201] sich nicht mit oben abgeschöpften, einseitigen und halbwahren Beobachtungen begnügen sollten.

1935194.

Diese Schwierigkeiten zeigen sich entweder bey5195 der Beobachtung selbst, oder bey5196 ihrer Ent[177]wickelung und Anwendung. Zu jener Art gehört unter andern: –5197 daß entweder gewisse Veränderungen unsrer5198 Seele zu selten und zu unerwartet sind, als daß man sie anhaltend und wiederholt beobachten könnte, zumal da sie eben wegen des Ausserordentlichen5199 mehr betäuben, als ein stilles und bedächtiges Anschauen erlauben, oder zu gewöhnlich, als daß sie unsre5200 Aufmerksamkeit genug reitzten; –5201 daß viele Veränderungen und Zustände unsrer5202 Seele sich kaum beobachten laßen5203, weil es uns entweder zu der Zeit, wo sie vorgehen und da sind, am Bewußtseyn, wenigstens am deutlichen Bewußtseyn, fehlt,5204 oder weil sie so [223] schnell auf einander folgen, vorübergehn5205, und unter einander abwechseln, daß man sie nicht genug festfassen kan5206, oder weil selbst durch die angestrengte Aufmerksamkeit ihr Zusammenhang oder doch die Bemerkung desselben unterbrochen wird; –5207 daß insbesondre5208 die dunkeln Vorstellungen der Seele, und alle dadurch bestimmte Neigungen und Abweichungen, sowohl als ihr Zusammenhang mit dem Körper, so ganz oder zum Theil im Dunkeln liegen, und eine so unsichtbare Gewalt über andere Vorstellungen ausüben, daß sich weder sie selbst, noch ihr Zusammenfluß, noch ihre wechselseitig mitgetheilte Stärke, noch die Gesetze, wonach die Seele dabey5209 wirkt, entdecken laßenlassen; –5210 daß endlich bey5212 den Veränderungen der Seele so viele und oft ganz kleine und unmerkbare Ursachen zusammen kommen und in einander fließen5213, die sich unserm Blick entziehen, und die keine Scheidungskunst völlig sondern kan5214.

[178] [202] 1945215.

Ließe5216 sich aber auch dieses aufs Reine bringen, und man hätte allen Stoff von Wahrnehmungen beysammen5217, der nur noch verarbeitet, und denn5218 gebraucht werden dürfte: so würden wieder bey5219 dieser Behandlung des Gesammleten5220 neue Schwierigkeiten entstehen. –5221 Sind uns 5222 alle bey5223 einer Veränderung der Seele zusammenstoßende Umstände, wenn wir sie auch kennen gelernt hätten, bey5224 der einzelnen5225 Betrachtung und bey5226 der nachmaligen Wiederzusammensetzung gleich gegenwärtig?5227 selbst nach ihrem Unterschied, nach ih[224]rem wechselseitigen Einfluß, nach ihrem eingeschränkten Beytrag5228 zur Hervorbringung einer bestimmten Wirkung? und laßenlassen 5229 sich die einzelnen5231 verschlungenen Fäden so aus einander wickeln, daß nicht dadurch das Ganze zerrissen, oder die Einsicht in die Totalwirkung vertilgt wird? –5232 Läßt sich 5233 da, wo alles5234 nach mechanischen Gesetzen zu erfolgen scheint, und nichts von der eignen5235 Mitwirkung der Seele bemerkt wird, auch die Thätigkeit der Seele dabey leugnen? –5236 Läßt sich 5237 auch bey5238 einer Menge von gleichscheinenden Fällen abnehmen, was bey5239 den Ursachen und Wirkungen einer Veränderung wesentlich, und was bloß zufällig sey? –5240 wie weit man allgemeine5241 Schlüsse daraus ziehen könne?

1955242.

Mit alle dem müssen uns5243 diese Schwierigkeiten 5244 nicht muthlos machen; es ist doch ein großer5245 Gewinnst5246, wonach wir ringen, und schon der bisherige, [179] selbst die Erwartung bey5247 so großen5248 Schwierigkeiten übersteigende,5249 glückliche Fortgang solcher Untersuchungen5250 muß uns ermuntern. Je mehr man der5251 Natur auflauren5252, und ihr bey verschiednen5253 Menschen, in sehr verschiednen5254 Lagen, besonders in noch [203] ungebildeten Kinderseelen, nachspüren wird; je mehr der Reichthum, die Bestimmtheit und die wirklich philosophische Behandlung der Wissenschaften überhaupt, besonders der PhysiologiePhysiologie5255, der VernunftlehreVernunftlehre5256, und, was hier am meisten übersehen wird, der Sprachen5257 und ihrer allmähligen Bildung, zunehmen wird; je [225] mehr die, welche sich mit Menschenkenntniß abgeben wollen, sich zur anhaltenden Aufmerksamkeit, zur langsamen, bedächtigen und geduldigen Untersuchung sowohl, als zur Vorsichtigkeit5258 und Bescheidenheit gewöhnen; und je mehrere5259 auf diese Art an der Erweiterung der Seelenlehre arbeiten: je ein5260 weiteres Feld wird sie gewinnen, und je5261 sicherer ihr Eigenthum werden.

1965262.

Ein guter Theil der Mängel und Schwierigkeiten in der Seelenlehre kan5263 durch die Art der Behandlung gehoben werden, die in der erklärenden Psychologie (§. 190 5264) herrscht, und diese dadurch von der empyrischenempirischen 5265 unterscheidet. Denn da sie die Veränderungen der Seele aus dem mit Hülfe ontologischer Grundsätze entdeckten Begriff5266 der Seele und den Gesetzen der Vorstellungskraft erklärt:5267 so ersetzt sie nicht nur die Kenntnisse, die sich nicht aus der Erfahrung ableiten laßen,5268 (z. B.)zum Beispiel [180] die, welche ihr künftiges Schicksal betreffen: sondern sie setzt auch das, was die Beobachtung entdeckt, mehr ausser5269 Zweifel, bestimmt die Allgemeinheit desselben, und bringt5270 dadurch die Seelenlehre einer eigentlichen5271 Wissenschaft näher5272. Freylich5273 ist selbst der Begriff5274 der Seele erst aus Beobachtungen abgeleitet, und es läßt sich nichts bearbeiten, wo kein Stoff dazu vorhanden ist, den die Beobachtung giebt; es läßt sich auch nicht leugnen5275, daß man diese letztre5276, zumal ehedem, zu wenig [204] brauchte, und daß man leicht in Versuchung kommen kan5277, das, was an bewährten [226] Grundsätzen abgeht, durch Hypothesen zu ersetzen, oder die große5278 Kluft zwischen den höhern Grundsätzen und einzelnen5279 Veränderungen der Seele zu überspringen. Aber diese Fehler sind doch vermeidlich, die wohlthätige Einschränkung und Leitung der Phantasie durch jene höhere Grundsätze doch unleugbar5280, und die Verbindung der Beobachtung mit deren Läuterung durch allgemeine Grundsätze kan5281 nicht anders als beyden5282 sehr vortheilhaft seyn.

1,
197.Unter allen GeisterGeistern oder denkenden Wesen ist doch keines, ausserkeines {außer uns selbstselbst}, dessen Erkenntniß so viel Anziehendes hätte, und zu dessen Untersuchung, ob und was es sey?sei, vornehmlich ob und in welcher Verbindung es mit uns stehe? unsrestehe, unsere Vernunft von jeher ein so dringendes Bedürfniß fühlteBedürfniß, ein so hohes Interesse gefühlt hätte, als der allervollkommenste Geist allervollkommenste Geist , den wir uns untermit dem Namen Gott Gottes vorstellenbezeichnen. Es ist einem jeden Menschen, der über sich, sein Schicksal und sein Verhalten nachdenkt, und, vermöge des Dranges, den er als ein vernünftiges Wesen fühlt, nie eher zu ruhen, als bis er dahin gekommen ist, wo ihm keine Frage nach dem Grundeden Grund der Dinge mehr dringend scheint, einem solchen, sag' ich, istszu erforschen, natürlich, mit seinen Untersuchungen bis auf irgend ein Wesen fort zu gehen, beyfortzugehen, bei dem seine Vernunft mit Fragen still stehenstillstehen muß, beybei dem er voraussetzen kankann, daß es nicht wieder von einem andern Wesen abhänge, sondern schlechthin der Grund von allen andern wirklichen Wesen seysei, und daß es solche Eigenschaften habe, ohne deren Voraussetzung sich die Eigenschaften und Veränderungen, die er an sich und in der Welt wahrnimmt, nicht befriedigend erklären laßenlassen. Diese Vorstellung von Gott, die allein ihn in Absicht auf seine vernünftige Erkenntniß Erkenntniß befriedigt, hat eben so natürlich ein großes Interesse für ihn, und wirkt auf seinen Wille Willen. Er sieht bald ein, daß zum Theil seine GlückseligkeitGlückseligkeit in seiner Gewalt stehe; in so ferninsofern ihm seine VernunftVernunft gewisse Gesetze zu erkennen giebt, nach welchen er handeln soll, und denen er auch gemäß zu handelnzuhandeln für nothwendig (für seine Pflicht Pflicht) erkennt; in so ferninsofern er eben sowohl ihnen folgen, als das Gegentheil thun kan kann (d. i.das ist frey frei ist); und in so ferninsofern er, wenn er ihnen folgt, gewiß wohl, und, wenn ers nicht thut, übel fährt. Er findet aber eben sowohlnicht minder, daß er nicht ganz Herr über seine Glückseligkeit seysei, da diese so oft von den Umständen abhängt, die er nicht ändern kankann, sondern sie nehmen muß, wie sie sind. In dieser letztern Hinsicht ist es dem Menschen gar nicht gleichgültig, ob das, was in der Welt vorgeht, und besonders sein Schicksal, vom bloßen Zufall, oder von Nothwendigkeit, gegen welches beydesBeides Vernunft und Gefühl eines freyenfreien Willens so laut spricht, oder von einem eben so höchst weisen und gütigen als allmächtigen Wesen abhängt. Eben so wenig ist es ihm gleichgültig, in Rücksicht auf das erstre Erstere , ob, beybei der Einsicht seiner Pflicht und dem DrangDrange dazu, Pflicht und Glückseligkeit in stetem richtigen Verhältniß stehe, oder nicht; ob, beyob bei dem, oft wenigstens scheinbaren, Widerspruch der Pflicht und Glückseligkeit, jene durchaus zu befolgen, und beybei aller alsdann nothwendigen Aufopferung gewisser Ersatz zu hoffen seysei; ob beybei den unzählichenunzähligen Hindernissen der Befolgung unsrer Pflicht und den mannichfaltigenmannigfaltigen Reitzen, ihr untreu zu werden, durchaus hinlängliche Bewegungsgründe zur Tugend vorhanden sind, wenn wir fürchten müssen, daß unsreunsere ganze Existenz nur auf dieses Leben eingeschränkt seysei, und nicht versichert seyn können, daß es ein über alle Veränderungen der WeltWelt waltendes Wesen gebe, welches auch da, wo es nicht scheint, ganz gewiß für die stete Verknüpfung unsres Wohls mit der Ausübung unsrer Pflicht sorgen werde. 198.Dieses Gefühl der BedürfnisseBedürfnisse unsrerunserer Seele, wenn es auch mehr geahndet als erkannt wurde, mehr auf dunkeln oder verwirrten als auf entwickelten Vorstellungen beruhete, hat den nachdenkenden Menschen immerzu allen Zeiten gedrungen, an eine GottheitGottheit zu glauben, und, beybei reifer gewordnengewordener Vernunft, Gründe aufzusuchen, sich zu überzeugen, daß ein solches Wesen vorhanden seysei, und die Eigenschaften haben müsse, ohne welche sich weder die Erscheinungen und Veränderungen in der Welt erklären ließen, noch eine wahre Beruhigung wegen unsersunseres Schicksals, und eine durchgängige RechtschaffenheitRechtschaffenheit in Gesinnungen und Handlungen Statt fände. Dadurch ist nach und nach die Wissenschaft entstanden, die man mit dem Namen der natürlichen oder Vernunft-Theologie Vernunft-Theologie belegt, so fernsofern sie bloß aus der Natur, und nicht aus einer sogenannten nähern OffenbarungOffenbarung der Gottheit selbst geschöpft wird. Soll die letztere eine sichere Quelle der Erkenntniß des höchsten Wesens für uns seyn:seyn, so müssen wir doch erst zuverläßigzuverlässig wissen, daß dasjenige, was wir für offenbart halten, wirklich von Gott geoffenbart sey,sei; daß es nicht nur dem, was wir aus der Natur von Gott wissen, nicht widerspreche, sondern dem auch gemäß seysei. Wer also die natürliche Erkenntniß Gottes heruntersetzt und verdächtig macht, oder dagegen gleichgültig ist, der untergräbt ohne sein Denken selbst die ZuverläßigkeitZuverlässigkeit der Offenbarung, oder beraubt sich oder AndreAndere, wenigstens da, wo es zweifelhaft wird, ob etwas eine göttliche Offenbarung seysei, oder ob sie eine gewisse Entscheidung enthalte, der so nöthigen GewißheitGewißheit von der Erkenntniß Gottes. DiesDieß und was §. 197 197. gesagt worden ist, setzt die Nothwendigkeit der natürlichen Theologie und ihres sorgfältigen Studiums ausseraußer allem Zweifel. Anm. Anmerkung Je einleuchtender das ist, was über die Unentbehrlichkeit der Anwendung der Vernunft, zur Prüfung der Offenbarung gesagt ist, wenn nicht jede Schwärmerei uns als Offenbarung Gottes aufgedrungen werden soll, desto unbegreiflicher ist es, wie noch immer Bestreitungen und fast Bestürmungen der Vernunft versucht werden können, wobei man sich mit sich selbst in unaufhörliche Widersprüche verwickelt. Es ist ja ganz etwas anders, die Gränzen der Vernunft anerkennen, und die Aussprüche der Vernunft innerhalb ihrer Gränzen achten, und überhaupt jemandem zumuthen, das für gewiß zu halten, was er nicht entweder mit seiner Vernunft fassen, oder in seiner Vernunft überzeugende Gründe finden kann, es für glaubwürdig zu halten. Die bloße Ahndung, von welchen bei manchen neueren philosophischen (z. B.zum Beispiel Fries, Jakob Friedrich Frieß ) und theologischen Schriftstellern (z. B.zum Beispiel De Wette, Wilhelm Martin Leberecht de Wette ) die Rede ist, kann, meinem Bedünken nach, nie in die Reihe der Erkenntnißquellen Erkenntniß quellen gestellt werden, wenn sie gleich auf Vermuthungen Vermuthungen und Wahrscheinlichkeiten Wahrscheinlichkeiten führen kann. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Frieß Der Herrnhuter und nachmalige Fichte-Schüler Jakob Friedrich Fries (1773–1843) wurde 1805 Professor für Philosophie und elementare Mathematik (später auch für Physik) in Heidelberg. 1816 nach Jena berufen und drei Jahre später zwangsemeritiert, hielt er ab 1824 wieder mathematische und physikalische und ab 1838 auch wieder philosophische Vorlesungen. Das Interesse an Fries' philosophischem Werk hat sich bis in die Gegenwart hinein gehalten, besonders hervorzuheben ist der zum philosophischen Prinzip erhobene, an Friedrich Schleiermacher (1768–1834) erinnernde Begriff der Ahndung (des Ewigen im Endlichen). Der an dieser Stelle im Hintergrund stehende Titel ist das in der zugehörigen Vorrede als „der exoterische Theil“ seiner Philosophie bezeichnete Werk Wissen, Glaube, Ahndung (1805). de Wette Wilhelm Martin Leberecht De Wette (1780–1849) zählt zu den literarisch produktivsten Theologen des 19. Jh.s und gilt als einer der letzten theologischen Universalgelehrten. Daneben ist er auch als Prediger und religiöser Schriftsteller hervorgetreten. Nach dem Schulbesuch in Weimar absolvierte De Wette Studium und Promotion in Jena und wurde 1807 zunächst Professor für Altes und Neues Testament in Heidelberg. Ab 1810 bekleidete er als Kollege Friedrich Schleiermachers (1768–1834) einen Lehrstuhl in Berlin, kehrte nach seiner Entlassung im Jahre 1819 – De Wette hatte einen Trostbrief an die Mutter des hingerichteten Mörders August von Kotzebues (1761–1819) verfasst – als Privatgelehrter nach Weimar zurück und nahm 1822 schließlich einen Ruf als Professor für Ethik und Praktische Theologie in Basel an. Bereits in Jena, dann aber auch in Heidelberg empfing De Wette wichtige Impulse von dem zuvor genannten Jakob Friedrich Fries, dessen Trias Wissen, Glaube und Ahndung entscheidenden Einfluss auf sein dogmatisches System hatte. 199.Wenn diese Erkenntniß Gottes den gedachten Nutzen erreichen, und unsern Bedürfnissen ein Genüge thun soll:soll, so muß sie nicht nur die UeberzeugungUeberzeugung gewähren, daß GottGott die Ursache der Welt und das seiner Natur nach nothwendige und ganz unabhängige Wesen, sondern daß er auch der höchste Geist seysei, und den allervollkommensten Verstand und Willen besitze. Jene Theologie, die Gott nur als Weltursache Weltursache betrachtet, nennt Kant, Immanuel Kant (Crit.(Krit. der R. V.rein. Vern. S.Seite 660) transscendentale Theologie, weil darin nur reine Vernunft zum Grund gelegt wird, es seysei, daß die Ueberzeugung auf den bloßen BegriffBegriff des möglichen allerrealsten Wesens (auf OntologieOntologie), oder auch auf ErfahrungErfahrung überhaupt von irgend etwas Existirenden (meinerExistirendem (unserer selbst oder der Welt) gebaut werde (auf KosmologieKosmologie). Diese hingegen, die einen Welturheber Welturheber und Regierer aufsucht, heißt beybei ihm natürliche Theologie (also in einem engern Verstande), und würde sich von jener darin unterscheiden, daß dabeydabei schon der Begriff von einem Geiste oder denkenden Wesen vorausgesetzt werdewird, den wir nur aus der Erfahrung von uns selbst näher angeben, und also erst aus eigner Erfahrung schließen können, wie die Gott beygelegtenbeigelegten VollkommenheitenVollkommenheiten, nach der Analogie mit uns, mit Absonderung aller Einschränkung, näher bestimmt werden müssen. Sie bauet also unsreunsere Ueberzeugung und Kenntniß von Gott auf die Kenntniß unsrer eignenunserer eigenen NaturNatur, und, da wir beybei uns dasjenige, was da ist, von dem, was da seyn soll (§. 183 183. ), oder eigentliche Natur und Freyheit Freyheit Freiheit , unterscheiden können, so schließt sie aus beydenbeiden, also aus Psychologie und Moral, sowohl auf die Existenz als auf die Beschaffenheit Gottes. So fernSofern sie Gott als den vorstellt, auf welchem alle natürliche Vollkommenheit unsrer selbst und der Welt beruht, nennt sie Kant, Immanuel Kant Physicotheologie Physicotheologie, so fern Kant die Physicotheologie; sofern sie ihn aber als den Grund aller sittlichen Vollkommenheit darstellt, Moraltheologie Moraltheologie, die mit theologischer Moral nicht zu verwechseln ist,ist (welche Gott als Weltregierer voraussetzt), sondern sein Daseyn und die Kenntniß seiner Eigenschaften auf sittliche Gesetze gründet. – Anm. Anmerkung Die Physicotheologie, welche aus dem Daseyn und der Vollkommenheit der Welt auf das Daseyn und die Vollkommenheiten, und die Teleologie, welche von der Zweckmäßigkeit ihrer Einrichtung besonders auf die höchste Vernunft und Weisheit ihres Urhebers schließt, ist unter der ersten Benennung besonders vom Engländer Derham, William Derham , deutsch, Hamburg 1764., dann von dem Holländer Nieuwentijt, Bernard B. Nieuwentyt , deutsch von Segner, Johann Andreas von J. A. Segner , Jena 1747. 4., ferner französisch von Bonnet, Charles C. Bonnet in den Betrachtungen über die Natur, übers.übersetzt von Tietz, Johann Daniel Titins Titius , 5te Ausg.Ausgabe, Leipzig 1783., bearbeitet worden. In Deutschland gehören dahin die Schriften von Sander, Heinrich H. Sander über die Güte und Weisheit Gottes in der Natur, Zürich 1790. Ueber das Große und Schöne der Gottheit in der Natur, 2 Th.Theil, Leipz. 1791. Dieterich, Karl Friedrich K. F. Dieterich Schöpfung und Schöpfer, Erfurt 1788. Helmuth, Johann Heinrich J. G. Hellmuth Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues. Braunschweig 1798. Manche dieser Schriftsteller haben nur den Fehler, daß sie sich in teleologischen Beobachtungen und Vermuthungen verlieren, und der Gottheit ihre oft sehr kleinlichen Ansichten unterlegen. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Crit. der R. V. D.i. die Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 178; I § 183), gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176). Derham, deutsch, Hamburg 1764 Gemeint ist Johann Jakob Schwabes (1714–1784) Überarbeitung von William Derhams (1657–1735) Physico-Theologie oder Naturleitung zu Gott (1764), die ursprünglich von Christian Ludwig Wiener (geb. 1692) übersetzt und von Johann Albert Fabricius (1668–1736) zum Druck befördert wurde. Das häufig aufgelegte Original Physico-Theology, or, A Demonstration of the Being and Attributes of God from his Works of Creation (1713; 131768) galt als Standardwerk der theologia naturalis und ist in mehrere Sprachen übersetzt worden. B. Nieuwentyt, deutsch von J. A. Segner, Jena 1747 Gemeint ist die einflussreiche, von Johann Andreas Segner (1704–1777) übersetzte Schrift Rechter Gebrauch Der Welt-Betrachtung. Zur Erkentnis Der Macht, Weisheit und Güte Gottes, Auch Ueberzeugung Der Atheisten und Ungläubigen (1747) des niederländischen Philosophen und Mathematikers Bernard Nieuwentijt (1654–1718). Das Original Het regt gebruik der werelt beschouwingen, ter overtuiginge van ongodisten en ongelovigen aangetoont (1715) wurde auch ins Englische und Französische übersetzt und jeweils mehrfach aufgelegt. C. Bonnet in den Betrachtungen über die Natur, übers. von Titius, 5te Ausg., Leipzig 1783 Charles Bonnets (1720–1793) zweibändiges Werk Contemplation de la nature (1764) ist in mehreren Sprachen erschienen und wurde von Johann Daniel Tietz (Titius) (1729–1796) ins Deutsche übersetzt. Die Betrachtung über die Natur ist 1783 nicht in fünfter, sondern in vierter Auflage erschienen. H. Sander über die Güte und Weisheit Gottes in der Natur, Zürich 1790. Ueber das Große und Schöne der Gottheit in der Natur, 2 Th., Leipz. 1791 Heinrich Sanders (1754–1782) Von der Güte und Weisheit Gottes in der Natur ist in unterschiedlichen Auflagen in Karlsruhe bzw. Frankfurt/Leipzig erschienen. Zürich ist als Verlagsort nicht nachzuweisen. Wahrscheinlich ist hier die in Karlsruhe erschienene Zweitauflage aus dem Jahr 1780 gemeint, bisweilen wird in der Sekundärliteratur jedoch auch auf eine Ausgabe aus dem Jahr 1790 verwiesen. Außerdem dürfte Ueber das Grosse und Schöne in der Natur in zwei Bänden (Leipzig 1781/1782) gemeint sein. Dieses Werk ist 1784 in zweiter Auflage erschienen. J. G. Hellmuth Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues. Braunschweig 1798 Die Erstauflage der Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues für Frauenzimmer in freundschaftlichen Briefen des Theologen und Physikers Johann Heinrich Helmuth (1732–1813) stammt aus dem Jahr 1791, die Zweitauflage aus dem Jahr 1794. 200.In der natürlichen Theologie natürlichen Theologie im gewöhnlichsten Verstande (§. 198 198. ) werden alle diese verschiednenverschiedenen Arten, auf die Erkenntniß des Daseyns und der Eigenschaften Gottes zu kommen, mit einander verbunden. Dies ist auch nothwendig. Denn 1) die transscendentale Theologie, transscendentale Theologie (um uns, der Kürze wegen, dieses Ausdrucks zu bedienen) – gesetzt auch, daß diese eine wirklich apodiktischapodiktische Gewißheit mit sich führeführte, welches doch wenigstens bezweifelt, hier aberwiewohl hier nicht untersucht werden kankann – leitet doch nur auf die Wirklichkeit GottGottes und die ihm beyzulegendenbeizulegenden Eigenschaften überhaupt; es bedarf aber noch der Kenntniß unsrer selbst, um zu wissen, wie wir uns Gottes geistige Eigenschaften, in Vergleichung mit den unsrigen, vorstellen, und zur Erklärung der Beschaffenheit und Veränderungen in der Welt anwenden sollen (§. 199 199. ). Auch wird durch Hülfe der BeobachtungBeobachtung über uns selbst und die Dinge in der Welt, ihre Einrichtung und ihre Veränderungen, alle Erkenntniß und Ueberzeugung von Gott anschaulich, sonach wenigstens ihr Eindruck sehr verstärkt; und unsre Ueberzeugung praktisch, welches beybei einer solchen Kenntniß, wie die von Gott ist, die auch zu unserm rechten Betragen gegen Gott kräftig und wirksam seyn muß, höchst nöthig ist. Nicht zu gedenken, daß, weil nur Wenige im Stande sind, bloß speculative Vorstellungen zu fassen, und sich zu reinen Begriffen zu erheben, für diese und ihre Bedürfnisse durch reine Philosophie wenig oder gar nicht würde gesorgt werden. 2) Hinwiederum können strengere ontologische ontologische und kosmologische kosmologische Untersuchungen, neben denen, welche die ErfahrungErfahrung zu Hülfe nehmen, große Dienste thun. Denn,Denn wenn auch die Untersuchungen dieser Art wirklich nicht zu strengen Beweisen strengen Beweisen der Wirklichkeit und der Eigenschaften Gottes führen sollten:sollten, so zeigt doch eben dieselbe Kritik, welche diese Beweise als unbündig darstellt, damit auch, daß die vermeinten Gegenbeweise eben so unbündig und ungegründet sind, benimmt dadurch allen speculativen Gründen der Atheisten, Skeptiker etc. alle Kraft, und gründet zugleich die Sicherheit unsers Glaubens an Gott, dem die Gegner nicht nur nichts Vernünftigeres an die Seite stellen können, sondern auch, mit VerleugnungVerläugnung aller Vernunft, selbst alle Begriffe von SittlichkeitSittlichkeit aufgeben müssen. Ueber diesUeberdieß sind alle sogenannte natürliche Eigenschaften Gottes (im Unterschiede von den geistigen, und besonders von den moralischen), als Nothwendigkeit, Ewigkeit, Allmacht u. s. f.und so ferner u. s. f., solche Eigenschaften, welche selbst die reine Vernunft erkennen, und die Begriffe davon reinigen kankann, um alle BeymischungBeimischung der Unvollkommenheit eingeschränkter Wesen zu verhüten. Ja überhaupt kankann sie dieses in Absicht auf alle göttliche Eigenschaften, wenn erst deren Kenntniß anderswoher geleitet ist, wo sie alsdann nicht nur unsre Begriffe davon mehr verdeutlicht und berichtigt, sondern sie auch in einen größern Zusammenhang bringt, und dadurch die Ueberzeugung davon befestigt. 5295 201197. Was hier von der Nothwendigkeit gesagt ist, reine und ErfahrungserkenntnißErfahrungserkenntniß in dieser besondern Wissenschaft zu verbinden: diesverbinden, das gilt, auch ausseraußer derselben, von dem ganzen Bestreben nach der Kenntniß Gottes aus der Natur.Indessen muß man ja die andre Art, durch die Natur zur Erkenntniß Gottes zu gelangen (§. 185.), welche nicht aus vorausgesetzten nothwendigen Begriffen, oder durch keine nothwendige Schlüsse folgert, und nur eine moralische Gewißheit gewährt, besonders die Beweisarten aus der unleugbaren Ordnung und Absichten in der Natur, nicht nur nicht gering achten, sondern sie auch immer mehr aufzuklären und zu benutzen suchen. – Alle ErkenntnißErkenntniß ist doch nur in sofern recht nützlich, als sie uns mehr Kräfte und ErmunterungErmunterungen, Gutes zu thun und zufrieden zu seyn, giebt, und dadurch unsre und Andrer GlückseligkeitGlückseligkeit erweitert und befestigt; die Erkenntniß Gottes ist daher auch nur in dem Grade etwas werth, in welchem sie uns tiefe Ehrfurcht, herzliche Liebe, Vertrauen, Folgsamkeit gegen ihn, Eifer, ihn nachzuahmen,nachzuahmen ihm nachzuahmen und seine allezeit besten Absichten zu befördern, mittheilt. HiezuHierzu ist anschauende, lebhafte Erkenntniß nöthig; und jede Vorstellung, wenn sie gleich nur eine beredende Kraft hätte, und eine unvollendete GewißheitGewißheit erzeugte, vermehrtvermehrte doch die Stärke des Eindrucks, und muß uns schon deswegen nie gleichgültig seyn. – Diese Wirksamkeit der Erkenntniß kankann auch der Deutlichkeit und strengen Gewißheit mehrentheils entbehren, ja diese letztere beschäftigetbeschäftigt gemeiniglich die Aufmerksamkeit so sehr, und gewöhnt so sehr an Speculation oder dürre und nur auf eine entferntere Art nutzbare Untersuchungen, daß sie leicht Kälte gegen die Anwendung und gegen praktische Untersuchungen hervorbringt, und daher um so mehr nöthig hat, durch lebhafte Eindrücke erfrischt,erfrischt und in Verbindung mit der Thätigkeit erhalten zu werden. – Die Lebhaftigkeit der Erkenntniß giebt selbst, indem sie uns den Gedanken von Gott werther macht, mehr Reitz, tiefer einzudringen, und unsereunsre Ueberzeugung durch strengere Beweise zu befestigen,befestigen; und die GewohnheitGewohnheit, Gott überall, auch in seinen kleinsten Anstalten, gleich groß, gütig und weise zu finden, erhebt unsern Verstand und unser Herz zu einer ungewöhnlichen Stärke und Aehnlichkeit mit ihm. – Wollen wir vollends Allen Alles werden, und die seligen Eindrücke von Gott überall befördern:auch bei Andern befördern, so ist nicht nur dieser Weg, zur Erkenntniß Gottes zu führen, jedem, auchselbst von den gemeinsten Fähigkeiten, offen, sondern auf diesem kankann auch jeder am leichtesten, eindrücklichsten, und überall zur Ueberzeugung kommen, weil allesAlles, was ihn umgiebt, Gott und seine Eigenschaften verkündigt, und den Gedanken an Gott unmittelbar an das eigneeigene Interesse eines Jeden anknüpft, so wie ihm, wenn er sich nur erst einmal gewöhnt, allesAlles auf Gott zu beziehen, diese überall zu findenden SpurenSpuren Gottes sich mehr aufdringen, als erst mit Mühe aufgesucht zu werden brauchen. – brauchen. 198. Also studiere man mit allem Fleiß auch die sichtbare, jedem vor Augen liegende,liegende NaturNatur. Man studiere, recht eigentlich in dieser Absicht, dieNatur; man spüre der GeschichteGeschichte nach, in der sich,sich wenn man beybei den Veränderungen der Welt auf den Zusammenhang, die Ursachen und Folgen der DingeDinge, aufmerksam ist, so unverkennbare Spuren der göttlichen Vorsehung darbieten. ManFürsehung darbieten; man nehme so viele treflichetreffliche Bücher zu Hülfe, worin dergleichen Beobachtungen aus dem Reiche der Natur und der Geschichte gesammletgesammelt, und die GesichtspuncteGesichtspunkte angegeben wordenwerden, woraus diese Spuren am leichtesten zu bemerken sind, und der Uebergang von diesen Veränderungen zu dendem, der Alles regiert, erleichtert wird. – Lehrer der ReligionReligion sollten eben deswegen, weil diese ArtArt, Gott zu erkennenerkennen, die gemeinfaßlichste, gemeinnützigste, und zur Beförderung der praktischen Ueberzeugung nothwendigste ist, sie vorzüglich kennen lernen,lernen und brauchen. Siebrauchen; sie sollten aber auch, weil sie andreAndere selbst in der Gewißheit der Erkenntniß übertreffen, und sie eigentlich, was nur wenige AndreAndere können, auch scharfsinnigere und spitzfindige Zweifel aufzulösen im Stande seyn müßtenmüssen, die demonstrativere Erkenntniß von Gott, so viel sie es vermöchtenvermögen, in ihre Gewalt zu bekommen suchen. Anm. Anmerkung Hülfsmittel sind alle Schriften über natürliche Theologie überhaupt, und einzelne Materien derselben (Daseyn Gottes, Vorsehung, Unsterblichkeit), insonderheit. Mit Uebergehung der letztern, welche man in den vollständigen literarischen Werken, z. B.zum Beispiel Ersch, Johann Samuel Ersch Handbuch, Th.Theil 1. S.Seite 255 f.folgend, desgleichen der Bibliothek für Prediger, Th.Theil 1. S.Seite 325 und Th.Theil 4. S.Seite 184 nachgewiesen findet, bemerken wir unter den allgemeinen, außer Wolff, Christian von C. W. Wolf Theologia naturali methodo scientifica pertractata, P.Pars I. II. Francf. et Lips. 1736–1737. 4. Deutsch: Wolff, Christian von Wolf's natürliche Gottesgelahrtheit, über-übersetzt von Hagen, Gottlieb Friedrich H. E. H. , 5 Bände. Berlin 1742–45. Reimarus, Hermann Samuel H. S. Reimarus Abhandlung von den vornehmsten Wahrheiten der Religion, 6te Ausg.Ausgabe Hamburg 1791. Foster, James J. Forster's Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion. Aus dem Englischen. 3 Bände. Leipzig 1751. Villaume, Peter Villaume , Philothee oder die ersten Lehren der Religion, 5 Theile. Berlin 1788. Heydenreich, Karl Heinrich K. H. Heydenreich Betrachtungen über die Philosophie der natürlichen Religion, 2 Bände. Leipzig 1790. 91. Auch von Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem's Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion, enthält der 1ste Theil bloß die Grundlehren der natürlichen Theologie. Allen Alles werden Vgl. 1Kor 9,22. Ersch Handbuch, Th. 1. S. 255 f. Zu Johann Samuel Erschs (1766–1828) Handbuch vgl. I § 196 c. Innerhalb des Abschnitts Philosophie (aaO 179–262) finden sich im ersten Band unter dem Unterpunkt Praktische Philosophie u.a. Schriften zur Religionsphilosophie und Moraltheologie (aaO 253–262). AaO 255 beginnen die Allgemeine[n] und vermischte[n] Schriften ohne diejenigen Wolffs und anderer älterer Autoren, es folgen Titel zu den Themen Daseyn und Wesen Gottes (aaO 258–260) sowie Unsterblichkeit der Seele (aaO 260–262). Bibliothek für Prediger, Th. 1. S. 325 und Th. 4. S. 184 Zur Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur vgl. I § 43 c. Im ersten Teil (1796) finden sich an der betreffenden Stelle Specielle Schriften und Abhandlungen über einzelne Lehren der natürlichen Theologie (aaO 325–354), im vierten Teil (1812) Specielle Schriften und Abhandlungen über einzelne Theile der natürlichen Religion (aaO 184–193). Deutsch: Wolf's natürliche Gottesgelahrtheit, übersetzt H. E. H., 5 Bände. Berlin 1742–45 Bei Christian Wolffs fünfbändigem Werk Natürliche Gottesgelahrheit nach beweisender Lehrart abgefasset handelt es sich um die von Gottlieb Friedrich Hagen (1710–1769) besorgte Übersetzung der Theologia naturalis, methodo scientifica pertractata. H. S. Reimarus Abhandlung von den vornehmsten Wahrheiten der Religion, 6te Ausg. Hamburg 1791 Der genaue Titel lautet Abhandlungen von den vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion. Die sechste Auflage wurde wie schon die fünfte (1781) von Reimarus' Sohn Johann Albert Heinrich Reimarus (1729–1814) besorgt. J. Forster's Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion. Aus dem Englischen. 3 Bände. Leipzig 1751 Gemeint ist die von Johann Joachim Spalding vorgenommene Übersetzung von James Fosters (1697–1753) zweibändigem Werk Discourses on all the principal branches of natural religion and social virtue (1749/1752). Diese ist unter dem Titel Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion und der gesellschaftlichen Tugend in zwei Bänden (1751/1753) erschienen. Villaume, Philothee oder die ersten Lehren der Religion, 5 Theile. Berlin 1788 Der Name des Autors lautet Peter Villaume (1746–1825). Jerusalem's Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion, enthält der 1ste Theil bloß die Grundlehren der natürlichen Theologie Bei den Betrachtungen (1768–1779) handelt es sich um Johann Friedrich Wilhelm Jerusalems unvollendetes Hauptwerk, das mehrfach neu aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. 5397 202.Ein jedes vernünftiges Wesen hat nicht nur VernunftVernunft, in so ferninsofern es aus dem erkannten Allgemeinen (oder aus Principien) das Besondre zu erkennen erkennen vermag,vermag (theoretische VernunftVernunft, §. 175 175. ), sondern auch so fernsofern es nach Principien, d. i.das ist nach Vorstellung der Gesetze, handeln handeln kankann. Dieses Vermögen ist die praktische Vernunft, die mit dem Wille Willen einerleyeinerlei ist, welcher in so fern frey sofern frei heißt, als er sich in seinen Handlungen unmittelbar, d. i.das ist unabhängig von allem Sinnlichen, nach Vorstellung der Gesetze (allgemeiner Sätze)allgemeiner Sätze oder Gesetze bestimmen kankann (§. 183 183. ). Derjenige Theil der Philosophie, der sich mit Bestimmung freyerfreier Handlungen, oder des praktischen, sittlichen,sittlichen Verhaltens beschäftigt, heißt die praktische Philosophie (ebendaselbst), Moral Moral, Ethik Ethik (beyde letztern Wörter Ethik, beide letzteren Benennungen im weitermweitern Verstande genommen).genommen. 5448
[188] 2035466.

An der Wichtigkeit dieser Wissenschaft5467 zweifeln, wäre eben so viel5468, als zweifeln, 5469 ob der Mensch und ein jedes vernünftiges Wesen, immer vernünftig handeln müsse. – Keine Fähigkeiten und keine Umstände haben eigentlichen Werth und machen glücklich, als so fernsofern sie recht gebraucht werden; nur der gute WilleWille ist ohne Einschränkung gut, und kankann mit Recht das höchste Gut genannt werden *).werden. *) – Es ist auch so offenbar, daß wahre, ungetrübte, dauerhafte GlückseligkeitGlückseligkeit nur davon, nur von stetem vernünftigen HandelnHandeln und der NeigungNeigung dazu abhängt, daß man entweder gegen seine höchst möglichste Glückseligkeit gleichgültig seyn, oder glauben müßte, sie ohne vernünftigen Gebrauch seiner Kräfte oder Umstände erreichen zu können, wenn es uns gleich vielgleichviel wäre, ob unser Wille gut seysei oder nicht, oder wenn wir um alle Kenntniß der Beschaffenheit eines wahrhaftig guten Willens, und der Mittel ihn zu erlangen, unbekümmert blieben.5470

*) S.Siehe Kant, Immanuel Kant's Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S.Seite 1 flg.folgend fg.folgend 5476
204.Wenn man die hieher gehörigen Kenntnisse, welche uns die Natur darbietet, in eine Wissenschaft bringen will:will, so kankann sie entweder bloß auf Begriffe und Sätze der reinen Vernunft oder auch auf ErfahrungssätzeErfahrungssätze gebaut werden. Nur in jenem Fall entsteht eine eigentliche Wissenschaft, die Kant, Immanuel Kant inim eigentlichen und engern Verstande (§. 202 202. ) Moral oder praktische Philosophie, und mit einem besondern Namen Metaphysik Metaphysik der Sitten nennt (§. 183 183. ); in diesem Fall aber, d. i.das ist wenn sie empyrischempirisch empirisch ist, praktische AnthropologieAnthropologie (§. 190 190. Anmerk.Anmerkung). Jene würde lediglich müssen aus dem allgemeinen Begriff eines vernünftigen Wesens hergeleitet werden müssen, und Gesetze enthalten, die nicht bloß für den Menschen, sondern für alle vernünftige Wesen gälten, auch allen andern Gesetzen für den WilleWillen zum Grunde lägen. Daß wir einer solchen reinen MoralMoral bedürfen, ist leicht einzusehen. – Denn woraus kankann man sonst beweisen, daß etwas gut oder böse, PflichtPflicht seysei oder nicht? Beruft man sich deswegen auf Gefühle, oder auf menschliche oder göttliche Gesetze, oder BeyspieleBeispiele, oder erkannte nützliche Folgen, oder was man sonst als verpflichtend anführen mag:mag; so sind ja diesdieß immer subjectivsubjective Gründe, wobeywobei stets die Frage entstehen kankann: ob es nicht Täuschung seysei, ob nicht das Urtheil durch Gründe des Angenehmen oder Nützlichen, statt des Rechtmäßigen, ob es nicht durch Eigennutz, durch Gewohnheit, durch Temperament gestimmt werde? ob die guten Folgen nothwendig aus der Handlung oder aus zufälligen Umständen entspringen? ob die Handlungen also wirklich Lob oder Tadel verdienen? ob jemand das Recht hatte, gewisse Gesetze zu geben, oder sich auf solche, als Gesetze, einzulaßeneinzulassen? selbst beybei vorgegebenen göttlichen GesetzeGesetzen, ob es wirklich göttliche sind? welche Frage anders nicht kannicht anders kann bejahet werden, als so fernsofern dergleichen angeblich göttliche Gesetze mit dem, was ursprünglich recht ist, übereinstimmen; so wie nicht einmal eine Verbindlichkeit, sie zu beobachten, überzeugend erkannt werden kankann, wenn man nicht voraussetzt, daß Gottes Wille höchst heilig seysei, welche Heiligkeit wieder in der durchgängigen Uebereinstimmung seines Willens und der daher fließenden Gesetze, mit jenen Urbegriffen vom Recht- und Unrechtmäßigen besteht. – Wie anders, als durch solche aus dem Begriff eines vernünftigen Wesens geschöpfte Begriffe und GesetzeGesetze, läßt sich auch der nothwendige Unterschied zwischen RechtRecht und UnrechtUnrecht, und der wahre Werth sowohl als die Möglichkeit der TugendTugend darthun,darthun; oder wie kankann man sonst hinlänglich dem Eigendünkel und der Zweifelsucht dererjenigenderer begegnen, die überall an keine Tugend noch an einen solchen sittlichen Unterschied glauben, zumal wenn sie durch die Uneinigkeit der Menschen über diese Gegenstände, durch viele schlimme Erfahrungen, und durch scharfsichtige Beobachtung der menschlichen Schwäche und Scheintugenden, gegen alle Tugend eingenommen sind? – Und wie sehr ist der Mensch geneigt, wenn er seine PflichtenPflichten mit seinen BedürfnisseBedürfnissen und NeigungenNeigungen vergleicht, und in ihrer Befriedigung seine GlückseligkeitGlückseligkeit zu finden glaubt, entweder Pflicht nicht für Pflicht zu halten, weil sie seiner Glückseligkeit im Wege zu stehen scheint,scheint; oder sich Ausnahmen zu erlauben, und diese damit zu rechtfertigen, daß sie nicht allgemein verbindlich sey,sei; oder sie mit seinen Neigungen und Wünschen zu vereinigen, und dadurch Pflicht und Gesetze zu entkräften! undUnd was kankann ihn dagegen sichern, oder seinem hinhin- und her schwankendenherschwankenden GewissenGewissen mehr Festigkeit geben, als die Ueberzeugung von ihrer Allgemeinheit, die nur durch reine Vernunft erwiesen werden kankann? – Ueberhaupt aber erfordert wahre Tugend, daß man nicht nur das Gute thue, sondern auch eben darum, weil es gut ist, und nicht bloß den Gesetzen gemäß, sondern auch aus Achtung Achtung gegen die Gesetze handle. Hiezu dient denn eben die Ueberzeugung von der Verbindlichkeit dieser Gesetze an sich, ohne Rücksicht auf andreandere (subjective) Gründe, die aber freylichfreilich nicht anders, als,als unabhängig von diesen, aus reiner Vernunft bewiesen werden kankann. Anm. Anmerkung Es wäre also höchst nöthig, diese bloß auf reine Vernunft gegründete MoralMoral von aller empyrischenempirischen empirischen getrennt, als einen besondrenbesondern Theil oder Wissenschaft vorzutragen. Die sehr nützliche Wissenschaft, welche Wolff, Christian von Wolf , und nach ihm Andere, unter dem Namen einer allgemeinen praktischen Philosophie aufgestellt haben, untersucht zwar den Willen überhaupt mit den daraus fließenden allgemeinen Grundsätzen; sie schränkt sich aber nicht auf bloß reine VernunftbegriffeVernunftbegriffe ein, sondern nimmt vielmehr ErfahrungsgrundsätzeErfahrungsgrundsätze zu Hülfe. Ganz eigentlich aber hat Kant, Immanuel Kant , sowohl vorläufig in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, als noch vielmehr in der Kritik der praktischen Vernunft, Riga 1788 in1788. gr.groß 8.8., dieses beabsichtigt.beabsichtigt, worauf mehrere Schriften dieser Art, zum Theil übereinstimmend, zum Theil abweichend von Heydenreich, Karl Heinrich Heydenreich, Bendavid, Lazarus Bendavid u. A.und Andere gefolgt sind, womit auch Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst F. Schleyermacher's Kritik der bisherigen Sittenlehre, Berlin 1803., zu vergleichen ist. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten Gemeint ist die Erstauflage aus dem Jahr 1785 (vgl. I § 183). Heydenreich, Bendavid Zu nennen sind die dreiteilige Propaedevtick der Moralphilosophie nach Grundsätzen der reinen Vernunft (1794) des Leipziger Philosophen Karl Heinrich Heydenreich (1764–1801) sowie die Vorlesungen über die Critik der practischen Vernunft (1796) des jüdischen Aufklärers und Kantianers Lazarus Bendavid (1762–1832). F. Schleyermacher's Kritik der bisherigen Sittenlehre, Berlin 1803 Friedrich Schleiermachers (1768–1834) Schrift trägt den Titel Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre (1803). 205.Betrachtet man die moralischen Gesetze in Rücksicht auf den menschlichen WilleWillen insbesondreinsbesondere, mit alleallem dem, was in der Natur des Menschen die Ausübung jener Gesetze begünstigt, oder erschwert und hindert: so entsteht daraus die praktische Philosophie in dem gewöhnlichern Sinn, die (nach §. 204 204. ) auch praktische Anthropologie heissenheißen könnte. Diese gründet sich sowohl auf Grundsätze der reinen Moral, daher sie auch Einige angewandte MoralphilosophieMoralphilosophie nennen, als auf die SeelenlehreSeelenlehre. Es mag nun diese Wissenschaft die allgemeinen Grundsätze der Sitten mit aufnehmen, oder, wenn sie diese einer allgemeinen praktischen Philosophie oder der Metaphysik der Sitten überläßt, sich auf die menschlichen Sitten einschränken: so muß sie – die wahre Natur der den Menschen möglichen Tugend und den großen Umfang der Pflichten darstellen, die aus der Natur und den Verhältnissen der Menschen entstehen –entstehen; sie mit überzeugenden Beweisen und dringenden Empfehlungsgründen unterstützen – und ihre Ausführbarkeit klar machen, d. i.das ist sowohl die Hindernisse angeben, die ihrer Ausübung im Wege stehen, und die rechte Art, sie zu überwinden, lehren, als auch zugleich die Mittel vorlegen, wodurch gute Gesinnungen und Handlungen am wirksamsten hervorgebracht, erhalten und vermehrt werden können. – Diese auf MenschenkenntnißMenschenkenntniß gegründete praktische Philosophie kanPhilosophie, kann weit Mehreren faßlich und einleuchtend dargestellt werden, als die sogenannte reine,reine; und selbst diese letztere wird durch jene erst anschaulich. Durch diese Behandlungsart wird allen praktischen Grundsätzen und Lehren weit mehr Nachdruck gegeben und mehr Eingang verschafft. Hier kankann man recht eigentlich praktischen Vorurtheilen entgegen arbeitenentgegenarbeiten, die selbst der überzeugendsten Einsicht unsrerunserer Pflichten beybei der Ausübung so sehr im Wege stehen. Hier hat man besonders die beste Gelegenheit, die Trägheit und Muthlosigkeit aufzumuntern, indem man zeigt, wie gar wohl möglich und wie vortreflichvortrefflich die TugendTugend, und wie ausführbar unsreunsere PflichtenPflichten seynseyen. Hier läßt sich die Anwendung der Pflichten aufs Leben und auf besondrebesondere Fälle näher zeigen, und dadurch das Studium und die Ausübung der Pflichten sehr erleichtern. – Alles dies sind sehr große Vortheile, die dieser Art der Moral selbst einen gewissen Vorzug vor der reinen geben; wenn nur nicht, über das Bestrebendem Bestreben, faßlich zu werden, die Bestimmtheit, und über die Bemühungenden Bemühungen, Eindruck zu machen, die Gründlichkeit im Vortrage vernachläßigtvernachlässigt wird. 5478
[221] 2065544.

5545 Wenn man sich den Menschen im Stande der NaturNatur denkt, das heißt,5546 als bloßen5547 Menschen, vorfür sich oder im Verhältniß gegen Andre, als bloßeandere, in eben diesem Naturstande gedachte Menschen, und in einem Zustande, wo er noch keine andreandere Verbindungen mit ihnen, ausseraußer denen, die die Natur selbst gemacht hat, eingegangen ist: so darf er, nach dem Zweck seines Daseyns,5548 seine Kräfte bestmöglichst brauchengebrauchen, und allesAlles, was er dadurch hervorbringt oder erlangt, ist als das Seinige anzusehen; nur mit der Einschränkung, daß, weil ein jeder andrer Mensch eben dieses darf, kein andrer an dem ebenmäßigen Gebrauch seiner Kräfte und dem Genuß desjenigen, was er dadurch bewirkt oder erworben hat, gehindert werden muß. Jeder Mensch hat also zu dem gedachten Gebrauch und Genuß5553 ein Recht 5556, und in dieser Rücksicht entsteht5557 für jeden Andern 5558 die Pflicht, ihn in dem, was sein5559 ist, [243] das heißt,5560 in dem Gebrauch seiner Kräfte, des dadurch Erworbenen,5561 und der Güter, ohne welche er jene nicht brauchen, dieses nicht genießen könnte5562, nicht zu beeinträchtigen. Dergleichen natürliche Rechte und Pflichten nennt man5563 vollkommene Rechte und Pflichten, weil und sofern sie die Natur mit sich bringt, ohne daß es erst der Einwilligung eines Andern bedarf5564; auch heissen5565 sie erzwingliche Rechte und Zwangs [291[!]] pflichten, weil der, so diese Rechte5566 hat, sie5567 dadurch behaupten5568 darf, daß er den Andern zwinget5569, sie5570 unbeeinträchtigt zu laßen5571. Alle andre5572 Rechte und Pflichten heissen unvollkommne 5573 oder unerzwingliche, auch bloße5574 Gewissenspflichten. Jene Zwangsrechte und Pflichten machen das Naturrecht, diese Gewissenspflichten die Moral oder Sittenlehre im engern Verstande aus. Beyde gehören zu der oben (§. 204 und 5) erwähnten praktischen Anthropologie.5575

1,
[244] 2075590.

Es hat allerdings seinen großen5591 Vortheil für die weise Bestimmung und Handhabung der bürgerlichen Gerechtigkeit, wenn die gedachten vollkommnen5592 und unvollkommnen5593 Pflichten von einander unterschieden werden; und da5594 alle positive Rechte um so gegründeter5595 sind, je mehr sie mit dem Naturrecht übereinstimmen, sie auch eigentlich durch dieses letztere ihre Festigkeit bekommen: so bleibt das Recht der Natur5596 immer eine sehr wichtige Wissenschaft, auch für den, der sich der Theologie widmet; zumal wenn damit, wie von Manchen5597, zugleich im [192] Vortrag die allgemeine praktische Philosophie verbunden wird. Allein da 5598 sich das Naturrecht5599 nur auf Pflichten gegen Andre5600, und noch dazu nur auf ZwangspflichtenZwangspflichten5601 einschränkt, folglich nur Beleidigungen abwehren5602, und äusserliche5603 Sicherheit, also einen zwar sehr schätzbaren, aber doch nur sehr kleinen Theil der mensch[223]lichen, und nur der äusserlichen5604, Glückseligkeit, befördern soll; auch in der eigentlichen5605 Moral eben dieselben Pflichten, nur nicht mit so besondrer5606 Anwendung auf die in der menschlichen Gesellschaft sich ereignenden Umstände, vorgetragen werden;5607 und in der eigentlichen Moral5608 noch dazu mehr auf Liebe und Achtung gegen Andre5609 gearbeitet wird, ohne welche die wahre Gerechtigkeit sehr oft nicht erkannt oder nicht ausgeübt werden möchte: so scheint es für den künftigen Lehrer der Religion räthlicher, beyde5610 Wissenschaften (§. 206 206. )5611 in der Erlernung5613 nicht zu trennen.

Anm.Anmerkung Anm. Wenn man sich statt einzelnereinzler Menschen ganze Völker, und diese als moralische Personen gegen einander, denkt: so entsteht aus dem Begriff eines solchen Volks, auf welches der Inhalt des Naturgesetzes angewendet wird, das sogenannte Völkerrecht Völkerrecht; das aber hier zu unsrer Absicht nicht gehört. 5614
2085617.

Die philosophische Moral also, wenn sie 5618 von der allgemeinen praktischen und von der reinen praktischen5619 Philosophie (§. 204 204. Anm.Anmerkung), aber nicht von dem NaturrechtNaturrecht (§. 206 206. 5620) unterschieden wird, faßt den ganzen Umfang aller besondern Pflichten des Menschen in sich, sofern sie aus der Natur erkennbar sind, und schränkt sich bey5623 Vorstellung der Gründe, womit [293[!]] sie sie empfiehlt, so wie der Mittel, [224] die sie zur Beförderung guter Gesinnungen und Handlungen vorschlägt, auf keine besondre5624 Arten derselben, wie das Naturrecht, ein, wenn nur jene Gründe und diese Mittel aus der Natur erkannt werden können. Sie dehnt sich auch über die Pflichten der Gerechtigkeit aus,5625 – dies hat sie mit dem Recht der Natur gemein –; aber sie begnügt sich nicht mit äusserlicher5626 Gerechtigkeit, sie dringt auch auf innerliche; sie fügt noch die Pflichten des Wohlthuns hinzu, und alle Pflichten, die wir Gott und uns selbst schuldig sind, oder die 5627 irgend aus allen diesen Verhältnissen entstehen. Sie bearbeitet alle diese Pflichten zugleich und eigentlich5628 als Gewissenspflichten, und begnügt sich nicht mit guten Handlun [246] gen, sondern arbeitet auch und vornemlich5629 auf gute Gesinnungen. Kurz, sie bildet den Menschen nicht bloß zum unschädlichen und ehrlichen Mann, sondern sucht ihn auch nützlich oder wohlthätig, redlich und religiös 5630 zu machen. –5631 Da sie so den Menschen eigentlich veredelt,5632 und zu seiner wahren Bestimmung führt:5633 so muß jedem die Nothwendigkeit einleuchten, sie ganz vorzüglich zu treiben. Am meisten müßte der künftige Lehrer der Religion sie sich zu eigen zu machen suchen, da er ganz eigentlich dazu bestimmt ist, Andrer5634 Gewissen zu leiten.

5651
[226] 2095652.
Man spricht auch öfters von einer Philosophie der gesunden Vernunft, oder, etwas bestimmter ausgedrucktausgedrückt, des bloßen MenschenverstandMenschenverstandes, und von einer Philosophie des Lebens, oder der Welt, und empfiehlt sie so, als wenn sie das Studium der eigentlichen bisher beschriebenen Philosophie entbehrlich machte, oder wenigstens ihren Abgang gar wohl ersetzen könnte. – Wenn man sich die Begriffe davon deutlich zu machen sucht, um nur erst zu wissen, was diese Empfehlung eigentlich sagen solle:solle; so kankann doch der gemeine Menschenverstand (sensus communis), oder richtiger: der gemeine WahrheitssinnWahrheitssinn, anders nichts seyn, als das Vermögen, oder vielmehr die Fertigkeit der Seele, die Richtigkeit eines Urtheils unmittelbar, d. i.das ist ohne weitere Entwickelung der Begriffe eines Satzes und ihres Verhältnisses, zu erkennen; und alsdann könnte eine solche Philosophie keine andreandere, als so so erkannte Sätze,Sätze enthalten. Würde dann dieses Vermögen in Absicht auf praktische Sätze und beybei Bestimmung dessen, was rechtmäßig ist, betrachtet:betrachtet, so würde es das seyn, was man moralisches GefühlGefühl oder Gewissen Gewissen, als bloße Empfindung genommen, zu nennen pflegt. Allein Augenscheinlich zeigt sich 3) der grosse Werth der wissenschaftlichen Philosophie, wenn man auf Gewißheit Gewißheit der Erkenntniß ausgeht, ohne welche die Philosophie eine sehr unzuverläßige Führerin bey Untersuchungen und Handlungen ist. Gewiß ist das, wovon das Gegentheil (schlechthin oder unter gewissen Voraussetzungen) undenkbar ist; aber eben die DenkbarkeitDenkbarkeit oder Möglichkeit ist der Gegenstand der wissenschaftlichen Philosophie. Ob etwas denkbar sey, kan anders nicht als durch Entwickelung der Begriffe gefunden, und der Zweifel nicht völlig gehoben werden, ehe nicht der streitige Satz bis auf solche Sätze und Begriffe zurückgeführt ist, die keine weitere Entwickelung leiden. Wenn denn auch die Untersuchung sich, wie in den meisten Fällen, nicht bis zu nothwendig wahren Sätzen treiben läßt: so kan doch die verschiedene Abstufung der Wahrheit, oder die mehrere und wenigere Annäherung eines Satzes an das Undenkbare, mit einem Wort, das Wahrscheinlichere, anders nicht beurtheilt werden, als nach der möglichsten Verdeutlichung der Begriffe von den streitigen Sachen. Anm. Anmerkung 1. Wer dieses leugnen wollte, der müßte auch leugnen, daß man mit bewafneten Augen mehreres in einer Sache und ihre wahre Gestalt besser sehen könne, als mit blossen Augen; daß man nach einem deutlich abgetheilten Maaßstab sicherer messen könne, als nach dem blossen Augenschein; daß ein ScheidekünstlerScheidekünstler mehr von den Bestandtheilen und der wahren Natur der Mineralien entdecken könne, als ein Andrer durch das blosse Beschauen. Anm. Anmerkung 2. So sicher uns in vielen Fällen der Gemeinsinn, (§. 206 Anmerk.Anmerkung) und bey Bestimmung dessen, was Recht ist, das moralische Gefühl, leitet, so sehr wir Ursach habenhaben, gegen die SpeculationSpeculation mißtrauisch zu werden, wenn sie einem von bonvon beydenbeiden widerspricht;widerspricht, so großegrosse Dienste uns der Wahrheitssinn und das moralische Gefühl leistetbeyde thun, wenn wir nicht lange untersuchen können, oder,oder wenn es uns unmöglich ist, auf deutliche Begriffe zu kommen: so haben sie doch 1) nur einen sehr eingeschränkten Nutzen, nemlichnämlich nur in den Fällen, wo das Verhältniß des einen Begriffs in einem Satz gegen den andern Begriff sehr nahe ist, oder auf unsern beständig einerleyensich gleichbleibenden ErfahrungenErfahrungen beruht, oder wo zwischen einander gerade entgegengesetzten oder sehr einfachen Sätzen, nicht aber, wo zwischen vielerleyvielerlei oder zwischen sehr zusammengesetzten Sätzen entschieden werden soll.soll; 2) Undund dennoch 2) können sie beydebeide trügen, theils, theils weil sie zwar auf beständigen, aber oft nur einartigeneinseitigen Erfahrungen beruhen,beruhen (wie z. B.zum Beispiel beybei Einwohnern der heissestenheißesten Erdstriche, die nie die Verdichtung des Wassers durch Kälte wahrgenommen haben,)haben), theils, weil sich unvermerkt Vorurtheile des Temperaments, der Erziehung u. d. gl.und dergleichen u. dergl.und dergleichen einmischen. Natürlich kankann dieser Fehler nur durch Verdeutlichung der Begriffe entdeckt, und ihm abgeholfen werden, wodurch sich danndenn auch zeigt, wie das Wahrheits- oder moralische Gefühl auf Abwege gerathen sey; jener sei. Jener Fehler aber ergiebt sich nur aus neuen Erfahrungen, die zwar von dem Irrthum zurückbringen, aber doch noch auf keine vollständige Induction schließen laßenlassen. 3) Ueberhaupt aber führt dieser Sinn und dieses GefühlGefühl auf keine allgemeinen Sätze, die wir in der Philosophie nöthig haben, es seysei denn daß es analytische Sätze, d. i.das ist solche wären, wo das Prädicat schon in dem Subject eingewickelt liegt.schliessen lassen. 5653
210.Eine ähnliche BewandnißBewandtniß hat es mit der Philosophie des Lebens oder der Welt. Heißt diese so viel als ErfahrungsphilosophieErfahrungsphilosophie, im Unterschiede von der Philosophie der reinen Vernunft, oder heißt siemeint man gar nur derden Inbegriff von solchen allgemeinen Sätzen, die unmittelbar im Handeln können angewendet werden können: so muß beybei Beurtheilung ihres Werthes und ihrer Unzulänglichkeit dasjenige in Anschlag kommen, was oben hin und wieder über den Werth und die Nothwendigkeit der reinen sowohl als aller theore tischen Philosophie gesagt worden ist; nicht zu gedenken, daß diese LebensphilosophieLebensphilosophie im letztern Sinne gar keine Wissenschaft seyn kankann, sondern eine bloße Sammlung ohngefehrohngefähr zusammengeschichteter Sätze, die weder Haltung haben, noch allgemeine Sicherheit in der Ueberzeugung geben. – Soll aber Philosophie des Lebens eine Anweisung zur WeisheitWeisheit und KlugheitKlugheit seyn:seyn, so ist es zwar die PflichtPflicht eines jedenJeden, sich beydebeide zu erwerben, d. i.das ist die Fertigkeit, das Beste zu finden, was in einzelnen Fällen zu thun, und wie es aufs besteBeste auszuführen seysei. Aber dieses kankann in keine Wissenschaft gebracht werden, weil sich allgemeine Sätze nicht aus bloßer Beobachtung abziehen laßenlassen, und weil die einzelnen Umstände, die Lage, in der man zu handeln hat, zu mannichfaltig sind, und ein sehr verschiednesverschiedenes Verhalten nothwendig machen. Eine Sammlung von praktischen MaximenMaximen würde nicht nur keine zusammenhängende Wissenschaft seyn, sondern auch zu vieles Halbwahre enthalten, das im Handeln selbst oft keine Anwendung litte. Weisheit und Klugheit erfordern vielmehr praktischen BeobachtungsgeistBeobachtungsgeist, d. i.das ist Fähigkeit oder Fertigkeit, die Umstände, unter welchen man zu handeln, und die Menschen, die man zu seinen Absichten zu lenken hat, durchzuschauenzu durchschauen, und praktische BeurtheilungskraftBeurtheilungskraft, d. i.das ist Fähigkeit oder Fertigkeit, in den einzelnen Vorfällen die besten Mittel gleich zu erkennen und anzuwenden. Dazu wird Anlage, Fleiß und Uebung erfordert, ohne die selbst alle Wissenschaft uns nichts zu unsrerunserer wirklichen Glückseligkeit hilft; lehren läßt sie sich, als eine eigentliche Wissenschaft, nichtWissenschaft zu lehren, minder unmöglich seyn. Anm. Anmerkung Da indeß viele, selbst unter den Studierenden, zur SpeculationSpeculation und tiefern Ergründung selbst moralischer Materien nicht geeignet sind, auch außerdem gerade die moralischen Wahrheiten ein sehr allgemeines Interesse haben, so sind auch populäre Bearbeitungen der Moral, wenn sie nur von richtigen Principien ausgehen und eine reine Sittenlehre predigen, nicht zu verachten, und mehrere derselben enthalten, namentlich für den praktischen Religions- und Sittenlehrer, reiche Materialien. Dieß gilt z. B.zum Beispiel von Werken, wie Basedow, Johann Bernhard J. B. Basedow's praktische Philosophie für alle Stände. Leipzig 1777. Gellert, Christian Fürchtegott C. F. Gellert's moralische Vorlesungen. Leipzig 1770. Bahrdt, Carl Friedrich K. F. Bahrdt's Moral für alle Stände. Berlin 1797., desgleichen viele der besten Wochenschriften, namentlich der Zuschauer, a. d. Engl.aus dem Englischen, und solche Schriften, welche auf einzelne Stände, auf Geschlecht und Alter Rücksicht nehmen. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Zuschauer, a. d. Engl. Der von Joseph Addison (1672–1719) und Richard Steele (1672–1729) herausgegebene Spectator war eine zwischen 1711 und 1712 täglich erscheinende Zeitschrift (insgesamt 555 Nummern zusammengefasst in sieben Bänden), die sich an das moralphilosophisch interessierte Bildungsbürgertum richtete. 1714 wurde der Spectator von Addison wiederbelebt und erschien nun über einen Zeitraum von sechs Monaten dreimal pro Woche (zusammengefasst in acht Bänden). Unter den hunderten, meist kurzlebigen moralischen Wochenschriften des 18. Jh.s nimmt The Spectator – zusammen mit dem Vorläufer The Tatler (1709–1711) und dem Nachfolger The Guardian (1713) – als Prototyp eine herausgehobene Stellung ein. Zwischen 1739 und 1744 erschien die von Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713–1762) besorgte deutsche Übersetzung Der Zuschauer. 5693
§. 2115719.

EsWas übrigens die Methode des philosophischen Studiums betrifft, so läßt sich auchüberall nicht philosophiren, wenn man nicht den nöthigen Stoff Stoff hat, den man läutern und verarbeiten will. Daher wäre es sehr gut, wennsollten 5721 junge Studierende frühzeitig, besonders auf Schulen,5726 auf Beobachtung der physischen und [207] moralischen Natur, auf den Menschen,5727 und die Vorfälle in der Welt, auf Ursachen und Folgen der Dinge5728 aufmerksam gemacht, zur Reflexion gewöhnt 5729, und dazu besonders beybei dem5730 Lesen classischer5732 Schriftsteller und dem5733 Studium der Geschichte geleitet würdenwerden 5734. Hätten5736 sie so sich geübt5737, und einen guten Vorrath von Kenntnissen [251] gesammlet, alsdenn müßten5738 sie zu den Regeln des Denkens angeführt, und durch bedächtiges Fortschreiten von dem Einfachern zum Zusammengesetztern, zu deutlicher Untersuchung gewöhnt werden. HätteHat man ihnen nachher5739 zugleich eine gute5741 zusammenhängende allgemeine5742 Uebersicht der wissenschaftlichen Philosophie beygebracht5743, so wüßten5744 sie nicht nur5745 was die gründlichsten Forscher ausgekörnt,ausgekörnt und5746 bewährt [230] befunden hätten,5748 sondern sie würden5749 auch, was sie selbst nachgehends5750 durch Nachdenken oder bey5751 den besten Schriftstellern untersucht gefunden, gehörig anreihen,5752 mit mehrerer Sicherheit prüfen, und bestimmter ausdrucken5753 lernen.

2125776.

Uebrigens möchtenDemnach sind die Haupterfordernisse zu einem wahrhaftig nützlichen5777 Studium der Philosophie wohl folgende seyn.zu sehen hat. –5779 Hinlänglicher Vorrath von Kenntnissen der Sache, die man untersuchen will. – Stetes Trachten allein nach WahrheitWahrheit, ohne Rücksicht auf Neues, Berühmtes, Gangbares, oder was unsern Leidenschaften schmeichelt. –5781 Beständiges Streben nach deutlichen und bestimmten Begriffen. – Nicht schnell zum Ziele einer Untersuchung eilen, und bald nach Resultaten haschen.haschen; – Vielmehrvielmehr nicht5782 eher weiter gehen, 5785 bis man von dem deut[209]lich überzeugt ist, was bey5786 der weitern Untersuchung zum Grunde liegen muß. – Im Untersuchen stete5787 Verbindung der wirkenden und Endursachen. – Stete Rücksicht auf Anwendung zum Handeln und zu Aufklärung anderer5788 Wissenschaften, vornemlich5789 derer, denen wir uns vorzüglich widmen. – Bescheidenheit, da stehen zu bleiben, wo wir wegen der Natur der Sache,5790 wegen unsrer eingeschränkten Erkenntniß, und wegen Mangel vonan Vorerkenntnissen,5791 nicht weiter können; ohne weder das zu verwerfen, was wir, jetzt wenigstens, nicht durchzuschauen5793 vermögen, noch schlechthin an deren Aufklärung zu verzweifeln. – Zufriedenheit mit moralischer Gewißheit, wo es uns an höherer Evidenz fehlt, und, wo uns auch nicht einmal5794 jene zu erhalten 5795 möglich ist, in praktischen Sachen, mit Wahrscheinlichkeit, und überhaupt mit möglichster Annäherung an Gewißheit. – Treue Benutzung aller Winke von Andern, zu weiterer Untersuchung.

5796
213216215[!]. Die philosophische Literatur, oder Kenntniß der vornehmsten Schriftsteller, welche sich um die AufklärungAufklärung der Philosophie verdient gemacht haben, und ihre Schriften, kanlernt man schon einigermaßeneinigermassen, wenigstens ihrer Existenz nach, kennen lernen aus aus vorbenannten geschichtlichen Werken kennen; zum Theil ist sie aber auch in mehrern neuern Werken bearbeitet worden. Selbst die philosophischen Wörterbücher sind voll von Notizen dieser Art. Anm. Anmerkung Früherhin bediente man sich dazu der Bibliotheca philosophica Struve, Burkhard Gotthelf Struviana - - Struviana – aucta a Kahle, Ludwig Martin Lud. Mart. Kahlio , Goetting. 1740. in 2 Tomm.Tomi in gr.groß 8. noch mehr Vollständiger aber ist, zumal in Absicht auf neuere LitteraturLiteratur und bessere Wahl der Bücher,noch besser aus derdie Anleitung zur Kenntniß der auserlesenen LitteraturLiteratur in allen Theilen der Philosophie, von Hissmann, Michael Michael Hißmann , Göttingen 1778. 8. welche fortgesetzt zu werden verdient; die merkwürdigsten aber in Absicht auf einzelneeinzle Lehrsätze und Streitigkeiten darüber aus: Philosophia rationalis, auctore Hollmann, Samuel Christian Sam. Christ. Hollmanno , Edit. auct.Editio auctoris Goetting. 1767. 8. Desselbendesselben Prima Philosophia multum aucta, ebendaselbst, 1747. 8. Institutiones Pnevmatologiae et Theologiae naturalis, das.daselbst 1741. 8. Jurisprudentiae naturalis primae lineae, das.daselbst 1751. 8. und Philosophiae moralis,moralis s. Ethices primae lineae, das.daselbst 1768. 8; aus den anthropologischenAnthropologische und pnevmatologischenpnevmatologische Aphorismen, (von Hennings, Justus Christian Just. Christ. Hennings ) Halle 1777. 8. und Desselben Sittenlehre der Vernunft, Altenburg 1782. gr.groß 8., nebst den Feder, Johann Georg Heinrich Federschen Lehrbüchern und den Platner, Ernst Platnerischen Aphorismen, auch den philosophischen Bibliotheken und Magazinen von Windheim, Christian Ernst von Windheim, Hennings, Justus Christian Hennings, Lossius, Johann Christian Lossius , Loßius dann Ernesti, Johann Heinrich Martin J. H. M. Ernesti's encyklopädisches Handbuch einer allgemeinen Geschichte der Philosophie und ihrer Literatur. Lemgo 1807. desgl.desgleichen die oben S.Seite 231 angeführte Heydenreich, Karl Heinrich Heydenreichsche Schrift. Die neueste Literatur liefern zum Theil nur die philosophischen Bibliotheken und Magazine, dergleichen Caesar, Karl Adolf Cäsar, Eberhard, Johann August Eberhard, Feder, Johann Georg Heinrich Feder, Meiners, Christoph Meiners und andern. Meiners, Abicht, Johann Heinrich Abicht, Grolman, Karl Ludwig Wilhelm von Grollmann, Niethammer, Friedrich Immanuel Niethammer, Buhle, Johann Gottlieb Buhle und Bouterwek, Friedrich Bouterweck herausgegeben haben. Unter den philosophischen Wörterbüchern bemerken wir: Lossius, Johann Christian J. C. Lossius neues philosophisches Reallexicon, 4 Bände. Erfurt 1803–1807. Mellin, Georg Samuel Albert G. S. A. Mellin's allgemeines Wörterbuch der Philosophie, 2 Bände, 1805–1807., und Dessen Wörterbuch der kritischen Philosophie, 1. bis 6. Bd.Band Züllichau 1797 fg.folgend A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Federschen Lehrbüchern Als mehrfach aufgelegte und weit verbreitete Lehrbücher des nicht zuletzt durch seine Auseinandersetzung mit Kant bekannten Philosophen Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) sind der Grundriß der Philosophischen Wissenschaften nebst der nöthigen Geschichte (1767), die Logik und Metaphysik (1769), das später unter dem Titel Institutiones Logicae et Metaphysicae (1777) ins Lateinische übersetzt wurde, sowie das Lehrbuch der praktischen Philosophie (1770) zu nennen. Platnerischen Aphorismen Gemeint sind die zweiteiligen Philosophische[n] Aphorismen nebst einigen Anleitungen zur philosophischen Geschichte (1776/1782; 31793/1800) des Mediziners und Philosophen Ernst Platner (1744–1818), der als Leibnizianer durch seine Kritik an Kant, aber auch als Mitbegründer der modernen Anthropologie (vgl. I § 190) hervorgetreten ist. Mit dem Lehrbuch der Logik und Metaphysik (1795) lieferte Platner auch einen nachgearbeiteten Auszug der betreffenden Teile der Aphorismen. philosophischen Bibliotheken und Magazinen von Windheim, Hennings, Lossius, Cäsar, Eberhard, Feder, Meiners und andern Gemeint sind die in drei Bänden erschienene Göttingische Philosophische Bibliothek (Hannover 1749–1750), die ihr Herausgeber Christian Ernst von Windheim (1722–1766) unter dem Titel Philosophische Bibliothek (Nürnberg bzw. Hannover 1751–1757) in sechs weiteren Bänden fortführte; die von Johann Ernst Faber (1745–1774) und nach dessen frühem Tod von Justus Christian Hennings (1731–1815) fortgeführte zweibändige Neue Philosophische Bibliothek (Leipzig 1774–1776); Johann Christian Lossius' (1743–1813) Neueste Philosophische Litteratur (Halle 1778–1782) in sieben Bänden sowie als Fortsetzung dessen dreibändige Übersicht der neuesten Philosophischen Litteratur (Gera 1784–1785); Karl Adolf Caesars (1744–1810) sechsbändige Denkwürdigkeiten aus der philosophischen Welt (Leipzig 1785–1788) und dessen in nur zwei zweiteiligen Bänden erschienenen Philosophische[n] Annalen (Nürnberg 1787–1793); das von Johann August Eberhard herausgegebene vierbändige Philosophische Magazin (Halle 1788–1792) zusammen mit dessen zweibändigem Philosophische[n] Archiv (Halle 1792–1795); die vierbändige Philosophische Bibliothek (Göttingen 1788–1791) des kurz zuvor genannten (s.o.) Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) und Christoph Meiners (1747–1810). Nicht wenige dieser gegenüber der ersten Auflage der Anweisung erweiterten Liste von philosophischen Periodika stehen der Philosophie Kants kritisch gegenüber. Als weitere philosophische Bibliotheken und Magazine können Johann Jakob Hottingers Bibliothek der neuesten theologischen, philosophischen und schönen Litteratur (Zürich 1784–1786), Joachim Georg Darjes' Jenaische philosophische Bibliothek (Jena 1759–1760), die Philosophische Bibliothek von Friedrich Just Riedel (Halle 1768–1769) bzw. Johann Tobias Sattler (Leipzig 1771–1772) oder Rudolf Wilhelm Zobels Bibliothek der Philosophie und Litteratur (Frankfurt/Oder 1774–1775) genannt werden. Abicht, Grollmann, Niethammer, Buhle und Bouterweck Gemeint sind das von Johann Heinrich Abicht (1762–1816) gemeinsam mit Friedrich Gottlob Born (1743–1807) besorgte Neue philosophische Magazin. Erläuterungen und Anwendungen des Kantischen Systems bestimmt (Leipzig 1789/1790–1790/1791) in zwei Bänden und das dem Untertitel nach in Gesellschaft mit mehreren Gelehrten herausgegebene dreibändige Philosophische Journal (Erlangen 1794–1795); Karl Ludwig Wilhelm von Grolmans (1775–1829) in nur zwei Heften erschienenes Magazin für die Philosophie des Rechts und der Gesetzgebung (Gießen 1798–1799), das dann in zwei Bänden unter dem Titel Magazin für die Philosophie und Geschichte des Rechts und der Gesetzgebung (Gießen/Darmstadt 1800–1807) bzw. gemeinsam mit Egid Valentin von Löhr (1784–1851) als (Neues) Magazin für Rechtswissenschaft und Gesetzgebung (Gießen 1820–1844) fortgesetzt wurde, sowie die beiden gemeinsam mit Johann Ernst Christian Schmidt (1772–1813) und Friedrich Wilhelm Daniel Snell (1761–1827) herausgegebenen, aber Rudiment gebliebenen Zeitschriften Allgemeine Bibliothek der neuesten philosophischen Literatur (Gießen 1799) und Journal zur Aufklärung über die Rechte und Pflichten des Menschen und Bürgers (Herborn/Hadamar 1799/1800); das 1795 von Friedrich Immanuel Niethammer (1766–1848) gegründete und ab 1797 zusammen mit Johann Gottlieb Fichte (1762–1814) herausgegebene Philosophische Journal einer Gesellschaft teutscher Gelehrten (Neustrelitz bzw. Jena/Leipzig 1795–1800) in zehn Bänden; das von Johann Gottlieb Buhle (1763–1821) und Friedrich Bouterwek (1766–1828) herausgegebene zweibändige Göttingische philosophische Museum (Göttingen 1798–1799) und als dessen Nachfolger das von Bouterwek allein besorgte Neue Museum der Philosophie und Litteratur (Leipzig 1803–1805). J. C. Lossius neues philosophisches Reallexicon, 4 Bände. Erfurt 1803–1807 Im Gegensatz zu den ersten drei Bänden dieses Lexikons ist der vierte Band ohne Jahresangabe erschienen. Er datiert vermutlich bereits aus dem Jahr 1806. G. S. A. Mellin's allgemeines Wörterbuch der Philosophie, 2 Bände, 1805–1807 Der erste Band ist 1806 erschienen. 214217213[!]. Billig müßte aberaber müßte niemand, werkeiner, der die Philosophie studierenstudiren will, unterlaßenunterlassen, sich auch mit der Geschichte Geschichte der Philosophie bekannt zu machen. Sie ist eigentlich die Geschichte des menschlichen Verstandes und seiner fortgeschrittnenfortgeschrittenen Bildung, und die Kenntniß derselben hat sonach den größestengrössestengrößten Einfluß in die Kenntniß der Geschichte und der Veränderungen aller andern Wissenschaften, namentlich der TheologieTheologie und der verschiednenverschiedenen Vorstellungen über die Lehrsätze der Religion, die stets von der jedesmaligen Gestalt und den Veränderungen der Philosophie mit abgehangen haben. Sie kankann uns belehrenkönnte lehren, wie weit man in der Philosophie, auch in AufklärungAufklärung einzelnereinzler Lehrsätze, fortgerückt, und was noch zu leisten übrig seysei, und die Ursachen der VerwirrungenVerirrungen nebst den Mitteln und Hindernissen des weitern Fortschritts begreiflich machen. Sie würde wenigstens auf einer Seite den allesAlles anstaunenden Dünkel, oder den Sectengeist verhindern und niederdrücken helfen, und auf der andern die BilligkeitBilligkeit in der Beurtheilung verschiednerverschiedener Meinungen befördern. 215218214[!]. Wenn sie diesen NutzenNutzen recht leisten sollte:soll, so müßtemuß sie freylichfreilich auf richtige KritikKritik der Quellen, auf genaue Kenntniß und Studium des philosophischen Sprachgebrauchs, nicht nur überhaupt, sondern auch bey einer jeden ParteyParteyParthey, Zeitjeder einzelnen Partei, Zeitperiode und einzelnereinzleneinzelnen Philosophen, folglich auf sehr feine SprachkenntnißSprachkenntniß und Bekanntschaft mit der Geschichte anderer WissenschaftenWissenschaften, gebauet seyn, und die Ursachen, Fortgänge und Folgen aufgeklärtaufgeklärter Begriffe und Lehrsätze deutlich darlegen, also auch gewissermassengewissermaßen mehr Geschichte der innerlichen Bildung der philosophischen Wissenschaften und einzelnereinzler Lehrsätze, als der Personen und Schriften seyn. An diesen Eigenschaften scheintfehlt es den meistenallen bisherigenfrühern Versuchen, die das Ganze dieser Geschichte umfassen sollen, mehr oder weniger zu fehlen, und nur wenige Versuche über einzelneeinzle Stücke dieser Geschichte, z. B.zum Beispiel das §. 139 angeführte Meiners, Christoph Meinerssche Werk, nähern sich dieser Vollkommenheit. – Bis jetzt sind noch immer weniger; aber auch hierin hat die neuere Literatur sehr bedeutende Fortschritte gemacht. Anm. Anmerkung Früherhin waren Brucker, Johann Jakob Jacob Bruckers Brucker's kurze Fragen aus der philosophischen Historie, Ulm 1731–1735 in 7 Theilen in 127 Theile, 12. Ulm 1731–1735., nebst einem Bande Neuer Zusätze, ebendas.ebendaselbst 1737. 12. und Ebendesselben ein Hauptwerk. Noch immer ist's Ebendesselben Historia critica Philosophiae, Lipsiae 1742–44. in1742–1744. 4 TomisTomi oder 5 Bänden in 4Bände 4., mit einem Appendix, als dem 6sten6ten Bande,Bande 1767. (jedes Werk in seiner Art vorzüglich);vorzüglich,) und für Anfänger aber Desselben Desselben Institutiones historiae philosophicae, Edit.Editio 3,3. auctior et emendatior, curavit Born, Friedrich Gottlob Frid. Gottl. Born ,2. Lipsiae 1790 in1756. gr.groß 1790. 8. und (Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph Adelung) Geschichte der Philosophie für Liebhaber, Leipz. 1786 und 87 in 3 Bänden in 8, die besten.oder Büsching, Anton Friedrich Anton Friedr. Büschings Grundriß einer Geschichte der Philosophie, Berlin 1771–74. in 2 Theilen in 8. die besten. In neuern Zeiten empfehlen sich als größere allgemeine Werke: Buhle, Johann Gottlieb J. G. Buhle Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, 8 Theile. Göttingen 1796–1804., und Desselben Geschichte der neuern Philosophie, 6 Bände. 1800–1805. nicht minder: Tennemann, Wilhelm Gottlieb W. G. Tennemann Geschichte der Philosophie, 1ster bis 8ter Band, 1798–1810., Tiedemann, Dieterich M. Tiedemann's Geist der speculativen Philosophie, 6 Bde.Bände Marburg 1791–1797, und Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph Adelung's Geschichte der Philosophie für Liebhaber, 3 Bde.Bände 8. Leipzig 1786 und 1787. als kürzere Lehrbücher: Eberhard, Johann August J. A. Eberhard's allgemeine Geschichte der Philosophie. Halle 1796., wozu des Verfassers Geist des Urchristenthums, 3 Theile, eine Art von Commentar ist. Gurlitt, Johannes J. G. Gurlitt's Abriß der Geschichte der Philosophie. Leipzig 1786., und ganz vorzüglich: Tennemann, Wilhelm Gottlieb Tennemann's Grundriß der Geschichte d. Philos. Leipz. 1812. Jacob Bruckers kurze Fragen aus der philosophischen Historie, Ulm 1731–1735 in 7 Theilen Der siebente Teil ist 1736 erschienen. Zudem folgten 1737 die Neue[n] Zusätze Verschiedener Vermehrungen, Erläuterungen und Verbesserungen Zu den Kurtzen Fragen Aus der Philosophischen Historie. Anton Friedr. Büschings Grundriß einer Geschichte der Philosophie, Berlin 1771–74. in 2 Theilen Der erste Teil ist 1772 erschienen. W. G. Tennemann Geschichte der Philosophie, 1ster bis 8ter Band, 1798–1810 Dieses Werk ist bis zu Wilhelm Gottlieb Tennemanns (1761–1819) Tod in insgesamt elf Bänden erschienen (Leipzig 1798–1819). Der achte Band zerfällt in zwei Teile (1810/1811). M. Tiedemann's Geist der speculativen Philosophie, 6 Bde. Marburg 1791–1797 Der Name des Autors lautet Dieterich Tiedemann (1748–1803). des Verfassers Geist des Urchristenthums, 3 Theile Gemeint ist Johann August Eberhards in Halle erschienenes Werk Der Geist des Urchristenthums. Ein Handbuch der Geschichte der philosophischen Cultur für gebildete Leser aus allen Ständen in Abendgesprächen (1807–1808). 5797

[213] [257]

2165871.

Philosophie 5872, so wie alle menschliche Kenntnisse, gründet sich5873 auf Wahrnehmung dessen, was wirklich ist, und, bey5874 den steten Abwechslungen der Dinge, auf die Beobachtung der verschiednen5875 Ereignisse. Wenn diese Kenntniß uns nutzbar,5876 und 5877 das Allgemeine abgezogen werden soll, um uns weiser und dadurch glücklicher zu machen:5878 so müssen wir einzelne5879 Ereignisse mit andern vergleichen, die zugleich5880 oder vor- oder nachher erfolgten, kurz, sie im Zusammenhang übersehen, um zu entdecken: was war die UrsachUrsach5881 und was die Folge eines Ereignisses? und, wenn es Veränderungen5882 waren, die von vernünftigen Wesen bewirkt wurden,5883 was war die Absicht? Jedes Geschehene, wenn es mit den begleitenden und auf einander folgenden Ereignissen erkannt wird, ist eine Geschichte; und eben diesen Namen legt man einer Wissenschaft bey5884, die uns von den Veränderungen in der Welt im Zusammenhange benachrichtigt.

[258] [236] 2175885.

Aber nicht alles5886, was geschiehet5887, ist wissenswürdig, und der ungeheure Umfang der Verän[214]derungen in der Welt macht ohnehin eine Auswahl des Merkwürdigern nothwendig, welches entweder nach dem bestimmt werden muß, was größere5888 und weitgreifendere Veränderungen hervorgebracht hat, oder nach dem, was denjenigen, der sich mit Aufsuchung dieser Ereignisse beschäftigt, nach seinen besondern Absichten, wozu er diese Kenntniß brauchen will, am meisten interessirt5889. Daher hat man angefangen, die verschiednen5890 Arten der Ereignisse in der Welt von einander abzusondern,5891 und daraus5892 entstehen so viele verschiedne5893 Theile der Geschichte. Schränkt sich diese auf solche5894 Thaten und Veränderungen der Menschen ein, die in das Glück und Unglück der menschlichen Gesellschaft einen Einfluß haben, so heißt sie im eigentlichen Verstande Geschichte oder Historie.

2185896.

Jedermann, wer die Geschichte kennt, muß zugestehen, daß sie eine sehr unterhaltende und höchst nützliche Wissenschaft seyn könne, und sie wird es in dem Grade wirklich seyn, in welchem sie, nebst der deutlichen und treuesten Darstellung der Begebenheiten, dem vorhin angegebnen5897 [259] Zweck entspricht, das heißt, zusammenhängend,5898 und auf die Vorstellung des Einflusses derselben auf die menschliche Wohlfahrt und deren Gegentheil ge[215]richtet ist. Sie vertritt 1) die Stelle der eignen5899 Erfahrung, und erweitert die Kennt[237]niß der Welt und der Menschen ungemein. So fern5900 giebt sie die brauchbarsten Materialien5901, welche die Philosophie verarbeiten kan5902; sie macht aufmerksam auf Umstände, die dem spekulativen5903 Kopf, der immer nach dem Allgemeinen hinsieht, gar zu leicht entwischen5904, und somit die Vollständigkeit der Induction, wie die Sicherheit der Analogie, verhindern; sie beugt dadurch der Unfruchtbarkeit allgemeiner Untersuchungen5905 über die Welt und den Menschen, nebst den zu einseitigen Vorstellungen vor; sie ist eine herrliche Uebung im Untersuchen und Vergleichen; ein reiches Magazin für Philosophie der Welt und des Lebens.

2195906.

Doch nicht bloßes5907 MagazinMagazin –5908 sondern 2) auch SchuleSchule – der Weisheit und Klugheit5909, die nur bey5910 zufälligen oder veränderlichen Dingen statt finden5911, und immer auf5912 Verbindung geschickter Mittel zu5913 guten Absichten sehen5914. Die Geschichte lehrt uns, was gewisse Absichten, die sich Menschen vorsetzten, wenn sie sie auch erreichten, für gute und üble Folgen, also was für Einfluß sie auf wahre menschliche Glückseligkeit hatten; sie zeigt, wodurch gewisse Absichten bewirkt worden sind, und wie viel Grund zu diesem glücklichen [260] Ausschlag oder zu dem Gegentheile, entweder in den Umständen oder in dem Benehmen der Menschen dabey5915, lag. Sie macht uns mit Menschen von sehr verschiedner5916 [216] Art und unter sehr verschiednen5917 Lagen bekannt, zeigt uns die Triebfedern ihrer Handlungen, und die Mittel,5918 Andre5919 am besten zu gewissen Absichten zu lenken. Kurz, sie versieht uns nicht nur mit einem großen5920 Reichthum nützlicher Kenntnisse, und macht uns die Umstände in der Welt und ihren Einfluß auf einander anschaulich,5921 sie schärft auch den praktischen Verstand, [238] ohne welche drey5922 Stücke keine Weisheit und Klugheit möglich ist. Durch den Fleiß, den man auf die Geschichte wendet, gewöhnet5923 man sich zur Aufmerksamkeit auch auf die kleinste5924 Umstände, und selbst ihren unmerklichern Einfluß, zu einer schnellen Uebersicht derselben,5925 und einen festen und sichern Blick auf das, was man jedesmal zu thun habe; man wird mit so vielen sonderbaren Ereignissen bekannt, daß uns 5926 unerwartete5927 Umstände weit weniger5928 befremden, und bey5929 vorkommenden Fällen weniger ausser5930 Fassung setzen; und eben hiedurch5931 gewöhnen wir uns, vermittelst der Geschichte, uns wirklich klug zu betragen. Es mag seyn, daß man auch ohne sie, in gewissen Arten von Geschäften, zu welchen man vorzüglich aufgelegt ist, und mit welchen man am meisten, oder beynahe5932 allein, umgeht, Klugheit genug erlangen könne; aber zur Klugheit für jede Art zu handlen5933, zumal für die Geschäfte, wobey5934 uns schon viel und lange vorgearbeitet ist, kan5935 man schwerlich, ohne Bekanntschaft mit der Ge[261]schichte, gelangen, wenigstens wird die Weisheit und Klugheit, die man sich durch das Studium der Geschichte erwirbt, weiter reichen, sichrer seyn, und [217] mit weit weniger eignen5936 Schaden erworben werden, als ohne Kenntniß der Geschichte5937.

2205938.

Wie sich aber die Geschichte hauptsächlich mit den Handlungen der Menschen, mit den zu ihrer Ausführung genommnen5939 Maaßregeln,5940 und mit deren Erfolge sowohl,5941 als mit den Folgen des Betragens der Menschen beschäftigt: so kann5942 sie 5943 3) sehr viel beytragen, TugendTugend zu befördern,5944 und von5945 Ausschweifungen zurückzuziehen5946. Denn sie zeigt die unausbleiblichen Folgen von beyden5947, sie [239] macht unsre5948 Pflichten durch so viele Beyspiele5949 einleuchtender und eindrücklicher, als es alle Regeln und Beweise vermögen, und erhebet5950 dadurch den Menschen zu edlen5951 Empfindungen. Indem sie aber zugleich 4) den Gang der göttlichen Regierung der Welt5952 vor Augen legt, und gleichsam die Jahrbücher derselben eröffnet,5953 indem sie die Eitelkeit der menschlichen Anschläge, den steten Wechsel der Dinge und die wundersame Art zeigt, wie Gott überall seine weisesten Absichten durchgeführt hat, giebt sie nicht nur den Menschen Muth, Gutes zu thun, und selbst bey5954 den größesten5955 Hindernissen und anscheinendem5956 mißlichen Ausgang,5957 nie müde zu werden,5958 sondern sie macht auch bey5959 dem, der diesem GangGange 5960 der göttlichen VorsehungVorsehung5962 nachspüren will, einen tiefen Eindruck und Ueberzeugung5963 von Gottes höchster Macht, Weisheit und Güte, worin der Grund zur wahren Beruhigung des Gemüths und Zufriedenheit mit allem5964 liegt, was uns [218] begegnet. Sofern daher alle wahre Glückseligkeit des Menschen theils auf stetem Bestreben nach Tugend, theils auf gegründeter Zufriedenheit des Gemüths beruht, und diese eigentlich von wahrer Weisheit abhängt:5965 ist ihr ganzer Einfluß auf unsre wahre Glückseligkeit unverkennbar.

2215966.

Ueberhaupt aber ist 5967 5) Kenntniß der GeschichteGeschichte bey jeder Wissenschaft unentbehrlich, so fern5968 man entweder das benutzen muß,5969 was schon vor uns in einer Wissenschaft entdeckt worden ist, oder so fern5970 eine Wissenschaft den zu verarbeitenden Stoff, wenigstens Erläuterungen, aus der Geschichte entlehnen muß. Jenes muß man aus der Geschichte der Wissenschaften schöpfen, und wenn gleich das Studium dieser Geschichte entbehrlich scheinen möchte, weil die Ent[240]deckungen, wovon uns die Geschichte benachrichtigt, nach und nach schon in den5971 Wissenschaften selbst aufgenommen worden sind, und man das Entdeckte benutzen kan5972, ohne gerade zu wissen, wie alt es sey5973, oder woher es komme: so kan5974 doch auch die Geschichte der Entdeckungen vieles Licht auf die Entdeckungen5975 selbst werfen, so fern5976 sie uns zeigt, wie man auf die5977 Entdeckungen gekommen sey5978, unter welchen Einschränkungen man sie gemacht, wie mit andern Lehrsätzen verbunden habe u. d. gl.und dergleichen 5979 [263] In einigen Wissenschaften, als der Philologie, zumal bey5980 Lesung alter Schriftsteller, der Theologie, der Rechtsgelahrtheit, Staatswissenschaft u. s. f.und so ferner 5981 kurz, wo sich der Inhalt, zum Theil wenigstens, auf5982 nicht nothwendige Dinge, sondern auf menschliche Vorstellungen und willkührliche Anstalten gründet, leuchtet der Nutzen, ja bisweilen die Unentbehrlichkeit von selbst ein; und je mehr überall die Geschichte zu Hülfe genommen wird, je anschaulicher können auch die Lehrsätze 5983, und je näher kan5984 ihre Verbindung mit dem gemeinen Leben gemacht werden.

2225985.

Soll die Geschichte wirklich die angezeigten Vortheile verschaffen:5986 so muß sie 1) der strengsten5987 Wahrheit, so weit sich diese entdecken läßt, nachgehen,5988 mithin auf geprüfter Aechtheit5989 und Lauterkeit der Quellen, woraus man schöpft, und auf geprüfter Glaubwürdigkeit der Schriften oder Denkmahle5990 über gewisse Ereignisse, (d. i.)das ist darauf beruhen, ob ihre Verfasser hinlängliche Fähigkeiten und guten Willen, die gemeldeten Sachen kennen zu lernen, und sie Andern wieder 5991 mitzutheilen, besessen haben; mit einem5992 Wort, sie muß kritisch seyn. Fehlt es an solchen Quellen, oder sind sie bey5993 einzelnen5994 Begebenheiten mangel[241]haft, oder läßt sich ihre Aechtheit5995, Unverdorbenheit und Glaubwürdigkeit nicht darthun:5996 so hat der Geschichtforscher5997 das Recht, durch Vergleichung der Natur der Sachen5998 oder durch Zusam[264]menhaltung glaubwürdiger historischen5999 Anzeigen, Vermuthungen zu wagen, die, bey6000 gebrauchter Vorsicht, und wenn er nicht weiter geht, als die[220]se zwey6001 Hülfsmittel ihn leiten, den Zeugnissen an6002 Werth nichts nachgeben, ja öfters auf die Entdeckung des Unrichtigen oder doch UnsicherenUnsichern 6003 in ausdrücklichen Nachrichten führen.

2236008.

Eine zweyte2te Eigenschaft6009 der guten historischen Erzählung würde6011 die Deutlichkeit seyn6012. Sie wäre6013 aber alsdann6014 deutlich, wenn die Begebenheiten mit ihren besondenbesondern 6015 Umständen vorgestellet würden6016 – wenn nichts erwähneterwehnet würde6017 wovon der Leser nicht einen klaren Begriff hätte6019, oder ihn aus der Erzählung selbst bekommen könnte6020 – und wenn selbst durch die Darstellung die Wahrheit des Erzählten begreiflich würde6021.

2246030.

Sehr viel kömmt6031 auch 3) bey6032 der Geschichte darauf an, daß alle Ereignisse und deren Umstände im Zusammenhange, (d. i.)das ist so vorgestellt werden, daß man die Ursachen und Folgen derselben einsehen kan6033. Dieses setzt nicht nur den Leser in den Stand, die Sachen besser zu behalten – eine Schwierigkeit, über die so oft bey6034 [266] der Geschichte geklagt wird –;6035 es befördert selbst die DeutlichkeitDeutlichkeit;6036 die Prüfung des Wahren, Falschen und Verdächtigen; es6037 macht die Geschichte unterhaltend, und zur6038 Nahrung und Uebung des Geistes.

[222] 2256039.

Hiedurch wird zugleich die vierte4te Tugend6040 der Geschichte befördert, die in dem Pragmatischen besteht. Pragmatisch ist sie, in so fern6042 sie zur Weisheit und Klugheit bilden kan. Dies kan6043 sie aber, wenn der Geschichtschreiber immer das Interesse der Gesellschaft, deren Geschichte er liefert, (d. i.)das ist dasjenige, wozu sie sich vereinigt hat, theils vor [243] Augen behält, theils alles6044 in Beziehung auf dasselbe vorträgt, und die Mittel bemerken läßt, wodurch sie der Vollkommenheit, wonach sie streben soll, immer näher, oder davon weiter abgebracht worden 6045. Da sich indessen6046 der Gebrauch dieser Mittel nach der verschiedenen Lage der Gesellschaft und nach6047 den nicht von ihr abhängenden Veränderungen richten, und eben danach der Werth dieser Mittel beurtheilt werden muß: so müßte6048 sie diese Veränderungen vorzüglich nach allen ihren Umständen darlegen; zeigen, wie man dieselben abzuwenden oder zu befördern, und wie zum Besten oder Schaden der Gesellschaft zu lenken gesucht?6049 wie sich dabey6050 die Gesellschaft durch Gesetze oder andre6051 Anstalten, durch deren strenge oder fehlerhafte Beobachtung,6052 oder auch Abänderung genommen?6053 und was sie dabey6054 für Absicht gehabt?6055 wie, wie weit und wodurch sich [267] der Geist und Charakter der Gesellschaft gezeigt?6056 was einzelne6057 Personen dabey6058 für nachahmungs-6059 oder vermeidungswürdige Beyspiele gegeben?6060 und was alles dieses6061 und wie weit es auf die Wohlfahrt oder die Verschlimmerung [223] der Gesellschaft überhaupt oder einzelner6062 Theile derselben,6063 gewirkt habe?6064

Anm.Anmerkung Anm. 1. Ich bin in Bestimmung des Pragmatischen dem Begriffe der AltenAlten, besonders des Polybius Polybius , gefolgt, und habe ihn nur etwas erweitert, um ihn nicht bloß der bürgerlichen Gesellschaft anzupassen, sondern auch auf andreandere Gesellschaften, auf die Menschheit, auf die Kirche u. s. f.und so ferner auszudehnen. S.Siehe Casaubon, Isaak Isaaci Casauboni Commentar. in Polybius PolybiumPolybium, Tom.Tomus I. p.pagina 742 seq.sequens und 721 sqq.sequentes seq.sequens Was hier von der Geschichte der Gesellschaft gesagt ist, gilt auch in seiner Art von der Geschichte der Religion und der Wissenschaften. Uebrigens versteht sichs, daß der Geschichtschreiber nicht über Weisheit und Klugheit und die damit verbundne übrige Tugend müsse vorerklären wollenverbundenen übrigen Tugenden weitläuftig raisonnirt, sondern die Begebenheiten so zu stellen weiß, daß vielmehr der Leser sie selbst daraus schöpfen lerne. Höchstens darf er durch schicklicheschicklich angebrachte Sentenzen – die Sentenzen, welche der Würde der Geschichte um so angemessener sind, je weniger sie ins Gemeine fallen –fallen, oder durch Winke Winke , welche oft, wie beybesonders bei dem Tacitus Tacitus zum Beyspiel Tacitus , in einzelneneinzlen Worten liegen können, oder, –oder wenn die bloßeblosse Erzählung der Begebenheiten nicht deutlich genug die Uebersicht des Ganzen befördern, oder zu sehr durch allgemeinere AnwendungenAnwendungen unterbrochen werden würde, – durch besondrebesondere ausführliche Abschweifungen (Digressionen(Digreßionen(Digressionen, Excurse), des Lesers Aufmerksamkeit auf das lenken, was zu dieser Absicht dienetdient. Anm.Anmerkung 2. Was einige Neuere Philosophie der Geschichte nennen, scheint im Grunde nichts Anderes als dieses Pragmatische zu seyn; undund, was man historische Kunst Kenntniß Kunst nennt, ist eben die Geschicklichkeit, die bisher angeführten Tugenden oder Haupteigenschaften, wenigstens die dreydrei letztern, einer Geschichte zu geben. Die erste Tugend, Wahrheit, ist mehr der Gegenstand der Geschichtsforschung Geschichtsforschung. 6065
2266095.

Die Geschichte hat einen ungeheuren6096 Umfang. Wollte man nicht auf ihre einzelne6097 Theile einen ganz besondern Fleiß wenden:6098 so würde immer ein sehr dürftiges Ganze herauskommen; man könnte vieles nicht deutlich machen, noch das Merkwürdigste ausheben, wo man nicht das Auslesen hätte, und also vieles und vielerley6099 von der Geschichte wüßte; und wenn6100 vollends die Geschichte zusammenhängend und pragmatisch vorgestellt werden soll:6101 so gehört 6102 nothwendig eine ausführliche6103 und selbst ins Kleine gehende Erkenntniß dazu6104. Aber aus den Theilen muß man doch auch ein wohl concentrirtes Ganze bilden können, um sich eine allgemeine Uebersicht der Weltveränderungen zu verschaffen, um die Geschichte der menschlichen Gesellschaft überhaupt zu verstehen, um einen allgemeinen Faden zu ha[245]ben, daran [269] man die besondere Geschichte knüpft. Dieses alles hat Gelegenheit zu gewissen Abtheilungen der Geschichte6105 gegeben.

2276106.

Man kan6107 diese theils nach den besondern Arten der Veränderungen machen, deren Geschichte man sucht, theils 6108 nach dem weitern oder engern Umfang6109 der Geschichte. In jener Rücksicht ist die [225] Abtheilung in bürgerliche, Religions- und 6110 Kirchengeschichte, und in Literärgeschichte entstanden, je nachdem man dabey6111 auf die Veränderungen der bürgerlichen Gesellschaft, oder der Religion,6112 und der zur Aufklärung und Uebung derselben zusammengetretenen Gesellschaften, oder der Wissenschaften,6113 seine Absicht gerichtet hat. Alle drey laßenlassen 6114 sich wieder nach gewissen Hauptperioden, (z. B.)zum Beispiel die uns bekannte Geschichte in die ältere,6116 (bis auf den Anfang des 9ten Jahrhunderts nach Christi Geburt, oder besser,6117 bis auf die große Völkerwanderung6118 im 4ten 6119 Jahrhundert), in die mittlere 6120 (bis auf den Anfang des 16ten Jahrhunderts)6121 und in die neuere,6122 theilen. Nach dem weitern oder engern Umfang aber6123 pflegt man, wenigstens bey6124 der bürgerlichen Geschichte, die allgemeine Weltgeschichte (Universalhistorie) und die besondre 6125 zu unterscheiden, welche letztre freylich6126, nach den6127 verschiedenen Umfang6128 der Zeit oder der Gesellschaft und Wissenschaft, wieder sehr viele Abtheilungen leidet.

[270] 2286129.

Wenn es dem, der Theologie studieren will, andre6130 Beschäftigungen, die seinen Fleiß fordern, nicht erlaubten6131, sich in das so gar weite Feld der Geschichte zu wagen:6132 so sollte er doch, als cultivirter Mensch, als Christ und Reli[246]gionslehrer, als Gelehrter und Bürger, in der allgemeinen Weltgeschichte6133, der Religions- Menschen-6134 und Literärhistorie6135 und in der Geschichte6136 seines Vaterlandes6137, kein Fremdling seyn; zumal wenn, wie billig scheint, jeder, der Anspruch auf CulturCultur6138 macht, wenigstens überhaupt und in dem Theil der Geschichte, die ihn am nächsten angeht, nicht ganz unwissend seyn darf, und gemeiniglich der Unterricht darin denen anvertrauet wird, die sich dem Studium der Theologie gewidmet haben.

2296153.

Wie6154 man die Geschichte und deren angegebne6155 Theile am vortheilhaftesten studieren solle? – das heißt entweder,6156 auf welche6157 Eigenschaften der [227] Geschichte man sehen6158, zu welchem Zweck6159 man sie studieren müsse?6160 oder wodurch6161 man sich dieses Studium erleichtern könne? – In jenem 6162 Fall muß6163 die Absicht nicht bloß auf die 6164 Befriedigung der Neugier, der Eitelkeit und des Triebes nach Vielwissen6166, oder auf6167 angenehme Zeitkürzung6168 und Unterhaltung der Einbildungskraft gehen, 6169 sondern auf Erreichung des höhern Nutzens, der §. 218 6170 (f.)folgend angegeben ist; und alsdenn6171 wird man aus dem, was gesagt worden ist, leicht abnehmen können, aus welchem GesichtspunctGesichtspunct man sie studieren6172 müsse.

2306189.

Hat aber die Frage den andern Sinn: so betrift sie mehr die Methode und die Hülfsmittel, und dabey möchten folgende Vorschläge nicht undienlich seyn.6190

Anm.Anmerkung Anm. 1. Man sieht aber wohl, daß dieses nicht eine Anweisung für Geschichtsforscher GeschichtschreiberGeschichtsforscher , oder für solche seyn solle, die sich mit vorzüglichem Fleiß dem Studium der Geschichte widmen, und, wie alsdannalsdenn nöthig ist, aus den Quellen schöpfen wollen; sondern für die, welche entweder den ersten Grund hierin legen müssen, oder sich mit der Geschichte mehr als einem Nebenwerke, oder nur so weit beschäftigen, als zur bessern Kenntniß der übrigen, namentlich der theologischen Wissenschaften, nöthig ist. Anm.Anmerkung Anm. 2. Die Religions- und Kirchengeschichte wird hier ganz übergangen; weil ihr unten in einem andern Abschnitt ein besondrerbesonderer Platz bestimmt ist. Anm.Anmerkung Anm. 3. Ueberhaupt muß derjenige, der sich mehr auf die Geschichte einlaßeneinlassen kan und will, zuerst diejenigen Schriftsteller zu Rathe ziehen, welche ein Verzeichniß der dahin gehörigen allgemeinen und besondern Werke und Schriften geliefert haben. Hat er dadurch die besten Geschichtschreiber in den verschiedenen Arten der Geschichte kennen gelernet, so muß er sich, wenn er weiter gehen will, an diejenigen halten, die von diesen als gebrauchte QuellenQuellen oder HülfsmittelHülfsmittel sind angegeben worden. Für Geschichte überhaupt, oder eigentlich für bürgerliche Geschichte, ist das vollständigste Werk die Bibliotheca historica, instructa a Struve, Burkhard Gotthelf Burc. Gotthelf Struvio , aucta a Buder, Christian Gottlieb Christ. Gottlieb Budero , nunc vero a Meusel, Johann Georg Jo. Georg. Meuselio - - amplificata, wovon bis jetzt 5 Volumina, jedes von 2 Theilen, Lipsiae 1782 bis 1791 Vol.Volumen I. Pars I. Lipsiae 1782. P.Pars II. 1784. u.und Vol.Volumen II. P.Pars I. 1785. in gr.groß 8. erschienen sindist. Die Buder, Christian Gottlieb Budersche Ausgabe des ganzen Werks war Jenae 1740 1740. in 2 Bänden in groß Oktav gr.groß 8. herausgekommen. 6191
2316203.

Vor allen Dingen müßte man sich zu orientiren suchen, d. i.das ist sich bekannt machen wo? und wenn die Veränderungen, welche die Geschichte lehren soll, vorgegangen wären, also zuvörderst den Schauplatz kennen lernen. Ohne6204 vorläufige Kenntniß der Geographie Geographie sollte man nie wollen6205 Geschichte studieren. Diese6206 vorläufige Arbeit brauchte nur6207 auf das Allgemeinere zu gehen;6208 weil sonst die Menge der Sachen zerstreuen, oder unnöthig aufhalten, vieles6209 auch nicht einmal verständlich, oder dessen Nutzbarkeit begreiflich seyn würde, was erst durch die Geschichte aufgeklärt werden muß. Vorzüglich müßten unter den wichtigsten Oertern6210 die natürlichen6211 Abtheilungen der Erde durch Meere, Flüsse und Gebürge6212 bemerkt werden, als welche die beständigsten sind, woran [274] sich auch größtentheils die Abtheilungen der Völker und die wichtigsten Städte geschlossen haben, von wo aus selbst die Verbindungen und die Ausbreitung der Völker gegangen sind. 6213 Weil die neuere Beschaffenheit der Länder uns näher angeht, und man von ihr mehr wissen kan6214 als von der vorhergehenden: so würde6215 man 6216 von der neuern6217 Geographie6218 anfangen6219, und 6220 so zur mitlern6221 und ältern fortgehen.6222 Es versteht sich, daß man stets die6223 besten Landcharten, die man bekommen kan, vor sich haben müsse6224.

Bey der neuern Geographie könnte man der vollständigern Kürze wegen Fabri, Johann Ernst J. E. Fabri Handbuch der neuesten Geographie, dritte umgearbeitete Aufl.Auflage Halle 1790 1784. gr.groß 8. und zur Erweiterung in Absicht auf Europa und einen Theil von Asien, Büsching, Anton Friedrich A. F. Büschings Auszug aus seiner Erdbeschreibung, 5te vermehrte Auflage, Hamburg 1780 in 2 Theilen in 8. und 6ste Aufl.Auflage des ersten Theils, 1785,1785. zum Grunde legen; noch mehr aber, wenn die Geographie vorzüglich zum Behuf der Völkergeschichte studiert werden soll, Gatterer, Johann Christoph J. C. Gatterers kurzen Begriff der Geographie, Göttingen 1789 in 2 Oktavbänden, weil er sich neben der Land- auch auf Völkerkenntniß erstreckt, und sie mit großer Sorgfalt classificirt. – In der mittlern mitlern Geographie haben wir eigentlich noch gar nichts Allgemeines, das einigermaßen, nebst Richtigkeit, vollständig heißen könnte. Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' D'Anville zugleich richtigeres und vollständigeres als d'Anville Handbuch der mittlernmitlern Erdbeschreibung - - nebst einer Landcharte von der mittlernmitlern Geographie, Nürnberg 1782 1782. in gr.groß 8. ist bis jetzt das einzige zuverläßige, um sich in den für die Geschichte wichtigsten europäischen Staaten, seit der großen Völkerwanderung, überhaupt orientiren zu lernen, ob es gleich kaum über das achte Jahrhundert hinausgehtdie doch nur einige europäische Staaten betrifft. – In der ältern Geographie kankönnen für den Anfang das §. 140 erwähnte Handbuch zum Gebrauch der 140. erwehnte Handbuch nach Anleitung der Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anvillischen Landcharten Landcharten, dienen, womit man stets den vortreflichenwovon der erste Band, über Europa, Nürnberg 1785. in gr.groß 8. vollendet ist, von dem zweyten aber bis jetzt einige Theile von Asien und Aegypten, erschienen sind. Der vortrefliche Atlas antiquus Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillianus verbinden muß Danvillanus , welcher, mit Inbegriff der Tabulae medii aevi, 12 Charten in sich faßtfaßt, ist daselbst 1784. nachgestochen. – Von dieser vorläufigen geographischen Kenntniß muß freylich vieles erst hinterher durch die Geschichte vollständiger und deutlicher, und der Abgang solcher LandchartenLandcharten, welche die Länder nach gewissen besondern Zeiten vorstellen, durch die ersetzt werden, die sich bey manchen genauern Abhandlungen über die Geschichte einzelnereinzler Reiche zu gewissen Zeiten befinden,befinden und hier nicht können besonders angegeben werden können. 6225
2326248.

Nach dieser vorläufig erlangten Kenntniß müßte6249 der Anfang von Erlernung der Geschichte selbst mit einer allgemeinen Uebersicht derselben, also mit der allgemeinen WeltgeschichteWeltgeschichte6250 (§. 227 6251) gemacht werden, wenn man einen Unterricht finden kan, der dieses Namens würdig ist6252. Liegt bey6253 dem Studium der Geschichte keine solche allgemeine Geschichte zum Grunde:6254 so kan6255 man sich in Absicht auf Zeit (§. 231 234 ), wohin6256 jedes ge[231]hört, nicht wohl finden, ja selbst oft nicht einmal [276] in Absicht auf die Länder, wo etwas vorgefallen ist, weil diese, nach verschiedenen Veränderungen in der Geschichte, auch andre6258 Namen, einen andern Umfang, andre6259 Cultur (u. s. f.)und so ferner bekommen haben. Ueberdies6260 greift jede besondre6261 Geschichte in andre6262, ohne deren Kenntniß auch jene nicht deutlich ist, zumal wenn man die Ursachen von besondern Veränderungen in Einem StaatStaat6263 wissen will, die Ursachen mögen vorhergehende oder mitwirkende seyn. Denn dazu ist Kenntniß vorhergehender oder gleichzeitiger Staaten nöthig, und, da man die Geschichte dieser einzelnen6264 Staaten doch nicht auf einmal6265 lernen kan6266: so ist keine andre6267 Hülfe als von der allgemeinen Weltgeschichte6268 zu erwarten. Auch muß man sich gleich Anfangs6269 an Bemerkung des Zusammenhangs in der Geschichte gewöhnen (§. 224 227 ), und lernen6270 das Wichtigere von dem Unwichtigern zu6272 unterscheiden 6273, um über dieses nicht jenes zu vernachläßigen; aber eben6274 diesen Zusammenhang lehrt jene allgemeine Geschichte, und sie6275 macht uns auf das Gewicht und den Einfluß eines Staats und [251] dessen Veränderungen6276 auf gleichzeitige und spätere Veränderungen aufmerksam. Selbst der Blick erweitert sich durch dieses eröffnete6277 weite Feld, und6278 macht einen größern6279 Eindruck von 6280 der Wichtigkeit der Geschichte6281 überhaupt, welches die Lust, sie6282 zu studieren, sehr6283 befördert.

2336295.

Es müßte aber eine6296 Geschichte, die6297 diese Absichten erfüllen sollte, a) bey6298 allem Reichthum der Sachen, 6300 zweckmäßig kurz seyn, (d. i.)das ist nichts enthalten, was nicht entweder zur Kenntniß eines ganzen Theils, Volks oder Staates und dessen merkwürdigerer6301 Veränderungen, oder zur Kenntniß des Einflusses desselben auf andre6302 ganze Theile, Völker oder Staaten, diente6303, und b)6304 doch hinlänglich zur allgemeinen Kenntniß dieser zwey6305 Stücke. Sie müßte6306 sich c)6307 leicht im Zusammenhange übersehen, und d)6308 zum zukünftigen beständigen Gebrauch bey6309 der SpezialgeschichteSpezialgeschichte, sowohl6310 als zur Festhaltung des Totaleindrucks, leicht behalten laßen6311.

[252] 2346312.

Unmöglich ist es, das Ganze deutlich zu übersehen, ehe man nicht vorher dessen einzelne6313 Haupt[233] [278]theile kennen gelernt6314 hat. Also sind gewisse Gränzen oder Abschnitte nöthig, und diese werden bey6315 der Geschichte entweder durch die Zeit oder durch die Gegenstände, (z. B.)zum Beispiel durch die verschiednen6316 Völker, bestimmt, mit welchen sich die Geschichte beschäftigt. Jenes würde die chronologische, dieses die synthetische Anordnung seyn. Bey6317 der erstern kan6318 man die Weltveränderungen in die Länge oder Breite, (d. i.)das ist entweder so stellen, wie sie nach einander,6319 oder wie sie neben einander erfolgten; im erstern Fall würden6320 sie eigentlich chronologisch, im zweyten6321 synchronistisch geordnet. Bey6322 der andern aber käme6323 es auf das6324 an, was man zum Hauptgegenstand6325 machen will, ob das Schicksal der CulturCultur,Cultur und was dazu gehört6326, oder der Länder, oder der Völker6328. Alle diese Methoden laßen6329 sich verbinden. In einer allgemeinen Weltgeschichte, wo es am meisten auf leichte Uebersicht und ZusamhangZusammenhang 6330 ankommt, ists ohne Zweifel am besten, gewisse Hauptveränderungen6331 in der Welt 6332 als Epochen oder Ruhepuncte6333 anzunehmen, und darnach verschiedene PeriodenPerioden6334 zu machen,6335 (die man nachher, wenn sie zu lang, und zu voll von merkwürdigen Revolutionen sind, wieder, nach eben dem Fuß,6336 abtheilen kan6337), in jeder aber die wichtigsten Völker (im politischen Verstande,6338 oder in Einem Staatskörper vereint) und ihre Geschichte,6339 besonders, und daneben den Fortgang der Cultur überhaupt,6340 oder bey6341 jedem insbesondre,6342 aufzustellen.

Weltgeschichte von Schlözer, August Ludwig von A. L. Schlözer , Erster Theil, Göttingen 1785. 8, in der Einleitung, sonderlich S.Seite 79–119. 6343
2,
2356357.
Eine solche bisher erwähnteerwehnte allgemeine Uebersicht der GeschichteGeschichte zu erlangen scheint vor dem ersten Anfang nichts dienlicher, als die dienlicher als: Die schon genannte Schlözer, August Ludwig von Schlözerische Wo gelehrte Schulen und GymnasienGymnasien zweckmäßig eingerichtet sind, darf man erwarten, daß wer zur Universität übergeht, in Besitz einer Grundansicht und Grundkenntniß der Geschichte gekommen seyn werde. Wäre dieß nicht der Fall, und selbst wo er es ist, wird sich, um die Grundlage weiter auszubauen, das Vergessene sogleich wieder zu finden, und überhaupt immer in vertrauter Bekanntschaft mit der Wissenschaft zu bleiben, ein jeder wenigstens mit einigen der besten HülfsmittelHülfsmittel zu versehen haben, an welchen unser Zeitalter keinen Mangel hat. Anm. Anmerkung Für den ersten Anfang eignet sich hierzu ganz vorzüglich: Schlözer, August Ludwig von Schlözer's Weltgeschichte, Erster Theil, Göttingen 1785, Zweyter 1789 in 8. oder 1ster und 2ter Theil, 1785. und 1789. 8. und , da diese nochsie nicht vollendet ist, Schlözer, August Ludwig von Schlözers Desselben Vorstellung der Universalhistorie, zwote Aufl.2te Auflage. Göttingen 1775 in1775. 8. Aber sie enthält Indeß enthält sie doch 8, oder, da beyde Bücher mehr Plan zur allgemeinen Weltgeschichte,W. G. als eine eigentliche Darstellung derselben. Diese letztere findet man ganz vorzüglich inVorstellung derselben enthalten, in Verbindung mit derselben, Gatterer, Johann Christoph Joh. Christoph Gatterers Gatterer's kurzer Begriff der Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange, Erster Theil, Göttingen 1785. gr.groß 8. oder Desselben (größre) Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange, Erster1ster Theil, Göttingen 1785, Zweyter 1787 in1785., 2ter Theil, 1787. gr.groß 88., die sich, durch ihren großen zusammengedrängten Reichthum von Sachen und selbst vielen neuen Aussichten, durch den überall sichtbaren Forschungsgeist, durch eine ungemein lehrreiche Darstellung und stete VerbindungVerbindung, nicht nur der verschiednenverschiedenen Völker mit einander, sondern auch ihrer CulturCultur und VerfassungVerfassung mit ihrer Geschichte, vor so vielen andern auszeichnet. Sie geht aber, so weit sie heraus ist,jedoch auch nur bis zur Zertrümmerung des persischen Reichs durch Alexander d. Gr. Alexander, mit einem Entwurf des Ursprungs und der Verfassung der griechischen Staaten. Man müßtemuß also das Uebrige aus dessen Dessen Umfange. Erster Theil, ebendaselbst 1785. gr.groß 8, oder, da beyde nur bis auf Kyros II. Kyrus reichen, Desselben Abriß der Universalhistorie in ihrem ganzen Umfange, zwote Ausgabe,2 Bände, 2te Ausgabe. Göttingen 1773 in 2 Octavbänden 1773. ergänzen 1773, in 2 Bänden in 8 . Da sich aber auch dieser Abrißsich schon mit der Entdeckung von Amerika endigt: soendigt, könnte man, in Absicht der neuesten GeschichteGeschichte, den Grundriß einer Geschichte der merkwürdigsten Welthändel neuerer Zeit - - von Büsch, Johann Georg Joh. Georg Büsch , zweyte zweyte und umgearbeitete Ausgabe, Hamburg 1783 in 8, oder den Krause, Johann Christoph Krausischen Grundriß (§. 240)1783. 8. zu Hülfe nehmen. Hierzu ist die aus dem Französischen übersetzte Universalhistorie des Abbé Millot, Claude François Xavier Millot , bis auf die neuere Zeit, fortgesetzt von Christiani, Wilhelm Ernst M. F. Christiani , 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1771–1791. nicht unbrauchbar. Das reichhaltigste und wohlgeordnetstewohlgeordnetste, bis zur Entdeckung von Amerika gehende Handbuch über die ganze ganze UniversalgeschichteUniversalgeschichte scheint mir dochist aber die Anleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, von Beck, Christian Daniel Christian Daniel Beck , Erster Theil, Leipz. 1778, Zweyter 1788 in1ster bis 4ter Theil. Leipzig 1787–1813. gr.groß 8, bis jetzt zwar nur bis auf die Theilung der Carolingischen Monarchie fortgeführt, eben so wie8.; – kürzer: Desselben kurzgefaßte Anleitung zur K. d. a. W. u. V. GeschichteKenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, ein Auszug aus dem grösserngrößern Werke, Erster1ster Theil, 1789 in1789. gr.groß 8, der, bey aller Vollständigkeit, zu einer kürzern Uebersicht noch brauchbarer ist. Aber das Zurückgebliebene kan man vor der Hand durch8. Desselben Entwurf der allgemeinen W. u. V. GeschichteWelt- und Völkergeschichte der dreydrei letzten Perioden (bis auf die neueste Zeit), Leipzig 1790 in 8. ersetzen.Zeit). Leipzig 1790. Diese Beck, Christian Daniel Beckische Anleitung, Auszug und Entwurf erstreckt Beckischen Werke erstrecken sich nicht nur auf demden politischen, sondern auch auf demden moralischen und literarischenliterärischen Zustand der Welt in verschiednenverschiedenen Zeiten und unter verschiednenverschiedenen Völkern; sie istsind recht eigentlich für Studierende auf Akademien, freylichAkademieen, freilich nicht für gemeineAnfänger, geschrieben, ausnehmend reich an Begebenheiten, an den neuesten und besten Entdeckungen in der Geschichte, und an literarischenliterärischen Notizen, und, wenn man sich erst einmal in die darin beobachtete Ordnung gefunden hat, sehr bequem, sich in dieses Buch oder nach demselben das einzutragen, was man nachher, beybei dem weiternweiteren Studium der Geschichte, von Entdeckungen und dahin einschlagenden Schriften findet. {Außerdem sind sehr empfehlungswerth: Remer, Julius August J. A. Remer's Handbuch der allgemeinen Geschichte, 3 Theile. Braunschweig 1783. Eichhorn, Johann Gottfried J. G. F. Eichhorn's Weltgeschichte, 2 Theile, Göttingen 1804. Müller, Johannes von J. v. Müller 24 Bücher allgemeiner Geschichte, besonders der europäischen Geschichte, 3 Bde.Bände Tübingen 1811. Pölitz, Karl Heinrich Ludwig K. H. L. Pölitz Handbuch der Weltgeschichte, 3 Theile. Leipzig 1805–1806.} 6358
236239237[!]. Diese allgemeine Uebersicht kanDie allgemeine Uebersicht der Geschichte kann ungemein erleichtert, anschaulicher gemacht, und der Eindruck so verschiednerverschiedener Perioden und Völker, nebst ihrem Verhältniß gegen einander, lebhafter und dauerhafter, zugleich aber die gar zu leichte Verwirrung in einer Wissenschaft von so ungeheurem und mannichfaltigem Inhalt verhindert werden, wenn man theils beybei jener kurzen allgemeinen WeltgeschichteWeltgeschichte, theils noch mehr nach Vollendung derselben, sowohl gute chronologische WeltchartenWeltcharten, als auch synchronistisch synchronistische TabellenTabellen zu Hülfe nimmt. Beyderley Anm. Anmerkung Beide Arten enthält die Gatterer, Johann Christoph Gattererische Gatterersche Synopsis historiae vniuersalisuniversalis sex tabulis - -tabulis – comprehensa, der verbesserten Ausgabe,Ausgabe. Göttingen 1769 1769. gr. fol.groß folio In 1769. gr. Fol.groß Folio; in der letztern Art ist Berger, Theodor Theodor Bergers Berger's synchronistische Universalhistorie der vornehmsten europ.europäischen Reiche etc.et cetera nach der 6sten6ten von Jaeger, Wolfgang Wolfg. Jäger verbesserten Ausgabe,verbess. Ausgabe. Coburg 1781 fol.folio 1781. Fol.Folio vorzüglich nutzbar; noch weitreichenderweiter reichend aber sind für die ganze Universalhistorie die Blair, John Blairschen Tafeln, die schon zu London 1756, und wieder 1768 unter dem TitelTitel: The Chronology and History of the World - -World, in LVI Tables, by Blair, John John Blair , in Kupfer gestochen, mit 14 Landcharten herauskamen, und nun endlich auch deutsch übersetzt: (Blair, John J. Blairs J. Blair's synchronistische Tabellen für die allgemeine Weltgeschichte, von Erschaffung der Welt - -Welt, fortgesetzt bis auf Leopold II. Leopold II. von Watteroth, Heinrich Josef Heinr. Joseph Watteroth ,) Watteroth . Wien 1790 in zwey Theilen in1790. 2 Theile. Querfolio erschienen sind. – Ganz vorzüglich aber empfehlen sich für den Handgebrauch: Hübler, Daniel Gotthold Joseph D. G. F. Hübler's synchronistische Tabellen der Völkergeschichte, nach Gatterer, Johann Christoph Gatterer . 3 Lieferungen. 1796–1799. Bredow, Gabriel G. G. H. Bredow's Weltgeschichte in Tabellen, 3te Auflage. Altona 1810. womit Hinsichts der Abstammung der Völker und des Entstehens der Reiche auch verglichen zu werden verdient: Strass, Friedrich F. Straß Strom der Zeiten, oder bildliche Darstellung der Weltgeschichte, nebst des Verfassers Ueberblick zur Erläuterung. Berlin 1803. Unter den nicht minder nothwendigen genealogischen Tabellen sind Gatterer, Johann Christoph J. C. Gatterers E. Gatterer's Stammtafeln zur Weltgeschichte, wie auch zur europäischen Staaten- und Reichshistorie, mit dem größestengrößten Fleiße entworfen. Die erste Sammlung derselben, von 32 Tafeln, ist zu Göttingen 1790 1790. herausgekommen. nutzbar. Auf die europäische Staatengeschichte beschränken sich Voigtel, Traugott Gotthold T. G. Voigtel's genealogische Tafeln. Halle 1811. Theodor Bergers synchronistische Universalhistorie der vornehmsten europ. Reiche etc. nach der 6sten von Wolfg. Jäger verbesserten Ausgabe, Coburg 1781 Aus dem Jahr 1781 stammt die fünfte Auflage, eine sechste Auflage ist nicht zu ermitteln. Blairschen Tafeln, die schon zu London 1756, und wieder 1768 […] in Kupfer gestochen, mit 14 Landcharten herauskamen John Blairs (gest. 1782) The Chronology and History of the World, from the Creation to the Year of Christ, 1753, illustrated in LVI tables ist zuerst 1754 in London erschienen und 1756 nachgedruckt worden. Weitere Ausgaben folgten. Leopold II. Gemeint ist Leopold II. (1747–1792), ab 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. D. G. F. Hübler's synchronistische Tabellen der Völkergeschichte, nach Gatterer. 3 Lieferungen. 1796–1799 Der Name des Autors lautet Daniel Gotthold Joseph Hübler (1734–1805), zugrunde liegt Johann Christoph Gatterers Versuch einer allgemeinen Weltgeschichte bis zur Entdeckung Amerikens (1792). J. E. Gatterer's Stammtafeln zur Weltgeschichte […] Göttingen 1790 Der Name des Autors lautet Johann Christoph Gatterer. T. G. Voigtel's genealogische Tafeln. Halle 1811 Gemeint ist der erste Teil von Traugott Gotthold Voigtels (1766–1843) Genealogische[n] Tabellen zur Erläuterung der Europäischen Staatengeschichte, der zweite Teil erschien erst 1829. 237240236[!]. Ehe man zur SpezialgeschichteSpezialgeschichte fortschrittefortschreitet, oder ehe man, wenn man wollte, sich um eine ausführliche allgemeine WeltgeschichteWeltgeschichte bewürbebewirbt, oder wenn man sich auch beybei der Spezialgeschichte nicht auf die Geschichte mehrerer Staaten einlaßeneinlassen könnte: würdeeinlassen kann, wird man nicht ohne Vortheil ein WerkWerke zu Rathe ziehen können, dasziehen, die mehr als bloß allgemeine Uebersicht gäbegeben, und doch nicht zu weitläufig wäresind, zumal wenn essie zugleich die Geschichte pragmatisch darstellte. Diesesdarstellen. Diese würde jenen allgemeinen Entwurf noch unterhaltender, und die gelernten Sachen durch etwas mehrere Umständlichkeit noch behältlicher machen, zugleich aber Vorbereitung auf die Spezialgeschichte und auf das pragmatischpragmatische Studium der Geschichte seyn. Bis jetzt hat man schwerlich ein besseres und zu diesem Zweck dienlicheres Werk dieser Art als die Elemens de l'histoired'histoire generale par l'Abbé Millot, Claude François Xavier Millot , welche seit 1772 mehrmals, z. B.zum Beispiel zu Bern 1775 in 9 Bänden gr.groß 12. aufgelegt, und in der deutschen Uebersetzung: Millot, Claude François Xavier Millot Universalhistorie alter, mitler und neuer Zeiten, mit Zusätzen und Berichtigungen bis auf gegenwärtige Zeit fortgesetzt von Christiani, Wilhelm Ernst Wilh. Ernst Christiani , wovon bis jetzt Leipzig 1777–91 in 12 Theilen1777–85. 8 Theile in gr.groß 8., noch vollständiger, und selbst mit einer kurzen Kirchengeschichte vermehrt8. erschienen, noch nützlicher worden sind. Der Gebrauch eines solchen Werks wäre auch um so mehr anzurathen, da die §. 235 238 gedachten vortreflichen Entwürfe theils meistens zu Vorlesungen bestimmt, und für den ersten Anfänger nicht ganz verständlich sind, theils einzelneeinzle feine Bemerkungen schon in die Spezialgeschichte schlagen, und nicht für ihn sind, der ihren großengrossen Werth noch nicht zu schätzen weiß. Elemens de l'histoire generale par l'Abbé Millot, welche seit 1772 mehrmals, z. B. zu Bern 1775 in 9 Bänden gr. 12. aufgelegt Claude François Xavier Millots (1726–1785) Werk Eléméns D'Histoire Générale ist in zwei Partien in Paris erschienen. Die vier Bände der première partie stammen aus dem Jahr 1772 und umfassen die histoire ancienne, die fünf Bände der seconde partie umfassen die histoire moderne und stammen aus dem Jahr 1773. 1775 sind beide Partien in Lausanne und auch in Neuchâtel (édition augmentée) erschienen, eine Berner Ausgabe ist nicht nachzuweisen. Millot Universalhistorie alter, mitler und neuer Zeiten […] fortgesetzt von Wilh. Ernst Christiani, Leipzig 1777–91 in 12 Theilen Die von Wilhelm Ernst Christiani (1731–1793) verfassten Teile 10 bis 12 sind auch unter dem Titel Geschichte der neuesten Weltbegebenheiten 1–3 erschienen, der zwölfte Teil datiert aus Christianis Todesjahr. 6421 238241. Nunmehro wäre es Zeit,Von der Universalgeschichte gehe man nun zur SpezialgeschichteSpezialgeschichte fortzugehenfort, und dieses um so mehr, da die meisten bestenbesseren Entwürfe der allgemeinen WeltgeschichteWeltgeschichte auf die gerade die für uns wichtigste neuere Geschichte nicht gekommen sindin den besten Entwürfen der allgemeinen Weltgeschichte ganz übergangen, oder sie mit zu wenig VollständigkeitVollständigkeit, guter Auswahl und Genauigkeit vorgetragen habenist. Wer die Geschichte, wie hier vorausgesetzt wird, nur nach Nothdurft studieren muß, wird schwerlich in der allgemeinen Weltgeschichte weiter gehen können, und sich mit einer weitern Kenntniß weniger Theile der Spezialgeschichte begnügen müssen, und wer auch darin weiter gehen will, wie kan der jetzt anders dazu gelangen,gelangen als durch das Studium der Geschichte einzelnereinzler Staaten? 239242. Unter den Theilen dieser SpezialgeschichteSpezialgeschichte ist ohne Zweifel – wenn nicht besondrebesondere Umstände eine Ausnahme erfordern, z. B.zum Beispiel die alten Schriftsteller vorerst das Studium der griechischen und römischen Geschichte zunächst nothwendig machen,machen – die neuere neuere , beybei dieser die europäischeuropäische europäische , und besonders die vaterländischvaterländische Geschichte,Geschichte die nöthigste. – Sie geht uns am nächsten an, und so fern wir größtentheils die ältere und Geschichte unsers deutschen Vaterlandes die wichtigste. 239. Sowohl die ältere als die ausländische Geschichte lernen wollendoch die Meisten hauptsächlich in der Absicht, um den heutigen Zustand der Welt gründlich aus dem vormaligen zu erkennen, verhält sie sich zu jenererkennen. Sie verhält sich also wie Zweck zu Mitteln; man kankann selbst vieler, vielleicht der meisten Begebenheiten des AlterthumAlterthums und des AuslandAuslandes unkundig seyn, ohne daß uns deswegen die neuere und vaterländische Geschichte undeutlich ist. – Und wennunverständlich würde. Wenn überdieß die Geschichte hauptsächlich Klugheit und unsrebesonders die SittenSitten bilden soll, dabeydabei aber Denkart, Charakter, Bedürfnisse, Anstalten und Umstände erfordert werden, die denen am nächsten kommen, welche die Geschichte darstellt:darstellt; so muß die erwähnteerwehnte Art der Geschichteeine uns näher liegende neuere Geschichte, nothwendig im Ganzen mehr Einfluß auf unsreunsere Bildung als jene haben. – Selbst, wegen der meist mehrerngrößern Gewißheit der ZeitrechnungZeitrechnung und der einzelneneinzeln Begebenheiten, so wie wegen des Reichthums der Nachrichten, hat sie weniger Schwierigkeiten, und giebt mehrere ZuverläßigkeitZuverlässigkeit, nöthigt auch weniger,weniger uns beysich bei unbeträchtlichern Sachen und oft doch vergebenen Grübeleien aufzuhalten, erlaubt mehrere Wahl der Ereignisse, entdeckt mehr die Ursachen und Folgen derselben, und gewährtgewährt, da sie weniger Lücken hat, einen deutlichern ZusammenhangZusammenhang. 6478 240. Man fange also auch hier wieder mit dereiner vorläufigen allgemeinern Uebersicht an, ohne welche die vaterländischvaterländische GeschichteGeschichte eben so wenig recht verständlich ist, und lehrreich genug kan gemacht werden kann, als die Geschichte besondrerbesonderer europäischen Staaten, ohne die Kenntniß derer, aus deren Trümmern sie entstanden sind. Bloße allgemeine WeltgeschichteWeltgeschichte, die schon im Vorhergehenden, als voraus bekannt, angegeben ist, reicht hier nicht ganz zu, weil sie, nach ihrem ZweckZweck, eine allgemeinere Uebersicht der Geschichte zu geben, sich in keine nähere Darstellung (Detail) einlaßen kaneinlassen kann, und doch die Kenntniß solcher nähern Umstände, selbst oft kleiner Ursachen großer WeltveränderungenWeltveränderungen, erfordert wird, wenn man die Geschichte besondrerbesonderer Reiche und Völker verstehnverstehen, und, wie sichs gehört, in einem lehrreichen ZusammenhangZusammenhange übersehen will. Anm. Anmerkung Eine solche vorläufige genauere Einleitung und selbst Uebersicht der neuern europäischen StaatengeschichteStaatengeschichte, die man von der sogenannten großen Völkerwanderung an rechnen kankann, ist vorzüglich der Grundriß der Geschichte der jetzigen, besonders der europäischen Staaten, von Krause, Johann Christoph J. C. Krause, Krause. Halle 1788. in gr.groß 8;8. und, da doch so viel auf eine genügliche und wohlgeordnete Darstellung der merkwürdigern Veränderungen und ihrer Ursachen, so wie der Verfassung der aus oder neben einander entstandnenentstandenen Völker und Staaten,Staaten ankommt, zu deren näheren Kenntniß vielen Liebhabern der Geschichte Zeit und Hülfsmittel fehlen, Desselben bündige und lehrreiche Geschichte der wichtigsten Begebenheiten des heutigen Europa, wovon bis jetzt drey Bände in gr.groß 8. Halle 1789–91. herausgekommen sind. 1ster bis 5ter Bd.Band, fortgesetzt von Remer, Julius August Remer, 6ter u.und 7ter Bd.Band Halle 1789–1803. 8. desgleichen Koch, Christoph Wilhelm C. M. Koch's Gemählde der Revolutionen in Europa, seit dem Umsturz des römischen Kaiserthums. Aus dem Französischen von Sander, Johann Daniel Sander, 3 Theile. Berlin 1807. 8. Remer Gemeint ist Julius August Remer (1738–1803). C. M. Koch's Gemählde der Revolutionen in Europa, seit dem Umsturz des römischen Kaiserthums. Aus dem Französischen von Sander, 3 Theile. Berlin 1807 Der Name des Autors lautet Christoph Wilhelm Koch (1737–1813), bei dem Übersetzer handelt es sich um Johann Daniel Sander (1759–1825). Die ersten beiden Teile sind 1807 erschienen, der dritte Teil folgte 1809. 6527
2416550.
Hiedurch vorbereitetvorbereitet, schreite man zuMan fange also mit der GeschichteGeschichte des gemeinsamen VaterlandVaterlandes, zumit der Geschichte DeutschlandDeutschlandes Geschichte Deutschlands , fortan. Diese Geschichte ist etwas Anderes als Geschichte der deutschen Regenten und Häuser, oder deutsche ReichsgeschichteReichsgeschichte, so sehr auch beyderleybeiderlei Geschichte oft in einander fließt. Wie sind die Deutschen das worden, was sie sind? die cultivirte Nation geworden, die sie itzt sind? Dies zu wissenwissen, ist doch noch allgemein nützlicher, als jenes, so unentbehrlich auch jene Geschichte ist,ist die Geschichte der Nation kennen zu lernen. Anm. Anmerkung 1. {In Zeiten, wo Deutschland aus seiner tiefen Erniedrigung zu einem kräftigen Leben erwacht ist, – welcher Theil des Studiums der Geschichte verdiente wohl mehr Empfehlung als gerade dieser? Wenn dadurch auf der einen Seite die Kraft des deutschen Volks erkannt werden kann, so wird man sich auch vor Einseitigkeit in seiner Schätzung und Bewunderung, und in dem Urtheil der Vorzüge der vergangenen Zeit vor der jetzigen, am besten bewahren können. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers } Anm. Anmerkung 2. Unter den Hauptwerken über die deutsche Geschichte bleibt, trotz vieler Mängel und der Unbeholfenheit des Stils, noch immer vorzüglich zu nennen: Noch ist Schmidt, Michael Ignaz Michael Ignaz Schmidts Schmidt's Geschichte der Deutschen, fortgesetzt von Milbiller, Joseph Millbiller , 1ster bis 17ter Band, desgl.desgleichen die erste Uebersicht, Ulm 1778–91,1778–851778–1791., bisher in 106 Theilen in gr.groß 8. und der erste Theil verbessert aufgelegt 1785, eigentlich1785 das einzige WerkBuch dieser Art. – Theilen, gr. 8. – Ein kleines Handbuch, recht deutsch gedacht und geschrieben, ist Kohlrausch, Heinrich Friedrich Theodor Kohlrausch deutsche Geschichte für Schulen, 2 Theile. Elberfeld 1816–1817. Zur Kenntniß der deutschen Reichs- oder vielmehr KaisergeschichteKaisergeschichte, haben wir nichts, was, eben sowohl in richtiger und lehrreicher Darstellung als in bündiger Kürze, Heinrich, Christoph Gottlob Christoph Gottlob Heinrich's teutsche Reichsgeschichte überträfe, (die eigentlich den 9ten Band der Allgemeinen Weltgeschichte nach Guthrie, William Guthrie, Gray, John Gray und Andrer Plan ausmacht), wovon bisher drey Theile, Leipz. 1787–89 in gr.groß 8. (bis auf Kaiser Karl IV. Karl IV.) erschienen sind. Ausführlicher ist schon, obgleich mehr eine kritische Zusammenstellung als pragmatische Zusammenordnung: könnte man, zu dem hier nöthigen Zweck, dem Anfänger Die Geschichte des teutschen Reichs von Heinrich, Christoph Gottlob C. G. H. (Heinrich, Christoph Gottlob Heinrich ), Riga 1778 und 1779 in drey Theilen in gr.groß 8. empfehlen, und hernach Die allgemeine WelthistorieWelthistorie - - in einem vollständigen und pragmatischen Auszuge - - verfertigt von Häberlin, Franz Dominicus Franz Dominicus Häberlin . Neue Historie,Historie. Halle 1767–73, in 12 Bänden in gr.groß 8. Doch wird sie ob diese gleich erst vom 11ten Jahrhundert an beträchtlich wird, und geht nur bis 1546, wo Desselben neueste 1546 geht, da die folgende Neueste teutsche Reichsgeschichte anfängt, die bisher (die Fortsetzung Senkenberg, Renatus Karl von R. K. Freyherrns von Senkenberg mit eingeschlossen) in 2118 Bänden besteht, Halle, 774–90 und bis zum Schluß des 16ten Jahrhunderts führt, aber in gr.groß 8, Halle 1774–85 erschienen, sie nur bis 1594 fortgesetzt, und dem hiesigen Zweck nicht angemessen ist. Zu einer guten Ergänzung der in jener Allgem. Welthist. äusserst kurz berührten ältern Geschichte des teutschen Reichs,Reichs könnten der Versuch einer Geschichte Kaiser Karl I. Karls des GroßenGrossen , Leipz. 1777. 8,8. Geschichte der fränkischen Monarchie von dem Tode Karl I. Karls des Gr. bis zu dem Abgange der Karolinger, Hamburg 1779 1779. gr.groß 8,8. und Geschichte der Teutschen von Konrad I. Konrad I.1. bis zu dem Tode Heinrich II. Heinrichs II.2 , von Hegewisch, Dietrich Hermann D. H. Hegewisch , ebendas.ebendaselbst 1781 1781, gr.groß 8. gebraucht werden, die alle von Einem Verfasser sind. Aber wer giebt uns eine zu dem hiesigen Zweck dienende Geschichte des 16ten, 17ten und 18ten Jahrhunderts? Kaisergeschichte dient ganz vorzüglich: Heinrich, Christoph Gottlob C. G. Heinrichs deutsche Reichsgeschichte, 5 Bände, Leipzig 1787–1789., und Desselben Handbuch der deutschen Reichsgeschichte. Leipzig 1800. 6551
2426593.
Diese deutsche Geschichte deutsche Geschichte recht zu verstehnverstehen und zu beurtheilen, müßtemuß man wenigstens einen allgemeinen BegriffBegrif von der deutschen StaatsverfassungStaatsverfassung haben, oder die deutsche Staatskunde Staatskunde (Statistik) kennen; wozu die Staatskunde von Deutschland im Grundrisse, von Grellmann, Heinrich Moritz Gottlieb H. W. G. Grellmann , deren erster Theil zu Göttingen 1790 in 8. ans Licht getreten ist, vorzüglich dienen könnte, zumal wenn man damit die schätzbare Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des teutschen Reichs vom geh.geheim Justitzrath Pütter, Johann Stephan Pütter verbände, von der in drey Theilen eine zweyte Ausgabe, Göttingen 1788 in gr.groß 8. erschienen ist.kennen. Für die hier angenommenen Leser möchten Schmauß, Johann Jacob Joh. Jac. Schmaussens akademische Reden und Vorlesungen über das teutsche Staatsrecht, herausgegeben von Heldmann, Johann Albrecht Hermann Joh. Alb. Herm. Heldmann , Lemgo 1766 in 4. den deutlichsten Unterricht enthalten. kennen, ohne welche theils vieles in dem Laufe der Begebenheiten nicht richtig verstanden, theils die Zeiten und ihre Wechsel in den VerfassungenVerfassungen, nicht genug unterschieden werden können. Anm. Anmerkung Hierzu geben die beste Anleitung Grellmann, Heinrich Moritz Gottlieb H. W. G. Grellmann's historisch-statistisches Handbuch von Deutschland, 1ster und 2ter Theil, und mehr noch Pütter, Johann Stephan J. S. Pütter's historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des deutschen Reichs, 2 Theile. 1798. 6594
2436600.
Hierauf würdehat man sich mit der übrigen europäischen StaatengeschichteStaatengeschichte europäischen Staatengeschichte , die den nächsten Einfluß in die deutsche Geschichte hat, und mit derselbenselbiger auch sich die StaatsverfassungStaatsverfassung derselben bekannt machen, wozu, wenigstens die Verfassung der meisten kennen zu lernen, die zu machen, welche ohnehin nicht minder denkwürdige Ereignisse aufstellt, und besonders in einzelnen Zeitperioden an Interesse für den philosophischen und pragmatischpragmatischen Geschichtsforscher die vaterländische Geschichte vollkommen an die Seite gesetzt, wo nicht vorgezogen werden kann. Anm. Anmerkung Als Hülfsmittel empfehlen sich: Achenwall, Gottfried G. Achewall's Staatsverfassung der heutigen vornehmsten europäischen Reiche und Völker im Grundrisse, von Achenwall, Gottfried Gottfr. Achenwall , 7te6ste Ausgabe, Erster Theil,2 Theile, 4te Auflage, Göttingen 1790 1771, Zweyter Theil, 1785. 8. und die 1790. Toze, Eobald M. E. Tozen's Einleitung zur allgemeinen und besondern europäischen Staatskunde, entworfen von Toze, Eobald M. E. Tozen , 3te Aufl.Auflage Bützow 1785 1785. in gr.groß 8. (4te Aufl.Auflage, mit Zusätzen von Heinze, Valentin August V. A. Heinze Heinze, 1ster Band,Band. Schwerin 1790 in1790. gr.groß 8.) die brauchbarsten sind. Zur allgemeinen Uebersicht dient vorzüglichkan die Anleitung zur Kenntniß der europäischen Staatenhistorie - -Staatenhistorie – von Meusel, Johann Georg Joh. Georg Meusel , drittezwote Ausgabe, Leipz. 1788 1782. in gr.groß 8 8. dienen Leipzig 1800. 8. , die zugleich die nöthigsten genealogischen Tabellen enthält, und die besten allgemeinen Schriften und Werke anzeigt, welche über die Geschichte eines jeden Staates insbesondre vorhanden sind, und hier, nach unsrer Absicht, nicht berühret werden können.anzeigt. Spittler, Ludwig Timotheus von L. L. Spittler's Entwurf der Geschichte der europäischen Staaten, fortgesetzt von Sartorius, Georg Sartorius , 2 Theile. Berlin 1807. 6601
2446625.

Nun würde6626 es darauf ankommen, welche Theile der übrigen, sonderlich ältern Geschichte, [290] der, welcher sich6627 nicht mit besondern Fleiß auf die6628 Geschichte legen kan6629, zu seinem [262] Zweck und eigentlicheneigentlichem Studium6630 am nothwendigsten fände. Die ältere Geschichte, wenigstens einzelne6632 Theile dersel[242]ben, können für manchen6633 weit nützlicher und unentbehrlicher, als die meisten Theile der neuern seyn; und sie haben selbst das Glück gehabt, weit pragmatischer bearbeitet zu werden, als manche der neuern6634, welche, bey6635 allem Nutzen für den bloß Wißbegierigen, den Staatsmann und Rechtsgelehrten, für andre6636 Leser oft6637 sehr wenig Wissenswürdiges oder Lehrreiches enthalten. Für den, welcher das Studium der Theologie und ihrer einzelnen6638 Theile zu seiner Hauptbeschäftigung macht, kan6639 daher die jüdischjüdische6640 und die damit in Verbindung stehende Geschichte andrer6641 Völker, nebst der griechischen6642 und römischen6643, vorzüglichen Fleiß erfordern. In dieser Rücksicht, selbst wegen des guten Vortrags, verdienen die Elementa historiae antiquae, auctore Baumgarten-Crusius, Gottlob August Gottlob Aug. Baumgarten Crusio , Lips. 1775 1775. 8. wovon nur noch die Fortsetzung fehlt, sehr empfohlen zu werden. Einige die griechische und römische Geschichte betreffende Schriften sind schon oben (§. 138) erwähnterwehnt worden, und wer diese Geschichte, zum bessern VerständnißVerhältniß alter Schriftsteller, noch ausführlicher zu lernen wünschte, könnte sich dazu der Histoire ancienne - - par Rollin, Charles Rollin , die Halle 1756. 57 57. in 4 Voll.Volumina und Ebendesselben noch beßre Histoire Romaine, die ebendaselbst 1753–55 1753–55. in 5 Voll.Volumina in gr.groß 8. nachgedruckt worden ist, und der Histoire des Empereurs, nebst deren Fortsetzung in der Histoire des Empereurs Romains - - jusqu'ajusqu' à Konstantin d. Gr. Constantin, par Crevier, Jean Baptiste Louis J. B. L. Crevier , nachgedruckt Amst. 1750 f.folgend in 12 Bänden gr.groß 12. bedienen. Will man übrigens aus Einem Werk die Spezialgeschichte aller bekannten und merkwürdigern, ältern und neuern, Völker und Staaten genauer kennen lernen, ohne sich in eine sehr ausführliche Untersuchung derselben einzulaßen:einzulassen, so möchte, im Ganzen genommen, kein Werk dazu dienlicher seyn als die Allgemeine Weltgeschichte, von der Schöpfung an bis auf gegenwärtige Zeit, von Guthrie, William Wilh. Guthrie, Gray, John Joh. Gray und andern - - übersetzt - -übersetzt - berichtigt, und mit Anmerkungen versehen, (in einzelneneinzeln Theilen auch durchaus um- oder ganz neu ausgearbeitet, Leipz. 1765 flgg.folgende),1765. flgg.) das sich seiner Vollendung nähert, und bis jetzt aus 4133 Bänden in gr.groß 8. besteht, Th.Theil 1–4. Th.Theil 5,5 Band 1–4.1–4, Th.Theil 6,6 B.Band 1 u.und 2. Th.Theil 7,7 B.Band 1 u.und 2,2. Th.Theil 8. Th.Theil 9, B.Band 1. 2 3. (noch unvollendet)8 u.und 9. Th.Theil 10,10 B.Band 1 u.und 2. Th.Theil 11 u.und 12. Th.Theil 13,13 B.Band 1 u.und 2. Th.Theil 14, 1–3te Abth.Abtheilung Th.Theil 15, 1–4te Abth.Abtheilung Th.Theil 16, 1–9te1–6ste Abth.Abtheilung Th.Theil 17, 1–3te Abth.Abtheilung (auch noch nicht beendigt); wovon einige Theile selbst dem Geschichtsforscher wichtig seyn werden.6644

6666
2456667.

Ein für den Gelehrten besonders unentbehrlicher Theil der Geschichte ist die gelehrte oder Literargeschichte, welche die Schicksale der Wissenschaften und der dazu dienlichen Hülfsmittel [292] vorstellen soll. Fortschritte in einzelnen6668 Wissenschaften, erforderten Fortschritte in der CulturCultur6669 überhaupt, und in der Art der Cultur insbesondre6670, welche unter dem Namen der Gelehrsamkeit (§. 3 6671) begriffen wird. Diese Fortschritte laßen6672 sich aber nicht deutlich angeben, wenn man nicht diejenigen kennt, welche die meisten oder wichtigsten Fortschritte6673 [244] darin gethan, und 6674 dadurch sie bey andern6675 befördert haben. In so fern6676 daher die Literargeschichte das Schick[263]sal der Wissenschaften darstellen sollte, müßte6677 sie – die Geschichte der Cultur, wenigstens der der Wissenschaften überhaupt, – die Geschichte der einzelnen 6678 Wissenschaften, – und die Geschichte der merkwürdigern Gelehrten enthalten.

Anm.Anmerkung Anm. 1. Anm. CulturCultur (Ausbildung(Ausbildung, AufklärungAufklärung) im weitern Verstande, heißt jede VervollkommnungVervollkommnung der Seelenkräfte, sie mag in Erweiterung der Kenntnisse und Neigungen,Neigungen oder in Verbesserung der SeelenkräfteSeelenkräfte,Seelenkräfte durch Berichtigung und Verdeutlichung der Begriffe sowohl,sowohl als durch Bestimmung der Neigungen nach deutlicher Erkenntniß, bestehen. Wird diese erlangte Vollkommenheit der Seelenkräfte zur Beförderung derder, innerlichen oder äusserlichenäusserlichen,äußerlichen GlückseligkeitGlückseligkeit angewendet:angewendet, so entsteht Cultur im engern Verstande, die also nichts anders ist, als Fertigkeit, unsre Seelenkräfte zur menschlichen (innern oder äussernäußern, wahren oder vermeinten,vermeinten) Glückseligkeit anzuwenden. Anm.Anmerkung Anm. 2. Eine Wissenschaft Wissenschaft (objective(obiective genommen) ist ein zusammenhängender InbegriffInbegrif deutlicher Kenntnisse von Gegenständen einer gewissen Art – und, will man sie noch von einer Kunst Kunst unterscheiden, so möchte es, beybei aller Unbestimmtheit dieses Worts, doch wohl dem gewöhnlichengewöhnlichsten Sprachgebrauch am gemässestengemäßesten seyn, diesen Unterschied der Wissenschaften und Künste darnach zu bestimmen, daß diese sich zunächst mit Befriedigung sämmtlicher BedürfnisseGegenständen beschäftigen, jenerdie den Sinnen dargestellt werden können, jenejene aber zunächst mit Befriedigung dermit geistigen (§. 3 3. ), wenigstens solchen Dingendurch solche Dinge, deren Kenntniß nicht auf bloßerblosser Empfindung beruht. – Wissenschaft liche Cultur ist also eine Art der Cultur in weiterm Verstande, und von Cultur der Sitten sowohl als von Volks- oder gewöhnlicher Cultur noch sehr verschieden, ob sie gleich in beydeauf beide einen ungemeinen Einfluß haben kankann. 6679
[264] 2466708.

Zu den Hülfsmitteln, welche zur Kenntniß der Wissenschaften, Künste, und überhaupt nützlicher Sachen, sowohl6709 als zur mehrern Ausbreitung derselben dienlich sind, gehören theils alle schriftliche DenkmahleDenkmahle6710, vorzüglich Bücher, theils alle Anstalten, welche die bessere Entdeckung und Ausbildung nützlicher Kenntnisse6711 oder die Erhaltung desjenigen befördern, was bereits entdeckt und ausgebildet worden ist. Der Theil der Literargeschichte, welcher jene Denkmahle6712 bekannt macht, heißt die Bücherkenntniß Bücherkenntniß 6713. Zu den erwähnten6714 Anstalten aber gehören6715 Schulen, Universitäten, Akademien6716, Bibliotheken, gelehrte Jour[294]nale und dergleichen; man6717 könnte diesen Theil Geschichte der literarischen Anstalten nennen.

2476718.

Die6719 Vortheile, welche 1) der Geschichte überhaupt können6720 zugeschrieben werden 6721 (§. 218 bis 221 221–24 ), kan6722 die Literargeschichte insbesondre6724 in ihrer6725 Art ebenfalls6726 stiften. Sie ist selbst dem Gelehrten, als Gelehrten, weit nützlicher6727, als die meisten übrigen Theile der Historie, namentlich als die bürgerliche Geschichte; weil sie die Art seiner ei[246]genthümlichen Beschäftigungen angeht, ihn mit den ihm nöthigsten Kenntnissen und Hülfsmitteln bekannt macht, ihm die nützlichsten Beyspiele6728 darstellt, nach welchen er sich bilden, durch die er ermuntert oder gewarnet6729 werden kan6730. 2) Es wäre ungereimt für den, der nach immer mehrerer Vollkommenheit strebt, ungerecht gegen Andrer6731 Verdienste, und undankbar gegen die göttliche VorsehungVorsehung6732, wenn man das nicht benutzen wollte, was schon Andre6733 uns [265] vorgearbeitet haben,6734 am ungereimtesten da, wo bloße6735 Beobachtung, Nachdenken oder Genie uns nicht helfen können, (d. i.)das ist in allem6736 was historisch ist. Dieses Vorgearbeitete ist doch in Büchern enthalten, welche uns die Literargeschichte kennen lehrt,6737 und ohne diese Kenntniß weiß man 6738 nicht, woran man sich halten soll, wenn man über eine Wissenschaft oder gewisse Gegenstände derselben unterrichtet seyn will. Mündlichen Unterricht in den Wissenschaften kan6739 man wenigstens nicht immer haben, man [295] kan6740 ihn wenigstens,6741 und6742 man kan6743 selbst erlangte Kenntnisse immer mehr aus Büchern vermehren. Literargeschichte, und besonders Bücherkenntniß, ist das Repertorium für die ganze Gelehrsamkeit; ohne sie bleibt man in Kenntnissen unglaublich zurück.

2486744.

Die Bekanntschaft mit ihr lehrt uns auch 3),6745 den ganzen Umfang der Wissenschaften, wovon immer eine der andern die Hand bietet; sie bringt [247] uns also einen allgemeinen Geschmack und wenigstens Achtung gegen alle Wissenschaften bey6746, verhindert dadurch nicht nur die so schädliche Pedanterey und KleinkreisigkeitKleinkreisigkeit,6747 sie vermindert auch, indem sie uns mit dem Gehalt und Einfluß der Wissenschaften in einander bekannt macht, die für die Wissenschaften so schädliche Trägheit, welche aus Unwissenheit oder Gleichgültigkeit gegen alles6748 entsteht, was uns nicht unmittelbar nützlich ist, nebst der unedlen6749 Einschränkung bloß auf die6750 Studien, wovon man seinen Lebensunterhalt zu ziehen hofft. Und wenn dann6751 auch nur 4) die Kenntniß der Literargeschichte das Studieren erleichterte:6752 so wäre dies6753 schon Gewinnst genug. Es ist doch immer schon lehrreich, auf Andrer6754 Fehltritte und Abwege in den Wissenschaften aufmerksam gemacht zu [266] werden, und sich neue oder vergebliche Arbeit zu ersparen, Andern gute Methoden, gebrauchte Hülfsmittel, und Zeit und Mühe verkürzende Handgriffe abzulernen,6755 zu sehen, was in einer Wissenschaft bereits geleistet worden, oder noch [296] zurück ist,6756 Zeit zu gewinnen, die man über das Lesen schlechter oder doch nicht der besten Bücher einer Art und über unnöthige Arbeit verliert, und seine Kräfte auf das zu verwenden, worin von Andern noch Nichts6757 oder doch das Geschehene6758 nicht gut genug geleistet worden ist.

2496759.

Wenn über dies6760 5) einem jeden Gelehrten daran liegen muß, sich nicht selbst verächtlich zu [248] machen, sondern vielmehr Andrer6761 Vertrauen zu gewinnen und zu erhalten, um mit seinen Kenntnissen desto mehr Nutzen zu stiften: so begreift man leicht, wie sehr es unsrer6762 Achtung bey6763 Andern schade, wenn man oft nicht einmal die bekanntesten Hülfsmittel der Gelehrsamkeit, oder die besten Schriften einer Art,6764 kennt, längst von Andern gemachte Entdeckungen als etwas Neues anstaunt, oder sich ihrer als neuer Erfindungen rühmt,6765 Fehler, die man ohne Kenntniß der Literargeschichte nicht vermeiden kan6766; wie sehr es hingegen Andrer6767 Vertrauen erwerbe und vermehre, wenn man sich gleich zu helfen, und das, woran es uns noch fehlt, gleich durch Hülfe dessen, was Andre6768 in einer Wissenschaft vorgearbeitet haben, zu ersetzen, oder Rechenschaft zu geben wisse, woran es liegt, und warum es nicht möglich ist, gewisse Lücken in der Erkenntniß auszufüllen. 6) Selbst auf den moralischen Charakter und das Betragen eines Gelehrten ist diese literarische Kenntniß nicht ohne Einfluß. Der allgenugsame Dünkel eingebildeter Selbstdenker und Erfinder, welcher we[267]nigstens [297] mit darauf beruht, daß man den Umfang menschlicher Kenntnisse, die mannichfaltigen Schwierigkeiten und verunglückten Versuche in gewissen Untersuchungen, und die Verdienste Andrer6769 zu wenig kennt; die Verachtung oder Gleichgültigkeit gegen alles6770, was man nicht selbst versteht; der ParteygeistParteygeist6771, der Haß oder Verdacht gegen alle6772, die von uns verschieden denken, zumal das schädliche Vorurtheil gegen alles6773, was man für Neuerung hält: alles dieses kan6774 schwerlich bey6775 dem aufkommen,6776 oder [249] sich lange erhalten, der genugsame Kenntnisse der Literargeschichte hat;6777 die hingegen Bescheidenheit und Billigkeit, vernünftige FreiheitFreiheit6778 im Denken, gesetzten Muth und Zufriedenheit bey6779 unsern verkannten Verdiensten oder guten Absichten6780 und Aufmunterung durch gute Beyspiele6781 und durch die wohlthätigen Leitungen der göttlichen VorsehungVorsehung6782, befördern können.

2506783.

Aber Geschichte der Gelehrsamkeit ist nicht Gelehrsamkeit selbst! – Freylich6784 nicht, und wer weiter nichts als jene kennt, der versteht von dieser nicht mehr, als jemand von einem Buch aus dem bloßen6785 Register oder der allgemeinen Anzeige des Inhalts; er kan6786 selbst Vieles6787 in jener nicht recht verstehen oder schätzen, wenn er nicht auch diese kennt. Aber durch diese Anzeige lernt er doch, was er in dem Buch6788 suchen darf, und wenn sie lehrreich genug abgefaßt ist, kan6789 selbst die Uebersicht des Plans und Zusammenhangs für den6790, der ihn gehörig zu brauchen6791 weiß, sehr unterhal[298]tend und nutzbar werden, zumal wenn er der in dem Buch6792 vorgetragenen Sachen6793 schon kundig ist. – Zu dem6794 ist die Literargeschichte kein bloßes6795 Register; sie kan6796 so gut, wie jede andere6797 Art der Geschichte, philosophisch und pragma[268]tisch behandelt, und zum Rang einer Wissenschaft erhoben werden; auch ist nicht abzusehen, warum es mehr Tadel verdienen sollte, wenn jemand ihr vorzüglich seinen Fleiß widmete, als wenn er sich irgend auf [250] eine andere Wissenschaft, auf Sprachen, auf Geschichte, auf Metaphysik (u. s. f.)und so ferner vornemlich6798 legt, falls er dazu vorzügliche Fähigkeit, Neigung und Hülfsmittel hat.

2516820.

Ueberhaupt wird dieser Vorwurf immer mehr von seiner Scheinbarkeit verlieren, je mehr man dahin arbeiten wird, auch diesem Theil der Geschichte diejenigen Eigenschaften zu geben, die oben (§. 222–225 6821) von einer wahrhaftig6822 nutzbaren Geschichte erfordert wurden. Die Natur der Literargeschichte erlaubt es eben sowohl; einzelne6823 gemachte Versuche über besondre6824 Stücke derselben beweisen, wie ausführbar es sey6825; und, wenn es bey6826 manchen besondern Theilen derselben nicht möglich scheint:6827 so liegt die Ursach gewiß in den6828 Mangel hinlänglicher Nachrichten; eine6829 Schwierigkeit, welche die andern Arten der Geschichte nicht minder drückt, ohne daß man deswegen an der philosophischen und pragmatischen Behandlung derselben verzweifelt hätte.

[300] 2526830.

Auch die Literargeschichte6831 läßt sich in die allgemeine und besondre eintheilen; beyde6832 können entweder synthetisch oder analytisch und chronologisch abgehandelt, beyde6833 Methoden auch gewissermassen6834 vereinigt werden (§. 227. 234 234. 6835). Die Haupttheile der besondern gelehrten Geschichte sind vorhin (§. 245. 246 246. ) erwähnt6837 worden. Die Geschichte der Gelehrten läßt sich, wenn sie im Allgemeinen vorgestellt werden soll, am besten mit der [252] Geschichte der besondern Wissenschaften, so wie die Geschichte der gelehrten Anstalten 6839 mit der Geschichte der Wissenschaften überhaupt, verbinden. Die Bücherkenntniß könnte zwar auch mit der Geschichte einzelner6840 Wissenschaften, [270] wohinein6841 die Bücher schlagen, verbunden werden, so fern6842 es darauf ankommt, die fortschreitende Ausbildung einer Wissenschaft durch gewisse Bücher anzugeben. Da aber bey6843 der nützlichen Bücherkenntniß weniger auf diesen Gesichtspunct6844 als darauf zu sehen ist, welche Schriften, und wie weit sie, und6845 noch jetzt, zur Erlernung einer Wissenschaft vorzüglich6846 brauchbar sind: so ist es besser, sie besonders, getrennt von der Geschichte der Wissenschaften, zu betrachten und zu erwerben.

2536847.
Weil dieDie Erlernung der Wissenschaften Wissenschaften selbst doch noch wichtiger istbleibt allerdings wichtiger, als die Erlernung ihrer Geschichte ihrer Geschichte und die Kenntniß der zu jener dienlichen Hülfsmittel; weil man über diesüberdies Hülfsmittel. Man bedarf überdies dieser letztrenletzteren Kenntniß mehr bedarf, um sich selbst in einer Wissenschaft weiter fortzuhelfen,fort zu helfen,fortzuhelfen; sie ist also weniger unentbehrlich ist, wenn man in der Wissenschaft selbstfremden UnterrichtUnterricht genießengeniessen kan; und weilkann. Auch kann die Geschichte einer Wissenschaft nicht recht verstanden, der Werth eines Buchs auch nicht gehörig, wenigstens nach unsermunsrer Bedürfniß, geschätzt werden kan, ehe man nicht der Wissenschaft selbst kundig ist: soist. Daher ist es rathsamer, die LiterargeschichteLiterargeschichte erst alsdannalsdenn zu studieren, wenn man sich schon mit den Wissenschaften bekannt gemacht hat. Sehr gut wär' es zwar, wenn man schon einigen Begriff von den Wissenschaften, den merkwürdigsten Männern, die sich in jeder hervorgethan haben, und den besten allgemeinern Büchern mitbrächte; man wird sonst manches Historische nicht verstehen, was in den Vortrag der Wissenschaft muß eingeflochten werden, und den NutzenNutzen mancher Lehrsätze, oder ihrer Bestimmungen und Erläuterungen, nicht recht einsehen. Aber dieser Unterricht brauchte nur ganz allgemein zu seyn, und mehr das eben genannteGenannte als die Geschichte der Gelehrsamkeit und einzelnereinzler Wissenschaften zu betreffen, ohngefähr so, wie er in der betreffen. Auch pflegen in den Einleitungen in einzelne Wissenschaften dergleichen Notizen gegeben zu werden. Anm. Anmerkung schätzbaren Synopsis eruditionis vniuersaeuniversae concinnata a Meinecke, Johann Heinrich Friedrich Jo. Henr. Frid. Meinecke, Meineke, Meinecke. Quedlinb. 1783. 8. oder von den philosophischen Wissenschaften in weiterm Verstande in der Gesner, Johann Matthias Gesnerischen Auch gehört dahin die (§. 54.) angeführte Gesnersche Isagoge (§. 54) gegeben worden ist. 6848
2546876.

Es ist sehr zu bedauren6877, daß wir bey6878 einem so wichtigen Theile der Historie, wie die Literargeschichte ist, noch kein einziges allgemeines Werk [302] haben, das man dem, der den ersten Grund zu ihrer Kenntniß legen will, empfehlen könnte; da alles6879, was man hieher gehöriges6880 hat, entweder fast bloßes6881 Skelet ist, oder diese Geschichte nicht in ihrem ganzen Umfang6882 begreift, oder gar nicht zur guten Absicht6883 geordnet, oder voll Fehler und unzuverläßig6884, wenigstens nicht auf genugsame Untersuchung gegründet ist. Bey6885 diesen Um[254]ständen scheint Folgendesfolgendes 6886 noch das Räthlichsteräthlichste 6888 zu seyn.

Hier, in diesem Buch, wo Anm. Anmerkung In einem Buche, worin dieses nur angegeben werden darf, wie die Wissenschaften, die in den hiesigenseinen Plan gehören, und wie weit die Hülfsmittel, mit ihnen bekannt zu werden, unter uns vorhanden sind, ist der Ort nicht, Vorschläge über die beste Einrichtung der Handbücher für solche Wissenschaften zu thun. Eher können wir auch keine solche guten Handbücher über die Literargeschichte bekommen, ehe nicht alle einzelne Theile dieser Geschichte vorfür sich gut bearbeitet sind, weil sich unmöglich eine genaue allgemeine Uebersicht des Ganzen geben läßt, wo einzelne Theile noch so sehr im Dunkeln liegen, oder nicht durch die Hände wahrer Kenner der Literatur dieser Theile gegangen sind. Man laße sichs daher nicht befremden, daß die folgenden Vorschläge bloße Nothhelfer Nothhelfer für solche sind, die sich zuerst mit Literargeschichte bekannt machen wollen. 6890
[272] 2556895.
Man lege 1) ein gutes Handbuch der allgemeinen WeltgeschichteWeltgeschichte zum Grunde, wenn dasselbe zugleich mit die Geschichte der Cultur und der Wissenschaften begreift, in welcher Absicht die oben (§. 235 238 235. ) angeführten Gatterer, Johann Christoph Gattererschen und Beck, Christian Daniel Beckischen Schriften unstreitig die besten, oder vielmehr einzig brauchbaren ihrer Art sind. Man kankann sich dadurch wenigstens orientiren lernen, und die Sachen besser behalten, wenn man sie an die Weltgeschichte anschließt. Zu eben diesem Zweck – denn ein Mehreres kankann man beybei einer Art von Kenntnissen, die einen so ungeheuern Umfang haben, wie die literarischen, nicht von den folgenden Büchern erwarten – halte man sich vorerst an ein allgemeineres Lehrbuch, woraus man ohngefähr die Rubriken ersehen kankann, unter die sich Alles,Alles was hieher, wenigstens im Allgemeinen,Allgemeinen gehört, schichten ließe, etwa Heumann, Christoph August Christoph. Aug. ordnen ließe. Anm. Anmerkung Dahin gehören: Christ. A. Heumanni ConspectumConspectus reipublicae literariae, Eben so halte man sich 2) vorerst an ein allgemeineres Buch nach der synthetischsynthetischen MethodeMethode, unter welchen der Conspectus reipublicae literariae von Heumann, Christoph August Christoph Aug. Heumann , Edit.Editio 6. Hanover. 1753 in1753. 8.8. Hannover. 1791–92. , und an den noch reichern Versuchwegen seiner fruchtbaren Kürze, leichten Uebersicht und Genauigkeit; und der Versuch einer Bouginé, Carl Joseph K. J. Bouginé's Handbuch der allgemeinen Literargeschichte, nach Heumann, Christoph August Heumann's Grundriß, 6 Bände. Zürich 1789–1802. Desgleichen die Einleitung in die Geschichte der Kenntnisse, Wissenschaften und schönen Künste, von Wald, Samuel Gottlieb Sam. Gottlieb S. G. Wald , Halle 1784 1784. gr.groß 8.8., wegen der mehrern Vollständigkeit und gebrauchten neuern Hülfsmittel, den Vorzug behauptet. Das beste Buch dieser Art wäre und das Handbuch über die Geschichte der Literatur und der Kunst, von Dahler, Johann Georg Joh. Georg Dahler , J. G. Dahler . Jena 1788 in1788. gr.groß 8., wegen des schönen Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornischen Plans, der zum Grunde liegt, wenn es nur nicht durch so viele Druck- oder Schreibfehler verstellt wäre, die gerade hier sollten mit der äussersten Sorgfalt vermieden werden. 8. nach dem Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornischen Plan, nur durch zu viel Druck- und Schreibfehler entstellt. Eben diesem Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornschen Plan folgt: Wachler, Ludwig L. Wachler's Versuch einer allgemeinen Geschichte der Literatur und der Cultur, 1ster bis 3ter Band. Lemgo 1793–1801. Eichhorn, Johann Gottfried Eichhorn selbst aber hat sich durch die Geschichte der Literatur von ihrem Ursprung bis auf die neuesten Zeiten, 1ster bis 5ter Band. Göttingen 1801–1807. auch um dieses Fach sehr verdient gemacht. 6896
[304] 2566922.

Nach diesem6923 gelegten Grunde scheint es 3) rathsamer, die besondern Theile der Literargeschichte etwas ausführlicher und genauer zu studieren, ehe man etwas größre6924 allgemeinere Werke zu Rathe zieht. Denn diese letztern, wie wir sie jetzt [255] haben6925, sind zu sehr compilirt, zu wenig genau, sich in einzelnen Theilen sich so ungleich,6926 und enthalten so6929 viel Unnützes oder Unausgeführtes, als daß nicht zu besorgen wäre, sie würden auch einen geduldigen und wißbegierigen Leser oft zu sehr ermüden, und ihn hinterher nöthigen, das zu berichtigen, oder mit Mühe wieder zu verlernen, was er daraus geschöpft hat. Man könnte sich also 4) zuvörderst aus dem Versuch einer Geschichte der CulturCultur des menschlichen Geschlechts, von dem Verfasser des BegriffsBegrifs menschlicher Fertigkeiten und Kenntnisse, (Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph. Adelung ,) LeipzigKenntnisse ( Joh. Christoph Adelung ), Leipz. 1783. 8.6930 eine allgemeine Uebersicht des Fortgangs der Cultur, besonders der Wissenschaften, erwerben, und sich zugleich etwas an die pragmatische Behandlung dieses Theils der Geschichte gewöhnen. Hernach6933 sich 5) eine ähnliche Uebersicht der Geschichte einzelner6934 Wissenschaften zu verschaffen suchen, je nachdem jeder, zu seinem besondern Behuf, sich mit dieser oder jener Wissenschaft mehr bekannt machen will6935. Nur ist hier wieder zu bedauren, daß wir – ausser einigen guten Schriften, welche die Geschichte dieser und jener besondern  Wissenschaft Wissenschaft enthalten, und die nach der hiesigen Absicht nicht angeführt werden können – nichts einigermaßeneinigermassen Allgemeines haben, als Stolle, Gottlieb Gottlieb Stolle's (sehr unvollständige und seichte) Anleitung zur Historie der Gelahrheit - - zum drittenmal verbessert und - - vermehrt, Jena 1727 in Quart,1727. 4. nebst den ganz neuen Zusätzen, ebendas.ebendaselbst 1736 in Quart1736. 4., von dem auch eine Anleitung zur Historie der medicinischen, juristischen und theologischen Gelahrheit, letzte Jena 1739 in Quart1739. 4., herausgegeben ist, die mehr compilirte Bücherkenntniß als Geschichte der Wissenschaft liefert.6936

6942
[256] [274] 2576943.
BeyBei den folgenden Theilen der LiterargeschichteLiterargeschichte ist es 6) ziemlich gleichgültig, welchen man eher als den andern sich bekannt machen soll, obgleich die Bücherkenntniß Bücherkenntniß , selbst in Absicht auf die Erlernung der Wissenschaften, der wichtigste ist. Anm. Anmerkung Zur Kenntniß des Bücherwesen Bücherwesens im Allgemeinen,Allgemeinen und dessen Geschichte, haben wir kein anderes Buch, welches in gedrängterer Kürze und mit mehrerer Genauigkeit und Vollständigkeit das dahin gehörigeGehörige enthielte, alsals: Denis, Michael M. Denis Einleitung in die Bücherkunde, erster Theil Erster Theil, Bibliographie,2 Theile, Bibliographie. Wien 1777 1777. gr. 4.4; ausser dem 1795. 1796. und Ebendesselben literarisch-bibliothekarische Vorlesungen, 4 Theile. 1792. Außerdem aber, und zur Kenntniß der gelehrten Anstalten überhaupt, dient: Struve, Burkhard Gotthelf Burc. Gotth. Struvii Introductio in notitiam rei literariae, die unter diesem Titel mit den Zusätzen gelehrter Männer zum sechstenmal cura Fischer, Johann Christian Jo. Christ. J. C. Fischeri , Frft. et Lips. 1754 1754. in zwey2 Bändenzwei Bänden, gr.groß 8.,8. und unter dem TitelTitel: Bibliotheca historiae literariae,literariae ganz umgearbeitet von Jugler, Johann Friedrich Jo. Frid. J. Fr. Jugler , Jenae 1754–1763 in1754–1763. 3 Tomm.Tomi gr.groß 8. herausgekommen ist. Diese letztreletztere Ausgabe ist weit vollständiger, und meistens noch genauer, erstregenauer; erstere aber enthält doch VerschiednesVerschiedenes noch verschiednes, was man in dieser vermißt. 6944
2586970.
In diesem Struve, Burkhard Gotthelf Struvischen Werk findet man auch die Werke genannt, aus welchen die Bücherkenntniß Bücherkenntniß geschöpft werden kan. Der zweyte Theil von Denis, Michael Denis Einleitung in die Bücherkunde, Wien 1778 1778. gr.groß 4. soll zwar aus allen Wissenschaften die besten Bücher angeben, nennt aber fast bloß die Titel, und es fehlt sowohl an Wahl als zweckmäßiger Vollständigkeit; welches bey dem großentheilsgrossentheils daraus genommnen Versuch einer Mappe-Monde litteraire von Roth, Christian Friedrich Wilhelm Christian Friedr. Wilh. Roth , Erfurt 1785 in groß Foliogr. fol. eben der Fall ist. Ueberhaupt ist wegen des ungemein großenungeheuren Umfangs der Bücherkenntniß,Bücherkenntniß und der Unmöglichkeit, gar zu viele Bücher genau zu kennen, beyDas Schwierigste ist, bei der unermeßlichen Menge der Bücher, in solchen Werken die Auswahl. Selbst bei den (§. 257. Anm.Anmerkung) angeführten Werken, wird theils diese, theils die Vollständigkeit vermißt. Ein Schriftsteller, der alle Fächer umfassen will, kann bei BücherverzeichnissenBücherverzeichnisse von mehrern oder allen Theilen der Gelehrsamkeit nicht möglich, daß Ein Schriftsteller reifeGelehrsamkeit, schwerlich die strengste Wahl beobachten,beobachten und zuverläßigezuverlässige Beschreibung geben könne, undgeben. Aber ohne dieses beydesbeides können solche Verzeichnisse wenig helfen. Man thut daher besser, sich an Büchereine zu halten, welche sich nur auf einzelneeinzle einzelne Wissenschaften eingeschränkt, und dabeydabei zum wenigsten, nebst zuverläßigerzuverlässiger Genauigkeit, eine sorgfältige Wahl des Besten beobachtet haben. – Anm. Anmerkung In Absicht auf die theologischen Wissenschaften ist dieses in dermeiner Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in allen Theilen der Theologie, dritte Auflage,4te Aufl. Leipzig 1790. 1800. 8.,zwote Aufl. Leipz. 1780. 8. wenigstens meine Absicht gewesen, wo auch in der Einleitung Regeln zur Beurtheilung der Bücher und die Hülfsmittel zur Erweiterung der, zumal theologischen, Bücherkenntniß angegeben sind. Man kankann damit die Predigerbibliothek - - von Niemeyer, David Gottlieb Dav. Gottlieb D. G. Niemeyer , neue Auflage, bearbeitet von Niemeyer, August Hermann A. H. Niemeyer und Wagnitz, Heinrich Balthasar H. B. Wagnitz , 4 Theile, Halle 1782–1784 1782–84 in 3 Theilen,1796–1812. gr.groß 8. sehr nützlich verbinden. Den gesammten Zuwachs in Deutschland, liefert seit den Jahren 1750–1810 mit einer musterhaften Ordnung und Genauigkeit, Ersch, Johann Samuel J. S. Ersch Handbuch der deutschen Literatur, 2ter Band, 8te Abtheilung. Leipzig 1811–1816. 6971
[258] 2596999.
Nicht minder interessant und lehrreich ist aber auch die Geschichte der Männer, welche in allen Zeiträumen als Erfinder oder vorzügliche Beförderer der Wissenschaften sich ausgezeichnet haben, zumal wenn man in das Innere ihres Lebens und Wirkens eindringt, und sich nicht bloß mit allgemeinen biographischen Notizen oder den Titeln ihrer Schriften begnügt. An Werken, die dazu Anleitung geben, fehlt es nicht. Die lexicalischen sind freilich meist trocken und für jenen Zweck unbefriedigend. Anm. Anmerkung Zur Geschichte der Gelehrte Gelehrten hat ein Anfänger,Anfänger und selbst zum Theil der Gelehrtere,Gelehrtere zwey oder drey brauchbare Werke an Hamberger, Georg Christoph Georg Christoph Hambergers zuverläßigen G. Chr. Hamberger's zuverlässigen Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vom Anfange der Welt bis 1500, Lemgo 1756–64 in1756–64. 4 Theilen inTheile. gr.groß 88., woraus dessen kurze Nachrichten Dessen kurze Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vor dem 16ten Jahrhundert, ebendas. 1767 inebendaselbst 1767., 2 OctavbändenOctavbände, ein verbesserter und vermehrter Auszug sind, undsind. Ferner an Saxius, Christophorus Christoph. Saxii Onomasticon litterariumliterarium, Traj. ad Rhen. 1775–1791 1775–1782 in1775–1791, 74 Partt.Partes gr.groß 8. welches theils von engernengerm, theils von weiternweiterm Umfang als das Hamberger, Georg Christoph Hambergersche Hambergersche ist, da es sich zwar mehr, sonderlich auf humanistische Schriftsteller, einschränkt, aber auch mehr in kleinere Bücher-NotitzBüchernotiz, und selbstschon bis auf unsreunsere Zeitin die Mitte des vorigen Jahrhunderts geht. Eine treflichetreffliche synchronistische Uebersicht giebt in diesem Fache (obgleich jetzt nur bis an das 16te Jahrhundert) die Synopsis historiae litterariaeliterariae, auctore Eyring, Jeremias Nicolaus Jerem. Nic. Eyring , Goetting. 1738 17831738. und 84 in84. 3 Tomm.Tomi kl.klein 4.4 min.minor Die Kenntniß andreranderer in diesen Werken nicht berührten SchriftstellerSchriftsteller, kanSchriftsteller, kann man aus dem Allgemeinen Gelehrten-Lexicon, herausgegeben von Jöcher, Christian Gottlieb Christian Gottlieb Ch. G. Jöcher , Leipz. 1750 und 51,51 in 4 Theilen,TheilenTheile, gr.groß 4. schöpfen, wovon weit bessere (doch noch nicht zur Hälfte vollendete) Fortsetzungen und Ergänzungen zu diesem Lexicon von Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph J. Ch. Adelung , Erster Erster Band, Leipz. 1774, ZweyterZweiter Band, 1787 1787. 1784 gr.groß 44., erschienen sind. Eben so verdienstlich ist die von Rotermund, Heinrich Wilhelm Rotermund unternommene und bereits angefangene Fortsetzung. 70007044
260262.Nunmehr könnte man 7) zur Wiederholung, Ergänzung,Ergänzung und einigermaßeneinigermassen zu mehrerer Zusammenordnung des bisherigen,bisherigen ein etwas größeresgrösseres synthetisches Werk über die LiterargeschichteLiterargeschichte benutzen, dergleichen zwar noch gar nicht, so wie man es wünschen möchte, vorhanden ist;ist, aber bey allen großengrossen Mängeln und Fehlern kan doch hier Morhof, Daniel Georg Dan. Georg Georg. Morhofii Polyhistor, Edit.Editio 4. Lubec. 1747 in 2 Quartbänden, und Fabricius, Johann Andreas Joh. Andr. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, Leipz. 1751–54 751–54 in drey Bänden gr.groß 8. und Bouginé, Carl Joseph Carl Joseph Bouginé Handbuch der allgemeinen Literargeschichte nach Heumann, Christoph August Heumanns Grundriß, Zürich 1789–91 bis jetzt in 4 Bänden in gr.groß 8, vor der Hand nothdürftig dienen. Für die älteste Literatur- und KunstgeschichteKunstgeschichte bis auf Kyros II. Kyrus, und als ein Muster einer wünschenswürdigen allgemeinen Cultur- und Literaturgeschichte verdienen die Untersuchungen von dem Ursprung der Gesetze, Künste und Wissenschaften - - aus dem Französischen des Goguet, Antoine-Yyes Anton Yves Goguet übersetzet, Lemgo 1760–62 in 4. studiert zu werden. Joh. Andr. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, Leipz. 1751–54 in drey Bänden Vgl. I § 259. Untersuchungen von dem Ursprung der Gesetze, Künste und Wissenschaften - - aus dem Französischen des Anton Yves Goguet übersetzet, Lemgo 1760–62 Der Originaltitel dieses dreibändigen Werkes lautet De l'origine des loix, des arts, et des sciences; et de leurs progrès chez les anciens peuples (1758), die Übersetzung stammt von Georg Christoph Hamberger (1726–1773). 7045
[309] 2617058.

Die übrigen hieher gehörigen Kenntnisse, besonders den steten Zuwachs, welchen die Literargeschichte,7059 und was dahin einschlägt, von Zeit zu Zeit erhalten, muß 8) ein jeder selbst aus einzelnen7060 gelehrten Zeit- und andern Schriften, durch fleißigen Besuch und Durchforschung der Büchersäle und Buchläden, und durch den Umgang mit gelehrten Männern zu ergänzen, zu berichtigen und zu [260] vervollständigen suchen. Diese Mühe würde sehr erleichtert, und die vollständigere Uebersicht befördert werden, wenn man von allen Wissenschaften und über die Schriften aus mehrern Zeiten solche Sammlungen hätte, wie die literarischen Annalen der Gottesgelehrsamkeit - - von Eyring, Jeremias Nicolaus J. N. Eyring sind, wovon aber nurerst der Erste Zeitraum von 1778–80, Nürnberg 1782 1782. in 8. herausgekommen ist7061.

7064
Vierter Abschnitt. Schöne Wissenschaften.Vierter Abschnitt. Schöne Wissenschaften I.4. Schöne Wissenschaften 262264261.Wir kommen zu den sogenannten schönen Wissenschaften, wohin man in der gewöhnlichen Bedeutung Redekunst Redekunst und Dichtkunst Dichtkunst zu rechnen pflegt. – Was habenFrägt man zuerst, was diese vorvon andern Wissenschaften und Künsten eignes? – Darinals eigenthümlich unterscheidet, so ist man wohl darin eins, daß der RednerRedner und DichterDichter nicht bloß etwas vorstellen, bloß lehren oder erzählen, sondern es dergestalt vorstellen wolle, daß er für oder wider die Sache einnehme, Gefallen an der dargestellten Sache,Sache oder MißfallenMißfallen, oder Interesse errege. Dieses läßt sich entweder durch die Sachen selbst bewirken, (die schon in so fern gefallen, als sie unsreunsere Thätigkeit beschäftigen,beschäftigen und unsreunsere WißbegierdeWißbegierde befriedigen,)befriedigen), oder durch die Art,Art wie man sie vorstellt. Dieses letztre kanLetztere kann wieder entweder durch Verdeutlichung oder durch Versinnlichung geschehen. Jenes ist der Zweck der strengern, *) dieses der schönen Wissenschaften und Künste. Die schönen Wissenschaften gehen darauf hinaus, vermittelst der RedeRede, also vermittelst willkührlicher, und nur durch den Gebrauch gebilligter Zeichen, die gedachte Absicht auszuführen; die schönen Künste aber, durch natürliche Zeichen, wodurch eine Vorstellung der Sachen bewirketGegenstände bewirkt werden kankann. Anm.Anmerkung Anm. 1. Jene werden daher auch die redenden, wie diese die bildenden Künste genannt. Abergenannt, und diese Benennung scheint Künste und Wissenschaften zu vermengen. DiesDieß kommt daher, weil Griechen und Römer die Wörter τέχνη und ars von jeder regelmäßigen Fertigkeit und von jedem IngebriffInbegrif der Regeln zu gewissen Verrichtungen brauchten, dergleichen Regeln beybei den Wissenschaften sowohl als beybei den Künsten statt finden; wiewohl sie noch freye freie man hernach die freyen Künste Künste (artes liberales, ἀβάναυσοι τέχναι) von solchen unterschieden, die mehr Hand- als Geistes-Uebungen erforderten, und daher unter jenem Namen meistens eigentliche Wissenschaften begriffen. In neuern Zeiten hat man Wissenschaften und Künste, und unter den letztern schöne und mechanische Künste Künste mehr unterschieden. Der Unterschied der Wissenschaften und Künste scheint darauf zu beruhen, daß jene zunächst zur Befriedigung geistiger, diese zunächst zu Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse dienen (§. 3 3. ). Diese sinnlichen Bedürfnisse sind entweder nur körperliche, und die zu ihrer Befriedigung abzielenden Künste sind bloß zur Befriedigung der äusserlichen äußerlichen Sinne bestimmt, oder die Bedürfnisse nähern sich mehr den geistigen, und durch gewisse Künste soll mehr der innre innere Sinn und die Einbildungskraft Einbildungskraft befriedigt werden. Die von der erstern Art scheint man durch den Namen der mechanischen, die von der letztern aber durch den Namen der schönen Künste zu bezeichnen. Man vergleiche nur Philosophie, TonkunstTonkunst oder MalereyMalereyMalerei, und eigentliche HandwerkerHandwerker mit einander, um sich von der Richtigkeit dieses Unterschiedes der Wissenschaften, der schönen und der mechanischen KünsteKünste, zu überzeugenden mechanischen unterschieden hat, deren Zweck Befriedigung bloß körperlicher, wie jener, zugleich oder allein Befriedigung geistiger Bedürfnisse ist. Anm. Anmerkung 2. Hienach läßt sich vielleicht der Unterschied zwischen Wissenschaften und Künsten etwas bestimmter angeben, und erklären, woher die so schwankenden Begriffe von dem Unterschied derselben kommen. Alle Kenntnisse dienen zur Befriedigung der BedürfnisseBedürfnisse, entweder der Seele, die sie belehren, überzeugen oder bewegen sollen, oder des Körpers, oder beyder zugleich. Nimmt man nun Wissenschaften und Künste (objectiue) für den zusammenhängenden Inbegrif gewisser einen gemeinsamen Gegenstand betreffenden Kenntnisse: so entstehen im angegebnen ersten Fall Wissenschaften, im zweyten mechanische, im dritten schöne Künste. Diese letzten sind mit den freyen Künsten der Alten einerley, sofern man bey diesen, welches die Alten nicht thaten, Künste noch von eigentlichen Wissenschaften unterscheidet; sie bringen, z. B.zum Beispiel MahlereyMahlerey und TonkunstTonkunst, zunächst angenehme Bewegungen im Körper oder den äusserlichen Sinnen, zugleich aber auch angenehme Empfindungen des innern Sinnes hervor. Weil nun die schönen Wissenschaften und Künste die Hervorbringung dieser letztern angenehmen Empfindungen mit einander gemein haben; so läßt sich leicht einsehen, wie man habe in Versuchung gerathen können, sie beyderseits unter die freyen Künste zu rechnen. Anm.Anmerkung Anm. 2. Anm. 3. *) Strengere Wissenschaften sind hier in diesem §. nicht mit den Wissenschaften im strengsten Verstande zu verwechseln, als welche letztere nur solche Wissenschaften sind, deren InhaltInnhalt aus der Natur der SachenSache selbst bewiesen werden kankann, und die hierhier, als eine Art (species) mit unter den strengern Wissenschaften,Wissenschaften im Gegensatz gegen schöne Wissenschaften, begriffen sind. Auch ist Verdeutlichung Verdeutlichung hier, im Gegensatz gegen Versinnlichung Versinnlichung, im weitern Verstande genommen, so daß sie nicht nur die Entwickelung desjenigen, was in einem BegriffBegrif liegt,liegt (intensive Verdeutlichung)Verdeutlichung), sondern auch die ausführlichere Vorstellung der Sachen (extensive Verdeutlichung) in sich faßt. Vergl.VergleicheVerglichen §. 223 226 . Tonkunst D.i. die Kunst des Komponisten, nicht die des Töpfers. 263265262.Sonach sind die schönen Wissenschaften solche, welche lehren, wie man den VortragVortrag versinnlichen, und dadurch an dendie Sachen selbst Gefallen oder Mißfallen erregen soll. Sie beschäftigen sich also 1) nur mit Bildung des Vortrags oder des Ausdrucks der Sachen durch Worte. 2) Ihr Zweck ist, Vergnügen Vergnügen, oder das Gegentheil, an den vorgetragenen Sachen zu erwecken, welches übrigens die Belehrung nicht ausschließt, nur daß diese nicht der nächste Zweck ist. Diesen Zweck suchen sie 3) durch die Form der Vorstellung oder die Art des Vortrags und die Einkleidung der Sachen zu befördern, indem sie dadurch 4) die Sachen sinnlich sinnlich darstellen, welcher Vortrag eben durch dieses Sinnliche gefallen, und daher auch Gefallen an den Sachen erwecken soll. Durch das erste Stück unterscheiden sie sich von den schönen Künsten; durch die dreydrei letztern von den strengernstrengen Wissenschaften. – Da sie aber, abgesehen von der Rede, die sie als Mittel zu jener Absicht bilden sollen, einerleyeinerlei allgemeine Regeln mit den schönen Künsten enthalten: so läßt sich eine allgemeinere Wissenschaft entwerfen, welche die Regeln für schöne Wissenschaften und Künste zugleich, oder die RegelnRegeln der Vollkommenheit sinnlicher Erkenntniß und ihres Ausdrucks in sich faßt. Baumgarten, Alexander Gottlieb A. G. Baumgarten hat ihr den Namen der Aesthetik Aesthetik gegeben. Anm.Anmerkung Anm. 1. Man nennt schön im weitern Verstande allesAlles, was vollkommen ist, so fernsofern diese VollkommenheitVollkommenheit sinnlich erkannt wird, undwird; in einem engern Verstande, was, seiner sinnlich erkannten Form Form nach, vollkommen ist. Schöne Wissenschaften und und Künste lehren nicht nur, Sachen, als vollkommen, sinnlich darstellen, sondern auch dieses durch die Art des Ausdrucks, also durch die Form, bewirken; daherbewirken. Daher haben sie ihren Namen bekommen. Anm.Anmerkung Anm. 2. Da schöne Wissenschaften und Künste zeigen sollen, wie Sachen, die nicht selbst dargestellt werden können, vermittelst vermittestvermittelst des Ausdrucks, es seysei durch Wörter oder natürliche Zeichen, vergegenwärtigetvergegenwärtigt werden müssen: so lehren sie,sie für die Einbildungskraft Einbildungskraft arbeiten, die nichts anders ist, als das Vermögen der Seele, sich Dinge, die nicht selbst da sind, durch Vorstellungen zu vergegenwärtigen. Anm.Anmerkung Anm. 3. Wenn beybei uns durch Darstellung gewisser SachenSachen, vermittelst gewisser ZeichenZeichen Wohlgefallen erweckt wird:wird, so empfinden wir dieses entweder über die Art der Darstellung, oder über die so dargestellten Sachen selbst. Jenes kankann zwar wieder ein Mittel werdenwerden, dieses zu befördern, es kankann aber auch allein da seyn ohne dieses. Nur gar zu oft schränkt man den Zweck der schönen Wissenschaften und Künste bloß auf die Hervorbringung jenes Wohlgefallens ein, und erniedrigt dadurch, daß man sie zum bloßenblossen Werkzeug der Belustigung macht, ihren Werth und großegrosse NutzbarkeitNutzbarkeit unglaublich. FreylichFreilich ist ihre Absicht, durch die Art der Darstellung geradezu Vergnügen zu erwecken,erwecken; aber was ist dieser Kitzel der Einbildungskraft werth, wenn das Vergnügen darüber nicht wieder eine Quelle deseines höhern Wohlgefallens an den Sachen selbst wird? A. G. Baumgarten hat ihr den Namen der Aesthetik gegeben Vgl. I § 177. 264266263.So schwer es ist, die Gränzen bestimmt anzugeben, wo sich Werke der RedekunstRede- oder DichtkunstDichtkunst scheiden:scheiden, so läßt sich doch der Hauptcharakter von beyderleybeiderlei Werken beybei einiger Aufmerksamkeit nicht verkennen. Offenbar nähern sich jene mehr den Werken der strengern Wissenschaften,Wissenschaften (§. 262) 264) 262.), diese, den Werken der schönen Künste. Der Charakter dichterischdichterischer Werke ist:ist, allesAlles so gegenwärtig als möglich darzustellen, die Vorstellungen davon so lebhaft zu machen, als es immer die Natur der Sache und der Rede erlaubt, d. i.das ist viele klare oder solche Merkmale der Sachen, die eine Menge von NebenvorstellungenNebenvorstellungen erwecken, wodurch die Sachen selbst klärerklarer oder anzüglicheranziehender werden, auf einmal zum Uebersehen darzustellen. Sie ziehen also oft selbst dunkle Vorstellungen mit ins Spiel; Werke der RedekunstRedekunst hingegen suchen die nemlichenehmlichenämliche Wirkung mehr nach und und nach hervorzubringen, legen das, was zur klaren Vorstellung der Sachen gehört, mehr aus einander, nehmen deutliche Vorstellungen so weit zu Hülfe, als es ohne Schwächung der sinnlichen Darstellung geschehen kankann. Gleichwohl haben beyderleybeiderlei Werke den Zweck, durch sinnliche Darstellung sinnliche Darstellung der SachenGegenstände Gefallen an den Sachenihnen selbst zu erregen, und, da dieses anders nicht als durch VorstellungenVorstellungen geschehen kankann, auch zu belehren. Demnach kankann wohl der wesentliche Unterschied zwischen den Werken der Rede- und der DichtkunstDichtkunst am sichersten nach dem Zweck bestimmt werden, der in beyderleybeiderlei Werken am meisten hervorsticht;hervorsticht: und dieser ist, beybei Werken der Redekunst, BelehrungBelehrung,Belehrung oder extensive DeutlichkeitDeutlichkeit (§. 262. 264. 262. Anm.Anmerkung 2.),3.) wozu Lebhaftigkeit der Darstellung nur als Mittel gebraucht wird, beywird; bei dichterischen Werken aber, Lebhaftigkeit, und Belehrung nur so weit, als sie Lebhaftigkeit befördern kankann. Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von Engel, Johann Jakob J. J. Engel ), Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück. Anm.Anmerkung Anm. 1. Die Schwierigkeiten in genauer Absonderung beyderbeider schönen Wissenschaften, und die Gewohnheit, bald Sylbenmaaß, bald Erdichtung, bald das Ungewöhnlichere des Ausdrucks, als den unterscheidenden Charakter der PoesiePoesie anzunehmen, rühren wohl daher:daher, daß, weil dichterische Werke meistens metrisch sind, man Verse und Poesie, ungebundneungebundene Rede und Prose, als ganz einerleyeinerlei angenommen hat; daß Poesie nicht zu allen Zeiten und überall gleich vollkommen war, oft Nebenzwecke, z. B.zum Beispiel Verse zum Gesang, manchmal nur zum bessern Behalten der Gedanken zu brauchen, den Hauptzweck verdrängt haben; hauptsächlich aber, daß, nach gewissen besondern Arten rednerischer und dichterischer Werke, Redekunst an PoesiePoesie, z. B.zum Beispiel in rührenden Reden, und, wie im Lehrgedichte oder poetischen Erzählungen, Poesie an Redekunst streift. Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von Engel, Johann Jakob J. J. Engel ), Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück. Anm.Anmerkung Anm. 2. Aus dem hervorstechenden Zweck beybei poetischen Werken läßt sich erklären, warum einförmiges Sylben-Sylben-, Zeilen- und Strophenmaaß, Erdichtung, und bilderreicher,bilderreicher oder überhaupt von dem gewöhnlichen sich entfernender Ausdruck, in dergleichen Werken gebraucht wird; weil nemlichnämlich alles dieses die Lebhaftigkeit befördert;befördert: daher es auch wegfallen muß, wenn die zweckmäßige Lebhaftigkeit schon ohne dieses erhalten werden kankann, oder gar durch diese Dinge gestört werden würde. Es ist hieraus zugleich begreiflich, warum Gedichte mehr Reitz haben als Werke der Prose. Anm.Anmerkung Anm. 3. Man könnte die beschriebene Art der sinnlichen Darstellung, die in dichterischen Werken hervorsticht, die sinnlich sinnlich lebhafte, und die, welche in rednerischen Werken herrscht, die sinnlich deutliche nennen. §. 262 Gemeint ist I § 261 c. §. 262. Anm. 2 Gemeint ist I § 261 c Anm. 2. Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von J. J. Engel), Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück Das erste Hauptstück trägt den Titel Von dem Gedicht überhaupt. Der Autor Johann Jakob Engel wird auf dem Titelblatt nicht genannt (vgl. I § 256). In der dritten Auflage der Anweisung werden die Anfangsgründe unter dem Titel Poetik erneut angeführt (vgl. I § 279 c). 265267264. Hienach würdeHiernach wird der den Namen eines Redner Redners (Orator) verdienen, der die Geschicklichkeit besäßebesässebesitzt, durch einen sinnlich deutlichen, und der aber den Nameneines eines Dichter Dichters, welcher die Geschicklichkeit hättehat, durch einen sinnlich lebhaften Vortrag Sachen annehmlichGegenstände anziehend darzustellen. Die Anweisung zu diesem Vortrag würdeist die Poetik Poetik oder DichtkunstDichtkunst Dichtkunst (als Wissenschaft oder InnbegriffInnbegrifInbegriff von Vorschriften genommen); die Anweisung aber zu jenem jenen Vortrag, die Redekunst Redekunst Rhetorik(Rhetorik) im weitern Verstande, Verstande oder Theorie der Beredsamkeit Beredsamkeit seyn Beredtsamkeit . Anm.Anmerkung Anm. Redekunst im weitern Verstande; welcheVerstande, erstreckt sich also über den ganzen prosaischen Vortrag und Schreibart erstreckte, so fernVortrag, sofern er mehr als deutlich seyn soll, er möchtemag nun in Lehr- oder Geschichtsbüchern, in Briefen oder GesprächenGesprächen, oder eigentlichsten Reden gebraucht werden. Gemeiniglich, und zumal beybei Griechen und Römern, wird Redekunst im engern Verstande genommen für die AnweisungAnweisung, eine eigentliche Rede, oder Ausführung eines Hauptsatzes auf die erwähnteerwehnte Art, abzufassen und zu halten, und darauf die BeredsamkeitBeredtsamkeit eingeschränkt. (Die Anweisung zum Halten einer Rede,Rede oder zum mündlichen Vortrag (Declamatio), gehört doch mehr den schönen Künsten als Wissenschaften zu.) Indessen, da der gute Prosaist sich der Sprache bedienetbedient, und dadurch Vorstellungen erwecken will, welche aufs wirksamste belehren und bewegen sollen: so bedarf er eben sowohl der GrammatikGrammatik und LogikLogik als der RhetorikRhetorik. Der Dichter braucht die Grammatik auch, bedarf aber mehr des Unterrichts in schönen Künsten, als in den strengen Regeln der Logik. 266268265. SchönheitSchönheit wirkt auf jeden Menschen mit unwiderstehlicher Gewalt, und die schöne Gestalt, unter der eine Sache erscheint, nimmt uns für die Sache selbst ein. Man verweilt gern mit seiner Betrachtung beybei solchen Gegenständen, und man kankann sicher auf Eindruck beybei Andern rechnen, wenn man das, womit man Eindruck machen will, bekleidet mit diesen Reitzen darzustellen weiß. Schon diesdieß könntekönte jeden überzeugen, wie nöthig es seysei, das zu studieren, was wirklich schön ist, und wie man einer Sache diese Gestalt geben könne; wäre es auch nur 1) um unsre eigneunsere eigene AufmerksamkeitAufmerksamkeit zu fesseln, unsreunsere Seele zu einer angenehmen Unterhaltung mit gewissen Sachen zu stimmen, unsernunsren FleißFleiß zu ihrer Untersuchung zu erregen und zu erhalten; noch mehr,mehr um nur vorerst AndreAndere dahin zu bringen, daß sie uns hören, und, wenn sie dahin gebracht sind, eben den Antheil an der Sache nehmen, den wir ihnen einflößeneinflössen wollen. 267269266.Und ist denn 2) unsreunsere sinnliche ErkenntnißErkenntniß weniger wirksam als die deutliche? Bedarf sie der Erweiterung, der Berichtigung, der Leitung, weniger als diese? Wir urtheilen und handeln doch häufiger nach EmpfindungEmpfindung als nach UeberlegungUeberlegung,Ueberlegung; müssen selbst oft, wenn es uns an Zeit oder hinlänglichen Gründen der Entscheidung fehlt, dendem Ausspruch der Empfindung überlaßenüberlassen. Empfindung spricht gemeiniglich stärker als VernunftVernunft, letztreVernunft; letztere wenigstens weit stärker für oder wider eine Sache, wenn sie durch das Urtheil der Empfindung unterstützt wird. Sinnliche Vorstellungen sind auch die Grundlage der vernünftigen; wo jene ganz mangeln, fehlt es auch an diesen; wo jene irren, theilt sich der Irrthum auch diesen mit. Jene können oft mißleiten; nur die Vernunft sichert den Menschen dagegen, nur sie kankann die Gesetze entwerfen, wonach die SinnlichkeitSinnlichkeit eingeschränkt und gelenkt werden muß; diese bedarf also sowohl als der Verstand einer regelmäßigen Bearbeitung, Pflege und Richtung. Und wenn der Mensch zwischen den Thieren und den Engelnhöheren Geistern in der Mitte steht, nicht bloß gröbern Empfindungen, wie jene, folgen darf, und nicht bloß vernünftigen Vorstellungen folgen kankan,kann, wie diese: was ist zu seiner BildungBildung nöthiger, als die Bildung feinerer Empfindungen, in welchen sinnliche und deutliche Vorstellungen gleichsam in einander schmelzen? 268270267.Mag es 3) seyn, daß Genie Genie und Geschmack Geschmack mehr als alle Regeln der KunstKunst vermag, daß ohne beydesBeides weder ein schönes Werk hervorgebracht, noch auch einmal geschätzt werden kankann: so kankann doch jenes ausschweifen, und dieser verdorben werden, oder schon verdorben seyn. BeydesBeides bedarf wenigstens Uebung und Nahrung. Wenn nun Genie nichts anders ist als vorzügliche Stärke der SeelenkräfteSeelenkräfte, und wenn dazu eine vorzügliche Aufgelegtheit zu sehr lebhaften oder sehr deutlichen Vorstellungen, sowohl als eine vorzügliche Reitzbarkeit des Geistes zu dergleichen Vorstellungen gehört: so wird ein Mann von Genie weit mehr Bedürfnisse fühlen als ein Andrer,andrer,Anderer; er wird nicht mit dem Gemeinen zufrieden seyn, sondern nach dendem VollkommneresVollkommnern dürsten, und, ist er zu sehr lebhaften Vorstellungen aufgelegt, so wird er gerade sinnlicher Vorstellungen der Vollkommenheit bedürfen; daherbedürfen. Daher werden eben Werke der schönen Künste das seyn, was dem Genie die meiste Nahrung giebt, weil sie ganz eigentlich dergleichen Vorstellungen gewähren. Weil aber ein lebhafter und reitzbarer Geist auch leichter hingerissen wird:wird, so wird eben darum das fleißige Studium fester Regeln zur Beurtheilung des Schönen, d. i.das ist der sinnlichen VollkommenheitVollkommenheit, ihn gegen Ausschweifungen verwahren, und seinen Geschmack, d. i.das ist seine sinnliche Beurtheilungskraft, bilden. Anm.Anmerkung Anm. Wenn man durch die Gründe, die hernachunten sollen angegeben werden (§. 270–74. 270–274. vergl.vergleicheverglichen mit Theil 3. §. 105. 96 96. f.folgend)werden, von dem großengrossen Einfluß des Geschmacks und der Bildung desselben, auf die Denkungsart, den Charakter und die Handlungen der Menschen,Menschen überzeugt seyn wird: so wird sich auch ergeben, daß der Einfluß der schönen Wissenschaften und Künste viel weiter reiche, und beträchtlicher seysei, als sich die meistenMeisten vorstellen. §. 270–274 Gemeint ist I § 269–274 c. I § 271 fehlt in der dritten Auflage der Anweisung (s.u.). 269271268.Von den schönen Wissenschaften und KünsteKünsten können auch 4) viele andreandere Wissenschaften großegrosse Vortheile ziehen. Sie führen uns, wenn man sie fleißig studieretstudiert, auf viele feine Beobachtungen über die Kräfte, Triebfedern und Veränderungen der menschlichen Seele, und erweitern dadurch nicht nur die Kenntniß der PsychologiePsychologie, sondern leiten uns auch auf Grundsätze, viele, zum Theil widersprechend scheinende, Erscheinungen zu erklären. HiedurchHierdurch gewinnt die Aesthetik, die Logik, das feinere Sprachstudium, die Geschichte, sofern sie pragmatisch behandelt wird, die Moral, in Absicht auf neue oder neubestimmte Pflichten, auf neue Bewegungsgründe, auf bessrebessere Art die Ausübung unsrerunserer Pflichten zu befördern, und eben dadurch selbst die ReligionReligion. Wie weit anziehender sind selbst alle diese Wissenschaften wordengeworden, und haben die LernbegierdeLernbegierde selbst der Ungelehrten erregt, seitdem man ihnen durch Hülfe der schönen Wissenschaftenden Einfluß des veredelten Geschmacks ein gefälligeres Gewand gegeben hat? 270.272.269. Was hilft auch 5) alle Erkenntniß, wenn sie nicht wirksamwirksam ist? DiesDieß wird sie aber, je lebhafter, und überhaupt je sinnlicher sie uns die SachenGegenstände, die wir begehren oder verabscheuen sollen, darstellt;darstellt: und diese Klarheit und Lebhaftigkeit den Vorstellungen zu geben, ist ganz eigentlich der Zweck, worauf die schönen Wissenschaften arbeiten. Ihr Studium benimmt der DenkungsartDenkungsart das Trockne und Einförmige, das so wenig reitzt und unterhält,unterhält; benimmt dem Charakter das Rauhe,Rauhe und macht ihn geschmeidiger, stimmt die Seele zu sanftern Empfindungen, macht sie theilnehmender an allemAllem, was den Menschen interessirenintereßiren kankann, veredelt unsre ganze Natur. Wie sehr es daher – 6) auf die LeidenschaftenLeidenschaften wirke, es seysei, sie zu mildern und einzuschränken, oder sie in Bewegung zu setzen, wie sehr – 7) auf die Beförderung aller TugendenTugenden, bedarf keiner Ausführung. Wer fühlt die Macht der wahren BeredsamkeitBeredsamkeitBeredtsamkeit und DichtkunstDichtkunst nicht? und wasWas hat von jeher jeden noch so rohen Menschen oder jede Nation biegsamer und menschlicher gemacht, als Werke der Kunst und des Geschmacks, in welchen die Schönheit idealisirt ist? – Selbst von den höhern Wirkungen abgesehen, die alle dergleichen Werke hervorbringen können, abgesehen also davon, daß sie die Fähigkeiten des Menschen veredeln, seinen thätigen Fleiß in Bewegung setzen und unterhalten, ihn lehren und antreiben, durch Thätigkeit Thätigkeit Thätigtigkeit Thätigkeit nach der VollkommenheitVollkommenheit zu ringen, – selbst die GlückseligkeitGlückseligkeit derdes Menschen auf Genuß Genuß und bloßesblosses Vergnügen Vergnügen eingeschränkt: veredleneingeschränkt, veredeln sie doch schon dieses Vergnügen,Vergnügen; sie machen es unschädlicher,unschädlicher; sie verhindern die zu frühe Sättigung und Uebermaaß,Uebermaaß; sie befördern mehr den GeschmackGeschmack an geistigen Vergnügungen, der nie den Menschen so tief sinken läßtläßt, als der Geschmack am gröbern Vergnügenan den gröberen, der doch auch den Geist immer mit beschäftigt, der ihm eher die Rückkehr zum Besinnen und den Verstand zu Gegenvorstellungenfür die Reflexion offen erhält. 271273270.Wenn die Werke der schönen Wissenschaften und KünsteKünste, oder diese selbst, diese angegebnenangegebenen Vortheile nicht wirklich gewähren, oder wenn sie gar den Geist, das Herz und die Sitten verderben helfen: so liegt die Schuld nicht an ihnen, sondern an dem Mißbrauch, den man mit ihnen treibt. Eigentlich sollte SchönheitSchönheit der Kunst, wie Schönheit in der Natur, nur dazu dienen, durch erregtes VergnügenVergnügen die Seele zu erheitern, zu stärken, und die Fähigkeiten des Menschen zur Thätigkeit, zum Streben nach größrergrößerer Vollkommenheit, zu spannen; seine Aufmerksamkeit und seine Neigungen auf das, was wahr, was nützlich, was sittlich gut ist, zu lenken. Es sollte alle sinnliche Erkenntniß und Neigung des mit höhern Fähigkeiten gezierten, zu höhern Absichten bestimmten Menschen, unter der Regierung seiner VernunftVernunft stehen, diese, nicht nur die Wahl, das Maaß, das Ziel aller sinnlichen Vergnügungen bestimmen, sondern auch,auch als Begleiterin der EmpfindungEmpfindung, allgemeinere Gesetze zur Beurtheilung des Schönen entdecken und festsetzen, das GenieGenie und den GeschmackGeschmack regelmäßig machen, und den, der schöne Werke studierte, wenn ihm dazu die Talente nicht versagt sind, zur Verfertigung ähnlicher schönen Werke bilden. Fehlt es an diesen zweyzwei Stücken; – begnügt man sich mit dem Vergnügen, das die Werke der schönen Kunst erwecken; – überläßt man sich bloß den sinnlichen Eindrücken,Eindrücken; studiert man diese Werke nicht nach Regeln, zieht daraus nie das Allgemeinere, was uns in ähnlichen Fällen leiten könnte: so wundere man sich nicht, – wenn man beybei steter Beschäftigung mit schönen Werken, doch nie durch diese an Verstand, an Geschmack, an Herzen, an Sitten und imin guten Vortrag gebildet wird; – wenn man, von dem Geist dieser Werke entwöhnt, bloß an äusserlichenäußerlichen Verzierungen hängen bleibt, in TändeleyenTändeleien seine Nahrung sucht, wichtigere Pflichen darüber vergißt, nach und nach den Geschmack an allem Ernsthaften, an aller deutlichen Kenntniß, an allemAllem, was nicht geschmückt ist, oder keinen Schmuck verträgt, verliert; und – wenn man, indem es uns an Genie oder Geschmack zu wahrhaftigwahrhaft schönen Werken fehlt, den Empfindler oder Gecken spielt, oder, hat man jene Talente, selbst den Reitz der Schönheit zu Verstellung der WahrheitWahrheit und Empfehlung der Laster, wenigstens feinerer Ausschweifungen, mißbraucht. 272274272[!]. Schöne Wissenschaften Schöne Wissenschaften und das Bestreben, sich zum anzüglichenanziehenden und gefälligen VortragVortrag zu bilden, sollten keinem Gelehrten, am wenigsten dem gleichgültig seyn, der künftig ein Lehrer Lehrer der Religion Religion werden will. – Mag es seyn, daß Wahrheit, daß deutliche Einsicht und Ueberzeugung, der Haupt-Haupt-, oder vielmehr der nächste ZweckZweck der Wissenschaften seysei, daß die überzeugende und eindringliche Kraft der WahrheitWahrheit selbst ihr BeyfallBeifall verschaffe, daß es oft genug seysei, diesen durch deutliche Darlegung der Gründe zu befördern: so liegen doch in denen, die man überzeugen will, Hindernisse genug, welche dieser Ueberzeugung und dem EindruckEindrucke den Zugang versperrrenversperren,versperrenversperren, oder die Ueberzeugung nicht zur EntschließungEntschließungEntschliessung, die EntschließungEntschliessung nicht zur That kommen laßen,lassen,lassen; und der Eindruck, den die Wahrheit macht, kankann doch immer durch den Vortrag verstärkt werden. Wenn daher ein Lehrer der ReligionReligion alles Möglichemögliche thun muß, um ihr und allem Guten Eingang zu verschaffen:verschaffen, so muß er nichts vernachläßigen,vernachläßigenvernachlässigen, was seinen Vortrag eindringlich und annehmlich machen kankann. Ein trockner oder geschmackloser Vortrag erweckt Widrigkeit gegen Sachen selbst, oder verhindert doch den Antheil, den man daran nehmen sollte. Ein Vortrag, der sich durch seine Annehmlichkeit empfiehlt, erregt die Aufmerksamkeit, und unterhält sie, macht den Zuhörer geneigtgeneigt, das VorgetragneVorgetragene zu untersuchen, und das EmpfohlneEmpfohlene zu versuchen, bricht dadurch die Macht der Gleichgültigkeit, der Vorurtheile und bösen Gewohnheiten, theilt den Antheil, den der Lehrer an den Sachen verräth, auch dem Zuhörer mit, verstärkt wenigstens durch seine Reitze den EindruckEindruck noch mehr, den die Wahrheit und das Gute an sich, und die Gründe dafür in der Seele erregen können. Wenn ein Lehrer keine Fähigkeit, Hülfsmittel oder MußeMusse hätte, sich ausgebreitete und ganz deutliche Erkenntniß zugleich mit der Geschicklichkeit im Vortrag zu erwerben:erwerben; so wäre es verzeihlicher, sich mit einer guten aber mäßigen Erkenntniß zu begnügen, und desto mehr Fleiß auf den Vortrag zu wenden, alsals, beybei dem eifrigen Bestreben nach Weitläufigkeit und Deutlichkeit der Erkenntniß, diesen zu vernachläßigenvernachlässigen. Anm. Anmerkung Je ausgebreiteter ausgebreiterausgebreiteter das Gefühl für das SchönesSchöne und der gute GeschmackGeschmack unter denenjenigen ist, auf die man wirken will, je mehr Leichtsinn oder Gleichgültigkeit unter ihnen herrscht, und je mehr beybei ihnen das Ansehen der Vernunft und Religion gesunken, und das Interesse dagegen gering ist: je nöthiger ist es,es auf den guten und anziehenden Vortrag bedacht zu seyn. 272 In der dritten Auflage der Anweisung fehlt I § 271. Auf I § 270 folgt I § 272. 273275.Und gewiß hat doch auch der Lehrer, der selbst eines gewissen AnsehensAnsehns und guten Vorurtheils bedarf, um die ReligionReligion wirksamer empfehlen zu können, Ursach genug, sich dieses durch feinere Sitten zu erwerben und zu erhalten. Aber der vernünftigerevernünftige Theil der gesitteten Welt schätzt und erwartet diese nach derjenigen Art von Ausbildung, die der Charakter und Beruf eines Gelehrten oder Lehrers mit sich zu bringen scheint, das ist, nicht nur nach ausgebreitetern und gründlichern Kenntnissen, die ihn über AndreAndere erheben, sondern auch nach der GeschicklichkeitGeschicklichkeit, diese aufs wirksamste mitzutheilen. Bemerkt man diese Geschicklichkeit an einem Lehrer, und sieht man, daß er sie geflissentlich zu erwerben und zu benutzen suche: so giebt dieses den Zuhörern die Ueberzeugung, daß es ihm nicht gleichgültig seysei, ihnen zu gefallen, sich zu ihnen herabzulaßenherabzulassen, ihnen auf dem Wege beyzukommenbeizukommen, wo sie am liebsten mit ihm wandeln; welches nothwendig mehr Zutrauen und Liebe erwecken muß, als wenn man wahrnimmt, daß ihm das Wohlgefallen der ZuhörerZuhörer an seinem VortragVortrage gleichgültig, und ihm allesAlles für diese Zuhörer gut genug scheine. 274276.Sogar um sein selbst willen sollte ein Lehrer der ReligionReligion in Bildung seines VortragVortrags nicht nachläßignachlässig seyn. Denn wenn das wahr ist, was oben (§. 59 f.folgend) über den Einfluß der Sprache auf die Bildung des Verstandes und Herzens gesagt wurde:wurde, so wird seine Erkenntniß weit klärerklarer, lebhafter und lebendiger werden, wenn er sie aufs möglichsteMöglichste zu versinnlichenversinnlichen sucht, so weit es immer ohne Nachtheil der deutlichen ErkenntnißDeutlichkeit derselben geschehen kankann. Dazu dient aber das Studium der schönen Wissenschaften (§. 262. 262. 263 263. 264. 265. ); und beybei praktischen Wissenschaften, wie die Religion ist, die er eigentlich praktischpraktisch vortragen muß, sind die angegebnenangegebenen Eigenschaften der ErkenntnißErkenntniß, wo nicht noch wichtiger, doch wenigstens eben so wichtig, als deutlicheDeutlichkeit und bestimmte Erkenntnißhöchste Bestimmtheit. – Und wenn die immer mehrere Ausbreitung des guten GeschmackGeschmacks, wie unten erhellen wird, sehr viel zur AufklärungAufklärung in der Religion und zur Läuterung der FrömmigkeitFrömmigkeit beytragen kanbeitragen kann: sollte nicht der Lehrer der Religion auch mit dahin arbeiten, daß selbst durch sein BeyspielBeispiel, in dem Kreise wenigstens, wo Er wirken kankann, auf einer Seite der gute Geschmack allgemeiner,allgemeiner und somit der Anhänglichkeit an unfruchtbarenunfruchtbare Untersuchungen, der SchwärmereySchwärmerei und dem Geiste der Kleinigkeit oder Sonderlichkeit, den verächtlichen Begriffen von Religion und Frömmigkeit gesteuretgesteuert, auf der andern aber der Geschmack mehr veredelt würde, mehr Festigkeit und eine bessere Richtung auf dasjenige bekäme, was wahrhaftig gut und des vernünftigen Menschen würdig ist, wenn er angefangen hathat, sich zu nichtswürdigen Dingenauf nichtswürdige Dinge und zur Weichlichkeit oder gar zur Empfehlung dervon Ausschweifungen zu neigen? §. 262. 263 Gemeint ist I § 261.262 c. 275277.Wenn aber die schönen Wissenschaften so leicht dem Mißbrauch unterworfen sind,sind; wenn die Beschäftigung mit ihnen so manchen guten Kopf, so manches gute Herz verdorben, für die Welt unbrauchbar, wenigstens minder brauchbar gemacht hat: wie weit wäre das Studium derselben, wenigstens dem künftigen Lehrer der Religion, wenigstens dem zu empfehlen, der nicht ausserordentlicheaußerordentliche Anlagen zum RednerRedner oder DichterDichter hat, der nicht ganz eigentlich dazu geboren zu seyn scheint? – Vorausgesetzt, daß es jemandem nicht ganz an Fähigkeit,Fähigkeit sich ordentlich auszudruckenauszudrücken, und von dem, was er vortragen will, mit Antheil zu sprechen, fehlte – denn ohne dieses hat er zu einem künftigen Lehrer der ReligionReligion gar keinen Beruf:Beruf – so sollte man 1) nie eher an die Verschönerung Verschönerung des Vortrags denken, ehe man nicht ordentlich ordentlich denken, und 2) rein rein sich auszudruckenauszudrücken gelernt hätte. WahrheitWahrheit und Richtigkeit der Gedanken soll doch nur durch Schönheit empfohlen werden; SchönheitSchönheit ohne Wahrheit ist ein bloß betrügliches Blendwerk;Blendwerk: OrdnungOrdnung ist unentbehrlicher als Zierlichkeit; und es ist gar zu ungereimt, zuerst auf Verzierung des Hauses, hernachdann erst, oder vielleicht gar nicht, auf Festigkeit und Nutzbarkeit Bedacht zu nehmen. Wer also noch nicht deutlich und ordentlich zu denken kanvermag, wer sich noch nicht selbst versteht, wer noch nicht einmal rein und den Sachen gemäß lesen, sprechen und schreiben kankann, der müßte noch gar nicht schon etwas schön ausarbeitenschreiben, er müßte nicht einmal schöne Werke, als solche, studieren wollen. Er würde sich sonst zum schönen Unsinn gewöhnen, seinen GeschmackGeschmack und VerstandVerstand verderben, wenigstens sich gewöhnendahin kommen, nach bloßemblossen Vergnügen zu haschen, und der Schönheit die weit wesentlichern VollkommenheitenVollkommenheiten des Wahren und Guten, der Verständlichkeit und Ordnung, aufzuopfern. auf Verzierung des Hauses, hernach erst, oder vielleicht gar nicht, auf Festigkeit und Nutzbarkeit Bedacht zu nehmen Hier ist auf die Begriffe firmitas (Festigkeit), utilitas (Nützlichkeit) und venustas (Schönheit) angespielt (vgl. I § 211), die seit Vitruvs (1. Jh. v. Chr.) De architectura libri decem als Grundprinzipien der Architektur gelten (vgl. Vitr. I 3,2). 276278.Ueberhaupt ist das bloßeblosse VergnügenVergnügen bloße Vergnügen kein genughinreichend edler Zweck für die Würde des Menschen, der immer nach größerergrösserer VollkommenheitVollkommenheit streben soll. Das Vermögen zu angenehmen Empfindungen ist uns nur gegeben,gegeben unsreunsere Seele zu erheitern, unsreunsere erschlafften Kräfte zur Vollkommenheit wieder zu spannen,spannen und in Thätigkeit zu setzen. Selbst das edlere, geistige Vergnügen, das den Menschen den Vorzug vor den Thieren giebt, läßt sich ohne Wahrnehmen und Gefallen an Wahrheit, Ordnung, Deutlichkeit und aller Vollkommenheit unseres Geistes, die daraus entsteht, nicht denken. Daher kankann auch 3) alle Beschäftigung mit schönen Wissenschaften und Werken, die nicht mit auf jene höhere Vollkommenheit geht, oder den Fleiß vermindert, den wir auf das Wachsthum in dieser wenden sollen, nicht anders als verderblich seyn. Sie ist eine SchwelgereySchwelgerei, die uns um die gesunde Nahrung des Geistes bringt, die Auszehrung der vernünftigen Seele. 277279.Auch kankann man nicht oft genug sagen, wie nöthig es seysei, mit Unterschied und Ueberlegung (Discretion) SchönheitenSchönheiten in schönen Werken aufzusuchen, und in seinen eigneneigenen Arbeiten anzubringen. Es ist nicht jedem leicht, das SchicklichesSchickliche wahrzunehmen und auszudruckenauszudrücken. Nicht zu gedenken, daß es auch einen besondern Geschmack giebt, welchen nachzuahmen vielleicht, nur unter ähnlichen Umständen mit einem Meister eines schönen Werks, erlaubt seyn möchte: so hört Schönheit auf, Schönheit zu seyn, wenn sie am unrechten Orte angebracht wird, d. i.das ist beybei Sachen, die ihrer Natur nach eigentlich keiner Verschönerung, wenigstens nicht ohne Nachtheil der Deutlichkeit, fähig sind, oder die der VerschönerungVerschönerung nicht bedürfen, oder durch Verschönerung mehr zerstreuen, und von der Hauptsache, die empfohlen werden soll, die Aufmerksamkeit zu sehr abziehen, mit einemEinem Wort, wo sie unnatürlich, zwecklos, oder gar zweckwidrig seyn würde. Auch sollte man nicht allesAlles, was man selbst schön findet, und wirklich schön seyn mag, in seinen eigneneigenen Arbeiten Andern wieder mittheilen wollen; man sollte vielmehr durch das Studieren schöner Werke seinen eigneneigenen GeschmackGeschmack so zu bilden suchen, daß man das Gefühl des Schicklichen immer mehr zur Reife brächte, und daß man lernte, nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen derer, vor welchen wir zu reden oder zu schreiben haben, die Wahl und den Gebrauch des Schönen zu bestimmen. In so fern kan Anm. Anmerkung Insofern kann gerade das Lesen der schönsten und bewundertsten Schriftsteller, vornemlichvornehmlich Dichter, für dendem Prediger, dem es am Verstandean richtigem Verstande und GefühleGefühl des Schicklichen fehlt, am verderblichsten werden. Der Ton der sogenannten guten Gesellschaft und der SchauspieleSchauspiele darf nicht der Ton der KanzelKanzel werden; waswerden. Was dem erlaubt ist, der lauter oder meistensgrößtentheils Zuhörer von sehr gebildetengebildetem Geschmack hat, ist dem nicht erlaubt, der meistens vor ZuhörernZuhörer ganz andreranderer Art redet;redet, und selbst jene, wenn sie wirklich gebildeten Geschmack haben, werden es abgeschmackt finden, da, wo Belehrung und Würde des Ausdrucks erfordert wird, Glanz und Schimmer oder gesuchte Schönheit anzutreffen. Der Ton der sogenannten guten Gesellschaft und der Schauspiele darf nicht der Ton der Kanzel werden Vgl. III § 66. 278280.Eben deswegen kommt viel darauf an, wie man die schönen Wissenschaften treibt? – Wie beybei dem Studium der Sprachen (§. 68 68 ), so würde auch hier,hier Theorie, Lesung guter Schriftsteller und eigne eigene Uebung Uebung zu verbinden seyn. – Ich setze 1) immer voraus, daß man nicht eher nach Schönheit Schönheit des Ausdrucks trachten sollte, ehe man nicht richtig denken, und sich gut ausdruckenausdrücken gelernt hätte. Die Theorie des vernünftigen Denkens, Uebung in Bemerkung der Wahrheit, der Ordnung und der Deutlichkeit beybei einem Schriftsteller, Uebung in der Ausarbeitung wohl durchdachter, zusammenhängender, gut geordneter, verständlich und bestimmt geschriebnergeschriebener Aufsätze, müßtemuß immer vorangehnvorangehen; und Sprachrichtigkeit Sprachrichtigkeit in der Sprache, worin man Schriften lesen, oder Aufsätze verfertigen will, müßtemuß man vor allen Dingen in seiner Gewalt haben. 279281. HätteHat man alsdannalsdenn das Glück, unter Anleitung eines Mannes von reifemreifen GeschmackGeschmack, gute Schriftsteller lesen zu können:können, so würdewird 2) dieses Lesen unstreitig vor aller eigentlichen TheorieTheorie vorhergehen müssen. Denn es ist anziehender und unterhaltender als trockne Theorie, die, wenn sie deutlich und praktisch werden soll, ohnehin allesAlles durch BeyspieleBeispiele erläutern muß, welche man immer besser im Zusammenhange beurtheilen und schätzen lernt,lernt als in abgerissenenabgerißnen Stücken. VornemlichVornehmlich befördert dieses Lesen die Aufmerksamkeit und das eigne GefühlGefühl des Schönen, und lehrt uns, ob wir dieses haben, ohne welches man sonst auf schöne Wissenschaften Verzicht thun müßte. – Sollte man aber eine solche Aufsicht und Anleitung eines guten Führers nicht genießengeniessen können:können, so wäre wohl eher zu rathen, daß man sich die Grundsätze der schönen Wissenschaften und des guten Geschmacks aus guten Schriften bekannt machte, welche in der Absicht geschrieben sind, um durch BeyspieleBeispiele der Schönheit und darüber gemachte Bemerkungen den Anfänger zu bilden. Für die Dichtkunst würden vorzüglich Engel, Johann Jakob Engels Anfangsgründe einer Th. der Dichtungsarten (§. 264 266 ), für die Redekunst ein Buch wie die Principes pour la lecture des Orateurs, à Paris 1754 1754. in drey Bänden in gr.groß 12, und noch weit mehr Eschenburg, Johann Joachim J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beyspielsammlung aus den besten Schriftstellern in alten und neuen Sprachen, Berlin, 1788–1791 in 6 Bänden gr.groß 8,12. zu empfehlen seyn. Anm. Anmerkung Für die Redekunst gehören dahin: Priestley, Joseph J. Priestley's Vorlesungen über Redekunst und Kritik. Aus dem Englischen von Wackerbarth, August Joseph Ludwig von Wackerbarth . Berlin 1797. Ganz vorzüglich Blair, Hugh Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften. Aus dem Englischen von Schreiter, Carl Gottfried Schreiter , 4 Theile. Leipzig 1785 ff.folgende Dann auch: Maaß, Johann Gebhard Ehrenreich J. G. Maaß Grundriß der allgemeinen, und besonders reinen Rhetorik. Halle 1798. Adelung, Johann Christoph J. C. Adelung über den deutschen Styl, 2 Theile. Berlin 1800. Für die Dichtkunst Engel, Johann Jakob J. F. Engel's Poetik. Berlin 1806. Clodius, Christian August Heinrich C. A. H. Clodius Entwurf einer systematischen Poetik, 2 Theile. Leipzig 1804. Als Beispielsammlung würde aber Eschenburg, Johann Joachim J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beispielsammlung aus den besten Schriftstellern in alten und neuen Sprachen, Berlin 1788–1791. 6 Bände, gr.groß 8., zu empfehlen seyn. Th. D.i. Theorie. Principes pour la lecture des Orateurs, à Paris 1754 Bei dem Autor handelt es sich um den Enzyklopädisten Edmé-François Mallet (Abbé Mallet) (1713–1755), alle drei Bände dieses Werkes stammen aus dem Jahr 1753. Hier könnte ein Nachdruck genannt sein. J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beyspielsammlung […] Berlin, 1788–1791 in 6 Bänden Johann Joachim Eschenburgs (1743–1820) Beispielsammlung zur Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften ist in insgesamt acht Bänden (1788–1795) erschienen. J. Priestley's Vorlesungen über Redekunst und Kritik. Aus dem Englischen von Wackerbarth. Berlin 1797 Den Titel Vorlesungen über Redekunst und Kritik trägt Joseph Priestleys (1733–1804) A course of lectures on oratory and criticism (1777) in der 1779 in Leipzig erschienenen Übersetzung Johann Joachim Eschenburgs (1743–1820). August Joseph Ludwig von Wackerbarths (1770–1850) Übersetzung ist dagegen als Vorlesungen über schriftlichen und mündlichen Vortrag (1793) erschienen und 1797 erneut aufgelegt worden. Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften. Aus dem Englischen von Schreiter, 4 Theile. Leipzig 1785 ff. Bei dem Übersetzer handelt es sich um den Leipziger Philosophieprofessor Carl Gottfried Schreiter (1756–1809), die vier Teile sind zwischen 1785 und 1789 in Leipzig und Liegnitz erschienen (vgl. III § 57). J. F. Engel's Poetik. Berlin 1806 Hier handelt es sich im Wesentlichen um Johann Jakob Engels bereits zuvor (vgl. § 264) angeführte, unvollendet gebliebene Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (1783), die unter dem Titel Poetik als elfter Band (1806) seiner Schriften erneut herausgegeben wurden. 280282.Aber nach einer solchen Anweisung müßte man 3) sogleich zum Lesen der besten Schriftsteller fortschreiten, weil auf die anschauliche Erkenntniß des SchönesSchönen so viel ankömmtankommt, und Theorie mehr den GeschmackGeschmack bessert,bessert und den guten befestigt, als hervorbringt und ernährt. Wie diese, in Rücksicht auf Schönheit, in ihrem ganzen Umfange zu lesen wären, ist schon oben (§. 84 84. ) gesagt. Hier möchten noch folgende RätheRathschläge nicht am unrechten Orte stehen. 281283.Hat man zuvörderst musterhaftmusterhafte Schriftsteller in seiner eignen Sprache:eigenen Sprache, so verdienten 4) diese –diese 1) in der der Art von Schriften, wo sie musterhaft,musterhaft und fremdenausländischen gleich sind – vornemlichsind, vornehmlich studiert zu werden. Denn in unsrerunserer MutterspracheMuttersprache denken und schreiben wir doch meistens, und sollten uns in ihr gut und schön zu denken und vorzutragen vorzüglich bildenbemühen. (§. 92 f.folgend) Selbst verstehen können wir die feinern eigenthümlichen Schönheiten und Anspielungen der Fremdenfremder Werke weniger als die unsrigen; und jede Nation hat ihren eigneneigenen Geschmack, der, so fern er auch in seiner Art gut ist, doch nur mit Ueberlegung und Vorsicht in den unsrigen überzutragen wäre, undum nicht die gute Originalität des unsrigen durch auswärtigeauswärtig erborgte Schönheiten, wenn sie uns zumahlzumal nicht eben so natürlich sind, zu verdrängen. ( S.Siehe §. 104.) 282284.Ob man 5)2) eher und mehrhäufiger DichterDichter oder ProsaistenProsaisten studieren solltesolle? ist eine Frage, worüber die Stimmen sehr getheilt seyn möchten. Wahr ists, Dichter gefallen meistens mehr, weil sie nähermehr auf Vergnügen als Belehrung arbeitenhinarbeiten, und weit mehrere Arten der Schönheit in sich vereinigen können als der Prosaist; überdiesüberdieß sind ihre Schönheiten hervorstechender, und also für den Anfänger bemerkbarer. Allein – BelehrungBelehrung ist doch noch wichtiger als Vergnügen, und führt ihr eigneseigenes Vergnügen mit sich, ohne es erst von der Einkleidung erborgen zu müssen. – Eben das hervorstechende Schöne in den Werken der Dichtkunst verwöhnt auch den Geschmack eher, und verursacht, daß hernach das wirklich aber weniger auffallende Schöne der prosaischen Werke nicht genug Reitz für uns hat, und überhaupt der GeschmackGeschmack an natürlicher SchönheitSchönheit, über der Liebe zur Schönheit der Kunst und des AusserordentlichenAußerordentlichen, geschwächt wird, wo nicht verlohrenverloren geht. – Endlich bedürfen wir der Prose häufiger als der DichtkunstPoesie, da wir mehr in jener, seltner aber als Dichter denken, empfinden und reden,reden: und wenn die meisten guten Köpfe gute Prosaisten werden können, so sind doch nur wenige, die Fähigkeiten haben, gute Dichter zu werden. 283285.Vorzüglich sollte man 6)3) die, auch in Absicht auf den VortragVortrag Vortrag , besten Schriftsteller studieren, die in dem dem Fach gearbeitet haben, welchemdem wir uns eigentlich widmen. Dennwidmen: denn es verräth doch entweder großengrossen Unverstand, oder beweiset, daß man schöne Schriften nur zum Vergnügen und nicht zu höhern Absichten lese, wenn einer, derder, welcher sich zum künftigen Lehrer der ReligionReligion bilden soll, sich mit Lesung dervon Romanen, der Schauspiele,Schauspielen und überhaupt derähnlichen Schriften, die ihre größestegrößte Schönheit von der Erdichtung haben, weit mehr beschäftigt,beschäftigt als mit solchen, welche eigentlich die Religion, Kenntniß,Kenntniß Religion, Kenntniß der Menschen, zumal derer, mit denen wir zu thun haben, ihre wirkliche Beschaffenheitihrer wirklichen, nicht bloß idealisirten Natur, Denk- und HandlungsartHandlungsweise, und was am meisten auf sie wirkt, betreffen. Mögen diese gleich wenigerWeniger Reitz und Unterhaltung für diewürde sie nur denen gewähren, welche entweder für Allesalles, was ernsthaft und vernünftig ist, oder die Angelegenheiten der Seele betriftbetrifft, keinen Sinn, oder ihren Geschmack durch stetes Haschen nach sinnlichen Vergnügen verwöhnt haben: sohaben. Für ernsthaft Studierende sind sie doch nicht nur wichtiger zur wahren VollkommenheitVollkommenheit des Menschen als jenelehrreicher und bildender, sondern sie sind auch eben sowohl der sinnlichenästhetischen Behandlung und Darstellung fähig, die das Wesen der SchönheitSchönheit im Vortrag ausmacht. Aber es giebt verschiedneverschiedene Arten und Grade der Schönheit, und man kankann nicht eben dieselben von dem Prosaisten wie von dem Dichter, von dem geistigen wie von dem sinnlichen Gegenstande, fordern. Ein Vortrag, der sich durch natürliche SchönheitNatürlichkeit, durch edle Einfalt, durch klare Bestimmtheit, durch lichtvolle Ordnung, durch anständige Würde empfiehlt, der die Sachen dem schlichten Menschenverstande von annehmlichen Seiten vorstellt, der sanfte Empfindungen erregt, der mehr belehrt als hinreißt, mehr das Herz erwärmt als erhitzt, ist gewiß auch schön. Solche Wirkungen sind, wenn gleich minder lebhaft, doch heilsamer und dauerhafter,dauerhafter; und es zeigt von einem weit feinern GefühlGefühl des wahrhaftig Schönen, wenn man diese verborgnernverborgenern, als wenn man nur die hervorstechenden Schönheiten empfinden kankann. – Und haben wir nicht auch unsre Mosheim, Johann Lorenz von Mosheims, Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm Jerusalems, Spalding, Johann Joachim Spaldinge Spaldings , Teller, Wilhelm Abraham Tellers, Eberhard, Johann August Eberharde, Doederlein, Johann Christoph Döderleins, Niemeyer, August Hermann Niemeyers und andreunsere Mosheim, Zollikofer, Georg Joachim Zollikofer, Jerusalem, Spalding, Tel ler , Eberhard, Lavater, Johann Caspar Lavater, Reinhard, Franz Volkmar Reinhardt , und so viele andere noch lebende , denen man selbst feinere Schönheiten des Vortrags, mit Discretion, ablernen kankann? – der treflichen Schriftsteller, unserer Gellert, Christian Fürchtegott Gellerte unsrer Gellerts , Lessing, Gotthold Ephraim Leßings, Mendelssohn, Moses Mendelsohns, Garve, Christian Garvens, Engel, Johann Jakob Engels und andrerkann, ohne sie und ihre Eigenthümlichkeit sclavisch nachzuahmen, – der trefflichen älteren und neueren Prosaisten, wie Gellert, Christian Fürchtegott Gellert, Lessing, Gotthold Ephraim Leßing, Mendelssohn, Moses Mendelsohn, Garve, Christian Garve, Engel, Johann Jakob Engel und anderer nicht zu gedenken, die, wenn gleich nicht alle in Schriften über die Religion, doch in andern eigentlich dogmatischen, den Ruhm der classischenclaßischen behaupten. Anm. Anmerkung Ein brauchbares Hülfsmittel zu ihrer Kenntniß ist unter andern: Schaller, Karl August L. A. Schaller's Handbuch der klassischen Literatur und Dichtkunst von Lessing, Gotthold Ephraim Leßing bis auf gegenwärtige Zeit, 2 Theile. Halle 1816. Mosheims Johann Lorenz von Mosheim (1693–1755) wurde nach dem Studium in Kiel 1723 Professor in Helmstedt, zunächst für Kontroverstheologie, später für Kirchengeschichte, 1747 wechselte er an die noch junge Universität Göttingen. Wissenschaftlich ist Mosheim v.a. als Kirchenhistoriker, aber auch im Bereich der Homiletik hervorgetreten (vgl. auch II § 204 c) und wird aufgrund seines pragmatisch-anthropozentrischen Kirchengeschichtsverständnisses nicht selten als Vater der neueren Kirchengeschichtsschreibung angesprochen. Daneben bekleidete er zahlreiche kirchen- und hochschulorganisatorische Ämter und war ein bedeutender Prediger. Insgesamt zählt Mosheim zu den prägenden Theologen in der ersten Hälfte des 18. Jh.s. Jerusalems Nach dem Theologiestudium in Leipzig und Wittenberg sowie einem zweijährigen Bildungsaufenthalt in Holland übernahm Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709–1789) 1734 die Stelle eines Hofmeisters in Göttingen. Hier als Professor vorgesehen, unternahm er zunächst eine auf fast drei Jahre ausgedehnte Englandreise. Zurückgekehrt entschied er sich jedoch gegen eine Professur und für eine Stelle als Hofprediger und Erzieher des jungen Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806) am Braunschweiger Hof, den er entscheidend mitprägte (z.B. Gründung des Collegium Carolinum). 1749 wurde er Abt von Marienthal und 1752 von Riddagshausen. Jerusalem, 1748 in Helmstedt zum Dr. theol. und 1787 in Göttingen honoris causa promoviert, war ein führender Aufklärungstheologe, als Hauptwerk sind die unvollendeten, mehrfach aufgelegten und übersetzten Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion (1768) zu nennen. Erwähnt sei, dass der Selbstmord seines Sohnes Karl Wilhelm (1747–1772) als Vorlage für Goethes Werther (1774) diente. Spaldinge Johann Joachim Spalding (1714–1804) gehört zu den bedeutendsten Gestalten der deutschen Aufklärungstheologie, sein Werk Die Bestimmung des Menschen (1748) markiert den Beginn der Neologie, er selbst ist ihre große Kulminationsgestalt. Aus dem kirchlichen Dienst heraus – Spalding hat (trotz zweifachen Rufes nach Greifswald) nie eine Professur bekleidet, sondern war nach der Erlangung des philosophischen Doktorgrades im Jahre 1736 zunächst Hilfsprediger in seiner Heimatstadt Tribsees, später Pastor in Lassan und Barth und schließlich Oberkonsistorialrat und Propst an der Berliner Nikolai-Kirche – konnte er neben seinen Schriften v.a. als Prediger eine große Breitenwirkung entfalten und so maßgeblich zur Überführung des protestantischen Christentums in die Moderne beitragen. Seine Schriften und Predigten liegen mittlerweile in kritischer Edition vor (SpKA). Nicht zufällig spielt die Anweisung gleich im ersten Satz auf Spaldings epochemachende Bestimmung aus dem Jahr 1748 an (vgl. I § 1). Tellers Nach dem Studium in seiner Heimatstadt Leipzig wurde Wilhelm Abraham Teller (1734–1804) 1761 zunächst Professor in Helmstedt. Seine v.a. im Lehrbuch des christlichen Glaubens (1764) vertretenen neologischen Positionen führten hier jedoch zu heftigen Reaktionen seitens der Orthodoxie, so dass Teller 1767 als Propst und Oberkonsistorialrat nach Berlin übersiedelte. Dass auch das Woellnersche Religionsedikt (1788) nichts an Tellers aufklärerischen Standpunkten änderte, zeigt sein positives Votum über den als „Zopfschulz“ bekannt gewordenen Johann Heinrich Schulz (1739–1823), auf das hin Teller im Erscheinungsjahr seines Spätwerks Die Religion der Vollkommnern (1792) ohne Gehalt für drei Monate suspendiert wurde. Neben zahlreichen gedruckten Predigten (vgl. III § 65 c) ist sein bis 1805 mehrfach aufgelegtes Wörterbuch des Neuen Testaments (1772) hervorzuheben (vgl. II § 147), das im Rahmen der Bibliothek der Neologie ediert wird (BdN IX). Eberharde Johann August Eberhard (1739–1809) wurde nach dem Studium in Halle zunächst Lehrer und Prediger in Halberstadt, wechselte 1774 als Prediger nach Charlottenburg und kam hier mit der Berliner Aufklärung in Kontakt. 1778 kehrte er als Professor für Philosophie nach Halle zurück, erhielt den philosophischen Doktorgrad und hat als wichtiger Vertreter der halleschen Schulphilosophie Leibniz-Wolff'scher Prägung und Kritiker Kants u.a. auf den Studenten Friedrich Schleiermacher (1768–1834) gewirkt. Sein umfangreiches, in der Anweisung breit rezipiertes Werk ließ ihn 1786 zum auswärtigen Mitglied in die Berliner Akademie der Wissenschaften, 1805 zum Geheimrat und 1808 auch zum Doktor der Theologie werden. Hervorzuheben sind die Neue Apologie des Sokrates (1772), der später ein zweiter Band folgte (vgl. I § 18), die Allgemeine Geschichte der Philosophie (1788) und Der Geist des Urchristenthums (1807–1808) (vgl. I § 214 c), zudem war Eberhard auch Herausgeber kantkritischer philosophischer Magazine (vgl. I § 213). Zu seinen sprachwissenschaftlichen Arbeiten vgl. I § 100 c. Döderleins Der als „Melanchthon seiner Zeit“ bezeichnete Johann Christoph Doederlein (1746–1792), nach dem Studium zunächst Hauslehrer und Diakon, ab 1772 Professor in Altdorf, ab 1783 in Jena, ist v.a. durch alttestamentlich-exegetische, aber auch durch dogmatische und moralphilosophische Arbeiten hervorgetreten. Mit den Fragemente[n] und Antifragmente[n] (1778/1779) hat er sich in den sog. Fragmentenstreit eingeschaltet, bedeutend ist seine mehrfach aufgelegte Institutio Theologi Christiani (1780/1781), der nach der dritten Auflage der Christliche Religionsunterricht nach den Bedürfnissen unserer Zeit folgte (vgl. II § 174). Zudem gab Doederlein die Auserlesene Theologische Bibliothek (Leipzig 1780–1792) heraus. Die in nur einem Stück erschienenen Materialien zum Kanzelvortrag (1774) setzen sich äußerst kritisch mit Spaldings Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes (1772) und der auch von Johann Gottfried Herder (1744–1803) kritisierten Forderung nach einer dogmenfreien Predigt auseinander, empfehlen aber doch Spaldings Predigtstil. Nicht gemeint ist der Pietist Christian Albrecht Döderlein (1714–1789). Niemeyers Als Urenkel August Hermann Franckes (1663–1727) besuchte August Hermann Niemeyer (1754–1828) das Pädagogium in Halle, studierte anschließend ebenda Theologie und wurde nach der 1777 erfolgten Promotion zunächst Privatdozent und 1784 schließlich ordentlicher Professor. Zusätzlich übernahm Niemeyer, in Verbindung mit weiteren Ämtern, die Leitung der Franckeschen Stiftungen und des theologischen Seminars und richtete außerdem ein pädagogisches Seminar ein. Im Zuge der Eroberung Halles durch Napoleon (1806) nach Frankreich verschleppt, wurde er nach seiner Rückkehr Kanzler und rector perpetuus der Universität. Hervorgetreten ist Niemeyer v.a. als bedeutender Pädagoge, sein Ansatz wird im Handbuch für christliche Religionslehrer (1795/96; 71829) und besonders in den über mehrere Auflagen teils massiv umgearbeiteten Grundsätze[n] der Erziehung und des Unterrichts (1796) ansichtig, die ihren Autor zum Mitbegründer der akademischen Erziehungswissenschaft werden ließen (vgl. BdN V). Als ergebener Schüler Nösselts hat Niemeyer zudem nicht nur die dritte Auflage der Anweisung besorgt, sondern auch eine umfassende Biographie seines Lehrers und väterlichen Freundes verfasst (vgl. Vorrede Hg. c XIf.). Aufgrund seiner Predigerbibliothek (Halle 1782–1784), die später u.a. von August Hermann Niemeyer bearbeitet wurde (vgl. I § 43 c), könnte an dieser Stelle auch an dessen älteren Bruder David Gottlieb Niemeyer (1745–1788) gedacht sein. Zollikofer Der im schweizerischen St. Gallen geborene Georg Joachim Zollikofer (1730–1788) übernahm nach dem zuletzt in Utrecht absolvierten Studium ab 1754 kirchliche Anstellungen in Murten, Monheim und Neu-Isenburg, bevor er 1758 eine Stelle als Pfarrer der reformierten Gemeinde in Leipzig antrat, die er bis zu seinem Tod versah. Hier anvancierte Zollikofer, der mit zahlreichen Gelehrten seiner Zeit in Briefkontakt stand, zu einem über Stadt und Gemeinde hinaus gefeierten Prediger (die nach seinem Tod herausgegebenen Sämmtliche[n] Predigten [1789–1804] umfassen 15 Bände) und trug v.a auf diesem Wege zur Verbreitung einer aufgeklärten Theologie bei. Daneben ist Zollikofer auch als Kirchenlieddichter und Gesangbuchherausgeber (Leipzig 1766; 81786) sowie als Übersetzer englischer und französischer Schriften hervorgetreten. Lavater Gemeinsam mit dem Theologen Felix Hess (1742–1768) und dem Maler Johann Heinrich Füssli (1741–1825) unternahm Johann Caspar Lavater (1741–1801) 1763 nach dem Studium am Zürcher Collegium Carolinum und der Ordination eine Bildungsreise nach Norddeutschland, auf der er bedeutende Zeitgenossen, allen voran Johann Joachim Spalding, kennenlernte. Nach seiner Rückkehr nach Zürich war Lavater zunächst literarisch tätig und versah ab 1769 unterschiedliche kirchliche Ämter. Dem neuen aufklärerischen Gedankengut gegenüber durchaus kritisch eingestellt, vollzog er bereits 1768 eine tiefgreifende theologische Umorientierung, durch die Christus als Vermittler eines völlig transzendenten Gottes in den Mittelpunkt seines Denkens rückte und die Lavater v.a. aufgrund seiner Wundergläubigkeit zunehmend den Vorwurf der Irrationalität einbrachte. Lavater hat ein umfangreiches Gesamtwerk hinterlassen, besondere, europaweite Bekanntheit erlangte er durch das vierteilige Werk Aussichten in die Ewigkeit (1768–1778), das ohne sein Wissen veröffentlichte Geheime Tagebuch (1771/1773) und die ebenfalls vierteiligen Physiognomische[n] Fragmente (1775–1778). Reinhardt Nach dem Studium in Wittenberg stieg Franz Volkmar Reinhard (1753–1812) nach der 1777 ebenda erfolgten Habilitation für Philosophie und Philologie zum Professor der Theologie und 1790/1791 auch zum Universitätsrektor auf. 1792 wurde er zum Oberhofprediger in Dresden berufen und als Vizepräsident des Oberkonsistoriums 1810 mit der Visitation und Revision der sächsischen Universitäten und Fürstenschulen beauftragt. Mit sonntäglich bis zu viertausend Zuhörern gilt Reinhard als einer der erfolgreichsten Prediger der späten Aufklärung und blieb im deutschsprachigen Raum über seinen Tod hinaus stilbildend. Seine Predigten (einige auch ins Französische, Niederländische, Dänische, Schwedische und Englische übersetzt) sind in insgesamt 42 Bänden (1815–1821) veröffentlicht, aus seinen übrigen Werken sei v.a. das mehrfach aufgelegte und weitverbreitete System der christlichen Moral (vgl. II § 204 c) hervorgehoben. Eigens erwähnt sei Reinhards Aufmerksamkeit erregende Reformationspredigt des Jahres 1800, in der er den Abfall der Kirche von Luther und seiner Rechtfertigungslehre beklagte und damit wesentliche Fragen nach dem Kern des protestantischen Christentums aufwarf. Gellerte Der Pfarrerssohn Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) studierte Theologie und Philosophie in Leipzig und war, nachdem er sich vergeblich als Prediger versucht hatte, zunächst als Privatlehrer tätig. Nach Erlangung des Magistergrads im Jahr 1743 und einer mit der Habilitation 1744 verbundenen Vorlesungstätigkeit an der Leipziger Universität wurde Gellert 1751 ebenda Extraordinarius für Dichtkunst und Beredsamkeit. Eine freigewordene ordentliche Professur für Philosophie wie auch Rufe nach Hamburg und Halle lehnte er ab. Aus dem umfangreichen Werk des bereits zu Lebzeiten hochverehrten Dichters sind v.a. seine Fabeln, aber auch seine Kirchenlieder hervorzuheben. Zudem ist Gellert auch als Moralphilosoph hervorgetreten. Insgesamt gehört Gellert zu den meistgelesenen und bildungsgeschichtlich bedeutsamsten Autoren seiner Zeit. Leßings Nach dem Studium in Leipzig und Wittenberg ließ sich Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) zunächst in Berlin nieder, war später als Sekretär in Breslau und als Dramaturg am Nationaltheater in Hamburg tätig und wurde im Jahre 1770 schließlich Bibliothekar an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. In diese Zeit fallen so berühmte Werke wie Emilia Galotti (1772) oder Nathan der Weise (1779). In der Anweisung wird auf die gemeinsam mit den Berliner Freunden Friedrich Nicolai (1733–1811) und Moses Mendelssohn herausgegebenen Briefe, die Neueste Litteratur betreffend verwiesen (vgl. I § 285), zudem ist auf Lessings berühmte Erziehung des Menschengeschlechts angespielt (vgl. II § 44). Mendelsohns Der Philosoph Moses Mendelssohn (1729–1786) gilt als der bedeutendste Vertreter der jüdischen Aufklärung (Haskala). Nach erster sorgfältiger Ausbildung in seiner Heimatstadt Dessau folgte der hochbegabte Mendelssohn seinem Lehrer David Fränkel (1707–1762), der als Oberrabbiner nach Berlin berufen worden war, im Jahre 1742 nach. Hier wurde er nach dem Studium zunächst Privatlehrer im Haushalt eines Seidenhändlers, in dessen Fabrik er sich bis zum Teilhaber emporarbeitete. Daneben führte seine Freundschaft mit Lessing (auch Johann Wilhelm Ludwig Gleim [1719–1803] gehörte zu seinen engen Freunden) zur Mitarbeit an Friedrich Nicolais Briefe, die Neueste Litteratur betreffend (vgl. I § 285), so dass Mendelssohn überdies zu einem einflussreichen Literaturkritiker avancierte. Bekannt ist die Auseinandersetzung mit Johann Caspar Lavater, der ihn aufforderte, entweder das Christentum zu widerlegen oder zu konvertieren. Mendelssohn war Ehrenmitglied der Mittwochsgesellschaft und soll auch dem Montagsclub angehört haben, die Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften scheiterte. Garvens Der von Zeit- und Fachgenossen hochgeschätze (teilweise aber auch als zu seicht empfundene) Aufklärungsphilosoph Christian Garve (1742–1798) kehrte nach dem Studium in Frankfurt/Oder und Halle (v.a. bei Semler und Nösselt) 1767 zunächst in seine Heimatstadt Breslau zu seiner ihm äußerst eng verbundenen Mutter zurück. Kurz darauf übernahm er eine außerordentliche Professur für Philosophie in Leipzig, doch zog es ihn bereits 1772 erneut nach Breslau, wo der seit seiner Jugend kränkelnde Garve, mittlerweile Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, über zwei Jahrzehnte später starb. Hinterlassen hat Garve ein v.a. moralphilosophisches, essayistisch angelegtes (vgl. III § 95) Werk, zudem ist er als Kommentator und Übersetzer etwa von Cicero (vgl. I § 200 a; II § 204) und Alexander Gerard (1728–1795) (vgl. III § 105) hervorgetreten. Bekannt ist Garves Auseinandersetzung mit Kant, die mit seiner von Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) (vgl. I § 213) abgeänderten Rezension der Kritik der reinen Vernunft (1781) begann. Engels Gemeint ist der Philosoph und Schriftsteller Johann Jakob Engel (1741–1802), der nach der Verleihung des philosophischen Doktorgrades in Bützow in Leipzig ein Theologiestudium aufnahm, sich jedoch schnell philologischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien zuwandte und erste Bühnenstücke veröffentlichte. 1776 übernahm er eine Professur für Philosophie und die Schönen Wissenschaften am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin und war gleichzeitig als Privatlehrer – als prominenteste Schüler dürfen der spätere Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) und Wilhelm von Humboldt (1767–1835) gelten – tätig. Daneben verfasste er weiter erfolgreich Bühnenstücke und wurde unter Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) schließlich Direktor des Berliner Nationaltheaters. Engel gilt als repräsentativer Vertreter der Berliner Aufklärung und Verfechter einer moralisierenden, popularphilosophisch durchsetzten Schriftstellerei, aus den theoretischen Arbeiten sind die zweibändigen Ideen zu einer Mimik (1785/86) und seine unvollendet gebliebenen Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (1783) (vgl. I § 264; I § 279 c) hervorzuheben. L. A. Schaller's Handbuch der klassischen Literatur und Dichtkunst von Leßing bis auf gegenwärtige Zeit, 2 Theile. Halle 1816 Der Name des Autors lautet Karl August Schaller (gest. 1819), der Titel des ersten, die poetische Literatur enthaltenden Bandes lautet Handbuch der neuern deutschen klassischen Literatur von Lessing bis auf gegenwärtige Zeit (1811), der des zweiten, die philosophische Literatur umfassenden Bandes Handbuch der klassischen Literatur der Deutschen von Lessing bis auf gegenwärtige Zeit (1816). Von dem zweiten Band ist nur die erste, die spekulativ-philosophische Literatur enthaltende Abteilung erschienen. 284286. 7) Die4) Tiefere Ergründung der Aesthetik Aesthetik (§. 263 265 263. ), oder der Theildes Theils derselben, der sich mit der Schönheit der sinnlichen Erkenntniß beschäftigt,welcher (§. 177 Anm.Anmerkung 2) 174 Anm.) d. i.das ist 177. Anm. 2.) die Theorie der schönen Wissenschaften und Künste, ist freylich nicht Künste betrifft, ist ihrem ganzen UmfangUmfange nach, und in Absicht auf die Beobachtungen und Regeln feiner SchönheitenSchönheiten, jedem zu wissen nöthig, der der derder sich nicht vorzüglich diesen Wissenschaften widmen will. Siewill; sie gerade nicht von jedem zu fordern. Sie ist auch, weil sie sich mit dem dunklerndunkleren Theil der Seele, mit den EmpfindungenEmpfindungen, beschäftigt, und ein sehr feines Studium der SeelePsychologie erfordert – wenn sie anders den Charakter wahrer Philosophie behaupten und deutlich erklären soll,soll – nicht jedem zugänglich. Die meistenMeisten könnten sich daher wohl mit den allgemeinen Grundsätzen der Schönheit, sonderlich der Schönheit der Rede, ohngefähr ohngefehr ungefähr so wie sie in den altenWerken der Griechen und Römern, vornemlichRömer, vornehmlich in den hieherhierher gehörigen Schriften des Aristoteles Ari stoteles , Cicero Cicero und Quintilian (Quinctilian) Quintilian , Quintilian vorgetragen sind, und mit dem fleißigen Studieren schöner Schriften begnügen. Aber GrundsätzeGrundsätze und RegelnRegeln überhaupt machen doch auf manches unerkannte und unmerkliche Schöne des Vortrags aufmerksam,aufmerksam; und so gewiß es ist, daß der fleißige Beobachter des Schönen in schönen Werken sich selbst die Regeln des Schönendesselben abziehen kan,kann;kann, so erleichtern doch bewährte RegelnGrundsätze feiner Beobachter diese Beschäftigung gar sehr. VornemlichVornehmlich aber verbessern dergleichen Regeln den GeschmackGeschmack, leiten ihn sichrersicherer, und geben ihm mehr Festigkeit. Vorzügliche Schriften, die dergleichen Theorien über den ganzen Umfang oder über einzelneeinzle Theile der schönen Wissenschaften enthalten, können, nach dem Zweck dieses Buchs, nicht angeführet werden. Anm. Anmerkung Als schätzbare Handbücher sind zu betrachten: Die Theorie der schönen Künste und Wissenschaften,Wissenschaften von Eberhard, Johann August Joh. Aug. J. A. Eberhard , drittezweyte Aufl.Auflage Halle 1790. 1786. in 8. Desselben Handbuch der Aesthetik für gebildete Leser aus allen Ständen, 4 Theile. Halle 1809. und der Entwurf einer Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften von Eschenburg, Johann Joachim Joh. J. Joachim Eschenburg , Neue Aufl.Auflage Eschenburg . Berlin 1789. 1783. in gr.groß 8. sind zwar nur zu Vorlesungen bestimmt, also dem Anfänger ohne diese nicht ganz verständlich und brauchbar. Sie verdienen aber vor allen andern hier angeführt zu werden, weil sie sich nicht nur durch den zusammengedrängten Reichthum der Sachen, die Gründung der Regeln auf die feinsten Beobachtungen der besten Köpfe und die Natur des Schönen selbst, und durch sorgfältige Bestimmtheit empfehlen, sondern auch die auserlesenste Literatur und Anzeige der besten zu den schönen Wissenschaften gehörigen Schriften enthalten. desgleichen Bouterwek, Friedrich F. Bouterweck Aesthetik, 2 Theile. Leipzig 1816. Pölitz, Karl Heinrich Ludwig K. H. L. Pölitz Aesthetik für gebildete Leser, 2 Theile. Leipzig. 1807. Schreiber, Alois Wilhelm Al. W. Schreiber's Lehrbuch der Aesthetik. Lübeck 1809. §. 263 Gemeint ist I § 262 c. hieher gehörigen Schriften des Aristoteles, Cicero und Quintilian Zu den rhetorischen Werken des Aristoteles und des hier in der gängigen Schreibweise genannten Quintilian vgl. I § 146 bzw. I § 42. Die rhetorischen Schriften Ciceros stellen einen gewichtigen Teil seines Gesamtwerkes dar (vgl. I § 60). Zu nennen sind in diesem Zusammenhang v.a. das Frühwerk De inventione, De oratore, der Orator, die Partitiones oratoriae, die kurze Schrift De optimo genere oratorum sowie der Brutus. Ein besonderer Fall ist die bereits in der Antike Cicero zugeschriebene Rhetorica ad Herennium. Während man die Autorschaft Ciceros heute nahezu ausschließt, wird die Rhetorica im 18. Jh. noch immer Cicero zugerechnet (vgl. Bibl. Nöss. 400 Nr. 272). Desselben Handbuch der Aesthetik für gebildete Leser aus allen Ständen, 4 Theile. Halle 1809 Ob die erste (1803–1805) oder die zweite Auflage (1807–1820) gemeint ist, ist nicht zu entscheiden. Der zweite Band der zweiten Auflage stammt aus dem Jahr 1809. F. Bouterweck Aesthetik, 2 Theile. Leipzig 1816 Die beiden Bände der Erstauflage sind 1806 erschienen, zudem findet sich eine in Göttingen erschienene, berichtigte und völlig umgearbeitete zweite Ausgabe aus dem Jahr 1815. Al. W. Schreiber's Lehrbuch der Aesthetik. Lübeck 1809 Aloys Wilhelm Schreibers (1763–1841) Lehrbuch ist in Heidelberg erschienen. 285287.Wenn man sich 8)5) in Abfassung solcher Aufsätze üben will, die sich auch von der Seite des schönen VortragVortrags empfehlen sollen:sollen, so muß man nie vergessen, die strengste Kritik AndrerAnderer, die davon wirklich zu urtheilen im Stande sind, zu Rathe zu ziehn,ziehen und zu benutzen. KanKann man dergleichen Richter nicht finden:finden, so wird uns selbst das unbefangneunbefangene Urtheil gemeiner Leser oder Zuhörer, für deren Bedürfnisse man einen solchen Aufsatz bestimmt hat, und denen es, auch beybei geringem Grade der Ausbildung, nicht an gesundengesundem Menschenverstande und Gefühl des Verständlichen, Schönen, Schicklichen und EindrücklichenKräftigen fehlt, von großemgrossen Vortheil seyn. Je mehr man Schriften studiert, die eine genaue und scharfe KritikKritik schöner Werke enthalten, – worin die Briefe,Briefe die neueste Literatur betreffend, Berlin 1761–65 in 24 Theilen in 8, die Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste, Leipz. 1757–65 in 12 Bänden, nebst 2 Anlagen und einem Hauptregister,1757 flgg.folgende und die Neueneue Bibliothek der schönen Wissenschaften etc.et cetera Leipz. 1766–91 bisher in 43 Bänden in gr.groß 8.Wissenschaften, die noch fortdauert, vorzügliche Muster sind: –sind; jedesto mehr wird man selbst zu einer solchen Kritik gebildet werden. Uebrigens bedarf es kaum der Erinnerung, daß bey diesen eignen Uebungen die obigen Anmerkungen §. 278 280 und 283. 285 nie sollten vergessen werden sollten. Anm. Anmerkung Hierzu kann die Lesung solcher kritischer Schriften und so gründlicher RecensionenRecensionen, wie früherhin die Briefe die neueste Literatur betreffend, dann die Bibliothek der schönen Wissenschaften, späterhin mehrere der bekannten Allgemeinen Literaturzeitungen, neben vielen oberflächlichen enthielten, allerdings sehr nützlich seyn, wenn man Zeit hat, langsam und prüfend zu lesen. Nicht minder aber sind eigene praktische Uebungen, zumal unter dem Auge eines kritischen Lehrers, oder wenigstens kritischen und talentvollen Freundes, schon auf der Universität sehr zu empfehlen. Ueberhaupt aber sollte auch der Theologe und Prediger den Werken des Geschmacks nie fremd werden. Sie sind vorzüglich geschickt, den Geist vor der Erstarrung oder dem Herabsinken in das Niedrige und Gemeine zu bewahren, was leider an so vielen Mitgliedern dieses Standes wahrgenommen und beklagt werden muß. Man vergl.vergleiche meine Briefe an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung, Br.Brief 23. 24. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Briefe, die neueste Literatur betreffend, Berlin 1761–65 in 24 Theilen Die Briefe, die Neueste Litteratur betreffend 1 (1759)–23/24 (1765/1766) stammen von Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai (1733–1811). Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste, Leipz. 1757–65 […] Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften etc. Leipz. 1766–91 bisher in 43 Bänden Die zwölfbändige Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (Leipzig 1757–1765) wurde von Friedrich Nicolai (1733–1811) und Moses Mendelssohn, ab dem fünften Band von Christian Felix Weiße (1726–1804) herausgegeben. Wohl bis zu Bd. 35 (1788) verantwortete Weiße als Nachfolgeorgan auch die Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 1 (1765/66) – 72 (1806), die der Leipziger Verleger Johann Gottfried Dyck (1750–1815) danach allein fortführte. Allgemeinen Literaturzeitungen Gemeint sind etwa die Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena/Leipzig bzw. Halle 1785–1849), von der sich die im Vergleich zu ihrem halleschen Pendant bald bedeutendere Jenaische Allgemeine Literaturzeitung (Jena 1804–1841) abspaltete, die 1739 als Göttingische Zeitungen von Gelehrten Sachen gegründeten und bis heute erscheinenden Göttingische[n] Gelehrte[n] Anzeigen oder die zum Zeitpunkt des Erscheinens der dritten Auflage der Anweisung bereits eingestellte Allgemeine deutsche Bibliothek (Berlin/Stettin 1765–1806) (ab 1793 unter dem Titel Neue allgemeine deutsche Bibliothek). meine Briefe an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung, Br. 23. 24 August Hermann Niemeyers Briefe an christliche Religionslehrer sind in zwei Auflagen erschienen. Die drei Bände der ersten Auflage (1796–1799) sind als Sammlungen erschienen, die zwei Bände der zweiten Auflage (1803) als Theile, wobei der zweite Teil die dritte Sammlung enthält. Hier kann nur die zweite Auflage gemeint sein, da die Erstauflage der dritten Sammlung mit dem 22. Brief endet. 7065

2.

Anweisung zur Bildung angehender Theologen,von D.Doctor Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Zweyter Band.Zweyter Band Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage.Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe. 1791. 123
4

[289] [3] [3]

16.

Unter dem Namen theologischer Kenntnisse begreift man alle die, welche die Religion betreffen; erst der7 Unterschied, den man 8 unter diesen Kenntnissen machte, gab9 der Theologie, als Wissenschaft, als Inbegriff gewisser Sätze von einerley10 Art betrachtet, einen eingeschränkterneingeschränkten Sinn. Dieser Unterschied11 zeigt sich in Rücksicht13 entweder 14 auf den Umfang von Kenntnissen, die man in einer Wis[290]senschaft zusammenfassen will, oder auf die Art, wie oder woraus man solche Sätze, welche die Religion angehen, erkennt. Diese letztere 15 Rücksicht hat den Unterschied zwischen natürlicher16 und geoffenbartgeoffenbarter Theologie17 und [4] zwischen Religion18 und eigentlicher Theologie19 erzeugt ( Th.Theil 1.20 §. 3. (Anm.)Anmerkung 221), der in die hiesige UnsuchungUntersuchung Untersuchung 22 nicht gehört, ausser24 daß, bey25 Bildung eines angehenden Theologen26, nur die Frage von gelehrter27 Kenntniß der Religion seyn kan28. Bestimmt man aber den Begriff der Theologie nach dem weitern oder engern Umfange29 von Sätzen, die man unter diesem Namen begreift:30 so sollte31 sie im eigentlichsten und engsten Verstande nur der zusammenhängende Inbegriff gelehrter32 Kenntnisse von der Religion selbst seyn, 33 nur Sätze in sich fassen, die Gott und das Verhältniß zwischen ihn34 und uns betreffen.

235.

Aber eine gelehrte Kenntniß der Religion kan36 ohne gelehrte Kenntniß mancher andrer Sachen37 nicht Statt finden ( Th.Theil 1.38 §. 21 f.folgend),39 und diese Kenntnisse laßen40 sich nicht wohl unter die im ersten Theil erwähnten41 Vorbereitungswissenschaften bringen. Wenigstens42 steht ein Theil der Philosophie, Philologie und Geschichtskunde mit der eigentlichen Theologie in weit näherer Verbindung,43 als die übrigen Theile dieser Wissenschaften,44 und es muß in solchen Theilen auf den ganzen Umfang der Religion eine nähere Rücksicht genommen werden;45 ja diese macht es, wegen des ohnehin [291] schon großen46 Umfangs der gedachten Vorbereitungswissenschaften, räthlich, besondre47 Wissenschaften daraus zu machen48, die man, wegen jener Rücksicht auf die Religion selbst, zur Theolo[5]gie rechnen kan49. Daher fasset Theologie in etwas weiterm Verstande, nicht nur die ReligionslehrenReligionslehren50 selbst, sondern auch solche Kenntnisse in sich, auf die sich zunächst die Erweislichkeit51 dieser Religionslehren gründet.

370.

Zu der Geschicklichkeit71 und den72 Kenntnissen eines künftigen Lehrers der Religion73 erfordert man auch eine regelmäßige Fertigkeit, die Religion zu Andrer Besten74 anzuwenden, sowohl im Vortrag als in dem ganzen Betragen. Deswegen werden die im ersten TheilTheile 75 §. 27 77 genannten Wissenschaften auch als Theile der Theologie betrachtet, und sonach begriffe 78 die Theologie im weitesten Verstande nicht nur alle Wissenschaften, welche die Religionslehren selbst enthalten, sondern auch die, welche zunächst Anweisung geben, wie man eine gelehrte Kenntniß dieser Religionslehren und eine regelmäßige Fertigkeit, sie für Andre79 anzuwenden, erlangen solle.

[6] 480.

In dem gegenwärtigen Theile von81 den eigentlichen theologischen Wissenschaften,82 wird Theologie in der zweyten83 oder weitern Bedeutung genommen84 (§. 2.).85 Es würden86 also hier, ausser87 der exegetischen und historischen Theologie, diejenigen Wissenschaften in Anschlag kommen, worin die Religionslehren selbst im Zusammenhang88 vorgetragen werden, welche Wissenschaften man daher unter dem allgemeinen Namen der systematischen, oder, wenn man will, der [293] Lehr-Theologie begreifen kan. Hieher würde89 [7] auch der besondre90 Unterricht gehören91, den man mit dem Namen der Symbolik Symbolik,92 oder der symbolischen Theologie,93 belegt hat, von der es zweifelhaft ist, ob sie94 zur historischen oder95 systematischen Theologie zu rechnen sey96. Wirklich ist sie beydes,97 und daher ist es am rathsamsten, sie als eine besondre98 Wissenschaft zu betrachten. –99 Alle diese Wissenschaften werden am besten in der Ordnung gestellt100, wie eine die andre voraussetzt; und da101 die systematische Theologie, ausserdem102, daß sie Philosophie zum Grunde legt, sich auf exegetische und historische Theologie, die historische Theologie aber sich103 zum Theil auf die exegetische, so wie die symbolische sich104 auf alle drey105 106 Arten, gründet: so wird im Folgenden 1. von der exegetischen, 2. von der historischen, 3. von der systematischen, und 4. von der symbolischen Theologie 107 gehandelt werden.

[295] [9] [8]

5118.

Es ist für den künftigen Lehrer der Religion nichts weniger als überflüßig119, sich zu überzeugen, wie nothwendig es sey120, die Bibel mit dem angestrengtesten Fleisse121 zu studieren, und bey122 der Erforschung ihres Verstandes, und alles dessen, was dazu erfordert wird, mit eignen123 Augen zu sehen. Wenn es noch, selbst unter denen, die Lehrer seyn wollen, so viele giebt, die sie gar nicht einmal, als in einzelnen124 Fällen Amts wegen, lesen; die ihre Theologie lieber aus den Cisternen oder den trüben Wassern der Compendien und Systeme, als aus der Quelle selbst schöpfen wollen; die zufrieden sind, hergebrachte Texte der Bibel, worüber sie die Religion vortragen sollen, nothdürftig zu verstehen, ohne sich um den übrigen Inhalt der heil.125 Schrift zu bekümmern, oft auch mit noch wenigerm, mit jedem guten Gedanken, sich begnügen, der ihnen bey einen126 solchen Text beyfällt127, ohne sich zu fragen, ob dies gerade das sey128, was in dem Text129 liege; die, wenn sie ja auch das Uebrige in der Bibel lesen, statt eignen Fleisses130, auf den bloßen Uebersetzun[296]gen oder Commentarien Andrer131 ausruhen; die ihre Zuhörer lieber mit ihren eignen132 [10] Einfällen, als mit dem Inhalt der Bibel unterhalten; die selbst gegen die zügellosesten Mißhandlungen der Bibel gleichgültig,133 [9] selbst in134 die unredlichsten Vorstellungen ihres Inhalts verliebt sind135, wenn diese nur ihrer Einbildungskraft ein angenehmes Spiel geben: so dürfte doch wohl jene Ueberzeugung von der Pflicht, die heilige Schrift, und zwar mit eignem Fleisse,136 zu studieren, selten genug, es dürften doch wohl der Vorurtheile nicht wenig seyn, welche die Lust zu dieser Beschäftigung ersticken, und denen man jene Ueberzeugung entgegen zu setzen137 nöthig finden möchte.

6138.

Wenn die Bibel auch nur als ein bloß menschliches Werk betrachtet wird:139 so muß sie doch jedem, der unbefangen den Werth eines Buchs zu schätzen weiß, höchst respectabel140 seyn. Ein Werk, das, so häufig, wie kein andres141 in der Welt, gelesen worden ist; das142 mehr als irgend ein andres143 gewirkt, 144 Jahrtausende hindurch ganze Nationen, und gerade die aufgeklärtesten und gesittetsten, gebildet hat; das in einigen Theilen eine Geschichte enthält, dergleichen es in Absicht auf Alterthum, Nachrichten von sonst ganz unbekannten Theilen, zumal der ältesten Geschichte des menschlichen Geschlechts, und zugleich 145 Glaubwürdigkeit, sonst gar nicht giebt; das in andern seiner Bücher zu erst146 Aufschlüsse von Reli[297]gion und Sittenlehre ertheilt, wie sie vor diesen Büchern nirgends waren,147 Aufschlüsse, die, bey alle148 dem, was sie von dem Gepräge der Zeit und der Nation, in der sie zuerst gegeben wurden, tragen,149 doch so sehr alle Merkmale der reinsten Gotteswürdigen150 Lauterkeit haben, und mit einer unübertreffbaren Einfalt, Faßlichkeit, Fruchtbarkeit und Würde ausgedruckt151 sind – sollte nicht die größte Aufmerksamkeit, sollte nicht vor allen andern studiert zu werden verdienen? – Ist nun die Bibel gerade das Werkzeug, dessen sich die göttliche [10] VorsehungVorsehung152 bedienet153 hat, jene reine154 Religionsbegriffe auszubreiten, und dadurch erweislich zuerst die allgemein herrschende und unüberwindlich scheinende Macht des Aberglaubens und Götzendienstes zu stürzen; kan155 man also die so besondre156 Fürsorge Gottes bey157 ihrer Veranstaltung und Erhaltung nicht leugnen158; bekennen wir uns für überzeugt, daß das Christenthum von Gott, daß es der zuverläßigste159 Weg sey160, der zu ihm und zur wahren Seligkeit führt; und ist die Bibel das einzige Werk, woraus wir, was Christenthum sey161, allein mit Sicherheit lernen können: so ist unbegreiflich, wie einem verständigen und ehrlichen Mann162, der dieses alles163 glaubt, wie zumal einem Lehrer des Christenthums,164 das Studium der Bibel gleichgültig, oder unwichtiger als irgend etwas anders,165 seyn könne; man mag diese Sache in Absicht auf die Erkenntniß ansehen, die er vor sich haben166, oder die er Andern 167 mittheilen soll.

[298] [12] 7168.

Ist die Bibel die Quelle, woraus die christliche Lehre allein sicher geschöpft werden kan169, und enthält sie die Anzeige, wie und wodurch Gott selbst die Menschen nach und nach zu reinern Religionskenntnissen und göttlichen Gesinnungen erzogen hat;170 so müßte schon deswegen jeder, der auch nur vorerst wissen wollte, ob er sich für oder wider das Christenthum zu erklären habe, und bey171 dieser Frage ehrlich verfahren wollte, selbst die Bibel studieren. Weit mehr müßte er es also noch, wenn er sie für das Archiv hält, darin Gott seine Belehrungen der Menschen über die wahre Religion niedergelegt hat,172 und noch mehr, wenn er ein Lehrer dieser Religion seyn will, auf dessen Untersuchungen und173 Treue sich Andre174 sollen verlaßen175 können. (

1 Kor. 4, 1. 2.

)

[11] 8176.

Zwar könnte er sich auf Andre verlaßenverlassen 177, die bereits diesen Unterricht und 179 Lehre aus der heiligen Schrift gezogen, oder den Sinn der Bibel sorgfältig untersucht haben. Aber180 doch nur alsdann181, wenn er selbst keine Fähigkeit beydes182 zu thun, oder wichtigere Beschäftigungen, als diese, hätte, und wenn er völlig sicher seyn könnte, daß diese Andern nichts übersehen, keine Fehler dabey183 begangen hätten. Mit jenen184 kan185 er sich nicht entschuldigen; denn was kan186 für ihn wich[299] [13]tiger seyn, als vorerst Gottes Willen aus den reinsten, ächtesten187 Urkunden seines Willens zu schöpfen? und188 wer nicht einmal die Kenntnisse erwerben kan189 oder will, die zur überzeugenden Einsicht des wahren Verstandes dieser Urkunden nöthig sind, mit welchem Recht will der sich Andern zum Wegweiser anbieten? Sicher, ohne eigne190 Untersuchung, kan191 er eben so wenig seyn, daß die, denen er folgen will, ihn vollständig und richtig von dem Christenthum belehrt haben. Denn jeder, der, bey192 dem Gebrauch der dazu dienlichen Hülfsmittel, selbst forscht, findet gewiß Manches in der Bibel, was Andre193 nicht gesehen haben;194 findet, wo nicht neue Aussichten über ihren richtigern Verstand und die darin enthaltenen Sachen, doch neue Beweise, neue Beziehungen der Lehren, neue Arten195 sie faßlicher und eindrücklicher zu machen. Und wäre auch alles dies nicht:196 so kan197 er sich doch Andern, die ihm vorgearbeitet haben, eher nicht sicher anvertrauen, als bis er geprüft hat, ob sie mit hinlänglicher Einsicht und UnpartheylichkeitUnpartheylichkeit dabey198 verfuhren. Dies kan199 er bey200 Menschen, die fehlen, Manches nicht wissen, Manches übersehen können, schlechterdings nicht mit Gewißheit annehmen, wenn er die Kenntnisse nicht selbst mit allem Fleiß zu erlangen [12] sucht, oder nicht aufs gewissenhafteste braucht201, die zur202 Bestimmung des Verstandes der heiligen Schrift und zur203 Prüfung der verschiedenen Meinungen darüber nöthig sind; kan204 am allerwenigsten dann entscheiden, wenn die Ausleger der Bibel über den Verstand gewisser [300] [14] Stellen oder über gewisse Puncte205, welche die Bibel angehn206, unter sich uneins sind.

1,
[301] [13] 9222.

Dieser eigne223 Fleiß in Forschung der heiligen Schrift ist zwar zunächst und vornemlich224 wegen der darin enthaltenen Lehren nöthig, aber nicht minder wegen der darin enthaltenen Geschichte und der historischen Kenntnisse, welche zur Einsicht in den Verstand der Bibel nothwendig sind, aber oft deswegen, wie die biblische Geschichte selbst, verachtet, oder für entbehrlich gehalten werden, weil sie keinen Theil des Christenthums selbst ausmachten, und die Geschichte mehr zur zufälligen Einkleidung, als zum Wesen des biblischen Unterrichts gehöre; weil, durch die fleißige Beschäftigung damit, die Aufmerksamkeit von dem Wichtigern, von der Lehre selbst, abgelenkt, oder diese historischen Umstände wichtiger, als die Lehre selbst, gemacht würden; weil der größte Theil dieser Geschichte die Christen, wenigstens die jetzigen, gar nichts angehe; weil endlich der Lehrer des Christenthums das Volk nur in den Lehren, nicht in den beyläufig225 erzählten Geschichten, zu unterrichten habe. – Allein, von auswärtigen historischen Kenntnissen, (d. i.)das ist von solchen, welche zur Kritik, zur Sprach- und Geschichtkunde226 gehören, welche zum voraus da seyn müssen, ehe man sich an die Erklärung der Bibel wagen kan,227 von diesen ist hier die Rede noch nicht; davon wird sich hernach bey228 den [16] einzelnen229 Kenntnissen, die ein Ausleger der Bibel mitbringen muß, besser reden laßen230. Diese gehören zwar in den Unterricht des Volks nicht; [302] aber sie gehören zum Unterricht und 231 Ueberzeugung des Lehrers selbst; ohne sie kan232 er weder den Verstand der heiligen Schrift, noch die Aechtheit233 und Göttlichkeit der Bibel,234 mit eigner235 Ueberzeugung einsehen.

[14] 10236.

Aber die historischen Stellen selbst, die einen großen237 Theil des Inhalts der biblischen Bücher ausmachen, verdienen eben auch, und zum Theil eben so sehr, Aufmerksamkeit und Untersuchung des Lehrers, als die eigentlichen Lehrstellen. Wahr ists, die einzelnen238 Theile der biblischen Geschichte sind weder im gleichen239 Grade beglaubt noch wichtig; die Geschichte ist um der Lehren willen aufgezeichnet, und diese also der wichtigste Theil der Bibel; bey240 dieser ganzen Geschichte muß man sich mehr an den Geist als an den Buchstaben halten, (d. i.)das ist mehr an Handlungen als an Ereignisse, mehr an Gottes Absichten bey241 dem Geschehenen als an das Geschehene selbst, mehr an das Allgemeine, was für uns darin liegt, als an einzelne242 Umstände der Begebenheiten. Schon dadurch fallen die meisten Vorurtheile wider diese Geschichte (§. 9.)243 weg, und der Mißbrauch wird, wenn man dieses immer vor Augen hat, verhütet. Noch mehr, wenn man Folgendes erwegt244, was den großen245 Werth der biblischen Ge[17]schichte und die Nothwendigkeit begreiflich machen kan246, sie mit aller Sorgfalt zu studieren.

[303] 11247.

Einmal müssen wir doch 1) die Bibel so nehmen, wie sie ist, und in der Gestalt, wie sie uns Gott hat zukommen laßen248. Gesetzt, die Geschichte in derselben hinge mit den Lehren darin gar nicht zusammen, welches freylich249 von einigen Begebenheiten nicht zu leugnen250 ist: so nimmt sie doch einen beträchtlichen Theil der Bibel ein, ist entweder aus eben der Feder, wie das Uebrige251, geflossen, oder, so weit unsre252 Kenntniß von der Geschichte einzelner253 Bücher, oder dieser ganzen Sammlung reicht, durch einerley254 KanalKanal255 [15] zu uns gekommen. Und256, da es, wie bey257 einer jeden sehr alten Schrift oder Text, wo nicht unmöglich, doch sehr schwer fällt, die Gränzlinie zwischen dem mehr oder minder AvthentischesAvthentischen258 zu ziehen, oder sie Andern fühlbar zu machen: so kan259 man in Absicht auf die allermeisten, auch unter nachdenkenden Lesern der Bibel, annehmen, daß sie dieselbe als ein Ganzes ansehen werden, welches in dem Maaß ihnen verdächtig und zweifelhaft wird, in welchem man Schwierigkeiten und Einwürfe gegen einzelne260 Theile nicht zu ihrer Befriedigung auflösen kan261. Selbst die Geschichte der feindseligen Angriffe auf die Bibel lehrt es zur Genüge, daß, wenn man ihre Lehre umzustoßen262 verzweifeln mußte263, man es für das wirksamste264 hielt, seine Angriffe auf ihre Geschichte zu richten, in der [18] Absicht, indem man diese verdächtigte265, um jene, und überhaupt das Ansehen der Bibel,266 zu stürzen, oder wenigstens verdächtig zu machen; der267 Er[304]folg hat auch gezeigt, daß man diese Wirkung nicht übel berechnet habe. Wenn also Fälle genug vorkommen, wo der Lehrer des Christenthums über historische Schwierigkeiten in der Bibel268 entweder von nachdenkenden, redlichen und mit Zweifeln kämpfenden Lesern, die Ruhe und Ueberzeugung suchen, befragt wird, oder sich in die Nothwendigkeit versetzt sieht, feindselige Einwürfe dagegen zu beantworten: wäre es denn da und deswegen nicht Pflicht, auch diese Geschichte genau zu studieren, um selbst das Ansehen der Bibel und der darauf sich gründenden Lehre zu retten?

12269.

Und verdient denn 2) diese Geschichte nicht den darauf verwendeten Fleiß, da sie zum Theil in die älteste270 Zeiten [16] hinein reicht, wo uns alle andre271 Denkmale und Urkunden entgehen, und sich alle andre272 Nachrichten in ein undurchdringliches Dunkel verlieren, oder in die abgeschmacktesten Fabeln übergehen? Verdient nicht wenigstens die Geschichte der Religion und der göttlichen VorsehungVorsehung273 in der nach und nach veranstalteten Entwickelung wahrer Religionsbegriffe, verdienen nicht wenigstens die so unverkennbar wahren Züge der Sitten und Begriffe aus Zeiten, wo selbst CulturCultur274 noch wenig verdorben hatte, die Achtung und den Fleiß des Freundes der Menschen- und [19] Religionskenntniß? Mags275 doch seyn, daß diese Geschichte, daß selbst der Vortrag der Lehren,276 die Farbe roher jüdischer Begriffe trage: so [305] wäre doch diese so oft verachtete Geschichte schon darum der Untersuchung werth, damit man sichre277 Spuren finden könnte, um dieses Nationelle von dem allgemein Wahren und Brauchbaren absondern, um einsehen zu lernen, ob sich der Vortrag der Lehren bloß nach diesen jüdischen Begriffen und Bedürfnissen gerichtet habe, oder ob sich bey278 diesem, zwar in vieler Absicht rohen, aber gewiß in Absicht der Religion weit mehr, als andre279 gleichzeitige, aufgeklärtem280 Volke, Religionsbegriffe fänden, die werth wären, ihm abgelernt zu werden?

13281.

Halten wir uns 3) an die Lehrart, welche fast durchaus in der Bibel bey282 dem Vortrage283 der Lehre herrscht, und trauen es der Weisheit Gottes zu, daß er diese als die beste bey284 dieser einzigen Ertheilung seiner nähern Aufschlüsse befunden habe: so ist augenscheinlich, daß im alten und neuen Testament, bey285 Mose, David, den Propheten und Aposteln, Lehre an Geschichte geknüpft, daß sogar die eigentliche christliche Lehre durchaus und so auf die Geschichte [17] Jesu gebaut ist, daß die Apostel behaupten, es werde jene und die Ueberzeugung davon wanken, wenn diese verkannt würde, 1286 Kor. 15, 1 (f.)folgend Joh. 20, 30. 31. Apostelg. 4, 9 (f.)folgend 18–20 (etc.)et cetera (etc.)et cetera Und wirklich ist 4) die Geschichte in der Bibel Beleg zu den [20] Lehren. Beruht das, was wir christliche Lehre nennen, darauf, daß Jesus Christus [306] dies287 und nichts anderes, als Gottes Gesandter, gesagt hat, daß nach ihm seine vertrauten Schüler eben dies288 und noch mehr gesagt haben: woher wissen wir dieses anders zuverläßig289, woher, daß sie, indem sie diese Lehre für göttlich ausgeben, glaubwürdig, dieser Lehre kundig, in Ueberlieferung derselben aufrichtig waren, als eben aus der biblischen Geschichte? Und290 was erweckt ein gegründeteres Vorurtheil, daß die Bücher, die wir unter ihrem291 Namen haben, ächt292 sind, als eben die Uebereinstimmung des Inhalts ihrer Bücher293 mit dem, was wir aus andern Büchern294 der Bibel von ihrer und ihrer Zeitgenossen Geschichte wissen?

14295.

Ist denn nicht auch 5) Geschichte gerade das, was bey296 dem Menschen die meiste Aufmerksamkeit erregt und unterhält, allgemeine Wahrheiten, vornehmlich moralische, am deutlichsten macht, und aufs anschaulichste darstellt? Allgemeine moralische Sätze wirken nicht nur an sich bey weiten297 so stark nicht als Erfahrungen und BeyspieleBeyspiele, sie298 wirken eigentlich gar nicht auf Herz und Leben, als so fern299 wir das, was sie ausdrucken, mit dessen seligen oder unseligen Folgen, an uns oder andern300, als wirklich vorhanden, als jetzt, oder vorhin, oder künftig vorhanden, denken. 815Geschichte ist Moral in Wirklichkeit verwandelt; von wirklichen, nicht von möglichen,301 [21] Dingen hängt unser körperliches und [18] geistiges Le[307]ben ab. Darum spricht Gott in der Natur zu uns durch Thaten, dadurch302 hält er uns gleich weit von Grübeley303 und Empfindeley304, vom Unglauben und von Schwärmerey, ab; darum305 sprachen Jesus und seine Schüler, nachdem heidnische und jüdische Weisen lange genug dogmatisirt, und damit so wenig zur wirklichen Besserung und vernünftigen Gemüthsruhe gewirkt hatten, so viel sie konnten, durch Beyspiele306; sie predigten aufs wirksamste Besserung, indem sie nach ihren Grundsätzen handelten, Gemüthsruhe und fröliche307 Aussicht in die Zukunft, indem sie für den Glauben und die Hoffnung ihrer Lehre mit Ruhe und Freudigkeit litten. Und dies308 ihr Betragen, die Geschichte der Folgen ihrer Lehre, sollte weniger Aufmerksamkeit verdienen, als ihre Lehre selbst? ihre vortrefliche309 Art, durch Geschichte zu lehren, sollte nicht Muster für uns, nicht eben so werth seyn, studiert310 und nachgeahmt zu werden?

15311.

Endlich ist ja doch 6) die in der (heil.)heilig Schrift vorgetragne312 Lehre immer von Jesu, den Propheten und Aposteln, unter dem Charakter göttlicher Gesandten, vorgetragen; fast nie, höchstens nur bey313 ungelehrigen Zuhörern oder hartnäckigen Widersprechern, führen sie Beweise; sie rechtfertigen ihren Charakter nur durch Thaten, und sonach verlangen sie Glauben. Beruhet also der Glaube, den sie fordern, auf dem Ansehen des[22]jenigen, und auf dem Vertrauen zu dem, dem [308] man glauben soll:314 so ist die Geschichte derselben, die uns die heil.315 Schrift liefert, von großer316 Wichtigkeit, da sie nur uns lehren kan317, ob und wie viel Glauben sie verdienen, wie überschwenglich viel sie, namentlich und vornehmlich Jesus, der Stifter des Christenthums, [19] zum Besten der Menschen gethan und gelitten, wie viel sie Liebe und Nachahmung verdienen; und es ist daher sehr zu fürchten, daß sie in dem Maaß aufhören, uns werth und unser Muster zu seyn, in welchem wir gleichgültig gegen ihre Geschichte sind.

Vergl.Vergleiche auch Doederlein, Johann Christoph Joh. Anm. Anmerkung Man vergl.vergleiche Ioh. A. Christoph. Döderlein 4Vier Abhandl.Abhandlungen de historiae Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus JesuIesu tenendae tradendaeque necessitate in dessen Opusculis theologicis, Jenae 1789 inIenae 1789. gr.groß 8. S.Seite 1 folgg.folgende folgg.; desgleichen die Hess, Johann Jakob Hessischen Schriften über die biblische Geschichte. 318
7,
16324.

Eben so sehr, als um sein selbst willen, sollte der Lehrer des Christenthums die Bibel um seiner Zuhörer willen,325 (§. 6 326) mit ganz eignem Fleiß, studieren327. 1) Ueberzeugen könnte er sie von den Lehren auch wohl durch andre328 Gründe, als durch das Ansehn329 der Bibel,330 und freylich331 ist jede Wahrheit Gottes Wort, sie stehe in der Bibel, und werde aus ihr genommen, oder nicht. Aber, wenn wir als Christen glauben, daß die heilige Schrift gewiß Gottes Wort enthalte, so haben wir es nicht weit zu suchen, und wir brauchen dabey332 weniger besorgt zu seyn, daß wir unsere eignen333 Einfälle, die nicht gleich Gottes Gedanken sind, [23] statt dieser unterschieben möchten; es bedarf weiter nichts, als uns vorher durch Fleiß und gebrauchte rechte Hülfsmittel zu überzeugen, daß wir den rechten Sinn der Stellen, woraus wir schöpfen, getroffen haben, und ihnen hernach diesen so faß[309]lich und einleuchtend zu machen, als es die Kenntnisse, die sie haben, oder, ohne Gelehrsamkeit, bekommen können, erlauben. – Und da Zweifel der Zuhörer an diesem richtigen Sinn diese ihre Ueberzeu[20]gung aus der Bibel hindern, also die Pflicht des Lehrers seyn würde, diesen, wo er sie fürchten muß, zuvor zu kommen334, oder, wenn sie sie ihm entdecken, zu heben: so versteht sich von selbst, daß er deswegen fleißig und mit eignem335 Nachforschen die Bibel gelesen haben müsse.

17336.

Soll er zugleich 2) die göttlichen Lehren zu ihrer Besserung und Beruhigung anwenden:337 so hat es auch da seine großen338 Vortheile, die Bibel zu diesem Zweck zu benutzen. Ansehen wirkt bey339 den meisten Menschen aufs kürzeste und kräftigste,340 und hat einmal jemand die Ueberzeugung, daß Gott in der Bibel redet, daß sie die Lehren Jesu Christi enthält:341 so wirkt dieses: Gott, Christus hats342 gesagt, es wirkt die Liebe, das Vertrauen, zu dem, der so viel für uns gethan hat, der Wunsch, ihm ähnlich zu werden, gewiß stärker als alle andre343 Gründe. Solche kurze, kräftige, fruchtbare Aussprüche, wie die Bibel enthält, behalten sich leicht, bleiben der Seele ge[24]genwärtiger, fallen uns wieder leicht da ein, wo wir sie brauchen, erinnern leicht wieder an das Gute, was man darüber gehört, an die seligen Erfahrungen, die man darnach gemacht hat. Durch öftere, mannigfaltigere344 Anwendungen die[310]ser Aussprüche auf das Beste der Zuhörer, bekommt die Bibel für sie einen großen345 Werth, weil sie immer darin die Geschichte ihres Herzens lesen, ihren Bedürfnissen gerathen, immer346 Belehrung, Ermunterung und Trost über die347 Angelegenheiten ihres Herzens348 finden. Was könnte man doch, da die wenigsten Menschen über unsichtbare Dinge selbst zu denken, und Weisheit aus sich selbst zu schöpfen,349 verstehen, und auch die, welche dieses können, Veranlaßung350 zum Nach[21]denken, Hülfe da brauchen, wo sie oft nicht zu Gedanken kommen, sie sich nicht interessant und eindrücklich machen können,351 was könnte man da ihnen für ein besseres352 immer offen liegendes Handbuch empfehlen, als die Bibel? – Daß der Lehrer, ihnen dazu353 die Bibel nutzbar zu machen, 354 mit ihr sehr bekannt seyn müsse, um, nach jedes355 Bedürfnissen, mit ihnen356 zu rechter Zeit zu reden, das Allgemeine in der Bibel auf die besondern Umstände der Zuhörer anzuwenden, und das Besondre357 in ihr ins Allgemeine, mit Weisheit, zu verwandeln, bedarf keiner Erinnerung.

18358.

Und sollte denn der Lehrer 3) nicht Jesu und den übrigen Lehrern in der Bibel Herablas[25]sung, Klugheit, Herzlichkeit bey359 seinem Vortrage ablernen können, worin diese so große360 Muster sind? Wo herrscht selbst eine einfältigere, würdigere, so ganz den Lehren und seligen Eindrücken von Gott angemessnereangemeßnere SpracheSprache, mehr361 [311] als in der Bibel,363 und wie viel trägt ein solcher Ausdruck zur Erregung wahrhaftig göttlicher Empfindungen bey? Freylich364 nur, wenn man ihn versteht. Aber eben darum müßte365 der Lehrer ihren Sprachgebrauch studieren366; darum lernen, ihn, wo er dunkel oder zweydeutig367 ist, gegen deutlichere Ausdrücke, die sich diesem so sehr als möglich nähern, zu vertauschen; gelegentlich den Zuhörern dieses Dunkle im biblischen Ausdruck erklären;368 und so könnte369 er, ohne Unsinn oder Mißverstand zu besorgen, alsdann370 selbst diese biblischen Arten zu reden behalten, die darum beybehalten371 zu werden verdienten, weil 372 die Idee des durch die Bibel geheiligten Gebrauchs daran hängt, 373 solche zu diesen religiösen Vorstellungen ganz eigen gewidmete und sonst nicht von gleichgültigen oder gar schlech[22]ten Dingen gebrauchten Ausdrücke mehr Würde behalten, und374 leichter wieder375 die guten Gedanken und Empfindungen 376 erwecken, die man ehedem bey377 dem Gebrauch der biblischen Aussprüche gehabt hat.

[26] 19382.

Die Nothwendigkeit der fleissigen383 Beschäftigung mit der Bibel, einer gründlichen Kennt[312]niß der Hülfmittel zur Entdeckung ihres wahren Verstandes, und eines treuen Gebrauchs derselben, wie zu diesem Zweck, so zur Herleitung der Religionslehren aus ihr, wird durch die Geschichte bestätigt, welche augenscheinlich zeigt, daß die Lauterkeit der christlichen Lehre immer mit diesem gelehrten und gewissenhaften Fleiß gleichen Schritt gehalten, daß384 Steigen und Fallen dieses Fleisses385 immer den Fort-386 oder Rückgang des wahren Christenthums nach sich gezogen habe. Unkunde des wahren biblischen Sprachgebrauchs; Vorliebe zu einer schwärmenden Philosophie; einreissende387 Gewohnheit, die christliche Wahrheit mehr nach dem Herkommen und den Meinungen angesehener Gemeinen388 und Lehrer, als nach der Bibel, und wenn man ja die letztere brauchte, den Werth ihrer Erklärung mehr nach der Uebereinkunft eines zufälligen Sinnes mit gewissen herrschenden Lieblingsideen,389 oder nach dem Ansehen einer Erklärung,390 zu entscheiden, gab dem menschlichen Ansehen391, in Sachen des Christenthums, das erste Uebergewicht über die Bibel, und die Entscheidung [23] der angesehensten Bischöfe und Concilien befestigte dieses. Mehr bekannt mit der Sprache des neuen Testaments,392 waren die ältern griechischen Ausleger bis ins 5te Jahrhundert den lateinischen unleugbar393 in der Erklärung überlegen; das Gute der letzteren394, wenige ausge[27]nommen, war entweder errathen, oder von jenen entlehnt. Selbst da man seitdem in der griechischen Kirche sich mit Sammlungen ältrer395 Erklärungen behalf, blieb immer durch die CatenenCatenen396 ei[313]ne bessere397 Erklärungsart herrschender als in der lateinischen, die, eben wegen Unbekanntschaft mit der Sprache, von jeher fruchtbarer an neuen Dogmen war, welche die übrige Kirche weder kannte noch billigte. So lange diese noch nicht in die Erklärung eingemischt wurden, so lange man nur noch die Bibel erklärte ohne zu allegorisiren, und noch einiges Gute der ältern Ausleger benutzen konnte, blieb in den Abendländern die Auslegung noch erträglich; so bald398 aber jene Gewohnheiten die Oberhand gewonnen, 821 Augustins Ansehen die andern399 verdunkelte, und die 822Glossa ordinaria des 9ten Jahrhunderts alles andre400 verschlang, so war sie so gut als verlohren401. Jetzt trat menschliches Ansehn402 und angebliche Tradition ganz an die Stelle der Bibel; von Rom aus entschied man statt der heiligen Schrift, man sprach sogar gegen sie, und diese Aussprüche schlugen die nieder, welche nach der Bibel entscheiden wollten. Die 823 Scholastiker, mehr darauf bedacht, Kirchenmeinungen zu befestigen,403 und sie durch Philosophie aufzuklären, verlohren404 die Bibel fast ganz aus dem Gesichte; die Mystiker suchten Licht in sich, statt es in der Bibel zu suchen; immer zwangen die 824Paulizianer, 825Katharer, 826Waldenser und ähnliche, mehr einfältig die Bibel, als [24] die Kirche, befragende ParteyenParteyen405, selbst ihren Gegnern das Bekenntniß ab, daß sie, bey406 allen Irr[28]thümern, reicher am thätigen Christenthum wären. Mit der 827 Auferstehung407 der Wissenschaften seit dem 15ten Jahrhundert, und noch mehr mit der Reformation in dem folgenden, wachte die [314] Liebe zur Bibel,408 und der Fleiß sie zu forschen,409 wieder auf, und das menschliche Ansehen fing an zu sinken; letzteres erhob sich unter den 828gereinigtern Kirchen wieder, so wie410 gegen das Ende des 16ten Jahrhunderts Kenntniß der Sprachen und Nachfragen411 in der Bibel ab-, menschliche Grübeley zunahm; sank wieder,412 als 829einige trefliche413 Sprachkundige, gegen die Mitte des 17ten, die richtige Art der BibelerklärungBibelerklärung,414 und, 830gegen das Ende desselben, die hallische Theologen415 mit ihren Schülern, Liebe zur Bibel durch ihr Beyspiel416 empfahlen. Der 831Eifer, die Bibel zu forschen, und die exegetische Theologie nach allen ihren Theilen zu bearbeiten, stieg sichtbar seit der Mitte des 18ten Jahrhunderts; neben ihm417 eine gründlichere Kenntniß der Kritik, der Grundsprachen, der alten Geschichte und der Morgenländer418; zugleich mehr Geschmack und Drang, die biblische Auslegung von hineingetragnen419 Begriffen zu reinigen, sicherlich auch, – bey420 allem Verfall auf Extremen421, wovon keine Zeit frey422 ist – die Reinigkeit der christlichen Lehre mit einer vernünftigern423 und fruchtbarern424 Anwendung.

20447.

Der bisher empfohlne448 angelegentliche und eigne449 Fleiß ist um so nöthiger, je mannichfaltiger die Kenntnisse und Beschäftigungen sind, 450 die heilige Schrift recht verstehen und brauchen451 zu lernen, und je mit452 mehrern Schwierigkeiten man dabey453 zu kämpfen hat. – Bey454 allen den Wissenschaften, wo es auf vielerley455 und ausgebreitete Kenntnisse ankommt, wo der Fleiß sehr ins Kleine gehen muß, und wo Vieles456 auf einem sichern Gefühl beruht, das erst durch lange Uebung erworben oder befestigt wird, ist es gar nicht zu verwundern, daß der Unwissende oder Anfänger sie sich leichter vorstellt, als sie sind,457 und als er sie hinterher findet. Wenn man auch weiß, daß zu einer Wissenschaft viel gehöre, daß man dies458 eben nur lernen, nicht selbst erfinden, oder nur alsdann459 erfinden könne, wo man erst Vieles460 vorher 461 Andern abgelernt und gesammlet462 hat – wie dieses der Fall bey463 allen historischen Wissenschaften ist –:464 verläßt man sich gar zu leicht auf Andrer465 Vorarbeit, forscht nicht selbst nach, und beruhigt sich ohne Prüfung bey466 dem, was man vorfindet. [316] Dieses sind wohl einige Hauptursachen, die das Vorurtheil erzeugen, als wenn bey467 dem exegetischen Studium wenig von uns selbst zu thun, oder alles468 leicht zu er[26]lernen sey469, so wie man sich auf der andern Seite die Schwierigkeiten oft zu groß vorstellt, wenn und weil man so viele auswärtige nöthige470 Kenntnisse bey471 sich vermißt, oder nicht weiß, wo man sie hernehmen soll.

21472.

Bey473 der heiligen Schrift kommen noch manche besondre474 Umstände dazu, welche das Vorurtheil verstärken, daß, sie zu verstehen, so gar schwer nicht seyn könne. Man hat sie von Jugend auf gelesen,475 und erläutern gehört, und glaubt, weil uns ihre Geschichte476 und Lehren, den Worten und Sachen nach, geläufig sind, so wäre sie uns auch verständlich genug. Man hat selbst gehört, daß unsre477 Theologen gegen die römische Kirche die 832 DeutlichkeitDeutlichkeit478 der heiligen Schrift, als eine Unterscheidungslehre, vertheidigen und beweisen. Wie sollten auch, denkt man, Bücher schwer zu verstehn479, die Aechtheit480 derselben nicht ausgemacht seyn, worin Gott seinen Willen für jedermann, selbst deutlicher als durch die Natur, geoffenbart [31] hat? 833 Man481 dürfe sich nur an den ersten einfältigsten Sinn halten, der sich uns darin darstellt, mit Einfalt und Lernbegierde lesen, und Gott um Erleuchtung bitten. Wenn man denn auch in einzelnen482 Stellen nicht gerade den eigentlichen Sinn treffe:483 so stoße484 man doch gewiß auf Wahrheiten, die zu unsrer485 Er[317]bauung dienten. Und wo uns irgend Schwierigkeiten aufstießen486 über welches Buch in der Welt sey487 mehr geschrieben, mehr gedacht, mehr Nutzbares schon ausgezogen,488 und ausser489 Zweifel gesetzt worden? Nach so vielen und zum Theil vortreflichen490 Arbeiten könne schwerlich noch etwas unserm eignen491 Fleiß überlaßen492 seyn.

[27] 22493.

Geräth aber, auf der andern Seite, jemand über die verschiedenen Folgen und Lehren, die aus der heiligen Schrift gezogen seyn sollen, und welche bey494 verschiedenen Parteyen495 und Menschen einander so sehr widersprechen; merkt er die Abweichungen der Ausleger von einander, und wird verlegen, was er unter so verschiedenen Erklärungen als das Wahre wählen soll; befriedigen sie oder ihre Gründe ihn nicht; fällt er selbst auf einen Sinn, der ihm einleuchtend scheint, den er aber zu beweisen nicht genug Kenntnisse hat; oder ist er zu ängstlich, um seinen eigenen Einsichten zu trauen, um einen Sinn annehmlich zu finden, der von herrschenden Erklärungen abgeht, oder gegen Meinungen anzustoßen496 scheint, die er für wahre Religionslehren hält; oder zu gewissenhaft in [32] göttlichen Dingen, als daß er mit einem Sinn, der sich hören läßt, ohne überzeugende Beweise zufrieden seyn sollte; oder hat jemand auf Schulen durch eine schlechte und ihm durch manche Nebenumstände verleidete Erklärungsart der Bibel oder alter Schriftsteller, einen Widerwillen gegen [318] alle Auslegung gefaßt,497 oder er ist498 zu sehr versäumt, als daß er hoffen499 sollte, das viele Versäumte noch nachholen zu können,500 und hat er nach und nach mehr Geschmack an sogenannten Realkenntnissen bekommen, und sich an solche gewöhnt; oder hält er die501 für weit wichtiger, als daß er die darauf zu verwendende Zeit noch sogenannten Wortkenntnissen und Beschäftigungen des Gedächtnisses aufopfern sollte; und wird 502 vollends in seinem Eckel503 dagegen und in dem Wahn von ihrer Entbehrlichkeit durch Andre504 bestärkt, die ihm Sprache505, Bibel und die Geschichte in derselben verächtlich machen, seinen Stolz auf die Fähigkeit506 selbst zu denken507 nähren, oder ihn bereden, [28] daß das Wesentliche der Bibel in sehr Wenigem bestehe,508 und schon ganz aufs Reine gebracht sey509: so ist 510 sehr begreiflich, wie leicht er dadurch und durch das Gefühl der mancherley Schwierigkeiten,511 dahin gebracht werden könne, das Studium der Bibel selbst, oder doch eignen512, ausharrenden Fleiß, ganz aufzugeben.

23513.

Beyden514 Vorurtheilen entgegen zu arbeiten, und auf der einen Seite die Trägheit, auf der anderen515 Muthlosigkeit zu verhüten, ist es sehr noth[33]wendig, sich frühzeitig theils den großen516 Umfang und die Nutzbarkeit der bey dem517 Studium der Bibel nöthigen Kenntnisse, theils die Mittel bekannt zu machen, wie man die Schwierigkeiten dabeydabei 518 heben, erleichtern, und sich eine Fertigkeit erwerben könne, die heilige [319] Schrift und ihren Sinn gründlich zu erforschen. Den Werth der Bibel vorausgesetzt, kan520 man sie anders nicht benutzen, als wenn und sofern man überzeugt ist, daß, was man daraus zieht, wirklich darin enthalten sey521. Diese Ueberzeugung erfordert, wie bey522 jedem Gesetz oder 523 Urkunde, daraus man etwas lernen will, zweyerley524: erstlich, daß man mit Ueberzeugung wisse, was man zur heiligen Schrift rechne, sey525 wirklich, wenigstens im Wesentlichen, dasselbe, was die Verfasser niedergeschrieben haben; hernach, daß man den Sinn gefunden, und Grund angeben könne, daß und warum der Sinn, den wir gefunden haben, der einzige wahre, oder doch wahrscheinlichste sey526. Der Inbegriff527 der Kenntnisse, die528 die Aechtheit529 der biblischen Bücher und des biblischen Textes betreffen, ist die biblische Kritik (Critica sacra), so wie der Inbegriff530 dererjenigen, welche die Auslegung desselben angehn531, die eigentliche Exegetik.

[34] 24539.

So sehr diese540 Kritik von jeher541 der Verachtung und noch mehr der Verleumdung der [320] Unwissenden ausgesetzt gewesen ist, die solche542 kritische Versuche selbst oft543 für Anfälle auf Gottes Wort angesehen haben, ohne zu bedenken, daß 544 Kritik nur eine Revision des auf uns gekommnen geschriebnen545 oder gedruckten Textes 546 der Bibel, nicht der Bibel selbst,547 ist: so ist sie doch nicht nur eine unschuldige548, sondern 549 auch nothwendige Wissenschaft. Soll 1) eine Lehre oder Begebenheit aus einem Zeugniß der heiligen550 Schrift dargethan, oder eine Redensart als schriftmäßig gerechtfertigt werden,551 (wie bey552

1 Joh. 5, 7.

oder

1 Tim. 3, 16.

bey553

Joh. 7, 53.–8, 11.

und bey554

Apostelgesch. 20, 28

): so muß bewiesen werden können, daß das Buch, die Stelle und der Ausdruck ächt sey555, die man als ein Zeugniß anführt ( Th.Theil 1.556 §. 74),557 und so bodenlos sonst der Beweis seyn würde, so vergeblich wäre die Erklärung einer Stelle oder eines Ausdrucks, um einen Schluß daraus zu ziehen, ehe noch ausgemacht wäre, daß sie von den heiligen Schriftstellern 558 herrührten, und sich daraus etwas, als von ihnen gesagt, ziehen ließe559.

25560.

Sehr oft werden 2) gewisse Bücher, Stellen und Lesearten der Bibel bestritten, und müssen, wenn sie können, [30] gerechtfertiget werden; es561 ist auch unwidersprechlich, daß von jeher562 an der Aechtheit563 einiger Bücher gezweifelt worden, und [35] der Text in verschiednen564 Handschriften, Uebersetzungen und Anführungen, mit vieler Verschiedenheit durch Nachläßigkeit565 oder willkührliche566 Aen[321]derungen, zu uns gekommen ist. Anders als nach sichern Regeln und Gründen kan567 doch jene Rechtfertigung nicht geführet, willkührliche568 Aenderung 569 anders nicht entdeckt und abgelehnt, und überhaupt keine Fehler in diesem Text anders klar gemacht werden. Und ist es eben so unverantwortlich, etwas zu der (heil.)heilig Schrift hinzu, als davon zu thun, etwas Unächtes570 gelten zu laßen571, als etwas Aechtes572 zu verwerfen: so bleibt573 schlechterdings kein anderes Mittel574 sich gegen diese zwey575 Abwege zu verwahren, als kritische Untersuchung.

26582.

Selbst 3) von den Vorwürfen der erlittnen583 Verfälschung, die man so oft der heiligen Schrift gemacht, und dadurch ihr Ansehen zu schwächen gesucht hat, kan584 sie auf keine andere Art befreyet585 werden. Wer der wahren Kritik kundig ist, erschrickt für586 allen solchen Beschuldigungen nicht. Er findet sie, nach angestellter Untersuchung, entweder gegründet oder nicht; verlangt, in jenem Fall, [36] das nicht zu vertheidigen, was nicht zu den heiligen Büchern gehört, und schneidet so die Ge[322]legenheit ab, das Ansehn587 der Bibel zu [31] erschüttern; weiß hingegen, in dem andern Fall588, zu zeigen, wie sehr dergleichen Angriffe auf Unwissenheit oder falschen Schlüssen beruhen. Wer aber bey589 diesen Vorwürfen von Verfälschung ängstlich thut, und seine Furcht für590 Gefahr verräth, die der Bibel bevorstehe, bestätigt die Gegner in ihrem Verdacht; er591 könnte es ja sonst nur der ruhigen Untersuchung überlaßen592.

27593.

Zu besorgen ist auch nicht, daß 4) durch kritische Untersuchungen die Bibel ungewiß und zweifelhaft gemacht werde, und manches trefliche594 Zeugniß aus derselben wegfalle. So lange nichts untersucht wird, kan595 Zweifel und Verdacht nie gehoben werden; die bloße596 Entdeckung der Verschiedenheit aber,597 macht so wenig die Bücher und ihren Text zweifelhaft, als die Verschiedenheit der Erklärungen einer Stelle den Sinn ungewiß macht; Gründe müssen in beyden598 Fällen zeigen, auf welcher Seite die Wahrheit sey599. Wenn diese die Aechtheit600 eines Buchs, einer Stelle oder Leseart darthun, so bleibt ihr Zeugniß erhalten; beweisen sie hingegen, sie sey untergeschoben:601 so verlieren wir weiter nichts als einen falschen Beweis, durch den die Wahrheit nie gewinnt, sondern unwiderleglichen Angriffen ausgesetzt wird;602 und darüber sich beschweren, was wäre das anders, als mit Gott rechten, daß er uns nicht [37] mehr Bücher und Beweise für eine Wahrheit gegeben habe? – [323] Kurz, alle Klagen und Besorgnisse bey603 der Kritik selbst – nicht bey604 ihrem Mißbrauch, den eben sichre605 Regeln und Gründe verhüten müssen – beruhen entweder auf Unwissenheit, wenn man Verschiedenheit in den Meinungen und Zeugnissen, die Bücher und den Text der Bibel betreffend, ableugnet606, oder [32] keine kritischen Grundsätze und Entdeckungen gelten laßen607 will, oder,608 bei609 aller Einbildung von Liebe und Eifer für die Bibel, auf Gleichgültigkeit gegen sie; wodurch man nicht nur selbst die ihr schuldige Untersuchung vernachlässigt610, sondern auch die Arbeiten andrer611, die mehr Kenntnisse und besseren612 Willen haben, unbenutzt läßt, oder sie gar abschreckt, sie an unsrer613 Stelle zu unternehmen.

28623.

Und diesen Fleiß in der biblischen Kritik sollte man um so weniger schwächen624, da diese Kri[324]tik [38] ein überaus schweres Studium ist, und nur äusserst625 Wenige626 wahren Beruf dazu haben. Zuerst hält es schon sehr schwer, die beyden627 Abwege hiebey628, Aengstlichkeit und Verwegenheit, zu vermeiden; der629 Kranke befindet sich gleich übel dabey630, wenn der Arzt alles631, und wenn er nichts wagt, nach gar keinen festen Grundsätzen verfährt, oder auch nicht einmal nach solchen etwas unternimmt. Auch der aufgeklärteste Mann, wenn er gewissenhaft ist, rührt das ungern an, was einmal das,632 gegründete oder ungegründete,633 Vorurtheil des Göttlichen 634 vor [33] sich hat; und wer einmal einzureissen635 anfängt, reißt, wenn er im Reissen ist,636 oft auch das Gute und Haltbare mit ab, und braucht, verleitet vom Gefühl seiner Kraft, nur zu oft gewaltsame und verzweifelte Mittel. Wahrer Muth und wahre Bescheidenheit sind gleich selten.

29637.

Wenn aber auch jemand hiebey638 mit der größesten639 Vorsicht und Entschlossenheit, also mit wahrer Gewissenhaftigkeit, verführe: so640 wird er641 doch bey642 der Unternehmung selbst643 ausnehmende Schwierigkeiten finden, sowohl in Wegräumung der Hindernisse, welche die644 Unwissenheit, Vorurtheile und Irrthümer in diesem Fach gelegt haben645, als in Aufführung des Bessern. Denn erstlich müßte646 man sichre 647 Regeln haben648, wonach man verführe – und649 diese 650 setzen sichre KenntnisseKenntnisse 651 von den Büchern und deren Text sowohl,652 als von [325] den Hülfsmitteln, voraus, die man653 zur Berich[39]tigung des Streitigen nöthig hat654. – Wäre beydes655 denn auch sichrer656 als es meistens nicht657 ist, so würden sich in der Anwendung der Grundsätze noch immer neue Schwierigkeiten zeigen.

30658.

Wie viel einigermaßeneinigermassen 659 Sicheres wissen wir 1) von den vorläufigen Kenntnissen? von661 der Geschichte der biblischen Bücher, der Sammlung ihrer Theile,662 ( (z. B.)zum Beispiel der Psalmen, der einzelnen663 Weissagungen in den Propheten (etc.)et cetera (etc.)et cetera) und der Sammlung dieser Bücher in ein Ganzes? von der Geschichte ihres Textes, und der oft so unerklärlichen Art, wie die Verschiedenheit des Textes in den Quellen entstanden ist? von der Geschichte der Handschriften und der al[34]ten Uebersetzungen, des Textes in beyden664 und dessen Veränderungen? von der Fähigkeit, den Hülfsmitteln und der Treue, welche diejenigen hatten oder bewiesen, die uns Stücke dieses Textes in ihren Büchern aufbehalten haben? selbst von der Geschichte der Ausgaben, und der Art des Verfahrens dabey665? Wie vieler feinen historischen, literarischen666 und philologischen Kenntnisse und Bemerkungen bedarf es, um nur erst einiges Land zu gewinnen,667 und wie wenig ist das, was wir hier mit einiger Sicherheit kennen, gegen das, was wir noch erst entdecken sollten668, um die hiebey vorkommende669 Lücken auszufüllen, und alle Schwierigkeiten befriedigend zu beantworten.670

Anm. Anmerkung Was hier und in dem Folgenden gesagt ist, fühlt schwerlich jemand, werder nicht beybei Untersuchungen dieser Art hergekommen ist, und selbst Versuche gemacht hat. Die wunderbaren Erscheinungen in der alexandrinischen Uebersetzung des A. Test.Altes Testament und in griechisch-lateinischen Handschriften des neuen, können hier zu einigen Beyspielen dienen,Beispielen dienen; und wer die kritische Literatur kennt, wie sie sich ohngefehrungefähr seit den nächsten dreyßigzwanzig letzten dreißig Jahren gebildet hat, kan einigermaßeneinigermassen kann einigermaaßen sehen, wie viel sich in diesem noch so unbekannten Lande, durch Aufsuchung bisher verborgen gewesener Hülfsmittel und durch regelmäßigen Fleiß,Fleiß entdecken laßelasse, und noch zu entdecken übrig seysei. Traurig ists nur immer, daß, wenn man einigen SchuttSchutt weggeräumt hat, um diese verborgnenverborgenen Schätze zu entdecken, so manche unberufneunberufene Arbeiter wieder neuen Schutt aufhäufen, und, unter Vorspiegelung einer höhern Kritik, die guten Gänge zuwerfen, um andreandere zu graben, die statt des Erzes nur KolenKohlen enthalten. {Was würde der selige Verfasser erst gesagt haben, wenn er erlebt hätte, wie wenig zuletzt diese sogenannte höhere KritikKritik noch als echt an den biblischen, besonders den Schriften des neuen Testaments, möchte gelten lassen! A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 671
[35] 31689.

Nach diesen großentheils690 noch so unvollständigen Kenntnissen691 können 2) schwerlich Grundsätze entworfen werden, die allgemein692 und sicher genug wären693. Wenn es nicht schon gewissermaßen694 die meisten bisherigen Versuche solcher Regeln bewiesen, die entweder auf ganz falsche Einbildungen gegründet sind *),695 oder sich durch ihre Unbestimmtheit selbst zerstören **):696 so müßte es die Natur der Sache selbst lehren. Manche [41] Regeln sind noch viel zu früh; weil uns die Geschichte der Quellen oder Zeugen fehlt, wonach [327] man erst ihr Ansehn697 beurtheilen könnte, und weil das Ansehen dieser Zeugen meistens erst durch fleißige Untersuchung der Art ihres Textes, und durch sorgfältige Zusammenhaltung desselben mit dem Text anderer Handschriften, Uebersetzungen (u. s. w.)und so weiter erkannt werden kan †).698 Wo man es aber auch so weit gebracht hat, daß man den Werth gewisser Handschriften (u. s. w.)und so weiter kennt: so können ja die Regeln, theils, wenn sie allgemeine Regeln seyn sollen, nur erst nach Vergleichung mehrerer solchen699 Handschriften (etc.)et cetera (etc.)et cetera unter einander und mit andern Quellen gemacht, mit einem700 Wort, nur aus mehrern uns gleich gut bekannten Quellen zusammen, abgezogen werden, ††) 701 theils, zeigen sich dabey702 so viele einander entgegenlaufende Erscheinungen, die für und wider einen angenommenen Grundsatz streiten, daß sich etwas ganz703 Allgemeines, ohne viele feinere Bestimmungen, nicht festsetzen läßt. †††) 704

1,
2,
3,
4,
32731.

Die Hauptsache kommt also 3) immer auf den selbst an, der das Aechte732 von dem Unächten733 unterscheiden will,734 und selbst die sichersten Regeln helfen nichts, wo es an der geschickten und vorsichtigen Anwendung fehlt. Fleissiges735 Nachforschen auch nach Kleinigkeiten, welche die Geschichte und den Charakter der Quellen aufklären können, viele736 feine Sprachkenntniß der Grundsprachen überhaupt und des Charakters eines biblischen Schriftstellers insbesondre737; Vorsichtigkeit in der Vergleichung und Anwendung aller solcher Kenntnisse; und ein feines Gefühl oder kritisches Genie, das erst durch lange Uebung reif und sicher wird, müssen beysammen738 seyn. Denn es kommen hiebey739 so unendlich viele Collisionen gemachter Bemerkungen und abgezogner740 Regeln vor, und diese Collisionen werden nicht einmal bemerkt, vielweniger mitbenutzt741, wo nicht sehr viele feine Beobachtungen vorhergegangen sind, daß von der Geschicklichkeit und Gewissenhaftigkeit des Kritikers selbst zuletzt alles742 abhängen muß. Selbst da, wo in allen jetzt bekannten Quellen ein sehr alter Feh[44]ler allgemein ist – ein sehr möglicher und glaublicher Fall – könnte nur das feinere Gefühl ihn entdecken, ob es gleich, um nicht nach bloßemblossem Willkühr743 zu ver[330]fahren, durch irgend einige Spur in den bekannten Quellen geleitet werden müßte.

33757.

Diese großen758 Schwierigkeiten, welche mit der biblischen Kritik verknüpft sind, beweisen, daß es nicht jedem, der sich auf das gelehrte Studium der Bibel legt, zur Pflicht gemacht werden könne, sich selbst auf diese Kritik einzulaßen759; welches aber keinesweges die Pflicht ausschließt, sich mit den nothwendigsten Kenntnissen, die dazu gehören, bekannt zu machen, und das zu benutzen, was uns Kenner darin vorgearbeitet haben. Denn wer 1) gar keine Kenntniß davon hat, kan760 ja nicht beurtheilen, wie weit sie und die Uebungen in dergleichen Arbeiten ihm doch nöthig seyn möch[45]ten, und wie weit er Fähigkeit dazu habe,761 oder erlangen könne? als woraus er erst abnehmen kan762, ob und wie weit es für ihm763 [331] Pflicht sey764, sich damit zu beschäftigen. Er kan765 2) sonst gewisse oft sehr herrschende und scheinbare Vorurtheile nicht vermeiden, die ihm in der rechten Auslegung sowohl als in dem Gebrauch, den er von der Bibel macht, ungemein hinderlich fallen, und auf Irrthümer führen; wovon die 850bekannte Streitigkeit über das Alterthum und die Avthentie766 der Puncte767 und Accente im hebräischen Texte des alten Testaments, und die oben (§. 24 768) angeführten Stellen der Bibel769 zum Beyspiel770 dienen können. Er kan771 3) viele Schwierigkeiten bey772 der (heil.)heilig Schrift nicht 773 [39] auflösen, und viele Angriffe auf dieselbe nicht widerlegen, die aus der fälschlich angenommnen Aechtheit774 gewisser Bücher, oder deren Stellen und Lesearten, entstehen, oder hergenommen werden, noch das, was ächt775 ist, gegen ungegründete Vorwürfe oder Eingriffe vertheidigen. Und 4) selbst in die Erklärung des Sinnes der (heil.)heilig Schrift hat diese Kritik so vielen Einfluß, daß oft weder der rechte, noch auch einmal ein erträglicher Sinn gefunden werden kan776, wenn man der Kritik ganz unkundig ist. Es ist doch ein großes777 Glück, wenn wir bey eignem778 Unvermögen uns auf Kenner und ihre Untersuchungen verlaßenverlassen können. Nur779 die unverzeihlichste Gleichgültigkeit kan781 solche Vorarbeiten unbenutzt laßen782, und nur der einfältigste Stolz kan783 sich den Trotz auf Dinge zu gut halten, die man nie gründlich untersucht hat, oder auch nur untersuchen kan784, oder [46] das verachten, was über unsre785 Fähigkeiten und Begriffe ist.

[332] 34786.

Es sollte daher jeder, der, als Gelehrter, die heilige Schrift studieren will, wenigstens 1) bey787 solchen biblischen Untersuchungen eine Ausgabe des Grundtextes zum Grunde legen, die einen mit kritischem Fleiß und Gewissenhaftigkeit behandelten Text enthält, zumal wenn die, wenigstens erheblichen788, Lesearten mit ihren Zeugnissen beygefügt789 sind, wovon wir 852im neuen Testamente790 ein vortrefliches791 Muster an der Griesbachischen 792 Ausgabe haben; 793 2) sich die besten Bücher bekannt machen, welche theils historische Kenntnisse sowohl von der Geschichte der biblischen Bücher als von den allgemeinern Ver[40]änderungen ihres Textes und von den Quellen, woraus ihre Kenntniß geschöpft werden kan794, theils bewährte Regeln der biblischen Kritik, oder doch geprüfte Vorschläge von dem rechten und vorsichtigen Verfahren bey795 Beurtheilung des biblischen Textes, enthalten. Noch fehlt es uns freylich zum Theil an solchen, die für den Anfänger oder den brauchbar wären, der sich auf keine tiefere Untersuchungen einlaßeneinlassen kan, worin auch nur das alles gesammlet und wohl geordnet wäre, was man bis jetzt in diesem Felde entdeckt hat. Bey dem alten Testament könnte man die Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornische Einleitung ins alte Testament,Testament verglichen mit der Carpzov, Johann Gottlob Carpzovschen Introductione und Critica S. V. T., bey dem neuen die Michaelis, Johann David Michaelische Einleitung, nach der 4ten 3ten Auflage, als die bis jetzt besten Handbücher, brauchen, so weit man die Angaben darin bewiesen findet. Die übrigen (in der Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinen Bücher in der Theologie §. 26 und 27. 30–32. 34 flgg.folgende 60–64 erwähntenerwehnten) Schriften sind mehr zum Theil schätzbare Beyträge zur Beförderung dieser Kritik. Was man in den genannten Handbüchern, zumal in Absicht auf verschiedne Lesearten des biblischen Textes, sonderlich im alten Testament, nicht findet, das müßte man von den gelehrten und vorsichtigsten Auslegern lernen, die bey Erklärung biblischer Bücher auch die wichtigsten Lesearten mit erwähnterwehnt und geprüft haben.796

803
35804.

Fände805 man nun bey806 dem 807 Studium der Bibel selbst Geschmack an kritischen808 Untersuchungen; fühlte809 sich dazu vorzüglich aufgelegt – welches man daraus abnehmen könnte810, wenn man, bey811 angestellten eignen812 Versuchen in der Kritik sähe813, daß unser814 Urtheil über Lesearten, und die Art, wie wir dabey verfahren815, mit dem Urtheil und Verfahren der besten Kenner übereinträfe; – hätte816 man Gelegenheit,817 die hier nothwendigen Hülfsmittel818 und Sammlungen, (die in gedachten Stellen der eben §. 34. 321. genannten Anweisung etc.et cetera etc. angeführt sind), bey dem alten Testament wenigstens die beyden Hauptsammlungen von Kennicott, Benjamin Kennicott und De Rossi, Giovanni Bernardo de Roßi , bey dem neuen die Mill, John Millischen, Wettstein, Johann Jakob Wetsteinischen Wettsteinischen , Griesbach, Johann Jakob Griesbachischen , auch des Letzternletztern Symbolas criticas (Tom.Tomus prior. Halae 1785. 8.), nebst den alten Uebersetzungen des A.Alt und N.Neu T.Testament Test.Testament mit genugsamer Kenntniß ihrer Sprache,819 zu brauchen825; und würde826 man durch dergleichen Untersuchungen nicht von wichtigern, weit näher zu unserm827 Beruf gehörigen,828 Beschäftigungen abgehalten: so könnte829 man sich schon auf nähere Untersuchungen in diesem Fach legen, und man wird, wo alle genannte Voraussetzungen da sind, aus der bisherigen Aufmerksamkeit auf die besten Kritiker dieser Art und aus eigner Beobachtung hinlänglich finden, was bey diesem weitern Fleiß zu thun sey.830

843
36844.

Unentbehrlicher als die Kritik845 ist freylich846 die biblische Exegetik, oder der Inbegriff847 der zur Ein[49]sicht in den Verstand der heiligen Schrift nöthigen Kenntnisse, und alles desjenigen, was dazu [335] dient, eine Fertigkeit in Anwendung dieser Kenntnisse auf die Erklärung der heiligen Schrift zu erlangen848 (§. 23).849 Eine jede Schrift, welche nicht bloß allgemeine Sätze, sondern auch Geschichte enthält, oder welche jene in Rücksicht auf die Denkungsart, Kenntnisse, Bedürfnisse und besondern Umstände gewisser Leser vorträgt – und dies850 ist augenscheinlich der Fall bey851 den biblischen Büchern –:852 erfordert nicht nur, wenn sie [42] recht verstanden werden soll, Kenntniß der Sprache, worin sie abgefaßt ist, sondern auch historische Kenntnisse, und, wie jede Beschäftigung, wovon man sich oder Andern Rechenschaft geben soll, Regeln, wonach man in ihrer Anwendung verfährt, um den Sinn zu finden, und ihn Andern überzeugend mitzutheilen, so wie fleissige853 Uebung, nach diesen Regeln zu verfahren, um die nöthige Fertigkeit in der Erklärung zu erlangen.

37854.

Wie nothwendig es sey855, gute Kenntnisse in Sprachen mitzubringen, ehe man zur Erklärung der heiligen Schrift schreiten will, und856 in welchen Sprachen? dies857 ist schon oben gezeigt worden858 ( Th.Theil 1.859 §. 113120. §. 150 flgg.folgende).860 Wer sie nicht schon, wenigstens nothdürftig861, mitbringt862, wenn er sich auch der Anweisung eines Andern in wirklicher Erklärung der heiligen863 Schrift bedient, der wird ihm wohl nachsprechen lernen, wird al[50]lenfalls die GündeGründe 864 fassen, womit jener die Er[336]klärung unterstützt; aber selbst ein865 Ausleger wird er nie werden, er866 wird ohnehin alles867, wozu nicht bloßes868 Nachdenken zureicht, bloß auf CreditCredit869 seines Vorgängers annehmen müssen; es sey870 denn, daß er nun noch erst anfange, sich auf die bisher versäumten Sprachen mit einem Fleiß871 zu legen, der kaum zu erwarten ist, wenn man so lange dieses Sprachstudium 872 anstehen laßen873, und der Geschmack an andern unterhaltenderen Kenntnissen,874 den Geschmack an jenem kaum noch aufkommen läßt. Setzt sein Lehrer ohnehin billig jene Kenntnisse und einige Fertigkeit in solchen Sprachen voraus, als etwas, das man schon auf Schulen sollte erworben haben, und hält sich nur bey875 dem Schwerern, sonderlich in Absicht [43] der in der Bibel vorkommenden Sachen, auf: so muß ein solcher versäumter Zuhörer vollends zurückbleiben, und das Studium der Bibel wird ihm eben dadurch verleidet werden, weil er, wegen Unwissenheit des Bekannten, nirgends fortkommen kan876. – Worauf übrigens zu sehen sey877, wenn man die (heil.)heilig Schrift so fern verstehen lernen will, als sie durch Sprachkenntniß aufgeklärt wird, ist auch oben (Theil 1.878 §. 77.–81 879) bemerkt worden; das übrige880 muß eine gute HermenevtikHermenevtik881 der (heil.)heilig Schrift lehren.

[337] [51] 38886.

Ein Schriftsteller, der, wie die biblischen, zunächst für seine Zeitgenossen und 887 Nation schreibt, kan bey888 Erzählungen und einem nach dieser Leser889 Umständen 890 eingerichteten Lehrvortrag, vieles als ihnen bekannt voraussetzen, das891 er bloß zu berühren braucht, oder worauf er anspielt, was sich aber mit der Zeit ändert, oder vergessen wird, oder den892 Lesern späterer893 Zeiten und Ausländern894 unbekannt ist. Die heiligen Schriftsteller beziehen sich, wie vorhin schon gesagt worden ist, sehr oft auf dergleichen zufällige Umstände, und der Ausleger kan895 sie daher gar nicht ganz verstehen, oder sich in diese Umstände hinein denken, wenn er sich nicht eine möglichst genaue Kenntniß dieser historischen Umstände erworben hat.

[52] 39904.

Zu diesen historischen Kenntnissen gehört 1) die Kenntniß der alten Geographie, so weit sie [338] in der heiligen Schrift vorkommende Sachen betrifft905. Diese müßte906 sich 1) auf die Lage, die Beschaffenheit, die Abtheilung und das natürliche oder durch Revolutionen der Völker entstandne907 Verhältniß der Oerter und Länder gegen einander erstrecken, und zwar nach verschiedenen Zeiten, wohinein908 die biblischen Nachrichten gehören, welche Zeiten oft nicht genug pflegen909 unterschieden zu werden 910. Sie müßte911 zugleich auch Kenntniß der natürlichen Producte dieser Oerter, nach den verschiedenen Naturreichen,912 und der aus der natürlichen Beschaffenheit dieser Oerter913 entstehenden Zufälle, als der Witterung, der Krankheiten (u. d. gl.)und dergleichen seyn914. Eine solche Kenntniß würde915 2) sehr ins Kleine gehn916 müssen, und viele feine Bemerkungen erfordern, weil sich die heilige Schrift auf dergleichen sehr besondre917 und kleine Umstände bezieht. Eben daher ist dieses Studium 3) mit großen918 Schwierigkeiten verknüpft, weil es sehr ausgebreitete und genaue Kenntnisse erfordert, weil es sich, wegen Ungewißheit der Sprache, und besonders der bestimmten Bedeutung der Namen und Wörter, [45] wegen Entfernung der Zeiten und Oerter und Mangel der Nachrichten, sonderlich in Absicht auf Topographie, in große919 Dunkelheit verliert, und weil man selbst erst durch eine fleißige Beschäftigung mit der Bibel lernen muß, was hier einer Untersuchung bedarf oder nicht.

920
[53] 40921.

Noch wichtiger wären922 2) die Kenntnisse derjenigen Sachen, die923 man gemeiniglich unter dem [339] Namen der AlterthümerAlterthümer924 begreift, wohin man alles925 rechnen kan926, was die Verfassung der Völker und ihrer verschiednen927 Stände, nebst dem auf Convention beruhendem Verhältniß derselben gegen einander angeht, als Religions-928 bürgerliche und militärische Verfassung, häusliches Leben, Handel und Gewerbe, Abhängigkeit und Bündnisse von und mit einander, und die bey929 allem diesen eingeführte930 Gewohnheiten. Ein wieder sehr weitläufiges und schweres Studium, weil es so mannichfaltige in der Bibel erwehnte931 Völker, aus sehr verschiedenen Zeiten, umfassen muß, deren Einrichtungen und Gewohnheiten, eben weil sie auf Willkühr932 beruheten, und sich darum auch leicht veränderten, zumal aus den ältern Zeiten, schwerer zu entdecken sind, als natürliche Einrichtungen, die in jedem Lande sich weit seltner ändern, und sich meistens bis auf unsre Zeit erhalten haben. Eben da[46]durch wird das Eindringen in den Geist solcher Verfassungen und in die Ursachen derselben, die in dem Klima und den daraus entstehenden Bedürfnissen, in gewissen politischen Revolutionen, oft auch in der Begierde nachzuahmen, oder gar in einem bloßen933 Zufall, liegen können, erschwert, oder gar unmöglich gemacht, wenn auch derer mehr wären, als sie nicht934 sind, die mit so vielfältiger Gelehrsamkeit und philosophischem Blick jene Ursachen und Ab[54]sichten untersuchen, als 889 Spencer, 890 Goguet, Michaelis, Johann David Michaelis und Gatterer, Johann Christoph Gatterer , bey935 den Einrichtungen der Israeliten und einiger andern Völker versucht haben. Und doch hat diese philosophi[340]sche Behandlung solcher Verfassungen und Einrichtungen ihren unentbehrlichen Nutzen, selbst bey936 Erklärung der heiligen Schrift. Sie macht diese Einrichtungen begreiflich, hebt das Befremdliche derselben, und befestigt dadurch die Glaubwürdigkeit der Bibel. Sie zeigt die Weisheit Gottes und seiner VorsehungVorsehung937 in Einführung gewisser Anstalten unter seinem Volk, die sich auf jene Verfassung und Gewohnheiten gründete, oder diese einführte, um dadurch wahre Religion, nach den Bedürfnissen solcher Menschen, zu befördern. Sie beschämt dadurch viele Vorwürfe gegen die heilige Schrift, und falsche Vorstellungen von ihrem Inhalt, die auf Unbekanntschaft mit diesen Einrichtungen, auf Unkunde ihrer Ursachen und Absichten, und auf einer übel angebrachten Philosophie, beruhen, welche, unerleuchtet durch das Licht der Geschichte, sich über den Kreis unsrer 938 Sitten und Verfassungen nicht hinausdenken kan939.

940
41941.

Dieses Eigene942 der Völker und Personen, die in der heil.943 Schrift erwähnt944 werden, an welche die biblischen Bücher gerichtet, oder von welchen sie verfertigt sind, richtete sich ohne Zweifel 3) nach ihrer Denkungsart, 945 Kenntnissen und Meinungen, nach ihrem Charakter und 946 Sit [55] ten, und hatte umgekehrt wieder in diese einen nothwendigen Einfluß. Danach947 bildeten sich auch ihre Künste und Wissenschaften, die wieder jene bildeten, ihnen ihre Richtung gaben, Einrichtungen und Gewohnheiten veranlaßten. Ganz [341] vorzüglich nothwendig ist also auch diese Art von Kenntnissen, sowohl zu richtiger Erklärung der heiligen Schrift, als zur richtigern948 Beurtheilung der darin vorkommenden Sachen, und des Werthes der Bibel selbst. Zu beyden949 Absichten ist es unumgänglich nothwendig, sich in jene Art zu denken, in jene Meinungen, Sitten (u. d. gl.)und dergleichen zu versetzen;950 sonst muß man offenbar den rechten GesichtspunctGesichtspunct951 verfehlen, so gewiß wie man den Sinn verfehlt, wenn man ihn nach unserm, nicht nach dem biblischen Gebrauch, bestimmen will. Denn jeder Schriftsteller schreibt zunächst und eigentlich für seine Zeit, nach den Bedürfnissen, Fähigkeiten und Meinungen derer, an die er schreibt, nach seiner Denkungsart, 952 Begriffen und 953 Charakter; kan954 dann auch955, wenn er wahr erzählen will, seine Personen anders nicht aufführen, als sie wirklich waren.

[48] 42956.

Es ist fast957 unglaublich, was die an sich sehr wahre Vorstellung von der Bibel, als einer Sammlung göttlicher Bücher, durch Mißverstand und eine höchst verkehrte Anwendung, für Schaden gestiftet hat; wie sehr man sich dadurch um den Nutzen, den man daraus schöpfen könnte, gebracht; wie sehr sie 958 der Verachtung und [56] Spöttereyen959 ausgesetzt hat. Als göttliche Bücher sollen sie, sagt man, nicht wie irgend ein vernünftiges menschliches Buch, verstanden und gebraucht werden; Gott soll sie durchaus für alle Zeiten und Menschen, nicht zum Theil allein für [342] die ersten Leser, haben aufzeichnen laßen960; sie sollen aufhören961 allgemein nützlich zu seyn, und sollen zu Irrthümern verleiten, wenn man annähme, daß sich darin Sätze und Wörter befänden, welche auf damalige Meinungen oder gar Vorurtheile und Irrthümer gingen. – Alle diese Einbildungen entspringen 1) aus der üblen962 Gewohnheit, nicht Gott aus seinen Werken abzulernen, was gewiß das Beste gewesen seyn muß, sondern aus einer vorausgesetzten Idee, den Plan auszuspinnen, den Gott nach unsrer Meinung habe befolgen müssen, wenn er es hätte recht machen wollen;963 eine Thorheit, von der und von deren Schaden uns schon die Wahrnehmung des wirklich Bösen in der Welt überzeugen könnte, das, nach unsrer964 Voraussetzung, auch nicht in der Welt seyn sollte, und das wir so schwer mit Gottes allgemeiner Weisheit und Güte zu reimen wissen. 2) Man spanne denn bey965 der Bibel den Begriff von einem göttlichen Buch966 so hoch als man will – ihn hier zu bestimmen967 ist der Ort nicht –: so muß er doch nicht den Augenschein gegen sich haben. Denn968 gegen diesen kan969 keine Theorie bestehn970, und man treibt sonst Andre971 noth[49]wendig dahin, daß sie, zu Folge unsrer972 falschen Begriffe von den Erfordernissen eines göttlichen Werks, der Bibel diese Ehre absprechen [57] müssen, wenn sie gleichwohl darin das wahrnehmen, was man mit einem göttlichen Werke unverträglich hält. Der Augenschein zeigt es aber, daß Jesus und die heiligen Schriftsteller,973 in unzählichen Stellen,974 Redensarten und Sätze brau[343]chen, die sich auf menschliche, selbst irrige, Vorstellungen und Gewohnheiten dererjenigen gründen, mit welchen sie zu thun hatten, wie (z. B.)zum Beispiel Hiob 1, 6 flgg.folgende 975 Matth. 12, 43–45. (vergl.)vergleicheverglichen mit Tob. 8, 3. Gal. 4, 24 f.folgend 976 und die sie selbst in vielen Fällen brauchen mußten, wenn sie allgemeiner, aber, vor der Hand wenigstens, unschädlicher Volksglaube waren, wollten sie anders verstanden werden, ihre Glaubwürdigkeit nicht verdächtig machen, ihre Zuhörer oder Leser, nach deren Fähigkeiten und Bedürfnissen, überzeugen, oder ihnen etwas anschaulich darstellen. – Mindestens muß da, wo sie erzählen, oder, wie

Matth. 12, 27.977

und

Luc. 24, 37–40978,

den Meinungen andrer979 widersprechen, auch der eingenommenste Leser Anspielungen auf besondere menschliche Meinungen anerkennen, die denn doch von dem Ausleger verständlich gemacht werden müssen.

43980.

Und warum soll denn 3) alles981, was in den biblischen Büchern vorkommt, für alle Leser geschrieben, warum schlechterdings allgemeinnützlich seyn? Kan 982 es je ein Buch geben, das diese Eigenschaft hätte, ohne alsdann983 manchen Lesern entbehrlich, oder nicht unterhaltend genug zu seyn984? Ists [58] denn nicht oft wohlthätiger gegen Alle, Mannichfaltigkeit hinein zu bringen, und einen Theil des Inhalts für [50] Alle oder Manche985, einen andern 986 nur für Einige oder Andre987 zu bestimmen, um Allen, nach ihrem Bedürfniß, Alles988 zu wer[344]den? Ists nicht in den heiligen Büchern wirklich so? Könnten WeissagungenWeissagungen989 wohl für die ersten Leser, die jüdischen Geschlechtregister990 für uns, bestimmt seyn,991 die mosaischen Gesetze Andre unter den992 Christen, als993 die Gelehrten interessiren994? Wenn aber 4) in der heiligen Schrift nicht 903Allen Alles995 gleich nützlich und verständlich seyn mußte:996 so war es schon natürlicher, mehr für die ersten, als für die spätern Leser zu sorgen, sich also nach deren997, auch noch 998 rohen und selbst irrigen,999 Begriffen 1000 zu richten. Eben dieses giebt einem Buch1001 den Charakter der Zeit, woher1002 es ist, des Schriftstellers, der es geschrieben hat, der nächsten Bestimmung, wozu es aufgesetzt wurde; auf1003 diesen unverkennbaren Merkmalen beruht die Ueberzeugung, daß es avthentisch1004 und glaubwürdig sey;1005 und auf diese Ueberzeugung gründet sich alles andre, die1006 also bey Gott1007 ein wichtigerer Zweck seyn mußte1008, als die Befriedigung unsrer1009 eigensüchtigen Forderungen.

441010.

Mit alle dem können 5) Bücher, die zunächst und hauptsächlich für die ersten Leser geschrieben sind, es kankann 1011 selbst das, was in denselben auf besondre1013 Zeit- und Volksmeinungen geht, 1014 immer auch uns, in unsrer1015 Art, nützlich werden, so daß, wegen jenes nächsten eingeschränkten ZweckZwecks,1016 die Bücher selbst oder diese Theile derselben keineswegs1017 unsre1018 Geringschätzung oder Gleichgültigkeit verdienen1019. Es ist doch wenigstens schätzbarer Beytrag1020 zur Ge[345]schichte des menschlichen Geistes und der Religion. Je mehr wir diese besondre1021 Vorstellungen studieren, die zu der Zeit herrschten, [51] wo die biblische1022 Bücher geschrieben wurden, oder wo die darin enthaltnen1023 Begebenheiten und Reden vorfielen, und uns auch um anderweitige Spuren derselben bekümmern:1024 je1025 mehr wächst die Ueberzeugung von ihrem Alter, Aechtheit1026 und Glaubwürdigkeit. Man lernt alsdann1027 auch tiefer in die weisen Anstalten Gottes zur 904 Erziehung des menschlichen Geschlechtes1028 eindringen; öfnet1029 sich neue Quellen der Zufriedenheit mit den Wegen Gottes, der für jeden nach seinen Bedürfnissen sorgt, das Unvollkommne1030 allmählich reifen läßt, und auch das Schlechtere zu seinen guten Absichten zu wenden1031 weiß; man lernt das Glück mehr schätzen, in aufgeklärtern Zeiten zu leben, und weitere, nähere Aufschlüsse zu haben, die ehemaligen Zeiten versagt, oder durch Vorurtheile und1032 Irrthümer erschwert waren. Und liegt denn, bey1033 allem Eignen1034 gewisser Beyspiele1035 in der heiligen Schrift, in allen,1036 nach den Umständen jener Zeiten und Völker,1037 eingekleideten Lehren,1038 nichts allgemein Lehrreiches für uns, das nur bey1039 jenen Menschen durch ihre Umstände eine nähere Bestimmung für sie bekam? das der Verständigere wie Gold aus den Schlacken zu schmelzen weiß? woraus er, wie aus allen Beobachtungen in der Welt, das Allgemeine herausziehen, [60] und sich für seine besondre1040 Umstände nutzbar machen kan1041? 905Es sey1042 Paulus, oder Kephas, oder Apollos, oder die Welt – alles 1043 ist unser!

1 Kor. 3, 22

. – Aber 6) scheiden müssen wir es lernen, [346] und eben darum das näher kennen lernen, was zu jenen Ort- und Zeitkenntnissen gehört, was Hülle und nicht Wesen ist, was Gott in der Bibel nach bloßer HerablaßungHerablaßungHerablassung 1044, und was er nach strengster Wahrheit hat sagen laßen1046. Dafür muß es sowohl Regeln geben als für das Aechte1047 oder Unächte1048 in Lesearten, für den wahren oder falschen Sinn der heiligen Schrift; und alsdann1049 wird [52] auch die Besorgniß wegfallen, daß man durch solche eingemischte Vorstellungen nothwendig1050 müßte auf Irrthümer geleitet werden.1051

451052.

Wenn man diese aus bloßem1053 Mißverstande herrührende Vorurtheile von dem Nutzen der Bibel, der vermindert werden, und von dem Schaden, der ihrem richtigen Verstand und Anwendung drohen würde, bey1054 Seite setzt: so wird man sich bald überzeugen können, wie unumgänglich nothwendig es sey1055, sich, so viel man immer kan1056, ganz in die Lage hinein zu denken1057, welche die Bibel vorausetztvoraussetzt 1058, und sich dazu die §. 41. erwähnten1059 Kenntnisse mit möglichstem Fleisse1060 zu erwerben. Nur dadurch werden wir verhüten, – daß wir nicht nach dem Maaßstab unsrer, oder überhaupt späterer, Kenntnisse und Meinungen,1061 die in der heiligen Schrift liegenden,1062 abmessen, und dadurch [61] uns den GesichtspunctGesichtspunct1063 verrücken, wonach wir alles1064 nehmen müssen, wenn wir von ihr lernen wollen –1065 nicht die darin liegenden Begriffe, wider die Wahrheit, ausdehnen oder einschrän[347]ken, –1066 nicht Dinge darin suchen und finden, an welche die heiligen Schriftsteller oder die darin aufgeführten Personen nie haben denken können –1067 nicht ihre Beweise falsch beurtheilen –1068 oder eine Ordnung, oder einen Zusammenhang, oder Künste erdichten, wonach sie sollten verfahren haben,10691070 kurz, nicht den wahren Sinn derselben verfehlen.

461071.

Nur dadurch würde1072 zugleich der falschen Beurtheilung und Anwendung der heiligen Schrift vorgebeugt, oder beydes1073 berichtigt werden. Denn nur durch die Kenntniß desjenigen, was in ihr jeder erwähnten1074 Zeit, jedem Ort [53] und jedes1075 Umständen gemäß ist, ergiebt sich die hohe Glaubwürdigkeit, das Alterthum und die Aechtheit1076 ihrer Bücher. – Nur dadurch entsteht wahre Ueberzeugung von der göttlichen Weisheit des darin gebrauchten Vortrags und der gemachten Anstalten, wenn beydes1077 gerade den jedesmaligen Umständen angemessen ist. Nur dann wird man den CharacterCharacter1078 und die Handlungen der darin aufgestellten Personen richtig würdigen, ungegründete Kritiken darüber ablehnen, und unrichtige Nachahmung derselben verhindern können, wenn man sie nach der Lage kennt und nimmt, worin sie handelten,1079 und verfahren konnten. AlsdannAlsdenn 1080 auch [62] nur im Stande seyn, das, was von der Zeit und Lage herrührte, mit einem1082 Wort, das ZufälligesZufällige,1083 von dem Wesentlichen, und bey1084 dem Vortrage [348] der Bibel,1085 die den Zeitumständen und Bedürfnissen entsprechende Einkleidung von den Lehren selbst, bey1086 den aufgeführten Beyspielen1087 das ihnen Eigenthümliche von dem auch 1088 uns Lehrreichen,1089 abzusondern, und sie so wirklich unsern Bedürfnissen gemäß zu brauchen1090.

471091.

Da die verschiednen1092 Veränderungen der in der heiligen Schrift erwähnten1093 Völker, oder vorzüglich merkwürdiger Personen unter ihnen, sehr viele Veränderungen1094 nicht nur der Länder selbst, sondern noch mehr der Denkungsart, der Sitten, der Verfassung und Einrichtungen unter ihnen und andern1095 nach sich gezogen haben: so ist schon deswegen 9074) die Kenntniß ihrer Geschichte nothwendig, um diese letztre1096 Veränderungen, nebst ihren Ursachen und Absichten, einzusehen. Sie würde es schon an sich seyn, in so fern1097 ein großer1098 Theil der Bibel theils diese wirkliche Geschichte, theils Anspielungen darauf, theils Weissagungen1099 enthält, [54] die sonst schlechterdings das nöthige Licht nicht bekommen können. Für den Ausleger der Bibel gehört freylich1100 nur diese Kenntniß so weit, als sie zur Erklärung der Bibel nöthig ist,1101 aber eben dazu wird auch eine sehr oft in kleine und dunkle Umstände eindringende Kenntniß erfordert.

1102
[349] [63] 481103.

Viel trägt dazu 5) die Kenntniß der biblischen Zeitrechnung bey1104, die doch auch wieder das unentbehrliche Licht aus der Geschichte erhält. Sie hat hier nicht nur den Nutzen, wie in der Geschichte überhaupt, daß sie ihr Ordnung mittheilt, ihre Wahrheit befestigt, und den Geschichtsforscher auf den Zusammenhang der Begebenheiten, also zur kritischen und pragmatischen Behandlung der Geschichte, führt. Sie ist auch unentbehrlich, um den scheinbaren Widerspruch mancher Stellen der heiligen Schrift gegen einander und gegen die Zeitrechnung der auswärtigen Geschichte zu heben, der so oft zu Vorwürfen gegen sie gedient hat; um auf wahre oder vorgebliche Fehler in einigen Stellen des biblischen Textes und deren richtige Beurtheilung zu leiten; und selbst, um falsche Erklärungen zu verhüten,1105 oder zu entdecken, die sich auf eine unrichtig angenommene Zeitrechnung gründen, und durch Hülfe einer richtiger bestimmten Chronologie neues Licht über manche Schriftstellen auszubreiten.

491123.

Zur Erwerbung aller bisher erwähnten1124 historischen Kenntnisse gehörte freylich1125, wenn sie von eignemeigenem 1126 Fleiß abhängen sollte, ein sehr sorgfältiges Studium sowohl der heiligen Schrift selbst, wo oft gering scheinende und kaum bemerkte Spuren zu wichtigen Entdeckungen führen können, als auch anderer alten1128 Schriftsteller und Denkmahle, die uns irgend etwas davon aufbehalten haben. Und weil1129 auch in spätern morgenländischen Schriftstellern viele Ueberbleibsel dieser Art übrig sind, überhaupt aber sich alte Meinungen und Sitten, selbst aus den ältesten Zeiten, nirgends so lange und unverändert, als in den Morgenländern, erhalten haben: so ist das Nachforschen in solchen morgenländischen Schriftstellern und in genauen und von wirklichen Kennern herrührenden Reisebeschreibungen in jene Gegenden, von ungemeinem Nutzen. Viel ist auch bereits hierin von einigen [65] gelehrten Männern, theils in besondern [351] Werken über gewisse Arten dieser historischen Kenntnisse, theils bey1130 Erklärung der heiligen Schrift, geleistet worden, woran man sich, [56] in Ermanglung1131 der nöthigen Hülfsmittel und Fähigkeiten, halten muß, von ihnen wenigstens schon vieles Vorgearbeitete, die dabey1132 brauchbaren Quellen, und die rechte Art1133 sie zu benutzen, ablernen kan1134.

501139.

Aber,1140 wenn man sich nicht bloß auf die Benutzung des Vorgearbeiteten einschränken, höchstens, in Absicht der Quellen, bloß an Reisebeschreibungen halten will, deren Werth, zumal bey1141 einzelnen1142 Nachrichten, nicht einmal gründlich beurtheilt, vielweniger vorsichtig und reichlich genug benutzt werden kan1143, ohne gründliche Kenntniß alter Sprachen und mehrerer Theile der alten und morgenländischen Geschichte: so hat dieses eigne Studium so viele Schwierigkeiten, und erfordert so viele zum Theil seltne Hülfsmittel, Kenntnisse, Geduld, Scharfsichtigkeit und Gabe, sich in fremde Lagen recht hinein zu denken1144, und aus einer Menge von Kleinigkeiten ein Ganzes zusammen zu setzen1145, daß nur wenige1146 etwas Beträchtliches in diesem Fache leisten können. Ein Anfänger zumal muß sich mit den Vorarbeiten Andrer1147 begnügen; kan1148, aus Mangel der Zeit und der Hülfsmittel, auch dies1149 nicht einmal; [352] [66] würde sich wenigstens glücklich zu schätzen haben, wenn er auch nur das Nothwendigste in ein Handbuch zusammengetragen fände, was ihm zu einem allgemeinen Wegweiser bey1150 Erlangung dieser Kenntnisse vorläufig dienen könnte.

[57] 511151.

Ohne Zweifel ist dieses einigermaßen1152 die Absicht bey1153 solchen Büchern oder Vorlesungen gewesen, die man1154 unter dem Namen der Einleitung Einleitung 1155 in das alte und neue Testament und der sogenannten Kirchengeschichte des alten Testaments, oder (der ältern) jüdischen Geschichte hat, wenn1156 sie 1157 allezeit und genugsam dieser Absicht entsprächen.1158 Allein bis jetzt schränken sich jene Einleitungen fast bloß auf die Geschichte der biblischen Bücher selbst und ihres Textes ein, und fügen allenfalls Einiges über die Verfassung einiger in der heiligen1159 Schrift erwähnten1160 Völker hinzu; wonach1161 solche Bücher, wenn sie nicht durch besondre1162 neue Entdeckungen, und dieses doch mehr für den Gelehrten1163 als für den Anfänger, wichtig werden, mehr nicht leisten, als was Ausleger ohnehin zur Einleitung bey1164 Erklärung einzelner1165 biblischen Bücher, oder andre1166 schon in Anweisungen zur Erklärung der heiligen1167 Schrift, 919 Ernesti (z. B.)zum Beispiel in der Institut. interpretis N. T., oder die Verfasser der sogenannten hebräischen und christlichen Alterthümer, oder der Bücher über die biblische Kritik, gethan haben. 920Noch haben wir kein in seiner Art vollständiges1168 [67] Handbuch, [353] wodurch man eine kurze, aber in ihrer Art zweckmäßig-vollständige, Uebersicht zugleich1169 von der biblischen Geographie und Chronologie, der im Zusammenhang1170 mit der auswärtigen gebrachten1171 Geschichte in der BibelBibel1172, und vornehmlich von der Denkungsart, den Kenntnissen, Meinungen, Sitten und 1173 Verfassung der Völker oder Gesellschaften, die in der heil.1174 Schrift vorkommen,1175 oder zum Grunde liegen, auch des ganzen Tons bekäme, der in der heil.1176 Schrift herrscht; gesetzt1177 daß man auch nur das bisher darüber Entdeckte zusammentrüge, gut auswählte, [58] und in eine gute Ordnung brächte. *) 1178 So lange dieses nicht geschieht, muß sich der Anfänger an den Ausleger halten, dem er sich anvertraut, oder an diejenigen Hauptbücher, welche am besten einzelne1179 hier in Anschlag kommende Stücke aufgeklärt haben. S.Siehe §. 49 49. in der Anmerkung.1180

Anm. Anmerkung *) Einen Anfang eines solchen Handbuchs haben wir an dem Handbuch der biblischen Literatur, von Bellermann, Johann Joachim Joh. Joach. Bellermann , das, einst vollendet, für den Anfänger eine gute Encyclopädie dieser Art von Kenntnissen seyn wird. Bis jetzt sind erst zweyvier Theile, Erfurt 1787 und 90 in1787–1790. 8. erschienen. Man sehe auch die oben bei §. 40. angeführten Schriften. 1182
521187.

Die sogenannte Kirchengeschichte des alten Testaments, die mit einer kritischen Geschichte der Bibel selbst nicht verwechselt werden muß, ist gewöhnlich die in einigen Zusammenhang gebrachte, und zum Theil mit der benach[68]barten Völkergeschichte verbundene Geschichte der [354] Juden und ihrer Vorfahren, bis auf Christi Geburt, und verdient mehr den Namen eines erläuterten Auszugs aus der Geschichte des alten Testamentes1188, ist mehr Sammlung von Erläuterungen schwerer historischen1189 Stellen des A. T.1190 die sich nur zu oft auf unnütze und in eine Volksgeschichte gar nicht gehörige Untersuchungen (über die 924redende Schlange in dem Paradies1191, über Dudaim und Kikajon, das Begräbniß Mose u. d. gl.und dergleichen 1192) erstrecken, als eine Handleitung zu dieser Geschichte selbst, wodurch diese, mit den Weissagungen1193 auch auswärtige Völker betreffend, aufgeklärt, pragmatisch gemacht, und das andern Stellen der Bibel oder der Profangeschichte Widersprechende gehoben werden könnte. In der That verdiente sie eine solche Be[59]arbeitung, und würde sehr nützlich erweitert werden können, wenn sie zugleich als Geschichte der stufenweise erfolgten nähern göttlichen Offenbarung und des Volks Gottes, (d. i.)das ist derjenigen Menschen, eingerichtet würde, welchen sie, bis zu ihrer letzten Vollendung, mitgetheilet1194 worden ist. Auf diese Art könnte sie die ganze biblische Geschichte A.1195 und N. T.1196 in sich fassen, und eine nützliche Vorbereitung auf die Lesung der heiligen Schrift selbst werden.

1197
531198.

Um die bisher erwähnten1199 philologischen und historischen Kenntnisse bey1200 Erklärung der heiligen [69] Schrift recht zu brauchen, sind sowohl1201 gewisse [355] Regeln Regeln,1202 als1203 eine Uebung nöthig, um nach diesen Regeln jene Kenntnisse zur Entdeckung und Mittheilung1204 des Sinnes der heiligen Schrift wohl anzuwenden1205 (§. 36).1206 Der zusammenhängende Inbegriff jener Regeln, oder die Wissenschaft, welche eine Anweisung zur gründlichen Einsicht und Darstellung dieses Sinnes giebet1207, ist die biblische Hermenevtik Hermenevtik 1208.

541209.

In Würdigung dieser Wissenschaft muß man sich 1210 hüten, ihren Werth so wenig herunter zu setzen 1211 als zu übertreiben 1212. Regeln muß man einmal haben, wenn man bey1213 der heil.1214 Schrift mit eignen1215 Augen sehen, nicht [60] willkürlich handeln, und sich in ähnlichen Fällen gleich bleiben will. Auch wenn man von dem besten Ausleger geleitet wird, der seine Erklärungen durch Gründe unterstützt, kan1216 man nicht einmal beurtheilen, mit welchem Recht er nach solchen Gründen verfahre1217, wenn man nicht vorher feste Regeln kennt, wonach man sein Verfahren beurtheilt; und wer sich sogleich1218 einen Wegweiser, den Sinn der heiligen Schrift zu finden, wählt, findet gemeiniglich diese Vorarbeit so bequem, daß er sich um das eigne1219 Aufsuchen und die dazu nöthigen Regeln wenig bekümmert. Indessen könnte 1220 ein guter Kopf, dem es so wenig an obigen Kenntnissen als an Beobachtungsgeist fehlte, sich durch fleissiges1221 Studium der heiligen Schrift,1222 selbst diese [70] Regeln abziehn1223, und, wenn er sich an Philosophie [356] gewöhnt hätte, selbst seine Beobachtungen verdeutlichen, und 1224 in allgemeine, bestimmte, und mit andern Grundsätzen zusammenhängende Sätze verwandeln. Auch versteht sichs von selbst1225, daß Regeln allein, ohne Genie, Sprach- und historische Kenntnisse und Uebung, keinen Ausleger bilden. Aber dieses alles mit vorausgesetzt1226, ist es, zumal für den Anfänger, sehr nützlich, einen wissenschaftlichen Unterricht über richtige Grundsätze zur Auslegung der heiligen Schrift zu erhalten.

551227.

Denn 1) jene vorausgesetzte1228 Eigenschaften kan1229 man bey1230 den wenigsten1231 annehmen, die den Sinn der heiligen Schrift selbst finden wollen. Man1232 müßte schon vorher eine1233 sehr gute Anweisung und Uebung in recht genauer Erklärung alter Schriftsteller gehabt haben, die allerdings die treflichste1234 Vorbereitung zur Auslegung der Bibel 1235, aber doch allein nicht zureichend,zureichend ist, weil beybei dem Eigenthümlichen des Ausdrucks und der Denkart, die in diesen ganz morgenländischen Schriften der Bibel herrscht,1236 noch zugleich andreandere 1239 Grundsätze erfordert werden1241, welche aus der Natur des biblischen Sprachgebrauchs und der eigenthümlichen Art ihres Vortrages müssen1242 abgezogen werden 1243. 2) Auch alsdann1244, wenn sich jemand mit jenen Eigenschaften dem Studium der heiligen Schrift näherte, würde vieles1245 von den Grundsätzen oder Vorurtheilen abhän[71]gen, die er mitbrächte. Sind diese falsch, so werden alle seine Beobachtungen eine falsche Richtung nehmen, eher zur Bestärkung seiner Irrthümer, als zu ihrer Berichtigung angewendet werden; sind sie aber auch wahr, nur nicht auf [357] deutliche Gründe gebauet, so ist die ganze Art, wie er bey1246 der Auslegung verfährt, sehr unzuverläßig1247. Um beydes1248 zu verhüten, müßte er doch schon vorher, ehe er sich sichre1249 Regeln abziehen wollte1250, feste Grundsätze haben, die ihn bey1251 diesem Geschäfte leiteten. Eben diese soll die HermenevtikHermenevtik1252 geben und klar machen, die uns schon dadurch große1253 Dienste leisten kan1254, daß1255 sie uns für1256 schädlichen Vorurtheilen bey1257 der Auslegung bewahrt, oder sie ausrottet, ehe sie zu feste Wurzeln schlagen. 3)1258 Und wenn nun vollends Andre1259 uns unsre Regeln oder deren1260 Gültigkeit ableugnen:1261 so bleibt doch kein andrer1262 Weg übrig, sie zu überzeugen, als der, wo man die bestrittnen Regeln und1263 Grundsätze auf solche zurückführt, die auch der Gegner nicht ableugnen kan1264, die sich also auf deutliche Begriffe von der Natur der Auslegung, der Sprachen überhaupt, und derjenigen1265 Sprachen insbesondre1266, gründen, in welchen die heilige Schrift abgefaßt ist.1267 ( (z. B.)zum Beispiel ob und wiefern1268 man die eigentliche Bedeutung der Wörter verlassen dürfe? ob und wiefern die hebräische [62] Bedeutung der gutgriechischen vorzuziehen sey1269? wie die bestimmte Bedeutung derselben zu finden sey1270?) 4) Auf Manches wird man gar nicht einmal aufmerksam werden, um sich daraus Regeln zu ziehen, wenn man nicht vorher durch guten [72] Unterricht daran1271 erinnert worden ist, oft (z. B.)zum Beispiel nicht einmal an die Möglichkeit einer Erklärung denken, die gerade die richtigste seyn kan1272, oft an der Bedeutung der Wörter hängen bleiben, und sich daraus einen Sinn zusammensetzen, aber dar[358]über den wahren Sinn ganzer Sätze verlieren. Ueberhaupt aber 5) ist1273 das eigne1274 Auffinden richtiger und fester RegelnRegeln1275 eine so mühsame Beschäftigung, und die dazu nöthigen Eigenschaften (§. 54 1276) sind so selten beysammen1277, und erfordern so viele Kenntnisse, Scharfsinn und Fleiß in unendlich kleinen Dingen, daß der gewiß Dank und Aufmerksamkeit verdient, wer1278 uns diese Beschäftigung durch Mittheilung erprobter Regeln erleichtert, und uns für Ab-1279 und Nebenwege1280 bewahrt, wobey1281 wir spät oder gar nicht zum Ziel kommen würden.

561282.

Wie schwer es überhaupt, und wie unmöglich es für den Anfänger sey1283, ohne diese Anweisung bey1284 der Bibel sicher fortzukommen, lehret1285 schon die Erwegung1286 der Kenntnisse, die bey1287 sichern Grundsätzen und Regeln zum Grunde liegen müssen. Denn die biblischen Bücher sind –1288 vernünftige Schriften, und in einer verständlichen Sprache abgefaßt – welche aber, wie jede Sprache, ihr Eignes1289 hat – und die heiligen Schriftsteller hatten eben so ihre eigenthümliche Denkart, Begriffe, und Art sich auszudrucken, wie sie sich in allen diesen auch nach ihren Lesern [73] richten mußten. Daher beruhen die 1290 Grundsätze und [63] Regeln bey1291 Erklärung der Bibel 1) auf der Natur des vernünftigen Denkens und der Sprache überhaupt, worüber die Logik Aufschluß geben muß 1292, und in so fern ist die bibli[359]sche HermenevtikHermenevtik1293 von der allgemeinen nicht verschieden; 2) auf der Natur der in der heiligen Schrift gebrauchten Grundsprachen;1294 und 3) auf der Kenntniß desjenigen, was die heiligen Schriftsteller und die Leser, für die sie zunächst schrieben, Eignes1295 hatten. Wenn auch das Erste leicht sollte zu erkennen seyn: so erfordert doch das Zweyte1296 und Dritte, wie bisher gezeigt worden, sehr ausgebreitete und feine Kenntnisse, die um so schw rerschwerer 1297 zu erwerben, um so schwerer mit Ueberzeugung zu fassen sind, je größre1298 Vorurtheile von der ganz eignen1299 Art göttlicher1300 Bücher sich hier in den Weg legen1301 (§. 42–44.).1302

1,
2,
571359.

Zu der Bekanntschaft mit den Grundsätzen und Regeln der Auslegung heiliger Schrift1360 muß nothwendig noch Uebung in dieser Erklärung selbst kommen1361 (§. 36 36. und 53). 53.) 1362 Denn 1) ohne diese sind die Regeln bald vergessen;1365 durch sie wird erst ihr Nutzen mehr klar, und die Ueberzeugung von ihrer Wahrheit anschaulich;1366 oder, wenn uns falsche oder unnütze Regeln sollten beygebracht1367 seyn, so kan1368 uns die versuchte Anwendung der[76]selben bey1369 der Erklärung selbst, bald belehren, ob jene unbrauchbar oder unrichtig, oder einer Einschränkung, und welcher? sie bedürftig sind. 2) Bey1370 dieser Uebung können wir immer mehrere Regeln entdecken, entweder so, daß wir selbst durch fleissiges1371 Studieren der Bibel darauf stoßen1372, oder daß wir sie guten Auslegern, bey1373 Wahrnehmung der Art, wie sie verfahren, ablernen, und dadurch den hermenevtischen1374 Unterricht vervollständigen. 3) Nur erst durch die Uebung machen wir uns diese Grundsätze zu eigen, lernen selbst, aus eigner1375 Ueberzeugung, [362] die heilige Schrift verstehen, und gewöhnen uns zum exegetischen Gefühl, das einem Ausleger so nöthig ist. Es kan1376 auch alsdann 4) bey1377 anhaltendem Fleiß nicht fehlen, daß wir nicht, indem wir die Schrift mit sich selbst und allen unsern anderweitigen Sprach- und historischen Kenntnissen vergleichen, Manches in derselben sollten besser, oder [66] doch überzeugender verstehen lernen, was der Fleiß Andrer zurückgelaßenzurückgelassen 1378 oder verfehlet1380 hat.

581381.

Zu diesen Uebungen gehören: –1382 der Gebrauch guter Vorlesungen über die heil.1383 Schrift, wenn man Gelegenheit dazu hat –1384 guter Ausleger, die sie in Schriften erklärt haben –1385 und 1386 eigene Versuche. Man thut wohl, wenn es seyn kan1387, sich erst richtige Grundsätze und Regeln der Auslegung bekannt zu machen (§. 55 1388), und alsdann1389 sogleich zu den Uebungen fortzuschreiten, [77] oder letztere gleich mit dem Unterricht in der HermenevtikHermenevtik1390 zu verbinden1391 (§. 57).1392 Es ist auch rathsam, die gedachten Uebungen in der angegebenen Ordnung vorzunehmen.

591393.

Denn,1394 eben so,1395 wie die HermenevtikHermenevtik1396 eine sehr nützliche Vorbereitung zum Studium der heiligen Schrift ist, so ist es viel besser, erst andre1397 gute Ausleger zu hören oder zu lesen, als schon1398 selbst Versuche in der Auslegung anstellen zu wol[363]len. Jenes ist unstreitig leichter. – Bey1399 andern guten Auslegern kan1400 man eher mehr Bekanntschaft mit den Hülfsmitteln der Auslegung und den Entdeckungen Andrer1401, so wie mehr Uebung und Fertigkeit voraussetzen, als bey1402 dem Anfänger. – Dieser übersieht zu viel, ist entweder auf Manches nicht aufmerksam, oder bildet sich ein, Manches zu verstehen1403, was er wirklich nicht versteht; durch Vergleichung der Ausleger lernt er erst, daß Manches ganz anders erklärt werden könne1404, Manches nicht so sicher sey1405, als er glaubte, und daß er auf Vieles Acht geben müsse1406, woran er nicht dachte.

601423.

Eben so ist es besser, wenn man es haben kan, VorlesungenVorlesungen1424 guter Ausleger zu benutzen, als gleich anfangs sich an Schriften1425 der Ausleger, zumal an mehrere zugleich, zu halten. Denn, ausser demausserdem 1426 daß der größte Theil der sogenannten Commentarien schlecht, oder unsern jetzigen Bedürfnissen und den1428 eines Anfängers nicht angemessen ist, und1429 dieser 1430 nicht immer die Ausleger kennt, welche für ihn die besten sind, oder sie nicht immer haben kan1431: so befördert schon der mündliche Vortrag mehr die Aufmerksamkeit; man kan1432 eher bey1433 dem Docenten weitern Unterricht über das einziehn1434, was man nicht verstanden, oder was uns nicht überzeugt hat; man erspart sich mehr Zeit und Mühe, und wird durch die Abweichungen der Ausleger von einander weniger verwirrt; der1435 mündliche Lehrer kan1436 seinen Vortrag mehr für das besondre1437 Bedürfniß der Zuhörer einrichten, die er vor sich hat; und, wenn der Docent Geschicklichkeit, Fleiß und Untersuchungsgeist genug hat, kan1438 man von ihm eher erwarten, daß er das Beste, und selbst das Neueste, was über die Bibel geleistet wor[68]den, benutzt, und [79] selbst maches Gute entdeckt haben werde, was man in den Commentarien nicht antrift1439.

611440.

Vorlesungen und schriftliche Arbeiten über die heilige Schrift1441 sind entweder kürzer, und halten sich bloß bey1442 Vorstellung des Wortverstandes auf, oder sie sind weitläufiger, und zeigen entweder durch die Erklärung näher die Art, wie man die Bibel auslegen müsse, oder sie weisen1443 die Anwendung des gefundenen Verstandes zur Bestimmung desjenigen, was wir nach der heili[365]gen Schrift zu glauben, oder zu thun, oder zu vermeiden haben. Die erstern nennt man cursorische Vorlesungen, oder Scholien; die letztern exegetische Vorlesungen, oder Commentarien.

621444.

In jenen müßte1445 der Verstand der heiligen Schrift deutlich dargestellt, durch eine möglichst genaue und treue Uebersetzung, und, wo diese nicht möglich, oder nicht zureichend ist, durch dergleichen Umschreibung ausgedruckt1446; derselbe aus dem Sprachgebrauch der Bibel, und, wo mehrere Erklärungen möglich sind, aus andern Gründen zugleich einleuchtend gemacht;1447 es müßten1448 die historischen ErläuterungeuErläuterungen 1449, wo sie nöthig sind, beygebracht1450, die anscheinende1451 Widersprüche oder andre1452 Schwierigkeiten des Verstandes gehoben; merkwürdigere Lesearten, zumal wo sie den [80] Sinn ändern, erwähnt1453, geprüft, und die gewählte kurz gerechtfertigt; und, wo die Wahl unter mehrern Auslegungen schwerer ist, oder gewisse falsche Erklärungen sehr herrschend sind, und diese nicht schon durch richtige Vor[69]legung des Sprachgebrauchs wegfallen, sie gegen einander gehalten,1454 und abgezogen werden, um den Vorzug des wahrscheinlichsten Sinnes zu zeigen. Auch könnten1455 noch einige Winke über die Anwendung wichtiger Stellen1456 und über den großen1457 Werth der Bibel und ihrer Belehrungen hinzukommen. – So eingerichtet sind solche Erläuterun[366]gen sehr nützlich, und haben – nach ihrem Zweck, den Sinn der heiligen Schrift aufzuklären – einen weit größern1458 Nutzen, als weitläufigere Commentarien. Man erspart sich dadurch mehr Zeit, meist1459 unnütze Weitläufigkeit und Zerstreuung, der man in den letztern so sehr ausgesetzt ist. Man1460 wird, bey1461 dem langsamen Eilen, mehr mit dem Ton, Inhalt und Geist der heiligen Schrift bekannt. Man1462 bekommt eine schnellere und mehr dem Geiste1463 gegenwärtige bessere Uebersicht des Ganzen, zumal wenn man die ganze Bibel so durchgehen kan1464; dadurch zugleich eine trefliche1465 Grundlage der ganzen Theologie; und hat, weil die meisten und besten Ausleger der Bibel in dieser Art der Erklärung1466 gearbeitet haben, den Kern des Besten beysammen1467, was zur Erläuterung derselben gesagt worden ist.

631498.

Wenn bey1499 den gemeiniglich sogenannten exegetisch exegetischen 1500 Vorlesungen und weitläufigern Commentarien (§. 61 1501) die Absicht wäre1502, die rechte Anwendung der hermenevtischhermenevtischen1503 Grundsätze und Regeln zu zeigen;1504 so müßte1505 diese deutlich genug gemacht werden, besonders durch Prüfung und [82] Gegeneinanderhaltung verschiedner1506 Erklärungen. Nützlich genug würde dieses, zumal für den seyn, der sich nicht selbst zu helfen wüßte; aber doch sehr aufhalten,1507 und bald ermüden; man könnte sich daher mit1508 Proben bey1509 einigen kürzern Büchern oder schwerern Stellen verschiedner1510 Arten begnügen. – Wollte1511 man aber, ohne doch die Untersuchung des Wortverstandes zu vernachläßigen1512, zum rechten Gebrauch der heiligen Schrift Anweisung geben;1513 so müßte1514 gezeigt werden, wie1515 die Beweise für Grundsätze des Glaubens und Lebens ungezwungen aus der vorgetragnen1516 Erklärung flössen1517, und diese müßten1518 mit andern klaren biblischen Lehren verglichen werden, um den Grund zu einer wahrhaftig biblischen Theologie zu legen. Es könnten1519 auch die in der heiligen Schrift entdeckten Sachen angewendet werden, falsche Vorstellungen zu beurtheilen, wenn1520 sie in das Praktische einen Einfluß hätten1521, oder herrschend, und dadurch verführerisch wären1522. Vornehmlich müßte1523 man1524 an [71] Beyspielen1525 zeigen1526, wie man die aus der Bibel geschöpften Kenntnisse recht praktisch, und zur eigentlichen Erbauung für uns anwendbar,1527 zu machen hätte1528; und 1529 wie fruchtbar und lehrreich sowohl die 948historischen als die Lehrbücher der heiligen Schrift sind, um, bey1530 dem rechten Nachdenken darüber und bey1531 sorgfältiger Zusammenhaltung der biblischen Belehrungen mit unsern Bedürfnissen, uns hinlänglich zur Gottseligkeit zu unterrichten. Dies1532 könnte zugleich eine recht gute Anweisung zu 949analytischen Predigten werden.

641537.

Nach den bisher angegebenen Eigenschaften biblischer Vorlesungen und ErläuterungsschriftenErläuterungsschriften kan1538 man beurtheilen, ob und wie weit man sich einem solchen Führer anvertrauen könne. Je mehr er sich zur eigentlichen Untersuchung des Verstand Verstandes 1539 hält, ohne sich bey1540 dem aufzuhalten, was keiner Erklärung bedarf, den Sinn nichts angeht, und zu dessen Aufklärung nichts thut; – je mehr [369] [72] er sich des biblischen Sprachgebrauchs1541 kundig zeigt, und diesen, durch Hülfe genauer Kenntnisse der Grundsprachen und des feinern Parallelismus der Bibel, deutlich zu machen, und ihn bestimmt anzugeben weiß; – je mehr er sich, mit Hülfe wirklich historischer Kenntnisse1542, in die wahre Lage derer hinein zu denken versteht, mit und von welchen die heiligen Schriftsteller reden; – je mehr er selbst denkt1543 und untersucht – und nichts zurückläßt, um seinen Lesern oder Zuhörern klare Begriffe von dem Verstande der Bibel, sonderlich bey1544 Erklärung uneigentlicher und der heili[84]gen Schrift eigenthümlicher Ausdrücke,1545 zu geben; – je bescheidner1546 er sich zeigt, vornemlich1547 in Rücksicht auf den verschiednen1548 Grad der Gewißheit des Sinnes: desto sichrer kan1549 man ihn, obgleich mit steter Prüfung der von ihm angegebnen1550 Gründe, so weit sie uns möglich ist, folgen. – Und alles dieses Gute, die rechte Art der Schrifterklärung, ihm abzulernen, dies1551 muß eigentlich und weit mehr unser Bestreben seyn, als den jedesmaligen Sinn der einzelnen1552 Stellen zu lernen;1553 weil wir uns ohne dieses Ablernen nie selbst zu guten Auslegern bilden.

651554.

Wenn man durch Hören1555 oder Lesen guter AuslegerAusleger1556 so weit gekommen ist, daß man theils die heilige Schrift, und deren Sprachgebrauch sowohl, als die nöthigsten historischen Kenntnisse zur Einsicht ihres Sinnes, überhaupt versteht, [703[!]] theils solchen Auslegern die rechte Art1557 sie zu erklären, abgelernt hat: so schreite man zur eignen 1558 Uebung fort, um sich selbst zur Entdeckung oder Anwendung des Sinnes der Bibel zu gewöhnen. Man kan1559 diese [73] Uebungen vor1560 sich allein, oder, wenn man es haben kan1561, in Gesellschaft mit andern,1562 vornehmen. Letzteres ist sehr zu rathen, – weil es zum anhaltenden Fleiß und Wetteiferung1563 ermuntert – weil man durch andrer1564 Erinnerungen und Beyspiele1565 mehr von der Einbildung, etwas zu verstehen1566, was man nicht versteht, von Uebereilungen, seichten und ungegründeten Erklärungen und andern Fehlern,1567 zurückgebracht [85] wird – und weil Andere uns auf Manches, den Sinn und dessen Bestätigung betreffend, helfen, woran wir nicht gedacht hatten. Am sichersten und nützlichsten wird man es unter Aufsicht eines guten Auslegers thun, der Abschweifungen von dem Zweck dieser Uebungen, und andre1568 diese Absicht zerstörende oder verhindernde Vorfälle,1569 verhüten, uns auf Vieles aufmerksam machen, auch Manches noch gelegentlich mittheilen kan1570.

661571.

Studiert man die Bibel, um immer mehr ihren wahren Verstand zu entdecken: so ist 1) vor allen Dingen nöthig, mit dem Schriftsteller recht vertraut zu werden, dessen Schrift man erklären will, und man thut daher sehr wohl, ehe man sich auf eine nähere Untersuchung des Sinnes eines Buchs einläßt, dieses hinter einan[371]der durchzulesen, so ununterbrochen als man kan1572, und ohne sich mit einzelnen1573 schweren Stellen oder Ausdrücken aufzuhalten, die man fürs Künftige anzeichnen mag; damit uns die ganze Absicht, der ganze Ton des Buchs, und die dem Schriftsteller1574 eigne1575 Art des Ausdrucks, geläufig werde, und aus frischer Lectüre1576 recht gegenwärtig bleibe. Aus dem, was man darüber ehedem mit Aufmerksamkeit gehört oder gelesen hat, wird man schon so viel behalten haben, daß uns das, was [74] zur allgemeinern Einsicht des Verstandes nothwendig ist, schwerlich entgehen wird. 2) Man zeichne sich dabey1577 gleich bey1578 jeder Stelle die Stellen1579 (etwa am Rande seines Exemplars) 1580 an, die, in Gedanken oder Worten, jener ähnlich sind. 3) Wenn man bey1581 dem Lesen, wenigstens der eigentlich zusammenhängenden Bücher, wie die Briefe des neuen Testamentes sind, gefunden hat, was zusammen zu Einem Hauptgedanken gehört: so mache man sich einen kurzen Entwurf der Haupttheile des ganzen Buchs, um das Ganze hernach besser übersehen, und bey1582 Erklärungen einzelner1583 Stellen wissen zu können, wohin sie gehören, und nach welcher Absicht man sie erklären müsse.

1,
2,
671600.

Kommt man1601 nach allgemeiner Durchlesung eines biblischen Buchs,1602 4) auf einzelne1603 Stellen:1604 so suche man sich ja vornehmlich zu überzeugen, ob man wirklich die Stelle verstehe? Denn1605 dies1606 bildet man sich gar zu leicht ein, – wenn man einen Ausdruck, oft bloß nach der Etymologie, eine Redensart nach ihren einzelnen1607 Wörtern, übersetzen kan1608, – wenn uns gewisse Wörter und Formeln sonst geläufig sind; [373] – oder1609 wenn ein aufgefaßter Sinn möglich und denkbar scheint, und man nicht weiß, daß und was für andre1610 Bedeutungen eben derselbe Ausdruck hat,1611 – oder wenn man den eignen1612 Sprachgebrauch eines Schriftstellers nicht genau kennt.

[76] 681630.

Um zu verhüten1631 daß uns diese so schädliche falsche Einbildung nicht, ohne daß wir es selbst denken, verführe, muß man sich immer fragen: erstlich, kan1632 ich etwas deutlicheres1633, es sey1634 durch Uebersetzung, oder Paraphrase, oder Beschreibung, an dessen Stelle setzen? Kan1635 ich dieses nicht, so verstehe ich es gewiß nicht: kan1636 ich es [374] aber, so folgt noch nicht, daß ich es verstehe; ich kan1637 wenigstens nicht gewiß seyn,1638 daß ich den Sinn getroffen habe; weil Mancher viel über eine Sache sagen kan1639, was gar 1640 zur Sache nicht1641 gehört;1642 weil es höchstens beweiset, daß jemand etwas bey1643 einem Ausdruck denkt, ohne daß er das dabey1644 denkt, was der Schriftsteller damit sagen wollte; und weil ich den Sinn kan1645 errathen haben, ohne daß ich ihn mir oder Andern begreiflich machen kan1646. Ich muß also hernach Grund angeben können, warum ich es so verste[89]hen müsse, (d. i.)das ist zeigen, es schicke sich kein andrer1647 Sinn, oder doch keiner besser hieher1648, als der, den ich annehme,1649 und diesen muß ich zugleich schlechterdings aus der Sprache rechtfertigen können. Denn ein Sinn kan1650 zwar schicklich, aber nach der Sprache unmöglich, also gewiß nicht der seyn, den der Schriftsteller ausdrucken1651 wollte; auch wird der Sinn weit gewisser, wenn er die Sprache vor sich hat, †) 1652 bleibt hingegen immer etwas zweifelhaft, wenn er nach der Sprache unbegreiflich ist ††) ††) . Nicht1653 zu gedenken, daß eine solche Aufklärung aus der Sprache noch den Vortheil gewährt, daß dadurch zugleich ähnliche dunkle1655 Ausdrücke aufgeklärt werden können †††). †††) . 1656

Anm.Anmerkung Anm. †) Anm. 1. So sehe ich zwar, daß ἐκένωσε Phil. 2, 7. durch ἐταπείνωσε V.Vers 8. erklärt wird, und daß Gal. 4, 13.3. die στοιχεῖα τοῦ Κόσμου κόσμου das Judenthum oder das Mose mosaische Gesetz seyn müssen, vergl.vergleicheverglichen V.Vers 9. mit Ebr. 9, 9 . Aber nun muß ich noch jenes aus der Sprache rechtfertigen, indem die Ebräer leer leer (κενὸν) statt arm setzen, Luc. 1, 53. Richt. 11, 3;3. und dieses στοιχεῖα eben so, daßindem ich klar mache, στοιχ. bedeute Bilder, und Κόσμος sey κόσμος sei Gegensatz gegen das Christenthum, vergl.vergleicheverglichen K.Kol. 2, 20 . So sollte man auch 1 Kor. 1, 18. σωζομένους von Christen und ἀπολλυμένους von Ungläubigen verstehen, weil jene V.Vers 21. πιστεύοντες heissenheißen; aber man müßte auch σωζ. als das consequens pro antecedente aus Jes. 10, 21. 22. erläutern, wo σώζεσθαι σωζεσθαι , ἀναστρέφειν und πεποιθέναι ἐπὶ τὸν Θεὸν für einerleyeinerlei gebraucht werden;wird, und ἀπολλ. daraus, daß es 2 Kor. 4, 3. mit ἀπίστοις V.Vers 4. vertauscht wird, und 1 Kor. 8, 11. jeden bedeutet, der ohne Gewissen handelt. ††) Anm. Anmerkung 2. So δυνάμεις τοῦ μέλλοντος αἰώνος Ebr. 6, 6.5. man verstehe eses, wie man wolle. Sollte es nicht die christlichen Lehren bedeuten, und mit dem καλ. τοῦ Θεοῦ ῥήματι ῥῆματι , vielleicht auch mit der δωρεᾷ δωρεᾶ ἐπουρανίῳ und dem πνεύματι ἁγίῳ einerleyeinerlei seyn? in soferninsofern αἰὼν ὁ μέλλων, nach jüdischenjüdischem Sprachgebrauch, das Christenthum ist,ist (vergl.vergleicheverglichen bei Kap.Kapitel 2, 5. und da die Ausleger) und δύναμις wie Röm. 1, 16. eine kräftige Lehre heissen kanheißen kann. †††) Anm. Anmerkung 3. So werde ich, wenn ich Kol. 3, 5. τὰ μέλη, nach Paulus Pauli eigner Erklärung, von sinnlichen Neigungen verstehe, und es aus dem jüdischen Sprachgebrauch Matth. 5, 29. 30. aufkläre, alsdannalsdenn auch das σῶμα τ. ἁμαρτίας ἀμαρτίας ἁμαρτίας Röm. 6, 6. und das θνητὸν σῶμα V.Vers 12. daselbst oder Kap.Kapitel 8, 11. nicht von dem Leibe, sondern von sinnlichen NeiguugenNeigungen Neigungen verstehnverstehen, die uns ins Verderben (θάνατον) stürzen. {Ich lasse die Beispiele des Verfassers unverändert, wiewohl mich die Erklärung nicht überall überzeugt hat.} 1658
691691.

Hiedurch kan1692 man sich sehr deutlich von der Nichtigkeit mancher allgemeinen sehr scheinbaren1693 Vorur[78]theile überzeugen, für die man nicht genug warnen kan, und wogegen sich1694 5) der angehende Ausleger der heiligen Schrift gleich Anfangsanfangs 1695 wohl verwahren muß. Es ist erstlich ein sehr thörichter Wahn, daß man die Bibel ohne alle Gelehrsamkeit verstehen, und ihren Sinn gleichsam aus ihr selbst entziffern könne †).1697 Legt man dabey1698 nicht einmal den Grundtext, sondern eine bloße1699 Uebersetzung, zum Grunde: so ist vor1700 sich klar, wie ungegründet diese Hoffnung sey1701, weil ja in der Uebersetzung der Sinn verfehlt seyn [91] kan1702; oder in ihr Ausdrücke vorkommen können, die zweydeutig1703 sind, und zu falschen Nebenbegriffen verführen, welche im Original nicht liegen; manches1704 sich auch in einer bloßen1705 Uebersetzung gar nicht ausdrucken1706 läßt; und alle Dunkelheit des Originals, die nicht bloß in den Idiotismen der Grundsprachen liegt, (als welche freylich1707 manchmal durch eine freye1708 Uebersetzung kan1709 gehoben werden,)1710 mit in die Uebersetzung übergeht. Hält man sich aber, wie billig, an den Grundtext: so ists ja eben so unmöglich, diesen in fremden und ausgestorbenen Sprachen aufgesetzten Text ohne gelehrte Hülfsmittel zu verstehen, als ohne diese die historischen Kenntnisse zu erlangen, die, wie oben gesagt ist1711, überall darin zum Grunde liegen; zumal, da diese Sprachen, selbst die griechische des neuen Testaments, so wie die Sprache fast eines jeden biblischen Schriftstellers, wieder ihr Eigenes haben, und sich1712 die ganze Sprache1713 der Bibel 1714 so sehr auf morgenländische und jüdische Begriffe, selbst auf Begriffe sehr roher Völker, bezieht, die nothwen[377]dig von unsern ungleich weiter1715 aufgeklärten Begriffen sehr verschieden seyn müssen, und daher ein sehr sorgfältiges, sehr ins Kleine gehende1716 Studium der Geschichte erfordern.

1,
[92] 701725.

Eben so falsch und unbestimmt ist daher zweytens 1726 die Einbildung: man brauche sich nur immer an den Buchstaben zu halten, 972weil der leichteste Sinn, der sich gleich bey1727 dem Lesen darstellt, sicherlich der beste sey †).1728 Man gesteht doch a)1729 selbst zu, daß sehr oft der sich zuerst darstellende Sinn ungereimt sey,1730 (wie (z. B.)zum Beispiel in den Stellen, die Gott scheinen zur Ursach des Bösen zu machen,) man1731 bekennt dadurch1732, daß die Regel trüglich sey;1733 ist also1734 nicht die Gefahr, durch diese Regel verführt zu werden, noch leichter, wenn der Sinn nicht ungereimt, aber doch1735 falsch, von den heiligen Schriftstellern erweislich nicht gemeint ist? Man kan1736 b)1737 nicht leugnen1738, daß die heiligen Schriftsteller, für uns wenigstens, sich hätten deutlicher ausdrucken1739 können; also ist die Einfalt und Leichtigkeit des gefundnen1740 Sinnes kein Kennzeichen, daß er der wahre sey1741. Und wenn c)1742 in jeder Sprache etwas Charakteristisches liegt, weil jedes Volk seine Sprache nach seinen besondern Begriffen formt: so kan1743 unmöglich der wahre bestimmte Begriff, der mit solchen Aus[378]drücken verknüpft ist, uns, die wir in unsrer1744 Sprache an andre1745 Begriffe gewöhnt sind, der leichteste oder gleich zuerst zu treffende seyn1746. Er muß also erst durch Kunst, (d. i.)das ist durch den regelmäßigen Gebrauch [80] mancher erst zu erwerbenden1747 Hülfsmittel, gefunden werden, daher er, weil diese Einsicht kunstmäßig erworben ist, von Unwissenden für gekünstelt 1748 gezwungen, oder weit hergeholt [93] gehalten, und deswegen verworfen wird, ohne zu bemerken, daß, je ungelehrter und unbekannter jemand mit dem Eignen1749 der Sprachen, der fremden Sitten, Denkungsart (u. d. gl.)und dergleichen ist, je1750 ungewöhnlicher ihm auch der richtigste Sinn scheinen müsse.

1,
711754.

Eben dieses Eigene, das den Ungelehrten so sehr befremdet, recht kennen zu lernen, ist 6) – ausser1755 dem, was schon oben gesagt worden ist (§. 36 1756) – nichts unentbehrlicher, als die Bibel mit sich selbst zu vergleichen, um zu sehen, ob und wie die heiligen Schriftsteller sich selbst, entweder ausdrücklich, oder so erklären, daß man aus fleißiger Vergleichung einer Stelle mit andern, ihren Sinn abnehmen kan1757. Wo dieses ist, da geht man freylich1758 am sichersten, nur daß man nicht die philologischen und historischen Hülfsmittel vernachläßige1759 (§. 67–70).1760 Ei[379]nige Erinnerungen hierüber und Beyspiele1761 sind schon oben Theil 1.1762 §. 77–80 1763 gegeben worden, und die HermenevtikHermenevtik1764 muß das Mehrere1765 lehren.

721766.

Weil aber die christliche Religion, wie sie Jesus und seine Apostel vorgetragen haben, auf die jüdische gegründet, und1767 den damaligen Be[94]griffen meist jüdischer oder aus dem Judenthum kommenden Leser, auch1768 angeschmiegt ist, 1769 die Ausdrücke aus dem alten Testamente entlehnt sind, und dadurch der Vortrag 974 hebräisch-griechisch1770 worden1771 ist: so ist 7) nöthig, auch das alte Testament, dessen Uebersetzungen, besonders die 975 alexandrinische1772, fleißig zu studieren, und sich sowohl das Eigne1773 des Ausdrucks, als die Begriffe bekannt zu machen, die in dem alten Testament1774 liegen, und ins neue übergegangen, nachgeahmt, oder nach der Lehre des Christenthums umgekleidet worden sind. (S.)Siehe Theil 1.1775 §. 162–,64. 162–64. 1776

731777.

Ueberhaupt aber – um,1778 auf einer Seite,1779 sich für1780 allem Gekünstelten zu hüten, und,1781 auf der andern, die in der Bibel wirklich da liegenden Ideen, in der mehrern oder mindern Bestimmtheit zu finden, die ihnen die heiligen Schriftsteller gegeben haben, – lese man sie 8) mit dem einfältigen, unbefangnen1782 Kindersinn, der nur lernen will, was sich uns bey1783 aller angewendeten Aufmerksamkeit darstellen wird. Man [380] gewöhne sich immer mehr –1784 976alle unzeitig angebrachte Gelehrsamkeit, (d. i.)das ist die nicht zur AufklärungAufklärung der1785 Dunkelheit des Textes und zur nothwendigen1786 Ueberzeugung von ihrem wahren Sinn erfordert wird1787, – alles Hinschielen auf theologische Theorie, auf geheimnißvolle Mystik, auf philosophische Hypothesen, – alle Verschönerung der Bibel nach alter und neuer Aesthetik und DialetikDialektik 1788 – alle [95] Sichtung und romanhafte Umkleidung der wirklich da1789 erzählten Geschichte, zu entfernen. Man nehme alles1790 für das, was es ist, und lese es als Briefe, als planlose, einfältige Erzählungen1791, als Fragmente von übriggebliebnen1792 gelegentlichen Reden der göttlichen Gesandten, als fromme Ausbrüche des von Gotteswahrheit vollen Her[82]zens, und reinige diese AntiquenAntiquen1793 nicht von dem Rost, der sie eben zu so ehrwürdigen Antiquen1794 macht, glätte nicht das Rauhe, das sie als Denkmale1795 ihrer Zeit und ihres Volks tragen, oder vernichte nicht die natürliche Schönheit und die edle Einfalt, die dem unverdorbnen1796 Gefühl so sehr gefällt. Wer für alles Wahre, Gute und Schöne offen ist, es sey1797 von welcher Art es wolle, wird es gern annehmen, wo und wie er es findet.

741798.

Mit eben diesem Vorsatz, nur zu suchen, was man finden wird, und das Gefundne1799 so anzunehmen, wie man es gefunden hat, müßten auch die eignen1800 Uebungen (§. 58 58. )1801 unternommen werden, wodurch man eine Fertigkeit erlangen will, [381] die heilige Schrift zur Erbauung anzuwenden, (d. i.)das ist ihren Inhalt sich und Andern recht nützlich zu machen. Besondere Regeln darüber zu geben1803 ist hier der Ort so wenig, als zu besondern Regeln der Auslegung, die der HermenevtikHermenevtik müssen überlaßenüberlassen 1804 werden 1806. Vielleicht laßen1807 sich darüber gar nicht einmal bestimmte Regeln geben, weil hiebey1808 so vieles auf das besondre1809 Be[96]dürfniß eines jeden ankommt, nach dem die Anwendung sehr verschieden ausfallen muß; wenigstens sind der guten Muster dieser Anwendung, nach wirklich festen und wohlüberdachten Grundsätzen,1810 noch so wenig vorhanden, und eine eigentliche Theorie dieser Anwendung noch gar nicht, so höchst nutzbar sie auch zur Bildung eines christlichen Religionslehrers seyn würde. Hier also nur einige allgemeinere Erinnerungen über diese Sache1811.

[83] 751812.

Wer sich 1813 in dieser rechten1814 Anwendung 1815 üben wollte – und dieses wird auch hier am vortheilhaftesten auf die §. 65 65. erwähnte1816 Art geschehen können – der müßte 1) sich schlechterdings nicht hiebey1818 durch seinen bloßenblossen guten Willen, Willkühr1819 und Phantasie leiten laßen1821, sondern stets auf eine richtige Auslegung der heiligen Schrift bauen, und daher auf die Grundsätze, die oben berührt worden sind; sonst lernt er nicht würklich1822 aus der heiligen Schrift, und ist in Gefahr, Gedanken, die durch Lesen der Bibel allenfalls veranlaßt worden sind, mit [382] den Belehrungen aus der Bibel selbst, zu verwechseln. 2) Er müßte daher nicht über seine besondre 1823 Angelegenheiten die Bibel gleichsam als ein Orakel befragen, und finden wollen was er wünschte;1824 denn, 977was das Herz wünscht, glaubt der Verstand leicht auch gefunden zu haben, glaubt Manches zu sehen, woran die heiligen Schriftsteller nicht gedacht haben;1825 sondern er müßte, in Rücksicht auf sein [97] Bedürfniß überhaupt, (d. i.)das ist auf Belehrung zu seinem Trost und zu seiner Besserung, die heilige Schrift und deren Theile studieren, in festem Vetrauen auf Gott, er werde ihm, bey1826 wahrer Begierde,1827 sich belehren zu laßen1828, und bey angewendeten1829 gewissenhaften Gebrauch der rechten Hülfsmittel, gewiß das, und so viel aufstoßen laßen1830, was und wie er es zu seinem Bedürfniß jedesmal1831 braucht1832 und tragen kan1833. Eben dieses gefühlte Bedürfniß macht gerade bey1834 Lesung eines Buchs auf das am aufmerksamsten, was man 1835 am meisten braucht1836.

761837.

Eben deswegen müßte er 3) sich, wenn er diese Absicht hat, weder bey1838 den Stellen aufhalten, die er nicht ver[84]steht, noch bey1839 irgend einer Sache, die nicht zu der eben genannten allgemeinern Erbauung dient, sondern bloß Neugier oder vielmehr Vorwitz befriedigt; 1840 4) stets den großen1841 Unterschied vor Augen behalten, zwischen seinen oder den Umständen derer, die er aus der heiligen Schrift erbauen will, und zwi[383]schen den Umständen dererjenigen, an welche, oder für deren Bedürfniß,1842 zunächst die biblischen Bücher geschrieben sind, oder die in der heiligen Schrift als redend oder handelnd aufgeführt werden;1843 so wie den Unterschied der so sehr stufenweise1844 in der Bibel bekannt gemachten Offenbarung Gottes;Gottes, und hienach müßte er1845 die Anwendung mit DiscretionDiscretion1847 machen; auch deswegen 5) die Bücher der heiligen Schrift und die Theile derselben am [98] meisten studieren, welche das Allgemeine, für jedermann Nutzbare, enthalten, oder für ihn und Andre1848, die er aus der Bibel belehren will, die deutlichsten, lehrreichsten und eindrücklichsten sind, ohne deswegen die andern ganz bey1849 Seite zu legen, aus welchen man, wie (z. B.)zum Beispiel aus den historischen oder nach der Denkungsart damaliger Leser eingerichteten Stellen, nach der Analogie Lehrreiches genug herausziehen kan1850, oder worin der Gelehrtere Manches noch Lehrreichere für sich zu finden weiß, als in andern allgemeiner erbauenden Büchern und deren Stellen1851. Aus eben dieser Ursach müßte er sich 6) nicht an jedes Wort, Bild oder 1852 Gedanken in der Bibel halten – den Fall ausgenommen, wo dergleichen keine besondre1853 Beziehung auf damalige Leser und deren besondre1854 Umstände verräth, und wo es etwas für uns besonders Lehrreiches und Eindrückliches enthält – noch weniger ganze1855 allgemeine Lehrsätze oder Theorie1856 darauf bauen; sondern mehr auf die Hauptvorstellung, welche in einer Stelle liegt, und auf das Verhältniß, in welchem dieses [85] Einzelne1857 mit [384] dem ganzen göttlichen Unterricht in der Bibel steht; und 7) nach dem, worauf ihn der Unterricht der Bibel aufmerksam gemacht hat, sich und alle Veränderungen, die er in der Welt wahrnimmt, fleißig beobachten, um einen Schatz von Erfahrungen zu sammlen1858, wodurch die Ueberzeugung von der Wahrheit und Nutzbarkeit der biblischen Belehrungen befestigt, und dieser biblische Unterricht immer mehr erweitert,1859 und fühlbarer gemacht werden kan1860.

[99] 771861.

In Absicht auf die Herleitung des christlichen Lehrbegriff Lehrbegriffs 1862 aus der heiligen Schrift1863 müßte man nicht nur auf das sehen, was zur Erweiterung unsrer1864 Kenntnisse davon, und zu mehrerer Berichtigung, Bestätigung und näherer Bestimmung unsrer1865 Begriffe von demselben dienlich ist, sondern auch stets darüber nachdenken, wie fern er zu unsrer1866 wahren Beruhigung,1867 sowohl als zur Ueberzeugung von unsern Pflichten, und der rechten Art, sie auszuüben, auch zur kräftigsten Ermunterung dazu, irgend etwas beytragen kan. – Bey1868 allen Uebungen aber, sie mögen die Entdeckung des Sinnes der heiligen Schrift oder ihre Anwendung betreffen, müssen wir stets gegen1869 immer weitere und bessere Belehrung offen, und sie anzunehmen willig bleiben, und daher auch Andrer1870 Bemühungen zu beyderley1871 Zweck aufs möglichste und unparteyischteunpartheyischte 1872 zu benutzen suchen.

1874

[385] [100]

781876.

Es ist eine überaus lehrreiche Beschäftigung, dem verschiedenen Gang1877 nachzuforschen, den1878 die Religion in der Welt, bey1879 so verschiedenen Fähigkeiten, Aufmerksamkeit,1880 Hülfsmitteln, Neigungen, Sitten und Verbindungen der Menschen unter einander, genommen hat, man mag die Religion1881 als Erkenntniß Gottes und des Verhältnisses zwischen ihm und den Menschen, oder als Dienst desselben, (d. i.)das ist als Betragen ansehn, das1882 auf Religion gegründet ist1883. Eine allgemeine GeschichteGeschichte der Religion müßte –1884 in 1885 Rücksicht auf die Erkenntniß Erkenntniß Gottes,1886 lehren, [89] was nach und nach,1887 hie und da, unter den Menschen, in Absicht auf diesen Gegenstand, für Wahrheiten oder Irrthümer, Ueberzeugungen, Vorurtheile und Zweifel?1888 aus was für Quellen, oder durch welche Veranlassung,1889 sie entsprungen1890 und wodurch1891 befördert,1892 oder vermindert?1893 1894 was für merkwürdige Veränderungen dadurch in der Denkungsart, dem Charakter, den Sitten der Menschen und ganzer Völker, selbst in ihren äusserlichen1895 Einrichtungen und Schicksalen, 1896 hervorgebracht worden sind?1897 – in Rücksicht aber auf den Dienst und Verehrung1898 [101] Gottes, oder den Ausbruch1899 dieser Begriffe von Gott und die daraus entstandnen Empfindungen:1900 wie sich diese Begriffe und1901 Empfindungen geäussert?1902 durch was für Anstalten und Mittel das Wachsthum oder die Abnahme religiöser Gesinnungen und Handlungen, auch des äusserlichen1903 Gottesdienstes, befördert worden? welche Begriffe und Empfindungen,1904 und wie sie auf diesen Gottesdienst,1905 umgekehrt auch1906, welche gottesdienstliche1907 Handlungen auf die Verändrung1908 der Erkenntniß Gottes, wie und auf welche Theile derselben,1909 sie Einfluß gehabt haben.1910

791911.

Alle Kenntnisse, welche diese Geschichte der Religion betreffen, rechnet man zur historischen Theologie, nach dem weitern Begriff, den man dem Namen der Theologie untergelegt hat (§. 2 2. und 3); 3.): 1912 und so würde dieser Theil der Theologie, als eine Wissenschaft betrachtet, nichts anders seyn, als Geschichte der Religion in ihrem ganzen Umfange 1915, die alle merkwürdigere Veränderungen der Erkenntniß und des Dienstes Gottes aller Zeiten1916 und Völker1917 begreifen müßte. Weil aber diese Wissenschaft von einem unübersehlichen Umfang seyn würde, wenn sie [90] nur einigermaßen1918 das leisten sollte, was der Name einer solchen allgemeinen Geschichte verspricht;1919 und uns von den meisten, [387] wenigstens allen barbarischen,1920 Völkern, Jahrtausende hindurch,1921 die Nachrichten dieser Art entweder ganz fehlen, oder so mangelhaft und [102] unsicher sind, daß sich keine eigentliche zusammenhängende Geschichte davon liefern läßt: so schränkt man sich gemeiniglich nur auf die Geschichte der in der Bibel enthaltenen Religion und der darauf gegründeten Gesellschaften, (d. i.)das ist auf die Kirchengeschichte, ein; zumal da es gewöhnlich ist, das Wort Theologie vornehmlich und eigentlich von der biblischen zu verstehen.

1,
2,
801944.

Die Geschichte der verschiednen1945 Religionen unter den Menschen1946 verdient es sehr1947, daß man sie mit aller Sorgfalt studiere. Denn sie ist einer der wichtigsten Theile der Geschichte der MenschheitMenschheit1948, und überall zeiget1949 sich der mächtige Einfluß der Religion auf die übrigen Arten der menschlichen CulturCultur1950. Ueberall, wo man das Christenthum zuerst predigte1951, schmiegte man entweder diesen Unterricht den vorhandnen1952 Religionen an, oder es ging natürlich vieles1953 aus diesen in das Christenthum über, das sich nach diesen1954 in solchen Gegenden bildete; in so fern kan1955 selbst die christliche Kirchengeschichte dieser Kenntniß andrer1956 Religionen nicht entbehren. – Ausser1957 den Frag[104]menten von dieser allgemeinern Religionsgeschichte, die sich in der bekannten Völkergeschich[389]te finden, sind zuverläßige1958 Reisebeschreibungen, so fern1959 sie sich auch auf Sitten und Verfassungen der Völ[92]ker eingelaßen1960 haben, eine unentbehrliche Quelle solcher Kenntnisse.

811968.

Aus diesen Quellen müßte1969 man sich nach und nach einzelne1970 Nachrichten sammlen1971, und sie entweder nach den verschiednen1972 Ländern und Völkern 1973 ordnen, oder nach den merkwürdigsten Lehren, Einrichtungen und Gewohnheiten, die nach den besondern Religionsbegriffen getroffen, oder angenommen worden.1974 Bey1975 der ersten1976 Methode könnte1977 man etwa die 988 anderwärts schon erwähnte1978 Gattererische 1979 Weltgeschichte, oder die ohngefähr1980 da gemachte Anlage, bey1981 der andern 989den eben genannten Abriß von Meiners zum Grunde legen. Man müßte hernach1982, sowohl nach der auffallenden Aehnlichkeit der Religionen verschiedner1983 Völker mit einander, als nach den Nachrichten der Geschichte über den Ursprung eines Volks aus dem andern, und über1984 den Einfluß des einen aus dem andern, zu entdecken suchen, welche Völker, auch in Absicht auf Religion originell sind, oder welche sich nach andern gebildet haben, und bey1985 [105] dem, was jedes Volk in seiner Religion Eignes hat, nach den natürlichen und sittlichen Ursachen,1986 forschen, aus welchen sich dieses Eigene, der Geschichte gemäß, erklären läßt. Bey1987 Befolgung dieser Regel würden1988 auch einzelne1989 Untersuchungen gelehrter Männer über diese Religionsgeschichte mit Nutzen gebraucht1990 werden können.

821994.

Unter allen Theilen der Religionsgeschichte ist die Geschichte der christlichen Kirche Kirche 1995 am bekanntesten, und am meisten bearbeitet. Das Wort Kirche (Ἐκκλησία), welches in der gewöhnlichen Bedeutung nur erst unter Christen aufgekommen ist, und bey1996 diesen nur von solchen gesagt wird, die der in der heiligen Schrift liegenden, oder überhaupt von einer wahren nähern göttlichen Offenbarung abhängenden Lehre folgen, bezeichnet vornehmlich die Christen zusammengenommen, oder den ganzen Inbegrif dererjenigen1997, welche die von Christo und seinen Aposteln bekannt gemachte Religion für wahr annehmen, und, so fern1998 man es von einer äusserlichen1999 Gesellschaft nimmt, alle die zusammengenommen, welche sich zu dieser Religion, durch Theilnehmung an den [106] darauf gegründeten äusserlichen2000 Gottesdienst, bekennen. Kirchengeschichte, oder,2001 be[391]stimmter zu reden, christliche Kirchengeschichte, heißt daher die Erzählung der merkwürdigern Veränderungen dieser Gesellschaft,2002 im Zusammenhang.

832003.

Es versteht sich von selbst, daß diese Geschichte nicht bloß auf die christliche Gesellschaft und deren Schicksale eingeschränkt werden müsse. Denn, – 2004 da sich diese Gesellschaft auf besondere Religionsbegriffe gründet, und dadurch sowohl als durch den GottesdienstGottesdienst,2006 von andern unterscheidet; –2007 da diese Begriffe und die darauf beruhenden Gesinnungen durch Sprachen und äusserliche2008 Handlungen ausgedruckt2009, diese [94] durch jene Begriffe und Gesinnungen gestimmt werden, und hinwiederum Sprachen und Gebräuche, bey2010 ihrer besondern Modification, einen grossen2011 Einfluß in die Bestimmung und Richtung 2012 religiösen2013 Vorstellungen und Gesinnungen äussern2014 (Theil 1.2015 §. 6067); –2016 da endlich einzelne2017 merkwürdigere Personen,2018 und ihre Schriften, oder besondre2019 Gesellschaften, durch ihr erlangtes Ansehen, Gelegenheit zu großen2020 Veränderungen in LehrvorstellungenLehrvorstellungen2021, in deren Ausdruck und in gemachten Einrichtungen unter den Christen gegeben2022 haben: so muß die christliche Kirchengeschichte nicht bloß die Veränderungen der Kirche, als Gesellschaft betrachtet, sondern auch die Beschaffenheit und Geschichte der Lehre und des Gottesdienstes, der [107] Ausdrücke, der Einrichtungen und Gebräuche, der [392] merkwürdigern Personen, Schriften und besondern Gesellschaften,2023 erzählen, welche jene Veränderungen bewirkt haben.

842042.

Alles, was im ersten Theil dieses Buchs2043 von dem großen2044 Nutzen der Geschichte überhaupt ge[108]sagt wurde, gilt auch von der Religions- und Kirchengeschichte insbesondre2045, und macht dem, der ein [393] würdiger Lehrer der Religion und des Christenthums seyn will, das Studium dieses Theils der Geschichte zur ganz besondern Pflicht 2046: man mag entweder auf die Bildung seines Charakters, als eines solchen sehen, der die Religion lehren und empfehlen soll, auf welche Bildung dieses Studium einen so großen2047 Einfluß hat, oder auf die einzelnen2048 Theile der Theologie, womit er sich, nach dem ganzen Umfang seines Berufs, beschäftigen muß.

[394] 852063.

Der große2064 Einfluß einer rechten Kenntniß der KirchengeschichteKirchengeschichte2065 auf die gründliche Erlernung der theologischen Wissenschaften, zeigt sich in allen2066 Theilen der Theologie. In der exegetischen 1) ganz eigentlich: bey2067 Erklärung dererjenigen2068 Stellen neues2069 Testaments, welche historische Umstände zur Zeit der Apostel enthalten, um in dieselbe mehr Licht zu bringen, oder falsches Licht davon zu entfernen; zur Kenntniß der Geschichte der neutestamentlichen Bücher; und zur Kenntniß mancher merkwürdigen Bücher der ältesten Zeiten, die, wenn sie gleich 1012apokryphisch genennt2070 werden, doch, wegen der darin liegenden Vorstellungen vieler unter den ältesten Christen oder Juden, auch wegen mancher Fragmente der historischen Tradition, noch einen reichen Schaz2071 von historischen Erläuterungen des neuen Testaments,2072 enthalten, und dazu gebraucht werden können, so bald2073 erst durch Hülfe der genauern Kirchengeschichte die wahre Zeit, wohin sie gehören, und andere historische Umstände derselben bestimmt sind. 2) Bey2074 der Kritik des neuen Testaments, wo ohne genaue Kenntniß der Kirchengeschichte nicht einmal die Geschichte des heiligen Textes klar ist, so wenig als das Alterthum und der Werth gewisser Lesearten, ohne diese Kenntniß beurtheilt werden kan. *) 2075 [110] 3) Um sich gegen manche sehr schädliche Vorurtheile in der eigentlichen Theologie zu verwahren, und2076 ihren Ungrund aufzudecken. Denn viele Irrthü[395]mer in der Theologie, so wie viele Beweise auch richtiger Lehren, beruhen auf bloßem Mißverstande2077 der heiligen Schrift, oder gar [97] ihrer Uebersetzungen, hinter den man ohne diese Kenntniß nicht wohl kommen kan, **) 2078 oder sie gar für apostolische Tradition hält; so wie man sich oft nicht gegen gewisse richtigere Erklärungen der heiligen Schrift sträuben würde, wenn man ihr Alterthum und den neuern Ursprung falscher herrschenden2079 Erklärungen kennete. ***) 2080 Ueberhaupt würde man bald hierin von Irrthümern zurückkommen, wenn man die Genealogie und die2081 Chronologie einiger berühmten Erklärungen, die von Hand in Hand gegangen sind, fleißiger aus der Kirchengeschichte aufsuchte, und sich aus dieser überzeugte, daß die angebliche exegetische Tradition und fortgepflanzte sogenannte Erklärung der Kirche oft anders nichts ist, als Privaterklärung eines, oft ohne sein Verdienst, berühmt gewordnen2082 alten Auslegers, die durch zufällige Umstände gangbar wurde, oder in häufig gelesene Commentarien überging, und hernach, ohne weitre2083 Untersuchung, als ausgemachte Wahrheit, von Kirche zu Kirche, und Jahrhundert zu Jahrhundert,2084 nachgesagt wurde, zumal wenn sie gewissen herrschenden Meinungen in der Theologie günstig war. ****) 2085

1,
2,
3,
4,
862099.

Die Kirchengeschichte giebt 4) erst die recht anschauliche Ueberzeugung, wie sehr die ganze Theologie an ihrer Lauterkeit und wahrhaften praktischen Brauchbarkeit gewonnen oder gelitten habe, je nachdem man die wahren Hülfsmittel zur Einsicht des Sinnes der heiligen Schrift recht kannte, schätzte und brauchte2100, oder nicht (§. 19 19. 2101); und, indem sie uns so deutlich zeigt, welchen unsäglichen Schaden die Herrschaft des menschlichen Ansehens in der Kirche gestiftet habe:2103 so macht sie uns die göttlichen Schriften 2104 desto werther. Und2105, weil auch die Menschen2106 über den Sinn dieser göttlichen Belehrungen wieder 2107 so verschieden urtheilen, diese Verschiedenheit und Uneinigkeit aber immer größer2108 und unvereinbarer wird, wenn man nicht hierin mit Gewalt und offenbaren2109 Ge[397]wissenszwang eine äußerliche2110 Einigkeit befördern will: so lehrt sie uns sehr einleuchtend die Nothwendigkeit fester exegetischer Grundsätze, und des Fleißes, den man auf die deutliche eigne2111 Ueberzeugung von dem wahren Sinn der heiligen Schrift und die klare Darlegung desselben wenden muß. Und wenn denn auch nur 5) die Kirchengeschichte, wie sie es wirklich thut, uns mit der so sehr2112 verschiednen2113 Denkungsart, 2114 Fähigkeiten, vorzüglichen Hülfsmitteln und Sitten, und den dadurch geleiteten mannichfaltigen Vorstellungen und Neigungen der Menschen in so verschiednen2115 Zeiten und so besondern Lagen, bekannt machte: so könnte sie uns wenigstens mehr gewöhnen, uns [99] in fremde Zeiten und Umstände hinein zu denken, welches so sehr viel2116 zur Bildung des wahren Auslegers beyträgt2117.

872118.

Noch ausgebreiteter ist der Nutzen dieses Studiums in der eigentlich sogenannten TheologieTheologie 2119. – In der dogmatischen und 1017 elenchtischen, so fern 1) diese doppelte Wissenschaft nicht bloß die Religionslehren selbst, sondern auch die verschiednen2120 Vorstellungen davon vorlegen soll, ist ja die Geschichte dieser Lehren und der verschiednen2121 Begriffe davon, ein Haupttheil der Kirchen[113]geschichte, der uns die Veranlaßung2122 der verschiednen2123 Vorstellungen, das Interesse dabey2124, und den Zusammenhang mit andern Lehren und Vorstellungen, zum Theil die zu ihrer Unterstützung gebrauchten Gründe, und die eingetretenen Umstände lehret2125, welche gewissen Meinungen An[398]sehen verschafft, oder Widerspruch gegen sie veranlaßt haben. 2) Indem sie dieses thut, unterrichtet sie uns von dem wahren Sinn dererjenigen2126, die über gewisse Lehren der Religion, über gewisse Vorstellungen davon, oder über gewisse davon gebrauchte Ausdrücke verschiedner2127 Meinung waren. Dadurch wird vielfältiger Mißverstand gehoben, viel unnützer Streit und Untersuchung2128 abgeschnitten, und unnöthige, parteyische2129, oder gar gehäßige2130 Beurtheilung verhütet.

882131.

Sie legt 3) zugleich den unsäglichen Schaden vor Augen, den die Vermischung dieser Meinungen über Religionslehren mit diesen letztern selbst, der gleiche Werth, den man auf jene, wie auf diese gelegt hat, das Bestreben, durch alle, auch unerlaubte Mittel, jene eben so wie diese geltend zu machen, gestiftet hat;2132 und befördert dadurch [100] nicht nur die Billigkeit in Beurtheilung verschiedner2133 Vorstellungen, sondern auch die Vorsichtigkeit, um nicht durch Zweydeutigkeit2134, Unbestimmtheit, Vermengung der Hauptsache mit Nebensachen, und unzeitigen Eifer für unsre2135 Meinungen, Gelegenheit zu Zwistigkeiten zu geben, und [114] der Hauptsache selbst dadurch zu schaden. Sie allein zeigt 4) wie manche Lehren oder Meinungen davon eher gar2136 nicht 2137 in Gang gekommen, oder Aufsehen und Widerspruch erregt, als bis gewisse äusserliche2138 Umstände, (z. B.)zum Beispiel Eifersucht oder Herrschsucht angesehener Kirchen und Bischöfe, [399] ausserordentliche2139 Achtung gegen einen berühmten Mann (u. d. gl.)und dergleichen dazu gekommen, und diese zufälligen Umstände erst die Sache wichtig, oder der weit um sich gegriffne2140 Streit sie zu einer Quelle großer2141 Revolutionen gemacht habe,2142 (wovon die Geschichte der 1018pelagianischen, 1019nestorianischen, monophysitischen und Sacramentstreitigkeiten (u. d. gl.)und dergleichen traurige Beyspiele2143 liefert); wie daher die Wichtigkeit einer solchen Lehre, Meinung oder 2144 Ausdrucks gar nicht, oder lange nicht so sehr in der Natur der Sache selbst, und ihrem Zusammenhang2145 mit den Lehren des eigentlichen Christenthums, und mit praktischen Folgen,2146 liege, als vielmehr in gewissen Zufällen2147, welche die Religion gar nicht2148 angingen.

892149.

Wenn2150 denn die Kirchengeschichte einem jeden Unbefangnen so augenscheinlich zeigt, – 2151 wie es so gar keine völlige Einigkeit jemals2153 in Meinungen gegeben habe, und alle äusserliche völlige Einstimmung2154 weder durch öffentliche Religionsgespräche, noch Friedens- oder Glaubensformeln, sondern nur durch Zwang oder durch blinden Glauben bewirkt worden; – 2155 daß der Triumph gewisser [115] [101] Meinungen über andre, so2157 selten durch Ueberzeugung, und gemeiniglich nur durch Anschmiegen an Vorurtheile des großen2158 Haufens, oder an eingeführte Gewohnheiten, und noch öfterer2159 durch mehrere2160 Macht und Kühnheit ihrer Vertheidiger, durch Ansehn2161 großer2162 Männer2163, oder berühmterer [400] Kirchen, durch geschlossene Verbindungen der Bischöfe, durch Beystand2164 der Fürsten, erfochten worden; –2165 daß zu Einer Zeit und in Einem Lande das wieder verdammt worden, was zu einer andern Zeit und anderwärts als Lehre und Befehl der Kirche, aus angeblicher Eingebung des heiligen Geistes, festgesetzt worden war; –2166 daß Bischöfe, Päbste2167 und Concilien einander selbst widersprochen, und ihre vorige2168 Aussprüche wieder zerstört haben; – 2169 daß die vorgegebne2171 bessere Einsicht oft bloß durch Einfluß der Höfe und mächtigerer ParteyenParteyen2172 gestimmt worden sey; – 2173 daß die sogenannte KircheKirche2175 sich 2176 oft herausgenommen habe, über das Gewissen und die Seligkeit, selbst über und wider2177 Christi und seiner Apostel eigne2178 Lehren und Verordnungen, zu entscheiden; – und2179 daß 2181, wenn sich die unterdrückte Partey2182 nur entschließen2183 können2184, um des Gewissens willen zu leiden, oder zu schweigen, und2185 in der Stille zu wirken, keine Macht je im Stande gewesen sey2186, den Fortgang der Wahrheit zu verhindern: – 2187 so wirkt sie 5) die innigste Ueberzeugung, daß überall kein menschliches Ansehen und kein Ansehen der sogenannten Kirche und Tradition eine den Verstand und das Gewissen verpflichtende Kraft habe, sondern höchstens ein Vorurtheil errege, das uns zur nähern [116] Untersuchung der Sachen auffordert; das2189 schlechterdings eigne2190 Untersuchung in der Religion nothwendig sey2191, und eigner2192 Glaube frey2193 bleibe; und daß man nur Glauben an Gott2194 und Muth, die Wahrheit zu untersuchen, [102] und mit Weisheit zu bekennen, erhalten2195 dürfe, um gewiß [401] zu seyn, bey2196 veränderten Umständen, die in Gottes Hand sind, werde die Wahrheit doch durchdringen, und die Ehre des Gewissens gerettet werden. Eine Ueberzeugung, die auch bey2197 gewissenhafter Untersuchung der Religionslehren und der verschiednen2198 Meinungen darüber, unumgänglich nöthig ist2199, und 2200 die Auffindung der Wahrheit ungemein befördert2201.

902202.

Und wodurch laßenlassen 2203 sich 2205 6) Meinungen, die man fälschlich für christliche Lehren ausgiebt, und die keine andere Gründe für2206 sich haben, als Ansehn2207 der Kirche, überzeugender widerlegen, als wenn man aus der KirchengeschichteKirchengeschichte2208 darthun kan2209, wie spät ihr Ursprung, und wie wenig die Kirche aller Zeiten darüber einig gewesen sey2210? Gegen solche Gemeinen2211, die ihre Unterscheidungslehren auf das Ansehen der ältern christl.christlich Kirche2212 gründen, giebts2213 kein wirksameres Mittel zur Widerlegung, als die Kirchengeschichte2214; und die 1020 Casaubon, Isaak Casaubon's, Saumaise, Claude Saumaisen, Blondel, David Blondel's, Daillé, Jean Daillés, Richer, Edmond Richer's 2215 und andre2216 gründliche Kenner dieser Geschichte2217 haben allezeit mehr ausgerichtet, als die ganze Polemik bloß scholastischer Theologen. Wem das Studium der Kirchengeschichte, selbst für den [117] Volkslehrer, gleichgültig scheint, der muß entweder den immer regen, auch in Geheim wirkenden,2218 BekehrunsgeistBekehrungsgeist 2219 der römisch-katholischen Kirche und die daher unserer GewissensfreyheitGewissensfreyheit2220 drohende Gefahr, oder die wirksame Macht religiöser Vorurtheile [402] und des menschlichen Ansehens auf die Gemüther nicht kennen. Eben von beyden2221 giebt die Kirchengeschichte die überzeugendsten Beweise.

[103] 912222.

Mitten in einer solchen Fluth menschlicher Meinungen, unter allen Verderbnissen des Christenthums2223, und den mannichfaltigen Versuchen, es2224 nach menschlicher Willkühr2225 abzuändern, oder gar zu verdrängen:2226 hat sich denn doch 7) das eigentliche ChristenthumChristenthum selbst2227 immer erhalten,2228 und bewährt befunden2229. Alle, nicht bey2230 Uebelunterrichteten, Leichtsinnigen und Leichtgläubigen, sondern bey2231 wahrhaftig aufgeklärten und gründlich untersuchenden Köpfen, wirksame2232 und siegende2233 Angriffe auf das sogenannte2234 Christenthum 2235 haben nie das Christenthum2236 selbst, sondern nur die falschen Zusätze und Vorstellungen zernichtet. Selbst in den verderbtesten Zeiten und Kirchen hat sich das Ansehn2237 der (heil.)heilig Schrift und Jesu Christi, hat sich das wahrhaftig allgemein Trostreiche und wahrhaftig Bessernde im Christenthum2238 überhaupt erhalten. Diese Ueberzeugung macht das Christenthum2239 und seinen 2240 Werth sehr respectabel2241, und dergleichendiese historische UeberzeugungUeberzeugung gewährt2242 das fleißige Studium der christlichen Kirchengeschichte, welches auch2244 8) zur rechten [118] eignen2245 Ueberzeugung von der wahren Beschaffenheit, Aechtheit2246, Glaubwürdigkeit und wesentlichen2247 Unverdorbenheit der biblischen Bücher 2248, worauf die Ueberzeugung von der Wahrheit und [403] Verbindlichkeit der daraus geschöpften Lehren mit beruht, 2249 sowohl erfordert wird2250, als zur Beschämung der Vorwürfe gegen das Christenthum2251 und dessen2252 wohlthätige Wirkungen. Denn alle Scheinbarkeit dieser Vorwürfe gründet sich lediglich darauf, daß man entweder nur das Gehässige2253 oder die nachtheilige Seite hervorzieht, auf der sich das sogenannte Christenthum leider oft genug gezeigt hat, und daß man2254 nicht mit eben dem ehrlichen Fleiß dem Guten nachspürt, welches das [104] wahre Christenthum2255, selbst bey2256 so mancherley2257 Verderbnissen, gestiftet hat; oder daß man das Christenthum selbst nicht von den ihm aufgehängten Zusätzen und Vorstellungen darüber unterscheidet; oder daß man das auf die Rechnung des Christenthums2258 setzt, was 2259 bloßer2260 Ausbruch der LeidenschaftLeidenschaft2261 war, die überall, nicht verbunden2262 mit dem Christenthum allein2263, die menschliche Glückseligkeit zerstört2264. Eben dieser2265 Unterschied, der so traurigen und ungerechten Mißverstand veranlaßt, und eben jene unleugbar2266 heilsamen Einflüsse des Christenthums auf die Glückseligkeit der Welt, kan2267 nur der rechte Fleiß in der Kirchengeschichte klar machen.

922268.

Wenn die 1025 Geschichte überhaupt die beste Schule der Weisheit und Tugend werden kan2269, [119] wo man die Menschen sieht2270, wie sie wirklich sind, und wie sie wirklich2271 werden können,2272 wo man sie unter und nach ihren jedesmaligen besondern Umständen [404] handeln sieht, wo man sich von dem Werth und Einfluß ihrer moralischen Grundsätze und Gesinnungen in das Verhalten2273 und in die Glückseligkeit der Gesellschaft überzeugen kan2274: so gewährt die Kirchengeschichte 2275 vorzüglich 2276 diesen Nutzen, theils 2277, weil sie, ihrer Natur nach, mehr Auftritte2278 enthält, wo2279 sich die Menschen in ihrem eigentlich sittlichen 2280 Verhalten zeigen, theils 2281, weil sich 2282 da die besondern Wirkungen wahrer und falscher Vorstellungen VorstellungtnVorstellungen 2283 in der Religion und des rechten und unrechten Gebrauchs offenbaren, den man von ihr bey2284 dem sittlichen Betragen macht. Sie2285 stellt 2286 uns Beyspiele2287 von religöserreligiöser 2288 Schwärmerey2289 und Aberglauben, von Leidenschaften unter der Masque2290 der Religion, von Irreligiosität und höchstem Sittenverderbniß auf einer, und2291 auf der andern Seite,andern, nicht weniger Beispiele 2292 von erleuchteter, reiner Frömmigkeit, von der Macht der Religion über die Schwäche des Herzens, und über die Stärke der Leidenschaften, in mancherley2294 Lagen und Gestalten vor;2295 und einem aufmerksamen Beobachter, der zugleich das von den wirklichen Handlungen und ihren durchschimmernden Triebfedern zu scheiden versteht, was Parteylichkeit2296 Gutes oder Böses hinzu gedichtet2297 hat, einem solchen kan2298 es selten schwer fallen, zu entdecken, woraus beyderley2299 Arten von Handlungen entsprungen sind, wodurch sie Nahrung bekommen, was für wohlthätige oder schädliche Wirkungen sie hervorgebracht haben. Wie viel Gewinn kan2300 also die [120] christliche Sittenlehre aus der Kirchengeschichte ziehn2301, da diese Geschichte so viele Belege enthält, die den Inhalt dieser Sittenlehre bewähren, an[405]schaulich darstellen, und eine so reiche Quelle feiner Beobachtungen über das menschliche Herz oder genauerer Bestimmungen der Sittenlehre eröffnen!

932302.

Die sogenannte symbolische Theologie, wenn sie ihrem Namen treu bleibet2303, und nicht in das Gebiet der Dogmatik und Polemik schweift, ist selbst nichts anders als ein Theil der Kirchengeschichte, man mag auf die Geschichte2304 der SymbolenSymbolen2305 und symbolischen Bücher2306, oder auf die Geschichte der2307 darin vorkommenden Lehren und Vorstellungen2308 davon2309 sehen, die sowohl selbst, als die Nothwendigkeit, sie zu behaupten, zu vertheidigen oder zu widerlegen, schlechterdings ohne christliche Kirchengeschichte nicht verstanden werden kan2310.

[106] 942311.

Diejenigen2312 Wissenschaften, die nun eigentlich2313 die Amtsführung des Predigers , und was dazu gehört,2314 betreffen, scheinen zwar2315 die Kenntniß der Kirchengeschichte in dem Grade, wie die2316 bisher erwähnten2317 Wissenschaften, nicht2318 zu erfordern. Denn – die Kenntniß der geistlichen Rechte abgerechnet, wobey freylich2319 diese Geschichte unentbehrlich bleibt, die aber zur Theologie eigentlich nicht gehört – so nützlich es seyn würde2320, auch [121] in Predigten und Katechisationen den Vortrag durch wohlgewählte BeyspieleBeyspiele2321 aus der christlichen Geschichte anschaulicher und eindrücklicher zu ma[406]chen, und so sehr auch2322 zu wünschen wäre, daß selbst dem gemeinen Christen und den Kindern recht frühzeitig möchte2323 ein Begrif2324 von dem für sie lehrreichen Inhalt der Kirchen-2325 sonderlich der Reformations- und übrigen Geschichte ihrer Kirche, beygebracht werden: so2326 sind doch2327 jene Beyspiele2328 nur unzusammenhängende Bruchstücke, die man, auch ohne eigentliches Studieren der Kirchengeschichte, sich bekannt machen könnte;könnte, und es gehörte2329 viel Vorsichtigkeit2331 und weise Wahl dazu, um nicht den Vortrag, der für die Religion bestimmt ist, mit Nebensachen, oder gar solchen Dingen anzufüllen, die für solche2332 Zuhörer unnütz, vielleicht selbst, wegen des zu leichten Mißverstandes, schädlich werden könnten; und das2333 wirklich für sie Nützliche könnte ihnen 2334 anderwärts wohl bequemer und vollständiger, als bey2335 dem Gottesdienst selbst, beygebracht2336 werden. –2337 Allein der eigentlichste und wesentliche2338 Nutzen, den2339 der Prediger aus der Kirchengeschichte ziehen müßte, wäre2340 die so unentbehrliche Klugheit bey2341 Mittheilung der Religion und bey2342 seinem ganzen Betragen, ja überhaupt die Bildung seines ganzen Character Characters 2343 dadurch, die doch überall das Wichtigste ist, wornach er zu trachten hat, und die so [107] sehr durch das rechte Studieren der Kirchengeschichte geschehen kankann. – Dies2344 führt uns auf den zweyten2346 höchst wichtigen Vortheil, den2347 der auf diese Wissenschaft2348 gewendete Fleiß giebtgiebt. (§. 84.). 371.) 2349

[407] [122] 952352.

Man muß sich sehr wenig auf die rechte Schätzung des Werths der Dinge verstehen, wenn man sich einbilden kan2353, die Hauptsache, oder gar Alles, komme bey2354 dem Lehrer der Religion auf das an, was er Andern wieder vortrage; dies müsse er eigentlich und vornehmlich, und nächstdem die Kunst lernen, es deutlich und lebhaft vorzutragen. Dieser Vortrag2355 ist doch nur ein Theil seines Berufs; dazu2356 bedürfte es nicht einmal gelernter 2357 Prediger; es bedürfte nur einiger äusserlichen2358 Gaben, eines mittelmäßigen2359 schlichten Menschenverstandes, eines guten Gedächtnisses, des fleißigen Lesens guter, der Classe2360 der Zuhörer, vor welcher man reden soll, angemessener Predigten, oder einer kleinen2361 Aufmerksamkeit auf die Manier beliebter Prediger im Vortrage:2362 so wäre2363 ein solcher Prediger fertig2364. Wenn aber das übrige schlechte, oder wenigstens gleichgültige oder unvorsichtige Betragen des Predigers das Gute, so etwa durch Predigten gestiftet werden könnte, verhindert, oder wieder zerstört, oder doch schwächt; wenn die Kraft des ganzen BeyspielBeyspiels2365 weit mehr wirkt als alles Predigen, und diesem erst den rechten Nachdruck giebt; wenn der Prediger durch sein ganzes Benehmen zum Guten wirksam, wahrer Vater und Seelsorger der ihm Anvertraueten seyn soll; wenn er so nicht reden und handeln [108] kan2366, ohne eigne2367 innige Ueberzeugung von dem, was er empfehlen, ohne eigne2368 herzliche Gesinnung und Liebe, die er dagegen einflößen2369 will, ohne [408] [123] wahrhaftige Weisheit in der Wahl und in der Art2370 wie er redet und handelt: so möchte doch wohl auf seine eigne2371 Bildung Bildung 2372 weit mehr ankommen, als auf seinen Vortrag 2373, der ohnehin nach2374 jener gestimmt werden wird2375.

962376.

Eben diese eigne BildungBildung2377 ists, die durch das rechte Studieren der KirchengeschichteKirchengeschichte, mehr als durch irgend etwas Anderes,2378 so sehr2379 befördert werden kan2380. Denn sie zeigt eigentlich2381 das Schicksal und die Wirkungen der Religion, nach den verschiednen2382 Umständen der Menschen und dem verschiednen2383 Gebrauch, den sie davon machten; und, wenn2384 man gleich diese Wirkungen auch aus Beobachtungen seiner selbst und Anderer, mit denen wir leben, lernen kan2385: so zeigt uns doch die Kirchengeschichte eine viel größere2386 Verschiedenheit der Menschen, ein2387 viel mannichfaltigeres moralisches Verhalten2388 derselben, viel mehr verschiedne2389 Umstände, in die sie, in Absicht auf die Religion, kommen können, und 1026ersetzt das durch ihren Reichthum, was unserer sehr eingeschränkten Erfahrung abgeht. – Sie bildet und befestigt 1) unsre eigne Ueberzeugung Ueberzeugung 2390 vom Christenthum –2391 durch die Vorstellung des Fortgangs, der wunderbaren Erhaltung und Entwickelung der wahren Religion unter so mancherley2392 Hindernissen und Angriffen, und ihrer für einzelne2393 Menschen und die ganze Gesellschaft so heilsamen Wirkungen; –2394 durch die ausgezeichnetsten Spuren der göttlichen VorsehungVorsehung2395, [409] [124] die so sehr für die2396 Erkenntniß Gottes2397 und für2398 wahre Gottseligkeit einnehmen, [109] so sehr das Vertrauen auf ihn auch unter den mißlichsten Umständen, nebst dem 1027Muth, Gutes zu thun, und nicht müde zu werden, stärken; –2399 durch die so deutlichen Anzeigen des Unterschieds zwischen dem ächten2400 und daher unveränderlich bleibenden Christenthum, und zwischen den falschen Zusätzen oder nicht allgemein2401 nothwendigen Vorstellungen davon; –2402 durch die ganz besondere Fürsorge Gottes für die besondere Lehre und die besondere Kirche, zu der wir uns bekennen, durch die, im Ganzen genommen, geringre2403 Mängel derselben, oder durch mehrere GewissensfreyheitGewissensfreyheit2404, sichrere2405 Grundsätze und Glückseligkeit überhaupt, die sie uns gewährt.

972406.

Durch diese einleuchtende Darstellung der wunderbaren und allezeit herrlichen Wege Gottes sowohl, als durch so viele gute2407 und böse2408 Beyspiele,2409 und des ganzen Ganges, den das verschiedne2410 Betragen der Menschen genommen hat, kan2411 sie 2) sehr die ganze gute Gesinnung des Religionslehrers bilden. Welche Achtung gegen Wahrheit und Gewissen, welche Zufriedenheit mit Gott bey2412 so mannichfaltigen verschiednen2413 Vorstellungen vom Christenthum, die auf so verschiednen2414 Wegen doch alle zu Einem2415 Hauptzweck führen, und bey2416 oft so sehr gegen einander laufenden Mitteln, die doch alle zu Beförderung der Absichten Gottes mitwirken müssen; welche Werthschätzung der [410] [125] Vernunft, der heiligen Schrift, der eignen Untersuchung, nützlicher Wissenschaften und guter Anstalten; welche Ueberzeugung von dem großen2417 Umfang von Kenntnissen und Eigenschaften und ihrer Nothwendigkeit, um ganz dem Beruf eines Lehrers der Religion, nach den Bedürfnissen seiner Zeit und seiner Zuhörer,2418 ein Genüge zu thun,2419 und welchen regen Trieb darnach;2420 welche Standhaftigkeit gegen diejenigen, die dieses Gute stören wollen, und welche Geduld, Mitleiden, Billigkeit gegen Irrende, oder die so von uns verschieden denken; welche Achtung und Liebe gegen unsern eignen2421 so weit und mannichfaltig2422 zum Besten der Menschen wirkenden Beruf; wie viel Selbsterkenntniß und Ermunterung zu allen Tugenden kan2423 dieses Studium wirken, wenn man, durch fleißige Beobachtung dieser Vorgänge in der Kirchengeschichte und ihrer Ursachen und Folgen, sie sich zu einer lehrreichen Schule der Bildung unsers eignen Herzens macht!

982424.

Wie viel dieses Studium 3) zur Beförderung der wahren Klugheit eines Lehrers der Religion beytrage2425, können (z. B.)zum Beispiel folgende Bemerkungen lehren. – Der vernachläßigte2426 Unterschied zwischen Christenthum und Theologie bey2427 dem Unterricht des Volks thut unsäglichen Schaden; die einleuchtendsten Beweise davon stellt die Kirchengeschichte fast bey2428 allen (1034arianischen, nestorianischen, monophysitischen und andern) [411] [126] Streitigkeiten auf, an welchen selbst das Volk Theil nahm,2429 und sie zeigt auch, welche Lehren von jeher unter den Christen und unbestritten gewesen, welche hingegen erst nach und nach entstanden, oder nie auf einstimmige Art von allen behauptet worden sind. – Nichts ist dem immer mehrern Wachsthum des Guten in der Kirche nachtheiliger, als die zu hohen Begriffe von gewissen Heiligen, angesehenen Lehrern, Anstalten, und der Untrüglichkeit der Kirche, so wie die Furcht vor der Gefahr, die aus allem2430, was neu2431 scheint, entsteht; dies2432 verhindert alle weitere und eigne [111] Untersuchung, und giebt selbst Mängeln und Ausschweifungen ein unverletzliches Ansehn. Nichts ist, auf der andern Seite,2433 der Erhaltung des wahrhaftig Guten, der Festigkeit der Grundsätze, und der gemeinschaftlichen Liebe gefährlicher, als das unzeitige und unvorsichtige Reformiren; nichts empört so sehr auch gegen gute neue Anstalten und Untersuchungen, als die unterlaßne2434 Schonung, die man dem Gewissen, der Freyheit2435 der Menschen, und nützlichen, wenigstens unschädlichen, Vorurtheilen oder Dingen schuldig ist, an welche ein Theil von Menschen einmal seine Ueberzeugung von wichtigen Wahrheiten, seine Gemüthsruhe, oder seine Andacht und die Ausübung seiner Pflichten geknüpft hat. – Die Einigkeit in Meinungen über Religionssachen, in wie fern, und durch welche Mittel und unter welchen Umständen sie könne hervorgebracht werden, oder nicht, und was aus solchen Versuchen für Folgen entstehn2436? was kan2437 [412] alle diese Fragen besser [127] beantworten, als die Geschichte der Conföderationen, der öffentlichen Religionsgespräche, der Glaubens- und Vereinigungsformeln? *) 2438 was mehr die nöthige Vorsichtigkeit, auch in Einführung und Aendrung2439 bloß äusserlicher2440 Anstalten und der Nebendinge in der Religion, lehren? **) 2441 was aufmerksamer auf Erhaltung der Freyheit2442, selbst in gleichgültigen Dingen? ***) 2443 was billiger in Beurtheilung hartnäckig- oder zu nachgiebigscheinender2444 Dissentienten? †) 2445 was geneigter in Schätzung jedes Guten in seiner Art ††) 2446 machen u. d. gl.und dergleichen 2447 als die Geschichte solcher Personen oder Unternehmungen? – Kurz, es giebt keine lehrreichere Schule zur Bildung kluger und bescheidner2448 Lehrer der Religion, als die Kirchengeschichte, und immer haben sich in dieser Absicht diejenigen durch wahre [112] Klugheit, und in dem Maaß ausgezeichnet, welche und in welchem Maaß sie mit Fleiß und unbefangnem2449 Gemüth diese Geschichte studiert hatten.

1,
2,
3,
4,
2473
992474.

Es ist vor sich klar2475, daß dieser so2476 große2477 2478 Nutzen der christlichen2479 Kirchengeschichte nur alsdann2480 erreicht werden könne, wenn sie die im ersten Theil erwähnten2481 Eigenschaften einer guten Geschichte2482 hat, und wenn man sie so studiert, daß man beständig diese vor Augen behält2483, und mit möglichstem Fleisse2484 sie zu erreichen sucht. Dadurch fällt der einfältige2485 Vorwurf 2486 von selbst weg, daß sie ein bloßes2487 Gedächtnißwerk, mit unnützen und unfruchtbaren Kleinigkeiten (wie wohl jede andre Wissenschaft)2488 überhäuft, und zur Zubereitung eines künftigen Lehrers der Religion sehr entbehrlich sey2489. Eine flüchtige und oberflächige2490 Bekanntschaft mit derselben ist so viel wie gar keine, und schwerlich giebts irgend eine Art von akademischen Vorlesungen für einen künftigen Theologen, die er, wenn er Gelegenheit hätte, sie ausführlich und auf die angezeigte Art zu hören, weniger versäumen, und öftrer2491 hören sollte, als solche historische. Denn zuerst ist den meisten2492 darin alles2493 ganz neu und fremd; vieles2494 unverständlich, weil so manche andre Kenntnisse dabey2495 vorausgesetzt, oder mit beygebracht2496 werden müssen, die schlechterdings sich in der Kürze nicht abfertigen laßen2497, sondern umständliche Auseinandersetzung erfordern; und Vieles muß, wenn dem Zuhörer fast alles2498 noch unbekannt ist, seiner Aufmerksamkeit entwischen2499. Hiernächst kan2500 er kaum den Abgang dieser versäumten Gelegenheit durch eignen Fleiß ersetzen, weil es ein gar zu weitläufiges Studium ist, das sehr viele Hülfsmittel erfordert, die selten jemand haben kan2501, so wenig wie hernach Geduld und Muße2502 genug, um in seinem künftigen Beruf dieses nachzuholen; [130] zumal2503 da es so sehr an guten Handbüchern fehlt, [415] woraus man sich selbst helfen könnte. Denn alle diese sind entweder viel2504 zu unvollständig, oder sehr unzuverläßig2505, selten aus den rechten Quellen geschöpft, und gar nicht so bearbeitet, daß sie sich durch die vorhin gedachten Eigenschaften empfehlen2506; oder sie enthalten trefliche2507 Materialien, die aber nicht genug geordnet, nicht lehr[115]reich und überzeugend genug zusammengestellt2508 sind, und für den Anfänger noch zu viel Dunkles und Unerläutertes enthalten; oder sie sind – und das trift selbst die besten Handbücher, –2509 nicht vollendet, nicht auf die neuesten Zeiten fortgeführt. Ausführlichere Werke aber sind zu kostbar, und keines faßt den ganzen Umfang der Kirchengeschichte in sich.

[116] 1002525.

Gemeiniglich stellt sich der Anfänger die Schwierigkeiten bey2526 diesem Studium größer2527 und unüberwindlicher vor, als sie sind, nicht nur wegen der Menge und Mannichfaltigkeit der Sachen, sondern auch2528 weil man sich in der Geschichte und in allen Wissenschaften, wo nicht der Verstand das Meiste thun muß, weniger selbst helfen kan2529, sondern von Andern lernen muß; weil fast alles2530 in dieser Geschichte dem Anfänger ganz fremd ist;2531 und weil wenige Arten von den einem Studierenden nöthigen Kenntnissen so sehr auf Schulen versäumt werden, als die Kenntniß der Geschichte. Indessen laßen2532 sie sich durch die Beobachtung folgender Vorschläge gar wohl überwinden, die zugleich auch zeigen, wie man dergleichen Vorlesungen über die Kirchengeschichte mit dem2533 meisten Nutzen hören könne.

1012534.

Weil Wahrheit2535 die Seele der Geschichte, Zuverläßigkeit2536 der Erzählung der Grund aller andern aus der Geschichte zu ziehenden Vortheile ist, und der Anfänger sich hier vornehmlich muß2537 auf die Kenntniß, Genauigkeit und Deutlichkeit des [132] Docenten sowohl, als auf seine gute Wahl des Nützlichsten, und auf die lehrreichste Behandlung der Geschichte von ihm, verlaßen2538 können: so [401[!]] müßte2539 man 1) vor allen Dingen, wenn man die Wahl unter mehrern Docenten haben kan2540, in dieser Wahl sehr vorsichtig seyn2541, und 2542 sie nach dem beurtheilen2543, was unten darüber gesagt werden soll. Man müßte2544 2) nie Kirchengeschichte studieren wollen, ehe man sich nicht die Universalgeschichte seit Christi Geburt, und 3) die ältere und neuere Geographie wenigstens nothdürftig, und2545 so weit bekannt gemacht hätte, daß man2546 sich mit Hülfe guter Landcharten in vorkommenden Fällen helfen könnte; weil man sich ohne beyderley2547 Vorerkenntnisse gar nicht2548 zurecht finden kan2549.

[402[!]] 1022575.

Dem Gedächtniß, wegen der vielen Namen und Jahrzahlen, zu Hülfe zu kommen, sich überall mehr zu orientiren, und immer einen Faden zu haben, woran man die Kenntnisse reihe, die man in der Kirchengeschichte erlangt hat2576, müßte2577 man sich 4) an ein gutes Handbuch 2578 gewöhnen, worin, nebst einer verhältnißmäßigen allgemeinen Vollständigkeit, eine gleichförmige Ordnung herrschteherrscht †),2579 5) sich gewisse Epochen und Hauptbegebenheiten genau und [118] fest mit ihren Umständen eindrücken ††),2581 und 6) sich2582 entweder selbst synchronistische Tabellen machen2583, oder dergleichen immer vor Augen haben †††);2584 überall aber 7) nicht bloß das Gedächtniß 2585 beschäftigen, sondern stets auf eine solche Kenntniß der Kirchengeschichte bedacht 2586 seyn, welche die schon im ersten Theil angegebenen2587 Eigenschaften einer guten Geschichte2588 hat. 2589

†) Anm. Anmerkung 1) In dieser Absicht scheint die Methode, die Kirchengeschichte nach den Jahrhunderten abzuhandeln, und beybei jedem allesAlles unter einerleyeinerlei Hauptrubriken zu bringen, so manche Unvollkommenheit sie auch sonst mit sich führt, für den Anfänger die zuträglichste zu seyn; zumahlzumal da er sich beybei längern Perioden zu leicht aus einer Zeit in die andreandere verirrt, und den Synchronismus aus den Augen verliert, anch eimalauch einmal auch einmal das Rechnen nach Jahrhunderten üblich ist, und die synchronistischen Tabellen darnach eingerichtet sind. Mosheim, Johann Lorenz von Mosheims Mosheim's Institutiones Hist. Eccles. verdienen deswegen, beybei allen etwanigen Mängeln, noch immer Empfehlung, selbst auch mit darum, weil der Anfänger an zweyzwei vermehrten deutschen UebersetzungenUebersetzungen, von Schlegel, Johann Rudolph Schlegel und von Einem, Johann August Christoph von Einem , einen kleinen Commentar über das Buch haben kankann. Unter den Handbüchern, die, ohne sich an einzelne Jahrhunderte zu binden, die Zeitfolge zum Grunde legen, ist die allgemeine Allgemeine Geschichte der christl. Kirche, von Henke, Heinrich Philipp Conrad H. P. C. Henke , wovon bis jetzt zu Braunschweig 1788–91 drey Theile erschienen sind1800–1806., 1ster bis 6ter Theil, 4te Auflage, deren Beendigung von Vater, Johann Severin Vater erwartet wird, unstreitig das beßte. beste und reichhaltigste. {Kürzer zwar, aber von mehrern Seiten nicht minder empfehlungswerth, ist Stäudlin, Karl Friedrich C. F. Stäudlin's Universalgeschichte der christlichen Kirche. Bremen 1816., 2te Ausg.Ausgabe in einem Bande.} {Der selige Nösselt, Johann August Nößelt blieb der Methode nach Jahrhunderten getreu, welche seit den Magdeburgischen CenturiatorenCenturiatoren, die Hauptschriftsteller, wie Spanheim, Friedrich Spanheim, Le Nain de Tillemont, Sébastien Tillemont, Alexander, Natalis Natalis Alexander, Weismann, Christian Eberhard Weisman, Pfaff, Christoph Matthäus Pfaff, Mosheim, Johann Lorenz von Mosheim, Baumgarten, Siegmund Jacob Baumgarten, Walch, Christian Wilhelm Franz W. E. Walch u. a. befolgt hatten. Indeß ist man doch vorzüglich jetzt ganz einverstanden, daß die Eintheilung in größere PeriodenPerioden vorzuziehen sei, wenn diese nur nicht zu ungleich werden, sich stets mit einer besonders wichtigen und universellen Begebenheit eröffnen, auch die Zahl derselben nicht zu sehr vermehrt wird. Man vergleiche Planck, Gottlieb Jakob Plank's Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Theil 2. S. 223 fg.folgend A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 2590
2,
3,
1032630.

Wenn man sich auf die gedachte Art entweder durch gute Vorlesungen, oder durch den Gebrauch eines guten [120] Handbuchs der Kirchengeschichte eine allgemeinere Kenntniß derselben erworben hätte2631, und man wollte2632 dieses Studium, wegen seines großen2633 Nutzens, weiter fortsetzen †),2634 [404[!]] und sie selbst untersuchen:2635 so würden2636, in Beziehung auf die oben im ersten Theil2637 angegebnen2638 nothwendigen Eigenschaften einer wahren und nützlichen Geschichtskunde, folgende Regeln nie müssen2639 aus der2640 Acht gelaßen2641 werden. 1) Weil bey2642 Geschichte alles2643 auf Nachrichten und Zeugnisse ankommt, und es, bey2644 der ungeheuren Menge von Nachrichten2645, die oft in Denkmahlen2646 und Schriften, wo man sie gar nicht sucht, nur beyläufig2647 vorkommen, unmöglich ist, daß auch der fleissigste2648 Mann alles2649 wissen kan2650, was hier einiges Licht ausbreiten2651 möchte,2652 so muß man sich vor allen Dingen sowohl um die Quellen aller Art, [136] als um die, welche sie schon benutzt, und darnach irgend einen Theil der Kirchengeschichte untersucht haben, bekümmern.

1,
2,
1042720.

Weil aber angebliche QuellenQuellen2721 diesen Namen nicht immer verdienen, und nicht aus der Zeit, noch von den Verfassern sind, welchen sie zugeschrieben werden: so muß man 2),2722 ehe man sie braucht2723, von ihrer AechtheitAechtheit2724 überzeugt seyn, oder wissen, wie fern sie Quellen seyn können. Diese Kritik ist vielleicht nirgends nöthiger, als bey diesen2725 Quellen der Kirchengeschichte, weil bey2726 der früh entstandnen2727 Einbildung von Rechtmäßigkeit des sogenannten frommen Betrugs, bey2728 der so bald unter Christen eingerissenen Gewohnheit, nach menschlichem Ansehn2729 und Tradition Wahrheit und Pflicht zu bestimmen, und dem daher entstandenen Interesse, die Aechtheit2730 gewisser berühmten Denkmahle zu behaupten2731, endlich bey2732 dem bis gegen die Zeiten der2733 Reformation fast gänzlichen Mangel der hiebey2734 gebrauchten Kritik und den2735 blinden Glauben an, zumahl herrschende,2736 Sagen, so viele unächte2737 Schriften und Denkmahle einen2738 sehr unverdienten Credit2739 erlangt haben.

1,
2,
1052777.

Eben diese Kritik müßte2778 3) bey2779 einzelnen2780 Stellen und deren Lesearten angewendet werden, wo, nach den Quellen, die zur richtigen Darstellung eines Textes dienen, oder nach andern wahrscheinlichen Spuren, Verdacht des Unächten2781 entstehen kan2782, auch hernach 4) bey2783 Bestimmung des richtigen Sinnes, wozu die Kenntniß des, besonders kirchlichen, Sprachgebrauchs, der in verschiedenen Gegenden und Zeiten sehr verschieden ist, unumgänglich erfordert wird, zumahl2784 da er, durch Vernachläßigung2785 dieses Unterschieds, durch Un[124]wissenheit und Vorurtheile, die durch 2786 Interesse geleitet wurden, sehr verdunkelt worden ist.

[409[!]] [141] 1062794.

Wenn man von dem wahren Sinn in einer ächten2795 Stelle eines solchen Denkmahls oder Schriftstellers überzeugt ist, bleibt noch 5) die Prüfung der Glaubwürdigkeit des Zeugnisses übrig. Es ist hier der Ort nicht, zu zeigen, wie diese Prüfung, und nach welchen Regeln, sie anzustellen sey †);2796 aber Vorsichtigkeit kan bey2797 dieser Geschichte, die durch Unwissenheit, Parteygeist2798 und Hang zum Ausserordentlichen2799 so sehr verdorben ist, nicht genug empfohlen, der angehende Geschichtschreiber nicht oft genug erinnert werden, eher nicht zu urtheilen, als bis und so weit er sich das Zeugniß geben kan2800, eben die Eigenschaften bey2801 dieser Prüfung mitzubringen, die bey2802 dem Zeugen seyn müssen, den man prüfen soll, nehmlich:2803 in Absicht auf die Eigenschaften unsrer Erkenntniß, hinlängliche Bekanntschaft mit der Geographie, Chronologie, der bürgerlichen und Völker-2804 der Literar-2805 auch der übrigen gleichzeitigen Kirchengeschichte, Philosophie, Kritik und genaue Sprachkenntniß, alles dieses verbunden mit gesundem Verstande, treuem Gedächtniß, feiner Menschen- und Weltkenntniß, scharfsinnigem Beobachtungsgeist2806 und Fähigkeit, selbst kleine Umstände, nach [125] den Spuren, die uns die Geschichte weiset2807, geschickt zu verbinden; und in Absicht auf den guten Willen, theils strenge UnparteylichkeitUnparteylichkeit2808, die sich weder durch Liebe gegen das, wofür wir eingenommen sind, es sey2809 Religion, oder Partey2810, [410[!]] oder eigne Entdeckung und [142] Einfall, es sey2811 Neues, das wir sagen, oder Altes, was wir vertheidigen wollen, noch durch Abneigung von Personen, Gesellschaften oder Sachen, verführen läßt, theils unermüdeten Fleiß, dem selbst anscheinende Kleinigkeiten nicht zu gering sind, weil und wenn sie auf die Spur der so oft2812 versteckten Wahrheit leiten können. ††) 2813

1,
2,
1072829.

Der große2830 Einfluß, den2831 die einzelnen2832 Theile der Geschichte, und besonders der Kirchengeschichte, auf einander haben, macht es uns 6) besonders zur Pflicht, so sehr wir unsre Ursachen haben können, und so sehr uns der ungemein große2833 [411[!]] Umfang der Geschichte nöthigen kan2834, uns auf die [143] Untersuchung gewisser Theile einzuschränken, –2835 keinen [126] gering zu achten, oder ganz zu vernachläßigen2836. Die geringfügigsten Umstände haben oft die größesten2837 Revolutionen hervorgebracht; oft ist nicht die Sache, aber2838 die Art wichtig, wie man sich dabey2839 benommen hat; und oft findet sich über die Ursachen merkwürdiger Veränderungen in gewissen Theilen der Geschichte allein2840 oder 2841 mehr Aufschluß als in dem, welchen man bearbeitet.

1082852.

Die Wahrheit einer bezeugten Begebenheit ist nicht bloß nach Zeugnissen, sie ist auch nach der Natur der Sache und nach dem ganzen Umfang ihrer Umstände zu beurtheilen, und wenn die Nachrichten über diese von einander abweichen,2853 oder einander widersprechen:2854 so müssen sie mit einander verglichen, und in den wahrscheinlichsten Zusammenhang gebracht werden. Deswegen ists 7) nicht genug, viele Thatsachen oder Ereignisse2855 zu sammlen,2856 man muß alle Umstände derselben zusammennehmen, sie ordnen, oder2857 sehen, was [412[!]] bey2858 der Vergleichung übrig bleibt. Dies2859 giebt [144] der Geschichte und unsren2860 Begriffen davon mehr Deutlichkeit, und verhütet zugleich, daß man die Thatsachen nicht gleich verwirft, weil man sie verschieden oder widersprechend angegeben findet,2861 nicht einen Zusammenhang oder Vorfälle und Absichten erdichtet, die nie gewesen sind, und dadurch die Wahrheit der Geschichte verdirbt, indem man sie reini[127]gen oder unterhaltend machen will. Wiefern man sich hier Vermuthungen erlauben dürfe, ist schon im ersten Theil, beybei der Geschichte überhaupt,2862 gesagt worden.

1092864.

Dies2865 giebt auch 8) den Stoff zum wahren Pragmatischen, ohne welches die Geschichte bloß ein Gegenstand der Neugier und ein Spiel der Einbildungskraft, wenigstens nicht nutzbar zur Bildung des Verstandes und2866 Herzens, wird. Nur muß man wirklich aus der Geschichte durch fleissige2867 Beobachtung lernen, nicht bloß unsre Meinungen2868 oder Vorurtheile bestätigen zu2869 wollen; man muß die gute und schlechte Seite der Dinge mit gleicher Sorgfalt beobachten. So wird sie uns ein lehrreicher Schauplatz der göttlichen VorsehungVorsehung2870, die auch das Schlecht- und Bösescheinende zu ihren Absichten braucht, eine Schule, wo man eben sowohl aus2871 Andrer Fehlern als ihrem guten Betragen lernen kan2872.

1102890.

Wer sich mit recht eigentlichem Fleiß auf die Kirchengeschichte legen wollte, müßte sich nicht 2891 auf die Kirchengeschichte2892 [128] im Ganzen und deren2893 allgemeine Uebersicht einschränken, sondern auch die einzelnen2894 Theile derselben2895 besonders studieren. Denn die Kirchengeschichte2896 ist von einem so gar weitläufigen Umfang, daß man überaus viel Wichtiges gar nicht kennen lernt, wenn man sich bloß an die Universalkirchengeschichte hält, ja daß man diese nicht einmal recht gründlich, deutlich und pragmatisch machen kan2897, ohne 2898 eine genauere Kenntniß jener einzelnen2899 Theile 2900. Daher werden in der allgemeinen Kirchengeschichte viele sehr wichtige Sachen,2901 ( (z. B.)zum Beispiel Geschichte der Leh[414[!]]ren und des mannichfaltigen Aberglaubens, Ge[146]schichte des sich nach und nach gebildeten2902 Jesuitismus 2903 und seines geheimen Einflusses u. d. gl.und dergleichen 2904) ganz und gar nicht, oder nur sehr wenig berührt, oder nicht richtig und vollständig genug aufgeklärt; ja von manchen wichtigen Umständen weiß man die Zeit nicht genau, oder man betrachtet gewisse Erscheinungen2905 nur nach ihrem Ausbruch, nicht nach den lange versteckten Vorarbeiten dazu †);2906 oder die Geschichte merkwürdiger Veränderungen,2907 wird bey2908 der Abtheilung in gewisse Perioden so sehr zerstückelt, daß man sie wenigstens nicht so gut übersehen kan2909, als wenn man die Geschichte der einzelnen2910 Lehren oder Parteien2911 besonders untersuchte.

1,
1112929.

Zu diesen besondern Haupttheilen der christlichen Kirchengeschichte gehört zuerst die 2930 Geschichte der Schicksale des (wahren oder vermeintlichen) Christenthum Christenthums 2931, und, mit derselben, der christlichen Kirche in der Welt2932, (d. i.)das ist der Ausbreitung und Einschränkung, des Verfalls, oder gar des Aussterbens beyder2933 in gewissen Ländern. Bey2934 dieser Geschichte müßte wohl2935 untersucht werden: von woher die Werkzeuge dieser Ausbreitung gekommen?2936 unter welchem Einfluß sie gestanden?2937 was für ein2938 Christenthum sie2939 ausgebreitet haben? was für eine Art der Religion sie in solchen Ländern vorgefunden?2940 wie weit sie sie ausgerottet, oder geschwächt, oder mit ihrem Christenthum verschmelzt2941 haben? wie weit sich in solchen Gegenden diese Fortpflanzung erstrekt?2942 ob über eine ganze Nation oder nicht? und über welchen Theil derselben? ob sie das Christenthum mit2943 Gewalt oder auf welchem gelindern Wege ausgebreitet2944, und von welchen Ursachen der größere2945 oder geringere [130] Fortgang abgehan[148]gen? welche Wirkungen diese fortgepflanzte Erkenntniß auf die CulturCultur2946 solcher Länder gehabt, [416[!]] oder2947 wie weit sie 2948 sie gehemmt und vermindert habe2949? welche Veränderungen daraus in der ganzen Verfassung solcher Völker entstanden? besonders wie und wonach die Verfassung einer neuentstandenen Kirche gebildet worden sey2950, und in welchem Verhältnisse sie in der Folge gegen die Staats- und übrige Verfassung gestanden habe? Auf eben diese Fragen müßte ohngefähr2951 auch bey2952 dem äusserlichen2953 Verfall und Untergang des Christenthums in gewissen Gegenden gesehen werden. – Hiezu2954 gehört eine sehr genaue Kenntniß der Völker- und Ländergeschichte und Verfassung zu verschiedenen Zeiten; diese würde2955 aber, wegen des großen2956 Einflusses der Religion, eben so sehr durch jene Untersuchungen aufgeklärt werden, als die Geschichte der innern Veränderungen der christlichen Kirche Licht aus diesen äusserlichen2957 Umständen bekommen würde2958, in welchem unstreitig der Grund von vielen besondern Veränderungen und Einrichtungen gewisser Kirchen oder des Fortgangs und der Hindernisse derselben, gelegen hat †).2959

1,
[417] 1122968.

Ein andrer 2969, aber2970 auch wohl der wichtigste, obgleich2971 schwerste, und am wenigsten mit rechter Genauigkeit bear[131]beitete Theil der Kirchengeschichte †), †) 2972 ist die Geschichte der christlichen Lehre, und überhaupt der Vorstellungen in der Religion. Diese Geschichte müßte 2974 1) sich2975 nicht bloß auf die in der heiligen Schrift bekannt gemachten Lehren, sondern auf alle Meinungen erstrecken, die wenigstens bey2976 einem Theil der Christen geherrscht haben, sofern sie in die Religion schlagen, oder dahin gezogen worden sind, sie mögen zur natürlichen oder geoffenbarten Kenntniß der Religion gehören, es mögen davon vermeintliche Spuren in der Bibel aufgefunden, oder sie anderwärts her genommen seyn. ††) 2977 2) Sie müßte nicht nur das Schicksal der Lehren der heiligen Schrift selbst, unter den Christen2978, sondern auch der verschiednen2979 Vorstellungen enthalten2980, die man sich unter 2981 Christen davon gemacht hat, und die Schicksale dieser Vorstellungen. †††) 2982

1,
2,
3,
[151] 1133004.

Und, da3005 die verschiednen3006 Vorstellungen von einer Lehre entweder aus verschiednen3007 Erklärungen der heiligen Schrift, oder aus verschiednen3008 Grundsätzen der Philosophie und deren verschiednen3009 Anwendung, oder aus verschieden angenommner3010 Tradition, oder nach verschiednem3011 innern Gefühl, entstanden sind: so würden 3)3012 ferner 3013 die verschiednen3014 Meinungen über die Gültigkeit, den Werth und die rechte Anwendung dieser Quellen, und die Schicksale, welche diese Meinungen gehabt haben, mit in Anschlag kommen müssen; auch 4) die verschiednen3015 Vorstellungen von dem Werth gewisser Bestimmungen einer Lehre, ihrem3016 Einfluß in andre3017 Lehren, und der Nothwendigkeit, sie von einem Christen zu fordern;3018 mithin zugleich 5) der Ursprung und das Schicksal vorher unbekannter und ungewöhnlicher Meinungen, auf die man erst gefallen ist, um andre3019 Lehren oder [133] Vorstellungen zu vertheidigen;3020 6) die neuen Erklärungen gewisser Schriftstellen und neue versuchte Beweise für gewisse Meinungen, so wie umgekehrt der Verfall und die Verdächtigung andrer3021 Erklärungen darüber;3022 7) die eingeführte Terminologie und der verschiedne3023 oder veränderte3024 Sprachgebrauch in der Theologie, und 3025 8) alle Umstände3026, die zu solchen Vorstellungen, ihren Abwechselungen, 3027 behaupteten Nothwendigkeit, 3028 Beweisen (u. d. gl.)und dergleichen Gelegenheit gegeben haben.

1,
2,
[422] 1143093.

Schon der große3094 Umfang dieser Geschichte macht die Untersuchung derselben sehr schwer, und vielleicht ist bey3095 keinem Theil der Kirchenhistorie, ausser3096 den andern oben angegebnen3097 Wissenschaften (§. 104 391 flg.folgend 3098) eine ausgebreitete Kenntniß der historischen Denkmahle und der Religionsschriften aller christlichen Völker und Zeiten, eine genaue Bekanntschaft mit dem mannichfaltigen kirchlichen Sprachgebrauch und der Geschichte der Philosophie,3100 nöthiger, fast bey3101 keinem ist auch strenge UnparteylichkeitUnparteylichkeit3102 zu beobachten schwerer, als bey3103 diesem. Aber es belohnt sich auch der darauf gewandte Fleiß genug durch große3104 Vortheile, die [155] schon oben bey3105 dem Nutzen der Kirchengeschichte angegeben sind, und die3106 vorzüglich können3107 aus dieser Lehrgeschichte gezogen werden. Unsre3108 Einsichten in die3109 Religion bleiben immer sehr eingeschränkt, wenn man die verschiednen3110 Gestalten und Seiten nicht kennt, in und auf welchen sich eine Sache dem menschlichen Verstande darstellt. Man bleibt um so mehr auf seinen Meinungen ersessen, und taub gegen alle bessre3111 Einsichten, je weniger Seiten einer Sache, und je weniger man die Gründe kennt, die Andre3112, an[136]ders zu urtheilen, oder sich auszudrucken3113, bewogen haben. Nur alsdann kan3114 man dem Mißverstand und 3115 Wortstreitigkeiten vorbeugen, die so ganz alle richtige Entscheidung verhindern, Irrthümern und Zweydeutigkeiten3116 auf den Grund kommen, richtiger und billiger [423] von Andrer3117 Meinungen und ihrer Unschuld oder ihrem Werth urtheilen, und selbst bestimmter denken und sich ausdrucken3118 lernen, wenn man hinlänglich mit der Geschichte dieser Lehren und der verschiednen3119 Vorstellungen davon bekannt ist.

Anm. Anmerkung Der Eifer, mit dem Nestorius von Konstantinopel Nestorius Nestorius und die Morgenländer sich dem Ausdruck Mutter Gottes (Θεοτόκος (Θεοτοκος ) widersetztenwiedersetzten, hingegen auf stete Unterscheidung der beydenbeiden Naturen in Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christo drangen, und umgekehrt des Cyrill von Alexandrien Cyrillus Cyrillus Eifer für jenen und wider diese, gründete sich beybei jenen auf die Furcht für den Apollinarismusvor dem Apollinarismus , der in Syrien, und beybei diesem auf den Eifer gegen den Arianismus Arianismus , der in Aegypten mehr herrschte. Dieses BeyspielBeispiel, so wie Jovinian Jovinians Jovinian's Satz: omnia peccata paria esse;esse, der dem Johannes Philoponus Johannes Philoponus Johannes Philoponus Schuld gegebnegegebene Tritheismus;Tritheismus, Agricola, Johannes Joh. Agricola Joh. Agricola und der Antinomer Antinomer Eifer wider das Gesetz;Gesetz, der Streit über den Satz: ob gute Werke zur Seligkeit nöthig sind? und tausend andre Beyspieleandere Beispiele, erläutern das hier Gesagte. Vergl.Vergleiche Ernesti, Johann August J. A. Ernesti Opuscula theologica, 13te Abhandl.Abhandlung und Walch, Christian Wilhelm Franz J. C. W. F. Walch Gedanken von der Geschichte der Glaubenslehre, zweytezweite Ausgabe, Göttingen 1764. 8. 3120
1153145.

Unter den Quellen der christlichen LehrgeschichteLehrgeschichte3146 haben die Schriften dererjenigen den ausgebreitetsten Nutzen, welche über christliche Lehren geschrieben haben, es sey3147 daß sie ihre eigne3148 Gedanken darüber äusserten3149, oder verschiedne3150 Meinungen darüber, oder wenigstens eine Er[137]klärung und einen bestimmten Sinn einer christlichen Lehre erwähnten3151. Durch sie wird [424] man nicht nur mit mehrern Vorstellungen über einen LehrpunctLehrpunct3152, man wird auch zum Theil mit den Gründen bekannt, wodurch man jene unterstützt hat, oder mit den Meinungen, die auf jene geführt, oder ihr ein gewisses Ansehn3153 verschafft haben; welchen Nutzen andre3154 Denkmahle3155, selbst öffentliche Bekenntnißschriften, nicht leisten, wenn sie nicht zugleich Schutz- und Vertheidigungsschriften sind. Diejenigen christlichen Schriftsteller, welche bey3156 der in gewissen christlichen Ländern herrschenden LehrparteyLehrpartey3157 ein vorzügliches Ansehn3158 erlangt haben, [157] entweder als Zeugen und treue Fortpflanzer derjenigen Vorstellung von einer Lehre, die dergleichen Partey3159 für die richtigste hält, oder als solche, welche die richtige Vorstellung getroffen haben, sind in so fern die wichtigsten, als ihr Ansehen bey3160 solchen Parteyen3161 die Kraft eines Beweises erlangt hat, und man aus ihrer Geschichte sieht, wie und warum sie, wenigstens in gewisser Absicht, dieses Ansehen erhalten haben. In diesem Ansehen stehen die sogenannten Kirchenväter (Patres) bey3162 allen den ParteyenPartheyen 3163, welche eine historische Lehrtradition3165 als verbindlich zum Glauben ansehen, bey andern3166 aber als Zeugen der Vorstellungen, die in den herrschenden Kirchen für die richtigsten gehalten worden sind, oder wenigstens jetzt gehalten werden.

1,
2,
[140] 1163230.

Nach dem Namen der KirchenväterKirchenväter3231 (Patrum) nennt man die Erklärungen derselben über die christlichen Lehren zusammengenommen, oder den Inbegrif3232 ihrer Vorstellungen von dem, was zur christlichen Lehre gerechnet wird, Patristik im engern Verstande, oder besser patristische Theologie , auch wohl historische Theologie im engsten Sinn3233. Im weitern Verstande aber begreift man unter Patristik nicht nur dieses, sondern auch zugleich mit alle Kenntnisse, die zur Verständlichkeit und zum Gebrauch ihrer Schriften nöthig sind. Nun ist3234 der Begrif3235, der mit dem Namen der Kirchenväter verbunden wird, vieldeutig (§. 115 3236 (Anm.)Anmerkung 2), und3237 Protestanten 3239 erkennen kein dogmatisches3240, sondern bloß historisches Ansehen3241 derselben, welches die Kirchenväter mit jedem christlichen Schriftsteller gemein haben. Daher könnte man Patristik, wie patri[428]stische Theo[161]logie, auch in dem weitesten Verstande, von der Bekanntschaft mit den Umständen und dem LehrbegrifLehrbegrif3242 christlicher Schriftsteller nehmen. Wenigstens gilt das, was im Folgenden davon gesagt wird, von allen Schriftstellern über christliche Lehre, obwohl insbesondre3243 von denen, deren entscheidendes dogmatisches Ansehn in denenjenigen3244 Kirchen anerkannt wird, welche sich an eine gewisse dogmatische Tradition, als Erkenntnißgrund der rechten christlichen3245 Lehre, halten.

[141] 1173247.

Wer diese Kenntnisse besitzen will, der muß nicht nur die Schriftsteller selbst, wenigstens die merkwürdigern, kennen, die sich über die christliche Lehre entweder selbst erklärt, oder Erklärung Anderer darüber erwähnt3248 haben; er muß auch wissen, was sie darüber für Schriften bekannt gemacht haben3249? ob diese Schriften und die dahin gehörigen Stellen und Lesearten wirklich ihnen, oder wem sie sonst angehören? und welchen Werth oder wenigstens Ansehen sie und ihre Schriften erlangt, besonders was 3250 für Veränderungen sie3251 dadurch in der Kirche hervorgebracht haben?

1183252.

Die Mühe, welche man auf das Studium der Schriften der eigentlichen Kirchenväter (im [429] [162] gewöhnlichsten und engsten Verstande) wendet, belohnt sich zwar sehr wenig durch wirkliche Aufklärung der christlichen Erkenntniß3253 oder durch wahre Erbauung, weil es den Meisten unter ihnen an gründlicher Kenntniß des Sprachgebrauchs der heiligen Schrift und an gesunder Philosophie fehlte, sie sich unglaublich viel willkührliche3254 Einfälle zu gute hielten, und sie meistens,3255 – die wenigstens, welche eben das meiste Ansehen der Rechtgläubigkeit erlangt haben,3256 – die hergebrachte3257 Lehrvorstellung fortpflanzten, oder derselben ihre Erklärungen anpaßten. Auch waren sie so wenig unfehlbar, als 3258 der ältern Vorstellungen von den christlichen Lehren unter Christen3259 und des wahren Sinnes derselben hinlänglich kundig, noch3260 uneingenommen genug für und wider die Wahrheit dieser Vorstellungen, als daß sie nicht hätten,3261 mehr nach dem Herkommen, als nach reinen Gründen, Wahrheit und Aechtheit3262 der Tradition entscheiden sollen. Sie können daher für [142] uns, die wir diese Fehler an ihnen erkennen, und den Widerspruch sehen, in welchen sie theils oft mit sich selbst, theils mit andern eben so angesehenen, wenigstens eben so achtungswürdigen, Kirchenvätern stehn3263, keine Quelle der Erkenntniß wahrer christlichen Lehre seyn.

[430] [163] 1193270.

Dennoch3271 hat auch dieses Studium, und überhaupt die Bekanntschaft mit denen, welche über die christliche Lehre geschrieben haben, sonderlich wenn sie im Ruf der vorzüglichen Richtigkeit christlicher Erkenntniß stehn,3272 seinen großen3273 Nutzen. 1) Je weniger entfernt diese Kirchenväter von den Zeiten der Apostel waren, 3274 oder je mehr sie in ihrem Vortrag einzelne3275 Ausdrücke und Redensarten der heiligen Schrift in einem deutlichern Zusammenhang brauchen, oder statt derselben deutlichere setzen, oder je mehr sie Volksmeinungen erwähnen3276, auf welche auch in der heiligen Schrift angespielt wird: je3277 brauchbarer sind sie zur Kenntniß des eigentlichen Sprachgebrauchs und Sinnes der Bibel; so wie sie 2) dadurch, daß sie uns so viele Stellen der heiligen Schrift aufbehalten haben, zur Kritik des Textes des neuen Testaments unentbehrlich bleiben. 3) Sind es wirklich selbst denkende, und wenigstens da, wo sie nicht durch hergebrachte kirchliche Vorstellungen oder Meinungen ihrer besondern Philosophie gehindert wurden, untersuchende Männer: so führen sie uns auf manche nützliche Aussichten und Entdeckungen, auf die wir selbst, bey3278 einem gewissen gewohnten Gesichtskreis3279, nicht gerathen seyn würden, und tragen in so fern viel wenigstens zur Erweiterung unsrer3280 Erkenntniß der christlichen [143] Lehre bey;3281 verhindern wenigstens, daß wir nicht so leicht in die gewöhnlichen Fehler dererjenigen3282, die nur vor3283 sich untersuchen, (d. i.)das ist auf ein[431]seitige [164] Vorstellungen und auf die Einbildung, daß unsre Zeiten allein aufgeklärt sind, verfallen. Hauptsächlich aber sind sie 4) die vornehmsten Quellen bey3284 allen Theilen der Kirchengeschichte, vornehmlich bey3285 Geschichte der christlichen Lehre, aus welchen wir nicht nur die Kenntniß der Veränderungen in der Kirche und Lehre, nebst deren Ursachen und Folgen, sondern auch die Kenntniß der kirchlichen Sprache schöpfen können; und so fern3286 gewähren sie auch 5) den Nutzen, der oben der Kirchengeschichte in Absicht auf die systematische Theologie beygelegt3287 wurde. Finden sich 6) in ihnen Aeusserungen3288, die von den jetzt herrschenden Vorstellungen in der Kirche abgehn3289, so dienen deren Kenntnisse uns alsdann3290 wenigstens zur Schutzwehr gegen unglimpfliche Beurtheilungen oder Verketzerungen, und machen doch eher harte Richter in Glaubenssachen geneigt, Meinungen, die von den hergebrachten abgehen, mit mehrerer Mäßigung anzusehn3291, oder erst zu untersuchen.

3292
1203293.
Wer MußeMusse genug und Neigung hätte, die KirchenväterKirchenväter und Kirchenschriftsteller zu studieren, würde doch 1) wegen ihrer großengrossen Menge, und weil so viele einander ausgeschrieben, oder doch wenig oder nichts Eignes haben, was man nicht in Andern schon besser fände, eine vorsichtige Wahl unter ihnen beobachten, und die vorzüglich ausheben müssen, welche theils für Andre den Ton angegeben, und durch ihr erlangtes Ansehn AndreAnsehen Andere nach sich gezogen, theils gewisse LehrpuncteLehrpuncteLehrpunkte oder Theile der Kirchengeschichte am deutlichsten und ausführlichsten abgehandelt haben; 2) eben daher, und um sie recht verstehen zu können, sich vorher wohl von ihren Umständen und Schriften vorläufig unterrichten, und sowohl alle oben (§. 104 104. ) angegebene 391) angegebne Hülfsmittel mitbringen, als die daselbst bemerkten Regeln beobachten; und 3) um den HauptnutzenHauptnutzen zu erreichen, den man aus dieser Lectüre in Absicht auf die Kirchengeschichte und den Ursprung und Fortgang der verschiednenverschiedenen Vorstellungen von der christlichen Lehre ziehen kankann, die Kirchenschriftsteller nach der Zeitordnung, ihre einzelneeinzleeinzelnen Schriften aber nach ihren verschiednenverschiedenen Arten oder ClassenKlassen, lesen, und dabeydabei die correctesten und mit den zweckmäßigsten Erläuterungen versehenen Ausgaben zu gebrauchen suchen, unter welchen sich die, welche die Benedictiner von der Congregation des heiligen Maurus von Subiaco Maurus Congregation des heiligen Maurus besorgt haben, besonders auszeichnen. Anm. Anmerkung Wer sich aber diesem Studium nicht mit besondernbesonderm Fleiß widmen könnte, thäte wenigstens wohl, die trefliche Rösler, Christian Friedrich rößlerische treffliche Bibliothek der Kirchenväter in Uebersetzungen und Auszügen (Leipzig 1776–86 invon Rößler , Leipzig 1776–1786, 10 Theilen in gr.groß 8.)Theile, zu studieren, aus derdenen auch die, welche weiter gehen wollen, das lernen können, worauf sie vornehmlich beybei Lesung dieser Schriftsteller ihre Aufmerksamkeit zu richten haben. Die übrigen hier nöthigen Schriften s.siehe in der Anweisung etc. et cetera §. 409 flgg.folgende folg.folgend 3294
[433] [166] [145] 1213319.

Zunächst mit der Geschichte der Lehre ist die Geschichte der theologischen Wissenschaften verbunden, die man, auch wie jene, Historiam doctrinae (der Gelehrsamkeit) genannt hat; denn von der Versäumniß oder der Aufklärung gewisser Arten der Kenntnisse3320, der Sprachkunde, Kritik, Philosophie, Geschichte und der schönen Wissenschaften, mußte freylich3321 die Gestalt der theologischen Wissenschaften3322 und somit auch der Vorstellungen von christlichen Lehren3323 abhängen. Doch kan3324 diese Geschichte eben sowohl für einen Theil der Literar- als der Kirchengeschichte angesehen werden. Sie müßte zeigen: wie die theologischen und die dazu diensamen Wissenschaften, oder doch Kenntnisse, von Zeit zu Zeit und in verschiedenen Gegenden, unter den Christen beschaffen gewesen, und wodurch sie zu- oder abgenommen?3325 wer3326, wie weit3327 und wodurch,3328 auf diesen Fortgang oder Verfall Einfluß gehabt habe?3329 Dadurch würden alle Theile der Kirchengeschichte gewinnen, und man würde auf manche oft verkannte oder nicht genug erkannte Hindernisse und Hülfsmittel derselben aufmerksam gemacht werden.

[146] 1223340.

Wenn die Verschiedenheit der Vorstellungen über gewisse Lehren3341 oder der daher entstandenen Einrichtungen und Gebräuche3342 für so wichtig angesehen wurde, daß man, wenigstens von der Einen3343 Seite †),3344 glaubte, nicht mehr mit den hier anders Denkenden oder Handelnden äusserliche3345 Kirchengemeinschaft unterhalten zu dürfen: so entstanden besondre3346 Gesellschaften oder Religionsparteyen Religionsparteyen 3347, in welchen, durch eine entstandne3348 eben so beurtheilte Verschiedenheit, wieder neue erzeugt wurden. Aller Nutzen, den die Geschichte der Lehre haben kan3349, findet auch bey3350 der Geschichte der Religionsparteyen Religionspartheyen statt,3351 ja der Nutzen dieser letztern ist gewissermassen3353 noch größer3354, und diese Geschichte unterhaltender und lehrreicher, weil sie großegrosse Revolutionen, die3355 in der Kirche durch solche Trennung entstanden sind3357, und keine bloße3358 Gegenstände der Speculation, sondern Handlungen3359 mit ihren Ursachen und Folgen,3360 darstellt.

1,
1233381.

In einer solchen Geschichte müßte3382 der Ursprung und Fortgang einer solchen ParteyPartey3383; ihr eigentlicher Unterschied von der Partey3384, von der sie getrennt worden, und von Andern, sowohl in Lehren und Lehrvorstellungen, als auch in äusserlichen3385 Einrichtungen; besonders müßten3386 die genauern Bestimmungen in der Lehre, die sie entweder eingeführt, wenigstens mehr und als erheblicher hervorgezogen, oder nicht hatte zulaßenzulassen, noch3387 jedermann aufgedrungen wissen wollen, sowohl nach den Erklärungen, die sie selbst, als [169] die ihnen ihre Gegner gegeben, nebst der Wich[436]tigkeit, die beyde3389 auf den Unterschied gelegt hätten3390; desgleichen ihre Bekenntnißschriften und deren genau bestimmte Absicht, und weiter oder enger ausgedehnte Verbindlichkeit; die wieder in dieser ParteyParthey entstandnen verschiednen3391 Erklärungen eben derselben gemeinschaftlichen Lehre;3393 die dadurch erzeugten Zwistigkeiten, oder gar Trennungen;3394 und, auf eben die gedachte Art, die Geschichte, die Lehrvorstellungen und Einrichtungen dieser neuen Abtheilungen der Partey3395; endlich die Annäherung an andre Parteyen3396, oder Zusammenschmelzung mit denselben, wenigstens die zu einer solchen Vereinigung gemachten Versuche, deutlich aus einander gesetzt3397, und alles3398 so zusammenhängend vorgelegt werden, daß man die Mittel3399 sich auszubreiten oder zu erhalten, die3400 Ursachen und Folgen aller ihrer Meinungen, Unternehmungen und Einrichtungen einsehen könnte3401.

[148] 1243402.

Vorzüglich3403 verdient diese Geschichte 3404 eine recht genaue Bearbeitung; sie ist aber auch sehr3405 schwer, –3406 weil sie eine ungemein ausgebreitete Kenntniß, selbst von der politischen und Literargeschichte, selbst von vielen kleinen, an Oertern3407, wo man sie nicht sucht, zerstreuten Nachrichten erfordert; –3408 weil, zumahl3409 von unterdruckten3410 oder ausgestorbnen ParteyenParteyenPartheyen 3411, entweder wenig Nachrichten bekannt, oder diese unterdruckt3413 worden, oder diese Parteyen3414 sich nicht deutlich er[170]klärt, oder ihre Gegner die Vorstellungen sol[437]cher Parteyen3415 zu sehr nach ihren eignen Vorstellungen genommen haben; –3416 nirgends aber der ParteygeistParteygeist3417 mehr als hier die Sachen verstellt hat, entweder eigne Fehler zu bedecken3418 und unsichtbar zu machen, oder die Fehler der Andern in einem gehässigem3419 Lichte vorzustellen. –3420 Auf ein genaues und unparteyisches3421 Zeugenverhör, das den Werth und die Beschaffenheit der Nachrichten bis auf seine kleinsten Falten entwickelt, kommt hier das Meiste an; aber oft fehlt es an Zeugen, oder sie widersprechen einander, oder sind sonst verdächtig; und daher3422 ist die Aufspürung3423 und wahrscheinliche Zusammensetzung kleiner Spuren, dergleichenverglichen mit3424 der Denkungs-3426 und Handlungsart der Menschen überhaupt, noch mehr aber der dabey3427 Interessirten3428, durch Spuren in3429 ihren 3430 sonst bekannten Umständen3431, oder doch3432 aus den Sitten der Zeit, des Landes und der Gesellschaft 3433, eben so nothwendig.

3434
[438] 1253453.

Man kan3454 nicht sagen, daß man eine Gesellschaft kenne, wenn man nicht die Absicht kennt3455 wozu sie zusammengetreten ist, oder vereinigt bleibt, und wenn man der Einrichtungen unkundig ist, die zur Beförderung und Erhaltung dieser Absicht gemacht worden sind; ja selbst darum ist die Kenntniß ihrer Geschichte nothwendig, um solche Absichten und die deswegen eingeführten AnstaltenAnstalten3456 nebst deren Abänderungen zu begreifen. Diese Anstalten und Einrichtungen zusammengenommen3457 nennt man die Verfassung einer solchen Gesellschaft, dergleichen auch bey3458 der christlichen Kirche, als einer Gesellschaft betrachtet, statt finden3459 muß; und so fällt in die Augen, daß ihre Kenntniß eben so nothwendig sey3460 als die Kenntniß der christlichen Kirchengeschichte, wiewohl sie auf einander ein wohlthätiges Licht werfen. Billig sollte man also diese Kenntniß der christlichen Kirchenverfassung von der christlichen Kirchengeschichte selbst absondern, ohngefähr3461 so, wie man [150] die Statistik von der Staatengeschichte getrennt hat. Weil aber dieses noch nicht, wenigstens nicht nach dem ganzen Umfang dieser3462 Verfassung, geschehen ist, und doch die Kenntniß der einen von der andern abhängt: so nehmen3463 wir sie hier als einen Theil der christlichen Kirchengeschichte.

[439] 1263464.

In ihrem ganzen Umfang müßte diese Geschichte vorstellen: 1) den äusserlichen3465 Unterschied der Christen, (d. i.)das ist anfänglich nur zwischen Unterrichtenden und Zuhörern, mit gleichen Rechten bey3466 öffentlichen Angelegenheiten;3467 hernach in schon geordneten Gemeinen, bey3468 zunehmenden Vorzügen der an eine Gemeine3469 gebundenen Lehrer, zwischen Klerikern und Laikern, so wie unter jenen, zwischen Bischöfen, Aeltesten, Diakonen und den niedrigern Kirchendienern, nebst allen erst nach und nach entstandnen3470 Abtheilungen dieser Arten, unter diesen aber zwischen 1276Katechumenen, Gläubigen und 1277 Gefallnen3471, mit Einschluß der Mönche und Orden, als einer Mittelgattung, seit dem 4ten Jahrhundert –3472 den Unterschied zwischen einzelnen3473 Gemeinen3474 und nach und nach entstandnen3475 engern und weitern Diökesen –3476 die eingeführte Kirchenzucht und nachwärts3477 aufgekommene, sehr mannichfaltig3478 abgeänderte, Gerichtsbarkeit –3479 die verschiednen3480 Arten von bloßen3481 Lehranstalten, Synoden oder Concilien von sehr verschiednem3482 Umfang und Ansehn3483, Kirchengesetze und Kirchenordnungen, als Mittel, den Wohlstand der Gemeinen3484, und nachher die Gerichtsbarkeit, zu erhalten –3485 die bey3486 dem Gottesdienst [173] und kirchlichen Handlungen eingeführten Gebräuche, und darüber gemachte Ordnungen in Liturgien3487, 1278Pönitentialbüchern u. d. gl.und dergleichen 3488 2) Alles [151] dieses in seiner ganzen Verschiedenheit in verschiednen3489 Kirchen und Ländern sowohl als Zeiten, [440] und 3) bey entstandnen verschiednen3490, keine Kirchengemeinschaft mehr mit den andern unterhaltenden, KirchenparteyenKirchenparteyen3491; 4) das hienach3492 sehr verschiedne3493 Verhältniß der Kirchen gegen nicht christliche,3494 und hernach gegen christliche Obrigkeiten, der Gemeinen3495 und Diökesen gegen einander, und eben so der verschiednen KirchenparteyenKirchenpartheyen 3496 gegen einander ( (z. B.)zum Beispiel in Absicht auf Wiedertaufe der Uebergetretnen3498); endlich 5) die jedesmaligen Ursachen und Folgen des Aufkommens oder der verschiednen3499 Einrichtungen aller solcher Anstalten, besonders in Absicht auf die mannichfaltige Gestalt und den dadurch sehr verschieden gebildeten Character3500 der Christen.

1273501.

Hier ist ein in der That noch sehr unbebautes Feld, das Wenige3502 ausgenommen, was hierüber in den Kirchengeschichten sehr im Allgemeinen gesagt wird, oder in Absicht auf besondre3503 Theile dieser Verfassung in einigen gelehrten Werken geschehen ist. Zwar hat man daraus unter dem Namen der christlichen Alterthümer eine besondere Wissenschaft zu machen gesucht,3504 ( (s.)siehe die 1279 Anweisung zur theol. Bücherkenntniß3505 §. 435 f.folgend)3506 aber in den meisten allgemeinern Werken dieser [174] Art, dem 1280 Bingham (z. B.)zum Beispiel und seinen Ausschreibern, wird man fast durchaus die so sehr verschiednen3507 Zeiten und Kirchen in verschiednen3508 Gegenden unter einander geworfen, und Einrichtungen der ältern christlichen Kirche beygelegt3509 finden, [441] die nur hie3510 und da oder dann und wann üblich waren; sie3511 gehen bey3512 weitem nicht über die ganze Kirche, zumahl3513 der neuern Zeiten, 3514 gemeiniglich nicht über das vierte und sechste3515 Jahrhundert hinaus; [152] zeigen meistens nur gewisse vorhandne3516 Einrichtungen an, ohne ihren Ursprung, Absicht und Fortgang zu untersuchen,3517 und erstrecken sich nur auf Einrichtungen der herrschenden Kirche, unbekümmert um die Einrichtung der verschiedenen Parteyen3518.

1283519.

Gleichwohl ist die Kenntniß dieser Verfassung theils unentbehrlich, theils wenigstens sehr nützlich, 1) weil weder die Denkmahle3520, noch die Schriften, worauf sich die Kenntniß der Kirchengeschichte gründet, noch irgend ein Theil der Kirchengeschichte selbst, ohne diese Kenntniß verstanden werden kan3521. – Denn, so wie falsche Meinungen oder Mißverstand richtiger Lehren Gelegenheit zu gewissen Kircheneinrichtungen gegeben haben3522: so, umgekehrt, wurden diese wieder eine Veranlassung zu Irrthümern †). Aeusserliche3523 Einrichtungen gaben eben sowohl Gelegenheit zu Spaltungen und besondern Parteyen3524, als der Unterschied in Lehren und Vorstellungen. *) 3525 – Ausbreitung des Christenthums wurde immer [175] mehr Ausbreitung der Kirche, und der kirchlichen mehr3526 als der christlichen Lehren ††).3527 – Und überhaupt läßt sich schlechterdings nicht erklären, wie gewisse Lehren, Vorstellungen oder Ge[442]wohnheit herrschend worden3528 sind, und mit den wesentlichen Lehren des Christenthums einerley3529 Rang oder gar Vorrang bekommen haben; wie das 1285sanfte und leichte Joch Christi in das eiserne Joch der Kirche verwandelt, das innere Christenthum durch das äusserliche3530 verdrängt worden, der Geist des Christenthums, der nur durch Ueberzeugung und Liebe wirken soll, in Zwang und Unterdrückung ausgeartet, aus einer Gesellschaft, wo wir alle Brüder, und nur Einer, Christus, unser Herr seyn soll, ein geist[153]licher Staat entstanden sey3531, als aus der nach und nach entsprungenen und umgebildeten Verfassung der KircheKirche. †††).3532

1,
2,
3,
4,
1293553.

Und sonach kan3554 ohne diese Kenntniß 2) kein Lehrsatz, der, ausser3555 den klaren Sätzen der Vernunft und den ausdrücklichen Aussprüchen der heiligen Schrift, in die Theo[154]logie aufgenommen worden, gründlich, und für die, welche kirchliche Tradition als Quelle der christlichen Wahrheit annehmen, überzeugend beurtheilt, noch die Unverbindlichkeit besondrer3556 Vorstellungen von einer christlichen Lehre für jeden Christen, deutlich dargethan, noch 3),3557 zur Aufrechterhaltung der christlichen FreyheitFreyheit,3558 hinlänglich gezeigt werden, daß gewisse positive Kirchenrechte uns gar nicht verbinden †).3559 Sehr nützlich ist endlich diese Kenntniß3560 4) um den Ursprung und die Absichten solcher Einrichtungen kennen zu lernen, die wir noch in unsern Kirchen haben, wohin sie aus dem frühern oder spätern Alterthum ge[444]kommen sind, und danach ihren wahren Werth oder Verbindlichkeit zu beurtheilen ††).3561

1,
2,
1303593.

Die3594 Ursachen sowohl der Einführung als der Veränderungen solcher besondern Einrichtungen in gewissen Kirchen zu entdecken, ist, ausser3595 den andern allgemeinern Hülfsmitteln und Kenntnissen bey3596 der Kirchengeschichte, vorzüglich nöthig, die bürgerlichen Verfassungen zu der Zeit und an dem Ort, wo sie entstanden, die Beschaffenheit des Klima3597, die Volksmeinungen sowohl, als die unter den Gelehrtern herrschende3598 philosophischen Hypo[179]thesen, auch Kirchentheologie, und überhaupt die Meinungen, Gebräuche und andre3599 Einrichtungen, die unter Juden und Heiden, da, wo Kirchen gepflanzt worden, üblich gewesen, und wonach man sich bey3600 den Einrichtungen der Kirchen sehr gerichtet hat, nebst den Verbindungen zu kennen, in welchen solche Kirchen mit andern gestanden, und was in diesen für Einrichtungen getroffen worden.

[446] [156] 1313601.

Einige Theile dieser Verfassung, oder die Geschichte besondrer3602 Arten von kirchlichen Einrichtungen, sind schon einzeln bearbeitet worden, als: die Hierarchie, die religiösen Orden, die Kirchengesetze allerley3603 Art, die Kirchenversammlungen, und was zur Liturgie gehört,3604 wenigstens fehlt es nicht an Hülfsmitteln dazu †),3605 in welchen noch große3606 Schätze unbearbeitet liegen. Es wäre, nach dem, was bisher schon gesagt worden, überflüssig3607, den Nutzen des Studiums dieser besondern Theile, oder die Art, wie sie studiert werden müßten3608, anzugeben. Ob jemand diese Theile? welche? und in welcher Rücksicht? er sie besonders zu treiben habe, muß jeden sein eignes3609 Bedürfniß lehren. Für den künftigen Lehrer der Religion unter uns3610 möchte das besondre3611 Studium der Geschichte der Hierarchie überhaupt, und besonders der Päbste3612 und des Pabstthums ††),3613 so wie unsrer evangelisch-lutherischen Kircheneinrichtungen, sie mögen erst durch die Reformation eingeführt, oder aus der Kirche vor der Refor[180]mation genommen seyn, die meiste Wichtigkeit haben.

1,
2,

[448] [181] [157]

1323621.

Wenn wir einen Blick auf die Lehren werfen, die Jesus Christus und seine Apostel ausbreiteten, und auf die Lehrart, der3622 sie sich dabey bedienten:3623 so zeigt sich bald, daß sie das, was sie zu sagen hatten, immer gelegentlich und nach den Bedürfnissen ihrer jedesmaligen Zuhörer oder Leser vortrugen. – An Verständlichkeit konnte es diesem Vortrag damals nicht fehlen. Denn3624 sie richteten sich immer nach dem Sprachgebrauch derer, mit welchen sie redeten; sprachen mit dem Volke, als Volke3625, in Sentenzen und Bildern, die diesem vor Augen, oder geläufig waren; mit den Gelehrteren, nach ihrer Denk-3626 Beweis- und Sprachart. Blieb ja noch etwas dunkel, oder mußten sie, wegen Neuheit der Sachen, gewissen Ausdrücken neue Bedeutungen unterlegen: so gab der Zusammenhang, in dem sie sprachen, es gaben die Umstände, unter denen, und in Beziehung auf die sie redeten, den Ausdrücken die nöthige Deutlichkeit; und was dieser ja abgehen mochte,3627 das konnte man bey3628 diesen Lehrern selbst, man konnte es bey3629 ihren Schü[449] [182]lern leicht erfragen. – Die Gewißheit von dem, was sie als Gottes Gesandten vortrugen, gründete sich, für den Anfang, zum Theil auf die Wunder, wodurch sie sich als solche gezeigt hatten, zum Theil, und bey allen3630, die sie einmal willig hören wollten, [158] auf die Beruhigung und Besserung, als die ohnfehlbaren3631 Wirkungen, wodurch sich die göttliche Wahrheit ihrer Lehren bey3632 jedem rechtfertigte, der diesen Lehren folgte3633 (

Joh. 7, 17).3634

Daher führten sie auch weiter keine Beweise für ihre Wahrheit, als da, wo gewisse Vorurtheile, Zweifel, Laster3635 oder Unachtsamkeit und Leichtsinn ihrer Zuhörer eine nähere Ueberzeugung nöthig machten; alsdann3636 bezogen sie sich entweder auf Sätze der gesunden Vernunft, oder auf Stellen der heiligen Schrift, je nachdem es die Fähigkeit der Zuhörer zuließ, oder das Bedürfniß derselben erforderte.3637 – Uebrigens suchten sie nur3638 richtige Kenntnisse in der Religion zu gründen,3639 und eindrücklich zu machen. Die nähere Anwendung auf die jedesmaligen Angelegenheiten der Zuhörer mußten sie diesen selbst überlaßen3640, eben so wie das Fortbauen auf diesen gelegten Grund:3641 denn daß sie dieses Fortbauen voraussetzten und verlangten, läßt sich schon sowohl aus der Bestimmung des Christenthums für allerley3642 Völker und für die künftigen Zeiten, als aus den Fähigkeiten des Menschen, immer vollkommner3643 zu werden, schliessen3644, wenn sie auch nicht ausdrücklich darauf drängen (

Matth. 13, 12.

(Kap.)Kapitel 25, 14 flgg.folgende 3645 1 Kor. 3, 11 flgg.folgende 3646 Eph. 4, 12 (f.)folgend Ebr. 5, 11 (f.)folgend (etc.)et cetera)

[450] [183] 1333647.

Was jene Stifter des Christenthums über die christlichen Lehren gesagt und geschrieben haben, ist auch für die folgenden Zeiten in den Büchern des neuen Testaments aufbehalten worden. In dieser spätern Zeit mußten sich, wie es die Sache mit sich bringt, nothwendig in der Erkenntniß der Christen große3648 Veränderungen ereignen, man mag auf die Verständlichkeit jenes Unterrichts Christi und [159] seiner Apostel, oder auf die Gewißheit von den in der heiligen Schrift enthaltnen3649 Lehren, oder auf ihre Anwendung, oder auf die Erweiterung und Aufklärung dieser Erkenntniß sehen.

1343650.

Nach dem Tode der Apostel und ihrer nächsten Schüler3651 traten immer weniger Juden3652 zum Christenthum über;über, 3653 die meisten3655 neuen Christen3656 waren3657 bisherige Heiden, und3658 des jüdischen und morgenländischen Sprachgebrauchs unkundig. Die3659 Kenntniß der Umstände, unter welchen jene Stifter geredet hatten, verlor sich; und3660 nachfragen konnte man bey3661 den ersten Lehrern nicht mehr. Die3662 griechische Sprache litte3663, wie alle Sprachen, in Dingen, die ihrer Natur nach nicht nothwendig sind, viele Abänderungen. Die3664 Begierde, was man in der Religion für wahr hielt, auch in der heiligen Schrift zu finden, verursachte, daß man einen ganz fremden Sinn hineintrug. Selbst3665 die [451] Uebertragung der biblischen Ausdrücke und Be[184]griffe in andere3666 Sprachen, und, wenn man auch nicht auf ungeschickte oder flüchtige Uebersetzer zu rechnen hätte, die Unmöglichkeit, biblische Ausdrücke ohne Mißverstand in fremde Sprachen zu übersetzen, machte,3667 die heilige Schrift zu verstehen,3668 schwerer, und die Verschiedenheit in der Auslegung nothwendig. – Auch die Art des von den Stiftern des Christenthums zu ihrer Zeit so weislich gebrauchten gelegentlichen und populären Vortrags3669 trug das Ihrige dazu bey3670. Der populäre Vortrag ist fasslicher3671 und eindrücklicher,3672 als der gelehrte, und beydes3673 zu [160] werden3674 war die Absicht jener Stifter; aber was er an jenen Eigenschaften gewinnt, verliert er an Bestimmtheit, und ist daher eine reichere Quelle des Mißverstandes. Was man gelegentlich sagt, das sagt man in Beziehung auf die Bedürfnisse der jedesmaligen ZuhörerZuhörer. Waren3675 diese, oder die Absicht bey3676 ihrer Belehrung, verschieden, so erklärten3677 sich auch jene erste christliche3678 Lehrer über eben dieselbe Sache sehr verschieden; und so entstanden nothwendig scheinbare Widersprüche in der Bibel, die der Eine Leser so, der Andre3679 anders zu heben suchte, wobey3680 dem Einen diese, dem Andern jene Behauptung der heiligen Schrift deutlicher oder wichtiger schien †).3681 So konnte es an einer großen3682 Verschiedenheit der Vorstellungen von dem Sinn der heiligen Schrift nicht fehlen.

[185] 1353692.

Die Gewißheit der christl.3693 Erkenntniß war einer ähnlichen Revolution ausgesetzt. Es ist recht, und sogar Pflicht, nach der uns möglichsten Gewißheit zu streben, weil von der Festigkeit der Ueberzeugung auch der Eifer, nützliche Wahrheit weiter auszubreiten, und die Willigkeit, ihr zu folgen, abhängt. Nach dem Abschied3694 Christi und seiner nächsten Schüler3695 konnte man weder, wie zu ihrer Zeit, sie in der Verlegenheit befragen, noch Zeuge ihrer Wunder seyn. Man hatte freylich3696 ihre Lehren und Thaten in der heiligen Schrift; aber,3697 daß es ihre Schriften, daß diese durchaus in der Lehre unverfälscht wären, dies3698 forderte, wenn es zuverläßig3699 seyn sollte, Beweise, und das um so mehr, da es schon in den ältesten Zeiten Leute gab, die das [161] Eine oder das Andere bezweifelten, oder selbst den Aposteln falsche Schriften unterschoben. War aber diese Aechtheit Aechtheit 3700 ihrer Aussprüche auch gewiß genug: so konnte man doch mit Recht immer mehr Ueberzeugung von ihrer Wahrheit suchen, immer mehr eigne3701 und fremde Erfahrungen von ihren heilsamen Wirkungen, und somit von ihrem göttlichen Werthe, sammlen;3702 alle weitere Fortschritte in der Kritik, in Sprachen, in der Philosophie, in der Geschichte und andern Wissenschaften zur stärkern Ueberzeugung benutzen;3703 die christlichen Lehren mit andern Grundsätzen und Kenntnissen [453] in eine immer nähere Uebereinstimmung bringen, um dadurch die sonst aufsteigenden oder von Andern [186] erregte Zweifel zu entkräften. Und hätte man auch alles dieses nicht selbst bedurft: so wäre es um Andrer3704 willen nöthig gewesen, wenn man diese heilsamen Lehren, und richtige Begriffe oder Ueberzeugung von ihrer Wahrheit, mittheilen, und sie gegen falsche Vorstellungen oder Zweifel verwahren wollte.

1363705.

Selbst bey3706 der Anwendung der christlichen Lehren auf sich selbst oder Andre3707 mußte manche Verlegenheit, mußten sehr verschiedne3708 Meinungen eintreten. Ist dieses oder jenes ( (z. B.)zum Beispiel Matth. 19, 21. Apostelgesch. 15, 20 (etc.)et cetera) auch uns, oder ist es nur den damaligen Schülern Christi gesagt? und in jenem Fall, wie ferne3709? Ist der mir vorkommende Fall eben der, auf den der oder jener biblische Ausspruch ( z. E.zum Exempel 3710

Matth. 6, 25.

1 Kor. 3, 19.

) geht? und wenn mehrere solche Aussprüche, die doch einander nicht wirklich widersprechen können, nicht zugleich können in einerley3711 Absicht wahr seyn ( (s.)siehe die (Anmerk.)Anmerkung zu §. 134 3712), wie fern ist jeder wahr? wie laßen3713 sie sich mit einander ver[162]einigen? oder, wenn zwey3714 Gebote nicht zugleich können gehalten werden ( (z. B.)zum Beispiel Matth. 7, 6. und (Kap.)Kapitel 10, 273715), welches geht vor? oder, wie weit kan3716 man beydes3717 beobachten? – Erweiterten 3718 sich nun3719 vollends, mit fortgehender Zeit, allerley3720 Arten der mensch[454]lichen Kenntnisse und Wissenschaften, die entweder in eine Art von Widerspruch mit den biblischen Aussprüchen zu kommen, oder diese aufzuklären und zu bestätigen [187] schienen; fing man an3721 mit eben dem Fleiß über diese Aussprüche, wie über die Sätze in andern Wissenschaften, nachzudenken – und dies3722 machte selbst der Widerspruch gegen manche, nebst den verschiednen3723 Vorstellungen von ihrem Sinn und ihrer Ausdehnung, nothwendig, wenn3724 diese Aussprüche nicht3725 schon vor3726 sich einer solchen weitern Aufklärung werth gewesen wären3727, die man nicht anderwärts her, als aus dem fleißigen Studium des Sprachgebrauchs der Bibel und aus klaren Sätzen der Vernunft, nehmen konnte –: so3728 mußten sich 3729 auch die Kenntnisse vom Christenthum erweitern, noch mehr befestigen, und bestimmter und zusammenhängender werden. Wie endlich diese Masse von Kenntnissen immer mehr zunahm, eine Läuterung derselben zur Scheidung des Wahren und Falschen nöthig wurde, nach und nach Lehranstalten aufkamen, wo man, zumahl3730 angehenden Lehrern der Religion, eine allgemeinere Uebersicht des Ganzen geben, und diese mannichfaltigen Kenntnisse vom Christenthum durch ihren innern Zusammenhang, durch ausgesuchtere, bewährtere Beweise und die nöthigen Bestimmungen befestigen wollte: so entstand natürlich eine mehr wissenschaftliche Form3731 christlicher Kenntnisse.

[455] [163] 1373732.

Hier haben wir den3733 Ursprung der systematischen Theologie, oder der Theologie, im Unterschiede von der ReligionReligion3734 (Theil 1.3735 §. 3 3736 (Anm.)Anmerkung 2),3737 im eigentlichsten und engsten Verstande ( Th.Theil 22. 3738 [188] §. 1 3740), (d. i.)das ist des zusammenhängenden InbegrifInbegrifs3741 gelehrter Kenntnisse von der Religion. Man könnte, wenn Religion, wie hier, von der christlichen genommen wird, diese Theologie durch eine Wissenschaft (oder den Inbegrif3742 der Wissenschaften) erklären, worin die in der heiligen Schrift zerstreuten Lehren erklärt, in einen ordentlichen3743 Zusammenhang gebracht, durch einander bestimmt und eingeschränkt, bestätigt, und weiter aufgeklärt werden.

1383755.

Man darf nur auf die bisher beschriebne3756 Art Acht geben, wie systematische Theologie ent[456]standen ist, und über die Natur derselben nachdenken, um sogleich überzeugt zu werden, wie nützlich es sey3757, daß man die christlichen Lehren in ein solches [189] System gebracht habe. Wer sich einer christ[164]lichen Kenntniß, und noch mehr einer Ueberzeugung von ihrer Wahrheit rühmen, oder sie anwenden will, muß doch 1) wenigstens sie verstehen. Dazu ist zwar die Kenntniß des biblischen Sprachgebrauchs unentbehrlich; aber, wenn dieser Gebrauch mehr als Einen Sinn zuläßt;3758 oder wenn ein Satz, den wir zu verstehen glauben, mit einem andern biblischen Satz nicht bestehen kan3759: so muß ich den Satz, von dessen Sinn die Frage ist, mit dem Zusammenhang, in dem er in der Bibel vorkommt, mit der Absicht des Schriftstellers, mit seinen anderweitigen Erklärungen, vergleichen, um zu finden, welcher Sinn, allein oder am meisten, damit übereinstimme; oder, scheinen zwey3760 biblische Sätze einander zu widersprechen, wie fern und in welchem Sinn jeder wahr sey3761, und mit dem andern bestehen könne. †) 3762 Hier ist offenbar die versuchte Verbindung eines zweydeutigen3763 Satzes mit dem Zusammenhange, der Absicht des Schriftstellers und den Parallelstellen, oder mit andern eben so biblischen Sätzen, das Mittel, hinter dessen wahren Sinn zu kommen. Ja eben dieser Versuch, einen Zusammenhang zu finden, leitet mich3764 oft auf die Entdeckung des wahren Sprachgebrauchs, indem er mich3765 aufmerksam macht, anderweitigen Beyspielen3766 von dem Sprachgebrauch nachzuforschen, bey3767 dem [457] ich3768 allein den3769 Satz 3770 denkbar finde ††).3771 Oft finde ich3772 auch bey3773 dem Sinn eines biblischen Satzes gar kein Bedenken, und kan3774 daher einen wirklich falschen Sinn für wahr annehmen, bis ich3775 ihn [190] erst – wie eben in dem System geschieht – mit andern biblischen Sätzen zusammenstelle3776, und dadurch von meinem3777 Irrthum in der Erklärung überzeugt, dadurch genöthigt werde, mich3778 nach einen3779 richtigern Sinn umzusehen. Schon dies3780 ist also ein großer3781 Vortheil, den mir dieses3782 Zusammenstellen und der Versuch, [165] die biblischen Sätze in ein System zu bringen, gewährt, daß ich3783 dadurch den wahren3784 Sinn dieser Sätze entdecken kan3785, ohne welchen alle meine3786 Erkenntniß aus der Bibel keinen festen Grund haben würde.

††)2) Wie beybei gedachter Stelle 1 Joh. 3. und beybei solchen, wo es scheint, daß Gott für die Ursach des Bösen ausgegeben werde; welcher in die Augen fallende Mißverstand gänzlich gehoben wird, wenn ichman aus ähnlichen Redensarten Apostelgesch. 13, 2929. und Kap.Kapitel 1, 1818. gelernt habehat, daß die Ebräer von jeder entfernten, selbst mit Mißfallen verknüpften Veranlassung einer Handlung, alsgerade wie von einer Ursach derselben reden. {Ob freilich die strenge Bestimmtheit und Consequenz bei so populären und selbst im Schreiben ungeübten Schriftstellern, ἰδιώταις λόγου, wie die V. des neuen Testaments waren, überall angenommen und vorausgesetzt werden dürfe, ist eine andere Frage. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 3822
[459] 1393832.

Zur Ueberzeugung von der Wahrheit der biblischen Sätze3833 müssen uns zwar schon die Aussprüche der heiligen Schrift selbst zureichend seyn; aber die Gewißheit davon wächst doch noch mehr 2) dadurch, wenn wir sie mit andern Sätzen, die uns gewiß sind, in Verbindung bringen; es mögen diese andern Sätze biblische, oder anderwärtsher gewisse seyn. Denn, so wie diese Gewißheit der Sätze leidet, wenn wir sie nicht mit solchen andern zu reimen wissen: so wird sie befestigt, wenn sie aus diesen fließen3834, [167] oder diese ohne jene nicht bestehen können †).3835 Indem ich3836 sie ferner mit andern Sätzen zusammenhalte3837, so sehe ich3838 3) wie einer den andern bestimmt und einschränkt, füge3839 also im System diese Einschränkungen hinzu, und verhüte3840 dadurch theils die Mißdeutung dieser Sätze, theils Zweifel und Vorwürfe gegen sie; wodurch Irrthümer abgeschnitten werden, und der richtige Verstand derselben sowohl wieder befördert, als die Gewißheit der Sätze aufs neue verstärkt wird ††).3841

1,
2,
3,
[461] 1403862.

Eben diese richtige und bedächtige Vergleichung der Lehren unter einander und die Bestimmung der einen durch die andre3863, zeigt auch 4) den verhältnißmäßigen Werth oder dergleichen3864 Entbehrlichkeit einer Lehre. Diese Würdigung kan3865 sehr viel beytragen3866 zur Bestimmung, ob gewisse Lehren oder Vorstellungen auch3867 in den gemeinen Unterricht, oder nur3868 für GelehrtereGelehrtere3869 gehören; 3870 zur Beruhigung unsrer selbst3871, wenn wir uns von gewissen Lehren nicht überzeugen, sie nicht so sehr, als wir es wünschten, uns aufklären, nicht alle Zweifel dagegen heben können; 3872 zur billigern Beurtheilung derer, die über gewisse Lehren3873 anders denken als wir; 3874 zur Absonderung unnützer oder entbehrlicherer Untersuchungen. †) 3875 Und wie viele neue Aufschlüsse gewährt 5) eine solche Vergleichung und ZusammenstellungZusammenstellung?3876 die so viele Vorurtheile, Irrthümer und Zweifel verdrängen können.können! Denn3877 wodurch anders gelangen wir zu solchen erweiterten und mehr geläuterten Einsichten, als durch Vergleichung mehrerer Sätze, und ihrer Bestandtheile, mit einander? ††) 3879

1,
2,
[463] [170] 1413902.

Alle diese Vortheile kan3903 die systematische Theologie, zur bessern Erkenntniß des Christenthums, leisten. Sie erleichtert aber auch das gründliche Studium der Religion, besonders angehenden Theologen. Denn3904 6) schon3905 für den langsamen Kopf, und eben so sehr für jeden, der noch zu wenig Bekanntschaft mit der heiligen Schrift und deren rechtem Verstande, mit Philosophie, mit Geschichte der Lehre und den so vielfältigen Versuchen gelehrter Theologen, das Christenthum aufzuklären, noch zu wenig feste Grundsätze und Uebung im Denken, und in3906 reifer, nüchterner Prüfung, hat, ist es ein großer3907 Vortheil, wenn ihm Andre3908 darin mit Sammlung dessen, was am bewährtesten erfunden3909 worden, mit eigner3910 Untersuchung, vorarbeiten, ihm durch ihr eigenes BeyspielBeyspiel3911 die rechte Art zeigen, wie er, aufs sicherste und überzeugendste, Untersuchungen über die Religion und das Christenthum anstellen müsse, ihn dadurch für3912 Dünkel und zu rascher Entscheidung einerseits, und andererseits3913 für3914 Trägheit bey3915 dem einmal Gelernten, verwahren. 7) Er bekommt dadurch eine allgemeinere und geschwindere Uebersicht des Ganzen, an die er hernach viel leichter seine übrigen erlangten Kenntnisse und Untersuchungen knüpfen und ordnen kan3916. 8) Er wird durch ein wohleingerichtetes [197] System von dem Leichtern zum Schwerern fortgeführt, oder doch, bey3917 der zusammenhängenden Stellung der Lehren, durch das Vorhergehende [464] zu dem Nachfolgenden zubereitenzubereitet 3918. Er gewöhnt sich, durch einen solchen erläuternden und mit Beweisen unterstützten Commentar über die biblischen Lehren, gleich anfangs zu deutlichen und bestimmten Begriffen, die ihn gegen seichte Erkenntniß, Ausschweifungen der Phantasie, halbwahre Zweifel, und [171] mehrere dergleichen Uebel, sichern. 9) Der stete Zusammenhang, verbunden mit solchen deutlichen Begriffen, gewährt einem Selbstdenkenden und nach gründlicher Kenntniß Durstenden ein großes3919 Vergnügen, macht ihm das Studium der Religion selbst interessanter, und befördert dadurch zugleich seinen Fleiß. Auch drückt sich 10) das, was man so im3920 Zusammenhang gebracht hat, viel tiefer ein, und setzt uns in den Stand, das leichter zu behalten, und sich dessen3921 eher wieder zu erinnern, als was man nur einzeln und stückweise gelernt hat.

1423922.

Freylich3923 führt dieser systematische Vortrag des Christenthums auch manches Unbequeme mit sich, und veranlaßt oft genug Uebel, die der rechten Erkenntniß desselben3924 nachtheilig werden. – Die Bequemlichkeit, die er verschafft, und das Vertrauen auf Andrer3925 Vorarbeit, verleitet sehr leicht zur Trägheit, hemmt den Trieb zu eigner3926 Untersuchung, und zieht blinde Anhänglichkeit an [198] dem System nach sich. – Nur zu oft wird darüber das Schöpfen aus der Quelle, das Studium der heiligen Schrift, vernachläßigt3927; man be[465]gnügt sich mit Beweisen aus der Natur der Sache und aus dem Zusammenhang der Lehren, und, anstatt das System nach der heiligen Schrift zu bilden, trägt man aus jenem den Sinn in diese hinein; wenigstens hindert die stete Rücksicht auf das System, wogegen man nicht verstoßen3928 will, das recht unbefangne3929 Forschen in der Bibel. – Und da man in dem System, nebst den christlichen Lehren, auch menschliche Vorstellungen davon vorträgt: so wird man gar leicht verführt, einerley3930 Gewißheit und Wichtigkeit diesen wie jenen beyzulegen,3931 und dies verursacht wieder den Schaden, daß die oft gerechten Zweifel gegen solche [172] menschliche Begriffe, zur Bestreitung der christlichen Lehren selbst gebraucht werden. – Endlich scheint dabey3932 die Fruchtbarkeit und das eigentlich Praktische der Religion, nebst der Anwendung des Christenthums auf unsre3933 Besserung und Beruhigung, zu leiden. Denn je mehr Fleiß auf die Speculation verwendet wird, je3934 mehr wird gemeiniglich die Anwendung, und, über dem Streben nach Deutlichkeit und Gewißheit, die Beförderung des Eindrucks, den die Lehren machen sollten, vergessen. Und, weil die Untersuchungen in dem System durch Streitigkeiten über einzelne3935 Lehren und durch die Umstände der Zeit, wo sie für nothwendig befunden wurden, veranlaßt worden sind: so sind viele, zum Theil wichtigere, Untersuchungen ganz versäumt, viel Un[199]nützes, wenigstens für uns Entbehrliches, in das System getragen, auf Vieles ein Gewicht gelegt worden, was ihm nur die Zeitumstände [466] und Leidenschaften der Menschen gaben, und das Christenthum ist durch die Ideen gewisser Schulen, Völker und Zeiten so verstellt3936, der Vortrag so dürre, und durch den Gebrauch der Schulausdrücke so unverständlich worden3937, daß man oft Mühe hat, die einfältige Lehre Christi darin wieder zu finden.

1433938.

Alles dieses ist wahr;3939 ob es gleich von den Feinden der systematischen Lehrart und eines besondern Systems selbst, sehr übertrieben, und zu gar zu einseitiger Beurtheilung derselben angewendet wird. – Billig fordern solche Gegner, daß sie gehört, daß die Fehler gebessert werden, die dieser Lehrart und einem besondern System ankleben. Aber eben so gerecht ist die Forderung, die großen3940 Vortheile dieser Lehrart nicht zu verleugnen3941, die vorhin dargestellt wurden, und das nicht zu verkennen, was selbst die syste[173]matische Behandlung der christlichen Lehren zur Beförderung desjenigen beytragen kan3942, wovon man sich einbildet, daß es durch diese Behandlung verhindert werde †). Ja3943 diese Forderung ist bey3944 einzelnen3945 Systemen um so gerechter, je mehr man wahrnimmt, daß die Meisten, welche sie so schnell verurtheilen, sich nicht einmal die Mühe gegeben haben, den wahren Sinn gewisser Vorstellungen und die Einschränkungen zu studieren3946, mit [200] welchen man sie in dem System behauptet ††); ††), 3947 als wozu eine viel ausgebreitetere Belesenheit, [467] eine weit größere3949 Biegsamkeit der Seele, um sich in Andrer3950 Vorstellungen hineinzudenken, mehr bedachtsame Prüfung und weit mehr historische, philologische und philosophische Kenntnisse gehören, als diese zu raschen Richter verrathen. †††) 3951

1,
2,
3,
1443987.
FreylichFreilich sind alle menschliche Werke unvollkommen, und die besten Unternehmungen dem Mißbrauch ausgesetzt: soll man aber deswegen lieber nichts versuchen, weil es doch immer nur Stückwerk seyn wird? Oderoder haben die Gegner der systematischen Theologie nicht auch schon einmal ihre ParteyParteyPartheyPartei genommen, ohne die Sachen aufsauf's Neue nach der heiligen Schrift zu untersuchen? Habenhaben sie nicht auch Ihrihr SystemSystem, das sie oft in die heilige Schrift hineintragen? Undund, wenn die Natur eines Systems zu gewissen besondern Fehlern leicht verführt,verführt: giebts nicht wieder andreandere gleich schädliche Fehler, in die man um so eher verfällt, je weniger man gewisse Sätze im System versteht? verworrneverworrene Begriffe z. B.zum Beispiel und daher entstehende ZweydeutigkeitZweydeutigkeitZweideutigkeit, falsche damit einschleichende NebenvorstellungenNebenvorstellungen, Widersprüche, welchen man die Lehren aussetzt u. d. gl.und dergleichen u. d. gl.? – Und jenenJenen Fehlern des Systems, nebst dessen zufälligem Mißbrauch läßt sich doch abhelfen, wenn man folgendenur die itzt näher anzudeutenden RegelnRegeln nicht aus den Augen läßt:läßt. DieSie können zugleich dienen können, theils den Werth besondrerbesonderer Systeme, und der Verfahrungsart beybei Aufklärung einzelnereinzler Lehren zu bestimmen; theils Vorsichtigkeit zu befördern, wenn man sich selbst sein System macht,macht – eine Pflicht, die jeder auf sich hat, wer eine gewissenhaftenach einer gewissenhaften Erkenntniß der Religion, und wer überall eigne Ueberzeugung sucht;sucht; – theils gerechter und billiger von denen zu urtheilen, die über gewisse Lehren oder deren Erweislichkeit anders als wir denken wie wir. 3988
[176] 1454014.

Zuerst müßte man überall bey4015 einem christlichen System 4016 die heilige Schrift zum Grunde 4017 legen. Es kommt aber dabey4018 so viel auf die Art an, wie dieses geschieht, und es werden dabey4019 so manche unerkannte Fehler begangen, so manche Sätze und Beweise für biblisch ausgegeben, die nichts weniger als biblisch sind, daß es sehr der Mühe werth ist, diesen rechten Gebrauch der heiligen Schrift,4020 zu dieser Absicht etwas bestimmter anzugeben. Hier müßte4021 1) znvörderstzuvörderst 4022 ausgemacht seyn, ob das zur heiligen Schrift, wie sie hier gebraucht werden soll, gehöre, was man dahin rechnet. Denn es versteht sich a) von selbst, wenn eine Leseart unsrer4023 gedruckten Bi[204]beln falsch oder unsicher, und eine Stelle unächt4024 ist, daß man darauf auch im System nichts bauen dürfe †) 4025 (§. 24).4026 b) Eben so viel aber, und noch weit mehr, kommt darauf an, daß man überzeugt sey4027, was in der heiligen Schrift als Quelle der Belehrung für Christen angesehen werden müsse. Denn wenn man erwegterwägt: –4028 daß Gott seine in der heiligen Schrift enthaltnen4030 nähern Offenbarungen nach und nach und immer stufenweise4031 deutlicher bekannt gemacht habe; –4032 daß Jesus und seine [471] Apostel selbst4033 theils von den Offenbarungen im alten Testament4034 als von einem noch unvollkommnen UnterichtUnterricht 4035 sprechen, theils ganz andre GesinungenGesinnungen 4037 von Christen fordern, als sich zu den Zeiten des alten Testaments fanden (

Luc. 9, 54–56.

Joh. 1, 17.

Gal. 3, 23–25.

(K.)Kapitel 4, 9 (f.)folgend Ebr. 8, 6. 12, 18–24); – daß das alte Testament doch eigentlich für Israeliten, als ein besondres4039 Volk Gottes, bestimmt war, und augenscheinlich nach israelitischen Nationalumständen und Bedürfnissen eingerichtet istsey ††);40404042 daß hingegen die eigentliche Belehrung für Christi Schü[177]ler in dem Unterricht ihres Stifters und Herrn und seiner unmittelbaren Schüler gesucht werden müsse, und diese Reden in den Schriften des neuen Testamentes vorkommen: so kan4043 der große4044 Unterschied zwischen den Büchern 4045 neuen und alten Testamentes, als einer Quelle4046 und als eines für Christen unmittelbar verbindlichen Unterrichts, nicht geleugnet4047 werden.

1,
2,
1464054.

Nur aus den Zeugnissen der ältern jüdischen und christlichen Kirche 4055 wissen wir allein4056, [472] welche Bücher von solchen Männern herrühren, die, als göttliche Gesandten4057, die Lehren der göttlichen Offenbarung im alten und neuen Testament zuerst bekannt gemacht haben; und in4058 dieser zwiefachen Kirche hat es unleugbar verschiedne4059 Meinungen über das göttliche Ansehen einzelner4060 Bücher gegeben, aus welchen man die erste Kenntniß jener Lehre4061 schöpfen könne, ohne daß man jemanden, der darüber anders als Andre4062 dachte, des Namens eines Juden oder Christen unwürdig gehalten hätte, – zumahl4063 da nie ein göttliches4064 Zeugniß diese Frage entschieden hat. So gewiß es auch ist, daß einige Bücher der heiligen Schrift (als die Bücher Mosis, die Evangelien, und manche Briefe des neuen Testaments) in der Absicht geschrieben worden sind, die Lehren der den Juden und Christen mitgetheilten göttlichen Offenbarung zuerst schriftlich bekannt zu machen,4065 und für die Nachwelt zu erhalten: so wenig läßt sichs4066 doch von andern, zumahl4067 1353historischen, bewei[178]sen, die aber deswegen immer glaubwürdig sind, auch in [206] einzelnen4068 Stellen solche Lehren enthalten, und, wenn sie auch nicht eigentlich in jener Absicht geschrieben sind4069, doch von Gott als ein Mittel gebraucht werden konnten, die Aufschlüsse, die er den Menschen über die Religion geben wollte, auszubreiten und fortzupflanzen. Da aber viele dieser Bücher4070 oder die darin erzählten Reden der göttlichen Gesandten, an gewisse besondre4071 Arten von Lesern oder Zuhörern gerichtet, und nach deren besondern Fähigkeiten, [473] Kenntnissen und Bedürfnissen vorgetragen, folglich, nur den4072 Inhalt nach, auch für andre4073 Arten von Lesern, hingegen, der Einkleidung nach, oft nur für die damaligen Leser oder Zuhörer bestimmt sind: so läßt sich hieraus, so wie aus dem Uebrigen vorher Gesagten, schließen4074, daß weder alle Bücher der heiligen Schrift, noch alle Stellen derselben, noch vielweniger4075 alle Worte, geradezu als ein Grund angesehen werden können, worauf sich die ungezweifelte Erkenntniß des Christenthums bauen läßt. 4076

4077
[207] 1474082.

Wenn ausgemacht ist, daß etwas in dem §. 145 432 angegebnen4083 Sinn zur heiligen Schrift gehöre: so tritt die 2te4085 Hauptfrage (§. 145 4086) ein: wie nun die Kenntniß der Lehren aus der heiligen Schrift zu schöpfen sey? Dies4087 gründet sich auf die richtige Erklärung der heiligen Schrift, und diese lediglich auf ihren erweislichen Sprachgebrauch. Man kan4088 daher das früh[474]zeitige Studium der Bibel und ihres Sprachgebrauchs nicht genug empfehlen, um so mehr, als sonst auch das unbefangenste Gemüth durch einen bereits empfangenen systematischen Unterricht gar zu leicht verstimmt und verleitet werden kan4089, gewisse Lehren in der Bibel zu suchen, anstatt sie, ohne Rücksicht auf ein vorgefaßtes System, so aus der Bibel anzunehmen, wie man sie darin findet. Was über das Auffinden des wahren biblischen Sprachgebrauchs zu sagen wäre, ist überhaupt schon oben bey4090 der exegetischen Theologie angegeben. Hier nur einige Anmerkungen über die Auffindung des christlichen Lehrbegriffs in der Bibel, und einige dabey4091 gar zu oft übersehene Fehler.

1484114.

Da sich die heilige Schrift so oft über unsichtbare und geistige Sachen sinnlich ausdruckt4115, so wäre I)4116 vor allen Dingen zu untersuchen, ob die Wörter4117 und Redensarten4118, worauf man bauen will, eigentlich oder uneigentlich zu nehmen wärensind. Denn4119 wäre4121 das Letztre4122, so würde man, wenn man sie eigentlich nähme, Sätze der heiligen Schrift beylegen4123, die gar nicht darin behauptet wären, und wäre das Erstere,4124 Sätze übersehen, die sie wirklich hätte lehren wollen. Sehr oft läßt sich dies4125 gleich unterscheiden, wenn entweder die Natur der Sache die eigentliche Bedeutung nicht zuläßt †),4126 oder durch beystehende4127 Anzeigen ††) 4128 oder Anspielungen †††) 4129 zu [181] erkennen gegeben wird, ob es eigentlich oder uneigentlich gemeint sey4130. Giebt aber beyderley4131 Bedeutung einen denkbaren Sinn:4132 so muß der Vorzug des einen vor dem andern entschieden [476] werden, nach der eignen4133 Erklärung der heiligen Schrift in der Stelle selbst und in ihrem Zusammenhang *),4134 oder in offenbar ähnlichen Stellen **),4135 oder nach dem Zweck eines Ausspruchs ***),4136 oder nach dem Sinn des Wortes in ähnlichen Verbindungen, und dem bey4137 den letztern üblichen eigenthümlichen Sprachgebrauch der heiligen Schriftsteller. ****) 4138

1,
2,
3,
4,
5,
****)7) Die Juden sprachen z. B.zum Beispiel von allem Unglück und Sünden so, vermuthlich wegen 1 Mos. 3 , als wenn der Teufel dieses alles in die Welt gebracht hätte, so wie sie alles Gute und alles Glück Gott beylegtenbeilegten. Diese Art zu reden behält die heil.heilige Schrift, z. B.zum Beispiel von Gott, 2 Kor. 8, 1 und 16 . Kap.Kapitel 14;14.; 9, 14, vom Teufel Ebr. 2, 14. Joh. 13, 2. Apostelgesch.Apostelgesch. 5, 3. 2 Kor. 12, 7 etc.et cetera etc., legt ihrihm aber ohne Zweifel einen uneigentlichen Sinn unter, wie z. B.zum Beispiel beybei dem Tode, als einer natürlichen Veränderung des Menschen, beybei den Sünden der Menschen, die sonst nicht ihnen könnten zugerechnet werden, und aus 1 Petr. 5, 88,8. verglichen mit V.Vers 99. offenbar ist. Wegen dieses beständig uneigentlichen Sprachgebrauchs in solchen Redensarten, würde man sie in andern Redensarten eben derselben Art eben so uneigentlich erklären müssen, wie man im Gegentheil die Versöhnung der Menschen mit Gott durch Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christum immer von seinen Leiden und TodeTod, nicht von seiner Lehre, also eigentlich, erklären muß, weil die heil.heilige Schrift so beständig diese Versöhnung dem Tode und Blute Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christi, niemals seinerseine Lehre, zuschreibt. Nach eben dieser Bemerkung würde ich Apostelgesch.Apostelgeschichte 5, 44:4. ἐψεύσω τῷ Θεῶ Θεῷ nicht eigentlich von Gott, sondern uneigentlich von den Aposteln, als Gottes Gesandten, erklären müssen, weil es in ähnlichen Redensarten so geschehen muß,muß; z. E.zum Exempel Apostelgesch. 7, 5151. ἀντιπίπτειν τῷ Πνεύματι Πνεύματι, welches durch διώκειν τοὺς τὰς προφήτας προφέτας v.Vers 5252. V. 52. erklärt wird. {Ob ich gleich gestehe, daß mir nicht jede dieser Erklärungen einleuchtet, so habe ich doch Bedenken getragen, dem sel.selig Verfasser meine Ansichten unterzuschieben, oder hier darüber zu streiten. Die Hauptregel steht fest, wenn auch nicht jedes Beispiel für sie beweiset. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 4187
1494216.

Und4217 nun den 4218 Sinn solcher uneigentlichen Ausdrücke.4219 Dieser ist oft schon mitgefunden, [212] wenn man den Grund gefunden hat, warum ein Ausdruck uneigentlich zu nehmen sey4220, wenigstens in den Fällen, wo man dieses Letztre4221 aus den eignen4222 Erklärungen der heiligen Schriftsteller, aus dem Zusammenhang oder der Absicht eines Satzes, oder aus dem uns bekannten jüdischen Gebrauch, erkannt hat. Ueberhaupt aber darf man nur immer auf4223 die eignen4224 Erklärungen der heiligen Schriftsteller †), und,4225 wo die nicht gleich dabey4226, oder im Zusammenhang sich finden, auf ähnliche Stellen ††) 4227 Acht haben. Schwerlich wird sich irgend ein tropischer Ausdruck finden, der die christliche Lehre angeht, welchen man nicht auf diese Art aus der Bibel selbst könnte verstehen lernen. Indessen haben manche solche4228 uneigentliche Ausdrücke verschiedne4229 Bedeutungen, aus welchen man das herausziehen muß, was sie mit einander gemein haben. †††) 4230 Hat man einmal einen Tropen verstehen gelernt:4231 so kan4232 man da[479]nach ähnliche *),4233 und eben so die mit ihm in einer Stelle verbundenen, erklären.

1,
2,
3,
4,
1504320.

Hiernächst (§. 148. 4321) müßten4322 wir uns II)4323 sowohl bey4324 diesen uneigentlichen als überhaupt bey4325 allen Begriffen und Sätzen der heiligen Schrift dies4326 zur allgemeinen Regel machen, niemals einen Begriff unterzulegen, er sey4327 an sich so wahr, oder unserm, gemeinen oder gelehrten, Sprachgebrauch so gemäß, als er wolle; wenn wir nicht beweisen können, dieser Begriff sey4328 wirklich in der Bibel an ein gewisses Wort oder 4329 Redensart [215] geknüpft, und zwar in der Stelle, wo derjenige Ausdruck vorkommt, worauf wir bauen. Denn es kan4330 etwas wahr, und doch von jemand4331 nicht ge[186]meint; es kan4332 eine Bedeutung in der Bibel üblich seyn, und doch ist sie in einer gewissen Stelle nicht gebraucht; es kan4333 etwas nach unsrer4334 Sprachart gewöhnlich seyn, und ists doch in der Sprache der Apostel nicht; es kan4335 ein Begriff sogar allen Sprachen gemein seyn, und doch kan4336 er von einem besondern Schriftsteller eine nähere Einschränkung oder Erweiterung bekommen haben. Wenn wir von der heiligen Schrift lernen sollen:4337 so müssen wir auch nur sie hören, und nicht das unterschieben, was sich zu unsrer 4338 Art zu reden und zu unsern Urtheilen am meisten reimt. Wo diese Regel aufhört, da hört auch das Biblische auf, da fangen unsre 4339 Zusätze an. So ungereimt es [482] ist, so gewöhnlich ists doch, dies Beydes4340 zu verwechseln: dieses steht in der Bibel, und es steht in dem Sinn darin, wie wirs nehmen; man begnügt sich nur zu oft mit dem Erstern, und vergißt das Letztere4341, worauf es doch hier allein ankommt.

[188] 1514373.

Doch hier ist nicht sowohl die Frage, wie man hinter4374 den4375 Sprachgebrauch der heiligen Schrift überhaupt komme,4376 (davon ist schon oben geredet worden), sondern wie ich4377 den bestimmten Sprachgebrauch, vornemlich4378 in Rücksicht auf [484] Lehrbegriffe, (d. i.)das ist wie ich4379 finde, welche Erweiterung oder Einschränkung die heiligen Schriftsteller ihren Ausdrücken gegeben haben, um weder zu wenig noch zu viel aus ihren Ausdrücken zu nehmen? Nun ist doch offenbar, daß sie dieselben nicht überall nach einerley4380 Umfang nehmen ( (z. B.)zum Beispiel πίστις, μετάνοια, βασιλεία τοῦ Θεοῦ, τοῦ Χριστοῦ, τῶν οὐρανῶν), daß sie bisweilen nur Einen Theil, Eine Eigenschaft einer Sache, Einen GesichtspunctGesichtspunct4381 erwähnen4382, woraus man sie ansehen kan4383, [218] daß sie bisweilen genauer, bisweilen unbestimmter davon reden (u. s. f.)und so ferner Daher müssen diese Ausdrücke erst in einzelnen4384 Stellen untersucht, hernach diese einzelne4385 Stellen verglichen, und mit einander verbunden werden, um den ganzen Umfang desjenigen zu erkennen, was sie von den Lehren durch ihre Ausdrücke anzeigen wollen. In beyden4386 Fällen würde man sowohl auf die einzelnen4387 Wörter und Redensarten, als auf die Sätze sehen müßen4388, worin sie einen Begriff mit einem andern verbinden.

1524389.

Worauf hätte man also III)4390 (§. 150. 4391) zu sehen, um zu finden, in welchem Umfang die mit biblischen Ausdrücken verbundne4392 Begriffe in einzelnen 4393 Stellen genommen werden? Hier müßen4394 wir 1) untersuchen, welche Bestimmung oder Umfang haben die von den heiligen Schriftstellern gebrauchten Ausdrücke schon in der Sprache, [189] der sie sich bedienten, besonders in der 1381 ebräischgriechischenebräisch-griechischen †)?4395 2) Bekommen sie in einzelnen4397 Stellen von Christo oder den heiligen Schriftstellern eine nähere Bestimmung, oder nicht? und, wenn jenes ist, welche? Denn oft brauchen4398 sie, wie es in dem populären Vortrag gewöhnlich ist, die Ausdrücke nicht nach der strengen BedeutungBedeutung ††); ††), 4399 sie legen ihnen gereinigtere Begriffe unter †††); †††), 4401 sie verengen oder erweitern die mit den Ausdrücken verbundeneverbundne Begriffe *); *), 4403 sie geben nicht nur die Sachen an, sie erklären sie auch näher **).4406 Wie dieses alles in eine4407 Stelle sey4408, das müßen4409 die [219] schon oft genannten Hülfsmittel, die ausdrückliche Erklärung, der Zusammenhang, der Zweck der Rede und die eigentlichen Parallelstellen lehren.

1,
2,
3,
4,
5,
[487] 1534472.

Eben darauf muß man 3) bey4473 ganzen Sätzen Acht geben, und ihre Ausdehnung darnach bestimmen. Von wem4474 reden sie allein4475 in einer Stelle? †) 4476 wie weit legen sie ihnen etwas bey4477, oder fordern es von ihnen? ††) 4478 4) Haben sie [221] aber einen Sinn oder die Beschaffenheit und Ausdehnung eines Begriffs oder Satzes nicht näher angegeben:4479 so muß es nach dem verstanden werden, was sie bey4480 ihren Zuhörern oder Lesern, nach ihren Umständen, aus der ihnen [191] bekannten Natur der Sache, oder dem sonst bekannten Sprachgebrauch, oder Gewohnheiten, oder anderweitigen Unterricht derselben, voraussetzen konnten *).4481 Indessen müßte man sich dabey4482 bescheiden, daß, wenn dieses, was Jesus und seine Apostel bey4483 denen, mit welchen sie sprachen, voraussetzen konnten, uns nicht ganz gewiß bekannt ist, daß alsdann4484, was wir dabey4485 denken müssen, nur wahrscheinlich sey4486, und weder den Grad von Gewißheit noch Verbindlichkeit haben könne, als das, was sie selbst deutlich irgendwo erklärt haben.

1,
2,
3,
[489] 1544525.

Weil es nun aber IV)4526 zur Entdeckung des wahren christlichen Lehrbegriffs nöthig ist, mehrere oder eigentlich alle Stellen zu Rathe zu ziehn4527, [223] die darüber einiges Licht geben können (§. 152 4528): so müßte man 1) alle Stellen sammlen4529, wo entweder eben dieselben oder gleichbedeutende Ausdrücke gebraucht werden,4530 wo von eben den Sachen, wenn gleich mit andern Umständen, geredet, oder das Verhalten Jesu und seiner Apostel erzählt wird, welches man als einen praktischen Commentar über ihre Lehren ansehen kan †).4531 2) Fände sich überall derselbe bestimmte Begriff mit einem Ausdruck verknüpft:4532 so müßte man auch den4533 durchaus daran binden ††).binden. 2) Wären4534 aber 3) diese Begriffe in verschiednen4536 Stellen verschieden angegeben:4537 so müßte diese Verschiedenheit bemerkt, und der GesichtspunctGesichtspunct4538 aufgenommen werden, unter welchen der Begriff bald die4539, bald eine andre4540 Bestimmung bekommt †††);4541 doch müßte man 4) das aufsuchen, was diese verschiedne4542 Begriffe mit einander gemein haben, und dadurch einen allgemeinen Begriff bilden, unter den sie sich alle bringen ließenlassen *);4543 und 5) nach diesen gefundenen bestimmten Begriffen,4545 das, was von ihnen gesagt wird, erklären und bestimmen **);4546 6) nirgends [193] aber, weder die von Jesu und seinen Aposteln erst stufenweise gegebne4547 Aufklärung und genauere Bestimmung, noch den Unterschied dererjenigen aus den Augen laßen4548, mit [490] welchen und nach deren Bedürfnissen sie reden ***) . ***). 4549

1,
2,
3,
4,
5,
6,
1554638.

Wenn man nun von dem ganzen Lehrvortrage der heiligen Schrift, nach dem bisher Ge[227]sagten, 1) alles das absondert, was entweder bloßes4639 BildBild †),4640 oder aus Herablaßung4641 zu den besondern Lesern oder Zuhörern, und nach den ihnen geläufigen Vorstellungen und Ausdrücken, gesagt ist ††) 4642 – denn dieses beydes4643 gehört doch [493] offenbar nur zur Einkleidung der Lehre –;4644 wenn man 2) das bey4645 Seite, oder zur gelehrtern Untersuchung aussetzt, was die heilige Schrift selbst nicht näher angegeben und bestimmt hat †††); †††), 4646 und wenn man 3) gefunden hat, daß viele Ausdrücke in der That nur einerley4648 Begriff und Sache, und welche sie? bezeichnen *):4649 so gelangen wir theils zu gewissen Hauptbegriffe Hauptbegriffen **),4650 theils zu gewissen Hauptsätzen, die aus solchen Begriffen bestehn ***) 4651 welche das ganze in der heiligen Schrift angegebne4652 Verhältniß zwischen Gott und uns, (d. i.)das ist unser Elend und4653 Verderben, 4654 die Anstalten Gottes zu unserm Besten, unsre4655 daraus entstehende4656 Pflichten und Erwartungen, im Ganzen vorlegen. 4657 Diese Begriffe und Sätze sind das eigentliche Christenthum, als Lehre genommen,4658 und wer diese für wahr annimmt, der ist (seiner [196] Erkenntniß oder der Lehre nach) ein Christ, so sehr seine Vorstellungen von dem Uebrigen auch von den Meinungen Andrer4659 abgehen mögen ****);4660 und diese Hauptbegriffe und Sätze sind es auch, nach welchen alles Andre4661 beurtheilt, und auf eine ihnen angemessene Art erklärt werden muß *****).4662

1,
2,
3,
4,
5,
6,
7,
8,
9,
1564726.

Nun erst, wenn der Grund der christlichen Lehre aus der heiligen Schrift gelegt ist, kan4727 man hernach 4728 (§. 145 4729) darauf bauen, oder über diese christlichen Lehren philosophirenphilosophiren *).philosophiren. *) Und4730 wer sich an dieses Wort oder an die Sache selbst stößt, weil er besorgt, dadurch werde das Christenthum nach Philosophie geformt und umgeändert, und der ganze Wust menschlicher Einfälle in das Chri[230]stenthum gebracht:4732 der hat zwar Beyspiele4733 genug für4734 sich, die seine Besorgniß bestätigen, wie es bey4735 keiner einzigen Sache in der Welt an Mißbräuchen fehlt;4736 aber er ist entweder zu kurzsichtig, oder nicht gerecht genug. Denn –4737 nothwendig ist dieser verkehrte Gebrauch der Philosophie nicht. – Philosophie kan4738 entweder in so fern gebraucht werden, als sie die Regeln alles [198] vernünftigen Denkens, oder so fern4739 sie unwidersprechliche Vernunftsätze4740 [496] enthält. Jene muß man überall, muß man ja selbst bey4741 Erklärung und Anwendung der heiligen Schrift, und bey4742 dem Beweis ihres göttlichen Ansehens, befolgen; diese, wenn sie wirklich unwidersprechlich sind, sind die Grundlage aller richtigen Erkenntniß, und, wenn gleich nicht überall zureichend zur Entdeckung der Wahrheit, doch in so fern der PrüfsteinPrüfstein4743 aller Wahrheit,4744 als nichts wahr seyn kan4745, was sich nicht mit ihnen verträgt. Wer beyde4746 nicht 4747 für das will4748 gelten laßen4749, was uns bey4750 aller Untersuchung leiten muß, und sich auf die Schwäche und Trüglichkeit der menschlichen Erkenntniß beruft, der überlegt nicht, daß man sich ja auch trügen könne4751, wenn man etwas für göttliche Offenbarung hält, daß man sich auch in ihrer Erklärung irren könne4752, daß man also entweder eine allgemeine Ungewißheit aller menschlichen Erkenntniß annehmen, oder zugeben müsse4753, es müssen GrundsätzeGrundsätze4754 überall vorausgehen, die mir4755 zeigen, wie und wonach ich4756 Wahrheit, auch bey4757 Prüfung einer angeblich göttlichen Offenbarung 4758 ihres Sinnes, finde4759.

1,
1574763.

Haben wir nun eine Menge theils 4764 von Begriffen und Sätzen, die wirklich, nach richtigen Regeln der Auslegung, aus der heiligen Schrift 4765 geschöpft sind4766, theils von vernünftigen Regeln und Sä[497]tzen, die unwidersprechlich sind: so können jene mit diesen letztern, oder unter einander, zu streiten scheinen; und daher ist das erste bey4767 Bildung eines theologischen Systems, die Vereinigung derselben unter einander, daß sie mit einander bestehen können. Wirk[199]lich unwidersprechliche Sätze der Vernunft und wirklich geoffenbarte Sätze können einander nicht wirklich widersprechen; wenn sich also ein Widerspruch zeigt:4768 so muß entweder ein Satz der Vernunft, den man für unwidersprechlich hält, nicht unwidersprechlich wahr †),4769 oder der biblische Satz muß unrecht verstanden ††),4770 oder unrecht bestimmt seyn, (d. i.)das ist man muß etwas hineingeschoben haben, was nicht darin liegt, oder etwas in demselben übersehen haben †††).4771 Nur durch Entdeckung eines oder mehrerer dieser Fehler kan4772 man den Widerspruch heben, und bewirken, daß die Sätze mit einander bestehen.

1,
2,
3,
1584862.

Ausser 4863 dem (§. 157 4864) bleibt noch übrig, die Begriffe durch ErklärungenErklärungen4865 oder Beschreibungen4866 deutlicher und bestimmter zu machen, um allen Mißverstand und falsche Nebenvorstellungen [235] zum voraus abzuschneiden, und dadurch die Quelle fast aller Streitigkeiten zu verstopfen – die Lehren selbst immer mehr, durch Vergleichung unter einander, und mit andern richtigen Kenntnissen, aufzuklären, und ihnen noch mehr Licht, Stärke und Anwendbarkeit zu geben – zuletzt sie so zusammen zu stellen, wie eine zur Kenntniß und Ueberzeugung von der andern vorbereiten kan4867. – Wie weit man hierin gehen müsse, dies4868 müssen4869 die [202] Absicht solcher Untersuchungen, das Maaß unsrer4870 Kräfte und Kenntnisse, und unsre eignen4871 oder dererjenigen Bedürfnisse zeigen, für die wir dergleichen Untersuchungen anstellen.

1594872.

Denn die Absicht dabey kan4873 entweder VerbesserungVerbesserung4874 der Erkenntniß, oder des Willens4875 seyn, so wie das Christenthum Erkenntniß der Wahrheit zur Gottseligkeit ist. Der Hauptzweck aller solcher [501] Untersuchungen muß also stets seyn, den Menschen glücklich zu machen, seine Besserung und Beruhigung zu befördern, und was überall dazu nicht beyträgt4876, ist keiner Untersuchung werth;4877 es ist sogar schädlich, und veranlaßt, seine Kräfte unnütz zu verschwenden, die man zu etwas Besserm brauchen4878 könnte. Aber ohne überzeugende Kenntniß desjenigen, was uns bessern und beruhigen kan4879, ist keines von beyden4880 möglich. Kenntniß der göttlichen Wahrheiten und Eindruck aufs Herz ist also gleich nöthig; man schadet dem Einen, wenn man es auf Kosten des Andern erhebt oder treibt.

[236] 1604881.

Indessen kan4882 nicht jeder alles4883 oder beydes4884 gleich gut leisten; das Maaß der Gaben und der Kenntnisse ist sehr verschieden ausgetheilt; und der Beruf, in den Gott jeden gesetzt hat, erfordert die Anwendung der Kräfte zu gewissen Zwecken, wobey4885 man nicht mit eben der Anstrengung das andre4886 eben so Nützliche treiben kan4887. Ein jeder muß sich daher mit der Art von Untersuchung und Uebung am meisten beschäftigen, wozu er die meiste Fähigkeit, Kenntnisse, und äusserlichen Beruf hat, und das Uebrige zwar nie vernachläßigen4888, aber doch vorzügliche Beschäftigungen4889 damit denen überlaßen4890, die dazu geschickter sind, und mehr [203] durch die Umstände, unter welchen sie leben, dazu aufgefordert werden.

1614899.

Vornemlich4900 ist das Gefühl desjenigen, was wir selbst, oder was die bedürfen, die wir belehren, bessern und beruhigen sollen, immer das, [237] was uns anweiset und ermuntert, etwas vor andern aufzusuchen, und mit vorzüglicher Aufmerksamkeit zu treiben. Mag es seyn, daß der Genuß besser ist, als das Aufsuchen desjenigen, was ich geniessen will,4901 daß jenes Zweck, dieses nur Mittel ist,4902 daß also Anwendung meiner4903 Erkenntniß zu meinem4904 oder Anderer Besten wichtiger ist, als die Erkenntniß selbst: so ist doch jenes ohne dieses nicht möglich, und ich kan4905 entweder gar nicht, oder nicht ohne größern4906 Schaden, genießen4907 oder anwenden, wenn ich4908 das, was ich brauchen4909 will, noch nicht erlangt habe4910, oder es erst sichern und erhalten, oder erst wissen muß, ob mir4911 es gut ist, ob ich4912 nicht über dem Genuß das mir4913, dermalen wenigstens, Nützlichere verliere. Darum kan4914 hier, wenn die Frage von dem ist, was ich4915 jedesmal [503] vorzüglich suchen müsse, nicht das entscheiden, was überhaupt das Nützlichste, sondern was das Dringendste ist (Matth. 26, 11);4916 und wenn meine4917 Besserung und Beruhigung BeruhignngBeruhigung 4918 auf der Aufklärung gewisser Sätze, auf Ueber[204]zeugung von ihrer Wahrheit, auf Wegräumung gewisser Zweifel beruht: so wird die Untersuchung auch dessen, was sehr geringfügig scheint, mir,4919 unter diesen Umständen, wichtiger seyn müssen, als was überhaupt wichtiger 4920 seyn mag.

1624921.

Dieses mein größres4922 Bedürfniß 4923, und auch das Bedürfniß derer, für die wir, in Absicht auf Religion, arbeiten müssen, wird offenbar durch [238] die Zeitumstände bestimmt. So wie jede Zeit ihr Gutes und ihre Mängel hat, jede in einem besondern Verhältniß gegen das Ganze und gegen Gottes Absichten steht, jedes Glied des großen Körpers in seinem Maaß und seiner Lage zum Besten des Ganzen arbeiten muß: so müssen wir für die Zeit leben und arbeiten, in die uns Gott gesetzt hat (1 Kor. 12, 14 f.folgend).f.) Was4924 diesen Zeitumständen gemäß ist, interessirt4926 uns auch mehr, und setzt unsre4927 Kräfte mehr in Thätigkeit, erleichtert den Gebrauch unsrer4928 Kräfte, ist für das Ganze von einem wirksamern Erfolg. Selbst unser Herr und seine Gesandten arbeiteten recht eigentlich und am meisten für ihre Zeit und deren Bedürfnisse. (§. 132 4929 (f.)folgend) – Jede Zeit hat ihre eigne4930 Angelegen[504]heiten, die am meisten zur Untersuchung anziehn4931, und so allgemein bey allen4932, denen Religion theuer ist, der Hauptzweck, Besserung und Beruhigung der Menschen bleibt: so verschieden sind4933 zu verschiednen4934 Zeiten4935 die Beschäftigungen mit den einzelnen4936 Sachen, die dazu4937 als Mittel4938 etwas beytragen4939 können. Was Eine Zeit erfindet, das gährt in der Andern4940, in der folgenden setzt sichs, und das Klare scheidet sich von den Hefen. So arbeitet, nach der göttlichen4941 allezeit weisen VorsehungVorsehung4942, jede Zeit für die folgende, und diese letztere4943 [205] sollte nicht das Vorbereitete benützen4944, und 4945 für die wieder4946 folgende arbeiten?

1634947.

Selbst die glücklichen und4948 mißlichen Zeitumstände sind eine Aufforderung Gottes, Gutes zu [239] stiften. – Wenn die weitere Aufklärung und Ausbreitung der Wissenschaften, namentlich derer, die mit der Religion in der nächsten Verbindung stehen, auf einer Seite Untersuchungen in der Religion rege macht, und auf der andern sie befördert; wenn die Wißbegierde, auch in der Religion, allgemeiner wird, und selbst das Volk nach Aufklärung dürstet; wenn die FreyheitFreyheit4949 der Untersuchung nicht durch Einschränkung gelähmt, sondern vielmehr ermuntert wird; wenn alte heftige Streitigkeiten verraucht, und die Gemüther zur kühlblütigern4950 Untersuchung derselben gestimmt sind; wenn der öffentliche Geschmack mehr zur Liebe des Praktischen, auch in der Re[505]ligion, gebildet ist; wenn selbst die größere4951 Gefahr für die Religion, die aus Zweifeln entsteht, diejenigen, die überall den wichtigen Einfluß der Religion zu schätzen wissen, bereitwilliger macht, auch das Neuentdeckte, das ihnen sonst bedenklich war, darum anzunehmen, weil es die Zweifel löset, und die Ehre der Religion befestigt; wenn man also auch geneigter ist, Mißverstand beyzulegen4952, und, so weit es ohne Nachtheil der Wahrheit geschehen kan4953, sich zum Frieden die Hände zu bieten: – alsdann4954 ist es Dankbarkeit gegen Gott, Pflicht gegen Wahrheit und Frieden, diese Umstände zur nähern Untersuchung zu brauchen4955, und das von uns oder Andern Gefundne4956 mit Weisheit auszubreiten.

[206] 1644957.

Und wenn eben diese günstigen Umstände, durch eine anderwärtshin genommne4958 Wendung, [240] Gelegenheit zu mancherley4959 Angriffen auf die Religion, wenigstens zu mehrern Zweifeln, zur Beeinträchtigung der Wahrheit und zur Verminderung ihres Werthes und Einflusses auf die Menschen, geben; wenn sich gerechtscheinende Klagen der Besorgniß eines immer weiter um sich greifenden Schadens erheben; wenn diese die weitere Untersuchung, zu der selbst die anscheinende Gefahr auffordern sollte, hemmen, und durch Verdächtigung ihren Nutzen vernichten oder einschränken, den edlern Theil der [506] nach Wahrheit und gegründeter Ruhe durstenden4960 des Mittels seiner Befriedigung berauben, und den Feinden der Religion, die nicht durch Klagen, sondern nur durch Untersuchung entkräftet werden können, die Freude über ihren vermeinten Sieg in die Hände spielen: – alsdann4961 wäre es unchristliche Muthlosigkeit, Unglaube gegen Gott, oder Versuchung desselben, Verrätherey4962 gegen die göttliche Wahrheit, offenbare4963 Gleichgültigkeit gegen die Ruhe, die der Mensch mit so großem4964 Rechte in der Religion sucht, nicht immer weiter untersuchen, die Ueberzeugung der Menschen von ihr nicht auf einen immer festern Grund setzen, ihren unaussprechlichen Werth nicht immer einleuchtender und dringender darlegen zu wollen.

1654995.

Auf die beschriebene Art sollte sich ein jeder selbstdenkender Christ, der alle dazu erforderliche Fähigkeit und Muße4996 hätte, wenigstens jeder LehrerLehrer4997, sein christliches System bilden; und alsdann4998 wäre es Zeit, auch Ande [208] rer Vorstellungen zu hören. Denn –4999 der bloße5000 Selbstfor[508]scher urtheilt gar zu leicht einseitig, und läßt sich von geheimen Vorurtheilen, aufgefaßten Gesichtspuncten5001, wohin er alles5002 allein zieht, und selbst Leidenschaften, beschleichen. – Da uns über dies so viele, denen gewiß AufspürungAufspürung5003 des wahren Christenthums Herzensangelegenheit war, und denen es nicht an den nöthigen Fähigkeiten und Kenntnissen fehlte, vorgearbeitet haben:5004 warum sollten wir ihre Vorarbeit nicht benutzen5005, ihnen wenigstens nicht danken, daß sie unsre5006 Aufmerksamkeit auf Vieles5007 lenken, was ihr entwischt5008 ist, und uns zeigen, was und wo es noch weiterer Untersuchung bedürfe? – Wollen wir 5009 vollends als Lehrer5010 Anderer5011 auftreten:5012 so erfordert die gesellschaftliche Ordnung, uns zu einer gewissen kirchlichen Gesellschaft zu halten, deswegen die [243] Vorstellungen in der Religion, die sie von ihren Mitgliedern erwartet, kennen zu lernen, und zu prüfen, ob wir sie mit Ueberzeugung fortpflanzen, wenigstens öffentlich unbestritten laßen5013 können. Es erforderts auch die Weisheit und5014 Gerechtigkeit gegen Andre, unsre5015 Kenntnisse vom Christenthum möglichst ihren Vorstellungen, wenn sie nicht schädliche Irrthümer sind, anzuschmiegen;5016 ihres, wenn gleich oft irrenden, Gewissens zu schonen;5017 und nicht durch Unvorsichtigkeit oder Allgenügsamkeit5018 ein Mißtrauen oder 5019 Abneigung zu erregen, das5020 einen Lehrer der Religion so sehr hindert, bey5021 Andern Gutes zu stiften. Alles dieses führt die Pflicht mit sich, uns um Andrer5022 Vorstellungen zu bekümmern, und auf diese, wenigstens eine prüfende, Rücksicht zu nehmen.

5023
[509] 1665024.

Diese Vorstellungen Andrer sind5025 entweder solche, welche5026 in einer besondern Kirche eine Art von gesetzmäßigem5027 Ansehen erlangt haben5028, oder 5029 Privatgedanken und Resultate solcher Untersuchungen, die von einzelnen5030 gelehrten Männern angestellt sind. Die erstern verdienen unsre5031 Kenntniß und Prüfung, nicht nur weil sie das Vorurtheil vor5032 sich haben, daß sie nach öftrer5033 Untersuchung vieler redlichen, verständigen und gelehrten Christen bewährt befunden worden, sondern noch vielmehr5034 wegen der so eben (§. 165 165. ) erwähnten5035 GründeGründe für einen5037 öffentlichen LehrerLehrer5038. Die letztern hingegegen scheinen noch mehr wichtige Aufschlüsse [244] über Religion und Christenthum zu versprechen, zumahl5039 wenn sie den Beyfall5040 der gelehrtesten und untersuchendsten5041 Männer für5042 sich haben. Denn bey5043 solchen besondern Untersuchungen einzelner5044 Lehrsätze kan5045 man mehr eigentlichen Fleiß und neue Aufklärung erwarten; man kan5046 erwarten, daß dergleichen Männer weniger durch die Fesseln eines Kirchensystems oder eingeschränkter LehrfreyheitLehrfreyheit5047 zurückgehalten worden, freye5048 Untersuchungen anzustellen; der [210] Beyfall5049, mit dem man ihre Untersuchungen aufgenommen, hat weniger den Verdacht wider sich, daß er durch kirchliches Ansehen oder Schonung des Hergebrachten gestimmt sey5050; und, wenn solche Untersuchungen von Männern5051 herrühren, denen man, neben wahrer Bescheidenheit, vorzügliche Bekanntschaft mit den Hülfsmitteln zur Aufklärung [510] der Theologie, wenigstens in den Theilen, woran sie gearbeitet haben, und vorzügliche Uebung in solchen Untersuchungen5052 nicht absprechen kan5053: so kann5054 man sicherlich mehr von ihnen lernen, als von denen, die nur der gebahnten Heerstraße5055 folgen.

1675056.

Indessen ist eigen eigne 5057 Untersuchung doch immer das Nöthigste. Was ist wahr? was ist Christenthum? dies5058 ist doch eigentlich die Hauptsache, davon muß man wollen5059 im System unterrichtet seyn 5060; was der oder jener, diese oder jene Kirche, geglaubt hat, diesdas 5061 zu wissen, ist, wenn es nicht Gelegenheit giebt, Wahrheit zu finden, fast von [245] gar keinem5063 Werth. Sammlungen von Meinungen, wenn sie nicht geprüft, sondern der Wahl eines jeden überlaßen5064 werden, verwirren nur, und stimmen die Seele zum ewigen Schwanken zwischen menschlichen Einfällen. Und wie? wenn unter allem5065, was bisher worüber5066 gesagt ist, gerade die rechte Vorstellung noch fehlte? 5067 – Was übrigens zur Bildung eines immer vollkommnern Systems geschehen müsse, ist schon oben gesagt. Hier nur noch etwas über den bessern Vortrag desjenigen, was man, nach oben erwähntem5068 Verfahren5069 von dem Christenthum gefunden hat, oder besser, gefunden zu haben glaubt.

5070
[511] 1685071.

Allerdings bleibt Wahrheit immer Wahrheit, und es ist übel gesprochen5072, wenn man sagt, daß 5073 Wahrheit leiden, 5074 Religion in Gefahr kommen könne, obgleich die Ueberzeugung der Menschen davon, und die Achtung und Liebe zu ihr leiden kan5075. Auch nutzt sich die Wahrheit nie ab, daß man auf Erfindung einer andern denken müßte. Da auch die christliche Theologie sich auf die heilige Schrift gründet, diese aber einen bestimmten Umfang hat: so laßen5076 sich eigentlich neue Entdeckungen über christliche Lehren selbst nicht machen, wenn man nicht bessere5077 Erklärung einzelner5078 Stellen, die mehrere Entwickelung desjenigen, was in der heiligen Schrift liegt, die weitern Aussichten, die aus Vergleichung der christlichen Lehren unter einander, und mit natür[246]lich bekannten Sätzen, entstehen, und die Wegräumung falscher Vorstellungen, dahin rechnen will. Aber man kan5079 die Ueberzeugung der Menschen von der Wahrheit und von dem Christenthum, oder der rechten Vorstellung davon, durch neue Gründe, und den bessern Eindruck derselben, durch neue Anwendung befördern.

1695080.

So wie sich alle Wissenschaften durch neue Entdeckungen oder gründlichere Einsicht des bereits Bekannten erweitern, namentlich Sprachkunde und Philosophie: so ist kein Zweifel, daß da[512]durch auch für die Religion und das Christenthum neue Bestätigung möglich wird, und daß, wenn [212] die Aufklärung der Wissenschaften immer fortgeht, und Geschmack und Denkungsart mehr gebildet wird, allerdings auch auf neue oder neu geschärfte und einleuchtender gemachte Beweise der Lehren gedacht werden müsse. – Noch mehr findet dieses bey5081 der Anwendung der Lehren statt. Die Willigkeit, sich an die christlichen Lehren, zur Beförderung unsrer5082 Gemüthsruhe, zu halten, und dieselben treulich zu befolgen, hängt offenbar von dem Werth ab, den man auf diese Lehren legt, (d. i.)das ist auf den deutlich und lebhaft erkannten Einfluß derselben auf unsre5083 Glückseligkeit. Diesen Einfluß müßte man vornemlich5084 klar machen, und diesen recht darstellen,5085 das ists, wie mich dünkt, eigentlich, was man praktischen Vortrag nennen sollte.

[514] 1705123.

Zu diesem5124 guten Vortrage der systematischen Theologie gehört auch der weise Gebrauch gewisser5125 dem System eigenthümlichen5126 Ausdrücke, welche man gemeiniglich mit dem Namen der Schulsprache 5127 belegt, und welche viele aus dem Vortrag der Religion wollen entfernt, an ihrer Statt aber biblische5128, zum Theil auch mystische5129, oder Ausdrücke aus der Sprache des gemeinen Le[214]bens, eingeführt wissen †).5130 Wahr ist es, Ausdrücke sind gleichgültig, wenn sie nur die Sachen verständlich und ohne Irrthümer bezeichnen, wenn sie also nur, falls sie dunkel oder zweydeutig5131 [249] sind, erklärt werden, daß man dadurch wirklich die Sachen verstehen lernt5132, und gegen falsche Vorstellungen gesichert wird; wahr ist es auch, daß, wo man bey5133 einem5134 Vortrag5135 nicht sowohl deutliche und genaue Einsicht, als vielmehr Eindrücke der Religion, selbst bey5136 undeutlicher Erkenntniß derselben, befördern will, die 5137 Schulsprache völlig entbehrt, und der Gebrauch unbestimmter und sinnlicher Ausdrücke selbst nützlicher werden kan5138, weil sie durch Nebenbegriffe den Eindruck befördern; wahr ist es, daß man die Absicht der Schulsprache oft ohne sie erreichen kan ††; ††); 5139 wahr ists5141 endlich, daß die gelehrte Sprache in der Theologie manche Unbequemlichkeit mit sich führt. Denn durch sie wird die Erlernung der Theologie erschwert; der Vortrag wird trocken, und, weil sie die Sachen bloß dem Verstande, nicht der Einbildungskraft, darstellet5142, so wird [515] die Anwendung der Sachen auf sich selbst und auf das Herz5143 weniger einleuchtend oder nahe gelegt; sie ist dem größten Theil der Zuhörer entweder unverständlich, oder erweckt eben sowohl falsche Nebenbegriffe5144 wie andre5145 Arten der Sprache *),5146 und, was beynahe5147 das Schlimmste ist, sie verbindet gewisse menschliche, zum Theil irrige, Vorstellungen so inniglich5148 mit den 5149 Lehren des Christenthums, daß jene eben das Ansehn wie diese erhalten, und so lange nicht ausgerottet werden können, als man an dieser Schulsprache hängt. **) 5150

1,
2,
3,
4,
1715183.

Dieses alles5184 beweiset aber nur:5185 daß dergleichen gelehrtere Sprache nicht überall5186 nöthig, oft, und in den5187 gemeinen VortragVortrag insbesondre5188, [251] unschicklich sey5189; daß man sich also hüten müsse, allein darin zu denken und vorzutragen; daß sie noch, besonders die eingeführte Kirchensprache, mancher Verbesserung bedürftig sey;5190 lauter5191 Vorwürfe, die man den andern Arten der Sprache, welche5192 man statt dieser gebraucht wünscht, und die man jeder eigenthümlichen Sprache in irgend einer Wissenschaft und Kunst,5193 mit eben dem Recht und Unrecht machen kan,5194 wie dieser 5195. Hingegen beweiset [216] alles dieses nicht, daß sie gar nicht, daß sie auch selbst nicht in dem systematischen Vortrag5196, daß nicht nur ihr Gebrauch nicht, sondern auch nicht einmal ihre Kenntniß nöthig sey5197. Vielmehr hat sie und ihre Kenntniß allerdings, in der systematischen Theologie, wenn sie nur gehörig erklärt, und mit Weisheit gebraucht wird, sehr große5198 Vortheile, die ganz verlohren5199 gehen würden, wenn man sie abschaffen wollte. Sie ist 1) einmal da, und nicht nur in vielen, ja [517] gerade in den gründlichsten,5200 theologischen Schriften, sondern auch selbst in öffentlichen Bekenntniß- und Lehrbüchern eingeführt, die man also ohne die Kenntniß dieser Sprache nicht verstehen, vielweniger beurtheilen kan5201. Und wenn man sich über seine Unbekanntschaft mit ihr damit trösten will, daß solche Schriften nicht brauchten gelesen zu werden, und bald nur noch zur Geschichte der Lehre nöthig seyn würden: so überlegt man nicht, daß doch symbolische Schriften nicht so nach eignem Gutbefinden können bey5202 Seite gelegt werden, oder dem Lehrer, der sich zu einer gewissen Kirche bekennt, unbekannt oder unverständlich bleiben [252] dürfen; daß mit Wegschaffung der in der Schulsprache geschriebnen5203 Schriften ein großer5204 Schatz von Kenntnissen und Bestimmungen 5205 würde verlohren gehen5206; daß die Kenntniß der Schulsprache doch immer unentbehrlich bleibe, wenigstens 5207 theologische Streitigkeiten und Irrthümer ganzer Kirchen zu verstehen und zu beurtheilen.

1725208.

Indessen mag dieses der kleinste Vortheil seyn, den wenigstens die historische Kenntniß der theologischen Schulsprache mit sich führt; aber selbst der Gebrauch dieser Sprache ist sehr nützlich. Denn 2)5209 lassen sich 5210 manche [217] Begriffe gar nicht, oder doch nicht so kurz ausdrucken5211, als durch Hülfe dieser Sprache †); †) 5212 und die reichhaltige Kürze kommt doch nicht nur dem Gedächt[518]niß zu Hülfe, und befördert die leichtere Uebersicht der großen5214 Menge von Sachen, sondern sie befördert auch die Schnelligkeit im Denken, und führt auf neue Begriffe. 3) Hauptsächlich ist sie zu der so unschätzbaren Bestimmtheit der Begriffe,5215 wenigstens da unentbehrlich, wo Bestimmtheit mit Kürze vereinigt werden soll. Sie hebt die ZweydeutigkeitZweydeutigkeit5216 der Begriffe und Sätze, die der Grund des Mißverstandes und der daher entstehenden Streitigkeiten ist;5217 und wenn alles dies5218 durch die gelehrte Sprache sogar zum voraus kan5219 verhütet werden 5220, wie viele unnütze Untersuchungen und Zweifel erspart sie uns? aus5221 wie vielerley5222 Verwirrung hilft sie, welche die [253] Quelle aller Ungewißheit ist? *) 4)5223 Sie befördert selbst die Einsicht des Zusammenhangs der Lehren, und giebt ihnen ein gewisses Licht und eine Stärke, die sie ohne diese Sprache würde entbehren müssen. **) 5224

1,
2,
3,
1735278.

Die Beschwerden, welche man schon längst gegen den Gebrauch der gelehrteren Sprache in der Theologie, wie gegen den gelehrteren Vortrag des Christenthums überhaupt, erhoben hat, [521] rührten freylich5279 wohl am meisten von der Besorgniß her, daß dadurch das Christenthum zu sehr eine Sache des Verstandes, und zu wenig Sache des Herzens werden möchte; ob man gleich5280 [256] von der Billigkeit dieser Gegner erwarten kan5281, daß sie würden5282 milder geurtheilt haben 5283, wenn sie mehr Bekanntschaft mit der Gelehrsamkeit, sonderlich der Philosophie,5284 und ihrem Werth, gehabt, mehr diese gelehrte Sprache und die dadurch bezeichneten Sachen verstanden, mehr,5285 aus eigner Uebung im Nachdenken über die Lehren des Christenthums und ihre Verbin[220]dung unter einander, die großen5286 Vortheile der philosophischen Behandlung dieser Lehren, auch in Absicht auf den Ausdruck, gekannt hätten. Diese letzteren Ursachen, nebst dem Gefühl der Unschicklichkeit des Gebrauchs dieser Sprache und Lehrart in jeder5287 Art des Vortrags, auch vor den Ungelehrten, mögen wohl bey5288 Andern die Beschwerden darüber veranlaßt haben,5289 und diese Klagen mußten nothwendig mehr Eindruck machen, nachdem man hauptsächlich zu unsrer5290 Zeit angefangen hatte, die Nothwendigkeit einer Absonderung des gelehrten und gemeinen Vortrags bey5291 dem Christenthum einzusehen.

1745302.

Diese eingesehene Nothwendigkeit hat den Unterschied zwischen der sogenannten 1445 scholastisch scholastischen,5303 1446 akroamatischen oder gelehrten, und zwischen der populären oder 1447 katechetischen Theologie hervorgebracht, wel[221]cher auf der Verschiedenheit des Vortrags der Religion beruht. –5304 Jene ist für den Gelehrtern5305 bestimmt. Sie braucht also alle Hülfsmittel der Gelehrsamkeit, die Lehren der heiligen Schrift, als solche, vorzulegen, und sie in inin 5306 einen Zusammenhang zu stellen, in welchem eine der andern noch mehr Licht und Stärke ertheilt. Sie arbeitet ganz eigentlich für den Verstand und für Deutlichkeit und Gründlichkeit der Erkenntniß, um durch eine solche Art der Ueberzeugung aufs Herz zu wirken. Sie erfordert deswegen auch eine strengere Lehrart, eine bestimmtere Sprache, und Untersuchungen, die zur weitern Aufklärung der Religion für den scharfsinnigern Denker gehören. –5307 Diese hingegen, [523] weil sie für den Ungelehrtern5308 bestimmt ist, übergeht alles5309, was ohne gelehrte Kenntniß nicht be[258]greiflich gemacht werden kan;5310 schränkt sich bloß darauf ein, aus den deutlichen Stellen der heiligen Schrift die Lehren vorzustellen,5311 sie mehr aus der Erfahrung und aus Sätzen, die der gemeine Menschenverstand begreifen kan5312, als durch scharfsinnige Beweise und Erläuterungen einleuchtend zu machen, und, wo sie etwas nicht ohne alle Gelehrsamkeit deutlich machen kan5313, legt sie mehr das Resultat gelehrter Untersuchungen vor, als daß sie dergleichen selbst vor denen, die sie unterrichtet, anstellen sollte. Ihr Hauptzweck ist FasslichkeitFasslichkeit,5314 und kan5315 sie deutliche Vorstellungen der Lehren nicht fasslichfaßlich machen:5316 so begnügt sie sich, für die Einbildungskraft und den gemeinen Menschenverstand zu arbeiten, und dadurch den Lehren Eindruck aufs Herz zu geben. Sie enthält sich daher eben sowohl der gelehrtern5318 Sprache, als aller Untersuchungen, die nicht nothwendig sind, um die Wahrheit und den Einfluß der Lehren auf die menschliche Glückseligkeit, auf die gedachte Art einleuchtend zu machen, und [222] Zweifeln zuvor zu kommen, oder sie zu heben, auf die auch der nachdenkende Ungelehrte leicht gerathen kan5319. Kurz, beyde5320 Arten der Theologie sind nach ihrem Zweck verschieden, und nach der darnach sich richtenden Wahl der Sachen und der Art sie vorzutragen.

1,
2,
[525] 1755360.

Es ist ganz unnütz, über den Vorzug der einen Art vor der andern streiten zu wollen, welches Niemand in den Sinn kommen kan5361, der den wahren Zweck beyder5362 Arten kennt, und nicht aus Unwissenheit, aus Verwechslung zufälliger und nothwendiger Fehler, oder aus Vorliebe zu Einer Art, die seinen Fähigkeiten und Umständen angemessener5363 ist, gegen die Vortheile der andern ungerecht wird. Die populäre Theologie ist unstreitig gemeinnütziger, und für die allermeisten zuträglicher5364; es ist auch nichts weniger als leicht, sich selbst zu den gemeinsten Fähigkeiten herabzulaßen5365; es muß dem noch schwerer werden, der sich bey5366 Treibung der Wissenschaften an die gelehrtere Art gewöhnt hat. Daher bleibt es eine sehr wichtige Pflicht für den künftigen Lehrer des Volks, sich ja mit dem ersinnlichsten Fleiß zu üben, um diese wirklich seltne5367 Fertigkeit zu erlangen, sich die Lehren der Religion so zu denken, und sie so vorzutragen, wie es der Zweck der populären Theologie erfordert.

[261] 1765368.

Auf der andern Seite ist die scholastische, so wie sie vorhin beschrieben wurde (§. 174 5369), in ihrer Art eben so nothwendig,5370 erstlich, weil es eben sowohl scharfsinnige [224] Köpfe giebt, die anders als durch eigentlich deutliche Gründe nicht können befriedigt, und gegen Zweifel be[526]waffnet, oder davon befreyet5371 werden, die auch nicht auf menschliches Ansehen und bloße5372 Versicherung glauben, so lange die Natur der Sache erlaubt, deutliche Gründe für solche Versicherungen anzugeben; hernach 5373, weil eine recht überzeugende Kenntniß vom Christenthum doch nicht ohne alle gelehrte Kenntnisse möglich ist. †) 5374

[263] 1775421.

Für solche zu schärferem Nachdenken aufgelegte, daher auch mehr dem Zweifeln ausgesetzte, zumahl5422 durch gelehrte Lectüre5423 gebildete, oder in Verlegenheit gesetzte Christen, ist gelehrte Kenntniß des Christenthums, und desjenigen, was dazu gehört, sehr nützlich, ja unter gewissen (am Ende der Anmerkung zum vorigen §. gemeldeten5424) Umständen sogar eigentliches Bedürfniß. Ein Lehrer der Religion aber bedarf dieser gelehrte[528]ren Kenntniß eben so sehr, und überhaupt noch mehr, als andre5425 Christen. Denn wenn er, nach seinem Beruf, für andre5426 denken, und untersuchen, und denen, die ihm anvertrauet5427 sind, in aller Verlegenheit, welche die Religion angeht, zu Hülfe kommen soll: so kan5428 er, in Absicht auf nachdenkende und untersuchende Christen, solche Kenntnisse schlechterdings nicht entbehren, und, wenn sie nicht durch blinden Glauben geleitet werden sollen oder [226] können, so muß er ihnen deutliche Rechenschaft geben, oder, wo er diese ihnen nicht geben kan5429, weil es ihnen an Fähigkeiten oder gelehrten Vorerkenntnissen mangelt, so muß er wenigstens sich alles nöthige Vertrauen auf seine vollkommnere5430 Einsichten erwerben, damit dieses Vertrauen bey5431 ihnen den Abgang der Ueberzeugung ersetzen könne; wie kan5432 er sich aber dieses bey5433 Verständigern erwerben, wenn er nur eine gemeine Erkenntniß der Religion hat? –5434 Bedürft' er aber auch dazu der gelehrten Kenntniß nicht:5435 so hätte5436 er sie zu seiner eigen eignen 5437 Ueberzeu[264]gung nöthig, wozu er viel mehreres und es5438 viel gründlicher wissen muß, als er es zum bloßen5439 Vortrag vor Andern nöthig hat. Es ist daher die Pflicht eines jeden gewissenhaften Lehrers der Religion, der sich selbst und Andern ein Genüge thun will, sich mit der gelehrtern Theologie bekannt zu machen, und sich5440 durch alle ihm mögliche Hülfsmittel auch auf eine gelehrte Art von der Religion zu überzeugen; er müßte denn so wenig natürliche Fähigkeiten dazu haben, daß er sich dergleichen Kenntnisse nicht erwerben könnte, [529] oder gewiß seyn, er würde bloß mit Zuhörern von ganz gemeinen5441 Fähigkeiten zu thun haben, 5442 daß er sie nicht5443 zu erwerben brauchte. Dieses ist nicht zu erwarten, und jenes nicht zu wünschen;5444 auch würde es ihm keinen Beruf geben, einen Lehrer vorstellen zu wollen, ausser bey5445 bloß einfältigen und alles5446 mit blinden5447 Glauben annehmenden Zuhörern, und nur dann5448, wo5449 keine geschicktere5450 Lehrer, als er selbst, vorhanden wären.

1785471.

Die von einigen5472 immer wieder erneuerten Vorwürfe gegen die gelehrtere TheologieTheologie5473 sind überhaupt schon durch das weggeräumt, was bisher für den Nutzen und die Nothwendigkeit der systematischen Theologie und der sogenannten Schulsprache gesagt worden ist (§. 142 5474 (f.)folgend und §. 171 5475 (f.)folgend), ob sie gleich noch die ehemaligen und zum Theil manche jetzige Systeme treffen. Wer sie aber gegen gelehrte Theologie überhaupt brauchen5476, deswegen das Studium derselben widerrathen, und bloß populäre Theologie zu treiben empfehlen wollte, der würde entweder verra[266]then, daß er die jetzige sich immer mehr ausbreitende Art5477 sie zu behandeln5478 [228] nicht erkennte5479 oder nicht kennen wollte, oder sich, in seinen Beschuldigungen und Forderungen, der Ungerechtigkeit schuldig machen. Denn alle angebliche Fehler der gelehrten Theologie sind entweder bloß zufällig, oder es sind keine Fehler. –5480 Man hat jene in unsrer5481 Zeit schon längst zu bessern angefangen, unnütze Untersuchungen weggelaßen5482, und wichtigere, nach unsern Zeitbedürfnissen, aufgenommen. Man5483 hat durch bessere5484 Auslegung der heiligen Schrift und durch bestimmtere Erklärungen der Sachen,5485 eine große5486 Menge von Zweifeln und Streitigkeiten abgeschnitten. Man5487 erinnert bey5488 dem, was zur hi[531]storischen Kenntniß verschiedner5489 Vorstellungen gesagt werden muß, daß es nur zu diesen 5490 Zweck gesagt werde, und wie weit es höchstens noch gekannt zu werden verdiene. Man5491 bestimmt bey5492 dem, was allerdings gelehrte Untersuchungen erfordert, wie fern es nöthig, und warum es nicht in den Unterricht des Volks zu bringen, sondern zu seiner eignen5493 Ueberzeugung und zur5494 Befriedigung nachdenkender Christen mit Weisheit zu brauchen seysei. Man5495 bedienet5497 sich einer gelehrten Sprache, aber einer verbesserten, und nicht allein der gelehrten Sprache, und nur da, wo sie, nach den oben erwähnten5498 Umständen (§. 172 5499) nützlich oder gar nothwendig ist; man hat sogar5500 angefangen, auf Universitäten eine populäre Theologie, ausser5501 der gelehrtern, vorzutragen. Wenn von allem diesen5502 noch nicht genug, noch nicht überall geschehen ist, so ist zu hoffen, daß die Nachwelt [267] noch mehr thun werde. Was5503 bereits geschehen ist, beweiset doch wenigstens, daß viele, und daß die am meisten auffallende,5504 Fehler nicht von der gelehrten Theologie unzertrennlich sind.

[229] 1795505.

Aber die Gegner5506 der gelehrtern TheologieTheologie5507 übertreiben auch oft ihre Forderungen. – Universitäten sind nicht für Schulmeister angelegt, sondern zur Bildung künftiger Gelehrten, und wenn nicht da für Letztre5508, auch in der Religion, gearbeitet werden soll, wo sollen sie dann5509 gebildet, oder soll gar nur5510 in der Religion 5511 für den [532] großen5512 Haufen, nicht eben so sehr für denkendere Christen, gearbeitet werden? – Soll man den Hauptzweck der Wissenschaften, ausgebreitetere Kenntnisse und gründliche Ueberzeugung, bey5513 Seite setzen, um nur für das Volk, das ohnehin nur einen sehr eingeschränkten Unterricht braucht5514, zu sorgen? bey5515 der Physik nichts vortragen, als was der Kinderlehrer auch den Kindern, der Landprediger dem Landmann sagen kan? bey5516 Erklärung der heiligen Schrift nur auf gemeine Erbauung, nicht auf überzeugende Darstellung ihres Sinnes sehen? den Wißbegierigen, der Unterhaltung für den Verstand sucht, mit den gemeinsten Kenntnissen ermüden? oder den künftigen Lehrer gar die Form und Einkleidung der Sachen vorsagen, daß er nur nachschreiben und nachsprechen dürfe? – Wer so wenig Fähigkeiten hat, und nicht einmal so viel eignen5517 [268] Fleiß anwendet, daß er den von Andern empfangenen Unterricht nach seiner eignen5518 Art zu denken umändern, vor seine eigne5519 Ueberzeugung bringen, in seine eigne5520 Sprache verwandeln, Andern nach ihren Bedürfnissen mittheilen, und was für Einen, nicht für den Andern gehört, unterscheiden kan,5521 der ist zum Lehrer Andrer5522 verdorben, und5523 wird alles5524, was man ihm auch vorgesagt hat, niemals mit Weisheit und nach den besondern Bedürfnissen seinen Zuhörern vorzutragen wissen. Hat jemand aber diese Fähigkeit und diese Lust, sich selbst zum Lehrer zu bilden: [230] so gewöhne er sich nur, alles5525, was er über die Religion hört, immer mit Rücksicht auf seine und Andrer5526 Beru[533]higung und Besserung, zu betrachten; alsdann5527 wird er bald selbst finden, was dazu etwas beytrage5528 oder nicht, und worauf er sehen müsse, um dem Gelernten Eindruck für Verstand und Herz zu verschaffen; er nutze den Unterricht, den er in der Homiletik und Katechetik haben kan5529; er lese fleißig wahrhaftig populäre Schriften über die Religion, und lerne ihnen die Art des Vortrags ab; er übe sich in populären Aufsätzen und Vortrag, und laßelasse sie von Verständigern und Geübtern streng beurtheilen. Alsdann5530 hat er gar nicht nöthig, sich die Sachen, von denen er zum Volk reden, oder gar die Einkleidung,5532 vorsagen zu laßen5533, in der er sie vortragen soll.

1805534.

Man hat die gelehrte oder vielmehr5535 scholastische Theologie auch noch durch eine andere [269] Vergleichung um ihr Ansehen zu bringen gesucht, indem man ihr eine sogenannte biblische entgegen gestellt5536 hat. So schwankend die Begriffe von einer solchen biblischen Theologie zu seyn scheinen:5537 so kommen doch die, welche sie jener entgegensetzen5538, darin überein, daß sie die Theologie lediglich wollen5539 aus der Bibel hergeleitet wissen 5540, und es mißbilligen, wenn man in die Theologie Sätze aufnimmt, die nicht in der heiligen Schrift stehen, oder nicht unmittelbar daraus, oder nicht aus bloßer5541 Vergleichung der biblischen Sätze unter einander, fließen. Sie5542 scheinen also unter scholastischer Theologie5543 (oder, wie sie [534] es bisweilen nennen, unter dem System System)5544 einen zusammenhängenden Inbegriff der (wahren oder vermeintlichen) Religionskenntnisse zu verstehen, so fern5545 er nicht bloß auf die heilige5546 Schrift, sondern auch auf natürlich be[231]kannte Sätze gegründet wird. Die Abneigung von derselben scheint darauf zu beruhen, daß doch die heilige5547 Schrift allein uns sichere Kenntniß von dem Christenthum gebe;5548 daß die Lehren desselben über der Untersuchung natürlich bekannter Wahrheiten, oder daß die biblischen Beweise über den Beweisen aus der Vernunft zu sehr vernachläßigt;5549 daß jene Lehren selbst durch Zusätze oder Erklärungen, über welche die heilige5550 Schrift nichts entscheidet, sehr verstellt, oft wohl gar verdrängt worden; wiewohl auch ein Vorurtheil gegen alles5551, was Gelehrsamkeit und besonders Philosophie heißt, und die Abneigung von dem System einer besondern Kirche, viel zu dieser Abneigung mit mag beygetragen5552 haben.

[270] 1815553.

Es wird also bey5554 Beurtheilung des Streites über den Vorzug der biblischbiblischen5555 vor der scholastischscholastischen5556 Theologie auf zwey5557 Fragen ankommen: 1) ob es nothwendig schädlich, wenigstens unnöthig sey5558, in der Religion, wenigstens bey5559 dem Christenthum, etwas auf natürlich bekannte Wahrheiten zu bauen? und 2) ob und wie fern die so eben erwähnte5560 biblische Theologie jener vorzuziehen sey5561? Die erste Frage ist für die Unschuld, [535] den Nutzen, und in gewisser Weise Nothwendigkeit der sogenannten scholastischen und überhaupt gelehrten Theologie durch dasjenige5562 hinlänglich entschieden, was darüber §.5563 138–144. 176 und 177 177. ) 5564 gesagt worden ist, wo immer mit auf den Gebrauch natürlich bekannter Sätze Rücksicht genommen wurde; und dies kan5566 zugleich die Einschränkungen lehren, unter welchen dieser Gebrauch gewiß nicht bloß unschädlich, sondern auch nothwendig ist. 5567 Die zweyte 5568 Frage läßt sich wohl am besten beantworten, wenn man die verschiednen5569 Vorschläge hört, wie eine [232] solche biblische Theologie beschaffen seyn oder ausgeführt werden soll.

1825570.

Alle diese Vorschläge scheinen auf zwey hinaus zu laufenhinauszulaufen 5571. Man empfiehlt entweder eine bloße Sammlung von Stellen der Bibel, die unter gewisse Hauptmaterien gebracht werden möchten, ohne alle Erklärung und nähere Bestimmung ihres Sinnes, so daß es jedem frey5573 bleibe, sich [271] das dabey5574 zu denken, was ihm das Richtigste zu seyn scheine. Oder 5575 man schlägt vor: bey5576 jeder Lehre die davon handelnden Stellen der heiligen Schrift zum Grunde zu legen, sie sorgfältig zu erklären, bloß daraus unmittelbare Folgerungen zu ziehn5577, diese biblischen Aussprüche mit ihren nothwendigen Folgen unter einander zu vergleichen, und sie durch einander aufzuklären, weiter nicht, als so weit diese Sätze selbst oder deren unmittelbare Folgen leiten,5578 hingegen alle Sä[536]tze für problematisch zu halten, die entweder auf Stellen, deren Sinn nicht ganz klar gemacht werden kan5579, oder auf Folgen beruhen, die nicht nothwendig aus den biblischen Sätzen fließen5580.

1835581.

Der erstere Vorschlag mag bey5582 Friedensformeln gut seyn, wo man Personen oder Parteyen5583, die über die Lehren des Christenthums sehr verschieden denken, doch in den nothwendigsten und unstreitigen Lehren vereinigen will; und dieses scheinen diejenigen zu bezwecken, die auf ein sogenanntes Universal- oder Urchristenthum dringen. Aber, ausser demausserdem 5584 daß eine solche Sammlung ein bloßes5586 Spruchbuch, und kein Lehrbuch seyn würde, so kan5587 1) ein jeder eben sowohl ganz falsche als wahre Vorstellungen damit verbinden, wie man aus dem [233] 1455 Catechismus5588 der Quäcker, einigen Aufsätzen der 1456Socinianer (u. a.)und andere weiß; und, wenn es nicht gleichgültig für das Christenthum ist, falsche Vorstellungen davon zu verhüten: so kan5589 [272] es auch nicht gleichgültig seyn, jedem bloß dergleichen Text in die Hände zu geben. Ueber dieses kan5590 man 2) durch eine solche bloße5591 Sammlung sogar den Lesern Irrthümer in die Hände spielen, wenn man den Text so wählt, daß man das übergeht, was man nicht will zum Christenthum gerechnet haben, und wenn man die Stellen so stellt und verbindet, daß eine auf die andre5592 ein falsches Licht, eben vermittelst des gemachten Zusammenhangs, wirft; nicht zu5593 gedenken, daß 3) [537] wenn nicht vorher ausgemacht ist, ob und welche Sätze der Bibel bloß auf gewisse Leser, (z. B.)zum Beispiel der damaligen Zeit, gehen, oder gar nur Vorstellungen enthalten, die Jesus und seine Apostel mehr stehen ließen5594 als billigten, oder wohl gar aus einem gewissen Sprachgebrauch beybehielten5595, ohne damit eben dieselben irrigen Begriffe zu verbinden, welche die damaligen Zuhörer damit verbanden,5596 daß alsdann5597 sogar Sätze für biblisch gehalten werden, die zwar in der Bibel stehn5598, aber keineswegs in dem Sinn, wie sie die Stifter der christlichen Religion nahmen. Es ist daher ein solch reinbiblisches Christenthum, das viele5599 vorgeben, eine sehr zweydeutige5600 Sache; und wie oft durch das Vorgeben, sich allein an die Bibel und an die ganze Bibel zu halten, andern5601 Staub in die Augen gestreuet worden sey5602, ist so bekannt, daß es keiner besondern Beyspiele5603 bedarf.

1845604.

Die zweyte 5605 Art, biblische Theologie abzuhandeln, kommt mit der oben (§. 145 5606 (f.)folgend) be[273]schriebenen besten Einrichtung der systematischen, wovon die gelehrte oder scholastische nur [234] eine besondre5607 Art ist, darin überein, daß sie die Lehren auf Erklärung der Schriftstellen und Vergleichung ihres Inhalts unter einander gründet; nur darin geht sie, wenn man sie der scholastischen entgegensetzt5608, von ihr ab, daß sie nicht auch bloß natürlich bekannte Sätze mit den5609 aus der Bi[538]bel gezognen5610 verbindet. *) 5611 1) In jener Rücksicht beruht der Unterschied bloß auf der Methode, so daß die biblische von den Quellen zu den Lehren geht, die daraus fließen;5612 die scholastische aber – wenn sie nach den obigen Regeln eingerichtet ist – gleich die Resultate, und alsdann5613 erst die Beweise aus der Bibel;5614 ob man gleich in der Untersuchung selbst zu jenen durch diese gelangt war. Beywar; bey beyderley Methode5615 hat man die Lehren auf einerley5617 Art gefunden,5618 sie werden nur denen5619 Lesern oder Zuhörern in verschiedner5620 Ordnung vorgelegt. Beyderley5621 Methoden haben ihre Vorzüge5622. Die sogenannte biblische,5623 nicht sowohl darin, daß man dabey5624 viel mehr auf die heilige Schrift sieht, aus ihr lernt, anstatt schon vorgefaßte Meinungen darin erst zu suchen – (denn5625 man kan5626 ja auch schon bey ErklärungErklärung5627 der heiligen Schrift auf die Sätze schielen5628, die man für christliche Lehren hält, und danach, oft unvermerkt, jene erklären –),5629 als vielmehr darin, daß sie den Zuhörern oder Lesern die rechte Art zeigt, wie sie selbst lernen sollen, aus der heiligen Schrift die christlichen Lehren herzuleiten. Aber sie hat die Unbequemlichkeit, a) daß die [274] Lehren nur aus einzelnen5630 Hauptstellen hergeleitet werden. Diese aber enthalten oft bloß einen meist ohnehin schon bekannten Satz, ohne den geringsten weitern Aufschluß darüber zu geben, sonderlich in moralischen oder solchen Stellen, die keine näher geoffenbarten Lehren vortragen,5631 und, indem man sich an solche einzelne5632 Stellen hält, vergisst5633 man die Aufschlüsse, die uns [235] die Bibel nicht [539] sowohl durch Wörter und ausdrückliche Sätze, als vielmehr durch erzählte Thaten, Einrichtungen des Vortrags, und unangezeigte Voraussetzungen giebt ( (s.)siehe §. 154. 5634 (Anm.)Anmerkung †,5635 und §. 153. 5636 (Anm.)Anmerkung *)5637 Auch führt diese Methode b) zu gar zu großer5638 Weitläuftigkeit. Denn die meiste Zeit wird auf exegetische Untersuchungen verwendet, die man dem Ausleger überlaßenüberlassen könnte †),5639 und dadurch wird der Zuhörer, der Resultate sucht, zerstreut; aus mehrern Stellen werden die nehmlichen5641 Sätze wiederholt5642; und, da bey5643 einzelnen5644 Stellen die darin liegenden Sätze angegeben werden, so wird die allgemeine Uebersicht aller von Einer Sache redenden Stellen erschwert, oder man muß nachher wieder das vorlegen, was sie alle gemein haben, oder was nur einigen eigen ist.

1,
5660
1855661.

Warum sollen nun aber 2) von der christlichen Theologie alle Sätze und alle Beweise ausgeschlossen werden, die nicht in heiliger Schrift liegen, sondern auch ohne sie5662 bekannt sind? – Vieles, was doch wirklich zur Religion gehört, sonderlich von moralischen Grundsätzen, ist in der Bibel gar nicht eigentlich erwähnt5663, oder nur berührt, nicht ausgeführt;5664 weil Jesus und seine Apostel es entweder als bekannte Lehre und Pflicht voraussetzten, oder sie sich in ihrem5665 Vortrag5666 nach den vornehmsten Bedürfnissen ihrer Zeit und Zuhörer, mit Uebergehung andrer5667 eben so wichtigen5668 Sachen, richteten, oder weil sie von vernünftigen Zuhörern und Lesern erwarteten, daß sie die ihnen mitgetheilten Kenntnisse (die über[237]haupt ihren bisherigen Kenntnissen vielmehr5669 eine bessere und heilsamere Richtung geben, als sie mit neuen bereichern sollten), mit denen, welche ihnen vorhin [276] bekannt waren, oder ohne besondern Unterricht von Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Jesu den Seinen5670 bekannt werden konnten, vergleichen, und so durch immer neue Anwendung auch auf neue Aufschlüsse kommen würden. Warum soll also dieses Mittel, das Gott jedem5671 vernünftigen Menschen gegeben hat, nicht gebraucht werden, um die mehrere Entwickelung der christlichen Lehre zu befördern? – warum5672 nicht, um sie noch einleuchtender und anschaulicher zu machen, ihre Gewißheit zu verstärken, Zweifel dagegen zu benehmen, ihre vielfältige mögliche Anwendung zu zeigen, und dadurch ihren Werth noch mehr zu empfehlen? – Und wie ist die so wichtige praktische  Darstellung des Christenthums möglich, wenn man bloß biblische Sätze sammlet 5673 und verbindet, ohne ihren Einfluß auf unsre Glückseligkeit klar znzu 5674 machen? – Hat Jesus selbst es nicht für unnöthig gehalten, seinen Zuhörern, was ihnen schon aus dem alten Testament bekannt war, vollständiger vorzulegen, und mehr zu entwickeln (Matth. 5, 175675); hat er dabey5676 offenbar die Natur und Bestätigungen daraus zu Hülfe genommen (

Matth. 6, 24 (f.)folgend

und anderwärts); haben dies5677 seine Apostel mit dem christl.5678 Unterricht ebenfalls gethan: warum sollen wir sie darin nicht nachahmen? –5679 Haben diese vollends Manches nur für ihre Zuhörer gesagt, und manche allgemeine Pflichten, wegen ihrer besondern Bedürfnisse, nur eingeschränkt (wie Matth. 19, 215680): wie können wir bloß aus der heiligen Schrift wissen, ob und wie weit sie für uns gehören? ob eingeschränkt ausgedruckte5681 [277] Pflichten, und wie 5682 sie für uns allgemeine5683 werden können, ohne hier natürlich bekannte Sätze und Betrachtun[238]gen über die Natur der Pflichten und der Menschen zu Hülfe zu nehmen.

S.Siehe Prüfung der philosophischen Predigten, (von Hess, Felix Felix Heß ,) 1767. in 8. 5684
[542] 1865686.

Eine andre5687 Eintheilung der systematischen Theologie, nach der man diese sogar in besondre5688 Wissenschaften zerfället hat, ist nach5689 den verschiednen Arten5690 der Lehren gemacht5691, die darin sollen abgehandelt werden. Sie betreffen entweder das, was das Christenthum für wahr, oder was es für recht erkennt, was es geglaubt, oder was es gethan wissen will. Den zusammenhängenden Inbegriff jener5692 Lehren nennt man die dogmatische, speculative, auch theoretische, und einen solchen5693 Inbegriff dieser5694, die Moral- oder praktische Theologie, auch theologische Moral. Und weil man bey beyden5695 die Lehren entweder selbst darstellen, beweisen und erläutern, oder falsche Vorstellungen davon und deren Gründe widerlegen kan5696: so nennt man die Wissenschaft, worin jenes geschieht, auch die dogmatische, die thetische, auch wohl die positiv positive oder5697 didaktische; worin aber dieses geschieht, die antithetische, elenchtische, oder polemische Theologie.

1,
2,
3,
[280] 1875729.

Nach dem, was bisher von dem Nutzen der systematischen Theologie, in Absicht auf diese Art 5730 die Theologie abzuhandeln, und von ihrer rechten Einrichtung, um diesen Nutzen zu befördern, gesagt worden ist, bedarf es über diese verschiedene5731 Theile derselben keiner Weitläuftigkeit;5732 und die folgenden Anmerkungen über diese einzelnen5733 Wissenschaften sollen sich bloß auf ihren zweckmäßigen Inhalt, den Nutzen, der aus ihrem5734 Inhalt zu ziehen ist, und die wahre Art einschränken, sie mit Vortheil zu studieren.

[545] 1885735.

Wenn also die dogmatische Theologie oder christliche Glaubenslehre †) 5736 noch von den gedachten beyden5737 andern Wissenschaften unterschieden wird:5738 so müßte5739 sie, sollte5740 sie ihrem Zweck (§. 186 5741) und dem Zweck der systematischen Theologie entsprechen, 1) alles5742 enthalten, was wir als Christen, abgesehen von den uns aufgelegten Pflichten, in Absicht auf Gott und dessen Verhältniß gegen uns, für wahr zu erkennen haben, es mag zu unsrer5743 Belehrung oder Ermunterung oder Trost dienen, 5744 aus der heiligen Schrift oder aus unleugbaren5745 Sätzen der Vernunft [241] erkennbar seyn; 5746 2) die verschiednen5747, wenigstens wichtigern, Vorstellungen, die man sich von diesen Lehren unter Christen gemacht hat, mit Beurtheilung derselben. Diese Wichtigkeit müßte5748 nach einer doppelten Rücksicht bestimmt werden5749: erstlich nach [281] ihrem Einfluß auf die Befestigung der christlichen Erkenntniß, folglich auch danach, ob dadurch Zweifel und Widersprüche am besten abgeschnitten werden, und nach ihrem Einfluß auf die Besserung und Beruhigung der Menschen ††); sodann ††), sodenn 5750 auch danach, ob eine solche Vorstellung vielen Beyfall5752 gefunden hat, zumahl5753 wenn sie Unterscheidungslehre ganzer KirchenparteyenKirchenparteyenKirchenpartheyen worden5754 ist. Und weil eine Beurtheilung derselben nöthig ist – denn wozu sollte bloß historische Kenntniß dienen, da bey5756 der christlichen Erkenntniß alles5757 auf Ueberzeugung und Untersuchung des Wahren und Falschen ankommt? – so [546] müßte auch 3) die Unrichtigkeit des Irrthums eben sowohl als die Wahrheit einer christlichen Lehre und der richtigsten Vorstellung davon, gezeigt werden *).5758

1,
2,
1895781.

Hiernach läßt sich der Nutzen dieser dogmatischen Theologie bestimmen, der oft übertrieben, oder zu sehr heruntergesetzt wird, und den man genau kennen sollte, um zu wissen, worauf man bey5782 Beschäftigung mit derselben eigentlich zu sehen hätte5783. Sie giebt uns 1) richtige Begriffe von dem Verhältniß zwischen Gott und uns, (d. i.)das ist von seiner und unsrer5784 Natur, seiner Gesinnung gegen uns, seinen zu unserm Besten gemachten moralischen Anstalten, unsrer5785 erforderlichen Gemüthsbeschaffenheit5786 wenn seine Absichten mit uns [283] erreicht werden sollen, unsren5787 daher entstehenden sichern Erwartungen, oder den im Gegentheil gewiß zu befürchtenden Folgen. Sie enthält somit 2) Grundsätze zu den übrigen theologischen Wissenschaften, – besonders zur Polemik, indem sie uns zeigt, was wir zu vertheidigen brauchen oder nicht, und wie? denn aller Widerspruch gegen Wahrheit beruht doch zuletzt auf Mißverstand, dem eben schon in der Dogmatik vorgebeugt werden [243] muß, – zur Moral, denn unsre5788 Pflichten beruhen ja auf dem gedachten Verhältniß, und dieses giebt uns auch Bewegungsgründe und Ermunterung zu Ausübung der Pflichten – und zur weisen Führung des Lehramtes, damit man lerne, was für Begriffe und Ueberzeugungen man bey5789 Andern befördern, oder [548] welchen man entgegenarbeiten solle. Sie eröffnet uns 3) die Quellen der wahren Beruhigung, die zu unsrer5790 Glückseligkeit so unentbehrlich ist, als die Beobachtung unsrer5791 Pflichten. 4) Sie unterrichtet uns von dem richtigsten Lehrbegriff, und zeigt dadurch, wenn wir uns, wie es mehrere Gründe erfordern, zu einer vorhandnen äusserlichen5792 Kirche5793 zu schlagen haben, welcher wir nach der richtigsten Ueberzeugung beytreten5794 müssen?5795 und 5) setzt sie uns in den Stand, die verschiednen5796 Vorstellungen von göttlichen Lehren und ihren Werth richtig zu beurtheilen, welches sehr großen5797 Nutzen hat.

1905810.

Bey5811 dem Gebrauch guter Vorlesungen oder Lehrbücher über die dogmatische Theologie würde5812 es hauptsächlich darauf ankommen5813, daß man sich 1) daraus5814 sowohl die LehrenLehren5815 als die VorstellungenVorstellungen davon5816, mit ihren genauen Bestimmungen, wohl bemerkte5817; 2) genau auf die Beweise Acht gäbe5818, womit beyde5819 unterstützt werden, und [285] wie diese Beweise geführt sind; 3) die Lehren selbst, wie sie in der heil.5820 Schrift liegen, oder in der Vernunft unwidersprechlich gegründet sind, von den Vorstellungen darüber, und wo jene aufhören und diese anfangen, recht unterscheiden lernte5821; 4) die Beweise für beyde5822 sorgfältig prüfte5823, ohne, aus Begierde einen Satz zu unterstützen, mit jedem Beweise zufrieden zu seyn, oder, um eines schlechten Beweises willen, die Sätze selbst zu verwerfen; 5) den wahren Werth jeder Lehre und Vorstellung davon, (d. i.)das ist ihren Einfluß auf andre5824 Lehrsätze sowohl, als auf die menschliche Glückseligkeit, recht schätzen zu lernen5825, und besonders 6) die ganze erlangte Erkenntniß sich recht praktisch zu machen suchte5826 (§. 169. 5827 Anm.Anmerkung).5828 Je vorsichtiger man hier bey5829 jedem Schritt ist; je mit5830 unbefangnerm Gemüthe man alles5831 prüft, bereit, die Wahrheit, sie sey5832 alt oder neu, geachtet oder verachtet, anzunehmen, wo sie sich [550] findet; je mehr man sich für5833 Gleichgültigkeit auf einer, und für5834 Vorwitz, (d. i.)das ist Neugier nach Entdeckungen, wozu uns Kräfte oder Hülfsmittel versagt sind, auf der andern Seite, hütet; und je mehr es uns5835 um wahre Besserung und Beruhigung [245] durch erkannte göttliche Wahrheit zu thun ist: je sichrer, glücklicher5836 und heilsamer wird diese Beschäftigung seyn.

Anm. Anmerkung Die hieherhierher gehörigen allgemeinernallgemeinen Bücher s.siehe in der Anweisung etc. et cetera §. 233 flg.folgend folg.folgend, und von der Beurtheilung ihres Werthes ebendaselbst §. 225 und 227. Für diejenigen Leser, denen zunächst das gegenwärtige Buch bestimmt ist, d. i.das ist für solche, die, beybei vorausgesetzten übrigen nothwendigen VorerkenntnisseVorerkenntnissen, nach einer gründlichern und gelehrtern Kenntniß dieser Wissenschaft trachten, und sie vorfür sich selbst studieren wollen, würde ich unter den ältern Lehrbüchern Buddeus, Johann Franz Jo. Io. Franc. Buddei Institutiones Theologiae Dogmaticaedogmaticae, Lips. 1723 in1723. 4.; doch noch mehr, theils an sich, theils nach den Bedürfnissen unsrerunserer Zeit, Doederlein, Johann Christoph Jo. Io. Christoph. Döderlein Institutio Theologi Christiani, Edit.Editio 2.6. Norimb. 1782 in 2 Bänden in gr.groß 8.1797. ; und die Epitome Theologiae Christianae von Morus, Samuel Friedrich Nathanael S. F. N. Morus , Lips. 1789 in 8.1799, Ed.Editio 4., vor allen Büchern dieser Art empfehlen. {Eine recht gute Uebersicht des historischen, dogmatischen und polemischen Theils der Dogmatik giebt Seiler, Georg Friedrich G. F. Seiler Theologia dogmaitico-polemica cum compendio historiae dogmatum. Erlang. 1789. Den streng kirchlichen Lehrbegriff stellt auf Storr, Gottlob Christian C. C. Storr doctrinae christ. pars theoretica. Edit.Editio 2. Stuttg. 1801., und deutsch von Flatt, Carl Christian Flatt , 1803. Unter den neuesten von demselben auf sehr verschiedenen Wegen abweichenden Systemen, sind die Lehrbücher von Henke, Heinrich Philipp Conrad Henke, Ammon, Christoph Friedrich von Ammon, De Wette, Wilhelm Martin Leberecht de Wette, Wegscheider, Julius August Ludwig Wegscheider und andern bemerkenswerth. Letzteres stellt am anschaulichsten die rationalistische Ansicht des christlichen Religionssystems auf. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 5837
1915854.

Diese dogmatische Theologie verdient billig eher als die PolemikPolemik5855 und MoralMoral5856 getrieben zu werden, weil diese sich auf die Dogmatik gründen (§. 189 5857). Mit ihr könnte das, was man der Polemik 5858 angewiesen hat, am besten gleich verbunden werden (§. 186 5859 (Anm.)Anmerkung 3); so wie diese auch ei[246]gentlich gar keine besondere Wissenschaft ist, weil sie keine Lehren im Zusammenhang5860 vorträgt, sondern nur eine Vertheidigung des Inhalts der Dogmatik. †) 5861 Womit sie sich eigentlich beschäftige, ist schon §. 186 5862 gesagt. Es müßte darin 1) jede Frage, worüber man verschiedner5863 Meinung ist, genau und bestimmt vorgetragen werden, so daß man angäbe, worin die, so darüber uneins sind, gleichwohl in Rücksicht auf unternommene5864 Untersuchung, übereinstim[551] [287]men, und alles das absonderte, was in die Untersuchung gemischt worden, ohne dazu zu gehören, mithin den eigentlichen GesichtspunctGesichtspunct5865 anzeigte, woraus die Dissentirenden die Frage angesehen, und ob sie einerley Gesichtspunct genommen5866 hätten5867 oder nicht. Ist das Letztere5868, – und das ist gemeiniglich der Fall, – so fällt der ganze Streit von selbst weg; und schon in so fern5869 ist diese Bestimmung der Streitfrage gerade das Wichtigste bey5870 solchen Untersuchungen; sie ists aber auch deswegen, weil ohne sie der Streit nie aufs Reine kommen kan5871. 2) Müßte man diejenigen und ihre Schriften angeben, welche einen von uns behaupteten Satz mit der meisten Kenntniß der Sache, oder doch am scheinbarsten, bestritten haben, und, wenn der Streit mit einer ganzen ParteyPartey5872 ist, die Schriften, wozu sie sich öffentlich bekannt hat;5873 damit der Leser oder Zuhörer nachsehen könne, ob man die richtige Meinung der Gegner gefasst5874 und angegeben habe; 3) das wahre Verhältniß zeigen, worin die Frage gegen andre5875 Lehrsätze steht, die damit stehen oder fallen, oder wenigstens an Stärke oder Werth verlieren; und sich hüten, die Folgen aus einer Meinung zu übertreiben, auch anzeigen, ob die Gegner diese Folgen anerkennten oder nicht; und alsdann5876 4) die Gründe der Gegner wider unsre5877 und für ihre Meinung in völliger Deutlichkeit und Stärke vor[247]legen, und zeigen, daß sie entweder unsre5878 Meinung nicht treffen, oder daß sie unrichtig oder doch unbewiesen sind.

1925884.

Wenn man diese Absicht und Einrichtung der sogenannten polemischen Theologie wohl und ohne Vorurtheile überlegt;5885 so läßt sich der große5886 Nutzen, den sie haben kan5887, nicht verkennen. Schon dies5888 wäre 1) viel werth, daß man daraus die verschiednen5889 Vorstellungen von Lehren der Religion, mit ihren Bestimmungen und Gründen kennen lernte5890. Dadurch würden einseitige Vorstellungen verhindert, und man lernte einsehen, daß unsre eigne 5891 Vorstellung gar nicht die einzige mögliche sey5892, mit der die Lehre selbst stünde oder fiele, und daß, wenn wir unauflösliche Zweifel gegen unsre5893 [289] Vorstellung bekommen, diese uns noch keinesweges nöthige,5894 die Lehre selbst aufzugeben 5895. [553] Man lernte, dasdaß Vieles5896, was verschrieen ist, so gefährlich nicht sey5898, daß wir uns dafür5899 entsetzen, und wohl selbst die Untersuchung scheuen müssten5900. [248] Man stieße5901 selbst auf manche nicht bekannte oder verkannte und sehr nützliche Wahrheit. Man würde wenigstens zur neuen Untersuchung veranlaßt, an die man vorhin nicht gedacht hatte;5902 und die Geschichte lehrt ja offenbar, daß nie die Kenntniß der Religion erweitert und bestimmter worden5903, als durch solche Untersuchung, die fast immer erst durch Streitigkeiten erweckt worden ist. Man würde den wahren Werth einer Lehre und Vorstellung kennen lernen, und dadurch einer Seits für5904 Gleichgültigkeit gegen Wahrheit, auf der andern aber5905 für5906 Unbilligkeit gegen anders Denkende verwahrt werden.

1935907.

Selbst 2) unsre5908 Ueberzeugung von der Wahrheit, und die5909 Standhaftigkeit bey ihr,5910 würde dadurch gewinnen. Denn kennen wir, bey5911 jener Ueberzeugung, zugleich auch die Gegenmeinungen mit ihren Gründen, so setzen sie uns nicht so sehr in Verlegenheit, als wenn wir hernach sie unerwartet erfahren. Wir gerathen alsdann5912 nicht hinterher auf den Verdacht, daß man sie uns verheimlicht habe, aus Furcht, sie nicht widerlegen zu können; welcher Verdacht immer ein schädlich5913 Vorurtheil gegen das bisher Geglaubte, [290] und für das Neue giebt, welches die ruhige unparteyische5914 Untersuchung hindert. Wir lernen [554] durch diese Kenntniß einsehen, daß entweder diese Gegenmeinung mit unsrer bestehen könne,5915 und so leidet unsre5916 Ueberzeugung von der Wahrheit nicht; oder wir sehen ein, daß sie falsch ist, und werden dadurch in unsrer5917 Ueberzeugung befestigt; oder daß sie wahr sey,5918 und so befreyt5919 sie uns von einem Irrthum.

1945920.

In so fern wir aber 3) aus der Polemik das Verhältniß eines Irrthums gegen andre5921 lernen, die durch diesen [249] Irrthum unterstützt werden, oder zu dessen Unterstützung dienen: so sehen wir ein, wie man auf einen solchen Irrthum sey5922 geleitet worden, und lernen also, welchen Sätzen man vorbauen, oder welche man mitentkräften5923 müsse, wenn ein Irrthum verhütet, oder er widerlegt werden solle. Und wenn 4) Zweifel unsre5924 Ueberzeugung von der Wahrheit zerstören, wenigstens vermindern, oder uns in Zweifelsucht stürzen, worunter oft genug unsre5925 Gemüthsruhe leidet, und die Wahl zwischen Gutem und Bösem, wenigstens die Ausführung des Guten, gehindert oder aufgehalten wird: so erfordert es die Liebe zur Wahrheit, das Streben nach gewisser Erkenntniß, die Liebe zu uns selbst und zu Andern, diese Zweifel aus dem Grunde zu heben. Da aber die Wenigsten5926 Kenntniß genug von Irrthümern in der Religion und ihren bloß scheinbaren Gründen, so wenig wie von alle dem haben, was [291] zur gründlichen Beurtheilung [555] derselben erfordert wird; da die Wenigsten5927 Scharfsinn oder Fähigkeit besitzen, das Wahre und Scheinbare zu unterscheiden, und eben so wenig Geduld und Uebung, verwirrte Untersuchungen aus einander zu wickeln: so kan5928 die Polemik große5929 Dienste dem leisten, der selbst noch nicht die nöthige Fähigkeit, Kenntniß und Uebung in solchen Untersuchungen hat, ja sie kan5930 selbst für ihn eine vortrefliche5931 Schule zu solchen Uebungen werden.

1955932.

Und eben in dieser Uebung besteht 5) einer der größesten5933 Vortheile, den die Polemik stiften kan5934. Wenn man sieht, wie die streitige Frage mit gehöriger Genauigkeit bestimmt, und bey5935 der Beantwortung der Gegengründe bestimmt angegeben wird, wie weit und warum man sie einräumen kan5936 oder nicht: so gewöhnt man sich an Verdeutlichung der [250] Begriffe; man gewöhnt sich, eine Frage nicht gleich abzuurtheilen, sondern sie erst5937 auf mehrern Seiten zu betrachten; verwirrte Untersuchungen aus einander zu wickeln; vorsichtig zu werden, und was man behauptet, auf allen Seiten zu befestigen, um weder Blößen5938 zu geben, noch Zweifel und Streitigkeiten zu veranlaßen5939; discret zu werden, um nicht mit dem verworfnen5940 Irrthum die Wahrheit zugleich zu verwerfen, oder mit dem, was man zugeben kan5941, auch das Falsche zu billigen, und dem Gegner Gelegenheit zu geben, in jenem Fall die verworfne5942 [292] Wahrheit in Schutz zu nehmen, und den [556] Streit von der wahren Frage abzulenken, und in diesem Fall den zugelaßnen5943 Irrthum gegen uns zu brauchen5944. Kurz, es giebt keine Art von Uebungen, wobey5945 man so sehr könnte den Verstand schärfen, sich zur Präcision in Gedanken und Ausdrücken gewöhnen, recht nüchterne und geläuterte Untersuchungen anstellen lernen, als die Polemik, wenn sie recht eingerichtet wird.

1,
1965962.

Bey5963 so großen5964 Vortheilen, die dieses Studium gewährt, müßte5965 es beynahe5966 unbegreiflich seyn5967, wie Viele so verächtlich davon urtheilen oder es widerrathen könnten. Daß seichte und flüchtige Köpfe, welche5968 Anstrengung, Mühe und bedächtige Untersuchungen scheuen,5969 daß Leute, die gegen Wahrheit sehr gleichgültig sind, oder mehr überreden als überzeugen wollen, oder bey5970 Ueberraschung Andrer5971 mit scheinbaren Gedanken ihre Rechnung finden,5972 daß diese also dagegen eingenommen sind, ist nicht zu verwundern. Aber bey5973 Verständigern und Gewissenhaftern rührten diese verächtlichen Urtheile ohne Zweifel von der Wahrnehmung her, daß gewöhnlich die Polemik voll [294] unnützer und über die Gebühr wichtig gemachter Untersuchungen, und daß sie von jeher ein Schauplatz der bösartigsten Zänkereyen5974 und Leidenschaften gewesen sey5975. Je lebhafter man [558] sich die Verletzung der Billigkeit und5976 des Friedens, den Verfolgungsgeist, die Verabsäumung des praktischen Christenthums und andre5977 Uebel denkt; je mehr Aufklärung sich ausbreitet, dadurch Mißverstand gehoben, und [252] der Werth eines Lehrsatzes richtiger gewürdigt; je mehr das äusserliche5978 Interesse verändert wird, welches gewissen Untersuchungen eine Wichtigkeit gab, die sie ihrer Natur nach nicht hatten; je gemeiner Liebe zur Duldung der anders Denkenden, zum Theil auch Gleichgültigkeit gegen das nicht unmittelbar NützlichesNützliche,5979 wird: je natürlicher ist diese Abneigung. Je5980 mehr ist hinwieder auch zu besorgen, daß man sich durch den Geschmack seiner Zeit, und durch das zu lebhafte Gefühl gewisser Uebel, zu sehr in seinem Urtheil leiten laße5981, und nicht genug auf seiner Hut sey5982 gegen die Versuchung, ungerecht zu werden.

1975983.

Denn alle diese Uebel beweisen doch nur, daß die Polemik, gleich der verdorbnen5984 Justizpflege, müsse gebessert, nicht daß sie müsse ganz weggeworfen werden. Untersuchungen müssen doch seyn, und dazu gehört, daß man eine ParteyPartey5985 wie die andre5986 höre, und mit aller Weisheit, Vorsichtigkeit und Billigkeit richte. Wenn dieses Verhör auf die Art geschieht, wie §. 191, 191. 159 5987 (f.)folgend und [295] 169 5989 (Anm.)Anmerkung angegeben wurde, und wenn man in der Polemik wie in der Dogmatik untersucht, um Wahrheit, nicht um Nahrung der Leidenschaft, zu finden: so [559] fallen alle jene Uebel weg, welche die Polemik mit Recht in einen üblen Ruf brachten,5990 und sie wird alsdann5991 ein sehr heilsames Mittel, wahren FriedeFrieden,5992 ohne Nachtheil der Wahrheit,5993 zu befördern.

1985994.

Wenn man das zusammennimmt, was bisher von der rechten Einrichtung dieser Art der Theologie, von dem Nutzen derselben, von den gewöhnlichen Fehlern bey5995 Führung theologischer Streitigkeiten, und bey5996 dem Vortrag derselben in einer besondern Wissenschaft, gesagt worden ist: so kan5997 man [253] von selbst leicht erkennen, wie sie müsse studieret5998, und worauf eigentlich Acht gegeben werden, um den versprochnen5999 Nutzen daraus zu ziehn. –6000 Uebrigens ist die Methode, die Polemik nach der Ordnung der Lehren vorzutragen, überhaupt weit nützlicher, als die Ordnung nach verschiednen Religionsparteyen Religionsparteyen Religionspartheyen 6001. Der Hauptzweck müßte6003 doch bey6004 polemischen Untersuchungen 1) immer seyn, Wahrheit und Irrthum oder Schein unterscheiden, und sich überzeugen zu lernen, was für und wider jeden verschiednen6005 Lehrsatz oder Vorstellung einer Lehre gesagt werden könne, und mit welchem Grunde. Dies kan6006 aber am besten geschehen, wenn wir bey6007 Untersuchung der Lehren in der Dogmatik gleich [296] auch das Gegentheil mit, wenigstens gleich in der Polemik dasselbe in Beziehung auf jene Lehren untersuchen. 2) Man lernt auch nach die[560]ser Methode bey6008 jeder Lehre sogleich die verschiednen6009 Meinungen darüber mit Einem MahleMale 6010, und braucht sie nicht erst zerstreut unter den verschiednen ParteyenPartheyen 6012 aufzusuchen; und eben dadurch wird 3) verhütet, daß man nicht die nehmlichen6014 Gründe, und meistens eben dieselben Antworten, bey6015 Prüfung einer ParteyPartey6016 zu wiederholen braucht, wenn man sie schon bey6017 einer6018 andern erwogen hat, welches unnöthige Weitläuftigkeiten6019 erspart. Auch werden 4) bey6020 Untersuchung der Meinungen einer Partey6021 nur solche Puncte6022 erörtert, die zwischen Parteyen 6023 streitig sind,6024 und diese sind nicht gerade der Sache nach die wichtigsten, als welche letztre6025 oft gar nicht einmal Unterscheidungslehren ganzer Parteyen6026 ausmachen; sehr oft enthalten gewisse Privatmeinungen viel wichtigere Aufschlüsse, und Gründe einzelner6027 gelehrten Theologen sind oft viel ausgesuchter und geschärfter, als die, so in öffentlichen Bekenntnißbüchern gebraucht sind. So nähret6028 auch 5) die Abhandlung der Streitigkeiten nach Parteyen6029 mehr den SectenhaßSectenhaß6030, erschwert die [254] unparteyischere6031 Untersuchung, und nöthigt den Untersucher 6) viele ganz unnütze Untersuchungen beyzubehalten6032, an deren Statt viel erheblichere, und unsern Zeitbedürfnissen gemäßere6033, könnten aufgenommen werden.

1,
2,
1996060.

Die christl. 6061 Moral, oder der zusammenhängende Unterricht, den uns das Christenthum über die Einrichtung unsers freyen6062 Verhaltens nach Gottes Willen, giebt, kan6063 nicht bloß auf dasjenige eingeschränkt werden, was die heil.6064 Schrift davon enthält, sondern muß auch alles6065 mit in sich fassen, was uns die Betrachtung der Natur darüber lehrt, zumal da die heil.6066 Schrift diesen Theil [298] des [255] Christenthums nicht so ausführlich vorgetragen hat, als theoretische Lehren6067 ( (S.)Siehe §. 185 6068 und 156. 6069) Ihr Unterschied von der philosophischen Moral6070 besteht daher nicht darin, daß diese, na[562]türlich bekannte, und die christliche, geoffenbarte Pflichten enthält – denn der letztern sind nur sehr wenige, die nemlich6071, welche aus den dem Christenthum eingethümlichen Lehren fließen6072 – sondern darin, daß die christliche auch noch solche Gesinnungen und Pflichten empfiehlt, die nicht aus der bloßen6073 Natur erkennbar sind, und die natürlichen Pflichten durch neue, aus den eigentlichsten Christenthum hergenommne6074, Bewegungsgründe unterstützt. Da es aber bey6075 der wahren Gottseligkeit, welche die christliche Moral lehren und empfehlen soll, nicht sowohl auf Handlungen als auf Gesinnungen ankommt, die sich nur durch gute Handlungen äussern6076, und das Christenthum, als eine Religion betrachtet, alles6077 auf unser Verhältniß gegen Gott zurückführt: so muß die christliche Moral theils sowohl und vorzüglich auf Beförderung6078 einer guten Gesinnung, als der Ausübung einzelner6079 Pflichten arbeiten, theils beydes6080 beständig, wenigstens mit6081 auf Gott6082 zurückführen.

2006092.

Wenn die christliche Sittenlehre ihre Absicht erfüllen soll:6093 so muß sie dreyerley6094 leisten. Sie muß 1) alles6095, was zur wahren Gottseligkeit gehört, und den ganzen Umfang der Pflichten eines Christen vorstellen; sie muß wenigstens – da ihr Umfang ins Unendliche geht, und jede neu erlangte Kenntniß, jede neue Art von Umständen, in die wir kommen, uns neue Pflichten auflegt – so allgemeine und in vorkommenden Fällen anwendbare Grundsätze vorlegen, daß wir daraus, indem wir sie mit unsern Umständen vergleichen, unser rechtmäßiges Verhalten in einzelnen6096 Fällen bestimmen können. Um diese Pflicht in ihrem ganzen Umfang6097 vorzustellen, müssen nicht nur –6098 die gesammten Pflichten selbst angegeben –6099 es muß auch bestimmt werden, wie weit sie reichen, um sie nicht zu weit auszudehnen, und Pflichten zu fordern, die dergleichen nicht sind, oder sie zu sehr einzuschränken, und [300] Pflichten auszuschließen6100, die darin mit begriffen seyn sollten; – es muß selbst die Collision der Pflichten6101 nicht übersehen, und, durch Zusammenhaltung derselben, gezeigt werden, wie weit eine durch die andre6102 eingeschränkt werde, oder die eine in vorkommenden Fällen der andern weichen [564] müsse. Man sieht leicht ein, wie nöthig hier deutliche und bestimmte Begriffe sind, und wie wenig es zureiche, nur überhaupt zu wissen, was man zu thun oder zu laßen6103 habe.

2016113.

Nächstdem müßte6114 die christliche Moral 2) überall dazu eingerichtet seyn, uns würklich gottselig zu machen, d. i.das ist es müßte uns alles6115 so [301] einleuchtend, so dringend, so überwiegend angenehm gemacht werden6116, daß bey uns –6117 wahrhafte UeberzeugungUeberzeugung:6118 so müssen6119 wir 6120 seyn und handeln 6121, wenn es uns wohl gehen soll –6122 wahrhafte Neigung, so zu werden und zu verfahren –6123 und zwar überwiegende Neigung dazu, entstehen könnte, die6124 in wirkliche That überginge6125. Dieses kan6126 geschehen durch deutliche und lebhafte Dar[565]stellung – zuerst der wahren Tugend oder Gottseligkeit, theils als einer Sache, ohne die man unmöglich glücklich seyn, bey6127 der man hingegen auf die seligsten Folgen rechnen könne, theils als eines Ganzen, (d. i.)das ist als einer durchgängigen Lust an allem6128, was Gottes Willen gemäß ist, und eines durchgängigen Mißfallens am Gegentheil, verbunden mit einem beständigen, immer wieder erneuerten, Bestreben, durchaus nach Gottes Willen zu handeln; hernach 6129 – aller einzelnen6130 Pflichten im Zusammenhang, (d. i.)das ist als solcher, die Gott ohnfehlbar6131 von uns fordert, und die sowohl nothwendige Folgen von den anerkannten Pflichten, als neue [258] Quellen der seligsten Folgen sind, die aus ihrer Ausübung entspringen. Die Vorlegung der wohlthätigen Absichten, die Gott bey6132 allen seinen Gesetzen und Anstalten hat, können uns nicht nur willig machen zu Gesinnungen und Handlungen, die seinen Absichten entsprechen; sie können uns auch Aufschlüsse geben über die Verbindung einer Pflicht mit der andern, und über unsre rechte Wahl, wenn diese Pflichten mit einander in Collision kommen sollten.

2026136.

Weil aber UeberzeugungUeberzeugung von einer PflichtPflicht,6137 Ueberzeugung von ihrer Möglichkeit6138 voraussetzt, [566] und weder Willigkeit, etwas zu werden oder zu thun, noch viel weniger That entstehen kan6139, wenn man nicht einsieht, wie man es anzugreifen habe, um so zu werden oder zu handeln: so muß sich die christliche Moral nicht bloß auf Vorlegung und Einschärfung guter Gesinnungen und Pflichten einschränken, sondern auch 3) die Art6140 zeigen, wie wir jene erlangen, erhalten und verstärken, und diese ausüben, wodurch wir uns dieses erleichtern, und die Hindernisse desselben aus den Weg6141 räumen, oder doch vermindern können.

2036142.

Ob dieses6143 Studium der christlichen Moral nützlich sey? – dies6144 sollte bey6145 vernünftigen Menschen und Christen eigentlich gar nicht einmal bezweifelt werden6146, weil es eben so viel ist, als wenn jemand noch fragen wollte: ob der Mensch seine PflichtPflicht thun, und immer recht handeln müsse, oder nicht? ob er6147 nach Glückseligkeit streben müsse, oder nicht? [259] ob er glücklich werden könne ohne die Mittel, die er dazu in Händen hat, und ohne6148 seine Kräfte zu gebrauchen? ob die deutliche und leben[303]dige Kenntniß und Ueberzeugung von seinen Pflichten und ihrer Quelle, einer guten Gesinnung, von den seligen Folgen derselben, und von der besten Art,6149 sie zu erlangen oder auszuüben, diesen fleißigen Gebrauch jener Mittel befördre6150, oder hindre6151? Und doch haben viele, auch sehr verständige redliche Christen, wirklich dieses Studium nicht nur für entbehrlich, sondern selbst für schädlich gehalten, und6152 sind 6153 in ihren Vorurtheilen dagegen [567] durch übertriebne6154 Lobsprüche auf diese Wissenschaft verstärkt worden. Beyderley6155 ausschweifende Vorurtheile rühren von unrichtigen, unvollständigen oder überspannten Begriffen her, die man sich von dem Umfang und von dem Zweck der Moral, von ihrem mehrern6156 oder mindern6157 Einfluß auf denselben, und von dem Werth andrer6158 Mittel zur Glückseligkeit der Menschen macht,6159 und diese Vorurtheile fallen weg, wenn man alle diese Begriffe berichtigt. Schon die ganze Absicht und Natur dieser Wissenschaft zeigt, daß es, nächst der christlichen Glaubenslehre, keine Wissenschaft6160 gebe, deren Werth und unmittelbarer Einfluß in die Glückseligkeit des Menschen mit ihrem6161 verglichen werden könne.

[304] 2046167.

Wie diese edle Wissenschaft mit wahren6168 Nutzen studieret6169 werden könne, läßt sich aus dem leicht folgern, was bis[260]her §. 200–202 6170 über die Erfordernisse bey dieser Wissenschaft6171, ausführlicher im gedachten Buche, auch oben §. 188 6172 gesagt worden ist. Aber nirgends ist auch das für Annehmung alles Guten offne6173 und willige Herz so unentbehrlich als hier. – Um die rechte Behandlung der christlichen Moral nach der [568] (heil.)heilig Schrift und der Vernunft6174 zu lernen, möchten die obigen Anmerkungen §. 145 6175 (f.)folgend und 156 6176 (f.)folgend sehr dienlich seyn.

6182
[262] 2056183.

Noch könnte man als Theile der christlichen Moral das ansehen, was manche6184 unter dem Na[305]men der Casuistik, Ascetik und Mystik begreifen. – Unter dem Namen der Casuistik Casuistik,6185 oder casuistischen Theologie, könnte6186 man sich6187 eine Anweisung denken, wie6188 die göttlichen Gesetze auf vorkommende einzelne6189 Fälle mit Vorsichtigkeit müßten angewendet werden6190. Weil aber diese weise Anwendung stets in Rücksicht auf die ins Unendliche verschiedne6191 Umstände bey6192 einzelnen6193 Fällen geschehen muß, so sind der dahin gehörigen allgemeinen Regeln nur so wenige, und sie sind so allgemein, daß sie bey6194 der wirklichen Anwendung [569] viel zu unzureichend sind. Und dieses wenige6195, (z. B.)zum Beispiel über die Collision der Pflichten, kan6196 ja in der Moral eben sowohl mit vorgetragen werden, ohne daß man nöthig hat, eine besondere Wissenschaft daraus zu machen. Der beste Unterricht in einer solchen vorsichtigen AnwendungAnwendung6197 liegt in recht deutlichen und bestimmten Begriffen von unsern Pflichten, in genauer Aufsuchung der Absichten Gottes bey6198 besondern Gesetzen 6199, und in genau bestimmten Gründen, die uns wozu6200 verpflichten, wozu hernach eine reifliche Erwegung6201 der jedesmaligen Umstände kommen muß. Die fleißige Uebung in praktischer Beobachtung und Beurtheilung 6202 nach gedachten Begriffen, Absichten und Gründen; das Studium der moralischen Natur des Menschen und der Geschichte, 6203 und die sorgfältige Aufmerksamkeit auf (freylich6204 nicht häufige) Beyspiele6205 von weisen Entscheidungen solcher einzelnen6206 Fälle, helfen hier weit mehr, als das ängstliche Studium allgemeiner Regeln. Die meisten casuistischen Schriftsteller sprechen mehr [306] nach Herkommen, menschlichem Ansehen und Gutdünken, als nach ge[263]dachten richtigen Grundsätzen und Beobachtungen,6207 verlieren sich auch zum Theil so sehr in bloß abstrakten6208 Speculationen, daß ihre Versuche, der Moral und brauchbaren Entscheidung einzelner6209 Fälle danach, mehr schädlich als nützlich worden6210 sind.

2066211.

Ascetik 6212, als ein Theil der Moral genommen, wird 1) bisweilen in weiterm Verstande [570] von der Anweisung verstanden, tugendhaft6213 zu werden, und sich so zu beweisen. So fern die Moral überhaupt auch von den Mitteln zur TugendTugend6214 handelt, und bey6215 den einzelnen6216 Pflichten die beste Art zeigt, wie sie ausgeübt werden müssen (§. 202 6217), macht sie eine besondre6218 Wissenschaft dieser Art entbehrlich. Es ist auch nicht rathsam, sie von der Moral zu trennen, weil gegründete und nicht willkürliche Regeln oder Rathschläge auf deutlichen und bestimmten Begriffen von der wahren Gottseligkeit und unsern Pflichten beruhen müssen. Gründet man sie darauf nicht – und das scheinen die zu thun, welche Ascetik noch von Moral unterscheiden: – so können ascetische Schriften viel Gutes enthalten, das aber nicht immer allgemein wahr und nützlich ist; sie legen auch gemeiniglich6219 auf zufällige Dinge zu großen6220 Werth 6221, und mischen so so 6222 manches Willkürliche und Irrige mit ein6224, daß man sich nicht sicher auf sie verlaßen kanverlassen kann 6225, ja oft, bey6227 der besten Meinung, zu Ausschweifungen ver[307]leitet wird. – Bisweilen aber unterscheidet man auch moralische und ascetische Schriften 2) nachdem sie mehr auf Erkenntniß der Tugend6228 und unsrer6229 Pflichten, oder mehr auf das Herz und zur Beförderung des Eindrucks jener Erkenntniß arbeiten. – Beydes6230 sollte nicht getrennt werden, obgleich das Eine zunächst mehr der Zweck des Un[264]terrichts seyn könnte, als das Andre6231. – Manchmal nennt man auch 1519 3)6232 moralische Schriften,6233 die, welche mehr durch deutliche Begriffe und Bewegungsgründe, und ascetische, die mehr durch sinnliche Vorstellungen die [571] Gottseligkeit lehren und empfehlen sollen. Beyderley6234 Vortrag kan6235 nach Beschaffenheit der Umstände nützlich seyn (§. 175–177 6236), und müßte billig, so weit es möglich ist, verbunden werden; nur müßte man auch bey6237 jedem das nicht aus der Acht laßen6238, was oben (§. 174 6239) gesagt worden ist. – Wollte man aber6240 4) Ascetik eine Anweisung zu einen6241 Vortrag von der letztern Art nennen:6242 so würde Ascetik von der Anweisung zum populären Vortrag6243 nicht verschieden seyn.

2076244.

Bey6245 den schwankenden Begriffen, die man mit dem Wort Mystik oder mystische Theologie verknüpft, scheint es doch, wenn man auf den Gebrauch Acht giebt, den man von diesem Namen macht, und nach diesem einen bestimmten Begriff6246 sucht, daß sich diese verschiedne6247 Begriffe auf drey6248 zurückführen laßen.6249 1) Eine Anweisung, Gott ähnlichähnlich zu werden6250. Alsdann6251 ist sie, wenn es nur von einer sittlichen, nicht physischen, Aehnlichkeit verstanden wird, von der Moral eigentlich nicht verschieden, ausser6252 daß man in dieser letztern auch vieles, was recht ist, ohne Beziehung auf Gott betrachten kan6253, und daß gewisse Pflichten, (z. B.)zum Beispiel Erhaltung unsers Lebens durch gesunde Nahrungsmittel und gute Lebensordnung, zwar immer Gottes Willen gemäß seyn müssen, aber in Gott nichts Aehnliches haben. 6254 2) Anweisung zu Uebungen überhaupt, wo[265]durch man zu dieser Aehnlichkeit mit Gott gelangen kan. Alsdenn6255 wäre sie mit der Ascetik [572] im ersten Verstande (§. 206 493 ) einerley6256, und ein Theil der Moral. 3) Im eigentlichsten und engsten Verstande aber, eine Anweisung zu solchen Uebungen, wodurch man, vermittelst des unmittelbaren Einflusses Gottes, dem man sich ganz überläßt, ohne ihn durch den Gebrauch eigner6258 Kräfte oder äusserlicher6259 Hülfsmittel zu stören, zur höchst möglichsten Aehnlichkeit mit Gott, in Gesinnungen und in Seligkeit, gelangt. Hiebey6260 würde dann6261 unser Betragen zu diesem Zweck, nicht auf dem Gebrauch und Befolgung weder der Vernunft, noch der (heil.)heilig Schrift beruhen,6262 wenigstens würde, was diese beyde6263 uns von Gottes Willen lehren, erst dem Ausspruch unsrer6264 innern Empfindungen unterworfen werden; welches6265 der nächste Weg zur SchwärmereySchwärmerey ist6266. Da nun die Verwechselung unsrer Phantasien6267 mit unsern Empfindungen so leicht ist, und wir ausser6268 dem Gebrauch der Vernunft und der (heil.)heilig Schrift schlechterdings kein Mittel haben, [309] Wahres vom Falschen, göttliche Weisheit von menschlicher Thorheit, zu unterscheiden: so mag immerhin die Mystik, oder was man durch ihre Anweisung lernt, viel Schätzbares enthalten, welches, nach der Vernunft und Schrift geprüft, und danach geläutert, uns wenigstens manches Gute eindrücklicher machen kan,6269 aber trüglich bleibt sie vor6270 sich immer, und verdient ohnehin, da sie nicht auf deutlichen Begriffen beruht, 6271 den Namen einer Wissenschaft nicht6272.

Anm. Anmerkung S.Siehe noch die Anweisung zur Kenntniß der theologischen BücherBücher, §. 280 f.folgend {Mehr über diesen Gegenstand, namentlich die Mystik unserer Zeit, im 3ten Theil bei der praktischen Theologie. D. H.Der Herausgeber} 6273
[573] [266] 2086277.

Ehe man zur systematischen Theologie schreitet, ist es zur deutlichen Ueberzeugung nothwendig, vorher eine feste Ueberzeugung von den Sätzen zu haben, worauf das göttliche Ansehn6278 der heiligen Schrift und der darin enthaltnen6279 Lehre sowohl, als der Glaubwürdigkeit ihrer Geschichte beruht, ohne welche Ueberzeugung die aus der (heil.)heilig Schrift gezogne6280 Sätze nicht können6281 als sicher angenommen und aufgeklärt werden 6282. Diese vorläufig nothwendigen Sätze müssen also nicht erst aus der (heil.)heilig Schrift, sondern schon anderwärtsher6283 bekannt und erweislich seyn;6284 und dahin gehört 1) alles6285, was uns von Gott, seinen Eigenschaften, und dem daraus fließenden6286 Verhältniß zwischen ihm und uns aus der Natur6287 bekannt seyn kan.6288 2) Alles6289 was die Geschichte der Bibel selbst, und der darin vorgetragnen6290 Lehre angeht, deren gött[310]liches Ansehn6291 mit deutlicher Ueberzeugung erkannt werden soll; folglich sowohl die Geschichte der biblischen Bücher, wenigstens der ganzen Sammlung, die wir unter dem Namen der (heil.)heilig Schrift für eine Quelle der göttlichen Wahrheit ansehn6292, als auch die Geschichte der darin stufenweise bekannt gemachten göttlichen Offenbarungen. Und da diese letztre6293 meistens und allein recht zuverläßig6294 aus der Bibel selbst geschöpft, das göttliche Ansehn6295 dieser Nachrichten aber nicht schon vorausgesetzt werden kan6296: so ist nicht nur eine Kenntniß der Regeln nöthig, wonach die Glaubwürdigkeit dieser Nachrichten kan6297 erwiesen werden, sondern wir bedürfen auch historischer Kenntnisse, wonach sich6298 darthun laße6299, daß die in den biblischen Büchern vorkommende6300 Nachrichten von den göttlichen Lehren und ihrer Geschichte, alle Kennzeichen der Glaubwürdigkeit haben.

[574] [267] 2096301.

Jene natürlichen Kenntnisse von Gott sind zwar in der natürlichen Theologie 6302 enthalten, und die andern vorläufigen historischen Kenntnisse von der Bibel und von ihrer Geschichte6303 findet man in den Büchern, welche die Kritik der heiligen Schrift, oder eine Einleitung in das alte und neue Testament liefern (§. 25. 34 34. 6304 und 51 6306); auch pflegt man die nothwendigsten hieher6307 gehörigen Kenntnisse vorläufig bey6308 Abhandlung der dogmatischen Theologie vorzutragen. –6309 Allein in der natürlichen Theologie nimmt man nicht immer Rücksicht [311] auf die Möglichkeit und die Kennzeichen einer nähern göttlichen Offenbarung; es laßen6310 sich auch von vorne her zwar wohl Merkmale angeben, woran eine fälschlich vorgegebne6311 Offenbarung erkannt werden kan6312, aber keine unleugbare6313 Kennzeichen, woran eine wirklich wahre Offenbarung zu erkennen wäre6314. Ueberdies kan6315 man diese, jedem6316 Menschen nothwendige6317, Kenntnisse von Gott6318 nicht gemeinnützig und anschaulich genug machen, um lebhafte Eindrücke davon zu befördern,6319 und daher sind Betrachtungen über die sichtbare Natur, und die in ihr unleugbar6320 herrschende Ordnung und Absichten sehr nöthig 6321, die unmöglich so in der Kürze vorgelegt werden können, sondern vielmehr ein besondres6322 Studium erfordern. –6323 In den sogenannten Einleitungen in die (heil.)heilig Schrift6324 oder zur biblischen Kritik, sind entweder, nach ihrer eingeschränkten Absicht, nur die historischen Kenntnisse vorgetragen, ohne eine nähere Anwendung auf das göttliche Ansehen, oder auch nur [575] auf die Glaubwürdigkeit der biblischen Bücher zu machen, oder daraus den Beweis für dieselbe deutlich zu führen; oder dieser Beweis ist mit so weniger Genauigkeit und Discretion geführt, daß man darauf keine sichere6325 Ueberzeugung gründen kan6326. –6327 Endlich, wenn man [268] auch den Beweis des göttlichen Ansehens dieser Bücher wohl entbehren könnte:6328 so ist es doch sehr nöthig, die Vorurtheile wegzuräumen, und die allgemeinen Zweifel zu heben, die man mit großem6329 Schein gegen die biblischen Bücher oder deren Inhalt machen kan6330, als welche weit mehr die wahre Ueber[312]zeugung von ihrem großen6331 Werth hindern, als der Mangel eines Beweises von ihrem göttlichen Ursprung. Denn jene hindern selbst die Aufmerksamkeit auf diese Bücher und deren Gebrauch; ist man aber erst so weit gebracht, daß man sie nur mit unbefangnem6332 Gemüth lieset, betrachtet, und die Probe davon macht, was für selige Folgen aus der Beobachtung ihrer Lehren entstehn6333: so rechtfertigt sich nachher6334 ihr göttlicher Werth von selbst. –6335 Aus allen diesen Ursachen sind besondere6336 Vorlesungen über die Wahrheit und den Werth der Religion und des Christenthums überhaupt, oder das Studium dahin abzielender Bücher sehr zu empfehlen; zumahl6337 wenn die Umstände der Zeit dergleichen Untersuchungen noch weit nothwendiger machen als andre6338 über besondre6339 angebliche Lehren des Christenthums.

[576] [313] [269]

2106343.

Wenn ganze Gesellschaften sich über Lehren der Religion von anders Denkenden getrennt, und diese Lehren, darin sie von andern abgehn6344, oder die Vorstellungen, welche sie für die richtigsten über gewisse Lehren halten, in öffentlichen und feyerlichen6345 Aufsätzen vorgetragen haben: so nennt man diese Aufsätze Symbolen Symbolen 6346 oder Bekenntnißschriften, auch wohl, wenn sie ausführlich sind, symbolische Bücher, die also nichts anders sind6347 als Erklärungen einer besondern ReligionsparteyReligionspartey6348 über das, was sie in der Religion für wahr hält, vornemlich6349 im Widerspruch gegen andre6350 von ihr verschiedne ParteyenPartheyen 6351.

[270] 2116364.

Symbolische Theologie wird entweder mehr im dogmatischen oder mehr im historischen Ver[577]stande genommen. Im erstern Fall würde sie im weitern Verstande eine Vorstellung der christlichen Lehre nach den verschiednen6365 Vorstellungen aller christlichen Parteyen6366 seyn, wenigstens sofern sie diese Vorstellungen in ihren Bekenntnißschriften geäussert6367 haben. Dies6368 wäre immer nützlich, ihren Unterschied kennen und danach wählen zu lernen, zu welcher man sich, nach seiner Ueberzeugung, zu halten hätte; wiewohl man diesen Unterschied, nur nicht zu so bequemer Uebersicht, auch in polemischen Büchern findet. Im engern Verstande aber wäre sie eine Vorstellung der christlichen Lehre nach den symbolischen Schriften einer gewissen Kirche; und würde sie ausgeführt, (d. i.)das ist der darin gegründete Lehrbegriff einer Kirche weiter aus einander6369 gesetzt, und, besonders nach den in solchen symbolischen Schriften selbst vorgetragnen6370 Beweisen, bestätigt: so würde dergleichen Theologie nichts anders seyn, als theologisches System einer solchen Kirche; nur mit dem Unterschied, daß es kein vollständiges System wäre, weil nicht alle Lehren einer Kirche in symbolischen Büchern vorgetragen werden. (§. 210 6371 (Anm.)Anmerkung) – Aber gemeiniglich nimmt man symbolische Theologie in einem mehr historischen Sinn6372 von dem Inbegriff der historischen und Lehrkenntnisse, die [315] zum richtigen Verstande der symbolischen Schriften einer gewissen Kirche erfordert werden. – Im engsten und gewöhnlichsten Sinn heißt sie bey6373 uns, in der evangelischen Kirche augspurgischer6374 Confession6375, der Inbegriff aller solcher Kenntnisse, die zur Einsicht in den richtigen Verstand des sogenannten 1529 Concordienbuchs, wenigstens der fünf ersten Stücke derselben,6376 (der 1530 augspurgischen Confeßion6377, 1531ihrer Apologie, [271] der 1532 schmalcaldischen6378 Artikel und des 1533 größern6379 und kleinern6380 Catechismi Luther, Martin Luthers,)6381 gehören. Auf diese Bedeutung6382 schränken wir uns hier ein.

2126383.

In dieser symbolischen Theologie müßte6384 theils die Geschichte solcher symbolischen Bücher selbst genau vorgetragen, theils ein hinlänglicher und richtiger Commentar über ihren Text gegeben werden. – Jene müßte6385 1) von der Veranlaßung6386, dem Verfasser und [578] den Zeitumständen, unter welchen ein solches Buch abgefaßt ist, eine richtige Vorstellung machen; denn ohne diese muß6387 vieles in dergleichen6388 Buche unverständlich bleiben, oder falsch erklärt werden, weil es sich auf damalige Zeitumstände, Bedürfnisse, Begriffe, Meinungen und Gewohnheiten bezieht. – Danach schränkt sich auch der Zweck eines solchen6389 Buchs ein, dessen Inhalt und einzelne6390 Aeusserungen6391 nur, nach ihrem Zwecke, gewissen damaligen Irrthümern und Sätzen widersprechen, oder den Verdacht derselben ablehnen sollten, folglich auch nur in dem Sinn zu nehmen sind, in welchem sie von denenjenigen6392 genommen wurden, welchen6393 man wi[316]dersprechen, oder gegen die man sich rechtfertigen wollte. ( z. B.zum Beispiel Augsp.6394 Conf. (Art.)Artikel 17, und (Art.)Artikel 7. (Abus.)Abusus (p.)pagina 42 (seq.)sequens) – Ist der Verfasser eines solchen Buchs oder sind aus der Geschichte Aufsätze bekannt, woraus 6395 hernach ein solches Buch6396 entstanden ist, oder wodurch es hat sollen authentisch6397 erklärt werden: so giebt dieses den besten Aufschluß nicht nur über den Zweck einzelner6398 Theile des geäusserten6399 Lehrbegriffs, sondern auch über den wahren Sinn einzelner6400 Sätze und Ausdrücke, wenn man sie nach solchen Aufsätzen und des Verfassers sonst bekannten Begriffen und Sprachgebrauch nimmt;6401 wofern nicht durch eine andre6402 authentische6403 Erklärung dererjenigen6404, die ein solches [272] Buch zu einem öffentlichen gesetzmäßigen Bekenntniß zu machen das Recht hatten, oder durch den ganzen Geist der Lehre einer solchen ParteyPartey6405, deren Bekenntnißbuch es ist, der Sinn anders bestimmt wird. – Ausser dem6406 zeigt auch diese Geschichte, ob und wie weit ein solches Buch6407 irgendwo ein symbolisches und verpflichtendes Ansehn6408 bekommen habe oder nicht.

2136444.

Auch sollte6445 der Ausleger symbolischer Bücher 2) der ganzen Kritik derselben wohl kundig seyn, die in unserm Zeitalter durch genauere Untersuchungen eine ganz andre6446 Gestalt gewonnen hat *) †) ,6447 weil ein so großer6449 und mannigfaltiger Un[273]terschied zwischen den Originalen unsrer symbolischen Bücher und ihren Uebersetzungen, und zwischen den verschiednen6450 Recensionen der lateinischen und deutschen Ausgaben ist. Denn, obgleich durch die Aufnahme eines gewissen Textes in das 1550 Concordienbuch, wenigstens durch die jetzige stete Beybehaltung6451 dieses Textes in den Ausgaben dieser Sammlung, dieser Text sein bestimmtes Ansehn6452 erhalten hat: so bleibt doch immer –6453 der Unterschied des Originals und der davon oft sehr verschiednen6454 Uebersetzungen, die eben sowohl ins Concordienbuch aufgenommen sind; und selbst das Concordienbuch hat nicht in allen unsern Kirchen ein verbindliches Ansehen. –6455 Hauptsächlich aber ist diese kritische Kenntniß nützlich, –6456 um den Sinn aus andern gleichsinnigen Lesearten zu erklärenerklären; –6457 um sich nicht unnöthige Mühe mit Vertheidigung oder Vereinigung auffallender Stellen zu geben, wenn diesem Anstößigen durch eine andre6458 richtigere Leseart kan6459 abgeholfen werden; –6460 und um eben sowohl den Neckereyen6461 der Gegner dieser Bücher, die auf den vorgeworfnen6462 Veränderungen derselben beruhen, zu begegnen,6463 als –6464 die Vorurtheile von dogmatischer Unrichtigkeit der sogenannten6465 1551veränderten augspurgischen Confeßion ††) †) 6466 abzulegen, oder sie sowohl als unnütze WortklaubereyWortklauberey6468 und Verunglimpfung derer zu verhüten, die nicht jeden Ausdruck und jeden Satz darin billigen.

†) Anm. Anmerkung 1) Vornehmlich durch die Kritische Geschichte der augsp. Confeßionaugsb. Confession aus archivalischen Nachrichten etc. herausgegeben von Weber, Georg Gottlieb Georg Gottlieb Weber , Frankf.Frankfurt am MaynMain 1783 und 84 in84., 2 Theilen inTheile, gr.groß 88., und die dadurch veranlaßten Streitschriften, die man meistens in der allgemeinenAllgemeinen deutschen Bibliothek BandBibliothek, Bd. 60. S.Seite 60 f.folgend angezeigt findet. 6469
2,
[580] [274] 2146483.

Der Commentar über die symbolischen Bücher (§. 212 6484) müßte eigentlich nur historisch seyn, weil die Absicht eines Auslegers derselben nur seyn kan6485, [319] nicht die dogmatische Wahrheit, sondern den Sinn dieser Bücher darzustellen; höchstens kan6486 das erstre6487 nur Nebenzweck seyn. Wer der Kirchengeschichte, der öffentlichen und Privatlehren in der römischen Kirche und ihrer Verfassung, vor der Reformation, besonders aber der Geschichte unsrer Kirche und ihrer Streitigkeiten, vornehmlich mit der römischen Kirche, in dem 16ten Jahrhundert, selbst der Sprachart der damaligen Römischgesinnten und unsrer Theologen jener Zeit, genau kundig, und gewohnt ist, alles6488 nach den damaligen, nicht nach spätern,6489 Zeitumständen zu erklären: der wird allein im Stande seyn, diese Bücher richtig und verständlich zu erklären.

Anm. Anmerkung Noch immer fehlt es an einem Buche, das diesen Forderungen ein hinlängliches Genüge leistete, worin auf alles dasjenige wirklich Rücksicht genommen wäre, was aus der GeschichteGeschichte der christl.christlich Kirche und Lehre, besonders aus der Geschichte, Verfassung und Lehre der römischen Kirche, vornehmlich wie sie beybei dem Ursprung der Protestanten war, und aus der Geschichte der evangelischen Kirche selbst, ein historisches Licht auf die symbolischen Bücher der augsp. Confeßions-Verwandtenaugsb. Confessions-Verwandten überhaupt, nndund und einzelne Stellen insbesondere, werfen könnte. Wenn man auch den Verfassern solcher Erläuterungsschriften den Mangel eignereigener Untersuchung in diesem Stück nachsieht: so ist, selbst in den neuesten Schriften dieser Art, nicht einmal das schon Vorgearbeitete benutzt worden. BeyBei diesem Mangel muß man sich mit dem behelfen, was da ist, und wir haben noch nichts Besseres, als, unter den kleinern Schriften, Walch, Christian Wilhelm Franz C. G. F. Walchii Breviarium theolog. symbol. Eccles. Lutheranae, nach der vermehrtern Aufl.Auflage Göttingen 1781 in 81781. 8., wie unter den größern Carpzov, Johann Benedict Jo. Io. Bened. Carpzovii Isagoge in librr. Ecclesiar. Lutheran. symbolicos, Edit.Editio 3. Lips. 1699 in1699. 4. und Walch, Johann Georg Jo. Io. Ge. Walchii Introductio in librr. Eccl. Luth. symbolic. Jenae 1732 in1732. 4. Das Uebrige muß man sich nach und nach selbst dazu sammlensammeln. {Hiermit vergleiche man Planck, Gottlieb Jakob C. J. Plank's Abriß einer historischen und vergleichenden Darstellung der dogmatischen Systeme, Göttingen 1804., und Marheineke, Philipp Konrad P. K. Marheinecke christliche Symbolik, Heidelberg 1810., und Weber, Michael M. Weber libri symbolici eccles. ev. luther., Wittenb. 1809.} 6490
2156505.

Da es übrigens die Pflicht eines jeden Gliedes einer Kirche, so weit es die Fähigkeit, hierin selbst zu urtheilen, hat, vorzüglich die Pflicht eines öffentlichen Lehrers in derselben ist, diejenigen Lehren oder Vorstellungen zu kennen, wodurch sich diese Kirche von andern unterscheidet, um von denselben und der Ursach, warum er sich zu dieser Kirche bekennt, Rechenschaft geben zu können; – überdies6506 in den meisten Kirchen öffentliche Lehrer auf diese Bücher verpflichtet werden, und sie ohne Gewissenlosigkeit diese Verpflichtung nicht übernehmen können, wenn sie dieser Bücher oder ihres Verstandes nicht kundig sind; – und6507 es eben so zu den Pflichten derselben gehört, die Rechte im Lehrvortrag nicht von Andern unbefugter Weise einschränken, oder sich Lehren auflegen zu laßen6508, die in diesen Büchern nicht bestimmt sind: so bedarf es keiner Weitläufigkeit, zu zeigen, daß und warum, wenigstens für einen Lehrer unsrer Kirche, das Studium dieser Bücher und der symbolischen Theologie nöthig sey6509.

3.

Anweisung zur Bildung angehender Theologen,von D.Doctor Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Dritter und letzter Band.Dritter Band Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage.Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe. 1791. 123
4

[581] [3] [3]

15.

Wenn wir den Absichten Gottes in der Welt und unsrer6 Pflicht kein Genüge thun, ohne die höchst-möglichste7 Anwendung unsrer8 Kenntnisse und Kräfte zu Andrer Besten;Besten, 9 und wenn es ganz eigentlich die Absicht desjenigen11 Standes ist, dem sich ein Lehrer der Religion widmet, Menschen durch die wirksamste [582] Empfehlung der Religion glücklich zu machen (Theil 1.12 §. 16 (f.)folgend): so muß es einem solchen Lehrer eben so theure Pflicht seyn, sich die Geschicklichkeit zu erwerben, bey13 Andern richtige und überzeugende Kenntnisse der Religion, und eine dieser gemäße14 Gesinnung hrevorzubringenhervorzubringen 15, als es seine Pflicht war, selbst nach solchen Kenntnissen und Gesinnungen zu streben.

216.

Wahr ists, er kan17, ohne erst so für sich gesorgt zu haben, nicht für Andre18 sorgen, nichts [4] mittheilen, was er [4] nicht selbst besitzt, wenigstens es nicht so angelegentlich thun, als er sollte; und eben dadurch 19, daß Er sich selbst rechte Kenntnisse in der Religion erwarb, und sich nach diesen bildete, lernte er auch diese Sachen ausdruckenausdrücken, und sonach20 Andern vortragen;22 lernte er dadurch 23 das Brauchbarere von dem Unbrauchbarern, das Unentbehrliche von dem unterscheiden, was bloß nützlich, und nur für gewisse Fälle nöthig ist;25 ward ihm auch dadurch 26 27 Religion 28 wichtig und eigentliche Angelegenheit des Herzens †). Allein,29 er muß doch immer, wenn er damit30 Andern nutzbarnutzbar werden will,31 sich nach ihren Bedürfnissen richten, und, da diese von den seinigen sehr verschieden sind, sich wissen32 auch in seinem VortragVortrag33 und in seinem ganzen Betragen zu ihnen herabzulaßenherabzulassen,34 seine Art zu denken, zu reden und zu handeln, nach Ihrer36 zu bilden. Eben bey37 diesem Bestreben, seine Ueberzeugung und Gesinnung Andern [583] wirksam mitzutheilen, bemerkt38 er, wie oft er seine Absicht bey39 ihnen verfehle, und wie viel40 die Schuld davon an seiner Vorstellung oder Vortrag41 liege; er lernt nun oft erst, daß Er selbst Manches bisher nicht 42 verstanden, nicht deutlich gedacht, nicht überzeugend genug erkannt, nicht angelegentlich genug getrieben habe. Er kommt selbst hiebey43, indem er sich Andern im Vortrag44 oder Umgang45 mittheilt, auf Manches, woran er vorhin nicht dachte, lernt Manches besser verstehen und mehr berichtigen, überzeugt sich mehr von dem Nutzen mancher Religionslehren, und wird mehr für sie eingenommen, lernt sie [5] auch nutzbarer für Andre46 machen. So gewinnt Er47 durch diese Mittheilung selbst, indem er zugleich Andern nützlich wird.

368.

Wer Andre69 über die Religion so belehren will, daß sie dafür eingenommen70, (d. i.)das ist von deren71 [6] Wahrheit und 72 Einfluß auf ihr wahres Bestes überzeugt, und dadurch geneigt gemacht werden sollen, sich darnach zu richten: der muß nicht nur die nöthigen Kenntnisse desjenigen, was er ihnen mittheilen will, haben73, er muß nicht nur selbst dafür eingenommen seyn,74 er muß auch, weil er es hier mit Andern, und mit mancherley75 Zuhörern von verschiedenen Fähigkeiten, Neigungen und Bedürfnissen,76 zu thun hat, Klugheit besitzen, und anzuwenden wissen. –77 Er besitzt sie, wenn er die Fähigkeiten hat78 zu beurtheilen, was gedachten79 Umständen derselben80 am angemessensten ist. [6] Bey81 dem Lehrer der Religion also gehört dazu: Kenntniß der Religion, für welche, und Kenntniß desjenigen, wodurch er sie82 dafür einnehmen will –83 Menschenkenntniß –84 und Beurtheilungskraft, um das schicklichste Verhältniß jener Kenntnisse gegen diese85 zu finden. – Er Er 86 weiß sie in vorkommenden Fällen anzuwenden, wenn er alsdann88 fähig ist, –89 die Umstände, so wie sie gegenwärtig sind, aufzufassen, –90 sich die gedachten Kenntnisse, so weit er sie für diesen Fall braucht, recht zu vergegenwärtigen, –91 und darnach zu beurtheilen, [585] was er seinem Zweck und diesen Umständen gemäß zu thun habe.

492.

So unumgänglich nothwendig es also ist, um die Stelle eines Lehrers der Religion mit Würde zu bekleiden, daß man vorher Theologie93 und die übrigen oben erwähnten94 Wissenschaften studiere,95 [7] um zu wissen, was und wie man überhaupt Andere über Religion belehren, und sie ihnen empfehlen solle: so ist doch dieses allein nicht zureichend, um ein recht nützlicher Lehrer zu werden. – Dieses96 Studium erschwert selbst gewissermaßengewissermassen die Erlangung98 und Anwendung der100 Klugheit 101. Denn indem es102 sich 103 größtentheils mit unsichtbaren Dingen beschäftigt:104 so entwöhnt es den105 Blick vom Gegenwärtigen, vom Handlen,Handlen und vom106 gesellschaftlichen Leben überhaupt, welches das eigentliche Feld der108 Klugheit ist. Und, indem109 man bey diesem110 Studieren 111 mehr darauf bedacht ist, sich vorerst die nöthigen Kenntnisse zu erwerben, als sie112 Andern mittheilen zu lernen; indem man 113 sich 114 [7] gründlich zu überzeugen sucht, nach deutlichen Begriffen strebt, und daher die Untersuchung sehr ins Umständliche und Kleine gehen115 muß: so gewöhnt man sich weniger an lebhafte und anschauliche Erkenntniß, übt über den Beschäftigungen des Verstandes die Einbildungskraft zu wenig; gewöhnt sich116 mehr langsam und bedächtig zu denken, als schnell 117 aufzufassen und zu übersehen118; wird daher mehr unentschlüßig119 und [586] verlegen, als schneller Entschließungen120 fähig; zerstreut sich zu sehr durch kleine Umstände, als daß man das Ganze überschauen lernte; welches121 alles der Klugheit122 nicht zuträglich ist123, die oft schnelle Empfindung, allgemeineres Ueberschauen und124 geschwinde Entschließung125 126 erfordert.

5127.

128 Klugheit eines Lehrers der Religion kan ohne129 gewisse Fähigkeiten130 und Kenntnisse131 nicht seyn. – 132 Zu jenen gehört die Gabe134 recht zu beobachten und recht zu urtheilen, in Absicht auf die Umstände, unter welchen man zu 135 handeln hat, (d. i.)das ist praktischer Beobachtungsgeist und praktischer Verstand. –136 Die Kenntnisse aber müssen sich auf die mitzutheilende137 Lehren der Religion 138, auf die Art, Andern etwas aufs Wirksamste mitzutheilen, auf Fähigkeiten, Neigungen, Denk- und Handelsart, auch verschiedne139 Umstände der Menschen überhaupt, und derer, mit welchen man jedesmal zu thun hat, insbesondre140 erstrecken. Jene Fähigkeiten und Kenntnisse recht zu gebrauchen, würde fleißige Uebung in ihrem Gebrauch [8] nöthig seyn. –141 Zwar kan142 sich niemand diese Fähigkeiten selbst geben;143 kan144 sich nicht selbst eine solche günstige Lage verschaffen, die ihn zu der hier dienlichen Menschenkenntniß führte;145 kan146 auch selten zum voraus, eh' er ein öffentliches Lehramt erhält, beträchtliche Uebungen dieser Art haben. Aber147 er kan148 doch mittelmäßige Fähigkeiten durch Fleiß und Uebung verstärken; in seinem, obgleich [587] kleinen, Kreise überhaupt Menschen, und die Art sie zu lenken, beobachten und beurtheilen lernen. Selbst bey149 seinen bisherigen Studien, wenn er sie auf die oben vorgeschlagene Weise treibt, wird es ihm weder an Gelegenheit zur Menschenkenntniß, noch an Uebung im Beobachten und Urtheilen, in Absicht auf die Bearbeitung der Menschen, fehlen; besonders wird ihm das Studium der Psychologie, der Moral, der Historie, vornemlich150 der Kirchengeschichte, [9] der schönen Wissenschaften, selbst der Sprachen, große151 Dienste thun können.

152
6153.

Was ihm dann154 noch an eigner155 Fähigkeit, Gelegenheit und Uebung abgeht, wird er, wie bey156 allen Arten von Kenntnissen, durch Andrer157 Erfahrungen und der158 Belehrung von ihnen,159 ersetzen müssen, die ihm theils auf die verschiednen160 Umstände, in die er, als Lehrer der Religion, kommen kan161, aufmerksam machen, theils ihn anweisen können, wie er sich darin mit Klugheit zu betragen habe. Man hat dergleichen Anweisung in eine Art von Wissenschaft gebracht, und sie mit dem Namen der Pastoraltheologie im weitern Verstande, der Anweisung zur Pastoralklugheit, 162 und andern ähnlichen, belegt; und sie muß ohne Zweifel die Grundlage seines ganzen künftigen Betragens, als eines Lehrers der Religion, (Theil 1.163 §. 17. 164) seyn.

1,
7201.

Die ganze Fürsorge eines solchen Lehrers für die, so sich ihm anvertrauen, besteht entweder in BelehrungBelehrung202, im weitesten Umfange genommen, oder in HandlungenHandlungen; beyden203, sofern sie die Re[589]ligion betreffen. – Die Belehrung ist entweder eine allgemeinere oder eine besondre204, welche durch die besondern Umstände einzler205 Personen, bey206 Religionszweifeln, Krankheiten u. d. gl.und dergleichen 207, nothwendig gemacht wird. Nun giebts208 zwar unter denenjenigen209, die sich der Belehrung und der Gewissenspflege eines Seelsorgers bedienen, [11] manche sehr Denkende und Aufgeklärte; aber diese machen doch nur den kleinsten Theil aus, und sind, gegen die übrigen gerechnet, so selten, daß sie verdienen, als eine ganz besondre210 Klasse von Zuhörern behandelt zu werden; der größte Theil, der auch des Unterrichts und der Leitung am meisten bedarf, kan211 doch nur einen populären Vortrag der Religion benutzen. Es muß also der öffentliche Vortrag vor einem vermischten Haufen – wenn die Zahl der wirklich (nicht in der Einbildung) [11] AufgeklärtereAufgeklärtern212 nicht größer213 als der Uebrigen ist – billig populär, und dieses um so mehr seyn, weil die Absicht des Vortrags eines Volkslehrers eigentlich seyn muß, die Religion praktisch und in Anwendung auf das Herz vorzustellen, auch nicht sowohl erst zu unterrichten – denn dieses ist, nach unsrer214 Einrichtung, schon vorher in Schulen oder bey215 der Zubereitung zur sogenannten Confirmation geschehen – als vielmehr das wieder aufzufrischen, was die Zuhörer schon wissen, und es immer eindringlicher und anwendbarer zu machen.

[590] 8216.

Man hat deswegen für gut befunden, die ganze Anweisung zur rechten Führung des christlichen LehramtLehramts in zwey Hauptwissenschaften217 zu theilen. Die eine betrift218 die Belehrung des Volks, und soll den Prediger bilden;219 die andre 220 aber die kluge Einrichtung der Handlungen eines Lehrers nach den verschiednen221 Theilen seines Amtes,222 und 223 soll ihn als Seelsorger unterrichten. In so fern bey224 diesen Handlungen auch Vortrag der Religion225 nöthig ist, muß sich dieser226 nach den besondern Umständen der einzelnen227 PflegebefohlenePflegebefohlnen228 richten, mit welchen der Seelsorger zu thun hat. Er229 muß also zwar alle Eigenschaften des guten VortragVortrags230 haben, aber die besondre231 Einrichtung für die einzelnen232 Fälle nach jenen233 besondern Umständen234 bekommen; und, weil diese erst können235 in der letztern erwähntenerwehnten 236 Wissenschaft berührt werden:238 so gehört die Anweisung zum guten ReligionsvortragReligionsvortrag239 überhaupt in die erstre 240, hingegen die Unterweisung, wie dieser Vortrag241 in einzelnen242 Fällen, [12] und in dem Umgang243 mit einzelnen244 Personen, nach ihren besondern Fähigkeiten und Bedürfnissen einzurichten sey245, in die letztre 246 Wissenschaft. Der Kürze wegen wollen wir diese letztre247 Art des Vortrags den Privatvortrag Privatvortrag, und248 die erstre249, weil der Vortrag mehrern250 zusammen ertheilt wird, den öffentlichen Religionsvortrag nennen.

[591] 9251.

Dieser letztre läuft252 entweder 253 in Eins fort, und ist bloßerblosser Vortrag des Predigers, ist254 eine eigentliche Rede oder Predigt; oder er ist256 unterbrochen durch das, was die Zuhörer 257 antworten, in Beziehung auf das, was der Prediger gefragt hat;hat, er ist258 also eine 260 Unterredung des Predigers mit den Zuhörern. Jene261 Rede nennt man eine Homilie Homilie,262 und daher Homiletik Homiletik 263 die [13] Anweisung zu dem öffentlichen in Eins fortlaufenden ReligionsvortragReligionsvortrag264. Sie ist also, weil dabey265 eine vermischte Versammlung, meistentheils von Ungelehrten, vorausgesetzt wird (§. 7. 266), und die Eigenschaften des Religionsvortrags für jedermann, ohne Rücksicht auf die besondersten Umstände einzelner267 Zuhörer, darin sollen268 vorgelegt werden 269 (§. 8. 270), eine Anweisung zum gemeinnützigen oder populärpopulären, und zwar an einander hängenden öffentlichen Religionsvortrag271.

10272.

Eine Unterredung des Predigers mit seinen Zuhörern273, wodurch er ihre Antworten auf seine Fragen über die Religion erfahren274 will, nennt man eine Katechisation, oder, in Absicht auf den Prediger, einen katechetischen Vortrag; und, Vortrag, und da dieser275 die Absicht hat, zu erforschen, was sie für Begriffe von der Religion haben, oder sie selbst auf wichtige277 Begriffe davon zu leiten, dieses aber nicht sowohl bey aufgeklärteraufgeklärtern278 und zum [592] eignen279 Nachdenken schon gewöhnten280, als vielmehr bey281 solchen Zuhörern282 nöthig ist, die noch in der Erkenntniß zurück sind: so versteht sichs von selbst, daß dieser Vortrag283 vorzüglich populär seyn müsse. Die Anweisung zu einem284 solchen katechetischen Vortrag285 heißt die Katechetik, welche man nicht, wie wohl geschieht, mit der katechetischen Theologie (Theil 2.286 §. 174. Anm.Anmerkung 2.287) verwechseln muß.

288
[14] 11289.

Alles andre290, was nicht eigentlich den Vortrag291 des Predigers, sondern seine 292 Handlungen betrift293, so fern sie unmittelbar oder mittelbar seine Amtsführung angehn294 (§. 8 295), gehört in eine andre296 Anweisung, der man den Namen der Pastoraltheologie im engern Verstande (§. 6. 297) gegeben hat. Das Amt eines Lehrers, der für das Beste der ihm Anvertrauten sorgen soll, bringt es mit sich, den äussern Gottesdienst, und was dazu gehört, nicht bloß durch seinen Vortrag, sondern auch in den übrigen Theilen, zu besorgen; dem Gewissen seiner Pflegebefohlnen298 unter allerley299 Umständen treulich zu [14] rathen;300 und überhaupt die Kenntniß der Religion, nebst der Liebe zu ihr und Anwendung der Kenntniß zur Besserung und Beruhigung derselben, zu befördern; sich deswegen überall, auch um des Lehramtes willen, als ein Muster eines wahren Christen zu betragen; endlich, wenn die Sorge für äusserliche301 Angelegenheiten nicht von denen, die ihn zum Lehrer angenommen ha[593]ben, Andern übertragen ist, auch für den Unterricht und die Erziehung der Jugend, für die Verpflegung der Armen und für die Aufrechthaltung der Rechte der ihm anvertrauten Gemeine302, und der Rechte seines Standes und Amtes, Sorge zu tragen, und sich daher diese Rechte und desjenigen, worauf sie sich gründen, wohl bekannt zu machen.

1,
2,
[595] [17] [16] 12341.

Die Kenntniß dieser Rechte, oder des Kirchenrechts, verdient, ob sie gleich mehr zur Rechtsgelehrsamkeit342 als zur Theologie gehört, einen besondern Fleiß, und ist einem Lehrer der Religion sehr nützlich, in gewissen Fällen unentbehrlich. Von dem Studium desselben, wenigstens so weit es einem protestantischen Lehrer nöthig ist, kan343 in dieser Anweisung nirgends bequemer als bey344 diesem Theil gehandelt werden. Es wird daher dieser Theil zwey345 Abschnitte in sich fassen:

  • 1. von der Homiletik und Katechetik, als welche beyderseits346 den Lehrer zum guten Vortrag347 der Religion 348 bilden sollen;349
  • 2. von der Pastoraltheologie 350 und dem Kirchenrechte, die mehr bestimmt sind, ihn von seinem rechtmäßigen und klugen Betragen, als Lehrer351, zu unterrichten.

[596] [18] [17]

13352.

Nach dem Leichtsinn oder der Gleichgültigkeit zu urtheilen, mit der ein großer353 Theil wirklicher oder künftiger Prediger den Vortrag der Religion behandelt, scheint es, daß man das sogenannte Predigen354, und die Erreichung seiner Absicht, für etwas sehr leichtes355, oder den Fleiß, der auf den guten Vortrag gewendet werden soll, für sehr entbehrlich halte. Liegt nicht dabey356 Verachtung der Religion selbst, Gleichgültigkeit gegen das wahre Wohl andrer357 Menschen, oder Mangel der Ueberzeugung von dem großen358 Einfluß der Religion auf das Beste der Menschen, zum Grunde: so ist nicht abzusehen, wie es ohne jene Einbildung möglich wäre, daß man sich für reif zu einem solchen Vortrage,359 oder für berechtigt halten könntekönnte, –360 wenn man kaum mehr wie die ersten Schritte zur deutlichen Kenntniß und Ueberzeugung in der Religion gethan hat;362 noch eben so arm an Kenntniß des menschlichen Herzens als an mannichfaltigen Kenntnissen zu Befriedigung so vieler Bedürfnisse des Verstandes und Herzens andrer363 Menschen ist;364 noch so wenig [597] sich selbst durch eigne365 Erfahrung und Uebung in der wahren Gottseligkeit gebildet [19] hat –366 alsdann367 schon auf den Lehrstuhl zu eilen, und sich zum Lehrer Andrer368, gewiß oft an Kenntnissen und Erfahrungen reicherer Zuhörer, auf[18]zuwerfen. Es wäre unbegreiflich, wie viele Prediger diese Beschäftigung als bloßes369 370 Tagewerk, ohne wahrhaftige Theilnehmung oder gar mit Verdruß treiben, alles371, was und wie sie es sagen, für gut genug für ihre Zuhörer halten, sich mit der Vorstellung einwiegen könnten, daß Gottes Wort schon an sich kräftig genug sey372 Gutes zu wirken, ohne daß es einer sorgfältigen Auswahl der Sachen, eines eignen Fleisses373 im Ausdrucke bedürfte, oder daß diese Wahl und dieser Fleiß Mißtrauen gegen die göttlichen Lehren selbst voraussetzte, und gar dem Eindruck derselben hinderlich wäre. Es bliebe,374 ohne dies,375 eben so unerklärlich, wie manche Andre,376 unbekümmert um das, was sie lehren und einschärfen, fast den einzigen oder größesten377 Werth auf Einkleidung und auf das Aeusserliche378 des Vortrags setzen, anstatt Verstand und Herz reden zu laßen379, nach allerley380 Künsten, den Vortrag auszuschmücken, haschen, und sich einbilden könnten, mit einem, ihrer Meinung nach, schönen und lebhaften Vortrag alles381 gethan zu haben, was man von dem Prediger erwarten dürfe.

14382.

Sicherlich würde man nie auf diese Einbildungen und Ausschweifungen verfallen, oder sich [598] leichter von ihnen loswinden können, wenn man sich von der Wahrheit folgender Betrachtungen [20] recht lebhaft überzeugte, und sie stets gegenwärtig zu erhalten suchte, Betrachtungen, die der ernsthaftesten Untersuchung, zumal383 eines jeden, der sich dem Beruf eines Lehrers der Religion weyhen384 will, höchst würdig sind. Zuförderst385 1) beruht alle wahre wesentliche Glückseligkeit, so fern sie in unsrer386 Gewalt ist, auf Tugend, und, so fern sie nicht in unsern Händen387 steht, auf Zufrieden [19] heit. Diese Glückseligkeit kan388 nur alsdann389 vollkommen seyn, wenigstens nähern wir uns dieser Vollkommenheit 390 in dem Grade, a)391 je weiter Tugend und Zufriedenheit reichen, b)392 je mehr sie Ermunterung und Unterstützung haben, und c)393 je dauerhafter sie sind. Aber es läßt sich kein Mittel denken, das in dieser dreyfachen394 Absicht so weit reichte, als die Religion395.

15396.

Sie giebt a)397 der Tugend und Zufriedenheit den weitesten Umfang. Wer an einen Gott glaubt, der der Vater aller Geschöpfe ist;398 wer alle Geschöpfe, und die Menschen insonderheit, als 1570Glieder Eines großen399 Körpers ansieht; wer eine allweise und gütige Regierung des Ganzen erkennt, wo Alles als Mittel zu Einem400 gemeinsamen Zweck, zur Glückseligkeit Aller mitwirkt;401 wer also auch glaubt, daß kein Fleiß in dem Trachten nach dem, was wahr ist, ganz vergebens seyn könne, daß dies vielmehr die Ursach des [599] weitern Fortrückens in jeder Vollkommenheit seyn müsse,402 daß endlich uns schlechterdings nichts begegnen könne ohne Gottes Willen, der immer das [21] erfolgen läßt, was für uns das Beste ist: wie sollte dem, der dieses mit Ueberzeugung und von Herzen glaubt, der sich über das Sichtbare zum Unsichtbaren erheben kan403, irgend etwas gleichgültig, von seiner Liebe und seinem Bestreben, Andrer404 Bestes zu befördern, ausgeschlossen, irgend etwas, das ihm begegnet, niederschlagend, und nicht vielmehr Ermunterung zur Dankbarkeit seyn? – b)B) Alsdann405 sind ihm alle Gesetze, als so viele Anzeigen der Quellen seines Glücks, wahre Wohlthaten, an welchen er um so mehr Antheil hat, je mehr er Gutes thut. Ihm sind alle seine Kräfte [20] 407 so viele Mittel glücklich zu werden; alle Erkenntniß des wahren408 und alle Ausübung des Guten so viele Belohnungen; und von der unerschöpflichen Macht, Weisheit und Liebe Gottes kan409 er, selbst bey410 gefühlter Ohnmacht, bey411 fehlgeschlagenen bestimmten Hoffnungen, sogar bey412 Vergehungen, Unterstützung, Ersatz, Nachsicht und Lenkung dessen, was versehen ist, oder vergeblich scheint, zum Besten, erwarten. Wie dieses stete Ermunterung ist, 1571 Gutes zu thun, und nie müde zu werden, weil der Gedanke, Gott ist Zeuge und Vergelter meiner Handlungen und Gesinnungen, überall und auch dahin reicht, wo es an andern Beweggründen fehlt, oder diese nicht wirksam genug sind: so ist es auch kräftiger Antrieb, seine Begierden zu mäßigen, und Verwahrungsmittel wider Eigennutz, Miß[600]muth und Neid. – Und da c)413 weder die seligen Folgen der Tugend, ihrer Natur nach, ausbleiben können, diejenige414 wenigstens nie, welche in [22] dem Wohlgefallen Gottes daran besteht, noch Gott sich in seinen erwähnten415 Eigenschaften verleugnen kan416: so steht Tugend und Zufriedenheit auf einem unerschütterlichem417 Grunde, so lange die Ueberzeugung von der Wahrheit und dem WerthWerth418 der Religion bleibt, und wir uns immer an dieselbe halten. – Die Religion müßte also die wichtigste Angelegenheit des Menschen seyn419.

16420.

Diese große421 Angelegenheit für die Menschen zu der zu machen, die sie seyn soll, ist 2) (§. 14 14. )422 der sogenannte geistliche StandStand424 ganz eigentlich errichtet. Man erwartet von denen, die sich ihm widmen, daß sie für Andere, welche zur Untersuchung der Religion nicht Fähigkeit, oder [21] Hülfsmittel, oder Muße425 genug haben, untersuchen426, ihnen, nach ihren 427 verschiedenen Fähigkeiten und Bedürfnissen428, Ueberzeugung von den Lehren der Religion und deren großem429 Werth beybringen430, ihnen diese durch Vorstellungen und Beyspiele431 eindringlich machen, Zweifel benehmen, in Gewissensangelegenheiten rathen, sie mit Trost unterstützen, kurz, sie durch Religion leiten und beruhigen sollen. Man hat ihnen, um diesen Pflichten besser und ungestörter obliegen zu können, in der bürgerlichen Gesellschaft gewisse kleine Gesellschaften oder GemeinenGemeinen432 angewiesen, auf die sie zu[601]nächst ihre Beschäftigungen einschränken sollen; man hat sie von manchen bürgerlichen Plichten und Lasten befreyet433; man hat sogar deswegen für ihren bequemen Unterhalt gesorgt. Man rechnet434 um so mehr auf ihre435 Geschicklichkeit, Fleiß und RedlichkeltRedlichkeit 436, da sie eigentlich den einzigen Stand ausmachen, dem die Aufrechterhaltung und Beförderung der Religion selbst anvertraut ist. Wie verabscheuungswürdig muß derjenige seyn, der, in einer Sache von der Wichtigkeit, einen Beruf übernimmt, von dem er nicht weiß,437 ob er ihn würdig und nach den billigen Erwartungen der Gesellschaft erfüllen kan438, oder, wenn er ihn übernommen hat, der nicht, alles dies erfüllen zu wollen, willig, oder fleißig, oder redlich genug ist.

17439.

Nun hat zwar 3) der, wer440 den Unterricht und die Seelsorge für Andre441 übernimmt, in dem PrivatumgangPrivatumgang442 mit ihnen,443 Gelegenheit genug, sich mit ihnen über die Religion zu unterhalten, und nach jedesmaligem Befinden der Umstände ihre rechte Anwendung und ihren großen444 Einfluß auf Besserung und Beruhigung der Menschen zu zeigen. [22] Er kan445 selbst da recht eigentlich für jeden insbesondre446 mit Weisheit und mit dem glücklichsten Erfolg447 arbeiten, gerade auf die Art, wie dieser es am meisten braucht, und wie Religion am ersten bey448 ihm Eingang findet; und wird er sonderlich selbst dazu aufgefordert durch einen solchen, [602] der in besondern Umständen, (z. B.)zum Beispiel Krankheiten, fühlt, wie unentbehrlich ihm die Religion und die Aufklärung darüber und über seinen Gemüthszustand sey:449 so kan450 er sie mit desto mehrerer Wirksamkeit empfehlen. Aber es giebt derer451 nicht viel452, [24] die den Umgang des Predigers deswegen suchen, oder gern sehen, um sich mit ihm über dergleichen geistige Angelegenheiten zu unterhalten: selbst die, welchen Religion unter bedrängten Umständen Bedürfniß wird, oder werden sollte, werden durch Sicherheit, Dünkel, Schüchternheit oder abergläubische Furcht abgehalten, den Prediger zu Rathe zu ziehen;453 kennen sich selbst, ihre Verderbnisse und deren Quelle zu wenig, oder verhehlen454 sie sich und ihm;455 oder sind, zumahl bey456 Krankheiten, so wenig zum Nachdenken fähig, aufgelegt und geneigt, als daß da die Unterredung des Predigers mit ihnen wirksam genug werden könnte. Und wäre dieses alles auch nicht: so ist selten viel auszurichten, wenn nicht schon vorher bey457 solchen der Grund zu einer rechten Erkenntniß der Religion und zum Geschmack daran gelegt worden ist; wenigstens kan458 der Prediger durch öffentlichen Vortrag weit Mehrern nutzbar werden, als durch den Privatumgang. Jener bleibt also doch immer die wichtigste Beschäftigung, von der bey459 den meisten der ihm Anvertrauten, die selten andre460 Quellen des Religionsunterrichts haben, und nutzen können, sowohl ihre ganze Bildung durch die Religion, als ihre Neigung [23] abhängt, sich auch in besondern Angelegenheiten seiner Leitung zu bedienen.

[603] 18461.

Aber hier kommt 4) überaus viel auf die Art an, wie dieser Vortrag eingerichtet ist,462 und die gute Wirkung desselben, so weit sie von dem [25] Prediger selbst abhängt, beruht immer entweder auf dem Vertrauen, das er bey463 den Zuhörern hat, oder auf der guten Einrichtung seines Vortrags. Jenes Vertrauen kan freylich464 auch aus seiner anerkannten Geschicklichkeit, aus seiner Liebe gegen die Zuhörer, und der thätigen Theilnehmung an ihrem Besten, aus seinem ganzen exemplarischen und anziehenden Betragen, entspringen. Aber, so lange man ihn nach diesen Eigenschaften noch nicht kennt, muß er sich doch dieses Vertrauen erst durch den guten Vortrag erwerben; seinen Werth als 465 Lehrer kan466 und pflegt man doch erst nach diesen zu schätzen; und das Vertrauen selbst ist nichts anders, als nur Mittel, nur Vorbereitung, das ihm den Weg bahnt, um gern gehört, und so erst durch den Vortrag den Zuhörern nutzbar zu werden.

19467.

Der Vortrag hat doch ganz andre468 Wirkungen, wenn er die Aufmerksamkeit der Zuhörer fesselt, wenn er ihnen die vorgetragnen469 Sachen deutlich und einleuchtend macht, wenn er sie dafür einnimmt, und daher ihren Fähigkeiten und Neigungen, wenigstens ihren Bedürfnissen angemessen ist, als wenn es ihm an diesen oder einer [[6]04] dieser Eigenschaften fehlt, oder wenn entweder gewisse Fehler desselben den Zuhörern die Sachen verleiden, oder der Vortrag, indem er ihren Leidenschaften oder ihrer Einbildungskraft [24] schmeichelt, ganz sie von dem Zweck abführt, sie von der Religion zu überzeugen, und sie zur Befolgung [26] derselben willig zu machen. – Selbst dieser Zweck und die Natur der Religion hat, wenigstens für die meisten Menschen, nichts Anziehendes. Es gehört schon manche Cultur470 der Seele, mindestens ein Gefühl, wie wenig uns sichtbare Dinge befriedigen, und eine gewisse Verlegenheit über unsern Gemüthszustand, dazu, wenn der Mensch nur erst Geschmack an Beschäftigung mit unsichtbaren Dingen finden soll; und die stete Beschäftigung mit sichtbaren Dingen, das Vergnügen, das aus ihrem Genuß entsteht, und die Gewöhntheit daran, nebst der Kunst, den Ueberdruß dieser Vergnügungen durch mannichfaltige Abwechselung zu verdrängen, läßt vollends jenen Geschmack selten aufkommen. Soll dann471 auch das, was zur Religion gehört, den Menschen nicht bloß unterhalten, sondern wirklich bessernbessern:472 so muß er sich sehr bittre473 Wahrheiten gefallen laßen474, ihnen gegen sich selbst und seine Eigenliebe recht475 geben, seinen Neigungen Gewalt anthun, gewohnte und fast unentbehrlich gewordne476 Vergnügungen aufopfern, beschwerliche Uebungen übernehmen;477 lauter Dinge, von welchen der Mensch nicht gern hören mag. Und wenn auch schon die Zuhörer, durch sonst erlangte Kenntniß der Religion, durch einigen Geschmack [605] daran, durch manche Erfahrungen, wie übel sie bey478 dem Leichtsinn und 479 Ausschweifungen gefahren sind, vorbereitet scheinen mögen, das, was ihnen die Religion vorhält, williger anzunehmen: wie ganz etwas anders ist es, etwas gern zu hören, und es willig zu thun? welch ein großer480 [27] Unterschied ist zwischen vorübergehenden Bewegungen und zwischen einem dauerhaften Eindruck, der in religiöse Gesinnung übergeht? also, wie unumgänglich nöthig, wenn [25] die selige Absicht der Religion erreicht werden soll, sie nicht nur vorzutragen, sondern es so zu thun, daß wahrhaftige Willigkeit, sich nach ihr zu bilden, und bleibender Eindruck entstehe.

20510.

Aber zu einen511 guten VortragVortrag512 der Religion gehört 5) überaus viel, gewiß mehr, als sich Mancher513 nur –514 vorzustellen vermögend ist. Gut nenne ich dergleichen Vortrag, wenn er durchaus der Absicht gemäß ist, die bey denenjenigen, bey515 welchen man ihn braucht, erreicht werden soll. Diese muß seyn, ihnen wahrhaftig516 die Religion und ihren Werth einleuchtend, und sie willig zu machen, ganz ihre Gesinnungen und Handlungen danach517 einzurichten. Denn, daß der Vortrag, wo es der Prediger bloß darauf anlegt, daß Er [607] selbst gefallen will, wo es ihm nur darum zu thun ist, seine Zuhörer zu unterhalten, und wo nicht das herzliche Verlangen zum Grunde liegt, [29] die Zuhörer wirklich zu bessern, oder wo es ihm gar genügt, sein Tagewerk mechanisch gethan zu haben, daß der Vortrag jenen Namen nicht verdiene, und dem großen518 Zweck519, worauf der Prediger durch Religion arbeiten soll, bey520 weitem nicht entspreche, bedarf doch wohl keines Beweises. Aber 521 eben jener522 des Namens wahrhaftig würdige Vortrag, daß der sehr schwer523 zu erreichen sey524, davon kan525 man sich einigermaßen526 überzeugen, wenn man folgende Schwierigkeiten wohl überlegt, die –527 in der Natur der Sache selbst528 und den daraus entstehenden großen529 Erfordernissen auf Seiten des Predigers selbst §. 21–25 – 21–25., in dem Mangel derselben beybei dem Prediger oder530 in der Beschaffenheit der Zuhörer §. 26–28 – 26–28., 533 und zum Theil in unsrer535 ganzen Erziehungsart und Verfassung §. 29. 30, 30. 536 liegen.

[27] 21538.

Zuerst in der Natur der Sache selbst, oder539 eines solchen Vortrags, der durch Nichts die abgezweckte Wirkung verhindern oder stören, sondern durchaus durch alle jedesmal mögliche Mittel sie befördern soll. Nothwendig muß der Prediger oder Katechet wissen, 1) woher er theils die vorgetragenen Sachen nehmen, theils wie er sie empfehlen soll. Zu jenem gehört ein gewisser Reichthum von recht praktischen Kenntnissen des ganzen Umfangs der [608] Religion; zu diesem ein ansehnlicher Vorrath selbst von praktischen Kenntnissen aus der Philosophie, vornemlich540 der Psychologie und Logik, und aus den schö[30]nen Wissenschaften, hauptsächlich aus der Rhetorik. Beyderley541 Kenntnisse, jene, die den Stoff, diese, welche die Form dem Vortrage geben, muß eigner 542 Fleiß und Uebung erlangt und verarbeitet haben. Die Sache verdient eine etwas deutlichere Erläuterung.

22543.

Erstlich sollte jede Erkenntniß, und vorzüglich unsre544 Kenntniß der Religion, in dem oben (Theil 22. 545 §. 169 456 ) angegebenem547 Verstande, praktisch seyn, daß wir nie bloß auf ihre Wahrheit sähen549, sondern eben so sehr auf ihren Werth 550, (d. i.)das ist ihren Nutzen und Einfluß in die menschliche Glückseligkeit, es mag dieser Einfluß mittelbar oder unmittelbar seyn ( (ebendas.)ebendaselbst (Anmerk.)Anmerkung). Wozu weiß oder lernt man sonst? vornemlich551, wie kan552 der die Absicht der Religion und seines Berufs erfüllen, wer auch die richtigsten Sätze derselben nicht zu Andrer553 Besten anzuwenden weiß.554 – Aber es giebt ausser dem555 noch eine weit mehr verkannte praktische Erkenntniß, die darum so heissen556 könnte, weil die Art, wie man sie erlangt hat und [28] wieder anwendet, praktisch ist. Wer als ein vernünftiger, wirklich freyer557 Mensch, gewissenhaft lernen, und so wieder mittheilen will, der muß nicht bloß von Andern Sachen, Beweise und deren Anwendung lernen, oder dies ihnen [609] nachsagen; er muß nicht bloß wiedergeben was er empfangen hat, und es von Hand in Hand fortpflanzen. Er558 muß vielmehr – in Absicht auf Erkenntnißeigenthümliche Begriffe und [31] Ueberzeugung davon erlangt, (d. i.)das ist sich es nach seiner Art vorgestellt,559 und klar gemacht, mit seinen übrigen Begriffen vereinigt haben;560 er muß, so viel er kan561, durch eigne 562 Beobachtung und eignes 563 Nachdenken versuchen, sie deutlich und einleuchtend zu machen, vornehmlich564, was er erkennt, in so vielen Beziehungen auf menschliche Glückseligkeit zu denken;565 und fleißig insbesondre566 auf den Einfluß Acht geben, den dies auf seine Gewißheit, auf seine Gesinnung und auf alle Handlungen hat, daß ihm einzelne567 Lehren der Religion zu seiner und Anderer Besserung und Beruhigung immer brauchbarer werden. Und, in eben dem Maaß568, wie diese seine Erkenntniß wächset, muß er – in Absicht auf Anwendung derselben – immer mehr eignen 569 Antheil daran nehmen, sich wirklich dabey570 beruhigen, wirklich darnach handeln, sich immer mehr darüber freuen lernen, und den Trieb unterhalten, Andern auf eben die Spur zu helfen, bey571 ihnen die nemliche572 Ueberzeugung, Gesinnung, Freude und Art zu handeln, zu befördern. – Sonach muß er Anderer mündlichen oder schriftlichen Vortrag mehr als VeranlaßungVeranlaßung573 zum eignen574 Denken, mehr als Winke, als Eröfnung weitrer575 Aussichten brauchen, die ihm576 aufmerksam machen, ihm zu eignen577 Gedanken helfen sollen, ihnen mehr die Art, selbst Erfahrungen anzustellen, darüber nachzu[610]denken, und sie nutzbar zu machen, ablernen, [29] als die Kenntnisse selbst von ihnen annehmen. – Durch diesen eignen 578 Fleiß, eigne 579 Beobachtungen oder benutzte Erfahrungen, eignes 580 Nach[32]denken, eigne 581 Anwendung, wird seine Erkenntniß, Gesinnung und Handlungsart ihm eigenthümlich und wahrhaftig gewissenhaft.

23593.

Es ist kein Zweifel, daß, wer so die Religion erkennt, daß der auch mehr dadurch selbst gebildet werde, sie klärer und anschauender erkenne, mehr von ihrer Wahrheit und Werth594 überzeugt, mehr dafür eingenommen sey595; daß er weit kräftigern Antrieb habe, sie Andern mitzutheilen; mit mehr Deutlichkeit, und, so zu sagen, Herzlichkeit davon spreche; mehr aus eigner596 Erfahrung wisse, sie Andern wirksam beyzubringen597; folglich [611] auch auf Andre598 weit kräftiger wirke;599 daß dies also, dieses Praktische der Erkenntniß in der Religion, in beyderley600 Sinn (§. 22 601) genommen, [33] die Hauptsache sey602, wenn ein Lehrer der Religion wahrhaftig sie Andern recht nutzbar machen will. Sehr schwer ist es immer, zu dieser praktischen Erkenntiß zu gelangen, und angestellte Versuche werden es jeden lehren, der es im Ernst darauf [30] anlegt. Beständige Aufmerksamkeit, viel und einviel, 603 eben so ruhiger als 605 geschäftiger Beobachtungsgeist,606 Gewohnheit, eine Sache auf mehrern Seiten anzusehen, und über den Einfluß eines Satzes607 auf Andre608 sowohl als auf den Verstand und das Herz des Menschen nachzudenken,609 Kenntniß dessen, worauf man bey610 einer solchen Untersuchung Acht zu geben, woraus man die Kenntnisse zu schöpfen hat,611 gute Hülfsmittel, fleissige612 Uebung, selbst hinlängliche Zeit dazu – dieses613 alles erfordert viele Fähigkeiten, Kenntnisse, Geschmack an solchen Betrachtungen, Fleiß und glückliche Umstände. – Gemeiniglich schöpft der angehende Prediger oder Katechet seine Kenntnisse aus dem Unterricht auf Schulen und Universitäten, und aus Büchern. Daraus zu lernen, macht ihn, wie schon gesagt, allein nicht zu seinen BerufBeruf614 tüchtig. Gesetzt auch, daß er in der Wahl oder bey615 dem Zufall, der ihn auf diese Anweisung führte, nicht unglücklich gewesen, durch diesen genossenen Unterricht nicht verstimmt worden sey616, also nicht erst noch zu lernen habe, wie viel er gar nicht, wie viel er vergebens gelernt habe, wie viel er also erst wieder verlernen müsse; gesetzt daß er auch [612] selbst den besten, zu seinem künftigen besondern Beruf,617 zweckmäßigsten Unterricht erhalten, daß er ihn mit der gehörigen Aufmerksamkeit benützt618 [34] habe – Fälle, die äusserst619 selten sind –:620 so kan621 ihm zwar dieser Unterricht sehr nützlich, ja in so fern unentbehrlich seyn, daß er alles622 kürzer, bestimmter, zu einer allgemein zusammenhängenden Uebersicht der Religion brauchbarer, lernt,623 daß er auf das aufmerksam gemacht wird, was und wie er es lernen, untersuchen, anwenden, auch wohl wie er das Gelernte praktisch machen soll. Aber es ist doch alles dieses mehr ein Faden, woran er seine eignen624 erworbenen Kenntnisse an[31]reihen, eine Grundlage, worauf er erst selbst weiter fortbauen, ein angewiesenes Fachwerk, worin er erst noch viel zusammentragen und ordnen soll. Und wenn er selbst dem Lehrer die gute Methode abgelernt hat, selbst von ihm in praktischer Behandlung des Gelernten geübt worden ist: so sind dieses doch nur Muster in wenigen Beyspielen625, so wie der allgemeinere Unterricht nur Entwurf im Ganzen, den er selbst, nach den künftigen besondern Umständen und Bedürfnissen seiner eignen626 Zuhörer, erst ausführen muß. Kurz, er wird nur mit vorläufigen allgemeinen Kenntnissen, mit einer allgemeinen Instruction, wie er sich zu benehmen habe, mit einigen Handgriffen und Uebungen ausgerüstet, in die Welt geschickt, und es wird ihm nun, da er unmöglich auf Alles vorbereitet werden kan627, was er für sich und Andre628 nöthig haben wird, ihm nun selbst überlaßen629, sich weiter zu bilden, seine Kenntnisse zu vermehren, und immer neue Anwendung zu machen.

24642.

Was bisher eigentlich nur darüber643 gesagt worden ist, woher man die vorzutragenden Sachen nehmen soll, gilt auch in seiner Art von dem, wodurch man sie Andern empfehlen soll644 (§. 21).645 Man hat schon Vieles646 gewonnen, wenn man seine eigne 647 Kenntniß der Religion praktisch gemacht hat. Sie für Andere eben so 648 zu machen, die gemeiniglich weniger Fähigkeiten, weniger Geschmack an Religion, weniger Kenntniß derselben, und weniger Uebung in praktischer Kennt[36]niß der Religion haben, ist nicht [614] nur nöthig, aus den oben (§. 21 649) angegebenen Wissenschaften und aus eigner650 fleißigen Beobachtung und Nachdenken die beste Art zu lernen, wie man jemandem651 Sachen interessant, deutlich und eindrücklich machen könne, sondern auch fleißig mit Anderen652, zumal Leuten von geringeren Fähigkeiten, in der Absicht umzugehen, um ihre Fähigkeiten, Kenntnisse, Gesinnungen und Bedürfnisse auszustudieren653, und 654 die wirksamste Art ausfündig655 zu machen656, wie man ihnen am besten beykommen657 könne658. Daß dieses keine leichte Sache sey659, braucht kaum erinnert zu werden.

25660.

Ausser661 dem Auffinden desjenigen, was und wie man es am wirksamsten in dem Vortrage der Religion vorstellen soll, trägt 2) (§. 21 662) die Ordnung, in welcher die Gedanken gestellt werden, der Ausdruck, worein man sie kleidet, und das Aeusserliche bey663 Ablegung des Vortrags (die Action) ungemein viel zur Wirksamkeit des [33] Vortrags bey664. – Wenn die Unordnung in Stellung der Gedanken auch nicht so groß ist, daß sie Undeutlichkeit der Begriffe und Verwirrung in665 Vorstellungen hervorbringt, den Vortrag widerlich, und das Gesagte zu behalten unmöglich macht,666 oder erschwert: so unterhält doch lichtvolle Ordnung und natürliche Folge der Gedanken die Aufmerksamkeit; jeder Gedanke giebt dem andern Licht und Stärke, und667 bereitet den Zuhörer auf das Folgende; der natür[615]liche Zusammenhang giebt [37] eine angenehmere Unterhaltung, eine zusammenhängendere Uebersicht des Ganzen, und macht die Eindrücke dauerhafter, weil der Vortrag behältlicher668 ist, indem eine Idee die andre669, wegen ihres Zusammenhangs, leichter wieder ins Gemüth bringt. – 670 Wie viel der gute Ausdruck, der den Sachen und ihrer Würde angemessen ist, zur Empfehlung der Sache selbst thue, ist schon oben671 im ersten Theile672 673 berührt worden 674. – Und daß 675 der den Sachen selbst entsprechende, und nach ihrer Verschiedenheit abgeänderte Ton der Stimme, die ganze natürliche Gebärdensprache, der ganze äusserliche676 Anstand, mit einem Wort,677 das ganze äusserliche678 Benehmen, in welchem sich die anschauliche Ueberzeugung von den vorgetragenen Sachen und ihrem Werth679, die wahrhaftige Theilnehmung daran und an dem Wohl der Zuhörer, abdrückt, großen680 Einfluß auf diese habe, weiß ein jeder, der einiges Gefühl hat. – Aber daß dieses alles, was den Vortrag so sehr empfiehlt, zu erlangen, die rechte MittelstraßeMittelstraße681 zwischen der ungebildeten Natur und der Kunst dabey682 zu treffen, den Einfluß der oft unbemerkten Naturfehler und üblen683 Gewohnheiten auf einer, und der Ziererey684 oder der unnatürlichen Nachahmung auf der andern, abzuwehren, auch sehr schwer sey685, lehren die seltenen Beyspiele686 genug, wenn man auch nicht wüßte, wie viel dabey687 [34] natürliche Talente, ein688 durch viele Uebung aufgeräumter Kopf, genaue Bekanntschaft mit den Sachen, ein für alles Gute warmes und wohlwollendes [616] Herz, Reichthum der Sprache und Gewalt über [38] sie, ein feines Gefühl des Schicklichen,689 und ein sehr gebildeter GeschmackGeschmack,690 vermögen.

26691.

Zu diesen Schwierigkeiten, die in der Natur des Vortrags und dessen Theilen liegen (§. 21 21. ), kommen noch mehrere andere692, die mehr von gewissen Mängeln des Predigers selbst und den Bedürfnissen der Zuhörer abhängen, denen er 694 nicht gewachsen ist (§. 20 522 ). –695 Jeder hat nicht nur seine eigne Grundsätze,697 er hat auch seine eigne Art, Begriffe und Sätze zu verbinden, zu ordnen, zu bestätigen und auszudrucken;698 deswegen ist das, was uns verständlich, deutlich, überzeugend und eindrücklich ist, nicht Andern eben so. Es ist schon nichts Leichtes, zu empfinden, daß man sich oft selbst nicht recht verstehe, selbst nicht deutlich denke, sich mehr überedet als überzeuget699 habe; wie käm'700 es sonst, daß man seine Ausdrücke, zumal wenn man in Bildern und Tropen spricht, nicht in deutlichere einkleiden, seine Gedanken nicht weiter auseinander setzen701 oder zusammenziehen kan702, seine Ueberzeugung oder Rührung oft zerstört sieht, wenn man die Ordnung oder Einkleidung der Gedanken geändert hat? Wie viel schwerer muß es seyn, sich in Anderer Lage nur vorerst hinein zu denken, um zu erkennen, was ihnen verständlich, überzeugend und anziehend seyn möchte, um deswegen den Grad ihrer Fas[617]sungskraft, ihre Vorurtheile und vermuthlichen Kenntnisse, ihre Neigungen, [39] ihre Bedürfnisse, an welches alles703 man den weitern704 Unterricht und dessen [35] Anordnung anschließen705 soll, und die beste Art zu kennen, wie man ihrem Verstande und Herzen beykommen kan706? Wie noch viel schwerer, sich in Anderer Lage hinein zu versetzen, (d. i.)das ist seine eigne707 Art zu denken, sich in Bewegung zu setzen, und sich auszudrucken708, in diejenige709 gleichsam umzuschmelzen, die ihnen eigen ist? Wie viele710 feine Menschenkenntniß gehört dazu? wie viel Beugsamkeit des Verstandes und Herzens? welche Mannichfaltigkeit und 711 Reichthum von Gedanken, Worten und Wendungen?

Anm. Anmerkung Wahr ists, es giebt gewisse Begriffe, die alle Menschen für wahr halten,halten; gewisse Neigungen, wodurch alle gelenkt werden können; jenekönnen. Jene sind das, was man unter dem gemeinen WahrheitssinnWahrheitssinn, diese, was man, wenn sie auf freyefreie Handlungen gehngehen, unter moralischem Gefühle, beydes Gefühl, Beides zusammen vielleicht, was man unter Gemeinsinn Gemeinsinn (sensus communis) zu begreifen pflegt. Dem, sagt man, dürfe man nur allesAlles anschließenanschliessen, so könne man mit dem Menschen machen was man wolle. – Aber 1) eben dieses Anschließen Anschliessen und das so lange fortgesetzte Herumwenden aller Begriffe, bis sie sich jedesJedes Begriffen und Neigungen anschließen, diesanschliessen, das ist ebeneben ists, was so schwer, ohne die am Ende unsers Textes erwehntedes vorstehenden §. erwähnten Eigenschaften, und ohne lange Uebung unerreichbar ist. 2) Vieles, dasjenige wenigstens, wobeywobei irgend historische Kenntnisse, wie beybei Erklärung der heil.heiligen Schrift und beybei der in ihr vorkommenden Geschichte, oder eine genauere Kenntniß der Natur der Dinge, zum Grunde gelegt werden müssenmuß, wie beybei manchen zwar oft gemeinen, aber sehr verwickelten Zweifeln und sehr gewöhnlichem Mißverstande, läßt sich durch diesen Gemeinsinn allein, nicht zur Ueberzeugung oder EntschließungEntschliessung bringen. Und wenn vollends 3) vieles zu diesem Gemeinsinn gezogen würde, was dahin nicht gehörte, oder dieser durch Vorurtheile und SchwärmereySchwärmerei verdorben wäre; kostete es da nicht viel Mühe, den so VerdorbnenVerdorbenen zu überzeugen, daß er sich täuschte, daß sein Sinn zerrüttet wäre? und könnte man ihn wohl eben durch diesen Sinn dahin bringen, daß er empfände, er habe keine Empfindung, oder empfände nicht recht? Wie diese Ueberzeugung durch ganz etwas Andersanders, als durch den bloßenblossen Gemeinsinn, bewirkt werden muß: so hat 4) jeder Mensch, ausseraußer dem, worin seine Begriffe und Neigungen mit Andrer ihrendenen anderer MeschnenMenschen übereinstimmen, noch viele besondrebesondere Vorstellungen, die beybei ihm Ueberzeugung wirken, noch sein eignes eigenes Interesse, National- und Zeitvorurtheile,Zeitvorurtheile z. B.zum Beispiel die aus seinem besondern Temperament, seiner Lebensart, seiner besondern Art zu denken, zu schließenschliessen, zu erklären u. s. f.und so ferner entspringen; und gerade das wirkt auf ihn am meisten, was sich daran schließt. Ists denn also weniger nöthig, oder weniger schwer, daran sich zu halten, wenn man ihn wofürfür oder wowiderwider etwas einnehmen will? – Man hat Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Jesum als einzum Muster des populärpopulären und eindringlichen Vortrags dargestellt, und man hat es mit dem größestengrössesten Recht gethan. Aber eben seine ganze so vollkommen weise Lehrart zeigt, daß er sich beybei denen, die er bekehren oder bessern wollte, keineswegs bloß an den Gemeinsinn hieltehielt, sondern gewiß auch das andereAndere, was hier berührt worden ist, vornehmlichvornämlich das zuletzt genannte Eigne seiner Zuhörer, zu Hülfe nahm. Man vergleiche Hauff, Karl Viktor Hauff Bemerkungen über die Lehrart Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Jesu, mit Rücksicht auf jüdische Sprache und Denkart. Offenbach 1798. 712
[619] 27754.

Und gerade der natürlich natüelichnatürlich schöne755 Vortrag, der allen Arten von Zuhörern gefällt, weil er für Alle757 nicht nur verständlich, sondern auch unterhaltend ist, der eben so wenig künstlich als kunstlos ist, ob er gleich das Letztre758 zu seyn scheint; der so einnimmt, daß jeder sagen muß: so stellen sich die Sachen in ihrer natürlichen Einfalt dar; von dem jeder glauben kan759, der koste die wenigste Anstren[37]gung – gerade der ist am allerschweresten760 zu erreichen, weit schwerer als der, wobey761 man die Anstrengung des Verstandes oder der Einbildungskraft, oder gar das ängstliche Bestreben, etwas Schönes und Auffallendes zu sagen, wahrnimmt. Woher käm' es sonst, daß wir so äusserst762 wenige Muster desselben fänden? woher sonst so große763 Schwierigkeiten, wenn man, was man selbst gedacht, sich es selbst ganz deutlich gemacht, sich es ganz zu seiner eigenen Zufriedenheit ausgedruckt764 hat, in eine ganz andre765 Form für anders Denkende gießen766 soll? woher, bey767 einer nicht geringen Anzahl recht guter Prediger, so ungleich weniger recht gute Katecheten? Es ist wahr, ein solcher Vortrag gelingt nur in solchen Stunden, wo die [42] Seele ruhig, (d. i.)das ist von keinem andern Gegenstande gestört, wo sie ganz heiter, ganz von dem Gegenstande eingenommen, voll von ihm, aber nicht überladen ist. Allein768 er wird da nur geboren oder empfangen,769 und lange gebildet ist er schon vorher; oder, um ohne Bilder zu reden, [620] er könnte da nicht gelingen, wenn nicht ein reicher Schatz von praktischen Kenntnissen in der Seele läge, die sich gerade zu rechter Zeit darstellten, um dieser Sache Licht und Wärme zu geben; wenn er770 nicht von vielen feinen Kenntnissen der Menschen und ihrer hier in Anschlag kommenden Umstände unterstützt würde; wenn die Seele771 nicht viele Regeln kennte, die man zur Gewinnung des menschlichen Verstandes und Herzens befolgen muß; wenn sie sich nicht durch viele Uebung die Fertigkeit erworben hätte, Sachen von vielen Seiten zu denken, mannichfaltig auszudrucken772, und sich gleichsam in mancherley773 Formen zu gießen774; nur daß zu der Zeit zwar die Vorstellung von den Sachen lebhaft in der Seele ist, aber die Art sie zu sagen, nicht ganz deutlich gedacht wird, [38] sondern mehr im Verborgnen wirkt, und jene Kenntnisse von Menschen, jene Regeln und FertigkeiteuFertigkeiten 775 sich mehr unvermerkt in den Vortrag ergießen776. Es muß jedem einleuchten, wie viel mehr dazu der ehemalige Erwerb aller jener Kenntnisse und Fertigkeiten, als die Stimmung der Seele in einer solchen Stunde selbst, beytrage777, und wie schwer es sey778, sich erst jenes zu erwerben, wenn man sich Hoffnung machen solle, daß ein solcher Vortrag gelingen werde.

[43] 28779.

Wenn der Prediger immer eine Versammlung von Zuhörern vor sich hätte, die wahres [621] Interesse für die Religion, und für ihre wahre geistige Wohlfahrt, einen reichen Vorrath von praktischen Kenntnissen der Religion, und heisse780 Lernbegierde mitbrächten, 781 die zum Denken über ernsthafte und unsichtbare Dinge, zur gewissenhaften Anwendung des Erlernten gewöhnt wären;782 die sich nicht bloß führen ließen783, sondern, an der Hand des Lehrers, über das Vorgetragene selbst dächten, und es auf ihren besondern Zustand anwendeten:784 so würde 785 sich der Prediger bey seinen786 Vortrag sehr erleichtert, und dieser sicherlich mehr Eingang finden. So sind und handeln aber die wenigsten Zuhörer; selbst der aufgeklärtere und der frömmere Theil denkt gemeiniglich, jener zu wenig an die Anwendung, dieser zu wenig an die Läuterung und feste Gründung der ReligionserkenntnißReligionserkenntniß787. Noch dazu ist fast immer die Versammlung ein vermischter Haufe; wo, was dem Einen verständlich, dem Andern schaal und wässerig, und was diesen788 unterhält, jenem undeutlich und zu hoch ist; wo die Fähigkeiten, Kenntnisse, Geschmack und Interesse so verschieden789 sind, daß es sehr schwer wird, sich ganz zu dem einen Theil herabzulassen, und ihn zu sich hinaufzuheben, dem790 andern hinlängliche Unterhaltung zu geben, [39] durchaus aber 1580Allen Alles zu werden. – Dies791 und das Unvermögen des Predigers, sich in die UmständeUmstände der Zuhörer zu schicken,792 ist also793 die zweyte Hauptursach794 (§. 20 795) der großen796 Schwierigkeiten bey797 einem798 guten VortragVortrage 799.

[622] 29.801

Indessen würden sie sehr vermindert werden, und der Prediger PrdigerPrediger 802 oder Katechet würde sie weit leichter überwinden können, wenn ihm – welches das dritte 803 war (§. 20 804 und 26 805) – nicht manche Einrichtungen unter uns im Wege stünden, und 806 Anstalten dazu mehr angelegt wären, worin Christen807 und worin vornehmlich Lehrer der Religion sollen gebildet werden. – Es versteht sich von selbst808, und die Geschichte bestätigt es, daß, wenn Wißbegierde, Aufklärung in der Religion, Interesse für sie und für geistige Angelegenheiten, allgemeiner würde, ein großer809 Theil der Schwierigkeiten wegfallen müßte, welcher von Beschaffenheit des Predigers selbst und810 der Zuhörer herrührt.811 Und, wenn gleich alsdann812 immer noch eine große813 Verschiedenheit der Lehrer und814 Zuhörer bliebe: so würde doch auch die den Vortrag weniger erschweren, wenn, wenigstens öfters, besondre815 Vorträge für die verschiednen816 Arten der Zuhörer, bloß für Kinder, 817 für Landleute, für Gelehrtere (u. s. w.)und so weiter gehalten würden, und wenn man in Besetzung der Lehrstellen mit mehr Weisheit und Gewissenhaftigkeit verführe, um jeden Lehrer an den Ort, unter die Art von Zuhörern zu versetzen, 818 ihm die Art des Vortrags anzuweisen, die seinen Fähigkeiten am angemessensten wäre.

819
[45] 30820.

Eigentlich aber ziele ich hier auf die Anstalten zur Bildung unsrer821 Christen und ihrer [623] Lehrer. Diese sind entweder SchulenSchulen822 oder UniversitätenUniversitäten823, und, wenn man will, besondere Pflanzschulen für die Lehrer. –824 In Schulen825 wird gemeiniglich die Jugend fast bloß zu Gelehrten, oder bloß zum gemeinen Leben und den Nahrungsstand erzogen, bey826 jenen die Bildung zu recht praktischen Kenntnissen in den Wissenschaften, und besonders in der Religion, bey827 diesen die Kenntniß und das Nachdenken über unsichtbare Dinge, bey beyden828 moralische Bildung und Gewöhnung zu eignem829 Fleiß zu sehr vernachläßigt830. –831 Auf Universitäten832, wo der künftige Lehrer nothwendig muß833 zu gelehrten Kenntnissen angeführet834 werden 835, führt die Natur der Wissenschaften, worin 836 vorzüglich 837 Bestimmtheit und Gründlichkeit herrschen muß838, und der Vortrag, wodurch nicht das Volk, sondern Lehrer sollen839 gebildet werden 840, auf eine gewisse einförmige und gelehrte Art zu denken, worüber gemeiniglich die praktische Art, die Religion zu behandeln, versäumet841 wird, und der künftige Lehrer eine Art zu denken und sich auszudrucken842 annimmt, die es ihm hernach sehr schwer macht, sich zu Ungelehrten herabzulaßen843, und mit ihnen nach ihren Bedürfnissen zu reden. –844 Ueberhaupt aber werden in beyderley845 Anstalten zu sehr die Uebungen im guten, besonders praktischen und populärpopulären, Vortrag vernachläßigt,vernachlässigt 846 und immer seltner,848 Uebungen, zu welchen man frühzeitig, vorzüglich auf Schu[46]len, sollte angehalten werden. Denn da ist nicht nur die meiste Zeit [41] dazu; da 849 könnte auch die Leitung und Kritik eines [624] verständigen Lehrers die Aufmerksamkeit des jungen Lehrlings gerade auf das richten, was eigentlich850 zum guten Vortrag851 gehört, ihm die Quellen, woraus er schöpfen sollte, anweisen, oder ihm selbst zu den nöthigen Gedanken helfen, und alles852 durch nöthige Erinnerungen verbessern;853 da 854 kan855 man noch an Achtsamkeit auf klein scheinende856 Umstände, die auf den Vortrag so großen857 Einfluß haben, gewöhnt werden, weil das Gemüth noch nicht durch die Aufmerksamkeit auf nöthigere Dinge abgelenkt, und der Geschmack noch nicht durch sogenannte reelle Kenntnisse verwöhnt ist; da 858 läßt sich auch noch die Flüchtigkeit des jungen Kopfs durch stete Uebung und einen heilsamen Zwang einschränken. – Sind aber diese Uebungen versäumt worden;859 ist der Geschmack nicht frühzeitig zum Gefühl der wahren natürlichen Schönheit des Vortrags gebildet;860 kommt noch eine unvorsichtige Lectüre dazu, und der Trieb, mehr sein Vergnügen dadurch zu befriedigen, oder höchstens Kenntnisse einzusammlen861, als den zweckmäßigen Vortrag der Religion zu bilden: so muß es, wie auch die Erfahrung lehret862, unbeschreiblich schwer werden, hinterher erst einen solchen Vortrag, wie er bisher beschrieben ist, in seine Gewalt zu bekommen.

31863.

Worauf käme es nun eigentlich an, wenn der Vortrag der Religion, – er sey864 aneinan[625] [47]derhangend, oder mehr Unterredung mit Anderen,865 – so seyn sollte, daß die Absicht, Andere durch Religion glücklich zu machen, erreicht werden könnte? – WilligkeitWilligkeit866 sie anzunehmen und zu befolgen, kan868 anders nicht, als durch erweckte Vorstellungen entstehen, die uns das, was zur Religion gehört, als wahr und als [42] gut zeigen. Wenn also der Vortrag jene Absicht befördern soll:869 so muß er: – bey870 den Zuhörern Vorstellungen erwecken erwecken –871 die von ihnen als wahr, (d. i.)das ist als der Sache selbst, oder dem Grunde, worauf sie beruhen, gemäß erkannt werden –872 und deren Werth ihnen in Rücksicht auf ihr Bestes einleuchtet. In der ersten Absicht ist der Vortrag belehrend (unterrichtend); in der zweyten873 überzeugend; in der dritten rührend (im weitern874 Verstande; s.siehe unten §. 43. 875) †) 877. Diese drey878 Eigenschaften kan879 man unter dem Namen der Erbaulichkeit zusammenfassen, und der Vortrag ist erbaulich, wenn er so eingerichtet ist, daß er –880 die Erkenntniß881882 der göttlichen Wahrheit –883 zur Gottseligkeit –884 befördern kan885; wiewohl er auch von Manchen schon so genannt wird, wenn er auch nur Eine886 dieser Eigenschaften, vornehmlich wenn er die dritte,887 hat. 888

Anm.Anmerkung Anm. 2. Das Folgende2) Wenn wir diese Haupttendenz öffentlicher Vorträge etwas weiter verfolgen, so soll dies doch weder eine Anweisung zum Predigen Anweisung zum Predigen , noch zum Katechisiren Katechisiren seyn. Es soll nur auf die Hauptsache beybei dem erbaulichen Vortrage erbaulichen Vortrage aufmerksam machen, und zeigen, wie viel dazu gehöre, wenn ein solcher Vortrag seiner wahren Absicht entsprechen soll. Einzelne Regeln lassen sich hernach leicht daraus ableiten. {Die Bedeutung des Erbaulichen wird oft sehr einseitig aufgefaßt, wie es meistentheils tropisch tropischen Ausdrücken geht. Die Hauptidee, welche auch den Stellen des neuen Testaments, woraus er genommen ist ( Apostelgesch. 20, 32. Eph. 21, 22. 23. Jud. 20. , 1 Kor. 14, 5. 26. u. s. w.und so weiter) zum Grunde liegt, ist das Emporsteigen eines Baues auf einem gelegten Grunde; eigentlich also ein Zunehmen, Besser- und Vollkommnerwerden, wie denn Luther, Martin Luther selbst in mehreren Stellen οἰκοδομη durch Besserung übersetzt hat ( 1. Kor. 14, 3. 26. ). Dieß wird eben sowohl auf Wachsthum an Erkenntniß als an Heiligung bezogen; und Alles, was das Eine oder das Andere, sei es durch AufklärungAufklärung der Vorstellungen, sei es durch Erweckung sittlicher und frommer Gefühle, sei es durch Belebung des Eifers in allen Tugenden befördert, ist erbaulich. Häufig aber hat man das Erste davon ausgeschlossen, und nicht nur Vorträge, die mehr den Zweck hatten zu erleuchten, als zu erwärmen, unerbaulich genannt. Allerdings sind Erbauungsbücher, Erbauungsstunden, erbauliche Predigten nicht bloße Verstandesbeschäftigungen, oder Belehrungen über Dinge, und Materieen, die keinen Einfluß auf die ganze Besserung des Menschen haben, wie schon früherhin so viele streng dogmatische und gar polemische Predigten enthielten; aber es giebt auch heilsame Erkenntnisse und eine Berichtigung der Begriffe, die von großer Wichtigkeit für die Tugend des Menschen ist. Außer Koppe, Johann Benjamin J. B. Koppe genauere Bestimmung des Erbaulichen in Predigten, Göttingen 1778, vergleiche man Spalding, Johann Joachim Spalding's Predigt von dem was erbaulich ist, Berlin 1781, und die lehrreiche Abhandlung in Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob Paulus neuem theologischen Journal 1797, N.Numero 6. über den Begriff des Erbaulichen, und in meinen Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 894
32903.

Belehrung, wodurch die Kenntniß des Zuhörers immer mehr erweitert, und er zum Besinnen und Denken ge[44]bracht wird, ist die erste 904 unentbehrliche Eigenschaft eines guten VortragVortrags,905 und 906 in dem Grade kan907 dieser nützlich seyn, in welchem er diese Eigenschaft hat. – Denn wie kan908 man etwas für wahr und909 gut halten, was man nicht kennt? woher anders, als daraus, können Gründe genommen werden, wodurch man sich überzeugt, und wonach man etwas begehrt oder verabscheut? oder wie kan910 der Beyfall911, den man einem Satz912 giebt, und die Willigkeit, mit der man ihn befolgt, gewissenhaft seyn, d. i.das ist 913 wie kan914 man sich selbst Rechenschaft geben, daß man etwas für wahr annehmen und wollen müsse, ohne durch die Kenntniß, die man von einer solchen Sache hat? Immer rührt auch alle Gleichgültigkeit gegen das, was wahr und gut ist, und alle Verwerfung desselben da[49]her, daß man es entweder nicht kennt, oder zu der Zeit nicht daran denkt, oder sichs nicht lebhaft genug vorstellt; und diesem allen kan915 [627] nur rechte Belehrung abhelfen. – Das Bekannte verliert, weil man dessen gewohnt wird, nach und nach den Eindruck, und kan916 nur dadurch aufgefrischt werden, daß man immer Mehreres hinzu lernt, wodurch das Bekannte in uns in neuen Verbindungen erscheint, und uns neue Aussichten eröfnet917 werden, welche die Beschäftigung mit bekannten Sachen unterhaltender machen. – Was nicht wirklich belehrt, wobey918 man nichts Bestimmtes denkt, was bloß die Phantasie in Bewegung, und das Gemüth in Affekt setzt, das geht wie ein Rausch vorüber, und kan919 keine dauerhafte920 Eindrücke hinterlaßen921. Je mehreres man hingegen von einer Sache weiß; je922 mehr erzeugt Eines das Andere, weckt Eins das Andre923 wieder auf, wirkt Eins wenn das Andre924 unwirksam schläft, verstärkt das Eine die Wirkungen des Andern. – Wenn nun vollends der Re[45]ligionsunterricht in den früheren Jahren, es sey925 aus Schuld des Lehrers oder der Unfähigkeit und Flüchtigkeit des Alters, bloß auf das Gedächtniß gewirkt hat; wenn aus der Denkungsart und aus anderweitigen angenommnen926 Vorurtheilen eines Menschen sich Vorstellungen in seine Religionskenntnisse eingeschlichen haben, die, so denkbar sie sonst seyn mögen, in der Religion undenkbar sind; wenn sein Gemüth durch angefangne927 Zweifel oder verführerische, zumal den Leidenschaften des Men[50]schen schmeichelnde, Gedanken verwirrt, oder von der Achtung und Liebe zur Religion abgezogen worden ist; wenn ohnehin mit den Jah[628]ren der Unmündigkeit der jugendliche Religionsunterricht aufhört; wenn die sich nun selbst Ueberlaßenen928 keines aneinanderhängenden förmlichen Unterrichts in derselben mehr genießen929, und sich entweder gar nicht mehr um Unterricht in der Religion und dessen Erweiterung bekümmern, oder sich selbst nach mangelhaften und willkührlichen930 Begriffen eine Religion bilden: was bleibt dann, diesem Uebel abzuhelfen, noch übrig, als daß durch öffentliche Vorträge der Religion diese Belehrung entweder erst ertheilt, oder unbestimmten, halbwahren und unrecht angewendeten Vorstellungen eine andre931 Richtung gegeben werde.932

33933.

Soll der Vortrag belehrend seyn: so muß er nicht nur Dinge bekannt machen, die der Zuhörer vorhin nicht wußte, oder an die er nicht dachte; er muß auch bey934 ihm wirklich Begriffe, und zwar bestimmte Begriffe935 davon hervorbringen können. – Er muß ihm 1) etwas zu denken geben, sowohl in Absicht auf Sachen als auf Worte. – – Auf Sachen.936 Und hier sollte aus dem Vortrage [46] alles937 entfernt werden, was entweder an sich undenkbar ist, oder doch, so fern es von Gott und in der Religion gebraucht wird, sich nicht denken läßt, oder, weil die ganze Religion praktisch seyn muß (Theil 2. §. 169 456 )938, was überhaupt oder bey denenjenigen941 Zuhörern, mit welchen man zu thun hat, weder zu ihrer [629] Besserung, noch zu ihrer Beruhigung brauchbar vorgetragen werden kann942. †) 943 Was sich hingegen denkbar und praktisch machen läßt, müßte man so sehr an die Begriffe, die man bey944 den Zuhörern voraussetzen kan945, anknüpfen, durch Gegensätze, durch Erfahrungen, Beyspiele946 und Beschreibungen so erläutern, und, wenn man Stellen der heiligen Schrift braucht, diese durch faßlichere Gedanken und Umschreibungen so klar und anschauend machen, daß aller nachtheilige Mißverstand verhütet, und der Gedanke ihnen so anschaulich,947 als möglich gemacht würde. – In Absicht auf Worte aber müßte man sich aller Ausdrücke enthalten, die den Zuhörern unverständlich sind, sie mögen übrigens sonst so gut, und durch den Gebrauch so gangbar gemacht und geheiligt seyn, als sie wollen; man948 müßte wenigstens949 nichts unerklärt laßenlassen, wobey950 man wüßte952, daß sie nichts oder leicht etwas Falsches zu denken gewohnt wären953; und alles müßte954 in so faßliche, darstellende und edle Ausdrücke eingekleidet werden, als man irgend,955 der Natur der Sachen angemessen956 finden könnte.

1,
34971.

Doch dieses allein würde zur rechten Belehrung nicht dienen, wenn der Vortrag nicht auch so eingerichtet wäre, daß er 2) bestimmte Begriffe erwecken könnte. Wer diese Eigenschaft seinen Vortrag972 mittheilen, und verhindern wollte, daß dieser nicht entweder Irrthümer erzeugte, welchen doch die Belehrung eben mit vorbeugen will, oder daß der Vortrag den Zweck nicht erreichte, den er doch haben soll, Belehrung zu geben: der müßte sich durchaus solcher Ausdrücke bedienen, wobey973 er voraussehen könnte974, der Zuhörer werde, nach dem ihm bekannten Sprachgebrauch, gerade das denken, was der Lehrer ihm dadurch sagen will. Er975 müßte sich aller zweydeutigen976 und schwankenden Ausdrücke enthalten, die nach dem Sprachgebrauch entweder mehr oder weniger Vorstellungen, als der Lehrer wirklich mittheilen will, oder gar fremde Vorstellungen, erregen könnten. Wäre977 dieses aber zu besorgen, [53] und wären entweder keine Ausdrücke in der Sprache vorhanden, die diese Fehler nicht hätten, oder gäbe es zwar bestimmtere, aber denen978 Zuhörern, vor denen man redete, nicht verständliche Ausdrü[631]cke, so müßte durch deutliche und faßliche Erklärungen und Erläuterungen, auf die im vorigen979 §. erwähnte980 Art, diesem Mißverstande abgeholfen werden.

35999.

Durch die Belehrung lernt der Zuhörer die Sachen recht kennen; soll er aber dabey1000 nicht [632] gleichgültig bleiben, sondern sie zu seinem Besten benutzen;1001 so muß er einsehen lernen, daß dasjenige, was er gehört hat, wahr sey1002, (d. i.)das ist er muß es, so fern es seine Kenntniß angeht, glauben, und, so fern es seinen Willen betrifft, für seine Pflicht ansehen, und sich, es zu thun oder zu laßen1003, für verbunden achten. Ein Vortrag, der dies bewirken kan1004, ist überzeugend; welches die zweyte1005 Eigenschaft war1006 (§. 31).1007 Die Einsicht der Wahrheit beruht auf Gründen, die den [49] Zuhörer nöthigen, eine Lehre für wahr zu halten; er wird aber diesen keine hinlängliche Aufmerksamkeit schenken, wenn er die Lehre nicht in Beziehung auf sein Bestes ansieht, (d. i.)das ist wenn sie nichts Anziehendes für ihn hat, wenn sie ihm nicht interessant ist;1008 und dies kan1009 sie für ihn, wenn sie praktisch ist, nicht seyn, falls er nicht einsieht, daß sie in der Anwendung möglich sey1010, und1011 daß er ihr gemäß handeln könne. Hieraus entstehen drey1012 Eigenschaften des überzeugenden Vortrags. Er muß darauf eingerichtet seyn, daß die Zuhörer,1013 die Lehren –1014 für gegründet, –1015 für interessant und –1016 für ausführbar erkennen.

[55] 361017.

Um den ersten Zweck zu erreichen, ist 1)1018 die bloße Wärme 1019 oder 1020 Eifer 1021 im Vortrag nicht hinlänglich; sie1022 beweiset nur, daß der Lehrer für das, was er sagt, eingenommen sey1023. Der AffektAffekt1024 läßt sich nicht immer den Zuhörern mittheilen. Er1025 wirkt nur da, wo der Zuhörer schon durch seine Denkungsart, durch seine Grundsätze, durch seine Neigungen,1026 dazu gestimmt ist, aber nicht da, wo1027 er eben am nöthigsten wäre; ich meine1028, wo gerade alles dieses nach den Lehren, und durch sie, sollte verbessert werden. Es1029 wird so garsogar der AffektAffect da 1030, wo die Zuhörer nicht blindlings zu folgen gewohnt sind – und dies1033 sollte der Lehrer nicht einmal wünschen, wenn ihm Gewissenhaftigkeit der Zuhörer lieb wäre1034 – er wird bey1035 nüchternen, selbstdenkenden, gewissenhaften, oder gegen eine Lehre eingenommnen1036 Zuhörern vielmehr das Vorurtheil einer übeln Sache, oder doch wenigstens der Unfähigkeit des Lehrers, Andre1037 zu überzeugen, hervorbringen; weil jeder glauben muß, daß der Lehrer den einzigen Weg zur wahren Ueberzeugung, die nur durch GründeGründe bewirkt wird, gehen würde, wenn er wirkliche Gründe hätte, und nicht den Abgang der Gründe durch sinnliche Betäubung der Zuhörer ersetzen wollte. – 2) Scharfsinnige 1038 und gelehrte BeweiseBeweise 1039 wirken eben so wenig, weil sie die Wenigsten fassen können, und die Meisten ohnehin gelehrte Angaben auf das bloße Wort des Lehrers annehmen müssen. – Man führe hingegen alles1040, [56] wovon man überzeugen will, so viel man immer kan1041, auf den gemeinen Menschenverstand und auf das moralische GefühlGefühl;1042 auf Sätze, die man bey1043 den Zuhörern, als wahr erkannt, gewiß voraussetzen kan;1044 auf bekannte Erfahrungen, deutliche Gleichnisse1045, einleuchtende Beyspiele1046, auf Vergleichung mit offenbar ähnlichen unbezweifelten Sätzen und Fällen;1047 auf ganz klare oder leicht klar zu machende Stellen der heiligen Schrift zurück. Man nehme bey1048 moralischen Sätzen die natürliche Billigkeit und die augenscheinlichen oder leicht abzusehenden Folgen der Handlungen zu Hülfe. [634] Man mache, zumal wenn uns die bisher erwähnten Mittel abgehen, die Lehren praktisch, und zeige, wie viel besser man, in Absicht auf Beförderung des Guten und unsre1049 Beruhigung, als bey1050 dem Gegentheil, fahre. Man hüte sich insbesondere für1051 unbestimmten Behauptungen, die man nicht ganz wahr machen, und wobey1052 der Zuhörer leicht Ausflüchte finden kan1053, und für übertriebnen1054 Sätzen und Forderungen, welchen er leicht gegenseitige Erfahrungen oder die Unmöglichkeit entgegensetzen könnte. Man1055 zeige vielmehr, wie weit jemand, der anders denken möchte, recht1056 habe, und laße1057 selbst der Schwachheit und den Fehlern Gerechtigkeit wiederfahren1058. Man hüte sich endlich, keine Zweifel zu erwähnen, oder zu bestreiten, wenn sie nicht jedem von selbst aufzustoßen schei[51]nen, oder als sehr gangbar bekannt sind; man richte vielmehr den Vortrag so behutsam, bestimmt und discret ein, daß dadurch selbst die Zweifel verhindert werden, oder der ir[57]gend nachdenkende Zuhörer schon in dem Vorgetragnen1059 selbst hinlängliche Auflösung der etwa entstehenden Zweifel finde.

371060.

Wenn wir uns eine Sache – es sey1061 ein allgemeiner Satz oder ein besondrer1062 Fall – in Beziehung auf uns vorstellen, und ihren1063 vortheilhaften Einfluß 1064 auf uns bemerken,1065 oder ahnden, so ist sie anziehend für uns, oder in teressant,1066 (sie nimmt uns ein, wir nehmen daran Theil, bleiben dagegen nicht gleichgültig) †);1067 und ein Vortrag ist anziehend, wenn er diese Wirkung hervorbringt. Diese zweyte 1068 Eigenschaft (§. 35) kan 35.) kann 1069 entweder in den Sachen selbst liegen, die man vorträgt, oder in der Art, wie sie vorgetragen werden, wodurch das einen Reiz bekommen kan1071, was für uns sonst gar keinen, oder, weil es uns schon geläufig war, nicht mehr den starken Reiz, wie vorhin, hatte. – Ein solcher Vortrag erregt und fesselt unsre1072 Aufmerksamkeit. Er überzeugt, (d. i.)das ist er macht, daß wir etwas für wahr und gegründet erkennen, weil wir es, in solcher Beziehung, mit unserm1073 Zustand, unserer Denkungsart oder sonstigen Kenntnissen und Neigungen, übereinstimmend finden; er verstärkt wenigstens unsre1074 Ueberzeugung, oder vertritt doch ihre Stelle, wenn wir einsehen, daß wir, ohne dieses als wahr vorauszusetzen, uns gewisse für wahr erkannte Dinge nicht erklären, oder ein gefühltes Bedürfniß nicht befriedigen [58] können. Und überhaupt kan1075 ein Vortrag [52] nicht den geringsten Eindruck auf uns machen, und also auch nicht erbauen (§. 31 1076), wenn er für uns gar nichts Anziehendes hat.

381088.

Nach dem bisher erläuterten Begriff wird es überhaupt auf zwey1089 Stücke ankommen, wenn der Vortrag anziehend werden soll. – Zuerst, –1090 weil die Zuhörer das, was gesagt wird, auf sich ziehen, für ihre Angelegenheit erkennen sollen, –1091 daß man alles1092 vermeide, was sie auf den Gedanken bringen könnte, als redete der Lehrer bloß Amts halben1093, hörte sich selbst gern, suchte seine Talente oder Kenntnisse zu zeigen, wollte über [59] das Gewissen der Zuhörer herrschen, oder sie durch Vorwürfe kränken, kurz, seinetwegen reden; hingegen den Vortrag so einrichte, daß die Zuhörer merken können, er sage alles bloß ihretwegen, und mache ihre Angelegenheit zu der seinigen. – Hernach,10941095 weil nur das interessirt, was einen Einfluß [53] auf unser Bestes hat, –1096 daß der Vortrag nichts enthalte, als was praktisch ist (Theil 2.1097 §. 169 1098), und so dargestellt werden kan1099.

[637] 391100.

Dieses doppelte Interesse kan1101 man dem Vortrag1102 1) durch die Sachen selbst geben (§. 37 1103). Es giebt gewisse Sachen, die jeden Menschen, der nicht ganz unempfindlich ist, andre1104, die gewisse Classen1105 von Menschen, oder die sie unter gewissen Umständen vorzüglich interessiren, weil sie mit ihrer besondern Denkungsart, Beschäftigungen, Bedürfnissen und Wünschen zusammenhängen. Davon hören sie gern sprechen, darüber wünschen sie weitere Belehrung, an deren Gewißheit liegt ihnen, und dagegen sind ihnen Zweifel, oder Verlegenheit darüber, peinlich; was da hinein schlägt1106, ihnen darüber Licht, Gewißheit und Auskunft giebt, findet allezeit willig Gehör; und wer selbst solche1107 Sachen, die ihnen gleichgültig sind, daran zu knüpfen versteht, wird sogar1108, durch jener Hülfe, auch für diese einnehmen. Man mache ihnen also nur, was man sagt, durch ihre eignen1109 erlangten oder leicht zu erlangenden Erfahrungen begreiflich;1110 zeige ihnen über[60]all, wozu und wie sie das Gesagte brauchen, wie sie Gottes nie entbehren, aber bey1111 ihm immer Rath und Hülfe finden können, wie die Gottseligkeit zu allen Dingen und in allen und allerley1112 Angelegenheiten nütze sey1113, und was alle Arten des Bösen für schädliche Folgen haben; man bleibe nie bloß bey1114 dem Allgemeinen stehen, wovon sie die Beziehung auf sich nicht absehen, oder sich einbilden möchten, es gehe sie nicht an †); †), 1115 sondern man1117 gehe mehr ins Einzelne, [638] und laße1118 sich zu den besondern Angelegenheiten der Zuhörer herab:1119 so wird man [54] sie gewiß anziehen, so weit es durch die Natur der Sache selbst möglich ist.

401128.

Denn es kann1129 der Vortrag 2) auch durch die Art anziehend gemacht werden, wie man die Sachen darstellt. Je natürlich schöner und dem guten Geschmacke1130 gemäßer1131 der Vortrag ist; je mehr er Erguß des von dem Werth der Sachen und von Liebe zu den Zuhörern vollen Herzens ist; je mehr er den Reiz1132 des Neuen hat, [639] (d. i.)das ist nicht des Paradoxen oder überhaupt Auffallenden, sondern so, daß der Zuhörer auf das bisher Unbemerkte, oder, wenn es gefunden ist, sich durch seine Einfalt und Werth so leicht Empfehlende aufmerksam gemacht wird; je natürlicher Eines sich aus dem Andern ergiebt; je leichter man es dem Zuhörer macht, selbst Entdeckungen zu machen, und das Ge[55]sagte selbst anzuwenden; je vertraulicher und herablaßender1133 der Lehrer mit ihnen spricht; je natürlicher selbst der Ton seiner Stimme und der ganzen Aktion1134 ist: je mehr Wirkung kan1135 er thun. – Wie nöthig es zu allem bisher Erwähnten sey:1136 seine Zuhörer,1137 nach ihren Fähigkeiten, Beschäftigungen, allgemeinen und besondern Bedürfnissen, herrschenden Vorurtheilen, Meinungen und Sitten zu kennen; eine recht ausgebreitete praktische Kenntniß der Religion, besonders nach ihren1138 Werth und Einfluß aufs Herz und Glückseligkeit der Menschen; viele Uebung, diese Lehren [62] darauf anzuwenden; viele vertraute Bekanntschaft mit dem menschlichen Herzen, denen darin liegenden Hindernissen des Guten, der mannichfaltigen besten Art ihm beyzukommen1139, der Geschichte und dem gemeinen Leben, endlich der schönen Wissenschaften, zu haben – das bedarf kaum einer Erinnerung.

411140.

Und eben dieses ist nöthig, um das Gesagte drittens (§. 35 1141) ausführbar darzustellen. Denn, [640] wenn der Zuhörer in der Einbildung steht, daß das, was ihm empfohlen wird, unmöglich, oder über seine Kräfte sey1142, oder wenigstens nicht weiß, wie er es anfangen solle: so kan1143 es bey1144 ihm keine Frucht schaffen. Ihm1145 jene Einbildung zu benehmen, zu zeigen wie er der werde, der er seyn soll, wie er das Empfohlne1146 in Ausübung bringen, wie er die vorgeschlagnen1147 Mittel wirklich anwenden könne, dies kan1148 ohne jene eigne1149 Kenntnisse des Lehrers nicht geschehen. †) 1150 Bloße1151 Vermahnungen und Gewissensrügen, oder bloße1152 Verweisungen auf Gott, ohne Aufmunterung zu eignem1153 Fleiß, helfen nicht. Der Lehrer gewinnt schon viel, [56] wenn er den Zuhörern die Vorurtheile benehmen kan1154, worauf jene Einbildungen beruhen. Er verhindert oder schwächt die Ausflüchte, wenn er seine Forderungen nicht überspannt, wenn er nichts Unmögliches und das Schwere nicht auf einmal1155 fordert. Noch mehr, wen er an ähnlichen Fällen des menschlichen Lebens die Möglichkeit der Ausführung und die Art zeigt, wie es [63] anzufangen sey1156. –1157 Je mehr er die Selbstliebe der Zuhörer in Bewegung zu setzen, und es ihnen einleuchtend zu machen weiß, was für selige Folgen der Fleiß habe, das Gute auszuüben, und wenigstens öftere Versuche zu machen, und wie unglücklich der Mensch werde oder bleibe, wenn er es nicht nichtnicht 1158 thue: je mehr wird er ihre Trägheit besiegen, welche die größeste1159, oft die einzige, Ursache ist, warum sie den Lehren nicht folgen, und sich von ihrer Wahrheit oder Werth oft nicht einmahl1160 überzeugen laßen1161.

[64] 421182.

Der dritte Zweck des erbaulichen Vortrags (§. 31 31. und 35 35. 1183) muß auf das Herz und die Neigungen der Zuhörer gerichtet seyn, und dahin gehen, die Erkenntniß lebendig zu machen, oder bey1186 ihnen wirksame EntschließungenEntschließungen1187 hervorzubringen, dem zu folgen, was man als wahr und gut erkannt hat. Ein Vortrag, der so eingerichtet ist, daß er diese Wirkung hervorbringen kan1188, ist ein rührender Vortrag (§. 31 1189) – Ohne diese Eigenschaft desselben würde alle noch so verbesserte Kenntniß das Beste [642] des Menschen nicht wirklich befördern;1190 ohne zugleich mit auf das Herz zu arbeiten, würde nicht einmal1191 die Aufmerksamkeit des Zuhörers an das, was zu seiner Belehrung gesagt wird, genug gefesselt, noch die Ueberzeugung vollendet werden, wenn sich Neigungen und Gewohnheiten gegen die Ueberzeugung streubten1192.

431193.

Nun hängt alle wahre Glückseligkeit der Menschen davon ab, daß sie theils, in Absicht auf diejenige, die in ihrer Gewalt steht, und von ihrem Willen abhängt, immer recht handeln, und daher stets mit sich zufrieden seyn können; theils, in Absicht auf die, welche nicht in ihren Händen ist, aber ihnen von der stets weisesten und gütigsten Regierung Gottes zugetheilet1194 wird, immer das für ihr wahres Beste halten, was diese über sie fügt, und sich dabey1195, zufrieden mit [65] Gott, beruhigen.1196 Folglich entspricht ein Vortrag der Religion nur alsdann1197 seinem wirklichen Zweck,1198 [58] die Menschen glücklich zu machen, wenn er so eingerichtet ist, daß er die Menschen wirklich –1199 bessern1200 und beruhigen kan1201. In jener Absicht,1202 könnte man ihn rührend rührend,1203 oder bessernd, im engern Verstande, in dieser,1204 ihn beruhigend nennen.

441244.

Wenn nun durch den rührenden Vortrag nicht bloß Wohlgefallen am Guten und Mißfallen am Bösen soll hervorgebracht werden, sondern auch Willigkeit, jenes zu thun,1245 und dieses zu laßen1246, oder eigentlich Gewohnheit, [60] immer so zu handeln: so muß ein solcher Vortrag so eingerichtet seyn, daß 1) der Zuhörer durch die gemachten Vorstellungen genöthigt werde, das Erkannte, welches für ihn anziehend ist (ihn interessirt), auf sich ziehe, zu seiner Angelegenheit mache, (d. i.)das ist einsehe, so [645] müsse er werden, und das Gegentheil ablegen, jenes sich an-1247 und dieses sich abgewöhnen, jenes thun und befördern, dieses laßen1248 und verhüten. Dies1249 würde sogleich, nach der Natur der menschlichen Seele, von selbst erfolgen, so bald1250 nur der Vortrag ihn, auf die oben beschriebene Art, überzeugte, interessirte, und ihm die Möglichkeit1251 es auszuführen1252 einleuchtend machte, wenn nicht in dem Menschen selbst Hindernisse lägen, welche diese Entschließung1253 zurückhielten. Diese liegen unstreitig in der Gewohnheit, Böses, und in der Ungewohnheit, Gutes zu thun, (d. i.)das ist weil ihm die Vorstellungen von dem mit dem Bösen [68] vermischten Nutzen oder Vergnügen, und von den mit Ausübung des Guten verknüpften Uebeln oder Mißvergnügen geläufig, hingegen die Vorstellungen des aus dem Bösen für ihn entspringenden Schadens,1254 und der mit Ausübung des Guten verbundenen Seligkeit,1255 ihm nicht geläufig sind, folglich die dadurch geleiteten Neigungen ihn vom Guten ab-1256 und zum Bösen hinziehen;1257 kurz, es liegt die Schuld an dem Geschmack und Hang 1258 zum Bösen, und an dem Mangel des Geschmacks1259 und Hanges zum Guten. Soll also der Vortrag rühren, (d. i.)das ist wirklich Besserung hervorbringen:1260 so müssen 2) bey1261 den Zuhörern a) die reitzenden Einbildungen von dem Bösen und die davon abhängende Lust dazu geschwächt; hingegen die Vorstellungen von dessen traurigen Folgen mit der daraus entstehenden Unlust gestärkt; und eben so b) in Absicht auf das Gute, die bessern Vorstellungen von dessen [61] seli[646]gen Folgen, nebst der dadurch gewirkten Neigung dazu, immer mehr erweckt und vermehrt, im Gegentheil die Einbildungen oder übertriebnen1262 Vorstellungen von dem1263 mit dem Guten1264 verknüpften Uebeln und Schwierigkeiten, nebst der daher entstehenden Abneigung vom Guten1265 geschwächt werden.

1,
2,
451275.

Erstlich in Absicht auf das Böse, woran der Mensch hängt, und wobey1276 er seine Rechnung zu finden glaubt, würde ihm zu zeigen seyn:1277 1) wie falsch die Vorstellungen seyen1278, die er sich theils von seinem Glücke dabey1279, theils von seiner vermeinten guten Gemüthsbeschaffenheit und Verhalten macht; – wie nichtig also, wie unbefriedigend und verbittert, wie vergänglich das sey1280, was er für sein Glück halte; – und wenn es auch wahre Güter sind, wonach er trachtet, [647] wie wenig gleichwohl es immer von ihm abhänge, dieses Glück zu erlangen, wie viele1281 unverantwortliche Handlungen er sich dieserwegen erlauben müsse; wie und1282 wodurch er sich selbst den Zugang zu solchem Glück verschließe1283, oder sich wieder darum bringe; wie sehr er sich durch seine Gesinnung und Betragen ausser1284 Stand setze, es recht zu genießen1285, und damit zufrieden zu seyn; wie gar keine, oder armselige, oder unbeständige Tugenden das seyn1286, worauf er sich verläßt, oder wie so ohne Grund er sich wirkliche Tugenden einbilde. – 2) Wie traurig die Folgen [70] seyen1287, die er sich durch seine Gemüthsbeschaffenheit und Verhalten zugezogen habe, oder zuziehen müsse, (d. i.)das ist – wie und wodurch er sich, es sey1288 aus Unachtsamkeit, oder falschen Vorstellungen, oder Trägheit, oder Leidenschaften,1289 oder üblen1290 Gewohnheiten, selbst unglücklich mache, und wie groß das daraus entstehende Elend sey1291; – wie er eben dadurch, auch wenn sein Unglück unverschuldet sey1292, es vermehre, oder sich ausser1293 Stand setze1294 es zu ertragen, oder zu seinem Besten anzuwenden; und, wenn er auch auf einer Seite einsehe, in welches Unglück er sich stürze, und er das Böse gerne laßenlassen 1295 möchte, um diesem zu entgehen, auf der andern aber, wie wohl ihm seyn würde, wenn1297 er besser wäre und handelte, und,1298 wenn er es deswegen auch gern möchte, wie ohnmächtig er gleichwohl und wie stark sein Hang zum Bösen und die Macht der Gewohnheit sey1299.

[648] 461300.

Eben so müßten ihm, in Absicht auf das Gute, 1) die seligen und weitreichenden Folgen deutlich gemacht werden, welche aus wahrer Tugend und Gottseligkeit entspringen; – wie recht man alsdann erst alles Gute, was uns begegnet, schätzen und genießen1301, es weit herzlicher und dankbarer empfinden, und zu seinem wahren Besten anwenden lerne; – wie sehr selbst unverschuldete Leiden uns dadurch erträglich, wie diese1302 die beste Schule, im Guten zu [63] wachsen, eine Quelle von vielem erst hinterher sich zeigenden Glück, [71] eine nähere Vorbereitung auf die Glückseligkeit einer bessern Welt, werden; – wie sehr wir uns dadurch die Herrschaft über unsre1303 Neigungen, wie viele Verdienste um Andere, wie viel Vertrauen und Liebe von andern Menschen erwerben, wie zufrieden und dankbar gegen Gott, und ihm immer ähnlicher werden. 2) Allein1304 die meisten Menschen haben1305 sehr falsche Begriffe von Besserung und Tugend. Sie machen1306 sich entweder die Tugend zu1307 leicht 1308, und ziehen1309 sie sehr ins Kleine zusammen. Sie setzen sie1310 in bloße1311 fromme Empfindung oder äusserliche1312, zumal gottesdienstliche, Handlungen, oder bloße1313 Ehrbarkeit, Gerechtigkeit, Menschenliebe, bürgerliche und gesellschaftliche Tugenden. Oder sie stellen1314 sie sich als einen unnatürlichen Zwang und lästige Einschränkung vor1315, die den Geist seiner Heiterkeit, das Leben seiner Freuden beraube, und den Menschen zur menschlichen Gesellschaft, und Beobachtug seiner natürlichen und [649] bürgerlichen Pflichten unfähig mache. Oder sie sind1316 aus überspannten Begriffen, Gefühl ihrer Ohnmacht, und Erinnerung oft mißlungener Versuche der Besserung, muthlos. Daher1317 muß zwar jenen falschen Begriffen, die nur auf eine oberflächige1318 Besserung zielen, beständig entgegen gearbeitet1319, es muß1320 ihnen keine Schwierigkeit verheelt1321 oder verkleinert, und der große1322 Umfang wahrer Tugend, die durchaus auf alles 1323 Gute gehen, und in wahrhaftiger Besserung der Gesinnung bestehen müsse, einleuchtend dargestellt werden. Aber1324 man muß ihnen auch eben so sehr die trübseligen Begriffe von Frömmigkeit be[72]nehmen, und ihnen eines Theils 1325 den großen1326 Werth der Gottseligkeit in aller Absicht, und des Zeugnisses eines guten Gewissens, immer fühlbarer, andern Theils 1327 ihnen, durch Vorstellung, [64] wie Vieles thätiger, ausharrender Fleiß, fortgesetzte Uebung und gewissenhafte Treue, unter Gottes uns nie entstehendem Beystande1328, vermöge, immer guten Muth machen.

471329.

Bey1330 dem VortragVortrag1331 dieser Sachen, wenn er wirklich für die Zuhörer rührend werden soll, kommt es hauptsächlich darauf an: 1) sie auf ihren Gemüthszustand, besonders auf ihre eigenthümlichen und am meisten eingewurzelten,1332 oder durch ihr Temperament und ihre besondern Umstände am meisten begünstigten Fehler aufmerksam zu machen; weil, ohne dieses zu erkennen, keine Reue und wahre Besserung mög[650]lich ist, und gerade diese von einem jeden am meisten übersehen, oder am wenigsten als Fehler erkannt werden; 2) nicht nur das daraus entstehende Elend, sondern auch das ihnen begreiflich zu machen, daß und wie sie selbst daran Schuld sind, und wie viel auf sie selbst ankomme, um besser und glücklicher zu werden; und 3) daß und wie ihnen nur durch Besserung und durch die Religion könne geholfen werden. – Es giebt keinen Menschen, der nicht die Eitelkeit und das Leere sündlicher Vergnügungen, die üblen1333 Folgen der Ausschweifungen, und selbst die wohlthätigen [73] Wirkungen der Tugend, wenigstens dann und wann,1334 sollte erfahren haben. Auch der schlechteste Mensch hat doch manchmal etwas Gutes gethan, und weiß, wie wohl ihm dabey1335 gewesen ist, wenn er nach seinem Gewissen gehandelt, zumal sich selbst überwunden hat; er sieht doch, wie heiter und zufrieden rechtschaffne1336 Menschen, auch bey1337 traurigen Umständen, sind, und wie bald sie sich zu finden wissen, wenn sie nur recht und mit Ueberlegung verfahren wollen; er weiß, wie gut es ihm thut, wenn [65] jemand sich gegen ihn rechtschaffen beträgt, und ist leicht zu überzeugen, welche Hölle aus der menschlichen Gesellschaft werden würde, wenn sich alle Menschen erlaubten, schlecht, oder, ohne sich einzuschränken, nur nach ihren Lüsten zu handeln. Er fühlt dies1338 am meisten, wenn er die Folgen seines Leichtsinns und seiner Ausschweifungen erlebt; fühlt, was er ohne gutes Gewissen und Religion ist, wenn er in Gefahr oder Verlegenheit kommt; wird doch durch besondere Wohlthaten, die ihm [651] wiederfahren1339, manchmal gerührt, und zu der Zeit geschmeidiger gemacht. Zu solchen Zeiten ihn anfassen, ihn an seinen erwähnten Erfahrungen fest halten1340, und dann ihm den großen1341 Werth der Tugend und Religion lebhaft vorstellen, dies kankann 1342 doch schwerlich ohne alle gute Eindrücke bleiben, die ihn zu rechter Zeit verfolgen werden. – Nur arbeite man nicht bloß auf seine SinnlichkeitSinnlichkeit,1344 und wenn man es thut, welches sehr1345 nützlich werden kan1346, und oft unentbehrlich ist, so geschehe es mehr, um gute Eindrücke zu verstärken, als hervorzubringen.

481362.

Bey1363 allen denjenigen1364 Veränderungen des menschlichen Lebens, die wir nicht nach Belieben und Ueberlegung hervorbringen, oder verhindern,1365 oder lenken können, und bey1366 dem Gefühl alles [75] desjenigen, was wir ohne unser Zuthun sind, bleibt uns nichts weiter übrig, als uns zu unterwerfen;1367 und – da das Gefühl der Leiden sich mit den Vorstellungen unsrer1368 doch möglichen Glückseligkeit nicht verträgt, und wir in so ferne1369 unglücklich sind, auch der Mensch zu selbstthätig ist, als daß er selbst dann, wenn er sich nur leidentlich verhalten zu können scheint, nicht wenigstens Etwas sollte zu seinem Besten thun können – unsre1370 Vorstellungen von unserm Zustand1371 zu berichtigen, oder unangenehmere durch andre1372 angenehmere zu verdrängen, oder das unangenehme Gefühl dieses Zustandes zu mildern, mit einem1373 Wort: uns vernünftig zu beruhigen beruhigen 1374 (§. 43).1375 Alle Unruhe, Gram und Sorgen scheinen nur in den drey1376 Fällen zu entstehen: 1) wenn wir zu bemerken glauben, daß wir glücklicher seyn würden, wenn wir frey1377 von einem Uebel oder dessen Gefühle1378, oder im Besitz und Genusse eines gewissen Gutes wären;1379 2) wenn wir uns gewisser [67] Vergehungen bewußt sind, deren Andenken wir nicht vertilgen können, und deren Folgen [653] wir nicht abwenden zu können glauben; und 3) wenn wir, bey1380 allem Wunsch und Vorsatz uns zu bessern, unsre1381 Ohnmacht und die unüberwindliche Gewalt der bösen Gewohnheit fühlen. Uns vernünftig zu beruhigen,1382 ist daher zu unsrer1383 Glückseligkeit eben so unentbehrlich nothwendig, als, uns1384 zu bessern. Darauf in dem Vortrage der Religion zu arbeiten, ist also eine unumgängliche Pflicht,1385 und wer das wollte, müßte suchen, jenen drey1386 Ursachen der Gemüthsunruhe entgegen zu arbeiten.

[76] 491387.

Der ersten Ursach.1388 – Wenn wir unglücklich, oder nicht glücklich genug zu seyn glauben, und der Grund beyder1389 Uebel liegt a)1390 in unserm eignen freyen 1391 Verhalten, das wir abändern können:1392 so ist uns ohne wahrhafte Besserung unsers Herzens und Lebens schlechterdings nicht zu helfen. Was der Lehrer in Absicht auf die Beruhigung solcher Zuhörer thun müsse, und um diese Ursach ihres Mißvergnügens zu heben, das zeigen die obigen Regeln, wonach an der Besserung der Menschen zu arbeiten ist1393 (§. 44 1394 bis 47).1395 – Rührt aber das Elend, das wir empfinden, und das versagte Glück, das wir mit Schmerzen entbehren, b)1396 gar nicht1397, so viel wir wenigstens zu sehen vermögen, gar nicht 1398 von unsrer 1399 Schuld her; läßt sich wenigstens auch durch unsre1400 Besserung jenes nicht verhüten oder wegschaffen, und dieses nicht erwerben: so steht [654] es doch unter der höchst weisen und gütigen Aufsicht der Regierung Gottes, der es über uns nie anders, [68] als wie ein höchst wohlthätiges und unentbehrliches Mittel zu unserm Besten, verhängt hat;1401 und dies1402 wird es in der Hand seiner Vorsehung gewiß, wenn wir uns unter diese demüthigen, und Ihn allein walten laßen;1403 ohne diese wohlthätige1404 Wirkungen durch unsre1405 Beschwerden und ängstliche Sorgen zu stören, und uns dadurch um unser von ihm dabey1406 bezieltes Glück, wenigstens um die ruhige Heiterkeit der Seele,1407 zu bringen, die aus dem stillen Zusehen, wie sich [77] nach und nach alles1408 so schön, so zu unsrer1409 Beruhigung, entwickelt und aufklärt, und aus der schon vorläufig dankbaren Erwartung des besten Ausgangs, entspringen würde.

501410.

Ein Lehrer, der diese Gesinnung und deswegen richtigere und eindrücklichere Vorstellungen von der wahren Beschaffenheit der Uebel und ihrem Verhältniß gegen unser Bestes, unter der väterlichen Regierung Gottes, befördern wollte, müßte folgende und ähnliche Betrachtungen, durch öftere, mannichfaltige und einleuchtende Darstellung aus der ähnlichen, eigenen, wirklichen, oder leicht zu erhaltenden,1411 Erfahrung der Zuhörer, mit steter Rücksicht auf ihre besondre1412 Umstände und Bedürfnisse, anschaulich zu machen suchen. – Wie sehr sorgt Gott überall, sowohl durch die Mannichfaltigkeit der Dinge und ihrer [655] Eigenschaften, als durch das in uns gelegte Gefühl für ihre Reitze, nicht bloß für unsre1413 Nothdurft, sondern auch für unsre1414 Bequemlichkeit, Vergnügen und Ueberfluß? –1415 Wie viel hat jeder Mensch insbesondre1416 vor unzählichen Andern voraus, und, wo ihm Etwas abgeht, durch wie viel andres1417, gerade für ihn zuträglicheres, Gute wird dies1418 ersetzt? –1419 [69] Wie viele ganz unerwartete, uns ohne unser Zuthun wiederfahrne1420, oder, wenn auch dieses mitwirken muß, durch die schon zum voraus gemachte1421 Anlagen unsers Geistes und unsrer1422 Umstände, in welchen der Keim unsrer1423 künfti[78]gen Glückseligkeit und der Grund seiner Entwicklung1424 liegt, veranstaltete und erleichterte, oder ganz1425 wider den sichtbaren Gang der Dinge ausgefallne1426, so sehr unverdiente Wohlthaten, erzeigt er uns? hilft uns aus so vieler Gefahr und Verlegenheit? –1427 Wie unendlich viele unerkannte1428 Wohlthaten wiederfahren1429 uns durch Abwendung unsers möglichen Unglücks, oder solcher Umstände, die es uns unvermeidlich bereiten würden, an welche zu denken und sie bey1430 Würdigung unsrer1431 Glückseligkeit mit in Anschlag zu bringen, uns, wegen Gottes verborgner1432 Wirkungen, nicht einmal in den Sinn kommt, und deren dereinstige Entdeckung uns überaus angenehm unterhalten, das Gefühl der wirklich genossenen Wohlthaten unendlich erheben, uns bis zur innigsten Rührung beschämen, und unsre1433 Dankbarkeit gegen Ihn erhöhen wird? –1434 Wie viele und große1435 Uebel sind mit vorzüglichen Fähigkeiten, Glücksumständen, Ansehen, weitläuftigen Verhältnissen (u. s. f.)und so ferner verbunden, deren wir [656] überhoben sind, wenn uns nur ein eingeschränktes Glück zu Theil worden ist? –1436 Und überhaupt1437 leiden wir wirklich Mangel oder Verlust, wenn uns Etwas versagt ist oder entrissen wird? hatt' es den Werth, den wir darauf legten? würd' es den Werth für uns behalten haben? würd' es uns nicht an einem andern größern1438 Glück1439 hinderlich worden1440 seyn?

511441.

Und das Unglück, ist es nicht eine Quelle eines sonst nicht erhaltenen Glücks? –1442 Diente es [79] nicht, unserm Glück [70] beygemischt1443, die angenehme Empfindung dieses letztern zu erhöhen? –1444 Ists, bey1445 aller seiner Bitterkeit, nicht herzstärkende Arzeney1446, wahre Schule der Genügsamkeit, der Vorsichtigkeit, der Klugheit, des gänzlichen Anschließens1447 an 1606Gott, ohne und ausser1448 dem doch alles1449 eitel ist, und aller Tugenden, wozu es uns sonst an Veranlaßung1450 und Uebung fehlt; ohne welches wir nie eifrig genug vorwärts zur wahren Vollkommenheit streben würden? –1451 Bey1452 mißlungener Ausführung unsrer1453 guten Absichten, bey1454 mißrathenen Mitteln, bey1455 unerwarteter Richtung, die unsre1456 gutgemeinten Anstalten nehmen,1457 und selbst Uebel erzeugen, die wir nicht vorhersehen, oder denen wir entgegenarbeiten, von welchen wir gerade das Gegentheil befördern wollten, – ist da durchaus Alles verloren? Haben1458 wir, wenn gleich nicht Alles1459, doch Etwas1460, wenn gleich nicht Dieses1461, doch etwas Andres1462 Gute, wenn gleich nicht vor der Hand, doch auf die Zu[657]kunft, wenn gleich nicht bey1463 Andern, doch bey1464 uns und durch eigne1465 Uebung im Guten, gestiftet? 1607Was kan1466 dieser ausgestreute, verlohren scheinende,1467 Saame, unter Gottes Pflege und Segen, hie und da, früh oder spät, für eine reiche und selige Aerndte1468 geben, von der uns jetzt noch gar nichts träumet1469. –1470 Und, bey1471 dem, ausser1472 jenem mißlungnen1473 Guten, für jeden guten Menschen,1474 gerade schmerzhaftesten Unglück, das wir empfinden, wenn unsre1475 guten Absichten verkannt, nachtheilig gedeutet, oder wir durch ungerechte Bedrückungen gemißhandelt werden: sind wir denn [80] Gott nicht auch Opfer, aus Dankbarkeit auch grosse1476 Aufopferungen, ihm auch darin Nachahmung schuldig, daß wir Versündigungen Anderer gegen uns dulden? –1477 Ist es nicht gegen Gott Dankes werth, wenn er uns dadurch von der Eitelkeit, Selbstsucht und 1478 Anhängen1479 von Meinungen [71] und Willen der Menschen,1480 abzieht, und uns aus Pflicht, um Seinetwillen, zu handeln gewöhnt? Erhebt nicht eben diese Gesinnung und Art zu handeln, wobey1481 es uns nur darum zu thun ist, recht zu handeln, und unser höchster Wunsch, Ihm werth zu seyn, unsre1482 Seele recht eigentlich zu der höchsten Würde des Menschen? –1483 Können wir nicht eben darum auf desto größre Vergeltung und darauf desto gewisser rechnen, je weniger wir durch irgend etwas Vergängliches belohnt waren; und muß sie uns nicht desto angenehmer fallen1484, da sie nicht bloßer1485 Zufall, sondern Belohnung, Belohnung von dem ist, der allein höchst gerecht richtet?

521509.

Wird jemand durch das Andenken seiner Vergehungen, auch wohl wissentlicher und grö[82]berer Verbrechen, oder der selbst unvertilgbar scheinenden Folgen derselben bey1510 sich oder Andern, beunruhigt – welches das zweyte 1511 war (§. 48):1512 – so müßte ihm der Lehrer 1)1513 den eigentlichen Inhalt des Evangeliums, das ganz eigentlich zur Absicht hat, diese Bekümmernisse zu heben, fleißig und einleuchtend vorstellen; vorzüglich, wie Gott seine Gnade auch dem Unwürdigsten (dem, der es sogar1514 nicht verdient,1515) zugedacht, 1609wie unser Heiland sich nicht für einen Arzt der Gesunden, sondern der Kranken erklärt habe, nicht nur keinen hinausstossen1516 wolle wer zu ihm kommt, sondern auch gekommen sey, aufzusuchen,1517 was sich verlohren1518 habe, u. d. gl.und dergleichen 1519 2) Und wenn ein solcher zweifelte, ob jene göttliche Verheissungen1520 ihm zukämen:1521 so müßte er ihm diese Besorgniß dadurch benehmen, daß er ihm1522 darauf führte: – schon dies sey1523 ein Zeichen, wie ihn Gott nicht verlaßen1524 habe, daß er nicht fühllos sey1525 gegen das Andenken seiner Vergehungen, noch gleichgültig gegen Gottes Gesinnungen gegen [73] ihn:1526 – er würde bis zu dieser Unruhe des Gewissens nicht einmal gekommen seyn, ohne besondre1527 Umstände, die dieses Gewissen aufweckten, und die ja alle unter der väterlichen Regierung Gottes [660] standen; –1528 und Gott veranstaltete1529 keine Mittel wozu, wenn er nicht auch die Absicht wolle, worauf diese abzielen. Er müßte ihm 3) zeigen, wie sehr Gott bey1530 allen solchen Hülflosen auf den Glauben dringe, und wie dies1531 – gerade wie bey1532 dem Verhältniß des Arztes und des Kranken, des Vaters und des Kindes,1533 – das Bil[83]ligste sey1534, was Gott fordern, und das Leichteste1535 was ein Hülfloser leisten könne, sich an den Gott zu halten, und dem ganz zu überlaßen1536, der unerschöpflich, wie an Güte, so an Mitteln ist, dem Menschen zu helfen, und von dem er ja ohne diesdieß 1537 in aller möglichen Rücksicht abhänge; daß es auch 4) der erste Schritt zur wahren Besserung sey1539, dadurch gerecht zu seyn gegen Gott und gegen sich selbst, daß man geduldig die natürlichen Folgen trage, die man sich selbst zugezogen habe, und es Gott zutraue, daß er uns auch dadurch wolle zur Besserung leiten. Er müßte endlich 5), so viel es immer die Fähigkeiten und Kenntnisse der1540 Bekümmerten erlauben, ihnen, besonders durch ihre eigne1541 Erfahrungen, begreiflich machen:1542 wie sehr es Gott in seiner Gewalt habe, selbst1543 schädliche Folgen böser Handlungen durch die unter seiner Regierung stehenden dazwischenkommenden Umstände abzuwenden; auch das, was auf unsrer1544 Seite unrecht ist, zu Mitteln zu machen, die viel Gutes stiften, welches ohne jenes nicht würde erfolgt seyn; auch dadurch, –1545 daß er uns diese Wendung, die unsre1546 Vergehungen nehmen, dereinst wird erkennen laßen1547, und durch unsere auf unsre1548 wahre Besserung und an[661]gestrengtern Fleiß zum Guten erfolgte größere1549 [74] Glückseligkeit und deren lebhafte Empfindung, – das schmerzhafte Andenken an unsre1550 Vergehungen und deren Folgen zu schwächen, oder ganz auszulöschen, oder dadurch die Empfindung unsrer1551 Seligkeit zu erhöhen, so daß wir begreifen, wie wir dahin nicht würden gekommen seyn, [84] wenn Gott nicht, indem er uns tief fallen ließ, unsern Fleiß und Eifer im Guten erhoben hätte.

531552.

Endlich in dem dritten Fall (§. 48 1553), wenn jemand durch das Gefühl seiner Ohnmacht, der Macht böser Gewohnheiten, nicht merklicher Fortschritte im Guten, oder durch Wahrnehmung so oft gescheiterter und nicht ausgeführter guten Vorsätze,1554 niedergeschlagen würde:1555 müßte der Lehrer 1) allen Fleiß anwenden, um, mit der möglichsten Sanftmuth, Theilnehmung und Schonung seiner Schwachheit, ihm die Vorurtheile zu benehmen, die hauptsächlich1556 dergleichen1557 Muthlosigkeit hervorbringen1558 oder 1559 unterhalten †). –pflegen. *) Und1560 wenn er weiß oder merkt, daß diese zu tief eingewurzelt, und so mit den guten Kenntnissen und Gesinnungen desselben verschlungen sind, daß zu besorgen ist, diese möchten darunter leiden, wenn man jene angriffe, oder der Versuch, jene auszurotten, möchte ihn gegen den Lehrer einnehmen: – so mache er ihn aufmerksam darauf, wie oft die besten Gedanken und Grundsätze uns zu weit führen können, und wie nöthig er habe, [662] auf seiner Hut zu seyn, um nicht durch gänzliche Unthätigkeit sicher, durch unterlaßenen1562 Gebrauch auch geringer Kräfte, die ihm Gott giebt, und ermunternder Umstände, untreu und undankbar gegen ihn zu werden, oder Gott durch zu weit getriebene Forde[75]rungen und Erwartungen zu versuchen. –1563 Er suche ihn wenigstens dahin zu brin[85]gen, die Gelegenheit, immer mehr sich selbst und Gottes Willen erkennen zu lernen, jede Aufmunterung zum Guten, besonders zum Fleiß und zum Vertrauen auf Gott, und den Umgang mit redlichen, heitern und solchen Christen zu benutzen, die sich aus ihren Erfahrungen einen Schatz von wahrer Klugheit gesammlet1564 haben, und die Fähigkeit besitzen, sich theils zu Anderer Bedürfnissen und Schwächen herabzulaßen1565, theils vernünftige Rechenschaft von ihrem Rath und Belehrung zu geben. 2) Er suche ihm besonders durch sehr klare Grundsätze, vornemlich1566 aus der Bibel, durch Beyspiele Andrer1567, die mit ihm in gleichen Umständen waren, und durch die nemliche1568 Erfahrungen, die er selbst müsse gehabt haben, einleuchtend zu machen: wie herablaßend1569 und billig Gott sey1570, der mehr nicht fordert1571 als der Mensch vermag, nicht ärndten will wo er nicht gesäet, oder den Saamen dazu gegeben hat;1572 wie Gott1573 so oft durch 1574 Umwege und anhaltende Prüfungen den Menschen zum Ziel führe,1575 und recht reif zum Guten mache; wie die wahre Besserung nie anders als allmählig, nach vielem Fallen und Wiederaufstehn,1576 erfolge, und in dem Grade fortrücke, gründlicher und merkbarer wer[663]de, in welchem der Mensch auch mit wenigen Kräften treu umgeht; und wie durch jedes1577 auch geringe1578 Fortrücken in der Besserung, was uns schwer oder unmöglich schien, immer leichter werde. 3) Er stelle das, was der Mensch an seinem Theile thun muß, immer mehr auf der angenehmen Seite und nach den großen1579 Vortheilen [86] vor, die jeden redlichen Fleiß gewiß belohnen, je nachdem er weiß, daß die Vorstellung dieses oder jenes1580 Vortheils bey1581 dem Bekümmerten den meisten Eindruck mache. 4) Er begnüge sich endlich nicht mit bloßen1582 Ver[76]mahnungen und Aufmunterungen, sondern zeige dem Unentschlossenen1583 und Muthlosen, wie er seine Pflichten ausüben, oder sich deren Ausübung erleichtern könne.

[77] 541598.

Alle auf die bisher beschriebene Art gemachten guten Eindrücke würden doch dem großen1599 Zweck1600 des erbaulichen Vortrags nicht völlig entsprechen, wenn sie nicht dauerhaft würden, und in feste Grundsätze und Gesinnungen übergingen. Dieses zu bewirken, möchten folgende Mittel am dienlichsten seyn. Zuerst, daß aller Vortrag so eingerichtet werde, daß1601 ihn die Zuhörer leicht übersehen, und sich dessen wieder erinnern können. Hiezu1602 würde 1) schon vieles thun, wenn der Vortrag nicht zu lang, nicht verwirrt wäre, nicht zu viele Abtheilungen, und nicht zu vielerley1603 Sachen enthielte, hingegen wohl zusammenhinge, 1604 so daß ein Gedanke leicht und natürlich auf den andern führte, auch die Hauptsachen umständlich aus einandergesetzt, und auf mannichfaltige Art erläutert und eindringlich gemacht würden †).1605 2) wenn1606 der Prediger die Kunst verstünde, die Aufmerksamkeit der Zuhörer durch eine gewisse wirklich nutzbare Neuig[665]keit der Sachen und des Vortrags zu fesseln; weil eben das Neue besonders die Aufmerksamkeit reitzt, und man es gern wiederholt, es sich [88] einzudrucken1607, geläufig zu machen,1608 und anzuwenden sucht. 1616 ††)1609 3) wenn1610 er sich vornemlich1611 an einige kurze Kernsprüche hielte, die den Zuhörern bekannt oder leicht zu behalten wären, und sie, nicht bloß durch öftere Wiederholung, sondern vornemlich1612 durch die möglichste Verdeutlichung, und Zurückführung oder Anwendung auf besondere Fälle, anschaulich und interessant zu machen suchte; und 4) auch darin das1613 Beyspiel1614 des größestengrössesten Musters1615, Jesu, nachahmte, daß er alles1617, was er den Zuhörern nützlich oder nöthig findet, mehr gelegentlich, (d. i.)das ist bey1618 einzelnen1619 vorkommenden Fällen, wo die Umstände des (z. B.)zum Beispiel [78] kranken, niedergeschlagnen1620 (etc.)et cetera Zuhörers es veranlaßen 1621, und was oder wie es den Zeitumständen und Bedürfnissen des Zuhörers am gemäßesten1622 ist, vortrüge.

1,
Anm.Anmerkung Anm. 3.3) Es ist hier nicht die Rede von Befriedigung bloßerblosser Wißbegierde oder Neugier über ausserordentlicheaußerordentliche und unbegreifliche Sachen, oder über Fragen, die eben jedesmal zu einer gewissen Zeit die Aufmerksamkeit des Publikums beschäftigen, und dessen Meinungen theilen;theilen, noch von parodoxen Behauptungen oder raschen und auffallenden AeusserungenAeußerungen, die der Zuhörer wenigstens in dem ZusammenhangZusammenhange nicht erwartet. Denn alles diesdieß ist dem ZweckZwecke des Religionsvortrags, der Erbauung, so wenig, als eigentliche Gelehrsamkeit, gemäß; oder zerstreut die Zuhörer mehr, zieht ziehrzieht wenigstens ihre Aufmerksamkeit von wichtigern Hauptsachen ab; und schadet oft, weil es fremdartig und vielenVielen anstößig ist, dem Vertrauen auf die Weisheit und Andacht des Lehrers. – Ich meine nicht einmal Predigten über die sichtbare Natur, über Aberglauben und andre besondreandere besondere Ausschweifungen des gemeinen Lebens, über bürgerliche Pflichten und Gegenstände, oder irgend etwas Nützliches, das doch nicht eigentlich zur Religion gehört. Hängt es irgend mit der Religion zusammen:zusammen, so verdient es,es sowohl als Religion selbst, gepredigt, wenigstens zur Beförderung der wahren Religion und ErbauungErbauung, benutzt zu werden;werden, sofern es den Kenntnissen und Bedürfnissen der Zuhörer gemäß ist, oder gemacht werden kan;kan,kann; und sofern es mit Mäßigung und Würde geschieht, nicht den Vortrag der Religion selbst verdrängt, der doch die öffentlichen Vorträge eigentlich gewidmet sind, und nur so selten geschieht, daß der Geschmack der Zuhörer nicht verwöhnt, und von den eigentlichen Religionsvorträgen abgezogen wird. – Neuigkeit Vielmehr verstehe ich hier wirklich im eigentlichen erbaulich erbaulichen Vortrage der Religion.unter dem, was durch Neuheit Interesse erregt, das, was auch bei einem Religionsvortrage, der sich Erbauung zum höchsten Zweck setzt, neu seyn kann. Dieß gilt 1) Schonschon von den dahin gehörigen Sachen selbst kan vieles neu seyn. Der gewöhnliche Religionsunterricht in Schulen und Lehrbüchern ist noch sehr eingeschränkt, ist eigentlich nur Grundlage des weitern Unterrichts, durch den ein Christ immer mehr auch in der Erkenntniß wachsen soll. Von vielen wichtigen Sachen ( z. B.zum Beispiel dem richtigen praktisch praktischen BegriffBegrif des Glaubens Glaubens , und was wir thun könnenkönnen, ihn hervorzubringen und zu nähren, von Genügsamkeit Genügsamkeit , von wahrer Ehrliebe wahrer Ehrliebe , von Standhaftigkeit Standhaftigkeit gegen herrschende unschuldig scheinende Gewohnheiten, und dem weisen Kampf dagegen, von der Pflicht, allesAlles was man, auch in seinem Beruf, thut, gut gut zu machen, von vielen unerkannten Sünden und Wohlthaten Gottes, und tausend andern Sachen unerkannten Sünden und Wohltaten Gottes u. s. w.und so weiter ) wird auf den Kanzeln und beybei Katechisationen wenig oder gar nicht geredet. Auch beybei bekannten und oft zu wiederholen nöthigen Lehren und Anstalten Gottes,Gottes ließeliesse sich viel Lehrreiches über Gottes Absichten dabeydabei sagen, es ließen sich viele unerkannte Pflichten und Tröstungen daraus herleiten u. d. gl.und dergleichen u. dgl.und dergleichen Und kankann wenigstens der Lehrer nicht, gleich durch die Anwendung der Lehren undoder durch die Situationen, in die er die Zuhörer dagegen bringtzu versetzen sucht, viel Neues sagen, das immer den Zuhörer unterhält, woran dieser schwerlich selbst gedacht hätte, und sich doch immer getroffen, immer das auf diese Art Gesagte,Gesagte für sich brauchbar findet?findet. Eben so kankann 2) in den Vortrag Neues gebracht, es können bekannte Sachen durch neue Beweise, durch neue Anwendung der biblischen Texte, durch neue Motive unterstützt, durch dazu gewählte Geschichten und BeyspieleBeispiele aus der Bibel, durch besondrebesondere Fälle aus dem gemeinen Leben u. d. gl.und dergleichen u. dgl.und dergleichen anschauender und lehrreicher gemacht werden. (Wie wenig mag z. B.zum Beispiel Marc. 9, 38 f.folgend auf die Duldung und billige Beurtheilung derer, die anders,anders als wir,wir in der Religion denken, 1 Kor. 7, 23.23., auf die Pflicht des Kampfs gegen Mode und BeyspieleBeispiele, Kap.Kapitel 8, 1 f.folgend f., auf den Mißbrauch der AufklärungAufklärung etc.et cetera angewendet worden seyn? undUnd wie viel Lehrreiches liegt noch in der Geschichte der Apostel und in andern biblischen Geschichten? nicht nur in den Sätzen, sondern auch in der ganzen Stellung und Verbindung derselben in der Bibel?) – Wer sich gewöhntgewöhnt, über allesAlles, und besonders über den Inhalt der Bibel und des menschlichen Lebens,Lebens nachzudenken, und beydesBeides täglich zu studieren, fleißig selbst an seiner eigneneigenen Erbauung zu arbeiten, die Religion überall anzuwenden, und allenfalls sich, nicht gemeinesich allenfalls, feinere Bemerkungen, die irgend etwas Neues lehren, oder ein neues Licht worauf werfen, aufzuzeichnen, um sie gelegentlich beybei seinen Zuhörern zu brauchengebrauchen: dem wird, viel Neues zweckmäßig zu sagen, so schwer nicht seyn können. {Wo der Prediger an die gewöhnlichen PerikopenPerikopen gebunden ist, da sollte er sich ganz vorzüglich bemühen, den gewöhnlichen Texten neue Seiten abzugewinnen, auch dazu Predigten geistvoller Männer über diese Abschnitte vergleichen. Ganz vorzüglich zeichnen sich die Reinhard, Franz Volkmar Reinhardtschen auch von dieser Seite aus. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 1661
[94] 551726.

Sehr viel tragen1727 zur Befestigung guter Eindrücke auch 2) (§. 54 556 ) die dem Vortrag eingedruckteneingedrückten Spuren der eignen UeberzeugungUeberzeugung des LehrerLehrers1728 von der vorgetragenenen Wahrheit und ihrem Werthe 1731, und seines1732 Interesse für das Wohl der Zuhörer, bey1733. Theilnehmung wirket1734 wieder Theilnehmung, und wenn wir merken, daß jemand angelegentlich zu unserm Besten arbeitet, so giebt unser eignes1735 Interesse, und die Vorstellung von dem Lehrer, als unserm Freunde, einen mächtigen Reitz, seine Gedanken weiter zu verfolgen;1736 zumal, wenn uns die Sache ohnehin schon anzieht, und die durch den Vortrag durchscheinende Ueberzeugung des Lehrers unsre1737 Meinung von der Wahrheit und Wichtigkeit des Gehörten bestätigt. Selbst die Wärme und noch vielmehr die ruhige Heiterkeit des Geistes, die den Verdacht des Gesuchten und Künstlichen ausschließt, [83] fesselt die Aufmerksamkeit, und macht [671] uns geneigt, den ersten angenehmen Eindruck zu wiederholen, und darüber weiter nachzudenken. Wer es dahin bey1738 dem Zuhörer bringen will, muß selbst von dem, was er sagt, und vornemlich1739 von dessen Werth, lebendig überzeugt seyn, die Sache wohl und praktisch durchdacht haben, und in dem Augenblick, wo er sie vorträgt, ganz dabey1740, und von ihr eingenommen seyn. Dies1741 und ein wohlwollendes Herz sind die Haupterfordernisse dabey1742; lebhafte Einbildungskraft und Reichthum der Sprache, den er in seine1743 Gewalt [95] hat, unterstützen es. Das Aeussere1744 giebt sich alsdann von selbst. Etwas kan1745 auch dazu beytragen1746, wenn man das Gemüth vorher in die gehörige Ruhe setzt, und durch Lesung körniger1747 Stellen aus der heiligen Schrift, oder ähnlicher Schriften, seinem Geiste Nahrung giebt.

Anm. Anmerkung Die hier beschriebnebeschriebene Eigenschaft des Vortrages ist ohngefehrungefähr das, was die Franzosen mit dem mystischen Namen der Salbung Salbung belegen. Die Kraft, welche dauerhafte Eindrücke hervorbringen soll, liegt in der vorgetragenen Sache selbst, und muß von dem Lehrer hervorgezogen oder entwickelt werden. Ist jenes nicht, und geschieht diesesdieses, nicht; wirkt der Vortrag bloß auf die Sinne,Sinne oder Einbildungskraft der Zuhörer: so mag er betäuben und hinreissen,hinreißen; dauerhaft dauerhafte Eindrücke wird er nie machen. {Der Ausdruck Salbung (χρισμα und χριειν) ist aus 1 Joh. 2, 20. 27. Apostelg. 10, 38. 2 Kor. 1, 21. entlehnt, wo er in der tropischen Bedeutung die Einweihung in eine Lehre oder ein Lehrgeschäft bezeichnet, folglich überhaupt den den Menschen gewordenen Unterricht in der Religion bezeichnet. Erst späterhin hat man in der homiletischen Sprache darunter eine besondere Eigenschaft des Vortrags verstanden. Wenn er nämlich nicht bloß den Verstand beschäftigt, sondern Geist und Gemüth zugleich ergreift, durch die Stimmung des Redenden seine sichtbare Theilnahme an der Sache unterstützt, und damit eine gewisse Feierlichkeit, wie sie dem hohen Gegenstande angemessen ist, verbindet, so pflegt man dem Redenden, Salbung zuzuschreiben. Die beiden Hauptzwecke des Begriffs scheinen demnach Herzlichkeit und Würde zu seyn. So gebrauchen auch besonders französische Schriftsteller das Wort onction. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 1748
561757.

Auch der lebhafteste Eindruck verliert in1758 die Länge seine Kraft, und wird durch andre1759 neue und lebhaftere Vorstellungen geschwächt oder ver[672]drängt. Man kan1760 ihn nur dadurch befestigen, daß man ihn gleich, wenn das Gemüth noch ganz davon eingenommen ist, in Ausübung bringt;1761 daß man, wenn dies1762 nicht gleich geschehen kan1763, ihn mit seinen Gedanken verfolgt, ihn sich dadurch geläufig macht, und ihn in Empfindung vewandeltverwandelt 1764; daß man ihn endlich öfters,1765 durch alles1766, was die Andacht unterhält, wieder auffrischt. Alles dieses zu befördern, wäre also das 3te1767 (§. 54. 55 55. 1768), was der Lehrer zur Erhal[96]tung des guten Eindrucks thun müßte. Er bewege den Zuhörer, gute Vorsätze ( (z. B.)zum Beispiel sich mit seinen Feinden auszusöhnen, Almosen zu geben, seine Angelegenheiten Gott zu empfehlen),1770 ohne Aufschub zu vollziehen. Er suche durch 1771 Gebet, durch wohlgewählten Gesang, durch den Genuß des heiligen AbendsmahlsAbendmahls u. d. gl.und dergleichen 1772 die guten Eindrücke bey1774 den Zuhörern zu befestigen. Er empfehle ihnen durch sein Beyspiel1775 religiöse Uebungen, Lesung der heiligen und anderer, ihren Fähigkeiten angemeßnen1776, Schriften, Besuchung des öffentlichen Gottesdienstes, frommen Umgang, Nachdenken über alles Gehörte oder Gelesene, in beständiger Beziehung auf sie [85] und die Bedürfnisse ihres Geistes und Herzens; erbiete sich gegen sie zu weiterer Belehrung;1777 und nehme Gelegenheit, bey1778 schicklichen Veranlaßungen1779 sich mit ihnen über das, was ihre besondre1780 geistliche Wohlfahrt betrift1781, näher zu unterhalten.

[673] 571782.

Wer die Pflichten eines guten christlichen Volkslehrers, nach dem bisher Gesagten,1783 erfüllen wollte, müßte – ein Mann von gesundem Verstande; – von gutem Geschmacke,Geschmacke 1784 oder richtigem1786 Gefühl des Schicklichen und Unschicklichen;1787 – selbst klarer Begriffe fähig, und gewohnt seyn, klar und ordentlich zu denken; – eine ausgebreitete, richtige, bestimmte, anschauende und praktische Erkenntniß der ReligionReligion;1788 – vornemlich1789 Interesse für Wahrheit, besonders [97] in der Religion, und für alles Gute;1790 – die Gabe1791 sich gut auszudrucken1792, und daher auch hinlänglichen Reichthum der Sprache,1793 besitzen; – selbst von Herzen fromm seyn, und die eigentliche Absicht haben, auch andre1794 Menschen dahin zu bringen; – endlich, so viel als möglich, die Fähigkeiten und Bedürfnisse seiner Zuhörer kennen, – und nach diesen seinen Vortrag einzurichten verstehen. – Alsdann1795 könnte er allenfalls eines besondern Unterrichts der Homiletik und Katechetik, so wie guter Beyspiele Beyspiele 1796 im Vortrage, entbehren, und eigne1797 Uebung würde diesen Abgang ersetzen können;können, ohne welchedie 1798 und ohne jene Eigenschaften,1801 bloße1802 Anweisung1803 und Beyspiele ihn1804 nicht zum guten Lehrer des Volks machen können. Aber,1805 – wenn auch jene Eigenschaften nicht so selten, und nicht noch seltner beysammenbeysammen, wären:1806 – so bedürfen sie doch einer mehrern Ausbildung durch den Unterricht, Rath und Beyspiel1808 [86] Anderer, die mehr Geschicklichkeit, Kenntniß und Erfahrung haben; – und ein besondrer1809 [674] Unterricht über die Einrichtung des guten Vortrags kan1810, wie bey1811 allen Wissenschaften, das Studium desjenigen, was dazu erfordert wird, sehr erleichtern. – Selbst, wenn ein junger Mann sich bloß nach guten Beyspielen 1812 bilden wollte, müßte er,1813 – um nicht in seiner Wahl zu irren, und1814 gute Eigenschaften der Predigten, oder ihre Fehler,1815 zu übersehen, jene zu vernachläßigen1816 und diese anzunehmen,18171818 doch erst auf beyde1819 überhaupt aufmerksam gemacht worden seyn. – Vornemlich1820 giebt es so viele Vorurtheile darüber, [98] die auf Unwissenheit, verdorbnen1821 Geschmack, und der so allgewaltig wirkenden Mode beruhen, daß es schon deswegen nöthig ist, frühzeitig sich um gesunde und feste Grundsätze1822 von der wahren Vollkommenheit des Religionsvortrages zu bewerben.

Anm. Anmerkung Gut eingerichtete Vorlesungen über die HomiletikHomiletik, von einem Lehrer, der ein eben so guter Theoretiker als Praktiker wäre, der nicht bloß zur Wohlredenheit, sondern zu wahrer nützlicher Beredtsamkeit, oder vielmehr zu rechter Einrichtung des erbaulich erbaulichen, zusammenhängenden oder Gesprächsvortrags der Religion, Anweisung gäbe, der nicht sowohl Kunst als Befolgung der Natur, auch in diesem Stücke, lehrte;lehrte, und gute Grundsätze durch wohlgewählte BeyspieleBeispiele deutlich und anschaulich machte;machte, auch, wenn es seyn könntekan, die nöthigen Uebungen der Zuhörer unter seiner Aufsicht, damit verbände – nebst dem UmgangUmgange mit erfahrnen und in dieser Art bewährten Predigern – würden hier am diensamsten seyn. Gute Anweisungen dazu findet man vorzüglich in den Grundsätzen Unter den älteren Anweisungen enthalten auch für die jetzige Zeit noch sehr viel Brauchbares: Dr. Erasmus, Desiderius Erasmi Ecclesiastes s. de ratione concionandi, L. IV. 1554., und Hyperius, Andreas And. Hyperius de formandis concionibus sacris, 1553. denuo edidit Wagnitz, Heinrich Balthasar H. B. Wagnitus , Halae 1781. Unter den neueren: Grundsätze zur Bildung künftiger Volkslehrer, Prediger, Katecheten und Pädagogen, von Seiler, Georg Friedrich Georg Frie drich Seiler , 2te(2te Auflage, Erlangen,Ausgabe, Erlangen 1786. gr.groß 8.;8.) und in8. Niemeyer, August Hermann Aug. Herm. Niemeyers Niemeyer's Handbuch für christliche Religionslehrer, zweyter Theil,zweiter Theil (auch unter dem Titel: Homiletik, Pastoralanweisung und Liturgik,) Liturgik), 5te Ausgabe, Halle 1790 in1807. 8. Entwurf der wesentlichen Pflichten christlicher Lehrer, (Halle, 1786. in gr.groß 8.) { Schmid, Johann Wilhelm J. W. Schmidt's Anleitung zum populären Kanzelvortrag, 1ster bis 3ter Theil. Jena 1787 f.folgend Schott, Heinrich August H. A. Schott Theorie der Beredtsamkeit, mit besonderer Anwendung auf die geistliche. Leipzig 1781.; und Dessen kurzgefasster Entwurf der Theorie der Beredtsamkeit. 1815. Ammon, Christoph Friedrich von C. F. Ammon Handbuch, oder Anleitung zur Kanzelberedtsamkeit. Marburg 1812. Unter den rhetorischen VorlesungenLehrbüchern, die wenigstens zur feinern feineren Bildung des Predigers dienen, verdienen Blair, Hugh Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften, Wissenschaften (aus dem Englischen übersetzt von Schreiter, Carl Gottfried K. G. Schreiter , Liegnitz,Liegnitz 1785 bis 1788 in1788., 3 TheilenTheile, gr.groß 8.) vornemlich studieretvornehmlich studiert zu werden. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 1823
581852.

Eben so großen1853 und vielleicht noch mehrern1854 Nutzen, als Anweisungen zum erbaulichen Vortrag, haben gute Muster von Predigten und Katechisationen Katechisationen;1855 weil es dem Anfänger schwerer fällt, gute Grundsätze und Regeln wohl anzuwenden, als sie zu verstehen,1856 oder überzeugend einzusehen; weil es den meisten1857 leichter wird, sich nach Beyspielen1858 als nach Grundsätzen zu bilden; und weil gute Beyspiele1859 mehr Lust zur Nachahmung machen, und den Fleiß in ähnlichen Versuchen ermuntern. Manches, (z. B.)zum Beispiel [88] die Kunst, den Vortrag concret zu machen, (d. i.)das ist allgemeine Sätze auf besondere Umstände und Bedürfnisse der Zuhörer zurück zu führen, läßt sich auch nicht durch Regeln, wohl aber aus Beyspielen1860 lernen. Man müßte nur bey1861 dem Gebrauch derselben 1) in der Wahl vorsichtig seyn. – Es giebt Predigten, die eher gelehrte oder scharfsinnige Untersuchungen, eher Meisterstücke der Kunst, als Predigten sind, die also, [676] wenn es uns um eigne 1862 Belehrung, Ueberzeugung und Erbauung überhaupt, oder um Fortschritte in den schönen Wissenschaften,1863 zu thun wäre, für uns unterhaltender und nützlicher seyn mögen;1864 die es aber deswegen nicht sind, sofern wir unsern Vortrag zu Anderer Erbauung darnach bilden wollen. Oft täuscht auch der berühmte [100] Name; denn selbst die musterhaftesten Prediger sind es nur in gewisser Absicht;1865 sie sind es auch nicht in allen ihren Arbeiten, und ihre früheren Versuche kommen selten ihren spätern und reifern Früchten bey1866. Und sehr oft verursacht die Mode und herrschende Gewohnheit, welche auf manche gute Eigenschaften einer Predigt einen zu großen1867 Werth legt, nebst der Neigung zu dem, was uns leichter wird, oder mehr nach unserm Geschmack und 1868 Fähigkeiten ist, daß man sich nur an Eine Art,1869 (populärer Predigten1870 (z. B.)zum Beispiel die oft sehr arm an Sachen, richtigen und bestimmten Gedanken, und um so reicher an Worten sind),1871 hält, und andre1872, aus welchen man mehr lernen könnte und sollte, vernachläßigt1873. Man müßte also, wenn es uns wirklich Ernst wäre, in aller Absicht, 1874 auch als Prediger,1875 vollkommen1876 zu werden, mehrere 1877 Arten von nachahmungswürdigen Predigten oder Katechisationen, nach den oben beschriebenen Eigenschaften, studieren, vornemlich1878 die, welche nach unserm besondern Beruf, und der Art der Zuhö[89]rer, mit welchen wir zu thun haben, uns am nöthigsten sind, und die sich durch solche Eigenschaften auszeichnen, an welchen es uns noch mehr als 1879 andern fehlt.

[677] 591880.

Aber man müßte sie 2) nicht eigentlich 1881 nachahmen, d. i.das ist 1882 seine Art zu denken, zu empfinden, und sich auszudrucken1883, nicht nach Andern stimmen, nicht Natur mit Kunst vertauschen wollen. Denn – ausser dem1884, daß eine solche [101] Begierde nachzuahmen, gemeiniglich auf das Eigenthümliche 1885 eines Predigers fällt, welches sich ohne unnatürlichen Zwang nicht nachahmen läßt, und Vieles1886, was selbst fehlerhaft ist, den kleidet, dem es natürlich ist, bey1887 Andern aber lächerlich wird, wenn man ihnen die Mühe ansieht, die sie sich geben, unnatürlich zu handeln: – so hemmt es die Freyheit1888 des Geistes, und verhindert das Gute zu stiften, das jeder nach seiner Art gerade am meisten stiften könnte. Der Vortrag verliert das natürlich Schöne1889, und, wenn ich so reden darf, das Herzliche, welches eben daraus entsteht, daß, was man sagt, aus eigner 1890 Ueberzeugung und Empfindung, aus wahrer Theilnehmung an der Sache, wie sie sich uns darstellt, fließt, daß es natürlicher Ausbruch des von ihr ganz eingenommnen1891, durch keine fremden Rücksichten zerstreuten, Verstandes und Herzens ist, und, weil es vom Herzen kommt, auch wieder zu Herzen geht. – Vielmehr müßte man 3) erst, nach eigner1892 Empfindung des Nützlichen und nach bewährten Grundsätzen einer vernünftigen Homiletik, wohl untersuchen, was an gewissen Mustern wirklich nachahmungswürdig sey1893? und, wenn [678] man bemerkte, daß man es selbst noch nicht, oder nicht genug, in seiner Gewalt hätte, [90] 4) alsdann, ob man danach trachten könnte? (d. i.)das ist die Fähigkeit hätte, zwar durch Fleiß und Uebung, aber nicht mit Zwang, eben dieses zu erreichen; welches zu entdecken nicht gar schwer werden kan1894, wenn man nur aufrichtig sein Gefühl,1895 und, um weniger zu irren, die Urtheile [102] anderer Verständigern befragt. Hernach 5) ob man es auch dürfe? d. i.das ist 1896 ob unser Beruf, nebst den Fähigkeiten, Kenntnissen und Bedürfnissen unsrer 1897 Zuhörer, diese Eigenschaften des Vortrags ertragen, oder gar fordern. Wäre man von allem diesen überzeugt:1898 so müßte man 6) wahre Muster sorgfältig in ihre Theile zerlegen, um zu sehen, wie der Andere seine Hauptgedanken erklärt, ausgeführt, sie und ihre Erläuterungen geordnet und ausgedruckt1899, auch untersuchen, warum er es lieber so, als anders, dargestellt, und was er für Mittel dazu gebraucht hätte?

Anm.Anmerkung Anm. 2.2) Vorzügliche hieherhierher gehörige Predigten und Katechisationen sind in der Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie, §. 561 f.folgend genannt, deren Verzeichniß sich aus der neuesten Zeit noch vermehren läßt. Als Katechisationen verdienen zum Theil die Unterhaltungen für Kinder und Kinderfreunde (von Salzmann, Christian Gotthilf C. G. Salzmann ,) Leipzig, 1778 folgg.folgende in 98 Bändchen in 8; das Handbuch für Kinder und Kinderlehrer über den Katechismus Luther, Martin Lutheri , von Beyer, Johann Rudolph Gottlieb J. R. G. Beyer , Leipzig, 1785−1787. 1784−1787. in 7 Bändchen in 8; Katechetisches Magazin, herausgegeben von Lang, Georg Heinrich G. H. Lang , Nördlingen, 1781–1784 1781−1784. in drey3, und dessen FortsetzungFortsetzungen, oder Neues katechetisches Magazin, Erlangen, 1785−1789 1785−1788. bisher in drey3 Bänden und einem Stück des 4ten in 8. vor andern studiert zu werden. {Unter den Lehrbüchern für Katechetik sind zu vergleichen vorzüglich: Seiler, Georg Friedrich G. F. Seiler's katechetisches Methodenbuch. Erlangen 1789. Graeffe, Johann Friedrich Christoph J. F. C. Gräff's vollständiges Lehrbuch der allgemeinen Katechetik (ganz nach Kant, Immanuel Kantischen Grundsätzen), 3 Bände, Göttingen 1795 f.folgend, nebst des Verfassers Grundriß der Katechetik. Wolfrath, Friedrich Wilhelm F. W. Wolfarth's Versuch eines Lehrbuchs der religiös-moralischen Katechetik und Didaktik, Lemgo 1808. Katechetische Magazine haben Lang, Georg Heinrich Lang und Graeffe, Johann Friedrich Christoph Gräff herausgegeben. Das Wahre, so wie die vorzüglichsten Proben von Katechisationen s. m.siehe man in Niemeyer, David Gottlieb Niemeyer's und Wagnitz, Heinrich Balthasar Wagnitz Predigerbibliothek, 3ter und 4ter Theil. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 1914
601927.

Zu allem diesen muß noch eigne1928 Uebung in beyderley1929 Vortrag kommen, ohne welche man sich weder das Andern abgelernte Gute zu eigen machen, noch jemals eine Fertigkeit im guten Vortrage erhalten kan1930. Sie dient1931 auch zur eignen Demüthigung und Gründung der so nöthigen BescheidenheitBescheidenheit1932, wenn man, bey1933 angestellten eignen1934 Versuchen, sieht, – das Ideal vorausgesetzt, das wir oben entworfen haben, – wie so schwer es sey1935, ein recht guter Prediger oder [680] Katechet zu werden. Mangel 1936 dieser Tugend,1937 – der immer voraussetzt1938, daß man entweder für die Wichtigkeit der Sache kein Gefühl habe, oder nicht wisse, wie viel zum guten Vortrag1939 gehöre, oder sich selbst nicht kenne,1940 – macht blind gegen [104] eigne1941 Fehler, halsstarrig gegen Andrer1942 Erinnerungen, und verhindert, wie den Wachsthum in der Vollkommenheit, so besonders die Biegsamkeit der Seele, die so nöthig ist, um sich nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Zuhörer zu richten. [92] Auf der andern Seite hilft die Uebung wieder der Blödigkeit auf, und macht guten Muth, weil man seine Kräfte und ihren Wachsthum fühlen lernt.

611943.

Bey1944 diesen eignen1945 Uebungen kan1946 man 1) nicht oft und dringend genug dem1947 Prediger an den Zweck erinnern, wozu er predigen soll. Du redest – in Gottes Namen; sollst, als sein Werkzeug, seinen Willen und seine Gesinnung verkündigen; bist eigentlich dazu da, die wichtigste Angelegenheit der Menschen zu besorgen, sie durch Religion zu wahren, ihre Würde fühlenden, und ihr gemäß handelnden, wahrhaftig glücklichen Menschen zu machen, ihr Lehrer, ihr Rathgeber, ihr Erinnerer, ihr Tröster, bey1948 allen Angelegenheiten zu seyn, die ihr Gewissen und ihre Gemüthsruhe betreffen. Aber du bist kein Orakel; und, wenn auch Gott unmittelbar durch dich redete, so kannst du ihnen doch weder Glauben, noch Gehorsam, noch Zufrie[681]denheit abzwingen; sie dürfen nicht nur, sie müssen auch prüfen, ob Gott durch dich redet, und dann erst dir folgen. Du mußt also als Mensch mit vernünftigen Menschen reden, die anders nicht gewonnen werden können, als durch [105] Vorstellungen, welche es ihnen, nach ihren Fähigkeiten, Begriffen und Bedürfnissen, klar machen, daß, was du sagest, wahr und gut, und ihnen nothwendig sey1949, und welchen der Zugang zu eben der Quelle, aus der du schöpfest, zur Vernunft, zur heiligen Schrift und zur Erfahrung, eben so wie dir, offen steht. – Wer diese Zwecke nicht stets vor Augen behält, und nicht alles Ernstes darauf arbeiten will, dessen Vortrag mag übri[93]gens vortreflich seyn;1950 erbaulicher Vortrag, gute Predigt, gute Katechisation,1951 ist er nicht.

621952.

Schon dies kan1953 1954 2) vor1955 einer Menge höchst verderblicher Fehler bewahren, die sich hier nicht alle nennen laßen1956. – Wer immer bedächte, daß er in Gottes Namen die Menschen zur Seligkeit weisen sollte, wie könnte der sichs erlauben, fremdartige Dinge, die nicht Religion zum Gegenstande haben, oder sich nicht durch Religionsgründe unterstützen laßen1957, in den gottesdienstlichen Vortrag zu bringen? †) 1958 wie der 1959 predigen, 1960 um sich bloß1961 hören zu laßen1962, und seiner Eitelkeit ein Opfer zu bringen? sich bloß im Predigen, oder gar in Declamation,1963 zu üben ††)?1964 glänzen, oder sich überhaupt empfehlen zu1965 wollen? oder auf der andern Seite, sei[682]ner Würde vergessen, und sich unanständige Aeusserungen1966, niedrige oder pöbelhafte Ausdrücke, 1647Action eines Comödianten, oder ähnliche Ausschweifungen,1967 zu gute halten, oder gar affectiren? wie der 1968, die Zuhörer nur1969 angenehm 1970 unterhalten, oder den gelehrten [106] und tiefdenkenden Untersucher spielen, oder den Abgang kräftiger Gedanken, heilsamer Vermahnungen und guter Gesinnungen1971 durch schöne Redensarten und Bilder ersetzen wollen? – Wie wird1972 der, wer da1973 weiß, wie Menschen müssen1974 vernünftig behandelt und gewissenhaft geleitet werden, wie wird der 1975 jeden Vortrag gut genug für seine Zuhörer halten?1976 anstatt die Bedürfnisse derselben zu studieren und zu befriedigen, das predigen, was ihm das Leichteste wird, oder ihm das Wichtigste scheint, oder zur Unzeit und ohne Schonung aufklären wollen? oder, statt der Gründe dreistedreuste Versicherungen, Betheurungen oder Wehklagen brauchen?1977 oder 1979 auf die Sinne und Ein[94]bildungskraft arbeiten, und den Verstand der Zuhörer unbeschäftigt, ihr Herz leer und kalt laßenlassen?1980 mehr die Kunst1982, als seine praktischen Einsichten und sein Herz1983 um Rath fragen?

Anm.Anmerkung Anm. 1. †) Anm. 1) Was diese Gewohnheit, die seit einiger Zeit Mode zu werden anfängt, für erhebliche Bedenklichkeiten gegen sich habe, würde hier aus einander zu setzen,setzen zu weitläufig fallen. Die Frage kankann nicht seyn:seyn, ob nicht die Religion müsse auch auf das gemeine Leben und auf die besondern Umstände der Zuhörer angewendet, die Zuhörer also,also auch durch Predigten,Predigten gewöhnt werden müssen, sie überall anzuwenden? (Dies(Dieß sollte ja ein HauptzweckHauptzweck aller Predigten und Katechisationen seyn).seyn.) Es leidet auch keinen vernünftigen Zweifel:Zweifel, ob nicht die sichtbare Schöpfung und deren weise Einrichtungen, falls sie den Zuhörern können deutlich gemacht,gemacht und mit Anständigkeit gebraucht werden kann, und ob nicht die besondern Erfahrungen und irdische Beschäftigungen der Zuhörer mit zu Hülfe dürfen genommen werden dürfen, um Lehren der Religion faßlich, einleuchtend und anschaulich zu machen? Sondern die Frage ist: ob Sachen, die entweder nicht zur Religion oder zur Erweckung und Unterhaltung rechtschaffnerrechtschaffener Gesinnungen gehören, oder wenigstens nicht durch Gründe aus der Religion dargethan und empfohlen werden können, ob z. B.zum Beispiel Verbesserungen im bürgerlichen und häuslichen Leben, ökonomische, medizinische, polizeiliche Rathschläge zum Zweck der PredigtenPredigten oder KatechisationenKatechisationen gemacht werden dürfen? Versteht sich der Prediger darauf, und findet er es zuträglich;zuträglich, so breite er Belehrungen oder Empfehlungen solcher Sachen im Umgange oder in besondern dazu ausgesetzten Stunden, ausseraußer dem Gottesdienste, aus. {Auch von dieser Meinung scheint man immer mehr zurückzukommen, die eine Folge der sogenannten AufklärungsperiodeAufklärungsperiode war, wo man von manchen KanzelnKanzeln Alles eher als das Evangelium predigen hörte, und wo statt dessen die Zuhörer mit dem Neuesten aus der Landwirtschaft, Naturlehre, Heilkunde, Pädagogik unterhalten wurden. – Dieß ist in seiner Zweckwidrigkeit eingesehen. Nur in politische Gegenstände hat sich unser Zeitalter wieder zu sehr in Predigten eingelassen.} 1984
2,
632017.

Ueberhaupt sollte es 3) niemand wagen, predigen zu wollen, wer sich nicht nach der strengsten und gewissenhaftesten Selbstprüfung diese zwey sich2018 vorgelegte Fragen befriedigend beantworten könnte: – Bist du mit der Sache wirklich bekannt, wovon du reden willst, so bekannt, wie es der Zweck erfordert, zu dem du reden sollst? und – wie steht es um dein Herz und deine Gesinnung gegen diese Sache? – Was kan2019 aus einer Predigt werden, die nicht aus diesen 2020 Quellen fließt? Wer noch gar keinen nur etwas reichen Vorrath von Kenntnissen der Sache, der [96] praktischen Kenntniß derselben, (d. i.)das ist ihrer verschiedentlichen Beziehung auf Wohl und Weh des Menschen, auf Besserung und Gemüthsruhe, hat;2021 wer sie nicht wenigstens unmittelbar vorher wohl durchdacht, und auf mehreren Seiten angesehen,2022 wer, wenn er sie auch erst von Andern lernen muß, nicht wenigstens sie selbst gedacht, sie zu seinem wirklichen Eigenthum gemacht, sie sich nach seiner Art und von seinem Eignen 2023 viel dazu gedacht hat: was kan2024 dessen Predigt anders seyn, als bloßer Wiederhall,2025 oder [685] schale, unfrucht[109]bare Rede, die dem Zuhörer weder zu Verstand noch zu Herzen dringt? wofür Er sich selbst nicht interessirt, wobey2026 es ihm gleichgültig ist, ob sich die Zuhörer dafür interessiren, wenn Er nur sein Tagewerk gethan hat, allenfalls Sie nur mit Ihm zufrieden sind, mag die Wirkung der Predigt so gering oder schlecht seyn als sie wolle. – Und wie kan2027 er daran Theil nehmen, wenn er selbst noch nie, oder nicht mit allem Ernst, daran gedacht hat, der zu werden, wozu er seine Zuhörer machen will, noch nie selbst die wohlthätigen dauerhaften Wirkungen dieser Lehren erfahren hat?

[97] 642040.

Dies2041 vorausgesetzt, wäre es bey eignen2042 Uebungen 4) immer rathsam, wenn man es [686] haben2043 könnte, eher2044 sie nicht 2045 zu unternehmen, als [110] bis man die Grundsätze und Regeln des guten Vortrags sich wohl bekannt gemacht hätte, und den Anfang der Uebungen mit genauer Zergliederung musterhafter Predigten von Andern zu machen. Man lernt dadurch erst recht einsehen, was und wie viel zu einer guten Predigt und der Ausführung einer Lehre gehört; man gewöhnt sich an Ordnung, die Seele alles guten Vortrags, an Verdeutlichung der Sache, an gehörige Darstellung derselben, an bedächtigere Ueberlegung. †) 2046 – 5) Wegen des Ausdruck Ausdrucks – so2047 wird sich zwar der2048 meistens von selbst bilden, wenn nur das Beyde2049 da ist, was nach dem vorigen §. voraus zu setzen war. Ausdruck und Vorstellungen hängen so innig zusammen, daß, wer sich ordentlich, deutlich und bestimmt zu denken gewöhnt, sich gewiß auch so ausdrucken2050, und selbst eindrücklich sprechen wird, wenn er nur spricht, wie es ihm ums Herz ist. Auch selbst Fehler im Ausdruck, falls sie nur nicht zu auffallend sind, mißfallen nicht, wenigstens nicht lange, wenn sie nur dem Redenden eigenthümlich sind; Fehler der Natur sind erträglicher als Schönheit und Kunst, der man den Zwang und die Mühe ansieht. Aber freylich2051 gehört auch Gewandtheit in der Sprache dazu, ohne welche man selbst nicht recht gut denken wird,2052 und deswegen ist fleißige frühzeitige Uebung im guten Ausdruck in derjenigen Sprache nöthig, worinn2053 der Prediger dereinst reden soll. Nun giebts in jeder gebildetern Sprache verschiedne2054 Arten des Ausdrucks: eine gemeinere und 2055 feinere, letztere mit mehr oder weniger Ge[687]schmack gebildet, natürlich schön2056 oder geziert. Selbst der Sprachgebrauch hat ge[98]wisse Ausdrücke nur gewissen Gegenständen gewidmet, nur in gewissen Arten des Vortrags gebilligt, so daß sie deswegen, anderswo gebraucht, für unnatürlich gehalten werden. Der Hauptcharakter der religiösen Sprache ist Würde. Diese Sprache leidet daher gewisse feyerliche 2057 Ausdrücke, die in der gewöhnlichen, selbst feinern, Sprache nicht üblich, oder abgekommen sind; von gemeinen Ausdrücken verträgt sie nur die, welche nicht bloß der gemeinen Sprache eigen sind; und aus der feinern Sprache nur die, welche sich durch Würde empfehlen, und nicht bloß in der Büchersprache gewöhnlich sind. ††) 2058 Doch leidet auch die religiöse Sprache von Zeit zu Zeit Veränderungen. Sie ist selbst in verschiednen2059 Gegenden und verschiednen Classen2060 von Lesern verschieden, die oft dergestalt ihre Vorstellungen und Empfindungen in der Religion an sie binden, daß durch andre2061 Arten des Ausdrucks ihre Andacht gestört, wenigstens nicht so, wie durch die ihnen geläufige Religionssprache, befördert und unterhalten, ja selbst die Sache ihnen verleidet, und der Lehrer, der sich nicht nach ihrer religiösen Sprache richtet, anstößig wird. †††) 2062 Man sollte also mehr den Charakter der religiösen Sprache studieren, sich für2063 aller Verderbung derselben sowohl2064 aus der gemeinen, als aus der2065 feinern Sprache hüten, und sich die besonders bekannt machen, an welche die besondere Art der Zuhörer gewöhnt ist, mit der man zu thun hat, und auch darinn2066 sich nach ihren Bedürfnissen bequemen.

1,
Anm.Anmerkung Anm. 3.3) Wenn die BibelBibel Bibel auch nicht schon das unter Christen allgemein gebräuchlichste Religionsbuch wäre, woran sich also unsreunsere Religionsbegriffe und Empfindungen fast unzertrennlich knüpfen, und ihre Sprache zu der eigentlich geweyhtengeweihten Religionssprache machen:machen, so verdiente sie das Muster zu seyn, nach der sich diese ganz bilden sollte. Auch der gereinigtste Geschmack, wenn er die Natur religiöser Empfindungen und Würde zu Rathe zieht, kankann keine edlere, kraftvollere, von Trockenheit und Schwulst gleich weit entferntere, eben so deutliche und einfältige als herzliche, der vernünftigen Andacht angemessnereangemeßnere Sprache, erfinden, als die in der Bibel da herrscht, wo sie Lehren darstellt, oder religiöse Empfindung ausdrucktausdrückt – und glücklicher Weise ist davon in keiner Uebersetzung weniger verloren gegangengegangen, als in der Luther, Martin Lutherschen Lutherschen . Auch in dieser der Absicht sollte jeder Prediger die Bibel, und namentlich auch Luther, Martin Luthers Uebersetzung, zu seinem täglichen Handbuch machen, und nicht glauben, daß er irgend woher eine besserebeßre Religionssprache leiten könnte. Es versteht sich, wodaß dieß nur in so weit gilt, als sie verständlich, und wo in Luther, Martin Luthers der Uebersetzung der Sinn nicht verfehlt ist. Verliert die Sprache der Bibel nichts an Kraft des Ausdrucks, wenn man sie in deutlichere Worte umkleidet:umkleidet, so wähle man letztere, um nicht für die meisten Zuhörer leere Worte einzuführen, oder Mißverstand zu veranlaßenveranlassen. Und eben diesdieß mag erlaubt seyn, wo morgenländische Vorstellungen, Ort- und ZeitideenZeit-Ideen der Vorwelt, beybei der biblischen Sprache und Bildern zum Grunde liegen, wenn dieses, und daß sie unsern richtigern Begriffen nicht gemäß sind, erweislich ist. AusserdemAußerdem, und wenn man nur dem VolkVolke, in Schulen zumal, die ebräischartigenebräisch-artigen und ähnlichen Ausdrücke und Bilder recht erklärte, daß es dabeydabei das denken lernte, was sie sagen sollen:sollen, wäre es rathsamer, selbst die eigenthümliche Sprache der Bibel, wegen der vorhin angeführten Ursachen, überall beyzubehaltenbeizubehalten. {Man irrt, wenn man glaubt, das viele Bildliche und oft Poetische sei durchaus einzig der Deutlichkeit hinderlich. Poesie Poesie ist älter als Prosa Prosa, und die wahre Volkssprache, und so alles mehr durch Versinnlichung veranschaulicht. Man hat unrecht gethan in neuern Zeiten, alles Bildliche der Bibelsprache in eine oft wortvolle Prosa übersetzen zu wollen, und sehr viele biblische Wörter ausgehoben, die unbedenklich auch in populären Unterricht beibehalten werden können. Man macht sich oft allzu geringe Vorstellungen von dem Fassungsvermögen des Volks. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 2090
4,
[631[!]] [102] 652137.

Vorzüglich sollte man sich 6) in Predigten über historische Texte und Parabeln der Bibel, und überhaupt in HomilienHomilien, üben. Denn2138 sie sind dem, der es versucht, schwerer, als eigentliche Lehrvorträge. Bey2139 diesen glaubt man sich, ohne viel gelernt zu haben, mit seinem Nachdenken und mit dem genossenen allgemeinern Unterricht in der Religion helfen zu können; bey2140 jenen wird mehr eigner Fleiß, mehr Bekanntschaft mit dem Sinn der heiligen Schrift, mit dem Herzen und Leben der Menschen, mehr praktischer Verstand, mehr Biegsamkeit und Gewandtheit der Seele,2141 erfordert; und gute Muster hat man in dieser [116] Art weniger, als bey2142 dem Lehrvortrag. Sie sind auch für den Zuhörer faßlicher, anziehender und praktischer.

Anm. Anmerkung S.Siehe oben §. 54 556. 54. in der 2ten Anmerkung, und einige schöne Erinnerungen darüber in (Herders (Herder's ) Briefen, das Studium der Religion betreffend, 4ter Theil, im 40sten und den folgenden Briefen. {Hülfsmittel und Muster sind von verschiedenen Seiten Chrysostomus Chrysostomus, Luther, Martin Luther , unter den Neuern Teller, Wilhelm Abraham Teller, Sonntag, Karl Gottlob Sontag, Lange, Gottlieb Lange, Nebe, Johann August Nebe und Fischer, Gottlob Eusebius Fischer . Die doppelte Seite der Homilien ist von Ammon, Christoph Friedrich von Ammon , im Handbuch für Kanzelberedtsamkeit S.Seite 101, sehr gut ins Licht gesetzt. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 2143
662149.

Anfänglich ist es 7) zu rathen, daß man seine Aufsätze ganz ausarbeite,2150 und wörtlich niederschreibe2151; denn da ist strenge Aufmerksamkeit auf den ganzen VortragVortrag,2152 und Genauigkeit nöthig. BeyBei 2153 zugenommener Fertigkeit, und wenn erst die guten Eigenschaften des Vortrags uns geläufig worden2155 sind, kan2156 man, ausserordentliche2157 [103] Fälle ausgenommen, oder wenn man ausgesuch[692]tere Zuhörer vor sich hat, sich mit einen guten Entwurf begnügen, wenn man ihn nur ganz durchdenkt. – Aber man hüte sich ja für2158 dem Ablesen bey2159 dem Vortrag selbst. Gut ablesen,2160 können ohnehin nur Wenige.2161 Die Lebhaftigkeit des Vortrags leidet bey2162 dem Ablesen. Die Aufmerksamkeit der Zuhörer wird weit mehr durch den eigentlichen Vortrag unterhalten. Bey2163 diesem fällt dem Prediger viel Gutes und Dringendes erst ein, und wird durch die Umstände oder durch den Eindruck, den man bey2164 den Zuhörern gemacht zu haben glaubt, veranlaßt. Und wer öfters und bisweilen ohne viele Vorbereitung predigen muß, würde oft in große2165, selbst dem Vor[117]trage nachtheilige,2166 Verlegenheit kommen. Man gewöhne sich also frühzeitig, ganz aufgeschriebene Vorträge nicht wörtlich, sondern durch wiederholtes bedächtiges Durchlesen,2167 sich einzudrucken2168, immer aber, nach dem gemachten Entwurfe, das, was man darüber sagen will, ausführlich und deutlich durchzudenken. – 8) Eine besondre2169 Uebung im sogenannten DeclamirenDeclamiren2170 ist meistens sehr entbehrlich, wenn man nicht Fehler der Natur und der Gewohnheit durch Uebung zu überwinden hat. Prediger sollen ja keine eigentliche2171 Redner, 1668noch weniger Schauspieler seyn. Wer voll von der Sache ist, die er empfehlen will,2172 wer aus wahrer Ueberzeugung, und mit dem ernsten Willen, seine Zuhörer zu bessern, spricht,2173 wer gegenwärtiges Geistes ist, und wer sich nicht an wörtliches Auswendiglernen gewöhnt hat,2174 dem wird es nicht schwer werden, auch äusserlich2175 gut vorzutragen. Aber die frühzeitige Uebung, gut zu lesen oder auszusprechen, (d. i.)das ist die Stimme so abzuändern, wie es die Natur der Sache erfordert, oder dem Ausdruck der Begriffe, auf die man am meisten aufmerksam machen [104] will, dem Affect, der Verhütung des Mißverstandes u. d. gl.und dergleichen 2176 angemessen ist – kan2177 man nie genug empfehlen †) 2178.

†) S.Siehe Gesammlete Schulschriften von Gedike, Friedrich Friedrich Gedike S.Seite 368 f.folgend 2179
672180.

Hierbey2181 und bey2182 aller dieser eignen UebungUebung,2183 muß man sich aber 9) nie auf sein Urtheil allein [118] verlaßen2184, sondern das Urtheil der Verständigeren zu Rathe ziehen;2185 weil oft Gewohnheit unsre2186 Fehler schön macht; ein Anfänger, wenn er auch die guten Eigenschaften und Fehler des erbaulichen Vortrags kennte, doch noch nicht schon auf alles dieses aufmerksam ist; und es bey2187 dem Vortrage nicht in Anschlag kommt, was uns, sondern was Andern gut oder fehlerhaft scheint, bey Ihnen2188, nicht bey2189 uns, gewisse Wirkungen hervorbringt. – Am besten arbeitet man unter der Aufsicht, wenigstens unter der Kritik, eines Kenners. Kan2190 man diese nicht haben:2191 so gebe man auf die Urtheile acht2192, die man etwa von den Zuhörern2193 über den abgelegten Vortrag fällen hört, oder auf die Wirkungen, die unser Vortrag bey2194 den Zuhörern, in Absicht auf Erkenntniß und Besserung, gethan hat; vorausgesetzt, daß man versichert seyn kan2195, die Ursache, warum und wie fern er gefallen oder mißgefallen hat, liege nicht in gewis[694]sen zufälligen Umständen, die, anstatt des Vortrags selbst, die Urtheile gestimmt, oder die und die Wirkungen verursacht haben, – [105] und arbeite danach immer mehr an der Besserung des Vortrags2196.

2214

[695] [120] [107]

682216.

Die Absicht, wozu man unter uns besondre2217 Religionslehrer bestellt, ist keinesweges, daß sie bloß in der Religion unterrichten, und öffentlich lehren sollen. Man weiset denen, die nicht solche Lehrer selbst bilden oder regieren, oder die sich nicht nur auf Unterricht und Erziehung der Jugend einschränken sollen, also den eigentlichen sogenannten Geistlichen und Pastoren, besondre GemeinenGemeinen2218 an, die sie, in Absicht auf alles2219, was zum Gottesdienst und zu dem nach den Vorschriften der Religion einzurichtenden Verhalten,2220 gehört, regieren, also dahin arbeiten sollen, daß sie denenjenigen2221, welche ihnen in dieser Absicht anvertraut sind, nicht nur die Religion bekannt machen, und dringend empfehlen, sondern ihnen auch bey2222 allen solchen Angelegenheiten zu Hülfe kommen, und die Ausübung jener Vorschriften befördern. Sie sollen keine bloßeblosse Prädicanten2223, sie sollen auch, wenn man sie so nennen darf, Vormünder, Erzieher, Rathgeber2225 und Aufseher ihrer Anvertrauten in allen solchen geistlichen Angelegenheiten seyn.

[121] [108] 692226.

Ohne dieses würde auch der Zweck, den man bey2227 Einführung eines besondern Standes, zur Aufrechterhaltung und Beförderung der Religion gehabt hat, nicht hinlänglich, es würde selbst nicht einmal der Zweck des Predigen Predigens,2228 erreicht werden. – Der Mensch vergißt nur gar zu leicht, seine gute Erkenntniß anzuwenden, und dann ist sie für ihn unnütz; sie ist sogar alsdann, je ausgebreiteter sie ist, auch um so schädlicher, weil, was der Mensch nicht geflissentlich zum Guten anwendet, unvermerkt ein Werkzeug wird, seinen Eigennutz und 2229 Leidenschaften noch mehr zu befriedigen, wenigstens sich zu gewöhnen, gleichgültig auch bey2230 der besten Erkenntniß zu bleiben, und unempfindlich gegen ihre Eindrücke zu werden. Und wenn er sie auch anwenden will, so macht doch die Verlegenheit, in der er sich über die Art befindet, wie er sie bey2231 vorkommenden Fällen anwenden soll, oder die Collision zwischen seinen verschiednen2232 Pflichten und der Kampf zwischen seinen guten Grundsätzen und seinen Leidenschaften, daß er sie nicht wirklich anwendet, weil er sie nach Beschaffenheit der vorliegenden Umstände nicht2233 zu wählen oder2234 anzuwenden versteht. Wenn sich nun die wenigsten2235 Menschen in geistigen Angelegenheiten recht gut zu benehmen wissen2236, zumal wenn sie2238 durch ihre Le[697]bensart und Beschäftigungen gewöhnt sind, weniger an unsichtbare als sichtbare Dinge zu denken, und sich mehr durch äussere2239 Vortheile als durch2240 Grundsätze des Gewissens [122] leiten zu laßenlassen; wenn2241 sie 2243 an ihre Pflicht und an die Lehren der Religion, die sie über andre2244 Beschäftigungen oder Zerstreuungen vergessen, oft wieder müssen2245 erinnert werden; und wenn sie bey2246 zweifelhaften Gewissensfällen sich weder selbst helfen können2247, noch von ihres gleichen berathen werden: so2248 bedürfen sie nur gar zu sehr eines besondern Füh[109]rers, der sie gewissenhaft und mit Klugheit leite, oder zu dem sie, als zu einem, der in solchen Angelegenheiten erfahrner2249 und gewandter ist, ihre Zuflucht nehmen können.

702250.

Hiezu2251, und um selbst die eigentlichen Predigten ganz nach den Kenntnissen und Bedürfnissen der besondern Zuhörer einzurichten, ist ja2252 dem Lehrer ein näherer Umgang mit diesen nöthig, ohne welche er jene nicht zuverläßig kan2253 kennen lernen. Da 2254 erst lernt2255 er ihre Vorurtheile, ihre Mißverständnisse, ihre Gesinnung2256 gegen das Gute, ihre2257 Leidenschaften, die2258 ihnen eignen2259 Hindernisse des Guten, die2260 besondern Quellen der UnordnungenUnordnungen, überhaupt2261 woran es ihnen fehle, wie ihnen am besten beyzukommen sey2262, und wie er sie nach ihren besondern Umständen behandeln müsse. Er kan2263 auch da am besten ihre Entschuldigungen oder Gegenvorstellungen hören, [698] mehr mit ihnen im Ton einer freundschaftlichen Unterredung als in dem auf der CanzelCanzel2264 üblichen Lehrton2265 reden, mehr sich auf das Besondre einlaßen2266, die Gemüther besser gewinnen, und sie selbst zu öffentlichen heilsamen Anstalten und Ver[123]besserungen zubereiten,2267 und williger machen. Bey2268 dem größesten2269 Theil der Menschen wirkt Ansehen und Vertrauen, das jemand bey2270 ihnen hat, wirken gute Beyspiele2271 mehr, als die bündigsten Vorstellungen und Gründe. –2272 Wie soll sich der Prediger jenes erwerben, wenn sein ganzes Betragen nicht eben so für ihn spricht2273 als seine Geschicklichkeit im Vortrage; wenn er seine Bemühungen um das Beste seiner Zuhörer auf die wenigen Stücken2274 einschränkt, die zum eigentlichen öffentlichen Gottesdienste bestimmt sind, und nicht eben den geflissentlichen Eifer für [110] ihr Wohl überall, wie auf der Canzel2275, zeigt; wenn sie ihn nur als einen Mann kennen lernen, der in feyerlichen2276 Fällen sein Amt verrichtet, aber nicht im2277 nähern vertraulichen Umgange sich ihrer eben so, und noch eigentlicher, annimmt,2278 der 1673mehr der Mann der Gemeine Gemeine 2279 als aller einzelnen Glieder ist,2280 der nur erbeten sie besucht, nicht um selbst nach ihren Angelegenheiten zu sehen, der durch sein eignes Beyspiel2281 das leidige Vorurtheil bestätigt, daß das Christenthum nur in die Kirche und nicht ins ganze Leben gehöre? Was kan2282 die beste Predigt fruchten, wenn er selbst nicht mit freyem2283 Gewissen reden kan;2284 selbst das Vorurtheil gegen sich erregt hat, daß er das nicht glaube, oder ernstlich meine, was er öffentlich sagt; wenn er durch einen [699] schlechten oder unvorsichtigen Wandel gute Eindrücke des Vortrags wieder zerstört, im Umgange gar nicht, oder mit Gleichgültigkeit, von Religions- und Gewissenssachen spricht, oder durch Unbesonnenheit und Mangel der Klugheit [124] das Vertrauen wieder verscherzt, was er sich durch Eifer für die Religion erworben hatte? Wie mächtig hingegen wird er auf seine Anvertrauten wirken, wenn durchaus sein ganzes Betragen, seine Uneigennützigkeit, sein Fleiß, seine Gutthätigkeit und Behäglichkeit2285, seine Gewissenhaftigkeit, seine Klugheit, seine Ordnung, sein, auch unter dem Druck und Leiden, immer guter Muth u. d. gl.und dergleichen 2286 beweiset, daß er der Mann ist, der er seyn soll oder scheinen will, der durch sen BeyspielBeyspiel2287 zeigt, was die Kraft der Religion vermag, wenn man sich ihr von ganzem Herzen weyht2288, und der eben diese Tugenden so durch sein ganzes Beyspiel2289 empfiehlt?

[111] 712290.

Noch sind zwey2291 ganz einander entgegenstehende Dinge, die jedes in seiner Art den großen2292 Nutzen verhindern, den ein rechtschaffner2293 Geistlicher für die Religion stiften könnte. – Verachtung –2294 und Achtung Achtung, die2295 auf Anderer2296 falschen Begriffen von Religion und von seinem2297 Amte beruht. – Wer überzeugt ist, daß die Religion mit keiner magischen Kraft, sondern durch Vorstellungen,2298 wirkt, und daß jede vermeinte Besserung oder Beruhigung, die nicht auf diese Art entsteht, bloße2299 Täuschung und Selbstbetrug ist: [700] dem muß es wehe thun, wenn auch Menschen, die keine Verächter der Religion sind, ihm in Religionssachen blind2300 glauben, oder seinen, besonders gottesdienstlichen, Handlungen, Gebet, Absolution, Segensprechen u. d. gl.und dergleichen 2301 oder von ihm [125] geweyheten2302 Sachen, eine Kraft beylegen2303, die ihnen alles2304, was auf ihrer Seite nöthig wäre, erspart, oder höchstens eine sinnliche Andacht für den Augenblick erfordert; weil diese Art zu denken, falsche Religionsbegriffe, Sicherheit und Trägheit,2305 nährt, wahre Besserung verhindert, und, statt Gewissenhaftigkeit, Gewissenlosigkeit verursacht. Bloßes2306 Predigen dagegen wird wenig helfen, weil solche Einbildungen dem Menschen gar zu bequem sind, und sich bey2307 der größesten2308 unaufgeklärten Classe2309 der Menschen durch gewisse dunkle oder undeutliche Vorstellungen von dem Göttlichern und Wundervolleren, das in unmittelbaren (ohne ihre Mitwirkung erfolgenden) Wirkungen Gottes liege, empfehlen und erhalten. Aber fleißiger, erbaulicher Umgang des Predigers kan2310 desto mehr thun;2311 weil er da mehr die oft sonderbaren Ursachen ihrer Einbildungen erfahren, und diesen entgegen ar[112]beiten kan2312; weil sie ihn da als einen Menschen gleich wie sich kennen lernen, der keine mehrere2313 Kraft, Menschen selig zu machen, und Unglück von ihnen abzuwenden hat, als sie, in ihrer Art, wenn sie wollen, auch erlangen können; und vornemlich2314, weil er sie da immer mehr gewöhnen kan2315, nur in Gottes Wort, (d. i.)das ist nur in Betrachtung der göttlichen Wahrheit und deren Anwendung aufs gan[701]ze Leben, Trost zu suchen, und dieses als das alleinige und unentbehrliche Mittel zu ihrer immer mehrern2316 Besserung überall zu gebrauchen.

[126] 722317.

Doch zu unserer Zeit mag Verachtung Verachtung 2318 den Stand eines Geistlichen wohl mehr drücken, und das Gute, was er stiften könnte, erschweren. Gewissermassen2319 liegt die Ursache in der immer wachsenden, und sich weiter ausbreitenden Aufklärung und Verfeinerung der Sitten. – Jene verursacht:verursacht, 2320 daß bloßes2322 Ansehen der Person oder des Standes weniger wirkt als ehedem2323, und man mit Recht Klarheit der Sache und Gründe verlangt, wo Ueberzeugung und Folgsamkeit entstehen soll; daß der Lehrer der Religion, wenn er vorzüglich gehört seyn, und Andre2324 leiten will, auch vorzügliche Kenntnisse, wenigstens in der Religion, und, wenn man ihm auch diese erläßt, wenigstens vorzügliche Geschicklichkeit und Fertigkeit haben muß, Religionskenntnisse in einzelnen2325 Fällen nützlich zu machen; daß man,2326 bey2327 der Vervielfältigung der wissenswürdigen Gegenstände, von ihm Kenntnisse und Geschicklichkeit auch in vielen andern Sachen, als bloß in der Religion, fordert. –2328 Die Verfeinerung der Sitten will selbst2329 jetzt mehr, daß er umgänglich, gesellig, unterhaltend, ein Mann [113] von gutem Ton seyn soll, als sonst, wo man 2330 mit Schlecht und Recht zufrieden war, auch wohl dem Mangel guter oder feiner Lebensart nachsahe, wenn er durch [702] exemplarisches Betragen ersetzt wurde. Mag diese Forderung übertrieben, mag wenigstens die allgemeine Forderung nicht bloß anständiger, sondern auch feiner Lebensart, ungerecht seyn: so [127] gehört doch Bequemung nach Sitten, die auf bloß willkührlichen2331 Begriffen vom Wohlstand beruhen mögen, wenn sie nichts Sündliches fordern2332, und Erwerbung solcher Kenntnisse und Geschicklichkeiten, die nicht zu unserm eigentlichen Beruf gehören – falls wir beydes,2333 ohne Versäumung näherer und höherer Pflichten erlangen können, – zu der großen2334 Pflicht, 1675Allen Alles zu werden, ohne die man Viele nicht für die Religion gewinnen kan2335. Die andern erwähnten Folgen der Aufklärung aber sind so wünschenswürdig, und die darauf gegründeten Forderungen so gerecht, daß jene allen Geistlichen, die mehr Christi Ehre als ihre eigne2336 suchen, lieb, diese aber, kräftige Ermunterung zu mehrerm Fleisse,2337 seyn, und sie wie Paulus denken sollten2338

Phil. 1, 18.

und 1676 Kor. 13, 7. †) 2339

1,
732346.

Wollte Gott, es gäbe keine andre2347 Ursachen dieser VerachtungVerachtung! Freylich2348 ist ein sehr großer2349 [703] Theil der Geistlichen selbst2350 durch ihr Verhalten, in Absicht2351 auf Lehre, Methode und Sitten, eben sowohl Schuld daran, als durch [114] ihr Eindringen in einen Stand, wozu sie keinen innern Beruf [128] haben, oder sich doch nicht dessen durch gewissenhaften Fleiß und redliche unermüdete Treue immer würdiger machen;2352 ein Vorwurf, der eben so wahr, als bey2353 der Anwendung gegen den Stand selbst höchst ungerecht ist, und, wenn er so oft geflissentlich hervorgezogen, und so unbestimmt gebraucht wird, bey2354 aller Protestation gegen gehäßige2355 Absichten, ganz andre2356 Ursachen verräth, als bloßen2357 Unmuth über viele 2358 unwürdige Mitglieder dieses Standes2359. Falsche und unedle Würdigung dieses Standes nach dem geringern Verhältniß, in dem er gegen Beförderung sichtbarer und unmittelbarer Vortheile der bürgerlichen Gesellschaft und des Nahrungsstandes steht; Mißgunst gegen billige Entschädigung des Verlustes der Zeit, der Kräfte, und anderweitiger Arten der Erwerbungsmittel, die gehöriger Fleiß, auf Geistesbeschäftigungen gewendet, nicht erlaubt; Mißvergnügen über einen Stand, der, selbst durch Erhaltung und Empfehlung der Religion, Tugend und Gewissenhaftigkeit, der Zügellosigkeit im Denken und in den Sitten entgegen, einem gewissenlosen zeitlichen Interesse im Wege steht, und Ausbrüche des letztern, wo nicht verhindert, doch erschwert, auf diese aufmerksam, und sie verabscheuungswürdig macht; und – worauf aller2360 dieser Haß zuletzt beruht,2361 – Gleichgültigkeit oder gar Verachtung gegen Religion [704] und Tugend selbst, – sind unstreitig die vornehmsten Ursachen dieser bezeigten2362 Verachtung eines Standes, den seine Absicht und sein unleugbar2363 möglicher Einfluß auf die menschliche [129] Wohlfahrt verehrungswürdig machen sollten. Jenen Haß durch ein würdiges Verhalten, durch vorzüglichen Fleiß, Treue, Klugheit, Unsträflichkeit, Gemeinnützigkeit, selbst durch HerablaßungHerablaßung2364 zu menschlichen [115] Schwachheiten, und vorsichtige Bequemung zu unschuldigen Gewohnheiten, zu entwaffnen,2365 auch dies machts2366, daß die rechtschaffne2367 Führung des geistlichen Amts weit mehr erfordert, als Geschicklichkeit im Vortrage, wenn man die ganze Absicht desselben erfüllen, und den so weit reichenden Nutzen stiften will, den es wirklich stiften kan2368.

742399.

Etwas Näheres nun über die ganze Art zu sagen, wie sich der Prediger, als wirklicher [131] Seelsorger, bey2400 allen Theilen seines Berufs zu benehmen habe, würde hier am unrechten Orte [706] stehen. Das Allgemeinere, was hier Platz finden könnte, ist schon bisher bey2401 Gelegenheit des Vortrags und dessen Einrichtung erwähnt, und das Uebrige §. 3 2402 und 11. –2403 Wie erlangt man aber die Kenntnisse, die zur gewissenhaften und klugen Führung dieses Amtes nöthig sind?

752404.

Manches ist zwar jeden Ortes2405 durch Kirchenordnungen bestimmt, und es ist vor2406 sich klar, daß, wer in einem besondern Amte angestellt ist, sie sich eben so, wie jeder gute Bürger die Landesgesetze, bekannt machen müsse. Allein2407 sie betreffen doch eigentlich nur die PolizeyPolizey2408 der Kirche, das Aeusserliche2409, das man ohne Verantwortung und Ahndung der Obrigkeit nicht unterlaßen2410 darf, nur erzwingliche Pflicht2411; aber nicht die viel wichtigere Pflicht2412, sich gerade so zu betragen, daß der heil[117]same Zweck des Amtes, die geistige Wohlfahrt der uns2413 Anvertrauten, aufs beste erreicht werde, und nichts geschehe, was auf irgend einige Art den Nutzen hindern könne, den der Prediger stiften kan2414. – Eigene nach und nach erlangte Erfahrung thut freylich2415 auch viel, und ohne sie würde sich der Geistliche nicht selbst bilden;2416 zumal, da er nicht alles2417, was er zu seinem rechtmäßigen Betragen wissen muß, durch allgemeinern Unterricht lernen kan2418; da die kluge Anwendung des Allgemeinern auf besondere Fäl[132]le eigene Geschicklichkeit erfordert; da die besondern Umstände, in die er kommt, vieles erst [707] lehren, und ihm zeigen müssen, wie er sich eben hier, nach den besondern Bedürfnissen derer, mit welchen er zu thun hat, zu verhalten habe;2419 und da es überhaupt sehr mißlich ist, bey eignen Erfahrungen,2420 erst durch Schaden klug zu werden, der oft sich nicht ganz wieder gut machen läßt, oder unangenehme Folgen mit sich führt, deren Eindrücke sich nicht immer ganz wieder auslöschen laßen2421. – Nützlicher, wenigstens nicht so Gefahrvoll2422, sind zwar die Belehrungen, die man von andern erfahrnern2423 und verständigern2424 Geistlichen einziehen kan2425. Allein es giebt dieser2426 Geistlichen nicht viel2427, die diese Eigenschaften wirklich besitzen, und deren Erfahrungen oder Pastoralkenntnisse sich weiter, als über das Herkommen oder über das Gewöhnliche, erstrecken. Sie können uns wohl zeigen, was sie gethan haben; aber nicht, ob sie, selbst wenn es glückte, recht und wohl daran thaten? ob es im Grunde nicht mehr geschadet2428 als genutzt habe2429? und, wenn auch alles dies2430 nicht wäre2431, ob wir es in unsern Umständen nachahmen dürfen? Der geringste Umstand kan2432 die Sache und die Pflicht verändern. Und wer hat in dringenden Fällen, wo man sich auf der Stelle entschließen2433 muß, den [118] Mann immer bey2434 der Hand, der ihn an das Nöthige erinnerte?

762435.

Indessen ist der Umgang mit solchen, die einerley2436 Geschäfte mit uns treiben, allerdings die [133] beste Schule, wo wir dies2437 lernen können, wenn [708] die Männer darnach sind, und wenn wir ihre Belehrung zu benutzen verstehen. Denn wie kan2438 sich der praktische Verstand und Beobachtungsgeist besser, als in den Geschäften selbst, bilden, und, wenn man noch wenig eigene Gelegenheit dazu gehabt hat, oder sich für2439 Uebereilung oder Unentschlossenheit fürchtet, wie besser, als durch den Umgang mit solchen, deren Grundsätze, Erfahrungen und Beyspiele2440 musterhaft sind, in dem besondern Kreise vornemlich, worinn2441 wir auch zu handeln haben? Aber es müßten Männer seyn, die, bey2442 wahrer Gewissenhaftigkeit und thätigem2443 Eifer für ihren Beruf, praktisch praktischen BeobachtungsgeistBeobachtungsgeist und praktische BeurtheilungskraftBeurtheilungskraft 2444 besäßen2445, und willig genug wären, den Unerfahrneren2446 auf das rechte Betragen in einzelnen vorkommenden Fällen aufmerksam und selbstthätig zu machen.

772447.

Unstreitig muß der, dem man Klugheit ablernen soll, selbst die nothwendigen Eigenschaften wahrer Klugheit besitzen. Er muß 1) die Welt und das menschliche Herz wohl kennen, also fähig zu genauen Beobachtungen dieser Art, und aufmerksam darauf seyn, wie verschieden die Menschen in ihrer Denkungsart und 2448 Charakter sind, in wie mancherley2449 Lagen sie kommen können, welchen Eindruck die Umstände auf sie, nach ihrer besondern Gemüthsbeschaffenheit2450, machen, wie sich dadurch ihre Vorstellungen und [709] [134] Neigungen verändern laßen2451, oder eine andre2452 Richtung bekommen, was für Hindernisse und was für Beförderungsmittel in diesem allen liegen, wenn man auf ihr Gemüth wirken will. Dies2453 giebt den Stoff zur Klugheit, der in einzelnen2454 Erfahrungen besteht. Aber er muß auch 2) diese einzelnen2455 Beobachtungen wohl benutzen, und daraus das Allgemeine, wenigstens das, was gewöhnlich geschieht oder zu erwarten ist, abziehen, um sichre2456 Regeln zu haben, die ihn in ähnlichen Fällen leiten können, wenn er die Menschen und die Umstände richtig beurtheilen, oder gewisse Veränderungen in ihnen hervorbringen will. Wer einen solchen Schatz von allgemeinen praktischen Regeln oder Maximen besitzt, die er aus einzelnen2457 Beobachtungen abgezogen, und sich dadurch von ihrer Wahrheit und Brauchbarkeit überzeugt hat, nur der verdient den Namen eines erfahren erfahrnen 2458 Mannes. Einen Verstand, der dieses vermöchte, könnte man den praktischen Verstand nennen. – Beyde2459 Stücke, ich meine: viele Beobachtungen und der praktische Verstand, müssen bey2460 wahrer Klugheit zum Grunde liegen, und man wird so viel fähiger zur Klugheit, je mehr Gelegenheit man hat, Beobachtungen dieser Art anzustellen, je stärker unsre2461 Aufmerksamkeit darauf ist, und je mehr Geistesfähigkeiten man besitzt, zu vergleichen, und daraus bestimmte allgemeine praktische Regeln zu ziehen. – Kommt nun dazu die fleißige Uebung in Anwendung dieser erlangten Erfahrungen auf vorkommende Fälle, wo man selbst handeln,2462 und auf [710] [135] Andre2463 wirken soll:2464 so bildet sich nach und nach die Fertigkeit, theils die Umstände, unter welchen man handeln, und die Menschen, die man leiten soll, so weit wenigstens, durchzuschauen2465, als [120] man es zu seiner Absicht braucht, theils gleich hienach2466 das Rathsamste und Thulichste2467 in einzelnen2468 Vorfällen zu erkennen. Jenes ist der praktische Beobachtungsgeist, dieses die praktische Beurtheilungskraft 1680 (Th.Theil 1. §. …)2469, welche eigentlich die Bestandtheile der Klugheit ausmachen.

1,
2,
782494.

Diese Eigenschaften sind zur Bildung des klugen Mannes unentbehrlich; aber unzureichend, den klugen SeelsorgerSeelsorger,2495 und durch diesen Andere,2496 zu eben demselben Beruf zu bilden, wenn nicht noch zwey2497 andere Eigenschaften hinzukommen. Die erste, daß er gewissenhaft und voll thätigen Eifers für seinen Beruf sey2498; nicht zufrieden, sein Amt ohngefähr2499 und im Aeussern2500 zu thun; [137] nicht gleichgültig gegen kleinscheinende Mängel, Fehler oder Versäumnisse; überhaupt,2501 nicht gleichgültig gegen immer weitere Fortschritte in der Erkenntniß, in eigner2502 Besserung, im Wohlwollen gegen Andere; sondern seinem Beruf ganz gewidmet; gleich aufmerksam und sorgfältig [712] in Absicht auf alle Theile desselben; überall bedacht auf dessen Zweck, auf die Besserung der Menschen in ihrem ganzen Umfange; durchaus eifrig, alle Mittel zu finden,2503 und mit Weisheit zu gebrauchen, die sie befördern können. Die zweyte 2504, daß er willig 2505 sey2506, sich Andern 2507, die er zu gleichem Zweck bilden könnte, mitzutheilen 2508, sie auf alle in Anschlag kommende Umstände und auf das diesen angemessenste Betragen aufmerksam zu machen, sie zur Selbstthätigkeit zu ermuntern.

Anm. Anmerkung Wenn CandidatenCandidatenKandidaten frühzeitig zu verständigen und in ihrem Beruf eifrigen GeistlichenGeistlichen, oder in besondere Pflanzschulen gethan würden, wo sie sich, unter gehöriger Aufsicht, in der Seelsorge üben lernten; und wenn von Zeit zu Zeit in jeder Diöces eine Art von Synoden zu diesem Zweck gehalten würden, wo jeder die ihm vorgekommenen Vorfälle und Angelegenheiten dieser Art vortragen, und jeder freundschaftlich seine Gedanken von dem besten Verhalten dabeydabei mittheilen könnte: so lernte nicht nur jeder diejenigen in seinem Bezirk kennen, welchen sich diese Klugheit am besten ablernen ließeliesse, sondern er würde auch auf Vielesvieles aufmerksam gemacht, woran er sonst schwerlich gedacht hätte, und lernte immer mehr durch Anderer Klugheit sich selbst dazu bilden. Wo keine solche Anstalten sind, oder wo man wenig Geistliche findet, die dafür Interesse oder dazu Fähigkeit haben, ist die öftere Zusammenkunft gleichgesinnter Prediger PredigernPrediger zu diesem Zweck, Zweck das Mittel, welches niemand versäumen sollte. S.Siehe Ueber praktische Vorbereitungsanstalten zum Predigtamt, von Sextro, Heinrich Philipp Heinrich Phil. Sextroh , Göttingen,Göttingen 1783. 8. 2509
[713] 792519.
KanKann man einen solchen lehrreichen UmgangUmgang mit bewährten Geistlichen nicht haben:haben, so bleibt, ausseraußer den andern oben (§. 75 75. § 577. ) erwähnten Hülfsmitteln, nichts übrig, als das fleißige Studieren der besten Schriften, die einen Geistlichen über den ganzen Umfang seiner PflichtenPflichten und über besondre beybesondere bei seinem AmtAmtAmte vorkommende Fälle, so wie von dem gewissenhaften und klugen Betragen dabeydabei, unterrichten; und welche auch beybei dem Gebrauch der übrigen Mittel nothwendigerforderlich sind, theils, um sich wenigstens vorläufig mit den nothwendigsten Eigenschaften und Vorfällen beybei seinem BerufBeruf bekannt zu machen, theils, um das Ganze mehr übersehen zu lernen, und selbst in Absicht auf seltenereseltnere und schwerere Fälle vorbereitet zu seyn. Ausser Anm. Anmerkung Außer den oben §. 57 559. 57. Anm.Anmerkung und in der der Anweisung zur Kenntniß der besten theol. Bücher, §. 568 f.folgend angeführten Schriften, verdienen der Der patriotische Landprediger (von Reß, Johann Heinrich Joh. Johann Heinr. Reß ), Leipzig, 1779–84. inLeipzig 1779–84., 4 Stücken inStücke, gr.groß 88.; Ueber Predigerbeschäftigungen, Predigerbeschäftigungen und Predigerbetragen Predigerbetragen, von Ewald, Johann Ludwig J. L. Ewald , LemgoLemgo, 1783–89. 1783–86. bisher in 64 Heften in1783–89., gr.groß 8; die8.; Briefe zur Bildung eines Landpredigers, HofHof, 1785–90. in 3 Bänden1785. in 81785–90., 3 Bände, 8.; und das Repertorium über Pastoraltheologie und Casuistik für angehende Prediger, von Oemler, Christian Wilhelm Christ. Wilh. Oemler , JenaJena, 1786–89. 1786–88 bisher in 43 Theilen in gr.groß 8, in welchenwelchem man auch die besten neuesten Schriften über einzelne Beschäftigungen angezeigt findet, 1786–89., 4 Theile, gr. 8., nebst dem Supplementband 1801 f.folgend, wegen der großen Weitschweifigkeit des Werkes noch brauchbarer, der Loy, Johann Wilhelm J. W. Loysche Auszug aus Oemler, Christian Wilhelm Oemler's Repertorium, 2 Theile. Kemten 1805.; vorzüglich verglichen zu werden. Die neuesten Schriften sehe man im 4ten Bande der Predigerbibliothek und in Fuhrmann, Wilhelm David Fuhrmann's Handbuch der theolog. Literatur besonders für Prediger, 2ter Th.Theil 1819. 2520
802558.

Zur Erhaltung des einem Geistlichen so nöthigen Ansehens gehört auch die Erhaltung seiner Rechte, und, da er in seinem Beruf keines Andern Rechte, besonders in geistlichen und kirchlichen Dingen – die hier eigentlich nur in Anschlag kommen – kränken, zugleich auch die Rechte seines Standes, seines Amtes, seiner Kirche und seiner Gemeine2559 insbesondere, aufrecht erhalten muß: so kan2560 er eine Kenntniß dieser Rechte, ihrer Gränzen, wie weit ihre Erhaltung ihm anvertraut sey2561, und wie er sie handhaben und erhalten solle, nicht entbehren.

812562.

Jeder Mensch hat, wie die Pflicht, so das Recht, alles2563 zu thun, was zu seinem Besten dient, also auch nach [124] Kenntniß alles dessen zu [140] trachten, was sein Verhältniß gegen Gott betrift2564, dieser Erkenntniß gemäß zu handeln, und alles2565 zu thun, was jene Kenntniß und die Befolgung derselben, mit einem2566 Wort, was seine Religion befördern kan2567. Wollte man den Inbegriff aller dieser Rechte in Absicht auf Religion des Menschen unter Einem2568 Namen zusammenfassen: so könnte man ihn das geistliche oder religiöse Recht nennen. Vereinigen sich mehrere Menschen in Eine Gesellschaft, um ihre durch die [715] Religion zu erhaltende, (d. i.)das ist geistliche, Wohlfahrt besser zu befördern:2569 so entsteht eine gottesdienstliche Gesellschaft, und, wie man gar wohl sagen könnte, eine Kirche – obgleich dieser Name nur von und unter Christen gebräuchlich ist2570 – und tritt sie zusammen, um jene gemeinschaftliche Wohlfahrt durch die christliche Religion zu befördern, so entsteht der Begriff einer christlichen Kirche. Die Gesetze und ihre Folgen, (d. i.)das ist die Pflichten und Rechte einer Kirche, müßten sich auf die Natur der Sittlichkeit, der Religion, und einer Gesellschaft, die der christlichen Kirche aber, zugleich auf die Lehren des Christenthums, gründen; und niemand hätte das Recht, ihre Rechte und deren Ausübung einzuschränken, oder ihr Gesetze vorzuschreiben, als sie sich selbst. Sogar alsdann, wenn in ihr eine Verschiedenheit der Meinungen über den Umfang des Zwecks, wozu sie sich vereinigt hat, oder über das Verhältniß gewisser Mittel dazu, entsteht, behält jedes einzelne2571 Glied der Kirche das Recht, entweder sich mit den andern durch einen Vertrag zu [141] vergleichen, oder an gewissen Anstalten nicht Theil zu nehmen, oder sich von dieser Gesellschaft selbst zu trennen. Wenn sie nun einander durch irgend einen Vortrag2572 [125] nachgäben, der alsdann die Kraft eines Gesetzes bekommt, oder ihre vermeinten Rechte kämen in Widerspruch mit den Rechten andrer2573 Personen oder Gesellschaften, deren Rechte, in Absicht auf den zweifelhaften Punct2574, sie anerkenneten, oder diesen Widerspruch durch eine Uebereinkunft ausglichen: so entstünden mensch[716]liche Kirchengesetze und Rechte, die, sofern sie unter verglichenen Bedingungen gemeinschaftlich angenommen sind, eben so unverbrüchlich als die göttlichen Gesetze, und so lange zu halten wären, als diese Bedingungen durch die Umstände keine Veränderungen litten.

822575.

Diejenigen, natürlichen oder positiven, göttlichen oder menschlichen,2576 Gesetze, welche Religion und deren Ausübung betreffen, nebst den daraus entspringenden Rechten, so fern beyde2577 aus Quellen fließen2578, die allgemein von allen Christen als Quellen anerkannt werden, machen das allgemeine (christliche) Kirchenrecht aus; die aber, welche2579 in gedachter Rücksicht, nur ein Theil der Christen anerkennt, oder wenigstens genehm hält, das besondre 2580 Kirchenrecht, welches2581 so verschieden ist, so viele besondre2582 kirchliche Gesellschaften es giebt, die sich nach diesen Gesetzen als Eine gottesdienstliche Gesellschaft zusammenhalten. Eine Art dieses besondern Kirchenrechts ist das [142] sogenannte kanonische Recht (im engern Verstande), welches auf kirchlichen Verordnungen (canonibus ecclesiasticis) beruht, die in der römischen Kirche und den mit ihr verbundenen für verbindlich gehalten werden, von welchem noch manche das päbstliche 2583 Recht (ius pontificium) unterscheiden, das nur von den Theilen der römischkatholischen2584 Kirche anerkannt [126] wird, die alle Verordnungen der römischen Päbste2585, um des an sich verbindlichen Ansehens der Päbste2586 willen, als gesetzmäßig annehmen.

[717] 832587.

Das deutsche protestantische Kirchenrecht ist eine andre2588 Art des besondern Kirchenrechts, und wird in ein öffentliches und Privat-Kirchenrecht getheilt. Jenes, das man auch das deutsche Kirchen-Staatsrecht, nemlich2589 der Protestanten, nennt, ist allen deutschen evangelischen Kirchen gemein, und seine vornehmste Grundlage ist der 1693 Augspurger2590 Religionsfriede von 15552591, und der 1694westphälische von 1648. Das protestantische Privat-Kirchenrecht ist nach den verschiedenen evangelischen Landeskirchen sehr verschieden, und beruhet2592 auf den Kirchenordnungen, Recessen, Verordnungen der Landesobrigkeit, und der sogenannten wohl hergebrachten Observanz. Es setzt das öffentliche protestantische, und dieses wieder das allgemeine Kirchenrecht, als verbindlich voraus, wo es nicht durch besondre2593 Landesverordnungen oder Einrichtungen eine Einschränkung bekommen hat.

[143] 842594.

Warum, und wie ferne2595 ist das Studium dieser RechteRechte,2596 einem Lehrer der Religion insbesondre2597 nothwendig? – Schon deswegen, weil er seine eigenen Rechte in Absicht auf Religion, als Mensch und als Lehrer, kennen muß. Pflichten und Rechte hängen unzertrennlich zusammen. Jede Pflicht, von der ich mich2598 überzeugen oder die ich2599 ausüben soll, giebt mir2600 auch ein Recht, [718] die dazu nöthigen Mittel zu brauchen2601; und wenn ich mich2602 gleich meines2603 [127] Rechts nur bedienen darf, nicht immer muß:2604 so muß ich2605 doch nach gewissen Gesetzen bestimmen2606, ob ich mich2607 dessen bedienen soll oder nicht,2608 und nach diesen Gesetzen, die eben meine Pflicht2609 bestimmen, kan ich2610 pflichtmäßig oder pflichtwidrig handeln, wenn ich2611 von dem Rechte Gebrauch mache2612 oder nicht. Wir können also nicht einmal immer recht handeln, und unsre2613 Pflicht beobachten, wenn wir nicht unsre2614 Rechte kennen, und wissen, wo wir sie üben müssen, und wo es uns frey2615 steht,2616 sie zu veräussern2617, oder ihren Gebrauch zu unterlaßen2618. Wie viele und große2619 Sünden entstehen (z. B.)zum Beispiel aus der unterlaßenenunterlassenen eignen2620 Untersuchung in der Religion und Mittheilung meiner mir2622 richtiger und nützlicher scheinenden Entdeckungen darin an Andere, oder aus dem schrankenlosen2623 Gebrauch des Rechts zu beyden2624?

852625.

Eben so wenig darf ich2626 Anderer Rechte beeinträchtigen. Dies2627 würde ich2628 thun, wenn ich2629 [144] ihnen ihre Rechte, in Absicht auf Religion, Gottesdienst, und was zu dessen Beförderung dient, absprechen, oder einschränken, oder durch den Gebrauch der meinigen2630 sie an der Ausübung der ihrigen hindern, oder sie auch nur bereden wollte, diese, ohne ihre, selbst oft wider ihre,2631 Ueberzeugung, zu veräusseren2632, und mir nachzugeben2633, oder sie hindern, ihre veräusserten2634, aber ihrer Natur nach unveräusserlichen,2635 Rechte wieder an [719] sich zu bringen. Noch mehr, wenn ich2636 die Rechte Anderer, deren Untersuchung, Erhaltung und Ausübung mir2637 anvertraut ist, vernachläßigte2638 oder veruntreuete. –2639 Nun sind viele solche dem Lehrer der Religion anvertrauet, vornemlich2640 so fern er einer besondern kirchlichen Gesellschaft vorge[128]setzt ist; und, wenn er sie auch allein weder bestimmen noch handhaben darf:2641 so hat er doch das Recht und die Pflicht, Acht zu geben, wo sie vernachläßigt2642 oder beeinträchtigt werden, um den Obern davon Anzeige zu thun, und Vorstellungen zu machen. Daher muß er in aller Absicht2643 diese Rechte, wenn er nicht seine Pflichten, zum großen2644 Schaden Anderer, vernachläßigen2645, oder überhaupt Anderer Rechten zu nahe treten will, sorgfältig suchen kennen zu lernen.

[720] 862654.

Zu diesen Rechten gehören nicht nur die, welche aus der Natur des Menschen, der Gesellschaft, der Religion und des Gottesdienstes nothwendig fließen2655, sondern auch die, so auf einer willkührlichen2656 Uebereinkunft, oder auf den Verordnungen und Veranstaltungen dererjenigen2657 beruhen, die das Recht hatten, das, was aus jenen Quellen nicht nothwendig floß, oder dadurch unbestimmt war, um der guten Ordnung willen, zu bestimmen, welches2658 hiedurch2659 also von ih[129]nen, die in solchen Sachen eine gesetzgebende Befugniß hatten, auch eine gesetzmäßige, oder, durch das unwidersprochne2660 Herkommen, eine ähnliche Kraft 2661 bekam. Da solche Verfügungen, die sich auf bloß menschliches Ansehen gründen, in verschiednen2662 gottesdienstlichen Gesellschaften sehr verschieden sind (§. 82 u. 83):2663 so ist es Pflicht eines in einer solchen besondern Gesellschaft angestellten [146] rersLehrers 2664, sich auch diese positiven kirchlichen Gesetze und Anstalten, und die daraus fließenden2665 Rechte und Pflichten bekannt zu machen, um keine zu vernachläßigen2666, zu verletzen, oder sich dadurch Verantwortung zuzuziehen, um dieselben aufrecht zu erhalten, und andern2667, die darüber belehrt seyn wollen, Unterricht und Rath zu ertheilen;2668 welches ja, so fern2669 solche äussere2670 Anstalten auch eine innerliche Verbindlichkeit, sie zu beobachten, mit sich führen, einen Theil der ihm anvertrauten Seelsorge ausmacht. Man sieht von selbst, daß, in dieser Rücksicht,2671 ein protestantischer Lehrer verbunden [721] sey2672, vorzüglich sich2673 das protestantische allgemeinere 2674, und, als ein Glied und Vorsteher einer besondern protestantischen Landeskirche, auch das ihn und seine gottesdienstliche Gesellschaft angehende besondre 2675 Kirchenrecht zu studieren.

872686.

Minder nothwendig könnte einem protestantischen Geistlichen das Studium des kanonischen Recht Rechtes 2687 scheinen, und ist es auch für die meisten. Aber, – nicht zu gedenken, daß es zu besserer Einsicht der Kirchengeschichte dienen kan2688, und manche Veränderungen der Kirche ohne die Kenntniß der in ihr angenommnen2689 Gesetze und [722] Rechte nicht recht verständlich oder begreiflich sind;2690 – so enthält das protestantische Kirchenrecht zum Theil noch viele Ueberbleibsel aus dem kanonischen;2691 und die Protestanten in Deutschland haben selbst durch Verträge sich zur Beybehaltung2692 mancher auf das kanonische Recht gegründeten Einrichtungen verstanden. Um diese zu verstehen, ist die Kenntniß des kanonischen nicht zu entbehren. – Ueber dies2693 leben viele protestantische Geistliche an solchen Orten, wo die Römischkatholischen2694 entweder die herrschende Kirche ausmachen, oder neben den Protestanten leben;2695 wo sie also auf einer Seite nie die Rechte derselben kränken, noch zu Gegeneingriffen Gelegenheit geben, auf der andern aber wachen müssen, daß ihre eignen2696 Rechte nicht durch die Ansprüche jener beeinträchtigt werden, und daß, wenn man diese letztern oder die daher entstehende2697 Bedrückungen [148] auf gewisse Rechte gründet, alsdann die gute Sache der Protestanten nach den von den Gegnern selbst durch Friedensschlüsse und Verträge zu[131]gestandenen protestantischen, oder selbst nach kanonischen,2698 Rechten vertheidigt werde. – Ueberhaupt aber ist schon die Kenntniß des kanonischen Rechts sehr nützlich2699 zu besserer2700 Einsicht und Beurtheilung der zwischen unsrer2701 und der römischkatholischen2702 Kirche obwaltenden Streitigkeiten, die größtentheils ihren Grund in dem kanonischen Rechte haben; so wie dieses manches Zeugniß der Wahrheit gegen jene Kirche enthält, und die Unschuld oder Nothwendigkeit des Abgangs der Protestanten von jener Kirche rechtfertigt. – Endlich [723] wird die Kenntniß dieses Rechts protestantische Lehrer vorsichtig machen, aus falschen Begriffen von Toleranz oder aus Unkunde desjenigen, was die2703 in der römischkatholischen2704 Kirche für Recht halten2705, keine Schritte zu thun, wodurch man ihnen Blößen2706 giebt, oder etwas einräumt, wonach sie glauben können, in den Besitz gewisser Rechte gesetzt zu seyn, und sich nicht eine mögliche Vereinigung mit dieser Kirche zu erträumen, die allezeit auf Kosten der Protestanten gehen würde.

882707.

Aus dem bisher Gesagten erhellet schon, daß das Studium der geistlichen Rechte nicht jedem gleich nothwendig, wem es am unentbehrlichsten, und welche Arten derselben für einen Geistlichen unsrer2708 Kirche die nothwendigsten seyen2709; und da zugleich oben angegeben ist, worauf sich diese [149] verschiedene2710 Arten gründen:2711 so sind –2712 eben damit auch die Quellen angezeigt, woraus jede dieser Wissenschaften zu schöpfen ist. Vernunft und die heil.2713 Schrift, so weit sie uns auf christliche Kirchenrechte führt, sind jedem zugängliche Quellen;2714 und je fleißiger und unbefangner2715 man beyde2716, mit den gehörigen Kenntnissen und Hülfsmitteln ver[132]sehen, studiert:studiert, je2717 mehr werden alte Vorurtheile in der geistlichen Rechtsgelehrsamkeit2719 verschwinden, und neue Aufschlüsse, wenigstens eine gründliche Ueberzeugung von den wahren geistlichen Rechten, entstehen. Noch ist hier nach jenen zwey2720 Quellen, und zumal der ersteren, [724] Vieles2721 aufzuräumen; es fehlt auch wirklich noch an einem recht geläuterten und gründlichen allgemeinen Kirchenrecht. – Zur Kenntniß dessen, was in dem geistlichen Rechte positiv ist, und auf einer von Menschen beliebten Ordnung beruht, ist genauere Kenntniß der christlichen Kirchengeschichte und Bekanntschaft mit solchen Sammlungen nöthig, welche die Gesetze und gesetzmäßige Einverständnisse enthalten.

892722.

Wem es, diese zu brauchen,2723 oder zu verstehn2724, an Fähigkeit, Gelegenheit oder Muße2725 fehlt, oder wer doch gern das Vornehmste dieser Rechtswissenschaft2726 mehr im Ganzen übersehen will, dem möchten vorzüglich folgende Bücher zu empfehlen seyn2727, die selbst in Rücksicht auf Geistliche unter den Protestanten und auf mehrere Verständlichkeit für sie 2728 die brauchbarsten zu seyn scheinen:2729

Anm. Anmerkung Für den Anfang Anfang , in Absicht auf das protestantische deutsche und das damit verbundene allgemeine Kirchenrecht gehören dahin: Wiesenhauern, Just Karl Just Carl Wiesenhavers Karl Wiesenhaver's Grundsätze des allgemeinen und besondern Kirchen-Staatsrechts der Protestanten in Deutschland. Neue Aufl.Auflage Frankf.Deutschland, neue Aufl., Frankfurt und Leipz.Leipzig 1764. in 8. Mosheim, Johann Lorenz von Johann Lorenz von Mosheim allgemeines Kirchenrecht der Protestanten, mit Anmerkungen von Windheim, Christian Ernst von C. E. von Windheim , HelmstädtHelmstädt, 1760. in gr.groß 8. undund: 8., besonders nach der neuen trefflichen Bearbeitung von Günther, Christian August G. A. Günther , Leipzig 1800. gr.groß 8. Deutsches geistliches Staatsrecht, von Majer, Johann Christian Johann Christian Majer , Lemgo 1773. in 2 Theilen inTheile, 8. Schnaubert, Andreas Joseph A. J. Schnaubert's Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten in Deutschland, zweite Auflage, Jena 1795. gr.groß 8. (Es macht eine Abtheilung der Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten und Katholiken in Deutschland, von Schnaubert, Andreas Joseph Schnaubert , dritte Auflage, Jena 1805., aus.) Wiese, Georg Walter Vincent von G. W. V. Wiese Grundsätze des gemeinen in Deutschland üblichen Kirchenrechts, dritte Auflage, Göttingen 1805. 8., wozu als Commentar dessen Handbuch des gemeinen etc.et cetera, 3 Theile, Leipzig 1799–1804. gr.groß 8. gehört. Schon der Titel zeigt, daß er das katholische Kirchenrecht nicht übersehen habe. – Zur ausführlichern Kenntniß tiefern und vollständigern Kenntniß aber: Böhmer, Justus Henning Justi Henningii Böhmeri Jus Ecclesiasticum ProtestantiumIus ecclesiasticum protestantium, Edit.Editio 3.5. HalaeHalae, 1730. in1789., 5 Tomis in 4.Tomi, 4., und dessen JusIus parochiale, Edit.Editio 4.6. HalaeHalae, 1730. in1760. 4. Pfaff, Christoph Matthäus Christoph Matthäi Pfaffen akademische RedenErläuterungen über das sowohl allgemeine als auch deutscheteutsche protestantische Kirchenrecht, Frankf. 1747. in 4. und:Frankfurt 1753. 4., und Dasdas geistliche Recht der evangelisch-lutherischen Landesherren und ihrer Unterthanen in DeutschlandTeutschland, praktisch entworfen von Lange, Heinrich Arnold Heinrich Arnold Lang , CulmbachCulmbach, 1786. in 2 Theilen inTheile, gr.groß 8. Das gedachte böhmerische Böhmersche Kirchenrecht dient zugleich zur Kenntniß des kanonischen, so fern man es will mit dem protestantischen zu vergleichen lernenwünscht, wozu auch Schnaubert, Andreas Joseph Schnaubert und Wiese, Georg Walter Vincent von Wiese sehr dienlich sind. – Zur nähern Erkenntniß des kanonischen wäre rathsam, erstlich sich die Geschichte derselben aus Spittler, Ludwig Timotheus von Spitlers und Pertsch, Johann Georg Pertschens Geschichte (s.siehe Anweis. zur Kenntniß theol. Bücher, §. 424.) Spittler, Ludwig Timotheus von L. T. Spitler's Geschichte des kanonischen Rechts bis auf die Zeiten des falschen Pseudo-Isidor Isidorus. Halle 1778. Dr.Doctor Pertsch, Johann Georg E. G. Pertsch kurze Historie des kanonischen und Kirchenrechts. Leipzig 1783., und Planck, Gottlieb Jakob G. J. Plank's Grundriß einer Geschichte der kirchlichen Verfassung etc.et cetera Göttingen 1791. 8. bekannt zu machen,machen; alsdann ein gutes Handbuch, etwa Riegger, Paul Josef von Paulli Josephi a Riegger Institutio Jurisprudentiae EcclesiasticaeIurisprudentiae ecclesiasticae, Edit. nov.Editio nova Vindob. 1774. in1780., 4 Theilen inTheile, 8. zum Grunde zu legen, oder Böhmer, Georg Ludwig G. F. Böhmeri principia iuris canonici, speciatim iuris ecclesiastici publici et privati, quod per Germaniam obtinet. Edit.Editio 7. curavit Schoenemann, Karl Traugott Gottlob C. I. G. Schönemann . Gotting. 1802. gr.groß 8. zu lesen, und dann das Corpus JurisIuris canonici selbst, nach der böhmerschen Böhmerischen Ausgabe, HalaeHalae, 1747. gr.groß 4. zu studieren. studieren, womit Hinsichts der neuesten Zeit zu vergleichen wäre: Corpus iuris ecclesiastici Catholicorum novioris per Gemaniam. Collegit Gärtner, Corbinian C. Gaertner. Salisb. 1797. 2730
[726] 902780.
Die KenntnißKenntnisse des deutschen protestantischen Privat-KirchenrechtPrivat-Kirchenrechts, das in verschiedenen Kirchen so verschieden ist, muß jeder aus der KirchenordnungKirchenordnung seines Landes und den dazu nach und nach gekommnengekommenen Landesverordnungen schöpfen. schöpfen, welche er theils in eigenen Schriften darüber, theils in Sammlungen mehrerer Kirchenordnungen findet. Anm. Anmerkung Mehrere solche Kirchenordnungen verschiedner Provinzienverschiedener Provinzen enthält z. B.zum Beispiel Moser, Johann Jacob Joh. Jac. Mosers Moser's Corpus iuris Euangelicorumevangelicorum ecclesiastici, ZüllichauZüllichau, 1737. in zwey Quartbänden; kürzer 1737., zwei Quartbände. Kürzer und besser geordnet kankann man aber das Wichtigste aus solchen Kirchenordnungen in der Pastoraltheologie - - von Spoerl, Volckmar Daniel Volkmar Dan. Spörl , NürnbergNürnberg, 1764. in 8. übersehen. Für die preußischen die preußischen Kirchen findet man das Wesentlichste der Kirchenverordnungen beysammenbeisammen in Beckher, Wilhelm Heinrich Wilh. Heinr. Beckhers Beckher's Kirchenregistratur - - des Königreichs PreussenPreußen, der zweyten2tenzweiten vermehrten Auflage, KönigsbergKönigsberg, 1769. in 4.4., mit der Fortsetzung, 1773. Fortsetzung 1773., und in Borowski, Ludwig Ernst von Ludw. Ernst Borowski Borowski's neuemneuen preußischen Kirchenstaat, ebendaselbstebendaselbst, 1788. 4. 4., ferner: Allgemeines preußisches Kirchenrecht etc.et cetera Dortmund 1798. 8., und Bielitz, Gustav Alexander G. A. Bielitz Handbuch des preußischen Kirchenrechts. Leipzig 1818. 8. Auch Deyling, Salomon Sal. Deylingii Institutiones iurisprudentiae pastoralis, Ed.Editio 3. auctior per Küstner, Christian Wilhelm Chr. Wilh. Küstnerum , Lips. 1768. 8. enthalten auch viel Besonderes, vornemlich Specielles, vornehmlich in Rücksicht auf die sächsischen Kirchen. sächsischen Kirchen, wohin jedoch vorzüglich Kees, Jakob Friedrich J. F. Kee's Kees' Handbuch des protestantischen Kirchenrechts, nach den neuesten besonders kursächsischen Gesetzen. Leipzig 1791. 8. gehört. In Hinsicht auf die churhannöverschen Kirchen ist Schlegel, Johann Carl Fürchtegott J. C. F. Schlegel's churhannöversches Kirchenrecht, 1ster und 2ter Theil, Hannover 1801 und 1802.; in Hinsicht auf die mecklenburgschen Siggelkow, Friedrich Wilhelm Christoph( Sippelkow's ) Handbuch des mecklenburgschen Kirchen- und Pastoralrechts. 3te Aufl.Auflage, Schwerin 1797. u. a. m.und andere mehr zu empfehlen. 2781
2814

[727] [153] [138]

912818.

Bey2819 allen Schritten, die ein Mensch mit Ueberlegung thut, und vorzüglich bey2820 der Wahl eines Berufs oder einer Beschäftigung, der er ganz eigentlich seine ersten Kräfte widmen will, wird er sich allezeit zwey2821 Fragen vorlegen, wenigstens eher nicht wählen, als bis er von diesen zwey PunctenPunkten 2822 gewiß ist. Erstlich: Wenn ich2824 eine gewisse Absicht habe2825, was wird erfordert, wenn sie erreicht werden soll? Hernach: Bin ich2826 der, der dies2827 leisten kan2828? oder wie werde ich2829 es 2830? – Wir haben bisher von dem Zweck der Religion und des zu ihrer Förderung bestimmten Lehrstandes sowohl, als von den dazu nöthigen Wissenschaften, und der zu jenem Zweck diensamen Anwendung derselben,2831 geredet, und dadurch den, [728] der sich diesem [154] Berufe widmen will, in den Stand zu setzen gesucht, das2832 überzeugend einzusehn2833, was zur würdigen Bekleidung desselben erfordert werde. Noch ist also nur die zweyte2834 Frage übrig, die eine sehr ernstliche Untersuchung verdient.

922835.

Denn,2836 gesetzt, ich2837 hätte die Fähigkeiten nicht, die zur Erfüllung meiner2838 Pflichten, als eines Lehrers der Religion, erforderlich sind; ich2839 hätte auch keine gegründete Hoffnung2840 sie durch gehörige Uebung meiner2841 Kräfte zu erlangen; oder ich2842 nähme mir2843 nicht einmal die Mühe, reiflich zu überlegen, ob ich2844 sie hätte oder erlangen könnte:2845 was würden die Folgen davon seyn? – In Absicht auf mich 2846, – und wenn ich2847 selbst keinen Geschmack an diesen Beschäftigungen fände, – daß ich2848 dann die Pflicht meines2849 Berufs entweder gar nicht, oder mit Widerwillen oder Gleichgültigkeit, erfüllete2850, und mir alles2851, was mir2852 das Vornehmste und Liebste seyn sollte, eine stete Quaal und elende Sclavenarbeit2853 würde; – wenn ich2854 aber doch noch diese Beschäftigungen liebte – daß ich2855 dann auf die größtentheils vergeblich verwendete Mühe und Zeit, die ich2856 hätte nützlicher und nutzbarer brauchen können, mit Reue zurück, so wie mit Gram in die Zukunft hinsehen müßte. –2857 In Absicht auf Andre 2858 aber, wie muß mir2859 zu Muthe seyn, wenn ich bedenke:2860 daß ich2861 die Erwartung derer, die mich2862 zu diesem Stande berufen, mir2863 ihre wichtigste Angelegenheit, die [729] Sorge für die Religion, für ihr Gewissen, für [155] ihre Gemüthsruhe, anvertraut haben, die mich2864 selbst deswegen von ihrem Vermögen erhalten, und mich2865 von andern bürgerlichen Beschäftigungen lossprechen, wenn ich2866 also diese und meine2867 Hauptabsicht nicht, wenigstens nicht mit gebührenden2868 Fleiß, erfüllte noch erfüllen könnte; wenn ich2869 ihnen zur großen2870 Last fiele;2871 und Andern [140] hinderlich gewesen wäre, die weit würdiger diesen Beruf würden bekleidet haben? Wie2872 sehr müßte dieses alles mein2873 Leben verbittern, mir2874 selbst noch im Tode die angenehme Rücksicht auf ein bestmöglichst angewendetes Leben, und die süße2875 Aussicht auf die Zukunft rauben?2876

932877.

Unumgänglich nothwendig also, ehe man sich dem BerufBeruf2878 eines Lehrers der Religion widmet, ist: einmal, zu wissen: ob man diesem Stande und den darinn2879 zu erfüllenden Pflichten gewachsen sey;2880 folglich wohl zu untersuchen:2881 welche Fähigkeiten dieser Beruf und dessen ganzer Umfang erfordert? und woraus man es abnehmen könne, daß man sie besitze oder nicht? damit man im Stande sey2882, sich vernünftig und gewissenhaft zu prüfen. Hernach 2883 , zu untersuchen: durch welche Mittel oder Uebungen man diese Fähigkeiten, nebst den bey diesendiesem 2884 Beruf nöthigen Kenntnissen, erlangen und vermehren, und wie man diese Mittel aufs vortheilhafteste dazu anwenden könne.

[732] [158] [142]

942916.

Wir nehmen hier diese Fähigkeiten in weiterm2917 Verstande, und rechnen dahin: – die natürlichen Kräfte zu diesem Beruf – die zu dessen würdiger Führung nöthigen2918 Kenntnisse – und die Gemüthsfassung, welche erfordert wird, die dahin gehörige2919 Beschäftigungen gern und mit gewissenhaftem Fleisse2920 zu treiben. Von dem zweyten2921 Stück ist schon bisher geredet worden; von den beyden2922 übrigen also hier das Weitere.

952953.

Die natürlichen Kräfte, welche hier in Anschlag kommen, sind: – Kräfte der Seele[160] (oder, wie es einige2954 nennen, der gute Kopf Kopf,2955 oder das Genie, im Gegensatz gegen Fleiß) – Kräfte des Körpers – und, weil es hier auf Bildung eines Lehrers ankommt – die Kraft oder Gabe2956 sich wohl auszudrucken 2957.

1,
[161] 962980.

Wir empfinden, innerlich oder äusserlich2981, was wir uns als gegenwärtig vorstellen, oder was einen Eindruck auf uns macht, dessen wir uns bewußt sind; es sey2982, daß wir es selbst wahrnehmen, oder daß es uns von Andern mitgetheilt werde, in so fern wir es bloß auffassen, und zu unsrer eignen2983 Vorstellung machen. Das Vermögen zu empfinden2984 verschafft uns alle Vorstellun[735]gen, die hernach erst die Seele vergleichen, bearbeiten und anwenden kan2985, und seine gute Beschaffenheit hat also einen Einfluß auf die Vollkommenheit desjenigen, was unsre2986 übrigen Seelenkräfte hervorbringen. – Die Vollkommenheit dieser Kraft2987 läßt sich daraus abnehmen: –2988 wenn jemand viel Wißbegierde hat; wenn ihm also alle Gelegenheit willkommen ist, wo er etwas lernen, und je[145]der Vorfall, Umgang, jedes Buch u. d. gl.und dergleichen 2989 um so weniger für ihn anziehend, je weniger er daraus etwas Neues2990 oder das Bisherige besser lernen kan; –2991 wenn ihm die Art der Sache, und ob sie gut oder schlecht, brauchbar oder nicht sey2992, nicht gleichgültig ist, sondern seine Wißbegierde desto mehr erregt und unterhalten wird, je mehr er den Werth einer solchen Sache wahrnimmt; welches beweiset, daß ihn nicht Eitelkeit oder nur Liebe zu Veränderungen, sondern vernünftige Wißbegierde leite; –2993 wenn er nicht unter vielerley2994 Dingen herumirrt, und alles2995 ergreift, was sich ihm darstellt, sondern bey2996 besondern Eindrücken gern stehen bleibt, die Auf[162]merksamkeit fest daran heftet, sie genau aufzufassen sucht; weil dieses ein Zeichen der Thätigkeit und des Interesse für eine Sache ist; –2997 wenn er weniger Vergnügen an übersinnlichen als an sinnlichen Vorstellungen hat, bey2998 den ersten wenigstens immer geschäftig ist, sie sich durch Bilder und Beyspiele2999 zu versinnlichen; ein Beweis, wie thätig die Empfindungskraft sey3000, und wie wenig sich die Seele selbst Genüge thue, wenn sie nicht empfinden kan; –3001 eben deswe[736]gen, wenn3002 jemand sich nicht mit Worten begnügt, ohne dabey3003 etwas Bestimmtes zu denken, und wenigstens die Einbildungskraft arbeitet, um den Abgang der Empfindung oder deutliche Begriffe zu ersetzen; –3004 wenn man sich desjenigen, was man ehedem empfunden hat, leicht genau wieder erinnern kan3005; ein Zeichen, daß man die Sache gut aufgefaßt habe; –3006 wenn die Begierden, die aus gewissen Empfindungen entspringen, lebhaft, und noch mehr, wenn sie dauerhaft sind, und durch die Erinnerung des Empfundenen die Leidenschaft leicht wieder erregt wird; jenes, ein Zeichen von einer lebhaften, dies3007 ein Zeichen von3008 einer tiefen Empfindung; – endlich, 3009 wenn [146] es uns leicht wird, uns in Anderer Lage zu versetzen, die uns gewisse Vorstellungen mittheilen, oder deren Ereignisse oder Handlungen uns erzählt werden; obgleich dabey3010 auch andere Seelenkräfte, so wie gute Kenntniß der Sprache, worinn3011 uns etwas vorgestellt wird, mit wirken; denn3012 es beweiset,3013 die Fähigkeit3014 leicht mit zu empfinden.

973029.

Das Gedächtniß, oder die Kraft der Seele, wodurch das Wahrgenommene erhalten wird, und wodurch wir uns der Vorstellungen eben so, wie ehedem, wieder bewußt werden, stellt entweder die Sachen wieder dar, ohne daß wir uns anzustrengen oder zu besinnen brauchen, oder es erfordert Anstrengung, um durch eine erweckte Vorstellung andere damit verbundene zu erwecken. Jenes könnte man das mechanische, dieses das intellectuelle nennen. – Ob man jenes habe, kan3030 man daraus wissen, wenn wir leicht, selbst wörtlich, etwas auswendig lernen können, selbst das, wobey3031 wir wenig oder nichts [164] denken, oder was wenig [147] oder nicht zusammenhängt, wenigstens mit dem, dessen wir uns zugleich erinnern, in keinem natürlichen Zusammenhange steht; auch zum Theil, wenn wir uns überhaupt aufgelegter und geneigter zum Lernen,3032 als zum NachdenkenNachdenken,3033 finden. –3034 Das Letztere 3035 aber, wenn es uns leicht wird, natürlich zusammenhängende Dinge zu behalten, und durch diesen Zusammenhang Vorstellungen wieder zu erwecken. – Da eigentlich das Gedächtniß die sonst gehabten Vorstellungen, wenigstens für die Erkenntniß, dauerhaft, und sie für die Zu[738]kunft brauchbar macht; da kein Fortschritt und Wachsthum in der Erkenntniß möglich ist, ohne wenn das in unsrer3036 Erkenntniß bleibt, was wir schon wissen, und wo wir etwas hinzu lernen; da die Schnelligkeit und zum Theil die Zuverläßigkeit3037 im Denken davon abhängt, daß uns das Gedächtniß alles3038, was und wenn wir es brauchen, wiedergiebt: so sieht man die Unentbehrlichkeit des guten Gedächtnisses.

1,
2,
983053.

Was man empfunden und was das Gedächtniß aufbehalten hat, das verarbeitet unsere Seele auf mehr als Eine Art. Zuvörderst durch Zusammenstellung solcher Dinge, die sie ehedem einzeln empfunden hat, oder deren Eindrücke, ohne daß sie sichs selbst bewußt ist, so zusammenfließen3054, daß sie dadurch neue Vorstellungen von vorher noch nicht erkannten Dingen bekommt, die Empfindungen zu seyn scheinen, weil und so ferne3055 sie sich die Art nicht angeben kan3056, wie sie dieselben zusammengesetzt hat. Man nennt diese Kraft der Seele, Einbildungskraft (Imagination). Sie [166] ist also eine Kraft, theils Empfindungen zu erneuern, und dadurch tritt sie in die Stelle des Vermögens zu empfinden, theils sich neue Empfindungen zu verschaffen, die nicht, wie bey3057 der Empfindungskraft, durch bloße3058 einzelne Eindrücke, sondern durch deren Zusammenhang entstehen. Je richtiger sie jene wiedergiebt, und je [149] richtiger, (d. i.)das ist je mit einander verträglicher, sie die ehemals empfundenen Sachen zusammenstellt.zusammenstellt, 3059 desto zuverläßiger 3060 ist sie. Je3061 mehr sie solche Verbindungen machen, oder je mehr sie Aehnlichkeiten und mit einander beysammen3062 mögliche Dinge wahrnehmen kan3063, desto fruchtbarer 3064 ist sie. Je3065 mehr sich den wiederholten EmpfinduugenEmpfindungen 3066 besondre3067 Umstände derselben3068 oder Wahrnehmungen des Nutzens von dem Empfundenen, beymischen3069, desto lebhafter 3070 ist sie.

993071.

Sie ist nicht nur eine sehr ergiebige und unerschöpfliche Quelle neuer Entdeckungen, sondern sie verstärkt auch die ehemaligen Empfindungen selbst; sie ist daher ein unschätzbares Mittel, die menschliche Erkenntniß vollkommner zu machen, und ihren Einfluß auf das Herz zu befördern. Sie bildet in allen Wissenschaften die Erfinder, sie bildet den klugen Mann und den Redner, oder jeden, der im Umgang oder durch seinen Vortrag3072 auf Andre3073 wirken soll. Wenn man diese Kraft oder deren größre3074 Vollkommenheit glaubte in der Theologie entbehren zu können, weil man wähnte, daß die Natur der (geoffenbarten, oder [167] durch kirchlichen Willkühr3075 einmal festgesetzten) Theologie keine neuen Aussichten erlaubte: so sollte man doch ihre Nothwendigkeit bey3076 dem erbaulichen oder wirklich eindrücklichen Vortrage und der ganzen Amtsführung eines Geistlichen anerkennen. Selbst die so leichten, ungeheuren, und für die ganze Religion gefährlichen Ausschweifungen der Einbildungskraft, machen es zur großen3077 Pflicht, an der steten Verbesserung dieser unter allen Seelenkräften am meisten zu Ausschweifungen geneigten Kraft3078 zu arbeiten.

[741] [150] 1003079.

Kennzeichen, daß es jemanden3080 an EinbildungskraftEinbildungskraft3081 nicht fehle, sind schon zum Theil die Eigenschaften, welche oben (§. 96 598 ) bey3082 dem Vermögen zu empfinden angegeben sind, weil und so fern die Einbildungskraft ehemaliger3084 Empfindungen wieder erneuert; (z. B.)zum Beispiel Abgeneigtheit von trocknen3085, übersinnlichen, und Streben nach bildlichen Vorstellungen. So fern sich aber diese Kraft im Zusammenhang3086 zeigt, dient Folgendes, diese Fähigkeit bey3087 sich zu entdecken. –3088 Schon der starke Reitz, den das Neue für uns hat, wenn nemlich3089 dieses Neue nicht in bisher uns ganz unbekannten Dingen, sondern in der Gestalt und Darstellung3090 auch des sonst Bekannten,3091 (nicht in der Materie, sondern in der Form,) liegt. –3092 Vergnügen an Aufsätzen, die sich durch schöne Darstellung und durch das Unterhaltende des Vortrags empfehlen. –3093 Theilnehmung an allem3094, was Leidenschaften erregt und unterhält, und über[168]haupt an dem, was auf das Herz wirkt. – Oeftre3095 Wahrnehmung solcher Gemüthsbewegungen bey3096 sich, die sich aus unsern gegenwärtigen Empfindungen nicht erklären laßen3097. – Die Gabe, Andern wahre oder erdichtete Begebenheiten gut und darstellend zu erzählen, oder Personen auf diese Art zu charakterisiren. –3098 Die Hinlänglichkeit eines bloßen3099 Winks, oder einer bloßen3100 Andeutung und Veranlaßung3101, um auf eine detaillirte Vorstellung einer Sache und ihres Ganges gebracht zu werden,3102 und die an uns gemachte Bemerkung der Gabe, in [742] den Wissenschaften bisweilen durch glückliche Sprünge auf Entdeckungen zu kommen, oder auch sonst aus einer Menge von erkannten Umständen augenblicklich den Erfolg abzunehmen, ohne sich in beyden3103 Fällen [151] seines Schlusses bewußt zu seyn; überhaupt die Gabe, eine ganze Reihe von Vorstellungen mit einem3104 Blick zu übersehen.

1013105.

Die Richtigkeit oder Regelmäßigkeit unsrer3106 Einbildungskraft können wir 3107 danach erproben: –3108 wenn wir bey3109 dem in einzelnen3110 Fällen von ihr genommenen Gange3111 das Wahrscheinliche von dem Unwahrscheinlichen, das Schickliche von dem Unschicklichen, das mit einander Verträgliche von dem Unzusammenhängenden wohl und schnell zu unterscheiden wissen; –3112 wenn wir 3113 etwas mit seinen Umständen so gut zu erzählen verstehen, daß Andere es, auf diese Art erzählt, wahrscheinlich und begreiflich finden, oder wenn Andere durch [169] unsere gemachte Beschreibung von gewissen Personen oder Handlungen3114 beyde3115 völlig als dieselben wieder erkennen; –3116 wenn 3117 das, was wir nach gewissen vorausgesetzten Umständen vorhersehen, genau eintrift3118, oder wir doch, bey3119 genauerer Prüfung, einsehen, daß es so würde eingetroffen seyn, wenn nicht manche veränderte besondere Umstände dem Lauf3120 der Sache eine andere Richtung gegeben hätten;3121 und überhaupt, – 3122 wenn das, was ein Werk unserer3124 Imagination ist, in deutliche Begriffe aufgelöset3125, denkbar erscheinet3126, und dessen [743] Theile, mit einander verglichen, wohl zusammenhängend gefunden werden.

1023127.

Diese Beurtheilung ist ein Werk des Verstandes, oder des Vermögens zu deutlichen Vorstellungen, dem also die Scheidung der empfundenen Dinge und ihrer Theile zukommt, so wie der Einbildungskraft ihre Zusammensetzung; [152] der auch, indem er verschiedene Dinge vergleicht, das Aehnliche und Verschiedene derselben entdeckt, und das, was sie mit einander gemein haben, von dem, wodurch sie sich von einander unterscheiden, absondern, und dieses Gemeinschaftliche in einen allgemeinen Begriff vereinigen kan, wobey3128 also ganz von den Dingen selbst abgesehen wird, und nur die ihnen gemeinsamen Eigenschaften als Eins betrachtet werden. Freylich3129 nimmt auch die Einbildungskraft, welche einzelne Empfindungen zusammensetzt, dieses Aehnliche und Verschiedene einzelner3130 Dinge wahr, aber nur undeutlich, [170] und so, das3131 sie das Aehnliche oder das Gemeinschaftliche anders nicht, als mit den Dingen zugleich und in denselben, vorstellt. Daher hat man dieses Vermögen der Seele, sich dieses Gemeinschaftliche undeutlich und unabgesondert von den Dingen vorzustellen, den praktischen Verstand genennetgenannt (§. 77 77. 3132), in so fern sie eben das, nemlich3135 die Wahrnehmungen3136 dessen, was mehrere Dinge gemein haben, durch die Einbildungskraft, in Absicht auf undeutliche Vorstellungen, [744] verrichtet3137, was sie durch den Verstand, vermittelst deutlicher Vorstellungen, vermag; hingegen hat man das Vermögen der Seele, sich dieses deutlich vorzustellen, mit den3138 Namen des theoretischen oder speculativen Verstandes belegt.

1033143.

Wenn die Seele nicht bloß einzelne Dinge, sondern ihre Uebereinstimmung oder das Gegen[171]theil, kurz, ihre Verhältnisse, folglich auch nicht bloß das Einzelne, sondern auch das Gemeinschaftliche und Allgemeinere,3144 wahrnehmen kan3145: so könnte man dieses Vermögen Verstand nennen; er möchte es deutlich oder undeutlich wahrnehmen, abgesondert von den Dingen selbst, oder mit ihnen, und so ist, wie gesagt, abzusehen, warum man diese Wahrnehmung, die, so fern sie undeutlich ist, der Einbildungskraft zukommt, praktischen Verstand genannt hat. – Ein Kennzeichen des [745] Verstandes überhaupt – im Unterschiede von dem Vermögen zu empfinden,3146 oder wieder zu empfinden, oder bloß zusammen zu setzen, ohne auf das Allgemeine zu merken,3147 – ist es: wenn man bey3148 sich Trieb und Fähigkeit findet, nicht bloß Kenntnisse zu empfangen, oder Andern nachzuempfinden, nachzuglauben und nachzusprechen, sondern zu prüfen, ob sie wahr und gut sind, und warum sie es sind; selbst zu untersuchen, und ausfündig3149 zu machen; sich nicht mit Kenntnissen einzelner Dinge zu begnügen, sondern sie im ZusammenhangZusammenhang3150 zu betrachten,3151 und darein zu bringen; nicht bey3152 dem Einzelnen3153 stehen zu bleiben, sondern das Allgemeine abzuziehen, und wieder in ähnlichen Fällen anzuwenden. Wer nur Wißbegierde, und nicht auch Wahrheitsliebe besitzt; wer leicht glaubt, und eigne3154 Untersuchung scheut; wer in Sprachen, in der Geschichte, in den schönen, und überhaupt in Wissenschaften, mit historischen Kenntnissen zufrieden ist, oder sich mit dem Mechanischen [154] begnügt, ohne Alles ins Allgemeine zu führen, sich Grundsätze, Regeln oder [172] Maximen aus den Beobachtungen abzuziehen, und ihre Anwendung in ähnlichen Fällen zu denken: der kan3155 auf Verstand gewiß wenig oder gar keinen Anspruch machen.

1043156.

Da der praktische Verstand eigentlich eine Art der Einbildungskraft ist (§. 102):3157 so sind die Merkmahle, woraus man diese abnehmen [746] kan3158 (§. 100 3159), auch Merkmahle von jenem, doch nur alsdann, wenn zugleich die Merkmahle des Verstandes überhaupt (§. 103 3160) damit verbunden sind. Man kan3161 ihn am besten in Geschäften, wo es auf das Schickliche, auf Wahrscheinlichkeit, Klugheit, Wohlstand und Unterhaltung ankommt, wo auf besondre3162 Umstände Rücksicht zu nehmen ist, wo es einer schnellen Uebersicht vieler, auch kleinen Umstände, und einer schnellen Entschließung3163 bedarf, und in solchen Wissenschaften, bemerken, die dergleichen nicht im strengsten Verstande 3164 sind, und mehr besondre3165 als allgemeine Dinge zum Gegenstande3166 haben, – da kan3167 man ihn eigentlich kennen lernen, und auch da ist er am unentbehrlichsten.

1053168.

Hingegen zeigt sich der eigentliche oder theoretische Verstand (§. 102 102. )3169, der vornemlich bey3171 Wissenschaften nothwendig ist, –3172 an dem Trieb und Bestreben, alles3173 sich zu verdeutlichen; nicht nach dem Ob? nicht sowohl nach dem Wie? als nach dem Warum? zu fragen; die Gedan[173]ken nicht nach einer oder mehrern Seiten zu betrachten, sondern alle Seiten aufzusuchen und zu erwegen3174; die Gründe [155] für Alles bedächtig und langsam abzuwägen; überall gemessene Ordnung, Methode zu beobachten und zu classificiren3175; an der Liebe, mehr zur bestimmten und gründlichen, als lebhaften Erkenntniß; und an der Fähigkeit, allgemei[747]ne Dinge und Sätze als abgesonderte Gegenstände der Betrachtung, oder sie ohne Bilder und Beyspiele3176, zu denken und zu behandeln.

Anm. Anmerkung Es wäre überflüßigüberflüssig, die vorzügliche Nothwendigkeit des Verstandes beybei dem Studium und der Anwendung der Theologie darzuthun, oder diejenigediejenigen Theile derselben, wo er besonders sich zeigen muß, anzugeben. – Es scheint eben so überflüßigüberflüssig, von dem Witz, Scharfsinn, Geschmack und Genie, oder der Nothwendigkeit dieser Fähigkeiten, besonders zu reden. Denn Witz Witz (im weitern Verstande) oder das Vermögen, die Aehnlichkeit Aehnlichkeit , und Scharfsinn Scharfsinn, oder das Vermögen, die Verschiedenheit Verschiedenheit der Dinge, sinnlich oder deutlich,deutlich zu erkennen, erfordert eben sowohl Einbildungskraft als Verstand,Verstand; der Witz mehr jene, der Scharfsinn mehr diese. HienachHiernach und durch Vergleichung dessen, was bisher von den Kennzeichen der Einbildungskraft und des Verstandes gesagt worden, kankann man bald von selbst finden, ob und wie weit uns gedachte Fähigkeiten zu Theil wordengeworden sind. – Eben diesdieß gilt in seiner Art von dem Geschmack Geschmack und dem Genie Genie im engern Verstande (Theil 1. §.)(§. 270). Das Letztereletztere bildet den eigentlichen Erfinder. Weil aber unter mehrern Fähigkeiten doch beybei jedem, der sie besitzt, eine am meisten hervorsticht, und diese von den übrigen nur unterstützt wird, auch jeder, unter den verschiednenverschiedenen Gegenständen der Wissenschaften, zu Einem mehr aufgelegt und geneigt ist,ist sich damit zu beschäftigen, als mit einem Andern:andern:Andern; so entstehen daher verschiedneverschiedene Arten des Genie's, Genie's: ein exegetisches z. B.zum Beispiel dichterisches z. B., ein historisches, ein speculatives, praktisches u. d. gl.und dergleichen u. dgl.und dergleichen , die ein jeder, wer Genie hat, bald an sich erkennen, und sehen wird, welche Arten von Wissenschaften er vorzüglich treiben sollte. – S.Siehe mit mehrern den Versuch über den Geschmack, von Alexander Gerard, Alexander Gerard , (übersetzt) Gerard (übersetzt), Breslau 1766. in 8., und Ebendesselben Versuch über das Genie, (übers.) Leipz. Genie (übersetzt), Leipzig 1766. in 8. {Die neuen Psychologen weichen zwar in dem Audruck, und selbst den Erklärungen mehrerer in den nächst vorhergehenden §§. erörterten Begriffe von den Seelenvermögen ab; indeß harmoniren sie doch in der Hauptsache, und eine Vergleichung der Ansichten würde theils zu weit führen, theils außer dem Plan dieser Schrift liegen, die vielleicht hier schon selbst zu sehr in ein fremdes Feld übergegangen ist. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 3177
1063206.

Es ist schon oben gesagt (§. 95 597. Anm.Anmerkung):3207 daß von denen, die sich der Theologie widmen, nicht gleich Vieles3209 könne gefordert werden; der besondere Beruf, den man hiebey3210 wählen oder ergreifen will, muß es entscheiden, was vorzüglich von solchen Fähigkeiten nöthig sey3211, und ob der innre3212 Beruf, auf den es am meisten ankommt, dem äussern3213 entspreche. – Ist jemand zum bloßen3214 Volkslehrer bestimmt: so ist3215 – ausser3216 den hernach anzugebenden Eigenschaften des Charakters – genug, wenn er mittelmäßige Fähigkeiten besitzt, falls er nur zugleich das Gefühl einer ihm unerreichbaren Vollkommenheit hat, um nicht mit verschnittnen3217 Flügeln nach der Sonne fliegen zu [175] wollen, und sich aus dem Kreise zu entfernen, den ihm die Natur und sein äusserlicher3218 Beruf vorgezeichnet hat. Es ist genug, wenn er guten schlichten Menschenverstand 3219 hat, der das Schickliche von dem Ungereimten zu unterscheiden weiß; wenn er leicht in den Sinn desjenigen, was er hört, liest3220 und sieht, eindringen kan3221; wenn er ein treues oder durch die Uebung leicht zu schärfendes Gedächtniß besitzt; wenn es [157] ihm an der Gabe des populären Vortrags, und an Klugheit nicht fehlt, um seine Kenntnisse nach [749] den wirklichen Bedürfnissen Andrer3222 wohl anzuwenden. Mag es ihm an eigentlicher Gelehrsamkeit3223 fehlen; wenn er nur das eigentlich Praktische in der Religion versteht, und die zu seiner eignen3224 Ueberzeugung und gewissenhaften Führung seines Berufs nothwendigen Kenntnisse derselben und der menschlichen Angelegenheiten hat, besonders der Angelegenheiten seiner Zeit, der Bedürfnisse derer, die ihm empfohlen sind, und desjenigen, was ihn3225, diese zu beurtheilen und ihnen gewachsen zu seyn, in den3226 Stand setzt; endlich die Kenntniß der nöthigen Hülfsmittel, wodurch er sich bey3227 vorkommenden ausserordentlichen3228 Fällen zu helfen weiß. Daß zu allen diesem noch eine fleißige Uebung kommen, und er nie glauben müsse, völlig genug gelernt zu haben, sondern sich zu seinem Beruf immer reifer machen, wird ohnehin vorausgesetzt.

Anm. Anmerkung Hat er mehr Fähigkeiten oder Kenntnisse, als er gerade in seinem engern Kreise braucht:gebraucht, so nutze er sie so gut als er kan,kann; nur nicht mit VernachläßigungVernachlässigung und zum Nachtheil der Pflichten seines besondern Berufs. Er vergesse insbesondreinsbesondere nie, sich mit den Hülfsmitteln und besonders Schriften bekannt zu machen, wodurch er, wenn er in einen weitumfassendern Kreis versetzt wird, das nachholen könne, was ihm, diesen würdig zu bestreiten, nöthig seyn möchte. {Die Zweifel, ob man nicht von dem praktischen Religionslehrer viel zu viel fordere, fällt weg, sobald man ihn nur in seiner doppelten Qualität betrachtet, 1) als Volkslehrer, wozu er in der That weit weniger nöthig hat, als er auf Universitäten lernt und treibt, und 2) als Mitglied des Gelehrtenstandes. Als solchem liegen ihm doch die theologischen und angränzenden Kenntnisse am nächsten, und er gewinnt an Achtung in dem geselligen Kreise, und, was noch viel wichtiger ist, er gewinnt an Selbstgenuß, wenn er ein viel ausgebreiteteres Wissen hat, als er gerade für das Amt nöthig hätte. Dasselbe ist ja auch der Fall bei andern Geschäftsmännern, die für das bloße Geschäft mit sehr Wenigem ausreichen könnten, aber die man um so höher achtet, je mehr sie über das Nothwendige hinaus wissen, und nicht bloß handwerksmäßige Routiniers sind. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 3229
1073237.

Ist er hingegen zum Lehrer der Theologie oder der damit verbundenen Wissenschaften, [750] überhaupt zu Bildung künftiger Lehrer, oder zur Regierung und Aufsicht der Volkslehrer, oder an einer Gemeine3238 angestellt, die aus gelehrtern3239 oder doch gebildetern Zuhörern besteht: so muß er freylich3240 höhere Fähigkeiten haben, und in den für sein Fach bestimmten Wissenschaften ausgebreitetere, feinere und gründlichere Kenntnisse besitzen. Alsdann bedarf er auch weniger einer näheren Anweisung, und was er dann können und verstehen, wenigstens wornach er trachten müsse,3241 dazu möchten die bisher in diesem Buche3242 geschehenen Vorschläge nicht undienlich seyn, da es besonders auch in Rücksicht auf diediese Classe3243 künftiger Religionslehrer abgefaßt ist.

1083245.

Daß bey3246 der Ergreiffung3247 des theologischen Studiums auch die Kräfte des Körpers (§. 95 3248) mit in Anschlag kommen müssen, bedarf kaum einer Erinnerung; da die natürliche Beschaffenheit und die Veränderungen des Körpers3249 einen so [177] großen3250 Einfluß in die Beschaffenheit und den Gebrauch der Seelenkräfte haben; Anstrengung des Geistes, [159] eine sitzende Lebensart, und andere Umstände bey3251 Studierenden die Gesundheit merklich zerrütten; und bey3252 dem Lehrer in äusserlichem3253 Vortrage so viel von der Stimme, von der freyen3254 Brust, selbst vom körperlichen Ansehen und Bildung, so wie, bey3255 der ganzen Führung seines Amts, von einer dauerhaften Gesundheit, Abhärtung des Körpers,3256 und ähnlichen Umständen,3257 ab[751]hängt. Was uns hier möglich sey3258 oder abgehe, ist noch viel leichter, als die Beschaffenheit unsrer3259 Seelenkräfte,3260 zu erkennen.

1093281.

Von der Nothwendigkeit der Gabe sich wohl auszudrucken 3282 (§. 95 3283), ist schon oben, bey3284 der Abhandlung von den Sprachen (Theil 1.3285 §. 59 flgg.folgende 3286) und im ersten Abschnitt des dritten Theils geredet worden. Da die Sprache der Abdruck unsrer3287 Ideen ist, und jeder Verständige so gute Mittel braucht3288, um sein Ziel zu erreichen, [178] als in seiner Gewalt sind:3289 so kan3290 man sicher schließen3291: wie der natürliche Vortrag eines Menschen ist, so sind seine Begriffe und Ueberzeugung von den Sachen selbst. Kan3292 man sicher seyn, daß jemand nicht eitel sey3293, um nur sich selbst gern zu hören oder zu lesen, oder Andern bloß zu gefallen, [160] und daß er nicht so arm an Verstande und Menschenkenntniß sey3294, um zu glauben, wenn nur das gut sey3295, was er sagt, so sey3296 es gleichviel, wie er es sage: so kan3297 man selbst schließen:3298 wie sorgfältig er in seinem [752] Vortrag ist, so viel hat er Interesse für die Sachen, die er vorträgt, und so viel Eifer, mit seinen Kenntnissen bey3299 Andern Gutes zu stiften. – Um sich über die Gabe des Vortrags zu prüfen, gebe man nur acht3300, ob und warum uns wohl geschriebene3301 Schriften, oder warum uns Vorträge, die auch im Ausdruck vorzüglich sind, gefallen? ob uns beyde3302 um so mehr anziehen, je faßlicher, deutlicher, ordentlicher, zusammenhängender, bestimmter (u. s. f.)und so ferner sie sind? oder ob uns alle, oder einige, und welche, Eigenschaften des Vortrags, uns gleichgültig sind? Man mache selbst Versuche, anfänglich eines Andern guten mündlichen oder schriftlichen Vortrag über eine Sache, nachher3303 was man überhaupt von Andern ausgeführt gelesen hat, im Zusammenhange frey3304, nach seiner eignen3305 Art, zu wiederholen, (d. i.)das ist fremde Gedanken in seine eigne3306 umzukleiden, und bemerke, wie weit es uns gelinge, unsern Mustern nachzukommen. Man mache zuletzt öfters Versuche, was man selbst gedacht und untersucht hat, über eine Sache or[179]dentlich aufzuschreiben, oder Andern mündlich, genau vorbereitet oder nicht, vorzutragen. Man laße3307 sich von Kennern beurtheilen, und genau nach der strengsten Kritik sagen, worin3308 unser Vortrag gut oder fehlerhaft sey3309, und gewisse Vollkommenheiten uns, nach vielen Versuchen, erreichbar seyn3310 oder nicht? – Alsdann3311 wird man wohl finden, welche Art des Vortrags uns möglich, wenigstens durch fleißige anhaltende Uebung zu erlangen sey3312.

[753] [161] 1103313.

Wenn alle bisher erwähnte Fähigkeiten wohl angewendet, selbst, wenn sie gehörig gebildet werden sollen:3314 so erfordern sie eine gewisse Gemüthsfassung Gemüthsfassung 3315 oder gewisse Eigenschaft des Charakter Charakters 3316 (§. 94 3317), über die man sich wohl prüfen sollte, ehe man sich zur Wahl des theologischen Studiums entschlösse. Auf folgende Tugenden möchte es hier vornemlich3318 ankommen. – Zuerst, auf Liebe zur Wahrheit, wo man diese auch immer finden sollte. Veränderungen in der Seele eines Andern kan3319 man nur durch Vorstellungen hervorbringen, wenn diese der von ihnen erkannten Natur der Sache3320 oder andern schon für wahr erkannten Vorstellungen gemäß sind; und dies3321 setzt voraus, daß man sie selbst als wahr erkannt habe. Wem also Wahrheit gleichgültig ist, dem liegt entweder nichts daran, Andere zu belehren und zu bewegen, oder er kan3322 nicht sicher darauf rechnen, daß er seinen Zweck erreichen werde; vielweniger wird er sich selbst bemühen, hinter die rechte Wahr[180]heit zu kommen. Je inniger bey jemanden3323 die Liebe zur genauesten Wahrheit ist, um so mehr wird er selbst die Wahrheit finden können, so weit sie ihm erreichbar ist; um so mehr wird er dafür und für ihren Werth eingenommen seyn; um so mehr auf Andre3324 wohlthätig wirken, wenigstens mehr sich darum bemühen, und es mit mehr Hoffnung eines glücklichern Erfolgs unternehmen. –3325 Der allgemeine Prüfstein dieser unparteyischunparteyischen3326 Wahrheitsliebe ist: wenn wir es uns bewußt sind, oder es bey3327 der strengsten Prüfung finden, daß unsre3328 Neigungen [754] und Abneigungen keinen Einfluß in die Annehmung oder Prüfung3329 einer Sache haben. Wäre dir3330 eine Sache auch noch so theuer, schiene sie dir3331 unzertrennlich von deinem3332 Wohl, und entbehrtest du3333 sie höchst ungern, läge sie dir3334 selbst, als deine 3335 Erfindung, sehr am Herzen: würdest du3336 gleichwohl, auch bey3337 dem geringsten Anlaß zum Zweifel, dich3338 nicht scheuen, sie aufs neue zu prüfen, sie dennoch aufopfern, wenn du3339 sie bey3340 der Prüfung ungegründet fändest? Bist du3341 geneigter, die Wahrheit nach den dir3342 schädlich oder nützlich scheinenden Folgen derselben, oder unabhängig von dieser Rücksicht, zu beurtheilen? Kommt bey dir3343, wenn du3344 für oder wider einer Sache entscheidest, dies3345 in Anschlag, ob die, so du liebest3346 oder achtest3347, oder die, so du hassest3348 und verachtest3349, eben das behaupten? KanstKannst du3350 Widerspruch vertragen, wenn er mit Gründen geschieht, siehst du3352 ihn selbst gern, und forderst3353 Andere dazu auf, als ein Mittel, dich3354 zum weitern Nachdenken zu bringen? Wenn3355 du3356 auch die[181]sen Widerspruch für ungegründet erkennst, benutzest du3357 gleichwohl alsdann3359 doch auch das wenige Wahre, was darinn3360 liegt, deine3361 Erkenntniß immer mehr zu berichtigen, und durch kleine3362 Bestimmungen zu mehrerer Genauigkeit zu bringen? Ist dir's3363 gleichgültig, auch unbekannt zu bleiben, wenn nur das, was du3364 gesagt, oder gar erfunden hast3365, für wahr erkannt wird? Siehst du3366 es gern, wenn Andre3367 auf dein3368 Ansehen oder dir3369 zu Gefallen, etwas für wahr annehmen, legst du3370 es wohl gar darauf an, bloß durch dein3371 Ansehen [755] zu wirken? Dies3372 sind die Merkmahle, woran du sehen kanstkannst 3373, ob du3375 wirklich Liebe zur Wahrheit hast3376 , oder nicht3377.

3378
1113379.

Eine andre3380 Tugend ist die Bescheidenheit. – Je weniger man selbst weiß, oder es recht und mit Ueberzeugung versteht; je weniger man den großen3381 Umfang desjenigen kennt, was zur rechten Wissenschaft einer Sache und zur wahren Ueberzeugung gehört; je weniger man die Schwierigkeiten bey3382 einer jeden Untersuchung, die Schranken der menschlichen Erkenntniß überhaupt, und die großen3383 Lücken seiner eigenen Erkenntniß, nebst dem eingeschränkten Maaß seiner Fähigkeiten, insbesondre3384, wahrnimmt: desto eingenommener ist man von sich selbst, und desto mehr verachtet man Andre3385. Dieser Dünkel hält uns selbst von Einsicht dieser Fehler, und von weitern Fortschritten in der Erkenntniß und der wahren Besserung überhaupt zurück; macht uns [182] ungeschickt, von Andern zu lernen; erstickt den eignen3386 Fleiß, der von dem mehrern oder mindern Gefühl dieses Bedürfnisses abhängt, und macht uns abgeneigt, die Wahrheit überall, wo wir sie finden, anzunehmen. – Demnach sind alle Kennzeichen der Wahrheitsliebe (§. 110 3387) auch Kennzeichen der Bescheidenheit. Wenn du3388 lieber schlecht als vortheilhaft von Andern denkst3389, und Andrer3390 Erklärungen oder Entschuldigungen nicht gern hörst,3391 oder gelten läßestlässest; wenn du3392 nicht von Andern Erinnerungen über dich annimmst; wenn du dich schämst3394, gegen Andere unrecht zu haben; wenn du3395, ohne anhaltende bedächtige Prüfung, gleich zu entscheiden geneigt bist; wenn du3396, anstatt Andern Gründe vorzulegen, dir3397 Machtsprüche, oder Spöttereyen3398, oder Hohn, erlaubst; wenn du3399 schon Sachen zu verstehen,3400 und durchzuschauen glaubst3401, und Andre3402 zu belehren suchst3403, ehe du3404 noch im Stande bist3405, sie Andern deutlich und mit Gründen vorzutragen; wenn du3406 nicht noch lieber lernest3407 als lehrest;3408 und wenn du3409 von einem lehrreichen,3410 zumal mit gründlichen Untersuchungen beschäftigtem,3411 Umgange, oder von dergleichen Buche, zurückkommst3412, ohne dich3413 an deine3414 Brust zu schlagen, und das Bekenntniß tief zu fühlen: O wie viel ists, was ich noch nicht weiß: – so bist du3415 von der Bescheidenheit3416 noch weit entfernt.

1123417.

Fleiß ist eine dritte Tugend, und besteht in einer angestrengten Wirksamkeit, die verschiedent[183]lich betrachtet werden kan3418, daher auch die verschiedenen3419 Bedeutungen des Wortes entstanden sind, die selbst durch besondre3420 Namen bezeichnet werden. Wird diese Wirksamkeit mehr in Rücksicht auf die Menge der Beschäftigungen, –3421 oder auf dabey3422 beobachtete Genauigkeit und Sorgfalt, –3423 oder auf die anhaltende, selbst durch die Schwierigkeiten oder den langsamen Fortgang nicht ermüdete,3424 Anstrengung genommen: so ist der Fleiß im ersten Fall Arbeitsamkeit; –3425 im [757] zweyten3426, Fleiß im engern Verstande,3427 (man sagt (z. B.)zum Beispiel ein Kunstwerk sey3428 mit Fleiß gemacht,)3429 oder genauer Fleiß oder Indüstrie Indüstrie 3430 (wiewohl dieses letztre3431 gemeiniglich anders, als das lateinische Industria, für Betriebsamkeit oder immer auf Erweiterung einer Kunst gerichtete Beschäftigung genommen wird); –3432 im dritten Falle aber Unverdrossenheit Unverdrossenheit. Oder3433 kürzer, die erste 3434 scheint mehr extensive, die zweyte 3435 mehr intensive, die dritte mehr3436 protensive Geschäftigkeit zu seyn.

[167] 1133437.

Es ist ein sehr leidiges Vorurtheil, daß sich FleißFleiß3438 mit GenieGenie3439 nicht vertrage. Wahr ist es, Leute von Genie, und, noch mehr, Leute, die sich Genie zu haben einbilden, sind selten eigentlich fleißig, weil sie sich zu sehr auf ihre Kräfte verlaßen3440, und zu ungeduldig sind, lange bey3441 einer Sache zu beharren. Wahr ists auch, daß dem Genie alles3442 leichter wird, und daß ohne dasselbe durch bloßen3443 Fleiß keine Werke von vorzüglicher Vollkommenheit entstehen. Aber, Fleiß kan3444 doch [184] den Abgang des Genies einigermaßen3445 ersetzen, so wie die Kunst, die immer Fleiß erfordert, der Natur nachhelfen, und sie verbessern kan3446. Alle Fähigkeiten des Geistes bleiben unbrauchbar, oder werden nicht in dem Grade nützlich, als sie es könnten, wenn nicht theils mannichfaltige und genaue Kenntnisse hinzukommen, ohne welche das Genie nichts hat, was es verarbeiten kan3447, theils viele, genaue und anhaltende Uebungen in einer [758] Sache angestellt werden, wodurch erst Fertigkeiten entstehen. Und so sehr auch dem bloßen3448 Genie oft ein vollkommenes3449 Werk gelingt:3450 so können doch weder Ausschweifungen desselben verhütet, noch dessen Erfindungen gehörig geprüft, berichtigt, und in dem Grade vollkommen werden, als wenn noch anhaltender und bedächtiger Fleiß dazu kommt. – Es ist beynahe3451 unnöthig, Kennzeichen des Fleißes3452 anzugeben. Man darf sich nur aufrichtig prüfen,3453 ob uns nichts gleichgültig sey3454, was uns irgend der Vollkommenheit näher bringen kan3455, – ob es uns genug sey3456, daß etwas gemacht werde, unbekümmert wie es geschehe; – ob wir sehr die Veränderungen lieben, und uns durch Schwierigkeiten abschrecken laßen3457: so werden wir bald davon urtheilen können.

[168] 1143458.

Zu diesem Fleiß muß sich Liebe zur Ordnung gesellen. – Unordnung in dem Gange unsrer3459 Gedanken und Geschäfte3460 verräth und erzeugt Verwirrungen,3461 und Mangel des Zusam[185]menhangs in Begriffen; erschwert auch das Denken, die Untersuchung und die Ausführung der Sachen. – Wenn man bey3462 sich bemerkt, – daß man leicht von Einem auf das Andere falle, wenn Beschwerlichkeiten uns von einem angefangenen Werk leicht abschrecken, und erwartete Vergnügungen oder Erleichterungen uns leicht zu andern Unternehmungen hinziehen; – wenn man [759] ungewohnt ist, sich bey3463 dem, was man nach einander vornimmt, Grund anzugeben, warum man so und nicht anders handle, das Eine früher und das Andre3464 später thue; – und wenn man Sachen zu unternehmen pflegt, ohne sich vorher um das zu bekümmern, was dabey muß3465 vorausgesetzt werden 3466: so kann man mit Recht fürchten, daß es uns an dieser Liebe zur Ordnung fehle.

1153467.

Wer an einer gewissen Art von Beschäftigung keinen solchen Geschmack findet, daß ihm diese mehr Vergnügen macht, und ihn mehr anzieht als 3468 andre3469 Arten von Beschäftigungen: der wird es weder darinn3470 jemals zu einer rechten Vollkommenheit bringen, noch auch nur den schuldigen Fleiß darauf wenden, wenn er sich ihr vorzüglich zu widmen beschlossen hat; er wird noch weniger sich Mühe geben, Andern damit aufs möglichste nutzbar zu werden. Man kan3471 daher von dem, der das Studium und die Empfehlung der Religion zu seinen3472 eigenthümlichen Beruf machen will, mit Recht fordern, daß er sich wohl [186] prüfe, ob [169] bey3473 ihm der Geschmack an dieser Wissenschaft und den damit verbundenen Beschäftigungen über alles Andre3474 gehe; um so mehr, da diese überwiegende Neigung ein sicheres Kennzeichen ist, daß er dazu die meiste natürliche verhältnißmäßige Fähigkeit habe,3475 ( (d. i.)das ist die meiste Fähigkeit wenigstens zu den Theilen der Beschäftigung, die ihn eigentlich interessiren3476). – Die[760]sen vorzüglichen Geschmack kan3477 man sich leicht abmerken. Beschäftige ich mich3478 wirklich am liebsten damit? Ist mir alles3479 interssant, was dahin einschlägt? Beziehe ich alles3480, was ich ausser3481 dieser Wissenschaft lese, oder sonst vorfinde, darauf, um es zur Verbesserung meiner Erkenntniß, zur Nahrung meiner Gesinnung, in Absicht auf die Religion, zu benutzen? Ist mir kein Schicksal der Religion, und überhaupt nichts gleichgültig, was sie und ihren Eindruck bey3482 Andern fördern oder hindern kan3483? Würd' ich auch bereit seyn, wenn es nicht anders seyn könnte, ansehnlichere Einkünfte, größeres3484 Ansehen, und andere äusserliche3485 Vortheile zu entbehren, oder aufzuopfern, wenn ich, falls ich diese erhalten wollte, mich weniger mit der Religion und dem zu ihrer Anwendung bey3486 Andern nöthigen Geschäfte3487 abgeben müßte? Finde ich einen unüberwindlichen Trieb bey3488 mir, Andern meine verbesserten Einsichten in der Religion und meine darüber gemachten Bemerkungen mitzutheilen, ihnen ihre Zweifel darinn3489 zu benehmen, 3490 ihnen die Religion3491 werth zu machen, sie bey3492 allen Angelegenheiten Anderer aufs weiseste und nützlichste anzuwenden? Dies3493 wären [187] ohngefähr3494 die sichersten Kennzeichen eines solchen überwiegenden Geschmacks daran.

[170] 1163495.

Endlich ist3496 Liebe zur Tugend überhaupt und wahre Frömmigkeit eine nothwendige3497 Eigenschaft desjenigen, der sich ganz und vorzüglich zum Lehrer der Religion bilden will.34983499 Die Religion ist durchaus praktischpraktisch3500, und hat ja eben ganz unmittelbar die Absicht, die Menschen durch Tugend glücklich zu machen, sie ganz an Gott zu binden, durch die Vorstellung Gottes und seines Willens Tugend und wahre Beruhigung zu befördern. Wie3501 könnte uns die Beschäftigung damit, die uns immer an unsre3502 Pflichten, an unsre3503 Fehler und Vergehungen, und an deren unausbleibliche Folgen erinnert, wie könnte die uns wahrhaftig werth seyn, wenn es uns gleichgültig wäre, dahin zu streben, daß wir ihr immer gleichgesinnter würden und gleichförmiger lebten? Wie,3504 könnten wir sie zu unsrer3505 vornehmsten Beschäftigung machen, ohne uns selbst, wegen unsrer3506 Unredlichkeit, Vorwürfe zu erregen, oder uns auf eine unnatürliche Art dagegen zu betäuben? Wie könnten wir, wenn wir dieses unentbehrliche Mittel zu unserm eignen3507 Besten nicht anwendeten, geneigt seyn, für Andere dadurch zu sorgen? Wie3508 sie Andern mit angestrengtem Fleiß, Wärme und eigner3509 Freudigkeit empfehlen, wenn sie uns selbst nicht an Herzen läge? Wie3510, so gar3511 nicht fürchten, durch unsern Wandel das wieder zu zerstören, was wir mit Mühe durch Unterricht gebauet hät[188]ten, oder, wie sie mit Ernst empfehlen, ohne es zugleich durch das noch viel stärker, als alle bloße3512 Vorstellungen, wirkende eigne3513 gute Beyspiel3514, und durch die auf uns selbst so wirksame Kraft der Religion zu thun? Wie3515, nicht der so starken Versuchung un[171]terliegen, selbst die Religion zum Mittel sträflicher Absichten und Leidenschaften zu mißbrau[762]chen? –3516 Auch hängen alle zur treuen und gewissenhaften Führung unsers Amts nöthigen Tugenden so sehr von dem Einfluß der Frömmigkeit und von dem Gedanken ab: Es ist Gottes Sache, die wir bey3517 den Menschen befördern sollen; wir sind Schuld, daß Seine Ehre unter ihnen leidet, wenn wir Ihn nicht auch durch unsre3518 ganze Gesinnung und Wandel ehren; unsre3519 Rechenschaft ist desto schwerer, je Mehreres und je etwas Wichtigeres uns anvertrauet ist3520 – von diesen uns stets vorschwebenden Gedanken hängen alle andere Tugenden so sehr ab, und werden dadurch so sehr ermuntert und verstärkt, daß wir ohne wahre Frömmigkeit uns nie eines solchen Berufs würdig betragen können. – Es ist nicht schwer zu erkennen, ob wir wahrhaftig diese Liebe zur Tugend und Frömmigkeit haben, wenn wir nur wissen, was diese ist, und die im vorigen §en3521 angegebenen Kennzeichen auch hier, in ihrer Art, anwenden. Je früher wir nach dieser wahren Frömmigkeit getrachtet haben, desto leichter und unverdächtiger wird uns diese Beurtheilung werden.

3522

[763] [189] [173]

1173526.

In den Schulen wird zwar der erste Grund zu den Wissenschaften, also gleich3527 zur Bildung des künftigen Lehrers der Religion gelegt. Aber, wenn auch unsre3528 meisten Schulen nicht einen vermischten Haufen von Lehrlingen enthielten, wovon nur ein Theil sich künftig mit den Wissenschaften beschäftigen soll, sie also dann die Anstalten nicht seyn können, worinn3529 Jünglinge zu künftigen Gelehrten, oder überhaupt zu brauchbaren Männern in höhern Ständen, sollen3530 erzogen werden 3531: so würde es doch sehr nöthig seyn, noch andre3532 Anstalten zu haben, wodurch, wie in Schulen, Kinder zu reifern Jünglingen, so diese zu Männern gebildet würden, die in so verschiednen3533 Ständen und Aemtern die Absicht eines besondern Berufs erfüllen könnten. Denn ließen3534 sich gleich die Schulanstalten so erweitern, daß auch da diese weitere Bildung möglich würde: [764] [190] so unterscheiden sich doch Schulen, wo der erste Anfang dieser Bildung gemacht wird, von höhern Anstalten in zwey3535 wesentlichen Stücken; erstlich darinn3536, daß der Jüngling nun zu einem [174] besondern Stande erzogen und vorbereitet werde, dem er sich für sein ganzes Leben allein oder vorzüglich widmen soll; hernach3537, daß er sich nun noch gewöhne, sich nicht mehr bloß von Andern leiten zu lassen, sondern selbst 3538 nach Ueberlegung Ueberlegung,3539 das zu wählen, was ihm3540 zu diesem besondern Stande brauchbar machen kan3541. Man hat also mit Recht den Zweck der Schulen nur auf diejenigen Wissenschaften eingeschränkt, die allen und jeden, wenigstens den Studierenden allerley3542 Art, nützlich sind, und zu einer Vorbereitung auf alle höhere Stände und Aemter dienen können.

1183543.

Zu den höhern3544 oder solchen Anstalten, in welchen die nähere Vorbereitung zu einem besondern Beruf geschehen soll, gehören, wenigstens nach unsrer3545 jetzigen Verfassung, die Universitäten Universitäten,3546 und alle Arten von Seminarien Seminarien 3547 für eine besondre Classe3548 solcher Personen, die zu einem künftigen öffentlichen Amte bestimmt sind. Diese letztern Pflanzschulen scheinen doch, wenn wir die Sache nehmen, wie sie ist, nicht wie sie seyn könnte, mehr in der Absicht angelegt zu seyn, um nie einen Mangel an guten Lehrern zu haben, oder den Seminaristen, nach vollendetem akademischen Studium, die künftige Beförderung zu sichern, [765] als überhaupt für die Bildung aller sol[191]cher Lehrer in einem Lande zu sorgen; es sind ihrer auch nur Wenigere, die so zum künftigen Berufe näher vorbereitet werden, und alsdann sind besondere3549 Gesetze vorgeschrieben, nach welchen sie sich bilden müssen. Hingegen sind Univeristäten für alle künftige Religionslehrer errichtet und eingerichtet, und es ist gewöhnlich ihrer eignen3550 Wahl überlaßen3551, wie sie sich da[175]selbst aufs künftige zubereiten wollen. Auf diese sollen sich daher die hiesigen Anmerkungen allein einschränken,3552

1193569.

So sehr man aus mancherley3570 Ursachen, zumal in den neuesten Zeiten, die Nutzbarkeit der höhern Schulen oder Universitäten herunter zu se[192]tzen gesucht hat; so sehr mancher sich oder Andre3571 zu bereden sucht, –3572 gute Köpfe könnten sich selbst genug helfen, –3573 schon auf Schulen könnte man alles3574 das lernen, was bisher nur ein Eigenthum der Universitäten schien, –3575 allenfalls könne der Unterricht und Umgang eines einzelnen3576 Mannes, der in seinem Fache Meister sey3577, den, der sich eben diesem besondern Berufe widmen [176] wolle, hinlänglich zur wirklichen guten Bestreitung dieses Berufs, wenigstens eben so gut und noch besser,3578 zubereiten, als es auf Universitäten möglich sey3579: so läßt sich doch der große3580 Werth und Vorzug der Universitäten von keinem unbefangnen3581 Richter verkennen. Vorausgesetzt, wenn3582 Universitäten wirklich so eingerichtet sind, daß sie das leisten, was sie ihrer Natur nach, und bey3583 einer guten Einrichtung,3584 können und sollen, und daß, wenn Eine3585 Universität nicht ganz so eingerichtet ist, 3586 die andre doch3587 diesen Abgang ersetzen könne; und vorausgesetzt3588, daß man den Zweck der Universitäten nicht verkenne, und mehr nicht fordre3589, als dieser Zweck mit sich bringt, der nicht dahin gehen soll, alles irgend Wissenswürdige zu lehren, sondern nur das, wozu Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit 3590 erfordert wird, und sofern diese dazu hinlänglich ist.

1203601.

Wenn auch große KöpfeKöpfe 3602, die sich selbst forthelfen können, nicht so selten wären, als sie sind, und man nicht zu den so mancherley3603 öffentlichen Geschäften noch mehr mittelmäßige brauchte, als jene; wenn sie auch nicht so viele ihnen eigne3604 Fehler hätten, namentlich eine gewisse einsei[177]tige Art zu denken, und einen,3605 daher sowohl, als aus dem Gefühl ihrer überlegnen3606 Kräfte, entstehenden Dünkel, Eigensinn, Ungelehrigkeit und Ungeduld, bey3607 dem, was beschwerlich ist, zumal wenn es ins Kleine geht, zu verweilen: so bedürfen sie doch des Stoffs, den sie verarbeiten sollen, 3608 einer großen3609 Menge KenntnisseKenntnisse, auch3610 um ihn richtig zu beurtheilen, und zu wissen, wie sie ihn anwenden sollen; sie bedürfen allgemeinerer richtigen3611 Grundsätze, die, wenn sie richtig und allgemein seyn sollen, sich nicht bloß aus eigner3612 Erfahrung abziehen, oder ohne tiefes Studium und ausgebreitete3613 von Andern entlehnte Kenntnisse sicher genug annehmen und anwenden laßenlassen. Und3614, wenn sie auch dergleichen Kenntnisse von Andern entlehnen wollten, so ist dies3616 doch ganz etwas Anders3617, als wenn sie unser Eigenthum sind, uns zu aller Zeit zu Dienste stehen, und aus den Gesichtspuncten3618 angesehen werden, wo wir sie nöthig haben. – Auch von einem einzelnen einzelnen, in seinem Fach Fache noch so bewandertem Manne laßen bewanderten Manne, lassen 3619 sich gründliche3623 Kenntnisse von mehrerley3624 Arten, die sich doch einander mehr oder [768] weniger die Hand bieten müssen, nicht lernen, weil er meistentheils3625 entweder ganz nur für sein Fach,3626 und für das, was ganz zunächst dahinein schlägt3627, vollkommen,3628 oder ein seichter Vielwisser seyn wird.

Anm. Anmerkung Die Erinnerungen in diesem bis zu dendem 124sten §. beziehen sich auf die §. 119. erwähnten angeblichen Ersetzungsmittel des AbgangsMittel welche man statt der Universitäten vorgeschlagen hat. 3629
1213634.

Eben so wenig können dies die eigentlichen Schulen Schulen 3635 leisten. Denn man hat sich da so sehr mit noch ganz ungebildeten Zöglingen zu beschäftigen, die noch so wenig selbst [178] sich helfen können, und denen dieselben Sachen so oft wiederholt werden müssen, um die ersten nothwendigsten Kenntnisse, welche die Grundlage von Andern sind, recht tief einzuprägen, und ihnen recht geläufig zu machen. Es3636 bleibt da3637 so wenig Zeit, Vielerley3638 zu treiben. Es3639 ist selbst so wenig nützlich, sogenannte höhere Wissenschaften ohne viele Vorerkenntnisse deutlich, oder auch nur ihren Nutzen eigentlich begreiflich zu machen, und dem jugendlichen3640 Alter Geschmack daran beyzubringen3641, daß, wo auf Schulen vielerley3642 Wissenschaften, und wo besonders höhere Wissenschaften getrieben werden, [195] nothwendig eine höchst oberflächige3643 und seichte Erkenntniß derselben entstehen muß, die auf das ganze Studium solcher Wissenschaften einen sehr nachtheiligen Einfluß hat. Noch3644 dazu giebt die Beschäftigung mit sogenannten höhern Wissenschaften auf Schulen,3645 Gelegenheit 3646, die Vorbereitungswissenschaften, die eigentlich der Bestimmung der niedern Schulen gemäß sind, zu versäumen, oder sie nicht brauchbar genug für die künftigen Wissenschaften zu lernen, oder gar, wenn man wirklich Geschmack an hö[769]hern Wissenschaften und den Geschäften des Lebens findet, auch selbst den Geschmack an den Vorbereitungswissenschaften zu verderben, und den darauf zu verwendenden Fleiß zu vermindern. Die Erfahrung bestätigt dies nur gar zu sehr, und ein solcher un-3647 oder frühzeitiger3648 Unterricht verhindert es sogar, daß man jenes Versäumte nicht einmal auf Universiäten oder anderwärts nachholen kan3649 und mag. Denn da ist die Seele nicht mehr so beugsam und empfänglich für das, was, wie (z. B.)zum Beispiel die Sprachen, sehr viel Mechanisches und ein leicht auffangendes3650 Gedächniß erfordert. Der3651 Geschmack ist schon so durch Gegenstände des eigentlichen Verstandes3652 oder des geschäftigen Lebens verwöhnt; [179] und der Dünkel, was man noch nachholen könnte, habe man schon auf Schulen vergessen, und brauche es nicht erst zu lernen, verhindert, nebst einer falschen Schaam, so sehr die nun erst rechte Erlernung, daß an einen solchen Ersatz des gar nicht oder schlecht Gelernten schwerlich zu denken ist.

[196] 1223653.

Selbst Bücher Bücher 3654 können nicht ganz den Abgang des akademischen Unterrichts3655 ersetzen, oder das so gut leisten, was der mündliche Vortrag auf Universitäten vermag. – Schon der mündliche 3656 Vortrag hat seine eignen3657 Vortheile. Er wirkt auf mehrere Sinne zugleich. Der abwechselnde Ton der Stimme, der die Hauptbegriffe, den Unterschied der Ideen, und das, worauf [770] die Gedanken des Zuhörers sich vorzüglich heften sollen, merkbarer macht; die den Vortrag begleitende Geberdensprache; zum Theil auch der AffectAffect3658, womit man spricht; und die Idee von der wenigern Kunst, die da weniger als in einer ausgearbeiteten Schrift erwartet wird,3659 und eine leichtre3660, sich im Reden gleichsam von selbst ergebende,3661 Ueberzeugung vorauszusetzen scheint, giebt dem Vortrage eine eigne3662 Kraft, die sich durch keine todte3663 Zeichen oder Buchstaben so mittheilen läßt. Und selbst die Gewohnheit, im menschlichen Leben den Unterricht durchs Gehör mitgetheilt zu bekommen, macht uns das leichter, was uns so, als was uns durch Schriftzeichen gesagt wird. Alles dieses giebt dem mündlichen Vortrage ein gewisses Leben, das uns immer weit3664 mehr als das Todte und Leblose anzieht. Er3665 befördert also die Aufmerksamkeit, die Verständlichkeit, die anschaulichere Erkenntniß, und den Eindruck des Gesagten weit mehr, als was wir bloß lesen. DesDeß 3666 [180] nicht zu gedenken, daß man bey3668 dem Reden sich mehr Wiederholungen, selbst mit andern Worten, erlaubt, welche verursachen, daß das, [197] was der Zuhörer überhört, oder nicht recht verstanden hat, ihm dadurch faßlicher wird, sich ihm durch die Abänderung der Worte in eben derselben Sache bisweilen auf mehreren Seiten darstellt, wenigstens durch die Mannichfaltigkeit des Ausdrucks sich mehr empfiehlt.

[771] 1233669.

Hat denn auch der Zuhörer Manches nicht oder nicht genug und zu seiner völligen Befriedigung verstanden, so kan3670 er den Lehrer näher befragen, und die Schwierigkeiten oder Zweifel, die ihm übrig bleiben, von ihm aufgelöset bekommen. – Ist der Lehrer, wie man doch bey3671 den Meisten voraussetzen kan3672, ein selbstdenkender und untersuchender Mann:3673 so wird er viele Entdeckungen in dem mündlichen Vortrage mittheilen, die man in Anderer Schriften nicht findet; und ist er Schriftsteller, so wird man Vieles in diesen Schriften erst dann recht verstehen, wenn man ihn über die nemlichen3674 Sachen reden, oder das entwickeln hört, was vielleicht in seinen Schriften nur als bloßes3675 Resultat vorhin angesteller Untersuchungen liegt. Oft muß er auch Bedenken tragen, Etwas in Schriften zu äussern3676, was er entweder noch nicht öffentlich schreiben mag, weil es ihm noch nicht reif genug scheint, und was doch für den3677 Zuhörer Winke und Veranlassungen zu wichtigen Entdeckungen geben kan3678, oder was er dem Publicum3679, welches aus sehr vermischten Lesern besteht, wegen besorglicher Mißdeutung und Mißbrauch3680, nicht wohl sagen [198] kan3681, das er hingegen seinen Zuhörern, die er näher kennt, für sehr zuträglich hält. – Und wie oft macht er erst während [181] des Vortrags gewisse Entdeckungen, an die er vorher nie dachte, oder ist so glücklich, eine leichtere Wendung, einen deutlichern und bestimmtern Ausdruck zu finden; [772] welches alles ihm vielleicht nie wieder einfällt, und für ihn, wie für jeden andern, ausser3682 denen, die ihn gehört haben, verloren ist? – Wie viel giebt es auch Dinge, die sich durch keine Schrift, selbst wenn sie von Kupferstichen begleitet ist, deutlich, wenigstens anschaulichanschaulich3683 machen lassen, bey3684 Sprachen (z. B.)zum Beispiel, in der Botanik, bey3685 Alterthümern, Kunstwerken, bey3686 der Declamation (u. s. f.)und so ferner? Wie nothwendig ist es dem Lernenden, nicht nur Theorien3687 zu hören, oder zu lesen, sondern auch Handgriffe zu sehen, ohne die er oft nicht weiß, wie er die Theorie anwenden soll?

1243688.

Ließe3689 sich denn auch aus BücherBüchern3690 alles das lernen, was man aus dem Vortrage auf Universitäten schöpfen kan3691: wie Viele haben Kenntniß der wirklich besten Bücher in jedem Fache, und derer, die gerade ihren Bedürfnissen angemessen sind? und wie viele Gelegenheit, sie würklich3692 zu bekommen? Wie viele Nebendinge, wie viel noch Unverständliches, oder wie viel noch zu schwere Kenntnisse und Untersuchungen,3693 enthalten diese, die den Anfänger zerstreuen, oder unnöthig aufhalten? wie Vieles, was ihm unerheblich und unbrauchbar, oder was ihm wichtig scheinen kan3694, [199] und beyderley3695, für ihn wenigstens, nicht ist? zumal da er noch so wenig mit dem Innern der Wissenschaften, mit den wahren Fortschritten der Zeit, mit dem Werth3696 gewisser Kenntnisse und Untersuchungen bekannt ist, als daß er sich durch [773] diese Bücher allein sollte selbst forthelfen können. –3697 Akademische Lehrer hingegen müssen sich, ihrem [182] ganz eignen Beruf3698 nach, ganz den Wissenschaften widmen; ihre wirklichen Fortschritte besser kennen; das Wahre, das Brauchbare, das gerade der Classe3699 von Studierenden, mit der sie zu thun haben, deren künftigen Bestimmung und gewöhnlichen Vorbereitung nach, mit der sie auf Universitäten kommen, angemessene, und durch die Zeitbedürfnisse erforderte, gefunden haben; gerade also für diese das Wesentlichste, was ihnen nöthig ist, ausheben, und ihnen auf die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten gemässeste3700 Art vortragen können. Sie3701 haben auch dazu gemeiniglich bessere Gelegenheit und Hülfsmittel, als irgend ein Anderer. Selbst3702 ihr eignes3703 Interesse erfordert es, um ihr Ansehen znzu 3704 erhalten, auf alles dieses bedacht zu seyn, und ihren Vortrag durch die beste Wahl, Ordnung, Deutlichkeit und Fruchtbarkeit zu empfehlen.

1253705.

Ueberhaupt haben UniversitätenUniversitäten, ausser3706 dem schon Gesagten, ganz eigne3707 Vortheile für die Wissenschaften und für den daraus entspringenden NutzenNutzen,3708 in Absicht auf das Publikum überhaupt,überhaupt 3709 und die Studierenden insbesondre3711. – Nach unsrer3712 [200] jetzigen Verfassung sind Universitäten diejenigen Anstalten, worinn3713 fast alle diejenigen gebildet werden, die sich den Wissenschaften widmen, von welchen die Erziehung der Jugend abhängt, und [774] mit welchen öffentliche Aemter besetzt werden, die irgend einen Einfluß in die CulturCultur3714 der Länder haben. Universitäten haben also einen ungemeinen Einfluß auf die Wissenschaften und auf die davon abhängende Cultur3715; durch sie werden wissenschaftliche Kenntnisse am allgemeinsten ausgebreitet; und wenn dieses gleich auch durch Schriftsteller geschieht, so sind doch nicht nur die [183] meisten wissenschaftlichen Schriftsteller auf Universitäten;3716 sondern die Schriftsteller haben auch die allgemeinsten Kenntnisse auf Universitäten erlangt; was sie hinzu erfinden, wird von akademischen Lehrern geprüft, benutzt, verarbeitet;3717 und so entsteht ein beständiger Umtausch und eine gegenseitige Mittheilung, die immer in dem Publicum3718 einen gewissen Umlauf von wissenschaftlichen und nützlichen Kenntnissen erhält. – Hierzu kommt, daß, wenn auch, zur Aufnahme besondrer3719 Wissenschaften, besondre3720 Anstalten mit großen3721 Vortheil können angelegt werden (Bergakademien3722 (z. B.)zum Beispiel), doch die Universitäten dazu bestimmt sind, den Unterricht in allen eigentlichen Wissenschaften zu befördern. Da stoßen3723 also Männer zusammen, die einander, ein jeder mit seinen vorzüglichen Kenntnissen in einer besondern Wissenschaft, in die Hände arbeiten können, und wo ein jeder bey3724 dem, was er zu mehrerer Vervollkommnung seiner Wissenschaft aus einer andern [201] zu entlehnen hat, sich des Raths, der Unterstützung und der Vorarbeit des Andern bedienen kan3725. Da wird dann auch mancher Studierende, der sich sonst nur auf seine Wissenschaft und die [775] damit unmittelbar zusammenhängenden würde eingeschränkt haben, gereitzt, sich zugleich mit andern Wissenschaften wenigstens so weit bekannt zu machen, als zu einer allgemeinen Kenntniß nöthig ist;3726 weil er eben die Gelegenheit findet, sie zu lernen.

1263727.

Sind über dies3728 Universitäten gemeine3729 Sammelplätze, wo die, welche zu Wissenschaften und öffentlichen Aemtern sollen gebraucht werden, in großer3730 Anzahl, selbst oft aus sehr verschiedenen Gegenden und Ländern, zusammenfließen3731: so wird durch sie nicht nur die Ausbreitung und Circulation [184] wissenschaftlicher Kenntnisse sehr befördert, sondern das Beyspiel3732 und die Wetteiferung reitzt und ermuntert auch den Fleiß weit mehr, als bey3733 den Privatstudien und kleinen Schulanstalten. Es werden Bekanntschaften, besonders literarische, gestiftet, die, selbst noch nach dem Verlauf der Universitätsjahre, auf mehrere nützliche Verbindungen zu öffentlichen Verdiensten und auf das gemeinschaftliche Bestreben zur Ausbreitung und Aufklärung der Wissenschaften großen3734 Einfluß haben. Und junge Studierende3735 haben die sonst nirgends so vorhandne3736 Gelegenheit, die verschiednen3737 Charaktere der Menschen, in Absicht auf Geschäfte ihres Standes, kennen zu lernen, [202] und mit der so sehr verschiednen3738 Denkungsart und Sitten der Menschen bekannter zu werden; welches ihnen einen gewissen offnern Sinn giebt, [776] eine gewisse mehrere Theilnehmung an öffentlichen Angelegenheiten (public Spirit) wirkt, und die eingeschränkte einseitige Dekungsart, die engherzige Gesinnung, die ausschließende3739 unduldsame Einschränkung der Bemühungen auf Privatvortheil, wo nicht verhindert, doch einigermaßen3740 schwächt.

1273741.

Endlich kommen noch bey3742 Universitäten mehrere Umstände zusammen, die sie, vor allen andern Anstalten, bequem machen, studierende Jünglinge, durch Unterricht in den Wissenschaften, auf künftige Stände vorzubereiten, und sie in den Wissenschaften weiter, als sonst, zu bringen. –3743 Sicherlich erleichtern sie doch auf einer Seite den compendiarischen Unterricht, ersparen ihnen Mühe, vergebliche Arbeit, Zeit und Kosten, und liefern ihnen den Kern desjenigen, was in jeder Wissenschaft bisher erfunden und erprobt worden ist, also die Grundlage, auf die3744 sie nachher [185] immer weiter fortbauen, und die nachher erlangten einzelnen Erweiterungen, ohne Verwirrung, gleich in Ordnung bringen, und als an einen Faden anknüpfen können. –3745 Auf der andern Seite geben sie ihnen Gelegenheit, wenn sie nur selbst wollen, weitere Aufschlüsse, feinere Bemerkungen, wenigstens die heilsamsten Räthe in Absicht auf den [203] Fortgang in Wissenschaften, von solchen Lehrern zu bekommen, die die Obrigkeit, als die vorzüglichsten Gelehrten in ihrem Fach, und als die [777] Geschicktesten in Mittheilung ihrer Kenntnisse an Andere, irgends finden konnte; die, ihrem Beruf3746 nach, sich ganz einer besondern Wissenschaft widmen, und es daher, in ihr, natürlich weiter bringen können, als nicht leicht irgend jemand, der eine andre3747 Hauptbeschäftigung hat; die durch die beständige Gelegenheit, gleich ihre bessern erlangten Kenntnisse und gemachten Entdeckungen Andern wieder mittheilen zu können, und durch den Fleiß oder 3748 Wißbegierde der Zuhörer ermuntert, durch deren Fragen und Zweifel, durch die Wetteiferung mit andern Lehrern, und durch die Verschiedenheit der Meinungen und Methoden unter mehrern ihres gleichen3749, gedrungen werden, immer weiter vorwärts zu gehen. –3750 Auch giebt es fast überall, wo Universitäten sind, so ansehnliche öffentliche und Privat-Bibliotheken, Buchhandlungen, wenigstens Gelegenheit3751 leichter, als an den meisten andern Orten, die neuesten Bücher zu bekommen;3752 und die meisten akademischen Gelehrten stehen mit auswärtigen Gelehrten in solchen Verbindungen und Briefwechsel, daß es auf Universitäten weniger, als meistens anderwärts, an den besten Hülfsmitteln zu den Wissenschaften und Gelegenheit zu weitern eignen3753 Fortschritten in denselben, fehlen kan. Wozu3754 noch [186] der Vortheil kommt3755, daß Studierende von ihren Lehrern die besondern Schriften und Hülfsmittel überhaupt erfragen können, die für sie, oder um sich [204] über besondre3756 Gegenstände einer Wissenschaft näher zu unterrichten, die zuträglichsten sind, ohne daß sie in der Verlegenheit sind,3757 sich von einem Ohngefähr oder öffentlichen Vorurtheile leiten laßenlassen zu müssen3758.

3760
[778] 1283761.

Die bisherigen Anmerkungen über den Werth und die Vortheile der UniversitätenUniversitäten3762 hatten vornemlich3763 die Absicht, Studierende, die auf ihnen sollen gebildet werden, zu mehrern3764 Fleiß und Wahrnehmung dieser treflichen3765 Gelegenheit zu ermuntern, die nie wiederkommt, und durch nichts ganz ersetzt werden kan3766. Es ist noch übrig, einiges3767 von ihrer rechten Benutzung Benutzung 3768 zu sagen. – Zuerst 3769 muß der, wer eine Universität bezieht, und da mit wirklichen3770 Nutzen studieren will, einige Vorerkenntnisse mitbringen, ohne die er schlechterdings den Docenten nicht gehörig verstehen kan3771, weil dieser, eingedenk des Zwecks der Universitäten, die zu höhern Wissenschaften und zu weitern Fortschritten in allen Wissenschaften führen sollen, sie voraussetzt, und darauf baut, auch wegen der wenigern Unwissenden nicht den bessern Theil seiner Zuhörer mit Sachen aufhalten darf, die ihnen schon bekannt und geläufig sind. Wem es daran fehlt, der muß nothwendig zurückbleiben; er wird nicht ein[187]mal die Lust zu lernen behalten, weil das, was er nicht versteht, ihn auch nicht interessiren3772 kan;3773 eine Hauptursache3774, warum die, welche den Schulen zu früh entlaufen sind,3775 oder überhaupt ganz3776 oder in gewissen Wissenschaften [205] versäumt auf die Universität kommen, selten etwas Rechtes lernen, und selbst aus langer Weile sich dem MüßigangMüßiggang 3777 und Unordnungen ergeben. Oder er muß nur erst das Versäumte nachholen;3778 wozu nicht immer Gelegenheit, wenigstens nicht [779] ohne große3779 Kosten, ist, wozu die meisten zu stolz sind, wodurch man die ohnehin so kurz auf Universitäten zugeschnittne3780 Zeit den eigentlichen Wissenschaften entzieht, und, wenn man nicht ausserordentliche3781 Fähigkeiten und Fleiß besitzt, doch wenig vor sich bringen wird. – Zu den unentbehrlichsten Vorerkenntnissen für die, welche Theologie studieren wollen, gehört, – ausser3782 der Bekanntschaft mit der Muttersprache, wie sie in Büchern herrscht, – so viele Kenntniß der lateinischen, daß man ein nicht zu schweres lateinisches Buch,3783 ohne fremde Beyhülfe,3784 verstehen, und sich in dieser Sprache wenigstens nothdürftig ausdrücken könne; die ersten Anfangsgründe der griechischen Sprache, und wenigstens einiger Anfang, leichte griechische Bücher zu verstehen; ein wenigstens allgemeiner Begriff von der Geschichte und Geographie, und die nothdürftigsten Kenntnisse von der Vernunftlehre. Nicht viel entbehrlicher ist wenigstens:3785 eben so viele Kenntniß der ebräischen wie der griechischen Sprache, eine allgemeine Bekanntschaft mit den Wissenschaften überhaupt, oder eine literarische EncyclopädieEncyclopädie3786, und die nothdürftigste Kenntniß von den besten Büchern in solchen Wissenschaften, die schon auf Schulen getrieben werden, oder auf die man3787 sich ins künftige3788 legen will.

1293799.

Diese Kenntnisse wenigstens vorausgesetzt, ist das nächste 3800: kluge Wahl der Vorlesungen, die man hören soll. Etwas Allgemeines läßt sich hier zwar weder über die Wahl der Wissenschaften, auf die man sich legen, noch über die Ordnung sagen, in der man sie nach einander hören sollte. Denn, nach den verschiednen3801 Absichten derer, die Theologie studieren wollen, ist eine oder die andre3802 Wissenschaft, zumal Hülfs- oder Nebenwissenschaft,3803 (siehe den ersten Theil,)3804 mehr oder minder nothwendig. Die3805 gemeiniglich kurze Dauer des akademischen Lebens erlaubt nicht, alle, die man wohl könnte, zu treiben. Und3806 es ist weit nachtheiliger, viel und vielerley3807 Wissenschaften mit einander, als wenige, aber mit rechtem Fleiße3808, zu hören. †) 3809 Auch die Wahl ihrer Folge steht nicht immer in unsrer3810 Gewalt, weil manche Vorlesungen eben nicht, wenn man es wünschte, oder nicht von solchen gehalten werden, denen man, sich darinn3811 anvertrauen zu dürfen, glauben [207] könnte, oder weil die Stunden, wo sie gelesen werden, mit andern nothwendigen Arbeiten besetzt sind.

1303826.

Indessen sey3827 immer dies das erste3828, daß man theils das gleich Anfangs auf Universitäten [782] nachhole, was man schon mitbringen sollte, aber es versäumt hat, theils, die Hülfswissenschaften voraus höre, ohne die man in der Theologie oder ihren Theilen nicht fortkommen kan (z. B. zum Beyspiel/Beispiel (z. B. Metaphysik),3829 theils, daß man sich vor allen Dingen orientire, (d. i.)das ist wenn man es haben kan3831, sich eine An[190]weisung zur rechten Kenntniß und zum3832 Studium aller Theile der Theologie und der damit zunächst verbundenen Wissenschaften geben, und eine eigentliche Encyklopädie derselben (1765 Theil 1.3833 §. 24 3834 (Anm.)Anmerkung) votragen laße3835. – Auch bleibe immer die allgemeine Regel: von einer Wissenschaft zur andern fortzugehen, so wie die eine zur Kenntniß der andern erfordert wird. †) 3836 Ist aber die eine nicht schlechterdings zur Verständlichkeit und Ueberzeugung in der andern nothwendig; nimmt die eine Manches aus der andern, und diese wieder aus jener; oder werfen beyde3837 gegenseitiges Licht auf einander,3838 (wie (z. B.)zum Beispiel Dogmatik auf Kirchengeschichte, HermenevtikHermenevtik3839 auf Auslegung, und umgekehrt): so kan3840 es ziemlich gleichgültig seyn, welche man früher oder später höre.

1,
1313847.

Ist jemandes akademische Zeit sehr eingeschränkt,3848 so thut er besser, nur die für ihn nothwendigsten, und solche Vorlesungen zu hören, worinn3849 er sich selbst künftig am wenigsten durch gute Bücher forthelfen kan †),3850 als zu vielerley3851 auf einmal, oder besondre3852 Theile der Wissenschaften, [191] oder einzelne3853 Wissenschaften zu wiederholten malen3854 zu hören. – Freylich3855 ist es für die gründliche Erlernung der Wissenschaften höchst nachtheilig, wenn man sie so sehr ins Enge zieht; denn man lernt sie alsdann, genau genommen, eigentlich gar nicht, zumal wenn dem Zuhörer darinn beynahe alles3856 ganz fremd, und er alle Augenblicke in Verlegenheit ist, wie er sich orientiren solle; oder die erlangte Erkenntniß ist kaum werth, daß man sich damit abgegeben hat, und eines verständigen Studierenden unwürdig. *) 3857 Wenn aber jemand durch äusserliche3858 Umstände genöthigt ist, die Zeit, welche man auf Universitäten zubringt, abzukürzen, oder er hat so wenig Fähigkeiten, [210] oder so eingeschränkte Absichten bey3859 der Erlernung der Theologie, daß er nicht über die unterste Classe3860 der Geistlichen hinausgehen kan3861 und will, und also nur nach den nothdürftigsten Kenntnissen trachtet: so ist es wohl zu entschuldigen, wenn er gelehrtere Disciplinen nur kurz hört, oder sicht mit einem bloßen3862 Cursus ( (z. B.)zum Beispiel in der Philosophie) begnügt, um desto mehr Zeit auf eigent[784]lich praktische Studien verwenden zu können. – Hat man Zeit genug, um über eine Wissenschaft mehr als einmal3863 zu hören:3864 so würde dies von großem3865 Nutzen seyn, weil doch auch der fleißigste Zuhörer viel überhört, oder nicht recht fasset3866, oder den Werth einzelner3867 Bemerkungen und der Darstellung der Sachen noch nicht so einsieht, als wenn er erst noch mehrere andre3868 Wissenschaften gehört hat, die ihn bey3869 abermaliger Hörung einer Disciplin auf viele Sachen darinn3870, und deren Wichtigkeit, erst aufmerksam machen werden. **) 3871

1,
2,
[786] 1323902.

Bey3903 der Wahl der Lehrer, deren Unterricht man sich anvertrauen will, – wenn sie anders in unsrer3904 Gewalt steht – ist mehr Vorsichtigkeit nöthig, als man gemeiniglich denkt, weil davon der wirklich größeste3905 Nutzen abhängt, den man von dem Aufenthalt auf Universitäten zu erwarten hat. Es ist eben so nachtheilig, sich darinn3906 bloß auf Andrer3907 Rath, als auf sein eignes3908 Urtheil zu verlaßen3909. – Nicht bloß auf jenen. Denn, – ausser dem3910 daß die, so oft am besten rathen könnten, nicht immer rathen wollen, um sich nicht jemanden3911 aufzudringen, oder nicht für parteyisch3912 gehalten zu werden, oder Feindschaft und Verdacht von Abneigung gegen Andere zu verhüten, oder weil sie merken, daß der Stolz der Fragenden möchte beleidigt werden, und diese [213] sonach gerade das Gegentheil thun, – so kennen sie die besondern Bedürfnisse der Fragenden nicht genug, weil sie weder mit ihren Fähigkeiten, noch mit ihren Vorerkenntnissen und besondern Absichten bey3913 ihrem Studieren bekannt sind; oder sie kennen die Lehrer nicht hinlänglich in Absicht auf ihren mündlichen Vortrag und ihre Fähigkeit, Anfängern gewisse Kenntnisse beyzubringen3914; oder [194] haben unrichtige, oft sehr seltsame, Begriffe und Vorurtheile von dem Werthe eines Lehrers; oder handeln gar nach Leidenschaften und äusserlichen3915 Rücksichten. – Auf der andern Seite fehlt es dem Anfänger selbst gemeiniglich an eben diesen Kenntnissen, und er versteht noch zu wenig von [787] dem, was eigentlich zu seinem künftigen Studium gehört, von der besten Art sie zu treiben, und den besten Hülfsmitteln und Vortheilen dabey3916, als daß er sich selbst hinlänglich rathen könnte.

1333917.

Will man Andere zu Rathe ziehn:3918 so muß man solche Lehrer, oder Mitstudierende, oder überhaupt Menschen-3919 Zeit- und SachkundigeSachkundige dazu wählen, von3920 denen man es gewiß weiß, oder3921 es ihnen3922 zutrauen kan: –3923 daß sie wissen, was zur Gelehrsamkeit und zu deren Zweigen und Hülfsmitteln, zu deren Gestalt und Bedürfniß, in der Zeit3924 wo wir leben, und zu der besten Art gehört, überhaupt und einzelne Wissenschaften zu studieren; –3925 daß sie unsre3926 Bedürfnisse kennen, die man, falls dies nicht seyn könnte, ihnen aufrichtig entdecken muß; –3927 und daß sie einen guten [214] Charakter haben, zumal in Absicht auf Bescheidenheit, Uneigennützigkeit, Menschenliebe, Schonung Anderer, gewissenhafte Gefälligkeit und Aufrichtigkeit. – Will man sich selbst zugleich mit rathen – denn, was auch Andere noch so gut zu rathen scheinen, müssen wir doch nie ohne gewissenhafte Prüfung annehmen: – so muß man sich selbst dieser Tugenden und Kenntnisse bewußt seyn, oder doch vorher sich von den letztern, durch Nachfragen bey3928 solchen, die obige Eigenschaften haben3929, und aus einer guten Anleitung zur Kenntniß der Wissenschaften und zur besten Art sie,3930 [195] nach den Bedürfnissen unsrer Zeit,3931 zu treiben, [788] unterrichtet haben; überall aber auf seine eignen3932 besondern Bedürfnisse sehen,3933 und den Werth eines Lehrers nach richtigen Gründen beurtheilen.

1343934.

Diese Gründe oder diese Eigenschaften eines Lehrers, die hier in Anschlag kommen, sind,3935 nicht das gemeine Gerüchte und3936 Celebrität eines Lehrers, überhaupt, oder an dem Orte, wo er lehrt, sondern: – 1) ob er mit der Wissenschaft, die ich3937 durch seinen Unterricht will kennen lernen, vorzüglich bekannt, vielleicht gar Meister in derselben sey3938; 2) ob er einen deutlichen Vortrag habe. Dies3939 schließt zweyerley3940 in sich;3941 zuerst, daß der Vortrag den Zuhörern wirklich Begriffe von den Sachen beybringe3942, die sie bisher nicht gekannt, oder nicht so gekannt haben, wie sie sie nun durch diesen Vortrag kennen lernen; hernach, daß er auch Ueberzeugung von der Wahrheit des Vorge[215]tragenen wirke. – Zu dem ersten Stück gehört Faßlichkeit und Bestimmtheit. Faßlich ist der Vortrag, wenn der Zuhörer durch die nothwenigsten Vorerkenntnisse3943, die er auf die Universität mitbringen muß (§. 128 3944), oder durch das, was der Lehrer sagt, in den Stand gesetzt wird, etwas bey3945 dem, was gesagt wird, zu denken. Bestimmt ist er, wenn durch die gegebne3946 Erklärung aller Mißverstand abgeschnitten, und der Zuhörer so belehret3947 wird, daß er die vorgetragne3948 Sache von allen andern unterscheiden und einsehen lernt, in wie fern etwas3949 so beschaffen,3950 [789] und wahr ist. – Das zweyte 3951 Stück, oder das Ueberzeugende des Vortrags, setzt jene beyden3952 Eigenschaften voraus, und erfordert noch, ausseraußer diesen,3953 Gründlichkeit, d. i.das ist 3955 daß der Leh[196]rer nie etwas, wenn es sich nicht von selbst versteht, sage, ohne das beyzufügen3956, woraus der Zuhörer erkennen kan3957, warum es wahr sey. – Beyde3958 Stücke werden durch die Ordnung befördert, (d. i.)das ist durch eine solche Stellung der Sachen und Worte, welche der Natur der Sachen und der Sprache und dem natürlichen Gange gemäß ist, den die menschliche Seele nimmt, wenn sie von dem Bekannten zum Auffinden oder Verstehen des Unbekannten fortgeht.

1,
[198] 1353993.

Wenn über dies3994 3) gleich das Interessante des Vortrags (§. 37 3995) nicht nothwendig zum guten Lehrvortrage, der eigentlich3996 Belehrung zum Zweck haben muß, erfordert wird, sondern es schon genug ist, wenn nur der Lehrer das Interessante der Sachen hervor zu ziehen weiß: so befördert doch das Interesse, welches er bey3997 den Zuhöhrern den Sachen durch den Vortrag zu geben versteht, die Aufmerksamkeit derselben, und die Lust, sich damit zu beschäftigen, ja selbst die Faßlichkeit des Vortrags; und diese Eigenschaft verdient daher,3998 nicht übersehen zu werden. Ob sie der Lehrer in seiner Gewalt habe, ist nach dem, was davon oben gesagt ist, zu beurtheilen. – Fast noch nöthiger ist es, 4) Acht zu geben, ob der Lehrer eine gute Wahl zwischen dem Nöthigen [792] und Unnöthigen in seinem Vortrage halte. Wer für die erkannte Wahrheit und den Werth desjenigen, was er vortragen soll, eingenommen, auf das Beste seiner Zuhörer bedacht ist, den Zweck, warum er lehret3999, immer vor Augen hat, und mit Besonnenheit und Ueberlegung handelt, wird sich nicht nur lustige Ausschweifungen, Ausfälle auf Andere, u. d. gl.und dergleichen 4000 nicht erlauben; er wird selbst das Nützliche von dem Unfruchtbaren, das [219] überhaupt Nützliche von dem, was denen, die ihn hören, zuträglich ist, absondern, also auch zu tief geschöpfte, aus dem Innersten der Wissenschaften hervorgezogne4001, mehr zur vollkommnern Erkenntniß und für schon Eingeweyhete4002, als zur allgemeinern Kenntniß einer Wissenschaft,4003 und für Anfänger,4004 gehörende feinere Bemerkungen und Untersuchungen übergehen; er wird sich hingegen die Mühe nicht verdrießen laßenlassen 4005, auch sehr bekannte, und ihm selbst kaum noch interessirende,4007 Sachen vorzutragen, wenn sie zur voll[199]ständigen, deutlichen und gründlichen Einsicht in die vorzutragende Wissenschaft gehören.

1364008.

Bey4009 einem Lehrer, von den4010 man wirklich, zumal nach den Zeitbedürfnissen, Nutzen ziehen will, kommt 5) sehr viel darauf an, ob er in der Erkenntniß der Wissenschaft, die er lehrt, und in Verbesserung seines Vortrags,4011 immer fortschreite. Freylich kan4012 er nicht lauter Neues sagen, darf es auch wegen seiner Zuhörer nicht. Er muß [793] nicht nach dem Neuen und Ausserordentlichen4013 haschen, noch4014 über dem Neuen, 4015 oft nicht der Rede werthen4016, bewährte alte Wahrheit4017 vergessen, oder 4018 übergehen – zwey4019 Fehler, die gemeiniglich aus Eitelkeit,4020 und bloßer4021 Begierde zu gefallen, herrühren. Er hat nicht nöthig, es immer zu sagen, daß Etwas neu sey4022, oder daß er Etwas in Rücksicht auf gangbare Streitigkeiten berühre – ein Fehler, der die Zuhörer leicht verwöhnt, und ihnen alles4023, was nicht ausserordentlich4024 ist, unin[220]teressant macht;4025 – er kan4026 oft besser das Neue oder Ungewöhnliche verstecken, im Vertrauen auf die verständigen Zuhörer, die das Gesagte auch auf Zeitbedürfnisse wohl anwenden werden. Auch können gewisse Theile einer Wissenschaft von ihm so gut durchdacht, mit so guten Bestimmungen und Gründen unterstützt, durch treffende Beyspiele4027 so gut aufgeklärt seyn, daß Abänderung desjenigen, was er sonst darüber gesagt hat, unnöthig, oder selbst schädlich seyn würde. Allein in den Wissenschaften gehen die Verbesserungen, wenigstens Abwechselungen, und zu gewissen Zeiten gehen sie mit sehr schnellen Schritten,4028 fort. Es muß also ein akademischer Lehrer, der wirklich Interesse für die Wahrheit und für die Vollkommenheit einer Wissenschaft4029 hat, der selbst vornemlich4030 dazu bestellt ist, den Fortgang und die Erweiterung der Wissenschaften zu befördern, alle solche Veränderungen sich nicht nur wohl bekannt machen; er muß sie auch prüfen, sichten, und das würklich4031 Gegründete und Nützliche nicht unbenutzt laßen4032; und dies4033 um so [794] mehr, da sonst seine wißbegierigen Zuhörer bald glauben werden ihn zu übersehen, und, was für die Wahrheit selbst noch schlimmer ist, das Neue, was sie hören oder lesen, ungeprüft annehmen, oder in ihrer Ueberzeugung irre, oder doch von ihm gegen Mißverstand und Zweifel nicht genug gedeckt werden. Wie viele Verbesserungen leidet nicht auch selbst der gute Vortrag, und wie viele Gelegenheit findet nicht der aufmerksame Lehrer, selbst das Alte und Bekannte durch neue Zusätze [221] zu erweitern, verständlicher4034 und einleuchtender zu machen, genauer zu bestimmen, besser auszudrucken, interessanter darzustellen, und fruchtbarer anzuwenden?

1374038.

Noch giebt es 6) ein sehr gegründetes Vorurtheil gegen einen4039 Lehrer, wenn man weiß, daß er seine Vorträ[201]ge ohne gehörige Vorbereitung halte. [795] Denn, wenn er auch die größesten4040 Fähigkeiten, Kenntnisse und Gabe zu sprechen besäße4041; so ists doch unmöglich, daß ihm, zumal wenn er an Einem Tage vielerley4042 Beschäftigungen hat, alles das bey4043 einer Vorlesung gleich beyfiele4044, alle Sachen und Worte sich in der Ordnung, mit der Präcision, mit der Lebhaftigkeit darstellen4045, wie es würde geschehen seyn, wenn er das vorher wohl durchdacht hätte, was er sagen wollte. Es4046 ist [222] vielmehr ohne diese Zubereitung4047 nothwendig, daß er oft verlegen seyn, in Verwirrung gerathen, das erste beste4048 ergreifen, seine Zuhörer mit Nebendingen unterhalten, wenigstens das Zweckmäßigste versäumen oder vernachläßigen4049 müsse. Der Mangel deutlicher Auseinandersetzung und des ordentlichen Zusammenhangs, nebst der Beymischung4050 ganz fremdartiger, oder der ermüdenden Ausdehnung bekannter Sachen, verräth diesen Fehler bald; und wer viele Geschäfte hat, und doch dabey4051 täglich viele Vorlesungen hält, hat die höchst wahrscheinliche Vermuthung gegen sich, daß er sich dieser Nachläßigkeit4052, unvorbereitet zu lesen, schuldig mache, selbst deswegen, weil ihm eben diese Menge der Arbeiten nicht Zeit genug läßt, vor4053 sich seine Kenntnisse zu erweitern, alles etwa Eingesammlete4054 zu prüfen und zu sichten, die nöthige Wahl dessen, was er weiß, für seine Zuhörer zu machen, und die Heiterkeit des Geistes zu behalten, die zum guten Vortrag4055 so nöthig, und, weil man zu einer gesetzten Zeit ihn halten muß, oft so schwer zu erhalten ist.

1,
2,
3,
1384101.

Hat man sich, nach den bisher beschriebenen Regeln der Vorsichtigkeit, zum Unterricht in einer Wissenschaft denjenigen Lehrer gewählt, der unter allen, die man haben kan4102, dem angegebenen Muster am nächsten kommt:4103 so [204] muß man ihm, auf einer Seite alles vernünftige Vertrauen schenken, auf der andern sich für4104 aller blinden Anhänglichkeit an ihm hüten. – Je weniger man selbst Fähigkeiten, vornemlich4105 je weniger man Verstand hat, je träger und unthätiger, je mehr man in Kenntnissen, besonders in einer Wissenschaft, noch zurück ist, je weniger man andere Lehrer in eben dem Fache kennt, und je mehr man Stolz besitzt, der, wenn er in sich selbst nichts findet4106 was ihm4107 stützen könnte, sich gern auf Andere lehnt, und durch erborgtes Licht zu glänzen sucht: desto mehr ist man in Versuchung, sich bloß an das Ansehen seines Lehrers zu hängen, ihm ungeprüft zu folgen, und ihn über alle andre4108 zu setzen; desto unfähiger auch, künftig selbst ein [226] Lehrer zu werden. Oft ist der Lehrer selbst Schuld [799] daran; und, um sich von dieser Seite gegen blinde Achtung4109 desselben4110 zu verwahren, würde sehr dienlich seyn, in dem FallFalle, daß4111 jener, anstatt bedächtig und bescheiden zu untersuchen, gern ruhmredig von sich und seinen Kenntnissen oder Erfindungen spricht, und sich wegwerfende oder verachtende Machtsprüche erlaubt, desto mehr gegen ihn auf seiner Hut zu seyn; auch, wenn man es kan4113, mehrere Lehrer, und, wo möglich, auf mehrern Universitäten, zu hören, welches auch noch den Vortheil hat, daß man viel Mehreres lernt, und sich nicht so sehr an einseitige Beurtheilung gewöhnt.

1394114.

Hinwiederum entspringt das zu wenige Vertrauen auf den gewählten Lehrer und die herabsetzende Kritik, die man sich gegen ihn zu Gute hält, aus eben denselben Quellen, nur daß sie mit etwas mehrerem4115 Dünkel versetzt ist, der durch Disputirgeist, durch Gewohnheit4116 schnell abzuurtheln,4117 [205] und vor bedächtiger Untersuchung zu entscheiden, so wie durch dem Umgang mit gleich rasch urtheilenden Leuten, oder mit Gelehrten, deren Urtheile man gern auffängt, und sich mit ihnen, als mit seinen eignen4118 Federn schmückt, erzeugt und genährt wird. Je mehr man den großen4119 Werth der zumal einen Jüngling so wohl kleidenden Bescheidenheit (§. 111. 4120) erkennt, und diese Tugend annimmt; je mehr man sich selbst und seine Schwächen studiert; je mehr man sich zu überzeugen [227] sucht, daß Verstand nicht vor den Jahren [800] reif werde4121, und daß Männer, die schon viel studiert, gedacht, und sich in Untersuchungen geübt haben, natürlich weiter müssen gekommen seyn, als der Anfänger, auch bey4122 dem besten Kopf; je mehr man endlich bedenkt, wie sehr man sich bey4123 Verständigern und Kennern durch dieses jähe Absprechen verächtlich, und durch Undankbarkeit verhaßt mache: je mehr wird man sich gegen diese Unbescheidenheit verwahren. – Allerdings muß aber das Vertrauen auf seinen Lehrer vernünftig seyn. Einiges, was der Lehrer vorträgt, kan freylich4124 der Zuhörer auch schon wissen und beurtheilen, Vieles aber auch nicht. Was der Lehrer anders nicht als bloß versichern (§. 134. 4125 (Anm.)Anmerkung 1.), nicht,4126 den Beweis davon4127 führen, oder ihn begreiflich machen kan, darinn4128 muß man ihm glauben, bis man anderwärtsher von dem Gegentheil überzeugt wird, oder man muß auf alles Lernen von Andern Verzicht thun. Was die Wahl der vorzutragenden Sachen und die Methode betrift4129: so muß man es ihm, als den4130 Verständigern und Geübtern, zutrauen, daß er am besten wissen werde, was das Zuträglichste sey4131. Wenn man aber glaubt, etwas schon besser zu wissen oder beurtheilen zu können:4132 so ists doch [206] vernünftig, sein Urtheil aufzuschieben, bis man Gründe und Gegengründe richtig gegen einander abgewogen, und dem Lehrer selbst seine Zweifel vorgelegt hat, überhaupt aber sich zu bescheiden, daß man, wegen Mangel an Kenntnissen, Erfahrung und Uebung, leichter irren und einseitig urtheilen könne, als Andre4133, die, nach allen Regeln der Wahrschein[801]lichkeit, es in Kenntnissen und Fertigkeiten4134 schon weiter gebracht haben.

1404135.

Will man den gewählten Lehrer so gut benutzen, als man immer kan:4136 so kan dies4137 eben sowohl durch den Umgang als durch Unterricht geschehen. – Bey4138 Benutzung seines Unterrichts 4139 hängt sehr viel davon ab, daß man sowohl auf die mannigfaltige4140 Art sehe, wie man ihn zu seinem Vortheil brauchen könne, als auf die dazu nöthige Gemüthsfassung. Von der Letztern4141 ist schon oben geredet worden (§. 110 flgg.folgende); f.folgend), 4142 und ich darf nur noch insbesondre4144 an den ununterbrochenen Fleiß bey4145 Besuchung der Vorlesungen erinnern, dessen einmalige Unterbrechung öftere nach sich zieht, und bald zur bösen Gewohnheit, allemal aber deswegen nachtheilig wird, weil jede Lücke Dunkelheit zurückläßt, den Zusammenhang zerreißt, und der Docent im Folgenden auf dasjenige bauet, was er, als aus dem Vorhergehenden bekannt, voraussetzt. – Also hier nur noch Etwas über die Art, den akademischen Unterricht zu benutzen.

1414146.

Die nächste Absicht bey4147 Errichtung der Universitäten und dem daselbst eingeführten Un[229]terricht, war: angehenden [207] Studierenden, nach genugsamer Vorbereitung auf Schulen, Belehrung über diejenigen Wissenschaften zu verschaffen, [802] die sie bey4148 der besondern Art ihres künftigen öffentlichen Berufs nöthig hätten, so fern4149 dieser Beruf4150 gelehrter Kenntnisse bedarf, und zwar eine solche Belehrung, die sie mit dem Hauptinhalte jeder Wissenschaften im Zusammenhange bekannt machen, und zur Grundlage bey4151 dem eignen4152 weitern Fortbaue darinn4153 dienen könnte. Man setzte also Jünglinge voraus, die auch hierinn4154 wollten Männer werden, sich nicht mit dem akademischen Unterricht, nicht einmal mit der bloßen4155 Anwendung desselben,4156 begnügen, sondern wirklich weiter fortbauen. Wie könnt' er auch sonst Vorbereitung auf die künftige verständige und weise Führung eines öffentlichen Amtes werden? Daraus folgt, daß der4157, wer auf Universitäten studiert, keineswegs seine Pflicht erfülle, wenn er bloß Unterricht empfängt und einsammlet 4158; welches allein ohnehin der Selbstthätigkeit eines vernünftigen Menschen unwürdig ist; sondern daß er nur dann jene Absicht erreiche: –4159 wenn er sich das Gelernte zu eigen macht,41604161 wenn er es als Gelegenheit zum weitern Nachdenken und Anwendung braucht, –4162 und wenn er dem Lehrer die Art ablernt, wie man bey4163 Auffindung, Untersuchung und Mittheilung der Wahrheit verfahren müsse.

[230] 1424164.

Die Gedanken eines Andern werden alsdann die meinigen 4165, wenn ich4166 nicht nur eben das bey4167 seinen Worten oder Zeichen denke4168, was er dadurch wollte zu verstehen geben, sondern auch [803] noch vielmehr, wenn ich4169 sie, wie er, für wahr und gut erkenne4170. Dadurch gehen sie in meine4171 Vor[208]stellungen, in meine4172 Ueberzeugung und in meine4173 Neigungen über; und so lange sie nicht auf diese Art mein4174 Eigenthum worden4175 sind, kan ich4176 sie weder für mich4177 noch für Andre4178 brauchbar machen, weil sie mit meinen4179 übrigen Gedanken und Neigungen nicht zusammenfließen4180. Wenn ich4181 das, was ich4182 von Andern gehört oder gelesen habe4183, nicht wörtlich wiederhole4184, sondern in meine eignen4185 Worte einzukleiden,4186 und mir4187 aus der Sprache und aus der Absicht desjenigen, von dem ich4188 sie habe, bey4189 dem Gebrauch derselben, Grund anzugeben weiß4190, warum ich4191 es so verstehe4192; wenn ich mir4193 eben so Rechenschaft geben kan4194, warum ich4195 es für wahr halte4196, zumal wenn ich4197 es durch eigne4198 Gedanken zu verbessern oder zu vermehren weiß4199; wenn ich erkenne4200, wozu ich4201 es brauchen kan4202, und es in irgend ein Verhältniß mit meinen4203 Bedürfnissen zu setzen verstehe4204: dann kan ich4205 gewiß wissen, daß ich4206 es in mein Eigenthum verwandelt habe4207.

1434208.

Ich kan4209 aber noch weiter gehen, und es [231] auch als mein4210 Eigenthum verarbeiten, um mir4211 gleichsam als mit meinem eignen Capital4212 Zinsen zu erwerben, welches dadurch geschieht, wenn ich4213 es als Gelegenheit benutze 4214, weiter darüber nachzudenken, 4215 und es anwenden anzuwenden 4216 (§. 141). 643.). Dies4217 führt mich4219 auf eigne 4220 Entdeckungen, wodurch [804] meine4221 Kenntnisse mit neuen bereichert werden, und selbst das von Andern Gelernte mehr berichtigt, bestätigt, und nutzbar gemacht wird. Wer dies4222 nicht thut und auf diese Art mit seinen Kenntnissen wuchert,4223 wird zwar ein nützlicher und treuer Lehrer werden können, aber immer nur mittelmäßig bleiben, ohne die Gränzen seiner Wissenschaft zu erweitern.

[209] 1444224.

Nächst dem4225 läßt sich aus dem Vortrag4226 des Lehrers noch mehr Nutzen ziehen, wenn ich4227 nicht bloß von ihm, obgleich mit eignem4228 Fleiß, lerne 4229, nicht bloß von dem Gelernten Anlaß zu eignen4230 Entdeckungen nehme4231, sondern auch ihm ablerne 4232, wie ich4233 es anzustellen habe, um Etwas zu finden, zu prüfen, und Andern mitzutheilen (§. 141 643 ). Denn4234 sonst bleibt mein4236 Lernen immer noch zu mechanisch, und mehr, obgleich eigne,4237 Wiederholung desjenigen, was er gesagt hat;4238 und, wenn mich4239 auch mein eigner4240 Kopf auf weitere Entdeckungen führt, so werde ich mir4241 doch diese sehr erleichtern4242 und vervielfältigen4243, wenn ich4244 auf die Quellen, woraus4245 er4246 schöpft, Acht gebe4247, um sie [232] selbst zu benutzen, und mir4248 aus der Wahrnehmung des Verfahrens, das er beobachtet, allgemeine Regeln abziehe4249, die mich bey4250 ähnlichen Fällen leiten können4251. Gesetzt dann4252 auch, daß ich4253 Vieles von dem, was der Lehrer gesagt hat, nicht lerne,4254 oder wieder vergesse:4255 so werde ich4256 doch durch dieses Absehen der Regeln und der Art, nach ihnen zu verfahren, eine Menge von [805] Grundsätzen gewinnen, die immer, wenn gleich in ganz andern Fällen, mir große4257 Dienste thun werden, so wie dadurch und durch mein eignes4259 Nachdenken (§. 143) mich4260 so gut üben, daß ich4261 eine Fertigkeit erhalten werdewird, selbst4262 Vieles, was ich4264 in dem Vortrag4265 des Lehrers überhört habe4266, und 4267 noch Mehreres 4268 zu finden.

1454269.

Doch auf den recht nützlichen Gebrauch der akademischen Vorlesungen insbesondere zu kommen, so ist es sehr nützlich, vor Anhörung der einzelnen Stunden, in dem [210] Buche, worüber gelesen wird, das bedächtig durchzugehen, was in dieser Stunde möchte erklärt werden, und sich das zu bemerken, was man nicht versteht, oder worüber man vorzüglich Erklärung wünscht. Denn dies erspart nicht nur unnöthiges Nachschreiben, sondern es befördert auch die Aufmerksamkeit, und, wenn diese auch in der Stunde erschlaffte, so wird man doch dasjenige wenigstens vorzüglich bemerken, was uns am meisten intereßirt4270, oder uns sonst bey4271 dem Studium der Wissenschaften am meisten aufhalten möchte.

1464272.

Bey 4273 dem Anhören des Vortrags selbst4274 läßt sich zwar das dreyfache4275 Verhalten (§. 142–144 4276) nicht ganz zugleich und mit genugsamer Anstrengung beobachten. Es ist genug, wenn man vor [806] der Hand nur auf das erste (§. 142 4277) bedacht ist, und alle Aufmerksamkeit auf den Vortrag mitbringt, um durchaus demselben mit seinen4278 Gedanken zu folgen, und das Gesagte nicht bloß mit dem Gedächtnisse,4279 sondern auch mit dem Verstande aufzufassen; sichs also bewußt ist, ob und was man dabey4280 denke, ob es uns einleuchte oder zweifelhaft bleibe, nutzbar scheine oder nicht. Wer zu Wissenschaften wirklich aufgelegt ist, bey4281 dem wird, selbst unbemerkt, die Kraft und der Trieb nachzudenken, anzuwenden, und sich allgemeine Regeln des Verfahrens abzuziehen, doch schon wirksam seyn; und diese Kraft weiter bey4282 dem Gehörten zu brauchen, bleibt der Zeit der Wiederholung,4283 und überhaupt der künftigen Zeit,4284 ohnehin vorbehalten.

1474285.

Sehr rathsam ist es, bey4286 Anhörung des Vortrags sich Einiges von dem, was man hört, mit vernünftiger Wahl [211] aufzeichnenaufzuzeichnen. Denn4287 [234] dies befördert die Aufmerksamkeit, weil man auch den uns oft störenden Augen und Händen eine Beschäftigung giebt. Es druckt die Sachen4288 dem Gedächtniß besser ein, und ist bey4289 solchen Sachen, die uns4290 meist oder durchaus unbekannt sind, beynahe4291 unentbehrlich. Was man hintennach wieder vergessen hat, ist denn doch nicht verloren, und das Aufgeschriebne4292 erinnert uns4293 wieder an das, was dem Gedächtniß entwischt4294 war. Man gewöhnt sich auch dadurch, einen ausführlichen [807] Vortrag zu concentriren, und auf die Hauptsachen zusammen zu ziehen, welches uns4295 hernach bey4296 dem Lesen der Bücher und bey4297 dem eignen Denken große4298 Dienste thut. – Aber nur Einiges4299, und mit vernünftiger Wahl4300, müßte man aufschreiben. Sonst4302 fällt der letzterwähnte Nutzen weg; selbst die eigentliche Aufmerksamkeit leidet darunter, weil das Anhören bloß mechanisch geschiehet4303; und man ist dabey4304 ganz ausser Stande, sichs bewußt zu seyn, ob man es auch verstehe, und, noch vielmehr,4305 nachzudenken.

1484314.

Soll dieses NachschreibenNachschreiben4315 nicht seinem Zweck4316 mehr hinderlich als förderlich seyn:4317 so muß es erstlich in mög[212]lichster Kürze und Geschwindigkeit geschehen, um weder zu ermüden, noch über dem Nachschreiben etwas, vielleicht Wichtigeres, vom [808] Vortrage zu überhören. Und dies wird sehr erleichtert, wenn man, mit Bemerkung dessen, was eigentlich die Sachen angeht, alles4318 wegläßt, was im Vortrage fremdartig oder bloße4319 Einkleidung ist; wenn man sich vor der Stunde den Text, worüber gelesen wird, wohl bekannt macht (§. 145 4320); und wenn man sich gewöhnt, nicht sowohl mit Abkürzungszeichen zu schreiben, als vielmehr mit Zahlen und Zeichen, die auf den Text verweisen, und bloß mit einzelnen4321 Wörtern die Hauptgedanken, und so viel anzumerken, als hinreichend ist, uns4322 an das Uebrige leicht wieder zu erinnern. – Nächst dem muß man mit weiser Wahl aufzeichnen, aus eben den und andern §. 147 649. angegebnen4323 Ursachen; also – mit gänzlicher Uebergehung alles dessen, was schon im Text4325 steht, was man sonst schon weiß, oder von selbst finden, oder wessen man sich durch Hülfe des Andern leicht wieder erinnern kan4326, – die Hauptge[236]danken mit den angegebenen Bestimmungen, zumal wenn sie uns noch gar nicht bekannt sind, und wir sie nicht durch Nachdenken ergänzen können; die Gründe und treffende Beyspiele4327, womit die Bemerkungen unterstützt oder erläutert werden; was der Lehrer zu reiferer Untersuchung, oder was er besonders der Aufmerksamkeit empfiehlt; und was uns selbst, während des Vortrags, zur Aufklärung, Bestätigung oder Bezweifelung einfällt. – Angestrengte Aufmerksamkeit, Verstand und Uebung gehört freylich4328 dazu:4329 aber wer jenes beydes4330 besitzt, dem wird die Uebung, und dadurch auch eine zweckmäßig vollständige Aufzeichnung des Gehörten bald geläufig werden; vornemlich4331, wenn er bey4332 der Wiederholung wahrnimmt, was ihm von dem Gehör[213]ten entgangen ist, und er das Aufgezeichnete, nebst dem, was ihm dadurch erinnerlich wird, mit dem vergleicht, was Verständigere oder Geübtere ihm einzuhelfen wissen.

4333
1494334.

Nach vollendeter Vorlesung ist nicht das weitere Abschreiben des Gehörten oder4335 das Nachlesen gewisser Schriften über eben die Sachen, die man gehört hat, nöthig. Beydes nimmt4336 viel Zeit weg, die man besser anwenden kankann. Jenes4337 befördert auch die Trägheit und das schädliche Vertrauen auf seine HefteHefte4339 (§. 147). 147.) Für4340 das weitre Nachlesen4342 ist die Zeit auf Universitäten [237] nicht bestimmt, wo man nur4343 hören und darüber denken4344 soll. Es4345 verwirrt auch den Zuhörer, weil in Schriften oft 4346 ganz was Andres4347 über die Sache gesagt, oder das Nemliche4349 anders vorgetragen wird;4350 oder es stehet4351 oft das Gelesene mit dem Gehörten in4352 Widerspruch, und setzt in unzeitige Verlegenheit, wenn man beydes4353 nicht mit einander vereinigen, oder beurtheilen kan4354, welches von beyden4355 das Bessere sey4356. – Vielmehr wiederhole man bloß das Gehörte, ohngefehr so:4357 daß man sich, allenfalls mit Hülfe des erklärten Textes, doch noch besser ohne denselben, wieder das zu vergegenwärtigen suche4358, was man gehört hat, und es sich gleichsam selbst vortrage4359; oder, wenn wir ja so selbst nicht alles wieder finden, daß man dann das erläuterte Buch oder das NachgeschriebenesNachgeschriebene4360 zu Rathe ziehe4361; daß man [810] darüber nachdenke,4362 und sich das, was uns dagegen oder darüber beyfällt4363, wenn man es nicht gleich auflösen oder genug beurtheilen kan4364, aufzeichne, um es ein andermal bey4365 mehrerer Muße und weiter erlangten Aufschlüssen genauer zu untersuchen, oder darüber, zumal wenn man etwas nicht recht verstanden oder gefaßt hat, Andere, die weiter sind, oder noch lieber den Docenten selbst, zu befragen. – Kan man das Gehörte in Gesellschaft Andrer wiederholen, so gewinnt man noch mehr dabey. Doch davon nachher.4366

4367
[238] 1504368.

Ausser4369 dem akademischen Vortrage 4370 sollte man ja nicht unterlaßen4371, auch aus dem Umgange mit seinen Lehrern den möglichsten Nutzen zu ziehn4372. – Es gehört, dünkt mich,4373 schon zur Dankbarkeit gegen sie, die jeder gutgeartete Jüngling für eine seiner theuersten und angenehmsten Pflichten halten wird, ihnen Beweise seines Vertrauens nicht vorzuenthalten, als wodurch allein das engere, für Beyde4374 so wohlthätige,4375 Band der Freundschaft geknüpft werden kan4376. Ein edeldenkender Lehrer, dem es mehr um das Verdienst, als um den Verdienst zu thun ist, wünscht gewiß, seinem Zuhörer so nützlich als möglich zu werden, nicht nur um ihn zu Aemtern4377 oder Wohlthaten zu verhelfen, wenn es in seiner Gewalt steht, sondern, was weit wichtiger ist, so viel, als er kan4378, zu seiner Bildung beyzutragen4379. Um jenes, nach den wahren Be[811]dürfnissen desselben und mit gutem Gewissen zu thun, muß er ihn, nach seinen Fähigkeiten, Fleiß und Charakter kennen;4380 und dazu hat er ausser4381 dem nähern Umgang keine Gelegenheit. Um, mehr als nur im Allgemei[215]nen an seiner Bildung zu arbeiten, ihm mehr als nur durch Verbesserung seiner Erkenntniß zu nützen, muß er mehr Gelegenheit haben4382 als den bloßen4383 öffentlichen Vortrag. Und den Lehrer, unter so manchen drückenden Umständen, bey4384 guten Willen zu erhalten, ihn zu jener vielumfassenden Wohl[239]thätigkeit zu ermuntern,4385 was kan4386 erheiternder seyn, als wenn er unter so vielen, die zu dem Stand4387, dem sie sich äusserlich4388 widmen, wenig oder gar keinen innern Beruf haben, die wenigen Auserwählten, die wahre Blüthe der Jugend, auf der so sehr die Hoffnung der allgemeinern Glückseligkeit der Welt beruht, wenn er die kennen lernt, wenn er sich, an diesen wenigstens, nicht vergebens gearbeitet zu haben, freuen, mit diesen in engere Verbindung treten kan4389, um mit angestrengterem und vorzüglicherm4390 Fleisse an ihnen, und, durch sie, an dem allgemeinen Besten zu arbeiten?

1514391.

Wirklich hat dieser Umgang auch für den studierenden Jüngling ganz eigne4392 Vortheile. Er kan4393, durch nähere Befragung des Lehrers, das, was er nicht verstanden hat, besser verstehen lernen, seine Zweifel in seinen Schooß ausschüt[812]ten, umständlichere und genauere Belehrung einziehen. Er kan4394 da von ihm Vieles4395 lernen, was der Lehrer im öffentlichen Vortrage nicht berührte, es sey4396 daß es ihm nicht beyfiel4397, oder die Gränzen der Zeit, es zu sagen und auszuführen, nicht erlaubten, oder daß er Bedenken fand4398 vor einem vermischten Haufen zu sagen, was er gern in dem freyern4399 vertraulichen Umgang4400 denen mittheilt, die es tragen können, die dessen bedürfiger4401 [240] sind, für die es auch, weil es durch ihre eignen4402 Fragen oder Gedanken veranlaßt wird, [216] mehr Interesse hat. Der Lehrer kan4403 da weit mehr mit Rücksicht auf die besondern Bedürfnisse und Fähigkeiten des Zuhörers sprechen, als in dem Vortrag4404 vor sehr verschiednen4405 Zuhörern. Er kan4406 ihm, so zu reden, mehr Handgriffe zeigen, ihn auf den Werth der Sachen und ihrer Bestimmungen aufmerksamer machen, ihm die nützliche Anwendung derselben auf besondre4407 Fälle einleuchtender zeigen. Dem Zuhörer werden dann auch die Vorlesungen werther; weil sie ihm durch das im Privatumgang Gehörte verständlicher werden; weil er nun glauben kan4408, was der Lehrer da öffentlich sagt, das sage er mit veranlaßt durch seine Fragen, und er habe dadurch Gelegenheit zu öffentlicher Belehrung Mehrerer gegeben; dies4409 wird seinen Fleiß noch mehr, es wird ihn selbst ermuntern, sich durch seinem4410 Fleiß dem Lehrer noch beliebter zu machen. Und wie viele Gelegenheit bekommt dieser nun, auch den Charakter und das Herz seines Zuhörers mehr zu bilden, ihn mit der vollen Vertraulichkeit eines [813] Vaters oder Freundes4411 zu vermahnen, ihm zu rathen, ihm alles Gute zu erleichtern? Für4412 wie vielem Unfleiß und wie vielen4413 Ausschweifungen wird dieser sich hüten, wie viele Fehler abzulegen suchen, um sein Vertrauen nicht zu verlieren, und sich seines nähern wohlthätigen Umgangs nicht unwürdig zu machen? Welche vertraulichere Freundschaft wird durch dies4414 alles zwischen beyden4415 ent[241]stehen, deren Folgen sich auch auf die Zukunft, weit über die Zeit des kurzen akademischen Lebens, erstrecken werden?

1,
[815] 1524447.

Das Studieren auf Universitäten und die gute Gelegenheit, sich da, in Vorlesungen und durch den Umgang mit seinen Lehrern, zum Gelehrten oder zum Geschäftsmann zu bilden, so fern dieser auch gelehrte Kenntnisse nöthig hat, [244] ist doch immer nur Vorbereitung auf einen künftigen Stand, zu welchen4448 sich immer fähiger zu machen, eigner 4449 Fleiß eben so nothwendig ist, als zu der wirklichen Benutzung des akademischen Unterrichts und Umgangs. Dieser Fleiß beruht auf einer gehörigen Vertheilung seiner Zeit, und schließt, so fern er Privatfleiß, oder von dem verschieden ist, der sich bloß mit Anhörung und bloßer4450 Wiederholung der Vorlesungen beschäftigt, dreyerley4451 Uebungen in sich: – eignes4452 Nachdenken und Nachforschen in den Wissenschaften, nebst den Versuchen, etwas Zusammenhängendes auszuarbeiten; –4453 gelehrte Uebungen in Anderer Gesellschaft;4454 – und4455 das Lesen gelehrter Schriften, mit Anwendung des Gefundenen auf die Erweiterung unserer4456 gelehrten Kenntnisse.

[245] 1534462.

Wer seine Zeit wohl einzutheilen weiß, findet allezeit gleich etwas, womit er sich nützlich beschäf[816]tigen kan4463, ohne lange Weile zu haben, oder die Zeit mit der Ueberlegung zu verderben, was er jetzt wohl am besten thun könnte? Er findet auch zu allem4464, was er sich zu thun vorgesetzt hat, seine Zeit;4465 weil er nichts unternimmt, wozu er nicht schon zum voraus sich eine bestimmte Zeit angewiesen hat, und weil er diese gerade zu dem bestimmten Zweck anwendet. Er gewöhnt sich auch dadurch zur Ordnung (§. 114 4466), und, wenn er sich an seine einmal festgesetzte Zeit genau hält, ohne sich durch Laune oder andre4467 zufällige Umstände zu Ausnahmen verleiten zu laßen4468, gewöhnt er sich auch zu der unschätzbaren Fertigkeit, selbst das, was ihm beschwerlich oder nicht gemüthlich ist, aus Pflicht zu thun. – Diese Vortheile zu erhalten4469 mache man sich, wenigstens auf eine gewisse bestimmte Zeit, einen wohl überlegten Entwurf, wie man seine Arbeiten und etwa vorkommende Geschäfte täglich vertheilen wolle; man überdenke, zu welcher Zeit sich schwerere oder leichtere Arbeiten am besten verrichten laßen4470, wie eine die andere erleichtern oder vorbereiten könne, wie und wenn4471 man das gleich ersetzen wolle, wovon man zu der festgesetzten Zeit durch [246] unvermeidliche Umstände gehindert worden ist; und halte streng über diesen4472 Entwurf. Dies4473 wird uns4474 zugleich zu der edlen4475 Zeitsparkunst gewöhnen, und den so schädlichen Vorsatz verhüten, alles4476 lernen zu wollen, was man als nützlich erkennt, über welchem [220] man, bey4477 dem ungeheuren Umfang4478 des Wissenswürdigen, und dem eingeschränkten Maaß menschlicher Kräfte, sich vor der Zeit schwächt, seinen Fleiß zerstreut, und bey4479 allen dem Vielen, was [817] man lernt, es in Keinem zur rechten Vollkommenheit bringt.

4480
1544481.

Von dem eignen 4482 Nachdenken, als der ersten Art von Uebungen (§. 152 4483), ist schon oben geredet worden4484 (§. 143).4485 Das eigne4486 Nachforschen (§. 152 4487) begreift noch mehr; es schließt auch das Sammlen4488 und Aufzeichnen desjenigen in sich, was uns selbst gelegentlich bey4489 dem Lesen, Hören oder Denken über Wissenschaften beyfällt4490, oder was wir von Andern mitgetheilt bekommen, aber noch bis auf weitere Prüfung und Sichtung zurücklegen müssen, weil es entweder bloße4491 Fragmente und unvoll[247]ständige Kenntnisse sind, oder wir es noch nicht genug beurtheilen können, [221] oder weil wir darüber würden den Gang bestimmter Beschäftigungen unterbrechen müssen. – So viel, als4492 hier von eignen4493 Aufsätzen und deren Ausarbeitung zu sagen wäre, kan4494 man aus dem abnehmen, was oben Theil 1.4495 §. 88. 89 4496 und am Ende des zweyten4497 Abschnitts im dritten Theil gesagt ist. Hier mögen nur noch folgende Anmerkungen stehen. – Man thut wohl, wenn man frühzeitig sich seine Gedanken, seine Gründe für4498 und seine Zweifel wider eine Sache, auch so viel, als man zu deren Beurtheilung beyzubringen4499 vermag, aufschreibt, und sich eher dadurch übt, als man Aufsätze auszuarbeiten unternimmt. – Will man sich in eignen4500 Aufsätzen üben, so ist es viel leichter und von 4501 mannichfaltigerm4502 Nutzen, wenn man Anderer Meinungen und Aufsätze worüber4503 prüft, als wenn man [818] selbst seine Gedanken ausführen will. Denn4504 Fehler zu entdecken ist leichter, als selbst etwas besser zu machen. Der Vorrath von Kenntnissen ist bey4505 Anfängern noch nicht sehr reich,4506 und der Uebungen sind sehr viele nöthig, ehe man etwas Eignes4507 nicht gar zu Gemeines liefern kan. Bey4508 der Prüfung fremder Aufsätze hat man immer etwas, woran man sich halten kan4509, was selbst eine Quelle oder Veranlaßung4510 zu Gedanken wird. Man gewöhnt sich auch dadurch den Sinn Anderer [248] besser aufzufassen, strenger in Beurtheilung der Gründe zu werden, nothwendige Bestimmungen oder Einschränkungen aufzufinden,4511 kurz,4512 eine Sache auf mehrern Seiten zu betrachten. – Die meisten dieser Vortheile zu erreichen4513 wäre auch der Vorschlag nicht undienlich, sich aus gelehrten und zusammenhängend geschriebenen Büchern bisweilen eine Art von gedrängtem Auszug zu machen, wodurch der wesentlichste Inhalt im Zusammenhange dargestellt,4514 oder in einer Art von [222] genauen Tabelle aufgeführt würde. Man gewöhnt sich dadurch, allesAlles,4515 was ein Andrer, und sonach auch was man selbst,4517 über einen Gegenstand ordentlich gedacht hat, wohl zu concentriren, das Wesentliche vom Zufälligen abzusondern, und einem4518 Aufsatz nebst dem Verhältniß seiner Theile gegen einander besser und geschwinder zu übersehen; man gewöhnt sich zur Ordnung und zum zusammenhängenden Denken, welches uns bey4519 unseren eignen4520 Aufsätzen hernach sehr zu Statten kommt. – Daß man übrigens, wenn man etwas selbst ausarbeiten will, immer nur [819] das, dem man gewachsen ist,4521 und was man wohl durchgedacht hat, wählen, es in der Absicht, sich im ordentlichen Vortrage zu üben, unternehmen, der Anwandelung4522, ein Schriftsteller zu werden, nicht bald nachgeben, und eher etwas drucken zu laßen4523 sich nie entschließen4524 müsse, als bis man sich lange geübt, [249] viel Kritik darüber von Verständigern gehört hat, und etwas Neues oder auch das Bekannte4525 neu zu sagen weiß – dies4526 sollte sich wohl von selbst verstehen.

1554527.

Gelehrte Uebungen in Gesellschaft mit ihres Gleichen,4528 (§. 152 654. ) kan4529 man jungen Studierenden nicht genug empfehlen; sie mögen in gemeinschaftlicher Wiederholung4531 der Vorlesungen, 4532 oder in verfertigten Aufsätzen,4533 die man von Andern4534 streng, nach Sachen und Ausdruck, beurtheilen läßt, oder im Disputiren4535, zumal über dazu entworfene Ausarbeitungen, bestehen. – Solche Uebungen, vornehmlich das DisputirenDisputiren4536, ist ein sehr gutes Mittel,4537 zu erfahren, ob man das Gehörte recht gefaßt und verstanden, ob man dar[223]über wirklich nachgedacht habe, ob man davon und von seiner vermeinten Ueberzeugung Rechenschaft geben,4538 und eines Andern Gedanken in seine eigne4539 umkleiden könne? Mehrere sehen weiter als Einer, und leiten uns durch ihre Zweifel oder Erinnerungen auf Dinge, woran wir vielleicht nie gedacht hätten,4540 sie [250] veranlaßen4541 wenigstens weitere Untersuchung einer Sache. Man ge[820]wöhnt sich zugleich dadurch4542 eine Sache auf mehreren Seiten anzusehen, das, was man gedacht hat, so zu bestimmen,4543 daß es gegen Einwendungen gedeckt werde, und seine eignen4544 Arbeiten, gegen die man oft zu viele Vorliebe hat, genauer zu prüfen. Man erlangt eine Fertigkeit4545 wohl zu denken und sich wohl auszudrucken4546. Man gewöhnt sich,4547 vorzüglich im Disputiren, zu einer gewissen Gegenwart des Geistes, zum schnellen Durchschauen und Beurtheilen der Gedanken Anderer; selbst, wenn man auf die Art Acht giebt,4548 wie sich der Andere, ohne Sophisterey4549, heraushilft, oder wie oft man, ohne es zu denken, geirrt hat, zur billigern Beurtheilung. Und wie ungemein viel thut die Wetteiferung mit Andern, den Untersuchungsgeist und die Lust an gelehrten Uebungen zu befördern? 4550

4551
1564567.

Endlich gehört noch das eigne4568 Lesen gelehrter Schriften hieher4569, mit Anwendung des Gefundenen zur Erweiterung, und überhaupt zur Verbesserung,4570 unserer Kenntnisse4571 (§. 152).4572 Gelehrter Schriften, sage ich, und deren Anwendung. Denn4573 von andern [252] hier zu reden, von erbaulichen oder bloß oder mehr nur vergnügenden Schriften, ist mein Zweck nicht; wiewohl eine Warnung,4574 oder, wenn man will, ein Rath wegen der Vorsichtigkeit in der Wahl und in dem Gebrauch der letztern hier nicht am unrechten Orte steht. Denn, so sehr wir auch zur Erholung und Aufheiterung des Gemüths, sowohl als zur Bildung des Geschmacks, solcher Schriften bedürfen:4575 so ist [225] doch die Anzahl der so genannten Lesebücher allerley4576 Art, zu unsrer4577 Zeit,4578 so groß,4579 sie werden von den Meisten so ganz ohne Unterschied, so häufig mehr als die zu den Wissenschaften gehörigen, gelesen, daß im Ganzen der daraus entstehende Schade weit größer4580 als der Nutzen ist. Wenn auch ein großer4581 Theil derselben nicht so offenbar die Sitten verdürbe, die Religion verächtlich,4582 oder gegen sie gleichgültig machte, und wenig oder gar nichts zur Bildung des guten Geschmacks beytrüge4583, wo nicht gar ihm schadete: so ist eine unvorsichtige oder gar4584 zu häufige Lesung der[822]selben besonders den Studirenden darum sehr nachtheilig:4585 weil das Gemüth zu sehr zerstreut,4586 und vom Fleiß, der mit Beschwerlichkeit zu kämpfen hat, abgezogen; der Geschmack zu sehr an sinnliches Vergnügen und vom Ernsthaften abgewöhnt; und der Hang zu einer bloß auf Streifereyen4587 erhaschten, nicht mit Rücksicht auf einen fest [253] ins Auge genommenen Hauptzweck des Studirens gesuchten, vielmehr fragmentarischen und unzusammenhängenden Erkenntniß, genährt, dadurch also die wahre und durch ernstliche Anstrengung zu bewürkende4588 Bildung des Verstandes und Herzens sehr verhindert wird.

1574589.

Ueberhaupt sollte man – weil der Zweck, warum man Universitäten bezieht, nicht Lectüre4590 ist, die4591 ja zu Hause eben sowohl4592 geschehen kan4593, sondern die4594 Bildung zu Wissenschaften4595 durch mündlichen Unterricht und gelehrten oder lehrreichen Umgang – so lange man da lebt, nur sehr wenige Schriften lesen;4596 nicht einmal eigentlich die, welche eben die Gegenstände betreffen, worüber man Vorlesungen hört (§. 149 651. ). Sondern4597 nur: 4599 gelehrte Zeitschriften,4600 [226] um mit den Hülfsmitteln der Gelehrsamkeit und den Fortschritten derselben bekannt zu werden; auserlesene Hauptschriften über die Wissenschaften,Wissenschaften die4601 man 4603 treibt, nur (wegen der im gedachten §. angegebnen4604 Ursachen) nicht bey4605 der Wiederholung der Lectionen über eben diese Wissenschaften, sondern, [254] wenn man Zeit genug von den akademischen Arbeiten übrig behält, späterhin,4606 und [823] mehr zur weitern Ausbildung in solchen Wissenschaften,4607 die man nicht wiederholt hören kan4608, oder wo uns der Docent nicht scheint Genüge gethan zu haben; und, in eben der Absicht, vorzügliche Schriften über gewisse uns besonders wichtige besondre Puncte4609; allenfalls solche, die man, nach Verlauf der Universitätsjahre,4610 wieder zu bekommen4611 keine Gelegenheit hoffen kan. Wiewohl4612 die Zeit auf Universitäten, wenn man sie gehörig abwarten4613 und benutzen will, 4614 so kurz und besetzt ist4615, daß man 4616 wenig Zeit zu der Lectüre eigentlicher Bücher4617 übrig behalten wird.

1584618.

Soll aber4619 diese Lesung der BücherBücher4620 auf Universitäten, oder noch vielmehr in der Zukunft, recht nützlich werden:4621 so muß sie nach eben den Regeln geschehen, die oben bey4622 der nutzbaren Anhörung der Vorlesungen angegeben sind (§. 146 4623), und so, daß man sich vornehmlich über ihren Inhalt, und was uns4624 besonders [255] merkwürdig oder zweifelhaft oder unverständlich schien, in dem gelehrten Umgang4625 mit Andern, sonderlich mit seinen Lehrern, bespreche, auch sich daraus das Merkwürdigste aushebe, und als Zusätze zu den Wissenschaften, die man treibt, sammle. Dadurch kan4626 man zu einen4627 großen4628 Schatz von nützlichen Kenntnissen gelangen, der uns auf die Zukunft trefliche4629 [227] Dienste thun wird, wenn man sie mit gehöriger Wahl, mit Verstande4630, und so sammlet4631, daß man alles4632 bald wieder findenwiederfinden kan4633. Unter den verschiedenen Vorschlägen,4635 sich solche Excerpte zu machen, [824] möchte doch immer folgende Art die diensamste seyn. Man laße4636 sich das Buch, worüber man eine besondere Wissenschaft auf Universitäten vortragen hört, 1787 durchschießen4637, oder, lieber noch, ein Buch machen4638, dessen Seiten sich auf die Seiten des erwähnten4639 Handbuchs beziehen, an welches man sich, bey4640 der Grundlegung zu einer Wissenschaft, gewöhnen will. In dieses trage man ein, was man nicht schon weiß, und so, daß, wenn man selbst das Buch, woraus man excerpirt, besitzt,4641 oder leicht wieder bekommen kan4642, man nur mit wenig Worten die Sachen und dabey4643 dasjenige Buch und dessen Seiten bemerke, wo über diese eine weitere Erläuterung zu finden ist. Kan4644 man aber nicht hoffen, daß man es werde bey4645 der Hand haben 4646, wenn man es wieder nachschlagen will:4647 so zeichne man sich zugleich ganz kurz die Erläute[256]rung der Sachen, die dazu gefundnen4648 Gründe,4649 und dasjenige auf, was uns4650 selbst etwa dabey4651 von Zweifel oder Bestätigung und Erklärung beyfiel4652, oder was wir4653 darüber bey weitrer4654 Untersuchung oder bey4655 Besprechung mit Andern, gefunden haben4656.

4657

Appendix A

4658

Appendix A Erläuterungen
von Bastian Lemitz

Querverweise innerhalb der Anweisung werden mit römischer Bandzahl und Paragraphennummer angegeben und richten sich grundsätzlich nach der Leitauflage. Bei Verweisen in die erste oder dritte Auflage wird die jeweilige Auflage nachgestellt (‚a‘ oder ‚c‘). Bisweilen wird in den Erläuterungen auf die Bibliotheca Nösseltiana (1810), einen nach Nösselts Tod zur Veräußerung seiner umfangreichen Privatbibliothek gedruckten Auktionskatalog, verwiesen. Dieser Katalog wird mit ‚Bibl. Nöss.‘ abgekürzt.

Appendix B Register

Das Bibelstellenregister enthält alle im Original nachgewiesenen Bibelstellen. Das Personenregister gibt die Namen in Anlehnung an die Gemeinsame Normdatei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek wieder, auch wenn sie im Original abweichend notiert wurden. Das Register der antiken Autoren gibt die Namen nach dem heutigen deutschen Sprachgebrauch wieder und orientiert sich im Wesentlichen an der lateinischen Schreibweise. Es verzeichnet zudem die im Textkorpus erwähnten Belegstellen. Das Sachregister folgt dem graphematischen Bestand des Textkorpus und erfordert eine assoziative Nutzung unter Berücksichtigung orthographischer Varianz. Ergänzend zum Sachregister ist die kritische Wiedergabe des Inhaltsverzeichnisses zu konsultieren.

Appendix B.1 Bibelstellen

Appendix B.2 Personen

Appendix B.3 Antike Autoren

Appendix B.4 Sachen

Notes
1.
www.bdn-edition.de.
2.
Die Auflösung orientiert sich an Johann Christoph Adelung, Vollständige Anweisung zur Deutschen Orthographie, nebst einem kleinen Wörterbuche für die Aussprache, Orthographie, Biegung und Ableitung, 21790.
3.
Johann Joachim Spalding, Kritische Ausgabe, hg. von Albrecht Beutel, 13 Bände, 2001–2013 (SpKA).
4.
Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien, hg. von den katholischen Bischöfen Deutschlands, dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bibelgesellschaft – Evangelisches Bibelwerk, 1981, 9–11.
5.
Die Abkürzungen antiker Autoren und ihrer Werke orientieren sich an Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, hg. von Hubert Cancik und Helmuth Schneider, Bd. 3, 1997, XXXVI–XLIV.
1.
Zum Profil dieser zentralen aufklärungstheologischen Richtung vgl. Albrecht Beutel, Kirchengeschichte im Zeitalter der Aufklärung. Ein Kompendium, 22009, 112–115.
2.
Vgl. grundlegend Malte van Spankeren, Johann August Nösselt. Ein Theologe der Aufklärung (1734–1807) (Hallesche Forschungen 31), 2012.
3.
Zu W.A. Teller vgl. Beutel, Kirchengeschichte (s. Anm. 1), 125–127 sowie BdN IX.
4.
Vgl. Uta Wiggermann, Woellner und das Religionsedikt. Kirchenpolitik und kirchliche Wirklichkeit im Preußen des späten 18. Jahrhunderts (Beiträge zur Historischen Theologie 150), 2010, 323–347 u. passim; ferner van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 262–281.
5.
Vgl. van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 321–323.
6.
Johann August Nösselt, De vera aetate scriptorum quae supersunt Q. Septimii Florentis Tertulliani Dissertatio, 1757.
7.
Vgl. die bei van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 324 gebotene Übersicht.
8.
Vgl. etwa Johann August Nösselt, Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus, 2 Bde., 1771/1787; Ders., Interpretatio loci obscurioris in posteriori ad Corinthios Epistola, Cap. III,17, 1774; Ders., Exercitationes ad Sacrarum Scripturarum interpretationem, 1803; Ders., Interpretatio grammatica loci 1 Jo. 3,19–22, 1804.
9.
Johann Joachim Spalding, Lebensbeschreibung von ihm selbst aufgesetzt (in: Ders., Kleinere Schriften 2: Briefe an Gleim – Lebensbeschreibung, hg. von Albrecht Beutel / Tobias Jersak [SpKA I/6-2], 2002, 162f.).
10.
Nämlich in den Winter- bzw. Sommersemestern 1765/66, 1767, 1768/69, 1770, 1770/71 und 1771/72.
11.
Vgl. van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 80–82.
12.
Vgl. etwa Andreas Hyperius, De recte formando theologiae studio, 1556.
13.
Vgl. Beutel, Kirchengeschichte (s. Anm. 1), 210.
14.
Wiederholungen sind nachweisbar für die Winter- bzw. Sommersemester 1769/70, 1771, 1773, 1779 und 1783.
15.
Die erste eingehende Analyse und Interpretation dieses neologischen Hauptwerks bietet van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 155–238.
16.
Kurt Nowak, Enzyklopädie. Zur Entstehung der Theologie als Wissenschaft im Zeitalter der Aufklärung (in: Ders., Kirchliche Zeitgeschichte interdisziplinär. Beiträge 1984–2001, hg. von Jochen-Christoph Kaiser, 2002, 61–79), 69.
17.
Nösselt, Anweisung (s.o. III.), II, 31818, 4 (§ 1).
18.
AaO I, 31818, I 41 (§ 44).
19.
[Akronymus], Rez. Johann August Nösselt, Anweisung zur Bildung angehender Theologen, Bd. 1, 1786 (Allgemeine deutsche Bibliothek 74/1, 1787, 82–86), 83. – Der Verfasser dieser Rezension dürfte als der Greifswalder Theologe Theophilus Coelestinus Piper (1745–1814) zu identifizieren sein (vgl. Gustav Parthey, Die Mitarbeiter an Friedrich Nicolai's Allgemeiner Deutscher Bibliothek nach ihren Namen und Zeichen, 1842, 56. 20f.).
20.
Johann Gottlieb Planck, Einleitung in die Theologischen Wissenschaften. Erster Theil, 1794, 25.
21.
Johann Joachim Spalding an Johann August Nösselt, 4.11.1791 (in: Johann Joachim Spalding, Briefe, hg. von Albrecht Beutel / Olga Söntgerath, 2018, 343–345), 343f.
22.
Akronymus, Rez. (s. Anm. 19), 83.
23.
Friedrich Schleiermacher, Kurze Darstellung des theologischen Studiums zum Behuf einleitender Vorlesungen (1811, 21830; in: Ders., Kritische Gesamtausgabe, Bd. I.6, hg. von Dirk Schmid, 1998, 243–446).
24.
Vgl. insbesondere aaO §§ 5f.
25.
Vgl. Wilhelm Gaß (Hg.), Schleiermachers Briefwechsel mit Joachim Christian Gaß. Mit einer biographischen Vorrede, 1852, 2.
26.
Vgl. van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 283–300.
27.
Vgl. aaO 306–310 u. passim.
28.
Vgl. etwa Albrecht Beutel, Frömmigkeit als „die Empfindung unserer gänzlichen Abhängigkeit von Gott“. Die Fixierung einer religionstheologischen Leitformel in Spaldings Gedächtnispredigt auf Friedrich II. von Preußen (in: Ders., Spurensicherung. Studien zur Identitätsgeschichte des Protestantismus, 2013, 165–187).
29.
Entsprechend urteilte schon der unübertroffene Kenner der neuzeitlichen Theologiegeschichte: „Schleiermacher hat über die ihn wirklich bestimmenden zeitgenössischen Einflüsse allenthalben so wenig gesprochen, daß das Fehlen urkundlicher Belege hier [sc. in Bezug auf die Aufklärungstheologie] ebenso wenig beweist wie bei der später zu erwähnenden Einwirkung Fichtes“ (Emanuel Hirsch, Geschichte der neuern evangelischen Theologie im Zusammenhang mit den allgemeinen Bewegungen des europäischen Denkens, Bd. 4, 1954 [neu hg. und eingeleitet von Albrecht Beutel (Emanuel Hirsch, Gesammelte Werke 8), 2000], 219 Anm. 1).
Notes
1
Joh. Jac. Curts Wittwe

Nach dem Tod des halleschen Verlegers und Druckers Johann Jakob Curt (Curtius) im Jahre 1781 übernahm seine Witwe die Verlagsgeschäfte, ab 1793/1794 die Erben.

2
Es war keinesweges von einer Umarbeitung […] wem ein jedes angehört.

Vgl. I § 188 c; II Vorrede Hg. c IIIf.; III Vorrede Hg. c IV. Zu den kleineren Anmerkungen des Herausgebers Niemeyer vgl. I Vorrede Hg. c Xf.

3
kritischen Blätter und Journale, welche des Werkes in seinen früheren Ausgaben erwähnt haben

Vgl. Allgemeine Bibliothek der neuesten deutschen theologischen Litteratur 7 (1786), 57–70 und aaO 8 (1787), 140–154; Journal für Prediger 19 (1787) (1. St.), 83–88; Würzburger gelehrte Anzeigen 1 (1786) (St. LXVIII), 663–667. Zur zweiten Auflage vgl. Allgemeine Literatur-Zeitung Nr. 359 (1790), 577–580; Allgemeine deutsche Bibliothek 74 (1787) (1. St.), 82–86 und aaO (Anhang zu Bd. 53–86) (1791), 235f. und aaO 103 (1791) (2. St.), 366–375; Eichhorns Allgemeine Bibliothek der biblischen Litteratur 8 (1799) (5. St.), 887f.; Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung Nr. 183 (1804), 209–216 und aaO 184 (1804), 217f.

4
Recensent in der Allgemeinen Literaturzeitung (1790. No. 359.)

Das umgebende Zitat findet sich in der Allgemeine[n] Literatur-Zeitung 359 (1790), 577–580, 577f. und wird auch in Niemeyers Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) I, 243f. wiedergegeben.

5
sein Programm de diversitate studiorum, quibus Theologum decet ceteris ecclesiae doctoribus praestare

Dieses Programm (vgl. I § 3) ist laut Niemeyers Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) I, 248 anläßlich der Promotion Johann Peter Millers (1725–1789) 1767 in Halle erschienen.

6
Plankschen Einleitung

Gemeint ist Gottlieb Jakob Plancks (1751–1833) zweiteilige Einleitung in die Theologische Wissenschaften (1794/1795).

7
durch das Zeichen [ ]

In dieser Ausgabe durch ‚{ }‘ ersetzt (s. Editorische Hinweise und Siglen).

8
Leben, Charakter und Verdienste J. A. Nösselt's

Dieses zweibändige Werk stammt von August Hermann Niemeyer selbst.

9
daß viele berufen, und nur wenige auserwählt sind

Vgl. Mt 22,14.

10
Wolfische beybehielt, ohne den neuesten Vorschlägen einiger scharfsinnigen Männer zu folgen

Der später geadelte Universalgelehrte Christian Wolff (1679–1754) darf als bedeutendster deutscher Philosoph zwischen Leibniz und Kant gelten und hat in großem Stile schulbildend gewirkt (Wolffianismus). Nach dem Studium in Jena und der Habilitation im Jahre 1702 wirkte Wolff zunächst in Leipzig, ehe er 1706 als Professor für Philosophie und Mathematik nach Halle berufen wurde. 1723 der Stadt verwiesen, wechselte Wolff nach Marburg, wurde jedoch 1740 von Friedrich II. (1712–1786) nach Halle zurückberufen. Als rationalistischer Philosoph vertrat Wolff das Zusammenwirken von Vernunft und Offenbarung und war zudem einer der bedeutendsten Vertreter des Naturrechts (vgl. I § 207 c). Sein Werk zeichnet sich durch eine streng systematisierende und mathematische Lehrart aus. Mit den „neuesten Vorschlägen“ ist die philosophische Wende in Gestalt Immanuel Kants gemeint (vgl. Vorrede b XIVf.).

11
Was bleibt da übrig […] Aerndte gewiß nicht wird ausbleiben laßen?

Vgl. Gal 6,6–10 (vgl. III § 15).

12
Kantische Philosophie für große Erschütterungen hervorgebracht hat

Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) ist einer der einflussreichsten Denker der abendländischen Tradition und die maßgebliche Gestalt der deutschen philosophischen Aufklärung. Die angesprochenen Erschütterungen, die die Kantische Philosophie zwischen der ersten und zweiten Auflage der Anweisung hervorgebracht hat, hängen mit dem Erscheinen der drei Kritiken zusammen: der gegenüber der Erstauflage (1781) in Teilen stark überarbeitete Zweitauflage der Kritik der reinen Vernunft (1787), die Kritik der praktischen Vernunft (1788) und die Kritik der Urteilskraft (1790). Zu Nösselts Sicht auf Kant bemerkt Wilhelm Dilthey, dass Nösselt Kant zwar respektiert, jedoch keine Sympathie für ihn gehegt habe (vgl. Leben Schleiermachers I, in 3. Aufl. hrsg. v. M. Radecker, Teilbd. 2, Berlin 1970 [= Ges. Schr. XIII/2], 108).

13
Ueber einzelne Grundsätze derselben […] gewiß aber ganz von dem Zweck dieses Buchs ferne gewesen

Vgl. I § 186.

14
Herbstmonats

D.i. September.

15
266–271

In der dritten Auflage der Anweisung fehlt I § 271 (vgl. c I § 272) (s. Editorische Hinweise und Siglen).

16
empirisch statt empyrisch

Mit dieser Korrektur wird klargestellt, dass dieser Begriff auf das griechische εμπειρία (Erfahrung) und nicht etwa auf ἔμπυρος (brennend) zurückgeht (vgl. I § 190 c).

1
[4] Zusammenhang wird hier nicht von jeder Verbindung genommen, als welche eben so wie die Vorstellung dieser Verbindung, zufällig und willkürlich188 seyn kan189. Nur dann190 ist eine Erkenntniß philosophisch, wenn ich einsehe,einsehe 191 wie193 etwas von dem Andern Grund oder Folge ist, oder wenn ich194 das Eine195 aus dem Andern196 erklären kan197.
1.
[3] Anmerk.Anmerkung 231 1. Bey232 dem so sehr verschiednen233 Sinn, in welchem Gelehrsamkeit genommen wird,234 und bey235 den so schwankenden Begriffen davon, war es wenigstens nöthig, einen bestimmten Begriff anzugeben, an den man sich in der Folge halten könnte; und der hier angegebene scheint mit dem Sprachgebrauch am meisten überein zu kommenübereinzukommen, weil dadurch wirklich der Gelehrte nicht nur von dem ganz Unwissenden, von dem gemeinen Mann und dem Handwerker, sondern auch von dem viel gebildetern Künstler, dem Geschäftsmann und blossenbloßen Homme de lettres unterschieden wird. Wer bloß mechanisch, oder nur durch Aufmerksamkeit und Uebung, gewisse, selbst vorzügliche Kenntnisse erlangt hat, oder so seine Geschäfte treibt, oder, mit andern Worten, der bloß routinirte Mann, heißt, nach dem Sprachgebrauche, so wenig ein Gelehrter, als bloße,bloße selbst bildende,bildende Künste, ökonomische, Finanz- und Handelskenntnisse oder Fertigkeiten, zu gelehrten gelehrten Beschäftigungen gerechnet werden. Was unterscheidet aber den bloß Routinirten von dem eigentlichen Kunstverständigen, wohin auch der Gelehrte gehört, als daß jener, beybei Erwerbung oder Anwendung seiner Kenntnisse mechanisch, dieser aber philosophisch verfährt? und was anders, zieht die Gränzlinie zwischen gelehrten und andern Beschäftigungen, als der Unterschied zwischen innerer,innerer geistiger, und zwischen äusserlicher Culturäußerlicher Kultur? Nur muß man beybei diesem letztern Unterschiedletzteren Unterschiede nicht übersehen, ob eine Beschäftigung jene oder diese zunächst zur Absicht habe. Dennhabe; denn sonst können ja gelehrte Beschäftigungen, als Sprachstudium, Mathematik, Geschichte u. s. w.und so weiter getrieben werden, um unsere oder Anderer äusserlicheäußerliche Nothdurft, Bequemlichkeit und Vergnügen, so wie mechanische und bildende Künste, um Bildung des Geistes zu befördern. S.Siehe Philosophische Blicke auf Wissenschaften und Menschenleben, von Heinzelmann, Johann Christian Friedrich Heinzelmann und Voss, Christian Daniel Voss , Band. Voß , Band 1. S.Seite 10 f.folgend 236
2.
Anmerk.Anmerkung 250 2. Auf den Unterschied251 der gemeinen und der gelehrten Kenntniß der Religion252 beruht der [6] bekannte Unterschied, den man zwischen Religion und Theologie macht. Letztere, als Eigenschaft betrachtet, ist eine gelehrte Kenntniß der Religion, und ein Theologe ist daher, der253 eine solche254 Kenntniß von der Religion, (d. i.)das ist von den Begriffen und Lehren besitzt, welche Gott und das gegenseitige Verhältniß zwischen Gott und den Menschen betreffen; so wie sie255, als Wissenschaft genommen, der Inbegriff der Religionswahrheiten ist, so fern256 diese auf eine gelehrte Art erkennt257 werden. 258 S.Siehe mein Programm de diuersitatediversitate studiorum, quibus Theologum decet ceteris Ecclesiae doctoribus praestare,praestare. Halae 1767. in 4. – Einen Theil der Theologie macht Philosophie über Religion aus, nehmlichnämlich im UnterschiedUnterschiede von gelehrten historischen Kenntnissen, welche auch die Religion aufklären können. S.Siehe Töllner, Johann Gottlieb J. G. Töllners theologische Untersuchungen, B.Band Bd.Band 1. Stück 1. die 9te Abhandlung.259 265
4
er muß Vieles und davon Viel wissen (multa et multum)

Vgl. I § 48.

5
Philosophische Blicke auf Wissenschaften und Menschenleben, von Heinzelmann und Voss, Band. 1. S. 10 f.

In den von Johann Christian Friedrich Heinzelmann (1762–1830) und Christian Daniel Voss (1761–1821) herausgegebenen Philosophische[n] Blicke[n] auf Wissenschaften und Menschenleben für reifende Jünglinge I (1789), 1–22 findet sich der von Nösselt verfasste Beitrag Ueber den wahren Begriff der Gelehrsamkeit. Als eine Vorbereitung zur Untersuchung des Wahns dass sie nicht gemeinnützig sey.

6
Par est omnes omnia […] Cicero Orator. cap. 1

In der als Brief an Brutus verfassten Abhandlung Orator entwirft Cicero das Bild des idealen Redners. In Cic. orat. I 1 [4] heißt es: „Doch ist es billig, daß alle diejenigen alle Versuche unternehmen, welche große und erstrebenswerte Ziele anstreben. […] Wer den ersten Rang anstrebt, der darf in Ehren auch beim zweiten oder dritten innehalten (sed par est omnes omnia experiri, qui res magnas et magno opere expetendas concupiverunt. […] prima enim sequentem honestum est in secundis tertiisque consistere)“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Kytzler], Düsseldorf/Zürich 41998, 6.7.8.9).

7
Subtilior religionis expositio, comprehenso simul omni eruditionis apparatu, quem subtilitas illa postulat, nach Morus

Dieses Zitat stammt aus Samuel Friedrich Nathanael Morus' Epitome theologiae christianae (z.B. 21791, 11).

8
Corpus placitorum religionis christianae, erudite et subtiliter expositum, et in artis formam redactum, nach Reinhard

Dieses Zitat stammt aus Franz Volkmar Reinhards Vorlesungen über die Dogmatik (z.B. 41818, 20).

9
J. G. Töllners theologische Untersuchungen, B. 1. Stück 1. die 9te Abhandlung

Das erste Stück des ersten Bandes von Johann Gottlieb Töllners (1724–1774) zweibändigen Theologische[n] Untersuchungen ist 1772 erschienen.

10
Herder von Religion, Lehrmeinungen und Gebräuchen. 1787

Diese Schrift ist 1798 erschienen.

11
Anmerk.Anmerkung Wiewohl es281 immer schwer halten wird282, eigentliche Verächter der Gelehrsamkeit selbst,283 zu überzeugen. Denn davon überzeugt zu werden, bedarf es schon selbst einiger284 Gelehrsamkeit. Wem es daran fehlt, oder wer nur nach der 62 einen285 Art gelehrter Erkenntniß, dem Vielwissen, nicht nach der andern, der philosophischen Erkenntniß (§. 3 286) getrachtet,287 oder nicht immer nach dem Cui bono? gefragt, d. i.das ist 288 nicht immer unpartheyisch289 nachgesucht hat, welchen Werth, welchen Einfluß hat jedes290, was wir erkannt haben?291 oder 292 wenigstens nicht um eine anschauende Erkenntniß dieses Werthes und Nutzens bekümmert gewesen ist: der ist auch schwerlich einer Ueberzeugung bey293 dieser Frage über den Werth der Gelehrsamkeit in der Religion, und gewiß so weit noch294 nicht 295, fähig,296 daß diese Ueberzeugung den scheinbaren Vorurtheilen dawider das Gleichgewicht halten könnte. Man kan hienach297 beurtheilen, ob er ein befugter Richter in dieser Sache sey298? 64 Komm und Siehe! ist hier der sicherste Weg zur Ueberzeugung. [9] Den umgekehrten Weg können nur die geführt werden, die noch nicht gegen Gelehrsamkeit eingenommen sind.
12
einen Art gelehrter Erkenntniß, dem Vielwissen

D.i. das barocke Gelehrsamkeitsideal der Polymathie bzw. Polyhistorie (vgl. I § 7.11).

13
Cui bono?

Diese Formulierung findet sich erstmals in den Reden des Cicero (vgl. Cic. S. Rosc. 30 [84]. 31 [86]; Mil. 12 [32]; Phil. II 35; dazu Sen. Med. 500f.).

14
Komm und Siehe!

Vgl. Joh 1,46; 11,34 (Sg.); 1,39; 4,29 (Pl.); dazu 2Kön 6,13; 10,16. – Zu bemerken ist, dass der textus receptus bis in das 18. Jh. hinein in Offb 6,1.3.5.7 ἔρχου καὶ βλέπε liest, Griesbachs NT-Edition (z. B. 21796/1806) bietet (mit Ausnahme von Offb 6,3 ἔρχου) wie in Joh 1,46; 11,34 die Lesart ἔρχου καὶ ἴδε.

1.
*) 66 Vertraute Briefe 348 die Religion betreffend 349 (von J. J. Spalding), vornehmlich im 4ten und 7ten Briefe.
16
Vertraute Briefe die Religion betreffend (von J. J. Spalding), vornehmlich im 4ten und 7ten Briefe

Johann Joachim Spaldings Vertraute Briefe, die Religion betreffend liegen in drei Auflagen vor (11784; 21785; 31788; vgl. Spalding Kritische Ausgabe [SpKA] I/4). Da die Erstauflage nur sechs Briefe enthält, kann es sich an dieser Stelle nur um einen Verweis auf eine der beiden folgenden Auflagen handeln.

1.
*) Siehe414 C. G. Salzmanns 415 Vorrede zu der Schrift: über 416 die wirksamsten Mittel 417 Kindern Religion beyzubringen,418 Leipzig 1780.textgrid:2506s (gr.)groß 8.
18
Thue das Deine und überlaß das Uebrige Gott

Derartige Formulierungen (vgl. Vorrede a [XVI]) finden sich in der Aufklärungszeit häufig. In seinen Sontags-Evangelia (vgl. BdN IV) legt etwa Gottfried Leß (1736–1797) Lk 21,18.34–36 exakt in diesem Sinne aus (vgl. aaO 11776, 374). Bereits die klassische Antike kannte ähnliche Vorstellungen (vgl. Hor. carm. I, 9,9 permitte divis cetera), und auch Sir 11,20–23 fordert zu einem solchen Gottvertrauen auf. Im 16. Jh. formuliert Martin Luther in seiner Genesisvorlesung (1535–1545) Fac tuum officium, et eventum Deo permitte (WA 44 [1915], 78) (vgl. Erasmus v. Rotterdam, Supputationes errorum in censuris Bedae [1527], 111 [fehlerhafte Paginierung]).

19
„Aber das Wissen blähet auf.“

Vgl. 1Kor 8,1. – Die Herkunft der den folgenden Paragraphen in Anführungszeichen vorangestellten Leitsätze (I § 11–14; vgl. I § 125.126) ist nicht eindeutig nachzuweisen. Vielmehr werden Sprichwörter und Allgemeinplätze aufgegriffen, die in dieser oder ähnlicher Form weit verbreitet waren. Bemerkt sei, dass die in den betreffenden Paragraphen angestellten Überlegungen ohne explizite Nennung Nösselts nahezu wortwörtlich in der einflussreichen fünfbändigen Pastoral-Anweisung nach den Bedürfnissen unsers Zeitalters (1805–1808) des österreichischen katholischen Pastoraltheologen und Kirchenmannes Andreas (Andre) Reichenberger (1770–1854) wiedergegeben werden (vgl. aaO I/1, 71–73).

20
aftergelehrten Dünkels

After ist eine veraltete deutsche Präposition, die bereits zu Nösselts Zeiten nur noch in Komposita Verwendung fand und in etwa dem Präfix pseudo- entspricht. Unter aftergelehrt ist demnach eine falsche oder Scheingelehrsamkeit zu verstehen.

1.
  • ( J. J. Spalding) über die Nutzbarkeit des Predigtamts und deren Beförderung, zweyte Auflage, Berlin 1773.textgrid:2506v 8. im ersten Abschnitt, sonderlich (S.)Seite 33.522 (folgg.)folgende
2.
  • *) J. A. Eberhard's neue Apologie des Sokrates, Band 2, Berlin 1778.textgrid:2508g in 8. (S.)Seite 117 (folgg.)folgende
23
F. G. Lüdke über die Abschaffung des geistlichen Standes, nebst Untersuchung, ob derselbe dem Staate entbehrlich und sogar schädlich sei. Berlin 1789

Friedrich Germanus Lüdkes (1730–1792) Gespräche über die Abschaffung des geistlichen Standes stammen aus dem Jahr 1784.

24
Alles bisher gesagteGesagte §. 15–19 kankann 15–19. kann dazu dienen, angehenden Theologen Liebe und Achtung gegen den Stand, dem sie sich widmen, einzuflösseneinzuflößen, und sie von ihrer wahren Bestimmung zu belehren. {Dieß ist um so mehr gleich bei dem Anfang des theologischen Studiums zu wünschen, da so viele, fast die meisten, durch bloßen Zufall, die Bestimmung ihrer Aeltern, die Beschränktheit ihrer Lage, die sie von kostbareren Studien zurückschreckt, bewogen werden, sich einem Berufe zu widmen, über den sie nie nachgedacht, und dessen hohe Bedeutung sie nie erkannt haben. Noch viel weniger haben sie sich geprüft, ob sie auch geistig und selbst physisch diesem Stande gewachsen seyn werden.} A. d. H.Anmerkung des Herausgebers 545
1.
*) Vergleiche725 76 Joh. Friedrich Jacobi vermischte 726 Abhandlungen, zweyte 727 Sammlung, Hannover 1764,textgrid:25099 in 8., im fünften, sechsten und siebenten Aufsatz, (S.)Seite 93 – bis 213.728 mit den 77 Briefen über die Jacobischen Gedanken 729 die Erziehung der Geistlichkeit und die Gelehrsamkeit betreffend, Lübeck und Leipzig 1768.textgrid:24gwz 8. und: Ueber einige verkannte, wenigstens ungenutzte Mittel zur Beförderung der Industrie etc. et cetera Erstes FragmentFragment, von Campe, Joachim Heinrich J. H. Campe , Wolfenbüttel 1786. in 8. im 2ten Aufsatze, mit den in der allgemeinen deutschen Bibliothek, Band 84. S.Seite 592.592 f.folgend beschriebenenangezeigten Schriften und der in dem Journal für Prediger Prediger, Band 19. S.Seite 129.129 f.folgend befindlichen Beurtheilung.730
26
Joh. Friedrich Jacobi vermischte Abhandlungen, zweyte Sammlung, Hannover 1764, in 8., im fünften, sechsten und siebenten Aufsatz, S. 93 – bis 213

Der fünfte Aufsatz titelt Gedanken über die gewöhnliche Erziehung junger Geistlichen (aaO 93–153), der sechste Wahre Geschichte meiner Bemühungen ein Polyhistor, ein Vielwisser zu werden (aaO 153–188) und der siebente Bescheidene Beantwortung einiger Zweifel wider die vorhergehende Geschichte und wider meine Gedanken von der Erziehung junger Geistlichen (aaO 189–213).

27
Briefen über die Jacobischen Gedanken die Erziehung der Geistlichkeit und die Gelehrsamkeit betreffend, Lübeck und Leipzig 1768

Die anonym erschienenen Briefe über die Jacobischen Gedanken stammen von dem v.a. als Büchersammler hervorgetretenen Philologen und Schulmann Johann Nicolaus Niclas (1733–1808).

28
Ueber einige verkannte, wenigstens ungenutzte Mittel […] und der in dem Journal für Prediger Band 19. S. 129. f. befindlichen Beurtheilung

Der Titel des zweiten Aufsatzes lautet Eine zweckmäßigere Vorbereitung derer, welche bestimmt sind, Landprediger zu werden (aaO 26–84). Im Rahmen der umfangreichen Besprechung in der Allgemeine[n] deutsche[n] Bibliothek 84 (1789), 581–602 werden aaO 592–594 insgesamt zehn Schriften aufgelistet, die, wie auch der im Journal für Prediger 19 (1787), 129–196 abgedruckte Beitrag Ueber die Bildung und Bestimmung des Landpredigers, unmittelbar auf Campes Fragmente reagieren.

29
(Anmerk.)Anmerkung Die folgende ausführliche Bestreitung der Beschränkung alles, besonders theologischen Studiums auf das Gemeinnützige, wurde, als sie der Verfasser zu[30]erst niederschrieb, recht vorzüglich durch den damals sich nachtheilig äußernden und verbreitenden Geist der Oberflächlichkeit und Ungründlichkeit veranlaßt, woran die durch 80 Basedow und die philanthropische Schule beabsichtigte Erziehungsreform vorzüglichen Antheil hatte, und namentlich in viele gelehrte Schulen die Realien einführte und die Sprachen verdrängte, deren gründliche Erlernung 81 Trapp in dem Campischen Revisionswerk sogar für den größten Theil der Studierenden für höchst überflüssig erklärte. Indeß hat sich glücklicherweise dieser Geist nicht lange behauptet. Man hat bald genug eingesehen, wohin er führe, und welche allgemeine Seichtigkeit des Willens entstehen müsse, wenn man bei jedem Gegenstande des Lernens erst ökonomisch berechnen wollte, wozu man ihn im folgenden Leben gebrauchen könne. Gewiß würde der Verfasser jetzt freudig bemerken, wie in unsern gelehrten Schulen, wie in den Vorschriften auch unsers Staates über die Prüfung anzustellender Lehrer, die Strenge wieder hervortrat, und die Forderungen, fast bis zur Uebertreibung, gesteigert sind. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
30
Basedow und die philanthropische Schule beabsichtigte Erziehungsreform

Der von orthodoxen Kreisen angefeindete Theologe und Reformpädagoge Johann Bernhard Basedow (1724–1790) wurde nach seiner Entlassung aus dänischen Diensten 1771 nach Dessau berufen und gründete dort im Jahre 1774 das Philanthropinum, eine Lehranstalt, in der seine konsequent aufgeklärte, auf Nützlichkeit und Lebenspraxis zielende Pädagogik über Stände und Konfessionen hinweg verwirklicht werden sollte. Zwar wurde das Philanthropinum aufgrund innerer Probleme bereits 1793 wieder geschlossen, doch wirkten Basedows Ideen durch Weggefährten wie Joachim Heinrich Campe (1746–1818), Ernst Christian Trapp (1745–1818) und Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811) sowie durch die Gründung weiterer Philanthropine nach.

31
Trapp in dem Campischen Revisionswerk

Gemeint ist die in insgesamt 16 Teilen von Joachim Heinrich Campe (1746–1818) herausgegebene Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens von einer Gesellschaft praktischer Erzieher (1785–1792). Der von Ernst Christian Trapp (1745–1818) verantwortete elfte Band aus dem Jahr 1788 trägt den Untertitel Ueber den Unterricht in Sprachen und wird in der Anweisung immer wieder angeführt.

32
Fett des Landes

Vgl. Gen 45,18 (vgl. Ps 81,17; 147,14).

33
Vielleicht war in früheren Zeiten mit dem gemeinen Wissen allenfalls für den Prediger auszukommen. Seit aber wahre oder falsche Aufklärung und Bildung, sich durch die so sehr vermehrte Leserei unter alle Stände verbreitet hat, ist die Lage anders. Es ist sehr betrübt, wenn oft der Gutsbesitzer, Oekonom, Gerichtshalter mehr von Literatur und dem was in der gelehrten Republik vorgeht, weiß, als der Prediger. Und doch – wie oft ist dieß nicht der Fall? (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
1.
Anmerk.Anmerkung 1010 1. Schon das ist sehr übereilt, und, wenn man es besser weiß oder 1011 wissen könnte, ungerecht, daß man immer das Gemeinnützige1012 sogenannten Speculationen1013 und gelehrten Kenntnissen1014 oder Untersuchungen entgegen setzt1015, und beydes1016 für einander hinderlich und unvertragbar ausgiebt. Dieser Wahn setzt schon das voraus, was eben erst untersucht werden müßte, daß gelehrte und speculative Kenntnisse nicht gemeinnützig seyn oder werden könnten; er verwechselt zum Theil das Gemeinbekannte oder Jedermann erkennbarere1017 mit dem Gemeinnützigen; er schlägt den Werth des äusserlichen Wohl's 1018, mit Vernachlässigung der eigentlichen Geistes-CulturGeistes-Cultur1019, zu hoch an, oder bringt es allein in An[38]schlag; er hält sich nur, oder zu sehr, an das, was unmittelbar nützlich ist, und übersieht was mittelbar, was auf eine entfern[39]tere und weniger in die Augen fallende1020 Art wirkt, aber oft sehr weit reichende Wirkungen hervorbringt. Haben nicht sehr oft Bemerkungen und Versuche, die anfangs Spielerey1021 oder Spitzfündigkeiten1022 zu seyn schienen, (z. B.)zum Beispiel in der Naturwissenschaft und Mathematik, auf sehr wichtige und äusserst1023 gemeinnützig gewordene Entdeckungen geführt? Und was anders, als1024 gelehrte und spitzfündig1025 scheinende Untersuchungen1026 willkührlich angenommne1027 Sätze, die sich bloß durch ihren Nutzen empfahlen, berichtigt, genauer bestimmt, bestätigt, und aus unzuverlässigen in sichre1028 und feste verwandelt?
2.
Anmerk.Anmerkung Anmerk. 2.1029 Eben den unsäglichen Schaden, den die falschen Begriffe von Gemeinnützigkeit thun, stiftet auch der 1031 Name1032 eines Predigers, oder vielmehr das leidige Vorurtheil, daß ein Lehrer der Religion nur ein guter Prediger zu seyn brauche,1033 und daß dazu sehr [34] wenig gehöre. Wäre dies, und reichten mäßige praktische Kenntnisse der Religion nebst den sogenannten Kanzelgaben dazu hin, so ist nicht abzusehen, warum ein besonderer Stand der Prediger nöthig sey1034; ein frommer Laie von gutem gesunden1035 Verstande könnte eben dies und könnt'1036 es in mancher Absicht noch besser thun. 1037 Das Schlimmste ist nur, daß man den großen1038 Haufen der Studierenden1039, der keinen andern innerlichen Beruf zu diesem Stand1040 als die Hoffnung1041 des bequemern1042 Fortkommens hat, nie davon überreden wird, weil es ihm an Sinn dazu fehlt, und daß von dem Nutzen solcher Sachen, die nur mittelbar nützlich sind, oder sich erst nach eignen1043 Versuchen und Erfahrungen bewähren, wie (z. B.)zum Beispiel von Sprachen, erst [40] nach langer Uebung eine anschauende und wirksame Ueberzeugung entstehen kan1044. Anfänger haben also um so mehr Ursache,1045 dem Rath und Urtheil derer, die bey1046 solchen Sachen hergekommen sind, mehr zu trauen,1047 als den Vorspiegelungen der Unwissenden, die, unbekümmert um den Schaden,1048 den [39] sie, auch ohne ihr Denken, der Religion selbst thun, das, was sie nicht verstehen, gern für entbehrlich ausgeben.
36
*) Ob gerade ein jeder praktischer Religionslehrer um einer kleinen, oft von aller Literatur weit entfernten Landgemeine recht nützlich zu werden, den Weg durch das ganze Gebiet der theologischen Gelehrsamkeit machen müsse, ob sich nicht für eine gewisse Klasse eine zweckmäßigere Bildung und Vorbereitung denken ließe als die unser akademisches Triennium giebt und geben kann, wäre allerdings noch der Untersuchung werth. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
37
Eine solche Anleitung ist weder mit einer theologischen Encyclopädie Encyclopädie 1082 noch Methodologie zu verwechseln. Erstre giebt mehr einen kurzen Auszug aus allen Theilen der Theologie,1083 und dient zur allgemeinern Uebersicht des Inhalts einer jeden Wissenschaft. (S.)Seite 88 Quinctiliani Institut. orator. (lib.)liber I. (c.)caputcapitulum 10. [36] und 89 Jo. Wowerii tractation. de Polymathia, 1665.textgrid:2509j in 8. Cap.CaputCapitulum 1084 2. Letztre zeigt mehr die Art,1085 wie sie und ihre einzle Theile am besten getrieben werden können, und ist in so ferne1086 ein Theil der hier gemeinten Anleitung.
38
Quinctiliani Institut. orator. lib. I. c. 10

Bei der Institutio oratoria des in der zweiten Hälfte des 1. Jh.s wirkenden römischen Rhetorikers Quintil[l]ianus (seltener Quinctil[l]ianus) handelt es sich um eines der maßgeblichen Lehrbücher der antiken Redekunst. Die Grundlegung der Rhetorik bei den Griechen (Demosthenes, Isokrates u.a.) wird in vollem Umfang gewürdigt, der Schwerpunkt liegt jedoch bei den Römern, überragende Bedeutung wird v.a. Cicero beigemessen. Neben der Rhetorik wird in der Institutio zudem eine allgemeine erzieherische Absicht deutlich. Von den Humanisten geschätzt, gehörte Quintilians Lehrbuch auch zum Bildungsgut der darauffolgenden Jahrhunderte. In inst. I 10 geht Quintilian von den grammatischen u.ä. (vgl. I § 55) zu den weiteren Grundlagen des Rhetorikunterrichts (d.i. Musik, Geometrie und Astronomie) über, „um den Kreis derjenigen Fächer zu vollenden, den die Griechen Enzyklopädie nennen“ (Quint. inst. I 10,1 ut efficiatur orbis ille doctrinae, quem Graeci ἐγκύκλικος παιδεία vocant). Bei dieser Stelle handelt es sich um eine der prominentesten Überführungen des griechischen Enzyklopädiebegriffs in den lateinischen Sprach- und Bildungszusammenhang.

39
Jo. Wowerii tractation. de Polymathia, 1665

Hier handelt es sich um die posthum in Leipzig erschienene zweite Auflage von Johann von Wowerns (1574–1612) De polymathia tractatio. Die Erstauflage erschien bereits 1603 in Basel.

1.
Anmerk.Anmerkung 1105 1. Zu den Hülfswissenschaften1106 werden hier nur diejenigen gerechnet, welche 1107 Grundsätze zu der Theologie hergeben1108, oder deren man bey der Theologie zur1109 gründlichen Kenntniß gar nicht entbehren kan1110.
2.
[37] Anmerk.Anmerkung 1111 2. Die Kenntnisse selbst bedürfen ihres Umfangs wegen der weitläufigsten VorstellungBehandlung,1112 und meistens können [41] die dabey1114 nöthigen Hülfsmittel und Uebungen gleich mit angegeben werden. Jene müssen auch erst bekannt seyn, ehe man die dazu erforderlichen Fähigkeiten bestimmen kan1115. Hiernach kan1116 die im Folgenden1117 beobachtete Ordnung und die verhältnißmäßige Ausführlichkeit beurtheilt werden1118.
3.
Anmerk.Anmerkung 1119 3. Theologische Bücher1120 werden hier eigentlich nicht erwähnt, weil ich sie in einem andern Buch, Anweisung1121 zur Kenntniß der besten allgemeinern1122 Bücher in allen Theilen der Theologie, dritte1123 vermehrte Auflage, Leipzig 1790 1780 8.1124 angegeben habe.1126 Doch sollen 1127 hier die besten Handbücher und1128 die [43] besten aus andern Wissenschaften1129 nicht übergangen werden.
43
Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in allen Theilen der Theologie, dritte vermehrte Auflage, Leipzig 1790

Nösselts sog. Bücherkenntniß (vgl. Vorrede a [X]) war, wie auch Niemeyer in seiner Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) I, 164.242f. herausstellt, bei Zeitgenossen ein hochgeschätztes Werk. Aus dem Rauchschen Auktionskatalog und dem Hauptbuch Reimer (vgl. Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe [KGA] I/15, 781 [Nr. 1384]) sowie aus einem Brief an Joachim Christian Gaß vom 06.09.1805 (vgl. Fr. Schleiermacher's Briefwechsel mit J. Chr. Gaß [1852], 29) geht hervor, dass auch Friedrich Schleiermacher (1768–1834) diese Ausgabe besessen hat. Über die Auflagen der Anweisung hinweg wird jeweils auf die aktuellste Ausgabe der Bücherkenntniß verwiesen. Die in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragene vierte Auflage der Bücherkenntniß stammt aus dem Jahr 1800. Unter dem Titel Literatur der Theologie hauptsächlich des neunzehnten Jahrhunderts ist 1813 eine von Christian Friedrich Liebegott Simon (geb. 1774) besorgte Fortsetzung der Bücherkenntniß erschienen. Zum Verhältnis von „gelehrte[r] oder Literargeschichte“ und Bücherkenntnis vgl. I § 245ff.

44
D. G. Niemeyer's Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur, 1ster–4ter Theil, Halle 1797–1812

Die auf Grundlage von Nösselts Bücherkenntniß entstandene Predigerbibliothek. Oder beschreibendes Verzeichnis der brauchbarsten Schriften für Prediger und künftige Geistliche I–III (1782–1784) David Gottlieb Niemeyers (1745–1788) ist wenig später von seinem jüngeren Bruder August Hermann Niemeyer und Heinrich Balthasar Wagnitz (1755–1838) unter dem Titel Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur (1796–1812) neu bearbeitet und um einen vierten Teil ergänzt herausgegeben worden.

45
Fuhrmann's Anleitung zur Kenntniß der für Kandidaten und Prediger nützlichsten Bücher, Leipzig 1801

Als Anhang zu Wilhelm David Fuhrmanns (1764–1838) Anleitung zur Kenntniß der den Theologie studirenden, den Candidaten des Predigtamts und den Religionslehrern in den Städten und auf dem Lande wesentlich nothwendigen und geprüft nützlichsten Bücher (1801) erschien 1802 die Handbibliothek für junge Theologen und Religionslehrer. Beide Bände sind später zum Handbuch der theologischen Literatur (1818/1819.1821) (vgl. III § 79 c) bzw. dem Handbuch der neuesten theologischen Literatur (1836) umgearbeitet worden. Nösselt und Niemeyer zählen zu Fuhrmanns Lehrern.

46
Treibt man nicht jetzt zu Vielerley auf Schulen? […] und ists besser, weniger und gut, oder Vieles und obenhin, zu lernen?

In den von Niemeyer im Rahmen seiner Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) II, 3–46 herausgegebenen Fragmenten einer Selbstbiographie beschreibt Nösselt den Unterricht in der Bauerschen Privatschule in Halle. Nach dem Grundsatz Non multa, sed multum! habe er hier nicht viel, den Stoff jedoch umso genauer gelernt (vgl. aaO II, 21). Zu dem für den Gelehrten geltenden Grundsatz multa et multum vgl. I § 3.

47
[42] 98Parentes (Praeceptores, oder was man statt dessen setzen will,1267) obiurgatione digni sunt, qui nolunt liberos suos seuera1268 lege proficere. Primum enim, sicut omnia, spes quoque suas ambitioni donant; deinde cum ad vota properant, cruda adhuc studia in publicum propellunt, et eloquentiam (sacram), qua nihil esse maius confitentur, pueris induunt adhuc nascentibus. Quod si paterentur laborum gradus fieri, vt1269 studiosi iuuenes1270 lectione seuera1271 mitigarentur, vt1272 sapientiae praeceptis animos componerent, [48] vt1273 verba atroci stilo effoderent, vt1274, quod vellent imitari, diu audirent, sibi nihil esset magnificum quod pueris placeret: iam illa grandis oratio haberet maiestatis1275 suae pondus. Nunc pueri in scholis ludunt, iuvenes ridentur in foro (templis), et quod vtroque1276 turpius est, quod quisquis perperam discit, in senectute confiteri non vult. Petronius im Anfange (s.)sein Satyr.
48
Parentes (Praeceptores, oder was man statt dessen setzen will,) […] in senectute confiteri non vult. Petronius im Anfange s. Satyr.

Zitiert wird aus dem Satyricon des römischen Senators und Romanautors Titus Petronius Arbiter (1. Jh.). Unter Kenntlichmachung der Unterschiede zur modernen Textgestalt heißt es in Petron. 4,1–4: „Die Eltern sind es, die Vorwürfe verdienen, weil sie nicht wollen, daß ihre Kinder in strenger Zucht weiterkommen. Denn erstens legen sie, wie überhaupt alles, auch ihre persönlichen Aussichten dem Ehrgeiz zu Füßen. Wenn sie sodann in Eilmärschen auf das gewünschte Ziel zustreben, hetzen sie die noch unfertigen Talente auf das Forum (in forum impellunt anstelle von in publicum propellunt) und ziehen den Talar der Eloquenz, den sie für das Allerhöchste ausgeben, Buben an, die noch in der Entwicklung stehen. Wenn sie sich aber damit abfänden, daß man stufenweise arbeitet, damit den jungen Leuten im Studium mit strenger Lektüre der Boden gedüngt wird (irrigarentur anstelle von mitigarentur), damit sie nach den Vorschriften der Philosophie ihr Wesen bilden, damit sie mit attisch (Attico anstelle von atroci) geschultem Griffel Worte aufkritzeln, damit sie lange hören, was sie nachahmen wollen, wenn jene sich also klarmachten, nichts habe wahre Größe, was Buben gefalle (si persuaderent sibi nihil esse magnificum quod pueris placeret anstelle von sibi nihil esset magnificum quod pueris placeret) – dann brächte jene ‚bedeutende‘ Rede ihre Hoheit zu voller Wirkung. Jetzt treiben die Buben in den Hörsälen nur Possen, die jungen Leute machen sich auf dem Forum lächerlich, und was schlimmer ist als beides: wer etwas falsch gelernt hat (didicit anstelle von discit), will es, so alt er wird, nicht zugestehen“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Müller/Ehlers], Darmstadt 1995, 12.13). Durch dem Petronius-Text in Klammern beigefügte Zusätze wendet Nösselt dieses Zitat auf die theologische Ausbildung an.

49
Die meisten andern Schriften, die hieher zu gehören scheinen möchten, sind entweder gar zu dürftig, und zeugen zu sehr von zu weniger Bekanntschaft mit diesen Wissenschaften selbst, oder mit unsern Zeitbe[51]dürfnissen; oder betreffen, wie die Summe von Erfahrungen und Beobachtungen zur Beförderung der Studien etc. von Gottlieb Schlegel, Riga 1786.textgrid:250jg in 8. mehr die Zubereitung auf Schulen und Universitäten; oder enthalten, wie der 100 Versuch über das Studium der Theologie in Rücksicht unsrer Zeiten, Leipzig 1790. in 8. mehr Erklärungen über einige neulich in Anspruch genommne Kirchenlehren und das rechte Benehmen dabey, als daß sie sich auf Darstellung des Zwecks theologischer Wissenschaften und die beste Art sie zu treiben, einlassen sollten.
50
Versuch über das Studium der Theologie in Rücksicht unsrer Zeiten, Leipzig 1790

Dieses dem Untertitel nach in Briefen an einen angehenden Theologen verfasste Werk wird entweder Erdmann Kolb (1762–1827), ab 1802 Pastor in Suhl, oder dem Königsberger Theologen und Orientalisten Johann Gottfried Hasse (1759–1806) zugeschrieben (vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen Jg. 5, 1827 [1829], 251 bzw. Doering, Heinrich, Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert I [1831], 639).

51
dessen Werken zur Religion und Theologie. 9ter und 10ter Theil

Johann Gottfried Herders (1744–1803) Sämmtliche Werke I/9 (Tübingen 1808) besteht aus den ersten drei Teilen der Briefe, das Studium der Theologie betreffend (nach der zweiten Ausgabe 1785), der Band I/10 (ebd.) trägt den Titel Vom Studium der Theologie und dem Christlichen Predigtamt und enthält den vierten Teil der Briefe.

52
G. F. Plank Einleitung in die theologischen Wissenschaften, 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1794. 95. und der Auszug zu Vorlesungen 1806

Bei dem Auszug handelt es sich um Gottlieb Jakob Plancks (1751–1833) Grundriß der theologischen Encyklopädie zum Gebrauche bey seinen Vorlesungen (1813), der heute nicht mehr nur als bloßes Exzerpt der Einleitung – neben Nösselts Anweisung die zweite große neologische Enzyklopädie – betrachtet wird.

53
Schmidt Lehrbuch der theologischen Encyklopädie und Methodologie. Gießen 1810

Johann Ernst Christian Schmidts (1772–1831) Lehrbuch ist zwar angekündigt worden (vgl. Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung Nr. 31 [1810], 243), doch ist sein Erscheinen nicht nachweisbar. Ein Jahr später ist in demselben Gießener Verlag, der das Lehrbuch angekündigt hatte, jedoch Schmidts Theologische Encyclopädie. Für seine Vorlesungen (1811) herausgekommen.

54
Besondre 1359 Uebungen, die zu einzelnen1360 Theilen der Theologie gehören, werden bey1361 der Abhandlung dieser einzelnen1362 Wissenschaften gleich mitgenommen1363.
1.
Anm.Anmerkung 1402 1. Man nimmt zwar oft das Nöthigste aus diesen Wissenschaften in die Abhandlung der Theologie selbst auf, und daher möchte ihre vorläufige Kenntniß entbehrlich scheinen. Aber dadurch wird diese1403 Abhandlung unnöthig weitläufig gemacht, darüber wird1404 das Aufgenommene mehr berührt als ausgeführt, und meistens setzt man doch Kenntniß dieser Wissenschaften schon voraus.1405 Kenntniß und Uebung in diesen ist wenigstens eine treffliche1406 Vorbereitung auf das Studium der Theologie.
2.
Anm.Anmerkung 1407 2. Der thörichte Gedanke: 108weil die Theologie die würdigste Wissenschaft sey1408, müsse man sie allein und zuerst treiben, verdient kaum berührt zu werden. Eben weil sie die würdigste Beschäftigung [55] ist, und weil sie unmöglich ohne viele andre1409 Hülfsmittel gründlich getrieben werden kan1410, sollte man sich ihr sehr wohl zubereitet nähern.
3.
Anm.Anmerkung 1411 3. Es würde unnöthig seyn, von der zweyten zweiten Art dieser Wissenschaften, die zur Vorbereitung auf das theologische Studium dienen, ausführlicher zu reden. Denn der Inhalt, Zweck und Nutzen einer Anleitung zu diesem Studium und einer theologischen Encyklopädie, ist schon oben §. 41 41. f.folgend angegeben. Die folgende Abhandlung schränkt sich daher auf Philologie, Philosophie, Geschichte und schöne Wissenschaften ein, die in vier besondern Abschnitten, dem hiesigen ZweckZwecke gemäß, dargestellt sind.1412
58
weil die Theologie die würdigste Wissenschaft sey, müsse man sie allein und zuerst treiben

Die Vorstellung des Primats der Theologie geht auf Aristoteles' Metaphysik zurück (vgl. Aristot. metaph. E 1026a) und findet sich besonders prägnant in der Petrus Damiani (um 1006–1072) zugeschriebenen Formel philosophia ancilla theologiae.

59
De la maniere d'enseigner et d'étudier les belles-lettres par Mons. Rollin, wieder gedruckt à Halle 1752 in vier Bänden

Der Autor ist Charles Rollin (1661–1741), die vier Bände sind 1751/1752 erschienen.

60
Krug Versuch einer systematischen Encyklopädie der Wissenschaften. 2 Theile. Wittenberg und Leipzig 1796

Die ersten beiden dieses aus insgesamt drei Teilen (1796–1819) bestehenden Werkes sind 1796/1797 erschienen, der dritte Band zerfällt in zehn Hefte (1812–1819). Der vollständige Name des Autors lautet Wilhelm Traugott Krug (1770–1842).

61
C. C. F. Schmidt allgemeine Encyklopädie und Methodologie der Wissenschaften, Jena 1811

Carl Christian Erhard Schmids (1761–1812) Allgemeine Encyklopädie ist bereits 1810 in Jena erschienen.

62
Man weiß, daß Philologie und Grammatik bey1453 den Alten für Litteratur1454 galt, d. i.das ist d. i., alle Sprach- und historische, selbst philosophische Kenntnisse in sich faßte, die man zur Erklärung alter Schriftsteller bauchte1455; daß man sie nachher auf Kenntniß und Gebrauch der Sprachen einschränkte; daß endlich Philosophie und Rhetorik,1457 oder, wenn man will, auch die 113Aesthetik der Neuern, mit1458 ihr theilte1459. (S.)Siehe unter Andernandern 1460 114 Quinctilianus de instit. oratoria im ersten und zweyten1462 Buch. Nach der neuern Absonderung1463 dieser Wissenenschaften1464 hat man der [58] Philosophie,1465 die Untersuchung der allgemeinen Natur der Sprache,1466 und des, wenigstens deutlichen,1467 Vortrags; der RhetorikRhetorik,1468 und noch mehr der Aesthetik, den Unterricht über den sinnlichen Vortrag, und, sofern es dabey1469 auf Sprache ankommt, über den edlern oder auserlesenern1470 Ausdruck, vorbehalten; der Philologie aber besondre1471 Sprachen, und mehr das Mechani[50]sche derselben, überlaßen1472. So weit also jene Wissenschaften mit Sprache zu thun haben, theilt ihnen die Philologie ihre [53] Produkte1473 mit, und erhält hinwiederum1474 nicht nur an den Sachen, die in jenen Wissenschaften erfunden werden, neuen Stoff zum Ausdruck, sondern auch die Kunst,1475 ihre eigne1476 Produkte1477 zu veredlen,1478 und von dem Mechanischen der Sprachen Rechenschaft zu geben, oder es in vernünftige und allgemeine Principien aufzulösen.
63
Aesthetik der Neuern

Gemeint ist v.a. Alexander Gottlieb Baumgarten (vgl. I § 177).

64
Quinctilianus de instit. oratoria im ersten und zweyten Buch

Im ersten und zweiten Buch seiner Institutio oratoria behandelt Quintilian die Grundlagen des Rhetorikunterrichts, d.h. das Verhältnis der Rhetorik zu angrenzenden Disziplinen (v.a. zur Grammatik), und inwieweit diese als Voraussetzung für den Rhetorikunterricht anzusehen sind.

65
*) Man weiß, wie sehr über die Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen, namentlich der alten, und der ganzen alten Literatur, wenigstens der frühzeitigen und allgemeinen Beschäftigung damit auf Schulen, noch 116neuerlich, seit den lebhaften Versuchen, eine gänzliche pädagogische Revolution hervor zu bringen1493, gestritten worden ist. Das, theils Scheinbarste, theils Wichtigste, wider diese Nothwendigkeit ist in den 117 beyden1494 Trappischen Aufsätzen: über1495 das Studium der alten classischen Schriftsteller und ihre Sprachen,1496 und: über1497 den Unterricht in Sprachen,1498 zusammengefaßt, wovon jene in der Allgemeinen Revi [54] sion des gesammten Schul- und Erziehungswesens, von einer Gesellschaft praktischer Erzieher, herausgegeben von J. H. Campe, im 7ten Theil (S.)Seite 309 (f.)folgend steht, und diese den 11ten Theil des gedachten Werks einnimmt. So sehr der Streit hiedurch1499 und durch1500 die der erstern Abhandlung beygefügten1501 Anmerkungen einiger gelehrten Männer sowohl, als durch die treflichen1502 118 Rehbergschen Aufsätze in der Berlinischen Monatsschrift, im Februar 17881503 (S.)Seite 105 (f.)folgend, im März (S.)Seite 253 (f.)folgend und im Januar 17891504 (S.)Seite 20 f.folgend 1505 der unpartheyischen1506 Entscheidung näher gebracht ist; so sehr ich auch von dem Nutzen und der Nothwendigkeit einer Läuterung oder wenigstens Darlegung beyderseitiger1507 Urtheile und ihrer Gründe überzeugt bin: so erlauben doch die Grän[60]zen dieses Buchs schlechterdings diese nicht. Ich hoffe, daß durch die folgenden kurzen Bemerkungen, und durch die, welche weiter unten §. 106 1508 (f.)folgend vorkommen, vielen Mißverständnissen und Einwürfen schon ehedem vorgebaut1509 und mancher Gesichtspunct1510 angewiesen sey1511, der bey1512 Beurtheilung dieses Streits nicht sollte übersehen werden; auch scheinen sie mir mit den erst in dieser Ausgabe hinzugefügten hinreichend, nachtheilige Eindrücke zu verhüten oder zu schwächen, die durch jene Bestreitung könnten veranlaßt werden, wenn anders ein Leser unbefangen urtheilen kan1513, und sich Mühe geben will, den oft bloß gegebnen1514 Winken weiter nachzudenken. Ganz habe ich mich indessen auf jene Abhandlungen weder einlassen können noch dürfen, da sie in pädagogischer Hinsicht geschrieben sind, dieses Buch hingegen nur die Bildung angehender Theologen betrift1515. Nur über die Streitfrage, so fern1516 sie hieher gehört, sey folgendes, vornemlich1517 in Rücksicht auf jene Aufsätze, hinzugefügt. Wer die Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen behauptet, redet ja 1) nicht bloß oder hauptsächlich von Sprachregeln oder überhaupt vom Bau der Sprachen; noch weniger giebt er das Studium dieses Sprachenbaues für wichti[55]ger aus als den Sprachgebrauch Sprachgebrauch 1518. 2) Eben so wenig sondert er bey1519 dem Sprachgebrauch Worte und ihren Sinn, (d. i.)das ist die mit den Worten verknüpften Begriffe, oder, wie es Andre ausdrucken, den Körper und den Geist der Sprache, so, daß1520 er die bloße Beschäftigung mit Worten empfehlen wollte1521, und die Kenntniß der bloßen Worte für wichtiger ausge[61]ben, als die Kenntniß der damit verbundenen Ideen 1522. 3) Er schließt nicht einmal die Kenntniß der Sachen aus, so ferne1523 ohne sie kein Begrif statt findet1524, und so ferne1525 eine Schrift, durch deren Lesung er hauptsächlich die Sprache gelernt wissen will, ohne sie gar nicht verstanden werden kan1526. Er billigt 4) indem er das Sprachenstudium vertheidigt, keinesweges verkehrte Methoden,1527 sie zu studieren, deren üble Folgen ohne Ungerechtigkeit nicht dem Sprachenstudium selbst können1528 zur Last gelegt werden 1529. Wer ihm also irgend etwas von dem bisher erwähnten1530 Schuld giebt, läßt ihm nicht Gerechtigkeit wiederfahren1531, und ficht entweder mit einem bloßen Schatten, oder glaubt fälschlich1532 den Werth des Studiums der Sprachen vernichtet zu haben, indem er bloß Mißbräuche bey1533 diesem Studium gerügt hat. Endlich 5) wer dieses Studium empfiehlt, will damit nicht gleich das Studieren der Sprachen1534, oder gar das Studieren der Alten,1535 allgemein, in alle, selbst die niedrigsten, Schulen eingeführt, oder in Schulen vollendet, oder eigentliche Kinder mit den feinern Theilen und Veränderungen der Sprachen beschäftigt wissen. Sondern 6)1536 darin stimmen wohl1537 alle wahre Kenner des wahren Werthes der Sprachen überein:1538 daß 1) die fleißige und frühzeitige Beschäftigung mit Sprachen, in dem Umfang, wie sie §. 55 1539 erklärt wurde, 2) allen 1540, die nach einer feinern1541 Geistesbildung streben, oder dazu bereitet werden sollen, sehr nützlich, und besonders denen, die sich den Wissenschaften, namentlich der Theologie, widmen wollen, unentbehrlich sey. –1542 Wenn damit anzu[62]fangen sey1543? wie weit? und wie sie zu [56] diesem Zweck zu treiben sey?1544 läßt sich nicht im Allgemeinen beantworten. Das Nöthige, in Absicht auf die, welchen dieses Buch bestimmt ist, wird unten in diesem Abschnitt angegeben werden. 1545
66
neuerlich, seit den lebhaften Versuchen, eine gänzliche pädagogische Revolution hervor zu bringen

Vgl. I § 106.

67
beyden Trappischen Aufsätzen: über das Studium […] den 11ten Theil des gedachten Werks

Der in der Allgemeine[n] Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens 7 (1787), 309–553 abgedruckte Aufsatz von Ernst Christian Trapp (1745–1818) trägt den Titel Ueber das Studium der alten classischen Schriftsteller und ihre Sprachen, in pädagogischer Hinsicht; zum elften Band der Allgemeine[n] Revision vgl. I § 33 c.

68
Rehbergschen Aufsätze in der Berlinischen Monatsschrift, im Februar 1788 S. 105 f., im März S. 253 f. und im Januar 1789 S. 20 f.

Gemeint sind August Wilhelm Rehbergs (1757–1836) in zwei Teilen abgedruckter Aufsatz Sollen die alten Sprachen dem allgemeinen Unterricht der Jugend in den höhern Ständen zum Grunde gelegt, oder den eigentlichen Gelehrten allein überlassen werden?, in: Berlinische Monatsschrift 11 (1788), 105–131 bzw. 253–275 sowie dessen Verfolg der Untersuchung über die Allgemeinheit des Unterrichts in den alten Sprachen, in: aaO 13 (1789), 20–56 (vgl. I § 64).

69
Heynens Vorrede zu Hermans Mythologie

Gemeint ist Christian Gottlob Heynes Vorrede zu dem dreibändigen Handbuch der Mythologie (1787–1795) seines sonst nicht weiter hervorgetretenen Schülers Martin Gottfried Herrmann (1754–1822) (vgl. I § 141).

70
J. M. Geßner verm. kleine Schulschriften, S. 356 f.

Hier handelt es sich um Johann Matthias Gesners Kleine Deutsche Schriften (1756). In den Bedenken wie ein Gymnasium in einer Fürstlichen Residenzstatt einzurichten (aaO 352–372) wird die Jugend in drei Gruppen eingeteilt, die zunächst gleich unterrichtet werden sollen. Während dieser Zeit spielt die lateinische Sprache nur eine untergeordnete Rolle (vgl. aaO 356–359).

71
Niethammers Streit des Humanismus und Philanthropismus. Jena, 1808

Der genaue Titel von Friedrich Immanuel Niethammers (1766–1848) Schrift lautet Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit.

1.
Anm.Anmerkung 1618 1. Zur Ueberzeugung von der Wahrheit des Meisten, was hier und im Folgenden gesagt ist, auch von andern Vortheilen der Sprache, dienen vorzüglich:
  • [54] 124De l'influence des opinions sur le langage et du langage sur les opinions, par Mr.1619 Michaelis, à Breme 1762 in1620 8.
  • Neues Organon durch J. H. Lambert, Leipzig 1764 1621 in 2 Bänden in1622 (gr.)groß 8.1623 Band 2. (S.)Seite 8 (fgg.)folgende
  • [66] 125 Joh. George Sulzers vermischte philosophische Schriften, Leipzig 1773 in1624 (gr.)groß 8. Theil 1. (S.)Seite 166 (fgg.)folgende
  • Jerusalem,1629 oder über religiöse Macht und Judenthum, von Moses Mendelssohn, Berlin 1783.textgrid:251kd 8. Abschnitt 2. (S.)Seite 64 (f.)folgend
2.
Anm.Anmerkung 2 *).1630 Ein Beyspiel1631 zur Erläuterung der dritten Bemerkung in diesem §. kan1632 die Herleitung der sämtlichen1633 moralischen Eigenschaften Gottes aus dem Begriff1634 seiner Güte, vermittelst der Begriffe des boni physici und moralis abgeben; so wie von der letzten Bemerkung **),1635 die auch in der Theologie eingeführte Schulsprache, (z. B.)zum Beispiel in der Lehre von dem Willen Gottes und der Mitwirkung Gottes bey1636 der Sünde. Die Schriften des Thukydides Thukydides Thucydides , 1637 128 Cicero, 129 Tacitus, des 130Apostels Paulus , – der mehrere vielkörnige (prägnante) Wörter und Redensarten hat, z. B.zum Beispiel 1639
Phil. 1,
7. χάρις (für Leiden, die eine Wohlthat sind, verglichen1640 mit
(V.)Vers 29.1641
und Kap.Kapitel 4, 1414. ); ἄδικοι 1 Kor. 6, 11. (Richter, die keine Christen, und daher gegen diese gewöhnlich ungerecht sind); ἑτεροζυγεῖν ἀπίστοις 2 Kor. 6, 1414. (sich Unchristen gleichstellen, aber mit Anspielung auf 3 Mos. 19, 19. und Einschluß des darin liegenden Grundes der ganz verschiedenen Denkart oder Gesinnung eines Christen und eines Profanen); wie dergleichen Redensarten1642
Phil. 1,
21: „wenn ich leben bleibe, so fällt der Gewinn für Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christi Lehre. Lehre; sterbe ich, so fällt er für mich aus,“ verglichen mit V.Vers 22 bis 24 ; auch1646
2 Kor. 3, 6 (fgg.)folgende
(Kap.)Kapitel 4, 12.1648
(u. a.)und andere1649 bieten mehr dergleichen1650 Exempel dar.
74
De l'influence des opinions sur le langage et du langage sur les opinions, par Mr. Michaelis, à Breme 1762

Hier handelt es sich um eine Übersetzung von Johann David Michaelis' Preisschrift Beantwortung der Frage von dem Einfluß der Meinungen in die Sprache und der Sprache in die Meinungen; welche den, von der Königlichen Academie der Wissenschaften für das Jahr 1759, gesetzten Preis erhalten hat (1760).

75
Joh. George Sulzers vermischte philosophische Schriften, Leipzig 1773 in gr. 8. Theil 1. S. 166 fgg.

Johann Georg Sulzers (1720–1779) Vermischte philosophische Schriften bestehen aus zwei Bänden (1773/1781). Verwiesen wird auf die im ersten Band befindlichen Anmerkungen über den gegenseitigen Einfluß der Vernunft in die Sprache, und der Sprache in die Vernunft (aaO 166–198).

76
Gedanken von dem Nutzen richtig getriebner Philologie […] Berlin 1784 in gr. 8. Band 2. Stück 1. S. 113 f.

Der hier angeführte Wiederabdruck von Gottfried Benedikt Funks (1734–1814) in fünf Programmen vorgetragenen Gedanken von dem Nutzen richtig getriebener Philologie in den Schulen (1774–1777) findet sich in Berlinsches Magazin der Wissenschaften und Künste 2 (1784), 113–145. Funk und seine Gedanken wurden von Autoritäten wie Friedrich August Wolf hoch geschätzt.

77
Thukydides

Der aus Athen stammende Historiker Thukydides (geb. ca. 460 v. Chr.) ist der Verfasser einer acht Bücher umfassenden, im Jahr 411 v. Chr. abbrechenden Geschichte des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.), an dem er selbst bis zu seiner Verbannung als Stratege teilgenommen hat. Auch wenn Thukydides in der Antike nicht so breit rezipiert wurde wie Herodot, blieb er durch die Jahrhunderte immer präsent und erlebte seit der Renaissance einen beachtenswerten Aufschwung (Thukydidismus).

78
Cicero

Der Politiker, Redner und Schriftsteller Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.) zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der römischen Antike, von keinem nicht-christlichen lateinischen Autor ist mehr überliefert. Eine besondere Bedeutung besteht darin, dass seine Sprache bereits in der Antike (besonders einflussreich von Quintilian) als stilbildend betrachtet (Ciceronianismus) und in dieser Eigenschaft auch von Nösselt hoch geschätzt wurde (vgl. Vorrede Hg. c X). Ciceros Werk wird gemeinhin in Reden, philosophische Schriften, rhetorische Schriften (vgl. I § 284) und Briefe untergliedert (vgl. die Einteilung in I § 146).

79
Tacitus

Das ab etwa 98 entstandene und v.a. auf Moralität abhebende Werk (Agricola, Germania, Dialogus de oratoribus, Historiae, Annales) des römischen Senators und Geschichtsschreibers (Publius) Cornelius Tacitus (ca. 55–120) wurde bereits in der Antike und nach seiner Wiederentdeckung in der Renaissance auch im 16. und 17. Jh. stark rezipiert (Tacitismus).

80
Apostels Paulus

Paulus von Tarsus (gest. um 64) zählt zu den mit Abstand bedeutendsten Gestalten des Christentums. Nach seiner Bekehrung (vgl. Apg 9,1–18) war er missionarisch tätig (Missionsreisen). Heute wird er vielfach als der eigentliche Gründer des Christentums betrachtet.

81
[68] Daher unter andern 1) die Ausdrücke, welche die Sachen, nicht nach Untersuchung ihrer wahren Natur und Ursachen, sondern nach den Vorstellungen der Sinne und der Einbildungskraft bezeichnen, wie die, welche natürliche Dinge, Eigenschaften und Handlungen Gottes, Geister und der[61]gleichen betreffen. 2) Die, welche so gar1661 leicht falsche Nebenbegriffe erregen, wohin sonderlich bildliche Ausdrücke gehören, vornemlich1662 solche, die Gott und göttliche Dinge durch ähnliche bezeichnen sollen, als der Mißverstand in den Ausdrücken: 132 Beleidigung und Versöhnung Gottes; Gott hat alles 1663 zu seiner Ehre erschaffen, Gottesdienst, Furcht Gottes (u. a.)und andere 3) Die vieldeutigen Ausdrücke, als νόμος, πνεῦμα, ὑιοὶ Θεοῦ, ἄγγελοι u. dgl.und dergleichen 1664
82
Beleidigung und Versöhnung Gottes

Angespielt ist auf die oft als zu juridisch kritisierte Satisfaktionslehre (vgl. II § 83) Anselms von Canterbury (ca. 1033–1109). In Cur Deus homo entfaltet Anselm die Vorstellung, der Mensch habe durch die Beleidigung der Ehre Gottes eine unendliche Sündenlast auf sich geladen, die er selbst nicht tilgen könne, da die Genugtuung entsprechend der Sündenlast ebenfalls unendlich sein müsse. Daher müsse Gott selbst im Gekreuzigten für Genugtuung sorgen. Dieses Verständnis hat sich unter dem Begriff stellvertretende Genugtuung sowohl in der katholischen als auch in der protestantischen Theologie weitgehend durchgesetzt. Die altprotestantische Orthodoxie entwickelte im Anschluss an Luther eine am Strafleiden Christi orientierte Satisfaktionslehre. Christus erbringt am Kreuz nicht alleine eine Ausgleichsleistung, sondern trägt stellvertretend die den Menschen zugedachte Strafe.

83
Beyspiele1671, wie viel Mißverstand hieraus entstehe, können 1) schon die unrichtigen, meist nach der Etymologie eingerichteten,1672 Uebersetzungen der Wörter ἐκλέξασθαι und ἐκλεκτοὶ Röm. 91673 und an[69]derwärts, ἀναξίως 1 Kor. 11, 271674 (welches mit μὴ διακρίνων τὸ σῶμα 134 τ. Κυρίου (V.)Vers 291675 und mit Matth. 3, 81676 hätte verglichen,1677 und nicht unwürdig, sondern unanständig oder ungebürlich ungebührlich sollen1678 gegeben werden 1680), σκανδαλίζειν 1681
1 Kor. 8.
Röm. 141682
(nicht:1683 jemand ärgern, welches ein Mißfallen, sondern: ihm Gelegenheit zur Versündigung geben, welches ein Wohlgefallen des andern1684 an unserm Betragen und eine Nachahmung desselben,1685 anzeigt), und der Redensarten der (heil.)heilig Schrift seyn,1686 die Gott zum Urheber des Bösen1687 [62] zu machen scheinen, welche durch die ähnlichen Ausdrücke
Apostelgesch. 13, 291688
und
(K.)Kapitel 1, 181689
mehr Licht erhalten. Noch mehr 2) die unbestimmten,1690 (d. i.)das ist solche Ausdrücke, deren Umfang nicht einleuchtend oder nicht angegeben ist, und welche daher in einer Sprache oft weiter oder eingeschränkter genommen werden,1691 als sie in der andern gebraucht sind. Zum Beyspiel1692 dienen1693 die Wörter θεοδίδακτοι Joh. 6, 451694 und θεόπνευστος 2 Tim. 3, 16, die nur zu oft auf unmittelbare Offenbarung und Einfluß eingeschränkt werden;1695 und ἀπιστία, welches,1696 ganz wider den Sprachgebrauch der heil.1697 Schrift,1698 auch auf die ausgedehnt wird, welche1699 keine Kenntniß von den geoffenbarten Lehren erlangt haben.
84
τ.

D.i. τοῦ.

85
136So drückt Person, als Suppositum intelligens erklärt, in der 1711 Lehre von der Trinität, und Natur, dem Erlöser der Menschen beygelegt1712, einen ganz andern Begriff1713 aus, als Person im gemeinen Leben und Natur in der Metaphysik. – So schließt Zurechnung, wie es Paulus Röm. 51714 braucht, weder den Begriff1715 vom Urheber einer freyen1716 Handlung,1717 noch einmal1718 den Begriff1719 von Strafe in sich, welches beydes1720 sonst an dem Worte hängt; und φυσις 1721
Ephes. 2, 31722
hat einen ganz andern Sinn, als wenn man in der Theologie Natur und Gnade [58] einander entgegengesetzt1723. – Selbst diese zwey Beyspiele1724 und die bekannten 137Arianischen, Nestorianischen und Monophysitischen Streitigkeiten über [71] die Wörter ὁμοoύσιος, Θεοτόκος und φῦσις 1725 können eine Erläuterung der zweyten1726 Hälfte des §. abgeben.
86
So drückt Person, als Suppositum intelligens erklärt, in der Lehre von der Trinität, und Natur, dem Erlöser der Menschen beygelegt […] in der Metaphysik

Zum trinitätstheologischen bzw. christologischen Hintergrund vgl. II § 83. Die schon in der Scholastik gebräuchliche Definition der trinitarischen Person als suppositum intellegens findet sich etwa bei Hollaz, Buddeus und Siegmund Jacob Baumgarten.

87
Arianischen, Nestorianischen und Monophysitischen Streitigkeiten über die Wörter ὁμοούσιος, Θεοτόκος und φῦσις

Aufgezählt sind die großen christologischen Auseinandersetzungen der Alten Kirche (vgl. auch II § 83). Der auf Arius von Alexandrien (gest. ca. 336) zurückgehende Arianismus lehrte, dass Vater und Sohn nicht wesensgleich (ὁμοούσιος), sondern nur wesensähnlich (ὁμοιούσιος) seien, und kann als radikaler Subordinatianismus verstanden werden. Diese Auffassung wurde auf dem Konzil von Nicäa 325 zugunsten der Zwei-Naturen-Lehre verworfen, zudem wurde hier die von Arius abgelehnte Lehre von der Präexistenz Christi bestätigt, nach der der Sohn vom Vater gezeugt und nicht geschaffen ist. Beigelegt wurde der arianische Streit jedoch erst auf dem Konzil von Konstantinopel 381. Der nach Nestorius von Konstantinopel (gest. ca. 451) benannte Nestorianismus vertrat zwar eine Zwei-Naturen-Lehre, lehrte jedoch, dass die göttliche und die menschliche Natur in Jesus Christus geteilt und unvermischt seien. Daher könne Maria zwar als Christusgebärerin, nicht aber als Gottesgebärerin (Θεοτόκος) bezeichnet werden (vgl. II § 114). Diese Position wurde auf dem Konzil von Ephesus (431) verworfen. Der Monophysitismus vertrat schließlich eine Christologie, nach der der inkarnierte Christus nur eine einzige, nämlich göttliche Natur (φύσις) besitzt (vgl. II § 113), und stand damit der bereits in Nicäa bestätigten Zwei-Naturen-Lehre entgegen. Auf dem Konzil von Chalcedon (451) wurden die Positionen der Monophysiten, aber auch die der Arianer und Nestorianer verworfen und eine Zwei-Naturen-Lehre, nach der göttliche und menschliche Natur Christi (wahrer Mensch und wahrer Gott) unvermischt und ungetrennt nebeneinander stehen, angenommen.

1.
Anmerk.Anmerkung 1744 1. Es ergiebt sich zugleich aus allem bisher gesagten1745: 1) daß das Studium der Sprachen schon an sich, als Sprachenstudium, auch abgesehen (nicht von den damit verknüpften Begriffen, sondern) von den Sachen, die man durch Hülfe der Sprachen, als Zeichen von Vorstellungen, lernt, einen unglaublichen Nutzen habe. 2) Daß – vorausgesetzt: man treibt es mit jungen Leuten zu [72] den vorhin angegebnen1746 Absichten, und lenkt immer darauf ihre Aufmerksamkeit – es die beste Vorbereitung zur Bildung des Geistes für künftige Gelehrte, und überhaupt für solche sey1747, die sich einmal vorzüglich mit Geistesarbeiten beschäftigen sollen. ( (Vergl.)Vergleiche 141 Rehberg in der Berlinischen Monatsschrift 1788, Februar, (S.)Seite 125 (f.)folgend und 1789, Januar, (S.)Seite 53 (f.)folgend 1748) Dadurch wird das Gedächtniß geübt, gerade zu der Zeit, wo es die meiste Empfänglichkeit für aufgefaßte Eindrücke hat, und wo diese Gedächtnißübungen noch nicht durch die reitzendern Uebungen des bloßen Verstandes verdrängt oder verleidet sind. Es wird zugleich frühzeitig auf unsinnliche Dinge und solche Zeichen gerichtet, welche die Dinge nicht sinnlich darstellen, wodurch verhindert wird, daß man sich in frühern1749 Jahren nicht zu sehr an das gewöhne, was bloß vor die Sinne gebracht werden kan1750. Durch die Bereicherung des Gedächtnisses bekommt man früh einen ansehnlichen Reichthum von Ideen, ohne welchem1751 Stoff zum Denken, Genie und Verstand nichts vermag,1752 und eben der Reichthum von Wörtern befestigt die Ideen und setzt den jungen Geist in den Stand, die dadurch ausgedruckten Begriffe zu behalten, sie sich geläufig zu machen, und Andern wieder mitzutheilen. Seiner natürlichen Flüchtigkeit wird dadurch gesteuret1753, daß bey1754 dem Sprachstudium die Aufmerksamkeit auch mit auf Kleinig[65]keiten gelenkt, und die Seele gewöhnet1755 wird, diese überall mit in Anschlag nehmen zu lernen, und sich nicht bloß mit dem Auffallenden oder sich leicht Darstellenden zu begnügen. Ich wiederhole [73] hier die übrigen Vortheile nicht, die das Sprachenstudium gewähren kan1756, welche sich bey1757 einer noch unverstimmten und feinerer Eindrücke empfänglichern1758 jugendlichen Seele wohl eher,1759 als bey1760 andern möchten erreichen laßen1761.
2.
Anmerk.Anmerkung 1762 2. *) Wer jene Vortheile von dem Studium der Sprachen recht beziehen will, muß wenigstens zwey1763 oder drey1764 Sprachen eigentlich studieren,1765 und mit einander vergleichen lernen, solche Sprachen, die, wegen ihres gemeinschaftlichen Ursprungs oder Abstammung von einander, kurz, wegen ihrer Verwandtschaft, viel Eigenes gemein haben, wie die griechische und lateinische, und wieder andre1766, die ganz in ihrer Bildungsart verschieden sind, wie jene und die morgenländischen Sprachen. Mag es seyn, daß Dinge, die sich überall auf einerley1767 Art den Sinnen zeigen, oder daß reine Verstandesbegriffe, von allen Menschen und Nationen überhaupt auf einerley1768 Art empfunden oder gedacht, also auch durch Wörter, die dem Ton oder der Schrift nach ganz verschieden sind, doch so ausgedruckt werden, daß alle, die das Wort verstehen, sich eben dieselbe Sache dabey1769 vorstellen: so gerathen doch manche Nationen oder einzelne aufmerksame, schnell oder fein empfindende oder1770 denkende Köpfe unter ihnen,1771 auf Vieles, woran andere1772 gar nicht denken. Seltenere1773, oder unter verschiedenen Gestalten an verschiednen1774 Orten oder in verschiednen1775 Köpfen erschienene oder gedachte Gegenstände,1776 erwecken bey1777 Verschiedenen auch sehr verschiedene Begriffe. Und selbst gemeine oder all[74]tägliche Gegenstände bekommen in veschiednen1778 Köpfen durch die verschiednen1779 Umstände, unter welchen sie sich ihnen darstellen, und durch die verschiedene besondere Vorstellungskraft oder Art, Dinge zu bezeichnen, gleichsam eine ganz eigenthümliche Farbe, werden mit mehrern1780 oder [66] wenigern1781 Nebenbegriffen, mit feinern1782 Bestimmungen, sinnlicher oder unsinnlicher gedacht, zumal je nachdem sich die Einbildungskraft mehr oder weniger einmischt, und der Reichthum von Begriffen größer oder geringer ist. Hieraus ist offenbar, daß durch das Studium mehrerer Sprachen, und selbst origineller Schriftsteller, ganz neue Ideen erzeugt werden, oder doch schon bekannte Begriffe unter ganz neue1783 Gestalten erscheinen können, worauf wir erst durch die fremde Sprache sind aufmerksam gemacht worden; und je mehr dies1784, was Einer Sprache eigen ist, in die andere übergetragen wird, und durch unsere Art zu denken und uns auszudrucken1785 wieder eine etwas veränderte Gestalt bekommt: je1786 mehr muß der Reichthum, und zum Theil die Bestimmtheit und Fruchtbarkeit, unsrer1787 Begriffe und Gedanken zunehmen. Es kan1788 also dieses Studium eine vortrefliche1789 Uebung dem Verstande gewähren, der dadurch geschmeidiger, und für Vieles empfänglicher wird;1790 ein Gewinn, der schwerlich durch etwas Anderes erlangt werden kan1791, und augenscheinlich beweiset, wie vortheilhaft das Sprachenstudium schon an sich sey1792. – 142Was in der oben bey1793 §. 56. angeführten allgemeinen Revision (etc.)et cetera Theil 7. (S.)Seite 420 (f.)folgend und Theil 11. (S.)Seite 224 (f.)folgend dagegen gesagt ist, beruhet theils darauf, daß immer Stu[75]dium der Sprache als ganz abgesondert von der Erlernung der dadurch mitgetheilten Begriffe von Sachen angenommen wird, theils auf dem Wahn, als wenn sich Sprachkenntnisse nicht ließen1794 unterhaltend machen 1795, theils auf einer anderen Einbildung, als wenn Kinder alles1796 unerträglich fänden, und nicht leicht fassen könnten, was ihnen Zeichen darstellt, ohne zugleich die Sache selbst darzustellen, wovon doch Musik und Mathematik 1797 das Gegentheil beweiset.
3.
Anmerk.Anmerkung 1798 3. Daß übrigens ein solches Sprachenstudium nichts weniger als bloßes Geschäfte1799 des Gedächtnisses, daß [67] es sehr schwer sey1800, und keine gemeine Fähigkeiten und Uebungen, besonders eine sorgfältige Aufmerksamkeit selbst auf Kleinigkeiten, ein feines Gefühl, Geduld und anhaltenden Fleiß,1801 erfordere, also auch sein großer Nutzen, Leuten, die bloß auf sinnliche und unmittelbare Vortheile ausgehen, und den Werth der Geistesnahrung wenig oder gar nicht zu schätzen wissen, nicht einleuchtend könne1802 gemacht werden 1803, bedarf wohl kaum einer Erinnerung.
91
Rehberg in der Berlinischen Monatsschrift 1788, Februar, S. 125 f. und 1789, Januar, S. 53 f.

Vgl. I § 56.

92
Was in der oben bey §. 56. angeführten allgemeinen Revision etc. Theil 7. S. 420 f. und Theil 11. S. 224 f. dagegen gesagt ist

Vgl. I § 56.

93
Kann doch die Fülle der Empfindungen, der Reichthum der Ideen selbst schaffend und bildend auf die Sprache wirken und das Herz auch ohne Antheil der Kunst beredt machen. Aber daß gleichwohl oft Menschen von einem reichen Gemüth, was in ihnen ist gar nicht, oder nur höchst unbeholfen und verworren von sich geben können, hat doch eben seinen Grund in der Dürftigkeit ihrer Sprachkenntniß. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
94
(Anmerk.)Anmerkung *) Wenn die patriotischen Römer darüber klagen, daß Alles gräcisire, daß eine gewisse Gräcomanie selbst in der Sprache, das Nationale verdränge, so dachten sie dabei gewiß auch auf den Einfluß der Sprache, auf die Begriffe und auf die Sitten. Und wer mag läugnen, daß wir uns lange Zeit in den demselben Fall mit der französischen Sprache befunden haben? Indem das moralisch Schlechte mit schönklingenden Namen in jener Sprache bezeichnet ward ( (z. B.)zum Beispiel Falschheit savoir faire, Unzucht galanterie genannt wurde), verlor es zugleich bei Vielen seine Verächtlichkeit. Dieß haben mehrere kräftige Schriftsteller unserer Zeit ausführlich erörtert und klar gemacht. Wenn sie nur nicht in das Extrem gefallen wären, die Sprache selbst zu verachten und zu hassen, die ja an sich ihren Mißbrauch nicht verschuldet hat. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
1.
Man wird hoffentlich nicht vergessen, daß hier eigentlich1917 von der besten Art1918 Sprachen zu lernen1919 nicht für Kinder, son[73]dern für Erwachsene, nicht zur Bildung künftiger Schwätzer, sondern künftiger Gelehrten, die Rede sey1920, sonderlich auf den Fall, wenn letztere vor sich1921 Sprachen 1922 lernen wollen. Bey1923 solchen kann man ohnehin schon theils die Kenntniß der nothwendigsten Begriffe von Sprachen und Bekanntschaft mit Behandlung einer Sprache, theils eigenen Trieb und Lust zum Sprachstudium,1924 voraussetzen; und dadurch fallen die Schwierigkeiten noch mehr weg, die man dem hier gesagten entgegen stellen1925 möchte.
1.
97
Ueber die Frage, ob der Sprachunterricht von der Sprachlehre ausgehen müsse, vergleiche man, was darüber in 148 Niemeyer's Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts, 2ter (Th.)Theil (S.)Seite 86 gesagt ist, nebst den daselbst angeführten Schriften und Urtheilen älterer und neuerer Philologen.
98
Niemeyer's Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts, 2ter Th. S. 86

Niemeyers Grundsätze sind bereits zuvor nach der sechsten Auflage (1810) angeführt worden (vgl. I § 64 c). Hier ist jedoch § 86 im siebenten Kapitel des dritten, die Didaktik beinhaltenden Hauptabschnitts des zweiten Teils gemeint. Das siebente Kapitel (vgl. aaO 496–547) behandelt den fremdsprachlichen Unterricht, der betreffende Paragraph trägt den Titel Erlernen der Sprachen entweder durch Gebrauch oder nach Regeln (vgl. aaO 499–502).

1.
*) S.Siehe die1961 Gedanken vom Vocabellernen - -1962 von Martin Ehlers, Altona 1770 in1963 8.
1.
[84] Anm.Anmerkung 1972 1. Ob man gleich gute Schriften auch, und meistens mehr, wegen der Sachen lieset:1973 so gehören doch Vorschläge, wie man sie in Rücksicht auf die Sachen zu lesen habe, entweder1974 mehr in eine Anweisung zur nützlichen Lectüre1975 überhaupt,1976 oder in [67] den Unterricht,1977 wie Bücher zu benutzen sind, die besondre1978 Wissenschaften betreffen.
2.
Anm.Anmerkung 1979 2. Gutgeschriebene Bücher sind hier,1980 im weitern1981 Verstande genommen, nicht bloß schöngeschriebene, sondern eben sowohl solche, die mit Klarheit und Bestimmtheit in der Sache1982 abgefaßt sind. In dieser Rücksicht kan1983 selbst das trockenste Buch classisch1984 seyn.
1.
Anm.Anmerkung 2012 1. Philologische Kritik müßte sich eigentlich nur auf Sprache erstrecken, also nur beurtheilen, ob der Ausdruck in der Sprache, in dem Schriftsteller, in der Schrift und in der Stelle derselben, wovon die Frage ist, ächt sey?2013 müßte dann auch die Regeln begreifen, wonach dieses alles zu bestimmen wäre. Und wer2014 den Namen eines philosophischen Kritikers verdienen sollte, müßte nicht nur diese Regeln kennen, sondern auch die Kenntniß der Sprache, wovon die Frage wäre, die Geschichte ihrer von Zeit zu Zeit erfolgten Veränderungen, und des Schriftstellers, nebst der gehörigen Fertigkeit besitzen, diese sämtlichen2015 Kenntnisse auf einen vorliegenden Fall richtig anzuwenden, folglich auch zu entdecken, ob der Ausdruck in einer Stelle von Abschreibern oder angeblichen Verbesserern verdorben, und wie er wieder herzustellen sey2016? Hingegen, ob eine Schrift selbst [86] ächt sey2017, die dem ver[77]meinten Verfasser2018 oder der Zeit, worein man sie setzt, in der That zukomme? dies2019 zu entscheiden, gehörte2020 vor dem2021 Richterstuhl der historischen, oder, wenn man will, literarischen Kritik 2022. Allein, weil man diese letztere Frage, wenn eigentliche entscheidende Zeugnisse abgehen, oder zweifelhaft sind, nach innern Umständen einer2023 Schrift 2024 beurtheilen muß, und zu diesen Umständen2025 auch die Sprache gehört, die oft den Verfasser oder die Zeit verräth: so rechnet man diese Kritik über eine Schrift ebenfalls mit zum Gebiete der philologischen Kritik.
2.
Anm.Anmerkung 2026 2. Man sieht hieraus:2027 daß, weil sich dieser letztre2028 Theil der philologischen Kritik auf den erstern2029 gründet, Niemand2030 recht über die Aechtheit jener2031 Schrift urtheilen könne, wer der Kritik des Ausdrucks, oder der eigentlichen Sprachkritik, nicht mächtig ist.
3.
Anm.Anmerkung 2032 3. Manche nennen die Kritik der Schriften,2033 den allgemeinen, und die Kritik ihres Textes,2034 den besondern 2035 Theil der philologischen Kritik, jene auch die höhere, diese die niedere, oder gar die Wort-Kritik. – Bey2036 jener Abtheilung und ihrer Erklärung aber vergisset2037 man die Kritik der Sprache überhaupt, die ich im Anfang der ersten Anmerkung erwähnte, ohne welche man weder von Aechtheit2038 der Schriften noch ihres Textes urtheilen kan2039. – Die Kritik des Textes ist auch keine bloße Kritik der Worte; denn es können ja eben sowohl unrichtige Sachen,2040 als Worte,2041 verrathen, daß der Text verfälscht sey2042. – Und den Unterschied [87] der niedern 2043 und höhern 2044 Kritik scheinen wieder Andere für einerley2045 mit dem bloß relativen Unterschiede der gemeinen nndund 2046 feinern 2047 Kritik zu nehmen, sie mag Aechtheit2048 der Schriften, oder ihres Textes, oder der Sprache überhaupt,2049 betreffen. Wenn man die Aechtheit2050 nach vorliegenden, zumahl sehr bekannten oder leicht erkennbaren,2051 Umständen, (z. B.)zum Beispiel bey2052 einer Schrift nur nach Zeugnissen gleichzeitiger [78] Schriftsteller, auffallenden historischen oder Sprach-FehlerSprach-Fehlern2053, Spuren des Fehlers oder Mißverstandes in den Zügen oder Abtheilungen der Wörter, ParallellstellenParallellstellen u. d. gl.und dergleichen 2054 zu entdecken vermöchte:2055 so würde dies2056 gemeinere Kritik seyn; feinere aber, wo Spuren des Unächten2057 verborgen liegen, und das Aechte2058 oder Unächte2059 nur durch sehr feine Beobachtung und eine Zusammenstellung mannigfaltiger kleinen2060 Umstände entdeckt werden könnte. So möchte diese feinere Kritik mit sogenannter Conjecturalkritik, wenn sie nicht bloß räth und willkürlich verfährt2061, ziemlich einerley2062 seyn.
105
So muß die Frage: ob eine angebliche Stelle oder Ausdruck einer Schrift von dem Verfasser der Schrift herrühre, zwar oft, wenigstens mit, nach philosophischen Gründen, verglichen mit dem, was uns sonst von des Verfassers Denkungsart, Gesinnung und Geschmack bekannt ist, entschieden werden, aber hauptsächlich nach seiner uns bekannten Sprache. Und eben so muß die Frage: ob eine Schrift die seinige ist, zwar auch nach Nachrichten, also nach historischer Kritik, bestimmt werden; aber, da ihn selbst die Sprache verräth, so kömmt [in] so fern die Entscheidung auch der Philologie zu. Dies ist die Ursach, warum man die in Anfang des §. erwehnte Kritik zur Philologie rechnet, und sie Kritik im engsten Verstande nennt.
1.
[79] Anmerk.Anmerkung 2082 Wie nöthig die Kritik bey2083 dem Gebrauch der heil.2084 Schrift sey2085, wird sich unten bey2086 der exegetischen Theologie besser zeigen laßen2087.
107
(Anmerk.)Anmerkung Möchten dieß auch so viele junge und selbst ältere Lehrer in Gelehrtenschulen beherzigen, die, statt die Elemente der Sprachen oder der Schriftsteller vor allen Din[80]gen grammatisch verstehen und übersetzen zu lehren, ihre kritische, oft sehr unkritische Weisheit, oft ein bloßes Nachsagen dessen, was sie eben in den akademischen Vorlesungen gehört haben, nicht früh genug auskramen können, und dadurch die Ungeübten mehr verwirren und aufhalten, als in der Sprachkenntniß weiter fördern. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
108
Eine solche Anweisung enthalten, ob sie sich gleich nur auf ältere griechische und römische Schriftsteller einschränken: einschränken, außer Ernesti, Johann August Joh. Aug. Ernesti Zuschrift vor der Ausgabe der Werke des Cicero Cicero. Cicero, Sulzer, Johann Georg J. G. Sulzers Sulzer's Gedanken über die beste Art, Art die claßischen classischen Schriften der Alten zu lesen, Berlin 1765 in1765. 8. und in dessen vermischten Schriften Vermischten Schriften, Theil 2. S.Seite 215 f.folgend wieder abgedruckt. Scheller, Immanuel Johann Gerhard Imm. Joh. Gerh. Schellers Scheller's Anleitung, Anleitung die alten Schriftsteller philologisch und kritisch zu erklären, zweytezweite Auflage, Halle 1783. gr.groß 8. Auch kann in mancher Hinsicht verglichen werden: Bergk, Johann Adam Bergk's Kunst zu lesen, Leipzig 1803. und Schelle, Karl Gottlob Schelle über die Lesung der klassischen Autoren, 2 Theile, Leipzig 1803. 2130
109
Joh. Aug. Ernesti Zuschrift vor der Ausgabe der Werke des Cicero

Gemeint ist die methodisch aufschlussreiche Zuschrift (Dedicatio) an den Leipziger Bürgermeister Christian Ludwig Stieglitz (1677–1758), die Johann August Ernestis Cicero-Ausgabe (Leipzig 1737–1739; 21756/1757; 31774–1777) vorangestellt ist. Auf Empfehlung Johann Matthias Gesners wurde Ernesti Hauslehrer bei Stieglitz, der ihm als Vorstand der Thomasschule zum Konrektorat und nach Gesners Abgang nach Göttingen 1734 auch zum Rektorat verhalf.

110
J. G. Sulzers Gedanken über die beste Art, die claßischen Schriften der Alten zu lesen, Berlin 1765 in 8. in dessen vermischten Schriften Theil 2. S. 215 f. wieder abgedruckt

Der Titel lautet Gedanken über die beste Art die claßische Schriften der Alten mit der Jugend zu lesen (vgl. auch die Vermischte[n] Schriften II (1781), 215–237).

111
Bergk's Kunst zu lesen, Leipzig 1803

Die erste Auflage von Johann Adam Bergks (1769–1834) Die Kunst, Bücher zu lesen. Nebst Bemerkungen über Schriften und Schriftsteller ist 1799 in Jena erschienen (vgl. III § 159 c), 1802 folgte in Leipzig Die Kunst zu denken. Ein Seitenstück zur Kunst, Bücher zu lesen.

112
Schelle über die Lesung der klassischen Autoren, 2 Theile, Leipzig 1803

Gemeint ist Karl Gottlob Schelles (geb. 1777) zweibändiges Werk Welche alte klassische Autoren, wie, in welcher Folge und Verbindung mit andern Studien soll man sie auf Schulen lesen? aus dem Jahr 1804.

1.
*) Beyspiele2157 sind im (N. T.)Neues Testament von erläuternden Erklärungen, πιστις Ebr. 11, 12158, μετανοια 2 Kor. 7, 102159 (vergl.)vergleicheverglichen mit (V.)Vers 11. Von dergleichen Gegensatz 2 Kor. 10, 4. Röm. 9, 18. Von gleichbedeutenden Wörtern und Redensarten, 1 Kor. 10, 24.2160 οἰκοδομεῖν und συμφέρειν, so wie 1 Petr. 5, 82161 durch παθήματα (V.)Vers 9.2162 (vergl.)vergleicheverglichen mit 1 Thess. 2, 142163, [92] erklärt wird, und
Röm. 9, 1.2164
die Betheurungs-Formel2165: ἀλήθειαν λέγω ἐν Χριστῶ 2166 beweiset,2167 daß ἐν Πνεύματι ἁγίω zu οὐ ψεύδομαι gezogen, und auch für eine solche Betheurung genommen werden müsse. Erklärungen durch Beyspiele 2168 sind
Luc. 18, 1.2169
(vergl.)vergleicheverglichen mit (V.)Vers 22170 (f.)folgend (Kap.)Kapitel 15, 10.2171 μετανοεῖν mit (V.)Vers 11 (f.)folgend; durch die Verbindung oder den Context Ephes. 2, wo νεκροὶ (V.)Vers 1. (V.)Vers 3.2172 ὑιοὶ ἐργῆς ὀργῆς 2173 heissen2174, ἐκλεκτοί Röm. 8, 33.2175 eben daselbst (V.)Vers 28. ἀγαπῶντες 164 τ. Θεὸν, ὑπακοὴ πεπληρομένη 2 Kor. 10, 62176 gleich nachher (V.)Vers 152177 πίστις αὐξανομένη. Beyspiele2178 von Erklärungen aus ähnlichen Stellen sind bekannt genug.
114
τ.

Röm 8,33 liest τὸν.

115
Von dieser Art sind die Namen der öffenlichen Bedienungen2204 Consul, Dictator etc.et cetera 2205 die 166calumnia religionis bey2206 Cicero epist. ad diuers.2207 I, 1. Die Ausdrücke in seinen philosophischen Schriften,2208 welche aus der akademischen, stoischen (etc.)et cetera Philosophie entlehnt sind,2209 u. dgl.und dergleichen 2210 Im (N. Test.)Neues Testament die Wörter πραιτώριον 2211 (anders
Matth. 27, 272212
, anders
Phil. 1, 13,)2213
στρατοπεδάρχης, Ἀσιάρχαι, νεωκόρος von einer Stadt gebraucht, Γραμματεῖς (anders in Asien, Apostelgesch. 192214, anders zu Jerusalem,)2215 σπένδομαι, ἅδης, δαιμονιακοὶ, οἰκουμένη 2216 ἡ μέλλουσα Ebr. 2, 5.2217 τὰ ἔθνη, ὀ ὁ 2218 κόσμος, στοιχεῖα του κόσμου (u. a.)und andere
116
calumnia religionis bey Cicero epist. ad diuers. I, 1

In dem ersten, an Prokonsul P. Lentulus gerichteten Brief der Epistulae ad familiares (= Epistulae ad diversos) heißt es Cic. fam. I 1: „Der Senat verschanzt sich hinter dem Kniff mit den religiösen Bedenken, nicht aus religiösen Bedenken, sondern aus Übelwollen und Empörung über die königliche Freigebigkeit (senatus religionis calumniam non religione, sed malevolentia et illius regiae largitionis invidia comprobat)“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Kasten], München/Zürich 41989, 6.7). Bei der calumnia religionis handelt es sich um eine vermutlich erfundene sibyllinische Weissagung, die vor dem Senat gegen Lentulus vorgebracht wurde.

1.
S.Siehe die zweyzwei unschätzbaren Programmen von Morus, Samuel Friedrich Nathanael S. F. N. 2235 Morus 2237 de discrimine sensus et significationis in interpretando, Lips. 1777.textgrid:251mk 4. und Progr. quibus caussis allegoriarum interpretatio nitatur, Lips. 1781.textgrid:251mn 4. Jenes ist das zweytezweite, und dieses das zwölfte in s.sein Diss. theolog. et philologicis, Lips. 1787. in 8.2238
2.
*) (Z. B.)Zum Beispiel Luc. 21, 19.2241 κτήσασθε 174 τ. ψυχὰς ὑμῶν ἐν τῇ ὐπομονῇ (seyd(seid standhaft, so werdet ihr euer Leben retten);2242
(K.)Kapitel 12, 21.2244
εἰς Θεὸν πλουτεῖν (seinen Reichthum nach Gottes Willen anwenden)2245.
3.
[95] **) Als ἀποθανεῖν (aufhören zu sündigen)2246
Röm. 6, 7
.; ὡς ζῶντες ἐν Κόσμῳ, δογματιζεσθε δογματίζεσθε (ihr hängt noch an willkürlichenwillkührlichen Gesetzen, als lebtet ihr noch im Judenthum,)Judenthum), 2247
Kol. 2, 20
. Dieses gilt besonders von den Emphasen, als
1.2251 Kor. 9, 16.
ἐυαγγελίζεσθαι,2252 (das Christenthum lehren, und sich dafür bezahlen lassen)lassen), 2253 (vergl.)vergleicheverglichen mit v.Vers 1717. 2255 (u.)und 18. 2257
4.
***) Als Luc. 6, 342258 (von Ausleihen aus Gewinnsucht)2259.
5.
[73[!]] †) (Z. B.)Zum Beispiel 1 Kor. 10, 29. ἵνα τί ἡ ἐλευθερία μου κρίνεται 2260 (u. s. w.)und so weiter (Warum soll ich mich nicht meiner FreyheitFreiheit bedienen, ohne erst zu fragen, ob ein Anderer Etwas für erlaubt hält?)2261 (vergl.)vergleicheverglichen mit v.Vers 30.2263 zumahl wenn gewisse uneigentliche Ausdrücke in der Sprache, wohin wir sie aus einer andern übertragen müßten, ungewöhnlich sind, als Luc. 1, 69. ἤγειρε κερας 2264 σωτηρίας ἡμῖν 2265 (Er(er hat uns einen Erretter geschenkt)2266;
Röm. 13, 14.
ἐνδύσασθε 2268 (u. s. w.)und so weiter
6.
††) Als Matth. 6, 22. 23. Joh. 4, 35 (f.)folgend
123
zwey unschätzbaren Programmen von S. F. N. Morus […] Jenes ist das zweyte, und dieses das zwölfte in s. Diss. theolog. et philologicis, Lips. 1787

Die betreffenden Programme finden sich im ersten Band der Dissertationes theologicae et philologicae (1787), 61–98 (II.) bzw. 370–393 (XII.).

124
τ.

Lk 21,19 liest τὰς.

1.
[87] Auch das, was in der mehmahlsmehrmahls 2322 angeführten 176 Allgemeinen Revision, Theil 11. (S.)Seite 84 (f.)folgend wider die Geistesbildung durch das Sprachstudium überhaupt, und (S.)Seite 196 (f.)folgend wider die Geistesbildung zu einem Gelehrten insbesondere, gesagt wird, kan2323 dem hier Gesagten nicht entgegengesetzt werden. Ausser2324 dem schon oft gerügten Irrthum, als wenn Vergleichung Einer2325 Sprache mit der Andern2326 weiter nichts sey2327, als Umtauschung verschiedener Töne oder Schriftzeichen gegen andere, die gerade eben dasselbe ausdrückten, ist hier nicht die Rede vom Studium des bloßen Sprachbaues und Sprachgebrauchs, sondern von dem Nutzen, den die Lectüre guter Schriftsteller gewährt, in so ferne2328 diese Sachen gut vortragen.
126
Allgemeinen Revision, Theil 11

Vgl. I § 33 c.

1.
Beyder2342 Gränzen laufen aber oft so in einander, daß sich die Regeln, wie man Schriften lesen soll, den Verstand und [88] Geschmack zu bilden, nicht wohl trennen laßen2343. Vieles also, was noch zu jener Absicht zu bemerken wäre2344, ist erst in folgender Anweisung enthalten, wo man2345 Rücksicht auf Bildung des Geschmacks genommen hat2346.
1.
*) S.Siehe 2404 179 Joh. Matth. Gesners 2405 Vorrede zum Livius nach Clerici Ausgabe, Leipz.2406 1735. 2407 in2408 8. und 180 J. A. Ernesti 2409 zur Fischerschen Ausgabe der Werke des Ovidius, Leipz.2410 1758.textgrid:251nw 8.
129
Joh. Matth. Gesners Vorrede zum Livius nach Clerici Ausgabe, Leipz. 1735

Johann Matthias Gesners zwanzigseitige Praefatio ist dem ersten von insgesamt drei Bänden (1735) unpaginiert vorangestellt.

130
J. A. Ernesti zur Fischerschen Ausgabe der Werke des Ovidius, Leipz. 1758

Johann August Ernestis Vorrede (Lectori bonarum litterarum studioso) findet sich im ersten Band der von Johann Friedrich Fischer besorgten Opera Omnia (1758), III–XXVIII.

131
(Anm.)Anmerkung Unstreitig ist dieß die wahre Theorie des Uebersetzens, in welche schon 182 Luther in seinem Büchlein „Vom Dollmetschen“ die richtigste Einsicht hatte. Sie stimmt freilich nicht mit dem überein, was in unseren Zeiten manche berühmte Uebersetzer der Alten versucht haben, die 183Uebersetzung dem Originale – wie einst ein Kunstkenner von einem Portrait sagte – zum Erschrecken ähnlich zu machen, und die Eigenthümlichkeit unserer Sprache dabei gänzlich aufzuopfern. Aber wirklich erschrickt man auch vor mancher Dollmetschung dieser Art, und sucht das Original zu bekommen, um die Uebersetzung verstehen zu können. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
132
Luther in seinem Büchlein „Vom Dollmetschen“

D.i. Martin Luthers (1483–1546) Sendbrief vom Dolmetschen aus dem Jahr 1530 (vgl. WA XXX,2 [1909], [627] 632–646).

133
Uebersetzung dem Originale – wie einst ein Kunstkenner von einem Portrait sagte – zum Erschrecken ähnlich zu machen

Dieser Vergleich ist nach dem Erscheinen der dritten Auflage der Anweisung durchaus verbreitet, die genaue Herkunft dieser Wendung lässt sich jedoch nicht ermitteln. Im Hintergrund dürfte die zeitgenössische kunsttheoretische Debatte um das Portrait stehen, wie sie in der Kritik Johann Joachim Winckelmanns (1717–1768) oder Johann Heinrich Füßlis (1741–1825) an Balthasar Denner (1685–1749) zum Ausdruck kommt, dessen mikroskopisch-naturalistische Portraits alter Menschen als Porendenner bezeichnet wurden.

134
*) 185Caput rei est, quod minime facimus, quum plurimum scribere. Cic.
135
Caput rei est, quod minime facimus, quum plurimum scribere. Cic.

Dieses Zitat stammt aus Ciceros De oratore, einem bedeutenden, in Dialogform verfassten Referenzwerk der antiken Rhetorik. Gemäß moderner Textgestalt heißt es in Cic. de orat. I 150 (33): „Die Hauptsache aber ist, was wir, um die Wahrheit zu sagen, am wenigsten tun – es macht nämlich große Mühe und diese scheuen wir größtenteils – so viel wie möglich zu schreiben (Caput autem est, quod, ut vere dicam, minime facimus – est enim magni laboris, quem plerique fugimus – quam plurimum scribere)“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Nüßlein], Düsseldorf 2007, 68.69).

136
Für den Anfänger2490 sind solche Bücher,2491 wie
  • Jo. 2492 Clerici Ars critica, (Edit.)Editio 4. Amst. 1712 2493 in 3 Oktavbänden, im dritten Theil.
  • Christoph. Aug. Heumanni Parerga critica, Jenae 1712 2494 8.
  • Elémens de Critique – –2495 par l'Abbé Morel, à Paris 1766 in2496 (gr.)groß 1212., und vorzüglich2497
2502 immer gut genug2503. Wer weiter gehn2504 will, muß solche Kritiker, die in ihren vorgeschlagnen2505 Verbesserungen vorsichtig sind,2506 und die in dem §. bemerkten2507 Erfordernisse besitzen, als Heinsius, Nicolaas Nic. Heinsius, Gronovius, Johann Friedrich Joh. Friedr. Gronov, vorzüglich Bentley, Richard Bentley, Hemsterhuis, Tiberius Hemsterhuys, Valckenaer, Lodewijk Caspar Valkenaar, Markland, Jeremiah Markland, Ruhnken, David Ruhnken, Reiz, Friedrich Wolfgang F. W. Reitz, Wolf, Friedrich August F. A. Wolf u. d. gl.und dergleichen u. dergl.und dergleichen, nebst manchen Sammlungen kritischer Bemerkungen, als Gruter, Jan Gruters Gruter's Thesaur. crit.criticus zum Theil, Toup, Jonathan Toup Opuscula crit., die amsterdamischeamsterdamsche Biblioth. crit. u. s. f.und so ferner u. s. f., 2508 mit den Gründen, die sie für versuchte2514 Aenderungen angegeben haben2515, und, wenn er es haben kan2516, alte Handschriften, neben diesen aber, oder wenn er dazu keine Gelegenheit hat, solche Werke studieren2517, die eine Sammlung verschiedner2518 Schriftarten und Züge enthalten, als die
  • [84] Palaeographia graeca – –2519 opera et studio Bern. de Montfaucon, Paris.2520 1708.textgrid:251qf Fol.Folio 2521
  • De re diplomatica libri VI. – – op.2522 et st. Mabillon, Jean Joh. 2523 Mabillon, (Edit.)Editio 2. Lut. Paris. 1709.textgrid:251qh Fol.Folio 2524 und noch mehr den
  • Nouveau traité de Diplomatique – –2525 par deux Religieux Benedictins,2526 ( Charl. Franc. Toustain et René Prosp. [95] Tassin ,)2527 à Paris 1750–1765.textgrid:251qn in 6 Bänden in (gr.)groß 4. (übersetzt: 199 Neues Lehrgebäude der Diplomatik, Frankfurt 1759–69.textgrid:251qr 9 Bände in2528 (gr.)groß 4.)
  • Joh. Christoph Christoph. 2529 Gattereri Elementa artis diplomaticae, (Vol.)Volumen prius, Goetting.2531 1765.textgrid:251qw in2532 4. und andere ähnliche.2533
137
Nic. Heinsius

Nach dem häuslichen Unterricht bei seinem Vater Daniel Heinsius – ebenfalls ein berühmter niederländischer Philologe und Gelehrter – unternahm Nicolaas Heinsius (1620–1681) zunächst ausgedehnte Bibliotheksreisen, eine ihm in Italien angetragene Professur in Bologna lehnte er ab. 1650 trat er in die Dienste der schwedischen Königin Christina (1626–1689). Diese Stellung brachte ihn letztlich in große finanzielle Schwierigkeiten und holte ihn in Gestalt einer Vaterschafts- und Eheklage auch auf der nach seiner Rückkehr in die Heimat angetretenen Stelle als Stadtschreiber in Amsterdam ein. 1661 kam er als niederländischer Gesandter erneut nach Schweden, wo er mit Unterbrechungen bis 1671 blieb. Seinen Lebensabend verbrachte er zurückgezogen, von Prozessen und körperlichen Leiden geplagt, in den Niederlanden. Ein unehelicher Sohn gleichen Namens wurde Arzt und Schriftsteller. Trotz seines unruhigen Lebens ist Heinsius als hervorragender Latinist und Textkritiker sowie als neulateinischer Dichter (sospitator poetarum latinorum) hervorgetreten.

138
Joh. Friedr. Gronov

Nach dem Studium, einer Hauslehrerstelle und einer umfangreichen Reisetätigkeit erwarb Johann Friedrich Gronovius (1611–1671) 1640 den juristischen Doktorgrad, 1643 wurde er zunächst Professor für Geschichte und Eloquenz am Gymnasium Illustre in Deventer und 1658 schließlich Professor für Griechisch an der Universität Leiden. Hier bekleidete er mehrfach das Amt des Rektors und wurde 1665 zudem Bibliothekar. Rufe nach Heidelberg (1661) und Amsterdam (1669) lehnte er ab. Gronov zählt zu den namhaftesten Latinisten des 17. Jh.s, besonders bedeutend sind seine zahlreichen kommentierten Textausgaben (v.a. Livius).

139
Bentley

Richard Bentley (1662–1742) gehört zu den bedeutendsten klassischen Philologen überhaupt, sein Einfluss auf Zeitgenossen und nachfolgende Generationen ist immens. Nach dem Studium am St John's College (Cambridge) und einer Anstellung als Schulrektor kam Bentley 1689 als Hauslehrer nach Oxford. Hier entstand seine berühmte Epistola ad Millium, die Bentleys Ruf als außerordentlicher Textkritiker begründete. 1690 zum Diakon geweiht wurde Bentley kurz darauf Boyle-Lecturer, Prebendary von Worcester, königlicher Bibliothekar und Kaplan, Mitglied der Royal Society und erhielt 1696 den Grad eines Doctor of Divinity (D.D.). In diese Zeit fällt auch die berühmte Auseinandersetzung mit Charles Boyle über die Echtheit der Briefe des Phalaris. 1700 wurde Bentley schließlich Master of Trinity College (Cambridge), ein Amt, das er trotz andauernder massiver Streitigkeiten mit den Fellows (1718–1724 wurde Bentley gar abgesetzt) über vier Jahrzehnte innehatte, 1717 wurde Bentley zudem Regius Professor of Divinity. Neben zahlreichen maßgeblichen Arbeiten zu klassischen Autoren nahm er mit Unterstützung Johann Jakob Wettsteins auch eine Edition des Neuen Testaments in Angriff (vgl. II § 35).

140
Hemsterhuys

Der niederländische Philologe Tiberius Hemsterhuis (1685–1766) wurde nach Studien in seiner Heimatstadt Groningen und Leiden im Dezember 1704 zunächst Professor für Philosophie und Mathematik am Amsterdamer Athenaeum Illustre (den Magistergrad erwarb er einen Monat später an der Universität Harderwijk), 1717 wurde er auf eine Griechischprofessur in Franeker berufen, trat diese jedoch erst 1720 an. Nachdem er hier auch Professor für niederländische Geschichte und mehrfach Rektor geworden war, wechselte er 1740 auf die Griechischprofessur in Leiden. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1765. Hemsterhuis gilt als hervorragendster Gräzist seit Scaliger und Casaubon und ist der Begründer einer bedeutenden Philologenschule, aus der als wichtigste Schüler Valckenaer und Ruhnken hervorgegangen sind.

141
Valkenaar

Lodewijk Caspar Valckenaer (1715–1785) studierte ab 1731 Theologie im friesischen Franeker und wandte sich unter dem zu dieser Zeit noch dort lehrenden Tiberius Hemsterhuis v.a. den klassischen Sprachen zu. Ab 1737 setzte er seine Studien in Leiden (v.a. bei Schultens) fort, kehrte dann nach Friesland zurück und wurde 1740 Konrektor der Lateinschule in Kampen. Bereits ein Jahr später folgte Valckenaer dem nach Leiden abgewanderten Hemsterhuis auf der Griechischprofessur in Franeker nach und übernahm 1765 auch dessen Lehrstuhl in Leiden. Gemeinsam mit dem ebenfalls in Leiden lehrenden Ruhnken ist Valckenaer der bedeutendste Schüler Hemsterhuis' und zählt zu den hervorragendsten Gräzisten nicht nur des 18. Jh.s.

142
Markland

Nach dem 1717 abgeschlossenen Studium am Peterhouse (Cambridge) wurde Jeremiah Markland (1693–1776) ebenda Fellow, eine geistliche Laufbahn traute er sich ebenso wie die ihm gleich zweimal angetragene Griechischprofessur aus gesundheitlichen Gründen nicht zu. 1728 verließ er Cambridge als Privatlehrer, bereiste in dieser Eigenschaft Frankreich und die Niederlande und unterrichtete ab 1744 auch den Sohn seines ehemaligen Schülers. Schließlich zog er sich nach Milton Court (Surrey) zurück, wo er, zunehmend gesundheitlich angegriffen, bis zu seinem Tod lebte. Neben einer Reihe vielbeachteter eigener Veröffentlichungen hat Markland auch zu den Arbeiten anderer Gelehrter beigetragen. Im Urteil Friedrich August Wolfs kommen seine philologischen Fähigkeiten an die Bentleys heran.

143
Ruhnken

David Ruhnken (1723–1798) stammte ursprünglich aus Hinterpommern und besuchte zunächst das Collegium Fridericianum in Königsberg. Da sich die deutsche Gräzistik in dieser Zeit auf vergleichsweise niedrigem Niveau befand und zumeist nur in theologischer Absicht betrieben wurde, wechselte Ruhnken nach zwei Studienjahren von Wittenberg nach Leiden, um seine Griechischkenntnisse unter Tiberius Hemsterhuis (s.o.) weiter zu vertiefen. Als Assistent des alternden Hemsterhuis hielt Ruhnken ab 1757 Griechischvorlesungen und wurde 1761 als Nachfolger Frans van Oudendorps (1696–1761) ordentlicher Professor für Latein, später auch Universitätsbibliothekar und -rektor. Neben Valckenaer ist der von Friedrich August Wolf als princeps criticorum bezeichnete Ruhnken der wichtigste Vertreter der von Hemsterhuis' begründeten Philologenschule und auch über das 18. Jh. hinaus einer der bedeutendsten klassischen Philologen.

144
F. W. Reitz

Der im fränkischen Windsheim geborene Pfarrerssohn Friedrich Wolfgang Reiz (1733–1790) studierte ab 1753 in Leipzig (u.a. bei Ernesti) v.a. klassische Philologie. Nach dem Magisterexamen war Reiz zunächst als Hauslehrer sowie als Korrektor für den Breitkopf-Verlag tätig, bevor er nach der 1766 erfolgten Habilitation 1772 außerordentlicher Professor in Leipzig wurde. 1782 übernahm Reiz als Nachfolger Morus' das Ordinariat für Latein und Griechisch und wenige Jahre später als Nachfolger Clodius' die Professur für Dichtkunst und Beredsamkeit. Daneben war er lange Jahre als Universitätsbibliothekar tätig. Auch wenn Reiz nur vergleichsweise wenige Arbeiten veröffentlicht hat (v.a. zu Grammatik, Metrik und Textkritik), gehört er im Urteil von Zeitgenossen wie Wolf doch zu den gelehrtesten Philologen seiner Zeit.

145
F. A. Wolf

Friedrich August Wolf (1759–1824) trat nach dem Studium in Göttingen (Immatrikulation als studiosus philologiae, ohne dass ein solcher Studiengang vorhanden gewesen wäre) auf Empfehlung Heynes zunächst in den Schuldienst ein, wurde 1783 Professor der Philosophie und Pädagogik, ab 1784 auch der Eloquenz in Halle und gründete 1787 das dortige philologische Seminar, wodurch die Trennung von Altphilologie und Theologie an der Fridericiana offiziell vollzogen war. Nach der Schließung der Universität durch Napoleon siedelte Wolf nach Berlin über, wurde 1807 Mitglied (1812 Ehrenmitglied) der Akademie der Wissenschaften und 1810 Professor für klassische Philologie. Wolf, dessen Hauptinteresse Homer galt, hat ein umfangreiches Werk hinterlassen (vgl. I § 136) und den Altertumswissenschaften insgesamt zu neuer Blüte verholfen. Oft wird er aufgrund seiner systematischen Darlegung des griechisch-römischen Altertums (vgl. I § 105 c) als eigentlicher Neubegründer besagter Wissenschaften angesprochen. Es fällt auf, dass Nösselt seinen Universitätskollegen Wolf in der zweiten Auflage der Anweisung bereits früh in eine Reihe mit Größen wie Bentley u.a. stellt.

146
Gruters Thesaur. crit.

Gemeint ist Jan Gruters (1560–1627) Lampas, sive fax artium liberalium (7 Bde. Frankfurt/M. 1602–1623 bzw. 4 Bde. Florenz 1737–1751 [Bd. 1+2]; Lucca 1747 [Bd. 3]; Neapel 1751 [Bd. 4]). Dieses Werk wird im Untertitel auch als Thesaurus criticus bezeichnet.

147
Toup Opuscula crit.

Gemeint sind die von Friedrich Heinrich Starcke (1760–1833) herausgegebenen Opuscula critica I (21780) + II (11781) des englischen Geistlichen und Philologen Jonathan Toup (1713–1785). Diese umfassen die zuvor einzeln erschienenen Emendationes in Suidam I–III (1760–1766), die Curae novissimae sive Appendicula notarum et emendationum in Suidam (1775) sowie die an William Warburton (1698–1779) gerichtete Epistola critica (1767) und wurden später erneut und vermehrt herausgegeben (1790).

148
amsterdamische Biblioth. crit.

Gemeint ist die u.a. von Daniel Albert Wyttenbach (1746–1820) in zwölf Teilen herausgegebene und in Amsterdam erschienene Bibliotheca critica (1777–1808), als Fortsetzung ist die von Wyttenbach allein in drei Teilen herausgegebene Φιλομαθία sive miscellanea doctrina (1809–1817) anzusehen. Später erschien eine von den Leidener Philologen John Bake (1787–1864), Petrus Hofman Peerlkamp (1786–1865) u.a. besorgte fünfteilige Bibliotheca critica nova (1825–1831).

149
Neues Lehrgebäude der Diplomatik, Frankfurt 1759–69. 9 Bände

Die ersten drei Bände wurden von Johann Christoph Adelung (1734–1806) übersetzt, als Übersetzer der restlichen Bände lässt sich Anton Rudolph (1712–1791) ermitteln.

150
[96] Die vier ersten – und zwar in der Ordnung,2569 wie sie hier angegeben worden,2570 – sind ihm unentbehrlich; die andern2571 können, nach verschiednen weitern2572 oder eingeschränktern2573 Umständen und Absichten, nöthig, sonst wenigstens doch unter den übrigen Sprachen die nützlichsten seyn.
151

Man kan2596 sich von dieser vorzüglichen Nothwendigkeit auch2597 noch mehr überzeugen, wenn man die deutsche Sprache gegen fremde überhaupt,2598 und besonders gegen alte und 2599 ausgestorbene Sprachen2600 hält.

[97] 1.2601 Durch die Muttersprache erhalten wir unsre2602 ersten Begriffe, welche dadurch,2603 und durch den häufigen Gebrauch,2604 sich nicht nur am geschwindesten in der Seele darstellen,2605 und die Schnelligkeit im Denken befördern, sondern auch anschaulicher und lebendiger werden, als durch Wörter2606 einer fremden Spra[109]che, die erst, vermittelst der Wörter in der Muttersprache, Begriffe erregen können. Und immer können wir AufklärungAufklärung,2607 und was davon abhängt, allgemeiner machen, wenn wir uns der Muttersprache bedienen, die allgemeiner verständlich ist. ( Eberhard, Johann August Eberhards 2608 Vorlesung über die Zeichen der Aufklärung einer Nation, Halle 1783.textgrid:251s0 8. (S.)Seite 24.2609 (f.)folgend)

2.2610 In ausgestorbenen 2611 Sprachen (die lateinische ausgenommen, welche, als gelehrte Sprache betrachtet, noch lebt,2612) denkt und spricht man fast gar nicht; es gehen ihnen also zwey2613 große2614 Vortheile ab, um derer Willen2615 [87] die Erlernung einer Sprache nöthig ist. Ueberdies ists überhaupt,2616 oder doch ohne Weitschweifigkeit,2617 oder ohne Gefahr eine alte Sprache zu verstellen, unmöglich, die so häufigen neuen Begriffe darin auszudrucken2618. Und lebendige Sprachen, vorzüglich die deutsche, können vieles, sonderlich die Begriffe selbst, viel deutlicher darstellen,2619 als es die alten, bey2620 mehr dunkeln Begriffen, konnten. ( Adelung, Johann Christoph Adelungs 2621 Magazin für die deutsche Sprache,textgrid:252r4 erster Jahrgang, zweytes2622 Stück,2623 (S.)Seite 3 (f.)folgend) Auch in sofern gewinnt unsre eigne und Andrer Cultur2624 durch den auf unsre Muttersprache gewendeten Fleiß.

152
Adelungs Magazin für die deutsche Sprache, erster Jahrgang, zweytes Stück, S. 3 f.

In Johann Christoph Adelungs (1734–1806) Magazin für die Deutsche Sprache 1,2 (1782), 3–28 findet sich der Beweis der fortschreitenden Cultur des menschlichen Geistes aus der Vergleichung der ältern Sprachen mit den neuern.

153
Die 204Einwendungen gegen dieses Studium der Muttersprache in der Allgemeinen Revision (S.)Seite 30.2633 (f.)folgend gründen sich auf die Absonderung des Sprachbaues von dem Sprachgebrauch, oder, wie es da heißt, der Wörter und der Worte. Auch ist hier nicht die Rede von dem, was man zu Begriffen nothdürftig braucht, sondern was zur höhern Bildung des Geistes dient.
154
Einwendungen gegen dieses Studium der Muttersprache in der Allgemeinen Revision S. 30. f. […] der Wörter und der Worte

Gemeint ist erneut der elfte Band der Allgemeine[n] Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens (vgl. I § 33 c). Der Bandverantwortliche Ernst Christian Trapp (1745–1818) formuliert hier: „Aber ist zur Bildung des Geistes das Studium der Muttersprache so nöthig, als ihre Erlernung? Ist das Studium ihrer Wörter so unentbehrlich, als das Studium ihrer Worte, der in ihr und durch sie dargestellten Gedanken und Empfindungen? Ich zweifle. Den Sinn für das Gute, Wahre und Schöne bekommt man wol nicht durch die Grammatik“ (aaO 30).

155
156
Hieher2664 gehört auch die richtige Abtheilung der Rede, die sich stets nach dem Verstande des Gesagten oder Geschriebnen2665 richten muß. (S.)Siehe die Lehre von der Interpunction – –2666 von Joh. Friedr. Heynatz, verbesserte Ausgabe, Berlin 1782 in2667 8.
157
Friedr. Gedike Gedanken über die Uebung im Lesen, wieder gedruckt in dessen gesammleten Schulschriften, Berlin 1789

Friedrich Gedikes (1754–1803) Einige Gedanken über die Uebung im Lesen finden sich in dessen Gesammlete[n] Schulschriften I (1789), 368–380. Ursprünglich ist diese Schrift 1785 als Einladung zur öffentlichen Prüfung am Friedrichswerderschen und Friedrichsstädtischen Gymnasium am 19. April desselben Jahres in Berlin erschienen.

158
J. C. Adelungs Magazin für die d. Spr. Jahrg. 1. St. 1. S. 59 f. St. 3 S. 3 f.

Gemeint sind die Beiträge Grundgesetz der Deutschen Orthographie bzw. Von der Orthographie fremder Nahmen und Wörter in dem von Johann Christoph Adelung (1734–1806) verantworteten Magazin für die Deutsche Sprache 1,1 (1782), 59–83 bzw. aaO 1,3 (1782), 3–17.

159
210 Adelungs 2677 Magazin für die d. Spr. Jahrg. 11. 2678 (St.)Stück 1. Aufsatz 12680 und 22681, (vergl.)vergleicheverglichen mit Stück 2. Aufsatz 7. und Stück 4. Aufsatz 4. 5.2682 und 72683, betreffend die Gegenden, deren Sprachgebrauch billig die Regel für die Reinigkeit des Ausdrucks angiebt; und von dem Vorzug des Sprachgebrauchs vor bloßer Analogie und Regeln, ebendaselbst Stück 2. Aufs.2684 6.
160
Adelungs Magazin für die d. Spr. Jahrg. 1 St. 1. Aufsatz 1 und 2, vergl. mit Stück 2. Aufsatz 7. und Stück 4. Aufsatz 4. 5. und 7 […] ebendaselbst Stück 2. Aufs. 6

In Johann Christoph Adelungs (1734–1806) Magazin für die Deutsche Sprache sind folgende Beiträge gemeint: Was ist Hochdeutsch?, in: aaO 1,1 (1782), 1–31 (Aufs. 1); Von der Nieder-Hochdeutschen Mundart, und von Obersächsischen Sprachfehlern, in: aaO 1,1 (1782), 32–40 (Aufs. 2); Zusatz zur ersten und fünften Abhandlung des vorigen Stückes, in: aaO 1,2 (1782), 104–108 (Aufs. 7); Über die Frage: Was ist Hochdeutsch? Gegen den Deutschen Merkur, in: aaO 1,4 (1783), 79–111 (Aufs. 4); Über die schöne Litteratur der Deutschen; auch gegen den Deutschen Merkur, in: aaO 1,4 (1783), 112–126 (Aufs. 5); Noch etwas über Deutsche Sprache und Litteratur, auf Veranlassung der Berlinischen Monathsschrift, in: aaO 1,4 (1783), 134–159 (Aufs. 7); Der Sprachgebrauch gilt mehr, als Analogie und Regeln, in: aaO 1,2 (1782), 83–103 (Aufs. 6).

161
162

{Daß gleichwohl Adelung bei seinem großen Verdienst um die Sprache, so wie früherhin der von dieser Seite nicht zu vergessende Gottsched, auch oft vorsätzlich nur einem gewissen Dialect den Vorzug gab, und namentlich gegen den oberdeutschen, so wie gegen die Bereicherung der Sprache durch so viele klassische Prosaisten und Dichter, ungerecht war, ist itzt wohl eben so allgemein anerkannt.

Daher sind mit Adelung noch zu verbinden:

  • 215 Th. Heinsius deutsches, oder vollständiges Lehrbuch des gesammten deutschen Sprachunterrichts, 1ster bis 4ter Theil. Berlin 1807.textgrid:252dq Nicht minder die verdienstvollen 216grammatischen Arbeiten von Heynatz, 217 Stutz, 218 Pölitz (u. a.)und andere}
163
Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache etc. Leipzig 1781 und 1782, in 2 Bänden

Beide Bände sind 1782 erschienen.

164
über den deutschen Styl, Berlin 1785 und 1786 in drey Theilen in 8., und bey einer dritten vermehrten Auflage Berlin 1789 in 2 Oktavbänden

Alle drei Teile der ersten Auflage sind 1785 in zwei Bänden erschienen, die beiden Bände der dritten Auflage 1789 und 1790.

165
Th. Heinsius deutsches, oder vollständiges Lehrbuch des gesammten deutschen Sprachunterrichts, 1ster bis 4ter Theil. Berlin 1807

Hier handelt es sich um Theodor Heinsius' (1770–1849) fünfteiliges Teut oder theoretisch-praktisches Lehrbuch des gesammten Deutschen Sprachunterrichts (1807–1812), dessen erste vier Teile 1807–1811 erschienen sind. Als sechster Teil dieses mehrfach aufgelegten Werkes fungiert das vorab erschienene Lehrbuch des deutschen Geschäftstyls (1806).

166
grammatischen Arbeiten von Heynatz

Johann Friedrich Heynatz (1744–1809) wurde 1775 Rektor des Lyzeums zu Frankfurt/Oder und 1791 gleichzeitig auch außerordentlicher Professor der Beredsamkeit und der schönen Wissenschaften an der dortigen Universität. Aus seinem umfangreichen Werk zur deutschen Sprache sei an dieser Stelle auf die Deutsche Sprachlehre zum Gebrauche der Schulen (1770; 51803), die Anweisung zur Deutschen Sprache. Zum Gebrauch beim Unterricht der ersten Anfänger (1785), die in sechs Heften erschienenen Briefe, die deutsche Sprache betreffend (1771–1775) mit einer dazugehörigen Beilage (1775–1776) sowie den Versuch eines Deutschen Antibarbarus (1796–97) in zwei Bänden verwiesen.

167
Stutz

Der vergleichsweise unbekannte Johann Ernst Stutz (1733–1795) war Pastor in Bone bei Zerbst und hat sich gegen Ende seines Lebens v.a. um die deutsche Sprache verdient gemacht. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang sein Kleiner Beitrag zur Beförderung Deutscher Sprachrichtigkeit (1789), die Deutsche Sprachlehre (1790) sowie die Kleinere deutsche Sprachlehre zum Schulgebrauche (1793). Nach dem Tod von Karl Philipp Moritz (1756–1793) hat Stutz zudem den zweiten Band des Grammatische[n] Wörterbuch[es] der deutschen Sprache (1794) vollendet.

168
Pölitz

Karl Heinrich Ludwig Pölitz (1772–1838), 1794 Privatdozent in Leipzig, 1795 Professor für Moral und Geschichte an der Dresdner Ritterakademie und 1803 außerordentlicher Professor für Philosophie in Leipzig, übernahm ein Jahr später eine Professur für Natur- und Völkerrecht in Wittenberg, bevor er 1815 als Professor für sächsische Geschichte und Statistik nach Leipzig zurückkehrte und 1820 auf den Lehrstuhl für Staatswissenschaften wechselte. Aus seinem vielseitigen Werk ist im Hinblick auf die deutsche Sprache v.a. der vierteilige Versuch eines Systems des teutschen Styls (1800/1801) sowie die Allgemeine teutsche Sprachkunde (1804) zu nennen.

169
170
Versuch eines grammatisch-kritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart, (von Joh. Christoph Adelung,) Leipzig 1773–1786, in 5 Theilen

Bei dem Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der hochdeutschen Mundart handelt es sich um die erste Auflage von Johann Christoph Adelungs (1734–1806) bedeutendem vierbändigen Grammatisch-kritische[n] Wörterbuch der hochdeutschen Mundart (21793–1801), 1818 erschien der erste Teil eines Supplementbandes. Der fünfteilige Versuch erschien zwischen 1774 und 1786.

171
Auszug daraus, 4 Theile, Leipzig 1793–1802

Parallel zum Grammatisch-kritische[n] Wörterbuch der hochdeutschen Mundart (21793–1801) erschien Johann Christoph Adelungs (1734–1806) Auszug aus dem grammatisch-kritischen Wörterbuche der Hochdeutschen Mundart (1793–1802).

172
E. H. Campe Wörterbuch der deutschen Sprache, 5 Theile, Braunschweig 1807–1810

Joachim Heinrich Campes (1746–1818) fünfbändiges Wörterbuch der deutschen Sprache erschien zwischen 1807 und 1811.

173
Voigtel Handwörterbuch, 3 Theile, Halle 1793–95

Gemeint ist der dreibändige Versuch eines hochdeutschen Handwörterbuches für die Aussprache, Orthographie, Biegung, Ableitung, Bedeutung und Verbindung (1793–1795) von Traugott Gotthold Voigtel (1766–1843).

174
175
Mehrere, auch in Absicht auf die Abkunft der Wörter und die Geschichte dieser Sprache, 2770 anzuführen, ist der hiesigen2771 Absicht nicht gemäß,2772 und um so weniger nöthig, da sie in den angeführten Werken meistens benutzt worden sind. Das erwähnte Adelungische2773 Magazintextgrid:252r4 und J. C. C. Rüdigers 2774 neuester2775 Zuwachs der deutschen2776 und allgemeinen Sprachkunde, Leipzig 1782–1785 2777, bis jetzt in 42778 Stücken in 8.,8, 2779 geben, zumal2781 von den neuesten, nähere Nachricht.
176
S. J. E. Stosch Versuch in richtiger Bestimmung einiger gleichbedeutenden Wörter der deutschen Sprache, 4 Theile, Frankfurt an der Oder 1779–1785

Samuel Johann Ernst Stoschs (1714–1796) Versuch in richtiger Bestimmung erschien zuerst in drei Teilen (1770–1773) in Frankfurt/Oder, der erste Teil wurde 1777 ebenda erneut aufgelegt. Als vierter Teil wurden Stoschs Kritische Anmerkungen über die Gleichbedeutenden Wörter der Deutschen Sprache (1775) gezählt. 1780 erschien in Berlin eine neue vierbändige Auflage, wenige Jahre später in Wien eine dreibändige Ausgabe (1785–1786). Eine Edition mit den in der dritten Auflage der Anweisung angeführten Erscheinungsjahren ist nicht zu ermitteln.

177
J. A. Eberhard's Versuch einer allgemeinen Synonymik, 6 Theile, Halle 1795–1800., und der Auszug: Synonymisches Handwörterbuch, Halle 1806

Der sechste Teil von Johann August Eberhards Versuch einer allgemeinen deutschen Synonymik stammt aus dem Jahr 1802, sein Synonymisches Handwörterbuch der deutschen Sprache ist 1806 in zweiter Auflage erschienen.

178
Magazin für die deutsche Sprache von J. C. Adelung, in zwey Bänden, jedem von 4 Stücken, Leipzig 1782 bis 1785

Das vierte und letzte Stück des zweiten Bandes erschien 1784.

1.
*) Hiernach möchte das zu beurtheilen seyn, was in dem 230 Adelungischen 2819 Magazintextgrid:252r4 Jahrgang 1,2820 Stück 3,2821 Aufsatz 4,2822 behauptet wird.
180
Adelungischen Magazin Jahrgang 1, Stück 3, Aufsatz 4

Gemeint ist die Abhandlung Sind es Schriftsteller, welche die Sprachen bilden und ausbilden? in dem von Johann Christoph Adelung (1734–1806) verantworteten Magazin für die Deutsche Sprache 1,3 (1782), 45–57.

181
  • { Heynatz Handbuch zur richtigen Verfertigung und Beurtheilung aller Arten von schriftlichen Aufsätzen. 6te Auflage, Berlin 1800.textgrid:251s8}
182
Die vornehmsten Hülfsmittel, namentlich Sprachlehren und Wörterbücher, sehe man in Niemeyer's Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts, 2ter Theil, (S.)Seite 516, nach der 6ten Ausgabetextgrid:251m1.
183
Humanität hat zwar bey2858 den alten römischen Schriftstellern einen viel weitern2859 Umfang,2860 und begreift alle Arten von Wissenschaften, die zur Bildung des Menschen dienen. (S.)Siehe die Stelle in 235 Gellii noct. Att. XIII, 15.2861 und 236 J. 2862 A. Ernesti prolus. de finibus humaniorum [96] studiorum regendis, Lips. 1738 in2863 4. Weil aber ihre Kenntniß bey2864 den Römern aus und durch die Lesung guter griechischen2865 und römischen2866 Schriftsteller eigentlich erlangt, auch in neuern Zeiten eben dadurch die gesammte Gelehrsamkeit wieder hergestellt2867 und in Gang gebracht wurde:2868 so ist dadurch der enge Begriff2869 entstanden, in welchem man jetzt Humanität und Humaniora (studia) nimmt.
184
Man sehe 237 Wolf's Alterthumswissenschaft in dessen Musäum,textgrid:252gs 1ster Theil.
185
Gellii noct. Att. XIII, 15

In Noctes Atticae XIII 17 (16) bemerkt Aulus Gellius (2. Jh.), dass der Begriff humanitas nicht, wie allgemein angenommen, das griechische φιλανθρωπία (Menschenfreundlichkeit) wiedergebe. Vielmehr meine humanitas in seiner ursprünglichen Bedeutung „ohngefähr das, was die Griechen durch παιδεία (Erziehung) ausdrücken, wir also Unterrichtung (Anweisung) und Einführung in Kunst und Wissenschaft nennen“ (Übers. nach Aulus Gellius, Die Attischen Nächte [Ed. Weiss], Bd. II (IX.−XX. Buch) Darmstadt 1992 [= Leipzig 1876], 193).

186
J. A. Ernesti prolus. de finibus humaniorum studiorum regendis, Lips. 1738

Statt regendis heißt es im Titel regundis, grammatisch sind beide Formen korrekt.

187
Wolf's Alterthumswissenschaft in dessen Musäum, 1ster Theil

Im ersten Band (1807) (vgl. I § 112) der von Friedrich August Wolf und Philipp Karl Buttmann (1764–1829) herausgegebenen Zeitschrift Museum der Alterthums-Wissenschaft findet sich eine Darstellung der Alterthums-Wissenschaft nach Begriff, Umfang, Zweck und Werth (aaO [1–9] 10–145), in der die Altertumswissenschaft in 24 Teilbereiche zergliedert wird (vgl. aaO 143–145). Am Beginn dieser berühmten Konzeption geht Wolf in einer längeren Anmerkung u.a. auf die Begriffe Humanität und Humaniora ein (vgl. aaO 11–13).

188
neuesten versuchten Reformation der Schulen

Hier dürfte die durch Johann Bernhard Basedow und die Gründung des Dessauer Philanthropinums angestoßene Reformbewegung (vgl. I § 33 c) gemeint sein (vgl. auch I § 56).

1.
*)2946 [110] (S.)Siehe ( J. H. Hottingers2947) Etwas über die neuesten Uebersetzerfabriken der Griechen und Römer in Deutschland, 1782 2948 in 8, vornemlich2949 (S.)Seite 81 (f.)folgend
190
[111] Aus diesem letzten Umstand2971 läßt sich zum Theil die Wirkung des 242Didicisse fideliter artes auf die Sitten und der2972 schwerlich abzuläugnende Umstand2973 erklären, daß Lehrer der Religion, welche die Alten fleißiger studieret2974 haben, weniger unbillig und streitsüchtig zu seyn pflegen, als die, so sich dadurch nicht gebildet haben.
191
allen Alles werden

Vgl. 1Kor 9,22.

192
Didicisse fideliter artes

Diese an der Wende zum 19. Jh. vielzitierte Wendung stammt aus Ovids (43 v.–17 n. Chr.) während seiner Verbannung am Schwarzen Meer verfassten Epistulae ex Ponto. In Ov. Pont. II 9,47f. heißt es: „mit redlichem Sinne die edleren Künste erlernen sänftigt die Sitten und nimmt ihnen das Grausame weg (ingenuas didicisse fideliter artes emollit mores nec sinit esse feros)“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Willige/Luck], Stuttgart/Zürich 1963, 404.405).

193
194
(Anm.)Anmerkung 2. Das aufgestellte Gemählde scheint doch zu dunkel gefallen. Es war, als die Classiker schrieben, nicht besser. Sie führen über ihr Zeitalter dieselben Klagen. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
195
Is. Casauboni Zuschrift seines Polybius an K. Heinrich 4. (im dritten Theil der von Ernesti besorgten Wiener Ausgabe 1763 in 8.)

Gemeint ist Isaak Casaubons Dedicatio an den französischen König Heinrich IV. (1553–1610) in der von Johann August Ernesti veranstalteten dreibändigen Ausgabe Polybii Historiarum quae supersunt III,2 (1763), 603–665. Diese Ausgabe (vgl. I § 225) hat sich nachweislich in Nösselts Besitz befunden (vgl. Bibl. Nöss. 398 Nr. 203–205).

196
Ernesti Opuscula Oratoria pag. 3. 20. 184. 197 seq.

Bis zur ersten Auflage der Anweisung sind Johann August Ernestis Opuscula oratoria in zwei Auflagen erschienen (1762 bzw. 21767). Gemeint sind die folgenden Beiträge in der zweiten Auflage: Oratio professionis humaniorum literarum extraordinariae adeundae causa recitata (aaO 3–19); Oratio professionis rhetoricae adeundae causa dicta (aaO 20–37); Prolusio III. Formula indicendae petitionis honorum philosophicorum Vice Cancellarii (aaO 184–188); Prolusio V. De philosophia vitae (aaO 197–207).

197
Vermischte Beyträge zu Philosophie und den schönen Wissenschaften Band 2, Stück 2, Aufs. 1. über die Wissenschaft der Literatur

Gemeint ist der Versuch über die Wissenschaft der Litteratur in den Vermischte[n] Beyträge[n] zur Philosophie und den schönen Wissenschaften 2,2 (1764), 194–275. Es handelt sich um eine Übersetzung einer ursprünglich französischsprachigen, jedoch von einem englischen Autor verfassten und 1762 in London erschienenen Abhandlung, hinter der sich Edward Gibbons (1737–1794) Essai sur l'étude de la littérature verbirgt. Der Übersetzer ist Samuel Benjamin Klose (1730–1798).

198
Wolfsche Museum der Alterthumswissenschaft, Berlin 1810

Die von Friedrich August Wolf und Philipp Karl Buttmann (1764–1829) in Berlin herausgegebene Zeitschrift Museum der Alterthums-Wissenschaft ist in zwei Bänden (1807 bzw. 1808/1810) erschienen (vgl. I § 105 c). Aufgrund des Inhalts ist jedoch zu fragen, ob an dieser Stelle tatsächlich nur auf den zweiten Band oder auf die Zeitschrift als Ganzes verwiesen sein soll.

199
Wenn dieses auch nicht das allgemeine Geständniß aller eigentlichen Kenner alter Sprachen wäre:3106 so läßt es sich schon an einem kleinen Beyspiel3107, an den Wörterbüchern über das (N.)Neu Testament, zeigen. Wie manche Wörter fehlen da, weil sie nicht in unsern3108 gedruckten griechischen Text3109 stehen, deren Kenntniß doch zur Beurtheilung und Erklärung verschiedner3110 Lesearten nöthig ist? ausser3111 vielen sprachwidrigen Erklärungen in den meisten Wörterbüchern dieser Art;3112 wie viele 3113, sonderlich hebräische Bedeutungen der Wörter3114 fehlen dada, 3115 (z. B.)zum Beispiel von ἀγαλλιαν, εὐχαριστια, καυχασθαι, [117] κενουν, λογιζεσθαι το κακον, τρεμειν τινα u. a.und andere 3117 und wie wenig sind die Begriffe von οἰκοδομη 3118, παντοκρατωρ, πνευμα, σημειον ἀντιλεγομενον, ἑαυτω ἀρεσκειν u. dgl.und dergleichen vornemlich,vornehmlich 3119 wie wenig sind diejenigen bestimmt,3121 die man Religionsbegriffe3122 nennen könnte, obgleich die Wörter, durch die sie ausgedruckt werden, in den Wörterbüchern übersetzt sind? Dies sey3123 bloß hingeworfen, um die aus ihrer gleichgültigen Ruhe zu wecken, die, mit dem Wörterbuch in der Hand, der Auslegung des (N. T.)Neues Testament gewachsen zu seyn glauben. 3124
1.
Anm.Anmerkung 3184 1. Je ähnlicher ein Schriftsteller in seiner besondern Art des Ausdrucks, in der Kürze, in den Wendungen, in der Zusammenziehung mehrerer Begriffe in Ein Wort oder Redensart u. dgl.und dergleichen 3185 einem andern ist, wie (z. B.)zum Beispiel schon von andern in Absicht auf den Apostel Paulus und den Thucydides bemerkt worden ( (S.)Siehe Car. Lud. Baueri exercitat. de lectione Thucydidis, optima interpretandi disciplina, Lips. 1753 3186 und desselben Philologia Thucydideo-Paulina, Halae 1773, 8.1773 8): je3187 nützlicher ist es,3189 den Letztern3190 zu studieren,3191 um den Erstern3192 besser zu verstehen.
2.
[120] Anm.Anmerkung 3193 2. Bey3194 der Analogie andrer Sprachen (s.siehe 3195 Ge. Godofr. Zemisch disp. de analogia linguarum [135] interpretationis subsidio, Lips. 1758),3196 kommt es hier, wo vom Griechischen die Rede ist, zunächst auf das Lateinische an, das bey3197 dem (N. T.)Neues Testament noch viele3198 unerkannte Erläuterungen darreicht,3199 (z. B.)zum Beispiel 1 Kor. 7, 29.3200 καιρος συνεσταλμενος,3201 traurige Zeit, (vergl.)vergleicheverglichen mit dem diffundi und contrahi bey3202 Cicero Lael. (c.)caputcapitulum 133203;
Luc. 11, 13;3204
πονηροι für Karge,3205 (vergl.)vergleicheverglichen mit maligni in eben dem Sinn beym3206 Plautus Bacch. III, 2. 17;3207
Luc. 8, 18.3208
(vergl.)vergleicheverglichen mit ex astris decidere bey3209 Cicero 3210 Att. II. ep.epistula 3211 213212;
Matth. 24, 29.3213
mit dem Lat.Lateinisch 3214 cadere oder occidere,3215 von Gestirnen gebraucht;
1 Kor. 4, 9.3216
θεατρον [110] 252 ἐγενηθ. τω 3217 κοσμῳ 253 κ. ἀγγελοις 254 κ. ἀνθρωποις, überhaupt für: der allgemeinen Verachtung bloß gestellt worden seyn, (vergl.)vergleicheverglichen mit 255 Cicero's Stellen,3218 die Manutius bey3219 ad divers. (lib.)liber I. (ep.)epistula 9. gesammlet hat; Χρισμα.3220
1 Joh. 2, 20.3221
(vergl.)vergleicheverglichen mit dem (lat.)lateinisch imbui statt doceri u. dgl.und dergleichen 3222
202
ἐγενηθ.

1Kor 4,9 liest ἐγενήθημεν.

203
κ.

1Kor 4,9 liest καὶ.

204
κ.

1Kor 4,9 liest καὶ.

205
Cicero's Stellen, die Manutius […] gesammlet hat

Gemeint ist der Drucker und Verleger Paolo Manuzio (Paulus Manutius) (1512–1574), der als Nachfolger seines Vaters Aldo Pio Manuzio (Aldus Manutius) (ca. 1450–1515) in der familieneigenen venezianischen Offizin, Leiter der Druckerei der neu gegründeten Academia Veneta und später auch der päpstlichen Buchdruckerei im Vatikan zu den führenden Typographen und Gelehrten seiner Zeit gehörte und sich v.a. durch seine kommentierten Cicero-Ausgaben bleibenden Ruhm erworben hat.

1.
  • [137] 257 J. 3263 A. Ernesti Opusc. Orator. (p.)pagina 41 (sqq.)sequentes
Aus dem, was bisher §. 115 (f.)folgend bemerkt worden ist, ergiebt sich augenscheinlich, wie verkehrt3264 und selbst für die Einsicht des rechten Verstandes der heiligen Schrift nachtheilig3265 es sey3266, die ErlernnngErlernung 3267 des Griechischen mit dem Lesen des neuen Testaments anzufangen. Die Schwierigkeiten, welche bey3268 dem Griechischen des (N. T.)Neues Testament weit größer3269 sind3270 als bey3271 den meisten sogenannten Profan-Schriftstellern,Profan-Schriftstellern (s.siehe die 14te bis 17te Abhandl.Abhandlung in Ernesti, Johann August Ernesti's Opuscul. philol. crit. Lugd. Bat. 1764 in gr.groß 1764. 8.)3272 setzen es noch mehr ausser3276 Zweifel, wie nothwendig es sey,3277 sich nicht daran zu wagen, ehe [122] man sich nicht schon vorher durch fleissigesfleißiges Studieren3278 alter Schriftsteller dazu vorbereitet hat.
207
J. A. Ernesti Opusc. Orator. p. 41 sqq.

Im Blick ist die in beiden in Frage kommenden Auflagen der Opuscula oratoria (vgl. I § 112) seitenkonkordante Oratio de institutis criticorum in studiis Theologiae imitandis dicta professionis Theologicae adeundae causa (aaO 38–56).

208
14te bis 17te Abhandl. in Ernesti's Opuscul. philol. crit. Lugd. Bat. 1764

Die in Johann August Ernestis Opuscula philologica critica. Multis locis emendata et aucta (Leiden 1764) abgedruckten Abhandlungen tragen die Titel De difficultatibus Novi Testamenti recte interpretandi (aaO 198–218 [XIV.]), Pro grammatica interpretatione librorum inprimis sacrorum (aaO 219–232 [XV.]), De vanitate philosophantium in interpretatione librorum SS. (aaO 233–251 [XVI.]) und De difficultate interpretationis grammaticae Novi Testamenti (aaO 252–287 [XVII.]). In der ersten Auflage der Anweisung sind für den späteren Nachtrag der Seitenzahl(en) Spatien eingefügt worden (vgl. III § 77; III § 105).

209
(Anm.)Anmerkung Unstreitig läßt sich von der 260 Sokratischen Methode Manches für den Katecheten lernen. Doch hat man in neuern Zeiten das Sokratisiren sehr übertrieben, und dadurch der rechten Methode des Unterrichts der Anfänger geschadet. (D. H.)Der Herausgeber
210
Sokratischen Methode

Vgl. II § 174.

211
*) Sie hatte es, weil Rom zweimal die Welt beherrschte – politisch und kirchlich. So wurde durch die römische die vollkommnere griechische Sprache verdrängt. (D. H.)Der Herausgeber
1.
3337 Was hier und in dem Nächstfolgenden vorkommt, ist zugleich hinreichend zur Beurtheilung der Einwendungen gegen die Nothwendigkeit der Kenntniß dieser Sprache in der 266 allgemeinen Revision etc. et cetera 3338 Theil II. p.pagina 3339 234–257, die ohnehin sehr ärmliche [140] Begriffe vom Verstehen des Lateinischen zum Grunde haben.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 1. Aber man hat ja3340 schon das Gegründetere3342 und Nutzbarere3343 aus lateinischen Schriften in deutsche und andere3344 übergetragen? – –3345 Gewiß kaum mehr als das Nothdürftigste und was man für das Gemeinnützigste hielt, welches gegen die Menge des Uebrigen3346 für Nichts zu rechnen ist. – Am meisten ists noch in der Geschichte3347 geschehen; wie weiß man aber, daß es vollständig, richtig und aufrichtig genug geschehen sey3348, wenn man nicht zu den Quellen zurückgehen kan3349, ohne welche noch weniger Sicherheit ist, als bey3350 allen scharfsinnigen Untersuchungen, die nicht auf die ersten Grundsätze der menschlichen Erkenntniß zurückgeführt werden.3351 Eben die gelehrtern und genauern Untersuchungen, wodurch man neuerlich, selbst in deutschen Schriften, die Geschichte ungemein berichtigt, vervollständigt,3352 und ihr eine ganz andere Gestalt gegeben hat, beweisen, wie viel noch Gelegenheit in den Quellen zu sehr schätzbaren3353 Entdeckungen übrig sey3354. – Je mehr das Ansehen der lateinischen Sprache sinkt3355 und je für3356 entbehrlicher man ihre Kenntniß hält:hält; je3357 weniger wird sie, höchstens nur als Nebensache, getrieben werden. Aber eine seichte Kenntniß der[125]selben ist gewiß dem Gebrauch der [115] Quellen und der daraus zu schöpfenden Wahrheit noch nachtheiliger, als wenn man gar nicht daraus schöpft, weil man doch in dem letztern Fall weiß, daß man nur mit fremden Augen, in jenem Fall aber glaubt, daß man mit eignen3359 Augen gesehen habe.
214
3.
[141] Anm.Anmerkung 3360 2. Wenn also von verständigen Männern auf die Beybehaltung3361 der lateinischen SprachrSprache 3362 gedrungen3363 und vorhergesagt wird, daß mit ihrem Fall gewiß Barbarey einreissen3364 werde: so geschieht dieses3365 nicht aus pedantischer Hochachtung gegen diese Sprache, oder aus der falschen Einbildung, daß sie kräftiger und vollkommner3366 wie andre3367 Sprachen sey. Sondern3368 weil man vorhersieht, wie viele Kenntnisse mit dieser Sprache verloren3369 gehen, oder wenigstens aus dem Gang3370 kommen werden; wie sehr seichte Kenntniß statt der gründlichen und zuverläßigen3371 überhand nehmen, wie allgemeiner der unwissende Dünkel, der bey3372 verschlossenen3373 Quellen nicht einmal mehr einer bessern Belehrung fähig ist, anstatt wahrer Ueberzeugung um sich greifen werde. Ohne in ältre3374 ähnliche Zeiten zurückzugehn3375, mag die Erfahrung unsrer Zeit entscheiden, ob durch die Verächter dieser Sprache des Nachsprechens und Ausschreibens, oder der neuern und genauern Untersuchung mehr worden sey,3376 die Masse der gelehrten Erkenntniß und die Achtung der Gelehrsamkeit mehr ab- oder zugenommen habe?
216
allgemeinen Revision etc. Theil II. p. 234–257

Hier ist nicht, wie auch in der dritten Auflage der Anweisung angenommen, auf den zweiten, sondern erneut auf den elften Band der Allgemeine[n] Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens (vgl. I § 33 c) verwiesen. Der zweite Abschnitt dieses Bandes handelt von dem Zweck, dem Nutzen und Schaden des Lernens fremder Sprachen überhaupt (aaO 215–257), auf den in der Anweisung angeführten Seiten 234–257 (vgl. [525f.]) wird speziell das Lateinische abgehandelt.

1.
*) Aeusserst3390 selten sind die Beyspiele3392 von Ausländern, die, unsre Schriften zu verstehen, Deutsch, und vollends3393 die es gut gelernt hadenhaben 3394. Sehr selten sind auch Uebersetzer aus dem Deutschen bey3395 solchen Nationen, unter welchen selbst viele denken und schreiben; und daraus, daß unter ihnen Bücher aus dem Deutschen übersetzt vorhanden sind, folgt noch lange nicht, daß sie auch Geschmack daran finden. Lesen ja noch auswärtige [117] Gelehrte Schrif[143]ten der Deutschen, so sind es lateinisch geschriebene, und selbst3396 diese haben itzt darum weniger Vertrieb, weil bey3397 Ausländern, fast alles3398 in ihrer Muttersprache zu schreiben, eben so gewöhnlich wird3399 als bey3400 uns, die Kenntniß des Lateinischen immer mehr abnimmt, und sie daher auch unsre lateinische3401 Schriften gar nicht3402 oder 3403 viel seltner als sonst3404 lesen. Weit häufiger unterhielten sich sonst Gelehrte verschiedner3405 [127] Nationen unter einander, als die lateinische Sprache noch geläufiger war als jetzt, und wo jenes3406 noch jetzt geschieht, da geschiehts meistens3407 in lateinischer Sprache.
218
3444 Man wird einwenden: 270„es liesse3445 sich vieles nicht lateinisch, wenigstens nicht mit Einem Wort, ausdrucken3446, da der neuen Entdeckungen, Bestimmungen und Einrichtungen immer mehr würden, für welche die lateinische Sprache noch keine Ausdrücke habe.“3447 Diesen3448 Mangel kan3449 man dadurch abhelfen, daß man entweder Wörter, die man nicht entbehren kan3450, in die zu unserm Gebrauch bestimmte lateinische Sprache aufnimmt, oder den schon vorhandenen lateinischen Ausdruck jenem neuen Begriff anschmiegt. – – 3451 „Aber so wird das Latein barbarisch werden, wie man an dem Beyspiel3453 der Scholastiker und ihres gleichen siehtsieht.“ –3454 Diese Besorgniß wird sehr übertrieben. Denn3456 die Scholastiker druckten3457 sich auch da schlecht lateinisch aus, wo man sich weit besser ausdrucken3458 konnte;3459 sie verderbten also das Latein, weil es ihnen theils an Geschmack, theils an Kenntniß des Reichthums und der Schönheit dieser Sprache fehlte, und sie des guten Lateins nicht mächtig waren. Wie viel sich hier, ohne besorgliche Barbarey3460, thun ließe, zeigen3461 3462 Cicero's und einiger andern treflichen3463 lateinischen Schriftsteller Beyspiele3464. – Auch ist noch erst die Frage:3465 was den Namen des Barbarischen, als eines Fehlers in einer Sprache, verdiene? Gewiß das nicht, wofür sonst gar kein Ausdruck in einer 271 beniemten3466 Sprache vorhanden ist, und was durch den öftern Gebrauch ohnehin seine fremde Gestalt verliert. – Endlich sollte [120] man nicht vergessen, daß hier von einer gemeinsamen Sprache der Gelehrten die Rede sey;3467 die man also immerhin da nicht brauchen möchte3468, wo man sich3469 nicht über gelehrte Sachen3470 oder nicht bloß für Gelehrte erklären wollte3471.
219
eine ganz neue zu diesem Zweck erfinden

Zu denken ist hier etwa an George Dalgarnos (1626–1687) Ars signorum (1661) oder John Wilkins' (1614–1672) Essay towards a Real Character, and a Philosophical Language (1668), an die Polygraphia nova et universalis (1663) des Jesuiten und Universalgelehrten Athanasius Kircher (1602–1680) sowie Gottfried Wilhelm Leibniz' seit der Dissertatio de arte combinatoria (1666) immer wieder angestellten Überlegungen zu einer lingua universalis.

220
„es liesse sich vieles […] noch keine Ausdrücke habe.“ […] „Aber so wird das Latein barbarisch werden, wie man an dem Beyspiel der Scholastiker und ihres gleichen sieht“

Als direktes Zitat sind beide Sätze nicht nachzuweisen, vielmehr werden auch hier (vgl. I § 11–14.125) weit verbreitete Allgemeinplätze aufgegriffen.

221
beniemten Sprache

D.i. in einer benannten, d.h. bestimmten, Sprache (vgl. III § 67).

1.
Anm.Anmerkung 3486 1. Der große Schadegrosse Schaden 3487, den nicht nur höhere Wissenschaften, wozu viele gar nicht gemeine Kenntniß3489 und, 3490 das dahin gehörige3491 genau zu beurtheilen, etwas mehr als schlich[131]ter Menschenverstand erfordert wird, sondern auch gemeinverständlichere und gemeinnützigere3492 Wissenschaften3493, selbst Religion und Moral, selbst Gewissen und Gemüthsruhe, öffentliche und Privatglückseligkeit, dadurch leiden, daß alles3494, worüber sich nur reden und schreiben läßt, dem verständigen und unverständigen Publicum in der Muttersprache oder in einer sehr3495 gemeinbekannten vorgelegt wird3496 – dieser Schade ist3497 jedem unbefangenen Beobach[122]ter so unverkennbar3498, daß der Vorwurf von Mißgunst, der bisweilen dem Gebrauch3499 einer nur den Gelehrten bekannten Sprache, bey3500 gelehrten Sachen oder einer scharfsinnigern Behandlung auch sonst gemeinnütziger Sachen, gemacht worden, eben so ungereimt ist, als wenn man den Pädagogen Mißgunst vorwerfen wollte, wenn sie Kinder verhindern,3501 nicht alles3502 durch einander zu lesen, und es bedauren3503, daß Kinder Gelegenheit haben,3504 allerley3505 zu hören und zu lesen, wodurch sie Zweifel, Leichtsinn und Laster frühzeitiger kennen lernen, als sie dagegen bewafnet3506 sind,3507 und überkluge Schwätzer werden, an welchen man seine Schande zieht. Aufklärung ist unschätzbar,3508 und kan3509 nicht genug befördert werden,3510 aber doch nur dann3511 und bey3512 dem, wo sie nicht ein Scheermesser in der Hand eines Kindes ist.
2.
Anm.Anmerkung 3513 2. Wo sie dieses sey3514? dieses erfordert allerdings eine weit bedächtigere und reifere Ueberlegung, als der große3515 Haufe der Eiferer für oder wider Aufklärung anzustellen oder nur zu begreifen [149] fähig ist. Es bloß im Allgemeinen zu bestimmen, kan3516 wenig Nutzen haben; die Umstände derer, die aufklären wollen, müssen dabey3517 eben so sehr in Anschlag genommen werden, als die Umstände dererjenigen3518, die 3519 aufgeklärt werden sollen. Und eben um so nöthiger wäre bey3520 einzelnen3521 wichtigen oder für wichtiggehaltenen3522 Gegenständen, daß die, so3523 am meisten aufzuklären fähig sind, vorher, ungehört von denen, die der Aufklärung zu bedürfen scheinen, unter sich ausmachen möchten, ob und wie weit, den Umständen nach, eine gewisse Aufklärung nöthig [132] und nützlich sey3524. – Hier liegt die weitere Entwickelung dieser Sache zu sehr ausser3525 dem Wege.
3.

{Gegen das, was in dem vorstehenden Abschnitt über die Wünschenswürdigkeit einer allgemeinen Beibehaltung der lateinischen Sprache gesagt ist, dürften sich allerdings manche erhebliche Einwürfe machen lassen. Der Hauptvortheil des Lateinschreibens bleibt unstreitig die dadurch beförderte Verbreitung gewisser Ideen und Kenntnisse in fremden Ländern. Wir Deutschen werden immer davon den geringsten Vortheil ziehen, da wir fleißig und gutmüthig genug sind, fast alle Sprachen zu lernen, so daß uns schwerlich irgend etwas Bedeutendes, was im Auslande geschrieben wird, fremd bleibt, indem theils Uebersetzungen, theils literarische Journale dafür sorgen, es uns mitzutheilen. So machen wir in allen Ländern Europens wissenschaftliche Eroberungen, und erfahren oft gleichzeitig, was in ihnen Neues entdeckt oder geschrieben ist.

Daß aber die Kultur und allgemeine Aufklärung einer Nation in eben dem Grade gewinnt, in welchem ihre eigne Sprache ausgebildet, und eben sowohl auf wissenschaftliche als auf andere Gegenstände angewendet wird, ist durch die Geschichte aller Nationen bewiesen. Darum ehren wir ja auch Männer, die, so fähig sie waren, Latein zu schreiben, und es auch wirklich häufig thaten, dennoch, wie 275 Thomasius und 276 Wolf, auch über wissenschafliche Gegenstände deutsch schrieben, und dadurch der Sprache einen so großen Dienst leisteten.

Der Nachtheil, der aus dem Popularisiren gewisser Untersuchungen, welche mit den heiligsten Angelegenheiten der (heil.)heilig Schrift zusammenhängen, entstehen kann, ist wohl schwerlich darauf zu schieben, daß man weniger lateinisch schrieb, sondern mehr auf den Ton, worin man es schreibt. Noch weit mehr aber, weil so vielen die Gewandtheit oder die Schonung fehlt, zu überlegen, ob die freiern Untersuchungen, die sie – gleichviel ob in deutschen, oder lateinischen, oder [133] französischen Büchern gelesen haben, jedermann, auch den Laien und Ungelehrten, ohne alle Vorbereitung mitgetheilt werden sollten.

Endlich dürfte auch nicht zu übersehen seyn, daß bei dem großen Fortschritt in den Wissenschaften, die lateinische, als eine todte Sprache, nicht mehr genügt, um Alles in ihr zu sagen, wenn man recht verstanden seyn will; daß dagegen unsre Sprache auf einer Höhe steht, die mit dem, was sie war, als die Gelehrten fast noch alle Latein schrieben, nicht zu vergleichen ist; daß endlich manche vortreffliche Schriftsteller, selbst große Humanisten – wie 277 Voß (u. A.)und Andere – gerade dieser Fertigkeit entbehren.

Hiermit soll jedoch keineswegs gesagt werden, daß man nachlassen solle, wo möglich alle Studierende zu üben und anzutreiben, sich auch durch Fertigkeit nicht bloß im Lateinlesen, sondern auch im lateinischen Styl zu empfehlen, da diese Uebungen an sich schon mit der Sprache selbst vertrauter machen, wenn auch in späteren Jahren von ihnen selbst gar kein Gebrauch gemacht werden sollte. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers [}]

225
Thomasius

Der zunächst in Leipzig und nach einem Vorlesungs- und Veröffentlichungsverbot ab 1690 im preußischen Halle wirkende Christian Thomasius (1655–1728) gehört als Philosoph und Doktor beider Rechte zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Frühaufklärung, bleibenden Verdienst hat er sich v.a. durch sein Eintreten für die Abschaffung von Hexenprozessen und der Folter erworben. Unter den mehr als 300 hinterlassenen Werken fällt die große Zahl deutschsprachiger Veröffentlichungen auf. Hervorgehoben seien an dieser Stelle etwa das Lehrbuch des Naturrechtes (1687), die Einleitung zur Hoff-Philosophie (1688), die Außübung der Vernunfft-Lehre (1691), der Versuch von Wesen des Geistes (1699) sowie die Monats-Gespräche (1688–1690). Daneben hat Thomasius als einer der ersten akademischen Lehrer auch deutschsprachige Vorlesungen angeboten. Durch die Abkehr von der lateinischen und die Hinwendung zur deutschen Sprache – in Leipzig neben anderen Begebenheiten noch als massive Provokation empfunden – gehört Thomasius zu den Wegbereitern der National- als Wissenschaftssprachen.

226
Wolf

Auch Christian Wolffs Werk zeichnet sich durch die vergleichsweise große Zahl der deutschsprachigen Veröffentlichungen aus. Hervorgehoben seien neben den Anfangs-Gründe[n] Aller Mathematischen Wissenschafften (1710) v.a. die unterschiedlichen Vernünfftige[n] Gedancken. Die Natürliche Gottesgelahrheit nach beweisender Lehrart abgefasset (vgl. I § 201 c) wie auch die Grundsätze des Natur- und Völckerrechts (1754) stammen in ihrer deutschen Fassung dagegen nicht von Wolff.

227
Voß

Gemeint ist der bedeutende niederländische Humanist und Theologe Gerardus Joannes Vossius (1577–1649), der nach dem Studium in Leiden zunächst Rektor an der Dordrechter Lateinschule wurde. Ab 1615 leitete er auf Empfehlung seines Freundes Hugo Grotius das sog. Staatencollegium, eine Bildungsanstalt für zukünftige Theologen, musste, als Remonstrant verdächtigt, im Zuge der Synode von Dordrecht jedoch zurücktreten. Den kurz darauf erfolgten Abendmahlsausschluss konnte er 1624 durch ein offizielles Bekenntnis zu den Dordrechter Beschlüssen rückgängig machen, theologische Ämter blieben ihm weiterhin versagt. Bereits 1622 hatte Vossius jedoch eine Professur für Eloquenz und Geschichte in Leiden erhalten und später auch den Griechisch-Lehrstuhl übernommen, 1632 wurde er schließlich Professor für Geschichte am Amsterdamer Athenaeum. Zu Vossius' zahlreichen Veröffentlichungen zählen auch Werke zur griechischen und lateinischen Grammatik, die nicht nur in den Niederlanden als Schulbücher Verwendung fanden.

228

229
Wenk's lateinische Sprachlehre, besonders nach der neuen Bearbeitung von Grotenfend. 1816

Gemeint ist die ursprünglich von Helfrich Bernhard Wenck (1739–1803) verfasste zweibändige Lateinische Sprachlehre oder Grammatik für Schulen (1791), die in der siebenten Auflage (1814/1816) von Georg Friedrich Grotefend (1775–1853), dem Entzifferer der Keilschrift, umgearbeitet wurde.

230
Praktische Grammatik der lateinischen Sprache von C. G. Bröder, 7te Ausg. Leipzig 1808, gr. 8., so wie die größere, 1812

Christian Gottlob Bröder (1745–1819) ist der Verfasser zweier häufig aufgelegter lateinischer Schulgrammatiken, die in der ersten Hälfte des 19. Jh.s weit verbreitet waren. Welches Werk hier gemeint sein könnte, ist nicht eindeutig zu klären. Da Bröder keine Große oder Größere Grammatik verfasst hat, kommen entweder die neunte Auflage (1813) der zuvor genannten Practische[n] Grammatik, die sich im Umfang jedoch nur unwesentlich von der siebenten Auflage unterscheidet, oder aber, mit dem Erscheinungsjahr, aber gegen den Titel, die zehnte Auflage der Kleine[n] lateinische[n] Grammatik mit leichten Lectionen für Anfänger (1812) in Frage. Dass ein größeres Format gemeint sein könnte, ist unwahrscheinlich.

231
Wellerische oder Märkische Grammatik

Die sog. Wellerische Grammatik geht auf den Wittenberger Professor für orientalische Sprachen und späteren sächsischen Oberhofprediger Jakob Weller von Molsdorf (1602–1664) zurück und ist seit ihrem ersten Erscheinen als Grammatica graeca nova (1635) immer wieder bearbeitet worden. Die von Johann Friedrich Fischer besorgte Ausgabe (1756; 21781) wurde durch den Libellus animadversionum (1750–1752) vorbereitet (vgl. I § 131). Im Hinblick auf die als Gemeinschaftswerk Berliner Schulmänner herausgegebene, ebenfalls mehrfach aufgelegte Vollständigere Griechische Grammatik. Nach der Lehr-Ordnung der Lateinischen Märkischen Grammatik eingerichtet (1730), kurz Märkische Grammatik genannt und auch in der zweiten Auflage 1737 von Johann Leonhard Frisch (1666–1743) besorgt, wird in der dritten Auflage der Anweisung gesondert auf die von August Ferdinand Bernhardi (1769–1820) veranstaltete Bearbeitung Neue Märkische Griechische Grammatik (1797) verwiesen. Diese hat Heinrich Christoph Friedrich Hülsemann (1771–1835) mit seiner Vollständige[n] griechische[n] Sprachlehre (1802) kurz darauf berichtigt und vermehrt.

232
Buttmann's oft gedruckte größere und kleinere griechische Grammatik

Für Philipp Karl Buttmanns (1764–1829) im deutschen (und durch Übersetzung auch im englischen) Sprachraum weit verbreitetes grammatisches Standardwerk lassen sich folgende Entwicklungsstufen festhalten: Die zunächst auf Wunsch der Myliusschen Buchhandlung als Begleitung zu Gedikes Griechische[m] Lesebuch erarbeitete, jedoch unabhängig edierte Kurzgefaßte griechische Grammatik (1792) ist ab der zweiten Auflage vermehrt und umgearbeitet unter dem Titel Griechische Grammatik (1799) erschienen. Aus dieser entwickelte sich dann Buttmanns später als mittlere Grammatik bezeichnete griechische Stammgrammatik, die insgesamt 22 Auflagen erlebte. Auf Grundlage der sechsten Auflage der Stammgrammatik (1811) erschien als Auszug die Griechische Schul-Grammatik (1812), die ihrerseits insgesamt 17 Auflagen erlebte. Buttmanns grammatische Arbeit gipfelte schließlich in der zweibändigen Ausführliche[n] griechische[n] Sprachlehre (1819/1825.1827; 21830/1839), die die Stamm- zur mittleren Grammatik werden lässt. In der dritten Auflage der Anweisung dürfte die Stammgrammatik jedoch noch als größere und ihr Vorläufer als kleinere Grammatik betrachtet worden sein, allerdings lag als Auszug der Stammgrammatik auch die Schul-Grammatik bis zum Erscheinen der dritten Auflage der Anweisung bereits in vier Auflagen vor.

233
A. Matthiä griechische Grammatik, 1808., nebst dem Auszug, 1809

Hier dürfte es sich um fehlerhafte Jahreszahlen handeln. In der Vorrede seiner Griechische[n] Grammatik zum Schulgebrauch (1808) bezeichnet August Matthiae (1769–1835) diese als Auszug aus seiner ein Jahr zuvor erschienenen Ausführliche[n] griechische[n] Grammatik (1807). In der Vorrede hatte Matthiae hier einen Auszug für den Schulgebrauch angekündigt.

234
E. Hermann de emendanda ratione graecae grammaticae, 1801

Der Name des Autors lautet Gottfried Hermann (1772–1848).

235
236
237
Compendium dialectorum graecarum, concinnauit J. J. Facius

Der Name des Autors lautet Johann Friedrich Facius (1751–1825).

238

239
Scheller's ausführliches lateinisches Lexicon, 7 Bände, 3te Aufl., Leipzig 1804

Immanuel Johann Gerhard Schellers (1735–1803) Ausführliches und möglichst vollständiges lateinisch-deutsches Lexicon umfasst in der dritten Auflage (1804) nur fünf Bände.

240
Dufresne und Carpentier große Glossarien

Gemeint ist Charles du Fresne du Canges (1610–1688) dreibändiges Glossarium ad scriptores mediae et infimae latinitatis (1678) (später nur noch Glossarium mediae et infimae latinitatis), das in ständiger Erweiterung als Standardnachschlagewerk noch heute unentbehrlich ist. Von diesem Werk besorgte der später säkularisierte Benediktiner Pierre Carpentier (1697–1767) gemeinsam mit anderen Gelehrten seines Ordens eine sechsbändige Neuausgabe (1733–1736), der er mit dem Glossarium novum (1766) vier Supplementbände folgen ließ. Erwähnt sei, dass du Cange zudem auch das zweibändige Glossarium ad scriptores mediae et infimae graecitatis (1688) verfasst hat (vgl. I § 134).

241
(Jo. Christoph Adelungs) Glossarium manuale ad scriptores mediae et infimae latinitatis, Halae 1771–84

Wie in der ersten Auflage der Anweisung richtig bibliographiert, ist der erste Band 1772 erschienen.

242
G. Matthiae nov. locupl. Lexicon lat.-germ. e. g. lat., Halae 1775

Gemeint ist die vierte Auflage des von dem Mediziner und Bibliothekar Georg Matthiae (1708–1773) besorgten Novum locupletissimum manuale Lexicon Latino-Germanicum et Germanico-Latinum (1775).

243
J. C. Scheller's Handlexicon, nach dem Auszuge von G. H. Lünemann, 3 Bände, 1807

Gemeint ist Immanuel Johann Gerhard Schellers (1735–1803) zweiteiliges Lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Handlexicon vornehmlich für Schulen, das in der hier bibliographierten vierten und nach neuer Zählung ersten Auflage (1807) von Georg Heinrich Lünemann (1780–1830) bearbeitet wurde. Da der erste Teil in zwei Bände zerfällt, wird hier von insgesamt drei Bänden gesprochen.

244
L. C. Bauer's deutsch-lateinisches Lexicon, 3te Auflage, 1806

Bei dem Autor dieses Werks handelt es sich um den Ernesti-Schüler Karl (Carl) Ludwig Bauer (1730–1799). Die nach Bauers Tod erschienene dritte Auflage dieses lange Zeit unübertroffenen Lexikons ist ein unveränderter Abdruck der zweiten Auflage (1798).

245
Gardin Dumesnils Versuch einer allgemeinen lateinischen Synonymik, aus dem Französischen; bearbeitet von J. C. H. Ernesti, 3 Theile, Leipzig 1799–1800

Der Bearbeiter und Übersetzer von Jean-Baptiste Gardin du Mesnils (1720–1802) mehrfach aufgelegtem Standardwerk Synonymes latins (1777) ist Johann Christian Gottlieb Ernesti (1756–1802).

246

247
itzt in England eine neue Ausgabe veranstaltet wird

Gemeint ist die gegenüber dem vierbändigen Original erweiterte editio nova auctior et emendatior (London 1816–1828). Aufgrund von elementaren Mängeln wurde der Thesaurus graecae linguae kurz darauf jedoch in Frankreich erneut aufgelegt (Paris 1831–1865).

248
J. G. Schneider's kritisch griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Jena und Leipzig 1805

Die erste Auflage von Johann Gottlob Schneiders (1750–1822) bedeutendem zweibändigen Wörterbuch trägt den Titel Kritisches griechisch-deutsches Handwörterbuch (1797/1798), die zweite Auflage ist unter dem Titel Kritisches griechisch-deutsches Wörterbuch (1805/1806) erschienen.

249
F. M. Riemer's griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, ebendaselbst 1815. 16

Es handelt sich hier um die zweite, neu bearbeitete und sehr vermehrte Auflage des zweibändigen Kleine[n] Griechisch-Deutsche[n] Hand-Wörterbuch[es]. Zum Besten der Anfänger ausgearbeitet (1815/1816) von Friedrich Wilhelm Riemer (1774–1845), das als Auszug aus dem zuvor genannten Kritische[n] Wörterbuch Johann Gottlob Schneiders abgefasst ist.

250
J. F. J. Reichenbach's allgemeines griechisch-deutsches Handwörterbuch zum Schulgebrauch, 2 Bände, Leipzig 1801

Dem in zwei Bände (1801/1802) zerfallenden griechisch-deutschen Teil seines Allgemeine[n] Griechisch-Deutsche[n] und Deutsch-Griechische[n] Handwörterbuch[es] zum Schulgebrauche ließ Johann Friedrich Jacob Reichenbach (1760–1839) erst 1818 einen deutsch-griechischen Teil folgen.

251
C. Chr. Wendler

Hier handelt es sich um den ansonsten nicht weiter hervorgetretenen Carl Christian Wendler (1741–1804), der sich als Ernesti-Schüler insbesondere auf die klassische Philologie verlegte. Nach dem Studium war er als Mitarbeiter des beliebten Leipziger Geistlichen Johann Adolph Scharf (1724–1791) und als Hauslehrer tätig. Obwohl Wendler nie ein öffentliches Amt bekleidete, genoss er unter Gelehrten hohes Ansehen und war als Bearbeiter des Graecum Lexicon Manuale durchaus bekannt.

252
253
Auctoribus linguae latinae

Gemeint ist die von dem französischen Juristen Denis Godefroy (Dionysius Gothofredus) (1549–1622) besorgte, mehrfach aufgelegte Sammlung Auctores Latinae Linguae in unum redacti corpus (1585), in der mit Varro, Marcus Verrius Flaccus, seinem Bearbeiter Sextus Pompeius Festus u.a. für die lateinische Sprache bedeutende Grammatiker zusammengestellt sind. Von vergleichbarer Anlage, aber um einiges reicher sind die Grammaticae Latinae auctores antiqui (1605) des früh verstorbenen Scaliger-Schülers Helias Putschen (1580–1606).

254
Hesychius

Hinter diesem Namen verbirgt sich das (noch vor der Suda) umfangreichste erhaltene Lexikon der byzantinischen Zeit. Sein spätantiker Verfasser Hesychius von Alexandrien betont, er habe auf bereits vorliegendes Material (v.a. die Περιεργοπένητες des Diogenianos) zurückgegriffen und dieses um eigene Beiträge ergänzt. Das Lexikon besteht überwiegend aus knappen Glossen, die gelegentlich mit Zitaten aus antiken Autoren, der Bibel und den Kirchenvätern angereichert sind, auffällig ist der vergleichsweise hohe Grad an alphabetischer Ordnung.

255
Pollux

Der auch unter seinem lateinischen Namen Julius Pollux bekannte, aus dem ägyptischen Naukratis stammende Julios Polydeukes (2./3. Jh.) ist der Verfasser des sog. Onomastikons. Dieses nach Sachgruppen gegliederte Werk wird, da es neben der Philologie im engeren Sinne auch weitreichende kulturgeschichtliche Informationen bereithält, als Mischlexikon sui generis bezeichnet.

256
Ammonius

Unter diesem erst im 15. Jh. auftretenden Namen ist das bekannteste Synonymenlexikon der byzantinischen Zeit, Περὶ ὁμοίων καὶ διαφόρων λέξεων (De adfinium vocabulorum differentia), überliefert. Enthalten sind über 500, nach den ersten beiden Buchstaben alphabetisierte Bedeutungsunterscheidungen gleich oder ähnlich klingender Wörter, die in großer Zahl auch literarisch, aber nicht rein attisch belegt werden (v.a. Homer). Die vormals angenommene Identifizierung seines Autors mit dem als Lehrer des Kirchenhistorikers Sokrates bekannten Grammatiker Ammonius (4. Jh.) wird heute abgelehnt, der Ursprung des Werkes auf den ebenfalls als Verfasser eines Synonymenlexikons hervorgetretenen Grammatiker Herennios Philon (1./2. Jh.) zurückgeführt.

257
Harpokration

Mit dem Namen des alexandrinischen Grammatikers Valerius Harpokration (wohl 2. Jh.) verbindet sich (neben der nicht erhaltenen Sammlung „blühender“ Ausdrücke [Ἀνθηρῶν συναγωγή]) das in zwei Bearbeitungen überlieferte Lexikon zu den zehn Rednern (Λέξεις τῶν δέκα ῥητόρων), das in vergleichsweise strenger alphabetischer Ordnung die Glossen der zehn attischen Redner nebst ausführlichen Erklärungen und Belegen aus anderen Autoren bietet. Erwähnt sei, dass die Antike zudem einen platonischen Philosophen mit Namen Harpokration kennt, der als Platon-Kommentator und Verfasser eines Platon-Lexikons hervorgetreten ist. Ein weiterer, mit Astrologie, Magie u.Ä. befasster Autor desselben Namens ist an dieser Stelle auszuschließen.

258
Timäus

Der den Beinamen der Sophist tragende Timaeus ist der biographisch kaum greifbare Verfasser eines in nur einer Handschrift überlieferten, stark interpolierten Speziallexikons zu Platon (Datierung zwischen dem 1. und 4. Jh.), das von späteren Scholiasten benutzt und in verschiedenen byzantinischen Lexika verarbeitet wurde. Die erste vollständige Ausgabe (Leiden 1754; 21789) dieses lange verschollen geglaubten Lexikons stammt von dem berühmten Leidener Philologen David Ruhnken.

259
Thomas Magister

Der aus Thessalonike stammende, auch unter seinem Mönchsnamen Theodulos bekannte Thomas Magister (ca. 1275–1350) gehört zu den bedeutendsten Philologen der Palaiologenzeit. Hier ist an sein Hauptwerk, die Ἐκλογὴ ὀνομάτων καὶ ῥημάτων ἀττικῶν, gedacht. In der Ausarbeitung dieses von nachfolgenden byzantinischen Gelehrtengenerationen vielbenutzten, nach dem ersten Buchstaben alphabetisierten attizistischen Lexikons greift Thomas häufig auf philologisch-lexikographische Vorarbeiten zurück, hinzu kommen jedoch auch zahlreiche Glossen aus eigener Klassikerlektüre.

260
Moeris

Das über 900 Glossen umfassende, alphabetisch geordnete Lexikon des griechischen Grammatikers und Lexikographen Moeris (Moiris) (2./3. Jh.) diente vornehmlich als Hilfsmittel für den korrekten Gebrauch des Attischen. Auch wenn dieses Schema nicht völlig durchgehalten wird, sind hier attische Begriffe (v.a. aus Platon, Thukydides, Xenophon, Aristophanes und den zehn Rednern) nichtattischen Begriffen (v.a. aus Phrynichos, Pausanias und Ailios Dionysios) gegenübergestellt.

261
Catalogus Bibliothecae Bunavianae Tom. I. p. 1873 sq.

Der dreiteilige bzw. siebenbändige, infolge des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) unvollendet gebliebene Catalogus Bibliothecae Bunavianae (1750–1756) ist die Hauptleistung Johann Michael Franckes (1717–1775), der ab 1740 die Privatbibliothek Heinrich Graf von Bünaus (1697–1762) leitete und erfasste. Dabei wurden die Fakultätswissenschaften kleinstteilig untergliedert und auch in Zeitschriften und Sammelwerken veröffentlichte Aufsätze aufgenommen, anonyme und pseudonyme Verfasser ermittelt, auf Übersetzungen und Kommentare verwiesen und anzuschaffende Titel vermerkt. Aufgrund der Zuverlässigkeit und Vollständigkeit der Angaben galt Franckes Katalog, wie auch die Bünau'sche Bibliothek selbst, als musterhaft. Nachdem die 42.000 Bände umfassende Sammlung 1764 für die kurfürstliche Bibliothek in Dresden angekauft worden war, legte Francke sie hier mit anderen Bibliotheksbeständen zusammen und machte Dresden zu einem der bedeutendsten Bibliotheksstandorte Europas. Die hier angegebenen Seiten befinden sich im dritten Band des ersten Teils (1752).

262

263
Ebendesselben Introductio in historiam linguae graecae, Altenburg. 1778

Bei der in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragenen Ausgabe (1792–1795) handelt es sich um die zweite Auflage (editio altera emendatior et auctior).

264
Gesner

Der Philologe, Pädagoge und Bibliothekar Johann Matthias Gesner (1691–1761) übernahm nach dem Studium in Jena (v.a. bei Buddeus) und Anstellungen im Schuldienst in Weimar, Ansbach und schließlich als Rektor der Thomasschule in Leipzig im Rahmen der Universitätsgründung 1734 eine Professur für Poesie und Rhetorik in Göttingen und wurde zugleich Direktor der dortigen Universitätsbibliothek. Ein besonderes Anliegen Gesners bestand in der Verbesserung des altsprachlichen Unterrichts, das etwa in der Gründung des philologischen Seminars, nicht zuletzt aber auch in den von ihm besorgten Textausgaben zum Ausdruck kam. Im Hinblick auf die an dieser Stelle anvisierten Handausgaben sind v.a. die Scriptores rei rusticae (1735), Quintilian (1738), Plinius d. J. (1739) und Claudian (1759) zu nennen, bei der bereits zuvor angeführten Ausgabe des Livius (1735) (vgl. I § 86) handelt es sich um einen Abdruck der Ausgabe Le Clercs.

265
Ernesti

Der in Leipzig wie Gesner zunächst als Rektor der Thomasschule wirkende Johann August Ernesti (1707–1781) gehört zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Aufklärungstheologie und hat ein umfangreiches theologisches (vgl. v.a. II § 51) und philologisches (v.a. Klassikereditionen) Gesamtwerk hinterlassen. Unter den Lateinern sind v.a. Cicero (1737–1739) mit dem dazugehörigen Clavis Ciceroniana (1739) sowie Sueton (1748) und Tacitus (1752) und unter den Griechen Xenophon (1737), Aristophanes (1753), Homer (1759–1764), Kallimachus (1761) und Polybius (1764) (vgl. I § 145) zu nennen. Zudem hat Johann August Ernesti auch Vorreden zu Textausgaben (vgl. etwa I § 86) verfasst. Nicht auszuschließen sind an dieser Stelle jedoch zwei weitere Personen: 1.) Johann Christian Gottlieb Ernesti (1756–1802), seit 1782 außerordentlicher Professor in Leipzig und wenige Monate vor seinem Tod ebenda auf eine ordentliche Professur für Eloquenz berufen, ist nach dem Studium bei seinem berühmten Onkel Johann August Ernesti vor allem als Philologe hervorgetreten und hat u.a. Aesop (1781) sowie nach dem Erscheinen der Erstauflage der Anweisung auch Silius Italicus (1791/1792) herausgegeben. Es folgte eine Übersetzung ausgewählter Briefe Ciceros mit Anmerkungen, sein eigentliches Interesse galt jedoch der griechischen Lexikographie und v.a. der antiken Rhetorik. Daneben ist 2.) August Wilhelm Ernesti (1733–1801), ebenfalls ein Neffe Johann August Ernestis und dessen Nachfolger sowie Vorgänger Johann Christian Gottlieb Ernestis als Professor der Eloquenz in Leipzig, zu nennen. Dieser hat neben den Historikern Livius (1769) und Ammianus Marcellinus (1773) auch einen nach Johann Matthias Gesners Handexemplar verbesserten Plinius d. J. (1770) herausgegeben.

266
Fischer

Johann Friedrich Fischer (1726–1799) wurde nach dem Studium in Leipzig ebenda Universitätsdozent, 1751 Konrektor der Thomasschule und ab 1762 außerordentlicher Universitätsprofessor für alte Literatur. Zuvor bei der Besetzung dieser Stelle übergangen, wurde Fischer 1767 schließlich Rektor der Thomasschule. Neben seinem Wirken als Lehrer ist Fischer v.a. als Philologe hervorgetreten, auch wenn das Urteil über seine hinterlassenen Arbeiten nicht ungeteilt positiv ausfällt. Unter den Griechen sind neben unterschiedlichen Platon-Texten (1759 u.a.m.) Aeschines von Sphettos (1753), Anakreon (1754), Moeris (1756), Palaephatus (1761) sowie Theophrast (1763) und unter den Lateinern v.a. Ovid (1758) (vgl. I § 86) zu nennen, weitere Ausgaben wie etwa Cornelius Nepos (1759) sind von geringem philologischen Wert.

267
Heyne

Christian Gottlob Heyne (1729–1812) war nach dem Studium in Leipzig zunächst als Hauslehrer in Wittenberg und als Kopist in Dresden tätig, bevor er 1763 auf Empfehlung David Ruhnkens und als Nachfolger Johann Matthias Gesners eine Rhetorik-Professur an der Universität Göttingen antrat, die er bis zu seinem Tod innehatte. Gleichzeitig wirkte er u.a. als äußerst effizienter Universitätsbibliothekar und produktiver Rezensent für die von ihm als Sekretär der Königlichen Societät der Wissenschaften herausgegebenen Göttingische[n] Gelehrte[n] Anzeigen. Nach und nach etablierte sich Heyne als Gelehrter von europäischem Rang, dem etwa 1789 die Reform des gesamten dänischen Bildungswesens angetragen wurde, und muss neben Winckelmann und Wolf als herausragender Wegbereiter der neueren Altertumswissenschaft gelten. Noch aus Dresdner Zeit stammen Tibull (1755) und Epiktet (1756), später folgten Vergil (1767–1775), Pindar (1773) und Apollodor (1782/1787) sowie die gegenüber der Ausgabe Wolfs abfallende mehrbändige Ausgabe der Ilias (1802), die 1804 als zweibändige Handausgabe erschienen ist.

268
Morus

Samuel Friedrich Nathanael Morus (1736–1792) war zunächst Extraordinarius für Philosophie, dann Ordinarius für Latein und Griechisch in Leipzig, bevor er 1782 ebenda als Nachfolger seines Lehrers Ernesti auf einen theologischen Lehrstuhl berufen wurde. Morus vertrat einen biblischen Supranaturalismus und galt als so orthodox, dass seine immerhin wesentliche Teile der Christologie in den Anhang verweisende Dogmatik dennoch von Johann Christoph von Woellner (1732–1800) empfohlen werden konnte. Unter seinen theologischen Werken sind die Hermeneutik (vgl. II § 56 c) und die Epitome Theologiae Christianae (vgl. II § 190) zu nennen, hervorgetreten ist Morus jedoch v.a. als Philologe. Zu den von Morus besorgten Ausgaben zählen Isokrates' Panegyricus (1766), (Pseudo-)Longinus' De sublimitate (1769) mit einem zusätzlichen Anmerkungsband (1773), Mark Aurel (1775), Xenophons Kyropädie (1774), Anabasis (1775) und Hellenika (1778) sowie Julius Caesar (1780). Begonnen hat Morus zudem eine Ausgabe des Euripides (1778), für den Schulgebrauch hat er einzelne Texte von Lukian (1764), Sophokles (1781) und Philo von Alexandrien (1781) abdrucken lassen.

269
Wolf

Gemeint ist der in der ersten Auflage der Anweisung noch nicht genannte Friedrich August Wolf. Bis zum Erscheinen der zweiten Auflage der Anweisung lagen Platons Symposion (1782), Hesiods Theogonie (1783), Homers Odyssee (1784) und Ilias (1785) sowie die Aischylos, Sophokles, Euripides und Aristophanes umfassende Tetralogia dramatum Graecorum (1787) vor, später folgten Ausgaben von Ciceros Reden (1801 bzw. 1802) und den Opera Suetons (1802).

270
271
272
3835 Beziehen sich die Werke eines alten Schriftstellers, (z. B.)zum Beispiel Cicero's Briefe, sehr auf die Geschichte ihrer Zeit:3836 so sollte man eher3837 solche Schriften nicht 3838 lesen, 3839 bis man sich diese besondere Geschichte, (z. B.)zum Beispiel die in Cicero's Schriften zum Grunde liegende, aus 326 Seb. Corradi Quaestura, wieder aufgelegt Lips. 1752 in3840 8.3841; 327The history of the life of M. T. Cicero, by Conyer Middleton, öfters aufge[159]legt, als London 1767 3842 in 3 (Voll.)Volumina (gr.)groß 8. (auch ins Französische3843 und ins Deutsche übersetzt,)3844 oder aus Ciceronis vita (quam) ex ipsius scriptis excerpsit et ad Consulum seriem digessit J. 3845 C. L. Meierotto, Berol. 1783.textgrid:25385 8. bekannt gemacht hätte.
273
Stanyans, unter dem Titel: Histoire de Grece […] Geschichte Griechenlandes bis auf den Tod K. Philipps in Macedonien

Temple Stanyans (1675–1752) The Grecian History (1707/1739) besteht aus zwei Bänden: Der erste Band endet mit dem Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.), der zweite reicht bis zum Tod Philipps II. von Makedonien (ca. 382–336), des Vaters Alexanders des Großen (356–323).

274
Handbuch der griechischen Alterthümer in Rücksicht auf, Genealogie, Geographie, Mythologie, Kunst und Geschichte […] Leipzig 1789

Der Autor ist Christian Gottlieb Traphage (1769–1793).

275
John Gillies Geschichte von Altgriechenland, von dessen Uebersetzung aus dem Englischen bereits zwey Theile, Leipzig 1787 in gr. 8. erschienen sind

Die ersten beiden Bände der Geschichte von Altgriechenland sind 1787 erschienen, die in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragenen letzten beiden Bände stammen aus dem Jahr 1797. Die Übersetzung stammt von Christian Friedrich von Blankenburg (1744–1796) und wurde nach nach dessen Tod von Ludwig Gotthard Kosegarten (1758-1818) vollendet.

276
Seb. Corradi Quaestura, wieder aufgelegt Lips. 1752

Nachzuweisen ist lediglich die von Johann August Ernesti besorgte Leipziger Ausgabe aus dem Jahr 1754, in der Sekundärliteratur wird gelegentlich auch auf eine Ausgabe Ernestis aus dem Jahr 1753 verwiesen, doch geht dies vermutlich auf die Datierung der Praefatio zurück.

277
The history of the life of M. T. Cicero, by Conyer Middleton, öfters aufgelegt, als London 1767 in 3 Voll.

Der Name des Autors lautet Conyers Middleton (1683–1750), die Namensvariante Conyer findet sich jedoch auf dem Titelblatt der dreibändigen deutschen Übersetzung (1757–1759). Aus dem Jahr 1767 stammt die achte Auflage.

278
279
M. Tullii Ciceronis historia philosophiae antiquae, collecta, illustrata et amplificata a F. Gedike, Berol. 1781

Obgleich sich in der Sekundärliteratur auch das Erscheinungsjahr 1781 (vgl. das Datum der praefatio) findet, lässt sich dieses Werk erst für 1782 nachweisen.

280

281
lat. Compendium Geographiae antiquae

Gemeint ist die lateinische Übersetzung Compendium geographiae antiquae mappis Danvillianis XI. maioribus accomodatum ex optimis fontibus elaboratum (1785).

282
J. F. A. Nitsch kurzer Entwurf der alten Geographie, auf's neue herausg. von L. Mannert, 6te Aufl. 1810

Der Name des Autors lautet Paul Friedrich Achat Nitsch (1754–1794), der Herausgeber ist Konrad (bzw. Conrad) Mannert (1756–1834).

283
H. Schlichtegroll's Handbuch der alten Erdbeschreibung, Bremen 1794

Das Handbuch der alten Erdbeschreibung stammt von Hermann Schlichthorst (1766–1820), der in der dritten Auflage der Anweisung vermutlich mit dem v.a. für seine umfangreichen Sammlungen von Nekrologen bekannten Friedrich Schlichtegroll (1765–1822) verwechselt wurde.

284
B. F. J. F. Schmieder's Handbuch der alten Erdbeschreibung zum Atlas von 12 Karten, Berlin 1802

Dieses Werk hat zwei Herausgeber: Benjamin Friedrich Schmieder (1736–1813) und dessen Sohn Friedrich Gotthelf Benjamin Schmieder (1770–1838).

285
Jo. Dav. Koeleri Descriptione orbis antiqui in XLIV. tabulis von Weigel in Nürnberg gestochen

Dieses Werk ist ohne Jahresangabe erschienen, dürfte jedoch um 1720 zu datieren sein. Neben Christoph Weigel d. Ä. (1654–1725) wirkte auch dessen Bruder Johann Christoph Weigel d. J. (1661–1726) als Kupferstecher und Verleger in Nürnberg.

286

287
Einleitung in die Götter- und Fabelgeschichte der ältesten griechischen und römischen Welt, durch Christ. Tob. Damm, 4te Auflage, Berlin 1775

Die in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragene sechste Auflage von Christian Tobias Damms (1699–1778) Einleitung in die Götter-Lehre und Fabel-Geschichte ist posthum im Jahre 1783 erschienen. Bei den folgenden Auflagen handelt es sich um Umarbeitungen von Friedrich Schulz (1762–1798) bzw. Konrad Levezow (1770–1835).

288
Dav. Christoph Seybolds Einleitung in die griechische und römische Mythologie der alten Schriftsteller, 2te Auflage, Leipzig 1784

Die Einleitung ist in der zweiten Auflage bereits 1783 erschienen.

289
J. A. Kanne Mythologie der Griechen, Leipzig 1808

Von diesem Werk ist nur der erste Teil (Leipzig 1805) erschienen. Aus dem hier genannten Jahr stammt Johann Arnold Kannes (1773–1824) zweibändiges Werk Erste Urkunden der Geschichte oder allgemeine Mythologie (Bayreuth 1808).

290
Heynischen und Hermannischen Schriften, welche man §. 313 der dritten Auflage meiner Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie angezeigt findet

Gemeint sind Christian Gottlob Heynes (1729–1812) in § 312 der Bücherkenntniß (31790) genannte Abhandlungen De caussis fabularum seu mythorum veterum physicis (1764), in: Opuscula academica I (1785), 184–206 (VII.); De origine et caussis fabularum Homericarum, in: Novi commentarii Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis VIII (1778), 34–58 (Commentationes historicae et philologicae classis); De theogonia ab Hesiodo condita. Ad Herodoti Lib. II. c. 52. commentatio, in: Commentationes Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis II (1780), 125–154 (Commentationes historicae et philologicae); Ad Apollodori Atheniensis bibliothecam notae I–III (1783), v.a. der dem dritten Teil vorangestellte Beitrag De Apollodori Bibliotheca novaque eius recensione simulque universe de litteratura mythica (aaO III 903–972); Temporum mythicorum memoria a corruptelis nonnullis vindicata, in: Commentationes Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis recentiores VIII (1787), 3–19 (Commentationes antiquiores) sowie das mit einer Vorrede Heynes versehene Handbuch der Mythologie aus Homer und Hesiod, als Grundlage zu einer richtigern Fabellehre des Alterthums mit erläuternden Anmerkungen begleitet von Martin Gottfried Hermann (1787) (Bd. 2 [1790] enthaltend die Mythen aus den Lyrischen Dichtern der Griechen; Bd. 3 [1795] enthaltend die astronomischen Mythen der Griechen) (vgl. I § 56 c).

291
Wegen3971 des großen3972 Einflusses der Kenntniß des römischen Kriegswesens auf die rechte Einsicht des Verstandes vieler Stellen bey3973 römischen Schriftstellern sind die Römischen 3974 Kriegsalterthümer (von3975 Rösch und Nast, Johann Jakob Heinrich Nast )3976 Halle 1782 in3977 (gr.)groß 8. sehr zu empfehlen.
292

293
J. F. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen, gottesdienstlichen etc. Zustandes der Griechen; fortgesetzt von Höpfner und Köpke, 4 Bände, Erfurt 1791–1806

Der Autor ist Paul Friedrich Achat Nitsch (1754–1794), die Fortsetzung wurde von Johann Georg Christian Höpfner (1765–1827) und Georg Gustav Samuel Köpke (1773–1837) besorgt.

294
Ge. Henr. Nieupoort rituum, qui olim apud Romanos obtinuerunt, succincta explicatio, Edit. 13. Berol. 1767

Als ursprünglicher Autor dieses Werkes wird Willem Hendrik (lat. Guilelmus Henricus) Nieupoort (1674–1730) geführt.

295
Jo. Frid. Gruneri introductio in antiquitates Romanas, Jenae 1748

Für Johann Friedrich Gruners (1723–1778) Introductio in antiquitates Romanas ist einzig das Erscheinungsjahr 1746 nachzuweisen.

296
E. Meiner's Geschichte des Verfalls der Sitten und der Staatsverfassung der Römer, Leipzig 1782

Der Name des Autors lautet Christoph Meiners (1747–1810).

297
P. E. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen etc. Zustandes der Römer, 2 Bände, Erfurt 1790

Der Autor ist erneut Paul Friedrich Achat Nitsch (1754–1794). Der erste Band ist bereits 1788 erschienen.

298
(Anm.)Anmerkung Es gehört zu den neueren Erscheinungen, daß man in Schulen angefangen hat, dem Griechischen mit dem Lateinischen gleichen Rang anzuweisen; ja, es fast noch eifriger zu treiben, und selbst darin schreiben zu lassen. Dieß ist an sich, wegen des hohen Werthes der griechischen Literatur, erfreulich. Nun traten auch hie und da Uebertreibungen ein: das, wenn man mit den allgemeinern und vielfachern Gebrauch sieht, doch unentbehrlichere Latein wurde fast vernachlässigt, und man hat sogar schon von Seiten der obern Behörden für nöthig gefunden, vor diesem letzteren Fehler zu warnen. (M. s.)Man siehe §. 123. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
299
Ernestischen bey Xenophons memorabil. Socratis und bey dem Polybius

Gemeint sind Johann August Ernestis mehrfach aufgelegte Xenophontis memorabilium Socratis dictorum libri IV (1737; 51772) sowie dessen dreibändiger, mit Anmerkungen versehener Polybius (1763/64).

1.
[167] Anm.Anmerkung 4033 1. Besondere Vorschläge von der bequemsten Ordnung, in der man alle4034 Schriftsteller nach ein[139]ander lesen möchte, laßen4035 sich nicht allgemein geben, da die Absichten, warum man diese Schriftsteller4036 lieset, sehr verschieden sind, und die gemeldeten Regeln oft einander in den Weg kommen. – Im Lateinischen würde man sehr wohl den Phaedrus Phäder, Nepos Nepos 4037 und Terenz Terenz –4038 den Julius Caesar, s. Caesar Caesar Cäsar 4039 und Sallust Sallust – Cicero Cicero's 4040 Lälius und Cato, seine Briefe, seine philosophischen, seine rhetorischen Werke und seine Reden, mit Quintilian (Quinctilian) Quinctilians 4041 Instit. orat. –4042 den Livius Livius, Sueton Suetonius 4043 und Tacitus Tacitus –4044 den Plautus Plautus,4045 und so die übrigen nach Befinden,4046 auf einander folgen lassen können. Nach den leichtesten unter diesen Prosaikern [151] könnten schon Ovid Ovid 4047 und Vergil (Virgil) Virgil 4048, sodann4049, nach den etwas schwerern, 364 Horaz4050 und andere gelesen werden.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2. Im Griechischen könnte man, nach der §. 145 145. angegebenen Vorbereitung, mit Aelian Aelians Aelian's vermischten Geschichten und mit Epiktet Epiktets Epiktet's Enchiridion sowohl als Arrian Arrians sowohl, als mit Arrians Commentarien den Anfang machen –machen; hernach vorzüglichvorzöglich den Xenophon Xenophon Xenophon , und überhaupt die besten Attischen attischen Prosaisten, sowohl Philosophen, vornemlichvornehmlich Platon Platon's vornehmlich Platon's und Aeschines Aeschines Aeschines Dialogen, und Theophrast Theophrasts Theophrast's Charaktere, sodannsodenn, nach Aristoteles Aristoteles Aristoteles Rhetorik, den Isokrates Isokrates Isokrates, nebst den in der Reiske, Johann Jacob Reiskischen Sammlung enthaltnenenthaltenen Rednern,Rednern lesen. Nun könnten, und, wenn man gerade nicht Attischeattische Schriftsteller gleich zusammen nehmen wollte, auch schon gleich nach dem Xenophon Xenophon Xenophon , die Geschichtschreiber, hauptsächlich Herodot Herodot, Thukydides Thukydides, Polybius Polybius, Plutarch Plutarch Herodot, Thukydides, Polybius, Plutarch , auch Flavius Josephus, s. Josephus Josephus Josephus Josephus , und von spätern Arrian Arrian, Appian Appian Arrian, Appian und Herodian Herodian, Herodian eintreten. Die DichterDichter könntenkönnen sehr wohl mit den andern abwechsetnabwechseln abwechseln. Homer Homer müßte Homer muß billig allen vorgehen, und Hesiod Hesiod könnte Hesiod kann ihm folgen. Vom Anakreon Anakreon, Theokrit Theokrit, Moschus Moschus Anakreon, Theokrit, Moschus und Bion Bion könnte Bion mag man zu den Attischen Tragikern attischen Tragikern und Komikern Komikern fortschreiten, und alsdennalsdann den Pindar Pindar Pindar und Callimachus Kallimachus Kallimachus hinzufügen. Gut wäre es doch, Aristoteles Aristoteles Aristoteles Poetik mit diesen Dichtern zu verbinden. Andere, sonderlich spätere oder unbeträchtlichere Schriftsteller zu erwähnen, erlaubt die hier nöthige Kürze und eingeschränkteeingeschränckte Absicht nicht, die eigentlich auf die Muster Muster des griechischen und lateinischen VortragVortrages geht. Man vergl.vergleiche Schelle, Karl Gottlob K. G. Schelle , welche alte classische Auctoren, wie, in welcher Folge und Verbindung soll man sie auf Schulen lesen? 2 Bände, Leipzig 1804. 8. 4051
302
Phäder

Der in augusteischer Zeit freigelassene Sklave Phaedrus (gest. Mitte 1. Jh. n. Chr.) zählt trotz einer komplizierten Überlieferungslage bis heute zu den wichtigsten Fabeldichtern (v.a. Tierfabeln).

303
Nepos

Der mit Cicero befreundete Cornelius Nepos (1. Jh. v. Chr.) ist v.a. durch sein Hauptwerk De viris illustribus bekannt.

304
Terenz

Publius Terentius Afer (2. Jh. v. Chr.) ist einer der berühmtesten Komödiendichter der lateinischen Antike. Für Herder war Terenz aufgrund des engeren Anschlusses an die griechischen Vorbilder sogar wichtiger als Plautus.

305
Cäsar

Literarisch ist Gaius Julius Caesar (100–44 v. Chr.), eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Antike und 39/38 v. Chr. offiziell unter die Staatsgötter erhoben, v.a. mit seinen commentarii zum gallischen Krieg (De bello Gallico) und zum Bürgerkrieg (De bello civili) verbunden.

306
Sallust

Aus dem Werk des römischen Politikers und Geschichtsschreibers Gaius Sallustius Crispus (1. Jh. v. Chr.) sind v.a. die Darstellung der catilinarischen Verschwörung (De coniuratione Catilinae oder auch Bellum Catilinae) und die Beschreibung des Krieges gegen Jugurtha (Bellum Iugurthinum) von Bedeutung.

307
Cicero's Lälius und Cato, seine Briefe, seine philosophischen, seine rhetorischen Werke und seine Reden

Aus dem umfangreichen und vielschichtigen Werk Ciceros (vgl. I § 60) hebt Nösselt Laelius de amicitia, ein in Dialogform verfasstes Werk über die Freundschaft, und Cato maior de senectute hervor, in dem Cicero den greisen Cato d. Ä. über das Alter nachdenken lässt.

308
mit Quinctilians Instit. orat.

In seiner Institutio oratoria betrachtet Quintilian Cicero als den bedeutendsten lateinischen Redner überhaupt. Hier liegt einer der Hauptgründe für Ciceros herausragende Stellung innerhalb der lateinischen Rhetorik.

309
Livius

Titus Livius (59 v.–17 n. Chr.) ist der Verfasser eines bis in das erste vorchristliche Jahrzehnt reichenden Geschichtswerkes (Ab urbe condita) in 142 Büchern, von denen jedoch nur 35 erhalten sind. Allerdings lässt sich der Inhalt der verlorenen Bücher über Auszüge, v.a. die sog. Periochae, erschließen.

310
Suetonius

Der sprachlich Quintilian verpflichtete römische Biograph und Antiquar Gaius Suetonius Tranquillus (geb. um 70 n. Chr.) ist v.a. durch seine zwölf (Caesar bis Domitian) Kaiserviten (De vita Caesarum) bekannt.

311
Plautus

Besonders aufgrund seiner sprachschöpferischen Fähigkeiten und seines Wortwitzes gilt Titus Maccius Plautus (geb. um 250 v. Chr.) als der bedeutendste römische Komödiendichter. Zusammen mit Terenz hat er auch die neuzeitliche Komödie maßgeblich beeinflusst.

312
Ovid

Aus dem umfangreichen und bis weit in die Neuzeit hinein von höchstem Einfluss gebliebenen literarischen Werk des von Augustus exilierten Dichters Publius Ovidius Naso (43 v.–17 n. Chr.) können neben Liebeselegien und dem Lehrgedicht Ars amatoria die Metamorphosen und der Festkalender (Fasti) als Hauptwerke gelten. Zudem hat Ovid mit den Tristia und den Epistulae ex Ponto auch seine Exilierung literarisch verarbeitet.

313
Virgil

Mit seiner laut Statius „göttlichen“ Aeneis, aber auch den Eclogae (Bucolica) und Georgica war Publius Vergilius Maro (70–19 v. Chr.) – für Quintilian der größte Dichter nach Homer, im 16. Jh. etwa von Scaliger über Homer gestellt – bis weit in die Neuzeit hinein einer der einflussreichsten antiken Autoren überhaupt. Die Namensvariante Virgilius ist erst seit dem 5. Jh. belegt.

314
Horaz

Der wie Vergil zum Maecenas-Kreis gehörende Dichter Quintus Horatius Flaccus (63–8 v. Chr.) ist als Autor von Satiren, Oden, Epoden und Episteln (v.a. der auch als Ars Poetica bekannten Ep. II 3) und des als Auftragsarbeit verfassten Carmen Saeculare bereits in der Antike zum Schulautor avanciert.

315
Aelians vermischten Geschichten

Gemeint ist die 14 Bücher umfassende, auch als Bunte Geschichten bekannte Ποικίλη ἱστορία (Varia historia) des Claudius Aelianus (2./3. Jh. n. Chr.), die bis in das dritte Buch vollständig und danach in Exzerpten erhalten ist. Daneben hat Aelian die sog. Tiergeschichten (De natura animalium) verfasst, die Autorschaft der Bauernbriefe ist heute umstritten.

316
Epiktets Enchiridion sowohl als Arrians Commentarien

Der einflussreiche stoische Philosoph Epiktet (50–125 n. Chr.) hat selbst keine Schriften hinterlassen, doch ist seine Lehre durch die als Lehrgespräche (Διατριβαί) veröffentlichte Mitschrift des Historikers Flavius Arrianus (geb. zwischen 85–90 n. Chr.) erhalten. Das Enchiridion (Ἐγχειρίδιον), von Nösselt Epiktet zugeschrieben, ist ein Exzerpt dieser Lehrgespräche. Zudem hat Arrian historische Werke verfasst (s.u.).

317
Xenophon

Der bedeutende Geschichtsschreiber Xenophon (ca. 430–354 v. Chr.) wurde auch als einer der wichtigsten Vertreter des attischen Griechisch durch die Jahrhunderte hindurch als Schulautor geschätzt. Neben den Geschichtswerken Anabasis und Hellenika wird Nösselt hier jedoch auch politisch-didaktische (etwa die Kyropädie) sowie philosophische Schriften (v.a. die Memorabilia Socratis) im Blick gehabt haben.

318
Platon's […] Dialogen

In der bis in das 19. Jh. hinein maßgeblichen Stephanus-Ausgabe (Genf 1578), nach deren Paginierung bis heute zitiert wird, werden für den athenischen Philosophen Platon (428/27–348/47 v. Chr.) neben der Apologie des Sokrates und einer Sammlung von 13 Briefen über 30 Dialoge (am bekanntesten wohl der Staat [Πολιτεία]) überliefert. Heute besteht im Wesentlichen Konsens darüber, dass die meisten Briefe und manche Dialoge nicht auf Platon zurückgehen.

319
Aeschines Dialogen

Insgesamt hat der Sokrates-Schüler Aeschines von Sphettos (gest. nach 376/75 v. Chr.) sieben Dialoge verfasst, die alle verloren sind, jedoch teilweise rekonstruiert werden können. Das 18. Jh. kennt Aeschines-Ausgaben, in denen zumindest drei Dialoge geboten werden.

320
Theophrasts Charaktere

Neben zwei bedeutenden botanischen Abhandlungen zählen die Charaktere (Ἠθικοὶ χαρακτῆρες) zu den wichtigsten Werken des Peripatetikers und Aristoteles-Schülers Theophrast (371/70–287/86 v. Chr.). Im 17. Jh. wurden die Charaktere Vorbild für die literarische Gattung der Charakterstudie.

321
Aristoteles Rhetorik

Der griechische Philosoph Aristoteles (384–322 v. Chr.) gehört, wie sein Lehrer Platon, zu den einflussreichsten Denkern der abendländischen Tradition (Aristotelismus) und hat, auch wenn nur ein Teil seiner Schriften erhalten ist, ein umfangreiches Werk hinterlassen. Die drei Bücher umfassende Rhetorica beschreibt zunächst die unterschiedlichen Redearten, ihre Gegenstände sowie die damit zusammenhängenden Emotionen, das dritte Buch befasst sich mit Stilfragen.

322
Isokrates

Isokrates (436–338 v. Chr.) gilt neben dem in der Reiskischen Sammlung (s.u.) enthaltenen Demosthenes als größter Redner der griechischen Antike. Waren im ersten vorchristlichen Jahrhundert 60 Reden unter dem Namen des Isokrates bekannt, von denen jedoch bereits damals nur etwa die Hälfte für echt gehalten wurde, umfasst sein Werk nach heutigem Stand und an nur wenigen Stellen unter Zweifeln 21 Reden und neun Briefe.

323
Reiskischen Sammlung

Gemeint sind Johann Jacob Reiskes zwölfbändige Oratores Graeci (1770–1775).

324
Herodot

Der von Cicero als pater historiae bezeichnete, mit Blick auf die antike Historiographie höchst einflussreiche Herodot von Halikarnass (5. Jh. v. Chr.) hat ein neun Bücher umfassendes, vollständig erhaltenes Geschichtswerk (Historien) hinterlassen, in dem eine Vielzahl von unterschiedlichen (z.B. geographischen und ethnographischen) Materialien verarbeitet ist. Dieser große inhaltliche Reichtum spiegelt sich auch in seiner bereits in der Antike wegen ihrer großen Buntheit gerühmten Sprache wider.

325
Polybius

Die Historien, das Hauptwerk des griechischen Geschichtsschreibers Polybius (gest. um 120 v. Chr.), sind eine bis in die Mitte des 2. Jh.s v. Chr. reichende Geschichte der Expansion Roms in 40 Büchern (erhalten ist etwa ein Drittel), deren besondere Bedeutung nicht zuletzt in ihrem methodischen Konzept, der sog. pragmatischen Geschichtsschreibung (vgl. I § 225), liegt. Obwohl das antike Urteil über Polybius' Stil eher negativ ausfällt, wurde er früh ausgiebig rezipiert und stieg nach seiner Wiederentdeckung im 15. Jh. bis zum Ende des 18. Jh.s v.a. in politischer Perspektive (Verfassungsfragen) zu einem der einflussreichsten antiken Historiker auf.

326
Plutarch

Das umfangreiche Werk (die Antike kannte rund 260 Schriften) des römischen Schriftstellers Plutarch von Chaironeia (gest. vor 125 n. Chr.) zerfällt grob in philosophische und historisch-biographische Schriften. Obwohl auch die philosophischen Moralia (vgl. I § 208 c) mit Gewinn zu lesen wären, geht es Nösselt an dieser Stelle v.a. um die Cäsarenviten und die Parallelbiographien (paarweise Gegenüberstellungen großer Griechen und Römer, die bis auf wenige Ausnahmen mit einem vergleichenden Epilog enden). Als wichtigster Vertreter des Mittelplatonismus (mit eigener Akademie in Chaironeia) und des Attizismus war Plutarch von beträchtlichem Einfluss und wurde auch in christlichem Kontext sehr geschätzt.

327
Josephus

Der jüdisch-hellenistische Historiker Flavius Josephus (1. Jh. n. Chr.) hat neben einer Autobiographie (Vita Iosephi) und der apologetischen Schrift Contra Apionem zwei Geschichtswerke verfasst: den bis zur Belagerung Massadas (73/74 n. Chr.) reichenden Jüdischen Krieg (Bellum Iudaicum) und die von der Weltschöpfung bis zum jüdischen Krieg reichenden Jüdischen Altertümer (Antiquitates Iudaicae). Im Judentum ist Josephus kaum rezipiert worden, für Eusebius von Caesarea (260–339 n. Chr.) ist er der wichtigste Gewährsmann für die Zeit Jesu.

328
Arrian

Zu den historischen Schriften Arrians (zur Epiktet-Überlieferung s.o.) zählen der Alexanderzug (Ἀλεξάνδρου Ἀνάβασις) und eine Schrift über Indien (Ἰνδική), fragmentarisch erhalten sind eine Diadochen- und eine Parthergeschichte (zu den philosophischen Schriften s.o.). Weitere Schriften sind ein vollständig überlieferter Periplus des Schwarzen Meeres und eine Abhandlung über die Jagd (Κυνηγετικός) sowie mehrere kleinere, ebenfalls nur fragmentarisch erhaltene Werke.

329
Appian

Der ursprünglich aus Alexandrien stammende, später jedoch nach Rom übergesiedelte Historiker Appian (gest. 160 n. Chr.) ist der Verfasser einer teils verlorenen, teils nur fragmentarisch erhaltenen Römischen Geschichte (Ῥωμαϊκά) mit ethnographischem Gliederungsschema. Von besonderer Bedeutung ist die insgesamt fünf Bücher umfassende Beschreibung der Bürgerkriege (Ἐμφύλια).

330
Herodian

Der Historiker Herodian (geb. 178/180 n. Chr.) ist der Autor eines in griechischer Sprache und in acht Bänden verfassten, bis zum Herrschaftsbeginn Gordians III. im Jahr 238 n. Chr. reichenden Geschichtswerkes (Ab excessu divi Marci) und nicht mit dem zeitgleich lebenden griechischen Grammatiker Aelius Herodianus zu verwechseln.

331
Homer

Mit dem Namen Homers verbinden sich die beiden großen Epen Ilias und Odyssee, die wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 8. Jh.s v. Chr. stammen und mit ihren insgesamt rund 28.000 Versen den Beginn der europäischen Dichtung markieren. Bereits in der Antike wurden Homer weitere Werke (etwa die Homerischen Hymnen) zugeschrieben, doch gelten nur die Ilias und die Odyssee als echt. Seit jeher wird diskutiert, ob Homer überhaupt existiert hat oder sein Name eine Kollektivbezeichnung für mehrere Autoren darstellt (Homerische Frage).

332
Hesiod

Neben Homer stellen die Werke seines Zeitgenossen Hesiod die frühesten Zeugen der griechischen Literatur dar und sind wichtiger Orientierungspunkt für die gesamte antike Dichtung. Zu nennen sind v.a. die für das Wissen um die griechische Mythologie bedeutende Theogonie sowie das in weiten Teilen auch das Alltagsleben (v.a. die Landarbeit) thematisierende Lehrgedicht Werke und Tage (Ἔργα καὶ ἡμέραι).

333
Anakreon

Hauptthemen der wenigen, nur fragmentarisch erhaltenen Gedichte des griechischen Lyrikers Anakreon d. Ä. (geb. ca. 575 v. Chr.) sind der Wein, die (erotische) Liebe und der Tod, die in teils deutlichen Bildern bearbeitet werden. Im Gegensatz dazu schlägt die unter dem Titel Anacreontea bekannte Sammlung von 60 anonymen, Anakreon nachahmenden Gedichten aus verschiedenen Epochen der Antike einen weit milderen Ton an. Diese erstmals 1554 von Stephanus herausgegebene und in der Folge in mehrere Sprachen übersetzte Sammlung war gerade im ausgehenden 18. Jh. von erheblichem Einfluss (Anakreontik).

334
Theokrit, Moschus und Bion

Bei Theokrit (3. Jh. v. Chr.), Moschus (wohl 2. Jh. v. Chr.) und Bion (Lebensdaten unbek.) handelt es sich um die bedeutendsten Vertreter der griechischen Bukolik („Hirtendichtung“), die dann die lateinische (v.a. Vergil) und ab dem 4. Jh. auch die christliche Bukolik geprägt hat. Seit byzantinischer Zeit (Suda) scheinen diese drei Autoren als feste Trias zusammenzugehören.

335
Pindar

Aus dem Werk des Chorlyrikers Pindar (geb. vermutl. 522 oder 518 v. Chr.) sind nur die Epinikia oder Siegeslieder (Oden auf Sieger der olympischen, pythischen, nemëischen und isthmischen Spiele) erhalten. Als dichterisches Vorbild war Pindar bereits in der Antike (Horaz) und später auch in der deutschen Romantik hoch geschätzt.

336
Kallimachus

Das Werk des von Quintilian als elegiae princeps bezeichneten, äußerst produktiven Dichters und Grammatikers Kallimachus von Kyrene (geb. zwischen 320 und 303 v. Chr.) ist größtenteils verloren. Nösselt hat hier die komplett erhaltenen Hymnen sowie die etwas mehr als 60 Epigramme im Blick. Fragmentarisch erhalten (durch neuere Funde jedoch vergleichsweise gut rekonstruierbar) sind die Ursprünge (Αἴτια), die Jamben und das Gedicht Hekale.

337
Aristoteles Poetik

Das erste der ursprünglich zwei Bücher umfassenden Poetik des Aristoteles behandelt v.a. die Tragödie (das nicht erhaltene zweite Buch die Komödie) und hat diese (Regeldrama, doctrine classique) sowie die Theorie der Dichtkunst (Scaliger, Opitz, Gottsched) seit seiner Wiederentdeckung in der Renaissance nachhaltig geprägt.

1.
[170] 4126 *) S.Siehe 4127 389Vertheidigung des Lateinschreibens - -4128 von Friedr. 4129 Gedike, Berlin 1783 4130, (gr.)groß 8.4131 auch in dessen gesammleten Schulschriften gesammel-gesammelten Schulschriften, S.Seite 289 f.folgend 4132, verglichen mit den Einwendungen dagegen in der Berlinischen Monatsschrift von Gedike, Friedrich Gedike und Biester, Johann Erich Biester , 1783 4134, October 4135 (S.)Seite 346 (f.)folgend, und in der Allgemeinen Revision des Schul- und Erziehungswesens Erziehungswesens, Theil 11. S.Seite 258 f.folgend f., 4136 auf welche Scheingründe schon4139 oben (§. 124 (f.)folgend) Rücksicht genommen worden ist.
339
Vertheidigung des Lateinschreibens […] Theil 11. S. 258 f.

Friedrich Gedikes (1754–1803) Vertheidigung des Lateinschreibens und der Schulübungen darin findet sich in dessen zweibändigen Gesammlete[n] Schulschriften I (1789), 289–321. Bei den in der von Gedike und Johann Erich Biester (1749–1816) herausgegebenen Berlinische[n] Monatsschrift 2 (1783) abgedruckten Einwendungen handelt es sich um Johann Stuves (1752–1793) Wider das Lateinschreiben. An den Herrn Direktor Gedike (aaO 338–357). Im elften Band der Allgemeine[n] Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens (vgl. I § 33 c) findet sich die Abwägung der Gründe für und wider das Lateinschreiben, als eine allgemeine Uebung für alle und jede Studirende (aaO 258–337).

340
Berlinischen Magazin der Wissenschaften und Künste 1783, 41tes Stück

Gedikes Vertheidigung des Lateinschreibens findet sich im Berlinsche[n] Magazin der Wissenschaften und Künste 1 (1783), 4. St., 30–55.

1.
*) Ja es4165 ist auch der einzige Weg, wie man eigentliches,4166 altes, römisches Latein, und überhaupt wirklich in einer fremden Sprache, kan4167 schreiben lernen. Denn dazu gehört, daß man in derselben Sprache denken könne; und in jeder Sprache denkt man anders. Wer dies4168 nicht kan4169, mag wohl aus einer Sprache in die andere übersetzen, und in der fremden Sprache sich so ausdrucken können, daß man sieht, was er sagen wolle,4170 aber mit der Sprache, (z. B.)zum Beispiel rein, ächt4171 Lateinisch, wird er nicht zu schreiben vermögen.
2.
Andere Vorschläge und Regeln sind schon oben §. 87–89. 4172 berührt worden.
343
344
Erasmus

Desiderius Erasmus von Rotterdam (1466/1469–1536), der wohl bedeutendste Humanist seiner Zeit („Humanistenfürst“), hat eine umfangreiche literarische Tätigkeit (inkl. Korrespondenz) entfaltet. In theologischer Perspektive ist v.a. seine Edition des Neuen Testaments (Anfänge des textus receptus) sowie seine Auseinandersetzung mit Martin Luther und sein Einfluss auf die Reformation zu nennen. Sein Werk umfasst in der Ausgabe Jean Le Clercs (Leiden 1703–1706) zehn Foliobände.

345
Phil. Melanchthon

Philipp Melanchthon (eigentl. Schwartzerdt) (1497–1560) gehört als Weggefährte Martin Luthers zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Reformation und wurde aufgrund seiner pädagogischen Verdienste auch als praeceptor Germaniae bezeichnet. Als Humanist war Melanchthon vielseitig interessiert und hat ein umfangreiches Werk hinterlassen. Hervorgehoben seien die Loci communes (1521) und die unter maßgeblichem Einfluss Melanchthons entstandene Confessio Augustana invariata (1530) bzw. variata (1540).

346
Joach. Camerarius

Der Humanist Joachim Camerarius (Kammermeister) d. Ä. (1500–1574) studierte in Leipzig, Erfurt und Wittenberg und war zuletzt Professor in Leipzig. Neben einer umfangreichen philologischen und editorischen Tätigkeit ist der eng mit Melanchthon befreundete Camerarius auch kirchenpolitisch (u.a. Teilnahme an verschiedenen Religionsgesprächen) hervorgetreten.

347
Joh. Calvin

Der in Genf wirkende Theologe Johannes (Jean) Calvin (1509–1564) ist die wichtigste Gründungspersönlichkeit des reformierten Christentums und mit seinem Hauptwerk, der 1559 (im selben Jahr gründete Calvin die von Theodor Beza geleitete Genfer Akademie) in endgültiger lateinischer Fassung vorliegenden Institutio Christianae religionis, einer der bedeutendsten Reformatoren überhaupt (Calvinismus). Sein Werk umfasst weit über 100 Schriften, die erhaltene Korrespondenz mehrere tausend Briefe.

348
Joh. Sturm

Der humanistisch gebildete Johannes Sturm (1507–1589) lehrte ab 1537 in Straßburg und wirkte hier v.a. als Gründer und ständiger Rektor des Gymnasiums, das 1566 in den Rang einer Akademie erhoben wurde. Neben seinem Melanchthon verpflichteten pädagogischen Wirken trat der tendenziell reformierter Theologie (Calvin, Bucer) zuneigende Sturm als Vermittler zwischen den Konfessionen hervor, wurde jedoch selbst in jahrzehntelangen Auseinandersetzungen mit der Straßburger Kirchenführung und der Akademie um die eigene theologische Position aufgerieben.

349
Melch. Canus

Der antireformatorische Dominikaner Melchior Cano (1509–1560) war als bedeutender Vertreter der Schule von Salamanca Berater Karls V. sowie dessen Sohnes Philipp II. und ein Verfechter der Inquisition. Zugleich gilt er aufgrund seines posthum veröffentlichten Hauptwerkes De locis theologicis (1563), das bis 1890 mehr als 30 Auflagen erlebte und zum Standardwerk der katholischen Erkenntnis- und Methodenlehre avancierte, als Begründer der Fundamentaltheologie.

350
Hier. Osorius

Der portugiesische Humanist und Bischof Hieronymus Osorius (Jerónimo Osório) (1506–1580) galt aufgrund seiner theologischen und historiographischen Schriften als Gelehrter von europäischem Rang und wurde wegen seines stilvollendeten Lateins als Cicero Lusitanus bezeichnet (zeitweise wurde Osorius sogar verdächtigt, für seine Abhandlung De gloria Ciceros verlorenes Werk gleichen Namens verwendet und unterschlagen zu haben).

351
Jak. Sadoletus

Der als Reformer aufgetretene italienische Kardinal und Humanist Jacobus Sadoletus (Jacopo Sadoleto) (1477–1547) gehört zu den Vorbereitern des Trienter Konzils (1545–1563) und hat in mehreren Schriften (an Melanchthon, die Genfer und gegen Johannes Sturm) versucht, für die Einheit der römisch-katholischen Kirche zu wirken. Als Hauptwerk gilt sein bisweilen auch von altgläubiger Seite als semipelagianisch kritisierter Römerbrief-Kommentar (1535). Wegen seines ciceronianischen Stils galt er als einer der besten Latinisten seiner Zeit.

352
Andr. Hyperius

Der durch Johannes Sturm zum Humanismus und zur reformatorischen Theologie (v.a. Calvin und Bucer) gekommene Andreas Gerhard gen. Hyperius (von Ypern) (1511–1564) bekleidete ab 1542 eine theologische Professur in Marburg und hat sich, mit großem Einfluss auf die lutherische Orthodoxie, v.a. um die Predigtlehre verdient gemacht.

353
Ruhnkenius, Wyttenbach

In der dritten Auflage der Anweisung ist die Aufzählung um den bedeutenden Leidener Philologen und princeps criticorum David Ruhnken und dessen Schüler, Nachfolger und Biographen Daniel Albert Wyttenbach (1746–1820) erweitert. Die Zusammenstellung mit Ruhnken lässt es unwahrscheinlich erscheinen, dass an dieser Stelle Wyttenbachs Vater, der Marburger Theologieprofessor David Samuel Daniel Wyttenbach (1706–1779), gemeint ist.

354
Joh. Aug. Ernesti

Wegen seines hervorragenden lateinischen Stils wurde Johann August Ernesti auch als Germanorum Cicero bzw. in den Worten David Ruhnkens als Ciceronis sospitator bezeichnet.

355
die meistens in dieser Sprache abgefaßt sind

Neben hebräischen enthält das Alte Testament auch aramäische Passagen (v.a. Dan 2,4–7,28 und Esr 4,8–6,18; 7,12–26).

356
hebräischen Denk- und Sprachart

Vgl. I § 162.

357
  • [144] 4188 Origines hebraeae,4189 s. hebr. linguae antiquissima natura et indoles ex Arabiae penetralibus reuocata4190 ab Alb. Schultens. (Ed.)Editio altera, cui adiectum opusculum de defectibus hodiernis ling. hebr. Lugd. Bat. 1761 4191 (gr.)groß 4.
  • Joh. Dav. Michaelis Beurtheilung der Mittel, welche man anwendet, die ausgestorbene hebr.4192 Sprache zu verstehen, Göttingen 1757 1757. in4193 8.
358
  • 4205 J. D. Michaelis Abhandlung von der syrischen Sprache und ihrem Gebrauch, zweyte Aufl.Auflage 4206 Göttingen 1786. 4207 8.
  • Jos. Friedr. Schellings 4208 Abhandlung von dem Gebrauch der arabischen Sprache zu einer gründlichern Einsicht in die hebräische,4209 Stuttgard 1771.textgrid:253b4 8.
  • [145] 409 Alb. Schultens Clavis dialectorum bey4210 Erpenii Rudimentis linguae Arabicae, (Edit.)Editio altera, Lugd. Batav.4211 1770.textgrid:253b7 4.
359
Alb. Schultens Clavis dialectorum bey Erpenii Rudimentis linguae Arabicae, Edit. altera, Lugd. Batav. 1770

Albert Schultens' Clavis dialectorum findet sich aaO 185–374.

360
361
J. D. Michaelis Grammatica Syriaca, Hal. 1785

Johann David Michaelis' Grammatica Syriaca ist bereits 1784 in Halle erschienen.

362
S. Vater's syrische Grammatik

Da für den hervorragenden und in seinem Werk äußerst vielseitigen Sprachforscher Johann Severin Vater (1771–1826), der ab 1799 eine ordentliche Professur der Theologie und orientalischen Sprachen in Halle innehatte, 1809 aufgrund der unsicheren politischen Verhältnisse jedoch nach Königsberg wechselte, keine eigenständige Grammatik des Syrischen ermittelt werden kann, wird hier der betreffende Abschnitt im Handbuch der Hebräischen, Syrischen, Chaldäischen und Arabischen Grammatik (1802; 21817) gemeint sein (vgl. I § 155 c; I § 156 c).

363
syrischen Chrestomathie fortgehen, die der Michaelischen Abhandlung (§. 152. Anmerk.) angehängt ist

Bei der der zweiten Auflage der Abhandlung beigebundenen Syrische[n] Chrestomathie. Erster Theil handelt es sich um die zweite Auflage aus dem Jahr 1783, der ersten Auflage der Abhandlung ist die Erstauflage der Chrestomathie aus dem Jahr 1768 angehängt.

364
doppelten Syrischen Uebersetzung des N. Test. sowohl der älteren, welche zuletzt Carl Schaaf Lugd. Bat. 1709 […] herausgegeben hat

Laut Titelblatt wurde das Novum Domini Nostri Jesu Christi Testamentum Syriacum (1709) von Karl Schaaf (1646–1729) und dem berühmten Utrechter Theologen und Hebraisten Johannes Leusden (1624–1699) besorgt.

365
(Anm.)Anmerkung Hülfsmittel dazu sind:
  • Iac. Altingii Synopsis Institutionum chaldaearum et aramaearum ( (Tom.)Tomus V. (s.)sein (Opp.)Opera Amst. 1687.) und noch mehr I. D. Michaelis Grammatica chaldaica, Götting. 1771. 8.
  • Ioh. Buxtorfii Lexici chaldaici (etc.)et cetera Basil. 1640. (fol.)folio
  • 418 W. E. Hetzel's Anweisung zum Chaldäischen bei Ermangelung alles mündlichen Unterrichts, Lemgo 1787.textgrid:253t6
  • J. Jahn's chaldäische Chrestomathie, Wien 1800.textgrid:253t9 (gr.)groß 8.
  • G. E. Bauer Chrestomathia e paraphrasi chald. et Talmude delecta, Norimb. 1792.textgrid:253td 8. (desgl.)desgleichen das 419§. 159. genannte
  • Vatersche Handbuch. 8.
366
Jac. Altingii Synopsi Institutionum Chaldaearum et Aramaearum (Tom. V. s. Opp. Amst. 1687)

Der fünfte und letzte Band der von Balthasar Bekker (1634–1698) verantworteten Opera omnia Jakob Altings (1618–1679) beinhaltet unterschiedliche theologische und philologische Arbeiten, die jeweils eigene Seitenzählungen aufweisen. Die 32 Seiten umfassende Synopsis institutionum Chaldaearum et Aramaearum ist als letztes Stück des Bandes eingebunden.

367
Joh. Buxtorfii Lexici Chaldaici etc. Basil. 1640

Das Lexicon Chaldaicum, Talmudicum et Rabbinicum kann als Hauptwerk des berühmten Basler Theologen Johann Buxtorf d. Ä. (1564–1629) bezeichnet werden. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Johann Buxtorf d. J. (1599–1664) die Fertigstellung (1639 bzw. der hier angeführte Nachdruck 1640).

368
W. E. Hetzel's Anweisung zum Chaldäischen bei Ermangelung alles mündlichen Unterrichts, Lemgo 1787

Der Name des Autors lautet Wilhelm Friedrich Hezel (1754–1824).

369
§. 159. genannte Vatersche Handbuch

Entsprechend zum Syrischen und Arabischen (vgl. I § 154 c bzw. I § 156 c) dürfte in diesem Paragraphen der Abschnitt zum Chaldäischen in Johann Severin Vaters (1771–1826) Handbuch der Hebräischen, Syrischen, Chaldäischen und Arabischen Grammatik (1802; 21817) gemeint sein. Allerdings ist in § 159 der dritten Auflage der Anweisung nicht auf dieses Handbuch, sondern auf Vaters hebräische Sprachlehren verwiesen.

370

371
Alb. Schultens aber, ausser den schon vorhin dabey befindlichen Lokmannischen Fabeln […] vermehrt durch Auszüge aus der Hamasa des Abi Temmam, ebendaselbst 1748

Gemeint ist Albert Schultens' Ausgabe der zuvor in der Bearbeitung des Jacobus Golius (1596–1667) genannten Grammatica Arabica des Thomas Erpenius. In dieser finden sich die Fabeln des sagenumwobenen arabischen Weisen Luqmān (Lôkman), die ebenfalls Bestandteil der von Golius besorgten Ausgabe waren. Bei der Hamasa (arab. Tapferkeit) handelt es sich um eine von Abū-Tammām Ḥabīb Ibn-Aus aṭ-Ṭāʾī (ca. 806–846) zusammengestellte Anthologie arabischer Gedichte in zehn Büchern.

372
Erpenii arabische Grammatik, abgekürzt, vollständiger und leichter gemacht von Joh. Dav. Michaelis, Göttingen 1771 in 8, verändert 1783

Johann David Michaelis hat seiner Bearbeitung der Arabische[n] Grammatik des Thomas Erpenius nebst einem aus Albert Schultens' Bearbeitung (s.o.) entnommenen Anfang einer arabischen Chrestomathie (1771) eine zweite Auflage folgen lassen (1781), die laut Vorrede derart umgearbeitet ist, dass Michaelis nun von „seiner“ Grammatik spricht. Eine Ausgabe aus dem Jahr 1783 lässt sich nicht nachweisen.

373
J. S. Vaters Handbuch etc.

Da für Johann Severin Vater (1771–1826) ebenfalls keine eigenständige Grammatik des Arabischen ermittelt werden kann, wird auch hier der betreffende Abschnitt im Handbuch der Hebräischen, Syrischen, Chaldäischen und Arabischen Grammatik (1802; 21817) gemeint sein (vgl. I § 154 c; I § 155 c).

374
(Anm.)Anmerkung Zum ersten Anfang dienen:
375
Erpenius

Der bedeutende Arabist Thomas Erpenius (1584–1624) studierte zunächst Philosophie, erlangte 1608 den Doktorgrad und verlegte sich dann durch den Einfluss Scaligers sowie aus religionspolitischen Gründen nicht wie geplant auf die Theologie, sondern wandte sich den orientalischen Sprachen zu. Nach einer Bibliotheksreise wurde er Professor für orientalische Sprachen (später auch für Hebräisch) in Leiden, richtete hier eine auf orientalische Sprachen spezialisierte Druckerei ein und fungierte überdies auch als Dolmetscher für die Vereinigten Niederlande. In der Anweisung bereits erwähnt sind Golius', Schultens' und Michaelis' Bearbeitungen (vgl. I § 156) seiner mehrfach nachgedruckten Grammatica Arabica (1613) sowie die ebenfalls mehrfach aufgelegten Rudimenta Linguae Arabicae (1620) (vgl. I § 152), neben zahlreichen anderen philologischen Werken sind außerdem die von Scaliger angefangenen Proverbia Arabica (1614), die Locmani Sapientis Fabulae (1615), das Novum D. N. Jesu Christi Testamentum Arabice (1616), der Pentateuchus Mosis Arabice (1622) und die Historia Saracenica (1625) hervorzuheben.

376
Edw. Pocock

Der Theologe und Orientalist Edward Pococke (1604–1691), nach dem Studium in Oxford zunächst Kaplan in Aleppo, wurde 1636 auf die erste Professur für Arabisch (Laudian Professor of Arabic) an seiner alten Alma Mater berufen. Kurz darauf reiste er für einige Jahre nach Konstantinopel, übernahm nach seiner Rückkehr eine Pfarrstelle und gegen Ende des Bürgerkrieges 1648 eine Professur für Hebräisch. Pococke übersetzte 1660 Grotius' De veritate religionis Christianae sowie 1674 das Book of Common Prayer zu Missionszwecken ins Arabische und war zudem Mitarbeiter an der sog. Londoner Polyglotte. Aus seinem arabistischen Werk, dessen Bedeutung nicht zuletzt auf die zahlreichen im Orient gesammelten Handschriften zurückzuführen ist, sind v.a. das aufgrund seiner umfangreichen Anmerkungen bedeutende Specimen historiae Arabum (1650) zu nennen, hinzu kommen die zweibändige Contextio Gemmarum, sive Eutychii Patriarchae Alexandrini Annales (1654/1656) und die dreibändige Historia compendiosa dynastiarum (1663), seine Maimonides-Übersetzung Porta Mosis (1655) bietet arabischen Text in hebräischen Buchstaben. Ob hier nicht auch sein ebenfalls als Orientalist hervorgetretener Sohn Edward Pococke (1648–1727) gemeint sein könnte, muss offen bleiben. Dieser hatte unter dem Titel Philosophus Autodidactus sive Epistola Abi Jaafar, Ebn Tophail de Hai Ebn Yokdhan (1671) eine arabisch-lateinische Ausgabe des Inselromans Ḥayy ibn Yaqẓān (Der Lebendige, Sohn des Wachenden) des im 12. Jh. lebenden islamischen Gelehrten Ibn Tufail besorgt, zu der der ältere Pococke ein Vorwort verfasst hat. Dieser Roman erlangte v.a. durch die von Pococke besorgte Ausgabe einige Bekanntheit und soll später Defoes Robinson Crusoe beeinflusst haben.

377
Joh. Gagnier

Jean Gagnier (ca. 1670–1740) war nach dem v.a. den orientalischen Sprachen gewidmeten Studium am Pariser Collège de Navarre zunächst Kanoniker der Abtei St Geneviève du Mont, siedelte dann jedoch nach England über und wurde Geistlicher der anglikanischen Kirche (vgl. das wütende Werk L'Eglise Romaine Convaincue de Dépravation, d'Idolatrie et d'Antichristianisme aus dem Jahr 1706). Nachdem ihm auf königliche Anordnung 1703 der Magistergrad in Cambridge verliehen wurde, kam er durch die Vermittlung von Bischof William Lloyd (1627–1717), der ihn außerdem zu seinem persönlichen Kaplan bestellte, nach Oxford. Hier unterrichtete Gagnier ab 1709 Hebräisch, ab 1715 als Vertreter von Regius Professor Robert Clavering, später in Vertretung für Laudian Professor John Wallis auch Arabisch. 1724 übertrug ihm die Universität Oxford schließlich die Lord Almoner's Professorship für Arabisch. Aus Gagniers arabistischem Werk ist v.a. De vita et rebus gestis Mohamedis (1723), eine arabisch-lateinische Ausgabe der Mohammed-Biographie Abu-'l-Fidās (1273–1331), hervorzuheben, die zur Grundlage seiner eigenen zwei- (1732) bzw. dreibändigen (1748) französischsprachigen Mohammed-Biographie La Vie de Mahomet wurde. Diese zeichnet sich v.a. durch ihre neutrale Darstellung aus und wurde später auch ins Deutsche übersetzt (1802–1804). Bereits zuvor war Gagniers aus dem Griechischen ins Arabische übersetztes Liber dictus Petra Scandali (1721) publiziert worden, eine unvollendet gebliebene Übersetzung von Abu Al-Fidas Arabischer Geographie, von der 1727 ein Specimen veröffentlicht wurde, erschien in Gagniers Todesjahr unter dem Titel Descriptio peninsulae Arabum.

378
Albert und Heinr. Alb. Schultens

Gemeint sind Albert Schultens (1686–1750) und sein Enkel Henrik Albert Schultens (1749–1793), die beide – wie auch Albert Schultens' Sohn und Henrik Albert Schultens' Vater Jan Jacob Schultens (1716–1778) – als Orientalisten an der Universität Leiden hervorgetreten sind. Albert Schultens wurde nach dem u.a. in Leiden absolvierten Studium 1709 in Groningen zum Doktor der Theologie promoviert, begab sich dann wieder nach Leiden und folgte 1713 einem Ruf als Hebräischprofessor nach Franecker. 1729 wechselte er an das Leidener Staatenkolleg und wurde hier 1732 zudem Professor für orientalische Sprachen sowie 1740 für hebräische Altertümer. Schultens gehört zu den bedeutendsten niederländischen Orientalisten des 18. Jh.s, wirkte schuldbildend und hat sich, wie die Abhandlung De utilitate linguae Arabicae in interpretantia Sacra Scriptura (1706) zeigt, bereits früh auch dem Arabischen zugewandt. V.a. in seinen zweibändigen Origines Hebraeae (vgl. I § 151) hat er die Verwandtschaft mit der hebräischen Sprache hervorgehoben, die nach orthodoxer Überzeugung als göttliche Ursprache mit keiner anderen Sprache verwandt sein könne. Arabistisch bedeutsam ist Schultens' Bearbeitung von Erpenius' Grammatica Arabica (1748) (vgl. I § 156) sowie von dessen Rudimenta Linguae Arabicae (1733) (s. o.), zudem hat Schultens die arabisch-lateinische Vita et res gestae Sultani Saladini (1733), die Monumenta vetustiora Arabiae (1740) und die ersten sechs Consessus des Hariri (1731 bzw. zusammen mit den Monumenta 1740) besorgt. Henrik Albert Schultens unternahm nach dem Studium in Leiden und Haderwijk 1772 eine Bibliotheksreise nach England, bearbeitete in Oxford den Nachlass Edward Pocockes und erhielt ein Jahr später ebenda ehrenhalber einen philosophischen Magistertitel. Noch im selben Jahr wurde er Professor für orientalische Sprachen und jüdische Altertümer am Amsterdamer Athenaeum Illustre, 1778 übernahm er den Lehrstuhl seines Vaters in Leiden. Zu nennen sind an dieser Stelle Henrik Albert Schultens' Anthologia Sententiarum Arabicarum (1772), das Specimen proverbiorum Meidani e versione Pocockiana (1773) und Pars versionis Arabicae libri Colailah wa Dimnah, sive fabularum Bidpai, Philosophi Indi (1786).

379
Joh. Jac. Reiske

Nach dem Besuch des Gymnasiums der Franckeschen Stiftungen in Halle immatrikulierte sich Johann Jacob Reiske (1716–1774) 1733 für ein Theologiestudium in Leipzig und beschäftigte sich daneben als Autodidakt mit dem Arabischen. 1738 kam er durch die Vermittlung Albert Schultens' nach Leiden. Hier hörte er u.a. Tiberius Hemsterhuis, der Reiskes Interesse für die griechische Literatur weckte. 1746 wurde er aufgrund von Differenzen mit den Leidener Philologen zum Doktor der Medizin promoviert und kehrte im selben Jahr nach Leipzig zurück. Hier übernahm Reiske v.a. philologische Gelegenheitsarbeiten und wurde 1748 zum außerordentlichen Professor für Arabisch ernannt. Auf Universitätsebene verhinderten einflussreiche Gegenspieler wie Ernesti und Michaelis ein weiteres Vorankommen, doch wurde Reiske 1758 Rektor der Leipziger Nikolaischule. 1771 besuchte er auf Wunsch Lessings Wolfenbüttel und ordnete hier die orientalischen Handschriften. Heute gilt Reiske als Begründer der arabischen Philologie (inkl. Numismatik und Epigraphik), von besonderer Bedeutung ist seine posthum von Jacob Georg Christian Adler (1756–1834) herausgegebene Textausgabe und Übersetzung des Geschichtswerks Abu-'l-Fidās (1789–1795). Daneben ist die auf Grundlage des arabischen Philologen Maidānī entstandene Sammlung einiger arabischen Sprüchwörter die von den Stecken oder Stäben hergenommen sind (1758) zu nennen, außerdem hat Reiske im Rahmen seiner Edition des Zeremonienbuches des byzantinischen Kaisers Konstantinos VII. Porphyrogennetos, De ceremoniis aulae Byzantinae (1751–1754), zur Kommentierung auch arabische Quellen herangezogen.

380
J. D. Michaelis

Als Theologe und Orientalist gehört Johann David Michaelis (1717–1791) zu den einflussreichsten Gelehrten des 18. Jh.s. Nach dem Schulbesuch in den Franckeschen Stiftungen und dem u.a. bei seinem Vater Christian Benedikt Michaelis (1680–1764) und Siegmund Jacob Baumgarten absolvierten Studium der Theologie und orientalischen Sprachen in Halle wurde Michaelis 1739 mit einer hebraistischen Arbeit promoviert. Nach seiner Rückkehr von einer Studienreise wurde er 1745 nach Göttingen berufen und ein Jahr später außerordentlicher Professor. 1750 auf eine ordentliche Professur befördert, wirkte er bei der Gründung der Göttingischen Akademie der Wissenschaften mit und wurde später auch deren Direktor. Zu Michaelis' arabistischen Arbeiten zählt neben der Bearbeitung von Erpenius' arabischer Grammatik (vgl. I § 156) auch die Vorarbeit Vom arabischen Geschmack (1771; 21781), die im Vorwort der Grammatik referiert wird. Einen besonderen Aspekt der orientalistischen Bemühungen Michaelis' stellt die von ihm initiierte Arabienreise dar, die als erste wissenschaftliche Expedition in den nahöstlichen Raum Antworten auf einen zuvor interdisziplinär ausgearbeiteten Fragebogen liefern sollte. Von dieser 1761 von Kopenhagen aus gestarteten Expedition kehrte sechs Jahre später einzig der Mathematiker und Kartograph Carsten Niebuhr (1733–1815) zurück, der unter dem Titel Beschreibung von Arabien. Aus eigenen Beobachtungen und im Lande selbst gesammleten Nachrichten abgefasset (1772) einen ersten Bericht veröffentlichte und wenig später die dreibändige Reisebeschreibung nach Arabien und andern umliegenden Ländern (1774/1778 bzw. posthum 1837) folgen ließ.

381
Eberh. Scheid

Everard Scheid (1742–1794) wurde nach dem Theologiestudium in Groningen und Leiden 1765 promoviert und ein Jahr später als außerordentlicher Professor für orientalische Sprachen an die Universität Harderwijk berufen. Ein weiteres Jahr später auf eine ordentliche Professur aufgerückt, übernahm Scheid 1769 das Universitätsrektorat und zugleich den Lehrstuhl für Altes Testament. Später kam die Professur für Neues Testament und als Interim auch die für Griechisch hinzu. Nach dem Tod Henrik Albert Schultens' (s.o.) wechselte Scheid 1793 schließlich als dessen Nachfolger an die Universität Leiden. Aus seinem bedeutenden arabistischen Werk seien Abu Nasri Ismaëlis Ebn Hammad Al-Gieuharii Farabiensis purioris sermonis Arabici Thesaurus sive Lexicon Arabicum (1774–1776), Selecta quaedam ex sententiis proverbiisque Arabicis a viro summo Thoma Erpenio olim editis (1775), Primae lineae institutionum ad fundamenta dialecti Arabicae (1779) sowie Abu Becri Muhammedis Ebn Hoseini Ebn Doreidi Azdiensis Katsijda 'L Mektsoura sive Idyllium Arabicum (1786), dessen arabischen Text Scheid bereits 1768 besorgt hatte, genannt.

382
Joh. Bernh. Köhler

Johann Bernhard Koehler (1742–1802), Doktor der Philosophie und der Rechte, war ab 1766 außerordentlicher Professor für orientalische Sprachen in Kiel und ab 1770 ordentlicher Professor in Göttingen. 1773 legte er die Professur jedoch nieder und kehrte als Privatgelehrter in seine Heimatstadt Lübeck zurück. 1781 übernahm er eine Professur für Griechisch und morgenländische Sprachen in Königsberg, von der er sich 1786 abermals nach Lübeck zurückzog und schließlich in Basel als Korrektor für orientalische Sprachen beim Verlagshaus Thurneysen starb. An dieser Stelle ist v.a. die mit Unterstützung von seinem Lehrer Reiske veranstaltete arabisch-lateinische Ausgabe Abulfedae Tabula Syriae (1766; 21786) zu nennen, von der auf Koehlers Wunsch eine vollständigere und verbesserte Auflage in Oxford erscheinen sollte. Allerdings ist dieses Vorhaben nicht über ein Handexemplar hinausgekommen.

383
H. C. G. Paulus

Der stark an Kant orientierte Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (1761–1851) zählt zu den führenden theologischen Rationalisten und entwickelte bereits während des Studiums im Tübinger Stift (nicht zuletzt in Absetzung von seinem pietistischen, Geisterseherei betreibenden Vater) Grundzüge einer „vernünftigen“ Exegese. 1789 wurde Paulus als Nachfolger Johann Gottfried Eichhorns (1752–1827) zunächst ordentlicher Professor für orientalische Sprachen in Jena, 1793 wechselte er als Nachfolger Johann Christoph Doederleins auf den Lehrstuhl für Dogmatik und Exegese. Versuche, ihn aufgrund seiner kritischen Bibelauslegung, v.a. seiner Wundererklärung, zu entfernen, scheiterten. 1803 folgte Paulus einem Ruf nach Würzburg (von hier aus weiteres Wirken als Schulreformer in Franken), 1811 wechselte er schließlich nach Heidelberg. Paulus hat ein äußerst umfangreiches und vielfältiges theologisches Werk hinterlassen, sich jedoch auch zu aktuellen politischen Themen geäußert. Für seine Beschäftigung mit dem Arabischen ist v.a. das Compendium grammaticae Arabicae (1790) zu nennen, darüber hinaus findet sich ein arabistischer Einschlag auch in den alttestamentlich-exegetischen Arbeiten sowie dem von Paulus herausgegebenen Neue[n] Repertorium für Biblische und Morgenländische Litteratur I–III (1790–1791).

384
F. Wilken

Während des Studiums in Göttingen von Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) in die orientalischen Sprachen eingeführt, hatte Friedrich Wilken (1777–1840) von 1805 bis 1817 zunächst eine außerordentliche, dann eine ordentliche Professur für Geschichte in Heidelberg (auch erwarb er sich hier durch die Wiederbeschaffung bedeutender Teile des nach der Eroberung Heidelbergs durch Tilly abhandengekommenen Bibliotheksbestandes bleibende Verdienste), danach für Geschichte und Orientalistik in Berlin inne. Sein mit Abstand wichtigstes Werk ist die sieben Teile in acht Büchern umfassende Geschichte der Kreuzzüge nach morgenländischen und abendländischen Berichten (1807–1832), für die er als erster deutscher Historiker auch orientalische Quellen in Originalsprache heranzog. Hier finden sich einzelne arabische Stücke (vgl. aaO II Beilage I), zudem hat Wilken auch andernorts arabische bzw. persische Texte abgedruckt (vgl. Institutiones ad fundamenta linguae persicae cum Chrestomathia [1805]).

385
I. F. Hirt Anthologia arabica. Jena 1771

Die Anthologia arabica ist, wie von der ersten und zweiten Auflage korrekt bibliographiert, erst 1774 erschienen.

386
B. J. L. Rosenmüller's […] Leipzig 1799

Gemeint ist der Orientalist Ernst Friedrich Karl (Carl) Rosenmüller (1768–1835), dem ein Jahr vor dem Erscheinen der dritten Auflage der Anweisung die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Halle verliehen worden war.

387
Lexicon darüber, Wien 1802

Gemeint ist Johann Jahns Lexicon arabico-latinum chrestomathiae arabicae (1802).

388
Da hier nur die Frage von dem Nutzen oder vielmehr von der Nothwendigkeit ist, die mit dem HebräischHebräischen4351 zunächst verwandte4352 Sprachen oder Dialecte4353 zu brauchen4354, um das Hebräische4355 sicher aufzuklären; und andre4356 morgenländische Sprachen ausser4357 den genannten, entweder nur in einer sehr entfernten Verwandtschaft mit der [149] hebräischen stehen, oder der Hülfsmittel noch gar zu wenig vorhanden sind, die uns, sie zuverläßig4358 zu lernen, in den Stand setzten, oder der Schluß von dem,4359 was in ihnen üblich ist,4360 auf das, was man im Hebräischen4361 annehmen könne, sehr unsicher ist: so sind sie hier nicht mit berührt worden, ohne daß deswegen ihr anderweitiger Nutzen verkennt4362 oder geleugnet4363 wird.
389

390

391
S. J. G. Wahl's neue arabische Anthologie, Leipzig 1790

Samuel Friedrich Günther Wahls (1760–1834) Neue arabische Anthologie ist 1791 erschienen.

392
1780 hat man auch in Wien angefangen Francisci a Mesgnien Meninsky Lexicon arabico-persico-turcicum sehr verbessert und vermehrt wieder herauszugeben

Bei dem Lexicon Arabico-Persico-Turcicum (1780) handelt es sich um die Überarbeitung des bedeutenden vierbändigen Thesaurus linguarum orientalium Turcicae, Arabicae, Persicae (1680), zu dem sein Autor Franciszek a Mesgnien Meniński (1628–1698) mit dem Complementum Thesauri linguarum orientalium, seu Onomasticum Latino-Turcico-Arabico-Persicum (1687) einige Jahre später einen weiteren Band folgen ließ.

393

394
Schon bey der bessern Einrichtung erwähnter Sprachlehren, und hauptsächlich bey der Kenntniß der verwandten Dialekte, fallen die meisten Schwierigkeiten weg, die sich in einigen Formen der Wörter finden; und dieses, nebst fleißiger Uebung in Analyse der Wörter, macht solche Bücher, wie J. F. Hirtii Biblia hebraea analytica, die vermehrter Jena 1769.textgrid:2547k 8. gedruckt sind, und wovon desselben Bibliorum analyt. pars Chaldaica, Jenae 1757 4400 8. eine Fortsetzung ist, entbehrlich, die übrigens dem Anfänger nützlich seyn können, wenn er sie nur da, wo er sich [151] gar nicht selbst zu helfen weiß, nachschlägt, und zumal an die 451 Danzischen Grundsätze gewöhnt ist.4401
395
H. E. Güte

Heinrich Ernst Güte (1754–1805) kann zu Nösselts Schülern gerechnet werden und war später bei diesem Hauslehrer. Nach einer Stellung als Lehrer an der Domschule zu Halberstadt kehrte Güte als Diakon (1778) und Archidiakon (1779) nach Halle zurück. Hier erwarb er 1780 die Magisterwürde und unterrichtete ab 1791 als außerplanmäßiger Professor v.a. alttestamentliche Exegese und Hebräisch.

396
(s. Hallische gel. Zeitungen 1778. S. 282 f.) W. F. Hezels ausführliche hebräische Sprachlehre, Halle 1778

In Hallische Gelehrte Zeitungen 13 (1778), 282–285 findet sich eine Rezension zu Wilhelm Friedrich Hezels in Halle erschienener Ausführliche[r] Hebräische[r] Sprachlehre, jedoch ohne dass ein Erscheinungsjahr genannt ist. Dieses Werk stammt, wie in der dritten Auflage der Anweisung richtiggestellt, aus dem Jahr 1777.

397
hebräische Sprachlehre nach den leichtesten Grundsätzen von Joh. Gottfr. Hasse, Jena 1786

Hier handelt es sich um den ersten Band der von Johann Gottfried Hasse (1759–1806) besorgten Reihe Praktischer Unterricht über die gesammten orientalischen Sprachen I–IV (1786–1793). Die ersten beiden Bände behandeln das Hebräische, der dritte das Aramäische oder Syrisch-Chaldäisch-Samaritanische und der vierte das Arabische und Äthiopische.

398
Sprachlehren von J. D. Michaelis

Gemeint ist Johann David Michaelis' Hebräische Grammatik nebst einem Anhange von gründlicher Erkentniß derselben (1745; 21768; 31778).

399
J. S. Vater's größere (1797.), kleinere (1807.) und kleinste (1807.) hebräische Sprachlehre

Bei der größeren Sprachlehre Johann Severin Vaters (1771–1826) handelt es sich um die Hebräische Sprachlehre. Nebst einer Kritik der Danzischen und Meinerischen Methode in der Vorrede (1797; 21814), bei der kleineren um die Kleinere Hebräische Sprachlehre. Ein Auszug aus dem größeren Werke (1798). Als kleinste Sprachlehre dürfte die zweite Auflage der Grammatik der Hebräischen Sprache für den ersten Anfang ihrer Erlernung (1801; 21807; 31816) angesprochen sein.

400
W. Gesenius hebräische Grammatik, 3te Auflage, Halle 1817

Die Erstauflage von Wilhelm Gesenius' (1786–1842) Grammatik stammt aus dem Jahr 1813 und avancierte schnell zu einem häufig aufgelegten Standardwerk, das in Neubearbeitung noch heute verwendet wird. Die hier bibliographierte dritte Auflage datiert aus dem Jahr 1818.

401
Danzischen Grundsätze

Gemeint ist Johann Andreas Danz (1654–1727), der als ausgezeichneter Kenner und Professor der orientalischen Sprachen in Jena v.a. durch seine Arbeiten zur Grammatik des Hebräischen hervorgetreten ist. Genannt sei das in zweiter Auflage unter dem Titel מדקדק sive Literator Ebraeo-Chaldaeus (1696) erschienene Nucifrangibulum (1686). Seinem Versuch, das Hebräische schulgerecht zu systematisieren, eignet ein teilweise übertriebener Schematismus, doch war Danz besonders in Deutschland von großem Einfluss.

1.
2.

404
Hebräische Chrestomathieen haben noch außer Schwabe und Weckherlin

Gemeint sein dürften Friedrich Wilhelm Schwabes (1743–1825) Kleine Hebräische Bibel. Mit einer neuen deutschen Uebersetzung und grammatischen Erläuterung für Anfänger (1787) sowie Carl Christian Ferdinand Weckherlins (1764–1836) Hebräisches Lesebuch für Anfänger (1797; 21806; 31818).

405
W. Gesenius im hebräischen Lesebuch, Halle 1817

Bei dem Hebräische[n] Lesebuch (21817) handelt es sich um den zweiten Teil des Hebräische[n] Elementarbuch[es], der erste Teil besteht aus Gesenius' berühmter Hebräische[r] Grammatik (21816).

406
Joh. Georg Friedr. Leun's Handbuch zur cursorischen Lektüre der Bibel A. B., Lemgo 1788–90 in 4 Theilen

Der vierte Band des Handbuch[s] zur kursorischen Lektüre der Bibel A. B. [d.i. Alten Bundes] für Anfänger auf Schulen und Universitäten zerfällt in zwei Teilbände. Der zweite Teilband ist 1791 erschienen.

407
I. I. Meiners nova V. T. clavis, P. 1. 2., Lips. 1800

Dieses Werk stammt von Johann Heinrich Meisner (1755–1813), der hier wohl mit Christoph Meiners (1747–1810) verwechselt wurde.

408
Philologische Clavis über das Alte Testament von H. E. G. Paulus, Jena 1791 in 8., ob er gleich vorjetzt nur über die Psalmen geht

Heinrich Eberhard Gottlob Paulus' Philologischer Clavis über das Alte Testament für Schulen und Akademien ist in zwei Bänden erschienen. Der erste, hier bibliographierte Band behandelt die Psalmen (1791; 21815), der zweite den Propheten Jesaja (1793).

409
ältere von Cocceius

Gemeint ist das Lexicon et Commentarius sermonis Hebraici et Chaldaici Veteris Testamenti (1669) des in den Niederlanden wirkenden Föderaltheologen Johannes Coccejus (1603–1669), das später von Johann Heinrich May d. Ä. (1653–1719) bzw. in der in der Anweisung zuvor genannten Bearbeitung von Johann Christoph Friedrich Schulz (1747–1806) neu aufgelegt wurde.

410
Edmundi Castelli Lexic. hebraicum - - annotatis in margine vocum numeris ex J. D. Michaelis Supplementis ad lexica hebraica, (bisher erst) Pars prima Goetting. 1790

Hier handelt es sich um eine Neuausgabe des noch in der ersten Auflage der Anweisung angeführten hebräischen Parts von Edmund Castells (1606–1685) Lexicon Heptaglotton Hebraicum, Chaldaicum, Syriacum, Samaritanum, Aethiopicum, Arabicum, et Persicum (1669), die von dem sonst unbekannten Johann Friedrich Ludolf Trier herausgegeben wurde. Der zweite Teil ist 1792 in Helmstedt erschienen.

411
W. Gesenius hebräisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Leipzig 1810. 1811

Der zweite Band stammt aus dem Jahr 1812.

412
413
Franc. Vatabli Anmerkungen über das alte Testament

Die Adnotationes oder Scholia des französischen Hebraisten Franciscus Vatablus (1493–1547), der selbst keine eigenständigen Arbeiten veröffentlicht hat, haben über Vorlesungsnachschriften Eingang in die lateinische Bibelausgabe des Robert Stephanus (Paris 1545) gefunden. Unklar ist, inwieweit Stephanus fremdes Material hinzugefügt hat (in späteren Ausgaben und dann auch in den Critici Sacri sind diese Anmerkungen in jedem Fall massiv interpoliert). Aufgrund angeblich lutherischer Tendenzen kam es zu einer scharfen Auseinandersetzung zwischen Stephanus und Theologen der Sorbonne, in der Letztere eine Unterdrückung der Anmerkungen forderten.

414
Glassii Philologia sacra nach der Dathischen Ausgabe, Lips. 1776

Salomon Glaß' (1593–1656) bedeutende fünfbändige Philologia sacra (I+II [1623] Philologia; III+IV [1634] Grammatica; V [1636] Rhetorica) ist, von Johann Gottfried Olearius (1635–1711) um eine aus Glaß' Handschriften erarbeitete Logica sacra ergänzt, mehrfach aufgelegt worden. Die letzte Ausgabe ist die hier angeführte Philologia sacra his temporibus accomodata (1776–1797) von Johann August Dathe und Georg Lorenz Bauer. Bauer hatte nach Dathes Tod die weitere Edition übernommen und zu eigenständigen Werken umgearbeitet (vgl. II § 35 c; II § 56 c).

415
Anweisung zur Kenntniß theologischer Bücher §. 95

Vgl. I § 43.

416
Jo. Christ. Frid. Schulzii noch nicht vollendete Scholia in V. Test. Norimb. 1783

Johann Christoph Friedrich Schulz' (1747–1806) Scholia in Vetus Testamentum sind in insgesamt zehn Bänden (1783–1797) erschienen und ab dem vierten Band von Georg Lorenz Bauer fortgesetzt worden.

417
L. F. C. Rosenmülleri Scholia in N. T., Tom[.] I.–VI. 1792–1810

Hier dürften Ernst Friedrich Karl (Carl) Rosenmüllers (1768–1835) berühmte Scholia in Vetus Testamentum (1788–1835) gemeint sein, die später auch in gekürzter Fassung erschienen sind. Ernst Friedrich Karl Rosenmüller hat ab dem zweiten Band auch die sechste Auflage (1815–1831) der Scholia in Novum Testamentum (1777–1782) seines Vaters Johann Georg Rosenmüller (1736–1815) (vgl. II § 62) herausgegeben, die in einer früheren Auflage an dieser Stelle ebenfalls nicht auszuschließen sind.

1.
*) (S.)Siehe die in der 471 Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie4464 §. 464465 angeführten Schriften.
419
Hexaplen des Origenes

Die Hexapla („Sechsfache“) ist eine um 240 von Origenes besorgte sechsspaltige Synopse des Alten Testaments, in der der hebräische Konsonantentext, eine griechische Umschrift, die griechische Übersetzungen Aquilas und Symmachus', Origenes' eigene LXX-Rezension (auch Origenische oder Hexaplarische Rezension) und schließlich die griechische Übersetzung des Theodotion nebeneinandergestellt sind.

420
neuen, dessen Griechisches durchaus hebräischartig ist

Diese Auffassung wird in der Anweisung mehrfach vertreten. Im Hintergrund steht die Auseinandersetzung um den Stil des neutestamentlichen Griechisch zwischen den sog. Puristen und den Hebraisten. V.a. Sebastian Pfochen (1608–1635) hatte in seiner Diatribe de linguae graecae Novi Testamenti puritate (1629) die Meinung vertreten, die Sprache des Neuen Testaments sei nicht nach dem Hebräischen gebildet, sondern klassisches Griechisch, und damit eine Vielzahl von Gegenschriften, v.a. Thomas Gatakers (1574–1654) Dissertatio de stylo Novi Testamenti (1648), provoziert und eine Jahrzehnte andauernde philologische Debatte ausgelöst.

421
Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie §. 46

Vgl. I § 43.

422
Dieses lernt man, wenigstens wird man auf das, was hiebey4491 in Betrachtung kommt, aufmerksam gemacht4492 durch die in der Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß4493 §. 46 (f.)folgend und §. 314494 erwähnten Bücher, womit man Michaelis, Johann David J. D. Michaelis critisches Collegium über die drey wichtigsten Psalmen von Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christo, Frankfurt 1759 in gr.groß 8. verbinden kan4495.
423
Alexandrinische

D.i. die Septuaginta (LXX). Diese ist der im sog. Aristeasbrief überlieferten Legende nach eine von sechs Gelehrten aus jedem der zwölf Stämme Israels innerhalb von 72 Tagen in Alexandrien angefertigte Übersetzung der Tora ins Griechische. Später wurde der Begriff auf alle griechischen Versionen des Alten Testaments angewendet und umfasst die Schriften der hebräischen Bibel sowie apokryphe bzw. deuterokanonische Texte.

424
apokryphischen Bücher des A. Test.

Apokryphen sind Schriften, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden, wobei jedoch konfessionelle Unterschiede festzustellen sind. Im Hinblick auf das Alte Testament gelten nach reformatorischer Tradition solche Schriften als apokryph, die zwar in der Septuaginta, nicht aber in der hebräischen Bibel, enthalten und mit Martin Luther dennoch gut und nützlich zu lesen sind (Jud, Weish, Tob, Sir, Bar, 1Makk, 2 Makk, ZusEst, ZusDan, GebMan). Mit Ausnahme von GebMan gelten diese Schriften nach katholischer Tradition dagegen als kanonisch bzw. deuterokanonisch, andere, zwar in der Septuaginta, nicht aber in der Vulgata (vgl. II § 83) enthaltene Bücher werden auch hier als apokryph eingestuft (GebMan, 3Makk, 4Makk u.a.).

425
Jo. Christ. Biel novus thesaurus philologicus, Hag. Com. 1779 und 1780 in drey gr. Octavbänden

Johann Christian Biels (1687–1745) Novus Thesaurus Philologicus sive Lexicon in LXX et Alios Interpretes et Scriptores Apocryphos Veteris Testamenti wurde nach seinem Tod von Esdras Heinrich Mutzenbecher (1744–1801) herausgegeben.

426
Kircherschen und Trommischen Concordanzen

Gemeint ist der biographisch schwer zu fassende Conrad Kircher (geb. Ende d. 16. Jh.s) und sein zweibändiges Hauptwerk Concordantiae Veteris Testamenti Graecae, Ebraeis vocibus respondentes (1607) sowie Abraham Tromms (1633–1719) ebenfalls zweibändiger Nachfolger Concordantiae Graecae versionis vulgo dictae LXX interpretum (1718). Anders als Kircher, der sein Material nach dem Hebräischen angeordnet hatte, hat Tromm das Griechische zugrunde gelegt und Kircher an vielen Stellen korrigiert. Obgleich Tromm v.a. von Jean Gagnier (vgl. I § 157) in seinen Vindiciae Kircherianae (1718) heftig kritisiert wurde und sich zur Epistola apologetica ad Gagnerium (1718) herausgefordert sah, wirkte er etwa auf den zuvor genannten Johann Christian Biel durchaus befruchtend.

427
Hexapla

Vgl. I § 162.

428
*) Anfangsgründe der hebräischen Accentuation, Halle 1741.textgrid:252jw 8.
429
Accentuation […] ein erweislich späteres Kunststück ist

Für den ursprünglich unvokalisierten hebräischen Text des Alten Testaments hatte sich etwa um das Jahr 70 ein autoritativer Konsonantentext etabliert, der erst in den folgenden Jahrhunderten mit diakritischen Zeichen (Vokal- und Betonungszeichen) versehen wurde. Abgeschlossen war diese von den sog. Masoreten (v.a. Ben Ascher) durchgeführte „Accentuation“ (tiberische Vokalisation) erst im 10. Jh. Der älteste, vollständig erhaltene masoretische Text (Codex Leningradensis) datiert aus dem Jahr 1008. Noch im 17. Jh. – etwa zwischen Louis Cappel (1585–1658) und Johann Buxtorf d. J. (1599–1664) – hatte die Frage nach dem Alter der Vokalisation zu Auseinandersetzungen geführt (vgl. II § 33).

430
Anm. Anmerkung Man vergl.vergleiche Sextus Empiricus Sextus Empiricus im 7ten Buch wider die Logiker,Logiker oder im ersten Buch περι φιλοσοφιας, gleich im Anfang. Baumgarten, Alexander Gottlieb Alex. Gottl. Baumgarten Philosophia generalis, Halae 1770. 8. Eberhard, Johann August J. A. Eberhard von dem Begriffe der Philosophie und ihren Theilen, Berlin 1778. gr.groß 8. Parow, Johann Ernst J. F. Parrol Untersuchung über den Begriff der Philosophie. Greifswalde 1795. 4555
431
Sextus Empiricus im 7ten Buch wider die Logiker, oder im ersten Buch περι ϕιλοσοϕιας, gleich im Anfang

Mit Wider die Logiker ist das Werk Adversus Mathematicos bzw. Πρὸς μαθηματικούς des skeptischen (pyrrhonischen) Philosophen und Arztes Sextus Empiricus (2. Jh.) gemeint, dessen letzte Bücher (7–11) unter dem Titel Gegen die Dogmatiker (Πρὸς δογματικούς) auch als eigenständiges Werk behandelt werden. In den nachweislich (vgl. Bibl. Nöss. 389 [Nr. 34]) von Nösselt besessenen, von Johann Albert Fabricius (1668–1736) besorgten zweisprachigen Opera (1718) des Sextus Empiricus tragen die Bücher 7 und 8 den Titel Περι φιλοσοφιας (De philosophia) (vgl. aaO 370 bzw. 458; dazu 213), so dass es sich an dieser Stelle in beiden Fällen um denselben Verweis handelt. Dargestellt und kritisiert werden unterschiedliche philosophische Schulen.

432
J. F. Parrol Untersuchung über den Begriff der Philosophie. Greifswalde 1795

Der Name des Autors lautet Johann Ernst Parow (1771–1836).

1.
*)4575 (S.)Siehe die schöne Stelle vom 485Ursprung des Namens der Philosophie bey4576 Cicero Tuscul. Quaest. V, 3.
2.
**) Freylich4578 ist der Kantische Begriff (in der Kritik der reinen Vernunft (S.)Seite 724 (f.)folgend nach der zweyten4579 (Aufl.)Auflage textgrid:2538v) noch genauer, wonach, wegen der ganz verschiedenen Art, [170] wie beyde4580 Wissenschaften ihre Gegenstände behandeln, die Philosophie eine Vernunftwissenschaft aus Begriffen, und die Mathematik eine Vernunftwissenschaft aus Construction der Begriffe ist, oder die den Begriff entsprechende Anschauung a priori, (d. i.)das ist so darstellt, daß diese allgemeingültig für alle mögliche Anschauungen ist, die unter denselben Begriff gehören. Aber, weil sich doch nur der Begriff von Größen construiren, oder a priori in der Anschauung darstellen läßt;4581 so kan4582 auch nur die Quantität ein Gegenstand der Mathematik seyn; und so fern kan4583 gar wohl Philosophie und Mathematik4584 auch nach Verschiedenheit der Gegenstände, die sie behalten4585, unterschieden werden.
435
Ursprung des Namens der Philosophie bey Cicero Tuscul. Quaest. V, 3

Hier handelt es sich um die berühmte und bereits in der Antike weit verbreitete Anekdote in Ciceros Tusculanae disputationes. In Cic. Tusc. V 8–9 wird Herakleides von Pontos referiert, nach dessen Bericht sich Pythagoras gegenüber dem Tyrannen Leon von Phleius als erster Denker überhaupt als Philosoph bezeichnet habe. Auf die Rückfrage, was unter einem Philosophen zu verstehen sei, habe Pythagoras dem Tyrannen geantwortet, es gebe Menschen, die nicht an Ruhm oder Reichtum interessiert seien, sondern „die Natur der Dinge aufmerksam betrachteten. Diese nennten sich Liebhaber der Weisheit, eben Philosophen“ (rerum naturam studiose intuerentur; hos se appellare sapientiae studiosos [id est enim philosophos]) (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Gigon], München/Zürich 61992, 322.323). Die Angabe Tusculanae disputationes V, 3 lässt sich anhand der Zählung der von Jakob Gronov (1645–1716) besorgten und nachweislich in Nösselts Besitz (vgl. Bibl. Nöss. 392 [Nr. 92]) befindlichen Opera omnia (1692) ebenfalls verifizieren (vgl. aaO VIII, 3570f.).

436
Hiedurch4643 würde zugleich die sogenannte Naturwissenschaft oder Physik im engern Verstande, welche sich bloß mit Körpern beschäftigt, von der Philosophie, wie jetzt noch4644 gemeiniglich geschieht, ausgeschlossen; obgleich die allgemeinsten Eigenschaften der Körper, oder was an ihnen [162] unveränderlich ist, immer noch zur Philosophie gehören, und die Naturwissenschaft im weitern Verstande ausmachen. 4645
437
[198] 4733 Da uns Erfahrung nur lehrt, daß Etwas so und so beschaffen sey4734, aber nicht, daß es nicht anders seyn könnte, und sie uns nur einzelne Fälle vorstellt: so sieht man, daß sie weder zu allgemeinen noch zu nothwendigen Sätzen (beyden4735 im strengsten Verstande) führe. Nothwendigkeit und Allgemeinheit eines Begriffs oder Urtheils ist also ein sichres4736 Kennzeichen einer Kenntniß a priori.
1.
[199] Bey4746 allen bisher erwähnten Erklärungen sind die Kantischen Bestimmungen in der Kritik der reinen Vernunft, zweyte4747 (Aufl.)Auflage Riga 1787 in4748 (gr.)groß 8. zum Grunde gelegt, woraus man weitere Aufklärung derselben schöpfen kan4749.
2.
Die reine Philosophie, oder die philosophische Wissenschaft4750 beschäftigt sich also bloß mit dem, was gar kein Gegenstand der Sinne ist, es mögen nicht sinnliche Objecte oder dergleichen Eigenschaften sinnlicher Objecte seyn. Es sollte daher bey4751 allen Theilen der Philosophie das, was wirklich reine Erkenntniß ist, ganz von allem Empirischen geschieden werden, wenn man auch dieses Letztere, wegen der oben §. 169 angegebnen4752 Ursach, mit in eine philosophische Wissenschaft aufnehmen wollte. Indessen giebt es Theile der Philosophie, die ganz reine Erkenntnisse enthalten, oder wenigstens ganz rein seyn können. Welche Theile dies4753 sind oder nicht, wird im Folgenden bemerkt werden.
440
441

(Anm.)Anmerkung 2. Folgende Eintheilung des ganzen Gebiets der Philosophie dürfte zur verständigen Uebersicht ihrer einzelnen Theile nicht undienlich seyn. In der Hauptsache trifft sie mit den Ansichten des Verfassers des Werks zusammen.

Philosophie.
  • I. Reine Philosophie.
    • A. Formale:
      • 1. reine allgemeine Logik.
      • 2. reine allgemeine Aesthetik.
    • [179] B. Materielle:
      • A. Vorbereitende. – Kritik,
        • a. des Erkenntnißvermögens,
        • b. des Gefühlsvermögens,
        • c. des Anschauungsvermögens.
      • B. Abhandelnde.
        • a. Gegenstände des Erkennens:
          • α. allgemeine, trascendentale Philosophie,
          • β. besondere, Metaphysik.
            • aa. Metaphysik der Natur als
              • rationale Körperlehre,
              • rationale Seelenlehre.
            • bb. Metaphysik der Sitten,
              • allgemeine,
              • besondere,
                • Tugendlehre,
                • Naturrecht,
        • b. Gegenstände des Vernunftglaubens, Religionslehre.
  • II. Angewandte Philosophie.
    • A. Formale:
      • 1. angewandte allgemeine Logik.
      • 2. angewandte allgemeine Aesthetik.
    • B. Materiale:
      • 1. Angewandte Metaphysik der Natur.
        • a. Körperlehre. Physik.
        • b. Seelenlehre. Empirische Psychologie.
      • 2. Angewandte Metaphysik der Sitten.
        • a. Angewandtes Naturrecht,
          • α. Privatrecht,
          • β. Staatsrecht,
          • γ. Völkerrecht.
        • b. Angewandte Tugendlehre.
          • [180] α. entwickelnd die Kräfte des heranwachsenden Menschen zum Ziele der Sittlichkeit. Pädagogik.
          • β. fördernd die fortschreitende Bildung des Erwachsenen. Ethik.

Uebrigens stellt fast jede Schule eine andere Classification auf. Der akademische Unterricht bleibt jedoch in der Regel bei den, besonders seit Wolf's Zeiten, beliebten Abtheilungen, und bringt das Ganze unter die Haupttitel: Logik, empirische Psychologie, Metaphysik, Naturrecht, Ethik oder Moral, Aesthetik. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers

1.
(Anm.)Anmerkung 1. Die Zweydeutigkeit, die in den Worten geistige Glückseligkeit und Befolgung der Natur liegt, läßt es unentschieden, ob man diejenigen philosophischen Wissenschaften, die den Gebrauch unsrer Erkenntnißkräfte betreffen, zur theoretischen oder praktischen Philosophie rechnen solle. Eigentlich gehören sie zu der letztern, weil sie die rechte Anwendung der Erkenntnißkräfte zeigen, so wie die moralischen Wissenschaften die rechte Leitung unsers Willens. Weil man aber gewöhnlich nur die moralischen Wissenschaften zur praktischen Philosophie rechnet: so müßte man, wenn man sich an diesen Sprachgebrauch halten wollte, die Dialektik mehr mit den Alten für das Organon der Philosophie annehmen, und sie noch von beyden Arten der Philosophie unterscheiden.
2.
(Anm.)Anmerkung 2. Nimmt man das was gut oder recht ist, als den Gegenstand des Willens an: so könnte man die moralischen Wissenschaften, wenn man auf sie die praktische Philosophie einschränken wollte, diejenigen nennen, welche sich mit dem, was nach der Natur gut oder recht ist, so wie die theoretischen die, welche sich mit dem, was nach der Natur wahr ist, beschäftigen.
1.
Anm.Anmerkung 4765 1. Metaphysik nennt Kant (Kritik4766 der reinen Vernunft (S.)Seite 8694767) im weitesten Verstande die ganze reine Philosophie, selbst die Propädevtik4768 dazu, oder die Kritik der reinen Vernunft, mit einbegriffen;4769 im engern Sinn aber, und noch unterschieden von der Kritik der reinen [181] Vernunft, das System der reinen Vernunft, oder die ganze, wahre sowohl als scheinbare, philosophische Erkenntniß aus R. V. im systematischen4770 Zusammenhange. Bekanntlich wird Metaphysik auch, sofern sie von Logik unterschieden ist, von der theoretischen Philosophie im Unterschiede von der praktischen genommen, wie man unten (§. 182 4771) sehen wird; dies4772 wäre denn die dritte und engste Bedeutung des Worts.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2. Die Logik heißt auch die Instrumentalphilosophie Instrumentalphilosophie (Organon); aber dieser letztre Name begreift mehr in sich. Denn wir haben eben sowohl ein Vermögen, gewisse Eindrücke von Gegenständen zu empfangen, als ein Vermögen, das MannichfaltigeMannigfaltige, also gewisse Merkmale eines Gegenstandes, in Eine Vorstellung, mehrere Eindrücke in Einen Begriff, mehrere Begriffe zu Einem höhern oder allgemeinern Begriff, oder in Ein Urtheil, und mehrere Urtheile in EinemEinen Schluß, zu verbinden, mit einenEinem Wort, zu denken. Jenes Vermögen ist die Sinnlichkeit Sinnlichkeit (untern (untere Kräfte der menschlichen Seele), dieses der Verstand Verstand (obern (obere Kräfte), und wir bedürfen eben sowohl einer Wissenschaft der Regeln für jene, als für diesendiese. Aber die Logik Logik ist nur eine Wissenschaft der letzternletzteren; hingegen die erstere müßte die Aesthetik Aesthetik enthalten, in so ferninsofern sie sich nicht, wie man sie seit Baumgarten, Alexander Gottlieb Alex. Gottl. Baumgarten Alex. Gottl. Baumgarten nimmt, sich auf Schönheit die Theorie des Schönen einschränkt, oder Philosophie für dieder schönen Wissenschaften ist, die doch nur empirische Regeln begreifen würde, sondern eine transcendentale zu einer transcendentalen Aesthetik genennterhöht werden könnte. – Selbst die allgemeine allgemeine Grammatik gehört mit Recht zur Instrumentalphilosophie, da wir ohne Zeichen und Wörter nicht denken können, und Mängel oder Fehler der SpracheSprache, selbst dergleichenFehler im Denken nach sich ziehen. Allein noch erwartet diese eine möglichst systematische Bearbeitung, wozu wir, seitdem Harris, James Harris (1751(1751.) mit seinem vortreflichen Hermes vortrefflichen Hermes vorgegangen ist (Hermes, oder oder philosophische Un tersuchung über die allgemeine Grammatik, von Harris, James Jakob Jacob Harris , übersetzt von Ewerbeck, Christian Gottfried C. G. Ewerbeck, Halle 1788 in1788. gr.groß 8.) nurnoch manche BeyträgeBeiträge erhalten haben. Diese Beiträge sind nicht unwichtig, namentlich: Meiner, Johann Werner J. M. Meiner's Versuch einer an die Sprache angebildeten Vernunftlehre, oder philosophischenphilosophische allgemeine Sprachlehre, Leipzig 1781. Bernhardi, August Ferdinand A. Ed. Bernhard allgemeine Sprachlehre, 2 Theile. Berlin 1800–1803., und desselben Anfangsgründe der Sprachwissenschaft. Ebend.Ebendaselbst 1805. Vater, Johann Severin J. S. Vater's Versuch einer allgemeinen Sprachlehre, Halle 1801., nebst dem Auszug: Lehrbuch der allgemeinen Grammatik für Schulen Halle 1806. Sacy, Antoine Isaac Silvestre de A. J. Sylvester de Sacy Grundsätze der allgemeinen Sprachlehre, bearbeitet von Vater, Johann Severin Vater . Halle 1804. 4773
446
Kritik der reinen Vernunft

Gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176).

447
Aesthetik […] wie man sie seit Alex. Gottl. Baumgarten nimmt

Als Zögling des Franckeschen Waisenhauses zu Halle studierte Alexander Gottlieb Baumgarten (1714–1762) ebenda Theologie, Philosophie und Schöne Wissenschaften und war nach dem Magisterexamen zunächst als Dozent am Waisenhaus tätig. Ab 1737 lehrte er in Halle Philosophie und wurde 1740 Professor der Weltweisheit und Schönen Wissenschaften in Frankfurt/Oder. Die von Baumgarten hier gehaltenen Vorlesungen zur Ästhetik sind die ersten ihrer Art. Bereits mit seiner Magisterarbeit Meditationes philosophicae de nonnullis ad poema pertinentibus (1735), v.a. aber durch die aus seinen Vorlesungen hervorgegangene, jedoch unvollendet gebliebene zweibändige Aesthetica (1750/1758) ist Baumgarten zum Begründer der Ästhetik als eigenständiger philosophischer Disziplin geworden (vgl. I § 263) und wirkte, indem er das untere Erkenntnisvermögen der Sinne gegenüber Wolff aufwertete und Dichtung als wahre und sinnlich vollkommene Rede verstand, etwa auf Herder oder Schiller.

448
J. M. Meiner's Versuch einer an die Sprache angebildeten Vernunftlehre, oder philosophische allgemeine Sprachlehre, Leipzig 1781

Der Autor des Versuch[s] einer an der menschlichen Sprache abgebildeten Vernunftlehre (1781) ist Johann Werner Meiner (1723–1789).

449
A. Ed. Bernhard allgemeine Sprachlehre, 2 Theile. Berlin 1800–1803

Gemeint ist die zweibändige Sprachlehre (1801/1803) von August Ferdinand Bernhardi (1769–1820).

450
J. S. Vater's Versuch einer allgemeinen Sprachlehre, Halle 1801., nebst dem Auszug: Lehrbuch der allgemeinen Grammatik für Schulen Halle 1806

Gemeint ist Johann Severin Vaters (1771–1826) Lehrbuch der allgemeinen Grammatik besonders für höhere Schul-Classen, mit Vergleichung älterer und neuerer Sprachen (1805), das laut Vorrede gerade kein Auszug aus dem Versuch einer allgemeinen Sprachlehre (1801) sein will, sondern eine Neubearbeitung eines bestimmten Teils desselben als Lehrbuch für Gymnasien.

451
Zwar sollte diese Instrumentalphilosophie nicht bloß auf die Logik eingeschränkt werden. Denn, weil diese sich eigentlich nur mit Leitung des Verstandes oder der obern Kräfte der Seele beschäftigt, die untern Kräfte aber eben sowohl einer richtigen Leitung bedürfen, und der rechte Gebrauch von beyderley Seelenkräften nebst der Mittheilung unsrer Gedanken sehr vom richtigen Gebrauch der Sprache abhängt: so gehörte die Aesthetik und die allgemeine Grammatik mit eben so vielem Recht zur Instrumental[165]philosophie. Aber die letzte ist noch nicht so bekannt, wie sie es verdiente, sie ist daher auch noch nicht zu den Rang einer besondern Wissenschaft erhoben worden. Und was man unter dem Namen der Aesthetik hat, schränkt sich auf Schönheit ein, ist Philosophie für die schönen Wissenschaften; nach dem Sprachgebrauch aber zählt man die strengern Wissenschaften zur eigentlichen Philosophie, und was die Leitung der untern Seelenkräfte zur Beförderung der Wahrheit angeht, wird, wie das wenige Allgemeine von Sprache, so weit beydes wissenschaftlich behandelt ist, in der Logik erwehnt, weil es bey rechten Gebrauch des Verstandes zur Grundlage dient.
1.
Anm.Anmerkung 4825 1. Billig sollte indeß bey4826 dem Vortrag4827 der Logik die reine von dieser angewandten geschieden, und erst jene besonders, alsdann diese vorgetragen, d. i.das ist 4828 es sollten erst hinterdrein4829 die allgemeinen Gesetze des Denkens auf den Gebrauch des menschlichen Verstandes angewendet werden. Einen Versuch findet man davon gemacht in dem Grundriß der allgemeinen Logik und kritischen Anfangsgründe der allgemeinen Metaphysik, [184] von Ludw. Heinr. 4830 Jakob, zweyte4831 umgearbeitete Auflage, Halle 1791 in4832 8.
2.
Anm.Anmerkung 4833 2. Mit dem Namen der angewandten Logik belegen auch Manche das, was sie, im Unterschiede von der allgemeinen Logik, die besondere Logik nennen, oder die Methodenlehre (nehmlich4834 die besondre4835, nicht transcendentelle4836, welche letztre4837 einen Haupttheil der Kritik der reinen Vernunft ausmacht), worin Regeln zum rechten Gebrauch des Verstandes, in Rücksicht auf besondre 4838 Arten von Gegenständen, vorgetragen werden. Diese bleibt eben hierdurch von der allgemeinen angewandten [204] Logik, die in dem §. beschrieben ist, verschieden. Das meiste4839, was zu dieser letztern4840 allgemeinen gehört, macht den Inhalt desjenigen aus, was man gemeiniglich praktische Logik nennt, und darunter gewisse Uebungen nach den Regeln der Logik, (z. B.)zum Beispiel im Bücherlesen, Disputiren, Vortrag4841 überhaupt (u. s. f.)und so ferner begreift.
3.
Anm.Anmerkung 4842 3. Die Logik soll also eben sowohl den rechten Gebrauch des Verstandes lehren, als den unrechten verhindern, folglich auch in dieser letztern Absicht verhüten, daß man nicht das für wahr halte, was nur wahr scheint,4843 (das heißt nicht: was wahrscheinlich ist,4844 denn dies letztre ist wahr, und nur eine mangelhafte Erkenntniß4845, sondern: was trüglich ist). Da nun die Dialektik der Alten auch lehrte, scheinbar etwas darzustellen, oder Blendwerken den Anstrich der Wahrheit zu geben, dies4846 aber unanständig ist; da es sich hingegen sehr der Mühe verlohnt, zu zeigen, wie man Schein von Wahrheit unterscheiden solle: so nennt Kant (506 K. d. R. V.4847 (S.)Seite 85 (f.)folgend 249 (f.)folgend) den Theil der Logik, der eine Kritik des Scheins der Wahrheit enthält, die Dialektik (im engern Verstande also; (vergl.)vergleicheverglichen §. 177 4848) oder die Logik des Scheins, und den Theil derselben, welcher den rechten Gebrauch der Vernunft zeigt, die Analytik (Logik der Wahrheit), weil sie das formale Geschäfte4849 des Verstandes in seine Elemente auflöst. –4850
455
Kritik der reinen Vernunft

Gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176).

456
K. d. R. V.

D.i. Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 183; I § 199), gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176).

457
(Anm.)Anmerkung Unter einer Menge Lehrbüchern der Logik, welche wir in neueren Zeiten erhalten haben, zeichnen sich aus:
458
I. Kant's Logik. Königsberg 1806

Hier dürfte es sich um Immanuel Kants Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen (1800) handeln, das Gottlob Benjamin Jäsche (1762–1842) im Auftrage Kants zum Druck befördert und herausgegeben hat und das daher nicht selten auch als „Jäsche-Logik“ bezeichnet wird.

459
J. G. E. F. Kiesewetter's Grundriß einer allgemeinen Logik, 2 Bände. Berlin 1802

Der erste Band von Johann Gottfried Carl Christian Kiesewetters (1766–1819) Grundriß einer allgemeinen Logik nach Kantischen Grundsätzen ist 1802 in dritter, der zweite Band 1806 in zweiter Auflage erschienen.

460
F. E. Maaß Logik. Halle 1800

Gemeint ist Johann Gebhard Ehrenreich Maaß' (1766–1823) Grundriß der Logik. Zum Gebrauche bei Vorlesungen (1793; 21802; 31806). August Hermann Niemeyer hielt die Leichenpredigt auf Maaß.

1.
*)4968 515Kritik der R. V.4969 (S.)Seite 868 f.folgend 4970 und in der Vorrede zur 516 Grundlegung der Metaphysik der Sitten, Riga 1785.textgrid:253p5 in4971 (gr.)groß 8.4972
2.
Anm.Anmerkung 1.4973 Die gedachte Metaphysik der Natur ist eben das, was sonst gewöhnlich Metaphysik [191] oder Metaph.4974 im engsten Verstande heißt (§. 182); nur daß Kant4975 der Metaphysik, wie sie in den gewöhnlichen Lehrbüchern erscheint, diese4976 Eigenschaft abspricht, daß sie durchaus reine Vernunft enthalte. Ein Versuch, die reinen Begriffe darin von den empyrischenempirischen 4977 ganz abzusondern, ist schon §. 178 4978 (Anm.)Anmerkung 1. angeführt worden. Uebrigens können manche Theile der Philosophie, der Erfahrungsgrundsätze gar nicht entbehren, und nie Wissenschaften im strengsten Verstande werden. Was dieses für Theile der Philosophie seyn4979, wird sich in der Folge zeigen.
3.
[212] Anm.Anmerkung 2.4980 Diejenigen, welche theoretische und praktische Philosophie von einander scheiden, und die Logik zu jener rechnen, begreifen unter dem Namen der theoretischen, Logik und Metaphysik zugleich; sie nennen auch beyde4981 Wissenschaften zusammen,4982 die Philosophiam primam, weil beyde4983 vor der praktischen Philosophie vorhergehen, und bey4984 ihr zum Grunde liegen.
464
465
Kritik der R. V.

D.i. die Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 178; I § 199), gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176).

466
Grundlegung der Metaphysik der Sitten, Riga 1785

Der Titel lautet Grundlegung zur Metaphysik der Sitten.

467
sehr zufälligen Namen der Metaphysik

Obgleich die Metaphysik passenderweise nach den hinter den Dingen liegenden, allgemeinsten Seinsprinzipien fragt, geht der Begriff sehr wahrscheinlich auf den Umstand zurück, dass der Aristoteles-Herausgeber Andronikos von Rhodos (1. Jh. v. Chr.) die 14 heute als Metaphysik bekannten Bücher hinter (μετά) die acht Bücher der Physik eingliederte. Aristoteles selbst kennt den Begriff nicht.

468
1.
5070 *) 520Ob die Vorwürfe, welche Kants 5071 Kritik der reinen Vernunft den bisherigen Versuchen der Ontologen und Metaphysiker gemacht hat, gegründet sind, und ob ihm sein Versuch in einer so höchst nöthigen Wissenschaft, wie diese Kritik, als Propädevtik5072 der Philosophie, seyn soll, besser gelungen sey5073, darüber hier urtheilen zu wollen, würde ganz und gar dem Zweck5074 des gegenwärtigen Buchs nicht angemessen seyn, wo alles dieses nur braucht5075 historisch angegeben zu werden.5076
470
Ob die Vorwürfe, welche Kants Kritik der reinen Vernunft […] würde ganz und gar dem Zweck des gegenwärtigen Buchs nicht angemessen seyn

Vgl. Vorrede b [XIVf.].

1.
5104 So findet man überhaupt die Begriffe von dieser Wissenschaft in 522 Kants 5105 Kritik der reinen Vernunft geordnet (S.)Seite 873 (f.)folgend, womit noch seine Vorrede zu den metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft, Riga 1786.textgrid:253pd (gr.)groß 8. zu vergleichen ist; in welchem Buche selbst er einen Versuch gemacht hat, eine metaphysische Naturwissenschaft zu liefern, die keinesweges mit dem zu verwechseln ist, was man gewöhnlich Physik nennt, als welche Erfahrungsbegriffe und dergleichen Gesetze aufnimmt. – Uebrigens zeigt §. 170 5106, warum wir in dem Folgenden auch die metaphysische Naturwissenschaft übergehen. 5107
472
Kants Kritik der reinen Vernunft

Gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176).

473
L. Bendavids Vorlesungen über die metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft. Wien 1789

Die Vorlesungen des jüdischen Philosophen und Mathematikers Lazarus Bendavid (1762–1832) sind 1798 erschienen.

474
F. M. J. Schelling's Ideen zu einer Philosophie der Natur, 2 Theile. Leipzig 1797

Dieses Werk stammt von Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775–1854).

475
(Anm.)Anmerkung 526Ich gestehe, daß ich in dem, was §. 183188. über den Inhalt der Philosophie und der Beziehung ihrer Theile enthalten ist, dem Ideengange des Verfassers nicht überall habe folgen können. Um so weniger aber möchte ich mir erlauben, hierin etwas abzuändern. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
476
Ich gestehe, daß ich in dem, was §. 183–188. […] hierin etwas abzuändern. A. d. H.

Vgl. I Vorrede c Hg. [IVf.].

1.
Unsre5147 Seele, die Vollkommenheit ihrer Kräfte,5148 und ihre Veränderungen hängen, nach allen unsern [220] Wahrnehmungen, so sehr von unserm Körper ab, daß ohne Kenntniß dieses Letztern keine rechte und zuverläßige5149 Erklärung dessen, was in unsrer5150 Seele vorgeht, möglich ist. Verbände man daher diese Kenntniß des Körpers, so weit sie zur Aufklärung der Erscheinungen in unsrer5151 Seele dient, mit der Psychologie, so würde daraus eine Wissenschaft entstehen können, die den Namen einer philosophischen (theoretischen) Anthropologie eher verdiente, als die empyrische empirische 5152 Psychologie, welche einige5153 mit diesem Namen belegen. Ein treflicher5154 Versuch davon ist Ernst Platners 5155 Neue Anthropologie für Aerzte und Weltweise, wovon 5156 der erste Band5157 Leipzig 1790 in5158 (gr.)groß 8. erschienen ist. 5159
478
479
J. Ith's Versuch einer Anthropologie oder Philosophie des Menschen nach seinen körperlichen Anlagen, 2 Theile. Bern 1794

Der zweite Teil stammt aus dem Jahr 1795, der erste Teil ist 1803 in Winterthur in zweiter Auflage erschienen.

480
Bernoulli Grundriß der Naturlehre des erwachsenen Menschen, nach den neuern Ansichten, 2 Theile. Halle 1804

Gemeint ist Christoph Bernoullis (1782–1863) zweiteiliges Werk Versuch einer physischen Anthropologie oder Darstellung des physischen Menschen nach den neuern Ansichten (1804). Der erste Teil trägt den Untertitel Physiologie oder Naturlehre des erwachsenen Menschen, der zweite Entwickelungsgeschichte und Naturgeschichte des Menschen.

481
J. G. Cabanis über die Verbindung des Physischen und Moralischen im Menschen. Aus dem Französischen von Jakob, 2 Theile. Halle 1804

Dieses Werk stammt von Pierre Jean Georges Cabanis (1757–1808) und wurde von Ludwig Heinrich von Jakob (1759–1827) übersetzt.

1.
Anm. Anmerkung Einer besondern Wissenschaft unter demden Namen der Geisterlehre Geisterlehre (Pnevmatica, Pnevmatologia,Pneumatica, Pneumatologia) bedarf es nicht; es wäre auch sehr unzeitig, daran zu denken. Nur von Gott und unsrer Seele können wir einiges zuverläßigEiniges zuverlässig wissen; von andern läßt sich weder aus dem BegriffBegrif eines Geistes, noch aus ihren Wirkungen, noch anderwärts heranderwärtsher etwas Bestimmtes oder ZuverläßigesZuverlässiges erkennen, und wir haben beybei den Lücken und Dunkelheiten der Seelenlehre hohe Ursach, sie nicht durch SchwärmereySchwärmerei noch mehr verdunkeln zu laßenlassen. {Das eigene Studium des MenschenMenschen, wobei man mit der Beobachtung unstreitig immer am sichersten von sich selbst ausgeht, ist zwar mehr werth, als was man aus bloßen Lehrbüchern der Psychologie schöpft. Ja, diese selbst sind oft nicht so reich als andere Schriften, in welchen der Mensch und das menschliche Herz in allen seinen Gestaltungen geschildert wird. Selbst die Dichter, besonders die dramatischen, enthalten einen Schatz von Beobachtungen. Fielding, Henry Fielding, Richardson, Samuel Richardson und Shakespeare, William Shakespeare, Goethe, Johann Wolfgang von Göthe, Schiller, Friedrich Schiller, Jean Paul, s. Richter, Johann Paul FriedrichRichter, Johann Paul Friedrich J. P. Richter u. A.und Andere haben unfehlbar tiefer in den Menschen geblickt, als viele Psychologen, die ihn bloß aus Büchern kannten, oder die Seelenvermögen registrirten und classificirten. Aber selbst um seine Beobachtungen besser auffassen, gebrauchen und ordnen zu können, und um zu wissen, worauf vorzüglich zu achten, auch worüber man hinsichts der Gesetze geistiger Veränderungen schon im Reinen sei, ist es doch sehr zu empfehlen, die empirische Psychologie bald im Anfange seines akademischen Cursus zu hören, und die besten Lehrbücher zu studieren. Zu diesen gehören, außer den Werken von Wolff, Christian von Wolf und andern ältern metaphysischen Schriftstellern, desgleichen den oben angeführten Anthropologieen: Schmid, Carl Christian Erhard K. C. F. Schmidt's empirische Psychologie. Jena 1796. Jakob, Ludwig Heinrich von C. H. Jacob's Grundriß der Erfahrungsseelenlehre. Halle 1810. Hoffbauer, Johann Christoph J. C. Hoffbauer's Naturlehre der Seele, in Briefen. Halle 1796. Carus, Friedrich August F. A. Carus Psychologie in den nachgelassenen Werken, 1ster, 2ter und 3ter Band. Leipzig 1808. Nicht minder und fast noch lehrreicher, sind die Abhandlungen über einzelne Materien der Psychologie, welche zum Theil in Journalen und Magazinen für die Seelenkunde zerstreut liegen. Man findet davon vollständige Nachweisungen in Ersch, Johann Samuel Ersch Handbuch der deutschen Literatur, Bd.Band 1. Abth.Abtheilung 1. S.Seite 207–219. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers } 5283
483
Fielding

Der studierte Jurist Henry Fielding (1707–1754) zählt zu den berühmtesten englischsprachigen Autoren seiner Zeit. Als langjähriger Theaterdirektor hat er zahlreiche Bühnenstücke verfasst, ehe er sich dem Roman zuwandte und die Entwicklung dieses Genres entscheidend mitprägte. Zudem war Fielding zeitweise auch journalistisch tätig. Sein mit Abstand bekanntestes Werk ist The History of Tom Jones, a Foundling aus dem Jahre 1749, das noch heute zu den bedeutendsten britischen Romanen gezählt wird und gleich mehrfach verfilmt wurde, daneben hat Fielding etwa mit Shamela (1741) auch Parodien auf Werke seines in der Anweisung nächstgenannten Antipoden Samuel Richardson verfasst.

484
Richardson

Mit seinen drei Briefromanen, dem immer wieder überarbeiteten Werk Pamela or, Virtue Rewarded (1740), dem später von Johann David Michaelis ins Deutsche übersetzten Werk Clarissa or, The History of a Young Lady (1748) und The History of Sir Charles Grandison (1753/1754), gilt der englische Schriftsteller und gelernte Drucker Samuel Richardson (1689–1761) als Erfinder des empfindsamen Romans und war in dieser Eigenschaft literaturgeschichtlich von enormem Einfluss (Goethes Werther, Lessings Miss Sara Sampson, Rousseaus Julie ou la Nouvelle Héloïse u.a.) und europaweit hoch geschätzt (Diderot u.a.). Die seinen Romanen eigene Art der Empfindsamkeit und Moralität zog jedoch immer wieder auch Hohn und Spott – v.a. durch den zuvor genannten Henry Fielding – auf sich.

485
Shakespeare

William Shakespeare (1564–1616) darf zu den hervorragendsten Gestalten der Literaturgeschichte gerechnet werden und ist v.a. für seine dramatischen Werke bekannt, die sich in Historiendramen, Komödien und Tragödien unterscheiden.

486
Göthe

Mit seinem umfangreichen und überaus vielfältigen Werk zählt Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) bis heute zu den mit Abstand bedeutendsten deutschsprachigen Autoren. Er ist der Verfasser von mehr als zwanzig Dramen. Daneben lässt bekanntermaßen auch der Briefroman Die Leiden des jungen Werthers (vgl. I § 283) tief in, wie es an dieser Stelle in der Anweisung heißt, „das menschliche Herz in allen seinen Gestaltungen“ blicken.

487
Schiller

Der wenige Jahre vor seinem Tod geadelte Dichter, Philosoph und Historiker (vgl. I § 229) Friedrich Schiller (1759–1805) gehört mit seinem umfangreichen, breit angelegten Werk und nicht zuletzt durch die Auseinandersetzung mit der Philosophie Kants zu den einflussreichsten Denkern der deutschen Aufklärung. Literaturhistorisch zunächst ein bedeutender Vertreter des Sturm und Drang verkörperte er später gemeinsam mit Goethe, Herder und Wieland die sog. Weimarer Klassik.

488
J. P. Richter

Hier handelt es sich um den besser unter dem Namen Jean Paul bekannten Schriftsteller Johann Paul Friedrich Richter (1763–1825). Die literarische Qualität seines zwischen der Klassik und der Romantik stehenden Werkes war zu Lebzeiten nicht unumstritten, doch war der in vielerlei Hinsicht als Sonderling geltende Jean Paul mit Hesperus oder 45 Hundsposttage. Eine Biographie aus dem Jahr 1795 ähnlich erfolgreich wie Goethe und sein Werther. Die nach 1800 erschienenen Romane Titan und Flegeljahre können als bekannteste Werke gelten. Seine zerfasert und bisweilen skurril wirkenden Texte offenbaren eine ganz eigene, nicht selten biographisch begründete Weltsicht, die nicht ohne Humor und Witz bleibt.

489
K. C. F. Schmidt's empirische Psychologie. Jena 1796

Der Name des Autors lautet Carl (Karl) Christian Erhard Schmid (1761–1812), verwiesen wird hier auf die zweite Auflage.

490
C. H. Jacob's Grundriß der Erfahrungsseelenlehre. Halle 1810

Der Grundriß der Erfahrungs-Seelenlehre stammt von Ludwig Heinrich von Jakob (1759–1827), angeführt wird hier die vierte Auflage.

491
F. A. Carus Psychologie in den nachgelassenen Werken, 1ster, 2ter und 3ter Band. Leipzig 1808

Die Nachgelassene[n] Werke des Leipziger Philosophen und Psychologen Friedrich August Carus (1770–1807) wurden zwischen 1808 und 1810 von Ferdinand Gotthelf Hand (1786–1851), einem klassischen Philologen und Schüler Carus', in sieben Teilen herausgegeben. Die ersten beiden Teile (1808) umfassen laut Nebentitel die Psychologie, der dritte Teil beinhaltet die Geschichte der Psychologie (1808).

492
Ersch Handbuch der deutschen Literatur, Bd. 1. Abth. 1. S. 207–219

Das Handbuch der deutschen Literatur seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis auf die neueste Zeit, durch das Johann Samuel Ersch (1766–1828) u.a. zum Begründer der neueren deutschen Bibliographie geworden ist, ist in erster Auflage in acht Bänden (1,1–2,4) erschienen (1812–1814). Innerhalb der ersten Abteilung des ersten Bandes umfasst der zweite Abschnitt die Philosophie (aaO 179–262), auf den hier angegebenen Seiten findet sich Literatur zur empirischen Psychologie und Anthropologie (aaO 207–219).

493
(Anm.)Anmerkung Je einleuchtender das ist, was über die Unentbehrlichkeit der Anwendung der Vernunft, zur Prüfung der Offenbarung gesagt ist, wenn nicht jede Schwärmerei uns als Offenbarung Gottes aufgedrungen werden soll, desto unbegreiflicher ist es, wie noch immer Bestreitungen und fast Bestürmungen der Vernunft versucht werden können, wobei man sich mit sich selbst in unaufhörliche Widersprüche verwickelt. Es ist ja ganz etwas anders, die Gränzen der Vernunft anerkennen, und die Aussprüche der Vernunft innerhalb ihrer Gränzen achten, und überhaupt jemandem zumuthen, das für gewiß zu halten, was er nicht entweder mit seiner Vernunft fassen, oder in seiner Vernunft überzeugende Gründe finden kann, es für glaubwürdig zu halten. Die bloße Ahndung, von welchen bei manchen neueren philosophischen ( (z. B.)zum Beispiel 544 Frieß) und theologischen Schriftstellern ( (z. B.)zum Beispiel 545 de Wette) die Rede ist, kann, meinem Bedünken nach, nie in die Reihe der Erkenntniß [209] quellen gestellt werden, wenn sie gleich auf Vermuthungen und Wahrscheinlichkeiten führen kann. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
494
Frieß

Der Herrnhuter und nachmalige Fichte-Schüler Jakob Friedrich Fries (1773–1843) wurde 1805 Professor für Philosophie und elementare Mathematik (später auch für Physik) in Heidelberg. 1816 nach Jena berufen und drei Jahre später zwangsemeritiert, hielt er ab 1824 wieder mathematische und physikalische und ab 1838 auch wieder philosophische Vorlesungen. Das Interesse an Fries' philosophischem Werk hat sich bis in die Gegenwart hinein gehalten, besonders hervorzuheben ist der zum philosophischen Prinzip erhobene, an Friedrich Schleiermacher (1768–1834) erinnernde Begriff der Ahndung (des Ewigen im Endlichen). Der an dieser Stelle im Hintergrund stehende Titel ist das in der zugehörigen Vorrede als „der exoterische Theil“ seiner Philosophie bezeichnete Werk Wissen, Glaube, Ahndung (1805).

495
de Wette

Wilhelm Martin Leberecht De Wette (1780–1849) zählt zu den literarisch produktivsten Theologen des 19. Jh.s und gilt als einer der letzten theologischen Universalgelehrten. Daneben ist er auch als Prediger und religiöser Schriftsteller hervorgetreten. Nach dem Schulbesuch in Weimar absolvierte De Wette Studium und Promotion in Jena und wurde 1807 zunächst Professor für Altes und Neues Testament in Heidelberg. Ab 1810 bekleidete er als Kollege Friedrich Schleiermachers (1768–1834) einen Lehrstuhl in Berlin, kehrte nach seiner Entlassung im Jahre 1819 – De Wette hatte einen Trostbrief an die Mutter des hingerichteten Mörders August von Kotzebues (1761–1819) verfasst – als Privatgelehrter nach Weimar zurück und nahm 1822 schließlich einen Ruf als Professor für Ethik und Praktische Theologie in Basel an. Bereits in Jena, dann aber auch in Heidelberg empfing De Wette wichtige Impulse von dem zuvor genannten Jakob Friedrich Fries, dessen Trias Wissen, Glaube und Ahndung entscheidenden Einfluss auf sein dogmatisches System hatte.

496
(Anm.)Anmerkung Die Physicotheologie, welche aus dem Daseyn und der Vollkommenheit der Welt auf das Daseyn und die Vollkommenheiten, und die Teleologie, welche von der Zweckmäßigkeit ihrer Einrichtung besonders auf die höchste Vernunft und Weisheit ihres Urhebers schließt, ist unter der ersten Benennung besonders vom Engländer 548 Derham, deutsch, Hamburg 1764.textgrid:253vr, dann von dem Holländer 549 B. Nieuwentyt, deutsch von J. A. Segner, Jena 1747.textgrid:253vx 4., ferner französisch von 550 C. Bonnet in den Betrachtungen über die Natur, (übers.)übersetzt von [Titius], 5te (Ausg.)Ausgabe, Leipzig 1783.textgrid:253w3, bearbeitet worden. In Deutschland gehören dahin die Schriften von 551 H. Sander über die Güte und Weisheit Gottes in der Natur, Zürich 1790.textgrid:253wf Ueber das Große und Schöne der Gottheit in der Natur, 2 (Th.)Theil, Leipz. 1791.textgrid:253wh K. F. Dieterich Schöpfung und Schöpfer, Erfurt 1788.textgrid:253wm 552 J. G. Hellmuth Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues. Braunschweig 1798.textgrid:253wq Manche dieser Schriftsteller haben nur den Fehler, daß sie sich in teleologischen Beobachtungen und Vermuthungen verlieren, und der Gottheit ihre oft sehr kleinlichen Ansichten unterlegen. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
497
Crit. der R. V.

D.i. die Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 178; I § 183), gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176).

498
Derham, deutsch, Hamburg 1764

Gemeint ist Johann Jakob Schwabes (1714–1784) Überarbeitung von William Derhams (1657–1735) Physico-Theologie oder Naturleitung zu Gott (1764), die ursprünglich von Christian Ludwig Wiener (geb. 1692) übersetzt und von Johann Albert Fabricius (1668–1736) zum Druck befördert wurde. Das häufig aufgelegte Original Physico-Theology, or, A Demonstration of the Being and Attributes of God from his Works of Creation (1713; 131768) galt als Standardwerk der theologia naturalis und ist in mehrere Sprachen übersetzt worden.

499
B. Nieuwentyt, deutsch von J. A. Segner, Jena 1747

Gemeint ist die einflussreiche, von Johann Andreas Segner (1704–1777) übersetzte Schrift Rechter Gebrauch Der Welt-Betrachtung. Zur Erkentnis Der Macht, Weisheit und Güte Gottes, Auch Ueberzeugung Der Atheisten und Ungläubigen (1747) des niederländischen Philosophen und Mathematikers Bernard Nieuwentijt (1654–1718). Das Original Het regt gebruik der werelt beschouwingen, ter overtuiginge van ongodisten en ongelovigen aangetoont (1715) wurde auch ins Englische und Französische übersetzt und jeweils mehrfach aufgelegt.

500
C. Bonnet in den Betrachtungen über die Natur, übers. von Titius, 5te Ausg., Leipzig 1783

Charles Bonnets (1720–1793) zweibändiges Werk Contemplation de la nature (1764) ist in mehreren Sprachen erschienen und wurde von Johann Daniel Tietz (Titius) (1729–1796) ins Deutsche übersetzt. Die Betrachtung über die Natur ist 1783 nicht in fünfter, sondern in vierter Auflage erschienen.

501
H. Sander über die Güte und Weisheit Gottes in der Natur, Zürich 1790. Ueber das Große und Schöne der Gottheit in der Natur, 2 Th., Leipz. 1791

Heinrich Sanders (1754–1782) Von der Güte und Weisheit Gottes in der Natur ist in unterschiedlichen Auflagen in Karlsruhe bzw. Frankfurt/Leipzig erschienen. Zürich ist als Verlagsort nicht nachzuweisen. Wahrscheinlich ist hier die in Karlsruhe erschienene Zweitauflage aus dem Jahr 1780 gemeint, bisweilen wird in der Sekundärliteratur jedoch auch auf eine Ausgabe aus dem Jahr 1790 verwiesen. Außerdem dürfte Ueber das Grosse und Schöne in der Natur in zwei Bänden (Leipzig 1781/1782) gemeint sein. Dieses Werk ist 1784 in zweiter Auflage erschienen.

502
J. G. Hellmuth Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues. Braunschweig 1798

Die Erstauflage der Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues für Frauenzimmer in freundschaftlichen Briefen des Theologen und Physikers Johann Heinrich Helmuth (1732–1813) stammt aus dem Jahr 1791, die Zweitauflage aus dem Jahr 1794.

503
wer Gott dienen will […] Ebr. 11, 11

Gemeint ist wohl Hebr 11,6.

504
  • 555Abhandlung über die Evidenz in metaphysichen Wissenschaften, von Moses Mendelsohn, Berlin 1764.textgrid:253qj in 4. dritter Abschnitt.
  • Vorbereitung zur natürlichen Theologie, von J. A. Eberhard, Halle 1781.textgrid:253qm 8.
505
Abhandlung über die Evidenz in metaphysischen Wissenschaften, von Moses Mendelsohn, Berlin 1764. in 4. dritter Abschnitt

Dieser Abschnitt trägt den Titel Von der Evidenz in den Anfangsgründen der natürlichen Gottesgelahrtheit (aaO 32–51).

506

(Anm.)Anmerkung Hülfsmittel sind alle Schriften über natürliche Theologie überhaupt, und einzelne Materien derselben (Daseyn Gottes, Vorsehung, Unsterblichkeit), insonderheit. Mit Uebergehung der letztern, welche man [215] in den vollständigen literarischen Werken, (z. B.)zum Beispiel 558 Ersch Handbuch,textgrid:253rq (Th.)Theil 1. (S.)Seite 255 (f.)folgend, desgleichen der 559Bibliothek für Prediger,textgrid:271fd (Th.)Theil 1. (S.)Seite 325 und (Th.)Theil 4. (S.)Seite 184 nachgewiesen findet, bemerken wir unter den allgemeinen, außer C. W. Wolf Theologia naturali methodo scientifica pertractata, (P.)Pars I. II. Francf. et Lips. 1736–1737.textgrid:253wv 4. 560Deutsch: Wolf's natürliche Gottesgelahrtheit, [übersetzt von] H. E. H., 5 Bände. Berlin 1742–45.textgrid:253wx

  • 561 H. S. Reimarus Abhandlung von den vornehmsten Wahrheiten der Religion, 6te (Ausg.)Ausgabe Hamburg 1791.textgrid:253x2
  • 562 J. Forster's Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion. Aus dem Englischen. 3 Bände. Leipzig 1751.textgrid:253zd
  • 563 Villaume, Philothee oder die ersten Lehren der Religion, 5 Theile. Berlin 1788.textgrid:253zh
  • K. H. Heydenreich Betrachtungen über die Philosophie der natürlichen Religion, 2 Bände. Leipzig 1790. 91.textgrid:253zm

Auch von 564 Jerusalem's Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion, enthält der 1ste Theil bloß die Grundlehren der natürlichen Theologie.

507
Allen Alles werden

Vgl. 1Kor 9,22.

508
Ersch Handbuch, Th. 1. S. 255 f.

Zu Johann Samuel Erschs (1766–1828) Handbuch vgl. I § 196 c. Innerhalb des Abschnitts Philosophie (aaO 179–262) finden sich im ersten Band unter dem Unterpunkt Praktische Philosophie u.a. Schriften zur Religionsphilosophie und Moraltheologie (aaO 253–262). AaO 255 beginnen die Allgemeine[n] und vermischte[n] Schriften ohne diejenigen Wolffs und anderer älterer Autoren, es folgen Titel zu den Themen Daseyn und Wesen Gottes (aaO 258–260) sowie Unsterblichkeit der Seele (aaO 260–262).

509
Bibliothek für Prediger, Th. 1. S. 325 und Th. 4. S. 184

Zur Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur vgl. I § 43 c. Im ersten Teil (1796) finden sich an der betreffenden Stelle Specielle Schriften und Abhandlungen über einzelne Lehren der natürlichen Theologie (aaO 325–354), im vierten Teil (1812) Specielle Schriften und Abhandlungen über einzelne Theile der natürlichen Religion (aaO 184–193).

510
Deutsch: Wolf's natürliche Gottesgelahrtheit, übersetzt H. E. H., 5 Bände. Berlin 1742–45

Bei Christian Wolffs fünfbändigem Werk Natürliche Gottesgelahrheit nach beweisender Lehrart abgefasset handelt es sich um die von Gottlieb Friedrich Hagen (1710–1769) besorgte Übersetzung der Theologia naturalis, methodo scientifica pertractata.

511
H. S. Reimarus Abhandlung von den vornehmsten Wahrheiten der Religion, 6te Ausg. Hamburg 1791

Der genaue Titel lautet Abhandlungen von den vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion. Die sechste Auflage wurde wie schon die fünfte (1781) von Reimarus' Sohn Johann Albert Heinrich Reimarus (1729–1814) besorgt.

512
J. Forster's Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion. Aus dem Englischen. 3 Bände. Leipzig 1751

Gemeint ist die von Johann Joachim Spalding vorgenommene Übersetzung von James Fosters (1697–1753) zweibändigem Werk Discourses on all the principal branches of natural religion and social virtue (1749/1752). Diese ist unter dem Titel Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion und der gesellschaftlichen Tugend in zwei Bänden (1751/1753) erschienen.

513
Villaume, Philothee oder die ersten Lehren der Religion, 5 Theile. Berlin 1788

Der Name des Autors lautet Peter Villaume (1746–1825).

514
Jerusalem's Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion, enthält der 1ste Theil bloß die Grundlehren der natürlichen Theologie

Bei den Betrachtungen (1768–1779) handelt es sich um Johann Friedrich Wilhelm Jerusalems unvollendetes Hauptwerk, das mehrfach neu aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

515
Moralisch nennt man bey dem Menschen alles, was von der Freyheit seines Willens abhängt, diese Freyheit aber das Vermögen des menschlichen Willens sich nach der Einsicht des Besten, (d. i.)das ist desjenigen, zu bestimmen, was die meiste und größte Glückseligkeit befördert; und da das Beste nicht anders sicher bestimmt werden kan, als nach Vergleichung des verschiednen Werthes der Dinge, wozu deutliche Einsicht nöthig ist: so setzt man die Freyheit des menschlichen Willens in das Vermögen, etwas nach deutlicher Einsicht des Besten zu wollen. Es läuft also auf eines hinaus, man mag die moralischen Wissenschaften erklären, durch solche, die eine Anweisung zur besten Einrichtung unsers freyen Verhaltens geben, oder durch eine Anweisung zur Beförderung der höchst möglichsten menschlichen Glückseligkeit, so fern sie von unserm Willen abhängt. Es versteht sich übrigens von selbst, daß, da die moralischen Wissenschaften hier als ein Theil der Philosophie angesehen werden, alles dieses nur so weit genommen werde, als es aus der Natur erkennbar ist.
1.
*) (S.)Siehe 569 Kant's Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, (S.)Seite 1 flg.folgend 5477
1.
*) Ueber den Werth der Moral (etc.)et cetera von J. A. Nösselt, zweyte Auflage, Halle 1783.textgrid:253mj 8.
2.
**) 570Philosophische Anmerkungen und Abhandlungen zu Cicero's Büchern von den Pflichten, von Christian Garve, zum ersten Buche (S.)Seite 28. (folgg.)folgende
519
Kant's Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 1 flg.

Gemeint ist die Erstauflage aus dem Jahr 1785 (vgl. I § 183).

520
Philosophische Anmerkungen und Abhandlungen zu Cicero's Büchern von den Pflichten, von Christian Garve, zum ersten Buche S. 28. folgg.

Dieses insgesamt dreibändige Werk ist zuerst 1783 in Breslau erschienen (vgl. II § 203) und erlebte in schneller Folge mehrere Auflagen (21784; 31787/1788; 41792). Im ersten, die Anmerkungen zu dem Ersten Buche enthaltenden Band wird aaO 28ff. auseinandergesetzt, dass das Wesen der Tugend mehr im Charakter des Menschen als in seinen veränderlichen Handlungen zu suchen sei.

521
[219] 5519 Es wäre also höchst nöthig, diese bloß auf reine Vernunft gegründete Moral von aller empyrischenempirischen 5520 getrennt, als einen besondren5521 Theil oder Wissenschaft vorzutragen. Die sehr nützliche Wissenschaft, welche Wolf, und nach ihm Andere, unter dem Namen einer allgemeinen praktischen Philosophie aufgestellt haben, untersucht zwar den Willen überhaupt mit den daraus fließenden allgemeinen Grundsätzen; sie schränkt sich aber nicht auf bloß reine Vernunftbegriffe ein, sondern nimmt vielmehr Erfahrungsgrundsätze zu Hülfe. Ganz eigentlich aber hat Kant, sowohl vorläufig in der 572 Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, als noch vielmehr in der Kritik der praktischen Vernunft, Riga 1788 in5522 (gr.)groß 8.5523 dieses beabsichtigt.5524
522
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten

Gemeint ist die Erstauflage aus dem Jahr 1785 (vgl. I § 183).

523
Heydenreich, Bendavid

Zu nennen sind die dreiteilige Propaedevtick der Moralphilosophie nach Grundsätzen der reinen Vernunft (1794) des Leipziger Philosophen Karl Heinrich Heydenreich (1764–1801) sowie die Vorlesungen über die Critik der practischen Vernunft (1796) des jüdischen Aufklärers und Kantianers Lazarus Bendavid (1762–1832).

524
F. Schleyermacher's Kritik der bisherigen Sittenlehre, Berlin 1803

Friedrich Schleiermachers (1768–1834) Schrift trägt den Titel Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre (1803).

1.
Anm. Anmerkung Siehe Sulzer, Johann Georg J. G. Sulzers Sulzer's vermischte philosophische SchriftenSchriften, S.Seite 389 flgg.folgende fgg.folgende und Mendelssohn, Moses M. Mendelssohns Jerusalem Mendelssohn's Jerusalem, I. S.Seite 29 f.folgend Sonst nenntenannte man auch Naturrecht den Inbegriff aller aus der Natur fließendenfliessenden Pflichten und Rechte, und verwies in die Moral (im engsten Verstande) oder in die Ethik (im engern Sinn §. 202 202. ) bloß die Mittel zur moralischen Bildung und Ausübung der Pflichten. Eine sehr unbequemebequeme Trennung, die auch hier nicht in Anschlag kommt. Das Völkerrecht gehört nicht in unsern Plan. 5576
526
J. G. Sulzers vermischte philosophische Schriften S. 389 flgg.

Gemeint ist der erste Band (vgl. I § 60) mit dem Versuch einen festen Grundsatz zu finden, um die Pflichten der Sittenlehre und des Naturrechts zu unterscheiden (aaO 389–398).

527
M. Mendelssohns Jerusalem I. S. 29 f.

Im ersten Abschnitt von Moses Mendelssohns (1729–1786) Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum (1783) finden sich Gedanken über das als sittliches Vermögen verstandene Recht und die als sittliche Notwendigkeit verstandene Pflicht (vgl. aaO 29ff.).

528
[245] Anm.Anmerkung 5615 Wenn man sich statt einzelner5616 Menschen ganze Völker, und diese als moralische Personen gegen einander, denkt: so entsteht aus dem Begriff eines solchen Volks, auf welches der Inhalt des Naturgesetzes angewendet wird, das sogenannte Völkerrecht; das aber hier zu unsrer Absicht nicht gehört.
529
(Anm.)Anmerkung Leidet es irgend die Zeit, so dürfte es doch rathsam seyn, auch das Naturrecht als Vorbereitung auf die philosophische Moral, oder neben derselben zu hören, oder sich wenigstens mit einigen Hauptschriften, wären es auch anfangs nur kurze Lehrbücher, bekannt zu machen. Die ältern wichtigen Werke von 580 [Grotius] und 581 Puffendorf, auch Wolf, behaupten noch immer einen hohen Werth. Unter den neuern verdienen vorzügliche Beachtung: 582 L. F. E. Höpfner's Naturrecht, 7te (Ausg.)Ausgabe Gießen 1806.textgrid:25406 G. Hufeland's Lehrsätze des Naturrechts. Jena 1795.textgrid:25409 J. C. Hoffbauer's Naturrecht. Halle 1804.textgrid:2540c, desgleichen die 583Lehrbücher von Kant, Abicht, Jakob, Fichte, Weise, Maaß, Krug, Fries und Meister.
530
Grotius

Der v.a. als bedeutender Vertreter der Naturrechtslehre hervorgetretene Hugo Grotius (1583–1645) nahm bereits als Elfjähriger das Studium an der Universität Leiden (u.a. bei Scaliger) und nur fünf Jahre später, inzwischen im Besitz eines juristischen Doktorgrades der Universität Orléans, die Anwaltstätigkeit auf. 1601 wurde er Historiograph der niederländischen Generalstaaten, wirkte jedoch v.a. als Jurist und Politiker sowie als Botschafter und Diplomat in schwedischen Diensten. Zudem ist Grotius auch in theologischer und philologischer Perspektive hervorgetreten. 1609 erschien Grotius' berühmte Schrift Mare liberum, in der der Gedanke eines allen zugänglichen Meeres vertreten und naturrechtlich begründet wurde. Im Zuge der niederländischen Religionsstreitigkeiten als Anhänger des Leidener Theologen Jakob Arminius (1560–1609) 1618 zu lebenslanger Haft verurteilt, gelang ihm 1621 die Flucht, kurz darauf – Grotius hatte sich in Paris niedergelassen – erschien sein weit über 100 Auflagen erlebendes theologisches Hauptwerk De veritate religionis christianae (1622). Sein juristisches Hauptwerk De jure belli ac pacis libri tres erschien 1625. Mit seinen Annotationes in Novum Testamentum (1641) und in Vetus Testamentum (1644) avancierte Grotius zum Begründer der konfessionsübergreifenden historisch-philologischen Methode, doch ist es insbesondere sein Enfluss auf die moderne Rechts- und Staatstheorie, die seinen bleibenden Ruhm begründet.

531
Puffendorf

Nach dem Besuch der Fürstenschule in Grimma studierte der in seinem Todesjahr zum Freiherrn erhobene Samuel von Pufendorf (1632–1694) zunächst Theologie, wechselte dann jedoch zu einem breit angelegten Studium der Rechtswissenschaften. Nach einer Anstellung als Hauslehrer bei dem schwedischen Diplomaten Peter Julius Coyet (1618–1667) wurde Pufendorf 1661 auf die erste deutsche Professur für Natur- und Völkerrecht nach Heidelberg berufen. 1668 wechselte er an die Universität Lund, 1677 als Hofhistoriograph und Staatssekretär nach Stockholm und 1688 als Hofhistoriograph und Geheimrat nach Berlin. In Aufnahme der Ideen Hugo Grotius' und Thomas Hobbes' (1588–1679) gehört Pufendorf zu den einflussreichsten Vordenkern der Naturrechtslehre, unter seinen diesbezüglichen Arbeiten ist v.a. das 1711 in deutscher Übersetzung erschienene Hauptwerk De iure natura et gentium libri octo (1672) sowie die bis in die zweite Hälfte des 18. Jh.s in über sechzig Auflagen vorliegende, mehrfach übersetzte Zusammenfassung De officio hominis et civis iuxta legem naturalem libri duo (1673) hervorzuheben.

532
L. F. E. Höpfner's Naturrecht, 7te Ausg. Gießen 1806

Gemeint ist Ludwig Julius Friedrich Höpfners (1743–1797) Standardwerk Naturrecht des einzelnen Menschen, der Gesellschaften und der Völker, das 1806 als neue Auflage ohne Verlagsort erschienen ist. Da die sechste Auflage (Gießen 1795) 1801 ebenfalls ohne Ortsangabe als Nachdruck erschienen ist, dürfte es sich bei der hier bibliographierten siebenten Ausgabe wiederum um einen Nachdruck handeln.

533
Lehrbücher von Kant, Abicht, Jakob, Fichte, Weise, Maaß, Krug, Fries und Meister

Gemeint sind Immanuel Kant und seine als erster Teil der Metaphysik der Sitten erschienenen Metaphysische[n] Anfangsgründe der Rechtslehre (1797) (vgl. I § 208 c); Johann Heinrich Abicht (1762–1816) und sein Neues System eines aus der Menschheit entwikelten Naturrechts (1792) sowie die Kurze Darstellung des Natur- und Völkerrechts zum Gebrauch bey Vorlesungen (1795); Ludwig Heinrich von Jakob (1759–1827) und seine Philosophische Rechtslehre (1795) nebst dem für den Vorlesungsgebrauch verfertigten Auszug aus dem Naturrechte (1796); Johann Gottlieb Fichte (1762–1814) und seine Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschaftslehre (1796/1797) (die 1812 gehaltene Vorlesung Das System der Rechtslehre wurde erst später gedruckt); der vergleichsweise unbekannte Ferdinand Christoph Weise (1765–1839) und seine Grundwissenschaft des Rechts. Nebst einer Darstellung und Prüfung aller durch die kritische Philosophie veranlaßten Philosopheme über den Ursprung und das Wesen des Rechts (1797); Johann Gebhard Ehrenreich Maaß (1766–1823) und sein Grundriß des Naturrechts (1808); Wilhelm Traugott Krug (1770–1842), Kants Nachfolger in Königsberg, mit seinen Aphorismen zur Philosophie des Rechts (1800), den Naturrechtliche[n] Abhandlungen oder Beiträge[n] zur natürlichen Rechtswissenschaft (1811) und der als erster Teil des System[s] der praktischen Philosophie erschienenen Dikäologie oder philosophische[n] Rechtslehre (1817); der Fichte-Schüler Jakob Friedrich Fries und seine Philosophische Rechtslehre und Kritik aller positiven Gesetzgebung mit Beleuchtung der gewöhnlichen Fehler in der Bearbeitung des Naturrechts (1803); und schließlich Johann Christian Friedrich Meister (1758–1828) und sein Lehrbuch des Natur-Rechtes (1809).

534
Anm. Anmerkung Durch den Eintritt in die häusliche und bürgerliche GesellschaftGesellschaftGesellschaft, geht zwar der Stand der Natur in einen conventionellen, d. i.das ist in einen solchen über, der auf freywilligenfreiwilligen Vertrag und Uebereinkunft beruht; aber es entstehen doch theils schon aus der Natur und der Absicht eines solchen Standes gewisse neue Pflichten, theils bleiben darin alle natürliche Rechte, und eben so alle natürliche Pflichten, so fernsofern man jenen nicht durch den Vertrag freywilligfreiwillig entsagt hat. Man hat daher auch die natürlichen Rechte und Pflichten der häuslichen und bürgerlichen Gesellschaft in zwey besondrezwei besondere Wissenschaften gebracht, die als Theile der praktischen Philosophie behandelt werden. Jene, die erstere, welche sich mit der häuslichen Gesellschaft beschäftigt, nennetnennt man die Oekonomik Oekonomik; die andreandere, so auf die bürgerliche Gesellschaft geht, die Politik Politik. Nach Verschiedenheit der Gesellschaften ließenliessen sich dergleichen Wissenschaften noch mehr vervielfältigen, und nach ihren mannichfaltigenmannigfaltigen Gegenständen und besondrenbesondern Theilen dieser Wissenschaftenderselben wieder besondrebesondere neue Wissenschaften bilden. {Die philosophische Moral ist eine vortreffliche Vorbereitung auf die christliche. Diese ist nun, besonders seit sie durch Calixtus zu einer von der Dogmatik getrennten Wissenschaft erhoben ward, selbst fast ganz philosophisch geworden. Dieß beweiset wenigstens, daß die vorzüglichsten Lehrer der Moral fühlten, wie die tiefe Ergründung der Vorschriften des ChristenthumChristenthums, Philosophie voraussetze und fordere. Zu dem ersten Studium sind vorzüglich empfehlungswerth: Eberhard, Johann August J. A. Eberhard's Sittenlehre der Vernunft. Berlin 1781. (nach dem Grundsatze der Wolff, Christian von Wolfschen Schule); nach dem System der kritischen Philosophie: Kant, Immanuel I. Kant's Metaphysik der Sitten. Königsberg 1801. Schmid, Carl Christian Erhard K. C. E. Schmidt's Versuch einer Moralphilosophie. Jena 1802. Jakob, Ludwig Heinrich von L. H. Jakob's philosophische Sittenlehre. Halle 1794.; nach den Principien der Wissenschaftslehre: Fichte, Johann Gottlieb J. G. Fichte's System der Sittenlehre. Jena 1798. Hiermit werden auch die moralischen Schriften der Alten, namentlich die von Platon Plato, Plutarch Plutarch, Epiktet Epictet, Arrian Arian, Simplicius Simplicius, Mark Aurel Marc Aurel, Cicero Cicero, Seneca Seneca, desgleichen die trefflichen Engländer Hutcheson, Francis Hutcheson, Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper of Shaftesbury, Smith, Adam Smith, Ferguson, Adam Ferguson, Paley, William Paley u. s. w.und so weiter zu vergleichen seyn. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers } 5635
535
seit sie durch Calixtus zu einer von der Dogmatik getrennten Wissenschaft erhoben ward

Dem Helmstedter Theologen Georg Calixt (1586–1656), einem der Protagonisten des synkretistischen Streites (vgl. II § 122), kommt das Verdienst zu, die Moral unter dem Begriff theologia moralis erstmals als eigenständige Disziplin neben der Dogmatik bearbeitet zu haben (vgl. Epitome theologiae moralis [1634]) (vgl. II § 186).

536
I. Kant's Metaphysik der Sitten. Königsberg 1801

Die beiden Teile (vgl. I § 207 c) von Immanuel Kants Metaphysik der Sitten (1797) sind nacheinander in zweiter Auflage erschienen: Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre (21798) und Metaphysische Anfangsgründe der Tugendlehre (21803). Hier dürfte der zweite Teil gemeint sein. Jedoch lässt sich auch eine Königsberger Ausgabe der Metaphysik der Sitten aus dem Jahr 1803 nachweisen, in der die Rechtslehre und die Tugendlehre zusammengefasst sind.

537
Plato

Gemeint sind hier v.a. die Dialoge (vgl. I § 146), in denen Platon seine moralphilosophischen Grundannahmen entfaltet: Grundlage aller Tugend ist für Platon das Wissen um und die Einsicht in die Idee des Guten, das zum Handlungsprinzip erhoben wird. Als die vier Kardinaltugenden gelten Besonnenheit (σωφροσύνη), Tapferkeit (ἀνδρεία) und Weisheit (σοφία) (ursprünglich Frömmigkeit [εὐσέβεια]), die alle in der Gerechtigkeit (δικαιοσύνη) zusammenkommen.

538
Plutarch

Innerhalb des umfangreichen Werkes Plutarchs stellen die philosophischen Schriften die zweite große Gruppe dar (vgl. I § 146). An dieser Stelle ist auf die sog. Moralia abgehoben, eine Sammlung von insgesamt 78 (darunter einige unechte) Schriften überwiegend ethischen Inhalts. Zusammenfassend läuft Plutarchs Ethik auf die Beherrschung der Affekte durch die Vernunft hinaus. Hierin liegt die eigentliche Tugend (ἀρετή), die nach innen zur Glückseligkeit (εὐδαιμονία) und nach außen zur Menschenfreundlichkeit (ϕιλανθρωπία) führt.

539
Simplicius

Über das Leben des aus Kilikien stammenden neuplatonischen Philosophen Simplicius (ca. 490–560) ist wenig bekannt. Als Schüler des Ammonios von Alexandrien und des in Athen lehrenden Damaskios, beide Neuplatoniker und Anhänger der alten griechischen Religion, ist Simplicius vor allem als Verfasser von neuplatonisch interpretierenden Kommentaren, u.a. zu Epiktets' Enchiridion, hervorgetreten. Aus diesem Grund wird Simplicius an dieser Stelle in einer Reihe mit Epiktet und Arrian (vgl. I § 146) genannt.

540
Marc Aurel

Der römische Kaiser und Philosoph Marcus Aurelius (121–180) folgte im Jahre 161 dem von Hadrian adoptierten Antoninus Pius als letzter Adoptivkaiser nach. Als v.a. von Epiktet beeinflusster Philosophenkaiser sticht Mark Aurel aus der Reihe römischer Herrscher heraus, seine in griechischer Sprache verfassten und bis in die Gegenwart hinein bekannten Selbstbetrachtungen (Τὰ εἰς ἑαυτόν) gelten als das letzte große Werk der jüngeren Stoa. Berichtet wird, dass der junge Mark Aurel bereits mit zwölf Jahren den bescheidenen und entbehrungsreichen Lebensstil eines Philosophen annahm.

541
Cicero

Die meisten Schriften aus dem umfangreichen Werk Ciceros (vgl. I § 60) sind mehr oder weniger von moralphilosophischen Inhalten durchsetzt, eigens hervorzuheben sind jedoch v.a. De officiis (vgl. I § 200 a; II § 205), die Tusculanae disputationes sowie De finibus bonorum et malorum. Neben den beiden in der Anweisung explizit genannten Schriften Laelius und Cato maior (vgl. I § 146) sei auch der nur fragmentarisch erhaltene Dialog Hortensius sive de philosophia erwähnt, dessen Lektüre in der Entwicklung Augustins (vgl. II § 19) eine besondere Rolle gespielt hat (vgl. Aug. conf. III 4).

542
Seneca

Der der Stoa nahestehende Philosoph und Nero-Erzieher Lucius Annaeus Seneca d. J. (1. Jh.) hat ein weitgespanntes Werk hinterlassen, aus dem die philosophischen Schriften und aus diesen die 124 Briefe umfassenden Epistulae morales ad Lucilium hervorragen. Darüber hinaus sind auch die Dialoge moralphilosophisch zu lesen. Als Ethiker wurde Seneca auch in christlichen Kreisen (Tertullian, Laktanz, Augustin) geschätzt.

543
Hutcheson

Der in Irland geborene Philosoph Francis Hutcheson (1694–1747), nach dem Studium in Glasgow zunächst Prediger und Leiter einer Privatakademie in Dublin, dann Professor für Moralphilosophie in Glasgow, ist ein Vertreter der schottischen Aufklärung, sein Hauptinteresse galt der Ökonomie und der Ethik. Hutcheson zählt in vielerlei Hinsicht zu den Wegbereitern des englischen Utilitarismus und wurde u.a. von Kant kritisch rezipiert. Zu seinen moralischen Schriften zählen Inquiry into the Origin of Our Ideas of Beauty and Virtue (1725) mit dem berühmten handlungsleitenden Prinzip the greatest Happiness for the greatest Numbers, und An Essay on the Nature and Conduct of the Passions and Affections, with Illustrations upon the Moral Sense (1728). Sein Hauptwerk ist das posthum erschienene und von Lessing ins Deutsche übersetzte System of Moral Philosophy (1755). Hutcheson zufolge kommt dem sittlichen Gefühl (moral sense) besondere Bedeutung zu, da nur durch dieses Gefühl Tugend und eine Bewertung derselben ermöglicht wird.

544
Shaftesbury

Der in seiner Jugend von John Locke (1632–1704) nach den Grundsätzen der englischen Aufklärung erzogene Anthony Ashley Cooper (1671–1713), ab 1699 dritter Earl of Shaftesbury, ist als englischer Politiker und europaweit äußerst einflussreicher Moralphilosoph hervorgetreten. Wie nach ihm Hutcheson rechnet auch Shaftesbury mit einem ethisch belastbaren moral sense und wendet sich mit seiner auf die Harmonie zwischen dem Menschen als Individuum und sozialem Wesen zielenden Lehre gegen den psychologischen Egoismus eines Thomas Hobbes (1588–1679). Als moralphilosophisches Frühwerk ist das ohne seine Einwilligung von John Toland (1670–1722) veröffentlichte An Inquiry concerning Virtue and Merit (1699) zu nennen, aufschlussreich sind daneben auch Sensus Communis (1709) und The Moralists (1709) sowie Soliloquy (1710).

545
Smith

Der während des Studiums in Glasgow von Hutcheson beeinflusste Adam Smith (1723–1790) übernahm bereits in jungen Jahren ebenda eine Professur für Logik und kurz darauf in Nachfolge Hutchesons auch für Moralphilosophie. 1763 legte er seine Professur zugunsten einer lukrativeren Stelle als Privatlehrer nieder und begleitete seinen adligen Schützling auf einer mehrjährigen Bildungsreise durch Europa. Nach seiner Rückkehr verbrachte er etwas über zehn Jahre in seiner Heimatstadt Kirkcaldy, bevor er 1778 zum Zollkommissar von Schottland ernannt wurde. Bekannt ist Smith v.a. für An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (1776), bis heute ein wirtschaftswissenschaftliches Grundlagenwerk, in moralphilosophischer Hinsicht ist v.a. The Theory of Moral Sentiments (1759) zu nennen, in der der Sympathie oder dem Mitgefühl eine konstitutive Rolle innerhalb der Moraltheorie zugewiesen wird.

546
Ferguson

Nach dem Studium in Saint Andrews war der Historiker und Philosoph Adam Ferguson (1723–1816) zunächst als Militärpfarrer tätig und wurde nach kürzeren Anstellungen als Bibliothekar und Privatlehrer im Jahre 1759 Professor für Naturphilosophie in Edinburgh, fünf Jahre später erfolgte der Wechsel auf die Professur für pneumatics and moral philosophy. Diese legte er 1785 nieder und widmete sich v.a. der Überarbeitung seiner Vorlesungen. Neben der dreibändigen History of the Progress and Termination of the Roman Republic (1783) fand v.a. Fergusons Essay on the History of Civil Society (1767) große Beachtung. Mit Blick auf die Moralphilosophie sind die auch an deutschen Universitäten als Lehrbuch verwendeten Institutes of Moral Philosophy (1769) sowie das aus seinen Vorlesungen hervorgegangene Werk Principles of Moral and Political Science (1792) zu nennen, das schnell auch in deutscher Übersetzung (1796) vorlag.

547
Paley

Akademisch ist der Philosoph, Theologe und anglikanische Geistliche William Paley (1743–1805), Student und später auch Dozent am Christ College (Cambridge), als dem teleologischen Gottesbeweis (Uhrmacher-Analogie) verpflichteter Vertreter der theologia naturalis und Apologet hervorgetreten. Mit den aus seinen Vorlesungen zu John Locke (1632–1704) u.a. hervorgegangenen Principles of Moral and Political Philosophy (1785), einem der einflussreichsten philosophischen Werke der englischen Aufklärung, zählt Paley auch zu den bedeutendsten Moralphilosophen seiner Zeit. Dieses Werk erlebte zu Paleys Lebzeiten 15 Auflagen und wurde 1787 von Christian Garve ins Deutsche übersetzt.

548
Zu dieser letztern Art gehört das, was einige die Philosophie der gesunden Vernunft, oder des schlichten Menschenverstandes nennen, welche denn keine andere Sätze oder Urtheile enthalten könnte, als solche, deren Wahrheit oder Richtigkeit unmittelbar, (d. i.)das ist ohne weitere Entwickelung der Begriffe eines Satzes und ihres Verhältnisses, klar ist; denn was ist der gemeine Menschenverstand (sensus communis, richtiger: der gemeine Wahrheitssinn) anderes, als das Vermögen oder vielmehr die Fertigkeit der Seele, die Richtigkeit eines Satzes unmittelbar zu erkennen?
549
Auf dieses letzte gründet sich der gar nicht ungerechte Vorwurf, welchen man denjenigen gemacht hat, die sich ganz der speculativen Philosophie widmeten, daß sie oft auf ganz unbeträchtliche und unfruchtbare Fragen verfielen, und sich oder Andre mit leeren Wörtern abspeiseten; daß sie sich zu sehr zur Zweifelsucht oder im Gegentheil zur Demonstrirsucht neigten; und überhaupt mit ihren Kenntnissen zu unfruchtbar für das gemeine Leben, und zu unfähig zu eigentlichen Geschäften würden.
550
*) (S.)Siehe 601 J. G. Töllner wahre Gründe, warum Gott die Offenbarung nicht mit augenscheinlichen Beweisen versehen hat, (S.)Seite 154 (f.)folgend
551
J. G. Töllner wahre Gründe, warum Gott die Offenbarung nicht mit augenscheinlichen Beweisen versehen hat, S. 154 f.

Diese Untersuchung Johann Gottlieb Töllners (1724–1774) zerfällt in zwei Teile (1764/1766). Der zweite Teil trägt den Titel Beweis, daß Gott die Menschen bereits durch seine Offenbarung in der Natur zur Seligkeit führt.

552
Man hat oft darauf gedrungen, die Philosophie zur Philosophie des Lebens oder der Welt zu machen. Wenn das so viel heißt, sie, unbeschadet ihrer Gründlichkeit, immer brauchbarer für das menschliche Leben und für die geschickteste Art des Betragens, auch in einzeln Fällen, zu machen: so ist dagegen nichts einzuwenden. Auch ist es die Pflicht eines jeden, sich Weisheit und Klugheit zu erwerben, (d. i.)das ist die Fertigkeit, das Beste, was in einzeln Fällen zu thun, und wie es aufs beste auszuführen sey, zu finden. Aber dieses kan in keine Wissenschaft gebracht wer[200]den, weil sich ganz allgemeine Sätze nicht aus blosser Beobachtung herleiten lassen, und weil die einzle Umstände die Lage, in der man zu handeln hat, zu mannichfaltig, und ein sehr verschiedenes Verhalten nothwendig machen. Ohnehin kommt das Meiste bey Weisheit oder Klugheit auf Uebung unsrer Fähigkeiten und auf das Hinlenken unsrer Aufmerksamkeit und unsers Verstandes auf menschliche Angelegenheiten an. Eine Sammlung von praktischen Maximen würde nicht nur keine zusammenhängende Wissenschaft seyn, sondern auch zu viel Halbwahres enthalten, das im Handeln selbst oft genug keine Anwendung litte.
553
Um sich von der Richtigkeit dieser letztern Bemerkung zu überzeugen, darf man nur, besonders bey der sogenannten Philosophie des Lebens und des gemeinen Menschenverstandes, auf die sehr verschiedenen Begriffe des Staatsmannes, des Gelehrten und des gemeinen Mannes von dem, was zur Glückseligkeit des Menschen gehört, und von dem Werth der Dinge, Acht geben. Daher die Zufriedenheit mit unbestimmten Sätzen, das Halbwahre in so vielen moralischen Maximen, die allgemeinen Machtsprüche, vor[203]nemlich derer, die sich vorzüglicher Menschenkenntniß rühmen, die allgemeine Abfertigung gewisser Behauptungen oder Handlungen mit Urtheilen, die nur gemeiniglich wahr sind.
1.
2.
556
bewafneten Augen

Gemeint sind optische Hilfsmittel (Mikroskope, Ferngläser u.Ä.), die im Zuge ihrer Entwicklung im 17. und 18. Jh. zu einer massiven Erweiterung des Spektrums sinnlicher Erfahrungen und so zu einer veränderten Wahrnehmung der Welt führten.

557
Scheidekünstler

D.i. ein Chemiker.

558
(Anm.)Anmerkung Da indeß viele, selbst unter den Studierenden, zur Speculation und tiefern Ergründung selbst moralischer Materien nicht geeignet sind, auch außerdem gerade die moralischen Wahrheiten ein sehr allgemeines Interesse haben, [229] so sind auch populäre Bearbeitungen der Moral, wenn sie nur von richtigen Principien ausgehen und eine reine Sittenlehre predigen, nicht zu verachten, und mehrere derselben enthalten, namentlich für den praktischen Religions- und Sittenlehrer, reiche Materialien. Dieß gilt (z. B.)zum Beispiel von Werken, wie J. B. Basedow's praktische Philosophie für alle Stände. Leipzig 1777.textgrid:2541h C. F. Gellert's moralische Vorlesungen. Leipzig 1770.textgrid:2541m K. F. Bahrdt's Moral für alle Stände. Berlin 1797.textgrid:2541r, desgleichen viele der besten Wochenschriften, namentlich der 609 Zuschauer, (a. d. Engl.)aus dem Englischen, und solche Schriften, welche auf einzelne Stände, auf Geschlecht und Alter Rücksicht nehmen. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
559
Zuschauer, a. d. Engl.

Der von Joseph Addison (1672–1719) und Richard Steele (1672–1729) herausgegebene Spectator war eine zwischen 1711 und 1712 täglich erscheinende Zeitschrift (insgesamt 555 Nummern zusammengefasst in sieben Bänden), die sich an das moralphilosophisch interessierte Bildungsbürgertum richtete. 1714 wurde der Spectator von Addison wiederbelebt und erschien nun über einen Zeitraum von sechs Monaten dreimal pro Woche (zusammengefasst in acht Bänden). Unter den hunderten, meist kurzlebigen moralischen Wochenschriften des 18. Jh.s nimmt The Spectator – zusammen mit dem Vorläufer The Tatler (1709–1711) und dem Nachfolger The Guardian (1713) – als Prototyp eine herausgehobene Stellung ein. Zwischen 1739 und 1744 erschien die von Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713–1762) besorgte deutsche Übersetzung Der Zuschauer.

1.
*) (S.)Siehe 612 Moses Mendelssohns Morgenstunden (S.)Seite 115 (folgg.)folgende und in den Zusätzen (S.)Seite XX (folgg.)folgende
2.
Es läßt sich aus dem bisherigen erklären, warum, bey Verachtung dieser Philosophie, Genügsamkeit an seichter Erkenntniß und oben abgeschöpfter Menschen- und Weltkenntniß, der Hang wegzulachen, was man nicht wegbeweisen kan, Schwärmerey allerley Art, zum Theil auch Eckel an ernsthaften Untersuchungen, und besonders an der Religion, überhand nehme, und wie allen diesen Ausschweifungen durch fleißiges Studium der wissenschaftlichen Philosophie vorgebeugt werden könne.
562
Moses Mendelssohns Morgenstunden S. 115 folgg. und in den Zusätzen S. XX folgg.

Die Morgenstunden oder Vorlesungen über das Daseyn Gottes (1785) sind mitsamt den Anmerkungen und Zusätzen in nur einem Band erschienen. In Fortsetzung der vorangegangenen Vorlesung finden sich in Vorlesung VII. (aaO 114–132) der Streit des Idealisten mit dem Dualisten sowie Überlegungen zum Zusammenhang von Wahrheitstrieb und Billigungstrieb. In den Anmerkungen und Zusätzen, XX–XXXVI finden sich umfangreiche Erörterungen zu der auf S. 118 als unzulässig klassifizierten Frage nach dem Urbild aller sinnlichen Eigenschaften.

563
5754 Wenn man nach diesem Vorschlage 1) nicht eher wissenschaftliche Philosophie5755 treibt, als bis man einen guten Vorrath von Begriffen gesammlet5756, und schon Vorübungen angestellet5757 hat: so wird man bey5758 jener weniger auf unfruchtbare Untersuchungen verfallen, aber auch,auch 5759 trockne Begriffe und Untersuchungen,5761 aus Unwissenheit weniger für unnütz halten, und selbst durch diese weniger ermüdet werden. 2) Macht man sich alsdann ein wohl zusammenhängendes und methodisches System bekannt:5762 so erspart man sich nicht nur manche unnöthige eigne5763 Untersuchungen, und lernt, was bereits vorgearbeitet, und was noch zurück ist, sondern man verfällt auch weniger [208] auf die Thorheit derer, die, unter dem Vorwande des Selbstdenkens und einer freyen5764 Philosophie,5765 nur Streifereyen5766 in dieses ihnen noch zu wenig bekannte Land thun, und es nie zu einem [252] rechten Ganzen bringen, worin5767 alle Theile einander Licht und Befestigung geben, und Eines durch das Andere bestimmt und berichtigt wird. Vollends schön philosophiren wollen, ehe man gründlich philosophiren gelernt hat, und 614an die Verzierung des Gebäudes 5768 denken, ehe man an einen festen Grund gedacht5769 hat, ist der sicherste Weg,5770 ein seichter Schwätzer zu werden. Es versteht sich aber von selbst, daß ein System, welches jene Dienste leisten soll, methodisch seyn, und nicht eher weiter fortrücken müsse, als bis der Weg zum Folgenden erst durch deutliche Begriffe gebahnt worden ist. Wer dazu keine Geduld, und, worin gemeiniglich dieser Fehler liegt, keinen Kopf zu deutlichen und bestimmten Begriffen, oder keinen GeschmakGeschmak5771 an Gründlichkeit der Untersuchungen hat, thut freylich5772 besser,5773 daß er sich mit gemeiner Philosophie begnügt, wenn er nur so viel Bescheidenheit hat, sich nicht in Sa[231]chen mischen zu wollen, die durch bloß gemeine Philosophie nicht 5774 können entschieden werden5775.
564
an die Verzierung des Gebäudes denken, ehe man an einen festen Grund gedacht hat

Vgl. I § 275.

565
(Anm.)Anmerkung Methodologische Winke und Anleitungen findet man in K. H. Heydenreich's encyklopädischer Einleitung [232] in das Studium der Philosophie, nach dem Bedürfniß unsers Zeitalters. Leipzig 1793.textgrid:25422 (u.)und J. H. G. Heusinger's Versuch einer Encyklopädie der Philosophie, nebst einer praktischen Anleitung zum Studium der kritischen Philosophie, 2 Theile. Weimar 1796.textgrid:25425 (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
566
Federschen Lehrbüchern

Als mehrfach aufgelegte und weit verbreitete Lehrbücher des nicht zuletzt durch seine Auseinandersetzung mit Kant bekannten Philosophen Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) sind der Grundriß der Philosophischen Wissenschaften nebst der nöthigen Geschichte (1767), die Logik und Metaphysik (1769), das später unter dem Titel Institutiones Logicae et Metaphysicae (1777) ins Lateinische übersetzt wurde, sowie das Lehrbuch der praktischen Philosophie (1770) zu nennen.

Note:
567
Platnerischen Aphorismen

Gemeint sind die zweiteiligen Philosophische[n] Aphorismen nebst einigen Anleitungen zur philosophischen Geschichte (1776/1782; 31793/1800) des Mediziners und Philosophen Ernst Platner (1744–1818), der als Leibnizianer durch seine Kritik an Kant, aber auch als Mitbegründer der modernen Anthropologie (vgl. I § 190) hervorgetreten ist. Mit dem Lehrbuch der Logik und Metaphysik (1795) lieferte Platner auch einen nachgearbeiteten Auszug der betreffenden Teile der Aphorismen.

Note:
568
philosophischen Bibliotheken und Magazinen von Windheim, Hennings, Lossius, Cäsar, Eberhard, Feder, Meiners und andern

Gemeint sind die in drei Bänden erschienene Göttingische Philosophische Bibliothek (Hannover 1749–1750), die ihr Herausgeber Christian Ernst von Windheim (1722–1766) unter dem Titel Philosophische Bibliothek (Nürnberg bzw. Hannover 1751–1757) in sechs weiteren Bänden fortführte; die von Johann Ernst Faber (1745–1774) und nach dessen frühem Tod von Justus Christian Hennings (1731–1815) fortgeführte zweibändige Neue Philosophische Bibliothek (Leipzig 1774–1776); Johann Christian Lossius' (1743–1813) Neueste Philosophische Litteratur (Halle 1778–1782) in sieben Bänden sowie als Fortsetzung dessen dreibändige Übersicht der neuesten Philosophischen Litteratur (Gera 1784–1785); Karl Adolf Caesars (1744–1810) sechsbändige Denkwürdigkeiten aus der philosophischen Welt (Leipzig 1785–1788) und dessen in nur zwei zweiteiligen Bänden erschienenen Philosophische[n] Annalen (Nürnberg 1787–1793); das von Johann August Eberhard herausgegebene vierbändige Philosophische Magazin (Halle 1788–1792) zusammen mit dessen zweibändigem Philosophische[n] Archiv (Halle 1792–1795); die vierbändige Philosophische Bibliothek (Göttingen 1788–1791) des kurz zuvor genannten (s.o.) Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) und Christoph Meiners (1747–1810). Nicht wenige dieser gegenüber der ersten Auflage der Anweisung erweiterten Liste von philosophischen Periodika stehen der Philosophie Kants kritisch gegenüber. Als weitere philosophische Bibliotheken und Magazine können Johann Jakob Hottingers Bibliothek der neuesten theologischen, philosophischen und schönen Litteratur (Zürich 1784–1786), Joachim Georg Darjes' Jenaische philosophische Bibliothek (Jena 1759–1760), die Philosophische Bibliothek von Friedrich Just Riedel (Halle 1768–1769) bzw. Johann Tobias Sattler (Leipzig 1771–1772) oder Rudolf Wilhelm Zobels Bibliothek der Philosophie und Litteratur (Frankfurt/Oder 1774–1775) genannt werden.

569
Abicht, Grollmann, Niethammer, Buhle und Bouterweck

Gemeint sind das von Johann Heinrich Abicht (1762–1816) gemeinsam mit Friedrich Gottlob Born (1743–1807) besorgte Neue philosophische Magazin. Erläuterungen und Anwendungen des Kantischen Systems bestimmt (Leipzig 1789/1790–1790/1791) in zwei Bänden und das dem Untertitel nach in Gesellschaft mit mehreren Gelehrten herausgegebene dreibändige Philosophische Journal (Erlangen 1794–1795); Karl Ludwig Wilhelm von Grolmans (1775–1829) in nur zwei Heften erschienenes Magazin für die Philosophie des Rechts und der Gesetzgebung (Gießen 1798–1799), das dann in zwei Bänden unter dem Titel Magazin für die Philosophie und Geschichte des Rechts und der Gesetzgebung (Gießen/Darmstadt 1800–1807) bzw. gemeinsam mit Egid Valentin von Löhr (1784–1851) als (Neues) Magazin für Rechtswissenschaft und Gesetzgebung (Gießen 1820–1844) fortgesetzt wurde, sowie die beiden gemeinsam mit Johann Ernst Christian Schmidt (1772–1813) und Friedrich Wilhelm Daniel Snell (1761–1827) herausgegebenen, aber Rudiment gebliebenen Zeitschriften Allgemeine Bibliothek der neuesten philosophischen Literatur (Gießen 1799) und Journal zur Aufklärung über die Rechte und Pflichten des Menschen und Bürgers (Herborn/Hadamar 1799/1800); das 1795 von Friedrich Immanuel Niethammer (1766–1848) gegründete und ab 1797 zusammen mit Johann Gottlieb Fichte (1762–1814) herausgegebene Philosophische Journal einer Gesellschaft teutscher Gelehrten (Neustrelitz bzw. Jena/Leipzig 1795–1800) in zehn Bänden; das von Johann Gottlieb Buhle (1763–1821) und Friedrich Bouterwek (1766–1828) herausgegebene zweibändige Göttingische philosophische Museum (Göttingen 1798–1799) und als dessen Nachfolger das von Bouterwek allein besorgte Neue Museum der Philosophie und Litteratur (Leipzig 1803–1805).

570
J. C. Lossius neues philosophisches Reallexicon, 4 Bände. Erfurt 1803–1807

Im Gegensatz zu den ersten drei Bänden dieses Lexikons ist der vierte Band ohne Jahresangabe erschienen. Er datiert vermutlich bereits aus dem Jahr 1806.

571
G. S. A. Mellin's allgemeines Wörterbuch der Philosophie, 2 Bände, 1805–1807

Der erste Band ist 1806 erschienen.

572
Jacob Bruckers kurze Fragen aus der philosophischen Historie, Ulm 1731–1735 in 7 Theilen

Der siebente Teil ist 1736 erschienen. Zudem folgten 1737 die Neue[n] Zusätze Verschiedener Vermehrungen, Erläuterungen und Verbesserungen Zu den Kurtzen Fragen Aus der Philosophischen Historie.

573
Anton Friedr. Büschings Grundriß einer Geschichte der Philosophie, Berlin 1771–74. in 2 Theilen

Der erste Teil ist 1772 erschienen.

574
W. G. Tennemann Geschichte der Philosophie, 1ster bis 8ter Band, 1798–1810

Dieses Werk ist bis zu Wilhelm Gottlieb Tennemanns (1761–1819) Tod in insgesamt elf Bänden erschienen (Leipzig 1798–1819). Der achte Band zerfällt in zwei Teile (1810/1811).

575
M. Tiedemann's Geist der speculativen Philosophie, 6 Bde. Marburg 1791–1797

Der Name des Autors lautet Dieterich Tiedemann (1748–1803).

576
des Verfassers Geist des Urchristenthums, 3 Theile

Gemeint ist Johann August Eberhards in Halle erschienenes Werk Der Geist des Urchristenthums. Ein Handbuch der Geschichte der philosophischen Cultur für gebildete Leser aus allen Ständen in Abendgesprächen (1807–1808).

577

578

579
Hiedurch5895 unterscheidet sie sich von der Naturgeschichte überhaupt, und von der Naturgeschichte des Menschen insbesondere.
580
6005 Je mehr der Geschichtschreiber verräth, daß er zu gefallen und zu unterhalten suche, je weniger er sich Mühe giebt, seine Erzählung zu bewähren, und je rascher er bey6006 Muthmaßungen6007 verfährt: je mehr hat er den Verdacht gegen sich, daß er nicht nach Erkenntniß genauer Wahrheit gestrebt, oder sie nicht treu mitgetheilt habe.
581
6022 Das erste Stück, die Umständlichkeit, muß nicht mit Weitschweifigkeit oder mit Mikrologie verwechselt werden, und wäre6023 nur so weit nöthig, als die erwähnten6024 Umstände ein Licht auf das Ganze werfen. – Das zweyte 6025 hängt von der Bekannt[265]schaft mit der Zeit, mit dem Ort, wo etwas geschehen, mit dem Charakter der aufgestellten Personen, und mit der Verfassung, 6026 Sit[221]ten und Gebräuchen derer ab, unter welchen etwas vorgegangen ist. Wäre [242] dieses nicht bey6027 dem Leser als bekannt vorauszusetzen, so müßte es ausdrücklich erläutert, oder das Erzählte so eingerichtet werden, daß man es daraus selbst abnehmen könnte. – Wenn alle Umstände so gut zusammenhängen, daß einer den andern ins Licht setzt, und sich, so zu reden, der eine aus dem andern ergiebt: so wird die Wahrheit der Erzählung einleuchtend, und der Geschichtschreiber erspart dem Leser die Ermüdung durch 6028 sonst nöthige Belege, oder gar durch eine umständliche Auseinandersetzung der Gründe, warum er eine Vorstellungsart der Sache für wahrscheinlicher als die andere halte. Nur sind die Umstände selten so genau bekannt, oder so nothwendig in einander gegründet, daß man so erzählen kan,6029 und der Geschichtschreiber muß die Gabe der Darstellung sehr in seiner Gewalt haben, wenn er so erzählen will.
1.
Anm.Anmerkung 6066 1. Ich bin in Bestimmung des Pragmatischen dem Begriffe der Alten6067 gefolgt, und habe ihn nur etwas erweitert, um ihn nicht bloß der bürgerlichen Gesellschaft anzupassen, sondern auch auf andre6068 Gesellschaften, auf die Menschheit, auf die Kirche (u. s. f.)und so ferner auszudehnen. (S.)Siehe 637 Isaaci Casauboni Commentar. in Polybium6069 (Tom.)Tomus I. (p.)pagina 742 (seq.)sequens und 721 sqq.sequentes 6070 Was hier von der Geschichte der Gesellschaft gesagt ist, gilt auch in seiner Art von der Geschichte der Religion und der Wissenschaften. Uebrigens versteht sichs, daß der Geschichtschreiber nicht 6071 Weisheit und Klugheit und 6072 damit verbundne übrige Tugend müsse vorerklären wollen6073, sondern die Begebenheiten so 6074 stellen 6075, daß 6076 der Leser sie 6077 daraus schöpfen lerne. Höchstens darf er durch schickliche6078 angebrachte Sentenzen – die6079 der Würde der Geschichte um so angemessener sind, je weniger sie ins Gemeine fallen –6080 oder durch Winke6081, welche oft, wie bey6082 dem Tacitus zum Beyspiel6083, in einzelnen6084 Worten liegen können, oder, –6085 wenn die bloße6086 Erzählung der Begebenheiten nicht deutlich genug die Uebersicht des Ganzen befördern, oder zu sehr durch allgemeinere Anwendungen unterbrochen werden würde, –6087 durch [268] besondre6088 ausführliche Abschweifungen (Digressionen6089), des Lesers Aufmerksamkeit auf das lenken, was zu dieser Absicht dienet6090.
2.
Anm.Anmerkung 2.6091 Was einige Neuere Philosophie der Geschichte nennen, scheint im Grunde nichts Anderes als dieses Pragmatische zu seyn; und6092 was man historische Kunst 6093 nennt, ist eben die Geschicklichkeit, die bisher angeführten Tugenden oder Haupteigenschaften, wenigstens die [224] drey6094 letztern, einer Geschichte zu geben. Die erste Tugend, Wahrheit, ist mehr der Gegenstand der Geschichtsforschung.
584
585
Isaaci Casauboni Commentar. in Polybium Tom. I. p. 742 seq. und 721 sqq.

Der Grund, aus dem an dieser Stelle auf Isaak Casaubons Polybius-Kommentar verwiesen wird, liegt darin, dass der griechische Historiker Polybius als Vater der sog. pragmatischen Geschichtsschreibung (πραγματική ἱστορία) gilt. Diese zielt v.a. auf den Erkenntnisgewinn des politisch Handelnden, indem sie (anders als eine an Genealogie oder Koloniegründung orientierte Geschichtsschreibung) Taten und Schicksale in den Mittelpunkt stellt und Ursachen offenlegt, aus denen für die Zukunft gelernt werden soll (vgl. II § 14; II § 92). Die Seitenzahlen p. 742 seq. bzw. 721 sqq. beziehen sich auf Bd. I,2 (1764) der von Johann August Ernesti veranstalteten Polybius-Ausgabe (vgl. I § 112). In seinem dort abgedruckten Kommentar (vgl. aaO 719–854) äußert sich Casaubon an den angegebenen Stellen zur pragmatischen Geschichtsschreibung.

586
6139 Alle Menschen wollen gern wissen6140 was geschehen, woher das gekommen, was daraus geworden sey6141? Dieser natürliche Trieb zur Geschichte und zur Philosophie darüber6142 zeigt sich schon bey Kindern und bey6143 dem gemeinen Mann. Hierin liegt der Grund zu aller Cultur;6144 so wie diese zunimmt:6145 so wächst auch die Begierde, diese Kenntniß zu erweitern; nur daß freylich6146 jeder nach dem wißbegierig ist, was ihn am meisten interessirt6147. Ganz gleichgültig also gegen Geschichte, und auch nicht einmal begierig nach Kenntniß Einer Art der wahren Geschichte seyn, verräth einen Menschen, der entweder sich um nichts bekümmert,6148 als um sich und seine Bedürfnisse, nicht um Andre6149, um ihr Schicksal und ihre6150 Unternehmungen, die doch selbst auf sein eignes6151 [271] Glück und Unglück einen Einfluß haben können, 6152 kurz, der keinen rechten Sinn für das menschliche Leben und die Gesellschaft hat, oder der wirklich überall keiner wahren Cultur fähig ist.
587
Mit diesen Regeln muß man das Studium6173 guter Geschichtschreiber verbinden6174. Als GeschichtsforscherGeschichtsforscher6175 (§. 225 6176 (Anm.)Anmerkung 2.6177), in Absicht auf Wahrheit,6178 und selbst Deutlichkeit, möchten deutsche Geschichtschreiber schwerlich übertroffen werden; in6179 Absicht auf historische Kunst sind die Alten, Thukydides, Polybius, Livius, Plutarch, Tacitus, und unter den Neuern6180 640 Sleidan, 641 de Thou,6181 (Thuanus), 642 Voltaire, 643 Hume, 644 Robertson, Gibbon, Edward Gibbon, Raynal, Guillaume Thomas François Raynal, Barthélemy, Jean Jacques Barthelemy, Müller, Johannes von Johann 6182 6183 Müller , 6184 Schiller, Friedrich Schiller 6185 und wenige Andre, freylich6186 bessere [272] Muster, wenn nur einige unter ihnen eben so sorgfältig nach Wahrheit, der eigentlichen Seele der Geschichte, gestrebt, 6187 und sie nicht6188 der angenehmern Unterhaltung so oft aufgeopfert hätten.
588
Sleidan

Gemeint ist der Diplomat und Historiker Johannes Sleidanus (1506–1556), dessen Hauptwerk De statu religionis et rei publicae Carolo V. Caesare commentarii (1555) aufgrund der intensiven Quellenarbeit und seiner neutralen Darstellung bis in die Gegenwart hinein ein Standardwerk der Reformationsgeschichte darstellt. Die seit ihrem Erscheinen immer wieder neu aufgelegten Commentarii waren in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s in der dreibändigen Ausgabe (1785–1786) Christian Karl am Endes (1730–1799) und in der von Johann Salomo Semler besorgten deutschen Übersetzung in vier Bänden (1771–1773) greifbar. Als Gegenstück zu den Commentarii erschienen kurz darauf Sleidans De quatuor summis imperiis libri tres (1556), eine an der biblischen Vier-Reiche-Lehre orientierte Weltgeschichte. Beide Darstellungen können als Grundlagenwerke der modernen Geschichtsschreibung gelten.

589
de Thou, (Thuanus)

Jacques Auguste de Thou (Thuanus) (1553–1617) zählt zu den bedeutendsten Historikern der französischen Renaissance. Sein in hervorragendem Latein verfasstes und nach unparteiischer Darstellung strebendes Hauptwerk, die in Paris erschienenen Historiae sui temporis I–IV (1604–1608), eine annalistische Geschichtserzählung der Jahre 1546–1584. Sie umfasst alle europäischen Staaten und das Osmanische Reich, ist jedoch v.a. eine Geschichte Frankreichs. Das auf 138 Bücher angelegte Werk zeichnet sich durch eine komplizierte Editionsgeschichte (bis 1630 erschienen unterschiedliche Ausgaben) aus, blieb zu de Thous Lebzeiten unvollendet, wurde jedoch in London unter Berücksichtigung seiner Manuskripte ein Jahrhundert später in sieben Bänden (1733) vollständig herausgegeben. Diese Ausgabe diente als Grundlage einer französischen Übersetzung (1734).

590
Voltaire

Der französische Philosoph Voltaire (François-Marie Arouet) (1694–1778) hat mehrere Hundert Werke ganz unterschiedlicher Genres hinterlassen und gehört zu den einflussreichsten Autoren der europäischen Aufklärung. Unter den historischen Schriften können das epochale Werk Le siècle de Louis XIV (1751) und der siebenbändige Essai sur l'histoire générale et sur les mœurs et l'esprit des nations depuis Charle-magne jusqu' à nos jours (1756) hervorgehoben werden, in denen Voltaire einen neuen, soziale und kulturelle Momente berücksichtigenden und von übernatürlichen Erklärungsmustern abweichenden Typus von Geschichtsschreibung entfaltet. Zudem prägte Voltaire mit La philosophie de l'histoire (1765) den Begriff der Geschichtsphilosophie und verfasste den Artikel Histoire in der Encyclopédie.

591
Hume

Der Philosoph David Hume (1711–1776) gehört mit A Treatise of Human Nature (1739–1740), Enquiry Concerning Human Understanding (Erstveröffentlichung 1748 noch unter abweichendem Titel), Enquiry Concerning the Principles of Morals (1751) sowie den posthum veröffentlichen Dialogues Concerning Natural Religion (1779) zu den wichtigsten Gestalten der schottischen Aufklärung. Zudem ist Hume auch als Ökonom und Historiker hervorgetreten. Als historische Werke sind die sechsbändige History of England bzw. Great Britain (1754–1762) sowie die zweibändige History of Great Britain, under the house of Stuart (1759) zu nennen. Hinzu kommt die die deistische Annahme einer ursprünglichen monotheistischen Vernunftreligion entkräftende Abhandlung The Natural History of Religion (1757).

592
Robertson

Der Geistliche und Historiker William Robertson (1721–1793), 1762 Rektor der Universität Edinburgh und 1763 nach einer Vakanz von über fünfzig Jahren der erste Historiographer Royal Schottlands, zählt zu den führenden Figuren der schottischen Aufklärung. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die zweibändige History of Scotland (1759), die von Zeitgenossen wie Voltaire und Edward Gibbon hochgelobte dreibändige History of the Reign of the Emperor Charles V (1769), in der Robertson die betreffenden Jahrzehnte als Ausgangspunkt für die politische Neuformierung Europas beschreibt, und die zweibändige History of America (1777). In der ersten Auflage der Anweisung ist auf die Übersetzung von Robertsons History of Ancient Greece (2 1778) verwiesen (vgl. I § 138 a).

593
Gibbon

Der zeitweise auch als Politiker tätige Historiker Edward Gibbon (1737–1794) zählt aufgrund seines Hauptwerkes The History of the Decline and Fall of the Roman Empire (1776–1788) neben David Hume und William Robertson zu den bedeutendsten Geschichtsschreibern der englischsprachigen Aufklärung. Um Objektivität bemüht und unter großflächiger Heranziehung von Primärquellen beschreibt Gibbon den Niedergang Roms vom 2. Jh. bis zum Fall Konstantinopels im Jahr 1453 und macht dabei auch das Christentum mitverantwortlich. Bisweilen gilt Gibbon als erster moderner Historiker des antiken Rom, von besonderer Bedeutung ist seine Erschließung der Spätantike.

594
Raynal

Bekannt wurde der als Jesuit erzogene Guillaume Thomas François Raynal (Abbé Raynal) (1713–1796) vor allem durch die vielgelesene vierbändige Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes (1770), zu der auch Denis Diderot (1713–1784) beigetragen hat. Nachdem dieses u.a. sklavereikritische Werk über die beiden Indien verboten wurde, veröffentlichte Raynal es nach Amsterdam ein zweites Mal in Den Haag (1774), doch wurde auch diese Ausgabe indiziert. Nach der erneuten Veröffentlichung in Genf (1780) musste Raynal Frankreich verlassen und fand schließlich bei Friedrich dem Großen (1712–1786) eine Freistatt. 1784 kehrte er nach Frankreich und 1791 vorübergehend auch nach Paris zurück. Hier folgte seiner Kritik an den absolutistischen Strukturen im vorrevolutionären Frankreich die Kritik an der revolutionären Praxis, die jedoch kein Gehör fand.

595
Barthelemy

Einer breiten Leserschaft ist der Numismatiker, Sprach- und Altertumswissenschaftler Jean Jacques Barthélemy (1716–1795) vor allem durch sein vierbändiges Werk Voyage du jeune Anarcharsis en Grèce (1788) (vgl. I § 138) bekannt geworden, dessen Ausarbeitung drei Jahrzehnte in Anspruch genommen hat. Im Stil einer Reisebeschreibung – Hauptfigur ist ein junger Skythe auf Bildungsreise, der im Alter seine Eindrücke niederschreibt – entwirft Barthélemy hier ein Bild vom gesellschaftlichen und kulturellen Leben Griechenlands vor Alexander und vereinigt so unterhaltsame Lektüre und Historizität.

596
Johann Müller

Der in Schaffhausen geborene Diplomat, Bibliothekar und Historiker Johannes von Müller (1752–1809) war einer der wichtigsten Schweizer Intellektuellen seiner Zeit und stand – davon zeugt der umfangreiche briefliche Nachlass – mit führenden Gelehrten in Kontakt. Aus seinen historischen Werken sind das von seinem Lehrer August Ludwig von Schlözer (1735–1809) als epochemachend rezensierte Werk Bellum Cimbricum (1772), Die Geschichte der Schweizer (1780), die nach Müllers Tod fortgesetzte Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft I–V/1 (1780–1808) und die unvollendeten, zuerst von seinem Bruder Johann Georg Müller (1759–1819) im Rahmen der Sämmtlichen Werke I–XXVII (1810–1819; 21831–1835) herausgegebenen Vierundzwanzig Bücher allgemeiner Geschichte, besonders der europäischen Menschheit (vgl. I § 235 c) hervorzuheben.

597
Spittler

Zunächst als Stiftsrepentent in Tübingen tätig, wurde Ludwig Timotheus von Spittler (1752–1810) 1778 auf Vermittlung Christian Gottlob Heynes Professor an der Göttinger Philosophischen Fakultät und verzichtete später zugunsten Gottlieb Jakob Plancks (1751–1833), der Spittler nach dessen Tod eine eigene Schrift widmen sollte (1811), auf einen Lehrstuhl an der Theologischen Fakultät. Bereits zu Tübinger Zeiten hatte Spittler seine Geschichte des Kanonischen Rechts bis auf die Zeiten des falschen Isidorus (1778) veröffentlicht (vgl. III § 89), als theologisch bedeutsamstes Werk darf der mehrfach aufgelegte Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (1782) gelten. Nach dem Verzicht auf die theologische Professur verlegte sich Spittler v.a. auf die politische bzw. Landesgeschichte. In diesem Zusammenhang sind vor allem die Geschichte Wirtembergs unter der Regierung der Grafen und Herzoge (1783), die zweibändige Geschichte des Fürstenthums Hannover seit den Zeiten der Reformation bis zu Ende des siebenzehnten Jahrhunderts (1786) und der zweibändige Entwurf der Geschichte der Europäischen Staaten (1793/1794) zu nennen.

598
Schiller

Als im engeren Sinne historische Arbeiten Friedrich Schillers, auf Initiative Goethes ab 1789 Professor in Jena, sind v.a. die Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung (1788), von der nur der erste von sechs angedachten Bänden erschienen ist, sowie die im Historische[n] Calender für Damen (1791–1793) abgedruckte Geschichte des Dreyßigjährigen Kriegs zu nennen. Hinzugenommen werden kann etwa noch der kurze Aufsatz über die Jesuitenregierung in Paraguai, in: Der Teutsche Merkur 1788 (Okt.), 3–8. In seiner begeistert aufgenommenen Antrittsvorlesung Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? vom 26. Mai 1789 macht Schiller seine Vorstellung von Geschichtsschreibung deutlich.

1.
Anm.Anmerkung 6192 1. Man sieht aber wohl, daß dieses nicht eine Anweisung für Geschichtsforscher6193, oder für [228] solche seyn solle, die sich mit vorzüglichem Fleiß dem Studium der Geschichte widmen, und, wie alsdann6194 nöthig ist, aus den Quellen schöpfen wollen; sondern für die, welche entweder den ersten Grund hierin legen müssen, oder sich mit der Geschichte mehr als einem Nebenwerke, oder nur so weit beschäftigen, als zur bessern Kenntniß der übrigen, namentlich der theologischen Wissenschaften, nöthig ist.
2.
Anm.Anmerkung 6195 2. Die Religions- und Kirchengeschichte wird hier ganz übergangen; weil ihr unten in einem andern Abschnitt ein besondrer6196 Platz bestimmt ist.
3.
Anm.Anmerkung 6197 3. Ueberhaupt muß derjenige, der sich mehr auf die Geschichte einlaßen6198 kan und will, zuerst diejenigen Schriftsteller zu Rathe ziehen, welche ein Verzeichniß der dahin gehörigen allgemeinen und besondern Werke und Schriften geliefert haben. Hat er dadurch die besten Geschichtschreiber in den [273] verschiedenen Arten der Geschichte kennen gelernet, so muß er sich, wenn er weiter gehen will, an diejenigen halten, die von diesen als gebrauchte Quellen oder Hülfsmittel sind angegeben worden. Für Geschichte überhaupt, oder eigentlich für bürgerliche Geschichte, ist das vollständigste Werk die Bibliotheca historica, instructa a Burc. Gotthelf Struvio, aucta a Christ. Gottlieb Budero, nunc vero a Jo. Georg. Meuselio - - amplificata, wovon bis jetzt 5 Volumina, jedes von 2 Theilen, Lipsiae 1782 bis 1791 6199 in (gr.)groß 8. erschienen sind6200. Die Budersche Ausgabe des ganzen Werks war Jenae 1740 6201 in 2 Bänden in groß Oktav6202 herausgekommen.
602
{ (Anm.)Anmerkung Als Einleitung in das Studium zeichnet sich aus:
  • 655 E. B. Ruehs Entwurf einer Propädeutik des historischen Studiums. Berlin 1811.textgrid:254fg}
603
E. B. Ruehs Entwurf einer Propädeutik des historischen Studiums. Berlin 1811

Der Autor des geschichtsmethodisch innovativen Entwurfs ist der später v.a. durch nationalistische und antisemitische Überzeugungen aufgefallene Historiker (Christian) Friedrich Rühs (1781–1820).

604
Bey der neuern Geographie könnte man der vollständigern Kürze wegen J. E. Fabri Handbuch der neuesten Geographie, dritte umgearbeitete Aufl.Auflage 6226 Halle 1790 6227 (gr.)groß 8. und zur Erweiterung in Absicht auf Europa und einen Theil von Asien, A. F. Büschings Auszug aus seiner Erdbeschreibung, 5te vermehrte Auflage, Hamburg 1780 in 2 Theilen in 8. und 6ste (Aufl.)Auflage des ersten Theils, 1785,6228 zum Grunde legen; noch mehr aber, wenn die Geographie vorzüglich zum Behuf der Völkergeschichte studiert werden soll, Gatterer, Johann Christoph J. C. Gatterers kurzen Begriff der Geographie, Göttingen 1789 in 2 Oktavbänden, weil er sich neben der Land- auch auf Völkerkenntniß erstreckt, und sie mit großer Sorgfalt classificirt6229. – In der mittlern 6230 Geographie haben [230] wir eigentlich6231 noch gar6232 nichts Allgemeines, das einigermaßen, nebst Richtigkeit, vollständig heißen könnte. Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' D'Anville 6233 Handbuch der mittlern6234 Erdbeschreibung - - nebst einer Landcharte von der mittlern6235 Geographie, Nürnberg 1782 6236 [275] in (gr.)groß 8. ist bis jetzt das einzige zuverläßige, um sich in den für die Geschichte wichtigsten europäischen Staaten, seit der großen Völkerwanderung, überhaupt orientiren zu lernen, ob es gleich kaum über das achte Jahrhundert hinausgeht6237. – In der ältern Geographie kan6238 für den Anfang das §. 140 erwähnte Handbuch zum Gebrauch der 6239 d'Anvillischen Landcharten 6240 dienen, womit man stets den vortreflichen6241 Atlas antiquus Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillianus verbinden muß6242, welcher, mit Inbegriff der Tabulae medii aevi, 12 Charten in sich faßt6243. – Von dieser vorläufigen geographischen Kenntniß muß freylich vieles erst hinterher durch die Geschichte vollständiger und deutlicher, und der Abgang solcher Landcharten, welche die Länder nach gewissen besondern Zeiten vorstellen, durch die ersetzt werden, die sich bey manchen genauern Abhandlungen über die Geschichte einzelner6244 Reiche zu gewissen Zeiten befinden,6245 und hier nicht können6246 besonders angegeben werden 6247.
1.
[249] (Anm.)Anmerkung 1. Ein durchgreifender Versuch, natürliche Eintheilungsgründe zu wählen, und auf Gebirge, Thäler, besonders aber auf Meere und Flüsse Rücksicht zu nehmen, ist A. Zeune Versuch einer wissenschaftlichen Erdbeschreibung. Berlin 1808.textgrid:24wg2 Etwas noch weit vollständigeres aber läßt C. Ritter's Erdkunde, oder allgemeine vergleichende Geographie, als sichere Grundlage des Studiums und Unterrichts in physikalischen und historischen Wissenschaften, wovon bereits der erste Theil, Berlin 1817.textgrid:24wg5, erschienen ist, erwarten.
2.
(Anm.)Anmerkung 2. Als Hülfsmittel für das erste Studium, mit Vorbeigehung der 660größern Werke von Cellarius, Büsching, Norrmann, erinnern wir
für alte Geographie an die §. 140. (Anm.)Anmerkung angeführten Werke;
für mittlere und neuere
  • J. C. Gatterer's kurzer Begriff der Geographie, Göttingen 1789.textgrid:24wfs, 2 Oktavbände,
die sich neben der Länder- auch auf Völkerkenntniß erstreckt, und sie mit großer Sorgfalt classificirt.
  • D'Anville Handbuch der mittlern Erbeschreibung, nebst einer Landcharte von der mittlern Geographie. Nürnberg 1782.textgrid:24wfv (gr.)groß 8.
  • J. E. Fabri's Handbuch der neuesten Geographie, 3te (Aufl.)Auflage Halle 1790.textgrid:24wfk, nebst
  • Desselben kurzem Abriß, 15te (Aufl.)Auflage 1817.textgrid:254fm
  • 661 C. G. D. Stein Handbuch der Geographie und Statistik, nach den neuesten Ansichten, 2 Theile, nebst einer Weltcharte. Leipzig 1817.textgrid:24wg8, nebst
  • 662 Desselben kleine Geographie. Neue Auflage. 1817.textgrid:24wgb
3.
(Anm.)Anmerkung 3. Die Versäumniß der Geographie [überhaupt] und ihre Trennung von der Geschichte ist eine Hauptursach, warum die geschichtlichen Kenntnisse bei Vielen theils so unklar sind, theils so bald verloren gehen, weil sie sich nicht sinnlich an die Orte und Länder anschließen, worin [250] sie vorgegangen sind. Man sehe, was ich darüber, so wie überhaupt über das Studium beider Wissenschaften, in 663meinen Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts in der Unterrichtslehre (Kap.)Kapitel 7. bemerkt habe. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
608
größern Werke von Cellarius, Büsching, Norrmann

Gemeint ist die zwei Einzelwerke zusammenfassende, später auch ins Deutsche (1709) übersetzte Geographia antiqua iuxta et nova (1687) (die Geographia medii aevi blieb unvollendet) und die häufig aufgelegte Notitia orbis antiqui (1701–1706) (vgl. I § 140) des halleschen Philologen, Historikers und Geographen Christoph Cellarius (1638–1707); mit Anton Friedrich Büsching (1724–1793) verbindet sich die berühmte, insgesamt dreizehnteilige Neue Erdbeschreibung (1754–1803), die er selbst bis in den elften Teil (1754–1792) hinein (Europa und den Anfang von Asien) bearbeitete und für die er zudem einen mehrfach aufgelegten Auszug besorgte (vgl. I § 231), sowie die bis 1802 in sechs Auflagen, zahlreichen Nachdrucken und Übersetzungen erschienene Vorbereitung zur gründlichen und nützlichen Kenntnis der geographischen Beschaffenheit und Staatsverfassung der europäischen Reiche und Republiken (1758); der Rostocker Statistiker und Geograph Gerhard Philipp Heinrich Norrmann (1753–1837) ist der Verfasser des Geographische[n] und Historische[n] Handbuch[s] der Länder-, Völker- und Staatenkunde (1785–1798) und zudem als Bearbeiter von Büschings Vorbereitung (61802) hervorgetreten.

609
C. G. D. Stein Handbuch der Geographie und Statistik, nach den neuesten Ansichten, 2 Theile, nebst einer Weltcharte. Leipzig 1817

Die hier angeführte dritte Auflage ist 1817 in drei Bänden erschienen.

610
Desselben kleine Geographie. Neue Auflage. 1817

Gemeint ist die achte Auflage.

611
meinen Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts in der Unterrichtslehre Kap. 7

Niemeyers Grundsätze sind bereits zuvor nach der sechsten Auflage (1810) angeführt worden (vgl. I § 64 c). Gemeint ist wohl das fünfte Kapitel im dritten, die Didaktik beinhaltenden Hauptabschnitt des zweiten Teils, in dem der Unterricht in Geographie und Geschichte behandelt wird (vgl. aaO 437–472), doch wird im siebenten Kapitel (vgl. I § 70 c) explizit auf das fünfte Kapitel verwiesen (vgl. aaO 543).

612
6284 Man kan6285 einen solchen allgemeinen Entwurf entweder vorher zur Einleitung in die noch ganz unbekannte Geschichte, oder nachher, wenn man [232] schon [277] mehrere einzelne6286 Theile derselben sich bekannt gemacht hat, zur deutlichern und zusammenhängendern Uebersicht brauchen6287. Hier ist er nur in der erstern Absicht angenommen. Freylich6288 muß der, wer einen solchen guten Unterricht über die allgemeine Weltgeschichte geben soll, vorher die Spezialgeschichte kennen gelernet6289 haben; aber das braucht der nicht, der sie,6290 noch vor der Hand,6291 nicht untersuchen, sondern lernen will, um 6292 eine allgemeine GeschichtcharteGeschichtcharte6293 zu besserem6294 Verständniß der Spezialcharten zu haben.
1.
  • [234] [279] 667Weltgeschichte von A. L. Schlözer, Erster Theil, 6344 in der Einleitung, sonderlich (S.)Seite 79–119.
2.
Anm.Anmerkung 6345 Um das Vielerley bey6346 diesem ersten anfänglichen Unterricht zu vermindern, sollte wohl die Geschichte der ei[253]gentlichen Cultur, wenigstens die Geschichte der Religion, so fern6347 sie nicht zur äusserlichen6348 Verfassung gehört, 6349 der Wissenschaften und der Künste, von der Geschichte der Völker und ihrer Verfassung geschieden, und eine Universalgeschichte der Religion (u. s. w.)und so weiter besonders entworfen werden.6350 Indessen6351 hängen freylich6352 auch die Völkerverändrungen6353 von den Verändrungen6354 ihrer Cultur ab, und die 668Polizirung der Völker läßt sich schwerlich ohne die innere Cultur vorstellen; auch benimmt die Geschichte der Cultur der bloßen6355 Völkergeschichte das Trockne, und macht sie lehrreicher. Ohnehin schränken sich die Entwürfe zur allgemeinen Weltgeschichte gemeiniglich nur auf die äussere Cultur ein.6356
615
Weltgeschichte von A. L. Schlözer, Erster Theil, in der Einleitung, sonderlich S. 79–119

In August Ludwig von Schlözers (1735–1809) zweibändiger WeltGeschichte nach ihren HauptTheilen im Auszug und Zusammenhange (1785/1789) finden sich auf den angegebenen Seiten der Einleitung Überlegungen zum Begriff der Weltgeschichte und ihren unterschiedlichen (chronologisch, synchronistisch, geographisch, technographisch, ethnographisch) Darstellungsmöglichkeiten (aaO 79–91 [Abschnitt V]) sowie die Entscheidung für eine doppelte, d.h. eine synchronistische und synthetische, Abteilung der Weltgeschichte (aaO 92–119 [Abschnitt IV]).

616
Polizirung

D.h. die äußere Ordnung.

617

618
Zertrümmerung des persischen Reichs durch Alexander

Gemeint ist der makedonische König Alexander III., der Große (356–323 v. Chr.), der das persische Großreich der Achämeniden nach der Ermordung Dareios' III. im Jahre 330 v. Chr. endgültig eroberte.

619
Kyrus

Gemeint ist der persische König Kyros II., der Große (gest. 530 v. Chr.).

620
Anleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, von Christian Daniel Beck, Erster Theil, Leipz. 1778, Zweyter 1788

Der erste Teil ist, wie in der dritten Auflage der Anweisung korrigiert, 1787 erschienen, der vierte Teil stammt aus dem Jahr 1807.

621
J. A. Remer's Handbuch der allgemeinen Geschichte, 3 Theile. Braunschweig 1783

Der dritte Teil ist 1784 erschienen.

622
J. G. F. Eichhorn's Weltgeschichte, 2 Theile, Göttingen 1804

Bei dem Autor handelt es sich um den v.a. im Zusammenhang der biblischen Einleitungswissenschaften (vgl. II § 34) bedeutenden Historiker, Orientalisten und Philologen Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827), ein dritter Vorname ist nicht bekannt. Die zwei Teile der hier angeführten zweiten Auflage seiner Weltgeschichte sind bis 1814 in insgesamt fünf Bänden erschienen. Der erste Teil umfasst in einem Band die Geschichte der alten, der zweite Teil in vier Bänden die Geschichte der neuen Welt.

623
K. H. L. Pölitz Handbuch der Weltgeschichte, 3 Theile. Leipzig 1805–1806

Hier handelt es sich um Karl Heinrich Ludwig Pölitz' dreiteiliges Werk Die Weltgeschichte. Ein Lehr- und Lesebuch für gebildete Stände, Gymnasien und Schulen (1805–1806), das unter leicht verändertem Titel mehrfach aufgelegt und auch als Handbuch der Weltgeschichte bezeichnet wurde.

624
Theodor Bergers synchronistische Universalhistorie der vornehmsten europ. Reiche etc. nach der 6sten von Wolfg. Jäger verbesserten Ausgabe, Coburg 1781

Aus dem Jahr 1781 stammt die fünfte Auflage, eine sechste Auflage ist nicht zu ermitteln.

625
Blairschen Tafeln, die schon zu London 1756, und wieder 1768 […] in Kupfer gestochen, mit 14 Landcharten herauskamen

John Blairs (gest. 1782) The Chronology and History of the World, from the Creation to the Year of Christ, 1753, illustrated in LVI tables ist zuerst 1754 in London erschienen und 1756 nachgedruckt worden. Weitere Ausgaben folgten.

626
Leopold II.

Gemeint ist Leopold II. (1747–1792), ab 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

627
D. G. F. Hübler's synchronistische Tabellen der Völkergeschichte, nach Gatterer. 3 Lieferungen. 1796–1799

Der Name des Autors lautet Daniel Gotthold Joseph Hübler (1734–1805), zugrunde liegt Johann Christoph Gatterers Versuch einer allgemeinen Weltgeschichte bis zur Entdeckung Amerikens (1792).

628
J. E. Gatterer's Stammtafeln zur Weltgeschichte […] Göttingen 1790

Der Name des Autors lautet Johann Christoph Gatterer.

629
T. G. Voigtel's genealogische Tafeln. Halle 1811

Gemeint ist der erste Teil von Traugott Gotthold Voigtels (1766–1843) Genealogische[n] Tabellen zur Erläuterung der Europäischen Staatengeschichte, der zweite Teil erschien erst 1829.

630
Der Gebrauch eines solchen Werks wäre auch um so mehr anzurathen, da die §. 235 6474 gedachten [237] vortreflichen Entwürfe theils meistens zu Vorlesungen [284] bestimmt, und für den 6475 Anfänger nicht ganz verständlich sind, theils einzelne6476 feine Bemerkungen schon in die Spezialgeschichte schlagen, und nicht für ihn sind, der ihren großen6477 Werth noch nicht zu schätzen weiß.
631
Elemens de l'histoire generale par l'Abbé Millot, welche seit 1772 mehrmals, z. B. zu Bern 1775 in 9 Bänden gr. 12. aufgelegt

Claude François Xavier Millots (1726–1785) Werk Eléméns D'Histoire Générale ist in zwei Partien in Paris erschienen. Die vier Bände der première partie stammen aus dem Jahr 1772 und umfassen die histoire ancienne, die fünf Bände der seconde partie umfassen die histoire moderne und stammen aus dem Jahr 1773. 1775 sind beide Partien in Lausanne und auch in Neuchâtel (édition augmentée) erschienen, eine Berner Ausgabe ist nicht nachzuweisen.

632
Millot Universalhistorie alter, mitler und neuer Zeiten […] fortgesetzt von Wilh. Ernst Christiani, Leipzig 1777–91 in 12 Theilen

Die von Wilhelm Ernst Christiani (1731–1793) verfassten Teile 10 bis 12 sind auch unter dem Titel Geschichte der neuesten Weltbegebenheiten 1–3 erschienen, der zwölfte Teil datiert aus Christianis Todesjahr.

633

634
635
Remer

Gemeint ist Julius August Remer (1738–1803).

636
C. M. Koch's Gemählde der Revolutionen in Europa, seit dem Umsturz des römischen Kaiserthums. Aus dem Französischen von Sander, 3 Theile. Berlin 1807

Der Name des Autors lautet Christoph Wilhelm Koch (1737–1813), bei dem Übersetzer handelt es sich um Johann Daniel Sander (1759–1825). Die ersten beiden Teile sind 1807 erschienen, der dritte Teil folgte 1809.

637
638

639
Michael Ignaz Schmidts Geschichte der Deutschen, Ulm 1778–91, bisher in 10 Theilen in gr. 8. und der erste Theil verbessert aufgelegt 1785

Ab dem sechsten Teil (1785) erschien die Geschichte der Deutschen bei neuer Zählung auch unter dem Titel Neuere Geschichte der Deutschen. Nach dem Tod Michael Ignaz Schmidts (1736–1794) wurde das Werk ab dem zwölften Teil (1797) von Joseph Milbiller (1753–1816), ab dem 23. Teil (1824) unter dem Titel Geschichte Deutschlands seit der Stiftung des Rheinbundes von Leonhard von Dresch (1786–1836) fortgesetzt. Aufgrund seiner patriotischen Betrachtungsweise und seines weitgehend überkonfessionellen Standpunktes entfaltete dieses Hauptwerk der aufgeklärten katholischen Geschichtsschreibung eine große Breitenwirkung und ist bis 1830 in insgesamt 27 Teilen erschienen. Der Hinweis auf die verbesserte Auflage des ersten Teils muss sich nicht unbedingt nur auf den ersten Band der in Ulm erschienenen zweiten Auflage beziehen (1785), sondern könnte auch die ersten fünf Bände (1785–1788) meinen.

640
Kohlrausch deutsche Geschichte für Schulen, 2 Theile. Elberfeld 1816–1817

Zwischen 1816 und 1817 sind drei Teile erschienen.

641
Christoph Gottlob Heinrich's teutsche Reichsgeschichte […] wovon bisher drey Theile, Leipz. 1787–89 in gr. 8. (bis auf Kaiser Karl IV.) erschienen sind

Innerhalb der ursprünglich von William Guthrie (1708–1770) und John Gray (Geburts- und Sterbejahr unbekannt) besorgten und u.a. von Christian Gottlob Heyne ins Deutsche übersetzten Allgemeine[n] Weltgeschichte von der Schöpfung an bis auf gegenwärtige Zeit (1765–1808) (vgl. I § 244) fungiert Christoph Gottlob Heinrichs (1748–1810) Teutsche Reichsgeschichte I–IX (1787–1805) als neunter Band. Der dritte Band der Reichsgeschichte reicht bis zum Tod Karls IV. (1316–1378). Da der fünfte Band aus dem Jahr 1793 datiert, dürften entweder die Band- oder die Jahreszahl fehlerhaft aus der zweiten in die dritte Auflage der Anweisung übernommen worden sein.

642
Die allgemeine Welthistorie in einem vollständigen und pragmatischen Auszuge - - verfertigt von Franz Dominicus Häberlin. Neue Historie, Halle 1767–73, in 12 Bänden

Dieses Werk ist bis 1790 in insgesamt 27 Bänden erschienen, von Franz Dominicus Häberlin (1720–1787) stammen nur die ersten zwölf Bände.

643
jener Allgem. Welthist.

D.i. die Allgemeine Welthistorie.

644
645
Staatskunde von Deutschland im Grundrisse, von H. W. G. Grellmann, deren erster Theil zu Göttingen 1790 in 8. ans Licht getreten ist

Der Name des Autors lautet Heinrich Moritz Gottlieb Grellmann (1756–1804). Der erste Teil trägt den Untertitel Allgemeine Beschreibung des Teutschen Reichs, weitere Teile sind nicht erschienen.

646
Joh. Alb. Herm. Heldmann

Für Johann Albrecht Hermann Heldmann (1734–1810) ist auch die Namensvariante Johann Albert Hermann Heldmann belegt.

647
H. W. G. Grellmann's historisch-statistisches Handbuch von Deutschland, 1ster und 2ter Theil

Der Name des Autors lautet Heinrich Moritz Gottlieb Grellmann (1756–1804). Die beiden Bände des unvollendet gebliebenen Historisch-statistische[n] Handbuch[s] von Teutschland sind 1801 bzw. 1804 in Göttingen erschienen.

648
J. S. Pütter's historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des deutschen Reichs, 2 Theile. 1798

Gemeint ist die in Göttingen erschienene dritte Auflage (1798–1799), die wie die früheren drei Bände umfasst. Der den Zeitraum von 1740 bis 1786 abhandelnde dritte Band aus dem Jahr 1799 ist hier nicht berücksichtigt.

649

650
Staatsverfassung der heutigen vornehmsten europäischen Reiche und Völker […] von Gottfr. Achenwall, 7te Ausgabe, Erster Theil, Göttingen 1790, Zweyter Theil, 1785

Hier wird auf den ersten Teil der siebenten (1790) und den zweiten Teil der sechsten Auflage (1785) verwiesen. Der in der ersten Auflage der Anweisung angeführte erste Teil der sechsten Auflage ist 1781 erschienen, bei dem in der dritten Auflage der Anweisung gebotenen Verweis auf eine vierte Auflage aus dem Jahr 1790 handelt es sich um einen Fehler. Nach Gottfried Achenwalls (1719–1772) Tod hatte zunächst August Ludwig von Schlözer (1735–1809), danach dessen Schüler Matthias Christian Sprengel (1746–1803) die Betreuung dieses Werkes übernommen. Der zweite Teil der von Sprengel besorgten siebenten Auflage ist unvollendet geblieben, es erschien lediglich eine Rußland, Dänemark und Schweden umfassende erste Abteilung (1798).

651
Einleitung zur allgemeinen und besondern europäischen Staatskunde, entworfen von M. E. Tozen […] V. A. Heinze 1ster Band, Schwerin 1790

Der Name des Autors ist Eobald (Ewald) Toze (1715–1789), der auf dem Titelblatt befindliche Buchstabe M. ist als Initiale nicht aufzulösen, sondern dürfte für Tozes in Göttingen erworbenen Magistertitel zu nehmen sein. Der zweite Band der von Valentin August Heinze (1758–1801) bearbeiteten vierten Auflage erschien erst Jahre später (1799).

652
Anleitung zur Kenntniß der europäischen Staatenhistorie - - von Joh. Georg Meusel, dritte Ausgabe, Leipz. 1788

Bei der in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragenen Ausgabe aus dem Jahr 1800 handelt es sich um die vierte Auflage. Diese trägt, anders als die früheren Auflagen, den Titel Anleitung zur Kenntniß der Europäischen Staatengeschichte.

653
L. L. Spittler's Entwurf der Geschichte der europäischen Staaten, fortgesetzt von Sartorius, 2 Theile. Berlin 1807

Der Name des Autors lautet Ludwig Timotheus von Spittler, die Fortsetzung besorgte sein Schüler Georg Sartorius (1765–1828).

654
(Anm.)Anmerkung Die dazu dienlichen Schriften sind theils schon oben §. 138. genannt worden, theils werden sie bei der exegetisch-historischen Theologie, namentlich Hinsichts der jüdischen Geschichte, genannt werden.
655
Histoire ancienne - - par Rollin, die Halle 1756. 57 in 4 Voll.

Charles Rollins (1661–1741) Histoire ancienne des Egyptiens, des Carthaginois, des Assyriens, des Babyloniens, des Mèdes et des Perses, des Macédoniens, des Grecs ist in insgesamt fünf Bänden (1756–1758) in Halle erschienen. Dass der fünfte Band aus dem Jahr 1758 hier nicht genannt ist, könnte damit zusammenhängen, dass er der Geschichte der Philosophie und der Mathematik gewidmet ist. Ursprünglich war dieses Werk in 13 Teilen in Paris erschienen (1730–1738) und lag vor der in der Anweisung bibliographierten französischen Ausgabe als Historie alter Zeiten und Völcker (1738–1749) in deutscher Übersetzung vor.

656
Ebendesselben noch beßre Histoire Romaine, die ebendaselbst 1753–55 in 5 Voll.

Diese Ausgabe besteht aus sechs Bänden (Halle 1753–1755).

657
Histoire des Empereurs, nebst deren Fortsetzung in der Histoire des Empereurs Romains - - jusqu'a Constantin, par J. B. L. Crevier, nachgedruckt Amst. 1750 f. in 12 Bänden

Bei der Histoire des Empereurs ist zuerst an Louis Sébastien Le Nain de Tillemonts (1637–1698) Standardwerk Histoire des empereurs et des autres princes qui ont regné durant les six premiers siècles de l'eglise (1690–1738; 21707–1739) zu denken, doch ist Jean Baptiste Louis Creviers (1693–1765) Histoire des Empereurs Romains laut Vorwort als Fortsetzung der zuvor genannten Histoire Romaine seines Lehrers Charles Rollins (1661–1741), die laut Untertitel bis zum Ende der Republik reicht und von Crevier vollendet wurde, konzipiert. Zudem umfasst Le Nain de Tillemonts Kaisergeschichte die ersten sechs Jahrhunderte und bedarf kaum einer Fortsetzung. Entweder hat Nösselt den Zusammenhang der Werke Rollins und Creviers durcheinandergebracht oder der Einschub „und der Histoire des Empereurs“ ist im Text schlicht zu tilgen.

658
Allgemeine Weltgeschichte, von der Schöpfung an bis auf gegenwärtige Zeit, von Wilh. Guthrie, Joh. Gray und andern […] Leipz. 1765 flgg.

Vgl. I § 241.

1.
Anm.Anmerkung Anm. 1.6680 Cultur (Ausbildung6682 Aufklärung) im weitern Verstande, heißt jede Vervollkommnung der Seelenkräfte, sie mag in Erweiterung der Kenntnisse und Neigungen,6683 oder in Verbesserung der SeelenkräfteSeelenkräfte,6684 durch Berichtigung und Verdeutlichung der Begriffe sowohl,6685 als durch Bestimmung der Neigungen nach deutlicher Erkenntniß, bestehen. Wird diese erlangte Vollkommenheit der Seelenkräfte zur Beförderung der6686 innerlichen oder äusserlichen6687 Glückseligkeit angewendet:6688 so entsteht Cultur im engern Verstande, die also nichts anders ist, als Fertigkeit, unsre Seelenkräfte zur menschlichen (innern oder äussern6689, wahren oder vermeinten,6690) Glückseligkeit anzuwenden.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2.6691 Eine Wissenschaft (objective6693 genommen) ist ein zusammenhängender Inbegriff6694 deutlicher [293] Kenntnisse von Gegenständen einer gewissen Art – und, will man sie noch von einer Kunst unterscheiden, so möchte es, bey6695 aller Unbestimmtheit dieses Worts, doch wohl dem gewöhnlichen6696 Sprachgebrauch am gemässesten6697 seyn, diesen Unterschied der Wissenschaften und Künste darnach zu bestimmen, daß diese sich zunächst 6698 mit Befriedigung sämmtlicher Bedürfnisse6699 beschäftigen, jener6700 aber zunächst mit Befriedigung der6701 geistigen (§. 3 3. )6702, wenigstens solchen Dingen6704, deren Kenntniß nicht auf bloßer6705 Empfindung beruht. – Wissenschaft [245] liche Cultur ist also eine Art der Cultur in weiterm Verstande, und von Cultur der Sitten sowohl als von Volks- oder gewöhnlicher Cultur noch sehr verschieden, ob sie gleich in beyde6706 einen ungemeinen Einfluß haben kan6707.
661
662
6799 Man läßt wirklich der Literargeschichte zu wenig Gerechtigkeit wiederfahren6800, und die Ursachen davon lassen sich wohl entdecken. Warum sezt6801 man fast immer den Fall, daß jemand sich bloß auf diese Art von Kenntnissen lege? ein Fall, der bey6802 jeder andren6803 Wissenschaft eben sowohl6804 angenommen werden, und in jeder Pedanten hervorbringen kan6805. Warum stellt man sich den Literator bloß als Bücher- oder gelehrten Anekdotenkenner, noch dazu als den vor, der nur eine trockne6806, wenigbedeutende Kenntniß von dem Aeussern6807 der Bücher habe? Sicherlich liegt doch die Schuld bey6808 den meisten6809, die sie verachten, in der Unbekanntschaft mit der Literargeschichte, oder der Gewohnheit, 6810 was sie nicht, oder zu wenig, verstehen, oder was sie nicht als gemeinnützig erkennen. Dieser immer aus zu eingeschränkter Einsicht und Geschmak6811 herrührende Hang, alles6812 gering zu schätzen, wovon [299] man keinen unmittelbaren Nutzen sieht; die Liebe zu literarischen Mikrologien6813, welche am Ende des vorigen, und in der ersten Hälfte des jetzigen Jahrhunderts sehr gewöhnlich,6814 und allerdings verächtlich war6815; und die noch viel zu wenige rechte Bearbeitung der Literargeschichte, die noch selten das Glück gehabt hat, unter so gute Hände, wie manche andere Wissenschaft, zu gerathen, wovon6816 wir selbst bis jetzt mehr Fragmente als etwas nur einigermaßen6817 Ganzes haben, hat wohl auch Verständigere zu unbilligen Urtheilen verleitet, die aber eben mit verursachen, daß dieser Zweig [269] der Literatur noch nicht zu der Vollkommenheit gedie[251]hen ist, der6818 sich andre6819 Theile der Gelehrsamkeit rühmen können.
663
664
Synopsis eruditionis vniuersae concinnata a Jo. Henr. Frid. Meinecke, Quedlinb. 1783

1785 erschien ein zweiter Teil, 1788 eine verbesserte und erweiterte zweite Ausgabe (denuo recognita).

665
Hier, in diesem Buch, wo6891 nur angegeben werden darf, wie die Wissenschaften, die in den hiesigen6892 Plan gehören, und wie weit die Hülfsmittel, mit ihnen bekannt zu werden, unter uns vorhanden sind, ist der Ort nicht, Vorschläge über die beste Einrichtung der Handbücher für solche Wissenschaften zu thun. Eher können wir auch keine solche guten Handbücher über die Literargeschichte bekommen, ehe nicht alle einzelne Theile dieser Geschichte vor6893 sich gut bearbeitet sind, weil sich unmöglich eine genaue allgemeine Uebersicht des Ganzen geben läßt, wo einzelne Theile noch so sehr im Dunkeln liegen, oder nicht durch die Hände wahrer Kenner der Literatur dieser Theile gegangen sind. Man laße sichs daher nicht befremden, daß die folgenden Vorschläge bloße Nothhelfer Nothhelfer für solche sind, die sich zuerst mit Literargeschichte bekannt machen wollen.6894
666

667
Christoph. Aug. Heumanni Conspectum reipublicae literariae, Edit. 6. Hanover. 1753

Nach dem Tod Christoph August Heumanns (1681–1764) hat Jeremias Nicolaus Eyring (1739–1803) die in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragene achte Auflage besorgt. Deren Material war derart angewachsen, dass sie in zwei jeweils knapp 500 Seiten starken Teilen erscheinen musste. Der erste Teil stammt aus dem Jahr 1791, der zweite aus dem Jahr 1797.

668
Versuch einer Einleitung in die Geschichte der Kenntnisse, Wissenschaften und schönen Künste, von Sam. Gottlieb Wald, Halle 1784

Zwei Jahre später hat Samuel Gottlieb Wald (1762–1828), ein Schüler Nösselts, Zusätze und Verbesserungen (1786) zu seinem Werk folgen lassen.

669
Handbuch über die Geschichte der Literatur und der Kunst, von Joh. Georg Dahler, Jena 1788 in gr. 8., wegen des schönen Eichhornischen Plans, der zum Grunde liegt

Dem Handbuch zum Gebrauch bey Vorlesungen über die Geschichte der Literatur und der Kunst liegen Johann Gottfried Eichhorns (1752–1827) in Jena gehaltene Vorlesungen über die Literaturgeschichte zugrunde, die Johann Georg Dahler (1760–1832) mitgeschrieben und mit Eichhorns Erlaubnis herausgegeben hat. In der dritten Auflage der Anweisung ist dann Eichhorns berühmte eigene Geschichte der Litteratur nachgetragen.

670
L. Wachler's Versuch einer allgemeinen Geschichte der Literatur und der Cultur, 1ster bis 3ter Band. Lemgo 1793–1801

Der genaue Titel lautet Versuch einer allgemeinen Geschichte der Litteratur für studirende Jünglinge und Freunde der Gelehrsamkeit und dürfte mit Wachlers Handbuch der allgemeinen Geschichte der literärischen Cultur (vgl. I § 256) vermengt worden sein.

671
Eichhorn […] Geschichte der Literatur von ihrem Ursprung bis auf die neuesten Zeiten, 1ster bis 5ter Band. Göttingen 1801–1807

Die Geschichte der Litteratur von ihrem Anfang bis auf die neuesten Zeiten des vielseitig interessierten Historikers, Orientalisten und Philologen Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) ist in insgesamt sechs Bänden erschienen. Der erste Band stammt aus dem Jahr 1805, der fünfte aus dem Jahr 1807. Die dazwischenliegenden Bände sind jedoch zwischen 1805 und 1812 erschienen. Von Eichhorn stammen nur die ersten fünf Bände, die beiden Abteilungen des sechsten Bandes (1810/1811) beinhalten Karl Friedrich Stäudlins (1761–1826) Geschichte der theologischen Wissenschaften seit der Verbreitung der alten Litteratur.

672
(Anm.)Anmerkung Die allgemeine Culturgeschichte giebt in einer kurzen Uebersicht:
  • 728 G. C. Adelung's Versuch einer Geschichte der Cultur des menschlichen Geschlechts. Leipzig 1783.textgrid:257vf
so wie eine allgemeine Uebersicht der Geschichte der Wissenschaften:
  • 729 J. G. Meusel's Leitfaden zur Geschichte der Gelehrsamkeit. Leipzig 1799.textgrid:257w9, desgleichen
  • 730 L. D. Wachler's Handbuch der allgemeinen Geschichte der literarischen Cultur, 2 Bände. Marburg 1804.textgrid:257wf
673
Versuch einer Geschichte der Cultur […] von dem Verfasser des Begriffs menschlicher Fertigkeiten und Kenntnisse, (Joh. Christoph. Adelung,) Leipzig 1783

Dieses Werk stammt aus dem Jahr 1782 und ist ohne Angabe des Autors erschienen. Über den im Untertitel befindlichen Hinweis, es stamme von dem Verfasser des vierteiligen Kurze[n] Begriff[s] menschlicher Fertigkeiten und Kenntnisse (1778–1781), kann jedoch Johann Christoph Adelung (1734–1806) als Verfasser ermittelt werden.

674
Gottlieb Stolle's (sehr unvollständige und seichte) Anleitung zur Historie der Gelahrheit […] nebst den ganz neuen Zusätzen, ebendas. 1736

Gottlieb Stolles (1673–1744) Gantz neue Zusätze und Ausbesserungen Der Historie Der Philosophischen Gelahrheit sind 1736 als eigenständige Publikation in Jena erschienen, bei selbständiger Seitenzählung jedoch auch der vierten Auflage der Anleitung Zur Historie der Gelahrheit (1736) beigegeben.

675
von dem auch eine Anleitung zur Historie der medicinischen, juristischen und theologischen Gelahrheit, letzte Jena 1739

Gemeint sind Gottlieb Stolles (1673–1744) Anleitung Zur Historie Der Medicinischen Gelahrheit (1731), Anleitung zur Historie der Theologischen Gelahrheit (1739) sowie die von Christian Gottlieb Buder (1693–1763) mit einer Vorrede versehene und von Stolles Söhnen besorgte Anleitung zur Historie der Juristischen Gelahrheit. Nebst einer Ausführlichen Nachricht, von des seel. Verfassers Leben und Schrifften (1745).

676
G. C. Adelung's Versuch einer Geschichte der Cultur des menschlichen Geschlechts. Leipzig 1783

Der Name des Autors lautet Johann Christoph Adelung (1734–1806).

677
J. G. Meusel's Leitfaden zur Geschichte der Gelehrsamkeit. Leipzig 1799

Dieses Werk ist in drei Bänden (1799–1800) erschienen.

678
L. D. Wachler's Handbuch der allgemeinen Geschichte der literarischen Cultur, 2 Bände. Marburg 1804

Der Name des Autors lautet Johann Friedrich Ludwig Wachler (1767–1838). Dieser wird auf den Titelblättern beider Bände zwar als D. Ludwig Wachler bezeichnet, doch handelt es sich hier nicht, wie in der dritten Auflage der Anweisung fehlerhaft bibliographiert, um eine Initiale, sondern um die Abkürzung für den 1788 erworbenen Doktorgrad. Der zweite Band ist 1805 erschienen.

679

680
M. Denis Einleitung in die Bücherkunde, erster Theil, Bibliographie, Wien 1777

Die erste Auflage von Michael Denis' (1729–1800) Einleitung besteht, wie auch die in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragene zweite Auflage, aus zwei Teilen (1777/1778) (vgl. I § 258). Die Bibliographie enthält nur der erste Teil, der zweite bietet dagegen laut Untertitel die Literargeschicht.

681
Ebendesselben literarisch-bibliothekarische Vorlesungen, 4 Theile. 1792

Der Jesuit Michael Denis (1729–1800) wirkte nach der Aufhebung seines Ordens durch Papst Clemens XIV. (1769–1774) im Jahr 1773 bis zu seinem Tod als Bibliothekar und hat in dieser Eigenschaft auch öffentliche Vorlesungen gehalten. Eine wie hier angeführte Ausgabe seiner Vorlesungen ist jedoch nicht nachzuweisen.

682
Bibliotheca historiae literariae, ganz umgearbeitet von Jo. Frid. Jugler, Jenae 1754–1763 in 3 Tomm.

Später folgte mit den Supplementa et emendationes ad Bibliothecam Litterariam Struvio-Iuglerianam (1785) ein weiterer, von Hermann Friedrich Koecher (1747–1787) herausgegebener Band.

683

684
zweyte Theil von Denis Einleitung in die Bücherkunde, Wien 1778

Vgl. I § 257.

685
J. S. Ersch Handbuch der deutschen Literatur, 2ter Band, 8te Abtheilung. Leipzig 1811–1816

Zu Johann Samuel Erschs (1766–1828) Handbuch vgl. I § 196 c. Die vierte Abteilung des zweiten Bandes (1814) ist zugleich die achte Abteilung des ganzen Werkes.

686

687
(Anm.)Anmerkung 2. Geistvoller und eben daher lehrreicher als jene Werke, ist freilich das berühmte 746kritisch-historische Wörterbuch von P. Bayle, aber Vollständigkeit war nicht sein Plan. 747Sein [277] Fortsetzer Chaufepied und Marchand haben sich historische Verdienste erworben, seinen Geist aber nicht erreicht.
688
(Anm.)Anmerkung 3. Eine gleichsam wiederholende Uebersicht giebt, als synthetisches Werk über die Literargeschichte,
  • D. G. Morhofii Polyhistor, (Edit.)Editio 4. 2 (Vol.)Volumen 4. Lubec. 1747.textgrid:25dbj
  • 748 J. A. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, 3 Bände. Leipzig 1751–1754.textgrid:25dbm
und die schon 749oben (§. 256.) angeführten Handbücher von Bouginé, Meusel und Wachler.
689
dessen kurze Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vor dem 16ten Jahrhundert, ebendas. 1767 in 2 Octavbänden

Der erste Band stammt aus dem Jahr 1766.

690
Christoph. Saxii Onomasticon litterarium, Traj. ad Rhen. 1775–1791 in 7 Partt.

Der siebente Band stammt aus dem Jahr 1790, 1803 ist zudem ein achter Band erschienen.

691
Synopsis historiae litterariae, auctore Jerem. Nic. Eyring, Goetting. 1738 und 84 in 3 Tomm.

Wie in der ersten Auflage der Anweisung korrekt angegeben, stammt der erste Band aus dem Jahr 1783. Die beiden übrigen Bände sind fortlaufend nummeriert und ohne Jahresangabe erschienen.

692
Fortsetzungen und Ergänzungen zu diesem Lexicon von Joh. Christoph Adelung, Erster Band, Leipz. 1774, Zweyter Band, 1787

Der erste der beiden von Johann Christoph Adelung (1734–1806) besorgten Ergänzungsbände zu Christian Gottlieb Jöchers (1694–1758) ursprünglich vierbändigem Allgemeine[n] Gelehrten-Lexikon (1750–1751) ist, wie in der ersten Auflage der Anweisung richtig bibliographiert, im Jahre 1784 erschienen.

693
Rotermund

Nach Johann Christoph Adelung (1734–1806) übernahm ab dem dritten Band (1810) Heinrich Wilhelm Rotermund (1761–1848), der daneben auch durch eigene Gelehrtenlexika zu Bremen (1818) sowie zu Hannover (1823) hervorgetreten ist, die Fortsetzungen und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers (1694–1758) Gelehrten-Lexikon.

694
kritisch-historische Wörterbuch von P. Bayle

Gemeint ist Pierre Bayles (1647–1706) häufig aufgelegtes zweibändiges Dictionnaire historique et critique (1697), das nach der Auflage von 1740 von Johann Christoph Gottsched (1700–1766) unter dem Titel Herrn Peter Baylens [...] Historisches und Critisches Wörterbuch I–IV (1741–1744) mit Anmerkungen unterschiedlicher Gelehrter versehen und ins Deutsche übersetzt worden ist.

695
Sein Fortsetzer Chaufepied und Marchand

Gemeint sind Jacques Georges de Chauffepiés (1702–1786) vierbändiges Nouveau dictionnaire historique et critique, pour servir de supplément ou de continuation au Dictionnaire historique et critique de MR. Pierre Bayle (1750–1756) und das posthum herausgegebene zweibändige Dictionaire historique, ou Mémoires critiques et littéraires concernant la vie et les ouvrages de divers personnages distingués, particulièrement dans la République des Lettres (1758/1759) des französischen Buchhändlers Prosper Marchand (1678–1756).

696
J. A. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, 3 Bände. Leipzig 1751–1754

Die ersten beiden Bände sind 1752 erschienen, der dritte Band 1754.

697
oben (§. 256.) angeführten Handbücher von Bouginé, Meusel und Wachler

Carl Joseph Bouginés (1735–1797) Handbuch der allgemeinen Litterargeschichte wird in § 255 genannt.

698
Joh. Andr. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, Leipz. 1751–54 in drey Bänden

Vgl. I § 259.

699
Untersuchungen von dem Ursprung der Gesetze, Künste und Wissenschaften - - aus dem Französischen des Anton Yves Goguet übersetzet, Lemgo 1760–62

Der Originaltitel dieses dreibändigen Werkes lautet De l'origine des loix, des arts, et des sciences; et de leurs progrès chez les anciens peuples (1758), die Übersetzung stammt von Georg Christoph Hamberger (1726–1773).

1.
Anm.Anmerkung 7086 1. Jene werden daher auch die redenden, wie diese die bildenden Künste genannt. Aber7087 diese Benennung scheint Künste und Wissenschaften zu vermengen. Dies7088 kommt daher, weil Griechen und Römer die Wörter τέχνη und ars von jeder regelmäßigen Fertigkeit und von jedem Ingebriff7089 der Regeln zu gewissen Verrichtungen brauchten, dergleichen Regeln bey7090 den Wissenschaften sowohl als bey7091 den Künsten statt finden; wiewohl sie noch freye freie 7092 Künste (artes liberales, ἀβάναυσοι τέχναι) von solchen unterschieden, die mehr Hand- als Geistes-Uebungen erforderten, und daher unter jenem Namen meistens eigentliche Wissenschaften begriffen. In neuern Zeiten hat man Wissenschaften und Künste, und unter den letztern schöne und mechanische Künste Künste mehr unterschieden. Der Unterschied der Wissenschaften und Künste scheint darauf zu beruhen, daß jene zunächst zur Befriedigung geistiger, diese zunächst zu Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse dienen (§. 3 3. ). Diese sinnlichen Bedürfnisse sind entweder nur körperliche, und die zu ihrer Befriedigung abzielenden Künste sind bloß zur Befriedigung der äusserlichen äußerlichen Sinne bestimmt, oder die Bedürfnisse nähern sich mehr den geistigen, und durch gewisse Künste soll mehr der innre innere Sinn und die Einbildungskraft Einbildungskraft befriedigt werden. Die von der erstern Art scheint man durch den Namen der mechanischen, die von der letztern aber durch den Namen der schönen Künste zu bezeichnen. Man vergleiche nur Philosophie, TonkunstTonkunst oder MalereyMalereyMalerei, und eigentliche HandwerkerHandwerker mit einander, um sich von der Richtigkeit dieses Unterschiedes der Wissenschaften, der schönen und der mechanischen KünsteKünste, zu überzeugen7094.
701
(Anm.)Anmerkung 2. Hienach läßt sich vielleicht der Unterschied zwischen Wissenschaften und Künsten etwas bestimmter angeben, und erklären, woher die so schwankenden Begriffe von dem Unterschied derselben kommen. Alle Kenntnisse dienen zur Befriedigung der Bedürfnisse, entweder der Seele, die sie belehren, überzeugen oder bewegen sollen, oder des Körpers, oder beyder zugleich. Nimmt man nun Wissenschaften und Künste (objectiue) für den zusammenhängenden Inbegrif gewisser einen gemeinsamen Gegenstand betreffenden Kenntnisse: so entstehen im angegebnen ersten Fall Wissenschaften, im zweyten mechanische, im dritten schöne Künste. Diese letzten sind mit den freyen Künsten der Alten einerley, sofern man bey diesen, welches die Alten nicht thaten, Künste noch von eigentlichen Wissenschaften unterscheidet; sie bringen, (z. B.)zum Beispiel [262] Mahlerey und Tonkunst, zunächst angenehme Bewegungen im Körper oder den äusserlichen Sinnen, zugleich aber auch angenehme Empfindungen des innern Sinnes hervor. Weil nun die schönen Wissenschaften und Künste die Hervorbringung dieser letztern angenehmen Empfindungen mit einander gemein haben; so läßt sich leicht einsehen, wie man habe in Versuchung gerathen können, sie beyderseits unter die freyen Künste zu rechnen.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2.7102 *) Strengere Wissenschaften sind hier7104 in diesem §. nicht mit den Wissenschaften im strengsten Verstande zu verwechseln, als welche letztere nur solche Wissenschaften sind, deren Inhalt7105 aus der Natur der Sachen7106 selbst bewiesen werden kan7107, und die hier7108 als eine Art (species) mit unter den strengern Wissenschaften,7109 im Gegensatz gegen schöne Wissenschaften, begriffen sind. Auch ist Verdeutlichung hier, im Gegensatz gegen Versinnlichung, im weitern Verstande genommen, so daß sie nicht nur die Entwickelung desjenigen, was in einem Begriff7110 liegt,7111 (intensive Verdeutlichung)7112 sondern auch die ausführlichere Vorstellung der Sachen (extensive Verdeutlichung) in sich faßt. (Vergl.)VergleicheVerglichen §. 223 7113.
703
Tonkunst

D.i. die Kunst des Komponisten, nicht die des Töpfers.

1.
Anm.Anmerkung 7119 1. Man nennt schön im weitern Verstande alles7120, was vollkommen ist, so fern7121 diese Vollkommenheit sinnlich erkannt wird, und7122 in einem engern 7123, was, seiner sinnlich erkannten Form nach, vollkommen ist. Schöne Wissenschaften und 7124 Künste lehren nicht nur, Sachen, als vollkommen, sinnlich darstellen, sondern auch dieses durch die Art des Ausdrucks, also durch die Form, bewirken; daher7125 haben sie ihren Namen bekommen.
2.
Anm.Anmerkung 7126 2. Da schöne Wissenschaften und Künste zeigen sollen, wie Sachen, die nicht selbst dargestellt [314] werden können, vermittelst7127 des Ausdrucks, [264] es sey7128 durch Wörter oder natürliche Zeichen, vergegenwärtiget7129 werden müssen: so lehren sie,7130 für die Einbildungskraft arbeiten, die nichts anders ist, [281] als das Vermögen der Seele, sich Dinge, die nicht selbst da sind, durch Vorstellungen zu vergegenwärtigen.
3.
Anm.Anmerkung 7131 3. Wenn bey7132 uns durch Darstellung gewisser Sachen7133 vermittelst gewisser Zeichen Wohlgefallen erweckt wird:7134 so empfinden wir dieses entweder über die Art der Darstellung, oder über die so dargestellten Sachen selbst. Jenes kan7135 zwar wieder ein Mittel werden7136 dieses zu befördern, es kan7137 aber auch allein da seyn ohne dieses. Nur gar zu oft schränkt man den Zweck der schönen Wissenschaften und Künste bloß auf die Hervorbringung jenes Wohlgefallens ein, und erniedrigt dadurch, daß man sie zum bloßen7138 Werkzeug der Belustigung macht, ihren Werth und große7139 Nutzbarkeit unglaublich. Freylich7140 ist ihre Absicht, durch die Art der Darstellung geradezu Vergnügen zu erwecken,7141 aber was ist dieser Kitzel der Einbildungskraft werth, wenn das Vergnügen darüber nicht wieder eine Quelle des7142 Wohlgefallens an den Sachen selbst wird?
707
A. G. Baumgarten hat ihr den Namen der Aesthetik gegeben

Vgl. I § 177.

1.
[266] Anm.Anmerkung 7171 1. Die Schwierigkeiten in genauer Absonderung beyder7172 schönen Wissenschaften, und die Gewohnheit, bald Sylbenmaaß, bald Erdichtung, bald das Ungewöhnlichere des Ausdrucks, als den unterscheidenden Charakter der Poesie anzunehmen, rühren wohl daher:7173 daß, weil dichterische Werke meistens metrisch sind, man Verse und Poesie, ungebundne7174 Rede und Prose, als ganz einerley7175 angenommen hat; daß Poesie nicht zu allen Zeiten und überall gleich vollkommen war, oft Nebenzwecke, (z. B.)zum Beispiel Verse zum Gesang, manchmal nur zum bessern Behalten der Gedanken zu brauchen, den Hauptzweck verdrängt haben; hauptsächlich aber, daß, nach gewissen besondern Arten rednerischer und dichterischer Werke, Redekunst an Poesie7176 (z. B.)zum Beispiel in rührenden Reden, und, wie im Lehrgedichte oder poetischen Erzählungen, Poesie an Redekunst streift. 7177
2.
Anm.Anmerkung 7178 2. Aus dem hervorstechenden Zweck bey7179 poetischen Werken läßt sich erklären, warum einförmiges Sylben-7180 Zeilen- und Strophenmaaß, Erdichtung, und bilderreicher,7181 oder überhaupt von dem gewöhnlichen sich entfernender Ausdruck, in dergleichen Werken gebraucht wird; weil nemlich7182 alles dieses die Lebhaftigkeit befördert;7183 daher es auch wegfallen muß, wenn die zweckmäßige Lebhaftigkeit schon ohne dieses erhalten werden kan7184, oder gar durch diese Dinge gestört werden würde. Es ist [317] hieraus zugleich begreiflich, warum Gedichte mehr Reitz haben als Werke der Prose.
3.
Anm.Anmerkung 7185 3. Man könnte die beschriebene Art der sinnlichen Darstellung, die in dichterischen Werken hervorsticht, 7186 sinnlich lebhafte, und die, welche in rednerischen Werken herrscht, die sinnlich deutliche nennen.
711
§. 262

Gemeint ist I § 261 c.

712
§. 262. Anm. 2

Gemeint ist I § 261 c Anm. 2.

713
Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von J. J. Engel), Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück

Das erste Hauptstück trägt den Titel Von dem Gedicht überhaupt. Der Autor Johann Jakob Engel wird auf dem Titelblatt nicht genannt (vgl. I § 256). In der dritten Auflage der Anweisung werden die Anfangsgründe unter dem Titel Poetik erneut angeführt (vgl. I § 279 c).

714
Anm.Anmerkung 7202 Redekunst im weitern Verstande; welche7203 sich also über den ganzen prosaischen Vortrag und Schreibart erstreckte, so fern7204 er mehr als deutlich seyn soll, er möchte7205 in Lehr- oder Geschichtsbüchern, in Briefen oder Gesprächen7206 oder eigent[284]lichsten Reden gebraucht werden. Gemeiniglich, und zumal bey7207 Griechen und Römern, wird Redekunst im engern Verstande genommen für die Anweisung7208 eine eigentliche Rede, oder Ausführung eines Hauptsatzes auf die erwähnte7209 Art, [318] abzufassen und zu halten, und darauf die Beredsamkeit7210 eingeschränkt. (Die Anweisung zum Halten einer Rede,7211 oder zum mündlichen Vortrag (Declamatio), gehört doch mehr den schönen Künsten als Wissenschaften zu.) Indessen, da der gute Prosaist sich der Sprache bedienet7212, und dadurch Vorstellungen erwecken will, welche aufs wirksamste belehren und bewegen sollen: so bedarf er eben sowohl der Grammatik und Logik als der Rhetorik. Der Dichter braucht die Grammatik auch, bedarf aber mehr [268] des Unterrichts in schönen Künsten, als in den strengen Regeln der Logik.
715
[321] Anm.Anmerkung 7244 Wenn man durch die Gründe, die hernach7245 sollen angegeben werden (§. 270–74. 270–274. vergl.vergleicheverglichen mit Theil 3. §. 105. 96 96. f.folgend)7246 von dem großen7249 Einfluß des Geschmacks und der Bildung desselben, auf die Denkungsart, den Charakter und die Handlungen der Menschen,7250 überzeugt seyn wird: so wird sich auch ergeben, daß der Einfluß der schönen Wissenschaften und Künste viel weiter reiche, und beträchtlicher sey7251, als sich die meisten7252 vorstellen.
716
§. 270–274

Gemeint ist I § 269–274 c. I § 271 fehlt in der dritten Auflage der Anweisung (s.u.).

717
7335 Je ausgebreiteter7336 das Gefühl für das Schöne und der gute Geschmack unter denenjenigen ist, auf die man wirken will, je mehr Leichtsinn oder Gleichgültigkeit unter ihnen herrscht, und je mehr bey7337 ihnen das Ansehen der Vernunft und Religion gesunken, und das Interesse dagegen gering ist: je nöthiger ist es,7338 auf den guten und anziehenden Vortrag bedacht zu seyn.
718
272

In der dritten Auflage der Anweisung fehlt I § 271. Auf I § 270 folgt I § 272.

719
§. 262. 263

Gemeint ist I § 261.262 c.

720
auf Verzierung des Hauses, hernach erst, oder vielleicht gar nicht, auf Festigkeit und Nutzbarkeit Bedacht zu nehmen

Hier ist auf die Begriffe firmitas (Festigkeit), utilitas (Nützlichkeit) und venustas (Schönheit) angespielt (vgl. I § 211), die seit Vitruvs (1. Jh. v. Chr.) De architectura libri decem als Grundprinzipien der Architektur gelten (vgl. Vitr. I 3,2).

721
In so fern kan7416 gerade das Lesen der schönsten und7417 bewundertsten Schriftsteller, vornemlich7418 Dichter, für den7419 Prediger, dem es am Verstande7420 und Gefühle7421 des Schicklichen fehlt, am verderblichsten werden. 774Der Ton [296] der sogenannten guten Gesellschaft und der Schauspiele darf nicht der Ton der Kanzel werden; was7422 dem erlaubt ist, der lauter oder meistens7423 Zuhörer von sehr gebildeten7424 Geschmack hat, ist dem nicht erlaubt, der meistens vor Zuhörern7425 ganz andrer7426 Art redet;7427 und selbst jene, wenn sie wirklich gebildeten Geschmack haben, werden es abgeschmackt finden, da, wo Belehrung und Würde des Ausdrucks erfordert wird, Glanz und Schimmer oder gesuchte Schönheit anzutreffen.
722
Der Ton der sogenannten guten Gesellschaft und der Schauspiele darf nicht der Ton der Kanzel werden

Vgl. III § 66.

723

(Anm.)Anmerkung Für die Redekunst gehören dahin:

  • 779 J. Priestley's Vorlesungen über Redekunst und Kritik. Aus dem Englischen von Wackerbarth. Berlin 1797.

Ganz vorzüglich

  • 780 Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften. Aus dem Englischen von Schreiter, 4 Theile. Leipzig 1785textgrid:250d0 (ff.)folgende Dann auch:
  • J. G. Maaß Grundriß der allgemeinen, und besonders reinen Rhetorik. Halle 1798.textgrid:25dgp
  • J. C. Adelung über den deutschen Styl, 2 Theile. Berlin 1800.textgrid:25dgq

Für die Dichtkunst

[298] Als Beispielsammlung würde aber

  • J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beispielsammlung aus den besten Schriftstellern in alten und neuen Sprachen, Berlin 1788–1791.textgrid:25dfd 6 Bände, (gr.)groß 8., zu empfehlen seyn.
724
Th.

D.i. Theorie.

725
Principes pour la lecture des Orateurs, à Paris 1754

Bei dem Autor handelt es sich um den Enzyklopädisten Edmé-François Mallet (Abbé Mallet) (1713–1755), alle drei Bände dieses Werkes stammen aus dem Jahr 1753. Hier könnte ein Nachdruck genannt sein.

726
J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beyspielsammlung […] Berlin, 1788–1791 in 6 Bänden

Johann Joachim Eschenburgs (1743–1820) Beispielsammlung zur Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften ist in insgesamt acht Bänden (1788–1795) erschienen.

727
J. Priestley's Vorlesungen über Redekunst und Kritik. Aus dem Englischen von Wackerbarth. Berlin 1797

Den Titel Vorlesungen über Redekunst und Kritik trägt Joseph Priestleys (1733–1804) A course of lectures on oratory and criticism (1777) in der 1779 in Leipzig erschienenen Übersetzung Johann Joachim Eschenburgs (1743–1820). August Joseph Ludwig von Wackerbarths (1770–1850) Übersetzung ist dagegen als Vorlesungen über schriftlichen und mündlichen Vortrag (1793) erschienen und 1797 erneut aufgelegt worden.

728
Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften. Aus dem Englischen von Schreiter, 4 Theile. Leipzig 1785 ff.

Bei dem Übersetzer handelt es sich um den Leipziger Philosophieprofessor Carl Gottfried Schreiter (1756–1809), die vier Teile sind zwischen 1785 und 1789 in Leipzig und Liegnitz erschienen (vgl. III § 57).

729
J. F. Engel's Poetik. Berlin 1806

Hier handelt es sich im Wesentlichen um Johann Jakob Engels bereits zuvor (vgl. § 264) angeführte, unvollendet gebliebene Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (1783), die unter dem Titel Poetik als elfter Band (1806) seiner Schriften erneut herausgegeben wurden.

730
(Anm.)Anmerkung Ein brauchbares Hülfsmittel zu ihrer Kenntniß ist unter andern:
  • 798 L. A. Schaller's Handbuch der klassischen Literatur und Dichtkunst von Leßing bis auf gegenwärtige Zeit, 2 Theile. Halle 1816.textgrid:25dmw
731
Mosheims

Johann Lorenz von Mosheim (1693–1755) wurde nach dem Studium in Kiel 1723 Professor in Helmstedt, zunächst für Kontroverstheologie, später für Kirchengeschichte, 1747 wechselte er an die noch junge Universität Göttingen. Wissenschaftlich ist Mosheim v.a. als Kirchenhistoriker, aber auch im Bereich der Homiletik hervorgetreten (vgl. auch II § 204 c) und wird aufgrund seines pragmatisch-anthropozentrischen Kirchengeschichtsverständnisses nicht selten als Vater der neueren Kirchengeschichtsschreibung angesprochen. Daneben bekleidete er zahlreiche kirchen- und hochschulorganisatorische Ämter und war ein bedeutender Prediger. Insgesamt zählt Mosheim zu den prägenden Theologen in der ersten Hälfte des 18. Jh.s.

732
Jerusalems

Nach dem Theologiestudium in Leipzig und Wittenberg sowie einem zweijährigen Bildungsaufenthalt in Holland übernahm Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709–1789) 1734 die Stelle eines Hofmeisters in Göttingen. Hier als Professor vorgesehen, unternahm er zunächst eine auf fast drei Jahre ausgedehnte Englandreise. Zurückgekehrt entschied er sich jedoch gegen eine Professur und für eine Stelle als Hofprediger und Erzieher des jungen Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806) am Braunschweiger Hof, den er entscheidend mitprägte (z.B. Gründung des Collegium Carolinum). 1749 wurde er Abt von Marienthal und 1752 von Riddagshausen. Jerusalem, 1748 in Helmstedt zum Dr. theol. und 1787 in Göttingen honoris causa promoviert, war ein führender Aufklärungstheologe, als Hauptwerk sind die unvollendeten, mehrfach aufgelegten und übersetzten Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion (1768) zu nennen. Erwähnt sei, dass der Selbstmord seines Sohnes Karl Wilhelm (1747–1772) als Vorlage für Goethes Werther (1774) diente.

733
Spaldinge

Johann Joachim Spalding (1714–1804) gehört zu den bedeutendsten Gestalten der deutschen Aufklärungstheologie, sein Werk Die Bestimmung des Menschen (1748) markiert den Beginn der Neologie, er selbst ist ihre große Kulminationsgestalt. Aus dem kirchlichen Dienst heraus – Spalding hat (trotz zweifachen Rufes nach Greifswald) nie eine Professur bekleidet, sondern war nach der Erlangung des philosophischen Doktorgrades im Jahre 1736 zunächst Hilfsprediger in seiner Heimatstadt Tribsees, später Pastor in Lassan und Barth und schließlich Oberkonsistorialrat und Propst an der Berliner Nikolai-Kirche – konnte er neben seinen Schriften v.a. als Prediger eine große Breitenwirkung entfalten und so maßgeblich zur Überführung des protestantischen Christentums in die Moderne beitragen. Seine Schriften und Predigten liegen mittlerweile in kritischer Edition vor (SpKA). Nicht zufällig spielt die Anweisung gleich im ersten Satz auf Spaldings epochemachende Bestimmung aus dem Jahr 1748 an (vgl. I § 1).

734
Tellers

Nach dem Studium in seiner Heimatstadt Leipzig wurde Wilhelm Abraham Teller (1734–1804) 1761 zunächst Professor in Helmstedt. Seine v.a. im Lehrbuch des christlichen Glaubens (1764) vertretenen neologischen Positionen führten hier jedoch zu heftigen Reaktionen seitens der Orthodoxie, so dass Teller 1767 als Propst und Oberkonsistorialrat nach Berlin übersiedelte. Dass auch das Woellnersche Religionsedikt (1788) nichts an Tellers aufklärerischen Standpunkten änderte, zeigt sein positives Votum über den als „Zopfschulz“ bekannt gewordenen Johann Heinrich Schulz (1739–1823), auf das hin Teller im Erscheinungsjahr seines Spätwerks Die Religion der Vollkommnern (1792) ohne Gehalt für drei Monate suspendiert wurde. Neben zahlreichen gedruckten Predigten (vgl. III § 65 c) ist sein bis 1805 mehrfach aufgelegtes Wörterbuch des Neuen Testaments (1772) hervorzuheben (vgl. II § 147), das im Rahmen der Bibliothek der Neologie ediert wird (BdN IX).

735
Eberharde

Johann August Eberhard (1739–1809) wurde nach dem Studium in Halle zunächst Lehrer und Prediger in Halberstadt, wechselte 1774 als Prediger nach Charlottenburg und kam hier mit der Berliner Aufklärung in Kontakt. 1778 kehrte er als Professor für Philosophie nach Halle zurück, erhielt den philosophischen Doktorgrad und hat als wichtiger Vertreter der halleschen Schulphilosophie Leibniz-Wolff'scher Prägung und Kritiker Kants u.a. auf den Studenten Friedrich Schleiermacher (1768–1834) gewirkt. Sein umfangreiches, in der Anweisung breit rezipiertes Werk ließ ihn 1786 zum auswärtigen Mitglied in die Berliner Akademie der Wissenschaften, 1805 zum Geheimrat und 1808 auch zum Doktor der Theologie werden. Hervorzuheben sind die Neue Apologie des Sokrates (1772), der später ein zweiter Band folgte (vgl. I § 18), die Allgemeine Geschichte der Philosophie (1788) und Der Geist des Urchristenthums (1807–1808) (vgl. I § 214 c), zudem war Eberhard auch Herausgeber kantkritischer philosophischer Magazine (vgl. I § 213). Zu seinen sprachwissenschaftlichen Arbeiten vgl. I § 100 c.

736
Döderleins

Der als „Melanchthon seiner Zeit“ bezeichnete Johann Christoph Doederlein (1746–1792), nach dem Studium zunächst Hauslehrer und Diakon, ab 1772 Professor in Altdorf, ab 1783 in Jena, ist v.a. durch alttestamentlich-exegetische, aber auch durch dogmatische und moralphilosophische Arbeiten hervorgetreten. Mit den Fragemente[n] und Antifragmente[n] (1778/1779) hat er sich in den sog. Fragmentenstreit eingeschaltet, bedeutend ist seine mehrfach aufgelegte Institutio Theologi Christiani (1780/1781), der nach der dritten Auflage der Christliche Religionsunterricht nach den Bedürfnissen unserer Zeit folgte (vgl. II § 174). Zudem gab Doederlein die Auserlesene Theologische Bibliothek (Leipzig 1780–1792) heraus. Die in nur einem Stück erschienenen Materialien zum Kanzelvortrag (1774) setzen sich äußerst kritisch mit Spaldings Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes (1772) und der auch von Johann Gottfried Herder (1744–1803) kritisierten Forderung nach einer dogmenfreien Predigt auseinander, empfehlen aber doch Spaldings Predigtstil. Nicht gemeint ist der Pietist Christian Albrecht Döderlein (1714–1789).

737
Niemeyers

Als Urenkel August Hermann Franckes (1663–1727) besuchte August Hermann Niemeyer (1754–1828) das Pädagogium in Halle, studierte anschließend ebenda Theologie und wurde nach der 1777 erfolgten Promotion zunächst Privatdozent und 1784 schließlich ordentlicher Professor. Zusätzlich übernahm Niemeyer, in Verbindung mit weiteren Ämtern, die Leitung der Franckeschen Stiftungen und des theologischen Seminars und richtete außerdem ein pädagogisches Seminar ein. Im Zuge der Eroberung Halles durch Napoleon (1806) nach Frankreich verschleppt, wurde er nach seiner Rückkehr Kanzler und rector perpetuus der Universität. Hervorgetreten ist Niemeyer v.a. als bedeutender Pädagoge, sein Ansatz wird im Handbuch für christliche Religionslehrer (1795/96; 71829) und besonders in den über mehrere Auflagen teils massiv umgearbeiteten Grundsätze[n] der Erziehung und des Unterrichts (1796) ansichtig, die ihren Autor zum Mitbegründer der akademischen Erziehungswissenschaft werden ließen (vgl. BdN V). Als ergebener Schüler Nösselts hat Niemeyer zudem nicht nur die dritte Auflage der Anweisung besorgt, sondern auch eine umfassende Biographie seines Lehrers und väterlichen Freundes verfasst (vgl. Vorrede Hg. c XIf.). Aufgrund seiner Predigerbibliothek (Halle 1782–1784), die später u.a. von August Hermann Niemeyer bearbeitet wurde (vgl. I § 43 c), könnte an dieser Stelle auch an dessen älteren Bruder David Gottlieb Niemeyer (1745–1788) gedacht sein.

738
Zollikofer

Der im schweizerischen St. Gallen geborene Georg Joachim Zollikofer (1730–1788) übernahm nach dem zuletzt in Utrecht absolvierten Studium ab 1754 kirchliche Anstellungen in Murten, Monheim und Neu-Isenburg, bevor er 1758 eine Stelle als Pfarrer der reformierten Gemeinde in Leipzig antrat, die er bis zu seinem Tod versah. Hier anvancierte Zollikofer, der mit zahlreichen Gelehrten seiner Zeit in Briefkontakt stand, zu einem über Stadt und Gemeinde hinaus gefeierten Prediger (die nach seinem Tod herausgegebenen Sämmtliche[n] Predigten [1789–1804] umfassen 15 Bände) und trug v.a auf diesem Wege zur Verbreitung einer aufgeklärten Theologie bei. Daneben ist Zollikofer auch als Kirchenlieddichter und Gesangbuchherausgeber (Leipzig 1766; 81786) sowie als Übersetzer englischer und französischer Schriften hervorgetreten.

739
Lavater

Gemeinsam mit dem Theologen Felix Hess (1742–1768) und dem Maler Johann Heinrich Füssli (1741–1825) unternahm Johann Caspar Lavater (1741–1801) 1763 nach dem Studium am Zürcher Collegium Carolinum und der Ordination eine Bildungsreise nach Norddeutschland, auf der er bedeutende Zeitgenossen, allen voran Johann Joachim Spalding, kennenlernte. Nach seiner Rückkehr nach Zürich war Lavater zunächst literarisch tätig und versah ab 1769 unterschiedliche kirchliche Ämter. Dem neuen aufklärerischen Gedankengut gegenüber durchaus kritisch eingestellt, vollzog er bereits 1768 eine tiefgreifende theologische Umorientierung, durch die Christus als Vermittler eines völlig transzendenten Gottes in den Mittelpunkt seines Denkens rückte und die Lavater v.a. aufgrund seiner Wundergläubigkeit zunehmend den Vorwurf der Irrationalität einbrachte. Lavater hat ein umfangreiches Gesamtwerk hinterlassen, besondere, europaweite Bekanntheit erlangte er durch das vierteilige Werk Aussichten in die Ewigkeit (1768–1778), das ohne sein Wissen veröffentlichte Geheime Tagebuch (1771/1773) und die ebenfalls vierteiligen Physiognomische[n] Fragmente (1775–1778).

740
Reinhardt

Nach dem Studium in Wittenberg stieg Franz Volkmar Reinhard (1753–1812) nach der 1777 ebenda erfolgten Habilitation für Philosophie und Philologie zum Professor der Theologie und 1790/1791 auch zum Universitätsrektor auf. 1792 wurde er zum Oberhofprediger in Dresden berufen und als Vizepräsident des Oberkonsistoriums 1810 mit der Visitation und Revision der sächsischen Universitäten und Fürstenschulen beauftragt. Mit sonntäglich bis zu viertausend Zuhörern gilt Reinhard als einer der erfolgreichsten Prediger der späten Aufklärung und blieb im deutschsprachigen Raum über seinen Tod hinaus stilbildend. Seine Predigten (einige auch ins Französische, Niederländische, Dänische, Schwedische und Englische übersetzt) sind in insgesamt 42 Bänden (1815–1821) veröffentlicht, aus seinen übrigen Werken sei v.a. das mehrfach aufgelegte und weitverbreitete System der christlichen Moral (vgl. II § 204 c) hervorgehoben. Eigens erwähnt sei Reinhards Aufmerksamkeit erregende Reformationspredigt des Jahres 1800, in der er den Abfall der Kirche von Luther und seiner Rechtfertigungslehre beklagte und damit wesentliche Fragen nach dem Kern des protestantischen Christentums aufwarf.

741
Gellerte

Der Pfarrerssohn Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) studierte Theologie und Philosophie in Leipzig und war, nachdem er sich vergeblich als Prediger versucht hatte, zunächst als Privatlehrer tätig. Nach Erlangung des Magistergrads im Jahr 1743 und einer mit der Habilitation 1744 verbundenen Vorlesungstätigkeit an der Leipziger Universität wurde Gellert 1751 ebenda Extraordinarius für Dichtkunst und Beredsamkeit. Eine freigewordene ordentliche Professur für Philosophie wie auch Rufe nach Hamburg und Halle lehnte er ab. Aus dem umfangreichen Werk des bereits zu Lebzeiten hochverehrten Dichters sind v.a. seine Fabeln, aber auch seine Kirchenlieder hervorzuheben. Zudem ist Gellert auch als Moralphilosoph hervorgetreten. Insgesamt gehört Gellert zu den meistgelesenen und bildungsgeschichtlich bedeutsamsten Autoren seiner Zeit.

742
Leßings

Nach dem Studium in Leipzig und Wittenberg ließ sich Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) zunächst in Berlin nieder, war später als Sekretär in Breslau und als Dramaturg am Nationaltheater in Hamburg tätig und wurde im Jahre 1770 schließlich Bibliothekar an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. In diese Zeit fallen so berühmte Werke wie Emilia Galotti (1772) oder Nathan der Weise (1779). In der Anweisung wird auf die gemeinsam mit den Berliner Freunden Friedrich Nicolai (1733–1811) und Moses Mendelssohn herausgegebenen Briefe, die Neueste Litteratur betreffend verwiesen (vgl. I § 285), zudem ist auf Lessings berühmte Erziehung des Menschengeschlechts angespielt (vgl. II § 44).

743
Mendelsohns

Der Philosoph Moses Mendelssohn (1729–1786) gilt als der bedeutendste Vertreter der jüdischen Aufklärung (Haskala). Nach erster sorgfältiger Ausbildung in seiner Heimatstadt Dessau folgte der hochbegabte Mendelssohn seinem Lehrer David Fränkel (1707–1762), der als Oberrabbiner nach Berlin berufen worden war, im Jahre 1742 nach. Hier wurde er nach dem Studium zunächst Privatlehrer im Haushalt eines Seidenhändlers, in dessen Fabrik er sich bis zum Teilhaber emporarbeitete. Daneben führte seine Freundschaft mit Lessing (auch Johann Wilhelm Ludwig Gleim [1719–1803] gehörte zu seinen engen Freunden) zur Mitarbeit an Friedrich Nicolais Briefe, die Neueste Litteratur betreffend (vgl. I § 285), so dass Mendelssohn überdies zu einem einflussreichen Literaturkritiker avancierte. Bekannt ist die Auseinandersetzung mit Johann Caspar Lavater, der ihn aufforderte, entweder das Christentum zu widerlegen oder zu konvertieren. Mendelssohn war Ehrenmitglied der Mittwochsgesellschaft und soll auch dem Montagsclub angehört haben, die Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften scheiterte.

744
Garvens

Der von Zeit- und Fachgenossen hochgeschätze (teilweise aber auch als zu seicht empfundene) Aufklärungsphilosoph Christian Garve (1742–1798) kehrte nach dem Studium in Frankfurt/Oder und Halle (v.a. bei Semler und Nösselt) 1767 zunächst in seine Heimatstadt Breslau zu seiner ihm äußerst eng verbundenen Mutter zurück. Kurz darauf übernahm er eine außerordentliche Professur für Philosophie in Leipzig, doch zog es ihn bereits 1772 erneut nach Breslau, wo der seit seiner Jugend kränkelnde Garve, mittlerweile Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, über zwei Jahrzehnte später starb. Hinterlassen hat Garve ein v.a. moralphilosophisches, essayistisch angelegtes (vgl. III § 95) Werk, zudem ist er als Kommentator und Übersetzer etwa von Cicero (vgl. I § 200 a; II § 204) und Alexander Gerard (1728–1795) (vgl. III § 105) hervorgetreten. Bekannt ist Garves Auseinandersetzung mit Kant, die mit seiner von Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) (vgl. I § 213) abgeänderten Rezension der Kritik der reinen Vernunft (1781) begann.

745
Engels

Gemeint ist der Philosoph und Schriftsteller Johann Jakob Engel (1741–1802), der nach der Verleihung des philosophischen Doktorgrades in Bützow in Leipzig ein Theologiestudium aufnahm, sich jedoch schnell philologischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien zuwandte und erste Bühnenstücke veröffentlichte. 1776 übernahm er eine Professur für Philosophie und die Schönen Wissenschaften am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin und war gleichzeitig als Privatlehrer – als prominenteste Schüler dürfen der spätere Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) und Wilhelm von Humboldt (1767–1835) gelten – tätig. Daneben verfasste er weiter erfolgreich Bühnenstücke und wurde unter Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) schließlich Direktor des Berliner Nationaltheaters. Engel gilt als repräsentativer Vertreter der Berliner Aufklärung und Verfechter einer moralisierenden, popularphilosophisch durchsetzten Schriftstellerei, aus den theoretischen Arbeiten sind die zweibändigen Ideen zu einer Mimik (1785/86) und seine unvollendet gebliebenen Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (1783) (vgl. I § 264; I § 279 c) hervorzuheben.

746
L. A. Schaller's Handbuch der klassischen Literatur und Dichtkunst von Leßing bis auf gegenwärtige Zeit, 2 Theile. Halle 1816

Der Name des Autors lautet Karl August Schaller (gest. 1819), der Titel des ersten, die poetische Literatur enthaltenden Bandes lautet Handbuch der neuern deutschen klassischen Literatur von Lessing bis auf gegenwärtige Zeit (1811), der des zweiten, die philosophische Literatur umfassenden Bandes Handbuch der klassischen Literatur der Deutschen von Lessing bis auf gegenwärtige Zeit (1816). Von dem zweiten Band ist nur die erste, die spekulativ-philosophische Literatur enthaltende Abteilung erschienen.

747
Vorzügliche Schriften, die dergleichen Theorien über den ganzen Umfang oder über einzelneeinzle Theile der schönen Wissenschaften enthalten, können, nach dem Zweck dieses Buchs, nicht angeführet werden.7566 Die Theorie der schönen Künste und Wissenschaften,Wissenschaften von Eberhard, Johann August Joh. Aug. J. A. Eberhard , drittezweyte Aufl.Auflage Halle 1790. 1786. in 8. Desselben Handbuch der Aesthetik für gebildete Leser aus allen Ständen, 4 Theile. Halle 1809. und der Entwurf einer Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften von Eschenburg, Johann Joachim Joh. J. Joachim Eschenburg , Neue Aufl.Auflage Eschenburg . Berlin 1789. 1783. in gr.groß 8. sind zwar nur zu Vorlesungen bestimmt, also dem Anfänger ohne diese nicht ganz verständlich und brauchbar. Sie verdienen aber vor allen andern hier angeführt zu werden, weil sie sich nicht nur durch den zusammengedrängten Reichthum der Sachen, die Gründung der Regeln auf die feinsten Beobachtungen der besten Köpfe und die Natur des Schönen selbst, und durch sorgfältige Bestimmtheit empfehlen, sondern auch die auserlesenste Literatur und Anzeige der besten zu den schönen Wissenschaften gehörigen Schriften enthalten. desgleichen Bouterwek, Friedrich F. Bouterweck Aesthetik, 2 Theile. Leipzig 1816. Pölitz, Karl Heinrich Ludwig K. H. L. Pölitz Aesthetik für gebildete Leser, 2 Theile. Leipzig. 1807. Schreiber, Alois Wilhelm Al. W. Schreiber's Lehrbuch der Aesthetik. Lübeck 1809. 7568
748
§. 263

Gemeint ist I § 262 c.

749
hieher gehörigen Schriften des Aristoteles, Cicero und Quintilian

Zu den rhetorischen Werken des Aristoteles und des hier in der gängigen Schreibweise genannten Quintilian vgl. I § 146 bzw. I § 42. Die rhetorischen Schriften Ciceros stellen einen gewichtigen Teil seines Gesamtwerkes dar (vgl. I § 60). Zu nennen sind in diesem Zusammenhang v.a. das Frühwerk De inventione, De oratore, der Orator, die Partitiones oratoriae, die kurze Schrift De optimo genere oratorum sowie der Brutus. Ein besonderer Fall ist die bereits in der Antike Cicero zugeschriebene Rhetorica ad Herennium. Während man die Autorschaft Ciceros heute nahezu ausschließt, wird die Rhetorica im 18. Jh. noch immer Cicero zugerechnet (vgl. Bibl. Nöss. 400 Nr. 272).

750
Desselben Handbuch der Aesthetik für gebildete Leser aus allen Ständen, 4 Theile. Halle 1809

Ob die erste (1803–1805) oder die zweite Auflage (1807–1820) gemeint ist, ist nicht zu entscheiden. Der zweite Band der zweiten Auflage stammt aus dem Jahr 1809.

751
F. Bouterweck Aesthetik, 2 Theile. Leipzig 1816

Die beiden Bände der Erstauflage sind 1806 erschienen, zudem findet sich eine in Göttingen erschienene, berichtigte und völlig umgearbeitete zweite Ausgabe aus dem Jahr 1815.

752
Al. W. Schreiber's Lehrbuch der Aesthetik. Lübeck 1809

Aloys Wilhelm Schreibers (1763–1841) Lehrbuch ist in Heidelberg erschienen.

753
(Anm.)Anmerkung Hierzu kann die Lesung solcher kritischer Schriften und so gründlicher Recensionen, wie früherhin die Briefe die neueste Literatur betreffend, dann die Bibliothek der schönen Wissenschaften, späterhin mehrere der bekannten 808 Allgemeinen Literaturzeitungen, neben vielen oberflächlichen enthielten, allerdings sehr nützlich seyn, wenn man Zeit hat, langsam und prüfend zu lesen. Nicht minder aber sind eigene praktische Uebungen, zumal unter dem Auge eines kritischen Lehrers, oder wenigstens kritischen und talentvollen Freundes, schon auf der Universität sehr zu empfehlen. Ueberhaupt aber sollte auch der Theologe und Prediger den Werken des Geschmacks nie fremd werden. Sie sind vorzüglich geschickt, den Geist vor der Erstarrung oder dem Herabsinken in das Niedrige und Gemeine zu bewahren, was leider an so vielen Mitgliedern dieses Standes wahrgenommen und beklagt werden muß. Man (vergl.)vergleiche 809meine Briefe an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung, (Br.)Brief 23. 24. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
754
Briefe, die neueste Literatur betreffend, Berlin 1761–65 in 24 Theilen

Die Briefe, die Neueste Litteratur betreffend 1 (1759)–23/24 (1765/1766) stammen von Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai (1733–1811).

755
Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste, Leipz. 1757–65 […] Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften etc. Leipz. 1766–91 bisher in 43 Bänden

Die zwölfbändige Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (Leipzig 1757–1765) wurde von Friedrich Nicolai (1733–1811) und Moses Mendelssohn, ab dem fünften Band von Christian Felix Weiße (1726–1804) herausgegeben. Wohl bis zu Bd. 35 (1788) verantwortete Weiße als Nachfolgeorgan auch die Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 1 (1765/66) – 72 (1806), die der Leipziger Verleger Johann Gottfried Dyck (1750–1815) danach allein fortführte.

756
Allgemeinen Literaturzeitungen

Gemeint sind etwa die Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena/Leipzig bzw. Halle 1785–1849), von der sich die im Vergleich zu ihrem halleschen Pendant bald bedeutendere Jenaische Allgemeine Literaturzeitung (Jena 1804–1841) abspaltete, die 1739 als Göttingische Zeitungen von Gelehrten Sachen gegründeten und bis heute erscheinenden Göttingische[n] Gelehrte[n] Anzeigen oder die zum Zeitpunkt des Erscheinens der dritten Auflage der Anweisung bereits eingestellte Allgemeine deutsche Bibliothek (Berlin/Stettin 1765–1806) (ab 1793 unter dem Titel Neue allgemeine deutsche Bibliothek).

757
meine Briefe an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung, Br. 23. 24

August Hermann Niemeyers Briefe an christliche Religionslehrer sind in zwei Auflagen erschienen. Die drei Bände der ersten Auflage (1796–1799) sind als Sammlungen erschienen, die zwei Bände der zweiten Auflage (1803) als Theile, wobei der zweite Teil die dritte Sammlung enthält. Hier kann nur die zweite Auflage gemeint sein, da die Erstauflage der dritten Sammlung mit dem 22. Brief endet.

1
Die Leser erhalten das Werk seines Verfassers […] Dies betrifft indeß keine Hauptsachen

Vgl. I Vorrede Hg. c IVf.

1
52 Man weiß, daß zur Theologie auch die sogenannte natürliche Theologie, die Exegetik oder exegetische Theologie,53 und die Religions- und54 Kirchengeschichte gerechnet werde55, welche eigentlich Theile der [5] Vorbereitungswissenschaften sind. Die eigentliche Theologie, so fern56 sie nicht aus der Natur allein geschöpft wird, faßt, wie sich im Folgenden zeigen wird, nebst den aus der heiligen Schrift gezognen57 Sätzen, auch verschiedne58 gelehrte Vorstellungen über diese Sätze in sich; von diesen unterrichtet uns die Kirchengeschichte 59. Die heilige Schrift erfordert, ausser60 den allgemeinen Grundsätzen der Auslegung, auch eine besondre61 Behandlungsart, weil sie ihren eigenthümlichen Sprachgebrauch hat, und historische Kenntnisse voraussetzt, ohne welche die heilige Schrift62 nicht erklärt, und ihr Text nicht richtig beurtheilt werden kan63; welches die (biblische) Exegetik nothwendig macht. Die natürliche Theologie gehört als strengere Wissenschaft freylich64 zur Philosophie,65 aber sie kan66, wenigstens hypothetisch, auch von einer göttlichen nähern Offenbarung handeln, und, wenn man die natürliche Theologie von der geoffenbarten absondern will, so bedarf die Ueberzeugung von dieser letztern einiger philosophischen Vorerkenntnisse67, die allenfalls auch in [292] eine besondre68 Wissenschaft gebracht [6] werden könnten, welche der eigentlichen geoffenbarten Theologie zur Einleitung dienen würde. 69
2
108 Gewissermaßen109 setzt zwar die exegetische Theologie, wegen der dabey110 erforderlichen historischen Kenntnisse, die historische voraus. Aber umgekehrt ist doch auch nicht verständlich, woher unter Christen die verschiedenen Vorstellungen über gewisse Lehren enstanden sind111, die man in der [7] heiligen Schrift zu finden glaubte,112 und [294] noch weniger läßt sich ihre Richtig-113 und114 Unrichtigkeit beurtheilen, wenn man [8] nicht die heilige Schrift zu erklären versteht. Auch ist bey115 der systematischen Theologie die Kenntniß der exegetischen um so nothwendiger als die der historischen, weil die Kenntniß der Religionslehren selbst wichtiger ist116 als die Kenntniß der verschiedenen Vorstellungen davon117.
1.
Anm.Anmerkung 207 1. Der Wahn, daß es irgend einen oder mehrere Menschen gebe, die in Bestimmung des Sinnes der heiligen Schrift untrüglich208 wären, verdient weder Aufmerksamkeit noch Widerlegung. Er stößt zu sehr gegen den schlichten Menschenverstand und gegen die allgemeine Erfahrung an; ist Widerspruch gegen die göttliche Weisheit, die nichts vergeblich thut, und geradezu solchen Menschen Aufschluß in der Religion geben könnte, ohne erst durch einen Umweg Aufschluß über den Verstand eines Buchs zu geben, das Aufschluß über die Religion enthalten soll; und noch hat seit den Zeiten, da das Christenthum zuerst schriftlich in diesen Büchern verfaßt wurde, keiner, der sich dieser untrüglichen Erklärungen rühmte, den Beweis für diese seine Einbildung führen, oder das göttliche Creditiv dazu aufweisen können.
2.
Anm.Anmerkung 209 2. Daß jeder, der die Bibel und ihren Verstand untersuchen soll, eben so, wie Andre210, irren könne, ist freylich wahr. Aber211 es bleibt doch jedem kein andres212 Mittel, möglichst sicher zu gehn213, als eigne214 Untersuchung, und deswegen möglichstes Streben nach den Mitteln, die ihn dazu in den Stand setzen können215 (
Röm. 14, 12. 22. 4. 5.).216
Mehr, als das Mögliche thun, mehr, als alle Mittel wozu217 sich bekannt machen, und treu brauchen218, fordert Gott nicht. Wenn uns unser Herz, auch hierin, nicht verdammt, so haben wir Freudigkeit vor Gott,219 und was wir bitten, werden wir von [15] ihm empfangen, denn wir thun was vor ihm recht ist220 (
1 Joh. 3, 22.).221
5
Geschichte ist Moral […] studiert und nachgeahmt zu werden

Die griffige Formel, Geschichte sei in Wirklichkeit verwandelte Moral, lässt sich nicht nachweisen, erinnert aber an die sog. pragmatische Geschichtsschreibung (vgl. I § 225).

6
Vergl.Vergleiche auch Doederlein, Johann Christoph Joh. 319 A. Christoph. Döderlein 4320 (Abhandl.)Abhandlungen de historiae Jesu321 tenendae tradendaeque necessitate in dessen Opusculis theologicis, Jenae 1789 in322 (gr.)groß 8. (S.)Seite 1 folgg.folgende 323
7
Joh. A. Christoph. Döderlein 4 Abhandl. […] S. 1 folgg.

Im Inhaltsverzeichnis ist De historiae Iesu tenendae tradendaeque necessitate ac modo (aaO 1–58) näher als Scripta IV. programmatibus in Festo Nativitatis Christi, Ienae annis 1783–1786 bestimmt. Dieser Text zerfällt in zwei Teile: De necessitate tenendae historiae Christi et tradendae (aaO 6–21) und De modo historiae Iesu tenendae et tradendae (aaO 22–58). Eine Initiale A. ist für den Autor nicht nachzuweisen.

8
Hessischen Schriften über die biblische Geschichte

Gemeint sind die Schriften des Zürcher Theologen Johann Jakob Hess (1741–1828). Zu nennen ist v.a. die Geschichte der drei letzten Lebensjahre Jesu (1768–1773 aus Angst vor Zensur ohne Angabe des Verfassers und des Druckortes erschienen), die später, um die 1773 veröffentlichte Jugendgeschichte Jesu ergänzt, zur mehrfach aufgelegten, nachgedruckten und übersetzten Lebensgeschichte Jesu in drei Bänden (81822–1823) ausgearbeitet wurde. Die aus dem göttlichen Geschichtsplan abzuleitenden Konsequenzen für die Dogmatik sind etwa in Von dem Reiche Gottes. Ein Versuch über den Plan der göttlichen Anstalten und Offenbarungen (1774), das unter dem Titel Kern der Lehre vom Reiche Gottes. Nach Anleitung des biblischen Geschichtinhalts (1819) in kürzerer Überarbeitung erschien, sowie in der Bibliothek der heiligen Geschichte. Beyträge zur Beföderung des biblischen Geschichtstudiums, mit Hinsicht auf die Apologie des Christenthums (1791/1792) dargestellt.

9
378 Ueber einige gewöhnliche Vorurtheile gegen die Nothwendigkeit des eignen Fleisses bey379 dem Studium der Bibel, nebst Empfehlungen desselben380 (s.)siehe Sixtini Amama Antibarbarus biblicus (der vermehrtern381 Ausgabe, Franecker 1656.textgrid:2r581 4.) in der vorgesetzten Rede de barbarie und in dem ersten Buche.
10
425 Wer blind gegen die Fortschritte der Wissenschaften in unsrer426 Zeit, oder undankbar gegen Gottes allezeit weise VorsehungVorsehung427, dieses letzte leugnen428 will, sieht gewiß nicht, wie sehr 429 schnöde Verachtung der Religion430 und des Christenthums zu unsrer Zeit,431 Gleichgültigkeit oder Haß gegen die Bibel, und432 Unkunde gründlicher Kenntnisse eines biblischen Auslegers433 zur [25] Seite haben; wie die, welche die Bibel jetzt verstellen, nicht434 aus den Erzählungen und dem Vortrage der biblischen Schriftsteller überhaupt lernen, sondern die Bibel, bey dem435 Mangel gründlicher436 Kenntnisse,437 und 438 Unfähigkeit,439 sich in sie440 hinein zu denken, durch eine andre441 Einkleidung nach ihrer Phantasie umschmelzen; und daß eben442 jene unleugbare443 Fortschritte in exegetischen Hülfsmitteln 444 ein Damm sind445, den die göttliche Vorsehung446 solchen Mißhandlungen der Bibel und der Religion vorzieht.
11
Augustins Ansehen

Der aus dem nordafrikanischen Thagaste stammende spätere Bischof Augustin von Hippo (354–430) gehört, an der Schwelle zum Mittelalter stehend, zu den bedeutendsten Theologen und Philosophen der Alten Kirche sowie der christlich-abendländischen Tradition überhaupt (Augustinismus) und hat die christliche Theologie (v.a. im Hinblick auf die Trinitäts-, Prädestinations-, Erbsünden- und Gnadenlehre) über das Mittelalter hinaus entscheidend geprägt (vgl. II § 115).

12
Glossa ordinaria des 9ten Jahrhunderts

Unter Glossa ordinaria versteht man Glossen (der Zusatz ordinaria ist nicht vor dem 14. Jh. belegt) zur Vulgata, die den Kirchenvätern und späteren Autoren entnommen waren, zusätzlich aber auch Bemerkungen der Glossatoren selbst enthielten. Längere Glossen waren an den Rand (glossa marginalis), kürzere zwischen die Zeilen (glossa interlinearis) des biblischen Textes geschrieben. Die Glosse wurde so zum normativen Bestandteil des Schriftstudiums, Bibeltext und Glosse bildeten graphisch wie sachlich eine Einheit und wurden grundsätzlich zusammen betrachtet. Neben der Theologie spielten Glossen auch in den Rechtswissenschaften (hier zum Corpus Iuris Civilis) eine bedeutende Rolle, die Rechtsgeschichte bezeichnet das 12. und 13 Jh. gar als Glossatorenzeit. In theologiegeschichtlicher Perspektive ist v.a. Anselm von Laon (ca. 1050–1117) zu nennen, dessen Glossa ordinaria gemeinhin als erstes Werk dieser Art angesehen werden, rechtsgeschichtlich sei auf die Glossa ordinaria des italienischen Rechtsgelehrten Accursius (1185–1263) mit ihren knapp 100.000 Glossen verwiesen. Die Entstehungsgeschichte der Glossa ordinaria ist zwar noch nicht abschließend rekonstruiert, doch finden sich voneinander durchaus abweichend glossierte Handschriften einzelner biblischer Bücher bereits in der Karolingerzeit.

13
Scholastiker, mehr darauf bedacht, Kirchenmeinungen zu befestigen, und sie durch Philosophie aufzuklären, verlohren die Bibel fast ganz aus dem Gesichte

Unter Scholastik (Schulwissenschaft) wird vielfach lediglich die Theologie und Philosophie des Mittelalters verstanden, streng genommen meint sie jedoch eher eine Denkform, die im Mittelalter jedwede Wissenschaft umfasst und sich als solche auch später (s.u.) findet. Als Grund für die Herausbildung der mittelalterlichen Scholastik ist der immense Rationalitätsschub im 12. Jh. anzuführen (vgl. II § 115). Wie die Sentenzenwerke, insbesondere das des Petrus Lombardus (vgl. II § 115), zeigen, nahm die lehrbuchartige Aufbereitung theologischer Themen zu. Die Tendenz, über die Bibel hinaus autoritative philosophische Texte (Augustin, Aristoteles etc.) für die ausholende Klärung von theologischen Sachfragen heranzuziehen, schlägt sich in spezifischen literarischen Formen wie Kommentaren oder Summen, am bekanntesten die des Thomas von Aquin (vgl. II § 115), nieder. Insgesamt ist die Scholastik, deren wichtigste Phase zwischen 1250 und 1350 anzusetzen ist, in sehr hohem Maße von formalen Betrachtungsweisen geprägt und aus diesem Grund später nicht selten negativ konnotiert.

14
Paulizianer

Die erstmals im 7. Jh. im armenischen Raum auftretenden und bald über ganz Kleinasien verbreiteten Paulizianer (Paulikianer) waren eine dualistische Glaubensgemeinschaft, die immer wieder mit der Gnosis, dem Manichäismus (vgl. II § 113) oder Marcion von Sinope (gest. vor 160) in Verbindung gebracht wurde. Im Neuen Testament bezogen sie sich v.a. auf Paulus (im 18. Jh. wurde aus der Hochschätzung des Apostels auch der Name abgeleitet); das Alte Testament wurde, wie etwa auch die Bilder- und Kreuzesverehrung und die bestehende kirchliche Hierarchie, abgelehnt. Während der Zeit des Ikonoklasmus im byzantinischen Reich (vgl. II § 83) wohl noch toleriert, wanderten am Ende des 9. Jh.s zahlreiche Paulizianer nach Syrien, Süditalien und auf den Balkan aus. Vor ihrem Verschwinden ab dem 11. Jh. scheinen sie auf dem Balkan die Bogomilen und über diese die Katharer beeinflusst zu haben.

15
Katharer

Die Katharer oder auch die Reinen (griech. καθαρός) sind eine ab dem 11. Jh. nachzuweisende, v.a. in Südfrankreich (vgl. II § 113), dann aber auch in Italien und Deutschland verbreitete dualistische Glaubensgemeinschaft mit eigener Kirchenorganisation, die ebenfalls mit der Gnosis und dem Manichäismus (vgl. II § 113) in Verbindung gebracht wurde und wie die Waldenser im Kontext der Laien- und Armutsbewegung zu sehen ist. Äußeres Kennzeichen war eine zumindest in Teilen (die sog. perfecti bzw. perfectae) streng asketische Lebensführung und ein durch das Gebet bestimmter Tagesablauf. Nach dem in mehreren Phasen geführten Albingenserkreuzzug (1209–1229) waren die Katharer zwar grundsätzlich militärisch besiegt, verschwanden jedoch erst im 14. Jh. endgültig.

16
Waldenser

Die auf den zu einem Leben in Armut bekehrten Lyoner Kaufmann (Petrus) Valdes (gest. vor 1218) zurückgehenden und bis heute existierenden Waldenser (das 18. Jh. kennt jedoch über zwanzig weitere Bezeichnungen) wurden auf dem Konzil von Verona (1184) erstmals als Häretiker verurteilt und seitdem immer wieder teils massiv verfolgt. Nach ihrer Vertreibung aus Lyon breiteten sich die auch als Arme von Lyon bekannten Anhänger Valdes', die ein asketisches Leben anstrebten und im Gegensatz zu den Katharern an den Lehren der römischen Kirche festhielten, sich dann jedoch zunehmend von allem distanzierten, was ihrer Meinung nach nicht im Evangelium begründet war, von Südfrankreich u.a. nach Norditalien aus. Dort wurden sie auch als Lombardische Arme bezeichnet. Die weitere Ausbreitung in Europa (u.a. in den deutschsprachigen Raum) verlief regional unterschiedlich, und auch die Anschauungen der einzelnen Gruppen konnten durchaus voneinander abweichen. Gemeinsames Kennzeichen blieb jedoch ein intensiver biblizistischer Schriftbezug.

17
Auferstehung der Wissenschaften seit dem 15ten Jahrhundert

Gemeint ist der die Antike wiederbelebende Renaissance-Humanismus im Allgemeinen und der Bibelhumanismus – zu nennen sind etwa Melanchthon und Erasmus von Rotterdam, aber auch Hebraisten wie Johannes Reuchlin (1455–1522) – im Besonderen.

18
gereinigtern Kirchen […] menschliche Grübeley zunahm

Nachdem die Lehre der gereinigteren, d.h. reformatorischen, Kirchen festgelegt war und im Vergleich zu den mittelalterlichen Summen dem Umfang nach massiv reduziert werden konnte (vgl. v.a. Melanchthons Loci Communes [1521]), ging man in der Orthodoxie des ausgehenden 16. Jh.s dazu über, diese Lehre methodisch und systematisch zu entfalten. Die Darstellungen führender orthodoxer lutherischer Theologen wie Johann Gerhards (1582–1637) neunbändige Loci theologici (1610–1622) und Abraham Calovs (1612–1686) unvollständiges zwölfbändiges Systema locorum theologicorum (1655–1677) wurden so wieder kleinteiliger und nahmen dem Umfang nach zu. Bisweilen wird dieses Phänomen als protestantische Scholastik (s.o.) bezeichnet.

19
einige trefliche Sprachkundige, gegen die Mitte des 17ten, die richtige Art der Bibelerklärung

Zu den Vorreitern einer freieren Exegese, die die biblische Überlieferung im 17. Jh. philologisch und historisch, d.h. im Wesentlichen wie jede antike Quelle, erschlossen, gehören der reformierte Theologe Hugo Grotius (vgl. I § 207 c) sowie der Katholik Richard Simon (1638–1712). Während die freiere Bibelauslegung im protestantischen Bereich nach und nach zur Durchsetzung kam (Clericus, Turrettini, Wettstein u.a.), fand der mit Richard Simon im katholischen Bereich auf den Weg gebrachte historisch-kritische Ansatz keine Verbreitung. V.a. in Gestalt Marie-Joseph Lagranges (1855–1938) änderte sich dies erst gegen Ende des 19. Jh.s, Theologen wie etwa Johann Leonhard Hug (vgl. II § 34 c) waren zuvor eher die Ausnahme geblieben.

20
gegen das Ende desselben, die hallische Theologen mit ihren Schülern, Liebe zur Bibel durch ihr Beyspiel empfahlen

Gemeint ist die Behandlung der Bibel innerhalb des maßgeblich von August Hermann Francke (1663–1727) geprägten halleschen Pietismus (vgl. II § 98) und seiner auf Philipp Jakob Spener zurückgehenden Collegia biblica (vgl. II § 63 c). Durch die Beschränkung auf Halle bleibt eine Autorität wie Johann Albrecht Bengel an dieser Stelle unberücksichtigt (vgl. II § 35 c).

21
Eifer, die Bibel zu forschen, und die exegetische Theologie nach allen ihren Theilen zu bearbeiten, stieg sichtbar seit der Mitte des 18ten Jahrhunderts

Am Ende des in diesem Paragraphen gebotenen exegesegeschichtlichen Abrisses stehen Theologen wie Johann Salomo Semler (vgl. II § 104), Johann David Michaelis (vgl. I § 157), Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) (vgl. II § 34 bzw. II § 34 c) oder Johann August Ernesti (vgl. I § 136), die allesamt zu den Bahnbrechern einer kritischen Exegese und bedeutendsten Vertretern der Aufklärungstheologie zu rechnen sind und mit ihren Arbeiten in der Anweisung immer wieder angeführt werden.

22
Deutlichkeit der heiligen Schrift, als eine Unterscheidungslehre

Im Hintergrund steht die von Luther in De servo arbitrio (1525) formulierte Grundannahme von der claritas (externa bzw. interna) scripturae (vgl. WA 18 [1908], [551] 600–787, 606–609). Diese wurde in der Folgezeit ausgebaut und gehört als Lehre von der Klarheit (claritas bzw. perspicuitas) der Schrift im Rahmen der sog. affectiones scripturae primariae zum festen Bestand der altprotestantischen Dogmatik. Dagegen bleibt die Schrift nach katholischer Auffassung ohne kirchliches Lehramt dunkel und für Laien unverständlich.

23
Man dürfe sich nur an den ersten einfältigsten Sinn halten, der sich uns darin darstellt

Vgl. II § 70; II § 143.

24
[29] Bey beyden532 Wissenschaften soll im Folgenden zugleich von ihrem Umfang, 533 Nothwendigkeit, Schwierigkeit, und Mitteln534 diese535 zu heben, oder gründliche Kenntnisse und Fertigkeiten darin zu erlangen, überhaupt gehandelt werden. Dadurch werden die Vorurtheile von dem zu Leichten oder zu Schweren bey536 dem biblischen Studium von selbst wegfallen, daß sie 537 keiner besondern538 Widerlegung bedürfen.
25
576 Es ist also widersinnig, zu behaupten, durch die Kritik würde die heilige Schrift dem Willkühr577 und 578 Muthwillen der Menschen Preis gegeben; da eben die Kritik das Mittel ist, um zu entdecken, ob hiebey579 etwas willkührlich580 und widerrechtlich geschehen sey581 oder nicht, und um diesem zu steuern, oder es zu Schanden zu machen.
26
614 Erasmi Apologia und dessen Capita argumentorum contra morosos quosdam ac indoctos, vor der 2ten Ausgabe seines griechischen neuen Testamentes (1519) 615, und in dessen folgenden Ausgaben, nebst verschiednen616 seiner Apologien617 im 9ten Bande seiner Werke nach le Clerc618 Ausgabe; 837 Rich. Bentley Anmerkungen über das Buch: Freyheit619 zu denken, nach der deutschen Uebersetzung, Halle 1745 in620 8. (S.)Seite 200 f.folgend 621; und in bündigster Kürze die 838 Griesbachische Vorrede zum zweyten622 Bande seiner Ausgabe des neuen Testaments, sind sehr dienlich, um gleich im Anfang diese Vorurtheile niederzuschlagen.
27
Rich. Bentley Anmerkungen […] S. 200 f.

Richard Bentleys (unter dem Pseudonym Phileleutherus Lipsiensis veröffentlichte) Remarks upon a late Discourse of Free-Thinking (1713) wurden mehrfach aufgelegt (81743) und übersetzt. Die deutsche Übersetzung Richard Bentleys […] Anmerckungen über das Buch Freyheit zu dencken (1745) besorgte der hallesche Theologe Friedrich Eberhard Rambach (1708–1775). Die hier angeführte zwey und dreißigste Anmerckung (aaO 200–263) behandelt John Mills Ausgabe des Neuen Testaments (vgl. II § 35) und verteidigt trotz der in dieser Edition festgestellten etwa 30.000 Textvarianten die prinzipielle Glaubwürdigkeit der neutestamentlichen Überlieferung.

28
Griesbachische Vorrede zum zweyten Bande seiner Ausgabe des neuen Testaments

Der während des Studiums in Halle u.a. von Semler und Nösselt und in Leipzig von Ernesti beeinflusste Johann Jakob Griesbach (1745–1812) wurde 1773 außerordentlicher Professor der Theologie in Halle, wechselte dann jedoch als Ordinarius nach Jena und prägte die dortige Universität maßgeblich. Griesbach zählt zu den führenden Textkritikern des 18. Jh.s und ist für seine Ausgabe des Neuen Testaments (vgl. II § 34) bekannt. Nach ihm benannt ist die Griesbach-Hypothese, nach der das Lukas- vom Matthäusevangelium abhängig ist und das Markusevangelium eine Kurzfassung beider darstellt. Ein bedeutendes neologisches Werk (vgl. BdN III) ist seine Anleitung zum Studium der populären Dogmatik (1779; 41789).

29
[326] [40] 672 841Was hier und in dem Folgenden gesagt ist, fühlt schwerlich jemand, wer673 nicht bey674 Untersuchungen dieser Art hergekommen ist, und selbst Versuche gemacht hat. Die wunderbaren Erscheinungen in der alexandrinischen Uebersetzung des (A. Test.)Altes Testament und in griechisch-lateinischen Handschriften des neuen, können hier zu einigen Beyspielen dienen,675 und wer die kritische Literatur kennt, wie sie sich ohngefehr676 seit den nächsten dreyßigzwanzig 677 Jahren gebildet hat, kan einigermaßeneinigermassen 679 sehen, wie viel sich in diesem noch so unbekannten Lande, durch Aufsuchung bisher verborgen gewesener Hülfsmittel und durch regelmäßigen Fleiß,681 entdecken laße682, und noch zu entdecken übrig sey683. Traurig ists nur immer, daß, wenn man einigen Schutt weggeräumt hat, um diese verborgnen684 Schätze zu entdecken, so manche unberufne685 Arbeiter wieder neuen Schutt aufhäufen, und, unter Vorspiegelung einer höhern Kritik, die guten Gänge zuwerfen, um andre686 zu graben, die statt des Erzes nur Kolen687 enthalten. 688
30
31
Was hier und in dem Folgenden gesagt ist, fühlt schwerlich jemand, wer nicht bey Untersuchungen dieser Art hergekommen ist, und selbst Versuche gemacht hat

In seiner Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) betont Niemeyer, dass Nösselt nicht zuletzt aufgrund seiner exegetischen Arbeiten zu den führenden Theologen seiner Zeit gezählt werde (aaO I 252), dass auf dem Gebiet der Exegese nichts Großes oder Kleines geschehen sei, was Nösselts Aufmerksamkeit entgangen wäre (vgl. aaO I 156), und weiß von Nösselts Plan, eine eigene Ausgabe des Neuen Testaments zu besorgen (vgl. aaO I 157). Dass die exegetische Theologie zu Nösselts Interessenschwerpunkten gehörte, wird auch an der relativen Häufigkeit seiner diesbezüglichen Vorlesungen deutlich.

1.
*)705 (Z. B.)Zum Beispiel die Regeln: welche Leseart die meisten Zeugnisse vor sich hat, ist die beste;706 die lateinischen Lesearten sind der Verfälschung verdächtig (u. d. gl.)und dergleichen
2.
**)707 (Z. B.)Zum Beispiel wenn alles 708 gleich ist, ist die ältere Leseart [36] der neuern vorzuziehen; die schwierigere oder ungewöhnlichere Leseart ist ächter709 als die leichtere (etc.)et cetera (etc.)et cetera
3.
†)710 So ist das allerdings gewiß, was ehedem niemand sahe711, daß es verschiedne712 sogenannte Recensionen oder Arten des Textes im neuen Testament giebt, und daß unter diesen eine alexandrinische ist; aber [42] welche Handschriften, [328] Uebersetzungen und dergleichen diese Recension enthalten, kan713 man zum Theil wohl aus äusserlichen714 Umständen, (z. B.)zum Beispiel dem Texte, wie er bey715 ägyptischen Kirchenvätern716, in der koptischen Version (etc.)et cetera (etc.)et cetera vorkommt, schließen717, noch weit mehr aber aus Vergleichung solcher Lesearten, die gewisse Handschriften vor andern auszeichnen. Und doch hält es wieder schwer, den allgemeinen Charakter dieser Recension zu bestimmen, da manche Handschriften in einigen Büchern dieser718, in andern einer andern folgen, wie (z. B.)zum Beispiel die sogenannte alexandrinische in den Briefen Pauli, nicht so in den Evangelisten; auch noch bis jetzt kein Text in irgend einer solchen Handschrift aufgefunden ist, der nicht auch Lesearten enthielte, die einer andern Recension eigen sind.
4.
††) Und wenn719 also nicht die Geschichte aller dieser Quellen bekannt ist, können die Regeln unmöglich richtig oder bestimmt genug werden;720 ein Fehler, dessen sich bey721 dem hebräischen Text diejenigen eben sowohl schuldig machen, die den sogenannten masorethischen Text schlechthin verwerfen, als die, so ihn geradezu vorziehen.
5.
†††)722 So sind es sehr gute Regeln bey den723 griechischen Text des neuen Testaments: Unter724 mehrern Lesearten ist diejenige wahrscheinlicher, die mit der sonstigen Art zu reden ebendesselben Schriftstellers am meisten übereinstimmt; ein härterer, ungriechischer Ausdruck ist weniger verdächtig, als der leichtere und sonst gewöhnlichere, und: die Leseart ist die verdächtigere, deren Ursprung aus der andern [43] gezeigt werden kan.725 Aber eben sowohl kan726 der Parallelismus zur Veränderung einer Leseart verführt haben:727 der ungriechische Ausdruck kan728 aus einem Schreibfehler solchen729 Abschreiber herrühren, [329] die des Griechischen unkundig waren; [37] und die eine Leseart läßt sich bisweilen730 eben sowohl aus der andern, wie diese aus jener ableiten.
37
745 So möchte (z. B.)zum Beispiel 848 Valkenar 746 in den Adnott. crit. in loca quaedam libr.747 novi foederis, hinter Ti.748 Hemsterhusii Orationibus (Lugd. Bat. 1784.textgrid:3c0g3 8.) (p.)pagina 365 (seq.)sequens wohl recht749 haben, daß
Luc. 19, 38
statt εἰρήνη ἐν οὐρανῷ, [38] zu lesen sey750, 849 εἰρ. ἐν ἀνθρώποις. Denn die gemeine Leseart hat keinen schicklichen Sinn;751 die ähnliche Stelle (Kap.)Kapitel 2, 14. erforderte ἐν ἀνθρώποις, oder etwas Aehnliches; die alexandrinische Handschrift hat οὐρανοις 752, aus der Abkürzung ανοις 753 (ἀνθρώποις) konnte leicht ουνοις 754 (οὐρανοῖς) entstehen, wie Apocalyps.755 16, 18. wirklich geschehen ist, und dies756 in das gewöhnlichere οὐρανῷ frühzeitig übergehen.
38
Valkenar in den Adnott. crit. […] p. 365 seq.

Der hier angeführte Band beinhaltet Reden des niederländischen Philologen Tiberius Hemsterhuis und seines Schülers Lodewijk Caspar Valckenaer (vgl. I § 90). Den Reden Valckenaers sind die Schediasma, specimen exhibens Adnotationum Criticarum in loca quaedam Librorum Sacrorum Novi Foederis (aaO 324–412) angehängt. Hier findet sich seine in der Anweisung nachfolgend wiedergegebene Auseinandersetzung der unterschiedlichen Lesarten in Lk 19,38; 2,14; Offb 16,18 (vgl. aaO 365f.).

39
εἰρ.

D.i. erneut εἰρήνη.

40
bekannte Streitigkeit […] im hebräischen Texte des alten Testaments

Vgl. I § 165.

41
(Anm.)Anmerkung {Von den Untersuchungen über die Echtheit oder Unechtheit der biblischen Bücher, findet man in den Einleitungen die beste Auskunft. Unter denen über das alte Testament, zeichnet sich die 858 Eichhornsche und die kürzere Bauersche, über das neue Testament die 859 Michaelisische mit Marsh Zusätzen, die 860 Hänleinsche, daß gleiche die 861 Eichhornsche, und vorzüglich auch die 862 Hugsche aus. Ueber die sämmtlichen biblischen Schriften verbreiten sich die 863 Einleitungen von Berthold und de Wette.}
42
im neuen Testamente ein vortrefliches Muster an der Griesbachischen Ausgabe haben

Nach den Ausgaben Mills, Bengels und Wettsteins (vgl. II § 35) stellt Johann Jakob Griesbachs Novum Testamentum Graece (1775/1777; 21796/1806; 31803/1807) den Höhepunkt der wissenschaftlichen Editionen des Neuen Testaments im 18. Jh. dar. Auch wenn der bis auf Erasmus von Rotterdam zurückgehende textus receptus bereits zuvor immer wieder in Frage gestellt wurde, gilt Griesbach als der erste, der diesen an gleich mehreren hundert Stellen abänderte. Seine Edition wurde zum Vorbild nachfolgender Ausgaben, sein Text fand im 19. Jh. weite Verbreitung und wurde letztlich erst durch die Ausgabe (1898) Eberhard Nestles (1851–1913) abgelöst. In der dritten Auflage der Anweisung ist zusätzlich das Novum Testamentum Graece (1797; 31824) Georg Christian Knapps (1753–1825) angeführt, der als Sohn des Pietisten und Direktors der Franckeschen Stiftungen Johann Georg Knapp (1705–1771) in Halle studiert und nach einer Stelle als Lehrer an der Waisenhausschule und einer Studienreise seit 1782 ebenda eine ordentliche theologische Professur innehatte. Zudem wurde er wenig später Kondirektor der Franckeschen Stiftungen. Gemeinsam mit Nösselt und Niemeyer gehörte Knapp – häufig als letzter Repräsentant des halleschen Pietismus bezeichnet – zu den prägenden Gestalten des theologischen Seminars. Knapps griechischer Text des Neuen Testaments war so geschätzt, dass Johann Severin Vater (1771–1826) 1824, in demselben Jahr, in dem auch die dritte Auflage der Knappschen Ausgabe erschien, auf Grundlage Griesbachs und Knapps eine eigene Handausgabe besorgte.

43
Döderlein-Meisnersche Besorgung der Ausgabe von Reineccius

Gemeint ist die ursprünglich von Christian Reineccius (1667–1752) (vgl. I § 160) besorgte und von Johann Christoph Doederlein und Johann Heinrich Meisner (1755–1813) durch die Berücksichtigung der Varianten Kennicotts und de Rossis (vgl. II § 35) verbessert herausgegebene Biblia hebraica Veteris Testamenti (1793).

44
Eichhornische Einleitung ins alte Testament

Aufgrund seiner dreibändigen Einleitung ins Alte Testament (1780–1783), die Johann David Michaelis' unvollendet gebliebene Einleitung in die göttlichen Schriften des Alten Bundes (1787) überragte und die in der vierten Auflage (1823–1824) auf fünf Bände angewachsen war, wird der bedeutende, theologisch der Neologie zuzurechnende Historiker, Orientalist und Philologe Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) nicht selten als Begründer der kritischen Einleitungswissenschaft angesprochen. In diesem Zusammenhang sei auch Eichhorns Einleitung in die apokryphischen Schriften des Alten Testaments (1795) erwähnt.

45
Carpzovschen Introductione und Critica S. V. T.

Gemeint sind die dreiteilige Introductio in libros canonicos bibliorum Veteris Testamenti omnes (1714–1721; 41757) und die ebenfalls dreiteilige Critica sacra Veteris Testamenti (1728; 21748) des Leipziger Extraordinarius und späteren Lübecker Superintendenten Johann Gottlob Carpzov (1679–1767), der als Vertreter der lutherischen Orthodoxie die zunehmend in Frage gestellte Verbalinspiration des Alten Testaments verteidigte.

46
Michaelische Einleitung, nach der 4ten Auflage

Beide Bände der vierten und letzten von Johann David Michaelis besorgten Auflage der Einleitung in die göttlichen Schriften des Neuen Bundes stammen aus dem Jahr 1788, die in der ersten Auflage der Anweisung angeführte dritte Auflage aus dem Jahr 1777. Als Zusätze und Veränderungen der vierten Ausgabe sind die gegenüber der dritten Auflage vorgenommenen Neuerungen 1788 auch separat erschienen. Aufgrund seiner richtungsweisenden Einleitung zählt Michaelis wie sein Göttinger Nachfolger Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) (s.o.) zu den Begründern der biblischen Einleitungswissenschaft.

47
Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie

Vgl. I § 43.

48
Eichhornsche und die kürzere Bauersche

Anders als die mehrbändige Einleitung Eichhorns (s.o.) ist der für seine Vorlesungen konzipierte Entwurf einer Einleitung in die Schriften des alten Testaments (1794; 31806) Georg Lorenz Bauers in nur einem Band erschienen. In der Vorrede zur ersten Auflage stellt Bauer die Bedeutung der Eichhornschen Einleitung nicht nur für seinen eigenen Entwurf heraus, wehrt sich jedoch dagegen, dass man ihn für einen bloßen Epitomator halte. Exegesegeschichtlich wird Bauer immer wieder eine Eigenständigkeit gegenüber Eichhorn attestiert.

49
Michaelisische mit Marsh Zusätzen

Die vierte Auflage von Michaelis' Einleitung in die göttlichen Schriften des Neuen Bundes (s.o.) ist von dem späteren Bischof Herbert Marsh (1757–1839), der u.a. bei Michaelis studiert hatte, ins Englische übersetzt und mit umfangreichen Anmerkungen versehen worden (1793). Diese vielbeachteten Anmerkungen sind von Ernst Friedrich Karl Rosenmüller (1768–1835), 1817 mit der Ehrendoktorwürde der Universität Halle bedacht, unter dem Titel Herbert Marsh's Anmerkungen und Zusätze zu Joh. David Michaelis Einleitung in die Göttlichen Schriften des Neuen Bundes (1795/1803) ins Deutsche übersetzt und mit Michaelis' Korrekturen aus dessen eigenem Handexemplar angereichert worden.

50
Hänleinsche

Heinrich Karl Alexander Hänlein (1762–1829) hat sich mit seinem Handbuch der Einleitung in die Schriften des neuen Testaments (1794; 21801–1809) an Michaelis' maßgeblicher Einleitung (s.o.) abgearbeitet und diese formal und inhaltlich modifiziert, so dass dem Handbuch – ähnlich wie bei Bauer und Eichhorn (s.o.) – nicht selten eine grundsätzliche Eigenständigkeit zugesprochen wird. 1802 ist zudem Hänleins auf dem Handbuch fußendes Lehrbuch der Einleitung in die Schriften des neuen Testamentes für Akademien und Gymnasien erschienen.

51
Eichhornsche

Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) hat neben seiner bahnbrechenden Einleitung ins Alte Testament (s.o.) auch eine fünfbändige Einleitung in das Neue Testament (1804–1827) verfasst, in der etwa die bereits zuvor in Aufsatzform vertretene Urevangeliumshypothese, nach der die drei synoptischen Evangelien auf eine griechische Übersetzung eines aramäischen Urevangeliums zurückgehen, ausgeführt und begründet wird.

52
Hugsche

Die Einleitung in die Schriften des Neuen Testaments (1808; 41847) des katholischen Theologen und Orientalisten Johann Leonhard Hug (1765–1846), in Freiburg zunächst Professor für orientalische Sprachen und Altes Testament, später auch für das Neue Testament, zeichnet sich durch konsequente Anwendung der historisch-kritischen Methode aus, wie sie in der katholischen Exegese durch Richard Simon (1638–1712) auf den Weg gebracht wurde (vgl. II § 19).

53
Einleitungen von Berthold und de Wette

Gemeint ist die eigentümlich angeordnete und nicht selten als umständlich empfundene sechsteilige Historischkritische Einleitung in sämmtliche kanonische und apokryphische Schriften des alten und neuen Testaments (1812–1819) des Erlanger Theologen Leonhard Bertholdt (1774–1822) sowie Wilhelm Martin Leberecht De Wettes Lehrbuch der historisch kritischen Einleitung in die Bibel Alten und Neuen Testaments. Der erste Teil (Altes Testament) ist 1817 (81869) erschienen, der zweite Teil (Neues Testament) erst 1826 (61860).

54
831 Wer schon, auch832 mit kritischem Auge,833 die Werke der alten griechischen834 und lateinischen Schriftsteller835 [41] gelesen hat, wird viel zuverläßiger836 urtheilen können, ob er auch Beruf837 zur Kritik des biblischen Textes habe; nur versteht sichs838, daß er bey839 der letztern sich vorher mit der eigenthümlichen Sprache desselben, die von jener840 sehr abgeht, und zum Theil auch andre841 kritische Regeln erfordert, und mit der Geschichte der Bücher und des Textes wohl bekannt gemacht haben müsse. Je schwerer die biblische Kritik ist, und je wichtiger der Inhalt der Bibel, desto weniger sollte man sich an jene wagen, wenn man nicht dazu schon durch das kritische Lesen der sogenannten ProfanscribentenProfanscribenten842 wäre gebildet worden.
55
(Anm.)Anmerkung 2. Für allgemeine Kritik, ohne besondere Rücksicht auf die biblische, bleibt 868 Clerici ars critica ein schätzbares Werk. Die biblische (critica sacra) ist theoretisch von 869 Bauer, 870 Wettstein, 871 Griesbach, 872 Semler behandelt. Die Hauptsammlungen der Lesearten aus den Handschriften und Uebersetzungen sind bei dem alten Testament von Kennicot und de Rossi, bei dem neuen Testament von Mill, 873 Bengel, Wettstein, Griesbach, 874 Matthäi veranstaltet worden. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
56
Kennicott und de Roßi

Der Geistliche und Hebraist Benjamin Kennicott (1718–1783) hat mit seinem Vetus Testamentum hebraicum cum variis lectionibus (1776–1780) die bis dahin umfassendste Kollation hebräischer Manuskripte geliefert (unter Mithilfe zahlreicher Gelehrter wurden insgesamt 615 hebräische Manuskripte, 16 Handschriften des samaritanischen Pentateuch sowie 52 Editionen verglichen). Trotz einiger Mängel ist diese Sammlung noch immer als Meilenstein in der Geschichte der Textüberlieferung des Alten Testaments anzusprechen. Der in Parma lehrende Hebraist Giovanni Bernardo de Rossi (1742–1831) führte Kennicotts Arbeit mit den vierbändigen Varia lectiones Veteris Testamenti (1784–1788) und einem dazugehörigen Supplementband (1798) weiter und erhöhte die Gesamtzahl der kollationierten Manuskripte auf etwa 1500. Beide Werke finden bis heute Beachtung, ihr Wert für die Textkritik des Alten Testaments war und ist jedoch umstritten.

57
Millischen, Wetsteinischen, Griesbachischen, auch des Letztern Symbolas criticas (Tom. prior. Halae 1785. 8.)

In chronologischer Reihenfolge werden maßgebliche NT‐Editionen des 18. Jh.s aufgezählt: John Mills (1645–1707) in Oxford erschienenes Novum Testamentum Graecum (1707), das später von Ludolf Küster neu besorgt wurde (Rotterdam 1710; Leipzig 1723; Amsterdam 1746) (vgl. II § 27), dann das sowohl aufgrund des textkritischen (s.u.) als auch aufgrund des Annotationenapparates berühmte Novum Testamentum Graecum (1751/1752) Johann Jakob Wettsteins und schließlich die bahnbrechende Ausgabe Johann Jakob Griesbachs (vgl. II § 34). Griesbachs zweibändige Symbolae criticae (1785/1793), die eine Nachlese des v.a. von Wettstein zusammengetragenen textkritischen Materials nebst eigenen Vergleichen darstellen, sind zwar nach der Erstauflage seines Novum Testamentum Graece (1775/1777) erschienen, können jedoch als Vorarbeit zu dieser Ausgabe verstanden werden.

58
Clerici ars critica

Die 1697 in zwei Bänden erschienene und 1700 um einen dritten Band erweiterte Ars Critica des aus Genf stammenden und nach seinem Übertritt zum Arminianismus am Amsterdamer Remonstrantenseminar lehrenden Jean Le Clerc (Clericus) (1657–1736) war als Standardwerk der Textkritik bis weit in das 18. Jh. hinein in Gebrauch.

59
Bauer

Nach dem Studium in Altdorf war Georg Lorenz Bauer (1755–1806) zunächst zehn Jahre als Frühprediger an der Nürnberger Schloßkapelle tätig. 1786 wurde er ebenda Lehrer und ein Jahr später Konrektor an der Schule bei St. Sebald, 1789 als Nachfolger seines Altdorfer Lehrers Johann Andreas Michael Nagel (1710–1788) Professor für Beredsamkeit, morgenländische Sprachen und Moral, bevor er ein Jahr vor seinem Tod eine Professur für morgenländische Literatur und biblische Exegese in Heidelberg übernahm. Bauer gilt innerhalb der Aufklärungstheologie als bedeutender Vertreter einer streng historisch verfahrenden theologia biblica, im Titel seiner Einleitung in das Alte Testament (1794) hat er den Begriff historisch-kritisch erstmals programmatisch verwendet. Hervorzuheben ist zudem seine Arbeit zu Mythos und Mythologie. An dieser Stelle ist Bauers Critica sacra Veteris Testamenti (1795) im Blick, die aus der Bearbeitung der Philologia Sacra des Salomon Glaß (vgl. I § 161) hervorgegangen ist.

60
Wettstein

Der in Basel geborene und nach massiven Auseinandersetzungen in seiner Heimatstadt (Wettsteinhandel) als Nachfolger Le Clercs am Seminar der Remonstranten in Amsterdam lehrende Johann Jakob Wettstein (1693–1754) gehört zu den bedeutendsten Textkritikern nicht nur des 18. Jh.s. Die seiner zweibändigen Ausgabe des Neuen Testaments (s.o.) beigegebenen Prolegomena ad Novi Testamenti Graeci editionem accuratissima waren anonym bereits 1730 erschienen und können als bis dahin gründlichste Studie zur neutestamentlichen Textkritik gelten, der textkritische Apparat seiner Ausgabe übertraf alles bisher Dagewesene. Dass die variae lectiones zu Wettsteins wissenschaftlichem Lebensthema werden würden, deutete sich bereits mit der in der Disputatio (1713) vertretenen These integritatem scripturae per lectionum diversitatem non labefactari an, mit der Wettstein sein Studium in Basel abschloss. Wettsteins Prolegomena wurden später von Semler erneut herausgegeben (s.u.).

61
Griesbach

Theoretische Äußerungen zur Textkritik finden sich in den Vorreden zu Griesbachs (vgl. II § 27) Ausgaben des Neuen Testaments (vgl. II § 34).

62
Semler

Seit seiner Magisterdisputation 1750 hat sich Johann Salomo Semler immer wieder eingehend mit textkritischen Fragen beschäftigt. Besonders hervorzuheben ist seine Neuausgabe (1764) der Prolegomena Johann Jakob Wettsteins (s.o.). Ursprünglich finden sich innerhalb der Prolegomena auch die Animadversiones et cautiones ad examen variarum lectionum N.T. necessariae, die in Wettsteins NT-Edition (s.o.) in den Anhang gewandert sind. In Semlers Ausgabe der Prolegomena finden sich die Animadversiones nicht, stattdessen hat er sie gemeinsam mit dem ebenfalls im Anhang der NT-Edition abgedruckten Stück De interpretatione libri Apocalypseos unter dem Titel Libelli ad crisin atque interpretationem Novi Testamenti (1766) erneut herausgegeben.

63
Bengel

Nach dem Studium an der Universität Tübingen wurde Johann Albrecht Bengel (1687–1752) zunächst Stiftsrepetent und Vikar und nach einer Studienreise mit dem Hauptziel Halle im Jahre 1713 Lehrer an der neugegründeten Klosterschule Denkendorf. In dieser Position prägte Bengel als große Gestalt des württembergischen Pietismus (vgl. II § 98) wenigstens zwei Generationen von Schülern und damit nachhaltig die gesamte Landeskirche. Da die erhoffte universitäre Karriere ausblieb, wurde er 1741 Prälat von Herbrechtingen, ab 1747 Mitglied des Landtages und 1749 Abt von Alpirsbach mit Sitz in Stuttgart, ein Jahr vor seinem Tod verlieh ihm die Tübinger Universität ehrenhalber den theologischen Doktortitel. Bengel hat ein umfangreiches Werk und eine reichhaltige Korrespondenz hinterlassen und gehört mit seiner (mit Ausnahme der Johannesapokalypse) den textus receptus bietenden und mit einem umfangreichen textkritischen Apparat versehenen Ausgabe des Neuen Testaments (1734) zu den maßgeblichen Wegbereitern der neutestamentlichen Textkritik. Es fällt auf, dass Bengel in der Ausgabenabfolge der ersten beiden Auflagen der Anweisung fehlt (vgl. II § 19).

64
Matthäi

Gemeint ist Christian Friedrich von Matthäi (1744–1811), der sich nach dem Studium der klassischen Philologie in Leipzig 1770 ebenda habilitierte. Auf Empfehlung Ernestis wurde Matthäi 1772 zunächst Gymnasialdirektor in Moskau, wenige Jahre später außerordentlicher und schließlich ordentlicher Professor der klassischen Philologie an der dortigen Universität. 1782 wurde er zudem zum Kollegienrat ernannt. Nachdem ihn seine Gesundheit während eines Heimaturlaubes an der Rückreise nach Russland gehindert hatte, übernahm Matthäi 1785 das Rektorat der Meißener Fürstenschule und 1789 eine Professur für Griechisch in Wittenberg. Neben den Klassikern galt sein Interesse dem Neuen Testament, das er zuvor in griechisch-lateinischer Ausgabe (1782–1788) besorgt hatte. In Wittenberg erschien dann u.a. auf Grundlage Moskauer Handschriften sein heute kaum noch bekanntes zweibändiges Novum Testamentum Graece (1803/1804). Kurz darauf kehrte Matthäi nach Moskau zurück, wo er, inzwischen zum Kaiserlich-russischen Hofrat ernannt, starb.

65
Von den Büchern882 zur eigenthümlichen Kenntniß des Sprachgebrauchs s.siehe die 883 876 Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie 884 §. 95–98. 100–107. 885
66
Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie §. 95–98. 100–107

Vgl. I § 43.

67
hebräische von Gesenius

Der ab 1810 als Professor in Halle wirkende Wilhelm Gesenius (1786–1842) zählt bis heute zu den bedeutendsten Hebraisten, sein zweibändiges Hebräisch-deutsches Handwörterbuch über die Schriften des Alten Testaments (1810/1812) ist nach mehreren Überarbeitungen und einer Vielzahl von Auflagen (zuletzt 182013) noch immer ein bibelwissenschaftliches Standardwerk. In der dritten Auflage der Anweisung sind darüber hinaus weitere hebraistische Arbeiten Gesenius' berücksichtigt.

68
griechische von Schleußner

Nach dem Studium in seiner Heimatstadt Leipzig wurde Johann Friedrich Schleusner (1759–1831) Professor in Göttingen und wechselte 1794 nach Wittenberg. Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit stand das hellenistische Griechisch, im Blick ist hier sein Novum lexicon Graeco-latinum in Novum Testamentum (1792; 41819).

69
[44] 896 Diese Kenntniß hat ausseraußer dem897, daß sie den Sinn der heiligen Schrift aufklärt, noch einen andern Nutzen, nemlich899 die Ueberzeugung von der Aechtheit900 und Glaubwürdigkeit der biblischen Bücher besser zu bewirken. Denn diese Ueberzeugung hängt sehr davon ab, daß die Denk- nndund 901 Schreibart in diesen Büchern, und die darin vorkommenden Umstände, dem Charakter der Zeit, des Landes, der nächsten Leser, für die sie bestimmt waren, der Personen, welche902 für die Verfasser gehalten werden, und den übrigen Umständen, gemäß sind, die darin vorkommen. Doch dieser Nutzen betrifft mehr die Kritik der biblischen Bücher.903
70
Hug hat sie in der Einleitung in das Neue Test.

Vgl. II § 34 c.

71
(Anm.)Anmerkung Die allgemeinen Hauptwerke sind im ersten Theil §. 140. bereits genannt. Ueber biblische Geographie sind die Hauptschriftsteller 882 Bochart, 883 Bachiene, 884 Ysbrand von Hamelsfeld, und neuerlich 885 E. K. Rosenmüller's altes und neues Morgenland, Leipzig 1818.,textgrid:2sgkb bis jetzt 1ster und 2ter Band. Die nähere Anzeige findet man in des 886Verfassers Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß, und in der 887 Niemeyer-Wagnitzischen Bibliothek für Prediger. 2te Ausgabe. 1ster und 4ter Theil.textgrid:271fd (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
72
Bochart

Der reformierte Theologe Samuel Bochart (1599–1667) wurde nach dem Studium in Frankreich, England und den Niederlanden 1625 zunächst Pfarrer in Caen. Daneben festigte sich jedoch auch sein Ruf als versierter Kenner der orientalischen Sprachen, so dass er 1652 zum Studium arabischer Handschriften von Königin Christina von Schweden (1626–1689) nach Stockholm eingeladen wurde. Durch das Hierozoicon (1663) ist Bochart im Zusammenhang der biblischen Tierkunde hervorgetreten, daneben zählt die biblische Geographie zu seinen Hauptarbeitsgebieten. Seine zweiteilige Geographia sacra (1646) ist mehrfach aufgelegt worden und hat in Johann David Michaelis' Spicilegium geographiae Hebraeorum exterae post Bochartum (1769/1780) ein Nachfolgewerk.

73
Bachiene

Der niederländische Geistliche und Geograph Willem Albert Bachiene (1712–1783) war nach dem Theologiestudium in Utrecht als Prediger, zuletzt in Maastricht, tätig. 1764 wurde Bachiene, der die Geographie seit frühester Jugend in seiner Freizeit betrieben hatte, ebenda Professor für Astronomie und Geographie am reformierten Gymnasium Illustre, dessen Lehrkörper v.a. aus ansässigen Geistlichen bestand. Zu Bachienes wichtigsten Werken zählt die Historische und Geographische Beschreibung von Palästina, nach seinem ehemaligen und gegenwärtigen Zustande (1766–1775). Die Übersetzung des Originals Heilige Geographie of aardrykskundige Beschryving van alle de Landen, enz. in de H. S. voorkommende (1758–1768) stammt von dem Gymnasialkonrektor Gottfried Arnold Maas (ca. 1734–1810), mehr als zehn Jahre nach Bachienes Tod ist unter dem Titel De Geographie der Heilige Schrift (1796) ein weiterer, von Samuel van Emdre (1746–1816) besorgter Teil erschienen.

74
Ysbrand von Hamelsfeld

Nach dem Studium in seiner Heimatstadt Utrecht übernahm Ijsbrand van Hamelsveld (1743–1812) zunächst unterschiedliche Predigtstellen, privatisierte jedoch 1779 aufgrund von Konflikten mit einem Amtskollegen und wandte sich in Utrecht eigenen Studien zu. Dort wurde er 1784 zum Professor der Theologie berufen, jedoch wenige Jahre später aus politischen Gründen des Amtes enthoben. Daraufhin immatrikulierte er sich 1789 in Leiden. Als ihm nach Gründung der Batavischen Republik erneut eine Professur in Utrecht angeboten wurde, lehnte van Hamelsveld ab und war stattdessen als Mitglied der Nationalversammlung politisch tätig. Im Zuge der Gegenrevolution wurde van Hamelsveld schließlich gefangengesetzt und zog sich nach seiner Entlassung bis zu seinem Tod von allen Ämtern zurück. Wissenschaftlich ist van Hamelsveld insbesondere auf dem Gebiet der Kirchengeschichtsschreibung der Niederlande hervorgetreten, im europäischen Ausland war er v.a. durch die von dem Hamburger Pastor Rudolph Jänisch (1750–1826) ins Deutsche übersetzte dreiteilige Biblische Geographie (1793–1796) bekannt.

75
E. K. Rosenmüller's altes und neues Morgenland, Leipzig 1818., bis jetzt 1ster und 2ter Band

Ernst Friedrich Karl Rosenmüllers (1768–1835) Das alte und neue Morgenland; oder Erläuterungen der heiligen Schrift aus der natürlichen Beschaffenheit, den Sagen, Sitten und Gebräuchen des Morgenlandes ist in insgesamt sechs Bänden (1818–1820) erschienen.

76
Verfassers Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß

Vgl. I § 43.

77
Niemeyer-Wagnitzischen Bibliothek für Prediger. 2te Ausgabe. 1ster und 4ter Theil

Vgl. I § 43 c.

78
(Anm.)Anmerkung Die biblischen 894Alterthümer (Anthologie) haben in neuern Zeiten besonders 895 Warnekroß, 896 Jahn, 897 Bauer, 898 de Wette am glücklichsten bearbeitet. (S.)Siehe die 899 Nößeltsche Bücherkenntniß und die 900Bibliothek für Prediger, 1ster [47] und 4ter Theil. Eine allgemeine Uebersicht der Realkenntnisse giebt 901 Hezel's biblisches Reallexicon; 902 Leun's biblische Encyklopädie. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
79
Spencer

Der englische Theologe John Spencer (1630–1693) erwarb nach dem Studium am Corpus Christi College in Cambridge 1665 den theologischen Doktorgrad und war zunächst als Universitätsprediger tätig. Nach weiteren Stellen in Gemeinde und Schule wurde Spencer 1667 zum Master seines Colleges gewählt, im akademischen Jahr 1673/1674 war er Vizekanzler der Universität. 1667 wurde er zum Archdeacon in Sudbury und zehn Jahre später zum Dean an der Kathedrale von Ely bestellt. Bekannt ist Spencer v.a. für sein bedeutendes Werk De legibus Hebraeorum ritualibus et earum rationibus (1685), das in mehreren Auflagen u.a. auch in Deutschland erschien. Entgegen der Annahme, das Judentum sei die älteste Religion der Menschheitsgeschichte, stellt Spencer hier die Bedeutung des alten Ägypten für die Entwicklung des Judentums heraus und zählt damit zu den frühen Vertretern eines dezidiert religionsgeschichtlichen Ansatzes.

80
Goguet

Der französische Historiker Antoine-Yves Goguet (1716–1758) war nach dem Studium der Rechte als Parlamentsrat in seiner Heimatstadt Paris tätig, sein eigentliches Interesse galt jedoch der Altertumskunde. Goguets Untersuchungen von dem Ursprung der Gesezze, Künste und Wissenschaften werden in der ersten Auflage der Anweisung noch explizit angeführt (vgl. I § 262 a), Jahrzehnte später hat der Nürnberger Gymnasialprofessor Johann Paul Sattler (1747–1804) einen Auszuge nach dem Französischen des Herrn Goguet, zum gemeinnüzigen Gebrauch für studierende Jünglinge und andere Leser (1796) besorgt.

81
Michaelis

Angespielt ist auf Johann David Michaelis' berühmtes sechsteiliges Mosaisches Recht (1770–1775; 21775–1803), in dem die Gesetze des Pentateuch vor dem Hintergrund der geschichtlichen Bedingungen ihrer Entstehungszeit und nicht in ihrer Bedeutung für die christliche Dogmatik interpretiert werden und für das Carsten Niebuhrs (1733–1815) Arabien-Berichte (vgl. I § 157) umfangreiches Vergleichsmaterial lieferten, sowie auch auf die zuvor in zwei Auflagen erschienene Abhandlung von den Ehe-Gesetzen Mosis (1755; 21768).

82
Gatterer

Der bedeutende Historiker Johann Christoph Gatterer (1727–1799) übernahm nach dem Studium in Altdorf und Tätigkeiten als Gymnasiallehrer in Nürnberg und Professor am dortigen Aegidianum 1759 einen Lehrstuhl für Geschichte in Göttingen und prägte die deutsche Geschichtswissenschaft über die Grenzen seiner Universität hinaus. Besondere Verdienste erwarb sich Gatterer im Bereich der historischen Hilfswissenschaften (v.a. der Genealogie und der Diplomatik) sowie der Universalgeschichte. Darüber hinaus ist die Gründung des Königliche[n] Historische[n] Institut[s] und die in diesem Zusammenhang entstandene Allgemeine historische Bibliothek (1767–1771) hervorzuheben. An dieser Stelle sind die aus Gatterers Lehrtätigkeit hervorgegangenen universalhistorischen Werke, v.a. der erste, bis zum Jahr 500 reichende Band des Handbuch[s] der Universal-Historie (1761; 21765), der Abriß der Universalhistorie (vgl. I § 235) sowie die Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange (vgl. I § 235), gemeint.

83
Heeren

Arnold Hermann Ludwig Heeren (1760–1842) wurde nach dem Studium in Göttingen und anschließender Studienreise 1787 ebenda außerordentlicher, 1794 ordentlicher Professor der Philosophie und 1801 ordentlicher Professor der Geschichte. Gemeinsam mit Friedrich August Ukert (1780–1851) gab Heeren die ab 1828 erscheinende Reihe Geschichte der europäischen Staaten heraus und übernahm nach dem Tode Eichhorns im Jahre 1827 die Redaktion der Göttingische[n] Gelehrte[n] Anzeigen. Gedacht ist hier an Heerens Hauptwerk Ideen über Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der Alten Welt (1793/1796), in dem sich sein Interesse an den konkreten Lebensbedingungen der Antike dokumentiert, sowie das Handbuch der Geschichte der Staaten des Altertums (1799). Beide Werke erlebten weitere Auflagen und wurden in mehrere europäische Sprachen übersetzt.

84
Alterthümer (Anthologie)

Hier ist nicht Anthologie, sondern Archäologie gemeint. Darauf deuten nicht zuletzt auch die Titel der Darstellungen Jahns oder De Wettes (s.u.) sowie John Potters Griechische Archäologie oder Alterthümer Griechenlandes (vgl. I § 142) hin.

85
Warnekroß

Nach dem Studium in Göttingen wurde Heinrich Ehrenfried Warnekros (1752–1807) 1776 in Greifswald promoviert, war danach als Rektor des städtischen Gymnasiums tätig, setzte jedoch gleichzeitig seine Vorlesungstätigkeit an der Universität fort. Neben einer Arbeit zu Shakespeare ist Warnekros v.a. durch den Entwurf der hebräischen Alterthümer (1782) hervorgetreten, der 1794 in zweiter, verbesserter und vermehrter Auflage erschien.

86
Jahn

Der katholische Theologe Johann Jahn (1750–1816) studierte Philosophie in Olmütz und Theologie am Prämonstratenserstift Bruck, 1774 folgte das Ordensgelübde. Nach der Erlangung des theologischen Doktorgrades wurde Jahn zunächst Professor in Olmütz, ehe er 1789 als Professor für orientalische Sprachen, biblische Archäologie und Dogmatik nach Wien berufen wurde. Aufgrund seiner Lehrpositionen kam es hier zu massiven Auseinandersetzungen mit der kirchlichen Obrigkeit, in wissenschaftlichem Kontext fand Jahn, dessen philologische Werke auch in der Anweisung mehrfach angeführt werden, dagegen zunehmend Anerkennung. An dieser Stelle ist seine fünfbändige Biblische Archäologie (1797–1805) zu nennen, die auch in zweiter Auflage (1807–1815) und in Form der Archaeologia biblica in compendium redacta (1805) erschien.

87
Bauer

Gedacht ist an Georg Lorenz Bauers Kurzes Lehrbuch der hebräischen Alterthümer des Alten und Neuen Testaments (1797) sowie die zweibändige Beschreibung der gottesdienstlichen Verfassung der alten Hebräer (1805/1806), die dem Untertitel nach als erläuternder Commentar über den dritten Abschnitt der hebräischen Archäologie (d.i. das Kurze Lehrbuch) dienen soll. In Frage kommt auch das Handbuch der Geschichte der hebräischen Nation (1800/1804).

88
de Wette

Aus dem umfangreichen Werk Wilhelm Martin Leberecht De Wettes ist an dieser Stelle auf das Lehrbuch der Hebräisch-Jüdischen Archäologie nebst einem Grundriss der Hebräisch-Jüdischen Geschichte (1814; 31842) angespielt.

89
Nößeltsche Bücherkenntniß

Vgl. I § 43.

90
Bibliothek für Prediger, 1ster und 4ter Theil

Vgl. I § 43 c.

91
Hezel's biblisches Reallexicon

Der Theologe und Orientalist Wilhelm Friedrich Hezel (1754–1824), ab 1786 Professor in Gießen, ab 1801 in Dorpat, ist als Verfasser unterschiedlicher exegetischer und grammatischer Arbeiten hervorgetreten, auf die auch in der Anweisung mehrfach verwiesen wird. Sein dreibändiges Biblisches Real-Lexicon (1783–1785) ist ab dem zweiten Band fast vollständig von Hermann Friedrich Köcher (1747–1792) ausgearbeitet worden.

92
Leun's biblische Encyklopädie

Die vierbändige Biblische Encyklopädie oder exegetisches Realwörterbuch über die sämmtlichen Hülfswissenschaften des Auslegers, nach den Bedürfnissen jetziger Zeit (1793–1798) geht laut Titelblatt auf eine Gesellschaft von Gelehrten zurück. Hinter dieser verbirgt sich jedoch der Gießener Theologe Johann Georg Friedrich Leun (1757–1823). Er stand in freundschaftlichem Verhältnis zu dem zuvor genannten Wilhelm Friedrich Hezel, der für Leuns Handbuch zur kursorischen Lektüre der Bibel A. B. (vgl. I § 160) eine Vorrede verfasste.

93
Allen Alles

Vgl. 1Kor 9,22.

94
Erziehung des menschlichen Geschlechtes

Hier greift Nösselt den Titel von Lessings Erziehung des Menschengeschlechts (1777/80) auf.

95
Es sey Paulus, oder Kephas, oder Apollos, oder die Welt – alles ist unser! 1 Kor. 3, 22

Hier handelt es sich um eine freie und verkürzte Wiedergabe von 1Kor 3,22, die Reihenfolge der Namen lautet eigentlich Paulus, Apollos, Kephas (vgl. 1Kor 1,12). Apollos ist ein im Neuen Testament erwähnter Mitstreiter des Paulus (vgl. Apg 18,24–19,1; 1Kor 3,4–22; 16,12); Kephas ist der Apostel Petrus, dessen aus dem Griechischen stammender Name (vgl. Mk 3,16) wie der aus dem Aramäischen stammende Name Kephas Stein bzw. Fels (vgl. Mt 16,18) bedeutet.

96
(Anm.)Anmerkung {Die Hauptwerke sind 908 Shuckford, 909 Prideaux und 910 Heß Geschichte der Israeliten bis auf die Zeit Christi. Man sehe (d.)die 911Bücherkenntniß, und der 912Predigerbibliothek 1sten und 4ten Theil.[}]
97
4)

Hier schließt Nösselt an II § 41 an.

98
Shuckford

Der akademisch am Gonville and Caius College (Cambridge) beheimatete Geistliche Samuel Shuckford (1693–1754) erwarb 1720 den Magister-, später auch den Doktorgrad (Lambeth) und hatte danach verschiedene kirchliche Ämter inne. Ab 1732 diente er wohl als persönlicher Chaplain Georges II., sein Grab befindet sich in der Canterbury Cathedral. Wissenschaftlich ist Shuckford auf dem Gebiet der Altertumskunde hervorgetreten, sein Hauptwerk ist die zweibändige Sacred and Profane History of the World Connected. From the Creation of the World to the Dissolution of the Assyrian Empire at the Death of Sardanapalus, And to the Declension of the Kingdom of Judah and Israel Under the Reigns of Ahaz and Pekah (1728), die mehrfach neu aufgelegt und 1731 auch ins Deutsche übersetzt wurde.

99
Prideaux

Nach dem Studium in Christ Church (Oxford) hatte Humphrey Prideaux (1648–1724) eine Vielzahl von kirchlichen Ämtern inne, wurde 1679 Hebräischprofessor in Christ Church und erhielt 1686 den theologischen Doktorgrad. Nach dem Tode Edwards Pocockes war er als dessen Nachfolger vorgesehen, lehnte jedoch ab. In den letzten beiden Jahrzehnten seines Lebens zunehmend gesundheitlich angegriffen, starb Prideaux als Dean von Norwich und wurde in der dortigen Kathedrale beigesetzt. Hier ist an das mehrfach aufgelegte und auch ins Französische übersetzte Werk The Old and New Testament Connected in the History of the Jews and Neighbouring Nations (1715–1718) zu denken. Mit A Connection of Sacred and Profane History. From the Death of Joshua to the Decline of the Kingdoms of Israel and Judah (1827) legte Michael Russell (1781–1848), der spätere erste Bischof von Glasgow und Galloway, ein Werk vor, das dem Untertitel nach die Darstellungen Shuckfords und Prideauxs vervollständigen sollte.

100
Heß Geschichte der Israeliten bis auf die Zeit Christi

Die Geschichte der Israeliten vor den Zeiten Jesu (1776–1788) des Schweizer Theologen Johann Jakob Hess (1741–1828) ist in insgesamt zwölf Bänden erschienen.

101
Bücherkenntniß

Vgl. I § 43.

102
Predigerbibliothek 1sten und 4ten Theil

Vgl. I § 43 c.

103
1106 Man kan1107 sich von diesem zuletzt angegebnen1108 Nutzen aus der Bemerkung überzeugen, daß man sehr oft den Erzählungen bey1109 den Evangelisten, auch manchen Weissagungen1110, eine falsche Deutung gegeben hat, weil man nicht bedachte oder [55] einsahe1111, daß die heiligen Schriftsteller in ihrer Stellung nicht immer eine genaue Zeitordnung beobachtet haben, und daß bey1112 Sammlung solcher Bücher, die aus einzelnen1113 Weissagungen bestehn1114, im Jeremias (z. B.)zum Beispiel, [64] unleugbar1115, wenigstens in verschiednen1116 Abschriften, Versetzungen derselben vorgegangen sind. Es ist eben so gewiß, daß eine falsche Bestimmung der Zeit, wo gewisse biblische Bücher, als Hiob, die Psalmen, die Briefe des neuen Testaments, u. a.und andere 1117 geschrieben seyn sollen, zu falschen Erklärungen verleitet hat, und manches1118 heller wird, wenn man ihnen ihren rechten Platz in der Geschichte anweisen kan1119. (S.)Siehe 914meine beyden1120 Versuche über den Brief an die Hebräer1121 und den Brief Jacobi in den Opusculis1122 Fasc. I. und II.
104
meine beyden Versuche über den Brief an die Hebräer und den Brief Jacobi in den Opusculis Fasc. I. und II

Nösselts Abhandlung De tempore quo scripta fuerit Epistola Paulli ad Ebraeos deque Ebraeis quibus scripserit nebst corollarium findet sich in Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus I (21785), 269–328 (X.), die Coniecturae ad historiam catholicae Iacobi Epistolae sind in Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus II (1787), 297–332 (XII.) abgedruckt.

105
1135 Von den hier gemeinten Schriften1136 (s.)siehe die 916 Anweisung zur Kenntniß der Bücher etc. et cetera 1137 §. 66–92.1138
106
Anweisung zur Kenntniß der Bücher etc. §. 66–92

Vgl. I § 43.

107
Predigerbibliothek, 1ster und 4ter Theil

Vgl. I § 43 c.

1.
1183 *) Einen Anfang eines solchen Handbuchs haben wir an dem 922 Handbuch der biblischen Literatur, von Joh. Joach. Bellermann, das, einst vollendet, für den Anfänger eine gute Encyclopädie dieser Art von Kenntnissen seyn wird. Bis jetzt sind erst zwey1184 Theile, Erfurt 1787 und 90 in1185 8. erschienen. 1186
109
Ernesti z. B. in der Institut. interpretis N. T.

Johann August Ernesti kann als spiritus rector neologischer Exegese und Hermeneutik angesprochen werden, seine mehrfach aufgelegte Institutio interpretis Novi Testamenti (1761) (vgl. BdN II), in der ein ausschließlich grammatisch-historisches Verständnis des Neuen Testaments vertreten wird, als das epochemachende Werk neutestamentlicher Hermeneutik (vgl. II § 56).

110
Noch haben wir kein in seiner Art vollständiges Handbuch […] gut auswählte, und in eine gute Ordnung brächte

In nuce leistet dies der Annotationenapparat der von Johann Jakob Wettstein besorgten Ausgabe des Neuen Testaments. Allerdings wird Wettstein in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s ausschließlich im Zusammenhang der Textkritik wahrgenommen (vgl. II § 35); Rezensionen zeigen, dass die im Annotationenapparat geleistete Arbeit als Ausdruck barocker Polymathie (vgl. I § 4) verstanden und eher negativ aufgenommen wurde.

111
Lowth Praelectt. de sacra poesi Hebr. mit Michaelis Zusätzen

In den mehrfach aufgelegten und 1787 ins Englische übersetzten Praelectiones de sacra Poesi Hebraeorum (1753) des anglikanischen Bischofs, Philologen und Exegeten Robert Lowth (1710–1787) wird die Betrachtung alttestamentlicher Texte als Poesie grundgelegt. Johann David Michaelis, während eines Aufenthaltes in Oxford von Lowth beeindruckt, hat diesem Werk notas et epimetra beigegeben (Göttingen 1758/1761; Oxford 1763; Göttingen 21770).

112
Handbuch der biblischen Literatur, von Joh. Joach. Bellermann […] Bis jetzt sind erst zwey Theile, Erfurt 1787 und 90 in 8. erschienen

Von Johann Joachim Bellermanns (1754–1842) Handbuch sind lediglich vier Bände (1787–1799) erschienen. Diese umfassen mit der biblischen Archäologie und Geographie nur zwei der insgesamt zehn angedachten Abteilungen, hinzukommen sollten Chronologie, Genealogie, Geschichte, Naturlehre und Naturgeschichte, Mythologie und Götzengeschichte, Altertümer, Kunstgeschichte sowie Nachrichten von den biblischen Schriftstellern. In der dritten Auflage der Anweisung wird noch mit weiteren Bänden gerechnet, das Erscheinungsjahr des vierten Bandes ist fehlerhaft angegeben.

113
(Anm.)Anmerkung Weit mehr als in den frühern Werken, welche unter dem unbequemen Titel der Kirchengeschichte des alten Testaments erschienen, ist dieß von den neuern Bearbeitern der jüdischen Geschichte, namentlich den bei §. 47. angeführten geschehen. Auch die bessern Commentatoren der Geschichtsbücher des alten Testaments haben viele Beiträge hierzu geliefert. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
114
redende Schlange in dem Paradies, über Dudaim und Kikajon, das Begräbniß Mose u. d. gl.

Zur Schlange im Paradies vgl. Gen 3,1ff.; die in Gen 30,14–16 (vgl. Hld 7,14) erwähnten Dudaim (דודאים) sind die Früchte der Alraune, denen in alttestamentlicher Zeit aphrodisierende Wirkung zugeschrieben wurde (Liebesäpfel), bei dem von Luther mit Kürbis übersetzten Gewächs Kikajon (קיקיון) (vgl. Jona 4,6) dürfte es sich eher um die Rizinusstaude handeln; zu Tod und Begräbnis des Mose vgl. Gen 34.

1.
Anm.Anmerkung 1303 1. Man sieht hieraus 1) daß die Kenntniß der allgemeinen Hermenevtik1304, allenfalls durch Beyspiele1305 von Schriftstellen erläutert, bey1306 weitem nicht allein zureichend sey1307, da sie nur den kleinsten und leichtesten Theil der Regeln für die Erklärung der heil.1308 Schrift enthält;1309 2) daß1310 sich schon deswegen1311 die biblische Hermenevtik1312 nicht, wie manche Wissenschaften, aus Einem allgemein brauchbaren Grundsatz herleiten laße1313, weil sie auf so vielem beruht, das der Bibel eigen ist; und 3) daß, weil die Bücher des neuen Testaments in einer ganz andern Zeit und Sprache, von ganz andern Schriftstellern, nach ganz verschiednen1314 Absichten, und an [74] ganz andre1315 Leser geschrieben sind, als die Bücher des alten, es weit besser sey1316, für jedes eine besondre Hermenevtik1317 abzufassen, als für beyde1318 eine gemeinschaftliche. (Für das neue Testament insbesondre1319 haben wir nur Ein vortrefliches BuchBuch, 1320 Jo. Aug. Ernesti Institutio interpretis N. T. ( (Edit.)Editio 3. Lips. 1775.textgrid:2sgtp 8.); für das alte aber noch gar keines.)1322 Die allgemeinern [360] hermenevtischen1323 Anweisungen und1324 schätzbaren1325 Beyträge1326 dazu (s.)siehe in der1327 931 Anweisung zur Kenntniß der 1328 Bücher in der Theol. angeführt §. 94–108.1329
2.
Anm.Anmerkung 1330 2. Aus andern, als den angegebnen1331 Quellen, können keine Grundsätze und Regeln für die Erklärung hergeleitet werden. Man muß also die biblischen Bücher wie andre1332 menschliche Bücher erklären, und kan1333 sie anders nicht verstehen lernen1334 als durch rechtmäßigen Gebrauch der hermenevtischhermenevtischen1335 Hülfsmittel. Denn ob1336 sie gleich göttliche, d. i.das ist 1337 durch Gottes Veranstaltung 1338 geschriebne Bücher sind:1339 so ändert doch dieses in der Natur der Bücher nichts;1340 weil Gott darin die heiligen Schriftsteller hat1341 als Menschen mit Menschen und in verständlichen menschlichen Sprachen 1342 reden laßen1343. – Die durchgängige Weisheit, Wahrheit1344 und Untrüglichkeit1345, welche in diesen Büchern herrscht, betrift1346 nur die sichre1347 Anwendung des entdeckten Sinnes, hat aber in die Entdeckung des1348 Sinnes selbst keinen Einfluß. Selbst die Folge daraus, daß kein Sinn einer Stelle, welcher unleugbaren1349 Sätzen widerspricht, der wahre seyn könne, kan1350 nur dienen, manche falsche Erklärungen zu verwerfen, aber [75] nicht die wahren zu treffen. – Und so wahr es ist, daß die frömmre1351 Gesinnung, mit der man den Sinn der heil.1352 Schrift nachforscht, allerdings auch Einfluß in die Auffindung des richtigen Sinnes haben kan1353: so ists doch nur in so fern wahr, als sie zu gewissenhaftern1354 Gebrauch der natürlichen Hülfsmittel zur Erklärung der Bibel antreibt. – Irgend einen unmittelbaren Einfluß Gottes bey1355 Entdeckung des gedachten Sinnes annehmen, hieße1356 ja Gott beschuldigen, daß er durch unnütze Umwege dem Menschen entdecke, was er ihm [361] geradezu entdecken könnte, ohne daß er erst die Bibel brauchte verstehen [65] zu lernen. Es ist dieses auch eine eitle Einbildung, die eben so zur Verachtung und Gleichgültigkeit gegen jene einzigen Hülfsmittel verführt, wie falsche Begriffe von dem Göttlichen der Bibel zu den Einbildungen vom 932vielfachen Sinn einer Schriftstelle, vom natürlichen und übernatürlichen Verstand der heil.1357 Schrift u. dgl.und dergleichen 1358 verführt haben.
117
neuen Bearbeitung von Glassii Philol. sacra von Bauer, eine Hermeneutica V. T.

Gemeint ist Georg Lorenz Bauers aus der Bearbeitung der Philologia Sacra des Salomon Glaß (vgl. I § 161) hervorgegangene Hermeneutica sacra Veteris Testamenti (1797). Zu nennen wäre auch Bauers Entwurf einer Hermeneutik des Alten und Neuen Testaments (1799).

118
Meyers eine Hermeneutik des A. T.

Hier handelt es sich um den zweibändigen Versuch einer Hermeneutik des Alten Testaments (1799/1800) von Gottlob Wilhelm Meyer (1768–1816), anführen ließe sich auch dessen Grundriß einer Hermeneutik des Alten und Neuen Testamentes (1801).

119
Mori acroasibus super hermeneut. N. T. nach Eichstädt's Ausgabe

Besorgt wurden Samuel Friedrich Nathanael Morus' zweibändige, die Institutio seines Lehrers Ernesti (vgl. II § 51) kommentierende Super hermeneutica Novi Testamenti acroases academicae (1797/1802) von Heinrich Carl Abraham Eichstaedt (1772–1848), einem Schüler Morus' und bedeutenden Philologen. Gewidmet ist dieses Werk u.a. Nösselt.

120
Keil's Lehrbuch der reinen Hermeneutik des N. T.

Karl August Gottlieb Keil (1754–1818), ein Schüler Morus', ist mit seinem Lehrbuch der Hermeneutik des neuen Testamentes nach Grundsätzen der grammatisch-historischen Interpretation (1810), 1811 unter dem Titel Elementa hermeneutices Novi Testamenti auch auf Latein erschienen, ebenfalls im Zusammenhang der neutestamentlichen Hermeneutik hervorgetreten.

121
Anweisung zur Kenntniß der Bücher in der Theol. angeführt §. 94–108

Vgl. I § 43.

122
vielfachen Sinn einer Schriftstelle

Im Hintergrund steht die im Kern auf Origenes zurückgehende Lehre vom vierfachen Schriftsinn (Literal- oder historischer Sinn, allegorischer Sinn, tropologischer Sinn, anagogischer Sinn), wie sie bündig in dem berühmten mittelalterlichen Merkvers Littera gesta docet, quid credas allegoria, moralis quid agas, quo tendas anagogia (Der Buchstabe lehrt, was geschehen ist; die Allegorie, was zu glauben ist; der moralische Sinn, was zu tun ist; der anagogische Sinn, was zu hoffen ist) zusammengefasst ist. Luther und nach ihm die grammatisch-historische Auslegung der Aufklärungstheologie erhebt dagegen den Literalsinn (sensus litteralis bzw. historicus) als einfachen oder wörtlichen Sinn zum Grundsinn der Schrift.

123
[67] 1407 Selbst denken soll freylich1408 ein jeder, (d. i.)das ist alles1409 prüfen, und selbst aufsuchen. Aber er kan1410 es doch nicht eher, als bis er die nöthigen Kenntnisse dazu hat;1411 kan1412 auch allein so weit nicht sehen, als wenn er Andre1413 mit zu Hülfe nimmt. Schon von der Kindheit an müssen wir erst von Andern geleitet werden,1414 und lernen, ehe wir selbst gehen oder entdecken [78] können. Dies1415 ist bey1416 solchen Kenntnissen, wie zur Auslegung der Bibel gehören, unumgänglich nöthig, die1417 sich1418 nicht aus bloßem1419 Nachdenken schöpfen lassen1420, und wo1421 selbst die Beobachtung nicht auf natürliche, sondern, wie Sprachen und Geschichte, auf willkührliche1422 oder zufällige Dinge geht.
124
1468 Wenn man gute Vorlesungen dieser Art zu hören keine Gelegenheit hätte:1469 so könnten unter den [81] in der 935 Anweisung (etc.)et cetera §. 110 flgg.folgende 1470 erwähnten1471 Büchern, in Absicht auf das neue Testament, für den Anfänger, die 936 Rosenmüllerschen Scholia in N. T. (3te(2te Auflage, Nürnberg 1788–90 in 5 Bänden1785 f.folgend in gr.groß 8.)1472 hernach aber vorzüglich 937 Bezä und noch vielmehr 938 Grotii 1475 Annott. in N. T. oder das 939neue Testam.Testament 1476 mit den Koppe, Johann Benjamin Koppischen Anmerkungen, wenn sie dereinst von irgend einen eben so geschickten Ausleger möchten vollendet worden seynsind 1477, in Verbindung mit 940 Erasmi Paraphrasibus, dienen; so wie bey1480 dem alten Testament, nebst 941 Franc. Vatabli Anmerkungen, 942 Jo. Christ. Frid. Schulzii und Bauer, Georg Lorenz Ge. Ge . Laur. Baueri 1481 Scholia in V. T. (Norimb. 1783–91, bis jezt in 5 Bänden in gr.groß 8.),1783 f.folgend in 8.) 1483 oder Rosenmüller, Ernst Friedrich Karl Ern. Frid. Car. Rosenmülleri Scholia in V. T., wovon erst 2 Tomi, Lips. 1788 und 90 herausgekommen sind, 1485 verbun[70]den mit der 944 Dathischen lateinischen1487 Uebersetzung und Anmerkungen über alle Bücher des A. T.Altes Testament in 6 Bänden in gr.groß 8.Bänden, 1488 und weiterhin der Michaelis, Johann David Michaelischen deutschen1490 Uebersetzung und 1492 Anmerkungen zum (A. T.)Altes Testament 1493 Was über einzelne 1494 Bücher noch dienlicher [367] zu der hier gemeinten Absicht ist, kan1495 hier nicht angegeben, sondern muß einer nähern Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß überlaßen1496 werden. 1497
125
Anweisung etc. §. 110 flgg. erwähnten Büchern

Vgl. I § 43.

126
Rosenmüllerschen Scholia in N. T. (3te Auflage, Nürnberg 1788–90 in 5 Bänden

Hier sind Johann Georg Rosenmüllers (1736–1815) Scholia in Novum Testamentum gemeint (vgl. I § 161 c), die in der ersten Auflage der Anweisung angeführte zweite Auflage ist zwischen 1785 und 1788 erschienen.

127
Bezä

Nach seinem 1548 im Zuge einer persönlichen Krise erfolgten Übertritt zur reformierten Kirche und der damit verbundenen Ausweisung aus Frankreich war Theodor Beza (de Bèze) (1519–1605) zunächst als Griechischlehrer an der Akademie in Lausanne tätig und avancierte in dieser Zeit zu einem bedeutenden Mitstreiter Calvins. Nach Auseinandersetzungen mit dem Berner Magistrat siedelte er 1558 nach Genf über und wurde für Jahrzehnte eine der prägenden Gestalten der Stadt. Neben fünf kleineren Ausgaben mit kurzen annotationes minores dogmatischen Inhalts hat Beza zwischen 1557 und 1598 fünf Folioausgaben des Neuen Testaments publiziert, denen umfangreiche, immer wieder überarbeitete exegetisch-philologische annotationes maiores beigegeben waren. Diese wurden als Annotationes maiores in Novum Dn. Nostri Iesu Christi Testamentum (1594) auch separat gedruckt und zur Grundlage der reformierten Dogmatik des 17. Jh.s.

128
Grotii Annott. in N. T.

Vgl. I § 207 c.

129
neue Testam. mit den Koppischen Anmerkungen

Das grammatisch-historisch ausgerichtete Novum Testamentum graecum perpetua annotatione illustratum ist zwischen 1778 und 1821 in insgesamt zehn Bänden erschienen. Der Göttinger Professor, Universitätsprediger und Direktor des Predigerseminars (vgl. III § 31 [c]) Johann Benjamin Koppe (1750–1791), später als Generalsuperintendent u.a. von Hoya-Diepholz und erster Hofprediger in Hannover im kirchlichen Dienst, hat mit der Kommentierung des Corpus Paulinum begonnen, nach seinem Tod wurde sein Hauptwerk, wie in der dritten Auflage der Anweisung bemerkt, u.a. von Johann Heinrich Heinrichs (1765–1850) und David Julius Pott (1760–1838) vollendet.

130
Erasmi Paraphrasibus

Bei Erasmus von Rotterdams sich durch eine komplizierte Publikationsgeschichte auszeichnenden Paraphrases (1517–1524) handelt es sich um philologisch und erbaulich kommentierende Nacherzählungen des Neuen Testaments mit Ausnahme der Johannesapokalypse. Zu der von Johann Friedrich Sigismund Augustin (1739–1818) besorgten dreibändigen Ausgabe der Paraphrasen (1777–1780) hat Nösselt als Vorrede eine Historia Paraphraseon beigesteuert (vgl. aaO III, III–XLIV). Augustin hatte zuvor unter Nösselts Vorsitz De Catenis Patrum Graecorum in novum Testamentum observationes (1762) verteidigt.

131
Franc. Vatabli Anmerkungen

Vgl. I § 161.

132
Jo. Christ. Frid. Schulzii und Ge. Laur. Baueri Scholia in V. T. (Norimb. 1783–91, bis jezt in 5 Bänden in gr. 8.)

Vgl. I § 161.

133
Ern. Frid. Car. Rosenmülleri Scholia in V. T., wovon erst 2 Tomi, Lips. 1788 und 90 herausgekommen sind

Vgl. I § 161 c.

134
Dathischen lateinischen Uebersetzung und Anmerkungen über alle Bücher des A. T. in 6 Bänden

Johann August Dathe (1731–1791), 1762 außerordentlicher, dann ordentlicher Professor der morgenländischen Sprachen in Leipzig, ist nicht nur als Bearbeiter der Philologia Sacra des Salomon Glaß (vgl. I § 161), sondern auch durch seine sechsbändige lateinische Übersetzung des Alten Testaments einschließlich philologisch-historischer Anmerkungen bekannt. Es erschienen der Pentateuchus ex recensione textus hebraici et versionum antiquarum latine versus notisque philologicis et criticis illustratus (1781), die Libri historici (1784), Jobus, Proverbia Salomonis Ecclesiastes et Canticum Canticorum (1789), die Psalmi (1787), die Prophetae maiores (1779) und die Prophetae minores (1773). Einige Teile wurden erneut aufgelegt.

135
Michaelischen deutschen Uebersetzung und Anmerkungen zum A. T.

Gemeint ist Johann David Michaelis' [D]eutsche Uebersetzung des Alten Testaments, mit Anmerkungen für Ungelehrte (1769–1783). Bemerkt sei, dass 1778 zudem auch eine Übersetzung des ersten Makkabäerbuchs erschien und dass Michaelis ein vergleichbares Werk zum Neuen Testament (1790–1792) folgen ließ.

136
Bibliothek für Prediger, 1ster und 4ter Th.

Vgl. I § 43 c.

137
[83] Bey1533 einer andern Einrichtung sind solche weitläufige Erklärungen der Bibel unnütz, und dienen mehr zur Zerstreuung und Befestigung in hergebrachten Vorurtheilen. – Uebrigens gehören dergleichen Erläuterungen der Bibel nicht eigentlich zur exegetischen1534 Theologie, die nur Aufsuchung und Darstellung des Sinnes der heiligen Schrift zur Absicht hat, sondern mehr zur Bildung des künftigen Lehrers nach 1535 der heiligen Schrift. 1536
138
historischen als die Lehrbücher der heiligen Schrift

Der Kanon des Alten und Neuen Testaments wird gemeinhin in drei Teile untergliedert: Als historische Bücher werden im Alten Testament die fünf Bücher Mose (Tora) sowie die Bücher von Josua bis Ester und im Neuen Testament die Evangelien und die Apostelgeschichte bezeichnet, als Lehrbücher werden im Alten Testament die Bücher von Hiob bis zum Hohelied Salomos und im Neuen Testament sämtliche Briefe angesprochen, und als prophetische Bücher gelten im Alten Testament die Bücher von Jesaja bis Maleachi und im Neuen Testament die Offenbarung des Johannes. Die alttestamentlichen Apokryphen (vgl. I § 163) lassen sich diesen drei Teilen zuordnen. Die fünf Bücher Mose können jedoch auch gesondert als Gesetzesbücher zusammengefasst werden, für die alttestamentlichen Lehrbücher findet sich auch die Bezeichnung poetische Bücher.

139
analytischen Predigten

Vgl. III § 54.

140
Collegia biblica, welche die Spenersche Schule stiftete

Der lutherische Theologe Philipp Jakob Spener (1635–1705) erwarb nach dem Studium in Straßburg 1653 den Magistergrad und wurde nach Stellungen am Straßburger Münster, in Frankfurt am Main und in Dresden 1691 Propst und Konsistorialrat an St. Nikolai zu Berlin. Kurz darauf wirkte er an der Gründung der Universität Halle mit. Durch sein Hauptwerk Pia desideria (1675) gilt Spener als Gründungsfigur des lutherischen Pietismus (vgl. II § 98), zu seinen wichtigsten Schülern und Mitstreitern zählt August Hermann Niemeyers Urgroßvater August Hermann Francke (1663–1727). Zu den Besonderheiten der von Spener initiierten Frömmigkeitspraxis zählen die als collegia pietatis bezeichneten Konventikel oder Hauskreise, die als Erbauungsversammlung neben dem Gottesdienst erstmals 1670 abgehalten wurden und sich, wenn auch nicht unter diesem Namen, auch in dem in den Pia desideria grundgelegten Kirchenreformprogramm wiederfinden. Im Mittelpunkt stand in gut reformatorischer Tradition die vertiefte Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift. Daneben sollte auf akademischer Ebene in sog. collegia biblica die urtextliche Exegese gefördert werden. In diesen Zusammenhang gehören das 1686 von Francke und Paul Anton (1661–1730) in Leipzig gegründete collegium philobiblicum sowie die exegetisch-erbaulichen Kollegs eines Johann Kaspar Schade (1666–1698). Nach der ersten persönlichen Begegnung mit Spener und seinem Erweckungserlebnis hielt Francke ab 1689 in Leipzig mit großem Erfolg collegia biblica in deutscher Sprache ab, an denen auch Laien teilnahmen. Diese Kollegien sorgten jedoch bald für Unwillen und wurden bereits kurz darauf wieder verboten.

1.
Anm.Anmerkung 1584 1. Diese gefundenen1585 Haupttheile laßen1586 sich hernach leicht wieder abtheilen, wenn man zu diesen besondern Theilen kommt. Die Abtheilung derselben bis auf einzelne1587 Sätze, oder gar Worte, ist, schwere oder verwickelte Stellen ausgenommen, ganz unnütz, und das ins Kleine gehende Zerstückeln hindert, den ganzen Ge[372]danken deutlich aufzufassen, und das Ganze eines Buchs recht vor Augen zu behalten.
2.
Anm.Anmerkung 1588 2. Freylich1589 muß man vom Leichtern zum Schwerern schreiten, und deswegen scheint es zuträglicher, mit einzelnen1590 Stellen anzufangen, alsdann1591 zu ganzen Abschnitten und so zu ganzen Büchern fortzugehn1592. Dieses thut man auch bey1593 dem ersten allgemeinern Durchlesen eines Buchs. Aber näher1594 einzelne1595 Stellen recht 1596 zu verstehn1597, muß man sie doch im Zusammenhang mit ihrem Abschnitt, und diesen im Zusammenhange mit dem ganzen Buch ansehen. – Eben so könnte [87] es rathsamer scheinen, leichter geschriebne1598 Bücher eher als schwerere, 953historische (z. B.)zum Beispiel eher als Lehrbücher, zu lesen. Aber erstre1599 geben auch dem eignen Fleiß weniger Beschäftigung und Uebung; sie bekommen ihr Licht mehr durch nach und nach gemachte Entdeckungen erläuternder Umstände, als durch fleißiges Betrachten des Buchs [75] selbst; Lehrbücher hingegen werden durch ihren Zusammenhang und Theile deutlicher, sind also zur Uebung im Auslegen vortheilhafter.
143
historische z. B. eher als Lehrbücher

Vgl. II § 63.

144
Beyspiele1613 sind1614 vom ersten Fall: Phil. 2, 1212. 1615 μετὰ φόβου 955 κ. τρόμου τὴν ἑαυτῶν σωτηρίαν κατεργάζεσθε, d. i.das ist nicht: schaffet eure Seligkeit mit Furcht und Zittern, sondern: „arbeitet an Andrer Wohl, doch mit Be scheidenheit (ohne euch über sie zu erheben);“ wo auch ἑαυτῶν statt ἀλλήλων steht;1617 (vergl.)vergleicheverglichen mit v.Vers 3. 4. 13. 14. 1618 – vom zweyten1619 Fall, der Ausdruck ὑιοὶ τοῦ Θεοῦ, der ganz anders 1 Joh. 5, 1. und Philem. 10, als Matth. 5, 45. und als 1 Joh. 3, 2. steht, aus welchen mit einander verglichenen1620 Stellen sich der allgemeine Sinn leicht abziehen läßt,1621 – vom dritten Fall, σταυρὸς τοῦ Χριστοῦ, ganz anders (von BedruckungenBedrückungen)1622
Gal. 5, 11.
(vergl.)vergleicheverglichen mit (Kap.)Kapitel 6, 12,1624 als 1,1 1625 Kor. 1, 171626 und 18.1627 – vom vierten, das so mißverstandne ἁμαρτίαν οὐ 1628 ποιεῖν 1 Joh. 3, 9. sich für 1629 Sünden zu hüten suchen, nach 956Johannis eigner Erklärung (Kap.)Kapitel 5, 18.
145
κ.

Phil 2,12 liest καὶ (vgl. II § 152).

146
Johannis eigner Erklärung Kap. 5, 18

Gemeint ist wohl Joh 5,19.

1.
Anm.Anmerkung Anm. †)1659 So sehe ich zwar, daß ἐκένωσε Phil. 2, 7. durch ἐταπείνωσε (V.)Vers 8. erklärt wird, und daß 962 Gal. 4, 13.1661 die στοιχεῖα τοῦ Κόσμου 1662 das Judenthum oder das mosaische Gesetz seyn müssen, (vergl.)vergleicheverglichen (V.)Vers 9. mit Ebr. 9, 9. Aber [77] nun muß ich noch jenes aus der Sprache rechtfertigen, in[375]dem die Ebräer leer1663 (κενὸν) statt arm setzen, Luc. 1, 53. Richt. 11, 3;1664 und dieses στοιχεῖα eben so, daß1665 ich klar mache, 963 στοιχ. bedeute Bilder, und Κόσμος sey1666 Gegensatz gegen das Christenthum, (vergl.)vergleicheverglichen K.1667 2, 20. So sollte man auch 1 Kor. 1, 18. σωζομένους von Christen und ἀπολλυμένους von Ungläubigen verstehen, weil jene (V.)Vers 21. πιστεύοντες heissen1668; aber man müßte auch 964 σωζ. als das consequens pro antecedente aus Jes. 10, 21. 22. erläutern, wo σώζεσθαι 1669, ἀναστρέφειν und πεποιθέναι ἐπὶ τὸν Θεὸν für einerley1670 gebraucht werden;1671 und 965 ἀπολλ. daraus, daß es 2 Kor. 4, 3. mit ἀπίστοις (V.)Vers 4. vertauscht wird, und 1 Kor. 8, 11. jeden bedeutet, der ohne Gewissen handelt.
2.
[90] ††)1672 So δυνάμεις τοῦ μέλλοντος αἰώνος 966 Ebr. 6, 6.1673 man verstehe es1674 wie man wolle. Sollte es nicht die christlichen Lehren bedeuten, und mit dem 967 καλ. τοῦ Θεοῦ ῥήματι 1675, vielleicht auch mit der δωρεᾷ 1676 ἐπουρανίῳ und dem πνεύματι ἁγίῳ einerley1677 seyn? in sofern1678 αἰὼν ὁ μέλλων, nach jüdischen1679 Sprachgebrauch, das Christenthum ist,1680 ( (vergl.)vergleicheverglichen 1681 (Kap.)Kapitel 2, 5. und da1682 die Ausleger) und δύναμις wie Röm. 1, 16. eine kräftige Lehre heissen kan1683.
3.
†††)1685 So werde ich, wenn ich Kol. 3, 5. τὰ μέλη, nach Pauli eigner Erklärung, von sinnlichen Neigungen verstehe, und es aus dem jüdischen Sprachgebrauch Matth. 5, 29. 30. aufkläre, alsdann1686 auch das σῶμα 968 τ. ἁμαρτίας 1687 Röm. 6, 6. und das θνητὸν σῶμα (V.)Vers 12. daselbst oder (Kap.)Kapitel 8, 11. nicht von dem Leibe, sondern von sinnlichen NeiguugenNeigungen 1688 verstehn1689, die uns ins Verderben (θάνατον) stürzen. 1690
150
151
152
Gal. 4, 13

Gemeint ist Gal 4,3 (vgl. die erste Auflage der Anweisung).

153
στοιχ.

D.i. erneut στοιχεῖα.

154
σωζ.

Wie kurz zuvor ist der Akkusativ σωζομένους zu lesen.

155
ἀπολλ.

Wie kurz zuvor ist der Akkusativ ἀπολλυμένους zu lesen.

156
Ebr. 6, 6

Gemeint ist Hebr 6,5 (vgl. die erste Auflage der Anweisung).

157
καλ.

Mit Hebr 6,5 (s.o.) und hier im Dativ ist καλῷ zu lesen.

158
τ.

Röm 6,6 liest τῆς.

1.
†)1717 Nach dieser höchstens nur halb wahren Meinung sind die Philosophischenphilosophischen 1718 Vorlesungen über das sogenannte neue [79] Testament - -1720 von K. K. S.1721 Leipzig 1785textgrid:2shjs f.folgend 1722 eingerichtet1723. 1724
160
Philosophischen Vorlesungen über das sogenannte neue Testament - - von K. K. S. Leipzig 1785 f.

Die Philosophische[n] Vorlesungen sind in insgesamt sechs Bänden (1785–1789) erschienen, zugeschrieben wird dieses Werk dem reformierten Theologen Johann Konrad Pfenninger (1747–1792), einem Vertrauten Johann Caspar Lavaters (1741–1801).

1.
†)1751 973Abhandlungen über wichtige Gegenstände der Religion, von Joh. Friedr. Jacobi, Zelle 1772 in1773, Octav, dritte Abhandlung1752.
162
weil der leichteste Sinn, der sich gleich bei dem Lesen darstellt, sicherlich der beste sey

Vgl. II § 21; II § 143.

163
Abhandlungen über wichtige Gegenstände der Religion, von Joh. Friedr. Jacobi, Zelle 1772 in Octav, dritte Abhandlung

Die Abhandlungen bestehen aus insgesamt vier Teilen (1773–1778). Wie in der ersten Auflage der Anweisung korrekt bibliographiert, stammt der erste Teil aus dem Jahr 1773, eine zweite Auflage ist 1776 erschienen.

164
hebräisch-griechisch

Vgl. I § 162.

165
alexandrinische

Vgl. I § 163.

166
alle unzeitig angebrachte Gelehrsamkeit […] alles Hinschielen auf theologische Theorie, auf geheimnißvolle Mystik, auf philosophische Hypothesen

Die besonders auf Jean-Alphonse Turretini (1671–1737) zurückgehende, mit den Begriffen leerer Kopf, tabula rasa und vacuum pectus zum Ausdruck gebrachte methodische Forderung einer von theologischen und philosophischen Vorannahmen befreiten Bibellektüre, die die neutestamentliche Überlieferung einzig vor dem Hintergrund ihrer Entstehungszeit verstanden wissen will, ist in der nachfolgenden Generation von Johann Jakob Wettstein aufgegriffen worden. Großen Anteil an der Durchsetzung dieser hermeneutischen Grundannahme hatten als Wettstein-Herausgeber (vgl. II § 35 c) Johann Salomo Semler sowie Wilhelm Abraham Teller mit seinem Joh. Alph. Turretini de Sacrae Scripturae interpretatione tractatus bipartitus (1776), einer Neuausgabe von Turretinis Methodenbuch aus dem Jahr 1728.

167
was das Herz wünscht, glaubt der Verstand leicht auch gefunden zu haben

Georg Friedrich Meier (1718–1777), einer der akademischen Lehrer Nösselts in Halle, formuliert in den Beyträge[n] zu der Lehre von den Vorurtheilen des menschlichen Geschlechts (1766), 54: „Was das Herz wünscht, glaubt der Verstand, aber aus Uebereilung“ (vgl. ders., Philosophische Sittenlehre IV [1758], 382). In der antiken Literatur findet sich mit quae volumus et credimus libenter (Caes. civ. II 27,2) eine vergleichbare Formel.

168
Nösselt sich selbst in einem eignen Programm bestimmt gegen sie erklärt hatte

Gemeint sind die in Nösselts Exercitationes ad Sacrarum Scripturarum interpretationem (1803), 275–320 (X.) abgedruckten Animadversiones in sensum Librorum Sacrorum moralem.

169
Plutarch de audiendis poetis

Dem griechischen Titel nach handelt es sich bei De audiendis poetis um eine Anweisung, wie ein junger Mensch Dichtung lesen soll. Dichtung ist für Plutarch unvollkommene Philosophie, die zwar leicht zu lesen, jedoch mit Fabelhaftem vermischt sei. Bei richtiger Herangehensweise könne man jedoch trotzdem einen philosophischen Gewinn aus den Dichtern ziehen (vgl. Plut. mor. 2,15F). Konkret geht es v.a. um das Problem, dass die göttlichen oder menschlichen Akteure oftmals nicht als moralische Vorbilder dargestellt würden, ihre Handlungen mithin zur Nachahmung ungeeignet seien. Mittels moralischer Allegorese könne das Anstößige jedoch zum Ausgleich gebracht werden.

170
Was man neuerlich auch von einer hievon noch verschiedenen religiösen Auslegung geäußert hat […] so verstehe ein religiöses Gemüth einen religiösen Autor am besten

Die für die Schriftauslegung geforderte Geistesverwandtschaft (Kongenialität) mit den biblischen Autoren wurde gegen den aufkommenden Primat der historisch-grammatischen Auslegung in Anschlag gebracht und erinnert an die theologia regenitorum früherer Jahrzehnte. Auch die Hermeneutik Schleiermachers rechnet mit der Kongenialität des Auslegers (divinatorische Methode).

1.
Anm.Anmerkung 1922 1. Diejenigen, welche eine Geschichte der Religionen, auch derer, die sich nicht auf die heilige Schrift gründen, zu entwerfen unternommen haben, geben doch eigentlich nur eine Religionsgeschichte einiger bekannten Völker, die noch dazu sehr dürftig und unzuverläßig1923 ist, wie man sich leicht überzeugen kan1924, wenn man die in der 983 Anweisung zur Kenntniß der theol. 1925 Bücher §. 2931926 und 941927 angeführten Bücher1928 vergleicht. Alle übrige (daselbst §. 296 (f.)folgend) sind nur, zum Theil vortrefliche, Beyträge1929 zur Religionsgeschichte besondrer Völker, und der mit so mühsamen Fleiß und philosophischen Blick entworfne1930 Grundriß der Geschichte aller Religionen, von C. Meiners (Lemgo1931 1785.textgrid:2sjtm 8.)1932, schränkt sich nur auf einige Religionsbegriffe und Gebräuche ein, die unter den Menschen am gangbarsten gewesen sind, betrift1933 eigentlich nur den religiösen Aberglauben, und läßt sich auf gar keine Geschichte der Völker und Gesellschaften ein, so ferne1934 sie sich über Religionsbegriffe und davon abhängende Uebungen getrennt und unterschieden haben. 1935
2.
[388] [103] Anm.Anmerkung 1936 2. In einem engern Verstande wird historische Theologie nur von der Geschichte oder dem Fortgang und den Veränderungen der verschiedenen Begriffe der Menschen von besondern Religionslehren genommen, oder gar nur1937 theils auf Vorstellungen selbst, theils nur auf die verschiedenen Begriffe von den in der Bibel geoffenbarten Lehren eingeschränkt. Am1938 engsten 1939 wird dieses Wort von denenjenigen1940 gebraucht1941, welche darunter die angeblich christlichen Lehren verstehen, sofern ihr Beweis, oder doch der Beweis ihres Alterthums in der christlichen Kirche, auf Nachrichten und Aussprüchen angesehener Kirchenlehrer, oder auf Decreten der sogenannten Kirche darüber, mit einem1942 Wort, auf der1943 Tradition beruht.
173
Anweisung zur Kenntniß der theol. Bücher §. 293 und 94

Vgl. I § 43.

174
meinem Lehrbuch der Religion für Schulen, 1ste Abth.

Gemeint ist August Hermann Niemeyers häufig aufgelegtes Lehrbuch für die oberen Religionsclassen gelehrter Schulen (1801; 181843). In der ersten Abteilung findet sich die historische Behandlung der Religion, die in eine Einleitung in die biblischen oder Religionsschriften und die Religionsgeschichte zerfällt.

175
1961 Ein Verzeichniß der wichtigsten steht hinter Meiners Grundriß der Gesch. aller Rel. ( s.siehe 1962 §. 79. 1963 (Anm.)Anmerkung 1.1964) und in der 986 Anweisung zur theol. Bücherkenntn. Bücherk. 1965 §. 297 flgg.folgende 1967
176
Anweisung zur theol. Bücherkenntn. §. 297 flgg.

Vgl. I § 43.

177
1991 Der Versuch über die Religionsgeschichte der ältesten Völker, besonders der Egyptier, von Chr. Meiners, [93] Göttingen 1775, in 8. kan1992, wenigstens einen Theil des Gesagten, deutlicher, und auf die Vorsichtigkeit bey1993 solchen Sammlungen und Untersuchungen aufmerksam machen.
178
anderwärts schon erwähnte Gattererische Weltgeschichte

Vgl. I § 235.

179
eben genannten Abriß von Meiners

Vgl. II § 80 bzw. II § 79.

180
2024 Die Geschichte der Lehren von Dreyeinigkeit2025 Gottes, Freyheit2026 des menschlichen Willens, Erbsünde, Prädestination, 991Transsubstantiation u. d. gl.und dergleichen 2027 – der verschiednen LiturgienLiturgien2028, besonders der römischen, die so eifrig als die Lehre selbst ausgebreitet worden, des 992Bilderdienstes, der 993Kindertaufe, der 994Kelchsverweigerung bey2029 dem heiligen Abendmahl, – die 995Geschichte der lateinischen Sprache in der Kirche, und der Wörter 996 ὁμοούσιος, ὑπόστασις, φύσις, fides, bona opera, satisfactio (u. a.)und andere – der bischöflichen und übrigen hierarchischen Einrichtung, der Concilien und Synoden, der 997Bullen in Coena Domini und Unigenitus, der Kirchenbuße2030 und des Beichtwesens – der Gebräuche,2031 über die sich oft allein einzelne2032 Gesellschaften getrennt haben, als über 998gesäuertes Brodt bey2033 dem heiligen Abendmahl, über Kindertaufe und Untertauchung oder Besprengung – die Geschichte des 999 Athanasius, 1000 Hieronymus, Augustin von Hippo Augustins, Hus, Jan Hussens 2034, Luthers, Melanchthons u. a.und andere 2035 – der [95] Schriften des 1002 Dionysius Areopag., der 1003 Vulgate2036, des 1004falschen Isidorus, der 1005 Weissagungen2037 des Abts Joachim von Fiore Joachim 2038, der 1006Formulae Concordiae u. d. gl.und dergleichen 2039 – der verschiednen2040 Orden (u. s. f.)und so ferner kan2041 hier zum Beweise dienen.
181
Transsubstantiation

D.i. die wesenhafte (d.h. nicht akzidentielle, sondern substantielle) und dauerhafte Umwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi während der Eucharistie. Die katholische Lehre von der Transsubstantiation (vgl. II § 113) wurde zwar von den Reformatoren einvernehmlich abgelehnt, doch kam es zwischen Martin Luther und Ulrich Zwingli (1484–1531) auch zu innerreformatorischen Auseinandersetzungen. Im sog. ersten Abendmahlsstreit der Reformationszeit (vgl. II § 113) hielt Luther an der Realpräsenz Christi im Abendmahl fest, während Zwingli die Auffassung eines geistlich-symbolhaften Erinnerungsmahls vertrat; in dem in den 1550er Jahren entbrennenden sog. zweiten Abendmahlsstreit wurde die Realpräsenz dann mithilfe der Lehre von der Ubiquität Christi (vgl. II § 113) begründet. Später wurden Realpräsenz und Ubiquität Christi in der Konkordienformel (s.u.) gegen das katholische und das auf Zwingli (und Calvin) zurückgehende reformierte Abendmahlsverständnis festgestellt (Art. 7). Zur Geschichte der Abendmahlslehre vgl. insbesondere auch II § 113.

182
Bilderdienstes

D.i. die Anbetung von Heiligenbildern, insbesondere der Jungfrau Maria. Da den Heiligen nach katholischer Vorstellung eine vermittelnde Funktion zwischen Gott und Mensch zukommt, können diese als Fürsprecher vor Gott angerufen werden. In diesem Zusammenhang steht auch das Reliquienwesen. Sowohl der Bilderdienst als auch der Reliquienkult wurden von den Reformatoren abgelehnt, auf katholischer Seite jedoch durch das Tridentinum (vgl. II § 98) bestätigt. Ähnlich dem auf protestantischer Seite ausbrechenden Bildersturm der Reformationszeit hatte die Frage nach dem rechten Umgang mit Ikonen bereits im sog. byzantinischen Bilderstreit (8./9. Jh.) zu ikonoklastischen Unruhen geführt (vgl. II § 113). Theologisch besonders bedeutsam ist die auch in der Anweisung dargelegte Verbindung des Bilderdienstes mit dem Abendmahl (vgl. II § 113).

183
Kindertaufe

Die seit der Alten Kirche (vgl. II § 85) weit verbreitete Praxis der Kindertaufe ist im 16. Jh. von radikal-reformatorischen Gruppen abgelehnt worden (Täuferbewegung). Trotz ihrer Verurteilung auf dem Reichstag zu Speyer (1529) und teils massiven Verfolgungen haben sich täuferische Glaubensgemeinschaften (z.B. die Mennoniten) bis heute gehalten. Die Frage nach der Kindertaufe wird in protestantischer Tradition bis in die Gegenwart hinein diskutiert und ist in freikirchlichem Kontext nicht selten zugunsten der Gläubigen- oder Erwachsenentaufe entschieden.

184
Kelchsverweigerung bey dem heiligen Abendmahl

Vor dem Hintergrund der scholastischen (vgl. II § 19) Vorstellung von der Konkomitanz (vgl. II § 113) hat sich in der katholischen Kirche eine Eucharistiepraxis entwickelt, in der der Priester beim Abendmahl Brot und Wein, die Gemeinde jedoch nur das Brot erhält. Laien wird der Kelch vorenthalten, das Abendmahl demnach nur unter einerlei Gestalt (communio sub una specie) dargereicht. Die Position des Jan Hus (s.u.), der das Abendmahl unter beiderlei Gestalt (communio sub utraque specie), d.h. den Kelch auch für Laien, gefordert hatte, wurde auf dem Konzil von Konstanz (1414–1418) ausdrücklich verboten. Später wurde das Abendmahl unter beiderlei Gestalt zum Kennzeichen der reformatorischen Bewegung, das Verbot seitens der katholischen Kirche trotz anfänglicher Zugeständnisse auf dem Konzil von Trient (1545–1563) erneuert (vgl. § 98). Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) ist die Kelchkommunion jedoch auch in der katholischen Kirche wieder erlaubt und sogar angeraten.

185
Geschichte der lateinischen Sprache in der Kirche

Das allgemeine Zurücktreten des Griechischen zugunsten des Lateinischen als römische Verkehrssprache verstärkte sich im Westen durch die Teilung des Römischen Reiches nach dem Tod Theodosius' I. im Jahre 395 in besonderer Weise. Während im oströmischen Teil das Griechische beherrschend blieb, wuchsen im weströmischen Teil romanitas und latinitas immer mehr zusammen. Durch die Vetus Latina und dann v.a. die Vulgata (s.u.) erhielt die biblische Überlieferung eine lateinische Gestalt, Latein wurde zur Sprache des Gottesdienstes, der Theologie, des Kirchenrechts, der Bildung und nicht zuletzt auch der Mission und blieb es – auch wenn das philologiegeschichtliche Urteil teilweise äußerst hart ausfällt – nach der als karolingische Renaissance bezeichneten Bildungsreform Karls des Großen (747–814) das gesamte Mittelalter hindurch (Scholastik). Während etwa mit Jan Hus (s.u.) und dann v.a. mit der Reformation die Bedeutung der Nationalsprachen für Gottesdienst und Kirche zunehmend aufgewertet wurde, blieb das Lateinische im Zuge des Renaissance-Humanismus Gelehrten- und damit auch Theologensprache (vgl. I § 123–128). In der römisch-katholischen, lateinischen Kirche spielt das Lateinische bis heute eine zentrale Rolle und ist (vgl. Sacrosanctum Concilium Art. 36) noch immer Sprache der Messe und Amtssprache des Vatikanstaats.

186
ὁμοούσιος, ὑπόστασις, φύσις, fides, bona opera, satisfactio

Im Hintergrund stehen die bereits zuvor festgestellten Probleme die Sprache betreffend (vgl. I § 61–63). Die dogmatischen Schlüsselbegriffe ὁμοούσιος, ὑπόστασις und φύσις (vgl. auch I § 63) sind der vorchristlichen Philosophie entliehen und wurden im Rahmen der komplexen, Jahrhunderte dauernden Beschreibung christologischer bzw. trinitätstheologischer Zusammenhänge in altkirchlicher Zeit uneinheitlich verwendet und ins Lateinische übersetzt. Der Begriff ὁμοούσιος beschreibt die Wesensgleichheit der drei Personen der Trinität (Vater, Sohn, Heiliger Geist), die ihrerseits mit dem christlich umgeprägten Begriff ὑπόστασις bezeichnet werden. Die sich herausbildende christologische Grundformel lautet im griechischen Osten μία οὐσία, τρεῖς ὑποστάσεις und im lateinischen Westen (Tertullian u.a.) una substantia, tres personae. Allerdings wurde οὐσία, lange Zeit gleichbedeutend mit ὑπόστασις, auch mit essentia, ὑπόστασις in wörtlicher Entsprechung mit substantia und persona mit πρόσωπον übersetzt. Die damit einhergehenden definitorischen Probleme sind in der Dogmatik des 18. Jh.s wohlbekannt. Der Begriff φύσις (Natur), zunächst auch synonym für ὑπόστασις gebraucht, bezeichnet die göttliche und die menschliche Natur Christi (Zwei-Naturen-Lehre). Glaube (fides) und gute Werke (bona opera) sind Zentralbegriffe der lutherischen Rechtfertigungslehre, nach der der Mensch vor Gott nicht durch gute Werke, sondern allein durch den als Gnadengeschenk verstandenen Glauben gerecht wird (sola gratia bzw. sola fide). Diese gegen die Vorstellung einer Werkgerechtigkeit gerichtete Bestimmung der Rechtfertigung gehört zu den zentralen Theologumena des reformatorischen Christentums. Zum Begriff der Genugtuung (satisfactio) vgl. I § 61.

187
Bullen in Coena Domini und Unigenitus

In Coena Domini ist eine seit dem ausgehenden Mittelalter mehrfach erschienene und ergänzte Bannbulle gegen unterschiedliche Häresien und Verstöße gegen die Kirche. Die endgültige Form dieser Sammlung fällt in das Pontifikat Urbans VIII. (1623–1644), Clemens XIV. (1769–1774) hob die Bulle 1770 auf. Martin Luther, der in In Coena Domini 1521 namentlich als Ketzer aufgeführt wurde, übermittelte unter dem Titel Bulla coena domini, das ist, die Bulla vom Abendfressen des allerheiligsten Herrn, des Papstes zum Jahreswechsel 1521/1522 eine Übersetzung nebst Vorrede und Anmerkungen nach Rom (vgl. WA VIII [1889], [688] 691–720). Unigenitus Dei filius, kurz Unigenitus, bezeichnet eine 1713 auf Wunsch des französischen Königs von Papst Clemens XI. (1700–1721) verfasste Bulle, die sich besonders gegen die Réflexions morales sur le Nouveau Testament (1671) Pasquier Quesnels (1634–1719) und den erstarkenden Jansenismus (vgl. II § 98) richtete. Wohl nicht gemeint ist die Bulle Unigenitus Dei filius aus dem Jahr 1343, in der Papst Clemens VI. (1342–1352) den Sündenablass regelte und die insofern eine wichtige Grundlage für den von den Reformatoren bekämpften Ablasshandel darstellt.

188
gesäuertes Brodt bey dem heiligen Abendmahl

Hier ist v.a. der sog. Azymenstreit zu nennen, der ein Grund für das Große Schisma von 1054 zwischen der römisch-katholischen und den orthodoxen Kirchen war. Während sich im Westen ab dem 9. Jh. der Übergang zu ungesäuertem Brot (griech. ἄζυμα) vollzog, wird im byzantinischen Ritus bis heute gesäuertes Brot verwendet. Im Hintergrund steht die Frage, ob das Abendmahl Jesu als Pessachmahl zu verstehen ist. Mit dem auch Fest der ungesäuerten Brote (Matzen) genannten Pessachfest (vgl. Ex 12) wird im Judentum an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert.

189
Athanasius

Über das Leben des Kirchenvaters und Heiligen Athanasius von Alexandrien (gest. 373), auch der Große genannt, ist vergleichsweise wenig bekannt. Nach koptischer Tradition wurde Athanasius im Alter von 33 Jahren als Nachfolger Alexanders von Alexandrien (gest. 328), den er als Diakon auf die Synode von Nicäa (325) begleitet hatte, Bischof. Sein Geburtsjahr ist danach mit 295 anzugeben. Als Bischof und einer der Protagonisten des das 4. Jh. dominierenden arianischen Streites (vgl. I § 63) setzte er den Kurs von Nicäa fort und musste in theologisch wie politisch unruhigen Zeiten mehrfach ins Exil fliehen. Neben seinen antiarianischen Schriften (u.a. die Orationes contra Arianos) seien die Lebensbeschreibung des Wüstenvaters Antonius (Vita Antonii), das apologetische Doppelwerk Contra gentes / De incarnatione Verbi sowie der 39. Festbrief mit der erstmaligen Aufzählung der 27 kanonischen Schriften des Neuen Testaments hervorgehoben. Neben Gregor von Nazianz (II § 102), Johannes Chrysostomus (vgl. II § 104) und Basilius (vgl. II § 115) zählt er zu den vier griechischen Kirchenlehrern.

190
Hieronymus

Der aus einer begüterten Familie stammende Sophronius Eusebius Hieronymus (ca. 347–420) verbrachte die ersten Lebensjahrzehnte in unterschiedlichen Zentren des Reiches und bekehrte sich bereits früh zum monastischen Leben. Dass er in der chalkidischen Wüste in Syrien für einige Jahre in einer Mönchsgemeinschaft gelebt habe und später päpstlicher Sekretär Damasus' I. (305–384) gewesen sei, wird heute angezweifelt, dass er in Rom spiritus rector eines asketischen Kreises adliger Frauen (Marcella, Paula u.a.) war, gilt hingegen als gesichert. Nach Auseinandersetzungen um die Nachfolge Damasus' I. verließ Hieronymus gemeinsam mit Paula und deren Tochter Eustochium Rom, gründete im Jahre 386 ein Frauen- und ein Männerkloster in Bethlehem und stand diesen bis zu seinem Tod vor. In diese Zeit fällt ein großer Teil seiner umfangreichen literarischen Tätigkeit. Hieronymus schrieb ein hervorragendes Latein, neben asketischen Schriften hatte besonders seine v.a. an Origenes orientierte, spiritualistische Bibelauslegung einen beträchtlichen Einfluss auf die mittelalterliche Theologie des Westens (vgl. II § 115). Von substantieller Bedeutung sind Hieronymus' der Vulgata (s.u.) zugrundeliegende Übersetzungen bzw. Revisionen des Alten (unter Rückgriff auf den hebräischen Urtext) und Teilen des Neuen Testaments. Nicht selten wird Hieronymus als der eigentliche Urheber der Vulgata (s.u.) angesprochen.

191
Hussens

Jan Hus (ca. 1370–1415) studierte nach dem Besuch der Artistenfakultät in Prag ebenda Theologie und empfing im Jahr 1400 die Priesterweihe. Seit 1402 ebenda Professor wurde er in unruhigen Zeiten (Wyclifstreit) 1409–1410 Rektor der Prager Universität. Als der Prager Erzbischof zunehmend gegen Anhänger des Oxforder Theologen und Kirchenreformers John Wyclif (1326–1384) vorging, für dessen Lehren sich neben Hus etwa auch Hieronymus von Prag (1379–1416) begeistert hatte, verschärfte sich Hus' Kritik an der verweltlichten Kirche. Seine Exkommunikation 1411 erfolgte, nachdem er einer Vorladung der Kurie nicht nachgekommen war. Da sich Hus auf dem 1414 eröffneten Konzil von Konstanz weigerte, seine Lehren zu widerrufen, wurde er hier 1415 als Ketzer verbrannt. Von Wyclif übernahm Hus etwa die Lehre von der doppelten Prädestination, bestimmend in den Auseinandersetzungen mit dem Hussitismus (vgl. II § 98) blieb jedoch insbesondere auch die Frage nach der Eucharistie und dem Laienkelch (s.o.). Zudem ist Hus als Verfechter des Gebrauchs des Tschechischen im Gottesdienst (s.o.) hervorgetreten.

192
Dionysius Areopag.

Dionysius Areopagita ist das Pseudonym (Pseudo-Dionysius) eines um 500 lebenden Autors mehrerer theologischer Werke sowie von zehn Briefen, der vorgibt, der in Apg 17,34 genannte Dionysius zu sein, der wiederum laut Eusebius von Caesarea (vor 264/265–339/340) erster Bischof von Athen wurde. Bischof Gregor von Tours (538–594) kennt dagegen einen Missionsbischof, der in Paris das Martyrium erlitten haben soll und später mit dem Dionysius der Apostelgeschichte gleichgesetzt wurde. Hilduin (gest. Mitte des 9. Jh.s) identifizierte diesen Märtyrerbischof schließlich mit dem Verfasser der oben genannten Schriften. Bereits in der Spätantike und im Mittelalter (Abaelard) kamen Zweifel an der Apostelnähe des Autors auf, die dann von den Humanisten Lorenzo Valla (1407–1457) und Erasmus von Rotterdam erneut formuliert wurden. Die Schriften des Pseudo-Dionysius wurden mehrfach ins Lateinische übersetzt und kommentiert (u.a. von Thomas von Aquin) und haben die christliche Theologie und Philosophie des Mittelalters stark beeinflusst.

193
Vulgate

Mit dem Namen Vulgata wird die lateinische Übersetzung der Bibel bezeichnet, die sich in der Spätantike gegenüber älteren Übersetzungen (Vetus Latina) durchsetzen konnte und zur bestimmenden Bibelgestalt des Mittelalters wurde. Als Urheber der Vulgata gilt Hieronymus (s.o.).

194
falschen Isidorus

Unter dem Namen eines sonst unbekannten Bischofs Isidorus Mercator ist eine Sammlung von ca. 100 Papstbriefen überliefert, die – vielleicht auch unter Inanspruchnahme der Autorität Isidors von Sevilla (vgl. II § 115) – zusammen mit weiteren Sammlungen kirchenrechtlicher Dokumente, die ebenfalls unter dem Namen Isidors firmieren, in der ersten Hälfte des 17. Jh.s durch David Blondel (vgl. II § 90) als Fälschung erkannt wurde (Pseudo-Isidor). Die aus dem 9. Jh. stammenden Dokumente imponieren durch einen hohen Grad an Belesenheit und tatsächlicher Quellenkenntnis und fanden insbesondere ab dem 11. Jh. Verbreitung. Neuerdings wird vermutet, dass es sich bei dem Autor um Radbert von Corbie (ca. 790–859) (vgl. II § 110) handelt.

195
Weissagungen des Abts Joachim

Joachim von Fiore (ca. 1132–1202) war auf Wunsch der Eltern zunächst als Jurist tätig, wandte sich vermutlich nach einem Bekehrungserlebnis jedoch einem mönchischen Leben zu und wurde zum Priester geweiht. Nach seinem Eintritt in das Benediktinerkloster Corazzo wurde er hier Prior, dann Abt. In den 1190er Jahren gründete Joachim im kalabrischen Sila-Gebirge den Florenser-Orden sowie das Kloster San Giovanni di Fiore. In diese Zeit fallen Visionen und der Abschluss seiner drei exegetisch-prophetischen Hauptschriften. Aufgrund seiner Prophezeiungen genoss Joachim bei Päpsten und weltlichen Herrschern (z.B. Richard I. von England) großes Ansehen, bedeutsam ist dabei sein allegorisches Verständnis der Schrift und das in drei trinitarisch ausgedeutete status gegliederte Geschichtsbild: die alttestamentlich-synagogale Zeit des Vaters, die nach eigener Vorhersage bis zur Mitte des 13. Jh.s reichende neutestamentlich-klerikale Zeit des Sohnes und die sich anschließende mönchische Zeit des Heiligen Geistes, die nach vorausgehenden endzeitlichen Kämpfen von der intelligentia spiritualis durchdrungen sein und ohne die Papstkirche auskommen sollte. Joachimitische Vorstellungen fanden schnell Verbreitung (etwa bei den franziskanischen Spiritualen) und wirkten bis in die Aufklärung (Lessing) und darüber hinaus.

196
Formulae Concordiae

Die 1577 auf Deutsch erschienene und erst später ins Lateinische übersetzte Konkordienformel ist die letzte der im Konkordienbuch (vgl. II § 211) festgehaltenen lutherischen Bekenntnisschriften und sollte die innerreformatorischen Auseinandersetzungen zwischen den gemäßigteren Philippisten bzw. Kryptocalvinisten (vgl. II § 98) und den streng lutherischen Gnesiolutheranern beilegen. Gegen das katholische und das auf Zwingli (und Calvin) zurückgehende reformierte Abendmahlsverständnis wurden Realpräsenz und Ubiquität Christi festgestellt (Art. 7). Insgesamt verstehen sich die zwölf Artikel der Konkordienformel nicht als neues Bekenntnis, sondern wiederholen und erklären verschiedene Artikel der Confessio Augustana (vgl. II § 211). Neben die ausführliche Darlegung (Solida Declaratio) trat eine Kurzfassung (Epitome).

197
2049 Der Nutzen der Kirchengeschichte reicht zwar viel weiter, als hier angegeben ist. Kein Christ, der wahre Aufklärung, der anschauende Ueberzeugung in der Religion sucht, und nach erleuchteter Frömmigkeit trachtet, sollte dieses Studium vernachläßigen2050, wenn er irgend Gelegenheit und Hülfsmittel dazu haben könnte. Noch2051 weniger irgend jemand, der,2052 als Obrigkeit2053 dereinst, auch durch sein Betragen in Absicht auf die Beförderung und Leitung der Religion, vieler Menschen Glück oder Elend befördern kan2054, weil beydes2055 so sehr vom Einfluß wahrer oder falscher Religion, von Achtung oder Gleichgültigkeit dagegen, von den weisen und unweisen Mitteln, ihren Einfluß zu befördern oder zu hindern, abhängt. Und daß verschiedne2056 Wissenschaften, Geschichte (z. B.)zum Beispiel, Staatskunst, Rechtsgelehrsamkeit, vornehmlich die geistliche, das Licht der Kirchengeschichte gar nicht entbehren können, bedarf keines Bewei[96]ses. Aber, nach2057 der Absicht dieses Buchs,2058 kommt2059 2060 hier nur die Nothwendigkeit [109] dieses Studiums der Kirchengeschichte2061 in Absicht auf den Lehrer der Religion2062 in Anschlag.
1.
*)2086 Wie bey2087
1 Timoth. 3, 16
;
1 Joh.2088 5, 7
;
Röm. 8, 11.2089
διὰ τοῦ ἐνοικοῦντος πνεύματος, statt διὰ τὸ [111] ἐνοικοῦν πνεῦμα; Matth. 27, 49. der Zusatz aus Joh. 19, 342090 in einigen Handschriften.
2.
[396] **)2091 Wie die Vorstellungen in der lateinischen Kirche von praedestinatio, poenitentia, sacramentum; die alten Deutungen von
Sprüchw. 8, 22.
Psalm.2092 110, 3.
Matth. 16, 18.
Joh. 16, 26.2093
und eine neuere von
Apostelgesch. 3, 21.
3.
***)2094 Als
Röm. 12, 6.
1 Kor. 2, 14.
4.
****)2095 Wie viel ist (z. B.)zum Beispiel aus dem 1013 Origenes in lateinische Ausleger, aus den africanischen2096 Kirchenvätern, sonderlich dem Augustinus, in eben dieselbe, aus solchen la[98]teinischen Auslegern hernach, vermittelst des 1014 Ambrosiasters, oder Hilarius Diaconus, und später durch die 1015Glossam ordinarium2097, in alle Exegeten der lateinischen Kirche übergangen2098? Eben so in der griechischen Kirche; (s.)siehe 1016 Ernesti Opuscula philol. crit. (p.)pagina 317 (seq.)sequens
202
apokryphisch

Vgl. I § 163.

203
Origenes

Der bedeutende und literarisch äußerst produktive Theologe Origenes (ca. 185–254) war zunächst als Grammatiklehrer in seiner Heimatstadt Alexandrien tätig. Ob er wie auch Plotin (ca. 205–270) ein Schüler des Platonikers Ammonios Sakkas war, wird heute ebenso bezweifelt wie seine Selbstentmannung. Bischof Demetrius von Alexandrien (gest. 232), der ihn um 217 als Leiter einer Katechetenschule eingesetzt hatte, strengte um 230 zwei Synoden gegen den mittlerweile in Caesarea zum Presbyter ordinierten Origenes an und schloss ihn aus der Gemeinde aus. Origenes siedelte daraufhin nach Caesarea über und sammelte auch hier Schüler um sich. Origenes starb an den Folgen der im Zusammenhang der decischen Verfolgung erlittenen Folter. Aus seinem Werk seien neben der Hexapla (vgl. I § 162) das Werk De principiis und die Streitschrift Contra Celsum hervorgehoben. Auf den bereits zu Lebzeiten theologisch umstrittenen Origenes (vgl. II § 98) geht die Lehre vom mehrfachen (bei ihm noch dreifachen) Schriftsinn zurück (vgl. II § 56), trinitätstheologisch sprach er bereits von einem Wesen und drei Hypostasen, vertrat jedoch einen dynamischen Subordinatianismus (vgl. I § 63).

204
Ambrosiasters, oder Hilarius Diaconus

Ambrosiaster ist ein Paulus-Kommentator aus der zweiten Hälfte des 4. Jh., dessen Schriften seit dem Frühmittelalter unter dem Namen des Ambrosius von Mailand überliefert sind und weit verbreitet waren. Ob der Name Ambrosiaster auf die Mauriner (vgl. II § 104) oder Erasmus von Rotterdam zurückgeht, der die falsche Zuordnung dieser Schriften nachgewiesen hat, ist nicht eindeutig zu klären. Neben seinen Kommentaren zum Corpus Paulinum werden Ambrosiaster auch die pseudo-augustinischen Quaestiones Veteris et Novi Testamenti zugeschrieben, die Zuweisung weiterer Schriften wird heute abgelehnt. Auffällig ist die theologische und exegetische Eigenständigkeit seines Werkes, dessen Kenntnis etwa bei Augustin, Pelagius und Hieronymus nachzuweisen ist. Hervorzuheben ist, dass Ambrosiasters Werk ein lateinischer Bibeltext zugrunde liegt, der vor der Vulgata anzusetzen ist. Der als radikaler Luciferianer in die Kirchengeschichte eingegangene Hilarius Diaconus (4. Jh.) begleitete Bischof Lucifer von Calaris (gest. 371) als Diakon zur Synode von Mailand (355) und ist als unerbittlicher Verfechter des nicänischen Glaubens und Anhänger des Athanasius gemeinsam mit Lucifer exiliert worden. Laut Hieronymus forderte Hilarius in einer heute verlorenen Schrift die erneute Taufe für reuige Arianer, die er als Ketzer für ungültig getauft hielt. Heute ist die nicht nur im 18. Jh. weit verbreitete Identifizierung von Ambrosiaster und Hilarius Diaconus nicht mehr haltbar.

205
Glossam ordinarium

Vgl. II § 19. Mit der ersten Auflage der Anweisung müsste es an dieser Stelle ordinariam heißen.

206
Ernesti Opuscula philol. crit. p. 317 seq.

In den bereits zuvor (vgl. I § 120) angeführten Opuscula philologica critica (Leiden 1764) geht Johann August Ernesti in der Abhandlung De Origene, interpretationis librorum SS. grammaticae auctore (aaO 288–323) an benannter Stelle auf den großen Einfluss des Origenes ein.

207
elenchtischen

Elenchtisch wird in der Anweisung als Synonym für polemisch (vgl. II § 93) verwendet (vgl. II § 186).

208
pelagianischen

Im Mittelpunkt des auf den wohl aus Britannien stammenden Laienchristen Pelagius (ca. 350–420) und seinen Anhänger Caelestius zurückgehenden pelagianischen Streites stehen deren Ablehnung der Erbsündenlehre, nach der Adam lediglich ein schlechtes Beispiel gewesen und seine Sünde nicht auf seine Nachkommen übergegangen sei, und damit verbunden die die Prädestinations- und Gnadenlehre tangierende Möglichkeit des Menschen, kraft seines freien Willens selbst für sein Heil zu sorgen. Konkret wurden diese Lehrauffassungen etwa im Hinblick auf die Bedeutung der Sakramente und der Kindertaufe (vgl. II § 83). Die im Verlauf der Auseinandersetzung dann v.a. von Julian von Aeclanum (ca. 385–450) gewandt vertretenen pelagianischen Positionen standen der Theologie Augustins von Hippo (vgl. II § 113) entgegen, der über Jahrzehnte literarisch und kirchenpolitisch gegen den Pelagianismus vorging und schließlich auf dem Konzil von Ephesus (431) dessen endgültige Verurteilung erreichte. Die Lehren Augustins sollten die Kirchengeschichte von nun an maßgeblich prägen, doch kamen v.a. mit Cassian (vgl. II § 115) im 5. und 6. Jh. nochmals pelagianisierende Ideen auf (Semipelagianismus).

209
nestorianischen, monophysitischen und Sacramentstreitigkeiten

Zum nestorianischen und monophysitischen Streit vgl. I (§ 63). Im weiteren Sinne haben sich viele Auseinandersetzungen innerhalb der Geschichte der Kirche auch auf das Verständnis der Sakramente und ihre Ausgestaltung ausgewirkt (vgl. etwa den pelagianischen [s.o.] oder den Azymenstreit [vgl. II § 83]), im engeren Sinne dürften jedoch v.a. die mit den Begriffen Transsubstantiation und Kelchsverweigerung (vgl. II § 83) verbundenen Auseinandersetzungen um das Sakrament des Abendmahls in der Reformationszeit und ihre Vorgeschichte (vgl. II § 113) gemeint sein.

210
Casaubon's

Isaak Casaubon (1559–1614) war ein bedeutender protestantischer Humanist und Schüler Bezas, der neben einer Kommentierung des NT (1587) v.a. durch die Edition und Annotierung antiker Autoren hervorgetreten ist. In kirchenhistorischer Perspektive ist besonders der unter dem Titel Exercitium ad Appendicem Annalium Baronii XVIII (1614) erschienene kritische Kommentar zu den zwölfbändigen Annales ecclesiastici a Christo nato ad annum 1189 (1588–1607) des katholischen Theologen und späteren Kardinals Cesare Baronio (Baronius) (1538–1607) hervorzuheben. Daneben könnte Nösselt hier auch Casaubons in Genf geborenen Sohn Florence Estienne Méric Casaubon (1599–1671) im Blick gehabt haben, der früh zu seinem Vater nach England übergesiedelt und ebenfalls als Gelehrter aufgefallen war.

211
Saumaisen

Claude de Saumaise (Claudius Salmasius) (1588–1653) gehört wie Isaak Casaubon zu den bedeutendsten und vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit. Auch er beschäftigte sich v.a. mit klassischen Autoren und wurde nach dem Studium an der Sorbonne und in Heidelberg, wo er sich zum Protestanismus bekannte, und nachdem er Stellen in Italien und England ausgeschlagen hatte, 1632 schließlich Nachfolger Scaligers in Leiden. Aus seinem umfangreichen und vielseitigen Gesamtwerk sei an dieser Stelle die Schrift De primatu Papae (1645) hervorgehoben, in der er den Primat des Papstes bestritt.

212
Blondel's

David Blondel (1591–1655) zählt zu den wichtigsten reformierten Kontroverstheologen und Kirchenhistorikern des 17. Jh.s. Nach dem Studium in Sedan und Genf war er zunächst als Prediger in Frankreich tätig und trat bereits in dieser Zeit durch akademische Arbeiten hervor. 1631 wurde er für eine theologische Professur in Saumur vorgeschlagen, doch wurde er seitens der Gemeinde und der Nationalsynode nicht freigestellt. Zur Erleichterung seiner Studien gestattete man ihm 1644 jedoch, nach Paris überzusiedeln, und verlieh ihm ein Jahr später den Titel eines Honorarprofessors, wodurch er sich nun voll auf die akademische Arbeit konzentrieren konnte. 1650 folgte er Gerhard Johannes Voss als Professor für Geschichte am Amsterdamer Athenaeum Illustre nach. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die Modeste déclaration de la sincérité et vérité des églises réformées de France, contre les invectives de l'évêque de Luçon et autres (1619), in der die reformierte Lehre gegen den Bischof von Luçon, den späteren Kardinal Richelieu, verteidigt wird, sowie der die Suprematie des Papstes bestreitende Traité historique de la Primauté en l'Eglise (1641) (vgl. II § 129). Zudem hat Blondel, wie auch Casaubon, Baronios Annalen kritisch kommentiert (1675 bzw. 1679). Bedeutsam ist schließlich auch die Schrift Pseudo-Isidorus et Turrianus vapulantes (1628), in der Blondel die unter dem Namen Isidor firmierenden Dekretalen als mittelalterliche Fälschung (falscher oder Pseudo-Isidor) überführt hat (vgl. II § 83).

213
Daillés

Der reformierte Theologe Jean Daillé (Dallaeus) (1594–1670) war zunächst Hauslehrer der Enkel des Gouverneurs Duplessis-Mornay, später dessen Schlossprediger. Danach übernahm er Predigtstellen in Saumur und Charenton bei Paris und wurde schließlich Präsident der letzten reformierten Nationalsynode in Loudun (1659). Zudem verfasste er zahlreiche Schriften, v.a. zur Alten Kirche. Sein wohl bedeutendstes Werk Traité de l'employ des saints Pères pour le jugement des différends qui sont aujourd'hui en la religion (1632) wurde ins Englische (1651; 1675) und ins Lateinische (1655 u.a.) übersetzt. Daillé wendet sich hier gegen die Autorität der Kirchenväter, deren Texte häufig korrupt und deren Denkweisen inkonsistent seien.

214
Richer's

Der Theologe Edmond Richer (1559–1631) ist v.a. als herausragender Vertreter des Gallikanismus hervorgetreten. Zunächst Hausdiener am Collège du Cardinal Lemoine, fiel Richer durch eine hohe Begabung auf und konnte über ein Stipendium an der Sorbonne Theologie studieren. Nach dem Erwerb des Doktorgrades 1592 wirkte er als hochgeschätzter Prediger in Paris. In den Wirren des letzten Hugenottenkrieges legte der zunächst der Liga und den Jesuiten zuneigende Richer 1594 jedoch sein Predigtamt nieder und schwenkte auf die Seite Heinrichs IV. über. Wenige Jahre später trat er als Reformer des akademischen Lehrbetriebs am Collège du Cardinal Lemoine und ab 1601 an der Sorbonne hervor, wo er als Höhepunkt seiner Universitätslaufbahn schließlich zum Syndikus der Theologischen Fakultät gewählt wurde (1608). In der nach der Ermordung Heinrichs IV. 1610 entbrennenden Auseinandersetzung gab Richer dem radikalen Gallikanismus mit dem Libellus de ecclesiastica et politica potestate (1611), in Übersetzung De la Puissance ecclesiastique et politique (1612), eine Programmschrift, in der er die Emanzipation des französischen Königs vertrat und im Zuge dessen den Episkopat und den niederen Klerus aufwertete. Auf Betreiben papsttreuer Kreise (der Libellus wurde 1613 indiziert) wurde Richer daraufhin ins Abseits gestellt, bis er 1629 widerrief. Nach seinem Tod wurden Richers Ideen jedoch immer wieder aufgegriffen (Jansenismus; Richerismus). Unter den zu seinen Lebzeiten erschienenen Schriften sind neben dem Libellus auch die Demonstratio libelli de ecclesiastica et politica potestate (1622) und die Apologia pro Joanne Gersonio (1606) hervorzuheben.

215
Geschichte […] die beste Schule der Weisheit und Tugend

Wie etwa die Beyspiele der Weisheit und Tugend aus der Geschichte (1777/1780) Jakob Friedrich Feddersens (1736–1788) zeigen, ist die pragmatische (vgl. I § 225) Auffassung, Geschichte sei eine Schule der Weisheit und Tugend, durchaus gängig und hat zu einschlägigen Sammlungen geführt. In seinem über die Auflagen hinweg auch unter anderen Titeln erschienenen Ausführliche[n] Lehrgebäude der Religion (1787) bezeichnet Carl Friedrich Bahrdt die Erfahrung als Schule der Weisheit und Tugend, die jedoch immer auch mit der Geschichte zu verbinden sei (vgl. aaO 323f.). Diese Behauptung einer solchen Verbindung findet sich auch in der Anweisung (vgl. II § 96).

216
ersetzt das durch ihren Reichthum, was unserer sehr eingeschränkten Erfahrung abgeht

Vgl. II § 92.

217
Muth, Gutes zu thun, und nicht müde zu werden

Vgl. Gal 6,9.

1.
*)2450 (Z. B.)Zum Beispiel der 1035Omousianer, 1036Eusebianer und 1037Anomöer; der Vertheidiger und Gegner der 1038chalcedonischen Kirchenversammlung; der 1039Streitigkeiten über den Origenes und über die 1040 drey2451 Kapitel u. d. gl.und dergleichen 2452 – der 1041Religionsgespräche zwischen Katholiken und Protestanten, und der letztern unter einander; der 1042wittenbergischen Concordie, der 1043kryptocalvinistischen Händel, des 1044sendomirischen Vereins, der 1045Concordienformel, der 1046jansenistischen Streitigkeiten (etc.)et cetera
2.
**)2453 Geschichte der 1047Feyer des Pascha unter den ersten Christen, des 1048 Τριςαγιον 2454, der 1049Streitigkeiten [413] über [128] Verehrung der Bilder, über den 1050Gebrauch des gesäuerten und ungesäuerten Brodts2455 im heiligen Abendmahl u. d. gl.und dergleichen 2456
3.
***)2457 (S.)Siehe die 1051Geschichte der päbstlichen2458 Obergewalt, (z. B.)zum Beispiel der 1052eingeführten Krönung der römischen Kaiser von den Päbsten2459, der 1053falschen Decretalien, der 1054Eingriffe der Päbste2460 in die bischöfliche2461 Rechte, der 1055Immunitäten und Privilegien der Bettelorden, des 1056Benehmens der Päbste2462 und der Concilien zu Costnitz und Basel gegen die Hussiten2463, wie des zu 1057Trident gegen die Protestanten, der 1058Künste der Jesuiten, diese zu überlisten oder zu unterdrücken, und evangelische Landesherren zu Proselyten zu machen,2464 (u. s. w.)und so weiter
4.
†)2465 1059Geschichte der pelagianischen Streitigkeiten und der aus dem 1060Interim entstandenen Händel.
5.
††)2466 Geschichte der bey2467 allen Mängeln, Fehlern2468 und Irrthümern2469 sehr mächtig und heilsam auf Verbesserung der Kirche wirkenden 1061Priscillianisten, 1062Paulicianer, 1063Henrichianer, 1064Waldenser, 1065böhmischen Brüder,2470 und sogenannten 1066Pietisten. Vergleichung zwischen Luther, Melanchthon und Erasmus. Vergleichung der sich einander balanzirenden2471 Gewalt der Päbste2472 und Geistlichkeit auf einer, und der Landesherren und des befehdenden Adels, auch zum Theil der Bischöfe, auf der andern Seite.
223
[113] (Anm.)Anmerkung Zu dem, was von dem Verfasser über die große Wichtigkeit kirchenhistorischer Kenntnisse, auch namentlich für den praktischen Religionslehrer, gesagt ist, kann man hinzusetzen, daß für den Mann, der in seiner theologischen Bildung und seinen Studien fortschreitet, kaum ein Studium bis in die spätesten Jahre so viel Interesse behalten kann, als Geschichte überhaupt und Religionsgeschichte insonderheit. Wenn so manche andere Studien, je länger man sie besonders als praktische Arbeiten betreibt, immer weniger befriedigen, weil man einsieht, daß man entweder nicht merklich weiter darin kommt, oder wenigen Gebrauch davon im Leben und in seiner amtlichen Wirksamkeit machen kann; wenn die Grübeleien der höhern Philosophie, der theologischen Metaphysik oder Dogmatik, der höhern und niedern Kritik, nach und nach ermüden und wenigstens dem Gemüth keinen Genuß gewähren, so liefert dagegen die Geschichte einen immer neuen, und je mehr man ins Einzelne geht, immer anziehendern Stoff für das Nachdenken, und afficirt das Gefühl auf die verschiedenartigste Weise. Wer mit offenen Augen vor dem großen Drama der Geschichte steht – wer könnte da ermüden? – Wie viel Lehre, wie viel Trost der denkende Prediger, namentlich aus der Geschichte der Kirche Jesu schöpfen, wie er seinen sinkenden Muth durch sie beleben, wie er sich in den drückendsten Zeiten an dem Bilde derer, die das Bessere gefunden und erwählt hatten, erquicken, mit welcher Beschämung er von der Betrachtung derer, die unter unendlichen Schwierigkeiten lange vor uns, für uns gearbeitet haben, zurückkommen werde, das ist schon oben berührt, kann aber nicht oft genug wiederholt werden. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
224
arianischen, nestorianischen, monophysitischen

Vgl. I § 63.

225
Omousianer

Die christologische Position der Homousianer, nach der Vater und Sohn wesensgleich (ὁμοούσιος) sind, wurde gegen den Arianismus auf dem Konzil von Nicäa (325) fixiert (Nicänum) und auf den Konzilien von Konstantinopel (381) und Chalcedon (451) bestätigt (Nicäno-Constantinopolitanum bzw. Chalcedonense) (vgl. I § 63).

226
Eusebianer

Der zu Arius (vgl. I § 63) tendierende Bischof Eusebius von Nikomedien (gest. 341), später Bischof von Konstantinopel, wurde nach dem Konzil von Nicäa (325) nach Gallien exiliert, aber bereits 328 wieder in sein Bistum eingesetzt. Eusebius, der gute Verbindungen zu Kaiser Konstantin und seiner Familie hatte und diesen 337 kurz vor seinem Tod taufte, konnte erwirken, dass auch Arius zurückgerufen, dessen entschiedener Gegner Eustathius von Antiochien (gest. Mitte d. 4. Jh.s) abgesetzt und Athanasius von Alexandrien gleich zweimal ins Exil gezwungen wurde. Im nach dem Tod Konstantins und der gescheiterten Synode von Serdica (342) religionspolitisch weiter aufgeladenen 4. Jh. vertraten Eusebius und seine Anhänger einen gemäßigten Arianismus, der sich v.a. im Osten des Reiches ausbreiten konnte und die in Nicäa fixierte Wesensgleichheit der göttlichen Personen bestritt. Laut der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) verdankt sich der Name der Eusebianer jedoch auch Eusebius von Caesarea (ca. 260–339).

227
Anomöer

Anders als die arianischen Homöusianer (vgl. I § 63) vertraten die gelegentlich auch als radikale Arianer bezeichneten Anhomöer christologisch die Auffassung, der Sohn sei dem Vater in allem unähnlich (ἀνόμοιος). Bisweilen wurden die Anhomöer nach ihren führenden Persönlichkeiten Aetius von Antiochien (gest. ca. 367), seinem Schüler Eunomius (gest. ca. 395) oder Acacius von Caesarea (gest. 365) auch Aetianer, Eunomianer oder Acacianer genannt, wobei Letztere nach der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) gemäßigtere Positionen vertraten und aufgrund ihrer Zugeständnisse an homöische Auffassungen auch als arianische Mittelpartei bezeichnet wurden.

228
chalcedonischen Kirchenversammlung

Gegen die Monophysiten wurde auf dem Konzil von Chalcedon (451) endgültig die Zwei-Naturen-Lehre fixiert (vgl. I § 63) und zugleich die Position der Homousianer bestätigt (s.o.).

229
Streitigkeiten über den Origenes

Obgleich einige der Lehren Origenes' bereits zu Lebzeiten umstritten waren, werden als origenistische Streitigkeiten im engeren Sinne die im 4. Jh. unter ägyptischen Mönchen entstandenen Auseinandersetzungen zwischen Origenisten (Subordinatianismus) und den sog. Anthropomorphiten verstanden, die einen Gott in menschlicher Gestalt und mit materiellem Körper annahmen. Zu nennen sind Epiphanius von Salamis (ca. 315–403) und dessen Widersacher Johannes von Jerusalem (gest. 417). Im weiteren Verlauf schlug sich Bischof Theophilus von Alexandrien (gest. 412), der zunächst eine vermittelnde Position einnahm, aus politischen Gründen auf die Seite der Anthropomorphiten und bedrohte die Origenisten mit dem Bann. Im Zuge einer dadurch ausgelösten Verfolgungswelle flohen einige origenistische Mönche nach Konstantinopel. Als ihnen der bedeutende Bischof Johannes Chrysostomus hier Asyl gewährte, wurde auch er angeklagt und nach langwierigen Auseinandersetzungen verbannt. Allerdings scheinen diese Vorgänge die allgemeinen Sympathien für den Origenismus verstärkt zu haben, der fortan geduldet wurde. Im 6. Jh. reagierte Kaiser Justinian (482–565) auf erneut auftretende Auseinandersetzungen um Origenes, indem er auf dem Zweiten Konzil von Konstantinopel (553), das ursprünglich wegen des Drei-Kapitel-Streites (s.u.) einberufen worden war, mehrere als unorthodox eingestufte Lehrsätze des Origenes verurteilen ließ und die Zustimmung aller Bischöfe des Reiches erhielt.

230
drey Kapitel

Die auf dem Konzil von Chalcedon (451) als orthodox fixierte Zwei-Naturen-Lehre hatte eine Integration des Monophysitismus aussichtslos werden lassen (vgl. I § 63). In seinem Bemühen um die Wiederherstellung der Kircheneinheit versuchte Kaiser Justinian (482–565), die auf dem Konzil von Ephesus (431) übereinstimmend abgelehnten Nestorianer (vgl. I § 63) als gemeinsamen Gegner in Stellung zu bringen. Per Edikt verurteilte Justinian Schriften des Ibas von Edessa (gest. 457), des Theodoret von Cyrus (gest. ca. 466) und v.a. des Theodor von Mopsuestia (ca. 350–428), die als die drei Kapitel bezeichnet werden, als nestorianisierend. Während die Bischöfe im Osten widerwillig zustimmten, erhob sich auf Seiten des Westens Widerstand, der sich zu einem jahrelangen Machtkampf zwischen Justinian und Papst Vigilius (gest. 555) ausweitete. Auf dem zur Klärung einberufenen Zweiten Konzil von Konstantinopel (553), auf dem aus aktuellem Anlass auch die noch immer anhaltenden origenistischen Streitigkeiten verhandelt wurden (s.o.), konnte sich Justinian schließlich durchsetzen und eine offizielle Verurteilung der drei Kapitel erreichen. Im Westen folgte man diesem Beschluss teils widerwillig, teils gar nicht (Schisma von Aquileia), die kirchliche Einheit mit den Monophysiten kam nicht mehr zustande.

231
Religionsgespräche zwischen Katholiken und Protestanten, und der letztern unter einander

Aus den den reformatorischen Loslösungs- und Konsolidierungsprozess begleitenden Religionsgesprächen zwischen Katholiken und Protestanten im 16. Jh. seien das Nürnberger Religionsgespräch (1525), die Abfolge der Hagenauer (1540), Wormser (1540/41) und Regensburger (1541) Religionsgespräche, die erneuten Religionsgespräche zu Regensburg (1546) und Worms (1557) sowie im 17. Jh. das Thorner Religionsgespräch (1645) hervorgehoben. Zu den in diesem Zusammenhang ebenfalls zu nennenden Disputationen zählen insbesondere die Heidelberger (1518) und die Leipziger (1519) Disputation sowie im Schweizer Raum die Zürcher Disputationen (1523–1524) und die Disputationen zu Bern (1528) und Genf (1535). Innerprotestantisch ist z.B. das auch in der Anweisung genannte Marburger Religionsgespräch (vgl. II § 113) zu nennen, zudem sind etwa auch die Wittenberger Konkordie (s.u.) oder der Consensus Sandomiriensis (s.u.) das Ergebnis von Religionsgesprächen.

232
wittenbergischen Concordie

Die v.a. durch das Engagement des Straßburger Reformators Martin Bucer (1491–1551) zustande gekommene und in ihrer Textgestalt im Wesentlichen auf Melanchthon zurückgehende Wittenberger Konkordie (Formula Concordiae Lutheri et Buceri) des Jahres 1536 ist das Ergebnis einer Verständigung der oberdeutschen und Wittenberger Theologen v.a. in der Abendmahlsfrage (vgl. II § 83). Im Zuge der Konsensverhandlungen änderte Melanchthon den betreffenden Artikel der Confessio Augustana (vgl. II § 212). Dass man ihr in Basel, Zürich und Bern letztlich nicht zustimmen wollte, beförderte in der Folge die Verselbständigung der deutschen und der schweizerischen Reformation (vgl. II § 212).

233
kryptocalvinistischen Händel

Der sog. kryptocalvinistische Streit ist eine in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s entstandene Auseinandersetzung um das lutherische Abendmahlsverständnis. Lutheraner, die wie Melanchthon der Position Zwinglis zuneigten (vgl. II § 83), wurden als Kryptocalvinisten angefeindet, der kursächsische (vgl. II § 113) Kanzler Nikolaus Krell (1550–1601) später sogar hingerichtet. Mit der Konkordienformel sollte der Streit zwischen Philippisten und Gnesiolutheranern beigelegt werden (vgl. II § 83).

234
sendomirischen Vereins

Der auch als sendimirischer Vergleich bezeichnete Consensus Sandomiriensis oder auch Sendomir(i)ensis ist ein 1570 im südpolnischen Sandomir (Sandomierz) zwischen den polnischen Lutheranern, Reformierten und dem sich Mitte des 16. Jh.s verselbständigenden polnischen Zweig der Böhmischen Brüder (s.u.) formuliertes Übereinkommen, mit dem sich die teilnehmenden Parteien gegenseitig ihrer Eigenständigkeit und Rechtgläubigkeit sowie der gemeinsamen Abwehr gegenreformatorischer Angriffe versicherten. Im Zentrum des Consensus standen die Ablehnung antitrinitarischer Positionen und die Erörterung der Abendmahlslehre.

235
Concordienformel

Vgl. II § 83.

236
jansenistischen Streitigkeiten

Der auf Cornelius Jansens (1585–1638) posthum veröffentlichte Abhandlung Augustinus (1640) zurückgehende Jansenismus lehrte unter Berufung auf die Gnadenlehre des Kirchenvaters, dass die Erlösung ausschließlich von der göttlichen Gnade abhängig und der Mensch ohne eigene Einflussmöglichkeit sei. In Frankreich, ihrem Hauptverbreitungsgebiet, wurden die Jansenisten schnell zu einer kirchlichen Erneuerungsbewegung (Kloster Port-Royal), die auch die gebildete Oberschicht (z.B. Blaise Pascal) anzusprechen vermochte. Aufgrund ihrer Gnadenlehre gerieten die Jansenisten in Konflikt mit dem Jesuitenorden (Molinismus). Die römisch-katholische Kirche reagierte bis ins 18. Jh. hinein in mehreren Bullen, und auch der französische Staat setzte den bereits unter Kardinal Richelieu (1585–1642) begonnenen antijansenistischen Kurs grundsätzlich fort (Abriss des Klosters Port-Royal im Jahre 1713). V.a. infolge der Bulle Unigenitus Dei filius (vgl. II § 83), die auf jansenistischer, aber auch auf gallikanischer Seite als unzulässige Einmischung des Papstes in französische Angelegenheiten verstanden wurde, wurde der Jansenismus zunehmend zum Politikum, eine Entwicklung, die nicht zuletzt in die Aufhebung des Jesuitenordens (1773) mündete.

237
Feyer des Pascha unter den ersten Christen

Gemeint ist das Verhältnis von Abendmahl und Pessachfest (vgl. II § 83), aber auch die Frage nach dem Ostertermin, die etwa in der Auseinandersetzung mit den Quartodezimanern (vgl. II § 128) von Bedeutung war.

238
Τριςαγιον

Das Trishagion (d.h. dreimal heilig) gehört zu den ältesten christlichen Hymnen (vgl. Jes 6,3; Offb 4,8) und ist ein zentraler Bestandteil der orthodoxen Liturgie. In der katholischen Kirche zählt es zu den Improperien am Karfreitag und ist auch in evangelischen Gesangbüchern zu finden. Das Schluss‐Sigma (kein Stigma) in der Wortmitte erklärt sich aus der Zusammensetzung des Begriffs aus τρίς und ἅγιον. Verwiesen werden kann in diesem Zusammenhang auf die unter Siegmund Jacob Baumgarten in Halle gehaltenene Disputation Historia Trisagii (1744).

239
Streitigkeiten über Verehrung der Bilder

Vgl. II § 83.

240
Gebrauch des gesäuerten und ungesäuerten Brodts im heiligen Abendmahl

Vgl. II § 83.

241
Geschichte der päbstlichen Obergewalt

Gemeint ist zunächst der in den päpstlichen Reservatrechten (reservationes papales) u.a. zum Ausdruck kommende Primat oder Supremat des Papstes über die Bischöfe (Papalismus), der innerhalb der Kirchengeschichte immer wieder in Frage gestellt wurde (Episkopalismus bzw. Konziliarismus) und erst mit dem im Ersten Vatikanischen Konzil (1870) festgestellten Lehr- und Jurisdiktionsprimat des Papstes zur vollumfänglichen Durchsetzung kam. Neben den innerkatholischen Entwicklungen ist die Frage nach der päpstlichen Obergewalt zudem im Hinblick auf die Geschichte der Kirchentrennungen (Großes Schisma, Reformation, Altkatholiken [vgl. II § 122]) relevant und betrifft nicht zuletzt auch das Verhältnis des Papsttums zur weltlichen Herrschaft (vgl. Investiturstreit, Suprematsakte und -eid u.Ä.).

242
eingeführten Krönung der römischen Kaiser von den Päbsten

Gemeint sind das Heilige Römische Reich und die römisch-deutschen Kaiser. Die Krönung der Kaiser durch die Päpste geht auf Karl den Großen (747–814) zurück, der im Jahr 800 von Papst Leo III. (795–816) in Rom zum römischen Kaiser gekrönt wurde (translatio imperii). Als letzter römisch-deutscher Kaiser wurde Karl V. (1500–1558) im Jahre 1530 von Papst Clemens VII. (1523–1534) in Bologna gekrönt.

243
falschen Decretalien

Gemeint ist etwa der sog. falsche oder Pseudo-Isidor (vgl. II § 83).

244
Eingriffe der Päbste in die bischöfliche Rechte

Zu den bischöflichen Rechten zählen neben allgemeinen Standes- und Ehrenrechten (Tragen bischöflicher Insignien, Kleidung etc.) auch die geistliche Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit innerhalb der Diözese sowie dem Bischof qua Rang zukommende Vollmachten. Zu diesen zählen die Priesterweihe, der Bau von Kirchen und Klöstern, die Kirchweihe, aber etwa auch die Salbung von Königen, die Vergabe von Kirchenämtern und Pfründen und das Einfordern von Abgaben.

245
Immunitäten und Privilegien der Bettelorden

Die klassischen Bettel- oder Mendikantenorden (ordines mendicantium) der Dominikaner, Franziskaner, Karmeliten und Augustiner-Eremiten entstanden im Zusammenhang der Armutsbewegung des 13. Jh.s und unterschieden sich neben dem Verzicht auf Besitz auch durch das Fehlen der Organisation in Klöstern (stabilitas loci) von älteren monastischen Formen. Aufgrund ihrer Lebenweise, aber auch durch die im Wesentlichen in Predigt, Seelsorge und v.a. bei den Dominikanern im Vorgehen gegen Häresien bestehenden Ziele ließen sich die Mitglieder von Bettelorden v.a. in Städten nieder und wirkten hier auch an den entstehenden Universitäten. Aus den kirchlichen Strukturen vor Ort herausgenommen (exemtio) und mit zahlreichen Sonderrechten ausgestattet kam es, wie es besonders eindrücklich der Pariser Bettelorden- oder Mendikantenstreit (1252–1272) zeigt, schnell zu Konkurrenzproblemen mit dem ansässigen Klerus bzw. weltgeistlichen Professoren. Der Bettelordenstreit hatte sich v.a. an der Frage nach den Beicht- und Seelsorge-, aber auch Lehrprivilegien entzündet, darüber hinaus genossen die Bettelorden umfangreiche steuerliche Privilegien.

246
Benehmens der Päbste und der Concilien zu Costnitz und Basel gegen die Hussiten

Auf dem auch als Konzil von Costnitz bezeichneten Konstanzer Konzil (1414–1418), auf dem durch das seit 1378 andauernde sog. Abendländische Schisma mit Johannes XXIII. (Pisa), Benedikt XIII. (Avignon) und Gregor XII. (Rom) gleich drei gewählte Päpste um das höchste kirchliche Amt konkurrierten, wurden 1415 Jan Hus und im folgenden Jahr auch sein Mitstreiter Hieronymus von Prag verurteilt und verbrannt (vgl. II § 83). Das von Papst Martin V. (1417–1431) einberufene, nach dessen Tod jedoch unter Eugen IV. (1431–1447) eröffnete Basler Konzil (1431–1449) sollte wie schon das Konzil zu Konstanz zu einem bedeutenden Beispiel für den Konziliarismus werden. Die in unterschiedliche Lager zerfallenen Hussiten, die unter dem Eindruck der von Martin V. erlassenen Kreuzzugsbulle (1420) und den sich anschließenden Hussitenkriegen zunehmend auch militärischen Widerstand leisteten, hatten mit den Prager Artikeln (1420) zentrale Anliegen formuliert, die zur Grundlage der Verhandlungen auf dem Basler Konzil wurden und ihren Abschluss in den Prager Kompaktaten (1433) fanden. Auch wenn die Forderungen der Prager Artikel nicht durchgesetzt werden konnten, wurde unter der Voraussetzung, dass die Kommunikanten über die vollständige Präsenz Christi sowohl im Brot als auch im Wein belehrt werden, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt (vgl. II § 83) zugestanden. Päpstlicherseits wurden die Kompaktaten nicht anerkannt.

247
Trident gegen die Protestanten

Das vor dem Hintergrund reformatorischer Kritik zur umfassenden Erneuerung der Kirche einberufene Konzil von Trient (1545–1563) (nach dem lateinischen Tridentum auch Tridentinum), zu dem auch protestantische Vertreter eingeladen waren, fand in drei Tagungsperioden (1545–1547, 1551–1552, 1562–1563) statt, die in das Pontifikat Pauls III. (1534–1549), Julius' III. (1550–1555) und Pius' IV. (1559–1565) fielen. Festgehalten wurde, bei maßvoller und nicht auf Gewinn zielender Handhabung, etwa am Ablasshandel, an dem sich die Kritik der Reformatoren entzündet hatte, sowie an der Verehrung von Heiligen, Heiligenbildern und Reliquien (vgl. II § 83), der Siebenzahl der Sakramente und der Realpräsenz Christi im Abendmahl (vgl. II § 83). Die Entscheidung der Frage nach der Kelchkommunion wurde zunächst dem Papst überlassen, später wurde das Verbot jedoch erneuert (vgl. II § 83). Bereits in einer frühen Phase des Konzils wurde die Vulgata zur weiterhin verbindlichen Gestalt der Bibel erklärt (vgl. II § 83) und die kirchliche Tradition als Autorität neben der Heiligen Schrift bekräftigt. Aufgrund der deutlich zutage tretenden Lehrunterschiede hat das Tridentinum die konfessionelle Spaltung eher befördert als verhindert, die weitreichende Bedeutung der in Trient gefassten Beschlüsse zur Konsolidierung der römisch-katholischen Lehre steht außer Frage.

248
Künste der Jesuiten, diese zu überlisten oder zu unterdrücken, und evangelische Landesherren zu Proselyten zu machen

Der 1534 von Ignatius von Loyola (1491–1556) u.a. gegründete und 1540 durch Papst Paul III. (1534–1549) anerkannten Jesuitenorden (Societas Jesu) war früh in ganz Europa, aber auch in Übersee tätig und gehörte, obgleich ursprünglich ohne antireformatorische Stoßrichtung, im Zuge des durch das Konzil von Trient (s.o.) eingeleiteten Konsolidierungsprozesses innerhalb der römisch-katholischen Kirche schnell zu den treibenden Kräften der sog. Gegenreformation und der Rekatholisierung. Erklärtes Anliegen der Jesuiten war es, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des seit dem Augsburger Religionsfrieden (vgl. III § 83) geltenden Grundsatzes cuius regio, eius religio v.a. auch auf politische Entscheidungsträger (z.B. Maximilian I. von Bayern [1573–1651]) einzuwirken, um den Einfluss und die Ausbreitung des als Häresie verstandenen Protestantismus zu unterbinden und die Position der römisch-katholischen Kirche zu stärken. Durch ihre Funktion als Berater, Seelsorger und Beichtväter u.Ä., aber auch über das jesuitische Bildungswesen gelang es dem Orden bis ins 18. Jh. hinein, zahlreiche protestantische Fürsten, Adlige und Bürger zur Konversion zu bewegen. Prominente Beispiele sind etwa Christina von Schweden (1626–1689), die nach dem Tod ihres immerhin als Retter des Protestantismus gefeierten Vaters Gustav II. Adolf (1594–1632) Königin von Schweden wurde, jedoch bereits 1654 abdankte und zum Katholizismus übertrat, sowie die Konversion mehrerer Kinder Friedrichs V. (1596–1632), pfälzischer Kurfürst, kurzzeitig böhmischer König („Winterkönig“) und führender Vertreter der protestantischen Union.

249
Geschichte der pelagianischen Streitigkeiten

Vgl. II § 88.

250
Interim entstandenen Händel

Gemeint ist das Augsburger Interim (1548), das zwischen dem Reichstag von Augsburg 1547/1548 und dem Abschluss des Konzils von Trient (1545–1563) in 26 Artikeln drängende Religionsfragen regeln sollte, letztlich jedoch ein Sondergesetz für die evangelischen Reichsstände darstellte, das kaum zur Durchsetzung kam. Die Duldung der Priesterehe und des Laienkelchs (vgl. II § 83), wo beides bereits eingeführt war, als wichtigste Zugeständnisse fanden auf katholischer Seite keine Zustimmung, doch kam es im Zuge der Verhandlungen auch auf protestantischer Seite zu Auseinandersetzungen (adiaphoristischer Streit). Das Interim als letzter kaiserlicher Vergleichsversuch zwischen Katholiken und Protestanten wurde durch den Passauer Vertrag (1552) und schließlich den Augsburger Religionsfrieden (vgl. III § 83) aufgehoben und muss insgesamt als Misserfolg gewertet werden. Zu bemerken ist, dass (in polemischer Weise) auch die den sächsischen Sonderweg repräsentierenden Leipziger Artikel (1548) als Leipziger Interim bezeichnet wurden.

251
Priscillianisten

Über diese auf den spanischen Bischof Priscillianus von Avila (ca. 340–385) zurückgehende Bewegung ist wenig bekannt, hinzu kommt, dass die meisten Quellen antipriscillianisch sind. Zudem wird heute darauf hingewiesen, dass nur schwer zwischen den Ansichten Priscillians und denen seiner Anhänger unterschieden werden könne. Augustin und Sulpicius Severus (ca. 363–420) sehen v.a. gnostische und manichäische (vgl. II § 113) Anleihen, Hieronymus äußert sich zunächst abwägend, später jedoch ebenfalls verurteilend. Der als Spiritualist zu bezeichnende Priscillian forderte eine absolute Treue zu den Taufgelübden, einen der Gottessuche gewidmeten Lebensstil und begründete eine radikal asketische Bewegung, die sich aus Welt und Kirche zurückzog, aber durchaus mit kirchenreformerischem Anspruch auftrat. Nachdem Priscillian in Trier – auf einer zuvor einberufenen Synode in Bordeaux (384) hatte er an den kaiserlichen Hof des weströmischen Usurpators Maximus (ca. 335–388) appelliert – wegen seiner Lehre (aber auch wegen Zauberei und diversen Ausschweifungen) als Ketzer hingerichtet worden war, kam es in Spanien und Gallien, dem Hauptverbreitungsgebiet der Priscillianer, zu Spaltungen und weiteren Verurteilungen. V.a. im Nordwesten Spaniens hat sich der Priscillianismus mindestens bis zum Ende des 6. Jh.s gehalten.

252
Paulicianer

Vgl. II § 19.

253
Henrichianer

Die He(i)nricianer waren Anhänger des im 12. Jh. lebenden Heinrich von Lausanne (die Verbindung mit dieser Stadt ist jedoch ein Produkt des 18. Jh.s und nicht mehr haltbar), der im Gefolge des dem Armutsideal verpflichteten und die Mittlerrolle der Kirche bestreitenden Wanderpredigers Petrus von Bruis (gest. ca. 1132/1133) nach 1130 v.a. durch die Ablehnung der Kindertaufe und der Erbsündenlehre aufgefallen war. Laut der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) geht die Bezeichnung Heinricianer auf den in Lausanne wirkenden Henricus Eremita Tolosanus zurück, doch werde bisweilen auch ein Bruder des Petrus von Bruis namens Heinrich angeführt. In jedem Fall ist die Bezeichnung Heinricianer für Baumgarten (vgl. II § 124 c) eines der Synonyme für die Waldenser (vgl. II § 19).

254
Waldenser

Vgl. II § 19.

255
böhmischen Brüder

Die Gemeinschaft der Böhmischen Brüder (auch fratres unitatis bzw. unitas fratrum) ist Mitte des 15. Jh.s in Böhmen und Mähren aus unterschiedlichen Gruppierungen der Hussiten (vgl. II § 83) entstanden und hat v.a. taboritische (eine klare Abgrenzung von den Utraquisten oder Calixtinern erfolgte durch die Wahl eigener Priester auf der Brüderversammlung zu Lhotka 1467), aber auch waldensische (vgl. II § 19) Traditionen fortgeführt. Nach ihrer Konsolidierung als neben dem Utraquismus und dem Katholizismus dritte Glaubensrichtung in Böhmen wurden die Brüder im 16. Jh. in konfessionspolitische Auseinandersetzungen hineingezogen, im Zusammenhang mit der Confessio Bohemica (1575) und ihrer offiziellen Billigung durch den Majestätsbrief Rudolfs II. im Jahre 1609 wurden sie in Böhmen erstmals gesetzlich anerkannt, während des Dreißigjährigen Krieges jedoch nahezu vollständig vernichtet. Ein eigener Zweig der Brüder entwickelte sich in Polen-Litauen (s.o.), der nach und nach in den Reformierten aufgehen sollte. Ein Nachleben erfuhren die Böhmischen Brüder etwa in der Herrnhuter Brüdergemeine und durch das Werk ihres bedeutenden letzten Seniors (d.i. Bischofs) Johann Amos Comenius (1592–1670). Nach der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) wurden die Böhmischen Brüder von ihren Gegnern auch als Waldenser und Hussiten bezeichnet, sie selbst haben diese Bezeichnung jedoch vehement abgelehnt.

256
Pietisten

Der Pietismus ist eine in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s entstehende protestantische Frömmigkeits- und Reformbewegung, als deren Gründungsgestalt der lutherische Theologe Philipp Jakob Spener (vgl. II § 63 c) gelten kann, im reformierten Kontext ist Theodor Undereyck (1635–1693) zu nennen. Im Zentrum stehen ein intensiver Bibelbezug sowie die Individualisierung und Verinnerlichung religiösen Lebens, äußere Merkmale sind etwa das Konventikelwesen (Collegia pietatis) und eine ausgeprägte soziale und missionarische Tätigkeit. Als bedeutendste Zentren des Pietismus sind Halle (v.a. August Hermann Francke [1663–1727]) und Württemberg (v.a. Johann Albrecht Bengel; Friedrich Christoph Oetinger [1702–1782], Johann Michael Hahn [1758–1819]) zu nennen, die jeweils ein durchaus eigenständiges Gepräge aufweisen. Zeitlich lässt sich der Pietismus in eine Früh- (1670–1690), eine Haupt- (1690–1740) und eine Spätphase (1740–1780) gliedern, das Verhältnis zu Orthodoxie und Kirche, aber auch zur Aufklärung (Vertreibung Christian Wolffs aus Halle) war von Konflikten geprägt (vgl. II § 122). Eigens zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang der sog. separatistische oder radikale Pietismus, in dem die dem Pietismus inhärenten spiritualistischen Tendenzen besondere, teils ausgefallene Formen annahmen. Durch Auswanderung konnte der Pietismus u.a. auch in Nordamerika Fuß fassen.

257
2510 Wahr ists, der akademische Unterricht darüber bleibt immer noch kurz genug,2511 und wer sich selbst mit eignem Fleiß auf dieses Studium legen, und aus den Quellen schöpfen will, kan2512 es freylich2513 darin weiter bringen, und diese Geschichte noch überzeugender2514 lernen. Aber wer darum dergleichen Vorlesungen nicht auf Universitäten hören wollte, der würde nicht überlegen, daß, nach diesem Grundsatz, überall der akademische Unterricht auch in andern Wissenschaften entbehrlich wäre; daß es doch besser sey2515, wenigstens das Nothdürftigste von einer solchen nützlichen Wissenschaft, als gar nichts davon zu lernen; daß ein solcher Unterricht eine gute Grundlage für das künftige eigne Studieren sey2516; und daß man doch schon viel gewonnen habe, [131] wenn man auch nur auf dasjenige2517 aufmerksam gemacht würde2518, worauf man bey2519 diesem Studium hauptsächlich sehen muß, und2520 wenn man 2521 dem Lehrer die wahre [416] Art ablernte2522, wie die Kirchengeschichte studieret2523 werden müsse. 2524
258
2550 Es wäre sehr zu wünschen, daß man einige recht gute allgemeine Landcharten bekäme, welche2551 ganz eigentlich für die Kirchengeschichte wären, und welche2552 die verschiednen2553 Diöcesen in den christlichen Ländern zu verschiednen2554 Zeiten vorstellten, ohngefähr2555 so, wie die 1069christlichen Patriarchate von d'Anville in le Quien Oriens Christianus, und die 1070afrikanische Diöces von de l'Isle vor Du Pin Ausgabe2556 des Optatus Milev.2557 woran es jetzt noch eben so, wie an einem guten Handbuch der Kirchengeographie fehlt. 1071 Friedrich Spanheims 2558 Introductio ad Geographiam sacram2559 ist fast das einzige, obgleich sehr dürftige,2560 Handbuch, das man ziemlich leicht haben kan2561, und doch sind nur erst in der Ausgabe im ersten Tomo seiner Werke Landcharten beygefügt2562, die zum Theil einerleyeinerlei, zum Theil2563 nicht viel besser sind,2565 [133] als die in 1072 Caroli a S. Paulo Geographia S. Amstel. 1703. fol.folio;2566 auch gehen beyderley2567 Werke und Charten nur die ältere Kirchengeographie bis ins 6te Jahrhundert2568 an. Die 1073oben schon2569 empfohlnen(§. 234 Anm.Anmerkung) angezeigten Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'anvillischen 2570 Charten und übrige2572 Hülfsmittel bleiben doch überhaupt, auch bey2573 der Kirchengeschichte, unentbehrlich. 2574
259
christlichen Patriarchate von d'Anville in le Quien Oriens Christianus

Das dreibändige Werk Oriens Christianus. In quatuor Patriarchatus digestus des französischen Dominikaners und Bibliothekars Michel Lequien (1661–1733) ist posthum 1740 in Paris erschienen und enthält mehrere Karten des bedeutenden Kartographen Jean Baptiste Bourguignon d'Anville (1697–1782).

260
afrikanische Diöces von de l'Isle vor Du Pin Ausgabe des Optatus Milev.

Die den von Louis Ellies Du Pin (1657–1719) unter dem Titel Sancti Optati Afri Milevitani Episcopi De schismate donatistarum libri septem (1700) mehrfach herausgegebenen Schriften des nordafrikanischen Bischofs Optatus von Mileve (4. Jh.) beigegebene Faltkarte stammt von Guillaume de L'Isle (1675–1726).

261
Friedrich Spanheims Introductio ad Geographiam sacram

Die Introductio ad Geographiam Sacram (1679) des jüngeren Friedrich Spanheim (1632–1701) ist 1698 als Geographia Sacra et Ecclesiastica erneut erschienen und unter diesem Titel auch im ersten Band seiner Opera omnia (1701) enthalten.

262
Caroli a S. Paulo Geographia S. Amstel. 1703

Die in der ersten Auflage der Anweisung ohne Jahresangabe genannte Geographia Sacra des auch unter dem Namen Carolus a Sancto Paulo bekannten französischen Bischofs Charles Vialart (1592–1644) ist erstmals 1641 erschienen.

263
oben schon empfohlnen d'anvillischen Charten und übrige Hülfsmittel

Vgl. I § 140; I § 231.

264
K. F. Stäudlin's kirchliche Geographie und Statistik, Erlangen 1804., 2 Bände

Dieses Werk ist in Tübingen erschienen.

1.
†)2591 In dieser Absicht scheint die Methode, die Kirchengeschichte nach den Jahrhunderten abzuhandeln, und bey2592 jedem alles2593 unter einerley2594 Hauptrubriken zu bringen, so manche Unvollkommenheit sie auch sonst [134] mit sich führt, für den Anfänger die zuträglichste zu seyn; zumahl2595 da er sich bey2596 längern Perioden zu leicht aus einer Zeit in die andre2597 verirrt, und den Synchronismus aus den Augen verliert, anch eimalauch einmal 2598 das Rechnen nach Jahrhunderten üblich ist, und die synchronistischen Tabellen darnach eingerichtet sind. 1079 Mosheims 2599 Institutiones Hist. Eccles. verdienen deswegen, bey2600 allen etwanigen Mängeln, noch immer Empfehlung, selbst auch mit darum, weil der Anfänger an zwey2601 [403[!]] vermehrten deutschen2602 Uebersetzungen2603 einen kleinen Commentar über das Buch haben kan2604. Unter den Handbüchern, die, ohne sich an einzelne Jahrhunderte zu binden, die Zeitfolge zum Grunde legen, ist die allgemeine Allgemeine Geschichte der christl. Kirche, von Henke, Heinrich Philipp Conrad H. P. C. Henke , wovon bis jetzt zu Braunschweig 1788–91 drey Theile erschienen sind1800–1806., 1ster bis 6ter Theil, 4te Auflage, deren Beendigung von Vater, Johann Severin Vater erwartet wird, unstreitig das beßte. beste und reichhaltigste. {Kürzer zwar, aber von mehrern Seiten nicht minder empfehlungswerth, ist Stäudlin, Karl Friedrich C. F. Stäudlin's Universalgeschichte der christlichen Kirche. Bremen 1816., 2te Ausg.Ausgabe in einem Bande.} {Der selige Nösselt, Johann August Nößelt blieb der Methode nach Jahrhunderten getreu, welche seit den Magdeburgischen CenturiatorenCenturiatoren, die Hauptschriftsteller, wie Spanheim, Friedrich Spanheim, Le Nain de Tillemont, Sébastien Tillemont, Alexander, Natalis Natalis Alexander, Weismann, Christian Eberhard Weisman, Pfaff, Christoph Matthäus Pfaff, Mosheim, Johann Lorenz von Mosheim, Baumgarten, Siegmund Jacob Baumgarten, Walch, Christian Wilhelm Franz W. E. Walch u. a. befolgt hatten. Indeß ist man doch vorzüglich jetzt ganz einverstanden, daß die Eintheilung in größere PeriodenPerioden vorzuziehen sei, wenn diese nur nicht zu ungleich werden, sich stets mit einer besonders wichtigen und universellen Begebenheit eröffnen, auch die Zahl derselben nicht zu sehr vermehrt wird. Man vergleiche Planck, Gottlieb Jakob Plank's Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Theil 2. S. 223 fg.folgend A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} 2605
266
2.
††)2610 Hierin sowohl als in der pragmatischen Behandlung2611 hat der 1092 spittlerische 2612 Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (2te2613 (Aufl.)Auflage Götting. 1785. 8.)2614 entschiedene Vorzüge, zumahl2615 wenn er etwas mehr mit Begebenheiten und Literatur bereichert, auch der Gesichtspunct2616, so wie bey2617 der Geschichte der Hierarchie, eben so in andern merkwürdigen Rücksichten erweitert würde. Wer sich gewisse Hauptvorfälle mit ihren Umständen bemerkt, kan2618 dadurch leicht, vermittelst der Association, auch andre2619 Merkwürdigkeiten an ihren Ort stellen, wie (z. B.)zum Beispiel wenn man einmal die Geschichte der 1093 2ten2620 ökumenischen Kirchenversammlung sich eingedrückt [135] hat, den 1094arianischen, 1095 macedonianischen2621, 1096apollinarischen Händeln, dem2622 1097Ursprung des constantinopolitanischen Patriarchats, der 1098Regierung Theodosii des Großen2623, dem 1099 Gregorius Nazianz. und somit mehrern Andern, ihr Platz angewiesen wird.
3.
†††)2624 Wenn man dergleichen nicht schon bey2625 dem gewählten Handbuch hat, ist für den Anfänger der Seiler, Georg Friedrich seilerische 2626 kurze Inbegrif2627 der Kirchengeschichte des N. T. in Tabellen, nach der dritten Ausgabe (Erlangen 1777. 4.)2628 sehr brauchbar. 2629
269
Mosheims Institutiones Hist. Eccles. […] an zwey vermehrten deutschen Uebersetzungen einen kleinen Commentar über das Buch

Johann Lorenz von Mosheims Hauptwerk erschien zunächst als Institutiones historiae ecclesiasticae Novi Testamenti (1726), dann in zwei überarbeiteten Teilen als Institutiones historicae Christianae antiquioris (1737) bzw. Institutiones historicae Christianae recentioris (1741) und schließlich als Institutionum historiae ecclesiasticae antiquae et recentioris libri quatuor (1755). Dieses Werk wurde posthum und unverändert erneut aufgelegt (1764) und von Johann August Christoph von Einem (1730–1810) in neun (1769–1778) und von Johann Rudolph Schlegel (1729–1790) in sieben Bänden (1770–1796) ins Deutsche übersetzt, vermehrt und fortgesetzt. Daneben finden sich Übersetzungen ins Englische und Italienische, zudem hat Mosheims Schüler Johann Peter Miller (1725–1789) ein Compendium (1761) besorgt.

270
allgemeine Geschichte der christl. Kirche, von H. P. C. Henke, wovon bis jetzt zu Braunschweig 1788–91 drey Theile erschienen sind

Dieses Werk ist zunächst in sechs Teilen erschienen (1788–1804). Wie in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragen, hat Johann Severin Vater (1771–1826) einen siebenten bis neunten Teil (1818–1823) folgen lassen.

271
C. F. Stäudlin's Universalgeschichte der christlichen Kirche. Bremen 1816., 2te Ausg. in einem Bande

Karl Friedrich Stäudlins (1761–1826) Universalgeschichte ist in Hannover erschienen.

272
Magdeburgischen Centuriatoren

Die in Jahrhunderte (centuriae) unterteilten und nach theologisch-inhaltlichen Stichworten (loci communes) geordneten Magdeburger Centurien (1559–1574) gelten als das erste universal angelegte protestantische Kirchengeschichtswerk. In konfessionspolemischer Abzweckung stellt es die Lehre Luthers als Wiederherstellung des wahren urchristlichen Glaubens dar. Als Centuriatoren sind der Initiator Matthias Flacius Illyricus (1520–1575) und Johannes Wigand (1523–1587) zu nennen, die sich auf die Zuarbeit anderer Gelehrter stützen konnten, als katholische Anwort auf die Centurien gelten die von Isaak Casaubon kritisch kommentierten (vgl. II § 90) und von Antoine Pagi bearbeiteten (vgl. II § 104) Annales ecclesiastici des Cesare Baronio (Baronius) (1538–1607).

273
Spanheim

Gemeint ist Friedrich Spanheim d. J. (1632–1701), der nach Studium und Promotion in Leiden 1656 einem Ruf an die Universität Heidelberg folgte, hier v.a. Kontrovers- und Moraltheologie sowie später auch Neues Testament las und schließlich Rektor wurde. Als Nachfolger des Johannes Coccejus kehrte Spanheim 1670 als Professor der Theologie und der an der Philosophischen Fakultät angesiedelten Kirchengeschichte nach Leiden zurück. Hier hat er sich zudem als Bibliothekar und Rektor verdient gemacht und war ab 1684 als professor primarius von seinen Vorlesungsverpflichtungen entbunden. Spanheim hat ein umfangreiches Werk hinterlassen (vgl. II § 101), ist jedoch v.a. als Kirchenhistoriker hervorgetreten. Insbesondere seine in Epochen bzw. Jahrhunderte eingeteilte Brevis introductio ad historiam Sacram utriusque Testamenti ac praecipue Christianam ad Annum MDXVIII. inchoata jam reformatione (1694) war hoch gelobt und als akademisches Lehrbuch weit verbreitet.

274
Tillemont

Vgl. II § 104.

275
Natalis Alexander

Vgl. II § 103.

276
Weisman

Der Theologe Christian Eberhard Weismann (1677–1747) wurde nach dem bereits 1693 erlangten Magisterabschluss in Tübingen ebenda Repetent, dann Diakon in Calw, 1705 Hofkaplan in Stuttgart und zwei Jahre später Gymnasialprofessor für Kirchengeschichte und Philosophie sowie Mittwochsprediger an der dortigen Stiftskirche. 1721 kehrte Weismann als außerordentlicher Professor an die Theologische Fakultät Tübingen zurück und wurde hier zugleich auch Stadtpfarrer. Ein Jahr später erwarb er den theologischen Doktorgrad und wurde 1726 Ordinarius. Weismann ist v.a. als Kirchenhistoriker hervorgetreten, sein Hauptwerk ist die zweibändige, zwischen Kompendium und ausführlicher Kirchengeschichtsdarstellung anzusiedelnde Introductio in Memorabilia ecclesiastica historiae sacrae Novi Testamenti, maxime vero saeculorum primorum et novissimorum (1718/1719; 21745). Im Unterschied zu den Magdeburger Centurien (s.o.) oder der pietistischen Geschichtsschreibung eines Gottfried Arnold (1666–1714) ging es Weismann, der zur unmittelbaren Vorgeschichte der modernen Kirchenhistoriographie in Gestalt Johann Lorenz von Mosheims gehört, um eine weitgehend objektive Darstellung von Geschichte.

277
Pfaff

Christoph Matthäus Pfaff (1686–1760) war nach dem Studium in Tübingen zunächst Vikar, dann Stiftsrepetent, begab sich von 1706 bis 1709 auf eine Bildungsreise, die ihn neben Zielen in Deutschland auch nach Dänemark, in die Niederlande und nach England führte, und begleitete anschließend bis 1716 den württembergischen Erbprinzen Friedrich Ludwig (1698–1731) auf einer Reise durch Europa. 1717 wurde er (nicht zuletzt aufgrund der Edition angeblicher Irenäus-Fragmente, die gleich nach ihrem Erscheinen in ihrer Echtheit angezweifelt und später von Adolf von Harnack als Fälschungen Pfaffs identifiziert wurden) Professor in Tübingen, später Primarius der Theologischen Fakultät, Kanzler sowie Propst der Stiftskirche, 1724 kaiserlicher Hofpfalzgraf, 1727 Abt des Klosters Lorch und 1731 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Nach einer fehlgeschlagenen Berufung nach Göttingen wechselte Pfaff 1756 nach Gießen und war hier neben seiner theologischen Professur auch als Universitätskanzler und Generalsuperintendent tätig. U.a. durch sein Lehrbuch Institutiones historiae ecclesiasticae (1721) ist Pfaff als Kirchenhistoriker hervorgetreten, hat sich aber insbesondere im Bereich des Kirchenrechts und durch seine Unionsbemühungen verdient gemacht.

278
Mosheim

S.o.

279
Baumgarten

Als Kirchenhistoriker ist Siegmund Jacob Baumgarten durch den vierbändigen, in Jahrhunderte gegliederten Auszug der Kirchengeschichte, von der Geburt Jesu an (1743–1762) sowie den Abris einer Geschichte der Religionsparteien (vgl. II § 124 c) hervorgetreten.

280
W. E. Walch

Gemeint ist Christian Wilhelm Franz Walch (1726–1784), der nach dem Studium und der philosophischen Promotion in Jena sowie einer gemeinsam mit seinem Bruder Johann Ernst Immanuel Walch (1725–1778) absolvierten Studienreise 1750 ebenda außerordentlicher Professor für Philosophie wurde. 1753 als ordentlicher Professor für Philosophie (Geschichte) nach Göttingen berufen, erhielt er hier im darauffolgenden Jahr den theologischen Doktorgrad sowie zu seiner philosophischen eine außerordentliche theologische Professur. Seit 1757 Ordinarius an der Theologischen Fakultät wurde er hier 1766 Primarius, 1772 großbritannischer Konsistorialrat und 1779 Direktor der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Besonders bedeutend sind seine kirchenhistorischen Arbeiten, sein Hauptwerk ist der elfbändige, unvollendet gebliebene Entwurf einer vollständigen Historie der Kezereien, Spaltungen und Religionsstreitigkeiten bis auf die Zeiten der Reformation (1762–1785), der, wie andere seiner Werke auch, einer Einteilung in Jahrhunderte folgt.

281
Plank's Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Theil 2. S. 223 fg.

Vgl. Vorrede Hg. c [VIII].

282
spittlerische Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (2te Aufl. Götting. 1785. 8.)

Der Autor ist Ludwig Timotheus von Spittler.

283
2ten ökumenischen Kirchenversammlung

D.i. das von Theodosius I. (347–395) einberufene Erste Konzil von Konstantinopel (381), auf dem v.a. die seit dem Konzil von Nicäa (325) bestehenden christologischen Streitigkeiten (vgl. I § 63) geklärt werden sollten.

284
arianischen

Vgl. I § 63.

285
macedonianischen

Die nach Makedonius I. von Konstantinopel (gest. ca. 360) benannten Makedonianer erkannten, anders als die Arianer, die in Nicäa (325) festgelegte Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater (vgl. I § 63) an, bestritten jedoch, wie die Arianer, die Wesensgleichheit des Heiligen Geistes. Aus diesem Grund wurden die binitarischen Makedonianer auch als Pneumatomachen (d.h. Geistbekämpfer) bezeichnet und auf dem Ersten Konzil von Konstantinopel (381) verurteilt.

286
apollinarischen Händeln

Mit Bischof Apollinaris von Laodicea (ca. 310–390) verbindet sich eine monophysitische Christologie (vgl. I § 63) eigenen Gepräges, die das Inkarnationsgeschehen philosophisch zu durchdringen sucht und nur eine einzige fleischgewordene Natur (μία ϕύσις σεσαρκωμένη) des göttlichen Logos annimmt. Laut der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) eignet Christus laut Apollinaris zwar menschliche Sinnlichkeit, jedoch keine menschliche Seele (πνεῦμα). Aus diesem Grund fehle ihm menschlicher Verstand und Wille. Auch diese Position wurde auf dem Ersten Konzil von Konstantinopel (381) verurteilt.

287
Ursprung des constantinopolitanischen Patriarchats

Die kirchliche Bedeutung Byzantions, von Kaiser Konstantin (ca. 275–337) als neue Hauptstadt bestimmt, im Jahre 330 als Neues Rom eingeweiht und bald als Konstantinopel bekannt, blieb als Suffraganbistum des thrakischen Herakleia zunächst gering. Dies änderte sich mit der Inthronisation Gregors von Nazianz (s.u.) im Jahre 380 und dem von Theodosius I. (s.u.) ein Jahr später einberufenen Ersten Konzil von Konstantinopel (s.o.). Für Konstantinopel wurde hier in antialexandrinischer Stoßrichtung und mit der ausschließlich politischen Begründung, man sei das Neue Rom, der zweite Ehrenrang nach Rom beansprucht (Kanon 3), auf dem Konzil von Chalcedon (451) sprach man der Stadt schließlich gleiche Vorrechte (ἴσα πρεσβεῖα) wie der älteren Kaiserstadt Rom und ihrem Bischof umfangreiche Weihegewalt für weitreichende Gebiete zu (Kanon 28).

288
Regierung Theodosii des Großen

Nach dem Tode Valens' (328–378) und militärischen Erfolgen gegen die Goten wurde Theodosius I., der Große (347–395), im Jahre 379 durch den weströmischen Kaiser Gratian (359–383) zum Augustus erhoben. In den Folgejahren v.a. mit der Konsolidierung seines oströmischen Herrschaftsbereiches (u.a. durch den sog. Gotenvertrag des Jahres 382) beschäftigt, sah sich Theodosius später gezwungen, militärisch gegen die weströmischen Usurpatoren Maximus und Eugenius vorzugehen, und wurde so für die letzten Monate seines Lebens zum Alleinherrscher des Imperiums. Durch das gemeinsam mit Gratian und dessen Mitkaiser Valentinian II. (371–392) verabschiedete Edikt Cunctos populos (380) und das Erste Konzil von Konstantinopel (s.o.) verbindet sich mit Theodosius religionspolitisch v.a. die Durchsetzung des Christentums nizänischer Prägung (vgl. I § 63). Daneben ist jedoch auch sein Vorgehen gegen die alten Kulte sowie die Auseinandersetzung mit Ambrosius von Mailand zu nennen, dessen bischöfliche Autorität den 380 getauften Kaiser durchaus zu Zugeständnissen bewegen konnte. Immer wieder angeführt werden Ambrosius' Veto gegen den Wiederaufbau einer Synagoge im syrischen Callinicum sowie der dem Kaiser abgeforderte Bußakt nach einer außer Kontrolle geratenen Strafaktion in Thessaloniki.

289
Gregorius Nazianz.

Nach dem Studium in unterschiedlichen Metropolen des Ostens neigte Gregor von Nazianz (ca. 329–390) einem monastisch-asketischen Lebensstil zu. Basilius d. Gr., Bischof von Caesarea, berief seinen Studienfreund 372 zum Bischof von Sasima, doch trat Gregor diese Stelle, wie auch die Nachfolge seines Vaters, des Bischofs von Nazianz, nicht an. Stattdessen wurde er nach dem Herrschaftsantritt des nizänisch gesinnten Theodosius (s.o.) 379 als Leiter einer nizänischen Gemeinde in das mehrheitlich arianische (vgl. I § 63) Konstantinopel berufen und war hier nicht zuletzt aufgrund seiner hervorragenden rhetorischen Fähigkeiten derart erfolgreich, dass er ein Jahr später von Theodosius zum Bischof bestellt wurde und als Nachfolger des Meletius von Antiochien das wiederum ein Jahr später an seinen Amtssitz einberufene Konzil leitete. Bereits nach wenigen Wochen scheiterte er jedoch an der Lösung des sog. meletianischen (antiochenischen) Schismas (vgl. II § 128) und zog sich, nach einem Zwischenspiel in Nazianz, 383 auf sein in der Nähe gelegenes Landgut zurück. Das Werk des musterhaften Rhetors besteht neben Reden aus zahlreichen Gedichten und Briefen, Gregor selbst zählt mit Gregor von Nyssa (gest. vor 400) und Basilius (vgl. II § 115) zu den drei Kappadoziern und mit Basilius, Johannes Chrysostomus (vgl. II § 104) und Athanasius (vgl. II § 83) zu den vier griechischen Kirchenlehrern.

290
Seiler- und Rosenmüllersche kurze Inbegriff der Kirchengeschichte des N. T. in Tabellen, 7te Ausgabe, Erlangen 1796

Georg Friedrich Seilers (1733–1807) Kurzer Inbegriff ist in siebenter Auflage 1793 erschienen und enthält als Anhang die von Johann Georg Rosenmüller (1736–1815) besorgte Kirchengeschichte des achtzehnten Jahrhunderts in V. Tabellen.

291
J. S. Vater's synchronistische Tafeln der Kirchengeschichte. 3te Auflage, Halle 1818

Dieses Werk ist 1819 erschienen.

1.
Anm.Anmerkung Anm. 1. †)2653 Es wäre allerdings sehr gut, vor der eignen2655 Untersuchung, ein oder anderes größeres2656 Werk über diese Geschichte zu studieren.2657 Man würde dadurch nicht nur jene erste Grundlage, sondern auch die verschiednen Gesichtspuncte2658 erweitern, aus der man die zur Kirchengeschichte gehörigen Sachen ansehen kan2659. Denn die Verfasser der Handbücher schränken sich gemeiniglich nur auf gewisse GesichtspuncteGesichtspuncte2660, und oft zu sehr, ein, (z. B.)zum Beispiel auf Geschichte der Kirche, ohne eben so genau der Geschichte der Lehre nachzuforschen, auf Geschichte der Hierarchie, ohne die Geschichte der religiösen Cultur,2661 und der sie befördernden Mittel u. d. gl.und dergleichen 2662 eben so fleißig darzustellen. Jeder läßt bey2663 der nothwendigen Kürze und in Rücksicht auf seine Leser oder Zuhörer vieles Nützliche weg, der Theologe (z. B.)zum Beispiel die Geschichte der Kirchengesetze, der Protestant Manches, was ihn weniger als den [405[!]] Katholiken interessirt2664, und das doch auch für ihn in mancher Absicht sehr nothwendig werden kan2665. – Aber noch kenne ich kein ausführlicheres und [121] mit gehöriger Kenntniß der Quellen und Untersuchungsgeist geschriebnes2666 Werk, das 2667 vollständig wäre, und die Kirchengeschichte aller Jahrhunderte umfaßte2668. Sonst würde ich, obgleich in verschiedner2669 Rücksicht, für den, der weiter gehen will, die 1104 Bossuet, Jacques Bénigne Cramer, Johann Andreas bossuet-cramerische 2670 Einleitung, die 1105 Semler, Johann Salomo semlerischen selecta Capita2671, Versuch eines fruchtbaren Auszugs [137] der Kirchengeschichte, und Versuch christlicher Jahrbücher (Halle 17852672 und 86 in2673 2 Theilen in2674 (gr.)groß 8.)2675, nebst der 1106 Schroeckh, Johann Matthias schröckhischen christl. Kirchengeschichte, hernach die Hist. Ecclesiastique par Fleury, Claude Fleury , und Alexander, Natalis Natalis Alexandri Hist. Ecclesiast. (s.siehe (S.Siehe die Anweisung zur Bücherkenntn.Bücherk. §. 329. 330. und 333)2676, vor allen andern empfehlen. Da sie inzwischen nicht bis auf2679 die neueste2680 Zeiten gehen, so müßte man diesen Abgang durch einige2681 in der 1110 Anweisung 2682 §. 501, 386336 und 337 genannte2683 Bücher ersetzen2685.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2.2686 Nirgends ist Literargeschichte ( s.siehe den ersten Th.Theil 2688) und die Sammlung brauchbarer Excerpte unentbehrlicher, als beym2691 Studium der Geschichte. Die Bücher, welche ganz eigentlich für die Kirchengeschichte und zu2692 deren Aufklärung 2693 sind, allgemeinere und besondre, kan2694 man in der 1111Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie2695 Theil 1. Abschn.2696 3. und in den daselbst §. 2892697 angezeigten Werken2698 finden. Andre2699, die kleine Theile der Kirchengeschichte,2700 oder einzelne2701 Umstände betreffen, muß man sich aus denenjenigen bekannt machen, welche diese mit Zeugnissen belegt, oder in ihren Schriften über besondre2702 Gegenstände die gebrauchten Quellen angegeben haben. Es giebt auch Bücher, wo man die wichtigsten Quellen und Schriften über die besondersten Umstände angezeigt [406[!]] findet, (z. B.)zum Beispiel in dem 1112Catalog. Biblioth. Bunavianae2703 (Tom.)Tomus 1.2704 (Vol.)Volumen 2. (lib.)liber VI. (c.)caputcapitulum 1.2705 die, welche von einzeln berühmten Schriftstellern,2706 (Tom.)Tomus III. (Vol.)Volumen II.2707 (p.)pagina 597 seq.sequens 2708 die, so von einzelnen2709 Heiligen [138] und Märtyrern geschrieben haben. Wenn man über die Kirchengeschichte ein solches2710, aber 2711 noch viel mehr erweitertes Buch hätte, wie Hambergers 2712 Directorium historicum - -2713 post Marq. Freherum et iteratas Jo.2714 Dav. Koeleri curas (Göttingen2715 1772.textgrid:2sw0q 4.)2716 ist: so würde dem, der die Quellen der besondern Kirchengeschichte will kennen lernen, viele Mühe und [122] Zeit, nebst dem Abgang vieler wichtigen2717 Quellen, ersparet2718 werden. 2719
294
bossuet-cramerische Einleitung

Jacques Bénigne Bossuets (1627–1704) Discours sur l'histoire universelle (1681) wurde von dem Kieler Theologen Johann Andreas Cramer (1723–1788) unter dem Titel Einleitung in die allgemeine Geschichte der Welt, bis auf Kaiser Carln den Großen (1748) ins Deutsche übertragen, mit einem Anhang historisch-kritischer Abhandlungen versehen und bis 1786 als Einleitung in die allgemeine Geschichte der Welt und der Religion in sieben weiteren Teilen fortgesetzt.

295
semlerischen selecta Capita […] (Halle 1785 und 86 in 2 Theilen in gr. 8.)

Gemeint sind Johann Salomo Semlers Historiae ecclesiasticae selecta capita. Cum epitome canonum excerptis dogmaticis et tabulis chronologicis I–III (1767–1769) sowie dessen Versuch eines fruchtbaren Auszugs der Kirchengeschichte I–III (1773–1778). Der erste, bis in das Jahr 900 reichende Teil seines Versuch[s] christlicher Jahrbücher, oder ausführlicher Tabellen über die Kirchenhistorie stammt aus dem Jahr 1783.

296
schröckhischen christl. Kirchengeschichte

Johann Matthias Schroeckhs (1733–1808) großes, bis in das 18. Jh. reichendes Kirchengeschichtswerk besteht aus insgesamt 45 Bänden. Die Christliche Kirchengeschichte (1768–1803) umfasst 35 Bände und reicht bis zur Reformation, danach schließt sich die Christliche Kirchengeschichte seit der Reformation (1804–1808) in acht Bänden an. Die das Werk beschließenden letzten beiden Bände (1810/1812) stammen bereits von Heinrich Gottlieb Tzschirner (1778–1828). Dass in der dritten Auflage der Anweisung 34 bzw. neun Teile gezählt werden, erklärt sich dadurch, dass es sich bei Bd. 35 der Christliche[n] Kirchengeschichte um einen Registerband handelt und der zehnte Band der Christliche[n] Kirchengeschichte seit der Reformation eine von Tzschirner verfasste Biographie Schroeckhs sowie ein Register der vorangegangenen neun Teile enthält.

297
Hist. Ecclesiastique par Fleury

Gemeint ist die bedeutende zwanzigbändige Histoire ecclésiastique (1691–1720) des katholischen Kirchenhistorikers Claude Fleury (1640–1723). Dieses ursprünglich bis in das Jahr 1414 reichende Werk wurde später von Jean Claude Fabre (1668–1753) in 16 und Alexander a Sancto Johanne de Cruce (1719–1794) in weiteren sechs Bänden bis 1778 fortgesetzt. Friedrich der Große (1712–1786) besorgte 1766 einen Auszug. 1840 erschien eine Neuausgabe des Werks mit einer handschriftlich hinterlassenen Fortsetzung Fleurys bis in das Jahr 1517.

298
Natalis Alexandri Hist. Ecclesiast.

Die zunächst 23, dann 26 Bände umfassenden Selecta historiae ecclesiasticae capita (1676–1686 bzw. 1688–1689) des Dominikaners und bedeutenden Kirchenhistorikers Noël Alexandre (Natalis Alexander) (1639–1724) reichen bis zum Ende des Trienter Konzils (1545–1563), wurden zwischenzeitlich indiziert und wie die später veröffentlichte achtbändige Historia ecclesiastica Veteris Novique Testamenti ab orbe condito ad annum post Christum natum 1600 (1699) häufig neu aufgelegt. Gemeint ist wohl der letztgenannte Titel.

299
Anweisung zur Bücherkenntn. §. 329. 330. und 333

Vgl. I § 43.

300
Anweisung §. 501, 386 und 337 genannte Bücher

Wie die dritte Auflage der Anweisung deutlich macht, ist hier die Bücherkenntniß gemeint (vgl. I § 43). Statt § 386 (enthält Literatur zur äthiopischen bzw. abessinischen Kirchengeschichte) ist jedoch, wie in der ersten Auflage der Anweisung korrekt angegeben, § 336 einzusehen.

301
Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie Theil 1. Abschn. 3. und in den daselbst §. 289 angezeigten Werken

Vgl. I § 43.

302
Catalog. Biblioth. Bunavianae Tom. 1. Vol. 2. lib. VI. c. 1. […] Tom. III. Vol. II. p. 597 seq. die, so von einzelnen Heiligen und Märtyrern geschrieben haben

Vgl. I § 134. Die hier angegebenen Seiten 597ff. befinden sich gemäß der zweiten und dritten Auflage der Anweisung im zweiten Band des dritten Teils (1756).

303
Plank's Einleitung in das Studium der Theologie, 2 Theile

Vgl. Vorrede Hg. c [VIII].

1.
[139] Anm.Anmerkung Anm. 1.2740 Da so viel darauf ankommt, den Werth der Quellen recht zu würdigen: so ist zur Kenntniß derselben und ihrer rechten Beurtheilung überhaupt, C. W. F. Walchs critische2742 Nachricht von den Quellen der Kirchenhistorie, Leipz. 1770 in2743 (gr.)groß 8.2744 ein unentbehrliches Buch. Wie sehr wäre zu wünschen, daß man in Absicht auf die ganze Kirchengeschichte ein solch2745 Werk hätte, wie der 1116 semlerische 2746 Versuch, den Gebrauch der Quellen in der Staats- und Kirchengeschichte zu erleichtern, Halle 1761.textgrid:2sw0v 82747, in Absicht auf einen kleinern2748 Theil der mitlern2749 Geschichte ist!2750 Mehrere in der 1117 Anweisung (etc.)et cetera §. 409 genennte2751 Schriftsteller,2752 und ausser2753 diesen, in Rücksicht auf einzelne2754 Schriften, manche Herausgeber der Schriften der Kirchenväter und alter Denkmale2755, sonderlich die 1118Benedictiner von der Congregation des (heil.)heilig Maurus, desgleichen2756 1119 Jac. Sirmond, 1120 Joh. Launoi, 1121 Joh. Daillé, 1122 Anton Pagi, 1123 Tillemont, 1124 J. S. Semler, 1125 C. T. Spittler, und einige wenige Andre2757, haben auch hierin um die Kirchengeschichte sehr große2758 Verdienste.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2.2759 Wie man hiebey2761 nicht auf die bloßen2762 Urtheile, sondern auf die Gründe sehen muß, womit man jene unterstützt hat;2763 denn der Zweifel geht sehr oft, nicht minder wie der blinde Glaube, über die Gränzen: so ist deswegen ein Denkmahl nicht gleich unbrauchbar, wenn es gleich fälschlich in eine gewisse Zeit gesetzt,2764 oder einem2765 Verfasser beygelegt2766 worden ist; es kan2767, wie viele unächte2768 Schriften, doch in der Zeit, wohin es wirklich gehört, und deren Spur es trägt, großes2769 Licht geben, und [140] unter vielem Unächten2770, doch schätzbare historische [408[!]] Fragmente enthalten, wie die sogenannten 1126Apocrypha (N. T.)Novum Testamentum, die 1127 ignatianischen2771 Briefe, 1128Canones und Constitut. Apostolicae, 1129Recognitiones Clementis, viele unächte2772 Schriften vom 1130 Chrysostomus, 1131 Ambrosius, 1132 Augustinus u. a.und andere 2773 wenn man nur vorher2774 ihren Ursprung und ihr Alter ausfündig2775 machen kan2776.
306
semlerische Versuch, den Gebrauch der Quellen in der Staats- und Kirchengeschichte zu erleichtern, Halle 1761

Gemeint ist Johann Salomo Semlers Versuch den Gebrauch der Quellen in der Staats- und Kirchengeschichte der mitlern Zeiten zu erleichtern.

307
Anweisung etc. §. 409

Vgl. I § 43.

308
Benedictiner von der Congregation des heil. Maurus

Die Mönche der von 1618 bis 1792 bestehenden benediktinischen Reformkongregation von Saint-Maur mit ihrem Hauptsitz im Kloster Saint-Germain-des-Prés in Paris erarbeiteten u.a. grundlegende Textausgaben griechischer und lateinischer Kirchenväter. Hervorgehoben seien neben einer fünfbändigen Bibliotheca Patrum ascetica (1661–1664) und den Schriften frühchristlicher Apologeten (1720) unter den Griechen die Ausgabe des Athanasius in drei (1698), des Origenes in vier (1733–1759) und des Chrysostomus in 13 Bänden (1718–1738) sowie unter den Lateinern die Ausgabe des Ambrosius (1686–1690), des Hieronymus (1693–1706) und v.a. Augustins (1681–1700).

309
Jac. Sirmond

Der Jesuit Jacques Sirmond (1559–1651) war zwischen 1581 und 1590 als Lehrer am Collège de Clermont in Paris tätig und wurde dann bis 1608 persönlicher Sekretär seines Ordensoberen Claudio Acquaviva (1543–1615) in Rom. Später hatte er das Rektorat am Collège de Clermont inne und war zudem mehrere Jahre Beichtvater Ludwigs XIII. (1601–1643). Bedeutend für die französische Kirchengeschichte sind seine Concilia antiqua Galliae (1629), doch ist Sirmond v.a. durch seine zahlreichen, aus heute teilweise verlorenen Handschriften erstellten Textausgaben wie denen des Sidonius Apollinaris (1614), Radbert (1617), Theodoret von Cyrus (1642), Eusebius von Caesarea (1643), Avitus von Vienne (1643), Hinkmar von Reims (1645) und Theodulph von Orléans (1646) hervorgetreten. Daneben hat Sirmond mit der in der Dissertatio in qua Dionysii Parisiensis et Dionysii Areopagitae discrimen ostenditur (1641) vorgetragenen Bestreitung der Identität von Dionysius von Paris und Dionysius Areopagita eine Kontroverse ausgelöst (vgl. II § 83).

310
Joh. Launoi

Nach dem Philosophie- und Theologiestudium am Collège de Navarre in Paris erhielt Jean de Launoy (1603–1678) im Jahre 1636 die Doktorwürde und noch im selben Jahr die Priesterweihe. Als bedeutender Gelehrter, Gallikaner und zumindest Sympathisant des Jansenismus (II § 98) hat der auch dénicheur de saints genannte de Launoy eine Vielzahl kritischer Schriften (zu christlichen Märtyrerlegenden, der unbefleckten Empfängnis oder der Aufnahme Marias in den Himmel) veröffentlicht und sich v.a. um die kirchliche Verfassungsgeschichte verdient gemacht. Zudem schaltete er sich in die von Sirmond ausgelöste Dionysius-Kontroverse (s.o.) ein.

311
Joh. Daillé

Vgl. II § 90.

312
Anton Pagi

Der auf einer Jesuitenschule erzogene Antoine Pagi (1624–1699) trat auf Betreiben seines Onkels in den Franziskanerorden ein, legte 1641 die Profess ab und wurde später mehrfach zum Provinzial gewählt. Er studierte Philosophie und Theologie und hatte vorübergehend ein Predigtamt inne, ist aber v.a. als gewissenhafter und umsichtiger Berichtiger des bedeutenden Kirchenhistorikers Cesare Baronio (Baronius) (1538–1607) hervorgetreten. Pagis Critica historico-chronologica in universos annales ecclesiasticos Eminentissimi et Reverendissimi Caesaris Cardinalis Baronii (1689–1705) wurden mehrfach aufgelegt und im Rahmen späterer Baronius-Ausgaben berücksichtigt.

313
Tillemont

Der aus adliger Familie stammende Historiker Louis Sébastien Le Nain de Tillemont (1637–1698) erhielt nach dem v.a. (kirchen-)historisch ausgerichteten Studium 1676 die Priesterweihe und trat noch im selben Jahr in die Abtei Port-Royal ein (vgl. II § 98). Aufgrund der Verfolgung des Jansenismus zog er sich 1679 bis zu seinem Tod auf das familieneigene Landgut Tillemont bei Montreuil zurück. Berühmt sind neben der sechsbändigen Histoire des empereurs (vgl. I § 244) v.a. seine Mémoires pour servir à l'histoire ecclésiastique des six premiers siècles (1693–1712) in 16 Bänden, durch die Tillemont zu den bedeutendsten Historikern nicht nur des 17. Jh.s zu zählen ist. Sein Werk wurde etwa von Edward Gibbon (I § 229) hoch geschätzt.

314
J. S. Semler

Mit dem Namen des in Halle lehrenden Baumgarten-Schülers, Mitbegründers der historisch-kritischen Bibelwissenschaft und herausragenden Neologen Johann Salomo Semler (1725–1791) verbinden sich theologiegeschichtlich v.a. die weitreichenden Unterscheidungen von Theologie und Religion sowie von Wort Gottes und Heiliger Schrift, zudem wandte er sich gegen Verbalinspiration und die Vorstellung von einem göttlichen Ursprung der biblischen Überlieferung und ließ das Alte Testament nicht mehr als Quelle christlicher Glaubensvorstellungen gelten. Aus dem umfangreichen und vielfältigen Werk (bis zur Veröffentlichung der ersten Auflage der Anweisung bereits über 200 Titel) ist besonders Semlers Hauptwerk, die vierbändige Abhandlung von freier Untersuchung des Canon (1771–1775), für die Kirchengeschichte im Speziellen die bereits erwähnten Selecta Capita und der Versuch eines fruchtbaren Auszugs der Kirchengeschichte (1773–1778) (vgl. II § 103) zu nennen. Im Hinblick auf Nösselt sei bemerkt sei, dass Semler Baumgartens Auslegung der beiden Briefe St. Pauli an die Corinthier mit Anmerkungen und einer Paraphrasi M. Johann August Nösselts öffentlichen Lehrers der heiligen Gottesgelersamkeit (1761) mit einer Vorrede herausgegeben hat.

315
C. T. Spittler

Gemeint ist Ludwig Timotheus von Spittler (vgl. I § 229 c). Neben der Geschichte des canonischen Rechts (vgl. III § 89) und dem Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (vgl. II § 102) sind auch die Kritische Untersuchung des sechzigsten Laodicenischen Canons (1777), De usu versionis Alexandrinae apud Josephum prolusio (1779) und die Historia critica chronici Eusebiani (1784) zu nennen.

316
Apocrypha N. T.

Die Definition und Eingrenzung der neutestamentlichen Apokryphen (zu den alttestamentlichen vgl. I § 163) gestaltet sich bis heute nicht zuletzt durch neue Textfunde (im 20. Jh. v.a. die Bibliotheken von Nag Hammadi und Medinet Madi) als schwierig. Der gegen Ende des 17. Jh.s einsetzende Aufschwung der Apokryphensammlung und -forschung verbindet sich v.a. mit Jean-Baptist Cotelier (1629–1686), als für das 18. Jh. und darüber hinaus maßgebliche Ausgabe ist Johann Albert Fabricius' (1668–1736) dreibändiger Codex apocryphus Novi Testamenti (21719) zu nennen. Am Beginn des 19. Jh.s steht The Apocryphal New Testament (1820) des englischen Verlegers William Hone (1780–1842). Die für Nösselt respektive Niemeyer als Referenzwerk anzunehmende Sammlung des Fabricius enthält im ersten Band Kindheitsevangelien, Nikodemusevangelium und Pilatusbriefe, den Lentulusbrief sowie Fragmente apokrypher Evangelien, im zweiten Band Acta, Epistolae, Apocalypses aliaque scripta Apostolis falso inscripta und im dritten Band neben Nachträgen Liturgien unter apostolischen Namen sowie den Hirt des Hermas.

317
ignatianischen Briefe

Unter dem Namen des Bischofs Ignatius von Antiochien, der laut Eusebius von Caesarea (ca. 260–339) am Beginn des 2. Jh.s unter Trajan (53–117) in Rom das Martyrium erlitten haben soll, sind in einer kürzeren Rezension sieben, bereits bei Eusebius genannte Briefe überliefert, eine längere Rezension umfasst sechs weitere Briefe. Seit Auffindung des Corpus Ignatianum und der Edition der recensio longior im 15. bzw. 16. Jh. existieren Zweifel an der Echtheit der Briefe, eine Frage, die die Ignatiusforschung bis heute maßgeblich bestimmt. Hält man die Briefe, die zu den den neutestamentlichen Apokryphen (s.o.) nahestehenden Apostolischen Vätern zählen, für authentisch, eröffnen sie bedeutsame Einblicke in die Geschichte des Christentums am Beginn des 2. Jh.s.

318
Canones und Constitut. Apostolicae

Die insgesamt 85 apostolischen Canones (Canones Apostolorum) bilden den Schluss der apostolischen Konstitutionen (Constitutiones Apostolorum), wurden aber bald auch unabhängig überliefert und anders als die apostolischen Konstitutionen von der Zweiten Trullanischen Synode Ende des 7. Jh.s nicht als häretisch verworfen. Aufgrund des vergleichsweise allgemein gehaltenen Abbildes der Gemeindeverhältnisse lassen sich konkrete Adressaten kaum ermitteln, durch die (wenngleich fiktive) apostolische Verfasserschaft wurden sie im Osten wie im Westen hoch geschätzt. Bei den im 16. Jh. wiederentdeckten und 1563 edierten apostolischen Konstitutionen handelt es sich um die umfangreichste Kirchenordnung der ersten Jahrhunderte, die ihr vorgeblicher Verfasser Clemens von Rom (1. Jh.), der wie Ignatius von Antiochien (s.o.) zu den Apostolischen Vätern gezählt wird, auf dem Jerusalemer Apostelkonzil (vgl. Apg 15,1–29; Gal 2,1–10) niedergeschrieben haben soll. Wurden die Konstitutionen zunächst für echt gehalten, erwiesen sie sich später als im ausgehenden 4. Jh. entstandene Kompilation bereits vorliegender Kirchenordnungen, deren Bearbeiter u.U. auch für die Interpolationen der längeren Rezension der Ignatius-Briefe (s.o.) verantwortlich ist.

319
Recognitiones Clementis

Die Recognitiones Clementis gehören wie die sog. Homilien u.a. zu der unter dem Namen Clemens' von Rom (1. Jh.) kursierenden pseudoclementinischen Literatur. Sowohl die nur in lateinischer und teilweise auch syrischer Übersetzung erhaltenen Recognitiones (Wiedererkennungen) als auch die griechisch verfassten Homilien wurden bereits von Eusebius von Caesarea (ca. 260–339) als pseudonym erkannt. Der neueren Forschung zufolge handelt es sich bei beiden Schriften um zwei unabhängig voneinander entstandene und aufgrund der christologischen Aussagen in das 4. Jh. zu datierende Rezensionen einer gemeinsamen Grundschrift aus dem 3. Jh., die sich als pseudoclementinischer Roman (die erste Hälfte lässt sich als Entwicklungs-, die zweite als Familien- bzw. Wiedererkennungsroman verstehen) darstellt.

320
Chrysostomus

Der umfassend ausgebildete Johannes Chrysostomus (d.h. Goldmund) (ca. 349–407) wurde unter dem Einfluss des Bischofs Meletius (360–381) im Jahre 368 getauft, zog sich einige Jahre später als Asket in die syrischen Berge zurück, musste diesen Lebensstil aus gesundheitlichen Gründen jedoch nach sechs Jahren wieder aufgeben. In seiner Heimatstadt Antiochia wurde Chrysostomus erst zum Diakon, dann zum Presbyter geweiht und erlangte v.a. aufgund seiner Fähigkeiten als Prediger in den folgenden Jahren hohes Ansehen. 397 zum Erzbischof von Konstantinopel ernannt, stieß er auf Einfachheit und caritas zielende Reformen an, die beim Klerus und in Teilen der Gemeinde zu Protesten und im Gemenge der Auseinandersetzungen um Origenes (vgl. II § 98) zu seiner ersten Verbannung führten. Von seiner zweiten Verbannung kehrte Chrysostomus nicht mehr zurück. Unter seinem Namen wurden 17 Abhandlungen, vier Bibelkommentare, 241 Briefe und mehr als 700 Predigten (vgl. II § 65 c) überliefert, so viele wie von keinem anderen griechischen Kirchenvater. Zu den unechten Schriften zählen v.a. zwei als Pseudo-Chrysostomus bzw. Chrysostomus Latinus bekannte Sammlungen lateinischer sermones. Neben Gregor von Nazianz (vgl. II § 102), Basilius (vgl. II § 115) und Athanasius (vgl. II § 83) zählt er zu den vier griechischen Kirchenlehrern.

321
Ambrosius

Der in Trier geborene, sorgfältig ausgebildete und insbesondere durch seine für den römischen Westen überdurchschnittlich guten Griechischkenntnisse auffallende Ambrosius von Mailand (ca. 339–397) schwenkte zunächst in eine Beamtenlaufbahn ein, an deren Ende er Anfang der 370er Jahre Provinzstatthalter der Aemilia Liguria mit Sitz in der kaiserlichen Residenzstadt Mailand wurde. Im Jahre 374 eher zufällig und wohl noch als Katechumene (vgl. II § 126) zum Bischof gewählt, vertrat Ambrosius im mehrheitlich homöischen Mailand schnell einen neunizänischen Kurs (vgl. I § 63), der von allergrößter Bedeutung für die Durchsetzung der neunizänischen Interpretation des Nicänums (325) im Abendland insgesamt zu werten ist und ihn zu einem der vier lateinischen Kirchenlehrer (vgl. II § 115) werden ließ. Zu bemerken ist zudem seine Auseinandersetzung mit Theodosius I. (vgl. I § 102). Etwa die Hälfte seines umfangreichen Werkes ist exegetischen Inhalts, besonderen Aufschluss über Ambrosius' Wirken gibt das in zehn Bücher eingeteilte Briefkorpus. Mit Blick auf die unechten Schriften des Ambrosius ist v.a. Ambrosiaster zu nennen (vgl. II § 85).

322
Augustinus

Dass sich immer wieder auch Schriften finden, die irrtümlich oder absichtlich (vgl. die sermones ad fratres in eremo) unter dem Namen und der Autorität Augustins (vgl. II § 19) überliefert sind, zeigt erneut Ambrosiaster (vgl. II § 85). Da Augustin in seinen Retractationes (vgl. auch das Indiculum) selbst über seine Werke Auskunft gibt, Predigten und Briefe jedoch nicht einzeln, sondern summarisch auflistet, finden sich unechte Werke gerade auch in diesen Textgattungen. Heute sind mehr pseudo-augustinische als augustinische Predigten bekannt. Als pseudo-augustinisch gelten etwa auch die bis in die Frühe Neuzeit hinein als authentisch aufgefassten Schriften De oratione et elemosina, De sobrietate et castitate, De incarnatione et deitate Christi ad Ianuarium und der Dialogus quaestionum, darüber hinaus existieren Dubia.

323
Bey2787 der dritten Regel (s.)siehe die Theil 1.2788 §. 90. erwähnten2789 Schriftsteller, und wegen der vierten die, welche in der 1134 Anweisung zur Bücherkenntniß §. 4102790 genannt worden sind. Casaubons 2791 , Salmasii, Blondels 2792 und einiger Andern Schriften, unter den Neuern 1135 J. A. Ernesti Antimuratorius, 1136 C. F. Rößlers 2793 Bibliothek der Kirchenväter (etc.)et cetera enthalten sehr schätzbare Aufklärungen über diesen Sprachgebrauch.
324
Anweisung zur Bücherkenntniß §. 410

Vgl. I § 43.

325
J. A. Ernesti Antimuratorius

Johann August Ernestis erneut in seinen Opuscula theologica (1773), 1–134 abgedruckte Schrift Anti Muratorius sive confutatio Muratorianae disputationis de rebus liturgicis ad Salomonem Deylingium (1755) richtete sich gegen die katholische Abendmahlslehre und wurde indiziert.

326
C. F. Rößlers Bibliothek der Kirchenväter

Vgl. II § 120.

1.
†) S.2814 J. A. Ernesti vortrefliche2815 Bemerkungen und Regeln in der 1139Diss. de fide historica recte aestimanda in den Opuscul. phil. crit. (p.)pagina 64 (seqq.)sequentes
2.
††)2816 Kein bescheidner Mann, und wer irgend die Menschen kennt, wird sich oder andre2817 für ganz frey2818 von allen Leidenschaften halten. Aber Beyspiele2819 von einzelnen2820 hier erwähnten2821 Eigenschaften, auch mehrere zusammen, wird man doch vorzüglich in 1140 Ant. Pagi Critica in Annal. Baronii, in einigen 1141 mosheimischen 2822 Werken über die Kirchengeschichte, in 1142 Beausobre Hist. crit. du Manicheisme, in den 1143 semlerischen hieher2823 gehörigen Schriften, in 1144 C. W. F. Walchs 2824 Entwurf einer vollständigen Historie der Ketzereyen2825, in der 1145 Plankischen 2826 Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs,2827 und in einigen wenigen2828 Andern finden.
329
Diss. de fide historica recte aestimanda in den Opuscul. phil. crit. p. 64 seqq.

Gemeint sind Johann August Ernestis bereits zuvor (vgl. I § 120) angeführten Opuscula philologica critica (1764), die genannte Abhandlung findet sich aaO 64–101.

330
Ant. Pagi Critica in Annal. Baronii

Vgl. II § 104.

331
mosheimischen Werken über die Kirchengeschichte

Vgl. I § 283; II § 102.

332
Beausobre Hist. crit. du Manicheisme

Gemeint ist die noch immer bedeutende Histoire Critique de Manichée et du Manichéisme (1734/1739) des reformierten Theologen Isaac de Beausobre (1659–1738).

333
semlerischen hieher gehörigen Schriften

Vgl. II § 104.

334
C. W. F. Walchs Entwurf einer vollständigen Historie der Ketzereyen

Vgl. II § 102 c.

335
Plankischen Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs

Die sechsbändige Geschichte der Entstehung, der Veränderungen und der Bildung unsers protestantischen Lehrbegriffs vom Anfang der Reformation bis zu der Einführung der Konkordienformel (1781–1800) stammt von Gottlieb Jakob Planck (1751–1833) und ist dessen wohl bedeutendstes Werk. Die ersten drei Bände erschienen 1791–1798 in zweiter Auflage, als Fortsetzung folgte die Geschichte der protestantischen Theologie von der Konkordienformel an bis in die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts (1831).

336
Die 1147Geschichte der sogenannten drey2842 Kapitel2843, der Zänkereyen2844 der Patriarchen unter einander, der 1148 nestorianischen2845 besonders2846 und der monophysitischen2847 Händel, des 1149Bilderstreits, des Einflusses der Höfe, und wiederum einzelner2848 Personen auf diese, bey2849 solchen Streitigkeiten, auch verschiedner merkwürdigen2850 sonderlich 1150Bettelorden, kan2851 das zur Genüge lehren.
337
Geschichte der sogenannten drey Kapitel

Vgl. II § 98.

338
nestorianischen besonders und der monophysitischen Händel

Vgl. I § 63.

339
Bilderstreits

Vgl. II § 113.

340
Bettelorden

Vgl. II § 98.

341
[413[!]] 2873 Sehr wenige2874 haben die Kirchengeschichte eigentlich pragmatisch erzählt. 1152 Weismann in den Memorabilibus H. E. hat sie praktisch und zur Erbauung [145] anwendbar machen wollen. 1153 Fleury und 1154 Racine haben auf eben dem2875 Zweck mit gearbeitet2876. Eigentlich pragmatisch aber, in dem oben2877 angegebnen Sinn, sind nur2878 die 1155 spittlerischen 2879 und 1156 Krause, Johann Christoph krausischen 2880 Handbücher, und, unter den etwas größern2881 Werken, der 1158 cramerische 2882 Bossuet und die 1159 schröckhische 2883 christliche Kirchengeschichte, auch zum Theil die 1160 semlerischen 2884 Anmerkungen, wie in Absicht auf einzelne2885 Theile der Kirchengeschichte die oben (1161§. 106 399 ††2886) genannten Werke. Schade ists, daß man in diesen Büchern gemeiniglich das Pragmatische nicht in seinem ganzen Umfang, sondern nur nach gewissen Rücksichten, z. B.zum Beispiel in Absicht auf die Hierarchie, die freye Untersuchung unter den Christen u. d. gl.und dergleichen genommen hat.2888
342
Weismann in den Memorabilibus H. E.

Vgl. II § 102 c.

343
Fleury

Vgl. II § 103.

344
Racine

Hier handelt es sich um den französischen Geistlichen und Historiker Bonaventure Racine (1708–1755). Im avertissement zum ersten Band seines auch ins Deutsche übersetzten Überblickswerkes Abrégé de l'histoire ecclésiastique (1748–1756) stellt Racine heraus, dass er für die Erarbeitung v.a. Fleury herangezogen habe. Gerade die gemeinsame Nennung mit Fleury lässt den Mauriner (vgl. II § 104) Robert-Florimond Racine (1700–1777) an dieser Stelle ausscheiden.

345
spittlerischen

Vgl. II § 102.

346
krausischen

Gemeint ist Johann Christoph Krause (1749–1799), ab 1787 außerordentlicher, ein Jahr später ordentlicher Professor für Philosophie in Halle, und sein über den ersten Band nicht hinausgekommenes Handbuch der christlichen, besonders teutschen, politischen Kirchengeschichte (1785).

347
Schmidtschen Handbücher

Hier handelt es sich um Johann Ernst Christian Schmidts (1772–1831) unvollendetes sechsbändiges Handbuch der Kirchengeschichte (1801–1820), dem Friedrich Wilhelm Rettberg (1805–1849) einen siebenten Band (1834) folgen ließ.

348
cramerische Bossuet

Vgl. II § 103.

349
schröckhische christliche Kirchengeschichte

Vgl. II § 103.

350
semlerischen Anmerkungen

Betrachtet man das umfangreiche Gesamtwerk Johann Salomo Semlers, so dürfte an dieser Stelle kaum um ein deutschsprachiger Titel gemeint sein. Unter den lateinischen Werken kommen die Commentarii historici de antiquo christianorum statu. Tomus primus (1771) bzw. Tomi secundi pars prima (1772) in Frage. Vergleicht man jedoch II § 103 (Anm. 1), fällt auf, dass Semler dort wie auch hier mit Bossuet bzw. Cramer und Schroeckh zusammengestellt ist, so dass mit den semlerischen Anmerkungen vermutlich die Selecta capita (vgl. II § 103) gemeint sind.

351
§. 399 ††

Gemeint ist die zweite Anmerkung in II § 393 a.

1.
†)2912 So wird (z. B.)zum Beispiel in den gewöhnlichen Abhandlungen der Kirchengeschichte die Lehre vom heil.2913 Abendmahl und von der Versöhnung Christi, so verschiedne Vorstellungen es auch2914 darüber immer gab, jene2915 kaum vor dem Ursprung der 1163 radbertschen2916 Streitigkeiten im 9ten, diese kaum vor dem 1164Ursprung der antitrinitarischen2917 Aeusserungen2918 im 16ten Jahrhundert, berührt. Seit2919 dem 7ten Jahrhundert verschwinden die Antitrinitarier fast ganz aus der Geschichte, und kommen erst im 16ten wieder zum Vorschein, ohngeachtet2920 nicht zu leugnen2921 ist, daß der Saame davon in Spanien, dem südlichen Frankreich und Italien,2922 immer geblie[129]ben, und nur erst spät öffentlich ausgebrochen ist. Ueberhaupt, wenn die verschiednen2923 Meinungen über eine Lehre keinen merklichen Einfluß in gewisse große2924 Revolutionen in der Kirche geäussert haben:2925 so herrscht in der [147] allgemeinen Kirchengeschichte, indem man bloß diese verfolgt, das tiefeste2926 Still[415[!]]schweigen von jenen unmerklichern Veränderungen. Daher selbst die entsetzlichen Lücken in der Geschichte der Lehren, wenn man diese bloß aus der allgemeinen Kirchengeschichte zusammengetragen hat, wie man sich (z. B.)zum Beispiel aus 1165 Priestley's Geschichte der Verfälschungen des Christenthums leicht durch den Augenschein überzeugen kan2927. 2928
353
radbertschen Streitigkeiten im 9ten

Mit dem später heilig gesprochenen Benediktiner Radbert (ca. 790–859), der dem Kloster von Corbie ab ca. 844 für mehrere Jahre als Abt vorstand, verbindet sich v.a. die gelegentlich auch als erster Abendmahlsstreit (vgl. II § 83) bezeichnete Auseinandersetzung um das Abendmahlsverständnis. In seinem Hauptwerk De corpore et sanguine Domini vertrat er die Transsubstantiationslehre und die tatsächliche Gegenwart Christi im Abendmahl (Realpräsenz) und stand damit in Opposition zu Ratramnus von Corbie (gest. ca. 870), der in einer Schrift gleichen Namens ausführte, die Wandlung von Brot und Wein sei nicht körperlich (corporaliter), sondern rein geistig (spiritualiter) vorzustellen und daher nur bildhaft (figuraliter). Das Sakrament bleibe als Mysterium immer unter dieser figura verborgen, eine Identifikation des historischen Passionsleibes Christi mit dem sakramentalen Abendmahlsleib sei daher abzulehnen. Im Abendmahlsstreit um Berengar von Tours (ca. 1000–1088) brach dieser Konflikt erneut auf (vgl. II § 113).

354
Ursprung der antitrinitarischen Aeusserungen im 16ten Jahrhundert

Die in Deutschland gelegentlich im reformatorischen und täuferischen Kontext vertretene antitrinitarische Lehre von der Einheit der göttlichen Person geht v.a. auf den Spanier Michael Servetus (1511–1553) und seine De trinitatis erroribus libri septem (1531) zurück, verbindet sich dem Namen nach jedoch insbesondere mit Lelio (1525–1562) und seinem Neffen Fausto Sozzini (1539–1604), dessen posthum veröffentlichter Rakower Katechismus (poln. 1605; dt. 1608; lat. 1609) als wohl wichtigste antitrinitarische Lehrschrift gelten kann. Die nach ihnen benannten Sozinianer konnten v.a. in Osteuropa (Polen, Siebenbürgen u.a.) ein beachtliches Kirchenwesen etablieren (daher die ebenfalls verbreitete Bezeichnung Polnische Brüder) und wirkten später etwa auf die niederländischen Arminianer oder die englischen Deisten (vgl. II § 189) und Unitarier. Mit der Sammelbezeichnung Antitrinitarier wurden seit dem 17. Jh. jedoch alle Theologen und ihre Anhänger bezeichnet, die die Kritik am altkirchlichen Trinitätsdogma zur Hauptlehre erklärten.

355
Priestley's Geschichte der Verfälschungen des Christenthums

Joseph Priestleys (1733–1804) zweibändige History of the corruptions of Christianity (1782) ist unter dem Titel Geschichte der Verfälschungen des Christenthums (1785) von dem Kieler Theologen Jakob Christoph Rudolf Eckermann (1754–1837) übersetzt worden.

356
neuern Bearbeitungen der Dogmengeschichte, für welche Münscher zu früh gestorben ist

Der Marburger Theologe Wilhelm Münscher (1766–1814) ist v.a. durch sein in Teilen mehrfach neu aufgelegtes und weit verbreitetes vierbändiges Handbuch der christlichen Dogmengeschichte (1797–1809) hervorgetreten, das jedoch nur die patristische Zeit abdeckt. Daneben ist das ebenfalls weit verbreitete und nach Münschers Tod bis zur dritten Auflage weitergeführte Lehrbuch der christlichen Dogmengeschichte (1811) zu nennen.

1.
†)2960 (Z. B.)Zum Beispiel des Wachsthums oder der Schwächung der kirchlichen, sonderlich päbstlichen2961 Gewalt, bey2962 schwachen oder bessern Einrichtungen der Staatsverfassung; der sogenannten Orthodoxie oder Heterodoxie, und ihrer Schicksale nach der politischen Verfassung, oder den Umständen und Absichten eines Staats oder Regenten (u. d. gl.)und dergleichen Die Geschichte des 1168Arianismus und 1169Pelagianismus unter [149] verschiednen2963 Herrschaften und in verschiednen2964 Zeiten kan2965 hier 2966 zum Beyspiel2967 dienen.
358
Arianismus

Vgl. I § 63.

359
Pelagianismus

Vgl. II § 88.

1.
†)2983 Mit so großem2984 Fleiß einige Stücke dieser Geschichte untersucht worden sind ( (s.)siehe die 1173 Anweisung zur theologischen2985 Bücherkenntniß2986 §. 392–402):2987 so ist es doch meistens nur aus polemischen Absichten und zur Beantwortung der Frage über das Alterthum gewisser Lehren und Vorstellungen geschehen. Dieser Umstand hat nicht nur die UnparteylichkeitUnpartheylichkeit bey2988 dieser Untersuchung oft verhindert, und das, was Geschichte seyn sollte, in eine polemische Abhandlung verwandelt; sie hat auch verursacht, daß fast nur die Geschichte solcher Lehren untersucht worden, [418] über welche sich ganze Parteyen2990 unter den Christen getrennt haben,2991 (namentlich der zwischen der römischen Kirche2992 und andern 2993 streitigen Lehren,) und daß2994 die Geschichte der übrigen Lehren meistens unbearbeitet liegen geblieben ist. Daher ist auch die Geschichte einer Lehre in neuern Zeiten fast nie mitgenommen worden;2995 so wie man auch noch gar keine auch nur einigermaßen2996 ganze 2997 Geschichte der christlichen Lehre hat.
2.
[132] ††) Hieher2998 gehört die ganze Geschichte philosophischer Hypothesen und des religiösen Aberglaubens unter den Christen, die aus dem Juden- oder Heidenthum in die Kirche übergingen; die ganze 1174Emanationslehre, die von der 1175Seelenwanderung, von den Schutzengeln, von den Wirkungen der bösen Geister, von Zauberern und Hexen, deren Gemeinschaft mit bösen Geistern, selbst dem Tanzen mit ihnen auf Bergen (wovon schon im vierten Jahrhundert Spuren in den Morgenländern sind) (u. d. gl.)und dergleichen
3.
†††)2999 So hat es nicht nur 1176 verschiedne3000 Vorstellungen vom Verdienst Christi und guten Werken, vom Gesetz und Evangelium, gegeben, sondern es ist auch eine dieser Lehren durch übertriebnen3001 Werth der andern, oft vernachläßigt3002, und durch ganz fremde und unbiblische Vorstellungen verdunkelt, zu gewissen Zeiten und in gewissen Parteyen3003 darin gar nichts näher, oft wieder nur zu viel bestimmt worden.
363
Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß §. 392–402

Vgl. I § 43.

364
Emanationslehre

Unter Emanation versteht man das Ausfließen (emanatio) des Vielen aus dem Einen, ohne dass sich das Eine dabei vermindert oder verändert. Die ursprünglich der vorsokratischen Philosophie entstammende (Licht, Wärme, Düfte etc.), seit Platon jedoch nur noch latent vorhandene Vorstellung der Emanation erlebte zur Erklärung des Verhältnisses von göttlicher Transzendenz und Immanenz dann v.a. in gnostischen Systemen einen erneuten Aufschwung. Dogmatisch haben Emanationslehren im Rahmen der Schöpfungs-, aber auch der Trinitätslehre Bedeutung erlangt, wurden in diesen Zusammenhängen jedoch bereits in altkirchlicher Zeit scharf kritisiert.

365
Seelenwanderung, von den Schutzengeln, von den Wirkungen der bösen Geister, von Zauberern und Hexen […] Spuren in den Morgenländern sind

Hier dürfte v.a. Balthasar Bekkers (1634–1698) De Betoverde Weereld (1691–1693) im Hintergrund stehen. Die drei Bände wurden unter dem Titel D. Balthasar Bekkers reformirten Predigers in Amsterdam bezauberte Welt (1781–1782) von Johann Moritz Schwager (1738–1804) ins Deutsche übersetzt und von dessen Lehrer Johann Salomo Semler durchgesehen und vermehrt. Während des Studiums in Halle zählte neben Semler auch Nösselt zu Schwagers Lehrern.

366
verschiedne Vorstellungen vom Verdienst Christi und guten Werken

Vgl. I § 61; II § 83.

1.
Anm.Anmerkung 1.3029 Einen merkwürdigen Beleg3030 zum 4ten und den übrigen Stücken dieses §. giebt (z. B.)zum Beispiel die [152] Lehre vom heil.3031 Abendmahl. Unstreitig haben3032 sowohl die3033 Kirchenväter, als alte Liturgien3034, Stellen, die für die 1179Vorstellung von einer reellen Gegenwart, oder gar einer Verwandlung des Brodts3035 und Weins, zu seyn3036 scheinen, so wie3037 andere für bloße3038 Zeichen und Bilder. Erst im 7ten Jahr[420]hundert fing man in den Morgenländern an, die Ausdrücke, σημειον, συμβολον, τυπος (etc.)et cetera weniger, und dagegen jene gröbere3039 Vorstellungen und Ausdrücke zu brauchen, um den wahren Körper Christi, gegen 1180Manichäer und 1181Aphtartodoketen, festzustellen. Nachdem3040 1182 Karl der Große3041 (im 2ten Buch de cultu imag. (c.)caputcapitulum 273042) den Ausdruck Bild Christi verworfen hatte, um den 1183Beweis des zweyten3043 nicäischen Concilii für den Bilderdienst zu widerlegen, den dieses daher genommen hatte, daß Brodt3044 im heil.3045 Abendmahl ein Bild Christi würde, auch der Mißverstand jener derbern Ausdrücke von Verwandlung (u. s. f.)und so ferner dazu gekommen war, fing die Vorstellung von Zeichen3046 an,3047 auch in der lateinischen Kirche zu sinken, und 1184 Radbert3048 konnte schon im 9ten Jahrhundert mit seiner Meinung einiges Glück machen, die, alles damaligen Widerspruchs ohngeachtet3049, in der Mitte des 11ten Jahrhunderts schon so überhand genommen hatte, daß Berenger3050 die gegenseitige Meinung als eine Ketzerey3051 abschwören mußte. Und doch legte selbst 1185 Pabst3052 Gregor 7.3053 noch keinen so großen3054 Werth auf die herrschende Meinung, daß er anfänglich Berengers3055 Beweis aus dem Alterthum für gültig erkannte, und hernach selbst mit seiner Erklärung zufrieden war. ( (S.)Siehe 1186 Berengarii Stelle in Leßings 3056 Berengar. [153] Turonens. (S.)Seite 152 (f.)folgend und 1187 Martene nov. thesaur. anecdot. (Tom.)Tomus IV. (p.)pagina 103.) Erst der Widerspruch der 1188Albigenser (etc.)et cetera (etc.)et cetera gegen die nun immer mehr um sich greifende 1189Lehre von der Brodtverwandlung3057 bewog den Pabst3058 Innocenz 3.3059 auf der lateranensischen3060 Kirchenversammlung im Jahr 12153061 diese Lehre zur Lehre der Kirche zu machen, und die Verfolgung der anders Denkenden3062, als Ketzerey3063, zu gebieten. – Wer Luthers3064 Lehre über das heil.3065 Abendmahl in seinen vom 1190 N. Test.Neues Testament 3066 und von dem babylonischen3067 Gefängniß 1520 herausgegebnen Schriften3068 mit den folgenden, nach entstandnem3069 1191Streit [421] mit den Schweitzern, sein Benehmen beym Marpurger3070 Religionsgespräch, wieder etwas anders bey3071 der 1193wittenbergischen Concordie, und wieder auf die erste Art seit 1194Erscheinung der zwinglischen3072 Werke im Jahr 1543, so wie das 1195Betragen einiger seiner Schüler seit der Erscheinung des Zürcher Consensus im Jahr 1549,3073 und noch mehr bey3074 der 1196Concordienformel, nach entstandnen3075 1197kryptocalvinischen Händeln in Sachsen, vergleicht, der wird sich sehr leicht diese Abwechselungen in den Vorstellungen vom heil.3076 Abendmahl, und den verschiedenen Werth, den man darauf gelegt hat, erklären können.
2.
Anm.Anmerkung 2. Bey3077 der 5ten Anmerkung3078 des §. dienet3079 die Lehre von der Concomitanz zum Beyspiel3080, welche durch die von der Transsubstantiation veranlaßt worden ist, und wieder die von der Entbehrlichkeit des Kelchs im heil.3081 Abendmahl erzeugt hat, so wie man auf die 1198Lehre von der Ubiquität der Mensch[154]heit Christi zuerst durch die Lehre von der wesentlichen Gegenwart des Leibes Christi im heil.3082 Abendmahl geleitet wurde; – bey3083 der 6ten, die 1199Erklärung der Stelle Joh. 14, 28. von der ἀγεννησια des Vaters;3084
Röm.3085 9.
und andrer3086 gleichlautenden von der 1200augustinianischen Prädestination;3087
Ephes. 5, 32.
von der Ehe als einem Sacrament;3088
Ebr. 2, 16.
von 1201Vereinigung beyder3089 Naturen in Christo; und die 1202Bedenklichkeit, Apgesch. 3, 21. durch quem oportuit coelo capi zu übersetzen, aus Furcht der Ubiquität zu nahe zu treten; – Bey3090 der 7ten die 1203verschiednen Bedeutungen der ὁμοουσιας vor und nach dem ersten nicäischen Concilium, desgl.3091 der Wörter 1204 ὑποστασις, φυσις, φυσικη ἑνωσις, συγκρασις, φθαρτον (u. a.)und andere bey3092 den arianischen, nestorianischen und monophysitischen Streitigkeiten.
369
Vorstellung von einer reellen Gegenwart, oder gar einer Verwandlung des Brodts und Weins […] so wie andere für bloße Zeichen und Bilder

Gemeint sind v.a. die Auseinandersetzungen um das Abendmahl im 9. (vgl. II 110) und 11. Jh. sowie die der Reformationszeit (vgl. II § 83).

370
Manichäer

Mit dem auf den im Perserreich wirkenden Religionsstifter Mani (216–276/277) zurückgehenden Manichäismus war dem Christentum im römischen Reich des 3. Jh.s ein ernsthafter Konkurrent erwachsen, der sich auch weit nach Asien ausbreiten und nicht zuletzt aufgrund seiner synkretistischen Anlage zu einer Weltreligion avancieren konnte. Manis streng hierarchischer (u.a. Unterscheidung von electi und auditores) Kirche, der zeitweise auch Augustin (vgl. II § 19) zuneigte, lag ein komplexer Mythos zugrunde, nach dem sich die ursprünglich voneinander getrennten Reiche der Finsternis bzw. Materie und des Lichts bzw. Gottes im Kampf vermischen, um sich am Ende der Welt wieder und endgültig voneinander zu trennen. Seine ethische Dimension entfaltet dieser Mythos im Hinblick auf die Befreiung des in der Materie gefangenen Lichts, der in diesem Zusammenhang als Mittler auftretende Christus hat dabei nach manichäischer Vorstellung nur zum Schein eine materielle Gestalt angenommen (Doketismus) und daher auch nur scheinbar den Tod erlitten. V.a. der strenge Dualismus findet sich später auch bei den Bogomilen (II § 128), Paulizianern und Katharern (vgl. II § 19) sowie den Priscillianisten (vgl. II § 98). Da die Bezeichnung Manichäismus christlicherseits großzügig zur Etikettierung von Häretikern (im 16. Jh. etwa auch Luther u.a.) verwendet wurde, bleibt der tatsächliche Einfluss der Manichäer jedoch nicht selten umstritten. Als bis heute bedeutendes Grundlagenwerk gilt noch immer Isaac de Beausobres Histoire Critique (vgl. II § 106).

371
Aphtartodoketen

Unter Aphthartodoketen (nach Julian von Halikarnassos und Gaianus, kurzzeitig Bischof von Alexandrien, auch als Julianisten bzw. Gaianisten bezeichnet) versteht man eine monophysitische Glaubensrichtung der Spätantike, die die Auffassung vertrat, der Leib Christi sei bereits vor der Auferstehung unsterblich und unvergänglich (ἄφθαρτος), d.h., Christi Leiden und Tod seien nur scheinbar gewesen.

372
Karl der Große (im 2ten Buch de cultu imag. c. 27)

Die Beschlüsse des Zweiten Konzils von Nicäa (s.u.) stießen am fränkischen Hof, der auf dieser Synode nicht vertreten war, auf massiven Widerstand, so dass Karl der Große (747–814) 792 mit dem Capitulare adversus synodum Auszüge der besonders zu beanstandenden Passagen zur Richtigstellung an Papst Hadrian I. (gest. 795) übersandte und zudem mit dem als Libri Carolini bekannten Werk De impio imaginum cultu (1731 von Christoph August Heumann besorgt) eine ausführliche Widerlegung der Konzilsbeschlüsse verfassen ließ. Im Schulterschluss mit Byzanz wies Hadrian die fränkische Position jedoch kategorisch zurück. Als die Beschlüsse von Nicäa auf der Synode von Frankfurt (794) nochmals thematisiert wurden, lehnte der fränkische Klerus wider Rom und Byzanz die Bilderverehrung offiziell ab. Im Hintergrund dürfte jedoch v.a. ein Übersetzungsproblem stehen, denn während in den griechischen Konzilsbeschlüssen von Nicäa zwischen Verehrung (προσκύνησις) und der allein Gott zukommenden Anbetung (λατρεία) unterschieden wurde, wurden in der lateinischen Übersetzung beide Begriffe mit adoratio (Anbetung) wiedergegeben. Nicht gemeint ist die von Bischof Jonas von Orléans (ca. 760–843) gegen den radikalen Ikonoklasten Claudius von Turin (gest. ca. 827) gerichtete Schrift De cultu imaginum.

373
Beweis des zweyten nicäischen Concilii für den Bilderdienst

Das im Rahmen des byzantinischen Bilderstreites (vgl. II § 83) unter römisch-katholischer, nicht aber unter fränkischer (s.o.) Beteiligung abgehaltene Zweite Konzil von Nicäa (787) hob die bilderfeindlichen Beschlüsse des vorangegangenen Konzils von Hiereia (754) auf und entschied, dass Bilder zu verehren, aber nicht anzubeten seien. Hatte die ikonoklastische Politik der Kaiser Leo III. (ca. 680–741) und Konstantin V. (718–775) in Hiereia noch zur Exkommunikation des Johannes von Damaskus (vgl. II § 115) geführt, wurde er auf dem von der für ihren minderjährigen Sohn Konstantin VI. (ca. 771–797) regierenden bilderfreundlichen Kaiserwitwe Irene (ca. 752–803) einberufenen Konzil von Nicäa rehabilitiert.

374
Radbert konnte schon im 9ten Jahrhundert […] daß Berenger die gegenseitige Meinung als eine Ketzerey abschwören mußte

Im Abendmahlsstreit des 11. Jh.s vertrat Berengar von Tours (ca. 1000–1088) im Anschluss an Radberts (ca. 790–859) Gegenspieler Ratramnus von Corbie (gest. ca. 870) eine Position, die der Lehre von der Transsubstantiation und der Realpräsenz, wie sie sich seit den radbertschen Streitigkeiten des 9. Jh.s etabliert hatte (vgl. II § 110), zuwider lief. Berengar, dessen symbolistische Abendmahlslehre v.a. von Lanfranc von Pavia (auch Bec) (ca. 1010–1089), dem späteren Erzbischof von Canterbury, zurückgewiesen wurde, wurde ab 1050 mehrfach, u.a. in Tours (s.u.), verurteilt und gezwungen, sich zur orthodoxen Lehre zu bekennen. Seine endgültige Unterwerfung geschah auf der Fastensynode in Rom (1079) und dem Konzil von Bordeaux (1080), doch hielt sich Berengar nicht an das gegen ihn ergangene Lehrverbot.

375
Pabst Gregor 7.

Der v.a. im Zusammenhang des Investiturstreits und durch die nach ihm benannten Gregorianischen Reformen bekannte Gregor VII. (1073–1085) war vor seiner Wahl zum Papst unter dem Namen Hildebrand zwischen 1054 und 1058 als päpstlicher Legat in Frankreich tätig. In dieser Eigenschaft leitete er die Synode von Tours (1054), auf der die Auseinandersetzung um die Abendmahlslehre des Berengar (s.o.) beigelegt werden sollte, und wirkte darauf hin, dass Berengar nach Rom reisen und seinen Fall dort klären lassen sollte. Da jedoch alle Klärungsversuche scheiterten, sah sich Hildebrand nach seiner Papstweihe gezwungen, dieses Verfahren erneut aufzunehmen. Als er Berengar 1078 nach Rom berief, ließ er ihn, anfangs noch um einen Ausgleich bemüht, ein offen und unverfänglich formuliertes Bekenntnis ablegen. Neben den Kirchenvätern soll Gregor zusätzlich eine himmlische Offenbarung angeführt haben, in der ihm Berengars Rechtgläubigkeit bestätigt wurde. Berengars Verurteilung im darauffolgenden Jahr konnte jedoch nicht verhindert werden.

376
Berengarii Stelle in Leßings Berengar. Turonens. S. 152 f.

Gemeint ist Gotthold Ephraim Lessings Berengarius Turonensis oder Ankündigung eines wichtigen Werkes desselben, wovon in der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel ein Manuscript befindlich, welches bisher völlig unerkannt geblieben (Braunschweig 1770). Lessings Bericht über die von ihm während seiner Zeit als Bibliothekar in Wolfenbüttel entdeckte Handschrift führte zu einer Korrektur des überkommenen Berengarbildes.

377
Martene nov. thesaur. anecdot. Tom. IV. p. 103

Im vierten des von den Maurinern (vgl. II § 104) Edmond Martène (1654–1739) und Ursin Durand (1682–1771) erarbeiteten (vgl. II § 129) fünfbändigen Thesaurus novus anecdotorum (1717) findet sich an der angebenen Stelle das Juramentum Berengarii Turonici clerici factum Romae in ecclesia Lateranensi de Eucharistia tempore Gregorii Septimi Papae (aaO 103–114).

378
Albigenser

Der Name Albigenser bezeichnet ursprünglich die in der südfranzösischen Stadt Albi aufgetretenen Katharer (vgl. II § 19). Insbesondere seit dem ab 1209 geführten Albigenserkreuzzug wurden beide Bezeichnungen synonym verwendet.

379
Lehre von der Brodtverwandlung bewog den Pabst Innocenz 3. auf der lateranensischen Kirchenversammlung im Jahr 1215 […] anders Denkenden, als Ketzerey, zu gebieten

Auf der von Innozenz III. (1198–1216) einberufenen Vierten Lateransynode (1215) wurde u.a. die Lehre von der Transsubstantiation (vgl. II § 83) fixiert (Kanon 1). Gleichzeitig wurden umfassende Ketzereibestimmungen erlassen, die jeden Widerspruch gegen die Lehren des Konzils mit Bann und Exkommunikation bedrohten (Kanon 3).

380
N. Test. und von dem babylonischen Gefängniß 1520

Gemeint sind der Sermon von dem neuen Testament, das ist von der heiligen Messe (WA 6 [1888], [349] 353–380) aus dem Jahr 1520, in dem sich die Vorstellung von der Konsubstantiation, jedoch noch keine explizite Kritik an der Transsubstantiationslehre (vgl. II § 83) findet, sowie der zu den reformatorischen Hauptschriften zählende lateinische Traktat De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium (WA 6 [1888], [484] 497–573), in dem Kelchentzug (vgl. II 83), der Missbrauch der Messe und die Transsubstantiation als Grund für die Gegenwart Christi im Abendmahl angeprangert werden und zum ersten Mal die Siebenzahl der Sakramente bestritten wird.

381
Streit mit den Schweitzern

Gemeint ist der Mitte der 1520er Jahre aufbrechende erste Abendmahlsstreit der Reformationszeit, der eine massive theologische Auseinandersetzung nach sich zog (vgl. II § 83). V.a. durch die Beschlüsse des Reichstags zu Speyer (1529) spitzte sich die politische Lage der nach ihrer dortigen Protestation benannten Protestanten gleichzeitig soweit zu, dass Landgraf Philipp von Hessen (1504–1567) auf ein militärisches Bündnis gegen Kaiser und Papst drängte und im Hinblick auf konfessionelle Geschlossenheit zum Marburger Religionsgespräch (s.u.) einlud.

382
Marpurger Religionsgespräch

Das auf Initiative des um die Einheit aller protestantischen Kräfte (s.o.) bemühten Landgrafen Philipp von Hessen (1504–1567) zustande gekommene Marburger Religionsgespräch (1529) sollte eine Klärung der wichtigsten theologischen Differenzen zwischen Luther und den Schweizern um Zwingli bringen. Wie die Marburger Artikel, die kurze Zeit später gemeinsam mit den Schwabacher Artikeln (vgl. II § 212) zur Grundlage der Lehrartikel der Confessio Augustana (vgl. II § 211) werden sollten, zeigen, ist dies in einigen Punkten durchaus gelungen, doch konnte in der seit Jahren (s.o.) ausgetragenen Frage nach dem Abendmahlsverständnis (vgl. II § 83) keine Einigung erzielt werden.

383
wittenbergischen Concordie

Vgl. II § 98.

384
Erscheinung der zwinglischen Werke im Jahr 1543

Diese Ausgabe erschien auf Betreiben Heinrich Bullingers (1504–1575), der nach dem Tod Zwinglis im Jahre 1531 zu dessen Nachfolger gewählt worden war.

385
Betragen einiger seiner Schüler seit der Erscheinung des Zürcher Consensus im Jahr 1549

Bei dem von dem Zürcher Heinrich Bullinger (1504–1575) und dem Genfer Calvin erzielten Consensus Tigurinus (1549) handelt es sich um eine 26 Artikel umfassende Einigung der Schweizer Reformierten in der Sakramenten- und hier v.a. in der Abendmahlslehre. Verworfen wurden die katholischen Lehren von der Transsubstantiation (vgl. II § 83) sowie das mit der Realpräsenz und Ubiquität Christi (s.u.) rechnende und später in der Konkordienformel fixierte lutherische Abendmahlsverständnis (vgl. II § 83). Während der Consensus Tigurinus maßgeblich zur Annäherung der reformierten Positionen beitrug, vergrößerte er gleichzeitig den Abstand zu den Lutheranern.

386
Concordienformel

Vgl. II § 83.

387
kryptocalvinischen Händeln in Sachsen

Vgl. II § 98.

388
Lehre von der Ubiquität der Menschheit Christi […] wesentlichen Gegenwart des Leibes Christi im heil. Abendmahl geleitet wurde

Durch die Lehre von der Ubiquität (Allgegenwart) wird in der lutherischen Theologie seit dem 16. Jh. die Realpräsenz Jesu Christi im Abendmahl begründet. Anders als in der katholischen Transsubstantiationslehre (vgl. II § 83) kann Christus deswegen leiblich im Abendmahl anwesend sein, weil er nicht nur seiner göttlichen Natur nach an der göttlichen Allgegenwart partizipiere, sondern auch seiner menschlichen Natur nach, da beide Naturen Christi nicht von einander zu trennen seien und sich wechselseitig durchdringen (Communicatio idiomatum) (vgl. I § 63). Die später in die Konkordienformel (vgl. II § 83) aufgenommene Ubiquitätslehre wurde von katholischer, aber auch auf reformierter Seite, etwa im Consensus Tigurinus (s.o.), verworfen.

389
Erklärung der Stelle Joh. 14, 28. von der ἀγεννησια des Vaters

Die subordinatianistisch anmutende und insbesondere für den arianischen Streit (vgl. I § 63) einschlägige Feststellung, der Vater sei größer als der Sohn (Joh 14,28), hat bereits in der Zeit der Alten Kirche unterschiedliche Deutungen nach sich gezogen. Mithilfe der Vorstellung, dass allein der Vater ungezeugt, d.h. ohne Ursache (ἀγεννησία/innascibilitas), sei und der Sohn und der Heilige Geist aus dem Vater (vgl. jedoch das Filioque) hervorgehen (γέννησις/generatio bzw. ἐκπόρευσις/processio), kann der Vater zwar im Hinblick auf diese trinitätsinternen Relationen als größer verstanden werden, nicht aber im Hinblick auf die οὐσία (vgl. II § 83).

390
augustinianischen Prädestination

Ausgehend von der Idee der Erbsünde, d.h. der Vorstellung von der Übertragung der Sünde Adams auf seine Nachkommen, vertrat der Kirchenvater Augustin höchst einflussreich eine Prädestinationslehre, nach der der Mensch im Hinblick auf sein Heil allein von der Gnade Gottes abhängt (vgl. II § 83), der die einen zum Heil und die anderen zur Verdammnis vorherbestimmt hat (doppelte Prädestination bzw. doppelter Ausgang) (vgl. II § 212). Anders als in der Konzeption des Pelagius (vgl. II § 88) hat der Mensch keinen Einfluss auf sein Heil.

391
Vereinigung beyder Naturen in Christo

Vgl. I § 63.

392
Bedenklichkeit, Apgesch. 3, 21. durch quem oportuit coelo capi zu übersetzen, aus Furcht der Ubiquität zu nahe zu treten

Bereits im Zusammenhang des in lateinischer Sprache verfassten und für den Schulunterricht bestimmten Wittenberger Katechismus (1571) war es v.a. deswegen zu massiver Kritik gekommen, weil Apg 3,21 ὃν δεῖ οὐρανὸν μὲν δέξασθαι im Anschluss an Theodor Beza passivisch übersetzt worden war. Luther hatte das Relativpronomen ὅν an dieser Stelle als Subjekt aufgefasst und aktivisch übersetzt, Christus müsse den Himmel einnehmen, die passivische Übersetzung fasst ὅν dagegen als Objekt auf und übersetzt, Christus müsse in den Himmel aufgenommen werden bzw. dort gefangen sein. Da die passivische Übersetzung nahelegt, Christus sei nach der Himmelfahrt seiner menschlichen Natur nach ausschließlich im Himmel gegenwärtig, so dass in der Folge die durch die Ubiquitätslehre (s.o.) begründete leibliche Anwesenheit Christi im Abendmahl auch seiner menschlichen Natur nach unmöglich sei, wurde sie auf lutherischer Seite abgelehnt.

393
verschiednen Bedeutungen der ὁμοουσιας vor und nach dem ersten nicäischen Concilium

Vgl. I § 63.

394
ὑποστασις, φυσις, φυσικη ἑνωσις, συγκρασις, φθαρτον u. a. bey den arianischen, nestorianischen und monophysitischen Streitigkeiten

Zu den Begriffen ὑπόστασις und φύσις vgl. II § 83, zur Einheit beider Naturen Christi (φυσικὴ ἕνωσις), ihrer Vermischung (σύγκρασις) und zum vergänglichen (φθαρτόν) Leib (s.o.) Christi vgl. I § 63.

1.
3121 Der Eifer, mit dem 1208 Nestorius3122 und die Morgenländer sich dem Ausdruck Mutter Gottes (Θεοτόκος 3123) widersetzten3124, hingegen auf stete Unterscheidung der beyden3125 Naturen in Christo drangen, und umgekehrt des 1209 Cyrillus3126 Eifer für jenen und wider diese, gründete sich bey3127 jenen auf die Furcht für den Apollinarismus3128, der in Syrien, und bey3129 diesem auf den Eifer gegen den 1211 Arianismus3130, der in Aegypten mehr herrschte. Dieses Beyspiel3131, so wie [156] 1212 Jovinians3132 Satz: omnia peccata paria esse;3133 der dem 1213 Johannes Philoponus3134 Schuld gegebne3135 Tritheismus;3136 1214 Joh. Agricola3137 und der Antinomer3138 Eifer wider das Gesetz;3139 der 1215Streit über den Satz: ob gute Werke zur Seligkeit nöthig sind? und tausend andre Beyspiele3140, erläutern das hier Gesagte.
2.
Vergl.3141 1216 J. A. Ernesti Opuscula theologica, 13te Abhandl.3142 und 1217 J. 3143 W. F. Walch Gedanken von der Geschichte der Glaubenslehre, zweyte3144 Ausgabe, Göttingen 1764.textgrid:3c0t3 8.
397
398
Nestorius und die Morgenländer sich dem Ausdruck Mutter Gottes (Θεοτόκος) widersetzten […] Unterscheidung der beyden Naturen in Christo drangen

Zum nestorianischen Streit vgl. I § 63.

399
Cyrillus Eifer für jenen und wider diese

Als der große Gegenspieler des Nestorius von Konstantinopel (s.o.) sah Bischof Kyrill von Alexandrien (gest. 444) in der nestorianischen Lehre, Christi göttliche und menschliche Natur sei geteilt und unvermischt, einen Angriff auf die Trinität, im Hinblick auf Maria war er ein Verfechter der Bezeichnung Gottesgebärerin (Θεοτόκος). Vor dem Hintergrund des Machtkampfes zwischen Rom und Konstantinopel konnte Kyrill Papst Caelestinus I. (422–432) von seiner Position überzeugen, so dass Nestorius auf dem Konzil von Ephesus (431), einem Zentrum der Marienverehrung, verurteilt wurde.

400
Apollinarismus

Vgl. II § 102.

401
Arianismus

Vgl. I § 63.

402
Jovinians Satz: omnia peccata paria esse

Der im Jahre 390 als Häretiker verurteilte und v.a. aus der Darstellung des Hieronymus (Adversus Iovinianum) bekannte Mönch Jovinianus (gest. vor 406) vertrat eine antiasketische Lehre, nach der Ehe und Ehelosigkeit, Fasten und Genuß, freiwillige Armut und Reichtum u.Ä. für alle, die die Taufe bewahren, den gleichen himmlischen Verdienst nach sich ziehen. Der in diesem Zusammenhang von Augustin referierte Grundsatz Jovinians, alle Sünden seien gleich (omnia peccata paria esse), ist stoischer Herkunft.

403
Johannes Philoponus Schuld gegebne Tritheismus

Als Philosoph ist der neuplatonisch geschulte Johannes Philoponus (gest. nach 575) insbesondere als Kritiker des Neuplatonismus sowie als Aristoteles-Kommentator hervorgetreten, in seinen später verfassten theologischen Werken optierte er u.a. für den Monophysitismus (vgl. I § 63) und hob gleichzeitig die Unterschiedenheit der drei trinitarischen Personen hervor, die er als drei Substanzen betrachtete (vgl. II § 83). Auch wenn Johannes aus diesem Grund auf dem Dritten Konzil von Konstantinopel (680/681) als Tritheist verurteilt wurde, gehört er zu den wichtigsten Gelehrten des 6. Jh.s und hat die byzantinische und arabische Philosophie wie auch das naturphilosophische Denken des Mittelalters und der Frühen Neuzeit beeinflusst.

404
Joh. Agricola und der Antinomer Eifer wider das Gesetz

Die guten Beziehungen des Reformators Johannes Agricola (1492/1494–1566) zu Luther und Melanchthon wurden ab 1525 in seiner Zeit als Rektor und Prediger in Eisleben und auch nach seiner 1536 erfolgten Rückkehr nach Wittenberg von Differenzen im Hinblick auf die Bedeutung des Gesetzes überschattet, die Agricola 1540 fluchtartig an den brandenburgischen Kurfürstenhof wechseln ließen. Gegen die lutherische Auffassung, das Gesetz lege das vollkommene Angewiesensein des sündigen Menschen auf die Gnade Gottes offen (usus elenchticus), vertrat Agricola die Position, dass das Gesetz keine Bedeutung für das Heil besitze, sondern der Glaube allein zureiche. Dieser erste antinomistische Streit flammte im Zusammenhang des sog. majoristischen Streites zwischen Gnesiolutheranern und Philippisten wenige Jahre später als zweiter antinomistischer Streit erneut auf. Eine Entscheidung brachte die Konkordienformel (II § 83).

405
Streit über den Satz: ob gute Werke zur Seligkeit nöthig sind

Vgl. II § 83.

406
J. A. Ernesti Opuscula theologica, 13te Abhandl.

Die dreizehnte Abhandlung in Johann August Ernestis Opuscula theologica (1773) trägt den Titel De theologiae historicae et dogmaticae coniungendae necessitate et modo universo (aaO 565–590).

407
J. W. F. Walch

Die Gedanken von der Geschichte der Glaubenslehre stammen, wie in der Erstauflage der Anweisung korrekt bibliographiert, von Christian Wilhelm Franz Walch.

1.
Anm.Anmerkung Anm. 1.3167 Bekanntlich ist der Begrif3169 von Kirchenvätern sehr schwankend, und muß es, nach dem bisher Gesagten, seyn. Denn da es 1) mehrere herrschende Parteyen3170 giebt, worunter sich [425] jede für die rechtgläubigste hält, und jede in ihren Meinungen, zumal3171 in denen, worin sie sich von andern unterscheidet, von gewissen Schriftstellern gestimmt worden ist: so hat mancher3172 in einer den ehrwürdigen Namen eines Vaters bekommen, der in der andern als Ketzer [138] angesehen, oder nicht geachtet wird; wie 1220 Theodor von Mopsveste3173 in der chaldäischen, 1221 Cyrill von Alexandrien3174 in der jacobitischen, Ambrosius von Mailand Ambrosius, Hieronymus Hieronymus, Augustin von Hippo Augustin, Pabst Leo III. Leo 3. 3175 und Gregor der GroßeGrosse 3176 in der lateinischen Kirche (etc.)et cetera 2) Manche, Tertullian3178 (z. B.)zum Beispiel und Origenes3179, [158] haben, durch irgend eine Ursach, entweder kein entscheidendes dogmatisches Ansehn3180 erlangt oder es verlohren3181, und werden nur als Zeugen oder Erhalter der Tradition geachtet. 3) In einer herrschenden Kirche ist nicht immer eine Vorstellung die herrschende, (z. B.)zum Beispiel die 1223 augustinianische3182 Vorstellung von Prädestination, den 1224Kräften des Menschen und der Gnade, die 1225Lehre von der Brodtverwandlung3183 und der 1226Kelchsverweigerung; daher 1227(der sehr pelagianisirende) Hilarius von Poitiers3184 und 1228 Cassian3185 lange nicht das Ansehn3186 erlangt oder erhalten haben, das sich Augustin3187 erwarb. Ueberhaupt, so3188 wie durch besondre3189 Zufälle und Zeitumstände gewisse Vorstellungen herrschend, und durch Kirchengesetze bestätigt, folglich die Freyheit3190 im Glauben gehemmt worden; so wie herrschende Kirchen sich von andern herrschenden Kirchen getrennt haben, jede sich auf Tradition berufen, und jede gesehen hat, mit welchen Schriftstellern ihr Lehrbegriff am meisten einstimmte, oder von ihnen am deutlichsten war vorgetragen worden: so hat sie diese erhoben, zumal3191 wenn sie von ihrer Kirche waren, und die andern sinken oder liegen laßen3192. So gelten, ausser3193 den erwähnten3194, der 1229heilige Bernhard3195 und 1230 Thomas von Aquino3196 in der lateinischen Kirche überhaupt mehr, als 1231 Clemens von Alexandrien3197 und 1232 Johann von Damascus, Hieronymus Hieronymus 3198 mehr als Origenes, Ambrosius von Mailand Ambrosius 3199 mehr als 1233 Basilius,3200 so sehr auch Hieronymus3201 und Ambrosius3202 die beyden3203 andern ausgeschrieben haben.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2.3204 So wie das dogmatische Ansehn3206 der Kirchenschriftsteller den Begriff3207 der Kirchenväter [159] sehr schwankend macht: so auch die Gewohnheit, diesen Namen nur auf Schriftsteller einer gewissen Zeit3208 einzuschränken. Manche [139] rechnen dahin nur Schriftsteller der sechs ersten Jahrhunderte; andre3209 dehnen den Namen bis auf den 1234Ursprung der Scholastiker3210, oder vielmehr bis auf die Zeit aus, wo im 123512ten Jahrhundert Peter der Lombarde3211 in der lateinischen Kirche angefangen hat, ein theologisches System aus den Aussprüchen der Kirchenväter zusammenzusetzen; noch andre3212 geben diesen Namen auch andern3213 bis gegen die Zeiten der Reformation. Vielleicht rührt der erste gewöhnlichste Begriff3214 daher, daß seit dem 12367ten Jahrhundert Isidorus von Seville3215 und nach ihm mehrere3216 in der lateinischen Kirche angefangen, die Sentenzen vorhergehender Schriftsteller unter gewisse Rubriken zusammenzutragen, so wie es Johann von Damascus im 8ten in der griechischen Kirche that, und daß seit dem3217 1237Synodo Trullana im Jahr 692, noch mehr aber seit der 1238Trennung der Päbste3218 von der griechischen Herrschaft, und des griechischen und abendländischen Kaiserthums im 8ten Jahrhundert, und vollends der 1239griechischen und lateinischen Kirche im 9ten, jede Kirche ihre Tradition und Kirchengesetze vor sich gehabt, also keine Schriftsteller mehr von da an ein dogmatisches Ansehen, ausser3219 ihrer besondern Kirche, bekommen haben, zumal3220 da seitdem theils in beyden3221 Kirchen fast alle Schriftsteller die vorhergehenden ausgeschrieben, und sich selbst dadurch das Ansehen der Orthodoxie zu geben gesucht, theils [427] die römischen Bischöfe eine beynahe3222 ausschließende3223 [160] gesetzgebende Gewalt erlangt haben. Die zweyte 3224 Bedeutung, die der lateinischen Kirche eigen ist, rührt ohne Zweifel vom Ursprung der compilirten Sentenzen Peters3225 des Lombarden her, die seitdem das allgemeine Lehrbuch wurden, und von der gedachten 1240entscheidenden Gewalt der Päbste3226 in allen Streitigkeiten über noch nicht bestimmte Lehrfragen. Die dritte ist die ungewöhnlichste, und hat einigen wenigen Schriftstellern, als dem 1241 heil.3227 Thomas, 1242 Gerson u. a.und andere 3228 bloß wegen ihres großen3229 Ansehens diesen Namen zuwege gebracht.
410
Theodor von Mopsveste in der chaldäischen

Theodor von Mopsuestia (ca. 350–428) ist während seines sich über vier Jahrzehnte erstreckenden Episkopats als bedeutender theologischer Schriftsteller hervorgetreten. Sein dogmatisches Schrifttum wurde im Zuge des Drei-Kapitel-Streites (vgl. II § 98) zwar nahezu vollständig vernichtet, war jedoch zuvor längst ins Syrische übersetzt worden, große Teile seiner Exegetica sind im griechischen Original oder in lateinischer Übersetzung überliefert. Zwar galt Theodor zu Lebzeiten als orthodox, doch wurde er im Rahmen der nestorianischen Auseinandersetzungen (vgl. I § 63) von Kyrill von Alexandrien (s.u.; vgl. II § 114) als Häretiker desavouiert. Tatsächlich erreichte die Zwei-Naturen-Lehre mit Theodor, neben seinem Schüler Nestorius der bedeutendste Theologe der chaldäischen, d.h. nestorianischen, Kirche (ostsyrisches Christentum), einen vorläufigen Höhepunkt.

411
Cyrill von Alexandrien in der jacobitischen

Der als Gegner des Nestorianismus bekannte Kyrill von Alexandrien (vgl. II § 114) vertrat eine monophysitische Christologie (vgl. I § 63), die sich nach dem Konzil von Ephesus (431) rasch durchsetzen konnte und die Anhänger einer antiochenischen Christologie, wie sie von etwa Theodor von Mopsuestia (s.o.) vertreten wurde, nach Osten bis in das Sassanidenreich abdrängte. Die nach dem Bischof und Kirchenorganisator Jakob Baradäus (gest. 578) benannte jakobitische Kirche ist eine Fremdbezeichnung für die sich auf Kyrill berufende syrisch-orthodoxe Kirche (westsyrisches Christentum), wird von dieser jedoch abgelehnt. Von einem syrisch-orthodoxen Monophysitismus zu sprechen, ist insofern problematisch, als die Christologie eines Eutyches (gest. nach 454) verworfen wurde. Im Hinblick auf das syrische Christentum insgesamt werden die aus häresiologischem Kontext stammenden Bezeichnungen Monophysiten und Nestorianer (s.o.) heute vermieden.

412
Ambrosius, Hieronymus, Augustin, Pabst Leo 3. und Gregor der Große in der lateinischen Kirche

Ambrosius (vgl. II § 104), Hieronymus (vgl. II § 83), Augustin (vgl. II § 19) und Papst Gregor I. d. Gr. (vgl. II § 121) werden als die vier großen Kirchenlehrer des lateinischen Westens zusammengefasst (im 19. Jh. ergänzt durch Johannes von Damaskus [s.u.]) und als Heilige verehrt. Papst Leo III. hatte Karl d. Gr. zum Kaiser gekrönt (vgl. II § 98).

413
augustinianische Vorstellung von Prädestination

Vgl. II § 113.

414
Kräften des Menschen und der Gnade

Im Zusammenhang der zuvor genannten Prädestinationslehre Augustins (s.o.) ist hier sicher zuerst an die pelagianischen (vgl. II § 88), dann aber auch an die jansenistischen Streitigkeiten (vgl. II § 98) zu denken; zum Verhältnis von Glaube (fides) und guten Werken (bona opera) vgl. II § 83.

415
Lehre von der Brodtverwandlung

Vgl. II § 83.

416
Kelchsverweigerung

Vgl. II § 83.

417
(der sehr pelagianisirende) Hilarius von Poitiers

Wenige Jahre nach seiner Taufe wurde der aus vornehmer nicht-christlicher Familie stammende Hilarius (Pictaviensis) (ca. 315–367) Bischof von Poitiers und im Rahmen des arianischen Streites einer der bedeutendsten Verteidiger des nizänischen Glaubens (vgl. II § 63). Da er die Verurteilung des Athanasius von Alexandrien (II § 83) verweigerte und im Verbund mit anderen Bischöfen Saturninus von Arles (gest. nach 361) – Arianer und führender Vertreter der kaiserlichen Religionspolitik in Gallien – exkommunizierte, wurde er von Constantius II. (317–361) 356 nach Phrygien exiliert. Hier mit der Theologie des Ostens in Kontakt gekommen, hielt er Verbindung zu seinen gallischen Mitbischöfen und setzte seinen Kampf gegen den Arianismus auch nach seiner Rückkehr 361 fort. Ein kurz darauf unter seiner Leitung in Paris abgehaltenes Konzil erneuerte die Exkommunikation des Saturninus; der Versuch, den homöischen Bischof Auxentius von Mailand abzusetzen, scheiterte. 1851 schließlich zum Kirchenlehrer erhoben, ist Hilarius als Exeget und Hymnendichter hervorgetreten, sein dogmatisches Hauptwerk De trinitate ist auch unter dem programmatischen Alternativtitel Contra Arianos bekannt. Dass Hilarius im Hinblick auf die Erbsündenlehre eine andere Position als Augustin (vgl. II § 113) erkennen lässt und von daher als pelagianisierend (vgl. II § 88) bezeichnet werden kann, ist im 18. Jh. opinio communis.

418
Cassian

Nach seinem Klostereintritt in Bethlehem und einem mehr als zehnjährigen Aufenthalt bei den Mönchen Palästinas und Ägyptens (Evagrius Ponticus), zog Johannes Cassianus (ca. 360–435) im Zuge der origenistischen Streitigkeiten (vgl. II § 98) 399 nach Konstantinopel, nach der Verbannung des Johannes Chrysostomus (II § 104) zu dessen Verteidung nach Rom und schließlich in das südliche Gallien, wo er 415 in Marseille ein Frauen- (St. Salvator) und ein Männerkloster (St. Victor) gründete. Seine die monastischen Verhältnisse im Osten widerspiegelnden Institutiones und Conlationes machen Cassian zum frühesten Lehrautor des lateinischen Mönchtums, bei De incarnatione contra Nestorium handelt es sich um den einzigen Widerlegungsversuch des Nestorius aus dem lateinischen Westen. Im Hinblick auf die Erbsünden- und Prädestinationslehre Augustins (vgl. II § 113) geht auch Cassian von der Unmöglichkeit der Sündenfreiheit aus, betont jedoch die zusammen mit der Gnade Gottes wirkende Freiheit des menschlichen Willens. Dieser pelagianisierende (vgl. II § 88) Mittelweg wird seit dem 16. Jh. mit dem Begriff Semipelagianismus belegt, der jedoch wie auch der Begriff Pelagianismus weniger auf die historische Kontroverse um Pelagius abgestellt ist, sondern im Wesentlichen der dogmatischen (polemischen) Beschreibung des Verhältnisses von göttlicher Gnade und der Möglichkeit menschlichen Zutuns dient.

419
heilige Bernhard

Der Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux (ca. 1090–1153) gehört zu den bedeutendsten Theologen nicht nur des Mittelalters. Aus seinem unermüdlichen weltlichen und kirchlichen Wirken seien die Parteinahme für Papst Innozenz II. (1130–1143) gegen Anaklet II. (1130–1138), die Auseinandersetzung mit Abaelard (vgl. II § 186), sein Wirken gegen die Katharer (vgl. II § 19) sowie seine Predigtinitiative für den letztlich erfolglosen Zweiten Kreuzzug (1147–1149) hervorgehoben. Theologisch ist Bernhard einer der Hauptvertreter der mittelalterlichen Christusmystik (v.a. Passionsmystik) und Marienverehrung (doctor marianus), sein hervorragender sprachlicher Stil brachte ihm den Titel doctor mellifluus (vgl. die gleichnamige Enzyklika des Jahres 1953) ein. Bereits 1174 heilig gesprochen, wurde der bisweilen als letzter Kirchenvater geltende Bernhard 1830 offiziell zum Kirchenlehrer erhoben.

420
Thomas von Aquino

Der zu den bedeutendsten Denkern des Abendlandes gehörende Dominikaner und Scholastiker (vgl. II § 19) Thomas von Aquin (ca. 1225–1274) ist philosophisch, v.a. vermittelt über seinen Lehrer Albertus Magnus (gest. 1280), Aristoteles verpflichtet, der nach seiner Wiederentdeckung nicht nur Thomas (sondern etwa auch den von ihm bekämpften Averroisten) als entscheidende Autorität einer außerchristlichen Vernunft galt. Theologisches Grundanliegen ist die Vermittlung von natürlicher Vernunfteinsicht und geoffenbarter Wahrheit. Ausweis seiner als exzessiv zu bezeichnenden wissenschaftlichen Arbeit ist ein monumentales Werk, aus dem die Summa contra gentiles, v.a. aber die Summa Theologiae als systematische Hauptschriften hervorragen. Kirchlicherseits wurde Thomas' philosophisches und theologisches Werk zunächst zögernd (Verurteilung des Aristotelismus einschließlich einiger Lehren des Aquinaten im 13. Jh.), nach seiner Heiligsprechung 1323 jedoch umso stärker rezipiert. 1567 zum Kirchenlehrer erhoben, ist sein Einfluss bis in die Gegenwart hinein beachtlich (Neuthomismus bzw. Neuscholastik).

421
Clemens von Alexandrien

Über (Titus Flavius) Clemens von Alexandrien (gest. ca. 220) ist wenig bekannt und manches umstritten. In der Mitte des 2. Jh.s vielleicht in Athen geboren, unternahm er ausgedehnte Studienreisen und schloss sich in Alexandrien schließlich Pantaenus (2. Jh.) und seiner Katechetenschule an. Nachdem er seinem verehrten Lehrer als Schulleiter nachgefolgt war, verließ er Alexandrien im Jahre 202. Dies dürfte nicht so sehr mit der Verfolgung unter Septimius Severus (146–211), sondern vielmehr mit Bischof Demetrius (gest. 232) in Zusammenhang gestanden haben, der auch mit Origenes in Konflikt geraten sollte (vgl. II § 85). Clemens' Hauptwerk, die sieben Bücher umfassenden Teppiche (Στρωματεῖς), stellen kein dogmatisches System dar, sondern sind der antiken Buntschriftstellerei zuzuordnen. Im Mittelpunkt steht die nicht im häretischen Sinne gnostische Erkenntnis der christlichen Offenbarung. Insgesamt lässt sich sein Werk als Versuch einer Synthese von biblischem Glauben und griechischem Denken verstehen, exegetisch ist ein Rückgriff auf Philo (gest. ca. 45) und dessen allegorische Schriftauslegung erkennbar. Clemens' Einfluss etwa auf den größeren Alexandriner Origenes ist unverkennbar, sein Ansehen wohl auch mit den Streitigkeiten um dessen Lehre (vgl. II § 98) verknüpft.

422
Johann von Damascus

Johannes von Damaskus (ca. 675–754) entstammte einer christlichen Familie der griechischen Oberschicht, die hervorragende Beziehungen zum Hof unterhielt. Um 700 zog sich Johannes aus dem Dienst des Kalifen in das Kloster Mar Saba bei Jerusalem zurück, entfaltete als Priester und Berater des Patriarchen eine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit und schuf mit seinem dreiteiligen Hauptwerk Quelle der Erkenntnis (Πηγὴ γνώσεως) eine systematische Summe christlicher Dogmatik, die sich als prägnante Zusammenfassung der altkirchlichen Lehrtradition darstellt und auf die mittelalterliche Scholastik (vgl. II § 19) gewirkt hat. Der letzte Teil wurde als Expositio fidei ins Lateinische übersetzt, in Anlehnung an die Sentenzen des Petrus Lombardus (s.u.) in vier Abteilungen untergliedert und vielfach auch als Sententiae Damasceni bezeichnet. Überdies verfasste Johannes Abhandlungen gegen Häretiker, bezog im byzantinischen Bilderstreit gegen die Ikonoklasten Position (vgl. II § 113) und ist als Autor von Hymnen und dichterischen Werken (die Zuschreibung des Mönchsromans Barlaam und Josaphat ist nicht mehr zu halten) hervorgetreten. Durch sein handschriftlich breit überliefertes und in viele Sprachen übersetztes Werk avancierte er in der griechischen Orthodoxie zum Normtheologen und gilt nach seiner Rezeption im lateinischen Abendland ab dem 12. Jh. als letzter gemeinsamer Kirchenlehrer des Ostens und des Westens (s.o.).

423
Basilius

Basilius d. Gr. (ca. 329–378) entstammt einer begüterten und christlichen Familie und war nach Studienaufenthalten in Konstantinopel und Athen 355/356 kurzzeitig als Rhetoriklehrer in seiner Heimatstadt Caesarea tätig. Nach einer entschiedenen Hinwendung zum christlichen Glauben begann Basilius, wohl dem Beispiel seiner Schwester Makrina folgend, ein monastisches Leben mit intensivem Bibelstudium, wandte sich als Teilnehmer von Synoden und Unterstützer seines weniger talentierten Bischofs Eusebius zunehmend jedoch auch kirchenpolitischen Aufgaben zu. Im Jahre 370 zum Bischof von Caesarea ernannt, sah er sich mit unterschiedlichen Auseinandersetzungen konfrontiert, als Hauptlinien seines Wirkens können jedoch die Konsolidierung des nizänischen Christentums (vgl. I § 63) und die Annäherung an den Westen hervorgehoben werden. Zwar blieben seine Bemühungen um eine Union mit Rom erfolglos, doch gelangen ihm und seinen Mitstreitern die Befestigung der neunizänischen Orthodoxie in Kleinasien. Sein umfang- und facettenreiches Werk macht Basilius zu einem der bedeutendsten Theologen der Antike. Basilius, sein jüngerer Bruder Gregor von Nyssa (gest. vor 400) und sein Freund Gregor von Nazianz (vgl. II § 102) werden als die drei Kappadozier bezeichnet, neben Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomus (vgl. II § 104) und Athanasius (vgl. II § 83) zählt er zu den vier griechischen Kirchenlehrern.

424
Ursprung der Scholastiker

Unter Verweis etwa auf Berengar von Tours (vgl. II § 113) oder Anselm von Canterbury (gest. 1109) wird der Ursprung der Scholastik (vgl. II § 19) Ende des 18. Jh.s eingedenk aller damit verbundenen Unwägbarkeiten immer wieder im 11. Jh. verortet. Noch vor der Gründung von Universitäten sind dabei bischöfliche oder Klosterschulen von besonderer Bedeutung.

425
12ten Jahrhundert Peter der Lombarde […] angefangen hat, ein theologisches System aus den Aussprüchen der Kirchenväter zusammenzusetzen

Der aus der Lombardei stammende Scholastiker (vgl. II § 19) Petrus Lombardus (ca. 1095–1160) kam ca. 1135 nach Paris und zählte hier zu den bedeutendsten Lehrern an der Domschule zu Notre-Dame. 1159 wurde er zum Bischof geweiht. Neben biblischen Glossen (vgl. II § 19) ist sein Name insbesondere mit den aus seiner Lehrtätigkeit hervorgegangenen vierbändigen Sententiae verbunden (magister sententiarum), einer Zusammenstellung von Kirchenväter- bzw. Kirchenlehrerzitaten. Dieses Werk wurde in der Folge immer wieder kommentiert (u.a. von Thomas von Aquin, Albertus Magnus und Bonaventura) und blieb, insbesondere nachdem die hier vertretene Trinititätslehre auf der Vierten Lateransynode (1215) gegen Joachim von Fiore (vgl. II § 83) gebilligt worden war, trotz mancher Kritik bis in das 16. Jh. hinein (im römisch-katholischen Kontext bisweilen deutlich länger) das allgemeine und wichtigste theologische Lehrbuch. Angeordnet sind die Sentenzen nach heilsgeschichtlichem Schema (I. Gotteslehre, II. Schöpfungs- und Sündenlehre, III. Christologie und Tugendlehre, IV. Sakramentenlehre und Eschatologie), eine ausgearbeitete Ekklesiologie fehlt, die Gnadenlehre wird im Zusammenhang mit dem Urstand (vgl. II.) formuliert.

426
7ten Jahrhundert Isidorus von Seville […] angefangen, die Sentenzen vorhergehender Schriftsteller unter gewisse Rubriken zusammenzutragen

Der einer hispano-römischen Familie entstammende Isidor von Sevilla (ca. 560–636) erhielt vermutlich an der bischöflichen Schule von Sevilla, wo sein älterer Bruder Leander (geb. vor 549) ab 584 das Bischofsamt versah, eine umfassende Ausbildung und folgte seinem Bruder ab 601 im Amte nach. Nach der Einigung Spaniens unter dem westgotischen König Leovigild (gest. 586) und der Bekehrung der arianischen (vgl. I § 63) Westgoten zum Katholizismus auf dem Dritten Konzil von Toledo (589) bestand Isidors Aufgabe insbesondere in der Reorganisation der Kirche und des Bildungswesens, die er in Zusammenarbeit mit König Sisebut (gest. 621) und dessen Nachfolger Suinthila (gest. 631) vornahm. Aus Isidors didaktischen, exegetischen, dogmatischen und kirchenrechtlichen Schriften ragen die 20 Bücher umfassenden Etymologiae oder Origines als Hauptwerk hervor, das erst von seinem Schüler Braulio von Saragossa (gest. 651) in seine endgültige Form gebracht wurde und durch seinen enzyklopädischen Charakter einen großen Teil des antiken Bildungsgutes an das Mittelalter überliefert hat. Im Blick sind hier jedoch auch die v.a. auf Augustin und Gregor d. Gr. (vgl. II § 121) fußenden Sententiae, ein dogmatisches und ethisches Lehrbuch für die westgotische Gesellschaft. Zu bemerken ist, dass Isidors Autorität Anlass zu Fälschungen gegeben hat (vgl. II § 83).

427
Synodo Trullana im Jahr 692

Die nach dem Kuppelbau (trullum) des Versammlungsorts, der konstantinopolitaner Kaiserresidenz, benannte zweite trullanische Synode (692) wurde 691 von Kaiser Justinian II. (ca. 668–711) einberufen und sollte der Klärung von Angelegenheiten dienen, die im Rahmen des Zweiten bzw. Dritten Konzils von Konstantinopel (553 bzw. 680/681) offen geblieben waren. Da v.a. Fragen der kirchlichen Praxis (Fastengebote, Simonieverbot, Verbot von Wahrsagerei und antiken Bräuchen, Zölibat, Ehe u.a.m.) entschieden wurden, die der Westen bisweilen anders handhabte, verweigerte Papst Sergius I. (gest. 701) zunächst die Zustimmung. Nachträglich und insofern der römischen Lehre nicht entgegenstehend wurden die insgesamt 102 in trullo verabschiedeten Kanones jedoch auch im Westen akzeptiert. Als Abschluss der vorangegangenen konstantinopolitaner Konzilien hat die zweite trullanische Synode die kirchliche Praxis des orthodoxen Christentums entscheidend geprägt und der Auseinanderentwicklung von griechischer und lateinischer Kirche Vorschub geleistet.

428
Trennung der Päbste von der griechischen Herrschaft, und des griechischen und abendländischen Kaiserthums im 8ten Jahrhundert

Die im byzantinischen Bilderstreit (vgl. II § 113) präludierte Loslösung des Papsttums von Byzanz und die heute als Zweikaiserproblem diskutierte Entwicklung eines östlichen (Konstantinopel) und eines westlichen Kaisertums (Frankenreich) sind eng miteinander verbunden. Nach dem Untergang Westroms sah sich das oströmische Reich als alleiniger Nachfolger des römischen Imperiums, verschiedene Versuche, das Kaisertum im Westen zu erneuern, scheiterten. Im Jahre 754 schloss dann der von den Langobarden bedrängte Papst Stephan II. (752–757) in Abwendung von Byzanz ein Bündnis mit dem fränkischen König Pippin d. J. (714–768), der dem Papst gegen die Langobarden beistehen sollte. Im Gegenzug wurde Pippin zum Schutzherrn Roms (patricius Romanorum) ernannt, zudem sollte seine und auch die Herrschaft seiner Söhne Karl und Karlmann durch päpstliche Salbung bestätigt und dynastisch abgesichert werden. Nach Pippins Sieg über die Langobarden gingen umfangreiche langobardische Hoheitsbereiche, aber auch byzantinisches Territorium in Mittelitalien an den Papst (Pippinsche Schenkung). Diese Gebiete stehen am Beginn des Kirchenstaates, der in Gestalt des Vatikans bis heute existiert. Ihren Höhepunkt fand die Verbindung zwischen Papst und fränkischem Königshaus dann in der Krönung Karls d. Gr. durch Papst Leo III. (vgl. II § 98).

429
griechischen und lateinischen Kirche im 9ten

Gemeint ist wohl das in die Vorgeschichte des Großen Schismas von 1054 gehörende Photios-Schisma, das 858 mit der Verbannung des Ignatios (ca. 798–877) und der Einsetzung des Photios (ca. 810–894) als Patriarch von Konstantinopel begann. Nachdem Papst Nikolaus I. (858–867) Photios exkommuniziert und das Patriarchat des Ignatios bestätigt hatte, erklärte Photios Papst Nikolaus für abgesetzt, so dass es zu einem kurzzeitigen Schisma zwischen der Ost- und der Westkirche kam, in dessen Zusammenhang bereits bekannte, sich später jedoch kirchentrennend auswirkende Grundsatzfragen (v.a. nach dem Filioque) aufgeworfen wurden. Mit der Machtübernahme Basileios' I. (ca. 812–886) wurde der auch von dem neuen Papst Hadrian II. (867–872) gestützte Ignatios im Jahre 867 wieder als Patriarch eingesetzt, doch gelang Photios nach Ignatios' Tod die Rückkehr ins Amt. Nach seiner Bestätigung durch Synodalbeschluss wies er den Primatsanspruch Roms erneut zurück und unterstrich die Gleichrangigkeit beider Patriarchate (vgl. II § 102).

430
entscheidenden Gewalt der Päbste in allen Streitigkeiten über noch nicht bestimmte Lehrfragen

Vgl. II § 98.

431
heil. Thomas

D.i. Thomas von Aquin (s.o.).

432
Gerson

Johannes (Jean) Gerson (1363–1429), Theologe und Kanzler der Sorbonne, wandte sich ab der Jahrhundertwende verstärkt Studierenden und Laien zu. Vor diesem Hintergrund entwarf er ein Reformprogramm für die Pariser Fakultät und verfasste volkssprachliche Schriften, die später auch ins Lateinische übersetzt wurden. Zudem machte er in Vorlesungen die mystische Gotteserkenntnis gegenüber der Wissenschaft stark. Als Teilnehmer am Konzil von Konstanz (1414–1418) sprach er sich als Gutachter für die der devotio moderna verpflichteten Brüder und Schwestern vom Gemeinsamen Leben aus. In der Sache des Pariser Juristen und Theologen Jean Petit (ca. 1364–1411), der die brutale Ermordung des Herzogs von Orléans 1407 als Tyrannenmord gerechtfertigt hatte und deswegen bereits posthum 1413/1414 in Paris verurteilt worden war, setzte er sich für eine erneute Verurteilung ein und musste nach dem Konzil vor dem Herzog von Burgund, der diesen Mord veranlasst hatte, ins Exil nach Rattenberg am Inn und ins Kloster Melk fliehen. Seine letzten zehn Lebensjahre verbrachte er schriftstellerisch in Lyon. Gerson gilt als einer der prägenden Theologen des 15. Jh.s und wird, auch wenn er in Konstanz die Verurteilung des Jan Hus u.a. (vgl. II § 83; II § 98) mitverantwortet hat, bisweilen in die Vorgeschichte der Reformation eingeordnet.

433
3246 Diese Kenntnisse machen also einen Theil der Kirchengeschichte aus, und, wenn Patristik im engern Sinn genommen wird, einen Theil der Geschichte christlicher Lehre.
434
3264 (S.)Siehe die in der 1245 Anweisung zur Kenntniß der Bücher in der Theologie §. 283265 und 3893266 angeführten Schriften, nebst den daselbst §. 3933267 bis 4023268 erwähnten3269 protestantischen Schriftstellern über die Geschichte der christlichen Lehre.
435
Anweisung zur Kenntniß der Bücher in der Theologie […] daselbst §. 393 bis 402

Vgl. I § 43.

436
(Anm.)Anmerkung Wären nur gerade die, welche dem Ursprunge des Christenthums am nächsten stehen, bessere Sprachkenner, bessere Kritiker, bessere Hermeneuten gewesen! – Hätten die Gelehrtern nur nicht so viel fremde Ideen zum Christenthum mitgebracht! Hätte es nur nicht unter ihnen so vielen an rechtem philosophischem Geist gefehlt, – dann würden sie doch noch weit wichtiger für uns seyn. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
437
Die 3317 hier nöthigen Schriften (s.)siehe in der 1251 Anweisung (etc.)et cetera §. 409 flgg.folgende 3318
438
439
Benedictiner von der Congregation des heiligen Maurus besorgt haben

Vgl. II § 104.

440
rößlerische Bibliothek der Kirchenväter in Uebersetzungen und Auszügen (Leipzig 1776–86 in 10 Theilen in gr. 8.)

Zusammengestellt und erarbeitet hat dieses Werk Christian Friedrich Rösler (1736–1821).

441
Anweisung etc. §. 409 flgg.

Vgl. I § 43.

442
3330 Man denke nur an die aus dem 1253Judenthum und der Hieroglyphik andrer3331 Völker ins Christenthum übergangne3332 Allegoriesucht; an die aus der morgenländischen, griechischen und neuplatonischen Philosophie herübergeleitete3333 Principien; an den 1254Einfluß der theologischen Streitigkeiten seit dem 4ten Jahrhundert, und das dabey3334 emporgekommene Anse[167]hen menschlicher ge[434]setzmäßig gemachter3335 Entscheidungen; an die 1255Wirkungen des ausgebreiteten Mönchsgeistes auf die Cultur; an den 1256Einfluß des Origenes, 1257 Chrysostomus, 1258 Augustins, 1259 Gregorius des Großen3336, der 1260 Scholastiker etc.et cetera 3337 der sogenannten 1261Pietisten, 3338 auf Andre. – Einige Versuche in dieser Geschichte sind in der 1263 Anweisung (etc.)et cetera §. 3893339 angezeigt.
443
Judenthum und der Hieroglyphik andrer Völker ins Christenthum übergangne Allegoriesucht

Im Rahmen der in der Aufklärungszeit verbreiteten und nicht mehr allein auf Schrift beschränkten Beschäftigung mit der Hieroglyphik (Warburton, Diderot, Herder u.a.) wurde angenommen, dass die gesamte, also auch religiöse Denkart der ältesten Völker (v.a. der Ägypter) hieroglyphisch, d.h. bildsprachlich bzw. sinnbildlich, verfasst gewesen sei und dass sich dies u.a. auch in den Vorstellungen des frühen Christentums niedergeschlagen habe.

444
Einfluß der theologischen Streitigkeiten seit dem 4ten Jahrhundert […] Ansehen menschlicher gesetzmäßig gemachter Entscheidungen

Gemeint sind v.a. die christologischen Auseinandersetzungen des 4. Jh.s und die mit ihnen verbundenen, die Lehre der Kirche feststellenden Konzilsentscheidungen (vgl. I § 63).

445
Wirkungen des ausgebreiteten Mönchsgeistes auf die Cultur

Gemeint ist die Mönchsmoral (vgl. II § 199), von der Nösselt auch als Mönchsmaximen (vgl. II § 186) spricht.

446
Einfluß des Origenes

Vgl. II § 85.

447
Chrysostomus

Vgl. II § 104.

448
Augustins

Vgl. II § 19; II § 113.

449
Gregorius des Großen

Der aus einer römischen Senatorenfamilie stammende, auch als auch Gregor der Große bekannte spätere Papst Gregor I. (590–604) schlug zunächst eine Verwaltungslaufbahn ein und hatte 572/573 als praefectus urbi die höchste Position der römischen Zivilverwaltung inne. Nur wenige Jahre später legte er dieses Amt jedoch nieder und wandte sich einem monastischen Leben zu, 590 folgte er schließlich Papst Pelagius II. (579–590) nach, für den er zuvor als Berater tätig war. Sein Pontifikat gestaltete sich äußerst schwierig (Glaubensspaltungen, Hungersnöte, Missstände im Klerus etc.), doch konnte der in seiner Grabinschrift als consul Dei bezeichnete Gregor aufgrund seiner administrativen Fähigkeiten angemessen reagieren und zudem auch die Mission vorantreiben (vgl. II § 128). Seine große Bedeutung (vgl. II § 115) beruhte jedoch nicht nur auf seinem Wirken als Reformpapst, sondern nicht zuletzt auch auf seinen Bibelkommentaren und Homilien.

450
Scholastiker

Vgl. II § 19.

451
Pietisten

Vgl. II § 98.

452
Methodisten

Der in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragene Methodismus (aufgrund des strukturierten Lebensstils eine ursprünglich abwertende Bezeichnung) entstand in den 1730er Jahren als geistliche Erneuerungsbewegung innerhalb der anglikanischen Kirche und war in seiner Frühphase durch puritanische, pietistische und brüder-unitäre (herrnhutische) Einflüsse geprägt. Verbunden ist diese Zeit v.a. mit den Namen George Whitefield (1714–1770) sowie John (1703–1791) und Charles Wesley (1707–1788). Kennzeichnend für den frühen Methodismus waren eine intensive Predigttätigkeit, die Organisation in kleinen Gruppen außerhalb der Amtskirche sowie ein grundlegend spirituelles Gepräge. Die Gnadenlehre rechnet mit einem freien Willen, das Erlösungswerk Christi gilt anders als bei Augustin (vgl. II § 113) oder Calvin allen Menschen, die alle die Möglichkeit der christlichen Vollkommenheit besitzen. In der Folgezeit breitete sich der Methodismus zu einer weltweiten Religionsgemeinschaft aus, spaltete sich jedoch in eine Reihe methodistischer Kirchen auf.

453
Anweisung etc. §. 389

Vgl. I § 43.

1.
†) Denn meistens3361 lag die Schuld der Trennung nicht an denen, die etwas Neues oder von den [435] herrschen[168]den Meinungen und Einrichtungen Abgehendes einzuführen schienen, sondern an der herrschenden Partey3362, die dergleichemdergleichen 3363 nicht dulden wollte, und die anders Denkenden3364 ausstieß. So wollten sich weder die 1265Pelagianer noch 1266Jansenisten von der Kirche trennen; selbst, ausgestoßen3365 durch Anathemen, haben sie keinen abgesonderten Gottesdienst oder andre Einrichtungen eingeführt, und3366 wo es gewissermassen3367, wie bei3368 den 1267holländischen Jansenisten, geschehen müssen, haben sie doch immer sich für Glieder der Kirche erklärt, die sie ausgestoßen3369 hatte. Blieb die Verschiedenheit nur in Meinungen: 3370 so entstand keine besondre äusserliche ParteyParthey 3371, wie man bey3373 den Streitigkeiten in unsrer Kirche, den 1268 synkretistischen3374, 1269pietistischen u. d. gl.und dergleichen 3375 sieht; wohl aber, wenn die Verschiedenheit äusserlicher äußerlicher Einrichtungen 3376 dazu [147] kam, oder die Verschiedenheit in Meinungen keine äusserliche3378 Gemeinschaft zuzulaßen3379 schien, wie bey3380 den 1270Trennungen der Taufgesinnten.
455
Pelagianer

Vgl. II § 88.

456
Jansenisten

Vgl. II § 98.

457
holländischen Jansenisten […] haben sie doch immer sich für Glieder der Kirche erklärt, die sie ausgestoßen hatte

Hier handelt es sich um die Altkatholiken, die nach dem Tode des Petrus Codde (1648–1710), der als Apostolischer Vikar mit Sitz in Utrecht den niederländischen Katholiken vorstand, aufgrund seiner vorgeblichen Nähe zum Jansenismus (vgl. II § 98) jedoch suspendiert wurde. Unter Berufung auf das dem Utrechter Bistum im Hochmittelalter verliehene Recht der Bischofswahl wurde im Jahre 1723 Cornelius Steenoven (gest. 1725) zum Erzbischof von Utrecht gewählt. Geweiht wurde Steenoven durch den ebenfalls aufgrund seiner vorgeblichen Nähe zum Jansenismus suspendierten französischen Missionsbischof Dominique-Marie Varlet (1678–1742). Nach der umgehend erfolgten Exkommunikation Steenovens und seiner Anhänger bildete sich in Utrecht mit Unterstützung der niederländischen Regierung die altkatholische Kirche heraus, die von Beginn an immer wieder um eine Verständigung mit Rom bemüht war und mehrfach, da Katholizität nach altkatholischem Verständnis nicht notwendigerweise mit der Anerkennung des römischen Primates verbunden ist (vgl. II § 98), an ein allgemeines Konzil appelliert hatte. Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil (1870) gründete sich 1889 die Utrechter Union, in der heute mehrere altkatholische Kirchen zusammengeschlossen sind.

458
synkretistischen

Unter dem synkretistischen Streit versteht man eine in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s geführte Auseinandersetzung zwischen der lutherischen Hochorthodoxie und der Universität Helmstedt um Georg Calixt (1586–1656). Zunächst mit antikatholischer Zielrichtung hatte dieser die Vorstellung von der Lehrübereinstimmung innerhalb der ersten fünf Jahrhunderte entwickelt (consensus antiquitatis bzw. quinquesaecularis), die dann zur Grundlage der von Calixt anvisierten Kircheneinheit wurde. Diese sollte letztlich in einer Universalkirche aus Orthodoxen, Katholiken, Lutheranern und Reformierten bestehen. Derartige Unionsbestrebungen wurden als Synkretismus und Verrat an der reformatorischen Lehre auf lutherischer Seite abgelehnt, Calixt im Rahmen des Thorner Religionsgesprächs (1645) v.a. auf Betreiben Abraham Calovs (1612–1686) nicht als ihr Vertreter anerkannt. Als kurz darauf Anhänger Calixts nach Königsberg berufen wurden und Cölestin Myslenta (1588–1653), bedeutender Vertreter der ostpreußischen Orthodoxie, entfernt wurde, löste dies eine Welle von Streitschriften aus. Nach Calixts Tod nahmen die Auseinandersetzungen ab, lebten im Zusammenhang der Religionsgespräche von Kassel (1661) und Berlin (1662–1663) unter der Führung des Helmstedters Friedrich Ulrich Calixt (1622–1701) auf der einen und des Wittenbergers Calov auf der anderen Seite jedoch erneut auf und kamen erst mit dem Tod Calovs zu einem Ende.

459
pietistischen

Vgl. II § 98.

460
Trennungen der Taufgesinnten

Unter Taufgesinnten (niederl. Doopsgezinde) sind die aus der deutschen, schweizerischen und niederländischen Täuferbewegung der Reformationszeit hervorgegangenen Religionsgemeinschaften zu verstehen, die sich laut der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) grob in die nach Menno Simons (1496–1561) benannten Mennoniten und die englischen Baptisten gliedern. Im Hinblick auf die Lehre zeichnen sich die Taufgesinnten v.a. durch die Verwerfung der Kindertaufe sowie eine besondere Bibeltreue und Kirchenzucht aus, daneben spielt die Ablehnung von Waffengewalt und ein begrifflich unverstelltes Verständnis des Trinitätsdogmas eine besondere Rolle. Seit der Reformation haben sich die Taufgesinnten immer wieder gespalten (im niederländischen Raum etwa in die Waterländer, die Sonnisten und Lammisten u.a.), sich an bestehende Glaubensgemeinschaften (z. B. Arminianer, Remonstranten) angenähert und mit den Amish und den Hutterern besondere Formen der religiösen Vergemeinschaftung hervorgebracht.

461
(Anm.)Anmerkung 1) Wie viel auch gegen 1273 G. Arnold's unparteiische Kirchen- und Ketzergeschichte bis aufs Jahr 700, Frankfurt 1700,textgrid:2svzd zu sagen seyn mag – er hat viel dazu beigetragen, den Blick freier, das Urtheil unbefangener zu machen, und manchen verdienten Ketzer zu Ehren zu bringen. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
462
[419[!]] 3435 Die bisherigen Versuche in diesem Fache (s.)siehe in der 1274 Anweisung (etc.)et cetera §. 472 flgg.folgende Noch3436 ist C. W. F. Walchs 3437 Entwurf einer vollständigen Historie der Ketzereyen etc.et cetera Leipz. 1762–1785 1762–1785. in3438 11 Theilen in3440 (gr.)groß 8. das musterhafteste Werk dieser Art, wenigstens in Absicht auf das Zeugenverhör, hauptsächlich vom 5ten Theil an. Aber wer giebt uns eine eben so gute Fortsetzung über die folgende3441 größtentheils noch dürftigere oder verwirrtere Geschichte solcher Parteyen3442? In Absicht auf einen Theil der Geschichte der evangelisch-lutherischen [171] Kirche wird3443 es die ( Plankische 3444) Geschichte der Entstehung, der Veränderungen und der Bildung des protestantischen Lehrbegriffs,3445 werden, wovon bisher erst 32 3446 Bände, der dritte in 2 Theilen, Leipz. 1781, 83, 881781 und 89 83 in gr.groß 8, auch vom erstern eine zweyte verbesserte Auflage 1791, 8. erschienen sind3448.
463
G. Arnold's unparteiische Kirchen- und Ketzergeschichte bis aufs Jahr 700, Frankfurt 1700

Der erste Band (Teil 1/2) von Gottfried Arnolds (1666–1714) Unparteyische[r] Kirchen- und Ketzer-Historie. Von Anfang des Neuen Testaments biß auff das Jahr Christi 1688 stammt aus dem Jahr 1699, der zweite Band (Teil 3/4) aus dem Jahr 1700 enthält die Fortsetzung und Erläuterung. Allerdings ist der erste Band 1700, diesmal mit herrschaftlichen privilegiis, erneut erschienen. Nösselt selbst hat die Ausgabe aus dem Jahr 1729 besessen (vgl. Bibl. Nöss. 148 Nr. 56.57).

464
Anweisung etc. §. 472 flgg.

Vgl. I § 43.

465
J. S. Baumgarten's Geschichte der Religionsparteien

Siegmund Jacob Baumgartens Abris einer Geschichte der Religionsparteien, oder gottesdienstlichen Geselschaften, und derselben Streitigkeiten so wol als Spaltungen, ausser und in der Christenheit (1755) ist 1766 als Geschichte der Religionspartheyen von Johann Salomo Semler erneut herausgegeben worden. Es fällt auf, dass Nösselt dieses Werk seines Lehrers Baumgarten in den ersten beiden Auflagen der Anweisung nicht nennt.

466
Katechumenen

D.h. Taufanwärter (vgl. III § 10 c).

467
Gefallnen

Die Frage, wie mit den vom Glauben Abgefallenen (Apostaten) umzugehen sei, durchzieht das frühe Christentum, wurde jedoch im Zuge der decischen Verfolgung besonders dringend. Als Decius (ca. 190–251) als Loyalitätsbeweis ein Opfer für die Götter forderte, kamen einige Christen, die daraufhin als Gefallene (lapsi) bezeichnet wurden, dieser Aufforderung nach (sacrificati) oder konnten zumindest eine betreffende Bescheinigung (libellum) vorweisen (libellatici), andere bekannten sich zu ihrem Glauben und erlitten das Martyrium (confessores bzw. martyres). Die Frage nach den lapsi führte schließlich zum sog. Ketzertaufstreit, an dem u.a. Cyprian von Karthago (vgl. II § 129) maßgeblich beteiligt war.

468
Pönitentialbüchern

Die seit dem frühen Mittelalter der Regelung der Buße dienenden libri poenitentiales bzw. poenitentialia listen Sünden und die dazugehörigen Bußleistungen auf.

469
Anweisung zur theol. Bücherkenntniß §. 435 f.

Vgl. I § 43.

470
Bingham

Joseph Bingham (1668–1723) war zunächst Fellow am University College in Oxford, musste sich nach Häresievorwürfen jedoch nach Hampshire in den kirchlichen Dienst zurückziehen. Hier entstanden seine zehnbändigen Origines Ecclesiasticae, or, The Antiquities of the Christian Church (1708–1722), die sich v.a. durch die umfangreiche Benutzung von Primärquellen und die Ordnung des Materials auszeichnen. Später entstanden eine lateinische und eine niederländische Übersetzung sowie eine kürzere Fassung in deutscher Sprache.

1.
†)3534 So gab die Einbildung vom Fegfeuer oder Reinigung nach dem Tode und die übertriebne3535 Achtung gegen Heilige und Märtyrer, Gelegenheit zu Einführung der Seelmessen, zur 1286Kanonisation und Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien, den Wallfahrten nach heiligen Oertern3536 u. d. gl.und dergleichen;3537 und umgekehrt, veranlaßten Kircheneinrichtungen, z. B.zum Beispiel 3538 die ungebührliche Erhebung der Geistlichen über die Laien, daß der 1287Gebrauch des Brodts3539 im heil.3540 Abendmahl allein Dogma der Kirche wurde; die Einführung der Beichte und der von Priestern geweihten3541 Dinge, daß die Lehre von den sieben Sacramenten3542, und von der Kraft aufkam, die sie erst von dem Priester bekommen; unbestimmte und [176] grob verstandne3543 Kirchenformeln, (z. B.)zum Beispiel Meßkanon, daß die Lehre vom Meßopfer, der 1288 Brodtverwandlung3544 (u. s. f.)und so ferner entstand.
2.
*)3545 Wie die Geschichte der 1289Montanisten, 1290Novatianer, 1291Meletianer, 1292Quartodecimaner, 1293Luciferianer, der 1294Gegner der chalcedonischen Kirchenversammlung, der 1295Trennung der griechischen [443] von der lateinischen Kirche seit dem 9ten Jahrhundert, der 1296Bogomilen, der 1297 Hussiten3546 (u. a.)und andere von der römischen Kirche, lehrt.
3.
††)3547 Geschichte der 1298Bekehrung der Angelsachsen im 6ten3548, der 1299Deutschen und Sachsen durch Bonifacius (u. a.)und andere im 8ten, der 1300 Bulgarn3549 im 9ten Jahrhundert.
4.
†††)3550 Die ganze Geschichte der Concilien, der Patriarchen, Metropolitanen und Bischöfe, und ihrer Streitigkeiten unter einander, sonderlich der Päbste3551 und des Pabstthums3552, ist ein Commentar hierüber.
475
sanfte und leichte Joch Christi in das eiserne Joch der Kirche verwandelt

Vgl. Mt 11,29f. bzw. Jer 28,13f.

476
Kanonisation und Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien

Vgl. II § 83.

477
Gebrauch des Brodts im heil. Abendmahl allein Dogma der Kirche wurde

Zum Abendmahl sub una specie vgl. II § 83.

478
Brodtverwandlung

Vgl. II § 83.

479
Montanisten

Die Informationen über die Montanisten, die sich selbst Neue Prophetie nannten, von ihren Gegnern als phrygische oder kataphrygische Häresie bezeichnet wurden und erst ab dem 4. Jh. den Namen ihrer Gründungsfigur trugen, sind vergleichsweise vage. Gemeinsam mit den Prophetinnen Priscilla (Prisca) und Maximilla trat Montanus in der Mitte des 2. Jh.s in Phrygien auf und scheint zum Zeitpunkt des Todes der Maximilla um 179 bereits gestorben zu sein. Neben ekstatischen Prophetien zeichnet sich der Montanismus durch Naherwartung, schroffe Askese und Martyriumsfreude aus und konnte sich trotz großkirchlicher Widerstände bis zum Ende des 2. Jh.s. bis nach Rom sowie nach Nordafrika und Gallien verbreiten. Auch wenn sich besonders prominent bei Tertullian (vgl. II § 129) montanistische Einflüsse feststellen lassen, hat der Montanismus nie größere Bedeutung erlangt. Zwar sind montanistische Gemeinden noch im 4. Jh. belegt, doch war ihre Ausgrenzung aus der Großkirche bereits im 3. Jh. vollzogen, später waren sie Verfolgungen ausgesetzt, die zu ihrem Niedergang führten.

480
Novatianer

Der hochgebildete und in Rom nicht zuletzt wegen seines Hauptwerks De trinitate geschätzte Novatian (ca. 200–258) übernahm nach dem Tod Fabians (gest. 250) während der decischen Verfolgung und der damit verbundenen Sedisvakanz die führende Rolle in der römischen Gemeinde und trat in dieser Eigenschaft mit Cyprian (vgl. II § 129) über die Frage nach den lapsi (vgl. II § 126) in Kontakt. Als ein Jahr später der in der Bußfrage gemäßigtere Cornelius (gest. 253) zum Nachfolger Fabians gewählt wurde, ließ sich Novatian ebenfalls zum Bischof weihen, und es kam zum Schisma. Nachdem Novatian und seine Anhänger durch eine Synode von 60 Bischöfen aus der Kirche ausgeschlossen worden waren, begann er mit der Organisation einer eigenen Kirche der Reinen (griech. καϑαροί) und lehrte, dass allein Gott und nicht die Kirche den Abgefallenen vergeben könne. Nach dem vermutlich während der valerianischen Verfolgung erlittenen Märtyrertod ihres Gründers vertrat die novatianische Kirche im 4. Jh. christologisch eine orthodoxe Position, wurde später jedoch gewaltsam unterdrückt. Einzelne Gemeinden konnten sich bis in das 7. Jh. halten.

481
Meletianer

Wie die Novatianer forderten auch die auf Meletius von Lykopolis (gest. nach 325) zurückgehenden Meletianer einen rigorosen Umgang mit den lapsi (vgl. II § 126). Während der diokletianischen Verfolgung hatte Meletius das durch die Inhaftierung anderer ägyptischer Bischöfe und die Flucht Petrus' I. von Alexandrien (gest. 311) entstandene Machtvakuum gegen den Widerstand der abwesenden Kirchenführer für seine kirchenpolitischen Zwecke ausgenutzt und den ägyptischen Klerus nach seinen Vorstellungen umgestaltet. Durch Verhaftung und Zwangsarbeit zum confessor geworden, vertrat Meletius nach der Rückkehr des Petrus eine unnachgiebige Haltung gegenüber den lapsi, wurde des Bischofsamtes enthoben, konnte jedoch eine Kirche der Märtyrer gründen, die dann in die Auseinandersetzung um den Arianismus (vgl. I § 63) hineingezogen wurde. Während Meletius selbst gegen Arius auftrat, stieß dieser bei den Meletianern grundsätzlich auf große Zustimmung, so dass das Konzil von Nicäa (325) das meletianische Schisma ausdrücklich verurteilte, Meletius als Bischof und die von ihm Geweihten jedoch unter Auflagen bestätigt wurden. Erst im 5. Jh. verloren die Meletianer an Bedeutung, können jedoch bis in das 8. Jh. nachgewiesen werden. Wohl nicht gemeint ist hier das von Lucifer von Calaris (s.u.) verursachte und nach Meletius von Antiochien (gest. 381) teils antiochenisch, teils meletianisch genannte Schisma.

482
Quartodecimaner

Mit dem Sammelbegriff Quartodezimaner wurden Christen bezeichnet, die das Osterfest nach der jüdischen Berechnung des Pessachfestes am 14. Tag des Monats Nisan feierten und so nach der Chronologie des Johannesevangeliums den Kreuzestod Christi im Zentrum des Ostergeschehens sahen. Gegen diese christologische Ausdeutung des Pessachfestes (die wohl als älteste Form des Osterfestes gelten kann) stand die Praxis, das Osterfest nach dem Auferstehungsgeschehen auszurichten und es immer an einem Sonntag zu begehen. Zu den Schwierigkeiten, die sich dann auch im Zusammenhang mit der Fastenzeit ergaben, kam, dass dem quartodezimanischen Ostertermin bisweilen auch die Chronologie der synoptischen Evangelien zugrundegelegt wurde, nach der die Kreuzigung am 15. Nisan stattfand. Nachdem auf dem Konzil von Nicäa (325) der Sonntagstermin durchgesetzt und die Verbindung zum jüdischen Pessachfest damit endgültig durchtrennt worden war, verlor die quartodezimanische Osterpraxis schnell an Verbreitung. In der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) wird bemerkt, dass es später zu Auseinandersetzungen um die Deutung der Bestimmungen von Nicäa gekommen sei und man die von Rom abweichenden Kirchen in Gallien und Britannien ebenfalls als Quartodezimaner bezeichnet habe.

483
Luciferianer

Der ältnizänische, radikal antiarianische Bischof Lucifer von Calaris (Cagliari) auf Sardinien (gest. 370), der 355 verbannt worden war, weil er der Absetzung des Athanasius nicht zustimmen wollte, weihte nach seiner 362 erfolgten Rehabilitierung den Presbyter und Eustathianer Paulinus (gest. 388) zum Bischof von Antiochien. Da Lucifer den dem Arianer Eudoxius (gest. 370) im Jahre 360 nachgefolgten Meletius von Antiochien (gest. 381), der eine führende Rolle unter den Jungnizänern einnehmen und als Vorgänger Gregors von Nazianz (vgl. II § 102) das Erste Konzil von Konstantinopel (381) leiten sollte, nicht als rechtgläubig anerkannte, trug er maßgeblich zur Verlängerung des antiochenischen Schismas bei, das erst im 5. Jh. beigelegt werden konnte. Gelegentlich wird diese Verlängerung auch als meletianisches Schisma (s.o.) bezeichnet. Hinzu kommt, dass die Weihe des Paulinus zum Bischof auf der Synode von Alexandrien (362) keine Billigung fand und Lucifer den hier von Athanasius für Antiochien unternommenen Vermittlungsversuch (Tomus ad Antiochenos) als zu nachgiebig empfand. Das so herbeigeführte luciferianische Schisma verbreitete sich v.a. auf Sardinien und in Spanien, war jedoch nicht von langer Dauer. Nach Lucifers Tod übernahm Gregor von Elvira (gest. 392) eine führende Rolle.

484
Gegner der chalcedonischen Kirchenversammlung

Gemeint sind v.a. die auf dem Konzil von Chalcedon (451) verworfenen Monophysiten, Nestorianer und Arianer (vgl. I § 63).

485
Trennung der griechischen von der lateinischen Kirche seit dem 9ten Jahrhundert

Vgl. II § 115.

486
Bogomilen

Bei den auf den zur Zeit des bulgarischen Zaren Petăr I. (gest. 969) lebenden, jedoch weitgehend unbekannten Priester Bogomil (d.h. Gottlieb) zurückgehenden Bogomilen handelt es sich um eine bedeutende Ketzerbewegung, die vom 10. bis zum 15. Jh. in Südosteuropa verbreitet war, aber auch nach Westen wirkte und etwa die Katharer (vgl. II § 19) beeinflusste. Im 18. Jh. leitete man den Namen von der von den Bogomilen häufig verwendeten Formel Bogomilui (Gott erbarme dich) her und nahm als ihren Anführer einen Mönch namens Basilius an, der wegen seiner Lehransichten in Konstantinopel verbrannt wurde. Wie die Paulizianer (vgl. II § 19) u.a. zeichnen sich auch die Bogomilen durch ein dualistisches Weltbild aus, das durch die eigene Ungerechtigkeitserfahrung noch verstärkt worden sein dürfte und nach dem nicht Gott, sondern der abgefallene Satanael die Welt geschaffen habe. In der Suche nach dem fernen, wahren Gott, die in teils schroffer Askese gipfelte, verwarfen sie kirchliche Hierarchien, Liturgie und Sakramente, Gotteshäuser samt Kreuz und Ikonen sowie die Heiligung des Sonntags, zudem lehnten sie das Alte Testament ab.

487
Hussiten

Vgl. II § 83; II § 98.

488
Bekehrung der Angelsachsen im 6ten

Obgleich zeitgleich von Irland aus in Schottland und Nordengland missioniert wurde, verbindet sich die Christianisierung der Angelsachsen mit Papst Gregor dem Großen (vgl. II § 121), in dessen Auftrag der römische Missionar Augustin von Canterbury (gest. ca. 604) im Jahre 597 nach Kent kam, König Aethelberht (560–616) zum Christentum bekehren und die angelsächsische Mission als erster Bischof von Canterbury anschließend weiter vorantreiben konnte. Auf der Synode von Whitby (664) konnten die Vertreter des römischen Katholizismus ihre iroschottische Konkurrenz entscheidend schwächen, die endgültige Konsolidierung des römischen Christentums und seiner Strukturen vollzog sich dann unter Erzbischof Theodor von Tarsus bzw. Canterbury (668–690). Als bedeutendste Quelle dieser Zusammenhänge ist die 731 fertiggestellte Historia ecclesiastica gentis Anglorum des Beda Venerabilis (ca. 672–735) zu nennen.

489
Deutschen und Sachsen durch Bonifacius u. a. im 8ten

Nachdem der bei Exeter geborene Wynfrith bzw. Winfried (ca. 675–754) im Alter von etwa 40 Jahren als Missionar nach Kontinentaleuropa kam, ließ er sich nach einem gescheiterten Missionsversuch unter der Friesen von Papst Gregor II. (715–731) eine Vollmacht erteilen, erhielt den Namen Bonifatius und wurde nach weiteren Missionsreisen 722 im Rom zum Missionsbischof geweiht. Auf Bitten des Papstes erhielt Bonifatius zudem einen Schutzbrief von Karl Martell (ca. 688–741), der seine Missionsbemühungen darüber hinaus jedoch kaum unterstützte. Bekannt ist die in der Vita Sancti Bonifatii berichtete Fällung der Donareiche im hessischen Geismar. Im Jahre 732 zum Erzbischof erhoben, konnte Bonifatius die Errichtung kirchlicher Hierarchien im fränkischen Missionsgebiet nicht wie geplant umsetzen, und auch die 742 auf dem von Karl Martells Sohn Karlmann (ca. 708–754) einberufenen Concilium Germanicum gefassten Beschlüsse fanden Gegner in Adel und Geistlichkeit, so dass sich Bonifatius, nachdem Karlmann 747 zugunsten Pippins d. J. (714–768) abgetreten war, ebenfalls zurückzog. Als er später abermals unter den Friesen missionierte, wurde Bonifatius erschlagen und in dem von ihm gegründeten Kloster Fulda bestattet. Die der auch auf dem Kontinent aktiven iroschottischen Mission entgegenstehende Romverbundenheit (s.o.) des sog. Apostels der Deutschen hatte einigen Einfluss auf die Allianz der Karolinger mit Rom. Diese kam nicht zuletzt im Zusammenhang der von Karl d. Gr. (747–814) geführten Kriege gegen die Sachsen zum Ausdruck, die nach der Taufe des dux Saxonum Widukind im Jahre 785 und der Errichtung von Bistümern auf sächsischem Gebiet (Münster u.a.) christianisiert wurden. Ein weiterer bedeutender Missionar ist etwa der auch als Apostel der Friesen bekannte Angelsachse Willibrord (ca. 658–739).

490
Bulgarn im 9ten Jahrhundert

Die im Zusammenhang der Auseinandersetzung zwischen der griechischen von der lateinischen Kirche (s.o.) stehende Bekehrung der Bulgaren im 9. Jh. erfolgte, nachdem der bulgarische Zar Boris I. (gest. 907) 864/865 das Christentum byzantinischer Prägung und den Taufnamen Michael annahm, sich nach Erhalt der Responsa Nicolai papae ad consulta Bulgarorum Nikolaus' I. (858–867) im Jahre 866 jedoch Rom unterstellte. Als die daraufhin erfolgte Latinisierung des bulgarischen Christentums (v.a. die Annahme des Filioque) auf den Unwillen des Patriarchen Photios (ca. 810–894) stieß und Boris 869/870 das bulgarische Christentum erneut an Konstantinopel anschloss, stieß dies wiederum auf den Unwillen Roms. Nach 885 nahm Boris von lateinischen und fränkischen Bischöfen vertriebene Schüler der bedeutenden Slawenmissionare Kyrill (gest. 869) und Method (gest. 885) auf (v.a. Kliment von Ochrid), die für die Ausbreitung des auf Kyrill und Method zurückgehenden Kirchenslawischen und eine eigenständige bulgarisch-orthodoxe Identität sorgten. Das erste bulgarische Patriarchat entstand im sog. Goldenen Zeitalter unter Simeon I. (864–927), verlor seine Eigenständigkeit nach der Eroberung durch den als Bulgarentöter bekannten byzantinischen Herrscher Basileios II. (976–1025) im Jahre 1018 jedoch vorläufig wieder.

1.
†)3562 (Z. B.)Zum Beispiel alles das, was auf der angeblich göttlichen Einführung der bischöflichen Würde und dem sogenannten3563 Primat des römischen Bischofs beruht. (S.)Siehe das unschätzbare Werk 1303de la Primauté en l'Eglise, par D. Blondel,3564 und andre3565 in der 1304 Anweisung (etc.)et cetera §. 453.3566 genannte Werke.
2.
††)3567 So hat der Exorcismus in der Taufe, wenn er ja schon zu 1305 Cyprians 3568 Zeit im dritten Jahrhundert in Afrika3569 üblich war, (wie man aus dessen 1306 76sten3570 Brief (S.)Seite 157.3571 nach Baluze Ausgabe, geschlossen hat,)3572 sicherlich aus der Einbildung,3573 (die 1307 Tertullian de anima3574 (c.)caputcapitulum 39 und 57 erwehnt,)3575 daß der Satan in den Heidenkindern3576 wohnte, und durch die Anrufung der Götzen bey3577 der Niederkunft der Weiber eingeladen würde, solche Kinder zu bewohnen, oder aus einer ähnlichen Grille, seinen Ursprung. – Der unter uns noch herrschende unbiblische, und gewiß aus der spätern römischen Kirche herübergeleitete Begriff3578 von Consecration des heiligen Abendmahls, wodurch Brodt3579 und Wein der Leib und das Blut Christi werden, und die Kraft desselben bekommen sollen, ist ganz gegen den Sprachgebrauch der ältesten christlichen Kirche ( (s.)siehe 1308 Pfaffs 3580 Disp. de consecr. Euchar.3581 vet. in (s.)sein Syntagm. Diss. [178] (p.)pagina 407 sq.sequens 3582 und 1309 Ernesti Antimur. (p.)pagina 24 (sq.)sequens), die das Wort nicht anders als 1 Tim. 4, 5. nahm. – So ist der Gebrauch [155] unsrer evangelischen3583 und epistolischen Texte3584 (Pericopen), die man billig mit meistens weit lehrreichern Stellen der Bibel vertauschen sollte, lange nicht so alt3585 als man sich gemeiniglich einbildet, wie man sich aus dem 1310alten römischen Calen[445]dario in Martene und Durand thesauro novo anecdot. (Tom.)Tomus V. (p.)pagina 65 (seq.)sequens leicht überzeugen kan3586. – Und der in unsern Formeln bey3587 der Taufe der Kinder übliche (selbst gegen die 1311Apolog. Aug. Confess. (p.)pagina 51 laufende) Ausdruck: „was ihm von Adam angebohren3588 ist, und er selbst dazu gethan hat,“ war in alten Agenden nur auf dem Rande3589 gesetzt, als ein Ausdruck, der bey3590 der Taufe erwachsener Personen sollte hinzugefügt werden, und ist aus Unverstand oder Irrthum hernach in den Text gezogen, und allgemein gemacht worden. ( (S.)Siehe 1312 Hartknochs 3591 preußische Kirchenhistorie3592 (S.)Seite 637.)
493
de la Primauté en l'Eglise, par D. Blondel

Vgl. II § 90.

494
Anweisung etc. §. 453

Vgl. I § 43.

495
Cyprians

Caecilius Cyprianus (ca. 200–258) entstammte einer wohlhabenden, nicht-christlichen Familie aus der Oberschicht Karthagos, erhielt eine Rednerausbildung und war zunächst als Rhetoriklehrer tätig. Unter dem Einfluss des Presbyters Caecilianus wandte er sich ab 240 dem Christentum zu und stieg nach seiner Taufe bis 248/249 schnell zum Bischof von Karthago auf. Cyprian, der während der decischen Verfolgung selbst aus Karthago geflohen war, griff als wichtigster nordafrikanischer Bischof in die insbesondere mit Novatian (vgl. II § 128) geführten Auseinandersetzungen um die lapsi und den Ketzertaufstreit ein (vgl. II § 126). Ein unter seiner Leitung herbeigeführter Synodalbeschluss im Jahre 253 regelte die Wiederaufnahme aller reuigen lapsi, im Rahmen des Ketzertaufstreites hielt Cyprian im Gegensatz zu Stephanus I. von Rom (gest. 257) die von Ketzern und Schismatikern gespendeten Sakramente für ungültig, wodurch es zu einem zwischenzeitlichen Bruch zwischen der nordafrikanischen Kirche, den sie unterstützenden kleinasiatischen Bischöfen und Rom kam. Auskunft über die Positionen Cyprians, der im Zuge der 257 einsetzenden valerianischen Verfolgungen hingerichtet wurde, geben erhaltene Briefe und Traktate, die insgesamt einen bedeutenden Einblick in das Kirchen- und Gemeindeleben der vorkonstantinischen lateinischen Kirche bieten und den Einfluss des zweiten großen nordafrikanischen Lateiners, Tertullian (s.u.), erkennen lassen.

496
76sten Brief S. 157. nach Baluze Ausgabe

Die häufig aufgelegten Opera (1726) Cyprians wurden durch den französischen Historiker Etienne Baluze (1630–1718) vorbereitet und von den Maurinern (vgl. II § 104) ediert.

497
Tertullian

Über das Leben des in Karthago wirkenden, ersten lateinischen (aber zweisprachigen) christlichen Autors Quintus Septimius Florens Tertullianus (ca. 150–220) ist wenig bekannt. Wie Cyprian (s.o.) ist er in einem nicht-christlichen Umfeld aufgewachsen und erhielt eine umfassende Bildung. Vor 197 wurde er getauft. In seinen Schriften, die in Abwehr nicht-christlicher und häretischer Positionen (Adversus Marcionem, Adversus Praxean u.a.) vorwiegend apologetisch motiviert sind, vertritt er großkirchliche Positionen, später wird ein zunehmend montanistischer Einfluss erkennbar. Insgesamt sind 31 Werke erhalten, als das bedeutendste kann das Apologeticum gelten. Sein Latein muss als eigenwillig bezeichnet werden, besonders richtungsweisend ist Tertullian im Hinblick auf die Terminologie der westlichen Trinitätstheologie (vgl. II § 83). Immer wieder festzustellende juristische Kenntnisse haben dazu geführt, dass er bisweilen mit einem Juristen gleichen Namens identifiziert wurde.

498
Pfaffs Disp. de consecr. Euchar. vet. in s. Syntagm. Diss. p. 407 sq.

Christoph Matthäus Pfaffs Dissertatio de consecratione Eucharistiae in primitiva ecclesia usitata findet sich in den Syntagma dissertationum theologicarum (1720), 395–540, die auf der hier angegebenen Seite beginnende Erörterung altkirchlicher Positionen fängt mit Cyprian an.

499
Ernesti Antimur. p. 24 sq.

Vgl. II § 105.

500
alten römischen Calendario in Martene und Durand thesauro novo anecdot. Tom. V. p. 65 seq.

Im fünften und letzten Band des von den Maurinern (vgl. II § 104) Edmond Martène (1654–1739) und Ursin Durand (1682–1771) erarbeiteten Thesaurus novus anecdotorum (1717) (vgl. II § 113) findet sich der Antiquum Calendarium Sanctae Romanae Ecclesiae (aaO 63–84), dem eine admonitio (aaO 63f.) vorangestellt ist.

501
Apolog. Aug. Confess. p. 51

Zur Apologia Confessionis Augustanae vgl. II § 211.

502
Hartknochs preußische Kirchenhistorie S. 637

Christoph Hartknochs (1644–1687) Preussische Kirchen-Historia (1686) bietet als Beleg dafür, dass es sich bei dem in der Anweisung angeführten Beispiel des Taufformelzusatzes ursprünglich nur um eine auf die Erwachsenentaufe zielende Marginalie handelt, die nicht in Kraft gesetzte Deutsche Kirchenordnung des Jahres 1558.

1.
†)3614 (S.)Siehe 1315 Anweisung zur Kenntniß der Bücher (etc.)et cetera §. 423–4473615 und 451–469.
2.
††) Pabstthum 3616 heißt manchmal der Inbegrif3617 derjenigen Lehren, die durch das Ansehen der römischen Bischöfe eingeführt worden sind; und so wäre dessen Geschichte ein Theil der Geschichte christlicher Lehre. Bisweilen aber begreift man [447] darunter den ganzen Umfang der päbstlichen3618 Macht, oder der angeblichen Rechte der römischen Bischöfe, und ihren Einfluß auf die Veränderungen der Lehre und der Kirche; und die Geschichte desselben würde den Ursprung, Fortgang und Abfall dieser Macht, nebst den Ursachen derselben, oder den dazu gebrauchten Mitteln, und die dadurch entstandnen3619 Wirkungen, in sich fassen müssen.
505
Anweisung zur Kenntniß der Bücher etc. §. 423–447 und 451–469

Vgl. I § 43.

1.
†)3683 Man vergleiche3684 (z. B.)zum Beispiel Joh. 5, 23.3685 mit Kap.Kapitel 3686
14, 28.
Röm. 3, 23 (f.)folgend
mit Kap.Kapitel 3687
2, 63688 (f.)folgend
(Kap.)Kapitel 6.3689
und
Jak. [452] 1, 25.3690
auch (Kap.)Kapitel 2. 1 Tim. 2, 4.3691 mit Matth. 20, 16.
507
3744 Wenn mehrere Lehrsätze, die mit einander zusammenhängen, (d. i.)das ist deren einer mit und durch den3745 andern besteht,3746 (oder mit dem andern zugleich und um seinetwillen wahr ist,)3747 zusammen genommen, (d. i.)das ist zu Einem Zweck verbunden werden, so entsteht ein System; und, sind diese3748 Lehrsätze der Religion, ein Religions-System Religions-System; folglich3749 ist systematische Theologie der Inbegriff aller Religionslehren, die in einem solchen Zusammenhange erkannt oder vorgetragen werden. Bey3750 ihr kommt demnach alles3751 auf drey3752 Stücke an: 1) daß man die einzelnen3753 Lehrsätze verstehe oder erkläre, 2) sie mit einander verbinde, und zwar 3) so, daß einer mit und durch dem3754 andern bestehe.
1.
†)3787 So kan3788 es scheinen, als wenn die Stelle3789
Röm. 5, 12 (f.)folgend
die Lehre enthalte: daß wir selbst zugleich mit unserm ersten Stammvater, und dadurch, daß er sündigte, gefallen wären; es kankann diese Stelle wenigstens3790 eine eigentliche Zurechnung seines Falls bey3792 seinen Nachkommen, (d. i.)das ist den Satz zu enthalten scheinen, daß wir um jenes Falls willen bestraft 3793, wohl gar mit dem ewigen Tode bestraft würden. Es ist auch bekannt genug, daß sie so seysei verstanden worden3794. Aber eben sowohl kan3796 ἁμαρτάνειν, wie3797 von solchen verstanden werden,3798 die nicht gesündigt, sondern nur ein gleiches Schicksal mit andern Verbrechern3799 haben; θανατος 3800 kan3801 den leiblichen Tod bedeuten; und Paulus kan3802 eine ganz natürliche Veränderung, die auch ohne Verbrechen erfolgt seyn würde, nach einer bey3803 den Hebräern3804 gewöhnlichen Art zu reden, als eine Strafe beschreiben, wenn sie gleich keine, sondern ihr nur (materialiter) ähnlich ist, wie 1 Mos. 3, 14. 16. 17–19. (Kap.)Kapitel 9, 12 (f.)folgend und in vielen Stellen, die aus dem alten Testament im neuen, [191] nicht nach ihrer eigentlichen Absicht, sondern [458] wegen einer Aehnlichkeit, angeführt werden. Vergleiche ich nun den biblischen Ausspruch
Ezech. 18, 203805
, den sogar der gemeine Menschenverstand als recht billigt; erkenne ich die deutliche Anspielung der Worte des Apostels auf
1 Mos. 2, 17,3806
verglichen mit
(Kap.)Kapitel 3, 193807
; finde ich3808 daß 1321 P. im Zusammenhang nur bloß den Tod erwähnt3809, und weder ihn Strafe nennt, noch von einer andern Strafe ausser3810 dem Tode redet;3811 vornehmlich aber, daß er unser Schicksal nicht von unsrer 3812, von vieler Menschen Sünde herleitet, sondern in allen Versen von Eines Sünde (V.)Vers 15. 16. 17. 18. 19;3813 und daß er endlich den Adam und Christum vergleicht, mit oder in wel[166]chem letztern wir ja nicht recht gehandelt haben, sondern nur seinetwegen als Gerechte von Gott behandelt werden: so kan3814 man vernünftiger Weise an der Richtigkeit der letztern Erklärung nicht zweifeln. – So scheint auch
1 Joh. 3, 63815
und mit
(Kap.)Kapitel 1, 83817
zu streiten, und man hat allerley3818 Arten, den Sinn jener Stelle zu mildern, versucht. Johannes hebt doch selbst allen Mißverstand, da aus (Kap.)Kapitel 5, 183819 augenscheinlich wird, μὴ ἁμαρτάνειν sey3820 so viel als τηρεῖν ἑαυτὸν, sich für 3821 Sünden zu hüten suchen.
2.
††)3823 Wie bey3824 gedachter Stelle 1 Joh. 3. und bey3825 solchen, wo es scheint, daß Gott für die Ursach des Bösen ausgegeben werde; welcher in die Augen fallende Mißverstand gänzlich gehoben wird, wenn ich3826 aus ähnlichen Redensarten Apostelgesch. 13, 293827 und (Kap.)Kapitel 1, 183828 gelernt habe3829, daß die Ebräer von jeder entfernten, selbst mit Mißfallen verknüpften [192] Veranlassung einer Handlung, als3830 wie von einer Ursach derselben reden. 3831
510
511
P.

D.i. Paulus.

512
ἰδιώταις λόγου

Vgl. 2Kor 11,6.

513
V.

D.i. Verfasser.

1.
3842 Dies ists, was vornehmlich der deutlichen und gelehrten Kenntniß vor der undeutlichen und gemeinen, dem Vortrag der erstern Art vor dem populären, den Sätzen im System vor den abgerissenen Sätzen, einen so großen3843 Vorzug giebt. Bey3844 Köpfen, die zum Nachdenken aufgelegt und an deutliche Begriffe [193] gewöhnt sind, ist systematische Kenntniß der Religion unentbehrlich, und dahin, in seinem Maaß, zu trachten, Pflicht eines jeden Christen, zumal3845 Lehrers, [460] zumal3846 in aufgeklärtern Zeiten. Siehe den sehr lesenswürdigen 1327 tellerischen 3847 Excursus III. hinter Th. Burneti (lib.)liber de fide et offic. Christianorum3848 (p.)pagina 290 (sqq.)sequentes
2.
†)3849 So wird die 1328Lehre von Unentbehrlichkeit der Gnade Gottes zu allem Guten und von seiner schonenden Erbarmung, gewiß in dem Grade überzeugender erkannt3850 als die Ueberzeugung von unserer Ohnmacht und unserm Verderben auf einer, und von dem, was wir wohl könnten, wenn wir wollten, auf der andern Seite, stark ist; und die wahre Lehre der heil.3851 Schrift von der 1329Versöhnung durch Christum ist bey3852 einer richtigen Vorstellung von der Gerechtigkeit Gottes weit weniger Zweifeln ausgesetzt, als ohne diese.
3.
††) BeyspieleBeyspiele3853 giebt hier die Vergleichung der 1330biblischen Lehre, daß der Glaube ein Geschenk Gottes 3854 sey3855, mit anderen Stellen, die doch den Mangel des Glaubens dem Men schen selbst Schuld geben3856; der 1331Lehre, die den Glauben an Jesum Christum als nothwendig zur Seligkeit fordert, mit der Lehre Röm. 2, 11–15. 26. 273857; der Lehre, die Gott als den vorstellt, der allen Menschen wolle geholfen wissen, und der3858 durch sein Wort oder Lehre die Menschen selig mache, mit dem Erfahrungssatz, daß doch die wenigsten Menschen Gelegenheit gehabt haben, die christliche Lehre3859, selbst viele nicht einmal Fähigkeit 3860, eine natürliche RoligionReligion 3861 kennen zu lernen; der Lehre von Vergebung der Sünden, und hingegen der Erfahrung, daß natürliche Strafen nach unsern Vergehungen nicht ausbleiben.
517
tellerischen Excursus III. hinter Th. Burneti lib. de fide et offic. Christianorum p. 290 sqq.

Der 1786 von Wilhelm Abraham Teller besorgten Ausgabe des mehrfach aufgelegten Werkes De fide et officiis Christianorum (1722) des englischen Theologen Thomas Burnet (1635–1715) sind drei Exkurse angehängt. Der dritte Exkurs trägt den Titel De usu argumentorum veritatis Christianismi ex miraculis et vaticiniis in ecclesia adulta (aaO 282–296), auf den angegebenen Seiten bespricht Teller das Verhältnis von πίστις und γνῶσις.

518
Lehre von Unentbehrlichkeit der Gnade Gottes zu allem Guten

Zum Verhältnis von göttlicher Gnade und menschlichem Zutun vgl. II § 115.

519
Versöhnung durch Christum

Vgl. I § 61; II § 170.

520
biblischen Lehre, daß der Glaube ein Geschenk Gottes sey

Zu den reformatorischen Grundsätzen sola fide und sola gratia vgl. II § 83 (vgl. Eph 2,8 u.a.).

521
Lehre, die den Glauben an Jesum Christum als nothwendig zur Seligkeit fordert

Im Blick ist das reformatorische solus Christus (vgl. Apg 15,11; 1Tim 2,5f. u.a.).

1.
[169] †)3880 Man denke hier an den so äusserst zweydeutigen3881 1334Streit über Grund- und Nebenartikel des christlichen Glaubens (articulos fundamentales primi und secundi ordinis und non fundamentales), und an den unverständigen höchst schädlichen Eifer, der menschliche Vorstellungen von christlichen Lehren mit [195] diesen selbst, der Wichtigkeit nach, in eine Classe3882 setzte, auf einer, wie3883 auf der andern Seite, an die Kälte und [462] Gleichgültigkeit gegen gewisse Lehren, sowohl als an den Unverstand, eine Lehre selbst zu verwerfen, wenn eine Vorstellungsart davon verwerflich ist. Die Lehren von dem göttlichen Ansehen der heiligen Schrift und ihrer göttlichen3884 Eingebung; von dem moralischen Verderben der Menschen, der Erbsünde und der Zurechnung des Falles Adams, und so viele andre3885, mit den verschiednen3886 Vorstellungen davon, die keinesweges zusammen stehen und fallen, können hier zum Beyspiele3887 dienen.
2.
††)3888 Gute und schlechte Beyspiele3889 dieser Aufklärung christlicher Lehren sind bekannt genug. Wie ärmlich und willkührlich3890 sieht die Lehre von der Eingebung der heil.3891 Schrift vor der letztern Zeit3892 des vorigen Jahrhunderts aus, gegen die Gestalt, die sie seltdemseitdem 3893, zumal in den neuesten Zeiten, als3894 in 1335 Töllners 3895 Buch von der göttlichen Eingebung, gewonnen hat? Wie ganz anders erscheinen uns jetzt die Lehren von der wahrhaftigen Göttlichkeit des Christenthums, von der 1336Deutlichkeit der heil.3896 Schrift, von der göttlichen Vorhersehung der freyen3897 Handlungen der Menschen, von der göttlichen Vorsehung3898, von den göttlichen Strafen, von der Versöhnung Christi und seinem thätigen und leidenden Gehorsam, von der wahren Besserung des Menschen, und dem, was dabey3899 Gottes und des Menschen ist, von dem Glauben und der möglichen Seligkeit derer, die keine Gelegenheit gehabt haben3900 das Christenthum kennen zu lernen, [196] von der steten Fortdauer der Strafen nach dem Tode, und mehrere andre3901? die alle so laut für den Nutzen der systematischen Untersuchungen sprechen.
524
Streit über Grund- und Nebenartikel des christlichen Glaubens (articulos fundamentales primi und secundi ordinis und non fundamentales)

Im Zusammenhang der Glaubensartikel (articuli fidei) kennt das 18. Jh. folgende Einteilung: Hinsichtlich des Erkenntnisgrundes wird in reine, d.h. allein aus dem biblischen Zeugnis erkannte, Artikel (articuli puri) und vermischte, d.h. aus der Bibel und der Vernunft erkannte, Artikel (articuli mixti) unterschieden. Hinsichtlich der Wichtigkeit oder Entbehrlichkeit für die biblisch geoffenbarte Heilsordnung wird mit Grund- (arcticuli fundamentales) und Nebenartikeln (articuli non fundamentales) gerechnet. Zu den Nebenartikeln gehört z.B. die Höllenfahrt Christi, die Grundartikel werden weiter in Artikel erster und zweiter Ordnung (articuli fundamentales primi bzw. secundi ordinis) aufgeteilt. Während die auch als articuli constituentes oder consecutivi bezeichneten Artikel erster Ordnung von wesentlicher Bedeutung für die Heilsordnung sind (z.B. die Lehre von Gott, von Christus, von der Gnadenwahl), hängen die auch als articuli conservatorii bzw. conservativi bezeichneten Artikel zweiter Ordnung notwendig mit denen der ersten zusammen und beschreiben entweder als articuli antecedentes deren Voraussetzungen (z.B. die Lehre von der Schöpfung, vom Fall) oder als articuli consequentes deren Folgen (z. B. die Lehre von der Kirche, von der letzten Dingen). Im Gegensatz zu den nicht heilsnotwendigen Nebenartikeln (qui salva salute et ignorari et negari possunt), ist die Kenntnis und die Zustimmung zu den Grundartikeln erster Ordnung unbedingt heilsnotwendig (qui salva salute nec ignorari nec negari possunt), die Kenntnis um die Grundartikel zweiter Ordnung ist zwar nicht unbedingt heilsnotwendig, doch dürfen diese auch nicht abgelehnt werden (qui salva salute ignorari, sed non negari possunt).

525
Töllners Buch von der göttlichen Eingebung

Gemeint ist Johann Gottlieb Töllners (1724–1774) Werk Die göttliche Eingebung der heiligen Schrift (1772), in dem, nach einem historischen Abriss, unterschiedliche Grade der Eingebung bestimmt werden. Töllner zufolge ist durchaus mit einer göttlichen Eingebung zu rechnen, jedoch sei diese nicht wortwörtlich geschehen.

526
Deutlichkeit der heil. Schrift

Vgl. II § 21.

1.
†)3952 So vermindert (z. B.)zum Beispiel die systematische Behandlung des Christenthums nicht nothwendig den Fleiß, den man auf das Studium der Bibel wendet. Vielmehr, wenn man aus dem System sieht, wie getheilt die Christen über gewisse Stellen und Lehren der Bibel gewesen sind: so wird man nicht nur auf manchen Sinn geführt, der uns vorher gar nicht einfiel;3953 man wird auch ermuntert, recht genau die Bibel zu studieren, um unter so verschiednen3954 Vorstellungen zu entscheiden, und eine recht feste, auf allen Seiten wohl verwahrte, Ueberzeugung von dem richtigen Sinn und dessen Gründen zu erhalten. Und wenn man bey3955 dem System findet, wie sehr Ein3956 Satz dem Andern3957 einschränke, und auf wie grobe Irrthümer oder unauflösliche Zweifel man gerathen würde, wenn man die biblischen Sätze so gerade nähme, wie sie sich uns zuerst darstellen: so wird man ja viel vorsichtiger, nicht geradezu3958 einen gutscheinenden Sinn 3959 zu billigen, und keine Ideen an gewisse Sätze der Bibel zu hängen, die hernach diese Sätze mit andern in Widerspruch bringen. Was kan3960 uns von dem so verführerischen Vorurtheil: 1340man müsse sich einfältig an den Buch[174]staben der heil.3961 Schrift halten, [201] und einfältig glauben,3962 was kan3963 uns davon abbringen, als eben die Bemerkung, die das System so augenscheinlich macht, zu was färfür 3964 Irrthümern und Widersprüchen uns die Befolgung dieses Grundsatzes verleite?
2.
[468] ††)3965 Zum Beyspiel kan3966 hier die Lehre der evangelischen Kirchen von der Versöhnung der Menschen mit Gott durch Jesum Christum, und von der 1341Rechtfertigung allein durch den Glauben, dienen, gegen welche viele noch immer den Vorwurf erneuern, daß sie die Sicherheit der Menschen befördre3967, und der Nothwendigkeit der Heiligung Eintrag thue; desgleichen die Fragen: von 1342Nothwendigkeit der guten Werke (der Tugend) zur Seligkeit, und des 1343Glaubens an Jesum Christum zu jeder guten That,3968 von der 1344Seligkeit derer, die das Christenthum nie gekannt haben, und der3969 Satz, daß ihre Tugenden splendida vitia wären (Fehler3970 oder Mängel, die besser zu seyn scheinen, als sie sind). – In diesem Fehler liegt der Grund zu aller Verketzerung, der sich übereilte und halbgelehrte Reformatoren eben so leicht schuldig machen, als im Gegentheil Andere, die steif an den gewohnten Vorstellungen von gewissen Lehren hängen3971.
3.
†††) Denn, was3972 man System überhaupt 3973 nennt – und3974 die obigen Einwürfe sind ja gegen alles3975 gerichtet, was so heißt – ist nicht einerley3976 mit dem besondern 3977 System einer gewissen Kirche oder eines besondern Lehrers. Wer also einzelne3978 Lehren, wie sie philosophisch und im Zusammenhange mit andern vorgestellt worden sind, beurtheilen will, muß nicht [202] bloß Eine oder Eine3979 und die Andre3980 Vorstellung, sondern eigentlich alle Versuche kennen, die man zur Aufklärung einer Lehre gemacht hat;3981 und dazu gehört keine geringe Belesenheit, Scharfsinn, Fähigkeit, sich in Andrer3982 Gedanken zu versetzen u. d. gl.und dergleichen 3983 Welch eine ganz andere schrift- und vernunftmäßige Gestalt haben gewisse Lehren unter den Händen gelehrter und scharfsinniger Lehrer bekommen, zumal3984 je nachdem durch Streitigkeiten nähere Veranlaßung3985, darüber weitere Unteruchungen anzustellen, entstanden war! [175] Wie groß erscheint (z. B.)zum Beispiel 1345 Leibnitz auch in den Erklärungen, die er über gewisse hergebrachte und angefochtene [469] Vorstellungen3986 in der Theologie, gelegentlich in seinen Schriften eingestreuet hat!
530
man müsse sich einfältig an den Buchstaben der heil. Schrift halten

Vgl. II § 21; II § 70.

531
Rechtfertigung allein durch den Glauben

Zu den reformatorischen Grundsätzen sola fide und sola gratia vgl. II § 83.

532
Nothwendigkeit der guten Werke

Zu den bona opera vgl. II § 83.

533
Glaubens an Jesum Christum zu jeder guten That

Vgl. II § 139.

534
Seligkeit derer, die das Christenthum nie gekannt haben, und der Satz, daß ihre Tugenden splendida vitia wären

Der Grundsatz omnes virtutes paganorum splendida vitia sunt (Alle Tugenden der Heiden sind glänzende Sünden) war im 18. Jh. als Zitat des Kirchenvaters Augustin verbreitet, doch hat er ihn in dieser Form nie gebraucht (vgl. Aug. civ. XIX 25).

535
Leibnitz

Der bereits in jungen Jahren durch besondere philosophische, mathematische und juristische Begabung aufgefallene und später als lebendige Enzyklopädie bezeichnete Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) gehört zu den prägendsten Denkern des deutschen Barock, verfügte durch seine Reisetätigkeit und als Mitglied der bedeutendsten wissenschaftlichen Gesellschaften über gute Kontakte zu den namhaftesten europäischen Gelehrten seiner Zeit (Spinoza, Huygens, Malebranche, Bayle u.a.) und war zudem auch als Wissenschaftsorganisator, Bibliothekar und Diplomat tätig. Im Hinblick auf sein vielschichtiges Werk, zu dem u.a. auch die Erfindung einer Rechenmaschine gehört, sei hier auf die in seiner Theodizee (1710) vorgetragene Sichtweise, trotz allen Übels habe der gute, weise und allmächtige Gott die beste aller möglichen Welten erschaffen, sowie auf die posthum 1720 erschienene Monadologie verwiesen.

536
Die4004 zugleich dienen können4005, theils den Werth besondrer4006 Systeme, und der Verfahrungsart bey4007 Aufklärung einzelner4008 Lehren zu bestimmen; theils Vorsichtigkeit zu befördern, wenn man sich selbst sein System macht,4009 eine Pflicht, die jeder auf sich hat, wer eine gewissenhafte4010 Erkenntniß der Religion, und wer überall eigne Ueberzeugung sucht;4011 theils gerechter und billiger von denen zu urtheilen, die über gewisse Lehren oder deren Erweislichkeit anders 4012 denken wie wir4013.
537
Stückwerk

Vgl. 1Kor 13,9f.

1.
[205] †)4048 (Z. B.)Zum Beispiel Röm. 8, 11.4049 διὰ τοῦ ἐνοικοῦντο ς ἐνοικοῦντος 4050 πνεύματος ἐν ὑμῖν statt der bessern διὰ τὸ ἐνοικοῦν πνεῦμα 1350 ἐ. ὑ. Matth. 5, 224051 εἰκῆ. Joh. 5, 44052 (u. a.)und andere
2.
††) S.Siehe Die Schriften des A. T. nach ihrem Inhalt und Zweck bearbeitet - - von Hufnagel, Wilhelm Friedrich W. F. Hufnagel , Erstes Bändchen, Erlangen 1784. 8.4053
540
ἐ. ὑ.

D.i. erneut ἐν ὑμῖν.

541
(Anm.)Anmerkung 1) Neben den Zeugnissen der Kirche ist allerdings auch die Kritik als Prüfungsmittel zu nennen, wiewohl neuerdings besonders die sogenannte höhere sich oft mehr anmaßt, als sie billig sollte, besonders wo die kirchliche Ueberlieferung sie behutsam machen müßte. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
542
4078 Was hier nur ganz im Allgemeinen gesagt ist, soll die Vorsichtigkeit in der Wahl des Beweises der göttlichen Lehren empfehlen, und die Zweydeutigkeit4079 des Begriffs von dem, was biblisch ist, begreiflich machen;4080 welcher Begriff eben sowohl nur von dem gebraucht wird, was in der Bibel steht, als von dem, was uns Gott darin über seinen Willen geoffenbart hat. Die Gränzen näher zu bestimmen, wo sich beydes4081 scheidet, verdiente gar sehr eine [179] recht genaue und vorsichtige Bestimmung, wozu hier der Ort nicht ist.
543
historischen

Vgl. II § 63.

544
4092 Hier ist noch viel zu leisten übrig, und die Sache ist für den christlichen Lehrbegriff von äusserster4093 Wichtigkeit, wenn man nicht auf4094 Gerathewohl handeln, oder der Bibel seine eigene4095 Begriffe unterschieben, und wenn man das viele willkührliche4096 Gerede über reinbiblischreinbiblische4097 Theologie gehörig sichten will. Nie können die wichtigsten Streitigkeiten [208] über biblische Lehren aus dem Grunde gehoben werden,4098 nie werden harte Urtheile über Dissentirende4099 aufhören, ehe man diese Begriffe nicht vorsichtig und nach festen Regeln aus der Bibel auffindet und klar macht, wie weit, [180] und warum man nicht weiter in Bestimmung der biblischen Begriffe gehen dürfe. Noch enthält unsre HermenevtikHermenevtik4100 keine solche hinlängliche RegelnRegeln,4101 aber man hat einige sehr gute Versuche über einzelne4102 biblische Begriffe. Ich muß mich sehr irren, oder ältere christliche Theologen haben hierin gar nichts geleistet;4103 unsre ältere sprachkundige protestantische4104 Theo[475]logen etwas weniges mehr, aber nur wenig, (z. B.)zum Beispiel über den 1355Begriff der δικαιωσεως; viel mehr einige Theologen unsrer4105 Zeit. 1356 Ernesti hat in seiner vortreflichen4106 Institutione interpretis N. T. und 1357seiner theologischen Bibliothek zuerst die Bahn geöfnet;4107 weiter sind nur wenige, meistens einige seiner würdigen Schüler, gegangen, besonders 1358 W. A. Teller, (zum Theil auch einige, die gegen4108 sein Wörterbuch geschrieben haben,)4109 1359 Morus (selbst in Absicht anfauf 4110 Regeln)4111 und 1360 Tittmann, in einzelnen4112 kleinen Schriften4113. Ich gebe hier einen schwachen Versuch, der jedem bessern und vollständigern gern Platz machen will.
545
Begriff der δικαιωσεως

D.i. Rechtfertigung (δικαίωσις) (vgl. Röm 4,25; 5,18) (vgl. II § 83).

546
Ernesti hat in seiner vortreflichen Institutione interpretis N. T.

Vgl. II § 51.

547
seiner theologischen Bibliothek

Kurz nach seinem Wechsel an die Theologische Fakultät in Leipzig gründete Johann August Ernesti eine Rezensionszeitschrift, die zunächst als Neue theologische Bibliothek (1760–1769) in zehn und später als Neueste theologische Bibliothek (1771–1777) in vier Bänden erschien. Viele der ohne Verfasserangabe veröffentlichten Beiträge stammen laut der Mitteilung von Zeitgenossen von ihm selbst.

548
W. A. Teller, (zum Theil auch einige, die gegen sein Wörterbuch geschrieben haben,)

Wilhelm Abraham Tellers Wörterbuch (vgl. I § 283) sah sich unterschiedlicher Kritik ausgesetzt, die bis hin zu lexikalischen Gegenentwürfen reichte. So ist Friedrich Christoph Oetingers (1702–1782) Biblisches und emblematisches Wörterbuch (1776) dem Untertitel nach dem Tellerischen Wörterbuch und Anderer falschen Schrifterklärungen entgegen gesezt, außerdem hat Tellers Bruder Johann Friedrich Teller (1739–1816) ein zweibändiges, dem lutherisch-orthodoxen Lehrbegriff verpflichtetes Wörterbuch des Neuen Testaments (1775) vorgelegt, das sich nicht zuletzt auch gegen das Wörterbuch seines Bruders richtete. In der dritten Auflage der Anweisung ist dann nicht mehr von Autoren die Rede, die gegen, sondern schlicht über Tellers Wörterbuch geschrieben haben. Zu diesen zählt der u.a. durch sein Wörterbuch der deutschen Sprache (vgl. I § 99 c) hervorgetretene Joachim Heinrich Campe (1746–1818), der sich als Student in Helmstedt öffentlich zu seinem Lehrer Teller bekannt und daraufhin sein Stipendium verloren hatte. Eine eigene Schrift hat Campe Tellers Wörterbuch nicht gewidmet, doch bezeichnet er es in seiner 1793 erschienenen, u.a. im Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke (21813) erneut abgedruckten Berliner Preisschrift Grundsätze, Regeln und Grenzen der Verdeutschung als vortrefflich (aaO 43).

549
Morus (selbst in Absicht auf Regeln)

Da Samuel Friedrich Nathanael Morus' zweibändige Hermeneutik erst um die Jahrhundertwende erschienen ist (vgl. II § 56 c) und bereits die erste Auflage der Anweisung den Hinweis auf seine Bedeutung für die Formulierung hermeneutischer Regeln enthält, dürften diese den bis 1786 erschienenen Schriften zu entnehmen und im Wesentlichen an der Hermeneutik seines Lehrers Ernesti orientiert sein.

550
Tittmann, in einzelnen kleinen Schriften

Der zwischen Rationalismus und Supranaturalismus einzuordnende Johann August Heinrich Tittmann (1773–1831) rückte nach außerordentlichen Professuren der Philosophie und Theologie bis 1818 bis zur ersten theologischen Professur in Leipzig auf, übernahm daneben weitere Ämter (Frühprediger an der Leipziger Universitätskirche, Domherr in Meißen, Vorsitz des Leipziger Missionshilfsvereins, der Bibelgesellschaft und des Taubstummeninstituts) und war zudem auch politisch tätig (Verhandlungen mit Napoleon, Teilnahme am Wiener Kongress u.a.). In Vorlesungen und Veröffentlichungen hat Tittmann nahezu alle theologischen Disziplinen in den Blick genommen, an dieser Stelle sind jedoch insbesondere die Programme De causis praecipuis contortarum interpretationum Novi Testamenti (1800) und De scriptorum Novi Testamenti diligentia grammatica recte aestimanda (1813) zu nennen. Bemerkt sei, dass als Ausweis seiner oft gerühmten rhetorischen Fähigkeiten auch im Lateinischen immer wieder auf Tittmanns Rede anlässlich des fünfzigjährigen akademischen Jubiläums August Hermann Niemeyers im Jahre 1827 verwiesen wird.

1.
†)4139 (Z. B.)Zum Beispiel zur rechten Hand Gottes sitzen; theilhaftig werden der göttlichen Natur 2 Petr. 1, 4.4140 desgl.desgleichen 4141
Ephes. 5, 27
und
30.
2.
††)4142
Ephes. 2, 22. 4, 14.
(Kap.)Kapitel 3, 174143
, (vergl.)vergleicheverglichen mit 2 Tim. 1, 154144, und Koloss. 3, 16. Röm. 12, 14145, und Ebr. 13, 15. Kol. 2, 11.
3.
†††)4146 So θάνατος 4147 eigentlich
Röm. 5, 124148
wegen Anspielung auf
1 Mos. 2, 17. 3, 194149
; hingegen
Joh. 8, 444150
ἀνθρωποκτόνος, und Ebr. 2, 144151 τὸ κράτος ἔχων τοῦ θανάτου uneigentlich, wegen der Anspielung auf 1 Mos. 3.
4.
[210] *)4152 So ist
1 Petr. 5, 84153
uneigentlich zu nehmen, weil es Petrus v.Vers 4154 9.4155 durch παθήματα erklärt; hingegen Joh. 5, 21 (f.)folgend die Auferweckung der Todten eigentlich, wegen der Verbindung mit dem Gericht v.Vers 224156 und den v.Vers 284157 erwähnten4158 Gräbern.
Röm. 6, 84159
ist so wenig als
(Kap.)Kapitel 8, 10 und 114160
, oder
Eph.4161 2, 5 (f.)folgend
von Hoffnung unsrer4162 künftigen Auferstehung gesagt, sondern von der geistlichen Auferstehung und dem Leben zur Ehre Gottes, weil es der ganze Zusammenhang giebt. So zeigt auch die ausdrückliche Erklärung Pauli 2 Kor. 4, 64163 warum Christus v.Vers 44164 εἰκὼν τοῦ 4165 Θεοῦ heisse4166, und daß es da im uneigentlichen Sinn zu nehmen sey4167, (vergl.)vergleicheverglichen v.Vers 4168
3 und 4
.
5.
[477] **)4169
Röm. 6, 64170
zum Beyspiel4171, desgl.desgleichen 4172
(v.)Vers 124173
und , und
K. 7, 24 kan4175
man unmöglich leugnen4176, daß da,4177 nicht vom sterblichen Körper, sondern von den Tod bringenden [182] (ins Verderben stürzenden) Lüsten die Rede sey4178, wenn man nicht nur den ganzen Zusammenhang vergleicht, sondern auch findet, daß Paulus Kol. 3, 54179 τὰ μέλη durch πορνείαν (u. s. w.)und so weiter erklärt, und damit Matth. 5, 29 und 304180 zusammenhält.
6.
***)4181 So würde, wenn es nicht schon das so eben Gesagte lehrte,
Matth. 5, 294182
und nicht anders als uneigentlich können genommen werden, weil, wenn man es eigentlich nehmen wollte, der Zweck, wozu dieses Mittel vorgeschlagen wird, dem Zweck dieser Regel Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Jesu 4184 nicht entspräche,4185 verglichen mit Christi eignen Worten v.Vers 284186 am Ende.
7.
****)4188 Die Juden sprachen (z. B.)zum Beispiel von allem Unglück und Sünden so, vermuthlich wegen 1 Mos. 3, [211] als wenn der Teufel dieses alles in die Welt gebracht hätte, so wie sie alles Gute und alles Glück Gott beylegten4189. Diese Art zu reden behält die heil.4190 Schrift, (z. B.)zum Beispiel von Gott, 2 Kor. 8, 1 und 16. Kap.Kapitel 14;14.; 4191 vom Teufel Ebr. 2, 14. Joh. 13, 2. Apostelgesch.4193 5, 3. 2 Kor. 12, 7 etc.et cetera 4194 legt ihr4195 aber ohne Zweifel einen uneigentlichen Sinn unter, wie z. B.zum Beispiel 4196 bey4197 dem Tode, als einer natürlichen Veränderung des Menschen, bey4198 den Sünden der Menschen, die sonst nicht ihnen könnten zugerechnet werden, und aus 1 Petr. 5, 84199 verglichen mit (V.)Vers 94200 offenbar ist. Wegen dieses beständig uneigentlichen Sprachgebrauchs in solchen Redensarten, würde man sie in andern Redensarten eben derselben Art eben so uneigentlich erklären müssen, wie man im Gegentheil die Versöhnung der Menschen mit Gott durch Christum immer von seinen Leiden und Tode4201, nicht von seiner Lehre, also eigentlich, erklären muß, weil die heil.4202 Schrift so beständig [478] diese Versöhnung dem Tode und Blute Christi, niemals seiner4203 Lehre, zuschreibt. Nach eben dieser Bemerkung würde ich Apostelgesch.4204 5, 44205 ἐψεύσω τῷ Θεῶ 4206 nicht eigentlich von Gott, sondern4207 uneigentlich von den Aposteln, als Gottes Gesandten, erklären müssen, weil es in ähnlichen Redensarten so geschehen [183] muß,4208 (z. E.)zum Exempel Apostelgesch. 7, 514209 ἀντιπίπτειν τῷ Πνεύματι 4210 welches durch διώκειν τοὺς 4211 προφήτας 4212 v.Vers 5252. 4213 erklärt wird. 4215
558
1.
†)4234 So ist der innre 4235 Mensch Röm. 7, 224236 gewiß anders nichts, als v.Vers 234237 ὁ νοῦς, der Verstand,4238 so fern er Gottes Gesetze erkennt; Friede mit Gott haben 4239
Römer4240 5, 14241
eben so viel, als keine Strafen von ihm 4242 fürchten dürfen v.Vers 9;9, 4243 und aus eben diesem Zusam[184]menhang, oder vielmehr aus4245 Pauli Erklärungen, läßt sich der wahre Begriff von Versöhnung der Menschen mit Gott durch Christum abnehmen. Denn v.Vers 10 heissen4246 καταλλαγέντες eben die, welche v.Vers 4247 9.4248 δικαιωθέντες heissen4249, oder solche, die nicht mehr als Strafwürdige von Gott behandelt werden, so wie sie vor Christi Tod [213]
v.Vers 4250 8.
und ἁμαρτωλοὶ (Strafwürdige)4252 und ἐχθροὶ (Feinde) heissen4253. Aus diesem Letztern ist zu ersehen, warum Paulus das Wort Versöhnen brauche, nemlich4254 weil man dieses von denen sagt, die vorher als Feinde angesehen wurden,4255 und demnach liegt in diesem uneigentlichen Ausdruck der Versöhnung weiter kein andres4256 Bild und4257 Aehnlichkeit, als dies4258, daß Gott uns, wegen des Todes Christi, nicht als Strafwürdige4259 oder Feinde behandeln wolle4260.
2.
††)4261 Der so eben angegebene Begriff von Versöhnung (z. B.)zum Beispiel wird durch ähnliche Stellen augenscheinlich bestätiget4262. Denn
2 Kor. 5.
heissen4263 die Versöhnten v.Vers 19,19 4264 Gerechtigkeit Gottes,4266 (Gerechte vor Gott,) v.Vers 21 4267, und Gott versöhnte die Welt durch Christum mit sich v.Vers 19 4268 erklärt Paulus gleich durch: er rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu. Röm. 11, 154269 wird καταλλαγὴ Κόσμου 4270 durch ζωὴν ἐκ νεκρῶν erklärt ( (d. i.)das ist vermöge dieses Gegensatzes, die Heiden waren Todeswürdige, und ihnen ist nun das Leben zugesprochen); hingegen heissen v.Vers 28 4271 die Juden,4272 Feinde,4273 (gerade wie
Röm. 5, 10)4274
im Gegensatz gegen Beliebte (denen Gott wohl will); 4275 also können Feinde nicht seyn die Gott hassen, und Versöhnung kann4276 nicht Besserung bedeuten,4277 sondern Feinde sind, an welchen Gott keinen Wohlgefallen haben kann4278. – So sind
Ephes. 2, 14279
und Todte nicht: ganz Unfähige zu allem Guten, sondern Strafwürdige, nicht nur, weil sie v.Vers 34281 τέκνα ὀργῆς heissen4282, sondern auch, weil
Kol. 2, 134283
Lebendigmachen durch Sünde vergeben erklärt wird.
3.
[185] †††)4284 Ein Beyspiel4285 ist der Name Kinder Gottes ( (S.)Siehe 1373 mein4286 Programm de nomine filiorum Dei, in den4287 Opusculis Fascicul. II. No.Numero 13.).13.) 4288 Dieser bedeutet [214] bald den, der Gott gleich gesinnt ist4290
Matth. 5, 45.
1 Joh. 2, 294291
, bald den, der das für wahr annimmt, was göttliche Wahrheit ist4292
1 Joh. 4, 64293
, bald4294 den, der eben so selig ist wie er4295
1 Joh. 3, 1.
Röm. 8, 174296
; also überhaupt, wer ihm ähnlich ist.
4.
*)4297 Nach der vorstehenden Anmerkung wäre also klar, was das sey4298: der göttlichen Natur theilhaftig werden 4299
2 Petr. 1, 44300
, welches selbst die beygefügte4301 Erklärung lehrt;4302 von oben her geboren werden 4303
Joh. 3, 34304
; das Reich Gottes als ein Kind annehmen Marc. 10, 15. – Weiß man einmal, Joh. 14, 23 heisse4305 Gott wohnt bey 4306 uns, so viel, als: er unterrichtet, belehrt uns,4307 (wie aus
v.Vers 4308 22
und , (vergl.)vergleicheverglichen mit v.Vers 4310 16 und 17 , desgleichen4311 aus
(Kap.)Kapitel 15, 7.
Kol. 3, 164312
und
Ephes. 3, 17–194313
offenbar ist): so weiß man auch, daß μένειν ἐν Θεῷ oder Χριστῶ 4314
Joh. 15, 3. 74315
und anderwärts, nichts anders heisse4316, als: sich an diese Belehrung halten,4317 und danach ist die ganze Allegorie
Joh. 15, 1 (f.)folgend
zu verste[481]hen; (s.)siehe das 1374Programm über diese Stelle in den4318 Opusc. Fasc. II. N.Numero 2.4319
563
mein Programm de nomine filiorum Dei, in den Opusculis Fascicul. II. No. 13

Nösselts De vera vi nominis filiorum Dei disputatio ist in Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus II (1787), 333–350 (XIII.) abgedruckt.

564
Programm über diese Stelle in den Opusc. Fasc. II. N. 2

In Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus II (1787), 25–62 (II.) findet sich Nösselts Interpretatio grammatica capitis XV et XVI. Evangelii Ioannis.

565
4342 Zu den Vergehungen gegen diese Regel gehört:
  • 1. wenn man den biblischen Wörtern Bedeutungen giebt, die sie überall in der Bibel nicht haben;4343 als, daß χάρις von übernatürlichen Wirkungen Gottes in den Menschen (von gratia inhaesiva)4344 im Gegensatz gegen natürliche Kräfte des Menschen, gebraucht werde, da doch χάρις stets in der Bibel entweder von Gottes freyer4345 Güte,
    Ephes. [216] 2, 54346
    verglichen mit
    (V.)Vers 44347
    , oder von seinen Wohlthaten überhaupt gebraucht wird; desgl.4348 daß διαθήκη einen eigentlichen Vertrag bedeute, worauf man die ganze Föderaltheologie, die Lehre von Zurechnung des Falls Adams, von Adam4349 als einen4350 Repräsentanten des menschlichen Geschlechts, u. d. gl.und dergleichen 4351 gebaut hat; daß
    1 Kor. 2, 144352
    πνευματικοὶ und ψυχικοὶ, Wiedergeborne und Unwiedergeborne sind (etc.)et cetera
  • [187] 2. Wenn man Bedeutungen in eine Stelle trägt, die sie in der 4353 Stelle nicht haben, woraus man etwas beweisen will; als in die4354 Stelle
    Röm. 5, 12 (f.)folgend
    den gewöhnlichsten Begriff der4355 Zurechnung, worauf hernach die Lehre von einer mit und in Adam begangnen4356 Sünde, von schon daher rührender Strafwürdigkeit der Menschen (etc.)et cetera gegründet wird; oder in das Wort αἰώνιος 4357
    Matth. 25, 464358
    den Begriff von nicht immer, sondern nur lange dauernden Strafen, weil man dieses besser mit Gottes unendlicher Güte, oder vielmehr die gewöhnlichen falschen Begriffe [483] von eigentlicher Ewigkeit der Strafen, nicht mit dieser Güte zu reimen weiß, so sehr auch für die erstre4359 Bedeutung der Gegensatz in der Stelle selbst (ζωὴ ἀιώνιος 4360) und die Stelle
    Marc. 9, 464361
    spricht.
  • 3. Wenn man einen Unterschied zwischen biblischen Ausdrücken erdichtet, den sie, wenigstens in den Stellen, wo man diesen Unterschied anbringt, nicht haben; als zwischen ἐκπορεύεσθαι und ἐξέρχεσθαι bey4362
    Joh. 15, 264363
    die doch
    (Kap.)Kapitel 16, 284364
    gleichgültige Ausdrücke sind; desgleichen zwischen den Wörtern
    Matth. 22, 37.
    Gal. 5, 19 (f.)folgend
    u. d. gl.und dergleichen 4365
  • [217] 4. Wenn man gewöhnliche und,4366 der Sache selbst nach,4367 richtige Abtheilungen in Stellen trägt, wo gar nicht zu beweisen ist, daß die heil.4368 Schriftsteller diese Verschiedenheit im Sinn gehabt haben; als die Abtheilung in das rituelle und moralische Gesetz bey4369
    Röm. 3, 20 (f.)folgend
    , den Unterschied zwischen Gott- und Menschheit Christi (etc.)et cetera den Unterschied zwischen Wieder- und Unwiedergebornen Röm. 7, 14 (f.)folgend (etc.)et cetera
  • 5. Wenn man an die Wörter Nebenbegriffe hängt, wovon keine Spur im Wort oder dem Texte liegt;4370 als
    Joh. 6, 444371
    von unmittelbaren oder übernatürlichen Wirkungen, Röm. 5. von unserm Tode als Strafe u. d. gl.4372
1.
†)4410 So brauchen die griechischen Uebersetzer, Symmachus z. B.zum Beispiel 4411
Hiob 36, 104412
und
Jes. 30, 154413
μετανοεῖν und4414 μετάνοια statt des hebräischen שׁוב אל יהוה oder שׁובה, und dieses Letztre4415, welches sie ἐπιστρέφειν πρὸς τὸν Θεὸν übersetzen, wird 5 Mos. 30, 104416 offenbar erklärt durch: der Stimme des Herrn gehorchen, und seine Gebote befolgen; daher heißt μετάνοια nach dem hebräischen Sprachgebrauch gewiß die gänzliche Besserung des Menschen;4417 und Buße 4418 (μετανοια 4419) und Bekehrung (ἐπιστροφὴ) ist gewiß einerley4420. Φόβος 1382 κ. τρόμος Phil. 2, 12. ist nicht Furcht und Zittern, sondern Achtung, Scheu, Bescheidenheit, wie 1 Petr. 3, 154421 2 Petr. 2, 104422 1 Kor. 2, 24423 verglichen 2 Kor. 10, 104424, fordert also keine Aengstlichkeit bey4425 der Besserung, die ohnehin, nach
Röm. 8, 15,4426
dem Geiste des Christenthums zuwider ist.
2.
[486] ††)4427 Wie in den Redensarten, die Gott scheinen4428 zum Urheber des Bösen zu machen,4429 (§. 138. 4430 (Anm.)Anmerkung ††4431); in πεπραμένος ὑπὸ τὴν ἁμαρτίαν Röm. 7, 144432 verglichen mit (Kap.)Kapitel 8, 124433; in ἀδύνατον, was sehr schwer, nicht, was unmög[190]lich ist,
Ebr. 6, 4.4434
verglichen mit κατάρας ἐγγὺς 4435
V.Vers 4436 84437
und
Matth. 19, 26.4438
verglichen mit
V.Vers 4439 23.
3.
†††)4440 (Z. B.)Zum Beispiel der βασιλείᾳ 4441 τοῦ Χριστοῦ Joh. 18, 364442 und Marc. 1, 154443, wenn sie es auch nicht immer ausdrücklich sagen, wie Christus4444 Apostelgesch. 1, [220] 7 f.folgend 4445 in seiner Antwort; den jüdischen Redensarten vom Satan oder Teufel, womit sie offenbar in vielen Stellen alle Hindernisse des Guten bezeichnen, es mögen Irrthümer oder Laster, oder Unglück,4446 oder feindselige Menschen seyn, wie
Joh. 14, 304447
verglichen mit
16, 334448
Luc. 10, 18. 194449
Röm. 16, 204450
verglichen mit
V.Vers 4451 17
.
4.
*)4452 (D. i.)Das ist sie geben ihnen entweder einen Nachdruck oder Nebenbegriff, den die Ausdrücke an sich nicht haben, wie dem Auferwecken, nämlich zur Seligkeit Joh. 6, 394453 verglichen mit V.Vers 4454 374455, der γνῶσει τοῦ Θεου 4456
1 Joh. 2, 34457
verglichen mit
(Kap.)Kapitel 4, 64458
, dem μεριμνᾶν Matth. 6, 254459; oder nehmen die mit den Worten gewöhnlich verbundnen4460 Begriffe bald weiter, bald enger, (z. B.)zum Beispiel πίστις, νόμος u. dgl.und dergleichen 4461
5.
**)4462 So erklärt Jesus Luc. 15, 11 (f.)folgend was zur μετανοίᾳ V.Vers 4463 104464 gehöre,4465
Joh. 3, 144466
was er
V.Vers 4467 154468
und für einen Glauben an sich verstehe, und Joh. 6, 44–464470 daß er von keiner gewaltsamen Besserung rede, sondern von einer4471 die durch Unterricht, und zwar durch mittelbaren Unterricht, geschieht.
571
ebräischgriechischen

Vgl. II § 72.

572
κ.

Phil 2,12 liest καὶ (vgl. II § 67).

1.
†)4487 So wird
Matth. 18, 64488
ganz falsch auf den Glauben der kleinen Kinder,
Röm. 94489
auf die Seligkeit der Menschen ( (s.)siehe die 13861ste und 6ste Abhandlung in den Opusculis (Tom.)Tomus I.), Phil. 2, 124490 auf die Sorge für unsre 4491 Seligkeit gezogen. So reden viele Stellen offenbar nur von den Aposteln, als
Joh. 14–164492
Joh. 20, 22. 234493
und
2 Kor. 3, 54494
, die man fälschlich auch auf Andre4495 gezogen hat, wenigstens nicht, ohne [488] weitere Untersuchung, gleich hätte auf Andre4496 ziehen sollen.
2.
††)4497 So erlaubt doch die Veranlaßung4498 der Rede Christi4499 Matth. 18, 34500 nur an die Pflicht der Demuth zu denken;4501 und daß
Matth. 5, 3 (f.)folgend
von leiblicher Armuth und Traurigkeit zu verstehn sey4502, [222] und die Prädicate nur von denen 4503, die um des Christenthums willen in Dürftigkeit und traurige Umstände gerathen, zeigt die Stelle
Luc. 6, 20–264504
und
Matth. 19, 23
und
29;4505
so wie nach dem
Matth. 19, 224506
erwähnten4507 Umstand, Christi Worte daselbst v.Vers 214508 keine allgemeine Pflicht enthalten.
3.
*)4509 Wie fern Paulus die heil.4510 Schrift ( (A.)Alt Test.Testament 4511)
2 Tim.
3, 164512 θεόπνευστον nenne, erklärt er weiter nicht; ists also bloß einerley4513 mit ἱερὰ γράμματα v.Vers 4514 15? oder, wenn es mehr ist, geht es auf alle Bücher? (denn πᾶσα γραφὴ 4515, nicht 1388 π. 4516 ἡ γραφὴ, heißt doch nur eine jede Schrift, die 1389 θεοπν. ist), und wenn auch dies4517, wie weit dehnt 1390 P. dabey4518 die Eingebung aus? – Schließt
Matth. 28, 194519
auch Kindertaufe mit in sich?
(V.)Vers 204520
entscheidet nichts dagegen, denn sie konnten hinterdrein unterrichtet werden über Christi Gebote, wie mehrere damalige Erwachsene, Apostelgesch. 2, 37. 384521 verglichen v.Vers 4522 42. Schwerlich aber konnten die Apostel diese Worte anders als auf die Kindertaufe auch mit ziehn4523, weil sie hörten, durch die Taufe sollte jemand ein Schüler Christi werden, und wußten, daß die Beschneidung, wodurch jemand unter das Volk Gottes aufgenommen wurde, auch bey4524 Kindern befohlen war.
576
1ste und 6ste Abhandlung in den Opusculis Tom. I

In Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus I (21785), 1–28 (I.) bzw. 139–212 (VI.) abgedruckt sind die 1770 von Gotthelf Wilhelm Waltsgott (Breslau) verteidigte Ad orationem Christi Matthaei XVIII, 6sqq. de offendendo contemnendoque nullo minimorum qui credunt in eum disputatio sowie die 1761 von Wilhelm Gottlieb Jütting (Leer) verteidigte Interpretatio grammatica capitis VIIII epistolae D. Paulli ad Romanos. In beiden Fällen hatte Nösselt den Vorsitz, beide Respondenten sind darüber hinaus nicht weiter hervorgetreten.

577
4, 16

Gemeint ist 2Tim 3,16.

578
π.

D.i. erneut πᾶσα (hier mit Artikel in prädikativer Stellung).

579
θεοπν.

Hier ist der Nominativ θεόπνευστος zu lesen.

580
P.

D.i. Paulus.

1.
†)4551 Z. B.Zum Beispiel 4552 Christi und Pauli Beyspiele4553
Joh. 18, 234554
Apostelgesch. 16, 374555
Phil. 3, 4 (f.)folgend
um zu zeigen, wie weit Erduldung des Unrechts gehen, und man auf Ehre halten dürfe; wodurch selbst der Miß[224]verstand allgemeiner Lehrsätze, als
Matth. 5, 39 (f.)folgend
gehoben wird. Doch dieser (gehörig eingeschränkte) Gebrauch der Beyspiele4556 fällt von selbst in die Augen; weniger,4557 der Nutzen für Bestimmung dogmatischer Sätze. Indessen läßt sich, was (z. B.)zum Beispiel zur wahren Besserung der Menschen gehört, eben so, und fast noch besser, aus dem Verhalten Jesu und seiner Apostel in Bearbeitung derselben, abnehmen, als aus eigentlichen Lehrstellen.4558 ( (s.)siehe 1397allgemeine deutsche Bibliothek 4559 Band 124560 (St.)Stück 2. (S.)Seite 142 f.folgend ) 4561; und wer gegründete Begriffe von der Eingebung der heil.4562 Schrift sucht, kann4563 sie allein aus Wahrnehmung des Verfahrens der heil.4564 Schriftsteller in ihren Schriften sicher erkennen, und sich (z. B.)zum Beispiel dadurch überzeugen, wie ungegründet die Hypothesen sind, daß Gott ihnen alles4565 dictirt habe, und sie sich dabey4566 bloß leidentlich verhalten, daß sie stets die allerbeste Ordnung und Ausdrücke gewählt haben u. d. gl.und dergleichen 4567 Eben so bey4568 der Lehre von der Deutlichkeit der heil.4569 Schrift.
2.
††)4570 So redet die Bibel stets von der Versöhnung4571 als durch Christi Tod, niemals als durch Christi Lehre, geschehen. So versteht sie unter den ἀπίστοις, denen sie die Seligkeit abspricht, niemals die, so keine Gelegenheit zur Erkenntniß der christlichen Lehre gehabt, noch sich von deren Wahrheit überzeugen gekonnt4572, sondern welche jene Gelegenheit und die Mittel zur Ueberzeugung nicht brauchen4573 wollen, (z. B.)zum Beispiel [491]
Marc. 16, 164574
(vergl.)vergleicheverglichen mit v.Vers 4575 11. Joh. 3, 184576 (vergl.)vergleicheverglichen v.Vers 4577 19. 20, 274578 Apostelgesch. 19, 94579 (etc.)et cetera
3.
[225] †††)4580 So der sehr verschiedne4581 Begriff von Christo4582 als einem König und von seinem Reich. (S.)Siehe 1398 meine4583 Abhandlung de [194] Christo homine regnante im 2ten Bande der Opuscul. ad interpret. SS. Script. Script. N.Numero 14.4584
4.
*)4586 Ganz anders (z. B.)zum Beispiel wird der Gegenstand des in der heil.4587 Schrift empfohlnen4588 Glaubens Ebr. 11, 14589, anders Marc. 1, 154590 und (Kap.)Kapitel 164591 (vergl.)vergleicheverglichen mit Matth. 28, 204592, anders Matth. 21, 214593, anders Matth. 8, 5 (f.)folgend, anders Joh. 3, 164594 (vergl.)vergleicheverglichen mit V.Vers 14,14., 4595 und Röm. 3, 2525. angegeben. Eben4597 so ist
Ebr. 114599
in einigen Beyspielen4600, (z. B.)zum Beispiel Abrahams, gewiß der Glaube,4601 Vertrauen, in andern nur Beyfall4602, oder Für wahr halten;halten, 4603 so wie
Röm. 14, 2. 22. 234605
Ueberzeugung von dem,4606 was recht, was zu thun oder zu laßen4607 ist. Alle diese Bedeutungen geben den allgemeinsten Begriff: Glauben sey4608 etwas für wahr oder recht halten, der dann4609 in einzelnen4610 Stellen eine nähere Bestimmung bekommt, entweder in Absicht des Gegenstandes, als Gottes, Christi, des Todes Christi für uns, solcher Dinge, die ihrer Natur nach nicht gewiß sind u. d. gl.und dergleichen,4611 oder in Absicht der Art, die immer nach den Umständen jeder Stelle zu nehmen ist, ohne den einen, zumal4612 häufigern Begriff, überall hinzutragen. So ist (z. B.)zum Beispiel Matth. 15, 25–284613 und Joh. 9, 35–384614 (vergl.)vergleicheverglichen mit V.Vers 4615 164616 gewiß die 4617 Art des Glaubens sehr von der gewöhnlichen, in der heil.4618 Schrift empfohlnen4619, verschieden, und kan4620 viel Licht auf die Lehre vom Glauben werfen, die gemeiniglich zu sehr verengt wird.
5.
[226] **)4621 (Z. B.)Zum Beispiel was die sogenannte Unterwerfung Christi unter Gott 1 Kor. 15, 284622 sagen wolle, oder [492] die dunkle4623 oft durch Mystik verunstaltete Stelle
2 Kor. 3, 18.
(S.)Siehe die 1399schon erwähnte4624 Abhandlung de Christo regnante, und eine 1400 andre4625 über
2 Kor. 4, 64626
in dem 2ten Bande der Opusculorum ad interpr. SS. Script. N.Numero 7.4627
6.
***)4628 Denn vieles ist doch theils erst durch später aufgetretne4629 Propheten, durch Jesum, und, da selbst Jesus noch viel4630 unbestimmt ließ,
Joh. 16, 124631
, durch seine Apostel aufgeklärt und bestimmt worden,4632 theils erforderten 4633 die Umstände der Zuhörer und Leser, sonderlich der Juden, manche Bestimmung, die nur für sie 4634 nöthig, oder widerriethen manche nähere Bestimmung,4635 die ihnen 4636 nicht zuträglich war. Wer also die heilige Schrift, zur Aushebung des christlichen Lehrbegriffs daraus, mit weiser Vorsichtigkeit studieren will, wird sich auf der einen Seite hüten, keine solche Bestimmung in Schriftstellen sogleich für allgemeine christliche Lehre anzunehmen, wenn sie sich nirgends als in gewissen Arten von heiligen Büchern, oder in besondern Reden an eine gewisse Art von Lesern und Zuhörern findet, und auf der andern Seite, sie von dieser Lehre für alle Christen bloß darum auszuschließen4637, weil sie nur in einigen Stellen oder Büchern vorkommt.
587
allgemeine deutsche Bibliothek Band 12 St. 2. S. 142 f.

In der von Friedrich Nicolai (1733–1811) herausgegebenen Allgemeine[n] deutsche[n] Bibliothek 12 (St. 2) (1770), 136–156 (XIII.) findet sich eine Rezension zu Siegmund Jacob Baumgartens Ausführliche[m] Vortrag der Theologischen Moral mit einer Vorrede Herrn D. Joh. Salomo Semlers (1767), die nach dem von Nicolais Enkel Gustav Parthey (1798–1872) besorgten Mitarbeiterverzeichnis (1842) von Friedrich Gabriel Resewitz (1729–1806) verfasst wurde. Resewitz geht an der hier benannten Stelle auf die Lehrart Jesu und der Apostel ein, die sich immer nach dem bei den Menschen Vorfindlichen gerichtet habe.

588
meine Abhandlung de Christo homine regnante in 2ten Bande der Opuscul. ad interpret. SS. Script[.] N. 14

Gemeint ist die 1773 unter dem Vorsitz Nösselts von Johann Heinrich Sigismund Koblanck (1751–1834) verteidigte Dissertatio theologica de Christo homine regnante in qua de ea re dicta in Sacris Scripturis et explicantur et inter se conciliantur. Erneut in den Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus II (1787), 351–384 (XIV.) abgedruckt, bezeichnet sie Nösselt ab der zweiten Auflage der Anweisung als sein Werk. Nachdem Koblanck Halle verlassen hatte, wurde er zunächst als Nachfolger Campes Lehrer im Hause von Humboldt und später Prediger in Berlin.

589
schon erwähnte Abhandlung de Christo regnante

S.o.

590
andre über 2 Kor. 4, 6 in dem 2ten Bande der Opusculorum ad interpr. SS. Script. N. 7

Hier handelt es sich um die Disputatio ΠΕΡΙ ΤΟΥ ΦΩΤΙΣΜΟΥ ΤΗΣ ΓΝΩΣΕΩΣ ΤΟΥ ΘΕΟΥ ΕΝ ΠΡΩΣΩΠΩΙ ΙΗΣΟΥ ΧΡΙΣΤΟΥ ad locum 2 Corinth. IV, 6. in Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus II (1787), 157–182 (VII.).

1.
4663 (S.)Siehe 1410 Sam. Friedr . 4664 Nath. Morus trefliche4665 Disp. de notionibus universis4666 in Theologia,textgrid:327wm und, von dem großen4667 Nutzen dieser Begriffe, dessen Programm de utilitate notionum universarum4668 in Theo[228]logia,textgrid:327wp beyde4669 Lips. 1772,4670 4. Sie sind wieder aufgelegt in s.sein Dissertatt. theolog. et philologicis, Lips. 1787 in1787. 8.4671
2.
†)4673 (Z. B.)Zum Beispiel Feuer und die danach gebildeten Redensarten, brennen, nicht verlöschen u. d. gl.und dergleichen 4674 von [494] künftigen Strafen; Menschen sind Feinde Gottes, liegen unter seinem Zorn, sind mit ihm ausgesöhnt, von dem hergestellten guten Vernehmen mit Gott und von unsrer Seligkeit,Seligkeit; 4675 als ein Kind ins Reich Gottes gehn4677, ein neuer Mensch, wieder- oder von oben her geboren werden, von Besserung des Menschen (u. s. f.)und so ferner So auch die Ausdrücke: Gott giebt die Menschen 4678 in einen verkehrten Sinn,4679 giebt ihnen Augen,4680 daß sie nicht sehen,4681 bestimmt sie zum ewigen Leben u. d. gl.und dergleichen 4682 von bloßer ZulaßungZulassung 4683 oder Anstalten, die zu einem gewissen Verhalten der Menschen Gelegenheit geben.
3.
††)4685 Wie augenscheinlich
Matth. 12, 43–45.
verglichen mit
Tob. 8, 34686
und
Jes. 13, 21. 224687
;
Matth. 8, 11.
11, 14.
18, 104688
;
Joh. 7, 37. 38. 14, 30.
2 Petr. 2, 4,4689
im Brief an die Hebräer4690,
Gal. 4.
und in unzählichen4691 andern Stellen.
4.
†††)4692 (Z. B.)Zum Beispiel den Begriff von θεόπνευστος, die Beschaffenheit und Umstände der künftigen Auferstehung, das Allgemeine ausgenommen4693 daß wir einen wirklich bessern, als den irdischen,4694 Körper haben werden u. d. gl.und dergleichen 4695
5.
*)4696 (Z. B.)Zum Beispiel Θεὸς 4697 ἐμφανίζει ἑαυτὸν ἡμῖν, ἔρχεται πρὸς ἡμᾶς, μονὴν ποιεῖ παρ' ἡμῖν, μένει, περιπατεῖ, ἐν ἡμῖν; 4698 und [197] von den Menschen:4699 μένειν ἐν Θεῷ, ῥήματα [229] αὐτοῦ ἐν 1411 ᾿ἡμ. ἡμ. 4700 μένουσι, θεοδίδακτοι, κοινωνίαν ἔχειν μετ' αὐτοῦ, ἄγεσθαι πνεύματι Θεοῦ; ὁ κόσμος, οἱ ἄπιστοι, τὸ σκότος, ἔχθροι,4701 ἀντικείμενοι 4702, ἐκ τοῦ πονηροῦ ὄντες, οὗτος ὁ αἰών; μετανοεῖν, ἐπιστρέφεσθαι, ἀνανεοῦσθαι und viele andre4703.
6.
**)4704 Als σωτὴρ und μεσίτης;4705 ἁμαρτία und ἐπιθυμία;4706 χάρις, σωτηρία, δικαιοσύνη,4707 ἐπίγνωσις τοῦ Θεοῦ, πίστις, μετάνοια;4708 ζωὴ und θάνατος, 4709 (u. a.)und andere
7.
[495] ***)4710 Als
Joh. 3, 164711
Ephes. 2, 54712
Röm. 3, 23. 244713
Koloss. 1, 12. 134714
1 Joh. 1, 5–74715
(etc.)et cetera
8.
****)4716 Daher auch die heil.4717 Schriftsteller in den Stellen, wo sie den Inhalt des Christenthums zusammen nehmen, mehr nicht angeben, (z. B.)zum Beispiel 1 Thess. 1, 9. 104718 Tit. 2, 11. 124719 (Kap.)Kapitel 3, 4. 74720, und noch kürzer 1 Kor. 3, 114721 und 1 Joh. 5, 14722 verglichen mit Matth. 28, 20.
9.
****)*****) *****) Dies4723 sind die wahren 1412notiones directrices des ganzen Christenthums,4725 und in der Uebereinstimmung damit besteht die wahre Analogia fidei oder doctrinae.
600
Sam. Friedr[.] Nath. Morus trefliche Disp. de notionibus universis in Theologia […] wieder aufgelegt in s. Dissertatt. theolog. et philologicis, Lips. 1787

Sowohl De notionibus universis in theologia als auch De utilitate notionum universarum in theologia sind 1782 erschienen. Mit De notionibus hat Morus den theologischen Doktorgrad erworben, bei De utilitate handelt es sich um Morus' Antrittsvorlesung als ordentlicher Professor der Theologie in Leipzig. Der Überschrift nach findet sich De notionibus im ersten Band der Dissertationes theologicae et philologicae (1787), 239–307 (VIII.), ab 284ff. ist jedoch fortlaufend der Text von De utilitate angefügt worden. Im Journal für Prediger 24 (1791), 275–334 bzw. 417–445 und dem ersten Band von Morus' Kleine[n] Schriften theologischen und philologischen Inhalts (1794), 193–282 ist eine deutsche Übersetzung abgedruckt.

601
ἡμ.

D.i. erneut ἡμῖν.

602
notiones directrices

Laut Christian Wolff ist eine notio directrix ein zur Richtschnur dienender oder Leitbegriff.

1.
[231] 4760 †)*) 4761 1414 Töllners 4762 theologische Untersuchungen, Band 1. (St.)Stück 2. (S.)Seite 264 (f.)folgend
604
Töllners theologische Untersuchungen, Band 1. St. 2. S. 264 f.

Das zweite Stück des ersten Bandes von Johann Gottlieb Töllners (1724–1774) zweibändigen Theologische[n] Untersuchungen (1772–1774) ist 1773 erschienen.

1.
†)4773 Wenn (z. B.)zum Beispiel die heil.4774 Schrift die Anstalt Gottes, die er mit Christo und durch ihn zum Besten der Menschen gemacht hat, überall von Gottes Liebe zu uns herleitet, Joh. 3, 164775, und sogar ihm [232] diese Liebe vor der Versöhnung der Menschen durch Christum beylegt4776
Röm. 5, 84777
; was aber aus Liebe und Gnade geschieht, nicht seiner Natur nach geschehen muß 4778
Röm. 4, 44779
: so kan4780 es kein unwidersprechlicher Satz der Vernunft seyn, daß Gott habe die Menschen, oder einen von ihnen an ihrer Statt4781, strafen müssen, so wie alle angebliche Demonstrationen dieses Satzes auf willkührlichen4782 und undenkbaren Voraussetzungen beruhen, und mit allem ihren4783 Gott und das Christenthum entehrendem Gefolge4784 von [498] einem erzürnten und erst durch Christum befriedigten Gott u. d. gl.und dergleichen 4785 wegfallen. Gegen wie viele Hypothesen und vermeintliche Demonstrationen a priori hätte 4786 das bloße4787 fleißige Studium der heil.4788 Schrift sichern können! Wenn man (z. B.)zum Beispiel zusammengenommen hätte, daß die heiligen Schriftsteller so klar in ihren Schriften4789 (z. B.)zum Beispiel Philem. 9. 1 Kor. 2, 1 f.folgend 4790 von sich selbst und von Gott, als einem dritten4791, reden;4792 Gebete an Gott richten;4793 erzählen, woher sie ihre Nachrichten genommen haben,
Luc. 1, 24794
Joh. 19, 35;4795
einander scheinbar widersprechen;4796 zusammengehörige Begebenheiten [200] verschiedentlich stellen, z. B.zum Beispiel 4797
Matth. 4.
und
Luc. 4;4. einerley4798
Reden Christi mit ganz verschiednen4800 Worten ausdrucken4801: wie hätte man darauf fallen können, die heiligen Schriftsteller hätten sich bey4802 Abfassung ihrer Schriften ganz leidentlich verhalten, nicht sie, sondern Gott 4803 durch sie alles4804 geschrieben u. d. gl.und dergleichen 4805?
2.
††)4806 So scheint der Satz
Röm. 3, 244807
nicht nur gegen
Jak. 2, 14 f.folgend 4808
sondern auch gegen das stete Dringen der heil.4809 Schrift auf Heiligkeit und Tugend4810
Röm. 2, 74811
Ephes. 2, 104812
zu streiten. Letztre4813 Stellen leiden keinen verschiednen4814 Sinn, also liegt Mißverstand im ersten Satz, und ἔργα oder ἔργα νόμου 4815 sind entweder nur äusserliche4816 Beobachtungen des mosaischen Gesetzes durch Gebräuche, Opfer (etc.)et cetera oder, mir wahrscheinlicher, was wir nach Gottes Gesetz thun sollten, aber nicht thun, verglichen (Kap.)Kapitel 2, 134817 Röm. 8, 34818 (Kap.)Kapitel 7, 14 (f.)folgend; denn dies4819 heißts doch
(Kap.)Kapitel 2, 15,4820
wie ἔργον 1418 τ. Θεοῦ Joh. 6, 29;4821 und im ganzen Zusammenhang wird νόμος niemals vom Gesetz der Gebräuche (Ephes. 2, 154822), sondern stets von der nähern göttlichen Offenbarung gebraucht, (z. B.)zum Beispiel Vers 19 und 31.
3.
[499] †††)4823 Wenn man es (z. B.)zum Beispiel unverträglich mit Gottes allgemeiner und unparteyischer4824 Liebe findet, alle4825, die keine Gelegenheit, das Christenthum kennen zu lernen, gehabt haben, oder alle4826, die nicht getauft sind, zu verdammen, wegen
Apostelgesch. 4, 124827
1 Joh. 5, 124828
Joh. 3, 5
u. d. gl.und dergleichen 4829 oder es wenigstens für bescheidner hält, nichts darüber zu entscheiden,4830 (also es auch 4831 dahin gestellt seyn läßt4832, ob Gottes Liebe allgemein und unparteyischunpartheyisch sey4833?) so kan4835 ja schon 1) der gemeine Menschenverstand lehren, daß alle allgemein klingende Sätze den Fall voraussetzen, daß man etwas könne oder wisse, wie 2 Thess. 3, 104836 2 Joh. 1 (etc.)et cetera 2) daß4837 die heil.4838 Schrift nur die ἀπίστους verdamme, und nur die so nenne, die etwas wissen und wovon überzeugt werden konnten (§. 154. Anm.Anmerkung ††)2.);4839 und 3) daß sie sogar wahren Glauben denen beylege4841, die keine Versicherung, vielmehr das Gegen[234]theil, vor sich hatten, wie
Matth. 15, 284842
ver[201]glichen
V.Vers 4843 244844
; keine nähere Kenntniß von ihm besaßen4845,
Joh. 9, 164846
verglichen mit
V.Vers 4847 35–384848
; und weder getauft waren, noch sich äusserlich4849 zu den Christen hielten4850
Marc. 9, 38–42
. Und so würde man jene zuerst angeführten Stellen nicht auf bloß des Christenthums Unkundige ausdehneuausdehnen ausdehnen,4851 man würde einen allgemeinern und unentwickelten Glauben von einen ausdrücklichen oder bestimmten unterscheiden, nicht von eben demselben Glauben im alten, wie im neuen Testament, und dessen Nothwenigkeit, reden,4853 (u. s. f.)und so ferner – Hingegen ist ein Beyspiel4854 von falschen, Widerspruch veranlassenden, Bestimmungen, wenn, wider alle klare Schriftstellen4855
1 Tim. 3, 44856
(Kap.)Kapitel 4, 104857
1 Joh. 2, 2
(u. a.)und andere, in allen Sätzen von Gottes Bereitwilligkeit, alle Menschen selig zu machen, alle 4858 nur alle Auserwählte heissen sollen4859. Und bey4860 dem Anstößigen, das die wirkliche Lehre der heiligen Schrift von ewigen Strafen nach dem Tode giebt, hängt sicherlich das Anstößige da[500]von ab, daß man sich zum Begriff der Verdammniß, die gänzliche Unmöglichkeit der Besserung, und zu ewig fortgehenden (protensive ewigen) Strafen, ins unendliche 4861 zunehmende (intensive ewige) hinzudenkt.
608
τ.

Joh 6,29 liest τοῦ.

609
[502] Sehr4891 viel hängt hier von den Zeitumständen ab, unter welchen gewisse Wissenschaften mehr wie4892 sonst aufklärenaufgeklärt;4893 und von unsern besondern Umständen, wodurch wir glücklicher Weise auf Entdeckungen geführt werden, an die Andre4894 nicht dachten. Dies4895 sind Winke der göttlichen VorsehungVorsehung4896, denen wir mehr als andern folgen müssen, denn sie weisen jedem, der dazu Fähigkeit hat, gerade dasjenige an, was er bearbeiten soll. Vergleiche TheilVergl. Th. 1.4897 §. 37.
610
4965 Es ist eines verständigen Christen ganz unwürdig, über solche Untersuchungen, und das, was dadurch entdeckt wird, als über Neuerungen zu klagen, auf seine Meinungen, weil sie alt sind, stolz zu [241] thun, und alles Neue mit bloßer4966 Verunglimpfung von der Hand zu weisen. – Freylich4967 fassen alte Schläuche den neuen Wein nicht (
Luc. 5, 37 (f.)folgend
); aber es ist doch Undank gegen Gott, Einschläferung unsrer4968 Kräfte, mit denen wir zum [207] Guten, wenigstens durch Sichtung, mitwirken könnten, Versündigung gegen den, der Hülfe bedarf, und gegen den, der ihm helfen will, nicht nur selbst nichts zu thun, und nichts zu brauchen4969, was Andre4970 statt unsrer4971 thun, sondern auch selbst Andre4972 davon abzuhalten, und ununtersucht den guten Keim, den Gott aufgehen läßt, wie Unkraut4973 zu zertreten. – Rotte das Unkraut aus, weil [507] es Unkraut, nicht weil es neu ist; du möchtest eine sehr heilsame Pflanze vertilgen, von der du nur vorher noch nichts gehört hattest4974. Doch vergiß auch bey4975 dem Ausjäten des Unkrautes das nicht, was unser Herr sagt 1421 Matth. 13, 394976. – Allerdings giebts nur Einen Grund, auf den wir bauen müssen, der, daß Jesus der Christ sey4977 (
1 Kor. 3, 11).4978
Auf den hat man hölzerne und steinerne Häuser gebaut4979
(V.Vers 4980 12).4981
Sind alle alte dieser, und alle neue jener Art? Die Zeit wirds klar machen, sagt der Apostel
(V.Vers 4982 134983
); aber wie kan4984 sie dir4985 das 4986, wenn alles Neue, was die Zeit lehrt, schon darum 4987 das Zeichen der Verwerfung 4988 trägt, weil es neu ist? – Die Wahrheit ist ewig, aber sie wird oft erst spät erkannt. Wer das bisher Unerkannte ans Licht bringt, der sagt freylich4989 etwas Neues; aber verdient er die schnöde Verachtung, er, den Gott vielleicht zum Werkzeug brauchen4990 will, dich zu erleuchten? –
Ephes. 4, 11–15.
1 Kor. [242] 13, 9 (f.)folgend
Ebr. 5, 12–14.
1 Kor. 3, 21 (f.)folgend
– Es ist wohl kaum nöthig zu sagen, daß wer darum nicht das Neue will weggeworfen wissen, weil es neu ist, damit keinesweges alles Neue4991 billigt, eben weil es neu4992 ist. Ob etwas neu oder alt ist?4993 muß gar nicht, ob es wahr sey?4994 muß allein in Anschlag kommen.
611
Matth. 13, 39

In Übereinstimmung mit der ersten Auflage der Anweisung ist Mt 13,29 gemeint.

612
{ (Anm.)Anmerkung So urtheilt auch 1423 Fichte in dem System der Sittenlehre: „Der Diener einer Kirche muß davon ausgehen, worüber Alle einig sind, vom Symbol. – Er muß darauf [209] hinausgehen, worüber Alle einig werden sollen. Er muß sonach weiter sehen, als die Einzelnen; das beste und sicherne Resultat der moralischen Cultur des Zeitalters in der Gewalt haben: und zu diesem hat er sie zu führen. – Alle sollen einig werden; sie sollen aber auch, während ihres Fortschreitens, einig bleiben; mithin muß er stets so gehen, daß man ihm folgen kann. – Sobald er in seinem Vortrage zu sehr der Cultur seiner Zuhöhrer voreilt, sobald redet er nicht mehr zu Allen (einer Gemeinde) (u. s. w.)und so weiter“ – Ausführlicher habe ich den Begriff und die Natur der Lehrweisheit, welche schon eine gründliche Kenntniß des Systems voraussetzt, entwickelt in den 1424Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers}
613
Fichte in dem System der Sittenlehre: „Der Diener einer Kirche […] sobald redet er nicht mehr zu Allen (einer Gemeinde) u. s. w.“

Wiedergegeben wird Johann Gottlieb Fichtes (1762–1814) System der Sittenlehre nach den Principien der Wissenschaftslehre (1798), 472.

614
Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung

Hier dürfte die zweite Auflage (1803) gemeint sein (vgl. I § 285 c).

615
(Anm.)Anmerkung *) Eine Dogmatik, die in eine bloße Dogmengeschichte verwandelt wird, hört auf, da sie ihren eigenthümlichen [211] Charakter, Glaubenslehre und Untersuchung der Lehre zu seyn, verliert, Dogmatik zu seyn, und wird ein Theil der historischen Theologie. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
1.
[247] 5086 Es ist ein sehr gewöhnlicher Mißverstand, das Praktische mit dem Moralischen zu verwechseln, und die Folge davon ist nur zu oft Verachtung oder Gleichgültigkeit gegen alles5087, was nicht unmittelbar 5088 das Thun und Laßen 5089 der Menschen betrift5090. Praktisch ist doch alles5091, was auf die menschliche Glückseligkeit anwendbar ist. Nun beruht diese Glückseligkeit 1) keinesweges bloß auf unserm Thun und Laßen5092, oder der Beobachtung unsrer5093 Pflichten, sondern auch auf Gemüthsruhe, die zwar auch von dem guten Gewissen abhängt, aber eben so sehr von der Ueberzeugung, daß alles5094, was uns begegnet, wirklich für uns gut ist, und daß wir uns zu Gott und dessen Regierung immer des Besten versehen können. Diese letztre5095 Ueberzeugung [513] ist zu unsrer5096 Glückseligkeit unumgänglich nothwendig, in Absicht auf solche Veränderungen, die nicht in unsrer5097 Gewalt stehen, wohin auch diejenigen gehören, die wir nicht können ungeschehen machen, namentlich5098 unsre5099 vielfältigen Vergehungen, und die daher entstehenden5100 Folgen. 2) Kan5101 der Einfluß eines Satzes auf unsre5102 Glückseligkeit eben sowohl mittelbar als [213] unmittelbar seyn, und wir urtheilen wie Kinder, wenn wir das Nutzbare, auch in der5103 Religion, bloß auf das Letztere (auf das materialiter oder unmittelbar5104 Praktische) einschränken, ohnerachtet5105 uns die ganze Einrichtung der physischen und moralischen Welt so deutlich an den auch sehr entfernten Einfluß gewisser Ursachen auf unser Wohl und Weh erinnert. Daher ist jeder5106 noch so speculative Satz,Satz 5107 praktisch, wenn er 1)5109 die zu unsrer5110 Gemüthsruhe unent[248]behrliche Ueberzeugung von Gottes allezeit weisen und gütigen Anstalten und Fügungen zu unserm Besten überhaupt und in einzelnen5111 Fällen, auf eine nähere oder entferntere Art, befördern, irgend einen Beweis dafür geben, irgend einem Zweifel dagegen zuvorkommen, oder ihn heben kan. 2) Wenn5112 er 5113 irgend einen Grund zu einer Pflicht enthalten, irgend eine Ermunterung dazu, irgend eine Erleichterung derselben in der Ausübung,5114 geben kan. Und einen5115 Satz praktisch machen5116 ist 5117 nichts anders, als zeigen, welchen Einfluß derselbe auf unser Bestes haben könne, es sey5118 auf die eine oder die andre5119 so eben angegebene Art; welches auch dadurch geschehen kan5120, wenn wir ihn so erklären, so bestimmen, in eine solche Verbindung mit andern stellen, daß andre5121 diesen Einfluß leicht einsehen, und die Anwendung desselben auf ihre Gemüthsruhe oder Besserung leicht machen können. 5122
1.
†)5151 S.Siehe die, den Gegenstand sehr einseitig fassende, Schrift: Gründe für die gänzliche Abschaffung der Schulsprache des theologischen Systems 5152, Berlin 1772.textgrid:32dw1 8.
2.
[250] [215] ††)5154 Entweder wenn man uneigentliche, sinnliche, und überhaupt unbestimmte5155 Ausdrücke mit gemeinbekannten eigentlichen vertauscht, (z. B.)zum Beispiel statt Vergebung der Sünden,5156 Verschonung mit Strafen, statt Wiedergeburt, gänzliche oder Herzenbesserung,5157 setzt; oder sich durch wohlgewählte Umschreibungen, Beschreibungen und Beyspiele5158 erklärt, wie Jesus in seinen Parabeln, als Luc. 15, 11 (f.)folgend 18, 10 (f.)folgend etc.et cetera;5159 oder wohlerklärte, und durch weitre5160 Erläuterungen sonst schon den Zuhörern bekannte Hauptbegriffe und Hauptsätze (§. 155 442 ) beybehält5161.
3.
*)5163 (Z. B.)Zum Beispiel Person in der Gottheit;5164 an welches Wort die meisten5165 gar nicht den metaphysischen Sinn knüpfen, worin es unsre5166 Theologen wollen genommen wissen, und daher entweder gar nichts dabey5167, oder grobe Begriffe von Theilbarkeit, menschlicher Gestalt, oder, wie 1432einige in der [516] ältern Kirche bey5168 dem Wort πρόσωπον, bloße5169 Verhältnisse hinzu denken5170.
4.
**)5171 Als eben bey5172 dem Wort Person; beybei dem Ausdruck5173 1433 Entäusserung 5175 Christi, dem man den falschen Begriff von einem5176 unterlaßnen5177 Gebrauch göttlicher Eigenschaften untergelegt hat; Genugthuung Genugthuung, 5178 wenn es nicht in gut lateinischem Verstande genommen wird;5180 1435Caput morale5181 von Adam gebraucht u. d. gl.und dergleichen 5182
621
Gründe für die gänzliche Abschaffung der Schulsprache des theologischen Systems, Berlin 1772

Über den Zusatz von dem Verfasser der Schrift: Was für einen Werth kann man – den schnellen Bekehrungen – zueignen, u.s.w. lässt sich Gotthilf Samuel Steinbart (1738–1809), dessen System der reinen Philosophie oder Glückseligkeitslehre des Christenthums (11778–41794) im Rahmen der Bibliothek der Neologie ediert wird (BdN VIII), als Autor ermitteln. Steinbarts Gründe haben Johann Leonhard Frisch (1737–1795), der 1781 auch als Opponent der Glückseligkeitslehre hervorgetreten ist, sowie August Friedrich Brackmann (1753–1830) zu Gegenschriften herausgefordert (1775 bzw. 1778).

622
einige in der ältern Kirche bey dem Wort πρόσωπον, bloße Verhältnisse hinzu denken

Vgl. II § 83.

623
Entäusserung Christi, dem man den falschen Begriff von einem unterlaßnen Gebrauch göttlicher Eigenschaften untergelegt hat

Gemeint ist die Kenosis (κένωσις) Christi, wie sie im Philipperhymnus (Phil 2,5–11) grundgelegt ist (Phil 2,7 ἑαυτὸν ἐκένωσεν). Vor dem Hintergrund der Lehre von der communicatio idiomatum kam es in diesem Punkt Anfang des 17. Jh.s zum sog. Kenosis-Krypsis-Streit zwischen den Fakultäten Gießen und Tübingen. Während man in Gießen (wie zuvor Martin Chemnitz) der Meinung war, Jesus habe sich der mit seiner göttlichen Natur einhergehenden Eigenschaften entäußert (Kenosis), vertrat man in Tübingen (wie zuvor Johannes Brenz) die Auffassung, Jesus habe diese Eigenschaften weiterhin besessen, jedoch (mit Ausnahme der Fähigkeit, Wunder zu bewirken) verhüllt (Krypsis). Unter veränderten Vorzeichen erlebte diese Frage im 19. Jh. eine Neuauflage („Kenotiker“).

624
Genugthuung […] lateinischem Verstande genommen wird

D.h. im Sinne von satisfactio (vgl. I § 61).

625
Caput morale von Adam

Im Hintergrund steht die in der Anweisung immer wieder aufgegriffene Lehre von der Zurechnung der Sünde Adams. Insbesondere nach dem pelagianischen Streit (vgl. II § 88) und im Anschluss an die Prädestinationslehre Augustins (vgl. II § 113) gilt Adam als Repräsentant der gesamten Menschheit. In imputationstheologischer Perspektive hat Gott die Schuld des Sündenfalls (vgl. Gen 3) mitsamt der Strafe seinen Nachkommen zugerechnet, da der Mensch der Möglichkeit nach bzw. als Same in Adam bereits existiert habe. In föderaltheologischer Perspektive hat Gott den Bund stellvertretend mit Adam geschlossen, so dass der Bundesbruch auch dessen Nachkommen betrifft (vgl. II § 150).

1.
†) Bey5225 den so schwierigen Fragen, (z. B.)zum Beispiel von Mitwirkung Gottes bey5226 sündlichen Handlungen;5227 von den Absichten, die Gott hat, und nicht erreicht;5228 von der Seligkeit derer, die keine Gelegenheit zur Erkenntniß5229 des Christenthums gehabt haben;5230 welche Fragen mit Gottes Heiligkeit und Weisheit, und mit der Nothwendigkeit des Glaubens an Christum, worauf die heilige Schrift dringt, so sehr in Widerspruch zu stehen scheinen, giebt der Unterschied zwischen dem Materiellen und Formellen der freyen5231 Handlungen, dem5232 1439voluntate absoluta und inabsoluta Dei, dem ausdrücklichen und unentwickelten Glauben,5233 sehr kurze und bestimmte Entscheidung.
2.
[519] *)5234 Man weiß, welche Unbestimmtheit und Zweydeutigkeit5235 in der gemeinen Sprache liegt, und wie oft an den Ausdrücken derselben Nebenbegriffe hängen, die mit derselben in [218] die Erkenntniß der Religion übergehen, und Irrthümer verursachen (Theil 15236 §. 61 5237), oder doch von dem festen Gesichtspunct bey5238 einer Untersuchung ableiten, und auf Nebensachen führen, welchem Fehler man alsdann5239 nur durch eine bestimmtere Sprache zuvorkommen kan5240. – Freylich5241 mag diese Sprache bisweilen zarten Ohren widrig klingen, und dann5242 stehts bey5243 jedem, sie durch besser gewählte Ausdrücke harmonischer zu [254] machen. Sonst5244 aber ist nicht abzusehen, warum man die 1440Ausdrücke von fide quae und fide qua, von der Rechtfertigung durch den Glauben correlatiue5245 ad Christum, von der Rechtfertigung im medicinischen und juristischen Verstande,5246 mißbilligen will, wenn man die dadurch ausgedruckte5247 Sache versteht, und sie selbst nicht mißbilligt. – Selbst durch bestimmte Ausdrücke und Erklärungen der biblischen Begriffe5248 wird die Abhandlung der Sachen ungemein abgekürzt,5249 und unnöthige Untersuchung verhütet; wie man aus Vergleichung dererjenigen5250 Lehrbücher sehen kan5251, die aus der 1441Lehre von den sogenannten drey5252 Aemtern Christi, von Erleuchtung, Bekehrung, Buße5253, Wiedergeburt, Heiligung, mystischer Vereinigung u. d. gl.und dergleichen besondre5254 Artikel machen, wenn man sie mit andern vergleicht, wo sie zusammengenommen sind, weil man fand, daß ein und dieselbe Sache nur durch verschiedne5255 Tropen ausgedruckt5256 war, die alle durch Einen bestimmten Ausdruck vereinigt werden.
3.
**)5257 So wird man schwerlich den Zusammenhang zwischen Gottes höchster Seligkeit, Gütigkeit, Heiligkeit und Gerechtigkeit, wenigstens schwerlich ohne Weitläufigkeit, populär zeigen können. [520] Aber man nehme die vorher wohl erklärte Terminologie vom bono 5258 physico und morali zu Hülfe, und denke sich die Sache so: Gott will allezeit was bonum (oder vielmehr optimum) ist, bey5259 sich und bey Andern,5260 das bonum aber ist entweder physicum oder morale; folglich will Gott aufs höchste 1) das bonum physicum bey5261 sich, 2) das bonum mo[255]rale bey5262 sich, 3) das bonum physicum bey Andern5263, und 4) das bonum morale bey5264 Andern (es5265 versteht sich, die dessen fähig sind). Was ist das erste 5266 anders, als die höchste Seligkeit, das zweyte5267 [219] die höchste Heiligkeit, das dritte5268 die höchste Gütigkeit, das vierte5269 die höchste Gerechtigkeit? So fällt der Unterschied dieser Eigenschaften, der nothwendige Zusammenhang unter ihnen, und zugleich der wichtige Umstand in die Augen, daß Gottes Gerechtigkeit nichts5270 anders als seine höchste Gütigkeit sey5271, so fern sie das bonum morale bey freyen5272 Geschöpfen als Mittel zu deren bono physico will. Wenn auch nichts als dieser allein würdige Begriff von Gottes Gerechtigkeit durch diese Terminologie gewonnen5273 würde:5274 zu wie viel herrlichen Folgen würde diese führen, sowohl uns über 5275 unser Schicksal zu beruhigen, als uns Gottes Gesetze werth, und uns zu ihrer Befolgung willig zu machen? welches bey5276 dem gewöhnlichern Begriff von Gottes Gerechtigkeit, die man als abgesondert von der Liebe, oder 5277 als ihr entgegengesetzt denkt, gar nicht zu erhalten ist.
629
voluntate absoluta und inabsoluta Dei

Gemeint ist die dogmatische Unterscheidung zwischen der voluntas absoluta Dei und der voluntas conditionata bzw. ordinata Dei. Unter der voluntas absoluta ist der Wille Gottes zu verstehen, insofern er nicht an außer ihm liegende Bedingungen geknüpft ist (Schöpfung, Wunder); die voluntas conditionata bzw. ordinata meint dagegen den Willen Gottes, der von bestimmten äußeren Bedingungen abhängt (sub certa conditione) oder in Absicht auf eine bestimmte Ordnung (certum ordinem) geschieht. Während sich der Mensch der ersten voluntas nicht entziehen kann, ist dies im Falle der zweiten voluntas durchaus möglich (vgl. z.B. Mt 23,37). Bedeutsam wurde diese Unterscheidung insbesondere in der reformatorischen Auseinandersetzung um die Prädestination, da sich der Mensch nach der calvinistischen Lehre von der doppelten Prädestination (vgl. II § 113) der unbedingten Gnadenwahl als Akt der göttlichen voluntas absoluta nicht widersetzen kann, wohingegen er die Gnadenwahl nach lutherischer Vorstellung als Akt der voluntas conditionata oder ordinata Gottes im Glauben annehmen muss.

630
Ausdrücke von fide quae und fide qua

D.i. die auf Augustin zurückgehende Unterscheidung zwischen der fides qua creditur, d.h. dem Glauben, durch den geglaubt wird (Glaubensakt), und der fides quae creditur, d.h. dem Glauben, der geglaubt wird (Glaubensinhalt).

631
Lehre von den sogenannten drey Aemtern Christi

Nach der Lehre der drei Ämter (munus triplex) hat Christus das prophetische (munus propheticum), das priesterliche (munus sacerdotale) und das königliche Amt (munus regium) inne.

632
5292 Die Vernachläßigung5293 des Volksunterrichts überhaupt; die bald unter den Christen eingerissene5294 Gewohnheit, das Volk mehr durch Ansehn5295 der Kirche, als durch verständliche Lehren und durch Ueberzeugung, zu regieren; und der größre Werth, den man, auch sehr frühzeitig unter Christen, auf Beobachtung äusserlicher Disciplin, mehr als auf wirkliche Erkenntniß des Christen[522]thums, gelegt, mögen wohl am längsten, die Nothwendigkeit dieses Unterschieds einzusehen, verhindert haben. Da nun [257] vollends das Ansehn5296 der Kirche eine gewisse gelehrte Sprache im Christenthum geweyht5297, und auf die Nothwendigkeit, diese geweyheten5298 Ausdrücke beyzubehalten5299, eben so sehr, als auf den rechten Glauben selbst, gedrungen hatte: wie schwer mußte es da werden, diese Sprache, selbst wenn sie unbequem, wenn sie am unrechten Ort, bey5300 dem Volk5301, gebräuchlich war, mit einer schicklichern zu vertauschen?
1.
Anm.Anmerkung Anm. 1.5321 So, scheint es, könnte man die Gränzen am richtigsten bestimmen;5323 ob sie gleich gemeiniglich nicht ganz, weder im mündlichen noch [524] schriftlichen Vortrage beobachtet werden, auch es nicht immer [259] können, weil man bey beyderley5324 Vortrag sehr oft Leser und Zuhörer von überaus verschiednen5325 Fähigkeiten und Kenntnissen in Absicht auf Gelehrsamkeit hat. Doch noch eher kan5326 man sich in Schriften 5327 eine gewisse Classe5328 von Lesern denken, für die man arbeiten will, und, da man unter den sehr weit ausgedehnten Namen der Ungelehrten5329 eben sowohl Leser von ganz gemeinen Fähigkeiten, als solche begreifen kan5330, die höhere Fähigkeiten, und die sie, wo nicht durch hieher5331 gehörige Lectüre5332, doch durch Nachdenken und Uebung in scharfsinnigen Untersuchungen, gebildet haben: so ist es sehr gut, für beyderley5333 Arten von sogenannten Ungelehrten durch besondre5334, nach ihren verschiednen5335 Bedürfnissen eingerichtete, Schriften zu sorgen. Man findet die besten5336 in der 1448 Anweisung zur Kenntniß der besten theologischen Bücher §. 228–230. erwähnt5337. Zu der letztern Art gehören5338 vorzüglich: das Handbuch der Religion von Hermes, Johann August Joh. Aug. Hermes , zweytezweite vermehrte Ausgabe, Berlin 17801780. in zwey Bänden inzwei Bänden, gr.groß 8.; und Doederlein, Johann Christoph Johann 5339 Christoph Döderleins 5343 christlicher Religionsunterricht nach den Bedürfnissen unsrer5344 Zeit, wovon zu Nürnberg 1785–1791 1785–1791. zeither erst fünf5345 Theile in 8. erschienen sind; so wie 5347 Joh. Jak. Griesbachs 5348 Anleitung zum Studium der populären Dogmatik, zweyte AusgabeAusg. 5349 Jena 1786 in5351 (gr.)groß 8.,5352 zwar die rechte Wahl zwischen gelehrter und populärer Theologie lehren soll, zugleich aber wirkliche Darstellung der populären Dogmatik ist.5353
2.
[223] Anm.Anmerkung Anm. 2.5354 Der Name der scholastischen Theologie ist daher entstanden, daß die Scholastiker der mit[260]lern Zeit vorzüglich diese Vortragsart in Vorstellung der Theologie gebraucht haben; und der Name der akroamatischen (eigentlich akroatischen)5356 ist aus der Schule des Aristoteles entlehnt; (s.)siehe 1451 Gellii noctes Att. XX,5357 5. Katechetische Theologie 5358 ist nicht mit der Katechetik, oder der Anweisung zu dergleichen Vortrage,5359 zu verwechseln.
635
scholastischen

Vgl. II § 19.

636
akroamatischen

D.i. nur zum Hören bestimmt (griech. ἀκροαματικός), ein Austausch zwischen Lehrer und Schüler ist bei dieser Lehrart nicht vorgesehen. Wie am Ende der zweiten Anmerkung erwähnt, bezeichnet dieser Begriff die aus Vorträgen entstandenen philosophischen Schriften des Aristoteles.

637
katechetischen

Einen Gegensatz zur akroamatischen Methode (s.o.) bildet die erotematische oder dialogische Lehrweise. Hier besteht der Unterricht in gezielten Fragen des Lehrers (griech. ἐρωτηματικός) und den betreffenden Antworten des Schülers (vgl. III § 10). Bisweilen wird dieses Vorgehen auch als sokratische (mäeutische) bzw. im religiösen Zusammenhang auch als katechetische Methode bezeichnet (vgl. I § 122 c).

638
Anweisung zur Kenntniß der besten theologischen Bücher §. 228–230

Vgl. I § 43.

639
Johann Christoph Döderleins christlicher Religionsunterricht […] wovon zu Nürnberg 1785–1791 zeither erst fünf Theile in 8. erschienen sind

Dieses Werk entstand als Bearbeitung der mehrfach aufgelegten Institutio theologi christiani in capitibus religionis theoreticis nostris temporibus accommodata (1780/1781). Die ersten fünf Teile wurden von Doederlein selbst besorgt (1785–1791), nach seinem Tod im Jahre 1792 ließ Christian Gottfried Junge (1748–1814) sieben weitere Teile folgen (1796–1803).

640
A. H. Niemeyer's […] verbunden mit Desselben Briefen an christliche Religionslehrer, als eine Art von Commentar über einzelne Materien, 1ster und 2ter Theil

Bei der Populäre[n] und praktische[n] Theologie oder Methodik und Materialien des christlichen Volksunterrichts handelt es sich um den ersten Teil von Niemeyers mehrfach aufgelegtem Handbuch für christliche Religionslehrer (1790/1792). Die drei Sammlungen der ersten Auflage der Briefe an christliche Religionslehrer tragen zwar den verwandten Untertitel Ueber populäre und praktische Theologie, doch dürfte, da hier von Teilen die Rede ist, die zweite Auflage gemeint sein (vgl. I § 285 c).

641
Gellii noctes Att. XX, 5

In Noctes Atticae XX 5 berichtet Aulus Gellius (2. Jh.), Aristoteles habe sich zwei unterschiedlicher Unterrichtsmethoden bedient: einer allgemein fasslichen und an alle Hörer gerichteten für die äußeren (ἐξωτερικά) Lehrgegenstände (rhetorische Übungen, Logik etc.) und einer für den nur ausgewählten Zuhörern vorbehaltenen (ἀκροατικά oder ἐσωτερικά) höheren Unterricht (v.a. vertiefte Kenntnis der Philosophie). Entsprechend habe Aristoteles auch seine den Unterrichtsstoff beinhaltenden Schriften in exoterische auf der einen und akroatische oder esoterische Werke auf der anderen Seite eingeteilt.

1.
†)5375 Schon zur eignen5376 Ueberzeugung, daß 1) etwas der heiligen Schrift gemäß sey5377, gehört Kenntniß ihres Sinnes; und Ueberzeugung von dessen Richtigkeit erfordert Sprach- und andere gelehrte Kenntnisse. 2) Eben so kan5378 ohne alle Kenntniß von Geschichte und Philosophie nicht die Glaubwürdigkeit und Göttlichkeit der heiligen Schrift oder ihres Inhalts überzeugend und zur Wegräumung aller Zweifel dagegen eingesehen werden. Und ist jemand 3) in solchen Umständen, wo er Religionsvorstellungen verschiedner5379 Menschen oder Parteyen5380 vergleichen muß, (z. B.)zum Beispiel wenn er Religionsschriften von verschieden Denkenden gelesen hat, oder unter Leuten lebt, die ihn durch scheinbare Gründe zu ihrer Partey5381 zu bringen suchen: so kan5382 er wenigstens ohne alle historische Kenntnisse schwerlich, was das Beste sey5383, beurtheilen. – Wahr ists, wer [262] sich geradezu an die wesentlichen Lehren des Christenthums hält, und sie durch die Erfahrung zu seiner Besserung und Gemüthsruhe bewähret5384 findet, kan5385 immer sicher genug seyn, daß er in der Hauptsache nichrnicht 5386 fehlen werde; und was er ja von gelehrten Kenntnissen braucht, kan5387 er bey5388 Gelehrtern erfragen, wo alsdann5389 der nothwendige5390 Glaube an ihre Einsicht die Stelle des Beweises und der eignen5391 Ueberzeugung vertritt. Allein erstlich ist es doch ganz etwas anders, wenn ich wovon5392 überzeugt, (d. i.)das ist aus eigner5393 Kenntniß und Unter[527]suchung davon gewiß bin5394, und wenn ich5395 etwas auf Glauben an dasjenige annehme5396, was [225] andre5397 Menschen wissen, oder zu wissen meinen5398; und es kan5399 Fälle geben, wo mir5400 ein Satz so wichtig ist, und 5401 Zweifel dagegen so stark sind, daß ich mich damit nichtnicht damit 5402 begnügen kan5404, auf bloßenblossen CreditCredit5405 anderer5407 Menschen zu bauen, zumahl5408 wenn diese ganz verschiedne5409 Einsichten äussern5410, und ihr Ansehn5411 in solchen Sachen bey mir5412 gleich ist. Hernach 5413 ist zwar jener Weg der Erfahrung vollkommen sicher (
Joh. 7, 17)5414
in solchen Sachen, welche durch die Erfahrung können erkannt und dadurch bestätigt werden, auch hinlänglich, wenn man bloß auf die Hauptsache des Christenthums sieht. Aber wie, wenn die Frage von Dingen ist, wo Erfahrung nichts entscheiden kan5415, (z. B.)zum Beispiel über die Glaubwürdigkeit der Evangelisten, und die Aechtheit5416 der biblischen Bücher? oder, wo mirmir, zu meiner5417 besondern Ueberzeugung, und sonderlich bey5419 sehr scheinbaren Zweifeln, daran viel5420 liegt, auch von gewissen Lehren überzeugt zu werden, die eigentlich zur Hauptsache des Christenthums nicht gehören?
643
Anm.Anmerkung 5451 Nach dem, was hier gesagt ist, bedarf es keiner Widerlegung der Ausflucht: daß der Lehrer nur Volkslehrer seyn dürfe, nur Religion5452 und nicht Theologie5453 vorzutragen, und überall keine Gelehrsamkeit auf [227] die KanzelKanzel5454 zu bringen habe; zumal wenn man das vergleicht, was darüber schon anderwärts, sonderlich Theil 1.5455 §. 3340. Theil 2. §. 8 5456 (f.)folgend und 138 5457 (f.)folgend gesagt worden ist. – Uebrigens versteht sichs von selbst, wenn man den angegebnen5458 Zweck erwegt5459, warum man sich mit dieser5460 gelehrten Theologie bekannt machen müsse, [265] daß man sie nicht in ihrem weitesten Umfang5461 zu lernen brauche5462, der ohnehin ins Unendliche geht, weil immer neue Fragen können5463 aufgeworfen 5464, und darüber immer vielerley5465 Meinungen seyn5466, und vielerley5467 Erläuterungen Statt finden werden. Es ist genug, so viel von dieser gelehrten Theologie zu wissen, als zur gründlichen Ueberzeugung seiner selbst und Andrer5468 in solchen Sachen dient, die das praktische Christenthum (§. 169 5469 (Anm.)Anmerkung) betreffen, und mit diesem näher zusammenhängen. In Absicht auf Kenntnisse, die erst durch besondere Umstände und individuelle Bedürfnisse nothwendig werden, kan5470 der eigene Fleiß noch immer viel nachholen, wenn man nur erst die nothwendigsten ge[530]lehrten Kenntnisse hat, und eine hinlängliche Bücherkenntniß besitzt, um zu wissen, woraus man, bedürfenden Falls, seine Kenntnisse erweitern könne.
644
Griesbach, Henke u. a., haben selbst angefangen, auf Universitäten eine populäre Theologie, außer der gelehrtern, vorzutragen

Gemeint ist Johann Jakob Griesbachs in erster Auflage unter dem Titel Anleitung zur gelehrten Kenntnis der populären Dogmatik (1779) erschienene und bereits zuvor (vgl. II § 174) genannte Anleitung zum Studium der populären Dogmatik (BdN III). Über den besonders als Kirchenhistoriker (vgl. II § 102) hervorgetretenen Heinrich Philipp Conrad Henke (1752–1809) ist bekannt, dass er Vorlesungen über populäre Theologie nach Johann Samuel Diterichs (1721–1797) Auszug der Unterweisung zur Glückseligkeit nach der Lehre Jesu (21781) gehalten hat.

645
Catechismus der Quäcker

Die während des englischen Bürgerkrieges (1642–1660) entstandene und unter dem Spottnamen Quäker (Zitterer) bekannte Religious Society of Friends ist in ihrer Anfangszeit v.a. mit George Fox (1624–1691) verbunden. Fox wollte den der Staatskirche abhandengekommenen Geist des Urchristentums wiederherstellen und konnte eine große Zahl von Anhängern um sich sammeln (Seekers, Dissenters etc.). Man verzichtete auf die Rituale der Church of England und überließ sich bei den Zusammenkünften in Privathäusern oder unter freiem Himmel der unmittelbaren Führung durch den Heiligen Geist. Überdies verweigerten Fox' Anhänger den Kirchenzehnten, Eide oder den Waffendienst und lehnten äußerlich sichtbare Sakramente, aber auch die als unbiblisch deklarierte kirchliche Trinitätslehre ab. Die unvermeidlichen Konflikte führten im Zusammenspiel mit den innenpolitischen Entwicklungen in England schließlich zum Verbot der Quäker. Nachdem sie mit dem Toleration Act (1689) das Recht auf freie Religionsausübung erhalten hatten, entwickelten sich die Quäker zu einer respektierten Religionsgruppe, die sich früh auch in Nordamerika etablieren konnte (vgl. das heilige Experiment von Pennsylvania). Als Katechismus der Quäker ist der mehrfach nachgedruckte, übersetzte und bis in die Gegenwart hinein bedeutende Catechism and Confession of Faith (1673) des Schotten Robert Barclay (1648–1690) gemeint, der neben Fox, dessen Widerpart James Nayler (1618–1660), William Penn (1644–1718) und Margaret Fell (1624–1702) eine der bedeutendsten Personen des frühen Quäkertums war.

646
Socinianer

Vgl. II § 110.

1.
*)5645 (S.)Siehe die in der 1460 Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß §. 2325646 angeführten Schriftsteller.5647 Doch haben diese oft nicht Umgang nehmen können, 5648 natürlich bekannte Sätze mit zu brauchen5649.
2.
†)5650 Wer als bloßer5651 Ausleger handelt, also nur die Absicht hat, den Sinn der Schriftstellen zu finden, [275] der wird sie im Zusammenhange, wo er sie lieset und erkläret5652, viel deutlicher verstehen,5653 und den Verstand derselben darstellen können, als wer eiueeine 5654 Schriftstelle zum dogmatischen Behuf aushebt, und den Zusammenhang nicht so ganz deutlich machen kan5655, wie er ihm war, wenn er sie in Verbindung des Ganzen las. Auch hat [540] der bloßeblosse Ausleger5656 gar kein dogmatisches Interesse, sieht also, was wirklich in der5658 Stelle liegt, viel reiner und bestimmter, als wer sie in der AbsicheAbsicht 5659 lieset, sich daraus über ein Dogma zu unterrichten.
649
Zusatz. Es scheint mir doch, als habe der Verfasser den Begriff einer biblischen Theologie zu einseitig aufgenommen, und ihr danach nicht volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Wenn nämlich bei ihrer Bearbeitung lediglich der Zweck im Auge behalten wird, das, was von Re[236]ligionsideen und Religionslehren erweißlich in den heiligen Schriften enthalten ist, zu ergründen, und zu zeigen, theils wie weit sie sich über gewisse Punkte ganz bestimmt erklären, oder etwas unbestimmt lassen, theils weil in ihnen selbst eine Verschiedenheit der Vorstellungsarten (τρόπων παιδείας) Statt finden, so wird doch das Resultat von nicht geringer Wichtigkeit seyn. Denn es soll ja eine Lehre nicht aus einer einzigen, sondern aus mehrern, ja aus allen Stellen gezogen werden, welche davon handeln. So kann doch (z. B.)zum Beispiel nur auf diesem Wege die Frage beantwortet werden, wie weit alle die in der Lehre von der Dreieinigkeit im System enthaltenen Bestimmungen und Subtilitäten führen, in der heiligen Schrift wörtlich oder dem Sinne nach enthalten sind, oder was Zusatz der spätern Zeit und Erzeugniß einer über die Bibel hinaus philosophirenden Schultheologie ist. Hiermit möchte ich indeß nicht behaupten, daß in den bisherigen 1462Bearbeitungen der biblischen Theologie von Hufnagel, Zachariä, Ammon, dieser Gesichtspunkt überall festgehalten sei. (D. H.)Der Herausgeber
650
Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß §. 232

Vgl. I § 43.

651
hufnagelsche Handbuch der biblischen Theologie, erster Theil, Erlangen 1785

Der Autor ist Wilhelm Friedrich Hufnagel (1754–1830), die erste Abteilung des unvollendet gebliebenen zweiten Bandes ist 1789 erschienen.

652
Bearbeitungen der biblischen Theologie von Hufnagel, Zachariä, Ammon

Zu Hufnagel s.o. Weiter handelt es sich um den nach seinem Magisterabschluss in Halle bis 1755 ebenda auch als Dozent tätigen Gotthilf Traugott Zachariae (1729–1777) und seine vierteilige Biblische Theologie oder Untersuchung des biblischen Grundes der vornehmsten theologischen Lehren (1771–1775), zu deren dritter Auflage (1786) Johann Karl Volborth (1748–1796) einen fünften Band ausgearbeitet hat, sowie um den von Friedrich Schleiermacher (1768–1834) angegriffenen Christoph Friedrich von Ammon (1766–1850) und seinen Entwurf einer reinen biblischen Theologie (1792) in zwei Hälften, der in zweiter Auflage als Biblische Theologie in drei Bänden erschienen ist (1801).

653
S.Siehe 5685 1464Prüfung der philosophischen Predigten, (von Felix Heß,) 1767.textgrid:34hr3 in 8.
654
Prüfung der philosophischen Predigten, (von Felix Heß,) 1767

Der genaue Titel lautet Prüfung der philosophischen und moralischen Predigten (1767), der als Autor ermittelte Felix Hess (1742–1768) war mit Johann Caspar Lavater bekannt (vgl. I § 283 c).

1.
Anm.Anmerkung Anm. 1.5698 Diese in der systematischen Theologie gemachte Absonderung ist, wie die Namen selbst, [278] ein Werk der neuern Zeit. Ehe 1468 Abelard in einer Art von System Gebrauch von der Dialektik machte, waren alle Abhandlungen der Theologie überhaupt, anders nichts als Rhapsodien5700, oder ein Inbegriff von Rubriken, unter die man Sätze über christliche Lehren geschichtet, und sie meistens nur durch kirchliches, zum Theil auch biblisches Ansehn unterstützt hatte. 1469 Robert Pulleyn, und noch weit mehr 1470 Peter [543] der Lombarde, die der alten Lehrart, durch Autorität zu beweisen, aufhelfen wollten, veran[239]laßten durch ihre 1471 Sentenzen den Gebrauch der Philosophie noch mehr, und wenn die folgenden Systematiker den Titel der Sentenzen oder Summen brauchten, so war doch Philosophie das eigentlich zur Aufklärung der Theologie gebrauchte Mittel, und die Theologie scholastisch, so wie die nach jener alten Methode abgehandelte Theologie den Namen der positiven erhielt. Auch noch5701 die protestantischen Theologen 5702 bis gegen das jetzige Jahrhundert brauchten5703 die allgemeinen Namen Loci theologici, Institutiones religionis Christianae oder Theologiae, Systema oder Corpus, Epitome, Compendium oder Breviarium 1472Theol. Seit 1473 Bellarmins 5704 Dispp. de controversiis5705 Chr. fidei ward es in der römischen Kirche üblich, die Streitigkeiten mehr von der dogmatischen5706 Behandlung abzusondern, und in der zweyten5707 Hälfte des 17ten Jahrhunderts betraten protestantische Theologen eben den Weg. 1474In dieser Zeit fing man auch unter ihnen5708 an, die Moraltheologie besonders abzuhandeln, welches die in der römischen Kirche schon seit dem Anfang des 17ten Jahrhunderts gethan hatten.
2.
[279] Anm.Anmerkung Anm. 2.5709 Warum diese Scheidung nicht eher geschehen sey5711, davon liegt der Grund wohl darin, daß überall die (christl.)christlich Moral zu sehr vernachläßigt5712, und5713 anfänglich bloß Sammlung von 1475 asketischen5714 oder Mönchsmaximen war, bis 1476 Thomas von Aquino in seiner Summe anfing, ihr einen besondern Theil zu widmen; so wie die ersten5715 protestantischen Systematiker keine andre5716 Abhandlung als nach den 10 Geboten kannten, das Wenige ausgenommen, wozu besondere Streitigkeiten mit der römischen Kirche oder Schwärmern Gelegenheit gegeben hatten. Und [544] da die weitere Cultur der systematischen Theologie durch Streitigkeiten veranlaßt wurde, so war es natürlich, diese anfänglich nicht von der dogmatischen Abhandlung zu trennen.
3.
Anm.Anmerkung Anm. 3.5717 Nützlicher ist es allerdings, die dogmatische5719 Theologie von der moralischen5720 zu scheiden, weil diese nur selten [240] Folge von jener ist, und auf einer ganz andern Art von Gründen beruht, zumal nachdem man seit der Mitte des 17ten Jahrhunderts mehr die ersten Grundsätze der SittenlehreSittenlehre5721 entwickelt, und die Moral überhaupt mehr auf die Natur gebauet5722 hat. – Streitiger kan5723 hingegen der Nutzen von Absonderung der dogmatischen und elenchtischen Theologie seyn, und es scheint überhaupt5724 besser, sie beysammen5725 zu laßen5726, weil sie doch einerley5727 Gegenstand betreffen, und die Beweise mit den Gegenbeweisen5728 einleuchtender werden, wenn man sie sogleich einander entgegen stellt.
658
Abelard

Nachdem der durch die berühmte Liebesbeziehung zu seiner Schülerin Heloisa (ca. 1101–1164) bekannte Petrus Abaelardus (1079–1142) nach seiner Verurteilung auf der Synode von Soissons (1121) aus der Haft entlassen worden war, gründete er bei Quincey ein Oratorium (Paracletus), wurde 1127 zum Abt von St. Gildas im bretonischen Rhuys gewählt, war jedoch knapp zehn Jahre später wieder als Lehrer in Paris tätig. V.a. Bernhard von Clairvaux (vgl. II § 115) betrieb seine erneute Verurteilung auf der Synode von Sens 1140. Zuflucht fand Abaelard bei Petrus Venerabilis (ca. 1092–1156) in Cluny, der eine Versöhnung mit Bernhard und die Aufhebung des päpstlich bestätigten Urteils erreichte. Von großem Einfluss war Abaelards synonym immer wieder auch als Logik bezeichnete Dialektik, die sich v.a. mit der für die Entwicklung der Scholastik (vgl. II § 19) bedeutenden Sic-et-non-Methode verbindet. Besonders hervorzuheben ist Abaelards Einfluss auf Petrus Lombardus (vgl. II § 115).

659
Robert Pulleyn

Nach dem vermutlich nach 1103 in Paris absolvierten Studium lehrte der als Kritiker Abaelards (s.o.) bekannte Robertus Pullus (Pulleyn) (ca. 1080–1146) zunächst in Oxford. Etwa im Jahre 1134 wurde er Archidiakon von Rochester, 1142 Nachfolger des zum Bischof seiner Heimatstadt ernannten Gilbert von Poitiers (ca. 1080–1154) in Paris und erhielt schließlich 1144 als erster Engländer die Kardinalswürde. Mit seinem durch eine hohe systematische Geschlossenheit auffallenden Sentenzenwerk zählt Robertus Pullus zu den Vorläufern des Petrus Lombardus (vgl. II § 115).

660
Peter der Lombarde

Vgl. II § 115.

661
Sentenzen den Gebrauch der Philosophie noch mehr

Vgl. II § 19.

662
Theol.

D.i. Theologiae (vgl. Samuel Friedrich Nathanael Morus' in der dritten Auflage der Anweisung wörtlich zitierten [vgl. I § 3 c] Epitome Theologiae Christianae [vgl. II § 190] sowie Christian Wilhelm Franz Walchs Breviarium theologiae symbolicae ecclesiae Lutheranae [vgl. II § 214]) oder, je nach Bezugswort, auch Theologicum bzw. Theologica.

663
Bellarmins Dispp. de controversiis Chr. fidei

Die Disputationes de controversiis Christianae fidei adversus huius temporis haereticos (1586–1593) des jesuitischen Kontroverstheologen und später zum Kardinal erhobenen Roberto Bellarmino (1542–1621) sind in drei Bänden erschienen, fanden europaweite Verbreitung und blieben über Jahrhunderte das apologetische Standardwerk des römischen Katholizismus. In den ersten hundert Jahren nach Erscheinen zogen die sog. Controversiae auf protestantischer Seite etwa 200 Gegenschriften nach sich.

664
In dieser Zeit fing man auch unter ihnen an, die Moraltheologie besonders abzuhandeln

Wie in der dritten Auflage der Anweisung erwähnt, verbindet sich die Trennung von Dogmatik und Moraltheologie mit Georg Calixt (vgl. I § 208 c).

665
asketischen oder Mönchsmaximen

Gemeint ist die Mönchsmoral (vgl. II § 199), die Nösselt auch als Mönchsgeist (vgl. II § 121) bezeichnet.

666
Thomas von Aquino in seiner Summe anfing, ihr einen besondern Theil zu widmen

D.i. der zweite Teil der Summa Theologiae (vgl. II § 115).

1.
†) Ein5759 nicht ganz angemessener Ausdruck! denn diese Wissenschaft begreift auch Vieles5760, was wir wissen können, und nicht bloß auf ein Zeugniß der heil.5761 Schrift glauben, und sie enthält nicht bloß die christlichen Lehren, sondern auch die richtigen Vorstellungen davon.
2.
††)5762 Wenn auf die §. 152 5763 (f.)folgend angezeigte Art der bestimmte Begriff klar genug wird, den die heilige5764 Schrift mit einer gewissen Lehre verbindet;5765 und eben so, wenn durch die Vergleichung der biblischen Sätze unter einander und mit unwidersprechlichen Vernunftwahrheiten, der Begriff von einer Lehre genau bestimmt wird: so fallen viele auf Mißverstand beruhende Vorstellungen von selbst weg, und brauchen nicht einmal erzählt zu werden, wenn sie [282] nicht durch den erlangten Beyfall5766 wichtig worden5767 sind.
3.
[242] *)5768 Wenn Wahrheit und Irrthum untersucht werden soll:5769 so können 1) Beweise für die Wahrheit, und 2) gegen den Irrthum vorgelegt; so wie 3) Gründe oder Zweifel gegen die Wahrheit, und 4) Gründe für den Irrthum beantwortet werden. Ehe man die DogmatikDogmatik5770 von der PolemikPolemik5771 trennte, geschahe5772 alles dieses zusammen, mit Vortheil; weil nicht getrennt wurde, was zur Vollständigkeit der Untersuchung gehörte. Jetzt hat man die zwey5773 ersten Arten zu untersuchen5774 in die Dogmatik, und die zwey5775 letztern in die Polemik verwiesen; und dies5776 mit Recht; denn Beweise für die Wahrheit sind zugleich Beweise gegen den Irrthum, und um die Wahrheit zu vertheidigen 5777 ist sowohl nöthig5778 die Gründe gegen5779 die Wahrheit, als die Gründe fürs5780 Gegentheil zu entkräften.
670
5798 Der Nutzen dieses Letzten5799 zeigt sich 1) in Absicht auf die Zweifel, welche die Ueberzeugung von gewissen Lehren hindern. Denn nur zu oft verwechselt man [284] die Vorstellungen von gewissen Lehren mit den Lehren selbst, und verwirft entweder diese, weil man jene falsch befindet, oder bestehet eben so eigensinnig auf gewissen Vorstellungen, weil man gewohnt ist, die Lehren anders nicht,5800 als nach diesen für wahr zu halten. 2) Ueberhaupt wird man von Vorurtheilen in der Religion darum nicht frey5801, weil man sich die Lehren auf keine andere, als auf5802 Eine, Art denken kan5803; man kan5804 also davon anders nicht zurückkommen, als durch Bekanntschaft mit mehrern Vorstellungen davon, und ihren Gründen, die uns auch oft zeigen, wie fälschlich man etwas für Vorurtheil halte, was dergleichen nicht ist. Und eben diese Kenntniß befördert 3) die Billigkeit gegen die, welche nicht unsrer5805 Meinung sind, wenn wir einsehen, daß entweder ihre Meinung die nicht sey5806, die wir ihnen beygemessen5807, oder, daß sie aus den Gesichtspunct5808 betrachtet, woraus sie die Sache [549] ansehen, ihren guten Grund, oder, wenn sie auch irrig ist, den schädlichen oder nothwendigen Einfluß nicht habe, den wir uns dabey5809 einbildeten.
671
5838 Die hieher5839 gehörigen allgemeinern5840 Bücher (s.)siehe in der 1483 Anweisung (etc.)et cetera §. 233 flg.folgend 5841 und von der Beurtheilung ihres Werthes ebendaselbst §. 225 und 227. Für diejenigen Leser, denen zunächst das gegenwärtige Buch bestimmt ist, d. i.das ist für solche, die, beybei vorausgesetzten übrigen nothwendigen VorerkenntnisseVorerkenntnissen, nach einer gründlichern und gelehrtern Kenntniß dieser Wissenschaft trachten, und sie vorfür sich selbst studieren wollen, würde ich unter den ältern Lehrbüchern Buddeus, Johann Franz Jo. Io. Franc. Buddei Institutiones Theologiae Dogmaticaedogmaticae, Lips. 1723 in1723. 4.; doch noch mehr, theils an sich, theils nach den Bedürfnissen unsrerunserer Zeit, Doederlein, Johann Christoph Jo. Io. Christoph. Döderlein Institutio Theologi Christiani, Edit.Editio 2.6. Norimb. 1782 in 2 Bänden in gr.groß 8.1797. ; und die Epitome Theologiae Christianae von Morus, Samuel Friedrich Nathanael S. F. N. Morus , Lips. 1789 in 8.1799, Ed.Editio 4., vor allen Büchern dieser Art empfehlen.5842 5853
672
673
Anweisung etc. §. 233 flg. und von der Beurtheilung ihres Werthes ebendaselbst §. 225 und 227

Vgl. I § 43.

674
Jo. Christoph. Döderlein Institutio Theologi Christiani, Edit. 2. Norimb. 1782 in 2 Bänden

Der zweite Band ist 1783 erschienen.

675
Epitome Theologiae Christianae von S. F. N. Morus, Lips. 1789

Vgl. I § 3 c.

676
G. F. Seiler Theologia dogmatico-polemica cum compendio historiae dogmatum. Erlang. 1789

D.i. die dritte verbesserte Auflage.

677
C. C. Storr doctrinae christ. pars theoretica. Edit. 2. Stuttg. 1801., und deutsch von Flatt, 1803

Gottlob Christian Storrs (1746–1805) Doctrinae Christianae pars theoretica e Sacris Literis repetita (1793) avancierte in Württemberg zum dogmatischen Standardwerk und ist 1807 in zweiter Auflage erschienen. Storrs Schüler Carl Christian Flatt (1772–1843) hat dieses Werk unter dem Titel Lehrbuch der Christlichen Dogmatik (1803) ins Deutsche übersetzt und mit Erläuterungen und Zusätzen versehen.

678
Lehrbücher von Henke, Ammon, de Wette, Wegscheider

Gemeint sind Heinrich Philipp Conrad Henkes (1752–1809) Lineamenta institutionum fidei Christianae historico-criticarum (1793; 21795), die unter dem Titel Grundriß einer historisch-kritischen Unterweisung der christlichen Glaubenslehre (1802) ins Deutsche übersetzt wurden, dann die als Inbegriff der evangelischen Glaubenslehre (1805) ebenfalls ins Deutsche übersetzte Summa theologiae Christianae (1803; 41830) Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850), Wilhelm Martin Leberecht De Wettes zweibändiges Lehrbuch der christlichen Dogmatik (1813/1816; 31831/1840) und schließlich die mehrfach aufgelegten Institutiones theologiae Christianae dogmaticae (1815) des Henke-Schülers Julius August Ludwig Wegscheider (1771–1849).

1.
[552] [288] †)5879 Auf diese dogmatischen Sätze schränkt man sich in der Polemik ein, obgleich mit eben so vielem Recht auch Streitigkeiten über Sätze der christlichen Moral könnten und sollten hineingezogen, oder den Einwürfen dagegen eine besondre5880 Untersuchung gewidmet werden. Daß man dieses nie in der Polemik gethan hat, rührt wohl daher, weil man sich ehedem überhaupt weit weniger um genauere Untersuchung der Moral als der Dogmatik bekümmerte, weil darüber selten Streitigkeiten mit ganzen Parteyen5881 entstanden, und weil man ehedem solche streitige Sätze der Moral, da diese von der Dogmatik noch nicht abgesondert war, mit in die Dogmatik aufnahm, daher auch nur diese wenigen Streitigkeiten über moralische Sätze, z. B.zum Beispiel über die Rechtmäßigkeit des Eydes,Eides, 5882 in die heutige Polemik mit übergegangen sind.
1.
Anm.Anmerkung Anm. 1.5946 Dieser Vortheil, den man aus ihr schöpfen kan5948, scheint der allerbeträchtlichste zu seyn, so wie schon oben gesagt ist, daß die Hauptsache bey5949 dem Studieren darin bestehe, nicht sowohl immer mehr Kenntnisse zu erlangen, als vielmehr guten Lehrern und Schriftstellern die rechte Art abzulernen, wie man sie behandeln soll. Denn alle uns je vorkommende streitige Fragen in der Religion, und alle Einwürfe dagegen, können doch nicht darin abgehandelt werden, da die Möglichkeit der Entdeckungen ins Unendliche geht; also wird keine Polemik je für alle Zweifel zureichen,5950 aber wenn sie unsern Verstand bildet, macht sie uns zu allen Religionsuntersuchungen geschickt.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2.5951 Schon um dieses angegebnen5953 Nutzens willen5954 sollte sie für einen Studierenden unschätzbar seyn,5955 und in der Versäumung dieser Uebungen scheint eine Hauptursach5956 zu liegen, warum seichte Kenntnisse, dreuste5957 und oberflächige Urtheile über streitige Wahrheiten so gewöhnlich sind, Festigkeit der [251] Ueberzeugung hingegen so selten ist, und die Seele sich von jedem scheinbaren Geschwätz so leicht [293] hinreissen5958 läßt. – Auch wird man finden, daß viele Untersuchungen und Bestimmungen in der Dogmatik eher nicht recht verstanden, noch weniger geschätzt werden, bis man erst in der Po[557]lemik sieht, warum etwas behauptet oder so bestimmt wurde5959. – Da es auch viel leichter ist, Andrer vorgefundne5960 Gedanken zu beurtheilen, als selbst zu erfinden, so wie Fehler zu entdecken leichter, als es selbst besser zu machen: so würde bey eignen5961 Uebungen viel rathsamer seyn, wenn wir nur erst die nothwendigsten Kenntnisse von einer Sache erlangt haben, und ein Geschickterer uns die Streitfrage recht bestimmt vorlegte, sich in Prüfung der Einwürfe dagegen zu üben, als selbst dogmatische Ausarbeitungen vorzunehmen.
1.
Anm.Anmerkung Anm. 1.6034 Zwar fällt bey6036 der Abhandlung nach den Parteyen6037 der Zusammenhang eines Irrthums mit [297] dem andern besser in die Augen; aber dieser kleine Vortheil ist für den Verlust der in dem §. angeführten Vortheile der andern Me[561]thode ein zu geringer Ersatz; und den Abgang dieses Vortheils kan6038 eine 6039 Geschichte der ReligionsparteyenReligionsparteyen6040 hinlänglich ersetzen, wenn darin der innre6041 ZusammenhaugZusammenhang 6042 der Lehrsätze dieser Partey6043 wohl vorgelegt wird.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2.6044 Es kan6046 seinen guten Nutzen haben, wenn man auch die Lehrsätze einer besondern Partey6047 besonders untersucht, in dem Fall, wenn äusserliche6048 Verhältnisse, (z. B.)zum Beispiel mit der römischen Kirche, oder die Zeitumstände, wo gewisse Arten von Irrthümern vornehmlich im Gang6049 sind, dergleichen besondre6050 Untersuchung6051 nöthig machen, (z. B.)zum Beispiel die Streitigkeiten mit den 1494 Deisten. – Vorzüglich nützlich würde es seyn, gerade diejenigen Streitigkeiten recht gründlich zu untersuchen, die unsrer6052 Zeit eigen sind, weil dieses unsre 6053 Bedürfnisse am meisten6054 erfordern. Ein, wiewohl in vielerley6055 Absicht sehr unvollkommner,6056 Versuch davon, ist das 1495 Lehrbuch für die neueste Polemik 6057, Halle 1782 in6058 (gr.)groß 8. 6059
684
Deisten

Unter Deismus versteht man eine (religions-)philosophische Strömung, die im 17. Jh. zunehmend an Bedeutung gewann und sich insbesondere von England aus über Europa und Nordamerika ausbreitete. Auch wenn der Deismus keine einheitliche oder organisierte Schulrichtung darstellt, lässt sich grundsätzlich festhalten, dass er jedweder christlichen Offenbarung überaus skeptisch gegenüberstand und auch in religiösen Fragen allein die Vernunft als Autorität gelten ließ. Die gegenüber der geoffenbarten Religion auf diese Weise aufgewertete natürliche Religion entspreche der vollkommenen Natur Gottes und reiche zum ewigen Heil aus. Im Umkehrschluss sei das christliche Lehrgebäude, insofern es sich auf vermeintlich göttliche Offenbarung gründe, abzulehnen, da es sich um das Ergebnis einer Korrumpierung der ursprünglich einfachen Lehre Jesu handele. Auch sei nicht mit einem Eingreifen Gottes in die Geschichte zu rechnen, da ein solches als Korrektur einer fehlerhaften Vorsehung anzusehen wäre. Zu den einflussreichsten Werken zählt Matthew Tindals (1657–1733) Christianity as Old as the Creation (London 1730), als deutscher Hauptvertreter ist insbesondere Hermann Samuel Reimarus (1694–1768) zu nennen. Aufgrund seiner grundsätzlichen Bibel- und Dogmenkritik wurde der Deismus nicht selten als Bedrohung empfunden und die Bezeichnung Deist als Schimpfwort verwendet.

685
Lehrbuch für die neueste Polemik, Halle 1782

Dieses Werk stammt von dem Königsberger Theologen, Historiker und Bibliothekar Friedrich Samuel Bock (1716–1786).

686
Baumgartensche Geschichte der Religionsparteien

Vgl. II § 124 c.

687
Hienach6083 schließt der Name einer Sittenlehre der heil. 6084 Schrift weniger in sich, als der Name der christlichen Sittenlehre. – Den Theil der Letztern6085, der sich mit dem Unterricht zur Hervorbringung guter Gesinnungen beschäftigt, nennen einige die Ethicam, und den, der einzelne6086 Pflichten vorträgt, die Jurisprudentiam divinam. – Da das Christen[299]thum 1498die Natur des Menschen nicht aufhebt, sondern nur verbessert, so dürfen die ihm eigenthümlichen Gesinnungen und Pflichten nie von den natürlichen getrennt werden; welche Trennung Gelegenheit gegeben hat, gemeinnützige Tugenden und Pflichten über Handlungen der bloßen6087 Andacht zu ver[563]ges[256]sen, oder jene für unwichtiger,6088 als diese anzusehen, oder die wahre Frömmigkeit in Schwärmerey6089 zu verwandeln, wie unter andern das Beyspiel6090 der 1499 Mönchs-Moral6091 beweiset.
688
die Natur des Menschen nicht aufhebt, sondern nur verbessert

Hier greift Nösselt die Maxime gratia non tollit naturam, sed perficit des Thomas von Aquin auf (Summa Theologiae I, 1, 8 ad 2; vgl. II-II 26,13 s. c.).

689
Mönchs-Moral

Die mittelalterliche Mönchsmoral mit ihren Hauptelementen Ehelosigkeit, Gehorsam und Armut ist in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s ein gängiges Lehrstück der christlichen Sittenlehre und wird durchaus kritisch gesehen. Nösselt spricht auch vom Mönchsgeist (vgl. II § 121) und von Mönchsmaximen (vgl. II § 186).

690
Die6104 Lehre von der Demuth und Bescheidenheit, welche gleich weit von Niederträchtigkeit und Stolz entfernt bleiben soll; von dem Vertrauen [257] auf Gott, das nicht in Unthätigkeit oder Versuchung Gottes ausarten muß; vom Diebstahl, der auch das Verfertigen schlechter Arbeit, den Andern zugefügten aber verschwiegnen6105 Schaden, unüberlegtes Schuldenmachen und unterlaßne6106 Bezahlung derselben, und noch viele andre6107 wenig erkannte Sünden,6108 in sich schließt; die Lehre von der Aufrichtigkeit und Verschweigung seiner Kenntnisse, Ueberzeugungen und Gesinnungen; die Pflicht, bessere6109 Einsicht in der Religion auszubreiten, oder vor6110 sich zu behalten, und die dabey6111 nöthige, selbst auf Menschenliebe gegründete Weisheit, u. a.und andere können hier zum Beyspiel dienen.6112
691
[302] 6133 Hieraus erhellet, wie höchst nützlich es sey6134, das, was zur christlichen Moral gehört, ja im Zusammenhange zu studieren, und sich nicht mit guten Maximen und Sentenzen zu behelfen6135.
692
6162 Durch 1503meinen Versuch: Ueber den Werth der Moral, der Tugend und der späten Besserung, zweyte6163 Ausgabe, Halle 17821782, in Octav6164, hoffe ich mir den weitern Commentar über diese Sache, wie über die nächst vorhergehenden §§. erspart zu haben. 6166
693
meinen Versuch: Ueber den Werth der Moral, der Tugend und der späten Besserung, zweyte Ausgabe, Halle 1782

Die zweite Auflage stammt aus dem Jahr 1783.

694
A. C. Bartels' über den Werth der christlichen Sittenlehre, Hamburg 1788

August Christian Bartels (1749–1826) Werk Ueber den Werth und die Wirkungen der Sittenlehre Jesu besteht aus zwei Teilen (1788/1789).

695
6177 Die besten allgemeinern Schriften, welche die christliche Moral enthalten, sind in der 1506 Anweisung zur thoelogischentheologischen 6178 Bücherkenntniß §. 272 (f.)folgend angezeigt. Seitdem man angefangen hat, mehr die Natur der menschlichen Seele zu studieren, und darauf sowohl, als auf die genauer untersuchte Natur der Sittlichkeit überhaupt, die Moral zu gründen, haben wir sehr schätzbare Versuche über die Moral überhaupt erhalten, die keinem, wer6179 die christliche Moral recht studieren will, gleichgültig seyn müssen, unter welchen die philosophischen Bemerkungen und Abhandlungen zu Cicero Cicero's BücherBüchern von den Pflichten, von Garve, Christian C. Garve , Breslau 1783, in drey Bänden groß Octav, vorzüglich bemerkt zu werden verdienen6180.
696
Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß §. 272 f.

Vgl. I § 43.

697
philosophischen Bemerkungen und Abhandlungen zu Cicero's Bücher von den Pflichten, von C. Garve, Breslau 1783, in drey Bänden

Vgl. I § 200 a.

698
Buddeus

Vor seinem Wechsel nach Jena im Jahre 1705 bekleidete Johann Franz Buddeus (1667–1729) ab 1693 eine Professur für Moralphilosophie und ab 1704 für Theologie in Halle. Neben Crusius (s.u.) zählt er zu den bedeutendsten Gegnern der Philosophie Christian Wolffs, der sich seinerseits gegen die Umsturz- und Atheismusvorwürfe robust zur Wehr setzte. Mit Blick auf die Sittenlehre sind die 1719 ins Deutsche übersetzten und 1721 von Johann Anton Strubberg (1696–1731) in Tabellenform gebrachten Institutiones theologiae moralis (1711) zu nennen.

699
Baumgarten

Durch sein umfangreiches Werk und als Schulhaupt (Semler, Nösselt u.a.) gehört Siegmund Jacob Baumgarten (1706–1757) zu den prägendsten Gestalten der bereits als Student bezogenen Universität Halle. Von hier aus hat er die theologische Entwicklung nicht nur des 18. Jh.s entscheidend beinflusst, Voltaire sah in ihm gar die Krone deutscher Gelehrsamkeit. Die christliche Sittenlehre hat Baumgarten, der nach der Vertreibung Wolffs aus Halle dessen Lehre zu behaupten suchte, insbesondere in seinem Unterricht vom rechtmäßigen Verhalten eines Christen oder Theologische Moral zum academischen Vortrag ausgefertiget (1738; 41750) bearbeitet. Dass Alexander Gottlieb Baumgarten und seine Ethica philosophica (1740) gemeint sein könnten, erscheint unwahrscheinlich.

700
Canz

Mehr noch als Baumgarten zeichnet der Tübinger Israel Gottlieb Canz (1689–1753), zunächst Professor für Beredsamkeit und Dichtkunst, dann für Logik und Metaphysik und ab 1747 Professor der Theologie, für die Anwendung der Wolffschen Philosophie auf die Theologie verantwortlich, auch wenn dieser v.a. in Philosophiae Leibnitianae et Wolffianae usus in theologia (1728) vorgetragene Ansatz (1732 und 1737 folgten zwei weitere Bände) massive Angriffe seitens der Theologischen Fakultät und der Kirche bis hin zur Zensur nach sich zog. Räumlich unmittelbar auf Württemberg beschränkt, wird Canz gleichwohl eine besondere Rolle innerhalb der theologiegeschichtlichen Entwicklung hin zur Neologie zugesprochen. Die christliche Sittenlehre ist im Unterricht von den Pflichten der Christen, oder theologische Moral, zum academischen und allgemeinen Gebrauch ausgefertigt (1749) abgehandelt.

701
Crusius

Der von der Orthodoxie respektierte, in neologischen Kreisen dagegen verspottete Christian August Crusius (1715–1775) wirkte ab 1744 als außerordentlicher Professor der Philosophie und ab 1750 als Professor der Theologie in Leipzig (als entschiedener Gegner Ernestis) dem Wolffianismus entgegen. Immer wieder wird in diesem Zusammenhang auch auf seinen Einfluss auf Kant hingewiesen. Theologisch war Crusius' von Johannes Coccejus (1603–1669) und den apokalyptischen Vorstellungen Johann Albrecht Bengels beeinflusst. In seiner Konzeption der Sittenlehre, wie sie v.a. in der zweibändigen Darstellung Kurzer Begriff der Moraltheologie oder nähere Erklärung der praktischen Lehren des Christenthums (1772/1773) niedergelegt ist, wird der Gehorsam gegen den Willen Gottes zum obersten Prinzip erhoben, Moral also theonom begründet.

702
Mosheim

Im Hinblick auf die christliche Moral verbindet sich der Name Johann Lorenz von Mosheims insbesondere mit der fünfbändigen Sitten-Lehre der Heiligen Schrift (1735–1753), die von Johann Peter Miller (1725–1789), einem Schüler und Vertrauten Mosheims, um vier Bände erweitert wurde (1762–1770). Nicht zuletzt aufgrund der immer wieder gerügten Weitschweifigkeit besorgte Miller zudem einen Auszug (1765).

703
Compendien von F. W. Schmid, Ammon, Snell

Gemeint ist der auch als Moralschmid bekannte Johann Wilhelm Schmid (1744–1798), der den zunächst in kleineren Schriften vertretenen Einklang von philosophischer und theologischer bzw. kantischer und christlicher Moral in seiner Theologische[n] (1793) und der Christliche[n] Moral (1797–1804), deren zweiter und dritter Band von Carl Christian Erhard Schmid (1761–1812) besorgt wurden, ausgeführt hat. Kompendiösen Charakter haben sein Kurzer Abriß der Religions- und Sittenlehre für die christliche Jugend (1791) sowie das Lehrbuch der theologischen Moral für Vorlesungen (1794). Ebenfalls unter dem Einfluss Kants stehen Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850) Die christliche Sittenlehre nach einem wissenschaftlichen Grundrisse zunächst für seine Vorlesungen (1795) sowie Johann Peter Ludwig Snells (1764–1817) Critik der Volksmoral für Prediger nach Kantischen Grundsätzen bearbeitet (1793).

704
Vogel, Stäudlin

Für Paul Joachim Siegmund Vogel (1753–1834) ist das aus dem Lehrbuch der christlichen Moral zu akademischen Vorlesungen (1803) hervorgegangene Compendium der christlichen Moral zu akademischen Vorlesungen (1805) zu nennen, aus den unterschiedlichen Arbeiten Karl Friedrich Stäudlins (1761–1826) zur Moral kommen der die Tugendlehre enthaltende erste Teil der Grundrisse der Tugend- und Religionslehre zu akademischen Vorlesungen für zukünftige Lehrer in der christlichen Kirche (1798), die Grundsäze der Moral zu akademischen Vorlesungen für zukünftige Lehrer in der christlichen Kirche (1800) sowie dessen Neues Lehrbuch der Moral für Theologen nebst Anleitungen zur Geschichte der Moral und der moralischen Dogmen (1813) in Frage.

705
Reinhard

Indem Franz Volkmar Reinhard in seiner Moralkonzeption zum einen auf Begründungen aus der Wolffianischen Tradition zurückgreift, zum anderen aber auch die Lektüre Kants erkennen lässt, markiert sein zweibändiges System der christlichen Moral (1788), in späteren Auflagen auf fünf Bände erweitert, einen Übergang. Aufgrund seines Verhaftetseins im Wolffianismus wird Reinhard bisweilen auch als konservativer Aufklärer bezeichnet.

706
Garve in seiner Schrift über die Moralprincipien alter und neuer Schulen

Christian Garves Uebersicht der vornehmsten Principien der Sittenlehre, von dem Zeitalter des Aristoteles an bis auf unsre Zeiten (1798) reicht bis Kant. Zeitnah erschienen auch Eigene Betrachtungen über die allgemeinsten Grundsätze der Sittenlehre. Ein Anhang zu der Uebersicht der verschiednen Moralsysteme (1798).

707
Moralsystem Reinhard's, wovon er den letzten Theil nicht vollenden konnte

S.o.

708
Eine solche Bearbeitung liegt […] in meinen Plänen für die Zukunft

Den Plan einer christlichen Sittenlehre auf biblischer Grundlage hat Niemeyer nicht mehr umgesetzt.

709
3)

In der ersten Auflage der Anweisung fehlt die Aufzählungszahl „3)“, auf „2)“ folgt „4)“.

710
6274 (S.)Siehe noch die 1522 Anweisung zur Kenntniß der theologischen Bücher6275 §. 280 (f.)folgend 6276
711
712
Anweisung zur Kenntniß der theologischen Bücher §. 280 f.

Vgl. I § 43.

713
Mehr über diesen Gegenstand, namentlich die Mystik unserer Zeit, im 3ten Theil bei der praktischen Theologie

Im dritten Teil der Anweisung kommen einzig die Ausführungen zum Begriff der Salbung in Frage (vgl. III § 55).

714
6340 Die vornehmsten sind in der 1525 Anweisung (etc.)et cetera §. 178 bis 1976341 angeführt.
715
Anweisung etc. §. 178 bis 197

Vgl. I § 43.

716
6353 Dergleichen symbolische Schriften sind alsdann6354 erst für nothwendig befunden worden, wenn sich eine ParteyPartey6355 von der andern über gewisse Lehren oder Vorstellungen zu trennen für nöthig befunden6356 hat, um zu zeigen6357 worüber sie sich von ihnen getrennt habe, bisweilen auch mit, um gehäßige6358 Vorwürfe von Irrthümern von sich abzulehnen. Daher sind solche Schriften nur Zeugnisse von den Lehren einer Partey6359 (1527Formul. Concord. (p.)pagina 570 und 572), auch keinesweges ein Verzeichniß oder Inbegriff aller ihrer Lehren;6360 so wenig wie dadurch weitere [314] Aufklärung der Lehre gehemmt werden soll (s.siehe 6361 1528 Nochmalige Hauptvertheidigung des - - Augapfels 6362, (Kap.)Kapitel 18).6363
717
Formul. Concord. p. 570 und 572

Zur Konkordienformel vgl. II § 83. Die Seitenzahlen beziehen sich vermutlich auf eine Ausgabe des Konkordienbuches (vgl. II § 212).

718
Nochmalige Hauptvertheidigung des - - Augapfels, Kap. 18

Die von Matthias Hoë von Hoënegg (1580–1645) in kurfürstlichem Auftrag verfasste Nohtwendige Vertheidigung Des heiligen Römischen Reichs Evangelischer Chur-Fürsten und Stände AugApffels. Nemlich der wahren reinen ungeänderten Kayser Carln dem fünfften Höchstlöblichster Gedächtniß Anno 1530 ubergebenen Augspurgischen Confession, und des auff dieselbe gerichteten hochverpoenten ReligionFrieds (1628) zog eine Reihe von Streitschriften nach sich, so dass eine Nochmahlige unvermeidenliche und gründliche Haupt-Vertheidigung Des […] Aug-Apffels (1630) notwendig erschien. Das Bild des Augapfels geht auf Spr 7,2 zurück und wird in den Titeln der Streitschriften in kreativer Weise aufgegriffen (Brillenputzer, Starenstecher u.Ä.).

719
Concordienbuchs

Das 1584 auch auf Latein erschienene Konkordienbuch (1580) wurde unter dem Titel Concordia. Christliche, wiederholete, einmütige Bekenntnüs nachbenannter Churfürsten, Fürsten und Stände Augsburgischer Confession und derselben Theologen Lehre und Glaubens am 50. Jahrestag der Verlesung des Augsburger Bekenntnisses (25.6.1530) veröffentlicht und enthält neben den im Folgenden genannten Texten zudem die drei altkirchlichen Hauptbekenntnisse (Apostolicum, Nicäno-Konstantinopolitanum, Athanasianum), als Ergänzung zur Confessio Augustana (s.u.) Melanchthons De potestate et primatu papae tractatus, die Konkordienformel (vgl. II § 83) sowie eine Zusammenstellung altkirchlicher Zeugnisse für die lutherische Christologie (Catalogus Testimoniorum). Obgleich das Konkordienbuch in einigen Gebieten nicht angenommen und in anderen später wieder für unverbindlich erklärt wurde, stellt es dennoch die verbreitetste Sammlung der lutherischen Bekenntnisschriften dar.

720
augspurgischen Confeßion

Bei dem im Wesentlichen auf Melanchthon zurückgehenden Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana [CA]) handelt es sich um die wichtigste Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche. Als Karl V. (1500–1558) Anfang 1530 einen Reichstag nach Augsburg einberief, erhofften sich die protestantischen Stände nicht zuletzt vor dem Hintergrund der drohenden Türkengefahr Zugeständnisse des Kaisers. Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen (1468–1532) ließ eine theologische Rechtfertigungsschrift für sein religionspolitisches Vorgehen ausarbeiten, die während der Reise nach Augsburg und auch nach der Ankunft weiter umgearbeitet und erweitert wurde. Als Grundlage dienten dabei bereits bestehende Lehrartikel (vgl. II § 212). Da Karl V. jedoch wider Erwarten nicht zu den erhofften Zugeständnissen bereit war, wurde der ursprünglich kursächsische Text auch mit Blick auf die übrigen protestantischen Reichsstände angepasst, so dass es sich nunmehr um ein umfassendes evangelisches Bekenntnis handelte. Der deutsche Text wurde am 25.6.1530 vor dem Kaiser verlesen und anschließend zusammen mit einer lateinischen Fassung übergeben. Das Bekenntnis selbst zerfällt in zwei Hauptteile: die Hauptartikel des protestantischen Glaubens (CA 1–21) und solche Artikel, in denen die von den Protestanten angeprangerten kirchlichen Missbräuche aufgezählt werden (articuli, in quibus recensentur abusus mutati) (CA 22–28). Da Melanchthon das Bekenntnis immer wieder redigiert hat, wird zwischen der Confessio Augustana invariata (1530) und einer bis in die 1660er Jahre (vgl. II § 212) deutlich breiter rezipierten, den theologischen und konfessionspolitischen Entwicklungen angepassteren Confessio Augustana variata (1540) unterschieden, doch fand nicht die variata, sondern die invariata Aufnahme in die Konkordienformel (vgl. II § 83) und damit auch in das Konkordienbuch (s.o.).

721
ihrer Apologie

Da die altgläubige Widerlegung des Augsburger Bekenntnisses (s.o.), die sog. Confutatio, am 3.8.1530 zwar verlesen, den Protestanten jedoch nicht ausgehändigt wurde, waren Melanchthon u.a. bei der Ausarbeitung der Apologie (Apologia Confessionis Augustanae) zunächst auf Mitschriften angewiesen. Nachdem Karl V. (1500–1558) die Annahme der Apologie verweigert hatte, kam Melanchthon unversehens doch in den Besitz der Confutatio und gestaltete den Text der Apologie grundlegend um. Ein im Frühjahr 1531 erschienener lateinischer Drucktext (Quarttext) wurde von Melanchthon bis zum September 1531 überarbeitet (Oktavtext), ein kurz darauf von Justus Jonas verfasster deutscher Text der Apologie wurde 1533 von Melanchthon revidiert. Obgleich der Oktavtext in der Reformationszeit größere Bedeutung hatte, bot die lateinische Übersetzung des Konkordienbuches (1584) (s.o.) wieder den Quarttext. Ihrem Entstehungszusammenhang gemäß ist die dem Aufbau der Confessio Augustana folgende Apologie stark von dem gescheiterten Reichstag zu Augsburg geprägt und reagiert mit aller Schärfe auf die in der Confutatio, aber auch auf die in den Augsburger Gesprächen vertretenen altgläubigen Positionen.

722
schmalcaldischen Artikel

Die Ende 1536 auf Bitte des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich I. (1503–1554) von Luther verfassten Schmalkaldischen Artikel sollten ursprünglich in Sinne eines theologischen Testaments die nach dem Ableben des lebensbedrohlich erkrankten Reformators zu erwartenden innerprotestantischen Lehrstreitigkeiten verhindern. Dringlich wurde die Frage nach einem lutherischen Lehrbekenntnis kurz darauf zusätzlich auch durch die Einberufung eines allgemeinen Konzils in Mantua durch Papst Paul III. (1534–1549), so dass Johann Friedrich I. nun auch Melanchthon, Agricola u.a.m. hinzuzog. Die Anfang 1537 von Luther übersandten und von Melanchthon nur unter Vorbehalt mitgetragenen Artikel wurden dem Schmalkaldischen Bund zur Annahme vorgelegt, jedoch abgelehnt. Melanchthon verfasste daraufhin seinen De potestate et primatu papae tractatus, der von der Bundesversammlung angenommen wurde. Verschärft und mit neuem Vorwort veröffentlichte Luther die Schmalkaldischen Artikel nun als Privatschrift, die wie Melanchthons Traktat später ins Konkordienbuch (s.o.) aufgenommen wurde. Sie enthält deutliche Aussagen über die Opfermesse und das Papsttum, die als Verfehlungen gegen das Amt und die Ehre Christi und daher als Werke des Antichristen dargestellt werden.

723
größern und kleinern Catechismi Luthers

Der zunächst auf Niederdeutsch, dann auf Hochdeutsch erschienene Kleine Katechismus (1529) lag bis zu Luthers Tod in über 60 Ausgaben vor und wurde schnell auch in andere europäische Sprachen übersetzt. Neben der religiösen Kurzunterweisung diente der Kleine Katechismus vielfach auch als Lehrbuch für den ersten Lese- und Schreibunterricht. Der umfangreichere, zuerst als Deudsch Catechismus erschienene Große Katechismus (1529) wird auch als Ersatz für die von Luther nicht in einem eigenen Werk abgehandelte Dogmatik verstanden, Luther selbst hielt ihn neben De servo arbitrio für sein gelungenstes Buch. Die inhaltlich v.a. auf Predigten zurückgehenden Katechismen stehen im Zusammenhang der ab 1528 durchgeführten kursächsischen Visitationen und richten sich an Pfarrer und Prediger, aber auch an Hausväter, die Luther, der die Katechismen als Laienbibel verstand, im Hinblick auf die religiöse Erziehung in besonderem Maße in der Pflicht sah. Im Zuge der Bekenntnisbildung und der Aufnahme in das Konkordienbuch (s.o.) wurden die katechetisch-seelsorgerlich angelegten Katechismen zu Bekenntnisschriften und damit zur verbindlichen Lehrnorm. Erklärt werden die Zehn Gebote, das Apostolische Glaubensbekenntnis, das Vaterunser sowie Taufe, Beichte und Abendmahl, der Kleine Katechismus bietet zusätzlich den Morgen- und Abendsegen, Tischgebete (Benedicite und Gratias), die Haustafel sowie das Trau- und das Taufbüchlein.

724
6409 So müßte6410 von Rechts wegen bey6411 Erklärung der ApogieApologie 6412 der augspurgischenAugspurger Confeßion6413 nicht nur die 1536Confutation der augsp.6415 Conf. von einigen papistischen Theologen, der eigentlich die Apologie entgegengesetzt ist,6416 ( (s.)siehe 1537 J. C. Bertrams litterarische Abhandlungen6417 Stück 4. (S.)Seite 116 f.folgend)6418 sondern auch die erste kurze Abfassung derselben auf dem6419 Reichstag zu Augspurg 1530, beyde6420 nach ihren verschiednen6421 Recensionen, verglichen werden,6422 ( (s.)siehe [317] 1538 Bertram6423 (i. a. B.)im angegebenen Band Stück 3. (S.)Seite 37 f.folgend)6424 und bey6425 der augsp.6426 Confession6427 die 1539torgischen Artikel (in 1540Coelestini hist. comitiorum6428 (T.)Tomus I. (p.)pagina 25.25 seq.sequens)6429 die 1541Schwabacher von 1529,6431 [579] (in 1542 Luthers Werken der hall. Ausgabe6432 (B.)Band 16. (S.)Seite 681)6433 nebst den 1543Artikeln des marpurgischen6434 Vergleichs (in 1544 Melanchthonis Consil. lat. (p.)pagina 816435 (seq.)sequens) aus der in 1545 Riederers 6436 Nachrichten zur Kirchen-6437 Gelehrten- und Büchergeschichte6438 B.6439 1. (S.)Seite 57 (f.)folgend angeführten Ursach6440; und vornehmlich die so unbillig verachtete sogenannte 1546veränderte augsp. Confeßion6441, die selbst von den 1547evangelischen Fürsten auf dem Naumburger Fürstentag 15616442 für eine „etwas stattlicher und ausführlicher wiederholte Edition“ erklärt, und bis auf die Zeit der Concordienformel eben so im6443 öffentlichen und gesetzmäßigen Gebrauch gewesen ist, als die sogenannte unveränderte.
725
Augsp. Conf. Art. 17, und Art. 7. Abus. p. 42 seq.

Zum Augsburger Bekenntnis (CA) vgl. II § 211. In Annahme der Lehre vom doppelten Ausgang (vgl. II § 113) verwirft CA 17 die Auffassung der Wiedertäufer, nach der auch den Gottlosen und Teufeln keine ewige Höllenstrafe zuteil werde, sowie jüdische Vorstellungen von der Vertilgung der Gottlosen und der Errichtung eines chiliastischen irdischen Reiches der Frommen noch vor der Auferstehung der Toten. Art. 7 des zweiten, die kirchlichen Missbräuche (abusus) aufzählenden Teils (= CA 28) behandelt die Gewalt der Bischöfe (De potestate ecclesiastica). Die Seitenzahlen beziehen sich auch hier vermutlich auf eine Ausgabe des Konkordienbuches (vgl. II § 210).

726
Confutation der augsp. Conf. von einigen papistischen Theologen […] die erste kurze Abfassung derselben auf dem Reichstag zu Augspurg 1530

Vgl. II § 211.

727
J. C. Bertrams litterarische Abhandlungen Stück 4. S. 116 f.

Im vierten und letzten Teil der Litterarische[n] Abhandlungen (1781–1783) des halleschen Bibliothekars Joachim Christoph Bertram (1730–1802) ist der Aufsatz Von catholischen Confutationen der Augspurgischen Confeßion (aaO 116–158 [V.]) abgedruckt. Dieser Beitrag war zuvor über mehrere Nummern in den Wöchentliche[n] Hallische[n] Anzeigen (Jg. 1770) erschienen und hat von hier aus Eingang in die zweite Auflage von Christian Wilhelm Franz Walchs Breviarium (vgl. II § 214) gefunden.

728
Bertram i. a. B. Stück 3. S. 37 f.

Im dritten Teil (1782) der Litterarische[n] Abhandlungen (s.o.) findet sich die Untersuchung Von der Apologie der Augspurgischen Confeßion, und ihren verschiedenen Abfassungen (aaO 37–190 [II.]). Diese wird im vierten Teil (1783) fortgesetzt (vgl. aaO 1–76 [I.]). Auch diese Ausarbeitung war zunächst über mehrere Nummern in den Wöchentliche[n] Hallische[n] Anzeigen (Jg. 1769) erschienen.

729
torgischen Artikel

Wenige Tage nachdem die Ausschreibung zum Augsburger Reichstag ergangen war, forderte Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen (1468–1532) Luther, Melanchthon u.a. auf, ein Gutachten über die Differenzen zwischen Protestanten und Altgläubigen zu erstellen. Über die im Zuge dessen zusammengestellten, v.a. auf Melanchthon zurückgehenden Artikel wurde am 27.3.1530 vor dem Kurfürsten in Torgau beraten, Textgeschichte und -gestalt der ursprünglichen Torgauer Artikel konnten bisher jedoch nicht abschließend rekonstruiert werden. Gegen den Wunsch des Kurfürsten gingen die Artikel allein auf die Kirchenbräuche ein, im Hinblick auf die Lehre schienen den Verfassern die ein Jahr zuvor ausgearbeiteten Schwabacher Artikel (s.u.) ausreichend zu sein. Die Torgauer Artikel finden sich daher v.a. im zweiten Hauptteil des Augsburger Bekenntnisses (vgl. II § 211).

730
Coelestini hist. comitiorum T. I. p. 25. seq.

Die Torgauer Artikel sind im ersten der vier Bände von Georg Coelestins (1525–1579) Historia comitiorum anno 1530 Augustae celebratorum (1577; 21597), 25–28 abgedruckt.

731
Schwabacher von 1529

Die bereits im Sommer 1529 verfassten und den Marburger Artikeln (s.u.) zugrunde liegenden Schwabacher Artikel (1529) gehören wie die Torgauer Artikel (s.o.) in die direkte Vorgeschichte des Augsburger Bekenntnisses (vgl. II § 211). Die von den Wittenberger Theologen verfassten 17 Schwabacher Artikel sollten auf dem kurz nach dem Marburger Religionsgespräch (1529) stattfindenden Schwabacher Konvent (1529) als dogmatische Grundlage für eine Verständigung der unterschiedlichen protestantischen Positionen dienen, wurden jedoch von Straßburg und Ulm abgelehnt. Als es die Situation in Augsburg für Melanchthon erforderlich machte, die für den Reichstag vorbereitete kursächsische Rechtfertigungsschrift durch Lehrartikel zu ergänzen, zog er zu deren Ausarbeitung die Schwabacher, aber auch die Marburger Artikel heran. Diese finden sich v.a. im ersten der beiden Hauptteile des Augsburger Bekenntnisses wieder.

732
Luthers Werken der hall. Ausgabe B. 16. S. 681

Die in insgesamt 24 Bänden erschienene Ausgabe D. Martin Luther's Sämtliche Schriften (1740–1750) wird nach ihrem Erscheinungsort als Hallische Ausgabe bezeichnet, ist nach ihrem in Jena wirkenden Herausgeber Johann Georg Walch (1693–1775) jedoch v.a. als Walchsche Ausgabe bekannt geworden. Die Schwabacher Artikel finden sich im Sechzehente[n] Theil, Welcher Die zur Reformationshistorie gehörige Documenten von 1525. bis 1537. enthält, nebst einem Vorbericht von dem Ursprung und Fortgang der Reformation (1745), 681–686.

733
Artikeln des marpurgischen Vergleichs

Vgl. II § 113.

734
Melanchthonis Consil. lat. p. 81 seq.

In Übereinstimmung mit der ersten Auflage der Anweisung finden sich die Marburger Artikel in den von Melanchthons Schüler Christoph Pezel (1539–1604) besorgten Philippi Melanchthonis Consilia sive Iudicia theologica (1600), 82–86.

735
Riederers Nachrichten zur Kirchen- Gelehrten- und Büchergeschichte B. 1. S. 57 f. angeführten Ursach

Im ersten Band von Johann Bartholomäus Riederers (1720–1771) vierbändigen Nachrichten zur Kirchen- Gelehrten- und Bücher-Geschichte (1764–1768) findet sich der Beitrag Anmerkung von dem Orte und der Zeit, wo und wenn die sogenannten schwabachischen Artickel aufgesetzt und verfertiget worden (aaO 48–66 [V.]). Riederer identifiziert die Schwabacher mit den Torgauer Artikeln und argumentiert, dass diese wie die Artikel des Marburger Vergleichs (s.o.) in Marburg verfasst worden sein müssen (vgl. aaO 57–60).

736
veränderte augsp. Confeßion […] als die sogenannte unveränderte

Zur Confessio Augustana variata (1540) bzw. invariata (1530) vgl. II § 211.

737
evangelischen Fürsten auf dem Naumburger Fürstentag 1561 für eine „etwas stattlicher und ausführlicher wiederholte Edition“ erklärt

Auf dem Naumburger Fürstentag (1561) unterzeichneten und bekräftigten die nicht zuletzt vor dem Hintergrund der erneuten Einberufung des Trienter Konzils (vgl. II § 98) um Einheit bemühten evangelischen Stände Augsburger Konfession (vgl. II § 211) die Confessio Augustana invariata (1530), genauer die dritte lateinische Oktavausgabe aus dem Jahr 1531. Gleichzeitig erkannten sie die variata (1540) mit dem von Melanchthon im Zuge der Konsensverhandlungen der Wittenberger Konkordie (vgl. II § 98) offener formulierten Abendmahlsartikel (CA 10) ausdrücklich als Interpretation der invariata an. Johann Friedrich II. von Sachsen (1529–1595), genannt der Mittlere, sowie zahlreiche andere Fürsten verweigerten jedoch die Unterschrift, da sie diese Verständigung als eine Verschleierung der Lehrunterschiede auffassten. Das Zitat gibt die Vorrede des Naumburger Fürstentagsabschieds wieder.

1.
†)6470 Vornehmlich durch die Kritische Geschichte der augsp. Confeßion6471 aus archivalischen Nachrichten etc. herausgegeben von Georg Gottlieb Weber, Frankf.6472 am Mayn6473 1783 und 84 in6474 2 Theilen in6475 (gr.)groß 86476, und die dadurch veranlaßten 1552Streitschriften, die man meistens in der allgemeinen6477 deutschen Bibliothek Band6478 60. (S.)Seite 60 (f.)folgend angezeigt findet.
2.
††)2) S.Siehe Apologie Melanchthon, Philipp Melanchthons Melanchthon's 6479 von Georg Theodor Srrobel Strobel ;6482 Nürnberg 1783.textgrid:35gq2 (gr.)groß 8. (S.)Seite 85 (f.)folgend
740
Concordienbuch

Vgl. II § 211.

741
veränderten augspurgischen Confeßion

Zur Confessio Augustana variata vgl. II § 211.

742
Streitschriften, die man meistens in der allgemeinen deutschen Bibliothek Band 60. S. 60 f. angezeigt findet

In der Allgemeine[n] deutsche[n] Bibliothek 60 (1785), 60–66 findet sich eine Rezension von Georg Gottlieb Webers (1744–1801) Textausgabe Augspurgische Confession nach der Urschrift im Reichsarchive. Nebst einer Ehrenrettung Melanchthons (1781). Diese habe einigen Zweifel erregt und eine literarische Auseinandersetzung ausgelöst (vgl. aaO 66), die im Folgenden über die Besprechung der betreffenden Schriften nachgezeichnet wird (vgl. aaO 66–92). Zu diesen Schriften gehören z.B. Webers zuvor genannte zweibändige Kritische Geschichte (1783/1784) sowie eine Replik (1783) Johann Melchior Goezes (1717–1786) auf die in der nachfolgenden Anmerkung genannte Apologie Melanchthons (s.u.).

743
Apologie Melanchthons von Georg Theodor Strobel; Nürnberg 1783. gr. 8. S. 85 f.

In Georg Theodor Strobels (1736–1794) Apologie Melanchthons wider einige neuere Vorwürfe des Herrn Hauptpastor Götzen zu Hamburg (1783), 85–122 findet sich das Kapitel Von Veränderung der Augspurgischen Confession.

744
6492 Noch immer fehlt es an einem Buche, das diesen Forderungen ein hinlängliches Genüge leistete, worin auf alles dasjenige wirklich Rücksicht genommen wäre, was aus der Geschichte der (christl.)christlich Kirche und Lehre, besonders aus der Geschichte, Verfassung und Lehre der römischen Kirche, vornehmlich wie sie bey6493 dem Ursprung der Protestanten war, und aus der Geschichte der evangelischen Kirche selbst, ein historisches Licht auf die symbolischen Bücher der augsp. Confeßions-Verwandten6494 überhaupt, nndund 6495 einzelne Stellen insbesondere, werfen könnte. Wenn man auch den Verfassern solcher Erläuterungsschriften den Mangel eigner6496 Untersuchung in diesem Stück nachsieht: so ist, selbst in den neuesten Schriften dieser Art, nicht einmal das schon Vorgearbeitete benutzt worden. Bey6497 diesem Mangel muß man sich mit dem behelfen, was da ist, und wir haben noch nichts Besseres, als, unter den kleinern Schriften, C. G. F. Walchii Bre[320]viarium theolog. symbol. Eccles. Lutheranae, nach der vermehrtern (Aufl.)Auflage Göttingen 1781 in 86498, wie unter den größern Jo. 6499 Bened. Carpzovii Isagoge in librr. [275] Ecclesiar. Lutheran. symbolicos, (Edit.)Editio 3. Lips. 1699 in6500 4. und Jo. 6501 Ge. Walchii Introductio in librr. Eccl. Luth. symbolic. Jenae 1732 in6502 4. Das Uebrige muß man sich nach und nach selbst dazu sammlen6503. 6504
745
746
C. J. Plank's Abriß einer historischen und vergleichenden Darstellung der dogmatischen Systeme, Göttingen 1804

Der Name des Autors lautet Gottlieb Jakob Planck (1751–1833). Außerdem handelt es sich um die zweite Auflage.

747
P. K. Marheinecke christliche Symbolik, Heidelberg 1810

1810 sind die ersten beiden Bände dieses Werkes erschienen, 1813 folgte ein dritter Band.

1
Vorrede zum ersten Theil von mir erwähnte, Lebensbeschreibung […] namentlich Th. 2. S. 117 und 134

Im zweiten Band von Niemeyers Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) finden sich Nösselts Ansichten der Bestimmung und der Würde der Universitäten (aaO II, 117–140 [VI.]), die beispielhaft aus dessen Vorstellung des akademischen Senats an S. K. Maj. die Befreyung der Universität von der Aufsicht des Oberschulcollegiums betreffend (aaO II, 117–134) sowie einem Auszug aus einem zweyten Bericht vom Jahre 1801 (aaO II, 134–140) hervorgehen sollen.

2
Zu literarischen Berichtigungen und Zusätzen […] Nur längere Anmerkungen und Ergänzungen sind von den eigenen Worten des Verfassers unterschieden worden

Vgl. Vorrede Hg. c IVf.

3
325–339

Gemeint ist II § 325–329.

1.
†)48 Aus dieser doppelten Anmerkung ergiebt sich 1) daß die Beschäftigung mit den bisher abgehandelten Wissen[5]schaften zwar ein Mittel sey49, den guten Lehrer zu bilden, aber keinesweges bloßes 50 Mittel, und folglich minder wichtig als die Bildung zum guten Vortrag, sondern daß sie für ihn eben so, ja noch mehr als dieser, wichtig und unentbehrlich, mithin die Bildung zum Prediger Prediger Predigen , als Prediger, keinesweges die Hauptsache beybei einem Lehrer der Religion51 sey54. Denn jene Wissenschaften geben ihm ja eben das, was er mittheilen soll, durch den Vortrag wird es nur Andern genießbarer.55 2) Daß56 man, indem man Wissenschaften und das darin Enthaltene recht gut57 lernt,58 nicht bloß Materialien 59 zum Vortrag erhalte, sondern auch zugleich mit lerne60, eine weise Auswahl 61 zu treffen, und sie so überzeugend und eindrücklich mitzutheilen 62, als man sie, und in dem Grade, wie man sie selbst gefaßt hat. Je ausgebreiteter und praktischer also jene Kenntnisse sind, je63 besser muß [584] dadurch der Vortrag gebildet werden,64 und es ist vergebliche Einbildung, wenn man65 dieses Letztre bey66 einer gemeinen oder flüchtigen Erkenntniß des Erstern zu erreichen hofft67.
2
(Anm.)Anmerkung Daß man den Menschen in der Regel am besten im Umgange mit Menschen, das Leben am besten in vielgestaltigen Lebenssituationen kennen lerne, leidet zwar keinen Zweifel; aber wenn man gleichwohl sehr oft findet, daß solche, die mit sehr Vielen in Berührung gekommen, in sehr verschiedenen Lagen gewesen sind, dennoch sehr wenig wahre Weltkenntniß und eben so wenig Umsicht und Klugheit im eigenen Handeln besitzen: so liegt der Grund offenbar darin, daß ihnen der Beobachtungsgeist fehlte, und eine Vorbereitung zum Beobachten, wozu man unstreitig durch die oben genannten Studien gelangt. Dagegen haben sich Manche fast bloß durch diese die großen Menschen- und Seelenkenntnisse erworben, und den tiefen Blick in das innerste Getriebe der Leidenschaften, ohne je viel weiter als in die Umgebung ihres Wohnorts, und oft kaum aus ihrem Arbeitszimmer gekommen zu seyn. Der Umgang mit den [9] Todten, die sie da umgaben, hat sie mehr gelehrt, als Andere das Gewühl der Lebendigen, in welchem sie sich ihr ganzes Leben hindurch umhergetrieben hatten. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
1.
[588] Anm.Anmerkung Anm. 1. Lehrer165 der Religion nimmt167 man entweder von denenjenigen, die Andre, welche168 keine hinlängliche Fähigkeit, Hülfsmittel oder Muße169, sich selbst in der Religion zu unterrichten oder zu leiten, haben, mit einem170 Wort, sogenannte Ungelehrte, über dieselbe171 belehren, oder deren172 Gewissen rathen,173 (Theil 1.174 §. 15 f.folgend)175 oder von denen, die Andre176 zu solchen Lehrern177 bilden sollen. Nur die erstern178 haben den Namen der PastorenPastoren179 und eigentlichen GeistlicheGeistlichen180, und daher hat gedachte Wissenschaft [10] ihren Namen bekommen, weil sie sich auf die Bildung derselben zu Volkslehrern einschränkt.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2.181 Nichts verdient den Namen der Klugheit 183, was nicht zugleich recht ist184. Aber es kan mehreres rechtmäßig,rechtmäßig 185 und doch eineseins besser als das andre seyn;seyn, und da187 die Absicht des geistlichen Standes, die Religion aufs deutlichste und überzeugendste zu lehren, und sie aufs eindrücklichste zu empfehlen, Rücksicht auf die Umstände dererjenigen190 erfordert, die in dieser Absicht sollen bearbeitet werden: so verlangt die Absicht dieses Standes Klugheit in Beziehung auf Andrer191 Bearbeitung 192 durch die Religion, daher man sie, in dieser Beziehung, Pastoralklugheit nennt, welche aber rechtmäßiges193 Betragen voraussetzt,voraussetzt oder in sich schließt, doch194 nur in Rücksicht auf Führung dieses Amtes; andre196 Pflichten, die solche197 Lehrer mit Andern198 gemein haben199, gehören nicht hieher200, sondern in die Moral.
5
(Anm.)Anmerkung Nach dem Sprachgebrauch der ersten Kirche, ist jede Mittheilung von Religionswahrheiten eine Katechese, so wie das Wort etymologisch (von κατηχεῖν antönen, ansprechen) den Begriff der Frage und Antwort gar nicht in sich schließt. Erst später ist er hinzugekommen, indem man für 1566die zu unterrichtenden Anfänger (die Katechumenen) gerade diese populäre Lehrart für die schicklichste hielt, wie sie es auch ihrer Natur nach war. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
6
die zu unterrichtenden Anfänger (die Katechumenen)

Vgl. II § 126.

1.
Anm.Anmerkung Anm. 1.303 Die Anweisung zum musterhaften Betragen, als ein wahrer Christ und kluger Mann, [15] gehört zwar in die Moral, aber der Prediger muß doch den Nutzen, welchen sein Amt stiften kan305, nicht durch Unklugheit, durch unvorsichtige oder anstößige und das Vertrauen zu ihn306 schwächende Handlungen, noch weniger durch wirkliche Ausschweifungen, verhindern oder schwächen; er muß vielmehr diesen Nutzen, durch den Beweis des seligen Einflusses des Christenthums auf sein Betragen und Glückseligkeit an seinem eigenen Beyspiel307, zu befördern, und sich eben dadurch das so sehr wirksame Ansehen bey Andern308 und ihr Vertrauen, zu erwerben suchen. Es giebt über diesüberdies, ausser309 den Pflichten, die er mit jedem verständigen Mann311 und jedem Christen gemein hat, noch einige allgemeine Pflichten, die ihm eben sein Stand und die damit verbundenen Umstände auflegen, (z. B.)zum Beispiel keine unrechte Mittel zu brauchen312, um dieses Amt zu erlangen, seinem eignen313 Hause wohl vorzustehen, Eintracht und gemeinschaftlichen Fleiß mit seinen Collegen zu beobachten, und dergleichen.314 Diese allgemeinere315 Pflichten seines besondern Standes gehören [15] in die Pastoraltheologie, wenn sie316 gleich nur mittelbar den Zweck des geistlichen Amtes befördern.
2.
[594] Anm.Anmerkung Anm. 2.317 Den Theil der Pastoraltheologie, der die beste Einrichtung des öffentlichen äussern319 Gottesdienstes betrift320, könnte man die Liturgik nennen, worunter sonst nur der Inbegriff321 historischer Kenntnisse von den äusserlichen322 Einrichtungen des öffentlichen Gottesdienstes in der christlichen Kirche überhaupt, oder in einer besondern Kirche, verstanden [16] wird, der einen Theil der Kirchengeschichte ausmacht. Diese Einrichtung wird selten dem Lehrer überlaßen323, und ist durch Gesetze oder Herkommen bestimmt. Alsdann324 bleibt ihm nichts übrig, als durch vernünftige und bescheidne325 Vorstellungen bey326 der Obrigkeit, oder, wenn er weiß, daß diese ihn nicht hindern wird, lieber bey327 der Gemeine328, an Abschaffung der Mißbräuche und des Unerbaulichen, und an immer mehrerer Besserung des Gottesdienstes zu arbeiten; und wo er dies nicht erreichen kan329, wenigstens den ganzen äussern330 Gottesdienst, und selbst was er dabey331 nicht ändern darf, theils durch eigne332 Andacht, theils durch seine den Zuhörern gegebene Erklärung der Absicht und des Nutzens vorhandener Einrichtungen, so erbaulich,333 als möglich zu machen.
3.
Anm.Anmerkung Anm. 3.334 Eben so kommt unter uns selten dem Lehrer der Religion die Erhaltung und Vertheidigung der Rechte der Kirche zu,336 er ist deswegen an Aufseher oder Consistorien gewiesen. Aber er ist doch, wenn er dieses Amt und eine Gemeine337 hat, verbunden, über die Rechte jenes und dieser, als einer Gemeine338, zu wachen, also sie zu kennen, nicht nur die besondersten Rechte der Stelle, die er bekleidet, und der Gemeine339, der er vorsteht, sondern auch die allgemeinern Kirchen- und wenigstens Pfarr-Rechte340. Man pflegt daher in manchen Anweisungen zur Pastoralklugheit das, was jedem solchen Lehrer davon zu wissen am nothwendigsten ist, mit zu lehren.
10
Glieder Eines großen Körpers

Vgl. 1Kor 12,12–27.

11
Gutes zu thun, und nie müde zu werden

Vgl. Gal 6,9.

12
481 So unverantwortlich hienach482 der Prediger handelt, wenn er nicht den äussersten möglichen483 Fleiß auf den Vortrag zu dieser Absicht wendet:484 so sehr wird auch dadurch die Einbildung geschwächt: man müsse den Eindruck der Religion und des Christenthums insbesondre485 ihrer eignen486 Kraft zutrauen; Künste des Redners verhinderten ihn eher; und die heilige Schrift warne selbst dafür487
1 Cor. 1
und
2
.
2 Tim. 4, 3. 4.
– Freylich488 macht der gute Vortrag jenen guten Eindruck, zumal489 wenn er bleiben, und die ganze Gesinnung ändern soll, allein nicht; auch hängt dieser heilsame Eindruck eigentlich von der Wahrheit und ihrem Werth selbst, und von den Umständen der Zuhörer ab, welcher sich Gott bedient, ihnen Eingang bey490 diesen zu verschaffen. Aber zu diesen Umständen gehört der gute Vortrag mit; und die heilsamste Arzeney491 ist unnütz, wenn der Kranke nicht an ihre Kraft glaubt, und492 nicht bewogen werden kan493, sie zu nehmen. Eben [606] auf diese Kraft der Religion die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu ziehen, Glauben an ihre Wahrheit und an ihren Werth hervorzubringen, sie zu ihrem Gebrauch zu bewegen, dies, [28] dies soll die Absicht des guten Vortrags seyn. – Sonach kan494 er auch ihrer Kraft keinen Eintrag thun. Sogenannte RednerkünsteRednerkünste495, wenn sie den 496 heilsamen Endzweck haben497, und dazu etwas beytragen können, sind498 nicht verwerflicher, als jedes andre499 in der Natur der Dinge liegende, und den menschlichen Bedürfnissen angemessene Mittel; sie sind500 nur alsdenn501 hier übel angebracht, und jener Absicht hinderlich, wenn sie bloß die Zuhörer angenehmer unterhalten sollen502, ohne auf jenen wesentlichen503 Zweck zu arbeiten. – Und diese falschen Künste504 mißbilligt die heilige Schrift allein505, wie auch schon 1573 Christi und seiner Apostel Beyspiel506 [26] beweiset, die selbst jene bessern Künste507 nicht verschmähten, und 1574Allen alles508 wurden, um doch überall Einige für die Religion zu gewinnen. 509
13
Christi und seiner Apostel Beyspiel beweiset, die selbst jene bessern Künste nicht verschmähten […] um doch überall Einige für die Religion zu gewinnen

So berichtet etwa die Apostelgeschichte, dass im Anschluss an die sog. Areopagrede des Paulus (Apg 17,22–31) einige Personen gläubig wurden (vgl. Apg 17,34).

14
Allen alles wurden

Vgl. 1Kor 9,22.

15
582 Um sich dieses deutlicher zu machen, erwege583 man nur, wie wir es bey584 Anhörung des Vortrages585 eines Andern oder der Lesung seiner Schriften machen, und welch ein großer586 Unterschied es sey587, bloß da dem Andern zu folgen, und im Gegentheil das Buch bey588 Seite zu legen, sich selbst 589 zu fragen, ob man das nicht bloß verstehe, sondern Ueberzeugung fühle? was man sonst davon wisse? und wie man dies damit verbinden, dadurch bestätigen, eins590 durch das andre591 berichtigen, wie und wozu man es brauchen könne? wie es in der Anwendung zu Hebung von Zweifeln, zur592 Entdeckung neuer Vorstellungen, zu neuer Ermunterung im Guten diene (u. s. f.)und so ferner
16
[613] Anm.Anmerkung 630 Demnach lerne er von seinem Lehrer oder dem guten Schriftsteller, den er lieset, nicht nur die [35] Lehren der Religion, ihre genaue Bestimmung, ihre Gründe und ihre Anwendung. Er lerne ihm auch die Art 631 ab, wie man untersuchen, sich überzeugen, Mißverstand und falsche Vorstellungen absondern, alles632 praktisch machen müsse. Er gewöhne sich aber, gleich zu der Zeit schon, wo er noch Verständigere befragen, seine Ideen durch sie berichtigen, sich in unternommenen eignen633 Uebungen leiten laßenlassen kan634, zu eignen Fleiß636 und Uebung637, und arbeite eben so eifrig an der Besserung seines Herzens, an dem Geschmack an allem Guten, an der Erweiterung und Befestigung seiner guten Gesinnung, an der steten Anwendung alles Gelernten und Entdeckten zur wahren Gottseligkeit, als an Aufklärung seines Verstandes. Ohne diesen erworbnen638 Schatz, der sicherlich nicht leicht zu erwer[32]ben ist, wird er niemals selbst nur recht brauchbaren Stof639 erlangen, den er verarbeiten,640 und Andern wieder aufs nützlichste mittheilen kan641.
17
713 Wahr ists, es giebt gewisse Begriffe, die alle Menschen für wahr halten,714 gewisse Neigungen, wodurch alle gelenkt werden können; jene715 sind das, was man unter dem gemeinen Wahrheitssinn, diese, was man, wenn sie auf freye716 Handlungen gehn717, unter moralischem Gefühle, beydes718 zusammen vielleicht, was man unter Gemeinsinn (sensus communis) zu begreifen pflegt. Dem, sagt man, dürfe man nur alles719 anschließen720, so könne man mit dem Menschen machen was man wolle. –721 Aber 1) eben dieses Anschließen 722 und das so lange fortgesetzte Herumwenden aller Begriffe, bis sie sich jedes723 Begriffen und Neigungen anschließen, dies724 ist eben725, was so schwer, ohne die am Ende unsers Textes erwehnte726 Eigenschaften, und ohne lange Uebung unerreichbar ist. 2) Vieles, dasjenige wenigstens, wobey727 irgend historische Kenntnisse, wie bey728 Erklärung der heil.729 Schrift und bey730 der in ihr vorkommenden Geschichte, oder eine genauere Kennt[40]niß der Natur der Dinge, zum Grunde gelegt werden müssen731, wie bey732 [618] manchen zwar oft gemeinen, aber sehr verwickelten Zweifeln und sehr gewöhnlichem Mißverstande, läßt sich durch diesen Gemeinsinn allein, nicht zur Ueberzeugung oder Entschließung733 bringen. Und wenn vollends 3) vieles zu diesem Gemeinsinn gezogen würde, was dahin nicht gehörte, oder dieser durch Vorurtheile und Schwärmerey734 verdorben wäre; kostete es da nicht viel Mühe, den so Verdorbnen735 zu überzeugen, daß er sich täuschte, [36] daß sein Sinn zerrüttet wäre? und könnte man ihn wohl eben durch diesen Sinn dahin bringen, daß er empfände, er habe keine Empfindung, oder empfände nicht recht? Wie diese Ueberzeugung durch ganz etwas Anders736, als durch den bloßen737 Gemeinsinn, bewirkt werden muß: so hat 4) jeder Mensch, ausser738 dem, worin seine Begriffe und Neigungen mit Andrer ihren739 übereinstimmen, noch viele besondre740 Vorstellungen, die bey741 ihm Ueberzeugung wirken, noch sein eignes 742 Interesse, National- und Zeitvorurtheile,743 (z. B.)zum Beispiel die aus seinem besondern Temperament, seiner Lebensart, seiner besondern Art zu denken, zu schließen744, zu erklären (u. s. f.)und so ferner entspringen; und gerade das wirkt auf ihn am meisten, was sich daran schließt. Ists denn also weniger nöthig, oder weniger schwer, daran sich zu halten, wenn man ihn wofür745 oder wowider746 einnehmen will? – Man hat Jesum als ein747 Muster des populären und eindringlichen Vortrags dargestellt, und man hat es mit dem größesten748 Recht gethan. Aber eben seine ganze so vollkommen weise Lehrart zeigt, [41] daß er sich bey749 denen, die er bekehren oder bessern wollte, keineswegs bloß an den Gemeinsinn hielte750, sondern gewiß auch das andere751, was hier berührt worden ist, vornehmlich752 das zuletzt genannte Eigne seiner Zuhörer, zu Hülfe nahm. 753
18
19
Hauff Bemerkungen über die Lehrart Jesu, mit Rücksicht auf jüdische Sprache und Denkart. Offenbach 1798

Bei Karl Viktor Hauffs (1753–1832) Bemerkungen über die Lehrart Jesu mit Rücksicht auf jüdische Sprach- und Denkungsart. Ein Beitrag zur richtigen Beurtheilung dessen, was Lehre Jesu ist (1798) handelt es sich um die zweite Auflage. Die Erstauflage stammt aus dem Jahr 1788.

20
Allen Alles zu werden

Vgl. 1Kor 9,22.

1.
(Anm.)Anmerkung *) Ich kann mich noch immer nicht überzeugen, daß eine solche von Zeit zu Zeit eintretende Absonderung der Zuhörer, wenigstens auf dem Lande oder in kleinen Städten, [40] nicht möglich sein sollte, sobald es nur der Prediger auf die rechte Art anzufangen wüßte. Siehe 1582meine Vorschläge darüber im Journal für Prediger, (Bd.)Band 17.textgrid:253qq (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
22
meine Vorschläge darüber im Journal für Prediger, Bd. 17

Im Journal für Prediger 17 (1785), 125–139 findet sich August Hermann Niemeyers Vorschlag zur besondern Bearbeitung einzelner Classen von Mitgliedern christlicher Gemeinen.

1.
†) Anm.Anmerkung Anm. 1.889 In dem gedachten ersten Fall891 wirkt der Vortrag auf die bloße892 Vorstellungskraft, erweitert die Erkenntniß, und verbannt die Unwissenheit oder Unbedachtsamkeit; im zweyten893 wirkt er auf den Verstand, berichtigt die Erkenntniß, und vertreibt Vorurtheile und Irrthümer; im dritten [48] wirkt er aufs Herz, oder auf [626] den Willen, macht die Erkenntniß lebendig, und hebt die Gleichgültigkeit.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2. Das Folgende895 soll 897 weder eine Anweisung zum Predigen898, noch zum Katechisiren899 seyn. Es soll nur auf die Hauptsache bey900 dem erbaulichen Vortrage901 aufmerksam machen, und zeigen, wie viel dazu gehöre, wenn ein solcher Vortrag seiner wahren Absicht entsprechen soll. Einzelne Regeln lassen sich hernach leicht daraus ableiten. 902
25
26
Eph. 21, 22. 23.

Gemeint ist Eph 2,20–22.

27
J. B. Koppe genauere Bestimmung des Erbaulichen in Predigten, Göttingen 1778

D.i. Johann Benjamin Koppe (1750–1791) und seine Genauere Bestimmung des Erbaulichen im Predigen (1778).

28
Spalding's Predigt von dem was erbaulich ist, Berlin 1781

Es handelt sich um Johann Joachim Spalding (vgl. SpKA II/3, 52–72).

29
Abhandlung in Paulus neuem theologischen Journal 1797, N. 6. über den Begriff des Erbaulichen

In dem seit 1795 von Heinrich Eberhard Gottlob Paulus herausgegebenen Neue[n] theologische[n] Journal 9 (6. St.) (1797), 521–546 findet sich eine anonym erschienene Rezension zu Georg Wilhelm Rullmanns (1757–1804) Anweisung zu einem erbaulichen und populären Canzelvortrag nach den Bedürfnissen unserer Zeiten (1796). Eingeschaltet ist ein Exkurs über den für die Homiletik wichtigen Begriff der Erbauung (vgl. aaO 535–542), der im Inhaltsverzeichnis unter dem Titel Was ist Erbauung? als eigenständiger Beitrag verzeichnet ist.

30
meinen Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung

Gemeint ist wohl die zweite Auflage (vgl. I § 285 c; II § 174 c).

1.
†)957 Undenkbar an sich ist (z. B.)zum Beispiel die 958 1592Lehre von Christi Allwissenheit, der er sich in besondern Fällen soll entäussert959 haben. Undenkbar in der Religion sind die gemeinen groben Begriffe von dem erzürnten960 und erst durch Christum besänftigten961 Gott, von Vergebung der Sünden, als einer Aufhebung aller [52] nachtheiligen Folgen unsrer962 Vergehungen, von Strafen Gottes als bloßen963 Uebeln u. d. gl.und dergleichen 964 Undenkbar im praktischen Verstan [47] de, die Lehre von der Höllenfahrt Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christi 965 im eigentlichen Verstande966, die von einer eigentlichen Zurech[630]nung des Falls Adams (u. a.)und andere – Beyspiele967 zu den übrigen Theilen des §., sonderlich von unverständlichen, gemißdeuteten, theils vieldeutigen, theils uneigentlichen Ausdrücken, als: wesentlicher Leib Christi, Glaube, Buße968, Gnade, Wiedergeburt u. d. gl.969 werden jedem leicht beyfallen970.
32
Lehre von Christi Allwissenheit, der er sich in besondern Fällen soll entäussert haben

Vgl. II § 170.

33
[48] 981 Man sieht 982 aus diesen zwey §§§§. 983
  • 1.985 Wie ausnehmend viel auf die Klugheit des Lehrers in der Wahl der vorzutragenden Sachen und Worte ankomme, und worauf er bey986 dieser Wahl zu sehen habe. Die wahren Bedürfnisse und Kenntnisse der Zuhörer, die er belehren will, müssen der Maaßstab seyn, wonach er sich in seiner Wahl,987 aufs gewissenhafteste und schonendste,988 richten muß.
  • 2.989 Wie höchst nöthig es sey990, daß ein Lehrer seine Zuhörer, wenigstens überhaupt nach ihrer Fähigkeit, 991 Kenntnissen, herrschender Denkungsart, Geschmack und Sitten kenne; mit den gewöhnlichen Begriffen, Vorurtheilen, moralischen Grundsätzen, und selbst der Sprache des Volks, alles992 besonders in Absicht auf Religion, bekannt sey;993 und nicht nur die Wahrheit, sondern auch den wahren praktischen Werth und 994 Wichtigkeit der Lehren zu schätzen wisse; und
  • 3.995 wie sehr ein wahrer Volkslehrer nach Menschenkenntniß,996 und nach ausgebreiteter, bestimmter und fruchtbarer Kenntniß der Religion, der Moral, des guten Vortrags und der Sprachen, wenigsten997 [54] der Sprache, worin er seine Vorträge hält, und nach der gehörigen Fertigkeit darin, durch öftere und fleissige998 Uebung streben sollte.
1.
†) Es scheint, daß das1077 Interessante 1078 nicht immer in einerley1079 Sinn genommen werde1080. Wir nennen schon alles interessirend1081, was wir uns in Beziehung auf unsern Zustand denken, es mag ihm eine angenehme Veränderung versprechen, oder eine unangenehme drohen; wir bleiben bey1082 diesem so wenig gleichgültig als bey1083 jenem. Aber oft nennen wir nur das [636] anziehend oder interessant, was wir uns gern vorstellen1084; wir wenden uns vom Unangenehmen weg, und es hat nur einen Reiz für uns, so fern es mit etwas Angenehmen verbunden ist, (z. B.)zum Beispiel mit der Vorstellung von moralischer Stärke der leidenden Menschheit, von Mitteln,1085 dem Unangenehmen abzuhelfen u. d. gl.und dergleichen 1086 Man könnte jenes interessant im weitern, dieses,1087 im engern Verstande nennen. In dem letztern ist es hier genommen.
1.
†)1120 Man dringe (z. B.)zum Beispiel nicht bloß auf Besserung oder Glauben, sondern zeige zugleich, auf die §. 36 1121 erwähnte Art, was und wie viel dazu gehöre, nebst den Hindernissen und den Mitteln1122 sie zu überwinden; man bestreite vornehmlich praktische Vorurtheile und schädliche Mißverständnisse, und mache ihren Schaden klar. Man zeige, wenn von besondern Tugenden oder Lastern und Sünden die Rede ist, die Gränzen, wo Recht und Unrecht aufhört, ziehe die feinern unerkannten Vergehungen,1123 ( (z. B.)zum Beispiel beym1124 Diebstahl, die Verfertigung schlechter Arbeit, die Verwendung zu vieler Zeit darauf, das Beziehen eines unbilligen Preises, die Benutzung öffentlicher Bedürfnisse und deren Seltenheit zur Uebertheurung Anderer u. d. gl.und dergleichen 1125) ans Licht, mache das darin liegende Unrecht, mit aller Billigkeit und Schonung, begreiflich. Eben so bey1126 der [61] Beurtheilung sogenannter unschuldigen1127 Vergnügungen, des falschen Vertrauens auf Gott (u. s. f.)und so ferner
36
[641] †)1162 Es ist (z. B.)zum Beispiel eben so vergeblich,1163 als leicht, gesagt:1164 daß man Zweifel, Gram und Sorgen wegwerfen solle. Man laße1165 dagegen auch diesen Gerechtigkeit wiederfahren;1166 mache sie nicht geradezu und durchaus zur Sünde,1167 nehme wirklich mitleidigen Antheil;1168 warne nur für1169 dem bloß sinnlichen Nachhängen,1170 oder der Verfolgung trauriger Gedanken, für den1171 süßen Gift, das sie mit sich führen, besonders dafür1172, daß die Leidenden sich nicht diese Verfolgung1173 trüber Gedanken1174 zur Gewissenspflicht machen;1175 benehme, durch heilsame Aufklärung ihrer Religionsbegriffe, allem schädlichen Wahne die Nahrung;1176 suche sie durch wahrhaftig tröstende Vorstellungen und heitre1177 Aussichten, auch Verdeutlichung der, ohne unser Verdienst und Denken, überall, selbst bey1178 Leiden, väterlich sorgenden Güte und Weisheit Gottes, auf angenehme Umstände zu lenken, ihnen wirklich ihren1179 Zweifel aufzulösen, oder, wo sie, [57] den Umständen nach, zu beyden1180 noch nicht fähig sind, sie nützlich zu zerstreuen u. d. gl.und dergleichen 1181
37
Anm.Anmerkung 1205 Es scheint wegen des Folgenden, und um allen Mißverstand zu verhüten, nöthig, zu bemerken, daß, was wir hier rührend nennen, keinesweges mit dem Interessanten (§. 37) einerley sey 37.) einerlei sei. Alles1206 Rührende muß interessant seyn,1208 aber es kan1209 etwas interessiren, ohne mich zu rühren. Schon alles1210, was ich denken kan1211, interessirt mich, weil es meine Vorstellungen bereichert, oder meine Thätigkeit beschäftigt: ich habe dann immer eine, wenn gleich oft nur dunkle, Vorstellung von einer Beziehung, in der das Erkannte auf mich steht. Je näher diese Beziehung ist, oder je stärker ich sie mir denke: je1212 lebhafter kan1213 das Vergnügen über die Betrachtung dieser Sache, und je1214 stärker das Interesse werden. – Aber deswegen begehre ich die Sache noch nicht. Ich kan1215 durch einen Satz oder durch eine Handlung in einer wahren oder erdichteten Geschichte sehr angezogen werden, und mit großem Vergnügen dabey1216 verweilen, ohne jenem folgen, oder so werden zu wollen; wie dieses der Fall bey1217 allen Sätzen und Handlungen ist, die Anstrengung und Aufopferung erfordern, (z. B.)zum Beispiel bey1218 dem Satz1219, daß ich durchaus auf Gott [66] vertrauen, daß ich nicht Böses mit Bösen1220 vergelten soll, u. d. gl.und dergleichen 1221 und bey1222 dem erhabnen Beyspiel1223 eines vernünftigen1224 Märtyrers 1225. Soll ich also nicht bloß bewundern, hochachten, lieben, mich woran vergnügen, es auch wohl zu besitzen wünschen, sondern wirklich,1226 so zu werden und zu handeln,1227 begehren: so muß ich die Sache ohne Zweifel in einer noch näheren Beziehung auf mich ansehen, theils in sofern1228 sie mir möglich, und meine Anstrengung nicht vergeblich, theils in sofern1229 sie werth ist, daß ich ein andres1230 Gut darüber verleugne 1231, [59] und lieber ein Uebel übernehme, als diese erkannte Sache entbehre. Jenes, daß ichs als mir 1232 möglich ansehe, scheint noch zur Ueberzeugung zu gehören, zu der ich oben (§. 41 41. )1233 das Ausführbare gerechnet habe, denn ohne diese Einsicht ist für mich die Sache nicht wahr oder gut. Dieses aber, der erkannte [644] so große1235 Werth der Sache, der mir Aufopferung abdringt, dieses, sag' ich, scheint eigentlich das zu seyn, was mich nöthigt, es wirklich zu wollen, meine Gesinnungen und Handlungen danach1236 abzuändern. Dies1237 ist doch offenbar mehr, als wenn ich bloß sage, daß mich eine Sache interessire. Ein solches wirkliches Wollen und Begehren im eigentlichsten Verstande beruht ohne Zweifel auf der Vergleichung mehrerer Güter der Welt mit einander, und auf der lebhaften Vorstellung, daß, was ich begehre, weit mehr für mich gut und nothwendig ist, als das, was ich darüber verleugnen1238 muß. In so fern1239 nun der Vortrag dieses Wollen hervorbringt, nenne ich ihn rührend; und sollte es [67] scheinen, daß ich mich hierin von dem gewöhnlichen Sprachgebrauch entfernte:1240 so wird man mir diese Abweichung in eine1241 Sache zu gute halten, wo die Verschiedenheit der Begriffe bisher noch nicht genug mit angemeßnen1242 Worten bestimmt zu seyn scheint. 1243
1.
Anm.Anmerkung 1.1266 (S.)Siehe Mehreres über die1267 hier geäusserten1268 Grundsätze in 1600 meinemdem Buch über 1269 den Werth der Moral (etc.)et cetera 2te Auflage 1271 (S.)Seite 76 (f.)folgend
2.
Anm.Anmerkung 2.1272 Aus dem ersten Stück des §. erhellt, warum es, ausser dem1273 was oben über die Besserung der Erkenntniß gesagt ist, keiner besondern Bemü[69]hung bedürfe, den Zuhörer zu bewegen, daß er das so Erkannte auch wirklich wolle, und daß alles1274 nur darauf ankomme, die Hindernisse des Wollens zu heben. Gleichergestalt werden die Neigungen somit schon gebessert, als die falschen Vorstellungen vom Werth des Guten und Bösen verbessert, und die bessern Vorstellungen lebhafter als jene gemacht werden.
40
meinem Buch über den Werth der Moral etc. 2te Auflage S. 76 f.

Laut Inhaltsverzeichnis der aus dem Jahr 1783 (vgl. II § 203) stammenden zweiten Auflage gibt Nösselt auf den betreffenden Seiten eine Beyläufige Erklärung was Geschmack am Bösen und Hang dazu sey? (aaO 74–78).

41
[74] 1347 Es versteht sich von selbst:1348 daß man von Ausschweifungen nie so reden müsse, daß der Mensch erst solche dadurch lerne, die er vorher nicht kannte, und also auch nicht beging; daß alle Erbitterung der Zuhörer verhütet, und eben so sehr alle Veranlaßung1349 vermieden werde, sie muthlos zu machen, oder sie zu verleiten, daß sie denken, es treffe sie etwas nicht; wohin alle übertriebne1350 Vorstellungen1351 vom moralischen Verderben und alle zu allgemeine Behauptungen gehören. Unerkannte Sünden1352 und feinere, unschuldig scheinende, oder unschuldige, aber zu leicht dem Mißbrauch unterworfne1353 Ausschweifungen, sollten am meisten hervorgezogen werden. – Im Privatumgange und bey1354 besondern Vorfällen, [66] Krankheiten u. d. gl.und dergleichen kan1355 der Lehrer mehr Gutes stiften als bey1356 öffentlichen Vorträgen. – Bey1357 letztern wird die Geschichte noch viel zu wenig benutzt. Wie viel recht eigentlich Rührendes ließe1358 sich über die 1602Geschichte vom verlohrnen1359 Sohn, vom 1603Falle Petri, von der 1604Versuchung Christi, über dessen Leidensgeschichte, selbst über die Geschichte des alten Testaments – mit discreter Anwen[652]dung auf die Umstände und Bedürfnisse unsrer 1360 Zuhörer – sagen, wie sehr sich1361 dadurch der Vortrag unterhaltender, anschauender, individueller machen!
42
Geschichte vom verlohrnen Sohn

Vgl. Lk 15,11–32.

43
Falle Petri

Vgl. v.a. Mk 14,26–31.66–72 parr.

44
Versuchung Christi

Vgl. v.a. Mt 4,1–11; Lk 4,1–13.

45
[658] 1486 Es versteht sich, daß alles in diesen beyden1487 §§. Gesagte nur Hinweisung sey1488 auf gewisse Gesichtspunkte, woraus man die Leiden vorstellen müsse; die jedesmalige Gelegenheit muß es einem verständigen Lehrer zeigen, aus welchem am wirksamsten könne Beruhigung geschöpft werden. Diese Punkte recht anschaulich und eindrücklich zu machen, ist freylich1489 sehr schwer,1490 es scheint selbst – aus mehrern Gründen, die sich hier nicht erklären laßen1491 – weit schwerer,1492 jemanden wahrhaftig durch Vorstellungen zu beruhigen 1493 als zu bessern. Erregte [81] Aufmerksamkeit auf den Lauf der Dinge in der Welt thut bey1494 Leidenden sehr viel;1495 aber ohne feste innige Ueberzeugung von Gottes Vorsehung und von der Ewigkeit1496 wird sie immer wenig zur Beruhigung wirken, oder Leidende nur gleichgültig und leichtsinnig machen. Kurze, fruchtbare Sentenzen, zumal wenn sie den Zuhörern geläufig,1497 und von ihnen oft zu ihren1498 Trost gebraucht sind, zu rechter Zeit angebracht ( (z. B.)zum Beispiel Jonä 4, 10. 11. Matth. 18, 11 (f.)folgend 1 Tim. 1, 15. 1616. u. d. gl.und dergleichen 1499) – nebst dem Ansehen und Vertrauen, das der Lehrer, zumal bey1501 fleißiger Hausbesuchung der Elenden, sich als ein gesetzter, erfahrner1502 und mitleidender Mann erworben hat, wirken in solchen Fäl[72]len mehr als die bündigsten Predigten. Man kan1503 daher junge Lehrer nicht genug auf Vorsichtigkeit und Mäßigung im Umgang1504 mit Leidenden aufmerksam machen, und sie warnen, nicht zu viel von der schönen Welt, von der Freude, wozu der Mensch geschaffen ist, von 1608 milzsüchtigen Klagen (u. s. f.)und so ferner zu reden. Junge Lehrer1505 haben ohnehin schon das Vorurtheil einer noch nicht genug reifen Erfahrung, jugendlicher Flüchtigkeit, und, weil sie noch in wenigen1506 entweder die zarte Empfindung nährenden oder sehr drückenden Verbindungen stehen, nicht genugsamer [659] Theilnehmung,1507 gegen sich,1508
Röm. 12, 15.
1 Tim. 5, 1. 2.
46
Gott, ohne und ausser dem doch alles eitel ist

Vgl. Koh 1,2.14 u.ö.

47
Was kan dieser ausgestreute, verlohren scheinende, Saame […] für eine reiche und selige Aerndte geben

Vgl. Mk 4,1–9.13–20 parr. sowie Mk 4,26–29.

48
milzsüchtigen

D.h. hypochondrischen.

49
wie unser Heiland sich nicht für einen Arzt der Gesunden, sondern der Kranken erklärt habe […] sondern auch gekommen sey, aufzusuchen, was sich verlohren habe

Vgl. Mk 2,13–17 parr.

50
†)1584 Dergleichen sind: daß Gott die Seligkeit oder Verdammniß der Menschen und die Mittheilung wirksamer Kräfte, nach bloßemblossem Willkühr1585 bestimme; daß die Besserung des Menschen allein von Gott abhänge, und man durch eigne1587 Thätigkeit sein Werk störe und hindre1588; daß die Tugenden und guten Handlungen der Menschen (nicht etwa nur immer unvollkommen seyn, sondern) gar keinen Werth vor Gott haben; daß der gute und schlechte Zustand des Menschen nach sinnlichen, freudigen oder traurigen Gefühlen müsse entschieden werden; daß alle Theilnehmung an sinnlichen Vergnügungen, die sehr leichten1589 Mißbrauch unterworfen sind, sündlich sey1590; nebst so manchen Mißverständnissen vom allein seligmachenden Glauben. Sehr oft, vornemlich bey1591 dem Unterricht der Kinder, kan1592 der Lehrer schon viele dieser falschen Vorstellungen verhüten, zumal wenn er vorsichtig genug bey1593 dem Vortrage der Lehre [664] vom natürlichen Verderben des Menschen ist; und hiebey1594, so wie bey1595 Wegräumung solcher schädlichen Vorurtheile überhaupt, wird ihm eine gehörig bestimmte Kenntniß der Religion, ein vorsichtiger Gebrauch gemachter [87] Erfahrungen, behutsame Entfernung mystischer und ähnlichen1596 Schriften aus den Händen seiner Zuhörer, und Empfehlung solcher Schriften, die nicht sowohl jene Vorurtheile bestreiten, als vielmehr gleich reinere Begriffe vom praktischen Christenthum geben, sehr zu Statten kommen. 1597
51
Spenersche Schule

Vgl. II § 63 c.

1.
†) Anm.Anmerkung Anm. 1.1623 Je mehr sich der Lehrer gewöhnt, alles1625, was er sagen will, vorher wohl durchzudenken, und je mehr er Achtung gegen die Sachen, wie gegen seine Zuhörer und deren Bestes hat: je mehr wird er diese erste Regel beobachten. – Hätten die vor Haltung des Vortrags gedruckten Predigtentwürfe Predigtentwürfe 1626 nicht manche andre1627 Unbequemlichkeiten, und wären sie gut – mit Rücksicht auf das in dem §. selbst erwähnteerwehnte, – eingerichtet:1628 so könnten sie die vorläufige Aufmerksamkeit auf die Predigten und die Wiederholung des Gepredigten sehr befördern. Selbst die Gewohnheit, bey1630 dem Unterricht in der Religion, ein besonderes gut zusammenhängen[666]des und mit bestimmter Kürze [89] geschriebnes1631 Buch, und bey1632 Predigten einen Text, zum Grunde zu legen, erleichtert das Behalten desjenigen, was gesagt ist.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2.1633 Die sogenannte 1617 synthetische Methode bey1635 dem Vortrag der Religion hat freylich1636 auch ihre Vortheile. Vollständiger und zum Theil bestimmter laßen1637 sich dabey1638 die Sachen ausführen, und, hätte man lauter oder meistens solche Zuhörer, die hauptsächlich weiter aufgeklärt zu werden wünschten, und gewohnt wären, immer im Zusammenhange zu denken: so wäre sie dann1639 die schicklichste, wenigstens die zwangloseste Methode1640. Aber die analytische, die einen biblischen Text zum Grunde legt, und sich überall an diesen hält, –1641 befördert doch das bessere Behalten, und giebt dem Zuhörer ein gutes Mittel, durch dessen Hülfe er sich an das Gesagte besser wieder erinnern kan1642; – sie gewöhnt ihn mehr an die Bibel, deren kurze, edel und anschaulich ausgedruckte1643 Kernsprüche mehr wirken als allgemeine Sätze, und Ausführung derselben, die im Allgemeinen stehen bleibt; (man weiß ja, was Sprüchwörter, Verse, Fabeln, Geschichten thun, wie leicht sie [79] sich dem Gedächtniß und der Einbildungskraft wieder darstellen, wie sie sich an alle Vorfälle des Lebens anschlingen, wie leicht in Grundsätze und Gesinnungen übergehn1644); – und, was das Vornehmste ist, sie lehrt und gewöhnt ihn, seine Bibel nun selbst fleißig zu lesen, sie besser zu verstehen, und, wie er es nach und nach seinen1645 Lehrer abgelernt hat, sie in beständiger Anwendung auf sich zu brauchen1646, wodurch er die [90] Erbauung fortsetzen, und sich selbst erbauen lernt;1647 ohne welche Uebung selbst der beste Vortrag wenig dauerhafte Eindrücke machen, und die Andacht des Zuhörers nur an Gelegenheiten binden, nie aus ihr etwas [667] Ganzes machen wird. Je seltner1648 die Bekanntschaft mit der Bibel, ihrem wahren Verstande und ihrem so weit greifenden höchst fruchtbaren Inhalte wird; je mehr die Gewohnheit abnimmt, über sie und ihren unerschöpflichen Reichthum wahrhaftig praktischer Ideen nachzudenken, und sie auf alle Angelegenheiten des Herzens anzuwenden; je mehr die Einbildung überhand nimmt, daß man alles1649 am besten aus sich selbst herauswickeln könne, und der Wahn, daß es ein Zeichen eines größern1650 und gründlichern Kopfes sey, alles1651 von vorne1652 her und aus der Natur der Sache zu erkennen, und im Zusammenhange zu denken; je herrschender der Geschmack an bloßer1653 Aufklärung wird, und je mehr die Anwendung der bessern Kenntnisse auf wirkliche Besserung des Herzens vernachläßigt1654 wird: je1655 weniger ists zu verwundern, daß analytische Predigten immer seltner werden. Wiewohl die synthetischen auch leichter sind. Man braucht dazu (wie sie wenigstens gemeiniglich sind) nur wenige, allgemeine Sätze;1656 bedarf wenig oder gar keiner exegetischen Kenntnisse, keines mühsamen Studiums der Erfahrung, keines feinern Studiums des, nach den individuellen Umständen, so äusserst verschiednen1657 menschlichen Herzens, und der besondersten Bedürfnisse desselben, keiner vielfältigen Uebungen, den Vortrag diesen anzuschmiegen,1658 und, je dürftiger man an Kenntnissen und unreifer zu [91] einem wahren Religionslehrer [80] ist, je1659 besser kommen dem Geistesarmen die allgemeinen und unter gewisse Hauptpunkte geschichteten Belehrungen von Universitäten her, zu Statten. Aber ob es für den Zuhörer 1660 mehr frommt? –
3.
Anm.Anmerkung Anm. 3.1662 Es ist hier nicht die Rede von Befriedigung bloßer1664 Wißbegierde oder Neugier über ausserordentliche1665 und unbegreifliche Sachen, [668] oder über Fragen, die eben jedesmal zu einer gewissen Zeit die Aufmerksamkeit des Publikums beschäftigen, und dessen Meinungen theilen;1666 noch von parodoxen Behauptungen oder raschen und auffallenden Aeusserungen1667, die der Zuhörer wenigstens in dem Zusammenhang1668 nicht erwartet. Denn alles dies1669 ist dem Zweck1670 des Religionsvortrags, der Erbauung, so wenig, als eigentliche Gelehrsamkeit, gemäß; oder zerstreut die Zuhörer mehr, zieht1671 wenigstens ihre Aufmerksamkeit von wichtigern Hauptsachen ab; und schadet oft, weil es fremdartig und vielen1672 anstößig ist, dem Vertrauen auf die Weisheit und Andacht des Lehrers. – Ich meine nicht einmal Predigten über die sichtbare Natur, über Aberglauben und andre besondre1673 Ausschweifungen des gemeinen Lebens, über bürgerliche Pflichten und Gegenstände, oder irgend etwas Nützliches, das doch nicht eigentlich zur Religion gehört. Hängt es irgend mit der Religion zusammen:1674 so verdient es,1675 sowohl als Religion selbst, gepredigt, wenigstens zur Beförderung der wahren Religion und Erbauung1676 benutzt zu werden;1677 sofern es den Kenntnissen und Bedürfnissen der Zuhörer gemäß ist, [92] oder gemacht werden kan;1678 und sofern es mit Mäßigung und Würde geschieht, nicht den Vortrag der Religion selbst verdrängt, der doch die öffentlichen Vorträge eigentlich gewidmet sind, und nur so selten geschieht, daß der Geschmack der Zuhörer nicht verwöhnt, und von den eigentlichen Religionsvorträgen abgezogen wird. – Neuigkeit 1679 verstehe ich hier wirklich im eigentlichen erbaulich erbaulichen Vortrage der Religion.1680 1) Schon1681 von den dahin [81] gehörigen Sachen selbst kan vieles neu seyn1682. Der gewöhnliche Religionsunterricht in Schulen und Lehrbüchern ist noch sehr eingeschränkt, ist eigentlich nur Grundlage des weitern Unterrichts, durch den ein Christ immer mehr auch [669] in der Erkenntniß wachsen soll. Von vielen wichtigen Sachen ( z. B.zum Beispiel 1683 dem richtigen praktischen Begriff1684 des Glaubens1685, und was wir thun können1686 ihn hervorzubringen und zu nähren, von Genügsamkeit1687, von wahrer Ehrliebe1688, von Standhaftigkeit1689 gegen herrschende unschuldig scheinende Gewohnheiten, und dem weisen Kampf dagegen, von der Pflicht, alles1690 was man, auch in seinem Beruf, thut, gut1691 zu machen, von vielen unerkannten Sünden und Wohlthaten Gottes, und tausend andern Sachen 1692) wird auf den Kanzeln und bey1694 Katechisationen wenig oder gar nicht geredet. Auch bey1695 bekannten und oft zu wiederholen nöthigen Lehren und Anstalten Gottes,1696 ließe1697 sich viel Lehrreiches über Gottes Absichten dabey1698 sagen, es ließen sich1699 viele unerkannte Pflichten und Tröstungen daraus herleiten u. d. gl.und dergleichen 1700 Und kan1701 wenigstens der Lehrer nicht, gleich durch die Anwendung der Lehren und1702 durch die Situationen, in die er [93] die Zuhörer dagegen bringt1703, viel Neues sagen, das immer den Zuhörer unterhält, woran dieser schwerlich selbst gedacht hätte, und sich doch immer getroffen, immer das auf diese Art Gesagte,1704 für sich brauchbar findet?1705 Eben so kan1706 2) in den Vortrag Neues gebracht, es können bekannte Sachen durch neue Beweise, durch neue Anwendung der biblischen Texte, durch neue Motive unterstützt, durch dazu gewählte Geschichten und Beyspiele1707 aus der Bibel, durch besondre1708 Fälle aus dem gemeinen Leben u. d. gl.und dergleichen 1709 anschauender und lehrreicher gemacht werden. (Wie wenig mag (z. B.)zum Beispiel Marc. 9, 38 (f.)folgend auf die Duldung und billige Beurtheilung derer, die anders,1710 als wir,1711 in der Religion denken, 1 Kor. 7, 23.1712 auf die Pflicht des Kampfs gegen Mode und Beyspiele1713, (Kap.)Kapitel 8, 1 f.folgend 1714 auf den Mißbrauch der Aufklärung (etc.)et cetera angewendet worden seyn? und1715 wie viel Lehrreiches liegt noch in der Geschichte der Apostel und in an[82]dern biblischen Geschichten1716? nicht nur [670] in den Sätzen, sondern auch in der ganzen Stellung und Verbindung derselben in der Bibel?) – Wer sich gewöhnt1717 über alles1718, und besonders über den Inhalt der Bibel und des menschlichen Lebens,1719 nachzudenken, und beydes1720 täglich zu studieren, fleißig selbst an seiner eignen1721 Erbauung zu arbeiten, die Religion überall anzuwenden, und allenfalls sich, nicht gemeine1722 Bemerkungen, die irgend etwas Neues lehren, oder ein neues Licht worauf werfen, aufzuzeichnen, um sie gelegentlich bey1723 seinen Zuhörern zu brauchen1724: dem wird, viel Neues zweckmäßig zu sagen, so schwer nicht seyn können. 1725
55
56
††)

In der ersten und zweiten Auflage der Anweisung hat das Zeichen „††)“ keine Entsprechung in den Anmerkungen. Die dritte Auflage der Anweisung lässt jedoch vermuten, dass es sich auf Anm. 3. bezieht.

57
synthetische Methode […] analytische, die einen biblischen Text zum Grunde legt, und sich überall an diesen hält

Im Gegensatz zur synthetischen Predigt, in der der Predigttext unter einem bestimmten Hauptthema behandelt wird, legt die auch als Homilie bezeichnete (vgl. III § 65 c) analytische Predigt den Predigttext Schritt für Schritt (aber nicht unbedingt Vers für Vers) und ohne Berücksichtigung eines bestimmenden Hauptthemas aus. Eine derart durchgeführte Textauslegung bindet nicht selten aus der wissenschaftlichen Exegese stammende philologische, antiquarische u.a. Beobachtungen ein und bewegt sich so auf einem durchaus hohen Bildungsniveau.

58
Reinhardtschen

Vgl. I § 283 c.

59
1749 Die hier beschriebne1750 Eigenschaft des Vortrages ist ohngefehr1751 das, was die Franzosen mit dem mystischen Namen der 1621 Salbung belegen. Die Kraft, welche dauerhafte Eindrücke hervorbringen soll, liegt in der vorgetragenen Sache selbst, und muß von dem Lehrer hervorgezogen oder entwickelt werden. Ist jenes nicht1752, und geschieht dieses1753 nicht; wirkt der Vortrag bloß auf die Sinne,1754 oder Einbildungskraft der Zuhörer: so mag er betäuben und hinreissen,1755 dauerhafte Eindrücke wird er nie machen. 1756
60
61
Salbung

Zur Klärung des Begriffs Salbung vgl. den Nachtrag in der dritten Auflage der Anweisung.

62
1824 Gut eingerichtete Vorlesungen über die Homiletik1825 von einem Lehrer, der ein eben so guter Theoretiker als Praktiker wäre, der1826 nicht bloß zur Wohlredenheit, sondern zu wahrer nützlicher Beredtsamkeit, oder vielmehr zu rechter Einrichtung des erbaulichen, zusammenhängenden oder Gesprächsvortrags der Religion, Anweisung gäbe, der1827 nicht sowohl Kunst als Befolgung der Natur, auch in diesem Stücke, lehrte;1828 gute Grundsätze durch wohlgewählte Beyspiele1829 deutlich und anschaulich machte;1830 auch, wenn es seyn könnte1831, die nöthigen Uebungen der Zuhörer unter seiner Aufsicht, damit verbände – nebst dem Umgang1832 mit erfahrnen und in dieser Art bewährten Predigern – würden hier am diensamsten seyn. 1624 Gute Anweisungen dazu findet man vorzüglich in den Grundsätzen 1833 zur Bildung künftiger Volkslehrer, Prediger, Katecheten und Pädagogen, von Georg Frie [675] drich Seiler, 2te1834 Auflage, Erlangen,1835 1786.textgrid:250cs (gr.)groß 8.;8.) und in1836 Aug. Herm. Niemeyers 1838 Handbuch für christliche Religionslehrer, zweyter Theil,zweiter Theil (auch unter dem Titel: Homiletik, Pastoralanweisung und Liturgik,) Liturgik), 5te Ausgabe, Halle 1790 in1807. 8.1839 1843 Unter den rhetorischen Vorlesungen1844, die wenigstens zur feinern 1845 Bildung des Predigers dienen, verdienen 1631 Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften,1846 (aus dem Englischen übersetzt von [99] K. G. Schreiter, Liegnitz,1847 1785 bis 1788 in1848 3 Theilen1849, (gr.)groß 8.) vornemlich studieret1850 zu werden. 1851
63

64
Grundsätzen zur Bildung künftiger Volkslehrer, Prediger, Katecheten und Pädagogen, von Georg Friedrich Seiler, 2te Auflage, Erlangen, 1786

In allen drei Auflagen der Anweisung ist der Titel der ersten Auflage genannt. Der Titel der zweiten Auflage lautet jedoch Grundsätze zur Bildung künftiger Volks und Jugendlehrer oder der Homiletik, Katechetik, Pädagogik (1786).

65
Dr. Erasmi Ecclesiastes s. de ratione concionandi, L. IV. 1554

Gemeint sind Erasmus' von Rotterdam Ecclesiastae sive de ratione concionandi libri IIII (1554).

66
(auch unter dem Titel: Homiletik, Pastoralanweisung und Liturgik), 5te Ausgabe, Halle 1807

Der Nebentitel der fünften Auflage lautet Homiletik, Pastoralwissenschaft und Liturgik.

67
J. W. Schmidt's Anleitung zum populären Kanzelvortrag, 1ster bis 3ter Theil. Jena 1787 f.

Die drei Teile sind zwischen 1787 und 1789 erschienen.

68
H. A. Schott Theorie der Beredtsamkeit, mit besonderer Anwendung auf die geistliche. Leipzig 1781

Heinrich August Schotts (1780–1835) dreiteilige Theorie der Beredsamkeit ist in erster Auflage zwischen 1815 und 1828 in Leipzig erschienen.

69
Dessen kurzgefasster Entwurf der Theorie der Beredtsamkeit. 1815

Es handelt sich um die zweite umgearbeitete Auflage des Kurze[n] Entwurf[s] einer Theorie der Beredsamkeit.

70
C. F. Ammon Handbuch, oder Anleitung zur Kanzelberedtsamkeit. Marburg 1812

Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850) Handbuch der Anleitung zur Kanzelberedsamkeit für christliche Religionslehrer ist 1812 in zweiter Auflage in Nürnberg erschienen.

71
Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften, (aus dem Englischen übersetzt von K. G. Schreiter, Liegnitz, 1785 bis 1788 in 3 Theilen, gr. 8.)

Vgl. I § 279 c.

1.
Anm.Anmerkung Anm. 1.1900 Gute Regeln und Grundsätze der Homiletik, nebst frühzeitigen Uebungen, einen Autor recht zu studieren und auszulegen, kommen uns hier sehr zu Statten1902. Wird es uns im Anfange zu schwer, oder traut man seinem eignen1903 Urtheil nicht:1904 so nehme man, wo möglich, den Verfasser selbst, oder andre1905 gültige Richter,1906 zu Hülfe. Wenn man sein so durchstudiertes Muster auf eine geraume Zeit zurücklegt, um die Lebhaftigkeit der Eindrücke, die es bey1907 uns gemacht hat, sich setzen zu laßenlassen, darauf1908 den Versuch macht, eben dasselbe nach unsrer1910 Art auszuführen, und alsdann [679] mit dem Muster zu vergleichen: so wird man bald sehen, ob man im Stande sey1911, das Gute demselben wirklich abzulernen, und sich eigen zu machen. Doch dies1912 gehört mehr zu den eignen1913 Uebungen.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2.1915 Vorzügliche hieher1917 gehörige Predigten und Katechisationen sind in der 1635 Anweisung zur Kennt[103]niß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie, §. 561 (f.)folgend genannt, deren Verzeichniß sich aus der neuesten Zeit noch vermehren läßt. Als Katechisationen verdienen zum Theil die Unterhaltungen für Kinder und Kinderfreunde (von Salzmann, Christian Gotthilf C. G. Salzmann ,) Leipzig, 1778 folgg.folgende in 98 Bändchen in 8; das Handbuch für Kinder und Kinderlehrer über den Katechismus Luther, Martin Lutheri , von Beyer, Johann Rudolph Gottlieb J. R. G. Beyer , Leipzig, 1785−1787. 1784−1787. in 7 Bändchen in 8; Katechetisches Magazin, herausgegeben von Lang, Georg Heinrich G. H. Lang , Nördlingen, 1781–1784 1781−1784. in drey3, und dessen FortsetzungFortsetzungen, oder Neues katechetisches Magazin, Erlangen, 1785−1789 1785−1788. bisher in drey3 Bänden und einem Stück des 4ten in 8. vor andern studiert zu werden.1918
74
75
Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie, §. 561 f.

Vgl. I § 43.

76
Unterhaltungen für Kinder und Kinderfreunde (von C. G. Salzmann,) Leipzig, 1778 folgg. in 9 Bändchen

Wie in der ersten Auflage der Anweisung angegeben, ist dieses Werk nur in acht Bänden (1778–1787) erschienen.

77
Handbuch für Kinder und Kinderlehrer über den Katechismus Lutheri, von J. R. G. Beyer, Leipzig, 1785–1787. in 7 Bändchen

Wie in der ersten Auflage der Anweisung angegeben, stammt der erste Band aus dem Jahr 1784. 1787 ist eine zweite Ausgabe in zwei Bänden erschienen. Diese enthält den Text der ersten sechs Bände der Erstausgabe (1784–1786), deren siebter Band (1787) gleichzeitig als Anhang zu den beiden Bänden der zweiten Ausgabe fungiert.

78
dessen Fortsetzung, oder Neues katechetisches Magazin, Erlangen, 1785–1789 bisher in drey Bänden und einem Stück des 4ten

Bisweilen wird der Erscheinungszeitraum aller vier Bände mit 1785–1791 angegeben, doch dürfte das Neue katechetische Magazin mit dem Erscheinen der ersten Abteilung des vierten Bandes (1789) eingestellt worden sein.

79
J. F. C. Gräff's vollständiges Lehrbuch der allgemeinen Katechetik (ganz nach Kantischen Grundsätzen), 3 Bände, Göttingen 1795 f.

Der Verfasser des dreibändigen Lehrbuchs (1795–1799) ist Johann Friedrich Christoph Graeffe (1754–1816).

80
Verfassers Grundriß der Katechetik

D.i. Johann Friedrich Christoph Graeffes (1754–1816) Grundriß der allgemeinen Katechetik nach Kantischen Grundsätzen nebst einem kurzen Abrisse der Geschichte der Katechetik von dem entferntesten Alterthume bis auf unsere Zeiten (1796).

81
F. W. Wolfarth's Versuch eines Lehrbuchs der religiös-moralischen Katechetik und Didaktik, Lemgo 1808

Gemeint ist Friedrich Wilhelm Wolfrath (1757–1812).

82
Katechetische Magazine haben Lang und Gräff herausgegeben

Georg Heinrich Langs (1740–1805) Katechetisches und Neues Katechetisches Magazin sind in diesem Paragraphen in den ersten beiden Auflagen der Anweisung ausführlich bibliographiert. Johann Friedrich Christoph Graeffes (1754–1816) Neuestes katechetisches Magazin zur Beförderung des katechetischen Studiums (1789–1801) ist in vier Bänden erschienen, von denen der erste Band eine zweite (1793) und der zweite eine dritte Auflage (1798) erlebt hat, sein Katechetisches Journal (1793) hat Graeffe auch als Neues Journal der Katechetik und Pädagogik (1795–1801) veröffentlicht und insgesamt sieben Jahrgänge herausgegeben.

83
Niemeyer's und Wagnitz Predigerbibliothek, 3ter und 4ter Theil

Vgl. I § 43 c.

1.
Anm.Anmerkung Anm. 1. †)1985 Was diese Gewohnheit, die seit einiger Zeit Mode zu werden anfängt, für erhebliche Bedenklichkeiten gegen sich habe, würde hier aus einander zu setzen,1987 zu weitläufig fallen. Die Frage kan1988 nicht seyn:1989 ob nicht die Religion müsse1990 auch auf das gemeine Leben und auf die besondern Umstände der Zuhörer angewendet, die Zuhörer also,1991 auch durch Predigten,1992 gewöhnt werden 1993, sie überall anzuwen[683]den? (Dies1994 sollte ja ein Hauptzweck aller Predigten und Katechisationen seyn).1995 Es leidet auch keinen vernünftigen Zweifel:1996 ob nicht die sichtbare Schöpfung und deren weise Einrichtungen, falls sie den Zuhörern können1997 deutlich gemacht,1998 und [107] mit Anständigkeit gebraucht werden 1999, und ob nicht die besondern Erfahrungen und irdische Beschäftigungen der Zuhörer mit zu Hülfe dürfen2000 genommen werden 2001, um Lehren der Religion faßlich, einleuchtend und anschaulich zu machen? Sondern die Frage ist: ob Sachen, die entweder nicht zur Religion oder zur Erweckung und Unterhaltung rechtschaffner2002 Gesinnungen gehören, oder wenigstens nicht durch Gründe aus der Religion dargethan und empfohlen werden können, ob (z. B.)zum Beispiel Verbesserungen im bürgerlichen und häuslichen Leben, 2003 zum Zweck der Predigten oder Katechisationen gemacht werden dürfen? Versteht sich der Prediger darauf, und findet er es zuträglich;2004 so breite er Belehrungen oder Empfehlungen solcher Sachen im Umgange oder in besondern dazu ausgesetzten Stunden, ausser2005 dem Gottesdienste, aus. 2006
85
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2. ††)2007 Nur vom Halten der Predigten ist hier die Rede, und wenn es dabey2009 zum vornehmsten oder gar einzigen Zweck gemacht wird, sich zu üben, anstatt Andere zu erbauen; nicht von Entwerfung oder Ausarbeitung einer Predigt. Wie am rechten Orte würde hier eine Bitte an Vorgesetzte stehen, nur mit der äussersten2010 Vorsicht die Erlaubniß zu öffentlichen Vorträgen, zumal vor ansehnlichen christlichen Versammlungen, zu geben, und eine eben so dringende Bitte an Studierende, sie nicht, ohne vorhergehenden reiflich überlegten Rath und genaue Prüfung von verständigen und gewissenhaften Kennern, zu suchen!2011 – wenn mein Zweck sie2012 hier auszu[684]führen er[108]laubte. Man ist sich zu üben schuldig; aber man ist noch Mehr2013 einer christlichen Gemeine2014 schuldig; und nichts verdirbt, oft auf immer, einen jungen Prädicanten mehr, als das frühzeitige Predigen – und, was noch schlimmer ist, unverständige Bewunderung,2015
Matth. 9, 36.
1 Tim. 4, 12.
Röm. 2, 24!2016
87
Action eines Comödianten

Vgl. III § 66.

88
Ach des großengrossen Segens frühzeitiger FrömmigkeitFrömmigkeit,2028 auch in dieser Absicht!2030 – Lieber junger Freund! Wenn dir das Interesse für das, was irgend in Absicht auf Religion und Tugend praktisch ist, nicht über alles 2031 andre2032 Interesse geht; wenn du über das Wahre und Gute dieser Art noch nie verlegen 2033 und unruhig worden2034 bist;2035 Religion noch nie an deine 2036 Bedürfnisse geknüpft, sie nicht zu deinem täglichen 2037 Geschäfte gemacht hast; wenn du noch keinen Trieb fühlst, Andern in diesen Angelegenheiten nach deinem besten Vermögen zu rathen und zu helfen: so hast du noch keinen Beruf zum Predigen. Schone dann wenigstens Andrer 2038, und entweyhe2039 das Heiligthum Gottes nicht!
1.
[688] [112] †) Anm.Anmerkung Anm. 1.2067 Es versteht sich, daß hier von keiner ängstlichen, steifen Methode die Rede sey2069. Im Vortrage kan2070 sehr viele natürliche Ordnung herrschen, die der Zuhörer wohl fühlt, ohne daß man sie ihm vorzuzeichnen braucht. Nur da, wo nicht eines2071 aus dem andern, beym2072 ordentlichen Denken natürlich folgt, scheint es, wenigstens zur Beför[99]derung der Aufmerksamkeit und zum bessern Behalten, nöthig zu seyn, daß der Prediger durch Worte oder durch Zahlen, angebe, wo eine neue Vorstellung anfange. Uebrigens tritt hier, nach angestellter Zergliederung fremder Arbeiten, noch die Uebung ein, die schon oben §. 59. 2073 (Anm.)Anmerkung 1. erwähnt2074 worden ist.
2.
††) Anm.Anmerkung Anm. 2.2075 Hiernach, dünkt mich, müßte das bestimmt werden, was, in Absicht auf das Anständige des Ausdrucks, dem Religionsvortrage geziemt. Von je her hat man unter gebildetern Nationen, da, wo etwas mit einem gewissen Ansehen würken2077 sollte, in der Poesie, bey feyerlichen2078 Urkunden und Gesetzen, in der Religion insbesondere, eine dergleichen Vorträgen eigenthümliche Sprache gebraucht. Man wird alsdann, selbst durch die Art der Wörter, an die Würde der Sachen erinnert,2079 und wo ist dies2080 nöthiger, als bey2081 der Religion? Man kan2082 nicht würdig genug von Gott und den höchsten Angelegenheiten des Menschen denken, und geweyhte2083 Ausdrücke halten dem Hange der Menschen, zu gering oder zu menschlich von Gott zu denken, einigermaßen2084 das Gleichgewicht. Ueberdies2085 hängen den Ausdrücken, die [113] man aus dem gemeinen Leben hernehmen,2086 und auf Gegenstände der Religion anwenden mußte, oft so viele Nebenbegriffe an, die selbst Irrthümer oder doch niedrige Vorstellungen in der Religion erwecken; und eben so sind2087 die Wörter der feinern Gesellschaftssprache 2088 mehr zur angeneh[689]mern und gefälligern, als zur ernsthaftern Unterhaltung erfunden, und arten daher leicht in leere und täuschende Wörter aus; sie sind mehr fein als stark, mehr witzig oder höflich als edel; und die gelehrtere Sprache neigt sich mehr zum Trocknen als Lebhaften, ist ganz für den Verstand, nicht fürs Herz gemacht, befördert mehr die deutliche und bestimmte als die anschauliche Erkenntniß: daß alle diese Spracharten nicht ganz dürfen im Vortrag2089 der Religion nachgeahmt werden, wenn dieser nicht seine Würde und die so nöthige Wirkung aufs Herz verlieren soll.
3.
[100] Anm.Anmerkung Anm. 3.2091 Wenn die BibelBibel2093 auch nicht schon das unter Christen allgemein gebräuchlichste Religionsbuch wäre, woran sich also unsre2094 Religionsbegriffe und Empfindungen fast unzertrennlich knüpfen, und ihre Sprache zu der eigentlich geweyhten2095 Religionssprache machen:2096 so verdiente sie das Muster zu seyn, nach der sich diese ganz bilden sollte. Auch der gereinigtste Geschmack, wenn er die Natur religiöser Empfindungen und Würde zu Rathe zieht, kan2097 keine edlere, kraftvollere, von Trockenheit und Schwulst gleich weit entferntere, eben so deutliche und einfältige als herzliche, der vernünftigen Andacht angemessnere2098 Sprache, erfinden, als die2099 in der Bibel da herrscht, wo sie [114] Lehren darstellt, oder religiöse Empfindung ausdruckt2100 – und glücklicher Weise ist davon in keiner Uebersetzung weniger verloren gegangen2101 als in der Lutherschen2102. Auch in dieser 2103 Absicht sollte jeder Prediger die Bibel, und namentlich 2104 Luthers Uebersetzung, zu seinem täglichen Handbuch machen, und nicht glauben, daß er irgend woher eine bessere2105 Religionssprache leiten könnte. Es versteht sich, wo2106 sie verständlich, und wo2107 in Luthers 2108 Uebersetzung der Sinn nicht verfehlt ist. Verliert die Sprache der Bibel [690] nichts an Kraft des Ausdrucks, wenn man sie in deutlichere Worte umkleidet:2109 so wähle man letztere, um nicht für die meisten Zuhörer leere Worte einzuführen, oder Mißverstand zu veranlaßen2110. Und eben dies2111 mag erlaubt seyn, wo morgenländische Vorstellungen, Ort- und Zeitideen2112 der Vorwelt, bey2113 der biblischen Sprache und Bildern zum Grunde liegen, wenn dieses, und daß sie unsern richtigern Begriffen nicht gemäß sind, erweislich ist. Ausserdem2114, und wenn man nur dem Volk2115, in Schulen zumal, die ebräischartigen2116 und ähnlichen Ausdrücke und Bilder recht erklärte, daß es dabey2117 das denken lernte, was sie sagen sollen:2118 wäre es rathsamer, selbst die eigenthümliche Sprache der Bibel, wegen der vorhin angeführten Ursachen, überall beyzubehalten2119. 2120
92
4.
†††) Anm.Anmerkung Anm. 4.2121 Die Religionssprache, und die besondre2123 an einem Ort oder bey2124 gewissen Zuhörern übliche Art2125 sich darin auszudruckenauszudrücken 2126, richtet sich nach den Erbauungsbüchern und Gesängen, die von ihnen gewöhnlich gebraucht werden, und ist daher [115] biblisch, mystisch, wissenschaftlich (u. s. f.)und so ferner, je2128 nachdem es jene sind. Je mehr sich der Ton der Bücher, die man lieset, von der Würde der Religion entfernt;2129 je mehr verdirbt man sich durch Lesung solcher Bücher zum guten Vortrag der Religion. Eine Hauptursache des immer mehr überhand nehmenden2130 schön oder philosophisch seyn sollenden, für jeden, der wahre Erbauung liebt, und auf Würde in der Religion sieht, unerträglichen Tons, der unzeitigen AufklärungssuchtAufklärungssucht2131, und des Vortrags ganz andrer2132 Sachen als der Religion und des Christenthums, in Predigten, ist,2133 die bey2134 vielen beynahe2135 ausschließliche und schwelgerische Lectüre der Zeitschriften und Lesebücher, die gemeiniglich eben so sehr den Geschmack vieler künftigen Prediger, als ihren Verstand und ihr Herz, verdirbt.2136
94
Poesie ist älter als Prosa, und die wahre Volkssprache

Die Vorstellung einer gegenüber der Prosa ursprünglicheren Poesie wird von Johann Georg Hamann (1730–1788) in seiner erstmals 1760 veröffentlichten Aesthetica in nuce vertreten und findet sich dann auch bei Herder und Hegel.

95
2144 (S.)Siehe oben §. 54 2145 in der 2ten Anmerkung, und einige schöne Erinnerungen darüber in 1657 (Herders 2146) Briefen, das Studium der Religion betreffend, 4ter Theil, im 40sten und 2147 folgenden Briefen. 2148
96
97
(Herders) Briefen, das Studium der Religion betreffend, 4ter Theil, im 40sten und folgenden Briefen

Der Titel lautet korrekt Briefe, das Studium der Theologie betreffend (vgl. I § 51).

98
Chrysostomus

Aus dem überaus umfangreichen Predigtwerk des Johannes Chrysostomus entfallen allein 90 Homilien auf Mt, 88 auf Joh, 74 auf 1Kor und 2Kor, 67 auf Gen, 55 auf Apg, 32 auf Röm usw. Charakteristisch für die Homilien des Chrysostomus ist, dass sie nicht allein Schrifterklärung bieten, sondern nahezu immer mit einer paränetischen Stellungnahme zur christlichen Lebenspraxis schließen.

99
Luther

Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850) Handbuch (s.u.) lässt erkennen, dass bei der grundsätzlich obligat erscheinenden Aufnahme Martin Luthers in die Liste der Musterprediger an konkrete bibliographische Angaben gedacht ist. Ammon verweist auf den elften Teil (1742) der Hallischen Ausgabe (vgl. II § 212), welcher den Ersten Theil von der Kirchenpostill, nemlich die Auslegungen derer Evangelien auf alle Sonn- Fest- und Aposteltage enthält, sowie auf Luthers Hauspostille in der zweiteiligen Ausgabe (1794/1795) des sächsischen Pfarrers und Kirchenlieddichters Christian Gottlieb Frohberger (1742–1827).

100
Teller

Unter den Werken Wilhelm Abraham Tellers nehmen Predigten einen großen Raum ein. Gedruckt sind etwa einzelne Gedächtnispredigten (z.B. auf Spalding) und Predigtsammlungen (z.B. Sonn- u. Festtagspredigten, Predigten zur häuslichen Frömmigkeit), besonders hervorgehoben seien an dieser Stelle die zweiteiligen Predigten und Reden bey besondern Veranlaßungen gehalten nebst einigen sogenannten Homilien (1787). Berichtet wird von Tellers undeutlicher Aussprache, die dazu geführt habe, dass man seine Predigten lieber gelesen als gehört hat. In diesem Zusammenhang ist auch das von Teller herausgegebene Neue Magazin für Prediger (1792–1802) und als Hilfsmittel nicht zuletzt auch sein Wörterbuch (BdN IX) zu nennen.

101
Sontag

Nach dem Studium in Leipzig wurde Karl Gottlob Sonntag (1765–1827) auf Empfehlung Morus' 1788 zunächst Rektor der Domschule in Riga und ein Jahr später Rektor des Kaiserlichen Lyzeums. Gleichzeitig wurde er Diakon, später Oberpastor an der St. Jakobi-Kirche. Seit 1799 im Livländischen Oberkonsistorium tätig, wurde er 1803 dessen Präsident, zudem Generalsuperintendent und erhielt 1805 die theologische Ehrendoktorwürde der Universität Dorpat. Vielseitig engagiert, hat Sonntag ein umfangreiches Werk hinterlassen. Aus seiner Zeit als Diakon bzw. Oberpastor stammen Einige Predigten (1789; 21790) sowie Ueber Menschenleben Christenthum und Umgang. Eine Sammlung Predigten aufs ganze Jahr für gebildetere Leser (1794–1802) in vier Teilbänden, daneben finden sich auch einzeln gedruckte Predigten.

102
Lange

Hier handelt es sich um den vergleichsweise unbekannten, zuletzt in Pötewitz bei Zeitz wirkenden Prediger Gottlieb Lange (1769–1837), der u.a. durch seine zweibändigen Biblische[n] Religionsvorträge oder Homilien über einige historische Stellen des neuen Testaments (1797/1801) mitsamt einer knapp 100 Seiten umfassenden Abhandlung über die Homilie hervorgetreten ist, auf die wegen ihrer Musterhaftigkeit auch in Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850) Handbuch (s.u.) verwiesen wird (vgl. aaO § 44 u.ö.).

103
Nebe

Johann August Nebe (1775–1854) wurde als Sohn eines Predigers und Waisenhausinspektors in Halle geboren und stand hier besonders unter dem Einfluss Niemeyers, mit dem er mütterlicherseits verwandt war. Nach dem in Halle absolvierten Studium übernahm er nach der üblichen, im Jahre 1800 angetretenen Wissenschaftsreise zunächst eine Inspektorenstelle am halleschen Waisenhaus, 1802 eine Pastorenstelle bei Merseburg und 1814 die Superintendentur in Frauenprießnitz. 1816 wurde Nebe als Oberpfarrer, Generalsuperintendent und Oberkonsistorialrat nach Eisenach berufen und trat hier bis 1853 insbesondere in Schulangelegenheiten hervor. Bereits 1817 verlieh ihm die Theologische Fakultät in Halle die Ehrendoktorwürde. Zu Nebes bedeutendsten Schriften zählen seine pädagogischen Werke, doch sind mit Das Gebet Jesu Christi. Homilieen für christliche Leser aller Confessionen (1802) und den Homilien für Landgemeinen, größtentheils bei Trauerfällen und bei der Feier des Abendmahls (1799) auch Predigten gedruckt, daneben ist Nebes Ueber die Gefahr, sich auszupredigen. Ideen, Winke und Vorschläge für jetzige und künftige Prediger (1805) zu nennen.

104
Fischer

Gemeint ist wohl Gottlob Eusebius Fischer (1769–1847), ab 1797 Diakon in Zschaitz bei Döbeln, 1801 Archidiakon in Wurzen, 1810 Pfarrer im thüringischen Ranis und ab 1819 Superintendent und Oberpfarrer in Sangerhausen. Von ihm stammt der Band Homilien. Ein Erbauungsbuch für Christen (1796). Nicht auszuschließen ist jedoch auch der Königsberger Pfarrer Karl Gottlieb Fischer (1745–1801), der eine dreiteilige Sammlung seiner Homilien über merkwürdige Erzälungen aus der Geschichte Jesu (1799) herausgegeben hat.

105
doppelte Seite der Homilien ist von Ammon, im Handbuch für Kanzelberedtsamkeit S. 101, sehr gut ins Licht gesetzt

In Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850) Handbuch (vgl. III § 57), in dem alle an dieser Stelle genannten Prediger als Musterbeispiele aufgelistet sind (vgl. aaO § 50), findet sich im Anschluss an die Unterscheidung von synthetischer und analytischer Predigt (vgl. III § 54) die Behandlung der auch als Homilien zu bezeichnenden analytischen Predigten (vgl. aaO § 44.45–50). Ihre doppelte Seite besteht laut Ammon darin, dass sie zum einen die Kenntnis der biblischen Überlieferung befördern, zum anderen jedoch den freien Gedankengang des Predigers und die Konzentration auf ein einzelnes Thema behindern (vgl. aaO § 51).

1.
†) (S.)Siehe 1669Gesammlete Schulschriften von Friedrich Gedike (S.)Seite 368 (f.)folgend
107
{ (Anm.)Anmerkung Gewisse Uebungen in dem, was man Declamiren nennt, so fern man nur nicht unrichtige Begriffe damit verbindet, dürften auch nicht zu verwerfen seyn. Aber eigentlich gehören sie unter die frühern Vorbereitungsstudien des Theologen, und die Homiletik, die allerdings auch auf mündlichen und feierlichen Vortrag Rücksicht nimmt, muß ja das, was in der Predigt schicklich und würdig ist, gehörig bestimmen. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers}
108
noch weniger Schauspieler seyn

Hier richtet sich Nösselt (vgl. auch I § 277; III § 62) gegen das enfant terrible der Aufklärungstheologie, Carl Friedrich Bahrdt (1741–1792), der seine Homiletik (1773) mit der Forderung beschlossen hatte, Kandidaten der Theologie sollten sowohl in Deklamation als auch in Aktion von Schauspielern unterrichtet werden (vgl. aaO 56 [§ 142]). Die nur wenige Sätze umfassende Rezension in der Allgemeine[n] deutsche[n] Bibliothek 20 [1773], 496 geht allein auf diesen Punkt ein und äußert die Befürchtung, die Kandidaten könnten zu theatralisch werden und so einen besonders abstoßenden Fehler auf der Kanzel begehen. Zudem seien die meisten deutschen Schauspieler miserabel, so dass es ratsamer sei, diesen Unterricht einem geschickten Prediger zu überlassen. Der Idee, angehende Pfarrer von Schauspielern unterrichten zu lassen, hat auch Johann Gottfried Herder (1744–1803) in An Prediger (1774) vehement widersprochen. Bemerkt sei, dass diese Debatte Eingang in Goethes Faust gefunden hat (vgl. Faust I, 522–529) und bereits im in der ersten Hälfte der 1770er Jahre entstandenen Urfaust vorkommt.

109
Gesammlete Schulschriften von Friedrich Gedike S. 368 f.

Gemeint ist der Beitrag Einige Gedanken über die Uebung im Lesen in Friedrich Gedikes (1754–1803) Gesammlete[n] Schulschriften I (1789), 368–380 (IX.).

110
2197 Unbestimmte Urtheile ohne Anzeige desjenigen, was eigentlich den Zuhörern gefiel oder mißfiel, und – wenn dieses Urtheil nicht von selbst klar ist – ohne Anzeige des Grundes, warum? können hier gar nichts helfen;2198 und dem muß es wenig um eigne2199 Verbesserung zu thun seyn, dem ein solches Lob gefallen, und ihm2200 blenden kan2201. –2202 [119] Unter den Urtheilen derer, die nicht eigentliche Kenner der Erfordernisse eines guten erbaulichen Vortrags sind, verdienen die Urtheile oder Anzeigen dererjenigen2203 den Vorzug, bey2204 welchen sich Wirkungen auf ihre Erkenntniß der vorgetragnen 2205 Sachen oder auf ihre Besserung äussern. Bey2206 Katechisationen (z. B.)zum Beispiel und Wiederholungen der Predigten, zeigt schon die Verlegenheit solcher Kinder oder Zuhörer, die sonst wegen ihrer Fähigkeiten, Kenntnisse, und Gabe sich auszudrucken2207, bekannt sind, oder Mißverstand, den sie in ihren Antworten äussern2208, daß ein Fehler in dem Vortrage des Lehrers liegen müsse; und die Aeusserung2209 guter, zumal nicht durch Wissenschaften gebildeter2210 Christen, daß sie dieses und jenes beniemte2211 nicht recht verstanden, oder daß sie es zur Befestigung in der und der Ueberzeugung und 2212 Vorsatz dienlich, in der und der Absicht sich gedemüthigt oder ermuntert befunden haben, – ist mehr werth und lehrreicher, als alle andre2213 Urtheile.
111
(wie schon oben bemerkt ist)

Vgl. III § 29.

112
meine Briefe an christliche Religionslehrer, besonders die 3te Sammlung

Gemeint ist wohl die zweite Auflage (vgl. I § 285 c).

113
mehr der Mann der Gemeine als aller einzelnen Glieder

Vgl. 1Kor 12,12–27.

1.
†)2340 „Möchte doch Gott, nach meinem Wunsch, verhüten, daß ihr nie unrecht handeltet. Mags2341 immer geschehen, daß unser Ansehn2342 falle! wenn ihr nur immer recht handelt, und wir dann unser Ansehen nicht brauchen2343 geltend zu2344 machen.“ Dies2345 ist wenigstens der Sinn dieser Stelle.
115
Allen Alles zu werden

Vgl. 1Kor 9,22.

116
Kor. 13, 7

D.i. 2Kor 13,7.

117
2369 Alle diese wichtigen Eigenschaften sich zu erwerben, und vorbereiteter, als leider! von den meisten2370 geschieht, dieses Amt anzutreten, wäre sehr zu wünschen, daß die Einrichtung gemacht würde, Keinem ein solches Amt anzuvertrauen, der sich nicht mehrere Jahre im Unterricht und 2371 Erziehung der Kinder, so wie, unter der Aufsicht erfahrner2372 und verständiger Führer, in den künftig nöthigen Stücken der Seelsorge, es sey2373 in Schulen, oder allenfalls Conditionen2374, oder bey einer Predigerstelle, wo er bloß auf der Probe wäre,2375 geübt hätte, und dann, nach mehr oder weniger bewährt gefundener Fähigkeit, Geschicklichkeit, Fleiß und exemplarischen2376 Betragen, zu wichtigern oder geringern Stellen selbst befördert würde. –2377 Es wäre auch Pflicht der Vorgesetzten, bey2378 Prüfung junger Geistlichen,2379 keineswegs bloß nach ihren Kenntnissen2380, vornemlich practischenpractische 2381, sondern [705] eben so sehr danach zu forschen, ob sie Klugheit, Bedachtsam[130]keit, Eifer sich vollkommner2383 zu machen, wenigstens Anlage und Neigung dazu, besäßen2384? ob ihr bisheriges Betragen exemplarisch gewesen? ob sie Interesse für Religion gezeigt hätten? So lange diese Einrichtungen nicht gemacht sind, ist es wenigstens Pflicht jedes rechtschaffnen2385 jungen Mannes, selbst sich2386 darüber zu prüfen, und erst jene Gelegenheiten zu suchen, ehe er ein Predigtamt begehret2387. – Eben so nothwendig wäre es, fleißige Revision der wirklich schon angestellten Prediger zu halten, und, –2388 wenn es zu hart seyn möchte, unfleißige, bloß mechanisch ihr Amt treibende, ihrem Amte, nach ihrem besten Vermögen, keine Ehre machende Geistliche2389, davon zu entfernen, oder in weniger erfordernde Stellen zu versetzen, –2390 [116] doch2391 die Bessern verhältnißmäßig zu belohnen. So lange dies2392 nicht geschieht, sollte sich jeder rechtschaffenrechtschaffne2393 Mann selbst treiben. Denn2394 Vorgesetzte sehen selten auf sie; und die gewöhnlichen Kirchenvisitationen, wo man oft allein darauf sieht, daß die Rechnungen2395 ordentlich gehalten sind, daß keine Klagen, die sich allenfalls wohl abwenden oder entkräften laßen2396, einlaufen, oder Weitläuftigkeit machen, und daß die Schul- oder Pfarrkinder gut antworten können, helfen sehr wenig zu diesem Zwecke, zumal wenn der Prediger2397 die Zeit vorher sehen kann, wenn2398 sie sollen gehalten werden.
1.
Anm.Anmerkung Anm. 1. Klugheit2470 ist eine so nothwendige Eigenschaft eines würdigen Geistlichen, als alle übrige Eigenschaften der Erkenntniß und des Herzens immer seyn mögen;2472 weil seine ganze Bestimmung es mit sich bringt, stets auf andre2473 Menschen zu wirken, ihnen in geistlichen Angelegenheiten zu rathen, und sie bloß durch das Mittel der Ueberzeugung zu Gesinnungen und Handlungen zu bringen, zu welchen sie gemeiniglich nur zu wenig Neigung haben; und weil auch ein Mensch vom besten Verstand und Herzen durch Unklugheit seine eigne2474 Absicht vereitelt, und der Beförderung des Guten oft unüberwindliche Hindernisse in den Weg legt. Man sollte daher bey2475 Besetzung der geistlichen Stellen eine eben so sorgfältige Prüfung der CandidatenCandidaten2476 in Absicht auf ihre Klugheit anstellen, und nicht damit zufrieden seyn, daß sie das Ihrige gelernt hätten, und redliche oder unbescholtne2477 Menschen wären.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2. Freylich kan2478 man bey2480 der großen2481 Anzahl der Geistlichen, folglich auch ihrer so großen2482 Ver[136]schiedenheit, so wenig wie in andern Ständen, erwarten, daß die Anzahl wahrhaftig kluger Männer beträchtlich sey2483; [711] zumal da die2484 Klugheit nicht vor den Jahren kommt, und nicht ohne lange Uebung entsteht, auch die ganze Beschäftigung eines Studierenden mit unsichtbaren Dingen und allgemeinen Sätzen, eben ihrer Natur nach, ihn von Aufmerksamkeit auf gegenwärtige und concrete Dinge abzieht. – Es giebt eine allgemeine und eine besondre 2485 KlguheitKlugheit 2486 in Absicht auf gewisse Arten von Beschäftigungen. Die letztere, die man Amtsklugheit nennen könnte, kan2487 einem sehr fehlen, der sonst überhaupt gar nicht unklug ist, und sie ists vornemlich2488, diese Achtsamkeit auf seinen besondern Beruf und [121] auf die Art2489 sich dabey2490 gehörig zu benehmen, die von dem Geistlichen erfordert wird, ob sie gleich der nie erlangen wird, dem es an jener sehr fehlt, welche dem Geistlichen eben so nothwendig als die Amtsklugheit2491 ist, da er nicht bloß mit seinem Amt2492 zu thun, sondern auch viele andre2493 Pflichten auf sich hat.
120
(Th. I. §. …)

Für den späteren Nachtrag ist die Paragraphenzahl offengeblieben (vgl. I § 120 a; III § 105).

1.
2510 Wenn CandidatenCandidaten2511 frühzeitig zu verständigen und in ihrem Beruf eifrigen Geistlichen2512 oder in besondere Pflanzschulen gethan würden, wo sie sich, unter gehöriger Aufsicht, in der Seelsorge üben lernten; und wenn von [122] Zeit zu Zeit in jeder Diöces eine Art von Synoden zu diesem Zweck gehalten würden, wo jeder die ihm vorgekommenen Vorfälle und Angelegenheiten dieser Art vortragen, und jeder freundschaftlich seine Gedanken von dem besten Verhalten dabey2513 mittheilen könnte: so lernte nicht nur jeder diejenigen in seinem Bezirk kennen, welchen sich diese Klugheit am besten ablernen ließe2514, sondern er würde auch auf Vieles2515 aufmerksam gemacht, woran er sonst schwerlich gedacht hätte, und lernte immer mehr durch An[138]derer Klugheit sich selbst dazu bilden. Wo keine solche Anstalten sind, oder wo man wenig Geistliche findet, die dafür Interesse oder dazu Fähigkeit haben, ist die öftere Zusammenkunft gleichgesinnter Prediger2516 zu diesem Zweck,2517 das Mittel, welches niemand versäumen sollte.
2.
(S.)Siehe Ueber praktische Vorbereitungsanstalten zum Predigtamt, von Heinrich Phil. Sextroh, Göttingen,2518 1783.textgrid:251h7 8.
123
124

125
Anweisung zur Kenntniß der besten theol. Bücher, §. 568 f.

Vgl. I § 43.

126
der patriotische Landprediger (von Joh. Heinr. Reß), Leipzig, 1779–84. in 4 Stücken

Das letzte Stück datiert aus dem Jahr 1783.

127
Ueber Predigerbeschäftigungen, und Predigerbetragen von J. L. Ewald, Lemgo 1783–89. bisher in 6 Heften

Die Reihe Ueber Predigerbeschäftigung und Predigerbetragen ist in insgesamt neun Heften (1783–1794) erschienen.

128
Briefe zur Bildung eines Landpredigers, Hof 1785–90. in 3 Bänden

Die Briefe zur Bildung des Landpredigers stammen von Johann Georg Gottfried Kiesling (1748–1819).

129
Supplementband 1801 f.

Ein Supplementband ist 1793 erschienen, doch können auch Christian Wilhelm Oemlers (1728–1802) Vermischte und letzte Beyträge zur Pastoraltheologie und Casuistik für angehende Prediger (1801) als Supplement gelten.

130
J. W. Loysche Auszug aus Oemler's Repertorium, 2 Theile. Kemten 1805

Gemeint sind Johann Wilhelm Loy (1752–1805) und sein zweiteiliger Zweckmäßiger Auszug aus Ch. W. Oemlers Repertorium über Pastoraltheologie und Casuistik für angehende Prediger (1805/1806).

131
4ten Bande der Predigerbibliothek

Vgl. I § 43 c.

132
Fuhrmann's Handbuch der theolog. Literatur besonders für Prediger, 2ter Th. 1819

D.i. Wilhelm David Fuhrmanns (1764–1838) Handbuch der theologischen Literatur oder Anleitung zur theologischen Bücherkenntniß für Studirende, Candidaten des Predigtamts und für Stadt- und Landprediger in der protestantischen Kirche (1818/1819.1821) (vgl. I § 43 c).

133
Augspurger Religionsfriede von 1555

In dem zwischen Ferdinand I. (1503–1564), ab 1531 römisch-deutscher König, den protestantischen und den römisch-katholischen Reichsständen geschlossenen Augsburger Religionsfrieden vom 25.9.1555 wurde eine paritätische Reichskirchenverfassung und die obrigkeitliche Territorialkirchenherrschaft vereinbart. Dies bedeutete eine gleichberechtigte Koexistenz zwischen Altgläubigen und den Anhängern des Augsburger Bekenntnisses (vgl. II § 211) und gleichzeitig den Verlust der mittelalterlichen Einheit der Kirche bzw. von Kirche und Reich. Insofern gilt der Augsburger Religionsfriede als das wichtigste Fundamentalgesetz des Reichs im Konfessionellen Zeitalter, dessen Folgen bis in die Gegenwart hinein spürbar sind.

134
westphälische von 1648

Der den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) beendende Westfälische Friede von Münster und Osnabrück (1648) bestätigte und aktualisierte die Vereinbarungen des Augsburger Religionsfriedens (s.o.) und garantierte überdies auch den Reformierten den gleichen reichsrechtlichen Status.

135
Beyspiele2646 zu dem Gesagten sind: wenn der Lehrer, so fern er als ein an eine besondre2647 kirchliche Gesellschaft gebundner2648 Lehrer handelt, derselben gewisse Lehren wider ihren Willen und wider den Zweck vorträgt, wozu sie in eine besondere Gesellschaft zusammengetreten sind; wenn er eigen[145]mächtig, und da, wo ihm die Gemeine2649, oder die, bey2650 welchen die Regierung derselben steht, nicht, wenigstens stillschweigend, bevollmächtigt haben, Veränderungen in der Liturgie vornimmt, oder dergleichen hindert; wenn er durch Aufopferung seiner Rechte den Rechten seiner Mitbrüder etwas vergiebt u. d. gl.und dergleichen 2651 Sehr recht und edel handelten hingegen die deutschen Fürsten bey2652 der Reformation im 16ten Jahrhundert, wenn sie, auf Anhalten ihrer evangelischen Unterthanen, die unveräusserlichen2653 Gewissensrechte derselben wieder herstellten.
136
2676 Je mehrere Eingriffe in solche Rechte öfters selbst von denen geschehen, die 1697Diener der Gerechtigkeit seyn sollen; je öfter diese den Grundsatz haben, daß Rechte nur für die geschrieben sind, welche darüber wachen; und je unwiederbringlicher,2677 einmal verlorne2678 oder eine Zeitlang ungebraucht gelaßene Rechte,gelassene Rechte dahin,2679 wenigstens schwer wieder geltend zu machen sind: desto unverantwortlicher ist es für einen Geistlichen, der sie erhalten sollte, sie aus Unwissenheit oder Unachtsamkeit zu vernachläßigen2681. –2682 Je häufiger es überdies2683 geschieht, daß allgemeine und natür[130]liche geistliche und Kirchenrechte durch positive menschliche Verordnungen verdrängt oder eingeschränkt werden, und [147] je gewöhnlicher es unter Rechtsgelehrten ist, diese eher als jene zu hören, mehr nach diesen als jenen zu sprechen: desto dringlicher wird für Geistliche die Pflicht, das allgemeine, geistliche, allgemeine geistliche und 2684 Kirchenrecht gründlich zu studieren.
137
Diener der Gerechtigkeit

Vgl. 2Kor 3,9; 11,12–15 (vgl. Röm 6,13.18).

138

139
Just Carl Wiesenhavers Grundsätze des allgemeinen und besondern Kirchen-Staatsrechts der Protestanten in Deutschland. Neue Aufl. Frankf. und Leipz. 1764

Aus dem Titelblatt von Just Karl Wiesenhauerns (1719–1759) Grundsätze[n] des allgemeinen und besondern Kirchen-Staats-Rechts der Protestirenden in Teutschland (1764) geht nicht hervor, dass es sich um eine neue Auflage handelt. Die erste Ausgabe stammt aus dem Jahr 1749.

140
Johann Lorenz von Mosheim allgemeines Kirchenrecht der Protestanten, Helmstädt 1760

Wie in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragen, wurde diese Ausgabe posthum von Christian Ernst von Windheim (1722–1766) besorgt und mit Anmerkungen versehen.

141
Bearbeitung von G. A. Günther, Leipzig 1800

Bearbeitung und Fortsetzung stammen von Christian August Günther (1758–1839).

142
eine Abtheilung der Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten und Katholiken in Deutschland, von Schnaubert, dritte Auflage, Jena 1805

Andreas Joseph Schnauberts (1750–1825) Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten und Katholiken in Deutschland (3. bzw. 2. Auflage 1805/1806) bestehen aus der dritten Auflage der Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten in Deutschland (1805) als erster und der zweiten Auflage der Besondere[n] Grundsätze des Kirchenrechts der Katholicken in Deutschland (1806) als zweiter Abteilung.

143
Justi Henningii Böhmeri Jus Ecclesiasticum Protestantium, Edit. 3. Halae 1730. in 5 Tomis

Die fünf Bände der dritten Auflage sind zwischen 1730 und 1763 erschienen, die vier Bände der in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragenen fünften Auflage zwischen 1756 und 1789. Der fünfte Band der dritten Auflage (1763) enthält die Indices und wird bisweilen auch als fünfter Band der fünften Auflage gezählt.

144
Das geistliche Recht der evangelisch-lutherischen Landesherren […] praktisch entworfen von Heinrich Arnold Lang, Culmbach 1786. in 2 Theilen

Dieses Werk stammt von Heinrich Arnold Lange (1724–1783) und wurde posthum von Johann Jakob Lang (1731–1801) herausgegeben.

145
Spitlers und Pertschens Geschichte (s. Anweis. zur Kenntniß theol. Bücher, §. 424.)

Wie in der dritten Auflage der Anweisung aufgelöst, handelt es sich um Ludwig Timotheus von Spittlers Geschichte des kanonischen Rechts bis auf die Zeiten des falschen Isidorus (1778) sowie Johann Georg Pertschs (1694–1754) Kurze Historie des Canonischen und Kirchen-Rechts, die jedoch, wie an der angegebenen Stelle in der sog. Bücherkenntniß (vgl. I § 43) aufgeführt, im Jahre 1753 erschienen ist (s.u.).

146
Dr. E. G. Pertsch kurze Historie des kanonischen und Kirchenrechts. Leipzig 1783

Dieses Werk stammt von Johann Georg Pertsch (1694–1754) und ist 1753 erschienen (s.o.).

147
G. J. Plank's Grundriß einer Geschichte der kirchlichen Verfassung etc. Göttingen 1791

Gottlieb Jakob Plancks Grundriß einer Geschichte der kirchlichen Verfassung ist 1790 erschienen.

148
Paulli Josephi a Riegger Institutio Jurisprudentiae Ecclesiasticae, Edit. nov. Vindob. 1774. in 4 Theilen

Paul Joseph von Rieggers (1705–1775) vierbändige Institutiones iurisprudentiae ecclesiasticae sind sowohl im Jahre 1774 als auch im Jahre 1780 als editio nova et emendata in Wien erschienen.

149
G. F. Böhmeri principia iuris canonici, speciatim iuris ecclesiastici publici et privati […] curavit C. I. G. Schönemann. Gotting. 1802

Gemeint sind Georg Ludwig Böhmer (1715–1797) und Karl Traugott Gottlob Schoenemann (1765–1802).

150
Corpus Juris canonici selbst, nach der böhmerschen Ausgabe, Halae 1747

D.i. das Corpus juris canonici (1747) des an der Universität Halle wirkenden Juristen Justus Henning Böhmer (1674–1749), der bereits zuvor mit zwei Werken genannt ist (s.o.).

151
Corpus iuris ecclesiastici Catholicorum novioris per Germaniam. Collegit C. Gaertner, Salisb. 1797

Das Corpus juris ecclesiastici Catholicorum novioris, quod per Germaniam obtinet besteht aus zwei Bänden (1797/1799).

152

153
Joh. Jac. Mosers Corpus iuris Euangelicorum ecclesiastici, Züllichau 1737. in zwey Quartbänden

Der zweite Teil ist 1738 erschienen.

154
Pastoraltheologie - - von Volkmar Dan. Spörl, Nürnberg 1764

Gemeint ist Volckmar Daniel Spoerls (1733–1807) Vollständige Pastoral-Theologie aus den fürnehmsten Kirchen- und Landes-Ordnungen der, des H. Röm. Reichs Churfürsten, Fürsten und Stände (1764).

155
Wilh. Heinr. Beckhers Kirchenregistratur - - des Königreichs Preussen, der zweyten vermehrten Auflage, Königsberg 1769. in 4. mit der Fortsetzung, 1773

Wilhelm Heinrich Beckhers (1694–1768) Preußische[r] Kirchenregistratur, oder: Kurze[m] Auszug Königlich-Preußischer Edicten und Verordnungen, welche in Kirchen- und Schulsachen in dem Königreich Preußen publiciret worden (21769) ist, wie den weiteren Titelangaben zu entnehmen, eine von Friedrich Samuel Bock (1716–1786) verfasste Vita Beckhers vorangestellt. Ludwig Ernst von Borowski (1740–1831) hat die Fortsetzung nebst einer Betrachtung, über die gegenseitige Verhältniße der Obrigkeit und des Predigers (1773) herausgegeben.

156
Ludw. Ernst Borowski neuem preußischen Kirchenstaat, ebendaselbst 1788

Gemeint ist wohl Ludwig Ernst von Borowskis (1740–1831) Neue Preußische Kirchenregistratur, die neuern Verordnungen und Einrichtungen in Kirchen- und Schulsachen im Königreiche Preußen enthaltend (1788), die als Nachtrag zu Beckher (s.o.) zu verstehen ist.

157
Allgemeines preußisches Kirchenrecht etc. Dortmund 1798

Der vollständige Titel lautet Allgemeines Preußisches Kirchenrecht, ein systematisch-geordneter Auszug desjenigen, was in dem allgemeinen Landrechte, und in der Gerichtsordnung für die Preußischen Staaten darauf Bezug hat, vorzüglich für Prediger, Candidaten und Kirchencollegia (1798), als Herausgeber ist Franz Gotthilf Heinrich Baedeker (1752–1825) ermittelt.

158
Sal. Deylingii Institutiones iurisprudentiae pastoralis, Ed. 3. auctior per Chr. Wilh. Küstnerum, Lips. 1768

Der Titel von Salomon Deylings (1677–1755) Hauptwerk lautet Institutiones prudentiae pastoralis.

159
J. C. F. Schlegel's churhannöversches Kirchenrecht, 1ster und 2ter Theil, Hannover 1801 und 1802

Dieses Werk ist in insgesamt fünf Bänden erschienen (1801–1806).

160
(Sippelkow's) Handbuch des mecklenburgschen Kirchen- und Pastoralrechts. 3te Aufl., Schwerin 1797

Das Handbuch des Meklenburgischen Kirchen- und Pastoralrechts stammt von dem zumindest auf dem Titelblatt ungenannten Schweriner Kanzleirat Friedrich Wilhelm Christoph Siggelkow (1745–1807).

161
D. Schuderof's Grundzüge zur evangelisch-protestantischen Kirchenverfassung zu einem neuen evangelischen Kirchenrecht. Leipzig 1817

Die Grundzüge zur evangelisch-protestantischen Kirchenverfassung und zum evangelischen Kirchenrechte (1817) wurden durch den Ronneburger Oberpfarrer und Superintendenten Johann Georg Jonathan Schuderoff (1766–1843) zum Reformationsjubiläum herausgegeben, in dessen Rahmen er von der Theologischen Fakultät der Universität Jena den Doktorgrad erhielt. Für diesen dürfte das D. zu nehmen sein.

162
H. Stephani absolute Einheit des Staats und der Kirche. Magdeburg 1812

Heinrich Stephanis (1761–1850) Über die absolute Einheit der Kirche und des Staates ist 1802 in Würzburg erschienen, die zweite Auflage 1839 in Erlangen.

163
Versuch einer zweckmäßigen Verfassung der protestantischen Prediger mit Rücksicht auf das Herzogthum Berg. Düsseldorf 1807

Gemeint ist wohl der zweiteilige Versuch, eine zweckmäßige Verfassung für den protestantischen Prediger- und Schullehrerstand zu entwerfen, mit Rücksicht auf das Herzogthum Berg (1807), sein Verfasser ist Johann Abraham Küpper (1779–1850), ab 1801 Pfarrer in Mettmann, ab 1817 u.a. als Schul- und Konsistorialrat in Trier (hier taufte und unterrichtete er Karl Marx) und zuletzt ab 1846 Generalsuperintendent der Rheinprovinz. Neben Küpper (vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen 28 [1839], 405) wurde der anonym erschienene Versuch jedoch auch Friedrich Heinrich Christian Schwarz (1766–1837) zugeschrieben (vgl. aaO 15 [1839], 405).

164
J. C. Greiling über die Urverfassung der apostolischen Christengemeinden, und biblischen Winke für die evangelischen Synoden. Halle 1819

Johann Christoph Greilings (1765–1840) Ueber die Urverfassung der Apostolischen Christengemeinen oder Biblische Winke für die Evangelischen Synoden ist 1819 in Halberstadt erschienen.

165
Die im Jahr 1818. den Synoden des Preuß. Staats zur Prüfung übergebene Anleitung zum Entwurf der Kirchenordnung

Die im Sommer 1818 als Zirkularschreiben ergangene Anleitung zum Entwurf der Kirchenordnung stammt von Friedrich Ehrenberg (1776–1852), der im Jahr zuvor von Friedrich Wilhelm III. (1770/1797–1840) als Nachfolger von Friedrich Samuel Gottfried Sack (1738–1817) in das neu eingerichtete Kultusministerium berufen worden war und bereits den Entwurf einer Synodalordnung (1817) erarbeitet hatte. Vor dem Hintergrund der Unionsbestrebungen Friedrich Wilhelms, der Neuorganisation des preußischen Kirchenwesens und dem ausbrechenden Agendenstreit waren Kreis- und Provinzialsynoden aufgerufen, sowohl über den Entwurf als auch über die von Schleiermacher in einem Brief an Gaß vom 31.8.1818 als erzhölzern (vgl. Fr. Schleiermacher's Briefwechsel mit J. Chr. Gaß [1852], 154) bezeichnete Anleitung zu beraten, die in sechs Abschnitten (Von der Gemeine und dem Presbyterio; Von dem Prediger und dessen Amte; Von dem öffentlichen Gottesdienste und den heiligen Handlungen; Von der Pfarr-Schule und ihren Lehrern; Von den untern Kirchen-Bedienten; Von der Kirchenzucht) und 113 Paragraphen einen umfangreichen Aufriss bot und einzelne Fragen zur Diskussion stellte.

166
[730] [156] 2886 Diese Wahl kan2887 eigentlich dann erst recht geschehen, wenn man die Jahre des Verstandes erreicht, und diesen schon durch mancherley2888 zusammenhängende Kenntnisse und Uebungen, überhaupt zu Wissenschaften, gebildet hat;2889 und sie wird gemeiniglich zu der Zeit vollzogen, wo man die Schule verläßt, um sich nun näher zu einer bestimmten Lebensart vorzubereiten. Aber nur sehr wenige2890 können zu dieser Zeit schon vernünftig und bestimmt genug wählen; –2891 weil die Wenigsten rechte Vorerkenntnisse von den sogenannten höhern Wissenschaften, ihrem Umfang2892 und ihren Erfordernissen besitzen; –2893 weil die Meisten ihren Verstand nicht genug gebildet haben, und zu sehr gewohnt sind, nach sinnlichen Eindrücken und dem äusserlichen Reitz2894 eines gewissen Standes zu urtheilen; und –2895 weil nur [141] Wenige so vorzüglich zu gewissen Beschäftigungen und Wissenschaften aufgelegt sind, daß bey2896 ihnen die Natur selbst unwidersprechlich für die ihnen angemessenste Beschäftigung entschieden hätte. –2897 Daher sollte man schon auf SchulenSchulen,2898 denen, bey2899 welchen man wirkliche Anlage zu Gelehrten bemerkte, eine allgemeine vorläufige Idee von allen Wissenschaften und dem, was dazu erfordert wird, etwa nach der Meinecke, Johann Heinrich Friedrich Meineckschen Synopsis eruditionis vniuersae vuiuersaevniuersae (§. 255),2900 geben; bey2903 allem Schulunterricht ja auf eignes2904 Denken junger Leute, auf Uebung ihres Verstandes, und auf Hervorbringung einer zusammenhängenden Erkenntniß sehen; ihnen in Zeiten richtige Begriffe von der wahren Gestalt und dem eigentlichen Werth äusserlicher2905 Dinge in der Welt, so wie von dem [157] rechten Zweck verschiedner2906 Stände, beybringen2907, und sie,2908 Rechtschaffenheit und Gewissen über alles2909 schätzen2910 lehren; endlich, wenn man bey2911 ihnen nicht ganz entscheidende Talente für eine besondre2912 Wissen[731]schaft bemerkte, durch öftere Unterredungen und aufgegebene Versuche,2913 besondre2914 Gegenstände in gewissen Wissenschaften zu bearbeiten, zu entdecken suchen, wozu sie sich am besten schickten, und ihre Neigung besonders darauf leiten.
167
Meineckschen Synopsis eruditionis vniuersae

Vgl. I § 253; I § 255 a.

168
2923 Man könnte noch hieher2924 auch äusserliche 2925 Umstände rechnen, auf die allerdings bey2926 der Wahl einer Lebensart mit sollte gesehen werden, weil sie nicht nur auf das äussere2927 Fortkommen und die mehrere Möglichkeit2928, mit seinen Kräften und Kenntnissen recht nutzbar zu werden, sondern auch selbst auf die Entwickelung unsrer Fähigkeiten,2929 einen großen2930 Einfluß haben. Indessen2931 sollten sie nur dann eine Regel seyn, wonach wir eine Lebensart wählten2932, und eine andre2933, wozu wir vorzüglich Fähigkeit und Neigung haben, fahren ließen2934, wenn es uns entweder durch die Umstände ganz unmög[159]lich wird, diese letztre2935 Lebensart zu ergrei[143]fen, oder wenn diese [733] Umstände die Uebernehmung der letztern oder die Zubereitung dazu gar zu sehr erschweren, und wir überzeugt sind, daß wir zu einer andern Lebensart eben so gut aufgelegt seyn2936, und nicht weniger Nutzen stiften können, als bey2937 derjenigen, die wir sonst würden2938, nach sorgfältiger Prüfung unsrer2939 selbst, 2940 vorgezogen haben. Ausser2941 diesen zwey2942 Fällen würde man sein Gewissen und seinen innerlichen Beruf einem zeitlichen Verlust2943 oder Gewinn aufopfern. Selbst die größeste2944 Armuth sollte niemand2945 abschrecken, denjenigen Beruf zu wählen, wozu er sich am fähigsten, und, nach vernünftigen Gründen, am geneigtesten erkennt. Sie erschwert freylich2946 dem, der sich den Wissenschaften weihen will, seinem2947 Beruf auf mehr als Eine Art. Aber2948 sie giebt auch, wie alles Gefühl des Bedürfnisses, dem, der mit Verstand und redlichem Herzen gewählt hat, mehr Ermunterung zum angestrengten Fleiß2949; und es ist Unglaube und Verleugnung2950 der Vorsehung Gottes, sich nur dadurch abschrecken zu laßen2951. Wer auch mit sehr mittelmäßigen Umständen zufrieden ist, sich gehörig einzuschränken versteht, und sich durch Tugenden Freunde zu machen weiß, wird, wenn er wahren innern Beruf zum Studieren hat, gewiß nicht verlaßen2952 werden.
1.

[734] 2958 Ueber die Geisteskräfte und deren Prüfung, siehe den treflichen2959 1730Versuch über die Prüfung der Fähigkeiten in der Sammlung einiger Abhandlungen von Christian Garve Garve , Leipzig2960 1779, in Octav,2962 (S.)Seite 8 flgg.folgende 2963

[144] Es versteht sich von selbst, daß – da der Umkreis von Beschäftigungen, der einem Lehrer der Religion in seinem besondern Beruf2964 angewiesen ist, größer2965 und kleiner, einfacher und zusammengesetzter2966 seyn kan2967, zu so verschiednen2968 Aemtern nicht immer ausserordentliche Menschen2969 erfordert werden, und2970 selbst große2971 Fähigkeiten in einem kleinen und einfachen2972 Kreise das Interesse an gewissen Beschäftigungen schwächen, und leicht verleiten, über das Ziel hinauszulaufen – daß, sag' ich, theils diese Fähigkeiten nicht bey2973 allen im hohen2974 Grade brauchen vorhanden zu seyn, theils ein jeder sich, nach der besondern Art von Fähigkeit wozu2975, derjenigen2976 besondern Art von Beschäftigungen widmen müsse, die jenen am angemessensten sind2977, und hinwiederum nach seinem vorzüglichen Geschmack an gewissen Beschäftigungen des Lehramts sich prüfen, ob und wie weit er dazu die ihnen entsprechende2978 Fähigkeiten habe,2979 oder erlangen könne.

170
Versuch über die Prüfung der Fähigkeiten in der Sammlung einiger Abhandlungen von Christian Garve Leipzig 1779, in Octav, S. 8 flgg.

Der Aufsatz Versuch über die Prüfung der Fähigkeiten findet sich in Christian Garves Sammlung einiger Abhandlungen aus der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften (1779), 8–115.

171
[163] 3015 Wie sehr uns diese glückliche Empfindung3016, in Absicht auf Theologie, insbesondere bey3017 allen Gegenständen der Erfahrung, wie sehr3018 sie bey3019 Auslegung der heiligen Schrift, bey3020 dem Studium der Geschichte, wenn wir uns andrer3021 Vorstellungen und Meinungen bekannt zu machen haben, und sie gerecht beurtheilen wollen, bey3022 dem Gefühl der Bedürfnisse unsrer3023 Zuhörer, bey3024 Theilnehmung an ihren Umständen, bey3025 einer anziehenden und lebhaften Darstellung für sie, zu Statten komme, bedarf kaum einer Erinnerung. Es läßt sich auch leicht absehen, zu welchen Theilen der Theologie ein [737] Mensch von guter Empfindungskraft, wenn sonst3026 alles3027 gleich ist, am meisten aufgelegt sey3028, und welche man vorzüglich studieren müsse, wenn man dieses Vermögen üben und verbessern wolle.
1.
Anm.Anmerkung Anm. 1.3039 Es ist also thöricht:3041 zu schließen3042, daß dem, der ein gutes Gedächtniß habe, ein desto kleineres Maaß vom Verstande müsse zu Theil worden3043 seyn; sich um so mehr vielen Verstand einzubilden, je schwächer unser Gedächtniß ist; zu glauben, daß Verstand den Abgang des Gedächtnisses hinlänglich ersetze; oder gleichgültig gegen die Erhaltung und Uebung des Gedächtnisses zu seyn. Jene Irrthümer oder Einbildungen rühren von Verwechselung der beyden3044 angegebenen Arten des Gedächtnisses her.3045
2.
[165] Anm.Anmerkung Anm. 2.3046 Da Erinnerung gleichsam nur perennirende Empfindung ist, oder das Gedächtniß nur gemachte Wahrnehmungen aufbehält3048 und wiedergiebt: so gilt, in Absicht auf besondre3049 Theile der Theologie, hier eben das, was in der Anmerkung zum vorigen §en3050 von dem Vermögen zu empfinden gesagt wurde. Für den, dem es an mechanischen3051 Gedächtniß fehlt, wird das Studium der angeblichen Gedächtnißwissenschaften doch sehr erleichtert, wenn ihre Theile nicht als abgerissene Stücke, sondern im Zusammenhange studiert werden, wenn die Geschichte bündig und pragmatisch, und eine Sprache nach allgemeinen Regeln und philosophisch studiert wird. Je gründlicher [739] man eine jede Disciplin, und je mehr man sie im Zusammenhange studiert, desto leichter läßt sie sich auch behalten, und das Gelernte wieder erinnern. 3052
174
Niemeyer's Grundsätze der Erziehung, 1ster Theil, S. 489 der 2ten Ausgabe

Im ersten Band der dritten Auflage der Anweisung (1818) sind Niemeyers Grundsätze noch in der sechsten Auflage (1810) angeführt worden (vgl. I § 64 c), hier ist dagegen der erste Teil der siebenten Auflage (1818/1819) gemeint. Der Titel der fünften Beilage des ersten Teils (1818) lautet Ueber die Uebung der Gedächtnißkraft, mit Rücksicht auf die neuesten Bearbeitungen der Mnemonik (aaO 489–515).

175
3139 Praktisch nennt man jenen Verstand, weil in Geschäften (Praxi) des Lebens undeutliche Wahrnehmung des Aehnlichen und Unähnlichen der Dinge zureicht; und, obgleich derselbe mit der Einbildungskraft einerley3140 ist, so fern diese auf die Bemerkung des Aehnlichen oder Unähnlichen bey3141 einzelnen Dingen angewendet wird, so hat doch dieselbe uneigentlich den Namen des Verstandes wohl deswegen erhalten, weil der Verstand sich mit deutlichen Begriffen beschäftigt, also das Unterschiedne3142 in den einzel[153]nen Dingen von einander, mithin auch die Eigenschaften der Dinge von den Dingen selbst, trennt.
176
3178 Es wäre überflüßig3179, die vorzügliche Nothwendigkeit des Verstandes bey3180 dem Studium und der Anwendung der Theologie darzuthun, oder diejenige3181 Theile derselben, wo er besonders sich zeigen muß, anzugeben. – Es scheint eben so überflüßig3182, von dem Witz, Scharfsinn, Geschmack und Genie, oder der Nothwendigkeit dieser Fähigkeiten, besonders zu reden. Denn Witz (im weitern Verstande) oder das Vermögen, die Aehnlichkeit3183, und Scharfsinn, oder das Vermögen, die Verschiedenheit3184 der Dinge, sinnlich oder deutlich,3185 zu erkennen, erfordert eben sowohl Einbildungskraft als Verstand,3186 der Witz mehr jene, der Scharfsinn mehr diese. Hienach3187 und durch Vergleichung dessen, was bisher von den Kennzeichen der Einbildungskraft und des Verstandes gesagt worden, kan3188 man bald von selbst finden, ob und wie weit uns gedachte Fähigkeiten zu Theil worden3189 sind. – Eben dies3190 gilt in seiner Art von dem Geschmack und dem Genie im engern Verstande (Theil 1. §.)3191. Das Letztere3192 bildet den eigentlichen Er[174]finder. Weil aber unter mehrern Fähigkeiten doch bey3193 jedem, der sie besitzt, eine am meisten hervorsticht, und diese von den übrigen nur unterstützt wird, auch jeder, unter den verschiednen3194 Gegenständen der Wissenschaften, zu Einem mehr aufgelegt und geneigt ist,3195 sich damit zu beschäftigen, als mit einem Andern:3196 so entstehen daher verschiedne3197 Arten des Genie's,3198 ein exegetisches z. B.zum Beispiel 3199 ein historisches, ein speculatives, praktisches u. d. gl.und dergleichen 3200, die ein jeder, wer Genie hat, bald an sich erkennen, und sehen wird, welche Arten von Wissenschaften [748] er vorzüglich trei[156]ben sollte. – (S.)Siehe mit mehrern den 1739 Versuch über den Geschmack, von Alexander Gerard , (übersetzt)3201 Breslau 1766.textgrid:253mz in3202 8., und 1740Ebendesselben Versuch über das Genie, (übers.) Leipz.3203 1766.textgrid:253n8 in3204 8. 3205
177
178
Theil. I. §.

Für den späteren Nachtrag ist die Paragraphenzahl offengelassen (vgl. I § 120 a; III § 77). Da in der ersten Auflage der Anweisung an dieser Stelle auf § 270 verwiesen wird, dürfte in der zweiten Auflage § 268 gemeint sein. Zudem wird in der dortigen Anmerkung auf III § 105 verwiesen.

179
Versuch über den Geschmack, von Alexander Gerard, (übersetzt) Breslau 1766

Die Übersetzung von Alexander Gerards (1728–1795) An Essay on Taste (1759) stammt von Karl Friedrich Flögel (1729–1788), der nach dem Studium in Halle zunächst in den Schuldienst in seiner Heimatstadt Breslau eintrat und schließlich als Professor für Philosophie an die nahegelegene Liegnitzer Ritterakademie berufen wurde. Neben Flögels Übersetzung enthält der in Breslau und Leipzig erschienene Band zudem Zwo Abhandlungen über eben die Materie vom Herrn von Voltaire, und Hrn. v. Alembert.

180
Ebendesselben Versuch über das Genie, (übers.) Leipz. 1766

Die von Christian Garve besorgte Übersetzung von Gerards An Essay on Genius (1774) ist 1776 erschienen.

181
3230 Hat er mehr Fähigkeiten oder Kenntnisse, als er 3231 in seinem engern Kreise braucht:3232 so nutze er sie so gut als er kan,3233 nur nicht mit Vernachläßigung3234 [176] und zum Nachtheil der Pflichten seines besondern Berufs. Er vergesse insbesondre3235 nie, sich mit den Hülfsmitteln und besonders Schriften bekannt zu machen, wodurch er, wenn er in einen weitumfassendern Kreis versetzt wird, das nachholen könne, was ihm, diesen würdig zu bestreiten, nöthig seyn möchte. 3236
182
183
3261 1744 Tissot von der Gesundheit der Gelehrten3262 (übersetzt), Zürich,textgrid:253s7 und in einer andern Uebersetzung, Leipz.3263 textgrid:253sf 1768. in 8.3264 und 1745auszugsweise in Tisso'ts Tissot's 3265 medicinischenmedicinischen, praktischen3266 Handbuche, Leipz.3268 1785.textgrid:3c094 in 88. 3269 (im ersten Theile); Ueber die Krankheiten der Gelehrten - -3271 von J. C. G. Ackermann , Nürnb.Nürnberg 1777. in gr.groß 88. 3272; und 1746der Arzt der Gottesgelehrten (von J. G. F. Franz ),3276 zweyte Aufl.Auflage Leipzig,Leipzig 3277 1770.textgrid:253mv in 8.3279 sind Bücher, deren Empfehlung hier gewiß nicht überflüßig3280 ist.
184
Tissot von der Gesundheit der Gelehrten (übersetzt), Zürich, und in einer andern Uebersetzung, Leipz. 1768

Die aus dem Jahr 1768 stammende Zürcher Übersetzung von Samuel Tissots (1728–1797) ursprünglich auf Latein (1766) publiziertem Traktat De la Santé des Gens de Lettres (1768) wurde von Johann Rudolph Füssli (1709–1793) besorgt. Die Leipziger Übersetzung desselben Jahres ist anonym erschienen.

185
auszugsweise in Tissot's medicinischen praktischen Handbuche, Leipz. 1785. in 8 (im ersten Theile)

Der Auszug aus Samuel Tissots (1728–1797) Von der Gesundheit der Gelehrten findet sich als Von der Gesundheit der Gelehrten und kränklicher Personen in dessen von Christian Friedrich Held (1740–1788) herausgegebenem Medicinische[n], praktische[n] Handbuch I (1785), 437–512.

186
der Arzt der Gottesgelehrten (von J. G. F. Franz), zweyte Aufl. Leipzig, 1770

Der Artzt des Gottesgelehrten welcher Vorschriften giebt wie sich Prediger in Ansehung ihrer Gesundheit bey Führung ihres Amtes zu verhalten haben des Leipziger Mediziners Johann Georg Friedrich Franz (1737–1789) ist auch in der ersten Auflage (1769) anonym erschienen.

187
J. H. Förders über die menschliche Natur – zur Beherzigung junger Studierenden, 2 Bände, Leipzig 1797

Das zweibändige Werk Über die menschliche Natur und die Mittel ein hohes Alter zu erreichen. Zur frühen Beherzigung junger Studierenden auf Schulen und Universitäten, und für Personen die sich einer sitzenden Lebensart widmen (1797) stammt von Johann Heinrich Jördens (1764–1813).

188

(Anm.)Anmerkung Eine kurze aber treffliche Betrachtung von 1749 Fichte: Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse an Wahrheit, findet man in den Horen textgrid:255kg. Nachdem er den Begriff selbst tief begründet und klar dargestellt, schließt er mit folgenden Worten, die hier wohl eine Stelle ver[163]dienen, da der Aufsatz nicht so leicht bei der Hand seyn möchte, und die Sache vorzüglich auch für den Religionslehrer, dessen ganzes Leben ein Forschen nach Wahrheit seyn soll, von so hoher Wichtigkeit ist.

„Mit dieser sichern Ueberzeugung, stets einig mit sich selbst zu seyn, geht der entschiedene Freund der Wahrheit auf dem Wege der Untersuchung ruhig fort; er geht muthig Allem entgegen, was ihm auf demselben aufstoßen möchte. Es ist für denjenigen, der mit sich selbst noch nicht recht Eins geworden ist, was er denn eigentlich suche und wolle, äußerst beängstigend, wenn er auf seinem Wege auf Sätze stößt, die allen seinen bisherigen Meinungen und den Meinungen seiner Zeitgenossen und der Vorwelt widersprechen: und gewiß ist diese Aengstlichkeit eine der Hauptursachen, warum die Menschheit auf dem Wege zur Wahrheit so langsame Fortschritte gemacht hat. Von ihr ist derjenige, der die Wahrheit um ihrer selbst willen sucht, völlig frei. Er blickt jeder noch so befremdenden Folgerung kühn in das Gesicht. Ob sie ein befremdendes, oder bekanntes Aussehen habe, ob sie seiner und aller bisherigen Meinung widerspreche, oder nicht, davon war nicht die Frage. Die Frage war: ob sie, seinem besten Wissen nach, mit den Gesetzen des Denkens übereinstimme, oder nicht, und das wird er untersuchen. Wird sich finden, daß sie damit übereinstimme, so wird er sie als heilige ehrwürdige Wahrheit aufnehmen; wird sie nicht damit übereinstimmen, so wird er sie als Irrthum verwerfen, nicht weil sie der gemeinen Meinung, sondern weil sie, seinem besten Wissen nach, den Gesetzen des Denkens widerspricht. Bis dahin ist er völlig gleichgültig gegen sie; über ihren Inhalt hat er die Frage nicht erhoben; derselbe ist ihm bekannt; ihre Form hat er noch zu untersuchen.“

„Mit dieser kalten Ruhe und festen Entschlossenheit, blickt er hinein in das Gewühl der menschlichen Meinungen überhaupt und seiner eigenen Einfälle und Zweifel. Es wirbelt und stürmt um ihn herum, aber nicht in ihm; er selbst sieht aus seiner unerreichbaren Burg ru[164]hig dem Sturme zu. Er wird ihm zu seiner Zeit gebieten, und eine Welle nach der andern wird sich legen. – Er will nur Harmonie mit sich selbst, und er bringt sie hervor, so weit er bis jetzt gekommen ist. Dort ist noch Verwirrung in seinen Meinungen; das ist nicht seine Schuld, denn bis dahin hat er noch nicht kommen können. Er wird auch dahin kommen, und dann wird jene Unordnung in die schönste Ordnung sich auflösen.“

„Was wäre denn wohl endlich das Härteste, was ihm begegnen könnte? Gesetzt er fände, entweder weil die Schranken der endlichen Vernunft überhaupt, welches unmöglich ist, oder weil die Schranken seines Individuums solches mit sich bringen, als letztes Resultat seines Strebens nach Wahrheit, daß es überhaupt gar keine Wahrheit und keine Gewißheit gebe. Er würde auch diesem Schicksale, dem härtesten, das ihn treffen könnte, sich unterwerfen; denn er ist zwar unglücklich, aber schuldlos; er ist seines redlichen Forschens sich bewußt, und das ist statt alles Glücks, dessen er nun noch theilhaftig werden kann.“

„Eben so ruhig – wenn dieser Umstand der Erwähnung werth ist – bleibt der entschiedene Freund der Wahrheit darüber, was Andere zunächst zu seinen Ueberzeugungen sagen werden, wenn er in der Lage seyn sollte, sie mittheilen zu müssen; und der Gelehrte ist immer in dieser Lage, da er nicht bloß für sich selbst, sondern zugleich für Andere forscht. Die Frage ist ja gar nicht, ob wir mit Andern, sondern ob wir mit uns selbst übereinstimmend denken. Ist das Letztere, so können wir des Erstern ohne unser Zuthun, und ohne erst die Stimmen zu sammeln, bei allen denen gewiß seyn, die mit sich selbst in Uebereinstimmung stehen; denn das Wesen der Vernunft ist in allen vernünftigen Wesen Eins, und eben dasselbe. Wie Andere denken, wissen wir nicht, und wir können davon nicht ausgehen. Wie wir denken sollen, wenn wir vernünftig denken wollen, können wir finden; und so, wie wir denken sollen, sollen alle vernünftige Wesen denken. Alle Untersuchung muß von innen heraus, nicht von außen herein, geschehen. Ich soll nicht denken, wie Andere denken; sondern wie ich denken soll, so, soll ich annehmen, denken auch Andere. – Mit denen übereinzustim[165]mend zu seyn, die es mit sich selbst nicht sind, wäre das wohl ein würdiges Ziel für ein vernünftiges Wesen?“ (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers

189
Fichte: Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse an Wahrheit, findet man in den Horen

Johann Gottlieb Fichtes (1762–1814) Aufsatz Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit ist anonym in der von Friedrich Schiller herausgegebenen Monatsschrift Die Horen I,1 (1795), 79–93 (IV.) erschienen. Das in der dritten Auflage der Anweisung auf den folgenden Seiten wiedergegebene Zitat findet sich aaO 88–91.

190
(Anm.)Anmerkung Wenn es auf der einen Seite allerdings scheint, daß niemand mehr Antrieb zum Guten, und namentlich zu einem religiösen Sinn habe, als gerade der Prediger, da er sich beständig mit Gegenständen dieser Art beschäftige, und gleichsam in dem Element der Religion lebe, so ist doch daneben nicht zu übersehen, daß, weil er die Religion, ihr Lehren und Verwalten als ein Geschäft, als ein Amt treibt, dieß auch Veranlassung werden könne, daß sie, – da Alles, was gewohnheitsmäßig wird, leicht in etwas Mechanisches oder Bewußtloses übergeht, – dieß auch hier der Fall seyn könne. Es wird daher wenigstens diese [172] Bemerkung die Urtheile über den Prediger billig machen, wenn er nicht stets mit gleichem Eifer, in gleicher höherer Stimmung der Seele seine Amtsgeschäfte verrichtet, und das, was (z. B.)zum Beispiel bei der Verwaltung der heiligen Gebräuche anfangs ihn mächtig ergriffen hat, nach und nach ihm schon gewohnter wird und kälter läßt. Aber sie muß zugleich den Prediger aufmerksam darauf machen, wie leicht er in diese Gefahr kommen kann, und doppelt antreiben, das Interesse stets aufs neue in sich zu erwecken und zu beleben. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
191
„Wie sehr, sagt 1752 Zollikofer in seiner Predigt über das christliche Lehramt (in den Predigten über die Würde des Menschen, 2ter Theil, (S.)Seite 474), wie sehr müssen wir nicht über uns selbst wachen. – Eben dadurch, daß wir uns so oft, und auch wohl zu solchen Zeiten, wo wir keinen besonderen Antrieb dazu haben und weniger aufgelegt sind, mit den Lehren der Religion beschäftigen müssen, können sie in Absicht auf uns viel von ihrer Kraft verlieren. Diese Gedanken werden uns durch die öftere Wiederholung leicht allzu geläufig, und Andachtsübungen selbst verlieren durch den häufigen Genuß viel von ihrer Lebhaftigkeit.“ (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
192
Zollikofer in seiner Predigt über das christliche Lehramt (in den Predigten über die Würde des Menschen, 2ter Theil, S. 474)

Georg Joachim Zollikofers Predigt mit dem Titel Das christliche Lehramt über Eph 4,11 ist im Anhang des zweiten Bandes der Neuauflage seiner Predigten über die Würde des Menschen, und den Werth der vornehmsten Dinge, die zur menschlichen Glückseligkeit gehören, oder dazu gerechnet werden (1784), 459–492 abgedruckt. Die bei der bibliographischen Angabe wiedergegebene Passage findet sich aaO 474f.

193
Und zwar nur,3553 so weit von dem nützlichen Gebrauch die Rede ist, den Studierende3554 von Universitäten und der dortigen Bildung zu künftigen guten Lehrern der Religion,3555 machen könnenkönnen, kann hier davon gehandelt werden. Von3556 andern Umständen, Vortheilen und nützlichen Einrichtungen der Universitäten, verdient 3558 das
  • Raisonnement über die protestantischen Universitäten in Deutschland,3559 (von J. D. Michaelis J. D. Michaelis ,) Frft.3560 und Leipz. 1768–76. in3562 4 Theilen in3563 8.
und von dem ganzen Verhalten bey3564 dem akademischen Leben, das vor mehrern3568 andern verglichen zu werden.
194
Meiners, über die Geschichte des Entstehens der hohen protestantischen Schule

Hier handelt es sich um Christoph Meiners' (1747–1810) Kurze Darstellung der Entwickelung der hohen Schulen des Protestantischen Deutschlandes, besonders der hohen Schule zu Göttingen (1808).

195
Heyne de universitatibus literariis in V Opusculis, VIII.

Christian Gottlob Heynes Iudiciorum de universitatibus litterariis recognitio findet sich in dessen Opuscula academica collecta et animadversionibus locupletata IV (1796), 302–317 unter der laufenden Nummer XVIII.

196
Denn3591 Handwerke, Künste und Geschäfte gehören 3592 zur Absicht der Universitäten nicht;3593 dazu mag man allenfalls Kunstschulen, 1757 Handlungsakademien3594, praktische Pflanzschulen errichten. Auch versteht sichs, daß der Augenschein, gewisse Handgriffe, Erfahrung, Weltkenntniß und Uebungen noch in [193] Vielen3595 nachhelfen, und zu einem besondern Beruf reifer machen müsse. Und wenn3596 Universitäten das nicht leisten, [767] was nur dann möglich ist, wenn die Lehrlinge die nöthige Vorbereitung von Schulen 3597 mitbringen:3598 so dient ihnen dies3599 zu keinen3600 gerechten Vorwurf.
197
Handlungsakademien

D.i. Handelsakademien.

198
3630 Die Erinnerungen in diesem bis zu den3631 124sten §. beziehen sich auf die §. 119. erwähnten angeblichen Ersetzungsmittel des Abgangs3632 der Universitäten 3633.
199
(Anm.)Anmerkung Die neuesten Schriften über diesen Gegenstand, (z. B.)zum Beispiel von 1760 Schleyermacher über die Universitäten in deutschem Sinn, Berlin 1808.textgrid:25549 1761 Steffens Vorlesungen über die Idee der Universitäten, 1808.textgrid:2554z, enthalten schätzbare Beiträge zu der vorstehenden Bemerkung. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
200
Schleyermacher über die Universitäten in deutschem Sinn, Berlin 1808

Gemeint sind Friedrich Daniel Ernst Schleiermachers (1768–1834) Gelegentliche Gedanken über Universitäten in deutschem Sinn. Nebst einem Anhang über eine neu zu errichtende (1808).

201
Steffens Vorlesungen über die Idee der Universitäten, 1808

Die Vorlesungen Ueber die Idee der Universitäten des Schleiermacher nahestehenden und ab 1804 in Halle wirkenden Henrik Steffens (1773–1845) stammen aus dem Jahr 1809.

202
[206] [188] 3789 Dies ist der geringste 3790 Anschlag, von dem nichts kan erlaßenerlassen 3791 werden. Die zuletzt angegebnen3793 Kenntnisse würden hier mit den andern völlig seyn3794 in eine Classe geseztgesetzt 3795 worden 3797, wenn es nicht leider wirklich, auch selbst auf manchen [780] sonst guten Schulen, noch an Gelegenheit zu diesen Kenntnissen fehlte, und nicht auf Universitäten noch eher, als zur Erlangung der Kenntnisse der ersten Classe3798, Gelegenheit wäre, die dann sogeich im Anfange benutzt werden müßte, ehe man weiter gehen wollte.
1.
†) Anm.Anmerkung Anm. 3812 Wenn man nicht bloß hören, sondern auch wiederholen, und selbst über das Gesagte [781] nachdenken soll; so [189] ists höchst verderblich, täglich mehr als vier bis fünf Stunden Vorlesungen zu hören, zumal wenn sie schwere oder solche Wissenschaften betreffen, worinn3814 uns ( (z. B.)zum Beispiel in der Kirchengeschichte) beynahe3815 noch alles3816 fremd ist. Denn, wenn auch nicht mit auf Gesundheit und Verhütung zu großer3817 Anstrengung zu sehen wäre; wenn man auch nicht Ursach hätte, in den Vorbereitungswissenschaften sich weiter nachzuhelfen, und fortzuschreiten: wo soll die hinlängliche Zeit zur Wiederholung und zum eignen3818 Nachdenken bleiben? Am schlimmsten ist diese Ueberhäufung, wenn sie im Anfange geschieht, weil man alsdann weniger mit den Sachen und mit der Art des Vortrags eines Docenten bekannt ist. Wer sehr gut vorbereitet auf die Universität kommt, kan freylich3819 im Nothfall schon eher etwas Mehreres auf sich nehmen, weil er nicht so viel Aufhalt als ein Andrer3820 findet. Wer sich aber, unbekümmert um das Verstehen, Wiederholen und Nachdenken, mit Lectionen überhäuft, im Vertrauen auf seine HefteHefte,3821 worinn3822 er doch das Gehörte beylegen3823, und dereinst eine Wissenschaft daraus lernen könne;3824 der bedenkt nicht, daß das ohne Verstand und Wahl Nachgeschriebene nothwenig sehr fehler- und mangelhaft ausfallen müsse, daß er sich dadurch zum Hören ohne Sinn und Ueberlegung gewöhne, daß er sich doch dadurch [208] die Zeit3825 das Andere besser zu lernen benehme, und den Kopf verwirre, also im Grunde Wenig gewinne und Vieles verliere.
1.
†)3841 Wonach denn am rathsamsten seyn würde, unter den theologischen Wissenschaften erst Hermenevtik3842 [209] neben wirklicher Erklärung der heiligen Schrift; alsdann Dogmatik und Polemik zu gleicher Zeit, oder letztere nach der erstern; Kirchengeschichte, wenn man sie zweymal3843 hören könnte, noch vor beyden3844, wo nicht, lieber erst nach beyden3845; hierauf die christliche Sittenlehre; und die Symbolik erst nach gehörter Dogmatik, Polemik und Kirchengeschichte; zuletzt, oder auch noch vor der Symbolik, die [783] oben im dritten Theil beschriebnen3846 praktischen Wissenschaften zu hören.
205
Theil 1. §. 24 Anm.

Wie in der ersten Auflage der Anweisung ist auch hier I § 42 Anm. gemeint. In der dritten Auflage der Anweisung hat dieser Paragraph keine Anmerkung.

1.
Anm.Anmerkung Anm. 1. †)3872 Die für ihn nothwenigsten Wissenschaften bestimmmtbestimmt 3874 der besondre3875 Beruf, dem er sich widmen3876 will. Der künftige Prediger kan3877 doch wohl eher der Kritik der [192] Bibel, einer weitläufigen Polemik, und dergleichen gelehrterer Studien, als der Moral und der Pastoraltheologie, und der künftige Schulmann eher der Vorlesungen3878 über symbolische Bücher, Homiletik (etc.)et cetera 3879 entbehren. – Hat man für eine gewisse Wissenschaft noch keine solche Bücher, die, nach dem Bedürfniß des gründlich zu unterrichtenden Anfängers 3880, vollständig und gründlich genug wären, um selbst sich daraus eine [211] gute Kenntniß derselben zu verschaffen, wie dies z. B.zum Beispiel der Fall bey der christlichen Kirchengeschichte ist;3881 oder könnte man glauben, daß ein gewisser Docent in einer Wissenschaft, wenigstens nach den Bedürfnissen des Zuhörers, mehr leisten würde, als alle davon vorhandene Bücher: so müßen3882 dergleichen Vorlesungen vor andern gehört werden.
2.
Anm.Anmerkung Anm. 2. *)3883 Zum Beyspiel kan3885 hier wieder die Geschichte der christlichen Kirche dienen. Fast ihr [785] ganzer Inhalt ist dem Anfänger unbekannt und neu; er kan3886 sich darinn3887 nicht, wie in eigentlichen Wissenschaften, mit3888 Nachdenken helfen; sie setzt eine Menge von geographischen, historischen, antiquarischen und statistischen Kenntnissen voraus, die immer dem Zuhörer gegenwärtig und geläufig seyn müssen, und die, wenn er sie, wie man fast durchgängig annehmen kan3889, nicht hat, ihm das Meiste unverständlich laßenlassen. Auch3890 ist sie kaum des Lernens werth, wenn sie nicht pragmatisch, im wirklichen Zusammenhange3892, und zum Theil, wegen der ausserordentlichen3893 Verunstaltung derselben durch Fabeln, die selbst in Religionsvorurtheile übergegangen sind, kritisch vorgetragen wird. Dazu aber gehört viel Zeit, theils wegen des nothwendigen Details, theils um die Erklärung aller historischen Begriffe einzuschichten, ohne die schlechterdings die Geschichte unverständlich bleibt, und die Vorstellung ihres Verlaufs keine Ueberzeugung gewährt.
3.
Anm.Anmerkung Anm. 3. **)3894 Welche Lectionen am ersten verdienten, wiederholt gehört zu werden, würde nicht sowohl nach der vermeinten Wichtigkeit der Wissenschaften, [212] die deswegen doch sehr verständlich seyn könnten,3896 (Dogmatik (z. B.)zum Beispiel und Pastoraltheologie,)3897 sondern danach zu beurtheilen seyn, ob sie für den besondern Zuhörer schwerer als andere zu verstehen und zu behalten sind (wovon die Kirchengeschichte wieder ein Beyspiel3898 abgiebt). Dahin gehören auch die, worinn3899 man merkt, daß man noch am meisten zurück sey; worinn3900 uns ein Docent, den man darüber hörte, nicht Genüge gethan hat; und die, welche man im Anfange des akademischen Lebens hörte, wo man wegen noch nicht genugsamer Hülfskenntnisse, und selbst wegen Ungewohnheit des Vortrags eines Lehrers, alles3901 ohnehin nur halb gehört hat.
1.
Anm.Anmerkung Anm. 1.3959 Es ist also ein sicheres Merkmahl, daß der Lehrer entweder die vorgetragenen Sachen selbst nicht recht verstehe, oder die Bedürfnisse seiner Zuhörer nicht kenne, oder daß er nicht wirklich darauf bedacht sey3961, ihnen nützlich zu werden, oder [216] daß er die Gabe des guten Vortrags nicht habe, wenn er, – in Absicht auf Faßlichkeit, nicht alles3962, es sey3963 durch eigentlichste Erklärungen (Definitionen), Beschreibungen, Beyspiele3964 oder sonstige Erläuterungen erklärt, was er nicht billig bey3965 der Art von Zuhörern, die er vor sich hat, als bekannt voraussetzen kan3966; es müßte denn seyn, daß er etwas sagte, was bloß auf seiner eignen3967 Erfahrung beruhete3968, oder was er, der Kürze wegen, und um nicht die dermalige Aufmerksamkeit der Zuhörer zu zerstreuen, überginge, und auf Schriften verwiese, wo er oder Andere es näher erklärt hätten, oder es seinen Zuhörern deswegen nicht deutlicher machte, weil sie die dazu nöthigen Vorerkenntnisse noch nicht haben könnten, und er sie ihnen, ohne von seinem jetzigen Zweck abzukommen, nicht jetzt mitzutheilen [790] vermöchte. – Eben dergleichen übles Kennzeichen, in Absicht auf Bestimmtheit, wäre dies3969, wenn er zweydeutig3970 spräche, oder die Zuhörer durch seinen Vortrag in Verlegenheit ließe3971, wie sie das Gesagte von ähnlichen ihnen bekannten Dingen, oder wie sie ihnen gleich wahr scheinende Sätze unterscheiden könnten. – Bloße Versicherungen oder Machtsprüche, und was dem ähnlich ist,3972 (die Fälle ausgenommen, so eben erst bey3973 der Faßlichkeit angegeben wurden), verrathen [197] Mangel an Gründlichkeit, – Mangel des natürlichen Zusammenhangs, Mangel an Ordnung – so wie das bloße3974 Discuriren, Mangel an allen diesen, sonderlich an den drey3975 letzten, Eigenschaften.
2.
[217] Anm.Anmerkung Anm. 2.3976 Die Faßlichkeit des Vortrags muß man nur nicht mit der Leichtigkeit verwechseln;3978 ein Fehler, den vornemlich3979 diejenigen begehen, welche verlangen, daß jeder gute Vortrag populär seyn solle. Wenn zur Einsicht einer Sache Anstrengung erfordert wird, und diese Einsicht nicht kan3980 ohne gewisse Vorerkenntnisse, die uns geläufig sind, erhalten werden: so ist sie auch bey3981 dem deutlichsten Vortrag demjenigen schwer, dem die letztern fehlen, oder nicht gleich zu Gebote stehn3982, und der sich nicht anstrengen will. Popularität kan3983 in eigentlichen Wissenschaften3984 nicht gefordert werden; sie sind für den nicht, wer3985 der Popularität im Vortrage bedarf. Sie würde der Bestimmtheit und Gründlichkeit schaden, und demjenigen nicht genug Unterhaltung gewähren, der, wegen mehrerer Fähigkeit, Uebung und Kenntniß der Sachen, nicht nöthig hat am Gängelbande der Popularität geleitet zu werden. – Ganz anders verhält sichs mit möglichster Verdeutlichung der Begriffe,3986 und mit der daher nöthigen langsamen3987 oder vielmehr bedächtigen Methode. Die erstre3988, und, wenn diese sonst wegen Mangel an Kennt[791]nissen und Uebungen der Zuhörer nicht zu erreichen steht, auch die letztre3989, ist unumgänglich nöthig, wenn der Vortrag die vorhin erwähnten Eigenschaften haben soll. Bey3990 Anfängern insbesondre3991 ist sie ein Zaum der Flüchtigkeit und Ungeduld, und gewöhnt frühzeitig zu gedachten Eigenschaften, ohne die man nie in Wissenschaften zur Vollkommenheit gelangt. Wer diese der Schönheit des Vortrags aufopfern kan3992, ist gewiß zum Lehrer der Wissenschaften, und [218] wer den Werth des guten Vortrags mehr nach Schönheit oder Anmuth desselben, als nach den andern Eigenschaften schätzt, zur Beurtheilung des rechten akademischen Vortrags, wie zu großen Fortschritten in den Wissenschaften, verdorben.
211
4035 Wer mit der Literatur der Zeit und deren Vorübungen, wäre es auch nur aus Recensionen neuer Schriften, irgend bekannt ist; und wer darauf Acht giebt, ob der Lehrer sich nicht schämt, bisweilen zu bekennen, daß er Etwas bisher nicht gewußt, oder nicht recht verstanden habe, oder ob er Etwas anders lehre und sage, als man weiß4036 daß er es sonst im Reden und Schriften sagte, wenigstens, ob er nicht Alt oder Neu oft als Regel des Wahren oder Falschen angebe: der wird bald entdecken, ob der Lehrer fortschreite oder zurück bleibe4037, und ob er es mit Wahl und Verstand thue oder nicht?
1.
[796] Anm.Anmerkung Anm. 1. –4056 Ob ein Lehrer die bisher erwähnten Eigenschaften habe, läßt sich zwar oft nur erst entdecken, wenn man ihn mehrmals gehört hat,4058 und daher wäre es gut, wenn man einen, den man zum Lehrer wählen wollte, vorher öfters [202] und mehrmals hinter einander, oder, noch besser, mehrere Lehrer in einem Fach über eben dieselben Sachen hören könnte. Indessen da dies4059 nicht leicht, wenigstens nicht von dem geschehen kan4060, der [223] erst auf die Universität kommt:4061 so muß man sich, ausser4062 der eingezogenen Erkundigung über diese Eigenschaften eines Lehrers bey4063 denen, die ihn als einen solchen kennen, wenn sie anders die oben (§. 133 4064) erwähnten Kenntnisse und Unparteylichkeit4065 besitzen, an das vorläufig halten, was man von einem4066 solchen nach seinen uns bekannten Schriften, oder nach dem Urtheil der Kenner, weiß. – Man kan freylich4067 nicht von der Güte seiner Schriften auf seinen mündlichen Vortrag schließen4068; schreibt aber jemand viele Schriften4069, schreibt er sich in diesen selbst viel aus, hat er4070 in diesen die angegebnen4071 Fehler des Vortrags:4072 so kan4073 man wohl fürchten, sein mündlicher Vortrag werde eben so, oder noch fehlerhafter seyn; weil er sich in seinen Schriften4074 mehr Zeit nehmen, und man ihm so viele Achtung für's Publicum4075, oder wenigstens für seine eigne4076 Ehre, zutrauen kan4077, daß er in4078 Schriften werde den meisten4079 Fleiß angewendet4080 haben. – Ob jemand als Kenner über einen akademischen Docenten urtheile, ist daraus abzunehmen, wenn er selbst mit der Wissenschaft, worinn4081 er den Docenten beurtheilet4082, wohl bekannt ist (vorausgesetzt, daß er gewissenhaft, und nicht nach Leidenschaften spricht), und wenn er ( (z. B.)zum Beispiel in Recensionen) mit einleuchtenden Gründen dieses sein Urtheil wahr gemacht hat.
2.
[797] Anm.Anmerkung Anm. 2.4083 Ueberhaupt aber muß man sich nie anmaßen4085, selbst ein Urtheil über den Werth eines Lehrers zu fällen, wenn man nicht theils diejenigen Vorerkenntnisse mit auf Universitäten bringt, die jeder [224] Docent billig voraussetzen darf, theils selbst schon richtige Begriffe von den erforderlichen Eigenschaften des zweckmäßigen4086 akademischen Vortrags hat. Denn ohne jene wird man seinen Vortrag oft nicht verständlich, oft sogar ungründlich,ungründlich 4087 finden, weil man noch gar zu unreif, und mit den bekanntesten Sachen, die man [203] auf Schulen lernen müßte, unbekannt ist. Und wer selbst nicht weiß, was zu einem solchen guten Vortrage gehöre; wer (z. B.)zum Beispiel dessen Werth nach dem Ton4089 seiner populären Lesebücher oder unwissenschaftlicher, mehr zum Vergnügen, als zur Belehrung und Ueberzeugung, gelesener Schriften, die so sehr den Geschmack an ernsthaften und gründlichen Untersuchungen verderben,4090 wer, sag' ich, den Werth jenes Vortrags danach beurtheilen, oder wer in einer Wissenschaft und den einzelnen Untersuchungen in denselben gleich am Ziel4091 seyn, gleich entscheiden will, ohne erst das, was dabey4092 zum Grunde liegen muß, wohl gefaßt, deutlich durchdacht, bedächtig untersucht zu haben: wird nie anders als verkehrt urtheilen.
3.
Anm.Anmerkung Anm. 3.4093 Uebrigens, da alle menschliche Vollkommenheit, 1775unser Wissen und unser Lehren ( γινώσκειν καὶ 4095 προφητεύειν), Stückwerk; da selbst der beste Lehrer nicht immer Herr über die Heiterkeit seiner Seele ist; da die Lebensart eines seinem Beruf treuen und auf das Wachsthum seiner Kenntnisse und auf die Erweiterung der Wissenschaften eifrig bedachten Gelehrten, selbst bey4096 allem Angenehmen, so vieles Leib und Geist Niederdrückende [225] mit sich führt, sollte es auch nur [798] aus der Unlust entstehen, wenn man eine Arbeit, die man gern vollenden, und eine Untersuchung, die man gern ins Reine bringen möchte, unterbrechen muß; da endlich niemand weniger über den Gelehrten in seinem Fach urtheilen kan4097, als der bloße4098 Anfänger: so ist das 1776 horazische Vbi4099 plura nitent und Optimus ille est, qui minimis vrgetur4100 vitiis, auch in Beurtheilung der Lehrer nicht zu vergessen.
215
unser Wissen und unser Lehren (γινώσκειν καὶ προφητεύειν), Stückwerk

Vgl. 1. Kor 13,9f.

216
horazische Vbi plura nitent und Optimus ille est, qui minimis vrgetur vitiis

Das erste Zitat stammt aus Horaz' knapp gehaltener Schrift De arte poetica, das zweite aus dessen Satiren. In Hor. Art. Poet. 351f. heißt es: „Zeigt das Gedicht aber insgesamt Klarheit, stören mich kaum noch einzelne Flecken (verum ubi plura nitent in carmine, non ego paucis offendar maculis)“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Herrmann/Fink], Düsseldorf/Zürich 2000, 270.271). In Hor. Sat. I 3,68f. stellt Horaz fest: „Ohne Mängel kommt keiner zur Welt, und gut ist noch der dran, den die Wenigsten plagen (nam vitiis nemo sine nascitur; optimus ille est, qui minimis urgetur)“ (Text und Übers. aaO 28.29).

217
4306 Noch seltsamer ist das Nachlesen vorher abgeschriebener Hefte, die den sonstigen4307 Vortrag des Docenten über diese Wissenschaft enthalten. Denn, ausser4308 der Unzuverläßigkeit solcher Nachschriften, verhindert das Verhör4309 des Docenten nach der zugleich nachgelesenen Handschrift, die Aufmerksamkeit auf seinen jetzigen Vortrag. Lieset er vollends nicht bloß seine Hefte ab, und hält, wie billig, einen freyen4310 Vortrag: so geht dem Protocollirenden alles4311, was jener jetzt erst und neu [235] sagt, und über dem Suchen, wo jedes einzutragen sey4312, auch die Revision des Bisherigen verloren. Doch diese Sache ist zu verächtlich, um mehr davon zu sagen.4313
218
(Anm.)Anmerkung Es wäre ungemein wünschenswerth, daß junge Leute schon in den obersten Schulklassen eine Anleitung erhielten, wie man einen Vortrag nachschreiben solle. Aber leider halten sogar schon Schullehrer streng darauf, daß ihre Schüler Alles Wort für Wort nachschreiben müssen, was sie ihnen vortragen. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
219
(Anm.)Anmerkung Ganz dürfte doch das Nachlesen nicht zu verwerfen seyn, zumal der Lehrer es ja selbst oft empfiehlt, und ihm daran liegen kann, daß der Zuhörer noch eine andere Ansicht kennen und vergleichen lerne. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
1.
Anm.Anmerkung Anm. 1.4416 Es ist daher schon ein sehr gutes Zeichen, wenn jemand einen solchen nähern Umgang, in gedachter Absicht, sucht; und,4418 wenn man, 4419 diese Gelegenheit zu benutzen, nicht aus bloßer4420 Blödigkeit, oder aus Furcht, dem4421 Lehrer zu stören,4422 und ihm beschwerlich zu fallen, unterläßt: so [217] ist sehr zu befürchten, daß böses Gewissen, oder die Furcht, sich mehr im Fleiß anstrengen, oder sich in gewissen Unordnungen einschränken zu müssen, oder Gleichgültigkeit gegen Wissenschaften, und deren gründliche Erlernung, oder gar Abneigung vom Guten und von Besserung, die Ursach dieser Zurückziehung sey4423. – Blödigkeit, die uns um so vieles Gute bringt, sollte Niemanden abschrecken; sie läßt sich eben durch einen solchen Umgang an besten ablegen. – Billiger ist die Furcht, dem Lehrer beschwerlich zu fallen, zumal wenn sich Viele, wie zu wünschen wäre, nach diesen Umgang4424 bemüheten. Dieses Letzte ist, bey4425 der Denkungsart der meisten Studierenden, sicher nicht zu befürchten, und man kan4426 es getrost dem [242] Lehrer überlaßen4427, solche Anstalten zu treffen, wo er Mehrern zugleich durch den Privatumgang nützlich werden kan4428. –4429 [814] Schonung und Verhütung unzeitiger Störung in nützlichen Arbeiten ist zwar, wie bey4430 allem Umgange, so besonders gegen Lehrer, eine große4431 Pflicht, welche4432 wegen der Menge der Geschäfte und wegen der mehreren Zurückziehung vom Umgange, die4433 selbst durch ihre Lebensart nothwendig gemacht wird, weniger Zeit auf den Umgang wenden können, vielleicht auch, ausser4434 ihrem Kreise, weniger dazu aufgelegt sind. Aber, wenn man nur nicht selbstsüchtig ist, sondern überall mit Weisheit und Schonung handelt; wenn man daher nur Acht giebt, oder sich erkundigt, wenn4435 ein solcher frey4436 von eigentlichen Arbeiten sey4437; sich eben so sehr darauf versteht, kurz und ohne Umschweife seine Gedanken zu sagen, als bescheiden zu seyn, und sich aller Zudringlichkeit zu enthalten; ihn nicht länger aufhält4438 als es der Zweck des jedesmaligen Besuchs mit sich bringt, und diesen Zweck immer dabey4439 vor Augen hat: so wird man diese befürchtete Beschwerlichkeit leicht verhüten können.
2.
[243] Anm.Anmerkung Anm. 2.4440 Dieser Zweck sollte nicht seyn, bloß äusserliche4442 Gefälligkeiten von dem Lehrer zu erhalten; es sey4443 denn, daß man seines Raths in Lebensgeschäften bedürfte; oder gar sich [218] bloß zu zeigen; oder die Zeit mit bloßen4444 Conversationsgesprächen zu verderben, wenn er nicht etwa selbst dergleichen anfängt oder unterhält: sondern, einen lehrreichen Umgang, in Absicht auf die Bildung zu Wissenschaften und Beförderung oder Erhaltung guter Gesinnungen, zu genießen;4445 und deswegen müßte man vorher an das denken, wovon man näher mit ihm sprechen wolle. Daß man dabey4446 zugleich die Pflichten des Umgangs nicht vergessen müsse, bedarf kaum einer Erinnerung.
222
4457 Da in diesem ganzen Buche nur die Absicht ist, eine Anweisung zur Bildung angehender Gelehrten zu geben, und in dem Theil4458, worauf ich hier komme, nur zum [219] akademischen Fleiße4459: so brauchte ich mich nur auf die hier angegebne4460 Stücke einzulaßen4461.
223
(Anm.)Anmerkung Eine bestimmte Tages- und Wochenordnung kann nicht dringend genug empfohlen werden, wobei selbst auf die zufälligen Freistunden (ausfallende Collegien) Rücksicht zu nehmen ist. Sehr viel Zeit geht über dem Besinnen, was man eben thun wolle, verloren. Man fängt bald dieß, bald jenes an. Man greift nach dem angenehmsten zuerst, und verliert darüber das Wichtigere, weil es an Zeit fehlt. Bindet man sich auch nicht sklavisch an den Entwurf, so bleibt er doch ein bestimmtes Regulativ, und bringt Plan in das ganze akademische Leben, der zugleich eine treffliche Vorbereitung auf das künftige Geschäft ist. Bloß durch dieß Mittel können so viele an ordentliches Arbeiten und die Stunden zu benutzen Gewöhnten, mit halber Zeit so viel vor sich bringen, als Andere, die mit weit mehr Stunden doch nie fertig werden. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
224
(Anm.)Anmerkung 1) Das gemeinsame Wiederholen der Vorlesungen, ist ungleich nützlicher, als das bloße Durchlesen des Heftes. Nach dem Inhalt und Stoff kann es auf verschiedene Art geschehen: bald so, daß Einer den gehörten Vortrag summarisch wieder vorträgt, und die Uebrigen ihre Bemerkungen machen, wo sie ihn anders gefaßt haben; bald durch Fragen über historische Gegenstände, welches unter den Mitgliedern abwechselt, und sowohl von Seiten des Fragenden als des Antwortenden eine gehörige Vorbereitung voraussetzt. – Bei der eigenen Wiederholung ists übrigens besser, mehrere Lehrstunden [zusammen] [224] zu ziehen, nachdem die Materie zusammenhängt, als ängstlich jeden Tag das Gehörte sogleich wieder vorzunehmen. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
225
Kan4552 man es haben, so ist es immer rathsamer, dergleichen gemeinschaftliche4553 Uebungen unter den Augen und 4554 Leitung eines Lehrers vorzunehmen. Er kan4555 doch weiter sehen als bloße4556 Anfänger und Ungeübte. Er kan4557 durch sein Ansehen eher zu weit gehende leidenschaftliche Streitigkeiten verhüten; eher den verwirrt [251] gewordnen4558 Streit in das rechte Geleise zurückbringen; die Untersuchung ins Kurze ziehen, und mehr auf die gehörige Bestimmung des Untersuchungspunctes aufmerksam machen; dadurch und durch Gründe entscheiden, wo die Untersuchenden selbst nicht den Ausgang zu finden wissen. – Es ist auch besser,4559 über wirklich ausgearbeitete Aufsätze 4560, als über bloße4561 Sätze 4562 zu disputiren, und sehr vortheilhaft, wenn der nehmliche4563 Aufsatz, den der eine ge[821]macht hat, auch von Andern nach der Reihe vertheidigt wird;4564 weil durch beydes4565 mehr die in dem §. erwähnten4566 Vortheile zugleich erhalten werden.
1.

(Anm.)Anmerkung Wenn Collegienhefte gleich so eingerichtet werden, daß sie entweder einen breiten Rand haben, oder durchschossen sind, so sind sie unstreitig am besten geeignet, um Alles, was man aus der Lectüre, oder gelehrten Gesprächen über irgend einen Gegenstand sammelt, darin anzumerken, und sie dadurch recht eigentlich zu Revertorien für das ganze Leben zu machen. Bei der Exegese (z. B.)zum Beispiel würde man Alles, was man über die Erklärung in dunkeln Stellen gefunden, nachträglich bei der Stelle selbst anmerken. So bei der einzelnen [228] Materie, der Dogmatik, Moral, Kirchengeschichte. Auch die hinzukommende Literatur wird weit zweckmäßiger da supplirt, als in ein Collektaneenbuch getragen, wo sich das Einzelne in der Menge so leicht verliert. – Durch gute Register, die jedes nachgeschriebene Collegium haben sollte, wird auch der Gebrauch erleichtert. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers

Unter den Schriften, welche über die in diesem letzten Abschnitt abgehandelten Materien nachgelesen und benutzt zu werden verdienen, gehören noch folgende:

  • 1788 G. M. Brehm's Einleitung in die gesammten akademischen Studien für Ankommende auf der Akademie. Leipzig 1810.textgrid:254dc
  • 1789 C. D. Beck Grundriß zu hodegetischen Vorlesungen für angehende Studierende auf deutschen Universitäten. Leipzig 1810.textgrid:254dg
  • 1790 G. Schlegel Summe von Erfahrungen und Beobachtungen, zur Beförderung der Studien in gelehrten Schulen und Universitäten. Riga 1790.textgrid:254dk
  • 1791 J. Müller's Briefe über das Studium der Wissenschaften, besonders der Geschichte. Zürch 1798.textgrid:254dm
  • 1792 C. G. Schütz Anweisung, wie Studierende ihre Studien zu Hause einrichten sollen. Jena 1785.
  • 1793 [Meiners'] Anweisung für Jünglinge zum Lesen, Excerpiren und Schreiben. Bonn 1791.textgrid:254t5
  • 1794 Bergk, die Kunst Bücher zu lesen, nebst Bemerkungen über Schriftsteller und Schriftstellerei. Jena 1791.textgrid:251md

Eigenthümliche Ansichten enthalten:

  • 1795 J. M. F. Schelling's Untersuchungen über die Methode des akademischen Studiums. Tübingen 1803.textgrid:254tf
227
durchschießen

D.h. zwischen zwei bedruckten Seiten eines Buches eine Leerseite einfügen. Nösselt selbst ist auf diese Weise vorgegangen (vgl. Bibl. Nöss. 413 Nr. 137–139).

228
G. M. Brehm's Einleitung in die gesammten akademischen Studien für Ankommende auf der Akademie. Leipzig 1810

Georg Niklas Brehms (1753–1811) Einleitung ist bereits 1809 erschienen.

229
C. D. Beck Grundriß zu hodegetischen Vorlesungen für angehende Studierende auf deutschen Universitäten. Leipzig 1810

Dieses Werk ist 1808 erschienen.

230
G. Schlegel Summe von Erfahrungen und Beobachtungen, zur Beförderung der Studien in gelehrten Schulen und Universitäten. Riga 1790

Hier handelt es sich um die zweite Auflage, die Erstauflage stammt aus dem Jahr 1786.

231
J. Müller's Briefe über das Studium der Wissenschaften, besonders der Geschichte. Zürch 1798

Johann Georg Müllers (1759–1819) Briefe sind, wie auch die zweite Auflage aus dem Jahr 1817, laut Titelblatt in Zürich erschienen, als ältere Bezeichnung ist Zürch jedoch ebenfalls geläufig.

232
C. G. Schütz Anweisung, wie Studierende ihre Studien zu Hause einrichten sollen. Jena 1785

Diese Schrift des von Halle nach Jena gewechselten Kantianers und Gründers der Allgemeine[n] Literatur-Zeitung Christian Gottfried Schütz (1747–1832) wird in der zeitgenössischen Literatur immer wieder angeführt, lässt sich bibliothekarisch jedoch nicht nachweisen. Soweit zu sehen ist, handelt es sich um ein Programm im Rahmen der Wahl zum Prorektor, auf das anscheinend auch unter dem Titel Ueber die Einrichtung des häuslichen Studirens auf Universitäten verwiesen wurde.

233
Meiners' Anweisung für Jünglinge zum Lesen, Excerpiren und Schreiben. Bonn 1791

Bei dem Autor handelt es sich um Christoph Meiners (1747–1810), dessen Anweisungen für Jünglinge zum eigenen Arbeiten besonders zum Lesen, Excerpiren, und Schreiben 1791 in zweiter Auflage in Hannover erschienen sind. Die Erstauflage erschien 1789 ebenfalls in Hannover.

234
Bergk, die Kunst Bücher zu lesen, nebst Bemerkungen über Schriftsteller und Schriftstellerei. Jena 1791

Vgl. I § 76 c.

235
J. M. F. Schelling's Untersuchungen über die Methode des akademischen Studiums. Tübingen 1803

Gemeint sind Friedrich Wilhelm Joseph von Schellings (1775–1854) Vorlesungen über die Methode des academischen Studium (1803).

Anweisung zur Bildung angehender Theologen,Anweisung zur Bildung angehender Theologen von D.Doctor Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Erster Band.Erster Band Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage.Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe. 1791. Joh. Jac. Curts Wittwe Nach dem Tod des halleschen Verlegers und Druckers Johann Jakob Curt (Curtius) im Jahre 1781 übernahm seine Witwe die Verlagsgeschäfte, ab 1793/1794 die Erben. ] ;
[I] Anweisung
zur
Bildung
angehender Theologen.


Erster Theil.

Halle,
bey Joh. Jac. Curts Wittwe. 1786.textgrid:24gvh
[II] (a); ;
[I] Anweisung
zur
Bildung
angehender Theologen,


Erster Band.

Dritte Auflage.
Halle,
im Verlage der Curtschen Buchhandlung.
1818.textgrid:25484
[II] (c)
] ;

[III]

Es darf in einer Zeit, wo die unendliche Menge neuer Schriften so leicht die älteren in Vergessenheit bringt, zu den erfreulichen Erscheinungen gerechnet werden, daß, nachdem sieben und zwanzig Jahre seit der letzten Ausgabe der vorliegenden Schrift verflossen sind, der Verfasser selbst aber bereits elf Jahre durch den Tod in einen höhern Kreis des Wirkens versetzt ist, die Verlagshandlung sich, wegen fortdauernder Nachfrage, aufs neue veranlaßt gefunden hat, einen nochmaligen Abdruck zu veranstalten. Indem sie mir dieß mittheilte, forderte sie mich zugleich auf, die Durchsicht der Druckbogen zu übernehmen, und wo es rathsam scheinen möchte, zugleich das Nöthige abzuändern und nachzutragen, was sich nach dem jetzigen Stande der theologischen [IV] Haupt- und Hülfswissenschaften, und ihrer Literatur dazu eignete.

Wie hätte ich eine solche Gelegenheit unbenutzt lassen können, um noch einmal meine Verehrung und Dankbarkeit gegen meinen unvergeßlichen Lehrer und väterlichen Freund auszusprechen, und sie durch die sorgsame Pflege des schönen Erzeugnisses seines Geistes thätig werden zu lassen?

Was ich zu diesem Zweck übernommen und auf welche Art ich es zu leisten mich bemüht, davon bin ich bei der neuen Erscheinung dieser Schrift den Lesern Rechenschaft schuldig.

36Es war keinesweges von einer Umarbeitung die Rede. Die Verlagshandlung war mit mir einig, daß das Nösseltsche Werk in der Hauptsache, eben so, wie es von dem Verfasser selbst herkam und bei der zweiten Ausgabe sorgfältig durchgesehen und bedeutend vermehrt ward, auch zum drittenmal erscheinen sollte. Die Zeit hatte manche Nachträge und Zusätze nöthig machen, aber in dem wesentlichen Inhalt und seiner Tendenz nichts verändern können. Sind auch die Ansichten eines späteren Herausgebers hie und da von denen des Verfassers verschieden, so soll doch, was fortwährend den Na[V]men des Urhebers trägt, auch seinen Geist und seine Ideen, nicht die eines Anderen liefern. Durch den Auftrag, es herauszugeben, wird es kein Eigenthum dessen, der es herausgiebt, und die Achtung gegen den Todten legt ihm die heilige Pflicht auf, nicht Altes und Neues, Eignes und Fremdes so zu mischen, daß zuletzt schwer zu entscheiden ist, wem ein jedes angehört.

Die 37kritischen Blätter und Journale, welche des Werkes in seinen früheren Ausgaben erwähnt haben, und sämmtlich von mir verglichen sind, haben nur wenige Beiträge zu Berichtigungen oder Verbesserungen geliefert. Sie stimmen in dem Ausdruck der Achtung gegen das Verdienst des Verfassers, um die Bildung nicht nur angehender, sondern auch schon gereifter Theologen überein. „Man würde – so urtheilt der 38Recensent in der Allgemeinen Literaturzeitung (1790.textgrid:250d2 (No.)Numero 359.) – den Werth dieser trefflichen Anleitung viel zu gering anschlagen, wenn man sie nach der bescheidenen Anzeige des Titels, daß sie angehenden Theologen gewidmet seyn soll, beurtheilen wollte. Sie verdient auch von denen, welche bereits in Aemtern stehen, studiert zu werden. Denn wer das in der Kürze und doch vollständig überhaupt zu kennen [VI] wünscht, was ein Lehrer der Religion wissen und [leisten] muß, wenn er seinen hohen Beruf ganz zu erfüllen im Stande seyn soll; wer Lust hat sich zu prüfen, ob er alles das besitzt und versteht, was zur fruchtbaren Erfüllung des Lehramts erforderlich [ist]; wer das Ziel, wonach er bei dem Einsammeln und Mittheilen theologischer Kenntnisse streben muß, gern im Auge behalten, den so sehr verschiedenen Werth der einzelnen theologischen Wissenschaften vernünftig schätzen und sein Benehmen darnach einrichten will; wer endlich den Wunsch fühlt, eine Menge heilsamer Rathschläge zusammen zu finden, die ihn bei seinen Bemühungen leiten können: der bediene sich dieses Buches. Etwas Vollständigeres, Reiferes und Gründlicheres wüßten wir in diesem Fach nicht vorzuschlagen.“ – Eben so drücken sich andere Beurtheiler aus. Das Einzige, was man hie und da fürchtete, war, daß die Ansprüche an den, welcher sich dem Studium der Theologie widmet, so hoch gespannt wären, daß das Werk vielmehr das Ideal eines vollendeten Theologen aufstellte, als eine Anleitung für angehende Theologen genannt werden könnte. Es mag dieses Urtheil zum Theil aus der eine Zeitlang ganz unverkennba[VII]ren Ueberschätzung des Praktischen auf Unkosten des Gelehrten und Wissenschaftlichen hervorgegangen seyn. Denn gerade die Wahrnehmung dieses Uebels, welches sehr nachtheilige Einflüsse auf die Universitäten und manche Theile des Studiums ganz bei Seite gedrängt hatte, bestimmte den gelehrten und selbst so wissenschaftlichen Mann, desto ernster darauf zu dringen, der theologischen Gelehrsamkeit wieder einen höheren Werth zuzugestehen. Daß er nicht forderte, daß jeder Religionslehrer alle Kenntnisse eines akademischen Theologen in sich vereinigen sollte, das hat er selbst in dieser Schrift bei mehreren Gelegenheiten ausdrücklich geäußert; und 39sein Programm de diversitate studiorum, quibus Theologum decet ceteris ecclesiae doctoribus praestare, erörtert dieß noch ausführlicher. Dennoch ist vielleicht der Vorwurf, daß man stellenweise mehr eine gelehrte Einleitung oder Encyklopädie einzelner Fächer des vielumfassenden Studiums, als eine Methodologie für angehende Theologen zu lesen glaubt, wohl nicht ganz ungegründet. Es begegnet Männern, die ganz in ihrer Wissenschaft zu Hause sind, und für die gerade die höhern und feinern Untersuchungen den meisten Reiz haben, [VIII] so leicht, daß sie selbst den Anfängern schon einen Vorgeschmack davon geben, oder, wenn sie einmal auf gewisse Materien kommen, nicht zu kurz seyn möchten, um nicht ungründlich zu erscheinen. Am häufigsten scheint mir dieß dem (sel.)selig Nösselt hinsichts der Literatur begegnet zu seyn. Sie ist zwar nicht in dem Grade überhäuft, den wir in der 40 Plankschen Einleitung finden, welche etwas später als die Nösseltsche erschien; doch will es mich bedünken, daß hie und da so große, sogar seltne Werke genannt sind, welche man eher in einer Anleitung zur theologischen Bücherkenntniß als in einer akademischen Methodologie zu erwarten haben würde. Literatoren – zu denen der Verfasser so sehr gehört – wird es aber immer schwer, etwas zu unterdrücken, was auf der Stufe, wo sie stehen, allerdings einen großen Werth hat.

Doch selbst von dieser Seite habe ich mir nicht erlauben wollen, mehr zu thun, als der verdiente Urheber dieses Werkes gutgeheißen haben würde. Was ich verantworten zu können, und was ich selbst für Pflicht halten zu müssen geglaubt habe, besteht in Folgendem.

Zuvörderst ist überall die Literatur theils durch die Anzeige neuer, seit 1791 erschienener Ausgaben [IX] oder Fortsetzungen der angeführten Schriften, berichtigt worden. Weggeblieben sind solche, die ganz entschieden durch bessere ersetzt, oder die dem Verfasser entgangen und offenbar den genannten vorzuziehen waren. Es hat mich selbst überrascht, wie viel in den letzten drei Decennien gearbeitet, wie manche Lücke ausgefüllt ist, auf welche der Verfasser zu seiner Zeit aufmerksam gemacht hatte; aber es hat mich auch dabei häufig die Sehnsucht ergriffen, den theuren Todten noch unter uns zu sehen, damit er sich dessen, was der Fleiß vaterländischer Gelehrten in allen Fächern geleistet und zu Tage gefördert hat, und selbst die Erfüllung manches seiner Wünsche für den Anbau dieser und jener vernachlässigten Felder, mit uns freuen könnte! in manchen Abschnitten war die Sparsamkeit der Literatur fast eben so befremdend, als die Fülle in andern. Ich habe gesucht, mehr Gleichheit in das Ganze zu bringen, und so haben besonders einzelne Abschnitte in den Kapiteln von den philologischen und historischen Hülfswissenschaften sehr bedeutende literarische Zusätze erhalten müssen.

Die Schriften selbst waren in den frühern Ausgaben bald in den Paragraphen, bald unter [X] den Paragraphen angeführt. Es war natürlicher, auch darin eine gewisse Gleichheit zu beobachten, und die Anmerkungen schienen der bequemste Ort, um in ihnen alles Literarische zur Uebersicht zu bringen. Ich gestehe übrigens, daß ich in einem eignen Lehrbuch der theologischen Encyklopädie und Methodologie, viele der angeführten Schriften nicht würde aufgenommen, sondern für den ausführlichen Vortrag der Wissenschaften oder selbst einzelner Materien derselben verspart haben. Aber als Herausgeber konnte ich nur im Sinn des Verfassers fortarbeiten.

Außerdem sind hie und da kurze Anmerkungen hinzugekommen, welche der gegenwärtige Stand der Wissenschaften nöthig machte; meist nur Winke und Andeutungen, seltner abweichende Ansichten. Zu dem allen wird jedoch der zweite und dritte Theil noch ungleich mehr Gelegenheit geben.

In Stil und Vortrag ist nichts Wesentliches geändert, auch durchaus die – vielleicht nicht immer bequemste – Folge und Abtheilung der Paragraphen beibehalten. Nur wo die dem Verfasser nicht ungewöhnliche Länge und Verschränktheit der Perioden – [vielleicht] eine Folge seiner häufigen Lesung des Cicero [XI] – den Sinn für den Ungeübten dunkel machte, habe ich mir, gewiß eher zu selten als zu oft, Abkürzungen und Einschaltungen erlaubt.

Alles was übrigens in diesen neuen Zusätzen und Anmerkungen von einiger Bedeutung ist, findet man durch die Buchstaben (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers oder 41durch das Zeichen [ ] von dem Text des Verfassers unterschieden.

Je öfter mich übrigens diese Arbeit an die großen Verdienste, welche mein vollendeter Lehrer sich auch um mich und meine eigne Bildung erworben hat, erinnerte, desto lebhafter ist mein Wunsch, daß es meinen geringen Bemühungen gelingen möge, dem Werke aufs neue recht viele Leser zu verschaffen. Die beiden folgenden Theile, welche noch im Laufe dieses Jahres erscheinen, und die eigentliche Theologie enthalten, werden mir Anlaß geben, jene zu verdoppeln. Die künftigen Vorreden sollen davon Rechenschaft geben. Eine Darstellung des Lebens und Verdienstes des unvergeßlichen Mannes würde, wenn sie nicht zu dürftig ausfallen sollte, mehr Raum als mir vergönnt ist, erfordern. Ich darf also wohl die besondere, diesem Gegenstande gewidmete Schrift hier ins Andenken bringen, welche bereits [XII] ein Jahr nach seinem Tode (1809textgrid:2505v) unter dem Titel: 42 Leben, Charakter und Verdienste J. A. Nösselt's, nebst einer Sammlung seiner zum Theil ungedruckten Aufsätze, Briefe und Fragmente, erschienen ist.

Halle den 15ten März 1818.
Der Herausgeber.

2,
3,
4,
5,
6,
7,
(c)
VorredeVorreden des Verfassers bei der ersten und zweiten Ausgabe.I. Vorrede der ersten Ausgabe Eine der vornehmsten Ursachen, warum UniversitätenUniversitäten, die ganz eigentlich zur Bildung heranwachsender Gelehrten bestimmt sind, das nicht leisten können, was sie sollten, ist die: –die, daß diese so selten richtige Begriffe von dem UmfangUmfange, dem WerthWerthe der Wissenschaften, und von der zweckmäßigsten Art, mitbringen, wie man sie studieren müßte; daß sie sich gemeiniglich so sehr durch ihren eignen Geschmack, durch die Mode, und durch die Vorurtheile AndrerandrerAnderer leiten laßenlassen, gegen die sie eine gewisse Vorliebe haben; kurz, weil sie selten selbst wissenwissen, was was, und wie sie die WissenschaftenWissenschaften, treiben sollen?sollen. Ueberzeugt, daß deswegen oft die besten Köpfe wo nicht verdorben werden, doch die Reife nicht erlangen, und das für die Welt nicht werden, was sie könnten, ja, was noch trauriger ist, selbst Andere gegen nützliche Wissenschaften einnehmen, und ihnen den Geschmack daran verleiden; – gerührt durch so manche Bekenntnisse fleißiger und hoffnungsvollerhofnungsvoller Studierenden, die es am Ende ihrer Laufbahn bedauretenbedauerten, nun erst einigermaßeneinigermassen einzusehen, was sie hätten lernen sollen, und was sie wieder einzubringen entweder keine Gelegenheit mehr vor sich sähen, oder nur mit vielem mühsamen Fleiß hoffen könnten: – hielt ich es für meine Pflicht, seit mehrern Jahren, von Zeit zu Zeit,Zeit denen, die sich mir anvertrauten, eine Anleitung zu geben, was? worüber? warum?was, worüber, warum, und wie man studieren sollte?sollte, um sich zu einem würdigen Lehrer der Religion zu bilden. Vergebens suchte ich ein Buch, das mir dabeydabei zum Leitfaden dientedienen könnte, und den wirklichen Bedürfnissen unsrer Zeit, den großengrossen Fortschritten in den Wissenschaften, selbst in der Theologie, angemessen wäre. Ich mußte eigne kurze Sätze entwerfen, die ich zum Grunde legte; eben die immer erneuerten Zeitbedürfnisse machten eine mehrmalige Umänderung nothwendig; ich glaubte endlich, dieser Entwurf könnte auch andernAndern nützlich werden, die mich nicht hörten; ich arbeitete sieihn also vor kurzem ganz von neuemneuen aus. – So entstand das kleine Buch, das ich meinen Lesern vorlege. Was in einem solchen BuchBuche geleistet werden sollte, und was ich auch selbst zu leisten suchte – darüber habe ich mich schonnäher in der Einleitung erklärt. Wie weit ich diesen Absichten, wie weit ich besonders den Bedürfnissen unsrer Zeit in diesem Stück Genüge gethan habe, mögen die beurtheilen, welche diese Bedürfnisse eben so gut als die Wissenschaften selbst, und wie weit man darin bereits vorwärts oder noch zurück ist, kennen. Ich habe hier meine Beobachtungen, Begriffe und Vorschläge über das StudiumStudium der Theologie, die ich beybei vieljähriger Erfahrung und öfterer Prüfung bewährt fand, so weit zusammengedrängt, als sie sich mir wieder unter dem Schreiben darstelletendarstellten, und wie ich sie für angehende Studierende, oder vielmehr überhaupt beybei wahrhaftig nützlicher Beschäftigung mit den dahin gehörigen Wissenschaften, zuträglich hielt. Denn, obgleich meine Absicht eigentlich auf diejenigen ging, die sich auf Universitäten diesen Wissenschaften widmen:widmen, so wünsche ich doch zugleich auch Andern nützlich zu werden, denen, wenn sie gleich schon in Aemtern stehen, Manches neu oder in ein neues Licht gestelletgestellt scheinen möchte, was ihnen hoffentlich auch noch jetzt erst willkommen seyn dürfte, zumal wenn sie es in diesem Buche, nach dem Titel, nicht erwartet hätten. Nur, eben deswegen, weil Vieles hier bloß beyläufigbeiläufig, oft kaum mit einem oder zweyzwei Worten, gesagt ist, und weil ich fürchten muß, bisweilen, wegen der geflissentlichen Kürze, nicht gleich verstanden zu werden,werden: eben deswegen wünsche ich mir zugleich aufmerksame und bedächtige Leser, denenwelche die Mühe nicht dauretdauert, auch bisweilen beybei einzelnen Worten mit ihrem Nachdenken zu verweilen. Ich bin weder der einzigeEinzige noch der ersteErste, der die Bemerkung macht, daß die Achtung gegen GelehrsamkeitGelehrsamkeit sichtbar zu sinken anfange, oder vielmehr schon gesunken seysei; daß, je weiter sich die Aufklärung ausbreite, sie um so mehr an ihrer Stärke verliere; daß wenigstens der Fleiß, ich meine die Genauigkeit,Genauigkeit mit der man lernt und über Wissenschaften arbeitet, mit dem VielerleyVielerlei, was man treibt, gar nicht gleichen Schritt halte. Die schnöde Verachtung alles dessen, was man Speculation und Gelehrsamkeit nennt, der Unfug, welcher seit einiger Zeit mit dem Namen des Gemeinnützigen getrieben wird, und die immer mehr einreissendeeinreißende Gewohnheit, sich durch vorgegebene Entfernung von PedantereyPedanterei und Wegwerfung des unnützen gelehrten Krams gegen den Vorwurf zu schützen, daß man in den Studien versäumet seysei, und den Gelehrten zu spielen, ohne sich sehr anstrengen zu wollen –wollen; versprechen doch wahrlich der Gelehrsamkeit keine glückliche Aussichten. Ich werde immer mehr überzeugt, daß die täglich zunehmende Menge von Schwärmern auf einer, und von seichten Schwätzern auf der andern Seite, eine Folge der immer mehr sinkenden wahren Gelehrsamkeit, und ohne diese letztere nie zu hoffen seysei, den Verwüstungen zu steuern, die beyde,beide in der Religion, in den Wissenschaften, und selbst in den guten Sitten,Sitten anrichten. Es gehört also zu den Bedürfnissen unsrer Zeit, die Gelehrsamkeit in Schutz zu nehmen, und den großengrossen Einfluß derselben, nebst dem Werth einzelnereinzler Wissenschaften, immer einleuchtender zu machen; die herrschenden Vorurtheile wider sie zu entwaffnen;entwaffnen, und vornemlichvornehmlich junge Studierende zeitig zu deutlichen Begriffen von dem, worüber, und zu deutlichen Gründen, wonach sie urtheilen müssen, zu gewöhnen. Diese Absicht habe ich durchbei Abfassung dieses ganze Buchganzen Buchs vor Augen gehabt, und mich daher bemüht, theils Manches hervor zu ziehenhervorzuziehen, was zu sehr beybei dem Studieren der Theologie übersehen wird, theils den wahren nur zu oft verkannten Werth mancher Studien und Uebungen, besonders durch deutliche BeyspieleBeispiele, einleuchtender zu machen.Und damit mußte freylichfreilich das Buch weitläufigerweitläuftiger werden, als ich anfänglich nach dem ersten Entwurf dachte, so sehr ich auch zusammenzudrängen und selbst der Worte zu schonen suchte. Aber dieser Fehler, wenn es einer ist, bleibt immer verzeihlicher, als wenn ich der beliebten Kürze die Deutlichkeit, die lichtvollere Darstellung der Gründe für die Sachen, und, woran mir so sehr lag, die Bestimmtheit der Begriffe und die Ablehnung alles Mißverstandes aufgeopfert hätte. Daß ich, wie man sieht, ein Dritteldie Hälfte des Buchs auf solche Wissenschaften verwendet habe, die nur auf die eigentliche Theologie vorbereiten sollen, diesdieß bedarf keiner Entschuldigung. Denn,Denn wenn man von den eigentlicheigentlichen sogenannten theologischen Wissenschaften das abzieht, was sich die Sprachkunde, die Philosophie, die Geschichte und die schönen Wissenschaften mit Recht zueignen können: wie groß ist dann der Vorrath, der der eigentlichen Theologie noch übrig bleibt?Schwerer werde ich die überzeugen können, welche meinen, daß man einen künftigen Lehrer der Religion zu viel auflege, wenn er das alles wissen und lernen solle, was ich hier fordere. Das will ich auch gar nicht einmal versuchen, denn ihre und meine Begriffe über diese Sache sind zu weit aus einander, als daß wir könnten zusammenkommen könnten. So gar ernstlich meinen sie es nun auch wohl beybei diesem Mitleiden mit dem Volkslehrer nicht immer. Denn statt dessen, daß sie ihn mit der eigentlichsten Gelehrsamkeit verschont wissen wollen, soll er auch die Stelle des LandarztLandarztes vertreten, den ganzen weiten Umfang der Wirthschaft verstehen, warum nicht auch die nothwendigsten Handwerke?Handwerke, die ihn weit mehr als einen zu Allem brauchbaren Mann seinem Patron und seinen UntergebnenUntergebenen empfehlen werden, als alle alte Sprachen, Philosophie, Geschichte und Gelehrsamkeit überhaupt.überhaupt? Ich dächte doch, es wäre nicht bloß das Volk, für das der Lehrer der Religion bestimmt ist;ist, und dennochdoch bedarf auch das Volk, jetzt zumal, da es immer aufgeklärteraufgeklärter zu werden anfängt, oder es wenigstens glaubt, mehr als dereines bloßenblossen Prediger Prediger Predigers . Doch darüberdarüber, und über die nöthige Einschränkung meiner Forderungen hoffe ich das Nöthigstenöthigste in dem BuchBuche selbst, und vornemlichvornehmlich in der Einleitung, gesagt zu haben. Möcht' es nur nicht auch hier gar zu wahr seyn, daß vieleViele berufen, und nur wenigeWenige auserwählt sind!Wie fern ich hier einige der besten Bücher habe erwehnenerwähnen wollen, wird man in der dritten Anmerkung zum 43. §. angezeigt, und beybei jeder Wissenschaft, wo ich mich auf die Empfehlung weniger Bücher einschränkte, diejenigen angeführt finden, die dergleichen literarische Kenntnisse geben. Sollte man gerade einige der neuesten vermissen, die Empfehlung verdient hätten: so muß ich bemerken, daß ohngefehr die ersten zwölf Bogen dieses Buchs schon fast vor zwey Jahren abgedruckt waren. Daß ich beybei der Abtheilung der philosophischen Wissenschaften die Wolff, Christian von Wolfische beybehieltbeibehielt, ohne den neuesten Vorschlägen einiger scharfsinnigenscharfsinniger Männer zu folgen, geschahegeschah mit Bedacht. Von einigen dieser Vorschläge bin ich noch nicht überzeugt, daß sie besser wären,wären als die alten;alten: und wärewär' ichs auch, so mußte der Eintheilung gefolgt werden, nach welcher junge Studierende auf Universitäten und in Büchern die Philosophie wirklich vorgetragen finden können, und nicht solchen, nach welchen diese Wissenschaften noch nicht, so wenigstens, wie es der Anfänger braucht, ausgeführt sind, auch wohl so leicht noch nicht ausgeführt werden möchten. Den zweyten Theil dieses Buchs, der die eigentlichen theologischen Wissenschaften, nebst der übrigen Anweisung zur Bildung angehender Theologen, enthalten, und ohngefehr eben so stark als der erste werden soll, hoffe ich mit göttlicher Hülfe in einem halben Jahre zu liefern. Noch kankann ich mich – indem ich diese Vorrede schließeschliesse – kaum des Kummers erwehren, waswie wenig eine solche Anweisung fruchten werde, wennwenn, beybei der Erschlaffung unsers Zeitalters,Zeitalters vielleicht die meistenMeisten, die sich äusserlichäußerlich den Studien widmen, keinen Sinn, oder keine Lust, oder keine Aufmunterung haben, diesdieß Gesagte für ausführbar zu halten; wenn unsreunsere meisten gelehrten Schulen, um den bloßenblossen Volksschulen Platz zu machen, immer mehr das zu seyn aufhören, was sie seyn sollten,sollten: Pflanzschulen, wo fester Grund zu den Wissenschaften gelegt, und allgemeine Lust zur wahren Gelehrsamkeit erweckt würde; wenn die Zeit, wo man die akademische Laufbahn durchläuft, immer mehr verengt, und der Umfang der einzelneneinzeln Wissenschaften ins Kurze gezogen wird; wenn die, welche die Wissenschaften durch Vorstellungen, BeyspieleBeispiele und Ermunterungen befördern sollten, und es wegen ihres AnsehensAnsehns vielleicht am meisten könnten, durch größtentheils übertriebneübertriebene Vorstellungen von großergrosser AufklärungAufklärung unserunsrer Zeit, von der bloßenblossen Nothwendigkeit des Gemeinnützigen, und von Entbehrlichkeit der gelehrten Kenntnisse, selbst den aufschießendenaufschiessenden Keim fähiger Köpfe verderben, und ihren Fleiß auf Nebendinge lenken. Was bleibt da da übrig, als an seinem seinem Theil Gutes zu thun, und nicht müde zu werden, und auf den den zu trauen, der doch auch das feine gute Erdreich zur Aussaat bereitet, und die AerndteAernte gewiß nicht wird ausbleiben laßenlassen? Geschrieben Halle, den 30sten des Märzes 1786. daß viele berufen, und nur wenige auserwählt sind Vgl. Mt 22,14. Wolfische beybehielt, ohne den neuesten Vorschlägen einiger scharfsinnigen Männer zu folgen Der später geadelte Universalgelehrte Christian Wolff (1679–1754) darf als bedeutendster deutscher Philosoph zwischen Leibniz und Kant gelten und hat in großem Stile schulbildend gewirkt (Wolffianismus). Nach dem Studium in Jena und der Habilitation im Jahre 1702 wirkte Wolff zunächst in Leipzig, ehe er 1706 als Professor für Philosophie und Mathematik nach Halle berufen wurde. 1723 der Stadt verwiesen, wechselte Wolff nach Marburg, wurde jedoch 1740 von Friedrich II. (1712–1786) nach Halle zurückberufen. Als rationalistischer Philosoph vertrat Wolff das Zusammenwirken von Vernunft und Offenbarung und war zudem einer der bedeutendsten Vertreter des Naturrechts (vgl. I § 207 c). Sein Werk zeichnet sich durch eine streng systematisierende und mathematische Lehrart aus. Mit den „neuesten Vorschlägen“ ist die philosophische Wende in Gestalt Immanuel Kants gemeint (vgl. Vorrede b XIVf.). Was bleibt da übrig […] Aerndte gewiß nicht wird ausbleiben laßen? Vgl. Gal 6,6–10 (vgl. III § 15). Vorrede zur zweyten Ausgabe.I. Vorrede zur zweyten Ausgabe In dieser neuender zweiten Auflage habe ich überall zu verbessern gesucht, wo mir eine Verbesserung nöthig schien, wär' es auch nur im Ausdruck gewesen, der dem Schriftsteller erst dann dunkel oder als eine Gelegenheit zum Mißverstande vorkommt, wenn er nach geraumer Zeit sein Werk von neuem übersieht. Zusätze schien vornemlichvornehmlich der erste Theil am meistenhier und da zu erfordern. Einige Wissenschaften haben seit der kurzen Zeit, wo die erste Ausgabe vom Jahr 1786–89. 1786–1789 erschien, wirklich gewonnen, besonders durch einige Handbücher, welche ich mit Vergnügen zuerst erwähnt, oder an andrerAnderer Stelle gesetzt habe, die ich ehedem in ErmanglungErmangelung besserer aufführen mußte. – Im philologischen Fache hat sich der Streit über den Werth der LectüreLektüre alter griechischer und römischer Schriftsteller, und des Sprachstudiums überhaupt, erneuert; einige unsrer berühmtesten Pädagogikerphilanthropischen Pädagogen haben allesAlles aufgeboten, was, wär's möglich, selbst die überzeugtesten Verehrer dieses Studiums hätte in Verlegenheit setzen können, und,und wie ich weiß, viele, die an der Schwelle standen, zweifelhaft gemacht hat. BeyBei aller Achtung, die ich gegen jene um die PädagogikPädagogik sehr verdienteverdienten Männer hege, glaubte ich daher, so viel ichs vermochte, Wankende stärken, den zum Grunde liegenden Mißverstand durch einige Erinnerungen heben, und übersehene wichtige GesichtspuncteGesichtspunkte etwas mehr ins Licht stellen zu müssen. – Was die Kant, Immanuel Kantische Philosophie für große Erschütterungen hervorgebracht hat, ist allgemein bekannt. Ueber einzelne Grundsätze derselben oder deren AnwendnungAnwendung Anwendung auch mit zu reden, wäre für mich, der ich von ihren Vertheidigern und Gegnern lieber lernen als mitsprechen mag, wenigstens noch zu voreilig und unbescheiden, gewiß aber ganz von dem Zweck dieses Buchs fernefern gewesen. Aber einige Rücksicht darauf zu nehmen, und Einiges daraus zu benutzen, was wenigstens bessere Scheidung der Theile der Philosophie und bessere Lehrart in derselben betriftbetrifft, schien mir nicht bloßes Bedürfniß unsrer Zeit zu seyn. Man hat wirklich schon Versuche auf AkademienAkademieen gemacht, fremdartige Theile in der PhilosophiePhilosophie mehr von einander zu scheiden, und die Lehrart der Vollkommenheit näher zu bringen; ichbringen. Ich wünsche und hoffe auch, man werde, wenn die erste Gährung vorüber ist, in dem Vortrage der Philosophie noch mehrere Rücksicht auf die Verschiedenheit der Köpfe, die auf AkademienAkademieen sollen gebildet werden, auf die Verschiedenheit ihrer Bedürfnisse, und auf das mehr und minder Nöthige für andreandere Wissenschaften nehmen, als bisher geschehen, oder vielleicht gar möglich gewesen ist. – Da ich diesem Buche nicht wohl ein brauchbares Register beyfügenbeifügen konnte, wie ich überhaupt wünsche, daß man es mehr bedächtig studieren möge, als bloß etwas darin nachschlagen wollenwolle: so habe ich mich begnügt, ein vollständigeres Verzeichniß des InnhaltsInhalts zu geben, um die bessere Uebersicht des Ganzen und seiner Theile zu befördern. Halle, den 27sten des Herbstmonats im Jahr 1791. Kantische Philosophie für große Erschütterungen hervorgebracht hat Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) ist einer der einflussreichsten Denker der abendländischen Tradition und die maßgebliche Gestalt der deutschen philosophischen Aufklärung. Die angesprochenen Erschütterungen, die die Kantische Philosophie zwischen der ersten und zweiten Auflage der Anweisung hervorgebracht hat, hängen mit dem Erscheinen der drei Kritiken zusammen: der gegenüber der Erstauflage (1781) in Teilen stark überarbeitete Zweitauflage der Kritik der reinen Vernunft (1787), die Kritik der praktischen Vernunft (1788) und die Kritik der Urteilskraft (1790). Zu Nösselts Sicht auf Kant bemerkt Wilhelm Dilthey, dass Nösselt Kant zwar respektiert, jedoch keine Sympathie für ihn gehegt habe (vgl. Leben Schleiermachers I, in 3. Aufl. hrsg. v. M. Radecker, Teilbd. 2, Berlin 1970 [= Ges. Schr. XIII/2], 108). Ueber einzelne Grundsätze derselben […] gewiß aber ganz von dem Zweck dieses Buchs ferne gewesen Vgl. I § 186. Herbstmonats D.i. September. ] ;
(c)
Vorrede] ; Vorreden des Verfassers bei (c)
der ersten und zweiten Ausgabe] ; (a)
] ; und zweiten (c)
die: –] ; die, (c)
Umfang] ; Umfange (c)
Werth] ; Werthe (c)
Andrer] ; andrer (a); ; Anderer (c)
laßen] ; lassen (a, c)
wissen] ; wissen, (c)
was ] ; was, (a)
Wissenschaften] ; Wissenschaften, (a)
sollen?] ; sollen. (c)
hoffnungsvoller] ; hofnungsvoller (a)
bedaureten] ; bedauerten (c)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
Zeit,] ; Zeit (c)
was? worüber? warum?] ; was, worüber, warum, (c)
sollte?] ; sollte, (c)
dabey] ; dabei (c)
diente] ; dienen könnte (c)
großen] ; grossen (a)
andern] ; Andern (c)
sie] ; ihn (a)
neuem] ; neuen (a)
Buch] ; Buche (c)
schon] ; näher (c)
Ich habe hier meine Beobachtungen, Begriffe und Vorschläge über das StudiumStudium der Theologie, die ich beybei vieljähriger Erfahrung und öfterer Prüfung bewährt fand, so weit zusammengedrängt, als sie sich mir wieder unter dem Schreiben darstelletendarstellten, und wie ich sie für angehende Studierende, oder vielmehr überhaupt beybei wahrhaftig nützlicher Beschäftigung mit den dahin gehörigen Wissenschaften, zuträglich hielt. Denn, obgleich meine Absicht eigentlich auf diejenigen ging, die sich auf Universitäten diesen Wissenschaften widmen:widmen, so wünsche ich doch zugleich auch Andern nützlich zu werden, denen, wenn sie gleich schon in Aemtern stehen, Manches neu oder in ein neues Licht gestelletgestellt scheinen möchte, was ihnen hoffentlich auch noch jetzt erst willkommen seyn dürfte, zumal wenn sie es in diesem Buche, nach dem Titel, nicht erwartet hätten. Nur, eben deswegen, weil Vieles hier bloß beyläufigbeiläufig, oft kaum mit einem oder zweyzwei Worten, gesagt ist, und weil ich fürchten muß, bisweilen, wegen der geflissentlichen Kürze, nicht gleich verstanden zu werden,werden: eben deswegen wünsche ich mir zugleich aufmerksame und bedächtige Leser, denenwelche die Mühe nicht dauretdauert, auch bisweilen beybei einzelnen Worten mit ihrem Nachdenken zu verweilen. ] ; (a)
bey] ; bei (c)
darstelleten] ; darstellten (c)
bey] ; bei (c)
widmen:] ; widmen, (c)
gestellet] ; gestellt (c)
beyläufig] ; beiläufig (c)
zwey] ; zwei (c)
werden,] ; werden: (c)
denen] ; welche (c)
dauret] ; dauert (c)
bey] ; bei (c)
einzige] ; Einzige (c)
erste] ; Erste (c)
sey] ; sei (c)
Genauigkeit,] ; Genauigkeit (a)
Vielerley] ; Vielerlei (c)
und Gelehrsamkeit] ; (a)
einreissende] ; einreißende (c)
Pedanterey] ; Pedanterei (c)
sey] ; sei (c)
wollen –] ; wollen; (a)
letztere] ; (a)
sey] ; sei (c)
beyde,] ; beide (c)
Sitten,] ; Sitten (a, c)
großen] ; grossen (a)
einzelner] ; einzler (a)
entwaffnen;] ; entwaffnen, (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
durch] ; bei Abfassung (c)
ganze Buch] ; ganzen Buchs (c)
, und mich daher bemüht, theils Manches hervor zu ziehenhervorzuziehen, was zu sehr beybei dem Studieren der Theologie übersehen wird, theils den wahren nur zu oft verkannten Werth mancher Studien und Uebungen, besonders durch deutliche BeyspieleBeispiele, einleuchtender zu machen] ; (a)
hervor zu ziehen] ; hervorzuziehen (c)
bey] ; bei (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
freylich] ; freilich (c)
weitläufiger] ; weitläuftiger (c)
ein Drittel] ; die Hälfte (a)
dies] ; dieß (c)
Denn,] ; Denn (c)
eigentlich] ; eigentlichen (c)
könnten] ; (a)
] ; könnten (a)
auch] ; (a)
bey] ; bei (c)
Handwerke?] ; Handwerke, (c)
Untergebnen] ; Untergebenen (c)
überhaupt.] ; überhaupt? (c)
ist;] ; ist, (a)
dennoch] ; doch (a)
oder es wenigstens glaubt,] ; (a)
der] ; eines (c)
bloßen] ; blossen (a)
Prediger Prediger ] ; Predigers (c)
darüber] ; darüber, (c)
Nöthigste] ; nöthigste (a)
Buch] ; Buche (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
viele] ; Viele (c)
wenige] ; Wenige (c)
erwehnen] ; erwähnen (c)
bey] ; bei (c)
] ; Sollte man gerade einige der neuesten vermissen, die Empfehlung verdient hätten: so muß ich bemerken, daß ohngefehr die ersten zwölf Bogen dieses Buchs schon fast vor zwey Jahren ab[XIII]gedruckt waren. (a)
bey] ; bei (c)
beybehielt] ; beibehielt (c)
scharfsinnigen] ; scharfsinniger (a)
geschahe] ; geschah (c)
wären,] ; wären (c)
alten;] ; alten: (c)
wäre] ; wär' (c)
] ;

[XIV] Den zweyten Theil dieses Buchs, der die eigentlichen theologischen Wissenschaften, nebst der übrigen Anweisung zur Bildung angehender Theologen, enthalten, und ohngefehr eben so stark als der erste werden soll, hoffe ich mit göttlicher Hülfe in einem halben Jahre zu liefern.

(a)
kan] ; kann (c)
schließe] ; schliesse (a)
was] ; wie wenig (c)
wenn] ; wenn, (a)
bey] ; bei (c)
Zeitalters,] ; Zeitalters (c)
meisten] ; Meisten (c)
äusserlich] ; äußerlich (c)
dies] ; dieß (c)
unsre] ; unsere (c)
gelehrten] ; (a)
bloßen] ; blossen (a)
sollten,] ; sollten: (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
Ansehens] ; Ansehns (a)
übertriebne] ; übertriebene (c)
großer] ; grosser (a)
unser] ; unsrer (c)
bloßen] ; blossen (a)
aufschießenden] ; aufschiessenden (a)
da] ; da (a)
seinem ] ; seinem (c)
den ] ; den (c)
Aerndte] ; Aernte (c)
laßen] ; lassen (a, c)
Vorrede zur zweyten Ausgabe.I. Vorrede zur zweyten Ausgabe In dieser neuender zweiten Auflage habe ich überall zu verbessern gesucht, wo mir eine Verbesserung nöthig schien, wär' es auch nur im Ausdruck gewesen, der dem Schriftsteller erst dann dunkel oder als eine Gelegenheit zum Mißverstande vorkommt, wenn er nach geraumer Zeit sein Werk von neuem übersieht. Zusätze schien vornemlichvornehmlich der erste Theil am meistenhier und da zu erfordern. Einige Wissenschaften haben seit der kurzen Zeit, wo die erste Ausgabe vom Jahr 1786–89. 1786–1789 erschien, wirklich gewonnen, besonders durch einige Handbücher, welche ich mit Vergnügen zuerst erwähnt, oder an andrerAnderer Stelle gesetzt habe, die ich ehedem in ErmanglungErmangelung besserer aufführen mußte. – Im philologischen Fache hat sich der Streit über den Werth der LectüreLektüre alter griechischer und römischer Schriftsteller, und des Sprachstudiums überhaupt, erneuert; einige unsrer berühmtesten Pädagogikerphilanthropischen Pädagogen haben allesAlles aufgeboten, was, wär's möglich, selbst die überzeugtesten Verehrer dieses Studiums hätte in Verlegenheit setzen können, und,und wie ich weiß, viele, die an der Schwelle standen, zweifelhaft gemacht hat. BeyBei aller Achtung, die ich gegen jene um die PädagogikPädagogik sehr verdienteverdienten Männer hege, glaubte ich daher, so viel ichs vermochte, Wankende stärken, den zum Grunde liegenden Mißverstand durch einige Erinnerungen heben, und übersehene wichtige GesichtspuncteGesichtspunkte etwas mehr ins Licht stellen zu müssen. – Was die Kant, Immanuel Kantische Philosophie für große Erschütterungen hervorgebracht hat, ist allgemein bekannt. Ueber einzelne Grundsätze derselben oder deren AnwendnungAnwendung Anwendung auch mit zu reden, wäre für mich, der ich von ihren Vertheidigern und Gegnern lieber lernen als mitsprechen mag, wenigstens noch zu voreilig und unbescheiden, gewiß aber ganz von dem Zweck dieses Buchs fernefern gewesen. Aber einige Rücksicht darauf zu nehmen, und Einiges daraus zu benutzen, was wenigstens bessere Scheidung der Theile der Philosophie und bessere Lehrart in derselben betriftbetrifft, schien mir nicht bloßes Bedürfniß unsrer Zeit zu seyn. Man hat wirklich schon Versuche auf AkademienAkademieen gemacht, fremdartige Theile in der PhilosophiePhilosophie mehr von einander zu scheiden, und die Lehrart der Vollkommenheit näher zu bringen; ichbringen. Ich wünsche und hoffe auch, man werde, wenn die erste Gährung vorüber ist, in dem Vortrage der Philosophie noch mehrere Rücksicht auf die Verschiedenheit der Köpfe, die auf AkademienAkademieen sollen gebildet werden, auf die Verschiedenheit ihrer Bedürfnisse, und auf das mehr und minder Nöthige für andreandere Wissenschaften nehmen, als bisher geschehen, oder vielleicht gar möglich gewesen ist. – Da ich diesem Buche nicht wohl ein brauchbares Register beyfügenbeifügen konnte, wie ich überhaupt wünsche, daß man es mehr bedächtig studieren möge, als bloß etwas darin nachschlagen wollenwolle: so habe ich mich begnügt, ein vollständigeres Verzeichniß des InnhaltsInhalts zu geben, um die bessere Uebersicht des Ganzen und seiner Theile zu befördern. Halle, den 27sten des Herbstmonats im Jahr 1791. Kantische Philosophie für große Erschütterungen hervorgebracht hat Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) ist einer der einflussreichsten Denker der abendländischen Tradition und die maßgebliche Gestalt der deutschen philosophischen Aufklärung. Die angesprochenen Erschütterungen, die die Kantische Philosophie zwischen der ersten und zweiten Auflage der Anweisung hervorgebracht hat, hängen mit dem Erscheinen der drei Kritiken zusammen: der gegenüber der Erstauflage (1781) in Teilen stark überarbeitete Zweitauflage der Kritik der reinen Vernunft (1787), die Kritik der praktischen Vernunft (1788) und die Kritik der Urteilskraft (1790). Zu Nösselts Sicht auf Kant bemerkt Wilhelm Dilthey, dass Nösselt Kant zwar respektiert, jedoch keine Sympathie für ihn gehegt habe (vgl. Leben Schleiermachers I, in 3. Aufl. hrsg. v. M. Radecker, Teilbd. 2, Berlin 1970 [= Ges. Schr. XIII/2], 108). Ueber einzelne Grundsätze derselben […] gewiß aber ganz von dem Zweck dieses Buchs ferne gewesen Vgl. I § 186. Herbstmonats D.i. September. ] ; (a)
Vorrede zur zweyten Ausgabe.I. Vorrede zur zweyten Ausgabe ] ; (c)
dieser neuen] ; der zweiten (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
am meisten] ; hier und da (c)
1786–89. ] ; 1786–1789 (c)
andrer] ; Anderer (c)
Ermanglung] ; Ermangelung (c)
Lectüre] ; Lektüre (c)
berühmtesten Pädagogiker] ; philanthropischen Pädagogen (c)
alles] ; Alles (c)
und,] ; und (c)
Bey] ; Bei (c)
verdiente] ; verdienten (c)
Gesichtspuncte] ; Gesichtspunkte (c)
AnwendnungAnwendung ] ; Anwendung (c)
ferne] ; fern (c)
betrift] ; betrifft (c)
Akademien] ; Akademieen (c)
bringen; ich] ; bringen. Ich (c)
Akademien] ; Akademieen (c)
andre] ; andere (c)
beyfügen] ; beifügen (c)
wollen] ; wolle (c)
Innhalts] ; Inhalts (c)
Innhalt des ganzen Buchs.I. Innhalt des ganzen Buchs Einleitung.I. Würdiger Begriff von einem Theologen. 1. Großer Werth der Religion §. 1. 2. Unterschied einer gemeinen und einer philosophischen Kenntniß derselben §. 2. 3. Was Gelehrsamkeit, und wie sie von andern Künsten und Beschäftigungen verschieden sey? §. 3. 4. Nutzen, Nothwendigkeit und Unschuld der Gelehrsamkeit, in Rücksicht auf Religion §. 4–14. 5. Nothwendigkeit eines besondern gelehrten Standes zur bestmöglichsten Beförderung der Religion §. 15 bis 19. II. Wie viel dazu gehöre den Zweck eines solchen Standes zu erfüllen §. 20. f.folgend 1. Großer Umfang der dazu erforderlichen Kenntnisse §. 21–27. 2. Rechtes Verhalten dagegen §. 28. a. Ausschweifung in dem, was hiebey zu viel §. 29. b. oder zu wenig ist; mit einigen Anmerkungen über den Wahn, daß man nur nach gemeinnützigen Kenntnissen zu trachten brauche, und Untersuchung des so schwankenden Begriffs von dem, was man Gemeinnützig nennt. §. 30–40. c. Richtige Mittelstraße §. 4. 41. III. Hieraus fließende Nothwendigkeit einer allgemeinern Anleitung zum Studium der Theologie §. 42–50. IV. Bücher, die dergleichen enthalten §. 51. V. Entwurf der folgenden Abhandlung §. 52. Erster Theil.Von den Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften der Theologie.Einleitung. Wissenschaften und allgemeinere Bücher, die dahin gehören §. 53. 54. Erster Abschnitt: Philologie. I. Was Philologie sey §. 55. II. Unumgängliche Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen §. 56 f.folgend 1. Vorurtheile dagegen, und deren Prüfung §. 56 bis 58. 2. Großer Einfluß der Sprachenkenntniß 59, auf einen jeden selbst in Absicht auf Verstand 60–64, und Herz 65, auf die Mittheilung unsrer Gedanken an Andere 66, und auf das, was wir durch sie von Andern lernen 67. III. Worauf es bey dem Sprachenstudium ankomme §. 68. 1. Nothwendigkeit und beste Art, sich Sprachregeln bekannt zu machen 69. 70. 2. Gute Schriften in einer Sprache zu lesen. a. Vortheile dieser Lectüre 71. b. Wie sie anzustellen sey zur Erlangung der Sprachkenntniß, überhaupt? 72. c. Nothwendigkeit der Kritik. Ihre verschiedene Arten. Wie weit sie anfänglich auszusetzen sey 73–75. d. Rücksicht bey dem Lesen, α. um die gebrauchte Sprache verstehen zu lernen 76–81. β. zur Bildung des Verstandes, des Geschmacks und des Herzens 82–85. Nutzen des cursorischen Lesens 86. 2.3. Uebungen im Uebersetzen 87, Schreiben und Sprechen 88. Regeln bey diesen Uebungen 89. 4. Nachfolgende Beschäftigung mit Kritik und dazu dienliche Bücher 90. 5. Welche Sprachen ein künftiger Theologe zu treiben habe und wie? 91. a. Die Muttersprache, namentlich die Deutsche 92–103. b. Die nützlichsten unter den neuern Sprachen 104. c. Die sogenannten alten 105. f.folgend α. was man unter Humanität oder humaniora verstehe 105. β. Großer Werth der lateinischen und griechischen Sprache. א. Angebliche Gründe für die diedie Entbehrlichkeit ihres Studiums 106–110. ב. Empfehlung beyder Sprachen überhaupt 111. 112. und in Absicht auf Theologie insbesondere, sowohl zur Einsicht des Verstandes der h.heilig Schrift 113–120, als zum Behuf der übrigen Theile der Theologie 121. 122. γ . Ueber die beste Art, diese Sprachen zu erlernen 123 f.folgend א. Vorzügliche Nothwendigkeit des Studiums der lateinischen Sprache 124–128. ב. Vornehmste Hülfsmittel bey ihr und der griechischen Sprache 129–134. ג. Vorschläge bey Lesung der alten griechischen und römischen Schriftsteller 135–147. δ. Uebungen im guten Ausdruck in der lateinischen Sprache 148. 149. d. Studium der morgenländischen Sprachen, und Hülfsmittel dabey 150–165. Zweyter Abschnitt: Philosophie. I. Begriff von Philosophie 166–170. II. Ihre Nothwendigkeit. 171. III. Abtheilung derselben. 172. 1. Nach den verschiednen Quellen, woraus sie geschöpft werden kan. Unterschied der Erkenntniß a priori und posteriori oder der Rational- und Empirischen, so wie, bey erstrer, der reinen (Metaphysik im weitern Verstande) und vermischten Kenntniß §. 173–176. 2. Nach den verschiedenen Gegenständen, womit sich die Philosophie beschäftigt 177. a. Mit der Form des Verstandes, Logik, 178 bis 181. b. Mit der Materie desselben. Metaphysik im engern Verstande 182. Eintheilung derselben 183. α. in theoretische Philosophie. Metaphysik im engsten Verstande, oder Met. Metaphysik der Natur und deren Theile 184. 185. א. Ontologie 185. 186. ב. Uebrigen Theile 187. 188. Kosmologie 189. Wissenschaftliche und Empirische Psychologie 190–196. Naturlehre von Gott, transcendentale und natürliche Theologie 197–201. β. in praktische Philosophie. 202. 203, die א. entweder bloß auf reine Vernunft gebaut ist, und alle vernünftige Wesen angeht, Metaphysik der Sitten 204. ב. oder auf Erfahrung und Kenntniß des Menschen, Praktische Philosophie im engern Verstande, praktische Anthropologie 205. und a) sowohl das Naturrecht 206. 207, alsb) die eigentliche philosophische Moral begreift 208. IV. Philosophie der sogenannten gesunden Vernunft 209, und des Lebens 210. V. Vorübungen in der Philosophie 211. und Haupterfordernisse bey dem Studium derselben 212. VI. Kenntniß philosophischer Schriften 213. VII. Geschichte der Philosophie 214. Dritter Abschnitt: Geschichte. I. Begriff davon 216. 217. II. Ihr großer Nutzen 218–221. III. Die dazu nöthigen Eigenschaften, besonders das Pragmatische derselben 222–225. IV. Abtheilung der Geschichte 226. 227. V. Nothwendigkeit ihres Studiums für den künftigen Theologen, und beste Art sie zu studieren, Geographie, Universalgeschichte, Special- und besonders vaterländische Geschichte, Staatskunde; Handbücher zu allem diesen 228–244. VI. Literargeschichte, ihre verschiedne Theile, Vortheile von dem Studium derselben, beste Art sie zu studieren, Hülfsmittel dabey. 245–261 Vierter Abschnitt: Schöne Wissenschaften. I. Begriff und Zweck derselben 262. 263. II. Unterschied der Dicht- und Redekunst 264. 265. III. Nutzen des Studiums der schönen Wiss.Wissenschaften überhaupt 266–271. und für den Gelehrten und Lehrer der Religion besonders 272–274. IV. Wie weit es zu empfehlen sey 275–277. undV. wie die schönen Wiss.Wissenschaften sollten getrieben werden 278–285. Zweyter Theil,(im zweyten Bande.)Von den eigentlich theologischen Wissenschaften. Einleitung. Begriff von Theologie. Was für Wiss.Wissenschaften dazu gehören §. 1–4. Erster Abschnitt: Exegetische Theologie. I. Nothwendigkeit, die Bibel, und zwar mit eignem Fleisse, zu studieren. Besondere Apologie ihrer historischen Theile §. 5–19. II. Schwierigkeiten bey diesem Studium, und vielfältige Kenntnisse, die dazu gehören 20–23. 1. Biblische Kritik, ihre Nothwendigkeit, große Schwierigkeiten, und Hülfsmittel 23–35. 2. Biblische Exegetik 36. Nothwendigkeit a. der Sprachkenntnisse dabey 37. b. der Kenntniß historischer Umstände 38–52. Gelegentliche Wegräumung des Mißbrauchs der Göttlichkeit biblischer Bücher 42 bis 46, historische Einleitungen in das alte und neue Testament 51, und sogenannte Kirchengeschichte des alten Test.Testament 52. 3. Biblische Hermenevtik und Nothwendigkeit der Auslegungsregeln 53–56. 4. Uebungen in Erklärung der h.heilig Schrift. 57–60. a. Rechte Wahl und Benutzung cursorischer und exegetischer Vorlesungen, guter Scholien und Commentare 61–64. b. Eigene Uebungen 65 α. um den Verstand der h.heilig Schrift zu finden 66–73. β. um sie zur Erbauung anzuwenden 74 bis 77. Zweyter Abschnitt: Historische Theologie. I. Begriff von derselben überhaupt 78. II. Insbesondre, 1. von der Geschichte der Religion, und von ihrem Nutzen 79–81. 2. von der Geschichte der christlichen Kirche. a. Begriff davon 82. 83. b. Darstellung ihres ausgebreiteten Nutzens 84. α. in Rücksicht auf alle Theile der Theologie 85–94. und β. auf den Einfluß in die Bildung des Charakters eines Lehrers der Religion 95–98. c. Wie sie zu studieren sey? α. Nothwendigkeit ausführlicher Vorlesungen darüber 99. β. Schwierigkeiten bey diesem Studium, und Vorschläge sie zu vermindern 100–102. γ. Regeln für den, der sie vor sich studieren wollte 103–109 δ. Studium der einzelnen Theile dieser Geschichte 110. א. der Geschichte der Schicksale des Christenthums und der christlichen Kirche 111. ב. der Geschichte der christlichen Lehre 112 bis 115. ג. der sogenannten Patristik 116–120. ד. der theologischen Wissenschaften 121. ה. der Religionsparteyen 122–124. ו. der christl.christlich Kirchenverfassung, oder der sogenannten christl.christlich Alterthümer. 125–131. Dritter Abschnitt: Systematische Theologie. I. Entwicklung ihres Ursprungs und Begriffs 132 bis 137. II. Ihre großen Vortheile 138–141. III. Vorwürfe über die daraus entstandnen Uebel 142. 1. Allgemeinere Beurtheilung derselben. 143. 144. 2. Regeln, wie man diesen abhelfen, und ihnen vorbauen kan durch einen Versuch, dasjenige aus einander zu setzen, was erfordert wird, a. um aus der heil.heilig Schrift die Hauptbegriffe und Hauptsätze der christl.christlich Lehre mit Vorsichtigkeit aufzufinden 145–155. b. um darauf einen zusammenhängenden Lehrbegriff zu bauen 156. α. durch Verbindung dieser Begriffe und Sätze mit einander 157. und β. durch Bestimmung, Aufklärung und Befestigung des einen durch den andern, nach den verschiedenen Absichten, Kräften und Bedürfnissen eines Jeden. 158–161, welche letztre auch durch die Zeitumstände müssen bestimmt werden. Weise Benutzung des Neuen 162–164. 3. Nothwendige Verbindung dessen, was uns hierin vorgearbeitet ist 165. 166 mit eignen Untersuchungen 167. 168, besonders in Rücksicht auf das Praktische, Bestimmung dieses oft mißverstandnen Begriffs 169. 4. Richtige Beurtheilung der sogenannten Schulsprache in der Theologie 170–173. IV. Eintheilung der systematischen Theologie, 1. nach der Verschiedenheit des Vortrags. a. Unterschied der gelehrten und populären oder sogenannten katechetischen Theologie 174. Ihr beyderseitiger Nutzen 175–177. Besondere Vertheidigung der gelehrten Theologie 178. 179. b. Unterschied der gelehrten oder scholastischen und der sogenannten biblischen Theologie 180–185. 2. nach den verschied.verschieden Arten der Lehren, 186. 187. a. Dogmatische oder thetische Theologie, ihr Umfang, Nutzen, und rechtes Studium 188–190 b. Polemische oder Elenchtische, nach eben diesen Rücksichten 191–198. c. Christliche Moral, auf eben diese Art 199 bis 204, und bey dieser von der Casuistik 205, Ascetik 206 und Mystik 207. V. Von der vor dem Studium der systematischen Theologie nöthigen Ueberzeugung von dem göttlichen Ansehn der h.heilig Schrift, und der darin enthaltenen Lehre und Geschichte 208. 209. Vierter Abschnitt: Symbolische Theologie. Ihr Begriff 210. 211. Innhalt u.und Zweck 212. Erfordernisse u.und Hülfsmittel dazu 213. 214. Nothwendigkeit 215. Dritter Theil,(im dritten Bande.)Von der Anweisung zur rechten Führung des Amtes eines Lehrers der Religion. Einleitung. Nothwendigkeit der rechten Anwendung der Religionskenntnisse eines Lehrers zu Anderer Besten §. 1–5. Dahin gehörige Wissenschaften überhaupt 6–12. Erster Abschnitt: Homiletik und Katechetik. I. Vorstellung der so wenig erkannten Wichtigkeit und der Schwierigkeiten des erbaulichen (homiletischen und katechetischen) Vortrags 13–20, so fern sie 1. in der Natur eines solchen Vortrags und den daraus entstehenden Erfordernissen auf Seiten des Lehrers selbst liegen 21–25. 2. in dem Mangel derselben bey dem Lehrer, oder in der Beschaffenheit der Zuhörer 26–28. 3. in unsrer ganzen Erziehungsart und Verfassung 29. 30. II. Wie der erbauliche Vortrag müsse beschaffen seyn, 1. überhaupt 31. 2. Was dazu gehöre, wenn der Vortrag wirklich a. belehren 32–34. b. überzeugen 35. oder die Lehren gegründet 36, interessant 37–40, und ausführbar darstellen soll 41. c. wenn er rühren 42. 43. d. i.das ist sowohl bessern 44–47. als beruhigen soll 48–53. mit Vorschlägen, alles dieses zu bewirken.d. Wie man die gemachten guten Eindrücke könne dauerhaft machen 54–56. III. Hülfsmittel zu einem solchen Vortrag. 1. Wie fern der Unterricht in der Homiletik und Katechetik nöthig sey 57. 2. und der Gebrauch guter Muster. Regeln bey diesem Gebrauch 58. 59. 3. Was bey der eigenen Uebung darin zu thun sey 60–67. Zweyter Abschnitt: Pastoraltheologie u.und Kirchenrecht. I. Pastoraltheologie. 1. Nothwendigkeit der Seelsorge, und des selbst daher nothwendigen gewissenhaften und klugen Betragens eines Lehrers. 68–73. 2. Wie man die dazu nöthigen Kenntnisse erlange. Gebrauch der Kirchenordnungen; eigene Erfahrung; Belehrung von andern erfahrnen und verständigen Geistlichen. Was diese letztre müßten für Eigenschaften besitzen. Hieher gehörige Schriften 74–79. II. Kirchenrecht. 1. Begriff davon 80. 81 2. Verschiedene Arten desselben 82. 83. 3. Wie fern das Studium desselben einem Lehrer der Religion nöthig sey 84–87. 4. Quellen und Hülfsmittel desselben 88–90. Vierter Theil.Von den Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion, und allgemeinen Anstalten und Uebungen, um sich dazu zu bilden. Einleitung. Nothwendigkeit dieser Untersuchung 91–93. Erster Abschnitt: Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion. I. Begriff und Arten derselben überhaupt 94. 95. II. insbesondere 1. Natürliche Fähigkeiten. a. Kräfte der Seele, ihr Einfluß, nebst einer Anweisung, wie man sich prüfen könne, ob und in wie fern man eine jede derselben besitze 96 bis 105. Verschiedenes Maaß derselben, welches nach Verschiedenheit der Bestimmung eines Lehrers erfordert wird, 106. 107. b. des Körpers 108. c. Gabe, sich wohl auszudrucken 109 2. Nothwendige Gemüthsfassung und Eigenschaften des Charakters, deren Nothwendigkeit und Kennzeichen 110–116. Zweyter Abschnitt: Allgemeinere Anstalten und Uebungen zur Bildung eines Lehrers der Religion. I. Universitäten 1. und deren Zweck 117. 118. 2. Ihre großen Vortheile, deren Abgang weder der gute Kopf, noch der gelehrte Umgang, noch Schulen noch Lectüre, hinlänglich ersetzen können 119 bis 127. 3. Ihre rechte Benutzung. a. Nöthige Vorerkenntnisse, die man dahin mitbringen sollte 128. b. Kluge Wahl der Vorlesungen 129–131. c. und der Lehrer. α) Eigenschaften, worauf man bey ihnen zu sehen hat 132–37. β) Verhütung der blinden Anhänglichkeit und des zu wenigen Vertrauens gegen sie, 138. 139. γ) Benutzung ihres öffentlichen Unterrichts. Regeln zur nützlichen Anhörung ihrer Vorlesungen 140–149. δ) Benutzung ihres Umgangs 150. 151. II. Privatfleiß 152. und dazu nöthige Vertheilung der Zeit 153. 1. Eignes Nachdenken, Nachforschen und Ausarbeitungen 154 2. Gelehrte Uebungen in Gesellschaft unsers gleichen 155. 3. Lesen gelehrter Schriften. Regeln dabey und zum nützlichen Excerpiren 156–158. ] ; (a); ;

[XXV]

Einleitung.
  • I. Würdiger Begriff von einem Theologen.
    • 1. Großer Werth der Religion 1.
    • 2. Unterschied einer gemeinen und einer philosophischen Kenntniß derselben 2.
    • 3. Was Gelehrsamkeit, und wie sie von andern Künsten und Beschäftigungen verschieden sei? 3.
    • 4. Nutzen, Nothwendigkeit und Unschuld der Gelehrsamkeit, in Rücksicht auf Religion 414.
    • 5. Nothwendigkeit eines besondern gelehrten Standes zur bestmöglichsten Beförderung der Religion 1519.
  • II. Wie viel dazu gehöre, den Zweck eines solchen Standes zu erfüllen 20 (f.)folgend
    • 1. Großer Umfang der dazu erforderlichen Kenntnisse 2127.
    • 2. Rechtes Verhalten dagegen 28.
      • a. Ausschweifung in dem, was hiebei zu viel 29.
      • b. oder zu wenig ist; mit einigen Anmerkungen über den Wahn, daß man nur nach gemeinnützigen Kenntnissen zu [XXVI] trachten brauche, und Untersuchung des so schwankenden Begriffs von dem, was man Gemeinnützig nennt 3040.
      • c. Richtige Mittelstraße 41.
  • III. Hieraus fließende Nothwendigkeit einer allgemeinern Anleitung zum Studium der Theologie 4250.
  • IV. Bücher, die dergleichen enthalten 51.
  • V. Entwurf der folgenden Abhandlung 52.
Erster Theil.Von den Vorbereitungs- und Hülfwissenschaften der Theologie.
  • Einleitung. Wissenschaften und allgemeinere Bücher, die dahin gehören 53. 54.
  • Erster Abschnitt. Philologie.
    • I. Was Philologie sei 55.
    • II. Unumgängliche Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen 56 (f.)folgend
      • 1. Vorurtheile dagegen, und deren Prüfung §. 5658.
      • 2. Großer Einfluß der Sprachenkenntniß 59, auf einen jeden, selbst in Absicht auf Verstand 6064, und Herz 65, auf die Mittheilung unserer Gedanken an Andere 66, und auf das, was wir durch sie von Andern lernen 67.
    • III. Worauf es bei dem Sprachenstudium ankomme 68.
      • 1. Nothwendigkeit und beste Art, sich Sprachregeln bekannt zu machen 69. 70.
      • 2. Gute Schriften in einer Sprache zu lesen.
        • a. Vortheile dieser Lectüre 71.
        • b. Wie sie anzustellen sei zur Erlangung der Sprachkenntniß, überhaupt? 72.
        • c. Nothwendigkeit der Kritik. Ihre verschiedene Arten. Wie weit sie anfänglich auszusetzen sei 7375.
        • [XXVII] d. Rücksicht bei dem Lesen,
          • α. um die gebrauchte Sprache verstehen zu lernen 7681.
          • β. zur Bildung des Verstandes, des Geschmacks und des Herzens 8285. Nutzen des cursorischen Lesens 86.
      • 3. Uebungen im Uebersetzen 87, Schreiben und Sprechen 88. Regeln bei diesen Uebungen 89.
      • 4. Nachfolgende Beschäftigung mit Kritik und dazu dienliche Bücher 90.
      • 5. Welche Sprachen ein künftiger Theologe zu treiben habe und wie? 91.
        • a. Die Muttersprache, namentlich die deutsche 92103.
        • b. Die nützlichsten unter den neuern Sprachen 104.
        • c. Die sogenannten alten 105 (f.)folgend
          • α. was man unter Humanität oder Humaniora verstehe 105.
          • β. Großer Werth der lateinischen und griechischen Sprache.
            • א. Angebliche Gründe für die Entbehrlichkeit ihres Studiums 106110.
            • ב. Empfehlung beider Sprachen überhaupt 111. 112. und in Absicht auf Theologie insbesondere, sowohl zur Einsicht des Verstandes der (h.)heilig Schrift 113120, als zum Behuf der übrigen Theile der Theologie 121. 122.
          • γ. Ueber die beste Art, diese Sprachen zu erlernen 123 (f.)folgend
            • א. Vorzügliche Nothwendigkeit des Studiums der lateinischen Sprache 124128.
            • ב. Vornehmste Hülfsmittel bei ihr und der griechischen Sprache 129134.
            • [XXVIII] ג. Vorschläge bei Lesung der alten griechischen und römischen Schriftsteller 135147.
          • δ. Uebungen im guten Ausdruck in der lateinischen Sprache 148. 149.
        • d. Studium der morgenländischen Sprachen, und Hülfsmittel dabei 150165.
  • Zweiter Abschnitt. Philosophie.
    • I. Begriff von Philosophie 166170.
    • II. Ihre Nothwendigkeit 171.
    • III. Abtheilung derselben 172.
      • 1. Nach den verschiedenen Quellen, woraus sie geschöpft werden kann. Unterschied der Erkenntniß a priori und posteriori oder der rationalen und empirischen, so wie, bei ersterer, der reinen (Metaphysik im weitern Verstande) und vermischten Kenntniß 173176.
      • 2. Nach den verschiedenen Gegenständen, womit sich die Philosophie beschäftigt 177.
        • a. Mit der Form des Verstandes, Logik, 178181.
        • b. Mit der Materie desselben. Metaphysik im engern Verstande 182. Eintheilung derselben 183.
          • α. in theoretische Philosophie. Metaphysik im engsten Verstande, oder Metaphysik der Natur und deren Theile 184. 185.
            • א. Ontologie 185. 186.
            • ב. Uebrige Theile 187. 188.
              Kosmologie 189.
              Wissenschaftliche und empirische Psychologie 190196.
              Naturlehre von Gott, transcendentale und natürliche Theologie 197201.
          • [XXIX] β. in praktische Philosophie 202. 203, die
            • א. entweder bloß auf reine Vernunft gebaut ist, und alle vernünftige Wesen angeht, Metaphysik der Sitten 204.
            • ב. oder auf Erfahrung und Kenntniß des Menschen, praktische Philosophie im engern Verstande, praktische Anthropologie 205. und
              • a) sowohl das Naturrecht 206. 207, als
              • b) die eigentliche philosophische Moral begreift 208.
    • IV. Philosophie der sogenannten gesunden Vernunft 209, und des Lebens 210.
    • V. Vorübungen in der Philosophie 211. und Haupterfordernisse bei dem Studium derselben 212.
    • VI. Kenntniß philosophischer Schriften 213.
    • VII. Geschichte der Philosophie 214. 215.
  • Dritter Abschnitt. Geschichte.
    • I. Begriff davon 216. 217.
    • II. Ihr großer Nutzen 218221.
    • III. Die dazu nöthigen Eigenschaften, besonders das Pragmatische derselben 222225.
    • IV. Abtheilung der Geschichte 226. 227.
    • V. Nothwendigkeit ihres Studiums für den künftigen Theologen, und beste Art sie zu studieren: Geographie, Universalgeschichte, Special- und besonders vaterländische Geschichte, Staatskunde; Handbücher zu allem diesen 228244.
    • VI. Literargeschichte, ihre verschiedene Theile; Vortheile von dem Studium derselben; beste Art sie zu studieren; Hülfsmittel dabei 245261.
  • [XXX] Vierter Abschnitt. Schöne Wissenschaften.
    • I. Begriff und Zweck derselben 262. 263.
    • II. Unterschied der Dicht- und Redekunst 264. 265.
    • III. Nutzen des Studiums der schönen Wissenschaften überhaupt 49 266–271. und für den gelehrten und Lehrer der Religion besonders 272274.
    • IV. Wie weit es zu empfehlen sei 275277. und
    • V. wie die schönen Wissenschaften sollten getrieben werden 278285.
(c)
Druckfehler.I. Druckfehler Band 1. §. 177. Z.Zeile 1. ließ 173. statt 273. S.Seite 219 f.folgend ist einigemal empirisch statt empyrisch zu lesen.Band 2. S.Seite 181 und 313 Abschnitt statt Theil. empirisch statt empyrisch Mit dieser Korrektur wird klargestellt, dass dieser Begriff auf das griechische εμπειρία (Erfahrung) und nicht etwa auf ἔμπυρος (brennend) zurückgeht (vgl. I § 190 c). ] ;

Seite 3. (Z.)Zeile 21 lies der statt er. (S.)Seite 6. (Z.)Zeile 13 für die (st.)statt für der. (S.)Seite 10. (Z.)Zeile 3 setze nach Müßiggang, oder nicht genugsame Beschäftigung. (S.)Seite 39. (Z.)Zeile 14 demnach für dennoch. (S.)Seite 53. (Z.)Zeile 17. fruchtbare (st.)statt sichtbare. (S.)Seite 54. (Z.)Zeile 6 von unten: Urtheilen. Denn (etc.)et cetera (S.)Seite 126. (Z.)Zeile 8 von unten: Jonicum. (S.)Seite 223. (Z.)Zeile 3 von unten: historische Kunst. (S.)Seite 227. (Z.)Zeile 1 von unten: Geschichtsforscher.

(a); ; (c)
] ;
[1] Anweisung
zur
Bildung angehender Theologen.
Erster Theil.
[2] (c)
] ; (c)
kan] ; kann (c)
] ; (c)
] ; die (c)
beide] ; beyde (a)
unterhält,] ; unterhält (a)
sie,] ; sie (a)
kan: – ] ; kann: (c)
] ; (a)
edlen] ; edeln (c)
] ; die (c)
kennen zu lernen] ; kennen zu lernen (c)
auszuüben] ; auszuüben (c)
Man kan bey der] ; Sofern die (c)
] ; ein Gegenstand der Erkenntniß ist, kann man bei ihr (c)
bey] ; bei (c)
] ; derselben (c)
alsdann] ; alsdenn (a); ; da (c)
wenn ich] ; wo (c)
] ; vollständigen (c)
einer] ; (c)
d. i.das ist so erkenne,] ; (c)
oder,] ; oder (a, c)
von der andern] ; derselben (c)
ich] ; (c)
mit meiner Vernunft erkenne; und sie] ; wissenschaftlich erkannt wird. Sie (c)
vollkommner] ; vollkommener (c)
ich] ; man (c)
denke] ; denkt, (c)
solche] ; solcher (c)
ich] ; (c)
einsehe] ; eingesehen werden (c)
willkürlich] ; willkührlich (c)
kan] ; kann (c)
dann] ; denn (a)
ich einsehe,einsehe ] ; man einsieht, (c)
einsehe,] ; einsehe (a)
wie] ; wie (a)
ich] ; man (c)
Eine] ; eine (a)
Andern] ; andern (a)
kan] ; kann (c)
Eine solche eigentlich zusammenhängende oder philosophische Kenntniß irgend einer Art von Gegenständen, macht eben den Kunstverständiger Kunstverständigen in weiterer Bedeutung aus, so fernsofern er von dem bloß gemeinen Kenner, dem Studierten im weitesten Sinne (homme de lettres,)lettres), dem bloß mechanisch Handelnden oder Arbeitenden unterschieden wird, und sodann jener Name eben sowohl den Gelehrten Gelehrten als den wahrhaftigen Künstler Künstler bezeichnet. Denn eigentliche Kunst (Τεχνην oder Artem) legt man doch nur dem beybei, der seine Kenntnisse in irgend einer Art von Dingen nicht bloß Andern abgelernt oder nur aus Beobachtung geschöpft, sondern auch darüber selbst gedacht, ihren Gründen und Folgen oder möglichen Anwendung nachgeforscht, sich eben sowohl feste und sichere RegelnRegeln, und überhaupt allgemeine Kenntnisse, als deutliche Begriffe von der Art seiner Beschäftigungen,Beschäftigungen erworben hat. FreylichFreilich muß er historische und philosophische Kenntnisse davon zugleich besitzen. Historische, oder einen ansehnlichen Vorrath und Stoff, den er hernach verarbeiten kankann, oder dessen er zur Verarbeitung seiner Kenntnisse bedarf, das heißt: er muß Vieles und davon Viel wissen (multa et multum). Aber eben so nothwendig ist, daß er, was er weiß, gut wisse, und besonders im ZusammenhangZusammenhange oder philosophisch einsehe, weil davon selbst die immer mehrere Vollständigkeit der Kenntniß einer Sache, und noch mehr die Sicherheit und rechte Anwendung derselben, abhängt. – Nicht minder unterscheidet man selbst unter den KunstverständigeKunstverständigen den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten; und dieser Unterschied scheint sich auf den verschiednenverschiedenen nächsten Zweck zu gründen, wonach man beybei Erwerbung einer gewissen Art von Kenntnissen trachtet. Dieser Zweck besteht immer in der Befriedigung gewisser Bedürfnisse oder des Gefühls von dem Werth gewisser Kenntnisse,Kenntnisse; und diese Bedürfnisse können entweder sinnliche oder geistige seyn, d. i.das ist d. i., entweder den Körper und äusserlicheäußerliche Verhältnisse betreffen, in welchen wir gegen irgend Etwas stehen, was ausseraußer uns ist, und auf unsre GlückseligkeitGlückseligkeit ein Einfluß haben kann, als Gesundheit, Nahrung, Sicherheit, Hülfe von Andern, Vergnügung der Sinne u. d. g.und dergleichen u. dergl.und dergleichen , oder die Vollkommenheit des Geistes, Kenntniß des Wahren, Nützlichen, Guten und Schönen, nebst der Bildung des ganzen Charakters, unsrerunserer Denk- und Handlungsart, befördern. Dienen nun zusammenhängende Kenntnisse einer gewissen Art von Gegenständen,Gegenständen zunächst zur Befriedigung geistiger Bedürfnisse:Bedürfnisse, so macht der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Wissenschaft aus. Zielenaus; zielen sie aber zunächst auf Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse ab:ab, so würde der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Kunst heissenheißen müssen. Will man also den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten unterscheiden:unterscheiden, so würde derjenige verdienen ein Gelehrter genannt zu werden, der vorzügliche zusammenhängende Kenntnisse in irgend einer Wissenschaft besitzt, d. i.das ist dergleichen Kenntnisse von solchen Gegenständen, die zunächst geistige Bedürfnisse befriedigen sollen; und Gelehrsamkeit wäre dann vorzüglichegründliche Bekanntschaft mit Gegenständen der so eben beschriebenen Art; da hingegen alle diejenigen müßten zu den Nichtgelehrten gerechnet werden müßten, denen es an Kenntnissen gewisser Arten von SachenArt ganz fehlt, oder die davon keine vorzügliche, oder keine zusammenhängende Kenntnisse (in dem vorhin angegebenen Sinne des Wortes) haben, oder deren Kenntnisse Gegenstände betreffen, welche zunächst nur sinnliche Bedürfnisse betreffen und befriedigen.] ; Um dieses zu können, muß man theils eine Kenntniß von vielen Dingen haben, theils von dem, was man erkennt, vieles wissen (multa et multum), oder eine ausgebreitete und ausführliche, mit einem Wort, eine weitläuftige Kenntniß, besitzen. In diese setzt man gemeiniglich den Begriff von Gelehrsamkeit; und freylich kan diese ohne jene nicht statt finden. Aber liegt denn weniger daran, daß man etwas gut weiß? und dazu gehört auch die gegründete und fruchtbare Erkenntniß, die aber desto gegründeter und fruchtbarer ist, je mehr man einsieht, wie etwas aus einem andern folgt oder etwas andres verursacht. Nur denn verdient also eine Erkenntniß gelehrt zu heissen, wenn sie sowohl weitläuftig als philosophisch ist. (a)
so fern] ; sofern (c)
] ; im weitesten Sinne (c)
lettres,)] ; lettres), (c)
] ; sodann jener Name (c)
Gelehrten] ; Gelehrten (c)
wahrhaftigen Künstler] ; Künstler (c)
bey] ; bei (c)
] ; irgend (c)
Regeln] ; Regeln, (c)
Beschäftigungen,] ; Beschäftigungen (c)
Freylich] ; Freilich (c)
kan] ; kann (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
bey] ; bei (c)
Kenntnisse,] ; Kenntnisse; (c)
d. i.das ist ] ; d. i., (c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
ausser] ; außer (c)
ein] ; (c)
u. d. g.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
unsrer] ; unserer (c)
Gegenständen,] ; Gegenständen (c)
Bedürfnisse:] ; Bedürfnisse, (c)
aus. Zielen] ; aus; zielen (c)
ab:] ; ab, (c)
heissen] ; heißen (c)
unterscheiden:] ; unterscheiden, (c)
vorzügliche] ; gründliche (c)
müßten] ; (c)
] ; müßten (c)
Arten von Sachen] ; Art (c)
] ; betreffen und (c)
Anmerk.Anmerkung ] ; Anmerk. (c)
Bey] ; Bei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
wird,] ; wird (a)
bey] ; bei (c)
könnte; und der hier angegebene scheint mit dem Sprachgebrauch am meisten überein zu kommenübereinzukommen, weil dadurch wirklich der Gelehrte nicht nur von dem ganz Unwissenden, von dem gemeinen Mann und dem Handwerker, sondern auch von dem viel gebildetern Künstler, dem Geschäftsmann und blossenbloßen Homme de lettres unterschieden wird. Wer bloß mechanisch, oder nur durch Aufmerksamkeit und Uebung, gewisse, selbst vorzügliche Kenntnisse erlangt hat, oder so seine Geschäfte treibt, oder, mit andern Worten, der bloß routinirte Mann, heißt, nach dem Sprachgebrauche, so wenig ein Gelehrter, als bloße,bloße selbst bildende,bildende Künste, ökonomische, Finanz- und Handelskenntnisse oder Fertigkeiten, zu gelehrten gelehrten Beschäftigungen gerechnet werden. Was unterscheidet aber den bloß Routinirten von dem eigentlichen Kunstverständigen, wohin auch der Gelehrte gehört, als daß jener, beybei Erwerbung oder Anwendung seiner Kenntnisse mechanisch, dieser aber philosophisch verfährt? und was anders, zieht die Gränzlinie zwischen gelehrten und andern Beschäftigungen, als der Unterschied zwischen innerer,innerer geistiger, und zwischen äusserlicher Culturäußerlicher Kultur? Nur muß man beybei diesem letztern Unterschiedletzteren Unterschiede nicht übersehen, ob eine Beschäftigung jene oder diese zunächst zur Absicht habe. Dennhabe; denn sonst können ja gelehrte Beschäftigungen, als Sprachstudium, Mathematik, Geschichte u. s. w.und so weiter getrieben werden, um unsere oder Anderer äusserlicheäußerliche Nothdurft, Bequemlichkeit und Vergnügen, so wie mechanische und bildende Künste, um Bildung des Geistes zu befördern. S.Siehe Philosophische Blicke auf Wissenschaften und Menschenleben, von Heinzelmann, Johann Christian Friedrich Heinzelmann und Voss, Christian Daniel Voss , Band. Voß , Band 1. S.Seite 10 f.folgend ] ; könnte. Er hat den Sprachgebrauch so gut für sich als jede andere Erklärung davon, für deren Vorzug sich nichts Mehreres sagen läßt als für die hier gegebene, die dem Grundsatz folgt, den man in einer Anweisung zur Bildung eines Gelehrten immer folgen sollte: 56Par est omnes omnia experiri, qui res magnas et magno opere expetendas concupiuerunt; - - prima enim sequentem, honestum est in secundis tertiisque consistere. Cicero Orator. (cap.)caputcapitulum 1. (a)
überein zu kommen] ; übereinzukommen (c)
blossen] ; bloßen (c)
bloße,] ; bloße (c)
bildende,] ; bildende (c)
gelehrten] ; gelehrten (c)
bey] ; bei (c)
innerer,] ; innerer (c)
äusserlicher Cultur] ; äußerlicher Kultur (c)
bey] ; bei (c)
letztern Unterschied] ; letzteren Unterschiede (c)
habe. Denn] ; habe; denn (c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
Voss, Christian Daniel Voss , Band.] ; Voß, Band (c)
Anmerk.Anmerkung ] ; (Anm.)Anmerkung (a); ; Anmerk. (c)
Unterschied] ; Unterschiede (c)
Religion] ; Religion, (c)
der] ; [der] (a)
solche] ; solche (a)
sie] ; Theologie (c)
so fern] ; sofern (c)
erkennt] ; erkannt (c)
] ; {57 Subtilior religionis expositio, comprehenso simul omni eruditionis apparatu, quem subtilitas illa postulat, nach Morus. 58Corpus placitorum religionis christianae, erudite et subtiliter expositum, et in artis formam redactum, nach Reinhard.} (c)
S.Siehe mein Programm de diuersitatediversitate studiorum, quibus Theologum decet ceteris Ecclesiae doctoribus praestare,praestare. Halae 1767. in 4. – Einen Theil der Theologie macht Philosophie über Religion aus, nehmlichnämlich im UnterschiedUnterschiede von gelehrten historischen Kenntnissen, welche auch die Religion aufklären können. S.Siehe Töllner, Johann Gottlieb J. G. Töllners theologische Untersuchungen, B.Band Bd.Band 1. Stück 1. die 9te Abhandlung.] ; (a)
diuersitate] ; diversitate (c)
praestare,] ; praestare. (c)
nehmlich] ; nämlich (c)
Unterschied] ; Unterschiede (c)
B.Band ] ; (Bd.)Band (c)
] ; 60 Herder von Religion, Lehrmeinungen und Gebräuchen. 1787.textgrid:24kr1 { De Wette über Religion und Theologie. Berlin 1815.textgrid:24kr4} (c)
gelehrte] ; gelehrte (c)
großen] ; grossen (a)
gemeinen] ; gemeinen oder blos populären (c)
leugnen] ; läugnen (c)
sey] ; sei (c)
halten –] ; halten, (c)
behauptenbehaupteten –] ; behaupten, (c)
behaupten] ; behaupteten (a)
gewissermassen] ; gewissermaßen (c)
bey] ; bei (c)
leiden möchte] ; leide (a)
NutzenNutzen] ; Nutzen (c)
diese,] ; diese (c)
Unschuld] ; Unschuld (c)
Gelehrsamkeit,] ; Gelehrsamkeit (c)
Anmerk.Anmerkung Wiewohl es] ; Anmerk. Es wird (c)
wird] ; (c)
selbst,] ; selbst von ihrem Werthe (c)
einiger] ; [einiger] (c)
einen] ; [einen] (a)
3 ] ; 3. (a, c)
getrachtet,] ; getrachtet (a)
nicht immer nach dem Cui bono? gefragt, d. i.das ist ] ; (c)
unpartheyisch] ; unparteiisch (c)
hat jedes] ; jedes hat (c)
haben?] ; haben; (c)
] ; wer (c)
bey] ; bei (c)
und gewiß so weit noch] ; wenigstens (c)
] ; in dem Grade (c)
fähig,] ; fähig (a)
kan hienach] ; kann hiernach (c)
sey] ; sei (c)
sey] ; sei (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
Dies] ; Dieß (c)
sey] ; sei (c)
genug] ; genug, (c)
bemerken:] ; bemerken, (c)
bey] ; bei (c)
drey] ; drei (c)
zweyte] ; zweite (c)
zweyte] ; zweite (c)
drey] ; drei (c)
kann] ; kan (a)
soll, Mittel] ; soll: Mittel, (c)
WahrheitWahrheit] ; [Wahrheit] (a)
und,] ; und (c)
diese,] ; diese (c)
Bey] ; Bei (c)
einzelner] ; einzler (a)
drey] ; drei (c)
Wenn denn aber nun] ; Doch wie – wenn (c)
wäre?] ; wäre? – (c)
nicht; und wer dies gleichwohl meint, macht sich entweder von Gelehrsamkeit, oder Religion, oder von dem, was gefährlich ist, falsche Begriffe. Ohne Wegräumung dieses dreyfachendreifachen Mißverstandes wird man] ; nicht. Aber allem Mißverstand vorzubeugen und die richtige Beurtheilung der einzlen Vorwürfe zu befördern, möchte es nicht unnöthig seyn, sich immer folgende Fragen vorzulegen, ohne deren genaue Bestimmung, (a)
dreyfachen] ; dreifachen (c)
streiten] ; gestritten (a); ; streiten, (c)
] ; wird (c)
] ; wird (a)
Echte Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit – reicht sowohltheils den nöthigen Stoff Stoff zur Erkenntniß und Beurtheilung einer Sache,Sache dar, alstheils lehrt sie die Regeln Regeln , wonach dieser beurtheilt, gewürdigt und richtig angewendet werden mußmuß. (§. 3.). 3.) Sie kankann also, ihreihrer Natur nach, dem Wahren und Guten nicht nachtheilig seyn; und wenn sie es wird:wird, so liegt der Grund davon entweder in unvollständigen oder unrichtigen Kenntnissen und RegelnGrundsätzen, wonach man verfährt, oder in dem Gelehrten selbst, so fernsofern er von richtigen Kenntnissen und RegelnRegeln keinen genugsamen und rechten Gebrauch macht. In beydenbeiden Fällen kankann der entstehende Schade nicht der Gelehrsamkeit beygemessenbeigemessen werden, sondern im erstern,ersteren dem Mangel der Gelehrsamkeit, im letzternletzteren aber entweder dem Vorurtheil, nach welchem der Gelehrte von der Gelehrsamkeit Alles erwartet, da sie doch nur den Verstand aufklären und leiten kankann, um dadurch den Weg zur BesserungBesserung des Herzens zu bahnen, oder der Gleichgültigkeit gegen das Gute, die zum Theil selbst aus jenem Vorurtheile, zum Theil aus der Macht sinnlicher Neigungen und Leidenschaften entspringt. *) ] ; Was ist Gelehrsamkeit? wahre meine ich. Gewiß, weder bloß historische Kenntniß von vielerley Sachen und Meinungen, noch Gewohnheit nach willkührlichen oder unausgemachten Voraussetzungen zu entscheiden, sondern ausgebreitete Kenntniß aller uns zu erkennen möglichen Sachen, die bey der Untersuchung einer andern zum Grunde liegen müssen, eine auf sorgfältigere Prüfung gegründete Ueberzeugung von ihrer Wahrheit oder Falschheit sowohl als von ihrem Werth, und Geschicklichkeit sie mit Behutsamkeit bestmöglichst zu benutzen. Eine solche kan ihrer Natur nach nicht schädlich seyn; wird sie es gleichwohl, so ists Zufall, [für die] keine menschliche Weisheit, die weder allwissend noch untrüglich ist, bürgen kan. (a)
] ; Echte (c)
] ; (c)
sowohl] ; theils (c)
Stoff] ; Stoff (c)
Sache,] ; Sache (c)
als] ; theils lehrt sie (c)
Regeln] ; Regeln (c)
muß] ; muß. (c)
3.).] ; 3.) (c)
kan] ; kann (c)
ihre] ; ihrer (c)
wird:] ; wird, (c)
Regeln] ; Grundsätzen (c)
so fern] ; sofern (c)
beyden] ; beiden (c)
kan] ; kann (c)
beygemessen] ; beigemessen (c)
erstern,] ; ersteren (c)
letztern] ; letzteren (c)
kan] ; kann (c)
*) Vertraute Briefe Briefe, die Religion betreffend betreffend, (von Spalding, Johann Joachim J. J. Spalding ), vornehmlich im 4ten und 7ten Briefe. ] ; (a)
Briefe ] ; Briefe, (c)
betreffend ] ; betreffend, (c)
ihm] ; ihn (a)
bloße] ; blosse (a)
mit] ; [mit] (c)
hängen;] ; hängen, (c)
entweder] ; (a)
ungewohnt] ; ungewöhnt (a)
es] ; es, (a)
oder] ; (a)
sey] ; sei (c)
eigne] ; eigene (c)
dabey] ; dabei (c)
oft] ; auch (a)
gute,] ; gute (c)
unsre] ; unsere (c)
sie] ; sie, (c)
einmal] ; einmahl (a)
eins] ; Eins (c)
andern] ; Andern (c)
kan] ; kann (c)
eben,] ; eben (a)
zweyten ] ; zweiten (c)
unächte] ; unechte (c)
dritten ] ; dritten, (a)
entbehrlichern] ; entbehrlicheren (c)
ab,] ; ab (a)
] ; lenkt ihn (c)
sind] ; sind, hin (c)
unächte] ; unechten (c)
fremde] ; fremden (c)
hingegen,] ; hingegen (c)
wahre] ; solche (a)
ausser] ; außer (c)
kan] ; kann (c)
7 ] ; 7. (a, c)
was giebts] ; giebt es (c)
] ; etwas (c)
dergleichen werden kan ] ; gemißbraucht, nicht gefährlich werden, nicht ausarten kann (c)
der edlere Theil des] ; das Edelste im (c)
machen uns eben so fähig und aufgelegt zu] ; erzeugen eben sowohl unter gewissen Umständen (c)
Kummer,] ; Kummer; (c)
Thiere und ] ; Thiere, wovon (c)
empfinden,] ; empfinden; (c)
Quelle] ; Quellen (c)
nothwendiges] ; nothwendige (c)
zur VollkommenheitVollkommenheit] ; zu Vollkommenheiten (c)
erreicht; und] ; erreicht. Und (c)
Furcht] ; Furcht, (c)
schädlich,] ; schädlich; (c)
] ; der (c)
laßen] ; lassen (a); ; und es lassen (c)
neue] ; jene (c)
, so viel an uns ist,] ; (c)
uns] ; uns, so viel an uns ist, (c)
sichere] ; sichre (a)
gehn,] ; gehen (c)
(die data)] ; (c)
haben,] ; haben (c)
unsre] ; unsere (c)
Maaß] ; Maaße (c)
Werth] ; Werthe (c)
Vieles] ; vieles (a)
haben;] ; haben, (a)
haben] ; haben, (c)
unsre] ; unsere (c)
Siehe] ; S. (a)
Salzmanns ] ; Salzmann's (c)
über ] ; Ueber (c)
Mittel ] ; Mittel, (c)
beyzubringen,] ; beizubringen. (c)
WissenWissen blähet auf.] ; Wissen blähet auf! (c)
Freylich] ; Freilich (c)
(γνωσις)] ; (a)
1),] ; 1) (a)
alsdann] ; alsdenn (a)
Rüksicht] ; Rücksicht (a, c)
unaufgeklärterunaufgeklärtern] ; schwächern (c)
unvorsichtiges] ; unfürsichtiges (a)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
recht] ; Recht (c)
] ; (§. 7) (a)
unsre Schwächen, Lücken der] ; Schwächen und Lücken unsrer (c)
] ; die (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
gemacht.] ; gemacht! (c)
Müßiggang, oder nicht genugsame oder unnütze BeschäftigungBeschäftigung, ] ; [Müßiggang, oder nicht genugsame Beschäftigung] (a)
Beschäftigung] ; Beschäftigung, (c)
leer] ; leer. (c)
45).] ; 45.) (c)
Vieles] ; viel (a)
Kopf] ; Kopfe (c)
Vieles] ; viel (a)
Bloß Vielesviel wissen] ; Bloße Vielwisserei (c)
Vieles] ; viel (a)
Gelehrsamkeit] ; Gelehrsamkeit. (c)
3). Bildet] ; 3.) Bilde man nur (c)
2 ] ; 3 (a); ; 2. (c)
7 ] ; 7. (a, c)
] ; Alles (c)
glaubt] ; glaubt (c)
weiß] ; weiß (c)
Zweifeln.] ; Zweifeln! (c)
Vieles] ; viel (a)
wisse] ; weiß (a)
Stand] ; Stand, (c)
] ; (a)
] ; allerdings (c)
wobey] ; wobei (c)
] ; (a)
Maaß] ; Maaße (c)
Unwissenheit,] ; Unwissenheit (a)
suchten.] ; suchten! (c)
sollten:] ; sollten, (c)
8 ] ; 8. (c)
vorgeworfene] ; (c)
mehr] ; weit häufigere (c)
Schwärmerey] ; Schwärmerei (c)
welchen] ; welchem Fehler (c)
die] ; (a)
entgegen arbeitet] ; entgegenarbeitet (a, c)
erschweret] ; erschwert (c)
Gelehrsamkeit,] ; Gelehrsamkeit (a, c)
SchulspracheSchulsprache,] ; Schulsprache (a, c)
Religion.] ; Religion! (c)
ist:] ; ist, (c)
unsere] ; unsre (c)
entbehren:] ; entbehren, (c)
überlaße] ; überlasse (a, c)
er] ; er (c)
dem] ; dem (c)
gründen] ; begründen (c)
fehlts] ; fehlt's (c)
Muße] ; Musse (a)
bey] ; bei (c)
großes] ; grosses (a)
seliges] ; sich selbst belohnendes (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
dieses] ; dies (a)
Religion,] ; Religion (c)
empfählen] ; empföhlen (c)
was und] ; (c)
] ; dann (c)
seyn?] ; werden! (c)
sollten] ; solten (a)
15 ] ; 15. (a, c)
ein] ; einen (c)
Sorge, andern] ; Sorge Andern (c)
vorerwähnte] ; vorerwähnten (c)
16 ] ; 16. (a, c)
Religion,] ; Religion (c)
Gemüthsbedürfnissen,] ; Gemüthsbedürfnissen (c)
respectabler] ; achtungswerther (c)
kann] ; kan (a)
wer] ; der (c)
Gesichtspunkt] ; Gesichtspunct (a)
wem] ; der für (c)
eigennützige] ; eigennützigen (c)
nichts ist] ; keinen Werth hat (c)
StaatStaat] ; Staate (c)
kan] ; kann (c)
geistlichen ] ; geistlichen, (c)
will] ; will, (c)
die Sorge] ; (a)
werden:] ; werden; (a, c)
kan] ; kann (c)
befördern *).] ; befördern. *) (c)
] ; mehr sie (c)
wohlthätiger] ; wohlthätig (c)
unentbehrlicher sie] ; unentbehrlich (c)
kan] ; kann (c)
Gutes,] ; Gutes (a)
(Spalding, Johann Joachim J. J. Spalding) über die Nutzbarkeit des Predigtamts und deren Beförderung, zweyte Auflage, Berlin 1773. 8. im ersten Abschnitt, sonderlich S.Seite 33.33 folgg.folgende ] ; (c)
33.] ; 33 (a)
] ; ( J. J. Spalding) über die Nutzbarkeit des Predigtamts und deren Beförderung, zweite Auflage, Berlin 1773.textgrid:2506v 8. im ersten Abschnitt, sonderlich (S.)Seite 33 (folgg.)folgende 73 F. G. Lüdke über die Abschaffung des geistlichen Standes, nebst Untersuchung, ob derselbe dem Staate entbehrlich und sogar schädlich sei. Berlin 1789.textgrid:2508t (Vergl.)VergleicheVerglichen mit A. Gerard Rechtfertigung des Predigerstandes gegen Hume. Aus dem Englischen. Berlin 1787.textgrid:25093 (c)
kan] ; kann (a, c)
Schwärmerey] ; Schwärmerei (c)
unentbehrlichen seligen] ; beseligenden (c)
Staat] ; Staate (c)
sowohl] ; sowohl, (c)
Antrieb] ; Antrieb, (c)
Gesinnung] ; Gesinnungen (c)
richtigst] ; auf das richtigste (c)
nachdrücklichst] ; nachdrücklichste (c)
Geschäfte] ; Geschäft (c)
andere] ; Andere (c)
Staat] ; Staate (c)
bey] ; bei (c)
einigermassen] ; einigermaßen (c)
findet,] ; findet; (c)
16. ] ; 16 (a)
äusserliches] ; äußerliches (c)
verstärkt,] ; verstärkt (a)
jeder] ; jede (c)
gehöriger Angelegenheit] ; gehörigem Eifer (c)
ihm obliegende] ; ihr obliegenden (c)
Alles bisher gesagteGesagte §. 15–19 kankann 15–19. kann dazu dienen, angehenden Theologen Liebe und Achtung gegen den Stand, dem sie sich widmen, einzuflösseneinzuflößen, und sie von ihrer wahren Bestimmung zu belehren. {Dieß ist um so mehr gleich bei dem Anfang des theologischen Studiums zu wünschen, da so viele, fast die meisten, durch bloßen Zufall, die Bestimmung ihrer Aeltern, die Beschränktheit ihrer Lage, die sie von kostbareren Studien zurückschreckt, bewogen werden, sich einem Berufe zu widmen, über den sie nie nachgedacht, und dessen hohe Bedeutung sie nie erkannt haben. Noch viel weniger haben sie sich geprüft, ob sie auch geistig und selbst physisch diesem Stande gewachsen seyn werden.} A. d. H.Anmerkung des Herausgebers ] ; (c)
gesagte] ; Gesagte (c)
15–19 kankann ] ; 1519. kann (c)
kan] ; kann (a)
einzuflössen] ; einzuflößen (a, c)
] ; {Dieß ist um so mehr gleich bei dem Anfang des theologischen Studiums zu wünschen, da so viele, fast die meisten, durch bloßen Zufall, die Bestimmung ihrer Aeltern, die Beschränktheit ihrer Lage, die sie von kostbareren Studien zurückschreckt, bewogen werden, sich einem Berufe zu widmen, über den sie nie nachgedacht, und dessen hohe Be[20]deutung sie nie erkannt haben. Noch viel weniger haben sie sich geprüft, ob sie auch geistig und selbst physisch diesem Stande gewachsen seyn werden.} (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers (c)
einmaleinmahl würdig zu leisten] ; Pflichten (c)
einmal] ; einmahl (a)
wichtigen Absichten zu erfüllen] ; hohen Zwecke (c)
] ; einst würdig zu erfüllen, (c)
] ; überhaupt (c)
sey, und] ; sei, so wie (c)
dazu] ; (c)
geneigter] ; geschickter (c)
wisse: –] ; wisse: 1) (c)
Kenntnissen] ; Kenntnissen (c)
einem] ; einen (a)
bilden –] ; bilden; 2) (c)
Fähigkeiten] ; Fähigkeiten (c)
anzuwenden – und] ; anzuwenden; 3) (c)
Kenntnisse] ; Kenntnisse (c)
hätte, vereiniget] ; hat, vereinigt (c)
drey HauptbeschäftigungenHauptbeschäftigungen, – daß und wie er] ; drei Hauptbeschäftigungen. Er muß (c)
zu sammlen –] ; auf die rechte Art zu sammlen, sie (c)
anzuordnen,] ; anzuordnen (a)
oder zusammen zu stellen –] ; (c)
andre] ; Andere (c)
habe. –] ; wissen. (c)
eignen] ; eigenen (c)
würde] ; wird (c)
sich] ; (c)
um] ; nach (c)
] ; zu streben (c)
besondersbesonders, nach] ; besonders, bei (c)
besonders] ; besonders, (a)
um die Kenntniß der Natur Gottes] ; sich zu bemühen haben, über Gott, so weit es der endliche Verstand vermag, (c)
der geistigen] ; über die geistige (c)
] ; richtig denken (c)
bekümmern haben] ; lernen (c)
bey] ; bei (c)
könnte] ; kann (c)
Und weil] ; Da sich aber (c)
sich] ; (c)
erstre] ; erstere (c)
kan; ausserdem] ; kann; außerdem (c)
theils sich] ; sich theils (c)
zur] ; zu (a)
würd'] ; wird (c)
ausgebreiteter und] ; (c)
auch] ; und (c)
nach einiger Kenntniß] ; desgleichen (c)
anderer] ; andrer (a)
sichere] ; sichre (a)
heil.] ; heiligen (c)
ausser] ; außer (c)
so weisen] ; (a)
Gang] ; Gange (c)
sowohl,] ; sowohl (a)
gute] ; (c)
großen] ; grossen (a)
vernachläßigten] ; vernachlässigten (c)
bey] ; bei (c)
bescheidnen] ; bescheidenen (c)
lehren] ; (c)
machen,] ; machen (a)
eindrücklich] ; kräftig (c)
ermuntern] ; ermuntern, (c)
für] ; vor (c)
vor- oder rückwärts gekommen sey] ; vorwärts oder zurückgekommen sei (c)
Vorarbeiten in der] ; früheren, auf (c)
benutzen oder wegräumen und] ; Beziehung habenden Vorarbeiten, benutzen, (c)
] ; oder wegräumen (c)
würde] ; wird (c)
Theil] ; theil (a)
vorhinerwähnten Sprachen,] ; vorhin erwähnten Sprachen (a); ; vorhin erwähnten biblischen Grundsprachen, (c)
] ; Kenntniß (c)
nöthig, vielleicht] ; nothwendig, (c)
die] ; selbst (c)
andern ] ; neueren Sprachen (c)
fern] ; fern, (c)
jene,] ; jene (a, c)
ist] ; (c)
] ; vieles geschrieben ist, was (c)
mitgetheilt sind] ; enthält (c)
besondre] ; besondere (c)
nutzbarsten] ; fruchtbarsten (c)
Andre] ; andre (a); ; Andere (c)
sey] ; sei (c)
Kenntnisse,] ; Kenntnisse (a)
andern] ; Andern (c)
sey] ; sei (c)
Bey] ; Bei (c)
andre] ; andere (c)
der,] ; der (c)
bey] ; bei (c)
Religion,] ; Religion (c)
Aechten] ; Echten (c)
Unächten, würde] ; Unechten, ist ferner (c)
Kritik Kritik, nichts weniger als entbehrlich seyn] ; Kritik unentbehrlich (c)
guten] ; (c)
nützliche] ; geistvolle (c)
der] ; (c)
Schwärmerey] ; Schwärmerei (c)
sehr wichtigen] ; so wesentlichen (c)
Mit alle dem wäre dies] ; Dieß alles ist jedoch (c)
Vorbereitung] ; Vorbereitung (c)
Theologie,] ; Theologie (a)
müßte] ; müste (a); ; muß (c)
Sollte] ; Solte (a); ; Soll (c)
eigner] ; eigener (c)
beruhen:] ; beruhen, (c)
würde] ; wird (c)
Anderer abgehende] ; die dann abgehenden (c)
davon] ; Einzelnen (c)
sowohl,] ; sowohl (a)
Gesellschaft] ; kirchlichen Gesellschaft (c)
vorhergegangener Ueberzeugung,] ; vorhergegangner Ueberzeugung (a)
nehmen] ; bringen (c)
entstünde] ; entsteht (c)
theologischen ] ; theologischer (c)
Und nun die fruchtbarste] ; Nun erst kann von der fruchtbarsten (c)
Andre] ; Andere (c)
BeyspielBeyspiel; das gesammte] ; Beispiel, und von dem gesammten (c)
die,] ; die (a)
so] ; welche (c)
anvertrauen. Hiezu bedürfte] ; anvertrauen, die Rede seyn. Hierzu bedarf (c)
wäre] ; ist (c)
kurz,] ; kurz (a)
Katechetik. Ferner, der Kenntniß des ganzen vorsichtigenfürsichtigen, weisen] ; Katechetik; desgleichen die Einsicht in das ganze vorsichtige, weise (c)
vorsichtigen] ; fürsichtigen (a)
erbaulichen Verhaltens] ; erbauliche Verhalten (c)
der sogenannten Pastoral-Theologie. Und endlich] ; in die sogenannte Pastoraltheologie, verbunden mit (c)
grosse] ; große (c)
eröffnen] ; eröfnen (a)
unermeßliches] ; sehr großes (c)
Feld,] ; Feld (a)
Ueberdies] ; Ueber dies (a)
einmal] ; einmahl (a)
nimmt,] ; nimmt (a)
Ungebührlichen] ; Ungebürlichen (a)
andre] ; andere (c)
Ueberflüßige] ; Ueberflüssige (c)
Aeusserst schädlich und vergeblich] ; Gerade wegen dieses großen Umfangs (c)
] ; theils schädlich, theils vergeblich (c)
angehendeangehenden ] ; angehenden (a, c)
gleichem] ; gleicher Anstrengung des (c)
Fleisse] ; Fleißes (c)
studieren;] ; studiren; (a); ; studieren: (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
] ; (c)
ausserordentliche] ; außerordentliche (c)
] ; (c)
Muße] ; Musse (a)
wenns] ; wenn's (c)
rastlosen] ; rastlosem (c)
einigermassen] ; einigermaßen (c)
] ; (c)
Niemals] ; Niemahls (a)
kan] ; kann (c)
glückliche] ; glücklicher (c)
anders,] ; anders (a)
Einsichten –] ; Einsichten, (c)
Pflichten – und] ; Pflichten, ja selbst (c)
Gemüthskräfte geschehen; überhaupt] ; höheren Gemüthskräfte, geschehen. Ueberhaupt (c)
niemand] ; kann es (c)
eine solche Absicht beygehen] ; kaum jemand im Ernst beigehen (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
wer] ; wenn er (c)
Wissenschaften] ; Wissenschaft (c)
Größe] ; Grösse (a)
dabey] ; dabei (c)
vielen] ; Vielen (c)
brauche;] ; brauche: (c)
ausser] ; außer (c)
Studieren] ; Studiren (a)
Studieren] ; Studiren (a)
üble] ; üble, (c)
Beyspiele Andrer] ; Beispiele Anderer (c)
Vergleiche] ; (S.)Siehe dergleichen in (a)
vermischte ] ; vermischten (a)
zweyte ] ; zweyter (a); ; zweite (c)
93 – bis 213.] ; 93–213. verglichen (a); ; 93–213. (c)
Gedanken ] ; Gedanken, (c)
und: Ueber einige verkannte, wenigstens ungenutzte Mittel zur Beförderung der Industrie etc. et cetera Erstes FragmentFragment, von Campe, Joachim Heinrich J. H. Campe , Wolfenbüttel 1786. in 8. im 2ten Aufsatze, mit den in der allgemeinen deutschen Bibliothek, Band 84. S.Seite 592.592 f.folgend beschriebenenangezeigten Schriften und der in dem Journal für Prediger Prediger, Band 19. S.Seite 129.129 f.folgend befindlichen Beurtheilung.] ; (a)
Fragment] ; Fragment, (c)
592.] ; 592 (c)
beschriebenen] ; angezeigten (c)
Prediger ] ; Prediger, (c)
129.] ; 129 (c)
Allein, so] ; So (c)
die Absichten sind, wozu] ; der Wirkungskreis ist, dem (c)
kan;] ; kan, (a); ; kann; (c)
] ; auch (c)
mag;] ; mag, (a)
jener] ; jener, (a)
dieser,] ; dieser selbst (c)
selbst] ; (c)
– zuvörderst] ; doch, zunächst (c)
wenigstens,] ; wenigstens (a)
man einmahl] ; ein Jeder dereinst (c)
wird; und es] ; möchte. Nächstdem (c)
] ; es (c)
Gelehrsamkeit,] ; Gelehrsamkeit (a)
hernach] ; (a)
] ; dennoch (c)
ansehnlichern] ; (a); ; ansehnlicheren (c)
befördert werden] ; gelangen (c)
bilden] ; auf geraden oder krummen Wegen bilden, prüfen (c)
sollen. Die Folge davon ist alsdann, daß sie, als Schul- oder akademische Lehrer,Lehrer Andern] ; sollen, und entweder andern (a)
Lehrer,] ; Lehrer (c)
haben; daß sie das als entbehrlich] ; haben, (a)
verächtlich vorstellen, was sie eigentlich und vornehmlich lehren solltensollen; daß sie durch beydesBeides gelehrte Anstalten,Anstalten in blossebloße Volksschulen oder Anstalten für den künftigen Handwerker oder Geschäftsmann verwandeln, und sie, wie die Gelehrsamkeit selbst, immer mehr vernichten helfen. Sind sie aber als Obere anderer LehrerLehrer angestellt, so sehen sie sich, als selbst Versäumte,] ; (a)
sollten] ; sollen (c)
beydes] ; Beides (c)
Anstalten,] ; Anstalten (c)
blosse] ; bloße (c)
] ; sich (a)
denen] ; andern (a)
oder kirchlichen] ; (a)
unter ihnen stehen, übertroffen; fordern] ; niedriger gestellt sind, übertroffen sehen, (a)
] ; mehr, als sie selbst besitzen, (a)
das nicht, was sie selbst nicht besitzen; können nicht mit Weisheit] ; nicht fordern (a)
wollen nicht] ; zu ungeschickt sind, (a)
Gerechtigkeit,] ; Gerechtigkeit (a, c)
VollkommenheitVollkommenheit anweisen; werden oft verleitetverleitet, ihre Gewalt zu mißbrauchen, um die, welche ihnen an Kenntnissen überlegen sind, zu unterdrücken oder nieder zu halten;halten: und so sind sie, selbst ihres höhern Postens unwürdig, oft Werkzeuge, fähigere Männer an Ausführung guter Absichten zu hindern, und gute Anstalten, über deren Erhaltung und immer steigenden Flor sie wachen sollten, zu Grunde zu richten] ; Vollkommenheit, anzuweisen (a)
verleitet] ; verleitet, (c)
halten;] ; halten: (c)
sollte] ; solte (a)
andre] ; Andere (c)
leiten,] ; leiten (a)
Kräfte,] ; Kräfte (a)
BerufBeruf,] ; Beruf (a)
andern] ; Andern (c)
kürzeres] ; kürzer (c)
] ; je (c)
erreichendes] ; erreichen das (c)
Anstrengung.] ; Anstrengung! (c)
aufstoßende] ; eintretende (c)
viel] ; Viele (c)
Fähigkeit Fähigkeit und] ; Fähigkeit, die (c)
] ; und die angebotene Gelegenheit (c)
bringen,] ; bringen (a)
äusserliche] ; äußerliche (c)
stellen:] ; stellen, (c)
unsern äusserlichen] ; unserm äußerlichen (c)
sey] ; sei (c)
angemeßner] ; angemessner (a)
mehrern] ; mehreren (c)
kan, die ] ; kann, die (c)
hiebey] ; hiebei (c)
übelverstandne] ; [übelverstandne] (a); ; übelverstandene (c)
Kenntnisse,] ; Kenntnisse (a)
heißen,] ; heissen (a)
großen] ; grossen (a)
Haufen,] ; Haufen (c)
ist,] ; ist (a)
kan] ; kann (c)
und] ; und, (a)
lehren,] ; lehren (a)
studieren] ; studiren (a)
nichts] ; nicht (c)
fassen,] ; fassen (a)
seyn,] ; seyn (a)
so] ; (c)
lernen,] ; lernen (a)
Wahrheiten,] ; Wahrheiten (a)
Kunst,] ; Kunst (a)
für] ; (c)
ohngefähr] ; ohngefehr (a)
] ; 29 (c)
dieses schlechterdings treiben] ; vor allen Dingen mit dem Material alles Religionsunterrichts, welches die Glaubens- und Sittenlehre enthält, bekannt seyn, und die Geschicklichkeit besitzen (c)
] ; es zu verarbeiten und mitzutheilen; (c)
nun einigermaßen ein würdiger Lehrer seyn wolle,] ; nur einigermaaßen seinen Beruf erfüllen will: (c)
leugnen? und wer] ; läugnen? Wer (c)
übrige] ; Uebrige (c)
großen] ; grossen (a)
weiter nichts ] ; weiter nichts (a)
nur ] ; nur (a)
hinlänglich ] ; hinlänglich (a)
wenige ] ; wenige (a)
werden,] ; werden (a)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
Pflichten,] ; Pflichten (a)
haben,] ; haben (a)
wenig] ; wenig, (a)
urtheilen,] ; urtheilen (c)
1)] ; erstlich (a)
] ; es (c)
unleugbar] ; unläugbar (c)
leide,] ; leidet (a)
bey weiten] ; bei weitem (c)
mache] ; macht (a)
könnte –] ; könnte, (c)
Stand,] ; Stand (a); ; Stand überhaupt, (c)
wenn Lehrer der Religion verachtet sind,] ; viele Glieder desselben verachtet sind; (c)
machen,] ; machen (a)
Belehrung] ; Belehrungen (c)
sey] ; sei (c)
leichter] ; leichter, (c)
entsteht,] ; entsteht (a)
viel] ; viele (a)
gelernetgelernt haben,] ; gelernt haben (a)
gelernet] ; gelernt (c)
einmahl] ; einmal (c)
verheelen] ; verhehlen (c)
] ; ihren (c)
kommen;] ; kommen (c)
alles] ; Alles (c)
sollten] ; solten (a)
destomehr] ; desto mehr (a, c)
Gemeine weiß; –] ; Gemeine weiß –; (c)
vorwerfen] ; verwerfen (a)
bloß] ; bloß, (c)
andern] ; Andern (c)
glauben] ; äußern (c)
er bey Andrer sauren Arbeiten] ; er, indeß Andere im Schweiß ihres Angesichts ihr Brod mühsam erwerben (c)
Krankenbesuche] ; leichte, fast mechanisch werdende Amtsgeschäfte (c)
genieße] ; geniesse (a)
ausser] ; außer (c)
Bestreben,] ; Bestreben (a)
andern] ; Anderen (c)
schützen,] ; schützen (a)
andre] ; Andere (c)
verschaffen,] ; verschaffen (a)
seyn,] ; seyn (a)
2)] ; (a)
allgemeinen Unterricht] ; allgemeinen Unterricht (c)
einzelner] ; einzler (a)
gelehrtere,] ; gelehrtere (a); ; gelehrte, (c)
stossen] ; stoßen (c)
Fall,] ; Fall (a)
bey] ; bei (c)
Nachdenken] ; Nachdenken, (a)
bey] ; bei (c)
unsern] ; unseren (c)
bey] ; bei (c)
Lectüre,] ; Leserei, bei (c)
ReligionsstreitigkeitenReligionsstreitigkeiten] ; Streitigkeiten (a)
mehr,] ; mehr (c)
sonst,] ; sonst (c)
sie] ; man (c)
vorlegen] ; vorlegt (c)
sey] ; sei (c)
stellen,] ; stellen (a)
] ; (c)
in] ; (c)
] ; durch seine Unwissenheit (c)
ist,] ; ist (a)
für] ; vor der leidigen (c)
und] ; oder den (c)
Feindes,] ; Feindes (a)
abzuweisen,] ; abzuweisen (a)
und] ; dadurch (c)
verdächtig] ; verdächtig, (a)
machen,] ; machen (c)
leiten,] ; leiten (a, c)
dabey] ; dabei (c)
einbüße] ; einbüsse (a)
nicht,] ; nicht (c)
] ; 33 (c)
3)] ; (a)
wornach] ; wonach (c)
alles kan,] ; Alles kann (c)
besondern Gaben,] ; besonderen Gaben (c)
dergleichen wozu nicht] ; weniger empfangen (c)
alle Einerley] ; Alle Einerlei (c)
nicht,] ; nicht (a)
mitwürkte] ; mitwirkte (c)
Werth bey andern] ; Werthe bei Andern (c)
müßte] ; müste (a)
alle] ; Alle (c)
verstünden,] ; verstünden (a)
alle] ; Alle (c)
ihren] ; ihrem (c)
größern] ; grössern (a)
und man muß ] ; eben daher auch (c)
man muß] ; (a)
womit ] ; womit (a)
Fleiß Fleiß,] ; Fleiß (a)
OrdnungOrdnung –] ; Ordnung, (c)
sollten –] ; sollten, (c)
Andres scheint – zumahl] ; Anderes scheint, zumal (c)
ist,] ; ist (a)
] ; (c)
größeste] ; größte (c)
4)] ; (a)
sogenannten] ; (a)
gemeinen Mann] ; gemeinen Manne (c)
, und noch mehr unter denen] ; (a)
die keine Gelehrte von Profession sind,] ; (a)
daß] ; (a)
jetzige] ; jetzigen (c)
weiter] ; empor (c)
nie] ; (a)
erwecken? und,] ; wecken? Und (c)
erweckt] ; geweckt (c)
] ; sollen wir (c)
zum] ; im (c)
veranlaßt,] ; veranlaßt (a)
dann] ; denn (a)
einmahl] ; einmal (c)
sey] ; sei (c)
5)] ; (a)
einmahl] ; einmal (c)
gemeinnützig mitzutheilen ] ; gemeinnützig mitzutheilen (a)
Vieles] ; vieles (a)
dem,] ; dem (a)
Andre lehren,lehren ] ; Andere lehren (c)
lehren,] ; lehren (a)
überzeugt,] ; überzeugt (a)
sey] ; sei (c)
Andrer] ; Anderer (c)
welchen, zusammengenommen,] ; welchen zusammengenommen (a)
eigne] ; eigene (c)
viele] ; mannigfaltiger (c)
UebungUebung,] ; Uebung (a)
alles] ; Alles (c)
eignen] ; eigenen (c)
Vieles] ; vieles (a)
gehört,] ; gehört (a)
vor] ; in (c)
] ; selbst (c)
darf,] ; darf (a)
eignen] ; eigenen (c)
Andrer Credit] ; Anderer Glauben (c)
letztre] ; Letztere (c)
(§. 15): 15), ] ; (§ 15.): (a)
15):] ; 15), (c)
Andern] ; Anderen (c)
wovon] ; von etwas (c)
kan] ; kann (c)
verzeihen] ; verzeyhen (a)
begnügt,] ; begnügt (a)
Andre] ; Andere (c)
will:] ; will, (c)
bey] ; bei (c)
grossen] ; großen (c)
sey; und] ; sei. Aber (c)
kan] ; kann (c)
das] ; das, (c)
] ; sich zuvor (c)
gehörige,] ; gehörige (a)
] ; erworben zu haben (c)
lehren:] ; lehren, (c)
Wahl] ; Wahl (c)
wisse] ; wisse, (c)
läst] ; läßt (a, c)
wählen,] ; wählen; (c)
kann] ; kan (a)
vortragen,] ; vortragen (a)
müssen,] ; müssen (a)
ermüden,] ; ermüden (a)
Vortrag] ; Vortrage (c)
gemeinnützig,] ; gemeinnützig (a)
d. i.das ist ] ; d. i., (c)
Unverständigern] ; Unverständigeren (c)
Zuhörer] ; von Zuhörern (c)
beykomme] ; beikomme (c)
GeschicklichkeitGeschicklichkeit,] ; Geschicklichkeit (a)
alles auf mehrern] ; Alles von mehreren (c)
anzusehn,] ; an zu sehn, (a); ; anzusehen: (c)
Anmerk.Anmerkung Anmerk. 1. Schon das ist sehr übereilt, und, wenn man es besser weiß oder besser wissen könnte, ungerecht, daß man immer das Gemeinnützige Gemeinnützige sogenannten Speculationen Speculationen und gelehrten Kenntnissen gelehrten Kenntnissen oder Untersuchungen entgegen setztentgegensetzt, und beydesBeides für einander hinderlich und unvertragbar ausgiebt. Dieser Wahn setzt schon das voraus, was eben erst untersucht werden müßte, daß gelehrte und speculative Kenntnisse nicht gemeinnützig seyn oder werden könnten; er verwechselt zum Theil das Gemeinbekannte oder Jedermann erkennbarereErkennbarere mit dem Gemeinnützigen; er schlägt den Werth des äusserlichen Wohl's äußerlichen Wohls , mit Vernachlässigung der eigentlichen Geistes-CulturGeistes-CulturGeisteskultur, zu hoch an, oder bringt es allein in Anschlag; er hält sich nur, oder zu sehr, an das, was unmittelbar nützlichnützlich ist, und übersieht was mittelbar, was auf eine entferntere und weniger in die Augen fallende fallenlendefallende Art wirkt, aber oft sehr weit reichende Wirkungen hervorbringt. Haben nicht sehr oft Bemerkungen und Versuche, die anfangs SpielereySpielerei oder SpitzfündigkeitenSpitzfindigkeiten zu seyn schienen, z. B.zum Beispiel in der Naturwissenschaft und Mathematik, auf sehr wichtige und äusserstäußerst gemeinnützig gewordene Entdeckungen geführt? Und was anders, alsHaben nicht oft gelehrte und spitzfündigspitzfindig scheinende UntersuchungenUntersuchungen, willkührlich angenommneangenommene Sätze, die sich bloß durch ihren Nutzen empfahlen, berichtigt, genauer bestimmt, bestätigt, und aus unzuverlässigen in sichresichere und feste verwandelt? ] ; (a)
Anmerk.Anmerkung ] ; Anmerk. (c)
] ; besser (c)
Gemeinnützige] ; Gemeinnützige (c)
Speculationen] ; Speculationen (c)
gelehrten Kenntnissen] ; gelehrten Kenntnissen (c)
entgegen setzt] ; entgegensetzt (c)
beydes] ; Beides (c)
erkennbarere] ; Erkennbarere (c)
äusserlichen Wohl's ] ; äußerlichen Wohls (c)
Geistes-CulturGeistes-Cultur] ; Geisteskultur (c)
fallende] ; [fallende] (c)
Spielerey] ; Spielerei (c)
Spitzfündigkeiten] ; Spitzfindigkeiten (c)
äusserst] ; äußerst (c)
Und was anders, als] ; Haben nicht oft (c)
spitzfündig] ; spitzfindig (c)
Untersuchungen] ; Untersuchungen, (c)
angenommne] ; angenommene (c)
sichre] ; sichere (c)
Anmerk.Anmerkung Anmerk. 2.] ; (a)
Anmerk.Anmerkung ] ; Anmerk. (c)
] ; mißverstandene (c)
Name] ; Nahme (a)
brauche,] ; brauche (a)
sey] ; sei (c)
gutem gesunden] ; gutem, gesundem (c)
könnt'] ; könnte (c)
] ; *) (c)
großen] ; grossen (a)
der Studierenden] ; (a)
Stand] ; Stande (c)
Hoffnung] ; Hofnung (a)
bequemern] ; bequemeren (c)
eignen] ; eigenen (c)
kan] ; kann (c)
Ursache,] ; Ursach (a); ; Ursach, (c)
bey] ; bei (c)
trauen,] ; trauen (a)
Schaden,] ; Schaden (a)
] ; 36 (c)
beyden] ; beiden (c)
29–40) gehet] ; 29.40.) geht (c)
Straße] ; Strasse (a)
können –] ; können, (c)
Umfang] ; Umfang, (a)
andre] ; andere (c)
] ; (c)
danach] ; danach, (c)
unparteyischunparteyischer] ; unpartheyischer (a); ; unparteiischer (c)
] ; (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
lernte,] ; lernte (a)
] ; (c)
bey] ; hat bei (c)
laßen] ; lassen (a, c)
] ; (c)
sparen,] ; sparen (a, c)
alles] ; Alles (c)
Beyseitsetzung] ; Beiseitsetzung (c)
alles] ; Alles (c)
Hiezu würde] ; Hierzu kann (c)
künftige] ; künftiger (c)
hätte] ; hat, oder eine Methodenlehre des theologischen Studiums, (c)
seyn, und diese müßte danndenn ] ; seyn. Diese muß (c)
dann] ; denn (a)
Fähigkeiten,] ; Fähigkeiten (a)
Hülfsmitteln] ; Hülfsmitteln, die er gebrauchen, (c)
] ; den (c)
Uebungen,] ; Uebungen (a)
brauchen müßte (§. 20.). 20.) ] ; anstellen muß. (c)
20.).] ; 20.) (a)
Eine solche Anleitung ist weder mit einer theologischen Encyclopädie Encyclopädie Enkyklopädie noch Methodologie zu verwechseln. Erstre giebt mehr einen kurzen Auszug aus allen Theilen der Theologie,Theologie und dient zur allgemeinern Uebersicht des Inhalts einer jeden Wissenschaft. S.Seite Quintilian (Quinctilian) inst. I, 10 Quinctiliani Institut. orator. lib.liber I. c.caputcapitulum 10. und Wowern, Johann von Jo. Wowerii tractation. de Polymathia, 1665. in 8. Cap.CaputCapitulum cap.caputcapitulum 2. Letztre zeigt mehr die Art,Art wie sie und ihre einzle Theile am besten getrieben werden können, und ist in so fernefern ein Theil der hier gemeinten Anleitung. ] ; (c)
Encyclopädie Encyclopädie ] ; Enkyklopädie (a)
Theologie,] ; Theologie (a)
Cap.CaputCapitulum ] ; (cap.)caputcapitulum (a)
Art,] ; Art (a)
ferne] ; fern (a)
müßte –] ; hat, (c)
gleichsam wie eine Landcharte,] ; gleich einer Generalcharte, zu (c)
in] ; an (c)
sie könnten ergänzt,ergänzt ] ; diese zu ergänzen sind (c)
ergänzt,] ; ergänzt (a)
wodurch,] ; wodurch sie (c)
vollkommner] ; vollkommener (c)
] ; könnte (c)
Bey den nöthigen] ; Bei der Betrachtung der zu dem Studium erforderlichen (c)
müßten] ; sind (c)
Kennzeichen,] ; Kennzeichen (a)
Art,] ; Art (a)
angegeben, und] ; anzugeben. (c)
bey] ; Bei (c)
Uebungen Uebungen,] ; Uebungen sind (c)
Regeln,] ; Regeln (a)
studieren] ; studiren (a)
vorgestellt werden] ; anzuführen und ins Licht zu setzen (c)
Anmerk.Anmerkung ] ; (Anm.)Anmerkung (a); ; Anmerk. (c)
Hülfswissenschaften] ; Hülfswissenschaften (c)
] ; Materialien und (c)
hergeben] ; liefern (c)
bey der Theologie zur] ; zu ihrer (c)
kan] ; kann (c)
Anmerk.Anmerkung ] ; (Anm.)Anmerkung (a); ; Anmerk. (c)
der weitläufigsten VorstellungBehandlung,] ; die weitläufigste Vorstellung (a)
Vorstellung] ; Behandlung (c)
dabey] ; dabei (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; ist (c)
Folgenden] ; folgenden (a)
beurtheilt werden] ; zu beurtheilen (c)
Anmerk.Anmerkung ] ; (Anm.)Anmerkung (a); ; Anmerk. (c)
Theologische Bücher] ; Theologische Bücher (c)
Buch, Anweisung] ; Werke: „Anweisung (c)
allgemeinern] ; allgemeineren (c)
dritte] ; zwote (a); ; vierte (c)
1790 1780 8.] ; 1806.textgrid:250c6 8.“ (c)
1790 ] ; 1780textgrid:250c5 (a)
habe.] ; habe, {womit 94 D. G. Niemeyer's Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur, 1ster–4ter Theil, Halle 1797–1812,textgrid:2546w und 95 Fuhrmann's Anleitung zur Kenntniß der für Kandidaten und Prediger nützlichsten Bücher, Leipzig 1801textgrid:250cn, zu verbinden ist}. (c)
] ; auch (c)
Handbücher und] ; Handbücher für den angehenden Theologen, sowohl für eigentliche Theologie als (c)
besten aus andern Wissenschaften] ; für die Hülfswissenschaften brauchbarsten, (c)
Sonach würde dergleichen Anleitung einen großengrossen NutzenNutzen haben, der zugleich zu erkennen gäbegiebt, nach welchem GesichtspunctGesichtspunct man die Theologie oder einzelneeinzle Theile derselben studierenstudiren müsse. In so fern] ; Der große Nutzen, welchen eine solche Anleitung gewähren kann, läßt sich leicht von mehreren Seiten darthun. Insofern (c)
großen] ; grossen (a)
gäbe] ; giebt (a)
einzelne] ; einzle (a)
studieren] ; studiren (a)
zeigte] ; zeigt (c)
gehörte, würde] ; gehört, wird (c)
uns] ; jeden (c)
uns] ; sich (c)
prüfen,] ; prüfen (a)
wir] ; er (c)
möchten] ; möchte (c)
kan] ; kann (c)
Wie kan man] ; Wer kann (c)
getroffne] ; getroffene (c)
zurück sehen, – wenn man] ; zurücksehen, der (c)
uns] ; ihn (c)
den] ; dem (c)
Stand] ; Stande (c)
wir uns] ; er sich (c)
dabey] ; dabei (c)
können] ; könne (c)
wir uns] ; er sich (c)
dem StandStand] ; dem Stande (c)
haben] ; habe (c)
uns] ; ihm (c)
hatte? –] ; hatte? Womit soll man sich beruhigen, (c)
bey weiten] ; bei weitem (c)
] ; in dem gewählten Stande (c)
kan in dem gewählten Stande,Stande ] ; kann, (c)
Stande,] ; Stande (a)
andern,] ; andern; (c)
werden,] ; werden (a)
äusserlicher] ; äußerlicher (c)
müssen,] ; müssen; ja (c)
zugleich] ; (a)
Andre] ; Andere (c)
wäre? –] ; wäre? oder (c)
GlückGlücke] ; Glück (a)
welches] ; was (c)
uns] ; (c)
verdrießlich werden,] ; lästig werden; (c)
wird,] ; wird; (c)
schlechten] ; schlechter (c)
Mittel,] ; Mittel (a)
äusserlich] ; äußerlich (c)
fortzubringen,] ; fort zu bringen (a)
bey] ; bei (c)
hiedurch] ; hierdurch (c)
wäre,] ; wäre (a)
fühlte,] ; fühlte (a)
großen] ; grossen (a)
würde] ; wird (c)
aufstießen] ; aufstiessen (a)
kämen] ; kommen (c)
kennte] ; kennt (c)
durch diese Anleitung] ; (c)
Mittel,] ; Mittel (a)
überwinden;] ; überwinden: (c)
würde] ; wird (c)
andre] ; andere (c)
sogar] ; so gar (a)
mehrern] ; größerem (c)
alles] ; Alles (c)
kann: so würde sie] ; kann und soll (§. 29.), so hat eine zweckmäßig gegebene Anleitung (c)
anweisen] ; anzuweisen (c)
ihn ] ; ihm (a)
theilte] ; theilt (c)
einigermaßen] ; eingermassen (a)
Vollkommnes] ; Vollkommenes (c)
Sie würde ihn demnach dennochdemnach , da er] ; Da er indeß (c)
demnach] ; [demnach] (a)
kan,] ; kann, wird sie ihn (c)
] ; zu (c)
] ; haben (c)
bedürfte] ; bedürfe (c)
bey] ; bei (c)
laßen] ; lassen (a, c)
es] ; erst (c)
könnte] ; könne (c)
würde] ; wird (c)
weiß,] ; weiß: (a)
für uns nothwendig und] ; nothwendig, (c)
ist] ; (c)
uns] ; (c)
vorgearbeitet,] ; vorgearbeitet (a)
was] ; [was] (c)
kan] ; kann (c)
beym] ; beim (c)
unsrer] ; unserer (c)
genommen,] ; genommen (c)
bey] ; bei (c)
Studieren] ; Studiren (a)
hat;] ; hat: (c)
im gleichen Maaß] ; in gleichem Maaße (c)
kan] ; kann (c)
auffordern –] ; auffordern, (c)
kennt,] ; kennt (a)
gehört – unparteyischunparteyischunpartheyisch ] ; gehört, unparteiisch (c)
unparteyischunparteyisch] ; unpartheyisch (a)
] ; (c)
Vielerley ] ; Vielerlei (c)
– zu] ; Zu (c)
Beschäftigungen,] ; Beschäftigungen (a)
– unter] ; Unter (c)
Wissenschaften] ; Wissenschaften, (a)
Sprachen] ; Sprachen (c)
andre] ; andere (c)
höhern] ; höheren (c)
] ; (c)
Vieles] ; viel (a)
werde,] ; werde; (c)
ists] ; ist's (c)
Vieles] ; viel (a); ; vieles (c)
] ; (c)
eignem ] ; eigenem (c)
] ; eigenen (c)
Dünkel] ; Dünkel, (a)
auf] ; für (c)
wird:] ; wird, (c)
kan] ; kann (c)
es kankann ] ; (a)
kan] ; kann (c)
einmahl] ; einmal (c)
Kenntnisse,] ; Kenntnisse (a)
dessen,] ; dessen (a)
besser,] ; besser (c)
zumal] ; zumahl (a)
dann] ; denn (a)
bey] ; bei (c)
übelverstandnen Freyheit] ; übelverstandenen Freiheit (c)
an] ; am (c)
Studieren] ; Studiren (a)
bedürften] ; bedürfen (c)
laßen,] ; lassen (a); ; lassen, (c)
dann] ; denn (a)
da ] ; da (a)
will,] ; will (a, c)
seuera] ; severa (c)
vt] ; ut (c)
iuuenes] ; iuvenes (c)
seuera] ; severa (c)
vt] ; ut (c)
vt] ; ut (c)
vt] ; ut (c)
maiestatis] ; majestatis (a)
vtroque] ; utroque (c)
ist,] ; ist (c)
studieren] ; studiren (a)
Unterrichte] ; Unterricht (a)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
] ; (c)
] ; (c)
vollständigsten] ; vollständig (a)
kan] ; kann (c)
] ; (c)
akademischen] ; Akademischen (a)
einrichte;] ; einrichte, (c)
durch] ; (a)
was? warum?] ; was, warum, (c)
wie?] ; wie (c)
müsse:] ; müsse; (a)
Vorbereitung] ; [Vorbereitung] (a)
Studieren] ; Studiren (a)
Beyhülfe] ; Beihülfe (c)
Universitätsjahren] ; Universitäts-Jahren (a)
Unter den Büchern, die einen solchen Unterricht,Unterricht oder vielmehr einige BeyträgeBeiträge dazu,dazu enthalten, und wovon die allermeistensind zwar viele ältere entweder unsernunseren Zeitbedürfnissen,Zeitbedürfnissen oder der AufklärungAufklärung, den Grundsätzen und der Verfassung evangelischerEvangelischer KirchenKirchen, gar nicht angemessen sind, verdienen, wiewohl in sehr verschiedner Absicht, verglichen zu werden: Kirchen nicht mehr angemessen, jedoch enthalten sie zum Theil noch treffliche Winke. Noch weniger fehlt es an neueren, welche jene benutzt und das Bedürfniß der Gegenwart zugleich berücksichtigt haben. Unter den älteren sind vorzüglich schätzbar: Erasmus, Desiderius Desid. Erasmi Roterod. Ratio s. methodus (Compendium) verae Theologiae, beybei seiner zweytenzweiten Ausgabe des griechischen neuen Testaments, von 1519, und nachher oft aufgelegt; in der neuesten Ausgabe recensuit et illustrauit Semler, Johann Salomo Jo. illustravit Io. Sal. Semler , Halae 1782. in gr.groß 8.De recte formando Theologiaetheologiae studio (oder unter dem Titel: de Theologo s. de ratione studii theologici) libri quatuor, Hyperius, Andreas Andr. Hyperio auctore, am neuesten aufgelegt Basileae (1582. (1582) in 8. Jo. Gerhardi Methodus Studii theologici, Jenae 1654. in 8. und schon vorher mehrmals gedruckt. Traité des études monastiques – – par Mabillon, Jean Jean Mabillon , etwas verändert wieder gedruckt à Paris 1692 in zwey Bänden in gr.groß 12. und hernach mehrmalsmehrmahls. Methode pour étudier la Theologie (von Du Pin, Louis Ellies L. E. du Pin ,) aà Paris 1716.1716 in gr.groß 12. Buddeus, Johann Franz Jo. Io. Franc. Buddei Isagoge historico-theologica ad Theologiam vniuersamuniversam singulasque eius partes, Lipsiae 1727. 1727 in 4. mit den Supplementen oder der Historia Theologiae litteraria continuata (1730. (1730) in 4. Koecher, Johann Christoph Jo. Christ. Koecheri Conspectus Theologiae vniuersae, Guelpherb. 1749. 1749 in 8. Walch, Johann Georg Joh. Georg Walchs Einleitung in die theologische Wissenschaften, zweyte und vermehrte Ausgabe, Jena 1753. 1753 in 8. Unter den Neueren: Mosheim, Johann Lorenz von Joh. Lorenz von Mosheims Mosheim kurze Anweisung, die Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum Druck befördert von Windheim, Christian Ernst von Christian Ernst von Windheim , Helmstädt 1756. in gr.groß 8. Semler, Johann Salomo Joh. Sal. Semlers Semler's Versuch einer nähern Anleitung zu nützlichem FleißeFleisse in der ganzen GottesgelehrsamkeitGelehrsamkeit, Halle 1757. 1757 in 8. Mosheim, Johann Lorenz von Joh. Lorenz von Mosheim kurze Anweisung die Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum Druck befördert von Windheim, Christian Ernst von Christian Ernst von Windheim , Helmstädt 1756 in gr.groß 8., und Briefe, das Studium der Theologie betreffend,betreffend (von Herder, Johann Gottfried von J. G. Herder, Herder ) Weimar 1780 und 81. 81 bisher in 4 Theilen in 8. (auch in dessen Werken zur Religion und Theologie. 9ter und 10ter Theil.) Planck, Gottlieb Jakob G. F. Plank Einleitung in die theologischen Wissenschaften, 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1794. 95. und der Auszug zu Vorlesungen 1806. Schmidt, Johann Ernst Christian Schmidt Lehrbuch der theologischen Encyklopädie und Methodologie. Gießen 1810. ] ;

(c)
Unterricht,] ; Unterricht (a)
Beyträge] ; Beiträge (c)
dazu,] ; dazu (a)
und wovon die allermeisten] ; sind zwar viele ältere (c)
unsern] ; unseren (c)
Zeitbedürfnissen,] ; Zeitbedürfnissen (a)
evangelischer] ; Evangelischer (a)
KirchenKirchen, gar nicht angemessen sind, verdienen, wiewohl in sehr verschiedner Absicht, verglichen zu werden:] ; Kirchen nicht mehr angemessen, jedoch enthalten sie zum Theil noch treffliche Winke. Noch weniger fehlt es an neueren, welche [47] jene benutzt und das Bedürfniß der Gegenwart zugleich berücksichtigt haben. Unter den älteren sind vorzüglich schätzbar: (c)
Ratio] ; (c)
beybei seiner zweytenzweiten Ausgabe des griechischen neuen Testaments, von 1519, und nachher] ; (a)
bey] ; bei (c)
zweyten] ; zweiten (c)
illustrauit Semler, Johann Salomo Jo. ] ; illustravit Io. (c)
in] ; (c)
Theologiae] ; theologiae (c)
(1582. ] ; (1582 (a)
Jo. Gerhardi Methodus Studii theologici, Jenae 1654. in 8. und schon vorher mehrmals gedruckt. Traité des études monastiques – – par Mabillon, Jean Jean Mabillon , etwas verändert wieder gedruckt à Paris 1692 in zwey Bänden in gr.groß 12. und hernach mehrmalsmehrmahls. Methode pour étudier la Theologie (von Du Pin, Louis Ellies L. E. du Pin ,) aà Paris 1716.1716 in gr.groß 12. ] ; (c)
Jo. Gerhardi Methodus Studii theologici, Jenae 1654. in 8. und schon vorher mehrmals gedruckt. ] ; (a)
mehrmals] ; mehrmahls (a)
a] ; à (a)
1716.] ; 1716 (a)
Jo. ] ; Io. (c)
vniuersam] ; universam (c)
1727. ] ; 1727 (a)
(1730. ] ; (1730 (a)
Koecher, Johann Christoph Jo. Christ. Koecheri Conspectus Theologiae vniuersae, Guelpherb. 1749. 1749 in 8. Walch, Johann Georg Joh. Georg Walchs Einleitung in die theologische Wissenschaften, zweyte und vermehrte Ausgabe, Jena 1753. 1753 in 8. ] ; (c)
1749. ] ; 1749 (a)
1753. ] ; 1753 (a)
Unter den Neueren: Mosheim, Johann Lorenz von Joh. Lorenz von Mosheims Mosheim kurze Anweisung, die Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum Druck befördert von Windheim, Christian Ernst von Christian Ernst von Windheim , Helmstädt 1756. in gr.groß 8. ] ; (a)
] ; Unter den Neueren: (c)
Mosheims ] ; Mosheim (c)
Semlers ] ; Semler's (c)
Fleiße] ; Fleisse (a)
Gottesgelehrsamkeit] ; Gelehrsamkeit (c)
1757. ] ; 1757 (a)
] ; Joh. Lorenz von Mosheim kurze Anweisung die Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum Druck befördert von Christian Ernst von Windheim, Helmstädt 1756 in (gr.)groß 8., und (a)
betreffend,] ; betreffend (a, c)
Herder,] ; Herder (a, c)
81. ] ; 81 bisher (a)
] ; (auch in 101dessen Werken zur Religion und Theologie. 9ter und 10ter Theil.) (c)
] ; 102 G. F. Plank Einleitung in die theologischen Wissenschaften, 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1794. 95.textgrid:250jt und der Auszug zu Vorlesungen 1806.textgrid:254bz 103 Schmidt Lehrbuch der theologischen Encyklopädie und Methodologie. Gießen 1810. (c)
Die meisten andern Schriften, die hieher zu gehören scheinen möchten, sind entweder gar zu dürftig, und zeugen zu sehr von zu weniger Bekanntschaft mit diesen Wissenschaften selbst, oder mit unsern Zeitbedürfnissen; oder betreffen, wie die Summe von Erfahrungen und Beobachtungen zur Beförderung der Studien etc. von Schlegel, Gottlieb Gottlieb Schlegel , Riga 1786. in 8. mehr die Zubereitung auf Schulen und Universitäten; oder enthalten, wie der Versuch über das Studium der Theologie in Rücksicht unsrer Zeiten, Leipzig 1790. in 8. mehr Erklärungen über einige neulich in Anspruch genommne Kirchenlehren und das rechte Benehmen dabey, als daß sie sich auf Darstellung des Zwecks theologischer Wissenschaften und die beste Art sie zu treiben, einlassen sollten. ] ; (a, c)
kan, betrift] ; kann, betrifft, wie schon bemerkt (42.) (c)
(§. 42)] ; (c)
Religionslehrers] ; Religions-Lehrers (a)
Theologie,] ; Theologie (a)
Beylagen] ; Quellen (c)
Andre,] ; Andre (a); ; Andere, (c)
1.] ; 1) (c)
2.] ; 2) (c)
systematischen] ; Systematischen (a)
Theologie,] ; Theologie (c)
Beylagen] ; Quellen (c)
exegetischen] ; Exegetischen (a)
historischen] ; Historischen (a)
3.] ; 3) (c)
4. von] ; 4) Von (c)
allgemeinern] ; allgemeineren (c)
Anstalten und] ; (a)
kan] ; kann (c)
Besondre ] ; Von den besondern (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
werden bey] ; wird bei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
mitgenommen] ; mit gehandelt werden (c)
nicht nur gewissermassen zusammen,gewissermaßen zusammen und so fernefern wäre] ; gewissermaßen zusammen. In sofern könnte (c)
gewissermassen zusammen,] ; gewissermaßen zusammen (a)
ferne] ; fern (a)
] ; seyn (c)
seyn] ; bleiben (c)
] ; von ihnen (c)
besondern] ; besonderen (c)
beybei Schulstellen z. B.zum Beispiel,] ; (a)
bey] ; bei (c)
hätte] ; brauchte (a)
andre; sondern manche haben] ; andre. Indeß haben doch manche (c)
nähern] ; unmittelbaren (c)
in] ; auf (c)
Theologie,] ; Theologie (c)
Wie die] ; Nach der (c)
] ; muß es (c)
muß] ; (c)
stehen: so kan man diese] ; stehen. Diese eigentlichen (c)
eintheilen] ; kann man bequem eintheilen: (c)
] ; entweder (c)
] ; oder (c)
sind;] ; sind, (a)
allgemeineren] ; [allge[50]meineren] (c)
müsse] ; muß (c)
Encyklopädie (§. 42. Anmerk.Anmerkung),] ; Encyclopädie, (a); ; Encyklopädie, selbst (c)
wäre] ; ist (c)
solche,] ; solche (a)
HülfswissenschaftenHülfswissenschaften,] ; Hülfswissenschaften (a); ; Hülfswissenschaften, (c)
dabey,] ; dabey (a); ; daneben, (c)
zur Vergründlichung] ; zum Gründlichen (c)
überhaupt,] ; überhaupt (a)
bey] ; bei (c)
derselben,] ; derselben (c)
wäre] ; ist (c)
überhaupt,] ; überhaupt (a)
] ; die (c)
Wissenschaften ] ; Wissenschaften, verbunden (c)
so genannten] ; sogenannten (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (c)
diese] ; jene (c)
darüber wird] ; (a)
voraus.] ; voraus; (a)
treffliche] ; trefliche (a)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (c)
sey] ; sei (c)
andre] ; andere (c)
kan] ; kann (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (c)
Es würde unnöthig seyn, von der zweyten zweiten Art dieser Wissenschaften, die zur Vorbereitung auf das theologische Studium dienen, ausführlicher zu reden. Denn der Inhalt, Zweck und Nutzen einer Anleitung zu diesem Studium und einer theologischen Encyklopädie, ist schon oben §. 41 41. f.folgend angegeben. Die folgende Abhandlung schränkt sich daher auf Philologie, Philosophie, Geschichte und schöne Wissenschaften ein, die in vier besondern Abschnitten, dem hiesigen ZweckZwecke gemäß, dargestellt sind.] ; Weil Philologie und Philosophie die unentbehrlichsten Vorbereitungswissenschaften sind [48] und von beyden am weitläuftigsten gehandelt werden muß: so sind ihnen hier zween besondre Abschnitte gewidmet und die übrigen in einem dritten zusammen genommen worden. (a)
zweyten ] ; zweiten (c)
41 ] ; 41. (c)
hiesigen Zweck] ; Zwecke (c)
Räthen und] ; (c)
] ; und Winken (c)
Art,] ; Art (a)
diese Wissenschaften] ; dieselben (c)
Jo. ] ; Io. (c)
1636 in] ; 1636. (c)
IX.] ; IX (a)
Werken,] ; Werken (a)
1694 ] ; 1694. (c)
maniere] ; manière (c)
belles-lettres] ; belles lettres, (c)
à] ; (c)
Bänden in] ; Bänden, (c)
anderer] ; andern (a)
Sulzer , Sulzer ) zweyte ] ; Sulzer), zweite (c)
Sulzer ,] ; Sulzer (a)
8.] ; 8., und (a)
Jo. ] ; Io. (c)
vniuersalem] ; universalem (c)
Jo. ] ; Io. (c)
in] ; (c)
Tomis] ; Tomi (c)
75 ] ; 75, (c)
und] ; (a, c)
Encyklopädie der historischen, philosophischen und mathematischen Wissenschaften - -Wissenschaften, von Büsch, Johann Georg J. G. Büsch , Hamburg 1775 in1775, gr.groß 8. ] ; (a)
Wissenschaften - -] ; Wissenschaften, (c)
1775 in] ; 1775, (c)
] ; 110 Krug Versuch einer systematischen Encyklopädie der Wissenschaften. 2 Theile. Wittenberg und Leipzig 1796.textgrid:251gw 111 C. C. F. Schmidt allgemeine Encyklopädie und Methodologie der Wissenschaften, Jena 1811.textgrid:251gx (c)
begreift –] ; begreift, (c)
Sinn, wie] ; Sinne, worin (c)
nimmt –] ; nimmt, (c)
dabey] ; dabei (c)
anwenden;] ; anwenden, (a)
] ; sowohl (c)
sowohl] ; (c)
so fern] ; sofern (c)
letztere] ; Letztere (c)
bey] ; bei (c)
Litteratur] ; Literatur (c)
, d. i.das ist d. i., alle Sprach- und historische, selbst philosophische Kenntnisse in sich faßte, die man zur Erklärung alter Schriftsteller bauchte] ; (a)
d. i.das ist ] ; d. i., (c)
Rhetorik,] ; Rhetorik (a)
mit] ; von (c)
theilte] ; getrennt ward (c)
unter Andernandern ] ; (a)
Andern] ; andern (c)
zweyten] ; zweiten (c)
der neuern Absonderung] ; (a)
Wissenenschaften] ; Theilung (a); ; Wissenschaften, (c)
Philosophie,] ; Philosophie (c)
Sprache,] ; Sprache (a)
des, wenigstens deutlichen,] ; wenigstens des deutlichen (c)
RhetorikRhetorik,] ; Rhetorik (a)
dabey] ; dabei (c)
auserlesenern] ; auserlesnern (c)
besondre] ; die besonderen (c)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
Produkte] ; Producte (a)
hinwiederum] ; wiederum (c)
Kunst,] ; Kunst (a)
eigne] ; eigenen (c)
Produkte] ; Producte (a)
veredlen,] ; veredlen (a); ; veredeln, (c)
seyn,] ; seyn (c)
sagen] ; erinnern (c)
wie unumgänglich nothwendig die gründliche Bekanntschaft mit Sprachen ] ; wie unumgänglich nothwendig die gründliche Bekanntschaft mit Sprachen (a)
sey] ; sei (c)
entgegen stündenentgegenstünden. *) ] ; entgegenstünden. (a)
entgegen stünden] ; entgegenstünden (c)
bey] ; bei (c)
vielen] ; Vielen (c)
anders] ; verschieden (c)
nemliche] ; nehmliche (a); ; nämliche (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
sey] ; sei (c)
*) Man weiß, wie sehr über die Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen, namentlich der alten, und der ganzen alten Literatur, wenigstens der frühzeitigen und allgemeinen Beschäftigung damit auf Schulen, noch neuerlich, seit den lebhaften Versuchen, eine gänzliche pädagogische Revolution hervor zu bringenhervorzubringen, gestritten worden ist. Das, theils Scheinbarste, theils Wichtigste, wider diese Nothwendigkeit ist in den beydenbeiden Trapp, Ernst Christian Trappischen Aufsätzen: über„Ueber das Studium der alten classischen Schriftsteller und ihre Sprachen,Sprachen,“ und: über„über den Unterricht in Sprachen,Sprachen,“ zusammengefaßt, wovon jene in der Allgemeinen Revi sion des gesammten Schul- und Erziehungswesens, von einer Gesellschaft praktischer Erzieher, herausgegeben von Campe, Joachim Heinrich J. H. Campe , im 7ten Theil S.Seite 309 f.folgend steht, und diese den 11ten Theil des gedachten Werks einnimmt. So sehr der Streit hiedurchhierdurch und durch die der erstern Abhandlung beygefügtenbeigefügten Anmerkungen einiger gelehrten Männer sowohl, als durch die treflichentrefflichen Rehberg, August Wilhelm Rehbergschen Aufsätze in der Berlinischen Monatsschrift, im Februar 17881788. S.Seite 105 f.folgend, im März S.Seite 253 f.folgend und im Januar 17891789. S.Seite 20 f.folgend f., desgl.desgleichen Heyne, Christian Gottlob Heynens Vorrede zu Hermann, Martin Gottfried Hermans Mythologie, der unpartheyischenunparteiischen Entscheidung näher gebracht ist; so sehr ich auch von dem NutzenNutzen und der Nothwendigkeit einer Läuterung oder wenigstens Darlegung beyderseitigerbeiderseitiger Urtheile und ihrer Gründe überzeugt bin: so erlauben doch die Gränzen dieses Buchs schlechterdings diese nicht. Ich hoffe, daß durch die folgenden kurzen Bemerkungen, und durch die, welche weiter unten §. 106 106. f.folgend vorkommen, vielen Mißverständnissen und Einwürfen schon ehedem vorgebautvorgebaut, und mancher GesichtspunctGesichtspunkt angewiesen seysei, der beybei Beurtheilung dieses Streits nicht sollte übersehen werden; auch scheinen sie mir mit den erst in dieser Ausgabe hinzugefügten hinreichend, nachtheilige Eindrücke zu verhüten oder zu schwächen, die durch jene Bestreitung könnten veranlaßt werden, wenn anders ein Leser unbefangen urtheilen kankann, und sich Mühe geben will, den oft bloß gegebnengegebenen Winken weiter nachzudenken. Ganz habe ich mich indessen auf jene Abhandlungen weder einlassen können noch dürfen, da sie in pädagogischer Hinsicht geschrieben sind, dieses Buch hingegen nur die Bildung angehender Theologen betriftbetrifft. Nur über die Streitfrage, so fernsofern sie hieher gehört, sey folgendes, vornemlichsei Folgendes, vornehmlich in Rücksicht auf jene Aufsätze, hinzugefügt. Wer die Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen behauptet, redet ja 1) nicht bloß oder hauptsächlich von Sprachregeln Sprachregeln oder überhaupt vom Bau der Sprachen; noch weniger giebt er das Studium dieses Sprachenbaues für wichtiger aus als den Sprachgebrauch Sprachgebrauch ihren Gebrauch selbst. 2) Eben so wenig sondert er beybei dem Sprachgebrauch Worte und ihren Sinn, d. i.das ist die mit den Worten verknüpften Begriffe, oder, wie es Andre ausdrucken, den Körper und den Geist der Sprache, so, daßals ob er die bloße Beschäftigung mit Worten empfehlen wollte, und die Kenntniß der bloßen Worte für wichtiger ausgeben, als die Kenntniß der damit verbundenen Ideen Ideen. 3) Er schließt nicht einmal die Kenntniß der Sachen aus, so fernesofern ohne sie kein Begrif statt findetBegriff stattfindet, und so fernesofern eine Schrift, durch deren Lesung er hauptsächlich die Sprache gelernt wissen will, ohne sie gar nicht verstanden werden kankann. Er billigt 4) indem er das Sprachenstudium vertheidigt, keinesweges verkehrte Methoden,Methoden sie zu studieren, deren üble Folgen ohne Ungerechtigkeit nicht dem SprachenstudiumSprachenstudium selbst können zur Last gelegt werden können. Wer ihm also irgend etwas von dem bisher erwähntenErwähnten Schuld giebt, läßt ihm nicht Gerechtigkeit wiederfahrenwiderfahren, und ficht entweder mit einem bloßen Schatten, oder glaubt fälschlich fäschlichfälschlich den Werth des Studiums der Sprachen vernichtet zu haben, indem er bloß Mißbräuche beybei diesem Studium gerügt hat. Endlich 5) wer dieses Studium empfiehlt, will damit nicht gleich das Studieren der Sprachen Sprachen , oder gar das Studieren der Alten, Alten allgemein, in alle, selbst die niedrigsten, Schulen eingeführt, oder in Schulen vollendet, oder eigentliche Kinder mit den feinern Theilen und Veränderungen der Sprachen beschäftigt wissen. Sondern 6)wissen (man sehe Gesner, Johann Matthias J. M. Geßner verm. kleine Schulschriften, S.Seite 356 f.folgend); sondern darin stimmen wohlnur 6) alle wahre Kenner des wahren Werthes der Sprachen überein:überein, daß 1) die fleißige und frühzeitige Beschäftigung mit Sprachen, in dem Umfang, wie sie §. 55 55. erklärt wurde, 2) allen Allen , die nach einer feinernfeineren Geistesbildung streben, oder dazu bereitet werden sollen, sehr nützlich, und besonders denen, die sich den Wissenschaften, namentlich der Theologie, widmen wollen, unentbehrlich sey. –sei. Wenn damit anzufangen seysei? wie weit? und wie sie zu diesem Zweck zu treiben sey?sei, läßt sich nicht im Allgemeinen beantworten. Das Nöthige, in Absicht auf die, welchen dieses Buch bestimmt ist, wird unten in diesem Abschnitt angegeben werden. {Man vergl.vergleiche Niethammer, Friedrich Immanuel Niethammers Streit des Humanismus und Philanthropismus. Jena, 1808.} ] ; (a)
hervor zu bringen] ; hervorzubringen (c)
beyden] ; beiden (c)
über] ; „Ueber (c)
Sprachen,] ; Sprachen,“ (c)
über] ; „über (c)
Sprachen,] ; Sprachen,“ (c)
hiedurch] ; hierdurch (c)
durch] ; (c)
beygefügten] ; beigefügten (c)
treflichen] ; trefflichen (c)
1788] ; 1788. (c)
1789] ; 1789. (c)
f.folgend ] ; f., (desgl.)desgleichen 119 Heynens Vorrede zu Hermans Mythologie, (c)
unpartheyischen] ; unparteiischen (c)
beyderseitiger] ; beiderseitiger (c)
106 ] ; 106. (c)
vorgebaut] ; vorgebaut, (c)
Gesichtspunct] ; Gesichtspunkt (c)
sey] ; sei (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
gegebnen] ; gegebenen (c)
betrift] ; betrifft (c)
so fern] ; sofern (c)
sey folgendes, vornemlich] ; sei Folgendes, vornehmlich (c)
den Sprachgebrauch Sprachgebrauch ] ; ihren Gebrauch selbst (c)
bey] ; bei (c)
so, daß] ; als ob (c)
wollte] ; (c)
Ideen ] ; Ideen (c)
so ferne] ; sofern (c)
Begrif statt findet] ; Begriff stattfindet (c)
so ferne] ; sofern (c)
kan] ; kann (c)
Methoden,] ; Methoden (c)
können] ; (c)
] ; können (c)
erwähnten] ; Erwähnten (c)
wiederfahren] ; widerfahren (c)
fälschlich] ; [fälschlich] (c)
bey] ; bei (c)
Sprachen] ; Sprachen (c)
Alten,] ; Alten (c)
wissen. Sondern 6)] ; wissen (man sehe 120 J. M. Geßner verm. kleine Schulschriften, (S.)Seite 356 (f.)folgend); sondern (c)
wohl] ; nur 6) (c)
überein:] ; überein, (c)
55 ] ; 55. (c)
allen ] ; Allen (c)
feinern] ; feineren (c)
sey. –] ; sei. (c)
sey] ; sei (c)
sey?] ; sei, (c)
] ; {Man (vergl.)vergleiche 121 Niethammers Streit des Humanismus und Philanthropismus. Jena, 1808.textgrid:251jk} (c)
bey Kleinigkeiten verweile;] ; bei Kleinigkeiten verweile, (c)
Größern,] ; Grössern, (a); ; Größern; (c)
entblößte ] ; entblössete (a)
Kurzsicht] ; Kurzsichtigkeit (c)
unserer] ; unsrer (c)
eigenes] ; eignes (a)
denn sonst] ; (a)
Reitz] ; Reiz (a)
große] ; grosse (a)
der] ; einer (c)
freylich] ; freilich (c)
der] ; dieser (c)
uns,] ; uns (c)
kommen,] ; kommen (c)
] ; um (c)
größeres] ; grösseres (a)
Nutzen] ; Gewinn ist (c)
worden ist] ; ward (c)
kan] ; kann (c)
unverdroßnen] ; unverdrossenen (c)
in Ueberwindung vieler Schwierigkeiten] ; (a)
GeduldGeduld,] ; Geduld (a)
bey] ; bei (c)
eben um sie an Schwierigkeiten, Zweifel und Verlegenheit, die sich ihnen künftig in ihrem Leben überall darstellen werden, zu gewöhnen, und ihnen dadurch eben sowohl guten Muth zu machen, um sich von dergleichen nie schrecken zu laßenlassen, als sie durch Uebungen zum voraus schon in den Stand zu setzen, alles solcheanfangs Abschreckende glücklicher zu überwinden. Und sieSie ] ; und sie (a)
laßen] ; lassen (c)
solche] ; anfangs (c)
Und sie] ; Sie (c)
] ; aber (c)
Rath] ; Rathe (c)
für alles] ; vor Allem (c)
Vergnügungen] ; Vergnügen (a, c)
dererjenigen] ; solcher (c)
VerstandVerstand,] ; Verstand (c)
sich,] ; sich (c)
Gesinnungen,] ; Gesinnungen (a)
sey] ; sei (c)
Andern] ; andern (a)
mitzutheilen. Und] ; mitzutheilen; und (a)
Unterschied] ; Unterscheid (a)
stummgebornen] ; stummgebohrnen (a); ; stummgeborenen (c)
solcher] ; solche (c)
bey] ; bei (c)
kennt,] ; kennt (c)
kan] ; kann (c)
nemlichen] ; nehmlichen (a); ; nämlichen (c)
ein vernünftigerer] ; vernünftiger (c)
besserer Mensch] ; wirksamer (c)
andre] ; Andre (c)
Andrer] ; andrer (a)
wem] ; wenn (c)
] ; ihm (c)
fehlt; und] ; fehlte; ja (c)
verabsäumte] ; verabsäumete (a)
Sprache] ; Sprache, (a)
Hauptursache] ; Hauptursach (a)
andern] ; Andern (c)
fort-] ; forthelfen, (c)
kan] ; kann (c)
Schon erstlichZuerst schon in Rücksicht auf unsern eignen eigenen Vortheil – können wir durch] ; Durch (a)
Schon erstlich] ; Zuerst schon (c)
eignen ] ; eigenen (c)
] ; (c)
] ; können wir (a)
verworrene aus einander setzen] ; verworrne auseinandersetzen (a)
weitern] ; weiteren (c)
fruchtbare] ; [fruchtbare] (a)
] ; (c)
Begriff] ; Begrif (a)
dar *). – Und wer] ; dar. *) – Wer ferner (c)
zusammen zu drängen] ; zusammenzudrängen (c)
kan] ; kann (c)
machen **).] ; machen. **) (a); ; machen. [**)] (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (c)
Mr.] ; Mr. (a)
1762 in] ; 1762. (c)
1764 ] ; 1764, (c)
Bänden in] ; Bänden, (c)
8.] ; 8., (a)
1773 in] ; 1773, (c)
Gedanken von dem Nutzen richtig getriebnerbetriebener Philologie, von Funk, Gottfried Benedikt G. B. Funk , wieder abgedruckt in dem Berlinischen Magazin der Wissenschaften und Künste, Berlin 1784 in1784, gr.groß 8. Band 2. StückSt. 1. S.Seite 113 f.folgend ] ; (a)
getriebner] ; betriebener (c)
1784 in] ; 1784, (c)
Stück] ; St. (c)
Jerusalem,] ; Jerusalem (a)
Anm.Anmerkung 2 *).] ; Anm. 2. *) (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
kan] ; kann (c)
sämtlichen] ; sämmtlichen (c)
Begriff] ; Begrif (a)
**),] ; **) (c)
bey] ; bei (c)
Thukydides Thukydides Thucydides , ] ; (a)
Thukydides ] ; Thucydides (c)
, – der mehrere vielkörnige (prägnante) Wörter und Redensarten hat, z. B.zum Beispiel ] ; (a)
7. χάρις (für Leiden, die eine Wohlthat sind, verglichen] ; 7 in χαρις vergl. (a)
29.] ; 29 (a)
Kap.Kapitel 4, 1414. ); ἄδικοι 1 Kor. 6, 11. (Richter, die keine Christen, und daher gegen diese gewöhnlich ungerecht sind); ἑτεροζυγεῖν ἀπίστοις 2 Kor. 6, 1414. (sich Unchristen gleichstellen, aber mit Anspielung auf 3 Mos. 19, 19. und Einschluß des darin liegenden Grundes der ganz verschiedenen Denkart oder Gesinnung eines Christen und eines Profanen); wie dergleichen Redensarten] ; (K.)Kapitel 4, 14. (a)
14] ; 14. (c)
1] ; 1. (c)
14] ; 14. (c)
21: „wenn ich leben bleibe, so fällt der Gewinn für Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christi Lehre. Lehre; sterbe ich, so fällt er für mich aus,“ verglichen mit V.Vers 22 bis 24 ; auch] ; 21. (a)
Lehre.] ; Lehre; (c)
12.] ; 12 (c)
] ; (a)
dergleichen] ; erläuternde (c)
] ; aber auch (c)
bekommen,] ; bekommen (c)
mangelhastenmangelhaften ] ; mangelhaften (a, c)
UrtheileUrtheilen. Denn] ; [Urtheilen. Denn] (a)
nehmen,] ; nehmen (a)
dererjenigen] ; derer (c)
neuerfundne] ; neuerfundene (c)
großen] ; grossen (a)
dabey] ; dabei (c)
allerley] ; allerlei (c)
so gar] ; sogar (a)
vornemlich] ; vornehmlich (a, c)
alles ] ; Alles (c)
u. dgl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
Die] ; Diese (a)
zuvörderst ] ; zuvörderst (a)
verschiedner] ; verschiedener (c)
Sprachen;] ; Sprachen, (a)
bey] ; bei (c)
einen,] ; einen (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
eingerichteten,] ; eingerichteten (c)
9] ; 9. (c)
27] ; 27. (c)
29] ; 29. (c)
8] ; 8. (c)
verglichen,] ; verglichen (a)
ungebürlich ungebührlich sollen] ; ungebührlich hätte (a)
ungebürlich ] ; ungebührlich (c)
] ; sollen (a)
σκανδαλίζειν ] ; σκανδυλίξειν (a)
14] ; 14. (c)
(nicht:] ; [(]nicht: (a)
andern] ; Andern (c)
desselben,] ; desselben (c)
seyn,] ; seyn (a)
Urheber des Bösen] ; Urheber des Bösen (c)
29] ; 29. (c)
18] ; 18. (c)
unbestimmten,] ; unbestimmten (a)
werden,] ; werden (a)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
dienen] ; dienten (a)
45] ; 45. (c)
werden;] ; werden, (a)
ἀπιστία, welches,] ; ἀπιστια, welches (a)
heil.] ; heiligen (c)
Schrift,] ; Schrift (a)
welche] ; die (a)
Ausser dem Ausserdem giebts] ; Außerdem giebt's (c)
Ausser dem ] ; Ausserdem (a)
mehrern] ; mehreren (c)
besondere] ; besondre (a)
worden] ; geworden (c)
das Mangel-] ; die Mängel (c)
] ; das (c)
gewissermaßen] ; gewissermassen (a)
Hiedurch] ; Hierdurch (c)
kan] ; kann (c)
werden:] ; werden, (c)
] ; kirchlichen (c)
beygelegt] ; beigelegt (c)
Begriff] ; Begrif (a)
5] ; 5. (c)
Begriff] ; Begrif (a)
freyen] ; freien (c)
Handlung,] ; Handlung (a)
einmal] ; selbst (c)
Begriff] ; Begrif (a)
beydes] ; Beides (c)
φυσις ] ; φύσις (c)
3] ; 3. (c)
entgegengesetzt] ; entgegensetzt (a, c)
zwey Beyspiele] ; zwei Beispiele (c)
φῦσις ] ; φύσις (c)
zweyten] ; zweiten (c)
und] ; wenn aber auch (c)
unserer] ; unsrer (c)
unserer] ; unsrer (c)
abhängen:] ; abhängen, (c)
] ; (a)
Mißverstand] ; Mißverstande (c)
kan] ; kann (c)
geniessen] ; genießen (c)
] ; (a)
kan] ; kann (c)
andre] ; andere (c)
oder Unvollständige] ; (a)
entdecken,] ; entdecken (c)
verbessern *);verbessern; *) –] ; verbessern; (a)
verbessern *);] ; verbessern; *) (c)
] ; Daß ein solches Sprachstudium nichts weniger als blosses Geschäfte des Gedächtnisses, daß es sehr schwer sey, und daß es keine gemeine Fähigkeiten erfordre, erhellet eben daraus. (a)
Anmerk.Anmerkung Anmerk. 1. Es ergiebt sich zugleich aus allem bisher gesagtenGesagten: 1) daß das Studium der Sprachen schon an sich, als Sprachenstudium, auch abgesehen (nicht von den damit verknüpften Begriffen, sondern) von den Sachen, die man durch Hülfe der Sprachen, als Zeichen von Vorstellungen, lernt, einen unglaublichen Nutzen habe. 2) Daß – vorausgesetzt: man treibt es mit jungen Leuten zu den vorhin angegebnenangegebenen Absichten, und lenkt immer darauf ihre Aufmerksamkeit – es die beste Vorbereitung zur Bildung des Geistes für künftige Gelehrte, und überhaupt für solche seysei, die sich einmal vorzüglich mit Geistesarbeiten beschäftigen sollen. (Vergl.Vergleiche Rehberg, August Wilhelm Rehberg in der Berlinischen Monatsschrift 1788, Februar, S.Seite 125 f.folgend und 1789, Januar, S.Seite 53 f.folgend Niemeyer, August Hermann Niemeyer's Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts, 6te Ausgabe, 2ter Theil, S.Seite 35 f.folgend 84. 85 f.folgend ) Dadurch wird das GedächtnißGedächtniß geübt, gerade zu der Zeit, wo es die meiste Empfänglichkeit für aufgefaßte Eindrücke hat, und wo diese Gedächtnißübungen noch nicht durch die reitzendern Uebungen des bloßen Verstandes verdrängt oder verleidet sind. Es wird zugleich frühzeitig auf unsinnliche Dinge und solche Zeichen gerichtet, welche die Dinge nicht sinnlich darstellen, wodurch verhindert wird, daß man sich in frühernfrüheren Jahren nicht zu sehr an das gewöhne, was bloß vor die Sinne gebracht werden kankann. Durch die Bereicherung des Gedächtnisses bekommt man früh einen ansehnlichen Reichthum von Ideen, ohne welchemwelchen Stoff zum Denken, Genie und Verstand nichts vermag,vermag; und eben der Reichthum von Wörtern befestigt die Ideen und setzt den jungen Geist in den Stand, die dadurch ausgedruckten Begriffe zu behalten, sie sich geläufig zu machen, und Andern wieder mitzutheilen. Seiner natürlichen Flüchtigkeit wird dadurch gesteuretgesteuert, daß beybei dem Sprachstudium die Aufmerksamkeit auch mit auf Kleinigkeiten gelenkt, und die Seele gewöhnetgewöhnt wird, diese überall mit in Anschlag nehmen zu lernen, und sich nicht bloß mit dem Auffallenden oder sich leicht Darstellenden zu begnügen. Ich wiederhole hier die übrigen Vortheile nicht, die das SprachenstudiumSprachenstudium gewähren kankann, welche sich beybei einer noch unverstimmten und feinerer Eindrücke empfänglichern empfängchernempfänglichern jugendlichen Seele wohl eher,eher als beybei andern möchten erreichen laßenlassen. Anmerk.Anmerkung Anmerk. 2. *) Wer jene Vortheile von dem Studium der Sprachen recht beziehen will, muß wenigstens zweyzwei oder dreydrei Sprachen eigentlich studieren, studieren und mit einander vergleichen lernen, solche Sprachen, die, wegen ihres gemeinschaftlichen Ursprungs oder Abstammung von einander, kurz, wegen ihrer Verwandtschaft, viel Eigenes gemein haben, wie die griechische und lateinische, und wieder andreandere, die ganz in ihrer Bildungsart verschieden sind, wie jene und die morgenländischen Sprachen. Mag es seyn, daß Dinge, die sich überall auf einerleyeinerlei Art den Sinnen zeigen, oder daß reine VerstandesbegriffeVerstandesbegriffe, von allen Menschen und Nationen überhaupt auf einerleyeinerlei Art empfunden oder gedacht, also auch durch WörterWörter, die dem Ton oder der Schrift nach ganz verschieden sind, doch so ausgedruckt werden, daß alle, die das Wort verstehen, sich eben dieselbe Sache dabeydabei vorstellen: so gerathen doch manche Nationen oder einzelne aufmerksame, schnell oder fein empfindende oderund denkende Köpfe unter ihnen,ihnen auf Vieles, woran andereAndere gar nicht denken. SeltenereSeltnere, oder unter verschiedenen Gestalten an verschiednenverschiedenen Orten oder in verschiednenverschiedenen Köpfen erschienene oder gedachte Gegenstände,Gegenstände erwecken beybei Verschiedenen auch sehr verschiedene Begriffe. Und selbst gemeine oder alltägliche Gegenstände bekommen in veschiednenverschiedenen Köpfen durch die verschiednenverschiedenen Umstände, unter welchen sie sich ihnen darstellen, und durch die verschiedene besondere Vorstellungskraft oder Art, Dinge zu bezeichnen, gleichsam eine ganz eigenthümliche FarbeFarbe, werden mit mehrernmehreren oder wenigernwenigeren Nebenbegriffen, mit feinernfeineren Bestimmungen, sinnlicher oder unsinnlicher gedacht, zumal je nachdem sich die Einbildungskraft mehr oder weniger einmischt, und der Reichthum von Begriffen größer oder geringer ist. Hieraus ist offenbar, daß durch das Studium mehrerer Sprachen, und selbst origineller SchriftstellerSchriftsteller, ganz neue Ideen erzeugt werden, oder doch schon bekannte Begriffe unter ganz neueneuen Gestalten erscheinen können, worauf wir erst durch die fremde Sprache sind aufmerksam gemacht worden; und je mehr diesdieß, was Einer Sprache eigen ist, in die andere übergetragen wird, und durch unsere Art zu denken und uns auszudruckenauszudrücken, wieder eine etwas veränderte Gestalt bekommt: jedesto mehr muß der Reichthum, und zum Theil die Bestimmtheit und Fruchtbarkeit, unsrerFruchtbarkeit unserer Begriffe und Gedanken zunehmen. Es kankann also dieses Studium eine vortreflichevortreffliche Uebung dem Verstande gewähren, der dadurch geschmeidiger, und für Vieles empfänglicher wird;wird: ein GewinnGewinn, der schwerlich durch etwas Anderes erlangt werden kankann, und augenscheinlich beweiset, wie vortheilhaft das SprachenstudiumSprachenstudium schon an sich seysei. – Was in der oben beybei §. 56. angeführten allgemeinen Revision etc. et cetera Theil 7. S.Seite 420 f.folgend und Theil 11. S.Seite 224 f.folgend dagegen gesagt ist, beruhet theils darauf, daß immer Studium der Sprache als ganz abgesondert von der Erlernung der dadurch mitgetheilten Begriffe Begriffe von Sachen angenommen wird, theils auf dem Wahn, als wenn sich Sprachkenntnisse nicht ließen unterhaltend machen ließen, theils auf einer anderen Einbildung, als wenn Kinder allesAlles unerträglich fänden, und nicht leicht fassen könnten, was ihnen Zeichen darstellt, ohne zugleich die Sache selbst darzustellen, wovon doch Musik und Mathematik und die tägliche Erfahrung selbst in Schulen, wo nur der Sprachunterricht recht lebendig getrieben wird, das Gegentheil beweiset. Anmerk.Anmerkung Anmerk. 3. Daß übrigens ein solches Sprachenstudium nichts weniger als bloßes GeschäfteGeschäft des Gedächtnisses, daß es sehr schwer seysei, und keine gemeine Fähigkeiten und Uebungen, besonders eine sorgfältige Aufmerksamkeit selbst auf Kleinigkeiten, ein feines Gefühl, Geduld und anhaltenden Fleiß,Fleiß erfordere, also auch sein großer NutzenNutzen, Leuten, die bloß auf sinnliche und unmittelbare Vortheile ausgehen, und den Werth der GeistesnahrungGeistesnahrung wenig oder gar nicht zu schätzen wissen, nicht einleuchtend könne gemacht werden könne, bedarf wohl kaum einer Erinnerung. ] ; (a)
Anmerk.Anmerkung ] ; Anmerk. (c)
gesagten] ; Gesagten (c)
angegebnen] ; angegebenen (c)
sey] ; sei (c)
] ; Niemeyer's Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts, 6te Ausgabetextgrid:251m1, 2ter Theil, (S.)Seite 35 (f.)folgend 84. 85 (f.)folgend (c)
frühern] ; früheren (c)
kan] ; kann (c)
welchem] ; welchen (c)
vermag,] ; vermag; (c)
gesteuret] ; gesteuert (c)
bey] ; bei (c)
gewöhnet] ; gewöhnt (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
empfänglichern] ; [empfänglichern] (c)
eher,] ; eher (c)
bey] ; bei (c)
laßen] ; lassen (c)
Anmerk.Anmerkung ] ; Anmerk. (c)
zwey] ; zwei (c)
drey] ; drei (c)
studieren,] ; studieren (c)
andre] ; andere (c)
einerley] ; einerlei (c)
einerley] ; einerlei (c)
dabey] ; dabei (c)
oder] ; und (c)
ihnen,] ; ihnen (c)
andere] ; Andere (c)
Seltenere] ; Seltnere (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Gegenstände,] ; Gegenstände (c)
bey] ; bei (c)
veschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
mehrern] ; mehreren (c)
wenigern] ; wenigeren (c)
feinern] ; feineren (c)
neue] ; neuen (c)
dies] ; dieß (c)
auszudrucken] ; auszudrücken, (c)
je] ; desto (c)
Fruchtbarkeit, unsrer] ; Fruchtbarkeit unserer (c)
kan] ; kann (c)
vortrefliche] ; vortreffliche (c)
wird;] ; wird: (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
bey] ; bei (c)
ließen] ; (c)
] ; ließen (c)
alles] ; Alles (c)
] ; und die tägliche Erfahrung selbst in Schulen, wo nur der Sprachunterricht recht lebendig getrieben wird, (c)
Anmerk.Anmerkung ] ; Anmerk. (c)
Geschäfte] ; Geschäft (c)
sey] ; sei (c)
Fleiß,] ; Fleiß (c)
könne] ; (c)
] ; könne (c)
unsre] ; unsere (c)
unsre] ; unsere (c)
inniglich] ; innig (c)
große] ; grosse (a)
er] ; es (c)
unschikliche] ; unschickliche (a, c)
laßen] ; lassen (a, c)
] ; 93 (c)
ergießen] ; ergiessen (a)
2) (§. 60)] ; (a)
Mittheilung Mit theilung der Gedanken an Andere ] ; Mittheilung der Gedanken an Andere (a)
verworrene] ; verworrne (a)
bloßem Mißverstand, der in den Wörtern liegt?liegt! ] ; blossen Mißverstand? (a)
liegt?] ; liegt! (c)
erregt,] ; erregt (a)
hinwiederum] ; doch (a); ; wiederum (c)
kan] ; kann (c)
unzweydeutige] ; unzweideutige (c)
freye] ; freie (c)
ClassificationClassification] ; Claßification (a); ; Klassifikationen (c)
kan] ; kann (c)
Begriff] ; Begrif (a)
drucken] ; drücken (a)
körnigte] ; körnichte (a)
ein?] ; ein! (c)
den Leser oder Zuhörer] ; (a)
ihnen] ; (a)
vorgetragene] ; vorgetragenen (a, c)
Reitz] ; Reiz (a)
bestimmte und] ; bestimmte, (a)
Redenden,] ; Redenden (c)
sey] ; sei (c)
das] ; daß (a)
TreflichkeitTreflichkeit] ; Trefflichkeit (c)
Andrer] ; andrer (a); ; Anderer (c)
kan:] ; kann, (c)
bey weiten] ; bei weitem (c)
3) (§. 66.)] ; (a)
CanalCanal] ; Kanal (c)
zugeführet] ; zugeführt (c)
Andern] ; Anderen (c)
bey] ; bei (c)
unsre] ; unsere (c)
unsre eignen] ; unsere eigenen (c)
gebundne,] ; gebundenen (c)
entgehet] ; entgeht (c)
unsre] ; unsere (c)
unsre] ; unsere (c)
vor] ; für (c)
viel] ; vielen (c)
unsern] ; unseren (c)
kan.] ; kann. (a); ; kann. *) (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
Andrer] ; Anderer (c)
eignen] ; eigenen (c)
alles] ; Alles (c)
Gesichtspunct] ; Gesichtspunkt (c)
, was man dulden,] ; (a)
] ; dulden, oder (a)
] ; 94 (c)
68. BeyBei Erlernung der Sprachen Erlernung der Sprachen überhaupt kommt alles an –Alles an: auf genaue Sprachregeln Sprachregeln Sprachregeln, – auf vernünftige Lesung guter Schriften Lesung guter Schriften in einer solchen Sprache –Sprache, und auf eigne eigene Uebung Uebung eigne Uebung im genauerngenaueren Uebersetzen Uebersetzen, Schreiben Uebersetzen, Schreiben oder Reden Reden. – Daß die eigneeigene Uebung dem Lesen nachstehen müsse, versteht sich von selbst. – 69. 1) In Absicht auf dieDie Sprachregeln aberbetreffend, so scheint es weder rathsam, sich damit allein oder weitläuftigweitläufig aufzuhalten, ehe man irgend einen Anfang mit Lesen guter Schriften selbst macht:macht;macht, noch sie ganz auszusetzen,auszusetzen bis man erst eineeinige Fertigkeit erlangt hat, Bücher in einer Sprache zu lesen, oder sich, wenigstens nothdürftig, darin auszudrücken, noch auch sie erst mit dem Lesen zu verbinden. 69. Das erste würde nicht nur, wegen Trockenheit dieser Beschäftigung, die Erlernung der Sprache sehr verleiden; es würden auch die Vortheile verlohren gehnverloren gehen, die aus Verbindung der Regeln mit dem Lesen entspringen, wobeywobei man gleich die RegelnRegeln in der Anwendung, folglich auch ihren NutzenNutzen,Nutzen und die Art, wie sie anzuwenden sind, besser absieht. – Das zweyte zweite ist noch schlimmer. Dennschlimmer; denn es ist unmöglich, recht sicher zu erklären,erklären oder sich recht auszudruckenauszudrücken, wo man keine Regeln vor sich hat, nach welchen man es thut, und wonach man wieder in ähnlichen Fällen verfahren kankann. Auch laßenlassen kan; auch lassen sich angenommene Fehler viel schwerer hinterher ablegen, als gleich anfangs verhüten, und je länger man eine für die meistenMeisten wenig unterhaltende Beschäftigung aufgeschoben hat, je lästiger wird sie hinterdrein, zumahlzumal wenn die Seele, durch fast stete Beschäftigung mit dem, was den Sinnen und der EinbildungskraftEinbildungskraft schmeichelt, verstimmt worden ist. Es ist auch nicht abzusehen, wie man beybei dem Lesen um einer Sprache willen fortkommen könne, ohne das Allgemeine oder die Natur einer solchen Sprache vorläufig zu kennen, vornemlichvornehmlich wenn man eine SpracheSprache vordurch sich selbst lernen muß. Wenigstens ists viel schwerer und unangenehmer, einzelneeinzle Beobachtungen in der Sprache zu fassen, und sie zu ordnen, wenn man noch nicht weißweiß, wohin man sie beziehen, oder an welche allgemeine Begriffe man sie anreihen soll. Viel leichter ists auch,auch und man bekommt eher etwas Ganzes in der Sprache, wenn man RegelnRegeln, die in einer gewissen Beziehung und Zusammenhang unter einander stehen, in diesem Zusammenhang übersieht. Endlich wird selbst das Lesen weit angenehmer, wenn man aus den Sprachregeln gleich Grund anzugeben weiß, warum man die Wörter so oder so verstehen und verbinden müsse,müsse und man gewöhnt sich mehr an eine philosophische Behandlung der Sprache, die dem denkenden KopfKopfe eine gewisse Unterhaltung giebt, welche man beybei der bloß mechanischen Behandlung derselben verliert. – Selbst die dritte Art, erst beybei dem Lesen die Regeln sich beyläufigbeiläufig bekannt zu machen, ob sie gleich weit besser ist als jene beydenbeiden, hat den Nachtheil mit der zweytenzweiten gemein, daß das Lesen aus Mangel der nöthigen grammatischen Vorerkenntnisse sehr erschwert wird, und man den Vortheil der zusammenhängenden Einsicht der Regeln entbehrt. Es zerstreut aber auch zu sehr, wenn man beybei dem Lesen bald auf einzelneeinzle Wörter und ihre Bedeutung in und ausseraußer der Verbindung, bald auf ihre grammatische Bildung und Verknüpfung Acht gebenacht haben muß.Man wird hoffentlich nicht vergessen, daß hier eigentlich von der besten ArtArt, Sprachen zu lernenlernen, nicht für Kinder, sondern für Erwachsene, nicht zur Bildung künftiger Schwätzer, sondern künftiger Gelehrten, die Rede seysei, sonderlich auf den Fall, wenn letztere vor sichdie letzteren Sprachen durch eigenen Fleiß lernen wollen. BeyBei solchen kann man ohnehin schon theils die Kenntniß der nothwendigsten Begriffe von Sprachen und Bekanntschaft mit Behandlung einer Sprache, theils eigenen Trieb und Lust zum Sprachstudium,Sprachstudium voraussetzen; und dadurch fallen die Schwierigkeiten noch mehr weg, die man dem hier gesagten entgegen stellenGesagten entgegenstellen möchte. ] ;
(c)
Bey] ; Bei (c)
Erlernung der Sprachen ] ; Erlernung der Sprachen (a)
alles an –] ; Alles an: (c)
Sprachregeln Sprachregeln ] ; Sprachregeln (a)
] ; (c)
Lesung guter Schriften ] ; Lesung guter Schriften (a)
Sprache –] ; Sprache, (c)
eigne eigene Uebung Uebung ] ; eigne Uebung (a)
eigne ] ; eigene (c)
genauern] ; genaueren (c)
Uebersetzen Uebersetzen, Schreiben ] ; Uebersetzen, Schreiben (a)
Reden ] ; Reden (a)
] ; (c)
eigne] ; eigene (c)
] ; 69. (c)
1)] ; (a)
In Absicht auf die] ; Die (c)
aber] ; betreffend, so (c)
weitläuftig] ; weitläufig (c)
macht:] ; macht; (a); ; macht, (c)
auszusetzen,] ; auszusetzen (a)
eine] ; einige (a)
69.] ; (c)
verlohren gehn] ; verloren gehen (c)
wobey] ; wobei (c)
NutzenNutzen,] ; Nutzen (a)
zweyte ] ; zweite (c)
schlimmer. Denn] ; schlimmer; denn (c)
erklären,] ; erklären (a)
auszudrucken] ; auszudrücken (a, c)
kankann. Auch laßenlassen ] ; kan; auch lassen (a)
kan] ; kann (c)
laßen] ; lassen (c)
meisten] ; Meisten (c)
zumahl] ; zumal (c)
bey] ; bei (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
vor] ; durch (c)
einzelne] ; einzle (a)
weiß] ; weiß, (c)
auch,] ; auch (a)
müsse,] ; müsse (a)
Kopf] ; Kopfe (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
beyläufig] ; beiläufig (c)
beyden] ; beiden (c)
zweyten] ; zweiten (c)
bey] ; bei (c)
einzelne] ; einzle (a)
ausser] ; außer (c)
Acht geben] ; acht haben (a)
eigentlich] ; (a)
Art] ; Art, (c)
lernen] ; lernen, (a, c)
sey] ; sei (c)
letztere vor sich] ; die letzteren (c)
] ; durch eigenen Fleiß (c)
Bey] ; Bei (c)
Sprachstudium,] ; Sprachstudium (c)
gesagten entgegen stellen] ; Gesagten entgegenstellen (c)
MittelstraßeMittelstraße] ; Mittelstrasse (a)
seyn:] ; seyn; (a)
besondern] ; [besondern] (a)
alsdann] ; alsdenn (a)
bey] ; bei (c)
zurückgelaßenen] ; zurückgelassenen (a, c)
nothwendigsten ] ; Nothwendigsten (c)
des SyntaxSyntax] ; der Syntaxe (c)
mehrerernmehreren ] ; mehreren (a, c)
Beyspielen] ; Beispielen (c)
BeyspieleBeyspielen] ; Beispielen (c)
genießen] ; geniessen (a)
] ; 97 (c)
Hätte] ; Hat (c)
Gewalt:] ; Gewalt, (c)
wäre] ; ist (c)
2) (§. 68 68. )] ; (a)
68 ] ; 68. (c)
] ; (§. 68) (a)
es] ; dies (c)
kan] ; kann (c)
Meiste;] ; Meiste: (c)
ausser] ; außer (c)
Wörtern] ; Wörter (a); ; die Wörter (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
jedesmaligen schicklichsten] ; jedesmaligem schicklichstem (c)
verschiedentlichen] ; verschiedenen (c)
wirken,] ; wirken (a, c)
veranlaßet] ; veranlasset (a); ; veranlaßt (c)
beste;] ; beste: (c)
BeyspieleBeyspiele] ; Beispiele (c)
, folglich auch die Beschäftigung mit den Werken ihres Geistes,] ; (a)
beyträgt] ; beiträgt (c)
einzelne] ; einzle (a)
werden,] ; werden (a)
S.Siehe die] ; (a)
Vocabellernen - -] ; Vocabellernen, (c)
1770 in] ; 1770. (c)
hier ] ; hier (c)
unsre] ; unsere (c)
verstehen,] ; verstehen (a)
auszudrucken] ; auszudrücken (a, c)
classisch classisch heissen] ; klassisch heißen (c)
leichtern] ; leichteren (c)
schwerern] ; schwereren (c)
solchen,] ; solchen (c)
Anm.Anmerkung ] ; (Anmerk.)Anmerkung (c)
lieset:] ; lieset, (c)
entweder] ; entweder (c)
Lectüre] ; Lektüre (c)
überhaupt,] ; überhaupt (a)
Unterricht,] ; Unterricht (a)
besondre] ; besondere (c)
Anm.Anmerkung ] ; (Anmerk.)Anmerkung (c)
hier,] ; hier (a)
weitern] ; weiteren (c)
Sache] ; Sprache (a)
kan] ; kann (c)
classisch] ; klassisch (c)
und Schriften] ; (a)
soll:] ; soll, (c)
welche,] ; welche Schriftsteller, (a); ; welche (c)
ferne] ; fern (c)
verdienen?] ; verdienen, (c)
bey] ; bei (c)
solcher] ; ihrer (a)
dergleichen SchriftstellerSchriftstellern] ; ihnen (a)
oder] ; namentlich (c)
Aechte] ; Echte (c)
Unächten] ; Unechten (c)
ist,] ; ist (a)
Inbegriff] ; Inbegrif (a)
allgemeinen Verstande ] ; allgemeineren Sinne (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. d. g.)und dergleichen (a); ; (u. dergl.)und dergleichen, (c)
besondre ] ; besondere (c)
eingeschränktern eingeschränkten Verstand ] ; eingeschränkteren Sinn (c)
eingeschränktern ] ; eingeschränkten (a)
verschiednen] ; verschiedenen (a, c)
verschiedne] ; verschiedenen (c)
fließen] ; fliessen (a)
so fern] ; sofern (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
alsdann bekommt] ; alsdenn bekömmt (a)
Namen] ; Nahmen (a)
meiste dabey] ; Meiste dabei (c)
Anm.Anmerkung Anmerk. Anmerkung 1. Philologische KritikKritik müßte sich eigentlich nur auf Sprache Sprache erstrecken, also nur beurtheilen, ob der Ausdruck in der Sprache, in dem SchriftstellerSchriftsteller, in der Schrift und in der Stelle derselben, wovon die Frage ist, ächt sey?echt sei; müßte dann auch die Regeln begreifen, wonach dieses alles zu bestimmen wäre. Und werWer daher den Namen eines philosophischen Kritikers verdienen sollte, müßte nicht nur diese Regeln kennen, sondern auch die Kenntniß der Sprache, wovon die Frage wäre, die Geschichte ihrer von Zeit zu Zeit erfolgten Veränderungen, und des Schriftstellers, nebst der gehörigen Fertigkeit besitzen, diese sämtlichensämmtlichen Kenntnisse auf einen vorliegenden Fall richtig anzuwenden, folglich auch zu entdecken, ob der Ausdruck in einer Stelle von Abschreibern oder angeblichen Verbesserern verdorben, und wie er wieder herzustellen seysei? Hingegen, ob eine Schrift selbst ächt seyecht sei, die dem vermeinten VerfasserVerfasser, oder der Zeit, worein man sie setzt, in der That zukomme? diesdieß zu entscheiden, gehörtewürde mehr vor demden Richterstuhl der historischen, oder, wenn man will, literarischen KritikKritik gehören. Allein, weil man diese letztere Frage, wenn eigentliche entscheidende Zeugnisse abgehen, oder zweifelhaft sind, nach innern Umständen einer inneren, aus der Schrift selbst geschöpften Gründen beurtheilen muß, und zu diesen Umständenwozu allerdings auch die Sprache gehört, die oft den Verfasser oder die Zeit verräth: so rechnet man diese Kritik über eine Schrift ebenfalls mit zum Gebiete der philologischen Kritik. Anm.Anmerkung Anmerk. Anmerkung 2. Man sieht hieraus:hieraus, daß, weil sich dieser letztreletztere Theil der philologischen Kritik auf den ersternersteren gründet, Niemandniemand recht über die Aechtheit jenerEchtheit einer Schrift urtheilen könne, wer der Kritik des Ausdrucks, oder der eigentlichen SprachkritikSprachkritik, nicht mächtig ist. Anm.Anmerkung Anmerk. Anmerkung 3. Manche nennen die Kritik der Schriften, Schriften den allgemeinen, und die KritikKritik ihres Textes, Textes den besondern besonderen Theil der philologischen Kritik, jene auch die höhere, diese die niedere, oder gar die Wort-Kritik. – Bey Wortkritik. – Bei jener Abtheilung und ihrer Erklärung aber vergissetvergißt man die Kritik der Sprache überhaupt, die ich im Anfang der ersten Anmerkung erwähnte, ohne welche man weder von AechtheitEchtheit der Schriften noch ihres Textes urtheilen kankann. – Die Kritik des Textes ist auch keine bloße Kritik der Worte; denn es können ja eben sowohl unrichtige Sachen, Sachen als Worte,Worte verrathen, daß der Text verfälscht seysei. – Und den Unterschied der niedern niederen und höhern höheren Kritik scheinen wieder Andere für einerleyeinerlei mit dem bloß relativen Unterschiede der gemeinen nndund und feinern der feineren Kritik zu nehmen, sie mag AechtheitEchtheit der Schriften, oder ihres Textes, oder der Sprache überhaupt,überhaupt betreffen. Wenn man die AechtheitEchtheit nach vorliegenden, zumahl sehr bekannten oder leicht erkennbaren,erkennbaren Umstände Umständen, z. B.zum Beispiel beybei einer Schrift nur nach Zeugnissen gleichzeitiger Schriftsteller, auffallenden historischen oder Sprach-FehlerSprach-FehlernSprachfehlern, Spuren des Fehlers oder Mißverstandes in den Zügen oder Abtheilungen der Wörter, ParallellstellenParallellstellen u. d. gl.und dergleichen Parallelstellen u. dergl.und dergleichen zu entdecken vermöchte:vermöchte, so würde diesdieß gemeinere Kritik seyn; feinere aber, wo Spuren des UnächtenUnechten verborgen liegen, und das AechteEchte oder UnächteUnechte nur durch sehr feine Beobachtung und eine Zusammenstellung mannigfaltiger kleinenkleiner Umstände entdeckt werden könnte. So möchte diese feinere Kritik mit sogenannter Conjecturalkritik, wenn sie nicht bloß räth und willkürlich verfährtwillkührlich einem Errathen gleicht, ziemlich einerleyeinerlei seyn. ] ; 105 (a)
Anm.Anmerkung ] ; (Anmerk.)Anmerkung (c)
ächt sey?] ; echt sei; (c)
Und wer] ; Wer daher (c)
sämtlichen] ; sämmtlichen (c)
sey] ; sei (c)
ächt sey] ; echt sei (c)
Verfasser] ; Verfasser, (c)
dies] ; dieß (c)
gehörte] ; würde mehr (c)
dem] ; den (c)
] ; gehören (c)
innern Umständen einer] ; inneren, aus der (c)
] ; selbst geschöpften Gründen (c)
und zu diesen Umständen] ; wozu allerdings (c)
Anm.Anmerkung ] ; (Anmerk.)Anmerkung (c)
hieraus:] ; hieraus, (c)
letztre] ; letztere (c)
erstern] ; ersteren (c)
Niemand] ; niemand (c)
Aechtheit jener] ; Echtheit einer (c)
Anm.Anmerkung ] ; (Anmerk.)Anmerkung (c)
Schriften,] ; Schriften (c)
Textes,] ; Textes (c)
besondern ] ; besonderen (c)
Wort-Kritik. – Bey] ; Wortkritik. – Bei (c)
vergisset] ; vergißt (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
kan] ; kann (c)
Sachen,] ; Sachen (c)
Worte,] ; Worte (c)
sey] ; sei (c)
niedern ] ; niederen (c)
höhern ] ; höheren (c)
einerley] ; einerlei (c)
nndund ] ; und (c)
feinern ] ; der feineren (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
überhaupt,] ; überhaupt (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
erkennbaren,] ; erkennbaren (c)
bey] ; bei (c)
Sprach-FehlerSprach-Fehlern] ; Sprachfehlern (c)
ParallellstellenParallellstellen u. d. gl.und dergleichen ] ; Parallelstellen (u. dergl.)und dergleichen (c)
vermöchte:] ; vermöchte, (c)
dies] ; dieß (c)
Unächten] ; Unechten (c)
Aechte] ; Echte (c)
Unächte] ; Unechte (c)
kleinen] ; kleiner (c)
räth und willkürlich verfährt] ; willkührlich einem Errathen gleicht (c)
einerley] ; einerlei (c)
allgemeinern ] ; allgemeineren (c)
bey unsern] ; bei unseren (c)
eigenen] ; eignen (a)
bey] ; bei (c)
Andre] ; Andere (c)
bey] ; bei (c)
Hänget] ; Hängt (c)
müssen] ; (c)
verlaßenverlassen,] ; verlassen müssen, um (c)
verlaßen] ; verlassen (a)
für] ; als (c)
annehmen können: –können –: ] ; anzuerkennen: – (c)
können: –] ; können –: (a)
– Alsdann] ; Alsdenn (a)
philologische ] ; (a)
] ; im engsten Verstande (a)
; und es ungereimt seyn würde, eine Schrift erklären erklären, oder gar etwas daraus beweisen beweisen zu wollen, ehe man nicht wüßte, daß etwas wirklich ein Theil einer solchen Schrift, und nicht untergeschoben seysei ] ; (a)
sey] ; sei (c)
Anmerk.Anmerkung Anmerk. Wie nöthig die Kritik beybei dem Gebrauch der heil.heiligen Schrift seysei, wird sich unten beybei der exegetischen Theologie besser zeigen laßenlassen. ] ; (a)
Anmerk.Anmerkung ] ; Anmerk. (c)
bey] ; bei (c)
heil.] ; heiligen (c)
sey] ; sei (c)
bey] ; bei (c)
laßen] ; lassen (c)
nöthig] ; nöthig, (c)
anfangs, bey] ; Anfangs, bei (c)
– Ausser demAußer dem, ] ; Ausserdem (a)
Ausser dem] ; Außer dem, (c)
würde; – ] ; würde, (c)
] ; (a)
keine unwahrscheinliche Voraussetzung] ; wahrscheinlich (a)
, die das Zeugniß ihrer Zeitgenossen oder andreranderer Kenner vorfür sich hat,] ; (a)
andrer] ; anderer (c)
vor] ; für (c)
einzelne] ; einzle (a)
ächt seynsind ] ; echt seyen (c)
seyn] ; sind (a)
sind,] ; sind (a)
ein so angegebnerangegebener ] ; der angegebne (a)
angegebner] ; angegebener (c)
Andrer] ; andrer (a); ; Anderer (c)
] ; als (a)
] ; (a)
andern] ; anderen (c)
– Ueber diesUeberdies ] ; Ueberdies (a)
Ueber dies] ; Ueberdies (c)
große] ; grosse (a)
alsdann] ; alsdenn (a)
andrer] ; anderer (c)
Nachrichten,] ; Nachrichten (a)
reinesten] ; reinsten (c)
] ; derselben (c)
] ; 107 (c)
nächste] ; Nächste (c)
beybei diesem Lesen Lesen ] ; hiebey (a)
bey] ; bei (c)
können] ; (a)
andre] ; andere (c)
eine solche] ; einer solchen (a)
in seine Gewalt] ; mächtig (a)
bekommen] ; werden (a)
Sprache,] ; Sprache; (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a, c)
wahr] ; wahr (c)
auf] ; von (c)
bilden bilden ] ; bilden (c)
Eine solche Anweisung enthalten, ob sie sich gleich nur auf ältere griechische und römische Schriftsteller einschränken: einschränken, außer Ernesti, Johann August Joh. Aug. Ernesti Zuschrift vor der Ausgabe der Werke des Cicero Cicero. Cicero, Sulzer, Johann Georg J. G. Sulzers Sulzer's Gedanken über die beste Art, Art die claßischen classischen Schriften der Alten zu lesen, Berlin 1765 in1765. 8. und in dessen vermischten Schriften Vermischten Schriften, Theil 2. S.Seite 215 f.folgend wieder abgedruckt. Scheller, Immanuel Johann Gerhard Imm. Joh. Gerh. Schellers Scheller's Anleitung, Anleitung die alten Schriftsteller philologisch und kritisch zu erklären, zweytezweite Auflage, Halle 1783. gr.groß 8. Auch kann in mancher Hinsicht verglichen werden: Bergk, Johann Adam Bergk's Kunst zu lesen, Leipzig 1803. und Schelle, Karl Gottlob Schelle über die Lesung der klassischen Autoren, 2 Theile, Leipzig 1803. ] ;


(c)
einschränken:] ; einschränken, außer (c)
Cicero Cicero.] ; Cicero, (c)
Sulzers ] ; Sulzer's (c)
Art, ] ; Art (a)
claßischen ] ; classischen (c)
1765 in] ; 1765. (c)
] ; und (a)
vermischten Schriften ] ; Vermischten Schriften, (c)
wieder abgedruckt.] ; (a)
Schellers ] ; Scheller's (c)
Anleitung, ] ; Anleitung (a)
zweyte] ; zweite (c)
] ; Auch kann in mancher Hinsicht verglichen werden: 161 Bergk's Kunst zu lesen, Leipzig 1803.textgrid:251md und 162 Schelle über die Lesung der klassischen Autoren, 2 Theile, Leipzig 1803.textgrid:24hbt (c)
Bey] ; Bei (c)
alles] ; Alles (c)
ankommen.] ; ankommen: (c)
einzelner] ; einzler (a)
andern] ; anderen (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
andre] ; andere (c)
könnten:] ; könnten; (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
aber,] ; aber (a)
acht] ; Acht (c)
kan] ; kann (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
1] ; 1. (c)
10] ; 10. (c)
24.] ; 23 (a)
8] ; 8. (c)
9.] ; 9 (a)
14] ; 14. (c)
1.] ; 1 (a)
Betheurungs-Formel] ; Betheurungsformel (c)
Χριστῶ ] ; Χριστῷ (c)
beweiset,] ; beweiset (a)
Beyspiele ] ; Beispiele (c)
1.] ; 1 (a)
2] ; 2. (c)
10.] ; 10 (a)
3.] ; 3 (a)
ἐργῆς ὀργῆς ] ; ὀργῆς (a, c)
heissen] ; heißen (c)
33.] ; 33 (a)
6] ; 6. (c)
15] ; 15. (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
Acht] ; acht (a)
vornemlich] ; vernehmlich (a, c)
einzelner] ; einzler (a)
wieferne] ; wiefern (a, c)
sey] ; ist (a); ; sei (c)
SprachlehrenSprachlehren] ; [Sprachlehren] (c)
andre] ; andere (c)
dabey] ; dabei (c)
große] ; grosse (a)
würde] ; wird (c)
wollte, andre] ; will, andere (c)
unterlegte] ; unterlegt (c)
machte] ; macht (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a, c)
wäre] ; ist (c)
geläufigern] ; geläufigeren (c)
entspräche] ; entspricht (c)
könnten] ; könten (a); ; können (c)
dies] ; dieß (c)
eigene] ; eigne (a)
daher] ; daher (c)
besondre] ; besondere (c)
Meinungen,] ; Meinungen (a)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
hätten] ; haben (c)
Bedienungen] ; Bedienungen: (c)
etc.et cetera ] ; etc., (c)
bey] ; bei (c)
diuers.] ; divers. (c)
Schriften,] ; Schriften (a)
sind,] ; sind (a)
u. dgl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
πραιτώριον ] ; πραιτὼριον (c)
27] ; 27. (c)
13,)] ; 13.), (c)
19] ; 19. (c)
Jerusalem,)] ; Jerusalem), (c)
οἰκουμένη ] ; [οἰκουμένη] (a)
5.] ; 5, (a)
ὀ ὁ ] ; (a, c)
einzelne] ; einzle (a)
kan] ; kann (c)
ist *);] ; ist; *) (c)
Wörter **),] ; Wörter, **) (c)
Sätze ***), ***) ] ; Sätze, ***) (c)
***),] ; ***) (a)
bekommen;] ; bekommen, (c)
andern] ; anderen (c)
kan] ; kann (c)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (a, c)
muß †);] ; muß, †) (c)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (a, c)
wird ††),] ; wird, ††) (c)
verbundne] ; verbundene (c)
freye] ; freie (c)
genaue] ; genaue, (a)
S.Siehe die zweyzwei unschätzbaren Programmen von Morus, Samuel Friedrich Nathanael S. F. N. ] ; Sam. Frid. Nath. (a)
zwey] ; zwei (c)
] ; Programma (a)
Jenes ist das zweytezweite, und dieses das zwölfte in s.sein Diss. theolog. et philologicis, Lips. 1787. in 8.] ; (a)
zweyte] ; zweite (c)
in] ; (c)
19.] ; 19 (a)
ὐπομονῇ (seyd(seid standhaft, so werdet ihr euer Leben retten);] ; ὐπομονῇ, (a)
(seyd] ; (seid (c)
21.] ; 21 (a)
(seinen Reichthum nach Gottes Willen anwenden)] ; (a)
(aufhören zu sündigen)] ; (a)
δογματιζεσθε δογματίζεσθε (ihr hängt noch an willkürlichenwillkührlichen Gesetzen, als lebtet ihr noch im Judenthum,)Judenthum), ] ; δογματίζεσθε. (a)
δογματιζεσθε ] ; δογματίζεσθε (c)
willkürlichen] ; willkührlichen (c)
Judenthum,)] ; Judenthum), (c)
1.] ; 1 (a, c)
ἐυαγγελίζεσθαι,] ; ἐυαγγελίζεσθαι (c)
(das Christenthum lehren, und sich dafür bezahlen lassen)lassen), ] ; (a)
lassen)] ; lassen), (c)
v.Vers 1717. ] ; V. 17. (c)
17] ; 17. (a)
18. ] ; 18. (a, c)
34] ; 34. (c)
(von Ausleihen aus Gewinnsucht)] ; (a)
κρίνεται ] ; κρινεται (a)
(Warum soll ich mich nicht meiner FreyheitFreiheit bedienen, ohne erst zu fragen, ob ein Anderer Etwas für erlaubt hält?)] ; (a)
Freyheit] ; Freiheit (c)
v.Vers 30.] ; V. 30., (c)
κερας ] ; κέρας (a, c)
ἡμῖν ] ; [ἡμῖν] (a)
(Er(er hat uns einen Erretter geschenkt)] ; (a)
(Er] ; (er (c)
ἐνδύσασθε ] ; ἐνδυσασθε (a)
Beynahe] ; Beinahe (c)
würde] ; bleibt (c)
Sprache seyn,seyn; ] ; Sprache, (c)
seyn,] ; seyn; (a)
der, worein] ; derjenigen, in welche (c)
übersetzen. Denn] ; übersetzen; denn (a)
bey] ; bei (c)
wär'] ; ist (c)
unterzulegen,] ; unterzulegen; (c)
müßte] ; muß (c)
müßte] ; soll (c)
möglichste] ; Genaueste (c)
bey] ; bei (c)
vornemlich] ; vernehmlich (a, c)
bey] ; bei (c)
sie rein schreiben] ; diese rein (c)
auszudruckenauszudrücken ist. Ohnehin] ; auszudrücken ist; ohnehin (a)
auszudrucken] ; auszudrücken (c)
der] ; deren (c)
bestünde] ; besteht (c)
ausdruckt] ; ausdrückt (a, c)
hätte] ; habe (c)
VervollkommnungVervollkommnung unserer] ; Vervollkommung unsrer (c)
bey] ; bei (c)
ist:] ; ist, (c)
könnte] ; mag (c)
wohl besser] ; lieber (c)
] ; selbst (c)
Hätte] ; Hat (c)
verstanden (§. 76.) 76.), ] ; verstanden: (a)
76.)] ; 76.), (c)
müßte] ; muß (c)
suchen;suchen (§. 76), und dies] ; suchen. Dies (c)
suchen;] ; suchen (§. 76), (a)
] ; vorzüglich da (c)
wenn] ; wo (c)
wohl geschriebene] ; wohlgeschriebene (c)
sey bey] ; sei bei (c)
bey] ; bei (c)
bestehn] ; bestehen (c)
Acht] ; acht (a)
alles] ; Alles (c)
und] ; (a)
dient] ; (a)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
bey] ; bei (c)
erreichen:] ; erreichen, dient; (a); ; erreichen; (c)
] ; (a)
kan] ; kann (c)
helfen;] ; helfen: (c)
Nachahmung,] ; Nachahmung; (a, c)
] ; aber (c)
Auch das, was in der mehmahlsmehrmahls mehrmals angeführten Allgemeinen Revision, Theil 11. S.Seite 84 f.folgend wider die Geistesbildung durch das Sprachstudium überhaupt, und S.Seite 196 f.folgend wider die Geistesbildung zu einem Gelehrten insbesondere, gesagt wird, kankann dem hier Gesagten nicht entgegengesetzt werden. AusserAußer dem schon oft gerügten Irrthum, als wenn Vergleichung Einereiner Sprache mit der Andernandern weiter nichts seysei, als Umtauschung verschiedener Töne oder Schriftzeichen gegen andere, die gerade eben dasselbe ausdrückten, ist hier nicht die Rede vom Studium des bloßen Sprachbaues und Sprachgebrauch Sprachgebrauchs, sondern von dem Nutzen, den die Lectüre guter Schriftsteller gewährt, in so fernesofern diese Sachen gut vortragen. ] ; (a)
mehmahlsmehrmahls ] ; mehrmals (c)
kan] ; kann (c)
Ausser] ; Außer (c)
Einer] ; einer (c)
Andern] ; andern (c)
sey] ; sei (c)
so ferne] ; sofern (c)
So fern] ; Sofern (a, c)
sollte, müßte] ; soll, ist (c)
gerichtet werden] ; zu richten (c)
d. i.das ist ] ; d. i., (c)
hätte] ; hat (c)
überzeugen,] ; überzeugen; (c)
] ; er (c)
jener ] ; jener (c)
abschrecklich] ; abschreckend (c)
kan] ; kann (c)
erste] ; erstre (a); ; Erstere (c)
daßdas letztre] ; das Letztere (c)
daß] ; das (a)
Beyder] ; Beider (c)
laßen] ; lassen (a, c)
zu jener Absicht zu bemerken wäre] ; in jenem Betracht hierüber könnte bemerkt werden (c)
folgender Anweisung enthalten, wo man] ; der nächstfolgenden Anweisung, welche (c)
genommen hat] ; nimmt, enthalten (c)
wollte, müßte 1),1) ] ; will, muß 1) (c)
1),] ; 1) (a)
übersehn] ; übersehen (a, c)
einzelne] ; einzle (a)
alsdann] ; alsdenn (a)
könnte] ; könte (a)
Er müßte] ; Wenn er (c)
größere,grössre Ganze,] ; größere Ganze zuerst (c)
größere,] ; grössre (a)
] ; will (c)
und zu] ; so wird er (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen, (c)
einleuchtend] ; erleuchtend (c)
dargestellet] ; dargestellt (c)
sey.] ; sei. Dann hat er (c)
Nächstdem] ; (c)
Acht] ; acht (a)
] ; zu (c)
woher] ; wo (c)
geleitet] ; hergeleitet (c)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (a, c)
alles] ; Alles (c)
konnten] ; konten (a)
Man müßte] ; Er muß (c)
wäre] ; ist (c)
thäte. Man müßte] ; thut. Auch (c)
5),] ; 5) (a, c)
großen] ; grossen (a)
vielerley] ; vielerlei (c)
kan] ; kann (c)
Andrer] ; Anderer (c)
GesinnungGesinnung] ; Gesinnung, (c)
beytragen] ; beitragen (c)
alsdann] ; (a)
betreffen,] ; betreffen; (c)
sey] ; sei (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
kan] ; kann (c)
Vorsehung] ; Fürsehung (a)
3) –, welches] ; 3) – was (c)
bey] ; bei (c)
acht] ; Acht (c)
empfehlen] ; empfehlen. (c)
60 ] ; 60. (c)
65.).] ; 65.) (c)
Freylich] ; Freilich (c)
] ; sorgfältiges und genaues (c)
ZeitZeit, die] ; Zeit. Die (c)
ausseraußer dem] ; ausserdem (a)
ausser] ; außer (c)
wenige] ; wenig (a)
heissen] ; heißen (c)
Lectüre Geübtern,] ; Lektüre Geübtern (c)
kan] ; kann (c)
*) ] ; (a)
*) S.Siehe ] ; (a)
Gesners ] ; Gesner's (c)
Leipz.] ; Leipzig (c)
1735. ] ; 1735 (a)
in] ; (c)
Ernesti ] ; Ernesti's (c)
Leipz.] ; Leipzig (c)
3) (§. 68 68. und 71.)] ; (a)
68 ] ; 68. (c)
Uebungen Uebun gen ] ; Uebungen (a)
wobey] ; wobei (c)
Uebersetzen, Schreiben ] ; Uebersetzen, Schreiben (a)
Reden ] ; Reden (a)
Beschäftigung mit den feinern feineren Sprachregeln ] ; Beschäftigung mit den feinern Sprachregeln (a)
feinern ] ; feineren (c)
Kritik Kritik im engsten Verstande ] ; Kritik im engsten Verstande (a)
74.) könnte ] ; 74) (a)
könnte] ; (c)
] ; könte (a); ; kann (c)
kan] ; kann (c)
die uns] ; mit der man (a)
die unsere unsere geläufig] ; mit der seinen bekannt (a)
unsere] ; unsere (c)
Bey] ; Bei (c)
müßte] ; ist (c)
bey] ; bei (c)
gesehen werden] ; zu sehen (c)
auszudrucken] ; auszudrücken (a, c)
unsrer] ; unserer (c)
erlaubt,] ; erlaubt (a)
und nicht] ; jedoch nie (c)
unsre] ; die unsrige (c)
] ; 131 (c)
sichrer] ; sicherer (c)
hat bey] ; hat, bei (c)
übersetzt,] ; übersetzt (a)
Zeitlang] ; Zeit lang (c)
beyfallen] ; beifallen (c)
] ; (a)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
theils,] ; theils (a); ; theils (c)
bey] ; bei (c)
theils,] ; theils (a); ; theils (c)
] ; *) (c)
hat,] ; hat (a)
Nachläßigkeit] ; Nachlässigkeit (c)
genugsame] ; genugsam (c)
anhängen,] ; anhängen (a)
laßen] ; lassen (a, c)
] ; 134 (c)
Bey] ; Bei (c)
sichs] ; sich's (c)
Leichtern] ; Leichteren (c)
Schwerern] ; Schwereren (c)
Reden] ; Reden, (a)
verborgnere] ; verborgenere (c)
Schönheit,] ; Schönheit (a)
kan] ; kann (c)
Studieren] ; Studiren (a)
andre] ; andere (c)
nemlichen] ; nehmlichen (a); ; nämlichen (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a, c)
andre] ; andere (c)
Feinern] ; Feineren (c)
könnte] ; mag (c)
KritikKritik] ; Kritik (c)
wenn man den Beruf dazu hat. Diesen giebt nur – ein feines GefühlGefühl –Gefühl, eine weitumfassende genaue und geläufige Kenntniß der Sprache –Sprache, und ein reicher Vorrath von historischen Kenntnissen, welche den Verfasser, oder seine Schrift, oder die darin vorkommenden Hindeutungen auf Geschichte, Verfassung und Umstände seiner Zeit und Nation,Nation und der erwähnten Personen und Sachen, betreffen. Hierzu muß aber nothwendig noch kommen: – Bekanntschaft mit alten HandschriftenHandschriften, mit ihrer Schrift,Schrift und den mannichfaltigenmannigfaltigen Ursachen der Verdorbenheit eines Textes, die darin sowohl, als in den Umständen und Absichten der Abscheiber oder Correctoren liegen; – lange und fleissigefleißige Uebung, theils im UmgangUmgange mit guten Kritikern und Beobachtung ihrer Verfahrungsart, theils durch eigene Versuche beybei einem solchen Schriftsteller oder Texte, wo Fehler und die Art sie zu verbessernverbessern, leicht aufzufinden sind, theils in Auffassung sichrersicherer Regeln der Kritik, aus beyderleybeiderlei eben erwähnter Uebung; – endlich vertraute Bekanntschaft mit der Schrift, beybei der man die KritikKritik üben will, und anhaltendes ins Feine gehendegehendes Studium einer solchen Schrift und andreranderer eben desselben Verfassers, mit dem was ihnen eigenthümlich ist.] ; wozu, wenn sie nicht mißrathen soll, innige Bekanntschaft mit der Sprache und besonders mit einem Schriftsteller und dem was ihm eigen ist, so nothwendig erfordert wird als Kenntniß der Handschriften, ihrer Züge, der leichtern Verwechslungen die mit Buchstaben und Zügen vorgegangen sind, und überhaupt der Umstände, die Veränderungen bey Abschriften der Bücher verursacht haben. (a)
] ; (c)
GefühlGefühl –] ; Gefühl, (c)
Sprache –] ; Sprache, (c)
Nation,] ; Nation (c)
] ; (c)
Schrift,] ; Schrift (c)
mannichfaltigen] ; mannigfaltigen (c)
] ; (c)
fleissige] ; fleißige (c)
Umgang] ; Umgange (c)
bey] ; bei (c)
verbessern] ; verbessern, (c)
sichrer] ; sicherer (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
] ; (c)
bey] ; bei (c)
gehende] ; gehendes (c)
andrer] ; anderer (c)
Anfänger] ; Anfang (a)
Bücher,] ; Bücher (a)
Jo. ] ; Io. (a, c)
1712 ] ; 1712. (c)
1712 ] ; 1712. (c)
Critique – –] ; Critique, (c)
1766 in] ; 1766. (c)
1212., und vorzüglich] ; 12. (a)
12] ; 12. (c)
Scioppius, Gasparus, s. Schoppe, CasparSchoppe, Caspar Gasp. Scioppi Scioppius de arte critica, Amst. 1662 in 8,1662. 8. ] ; (a)
Scioppi ] ; Scioppius (c)
1662 in 8,] ; 1662. 8. (c)
] ; noch (c)
gut genug] ; sehr brauchbar (c)
gehn] ; gehen (c)
vorgeschlagnen] ; vorgeschlagenen (c)
vorsichtig sind,] ; fürsichtig sind (a)
bemerkten] ; bemerkte (a)
als Heinsius, Nicolaas Nic. Heinsius, Gronovius, Johann Friedrich Joh. Friedr. Gronov, vorzüglich Bentley, Richard Bentley, Hemsterhuis, Tiberius Hemsterhuys, Valckenaer, Lodewijk Caspar Valkenaar, Markland, Jeremiah Markland, Ruhnken, David Ruhnken, Reiz, Friedrich Wolfgang F. W. Reitz, Wolf, Friedrich August F. A. Wolf u. d. gl.und dergleichen u. dergl.und dergleichen, nebst manchen Sammlungen kritischer Bemerkungen, als Gruter, Jan Gruters Gruter's Thesaur. crit.criticus zum Theil, Toup, Jonathan Toup Opuscula crit., die amsterdamischeamsterdamsche Biblioth. crit. u. s. f.und so ferner u. s. f., ] ; (a)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen, (c)
Gruters ] ; Gruter's (c)
crit.] ; criticus (c)
amsterdamische] ; amsterdamsche (c)
u. s. f.und so ferner ] ; u. s. f., (c)
Gründen, die sie für versuchte] ; Gründen zu versuchten (a)
angegeben haben] ; (a)
kan] ; kann (c)
studieren] ; studiren (a)
verschiedner] ; verschiedener (c)
graeca – –] ; graeca, (c)
Paris.] ; Paris (c)
Fol.Folio ] ; (fol.)folio (c)
VI. – – op.] ; VI., opera (c)
st. Mabillon, Jean Joh. ] ; studio Io. (c)
Fol.Folio ] ; (fol.)folio, (c)
Diplomatique – –] ; Diplomatique, (c)
Benedictins,] ; Benedictins (c)
Tassin ,)] ; Tassin.) (a); ; Tassin), (c)
Bände in] ; Bände. (c)
Joh. Christoph Christoph. ] ; Io. Christoph. (c)
Christoph ] ; Christoph. (a)
Goetting.] ; Gotting. (c)
in] ; (c)
und andere ähnliche.] ; (a)
] ; Clavis diplomatica – – st. et op. Dan. Eberh. Baringii, Hanover. 1737.textgrid:251r0 4. und Lexicon diplomaticum – – stud. Io. Ludolfi Waltheri, Goetting. 1745–47textgrid:251r3 in 3 (Partt.)Partes (a)
bey] ; bei (c)
eignen] ; eigenen (c)
Andern] ; Anderen (c)
Anderer] ; die (c)
Leitungen] ; Anleitungen Anderer (c)
f.folgend).] ; f.) (c)
dreyfache] ; dreifache (c)
mehrere] ; größere (c)
mindere] ; geringere (c)
unsrer] ; unserer (c)
bey] ; bei (c)
leiten,] ; leiten (a)
müßenmüssen? –] ; müssen? (a)
müßen] ; müssen (c)
theils,] ; theils (a, c)
sey, theils, theils ] ; sei, theils (c)
theils,] ; theils (a)
verstandnen] ; verstandenen (c)
theils,] ; theils (a, c)
sey] ; sei (c)
drey] ; drei (c)
ist:] ; ist, (c)
] ; (c)
Deutsche, –] ; deutsche, (c)
] ; (c)
Griechische, –] ; griechische, (c)
Hebräische, –] ; hebräische, (c)
und,] ; und (a)
letztern] ; letzteren (c)
willen,] ; willen (a)
Französische,Französische – Englische –] ; französische, englische, (c)
Französische,] ; Französische (a)
ItaliänischeItalienische, bey] ; – italiänische, bei (c)
Italiänische] ; Italienische (a)
Ordnung,] ; Ordnung (a)
worden,] ; worden (c)
andern] ; anderen (c)
verschiednen weitern] ; verschiedenen weiteren (c)
eingeschränktern] ; eingeschränkteren (c)
] ; (a, c)
unnatürlich,] ; unnatürlich (a)
die,] ; die (c)
nach,] ; nach (c)
gemeiniglich] ; gemeiniglich (c)
seyn,] ; seyn; (c)
es ist] ; (a)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
uns, vornemlichvornehmlich ] ; und uns vornehmlich (c)
vornemlich] ; vornehmlich (a)
arbeiten,] ; arbeiten (c)
] ; (c)
ab:] ; ab, (c)
denken –] ; denken, (c)
bey] ; bei (c)
umgehn,] ; umgehn (a); ; umgehen, (c)
] ; (c)
zurück;] ; zurück: (a, c)
kan] ; kann (c)
erwehren] ; erwähren (a)
Nöthigern] ; Nöthigeren (c)
Entbehrlichern] ; Entbehrlicheren (c)
kan] ; kann (c)
auch] ; (a)
überhaupt,] ; überhaupt (a)
und ] ; und (c)
Sprachen] ; Sprache (a)
1.] ; 1) (c)
unsre] ; unsere (c)
dadurch,] ; dadurch (a)
Gebrauch,] ; Gebrauch (a)
darstellen,] ; darstellen (a)
Wörter] ; Worte in (c)
AufklärungAufklärung,] ; Aufklärung (a)
( Eberhard, Johann August Eberhards ] ; (Eberhard's (c)
24.] ; 24 (a, c)
2.] ; 2) (c)
ausgestorbenen ] ; ausgestorbnen (a)
lebt,] ; lebt (a, c)
zwey] ; zwei (c)
große] ; (a)
Willen] ; willen (a)
überhaupt,] ; überhaupt (a)
Weitschweifigkeit,] ; Weitschweifigkeit (a, c)
auszudrucken] ; auszudrücken (a)
darstellen,] ; darstellen (a)
bey] ; bei (c)
( Adelung, Johann Christoph Adelungs ] ; (Adelung (a); ; (Adelung's (c)
zweytes] ; zweites (c)
Stück,] ; Stück (a)
Cultur] ; Kultur (c)
lernen,] ; lernen: (c)
studiert ] ; studirt (a)
großen] ; grossen (a)
Andrer] ; Anderer (c)
Nachlässigkeit] ; Nachläßigkeit (a)
kan] ; kann (c)
worden] ; geworden (c)
Die Einwendungen gegen dieses Studium der Muttersprache in der Allgemeinen Revision S.Seite 30.30 f.folgend gründen sich auf die Absonderung des Sprachbaues von dem Sprachgebrauch Sprachgebrauch, oder, wie es da heißt, der Wörter und der Worte. Auch ist hier nicht die Rede von dem, was man zu BegriffeBegriffen nothdürftig braucht, sondern was zur höhern Bildung des Geistes dient. ] ; (a)
30.] ; 30 (c)
Dieses StudierenStudiren der deutschen Sprache müßtehat sich vornemlichvornehmlich auf die MundartMundart zu erstrecken, die gewöhnlich in Schriften, im gesittetern UmgangUmgange und im VortragVortrage gebraucht wird, d. i.das ist auf das HochdeutschHochdeutsche. Man müßte Hochdeutsche. Dabei muß man sich 1) befleißigen,befleißigen gut aussprechen zu lernen, d. i.das ist d. i., nicht nur verständlich und richtig, sondern auch genau den Sachen und ihrem Ausdruck gemäß;gemäß, Gedike, Friedrich Friedr. Gedike Gedanken über die Uebung im Lesen, wieder gedruckt in dessen gesammleten Schulschriften, Berlin 1789 in 8. 2) einer richtigen Rechtschreibung Rechtschreibung zu folgen, wovon man die besten Grundsätze infolgen. Da das Hochdeutsche die jetzige allgemein angenommene deutsche Schriftsprache ist, so giebt der feinere Sprachgebrauch in den Gegenden, wo man Hochdeutsch spricht, billig die Regel im richtigen Sprechen und Schreiben. Pütter, Johann Stephan Pütters Pütter's BermerkungenBemerkungen Bemerkungen über die Richtigkeit und Rechtschreibung der deutschen Sprache, Göttingen 1780 in1780. 8. und Adelung, Johann Christoph J. C. Adelungs Adelung's Magazin für die d. Spr. Jahrg.deutsche Sprache. Jahrgang 1. St.Stück 1. S.Seite 59 f.folgend St.Stück 33. S.Seite 3 f.folgend f., noch mehr aberauch in dessen vollständiger Anweisung zur deutschen Orthographie, nebst einem kleinen Wörterbuche für die Aussprache etc. et cetera Leipz. 1788 inLeipzig 1788. 8., zweytezweite verbesserte Aufl.Auflage, ebendaselbst 1790 in1790. 8.desselben Grundsätzen der deutschen Orthographie, Leipz. 1782. gr.groß 8. findet. Da das Hochdeutsche die jetzige allgemein angenommne deutsche Schriftsprache ist;ist: so giebt der feinere Sprachgebrauch in den Gegenden, wo man HochdeutschHochdeutsch spricht, billig die Regel im richtigen Sprechen und Schreiben. ] ; 155 (c)
Studieren] ; Studiren (a)
müßte] ; hat (c)
vornemlich] ; vornehmlich (a, c)
] ; zu (c)
Umgang] ; Umgange (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
HochdeutschHochdeutsche. Man müßte] ; Hochdeutsche. Dabei muß man (c)
befleißigen,] ; befleißigen (a)
d. i.das ist ] ; d. i., (c)
gemäß;] ; gemäß, (a)
Gedike, Friedrich Friedr. Gedike Gedanken über die Uebung im Lesen, wieder gedruckt in dessen gesammleten Schulschriften, Berlin 1789 in 8. ] ; (a, c)
folgen, wovon man die besten Grundsätze in] ; folgen. Da das Hochdeutsche die jetzige allgemein angenommene deutsche Schriftsprache ist, so giebt der feinere Sprachgebrauch in den Gegenden, wo man Hochdeutsch spricht, billig die Regel im richtigen Sprechen und Schreiben. (c)
Pütters ] ; Pütter's (c)
BermerkungenBemerkungen ] ; Bemerkungen (a, c)
und Rechtschreibung] ; (c)
1780 in] ; 1780. (c)
J. C. ] ; (a)
Adelungs ] ; Adelung's (c)
d. Spr. Jahrg.] ; deutsche Sprache.textgrid:252r4 Jahrgang (c)
3] ; 3. (a, c)
f.folgend ] ; f., (c)
noch mehr aber] ; auch (a)
dessen vollständiger Anweisung zur deutschen Orthographie, nebst einem kleinen Wörterbuche für die Aussprache etc. et cetera Leipz. 1788 inLeipzig 1788. 8., zweytezweite verbesserte Aufl.Auflage, ebendaselbst 1790 in1790. 8.] ; desselben Grundsätzen der deutschen Orthographie, Leipz. 1782.textgrid:2528c (gr.)groß 8. (a)
Leipz. 1788 in] ; Leipzig 1788. (c)
zweyte] ; zweite (c)
Aufl.] ; Auflage, (c)
1790 in] ; 1790. (c)
findet. Da das Hochdeutsche die jetzige allgemein angenommne deutsche Schriftsprache ist;ist: so giebt der feinere Sprachgebrauch in den Gegenden, wo man HochdeutschHochdeutsch spricht, billig die Regel im richtigen Sprechen und Schreiben.] ; (c)
ist;] ; ist: (a)
Hieher] ; Hierher (c)
Geschriebnen] ; Geschriebenen (c)
Interpunction – –] ; Interpunction, (c)
1782 in] ; 1782. (c)
müßte] ; muß (c)
rein ausdrucken ausdrücken lernen] ; rein ausdrücken (c)
ausdrucken ] ; ausdrücken (a)
frey] ; frei (c)
eignen] ; eigenen (c)
] ; lernen (c)
] ; reden (c)
obern Classen] ; kultivirten Stände (c)
Provinzen] ; Provinzien (a)
Adelungs ] ; Adelung's (c)
d. Spr. Jahrg. 11. ] ; deutsche Sprache. Jahrgang 1. (c)
1] ; 1. (a)
1] ; 1. (c)
2] ; 2. (c)
5.] ; 5 (a)
7] ; 7. (c)
Aufs.] ; Aufsatz (c)
großem] ; grossem (a)
ist erinnert,erinnert ] ; ist, erinnert (c)
erinnert,] ; erinnert (a)
beybehält] ; beibehält (c)
dazu] ; dazu, (a, c)
schicklich] ; Schicklich (a)
gut] ; Gut (a)
classischen] ; claßischen (a); ; klassischen (c)
Nation,] ; Nation (a)
vornemlich] ; vornehmlich (a, c)
überhaupt, wie] ; überhaupt und (a)
Eigne] ; Eigene (c)
Wäre] ; Oder wäre (c)
theilweise,] ; theilweise (a)
dies] ; dieß (c)
vielen] ; Vielen (c)
weniger,] ; weniger (c)
manche] ; Manche (c)
andre] ; Andere (c)
bey vielen] ; bei Vielen (c)
verdorben,] ; verderbet (a); ; verdorben (c)
hat:] ; hat; (c)
vorsichtige] ; fürsichtige (a)
Unter den bisherigen Versuchen einer deutschen Sprachlehre Sprachlehre Sprachlehre, behaupten die dahin gehörigen Adelung, Johann Christoph Adelungischen Bücher, Adelungschen Schriften, in Hinsicht auf alle §. 96. erwähnte Eigenschaften den vornehmsten Rang, und sind daher auch von sehr vielen Schriftstellern und Sprachforschern als Auctoritäten angenommen. Deutsche Sprachlehre, zum Gebrauch der Schulen in den Königl. Preußischen Landen, Berlin 1781 in 8. Adelung, Johann Christoph Adelung's deutsche Sprachlehre. 5te Auflage. 1806. 8. Auszug aus der deutschen Sprachlehredeutsch. Spr. L. für Schüler, eben das.daselbst 1782 1782. in ebendas.ebendaselbst 3te Auflage. 1800. 8. und Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache etc.et cetera Leipzig 17811781. und 17821782., in 2 Bänden in gr.groß 8.8., so wie dessen noch weiter reichendes Werk über den deutschen Styl, Berlin 17851785. und 1786 1786., in drey Theilen in 8.,drei Theilen, 8. und beybei einer dritten vermehrten AuflageAuflage, Berlin 1789 1789., in 2 Oktavbänden,Oktavbänden. in Hinsicht auf alle §. 96 erwähnte Eigenschaften, den vornehmsten Rang. ] ; 161 (c)
Sprachlehre Sprachlehre ] ; Sprachlehre, (a)
Adelung, Johann Christoph Adelungischen Bücher,] ; Adelungschen Schriften, in Hinsicht auf alle §. 96. erwähnte Eigenschaften den vornehmsten Rang, und sind daher auch von sehr vielen Schriftstellern und Sprachforschern als Auctoritäten angenommen. (c)
Deutsche Sprachlehre, zum Gebrauch der Schulen in den Königl. Preußischen Landen, Berlin 1781 in 8.] ; Adelung's deutsche Sprachlehre. 5te Auflage. 1806.textgrid:252dk 8. (c)
deutschen Sprachlehre] ; deutsch. Spr. L. (a)
eben das.daselbst 1782 1782. in] ; (ebendas.)ebendaselbst 3te Auflage. 1800.textgrid:252dm (c)
1782 ] ; 1782. (a)
1781] ; 1781. (c)
1782] ; 1782. (c)
8.] ; 8., (c)
so wie dessen noch weiter reichendes Werk über den deutschen Styl, Berlin 17851785. und 1786 1786., in drey Theilen in 8.,drei Theilen, 8. und beybei einer dritten vermehrten AuflageAuflage, Berlin 1789 1789., in 2 Oktavbänden,Oktavbänden. ] ; (a)
1785] ; 1785. (c)
1786 ] ; 1786., (c)
drey Theilen in 8.,] ; drei Theilen, 8. (c)
bey] ; bei (c)
Auflage] ; Auflage, (c)
1789 ] ; 1789., (c)
Oktavbänden,] ; Oktavbänden. (c)
in Hinsicht auf alle §. 96 erwähnte Eigenschaften, den vornehmsten Rang.] ; (c)
] ; 162 (c)
Brauchbare Wörterbücher Wörterbücher in Absicht auf die jetzige schon gebildete deutsche Sprache haben wir nur zwey:Auch Wörterbücher sind dem, der die MutterspracheMuttersprache gründlich lernen will, unentbehrlich. Er wird sehr oft bei der Lektüre und beim Schreiben ihren Rath und ihre Bemerkungen über Etymologie und Sprachgebrauch suchen müssen. Auch hieran ist unsere Literatur nicht arm. Frisch, Johann Leonhard Johann Leonhard Frisch deutsch-lateinischesteutsch-lateinisches Wörterbuch, Berlin 1741 1741. in1741. gr.groß 4., als ein4. Ein allgemeineres,allgemeineres doch mehr zur Geschichte der Sprache dienliches, und den weit vollkommnerndienliches Werk. Versuch eines grammatisch-kritischengrammatischkritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart,Mundart (vonvon Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph Adelung ,) Adelung ) Adelung , Leipzig 1773–1786, in 51773–1780, bis jetzt in 4 Theilen in1793–1805., in 4 Theilen, neue Auflage. gr.groß 4. Auszug daraus, 4 Theile, Leipzig 1793–1802. Campe, Joachim Heinrich E. H. Campe Wörterbuch der deutschen Sprache, 5 Theile, Braunschweig 1807–1810. Voigtel, Traugott Gotthold Voigtel Handwörterbuch, 3 Theile, Halle 1793–95. ] ; 169 (c)
Brauchbare Wörterbücher Wörterbücher in Absicht auf die jetzige schon gebildete deutsche Sprache haben wir nur zwey:] ; Auch Wörterbücher sind dem, der die Muttersprache gründlich lernen will, unentbehrlich. Er wird sehr oft bei der Lektüre und beim Schreiben ihren Rath und ihre Bemerkungen über Etymologie und Sprachgebrauch suchen müssen. Auch hieran ist unsere Literatur nicht arm. (c)
deutsch-lateinisches] ; teutsch-lateinisches (a)
1741 1741. in] ; 1741. (c)
1741 ] ; 1741. (a)
4., als ein] ; 4. Ein (c)
allgemeineres,] ; allgemeineres (a)
dienliches, und den weit vollkommnern] ; dienliches Werk. (c)
grammatisch-kritischen] ; grammatischkritischen (a)
Mundart,] ; Mundart (a)
(von] ; von (c)
Adelung ,)] ; Adelung) (a); ; Adelung, (c)
1773–1786, in 51773–1780, bis jetzt in 4 Theilen in] ; 1793–1805.textgrid:252qp, in 4 Theilen, neue Auflage. (c)
1773–1786, in 5] ; 1773–1780, bis jetzt in 4 (a)
] ; 221Auszug daraus, 4 Theile, Leipzig 1793–1802.textgrid:252qq 222 E. H. Campe Wörterbuch der deutschen Sprache, 5 Theile, Braunschweig 1807–1810.textgrid:252qs 223 Voigtel Handwörterbuch, 3 Theile, Halle 1793–95.textgrid:252qw (c)
Unter der ziemlichen Menge solcher Bücher, die Beobachtungen Beobachtungen über die deutsche Sprache und über einzelneeinzle Theile derselben,derselben enthalten, sind, in verschiedner Absicht, wenige mitund besonders die Gleichsinnigkeit der Wörter erörtern, zeichnen sich ebenfalls einige durch innern Werth aus, und geben dem philosophischen Forscher eben so vielen Stoff, als dem, welcher die Sprache richtig sprechen zu lernen strebt. Stosch, Samuel Johann Ernst S. J. E. Stosch Versuch in richtiger Bestimmung einiger gleichbedeutenden Wörter der deutschen Sprache, erster Theil, neue Auflage,Aufl. 4 Theile, Frankfurt an der Oder 1777, zweyter,zweyter das.daselbst 1772 und dritter 1773 1773. in gr.groß 8.1779–1785. Ebendesselben kleinenKleinen Beyträgenkleine Beiträge zur nähern Kenntniß der deutschen Sprache, Berlin 1778–1782 1778.1778–1782. in 3 Stücken inStücken. 8. Eberhard, Johann August J. A. Eberhard's Versuch einer allgemeinen Synonymik, 6 Theile, Halle 1795–1800., und der Auszug: Synonymisches Handwörterbuch, Halle 1806. dem Magazin für die deutsche SpracheSprache, von Adelung, Johann Christoph J. C. Adelung , in zweyzwei Bänden, jedemjeder vonbis jetzt erster Jahrgang in 4 Stücken, LeipzigLeipz. 1782 bis 1785 in 8.und 83 in 8, und der1782–1785. 8. deutschenDeutschen Sprachlehre für Damen, in Briefen, von Moritz, Karl Philipp Carl Philipp Moritz , Berlin 1782 1782. in 8. zu vergleichen. ] ; 174 (c)
einzelne] ; einzle (a)
derselben,] ; derselben (c)
sind, in verschiedner Absicht, wenige mit] ; und besonders die Gleichsinnigkeit der Wörter erörtern, zeichnen sich ebenfalls einige durch innern Werth aus, und geben dem philosophischen Forscher eben so vielen Stoff, als dem, welcher die Sprache richtig sprechen zu lernen strebt. (c)
erster Theil, neue Auflage,Aufl. ] ; 4 Theile, (c)
Auflage,] ; Aufl. (a)
1777, zweyter,zweyter das.daselbst 1772 und dritter 1773 1773. in gr.groß 8.] ; 1779–1785. (c)
zweyter,] ; zweyter (a)
1773 ] ; 1773. (a)
kleinenKleinen Beyträgen] ; kleine Beiträge (c)
kleinen] ; Kleinen (a)
1778–1782 ] ; 1778. (a); ; 1778–1782. (c)
3 Stücken inStücken. ] ; (a)
Stücken in] ; Stücken. (c)
] ; 227 J. A. Eberhard's Versuch einer allgemeinen Synonymik, 6 Theile, Halle 1795–1800.,textgrid:252r9 und der Auszug: Synonymisches Handwörterbuch, Halle 1806.textgrid:252rd (c)
dem] ; (c)
Sprache] ; Sprache, (c)
in zweyzwei Bänden, jedemjeder von] ; bis jetzt erster Jahrgang in (a)
zwey] ; zwei (c)
jedem] ; jeder (c)
Leipzig] ; Leipz. (a)
1782 bis 1785 in 8.und 83 in 8, und der] ; 1782–1785. 8. (c)
bis 1785 in 8.] ; und 83 in 8 (a)
deutschenDeutschen Sprachlehre für Damen, in Briefen, von Moritz, Karl Philipp Carl Philipp Moritz , Berlin 1782 1782. in 8. ] ; (c)
deutschen] ; Deutschen (a)
1782 ] ; 1782. (a)
zu vergleichen.] ; (c)
] ; hier (c)
hiesigen] ; (c)
gemäß,] ; gemäß (a)
Adelungische] ; Adelungsche (c)
Rüdigers ] ; Rüdiger's (c)
neuester] ; Neuester (a)
deutschen] ; deutschen- (a)
1782–1785 ] ; 1782 und 83 (a); ; 1782–1785. (c)
4] ; 2 (a)
in 8.,8, ] ; (c)
8.,] ; 8, (a)
zumal] ; zumahl (a)
Ausser] ; Außer (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a)
d. i.das ist –] ; d. i., (c)
hielte –] ; hielte; (c)
natürlichen] ; natürlichen, (c)
Ordnung –] ; Ordnung; (c)
entspräche,] ; entspreche (a)
abschnitteabschneide –] ; abschnitte; (c)
abschnitte] ; abschneide (a)
das,] ; das (a)
schicklich,] ; schicklich (a)
ist –] ; ist; (c)
so weit] ; soweit (a)
HerzHerz,] ; Herz (c)
meiste] ; Meiste (c)
UmgangUmgang] ; Umgang, (c)
Personen,] ; Personen (a)
Lesen,] ; Lesen (a)
Studieren] ; Studiren (a)
bey] ; bei (c)
94–101. ] ; 94101 (a)
erwähnte] ; erwähnten (c)
aus,] ; aus (a)
wär'] ; wär (a); ; wäre (c)
kan,] ; kan (a); ; kann, (c)
werden,] ; werden (a)
in so fern] ; insofern (c)
*) ] ; (c)
haben?] ; haben; (c)
und] ; (c)
sind?] ; sind; (c)
entziehen?] ; entziehen; (c)
angebracht,] ; angebracht (a)
Prose] ; Prosa (c)
haben?] ; haben. (a, c)
bey] ; bei (c)
*) Hiernach möchte das zu beurtheilen seyn, was in dem Adelung, Johann Christoph Adelungischen Adelungschen Magazin Jahrgang 1,1. Stück 3,3. Aufsatz 4,4 behauptet wird. ] ; (c)
Adelungischen ] ; Adelungschen (a)
1,] ; 1. (a)
3,] ; 3. (a)
4,] ; 4 (a)
dabey] ; dabei (c)
Gesagte] ; gesagte (a)
] ; (c)
] ; (c)
zurecht weisen laßen,] ; zurechtweisen lassen (a); ; zurechtweisen lassen, (c)
Beyspielen,] ; Beyspielen (a); ; Beispielen, (c)
müsse;] ; müsse: (c)
dieses] ; dies (c)
] ; 181 (c)
lebendigen] ; lebenden (c)
englische,] ; englische (a)
italiänische ] ; italienische (a); ; italiänische, (c)
] ; (c)
deutschen] ; Deutschen (a)
] ; (c)
feinern] ; feineren (c)
geworden,] ; geworden (a)
nachtheiligen,] ; nachtheiligen (c)
FranzösischFranzösische insbesondre] ; französische insbesondere (c)
allen,] ; allen (a)
heissen] ; heißen (c)
] ; (c)
] ; (c)
] ; 182 (c)
kan] ; kann (c)
Sprachen] ; Sprachen, (a)
andre] ; andere (c)
ausgestorbne] ; ausgestorbene (c)
beyden,] ; beyden (a); ; beiden, (c)
allen,] ; allen (c)
Schriften] ; Schriftsteller (a)
beyden] ; beiden (c)
geschöpften, Kenntnissen] ; geschöpften Kenntnissen, (c)
Namen] ; Nahmen (a)
(alten] ; (alter (c)
bey] ; bei (c)
weitern] ; weiteren (c)
Umfang,] ; Umfang (a)
15.] ; 15 (a)
J. ] ; I. (c)
1738 in] ; 1738. (c)
bey] ; bei (c)
griechischen] ; griechischer (c)
römischen] ; römischer (c)
wieder hergestellt] ; wiederhergestellt (a)
wurde:] ; wurde; (c)
enge Begriff] ; engre Bergif (a)
] ; 184 (c)
Freylich] ; Freilich (c)
Namen] ; Nahmen (a)
] ; (c)
und,] ; und (a)
diesen] ; diesem (a)
sey –] ; sei; (c)
gereiche –] ; gereiche; (c)
dürfe –] ; dürfe; (c)
alles] ; Alles (c)
konnten] ; vermochten (c)
als,] ; als (c)
Geistes,] ; Geistes (c)
studiert] ; studirt (a)
76–85 ] ; 7685. (c)
wurde:] ; wurde, (c)
braucht] ; gebraucht (c)
großem] ; grossem (a)
kan] ; kann (c)
großer] ; grosser (a)
aus beydenbeiden ] ; [aus beyden] (a)
beyden] ; beiden (c)
verlohren] ; verloren (c)
geht,] ; geht (a)
wird –] ; wird; (c)
großer] ; grosser (a)
(§. 64. Anm.Anmerkung 1. und 22.)] ; (a)
2] ; 2. (c)
großen] ; grossen (a)
beyde] ; beide (c)
lateinische] ; lateinsche (a)
vornemlich,] ; vornehmlich (a); ; vornehmlich, (c)
nur,] ; nur (a)
sey] ; sei (c)
sicherer] ; sichrer (a)
beyder] ; beider (c)
große] ; grosse (a)
bey weiten] ; bei weitem (c)
Uebersetzungen Uebersetzungen ] ; Uebersetzungen (a)
klassischen] ; classischen (a)
Mögen sie immerhin gut genug für die seyn, die der alten Sprachen selbst unkundig, doch den Inhalt Inhalt alter Schriften oder die in ihnen vorgetragnenvorgetragenen Sachen lernen und benutzen wollen; immerhin dazu helfen, einen alten Schriftsteller etwas verstehen zu lernen, und, wenn sie sehr gut sind, uns auf manche unerkannte Schönheit des Originals aufmerksamer zu machen; mögen sie selbst unsere Sprache aus den alten bereichern helfen: so machen sie uns doch das alte OriginalOriginal selbst durchaus nicht entbehrlich.] ; (a)
Inhalt ] ; Inhalt (c)
vorgetragnen] ; vorgetragenen (c)
– ausserdem] ; außer dem, (c)
keine,] ; keine (a)
Original] ; [Original] (c)
könnte –] ; könnte; (c)
so kankann man nicht einmal den Inhalt selbst ganz ohne eigene feinere Kenntniß der Sprache des Originals verstehen. Denn selbst der Inhalt ist so voll Anspielungen auf Meinungen, Sitten und Verfassungen, setzt wenigstens so viele Kenntnisse dieser Dinge voraus, ohne die man sich in die DenkartDenkart und Lage des Schriftstellers nicht hinein denken kanhineindenken kann, daß es unmöglich ist, ihn recht zu verstehen, ohne unsre eigneunsere eigene Vorstellungen ihm unter zu schiebenunterzuschieben. Und wenn auch einigen dieser Schwierigkeiten durch Anmerkungen kankann abgeholfen werden:werden, so haben sich doch die Ausdrücke eines alten Schriftstellers so sehr nach der besondern Beschaffenheit seiner Nation und Zeit, und selbst nach seinen individuellen Geistes- und äusserlichenäußerlichen Umständen gebildet,gebildet: und dieses alles ist so in seine Sprache übergegangen, daß sie schlechterdings nur in dieser Sprache können ausgedruckt und empfunden werden. – Ueberhaupt] ; (a)
kan] ; kann (c)
hinein denken kan] ; hineindenken kann (c)
unsre eigne] ; unsere eigene (c)
unter zu schieben] ; unterzuschieben (c)
kan] ; kann (c)
werden:] ; werden, (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
gebildet,] ; gebildet: (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
Wendungen,] ; Wendungen (c)
genau:] ; genau, (c)
deutsch] ; deutsches (c)
laßen] ; lassen (a, c)
wären:] ; wären; (c)
verwischt] ; vermischt (c)
*) ] ; (a)
Beybehaltung] ; Beibehaltung (c)
Numerus, der besondern Uebergänge von Einem aufs Andere, die oft nur in der Sprache liegen, u. dgl.und dergleichen liegen u. dergl.und dergleichen, welches alles] ; Numerus u. dgl. das (a)
liegen, u. dgl.und dergleichen ] ; liegen (u. dergl.)und dergleichen, (c)
gefällt,] ; gefällt (a, c)
unsre] ; unsere (c)
unsrer] ; unserer (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a, c)
Ergießungen] ; Ergiessungen (a)
bey] ; wenigstens bei den meisten (c)
*) S.Siehe (Hottinger, Johann Jakob J. H. Hottingers J. H. Hottinger's ) Etwas über die neuesten Uebersetzerfabriken der Griechen und Römer in Deutschland, 1782 1782. in 8, vornemlich8., vornehmlich S.Seite 81 f.folgend ] ; (a)
*)] ; (c)
J. H. Hottingers] ; J. H. Hottinger's (c)
1782 ] ; 1782. (c)
8, vornemlich] ; 8., vornehmlich (c)
übergetragen,] ; übergetragen; (c)
neuere] ; neueren (c)
Alten übertreffen,] ; alten übertreffen; (c)
wäre,] ; wäre (a)
nicht] ; wirklich (c)
das,] ; das (a)
unsrer] ; unserer (c)
studieren] ; studiren (a)
deswegen,] ; deswegen (a)
sind,] ; sind (a)
schönen] ; (c)
unterworfnen alten] ; unterworfenen (c)
] ; des Alterthums (c)
bey] ; bei (c)
Unsrigen; je] ; unsrigen, desto (c)
welches unentbehrlich ist,ist um sie recht zu verstehen,] ; (c)
ist,] ; ist (a)
beurtheilen,] ; beurtheilen (a)
lernen;] ; lernen – (c)
die,] ; die (a)
allen] ; Allen (c)
letzten Umstand] ; letzteren Umstande (c)
der] ; die (c)
Umstand] ; Erscheinung (c)
studieret] ; studiret (a); ; studiert (c)
Neuern] ; neuern (c)
bey] ; bei (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
studieren] ; studiren (a)
kan] ; kann (c)
ausstudieren ] ; ausstudiren (a)
Und] ; und (c)
einzelne] ; einzle (a)
ruht,] ; ruht (a)
Sachen Sachen sehen,] ; Sachen sehen: (c)
beynahe] ; beinahe (c)
und] ; von (c)
Menschen-] ; Menschen (c)
trefliche] ; treffliche (c)
dem,] ; dem (a)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
Verfassungen,] ; Verfassungen (c)
sie;] ; sie: (c)
ihnen] ; Ihnen (a)
Am meisten] ; Ueberdieß (c)
hiebey] ; hiebey, (a); ; hierbei (c)
Sache] ; Sachen (a)
sie] ; dieselbe (c)
ausdruckten] ; ausdrückten (c)
Geschmack Geschmack,] ; Geschmack (c)
Bedeutung,] ; Bedeutung (a)
Wort] ; Worte (c)
kan] ; kann (c)
entwickelten,] ; entwickelten (a)
Bey] ; Bei (c)
Formen,] ; Formen; (c)
Mode Mode,] ; Mode; (c)
Schwelgerey] ; Schwelgerei (c)
Lectüre. –] ; Lektüre. (c)
einerley ] ; einerlei (c)
Handeln,] ; Handeln (c)
allerley ] ; allerlei (c)
Menschen. Dies] ; Menschen; dies (a)
diesdieß erhielt und schärfte das Gefühl der menschlichen Würde und der natürlichen Rechte des Menschen;] ; (a)
dies] ; dieß (c)
Bey] ; Bei (c)
beynahe verschwunden;] ; beinahe verschwunden: (c)
ein Vaterland. Wir] ; Vaterland; wir (a)
gewöhnen uns an hergebrachte Gewohnheiten und Formen, an druckendedrückende Einrichtungen, die oft mehr Gewalt und List, als Weisheit, welche für jeden sorgte, eingeführt, und die bloße Länge der Zeit in angebliche Rechte verwandelt hat; wir vergessen darüber unsere Kräfte, unsern MenschenwerthMenschenwerth, unsere angebohrnenangeborenen Rechte. Unsre] ; unsre (a)
druckende] ; drückende (c)
angebohrnen] ; ange[113]borenen (c)
Leute,] ; Leute (a)
Gelehrte] ; Gelehrten (c)
einzigen,] ; einzigen (a)
sind] ; sind, (a)
Geschäftleuten] ; Geschäftsleuten (c)
Weisheit,] ; Weisheit; (c)
anders,] ; anders (a)
CulturCultur] ; Kultur (c)
wollen,] ; wollen (a)
wünschen,] ; wünschen (a)
Ton,] ; Ton (a)
ernsthaftern,] ; ernsthaftern (a); ; ernsthaften, (c)
Eckel] ; Ekel (c)
Untersuchungen,] ; Untersuchungen (a)
oben abgeschöpft,] ; obenabgeschöpft (a)
bey] ; bei (c)
empfiehlt,] ; empfiehlt (a)
dadurch,] ; dadurch (a)
alles,] ; alles (a); ; Alles, (c)
vertreten,] ; vertreten (a, c)
classischen] ; klassischen (c)
Römer,] ; Römer (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
neugierigen] ; Neugierigen (a)
Rechtschaffne] ; Rechtschaffene (c)
werth,] ; werth (a)
unserm] ; unsrem (c)
Anm. Anmerkung 1. S.Siehe ausseraußer den §. 76 76. erwähnten Schriften: Casaubon, Isaak Is. Casauboni Causoboni Zuschrift seines Polybius Polybius an K.König Henri IV. Heinrich 4. (im(in dritten Theil der von Ernesti, Johann August Ernesti Ernesti besorgten Wiener AusgabeAusgabe, 1763 in 8.)8.) – Ernesti, Johann August Ernesti Opuscula Oratoriaoratoria, pag.pagina 3. 20. 184. 197 seq.sequens seq. – Vermischte Beyträge zuzur Beiträge zur Philosophie und den schönen WissenschaftenWissenschaften, Band 2, Stück 2, Aufs.Aufsatz 1. über die Wissenschaft der LiteraturLiteratur, und das Wolf, Friedrich August Wolfsche Museum der Alterthumswissenschaft, Berlin 1810. ] ; 193 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung 1. (c)
ausser] ; außer (c)
76 ] ; 76. (c)
Casauboni ] ; Causoboni (c)
(im] ; (in (a)
Ernesti] ; Ernesti (c)
Ausgabe] ; Ausgabe, (c)
in 8.)] ; 8.) – (c)
Oratoria] ; oratoria, (c)
seq.sequens ] ; seq. – (c)
Beyträge zuzur ] ; Beiträge zur (c)
zu] ; zur (a)
Wissenschaften] ; Wissenschaften, (c)
Literatur] ; Literatur, und das 248 Wolfsche Museum der Alterthumswissenschaft,textgrid:252gs Berlin 1810 (c)
] ; 194 (c)
Theologie Theologie ] ; Theologie (a)
ausser] ; außer (c)
großen Vortheilen,] ; grossen Vortheilen (a)
lateinischen] ; lateinschen (a)
beyder] ; beider (c)
, auf der doch unsre ReligionReligion beruht,] ; (a)
andre] ; andere (c)
beyde] ; beide (c)
] ; durch (c)
große] ; grosse (a)
habe] ; sei (c)
laßen] ; lassen (a, c)
andern] ; Andern (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
wie,] ; wie (c)
große] ; grosse (a)
alsdann entscheiden zu wollen,] ; (a)
Und] ; und (a, c)
alles] ; Alles (c)
Soll] ; soll (a)
bey] ; bei (c)
eignen] ; eigenen (c)
einzelner] ; einzler (a)
eigne] ; eigenen (c)
bloßes] ; blosses (a)
geschriebnen Bücher] ; geschriebenen Bücher, (c)
] ; (c)
bey] ; bei (c)
schweren] ; schwerern (a)
gesagte, versteht,versteht ] ; Gesagte versteht (c)
versteht,] ; versteht (a)
Erwegung] ; Erwägung (a, c)
] ; (c)
zusammengetragen;] ; zusammen getragen; – (a)
selbst,] ; selbst (a)
kan] ; kann (c)
] ; (c)
Ueberzeugung,] ; Ueberzeugung (a)
alles] ; Alles (c)
] ; (c)
fehlt,] ; fehlt (a)
Studieren] ; Studiren (a)
wäre:] ; wäre, (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
unsern] ; unserm (c)
Text] ; Texte (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
ausser] ; Ausser (a); ; Außer (c)
Art;] ; Art: (c)
] ; fehlen (a)
Wörter] ; Wörter, (c)
fehlen dada, ] ; (a)
da] ; da, (c)
u. a.und andere ] ; u. a.; (c)
οἰκοδομη ] ; οικοδομη (a)
u. dgl.und dergleichen vornemlich,vornehmlich ] ; (u. dergl.)und dergleichen, vornehmlich, (c)
vornemlich,] ; vornehmlich (a)
bestimmt,] ; bestimmt (a)
Religionsbegriffe] ; Religionsbegriffe (c)
sey] ; sei (c)
] ; {Unstreitig ist durch mehrere neue exegetische Schriften und vollständiger gewordenen Lexica manchen Mängeln, die hier gerügt sind, abgeholfen.} (c)
] ; (c)
fühlen,] ; fühlen (a)
nicht?] ; nicht: (c)
dies] ; dieses (c)
Sinn] ; Sinne (c)
ist,] ; ist (a)
zumal] ; zumahl (a)
hindert,] ; hindert (a)
einmal] ; einmahl (a)
kommt,] ; kommt (a)
bey] ; bei (c)
] ; eigne Zweifel oder (c)
uns oder andern] ; An[118]dern (c)
abgehen,] ; abgehen (a)
gestehen,] ; gestehen (a)
bekannt:] ; bekannt, (c)
Schwierigkeiten,] ; Schwierigkeiten (a)
sind,] ; sind; (c)
abhärtet,] ; abhärtet: (c)
theils,] ; theils (a)
Natürlichste] ; natürlichste (a)
ist,] ; ist; (c)
theils,] ; theils (a)
aufopfert,] ; aufopfert (a)
zumal] ; zumahl (a)
gefundnen] ; gefundenen (c)
LehrbegriffLehrbegriffs gefunden,] ; Lehrbegrifs gefunden (a)
ausser] ; außer (c)
Bekanntschaft,] ; Bekanntschaft (a)
hat,] ; hat (a)
nicht,] ; nicht (a)
Redensarten] ; Redearten (a)
fähiger] ; fähiger, (c)
Den SprachgebrauchSprachgebrauch] ; Des Sprachgebrauchs (c)
kan] ; kann (a, c)
zuverläßig lernen,lernen ] ; gewiß werden, (c)
lernen,] ; lernen (a)
giebt,] ; giebt (a); ; giebt; (c)
andrer] ; anderer (c)
Sprachen,] ; Sprachen; (c)
ErklärungenErklärungen,] ; Erklärungen (a)
] ; (c)
letzte] ; Letztere (c)
kan] ; kann (a, c)
Einmal] ; einmahl (a)
redet,] ; redet (a)
Einmal] ; einmahl (a)
braucht] ; gebraucht (c)
trefliches] ; treffliches (c)
der] ; derjenige (c)
meisten] ; Meisten (c)
demjenigen SprachgebraucheSprachgebrauch,] ; dem Sprach[109]gebrauch (a)
Sprachgebrauche] ; Sprachgebrauch (c)
herrscht,] ; herrscht; (c)
eigne] ; eigene (c)
der] ; er (c)
erkennen,] ; erkennen (a)
bey] ; Bei (c)
Schriftstellern,] ; Schriftstellern (a)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
u. dgl.und dergleichen ] ; (u. d. gl.)und dergleichen (a); ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
1753 ] ; 1753. (a, c)
1773, 8.1773 8): je] ; 1773. 8.), desto (c)
1773, 8.] ; 1773 8 (a)
es,] ; es (a)
Letztern] ; letztern (a)
studieren,] ; studiren (a)
Erstern] ; erstern (a)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
Bey] ; Bei (c)
(s.siehe ] ; ( (S.)Siehe (a)
1758),] ; 1758.), (a); ; 1758.) (c)
bey] ; bei (c)
viele] ; viel (c)
darreicht,] ; darreicht (a)
29.] ; 29 (a)
συνεσταλμενος,] ; συνεσταλμενος (a)
bey] ; bei (c)
13] ; 13. (c)
13;] ; 13 (a)
Karge,] ; Karge (a)
beym] ; beim (c)
17;] ; 17. (a)
18.] ; 18 (a); ; 18., (c)
bey] ; bei (c)
] ; ad (a)
ep.epistula ] ; [ep.] (a)
21] ; 21. (c)
29.] ; 29 (a)
Lat.Lateinisch ] ; (lat.)lateinisch (c)
occidere,] ; occidere (c)
9.] ; 9 (a)
τω ] ; τῳ (c)
Stellen,] ; Stellen (a)
bey] ; bei den Epist. (c)
Χρισμα.] ; Χρισμα (a)
20.] ; 20 (a)
u. dgl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
] ; der (c)
heil.heilig ] ; (h.)heilig (a)
GesichtspunctGesichtspunct] ; Gesichtspunkt (c)
Mittel] ; Mittel, (c)
willkührliche] ; willkürliche (a); ; willkührlichen (c)
schulgerechte,] ; schulgerechte (a)
unscheinbare] ; unscheinbaren (c)
Participial-Constructionen u. dgl.und dergleichen u. d. gl.und dergleichen ] ; Participial-Construktionen (u. dergl.)und dergleichen (c)
u. dgl.und dergleichen ] ; (u. d. gl.)und dergleichen (a)
bemerkt] ; (a)
unserer] ; der unsrigen (c)
] ; so (c)
abgeht] ; abgeht, bemerkt (a); ; abweicht (c)
Schrift, sowohl] ; Schrift sowohl, (c)
bey verschiednen] ; bei verschiedenen (c)
studiert] ; studirt (a)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
kan] ; kann (a, c)
laßen,] ; lassen, (a); ; lassen: (c)
seyn] ; seyn, (c)
bey] ; bei (c)
Alten] ; alten (c)
feinern] ; feineren (c)
gewöhnt;] ; gewöhnt, (c)
gesehen,] ; gesehen (a)
gemacht,] ; gemacht (a)
erklären,] ; erklären (a)
Gezwungne] ; Gezwungene (c)
verschiedne] ; verschiedenen (c)
eingesehen,] ; eingesehen (a)
verschiedne] ; verschiedene (c)
sicherer,] ; sicherer (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
beybei der] ; wo (a)
bey] ; bei (c)
verleitet,] ; verleitet (a)
vor genauerer] ; nach genauer (c)
ParteyParthey ] ; schon Partei für oder wider eine Leseart (c)
Partey] ; Parthey (a)
J. ] ; (Anm.)Anmerkung (S.)Siehe I. (c)
verkehrt] ; verkehrt, (c)
nachtheilig] ; nachtheilig, (c)
sey] ; sei (c)
ErlernnngErlernung ] ; Erlernung (a, c)
bey] ; bei (c)
größer] ; grösser (a)
sind] ; sind, (c)
bey] ; bei (c)
Profan-Schriftstellern,Profan-Schriftstellern (s.siehe die 14te bis 17te Abhandl.Abhandlung in Ernesti, Johann August Ernesti's Opuscul. philol. crit. Lugd. Bat. 1764 in gr.groß 1764. 8.)] ; Profan-Schriftstellern. ( (S.)Siehe Ernesti's Abhandlungen in den Opuscul. philol. crit. (pag.)pagina) (a)
Profan-Schriftstellern,] ; Profan-Schriftstellern (c)
Abhandl.] ; Abhandlung (c)
1764 in gr.groß ] ; 1764. (c)
ausser] ; außer (c)
sey,] ; sey (a); ; sei, (c)
fleissigesfleißiges Studieren] ; fleißiges Studiren (a)
fleissiges] ; fleißiges (c)
(§. 113 113. )] ; (a)
113 ] ; 113. (c)
griechischen] ; griechischen (c)
lateinischen Sprache] ; lateinischen Sprache (c)
] ; (c)
KirchengeschichteKirchengeschichte] ; Kirchengeschichte (c)
beyden] ; beiden (c)
abgefaßt,abgefaßt und,] ; abgefaßt; und (c)
abgefaßt,] ; abgefaßt (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
war:] ; war, (c)
] ; es (c)
unzuverläßig] ; unzuverlässig (c)
] ; (c)
beruht;] ; beruht: (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Religion,] ; Religion (c)
beyden] ; beiden (c)
genommen,] ; genommen (a)
darnach] ; danach (c)
] ; sind (a)
haben;] ; haben: (c)
Ausdrücken,] ; Ausdrücken (a)
kan] ; kann (c)
Folgen,] ; Folgen (a)
vornemlich] ; vornehmlich (a, c)
– kan] ; kann (c)
Katechetik] ; Katechetik (c)
Homiletik] ; Homiletik (c)
bessre] ; bessere (c)
Kunst] ; Kunst, (c)
machen] ; machen, (c)
Absicht,] ; Absicht (a)
erlaubten.] ; erlauben? (c)
] ; 209 (c)
68 ] ; 68 (c)
bey] ; bei (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
besondre] ; besondere (c)
eigne] ; eigene (c)
werden;] ; werden: *) (c)
geschrieben,] ; geschrieben; (c)
Gelehrten-SpracheGelehrten-Sprache] ; Gelehrten-Sprache, (c)
] ; 211 (c)
lateinischlateinisch] ; lateinisch (c)
Eifer] ; Eifer, (c)
ausser] ; außer (c)
je] ; desto (c)
erwähnte] ; erwähnten (c)
fleissigen] ; fleißigen (c)
klassischen] ; klaßischen (a)
anzieht] ; anzieht, (c)
zu] ; (c)
] ; aller Art (c)
Anm. Anmerkung 1. Was hier und in dem Nächstfolgenden vorkommt, ist zugleich hinreichend zur Beurtheilung der Einwendungen gegen die Nothwendigkeit der Kenntniß dieser Sprache in der allgemeinen Revision etc. et cetera des Erziehungswesens etc. Theil II. p.pagina 2. S.Seite 234–257, die ohnehin sehr ärmliche Begriffe vom Verstehen des Lateinischen zum Grunde haben. Anm.Anmerkung Anm. 1. Aber man hat ja Aber, sagt man, ist denn nicht schon das GegründetereBeste und NutzbarereNutzbarste aus lateinischen Schriften in deutsche und anderedie neuern Sprachen übergetragen? – – Gewiß kaum mehr als das Nothdürftigste und was man für das Gemeinnützigste hielt, welches gegen die Menge des Uebrigenübrigen für Nichts zu rechnen ist. – Am meisten ists noch in der Geschichte Geschichte geschehen; wie weiß man aber, daß es vollständig, richtig und aufrichtig genug geschehen seysei, wenn man nicht zu den Quellen zurückgehen kankann, ohne welche noch weniger Sicherheit ist, als beybei allen scharfsinnigen Untersuchungen, die nicht auf die ersten Grundsätze der menschlichen Erkenntniß zurückgeführt werden.werden? Eben die gelehrtern und genauern Untersuchungen, wodurch man neuerlich, selbst in deutschen Schriften, die Geschichte ungemein berichtigt, vervollständigt,vervollständigt und ihr eine ganz andere Gestalt gegeben hat, beweisen, wie viel noch Gelegenheit in den Quellen zu sehr schätzbaren schätzrenschätzbaren Entdeckungen übrig seysei. – Je mehr das Ansehen der lateinischen Sprache sinktsinkt, und je fürfür je entbehrlicher man ihre Kenntniß hält:hält; jehält, desto weniger wird sie, höchstens nur als Nebensache, getrieben werden. Aber eine seichte Kenntniß derselben ist gewiß dem Gebrauch der QuellenQuellen und der daraus zu schöpfenden Wahrheit noch nachtheiliger, als wenn man gar nicht daraus schöpft, weil man doch in dem letztern Fall weiß, daß man nur mit fremden Augen, in jenem Fall aber glaubt, daß man mit eigneneigenen Augen gesehen habe. ] ; 214 (c)
Anm. Anmerkung 1. Was hier und in dem Nächstfolgenden vorkommt, ist zugleich hinreichend zur Beurtheilung der Einwendungen gegen die Nothwendigkeit der Kenntniß dieser Sprache in der allgemeinen Revision etc. et cetera des Erziehungswesens etc. Theil II. p.pagina 2. S.Seite 234–257, die ohnehin sehr ärmliche Begriffe vom Verstehen des Lateinischen zum Grunde haben. ] ; (a)
] ; (Anm.)Anmerkung 1. (c)
etc. et cetera ] ; des Erziehungswesens etc. (c)
II. p.pagina ] ; 2. (S.)Seite (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1. Aber man hat ja] ; Aber, sagt man, ist denn nicht (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
Gegründetere] ; Beste (c)
Nutzbarere] ; Nutzbarste (c)
deutsche und andere] ; die neuern Sprachen (c)
] ; (c)
Uebrigen] ; übrigen (a)
Geschichte] ; Geschichte (c)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
werden.] ; werden? (c)
vervollständigt,] ; vervollständigt (a)
schätzbaren] ; [schätzbaren] (a)
sey] ; sei (c)
sinkt] ; sinkt, (c)
je für] ; für je (c)
hält:hält; je] ; hält, desto (c)
hält:] ; hält; (a)
eignen] ; eigenen (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
Beybehaltung] ; Beibehaltung (c)
SprachrSprache ] ; Sprache (a, c)
gedrungen] ; gedrungen, (c)
Barbarey einreissen] ; Barbarei einreißen (c)
dieses] ; dieß (c)
vollkommner] ; vollkommener (c)
andre] ; andere (c)
sey. Sondern] ; sei; sondern (c)
verloren] ; verlohren (a)
Gang] ; Gange (c)
zuverläßigen] ; zuverlässigen (c)
bey] ; bei (c)
verschlossenen] ; verschloßnen (a)
ältre] ; ältere (c)
zurückzugehn] ; zurückzugehen (c)
worden sey,] ; geworden sei, und (c)
Zweytens ] ; Zweitens (c)
verloren;] ; verloren, (c)
kan. –] ; kann. (c)
bedacht:] ; bedacht, (c)
beydes] ; Beides (c)
ersparet] ; erspart (c)
könte] ; könnte (c)
würde;] ; würde: (c)
gespart,] ; gespart (a)
bedacht:] ; bedacht, (c)
großentheils] ; grossentheils (a)
unzuverläßig] ; unzuverlässig (c)
*) ] ; (a, c)
*) Aeusserst] ; (Anm.)Anmerkung Aeußerst (c)
*)] ; (a)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
vollends] ; vollends, (c)
hadenhaben ] ; haben (a, c)
bey] ; bei (c)
selbst] ; (c)
bey] ; bei (c)
alles] ; Alles (c)
wird] ; wird, (c)
bey] ; bei (c)
lateinische] ; lateinischen (c)
nicht] ; nicht, (c)
] ; doch (c)
sonst] ; sonst, (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
jetzt, und wo jenes] ; jetzt. Wo es (c)
meistens] ; auch gewöhnlich (c)
allgemeine Sprache] ; allgemeine Sprache (c)
weitre oder allgemeinere Ausbreitung,] ; immer weitere Ausbreitung (c)
müßte] ; muß (c)
] ; doch (c)
nehmlich] ; nämlich (c)
beybehalten] ; beibehalten (c)
] ; (c)
letzte] ; Letztere (c)
große] ; grosse (a)
zumahl allgemeinen] ; zumal allgemeinen, (c)
angenommne] ; angenommene (c)
einmahl] ; einmal (c)
ziehen,] ; ziehen; (c)
möglichst weit auszubreiten:] ; weit möglichst auszubreiten, (a)
erhalten,] ; erhalten (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
andre] ; andere (c)
und,] ; und (c)
angeschmieget worden,] ; angeschmiegt worden; (c)
durchdrungen,] ; durchdrungen (a)
einbüßen] ; einbüssen (a)
] ; (c)
leugnen] ; läugnen (c)
Welt,] ; Welt (c)
verschaffen;] ; verschaffen: (c)
wo nicht] ; nicht wo (c)
Mängel,] ; Mängel (c)
gemeinen] ; (a)
Volk] ; Volke (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen, (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
bey neuentstandnen] ; bei neuentstandenen (c)
gemäße] ; gemässe (a)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
Botanick] ; Botanik (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
liesse] ; ließe (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a)
habe.“] ; habe. (a)
Diesen] ; Diesem (c)
kan] ; kann (a, c)
kan] ; kann (c)
anschmiegt. – – ] ; anschmiegt. – –“ (a)
] ; (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
gleichen siehtsieht.“ –] ; Gleichen sieht!“ (c)
sieht] ; sieht. (a)
übertrieben. Denn] ; übertrieben; denn (a, c)
druckten] ; drückten (a)
ausdrucken] ; ausdrücken (a)
konnte;] ; konnte: (c)
Barbarey] ; Barbarei (c)
ließe, zeigen] ; liesse, zeigt (a)
] ; die Beispiele (c)
treflichen] ; trefflichen (c)
Beyspiele] ; (c)
Frage:] ; Frage, (c)
beniemten] ; (c)
sey;] ; sei, (c)
brauchen möchte] ; gebrauchen mag (c)
sich] ; (c)
Sachen] ; Sachen, (c)
erklären wollte] ; reden oder schreiben will (c)
125 ] ; 125. (c)
aufgenommne] ; aufgenommene (c)
Wissenschaften;] ; Wissenschaften: (c)
sind,] ; sind (a)
Volk] ; Volke (c)
Vorerkenntnisse] ; Vorkenntnisse (c)
einbilden] ; einbilden, (c)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (a, c)
SpeculationenSpeculationen] ; Spekulationen (c)
Zeitverderb] ; Zeitvertreib (c)
VorhangVorhang] ; Vorhange (c)
VolkVolk] ; Volke (c)
alsdenn] ; alsdann (c)
brächten.] ; brächten! (a)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
Der große Schadegrosse Schaden ] ; Unverkennbar ist der Schade (c)
große Schade] ; grosse Schaden (a)
viele gar nicht gemeine Kenntniß] ; gar viele Kenntniß, (c)
] ; um (c)
gehörige] ; Gehörige (c)
gemeinnützigere] ; gemeinnützlichere (c)
Wissenschaften] ; (a)
alles] ; Alles (c)
sehr] ; (c)
wird] ; wird. (c)
dieser Schade ist] ; Dieß muß (c)
unverkennbar] ; einleuchten (c)
Gebrauch] ; Gebrauche (c)
bey] ; bei (c)
verhindern,] ; verhindern (a)
alles] ; Alles (c)
bedauren] ; bedauern (c)
haben,] ; haben (a)
allerley] ; allerlei (c)
bewafnet] ; bewaffnet (c)
sind,] ; sind (a)
unschätzbar,] ; unschätzbar (a)
kan] ; kann (a, c)
werden,] ; werden; (c)
dann] ; denn (a)
bey] ; bei (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
sey] ; sei (c)
große] ; grosse (a)
kan] ; kann (c)
dabey] ; dabei (c)
dererjenigen] ; derer (c)
] ; durch sie (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzelen (a)
wichtiggehaltenen] ; wichtig gehaltenen (c)
so] ; die (c)
sey] ; sei (c)
ausser] ; außer (c)
] ; 3 (c)
Wer eine gründliche Kenntniß der lateinischen lateinischen und griechischen griechischen Sprache erlangen wollte, zumahlwill, zumal wenn er sie vor sich undvorzüglich durch eigneneigenen Fleiß lernen müßte,müßte: würdemuß, wird nun ebenfalls alles das stets, mit allen Einschränkungen und Bestimmungen, vor Augen behalten müssen, was oben (§. 68–90 68.–90. ) von Erlernung der Sprachen überhaupt gesagt worden ist. – In Absicht auf die Sprachlehre Sprachlehre würde manwird er wohl thun, wenn maner sich an eine, die beste welche man finden könnte, gewöhnte; – im Lateinischen z. B.zum Beispiel vorzüglich an Scheller, Immanuel Johann Gerhard J. J. G. Schellers kann, zu gewöhnen sucht. Anm. Anmerkung Unter den lateinischen Sprachlehren zeichnen sich aus: J. J. Scheller's ausführliche lateinische Sprachlehre, drittezweyte vermehrte Auflage, Leipz. 1790 1782 in gr.groß 8. oder, für dennoch mehr vor dem Anfang, an Desselbendesselben Leipzig 1790. gr. 8., oder für den Anfang: Desselben kurzgefaßte lateinische Sprachlehre, dritte vermehrte Auflage, Leipz. 1785 in1780 Leipzig 1785. gr.groß 8. und besonders um Um der sorgfältig gesammleten Beyspielegesammelten Beispiele willen, aus welchen man lernen kan, selbst sichkann, sich selbst die Regeln abzuziehn, an Meierotto, Johann Heinrich LudwigJ. H. L. abzuziehen: J. H. L. Meierotto lateinische Grammatik in BeyspielenBeispielen, Berlin 1785 in 2 Theilen in 8; oder an die practische 1785. 2 Theile, 8. Seyfert, Ernst Joseph Alexander E. J. A. Seyfert's auf Geschichte und Kritik gegründete lateinische Sprachlehre, 1798–1802., auch abgekürzt 1810. Ganz vorzüglich Wenck, Helfrich Bernhard Wenk's lateinische Sprachlehre, besonders nach der neuen Bearbeitung von Grotefend, Georg Friedrich Grotenfend. 1816. Praktische Grammatik der lateinischen Sprache von Bröder, Christian Gottlob C. G. Bröder , Leipz. 1787 in7te Ausg.Ausgabe Leipzig 1808, gr.groß 8, verbunden mit dem kurzgefaßten practischen Syntax von Lehmus, Christian Balthasar C. B. Lehmus , Leipz. 1789 in gr.groß 8.8., so wie die größere, 1812. – im Griechischen etwa an die bekannte Weller, Jacob Wellerische oder Märkische Grammatik, oder, unter den neuesten, vorzüglich an Unter den griechischen zeichneten sich außer der bekannten Wellerischen oder Märkischen Grammatik, nach Bernhardi, August Ferdinand Bernhardi's Bearbeitung, neuerlich aus: Trendelenburg, Johann Georg J. G. Trendelenburg's Anfangsgründe der griechischen Sprache, dritte verbesserte Aufl. 1790 inAuflage, 1790. 8.griechische Sprachlehre - - aufgesetzt von Jehne, Lebrecht Heinrich Samuel Lebr. Heinr. Sam. Jehne , Hamburg 1782 in 8. Buttmann, Philipp Buttmann's oft gedruckte größere und kleinere griechische Grammatik, und Matthiae, August A. Matthiä griechische Grammatik, 1808., nebst dem Auszug, 1809. Auch vergl.vergleicheverglichen mit Hermann, Gottfried E. Hermann de emendanda ratione graecae grammaticae, 1801. ] ; 228 (c)
lateinischen] ; lateinischen (c)
griechischen] ; griechischen (c)
wollte, zumahl] ; will, zumal (c)
vor sich und] ; vorzüglich (c)
eignen] ; eigenen (c)
müßte,müßte: würde] ; muß, wird nun ebenfalls alles (c)
müßte,] ; müßte: (a)
stets] ; (c)
68–90 ] ; 68.90. (c)
] ; (c)
] ; die (c)
würde man] ; wird er (c)
man] ; er (c)
könnte, gewöhnte; – im Lateinischen z. B.zum Beispiel vorzüglich an Scheller, Immanuel Johann Gerhard J. J. G. Schellers ] ; kann, zu gewöhnen sucht. (Anm.)Anmerkung Unter den lateinischen Sprachlehren zeichnen sich aus: J. J. Scheller's (c)
dritte] ; zweyte (a)
Leipz. 1790 1782 in gr.groß 8. oder, für dennoch mehr vor dem Anfang, an Desselbendesselben ] ; Leipzig 1790. gr. 8., oder für den Anfang: [134] Desselben (c)
1790 ] ; 1782textgrid:252sj (a)
für den] ; noch mehr vor dem (a)
Desselben] ; desselben (a)
dritte vermehrte Auflage,] ; (a)
Leipz. 1785 in1780 ] ; Leipzig 1785. (c)
1785 in] ; 1780textgrid:252sn (a)
und besonders um Um der sorgfältig gesammleten Beyspielegesammelten Beispiele willen, aus welchen man lernen kan, selbst sichkann, sich selbst die Regeln abzuziehn, an Meierotto, Johann Heinrich LudwigJ. H. L. abzuziehen: J. H. L. Meierotto lateinische Grammatik in BeyspielenBeispielen, Berlin 1785 in 2 Theilen in 8; oder an die practische 1785. 2 Theile, 8. Seyfert, Ernst Joseph Alexander E. J. A. Seyfert's auf Geschichte und Kritik gegründete lateinische Sprachlehre, 1798–1802., auch abgekürzt 1810. Ganz vorzüglich Wenck, Helfrich Bernhard Wenk's lateinische Sprachlehre, besonders nach der neuen Bearbeitung von Grotefend, Georg Friedrich Grotenfend. 1816. Praktische Grammatik der lateinischen Sprache von Bröder, Christian Gottlob C. G. Bröder , Leipz. 1787 in7te Ausg.Ausgabe Leipzig 1808, gr.groß 8, verbunden mit dem kurzgefaßten practischen Syntax von Lehmus, Christian Balthasar C. B. Lehmus , Leipz. 1789 in gr.groß 8.8., so wie die größere, 1812. ] ; (a)
und besonders um] ; Um (c)
gesammleten Beyspiele] ; gesammelten Beispiele (c)
kan, selbst sich] ; kann, sich selbst (c)
abzuziehn, an Meierotto, Johann Heinrich LudwigJ. H. L.] ; abzuziehen: J. H. L. (c)
Beyspielen] ; Beispielen (c)
1785 in 2 Theilen in 8; oder an die practische] ; 1785. 2 Theile, 8. E. J. A. Seyfert's auf Geschichte und Kritik gegründete lateinische Sprachlehre, 1798–1802.textgrid:252xr, auch abgekürzt 1810.textgrid:252xt Ganz vorzüglich 279 Wenk's lateinische Sprachlehre, besonders nach der neuen Bearbeitung von Grotenfend. 1816.textgrid:252xv 280Praktische (c)
Leipz. 1787 in] ; 7te (Ausg.)Ausgabe Leipzig 1808textgrid:252z3, (c)
8, verbunden mit dem kurzgefaßten practischen Syntax von Lehmus, Christian Balthasar C. B. Lehmus , Leipz. 1789 in gr.groß 8.] ; 8., so wie die größere, 1812. (c)
– im Griechischen etwa an die bekannte Weller, Jacob Wellerische oder Märkische Grammatik, oder, unter den neuesten, vorzüglich an ] ; Unter den griechischen zeichneten sich außer der bekannten Wellerischen oder Märkischen Grammatik, nach Bernhardi's Bearbeitung, neuerlich aus: (c)
bekannte Weller, Jacob Wellerische oder Märkische Grammatik, oder, unter den neuesten, vorzüglich an] ; (a)
Trendelenburg, Johann Georg J. G. Trendelenburg's Anfangsgründe der griechischen Sprache, dritte verbesserte Aufl. 1790 inAuflage, 1790. 8.] ; griechische Sprachlehre - - aufgesetzt von Lebr. Heinr. Sam. Jehne, Hamburg 1782textgrid:252sr in 8. (a)
Aufl. 1790 in] ; Auflage, 1790. (c)
] ; 282 Buttmann's oft gedruckte größere und kleinere griechische Grammatik, und 283 A. Matthiä griechische Grammatik, 1808.textgrid:252zj, nebst dem Auszug, 1809.textgrid:252zk Auch (vergl.)vergleicheverglichen mit 284 E. Hermann de emendanda ratione graecae grammaticae, 1801.textgrid:252zr (c)
Die feinere Kenntniß der lateinisch lateinischen Sprache, ihres innern Baues und der Gründe, worauf er beruht, könntehat man sich hernachsodann durch die sorgfältige Beobachtung beybei Lesung der lateinischen Schriftsteller, und durch solche Bücher bekannt zu machen, welche das EigneEigene dieser Sprache, oft auch dessen Gründe, erklären,erklären; oder auf gewöhnliche Fehler unsreunsere Aufmerksamkeit lenkenaufmerksam machen. Hieher Anm. Anmerkung Dahin gehören Cellarius, Christoph Christoph. Christoph Cellarii Orthographia latina - -latina – obss. Longolius, Paul Daniel Longolii, Heumann, Christoph August Heumanni, Heusinger, Johann Michael Heusingeri, Schurzfleisch, Konrad Samuel Schurtzfleischii suisque auxit et Corte, Gottlieb Cortii disputationes de usu orthographiae cum orthographia Norisiana typis repetendasrepetendas, curavit Harless, Adolf Gottlieb Christoph Theoph. Christoph Christoph. Harles , Tom. Tomus Tom. I. et II. Altenburgi 1768 1768. 8. – Valla, Laurentius Laurentii Vallensis libri elegantiarum sex, öfters aufgelegt z. B.zum Beispiel Colon. 1522 1522. 4. und in seinen Operibus. Linacre, Thomas Thom. Linacri de emendata structura latini sermonis libri VI. oft aufgelegtaufgelegt, z. B.zum Beispiel Lips. 1556 in1556. 8. und einige andreandere Schriften, die in Ketel, Richard Rich. Ketelii de elegantiori latinitate comparanda Scriptoribusscriptoribus selectis, Amst. 1713 in1713. 4. gesammlet sind. Ferner: Tursellini, Horatio Horat. Tursellini de particulis lat. orationis libelluslibellus, post curas Thomasius, Jacob Jac. Iac. Thomasii et Schwartz, Johann Conrad Jo. Io. Conr. Schwartzii denuo recognitus et auctus, Lips. 1769. 8. und Schütz, Christian Gottfried Christ. Gottf. Godofr. Schütz (noch nicht fortgesetzte) Doctrina particularum lat. linguae, Dessav. 1784 in1784. gr.groß 8.; auch die Abhandlung über die lateinischen EllipsenEllipsen, von Lindner, Johann Gottlieb Joh. Gottlieb Lindnern Lindner , Frankfurt 1780 in1780. 8. – Scioppius, Gasparus, s. Schoppe, CasparSchoppe, Caspar Gasp. Scioppii Grammatica philosophica, nach Herzog, Johann Christian J. C. Herzogs Ausgabe Herzog's Ausgabe, August. Vindel. 1712 in 8, und1712. 8. Sanctius, Franciscus Franc. Sanctii MineruaMinerva s. de caussis lat. linguae liber, cui inserta sunt – quae addidit Scioppius, Gasparus, s. Schoppe, CasparSchoppe, Caspar Gasp. Scioppius et subjectaesubiectae notae Perizonius, Jacobus Jac. Jac . Iac. Perizonii , Edit.Editio 4. Amstel. 1714 in1714. gr.groß 8. – und Nolte, Johann Friedrich Jo. Io. Frid. Noltenii Lexicon latinae linguae antibarbarum, der vermehrten AusgabeAusgabe, Helmst. 1744 in1744. gr.groß 8., Tomus poster.posterior Lips. 1768, (zusammen1768., zusammen wieder unter der Jahrzahl 1780);1780. 1768; wiewohl Doch kann man die meisten zuerst angegebnenangegebenen entbehren kankann, wenn man entweder ein so vollständiges Buch hatbesitzt, wie die vorhin erwähnte Scheller, Immanuel Johann Gerhard Schellerische Schellersche ausführliche lateinische Sprachlehre ist, oder wenn man sich nicht vorzüglich auf das Lateinische legen will Sprachlehre, und dessen Praecepta stili bene latini, 2 Tom.Tomus 1797., oder wenn tieferes Studium des Lateinischen nicht Hauptzweck ist. ] ; 235 (c)
könnte] ; hat (c)
hernach] ; sodann (c)
bey] ; bei (c)
] ; zu (c)
Eigne] ; Eigene (c)
erklären,] ; erklären; (c)
unsreunsere Aufmerksamkeit lenken] ; aufmerksam machen (a)
unsre] ; unsere (c)
Hieher] ; (Anm.)Anmerkung Dahin (c)
Christoph. ] ; Christoph (a)
latina - -] ; latina – (c)
repetendas] ; repetendas, (c)
Christoph ] ; Christoph. (c)
Tom. Tomus ] ; Tom. (a, c)
1768 ] ; 1768. (c)
] ; (a, c)
1522 ] ; 1522. (c)
aufgelegt] ; aufgelegt, (c)
1556 in] ; 1556. (c)
und einige andreandere Schriften, die in Ketel, Richard Rich. Ketelii de elegantiori latinitate comparanda Scriptoribusscriptoribus selectis, Amst. 1713 in1713. 4. gesammlet sind.] ; (a)
andre] ; andere (c)
Scriptoribus] ; scriptoribus (c)
1713 in] ; 1713. (c)
] ; Ferner: (c)
libellus] ; libellus, (c)
Jac. ] ; Iac. (c)
Jo. ] ; Io. (c)
und Schütz, Christian Gottfried Christ. Gottf. Godofr. Schütz (noch nicht fortgesetzte) Doctrina particularum lat. linguae, Dessav. 1784 in1784. gr.groß 8.; auch die ] ; (a)
und] ; (c)
Gottf. ] ; Godofr. (c)
1784 in] ; 1784. (c)
; auch die] ; (c)
Ellipsen] ; Ellipsen, (c)
Lindnern ] ; Lindner (c)
1780 in] ; 1780. (c)
] ; (c)
Scioppius, Gasparus, s. Schoppe, CasparSchoppe, Caspar Gasp. Scioppii Grammatica philosophica, nach Herzog, Johann Christian J. C. Herzogs Ausgabe Herzog's Ausgabe, August. Vindel. 1712 in 8, und1712. 8. ] ; (a)
Herzogs Ausgabe] ; Herzog's Ausgabe, (c)
1712 in 8, und] ; 1712. 8. (c)
Minerua] ; Minerva (c)
subjectae] ; subiectae (c)
Jac. ] ; Jac [.] (a); ; Iac. (c)
1714 in] ; 1714. (c)
] ; (c)
] ; und (a)
Jo. ] ; Io. (c)
Ausgabe] ; Ausgabe, (c)
1744 in] ; 1744. (c)
1768, (zusammen1768., zusammen wieder unter der Jahrzahl 1780);1780. ] ; 1768; (a)
1768, (zusammen] ; 1768., zusammen (c)
1780);] ; 1780. (c)
wiewohl] ; Doch kann (c)
angegebnen] ; angegebenen (c)
kan] ; kann (a); ; (c)
hat] ; besitzt (c)
Schellerische ] ; Schellersche (c)
Sprachlehre ist, oder wenn man sich nicht vorzüglich auf das Lateinische legen will] ; Sprachlehre, und dessen Praecepta stili bene latini, 2 (Tom.)Tomus 1797.textgrid:25314, oder wenn tieferes Studium des Lateinischen nicht Hauptzweck ist (c)
Eben so werdenwird beyBei der griechisch griechischen Sprache der Sprache, wenn man ihren eigenthümlichen Geist und ihre Feinheiten auffassen will, bedarf es ebenfalls, neben der eignen Beobachtung, des Gebrauchs der schon vorhandenen Hülfsmittel. Anm. Anmerkung Zu diesen gehören: Libellus animaduersionumanimadversionum quibus Weller, Jacob Jac. Iac. Velleri Grammatica graeca emendatur, suppletur, illustratur, auctore Fischer, Johann Friedrich Joh. Ioh. Frider. Fischero , Lips. 1750–52 1750–52. in 3 Abtheilungen in 8.;Abtheilungen, 8. Viger, François Franc. Vigeri de praecipuis graecae dictionis idiotismis liber, cum animaduerss.animadverss. Hoogeveen, Hendrik Henr. Hoogeveeni , quibus et suas adiunxitadiunxit et suas Zeune, Johann Karl Jo. Io. Carol. Zeunius , neueste verbesserte Ausgabe Leipz. 1789 in gr.groß 8. –Ausgabe, Leipzig 1789. gr. 8. Lips. 1777. in 8. – Hoogeveen, Hendrik Henr. Hoogeveen doctrina particularum graecarum recens. breuiauitbreviavit et auxit Schütz, Christian Gottfried Christ. Godofr. Schütz , Dessav. 1782 in1782. gr.groß 8. – Devarius, Matthaeus M. Devarii liber de graecae linguae particulis, ed. Reusman 1793. 8. Bos, Lambert Lamb. Bos Ellipses graecae, öfters aufgelegt, sonderlich mit mehrerer Gelehrten Anmerkungen in Schwebel, Nicolaus Jo. Nic. Nic . Schwebelii Ausgabe Norib. 1763 gr.groß 8. – Schäfer, Gottfried Heinrich G. H. Schäfer Ausgabe, Lips. 1808. 8. Weiske, Benjamin Benj. Weiske Pleonasmi graeci. 1807. 8. Graecae linguae dialecti - -dialecti – recognitae opera Maittaire, Michael Mich. Maittaire , nach Reitz, Johan Frederik Jo. post Io. Frider. Reitzii Ausgabe Hag. Com. 1738 in Reitzium , ed. Sturz, Friedrich Wilhelm W. Sturz , 1807. gr.groß 8. oder in dessen ErmanglungErmangelung, das Compendium dialectorum graecarum, concinnauit Facius, Johann Friedrich J. J. concinnavit I. I. Facius , Norib. 1782. 8. von großemgrossen Nutzen seyn. ] ; 236 (c)
Eben so werdenwird bey] ; Bei (c)
werden] ; wird (a)
Sprache der] ; Sprache, wenn man ihren eigenthümlichen Geist und ihre Feinheiten auffassen will, bedarf es ebenfalls, neben der eignen Beobachtung, des Gebrauchs der schon vorhandenen Hülfsmittel. (Anm.)Anmerkung Zu diesen gehören: (c)
animaduersionum] ; animadversionum (c)
Jac. ] ; Iac. (c)
Joh. ] ; Ioh. (c)
1750–52 ] ; 1750–52. (c)
Abtheilungen in 8.;] ; Abtheilungen, 8. (c)
animaduerss.] ; animadverss. (c)
et suas adiunxit] ; adiunxit et suas (a)
Jo. ] ; Io. (c)
neueste verbesserte Ausgabe Leipz. 1789 in gr.groß 8. –Ausgabe, Leipzig 1789. gr. 8. ] ; Lips. 1777.textgrid:2531x in 8. – (a)
Ausgabe Leipz. 1789 in gr.groß 8. –] ; Ausgabe, Leipzig 1789. gr. 8. (c)
breuiauit] ; breviavit (c)
1782 in] ; 1782. (c)
] ; M. Devarii liber de graecae linguae particulis, ed. Reusman 1793.textgrid:25322 8. (c)
Schwebel, Nicolaus Jo. Nic. Nic . Schwebelii Ausgabe Norib. 1763 gr.groß 8. –] ; G. H. Schäfer Ausgabe, Lips. 1808.textgrid:25325 8. Benj. Weiske Pleonasmi graeci. 1807.textgrid:25328 8. (c)
Nic. ] ; Nic [.] (a)
dialecti - -] ; dialecti – (c)
nach Reitz, Johan Frederik Jo. ] ; post Io. (c)
Reitzii Ausgabe Hag. Com. 1738 in] ; Reitzium, ed. W. Sturz, 1807.textgrid:2532c (c)
Ermanglung] ; Ermangelung, (c)
concinnauit Facius, Johann Friedrich J. J. ] ; concinnavit I. I. (c)
von großemgrossen Nutzen seyn.] ; (c)
großem] ; grossen (a)
Zur Kenntniß des lateinisch lateinischen SprachgebrauchSprachgebrauchs übertrift unter den größerngrössern WörterbücherWörterbüchern der NonusNouus Nouus Die vollständigste Kenntniß der lateinischen Sprache und des Sprachgebrauches läßt sich von den großen lexicographischen Arbeiten erwarten, welche dem eigentlichen Philologen ganz unentbehrlich sind, indeß dem Anfänger, und für den gewöhnlichen Gebrauch, allerdings auch die kleineren genügen, und welche bei dem fortgehenden Fleiß der HumanistenHumanisten noch immer an Gehalt und Zuverlässigkeit gewinnen. Anm. Anmerkung Zu den größeren Wörterbüchern gehören: Novus linguae et eruditionis Romanae thesaurusthesaurus, post Stephanus, s. Estienne, RobertusEstienne, Robertus Ro. Rob. Stephani et aliorum curas - -curas – locupletatus a Gesner, Johann Matthias Jo. Io. Matthia Gesnero , Gesnero . Lips. 1749 in1749. 4 Tomis in fol.folio und unter den kleinern Scheller, Immanuel Johann Gerhard Schellers Ausführlichesausführliches Tomi, fol. Forcellini, Egidio Forcellini Lexicon totius latinitatis. T.Tomus I–IV. Patav. 1771. Scheller's ausführliches lateinisches Lexicon, lateinisch-teutscher Theil, zweyte Aufl.Auflage Leipz. 1788 1783 in gr.groß 8., die übrigen bey weiten;7 Bände, 3te Aufl., Leipzig 1804. 8., womit Popma, Ausonius van Ausonii Popmae de differentiis verborum itemque de vsuusu antiquae lectionis libri retractati ab Messerschmid, Johann Christian Jo. Io. Christ. Messerschmid , Dresdae 1769 in1769. 8. und Reitz, Johan Frederik Jo. Io. Frid. Reitzius de ambiguis, mediis et contrariis, Traj. ad Rhen. 1736 in1736. 8. nützlich verbunden werden könntenkönten. Ueber die LatinitätLatinität der mitlernmittlern Zeiten ist für dendem, derlieferte Du Cange, Charles du Fresne Dufresne und Carpentier, Pierre Carpentier großegrosse Glossarien nicht brauchen kan oder mag, (Adelung, Johann Christoph Jo. Glossarien. Ein Auszug davon ist: (Joh. Christoph Adelungs Adelung's ) Glossarium manuale ad scriptores mediae et infimae latinitatis, Halae 1771–84 1772–84 in 6 Tomis in gr.groß 8. hinlänglich.1771–84. 6 Tomi, 8. Zu den kleineren Wörterbüchern gehören: Matthiae, Georg G. Matthiae nov. locupl. Lexicon lat.-germ. e. g. lat., Halae 1775. 8. Scheller, Immanuel Johann Gerhard J. C. Scheller's Handlexicon, nach dem Auszuge von Lünemann, Georg Heinrich G. H. Lünemann , 3 Bände, 1807. gr.groß 8. Bauer, Karl Ludwig L. C. Bauer's deutsch-lateinisches Lexicon, 3te Auflage, 1806. 8. Hiermit sind auch die Schriftsteller zu vergleichen, welche die lateinische Synonymik bearbeitet haben, namentlich: Gardin du Mesnil, Jean-Baptiste Gardin Dumesnils Versuch einer allgemeinen lateinischen Synonymik, aus dem Französischen; bearbeitet von Ernesti, Johann Christian Gottlieb J. C. H. Ernesti , 3 Theile, Leipzig 1799–1800. 8. ] ; 238 (c)
Zur Kenntniß des lateinisch lateinischen SprachgebrauchSprachgebrauchs übertrift unter den größerngrössern WörterbücherWörterbüchern der NonusNouus Nouus ] ; Die vollständigste Kenntniß der lateinischen Sprache und des Sprachgebrauches läßt sich von den großen lexicographischen Arbeiten erwarten, welche dem eigentlichen Philologen ganz unentbehrlich sind, indeß dem Anfänger, und für den [137] gewöhnlichen Gebrauch, allerdings auch die kleineren genügen, und welche bei dem fortgehenden Fleiß der Humanisten noch immer an Gehalt und Zuverlässigkeit gewinnen. (Anm.)Anmerkung Zu den größeren Wörterbüchern gehören: Novus (c)
größern] ; grössern (a)
NonusNouus ] ; Nouus (a)
thesaurus] ; thesaurus, (c)
Ro. ] ; Rob. (c)
curas - -] ; curas – (c)
Jo. ] ; Io. (c)
Gesnero ,] ; Gesnero. (a)
1749 in] ; 1749. (c)
Tomis in fol.folio und unter den kleinern Scheller, Immanuel Johann Gerhard Schellers Ausführlichesausführliches ] ; Tomi, fol. Forcellini Lexicon totius latinitatis. (T.)Tomus I–IV. Patav. 1771.textgrid:25333 289 Scheller's ausführliches (c)
Ausführliches] ; ausführliches (a)
lateinisch-teutscher Theil, zweyte Aufl.Auflage Leipz. 1788 1783 in gr.groß 8., die übrigen bey weiten;] ; 7 Bände, 3te Aufl., Leipzig 1804.textgrid:25334 8., (c)
zweyte Aufl.Auflage ] ; (a)
1788 ] ; 1783textgrid:25330 (a)
vsu] ; usu (c)
Jo. ] ; Io. (c)
1769 in] ; 1769. (c)
Jo. ] ; Io. (c)
1736 in] ; 1736. (c)
könnten] ; könten (a)
mitlern] ; mittlern (c)
ist für dendem, der] ; lieferte (c)
den] ; dem (a)
große] ; grosse (a)
Glossarien nicht brauchen kan oder mag, (Adelung, Johann Christoph Jo. ] ; Glossarien. Ein Auszug davon ist: (Joh. (c)
Adelungs ] ; Adelung's (c)
1771–84 1772–84 in 6 Tomis in gr.groß 8. hinlänglich.] ; 1771–84. 6 Tomi, 8. (c)
1771–84 ] ; 1772–84 (a)
] ; Zu den kleineren Wörterbüchern gehören:
  • 292 G. Matthiae nov. locupl. Lexicon lat.-germ. e. g. lat., Halae 1775.textgrid:2533z 8.
  • 293 J. C. Scheller's Handlexicon, nach dem Auszuge von G. H. Lünemann, 3 Bände, 1807.textgrid:25342 (gr.)groß 8.
  • 294 L. C. Bauer's deutsch-lateinisches Lexicon, 3te Auflage, 1806.textgrid:25344 8.
Hiermit sind auch die Schriftsteller zu vergleichen, welche die lateinische Synonymik bearbeitet haben, namentlich:
  • 295 Gardin Dumesnils Versuch einer allgemeinen lateinischen Synonymik, aus dem Französischen; bearbeitet von J. C. H. Ernesti, 3 Theile, Leipzig 1799–1800.textgrid:25349 8.
(c)
Unter den größerngrössern WörterbücherWörterbüchern über die griechisch griechische Sprache ist der Was von den lateinischen Wörterbüchern (130.) gesagt ist, gilt ebenfalls von den griechischen. Auch hier fehlt es eben so wenig an vortrefflichen Vorarbeiten. Anm. Anmerkung Unter ihnen bleibt bei weitem das wichtigste: Thesaurus graecae linguae ab Stephanus, s. Estienne, HenricusEstienne, Henricus Henr. Stephano constructus, 1572 in 4 Tomis1572. 4 Tomi, fol.folio nebst einem besondern Band, der den Appendix enthält, noch immer das Hauptwerk, so wie unter und von dem itzt in England eine neue Ausgabe veranstaltet wird. Unter den kleinernkleineren das Graecum Lexicon manuale - -manuale – a Hederich, Benjamin Beni. Benj. Hederico institutum - -institutum – locupletatum et -et – emendatum cura Ernesti, Johann August Jo. Io. Aug. Ernesti , neue verbesserte Aufl.Auflage, von Wendler, Carl Christian C. Chr. Wendler Leipz. 1788 in Wendler , Leipzig 1788. Lips. 1767 in gr.groß 8. bis jetzt das einzige recht brauchbare ist. Schneider, Johann Gottlob J. G. Schneider's kritisch griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Jena und Leipzig 1805. 4. Riemer, Friedrich Wilhelm F. M. Riemer's griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, ebendaselbst 1815. 16. gr.groß 8. Reichenbach, Johann Friedrich Jacob J. F. J. Reichenbach's allgemeines griechisch-deutsches Handwörterbuch zum Schulgebrauch, 2 Bände, Leipzig 1801. 2. ] ; 246 (c)
Unter den größerngrössern WörterbücherWörterbüchern über die griechisch griechische Sprache ist der] ; Was von den lateinischen Wörterbüchern (130.) gesagt ist, gilt ebenfalls von den griechischen. Auch hier fehlt es eben so wenig an vortrefflichen Vorarbeiten. (Anm.)Anmerkung Unter ihnen bleibt bei weitem das wichtigste: (c)
größern] ; grössern (a)
1572 in 4 Tomis] ; 1572. 4 Tomi, (c)
noch immer das Hauptwerk, so wie unter] ; und von dem 297itzt in England eine neue Ausgabe veranstaltet wird. Unter (c)
kleinern] ; kleineren (c)
manuale - -] ; manuale – (c)
Beni. ] ; Benj. (c)
institutum - -] ; institutum – (c)
et -] ; et – (c)
Jo. ] ; Io. (c)
neue verbesserte Aufl.Auflage, von Wendler, Carl Christian C. Chr. Wendler Leipz. 1788 in Wendler , Leipzig 1788. ] ; Lips. 1767textgrid:2534m in (a)
Aufl.] ; Auflage, (c)
Wendler Leipz. 1788 in] ; Wendler, Leipzig 1788. (c)
bis jetzt das einzige recht brauchbare ist.] ; 298 J. G. Schneider's kritisch griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Jena und Leipzig 1805.textgrid:2534q 4. 299 F. M. Riemer's griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, ebendaselbst 1815.textgrid:2534t 16. (gr.)groß 8. 300 J. F. J. Reichenbach's allgemeines griechisch-deutsches Handwörterbuch zum Schulgebrauch, 2 Bände, Leipzig 1801.textgrid:2534x 2. (c)
Was diesen abgeht, kankann man ergänzen,ergänzen und überhaupt die Kenntniß des griechischgriechischen und lateinischlateinischen SprachgebrauchSprachgebrauchs sehr erweitern –erweitern: entweder aus denen, die das besondern DialekteDialekten EigneeigneEigene erläutert haben, dergleichen das schätzbare Dictionarium Doricum und das Dictionarium Jonicum DonicumJonicum , beyde von Portus, Aemilius Aemil. Porto , Francf. 1603 in gr.groß 8. gedruckt, und Ebendesselben Lexicon Pindaricum, Hanoviae 1606 in 8. ist – oder aus den sogenannten Auctoribus linguae latinae und den verschiedenen lateinischen und griechischen Scholiasten, Glossariis und Lexicis, – oder aus den Anmerkungen gelehrter Männer zu gedachten ältern Wörterbüchern, den Hesychius Hesychius, Pollux (Polydeukes) Pollux, Ammonius Ammonius, Harpokration Harpokration, Timaeus Timäus, Thomas Magister Thomas Magister, Moeris Moeris dem Hesychius, Pollux, Ammonius, Harpokration, Timäus, Thomas Magister, Moeris und andern, oder ihren Anmerkungen und erklärenden Indicibus, die den besten Hand- und andern Ausgaben angehängt sind,sind – oder aus den gelehrten Erläuterungen einzelnereinzler Stellen alter Schriftsteller, wovon unter andern der Catalogus Bibliothecaebibliothecae Bunavianae Tom.Tomus I. p.pagina 1873 sq.sequens ein zahlreiches Schriftsteller. Anm. Anmerkung Ein zahlreiches, obgleich noch vieler Ergänzungen bedürftiges Verzeichniß enthältenthält. –Verzeichniß, enthält der Catalogus Bibliothecae Bunavianae, Tom.Tomus I. p.pagina 1873. sq.sequens Du Cange, Charles du Fresne Carol. du Fresne Glossarium ad Scriptores med. et infimae Graecitatis, Lugd. 1688 1688. in 2 Folianten, ist zur Kenntniß des spätern Griechischen spätern Griechischen unentbehrlich. ] ; 252 (c)
kan] ; kann (c)
ergänzen,] ; ergänzen (a)
erweitern –] ; erweitern: (c)
Eigne] ; eigne (a); ; Eigene (c)
dergleichen das schätzbare Dictionarium Doricum und das Dictionarium Jonicum DonicumJonicum , beyde von Portus, Aemilius Aemil. Porto , Francf. 1603 in gr.groß 8. gedruckt, und Ebendesselben Lexicon Pindaricum, Hanoviae 1606 in 8. ist –] ; (c)
Jonicum ] ; [Jonicum] (a)
] ; (c)
den Hesychius Hesychius, Pollux (Polydeukes) Pollux, Ammonius Ammonius, Harpokration Harpokration, Timaeus Timäus, Thomas Magister Thomas Magister, Moeris Moeris ] ; dem Hesychius, Pollux, Ammonius, Harpokration, Timäus, Thomas Magister, Moeris (c)
sind,] ; sind (a)
] ; (c)
einzelner] ; einzler (a)
Schriftsteller, wovon unter andern der Catalogus Bibliothecaebibliothecae Bunavianae Tom.Tomus I. p.pagina 1873 sq.sequens ein zahlreiches] ; Schriftsteller. (Anm.)Anmerkung Ein zahlreiches, (c)
Bibliothecae] ; bibliothecae (a)
Verzeichniß enthältenthält. –] ; Verzeichniß, enthält der Catalogus Bibliothecae Bunavianae, (Tom.)Tomus I. (p.)pagina 1873. (sq.)sequens (c)
enthält] ; enthält. (a)
1688 ] ; 1688. (c)
spätern Griechischen] ; spätern Griechischen (c)
Wie die alten SchriftstellerSchriftsteller, und mit welcher Rücksicht, sie gelesen werden müssen?müssen: dies kankann schon aus den obigen allgemeinen Erinnerungen (§. 72–86 72.–86. ) abgenommen werden. Hier noch einige allgemeine Vorschläge, diewelche diese griechischegriechischen und lateinischelateinischen Schriftsteller insbesondreinsbesondere angehen. – – Zuerst müßte man sich eine vorläufige Kenntniß von ihnen und ihren Schriften, von den brauchbarsten AusgabenAusgaben, und von den Sachen erwerben, auf die sie sich beziehen, ohne welche man wenigstens beybei ihrer Lesung gar nicht fortkommen kan. – kann. Anm. Anmerkung Ueber diese Schriftsteller selbst, ihre Umstände und Schriften hat man bis jetzt noch kein ausführlicheres WerkWerk, als Fabricius, Johann Albert Jo. Io. Alb. Fabricii Bibliothecambibliothecam latinam, Edit.Editio 5.5., Hamburgi 17211721. und 22 22. in dreydrei Octavbänden,Octavbänden und, zwar etwas verkürzt, aber besser geordnet und vermehrt von Ernesti, Johann August Joh. Aug. Ernesti , Leipz. 1773Leipzig 1773. und 74 74. in dreydrei Tomm.Tomi gr.groß 8., nebst Fabricius, Johann Albert Fabricii Bibliothecabibliotheca graeca, Hamb. 1705–28 1705–28. in 14 Quartbänden, wovon seit 1790 1790–1809 eine 4te ungemein vermehrte Ausgabe durch Harless, Adolf Gottlieb Christoph Gottlieb Christoph Harles Veranstaltung in gr.groß 4 erscheint. Doch sind 4. erschienen ist. Zu den besten Handbüchern gehören: Quartbänden. Doch ist Harless, Adolf Gottlieb Christoph Theoph. Christoph. Christoph Harles (noch nicht vollendete) Introductiointroductio in notitiam litteraturae Romanae inprimis Scriptorumscriptorum latinorum, Noriberg. 1781 1781. in zwey Theilen inzwei Theilen, gr.groß 8., dessen BreuiorBrevior notitia litteraturae Romanae etc.et cetera etc., Lips. 1789 in 8., so wie1789. 8. Ebendesselben Introductio 8. und Desselben introductio in historiam linguae graecae, Ed.Editio 4. Altenburg. 1778. 8., besser angelegt, mit besserer Wahl gemacht, zweckmäßig vollständiger,vollständiger und überhaupt die besten HandbücherHandbücher, diedas beste doppelte Handbuch, das wir bis jetzt darüber haben. 1792–95. 2 Vol.Volumen 8. Fuhrmann, Wilhelm David W. v. Fuhrmann's Handbuch der classischen Literatur, oder Anleitung zur Kenntniß der griechischen und römischen Schriftsteller der besten Ausgaben, 4 Bände, Rudolstadt 1804–10. ] ; 262 (c)
müssen?] ; müssen: (c)
kan] ; kann (c)
72–86 ] ; 72.86. (c)
die] ; welche (c)
griechische] ; griechischen (c)
lateinische] ; lateinischen (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
– –] ; (c)
bey] ; bei (c)
kan. –] ; kann. (Anm.)Anmerkung (c)
Werk] ; Werk, (c)
Jo. ] ; Io. (c)
Bibliothecam] ; bibliothecam (a)
5.] ; 5., (c)
1721] ; 1721. (c)
22 ] ; 22. (c)
drey] ; drei (c)
Octavbänden,] ; Octavbänden (a)
Leipz. 1773] ; Leipzig 1773. (c)
74 ] ; 74. (c)
drey] ; drei (c)
Bibliotheca] ; bibliotheca (a)
1705–28 ] ; 1705–28. (c)
Quartbänden, wovon seit 1790 1790–1809 eine 4te ungemein vermehrte Ausgabe durch Harless, Adolf Gottlieb Christoph Gottlieb Christoph Harles Veranstaltung in gr.groß 4 erscheint. Doch sind 4. erschienen ist. Zu den besten Handbüchern gehören: ] ; Quartbänden. Doch ist (a)
1790 ] ; 1790–1809 (c)
4 erscheint. Doch sind] ; 4. erschienen ist. Zu den besten Handbüchern gehören: (c)
Christoph. ] ; Christoph (a)
(noch nicht vollendete)] ; (c)
Introductio] ; introductio (a)
Scriptorum] ; scriptorum (c)
1781 ] ; 1781. (c)
zwey Theilen in] ; zwei Theilen, (c)
8., dessen BreuiorBrevior notitia litteraturae Romanae etc.et cetera etc., Lips. 1789 in 8., so wie1789. 8. Ebendesselben Introductio ] ; 8. und Desselben introductio (a)
Breuior] ; Brevior (c)
etc.et cetera ] ; etc., (c)
1789 in 8., so wie] ; 1789. 8. (c)
] ; (Ed.)Editio 4. (c)
1778. 8., besser angelegt, mit besserer Wahl gemacht, zweckmäßig vollständiger,vollständiger und überhaupt die besten HandbücherHandbücher, diedas beste doppelte Handbuch, das wir bis jetzt darüber haben.] ; 1792–95.textgrid:25379 2 (Vol.)Volumen 8. W. v. Fuhrmann's Handbuch der classischen Literatur, oder Anleitung zur Kenntniß der griechischen und römischen Schriftsteller der besten Ausgaben, 4 Bände, Rudolstadt 1804–10.textgrid:2537c (c)
vollständiger,] ; vollständiger (a)
die besten HandbücherHandbücher, die] ; das beste doppelte Handbuch, das (a)
bis jetzt] ; (a)
Büchern kan] ; literarischen Schriften kann (c)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
solcher alten Schriften] ; der klassischen Schriftsteller (c)
dieser Ausgaben hängt,] ; derselben hängt (c)
Denn,] ; Denn (c)
hat] ; hat, (c)
lesen:] ; lesen, (c)
ihn, und er muß] ; (c)
verstehen verstehen ] ; verstehen (c)
wünschen] ; wünschen, (c)
dabey] ; dabei (c)
unterhalten,] ; unterhalten (a)
kan] ; kann (c)
unzulänglich,] ; unzulänglich (a)
Schriftsteller] ; Schriftsteller, (c)
] ; bloß (c)
der Zweck ] ; Zwecke (a)
so wie] ; dagegen (c)
] ; selbst (c)
] ; das (c)
Mittel,] ; Mittel (a)
mehrern] ; mehrerm (c)
der, wer] ; jeder, der (c)
weiß,] ; weiß (a)
auflösen] ; ergründen (a)
welche] ; welchen (c)
andrer ] ; anderer (c)
seyn:] ; seyn, (c)
der hier gemeinten] ; dieser (a)
ohngefähr] ; ungefähr (c)
so,] ; so (a)
] ; namentlich (c)
einigen neuern Deutschen] ; mehreren ausgezeichneten deutschen Philologen (c)
, Wolf, Friedrich August Wolf ] ; (a)
] ; erhalten (c)
Die SachenSachen, auf welche sich die alten griechischen und römischen Schriftsteller beziehen,beziehen und von welchen man wenigstens einige vorläufige Kenntniß haben muß, wenn man nicht alle Augenblicke anstoßen,anstossen oder jene Schriftsteller nur halb verstehen,verstehen oder sich zur Unzeit beybei ihrer Lesung selbst zerstreuen will, sind in der Geschichte, der alten Erdbeschreibung, der Mythologie, den griechischen und römischen Alterthümern zu suchen. Anm. Anmerkung Zur ersten Grundlage für einen Theil dieser Kenntnisse ist das – Handbuch der klassischenklaßischen Literatur, enthaltend Archäologie, Notiz der KlaßikerKlassiker, Mythologie, griechische Alterthümer, römische Alterthümer, von Eschenburg, Johann Joachim Joh. Joach. Eschenburg , Berlin 1783 in1783. gr.groß 8. – überaus brauchbar. ] ; 270 (c)
beziehen,] ; beziehen (a)
anstoßen,] ; an[130]stossen (a)
verstehen,] ; verstehen (a)
bey] ; bei (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
] ; (c)
klassischen] ; klaßischen (a)
Klaßiker] ; Klassiker (c)
1783 in] ; 1783. (c)
] ; (c)
Die eigentlich hieherhierher gehörige Geschichte Geschichte betriftbetrifft entweder die bürgerlichen Veränderungen in den alten griechischen und römischen Staaten, oder den Zustand und die Schicksale ihrer Literatur und Künste, besonders der PhilosophiePhilosophie unter Griechen und Römern. So sehr es uns noch an Büchern fehlt, welche, mit Absonderung aller in andreranderer Absicht sehr nützlichen Kenntnisse und Untersuchungen, recht eigentlich dazu eingerichtet wären, die, welche diese alten Schriftsteller in ihren Beziehungen und Anspielungen auf gedachte Gegenstände verstehen wollen, dazu, mit Zusammenfassung der erwähnten Kenntnisse, vorzubereiten: so kann man sich doch schon vor der Hand, – in Absicht auf alte griechische Geschichte,Hand – mit die vorhandenen mit Nutzen gebrauchen. Anm. Anmerkung 1. In Absicht auf die alte griechische Geschichte: Stanyan, Temple Stanyans , unter dem Titel: HistoireTitel Historie de Grece,GreceGrèce, traduite de l'Anglois de Mr. Stanyan, Temple Temple Stanyan , Amst. 1744 in1744. 8. in 3 Tomes nachgedruckten,nachgedruckten Tomes, nachgedruckte, und aus den Quellen selbst geschöpften,geschöpfte Geschichte GriechenlandesGriechenlands bis auf den Tod K.König Philipp II. PhilippsPhilipp invon Macedonien; oder mit demdas Handbuch der griechischen Alterthümer in Rücksicht auf, auf Genealogie, Geographie, Mythologie, Kunst und Geschichte, zum Gebrauch für die Jugend beym beim Lesen der Alten, behelfen, Leipzig 1789 in1789. 8. genügen. Wichtiger ist freylichjedoch Gillies, John John Gillies Geschichte von Altgriechenland, von dessen Uebersetzung UebersetznngUebersetzung aus dem Englischen bereits zweyvier Theile, Leipzig 1787 in1787. gr.groß 8. erschienen sind; desgl.desgleichen Mitford, William Mitford's Geschichte Altgriechenlands, aus dem Englischen, 1ster–6ter Theil, Leipzig 1802 f.folgend und die vortreflichevortreffliche Voyage du jeune Anacharsis en Grèce (vom Abbé Barthélemy, Jean Jacques Barthelemy Barthèlémy ) mit einem Recueil des Cartes, à Paris 1788 in1788. 4 Tomes inTomes, gr.groß 4, und 4. welche mehrmals nachgedruckt, ob es gleich beyauch ins Deutsche übersetzt ist, und bei weitem noch mehr als bloße Geschichte enthält. mit Goldsmith, Oliver Goldsmith's Geschichte der Griechen von den frühesten Zeiten bis auf den Tod Alexander d. Gr. Alexanders des Grossen, aus dem Engl.Englisch übersetzt, Leipzig 1777 in zwey Octavbänden; Robertson, William Wilh. Robertsons Geschichte von Altgriechenland (die noch weiter, bis auf die Verwandlung Griechenlandes in eine römische Provinz geht, und selbst die ältere Geschichte von Großgriechenland, auch etwas von der Erdbeschreibung, der bürgerlichen Verfassung und der Geschichte der Wissenschaften mitnimmt,) aus dem Engl.Englisch übersetzt Leipzig 1779 in gr.groß 8. – und mit Goldsmith, Oliver Goldsmith's Geschichte der Römer - - bis auf den Untergang des abendländischen Kaiserthums, aus dem Engl.Englisch Leipz. 1774 in zwey Octavbänden – behelfen, oder Denina, Carlo Karl Denina Staats- und Gelehrtengeschichte Griechenlands zu Hülfe nehmen, wovon der erste Theil aus dem Ital. übersetzt, Flensburg 1783 in gr.groß 8. herausgekommen ist. ] ; 271 (c)
hieher] ; hierher (c)
betrift] ; betrifft (c)
andrer] ; anderer (c)
sich] ; (c)
schon vor der Hand, – in Absicht auf alte griechische Geschichte,Hand – mit] ; die vorhandenen mit Nutzen gebrauchen. (Anm.)Anmerkung 1. In Absicht auf die alte griechische Geschichte: (c)
Hand, – in Absicht auf alte griechische Geschichte,] ; Hand – (a)
Titel: Histoire] ; Titel Historie (a)
Grece,] ; Grece (a); ; Grèce, (c)
1744 in] ; 1744. (c)
in] ; (c)
Tomes nachgedruckten,nachgedruckten ] ; Tomes, nachgedruckte, (c)
nachgedruckten,] ; nachgedruckten (a)
geschöpften,] ; geschöpfte (c)
Griechenlandes] ; Griechenlands (c)
Philipps] ; Philipp (a)
in] ; von (c)
oder mit demdas Handbuch der griechischen Alterthümer in Rücksicht auf, auf Genealogie, Geographie, Mythologie, Kunst und Geschichte, zum Gebrauch für die Jugend beym beim Lesen der Alten, behelfen, Leipzig 1789 in1789. 8. genügen. Wichtiger ist freylichjedoch Gillies, John John Gillies Geschichte von Altgriechenland, von dessen Uebersetzung UebersetznngUebersetzung aus dem Englischen bereits zweyvier Theile, Leipzig 1787 in1787. gr.groß 8. erschienen sind; desgl.desgleichen Mitford, William Mitford's Geschichte Altgriechenlands, aus dem Englischen, 1ster–6ter Theil, Leipzig 1802 f.folgend und die vortreflichevortreffliche Voyage du jeune Anacharsis en Grèce (vom Abbé Barthélemy, Jean Jacques Barthelemy Barthèlémy ) mit einem Recueil des Cartes, à Paris 1788 in1788. 4 Tomes inTomes, gr.groß 4, und 4. welche mehrmals nachgedruckt, ob es gleich beyauch ins Deutsche übersetzt ist, und bei weitem noch mehr als bloße Geschichte enthält. ] ; mit Goldsmith's Geschichte der Griechen von den frühesten Zeiten bis auf den Tod Alexanders des Grossen, aus dem (Engl.)Englisch übersetzt, Leipzig 1777textgrid:25388 in zwey Octavbänden; Wilh. Robertsons Geschichte von Altgriechenland (die noch weiter, bis auf die Verwandlung Griechenlandes in eine römische Provinz geht, und selbst die ältere Geschichte von Großgriechenland, auch etwas von der Erdbeschreibung, der bürgerlichen Verfassung und der Geschichte der Wissenschaften mitnimmt,) aus dem (Engl.)Englisch übersetzt Leipzig 1779textgrid:2538c in (gr.)groß 8. – und mit Goldsmith's Geschichte der Römer - - bis auf den Untergang des abendländischen Kaiserthums, aus dem (Engl.)Englisch Leipz. 1774textgrid:2538f in zwey Octavbänden – behelfen, oder Karl Denina Staats- und Gelehrtengeschichte Griechenlands zu Hülfe nehmen, wovon der erste Theil aus dem Ital. übersetzt, Flensburg 1783textgrid:2538j in (gr.)groß 8. herausgekommen ist. (a)
mit dem] ; das (c)
auf, ] ; auf (c)
beym ] ; beim (c)
behelfen,] ; (c)
1789 in] ; 1789. (c)
] ; genügen. (c)
freylich] ; jedoch (c)
Uebersetzung] ; [Uebersetzung] (c)
aus dem Englischen bereits zwey] ; vier (c)
1787 in] ; 1787. (c)
] ; (desgl.)desgleichen Mitford's Geschichte Altgriechenlands, aus dem Englischen, 1ster–6ter Theil, Leipzig 1802textgrid:2538n (f.)folgend (c)
vortrefliche] ; vortreffliche (c)
Barthelemy ] ; Barthèlémy (c)
1788 in] ; 1788. (c)
Tomes in] ; Tomes, (c)
4, und] ; 4. [143] welche (c)
ob es gleich bey] ; auch ins Deutsche übersetzt ist, und bei (c)
] ; noch (c)
] ; (Anm.)Anmerkung 2. (c)
Zeit:] ; Zeit, (c)
eher] ; (c)
] ; eher (c)
] ; als (c)
1752 in] ; 1752. (c)
8.] ; 8 (a)
1767 ] ; 1767. (c)
Französische] ; Französ. (a)
übersetzt,)] ; übersetzt) (a); ; übersetzt), (c)
J. ] ; I. (c)
Woran es uns noch unter den zur griechischen und römischen GeschichteGeschichte gehörigen Schriften fehlt, eben diesesdies vermißt man auch beybei Schriften, welche den Zustand der Künste und Wissenschaften, namentlich der PhilosophiePhilosophie, bey beydenbei beiden Völkern betreffen. Anm. Anmerkung Doch verdienen empfohlen zu werden: Cicero M. Tullii Ciceronis historia philosophiae antiquae, collecta, illustrata et amplificata a Gedike, Friedrich F. Gedike , Berol. 1781 in1781. gr.groß 8. ist die einzige, die hier empfohlen werden könnte. Die mit großem Fleiß ausgearbeitetefast unübertreffbare Geschichte des Ursprungs, Fortgangs und Verfalls der Wissenschaften in Griechenland und Rom, von Meiners, Christoph C. Meiners , wovon zu Lemgo 17811781. und 1782 82 erst zwey Bände in1782. 2 Bände, gr.groß 8. erschienen sind, gehört schon für Leser einer höhern Classe. ] ; 278 (c)
dieses] ; dies (c)
bey] ; bei (c)
bey beyden] ; bei beiden (c)
] ; (Anm.)Anmerkung Doch verdienen empfohlen zu werden: (c)
1781 in] ; 1781. (c)
ist die einzige, die hier empfohlen werden könnte. Die mit großem Fleiß ausgearbeitetefast unübertreffbare ] ; (c)
mit großem Fleiß ausgearbeitete] ; fast unübertreffbare (a)
wovon zu] ; (c)
1781] ; 1781. (c)
1782 82 erst zwey Bände in] ; 1782. 2 Bände, (c)
1782 ] ; 82 (a)
erschienen sind, gehört schon für Leser einer höhern Classe.] ; (c)
Auch beyBei der alten Erdbeschreibung Erdbeschreibung wird man vermuthlich noch lange auf ein Buch warten müssenhat es lange an einem Werke gefehlt, das, beybei der möglichsten Vollständigkeit, nach eignereigener sorgfältigen Untersuchung und mit Benutzung der wirklich sichern und brauchbaren Entdeckungen einiger wenigen eigentlichen Kenner, auch mit möglichster VergleichungVergleichung der ältern und neuern TopographieTopographie, zwischen der weitläufigern Sprache die Mitte hielte. Doch ist besonders durch Mannert, Conrad Mannert und einiger Andere diesem Bedürfniß abgeholfen. Anm. Anmerkung Zu den weitläufigern Werken gehören: fast einzig brauchbaren Notitia orbis antiqui von Cellarius, Christoph Christoph. Cellario mit Schwartz, Johann Conrad Jo. Io. Conr. Schwartzii Anmerkungen, LeipzigLeipz. 17311731. und 1732 32 in zwey Quartbänden, und zwischen der zu magern1732. 4. Geographie ancienne abregée par Mr. Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anville , 3 Tomes, à Paris 1768 in drey Bänden1768. gr.groß 12.12 , oder demden beyden kleinern: Orbis antiqui monumentis suis illustrati primae lineae, duxit Oberlin, Jeremias Jacob Jer. Jac. Oberlinus, Argent. 1776. 8. und dem noch nicht vollendeten Handbuch der alten Erdbeschreibung Erdbeschreibung, zum Gebrauch der eilf größern Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillischen Landcharten Landcharten, (von Hummel, Bernhard Friedrich Hummel, Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob Hieron. Paulus, Stroth, Friedrich Andreas Stroth, Bruns, Paul Jakob Bruns und Ditmar, Theodor Jakob Dittmar ,) Nürnb. 1785 und 1786 in zwey Bänden in Bruns , Dittmar .) Nürnberg 1800, 2 Bände, gr.groß Handbuch der alten Erdbeschreibung nach Anleitung der Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anvillischen Landcharten, Nürnberg 1781 in 8. (auch lat.lateinisch Compendium Geographiae antiquae etc.et cetera) das Mittel hielte. Dergleichen ist ohngefehr die sehr schätzbare Geographie der Griechen und Römer - - von Mannert, Conrad Konrad Mannert , wovon aber bis jetzt nur Ein Theil, Nürnberg 1788 und des Zweyten Theils erstes Heft 1789 in gr.groß 8. erschienen ist. – Geographie der Griechen und Römer, von Mannert, Conrad Konrad Mannert , 1ster–6ter Band, Nürnberg 1788–1812. Zu den kürzern Handbüchern: Nitsch, Paul Friedrich Achat J. F. A. Nitsch kurzer Entwurf der alten Geographie, auf's neue herausg.herausgegeben von Mannert, Conrad L. Mannert , 6te Aufl.Auflage 1810. Schlichthorst, Hermann H. Schlichtegroll's Handbuch der alten Erdbeschreibung, Bremen 1794. Schmieder, Benjamin Friedrich Schmieder, Friedrich Gotthelf Benjamin B. F. J. F. Schmieder's Handbuch der alten Erdbeschreibung zum Atlas von 12 Karten, Berlin 1802. Die einzig guten ChartenCharten zur alten GeographieGeographie von Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anville , welche unter dem Titel: Atlas antiquus Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillianus zu Nürnberg 1784 1784. nachgestochen wordenseit letztgedachtem Jahre zu Nürnberg nachgestochen werden, sind wenigstens unentbehrlich;unentbehrlich, sonst muß man sich bloß mit den noch sehr unvollkommenen Charten in Cellarius, Christoph Cellarii Werk oder Köhler, Johann David Jo. Io. Dav. Koeleri Descriptione orbis antiqui in XLIV.XLIV tabulis tabulis, von Weigel, Christoph Weigel in Nürnberg gestochen, begnügen. ] ; 280 (c)
Auch bey] ; Bei (c)
wird man vermuthlich noch lange auf ein Buch warten müssen] ; hat es lange an einem Werke gefehlt (c)
bey] ; bei (c)
eigner] ; eigener (c)
] ; Sprache die Mitte hielte. Doch ist besonders durch Mannert und einiger Andere diesem Bedürfniß abgeholfen. (Anm.)Anmerkung Zu den weitläufigern Werken gehören: (c)
] ; fast einzig brauchbaren (a)
Jo. ] ; Io. (c)
Leipzig] ; Leipz. (a)
1731] ; 1731. (c)
1732 32 in zwey Quartbänden, und zwischen der zu magern] ; 1732. 4. (c)
1732 ] ; 32 (a)
] ; 3 Tomes, (c)
1768 in drey Bänden] ; 1768. (c)
12.] ; 12 (a)
, oder demden beyden kleinern: Orbis antiqui monumentis suis illustrati primae lineae, duxit Oberlin, Jeremias Jacob Jer. Jac. Oberlinus, Argent. 1776. 8. und dem noch nicht vollendeten ] ; (c)
dem] ; den beyden [133] kleinern: Orbis antiqui monumentis suis illustrati primae lineae, duxit Jer. Jac. Oberlinus, Argent. 1776.textgrid:24h65 8. und dem noch nicht vollendeten (a)
Handbuch der alten Erdbeschreibung Erdbeschreibung, zum Gebrauch der eilf größern Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillischen Landcharten Landcharten, (von Hummel, Bernhard Friedrich Hummel, Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob Hieron. Paulus, Stroth, Friedrich Andreas Stroth, Bruns, Paul Jakob Bruns und Ditmar, Theodor Jakob Dittmar ,) Nürnb. 1785 und 1786 in zwey Bänden in Bruns , Dittmar .) Nürnberg 1800, 2 Bände, gr.groß ] ; Handbuch der alten Erdbeschreibung nach Anleitung der d'Anvillischen Landcharten, Nürnberg 1781textgrid:24h67 in (a)
Erdbeschreibung ] ; Erdbeschreibung, (c)
Landcharten ] ; Landcharten, (c)
] ; Hieron. Paulus, (c)
Bruns, Paul Jakob Bruns und Ditmar, Theodor Jakob Dittmar ,) Nürnb. 1785 und 1786 in zwey Bänden in] ; Bruns, Dittmar.) Nürnberg 1800textgrid:24hp3, 2 Bände, (c)
(auch lat.lateinisch Compendium Geographiae antiquae etc.et cetera) das Mittel hielte. Dergleichen ist ohngefehr die sehr schätzbare Geographie der Griechen und Römer - - von Mannert, Conrad Konrad Mannert , wovon aber bis jetzt nur Ein Theil, Nürnberg 1788 und des Zweyten Theils erstes Heft 1789 in gr.groß 8. erschienen ist. – ] ; Geographie der Griechen und Römer, von Konrad Mannert, 1ster–6ter Band, Nürnberg 1788–1812.textgrid:24h68 Zu den kürzern Handbüchern:
  • 332 J. F. A. Nitsch kurzer Entwurf der alten Geographie, auf's neue (herausg.)herausgegeben von L. Mannert, 6te (Aufl.)Auflage 1810.textgrid:24h6c
  • 333 H. Schlichtegroll's Handbuch der alten Erdbeschreibung, Bremen 1794.textgrid:24h6j
  • 334 B. F. J. F. Schmieder's Handbuch der alten Erdbeschreibung zum Atlas von 12 Karten, Berlin 1802.textgrid:24h6n
(c)
Dergleichen ist ohngefehr die sehr schätzbare Geographie der Griechen und Römer - - von Mannert, Conrad Konrad Mannert , wovon aber bis jetzt nur Ein Theil, Nürnberg 1788 und des Zweyten Theils erstes Heft 1789 in gr.groß 8. erschienen ist. –] ; (a)
unter dem Titel: Atlas antiquus Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillianus zu Nürnberg 1784 1784. nachgestochen worden] ; seit letztgedachtem Jahre zu Nürnberg nachgestochen werden (a)
1784 ] ; 1784. (c)
unentbehrlich;] ; unentbehrlich, (a)
Jo. ] ; Io. (c)
XLIV.] ; XLIV (a)
tabulis ] ; tabulis, (c)
Zu der beybei Lesung der Alten so nothwendigen Kenntniß der Mythologie Mythologie , – welche sowohl die Begriffe alter Völker kerVölker in ihrem noch rohen Zustande enthält, die sie sich von übermenschlichen Wesen und Naturbegebenheiten machten, als auch die SagenSagen von den unter ihnen vorgefallenen Ereignissen, – könnte man die sind für den Anfänger die kürzeren Darstellungen der Götter- und Fabelgeschichte am brauchbarsten. Weiterhin mögen auch die mannigfaltigen Versuche, die Mythologie philosophisch zu behandeln, prüfend vergleichenverglichen werden. Anm. Anmerkung Zu den ersten gehören: Einleitung in die Götter- und FabelgeschichteFabel-Geschichte der ältesten griechischen und römischen Welt, durch Damm, Christian Tobias Christ. Tob. Damm , 4te6te Auflage,Aufl. Berlin 1775 in 8., oder1807. 8. Seybold, David Christoph Dav. Christoph Seybolds Seybold's Einleitung in die griechische und römische Mythologie der alten Schriftsteller, 2te Auflage, Leipzig 1784. 8. zum Grunde legen; noch besser in Rücksicht auf DichterDichter und KunstwerkeKunstwerke Ramler, Karl Wilhelm Karl Wilh. Ramlers kurzgefaßte Mythologie, Berlin 1790 in 2 Theilen in 8. Wollte2te Aufl. Leipz. 1784. 8. zum Grunde legen, und, wenn 3te Auflage, Leipzig 1797. 8. Ramler, Karl Wilhelm Karl Wilh. Ramler's kurzgefaßte Mythologie, 2 Theile, Berlin 1790. 8. Hermann, Martin Gottfried M. G. Herrmann's Mythologie der Griechen, 2 Bände, Berlin 1811. 8. Zu der zweiten Klasse: man, doch nur im Allgemeinen, mehr davon wissen: so könntewissen wollte, Banier, Antoine Anton Banier's Erläuterung der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte, mit Schlegel, Johann Adolf Joh. Adolf und Schlegel, Johann August Joh. August Aug. Schlegels Schlegel's , auch Schroeckh, Johann Matthias Joh. Matthias Schröckh's Anmerkungen, Leipzig 1754–1766 Leipz. 1754–66 in fünf groß Octavbänden, auch, als einen Nothhelfer,und Hederich, Benjamin Benj. Hede richs mythologisches Lexicon, verbessert von Schwabe, Johann Joachim Joh. Joach. Schwaben , LeipzigLeipz. 1770 in gr.groß 8. zu Hülfe genommen werdennehmen. 5 Bände, Leipzig 1754–1766. gr.groß 8. Kanne, Johann Arnold J. A. Kanne Mythologie der Griechen, Leipzig 1808. Creuzer, Friedrich Georg C. E. Creuzer Symbolik und Mythologie der alten Völker, 2 Bände, Darmstadt 1811. Ein weit genaueres und sehr nutzbares Handbuch zur allgemeinern Uebersicht sindsind: Saxius, Christophorus Christoph. Saxi Tabulae genealogicae, s. Stemmata deorum, regum, principum - -regum, – principum – qui per tempus - -tempus – mythicum vixisse - -vixisse – creduntur, Ultraject. 1783 1783. in Folio, ob es gleich einen weitern Umfang hat als bloße MythologieMythologie. Hernach würde man, wenn man zumalzumahl Wollte man besonders die alten DichterDichter recht anschaulich verstehen lernen wollte,lernen, so müßte man die DactyliothekDaktyliothek von Lippert, Philipp Daniel Phil. Dan. Lippert , Erstes und ZweytesZweites Tausend, LeipzigLeipz. 1767 in zwey Bänden in 4.in 2 Bänden, Leipzig 1767. 4., und das Supplement dazu 1776 in1776. 4. nebst den dazu gehörigen Abdrücken geschnittener Steine, mit ungemeinen Nutzen zu Rathe ziehen, oder, weil dieser Schatz wegen seiner Kostbarkeit nicht überall zu haben ist, an dessen Stelle den Versuch einer mythologischen Dactyliothek für Schulen - -Schulen – von Klausing, Anton Ernst Anton Ernst Klausing , LeipzigLeipz. 1781 in gr.groß 8. (wovon noch ein zweyter Theil erwartet wird)1781. gr. 8., ebenfalls mit den Abdrücken, brauchen könnenbenutzen. Ueber den Geist dieser Mythologie, oder ihren Sinn, nebst ihrer verschiednenverschiedenen Gestalt und Veränderungen zu verschiednenverschiedenen Zeiten und bey verschiednen Schriftstellernbei verschiedenen Schriftstellern, geben die Heyne, Christian Gottlob Heynischen und Hermann, Martin Gottfried Hermannischen Schriften, welche man §. 313313. der dritten Auflage meiner Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie angezeigt findet, die besten Aufschlüsse. ] ; 286 (c)
bey] ; bei (c)
, – welche sowohl die Begriffe alter Völker kerVölker in ihrem noch rohen Zustande enthält, die sie sich von übermenschlichen Wesen und Naturbegebenheiten machten, als auch die SagenSagen von den unter ihnen vorgefallenen Ereignissen, – ] ; (a)
] ; (c)
Völker] ; [Völker] (c)
] ; (c)
könnte man die] ; sind für den Anfänger die kürzeren Darstellungen der Götter- und Fabelgeschichte am brauchbarsten. Weiterhin mögen auch die mannigfaltigen Versuche, die Mythologie philosophisch zu behandeln, prüfend verglichen werden. (Anm.)Anmerkung Zu den ersten gehören: (c)
Fabelgeschichte] ; Fabel-Geschichte (a)
4te] ; 6te (c)
Auflage,] ; Aufl. (a)
1775 in 8., oder] ; 1807.textgrid:24h6q 8. (c)
Seybolds ] ; Seybold's (c)
2te Auflage, Leipzig 1784. 8. zum Grunde legen; noch besser in Rücksicht auf DichterDichter und KunstwerkeKunstwerke Ramler, Karl Wilhelm Karl Wilh. Ramlers kurzgefaßte Mythologie, Berlin 1790 in 2 Theilen in 8. Wollte] ; 2te Aufl. Leipz. 1784. 8. zum Grunde legen, und, wenn (a); ; 3te Auflage, Leipzig 1797.textgrid:24h6r 8. Karl Wilh. Ramler's kurzgefaßte Mythologie, 2 Theile, Berlin 1790. 8. M. G. Herrmann's Mythologie der Griechen, 2 Bände, Berlin 1811.textgrid:24h6v 8. Zu der zweiten Klasse: (c)
man, doch nur im Allgemeinen, mehr davon wissen: so könntewissen wollte, ] ; (c)
wissen: so könnte] ; wissen wollte, (a)
August ] ; Aug. (a)
Schlegels ] ; Schlegel's, (c)
Leipzig 1754–1766 Leipz. 1754–66 in fünf groß Octavbänden, auch, als einen Nothhelfer,und Hederich, Benjamin Benj. Hede richs mythologisches Lexicon, verbessert von Schwabe, Johann Joachim Joh. Joach. Schwaben , LeipzigLeipz. 1770 in gr.groß 8. zu Hülfe genommen werdennehmen.] ; 5 Bände, Leipzig 1754–1766. (gr.)groß 8. 339 J. A. Kanne Mythologie der Griechen, Leipzig 1808.textgrid:24h6z C. E. Creuzer Symbolik und Mythologie der alten Völker, 2 Bände, Darmstadt 1811.textgrid:24h72 (c)
Leipzig 1754–1766 ] ; Leipz. 1754–66 (a)
auch, als einen Nothhelfer,] ; und (a)
Leipzig] ; Leipz. (a)
genommen werden] ; nehmen (a)
Ein weit genaueres und sehr nutzbares Handbuch zur allgemeinern Uebersicht sindsind: Saxius, Christophorus Christoph. Saxi Tabulae genealogicae, s. Stemmata deorum, regum, principum - -regum, – principum – qui per tempus - -tempus – mythicum vixisse - -vixisse – creduntur, Ultraject. 1783 1783. in Folio, ob es gleich einen weitern Umfang hat als bloße MythologieMythologie. ] ; (a)
weit genaueres und] ; (c)
sind] ; sind: (c)
regum, principum - -] ; regum, – principum – (c)
tempus - -] ; tempus – (c)
vixisse - -] ; vixisse – (c)
1783 ] ; 1783. (c)
Hernach würde man, wenn man zumalzumahl ] ; Wollte man besonders (c)
zumal] ; zumahl (a)
lernen wollte,] ; lernen, so müßte man (c)
Dactyliothek] ; Daktyliothek (c)
Zweytes] ; Zweites (c)
LeipzigLeipz. 1767 in zwey Bänden in 4.] ; in 2 Bänden, [146] Leipzig 1767. 4., (c)
Leipzig] ; Leipz. (a)
1776 in] ; 1776. (c)
mit ungemeinen Nutzen] ; (c)
Schulen - -] ; Schulen – (c)
Leipzig] ; Leipz. (a)
1781 in gr.groß 8. (wovon noch ein zweyter Theil erwartet wird)] ; 1781. gr. 8., (c)
brauchen können] ; benutzen (c)
Ueber den Geist dieser Mythologie, oder ihren Sinn, nebst ihrer verschiednenverschiedenen Gestalt und Veränderungen zu verschiednenverschiedenen Zeiten und bey verschiednen Schriftstellernbei verschiedenen Schriftstellern, geben die Heyne, Christian Gottlob Heynischen und Hermann, Martin Gottfried Hermannischen Schriften, welche man §. 313313. der dritten Auflage meiner Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie angezeigt findet, die besten Aufschlüsse. ] ; (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
bey verschiednen Schriftstellern] ; bei verschiedenen Schriftstellern, (c)
313] ; 313. (c)
Diese bisher §. 137 f.folgend erwähnten Schriften und Werke enthalten selbst einigesEiniges, das zur bessern Kenntniß der, wenigstens gottesdienstlichgottesdienstlichen, griechischen und römischen Alterthümer Alterthümer dient. Die Kenntniß derselben ist selbst zur Erklärung vieler Stellen des alten und neuen Testaments nothwendig, und kann bei der Lesung der ClassikerClassiker gar nicht entbehrt werden. Anm. Anmerkung In Absicht der griechischen, wo es uns noch so sehr an einem guten und hinlänglichen Handbuch fehlt, ist griechischen macht, griechischen Alterthümer, bemerke man unter den mehr systematischen Büchern, Potter, John Johann Potters vorzüglich: Johann Potter's griechische Archäologie oder Alterthümer Griechenlandes mit Anmerkungen und Zusätzen von Rambach, Johann Jakob Joh. Jac. Rambach , Halle 1775–1778 in drey Theilen in gr.groß 8. die übrigen sehr entbehrlich, und kan in seiner Art das einzige. –einzig heissen. 3 Bände, Halle 1775–1778. gr.groß 8. Desgleichen Nitsch, Paul Friedrich Achat J. F. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen, gottesdienstlichen etc. Zustandes der Griechen; fortgesetzt von Höpfner, Johann Georg Christian Höpfner und Köpke, Georg Gustav Samuel Köpke , 4 Bände, Erfurt 1791–1806. 8. Wenn man sich beybei den römischen AlterthümerAlterthümern erst ein kürzeres Lehrbuch bekannt gemacht hat, unter welchen Cellarius, Christoph Christoph Christoph. Cellarii Compendium antiquitatum romanarum c. adnott. Walch, Johann Ernst Immanuel J. E. J. Walchii I. E. I. Walchii , Edit.Editio 3. Halae 1774. 8. Nieupoort, Wilhelm Hendrik Ge. Henr. Hen. Nieupoort Nieupoort, rituum, qui olim apud Romanos obtinuerunt, succincta explicatio, Edit.Editio 13. Berol. 1767 in1767. gr.groß 8.8., auch Edit.Editio 6. (Ultrajectina(Vltrajectina(Ultraiectina) curant. Reitz, Wilhelm Otto Guil. Ottone et Reitz, Johan Frederik Jo. Io. Freder. Reitzio 1774 gr.groß 8. Reitzio , gr.groß 8. 1774., und Gruner, Johann Friedrich Jo. Io. Frid. Gruneri introductio in antiquitates Romanas, Jenae 1748. 8. die besten sind: so kankann man hernach Matern de Cilano, Georg Christian Georg Christian Maternus von Cilano ausführliche Abhandlung der römischen Alterthümer, in Ordnung gebracht von Adler, Georg Christian Georg Christ. Adler , Altona 17751775. und 1776 761776., in vier Theilen inTheilen, 8. (die ein Commentar über den Nieupoort, Wilhelm Hendrik Nieupoort, aber von viel weiterm Umfange ist) dazu nehmen,zu Hülfe nehmen und damit Adler, Georg Christian G. C. Adlers Adler Adler's ausführliche Beschreibung der Stadt Rom, Altona 1781 in1781. 4.; die Schrift: Ueber Sitten und Lebensart der Römer in verschiedenen Zeiten der Republik, von Meierotto, Johann Heinrich Ludwig J. H. L. Meierotto , Berlin 1776 1776. in zwey Theilen in 8.;8. zwei Theilen, 8., und Meiners, Christoph C. Meiners E. Meiner's Geschichte des Verfalls der Sitten und der Staatsverfassung der Römer, LeipzigLeipz. 1782. 8. verbinden. Brauchbare Handbücher sind auch: Nitsch, Paul Friedrich Achat P. E. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen etc. Zustandes der Römer, 2 Bände, Erfurt 1790. 8. Adam, Alexander Adam's Handbuch der römischen Alterthümer. Aus dem Engl.Englisch von Meyer, Johann Leonhardt Meyer , 2 Bände, Erlangen 1806. Meyer, Johann Leonhardt J. L. Meyer's Lehrbuch der römischen Alterthümer, Erlangen 1806. Wegen Hinsichts des großengrossen Einflusses der Kenntniß des römischen KriegswesenKriegswesens auf die rechte Einsicht des Verstandes vieler Stellen beybei römischen Schriftstellern sind die Römischen römischen Kriegsalterthümer (von Kriegsalterthümer, von Rösch, Jakob Friedrich von Rösch und Nast, Johann Jakob Heinrich Nast ) Nast , Halle 1782 in1782. gr.groß 8. sehr zu empfehlen. ] ; 292 (c)
bisher §. 137 f.folgend erwähnten] ; (a)
einiges] ; Einiges (c)
] ; Die Kenntniß derselben ist selbst zur Erklärung vieler Stellen des alten und neuen Testaments nothwendig, und kann bei der Lesung der Classiker gar nicht entbehrt werden. (Anm.)Anmerkung (c)
griechischen, wo es uns noch so sehr an einem guten und hinlänglichen Handbuch fehlt, ist] ; griechischen macht, (a); ; griechischen Alterthümer, bemerke man (c)
Potter, John Johann Potters ] ; vorzüglich: Johann Potter's (c)
Halle 1775–1778 in drey Theilen in gr.groß 8. die übrigen sehr entbehrlich, und kan in seiner Art das einzige. –einzig heissen. ] ; 3 Bände, Halle 1775–1778. (gr.)groß 8. Desgleichen 343 J. F. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen, gottesdienstlichen etc. Zustandes der Griechen; fortgesetzt von Höpfner und Köpke, 4 Bände, Erfurt 1791–1806.textgrid:24h8j 8. (c)
] ; die übrigen sehr entbehrlich, und kan (a)
das einzige. –] ; einzig heissen. (a)
bey] ; bei (c)
Christoph ] ; Christoph. (c)
Walch, Johann Ernst Immanuel J. E. J. Walchii ] ; I. E. I. Walchii, (c)
Henr. ] ; Hen. (c)
Nieupoort ] ; Nieupoort, (a)
1767 in] ; 1767. (c)
8.] ; 8., (c)
(Ultrajectina] ; (Vltrajectina (a); ; (Ultraiectina (c)
Jo. ] ; Io. (c)
Reitzio 1774 gr.groß 8.] ; Reitzio, (gr.)groß 8. 1774. (c)
Jo. ] ; Io. (c)
kan] ; kann (c)
hernach] ; (a)
1775] ; 1775. (c)
1776 ] ; 76 (a); ; 1776., (c)
Theilen in] ; Theilen, (c)
dazu nehmen,] ; zu Hülfe nehmen (a)
Adlers ] ; Adler (a); ; Adler's (c)
1781 in] ; 1781. (c)
; die Schrift:] ; (a)
1776 ] ; 1776. (c)
zwey Theilen in 8.;8. ] ; zwei Theilen, 8., (c)
8.;] ; 8. (a)
C. Meiners ] ; 346 E. Meiner's (c)
Leipzig] ; Leipz. (a)
] ; Brauchbare Handbücher sind auch:
  • 347 P. E. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen etc. Zustandes der Römer, 2 Bände, Erfurt 1790.textgrid:24h8p 8.
  • Adam's Handbuch der römischen Alterthümer. Aus dem (Engl.)Englisch von Meyer, 2 Bände, Erlangen 1806.textgrid:24h8v
  • J. L. Meyer's Lehrbuch der römischen Alterthümer, Erlangen 1806.textgrid:24h8z
(c)
Wegen] ; Hinsichts (c)
großen] ; grossen (a)
bey] ; bei (c)
Römischen ] ; römischen (a)
Kriegsalterthümer (von] ; Kriegsalterthümer, von (c)
Nast, Johann Jakob Heinrich Nast )] ; Nast, (c)
1782 in] ; 1782. (c)
Hätte] ; Hat (c)
erwähnte] ; erwähnten (c)
vorbereitet:] ; vorbereitet, (c)
möchten] ; werden (c)
bey] ; bei (c)
vor] ; für (c)
bey] ; bei (c)
erklärende] ; erklärenden (c)
lateinische] ; lateinische (c)
griechische] ; griechische (c)
man nicht in diesen Fällen:] ; dieß alles nicht der Fall, (c)
CulturCultur] ; Kultur (c)
] ; 298 (c)
Chrestomathien] ; Chrestomathien (c)
Schriftstellern,] ; Schriftstellern (c)
keine ganze] ; die ganzen (c)
SchrifstellerSchriftsteller ] ; Schriftsteller (a, c)
] ; nicht (c)
kan] ; kann (c)
lernen,] ; lernen (a)
mehrern] ; mehreren (c)
ihrem] ; ihren (a)
Unterschied] ; Unterschiede (c)
viel besser ist es doch] ; bleibt es doch viel besser (c)
– ausserdem] ; außer dem, (c)
aufzugeben] ; aufzugeben, (c)
angefangen,] ; angefangen (a)
hat –] ; hat, (c)
seinen Sachen] ; seinem Inhalt (c)
daher,] ; daher (a)
hat] ; hat, (c)
einem] ; einen (a)
alle] ; alte (c)
vor] ; für (c)
lesen,] ; lesen (a)
zurück:] ; zurück, (c)
läse,] ; läse (a)
dabey] ; dabei (c)
werden, z. B.zum Beispiel die Aesop Fabulas Aesopicas nach Heusinger, Johann Michael Joh. Mich. Heusingers Ausgabe, vermehrt Eisenach 1771. 8.; Paeonius (Paeanius) Paeanii Metaphras. in Eutropius Eutropium, nach Kaltwasser, Johann Friedrich Salomon F. S. Kaltwassers , Gotha 1780. 8.; Palaephatus Palaephatum de incredibilibus, nach Fischer, Johann Friedrich Joh. Fridr. Frid. Fischers Ausgabe, Leipzig 1761. 8.] ; werden. (c)
Fridr. ] ; Frid. (a)
weiter:] ; weiter, (c)
schwere] ; Schwere (c)
eigenthümliche] ; Eigenthümliche (c)
erkläret] ; erklärt (c)
wie die Ernesti, Johann August Ernestischen bey Xenophon Xenophons memorabil. Sokrates Socratis und bey dem Polybius Polybius ] ; oft sogar recht vollständige Indices (c)
Absicht,] ; Absicht (c)
fort zu gehen:] ; fortzugehen, (c)
DichterDichter] ; Dichter, den Homer etwa ausgenommen, mit dem ja auch die Römer anfingen, (c)
verwöhnt,] ; verwöhnt (a)
wird; zumahl] ; wird, zumal (c)
laßenlassen müssen;] ; lassen müssen, (c)
laßen] ; lassen (a)
verschieben; im] ; verschieben. Im (c)
einerley] ; einerlei (c)
angegebene] ; angegebenen (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
alle] ; alte (c)
laßen] ; lassen (a, c)
diese Schriftsteller] ; ihre Werke (c)
Phaedrus Phäder, Nepos Nepos ] ; Phädrus, Nepos (c)
Terenz Terenz –] ; Terenz, (c)
Julius Caesar, s. Caesar Caesar Cäsar ] ; Cäsar (c)
Sallust Sallust – Cicero Cicero's ] ; Sallust, Cicero's (c)
Quintilian (Quinctilian) Quinctilians ] ; Quinctilian's (c)
orat. –] ; orat., (c)
Livius Livius, Sueton Suetonius ] ; Livius, Suetonius (c)
Tacitus Tacitus –] ; Tacitus (c)
Plautus Plautus,] ; Plautus (a); ; Plautus, (c)
Befinden,] ; Befinden (c)
Ovid Ovid ] ; Ovid (c)
Vergil (Virgil) Virgil ] ; Virgil (c)
sodann] ; sodenn (a)
Horaz] ; Horaz (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2. Im Griechischen könnte man, nach der §. 145 145. angegebenen Vorbereitung, mit Aelian Aelians Aelian's vermischten Geschichten und mit Epiktet Epiktets Epiktet's Enchiridion sowohl als Arrian Arrians sowohl, als mit Arrians Commentarien den Anfang machen –machen; hernach vorzüglichvorzöglich den Xenophon Xenophon Xenophon , und überhaupt die besten Attischen attischen Prosaisten, sowohl Philosophen, vornemlichvornehmlich Platon Platon's vornehmlich Platon's und Aeschines Aeschines Aeschines Dialogen, und Theophrast Theophrasts Theophrast's Charaktere, sodannsodenn, nach Aristoteles Aristoteles Aristoteles Rhetorik, den Isokrates Isokrates Isokrates, nebst den in der Reiske, Johann Jacob Reiskischen Sammlung enthaltnenenthaltenen Rednern,Rednern lesen. Nun könnten, und, wenn man gerade nicht Attischeattische Schriftsteller gleich zusammen nehmen wollte, auch schon gleich nach dem Xenophon Xenophon Xenophon , die Geschichtschreiber, hauptsächlich Herodot Herodot, Thukydides Thukydides, Polybius Polybius, Plutarch Plutarch Herodot, Thukydides, Polybius, Plutarch , auch Flavius Josephus, s. Josephus Josephus Josephus Josephus , und von spätern Arrian Arrian, Appian Appian Arrian, Appian und Herodian Herodian, Herodian eintreten. Die DichterDichter könntenkönnen sehr wohl mit den andern abwechsetnabwechseln abwechseln. Homer Homer müßte Homer muß billig allen vorgehen, und Hesiod Hesiod könnte Hesiod kann ihm folgen. Vom Anakreon Anakreon, Theokrit Theokrit, Moschus Moschus Anakreon, Theokrit, Moschus und Bion Bion könnte Bion mag man zu den Attischen Tragikern attischen Tragikern und Komikern Komikern fortschreiten, und alsdennalsdann den Pindar Pindar Pindar und Callimachus Kallimachus Kallimachus hinzufügen. Gut wäre es doch, Aristoteles Aristoteles Aristoteles Poetik mit diesen Dichtern zu verbinden. Andere, sonderlich spätere oder unbeträchtlichere Schriftsteller zu erwähnen, erlaubt die hier nöthige Kürze und eingeschränkteeingeschränckte Absicht nicht, die eigentlich auf die Muster Muster des griechischen und lateinischen VortragVortrages geht. Man vergl.vergleiche Schelle, Karl Gottlob K. G. Schelle , welche alte classische Auctoren, wie, in welcher Folge und Verbindung soll man sie auf Schulen lesen? 2 Bände, Leipzig 1804. 8. ] ; (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
145 ] ; 145. (c)
Aelians] ; Aelian's (c)
Epiktets] ; Epiktet's (c)
sowohl als Arrian Arrians ] ; sowohl, als mit Arrians (c)
machen –] ; machen; (c)
vorzüglich] ; vorzöglich (a)
Xenophon] ; Xenophon (c)
Attischen] ; attischen (c)
vornemlichvornehmlich Platon Platon's ] ; vornehmlich Platon's (c)
vornemlich] ; vornehmlich (a)
Aeschines] ; Aeschines (c)
Theophrasts] ; Theophrast's (c)
sodann] ; sodenn (a)
Aristoteles] ; Aristoteles (c)
Isokrates Isokrates] ; Isokrates, (c)
enthaltnen] ; enthaltenen (c)
Rednern,] ; Rednern (a)
Attische] ; attische (c)
dem Xenophon Xenophon ] ; Xenophon (c)
Herodot Herodot, Thukydides Thukydides, Polybius Polybius, Plutarch Plutarch ] ; Herodot, Thukydides, Polybius, Plutarch (c)
Flavius Josephus, s. Josephus Josephus Josephus ] ; Josephus (c)
Arrian Arrian, Appian Appian ] ; Arrian, Appian (c)
Herodian Herodian,] ; Herodian (c)
könnten] ; können (c)
abwechsetnabwechseln ] ; abwechseln (a, c)
Homer Homer müßte] ; Homer muß (c)
Hesiod Hesiod könnte] ; Hesiod kann (c)
Anakreon Anakreon, Theokrit Theokrit, Moschus Moschus ] ; Anakreon, Theokrit, Moschus (c)
Bion Bion könnte] ; Bion mag (c)
Attischen Tragikern] ; attischen Tragikern (c)
Komikern] ; Komikern (c)
alsdenn] ; alsdann (c)
Pindar Pindar ] ; Pindar (c)
Callimachus Kallimachus ] ; Kallimachus (c)
Aristoteles] ; Aristoteles (c)
eingeschränkte] ; eingeschränckte (a)
] ; Man (vergl.)vergleiche K. G. Schelle, welche alte classische Auctoren, wie, in welcher Folge und Verbindung soll man sie auf Schulen lesen? 2 Bände, Leipzig 1804.textgrid:24hbt 8. (c)
Bey] ; Bei (c)
solchesolchen ] ; solchen (c)
zumahl] ; zumal (c)
Schriftsteller,] ; Schriftsteller (a)
classischclassisch] ; claßisch (a); ; klassisch (c)
72), je] ; 72.), desto (c)
bey] ; bei (c)
müßte] ; hat (c)
] ; zu (c)
der Aufhalt] ; man (c)
gelehrter] ; weitläuftiger (c)
verlängert würde] ; länger aufgehalten werde (c)
könnte] ; kann (c)
zumahl] ; zumal (c)
angehen:] ; angehen, (c)
andre] ; andere (c)
studieren] ; studiren (a)
Ausdruck brauchen] ; Ausdruck, brauchten (c)
bey] ; bei (c)
zwey] ; zwei (c)
großen] ; grossen (a)
f.folgend),] ; f.) (a)
wenn] ; (a)
wer] ; der (c)
wenn,] ; wenn (c)
Gründen,] ; Gründen (a, c)
verdient *);] ; verdient; *) (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
einreissender] ; einreißender, (c)
nachtheiligen] ; nachtheiliger (c)
es sollten vorzüglich] ; na[153]mentlich alle (c)
Universitäten,] ; Universitäten (a)
solchen,] ; solchen (a)
sey] ; sei (c)
laßen] ; zu lassen (a); ; lassen (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
S.Siehe ] ; (a)
Lateinschreibens - -] ; Lateinschreibens, (c)
Friedr. ] ; Fr. (c)
1783 ] ; 1783. (c)
8.] ; 8.; (c)
in dessen gesammleten Schulschriften gesammel-gesammelten Schulschriften, S.Seite 289 f.folgend ] ; im 390Berlinischen Magazin der Wissenschaften und Künste 1783textgrid:24hp7, 41tes Stück (a)
gesammleten Schulschriften ] ; [gesammelten] Schulschriften, (c)
von Gedike, Friedrich Gedike und Biester, Johann Erich Biester , 1783 ] ; (c)
] ; 1783., (c)
und in der Allgemeinen Revision des Schul- und Erziehungswesens Erziehungswesens, Theil 11. S.Seite 258 f.folgend f., ] ; (a)
Erziehungswesens ] ; Erziehungswesens, (c)
f.folgend ] ; f., (c)
Scheingründe schon] ; (a)
Wer nach] ; Wem daran liegt, zu (c)
Fertigkeit] ; Fertigkeit, (c)
auszudruckenauszudrücken trachtete, würde ausser] ; auszudrücken, zu gelangen, wird außer (c)
auszudrucken] ; auszudrücken (a)
76 ] ; 76. (c)
129 ] ; 129. (c)
Büchern, Scheller, Immanuel Johann Gerhard J. J. ] ; Schriften, I. I. (c)
nach der zweytenzweiten vermehrten Ausgabe,] ; (a)
zweyten] ; zweiten (c)
1784 in 2 Tomis in] ; 1779textgrid:24hpc, in 2 Theilen in (a); ; 1784. 2 Tomi, (c)
großem] ; grossem (a)
haben,] ; haben (a)
hätte] ; hat (c)
bey] ; bei (c)
und das Eigenthümliche ihrer Sprache in seinem ganzen Umfange,Umfange ] ; (a)
Umfange,] ; Umfange (c)
ist freylich] ; bleibt freilich (c)
*) ] ; (a); ; *) (c)
Ausserdem würde] ; Außerdem wird (c)
Erasmus, Desiderius Erasmus, Melanchthon, Philipp Phil. Melanchthon, Camerarius, Joachim Joach. Camerarius, Calvin, Jean Joh. Calvin, Sturm, Johannes Joh. Sturm, Cano, Melchior Melch. Canus, Osorius, Hieronymus Hier. Osorius, Sadoletus, Jacobus Jak. Sadoletus, Hyperius, Andreas Andr. Hyperius, Ernesti, Johann August Joh. Aug. Ernesti, Morus, Samuel Friedrich Nathanael S. F. N. Morus, Morus ] ; Erasmus, Melanchthon, Came [154] rarius , Calvin, Sturm, Canus, Osorius, Sadoletus, Hyperius, 403 Ruhnkenius, Wyttenbach, Ernesti, Morus (c)
Morus,] ; Morus (a)
Andre] ; Andere (c)
gewöhnt] ; gewöhnt, (c)
*) Ja es Anm. Anmerkung *) Viel lesen ist auch der einzige Weg, wie man eigentliches,eigentliches altes, römisches Latein, und überhaupt wirklich in einer fremden Sprache, kankann schreiben lernen. Denn dazu gehört, daß man in derselben Sprache denken könne; und in jeder Sprache denkt man anders. Wer diesdieß nicht kankann, mag wohl aus einer Sprache in die andere übersetzen, und in der fremden Sprache sich so ausdrucken können, daß man sieht, was er sagen wolle,wolle; aber mit der Sprache, z. B.zum Beispiel rein, ächtecht Lateinisch, wird er nicht zu schreiben vermögen. Andere Vorschläge und Regeln sind schon oben §. 87–89. 87–89 87.–89. berührt worden. ] ; 343 (c)
*) Ja es Anm. Anmerkung *) Viel lesen ist auch der einzige Weg, wie man eigentliches,eigentliches altes, römisches Latein, und überhaupt wirklich in einer fremden Sprache, kankann schreiben lernen. Denn dazu gehört, daß man in derselben Sprache denken könne; und in jeder Sprache denkt man anders. Wer diesdieß nicht kankann, mag wohl aus einer Sprache in die andere übersetzen, und in der fremden Sprache sich so ausdrucken können, daß man sieht, was er sagen wolle,wolle; aber mit der Sprache, z. B.zum Beispiel rein, ächtecht Lateinisch, wird er nicht zu schreiben vermögen. ] ; (a)
*) Ja es] ; (Anm.)Anmerkung *) Viel lesen (c)
eigentliches,] ; eigentliches (c)
kan] ; kann (c)
dies] ; dieß (c)
kan] ; kann (c)
wolle,] ; wolle; (c)
ächt] ; echt (c)
87–89. ] ; 8789 (a); ; 87.89. (c)
Ausser] ; Außer (c)
Sprache ] ; unstreitig (c)
nothwendigsten,] ; nothwendigsten: (c)
] ; Testaments (c)
Testament] ; Testamente (c)
beybringen kan] ; beibringen kann (c)
einschränken] ; beschränken (c)
will,] ; will (a)
nothwendigsten] ; nothdürftigsten (a)
große] ; grosse (a)
SprachregelnSprachregeln] ; Sprachregeln, (c)
entdecken,] ; entdecken; (c)
bey] ; bei (c)
ausgestorbnen] ; ausgestorbenen (c)
andres sichres] ; anderes sicheres (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (S.)Siehe (c)
hebraeae,] ; hebraeae (a)
reuocata] ; revocata (c)
1761 ] ; 1761. (a, c)
hebr.] ; hebräische (c)
1757 1757. in] ; 1757. (c)
1757 ] ; 1757. (a)
Es wäre daher] ; Insofern würde es (c)
rathsam, eher] ; rathsam seyn, (c)
Syrische] ; Syrische früher (c)
HebräischHebräische] ; Hebräische (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
ChaldäischChaldäische] ; Chaldäische (c)
einerley] ; einerlei (c)
laßen] ; lassen (a, c)
treiben.] ; treiben[.] (a)
hiebey] ; hierbei (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (S.)Siehe (c)
zweyte Aufl.Auflage ] ; (a); ; zweite Aufl., (c)
1786. ] ; 1772.textgrid:253b8 (a)
Schellings ] ; Schelling's (c)
hebräische,] ; hebräische. (c)
bey] ; bei (c)
Batav.] ; Bat. (a)
Hätte] ; Hat (c)
] ; indeß (c)
gehabt] ; gehabt, (c)
HebräischHebräischen] ; Ebräischen (a)
dieses letztere] ; in diesem letzteren (c)
nothdürftig gelernt:] ; einigen Anfang gemacht, (c)
wäre] ; ist (c)
Hebräischen] ; Ebräischen (a)
selbst sehen lernen wollte] ; mit eigenen Auge sehen will (c)
aber] ; (c)
fehlen sollte:] ; fehlt, (c)
folgen,] ; folgen (a)
Andre] ; Andere (c)
Wer jenen sichern Wegaber dem oben angedeuteten sicherern Wege zur Erlernung des HebräischHebräischenEbräischen folgen könntekann und wollte, würde am besten bey dem Syrisch Syrischen sich erst die mag, findet zuvörderst für das Syrische sehr schätzbare Vorarbeiten und Hülfsmittel, die bei großem und beharrlichem Fleiß allenfalls einen besondern Unterricht entbehrlich machen können. Anm. Anmerkung Die ersten nothwendigsten Kenntnisse kann man sich aus der Brevis linguae Syriacaesyriacae institutio, auctore Adler, Jacob Georg Christian J. I. G. C. Adler , Alton. 1784 inAltonae 1784. 8. verschaffen; alsdann damit den Syriasmus i. e. Grammatica ling. Syriacae, auct.linguae syriacae, auctore Michaelis, Christian Benedikt Christ. Bened. Michaelis , Halae 1741 in 4. , oder vielmehr die Umarbeitung dieser Sprachlehre in Michaelis, Johann David J. D. Michaelis Grammatica Syriaca, Hal. 1785 in1785. 4. und Vater, Johann Severin S. Vater's syrische Grammatik verbinden. Wenn zum Grunde legen; wenn er Wer sich das Nothwendigste daraus bekannt gemacht hätte, könnte er gleichhat, kann sodann zur Lesung der syrischen Chrestomathie fortgehen, die der Michaelis, Johann David Michaelischen J. D. Michaelis Abhandlung (§. 152. Anmerk.Anmerkung) angehängt ist, wofern er der Anweisung von einem Andern dabey geniessen könnte. Müßtekönnte; müßte er aber vor dabei genießen kann. Muß er für sich diese Sprache lernen, so wäreist ihm die Chrestomathia Syriacasyriaca von Kirsch, Georg Wilhelm Georg. Guil. Kirsch , Hofae 1789 in 81789. 8., besonders auch wegen des beygefügtenbeigefügten Lexicons, und das Psalterium syriacum nach der Dathe, Johann August Dathischen Ausgabe (latine vertit Erpenius, Thomas Thomas Erpenius , notas - -notas – addidit Dathe, Johann August Jo. Io. Aug. Dathe , Halae 1768. 8.) zu empfehlen. Alsdann könntenkann der Pentateuchus Syriace, edidit Kirsch, Georg Wilhelm Ge. G. Kirsch , Lips. 1787 in 41787. 4.,gebrauchen, alsdenn die Syrischen Stücke in Assemani, Giuseppe Simone Jos. Sim. Assemani Bibliotheca Orientali,Orientali nebst der doppelten Syrischen Uebersetzung des N. Test.Neues Testament N. T.Neues Testament sowohl der älteren, welche zuletzt Schaaf, Karl Carl Schaaf Schaaf, Lugd. Bat. 1709 in1709. gr.groß 4. mit einem Syrischen Wörterbuchsyrischen Wörterbuche, als der neueren Philoxenianischen, die White, Joseph Joseph White Oxonii 1778 in1778. 2 Tom.Tomus Tomm.Tomi in 4. über die Evangelien herausgegeben hat, und, wenn er weiter gekommen wäreist, Barhebraeus Barhebraei Chronicon Syriacumsyriacum von Bruns, Paul Jakob P. J. I. Bruns und Kirsch, Georg Wilhelm G. G. Kirsch herausgegeben, Lips. 1789 in1789. 4., die Acta sanctorum martyrum Orientaliumorientalium et Occidentalium - -occidentalium – Assemani, Stefano Evodio Steph. Evod. Assemanus recensuit etc.et cetera Romae 1748 in1748. 2 Tom.Tomus Tomm.Tomi Fol.Folio fol.folio und die drey Syrischendrei syrischen Theile von Ephraem der Syrer Ephraemi Syri WerkenWerken, Romae 1737–43 Fol.Folio 1737.–43. fol.folio folgenlesen. Das beste Syrischesyrische Wörterbuch ist das von Castell, Edmund Edmundo Castello in seinem Lexico hebtaglotto, Londini 1669 1669., so zur Londonschen Polyglotte gehört, und welches Michaelis, Johann David J. D. Michaelis mit seinen eigenen Anmerkungen, Göttingen 1788 in1788. 4. besonders herausgegeben hat. ] ; 360 (c)
jenen sichern Weg] ; aber dem oben angedeuteten sicherern Wege (c)
HebräischHebräischen] ; Ebräischen (a)
könnte] ; kann (c)
wollte, würde am besten bey dem Syrisch Syrischen sich erst die] ; mag, findet zuvörderst für das Syrische sehr schätzbare Vorarbeiten und Hülfsmittel, die bei großem und beharrlichem Fleiß allenfalls einen besondern Unterricht entbehrlich machen können. (Anm.)Anmerkung Die ersten (c)
nothwendigsten Kenntnisse kann man sich aus der Brevis linguae Syriacaesyriacae institutio, auctore Adler, Jacob Georg Christian J. I. G. C. Adler , Alton. 1784 inAltonae 1784. 8. verschaffen; alsdann damit ] ; (a)
] ; kann man sich (c)
Syriacae] ; syriacae (c)
J. ] ; I. (c)
Alton. 1784 in] ; Altonae 1784. (c)
den Syriasmus i. e. Grammatica ling. Syriacae, auct.linguae syriacae, auctore Michaelis, Christian Benedikt Christ. Bened. Michaelis , Halae 1741 in 4.] ; (c)
ling. Syriacae, auct.] ; linguae syriacae, auctore (a)
in] ; (a)
, oder vielmehr die Umarbeitung dieser Sprachlehre in Michaelis, Johann David J. D. Michaelis Grammatica Syriaca, Hal. 1785 in1785. 4. und Vater, Johann Severin S. Vater's syrische Grammatik verbinden. Wenn ] ; zum Grunde legen; wenn (a)
, oder vielmehr die Umarbeitung dieser Sprachlehre in] ; (c)
1785 in] ; 1785. (c)
] ; und 412 S. Vater's syrische Grammatik (c)
Wenn] ; (c)
er] ; Wer (c)
hätte, könnte er gleich] ; hat, kann sodann (c)
könnte er] ; (a)
die] ; (c)
Michaelis, Johann David Michaelischen ] ; J. D. Michaelis (c)
dabey geniessen könnte. Müßtekönnte; müßte er aber vor] ; dabei genießen kann. Muß er für (c)
könnte. Müßte] ; könnte; müßte (a)
so wäreist ihm die Chrestomathia Syriacasyriaca von Kirsch, Georg Wilhelm Georg. Guil. Kirsch , Hofae 1789 in 81789. 8., besonders auch wegen des beygefügtenbeigefügten Lexicons, und] ; (a)
wäre] ; ist (c)
Syriaca] ; syriaca (c)
1789 in 8] ; 1789. 8. (c)
beygefügten] ; beigefügten (c)
notas - -] ; notas – (c)
Jo. ] ; Io. (c)
zu empfehlen. Alsdann könntenkann der Pentateuchus Syriace, edidit Kirsch, Georg Wilhelm Ge. G. Kirsch , Lips. 1787 in 41787. 4.,] ; gebrauchen, alsdenn (a)
könnten] ; kann (c)
1787 in 4] ; 1787. 4. (c)
die Syrischen Stücke in Assemani, Giuseppe Simone Jos. Sim. Assemani Bibliotheca Orientali,Orientali ] ; (c)
Orientali,] ; Orientali (a)
N. Test.Neues Testament ] ; (N. T.)Neues Testament (a)
Schaaf ] ; Schaaf, (c)
1709 in] ; 1709. (c)
Syrischen Wörterbuch] ; syrischen Wörterbuche (c)
1778 in] ; 1778. (c)
Tom.Tomus ] ; (Tomm.)Tomi (a)
in] ; (c)
wäre] ; ist (c)
Barhebraeus Barhebraei Chronicon Syriacumsyriacum von Bruns, Paul Jakob P. J. I. Bruns und Kirsch, Georg Wilhelm G. G. Kirsch herausgegeben, Lips. 1789 in1789. 4.,] ; (a)
Syriacum] ; syriacum (c)
J. ] ; I. (c)
1789 in] ; 1789. (c)
die] ; (c)
Orientalium] ; orientalium (c)
Occidentalium - -] ; occidentalium – (c)
1748 in] ; 1748. (c)
Tom.Tomus ] ; (Tomm.)Tomi (a)
Fol.Folio ] ; (fol.)folio (c)
drey Syrischen] ; drei [158] syrischen (c)
Werken] ; Werken, (c)
1737–43 Fol.Folio ] ; 1737.–43. (fol.)folio (c)
folgen] ; lesen (a)
Syrische] ; syrische (c)
1669 ] ; 1669. (c)
, und welches Michaelis, Johann David J. D. Michaelis mit seinen eigenen Anmerkungen, Göttingen 1788 in1788. 4. besonders herausgegeben hat] ; (a)
1788 in] ; 1788. (c)
müßte] ; wird (c)
aus Alting, Jacob Jac. Altingii Synopsi Institutionum Chaldaearum et Aramaearum (Tom.Tomus V. s.sein Opp.Opera Amst. 1687) und noch mehr aus Michaelis, Johann David J. D. Michaelis Grammatica chaldaica, Götting. 1771. 8.] ; (c)
machte] ; macht (c)
hebräischen] ; ebräischen (a)
gehen,] ; gehen (a)
oder Buxtorf, Johann, d. Ä. Joh. Buxtorfii Lexici Chaldaici etc.et cetera Basil. 1640 fol.folio ] ; (c)
chaldäischen] ; Chaldäischen (a)
läse] ; liest (c)
allgemeinern] ; allgemeinen (a)
49.] ; 49 (a)
genennt worden] ; genannt (c)
] ; 365 (c)
Bey Erlernung des Arabisch Arabischen hat man weit mehrere Hülfsmittel. Die arabische Sprache ist unter den semitischen bei weitem die reichste, und verdient nicht nur wegen ihrer genauen Verwandtschaft mit der hebräischen, die von Manchen bis zur Uebertreibung zur Erklärung hebräischer Wortbedeutungen angewendet ist, sondern auch wegen so vieler andern Werke, welche in ihr benutzt und unbenutzt zu den Schätzen großer Bibliotheken gehören, von denen, welche die orientalischen Studien überhaupt zu cultiviren Neigung, Muße und Gelegenheit haben, ganz vorzüglich studiert zu werden. Zunächst führt dazu der Gebrauch der Sprachlehren Sprachlehren. Anm. Anmerkung Dahin gehören: Erpenius, Thomas Thomae Erpenii Grammatica Arabicaarabica, die schon Golius, Jacobus Jac. Golius , unter dem Titel: Arabicae linguae tyrociniumtyrocinium, mit einigen angehängten arabischen StückenStücken, Lugd. Bat. 1656 in1656, 4. wieder herausgegeben hatte, Schultens, Albert Alb. Schultens aber, ausseraußer den schon vorhin dabeydabei befindlichen Lôkman (Luqmān) Lokmannischen Fabeln, mit Weglassung der andern Stücke, vermehrt durch Auszüge aus der Hamasa des Abū-Tammām Ḥabīb Ibn-Aus aṭ-Ṭāʾī Abi Temmam, ebendaselbsteben daselbst 1748. 4.4, vermehrt habe. Diese ist ein Muster in ihrer Art, die Quelle aller folgenden guten arabischen Grammatiken, und selbst durch diese noch nicht entbehrlich gemacht. Nebst den Nächst denen §. 152. 152 Anm.Anmerkung erwähnten Rudimentis Erpenius, Thomas Erpenii sind unter denjenigen, die aus ihr geflossen sind, die besten: Hirt, Johann Friedrich Jo. Frid. erwähnten: Ioann. Frider. Hirtii Institutiones Arabicaearabicae linguae, JenaeIenae 1770. 8.;8;8. Erpenius, Thomas Erpenii arabische Grammatik, abgekürzt, vollständiger und leichter gemacht von Michaelis, Johann David Joh. Dav. Michaelis , Göttingen 1771 in 8,8. 1771. 8., verändert 1783. 8. und Hezel, Wilhelm Friedrich W. F. Hetzels Hetzel's erleichterte arabische Grammatik, Jena 1776. 8.8 , wovon jede ihre Vorzüge hat. Jahn, Johann Jahn's arabische Sprachlehre, Wien 1796. gr.groß 8., und Vater, Johann Severin J. S. Vaters Handbuch etc.et cetera ] ; 370 (c)
Bey Erlernung des Arabisch Arabischen hat man weit mehrere Hülfsmittel.] ; Die arabische Sprache ist unter den semitischen bei weitem die reichste, und verdient nicht nur wegen ihrer ge[159]nauen Verwandtschaft mit der hebräischen, die von Manchen bis zur Uebertreibung zur Erklärung hebräischer Wortbedeutungen angewendet ist, sondern auch wegen so vieler andern Werke, welche in ihr benutzt und unbenutzt zu den Schätzen großer Bibliotheken gehören, von denen, welche die orientalischen Studien überhaupt zu cultiviren Neigung, Muße und Gelegenheit haben, ganz vorzüglich studiert zu werden. Zunächst führt dazu der Gebrauch der Sprachlehren. (Anm.)Anmerkung Dahin gehören: (c)
Arabica] ; arabica (c)
tyrocinium] ; tyrocinium, (c)
Stücken] ; Stücken, (c)
1656 in] ; 1656, (c)
ausser] ; außer (c)
dabey] ; dabei (c)
vermehrt] ; (c)
ebendaselbst] ; eben daselbst (c)
4.] ; 4 (a)
] ; vermehrt habe. Diese (c)
Nebst den] ; Nächst denen (c)
152. ] ; 152 (a)
erwähnten Rudimentis Erpenius, Thomas Erpenii sind unter denjenigen, die aus ihr geflossen sind, die besten: Hirt, Johann Friedrich Jo. Frid. ] ; erwähnten: Ioann. Frider. (c)
Arabicae] ; arabicae (c)
Jenae] ; Ienae (c)
8.;] ; 8; (a); ; 8. (c)
1771 in 8,8. ] ; 1771. 8., (c)
8,] ; 8. (a)
und] ; (c)
Hetzels ] ; Hetzel's (c)
8.] ; 8 (a)
, wovon jede ihre Vorzüge hat.] ; Jahn's arabische Sprachlehre, Wien 1796.textgrid:2546f (gr.)groß 8., und 423 J. S. Vaters Handbuch (etc.)et cetera (c)
Bey allen diesen] ; Bei den vielen Sprachlehren (c)
AnthologienAnthologien] ; Anthologieen (c)
, und vornehmlich Hirt, Johann Friedrich J. F. Hirtii Anthologia arabica, Jenae 1774. 8.] ; (c)
alten] ; A. (a)
neuen] ; N. (a)
Test.] ; Testaments, (c)
andre] ; andere (c)
, Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob H. C. G. Paulus H. C. G. Paulus, Wilken, Friedrich F. Wilken ] ; (a)
Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob H. C. G. Paulus ] ; H. C. G. Paulus, 434 F. Wilken (c)
andern herausgegebne] ; Andern herausgegebene (c)
] ; 374 (c)
Von gedruckten WörterbücherWörterbüchern hat man zwar Die vorhandenen großen Wörterbücher der arabischen Sprache sind theils selten, theils kostbar. Doch fehlt es auch an solchen nicht, die wenigstens für den ersten Anfang und zum Verstehen der (§. 157.) angeführten Anthologieen hinreichen können. Anm. Anmerkung 1. Zu der ersten Klasse gehören: Giggeo, Antonio Antonii Giggei thesaurumthesaurus linguae arabicae, Mediolani 1632, in 4 Folianten, Golius, Jacobus Jac. 1632., 4 Tom.Tomus fol.folio Wahl, Samuel Friedrich Günther S. J. G. Wahl's neue arabische Anthologie, Leipzig 1790. Iac. Golii Lexiconlexicon arabico-latinum, Lugd. Bat. 1653 Fol.Folio und seit 1653. fol.folio Seit 1780 hat man auch in Wien angefangen Meniński, Franciszek a Mesgnien Francisci a Mesgnien Meninsky Lexicon arabico-persico-turcicum sehr verbessert und vermehrt wieder herauszugeben. Aber alle diese Werke, das mittelste doch am wenigsten, sind sehr selten und kostbar, so wie das von Castell, Edmund Castello in dem Lexico-heptaglotto (§. 154. 154 ) zu eingeschränkt ist. Für den ersten Anfang und zum Verstande der vorhin erwähnten Anthologien ist doch Scheidius, Jacobus Jac. Anm. Anmerkung 2. Zu der zweiten Klasse gehören: Iac. Scheidii Glossarium arabico-latinum manuale, Edit.Editio altera, Lugd. Bat. 1787 1769 in1787. gr.groß 4. schon eine gute Hülfe; eine noch weit reichendere das noch vorzüglicher aber: Lexicon linguae Arabicaearabicae in Coranum, Haririum et vitam Tīmūr Timuri, auct. Willmet, Johannes Jo. Io. Willmet , Roterd. 1784 in1784. gr.groß 4. eine gute Hülfe. Da hier nur die Frage von dem NutzenNutzen oder vielmehr von der Nothwendigkeit ist, die mit dem HebräischHebräischenEbräischen Hebräischen zunächst verwandteverwandten Sprachen oder DialecteDialekte zu brauchengebrauchen, um das HebräischeEbräische sicher aufzuklären; und andreandere morgenländischmorgenländische Sprachen ausseraußer den genannten, entweder nur in einer sehr entfernten Verwandtschaft mit der hebräischen stehen, oder der Hülfsmittel noch gar zu wenig vorhanden sind, die uns, sie zuverläßigzuverlässig zu lernen, in den Stand setzten, oder der Schluß von dem,dem was in ihnen üblich ist,ist auf das, was man im HebräischenEbräischen annehmen könne, sehr unsicher ist: so sind sie hier nicht mit berührt worden, ohne daß deswegen ihr anderweitiger Nutzen verkenntverkannt oder geleugnetgeläugnet wird. ] ; 389 390 (c)
Von gedruckten WörterbücherWörterbüchern hat man zwar] ; Die vorhandenen großen Wörterbücher der arabischen Sprache sind theils selten, theils kostbar. Doch fehlt es auch an solchen nicht, die wenigstens für den ersten Anfang und zum Verstehen der (§. 157.) angeführten Anthologieen hinreichen können. (Anm.)Anmerkung 1. Zu der ersten Klasse gehören: (c)
thesaurum] ; thesaurus (c)
1632, in 4 Folianten, Golius, Jacobus Jac. ] ; 1632., 4 (Tom.)Tomus (fol.)folio 441 S. J. G. Wahl's neue arabische Anthologie, Leipzig 1790.textgrid:253vm Iac. (c)
Lexicon] ; lexicon (a)
1653 Fol.Folio und seit] ; 1653. (fol.)folio Seit (c)
Aber alle diese Werke, das mittelste doch am wenigsten, sind sehr selten und kostbar, so wie das von Castell, Edmund Castello in dem Lexico-heptaglotto (§. 154. 154 ) zu eingeschränkt ist. Für den ersten Anfang und zum Verstande der vorhin erwähnten Anthologien ist doch Scheidius, Jacobus Jac. ] ; (Anm.)Anmerkung 2. Zu der zweiten Klasse gehören: Iac. (c)
154. ] ; 154 (a)
Edit.Editio altera,] ; (a)
1787 1769 in] ; 1787. (c)
1787 ] ; 1769textgrid:253v8 (a)
schon eine gute Hülfe; eine noch weit reichendere das noch vorzüglicher aber: Lexicon linguae Arabicaearabicae in Coranum, Haririum et vitam Tīmūr Timuri, auct. Willmet, Johannes Jo. Io. Willmet , Roterd. 1784 in1784. gr.groß 4. ] ; eine gute Hülfe. (a)
schon eine gute Hülfe; eine noch weit reichendere das] ; noch vorzüglicher aber: (c)
Arabicae] ; arabicae (c)
Jo. ] ; Io. (c)
1784 in] ; 1784. (c)
HebräischHebräischen] ; Ebräischen (a); ; Hebräischen (c)
verwandte] ; verwandten (c)
Dialecte] ; Dialekte (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
Hebräische] ; Ebräische (a)
andre] ; andere (c)
ausser] ; außer (c)
zuverläßig] ; zuverlässig (c)
dem,] ; dem (a)
ist,] ; ist (a)
Hebräischen] ; Ebräischen (a)
verkennt] ; verkannt (c)
geleugnet] ; geläugnet (c)
BeyBei Erlernung des Hebräisch Hebräischen Ebräischen selbst,selbst – man mag unmittelbar dazu kommen oder sich auf jene mühsameremühsamere, aber viel sichereresichrere Art, durch den auf das Syrische Syrische und Chaldäische Chaldäische gewendeten Fleiß dazu vorbereitet haben,haben – ist zuerst, wie beybei allen Sprachen, nöthig, sich einen allgemeinen Begriff von der Natur und dem EignenEigenen der hebräischen Sprache,ebräische Sprache in Absicht auf Bestandtheile und Veränderung der Wörter,Wörter zu erwerben, und deswegen eine GrammatikGrammatik zum Grunde zu legen, die, freyfrei, nicht nur von willkührlichen Beweisen der Regeln, sondern auch von angeblichen Ausnahmen und unregelmäßigen Formen der Wörter, bloß das wirklich Gegründete in der größten Kürze enthält, und auf die Uebereinstimmung mit den verwandten DialekteDialekten gebaut ist; dergleichen z. B.zum Beispiel die hebräischeebräische Grammatik von Pfeiffer, August Friedrich Aug. Friedr. Pfeiffer nach der zweyten Aufl.Auflage Erlangen 1790 in 8., und Diederichs, Johann Christian Wilhelm J. C. W. Diederichs , Lemgo 1778. 8. und noch mehr die Anfangsgründe der hebräischen Sprache von Güte, Heinrich Ernst H. E. Güte , zweyte umgearbeitete und vermehrte Ausgabe, Halle 1791 in1782 gr.groß 8. sind. Wenn man hernach weiter im Lesen und Verstehen leichterer Bücher der BibelBibel gekommen ist, so kankann man das übrige Seltnere und Ungewöhnlichere, das besonders zur nähern Kenntniß des Syntaxes Gehörige, und die auf dem wahren noch in den verwandten Sprachen vorhandnenvorhandenen Sprachgebrauch beruhendeberuhenden Gründe der Regeln, noch immer nachholen, wozu, ausser Vogel, Georg Johann Ludwig Georg Joh. Lud. Vogels Anfangsgründen der hebräischen Sprache, Halle 1769. gr.groß 8., vornemlich8, vornehmlich die Institutiones ad fundamenta linguae hebraeae von Schroeder, Nikolaus Wilhelm Nic. Guil. Schröder Schroeder , Groening. 1766 in gr.groß 8. nachgedruckt Frft.Frf. et Lips. 1778 gr.groß 8;8. die Institutiones ad fundamenta linguae hebraeae von Schultens, Albert A. Schultens, Schultens Lugd. Bat. 1756. 4;4. und in ihrer Art (s.siehe Hallische gel. Zeitungen 1778. S.Seite 282 f.folgend) Hezel, Wilhelm Friedrich W. F. Hezels ausführliche hebräische Sprachlehre, Halle 1778 in gr.groß 8.; und die hebräische Sprachlehre nach den leichtesten Grundsätzen von Hasse, Johann Gottfried Joh. Gottfr. Hasse , Jena 1786 in 8. empfohlen zu werden verdienen. Zu dieser Absicht und selbst zur bessern Kenntniß des hebräischenEbräischen Sprachgebrauchs sind auch Simonis, Johann Joh. Simonis Arcanum formarum nominum hebraeae linguae, Halae 1735 in 4. und vorzüglich nachholen. Anm. Anmerkung Unter den hebräischen Sprachlehren aus früherer Zeit, zeichnen sich die gelehrten Arbeiten von Schroeder, Nikolaus Wilhelm N. G. Schröder (Gröningen 1766.), (neue Aufl.Auflage 1778.) von Schultens, Albert Schultens (Lugd. Bat. 1756.) aus. Auch haben die Sprachlehren von Michaelis, Johann David J. D. Michaelis , Hezel, Wilhelm Friedrich F. W. Hezel (1777.) Pfeiffer, August Friedrich A. F. Pfeiffer (1790.) u. A.und Andere ihr Verdienst gehabt. Zu den neuesten schätzbarsten, und zum Theil auch durch viele neue Ansichten und verbesserte Methoden empfehlungswerthesten, gehören: Vater, Johann Severin J. S. Vater's größere (1797.), kleinere (1807.) und kleinste (1807.) hebräische Sprachlehre, desgleichen Gesenius, Wilhelm W. Gesenius hebräische Grammatik, 3te Auflage, Halle 1817., und Desselben ausführliches grammatisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache, mit durchgängiger Vergleichung der verwandten Dialekte, 2 Bände, gr.groß 8. 1817. Hiermit sind auch zu vergleichen: Storr, Gottlob Christian Gottlob Christ. Storr ObseruationesObservationes ad analogiam et syntaxin hebraicam pertinentes, Tubingae 1779 in1779. gr.groß 8. sehr brauchbar. ] ; 393 (c)
Bey] ; Bei (c)
Hebräisch Hebräischen ] ; Ebräischen (a)
selbst,] ; selbst (c)
mühsamere] ; mühsamere, (c)
sicherere] ; sichrere (c)
Syrische] ; Syrische (c)
Chaldäische] ; Chaldäische (c)
haben,] ; haben (c)
bey] ; bei (c)
Eignen] ; Eigenen (c)
hebräischen Sprache,] ; ebräische Sprache (a)
Wörter,] ; Wörter (a)
frey] ; frei (c)
; dergleichen z. B.zum Beispiel die hebräischeebräische Grammatik von Pfeiffer, August Friedrich Aug. Friedr. Pfeiffer nach der zweyten Aufl.Auflage Erlangen 1790 in 8., und Diederichs, Johann Christian Wilhelm J. C. W. Diederichs , Lemgo 1778. 8. und noch mehr die Anfangsgründe der hebräischen Sprache von Güte, Heinrich Ernst H. E. Güte , zweyte umgearbeitete und vermehrte Ausgabe, Halle 1791 in1782 gr.groß 8. sind] ; (c)
] ; (z. B.)zum Beispiel (a)
hebräische] ; ebräische (a)
Pfeiffer, August Friedrich Aug. Friedr. Pfeiffer nach der zweyten Aufl.Auflage Erlangen 1790 in 8., und] ; J. C. W. Diederichs, Lemgo 1778.textgrid:2547t 8. und noch mehr (a)
zweyte umgearbeitete und vermehrte Ausgabe,] ; (a)
1791 in] ; 1782textgrid:2547v (a)
kan] ; kann (c)
vorhandnen] ; vorhandenen (c)
beruhende] ; beruhenden (c)
nachholen, wozu, ausser Vogel, Georg Johann Ludwig Georg Joh. Lud. Vogels Anfangsgründen der hebräischen Sprache, Halle 1769. gr.groß 8., vornemlich8, vornehmlich die Institutiones ad fundamenta linguae hebraeae von Schroeder, Nikolaus Wilhelm Nic. Guil. Schröder Schroeder , Groening. 1766 in gr.groß 8. nachgedruckt Frft.Frf. et Lips. 1778 gr.groß 8;8. die Institutiones ad fundamenta linguae hebraeae von Schultens, Albert A. Schultens, Schultens Lugd. Bat. 1756. 4;4. und in ihrer Art (s.siehe Hallische gel. Zeitungen 1778. S.Seite 282 f.folgend) Hezel, Wilhelm Friedrich W. F. Hezels ausführliche hebräische Sprachlehre, Halle 1778 in gr.groß 8.; und die hebräische Sprachlehre nach den leichtesten Grundsätzen von Hasse, Johann Gottfried Joh. Gottfr. Hasse , Jena 1786 in 8. empfohlen zu werden verdienen. Zu dieser Absicht und selbst zur bessern Kenntniß des hebräischenEbräischen Sprachgebrauchs sind auch Simonis, Johann Joh. Simonis Arcanum formarum nominum hebraeae linguae, Halae 1735 in 4. und vorzüglich] ; nachholen. (Anm.)Anmerkung Unter den hebräischen Sprachlehren aus früherer Zeit, zeichnen sich die gelehrten Arbeiten von N. G. Schröder (Gröningen 1766.), (neue (Aufl.)Auflage 1778.) von Schultens (Lugd. Bat. 1756.) aus. Auch haben die 448Sprachlehren von J. D. Michaelis, F. W. Hezel (1777.) A. F. Pfeiffer (1790.) (u. A.)und Andere ihr Verdienst gehabt. Zu den neuesten schätzbarsten, und zum Theil auch durch viele neue Ansichten und verbesserte Methoden empfehlungswerthesten, gehören:
  • 449 J. S. Vater's größere (1797.), kleinere (1807.) und kleinste (1807.) hebräische Sprachlehre, desgleichen
  • 450 W. Gesenius hebräische Grammatik, 3te Auflage, Halle 1817.textgrid:25481, und
  • Desselben ausführliches grammatisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache, mit durchgängiger Vergleichung der verwandten Dialekte, 2 Bände, (gr.)groß 8. 1817.textgrid:25486
Hiermit sind auch zu vergleichen: (c)
8., vornemlich] ; 8, vornehmlich (a)
Schröder ] ; Schroeder (a)
Frft.] ; Frf. (a)
8;] ; 8. (a)
Schultens,] ; Schultens (a)
4;] ; 4. und (a)
; und die hebräische Sprachlehre nach den leichtesten Grundsätzen von Hasse, Johann Gottfried Joh. Gottfr. Hasse , Jena 1786 in 8.] ; (a)
hebräischen] ; Ebräischen (a)
Obseruationes] ; Observationes (c)
1779 in] ; 1779. (c)
sehr brauchbar.] ; (c)
Schon bey der bessern Einrichtung erwähnter SprachlehrenSprachlehren, und hauptsächlich bey der Kenntniß der verwandten DialekteDialekte, fallen die meisten Schwierigkeiten weg, die sich in einigen Formen der Wörter finden; und dieses, nebst fleißiger Uebung in Analyse der Wörter, macht solche Bücher, wie Hirt, Johann Friedrich J. F. Hirtii Biblia hebraea analytica, die vermehrter Jena 1769. 8. gedruckt sind, und wovon desselben Bibliorum analyt. pars Chaldaica, Jenae 1757 1757. 8. eine Fortsetzung ist, entbehrlich, die übrigens dem Anfänger nützlich seyn können, wenn er sie nur da, wo er sich gar nicht selbst zu helfen weiß, nachschlägt, und zumal an die Danz, Johann Andreas Danzischen Grundsätze gewöhnt ist.ist. ] ; (c)
1757 ] ; 1757. (a)
ist.] ; ist[.] (a)
So baldSobald man fertig HebräischHebräischEbräisch lesen kan lesen kann, die Bestandtheile der Wörter kennt, und die Paradigmata in seiner Gewalt hat, thut man wohl, wenn man sich gleich zum Lesen der Bücher, von leichtern historischen zu den übrigen,übrigen wendet, oder sich dazu der Chrestomathieen bedient, ohne sich im Anfang, wo es nur bloß um Sprache zu thun seyn muß, beybei solchen Stellen aufzuhalten, die mehr wegen der Sachen, als wegen der Wörter dunkel sind. Für den Anfänger ist ein Buch, Man kann sich dabei theils solcher HülfsschriftenHülfsschriften, welche den Text Schritt vor Schritt begleiten und die Worte einzeln erklären, bedienen, oder sich auch, was bei einiger Uebung vorzüglich seyn dürfte, bald an den Gebrauch guter Wörterbücher gewöhnen. Anm. Anmerkung 1. Hebräische Chrestomathieen haben noch außer Schwabe, Johann Joachim Schwabe und Weckherlin, Carl Christian Ferdinand Weckherlin geliefert: Vater, Johann Severin J. S. Vater im hebräischen Lesebuch, mit einem Wortregister, Leipzig 1809., und Gesenius, Wilhelm W. Gesenius im hebräischen Lesebuch, Halle 1817. Anm. Anmerkung 2. Zu der ersten Klasse der Hülfsmittel gehören Werke, wie Reineccius, Christian Christ. Reineccii Janua hebr. linguae - - emendauit– emendavit, auxit Rehkopf, Johann Friedrich Jo . Io. Friedr. Jo. Frid. Rehkopf , Lips. 1769. 8. selbst um das Nachschlagen zu ersparen1788. 8., und noch weit mehr Leun, Johann Georg Friedrich Joh. Georg Friedr. Leun's Handbuch zur cursorischenkursorischen Lektüre der Bibel A. B., Lemgo 1788–90 in 4 Theilen in 8. immer gut genug. Am besten wäre ein solches, wie 1788–90. 4 Theile, 8. Meisner, Johann Heinrich I. I. Meiners nova V. T. clavis, P.Pars 1. 2., Lips. 1800. 8. und der Philologische Clavis über das Alte Testamentdie Psalmen von Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob H. E. G. Paulus , Jena 1791 in 8., ob er gleich vorjetzt nur über die PsalmenPsalmen geht, wofür er aber auch noch Mehreres zum Verstande dieser Psalmen enthält als nur SpracherklärungSpracherklärung, und selbst von Sprachforschern und Auslegern studiert zu werden verdient. Sonst1791. 8. immer gut genug; sonst aber sind bis jetzt die besten Hand-Wörterbucher:Hand-Wörterbucher Simonis, Johann Joh. Simonis Unter den Wörterbüchern aber zeichnen sich aus: Io. Simonis Lexicon manuale hebraicum et chaldaicum,chaldaicum. Halae 1756 in1756. gr.groß 8.8., und Lexicon et commertarius sermonis hebraici et chaldaici, post Coccejus, Johannes Joh. Io. Cocceium et Majus, Johann Heinrich Joh. Ioh. Henr. Maium - - Maium – correctius et emendatius edidit Schulz, Johann Christoph Friedrich Jo. Io. Christ. Frid. Schulz , Lips. 1777 in 2 Bänden in gr.groß 8;8. so wie unter den größerngrössern, wenn man dieses eben zuletzt genannte nicht haben kan, das ältere von Coccejus, Johannes Cocceius , Cocceius und Castell, Edmund Edmundi Castelli Lexic. hebraicum - - annotatis in margine vocum numeris exdas von Castellus in dem Lexico heptaglotto. 2 Bände, Lips. 1777. gr. 8. Michaelis, Johann David J. I. D. Michaelis SupplementisSupplementa ad lexica hebraica, (bisher erst) Pars prima Goetting. 1790 in 4., welche Michaelis, Johann David Michaelischen Supplementa ad L. H. seit 1784 bis jetzt in 5 Partt.Partes in 4. herausgekommen sind. 1784–1792., 6 Partt. 4. und ganz vorzüglich zum Handgebrauch Gesenius, Wilhelm W. Gesenius hebräisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Leipzig 1810. 1811. gr.groß 8., und Desselben neues hebräisch-deutsches Handwörterbuch. Ein Auszug für Schulen, Leipzig 1815. ] ; 1 2 (c)
So bald] ; Sobald (c)
HebräischHebräisch] ; Ebräisch (a)
lesen kan] ; lesen kann (c)
übrigen,] ; übrigen (c)
] ; oder sich dazu der Chrestomathieen bedient, (c)
bey] ; bei (c)
Für den Anfänger ist ein Buch,] ; Man kann sich dabei theils solcher Hülfsschriften, welche den Text Schritt vor Schritt begleiten und die Worte einzeln erklären, bedienen, oder sich auch, was bei einiger Uebung vorzüglich seyn dürfte, bald an den Gebrauch guter Wörterbücher gewöhnen. (Anm.)Anmerkung 1. 454Hebräische Chrestomathieen haben noch außer Schwabe und Weckherlin geliefert:
  • J. S. Vater im hebräischen Lesebuch, mit einem Wortregister, Leipzig 1809.textgrid:2549h, und
  • 455 W. Gesenius im hebräischen Lesebuch, Halle 1817.textgrid:2cj46
(Anm.)Anmerkung 2. Zu der ersten Klasse der Hülfsmittel gehören Werke, (c)
- - emendauit] ; – emendavit (c)
Jo . Io. Friedr. ] ; Jo. Frid. (a)
Jo . ] ; Io. (c)
1769. 8. selbst um das Nachschlagen zu ersparen] ; 1788.textgrid:2549k 8. (c)
und noch weit mehr Leun, Johann Georg Friedrich Joh. Georg Friedr. Leun's Handbuch zur cursorischenkursorischen Lektüre der Bibel A. B., Lemgo 1788–90 in 4 Theilen in 8. immer gut genug. Am besten wäre ein solches, wie 1788–90. 4 Theile, 8. Meisner, Johann Heinrich I. I. Meiners nova V. T. clavis, P.Pars 1. 2., Lips. 1800. 8. und der Philologische Clavis über das Alte Testamentdie Psalmen von Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob H. E. G. Paulus , Jena 1791 in 8., ob er gleich vorjetzt nur über die PsalmenPsalmen geht, wofür er aber auch noch Mehreres zum Verstande dieser Psalmen enthält als nur SpracherklärungSpracherklärung, und selbst von Sprachforschern und Auslegern studiert zu werden verdient. Sonst1791. 8. ] ; immer gut genug; sonst (a)
cursorischen] ; kursorischen (c)
1788–90 in 4 Theilen in 8. immer gut genug. Am besten wäre ein solches, wie] ; 1788–90. 4 Theile, 8. 457 I. I. Meiners nova V. T. clavis, (P.)Pars 1. 2., Lips. 1800.textgrid:2549w 8. und (c)
das Alte Testament] ; die Psalmen (c)
1791 in 8., ob er gleich vorjetzt nur über die PsalmenPsalmen geht, wofür er aber auch noch Mehreres zum Verstande dieser Psalmen enthält als nur SpracherklärungSpracherklärung, und selbst von Sprachforschern und Auslegern studiert zu werden verdient. Sonst] ; 1791. 8. (c)
aber sind bis jetzt die besten Hand-Wörterbucher:Hand-Wörterbucher Simonis, Johann Joh. Simonis ] ; Unter den Wörterbüchern aber zeichnen sich aus: Io. Simonis (c)
bis jetzt] ; (a)
Hand-Wörterbucher:] ; Hand-Wörterbucher (a)
chaldaicum,] ; chaldaicum. (c)
1756 in] ; 1756. (c)
8.] ; 8., (c)
Joh. ] ; Io. (c)
Joh. ] ; Ioh. (c)
Maium - -] ; Maium – (c)
Jo. ] ; Io. (c)
Lips. 1777 in 2 Bänden in gr.groß 8;8. so wie unter den größerngrössern, wenn man dieses eben zuletzt genannte nicht haben kan, das ältere von Coccejus, Johannes Cocceius , Cocceius und Castell, Edmund Edmundi Castelli Lexic. hebraicum - - annotatis in margine vocum numeris exdas von Castellus in dem Lexico heptaglotto. ] ; 2 Bände, Lips. 1777. gr. 8. (c)
8;] ; 8. (a)
größern] ; grössern (a)
Cocceius ,] ; Cocceius (a)
Castell, Edmund Edmundi Castelli Lexic. hebraicum - - annotatis in margine vocum numeris ex] ; das von Castellus in dem Lexico heptaglotto. (a)
Michaelis, Johann David J. I. D. Michaelis SupplementisSupplementa ad lexica hebraica, (bisher erst) Pars prima Goetting. 1790 in 4., welche Michaelis, Johann David Michaelischen Supplementa ad L. H. seit 1784 bis jetzt in 5 Partt.Partes in 4. herausgekommen sind. 1784–1792., 6 Partt. 4. und ganz vorzüglich zum Handgebrauch Gesenius, Wilhelm W. Gesenius hebräisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Leipzig 1810. 1811. gr.groß 8., und Desselben neues hebräisch-deutsches Handwörterbuch. Ein Auszug für Schulen, Leipzig 1815. ] ; (a)
J. ] ; I. (c)
Supplementis] ; Supplementa (c)
(bisher erst) Pars prima Goetting. 1790 in 4., welche Michaelis, Johann David Michaelischen Supplementa ad L. H. seit 1784 bis jetzt in 5 Partt.Partes in 4. herausgekommen sind.] ; 1784–1792., 6 Partt. 4. [164] und ganz vorzüglich zum Handgebrauch
  • 461 W. Gesenius hebräisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Leipzig 1810. 1811.textgrid:2549q (gr.)groß 8., und
  • Desselben neues hebräisch-deutsches Handwörterbuch. Ein Auszug für Schulen, Leipzig 1815.textgrid:2549s
(c)
Da es indessen beybei der Kenntniß des hebräischenEbräischen Sprachgebrauchs nicht bloß auf die Bedeutungen einzelnereinzler Wörter, sondern eben so sehr auf den Verstand ganzer RedeartenRedearten und Formeln ankommt, und es noch an einem Wörterbuch fehlt, welches diese zuverläßigzuverlässig genug, d. i.das ist aus den verwandten DialekteDialekten und den alten Uebersetzungen, erklärte:erklärte; so kanwird man zur Noth Flacius, Matthias Matthiae Flacii Clavem scripturae sacrae, Hafniae 1695 Fol.Folio noch mehr Vatablus, Franciscus Franc. Vatabli Anmerkungen über das alte Testament, die am Ende des §. 159 berührten Bücher, nebst Glaß, Salomon Glassii Philologia sacra nach der Dathe, Johann August Dathischen Ausgabe, Lips. 1776 in gr.groß 8. und einige von den in der Anweisung zur Kenntniß theologischer Bücher §. 95 erwähnten über die HebraismenHebraismenEbraismen, am meisten aber diejenigen neuern Ausleger des alten Testaments zu Rathe ziehn, welche aus den eben genannten zwey Quellen dieses Eigne der hebräischen Sprache erklärt haben, und aus welchen z. B.zum Beispiel Schulz, Johann Christoph Friedrich Jo. Christ. Frid. Schulzii noch nicht vollendeteneulich angefangne Scholia in V. Test. Norimb. 1783 1783. gr.groß 8. manches auszugsweise enthalten. mit Nutzen die Vorarbeiten vergleichen, welche aus den besten Quellen das Eigenthümliche des hebräischen Sprachgebrauchs erläutert haben. Anm. Anmerkung Vorzüglich empfehlenswerth sind hierzu: Rosenmüller, Ernst Friedrich Karl L. F. C. Rosenmülleri Scholia in N. T., Tom. Tomus I.–VI. 1792–1810. ] ; 412 (c)
bey] ; bei (c)
hebräischen] ; Ebräischen (a)
einzelner] ; einzler (a)
zuverläßig] ; zuverlässig (c)
erklärte:] ; erklärte; (c)
kan] ; wird (c)
zur Noth Flacius, Matthias Matthiae Flacii Clavem scripturae sacrae, Hafniae 1695 Fol.Folio noch mehr Vatablus, Franciscus Franc. Vatabli Anmerkungen über das alte Testament, die am Ende des §. 159 berührten Bücher, nebst Glaß, Salomon Glassii Philologia sacra nach der Dathe, Johann August Dathischen Ausgabe, Lips. 1776 in gr.groß 8. und einige von den in der Anweisung zur Kenntniß theologischer Bücher §. 95 erwähnten über die HebraismenHebraismenEbraismen, am meisten aber diejenigen neuern Ausleger des alten Testaments zu Rathe ziehn, welche aus den eben genannten zwey Quellen dieses Eigne der hebräischen Sprache erklärt haben, und aus welchen z. B.zum Beispiel Schulz, Johann Christoph Friedrich Jo. Christ. Frid. Schulzii noch nicht vollendeteneulich angefangne Scholia in V. Test. Norimb. 1783 1783. gr.groß 8. manches auszugsweise enthalten.] ; mit Nutzen die Vorarbeiten vergleichen, welche aus den besten Quellen das Eigenthümliche des hebräischen Sprachgebrauchs erläutert haben. (Anm.)Anmerkung Vorzüglich empfehlenswerth sind hierzu:
  • 467 L. F. C. Rosenmülleri Scholia in N. T., (Tom[.])Tomus I.–VI. 1792–1810.
(c)
HebraismenHebraismen] ; Ebraismen (a)
noch nicht vollendete] ; neulich angefangne (a)
1783 ] ; 1783. (a)
Freylich] ; Freilich (c)
hierbey] ; hierbei (c)
Andrer ab,] ; Anderer ab; (c)
] ; in (c)
angegeben haben,haben; ] ; angeben, (a)
haben,] ; haben; (c)
schöpfen,] ; schöpfen (a)
gemachten] ; gebildeten (c)
hebräischen] ; Ebräischen (a)
hebräischartig] ; ebräischartig (a)
wichtig *),] ; wichtig, *) (c)
griechische] ; griechischen (c)
voll] ; voller (c)
A.] ; alten (c)
N.] ; neuen (c)
Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie] ; Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie (c)
46] ; 46. (c)
sogar] ; so gar (a)
angegebnen] ; angegebenen (c)
Ursachen,] ; Ursachen (c)
griechischen UebersetzungenUebersetzungen] ; griechischen Uebersetzungen (c)
A. Test.] ; alten Testaments (c)
Alexandrinische] ; Alexandrinische (c)
apokryphischen] ; apokryphischen (c)
A. Test.T. ] ; alten Testaments (c)
Test.] ; T. (a)
verdorbnen] ; verdorbenen (c)
] ; (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
einzelner] ; einzler (a)
] ; (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
] ; (c)
besondre] ; besondere (c)
] ; (c)
Zusammenhang] ; Zusammenhange (c)
einzelne] ; einzle (a)
bey] ; bei (c)
beyzeichnen; –] ; bezeichnen; (c)
Sprache] ; Sprache, (c)
wissen,] ; wissen (a)
verlaßen] ; verlassen (a, c)
hiebey] ; hiebei (c)
gemacht] ; gemacht, (c)
zur theologischen Bücherkenntniß] ; zur theologischen Bücherkenntniß (c)
31] ; 31. (c)
, womit man Michaelis, Johann David J. D. Michaelis critisches Collegium über die drey wichtigsten Psalmen von Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christo, Frankfurt 1759 in gr.groß 8. verbinden kan] ; (c)
dabey,] ; dabei (c)
vor] ; für (c)
müßte:] ; müßte, (c)
leichtere,] ; leichtere (c)
HebräischHebräischen] ; Ebräischen (a)
Pentatevchus] ; Pentateuchus (c)
aufstieße] ; aufstiesse (a)
hebräischen] ; ebräischen (a)
hebräische] ; ebräische (a)
könnten] ; könten (a)
Jo. ] ; Io. (c)
1779] ; 1779. (c)
1780 ] ; 1780. (c)
drey] ; drei (c)
Kircherschen] ; Kircherschen (c)
Trommischen Concordanzen] ; Trommischen Concordanzen (c)
hebräische] ; ebräische (a)
nehmliche] ; nämliche (c)
griechische,] ; griechische gebraucht (a)
hebräische] ; ebräische (a)
nehmlichen] ; nämlichen (c)
würde, und er] ; würde. – Er (c)
könnte] ; könte (a)
Leseart] ; Lesart (a)
schließen] ; schliessen (a)
bald:] ; bald, (c)
überschlagen,] ; überschlagen (a)
durchgehen;] ; durchgehen, (c)
so bald] ; sobald (c)
Hebräisch-griechische] ; ebräisch-griechische (a)
A. T.] ; alten Testaments (c)
N. Test.] ; neuen Testament (c)
worden:] ; geworden, (c)
bey] ; bei (c)
HebraismenHebraismen] ; Ebraismen (a)
bey] ; dann bei (c)
zweyten] ; zweiten (c)
würde man] ; (c)
finden,] ; finden (a)
AccentuationAccentuation] ; Accentuation (c)
hebräischen] ; ebräischen (a)
bey] ; bei (c)
und] ; sogar (c)
Joh. Dav. ] ; J. D. (c)
Anfangsgründe der hebräischen Accentuation, Halle 1741. 8.] ; Anleitung dazu *) (c)
] ; 428 (c)
Zweyter] ; Zweiter (c)
kan] ; kann (c)
alles] ; Alles (c)
anderm] ; Anderm (c)
woher? ] ; woher (a); ; Woher? (c)
wozu? ] ; Wozu? mag (c)
betreffen; und in so fern] ; betreffen. Insofern (c)
bey] ; bei (c)
statt; es kankann ] ; statt. Es kann (c)
kan] ; kann (a)
soll:] ; soll, (c)
sind] ; waren (c)
so sehr] ; von jeher (c)
Anm. Anmerkung Man vergl.vergleiche Sextus Empiricus Sextus Empiricus im 7ten Buch wider die Logiker,Logiker oder im ersten Buch περι φιλοσοφιας, gleich im Anfang. Baumgarten, Alexander Gottlieb Alex. Gottl. Baumgarten Philosophia generalis, Halae 1770. 8. Eberhard, Johann August J. A. Eberhard von dem Begriffe der Philosophie und ihren Theilen, Berlin 1778. gr.groß 8. Parow, Johann Ernst J. F. Parrol Untersuchung über den Begriff der Philosophie. Greifswalde 1795. ] ; (c)
] ; (Anm.)Anmerkung Man (vergl.)vergleiche (c)
Logiker,] ; Logiker (a)
Baumgarten, Alexander Gottlieb Alex. Gottl. Baumgarten Philosophia generalis, Halae 1770. 8. ] ; (c)
] ; 482 J. F. Parrol Untersuchung über den Begriff der Philosophie. Greifswalde 1795.textgrid:253s4 (c)
Natürlich. Denn man] ; Dieß darf nicht befremden. Man (c)
philosophirt,] ; philosophirt (a)
allmählich] ; allmählig (c)
das menschliche] ; menschliches (c)
Handlungen *), bey] ; menschliche Handlungen, 1) bei (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
bemerkt,] ; bemerkt (a)
alles] ; Alles (c)
abzusondern,] ; abzusondern (c)
beträfen:] ; beträfen, (a)
allgemeine] ; allgemeinen (c)
und] ; (c)
] ; dagegen (c)
**) ] ; (a); ; 2) (c)
*)] ; (Anm.)Anmerkung 1. (c)
bey] ; bei (c)
**) Freylich Anm. Anmerkung 2. Freilich ist der Kant, Immanuel Kantische Begriff (in der Kritik der reinen Vernunft S.Seite 724 f.folgend nach der zweytenzweiten Aufl.Auflage ) noch genauer, wonach, wegen der ganz verschiedenen Art, wie beydebeide Wissenschaften ihre Gegenstände behandeln, die Philosophie eine VernunftwissenschaftVernunftwissenschaft aus Begriffe Begriffen, und die Mathematik eine Vernunftwissenschaft aus Construction der Begriffe ist, oder die den Begriff entsprechende Anschauung a priori, d. i.das ist so darstellt, daß diese allgemeingültig für alle mögliche Anschauungen ist, die unter denselben Begriff gehören. Aber, weil sich doch nur der Begriff von Größen construiren, oder a priori in der Anschauung darstellen läßt;läßt, so kankann auch nur die Quantität ein Gegenstand der Mathematik seyn; und so fern kankann gar wohl Philosophie und MathematikMathematik, auch nach Verschiedenheit der Gegenstände, die sie behaltenbehandeln, unterschieden werden. ] ; (a)
**) Freylich] ; (Anm.)Anmerkung 2. Freilich (c)
zweyten] ; zweiten (c)
beyde] ; beide (c)
läßt;] ; läßt, (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
Mathematik] ; Mathematik, (c)
behalten] ; behandeln (c)
groß;] ; groß, (c)
] ; in (c)
seinem] ; (c)
] ; seines Wesens (c)
ClasseClasse] ; Klasse (c)
Classe] ; Klasse (c)
vorstellungsfähigen und verständigen] ; (c)
gehörte] ; gehörte, die verständig, (d. i.)das ist fähig sind, Vorstellungen zu bilden (c)
beyde] ; beide (c)
vorstellungsfähigvorstellungsfähige Wesen oder] ; (c)
zu eingeschränkten] ; in die Klasse endlicher oder eingeschränkter (c)
nennte] ; nannte (c)
uneingeschränktes] ; uneingeschränktes (c)
könnte,] ; könte (a)
dieses] ; diese (c)
eingeschränkten] ; endlichen (c)
bey] ; bei (c)
könnte] ; könte (a)
beyden] ; beiden (c)
] ; zu (c)
könnte] ; könte (a); ; vermöchte (c)
] ; theils (c)
man den Menschen vor sich und] ; sich endlich der Mensch theils für sich, theils (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
könnte.] ; könte. (a); ; lasse. – (c)
besondre Wissenschaft] ; besondere Wissenschaft (c)
verschiedne Theile der Philosophie, und es mußte, weil] ; verschiedene Theile der Philosophie entstehen. Und da (c)
schon] ; (c)
die Frage entstehen] ; konnte ferner gefragt werden (c)
] ; sich (c)
könnten abgesondert,könten abgesondert und] ; absondern ließen, (c)
könnten abgesondert,] ; könten abgesondert (a)
] ; aber (c)
einige Arten] ; einige Arten (c)
welche? eingeschränkt] ; welche, beschränkt (c)
] ; müsse (c)
Begriff der Philosophie] ; Begriff der Philosophie, (c)
die] ; welche (c)
kan] ; kann (c)
Hiedurch] ; Hierdurch (c)
nützlichen] ; nützliche (a)
zulaßen] ; zulassen (a, c)
dann] ; denn (a)
wären] ; wären; so wie noch immer die Frage ist, ob nicht zuletzt, wo nicht fast alles, doch das meiste, was man zur reinen Vernunftskenntniß rechnet, sich in bloß moralische Gewißheit auflöse (a)
und in dem gegenwärtigen Buche] ; hier aber am zweckmäßigsten ist, (c)
genommen werden muß] ; zu nehmen (c)
bey] ; bei (c)
den] ; dem (a)
werden:] ; werden; (c)
sicherste] ; Sicherste (c)
] ; den (c)
nehmen, die] ; betrachten, welche (c)
wolfischen] ; Wolfischen (c)
Erklärung,] ; Erklärung (a)
durch – die] ; als der (c)
insbesondere,] ; insbesondere (c)
gerechneten] ; gehörigen (c)
Hiedurch] ; (Anm.)Anmerkung Hierdurch (c)
noch] ; (a)
] ; {Daß sich die Ansicht hiervon in den neuern Zeiten sehr geändert hat, ist bekannt. Aber etwas Festes ist selbst für die Schulsprache noch nicht daraus hervorgegangen. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
] ; des Studiums (c)
belehrt;] ; belehrt, (a)
unsrer] ; unserer (c)
zeigt;] ; zeigt, (a)
Entscheidendes] ; entscheidendes (a)
, so wie in Gesinnungen und Handlungen, die ja von Erkenntniß abhängen, keine rechte VollkommenheitVollkommenheit,] ; (a)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
laßen] ; lassen (a, c)
172.Schon der ungemein große Umfang Umfang der Philosophie macht es nothwendig, die verschiedenen HauptartenHauptarten der Gegenstände, die sie untersuchen soll, von einander abzusondern, und nach Verschiedenheit solcher Hauptarten ihr verschiedene Theile zu geben, d. i.das ist sie in besondrebesondere Wissenschaften einzutheilen. Fast noch mehr sollte die verschiedene Art, wie wir zur Kenntniß dieser Gegenstände gelangen können, mit zu einer solchen Absonderung bewegen. Denn je nachdem diese Kenntniß entweder aus der VernunftVernunft (im engsten Verstande) oder aus der ErfahrungErfahrung geschöpft werden kann: je nachdem kan unsrekann unsere Erkenntniß von der NaturNatur der Dinge allgemeiner und zuverläßigerzuverlässiger werden oder nicht. Soll nun vollends die Philosophie der Grund zu allen andern Arten von Kenntnissen und Wissenschaften werden (§. 171): 171.), so ist es noch nothwendiger, das AllgemeinesAllgemeine von dem, was dergleichen nicht ist, und das Gewisse oder Nothwendige von dem minder ZuverläßigenZuverlässigen zu trennen, damit nicht das Letztere, darum, weil man es willkührlich mit dem Erstern verbunden hat, für eben so gewiß und allgemein gehalten werde, als jenes, oder das AnsehnAnsehen jener vollkommnern Erkenntniß darunter leide, wenn man einsieht, daß die angebliche Allgemeinheit und Gewißheit andreranderer damit in Verbindung gesetztengesetzter Behauptungen ungegründet seysei. 173.Es läßt sich also alle Erkenntniß, und folglich auch alle, welche die Philosophie ausmacht, 1) nach den verschiednenverschiedenen Quellen Quellen abtheilen, aus welchen sie geschöpft werden kankann; und hiedurchhierdurch ensteht der Unterschied zwischen Erkenntniß a priori a priori a priori, oder Vernunfterkenntniß Vernunfterkenntniß, Rationalkenntniß Rationalkenntniß Rationalerkenntniß , und zwischen der a posteriori a posteriori a posteriori, aus der Erfahrung Erfahrung, oder empirisch empirischen Erkenntniß; empirische Erkenntniß: ein Unterschied, beybei dem so viel Mißverstand herrscht, mit dem so schwankende Begriffe verknüpft werden, der selbst eine Quelle so mancher Irrthümer und falschenfalscher Voraussetzungen wordengeworden ist, daß er wohl,wohl auch hierhier, wegen des Folgenden, genauer angegeben zu werden verdient. 174.Wenn wir auf die Geschichte unsrerunserer Vorstellungen und Erkenntnisse, d. i.das ist darauf Acht geben, wie wir sie erlangt haben: so ists immer die ErfahrungErfahrung, unsre eigneunsere eigene oder fremde, aber uns mitgetheilte, Erfahrung,Erfahrung (Wahrnehmung), die uns den Stoff, oder das, was wir erkennen, gegeben hat; und selbst alsdann, wenn man annimmt, daß gewisse Vorstellungen Vorstellungen schon in unsrerunserer Seele liegen, die uns nicht erst brauchen durch die Erfahrung zugeführt zu werden: so können doch diese nie Erkenntnisse Erkenntnisse werden, nie zu unserm Bewußtseyn kommen, nie können sie klar seyn, d. i.das ist nie können wir das, was wir uns vorstellen (die bestimmten Gegenstände unsrerunserer Vorstellung) von der Vorstellung selbst unterscheiden, die wir uns davon machen, wenn nichts vorhanden ist, das auf unsreunsere Seele einen Eindruck gemacht (sie afficirt, Veränderungen in ihr hervorgebracht) hat. Alle unsreunsere ErkenntnißErkenntniß fängt also mit der Erfahrung an, und in so fern könnte man sagen:sagen, daß alle unsreunsere Erkenntniß empirisch empirisch (oder a posteriori erlangt) wäre. Aber dieses berechtigt uns so wenigwenig, sie so zu nennen, als wenn man alle Erkenntniß darum Erfahrungserkenntniß nennen wollte, weil wir sie als Handlung oder Veränderung in unsrerunserer Seele wahrnehmen. Allgemein wird doch ein Unterschied zwischen Erfahrungs- und Vernunftkenntniß, zwischen der a posteriori und a priori, anerkannt; es ist nur genau zu bestimmen, worin er bestehe. 175.Der Deutlichkeit wegen setzen wir hier voraus:voraus, daß alle unsreunsere Vorstellungen entweder aus und durch einen GegenstandGegenstand unmittelbar erzeugt werden, der sich unsrerunserer SeeleSeele (unserm innern Sinn oder den äussernäußeren Sinnen) darstellt, oder nicht unmittelbaroder daß es nicht unmittelbar geschieht. Jene, die sich unmittelbar auf den Gegenstand beziehen, der beybei uns die Vorstellung hervorbringt, nennen wir Eindrücke Eindrücke (Impressionen), oder, wie Andere lieber wollen, Anschauungen Anschauungen, welche innere oder äussere äußere sind, je nachdem sie vermittelst des innern Sinnes oder der äussernäußern Sinne entstehen,entstehen; und das Vermögen, dergleichen Anschauungen zu empfangen, heißt die Sinnlichkeit Sinnlichkeit. Die andern, welche nicht unmittelbar durch unsreunsere Sinne hervorgebracht werden, heissenheißen mittelbare Erkenntisse oder Begriffe, die anders nichts sind, als VorstellungenVorstellungen von Merkmalen der durch die Sinne erkannten Gegenstände:Gegenstände, sie mögen nun bloße Wiederholungen oder Nachbildungen der gehabten Anschauungen, also WerkeErzeugnisse der Einbildungskraft Einbildungskraft, oderund der Vorstellungen von solchen Merkmalen seyn, die wir bey mehrernbei mehreren Gegenständen erkannt, von ihnen abgezogen, und in Einen Begriff vereinigt haben, also allgemeine Begriffe, die ein Werk des Verstand Verstandes sind; von dem auch alle Urtheile, d. i.das ist die Einsicht des Verhältnisses mehrerer Begriffe gegen einander, abhängen. – Ob nun gleich alle diese Erkenntnisse – sie mögen einzelne, d. i.das ist Anschauungen,Anschauungen oder BegriffeBegriffe, oder verbundneverbundene, d. i.das ist UrtheileUrtheile, seyn – Wahrnehmungen oder Erfahrungen voraussetzen, wobey vorhandnewobei vorhandene Gegenstände uns zu den Vorstellungen geleitet haben: so sind doch diese ErkenntnisseErkenntnisse keinesweges alle aus solchen Gegenständen, sondern aus dem ursprünglichen Vermögen der Seele selbst entstanden, so daß diese Erkenntnissedieselben nicht sowohl durch vorhandnevorhandene Gegenstände in die Seele hineingekommen, sondern von der Seele mit ihrem eignendurch ihr eigenes Vermögen entwickelt sind. Es giebt 1) Erkenntnisse, zu deren Erzeugung in uns schlechterdings erfordert wird, daß wir uns ein wirklich vorhandnesvorhandenes ObjectObject vorstellen, z. B.zum Beispiel einen Baum, ein Thier, ein Metall, Schmerz oder Lust, ja selbst ganze Sätze, als: daß die Bäume vom Frühling an grün sind, das Gold gelb und glänzend ist, daß alle Menschen sterben u. d. gl.und dergleichen u. dergl.und dergleichen, und, weil alsdann die Erkenntniß später ist als der Gegenstand:Gegenstand, so nennt man dieses,dieses Erkenntniß a posteriori a posteriori , empirischempirische oder Erfahrungserkenntniß Erfahrungserkenntniß. Es giebt aber auch 2) Erkenntnisse, wozu eine Vorstellung von einem wirklich vorhandnenvorhandenen Object, auf das sich unsreunsere Vorstellung bezieht, nicht erfordert wird, die also von aller Erfahrung schlechterdings unabhängig ist, z. B.zum Beispiel der Begriff von Ursache, NothwendigkeitNothwendigkeit,Nothwendigkeit und allen nicht sinnlichen Gegenständen, als Gott, Geist u. d. gl.und dergleichen u. dergl.und dergleichen, oder das Urtheil:Urtheil, daß jede Wirkung oder jede VerändrungVeränderung eine UrsachUrsache hat. Weil nun hier die Erkenntniß da seyn kankann, ohne daß man sich ein wirklich vorhandnesvorhandenes Object gedenktdenkt, und ehe man noch weiß, ob ein solches Object auch wirklich ist: so nennt man diese, Erkenntnisse a priori a priori, oder auch Vernunfterkenntnisse Vernunfterkenntnisse, weil Vernunft das Vermögen ist, etwas aus Principien, d. i.das ist, das Besondere aus dem AllgemeinenAllgemeinen, zu erkennen, und eben diese Erkenntnisse a priori Gesetze oder Bedingungen sind, die aus der Natur unsersunsres Erkenntnißvermögens fliessenfließen, ohne welche keine Erkenntniß der Objecte möglich ist. Anm. Anmerkung Da uns Erfahrung nur lehrt, daß Etwas so und so beschaffen seysei, aber nicht, daß es nicht anders seyn könnte, und sie uns nur einzelne Fälle vorstellt: so sieht man, daß sie weder zu allgemeinen noch zu nothwendigen Sätzen (beyden(beiden im strengsten Verstande) führe. Nothwendigkeit und Allgemeinheit eines Begriffs oder Urtheils ist also ein sichressicheres Kennzeichen einer Kenntniß a priori. 176.Diese Erkenntniß a priori enthält entweder ganz und gar nichts WahrgenommnesWahrgenommenes; es ist darin ganz von allen sinnlichen Merkmalen abgesehnabgesehen, z. B.zum Beispiel beybei dem Begriff von ZahlenZahlen an sich (nicht den Tönen oder Zeichen, wodurch sie ausgedrucktausgedrückt werden), von Möglichkeit, von Gott etc.et cetera oder beybei dem Satz: jeder Körper ist ausgedehnt; oder es ist in ihr doch etwas Wahrgenommnes (empirisches)Wahrgenommenes (Empirisches) enthalten, wovon wir ohne EmpfindungEmpfindung keinen Begriff haben. In jenem Fall nennt man sie reine VernunfterkenntnißVernunfterkenntniß (Erk.(Erkenntniß, die schlechterdings a priori ist)ist) ; in diesem Fall aber vergleichungsweise oder vermischte Erkenntniß a priori. – Ist die Philosophie, oder ein Theil derselben, durchaus aus reinen Anschauungen oder Begriffen geschöpft, enthält sie lauter reine Vernunftsätze: so verdient sie den Namen einer eigentlichen Wissenschaft im strengsten Verstande. Stützt sie sich aber zugleich auf empirische Begriffe, wenn sie gleich nach reinen VernunftgesetzeVernunftgesetzen verknüpft sind: so ist sie eine empirische oder Erfahrungsphilosophie Erfahrungsphilosophie. Bey Anm. Anmerkung 1. Bei allen bisher erwähnten Erklärungen sind die Kant, Immanuel Kantischen Bestimmungen in der Kritik der reinen Vernunft, zweytezweite Aufl.Auflage Riga 1787 in1787. gr.groß 8. zum Grunde gelegt, woraus man weitere Aufklärung derselben schöpfen kankann. Die reine Philosophie, oder die philosophische WissenschaftWissenschaft, beschäftigt sich also bloß mit dem, was gar kein Gegenstand der Sinne ist, es mögen nicht sinnliche Objecte oder dergleichen Eigenschaften sinnlicher Objecte seyn. Es sollte daher beybei allen Theilen der Philosophie das, was wirklich reine Erkenntniß ist, ganz von allem Empirischen geschieden werden, wenn man auch dieses Letztere, wegen der oben §. 169 angegebnen 169. angegebenen Ursach, mit in eine philosophische Wissenschaft aufnehmen wollte. Indessen giebt es Theile der Philosophie, die ganz reine Erkenntnisse enthalten, oder wenigstens ganz rein seyn können. Welche Theile diesdieß sind oder nicht, wird im Folgenden bemerkt werden. Anm. Anmerkung 2. Folgende Eintheilung des ganzen Gebiets der Philosophie dürfte zur verständigen Uebersicht ihrer einzelnen Theile nicht undienlich seyn. In der Hauptsache trifft sie mit den Ansichten des Verfassers des Werks zusammen. Philosophie. I. Reine Philosophie. A. Formale: 1. reine allgemeine Logik.2. reine allgemeine Aesthetik. B. Materielle: A. Vorbereitende. – Kritik, a. des Erkenntnißvermögens,b. des Gefühlsvermögens,c. des Anschauungsvermögens. B. Abhandelnde. a. Gegenstände des Erkennens: α. allgemeine, trascendentale Philosophie, β. besondere, Metaphysik. aa. Metaphysik der Natur als rationale Körperlehre,rationale Seelenlehre. bb. Metaphysik der Sitten, allgemeine,besondere, Tugendlehre,Naturrecht, b. Gegenstände des Vernunftglaubens, Religionslehre. II. Angewandte Philosophie. A. Formale: 1. angewandte allgemeine Logik.2. angewandte allgemeine Aesthetik. B. Materiale:1. Angewandte Metaphysik der Natur.a. Körperlehre. Physik. b. Seelenlehre. Empirische Psychologie. 2. Angewandte Metaphysik der Sitten.a. Angewandtes Naturrecht, α. Privatrecht, β. Staatsrecht, γ. Völkerrecht. b. Angewandte Tugendlehre. α. entwickelnd die Kräfte des heranwachsenden Menschen zum Ziele der Sittlichkeit. Pädagogik. β. fördernd die fortschreitende Bildung des Erwachsenen. Ethik. Uebrigens stellt fast jede Schule eine andere Classification auf. Der akademische Unterricht bleibt jedoch in der Regel bei den, besonders seit Wolff, Christian von Wolf's Zeiten, beliebten Abtheilungen, und bringt das Ganze unter die Haupttitel: Logik, empirische Psychologie, Metaphysik, Naturrecht, Ethik oder Moral, Aesthetik. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers ] ; (a)
besondre] ; besondere (c)
kan unsre] ; kann unsere (c)
zuverläßiger] ; zuverlässiger (c)
171):] ; 171.), (c)
Zuverläßigen] ; Zuverlässigen (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
andrer] ; anderer (c)
gesetzten] ; gesetzter (c)
sey] ; sei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
kan] ; kann (c)
hiedurch] ; hierdurch (c)
a priori a priori ] ; a priori (c)
Rationalkenntniß Rationalkenntniß ] ; Rationalerkenntniß (c)
a posteriori a posteriori ] ; a posteriori (c)
empirisch empirischen Erkenntniß;] ; empirische Erkenntniß: (c)
bey] ; bei (c)
falschen] ; falscher (c)
worden] ; geworden (c)
wohl,] ; wohl (c)
hier] ; hier, (c)
unsrer] ; unserer (c)
unsre eigne] ; unsere eigene (c)
Erfahrung,] ; Erfahrung (c)
unsrer] ; unserer (c)
] ; zu (c)
unsrer] ; unserer (c)
unsre] ; unsere (c)
unsre] ; unsere (c)
sagen:] ; sagen, (c)
unsre] ; unsere (c)
wenig] ; wenig, (c)
unsrer] ; unserer (c)
] ; a (c)
voraus:] ; voraus, (c)
unsre] ; unsere (c)
unsrer] ; unserer (c)
äussern] ; äußeren (c)
oder nicht unmittelbar] ; oder daß es nicht unmittelbar geschieht (c)
bey] ; bei (c)
äussere ] ; äußere (c)
äussern] ; äußern (c)
entstehen,] ; entstehen; (c)
] ; heißt (c)
unsre] ; unsere (c)
heissen] ; heißen (c)
Gegenstände:] ; Gegenstände, (c)
Werke] ; Erzeug[176]nisse (c)
oder] ; und der (c)
bey mehrern] ; bei mehreren (c)
Anschauungen,] ; Anschauungen (c)
verbundne] ; verbundene (c)
wobey vorhandne] ; wobei vorhandene (c)
diese Erkenntnisse] ; dieselben (c)
] ; sowohl (c)
vorhandne] ; vorhandene (c)
mit ihrem eignen] ; durch ihr eigenes (c)
vorhandnes] ; vorhandenes (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen, (c)
Gegenstand:] ; Gegenstand, (c)
dieses,] ; dieses (c)
a posteriori ] ; a posteriori (c)
vorhandnen] ; vorhandenen (c)
unsre] ; unsere (c)
NothwendigkeitNothwendigkeit,] ; Nothwendigkeit (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen, (c)
Urtheil:] ; Urtheil, (c)
Verändrung] ; Veränderung (c)
Ursach] ; Ursache (c)
kan] ; kann (c)
vorhandnes] ; vorhandenes (c)
gedenkt] ; denkt (c)
a priori ] ; a priori (c)
d. i.] ; das ist, (c)
Allgemeinen] ; Allgemeinen, (c)
unsers] ; unsres (c)
fliessen] ; fließen (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
sey] ; sei (c)
(beyden] ; (beiden (c)
sichres] ; sicheres (c)
Wahrgenommnes] ; Wahrgenommenes (c)
abgesehn] ; abgesehen (c)
bey] ; bei (c)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (c)
bey] ; bei (c)
Wahrgenommnes (empirisches)] ; Wahrgenommenes (Empirisches) (c)
(Erk.] ; (Erkenntniß, (c)
ist)] ; ist[)] (c)
Bey Anm. Anmerkung 1. Bei allen bisher erwähnten Erklärungen sind die Kant, Immanuel Kantischen Bestimmungen in der Kritik der reinen Vernunft, zweytezweite Aufl.Auflage Riga 1787 in1787. gr.groß 8. zum Grunde gelegt, woraus man weitere Aufklärung derselben schöpfen kankann. Die reine Philosophie, oder die philosophische WissenschaftWissenschaft, beschäftigt sich also bloß mit dem, was gar kein Gegenstand der Sinne ist, es mögen nicht sinnliche Objecte oder dergleichen Eigenschaften sinnlicher Objecte seyn. Es sollte daher beybei allen Theilen der Philosophie das, was wirklich reine Erkenntniß ist, ganz von allem Empirischen geschieden werden, wenn man auch dieses Letztere, wegen der oben §. 169 angegebnen 169. angegebenen Ursach, mit in eine philosophische Wissenschaft aufnehmen wollte. Indessen giebt es Theile der Philosophie, die ganz reine Erkenntnisse enthalten, oder wenigstens ganz rein seyn können. Welche Theile diesdieß sind oder nicht, wird im Folgenden bemerkt werden. ] ; 440 (c)
Bey] ; (Anm.)Anmerkung 1. Bei (c)
zweyte] ; zweite (c)
1787 in] ; 1787. (c)
kan] ; kann (c)
Wissenschaft] ; Wissenschaft, (c)
bey] ; bei (c)
169 angegebnen] ; 169. angegebenen (c)
dies] ; dieß (c)
] ; 441 (c)
] ;
172.

Man kann die Philosophie entweder nach den verschiedenen Gegenständen betrachten, mit welchen sie sich beschäftigt, oder nach der Art, wie darinn die Untersuchung derselben geschieht. – In jener (objectiven) Rücksicht theilt man sie in die theoretische oder, wie andere sagen, speculative, und in die praktische Philosophie. Denn, weil unsre Absicht bey aller Untersuchung und bey allem Gebrauche der Vernunft, Beförderung der menschlichen Glückseligkeit seyn muß, und die Philosophie eigentlich nur auf geistige Glückseligkeit abzielt, [163] wozu die Kenntniß der Natur und besonders des Menschen gebraucht werden soll: so muß sie sowohl die Entdeckungen über die allgemeine natürliche Beschaffenheit der Dinge enthalten, als auch die Anwendung zur geistigen Glückseligkeit der Menschen zeigen; sie muß uns die Natur der Dinge kennen lehren und uns anweisen, wie wir der Natur folgen müssen.

1,
[164] 173.

Beyderley Philosophie muß unzertrennlich verbunden werden. Die praktische Philosophie ist ohne die theoretische unsicher und ungründlich; die theoretische ohne jene, kein Mittel zur menschlichen Glückseligkeit, und befriedigt bloß die Wißbegierde, die nicht einmal genugsamen Reitz hat, wenn sie nicht durch den zu hoffenden Einfluß des Gefundenen auf unsre Glückseligkeit immer zur Untersuchung ermuntert wird.

(a)
177.Wenn man aber 2) (§. 273 173 273. 173. ) die Philosophie nach der Verschiedenheit der Gegenstände Gegenstände, oder vielmehr der Begriffe von diesen Gegenständen, abtheilen will, welche sie untersucht: so beschäftigt sie sich entweder mit der Materie Materie Maderie Materie oder mit der Form Form des Verstandes, d. i.das ist d. i., sie betrachtet entweder die Objecte des Denkens, oder sie sieht von allen diesen ab, und untersucht bloß die Art und Weise, wie sich Objecte denken laßenlassen, die nothwendigen und allgemeinen Regeln des Denkens überhaupt. Jenen Theil der Philosophie kankann man daher den materiellen, diesen den formellen nennen, oder von jenem den Namen der Metaphysik Metaphysik (mit Kant, Immanuel Kant, im engern Sinn) brauchengebrauchen, so wie dieser Theil die Logik Logik oder Vernunftlehre Vernunftlehre ist, die auch beybei den Alten Dialektik Dialektik genennt Dialekt genannt wurde. Anm.Anmerkung Anm. 1. Metaphysik nennt Kant, Immanuel Kant (Kritik(Kritik der reinen Vernunft S.Seite 869869.) im weitesten Verstande die ganze reine Philosophie, selbst die PropädevtikPropädeutik dazu, oder die Kritik der reinen Vernunft, mit einbegriffen;einbegriffen im engern Sinn aber, und noch unterschieden von der Kritik der reinen Vernunft, das System der reinen Vernunft, oder die ganze, wahre sowohl als scheinbare, philosophische Erkenntniß aus R. V. im systematischenreiner Vernunft in systematischem Zusammenhange. Bekanntlich wird Metaphysik auch, sofern sie von Logik unterschieden ist, von der theoretischen Philosophie im Unterschiede von der praktischen genommen, wie man unten (§. 182 182. ) sehen wird; dieswird. Dieß wäre denn die dritte und engste Bedeutung des Worts. Anm.Anmerkung Anm. 2. Die Logik heißt auch die Instrumentalphilosophie Instrumentalphilosophie (Organon); aber dieser letztre Name begreift mehr in sich. Denn wir haben eben sowohl ein Vermögen, gewisse Eindrücke von Gegenständen zu empfangen, als ein Vermögen, das MannichfaltigeMannigfaltige, also gewisse Merkmale eines Gegenstandes, in Eine Vorstellung, mehrere Eindrücke in Einen Begriff, mehrere Begriffe zu Einem höhern oder allgemeinern Begriff, oder in Ein Urtheil, und mehrere Urtheile in EinemEinen Schluß, zu verbinden, mit einenEinem Wort, zu denken. Jenes Vermögen ist die Sinnlichkeit Sinnlichkeit (untern (untere Kräfte der menschlichen Seele), dieses der Verstand Verstand (obern (obere Kräfte), und wir bedürfen eben sowohl einer Wissenschaft der Regeln für jene, als für diesendiese. Aber die Logik Logik ist nur eine Wissenschaft der letzternletzteren; hingegen die erstere müßte die Aesthetik Aesthetik enthalten, in so ferninsofern sie sich nicht, wie man sie seit Baumgarten, Alexander Gottlieb Alex. Gottl. Baumgarten Alex. Gottl. Baumgarten nimmt, sich auf Schönheit die Theorie des Schönen einschränkt, oder Philosophie für dieder schönen Wissenschaften ist, die doch nur empirische Regeln begreifen würde, sondern eine transcendentale zu einer transcendentalen Aesthetik genennterhöht werden könnte. – Selbst die allgemeine allgemeine Grammatik gehört mit Recht zur Instrumentalphilosophie, da wir ohne Zeichen und Wörter nicht denken können, und Mängel oder Fehler der SpracheSprache, selbst dergleichenFehler im Denken nach sich ziehen. Allein noch erwartet diese eine möglichst systematische Bearbeitung, wozu wir, seitdem Harris, James Harris (1751(1751.) mit seinem vortreflichen Hermes vortrefflichen Hermes vorgegangen ist (Hermes, oder oder philosophische Un tersuchung über die allgemeine Grammatik, von Harris, James Jakob Jacob Harris , übersetzt von Ewerbeck, Christian Gottfried C. G. Ewerbeck, Halle 1788 in1788. gr.groß 8.) nurnoch manche BeyträgeBeiträge erhalten haben. Diese Beiträge sind nicht unwichtig, namentlich: Meiner, Johann Werner J. M. Meiner's Versuch einer an die Sprache angebildeten Vernunftlehre, oder philosophischenphilosophische allgemeine Sprachlehre, Leipzig 1781. Bernhardi, August Ferdinand A. Ed. Bernhard allgemeine Sprachlehre, 2 Theile. Berlin 1800–1803., und desselben Anfangsgründe der Sprachwissenschaft. Ebend.Ebendaselbst 1805. Vater, Johann Severin J. S. Vater's Versuch einer allgemeinen Sprachlehre, Halle 1801., nebst dem Auszug: Lehrbuch der allgemeinen Grammatik für Schulen Halle 1806. Sacy, Antoine Isaac Silvestre de A. J. Sylvester de Sacy Grundsätze der allgemeinen Sprachlehre, bearbeitet von Vater, Johann Severin Vater . Halle 1804. Kritik der reinen Vernunft Gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176). Aesthetik […] wie man sie seit Alex. Gottl. Baumgarten nimmt Als Zögling des Franckeschen Waisenhauses zu Halle studierte Alexander Gottlieb Baumgarten (1714–1762) ebenda Theologie, Philosophie und Schöne Wissenschaften und war nach dem Magisterexamen zunächst als Dozent am Waisenhaus tätig. Ab 1737 lehrte er in Halle Philosophie und wurde 1740 Professor der Weltweisheit und Schönen Wissenschaften in Frankfurt/Oder. Die von Baumgarten hier gehaltenen Vorlesungen zur Ästhetik sind die ersten ihrer Art. Bereits mit seiner Magisterarbeit Meditationes philosophicae de nonnullis ad poema pertinentibus (1735), v.a. aber durch die aus seinen Vorlesungen hervorgegangene, jedoch unvollendet gebliebene zweibändige Aesthetica (1750/1758) ist Baumgarten zum Begründer der Ästhetik als eigenständiger philosophischer Disziplin geworden (vgl. I § 263) und wirkte, indem er das untere Erkenntnisvermögen der Sinne gegenüber Wolff aufwertete und Dichtung als wahre und sinnlich vollkommene Rede verstand, etwa auf Herder oder Schiller. J. M. Meiner's Versuch einer an die Sprache angebildeten Vernunftlehre, oder philosophische allgemeine Sprachlehre, Leipzig 1781 Der Autor des Versuch[s] einer an der menschlichen Sprache abgebildeten Vernunftlehre (1781) ist Johann Werner Meiner (1723–1789). A. Ed. Bernhard allgemeine Sprachlehre, 2 Theile. Berlin 1800–1803 Gemeint ist die zweibändige Sprachlehre (1801/1803) von August Ferdinand Bernhardi (1769–1820). J. S. Vater's Versuch einer allgemeinen Sprachlehre, Halle 1801., nebst dem Auszug: Lehrbuch der allgemeinen Grammatik für Schulen Halle 1806 Gemeint ist Johann Severin Vaters (1771–1826) Lehrbuch der allgemeinen Grammatik besonders für höhere Schul-Classen, mit Vergleichung älterer und neuerer Sprachen (1805), das laut Vorrede gerade kein Auszug aus dem Versuch einer allgemeinen Sprachlehre (1801) sein will, sondern eine Neubearbeitung eines bestimmten Teils desselben als Lehrbuch für Gymnasien. ] ;
174.

Gemeiniglich pflegt man jetzt zu der theoretischen Philosophie die Logik, (Vernunftlehre, Philosophiam rationalem) und die unter dem unbequemen Namen der Metaphysik zusammengefaßten Wissenschaften zu rechnen, auch beyderley Wissenschaften mit dem Namen der Philosophiae primae zu belegen, weil sie bey den praktischen Wissenschaften zum Grunde liegen. Die erstre heißt auch, aus dem §. 172. (Anm.)Anmerkung 1. angegebnen Grunde, die Instrumentalphilosophie.

(a)
273 173 ] ; [173.] (c)
Materie Materie ] ; [Materie] (c)
d. i.das ist ] ; d. i., (c)
laßen] ; lassen (c)
kan] ; kann (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
bey] ; bei (c)
Dialektik Dialektik genennt] ; Dialekt genannt (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (c)
(Kritik] ; (Kritik (c)
869] ; 869. (c)
Propädevtik] ; Propädeutik (c)
einbegriffen;] ; einbegriffen (c)
R. V. im systematischen] ; reiner Vernunft in systematischem (c)
182 ] ; 182. (c)
wird; dies] ; wird. Dieß (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2. Die Logik heißt auch die Instrumentalphilosophie Instrumentalphilosophie (Organon); aber dieser letztre Name begreift mehr in sich. Denn wir haben eben sowohl ein Vermögen, gewisse Eindrücke von Gegenständen zu empfangen, als ein Vermögen, das MannichfaltigeMannigfaltige, also gewisse Merkmale eines Gegenstandes, in Eine Vorstellung, mehrere Eindrücke in Einen Begriff, mehrere Begriffe zu Einem höhern oder allgemeinern Begriff, oder in Ein Urtheil, und mehrere Urtheile in EinemEinen Schluß, zu verbinden, mit einenEinem Wort, zu denken. Jenes Vermögen ist die Sinnlichkeit Sinnlichkeit (untern (untere Kräfte der menschlichen Seele), dieses der Verstand Verstand (obern (obere Kräfte), und wir bedürfen eben sowohl einer Wissenschaft der Regeln für jene, als für diesendiese. Aber die Logik Logik ist nur eine Wissenschaft der letzternletzteren; hingegen die erstere müßte die Aesthetik Aesthetik enthalten, in so ferninsofern sie sich nicht, wie man sie seit Baumgarten, Alexander Gottlieb Alex. Gottl. Baumgarten Alex. Gottl. Baumgarten nimmt, sich auf Schönheit die Theorie des Schönen einschränkt, oder Philosophie für dieder schönen Wissenschaften ist, die doch nur empirische Regeln begreifen würde, sondern eine transcendentale zu einer transcendentalen Aesthetik genennterhöht werden könnte. – Selbst die allgemeine allgemeine Grammatik gehört mit Recht zur Instrumentalphilosophie, da wir ohne Zeichen und Wörter nicht denken können, und Mängel oder Fehler der SpracheSprache, selbst dergleichenFehler im Denken nach sich ziehen. Allein noch erwartet diese eine möglichst systematische Bearbeitung, wozu wir, seitdem Harris, James Harris (1751(1751.) mit seinem vortreflichen Hermes vortrefflichen Hermes vorgegangen ist (Hermes, oder oder philosophische Un tersuchung über die allgemeine Grammatik, von Harris, James Jakob Jacob Harris , übersetzt von Ewerbeck, Christian Gottfried C. G. Ewerbeck, Halle 1788 in1788. gr.groß 8.) nurnoch manche BeyträgeBeiträge erhalten haben. Diese Beiträge sind nicht unwichtig, namentlich: Meiner, Johann Werner J. M. Meiner's Versuch einer an die Sprache angebildeten Vernunftlehre, oder philosophischenphilosophische allgemeine Sprachlehre, Leipzig 1781. Bernhardi, August Ferdinand A. Ed. Bernhard allgemeine Sprachlehre, 2 Theile. Berlin 1800–1803., und desselben Anfangsgründe der Sprachwissenschaft. Ebend.Ebendaselbst 1805. Vater, Johann Severin J. S. Vater's Versuch einer allgemeinen Sprachlehre, Halle 1801., nebst dem Auszug: Lehrbuch der allgemeinen Grammatik für Schulen Halle 1806. Sacy, Antoine Isaac Silvestre de A. J. Sylvester de Sacy Grundsätze der allgemeinen Sprachlehre, bearbeitet von Vater, Johann Severin Vater . Halle 1804. ] ; (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (c)
] ; (Organon) (c)
letztre] ; (c)
Mannichfaltige] ; Mannigfaltige (c)
Einem] ; Einen (c)
einen] ; Einem (c)
(untern ] ; (untere (c)
(obern ] ; (obere (c)
diesen] ; diese (c)
letztern] ; letzteren (c)
in so fern] ; insofern (c)
] ; sich (c)
Alex. Gottl. Baumgarten ] ; Alex. Gottl. Baumgarten (c)
sich] ; (c)
Schönheit ] ; die Theorie des Schönen (c)
für die] ; der (c)
eine transcendentale ] ; zu einer transcendentalen (c)
genennt] ; erhöht (c)
allgemeine ] ; allgemeine (c)
Sprache] ; Sprache, (c)
dergleichen] ; Fehler (c)
(1751] ; (1751. (c)
vortreflichen Hermes ] ; vortrefflichen Hermes (c)
oder ] ; oder (c)
Jakob ] ; Jacob (c)
1788 in] ; 1788. (c)
nur] ; noch (c)
Beyträge] ; Beiträge (c)
] ; Diese Beiträge sind nicht unwichtig, namentlich:
  • 498 J. M. Meiner's Versuch einer an die Sprache angebildeten Vernunftlehre, oder [philosophische] allgemeine Sprachlehre, Leipzig 1781.textgrid:25393
  • 499 A. Ed. Bernhard allgemeine Sprachlehre, 2 Theile. Berlin 1800–1803.textgrid:25396, und desselben Anfangsgründe der Sprachwissenschaft. (Ebend.)Ebendaselbst 1805.textgrid:25398
  • 500 J. S. Vater's Versuch einer allgemeinen Sprachlehre, Halle 1801.textgrid:2539c, nebst dem Auszug: Lehrbuch der allgemeinen Grammatik für Schulen Halle 1806.textgrid:2539f
  • A. J. Sylvester de Sacy Grundsätze der allgemeinen Sprachlehre, bearbeitet von Vater. Halle 1804.textgrid:2539j
(c)
178.Da die LogikLogik 1) Logik die allgemeinen allgemeinen Regeln, und zwar 2) des Denkens überhaupt Denkens überhaupt , enthalten soll (§. 177): 177.), so muß man darin 1) von allen besondern Arten der Gegenstände absehen, auf die das Denken gerichtet ist, und bloß die Form des Denkens in Anschlag nehmen; sie muß eine allgemeine oder Elementar-Logik seyn, die den allgemeinen Gebrauch des Verstandes lehrelehrt; 2) müßtemuß sie, ohne Rücksicht auf diesen und jenen VerstandVerstand, nur die schlechthin nothwendigen Gesetze des Denkens in sich fassen, ohne die gar kein Gebrauch des Verstandes möglich ist,ist; sie müßtedarf also gar nicht auf Gründen unsrerunserer Erfahrung, sondern auf lauter Grundsätzen a priori beruhen, d. i.das ist d. i., eine reine Logik seyn. Indessen soll sie doch eigentlich den menschlichen Verstand in Erkenntniß der Wahrheit leiten, und daher unsern unseren BedürfnisseBedürfnissen angemessen seyn. Zu diesem Zweck muß sie also Vieles aufnehmen, was wir von unsern Kräften und den Regeln, wodurch diese geleitet werden, von deren Einschränkungen, von den in uns und unsern unseren Umständen liegenden Hindernissen der Erkenntniß der Wahrheit, von den uns möglichen Mitteln, Wahrheit zu finden und Irrthum zu vermeiden, nur aus der ErfahrungErfahrung wissen, und daher Manches aus der PsychologiePsychologie, und überhaupt aus der AnthropologieAnthropologie, entlehnen. Weil nun alsdann die allgemeinen reinen Verstandesgesetze auf den menschlichen Verstand, nach dessen Einschränkungen und Hindernissen, angewendet werden, dergestalt, daß gezeigt werden soll, wie unser Verstand auch beybei diesen Einschränkungen richtig denken solle: so nennen Manche, nach Kant, Immanuel Kant (Kritik der reinen Vernunft S.Seite 77) diese Anweisung, die sich auch mit auf empirische Grundsätze gründet, imzum Unterschiede von der reinen Logik, die allein nur eine Wissenschaft im strengsten Verstande ist, die die angewandte Logik, welche alsdann noch immer eine allgemeine Logik ist, so fernsofern sie den rechten Gebrauch des Verstandes, ohne Rücksicht auf besondre besondere Gegenstände, lehrt, ob sie gleich, ausseraußer den allgemeinen Gesetzen des Denkens, auch die besondern für den menschlichen Verstand in sich faßt. – Der reinen und angewandten Logik zusammen genommen (beydezusammengenommen (beide mögen übrigens besonders vorgetragen oder vermischt werden), könnte man den Namen der Logik im weitern weiteren Verstande geben. Anm.Anmerkung Anm. 1. Billig sollte indeß beybei dem VortragVortrage der Logik die reine von dieser angewandten geschieden, und erst jene besonders, alsdann diese vorgetragen, d. i.das ist d. i., es sollten erst hinterdreinnachher die allgemeinen Gesetze des Denkens auf den Gebrauch des menschlichen Verstandes angewendet werden. Einen Versuch findet man davon gemacht in dem Grundriß der allgemeinen Logik und kritischen Anfangsgründe der allgemeinen Metaphysik, von Jakob, Ludwig Heinrich von Ludw. Heinr. Ludwig Heinrich Jakob , zweytezweite umgearbeitete Auflage, Halle 1791 in1791. 8. Anm.Anmerkung Anm. 2. Mit dem Namen der angewandten Logik belegen auch Manche das, was sie, im Unterschiede von der allgemeinen Logik, die besondere Logik nennen, oder die Methodenlehre Methodenlehre (nehmlich(nämlich die besondrebesondere, nicht transcendentelle transcendentelle , welche letztreletztere einen Haupttheil der Kritik der reinen Vernunft ausmacht), worin Regeln zum rechten Gebrauch des Verstandes, in Rücksicht auf besondre besondere Arten von Gegenständen, vorgetragen werden. Diese bleibt eben hierdurch von der allgemeinen angewandten Logik, die in dem §. beschrieben ist, verschieden. Das meisteMeiste, was zu dieser letzternletzteren allgemeinen gehört, macht den Inhalt desjenigen aus, was man gemeiniglich praktische Logik nennt, und darunter gewisse Uebungen nach den Regeln der Logik, z. B.zum Beispiel im Bücherlesen, Disputiren, VortragVortrage überhaupt u. s. f.und so ferner begreift. Anm.Anmerkung Anm. 3. Die Logik soll also eben sowohl den rechten GebrauchGebrauch des Verstandes lehren, als den unrechten verhindern, folglich auch in dieser letztern Absicht verhüten, daß man nicht das für wahr halte, was nur wahr scheint, scheint (das heißt nicht: was wahrscheinlich ist,ist; denn dies letztre ist wahr, und nur eine mangelhafte ErkenntnißLetztere kann wahr seyn, sondern: was trüglich ist). Da nun die Dialektik Dialektik der Alten auch lehrte, scheinbar etwas darzustellen, oder Blendwerken den Anstrich der Wahrheit zu geben, diesdieß aber unanständig ist; da es sich hingegen sehr der Mühe verlohnt, zu zeigen, wie man Schein von Wahrheit unterscheiden solle: so nennt Kant, Immanuel Kant ( K. d. R. V.Krit. d. reinen Vern., S.Seite 85 f.folgend 249 f.folgend) den Theil der Logik, der eine Kritik des Scheins der Wahrheit enthält, die Dialektik (im engern Verstande also; vergl.vergleicheverglichen §. 177 177. ) oder die Logik des Scheins, und den Theil derselben, welcher den rechten Gebrauch der Vernunft zeigt, die Analytik Analytik (Logik der Wahrheit), weil sie das formale GeschäfteGeschäft des Verstandes in seine Elemente auflöst. –auflößt. Kritik der reinen Vernunft Gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176). K. d. R. V. D.i. Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 183; I § 199), gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176). 179.Wenn uns die Logik Logik die allgemeinen und nothwendigen RegelnRegeln des Denkens überhauptüberhaupt, und ihre Anwendung auf den menschlichen Verstand lehren soll (§. 178): 178.), so muß sie erstlich jene Regeln selbst selbst vortragen. Sie muß daher 1) zeigen, wie und nach welchen Gesetzen der VerstandVerstand verfährt (Logische Elementarlehre), und zu dem Ende theils den Unterschied des Verstandes von der Sinnlichkeit (§. 177 177. Anm.Anmerkung 2.), die verschiednenverschiedenen Arten der Vorstellungen, und der Erkenntnisse insbesondre,insbersondere mit ihren verschiednenverschiedenen Vollkommenheiten darstellen, theils die besondern Wirkungen des VerstandesVerstandes, und dessen Wirkungen in Bildung und Beurtheilung der Begriffe, Urtheile und Schlüsse, mit den Regeln, wonach er dabeydabei richtig verfährt, darstellen; und 2) lehren, wie diese einzelnen Wirkungen, Begriffe u. s. w.und so weiter aufs deutlichste gemacht, und in eine solche Vereinigung gebracht werden, daß daraus ein möglichst vollkommnesvollkommenes Ganze oder System der Erkenntniß entstehe (Logische MethodenlehreMethodenlehre). – Hernach muß sie diese Regeln in Hinsicht auf die mannigfaltigen Einschränkungen des menschlichen Verstandes vorlegen, sowas in der angewandten Logik oder in dem Theile derselben geschieht, worin sie, neben jenen allgemeinen Regeln, ErfahrungssätzeErfahrungssätze zu Hülfe nehmen muß. Sie muß diese Einschränkungen selbst erklären, sie mögen von der Sinnlichkeit, welche die Gegenstände dem Verstande zuführt, oder von den Mängeln und Fehlern unsrerunserer Einbildungskraft und unsers Gedächtnisses, oder von der Unvollkommenheit unsrerunserer Aufmerksamkeit, oder den Mängeln und Fehlern der Sprache, und überhaupt der Zeichen, ohne die wir nicht denken können, oder von äusserlichenäußerlichen Umständen herrühren. Sie muß die verschiednenverschiedenen Arten und Quellen des bloßen Scheins der WahrheitWahrheit, der Irrthümer und des Mangels der Ueberzeugung, aufdecken, und zeigen, wie diese Fehler zu entdecken, oder wie ihnen abzuhelfen seysei. Sie muß zugleich die Mittel angeben, wie man die Erkenntniß der Wahrheit erweitere;erweitern, was für Eigenschaften man selbst dazu mitbringen, und wie man einen richtigen Gebrauch von den QuellenQuellen der Wahrheit, sowohl der eigneneigenen und fremden Erfahrung, als auch der Vernunft, machen müsse. Endlich muß sie auch lehren, wie man beybei Mittheilung der erkannten Wahrheit an Andere, zu verfahren habe. ] ;
175.

Die Logik ist eine Wissenschaft von dem rechten Gebrauch der Vernunft. Weil dieser aber richtige Empfindungen und deren rechten Gebrauch voraussetzt, und er sich, eben sowohl in Ueberzeugung Andrer von erkannter Wahrheit, als in Auffindung der Wahrheit selbst, äussert: so bekommt sie dadurch einen weitern Umfang, als es nach jenem Begriff scheinen möchte. Sie sollte demnach zeigen: wie wir zu verschiednen Arten von Begriffen gelangen, daraus Urtheile bilden, und daraus Schlüsse herleiten; wie wir Wahrheit finden, und sie von dem, was falsch ist, oder nur wahr scheint, unterscheiden; wie wir überhaupt das Erkannte richtig ausdrücken, und auch Andern die erkannte Wahrheit so mittheilen sollten, daß sie davon überzeugt, und von falschen oder blendenden Vorstellungen zurückgebracht würden. Sie sollte also auch die [166] verschiednen Arten der menschlichen Erkenntniß, ihre guten Eigenschaften und Fehler vorstellen, die Ursachen von beyden entdecken und die Mittel angeben, wie jene erhalten und befördert, diese verhütet, gehoben, oder doch vermindert werden können.

(a)
LogikLogik 1)] ; Logik (c)
allgemeinen] ; allgemeinen (c)
2)] ; (c)
Denkens überhaupt] ; Denkens überhaupt (c)
177):] ; 177.), (c)
lehre] ; lehrt (c)
müßte] ; muß (c)
ist,] ; ist; (c)
müßte] ; darf (c)
unsrer] ; unserer (c)
d. i.das ist ] ; d. i., (c)
unsern ] ; unseren (c)
unsern ] ; unseren (c)
bey] ; bei (c)
im] ; zum (c)
die] ; die (c)
so fern] ; sofern (c)
besondre ] ; besondere (c)
ausser] ; außer (c)
zusammen genommen (beyde] ; zusammengenommen (beide (c)
weitern ] ; weiteren (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (c)
bey] ; bei (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
d. i.das ist ] ; d. i., (c)
hinterdrein] ; nachher (c)
Ludw. Heinr. ] ; Ludwig Heinrich (c)
zweyte] ; zweite (c)
1791 in] ; 1791. (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (c)
(nehmlich] ; (nämlich (c)
besondre] ; besondere (c)
transcendentelle] ; transcendentelle (c)
letztre] ; letztere (c)
besondre ] ; besondere (c)
meiste] ; Meiste (c)
letztern] ; letzteren (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (c)
scheint,] ; scheint (c)
ist,] ; ist; (c)
letztre ist wahr, und nur eine mangelhafte Erkenntniß] ; Letztere kann wahr seyn (c)
dies] ; dieß (c)
K. d. R. V.] ; Krit. d. reinen Vern., (c)
177 ] ; 177. (c)
Geschäfte] ; Geschäft (c)
auflöst. –] ; auflößt. (c)
Logik] ; Logik (c)
überhaupt] ; überhaupt, (c)
178):] ; 178.), (c)
selbst ] ; selbst (c)
177 ] ; 177. (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
insbesondre,] ; insbersondere (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Verstandes] ; Verstandes, (c)
dabey] ; dabei (c)
vollkommnes] ; vollkommenes (c)
so] ; was (c)
unsrer] ; unserer (c)
unsrer] ; unserer (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
sey] ; sei (c)
erweitere;] ; erweitern, (c)
eignen] ; eigenen (c)
bey] ; bei (c)
180176. DerIhr NutzenNutzen dieser Wissenschaft ist gar nicht zu verkennen, so baldsobald man nur weiß, was sie istist, und leisten kankann, und den Werth dessen, was sie leistet, zu schätzen weißversteht sonach augenscheinlich, und man kan sie zu keiner Art gründlicher Kenntnisse in den Wissenschaften entbehren. – Was ist der Mensch, der keinen Verstand hat, oder, welches ohngefähr einerleyeinerlei ist, der ihn nicht recht zu brauchen weiß?gebrauchen weiß! Wie unendlich vielen Verirrungen im Denken, und, da hievon auch die Verderbnisse des Herzens oder Willens nebst allen Ausschweifungen abhängen, die aus Fehlern in Begriffen, Urtheilen und Schlüssen entstehen,entstehen: wie sehr der Macht böser Neigungen und Eindrücke ist er ausgesetzt?ausgesetzt, oft und alsdann unvermeidlich ausgesetzt, wenn er den Schein falscher Vorstellungen nicht von WahrheitWahrheit zu unterscheiden weiß.weiß! Die UrsachenUrsachen dieser Mängel, Verirrungen und Blendwerke kennen, und wissen, wie man sie entdecken und vermeiden soll, ist denn doch schonselbst der halbe Weg zur wahren GlückseligkeitGlückseligkeit, auf dendem man wenigstens nie sicher fortschreiten kankann, ohne von richtigen Regeln des Verstandes geleitet zu werden. – Und sind diese Regeln der ProbiersteinProbierstein aller Wahrheit; giebts keine Wissenschaft, wo sie nicht müßten zum Grunde liegen, um allesAlles danach zu prüfen,prüfen und richtig zu verbinden; so bleibt die Logik zu jeder Wissenschaft, wozu sie die Vorbereitung enthält, wie zu aller UntersuchungUntersuchung, unentbehrlich. – Man hat es auch mit Recht als merkwürdig anerkannt, daß sie – wenn man allenfalls die Wegräumung einiger entbehrlichenentbehrlicher Subtilitäten, oder die Verbannung dessen, was andernanderen Wissenschaften angehört, oder einige genauere Bestimmungen und mehrere Regelmäßigkeit im Vortrag,Vortrag abrechnet – seit Aristoteles Aristoteles Aristoteles Zeit keinen Schritt weder habe vor- noch rückwärts habe thun dürfen, undsie also eine fast vollendete Wissenschaft zu seyn schienescheine. – Nur muß man nicht mehr von ihr fordern, oder ihr mehr zuschreiben, als sie ihrer Natur nach liefern kanleisten kann. Denn sie betriftbetrifft doch nur die Form Form der Erkenntniß (§. 177 177. ), und in ihr kommt die MaterieMaterie oder der Stoff zur Erkenntniß gar nicht in Anschlag (§. 178 178. ); dieser muß ihr also erst anderwärtsher gegeben werden, und sie prüft und verbindet ihn nur; auch gehört zur richtigen Erkenntniß eben sowohl Untersuchung ihres Inhalts, als ihrer Form. Ohne Kenntniß und Beobachtung der RegelnRegeln des Verstandes kanVerstandes, kann also zwar keine sichresichere Erkenntniß je erhalten werden; aber allein führt diese Kenntniß zur Wahrheit nicht; und wer es darauf anlegen wollte, ohne anderweitige Erkundigung nach den Gegenständen selbst, bloß mit der Logik die Gegenstände zu beurtheilen, oder gar neue Wahrheit zu erfinden, der würde sich und AndreAndere sehr betrügen, und höchstens die armselige Kunst zur Ausbeute bekommen, was er wollte, mit einigen Schein zu behaupten oder zu bestreiten. 181. Legt Wirft man hingegen dieser Wissenschaft nicht mehr beybei, als bisher gesagt worden ist:ist, so wird man ihr auch nicht mit Recht die Vorwürfe machen können: –können, ihr dagegen vor: – daß sie, wenigstens so wie wir sie in den gewöhnlichen Lehrbüchern haben, das nicht leiste,leiste was sie sollte; – daß sie hingegen mit vielen SpitzfündigkeitenSpitzfindigkeiten und unnützen Dingen angefüllt sey; –sei; daß sie nur Gelegenheit gebe, Armuth an Kenntnissen durch den ScheinSchein tieferer Einsichten zu bedecken; und – daß eine natürliche Logik uns weit mehr werth seysey,seyn müsse, als eine kunstmäßige. – Der dritte Vorwurf trifttrifft doch diese Wissenschaft selbst so wenig, als diejenigen, welche ihren vorhin bestimmten eingeschränkten Zweck und Werth erkennen; er trifttrifft nur die, welche sich von ihr überspannte Begriffe machen, oder, anstatt die RegelnRegeln dieser Wissenschaften zu nutzen, um WahrheitWahrheit von Schein sorgfältig zu unterscheiden, geflissentlich darauf ausgehnausgehen, BlendwerkeBlendwerke statt gegründeter Wahrheit unterzuschieben. – Aus den Lehrbüchern, diewelche diese Wissenschaften vortragen, ist doch schon vieles Entbehrliche und Fremde verbannt, in sie mehr Bestimmtheit und Ordnung gebracht, selbst reine und empyrischeempirische empirische Logik mehr von einander gesondert worden; und man hätte wohl Ursach, erst genau zu untersuchen, ob das, was noch von leerer Spitzfündigkeit sollSpitzfindigkeit zurück geblieben seyn soll, diesen Namen auch wirklich verdiene, ehe man etwas für unnütz oder für leeres Spielwerk erklärt. – Endlich, eine natürliche Logik, die von einer künstlichen unterschieden seyn soll, kankann doch anders nichts seynseyn, als eine Sammlung von richtigen Gesetzen des Denkens, die man sich nur nicht deutlich, oder nicht als Theile eines wohl zusammenhängenden Ganzen, denkt; so wie die kunstmäßige, wenn man sie nicht, aus Unwissenheit, oder um sie nur verächtlich zu machen, anders sich oder Andern vorstellt, als wie sie wirklich ist, nichts anders seyn kankann, als ein wirkliches SystemSystem der Regeln des Verstandes. Und alsdann übertriftübertrifft letztere die erstreerstere eben so sehr, als deutliche und zusammenhängende Erkenntniß die undeutliche und fragmentarische. Eine solche Logik macht uns nicht nur auf Vieles aufmerksam, was wir sonst wohl übersehen hätten, sondern sie sichert uns auch fürvor der Gefahr, Schein für Wirklichkeit zu nehmen; sie führt zu allgemeinen Sätzen, die beybei jeder Art von ErkenntnißErkenntniß, und in allen Fällen, wo wir denken und untersuchen, unentbehrlich sind; sie erspart uns also auch Umwege, und macht unsreunsere Tritte sicherer.die kunstmäßige: so sollte man 1) so gerecht seyn und ihr das nicht zum Vorwurf machen, was man gegen alle menschliche Kenntniß und Wissenschaften sagen kan, daß sie eines steten Wachsthum WachsthumWachsthums fähig sind, und nach und nach erst sich der VollkommenheitVollkommenheit nähern; sich eben diese Mängel dazu ermuntern lassen, ihre Gränzen und deren CulturCultur, wenn man es vermöchte, nach den weitaussehenden Begriffen zu erweitern, die man sich mit Recht von dem macht, was sie leisten sollte; und, könnte man dieses nicht selbst, wenigstens das dankbar brauchen, worin sie unsern Bedürfnissen zu Hülfe kommt. Anm. Anmerkung Unter einer Menge Lehrbüchern der Logik, welche wir in neueren Zeiten erhalten haben, zeichnen sich aus: Kant, Immanuel I. Kant's Logik. Königsberg 1806. Kiesewetter, Johann Gottfried Carl Christian J. G. E. F. Kiesewetter's Grundriß einer allgemeinen Logik, 2 Bände. Berlin 1802. Fries, Jakob Friedrich J. F. Frieß System der Logik. Heidelberg 1811. Maaß, Johann Gebhard Ehrenreich F. E. Maaß Logik. Halle 1800. I. Kant's Logik. Königsberg 1806 Hier dürfte es sich um Immanuel Kants Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen (1800) handeln, das Gottlob Benjamin Jäsche (1762–1842) im Auftrage Kants zum Druck befördert und herausgegeben hat und das daher nicht selten auch als „Jäsche-Logik“ bezeichnet wird. J. G. E. F. Kiesewetter's Grundriß einer allgemeinen Logik, 2 Bände. Berlin 1802 Der erste Band von Johann Gottfried Carl Christian Kiesewetters (1766–1819) Grundriß einer allgemeinen Logik nach Kantischen Grundsätzen ist 1802 in dritter, der zweite Band 1806 in zweiter Auflage erschienen. F. E. Maaß Logik. Halle 1800 Gemeint ist Johann Gebhard Ehrenreich Maaß' (1766–1823) Grundriß der Logik. Zum Gebrauche bei Vorlesungen (1793; 21802; 31806). August Hermann Niemeyer hielt die Leichenpredigt auf Maaß. ] ;
(a)
180] ; 176 (a)
Der] ; Ihr (a)
dieser Wissenschaft] ; (a)
gar nicht zu verkennen, so baldsobald man nur weiß, was sie istist, und leisten kankann, und den Werth dessen, was sie leistet, zu schätzen weißversteht ] ; sonach augenscheinlich, und man kan sie zu keiner Art gründlicher Kenntnisse in den Wissenschaften entbehren (a)
so bald] ; sobald (c)
ist] ; ist, (c)
kan] ; kann (c)
weiß] ; versteht (c)
– Was ist der Mensch, der keinen Verstand hat, oder, welches ohngefähr einerleyeinerlei ist, der ihn nicht recht zu brauchen weiß?gebrauchen weiß! Wie unendlich vielen Verirrungen im Denken, und, da hievon auch die Verderbnisse des Herzens oder Willens nebst allen Ausschweifungen abhängen, die aus Fehlern in Begriffen, Urtheilen und Schlüssen entstehen,entstehen: wie sehr der Macht böser Neigungen und Eindrücke ist er ausgesetzt?ausgesetzt, oft und alsdann unvermeidlich ausgesetzt, wenn er den Schein falscher Vorstellungen nicht von WahrheitWahrheit zu unterscheiden weiß.weiß! Die UrsachenUrsachen dieser Mängel, Verirrungen und Blendwerke kennen, und wissen, wie man sie entdecken und vermeiden soll, ist denn doch schonselbst der halbe Weg zur wahren GlückseligkeitGlückseligkeit, auf dendem man wenigstens nie sicher fortschreiten kankann, ohne von richtigen Regeln des Verstandes geleitet zu werden. – Und sind diese Regeln der ProbiersteinProbierstein aller Wahrheit; giebts keine Wissenschaft, wo sie nicht müßten zum Grunde liegen, um allesAlles danach zu prüfen,prüfen und richtig zu verbinden; so bleibt die Logik zu jeder Wissenschaft, wozu sie die Vorbereitung enthält, wie zu aller UntersuchungUntersuchung, unentbehrlich. – Man hat es auch mit Recht als merkwürdig anerkannt, daß sie – wenn man allenfalls die Wegräumung einiger entbehrlichenentbehrlicher Subtilitäten, oder die Verbannung dessen, was andernanderen Wissenschaften angehört, oder einige genauere Bestimmungen und mehrere Regelmäßigkeit im Vortrag,Vortrag abrechnet – seit Aristoteles Aristoteles Aristoteles Zeit keinen Schritt weder habe vor- noch rückwärts habe thun dürfen, undsie also eine fast vollendete Wissenschaft zu seyn schienescheine. – Nur muß man nicht mehr von ihr fordern, oder ihr mehr zuschreiben, als sie ihrer Natur nach liefern kanleisten kann. Denn sie betriftbetrifft doch nur die Form Form der Erkenntniß (§. 177 177. ), und in ihr kommt die MaterieMaterie oder der Stoff zur Erkenntniß gar nicht in Anschlag (§. 178 178. ); dieser muß ihr also erst anderwärtsher gegeben werden, und sie prüft und verbindet ihn nur; auch gehört zur richtigen Erkenntniß eben sowohl Untersuchung ihres Inhalts, als ihrer Form. Ohne Kenntniß und Beobachtung der RegelnRegeln des Verstandes kanVerstandes, kann also zwar keine sichresichere Erkenntniß je erhalten werden; aber allein führt diese Kenntniß zur Wahrheit nicht; und wer es darauf anlegen wollte, ohne anderweitige Erkundigung nach den Gegenständen selbst, bloß mit der Logik die Gegenstände zu beurtheilen, oder gar neue Wahrheit zu erfinden, der würde sich und AndreAndere sehr betrügen, und höchstens die armselige Kunst zur Ausbeute bekommen, was er wollte, mit einigen Schein zu behaupten oder zu bestreiten.] ; (a)
einerley] ; einerlei (c)
] ; der (c)
brauchen weiß?] ; gebrauchen weiß! (c)
entstehen,] ; entstehen: (c)
ausgesetzt?] ; ausgesetzt, (c)
weiß.] ; weiß! (c)
schon] ; selbst (c)
] ; wahren (c)
den] ; dem (c)
kan] ; kann (c)
alles] ; Alles (c)
prüfen,] ; prüfen (c)
Untersuchung] ; Untersuchung, (c)
entbehrlichen] ; entbehrlicher (c)
andern] ; anderen (c)
Vortrag,] ; Vortrag (c)
Aristoteles] ; Aristoteles (c)
habe] ; (c)
] ; habe (c)
und] ; sie (c)
schiene] ; scheine (c)
liefern kan] ; leisten kann (c)
betrift] ; betrifft (c)
177 ] ; 177. (c)
] ; der (c)
178 ] ; 178. (c)
Verstandes kan] ; Verstandes, kann (c)
sichre] ; sichere (c)
Andre] ; Andere (c)
181.] ; (a)
Legt] ; Wirft (a)
hingegen dieser Wissenschaft nicht mehr beybei, als bisher gesagt worden ist:ist, so wird man ihr auch nicht mit Recht die Vorwürfe machen können: –können, ] ; ihr dagegen vor: – (a)
bey] ; bei (c)
ist:] ; ist, (c)
können: –] ; können, (c)
leiste,] ; leiste (a)
] ; (c)
Spitzfündigkeiten] ; Spitzfindigkeiten (a, c)
sey; –] ; sei; (c)
und – daß] ; (c)
] ; uns (c)
sey] ; sey, (a); ; seyn müsse, (c)
eine kunstmäßige. – Der dritte Vorwurf trifttrifft doch diese Wissenschaft selbst so wenig, als diejenigen, welche ihren vorhin bestimmten eingeschränkten Zweck und Werth erkennen; er trifttrifft nur die, welche sich von ihr überspannte Begriffe machen, oder, anstatt die RegelnRegeln dieser Wissenschaften zu nutzen, um WahrheitWahrheit von Schein sorgfältig zu unterscheiden, geflissentlich darauf ausgehnausgehen, BlendwerkeBlendwerke statt gegründeter Wahrheit unterzuschieben. – Aus den Lehrbüchern, diewelche diese Wissenschaften vortragen, ist doch schon vieles Entbehrliche und Fremde verbannt, in sie mehr Bestimmtheit und Ordnung gebracht, selbst reine und empyrischeempirische empirische Logik mehr von einander gesondert worden; und man hätte wohl Ursach, erst genau zu untersuchen, ob das, was noch von leerer Spitzfündigkeit sollSpitzfindigkeit zurück geblieben seyn soll, diesen Namen auch wirklich verdiene, ehe man etwas für unnütz oder für leeres Spielwerk erklärt. – Endlich, eine natürliche Logik, die von einer künstlichen unterschieden seyn soll, kankann doch anders nichts seynseyn, als eine Sammlung von richtigen Gesetzen des Denkens, die man sich nur nicht deutlich, oder nicht als Theile eines wohl zusammenhängenden Ganzen, denkt; so wie die kunstmäßige, wenn man sie nicht, aus Unwissenheit, oder um sie nur verächtlich zu machen, anders sich oder Andern vorstellt, als wie sie wirklich ist, nichts anders seyn kankann, als ein wirkliches SystemSystem der Regeln des Verstandes. Und alsdann übertriftübertrifft letztere die erstreerstere eben so sehr, als deutliche und zusammenhängende Erkenntniß die undeutliche und fragmentarische. Eine solche Logik macht uns nicht nur auf Vieles aufmerksam, was wir sonst wohl übersehen hätten, sondern sie sichert uns auch fürvor der Gefahr, Schein für Wirklichkeit zu nehmen; sie führt zu allgemeinen Sätzen, die beybei jeder Art von ErkenntnißErkenntniß, und in allen Fällen, wo wir denken und untersuchen, unentbehrlich sind; sie erspart uns also auch Umwege, und macht unsreunsere Tritte sicherer.] ; die kunstmäßige: so sollte man 1) so gerecht seyn und ihr das nicht zum Vorwurf machen, was man gegen alle menschliche Kenntniß und Wissenschaften sagen kan, daß sie eines steten [Wachsthums] fähig sind, und nach und nach erst sich der Vollkommenheit nähern; sich eben diese Mängel dazu ermuntern lassen, ihre Gränzen und deren Cultur, wenn man es vermöchte, nach den weitaussehenden Begriffen zu erweitern, die man sich mit Recht von dem macht, was sie leisten sollte; und, könnte man dieses nicht selbst, wenigstens das dankbar brauchen, worin sie unsern Bedürfnissen zu Hülfe kommt. (a)
] ; (c)
trift] ; trifft (c)
trift] ; trifft (c)
ausgehn] ; ausgehen (c)
die] ; welche (c)
empyrischeempirische ] ; empirische (c)
Spitzfündigkeit soll] ; Spitzfindigkeit (c)
] ; soll (c)
kan] ; kann (c)
seyn] ; seyn, (c)
kan] ; kann (c)
übertrift] ; übertrifft (c)
erstre] ; erstere (c)
für] ; vor (c)
bey] ; bei (c)
Erkenntniß] ; Erkenntniß, (c)
unsre] ; unsere (c)
] ; 457 (c)
182.Indessen istbleibt die LogikLogik Logik doch nur eigentlich der Vorhof Vorhof zur Philosophie, oder sie rüstet den Verstand, der die Natur der der die derder die Natur der Dinge untersuchen will, nur mit den Regeln aus, ohne welche er nicht richtig und sicher verfahren kankann. Die eigentliche Philosophie hingegen enthält die Kenntniß der Natur selbst, oder beschäftigt sich mit Begriffen, die nicht auf die Form des Verstandes, sondern auf die Dinge oder ObjecteObjecte selbst gehngehen. Diese materielle Philosophie (§. 177.) nennen einige:Einige Metaphysik Metaphysik im engern Verstande, weil sie ebendenselben Namen im weitern Verstande, aller reinen Philosophie, die Logik also mit einbegriffen, geben; und sie würde dann eben sowohl das in sich fassen, was man zur praktischen, als was man zur theoretischen Philosophie,Philosophie zu rechnen pflegt. Gemeiniglich aber nimmt man Metaphysik so, daß man sie noch eben sowohl von der praktischen Philosophie, als von der Logik,Logik unterscheidet. DiesDieß wäre also der engste Sinn des Worts (§. 177 177. Anm.Anmerkung 1.), der noch eine weitere Erläuterung verdient. 183.Alle vernünftige Wesen haben, als solche, das Vermögen, sich in ihren Handlungen unmittelbar nach der Vernunft zu bestimmen,bestimmen; und darin besteht eben, was man praktische Freyheit Freyheit Freiheit oder Freyheit Freiheit des Willens nennt, so wie sittlich, moralisch, praktisch, allesAlles was sich auf diese FreyheitFreiheit bezieht. So fernSofern sich die Philosophie mit diesem SittlichesSittlichen beschäftigt, oder mit dem, was nach der Vernunft seyn und geschehen soll, heißt sie die praktische Philosophie, so fern Philosophie; sofern sie aber davon absieht, und das untersucht, was ist oder seyn kan kann , heißt sie die theoretische oder speculative. Soll beyderleybeiderlei Philosophie eine eigentliche Wissenschaft im strengsten Sinn seyn:Sinne seyn, so muß sie sich nur auf Begriffe des reinen Verstandes stützen, und nur reine VernunftsätzeVernunftsätze enthalten (§. 176 176. ). Dergleichen theoretische Philosophie heißt, bey Kant, Immanuel Kant *),bei Kant , *) Metaphysik der Natur, und dergleichen praktische, Metaphysik der Sitten. *) Anm. Anmerkung S.Siehe Kritik der R. V.d. rein. Vern. S.Seite 868 f.folgend f., und in der Vorrede zur Grundlegung der Metaphysik der Sitten, Riga 1785. in gr.groß 8.8. – Anm.Anmerkung 1. Die gedachte Metaphysik der Natur ist eben das, was sonst gewöhnlich Metaphysik oder Metaph.Metaphysik im engsten Verstande heißt (§. 182); nur daß Kant, Immanuel Kant Kant der Metaphysik, wie sie in den gewöhnlichen Lehrbüchern erscheint, diesedie Eigenschaft abspricht, daß sie durchaus reine Vernunft enthalte. Ein Versuch, die reinen Begriffe darin von den empyrischenempirischen empirischen ganz abzusondern, ist schon §. 178 178. Anm.Anmerkung 1. angeführt worden. Uebrigens können manche Theile der Philosophie, der Erfahrungsgrundsätze gar nicht entbehren, und nie Wissenschaften im strengsten Verstande werden. Was dieses für Theile der Philosophie seynseyen, wird sich in der Folge zeigen. Anm.Anmerkung 2. Diejenigen, welche theoretische und praktische Philosophie von einander scheiden, und die Logik zu jener rechnen, begreifen unter dem Namen der theoretischen, Logik und Metaphysik zugleich; sie nennen auch beydebeide Wissenschaften zusammen,zusammen die Philosophiam primam, weil beydebeide vor der praktischen Philosophie vorhergehen, und beybei ihr zum Grunde liegen. Kritik der R. V. D.i. die Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 178; I § 199), gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176). Grundlegung der Metaphysik der Sitten, Riga 1785 Der Titel lautet Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. ] ; (a)
ist] ; bleibt (c)
LogikLogik] ; Logik (c)
Vorhof] ; Vorhof (c)
der die Natur der] ; [der die Natur der] (c)
kan] ; kann (c)
gehn] ; gehen (c)
einige:] ; Einige (c)
Philosophie,] ; Philosophie (c)
Logik,] ; Logik (c)
Dies] ; Dieß (c)
177 ] ; 177. (c)
bestimmen,] ; bestimmen; (c)
Freyheit Freyheit ] ; Freiheit (c)
Freyheit ] ; Freiheit (c)
alles] ; Alles (c)
Freyheit] ; Freiheit (c)
So fern] ; Sofern (c)
die] ; (c)
Philosophie, so fern] ; Philosophie; sofern (c)
kan ] ; kann (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
Sinn seyn:] ; Sinne seyn, (c)
176 ] ; 176. (c)
bey Kant, Immanuel Kant *),] ; bei Kant, *) (c)
*) Anm. Anmerkung S.Siehe Kritik der R. V.d. rein. Vern. S.Seite 868 f.folgend f., und in der Vorrede zur Grundlegung der Metaphysik der Sitten, Riga 1785. in gr.groß 8.8. – Anm.Anmerkung 1. Die gedachte Metaphysik der Natur ist eben das, was sonst gewöhnlich Metaphysik oder Metaph.Metaphysik im engsten Verstande heißt (§. 182); nur daß Kant, Immanuel Kant Kant der Metaphysik, wie sie in den gewöhnlichen Lehrbüchern erscheint, diesedie Eigenschaft abspricht, daß sie durchaus reine Vernunft enthalte. Ein Versuch, die reinen Begriffe darin von den empyrischenempirischen empirischen ganz abzusondern, ist schon §. 178 178. Anm.Anmerkung 1. angeführt worden. Uebrigens können manche Theile der Philosophie, der Erfahrungsgrundsätze gar nicht entbehren, und nie Wissenschaften im strengsten Verstande werden. Was dieses für Theile der Philosophie seynseyen, wird sich in der Folge zeigen. Anm.Anmerkung 2. Diejenigen, welche theoretische und praktische Philosophie von einander scheiden, und die Logik zu jener rechnen, begreifen unter dem Namen der theoretischen, Logik und Metaphysik zugleich; sie nennen auch beydebeide Wissenschaften zusammen,zusammen die Philosophiam primam, weil beydebeide vor der praktischen Philosophie vorhergehen, und beybei ihr zum Grunde liegen. ] ; 464 (c)
*)] ; (Anm.)Anmerkung (S.)Siehe (c)
der R. V.] ; d. rein. Vern. (c)
f.folgend ] ; f., (c)
in] ; (c)
8.] ; 8. – (c)
Anm.Anmerkung 1.] ; (c)
Metaph.] ; Metaphysik (c)
Kant] ; Kant (c)
diese] ; die (c)
empyrischenempirischen ] ; empirischen (c)
178 ] ; 178. (c)
seyn] ; seyen (c)
Anm.Anmerkung 2.] ; (c)
beyde] ; beide (c)
zusammen,] ; zusammen (c)
beyde] ; beide (c)
bey] ; bei (c)
] ;
[167] 177.

Man sollte 2), zumal wenn man noch kaum selbst zu denken angefangen hat, sich sehr hüten, nichts als unnütz oder als leere Spitzfindigkeit zu verachten, ehe man nicht, durch lange Uebung und Aufmerksamkeit in genauer Untersuchung, den rechten Werth aller Bestimmungen und Regeln, die diese Wissenschaft giebt, schätzen gelernt hätte. Man würde ohnehin, bey mehrerer Bekanntschaft mit verschiedenen Schriftstellern, welche diese Wissenschaft bearbeitet haben, bald finden, daß manches nur durch die Bedürfnisse gewisser Zeiten nothwendig gemacht würde, und daß Vorwürfe überflüßiger Spitzfindigkeiten jene Schriftsteller nicht so treffen, wie andre sonst grosse Köpfe, die in der ersten Dämmerung dieser Wissenschaft eben bey zu angestrengten Blicken manchen Dunst für etwas Wirkliches ansahen, den ihre Nachfolger hätten für das ausgeben sollen, was es war, und es zum Theil auch wirklich gethan haben.

178.

Zur Decke armseliger Kenntnisse wird 3) niemand diese Wissenschaft brauchen, wer sie nur für das nimmt, wofür sie jeder Vernünftiger ausgiebt, für Werkzeug oder vielmehr für eine Wegweiserin auf dem dornichten Wege gründlicher Untersuchungen. Je mehr man seine Kenntnisse zu erweitern sucht, und je mehr man dadurch überzeugt wird, daß sich kein Werkzeug brauchen läßt, wo es an genugsamen Stoff fehlt, den man be[168]arbeiten kan, und daß selbst eine lange achtsame Uebung dazu gehöre, um zu lernen, wo man gewisse Werkzeuge anwenden kan oder nicht: je weniger wird man in Versuchung seyn, diese schätzbare Wissenschaft am unrechten Orte oder gar als Spiel der Eitelkeit zu gebrauchen.

179.

Und wenn es gleich wahr ist, daß Kunst ohne Natur nichts vermag: so ist es doch 4) eben so wahr, daß Natur durch Kunst unterstützt, weiter kommen und sichrer gehen kan, als wenn sie dieser Unterstützung entbehren muß. Die Vernunftlehre als Kunst betrachtet, folgt keinen andern Regeln als die natürliche Logik. Aber diese verhält sich zu jener fast wie blosse Empfindung zu bedächtigem Nachdenken. Das letztere macht uns erst auf vieles aufmerksam, was wir sonst übersehen hätten; es berichtigt die Empfindung, die zu leicht in Gefahr ist Schein für Wirklichkeit zu nehmen; es führt mehr zu allgemeinen Sätzen, die untentbehrlich sind, wo man in ähnlichen Fällen ähnlich verfahren soll; es erspart uns also auch Umwege, und macht unsre Tritte sicherer.

(a)
184] ; 180 (a)
] ; 517sehr zufälligen (a)
eigentlich sogenannten MetaphysikMetaphysik (§. 183 183. Anmerk.Anmerkung 11.)] ; Metaphysik (a)
183 ] ; 183. (c)
1] ; 1. (c)
man,] ; man nach dem jetzigen Zustand dieser Wissenschaft (a)
] ; sie (a)
sie] ; (a)
] ; die (a)
Theologie Theologie; und wie diese Wissenschaften zusammenkommen, desgleichen wie sie von einander verschieden sind, läßt sich auf folgende Art fassen. Die Metaphysik beschäftigt sich entweder mit Begriffen von Dingen überhaupt, oder mit Begriffen von besondern Dingen. Jenem TheilTheile oder Wissenschaft hat man deswegen den Namen der Ontologie Ontologie, auch der Transscendentalphilosophie, zugeeignet; hingegen diesen Theil, der die dreydrei letztgenannten Wissenschaften unter einem gemeinschaftlichen Namen zusammenfassen könnte, nennt Kant, Immanuel Kant rationale Physiologie.] ; Theologie. Warum man diese so [169] verschiedne Wissenschaften in Eine gezogen habe, läßt sich aus dem abnehmen, was oben §. 172 gesagt worden ist. Wird die Logik von der theoretischen Philosophie getrennt (§. 172 (Anm.)Anmerkung 1): so ist die Metaphysik eben das, was vorhin theoretische Philosophie hieß. Schwerlich wird man eine bestimmtere Erklärung von dieser Wissenschaft geben können; es sey denn, daß man die Philosophie in so enge Gränzen [einschlösse], als §. 169 erwähnt worden ist, oder nur das angeben wollte, worin sich alle Theile der Metaphysik vereinigen, nicht aber, wodurch sie sich zusammen von allen andern Wissenschaften unterscheiden. Um so nöthiger ist es, von jedem ihrer Theile besonders zu reden. (a)
Theil] ; Theile (c)
drey] ; drei (c)
185181. Alles was ist, oder alle Dinge, haben Manchesmanches, haben gewisse Eigenschaften, mit einander gemein. Wenn man diesesnun das, was allen Dingen Gemeine absondertegemein ist, absondert, und die allgemeinsten Begriffe und Gesetze in Eine Wissenschaft vereinigtevereinigt: so würdeentsteht daraus die Ontologie Ontologie entstehen, und sie würde Ontologie. Sie wird mit Recht die Grundwissenschaft Grundwissenschaft und Mutter aller Wissenschaften heissengenannt, weil dieses Allgemeine beybei allem Besondern zum Grunde liegen muß, ohne sie also eine eigentliche Wissenschaft nicht einmal nöthigmöglich ist. diese von dem absondert, wordurch sich verschiedne Dinge von einander unterscheiden, und diese allgemeinen Eigenschaften sowohl, als die daraus fliessende allgemeine Sätze, in Eine Wissenschaft verbindet: so entsteht die Ontologie, (Philosophia prima) die daher, durch die Wissenschaft der allgemeinen Eigenschaften der Dinge und der daraus abzunehmenden allgemeinen Sätze, erklärt werden könnte. So bald man Dinge vergleicht, um zu sehen was sie gemein haben, so setzt man voraus, daß sie verschieden sind, und aus ihrer Verschiedenheit entstehen VerhältnisseVerhältnisse gegen einander. Daher gehört der Begriff der Verschiedenheit und des Verhältnisses, in so fern beydes allen Dingen zukommt, mit unter die allgemeinen Eigenschaften der Dinge, und die Ontologie muß daher von der allgemeinen Verschiedenheit der Dinge und den allgemeinen Verhältnissen derselben, die keinen andern Begriff als den von einem Dinge voraussetzen, eben sowohl als von dem handeln, was ganz eigentlich allen Dingen gemein ist. 182. Weil also die Ontologie die allgemeinen Begriffe und Grundsätze enthält, die bey aller menschlichen Kenntniß zum Grunde liegen, daher sie auch die Grundwissenschaft heißt: so verdient sie mit Recht die Mutter aller Wissenschaften genannt zu werden. – BeyBei jeder recht sichernsicheren Erkenntniß müssen die Begriffe und Sätze so weit wieder in andreandere aufgelöset werden, bis man auf solche stößt, die keiner weitern Auflösung fähig oder bedürftig sind; sonst ist man in Gefahr durch Schein hintergangen zu werden; und es ist daher leicht zu begreifen, wie die Ontologie, welchewenn sie dergleichen unauflösbare Begriffe und Sätze enthalten müßtesollte enthält, die Sicherheit der Erkenntniß begründen würde. – Eben so: jebegründe. – Je weiter Zweifel getrieben werden:werden, jewerden, desto nöthiger wird es, um ihren Grund oder Ungrund zu entdecken, bis auf die einfachsten BegriffeBegriffe und solche Sätze zurück zu gehen, die keines weitern Beweises bedürfen, und die eben den Inhalt der Ontologie ausmachen sollten. – Und kommt es auf die Frage von Allgemeinheit Allgemeinheit eines Satzes an:an, so läßt sich diesie sich weder aus der InductionInductionInduction, noch aus der AnalogieAnalogie, sondern bloß aus allgemeinen Begriffen darthun, dergleichen die Ontologie entweder enthält oder unterstützt. – Gewiß ists auch kein geringer Vortheil, den man von dem Studium dieser Wissenschaft hat, daß man,man –man ohne ihre Kenntniß nicht nur Vielesvieles nicht verstehen noch beurtheilen kankann, was aus ihr in andre Wissenschaften, namentlich in die TheologieTheologie, übergetragen worden ist –ist; sondern daß man auch eine Menge sehr bestimmter Begriffe, Sätze und Ausdrücke kennen lernt, die, eben wegen derihrer Allgemeinheit, einen großengrossen Einfluß auf alle wissenschaftliche Kenntniß haben. ] ;
(a)
185] ; 181 (a)
Manches] ; manches, haben gewisse Eigenschaften, (a)
diesesnun das, was allen Dingen Gemeine absondertegemein ist, absondert, und die allgemeinsten Begriffe und Gesetze in Eine Wissenschaft vereinigtevereinigt: so würdeentsteht daraus die Ontologie Ontologie entstehen, und sie würde Ontologie. Sie wird mit Recht die Grundwissenschaft Grundwissenschaft und Mutter aller Wissenschaften heissengenannt, weil dieses Allgemeine beybei allem Besondern zum Grunde liegen muß, ohne sie also eine eigentliche Wissenschaft nicht einmal nöthigmöglich ist.] ; diese von dem absondert, wordurch sich verschiedne Dinge von einander unterscheiden, und diese allgemeinen Eigenschaften sowohl, als die daraus fliessende allgemeine Sätze, in Eine Wissenschaft verbindet: so entsteht die Ontologie, (Philosophia prima) die daher, durch die Wissenschaft der allgemeinen Eigenschaften der Dinge und der daraus abzunehmenden allgemeinen Sätze, erklärt werden könnte. So bald man Dinge vergleicht, um zu sehen was sie gemein haben, so setzt man voraus, daß sie verschieden sind, und aus ihrer Verschiedenheit entstehen Verhältnisse gegen einander. Da[170]her gehört der Begriff der Verschiedenheit und des Verhältnisses, in so fern beydes allen Dingen zukommt, mit unter die allgemeinen Eigenschaften der Dinge, und die Ontologie muß daher von der allgemeinen Verschiedenheit der Dinge und den allgemeinen Verhältnissen derselben, die keinen andern Begriff als den von einem Dinge voraussetzen, eben sowohl als von dem handeln, was ganz eigentlich allen Dingen gemein ist. 182. Weil also die Ontologie die allgemeinen Begriffe und Grundsätze enthält, die bey aller menschlichen Kenntniß zum Grunde liegen, daher sie auch die Grundwissenschaft heißt: so verdient sie mit Recht die Mutter aller Wissenschaften genannt zu werden. (a)
dieses] ; nun das, was (c)
Gemeine absonderte] ; gemein ist, absondert (c)
vereinigte] ; vereinigt (c)
würde] ; entsteht (c)
Ontologie Ontologie entstehen, und sie würde] ; Ontologie. Sie wird (c)
heissen] ; genannt (c)
bey] ; bei (c)
nöthig] ; möglich (c)
Bey] ; Bei (c)
sichern] ; sicheren (c)
andre] ; andere (c)
] ; sonst ist man in Gefahr durch Schein hintergangen zu werden; (a)
welche] ; wenn sie (c)
enthalten müßtesollte ] ; enthält (a)
müßte] ; sollte (c)
begründen würde. – Eben so: je] ; begründe. – Je (a)
werden:werden, je] ; werden, desto (c)
werden:] ; werden, (a)
sollten] ; (a)
] ; (c)
an:] ; an, (c)
sich die] ; sie sich (c)
InductionInduction] ; Induction, (c)
] ; (c)
dem Studium] ; (a)
man,man –] ; man (c)
man,] ; man (a)
Vieles] ; vieles (a)
kan] ; kann (c)
ist –] ; ist; (c)
der] ; ihrer (a)
großen] ; grossen (a)
186183. Zu verwundern ists indessen nicht, daß diese Wissenschaft so viele ungerechte Verachtung erfahren hat. Dennhat; dahat; denn keine Wissenschaft liegt von den gemeinnützigen Kenntnissen so weit entfernt liegt, und zieht sich so weit auf die einfachsten Begriffe und Sätze zurück zieht, als diese. Die wenigsten Menschen besitzen Fähigkeit oder Geduld genug,diese; da die Wenigsten sich bis zu diesen feinsten und ganz unsinnlichen Vorstellungen zu erheben. Und mancheManche Verehrer der OntologieOntologie aber habenerheben, Fähigkeit oder Geduld haben; und da manche ihrer Verehrer sich so sehr von anschauenden Vorstellungen entwöhnt;entwöhnt, haben sichentwöhnt, und, ohne sich um die Zwischenursachen zwischen diesen abgezogensten Sätzen und den sinnlichsten Erscheinungen, oder um andreandere Gegenstände der menschlichen Erkenntniß so wenig bekümmert;zu bekümmern, die grosse Lücke zwischen beyderley Gegenständen übersprungen, oder gar sich im Stande zu seyn eingebildet haben, über Allesalles zu entscheiden, weil sie sich im Besitz einer ErkenntnißErkenntniß der allgemeinen Beschaffenheit aller Dinge zu seyn glaubten; oder sie haben in dieser Wissenschaft so Vielesvieles zu leisten übernommen, was sie weder wirklich leisteten, noch zu leisten vermochten, daß hinterher diesedie Wissenschaft selbst das entgelten mußte, was nur ihre Verehrer verschuldet hatten *).hatten. *) So wahr es indessen ist, daß man sich nirgends leichter, als bey dieser Wissenschaftauf diesem Gebiet, glaubten. Die Verachtung dieser Thoren berechtigt uns zu keiner Ungerechtigkeit gegen die Wissenschaft selbst. 184. Wahr ists, man kan sich leicht in unfruchtbare Untersuchungen verlieren kankann, wenn man entweder zu wenig Sachen kennt,kennt und zu wenig Stoff hat, aus welchen sich das AllgemeineGeistige abziehen läßt, oder nicht die Gränzen wahrnimmt, wo der menschliche Verstand stillestill stehen muß:muß; so hängt dochmuß. Aber, wenn von der fortgesetzten ZergliederungZergliederung gewisser Begriffe oder Sätze unsre GemüthsruheGemüthsruhe, oder die weitreweitere Entdeckung der Wahrheit so sehr ab, und der rastlose TriebTrieb denkender MenschenMenschen, über die GräntzenGränzen des Sinnlichen hinaus zu gehngehen, ist ihnen so wenig umsonst gegeben, daß selbst die Befriedigung dieses Triebes ihnen die PflichtPflicht auferlegt, wenigstens zu versuchen, wie weit der menschliche Geist in das Gebiet übersinnlicher Dinge eindringen könne, ohne die ihm von der Natur gesetzten Gränzen zu überschreiten.abhängt; und wenn wir sowohl Fähigkeit als Data genug zur Untersuchung haben; wenn man zugleich immer die Regeln befolgt, die weiter unten über das vorsichtige und bescheidene Studium der Philosophie gegeben werden sollen: warum soll es unnütz und nicht sogar Pflicht seyn, auch die Begriffe und Sätze bey unsern Untersuchungen bis zu den ersten Grundstoffe, wohin wir dringen können, zu verfolgen? Anm. Anmerkung *) Ob die Vorwürfe, welche Kant, Immanuel Kants Kant's Kritik der reinen Vernunft den bisherigen Versuchen der Ontologen und Metaphysiker gemacht hat, gegründet sind, und ob ihm sein Versuch in einer so höchst nöthigen Wissenschaft, wie diese Kritik, als PropädevtikPropädeutik der Philosophie, seyn soll, besser gelungen seysei, darüber hier urtheilen zu wollen, würde ganz und gar dem ZweckZwecke des gegenwärtigen Buchs nicht angemessen seyn, wo alles dieses nur braucht historisch angegeben zu werden.werden kann. {Daß der unstreitig viel zu sichere Glaube der Vorzeit an die Lehrsätze der Ontologie, und überhaupt die Metaphysik, durch die Kant, Immanuel Kantsche Kritik sehr gemäßigt ist, ist unläugbar, und die Zweifel daran gehen wenigstens nicht bei Allen von Verachtung oder Unbekanntschaft mit ihrem Inhalt aus. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} Ob die Vorwürfe, welche Kants Kritik der reinen Vernunft […] würde ganz und gar dem Zweck des gegenwärtigen Buchs nicht angemessen seyn Vgl. Vorrede b [XIVf.]. ] ;
(a)
186] ; 183 (a)
hat. Denn] ; hat; da (a); ; hat; denn (c)
liegt] ; (a)
] ; liegt (a)
zieht] ; (a)
] ; zieht (a)
diese. Die wenigsten Menschen besitzen Fähigkeit oder Geduld genug,] ; diese; da die Wenigsten (a)
erheben. Und mancheManche Verehrer der OntologieOntologie aber haben] ; erheben, Fähigkeit oder Geduld haben; und da manche ihrer Verehrer (a)
Und manche] ; Manche (c)
] ; aber (c)
entwöhnt;entwöhnt, haben sich] ; entwöhnt, und, ohne sich um die Zwischenursachen zwischen diesen abgezogensten Sätzen und den sinnlichsten Erscheinungen, oder (a)
entwöhnt;] ; entwöhnt, (c)
andre] ; andere (c)
so wenig bekümmert;] ; zu bekümmern, die grosse Lücke zwischen beyderley Gegenständen übersprungen, (a)
] ; haben (a)
Alles] ; alles (a)
glaubten; oder sie haben in dieser Wissenschaft so Vielesvieles zu leisten übernommen, was sie weder wirklich leisteten, noch zu leisten vermochten, daß hinterher diesedie Wissenschaft selbst das entgelten mußte, was nur ihre Verehrer verschuldet hatten *).hatten. *) So wahr es indessen ist, daß man sich nirgends leichter, als bey dieser Wissenschaftauf diesem Gebiet,] ; glaubten. Die Verachtung dieser Thoren berechtigt uns zu keiner Ungerechtigkeit gegen die Wissenschaft selbst. 184. Wahr ists, man kan sich leicht (a)
Vieles] ; vieles (c)
diese] ; die (c)
] ; nur (c)
hatten *).] ; hatten. *) (c)
bey dieser Wissenschaft] ; auf diesem Gebiet (c)
kan] ; (a); ; kann (c)
kennt,] ; kennt (a)
Allgemeine] ; Geistige (a)
stille] ; still (c)
muß:muß; so hängt doch] ; muß. Aber, wenn (a)
muß:] ; muß; (c)
Gemüthsruhe] ; Gemüthsruhe, (c)
weitre] ; weitere (c)
so sehr ab, und der rastlose TriebTrieb denkender MenschenMenschen, über die GräntzenGränzen des Sinnlichen hinaus zu gehngehen, ist ihnen so wenig umsonst gegeben, daß selbst die Befriedigung dieses Triebes ihnen die PflichtPflicht auferlegt, wenigstens zu versuchen, wie weit der menschliche Geist in das Gebiet übersinnlicher Dinge eindringen könne, ohne die ihm von der Natur gesetzten Gränzen zu überschreiten.] ; abhängt; und wenn wir sowohl Fähigkeit als Data genug zur Untersuchung haben; wenn man zugleich immer die Regeln befolgt, die weiter unten über das vorsichtige und bescheidene Studium der Philosophie gegeben werden sollen: warum soll es unnütz und nicht sogar Pflicht seyn, auch die Begriffe und Sätze bey unsern Untersuchungen bis zu den ersten Grundstoffe, wohin wir dringen können, zu verfolgen? (a)
Menschen] ; Menschen, (c)
Gräntzen] ; Gränzen (c)
gehn] ; gehen (c)
Anm. Anmerkung *) Ob die Vorwürfe, welche Kant, Immanuel Kants Kant's Kritik der reinen Vernunft den bisherigen Versuchen der Ontologen und Metaphysiker gemacht hat, gegründet sind, und ob ihm sein Versuch in einer so höchst nöthigen Wissenschaft, wie diese Kritik, als PropädevtikPropädeutik der Philosophie, seyn soll, besser gelungen seysei, darüber hier urtheilen zu wollen, würde ganz und gar dem ZweckZwecke des gegenwärtigen Buchs nicht angemessen seyn, wo alles dieses nur braucht historisch angegeben zu werden.werden kann. {Daß der unstreitig viel zu sichere Glaube der Vorzeit an die Lehrsätze der Ontologie, und überhaupt die Metaphysik, durch die Kant, Immanuel Kantsche Kritik sehr gemäßigt ist, ist unläugbar, und die Zweifel daran gehen wenigstens nicht bei Allen von Verachtung oder Unbekanntschaft mit ihrem Inhalt aus. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Kants ] ; Kant's (c)
Propädevtik] ; Propädeutik (c)
sey] ; sei (c)
Zweck] ; Zwecke (c)
braucht] ; (c)
zu werden.] ; werden kann. {Daß der unstreitig viel zu sichere Glaube der Vorzeit an die Lehrsätze der Ontologie, und überhaupt die Metaphysik, durch die Kantsche Kritik sehr gemäßigt ist, ist unläugbar, und die Zweifel daran gehen wenigstens nicht bei Allen von Verachtung oder Unbekanntschaft mit ihrem Inhalt aus. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
187.Die übrigen dreydrei Wissenschaften, welche §. 184 184. zur theoretischen Philosophie gerechnet wurden, und darin mit einander übereinkommen, daß sie sich nicht mit Begriffen von Dingen überhaupt, sondern mit Begriffen von besondern Dingen beschäftigen, bekommen eine ganz andere Gestalt, je nachdem man diese Theile der Philosophie entweder zu strengen Wissenschaften erheben, d. i.das ist nur reine AnschauungenAnschauungen, BegriffeBegriffe und Sätze darin aufnehmen, oder oder auch mit auf ErfahrungenErfahrungen und Erfahrungssätze bauen will (§. 176 176. ). – In jenem jenem Fall laßen sich vierhier verschiedene Wissenschaften denken. Denn entweder sind die Gegenstände dieser Wissenschaften Dinge, welche können wahrgenommen oder erfahren werden,werden können (sie sind uns, um mit Kant, Immanuel Kant Kant zu reden, immanent, und gleichsam einheimisch), oder sie können dies gar nicht, sondern gehen über alle uns mögliche Erfahrung hinaus,hinaus (sie sind transscendent). – Im erstern Fall bauet man nicht etwa auf Erfahrung,Erfahrung (denn so wären es ja nicht reine Begriffe), man nimmt nur aus dieser Erfahrung einen Gegenstand des äussernäußeren oder innerninneren Sinnes, mit dessen Untersuchung sich die Wissenschaft beschäftigt, ohne noch etwas Mehreres ausseraußer den bloßen Begriff, aus der Erfahrung zu entlehnen. Und da allesAlles, was wir durch Erfahrung kennen, entweder Materie, etwas Ausgedehntes, oder Geist, etwas Denkendes, ist, und jenes, d. i.das ist die körperliche Natur, durch die äussernäußeren Sinne erkannt wird, dieses aber, nemlichnämlich die denkende Natur, durch innern Sinn: so entsteht eine Wissenschaft der körperlichen Natur, d. i.das ist die Physik Physik, oder vielmehr rationale Physik, oder metaphysische Naturwissenschaft, und eine andere Wissenschaft der denkenden Natur, d. i.das ist rationale Pnevmatologie Pneumatologie , worunter die Wissenschaft unsrer unserer denkenden Natur, oder unsrerunserer SeeleSeele, unter dem Namen der rationalen rationale Psychologie Psychologie, mit begriffen ist. – Wenn hingegen, in dem vorhinerwähnten zweyten zweiten Fall, der besondrebesondere Gegenstand, der in der Metaphysik untersucht werden soll, ausseraußer den Gränzen aller Erfahrung liegt:liegt, so begreift dieser zum Grunde liegende Begriff entweder Alles, was sich als existirend denken läßt, als ein Ganzes betrachtet, das man daher das Universum oder die Welt nennt, oder das Wesen, welches man sich als den absoluten Grund der Welt denkt. Jene Wissenschaft würde die Kosmologie Kosmologie oder transscendentale transcendentale Welterkenntniß; diese, die rationale Theologie, oder transscendental transscendentale GotteserkenntnißGotteserkenntniß seyn. Anm. Anmerkung So findet man überhaupt die Begriffe von dieser Wissenschaft in Kant, Immanuel Kants Kant's Kritik der reinen Vernunft geordnet S.Seite 873 f.folgend, womit noch seine Vorrede zu den metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft, Riga 1786. gr.groß 8. zu vergleichen ist; in welchem Buche selbst er einen Versuch gemacht hat, eine metaphysische Naturwissenschaft zu liefern, die keinesweges mit dem zu verwechseln ist, was man gewöhnlich Physik nennt, als welche Erfahrungsbegriffe und dergleichen Gesetze aufnimmt. – Uebrigens zeigt §. 170 170. , warum wir in dem Folgenden auch die metaphysische Naturwissenschaft übergehen. {Auch sehe man Bendavid, Lazarus L. Bendavids VorlesungenüberVorlesungen über die metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft. Wien 1789. Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von F. M. J. Schelling's Ideen zu einer Philosophie der Natur, 2 Theile. Leipzig 1797. Bouterwek, Friedrich F. Bouterweck Anleitung zur Philosophie der Naturwissenschaft. Göttingen 1803.} Kants Kritik der reinen Vernunft Gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176). L. Bendavids Vorlesungen über die metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft. Wien 1789 Die Vorlesungen des jüdischen Philosophen und Mathematikers Lazarus Bendavid (1762–1832) sind 1798 erschienen. F. M. J. Schelling's Ideen zu einer Philosophie der Natur, 2 Theile. Leipzig 1797 Dieses Werk stammt von Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775–1854). 188.So wahr es indessen ist, daß nur reine Philosophie eine eigentliche strenge Wissenschaft giebt, und so nützlich es daher bleibt, wenn man Wissenschaften in einem weitern Verstande so abhandelt, daß der bloß reine Theil derselben von dem Theile abgesondert werde, der empyrischeempirische empirische Kenntnisse zu Hülfe nehmen muß: so würde doch der Inhalt der Philosophie alsdann, wenn man ihn nur auf reine Kenntnisse einschränken wollte, gar zu dürftig seyn, und für das menschliche LebenLeben zu wenig brauchbar werden (§. 169 169. ); und wohin anders sollte man den reichen Schatz von Kenntnissen, den uns die ErfahrungErfahrung über die Natur darbietet, schlagen, als zur Philosophie? Wir werden also im Folgenden auch immer dieses Empirisches EmpyrischeEmpirische Empirische mit zu den einzelnen Theilen der Philosophie rechnen. Anm. Anmerkung Ich gestehe, daß ich in dem, was §. 183–188. über den Inhalt der Philosophie und der Beziehung ihrer Theile enthalten ist, dem Ideengange des Verfassers nicht überall habe folgen können. Um so weniger aber möchte ich mir erlauben, hierin etwas abzuändern. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Ich gestehe, daß ich in dem, was §. 183–188. […] hierin etwas abzuändern. A. d. H. Vgl. I Vorrede c Hg. [IVf.]. ] ;
185.

Auch muß man wenig mit dieser Wissenschaft und den Werth bestimmter Begriffe und Ausdrücke bekannt seyn, wenn man sie für nicht viel mehr als ein Wörterbuch hält und deswegen geringschätzt. Dies ist sie nicht, denn sie enthält auch die allgemeinsten Grundsätze der menschlichen Erkenntniß. [173] Und, da sie eben die Begriffe aufklären muß, worin sich endlich alle andre auflösen lassen, hierauf aber die Deutlichkeit und Sicherheit der menschlichen Erkenntniß beruht: so ist ihr Verdienst um diese, eben durch diese sorgfältige Erklärung der Begriffe, unstreitig, und sie deswegen so wenig verächtlich, als diese Haupttugenden der Erkenntniß selbst; behagt aber denenjenigen nicht, die weder diese wichtigern Eigenschaften schätzen, noch sich über das Sinnliche erheben können. Wie wohl würde es um die menschliche Erkenntniß stehen, wenn sie sich immer auf so bestimmte Begriffe gründete, und man der Ontologie die Genauigkeit auch in dem Gebrauch der Wörter ablernte!

(a)
drey] ; drei (c)
184 ] ; 184. (c)
oder ] ; oder (c)
176 ] ; 176. (c)
jenem ] ; jenem (c)
vier] ; hier (c)
können] ; (c)
werden,] ; werden können (c)
Kant] ; Kant (c)
hinaus,] ; hinaus (c)
Erfahrung,] ; Erfahrung (c)
äussern] ; äußeren (c)
innern] ; inneren (c)
ausser] ; außer (c)
alles] ; Alles (c)
äussern] ; äußeren (c)
nemlich] ; nämlich (c)
Pnevmatologie ] ; Pneumatologie (c)
unsrer ] ; unserer (c)
unsrer] ; unserer (c)
der rationalen ] ; rationale (c)
zweyten ] ; zweiten (c)
besondre] ; besondere (c)
ausser] ; außer (c)
liegt:] ; liegt, (c)
transscendentale ] ; transcendentale (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Kants ] ; Kant's (c)
170 ] ; 170. (c)
] ; {Auch sehe man (c)
empyrischeempirische ] ; empirische (c)
169 ] ; 169. (c)
Empirisches EmpyrischeEmpirische ] ; Empirische (c)
] ; 475 (c)
189] ; 186 (a)
Philosophie über unsreunsere SeeleSeele und über GottGott Vieles] ; Psychologie und natürlichen Theologie vieles (a)
unsre] ; unsere (c)
kan] ; kann (c)
] ; von (c)
Inbegriff] ; Inbegrif (a)
könten] ; könnten (c)
Namen] ; Nahmen (a)
nicht] ; nicht, (a)
beyden] ; beiden (c)
Metaphysik von Gott] ; Metaphysik von Gott (c)
Seele des Menschen] ; Seele des Menschen (c)
190] ; 187 (a)
weit reichendern] ; weiter reichenden (c)
sich] ; (c)
] ; mit (c)
andringt] ; (c)
] ; zusammenhängt (c)
kan] ; kann (c)
zwey] ; zwei (c)
kan] ; kann (c)
sammlen] ; sammeln (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
wie] ; wie (c)
äussert] ; äußert (c)
unsre] ; unsere (c)
bey] ; bei (c)
empyrische empirische ] ; [empirische] (a); ; empirische (c)
] ; (ἐμπειρία) (c)
laßen] ; lassen (a, c)
herleiten,] ; herleiten (a)
Namen] ; Nahmen (a)
(Psychologiae] ; (Psychologia (c)
Unsre Anm. Anmerkung Unsere Seele, die Vollkommenheit ihrer Kräfte,Kräfte und ihre Veränderungen hängen, nach allen unsern Wahrnehmungen, so sehr von unserm Körper ab, daß ohne Kenntniß dieses Letztern keine rechte und zuverläßigezuverlässige Erklärung dessen, was in unsrerunserer Seele vorgeht, möglich ist. Verbände man daher diese Kenntniß des Körpers, so weit sie zur Aufklärung der Erscheinungen in unsrerunserer Seele dient, mit der Psychologie, so würde daraus eine Wissenschaft entstehen können, die den Namen einer philosophischen (theoretischen) Anthropologie eher verdiente, als die empyrische empirische empirische Psychologie, welche einigeEinige mit diesem Namen belegen. Ein treflichertrefflicher Versuch davon ist Platner, Ernst Ernst Platners Platner's Neue Anthropologie für Aerzte und Weltweise, wovon leider nur der erste BandBand, Leipzig 1790 in1790. gr.groß 8. erschienen ist. {Außerdem verdienen verglichen zu werden: Ith, Johannes Samuel J. Ith's Versuch einer Anthropologie oder Philosophie des Menschen nach seinen körperlichen Anlagen, 2 Theile. Bern 1794. Kant, Immanuel I. Kant's Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Königsberg 1800. Bernoulli, Christoph Bernoulli Grundriß der Naturlehre des erwachsenen Menschen, nach den neuern Ansichten, 2 Theile. Halle 1804. Wezel, Johann Carl J. K. Wetzel Versuch über die Kenntniß des Menschen, 2 Theile. Leipzig 1784–1785. Cabanis, Pierre Jean Georges J. G. Cabanis über die Verbindung des Physischen und Moralischen im Menschen. Aus dem Französischen von Jakob, Ludwig Heinrich von Jakob, 2 Theile. Halle 1804.} ] ; (a)
Unsre Anm. Anmerkung Unsere Seele, die Vollkommenheit ihrer Kräfte,Kräfte und ihre Veränderungen hängen, nach allen unsern Wahrnehmungen, so sehr von unserm Körper ab, daß ohne Kenntniß dieses Letztern keine rechte und zuverläßigezuverlässige Erklärung dessen, was in unsrerunserer Seele vorgeht, möglich ist. Verbände man daher diese Kenntniß des Körpers, so weit sie zur Aufklärung der Erscheinungen in unsrerunserer Seele dient, mit der Psychologie, so würde daraus eine Wissenschaft entstehen können, die den Namen einer philosophischen (theoretischen) Anthropologie eher verdiente, als die empyrische empirische empirische Psychologie, welche einigeEinige mit diesem Namen belegen. Ein treflichertrefflicher Versuch davon ist Platner, Ernst Ernst Platners Platner's Neue Anthropologie für Aerzte und Weltweise, wovon leider nur der erste BandBand, Leipzig 1790 in1790. gr.groß 8. erschienen ist. {Außerdem verdienen verglichen zu werden: Ith, Johannes Samuel J. Ith's Versuch einer Anthropologie oder Philosophie des Menschen nach seinen körperlichen Anlagen, 2 Theile. Bern 1794. Kant, Immanuel I. Kant's Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Königsberg 1800. Bernoulli, Christoph Bernoulli Grundriß der Naturlehre des erwachsenen Menschen, nach den neuern Ansichten, 2 Theile. Halle 1804. Wezel, Johann Carl J. K. Wetzel Versuch über die Kenntniß des Menschen, 2 Theile. Leipzig 1784–1785. Cabanis, Pierre Jean Georges J. G. Cabanis über die Verbindung des Physischen und Moralischen im Menschen. Aus dem Französischen von Jakob, Ludwig Heinrich von Jakob, 2 Theile. Halle 1804.} ] ; 478 (c)
Unsre] ; (Anm.)Anmerkung Unsere (c)
Kräfte,] ; Kräfte (c)
zuverläßige] ; zuverlässige (c)
unsrer] ; unserer (c)
unsrer] ; unserer (c)
empyrische empirische ] ; empirische (c)
einige] ; Einige (c)
treflicher] ; trefflicher (c)
Platners ] ; Platner's (c)
] ; leider nur (c)
Band] ; Band, (c)
1790 in] ; 1790. (c)
] ; {Außerdem verdienen verglichen zu werden:
  • [199] 529 J. Ith's Versuch einer Anthropologie oder Philosophie des Menschen nach seinen körperlichen Anlagen, 2 Theile. Bern 1794.textgrid:253q3
  • I. Kant's Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Königsberg 1800.textgrid:253q5
  • 530 Bernoulli Grundriß der Naturlehre des erwachsenen Menschen, nach den neuern Ansichten, 2 Theile. Halle 1804.textgrid:253q8
  • J. K. Wetzel Versuch über die Kenntniß des Menschen, 2 Theile. Leipzig 1784–1785.textgrid:253qc
  • 531 J. G. Cabanis über die Verbindung des Physischen und Moralischen im Menschen. Aus dem Französischen von Jakob, 2 Theile. Halle 1804.textgrid:253qg}
(c)
191] ; 188 (a)
andrer] ; anderer (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
andrer] ; anderer (c)
auf ihn] ; in ihm (a)
und] ; über (a)
WerthWerth] ; [Werth] (c)
kan] ; kann (c)
alles ausser] ; Alles außer (c)
] ; (c)
unsre] ; unsere (c)
besondre] ; besondere (c)
unsrer] ; unserer (c)
unsers] ; unsres (c)
größere] ; grössere (a)
demselben] ; denselben (a)
unsre] ; unsere (c)
In so fern] ; Insofern (c)
unsrer] ; unser (a); ; unserer (c)
] ; (c)
insbesondre] ; (c)
Andre] ; andre (a); ; Andere (c)
192] ; 189 (a)
bey] ; bei (c)
zumal] ; zumahl (a)
] ; (c)
kennen, –] ; kennen; (c)
weiter,] ; weiter (a)
bey] ; bei (c)
sind,] ; sind (a)
ausser] ; außer (c)
besitzen, –] ; besitzen; (c)
da] ; endlich (c)
sind, Alles] ; sind alles (a)
193] ; 190 (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
andern: –] ; andern: 1) (c)
unsrer] ; unserer (c)
Ausserordentlichen] ; Außerordentlichen (c)
unsre] ; unsere (c)
reitzten; –] ; reitzten; 2) (c)
unsrer] ; unserer (c)
laßen] ; lassen (a, c)
fehlt,] ; fehlt; (c)
vorübergehn] ; vorübergehen (c)
kan] ; kann (c)
wird; –] ; wird; 3) (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
dabey] ; dabei (c)
laßenlassen; –] ; lassen; (c)
laßen] ; lassen (a)
bey] ; 4) bei (c)
fließen] ; fliessen (a)
kan] ; kann (c)
194] ; 191 (a)
Ließe] ; Liesse (a)
beysammen] ; beisammen (c)
denn] ; dann (c)
bey] ; bei (c)
Gesammleten] ; Gesammelten (c)
] ; (c)
] ; 1) (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
bey] ; bei (c)
Wiederzusammensetzung gleich gegenwärtig?] ; Wiederzusammensetzung, (c)
Beytrag] ; Beitrag (c)
Wirkung? und laßenlassen ] ; Wirkung gleich gegenwärtig? Lassen (c)
laßen] ; lassen (a)
einzelnen] ; einzlen (a)
] ; (c)
] ; 2) (c)
alles] ; Alles (c)
eignen] ; eigenen (c)
dabey leugnen? –] ; dabei läugnen? (c)
] ; 3) (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
sey? –] ; sei, und (c)
allgemeine] ; allgemeine (c)
195] ; 192 (a)
Mit alle dem müssen uns] ; Doch alle (c)
] ; dürfen uns (c)
großer] ; grosser (a)
Gewinnst] ; Gewinn (c)
bey] ; bei (c)
großen] ; grossen (a)
übersteigende,] ; übersteigende (c)
Untersuchungen] ; Untersuchungen, (c)
der] ; die (c)
auflauren] ; gleichsam beschleichen (c)
bey verschiednen] ; bei verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
PhysiologiePhysiologie] ; Physiologie (c)
VernunftlehreVernunftlehre] ; Vernunftlehre (c)
Sprachen] ; Sprachen (c)
Vorsichtigkeit] ; Fürsichtigkeit (a)
mehrere] ; Mehrere (c)
je ein] ; ein desto (c)
und je] ; desto (c)
196] ; 193 (a)
kan] ; kann (c)
190 ] ; 187. (a); ; 190. (c)
empyrischenempirischen ] ; [empirischen] (a); ; empirischen (c)
Begriff] ; Begrif (a)
erklärt:] ; erklärt, (c)
laßen,] ; lassen (a); ; lassen, (c)
ausser] ; außer (c)
bringt] ; verwandelt (a)
einer eigentlichen] ; in eine eigentliche (a)
näher] ; (a)
Freylich] ; Freilich (c)
Begriff] ; Begrif (a)
leugnen] ; läugnen (c)
letztre] ; letztere (c)
kan] ; kann (c)
große] ; grosse (a)
einzelnen] ; einzeln (a)
unleugbar] ; unläugbar (c)
kan] ; kann (c)
beyden] ; beiden (c)
Anm. Anmerkung Einer besondern Wissenschaft unter demden Namen der Geisterlehre Geisterlehre (Pnevmatica, Pnevmatologia,Pneumatica, Pneumatologia) bedarf es nicht; es wäre auch sehr unzeitig, daran zu denken. Nur von Gott und unsrer Seele können wir einiges zuverläßigEiniges zuverlässig wissen; von andern läßt sich weder aus dem BegriffBegrif eines Geistes, noch aus ihren Wirkungen, noch anderwärts heranderwärtsher etwas Bestimmtes oder ZuverläßigesZuverlässiges erkennen, und wir haben beybei den Lücken und Dunkelheiten der Seelenlehre hohe Ursach, sie nicht durch SchwärmereySchwärmerei noch mehr verdunkeln zu laßenlassen. {Das eigene Studium des MenschenMenschen, wobei man mit der Beobachtung unstreitig immer am sichersten von sich selbst ausgeht, ist zwar mehr werth, als was man aus bloßen Lehrbüchern der Psychologie schöpft. Ja, diese selbst sind oft nicht so reich als andere Schriften, in welchen der Mensch und das menschliche Herz in allen seinen Gestaltungen geschildert wird. Selbst die Dichter, besonders die dramatischen, enthalten einen Schatz von Beobachtungen. Fielding, Henry Fielding, Richardson, Samuel Richardson und Shakespeare, William Shakespeare, Goethe, Johann Wolfgang von Göthe, Schiller, Friedrich Schiller, Jean Paul, s. Richter, Johann Paul FriedrichRichter, Johann Paul Friedrich J. P. Richter u. A.und Andere haben unfehlbar tiefer in den Menschen geblickt, als viele Psychologen, die ihn bloß aus Büchern kannten, oder die Seelenvermögen registrirten und classificirten. Aber selbst um seine Beobachtungen besser auffassen, gebrauchen und ordnen zu können, und um zu wissen, worauf vorzüglich zu achten, auch worüber man hinsichts der Gesetze geistiger Veränderungen schon im Reinen sei, ist es doch sehr zu empfehlen, die empirische Psychologie bald im Anfange seines akademischen Cursus zu hören, und die besten Lehrbücher zu studieren. Zu diesen gehören, außer den Werken von Wolff, Christian von Wolf und andern ältern metaphysischen Schriftstellern, desgleichen den oben angeführten Anthropologieen: Schmid, Carl Christian Erhard K. C. F. Schmidt's empirische Psychologie. Jena 1796. Jakob, Ludwig Heinrich von C. H. Jacob's Grundriß der Erfahrungsseelenlehre. Halle 1810. Hoffbauer, Johann Christoph J. C. Hoffbauer's Naturlehre der Seele, in Briefen. Halle 1796. Carus, Friedrich August F. A. Carus Psychologie in den nachgelassenen Werken, 1ster, 2ter und 3ter Band. Leipzig 1808. Nicht minder und fast noch lehrreicher, sind die Abhandlungen über einzelne Materien der Psychologie, welche zum Theil in Journalen und Magazinen für die Seelenkunde zerstreut liegen. Man findet davon vollständige Nachweisungen in Ersch, Johann Samuel Ersch Handbuch der deutschen Literatur, Bd.Band 1. Abth.Abtheilung 1. S.Seite 207–219. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers } ] ; (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
dem] ; den (a)
Pnevmatica, Pnevmatologia,] ; Pneumatica, Pneumatologia (c)
einiges zuverläßig] ; Einiges zuverlässig (c)
Begriff] ; Begrif (a)
anderwärts her] ; anderwärtsher (a)
Zuverläßiges] ; Zuverlässiges (c)
bey] ; bei (c)
Schwärmerey] ; Schwärmerei (c)
laßen] ; lassen (a, c)
] ; {Das eigene Studium des Menschen, wobei man mit der Beobachtung unstreitig immer am sichersten von sich selbst ausgeht, ist zwar mehr werth, als was man aus bloßen Lehrbüchern der Psychologie schöpft. Ja, diese selbst sind oft nicht so reich als andere Schriften, in welchen der Mensch und das menschliche Herz in allen seinen Gestaltungen geschildert wird. Selbst die Dichter, besonders die dramatischen, enthalten einen Schatz von Beobachtungen. 533 Fielding, 534 Richardson und 535 Shakespeare, 536 Göthe, 537 Schiller, 538 J. P. Richter (u. A.)und Andere haben unfehlbar tiefer in den Menschen geblickt, als viele Psychologen, die ihn bloß aus Büchern kannten, oder die Seelenvermögen registrirten und classificirten. Aber selbst um seine Beobachtungen besser auffassen, gebrauchen und ordnen zu können, und um zu wissen, worauf vorzüglich zu ach[205]ten, auch worüber man hinsichts der Gesetze geistiger Veränderungen schon im Reinen sei, ist es doch sehr zu empfehlen, die empirische Psychologie bald im Anfange seines akademischen Cursus zu hören, und die besten Lehrbücher zu studieren. Zu diesen gehören, außer den Werken von Wolf und andern ältern metaphysischen Schriftstellern, desgleichen den oben angeführten Anthropologieen:
  • 539 K. C. F. Schmidt's empirische Psychologie. Jena 1796.textgrid:253qs
  • 540 C. H. Jacob's Grundriß der Erfahrungsseelenlehre. Halle 1810.textgrid:253qv
  • J. C. Hoffbauer's Naturlehre der Seele, in Briefen. Halle 1796.textgrid:253rg
  • 541 F. A. Carus Psychologie in den nachgelassenen Werken, 1ster, 2ter und 3ter Band. Leipzig 1808.textgrid:253rk
Nicht minder und fast noch lehrreicher, sind die Abhandlungen über einzelne Materien der Psychologie, welche zum Theil in Journalen und Magazinen für die Seelenkunde zerstreut liegen. Man findet davon vollständige Nachweisungen in 542 Ersch Handbuch der deutschen Literaturtextgrid:253rq, (Bd.)Band 1. (Abth.)Abtheilung 1. (S.)Seite 207–219. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers [}] (c)
197.Unter allen GeisterGeistern oder denkenden Wesen ist doch keines, ausserkeines {außer uns selbstselbst}, dessen Erkenntniß so viel Anziehendes hätte, und zu dessen Untersuchung, ob und was es sey?sei, vornehmlich ob und in welcher Verbindung es mit uns stehe? unsrestehe, unsere Vernunft von jeher ein so dringendes Bedürfniß fühlteBedürfniß, ein so hohes Interesse gefühlt hätte, als der allervollkommenste Geist allervollkommenste Geist , den wir uns untermit dem Namen Gott Gottes vorstellenbezeichnen. Es ist einem jeden Menschen, der über sich, sein Schicksal und sein Verhalten nachdenkt, und, vermöge des Dranges, den er als ein vernünftiges Wesen fühlt, nie eher zu ruhen, als bis er dahin gekommen ist, wo ihm keine Frage nach dem Grundeden Grund der Dinge mehr dringend scheint, einem solchen, sag' ich, istszu erforschen, natürlich, mit seinen Untersuchungen bis auf irgend ein Wesen fort zu gehen, beyfortzugehen, bei dem seine Vernunft mit Fragen still stehenstillstehen muß, beybei dem er voraussetzen kankann, daß es nicht wieder von einem andern Wesen abhänge, sondern schlechthin der Grund von allen andern wirklichen Wesen seysei, und daß es solche Eigenschaften habe, ohne deren Voraussetzung sich die Eigenschaften und Veränderungen, die er an sich und in der Welt wahrnimmt, nicht befriedigend erklären laßenlassen. Diese Vorstellung von Gott, die allein ihn in Absicht auf seine vernünftige Erkenntniß Erkenntniß befriedigt, hat eben so natürlich ein großes Interesse für ihn, und wirkt auf seinen Wille Willen. Er sieht bald ein, daß zum Theil seine GlückseligkeitGlückseligkeit in seiner Gewalt stehe; in so ferninsofern ihm seine VernunftVernunft gewisse Gesetze zu erkennen giebt, nach welchen er handeln soll, und denen er auch gemäß zu handelnzuhandeln für nothwendig (für seine Pflicht Pflicht) erkennt; in so ferninsofern er eben sowohl ihnen folgen, als das Gegentheil thun kan kann (d. i.das ist frey frei ist); und in so ferninsofern er, wenn er ihnen folgt, gewiß wohl, und, wenn ers nicht thut, übel fährt. Er findet aber eben sowohlnicht minder, daß er nicht ganz Herr über seine Glückseligkeit seysei, da diese so oft von den Umständen abhängt, die er nicht ändern kankann, sondern sie nehmen muß, wie sie sind. In dieser letztern Hinsicht ist es dem Menschen gar nicht gleichgültig, ob das, was in der Welt vorgeht, und besonders sein Schicksal, vom bloßen Zufall, oder von Nothwendigkeit, gegen welches beydesBeides Vernunft und Gefühl eines freyenfreien Willens so laut spricht, oder von einem eben so höchst weisen und gütigen als allmächtigen Wesen abhängt. Eben so wenig ist es ihm gleichgültig, in Rücksicht auf das erstre Erstere , ob, beybei der Einsicht seiner Pflicht und dem DrangDrange dazu, Pflicht und Glückseligkeit in stetem richtigen Verhältniß stehe, oder nicht; ob, beyob bei dem, oft wenigstens scheinbaren, Widerspruch der Pflicht und Glückseligkeit, jene durchaus zu befolgen, und beybei aller alsdann nothwendigen Aufopferung gewisser Ersatz zu hoffen seysei; ob beybei den unzählichenunzähligen Hindernissen der Befolgung unsrer Pflicht und den mannichfaltigenmannigfaltigen Reitzen, ihr untreu zu werden, durchaus hinlängliche Bewegungsgründe zur Tugend vorhanden sind, wenn wir fürchten müssen, daß unsreunsere ganze Existenz nur auf dieses Leben eingeschränkt seysei, und nicht versichert seyn können, daß es ein über alle Veränderungen der WeltWelt waltendes Wesen gebe, welches auch da, wo es nicht scheint, ganz gewiß für die stete Verknüpfung unsres Wohls mit der Ausübung unsrer Pflicht sorgen werde. 198.Dieses Gefühl der BedürfnisseBedürfnisse unsrerunserer Seele, wenn es auch mehr geahndet als erkannt wurde, mehr auf dunkeln oder verwirrten als auf entwickelten Vorstellungen beruhete, hat den nachdenkenden Menschen immerzu allen Zeiten gedrungen, an eine GottheitGottheit zu glauben, und, beybei reifer gewordnengewordener Vernunft, Gründe aufzusuchen, sich zu überzeugen, daß ein solches Wesen vorhanden seysei, und die Eigenschaften haben müsse, ohne welche sich weder die Erscheinungen und Veränderungen in der Welt erklären ließen, noch eine wahre Beruhigung wegen unsersunseres Schicksals, und eine durchgängige RechtschaffenheitRechtschaffenheit in Gesinnungen und Handlungen Statt fände. Dadurch ist nach und nach die Wissenschaft entstanden, die man mit dem Namen der natürlichen oder Vernunft-Theologie Vernunft-Theologie belegt, so fernsofern sie bloß aus der Natur, und nicht aus einer sogenannten nähern OffenbarungOffenbarung der Gottheit selbst geschöpft wird. Soll die letztere eine sichere Quelle der Erkenntniß des höchsten Wesens für uns seyn:seyn, so müssen wir doch erst zuverläßigzuverlässig wissen, daß dasjenige, was wir für offenbart halten, wirklich von Gott geoffenbart sey,sei; daß es nicht nur dem, was wir aus der Natur von Gott wissen, nicht widerspreche, sondern dem auch gemäß seysei. Wer also die natürliche Erkenntniß Gottes heruntersetzt und verdächtig macht, oder dagegen gleichgültig ist, der untergräbt ohne sein Denken selbst die ZuverläßigkeitZuverlässigkeit der Offenbarung, oder beraubt sich oder AndreAndere, wenigstens da, wo es zweifelhaft wird, ob etwas eine göttliche Offenbarung seysei, oder ob sie eine gewisse Entscheidung enthalte, der so nöthigen GewißheitGewißheit von der Erkenntniß Gottes. DiesDieß und was §. 197 197. gesagt worden ist, setzt die Nothwendigkeit der natürlichen Theologie und ihres sorgfältigen Studiums ausseraußer allem Zweifel. Anm. Anmerkung Je einleuchtender das ist, was über die Unentbehrlichkeit der Anwendung der Vernunft, zur Prüfung der Offenbarung gesagt ist, wenn nicht jede Schwärmerei uns als Offenbarung Gottes aufgedrungen werden soll, desto unbegreiflicher ist es, wie noch immer Bestreitungen und fast Bestürmungen der Vernunft versucht werden können, wobei man sich mit sich selbst in unaufhörliche Widersprüche verwickelt. Es ist ja ganz etwas anders, die Gränzen der Vernunft anerkennen, und die Aussprüche der Vernunft innerhalb ihrer Gränzen achten, und überhaupt jemandem zumuthen, das für gewiß zu halten, was er nicht entweder mit seiner Vernunft fassen, oder in seiner Vernunft überzeugende Gründe finden kann, es für glaubwürdig zu halten. Die bloße Ahndung, von welchen bei manchen neueren philosophischen (z. B.zum Beispiel Fries, Jakob Friedrich Frieß ) und theologischen Schriftstellern (z. B.zum Beispiel De Wette, Wilhelm Martin Leberecht de Wette ) die Rede ist, kann, meinem Bedünken nach, nie in die Reihe der Erkenntnißquellen Erkenntniß quellen gestellt werden, wenn sie gleich auf Vermuthungen Vermuthungen und Wahrscheinlichkeiten Wahrscheinlichkeiten führen kann. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Frieß Der Herrnhuter und nachmalige Fichte-Schüler Jakob Friedrich Fries (1773–1843) wurde 1805 Professor für Philosophie und elementare Mathematik (später auch für Physik) in Heidelberg. 1816 nach Jena berufen und drei Jahre später zwangsemeritiert, hielt er ab 1824 wieder mathematische und physikalische und ab 1838 auch wieder philosophische Vorlesungen. Das Interesse an Fries' philosophischem Werk hat sich bis in die Gegenwart hinein gehalten, besonders hervorzuheben ist der zum philosophischen Prinzip erhobene, an Friedrich Schleiermacher (1768–1834) erinnernde Begriff der Ahndung (des Ewigen im Endlichen). Der an dieser Stelle im Hintergrund stehende Titel ist das in der zugehörigen Vorrede als „der exoterische Theil“ seiner Philosophie bezeichnete Werk Wissen, Glaube, Ahndung (1805). de Wette Wilhelm Martin Leberecht De Wette (1780–1849) zählt zu den literarisch produktivsten Theologen des 19. Jh.s und gilt als einer der letzten theologischen Universalgelehrten. Daneben ist er auch als Prediger und religiöser Schriftsteller hervorgetreten. Nach dem Schulbesuch in Weimar absolvierte De Wette Studium und Promotion in Jena und wurde 1807 zunächst Professor für Altes und Neues Testament in Heidelberg. Ab 1810 bekleidete er als Kollege Friedrich Schleiermachers (1768–1834) einen Lehrstuhl in Berlin, kehrte nach seiner Entlassung im Jahre 1819 – De Wette hatte einen Trostbrief an die Mutter des hingerichteten Mörders August von Kotzebues (1761–1819) verfasst – als Privatgelehrter nach Weimar zurück und nahm 1822 schließlich einen Ruf als Professor für Ethik und Praktische Theologie in Basel an. Bereits in Jena, dann aber auch in Heidelberg empfing De Wette wichtige Impulse von dem zuvor genannten Jakob Friedrich Fries, dessen Trias Wissen, Glaube und Ahndung entscheidenden Einfluss auf sein dogmatisches System hatte. 199.Wenn diese Erkenntniß Gottes den gedachten Nutzen erreichen, und unsern Bedürfnissen ein Genüge thun soll:soll, so muß sie nicht nur die UeberzeugungUeberzeugung gewähren, daß GottGott die Ursache der Welt und das seiner Natur nach nothwendige und ganz unabhängige Wesen, sondern daß er auch der höchste Geist seysei, und den allervollkommensten Verstand und Willen besitze. Jene Theologie, die Gott nur als Weltursache Weltursache betrachtet, nennt Kant, Immanuel Kant (Crit.(Krit. der R. V.rein. Vern. S.Seite 660) transscendentale Theologie, weil darin nur reine Vernunft zum Grund gelegt wird, es seysei, daß die Ueberzeugung auf den bloßen BegriffBegriff des möglichen allerrealsten Wesens (auf OntologieOntologie), oder auch auf ErfahrungErfahrung überhaupt von irgend etwas Existirenden (meinerExistirendem (unserer selbst oder der Welt) gebaut werde (auf KosmologieKosmologie). Diese hingegen, die einen Welturheber Welturheber und Regierer aufsucht, heißt beybei ihm natürliche Theologie (also in einem engern Verstande), und würde sich von jener darin unterscheiden, daß dabeydabei schon der Begriff von einem Geiste oder denkenden Wesen vorausgesetzt werdewird, den wir nur aus der Erfahrung von uns selbst näher angeben, und also erst aus eigner Erfahrung schließen können, wie die Gott beygelegtenbeigelegten VollkommenheitenVollkommenheiten, nach der Analogie mit uns, mit Absonderung aller Einschränkung, näher bestimmt werden müssen. Sie bauet also unsreunsere Ueberzeugung und Kenntniß von Gott auf die Kenntniß unsrer eignenunserer eigenen NaturNatur, und, da wir beybei uns dasjenige, was da ist, von dem, was da seyn soll (§. 183 183. ), oder eigentliche Natur und Freyheit Freyheit Freiheit , unterscheiden können, so schließt sie aus beydenbeiden, also aus Psychologie und Moral, sowohl auf die Existenz als auf die Beschaffenheit Gottes. So fernSofern sie Gott als den vorstellt, auf welchem alle natürliche Vollkommenheit unsrer selbst und der Welt beruht, nennt sie Kant, Immanuel Kant Physicotheologie Physicotheologie, so fern Kant die Physicotheologie; sofern sie ihn aber als den Grund aller sittlichen Vollkommenheit darstellt, Moraltheologie Moraltheologie, die mit theologischer Moral nicht zu verwechseln ist,ist (welche Gott als Weltregierer voraussetzt), sondern sein Daseyn und die Kenntniß seiner Eigenschaften auf sittliche Gesetze gründet. – Anm. Anmerkung Die Physicotheologie, welche aus dem Daseyn und der Vollkommenheit der Welt auf das Daseyn und die Vollkommenheiten, und die Teleologie, welche von der Zweckmäßigkeit ihrer Einrichtung besonders auf die höchste Vernunft und Weisheit ihres Urhebers schließt, ist unter der ersten Benennung besonders vom Engländer Derham, William Derham , deutsch, Hamburg 1764., dann von dem Holländer Nieuwentijt, Bernard B. Nieuwentyt , deutsch von Segner, Johann Andreas von J. A. Segner , Jena 1747. 4., ferner französisch von Bonnet, Charles C. Bonnet in den Betrachtungen über die Natur, übers.übersetzt von Tietz, Johann Daniel Titins Titius , 5te Ausg.Ausgabe, Leipzig 1783., bearbeitet worden. In Deutschland gehören dahin die Schriften von Sander, Heinrich H. Sander über die Güte und Weisheit Gottes in der Natur, Zürich 1790. Ueber das Große und Schöne der Gottheit in der Natur, 2 Th.Theil, Leipz. 1791. Dieterich, Karl Friedrich K. F. Dieterich Schöpfung und Schöpfer, Erfurt 1788. Helmuth, Johann Heinrich J. G. Hellmuth Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues. Braunschweig 1798. Manche dieser Schriftsteller haben nur den Fehler, daß sie sich in teleologischen Beobachtungen und Vermuthungen verlieren, und der Gottheit ihre oft sehr kleinlichen Ansichten unterlegen. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Crit. der R. V. D.i. die Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 178; I § 183), gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176). Derham, deutsch, Hamburg 1764 Gemeint ist Johann Jakob Schwabes (1714–1784) Überarbeitung von William Derhams (1657–1735) Physico-Theologie oder Naturleitung zu Gott (1764), die ursprünglich von Christian Ludwig Wiener (geb. 1692) übersetzt und von Johann Albert Fabricius (1668–1736) zum Druck befördert wurde. Das häufig aufgelegte Original Physico-Theology, or, A Demonstration of the Being and Attributes of God from his Works of Creation (1713; 131768) galt als Standardwerk der theologia naturalis und ist in mehrere Sprachen übersetzt worden. B. Nieuwentyt, deutsch von J. A. Segner, Jena 1747 Gemeint ist die einflussreiche, von Johann Andreas Segner (1704–1777) übersetzte Schrift Rechter Gebrauch Der Welt-Betrachtung. Zur Erkentnis Der Macht, Weisheit und Güte Gottes, Auch Ueberzeugung Der Atheisten und Ungläubigen (1747) des niederländischen Philosophen und Mathematikers Bernard Nieuwentijt (1654–1718). Das Original Het regt gebruik der werelt beschouwingen, ter overtuiginge van ongodisten en ongelovigen aangetoont (1715) wurde auch ins Englische und Französische übersetzt und jeweils mehrfach aufgelegt. C. Bonnet in den Betrachtungen über die Natur, übers. von Titius, 5te Ausg., Leipzig 1783 Charles Bonnets (1720–1793) zweibändiges Werk Contemplation de la nature (1764) ist in mehreren Sprachen erschienen und wurde von Johann Daniel Tietz (Titius) (1729–1796) ins Deutsche übersetzt. Die Betrachtung über die Natur ist 1783 nicht in fünfter, sondern in vierter Auflage erschienen. H. Sander über die Güte und Weisheit Gottes in der Natur, Zürich 1790. Ueber das Große und Schöne der Gottheit in der Natur, 2 Th., Leipz. 1791 Heinrich Sanders (1754–1782) Von der Güte und Weisheit Gottes in der Natur ist in unterschiedlichen Auflagen in Karlsruhe bzw. Frankfurt/Leipzig erschienen. Zürich ist als Verlagsort nicht nachzuweisen. Wahrscheinlich ist hier die in Karlsruhe erschienene Zweitauflage aus dem Jahr 1780 gemeint, bisweilen wird in der Sekundärliteratur jedoch auch auf eine Ausgabe aus dem Jahr 1790 verwiesen. Außerdem dürfte Ueber das Grosse und Schöne in der Natur in zwei Bänden (Leipzig 1781/1782) gemeint sein. Dieses Werk ist 1784 in zweiter Auflage erschienen. J. G. Hellmuth Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues. Braunschweig 1798 Die Erstauflage der Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues für Frauenzimmer in freundschaftlichen Briefen des Theologen und Physikers Johann Heinrich Helmuth (1732–1813) stammt aus dem Jahr 1791, die Zweitauflage aus dem Jahr 1794. 200.In der natürlichen Theologie natürlichen Theologie im gewöhnlichsten Verstande (§. 198 198. ) werden alle diese verschiednenverschiedenen Arten, auf die Erkenntniß des Daseyns und der Eigenschaften Gottes zu kommen, mit einander verbunden. Dies ist auch nothwendig. Denn 1) die transscendentale Theologie, transscendentale Theologie (um uns, der Kürze wegen, dieses Ausdrucks zu bedienen) – gesetzt auch, daß diese eine wirklich apodiktischapodiktische Gewißheit mit sich führeführte, welches doch wenigstens bezweifelt, hier aberwiewohl hier nicht untersucht werden kankann – leitet doch nur auf die Wirklichkeit GottGottes und die ihm beyzulegendenbeizulegenden Eigenschaften überhaupt; es bedarf aber noch der Kenntniß unsrer selbst, um zu wissen, wie wir uns Gottes geistige Eigenschaften, in Vergleichung mit den unsrigen, vorstellen, und zur Erklärung der Beschaffenheit und Veränderungen in der Welt anwenden sollen (§. 199 199. ). Auch wird durch Hülfe der BeobachtungBeobachtung über uns selbst und die Dinge in der Welt, ihre Einrichtung und ihre Veränderungen, alle Erkenntniß und Ueberzeugung von Gott anschaulich, sonach wenigstens ihr Eindruck sehr verstärkt; und unsre Ueberzeugung praktisch, welches beybei einer solchen Kenntniß, wie die von Gott ist, die auch zu unserm rechten Betragen gegen Gott kräftig und wirksam seyn muß, höchst nöthig ist. Nicht zu gedenken, daß, weil nur Wenige im Stande sind, bloß speculative Vorstellungen zu fassen, und sich zu reinen Begriffen zu erheben, für diese und ihre Bedürfnisse durch reine Philosophie wenig oder gar nicht würde gesorgt werden. 2) Hinwiederum können strengere ontologische ontologische und kosmologische kosmologische Untersuchungen, neben denen, welche die ErfahrungErfahrung zu Hülfe nehmen, große Dienste thun. Denn,Denn wenn auch die Untersuchungen dieser Art wirklich nicht zu strengen Beweisen strengen Beweisen der Wirklichkeit und der Eigenschaften Gottes führen sollten:sollten, so zeigt doch eben dieselbe Kritik, welche diese Beweise als unbündig darstellt, damit auch, daß die vermeinten Gegenbeweise eben so unbündig und ungegründet sind, benimmt dadurch allen speculativen Gründen der Atheisten, Skeptiker etc. alle Kraft, und gründet zugleich die Sicherheit unsers Glaubens an Gott, dem die Gegner nicht nur nichts Vernünftigeres an die Seite stellen können, sondern auch, mit VerleugnungVerläugnung aller Vernunft, selbst alle Begriffe von SittlichkeitSittlichkeit aufgeben müssen. Ueber diesUeberdieß sind alle sogenannte natürliche Eigenschaften Gottes (im Unterschiede von den geistigen, und besonders von den moralischen), als Nothwendigkeit, Ewigkeit, Allmacht u. s. f.und so ferner u. s. f., solche Eigenschaften, welche selbst die reine Vernunft erkennen, und die Begriffe davon reinigen kankann, um alle BeymischungBeimischung der Unvollkommenheit eingeschränkter Wesen zu verhüten. Ja überhaupt kankann sie dieses in Absicht auf alle göttliche Eigenschaften, wenn erst deren Kenntniß anderswoher geleitet ist, wo sie alsdann nicht nur unsre Begriffe davon mehr verdeutlicht und berichtigt, sondern sie auch in einen größern Zusammenhang bringt, und dadurch die Ueberzeugung davon befestigt. ] ;
[181] 194.

Unausprechlich wichtig ist der letzte Theil der Metaphysik, der unter dem Namen der natürlichen Theologie bekannt ist, und, im weitern Verstande genommen, alles in sich faßt, was von Gott oder dem allervollkommensten Wesen aus der Natur erkannt werden kan. – Giebt es einen solchen Gott, so hängt alles, so hängt auch alle unsre Glückseligkeit von ihm ab, sie mag auch mit zum Theil von unsern freyen Entschliessungen und Handlungen oder von seinem Willen, ohne Dazwischenkunft unsers Willens, abhängen. Im letztern Fall gründet sich unsre Gewißheit von unserm höchst möglichen Glück und die daraus fliessende wahre Gemüthsruhe lediglich darauf, daß ein solches Wesen vorhanden sey, welches alle unsre Bedürfnisse, alle Arten des Glücks und Elendes, alle Mittel, jenes zu bewirken und dieses abzuwenden, kenne, alles zu bewirken vermöge, und nur das Beste und für uns Heilsamste bewirken wolle. Im erstern Fall aber, darauf, daß die Entschliessung und das Betragen, welches in unsrer Gewalt steht, Gottes Willen allezeit entspreche, daß wir also auch dieses göttlichen Willens kundig seyn, nicht nur in sofern, als er an uns befolgt werden soll, sondern auch, sofern wir die seligsten Folgen davon, oder das uns vortheilhafteste Verhalten Gottes gegen uns ohnfehlbar erwarten können; 553wer Gott dienen will, der muß glauben, daß er sey, und daß er denen, die sich nach ihm richten, ein Vergelter seyn werde, Ebr. 11, 11. – Wenn denn auch [182] das, was wir von Gott wissen können, nicht bloß aus der Natur erkennbar wäre, sondern auf einer nähern Offenbarung beruhen sollte: so müßte doch erst zuverläßig bekannt seyn, daß, was wir für die letztere halten, wirklich von Gott geoffenbart, nicht nur dem, was wir aus der Natur von Gott wissen, nicht widerspreche, sondern dem auch gemäß sey. Wer also die natürliche Erkenntniß Gottes heruntersetzt und verdächtig macht, oder dagegen gleichgültig ist: der untergräbt ohne sein Denken selbst die Zuverläßigkeit der Offenbarung, oder beraubt sich oder Andre, wenigstens da, wo es zweifelhaft wird, ob etwas eine göttliche Offenbarung sey, oder ob sie eine gewisse Entscheidung enthalte, der so nöthigen Gewißheit von der Erkenntniß Gottes.

195.

Diese Gewißheit ist von zweyerley Art, und danach kan man auch eine zwiefache Art der natürlichen Theologie annehmen. Die eine beruht bloß auf übersinnlichen Begriffen, auf nothwendig wahren Sätzen. Diese ist die natürliche Theologie im engsten Verstande, und gehört ganz eigentlich, als ein Theil, zur Metaphysik. Sie entwickelt den Begriff von Gott aus dem Begriff eines Wesens (Dinges) und Geistes, und setzt ihn aus allen Realitäten, die ihn in beyderley Absicht zukommen, zusammen: schließt alsdenn aus diesem Begriff der höchsten Vollkommenheit, oder aus der Zufälligkeit jedes andern Dinges, wenigstens aus unsrer eignen [183] Wirklichkeit, daß ein allervollkommenstes Wesen nothwendig wirklich seyn müsse; und leitet daraus die einzlen Eigenschaften Gottes, und alles andre von Gott, her, was aus denselben nothwendig gefolgert werden kan.

196.

Zwar ist diese Wissenschaft so wenig für jeden zur Ueberzeugung von Gott nothwendig, so wenig jeder fähig ist, sich zu so reinen Begriffen zu erheben; sie wird auch nur Wenigen eine praktische Ueberzeugung gewähren, die doch zu einer solchen Erkenntniß, wie die von Gott ist, welche auch zu unserm rechten Betragen gegen Gott kräftig und wirksam seyn muß, erfordert wird. Aber sie ist allein einer eigentlichen Evidenz fähig, und daher für den nöthig, der seine Ueberzeugung von Gott aufs unerschütterlichste sichern will, oder der mit feinen und verwickelten Zweifeln zu kämpfen hat; und so schätzbar, ja in ihrer Art vorzüglich, andere nicht so demonstrative Beweisarten für Gottes Wirklichkeit und Eigenschaften sind: so unentbehrlich ist doch diese, wo Wirklichkeit eines allervollkommensten Wesens und die unumschränktesten Eigenschaften desselben ausser Zweifel gesetzt werden sollen.

(a)
keines, ausser] ; keines {außer (c)
selbst] ; selbst} (c)
sey?] ; sei, (c)
stehe? unsre] ; stehe, unsere (c)
] ; von jeher (c)
Bedürfniß fühlte] ; Bedürfniß, ein so hohes Interesse gefühlt hätte (c)
allervollkommenste Geist] ; allervollkommenste Geist (c)
uns unter] ; mit (c)
vorstellen] ; bezeichnen (c)
nie eher zu ruhen, als bis er dahin gekommen ist, wo ihm keine Frage nach dem Grunde] ; den Grund (c)
mehr dringend scheint, einem solchen, sag' ich, ists] ; zu erforschen, (c)
fort zu gehen, bey] ; fortzugehen, bei (c)
still stehen] ; stillstehen (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
laßen] ; lassen (c)
in so fern] ; insofern (c)
zu handeln] ; zuhandeln (c)
in so fern] ; insofern (c)
kan ] ; kann (c)
frey ] ; frei (c)
in so fern] ; insofern (c)
eben sowohl] ; nicht minder (c)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
beydes] ; Beides (c)
freyen] ; freien (c)
erstre ] ; Erstere (c)
bey] ; bei (c)
Drang] ; Drange (c)
ob, bey] ; ob bei (c)
bey] ; bei (c)
sey] ; sei (c)
bey] ; bei (c)
unzählichen] ; unzähligen (c)
mannichfaltigen] ; mannigfaltigen (c)
unsre] ; unsere (c)
sey] ; sei (c)
unsrer] ; unserer (c)
immer] ; zu allen Zeiten (c)
bey] ; bei (c)
gewordnen] ; gewordener (c)
sey] ; sei (c)
unsers] ; unseres (c)
so fern] ; sofern (c)
seyn:] ; seyn, (c)
zuverläßig] ; zuverlässig (c)
sey,] ; sei; (c)
sey] ; sei (c)
Zuverläßigkeit] ; Zuverlässigkeit (c)
Andre] ; Andere (c)
sey] ; sei (c)
Dies] ; Dieß (c)
197 ] ; 197. (c)
ausser] ; außer (c)
] ; 493 (c)
soll:] ; soll, (c)
sey] ; sei (c)
(Crit.] ; (Krit. (c)
R. V.] ; rein. Vern. (c)
sey] ; sei (c)
Existirenden (meiner] ; Existirendem (unserer (c)
bey] ; bei (c)
dabey] ; dabei (c)
werde] ; wird (c)
beygelegten] ; beigelegten (c)
unsre] ; unsere (c)
unsrer eignen] ; unserer eigenen (c)
bey] ; bei (c)
183 ] ; 183. (c)
Freyheit Freyheit ] ; Freiheit (c)
beyden] ; beiden (c)
So fern] ; Sofern (c)
Kant Physicotheologie Physicotheologie, so fern] ; Kant die Physicotheologie; sofern (c)
ist,] ; ist (c)
] ; die (c)
] ; (c)
] ; 496 (c)
natürlichen Theologie] ; natürlichen Theologie (c)
198 ] ; 198. (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
transscendentale Theologie,] ; transscendentale Theologie (c)
führe] ; führte (c)
hier aber] ; wiewohl hier (c)
kan] ; kann (c)
beyzulegenden] ; beizulegenden (c)
199 ] ; 199. (c)
bey] ; bei (c)
ontologische] ; ontologische (c)
kosmologische] ; kosmologische (c)
Denn,] ; Denn (c)
strengen Beweisen] ; strengen Beweisen (c)
] ; der (c)
sollten:] ; sollten, (c)
Verleugnung] ; Verläugnung (c)
Ueber dies] ; Ueberdieß (c)
u. s. f.und so ferner ] ; u. s. f., (c)
kan] ; kann (c)
Beymischung] ; Beimischung (c)
kan] ; kann (c)
201197. Was hier von der Nothwendigkeit gesagt ist, reine und ErfahrungserkenntnißErfahrungserkenntniß in dieser besondern Wissenschaft zu verbinden: diesverbinden, das gilt, auch ausseraußer derselben, von dem ganzen Bestreben nach der Kenntniß Gottes aus der Natur.Indessen muß man ja die andre Art, durch die Natur zur Erkenntniß Gottes zu gelangen (§. 185.), welche nicht aus vorausgesetzten nothwendigen Begriffen, oder durch keine nothwendige Schlüsse folgert, und nur eine moralische Gewißheit gewährt, besonders die Beweisarten aus der unleugbaren Ordnung und Absichten in der Natur, nicht nur nicht gering achten, sondern sie auch immer mehr aufzuklären und zu benutzen suchen. – Alle ErkenntnißErkenntniß ist doch nur in sofern recht nützlich, als sie uns mehr Kräfte und ErmunterungErmunterungen, Gutes zu thun und zufrieden zu seyn, giebt, und dadurch unsre und Andrer GlückseligkeitGlückseligkeit erweitert und befestigt; die Erkenntniß Gottes ist daher auch nur in dem Grade etwas werth, in welchem sie uns tiefe Ehrfurcht, herzliche Liebe, Vertrauen, Folgsamkeit gegen ihn, Eifer, ihn nachzuahmen,nachzuahmen ihm nachzuahmen und seine allezeit besten Absichten zu befördern, mittheilt. HiezuHierzu ist anschauende, lebhafte Erkenntniß nöthig; und jede Vorstellung, wenn sie gleich nur eine beredende Kraft hätte, und eine unvollendete GewißheitGewißheit erzeugte, vermehrtvermehrte doch die Stärke des Eindrucks, und muß uns schon deswegen nie gleichgültig seyn. – Diese Wirksamkeit der Erkenntniß kankann auch der Deutlichkeit und strengen Gewißheit mehrentheils entbehren, ja diese letztere beschäftigetbeschäftigt gemeiniglich die Aufmerksamkeit so sehr, und gewöhnt so sehr an Speculation oder dürre und nur auf eine entferntere Art nutzbare Untersuchungen, daß sie leicht Kälte gegen die Anwendung und gegen praktische Untersuchungen hervorbringt, und daher um so mehr nöthig hat, durch lebhafte Eindrücke erfrischt,erfrischt und in Verbindung mit der Thätigkeit erhalten zu werden. – Die Lebhaftigkeit der Erkenntniß giebt selbst, indem sie uns den Gedanken von Gott werther macht, mehr Reitz, tiefer einzudringen, und unsereunsre Ueberzeugung durch strengere Beweise zu befestigen,befestigen; und die GewohnheitGewohnheit, Gott überall, auch in seinen kleinsten Anstalten, gleich groß, gütig und weise zu finden, erhebt unsern Verstand und unser Herz zu einer ungewöhnlichen Stärke und Aehnlichkeit mit ihm. – Wollen wir vollends Allen Alles werden, und die seligen Eindrücke von Gott überall befördern:auch bei Andern befördern, so ist nicht nur dieser Weg, zur Erkenntniß Gottes zu führen, jedem, auchselbst von den gemeinsten Fähigkeiten, offen, sondern auf diesem kankann auch jeder am leichtesten, eindrücklichsten, und überall zur Ueberzeugung kommen, weil allesAlles, was ihn umgiebt, Gott und seine Eigenschaften verkündigt, und den Gedanken an Gott unmittelbar an das eigneeigene Interesse eines Jeden anknüpft, so wie ihm, wenn er sich nur erst einmal gewöhnt, allesAlles auf Gott zu beziehen, diese überall zu findenden SpurenSpuren Gottes sich mehr aufdringen, als erst mit Mühe aufgesucht zu werden brauchen. – brauchen. 198. Also studiere man mit allem Fleiß auch die sichtbare, jedem vor Augen liegende,liegende NaturNatur. Man studiere, recht eigentlich in dieser Absicht, dieNatur; man spüre der GeschichteGeschichte nach, in der sich,sich wenn man beybei den Veränderungen der Welt auf den Zusammenhang, die Ursachen und Folgen der DingeDinge, aufmerksam ist, so unverkennbare Spuren der göttlichen Vorsehung darbieten. ManFürsehung darbieten; man nehme so viele treflichetreffliche Bücher zu Hülfe, worin dergleichen Beobachtungen aus dem Reiche der Natur und der Geschichte gesammletgesammelt, und die GesichtspuncteGesichtspunkte angegeben wordenwerden, woraus diese Spuren am leichtesten zu bemerken sind, und der Uebergang von diesen Veränderungen zu dendem, der Alles regiert, erleichtert wird. – Lehrer der ReligionReligion sollten eben deswegen, weil diese ArtArt, Gott zu erkennenerkennen, die gemeinfaßlichste, gemeinnützigste, und zur Beförderung der praktischen Ueberzeugung nothwendigste ist, sie vorzüglich kennen lernen,lernen und brauchen. Siebrauchen; sie sollten aber auch, weil sie andreAndere selbst in der Gewißheit der Erkenntniß übertreffen, und sie eigentlich, was nur wenige AndreAndere können, auch scharfsinnigere und spitzfindige Zweifel aufzulösen im Stande seyn müßtenmüssen, die demonstrativere Erkenntniß von Gott, so viel sie es vermöchtenvermögen, in ihre Gewalt zu bekommen suchen. Anm. Anmerkung Hülfsmittel sind alle Schriften über natürliche Theologie überhaupt, und einzelne Materien derselben (Daseyn Gottes, Vorsehung, Unsterblichkeit), insonderheit. Mit Uebergehung der letztern, welche man in den vollständigen literarischen Werken, z. B.zum Beispiel Ersch, Johann Samuel Ersch Handbuch, Th.Theil 1. S.Seite 255 f.folgend, desgleichen der Bibliothek für Prediger, Th.Theil 1. S.Seite 325 und Th.Theil 4. S.Seite 184 nachgewiesen findet, bemerken wir unter den allgemeinen, außer Wolff, Christian von C. W. Wolf Theologia naturali methodo scientifica pertractata, P.Pars I. II. Francf. et Lips. 1736–1737. 4. Deutsch: Wolff, Christian von Wolf's natürliche Gottesgelahrtheit, über-übersetzt von Hagen, Gottlieb Friedrich H. E. H. , 5 Bände. Berlin 1742–45. Reimarus, Hermann Samuel H. S. Reimarus Abhandlung von den vornehmsten Wahrheiten der Religion, 6te Ausg.Ausgabe Hamburg 1791. Foster, James J. Forster's Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion. Aus dem Englischen. 3 Bände. Leipzig 1751. Villaume, Peter Villaume , Philothee oder die ersten Lehren der Religion, 5 Theile. Berlin 1788. Heydenreich, Karl Heinrich K. H. Heydenreich Betrachtungen über die Philosophie der natürlichen Religion, 2 Bände. Leipzig 1790. 91. Auch von Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem's Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion, enthält der 1ste Theil bloß die Grundlehren der natürlichen Theologie. Allen Alles werden Vgl. 1Kor 9,22. Ersch Handbuch, Th. 1. S. 255 f. Zu Johann Samuel Erschs (1766–1828) Handbuch vgl. I § 196 c. Innerhalb des Abschnitts Philosophie (aaO 179–262) finden sich im ersten Band unter dem Unterpunkt Praktische Philosophie u.a. Schriften zur Religionsphilosophie und Moraltheologie (aaO 253–262). AaO 255 beginnen die Allgemeine[n] und vermischte[n] Schriften ohne diejenigen Wolffs und anderer älterer Autoren, es folgen Titel zu den Themen Daseyn und Wesen Gottes (aaO 258–260) sowie Unsterblichkeit der Seele (aaO 260–262). Bibliothek für Prediger, Th. 1. S. 325 und Th. 4. S. 184 Zur Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur vgl. I § 43 c. Im ersten Teil (1796) finden sich an der betreffenden Stelle Specielle Schriften und Abhandlungen über einzelne Lehren der natürlichen Theologie (aaO 325–354), im vierten Teil (1812) Specielle Schriften und Abhandlungen über einzelne Theile der natürlichen Religion (aaO 184–193). Deutsch: Wolf's natürliche Gottesgelahrtheit, übersetzt H. E. H., 5 Bände. Berlin 1742–45 Bei Christian Wolffs fünfbändigem Werk Natürliche Gottesgelahrheit nach beweisender Lehrart abgefasset handelt es sich um die von Gottlieb Friedrich Hagen (1710–1769) besorgte Übersetzung der Theologia naturalis, methodo scientifica pertractata. H. S. Reimarus Abhandlung von den vornehmsten Wahrheiten der Religion, 6te Ausg. Hamburg 1791 Der genaue Titel lautet Abhandlungen von den vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion. Die sechste Auflage wurde wie schon die fünfte (1781) von Reimarus' Sohn Johann Albert Heinrich Reimarus (1729–1814) besorgt. J. Forster's Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion. Aus dem Englischen. 3 Bände. Leipzig 1751 Gemeint ist die von Johann Joachim Spalding vorgenommene Übersetzung von James Fosters (1697–1753) zweibändigem Werk Discourses on all the principal branches of natural religion and social virtue (1749/1752). Diese ist unter dem Titel Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion und der gesellschaftlichen Tugend in zwei Bänden (1751/1753) erschienen. Villaume, Philothee oder die ersten Lehren der Religion, 5 Theile. Berlin 1788 Der Name des Autors lautet Peter Villaume (1746–1825). Jerusalem's Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion, enthält der 1ste Theil bloß die Grundlehren der natürlichen Theologie Bei den Betrachtungen (1768–1779) handelt es sich um Johann Friedrich Wilhelm Jerusalems unvollendetes Hauptwerk, das mehrfach neu aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. ] ;
(a)
201] ; 197 (a)
Was hier von der Nothwendigkeit gesagt ist, reine und ErfahrungserkenntnißErfahrungserkenntniß in dieser besondern Wissenschaft zu verbinden: diesverbinden, das gilt, auch ausseraußer derselben, von dem ganzen Bestreben nach der Kenntniß Gottes aus der Natur.] ; Indessen muß man ja die andre Art, durch die Natur zur Erkenntniß Gottes zu gelangen (§. 185.), welche nicht aus vorausgesetzten nothwendigen Begriffen, oder durch keine nothwendige Schlüsse folgert, und nur eine moralische Gewißheit gewährt, besonders die Beweisarten aus der unleugbaren Ordnung und Absichten in der Natur, nicht nur nicht gering achten, sondern sie auch immer mehr aufzuklären und zu benutzen suchen. (a)
verbinden: dies] ; verbinden, das (c)
ausser] ; außer (c)
recht] ; (a)
Ermunterung] ; Ermunterungen (c)
ihn nachzuahmen,nachzuahmen ] ; ihm nachzuahmen (c)
nachzuahmen,] ; nachzuahmen (a)
Hiezu] ; Hierzu (c)
vermehrt] ; vermehrte (a)
] ; (c)
kan] ; kann (c)
beschäftiget] ; beschäftigt (a)
erfrischt,] ; erfrischt (c)
] ; (c)
unsere] ; unsre (a)
befestigen,] ; befestigen; (c)
] ; (c)
Allen Alles werden, und] ; (c)
überall befördern:] ; auch bei Andern befördern, (c)
auch] ; selbst (c)
kan] ; kann (c)
alles] ; Alles (c)
eigne] ; eigene (c)
alles] ; Alles (c)
brauchen. – ] ; brauchen. 198. (a)
] ; (c)
liegende,] ; liegende (c)
NaturNatur. Man studiere, recht eigentlich in dieser Absicht, die] ; Natur; man spüre der (a)
] ; nach (a)
sich,] ; sich (c)
bey] ; bei (c)
Dinge] ; Dinge, (a)
Vorsehung darbieten. Man] ; Fürsehung darbieten; man (a)
trefliche] ; treffliche (c)
aus dem Reiche der Natur und der Geschichte] ; (a)
gesammlet] ; gesammelt (c)
Gesichtspuncte] ; Gesichtspunkte (c)
worden] ; werden (a)
den] ; dem (c)
] ; (c)
Art] ; Art, (c)
erkennen] ; erkennen, (c)
lernen,] ; lernen (c)
brauchen. Sie] ; brauchen; sie (a)
andre] ; Andere (c)
Andre] ; Andere (c)
müßten] ; müssen (c)
vermöchten] ; vermögen (c)
] ; 506 (c)
202.Ein jedes vernünftiges Wesen hat nicht nur VernunftVernunft, in so ferninsofern es aus dem erkannten Allgemeinen (oder aus Principien) das Besondre zu erkennen erkennen vermag,vermag (theoretische VernunftVernunft, §. 175 175. ), sondern auch so fernsofern es nach Principien, d. i.das ist nach Vorstellung der Gesetze, handeln handeln kankann. Dieses Vermögen ist die praktische Vernunft, die mit dem Wille Willen einerleyeinerlei ist, welcher in so fern frey sofern frei heißt, als er sich in seinen Handlungen unmittelbar, d. i.das ist unabhängig von allem Sinnlichen, nach Vorstellung der Gesetze (allgemeiner Sätze)allgemeiner Sätze oder Gesetze bestimmen kankann (§. 183 183. ). Derjenige Theil der Philosophie, der sich mit Bestimmung freyerfreier Handlungen, oder des praktischen, sittlichen,sittlichen Verhaltens beschäftigt, heißt die praktische Philosophie (ebendaselbst), Moral Moral, Ethik Ethik (beyde letztern Wörter Ethik, beide letzteren Benennungen im weitermweitern Verstande genommen).genommen. ] ;
199.

Wie die bisher erwehnte theoretische Philosophie uns die Natur kennen lehrt: so zeigt uns die praktische, wie wir der Natur folgen, oder davon den besten Gebrauch zur höchstmöglichsten Glückseligkeit des Menschen machen müssen (§. 172.); und weil sich die eigentliche Philosophie nur auf die geistigen Eigenschaften der Dinge einschränket (§. 170.): so kan die praktische Philosophie auch nur eine Anweisung zur höchstmöglichsten Verbesserung und Ge[187]brauch unsrer Geisteskräfte enthalten. Diese sind entweder Vorstellungen oder Neigungen. Man hat aber diejenigen Theile der Philosophie, welche die beste Bildung und Anwendung unsrer Vorstellungen betreffen, bereits zur theoretischen Philosophie geschlagen (§. 172. (Anm.)Anmerkung 1. und §. 174.); also muß sich auch die praktische Philosophie nur auf Bildung und Lenkung unserer Neigungen oder unsers Willens, nur auf die moralischen Wissenschaften, einschränken.

(a)
in so fern] ; insofern (c)
vermag,] ; vermag (c)
Vernunft] ; Vernunft, (c)
175 ] ; 175. (c)
so fern] ; sofern (c)
kan] ; kann (c)
einerley] ; einerlei (c)
so fern frey ] ; sofern frei (c)
der Gesetze (allgemeiner Sätze)] ; allgemeiner Sätze oder Gesetze (c)
kan] ; kann (c)
183 ] ; 183. (c)
freyer] ; freier (c)
sittlichen,] ; sittlichen (c)
(ebendaselbst)] ; (c)
Ethik Ethik (beyde letztern Wörter] ; Ethik, beide letzteren Benennungen (c)
weiterm] ; weitern (c)
genommen).] ; genommen. (c)
203] ; 200 (a)
Wissenschaft] ; Wissenschaften (a)
wäre eben so viel] ; hiesse nichts anders (a)
] ; entweder (a)
und ein jedes vernünftiges Wesen, immer vernünftig handeln müsse. – Keine Fähigkeiten und keine Umstände haben eigentlichen Werth und machen glücklich, als so fernsofern sie recht gebraucht werden; nur der gute WilleWille ist ohne Einschränkung gut, und kankann mit Recht das höchste Gut genannt werden *).werden. *) – Es ist auch so offenbar, daß wahre, ungetrübte, dauerhafte GlückseligkeitGlückseligkeit nur davon, nur von stetem vernünftigen HandelnHandeln und der NeigungNeigung dazu abhängt, daß man entweder gegen seine höchst möglichste Glückseligkeit gleichgültig seyn, oder glauben müßte, sie ohne vernünftigen Gebrauch seiner Kräfte oder Umstände erreichen zu können, wenn es uns gleich vielgleichviel wäre, ob unser Wille gut seysei oder nicht, oder wenn wir um alle Kenntniß der Beschaffenheit eines wahrhaftig guten Willens, und der Mittel ihn zu erlangen, unbekümmert blieben.] ; nach der höchst möglichsten Glückseligkeit trachten müßte, oder ob er sie ohne Ueberlegung des Besten und dem Gebrauch seiner Kräfte dazu, erreichen könne. Alle Bedenklichkeiten gegen den grossen Werth der moralischen Wissenschaften müssen demnach auf blossen Mißverstand beruhen. *) – Da aber die moralischen Handlungen von der Gesinnung abhängen, und diese erst jenen ihren Werth giebt, auch der Begriff der Glückseligkeit nicht nach äusserlichen sehr zufälligen und veränderlichen Umständen, sondern nach dem Wachsthum der innern Vollkommenheit des Menschen, gewürdigt werden kan: **) so müssen diese Wissenschaften nicht nur auf Beförderung guter Handlungen, sondern auch und vornehmlich guter Gesinnungen, nicht nur auf die beste Lenkung, sondern auch auf die Verbesserung des menschlichen Willens, arbeiten; überhaupt aber – den grossen Umfang der Pflichten richtig und bestimmt darstellen – sie durch die dringensten Gründe empfehlen – und die Mittel angeben, wodurch gute Gesinnungen und Handlungen am wirksamsten hervorgebracht, erhalten und vermehrt werden können. (a)
so fern] ; sofern (c)
kan] ; kann (c)
werden *).] ; werden. *) (c)
gleich viel] ; gleichviel (c)
sey] ; sei (c)
*) S.Siehe Kant, Immanuel Kant's Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S.Seite 1 flg.folgend fg.folgend ] ; 1 2 (a)
flg.folgend ] ; (fg.)folgend (c)
204.Wenn man die hieher gehörigen Kenntnisse, welche uns die Natur darbietet, in eine Wissenschaft bringen will:will, so kankann sie entweder bloß auf Begriffe und Sätze der reinen Vernunft oder auch auf ErfahrungssätzeErfahrungssätze gebaut werden. Nur in jenem Fall entsteht eine eigentliche Wissenschaft, die Kant, Immanuel Kant inim eigentlichen und engern Verstande (§. 202 202. ) Moral oder praktische Philosophie, und mit einem besondern Namen Metaphysik Metaphysik der Sitten nennt (§. 183 183. ); in diesem Fall aber, d. i.das ist wenn sie empyrischempirisch empirisch ist, praktische AnthropologieAnthropologie (§. 190 190. Anmerk.Anmerkung). Jene würde lediglich müssen aus dem allgemeinen Begriff eines vernünftigen Wesens hergeleitet werden müssen, und Gesetze enthalten, die nicht bloß für den Menschen, sondern für alle vernünftige Wesen gälten, auch allen andern Gesetzen für den WilleWillen zum Grunde lägen. Daß wir einer solchen reinen MoralMoral bedürfen, ist leicht einzusehen. – Denn woraus kankann man sonst beweisen, daß etwas gut oder böse, PflichtPflicht seysei oder nicht? Beruft man sich deswegen auf Gefühle, oder auf menschliche oder göttliche Gesetze, oder BeyspieleBeispiele, oder erkannte nützliche Folgen, oder was man sonst als verpflichtend anführen mag:mag; so sind ja diesdieß immer subjectivsubjective Gründe, wobeywobei stets die Frage entstehen kankann: ob es nicht Täuschung seysei, ob nicht das Urtheil durch Gründe des Angenehmen oder Nützlichen, statt des Rechtmäßigen, ob es nicht durch Eigennutz, durch Gewohnheit, durch Temperament gestimmt werde? ob die guten Folgen nothwendig aus der Handlung oder aus zufälligen Umständen entspringen? ob die Handlungen also wirklich Lob oder Tadel verdienen? ob jemand das Recht hatte, gewisse Gesetze zu geben, oder sich auf solche, als Gesetze, einzulaßeneinzulassen? selbst beybei vorgegebenen göttlichen GesetzeGesetzen, ob es wirklich göttliche sind? welche Frage anders nicht kannicht anders kann bejahet werden, als so fernsofern dergleichen angeblich göttliche Gesetze mit dem, was ursprünglich recht ist, übereinstimmen; so wie nicht einmal eine Verbindlichkeit, sie zu beobachten, überzeugend erkannt werden kankann, wenn man nicht voraussetzt, daß Gottes Wille höchst heilig seysei, welche Heiligkeit wieder in der durchgängigen Uebereinstimmung seines Willens und der daher fließenden Gesetze, mit jenen Urbegriffen vom Recht- und Unrechtmäßigen besteht. – Wie anders, als durch solche aus dem Begriff eines vernünftigen Wesens geschöpfte Begriffe und GesetzeGesetze, läßt sich auch der nothwendige Unterschied zwischen RechtRecht und UnrechtUnrecht, und der wahre Werth sowohl als die Möglichkeit der TugendTugend darthun,darthun; oder wie kankann man sonst hinlänglich dem Eigendünkel und der Zweifelsucht dererjenigenderer begegnen, die überall an keine Tugend noch an einen solchen sittlichen Unterschied glauben, zumal wenn sie durch die Uneinigkeit der Menschen über diese Gegenstände, durch viele schlimme Erfahrungen, und durch scharfsichtige Beobachtung der menschlichen Schwäche und Scheintugenden, gegen alle Tugend eingenommen sind? – Und wie sehr ist der Mensch geneigt, wenn er seine PflichtenPflichten mit seinen BedürfnisseBedürfnissen und NeigungenNeigungen vergleicht, und in ihrer Befriedigung seine GlückseligkeitGlückseligkeit zu finden glaubt, entweder Pflicht nicht für Pflicht zu halten, weil sie seiner Glückseligkeit im Wege zu stehen scheint,scheint; oder sich Ausnahmen zu erlauben, und diese damit zu rechtfertigen, daß sie nicht allgemein verbindlich sey,sei; oder sie mit seinen Neigungen und Wünschen zu vereinigen, und dadurch Pflicht und Gesetze zu entkräften! undUnd was kankann ihn dagegen sichern, oder seinem hinhin- und her schwankendenherschwankenden GewissenGewissen mehr Festigkeit geben, als die Ueberzeugung von ihrer Allgemeinheit, die nur durch reine Vernunft erwiesen werden kankann? – Ueberhaupt aber erfordert wahre Tugend, daß man nicht nur das Gute thue, sondern auch eben darum, weil es gut ist, und nicht bloß den Gesetzen gemäß, sondern auch aus Achtung Achtung gegen die Gesetze handle. Hiezu dient denn eben die Ueberzeugung von der Verbindlichkeit dieser Gesetze an sich, ohne Rücksicht auf andreandere (subjective) Gründe, die aber freylichfreilich nicht anders, als,als unabhängig von diesen, aus reiner Vernunft bewiesen werden kankann. Anm. Anmerkung Es wäre also höchst nöthig, diese bloß auf reine Vernunft gegründete MoralMoral von aller empyrischenempirischen empirischen getrennt, als einen besondrenbesondern Theil oder Wissenschaft vorzutragen. Die sehr nützliche Wissenschaft, welche Wolff, Christian von Wolf , und nach ihm Andere, unter dem Namen einer allgemeinen praktischen Philosophie aufgestellt haben, untersucht zwar den Willen überhaupt mit den daraus fließenden allgemeinen Grundsätzen; sie schränkt sich aber nicht auf bloß reine VernunftbegriffeVernunftbegriffe ein, sondern nimmt vielmehr ErfahrungsgrundsätzeErfahrungsgrundsätze zu Hülfe. Ganz eigentlich aber hat Kant, Immanuel Kant , sowohl vorläufig in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, als noch vielmehr in der Kritik der praktischen Vernunft, Riga 1788 in1788. gr.groß 8.8., dieses beabsichtigt.beabsichtigt, worauf mehrere Schriften dieser Art, zum Theil übereinstimmend, zum Theil abweichend von Heydenreich, Karl Heinrich Heydenreich, Bendavid, Lazarus Bendavid u. A.und Andere gefolgt sind, womit auch Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst F. Schleyermacher's Kritik der bisherigen Sittenlehre, Berlin 1803., zu vergleichen ist. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten Gemeint ist die Erstauflage aus dem Jahr 1785 (vgl. I § 183). Heydenreich, Bendavid Zu nennen sind die dreiteilige Propaedevtick der Moralphilosophie nach Grundsätzen der reinen Vernunft (1794) des Leipziger Philosophen Karl Heinrich Heydenreich (1764–1801) sowie die Vorlesungen über die Critik der practischen Vernunft (1796) des jüdischen Aufklärers und Kantianers Lazarus Bendavid (1762–1832). F. Schleyermacher's Kritik der bisherigen Sittenlehre, Berlin 1803 Friedrich Schleiermachers (1768–1834) Schrift trägt den Titel Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre (1803). 205.Betrachtet man die moralischen Gesetze in Rücksicht auf den menschlichen WilleWillen insbesondreinsbesondere, mit alleallem dem, was in der Natur des Menschen die Ausübung jener Gesetze begünstigt, oder erschwert und hindert: so entsteht daraus die praktische Philosophie in dem gewöhnlichern Sinn, die (nach §. 204 204. ) auch praktische Anthropologie heissenheißen könnte. Diese gründet sich sowohl auf Grundsätze der reinen Moral, daher sie auch Einige angewandte MoralphilosophieMoralphilosophie nennen, als auf die SeelenlehreSeelenlehre. Es mag nun diese Wissenschaft die allgemeinen Grundsätze der Sitten mit aufnehmen, oder, wenn sie diese einer allgemeinen praktischen Philosophie oder der Metaphysik der Sitten überläßt, sich auf die menschlichen Sitten einschränken: so muß sie – die wahre Natur der den Menschen möglichen Tugend und den großen Umfang der Pflichten darstellen, die aus der Natur und den Verhältnissen der Menschen entstehen –entstehen; sie mit überzeugenden Beweisen und dringenden Empfehlungsgründen unterstützen – und ihre Ausführbarkeit klar machen, d. i.das ist sowohl die Hindernisse angeben, die ihrer Ausübung im Wege stehen, und die rechte Art, sie zu überwinden, lehren, als auch zugleich die Mittel vorlegen, wodurch gute Gesinnungen und Handlungen am wirksamsten hervorgebracht, erhalten und vermehrt werden können. – Diese auf MenschenkenntnißMenschenkenntniß gegründete praktische Philosophie kanPhilosophie, kann weit Mehreren faßlich und einleuchtend dargestellt werden, als die sogenannte reine,reine; und selbst diese letztere wird durch jene erst anschaulich. Durch diese Behandlungsart wird allen praktischen Grundsätzen und Lehren weit mehr Nachdruck gegeben und mehr Eingang verschafft. Hier kankann man recht eigentlich praktischen Vorurtheilen entgegen arbeitenentgegenarbeiten, die selbst der überzeugendsten Einsicht unsrerunserer Pflichten beybei der Ausübung so sehr im Wege stehen. Hier hat man besonders die beste Gelegenheit, die Trägheit und Muthlosigkeit aufzumuntern, indem man zeigt, wie gar wohl möglich und wie vortreflichvortrefflich die TugendTugend, und wie ausführbar unsreunsere PflichtenPflichten seynseyen. Hier läßt sich die Anwendung der Pflichten aufs Leben und auf besondrebesondere Fälle näher zeigen, und dadurch das Studium und die Ausübung der Pflichten sehr erleichtern. – Alles dies sind sehr große Vortheile, die dieser Art der Moral selbst einen gewissen Vorzug vor der reinen geben; wenn nur nicht, über das Bestrebendem Bestreben, faßlich zu werden, die Bestimmtheit, und über die Bemühungenden Bemühungen, Eindruck zu machen, die Gründlichkeit im Vortrage vernachläßigtvernachlässigt wird. ] ;
[189] 201.

Unter diesen moralischen Wissenschaften läßt sich zuförderst eine denken, welche bey den übrigen eben so zum Grunde läge, wie die Ontologie bey den Theilen der theoretischen Philosophie. Man könnte sie die allgemeine praktische Philosophie nennen. Sie müßte die Natur der Sittlichkeit deutlich bestimmen, den in der Natur gegründeten Unterschied von Recht oder Unrecht, Guten oder Bösen, klar machen, die allgemeinsten moralischen Begriffe und Grundsätze entwickeln und ausser Zweifel setzen, die gute Gesinnung und den moralischen Charakter bilden, die allgemeinsten Mittel angeben und empfehlen, wodurch der Mensch zum Guten gelenkt werden kan.

202.

Ohne sie giebts keine recht deutliche Gewißheit von Pflichten und Tugenden, die um so unentbehrlicher ist, je mehr die Anzahl leichtsinniger oder halbkluger Sophisten und Schwärmer überhand nimmt, welche mit der natürlichen Sittlichkeit die Glückseligkeit der Menschen untergraben, oder sie auf so schwankende Begriffe gründen, daß wichtige Pflichten verkannt und verdrängt, oder ein Spiel des Gutdünkens und höchstens des äusserlichen Wohlstandes werden. – Ueberdies sind alle gut heissende Handlungen, ohne gute Gesinnung, daraus sie fliessen, bloß mechanisch, und ein wahres Puppenspiel; der Selbstbetrug aber ist um so gefährlicher, je mehr er Thaten und Verdienste vor [190] sich zu haben scheint. Wo also nicht durch diese allgemeinere Wissenschaft das Herz und der Charakter gebildet, und der Grund zu einer wahren und beständigen Tugend gelegt wird, da kan höchstens nichts als eine bloß äusserliche und sehr unzuverläßige Glückseligkeit begründet werden.

(a)
will:] ; will, (c)
kan] ; kann (c)
in] ; im (c)
202 ] ; 202. (c)
183 ] ; 183. (c)
empyrischempirisch ] ; empirisch (c)
190 ] ; 190. (c)
müssen] ; (c)
] ; müssen (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
mag:] ; mag; (c)
dies] ; dieß (c)
wobey] ; wobei (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
einzulaßen] ; einzulassen (c)
bey] ; bei (c)
anders nicht kan] ; nicht anders kann (c)
so fern] ; sofern (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
Gesetze] ; Gesetze, (c)
Unrecht] ; Unrecht, (c)
darthun,] ; darthun; (c)
kan] ; kann (c)
dererjenigen] ; derer (c)
BedürfnisseBedürfnissen und] ; (c)
scheint,] ; scheint; (c)
sey,] ; sei; (c)
und] ; Und (c)
kan] ; kann (c)
hin] ; hin- (c)
her schwankenden] ; herschwankenden (c)
kan] ; kann (c)
andre] ; andere (c)
freylich] ; freilich (c)
als,] ; als (c)
kan] ; kann (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
empyrischenempirischen ] ; empirischen (c)
besondren] ; besondern (c)
1788 in] ; 1788. (c)
8.] ; 8., (c)
beabsichtigt.] ; beabsichtigt, worauf mehrere Schriften dieser Art, zum Theil übereinstimmend, zum Theil abweichend von 573 Heydenreich, Bendavid (u. A.)und Andere gefolgt sind, womit auch 574 F. Schleyermacher's Kritik der bisherigen Sittenlehre, Berlin 1803.textgrid:253zt, zu vergleichen ist. (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
alle] ; allem (c)
204 ] ; 204. (c)
heissen] ; heißen (c)
entstehen –] ; entstehen; (c)
] ; (c)
Philosophie kan] ; Philosophie, kann (c)
reine,] ; reine; (c)
kan] ; kann (c)
entgegen arbeiten] ; entgegenarbeiten (c)
unsrer] ; unserer (c)
bey] ; bei (c)
vortreflich] ; vortrefflich (c)
unsre] ; unsere (c)
seyn] ; seyen (c)
besondre] ; besondere (c)
das Bestreben] ; dem Bestreben, (c)
die Bemühungen] ; den Bemühungen, (c)
vernachläßigt] ; vernachlässigt (c)
206] ; 203 (a)
] ; Diese Anmerkung scheint desto nöthiger, da selbst der eingeführte Unterschied zwischen dem Recht der Natur und der Sittenlehre nicht selten eine Gleichgültigkeit gegen die innere Güte des Menschen, ja selbst gegen die Pflichten erweckt hat, die nicht gerade Pflichten gegen Andre sind. (a)
NaturNatur denkt, das heißt,] ; Natur, (d. i.)das ist (a)
bloßen] ; blossen (a)
vorfür sich oder im Verhältniß gegen Andre, als bloßeandere, in eben diesem Naturstande gedachte Menschen, und in einem Zustande, wo er noch keine andreandere Verbindungen mit ihnen, ausseraußer denen, die die Natur selbst gemacht hat, eingegangen ist: so darf er, nach dem Zweck seines Daseyns,] ; und vor aller freywilligen Uebereinkunft mit Andern, denkt: so darf er nach den Gesetzen der Vollkommenheit – (a)
vor] ; für (c)
Andre, als bloße] ; andere, in eben diesem Naturstande gedachte (c)
andre] ; andere (c)
ausser] ; außer (c)
brauchengebrauchen, und allesAlles, was er dadurch hervorbringt oder erlangt, ist als das Seinige anzusehen; nur mit der Einschränkung, daß, weil ein jeder andrer Mensch eben dieses darf, kein andrer an dem ebenmäßigen Gebrauch seiner Kräfte und dem Genuß desjenigen, was er dadurch bewirkt oder erworben hat, gehindert werden muß. Jeder Mensch hat also zu dem gedachten Gebrauch und Genuß] ; brauchen – um sich glücklich zu machen, (d. i.)das ist er hat (a)
brauchen] ; gebrauchen (c)
alles] ; Alles (c)
] ; dazu (a)
in dieser Rücksicht entsteht] ; (a)
] ; entsteht (a)
sein] ; seine (a)
heißt,] ; heißt: (a)
Erworbenen,] ; Erworbenen (a)
genießen könnte] ; geniessen konnte (a)
nennt man] ; heissen (a)
bedarf] ; bedarf, und dadurch die nehmlichen Rechte des Andern nicht gekränkt werden (a)
heissen] ; heißen (c)
diese Rechte] ; das Recht (a)
sie] ; es (a)
behaupten] ; erhalten (a)
zwinget] ; zwingt (c)
sie] ; es (a)
laßen] ; lassen (a, c)
andre] ; andere (c)
heissen unvollkommne ] ; heißen unvollkommene (c)
bloße] ; blosse (a)
Beyde gehören zu der oben (§. 204 und 5) erwähnten praktischen Anthropologie.] ; (a); ; Wenn man sich [222] statt einzelner Menschen ganze Völker, und diese als moralische Personen gegen einander, denkt: so entsteht aus dem Begriff eines solchen Volks, auf welches der Inhalt des Naturgesetzes angewendet wird, das sogenannte Völkerrecht. (c)
Anm. Anmerkung Siehe Sulzer, Johann Georg J. G. Sulzers Sulzer's vermischte philosophische SchriftenSchriften, S.Seite 389 flgg.folgende fgg.folgende und Mendelssohn, Moses M. Mendelssohns Jerusalem Mendelssohn's Jerusalem, I. S.Seite 29 f.folgend Sonst nenntenannte man auch Naturrecht den Inbegriff aller aus der Natur fließendenfliessenden Pflichten und Rechte, und verwies in die Moral (im engsten Verstande) oder in die Ethik (im engern Sinn §. 202 202. ) bloß die Mittel zur moralischen Bildung und Ausübung der Pflichten. Eine sehr unbequemebequeme Trennung, die auch hier nicht in Anschlag kommt. Das Völkerrecht gehört nicht in unsern Plan. ] ; (c)
] ; (Anm.)Anmerkung Siehe (c)
Sulzers ] ; Sulzer's (c)
Schriften] ; Schriften, (c)
flgg.folgende ] ; (fgg.)folgende und (c)
Mendelssohns Jerusalem] ; Mendelssohn's Jerusalem, (c)
nennte] ; nannte (c)
fließenden] ; fliessenden (a)
(im engsten Verstande)] ; (a)
die] ; (a)
(im engern Sinn §. 202 202. )] ; (a)
202 ] ; 202. (c)
unbequeme] ; bequeme (c)
] ; Das Völkerrecht gehört nicht in unsern Plan. (c)
207] ; 204 (a)
großen] ; grossen (a)
vollkommnen] ; vollkommenen (c)
unvollkommnen] ; unvollkommenen (c)
da] ; (c)
gegründeter] ; besser (a)
Recht der Natur] ; Recht der Natur (c)
Manchen] ; manchen (a)
] ; es (a)
das Naturrecht] ; (a)
Andre] ; Andere (c)
ZwangspflichtenZwangspflichten] ; Zwangspflichten, (a)
abwehren] ; abwähren (a)
äusserliche] ; äußerliche (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
eigentlichen] ; (a)
besondrer] ; besonderer (c)
werden;] ; werden, (a)
in der eigentlichen Moral] ; (a)
Andre] ; Andere (c)
beyde] ; beide (c)
(§. 206 206. )] ; (a)
206 ] ; 206. (c)
in der Erlernung] ; im Studium (c)
Anm.Anmerkung Anm. Wenn man sich statt einzelnereinzler Menschen ganze Völker, und diese als moralische Personen gegen einander, denkt: so entsteht aus dem Begriff eines solchen Volks, auf welches der Inhalt des Naturgesetzes angewendet wird, das sogenannte Völkerrecht Völkerrecht; das aber hier zu unsrer Absicht nicht gehört. ] ; 529 (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
einzelner] ; einzler (a)
208] ; 205 (a)
] ; noch (a)
und von der reinen praktischen] ; (a)
204 204. Anm.Anmerkung), aber nicht von dem NaturrechtNaturrecht (§. 206 206. ] ; 201. (a)
204 ] ; 204. (c)
206 ] ; 206. (c)
bey] ; bei (c)
besondre] ; besondere (c)
aus,] ; aus (c)
äusserlicher] ; äußerlicher (c)
] ; nur (c)
zugleich und eigentlich] ; (a)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
religiös ] ; religiöser (a)
] ; (c)
veredelt,] ; veredelt (c)
führt:] ; führt, (c)
Andrer] ; Anderer (c)
Anm. Anmerkung Durch den Eintritt in die häusliche und bürgerliche GesellschaftGesellschaftGesellschaft, geht zwar der Stand der Natur in einen conventionellen, d. i.das ist in einen solchen über, der auf freywilligenfreiwilligen Vertrag und Uebereinkunft beruht; aber es entstehen doch theils schon aus der Natur und der Absicht eines solchen Standes gewisse neue Pflichten, theils bleiben darin alle natürliche Rechte, und eben so alle natürliche Pflichten, so fernsofern man jenen nicht durch den Vertrag freywilligfreiwillig entsagt hat. Man hat daher auch die natürlichen Rechte und Pflichten der häuslichen und bürgerlichen Gesellschaft in zwey besondrezwei besondere Wissenschaften gebracht, die als Theile der praktischen Philosophie behandelt werden. Jene, die erstere, welche sich mit der häuslichen Gesellschaft beschäftigt, nennetnennt man die Oekonomik Oekonomik; die andreandere, so auf die bürgerliche Gesellschaft geht, die Politik Politik. Nach Verschiedenheit der Gesellschaften ließenliessen sich dergleichen Wissenschaften noch mehr vervielfältigen, und nach ihren mannichfaltigenmannigfaltigen Gegenständen und besondrenbesondern Theilen dieser Wissenschaftenderselben wieder besondrebesondere neue Wissenschaften bilden. {Die philosophische Moral ist eine vortreffliche Vorbereitung auf die christliche. Diese ist nun, besonders seit sie durch Calixtus zu einer von der Dogmatik getrennten Wissenschaft erhoben ward, selbst fast ganz philosophisch geworden. Dieß beweiset wenigstens, daß die vorzüglichsten Lehrer der Moral fühlten, wie die tiefe Ergründung der Vorschriften des ChristenthumChristenthums, Philosophie voraussetze und fordere. Zu dem ersten Studium sind vorzüglich empfehlungswerth: Eberhard, Johann August J. A. Eberhard's Sittenlehre der Vernunft. Berlin 1781. (nach dem Grundsatze der Wolff, Christian von Wolfschen Schule); nach dem System der kritischen Philosophie: Kant, Immanuel I. Kant's Metaphysik der Sitten. Königsberg 1801. Schmid, Carl Christian Erhard K. C. E. Schmidt's Versuch einer Moralphilosophie. Jena 1802. Jakob, Ludwig Heinrich von L. H. Jakob's philosophische Sittenlehre. Halle 1794.; nach den Principien der Wissenschaftslehre: Fichte, Johann Gottlieb J. G. Fichte's System der Sittenlehre. Jena 1798. Hiermit werden auch die moralischen Schriften der Alten, namentlich die von Platon Plato, Plutarch Plutarch, Epiktet Epictet, Arrian Arian, Simplicius Simplicius, Mark Aurel Marc Aurel, Cicero Cicero, Seneca Seneca, desgleichen die trefflichen Engländer Hutcheson, Francis Hutcheson, Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper of Shaftesbury, Smith, Adam Smith, Ferguson, Adam Ferguson, Paley, William Paley u. s. w.und so weiter zu vergleichen seyn. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers } ] ; (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
GesellschaftGesellschaft] ; Gesellschaft, (c)
freywilligen] ; freiwilligen (c)
] ; der (a)
so fern] ; sofern (c)
freywillig] ; freiwillig (c)
zwey besondre] ; zwei besondere (c)
nennet] ; nennt (c)
andre] ; andere (c)
ließen] ; liessen (a)
mannichfaltigen] ; mannigfaltigen (c)
besondren] ; besondern (c)
dieser Wissenschaften] ; derselben (c)
besondre] ; besondere (c)
] ; {Die philosophische Moral ist eine vortreffliche Vorbereitung auf die christliche. Diese ist nun, besonders 585seit sie durch Calixtus zu einer von der Dogmatik getrennten Wissenschaft erhoben ward, selbst fast ganz philosophisch geworden. Dieß beweiset wenigstens, daß die vorzüglichsten Lehrer der Moral fühlten, wie die tiefe Ergründung der Vorschriften des Christenthums, Philosophie voraussetze und fordere. Zu dem ersten Studium sind vorzüglich empfehlungswerth:
  • J. A. Eberhard's Sittenlehre der Vernunft. Berlin 1781.textgrid:2540h (nach dem Grundsatze der Wolfschen Schule);
nach dem System der kritischen Philosophie: nach den Principien der Wissenschaftslehre:
Hiermit werden auch die moralischen Schriften der Alten, namentlich die von 587 Plato, 588 Plutarch, Epictet, Arian, 589 Simplicius, 590 Marc Aurel, 591 Cicero, 592 Seneca, desgleichen die trefflichen Engländer 593 Hutcheson, 594 Shaftesbury, 595 Smith, 596 Ferguson, 597 Paley (u. s. w.)und so weiter zu vergleichen seyn. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers [}] (c)
] ;
206.

So wie man die Philosophie nach den verschiedenen Sachen abgetheilet hat, die man darin untersucht: so auch nach der verschiednen Art der Untersuchung (§. 172). Es läßt sich eine Wissenschaft der allgemeinen Eigenschaften der Dinge denken, die lauter nothwendig wahre Sätze enthält, wo also die Beweise nur aus Begriffen geführt, und diese so lange entwickelt werden müssen, bis man auf Sätze kommt, deren Gegentheil undenkbar ist. Dies ist, was man wissenschaftliche oder scientifische, systematische oder auch speculative Philosophie nennt, die den Namen einer Wissenschaft im strengsten Verstande verdient, und deren eigentlicher Zweck völlige Gewißheit ist. [195] Eine jede andre Philosphie würde mehr oder weniger gemeine oder populäre Philosophie seyn, je nachdem sie sich mehr oder weniger mit sinnlichen Dingen beschäftigte, mehr oder weniger sich der Induction oder der Analogie bediente, mehr oder weniger die Begriffe entwickelte.

207.

Man sollte gegen keine dieser Arten der Philosophie und gegen den unstreitigen Nutzen ungerecht seyn, welchen die eine wie die andere leisten kan. Man hat 1) Ursach, das Studium der Philosophie immer allgemeiner zu machen, und den Gebrauch des Nachdenkens bey jedermann zu befördern. Nachdenken kan jeder lernen, aber zur eigentlichen Speculation sind nur wenige fähig und aufgelegt. 2) Auch giebt es nur wenig Sätze, die streng demonstrirt werden können; der allergrösseste Theil unserer Kenntnisse beruhet auf Vermuthung, Wahrscheinlichkeit, höchstens auf morali[196]scher Gewißheit, und wir bedürfen dieser weit häufiger als der ganz eigentlich allgemeinen Wahrheiten; wenigstens vertritt bey den nothwendigsten allgemeinen Sätzen der Wahrheitssinn hinlänglich die Stelle der reinen Vernunft. 3) Je abgezogner ein Satz ist: je weniger lassen sich aus ihm besondre Erfindungen erklären, und je mehr man sich an Speculation und Vereinfachung der Begriffe gewöhnt: je schwerer hält es, aus dieser höhern Gegend sich wieder zu den gemeinen menschlichen Angelegenheiten herabzulassen, sich an die Entdeckung der Mit- und Zwischenursachen zu gewöhnen, und überhaupt seine Kenntnisse anwendbar zu machen: je leichter verfällt man auch auf die Einbildung, Dinge erklären zu können, die man nicht erklären kan, und bekümmert sich zu wenig um das Besondere oder Eigenthümliche einer Sache, ohne dessen Kenntniß keine wirkliche Erklärung derselben möglich ist.

[197] 208.

Wenn sich denn nun auch 4) viele Sätze nicht bis zur vollkommnen Evidenz oder zur reinen Vernunftkenntniß erheben liessen: so verdienen sie deswegen nicht aus dem Gebiete der Philosophie verbannt zu werden. Man hat Beyspiele genug, daß manche unevidente Sätze mit der Zeit bis zur Evidenz gebracht worden sind. Man gönne ihnen also einen kleinen Platz in der Philosophie, bemerke es nur, daß sie mit evidenten Sätzen nicht gleichen Rang haben, und hebe sie für künftige Untersuchung auf, wodurch sie vielleicht in der Zukunft klärer werden können. 5) Bedarf es denn auch überall der demonstrativen Gewißheit? In den meisten Fällen kommen wir mit Wahrscheinlichkeit aus, in den wichtigsten Angelegenheiten fehlt es an moralischer Gewißheit dem nicht, wer sie mit Fleiß sucht, und bey dieser und jener ist für unsre Glückseligkeit so gut, wie durch den gemeinen Wahrheitssinn, gesorgt, der, wo uns reine Vernunft abgeht, ihre Stelle vertritt, und uns selten irre führt. Bey Dingen, wo es auf moralisches Verhalten ankommt, ist moralische Gewißheit und Gefühl der Wahrheit immer zureichend. Moralische Uebungen erfordern sogar unevidente Kenntnisse. *) Laßt uns endlich nicht vergessen, daß wir hier im Stande der Kindheit leben, und als gute Kinder des besten Vaters, mit unsern Umständen zufrieden seyn, nicht klagen, wenn er uns unsre unzeitige Fragen nicht beantwortet, so weit gehen, als wir kommen können, und, wo wir nicht [198] weiter können, uns an das halten, was wir wissen, mit aller Treue auch seinen blossen Winken folgen, versichert, daß, wenn er unsern Fleiß jetzt nicht durch Erfüllung [unsrer] Wünsche belohnte, unser Wünschen thöricht [war], und es unser Unglück gewesen seyn würde, wenn er sie uns jetzt gewährt hätte.

209.

So schätzbar übrigens auch Gewißheit ist, eben so unentbehrlich ist zu unserer Glückseligkeit 6) der Eindruck, den unsre Erkenntniß macht, oder die Wirksamkeit der Erkenntniß. Dazu ist keine vollkommene Evidenz nöthig, bey der ohnehin das Herz sehr kalt bleiben kan, sondern anschauende, also sinnliche Erkenntniß. Weil nun populäre Philosophie sich weit weniger vom Sinnlichen entfernt, und mehr auf Empfindung und Einbildungskraft wirkt, als speculative, die sich mit Bearbeitung des Verstandes und übersinnlicher Erkenntniß beschäftigt: so befördert jene weit mehr, oder sie eigentlich allein, das Leben und die Thätigkeit der Erkenntniß. – Dieses gilt besonders 7) bey Geschäften des menschlichen Lebens, wo Weisheit und Klugheit mehr werth ist, als eigentliche Wissenschaft. Jene erfordern praktischen Beobachtungsgeist, (d. i.)das ist Fähigkeit oder Fertigkeit, die Umstände, unter welchen man zu handeln, [199] und die Menschen, die man zu lenken hat, durchzuschauen, und praktische Beurtheilungskraft (d. i.)das ist Fähigkeit oder Fertigkeit, in den einzlen Vorfällen das Rathsamste gleich zu erkennen und anzuwenden. Diesen ist speculative Philosophie nicht günstig. Denn sie beschäftigt sich mehr mit dem Möglichen als Wirklichen, und zieht den Blick zu sehr vom Gegenwärtigen und der wirklichen Lage der Sachen, und von der so mannichfaltigen individuellen Menschenkenntniß ab; sie sucht Einen Gegenstand, oft nur Eine Seite desselben, zu ergründen, anstatt mehrere Sachen auf einmal, und sie zugleich von mehrern Seiten anzuschauen; gewöhnt zu sehr an Beschäftigung mit dem gegenwärtigen Gegenstand der Betrachtung, als daß sie lebhafte Vorstellung des Künftigen, welches die Weisheit und Klugheit immer mit in Anschlag nehmen muß, befördern sollte; gewöhnt zu langsamen Entwickeln und Zergliedern, und hindert also den schnellen Blick und die augenblickliche Entschliessung, macht verlegen und unentschlüßig.

210.

Die bisher erwehnten grossen Vorzüge der populären Philosophie, nebst der Anwendung der wissenschaftlichen Philosophie da, wohin sie nicht gehörte, ihrem Mißbrauch zur Bestreitung mancher dem Menschen theuern Grundsätze, und die Allgenügsamkeit metaphysischer Pedanten, haben der populären Philosophie, vornemlich zu unsrer Zeit, grosse Achtung erworben, und der wissenschaftlichen eine zu schnöde Verachtung zugezogen. Unsere Zeitumstände tragen das Ihrige dazu bey. Man wird sich darüber nicht wundern, wenn man weiß, wie sehr sich zu unsrer Zeit der Fleiß in Untersuchung der sichtbaren Natur und die Vorliebe zu diesem Studium ausgebreitet habe; wie allgemeiner, auch unter Unstudierten, Begierde nach Aufklärung und Leserey worden sey, und wie sehr, bey dieser Menge derer, die auch mitreden wollen, bey der Seltenheit spe[201]culativer Köpfe, und bey dem Gefühl der mehrern Leichtigkeit und des grössern Bedürfniß des Raisonnements über vorkommende Dinge, als tiefsinniger Untersuchung, der Geschmack an dem habe zunehmen müssen, was gemeinnützig scheint, und unmittelbaren Nutzen zeigt; wie sehr endlich der französische Geschmack und Literatur auf unsre Nation gewirkt habe. – Alles dieses muß die Besorgniß erregen, ob nicht diese an sich sehr gerechte Liebe zur populären Philosophie in Gleichgültigkeit gegen Wahrheit und Gewißheit menschlicher Erkenntniß, gegen das Unsichtbare überhaupt, und somit gegen das, was nicht unmittelbar Nutzen zeigt, ausarten möchte.

211.

Und doch verdient die wissenschaftliche Philosophie eine solche Gleichgültigkeit, oder gar Verachtug, gewiß nicht. 1) Schon das, was den Menschen über die Thiere erhebt, was ihn allein für den Mangel mancher feinen Empfindung entschädigt, darin ihn viele Thiere übertreffen, und ihn gegen die Gefahr sichert, der ihn seine sinnliche Vorstellungen und Begierden aussetzen, nemlich das Vermögen, seine Vorstellungen zu verdeutlichen, und in ihre feinere Bestandtheile ausfzulösen, auch seine Wahl bis nach deutlicher Untersuchung aufzuschieben, zeigt, daß seine Erkenntniß der Natur um so vollkommner sey, je deutlich entwickelter sie ist, und empiehlt eine Wissenschaft, die ganz eigentlich ihn dahin führen soll. 2) So [202] fern man in der Philosophie allgemeine Grundsätze aufsucht, die wir hernach in einzlen Fällen mit Sicherheit anwenden können, giebt die populäre Philosophie keine durchgängige Sicherheit. Völlige Allgemeinheit kan nur aus Begriffen erkannt werden, Induction und Analogie zeigt nicht das ganz Allgemeine; gleichwohl nimmt die populäre Philosophie diesen letztren Weg, so wie die wissenschaftliche sich stets an Begriffe hält, und darauf die Allgemeinheit ihrer Sätze gründet. Ueberdies, da jeder, der auf jene Art philosophiret, seine Beobachtungen aus dem Kreise herausnimmt, der ihn am meisten anzieht, und mit dem er am meisten bekannt ist, und da die Absicht bey dieser Art von Philosophie Gemeinnützigkeit ist: so gewöhnt man sich, die Dinge zu einseitig oder nur nach besondern Verhältnissen, insbesondre den Menschen nur, oder doch am meisten nach der Lage, in der wir ihn sehen, oder die uns eigentlich intereßirt, zu betrachten, und daher vieles zu übersehen oder gar zu verachten, was doch zur allgemein richtigen Beurtheilung erfordert wird.

(a)
209] ; 212 (a)
Man spricht auch öfters von einer Philosophie der gesunden Vernunft, oder, etwas bestimmter ausgedrucktausgedrückt, des bloßen MenschenverstandMenschenverstandes, und von einer Philosophie des Lebens, oder der Welt, und empfiehlt sie so, als wenn sie das Studium der eigentlichen bisher beschriebenen Philosophie entbehrlich machte, oder wenigstens ihren Abgang gar wohl ersetzen könnte. – Wenn man sich die Begriffe davon deutlich zu machen sucht, um nur erst zu wissen, was diese Empfehlung eigentlich sagen solle:solle; so kankann doch der gemeine Menschenverstand (sensus communis), oder richtiger: der gemeine WahrheitssinnWahrheitssinn, anders nichts seyn, als das Vermögen, oder vielmehr die Fertigkeit der Seele, die Richtigkeit eines Urtheils unmittelbar, d. i.das ist ohne weitere Entwickelung der Begriffe eines Satzes und ihres Verhältnisses, zu erkennen; und alsdann könnte eine solche Philosophie keine andreandere, als so so erkannte Sätze,Sätze enthalten. Würde dann dieses Vermögen in Absicht auf praktische Sätze und beybei Bestimmung dessen, was rechtmäßig ist, betrachtet:betrachtet, so würde es das seyn, was man moralisches GefühlGefühl oder Gewissen Gewissen, als bloße Empfindung genommen, zu nennen pflegt. Allein Augenscheinlich zeigt sich 3) der grosse Werth der wissenschaftlichen Philosophie, wenn man auf Gewißheit Gewißheit der Erkenntniß ausgeht, ohne welche die Philosophie eine sehr unzuverläßige Führerin bey Untersuchungen und Handlungen ist. Gewiß ist das, wovon das Gegentheil (schlechthin oder unter gewissen Voraussetzungen) undenkbar ist; aber eben die DenkbarkeitDenkbarkeit oder Möglichkeit ist der Gegenstand der wissenschaftlichen Philosophie. Ob etwas denkbar sey, kan anders nicht als durch Entwickelung der Begriffe gefunden, und der Zweifel nicht völlig gehoben werden, ehe nicht der streitige Satz bis auf solche Sätze und Begriffe zurückgeführt ist, die keine weitere Entwickelung leiden. Wenn denn auch die Untersuchung sich, wie in den meisten Fällen, nicht bis zu nothwendig wahren Sätzen treiben läßt: so kan doch die verschiedene Abstufung der Wahrheit, oder die mehrere und wenigere Annäherung eines Satzes an das Undenkbare, mit einem Wort, das Wahrscheinlichere, anders nicht beurtheilt werden, als nach der möglichsten Verdeutlichung der Begriffe von den streitigen Sachen. Anm. Anmerkung 1. Wer dieses leugnen wollte, der müßte auch leugnen, daß man mit bewafneten Augen mehreres in einer Sache und ihre wahre Gestalt besser sehen könne, als mit blossen Augen; daß man nach einem deutlich abgetheilten Maaßstab sicherer messen könne, als nach dem blossen Augenschein; daß ein ScheidekünstlerScheidekünstler mehr von den Bestandtheilen und der wahren Natur der Mineralien entdecken könne, als ein Andrer durch das blosse Beschauen. Anm. Anmerkung 2. So sicher uns in vielen Fällen der Gemeinsinn, (§. 206 Anmerk.Anmerkung) und bey Bestimmung dessen, was Recht ist, das moralische Gefühl, leitet, so sehr wir Ursach habenhaben, gegen die SpeculationSpeculation mißtrauisch zu werden, wenn sie einem von bonvon beydenbeiden widerspricht;widerspricht, so großegrosse Dienste uns der Wahrheitssinn und das moralische Gefühl leistetbeyde thun, wenn wir nicht lange untersuchen können, oder,oder wenn es uns unmöglich ist, auf deutliche Begriffe zu kommen: so haben sie doch 1) nur einen sehr eingeschränkten Nutzen, nemlichnämlich nur in den Fällen, wo das Verhältniß des einen Begriffs in einem Satz gegen den andern Begriff sehr nahe ist, oder auf unsern beständig einerleyensich gleichbleibenden ErfahrungenErfahrungen beruht, oder wo zwischen einander gerade entgegengesetzten oder sehr einfachen Sätzen, nicht aber, wo zwischen vielerleyvielerlei oder zwischen sehr zusammengesetzten Sätzen entschieden werden soll.soll; 2) Undund dennoch 2) können sie beydebeide trügen, theils, theils weil sie zwar auf beständigen, aber oft nur einartigeneinseitigen Erfahrungen beruhen,beruhen (wie z. B.zum Beispiel beybei Einwohnern der heissestenheißesten Erdstriche, die nie die Verdichtung des Wassers durch Kälte wahrgenommen haben,)haben), theils, weil sich unvermerkt Vorurtheile des Temperaments, der Erziehung u. d. gl.und dergleichen u. dergl.und dergleichen einmischen. Natürlich kankann dieser Fehler nur durch Verdeutlichung der Begriffe entdeckt, und ihm abgeholfen werden, wodurch sich danndenn auch zeigt, wie das Wahrheits- oder moralische Gefühl auf Abwege gerathen sey; jener sei. Jener Fehler aber ergiebt sich nur aus neuen Erfahrungen, die zwar von dem Irrthum zurückbringen, aber doch noch auf keine vollständige Induction schließen laßenlassen. 3) Ueberhaupt aber führt dieser Sinn und dieses GefühlGefühl auf keine allgemeinen Sätze, die wir in der Philosophie nöthig haben, es seysei denn daß es analytische Sätze, d. i.das ist solche wären, wo das Prädicat schon in dem Subject eingewickelt liegt.schliessen lassen. ] ; 1 2 (a)
Man spricht auch öfters von einer Philosophie der gesunden Vernunft, oder, etwas bestimmter ausgedrucktausgedrückt, des bloßen MenschenverstandMenschenverstandes, und von einer Philosophie des Lebens, oder der Welt, und empfiehlt sie so, als wenn sie das Studium der eigentlichen bisher beschriebenen Philosophie entbehrlich machte, oder wenigstens ihren Abgang gar wohl ersetzen könnte. – Wenn man sich die Begriffe davon deutlich zu machen sucht, um nur erst zu wissen, was diese Empfehlung eigentlich sagen solle:solle; so kankann doch der gemeine Menschenverstand (sensus communis), oder richtiger: der gemeine WahrheitssinnWahrheitssinn, anders nichts seyn, als das Vermögen, oder vielmehr die Fertigkeit der Seele, die Richtigkeit eines Urtheils unmittelbar, d. i.das ist ohne weitere Entwickelung der Begriffe eines Satzes und ihres Verhältnisses, zu erkennen; und alsdann könnte eine solche Philosophie keine andreandere, als so so erkannte Sätze,Sätze enthalten. Würde dann dieses Vermögen in Absicht auf praktische Sätze und beybei Bestimmung dessen, was rechtmäßig ist, betrachtet:betrachtet, so würde es das seyn, was man moralisches GefühlGefühl oder Gewissen Gewissen, als bloße Empfindung genommen, zu nennen pflegt. Allein] ; Augenscheinlich zeigt sich 3) der grosse Werth der wissenschaftlichen Philosophie, wenn man auf Gewißheit der Erkenntniß ausgeht, ohne welche die Philosophie eine sehr unzuverläßige Führerin bey Untersuchungen und Handlungen ist. Gewiß ist das, wovon das Gegentheil (schlechthin oder unter gewissen Voraussetzungen) undenkbar ist; aber eben die Denkbarkeit oder Möglichkeit ist der Gegenstand der wissenschaftlichen Philosophie. Ob etwas denkbar sey, kan anders nicht als durch Entwickelung der Begriffe gefunden, und der Zweifel nicht völlig gehoben werden, ehe nicht der streitige Satz bis auf solche Sätze und Begriffe zurückgeführt ist, die keine weitere Entwickelung leiden. Wenn denn auch die Untersuchung sich, wie in den meisten Fällen, nicht bis zu nothwendig wahren Sätzen treiben läßt: so kan doch die verschiedene Abstufung der Wahrheit, oder die mehrere und wenigere Annäherung eines Satzes an das Undenkbare, mit einem Wort, das Wahrscheinlichere, anders nicht beurtheilt werden, als nach der möglichsten Verdeutlichung der Begriffe von den streitigen Sachen. (Anm.)Anmerkung 1. Wer dieses leugnen wollte, der müßte auch leugnen, daß man mit 606bewafneten Augen mehreres in einer Sache und ihre wahre Gestalt [204] besser sehen könne, als mit blossen Augen; daß man nach einem deutlich abgetheilten Maaßstab sicherer messen könne, als nach dem blossen Augenschein; daß ein 607 Scheidekünstler mehr von den Bestandtheilen und der wahren Natur der Mineralien entdecken könne, als ein Andrer durch das blosse Beschauen. (Anm.)Anmerkung 2. So sicher uns in vielen Fällen der Gemeinsinn, (§. 206 (Anmerk.)Anmerkung) und bey Bestimmung dessen, was Recht ist, das moralische Gefühl, leitet, (a)
] ; auch (c)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (c)
solle:] ; solle; (c)
kan] ; kann (c)
] ; oder (c)
andre] ; andere (c)
so ] ; so (c)
Sätze,] ; Sätze (c)
bey] ; bei (c)
betrachtet:] ; betrachtet, (c)
haben] ; haben, (c)
von] ; [von] (a)
beyden] ; beiden (c)
widerspricht;] ; widerspricht, (a)
große] ; grosse (a)
der Wahrheitssinn und das moralische Gefühl leistet] ; beyde thun (a)
oder,] ; oder (a)
nemlich] ; nämlich (c)
einerleyen] ; sich gleichbleibenden (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
soll.] ; soll; (a)
2)] ; (c)
Und] ; und (a)
] ; 2) (c)
beyde] ; beide (c)
theils,] ; theils (a)
einartigen] ; einseitigen (c)
beruhen,] ; beruhen (c)
bey] ; bei (c)
heissesten] ; heißesten (c)
haben,)] ; haben), (a, c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
kan] ; kann (c)
dann] ; denn (a)
sey; jener ] ; sei. Jener (c)
schließen laßenlassen. 3) Ueberhaupt aber führt dieser Sinn und dieses GefühlGefühl auf keine allgemeinen Sätze, die wir in der Philosophie nöthig haben, es seysei denn daß es analytische Sätze, d. i.das ist solche wären, wo das Prädicat schon in dem Subject eingewickelt liegt.] ; schliessen lassen. (a)
laßen] ; lassen (c)
sey] ; sei (c)
210.Eine ähnliche BewandnißBewandtniß hat es mit der Philosophie des Lebens oder der Welt. Heißt diese so viel als ErfahrungsphilosophieErfahrungsphilosophie, im Unterschiede von der Philosophie der reinen Vernunft, oder heißt siemeint man gar nur derden Inbegriff von solchen allgemeinen Sätzen, die unmittelbar im Handeln können angewendet werden können: so muß beybei Beurtheilung ihres Werthes und ihrer Unzulänglichkeit dasjenige in Anschlag kommen, was oben hin und wieder über den Werth und die Nothwendigkeit der reinen sowohl als aller theore tischen Philosophie gesagt worden ist; nicht zu gedenken, daß diese LebensphilosophieLebensphilosophie im letztern Sinne gar keine Wissenschaft seyn kankann, sondern eine bloße Sammlung ohngefehrohngefähr zusammengeschichteter Sätze, die weder Haltung haben, noch allgemeine Sicherheit in der Ueberzeugung geben. – Soll aber Philosophie des Lebens eine Anweisung zur WeisheitWeisheit und KlugheitKlugheit seyn:seyn, so ist es zwar die PflichtPflicht eines jedenJeden, sich beydebeide zu erwerben, d. i.das ist die Fertigkeit, das Beste zu finden, was in einzelnen Fällen zu thun, und wie es aufs besteBeste auszuführen seysei. Aber dieses kankann in keine Wissenschaft gebracht werden, weil sich allgemeine Sätze nicht aus bloßer Beobachtung abziehen laßenlassen, und weil die einzelnen Umstände, die Lage, in der man zu handeln hat, zu mannichfaltig sind, und ein sehr verschiednesverschiedenes Verhalten nothwendig machen. Eine Sammlung von praktischen MaximenMaximen würde nicht nur keine zusammenhängende Wissenschaft seyn, sondern auch zu vieles Halbwahre enthalten, das im Handeln selbst oft keine Anwendung litte. Weisheit und Klugheit erfordern vielmehr praktischen BeobachtungsgeistBeobachtungsgeist, d. i.das ist Fähigkeit oder Fertigkeit, die Umstände, unter welchen man zu handeln, und die Menschen, die man zu seinen Absichten zu lenken hat, durchzuschauenzu durchschauen, und praktische BeurtheilungskraftBeurtheilungskraft, d. i.das ist Fähigkeit oder Fertigkeit, in den einzelnen Vorfällen die besten Mittel gleich zu erkennen und anzuwenden. Dazu wird Anlage, Fleiß und Uebung erfordert, ohne die selbst alle Wissenschaft uns nichts zu unsrerunserer wirklichen Glückseligkeit hilft; lehren läßt sie sich, als eine eigentliche Wissenschaft, nichtWissenschaft zu lehren, minder unmöglich seyn. Anm. Anmerkung Da indeß viele, selbst unter den Studierenden, zur SpeculationSpeculation und tiefern Ergründung selbst moralischer Materien nicht geeignet sind, auch außerdem gerade die moralischen Wahrheiten ein sehr allgemeines Interesse haben, so sind auch populäre Bearbeitungen der Moral, wenn sie nur von richtigen Principien ausgehen und eine reine Sittenlehre predigen, nicht zu verachten, und mehrere derselben enthalten, namentlich für den praktischen Religions- und Sittenlehrer, reiche Materialien. Dieß gilt z. B.zum Beispiel von Werken, wie Basedow, Johann Bernhard J. B. Basedow's praktische Philosophie für alle Stände. Leipzig 1777. Gellert, Christian Fürchtegott C. F. Gellert's moralische Vorlesungen. Leipzig 1770. Bahrdt, Carl Friedrich K. F. Bahrdt's Moral für alle Stände. Berlin 1797., desgleichen viele der besten Wochenschriften, namentlich der Zuschauer, a. d. Engl.aus dem Englischen, und solche Schriften, welche auf einzelne Stände, auf Geschlecht und Alter Rücksicht nehmen. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Zuschauer, a. d. Engl. Der von Joseph Addison (1672–1719) und Richard Steele (1672–1729) herausgegebene Spectator war eine zwischen 1711 und 1712 täglich erscheinende Zeitschrift (insgesamt 555 Nummern zusammengefasst in sieben Bänden), die sich an das moralphilosophisch interessierte Bildungsbürgertum richtete. 1714 wurde der Spectator von Addison wiederbelebt und erschien nun über einen Zeitraum von sechs Monaten dreimal pro Woche (zusammengefasst in acht Bänden). Unter den hunderten, meist kurzlebigen moralischen Wochenschriften des 18. Jh.s nimmt The Spectator – zusammen mit dem Vorläufer The Tatler (1709–1711) und dem Nachfolger The Guardian (1713) – als Prototyp eine herausgehobene Stellung ein. Zwischen 1739 und 1744 erschien die von Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713–1762) besorgte deutsche Übersetzung Der Zuschauer. ] ;
213.

Wenn denn nun gleich diese wissenschaftliche Philosophie nicht alles ins Reine bringen und beantworten kan, was man von ihr völlig aufgeklärt wünschen möchte: so hat sie doch auch, wenn man sie gehörig treibt, 4) einen grossen Einfluß auf die Bildung unsrer Denkungsart und Characters. Sie gewöhnt zur bedächtigen und reifen Ueberlegung, auch der Kleinigkeiten, die ins Ganze sehr wichtig werden können, und ist in so fern ein Zaum der so gern ins Wilde gehenden Imagination und der Flüchtigkeit im Denken, sie kan selbst den Geschäftmann (τον πραγματικον ἀνδρα) zur Genauigkeit im Denken (justesse d'Esprit), und zu nüchterner Untersuchung bilden. Sie gewöhnt an Beschäftigung mit unsichtbaren Dingen, mit Religion, Tugend, innerer Kenntniß des Menschen, und hemmt den Hang zur Sinnlichkeit. Sie befördert, indem sie an bedächtige Untersuchung und Verdeutlichung der Begriffe gewöhnet, eine gewisse Ruhe des Geistes. Und, wenn man ihr vorwirft, sie führe auf unnütze, unentscheidbare Fragen, und zuletzt auf leere Wörter, so vergißt man dabey, daß dieses Urtheil nur denn erst wahr gemacht werden kan, wenn man sich an Verdeutlichung der Begriffe gewöhnt hat, und daß eben sie durch Auflösung der Fragen in ihre einfachsten Theile zeige, [ob [206]] eine Frage unstatthaft und unbeantwortlich sey. *)

1,
2,
(a)
Bewandniß] ; Bewandtniß (c)
heißt sie] ; meint man (c)
der] ; den (c)
können] ; (c)
] ; können (c)
bey] ; bei (c)
] ; die (c)
kan] ; kann (c)
ohngefehr] ; ohngefähr (c)
seyn:] ; seyn, (c)
jeden] ; Jeden (c)
beyde] ; beide (c)
beste] ; Beste (c)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
laßen] ; lassen (c)
] ; sind (c)
verschiednes] ; verschiedenes (c)
die Umstände,] ; (c)
durchzuschauen] ; zu durchschauen (c)
unsrer] ; unserer (c)
lehren läßt] ; (c)
sich,] ; (c)
Wissenschaft, nicht] ; Wissenschaft zu lehren, minder unmöglich seyn (c)
] ; 558 (c)
§. 211] ; 214 (a)
§.] ; (c)
EsWas übrigens die Methode des philosophischen Studiums betrifft, so läßt sich auchüberall nicht philosophiren, wenn man nicht den nöthigen Stoff Stoff hat, den man läutern und verarbeiten will. Daher wäre es sehr gut, wennsollten ] ; Wägt man die Vortheile unpartheyisch gegen einander ab, welche die wissenschaftliche und populäre Philosphie gewährt: so findet man gewiß, daß beyderley Philosphie mit einander verbunden zu werden verdiene; jene, vornemlich wenn es um Wahrheit und um bündige Ueberzeugung davon zu thun ist, diese, wenn die Ueberzeugung anschaulich und wirksam auf Herz und Leben, und das Erkannte recht anwendbar werden soll. Man kan den Stoff nicht läutern und verarbeiten, wenn man ihn nicht zuvor gesammlet hat, und man kan ihn nicht gehörig anwenden, wenn man ohne Regeln verfährt. Es wäre daher rathsam, daß (a)
Es] ; Was übrigens die Methode des philosophischen Studiums betrifft, so (c)
auch] ; überall (c)
Stoff] ; Stoff (c)
wäre es sehr gut, wenn] ; sollten (c)
frühzeitig, besonders auf Schulen,] ; erst (a)
Menschen,] ; Menschen (a)
Dinge] ; Dinge, beim Sprachstudium aber auf die Formen des Denkens und die Verhältnisse und Begriffe (c)
] ; würden (a)
besonders beybei dem] ; das (a)
bey] ; bei (c)
classischer] ; claßischer (a); ; classischen (c)
dem] ; das (a)
geleitet würdenwerden ] ; besonders angewendet werden möchte (a)
würden] ; werden (c)
Hätten] ; Haben (c)
geübt] ; vorgeübt (c)
gesammlet, alsdenn müßten] ; gesammelt, so müssen (c)
HätteHat man ihnen nachher] ; Wenn sie so (a)
Hätte] ; Hat (c)
gute] ; (a)
allgemeine] ; (a)
beygebracht] ; bekommen hätten (a); ; beigebracht (c)
wüßten] ; wissen (c)
nur] ; nur, (c)
ausgekörnt,ausgekörnt und] ; (c)
ausgekörnt,] ; ausgekörnt (a)
hätten,] ; haben, gehörig anzureihen, (c)
würden] ; werden (c)
nachgehends] ; (a)
bey] ; bei (c)
gehörig anreihen,] ; (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a, c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
wissenschaftliche Philosophie] ; wissenschaftliche, vornehmlich speculative Philosophie (c)
gesammlet] ; gesammelt (c)
angestellet] ; angestellt (c)
bey] ; bei (c)
aber auch,auch ] ; (a)
auch,] ; auch (c)
Untersuchungen,] ; Untersuchungen (a)
bekannt:] ; bekannt, (c)
eigne] ; eigene (c)
freyen] ; freien (c)
Philosophie,] ; Philosophie (a)
Streifereyen] ; Streifereien (c)
worin] ; worinn (a)
] ; zu (a)
gedacht] ; gelegt (c)
Weg,] ; Weg (a)
GeschmakGeschmak] ; Geschmack (a, c)
freylich] ; freilich (c)
besser,] ; besser (a)
] ; entschieden werden (a)
entschieden werden] ; (a)
212] ; 215 (a)
Uebrigens möchtenDemnach sind die Haupterfordernisse zu einem wahrhaftig nützlichen] ; In dem, was bisher über wissenschaftliche und populäre Philosophie gesagt worden ist, liegt auch das, worauf man hauptsächlich bey dem (a)
Uebrigens möchten] ; Demnach sind (c)
wohl folgende seyn.zu sehen hat. –] ; folgende: (c)
wohl folgende seyn.] ; zu sehen hat. (a)
Stetes Trachten allein nach WahrheitWahrheit, ohne Rücksicht auf Neues, Berühmtes, Gangbares, oder was unsern Leidenschaften schmeichelt. –] ; (a)
schnell zum Ziele einer Untersuchung eilen, und bald nach Resultaten haschen.haschen; – Vielmehrvielmehr nicht] ; (a)
haschen.] ; haschen; (c)
Vielmehr] ; vielmehr (c)
] ; als (c)
bey] ; bei (c)
Im Untersuchen stete] ; Stete (a)
anderer] ; der (a)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
Sache,] ; Sache oder (a)
, und wegen Mangel vonan Vorerkenntnissen,] ; (a)
von] ; an (c)
durchzuschauen] ; zu durchschauen (c)
nicht einmal] ; (a)
] ; nicht (a)
] ; 565 (c)
213216215[!]. Die philosophische Literatur, oder Kenntniß der vornehmsten Schriftsteller, welche sich um die AufklärungAufklärung der Philosophie verdient gemacht haben, und ihre Schriften, kanlernt man schon einigermaßeneinigermassen, wenigstens ihrer Existenz nach, kennen lernen aus aus vorbenannten geschichtlichen Werken kennen; zum Theil ist sie aber auch in mehrern neuern Werken bearbeitet worden. Selbst die philosophischen Wörterbücher sind voll von Notizen dieser Art. Anm. Anmerkung Früherhin bediente man sich dazu der Bibliotheca philosophica Struve, Burkhard Gotthelf Struviana - - Struviana – aucta a Kahle, Ludwig Martin Lud. Mart. Kahlio , Goetting. 1740. in 2 Tomm.Tomi in gr.groß 8. noch mehr Vollständiger aber ist, zumal in Absicht auf neuere LitteraturLiteratur und bessere Wahl der Bücher,noch besser aus derdie Anleitung zur Kenntniß der auserlesenen LitteraturLiteratur in allen Theilen der Philosophie, von Hissmann, Michael Michael Hißmann , Göttingen 1778. 8. welche fortgesetzt zu werden verdient; die merkwürdigsten aber in Absicht auf einzelneeinzle Lehrsätze und Streitigkeiten darüber aus: Philosophia rationalis, auctore Hollmann, Samuel Christian Sam. Christ. Hollmanno , Edit. auct.Editio auctoris Goetting. 1767. 8. Desselbendesselben Prima Philosophia multum aucta, ebendaselbst, 1747. 8. Institutiones Pnevmatologiae et Theologiae naturalis, das.daselbst 1741. 8. Jurisprudentiae naturalis primae lineae, das.daselbst 1751. 8. und Philosophiae moralis,moralis s. Ethices primae lineae, das.daselbst 1768. 8; aus den anthropologischenAnthropologische und pnevmatologischenpnevmatologische Aphorismen, (von Hennings, Justus Christian Just. Christ. Hennings ) Halle 1777. 8. und Desselben Sittenlehre der Vernunft, Altenburg 1782. gr.groß 8., nebst den Feder, Johann Georg Heinrich Federschen Lehrbüchern und den Platner, Ernst Platnerischen Aphorismen, auch den philosophischen Bibliotheken und Magazinen von Windheim, Christian Ernst von Windheim, Hennings, Justus Christian Hennings, Lossius, Johann Christian Lossius , Loßius dann Ernesti, Johann Heinrich Martin J. H. M. Ernesti's encyklopädisches Handbuch einer allgemeinen Geschichte der Philosophie und ihrer Literatur. Lemgo 1807. desgl.desgleichen die oben S.Seite 231 angeführte Heydenreich, Karl Heinrich Heydenreichsche Schrift. Die neueste Literatur liefern zum Theil nur die philosophischen Bibliotheken und Magazine, dergleichen Caesar, Karl Adolf Cäsar, Eberhard, Johann August Eberhard, Feder, Johann Georg Heinrich Feder, Meiners, Christoph Meiners und andern. Meiners, Abicht, Johann Heinrich Abicht, Grolman, Karl Ludwig Wilhelm von Grollmann, Niethammer, Friedrich Immanuel Niethammer, Buhle, Johann Gottlieb Buhle und Bouterwek, Friedrich Bouterweck herausgegeben haben. Unter den philosophischen Wörterbüchern bemerken wir: Lossius, Johann Christian J. C. Lossius neues philosophisches Reallexicon, 4 Bände. Erfurt 1803–1807. Mellin, Georg Samuel Albert G. S. A. Mellin's allgemeines Wörterbuch der Philosophie, 2 Bände, 1805–1807., und Dessen Wörterbuch der kritischen Philosophie, 1. bis 6. Bd.Band Züllichau 1797 fg.folgend A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Federschen Lehrbüchern Als mehrfach aufgelegte und weit verbreitete Lehrbücher des nicht zuletzt durch seine Auseinandersetzung mit Kant bekannten Philosophen Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) sind der Grundriß der Philosophischen Wissenschaften nebst der nöthigen Geschichte (1767), die Logik und Metaphysik (1769), das später unter dem Titel Institutiones Logicae et Metaphysicae (1777) ins Lateinische übersetzt wurde, sowie das Lehrbuch der praktischen Philosophie (1770) zu nennen. Platnerischen Aphorismen Gemeint sind die zweiteiligen Philosophische[n] Aphorismen nebst einigen Anleitungen zur philosophischen Geschichte (1776/1782; 31793/1800) des Mediziners und Philosophen Ernst Platner (1744–1818), der als Leibnizianer durch seine Kritik an Kant, aber auch als Mitbegründer der modernen Anthropologie (vgl. I § 190) hervorgetreten ist. Mit dem Lehrbuch der Logik und Metaphysik (1795) lieferte Platner auch einen nachgearbeiteten Auszug der betreffenden Teile der Aphorismen. philosophischen Bibliotheken und Magazinen von Windheim, Hennings, Lossius, Cäsar, Eberhard, Feder, Meiners und andern Gemeint sind die in drei Bänden erschienene Göttingische Philosophische Bibliothek (Hannover 1749–1750), die ihr Herausgeber Christian Ernst von Windheim (1722–1766) unter dem Titel Philosophische Bibliothek (Nürnberg bzw. Hannover 1751–1757) in sechs weiteren Bänden fortführte; die von Johann Ernst Faber (1745–1774) und nach dessen frühem Tod von Justus Christian Hennings (1731–1815) fortgeführte zweibändige Neue Philosophische Bibliothek (Leipzig 1774–1776); Johann Christian Lossius' (1743–1813) Neueste Philosophische Litteratur (Halle 1778–1782) in sieben Bänden sowie als Fortsetzung dessen dreibändige Übersicht der neuesten Philosophischen Litteratur (Gera 1784–1785); Karl Adolf Caesars (1744–1810) sechsbändige Denkwürdigkeiten aus der philosophischen Welt (Leipzig 1785–1788) und dessen in nur zwei zweiteiligen Bänden erschienenen Philosophische[n] Annalen (Nürnberg 1787–1793); das von Johann August Eberhard herausgegebene vierbändige Philosophische Magazin (Halle 1788–1792) zusammen mit dessen zweibändigem Philosophische[n] Archiv (Halle 1792–1795); die vierbändige Philosophische Bibliothek (Göttingen 1788–1791) des kurz zuvor genannten (s.o.) Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) und Christoph Meiners (1747–1810). Nicht wenige dieser gegenüber der ersten Auflage der Anweisung erweiterten Liste von philosophischen Periodika stehen der Philosophie Kants kritisch gegenüber. Als weitere philosophische Bibliotheken und Magazine können Johann Jakob Hottingers Bibliothek der neuesten theologischen, philosophischen und schönen Litteratur (Zürich 1784–1786), Joachim Georg Darjes' Jenaische philosophische Bibliothek (Jena 1759–1760), die Philosophische Bibliothek von Friedrich Just Riedel (Halle 1768–1769) bzw. Johann Tobias Sattler (Leipzig 1771–1772) oder Rudolf Wilhelm Zobels Bibliothek der Philosophie und Litteratur (Frankfurt/Oder 1774–1775) genannt werden. Abicht, Grollmann, Niethammer, Buhle und Bouterweck Gemeint sind das von Johann Heinrich Abicht (1762–1816) gemeinsam mit Friedrich Gottlob Born (1743–1807) besorgte Neue philosophische Magazin. Erläuterungen und Anwendungen des Kantischen Systems bestimmt (Leipzig 1789/1790–1790/1791) in zwei Bänden und das dem Untertitel nach in Gesellschaft mit mehreren Gelehrten herausgegebene dreibändige Philosophische Journal (Erlangen 1794–1795); Karl Ludwig Wilhelm von Grolmans (1775–1829) in nur zwei Heften erschienenes Magazin für die Philosophie des Rechts und der Gesetzgebung (Gießen 1798–1799), das dann in zwei Bänden unter dem Titel Magazin für die Philosophie und Geschichte des Rechts und der Gesetzgebung (Gießen/Darmstadt 1800–1807) bzw. gemeinsam mit Egid Valentin von Löhr (1784–1851) als (Neues) Magazin für Rechtswissenschaft und Gesetzgebung (Gießen 1820–1844) fortgesetzt wurde, sowie die beiden gemeinsam mit Johann Ernst Christian Schmidt (1772–1813) und Friedrich Wilhelm Daniel Snell (1761–1827) herausgegebenen, aber Rudiment gebliebenen Zeitschriften Allgemeine Bibliothek der neuesten philosophischen Literatur (Gießen 1799) und Journal zur Aufklärung über die Rechte und Pflichten des Menschen und Bürgers (Herborn/Hadamar 1799/1800); das 1795 von Friedrich Immanuel Niethammer (1766–1848) gegründete und ab 1797 zusammen mit Johann Gottlieb Fichte (1762–1814) herausgegebene Philosophische Journal einer Gesellschaft teutscher Gelehrten (Neustrelitz bzw. Jena/Leipzig 1795–1800) in zehn Bänden; das von Johann Gottlieb Buhle (1763–1821) und Friedrich Bouterwek (1766–1828) herausgegebene zweibändige Göttingische philosophische Museum (Göttingen 1798–1799) und als dessen Nachfolger das von Bouterwek allein besorgte Neue Museum der Philosophie und Litteratur (Leipzig 1803–1805). J. C. Lossius neues philosophisches Reallexicon, 4 Bände. Erfurt 1803–1807 Im Gegensatz zu den ersten drei Bänden dieses Lexikons ist der vierte Band ohne Jahresangabe erschienen. Er datiert vermutlich bereits aus dem Jahr 1806. G. S. A. Mellin's allgemeines Wörterbuch der Philosophie, 2 Bände, 1805–1807 Der erste Band ist 1806 erschienen. 214217213[!]. Billig müßte aberaber müßte niemand, werkeiner, der die Philosophie studierenstudiren will, unterlaßenunterlassen, sich auch mit der Geschichte Geschichte der Philosophie bekannt zu machen. Sie ist eigentlich die Geschichte des menschlichen Verstandes und seiner fortgeschrittnenfortgeschrittenen Bildung, und die Kenntniß derselben hat sonach den größestengrössestengrößten Einfluß in die Kenntniß der Geschichte und der Veränderungen aller andern Wissenschaften, namentlich der TheologieTheologie und der verschiednenverschiedenen Vorstellungen über die Lehrsätze der Religion, die stets von der jedesmaligen Gestalt und den Veränderungen der Philosophie mit abgehangen haben. Sie kankann uns belehrenkönnte lehren, wie weit man in der Philosophie, auch in AufklärungAufklärung einzelnereinzler Lehrsätze, fortgerückt, und was noch zu leisten übrig seysei, und die Ursachen der VerwirrungenVerirrungen nebst den Mitteln und Hindernissen des weitern Fortschritts begreiflich machen. Sie würde wenigstens auf einer Seite den allesAlles anstaunenden Dünkel, oder den Sectengeist verhindern und niederdrücken helfen, und auf der andern die BilligkeitBilligkeit in der Beurtheilung verschiednerverschiedener Meinungen befördern. 215218214[!]. Wenn sie diesen NutzenNutzen recht leisten sollte:soll, so müßtemuß sie freylichfreilich auf richtige KritikKritik der Quellen, auf genaue Kenntniß und Studium des philosophischen Sprachgebrauchs, nicht nur überhaupt, sondern auch bey einer jeden ParteyParteyParthey, Zeitjeder einzelnen Partei, Zeitperiode und einzelnereinzleneinzelnen Philosophen, folglich auf sehr feine SprachkenntnißSprachkenntniß und Bekanntschaft mit der Geschichte anderer WissenschaftenWissenschaften, gebauet seyn, und die Ursachen, Fortgänge und Folgen aufgeklärtaufgeklärter Begriffe und Lehrsätze deutlich darlegen, also auch gewissermassengewissermaßen mehr Geschichte der innerlichen Bildung der philosophischen Wissenschaften und einzelnereinzler Lehrsätze, als der Personen und Schriften seyn. An diesen Eigenschaften scheintfehlt es den meistenallen bisherigenfrühern Versuchen, die das Ganze dieser Geschichte umfassen sollen, mehr oder weniger zu fehlen, und nur wenige Versuche über einzelneeinzle Stücke dieser Geschichte, z. B.zum Beispiel das §. 139 angeführte Meiners, Christoph Meinerssche Werk, nähern sich dieser Vollkommenheit. – Bis jetzt sind noch immer weniger; aber auch hierin hat die neuere Literatur sehr bedeutende Fortschritte gemacht. Anm. Anmerkung Früherhin waren Brucker, Johann Jakob Jacob Bruckers Brucker's kurze Fragen aus der philosophischen Historie, Ulm 1731–1735 in 7 Theilen in 127 Theile, 12. Ulm 1731–1735., nebst einem Bande Neuer Zusätze, ebendas.ebendaselbst 1737. 12. und Ebendesselben ein Hauptwerk. Noch immer ist's Ebendesselben Historia critica Philosophiae, Lipsiae 1742–44. in1742–1744. 4 TomisTomi oder 5 Bänden in 4Bände 4., mit einem Appendix, als dem 6sten6ten Bande,Bande 1767. (jedes Werk in seiner Art vorzüglich);vorzüglich,) und für Anfänger aber Desselben Desselben Institutiones historiae philosophicae, Edit.Editio 3,3. auctior et emendatior, curavit Born, Friedrich Gottlob Frid. Gottl. Born ,2. Lipsiae 1790 in1756. gr.groß 1790. 8. und (Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph Adelung) Geschichte der Philosophie für Liebhaber, Leipz. 1786 und 87 in 3 Bänden in 8, die besten.oder Büsching, Anton Friedrich Anton Friedr. Büschings Grundriß einer Geschichte der Philosophie, Berlin 1771–74. in 2 Theilen in 8. die besten. In neuern Zeiten empfehlen sich als größere allgemeine Werke: Buhle, Johann Gottlieb J. G. Buhle Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, 8 Theile. Göttingen 1796–1804., und Desselben Geschichte der neuern Philosophie, 6 Bände. 1800–1805. nicht minder: Tennemann, Wilhelm Gottlieb W. G. Tennemann Geschichte der Philosophie, 1ster bis 8ter Band, 1798–1810., Tiedemann, Dieterich M. Tiedemann's Geist der speculativen Philosophie, 6 Bde.Bände Marburg 1791–1797, und Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph Adelung's Geschichte der Philosophie für Liebhaber, 3 Bde.Bände 8. Leipzig 1786 und 1787. als kürzere Lehrbücher: Eberhard, Johann August J. A. Eberhard's allgemeine Geschichte der Philosophie. Halle 1796., wozu des Verfassers Geist des Urchristenthums, 3 Theile, eine Art von Commentar ist. Gurlitt, Johannes J. G. Gurlitt's Abriß der Geschichte der Philosophie. Leipzig 1786., und ganz vorzüglich: Tennemann, Wilhelm Gottlieb Tennemann's Grundriß der Geschichte d. Philos. Leipz. 1812. Jacob Bruckers kurze Fragen aus der philosophischen Historie, Ulm 1731–1735 in 7 Theilen Der siebente Teil ist 1736 erschienen. Zudem folgten 1737 die Neue[n] Zusätze Verschiedener Vermehrungen, Erläuterungen und Verbesserungen Zu den Kurtzen Fragen Aus der Philosophischen Historie. Anton Friedr. Büschings Grundriß einer Geschichte der Philosophie, Berlin 1771–74. in 2 Theilen Der erste Teil ist 1772 erschienen. W. G. Tennemann Geschichte der Philosophie, 1ster bis 8ter Band, 1798–1810 Dieses Werk ist bis zu Wilhelm Gottlieb Tennemanns (1761–1819) Tod in insgesamt elf Bänden erschienen (Leipzig 1798–1819). Der achte Band zerfällt in zwei Teile (1810/1811). M. Tiedemann's Geist der speculativen Philosophie, 6 Bde. Marburg 1791–1797 Der Name des Autors lautet Dieterich Tiedemann (1748–1803). des Verfassers Geist des Urchristenthums, 3 Theile Gemeint ist Johann August Eberhards in Halle erschienenes Werk Der Geist des Urchristenthums. Ein Handbuch der Geschichte der philosophischen Cultur für gebildete Leser aus allen Ständen in Abendgesprächen (1807–1808). ] ;
(c)
213] ; 216 (a); ; 215[!] (c)
] ; philosophische Literatur, oder Kenntniß der (c)
kan] ; lernt (c)
] ; schon (c)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
kennen lernen aus] ; aus vorbenannten geschichtlichen Werken kennen; zum Theil ist sie aber auch in mehrern neuern Werken bearbeitet worden. Selbst die philosophischen Wörterbücher sind voll von Notizen dieser Art. (Anm.)Anmerkung Früherhin bediente man sich dazu (c)
Struve, Burkhard Gotthelf Struviana - -] ; Struviana – (c)
in] ; (c)
in] ; (c)
noch mehr Vollständiger aber ist, zumal in Absicht auf neuere LitteraturLiteratur und bessere Wahl der Bücher,] ; noch besser (a)
noch mehr] ; Vollständiger aber ist (c)
Litteratur] ; Literatur (c)
aus der] ; die (c)
Litteratur] ; Literatur (a, c)
die merkwürdigsten aber in Absicht auf einzelneeinzle Lehrsätze und Streitigkeiten darüber aus: Philosophia rationalis, auctore Hollmann, Samuel Christian Sam. Christ. Hollmanno , Edit. auct.Editio auctoris Goetting. 1767. 8. Desselbendesselben Prima Philosophia multum aucta, ebendaselbst, 1747. 8. Institutiones Pnevmatologiae et Theologiae naturalis, das.daselbst 1741. 8. Jurisprudentiae naturalis primae lineae, das.daselbst 1751. 8. und Philosophiae moralis,moralis s. Ethices primae lineae, das.daselbst 1768. 8; aus den anthropologischenAnthropologische und pnevmatologischenpnevmatologische Aphorismen, (von Hennings, Justus Christian Just. Christ. Hennings ) Halle 1777. 8. und Desselben Sittenlehre der Vernunft, Altenburg 1782. gr.groß 8., nebst den Feder, Johann Georg Heinrich Federschen Lehrbüchern und den Platner, Ernst Platnerischen Aphorismen, auch den philosophischen Bibliotheken und Magazinen von Windheim, Christian Ernst von Windheim, Hennings, Justus Christian Hennings, Lossius, Johann Christian Lossius , Loßius ] ; dann J. H. M. Ernesti's encyklopädisches Handbuch einer allgemeinen Geschichte der Philosophie und ihrer Literatur. Lemgo 1807.textgrid:2545d (desgl.)desgleichen die oben (S.)Seite 231 angeführte Heydenreichsche Schrift. Die neueste Literatur liefern zum Theil nur die philosophischen Bibliotheken und Magazine, dergleichen (c)
einzelne] ; einzle (a)
Desselben] ; desselben (a)
moralis,] ; moralis (a)
aus den anthropologischen] ; Anthropologische (a)
pnevmatologischen] ; pnevmatologische (a)
und Magazinen] ; (a)
Lossius, Johann Christian Lossius ,] ; Loßius (a)
Caesar, Karl Adolf Cäsar, Eberhard, Johann August Eberhard, Feder, Johann Georg Heinrich Feder, ] ; (a)
Meiners, Christoph Meiners und andern.] ; Meiners, [235] 621 Abicht, Grollmann, Niethammer, Buhle und Bouterweck herausgegeben haben. Unter den philosophischen Wörterbüchern bemerken wir:
  • 622 J. C. Lossius neues philosophisches Reallexicon, 4 Bände. Erfurt 1803–1807.textgrid:2545j
  • 623 G. S. A. Mellin's allgemeines Wörterbuch der Philosophie, 2 Bände, 1805–1807.textgrid:2545r, und
  • Dessen Wörterbuch der kritischen Philosophie, 1. bis 6. (Bd.)Band Züllichau 1797textgrid:2545p (fg.)folgend (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers
(c)
Meiners, Christoph Meiners ] ; (a)
214] ; 217 (a); ; 213[!] (c)
müßte aber] ; aber müßte (a)
niemand, wer] ; keiner, der (c)
studieren] ; studiren (a)
unterlaßen] ; unterlassen (a, c)
] ; auch (c)
fortgeschrittnen] ; fortgeschrittenen (c)
größesten] ; grössesten (a); ; größten (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
kankann uns belehren] ; könnte lehren (a)
kan] ; kann (c)
einzelner] ; einzler (a)
sey] ; sei (c)
Verwirrungen] ; Verirrungen (a)
alles] ; Alles (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
215] ; 218 (a); ; 214[!] (c)
sollte:] ; soll, (c)
müßte] ; muß (c)
freylich] ; freilich (c)
bey einer jeden ParteyParteyParthey, Zeit] ; jeder einzelnen Partei, Zeitperiode (c)
ParteyPartey] ; Parthey (a)
einzelner] ; einzlen (a); ; einzelnen (c)
Wissenschaften] ; Wissenschaften, (c)
gewissermassen] ; gewissermaßen (c)
einzelner] ; einzler (a)
scheint] ; fehlt (c)
den meisten] ; allen (a)
bisherigen] ; frühern (c)
weniger zu fehlen, und nur wenige Versuche über einzelneeinzle Stücke dieser Geschichte, z. B.zum Beispiel das §. 139 angeführte Meiners, Christoph Meinerssche Werk, nähern sich dieser Vollkommenheit. – Bis jetzt sind noch immer] ; weniger; aber auch hierin hat die neuere Literatur sehr bedeutende Fortschritte gemacht. (Anm.)Anmerkung Früherhin waren (c)
einzelne] ; einzle (a)
Bruckers ] ; Brucker's (c)
Ulm 1731–1735 in 7 Theilen in 12] ; 7 Theile, 12. Ulm 1731–1735. (c)
und Ebendesselben] ; ein Hauptwerk. Noch immer ist's Ebendesselben (c)
1742–44. in] ; 1742–1744. (c)
Tomis] ; Tomi (c)
Bänden in 4] ; Bände 4. (c)
6sten] ; 6ten (c)
Bande,] ; Bande (a)
(jedes Werk in seiner Art vorzüglich);vorzüglich,) ] ; und (c)
vorzüglich);] ; vorzüglich,) (a)
aber Desselben] ; Desselben (c)
3,3. auctior et emendatior, curavit Born, Friedrich Gottlob Frid. Gottl. Born ,] ; 2. (a)
3,] ; 3. (c)
1790 in1756. gr.groß ] ; 1790. (c)
1790 in] ; 1756.textgrid:254d4 (a)
und (Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph Adelung) Geschichte der Philosophie für Liebhaber, Leipz. 1786 und 87 in 3 Bänden in 8, die besten.] ; oder 625 Anton Friedr. Büschings Grundriß einer Geschichte der Philosophie, Berlin 1771–74.textgrid:254d6 in 2 Theilen in 8. die besten. (a); ; In neuern Zeiten empfehlen sich als größere allgemeine Werke:
  • J. G. Buhle Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, 8 Theile. Göttingen 1796–1804.,textgrid:25447 und
  • Desselben Geschichte der neuern Philosophie, 6 Bände. 1800–1805.textgrid:25449
nicht minder:
  • 626 W. G. Tennemann Geschichte der Philosophie, 1ster bis 8ter Band, 1798–1810.,textgrid:2544d
  • 627 M. Tiedemann's Geist der speculativen Philosophie, 6 (Bde.)Bände Marburg 1791–1797,textgrid:2544j und
  • [234] Joh. Christoph Adelung's Geschichte der Philosophie für Liebhaber, 3 (Bde.)Bände 8. Leipzig 1786 und 1787.
als kürzere Lehrbücher:
  • J. A. Eberhard's allgemeine Geschichte der Philosophie. Halle 1796.,textgrid:2544p wozu 628des Verfassers Geist des Urchristenthums, 3 Theile, eine Art von Commentar ist.
  • J. G. Gurlitt's Abriß der Geschichte der Philosophie. Leipzig 1786.textgrid:2544w, und ganz vorzüglich:
  • Tennemann's Grundriß der Geschichte d. Philos. Leipz. 1812.textgrid:2544z
(c)
] ; und schöne Wissenschaften (a)
216] ; 219 (a)
] ; gründet sich (c)
gründet sich] ; (c)
bey] ; bei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
nutzbar,] ; nutzbar (a)
] ; daraus (c)
machen:] ; machen, (c)
einzelne] ; einzle (a)
zugleich] ; zugleich, (c)
UrsachUrsach] ; Ursach, (c)
Veränderungen] ; Verändrungen (a)
wurden,] ; wurden: (c)
bey] ; bei (c)
217] ; 220 (a)
alles] ; Alles (c)
geschiehet] ; geschieht (c)
größere] ; grössere (a)
interessirt] ; intereßirt (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
abzusondern,] ; abzusondern: (c)
daraus] ; daher (a)
verschiedne] ; verschiedene (c)
solche] ; (a)
Hiedurch] ; (Anm.)Anmerkung Hierdurch (c)
218] ; 221 (a)
angegebnen] ; angegebnem (a); ; angegebenen (c)
zusammenhängend,] ; zusammenhängend (a)
eignen] ; eigenen (c)
So fern] ; Sofern (c)
Materialien] ; Materialien (c)
kan] ; kann (a, c)
spekulativen] ; speculativen (c)
entwischen] ; entgehen (c)
Untersuchungen] ; Untersuchung (a)
219] ; 222 (a)
bloßes] ; blosses (a)
MagazinMagazin –] ; Magazin, (c)
SchuleSchule – der Weisheit und Klugheit] ; Schule der Weisheit und Klugheit (c)
bey] ; bei Tugenden, (c)
statt finden] ; stattfinden (c)
auf] ; die (c)
zu] ; mit (c)
sehen] ; berechnen (c)
dabey] ; dabei (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Mittel,] ; Mittel (a)
Andre] ; Andere (c)
großen] ; grossen (a); ; großem (c)
anschaulich,] ; anschaulich; (c)
drey] ; drei (c)
gewöhnet] ; gewöhnt (c)
kleinste] ; kleinsten (c)
derselben,] ; derselben (a)
] ; weit weniger (a)
unerwartete] ; [unerwartete] (c)
weit weniger] ; (a)
bey] ; bei (c)
ausser] ; außer (c)
hiedurch] ; hierdurch (c)
beynahe] ; beinahe (c)
handlen] ; handeln (c)
wobey] ; wobei (c)
kan] ; kann (a, c)
eignen] ; eigenem (c)
der Geschichte] ; dessen, was vor uns geschehen ist (c)
220] ; 223 (a)
genommnen] ; genommenen (c)
Maaßregeln,] ; Maaßregeln (a)
sowohl,] ; sowohl (a)
kann] ; ist (c)
] ; auch (c)
sehr viel beytragen, TugendTugend zu befördern,] ; ein Beförderungsmittel der Tugend, und kann vor Verirrungen (c)
von] ; (c)
zurückzuziehen] ; bewaren (c)
beyden] ; beiden (c)
unsre] ; unsere (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
erhebet] ; erhebt (c)
edlen] ; edeln (c)
göttlichen Regierung der Welt] ; göttlichen Weltregierung (c)
eröffnet,] ; eröfnet, (a); ; eröffnet; (c)
bey] ; bei (c)
größesten] ; grössesten (a); ; größten (c)
anscheinendem] ; anscheinenden (a)
mißlichen Ausgang,] ; mißlichem Ausgang (c)
werden,] ; werden; (c)
bey] ; bei (c)
diesem GangGange ] ; diesen Hang (a)
Gang] ; Gange (c)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
Ueberzeugung] ; überzeugt (c)
allem] ; Allem (c)
abhängt:] ; abhängt, (c)
221] ; 224 (a)
] ; sie (c)
Kenntniß der GeschichteGeschichte bey jeder Wissenschaft unentbehrlich, so fern] ; unentbehrliches Hülfsmittel jeder Wissenschaft, sofern (c)
muß,] ; muß (a)
so fern] ; sofern (c)
den] ; die (a)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
die Entdeckungen] ; sie (c)
so fern] ; sofern (c)
die] ; so manche (c)
sey] ; sei (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
bey] ; bei (c)
u. s. f.und so ferner ] ; u. s. f., (c)
auf] ; (a)
] ; gemacht (a)
kan] ; kann (c)
222] ; 225 (a)
verschaffen:] ; verschaffen, (c)
muß sie 1) der strengsten] ; sei ihre erste Eigenschaft die strengste (c)
läßt, nachgehen,] ; läßt; sie muß (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
Denkmahle] ; Denkmale (c)
] ; so (a)
einem] ; Einem (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
darthun:] ; darthun, (c)
Geschichtforscher] ; Geschichtsforscher (c)
Sachen] ; Sachen, (c)
historischen] ; historischer (c)
bey] ; bei (c)
zwey] ; zwei (c)
an] ; am (a)
Unrichtigen oder doch UnsicherenUnsichern ] ; Unglaublichen (a)
Unsicheren] ; Unsichern (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
bey] ; bei (c)
Muthmaßungen] ; Muthmassungen (a)
223] ; 226 (a)
zweyte2te Eigenschaft] ; zweite Eigenschaft (c)
zweyte] ; 2te (a)
würde] ; ist (c)
seyn] ; (c)
wäre] ; ist (c)
alsdann] ; alsdenn (a); ; (c)
besondenbesondern ] ; besondern (a, c)
vorgestellet würden] ; vorgestellt werden, (c)
erwähneterwehnet würde] ; erwähnt wird, (c)
erwähnet] ; erwehnet (a)
hätte] ; hat (c)
könnte] ; kann (c)
würde] ; wird (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
wäre] ; ist (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
zweyte ] ; zweite (c)
] ; den (c)
bey] ; bei (c)
] ; die (a)
kan,] ; kann; (c)
224] ; 227 (a)
kömmt] ; kommt (c)
3) bey] ; drittens bei (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
wird –;] ; wird –: (c)
DeutlichkeitDeutlichkeit;] ; Deutlichkeit, so wie (c)
Verdächtigen; es] ; Verdächtigen. Es (c)
unterhaltend, und zur] ; unterhaltend. Sie wird dadurch (c)
225] ; 228 (a)
vierte4te Tugend] ; vierte Tugend (c)
vierte] ; 4te (a)
in so fern] ; insofern (c)
kan. Dies kan] ; kann. Dieß kann (c)
alles] ; Alles (c)
] ; ist (c)
indessen] ; indeß (a)
nach] ; (a)
müßte] ; muß (c)
gesucht?] ; gesucht; (c)
dabey] ; dabei (c)
andre] ; andere (c)
Beobachtung,] ; Beobachtung (a)
genommen?] ; genommen; (c)
dabey] ; dabei (c)
gehabt?] ; gehabt; (c)
gezeigt?] ; gezeigt; (c)
einzelne] ; einzle (a)
dabey] ; dabei (c)
nachahmungs-] ; nachahmungswürdige (c)
vermeidungswürdige Beyspiele gegeben?] ; warnende Beispiele gegeben; (c)
dieses] ; dieses, (c)
einzelner] ; einzler (a)
derselben,] ; derselben (c)
habe?] ; habe. (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1. Ich bin in Bestimmung des Pragmatischen dem Begriffe der AltenAlten, besonders des Polybius Polybius , gefolgt, und habe ihn nur etwas erweitert, um ihn nicht bloß der bürgerlichen Gesellschaft anzupassen, sondern auch auf andreandere Gesellschaften, auf die Menschheit, auf die Kirche u. s. f.und so ferner auszudehnen. S.Siehe Casaubon, Isaak Isaaci Casauboni Commentar. in Polybius PolybiumPolybium, Tom.Tomus I. p.pagina 742 seq.sequens und 721 sqq.sequentes seq.sequens Was hier von der Geschichte der Gesellschaft gesagt ist, gilt auch in seiner Art von der Geschichte der Religion und der Wissenschaften. Uebrigens versteht sichs, daß der Geschichtschreiber nicht über Weisheit und Klugheit und die damit verbundne übrige Tugend müsse vorerklären wollenverbundenen übrigen Tugenden weitläuftig raisonnirt, sondern die Begebenheiten so zu stellen weiß, daß vielmehr der Leser sie selbst daraus schöpfen lerne. Höchstens darf er durch schicklicheschicklich angebrachte Sentenzen – die Sentenzen, welche der Würde der Geschichte um so angemessener sind, je weniger sie ins Gemeine fallen –fallen, oder durch Winke Winke , welche oft, wie beybesonders bei dem Tacitus Tacitus zum Beyspiel Tacitus , in einzelneneinzlen Worten liegen können, oder, –oder wenn die bloßeblosse Erzählung der Begebenheiten nicht deutlich genug die Uebersicht des Ganzen befördern, oder zu sehr durch allgemeinere AnwendungenAnwendungen unterbrochen werden würde, – durch besondrebesondere ausführliche Abschweifungen (Digressionen(Digreßionen(Digressionen, Excurse), des Lesers Aufmerksamkeit auf das lenken, was zu dieser Absicht dienetdient. Anm.Anmerkung 2. Was einige Neuere Philosophie der Geschichte nennen, scheint im Grunde nichts Anderes als dieses Pragmatische zu seyn; undund, was man historische Kunst Kenntniß Kunst nennt, ist eben die Geschicklichkeit, die bisher angeführten Tugenden oder Haupteigenschaften, wenigstens die dreydrei letztern, einer Geschichte zu geben. Die erste Tugend, Wahrheit, ist mehr der Gegenstand der Geschichtsforschung Geschichtsforschung. ] ; 584 (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (c)
Alten] ; Alten, besonders des Polybius, (c)
andre] ; andere (c)
Polybium] ; Polybium, (c)
sqq.sequentes ] ; (seq.)sequens (c)
] ; über (c)
] ; die (c)
verbundne übrige Tugend müsse vorerklären wollen] ; verbundenen übrigen Tugenden weitläuftig raisonnirt (c)
] ; zu (c)
] ; weiß (c)
] ; vielmehr (c)
] ; selbst (c)
schickliche] ; schick[244]lich (a, c)
Sentenzen – die] ; Sentenzen, welche (c)
fallen –] ; fallen, (c)
Winke] ; Winke (c)
bey] ; besonders bei (c)
Tacitus zum Beyspiel] ; Tacitus (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
oder, –] ; oder (c)
bloße] ; blosse (a)
] ; (c)
besondre] ; besondere (c)
(Digressionen] ; (Digreßionen (a); ; (Digressionen, Excurse (c)
dienet] ; dient (c)
Anm.Anmerkung 2.] ; (c)
und] ; und, (a)
Kunst ] ; [Kunst] (a)
drey] ; drei (c)
226] ; 229 (a)
ungeheuren] ; fast unermeßlichen (c)
einzelne] ; einzle (a); ; einzelnen (c)
wenden:] ; wenden, (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
wüßte; und wenn] ; wüßte. Wenn (c)
soll:] ; soll, (c)
] ; dazu (c)
ausführliche] ; ausführliche, (c)
Erkenntniß dazu] ; Kenntniß derselben (c)
Abtheilungen der Geschichte] ; Abtheilungen der Geschichte des großen Feldes (c)
227] ; 230 (a)
kan] ; kann (c)
theils ] ; theils (c)
Umfang] ; Umfange (c)
und ] ; und (c)
dabey] ; dabei (c)
Religion,] ; Religion (a)
Wissenschaften,] ; Wissenschaften (a)
drey laßenlassen ] ; drei lassen (c)
laßen] ; lassen (a)
ältere,] ; ältere (c)
besser,] ; vielleicht besser (a)
große Völkerwanderung] ; grosse Volkswanderung (a)
] ; und 5ten (c)
mittlere ] ; mitlere (a)
Jahrhunderts)] ; Jahrhunderts), (c)
neuere,] ; neuere (c)
aber] ; aber, (c)
bey] ; bei (c)
besondre ] ; besondere (c)
letztre freylich] ; letztere freilich (c)
den] ; dem (c)
Umfang] ; Umfange (c)
228] ; 231 (a)
andre] ; andere (c)
erlaubten] ; erlauben (c)
wagen:] ; wagen, (c)
allgemeinen Weltgeschichte] ; allgemeinen Weltgeschichte (c)
Religions- Menschen-] ; Religions-, Menschen- (c)
Literärhistorie] ; Literärhistorie (c)
Geschichte] ; Geschichte (c)
Vaterlandes] ; Vaterlandes (c)
CulturCultur] ; Kultur (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
wissen] ; wissen, (c)
sey] ; sei (c)
darüber] ; darüber, (a, c)
bey Kindern und bey] ; bei Kindern, selbst bei (c)
Cultur;] ; Cultur, und (a)
zunimmt:] ; zunimmt, (c)
freylich] ; freilich (c)
interessirt] ; intereßirt (a)
bekümmert,] ; (a)
Andre] ; Andere (c)
ihre] ; (a)
eignes] ; eigenes (c)
] ; bekümmert, (a)
229] ; 232 (a)
Wie] ; Bei der Frage, wie (c)
angegebne] ; angegebene (c)
solle? – das heißt entweder,] ; solle, sieht man entweder (c)
welche] ; die (c)
man sehen] ; und den Zweck (c)
Zweck] ; (c)
müsse?] ; muß; (c)
wodurch] ; (c)
sich dieses Studium erleichtern könne? – In jenem ] ; sieht auf die Hülfs- und Erleichterungsmittel des [247] Studiums. – Auf keinen (c)
muß] ; darf (c)
nicht bloß auf die ] ; bloße (c)
die] ; (a)
Vielwissen] ; Vielwisserey (a); ; Vielwisserei (c)
auf] ; (c)
Zeitkürzung] ; Zeitverkürzung (c)
] ; wenn von einem wirklichen Studium die Rede ist, (c)
218 ] ; 221 (a)
ist; und alsdenn] ; ist. Alsdann (c)
aus welchem GesichtspunctGesichtspunct man sie studieren] ; welches der eigentliche und würdige Gesichtspunkt eines solchen Studiums seyn (c)
Mit diesen Regeln muß man das Studium] ; (Anm.)Anmerkung. Mehr als alle Regeln lehrt die Lesung (c)
verbinden] ; selbst (c)
GeschichtsforscherGeschichtsforscher] ; Geschichtsforscher (c)
225 ] ; 228 (a); ; 225. (c)
2.] ; (a)
Wahrheit,] ; Wahrheit (c)
möchten deutsche Geschichtschreiber schwerlich übertroffen werden; in] ; haben deutsche Historiker stets einen hohen Rang behauptet. In (c)
Neuern] ; Neuern, wiewohl nicht von verschiedenen Seiten, (c)
Thou,] ; Thou (c)
Gibbon, Edward Gibbon, Raynal, Guillaume Thomas François Raynal, Barthélemy, Jean Jacques Barthelemy, Müller, Johannes von Johann ] ; Joh. (a)
] ; von (c)
] ; 649 Spittler, (c)
Schiller, Friedrich Schiller ] ; (a)
Andre, freylich] ; Andere, freilich (c)
] ; wie namentlich Voltaire, (c)
nicht] ; nicht, (c)
230] ; 233 (a)
Hat aber die Frage den andern Sinn: so betrift sie mehr die Methode und die Hülfsmittel, und dabey möchten folgende Vorschläge nicht undienlich seyn.] ; Die Methode und die Hülfsmittel des historischen Studiums betreffend, so wird man hier keine vollständige Anweisung für Geschichtsforscher, oder für solche erwarten, die sich mit vorzüglichem Fleiß diesem Studium widmen, und überall aus den Quellen schöpfen wollen. Nur einige Winke sollen denen gegeben werden, welche entweder versäumt, noch den ersten Grund hierin legen [248] müssen, oder sich mit der Geschichte nur so weit beschäftigen, als zur bessern Kenntniß der übrigen, namentlich der theologischen Wissenschaften, nöthig ist. Jedoch kann die Religions- und Kirchengeschichte hier noch weniger berücksichtigt werden, da unter den eigentlichen theologischen Wissenschaften von ihr die Rede seyn wird. (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1. Man sieht aber wohl, daß dieses nicht eine Anweisung für Geschichtsforscher GeschichtschreiberGeschichtsforscher , oder für solche seyn solle, die sich mit vorzüglichem Fleiß dem Studium der Geschichte widmen, und, wie alsdannalsdenn nöthig ist, aus den Quellen schöpfen wollen; sondern für die, welche entweder den ersten Grund hierin legen müssen, oder sich mit der Geschichte mehr als einem Nebenwerke, oder nur so weit beschäftigen, als zur bessern Kenntniß der übrigen, namentlich der theologischen Wissenschaften, nöthig ist. Anm.Anmerkung Anm. 2. Die Religions- und Kirchengeschichte wird hier ganz übergangen; weil ihr unten in einem andern Abschnitt ein besondrerbesonderer Platz bestimmt ist. Anm.Anmerkung Anm. 3. Ueberhaupt muß derjenige, der sich mehr auf die Geschichte einlaßeneinlassen kan und will, zuerst diejenigen Schriftsteller zu Rathe ziehen, welche ein Verzeichniß der dahin gehörigen allgemeinen und besondern Werke und Schriften geliefert haben. Hat er dadurch die besten Geschichtschreiber in den verschiedenen Arten der Geschichte kennen gelernet, so muß er sich, wenn er weiter gehen will, an diejenigen halten, die von diesen als gebrauchte QuellenQuellen oder HülfsmittelHülfsmittel sind angegeben worden. Für Geschichte überhaupt, oder eigentlich für bürgerliche Geschichte, ist das vollständigste Werk die Bibliotheca historica, instructa a Struve, Burkhard Gotthelf Burc. Gotthelf Struvio , aucta a Buder, Christian Gottlieb Christ. Gottlieb Budero , nunc vero a Meusel, Johann Georg Jo. Georg. Meuselio - - amplificata, wovon bis jetzt 5 Volumina, jedes von 2 Theilen, Lipsiae 1782 bis 1791 Vol.Volumen I. Pars I. Lipsiae 1782. P.Pars II. 1784. u.und Vol.Volumen II. P.Pars I. 1785. in gr.groß 8. erschienen sindist. Die Buder, Christian Gottlieb Budersche Ausgabe des ganzen Werks war Jenae 1740 1740. in 2 Bänden in groß Oktav gr.groß 8. herausgekommen. ] ; 602 (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
Geschichtsforscher] ; [Geschichtsforscher] (a)
alsdann] ; alsdenn (a)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
besondrer] ; besonderer (a)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
einlaßen] ; einlassen (a)
5 Volumina, jedes von 2 Theilen, Lipsiae 1782 bis 1791 ] ; (Vol.)Volumen I. Pars I. Lipsiae 1782. (P.)Pars II. 1784. (u.)und (Vol.)Volumen II. (P.)Pars I. 1785. (a)
sind] ; ist (a)
1740 ] ; 1740. (a)
groß Oktav] ; (gr.)groß 8. (a)
231] ; 234 (a)
Vor allen Dingen müßte man sich zu orientiren suchen, d. i.das ist sich bekannt machen wo? und wenn die Veränderungen, welche die Geschichte lehren soll, vorgegangen wären, also zuvörderst den Schauplatz kennen lernen. Ohne] ; Zuvörderst sollte ohne (c)
Geographie Geographie sollte man nie wollen] ; Geographie, welche uns den Schauplatz bekannt macht, auf welchem das, was sie erzählt, sich zutrug, niemand (c)
studieren. Diese] ; studieren wollen. Dieses (c)
Arbeit brauchte nur] ; Studium mag sich (c)
Allgemeinere zu gehen;] ; Allgemeine beschränken, (c)
vieles] ; Vieles (c)
müßten unter den wichtigsten Oertern] ; müssen (c)
natürlichen] ; natürlichen (c)
Gebürge] ; Gebirge (c)
] ; 1) (c)
kan] ; kann, (c)
würde] ; fängt (c)
] ; gewöhnlich (c)
neuern] ; neuern (c)
Geographie] ; (a)
anfangen] ; an (c)
] ; geht (c)
mitlern] ; mittlern (c)
ältern fortgehen.] ; ältern fort. 2) (c)
man stets die] ; dabei der Gebrauch der (c)
kan, vor sich haben müsse] ; kann, unentbehrlich ist (c)
Bey der neuern Geographie könnte man der vollständigern Kürze wegen Fabri, Johann Ernst J. E. Fabri Handbuch der neuesten Geographie, dritte umgearbeitete Aufl.Auflage Halle 1790 1784. gr.groß 8. und zur Erweiterung in Absicht auf Europa und einen Theil von Asien, Büsching, Anton Friedrich A. F. Büschings Auszug aus seiner Erdbeschreibung, 5te vermehrte Auflage, Hamburg 1780 in 2 Theilen in 8. und 6ste Aufl.Auflage des ersten Theils, 1785,1785. zum Grunde legen; noch mehr aber, wenn die Geographie vorzüglich zum Behuf der Völkergeschichte studiert werden soll, Gatterer, Johann Christoph J. C. Gatterers kurzen Begriff der Geographie, Göttingen 1789 in 2 Oktavbänden, weil er sich neben der Land- auch auf Völkerkenntniß erstreckt, und sie mit großer Sorgfalt classificirt. – In der mittlern mitlern Geographie haben wir eigentlich noch gar nichts Allgemeines, das einigermaßen, nebst Richtigkeit, vollständig heißen könnte. Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' D'Anville zugleich richtigeres und vollständigeres als d'Anville Handbuch der mittlernmitlern Erdbeschreibung - - nebst einer Landcharte von der mittlernmitlern Geographie, Nürnberg 1782 1782. in gr.groß 8. ist bis jetzt das einzige zuverläßige, um sich in den für die Geschichte wichtigsten europäischen Staaten, seit der großen Völkerwanderung, überhaupt orientiren zu lernen, ob es gleich kaum über das achte Jahrhundert hinausgehtdie doch nur einige europäische Staaten betrifft. – In der ältern Geographie kankönnen für den Anfang das §. 140 erwähnte Handbuch zum Gebrauch der 140. erwehnte Handbuch nach Anleitung der Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anvillischen Landcharten Landcharten, dienen, womit man stets den vortreflichenwovon der erste Band, über Europa, Nürnberg 1785. in gr.groß 8. vollendet ist, von dem zweyten aber bis jetzt einige Theile von Asien und Aegypten, erschienen sind. Der vortrefliche Atlas antiquus Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillianus verbinden muß Danvillanus , welcher, mit Inbegriff der Tabulae medii aevi, 12 Charten in sich faßtfaßt, ist daselbst 1784. nachgestochen. – Von dieser vorläufigen geographischen Kenntniß muß freylich vieles erst hinterher durch die Geschichte vollständiger und deutlicher, und der Abgang solcher LandchartenLandcharten, welche die Länder nach gewissen besondern Zeiten vorstellen, durch die ersetzt werden, die sich bey manchen genauern Abhandlungen über die Geschichte einzelnereinzler Reiche zu gewissen Zeiten befinden,befinden und hier nicht können besonders angegeben werden können. ] ; 1 2 3 (c)
dritte umgearbeitete Aufl.Auflage ] ; (a)
1790 ] ; 1784.textgrid:24wfj (a)
1785,] ; 1785. (a)
; noch mehr aber, wenn die Geographie vorzüglich zum Behuf der Völkergeschichte studiert werden soll, Gatterer, Johann Christoph J. C. Gatterers kurzen Begriff der Geographie, Göttingen 1789 in 2 Oktavbänden, weil er sich neben der Land- auch auf Völkerkenntniß erstreckt, und sie mit großer Sorgfalt classificirt] ; (a)
mittlern ] ; mitlern (a)
eigentlich] ; (a)
gar] ; (a)
Allgemeines, das einigermaßen, nebst Richtigkeit, vollständig heißen könnte. Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' D'Anville ] ; zugleich richtigeres und vollständigeres als d'Anville (a)
mittlern] ; mitlern (a)
mittlern] ; mitlern (a)
1782 ] ; 1782. (a)
ist bis jetzt das einzige zuverläßige, um sich in den für die Geschichte wichtigsten europäischen Staaten, seit der großen Völkerwanderung, überhaupt orientiren zu lernen, ob es gleich kaum über das achte Jahrhundert hinausgeht] ; die doch nur einige europäische Staaten betrifft (a)
Geographie kan] ; können (a)
140 erwähnte Handbuch zum Gebrauch der ] ; 140. erwehnte Handbuch nach Anleitung der (a)
Landcharten ] ; Landcharten, (a)
womit man stets den vortreflichen] ; wovon der erste Band, über Europa, Nürnberg 1785.textgrid:24h45 in (gr.)groß 8. vollendet ist, von dem zweyten aber bis jetzt einige Theile von Asien und Aegypten, erschienen sind. Der vortrefliche (a)
Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillianus verbinden muß] ; Danvillanus (a)
faßt] ; faßt, ist daselbst 1784.textgrid:24fpj nachgestochen (a)
einzelner] ; einzler (a)
befinden,] ; befinden (a)
können] ; (a)
] ; können (a)
232] ; 235 (a)
müßte] ; muß (c)
allgemeinen WeltgeschichteWeltgeschichte] ; allgemeinen Weltgeschichte (c)
227 ] ; 230 (a); ; 227. (c)
, wenn man einen Unterricht finden kan, der dieses Namens würdig ist] ; (c)
bey] ; bei (c)
Grunde:] ; Grunde, (c)
kan] ; kann (c)
Zeit (§. 231 234 ), wohin] ; die Zeit, der (c)
231 ] ; 234 (a)
andre] ; andere (c)
andre] ; andere (c)
Ueberdies] ; Ueberdieß (c)
jede besondre] ; jeder besondere Theil der (c)
andre] ; andere Theile ein (c)
StaatStaat] ; Staate (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
einmal] ; Einmal (c)
kan] ; kann (c)
andre] ; andere (c)
allgemeinen Weltgeschichte] ; allgemeinen Weltgeschichte (c)
Anfangs] ; anfangs (a)
224 227 ), und lernen] ; 224.), (c)
224 ] ; 227 (a)
zu] ; (c)
] ; lernen (c)
vernachläßigen; aber eben] ; vernachlässigen. Auch (c)
Geschichte, und sie] ; Geschichte. Sie (c)
Veränderungen] ; Verhältnisse (c)
eröffnete] ; eröfnete (a)
Feld, und] ; Feld. Es (c)
größern] ; grössern (a)
] ; dem Umfang und (c)
der Geschichte] ; des Studiums (c)
sie] ; es (c)
studieren, sehr] ; betreiben, nicht wenig (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
kan] ; kann (c)
einzelne] ; einzle (a)
brauchen] ; gebrauchen (c)
Freylich] ; Freilich (c)
gelernet] ; gelernt (c)
sie,] ; sie (c)
Hand,] ; Hand (c)
] ; gleichsam (c)
GeschichtcharteGeschichtcharte] ; Geschichtscharte (a, c)
besserem] ; besserer (a)
233] ; 236 (a)
Es müßte aber eine] ; Eine (c)
die] ; welche (c)
sollte, a) bey] ; soll, muß 1) bei (c)
a)] ; (a)
] ; a) (a)
merkwürdigerer] ; merkwürdigeren (a); ; merkwürdigsten (c)
andre] ; andere (c)
diente] ; dient (c)
b)] ; 2) (c)
zwey] ; beiden (c)
müßte] ; muß (c)
c)] ; 3) (c)
d)] ; 4) (c)
bey] ; bei (c)
SpezialgeschichteSpezialgeschichte, sowohl] ; Spezialgeschichte sowohl, (c)
laßen] ; lassen (a, c)
234] ; 237 (a)
einzelne] ; einzle (a)
gelernt] ; gelernet (a)
bey] ; bei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Bey] ; Bei (c)
kan] ; kann (c)
einander,] ; einander (a)
würden] ; werden (c)
zweyten] ; zweiten (c)
Bey] ; Bei (c)
käme] ; kommt (c)
auf das] ; darauf (c)
Hauptgegenstand] ; Hauptgegenstande (c)
CulturCultur,Cultur und was dazu gehört] ; meisten Länder oder Völker (c)
CulturCultur,] ; Cultur (a)
Länder, oder der Völker] ; Cultur mit Allem, was diese in sich begreift (c)
laßen] ; lassen (a, c)
ZusamhangZusammenhang ] ; (a, c)
Hauptveränderungen] ; Hauptveränderungen (c)
] ; (universalhistorische Begebenheiten) (c)
Ruhepuncte] ; Ruhepunkte (c)
PeriodenPerioden] ; Perioden (c)
machen,] ; machen (c)
wieder, nach eben dem Fuß,] ; wieder in gleicher Art (c)
kan] ; kann (c)
Verstande,] ; Verstande (a)
Geschichte,] ; Geschichte (c)
überhaupt,] ; überhaupt (a)
bey] ; bei (c)
insbesondre,] ; insbesondre (a); ; insbesondere (c)
Weltgeschichte von Schlözer, August Ludwig von A. L. Schlözer , Erster Theil, Göttingen 1785. 8, in der Einleitung, sonderlich S.Seite 79–119. ] ; (c)
] ; Göttingen 1785.textgrid:254tb 8, (a)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
Vielerley bey] ; Vielerlei bei (c)
so fern] ; sofern (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
] ; desgleichen (c)
werden.] ; werden, wie dieß (z. B.)zum Beispiel in A. H. Niemeyer's Lehrbuch für die obern Religionsklassen, 9te Ausgabe, Halle 1818.textgrid:254t4, geschehen ist. (c)
Indessen] ; Indeß (a)
freylich] ; freilich (c)
Völkerverändrungen] ; Völkerveränderungen (c)
Verändrungen] ; Veränderungen (c)
bloßen] ; blossen (a)
Ohnehin schränken sich die Entwürfe zur allgemeinen Weltgeschichte gemeiniglich nur auf die äussere Cultur ein.] ; (c)
235] ; 238 (a)
Eine solche bisher erwähnteerwehnte allgemeine Uebersicht der GeschichteGeschichte zu erlangen scheint vor dem ersten Anfang nichts dienlicher, als die dienlicher als: Die schon genannte Schlözer, August Ludwig von Schlözerische Wo gelehrte Schulen und GymnasienGymnasien zweckmäßig eingerichtet sind, darf man erwarten, daß wer zur Universität übergeht, in Besitz einer Grundansicht und Grundkenntniß der Geschichte gekommen seyn werde. Wäre dieß nicht der Fall, und selbst wo er es ist, wird sich, um die Grundlage weiter auszubauen, das Vergessene sogleich wieder zu finden, und überhaupt immer in vertrauter Bekanntschaft mit der Wissenschaft zu bleiben, ein jeder wenigstens mit einigen der besten HülfsmittelHülfsmittel zu versehen haben, an welchen unser Zeitalter keinen Mangel hat. Anm. Anmerkung Für den ersten Anfang eignet sich hierzu ganz vorzüglich: Schlözer, August Ludwig von Schlözer's Weltgeschichte, Erster Theil, Göttingen 1785, Zweyter 1789 in 8. oder 1ster und 2ter Theil, 1785. und 1789. 8. und , da diese nochsie nicht vollendet ist, Schlözer, August Ludwig von Schlözers Desselben Vorstellung der Universalhistorie, zwote Aufl.2te Auflage. Göttingen 1775 in1775. 8. Aber sie enthält Indeß enthält sie doch 8, oder, da beyde Bücher mehr Plan zur allgemeinen Weltgeschichte,W. G. als eine eigentliche Darstellung derselben. Diese letztere findet man ganz vorzüglich inVorstellung derselben enthalten, in Verbindung mit derselben, Gatterer, Johann Christoph Joh. Christoph Gatterers Gatterer's kurzer Begriff der Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange, Erster Theil, Göttingen 1785. gr.groß 8. oder Desselben (größre) Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange, Erster1ster Theil, Göttingen 1785, Zweyter 1787 in1785., 2ter Theil, 1787. gr.groß 88., die sich, durch ihren großen zusammengedrängten Reichthum von Sachen und selbst vielen neuen Aussichten, durch den überall sichtbaren Forschungsgeist, durch eine ungemein lehrreiche Darstellung und stete VerbindungVerbindung, nicht nur der verschiednenverschiedenen Völker mit einander, sondern auch ihrer CulturCultur und VerfassungVerfassung mit ihrer Geschichte, vor so vielen andern auszeichnet. Sie geht aber, so weit sie heraus ist,jedoch auch nur bis zur Zertrümmerung des persischen Reichs durch Alexander d. Gr. Alexander, mit einem Entwurf des Ursprungs und der Verfassung der griechischen Staaten. Man müßtemuß also das Uebrige aus dessen Dessen Umfange. Erster Theil, ebendaselbst 1785. gr.groß 8, oder, da beyde nur bis auf Kyros II. Kyrus reichen, Desselben Abriß der Universalhistorie in ihrem ganzen Umfange, zwote Ausgabe,2 Bände, 2te Ausgabe. Göttingen 1773 in 2 Octavbänden 1773. ergänzen 1773, in 2 Bänden in 8 . Da sich aber auch dieser Abrißsich schon mit der Entdeckung von Amerika endigt: soendigt, könnte man, in Absicht der neuesten GeschichteGeschichte, den Grundriß einer Geschichte der merkwürdigsten Welthändel neuerer Zeit - - von Büsch, Johann Georg Joh. Georg Büsch , zweyte zweyte und umgearbeitete Ausgabe, Hamburg 1783 in 8, oder den Krause, Johann Christoph Krausischen Grundriß (§. 240)1783. 8. zu Hülfe nehmen. Hierzu ist die aus dem Französischen übersetzte Universalhistorie des Abbé Millot, Claude François Xavier Millot , bis auf die neuere Zeit, fortgesetzt von Christiani, Wilhelm Ernst M. F. Christiani , 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1771–1791. nicht unbrauchbar. Das reichhaltigste und wohlgeordnetstewohlgeordnetste, bis zur Entdeckung von Amerika gehende Handbuch über die ganze ganze UniversalgeschichteUniversalgeschichte scheint mir dochist aber die Anleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, von Beck, Christian Daniel Christian Daniel Beck , Erster Theil, Leipz. 1778, Zweyter 1788 in1ster bis 4ter Theil. Leipzig 1787–1813. gr.groß 8, bis jetzt zwar nur bis auf die Theilung der Carolingischen Monarchie fortgeführt, eben so wie8.; – kürzer: Desselben kurzgefaßte Anleitung zur K. d. a. W. u. V. GeschichteKenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, ein Auszug aus dem grösserngrößern Werke, Erster1ster Theil, 1789 in1789. gr.groß 8, der, bey aller Vollständigkeit, zu einer kürzern Uebersicht noch brauchbarer ist. Aber das Zurückgebliebene kan man vor der Hand durch8. Desselben Entwurf der allgemeinen W. u. V. GeschichteWelt- und Völkergeschichte der dreydrei letzten Perioden (bis auf die neueste Zeit), Leipzig 1790 in 8. ersetzen.Zeit). Leipzig 1790. Diese Beck, Christian Daniel Beckische Anleitung, Auszug und Entwurf erstreckt Beckischen Werke erstrecken sich nicht nur auf demden politischen, sondern auch auf demden moralischen und literarischenliterärischen Zustand der Welt in verschiednenverschiedenen Zeiten und unter verschiednenverschiedenen Völkern; sie istsind recht eigentlich für Studierende auf Akademien, freylichAkademieen, freilich nicht für gemeineAnfänger, geschrieben, ausnehmend reich an Begebenheiten, an den neuesten und besten Entdeckungen in der Geschichte, und an literarischenliterärischen Notizen, und, wenn man sich erst einmal in die darin beobachtete Ordnung gefunden hat, sehr bequem, sich in dieses Buch oder nach demselben das einzutragen, was man nachher, beybei dem weiternweiteren Studium der Geschichte, von Entdeckungen und dahin einschlagenden Schriften findet. {Außerdem sind sehr empfehlungswerth: Remer, Julius August J. A. Remer's Handbuch der allgemeinen Geschichte, 3 Theile. Braunschweig 1783. Eichhorn, Johann Gottfried J. G. F. Eichhorn's Weltgeschichte, 2 Theile, Göttingen 1804. Müller, Johannes von J. v. Müller 24 Bücher allgemeiner Geschichte, besonders der europäischen Geschichte, 3 Bde.Bände Tübingen 1811. Pölitz, Karl Heinrich Ludwig K. H. L. Pölitz Handbuch der Weltgeschichte, 3 Theile. Leipzig 1805–1806.} ] ;

(a); ; 617 (c)
Eine solche bisher erwähnteerwehnte allgemeine Uebersicht der GeschichteGeschichte zu erlangen scheint vor dem ersten Anfang nichts dienlicher, als die dienlicher als: Die schon genannte Schlözer, August Ludwig von Schlözerische ] ; Wo gelehrte Schulen und Gymnasien zweckmäßig eingerichtet sind, darf man erwarten, daß wer zur Universität übergeht, in Besitz einer Grundansicht und Grundkenntniß der Geschichte gekommen seyn werde. Wäre dieß nicht der Fall, und selbst wo er es ist, wird sich, um die Grundlage weiter auszubauen, das Vergessene sogleich wieder zu finden, und überhaupt immer in vertrauter Bekanntschaft mit der Wissenschaft zu bleiben, ein jeder wenigstens mit einigen der besten Hülfsmittel zu versehen haben, an welchen unser Zeitalter keinen Mangel hat. (Anm.)Anmerkung Für den ersten Anfang eignet sich hierzu ganz vorzüglich: Schlözer's (c)
erwähnte] ; erwehnte (a)
vor dem ersten Anfang] ; (a)
dienlicher, als die] ; dienlicher als: Die (a)
Erster Theil, Göttingen 1785, Zweyter 1789 in 8. oder] ; 1ster und 2ter Theil, 1785. und 1789. 8. und (c)
Erster Theil, Göttingen 1785, Zweyter 1789 in 8.] ; (a)
diese noch] ; sie (c)
Schlözer, August Ludwig von Schlözers ] ; Desselben (c)
zwote Aufl.] ; 2te Auflage. (c)
1775 in] ; 1775. (c)
8. Aber sie enthält Indeß enthält sie doch ] ; 8, oder, da beyde Bücher (a)
Aber sie enthält] ; Indeß enthält sie (c)
Weltgeschichte,] ; W. G. (a)
eine eigentliche Darstellung derselben. Diese letztere findet man ganz vorzüglich in] ; Vorstellung derselben enthalten, in Verbindung mit derselben, (a)
Gatterers ] ; Gatterer's (c)
] ; kurzer Begriff der Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange, Erster Theil, Göttingen 1785.textgrid:2554m (gr.)groß 8. oder Desselben (größre) (a)
Umfange, Erster1ster Theil, Göttingen 1785, Zweyter 1787 in1785., 2ter Theil, 1787. gr.groß 88., die sich, durch ihren großen zusammengedrängten Reichthum von Sachen und selbst vielen neuen Aussichten, durch den überall sichtbaren Forschungsgeist, durch eine ungemein lehrreiche Darstellung und stete VerbindungVerbindung, nicht nur der verschiednenverschiedenen Völker mit einander, sondern auch ihrer CulturCultur und VerfassungVerfassung mit ihrer Geschichte, vor so vielen andern auszeichnet. Sie geht aber, so weit sie heraus ist,jedoch auch nur bis zur Zertrümmerung des persischen Reichs durch Alexander d. Gr. Alexander, mit einem Entwurf des Ursprungs und der Verfassung der griechischen Staaten. Man müßtemuß also das Uebrige aus dessen Dessen ] ; Umfange. Erster Theil, ebendaselbst 1785. (gr.)groß 8, oder, da beyde nur bis auf 671 Kyrus reichen, Desselben (a)
Erster] ; 1ster (c)
1785, Zweyter 1787 in] ; 1785., 2ter Theil, 1787. (c)
8] ; 8. (c)
Verbindung] ; Verbindung, (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
aber, so weit sie heraus ist,] ; jedoch auch (c)
müßte] ; muß (c)
dessen ] ; Dessen (c)
zwote Ausgabe,] ; (a); ; 2 Bände, 2te Ausgabe. (c)
1773 in 2 Octavbänden 1773. ergänzen ] ; 1773, in 2 Bänden in 8 (a)
1773 in 2 Octavbänden] ; 1773. (c)
Da sich aber auch dieser Abrißsich schon mit der Entdeckung von Amerika endigt: soendigt, könnte man, in Absicht der neuesten GeschichteGeschichte, den Grundriß einer Geschichte der merkwürdigsten Welthändel neuerer Zeit - - von Büsch, Johann Georg Joh. Georg Büsch , zweyte zweyte und umgearbeitete Ausgabe, Hamburg 1783 in 8, oder den Krause, Johann Christoph Krausischen Grundriß (§. 240)1783. 8. zu Hülfe nehmen. ] ; Hierzu ist die aus dem Französischen übersetzte
  • Universalhistorie des Abbé Millot, bis auf die neuere Zeit, fortgesetzt von M. F. Christiani, 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1771–1791.textgrid:2552t
nicht unbrauchbar.
(c)
sich] ; (a)
Abriß] ; sich schon (a)
endigt: so] ; endigt, (a)
Geschichte] ; Geschichte, (a)
zweyte] ; zweyte (a)
1783 in 8, oder den Krause, Johann Christoph Krausischen Grundriß (§. 240)] ; 1783. 8. (a)
Das reichhaltigste und wohlgeordnetstewohlgeordnetste, bis zur Entdeckung von Amerika gehende Handbuch über die ganze ganze UniversalgeschichteUniversalgeschichte scheint mir dochist aber die Anleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, von Beck, Christian Daniel Christian Daniel Beck , Erster Theil, Leipz. 1778, Zweyter 1788 in1ster bis 4ter Theil. Leipzig 1787–1813. gr.groß 8, bis jetzt zwar nur bis auf die Theilung der Carolingischen Monarchie fortgeführt, eben so wie8.; – kürzer: Desselben kurzgefaßte Anleitung zur K. d. a. W. u. V. GeschichteKenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, ein Auszug aus dem grösserngrößern Werke, Erster1ster Theil, 1789 in1789. gr.groß 8, der, bey aller Vollständigkeit, zu einer kürzern Uebersicht noch brauchbarer ist. Aber das Zurückgebliebene kan man vor der Hand durch8. Desselben Entwurf der allgemeinen W. u. V. GeschichteWelt- und Völkergeschichte der dreydrei letzten Perioden (bis auf die neueste Zeit), Leipzig 1790 in 8. ersetzen.Zeit). Leipzig 1790. Diese Beck, Christian Daniel Beckische Anleitung, Auszug und Entwurf erstreckt Beckischen Werke erstrecken sich nicht nur auf demden politischen, sondern auch auf demden moralischen und literarischenliterärischen Zustand der Welt in verschiednenverschiedenen Zeiten und unter verschiednenverschiedenen Völkern; sie istsind recht eigentlich für Studierende auf Akademien, freylichAkademieen, freilich nicht für gemeineAnfänger, geschrieben, ausnehmend reich an Begebenheiten, an den neuesten und besten Entdeckungen in der Geschichte, und an literarischenliterärischen Notizen, und, wenn man sich erst einmal in die darin beobachtete Ordnung gefunden hat, sehr bequem, sich in dieses Buch oder nach demselben das einzutragen, was man nachher, beybei dem weiternweiteren Studium der Geschichte, von Entdeckungen und dahin einschlagenden Schriften findet. ] ; (a)
wohlgeordnetste] ; wohlgeordnetste, bis zur Entdeckung von Amerika gehende (c)
ganze] ; ganze (c)
scheint mir doch] ; ist aber (c)
Erster Theil, Leipz. 1778, Zweyter 1788 in] ; 1ster bis 4ter Theil. Leipzig 1787–1813. (c)
8, bis jetzt zwar nur bis auf die Theilung der Carolingischen Monarchie fortgeführt, eben so wie] ; 8.; – kürzer: (c)
K. d. a. W. u. V. Geschichte] ; Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte (c)
grössern] ; größern (c)
Erster] ; 1ster (c)
1789 in] ; 1789. (c)
8, der, bey aller Vollständigkeit, zu einer kürzern Uebersicht noch brauchbarer ist. Aber das Zurückgebliebene kan man vor der Hand durch] ; 8. (c)
W. u. V. Geschichte] ; Welt- und Völkergeschichte (c)
drey] ; drei (c)
Zeit), Leipzig 1790 in 8. ersetzen.] ; Zeit). Leipzig 1790. (c)
Beck, Christian Daniel Beckische Anleitung, Auszug und Entwurf erstreckt] ; Beckischen Werke erstrecken (c)
dem] ; den (c)
dem] ; den (c)
literarischen] ; literärischen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
ist] ; sind (c)
Akademien, freylich] ; Akademieen, freilich (c)
gemeine] ; Anfänger (c)
literarischen] ; literärischen (c)
bey] ; bei (c)
weitern] ; weiteren (c)
] ; {Außerdem sind sehr empfehlungswerth:
  • 673 J. A. Remer's Handbuch der allgemeinen Geschichte, 3 Theile. Braunschweig 1783.textgrid:254v5
  • 674 J. G. F. Eichhorn's Weltgeschichte, 2 Theile, Göttingen 1804.textgrid:254v8
  • J. v. Müller 24 Bücher allgemeiner Geschichte, besonders der europäischen Geschichte, 3 (Bde.)Bände Tübingen 1811.textgrid:254vf
  • 675 K. H. L. Pölitz Handbuch der Weltgeschichte, 3 Theile. Leipzig 1805–1806.textgrid:254vh}
(c)
236239237[!]. Diese allgemeine Uebersicht kanDie allgemeine Uebersicht der Geschichte kann ungemein erleichtert, anschaulicher gemacht, und der Eindruck so verschiednerverschiedener Perioden und Völker, nebst ihrem Verhältniß gegen einander, lebhafter und dauerhafter, zugleich aber die gar zu leichte Verwirrung in einer Wissenschaft von so ungeheurem und mannichfaltigem Inhalt verhindert werden, wenn man theils beybei jener kurzen allgemeinen WeltgeschichteWeltgeschichte, theils noch mehr nach Vollendung derselben, sowohl gute chronologische WeltchartenWeltcharten, als auch synchronistisch synchronistische TabellenTabellen zu Hülfe nimmt. Beyderley Anm. Anmerkung Beide Arten enthält die Gatterer, Johann Christoph Gattererische Gatterersche Synopsis historiae vniuersalisuniversalis sex tabulis - -tabulis – comprehensa, der verbesserten Ausgabe,Ausgabe. Göttingen 1769 1769. gr. fol.groß folio In 1769. gr. Fol.groß Folio; in der letztern Art ist Berger, Theodor Theodor Bergers Berger's synchronistische Universalhistorie der vornehmsten europ.europäischen Reiche etc.et cetera nach der 6sten6ten von Jaeger, Wolfgang Wolfg. Jäger verbesserten Ausgabe,verbess. Ausgabe. Coburg 1781 fol.folio 1781. Fol.Folio vorzüglich nutzbar; noch weitreichenderweiter reichend aber sind für die ganze Universalhistorie die Blair, John Blairschen Tafeln, die schon zu London 1756, und wieder 1768 unter dem TitelTitel: The Chronology and History of the World - -World, in LVI Tables, by Blair, John John Blair , in Kupfer gestochen, mit 14 Landcharten herauskamen, und nun endlich auch deutsch übersetzt: (Blair, John J. Blairs J. Blair's synchronistische Tabellen für die allgemeine Weltgeschichte, von Erschaffung der Welt - -Welt, fortgesetzt bis auf Leopold II. Leopold II. von Watteroth, Heinrich Josef Heinr. Joseph Watteroth ,) Watteroth . Wien 1790 in zwey Theilen in1790. 2 Theile. Querfolio erschienen sind. – Ganz vorzüglich aber empfehlen sich für den Handgebrauch: Hübler, Daniel Gotthold Joseph D. G. F. Hübler's synchronistische Tabellen der Völkergeschichte, nach Gatterer, Johann Christoph Gatterer . 3 Lieferungen. 1796–1799. Bredow, Gabriel G. G. H. Bredow's Weltgeschichte in Tabellen, 3te Auflage. Altona 1810. womit Hinsichts der Abstammung der Völker und des Entstehens der Reiche auch verglichen zu werden verdient: Strass, Friedrich F. Straß Strom der Zeiten, oder bildliche Darstellung der Weltgeschichte, nebst des Verfassers Ueberblick zur Erläuterung. Berlin 1803. Unter den nicht minder nothwendigen genealogischen Tabellen sind Gatterer, Johann Christoph J. C. Gatterers E. Gatterer's Stammtafeln zur Weltgeschichte, wie auch zur europäischen Staaten- und Reichshistorie, mit dem größestengrößten Fleiße entworfen. Die erste Sammlung derselben, von 32 Tafeln, ist zu Göttingen 1790 1790. herausgekommen. nutzbar. Auf die europäische Staatengeschichte beschränken sich Voigtel, Traugott Gotthold T. G. Voigtel's genealogische Tafeln. Halle 1811. Theodor Bergers synchronistische Universalhistorie der vornehmsten europ. Reiche etc. nach der 6sten von Wolfg. Jäger verbesserten Ausgabe, Coburg 1781 Aus dem Jahr 1781 stammt die fünfte Auflage, eine sechste Auflage ist nicht zu ermitteln. Blairschen Tafeln, die schon zu London 1756, und wieder 1768 […] in Kupfer gestochen, mit 14 Landcharten herauskamen John Blairs (gest. 1782) The Chronology and History of the World, from the Creation to the Year of Christ, 1753, illustrated in LVI tables ist zuerst 1754 in London erschienen und 1756 nachgedruckt worden. Weitere Ausgaben folgten. Leopold II. Gemeint ist Leopold II. (1747–1792), ab 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. D. G. F. Hübler's synchronistische Tabellen der Völkergeschichte, nach Gatterer. 3 Lieferungen. 1796–1799 Der Name des Autors lautet Daniel Gotthold Joseph Hübler (1734–1805), zugrunde liegt Johann Christoph Gatterers Versuch einer allgemeinen Weltgeschichte bis zur Entdeckung Amerikens (1792). J. E. Gatterer's Stammtafeln zur Weltgeschichte […] Göttingen 1790 Der Name des Autors lautet Johann Christoph Gatterer. T. G. Voigtel's genealogische Tafeln. Halle 1811 Gemeint ist der erste Teil von Traugott Gotthold Voigtels (1766–1843) Genealogische[n] Tabellen zur Erläuterung der Europäischen Staatengeschichte, der zweite Teil erschien erst 1829. 237240236[!]. Ehe man zur SpezialgeschichteSpezialgeschichte fortschrittefortschreitet, oder ehe man, wenn man wollte, sich um eine ausführliche allgemeine WeltgeschichteWeltgeschichte bewürbebewirbt, oder wenn man sich auch beybei der Spezialgeschichte nicht auf die Geschichte mehrerer Staaten einlaßeneinlassen könnte: würdeeinlassen kann, wird man nicht ohne Vortheil ein WerkWerke zu Rathe ziehen können, dasziehen, die mehr als bloß allgemeine Uebersicht gäbegeben, und doch nicht zu weitläufig wäresind, zumal wenn essie zugleich die Geschichte pragmatisch darstellte. Diesesdarstellen. Diese würde jenen allgemeinen Entwurf noch unterhaltender, und die gelernten Sachen durch etwas mehrere Umständlichkeit noch behältlicher machen, zugleich aber Vorbereitung auf die Spezialgeschichte und auf das pragmatischpragmatische Studium der Geschichte seyn. Bis jetzt hat man schwerlich ein besseres und zu diesem Zweck dienlicheres Werk dieser Art als die Elemens de l'histoired'histoire generale par l'Abbé Millot, Claude François Xavier Millot , welche seit 1772 mehrmals, z. B.zum Beispiel zu Bern 1775 in 9 Bänden gr.groß 12. aufgelegt, und in der deutschen Uebersetzung: Millot, Claude François Xavier Millot Universalhistorie alter, mitler und neuer Zeiten, mit Zusätzen und Berichtigungen bis auf gegenwärtige Zeit fortgesetzt von Christiani, Wilhelm Ernst Wilh. Ernst Christiani , wovon bis jetzt Leipzig 1777–91 in 12 Theilen1777–85. 8 Theile in gr.groß 8., noch vollständiger, und selbst mit einer kurzen Kirchengeschichte vermehrt8. erschienen, noch nützlicher worden sind. Der Gebrauch eines solchen Werks wäre auch um so mehr anzurathen, da die §. 235 238 gedachten vortreflichen Entwürfe theils meistens zu Vorlesungen bestimmt, und für den ersten Anfänger nicht ganz verständlich sind, theils einzelneeinzle feine Bemerkungen schon in die Spezialgeschichte schlagen, und nicht für ihn sind, der ihren großengrossen Werth noch nicht zu schätzen weiß. Elemens de l'histoire generale par l'Abbé Millot, welche seit 1772 mehrmals, z. B. zu Bern 1775 in 9 Bänden gr. 12. aufgelegt Claude François Xavier Millots (1726–1785) Werk Eléméns D'Histoire Générale ist in zwei Partien in Paris erschienen. Die vier Bände der première partie stammen aus dem Jahr 1772 und umfassen die histoire ancienne, die fünf Bände der seconde partie umfassen die histoire moderne und stammen aus dem Jahr 1773. 1775 sind beide Partien in Lausanne und auch in Neuchâtel (édition augmentée) erschienen, eine Berner Ausgabe ist nicht nachzuweisen. Millot Universalhistorie alter, mitler und neuer Zeiten […] fortgesetzt von Wilh. Ernst Christiani, Leipzig 1777–91 in 12 Theilen Die von Wilhelm Ernst Christiani (1731–1793) verfassten Teile 10 bis 12 sind auch unter dem Titel Geschichte der neuesten Weltbegebenheiten 1–3 erschienen, der zwölfte Teil datiert aus Christianis Todesjahr. ] ;
(c)
236] ; 239 (a); ; 237[!] (c)
Diese allgemeine Uebersicht kan] ; Die allgemeine Uebersicht der Geschichte kann (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
, zugleich aber die gar zu leichte Verwirrung in einer Wissenschaft von so ungeheurem und mannichfaltigem Inhalt verhindert] ; (a)
bey] ; bei (c)
Beyderley] ; (Anm.)Anmerkung Beide (c)
Gattererische ] ; Gatterersche (c)
vniuersalis] ; universalis (c)
tabulis - -] ; tabulis – (c)
Ausgabe,] ; Ausgabe. (c)
1769 1769. gr. fol.groß folio In] ; 1769. (gr. Fol.)groß Folio; in (c)
1769 ] ; 1769. (a)
Bergers ] ; Berger's (c)
europ.] ; europäischen (c)
6sten] ; 6ten (c)
verbesserten Ausgabe,] ; verbess. Ausgabe. (c)
1781 fol.folio ] ; 1781. (Fol.)Folio (a, c)
nutzbar; noch weitreichenderweiter reichend aber sind für die ganze Universalhistorie die Blair, John Blairschen Tafeln, die schon zu London 1756, und wieder 1768 unter dem TitelTitel: The Chronology and History of the World - -World, in LVI Tables, by Blair, John John Blair , in Kupfer gestochen, mit 14 Landcharten herauskamen, und nun endlich auch deutsch übersetzt: (Blair, John J. Blairs J. Blair's synchronistische Tabellen für die allgemeine Weltgeschichte, von Erschaffung der Welt - -Welt, fortgesetzt bis auf Leopold II. Leopold II. von Watteroth, Heinrich Josef Heinr. Joseph Watteroth ,) Watteroth . Wien 1790 in zwey Theilen in1790. 2 Theile. Querfolio erschienen sind. – Ganz vorzüglich aber empfehlen sich für den Handgebrauch: Hübler, Daniel Gotthold Joseph D. G. F. Hübler's synchronistische Tabellen der Völkergeschichte, nach Gatterer, Johann Christoph Gatterer . 3 Lieferungen. 1796–1799. Bredow, Gabriel G. G. H. Bredow's Weltgeschichte in Tabellen, 3te Auflage. Altona 1810. womit Hinsichts der Abstammung der Völker und des Entstehens der Reiche auch verglichen zu werden verdient: Strass, Friedrich F. Straß Strom der Zeiten, oder bildliche Darstellung der Weltgeschichte, nebst des Verfassers Ueberblick zur Erläuterung. Berlin 1803. Unter den nicht minder nothwendigen genealogischen Tabellen sind Gatterer, Johann Christoph J. C. Gatterers E. Gatterer's Stammtafeln zur Weltgeschichte, wie auch zur europäischen Staaten- und Reichshistorie, mit dem größestengrößten Fleiße entworfen. Die erste Sammlung derselben, von 32 Tafeln, ist zu Göttingen 1790 1790. herausgekommen. ] ; nutzbar. (a)
weitreichender] ; weiter reichend (c)
Titel] ; Titel: (c)
World - -] ; World, (c)
(Blair, John J. Blairs ] ; J. Blair's (c)
Welt - -] ; Welt, (c)
auf] ; (c)
Watteroth ,)] ; Watteroth. (c)
1790 in zwey Theilen in] ; 1790. 2 Theile. (c)
] ; Ganz vorzüglich aber empfehlen sich für den Handgebrauch:
  • 679 D. G. F. Hübler's synchronistische Tabellen der Völkergeschichte, nach Gatterer. 3 Lieferungen. 1796–1799.textgrid:25543
  • G. H. Bredow's Weltgeschichte in Tabellen, 3te Auflage. Altona 1810.textgrid:25546
[257] womit Hinsichts der Abstammung der Völker und des Entstehens der Reiche auch verglichen zu werden verdient:
  • F. Straß Strom der Zeiten, oder bildliche Darstellung der Weltgeschichte, nebst des Verfassers Ueberblick zur Erläuterung. Berlin 1803.textgrid:2554c
(c)
C. Gatterers ] ; E. Gatterer's (c)
größesten] ; größten (c)
1790 ] ; 1790. (c)
] ; Auf die europäische Staatengeschichte beschränken sich (c)
237] ; 240 (a); ; 236[!] (c)
fortschritte] ; fortschreitet (c)
, wenn man wollte,] ; (c)
bewürbe] ; bewirbt (c)
bey] ; bei (c)
einlaßeneinlassen könnte: würde] ; einlassen kann, wird (c)
einlaßen] ; einlassen (a)
ein Werk] ; Werke (c)
ziehen können, das] ; ziehen, die (c)
gäbe] ; geben (c)
wäre] ; sind (c)
es] ; sie (c)
darstellte. Dieses] ; darstellen. Diese (c)
Bis jetzt hat man schwerlich ein besseres und zu diesem Zweck dienlicheres Werk dieser Art als die Elemens de l'histoired'histoire generale par l'Abbé Millot, Claude François Xavier Millot , welche seit 1772 mehrmals, z. B.zum Beispiel zu Bern 1775 in 9 Bänden gr.groß 12. aufgelegt, und in der deutschen Uebersetzung: Millot, Claude François Xavier Millot Universalhistorie alter, mitler und neuer Zeiten, mit Zusätzen und Berichtigungen bis auf gegenwärtige Zeit fortgesetzt von Christiani, Wilhelm Ernst Wilh. Ernst Christiani , wovon bis jetzt Leipzig 1777–91 in 12 Theilen1777–85. 8 Theile in gr.groß 8., noch vollständiger, und selbst mit einer kurzen Kirchengeschichte vermehrt8. erschienen, noch nützlicher worden sind.] ; (c)
und zu diesem Zweck dienlicheres] ; (a)
de l'histoire] ; d'histoire (a)
bis auf gegenwärtige Zeit fortgesetzt] ; (a)
] ; wovon bis jetzt (a)
1777–91 in 12 Theilen] ; 1777–85. 8 Theile (a)
8., noch vollständiger, und selbst mit einer kurzen Kirchengeschichte vermehrt] ; 8. erschienen, noch nützlicher (a)
Der Gebrauch eines solchen Werks wäre auch um so mehr anzurathen, da die §. 235 238 gedachten vortreflichen Entwürfe theils meistens zu Vorlesungen bestimmt, und für den ersten Anfänger nicht ganz verständlich sind, theils einzelneeinzle feine Bemerkungen schon in die Spezialgeschichte schlagen, und nicht für ihn sind, der ihren großengrossen Werth noch nicht zu schätzen weiß. ] ; (c)
235 ] ; 238 (a)
] ; ersten (a)
einzelne] ; einzle (a)
großen] ; grossen (a)
238241. Nunmehro wäre es Zeit,Von der Universalgeschichte gehe man nun zur SpezialgeschichteSpezialgeschichte fortzugehenfort, und dieses um so mehr, da die meisten bestenbesseren Entwürfe der allgemeinen WeltgeschichteWeltgeschichte auf die gerade die für uns wichtigste neuere Geschichte nicht gekommen sindin den besten Entwürfen der allgemeinen Weltgeschichte ganz übergangen, oder sie mit zu wenig VollständigkeitVollständigkeit, guter Auswahl und Genauigkeit vorgetragen habenist. Wer die Geschichte, wie hier vorausgesetzt wird, nur nach Nothdurft studieren muß, wird schwerlich in der allgemeinen Weltgeschichte weiter gehen können, und sich mit einer weitern Kenntniß weniger Theile der Spezialgeschichte begnügen müssen, und wer auch darin weiter gehen will, wie kan der jetzt anders dazu gelangen,gelangen als durch das Studium der Geschichte einzelnereinzler Staaten? 239242. Unter den Theilen dieser SpezialgeschichteSpezialgeschichte ist ohne Zweifel – wenn nicht besondrebesondere Umstände eine Ausnahme erfordern, z. B.zum Beispiel die alten Schriftsteller vorerst das Studium der griechischen und römischen Geschichte zunächst nothwendig machen,machen – die neuere neuere , beybei dieser die europäischeuropäische europäische , und besonders die vaterländischvaterländische Geschichte,Geschichte die nöthigste. – Sie geht uns am nächsten an, und so fern wir größtentheils die ältere und Geschichte unsers deutschen Vaterlandes die wichtigste. 239. Sowohl die ältere als die ausländische Geschichte lernen wollendoch die Meisten hauptsächlich in der Absicht, um den heutigen Zustand der Welt gründlich aus dem vormaligen zu erkennen, verhält sie sich zu jenererkennen. Sie verhält sich also wie Zweck zu Mitteln; man kankann selbst vieler, vielleicht der meisten Begebenheiten des AlterthumAlterthums und des AuslandAuslandes unkundig seyn, ohne daß uns deswegen die neuere und vaterländische Geschichte undeutlich ist. – Und wennunverständlich würde. Wenn überdieß die Geschichte hauptsächlich Klugheit und unsrebesonders die SittenSitten bilden soll, dabeydabei aber Denkart, Charakter, Bedürfnisse, Anstalten und Umstände erfordert werden, die denen am nächsten kommen, welche die Geschichte darstellt:darstellt; so muß die erwähnteerwehnte Art der Geschichteeine uns näher liegende neuere Geschichte, nothwendig im Ganzen mehr Einfluß auf unsreunsere Bildung als jene haben. – Selbst, wegen der meist mehrerngrößern Gewißheit der ZeitrechnungZeitrechnung und der einzelneneinzeln Begebenheiten, so wie wegen des Reichthums der Nachrichten, hat sie weniger Schwierigkeiten, und giebt mehrere ZuverläßigkeitZuverlässigkeit, nöthigt auch weniger,weniger uns beysich bei unbeträchtlichern Sachen und oft doch vergebenen Grübeleien aufzuhalten, erlaubt mehrere Wahl der Ereignisse, entdeckt mehr die Ursachen und Folgen derselben, und gewährtgewährt, da sie weniger Lücken hat, einen deutlichern ZusammenhangZusammenhang. ] ;
(c)
238] ; 241 (a)
Nunmehro wäre es Zeit,] ; Von der Universalgeschichte gehe man nun (c)
fortzugehen] ; fort (c)
die meisten bestenbesseren Entwürfe der allgemeinen WeltgeschichteWeltgeschichte auf die] ; (a)
besten] ; besseren (c)
] ; die (a)
nicht gekommen sind] ; in den besten Entwürfen der allgemeinen Weltgeschichte ganz übergangen (a)
sie] ; (a)
Vollständigkeit] ; Vollständigkeit, guter Auswahl und Genauigkeit (a)
haben] ; ist (a)
Wer die Geschichte, wie hier vorausgesetzt wird, nur nach Nothdurft studieren muß, wird schwerlich in der allgemeinen Weltgeschichte weiter gehen können, und sich mit einer weitern Kenntniß weniger Theile der Spezialgeschichte begnügen müssen, und wer auch darin weiter gehen will, wie kan der jetzt anders dazu gelangen,gelangen als durch das Studium der Geschichte einzelnereinzler Staaten?] ; (c)
] ; jetzt (a)
gelangen,] ; gelangen (a)
einzelner] ; einzler (a)
239242.] ; (c)
239] ; 242 (a)
besondre] ; besondere (c)
vorerst] ; (c)
] ; zunächst (c)
machen,] ; machen (a, c)
neuere] ; neuere (c)
, beybei dieser die europäischeuropäische europäische ,] ; (a)
bey] ; bei (c)
europäischeuropäische] ; europäische (c)
vaterländischvaterländische Geschichte,Geschichte die nöthigste. – Sie geht uns am nächsten an, und so fern wir größtentheils die ältere und] ; Geschichte unsers deutschen Vaterlandes die wichtigste. 239. Sowohl die ältere als die (c)
Geschichte,] ; Geschichte (a)
wollen] ; doch die Meisten hauptsächlich in der Absicht (c)
erkennen, verhält sie sich zu jener] ; erkennen. Sie verhält sich also (c)
kan] ; kann (c)
uns] ; (c)
undeutlich ist. – Und wenn] ; unverständlich würde. Wenn überdieß (c)
unsre] ; besonders die (c)
dabey] ; dabei (c)
darstellt:] ; darstellt; (a)
die erwähnteerwehnte Art der Geschichte] ; eine uns näher liegende neuere Geschichte, (c)
erwähnte] ; erwehnte (a)
unsre] ; unsere (c)
] ; (c)
mehrern] ; größern (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
wegen] ; (a)
] ; und (c)
Zuverläßigkeit] ; Zuverlässigkeit (c)
] ; auch (c)
weniger,] ; weniger (a)
uns bey] ; sich bei (c)
] ; und oft doch vergebenen Grübeleien (c)
gewährt] ; gewährt, da sie weniger Lücken hat, (c)
240. Man fange also auch hier wieder mit dereiner vorläufigen allgemeinern Uebersicht an, ohne welche die vaterländischvaterländische GeschichteGeschichte eben so wenig recht verständlich ist, und lehrreich genug kan gemacht werden kann, als die Geschichte besondrerbesonderer europäischen Staaten, ohne die Kenntniß derer, aus deren Trümmern sie entstanden sind. Bloße allgemeine WeltgeschichteWeltgeschichte, die schon im Vorhergehenden, als voraus bekannt, angegeben ist, reicht hier nicht ganz zu, weil sie, nach ihrem ZweckZweck, eine allgemeinere Uebersicht der Geschichte zu geben, sich in keine nähere Darstellung (Detail) einlaßen kaneinlassen kann, und doch die Kenntniß solcher nähern Umstände, selbst oft kleiner Ursachen großer WeltveränderungenWeltveränderungen, erfordert wird, wenn man die Geschichte besondrerbesonderer Reiche und Völker verstehnverstehen, und, wie sichs gehört, in einem lehrreichen ZusammenhangZusammenhange übersehen will. Anm. Anmerkung Eine solche vorläufige genauere Einleitung und selbst Uebersicht der neuern europäischen StaatengeschichteStaatengeschichte, die man von der sogenannten großen Völkerwanderung an rechnen kankann, ist vorzüglich der Grundriß der Geschichte der jetzigen, besonders der europäischen Staaten, von Krause, Johann Christoph J. C. Krause, Krause. Halle 1788. in gr.groß 8;8. und, da doch so viel auf eine genügliche und wohlgeordnete Darstellung der merkwürdigern Veränderungen und ihrer Ursachen, so wie der Verfassung der aus oder neben einander entstandnenentstandenen Völker und Staaten,Staaten ankommt, zu deren näheren Kenntniß vielen Liebhabern der Geschichte Zeit und Hülfsmittel fehlen, Desselben bündige und lehrreiche Geschichte der wichtigsten Begebenheiten des heutigen Europa, wovon bis jetzt drey Bände in gr.groß 8. Halle 1789–91. herausgekommen sind. 1ster bis 5ter Bd.Band, fortgesetzt von Remer, Julius August Remer, 6ter u.und 7ter Bd.Band Halle 1789–1803. 8. desgleichen Koch, Christoph Wilhelm C. M. Koch's Gemählde der Revolutionen in Europa, seit dem Umsturz des römischen Kaiserthums. Aus dem Französischen von Sander, Johann Daniel Sander, 3 Theile. Berlin 1807. 8. Remer Gemeint ist Julius August Remer (1738–1803). C. M. Koch's Gemählde der Revolutionen in Europa, seit dem Umsturz des römischen Kaiserthums. Aus dem Französischen von Sander, 3 Theile. Berlin 1807 Der Name des Autors lautet Christoph Wilhelm Koch (1737–1813), bei dem Übersetzer handelt es sich um Johann Daniel Sander (1759–1825). Die ersten beiden Teile sind 1807 erschienen, der dritte Teil folgte 1809. ] ; (a)
Man fange also auch hier wieder mit dereiner vorläufigen allgemeinern Uebersicht an, ohne welche die vaterländischvaterländische GeschichteGeschichte eben so wenig recht verständlich ist, und lehrreich genug kan gemacht werden kann, als die Geschichte besondrerbesonderer europäischen Staaten, ohne die Kenntniß derer, aus deren Trümmern sie entstanden sind. Bloße allgemeine WeltgeschichteWeltgeschichte, die schon im Vorhergehenden, als voraus bekannt, angegeben ist, reicht hier nicht ganz zu, weil sie, nach ihrem ZweckZweck, eine allgemeinere Uebersicht der Geschichte zu geben, sich in keine nähere Darstellung (Detail) einlaßen kaneinlassen kann, und doch die Kenntniß solcher nähern Umstände, selbst oft kleiner Ursachen großer WeltveränderungenWeltveränderungen, erfordert wird, wenn man die Geschichte besondrerbesonderer Reiche und Völker verstehnverstehen, und, wie sichs gehört, in einem lehrreichen ZusammenhangZusammenhange übersehen will. Anm. Anmerkung Eine solche vorläufige genauere Einleitung und selbst Uebersicht der neuern europäischen StaatengeschichteStaatengeschichte, die man von der sogenannten großen Völkerwanderung an rechnen kankann, ist vorzüglich der Grundriß der Geschichte der jetzigen, besonders der europäischen Staaten, von Krause, Johann Christoph J. C. Krause, Krause. Halle 1788. in gr.groß 8;8. und, da doch so viel auf eine genügliche und wohlgeordnete Darstellung der merkwürdigern Veränderungen und ihrer Ursachen, so wie der Verfassung der aus oder neben einander entstandnenentstandenen Völker und Staaten,Staaten ankommt, zu deren näheren Kenntniß vielen Liebhabern der Geschichte Zeit und Hülfsmittel fehlen, Desselben bündige und lehrreiche Geschichte der wichtigsten Begebenheiten des heutigen Europa, wovon bis jetzt drey Bände in gr.groß 8. Halle 1789–91. herausgekommen sind. 1ster bis 5ter Bd.Band, fortgesetzt von Remer, Julius August Remer, 6ter u.und 7ter Bd.Band Halle 1789–1803. 8. desgleichen Koch, Christoph Wilhelm C. M. Koch's Gemählde der Revolutionen in Europa, seit dem Umsturz des römischen Kaiserthums. Aus dem Französischen von Sander, Johann Daniel Sander, 3 Theile. Berlin 1807. 8. ] ; 634 (c)
also] ; (c)
der] ; einer (c)
ist,] ; (c)
kan] ; (c)
] ; kann (c)
besondrer] ; besonderer (c)
] ; die (c)
Zweck] ; Zweck, (c)
einlaßen kan] ; einlassen kann (c)
besondrer] ; besonderer (c)
verstehn] ; verstehen (c)
Zusammenhang] ; Zusammenhange (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
kan] ; kann (c)
Krause,] ; Krause. (c)
in] ; (c)
8;] ; 8. (c)
entstandnen] ; entstandenen (c)
Staaten,] ; Staaten (c)
] ; näheren Kenntniß (c)
wovon bis jetzt drey Bände in gr.groß 8. Halle 1789–91. herausgekommen sind.] ; 1ster bis 5ter (Bd.)Band, fortgesetzt von 687 Remer, 6ter (u.)und 7ter (Bd.)Band Halle 1789–1803.textgrid:2554w 8. desgleichen
  • 688 C. M. Koch's Gemählde der Revolutionen in Europa, seit dem Umsturz des römischen Kaiserthums. Aus dem Französischen von Sander, 3 Theile. Berlin 1807.textgrid:25552 8.
(c)
241] ; 243 (a)
Hiedurch vorbereitetvorbereitet, schreite man zuMan fange also mit der GeschichteGeschichte des gemeinsamen VaterlandVaterlandes, zumit der Geschichte DeutschlandDeutschlandes Geschichte Deutschlands , fortan. Diese Geschichte ist etwas Anderes als Geschichte der deutschen Regenten und Häuser, oder deutsche ReichsgeschichteReichsgeschichte, so sehr auch beyderleybeiderlei Geschichte oft in einander fließt. Wie sind die Deutschen das worden, was sie sind? die cultivirte Nation geworden, die sie itzt sind? Dies zu wissenwissen, ist doch noch allgemein nützlicher, als jenes, so unentbehrlich auch jene Geschichte ist,ist die Geschichte der Nation kennen zu lernen. Anm. Anmerkung 1. {In Zeiten, wo Deutschland aus seiner tiefen Erniedrigung zu einem kräftigen Leben erwacht ist, – welcher Theil des Studiums der Geschichte verdiente wohl mehr Empfehlung als gerade dieser? Wenn dadurch auf der einen Seite die Kraft des deutschen Volks erkannt werden kann, so wird man sich auch vor Einseitigkeit in seiner Schätzung und Bewunderung, und in dem Urtheil der Vorzüge der vergangenen Zeit vor der jetzigen, am besten bewahren können. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers } Anm. Anmerkung 2. Unter den Hauptwerken über die deutsche Geschichte bleibt, trotz vieler Mängel und der Unbeholfenheit des Stils, noch immer vorzüglich zu nennen: Noch ist Schmidt, Michael Ignaz Michael Ignaz Schmidts Schmidt's Geschichte der Deutschen, fortgesetzt von Milbiller, Joseph Millbiller , 1ster bis 17ter Band, desgl.desgleichen die erste Uebersicht, Ulm 1778–91,1778–851778–1791., bisher in 106 Theilen in gr.groß 8. und der erste Theil verbessert aufgelegt 1785, eigentlich1785 das einzige WerkBuch dieser Art. – Theilen, gr. 8. – Ein kleines Handbuch, recht deutsch gedacht und geschrieben, ist Kohlrausch, Heinrich Friedrich Theodor Kohlrausch deutsche Geschichte für Schulen, 2 Theile. Elberfeld 1816–1817. Zur Kenntniß der deutschen Reichs- oder vielmehr KaisergeschichteKaisergeschichte, haben wir nichts, was, eben sowohl in richtiger und lehrreicher Darstellung als in bündiger Kürze, Heinrich, Christoph Gottlob Christoph Gottlob Heinrich's teutsche Reichsgeschichte überträfe, (die eigentlich den 9ten Band der Allgemeinen Weltgeschichte nach Guthrie, William Guthrie, Gray, John Gray und Andrer Plan ausmacht), wovon bisher drey Theile, Leipz. 1787–89 in gr.groß 8. (bis auf Kaiser Karl IV. Karl IV.) erschienen sind. Ausführlicher ist schon, obgleich mehr eine kritische Zusammenstellung als pragmatische Zusammenordnung: könnte man, zu dem hier nöthigen Zweck, dem Anfänger Die Geschichte des teutschen Reichs von Heinrich, Christoph Gottlob C. G. H. (Heinrich, Christoph Gottlob Heinrich ), Riga 1778 und 1779 in drey Theilen in gr.groß 8. empfehlen, und hernach Die allgemeine WelthistorieWelthistorie - - in einem vollständigen und pragmatischen Auszuge - - verfertigt von Häberlin, Franz Dominicus Franz Dominicus Häberlin . Neue Historie,Historie. Halle 1767–73, in 12 Bänden in gr.groß 8. Doch wird sie ob diese gleich erst vom 11ten Jahrhundert an beträchtlich wird, und geht nur bis 1546, wo Desselben neueste 1546 geht, da die folgende Neueste teutsche Reichsgeschichte anfängt, die bisher (die Fortsetzung Senkenberg, Renatus Karl von R. K. Freyherrns von Senkenberg mit eingeschlossen) in 2118 Bänden besteht, Halle, 774–90 und bis zum Schluß des 16ten Jahrhunderts führt, aber in gr.groß 8, Halle 1774–85 erschienen, sie nur bis 1594 fortgesetzt, und dem hiesigen Zweck nicht angemessen ist. Zu einer guten Ergänzung der in jener Allgem. Welthist. äusserst kurz berührten ältern Geschichte des teutschen Reichs,Reichs könnten der Versuch einer Geschichte Kaiser Karl I. Karls des GroßenGrossen , Leipz. 1777. 8,8. Geschichte der fränkischen Monarchie von dem Tode Karl I. Karls des Gr. bis zu dem Abgange der Karolinger, Hamburg 1779 1779. gr.groß 8,8. und Geschichte der Teutschen von Konrad I. Konrad I.1. bis zu dem Tode Heinrich II. Heinrichs II.2 , von Hegewisch, Dietrich Hermann D. H. Hegewisch , ebendas.ebendaselbst 1781 1781, gr.groß 8. gebraucht werden, die alle von Einem Verfasser sind. Aber wer giebt uns eine zu dem hiesigen Zweck dienende Geschichte des 16ten, 17ten und 18ten Jahrhunderts? Kaisergeschichte dient ganz vorzüglich: Heinrich, Christoph Gottlob C. G. Heinrichs deutsche Reichsgeschichte, 5 Bände, Leipzig 1787–1789., und Desselben Handbuch der deutschen Reichsgeschichte. Leipzig 1800. ] ;

(a); ; 637 638 (c)
Hiedurch vorbereitetvorbereitet, schreite man zu] ; Man fange also mit (a)
vorbereitet] ; vorbereitet, (c)
zu] ; mit (a)
Geschichte DeutschlandDeutschlandes] ; Geschichte Deutschlands (c)
fort] ; an (a)
beyderley] ; beiderlei (c)
das worden, was sie sind?] ; (c)
] ; geworden, die sie itzt sind (c)
wissen] ; wissen, (c)
ist,] ; ist (a)
] ; (Anm.)Anmerkung 1. {In Zeiten, wo Deutschland aus seiner tiefen Erniedrigung zu einem kräftigen Leben erwacht ist, – wel[260]cher Theil des Studiums der Geschichte verdiente wohl mehr Empfehlung als gerade dieser? Wenn dadurch auf der einen Seite die Kraft des deutschen Volks erkannt werden kann, so wird man sich auch vor Einseitigkeit in seiner Schätzung und Bewunderung, und in dem Urtheil der Vorzüge der vergangenen Zeit vor der jetzigen, am besten bewahren können. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers [}] (Anm.)Anmerkung 2. Unter den Hauptwerken über die deutsche Geschichte bleibt, trotz vieler Mängel und der Unbeholfenheit des Stils, noch immer vorzüglich zu nennen: (c)
Noch ist] ; (c)
Schmidts ] ; Schmidt's (c)
] ; fortgesetzt von Millbiller, 1ster bis 17ter Band, (desgl.)desgleichen die erste Uebersicht, (c)
1778–91,] ; 1778–85 (a); ; 1778–1791., (c)
10] ; 6 (a)
Theilen in gr.groß 8. und der erste Theil verbessert aufgelegt 1785, eigentlich1785 das einzige WerkBuch dieser Art. – ] ; Theilen, gr. 8. – Ein kleines Handbuch, recht deutsch gedacht und geschrieben, ist 692 Kohlrausch deutsche Geschichte für Schulen, 2 Theile. Elberfeld 1816–1817. (c)
1785, eigentlich] ; 1785 (a)
Werk] ; Buch (a)
] ; (a)
KaisergeschichteKaisergeschichte, haben wir nichts, was, eben sowohl in richtiger und lehrreicher Darstellung als in bündiger Kürze, Heinrich, Christoph Gottlob Christoph Gottlob Heinrich's teutsche Reichsgeschichte überträfe, (die eigentlich den 9ten Band der Allgemeinen Weltgeschichte nach Guthrie, William Guthrie, Gray, John Gray und Andrer Plan ausmacht), wovon bisher drey Theile, Leipz. 1787–89 in gr.groß 8. (bis auf Kaiser Karl IV. Karl IV.) erschienen sind. Ausführlicher ist schon, obgleich mehr eine kritische Zusammenstellung als pragmatische Zusammenordnung: könnte man, zu dem hier nöthigen Zweck, dem Anfänger Die Geschichte des teutschen Reichs von Heinrich, Christoph Gottlob C. G. H. (Heinrich, Christoph Gottlob Heinrich ), Riga 1778 und 1779 in drey Theilen in gr.groß 8. empfehlen, und hernach Die allgemeine WelthistorieWelthistorie - - in einem vollständigen und pragmatischen Auszuge - - verfertigt von Häberlin, Franz Dominicus Franz Dominicus Häberlin . Neue Historie,Historie. Halle 1767–73, in 12 Bänden in gr.groß 8. Doch wird sie ob diese gleich erst vom 11ten Jahrhundert an beträchtlich wird, und geht nur bis 1546, wo Desselben neueste 1546 geht, da die folgende Neueste teutsche Reichsgeschichte anfängt, die bisher (die Fortsetzung Senkenberg, Renatus Karl von R. K. Freyherrns von Senkenberg mit eingeschlossen) in 2118 Bänden besteht, Halle, 774–90 und bis zum Schluß des 16ten Jahrhunderts führt, aber in gr.groß 8, Halle 1774–85 erschienen, sie nur bis 1594 fortgesetzt, und dem hiesigen Zweck nicht angemessen ist. Zu einer guten Ergänzung der in jener Allgem. Welthist. äusserst kurz berührten ältern Geschichte des teutschen Reichs,Reichs könnten der Versuch einer Geschichte Kaiser Karl I. Karls des GroßenGrossen , Leipz. 1777. 8,8. Geschichte der fränkischen Monarchie von dem Tode Karl I. Karls des Gr. bis zu dem Abgange der Karolinger, Hamburg 1779 1779. gr.groß 8,8. und Geschichte der Teutschen von Konrad I. Konrad I.1. bis zu dem Tode Heinrich II. Heinrichs II.2 , von Hegewisch, Dietrich Hermann D. H. Hegewisch , ebendas.ebendaselbst 1781 1781, gr.groß 8. gebraucht werden, die alle von Einem Verfasser sind. Aber wer giebt uns eine zu dem hiesigen Zweck dienende Geschichte des 16ten, 17ten und 18ten Jahrhunderts? ] ; Kaisergeschichte dient ganz vorzüglich:
  • C. G. Heinrichs deutsche Reichsgeschichte, 5 Bände, Leipzig 1787–1789.textgrid:255dn, und
  • Desselben Handbuch der deutschen Reichsgeschichte. Leipzig 1800.textgrid:255jd
(c)
haben wir nichts, was, eben sowohl in richtiger und lehrreicher Darstellung als in bündiger Kürze, Heinrich, Christoph Gottlob Christoph Gottlob Heinrich's teutsche Reichsgeschichte überträfe, (die eigentlich den 9ten Band der Allgemeinen Weltgeschichte nach Guthrie, William Guthrie, Gray, John Gray und Andrer Plan ausmacht), wovon bisher drey Theile, Leipz. 1787–89 in gr.groß 8. (bis auf Kaiser Karl IV. Karl IV.) erschienen sind. Ausführlicher ist schon, obgleich mehr eine kritische Zusammenstellung als pragmatische Zusammenordnung:] ; könnte man, zu dem hier nöthigen Zweck, dem Anfänger
  • Die Geschichte des teutschen Reichs von C. G. H. ( Heinrich), Riga 1778 und 1779textgrid:255ns in drey Theilen in (gr.)groß 8.
empfehlen, und hernach
(a)
Welthistorie] ; Welthistorie - - (a)
Historie,] ; Historie. (a)
Doch wird sie] ; ob diese gleich (a)
] ; wird (a)
geht] ; (a)
1546, wo Desselben neueste] ; 1546 geht, da die folgende Neueste (a)
anfängt] ; (a)
(die Fortsetzung Senkenberg, Renatus Karl von R. K. Freyherrns von Senkenberg mit eingeschlossen)] ; (a)
21] ; 18 (a)
besteht, Halle, 774–90 und bis zum Schluß des 16ten Jahrhunderts führt, aber] ; in (gr.)groß 8, Halle 1774–85 erschienen, [240] sie nur bis 1594 fortgesetzt, und (a)
guten] ; (a)
Reichs,] ; Reichs (a)
Großen] ; Grossen (a)
8,] ; 8. (a)
1779 ] ; 1779. (a)
8,] ; 8. (a)
I.] ; 1. (a)
II.] ; 2 (a)
1781 ] ; 1781, (a)
242] ; 244 (a)
Diese deutsche Geschichte deutsche Geschichte recht zu verstehnverstehen und zu beurtheilen, müßtemuß man wenigstens einen allgemeinen BegriffBegrif von der deutschen StaatsverfassungStaatsverfassung haben, oder die deutsche Staatskunde Staatskunde (Statistik) kennen; wozu die Staatskunde von Deutschland im Grundrisse, von Grellmann, Heinrich Moritz Gottlieb H. W. G. Grellmann , deren erster Theil zu Göttingen 1790 in 8. ans Licht getreten ist, vorzüglich dienen könnte, zumal wenn man damit die schätzbare Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des teutschen Reichs vom geh.geheim Justitzrath Pütter, Johann Stephan Pütter verbände, von der in drey Theilen eine zweyte Ausgabe, Göttingen 1788 in gr.groß 8. erschienen ist.kennen. Für die hier angenommenen Leser möchten Schmauß, Johann Jacob Joh. Jac. Schmaussens akademische Reden und Vorlesungen über das teutsche Staatsrecht, herausgegeben von Heldmann, Johann Albrecht Hermann Joh. Alb. Herm. Heldmann , Lemgo 1766 in 4. den deutlichsten Unterricht enthalten. kennen, ohne welche theils vieles in dem Laufe der Begebenheiten nicht richtig verstanden, theils die Zeiten und ihre Wechsel in den VerfassungenVerfassungen, nicht genug unterschieden werden können. Anm. Anmerkung Hierzu geben die beste Anleitung Grellmann, Heinrich Moritz Gottlieb H. W. G. Grellmann's historisch-statistisches Handbuch von Deutschland, 1ster und 2ter Theil, und mehr noch Pütter, Johann Stephan J. S. Pütter's historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des deutschen Reichs, 2 Theile. 1798. ] ; 644 (c)
deutsche Geschichte] ; deutsche Geschichte (c)
verstehn] ; verstehen (c)
müßte] ; muß (c)
Begriff] ; Begrif (a)
kennen; wozu die Staatskunde von Deutschland im Grundrisse, von Grellmann, Heinrich Moritz Gottlieb H. W. G. Grellmann , deren erster Theil zu Göttingen 1790 in 8. ans Licht getreten ist, vorzüglich dienen könnte, zumal wenn man damit die schätzbare Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des teutschen Reichs vom geh.geheim Justitzrath Pütter, Johann Stephan Pütter verbände, von der in drey Theilen eine zweyte Ausgabe, Göttingen 1788 in gr.groß 8. erschienen ist.] ; kennen. Für die hier angenommenen Leser möchten Joh. Jac. Schmaussens akademische Reden und Vorlesungen über das teutsche Staatsrecht, herausgegeben von 698 Joh. Alb. Herm. Heldmann, Lemgo 1766textgrid:255t3 in 4. den deutlichsten Unterricht enthalten. (a); ; kennen, ohne welche theils vieles in dem Laufe der Begebenheiten nicht richtig verstanden, theils die Zeiten und ihre Wechsel in den Verfassungen, nicht genug unterschieden werden können. (Anm.)Anmerkung Hierzu geben die beste Anleitung
  • 699 H. W. G. Grellmann's historisch-statistisches Handbuch von Deutschland, 1ster und 2ter Theil, und mehr noch
  • [261] 700 J. S. Pütter's historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des deutschen Reichs, 2 Theile. 1798.textgrid:255n3
(c)
243] ; 245 (a)
Hierauf würdehat man sich mit der übrigen europäischen StaatengeschichteStaatengeschichte europäischen Staatengeschichte , die den nächsten Einfluß in die deutsche Geschichte hat, und mit derselbenselbiger auch sich die StaatsverfassungStaatsverfassung derselben bekannt machen, wozu, wenigstens die Verfassung der meisten kennen zu lernen, die zu machen, welche ohnehin nicht minder denkwürdige Ereignisse aufstellt, und besonders in einzelnen Zeitperioden an Interesse für den philosophischen und pragmatischpragmatischen Geschichtsforscher die vaterländische Geschichte vollkommen an die Seite gesetzt, wo nicht vorgezogen werden kann. Anm. Anmerkung Als Hülfsmittel empfehlen sich: Achenwall, Gottfried G. Achewall's Staatsverfassung der heutigen vornehmsten europäischen Reiche und Völker im Grundrisse, von Achenwall, Gottfried Gottfr. Achenwall , 7te6ste Ausgabe, Erster Theil,2 Theile, 4te Auflage, Göttingen 1790 1771, Zweyter Theil, 1785. 8. und die 1790. Toze, Eobald M. E. Tozen's Einleitung zur allgemeinen und besondern europäischen Staatskunde, entworfen von Toze, Eobald M. E. Tozen , 3te Aufl.Auflage Bützow 1785 1785. in gr.groß 8. (4te Aufl.Auflage, mit Zusätzen von Heinze, Valentin August V. A. Heinze Heinze, 1ster Band,Band. Schwerin 1790 in1790. gr.groß 8.) die brauchbarsten sind. Zur allgemeinen Uebersicht dient vorzüglichkan die Anleitung zur Kenntniß der europäischen Staatenhistorie - -Staatenhistorie – von Meusel, Johann Georg Joh. Georg Meusel , drittezwote Ausgabe, Leipz. 1788 1782. in gr.groß 8 8. dienen Leipzig 1800. 8. , die zugleich die nöthigsten genealogischen Tabellen enthält, und die besten allgemeinen Schriften und Werke anzeigt, welche über die Geschichte eines jeden Staates insbesondre vorhanden sind, und hier, nach unsrer Absicht, nicht berühret werden können.anzeigt. Spittler, Ludwig Timotheus von L. L. Spittler's Entwurf der Geschichte der europäischen Staaten, fortgesetzt von Sartorius, Georg Sartorius , 2 Theile. Berlin 1807. ] ;

(a); ; 649 (c)
würde] ; hat (c)
europäischen StaatengeschichteStaatengeschichte] ; europäischen Staatengeschichte (c)
derselben] ; selbiger (c)
machen, wozu, wenigstens die Verfassung der meisten kennen zu lernen, die ] ; zu machen, welche ohnehin nicht minder denkwürdige Ereignisse aufstellt, und besonders in einzelnen Zeitperioden an Interesse für den philosophischen und pragmatischen Geschichtsforscher die vaterländische Geschichte vollkommen an die Seite gesetzt, wo nicht vorgezogen werden kann. (Anm.)Anmerkung Als Hülfsmittel empfehlen sich: G. Achewall's (c)
von Achenwall, Gottfried Gottfr. Achenwall , 7te6ste Ausgabe, Erster Theil,] ; 2 Theile, 4te Auflage, (c)
7te] ; 6ste (a)
1790 1771, Zweyter Theil, 1785. 8. und die] ; 1790. M. E. Tozen's (c)
1790 ] ; 1771 (a)
entworfen von Toze, Eobald M. E. Tozen , 3te Aufl.Auflage Bützow 1785 1785. in gr.groß 8.] ; (c)
1785 ] ; 1785. (a)
(4te Aufl.Auflage, mit Zusätzen von Heinze, Valentin August V. A. Heinze Heinze, 1ster Band,Band. Schwerin 1790 in1790. gr.groß 8.)] ; (a)
Aufl.] ; Auflage, (c)
Heinze ] ; Heinze, (c)
Band,] ; Band. (c)
1790 in] ; 1790. (c)
die brauchbarsten sind.] ; (c)
dient vorzüglich] ; kan (a)
Staatenhistorie - -] ; Staatenhistorie – (c)
dritte] ; zwote (a)
Leipz. 1788 1782. in gr.groß 8 8. dienen ] ; Leipzig 1800. 8. (c)
1788 ] ; 1782.textgrid:257qj (a)
8] ; 8. dienen (a)
anzeigt, welche über die Geschichte eines jeden Staates insbesondre vorhanden sind, und hier, nach unsrer Absicht, nicht berühret werden können.] ; anzeigt. (c)
244] ; 246 (a)
würde] ; wird (c)
sich] ; (c)
mit besondern Fleiß auf die] ; aus der (c)
legen kan] ; sein Hauptstudium machen kann (c)
eigentlicheneigentlichem Studium] ; für sein Fach (c)
eigentlichen] ; eigentlichem (a)
einzelne] ; einzle (a)
manchen] ; Manchen (c)
neuern] ; letzteren (c)
bey] ; bei (c)
andre] ; andere (c)
oft] ; (a)
einzelnen] ; einzlen (a)
kan] ; wird (c)
jüdischjüdische] ; jüdische (c)
andrer] ; anderer (c)
griechischen] ; griechischen (c)
römischen] ; römischen (c)
In dieser Rücksicht, selbst wegen des guten Vortrags, verdienen die Elementa historiae antiquae, auctore Baumgarten-Crusius, Gottlob August Gottlob Aug. Baumgarten Crusio , Lips. 1775 1775. 8. wovon nur noch die Fortsetzung fehlt, sehr empfohlen zu werden. Einige die griechische und römische Geschichte betreffende Schriften sind schon oben (§. 138) erwähnterwehnt worden, und wer diese Geschichte, zum bessern VerständnißVerhältniß alter Schriftsteller, noch ausführlicher zu lernen wünschte, könnte sich dazu der Histoire ancienne - - par Rollin, Charles Rollin , die Halle 1756. 57 57. in 4 Voll.Volumina und Ebendesselben noch beßre Histoire Romaine, die ebendaselbst 1753–55 1753–55. in 5 Voll.Volumina in gr.groß 8. nachgedruckt worden ist, und der Histoire des Empereurs, nebst deren Fortsetzung in der Histoire des Empereurs Romains - - jusqu'ajusqu' à Konstantin d. Gr. Constantin, par Crevier, Jean Baptiste Louis J. B. L. Crevier , nachgedruckt Amst. 1750 f.folgend in 12 Bänden gr.groß 12. bedienen. Will man übrigens aus Einem Werk die Spezialgeschichte aller bekannten und merkwürdigern, ältern und neuern, Völker und Staaten genauer kennen lernen, ohne sich in eine sehr ausführliche Untersuchung derselben einzulaßen:einzulassen, so möchte, im Ganzen genommen, kein Werk dazu dienlicher seyn als die Allgemeine Weltgeschichte, von der Schöpfung an bis auf gegenwärtige Zeit, von Guthrie, William Wilh. Guthrie, Gray, John Joh. Gray und andern - - übersetzt - -übersetzt - berichtigt, und mit Anmerkungen versehen, (in einzelneneinzeln Theilen auch durchaus um- oder ganz neu ausgearbeitet, Leipz. 1765 flgg.folgende),1765. flgg.) das sich seiner Vollendung nähert, und bis jetzt aus 4133 Bänden in gr.groß 8. besteht, Th.Theil 1–4. Th.Theil 5,5 Band 1–4.1–4, Th.Theil 6,6 B.Band 1 u.und 2. Th.Theil 7,7 B.Band 1 u.und 2,2. Th.Theil 8. Th.Theil 9, B.Band 1. 2 3. (noch unvollendet)8 u.und 9. Th.Theil 10,10 B.Band 1 u.und 2. Th.Theil 11 u.und 12. Th.Theil 13,13 B.Band 1 u.und 2. Th.Theil 14, 1–3te Abth.Abtheilung Th.Theil 15, 1–4te Abth.Abtheilung Th.Theil 16, 1–9te1–6ste Abth.Abtheilung Th.Theil 17, 1–3te Abth.Abtheilung (auch noch nicht beendigt); wovon einige Theile selbst dem Geschichtsforscher wichtig seyn werden.] ; (c)
1775 ] ; 1775. (a)
erwähnt] ; erwehnt (a)
Verständniß] ; Verhältniß (a)
57 ] ; 57. (a)
1753–55 ] ; 1753–55. (a)
jusqu'a] ; jusqu' à (a)
einzulaßen:] ; einzulassen, (a)
übersetzt - -] ; übersetzt - (a)
einzelnen] ; einzeln (a)
1765 flgg.folgende),] ; 1765. flgg.) (a)
41] ; 33 (a)
5,] ; 5 (a)
1–4.] ; 1–4, (a)
6,] ; 6 (a)
7,] ; 7 (a)
2,] ; 2. (a)
8. Th.Theil 9, B.Band 1. 2 3. (noch unvollendet)] ; 8 (u.)und 9 (a)
10,] ; 10 (a)
13,] ; 13 (a)
1–9te] ; 1–6ste (a)
Th.Theil 17, 1–3te Abth.Abtheilung (auch noch nicht beendigt);] ; (a)
] ; 654 (c)
245] ; 247 (a)
einzelnen] ; einzeln (a)
CulturCultur] ; Kultur (c)
Cultur insbesondre] ; Kultur insbesondere (c)
3 ] ; 3. (c)
laßen] ; lassen (a, c)
Fortschritte] ; (c)
] ; sie (c)
sie bey andern] ; bei Andern (c)
In so fern] ; Insofern (c)
müßte] ; muß (c)
einzelnen ] ; einzeln (a)
Anm.Anmerkung Anm. 1. Anm. CulturCultur (Ausbildung(Ausbildung, AufklärungAufklärung) im weitern Verstande, heißt jede VervollkommnungVervollkommnung der Seelenkräfte, sie mag in Erweiterung der Kenntnisse und Neigungen,Neigungen oder in Verbesserung der SeelenkräfteSeelenkräfte,Seelenkräfte durch Berichtigung und Verdeutlichung der Begriffe sowohl,sowohl als durch Bestimmung der Neigungen nach deutlicher Erkenntniß, bestehen. Wird diese erlangte Vollkommenheit der Seelenkräfte zur Beförderung derder, innerlichen oder äusserlichenäusserlichen,äußerlichen GlückseligkeitGlückseligkeit angewendet:angewendet, so entsteht Cultur im engern Verstande, die also nichts anders ist, als Fertigkeit, unsre Seelenkräfte zur menschlichen (innern oder äussernäußern, wahren oder vermeinten,vermeinten) Glückseligkeit anzuwenden. Anm.Anmerkung Anm. 2. Eine Wissenschaft Wissenschaft (objective(obiective genommen) ist ein zusammenhängender InbegriffInbegrif deutlicher Kenntnisse von Gegenständen einer gewissen Art – und, will man sie noch von einer Kunst Kunst unterscheiden, so möchte es, beybei aller Unbestimmtheit dieses Worts, doch wohl dem gewöhnlichengewöhnlichsten Sprachgebrauch am gemässestengemäßesten seyn, diesen Unterschied der Wissenschaften und Künste darnach zu bestimmen, daß diese sich zunächst mit Befriedigung sämmtlicher BedürfnisseGegenständen beschäftigen, jenerdie den Sinnen dargestellt werden können, jenejene aber zunächst mit Befriedigung dermit geistigen (§. 3 3. ), wenigstens solchen Dingendurch solche Dinge, deren Kenntniß nicht auf bloßerblosser Empfindung beruht. – Wissenschaft liche Cultur ist also eine Art der Cultur in weiterm Verstande, und von Cultur der Sitten sowohl als von Volks- oder gewöhnlicher Cultur noch sehr verschieden, ob sie gleich in beydeauf beide einen ungemeinen Einfluß haben kankann. ] ; 661 (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
(Ausbildung] ; (Ausbildung, (a, c)
Neigungen,] ; Neigungen (a)
SeelenkräfteSeelenkräfte,] ; Seelenkräfte (a)
sowohl,] ; sowohl (a)
der] ; der, (a)
äusserlichen] ; äusserlichen, (a); ; äußerlichen (c)
angewendet:] ; angewendet, (c)
äussern] ; äußern (c)
vermeinten,] ; vermeinten (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
(objective] ; (obiective (a)
Inbegriff] ; Inbegrif (a)
bey] ; bei (c)
gewöhnlichen] ; gewöhnlichsten (a)
gemässesten] ; gemäßesten (c)
zunächst ] ; (a)
Befriedigung sämmtlicher Bedürfnisse] ; Gegenständen (a)
jener] ; die den Sinnen dargestellt werden können, jene (a); ; jene (c)
zunächst mit Befriedigung der] ; mit (a)
(§. 3 3. )] ; (a)
3 ] ; 3. (c)
solchen Dingen] ; durch solche Dinge (c)
bloßer] ; blosser (a)
in beyde] ; auf beide (c)
kan] ; kann (c)
246] ; 248 (a)
sowohl] ; sowohl, (c)
DenkmahleDenkmahle] ; Denkmale (c)
Kenntnisse] ; Kenntnisse, (c)
Denkmahle] ; Denkmale (c)
Bücherkenntniß Bücherkenntniß ] ; Bücherkenntniß, zuweilen auch in einer besondern Bedeutung Literatur (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
gehören] ; gehören, (a)
Akademien] ; Akademieen (c)
und dergleichen; man] ; u. dergl. Man (c)
247] ; 249 (a)
Die] ; Alle die (c)
können] ; (c)
] ; können (c)
218 bis 221 221–24 ), kan] ; 218. bis 221.), kann (c)
218 bis 221 ] ; 22124 (a)
insbesondre] ; insbesondere (c)
ihrer] ; mehr als Einer (c)
ebenfalls] ; (c)
weit nützlicher] ; wenigstens eben so nützlich (c)
nützlichsten Beyspiele] ; nöthigsten Beispiele (c)
gewarnet] ; gewarnt (c)
kan] ; kann (c)
Andrer] ; Anderer (c)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
Andre] ; Andere (c)
haben,] ; haben; (c)
bloße] ; blosse (a)
allem] ; Allem (c)
lehrt,] ; lehrt; (c)
] ; schlechterdings (a)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
wenigstens,] ; wenigstens (a)
und] ; ja (c)
kan] ; kann (c)
248] ; 250 (a)
3),] ; 3) (c)
bey] ; bei (c)
KleinkreisigkeitKleinkreisigkeit,] ; Kleinkreisigkeit; (c)
alles] ; Alles (c)
unedlen] ; schändlichen (a); ; unedeln (c)
die] ; die (c)
dann] ; denn (a)
erleichterte:] ; erleichterte, (c)
dies] ; dieß (c)
Andrer] ; Anderer (c)
abzulernen,] ; abzulernen; (c)
ist,] ; ist; (c)
Nichts] ; nichts (a)
das Geschehene] ; (a)
249] ; 251 (a)
über dies] ; überdies (a); ; überdieß (c)
Andrer] ; Anderer (c)
unsrer] ; unserer (c)
bey] ; bei (c)
Art,] ; Art (c)
rühmt,] ; rühmt: (c)
kan] ; kann (c)
Andrer] ; Anderer (c)
Andre] ; Andere (c)
Andrer] ; Anderer (c)
alles] ; Alles (c)
ParteygeistParteygeist] ; Partheygeist (a); ; Parteigeist (c)
alle] ; Alle (c)
alles] ; Alles (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
aufkommen,] ; aufkommen (a)
hat;] ; hat, (a)
FreiheitFreiheit] ; Freyheit (a)
bey] ; bei (c)
Absichten] ; Absichten, (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
250] ; 252 (a)
Freylich] ; Freilich (c)
bloßen] ; blossen (a)
kan] ; kann (c)
Vieles] ; vieles (a)
Buch] ; Buche (c)
kan] ; kann (c)
den] ; dem (a)
brauchen] ; gebrauchen (c)
Buch] ; Buche (c)
Sachen] ; Sache (a)
Zu dem] ; Zudem (a, c)
bloßes] ; blosses (a)
kan] ; kann (c)
andere] ; andre (a)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
wiederfahren] ; widerfahren (c)
sezt] ; setzt (a, c)
bey] ; bei (c)
andren] ; andern (c)
sowohl] ; so wohl (a)
kan] ; kann (c)
trockne] ; trockene (c)
Aeussern] ; Aeußern (c)
bey] ; bei (c)
meisten] ; Meisten (c)
] ; das zu verachten, (a)
Geschmak] ; Geschmack (a, c)
alles] ; Alles (c)
Mikrologien] ; Mikrologieen (c)
gewöhnlich,] ; gewöhnlich (a); ; gewöhnlich war, (c)
verächtlich war] ; das Kennen von unzähligen Büchertiteln mit der Bekanntschaft mit ihrem Inhalt fast gleichstellte (c)
wovon] ; so daß (c)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
der] ; deren (c)
andre] ; andere (c)
251] ; 253 (a)
222–225 ] ; 225228 (a); ; 222.225. (c)
wahrhaftig] ; wahrhaft (c)
einzelne] ; einzle (a)
besondre] ; besondere (c)
sey] ; sei (c)
bey] ; bei (c)
scheint:] ; scheint, (a, c)
den] ; dem (a, c)
Nachrichten; eine] ; Nachrichten, einer (a)
252] ; 254 (a)
Literargeschichte] ; Literargeschichte (c)
besondre eintheilen; beyde] ; besondere eintheilen: beide (c)
beyde] ; beide (c)
gewissermassen] ; gewissermaßen (c)
227. 234 234. ] ; 230. 237 (a)
234 ] ; 234. (c)
245. 246 246. ) erwähnt] ; 247. 248) erwehnt (a)
246 ] ; 246. (c)
Anstalten ] ; Anstalten (c)
einzelner] ; einzler (a)
wohinein] ; in welche (c)
so fern] ; sofern (c)
bey] ; bei (c)
Gesichtspunct] ; Gesichtspunkt (c)
und] ; uns (a)
vorzüglich] ; [vorzüglich] (a)
253] ; 255 (a)
Weil dieDie Erlernung der Wissenschaften Wissenschaften selbst doch noch wichtiger istbleibt allerdings wichtiger, als die Erlernung ihrer Geschichte ihrer Geschichte und die Kenntniß der zu jener dienlichen Hülfsmittel; weil man über diesüberdies Hülfsmittel. Man bedarf überdies dieser letztrenletzteren Kenntniß mehr bedarf, um sich selbst in einer Wissenschaft weiter fortzuhelfen,fort zu helfen,fortzuhelfen; sie ist also weniger unentbehrlich ist, wenn man in der Wissenschaft selbstfremden UnterrichtUnterricht genießengeniessen kan; und weilkann. Auch kann die Geschichte einer Wissenschaft nicht recht verstanden, der Werth eines Buchs auch nicht gehörig, wenigstens nach unsermunsrer Bedürfniß, geschätzt werden kan, ehe man nicht der Wissenschaft selbst kundig ist: soist. Daher ist es rathsamer, die LiterargeschichteLiterargeschichte erst alsdannalsdenn zu studieren, wenn man sich schon mit den Wissenschaften bekannt gemacht hat. Sehr gut wär' es zwar, wenn man schon einigen Begriff von den Wissenschaften, den merkwürdigsten Männern, die sich in jeder hervorgethan haben, und den besten allgemeinern Büchern mitbrächte; man wird sonst manches Historische nicht verstehen, was in den Vortrag der Wissenschaft muß eingeflochten werden, und den NutzenNutzen mancher Lehrsätze, oder ihrer Bestimmungen und Erläuterungen, nicht recht einsehen. Aber dieser Unterricht brauchte nur ganz allgemein zu seyn, und mehr das eben genannteGenannte als die Geschichte der Gelehrsamkeit und einzelnereinzler Wissenschaften zu betreffen, ohngefähr so, wie er in der betreffen. Auch pflegen in den Einleitungen in einzelne Wissenschaften dergleichen Notizen gegeben zu werden. Anm. Anmerkung schätzbaren Synopsis eruditionis vniuersaeuniversae concinnata a Meinecke, Johann Heinrich Friedrich Jo. Henr. Frid. Meinecke, Meineke, Meinecke. Quedlinb. 1783. 8. oder von den philosophischen Wissenschaften in weiterm Verstande in der Gesner, Johann Matthias Gesnerischen Auch gehört dahin die (§. 54.) angeführte Gesnersche Isagoge (§. 54) gegeben worden ist. ] ; 663 (c)
Weil die] ; Die (c)
Wissenschaften] ; Wissenschaften (c)
doch noch wichtiger ist] ; bleibt allerdings wichtiger, (c)
ihrer Geschichte] ; ihrer Geschichte (c)
Hülfsmittel; weil man über diesüberdies ] ; Hülfsmittel. Man bedarf überdies (c)
über dies] ; überdies (a)
letztren] ; letzteren (c)
bedarf] ; (c)
fortzuhelfen,] ; fort zu helfen, (a); ; fortzuhelfen; (c)
] ; ist (c)
ist] ; (c)
selbst] ; fremden (c)
genießen] ; geniessen (a)
kan; und weil] ; kann. Auch kann (c)
unserm] ; unsrer (a)
kan] ; (c)
ist: so] ; ist. Daher (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
genannte] ; Genannte (c)
einzelner] ; einzler (a)
betreffen, ohngefähr so, wie er in der] ; betreffen. Auch pflegen in den Einleitungen in einzelne Wissenschaften dergleichen Notizen gegeben zu werden. (Anm.)Anmerkung (c)
] ; schätzbaren (a)
eruditionis] ; (a)
vniuersae] ; universae (c)
Meinecke,] ; Meineke, (a); ; Meinecke. (c)
oder von den philosophischen Wissenschaften in weiterm Verstande in der Gesner, Johann Matthias Gesnerischen ] ; Auch gehört dahin die (§. 54.) angeführte Gesnersche (c)
(§. 54) gegeben worden ist] ; (c)
254] ; 256 (a)
bedauren] ; bedauern (c)
bey] ; bei (c)
alles] ; Alles (c)
gehöriges] ; Gehöriges (c)
bloßes] ; blosses (a)
Umfang] ; Umfange (c)
Absicht] ; Uebersicht (a, c)
unzuverläßig] ; unzuverlässig (c)
Bey] ; Bei (c)
scheint Folgendesfolgendes ] ; scheinen folgende Rathschläge (c)
Folgendes] ; folgendes (a)
das Räthlichsteräthlichste ] ; die nützlichsten (c)
Räthlichste] ; räthlichste (a)
Hier, in diesem Buch, wo Anm. Anmerkung In einem Buche, worin dieses nur angegeben werden darf, wie die Wissenschaften, die in den hiesigenseinen Plan gehören, und wie weit die Hülfsmittel, mit ihnen bekannt zu werden, unter uns vorhanden sind, ist der Ort nicht, Vorschläge über die beste Einrichtung der Handbücher für solche Wissenschaften zu thun. Eher können wir auch keine solche guten Handbücher über die Literargeschichte bekommen, ehe nicht alle einzelne Theile dieser Geschichte vorfür sich gut bearbeitet sind, weil sich unmöglich eine genaue allgemeine Uebersicht des Ganzen geben läßt, wo einzelne Theile noch so sehr im Dunkeln liegen, oder nicht durch die Hände wahrer Kenner der Literatur dieser Theile gegangen sind. Man laße sichs daher nicht befremden, daß die folgenden Vorschläge bloße Nothhelfer Nothhelfer für solche sind, die sich zuerst mit Literargeschichte bekannt machen wollen. ] ; (a)
Hier, in diesem Buch, wo] ; (Anm.)Anmerkung In einem Buche, worin dieses (c)
den hiesigen] ; seinen (c)
vor] ; für (c)
Man laße sichs daher nicht befremden, daß die folgenden Vorschläge bloße Nothhelfer Nothhelfer für solche sind, die sich zuerst mit Literargeschichte bekannt machen wollen.] ; (c)
255] ; 257 (a)
Man lege 1) ein gutes Handbuch der allgemeinen WeltgeschichteWeltgeschichte zum Grunde, wenn dasselbe zugleich mit die Geschichte der Cultur und der Wissenschaften begreift, in welcher Absicht die oben (§. 235 238 235. ) angeführten Gatterer, Johann Christoph Gattererschen und Beck, Christian Daniel Beckischen Schriften unstreitig die besten, oder vielmehr einzig brauchbaren ihrer Art sind. Man kankann sich dadurch wenigstens orientiren lernen, und die Sachen besser behalten, wenn man sie an die Weltgeschichte anschließt. Zu eben diesem Zweck – denn ein Mehreres kankann man beybei einer Art von Kenntnissen, die einen so ungeheuern Umfang haben, wie die literarischen, nicht von den folgenden Büchern erwarten – halte man sich vorerst an ein allgemeineres Lehrbuch, woraus man ohngefähr die Rubriken ersehen kankann, unter die sich Alles,Alles was hieher, wenigstens im Allgemeinen,Allgemeinen gehört, schichten ließe, etwa Heumann, Christoph August Christoph. Aug. ordnen ließe. Anm. Anmerkung Dahin gehören: Christ. A. Heumanni ConspectumConspectus reipublicae literariae, Eben so halte man sich 2) vorerst an ein allgemeineres Buch nach der synthetischsynthetischen MethodeMethode, unter welchen der Conspectus reipublicae literariae von Heumann, Christoph August Christoph Aug. Heumann , Edit.Editio 6. Hanover. 1753 in1753. 8.8. Hannover. 1791–92. , und an den noch reichern Versuchwegen seiner fruchtbaren Kürze, leichten Uebersicht und Genauigkeit; und der Versuch einer Bouginé, Carl Joseph K. J. Bouginé's Handbuch der allgemeinen Literargeschichte, nach Heumann, Christoph August Heumann's Grundriß, 6 Bände. Zürich 1789–1802. Desgleichen die Einleitung in die Geschichte der Kenntnisse, Wissenschaften und schönen Künste, von Wald, Samuel Gottlieb Sam. Gottlieb S. G. Wald , Halle 1784 1784. gr.groß 8.8., wegen der mehrern Vollständigkeit und gebrauchten neuern Hülfsmittel, den Vorzug behauptet. Das beste Buch dieser Art wäre und das Handbuch über die Geschichte der Literatur und der Kunst, von Dahler, Johann Georg Joh. Georg Dahler , J. G. Dahler . Jena 1788 in1788. gr.groß 8., wegen des schönen Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornischen Plans, der zum Grunde liegt, wenn es nur nicht durch so viele Druck- oder Schreibfehler verstellt wäre, die gerade hier sollten mit der äussersten Sorgfalt vermieden werden. 8. nach dem Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornischen Plan, nur durch zu viel Druck- und Schreibfehler entstellt. Eben diesem Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornschen Plan folgt: Wachler, Ludwig L. Wachler's Versuch einer allgemeinen Geschichte der Literatur und der Cultur, 1ster bis 3ter Band. Lemgo 1793–1801. Eichhorn, Johann Gottfried Eichhorn selbst aber hat sich durch die Geschichte der Literatur von ihrem Ursprung bis auf die neuesten Zeiten, 1ster bis 5ter Band. Göttingen 1801–1807. auch um dieses Fach sehr verdient gemacht. ] ; 666 (c)
235 ] ; 238 (a); ; 235. (c)
und Beck, Christian Daniel Beckischen ] ; (a)
kan] ; kann (c)
Zu eben diesem Zweck – denn ein Mehreres kankann man beybei einer Art von Kenntnissen, die einen so ungeheuern Umfang haben, wie die literarischen, nicht von den folgenden Büchern erwarten – halte man sich vorerst an ein allgemeineres Lehrbuch, woraus man ohngefähr die Rubriken ersehen kankann, unter die sich Alles,Alles was hieher, wenigstens im Allgemeinen,Allgemeinen gehört, schichten ließe, etwa Heumann, Christoph August Christoph. Aug. ordnen ließe. Anm. Anmerkung Dahin gehören: Christ. A. Heumanni ConspectumConspectus reipublicae literariae, ] ; Eben so halte man sich 2) vorerst an ein allgemeineres Buch nach der synthetischen Methode, unter welchen der Conspectus reipublicae literariae von Christoph Aug. Heumann, (a)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
Alles,] ; Alles (c)
Allgemeinen,] ; Allgemeinen (c)
schichten ließe, etwa Heumann, Christoph August Christoph. Aug. ] ; ordnen ließe. (Anm.)Anmerkung Dahin gehören: Christ. A. (c)
Conspectum] ; Conspectus (c)
6. Hanover. 1753 in1753. 8.] ; 8. Hannover. 1791–92.textgrid:257tn (c)
1753 in] ; 1753. (a)
, und] ; (a)
an den noch reichern Versuchwegen seiner fruchtbaren Kürze, leichten Uebersicht und Genauigkeit; und der Versuch einer] ; K. J. Bouginé's Handbuch der allgemeinen Literargeschichte, nach Heumann's Grundriß, 6 Bände. Zürich 1789–1802.textgrid:257v2 Desgleichen die (c)
an den noch reichern Versuch] ; wegen seiner fruchtbaren Kürze, leichten Uebersicht und Genauigkeit; und der Versuch (a)
Sam. Gottlieb ] ; S. G. (c)
1784 ] ; 1784. (a, c)
8.] ; 8., (c)
] ; wegen der mehrern Vollständigkeit und gebrauchten neuern Hülfsmittel, den Vorzug behauptet. (a)
Das beste Buch dieser Art wäre und das Handbuch über die Geschichte der Literatur und der Kunst, von Dahler, Johann Georg Joh. Georg Dahler , J. G. Dahler . Jena 1788 in1788. gr.groß 8., wegen des schönen Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornischen Plans, der zum Grunde liegt, wenn es nur nicht durch so viele Druck- oder Schreibfehler verstellt wäre, die gerade hier sollten mit der äussersten Sorgfalt vermieden werden. 8. nach dem Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornischen Plan, nur durch zu viel Druck- und Schreibfehler entstellt. Eben diesem Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornschen Plan folgt: Wachler, Ludwig L. Wachler's Versuch einer allgemeinen Geschichte der Literatur und der Cultur, 1ster bis 3ter Band. Lemgo 1793–1801. Eichhorn, Johann Gottfried Eichhorn selbst aber hat sich durch die Geschichte der Literatur von ihrem Ursprung bis auf die neuesten Zeiten, 1ster bis 5ter Band. Göttingen 1801–1807. auch um dieses Fach sehr verdient gemacht. ] ; (a)
Das beste Buch dieser Art wäre] ; und (c)
Joh. Georg Dahler ,] ; J. G. Dahler. (c)
1788 in] ; 1788. (c)
8., wegen des schönen Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornischen Plans, der zum Grunde liegt, wenn es nur nicht durch so viele Druck- oder Schreibfehler verstellt wäre, die gerade hier sollten mit der äussersten Sorgfalt vermieden werden.] ; 8. nach dem Eichhornischen Plan, nur durch zu viel Druck- und Schreibfehler entstellt. Eben diesem Eichhornschen Plan folgt:
  • 722 L. Wachler's Versuch einer allgemeinen Geschichte der Literatur und der Cultur, 1ster bis 3ter Band. Lemgo 1793–1801.textgrid:257v5
[273] 723 Eichhorn selbst aber hat sich durch die
  • Geschichte der Literatur von ihrem Ursprung bis auf die neuesten Zeiten, 1ster bis 5ter Band. Göttingen 1801–1807.textgrid:257v7
auch um dieses Fach sehr verdient gemacht.
(c)
256] ; 258 (a)
diesem] ; einem so (c)
größre] ; größere (c)
haben] ; [haben] (a)
sich in einzelnen Theilen sich so ungleich,] ; (a)
sich] ; (c)
] ; sich (c)
so] ; zu (a)
aus dem Versuch einer Geschichte der CulturCultur des menschlichen Geschlechts, von dem Verfasser des BegriffsBegrifs menschlicher Fertigkeiten und Kenntnisse, (Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph. Adelung ,) LeipzigKenntnisse ( Joh. Christoph Adelung ), Leipz. 1783. 8.] ; (c)
Begriffs] ; Begrifs (a)
Kenntnisse, (Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph. Adelung ,) Leipzig] ; Kenntnisse (Joh. Christoph Adelung), Leipz. (a)
gewöhnen. Hernach] ; gewöhnen; hernach (c)
einzelner] ; einzler (a)
, je nachdem jeder, zu seinem besondern Behuf, sich mit dieser oder jener Wissenschaft mehr bekannt machen will] ; (a)
Nur ist hier wieder zu bedauren, daß wir – ausser einigen guten Schriften, welche die Geschichte dieser und jener besondern  Wissenschaft Wissenschaft enthalten, und die nach der hiesigen Absicht nicht angeführt werden können – nichts einigermaßeneinigermassen Allgemeines haben, als Stolle, Gottlieb Gottlieb Stolle's (sehr unvollständige und seichte) Anleitung zur Historie der Gelahrheit - - zum drittenmal verbessert und - - vermehrt, Jena 1727 in Quart,1727. 4. nebst den ganz neuen Zusätzen, ebendas.ebendaselbst 1736 in Quart1736. 4., von dem auch eine Anleitung zur Historie der medicinischen, juristischen und theologischen Gelahrheit, letzte Jena 1739 in Quart1739. 4., herausgegeben ist, die mehr compilirte Bücherkenntniß als Geschichte der Wissenschaft liefert.] ; (c)
Wissenschaft ] ; Wissenschaft (a)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
1727 in Quart,] ; 1727. 4. (a)
1736 in Quart] ; 1736. 4. (a)
1739 in Quart] ; 1739. 4. (a)
] ; 672 (c)
257] ; 259 (a)
BeyBei den folgenden Theilen der LiterargeschichteLiterargeschichte ist es 6) ziemlich gleichgültig, welchen man eher als den andern sich bekannt machen soll, obgleich die Bücherkenntniß Bücherkenntniß , selbst in Absicht auf die Erlernung der Wissenschaften, der wichtigste ist. Anm. Anmerkung Zur Kenntniß des Bücherwesen Bücherwesens im Allgemeinen,Allgemeinen und dessen Geschichte, haben wir kein anderes Buch, welches in gedrängterer Kürze und mit mehrerer Genauigkeit und Vollständigkeit das dahin gehörigeGehörige enthielte, alsals: Denis, Michael M. Denis Einleitung in die Bücherkunde, erster Theil Erster Theil, Bibliographie,2 Theile, Bibliographie. Wien 1777 1777. gr. 4.4; ausser dem 1795. 1796. und Ebendesselben literarisch-bibliothekarische Vorlesungen, 4 Theile. 1792. Außerdem aber, und zur Kenntniß der gelehrten Anstalten überhaupt, dient: Struve, Burkhard Gotthelf Burc. Gotth. Struvii Introductio in notitiam rei literariae, die unter diesem Titel mit den Zusätzen gelehrter Männer zum sechstenmal cura Fischer, Johann Christian Jo. Christ. J. C. Fischeri , Frft. et Lips. 1754 1754. in zwey2 Bändenzwei Bänden, gr.groß 8.,8. und unter dem TitelTitel: Bibliotheca historiae literariae,literariae ganz umgearbeitet von Jugler, Johann Friedrich Jo. Frid. J. Fr. Jugler , Jenae 1754–1763 in1754–1763. 3 Tomm.Tomi gr.groß 8. herausgekommen ist. Diese letztreletztere Ausgabe ist weit vollständiger, und meistens noch genauer, erstregenauer; erstere aber enthält doch VerschiednesVerschiedenes noch verschiednes, was man in dieser vermißt. ] ; 679 (c)
Bey] ; Bei (c)
Bücherkenntniß] ; Bücherkenntniß (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Allgemeinen,] ; Allgemeinen (c)
gehörige] ; Gehörige (c)
als] ; als: (c)
erster Theil Erster Theil, Bibliographie,] ; 2 Theile, Bibliographie. (c)
erster Theil ] ; Erster Theil (a)
1777 1777. gr. 4.4; ausser dem] ; 1795. 1796.textgrid:25808 und 733 Ebendesselben literarisch-bibliothekarische Vorlesungen, 4 Theile. 1792. Außerdem (c)
1777 ] ; 1777. (a)
4.] ; 4 (a)
] ; dient: (c)
Jo. Christ. ] ; J. C. (c)
1754 ] ; 1754. (a, c)
zwey2 Bänden] ; zwei Bänden, (c)
zwey] ; 2 (a)
8.,] ; 8. (a)
Titel] ; Titel: (c)
literariae,] ; literariae (a)
Jo. Frid. ] ; J. Fr. (c)
1754–1763 in] ; 1754–1763. (c)
letztre] ; letztere (c)
genauer, erstre] ; genauer; erstere (c)
doch VerschiednesVerschiedenes ] ; noch verschiednes (a)
Verschiednes] ; Verschiedenes (c)
258] ; 260 (a)
In diesem Struve, Burkhard Gotthelf Struvischen Werk findet man auch die Werke genannt, aus welchen die Bücherkenntniß Bücherkenntniß geschöpft werden kan. Der zweyte Theil von Denis, Michael Denis Einleitung in die Bücherkunde, Wien 1778 1778. gr.groß 4. soll zwar aus allen Wissenschaften die besten Bücher angeben, nennt aber fast bloß die Titel, und es fehlt sowohl an Wahl als zweckmäßiger Vollständigkeit; welches bey dem großentheilsgrossentheils daraus genommnen Versuch einer Mappe-Monde litteraire von Roth, Christian Friedrich Wilhelm Christian Friedr. Wilh. Roth , Erfurt 1785 in groß Foliogr. fol. eben der Fall ist. Ueberhaupt ist wegen des ungemein großenungeheuren Umfangs der Bücherkenntniß,Bücherkenntniß und der Unmöglichkeit, gar zu viele Bücher genau zu kennen, beyDas Schwierigste ist, bei der unermeßlichen Menge der Bücher, in solchen Werken die Auswahl. Selbst bei den (§. 257. Anm.Anmerkung) angeführten Werken, wird theils diese, theils die Vollständigkeit vermißt. Ein Schriftsteller, der alle Fächer umfassen will, kann bei BücherverzeichnissenBücherverzeichnisse von mehrern oder allen Theilen der Gelehrsamkeit nicht möglich, daß Ein Schriftsteller reifeGelehrsamkeit, schwerlich die strengste Wahl beobachten,beobachten und zuverläßigezuverlässige Beschreibung geben könne, undgeben. Aber ohne dieses beydesbeides können solche Verzeichnisse wenig helfen. Man thut daher besser, sich an Büchereine zu halten, welche sich nur auf einzelneeinzle einzelne Wissenschaften eingeschränkt, und dabeydabei zum wenigsten, nebst zuverläßigerzuverlässiger Genauigkeit, eine sorgfältige Wahl des Besten beobachtet haben. – Anm. Anmerkung In Absicht auf die theologischen Wissenschaften ist dieses in dermeiner Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in allen Theilen der Theologie, dritte Auflage,4te Aufl. Leipzig 1790. 1800. 8.,zwote Aufl. Leipz. 1780. 8. wenigstens meine Absicht gewesen, wo auch in der Einleitung Regeln zur Beurtheilung der Bücher und die Hülfsmittel zur Erweiterung der, zumal theologischen, Bücherkenntniß angegeben sind. Man kankann damit die Predigerbibliothek - - von Niemeyer, David Gottlieb Dav. Gottlieb D. G. Niemeyer , neue Auflage, bearbeitet von Niemeyer, August Hermann A. H. Niemeyer und Wagnitz, Heinrich Balthasar H. B. Wagnitz , 4 Theile, Halle 1782–1784 1782–84 in 3 Theilen,1796–1812. gr.groß 8. sehr nützlich verbinden. Den gesammten Zuwachs in Deutschland, liefert seit den Jahren 1750–1810 mit einer musterhaften Ordnung und Genauigkeit, Ersch, Johann Samuel J. S. Ersch Handbuch der deutschen Literatur, 2ter Band, 8te Abtheilung. Leipzig 1811–1816. ] ; 683 (c)
In diesem Struve, Burkhard Gotthelf Struvischen Werk findet man auch die Werke genannt, aus welchen die Bücherkenntniß Bücherkenntniß geschöpft werden kan. Der zweyte Theil von Denis, Michael Denis Einleitung in die Bücherkunde, Wien 1778 1778. gr.groß 4. soll zwar aus allen Wissenschaften die besten Bücher angeben, nennt aber fast bloß die Titel, und es fehlt sowohl an Wahl als zweckmäßiger Vollständigkeit; welches bey dem großentheilsgrossentheils daraus genommnen Versuch einer Mappe-Monde litteraire von Roth, Christian Friedrich Wilhelm Christian Friedr. Wilh. Roth , Erfurt 1785 in groß Foliogr. fol. eben der Fall ist. Ueberhaupt ist wegen des ungemein großenungeheuren Umfangs der Bücherkenntniß,Bücherkenntniß und der Unmöglichkeit, gar zu viele Bücher genau zu kennen, bey] ; Das Schwierigste ist, bei der unermeßlichen Menge der Bücher, in solchen Werken die Auswahl. Selbst bei den (§. 257. (Anm.)Anmerkung) angeführten Werken, wird theils diese, theils die Vollständigkeit vermißt. Ein Schriftsteller, der alle Fächer umfassen will, kann bei (c)
1778 ] ; 1778. (a)
großentheils] ; grossentheils (a)
groß Folio] ; gr. fol. (a)
ungemein großen] ; ungeheuren (a)
Bücherkenntniß,] ; Bücherkenntniß (a)
Bücherverzeichnissen] ; Bücherverzeichnisse (a)
Gelehrsamkeit nicht möglich, daß Ein Schriftsteller reife] ; Gelehrsamkeit, schwerlich die strengste (c)
beobachten,] ; beobachten (c)
zuverläßige] ; zuverlässige (c)
geben könne, und] ; geben. [275] Aber (c)
beydes] ; beides (c)
Bücher] ; eine (a)
einzelne] ; einzle (a); ; einzelne (c)
dabey] ; dabei (c)
zuverläßiger] ; zuverlässiger (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
der] ; meiner (c)
dritte Auflage,4te Aufl. Leipzig 1790. 1800. 8.,] ; zwote Aufl. Leipz[.] 1780.textgrid:250c5 8. (a)
dritte Auflage,] ; 4te Aufl. (c)
1790. ] ; 1800.textgrid:250c6 (c)
kan] ; kann (c)
- - von Niemeyer, David Gottlieb Dav. Gottlieb ] ; D. G. (c)
] ; neue Auflage, bearbeitet von A. H. Niemeyer und H. B. Wagnitz, 4 Theile, (c)
1782–1784 1782–84 in 3 Theilen,] ; 1796–1812.textgrid:2546w (c)
1782–1784 ] ; 1782–84 (a)
] ; Den gesammten Zuwachs in Deutschland, liefert seit den Jahren 1750–1810 mit einer musterhaften Ordnung und Genauigkeit,
  • 737 J. S. Ersch Handbuch der deutschen Literatur, 2ter Band, 8te Abtheilung. Leipzig 1811–1816.textgrid:253rq
(c)
259] ; 261 (a)
Nicht minder interessant und lehrreich ist aber auch die Geschichte der Männer, welche in allen Zeiträumen als Erfinder oder vorzügliche Beförderer der Wissenschaften sich ausgezeichnet haben, zumal wenn man in das Innere ihres Lebens und Wirkens eindringt, und sich nicht bloß mit allgemeinen biographischen Notizen oder den Titeln ihrer Schriften begnügt. An Werken, die dazu Anleitung geben, fehlt es nicht. Die lexicalischen sind freilich meist trocken und für jenen Zweck unbefriedigend. Anm. Anmerkung Zur Geschichte der Gelehrte Gelehrten hat ein Anfänger,Anfänger und selbst zum Theil der Gelehrtere,Gelehrtere zwey oder drey brauchbare Werke an Hamberger, Georg Christoph Georg Christoph Hambergers zuverläßigen G. Chr. Hamberger's zuverlässigen Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vom Anfange der Welt bis 1500, Lemgo 1756–64 in1756–64. 4 Theilen inTheile. gr.groß 88., woraus dessen kurze Nachrichten Dessen kurze Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vor dem 16ten Jahrhundert, ebendas. 1767 inebendaselbst 1767., 2 OctavbändenOctavbände, ein verbesserter und vermehrter Auszug sind, undsind. Ferner an Saxius, Christophorus Christoph. Saxii Onomasticon litterariumliterarium, Traj. ad Rhen. 1775–1791 1775–1782 in1775–1791, 74 Partt.Partes gr.groß 8. welches theils von engernengerm, theils von weiternweiterm Umfang als das Hamberger, Georg Christoph Hambergersche Hambergersche ist, da es sich zwar mehr, sonderlich auf humanistische Schriftsteller, einschränkt, aber auch mehr in kleinere Bücher-NotitzBüchernotiz, und selbstschon bis auf unsreunsere Zeitin die Mitte des vorigen Jahrhunderts geht. Eine treflichetreffliche synchronistische Uebersicht giebt in diesem Fache (obgleich jetzt nur bis an das 16te Jahrhundert) die Synopsis historiae litterariaeliterariae, auctore Eyring, Jeremias Nicolaus Jerem. Nic. Eyring , Goetting. 1738 17831738. und 84 in84. 3 Tomm.Tomi kl.klein 4.4 min.minor Die Kenntniß andreranderer in diesen Werken nicht berührten SchriftstellerSchriftsteller, kanSchriftsteller, kann man aus dem Allgemeinen Gelehrten-Lexicon, herausgegeben von Jöcher, Christian Gottlieb Christian Gottlieb Ch. G. Jöcher , Leipz. 1750 und 51,51 in 4 Theilen,TheilenTheile, gr.groß 4. schöpfen, wovon weit bessere (doch noch nicht zur Hälfte vollendete) Fortsetzungen und Ergänzungen zu diesem Lexicon von Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph J. Ch. Adelung , Erster Erster Band, Leipz. 1774, ZweyterZweiter Band, 1787 1787. 1784 gr.groß 44., erschienen sind. Eben so verdienstlich ist die von Rotermund, Heinrich Wilhelm Rotermund unternommene und bereits angefangene Fortsetzung. ] ; 686 (c)
] ; Nicht minder interessant und lehrreich ist aber auch die Geschichte der Männer, welche in allen Zeiträumen als Erfinder oder vorzügliche Beförderer der Wissenschaften sich ausgezeichnet haben, zumal wenn man in das Innere ihres Lebens und Wirkens eindringt, und sich nicht bloß mit allgemeinen biographischen Notizen oder den Titeln ihrer Schriften begnügt. An Werken, die dazu Anleitung geben, fehlt es nicht. Die lexicalischen sind freilich meist trocken und für jenen Zweck unbefriedigend. [276] (Anm.)Anmerkung (c)
Anfänger,] ; Anfänger (a)
Gelehrtere,] ; Gelehrtere (a)
zwey oder drey] ; (c)
Georg Christoph Hambergers zuverläßigen] ; G. Chr. Hamberger's zuverlässigen (c)
1756–64 in] ; 1756–64. (c)
Theilen in] ; Theile. (c)
8] ; 8. (c)
dessen kurze Nachrichten] ; Dessen kurze Nachrichten (c)
ebendas. 1767 in] ; ebendaselbst 1767., (c)
Octavbänden] ; Octavbände (c)
sind, und] ; sind. Ferner (c)
litterarium] ; literarium (a, c)
1775–1791 1775–1782 in] ; 1775–1791, (c)
1775–1791 ] ; 1775–1782 (a)
7] ; 4 (a)
engern] ; engerm (c)
weitern] ; weiterm (c)
Hambergersche] ; Hambergersche (c)
Bücher-Notitz] ; Büchernotiz (c)
selbst] ; schon (a)
auf unsreunsere Zeit] ; in die Mitte des vorigen Jahrhunderts (a)
unsre] ; unsere (c)
trefliche] ; treffliche (c)
litterariae] ; literariae (a)
1738 ] ; 1783 (a); ; 1738. (c)
84 in] ; 84. (c)
kl.klein 4.] ; 4 (min.)minor (c)
andrer] ; anderer (c)
SchriftstellerSchriftsteller, kan] ; Schriftsteller, kann (c)
Schriftsteller] ; Schriftsteller, (a)
Christian Gottlieb ] ; Ch. G. (c)
51,] ; 51 (a)
in] ; (c)
Theilen,] ; Theilen (a); ; Theile, (c)
(doch noch nicht zur Hälfte vollendete)] ; (a)
Joh. Christoph ] ; J. Ch. (c)
Erster ] ; Erster (c)
1774, ZweyterZweiter Band, 1787 1787. ] ; 1784 (a)
Zweyter] ; Zweiter (c)
1787 ] ; 1787. (c)
4] ; 4. (c)
] ; Eben so verdienstlich ist die von 745 Rotermund unternommene und bereits angefangene Fortsetzung. (c)
] ; 687 688 (c)
260262.Nunmehr könnte man 7) zur Wiederholung, Ergänzung,Ergänzung und einigermaßeneinigermassen zu mehrerer Zusammenordnung des bisherigen,bisherigen ein etwas größeresgrösseres synthetisches Werk über die LiterargeschichteLiterargeschichte benutzen, dergleichen zwar noch gar nicht, so wie man es wünschen möchte, vorhanden ist;ist, aber bey allen großengrossen Mängeln und Fehlern kan doch hier Morhof, Daniel Georg Dan. Georg Georg. Morhofii Polyhistor, Edit.Editio 4. Lubec. 1747 in 2 Quartbänden, und Fabricius, Johann Andreas Joh. Andr. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, Leipz. 1751–54 751–54 in drey Bänden gr.groß 8. und Bouginé, Carl Joseph Carl Joseph Bouginé Handbuch der allgemeinen Literargeschichte nach Heumann, Christoph August Heumanns Grundriß, Zürich 1789–91 bis jetzt in 4 Bänden in gr.groß 8, vor der Hand nothdürftig dienen. Für die älteste Literatur- und KunstgeschichteKunstgeschichte bis auf Kyros II. Kyrus, und als ein Muster einer wünschenswürdigen allgemeinen Cultur- und Literaturgeschichte verdienen die Untersuchungen von dem Ursprung der Gesetze, Künste und Wissenschaften - - aus dem Französischen des Goguet, Antoine-Yyes Anton Yves Goguet übersetzet, Lemgo 1760–62 in 4. studiert zu werden. Joh. Andr. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, Leipz. 1751–54 in drey Bänden Vgl. I § 259. Untersuchungen von dem Ursprung der Gesetze, Künste und Wissenschaften - - aus dem Französischen des Anton Yves Goguet übersetzet, Lemgo 1760–62 Der Originaltitel dieses dreibändigen Werkes lautet De l'origine des loix, des arts, et des sciences; et de leurs progrès chez les anciens peuples (1758), die Übersetzung stammt von Georg Christoph Hamberger (1726–1773). ] ; (c)
260] ; 262 (a)
Ergänzung,] ; Ergänzung (a)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
bisherigen,] ; bisherigen (a)
größeres] ; grösseres (a)
ist;] ; ist, (a)
großen] ; grossen (a)
Georg ] ; Georg. (a)
] ; und (a)
1751–54 ] ; 751–54 (a)
und Bouginé, Carl Joseph Carl Joseph Bouginé Handbuch der allgemeinen Literargeschichte nach Heumann, Christoph August Heumanns Grundriß, Zürich 1789–91 bis jetzt in 4 Bänden in gr.groß 8, vor der Hand] ; (a)
] ; Für die älteste Literatur- und Kunstgeschichte bis auf Kyrus, und als ein Muster einer wünschenswürdigen allgemeinen Cultur- und Literaturgeschichte verdienen die 751Untersuchungen von dem Ursprung der Gesetze, Künste und Wissenschaften - - aus dem Französischen des Anton Yves Goguet übersetzet, Lemgo 1760–62textgrid:25dbs in 4. studiert zu werden. (a)
261] ; 263 (a); ; 260 (c)
Literargeschichte,] ; Literargeschichte (a)
einzelnen] ; einzeln (a)
und über die Schriften aus mehrern Zeiten solche Sammlungen hätte, wie die literarischen Annalen der Gottesgelehrsamkeit - - von Eyring, Jeremias Nicolaus J. N. Eyring sind, wovon aber nurerst der Erste Zeitraum von 1778–80, Nürnberg 1782 1782. in 8. herausgekommen ist] ; so vollständige Repertoria hätte, als die Allgemeine Literaturzeitung einige [unübertroffene] und unübertreffliche Proben geliefert hat (c)
nur] ; erst (a)
1782 ] ; 1782. (a)
] ; (a)
Vierter Abschnitt. Schöne Wissenschaften.Vierter Abschnitt. Schöne Wissenschaften I.4. Schöne Wissenschaften 262264261.Wir kommen zu den sogenannten schönen Wissenschaften, wohin man in der gewöhnlichen Bedeutung Redekunst Redekunst und Dichtkunst Dichtkunst zu rechnen pflegt. – Was habenFrägt man zuerst, was diese vorvon andern Wissenschaften und Künsten eignes? – Darinals eigenthümlich unterscheidet, so ist man wohl darin eins, daß der RednerRedner und DichterDichter nicht bloß etwas vorstellen, bloß lehren oder erzählen, sondern es dergestalt vorstellen wolle, daß er für oder wider die Sache einnehme, Gefallen an der dargestellten Sache,Sache oder MißfallenMißfallen, oder Interesse errege. Dieses läßt sich entweder durch die Sachen selbst bewirken, (die schon in so fern gefallen, als sie unsreunsere Thätigkeit beschäftigen,beschäftigen und unsreunsere WißbegierdeWißbegierde befriedigen,)befriedigen), oder durch die Art,Art wie man sie vorstellt. Dieses letztre kanLetztere kann wieder entweder durch Verdeutlichung oder durch Versinnlichung geschehen. Jenes ist der Zweck der strengern, *) dieses der schönen Wissenschaften und Künste. Die schönen Wissenschaften gehen darauf hinaus, vermittelst der RedeRede, also vermittelst willkührlicher, und nur durch den Gebrauch gebilligter Zeichen, die gedachte Absicht auszuführen; die schönen Künste aber, durch natürliche Zeichen, wodurch eine Vorstellung der Sachen bewirketGegenstände bewirkt werden kankann. Anm.Anmerkung Anm. 1. Jene werden daher auch die redenden, wie diese die bildenden Künste genannt. Abergenannt, und diese Benennung scheint Künste und Wissenschaften zu vermengen. DiesDieß kommt daher, weil Griechen und Römer die Wörter τέχνη und ars von jeder regelmäßigen Fertigkeit und von jedem IngebriffInbegrif der Regeln zu gewissen Verrichtungen brauchten, dergleichen Regeln beybei den Wissenschaften sowohl als beybei den Künsten statt finden; wiewohl sie noch freye freie man hernach die freyen Künste Künste (artes liberales, ἀβάναυσοι τέχναι) von solchen unterschieden, die mehr Hand- als Geistes-Uebungen erforderten, und daher unter jenem Namen meistens eigentliche Wissenschaften begriffen. In neuern Zeiten hat man Wissenschaften und Künste, und unter den letztern schöne und mechanische Künste Künste mehr unterschieden. Der Unterschied der Wissenschaften und Künste scheint darauf zu beruhen, daß jene zunächst zur Befriedigung geistiger, diese zunächst zu Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse dienen (§. 3 3. ). Diese sinnlichen Bedürfnisse sind entweder nur körperliche, und die zu ihrer Befriedigung abzielenden Künste sind bloß zur Befriedigung der äusserlichen äußerlichen Sinne bestimmt, oder die Bedürfnisse nähern sich mehr den geistigen, und durch gewisse Künste soll mehr der innre innere Sinn und die Einbildungskraft Einbildungskraft befriedigt werden. Die von der erstern Art scheint man durch den Namen der mechanischen, die von der letztern aber durch den Namen der schönen Künste zu bezeichnen. Man vergleiche nur Philosophie, TonkunstTonkunst oder MalereyMalereyMalerei, und eigentliche HandwerkerHandwerker mit einander, um sich von der Richtigkeit dieses Unterschiedes der Wissenschaften, der schönen und der mechanischen KünsteKünste, zu überzeugenden mechanischen unterschieden hat, deren Zweck Befriedigung bloß körperlicher, wie jener, zugleich oder allein Befriedigung geistiger Bedürfnisse ist. Anm. Anmerkung 2. Hienach läßt sich vielleicht der Unterschied zwischen Wissenschaften und Künsten etwas bestimmter angeben, und erklären, woher die so schwankenden Begriffe von dem Unterschied derselben kommen. Alle Kenntnisse dienen zur Befriedigung der BedürfnisseBedürfnisse, entweder der Seele, die sie belehren, überzeugen oder bewegen sollen, oder des Körpers, oder beyder zugleich. Nimmt man nun Wissenschaften und Künste (objectiue) für den zusammenhängenden Inbegrif gewisser einen gemeinsamen Gegenstand betreffenden Kenntnisse: so entstehen im angegebnen ersten Fall Wissenschaften, im zweyten mechanische, im dritten schöne Künste. Diese letzten sind mit den freyen Künsten der Alten einerley, sofern man bey diesen, welches die Alten nicht thaten, Künste noch von eigentlichen Wissenschaften unterscheidet; sie bringen, z. B.zum Beispiel MahlereyMahlerey und TonkunstTonkunst, zunächst angenehme Bewegungen im Körper oder den äusserlichen Sinnen, zugleich aber auch angenehme Empfindungen des innern Sinnes hervor. Weil nun die schönen Wissenschaften und Künste die Hervorbringung dieser letztern angenehmen Empfindungen mit einander gemein haben; so läßt sich leicht einsehen, wie man habe in Versuchung gerathen können, sie beyderseits unter die freyen Künste zu rechnen. Anm.Anmerkung Anm. 2. Anm. 3. *) Strengere Wissenschaften sind hier in diesem §. nicht mit den Wissenschaften im strengsten Verstande zu verwechseln, als welche letztere nur solche Wissenschaften sind, deren InhaltInnhalt aus der Natur der SachenSache selbst bewiesen werden kankann, und die hierhier, als eine Art (species) mit unter den strengern Wissenschaften,Wissenschaften im Gegensatz gegen schöne Wissenschaften, begriffen sind. Auch ist Verdeutlichung Verdeutlichung hier, im Gegensatz gegen Versinnlichung Versinnlichung, im weitern Verstande genommen, so daß sie nicht nur die Entwickelung desjenigen, was in einem BegriffBegrif liegt,liegt (intensive Verdeutlichung)Verdeutlichung), sondern auch die ausführlichere Vorstellung der Sachen (extensive Verdeutlichung) in sich faßt. Vergl.VergleicheVerglichen §. 223 226 . Tonkunst D.i. die Kunst des Komponisten, nicht die des Töpfers. 263265262.Sonach sind die schönen Wissenschaften solche, welche lehren, wie man den VortragVortrag versinnlichen, und dadurch an dendie Sachen selbst Gefallen oder Mißfallen erregen soll. Sie beschäftigen sich also 1) nur mit Bildung des Vortrags oder des Ausdrucks der Sachen durch Worte. 2) Ihr Zweck ist, Vergnügen Vergnügen, oder das Gegentheil, an den vorgetragenen Sachen zu erwecken, welches übrigens die Belehrung nicht ausschließt, nur daß diese nicht der nächste Zweck ist. Diesen Zweck suchen sie 3) durch die Form der Vorstellung oder die Art des Vortrags und die Einkleidung der Sachen zu befördern, indem sie dadurch 4) die Sachen sinnlich sinnlich darstellen, welcher Vortrag eben durch dieses Sinnliche gefallen, und daher auch Gefallen an den Sachen erwecken soll. Durch das erste Stück unterscheiden sie sich von den schönen Künsten; durch die dreydrei letztern von den strengernstrengen Wissenschaften. – Da sie aber, abgesehen von der Rede, die sie als Mittel zu jener Absicht bilden sollen, einerleyeinerlei allgemeine Regeln mit den schönen Künsten enthalten: so läßt sich eine allgemeinere Wissenschaft entwerfen, welche die Regeln für schöne Wissenschaften und Künste zugleich, oder die RegelnRegeln der Vollkommenheit sinnlicher Erkenntniß und ihres Ausdrucks in sich faßt. Baumgarten, Alexander Gottlieb A. G. Baumgarten hat ihr den Namen der Aesthetik Aesthetik gegeben. Anm.Anmerkung Anm. 1. Man nennt schön im weitern Verstande allesAlles, was vollkommen ist, so fernsofern diese VollkommenheitVollkommenheit sinnlich erkannt wird, undwird; in einem engern Verstande, was, seiner sinnlich erkannten Form Form nach, vollkommen ist. Schöne Wissenschaften und und Künste lehren nicht nur, Sachen, als vollkommen, sinnlich darstellen, sondern auch dieses durch die Art des Ausdrucks, also durch die Form, bewirken; daherbewirken. Daher haben sie ihren Namen bekommen. Anm.Anmerkung Anm. 2. Da schöne Wissenschaften und Künste zeigen sollen, wie Sachen, die nicht selbst dargestellt werden können, vermittelst vermittestvermittelst des Ausdrucks, es seysei durch Wörter oder natürliche Zeichen, vergegenwärtigetvergegenwärtigt werden müssen: so lehren sie,sie für die Einbildungskraft Einbildungskraft arbeiten, die nichts anders ist, als das Vermögen der Seele, sich Dinge, die nicht selbst da sind, durch Vorstellungen zu vergegenwärtigen. Anm.Anmerkung Anm. 3. Wenn beybei uns durch Darstellung gewisser SachenSachen, vermittelst gewisser ZeichenZeichen Wohlgefallen erweckt wird:wird, so empfinden wir dieses entweder über die Art der Darstellung, oder über die so dargestellten Sachen selbst. Jenes kankann zwar wieder ein Mittel werdenwerden, dieses zu befördern, es kankann aber auch allein da seyn ohne dieses. Nur gar zu oft schränkt man den Zweck der schönen Wissenschaften und Künste bloß auf die Hervorbringung jenes Wohlgefallens ein, und erniedrigt dadurch, daß man sie zum bloßenblossen Werkzeug der Belustigung macht, ihren Werth und großegrosse NutzbarkeitNutzbarkeit unglaublich. FreylichFreilich ist ihre Absicht, durch die Art der Darstellung geradezu Vergnügen zu erwecken,erwecken; aber was ist dieser Kitzel der Einbildungskraft werth, wenn das Vergnügen darüber nicht wieder eine Quelle deseines höhern Wohlgefallens an den Sachen selbst wird? A. G. Baumgarten hat ihr den Namen der Aesthetik gegeben Vgl. I § 177. 264266263.So schwer es ist, die Gränzen bestimmt anzugeben, wo sich Werke der RedekunstRede- oder DichtkunstDichtkunst scheiden:scheiden, so läßt sich doch der Hauptcharakter von beyderleybeiderlei Werken beybei einiger Aufmerksamkeit nicht verkennen. Offenbar nähern sich jene mehr den Werken der strengern Wissenschaften,Wissenschaften (§. 262) 264) 262.), diese, den Werken der schönen Künste. Der Charakter dichterischdichterischer Werke ist:ist, allesAlles so gegenwärtig als möglich darzustellen, die Vorstellungen davon so lebhaft zu machen, als es immer die Natur der Sache und der Rede erlaubt, d. i.das ist viele klare oder solche Merkmale der Sachen, die eine Menge von NebenvorstellungenNebenvorstellungen erwecken, wodurch die Sachen selbst klärerklarer oder anzüglicheranziehender werden, auf einmal zum Uebersehen darzustellen. Sie ziehen also oft selbst dunkle Vorstellungen mit ins Spiel; Werke der RedekunstRedekunst hingegen suchen die nemlichenehmlichenämliche Wirkung mehr nach und und nach hervorzubringen, legen das, was zur klaren Vorstellung der Sachen gehört, mehr aus einander, nehmen deutliche Vorstellungen so weit zu Hülfe, als es ohne Schwächung der sinnlichen Darstellung geschehen kankann. Gleichwohl haben beyderleybeiderlei Werke den Zweck, durch sinnliche Darstellung sinnliche Darstellung der SachenGegenstände Gefallen an den Sachenihnen selbst zu erregen, und, da dieses anders nicht als durch VorstellungenVorstellungen geschehen kankann, auch zu belehren. Demnach kankann wohl der wesentliche Unterschied zwischen den Werken der Rede- und der DichtkunstDichtkunst am sichersten nach dem Zweck bestimmt werden, der in beyderleybeiderlei Werken am meisten hervorsticht;hervorsticht: und dieser ist, beybei Werken der Redekunst, BelehrungBelehrung,Belehrung oder extensive DeutlichkeitDeutlichkeit (§. 262. 264. 262. Anm.Anmerkung 2.),3.) wozu Lebhaftigkeit der Darstellung nur als Mittel gebraucht wird, beywird; bei dichterischen Werken aber, Lebhaftigkeit, und Belehrung nur so weit, als sie Lebhaftigkeit befördern kankann. Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von Engel, Johann Jakob J. J. Engel ), Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück. Anm.Anmerkung Anm. 1. Die Schwierigkeiten in genauer Absonderung beyderbeider schönen Wissenschaften, und die Gewohnheit, bald Sylbenmaaß, bald Erdichtung, bald das Ungewöhnlichere des Ausdrucks, als den unterscheidenden Charakter der PoesiePoesie anzunehmen, rühren wohl daher:daher, daß, weil dichterische Werke meistens metrisch sind, man Verse und Poesie, ungebundneungebundene Rede und Prose, als ganz einerleyeinerlei angenommen hat; daß Poesie nicht zu allen Zeiten und überall gleich vollkommen war, oft Nebenzwecke, z. B.zum Beispiel Verse zum Gesang, manchmal nur zum bessern Behalten der Gedanken zu brauchen, den Hauptzweck verdrängt haben; hauptsächlich aber, daß, nach gewissen besondern Arten rednerischer und dichterischer Werke, Redekunst an PoesiePoesie, z. B.zum Beispiel in rührenden Reden, und, wie im Lehrgedichte oder poetischen Erzählungen, Poesie an Redekunst streift. Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von Engel, Johann Jakob J. J. Engel ), Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück. Anm.Anmerkung Anm. 2. Aus dem hervorstechenden Zweck beybei poetischen Werken läßt sich erklären, warum einförmiges Sylben-Sylben-, Zeilen- und Strophenmaaß, Erdichtung, und bilderreicher,bilderreicher oder überhaupt von dem gewöhnlichen sich entfernender Ausdruck, in dergleichen Werken gebraucht wird; weil nemlichnämlich alles dieses die Lebhaftigkeit befördert;befördert: daher es auch wegfallen muß, wenn die zweckmäßige Lebhaftigkeit schon ohne dieses erhalten werden kankann, oder gar durch diese Dinge gestört werden würde. Es ist hieraus zugleich begreiflich, warum Gedichte mehr Reitz haben als Werke der Prose. Anm.Anmerkung Anm. 3. Man könnte die beschriebene Art der sinnlichen Darstellung, die in dichterischen Werken hervorsticht, die sinnlich sinnlich lebhafte, und die, welche in rednerischen Werken herrscht, die sinnlich deutliche nennen. §. 262 Gemeint ist I § 261 c. §. 262. Anm. 2 Gemeint ist I § 261 c Anm. 2. Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von J. J. Engel), Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück Das erste Hauptstück trägt den Titel Von dem Gedicht überhaupt. Der Autor Johann Jakob Engel wird auf dem Titelblatt nicht genannt (vgl. I § 256). In der dritten Auflage der Anweisung werden die Anfangsgründe unter dem Titel Poetik erneut angeführt (vgl. I § 279 c). 265267264. Hienach würdeHiernach wird der den Namen eines Redner Redners (Orator) verdienen, der die Geschicklichkeit besäßebesässebesitzt, durch einen sinnlich deutlichen, und der aber den Nameneines eines Dichter Dichters, welcher die Geschicklichkeit hättehat, durch einen sinnlich lebhaften Vortrag Sachen annehmlichGegenstände anziehend darzustellen. Die Anweisung zu diesem Vortrag würdeist die Poetik Poetik oder DichtkunstDichtkunst Dichtkunst (als Wissenschaft oder InnbegriffInnbegrifInbegriff von Vorschriften genommen); die Anweisung aber zu jenem jenen Vortrag, die Redekunst Redekunst Rhetorik(Rhetorik) im weitern Verstande, Verstande oder Theorie der Beredsamkeit Beredsamkeit seyn Beredtsamkeit . Anm.Anmerkung Anm. Redekunst im weitern Verstande; welcheVerstande, erstreckt sich also über den ganzen prosaischen Vortrag und Schreibart erstreckte, so fernVortrag, sofern er mehr als deutlich seyn soll, er möchtemag nun in Lehr- oder Geschichtsbüchern, in Briefen oder GesprächenGesprächen, oder eigentlichsten Reden gebraucht werden. Gemeiniglich, und zumal beybei Griechen und Römern, wird Redekunst im engern Verstande genommen für die AnweisungAnweisung, eine eigentliche Rede, oder Ausführung eines Hauptsatzes auf die erwähnteerwehnte Art, abzufassen und zu halten, und darauf die BeredsamkeitBeredtsamkeit eingeschränkt. (Die Anweisung zum Halten einer Rede,Rede oder zum mündlichen Vortrag (Declamatio), gehört doch mehr den schönen Künsten als Wissenschaften zu.) Indessen, da der gute Prosaist sich der Sprache bedienetbedient, und dadurch Vorstellungen erwecken will, welche aufs wirksamste belehren und bewegen sollen: so bedarf er eben sowohl der GrammatikGrammatik und LogikLogik als der RhetorikRhetorik. Der Dichter braucht die Grammatik auch, bedarf aber mehr des Unterrichts in schönen Künsten, als in den strengen Regeln der Logik. 266268265. SchönheitSchönheit wirkt auf jeden Menschen mit unwiderstehlicher Gewalt, und die schöne Gestalt, unter der eine Sache erscheint, nimmt uns für die Sache selbst ein. Man verweilt gern mit seiner Betrachtung beybei solchen Gegenständen, und man kankann sicher auf Eindruck beybei Andern rechnen, wenn man das, womit man Eindruck machen will, bekleidet mit diesen Reitzen darzustellen weiß. Schon diesdieß könntekönte jeden überzeugen, wie nöthig es seysei, das zu studieren, was wirklich schön ist, und wie man einer Sache diese Gestalt geben könne; wäre es auch nur 1) um unsre eigneunsere eigene AufmerksamkeitAufmerksamkeit zu fesseln, unsreunsere Seele zu einer angenehmen Unterhaltung mit gewissen Sachen zu stimmen, unsernunsren FleißFleiß zu ihrer Untersuchung zu erregen und zu erhalten; noch mehr,mehr um nur vorerst AndreAndere dahin zu bringen, daß sie uns hören, und, wenn sie dahin gebracht sind, eben den Antheil an der Sache nehmen, den wir ihnen einflößeneinflössen wollen. 267269266.Und ist denn 2) unsreunsere sinnliche ErkenntnißErkenntniß weniger wirksam als die deutliche? Bedarf sie der Erweiterung, der Berichtigung, der Leitung, weniger als diese? Wir urtheilen und handeln doch häufiger nach EmpfindungEmpfindung als nach UeberlegungUeberlegung,Ueberlegung; müssen selbst oft, wenn es uns an Zeit oder hinlänglichen Gründen der Entscheidung fehlt, dendem Ausspruch der Empfindung überlaßenüberlassen. Empfindung spricht gemeiniglich stärker als VernunftVernunft, letztreVernunft; letztere wenigstens weit stärker für oder wider eine Sache, wenn sie durch das Urtheil der Empfindung unterstützt wird. Sinnliche Vorstellungen sind auch die Grundlage der vernünftigen; wo jene ganz mangeln, fehlt es auch an diesen; wo jene irren, theilt sich der Irrthum auch diesen mit. Jene können oft mißleiten; nur die Vernunft sichert den Menschen dagegen, nur sie kankann die Gesetze entwerfen, wonach die SinnlichkeitSinnlichkeit eingeschränkt und gelenkt werden muß; diese bedarf also sowohl als der Verstand einer regelmäßigen Bearbeitung, Pflege und Richtung. Und wenn der Mensch zwischen den Thieren und den Engelnhöheren Geistern in der Mitte steht, nicht bloß gröbern Empfindungen, wie jene, folgen darf, und nicht bloß vernünftigen Vorstellungen folgen kankan,kann, wie diese: was ist zu seiner BildungBildung nöthiger, als die Bildung feinerer Empfindungen, in welchen sinnliche und deutliche Vorstellungen gleichsam in einander schmelzen? 268270267.Mag es 3) seyn, daß Genie Genie und Geschmack Geschmack mehr als alle Regeln der KunstKunst vermag, daß ohne beydesBeides weder ein schönes Werk hervorgebracht, noch auch einmal geschätzt werden kankann: so kankann doch jenes ausschweifen, und dieser verdorben werden, oder schon verdorben seyn. BeydesBeides bedarf wenigstens Uebung und Nahrung. Wenn nun Genie nichts anders ist als vorzügliche Stärke der SeelenkräfteSeelenkräfte, und wenn dazu eine vorzügliche Aufgelegtheit zu sehr lebhaften oder sehr deutlichen Vorstellungen, sowohl als eine vorzügliche Reitzbarkeit des Geistes zu dergleichen Vorstellungen gehört: so wird ein Mann von Genie weit mehr Bedürfnisse fühlen als ein Andrer,andrer,Anderer; er wird nicht mit dem Gemeinen zufrieden seyn, sondern nach dendem VollkommneresVollkommnern dürsten, und, ist er zu sehr lebhaften Vorstellungen aufgelegt, so wird er gerade sinnlicher Vorstellungen der Vollkommenheit bedürfen; daherbedürfen. Daher werden eben Werke der schönen Künste das seyn, was dem Genie die meiste Nahrung giebt, weil sie ganz eigentlich dergleichen Vorstellungen gewähren. Weil aber ein lebhafter und reitzbarer Geist auch leichter hingerissen wird:wird, so wird eben darum das fleißige Studium fester Regeln zur Beurtheilung des Schönen, d. i.das ist der sinnlichen VollkommenheitVollkommenheit, ihn gegen Ausschweifungen verwahren, und seinen Geschmack, d. i.das ist seine sinnliche Beurtheilungskraft, bilden. Anm.Anmerkung Anm. Wenn man durch die Gründe, die hernachunten sollen angegeben werden (§. 270–74. 270–274. vergl.vergleicheverglichen mit Theil 3. §. 105. 96 96. f.folgend)werden, von dem großengrossen Einfluß des Geschmacks und der Bildung desselben, auf die Denkungsart, den Charakter und die Handlungen der Menschen,Menschen überzeugt seyn wird: so wird sich auch ergeben, daß der Einfluß der schönen Wissenschaften und Künste viel weiter reiche, und beträchtlicher seysei, als sich die meistenMeisten vorstellen. §. 270–274 Gemeint ist I § 269–274 c. I § 271 fehlt in der dritten Auflage der Anweisung (s.u.). 269271268.Von den schönen Wissenschaften und KünsteKünsten können auch 4) viele andreandere Wissenschaften großegrosse Vortheile ziehen. Sie führen uns, wenn man sie fleißig studieretstudiert, auf viele feine Beobachtungen über die Kräfte, Triebfedern und Veränderungen der menschlichen Seele, und erweitern dadurch nicht nur die Kenntniß der PsychologiePsychologie, sondern leiten uns auch auf Grundsätze, viele, zum Theil widersprechend scheinende, Erscheinungen zu erklären. HiedurchHierdurch gewinnt die Aesthetik, die Logik, das feinere Sprachstudium, die Geschichte, sofern sie pragmatisch behandelt wird, die Moral, in Absicht auf neue oder neubestimmte Pflichten, auf neue Bewegungsgründe, auf bessrebessere Art die Ausübung unsrerunserer Pflichten zu befördern, und eben dadurch selbst die ReligionReligion. Wie weit anziehender sind selbst alle diese Wissenschaften wordengeworden, und haben die LernbegierdeLernbegierde selbst der Ungelehrten erregt, seitdem man ihnen durch Hülfe der schönen Wissenschaftenden Einfluß des veredelten Geschmacks ein gefälligeres Gewand gegeben hat? 270.272.269. Was hilft auch 5) alle Erkenntniß, wenn sie nicht wirksamwirksam ist? DiesDieß wird sie aber, je lebhafter, und überhaupt je sinnlicher sie uns die SachenGegenstände, die wir begehren oder verabscheuen sollen, darstellt;darstellt: und diese Klarheit und Lebhaftigkeit den Vorstellungen zu geben, ist ganz eigentlich der Zweck, worauf die schönen Wissenschaften arbeiten. Ihr Studium benimmt der DenkungsartDenkungsart das Trockne und Einförmige, das so wenig reitzt und unterhält,unterhält; benimmt dem Charakter das Rauhe,Rauhe und macht ihn geschmeidiger, stimmt die Seele zu sanftern Empfindungen, macht sie theilnehmender an allemAllem, was den Menschen interessirenintereßiren kankann, veredelt unsre ganze Natur. Wie sehr es daher – 6) auf die LeidenschaftenLeidenschaften wirke, es seysei, sie zu mildern und einzuschränken, oder sie in Bewegung zu setzen, wie sehr – 7) auf die Beförderung aller TugendenTugenden, bedarf keiner Ausführung. Wer fühlt die Macht der wahren BeredsamkeitBeredsamkeitBeredtsamkeit und DichtkunstDichtkunst nicht? und wasWas hat von jeher jeden noch so rohen Menschen oder jede Nation biegsamer und menschlicher gemacht, als Werke der Kunst und des Geschmacks, in welchen die Schönheit idealisirt ist? – Selbst von den höhern Wirkungen abgesehen, die alle dergleichen Werke hervorbringen können, abgesehen also davon, daß sie die Fähigkeiten des Menschen veredeln, seinen thätigen Fleiß in Bewegung setzen und unterhalten, ihn lehren und antreiben, durch Thätigkeit Thätigkeit Thätigtigkeit Thätigkeit nach der VollkommenheitVollkommenheit zu ringen, – selbst die GlückseligkeitGlückseligkeit derdes Menschen auf Genuß Genuß und bloßesblosses Vergnügen Vergnügen eingeschränkt: veredleneingeschränkt, veredeln sie doch schon dieses Vergnügen,Vergnügen; sie machen es unschädlicher,unschädlicher; sie verhindern die zu frühe Sättigung und Uebermaaß,Uebermaaß; sie befördern mehr den GeschmackGeschmack an geistigen Vergnügungen, der nie den Menschen so tief sinken läßtläßt, als der Geschmack am gröbern Vergnügenan den gröberen, der doch auch den Geist immer mit beschäftigt, der ihm eher die Rückkehr zum Besinnen und den Verstand zu Gegenvorstellungenfür die Reflexion offen erhält. 271273270.Wenn die Werke der schönen Wissenschaften und KünsteKünste, oder diese selbst, diese angegebnenangegebenen Vortheile nicht wirklich gewähren, oder wenn sie gar den Geist, das Herz und die Sitten verderben helfen: so liegt die Schuld nicht an ihnen, sondern an dem Mißbrauch, den man mit ihnen treibt. Eigentlich sollte SchönheitSchönheit der Kunst, wie Schönheit in der Natur, nur dazu dienen, durch erregtes VergnügenVergnügen die Seele zu erheitern, zu stärken, und die Fähigkeiten des Menschen zur Thätigkeit, zum Streben nach größrergrößerer Vollkommenheit, zu spannen; seine Aufmerksamkeit und seine Neigungen auf das, was wahr, was nützlich, was sittlich gut ist, zu lenken. Es sollte alle sinnliche Erkenntniß und Neigung des mit höhern Fähigkeiten gezierten, zu höhern Absichten bestimmten Menschen, unter der Regierung seiner VernunftVernunft stehen, diese, nicht nur die Wahl, das Maaß, das Ziel aller sinnlichen Vergnügungen bestimmen, sondern auch,auch als Begleiterin der EmpfindungEmpfindung, allgemeinere Gesetze zur Beurtheilung des Schönen entdecken und festsetzen, das GenieGenie und den GeschmackGeschmack regelmäßig machen, und den, der schöne Werke studierte, wenn ihm dazu die Talente nicht versagt sind, zur Verfertigung ähnlicher schönen Werke bilden. Fehlt es an diesen zweyzwei Stücken; – begnügt man sich mit dem Vergnügen, das die Werke der schönen Kunst erwecken; – überläßt man sich bloß den sinnlichen Eindrücken,Eindrücken; studiert man diese Werke nicht nach Regeln, zieht daraus nie das Allgemeinere, was uns in ähnlichen Fällen leiten könnte: so wundere man sich nicht, – wenn man beybei steter Beschäftigung mit schönen Werken, doch nie durch diese an Verstand, an Geschmack, an Herzen, an Sitten und imin guten Vortrag gebildet wird; – wenn man, von dem Geist dieser Werke entwöhnt, bloß an äusserlichenäußerlichen Verzierungen hängen bleibt, in TändeleyenTändeleien seine Nahrung sucht, wichtigere Pflichen darüber vergißt, nach und nach den Geschmack an allem Ernsthaften, an aller deutlichen Kenntniß, an allemAllem, was nicht geschmückt ist, oder keinen Schmuck verträgt, verliert; und – wenn man, indem es uns an Genie oder Geschmack zu wahrhaftigwahrhaft schönen Werken fehlt, den Empfindler oder Gecken spielt, oder, hat man jene Talente, selbst den Reitz der Schönheit zu Verstellung der WahrheitWahrheit und Empfehlung der Laster, wenigstens feinerer Ausschweifungen, mißbraucht. 272274272[!]. Schöne Wissenschaften Schöne Wissenschaften und das Bestreben, sich zum anzüglichenanziehenden und gefälligen VortragVortrag zu bilden, sollten keinem Gelehrten, am wenigsten dem gleichgültig seyn, der künftig ein Lehrer Lehrer der Religion Religion werden will. – Mag es seyn, daß Wahrheit, daß deutliche Einsicht und Ueberzeugung, der Haupt-Haupt-, oder vielmehr der nächste ZweckZweck der Wissenschaften seysei, daß die überzeugende und eindringliche Kraft der WahrheitWahrheit selbst ihr BeyfallBeifall verschaffe, daß es oft genug seysei, diesen durch deutliche Darlegung der Gründe zu befördern: so liegen doch in denen, die man überzeugen will, Hindernisse genug, welche dieser Ueberzeugung und dem EindruckEindrucke den Zugang versperrrenversperren,versperrenversperren, oder die Ueberzeugung nicht zur EntschließungEntschließungEntschliessung, die EntschließungEntschliessung nicht zur That kommen laßen,lassen,lassen; und der Eindruck, den die Wahrheit macht, kankann doch immer durch den Vortrag verstärkt werden. Wenn daher ein Lehrer der ReligionReligion alles Möglichemögliche thun muß, um ihr und allem Guten Eingang zu verschaffen:verschaffen, so muß er nichts vernachläßigen,vernachläßigenvernachlässigen, was seinen Vortrag eindringlich und annehmlich machen kankann. Ein trockner oder geschmackloser Vortrag erweckt Widrigkeit gegen Sachen selbst, oder verhindert doch den Antheil, den man daran nehmen sollte. Ein Vortrag, der sich durch seine Annehmlichkeit empfiehlt, erregt die Aufmerksamkeit, und unterhält sie, macht den Zuhörer geneigtgeneigt, das VorgetragneVorgetragene zu untersuchen, und das EmpfohlneEmpfohlene zu versuchen, bricht dadurch die Macht der Gleichgültigkeit, der Vorurtheile und bösen Gewohnheiten, theilt den Antheil, den der Lehrer an den Sachen verräth, auch dem Zuhörer mit, verstärkt wenigstens durch seine Reitze den EindruckEindruck noch mehr, den die Wahrheit und das Gute an sich, und die Gründe dafür in der Seele erregen können. Wenn ein Lehrer keine Fähigkeit, Hülfsmittel oder MußeMusse hätte, sich ausgebreitete und ganz deutliche Erkenntniß zugleich mit der Geschicklichkeit im Vortrag zu erwerben:erwerben; so wäre es verzeihlicher, sich mit einer guten aber mäßigen Erkenntniß zu begnügen, und desto mehr Fleiß auf den Vortrag zu wenden, alsals, beybei dem eifrigen Bestreben nach Weitläufigkeit und Deutlichkeit der Erkenntniß, diesen zu vernachläßigenvernachlässigen. Anm. Anmerkung Je ausgebreiteter ausgebreiterausgebreiteter das Gefühl für das SchönesSchöne und der gute GeschmackGeschmack unter denenjenigen ist, auf die man wirken will, je mehr Leichtsinn oder Gleichgültigkeit unter ihnen herrscht, und je mehr beybei ihnen das Ansehen der Vernunft und Religion gesunken, und das Interesse dagegen gering ist: je nöthiger ist es,es auf den guten und anziehenden Vortrag bedacht zu seyn. 272 In der dritten Auflage der Anweisung fehlt I § 271. Auf I § 270 folgt I § 272. 273275.Und gewiß hat doch auch der Lehrer, der selbst eines gewissen AnsehensAnsehns und guten Vorurtheils bedarf, um die ReligionReligion wirksamer empfehlen zu können, Ursach genug, sich dieses durch feinere Sitten zu erwerben und zu erhalten. Aber der vernünftigerevernünftige Theil der gesitteten Welt schätzt und erwartet diese nach derjenigen Art von Ausbildung, die der Charakter und Beruf eines Gelehrten oder Lehrers mit sich zu bringen scheint, das ist, nicht nur nach ausgebreitetern und gründlichern Kenntnissen, die ihn über AndreAndere erheben, sondern auch nach der GeschicklichkeitGeschicklichkeit, diese aufs wirksamste mitzutheilen. Bemerkt man diese Geschicklichkeit an einem Lehrer, und sieht man, daß er sie geflissentlich zu erwerben und zu benutzen suche: so giebt dieses den Zuhörern die Ueberzeugung, daß es ihm nicht gleichgültig seysei, ihnen zu gefallen, sich zu ihnen herabzulaßenherabzulassen, ihnen auf dem Wege beyzukommenbeizukommen, wo sie am liebsten mit ihm wandeln; welches nothwendig mehr Zutrauen und Liebe erwecken muß, als wenn man wahrnimmt, daß ihm das Wohlgefallen der ZuhörerZuhörer an seinem VortragVortrage gleichgültig, und ihm allesAlles für diese Zuhörer gut genug scheine. 274276.Sogar um sein selbst willen sollte ein Lehrer der ReligionReligion in Bildung seines VortragVortrags nicht nachläßignachlässig seyn. Denn wenn das wahr ist, was oben (§. 59 f.folgend) über den Einfluß der Sprache auf die Bildung des Verstandes und Herzens gesagt wurde:wurde, so wird seine Erkenntniß weit klärerklarer, lebhafter und lebendiger werden, wenn er sie aufs möglichsteMöglichste zu versinnlichenversinnlichen sucht, so weit es immer ohne Nachtheil der deutlichen ErkenntnißDeutlichkeit derselben geschehen kankann. Dazu dient aber das Studium der schönen Wissenschaften (§. 262. 262. 263 263. 264. 265. ); und beybei praktischen Wissenschaften, wie die Religion ist, die er eigentlich praktischpraktisch vortragen muß, sind die angegebnenangegebenen Eigenschaften der ErkenntnißErkenntniß, wo nicht noch wichtiger, doch wenigstens eben so wichtig, als deutlicheDeutlichkeit und bestimmte Erkenntnißhöchste Bestimmtheit. – Und wenn die immer mehrere Ausbreitung des guten GeschmackGeschmacks, wie unten erhellen wird, sehr viel zur AufklärungAufklärung in der Religion und zur Läuterung der FrömmigkeitFrömmigkeit beytragen kanbeitragen kann: sollte nicht der Lehrer der Religion auch mit dahin arbeiten, daß selbst durch sein BeyspielBeispiel, in dem Kreise wenigstens, wo Er wirken kankann, auf einer Seite der gute Geschmack allgemeiner,allgemeiner und somit der Anhänglichkeit an unfruchtbarenunfruchtbare Untersuchungen, der SchwärmereySchwärmerei und dem Geiste der Kleinigkeit oder Sonderlichkeit, den verächtlichen Begriffen von Religion und Frömmigkeit gesteuretgesteuert, auf der andern aber der Geschmack mehr veredelt würde, mehr Festigkeit und eine bessere Richtung auf dasjenige bekäme, was wahrhaftig gut und des vernünftigen Menschen würdig ist, wenn er angefangen hathat, sich zu nichtswürdigen Dingenauf nichtswürdige Dinge und zur Weichlichkeit oder gar zur Empfehlung dervon Ausschweifungen zu neigen? §. 262. 263 Gemeint ist I § 261.262 c. 275277.Wenn aber die schönen Wissenschaften so leicht dem Mißbrauch unterworfen sind,sind; wenn die Beschäftigung mit ihnen so manchen guten Kopf, so manches gute Herz verdorben, für die Welt unbrauchbar, wenigstens minder brauchbar gemacht hat: wie weit wäre das Studium derselben, wenigstens dem künftigen Lehrer der Religion, wenigstens dem zu empfehlen, der nicht ausserordentlicheaußerordentliche Anlagen zum RednerRedner oder DichterDichter hat, der nicht ganz eigentlich dazu geboren zu seyn scheint? – Vorausgesetzt, daß es jemandem nicht ganz an Fähigkeit,Fähigkeit sich ordentlich auszudruckenauszudrücken, und von dem, was er vortragen will, mit Antheil zu sprechen, fehlte – denn ohne dieses hat er zu einem künftigen Lehrer der ReligionReligion gar keinen Beruf:Beruf – so sollte man 1) nie eher an die Verschönerung Verschönerung des Vortrags denken, ehe man nicht ordentlich ordentlich denken, und 2) rein rein sich auszudruckenauszudrücken gelernt hätte. WahrheitWahrheit und Richtigkeit der Gedanken soll doch nur durch Schönheit empfohlen werden; SchönheitSchönheit ohne Wahrheit ist ein bloß betrügliches Blendwerk;Blendwerk: OrdnungOrdnung ist unentbehrlicher als Zierlichkeit; und es ist gar zu ungereimt, zuerst auf Verzierung des Hauses, hernachdann erst, oder vielleicht gar nicht, auf Festigkeit und Nutzbarkeit Bedacht zu nehmen. Wer also noch nicht deutlich und ordentlich zu denken kanvermag, wer sich noch nicht selbst versteht, wer noch nicht einmal rein und den Sachen gemäß lesen, sprechen und schreiben kankann, der müßte noch gar nicht schon etwas schön ausarbeitenschreiben, er müßte nicht einmal schöne Werke, als solche, studieren wollen. Er würde sich sonst zum schönen Unsinn gewöhnen, seinen GeschmackGeschmack und VerstandVerstand verderben, wenigstens sich gewöhnendahin kommen, nach bloßemblossen Vergnügen zu haschen, und der Schönheit die weit wesentlichern VollkommenheitenVollkommenheiten des Wahren und Guten, der Verständlichkeit und Ordnung, aufzuopfern. auf Verzierung des Hauses, hernach erst, oder vielleicht gar nicht, auf Festigkeit und Nutzbarkeit Bedacht zu nehmen Hier ist auf die Begriffe firmitas (Festigkeit), utilitas (Nützlichkeit) und venustas (Schönheit) angespielt (vgl. I § 211), die seit Vitruvs (1. Jh. v. Chr.) De architectura libri decem als Grundprinzipien der Architektur gelten (vgl. Vitr. I 3,2). 276278.Ueberhaupt ist das bloßeblosse VergnügenVergnügen bloße Vergnügen kein genughinreichend edler Zweck für die Würde des Menschen, der immer nach größerergrösserer VollkommenheitVollkommenheit streben soll. Das Vermögen zu angenehmen Empfindungen ist uns nur gegeben,gegeben unsreunsere Seele zu erheitern, unsreunsere erschlafften Kräfte zur Vollkommenheit wieder zu spannen,spannen und in Thätigkeit zu setzen. Selbst das edlere, geistige Vergnügen, das den Menschen den Vorzug vor den Thieren giebt, läßt sich ohne Wahrnehmen und Gefallen an Wahrheit, Ordnung, Deutlichkeit und aller Vollkommenheit unseres Geistes, die daraus entsteht, nicht denken. Daher kankann auch 3) alle Beschäftigung mit schönen Wissenschaften und Werken, die nicht mit auf jene höhere Vollkommenheit geht, oder den Fleiß vermindert, den wir auf das Wachsthum in dieser wenden sollen, nicht anders als verderblich seyn. Sie ist eine SchwelgereySchwelgerei, die uns um die gesunde Nahrung des Geistes bringt, die Auszehrung der vernünftigen Seele. 277279.Auch kankann man nicht oft genug sagen, wie nöthig es seysei, mit Unterschied und Ueberlegung (Discretion) SchönheitenSchönheiten in schönen Werken aufzusuchen, und in seinen eigneneigenen Arbeiten anzubringen. Es ist nicht jedem leicht, das SchicklichesSchickliche wahrzunehmen und auszudruckenauszudrücken. Nicht zu gedenken, daß es auch einen besondern Geschmack giebt, welchen nachzuahmen vielleicht, nur unter ähnlichen Umständen mit einem Meister eines schönen Werks, erlaubt seyn möchte: so hört Schönheit auf, Schönheit zu seyn, wenn sie am unrechten Orte angebracht wird, d. i.das ist beybei Sachen, die ihrer Natur nach eigentlich keiner Verschönerung, wenigstens nicht ohne Nachtheil der Deutlichkeit, fähig sind, oder die der VerschönerungVerschönerung nicht bedürfen, oder durch Verschönerung mehr zerstreuen, und von der Hauptsache, die empfohlen werden soll, die Aufmerksamkeit zu sehr abziehen, mit einemEinem Wort, wo sie unnatürlich, zwecklos, oder gar zweckwidrig seyn würde. Auch sollte man nicht allesAlles, was man selbst schön findet, und wirklich schön seyn mag, in seinen eigneneigenen Arbeiten Andern wieder mittheilen wollen; man sollte vielmehr durch das Studieren schöner Werke seinen eigneneigenen GeschmackGeschmack so zu bilden suchen, daß man das Gefühl des Schicklichen immer mehr zur Reife brächte, und daß man lernte, nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen derer, vor welchen wir zu reden oder zu schreiben haben, die Wahl und den Gebrauch des Schönen zu bestimmen. In so fern kan Anm. Anmerkung Insofern kann gerade das Lesen der schönsten und bewundertsten Schriftsteller, vornemlichvornehmlich Dichter, für dendem Prediger, dem es am Verstandean richtigem Verstande und GefühleGefühl des Schicklichen fehlt, am verderblichsten werden. Der Ton der sogenannten guten Gesellschaft und der SchauspieleSchauspiele darf nicht der Ton der KanzelKanzel werden; waswerden. Was dem erlaubt ist, der lauter oder meistensgrößtentheils Zuhörer von sehr gebildetengebildetem Geschmack hat, ist dem nicht erlaubt, der meistens vor ZuhörernZuhörer ganz andreranderer Art redet;redet, und selbst jene, wenn sie wirklich gebildeten Geschmack haben, werden es abgeschmackt finden, da, wo Belehrung und Würde des Ausdrucks erfordert wird, Glanz und Schimmer oder gesuchte Schönheit anzutreffen. Der Ton der sogenannten guten Gesellschaft und der Schauspiele darf nicht der Ton der Kanzel werden Vgl. III § 66. 278280.Eben deswegen kommt viel darauf an, wie man die schönen Wissenschaften treibt? – Wie beybei dem Studium der Sprachen (§. 68 68 ), so würde auch hier,hier Theorie, Lesung guter Schriftsteller und eigne eigene Uebung Uebung zu verbinden seyn. – Ich setze 1) immer voraus, daß man nicht eher nach Schönheit Schönheit des Ausdrucks trachten sollte, ehe man nicht richtig denken, und sich gut ausdruckenausdrücken gelernt hätte. Die Theorie des vernünftigen Denkens, Uebung in Bemerkung der Wahrheit, der Ordnung und der Deutlichkeit beybei einem Schriftsteller, Uebung in der Ausarbeitung wohl durchdachter, zusammenhängender, gut geordneter, verständlich und bestimmt geschriebnergeschriebener Aufsätze, müßtemuß immer vorangehnvorangehen; und Sprachrichtigkeit Sprachrichtigkeit in der Sprache, worin man Schriften lesen, oder Aufsätze verfertigen will, müßtemuß man vor allen Dingen in seiner Gewalt haben. 279281. HätteHat man alsdannalsdenn das Glück, unter Anleitung eines Mannes von reifemreifen GeschmackGeschmack, gute Schriftsteller lesen zu können:können, so würdewird 2) dieses Lesen unstreitig vor aller eigentlichen TheorieTheorie vorhergehen müssen. Denn es ist anziehender und unterhaltender als trockne Theorie, die, wenn sie deutlich und praktisch werden soll, ohnehin allesAlles durch BeyspieleBeispiele erläutern muß, welche man immer besser im Zusammenhange beurtheilen und schätzen lernt,lernt als in abgerissenenabgerißnen Stücken. VornemlichVornehmlich befördert dieses Lesen die Aufmerksamkeit und das eigne GefühlGefühl des Schönen, und lehrt uns, ob wir dieses haben, ohne welches man sonst auf schöne Wissenschaften Verzicht thun müßte. – Sollte man aber eine solche Aufsicht und Anleitung eines guten Führers nicht genießengeniessen können:können, so wäre wohl eher zu rathen, daß man sich die Grundsätze der schönen Wissenschaften und des guten Geschmacks aus guten Schriften bekannt machte, welche in der Absicht geschrieben sind, um durch BeyspieleBeispiele der Schönheit und darüber gemachte Bemerkungen den Anfänger zu bilden. Für die Dichtkunst würden vorzüglich Engel, Johann Jakob Engels Anfangsgründe einer Th. der Dichtungsarten (§. 264 266 ), für die Redekunst ein Buch wie die Principes pour la lecture des Orateurs, à Paris 1754 1754. in drey Bänden in gr.groß 12, und noch weit mehr Eschenburg, Johann Joachim J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beyspielsammlung aus den besten Schriftstellern in alten und neuen Sprachen, Berlin, 1788–1791 in 6 Bänden gr.groß 8,12. zu empfehlen seyn. Anm. Anmerkung Für die Redekunst gehören dahin: Priestley, Joseph J. Priestley's Vorlesungen über Redekunst und Kritik. Aus dem Englischen von Wackerbarth, August Joseph Ludwig von Wackerbarth . Berlin 1797. Ganz vorzüglich Blair, Hugh Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften. Aus dem Englischen von Schreiter, Carl Gottfried Schreiter , 4 Theile. Leipzig 1785 ff.folgende Dann auch: Maaß, Johann Gebhard Ehrenreich J. G. Maaß Grundriß der allgemeinen, und besonders reinen Rhetorik. Halle 1798. Adelung, Johann Christoph J. C. Adelung über den deutschen Styl, 2 Theile. Berlin 1800. Für die Dichtkunst Engel, Johann Jakob J. F. Engel's Poetik. Berlin 1806. Clodius, Christian August Heinrich C. A. H. Clodius Entwurf einer systematischen Poetik, 2 Theile. Leipzig 1804. Als Beispielsammlung würde aber Eschenburg, Johann Joachim J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beispielsammlung aus den besten Schriftstellern in alten und neuen Sprachen, Berlin 1788–1791. 6 Bände, gr.groß 8., zu empfehlen seyn. Th. D.i. Theorie. Principes pour la lecture des Orateurs, à Paris 1754 Bei dem Autor handelt es sich um den Enzyklopädisten Edmé-François Mallet (Abbé Mallet) (1713–1755), alle drei Bände dieses Werkes stammen aus dem Jahr 1753. Hier könnte ein Nachdruck genannt sein. J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beyspielsammlung […] Berlin, 1788–1791 in 6 Bänden Johann Joachim Eschenburgs (1743–1820) Beispielsammlung zur Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften ist in insgesamt acht Bänden (1788–1795) erschienen. J. Priestley's Vorlesungen über Redekunst und Kritik. Aus dem Englischen von Wackerbarth. Berlin 1797 Den Titel Vorlesungen über Redekunst und Kritik trägt Joseph Priestleys (1733–1804) A course of lectures on oratory and criticism (1777) in der 1779 in Leipzig erschienenen Übersetzung Johann Joachim Eschenburgs (1743–1820). August Joseph Ludwig von Wackerbarths (1770–1850) Übersetzung ist dagegen als Vorlesungen über schriftlichen und mündlichen Vortrag (1793) erschienen und 1797 erneut aufgelegt worden. Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften. Aus dem Englischen von Schreiter, 4 Theile. Leipzig 1785 ff. Bei dem Übersetzer handelt es sich um den Leipziger Philosophieprofessor Carl Gottfried Schreiter (1756–1809), die vier Teile sind zwischen 1785 und 1789 in Leipzig und Liegnitz erschienen (vgl. III § 57). J. F. Engel's Poetik. Berlin 1806 Hier handelt es sich im Wesentlichen um Johann Jakob Engels bereits zuvor (vgl. § 264) angeführte, unvollendet gebliebene Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (1783), die unter dem Titel Poetik als elfter Band (1806) seiner Schriften erneut herausgegeben wurden. 280282.Aber nach einer solchen Anweisung müßte man 3) sogleich zum Lesen der besten Schriftsteller fortschreiten, weil auf die anschauliche Erkenntniß des SchönesSchönen so viel ankömmtankommt, und Theorie mehr den GeschmackGeschmack bessert,bessert und den guten befestigt, als hervorbringt und ernährt. Wie diese, in Rücksicht auf Schönheit, in ihrem ganzen Umfange zu lesen wären, ist schon oben (§. 84 84. ) gesagt. Hier möchten noch folgende RätheRathschläge nicht am unrechten Orte stehen. 281283.Hat man zuvörderst musterhaftmusterhafte Schriftsteller in seiner eignen Sprache:eigenen Sprache, so verdienten 4) diese –diese 1) in der der Art von Schriften, wo sie musterhaft,musterhaft und fremdenausländischen gleich sind – vornemlichsind, vornehmlich studiert zu werden. Denn in unsrerunserer MutterspracheMuttersprache denken und schreiben wir doch meistens, und sollten uns in ihr gut und schön zu denken und vorzutragen vorzüglich bildenbemühen. (§. 92 f.folgend) Selbst verstehen können wir die feinern eigenthümlichen Schönheiten und Anspielungen der Fremdenfremder Werke weniger als die unsrigen; und jede Nation hat ihren eigneneigenen Geschmack, der, so fern er auch in seiner Art gut ist, doch nur mit Ueberlegung und Vorsicht in den unsrigen überzutragen wäre, undum nicht die gute Originalität des unsrigen durch auswärtigeauswärtig erborgte Schönheiten, wenn sie uns zumahlzumal nicht eben so natürlich sind, zu verdrängen. ( S.Siehe §. 104.) 282284.Ob man 5)2) eher und mehrhäufiger DichterDichter oder ProsaistenProsaisten studieren solltesolle? ist eine Frage, worüber die Stimmen sehr getheilt seyn möchten. Wahr ists, Dichter gefallen meistens mehr, weil sie nähermehr auf Vergnügen als Belehrung arbeitenhinarbeiten, und weit mehrere Arten der Schönheit in sich vereinigen können als der Prosaist; überdiesüberdieß sind ihre Schönheiten hervorstechender, und also für den Anfänger bemerkbarer. Allein – BelehrungBelehrung ist doch noch wichtiger als Vergnügen, und führt ihr eigneseigenes Vergnügen mit sich, ohne es erst von der Einkleidung erborgen zu müssen. – Eben das hervorstechende Schöne in den Werken der Dichtkunst verwöhnt auch den Geschmack eher, und verursacht, daß hernach das wirklich aber weniger auffallende Schöne der prosaischen Werke nicht genug Reitz für uns hat, und überhaupt der GeschmackGeschmack an natürlicher SchönheitSchönheit, über der Liebe zur Schönheit der Kunst und des AusserordentlichenAußerordentlichen, geschwächt wird, wo nicht verlohrenverloren geht. – Endlich bedürfen wir der Prose häufiger als der DichtkunstPoesie, da wir mehr in jener, seltner aber als Dichter denken, empfinden und reden,reden: und wenn die meisten guten Köpfe gute Prosaisten werden können, so sind doch nur wenige, die Fähigkeiten haben, gute Dichter zu werden. 283285.Vorzüglich sollte man 6)3) die, auch in Absicht auf den VortragVortrag Vortrag , besten Schriftsteller studieren, die in dem dem Fach gearbeitet haben, welchemdem wir uns eigentlich widmen. Dennwidmen: denn es verräth doch entweder großengrossen Unverstand, oder beweiset, daß man schöne Schriften nur zum Vergnügen und nicht zu höhern Absichten lese, wenn einer, derder, welcher sich zum künftigen Lehrer der ReligionReligion bilden soll, sich mit Lesung dervon Romanen, der Schauspiele,Schauspielen und überhaupt derähnlichen Schriften, die ihre größestegrößte Schönheit von der Erdichtung haben, weit mehr beschäftigt,beschäftigt als mit solchen, welche eigentlich die Religion, Kenntniß,Kenntniß Religion, Kenntniß der Menschen, zumal derer, mit denen wir zu thun haben, ihre wirkliche Beschaffenheitihrer wirklichen, nicht bloß idealisirten Natur, Denk- und HandlungsartHandlungsweise, und was am meisten auf sie wirkt, betreffen. Mögen diese gleich wenigerWeniger Reitz und Unterhaltung für diewürde sie nur denen gewähren, welche entweder für Allesalles, was ernsthaft und vernünftig ist, oder die Angelegenheiten der Seele betriftbetrifft, keinen Sinn, oder ihren Geschmack durch stetes Haschen nach sinnlichen Vergnügen verwöhnt haben: sohaben. Für ernsthaft Studierende sind sie doch nicht nur wichtiger zur wahren VollkommenheitVollkommenheit des Menschen als jenelehrreicher und bildender, sondern sie sind auch eben sowohl der sinnlichenästhetischen Behandlung und Darstellung fähig, die das Wesen der SchönheitSchönheit im Vortrag ausmacht. Aber es giebt verschiedneverschiedene Arten und Grade der Schönheit, und man kankann nicht eben dieselben von dem Prosaisten wie von dem Dichter, von dem geistigen wie von dem sinnlichen Gegenstande, fordern. Ein Vortrag, der sich durch natürliche SchönheitNatürlichkeit, durch edle Einfalt, durch klare Bestimmtheit, durch lichtvolle Ordnung, durch anständige Würde empfiehlt, der die Sachen dem schlichten Menschenverstande von annehmlichen Seiten vorstellt, der sanfte Empfindungen erregt, der mehr belehrt als hinreißt, mehr das Herz erwärmt als erhitzt, ist gewiß auch schön. Solche Wirkungen sind, wenn gleich minder lebhaft, doch heilsamer und dauerhafter,dauerhafter; und es zeigt von einem weit feinern GefühlGefühl des wahrhaftig Schönen, wenn man diese verborgnernverborgenern, als wenn man nur die hervorstechenden Schönheiten empfinden kankann. – Und haben wir nicht auch unsre Mosheim, Johann Lorenz von Mosheims, Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm Jerusalems, Spalding, Johann Joachim Spaldinge Spaldings , Teller, Wilhelm Abraham Tellers, Eberhard, Johann August Eberharde, Doederlein, Johann Christoph Döderleins, Niemeyer, August Hermann Niemeyers und andreunsere Mosheim, Zollikofer, Georg Joachim Zollikofer, Jerusalem, Spalding, Tel ler , Eberhard, Lavater, Johann Caspar Lavater, Reinhard, Franz Volkmar Reinhardt , und so viele andere noch lebende , denen man selbst feinere Schönheiten des Vortrags, mit Discretion, ablernen kankann? – der treflichen Schriftsteller, unserer Gellert, Christian Fürchtegott Gellerte unsrer Gellerts , Lessing, Gotthold Ephraim Leßings, Mendelssohn, Moses Mendelsohns, Garve, Christian Garvens, Engel, Johann Jakob Engels und andrerkann, ohne sie und ihre Eigenthümlichkeit sclavisch nachzuahmen, – der trefflichen älteren und neueren Prosaisten, wie Gellert, Christian Fürchtegott Gellert, Lessing, Gotthold Ephraim Leßing, Mendelssohn, Moses Mendelsohn, Garve, Christian Garve, Engel, Johann Jakob Engel und anderer nicht zu gedenken, die, wenn gleich nicht alle in Schriften über die Religion, doch in andern eigentlich dogmatischen, den Ruhm der classischenclaßischen behaupten. Anm. Anmerkung Ein brauchbares Hülfsmittel zu ihrer Kenntniß ist unter andern: Schaller, Karl August L. A. Schaller's Handbuch der klassischen Literatur und Dichtkunst von Lessing, Gotthold Ephraim Leßing bis auf gegenwärtige Zeit, 2 Theile. Halle 1816. Mosheims Johann Lorenz von Mosheim (1693–1755) wurde nach dem Studium in Kiel 1723 Professor in Helmstedt, zunächst für Kontroverstheologie, später für Kirchengeschichte, 1747 wechselte er an die noch junge Universität Göttingen. Wissenschaftlich ist Mosheim v.a. als Kirchenhistoriker, aber auch im Bereich der Homiletik hervorgetreten (vgl. auch II § 204 c) und wird aufgrund seines pragmatisch-anthropozentrischen Kirchengeschichtsverständnisses nicht selten als Vater der neueren Kirchengeschichtsschreibung angesprochen. Daneben bekleidete er zahlreiche kirchen- und hochschulorganisatorische Ämter und war ein bedeutender Prediger. Insgesamt zählt Mosheim zu den prägenden Theologen in der ersten Hälfte des 18. Jh.s. Jerusalems Nach dem Theologiestudium in Leipzig und Wittenberg sowie einem zweijährigen Bildungsaufenthalt in Holland übernahm Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709–1789) 1734 die Stelle eines Hofmeisters in Göttingen. Hier als Professor vorgesehen, unternahm er zunächst eine auf fast drei Jahre ausgedehnte Englandreise. Zurückgekehrt entschied er sich jedoch gegen eine Professur und für eine Stelle als Hofprediger und Erzieher des jungen Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806) am Braunschweiger Hof, den er entscheidend mitprägte (z.B. Gründung des Collegium Carolinum). 1749 wurde er Abt von Marienthal und 1752 von Riddagshausen. Jerusalem, 1748 in Helmstedt zum Dr. theol. und 1787 in Göttingen honoris causa promoviert, war ein führender Aufklärungstheologe, als Hauptwerk sind die unvollendeten, mehrfach aufgelegten und übersetzten Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion (1768) zu nennen. Erwähnt sei, dass der Selbstmord seines Sohnes Karl Wilhelm (1747–1772) als Vorlage für Goethes Werther (1774) diente. Spaldinge Johann Joachim Spalding (1714–1804) gehört zu den bedeutendsten Gestalten der deutschen Aufklärungstheologie, sein Werk Die Bestimmung des Menschen (1748) markiert den Beginn der Neologie, er selbst ist ihre große Kulminationsgestalt. Aus dem kirchlichen Dienst heraus – Spalding hat (trotz zweifachen Rufes nach Greifswald) nie eine Professur bekleidet, sondern war nach der Erlangung des philosophischen Doktorgrades im Jahre 1736 zunächst Hilfsprediger in seiner Heimatstadt Tribsees, später Pastor in Lassan und Barth und schließlich Oberkonsistorialrat und Propst an der Berliner Nikolai-Kirche – konnte er neben seinen Schriften v.a. als Prediger eine große Breitenwirkung entfalten und so maßgeblich zur Überführung des protestantischen Christentums in die Moderne beitragen. Seine Schriften und Predigten liegen mittlerweile in kritischer Edition vor (SpKA). Nicht zufällig spielt die Anweisung gleich im ersten Satz auf Spaldings epochemachende Bestimmung aus dem Jahr 1748 an (vgl. I § 1). Tellers Nach dem Studium in seiner Heimatstadt Leipzig wurde Wilhelm Abraham Teller (1734–1804) 1761 zunächst Professor in Helmstedt. Seine v.a. im Lehrbuch des christlichen Glaubens (1764) vertretenen neologischen Positionen führten hier jedoch zu heftigen Reaktionen seitens der Orthodoxie, so dass Teller 1767 als Propst und Oberkonsistorialrat nach Berlin übersiedelte. Dass auch das Woellnersche Religionsedikt (1788) nichts an Tellers aufklärerischen Standpunkten änderte, zeigt sein positives Votum über den als „Zopfschulz“ bekannt gewordenen Johann Heinrich Schulz (1739–1823), auf das hin Teller im Erscheinungsjahr seines Spätwerks Die Religion der Vollkommnern (1792) ohne Gehalt für drei Monate suspendiert wurde. Neben zahlreichen gedruckten Predigten (vgl. III § 65 c) ist sein bis 1805 mehrfach aufgelegtes Wörterbuch des Neuen Testaments (1772) hervorzuheben (vgl. II § 147), das im Rahmen der Bibliothek der Neologie ediert wird (BdN IX). Eberharde Johann August Eberhard (1739–1809) wurde nach dem Studium in Halle zunächst Lehrer und Prediger in Halberstadt, wechselte 1774 als Prediger nach Charlottenburg und kam hier mit der Berliner Aufklärung in Kontakt. 1778 kehrte er als Professor für Philosophie nach Halle zurück, erhielt den philosophischen Doktorgrad und hat als wichtiger Vertreter der halleschen Schulphilosophie Leibniz-Wolff'scher Prägung und Kritiker Kants u.a. auf den Studenten Friedrich Schleiermacher (1768–1834) gewirkt. Sein umfangreiches, in der Anweisung breit rezipiertes Werk ließ ihn 1786 zum auswärtigen Mitglied in die Berliner Akademie der Wissenschaften, 1805 zum Geheimrat und 1808 auch zum Doktor der Theologie werden. Hervorzuheben sind die Neue Apologie des Sokrates (1772), der später ein zweiter Band folgte (vgl. I § 18), die Allgemeine Geschichte der Philosophie (1788) und Der Geist des Urchristenthums (1807–1808) (vgl. I § 214 c), zudem war Eberhard auch Herausgeber kantkritischer philosophischer Magazine (vgl. I § 213). Zu seinen sprachwissenschaftlichen Arbeiten vgl. I § 100 c. Döderleins Der als „Melanchthon seiner Zeit“ bezeichnete Johann Christoph Doederlein (1746–1792), nach dem Studium zunächst Hauslehrer und Diakon, ab 1772 Professor in Altdorf, ab 1783 in Jena, ist v.a. durch alttestamentlich-exegetische, aber auch durch dogmatische und moralphilosophische Arbeiten hervorgetreten. Mit den Fragemente[n] und Antifragmente[n] (1778/1779) hat er sich in den sog. Fragmentenstreit eingeschaltet, bedeutend ist seine mehrfach aufgelegte Institutio Theologi Christiani (1780/1781), der nach der dritten Auflage der Christliche Religionsunterricht nach den Bedürfnissen unserer Zeit folgte (vgl. II § 174). Zudem gab Doederlein die Auserlesene Theologische Bibliothek (Leipzig 1780–1792) heraus. Die in nur einem Stück erschienenen Materialien zum Kanzelvortrag (1774) setzen sich äußerst kritisch mit Spaldings Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes (1772) und der auch von Johann Gottfried Herder (1744–1803) kritisierten Forderung nach einer dogmenfreien Predigt auseinander, empfehlen aber doch Spaldings Predigtstil. Nicht gemeint ist der Pietist Christian Albrecht Döderlein (1714–1789). Niemeyers Als Urenkel August Hermann Franckes (1663–1727) besuchte August Hermann Niemeyer (1754–1828) das Pädagogium in Halle, studierte anschließend ebenda Theologie und wurde nach der 1777 erfolgten Promotion zunächst Privatdozent und 1784 schließlich ordentlicher Professor. Zusätzlich übernahm Niemeyer, in Verbindung mit weiteren Ämtern, die Leitung der Franckeschen Stiftungen und des theologischen Seminars und richtete außerdem ein pädagogisches Seminar ein. Im Zuge der Eroberung Halles durch Napoleon (1806) nach Frankreich verschleppt, wurde er nach seiner Rückkehr Kanzler und rector perpetuus der Universität. Hervorgetreten ist Niemeyer v.a. als bedeutender Pädagoge, sein Ansatz wird im Handbuch für christliche Religionslehrer (1795/96; 71829) und besonders in den über mehrere Auflagen teils massiv umgearbeiteten Grundsätze[n] der Erziehung und des Unterrichts (1796) ansichtig, die ihren Autor zum Mitbegründer der akademischen Erziehungswissenschaft werden ließen (vgl. BdN V). Als ergebener Schüler Nösselts hat Niemeyer zudem nicht nur die dritte Auflage der Anweisung besorgt, sondern auch eine umfassende Biographie seines Lehrers und väterlichen Freundes verfasst (vgl. Vorrede Hg. c XIf.). Aufgrund seiner Predigerbibliothek (Halle 1782–1784), die später u.a. von August Hermann Niemeyer bearbeitet wurde (vgl. I § 43 c), könnte an dieser Stelle auch an dessen älteren Bruder David Gottlieb Niemeyer (1745–1788) gedacht sein. Zollikofer Der im schweizerischen St. Gallen geborene Georg Joachim Zollikofer (1730–1788) übernahm nach dem zuletzt in Utrecht absolvierten Studium ab 1754 kirchliche Anstellungen in Murten, Monheim und Neu-Isenburg, bevor er 1758 eine Stelle als Pfarrer der reformierten Gemeinde in Leipzig antrat, die er bis zu seinem Tod versah. Hier anvancierte Zollikofer, der mit zahlreichen Gelehrten seiner Zeit in Briefkontakt stand, zu einem über Stadt und Gemeinde hinaus gefeierten Prediger (die nach seinem Tod herausgegebenen Sämmtliche[n] Predigten [1789–1804] umfassen 15 Bände) und trug v.a auf diesem Wege zur Verbreitung einer aufgeklärten Theologie bei. Daneben ist Zollikofer auch als Kirchenlieddichter und Gesangbuchherausgeber (Leipzig 1766; 81786) sowie als Übersetzer englischer und französischer Schriften hervorgetreten. Lavater Gemeinsam mit dem Theologen Felix Hess (1742–1768) und dem Maler Johann Heinrich Füssli (1741–1825) unternahm Johann Caspar Lavater (1741–1801) 1763 nach dem Studium am Zürcher Collegium Carolinum und der Ordination eine Bildungsreise nach Norddeutschland, auf der er bedeutende Zeitgenossen, allen voran Johann Joachim Spalding, kennenlernte. Nach seiner Rückkehr nach Zürich war Lavater zunächst literarisch tätig und versah ab 1769 unterschiedliche kirchliche Ämter. Dem neuen aufklärerischen Gedankengut gegenüber durchaus kritisch eingestellt, vollzog er bereits 1768 eine tiefgreifende theologische Umorientierung, durch die Christus als Vermittler eines völlig transzendenten Gottes in den Mittelpunkt seines Denkens rückte und die Lavater v.a. aufgrund seiner Wundergläubigkeit zunehmend den Vorwurf der Irrationalität einbrachte. Lavater hat ein umfangreiches Gesamtwerk hinterlassen, besondere, europaweite Bekanntheit erlangte er durch das vierteilige Werk Aussichten in die Ewigkeit (1768–1778), das ohne sein Wissen veröffentlichte Geheime Tagebuch (1771/1773) und die ebenfalls vierteiligen Physiognomische[n] Fragmente (1775–1778). Reinhardt Nach dem Studium in Wittenberg stieg Franz Volkmar Reinhard (1753–1812) nach der 1777 ebenda erfolgten Habilitation für Philosophie und Philologie zum Professor der Theologie und 1790/1791 auch zum Universitätsrektor auf. 1792 wurde er zum Oberhofprediger in Dresden berufen und als Vizepräsident des Oberkonsistoriums 1810 mit der Visitation und Revision der sächsischen Universitäten und Fürstenschulen beauftragt. Mit sonntäglich bis zu viertausend Zuhörern gilt Reinhard als einer der erfolgreichsten Prediger der späten Aufklärung und blieb im deutschsprachigen Raum über seinen Tod hinaus stilbildend. Seine Predigten (einige auch ins Französische, Niederländische, Dänische, Schwedische und Englische übersetzt) sind in insgesamt 42 Bänden (1815–1821) veröffentlicht, aus seinen übrigen Werken sei v.a. das mehrfach aufgelegte und weitverbreitete System der christlichen Moral (vgl. II § 204 c) hervorgehoben. Eigens erwähnt sei Reinhards Aufmerksamkeit erregende Reformationspredigt des Jahres 1800, in der er den Abfall der Kirche von Luther und seiner Rechtfertigungslehre beklagte und damit wesentliche Fragen nach dem Kern des protestantischen Christentums aufwarf. Gellerte Der Pfarrerssohn Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) studierte Theologie und Philosophie in Leipzig und war, nachdem er sich vergeblich als Prediger versucht hatte, zunächst als Privatlehrer tätig. Nach Erlangung des Magistergrads im Jahr 1743 und einer mit der Habilitation 1744 verbundenen Vorlesungstätigkeit an der Leipziger Universität wurde Gellert 1751 ebenda Extraordinarius für Dichtkunst und Beredsamkeit. Eine freigewordene ordentliche Professur für Philosophie wie auch Rufe nach Hamburg und Halle lehnte er ab. Aus dem umfangreichen Werk des bereits zu Lebzeiten hochverehrten Dichters sind v.a. seine Fabeln, aber auch seine Kirchenlieder hervorzuheben. Zudem ist Gellert auch als Moralphilosoph hervorgetreten. Insgesamt gehört Gellert zu den meistgelesenen und bildungsgeschichtlich bedeutsamsten Autoren seiner Zeit. Leßings Nach dem Studium in Leipzig und Wittenberg ließ sich Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) zunächst in Berlin nieder, war später als Sekretär in Breslau und als Dramaturg am Nationaltheater in Hamburg tätig und wurde im Jahre 1770 schließlich Bibliothekar an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. In diese Zeit fallen so berühmte Werke wie Emilia Galotti (1772) oder Nathan der Weise (1779). In der Anweisung wird auf die gemeinsam mit den Berliner Freunden Friedrich Nicolai (1733–1811) und Moses Mendelssohn herausgegebenen Briefe, die Neueste Litteratur betreffend verwiesen (vgl. I § 285), zudem ist auf Lessings berühmte Erziehung des Menschengeschlechts angespielt (vgl. II § 44). Mendelsohns Der Philosoph Moses Mendelssohn (1729–1786) gilt als der bedeutendste Vertreter der jüdischen Aufklärung (Haskala). Nach erster sorgfältiger Ausbildung in seiner Heimatstadt Dessau folgte der hochbegabte Mendelssohn seinem Lehrer David Fränkel (1707–1762), der als Oberrabbiner nach Berlin berufen worden war, im Jahre 1742 nach. Hier wurde er nach dem Studium zunächst Privatlehrer im Haushalt eines Seidenhändlers, in dessen Fabrik er sich bis zum Teilhaber emporarbeitete. Daneben führte seine Freundschaft mit Lessing (auch Johann Wilhelm Ludwig Gleim [1719–1803] gehörte zu seinen engen Freunden) zur Mitarbeit an Friedrich Nicolais Briefe, die Neueste Litteratur betreffend (vgl. I § 285), so dass Mendelssohn überdies zu einem einflussreichen Literaturkritiker avancierte. Bekannt ist die Auseinandersetzung mit Johann Caspar Lavater, der ihn aufforderte, entweder das Christentum zu widerlegen oder zu konvertieren. Mendelssohn war Ehrenmitglied der Mittwochsgesellschaft und soll auch dem Montagsclub angehört haben, die Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften scheiterte. Garvens Der von Zeit- und Fachgenossen hochgeschätze (teilweise aber auch als zu seicht empfundene) Aufklärungsphilosoph Christian Garve (1742–1798) kehrte nach dem Studium in Frankfurt/Oder und Halle (v.a. bei Semler und Nösselt) 1767 zunächst in seine Heimatstadt Breslau zu seiner ihm äußerst eng verbundenen Mutter zurück. Kurz darauf übernahm er eine außerordentliche Professur für Philosophie in Leipzig, doch zog es ihn bereits 1772 erneut nach Breslau, wo der seit seiner Jugend kränkelnde Garve, mittlerweile Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, über zwei Jahrzehnte später starb. Hinterlassen hat Garve ein v.a. moralphilosophisches, essayistisch angelegtes (vgl. III § 95) Werk, zudem ist er als Kommentator und Übersetzer etwa von Cicero (vgl. I § 200 a; II § 204) und Alexander Gerard (1728–1795) (vgl. III § 105) hervorgetreten. Bekannt ist Garves Auseinandersetzung mit Kant, die mit seiner von Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) (vgl. I § 213) abgeänderten Rezension der Kritik der reinen Vernunft (1781) begann. Engels Gemeint ist der Philosoph und Schriftsteller Johann Jakob Engel (1741–1802), der nach der Verleihung des philosophischen Doktorgrades in Bützow in Leipzig ein Theologiestudium aufnahm, sich jedoch schnell philologischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien zuwandte und erste Bühnenstücke veröffentlichte. 1776 übernahm er eine Professur für Philosophie und die Schönen Wissenschaften am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin und war gleichzeitig als Privatlehrer – als prominenteste Schüler dürfen der spätere Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) und Wilhelm von Humboldt (1767–1835) gelten – tätig. Daneben verfasste er weiter erfolgreich Bühnenstücke und wurde unter Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) schließlich Direktor des Berliner Nationaltheaters. Engel gilt als repräsentativer Vertreter der Berliner Aufklärung und Verfechter einer moralisierenden, popularphilosophisch durchsetzten Schriftstellerei, aus den theoretischen Arbeiten sind die zweibändigen Ideen zu einer Mimik (1785/86) und seine unvollendet gebliebenen Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (1783) (vgl. I § 264; I § 279 c) hervorzuheben. L. A. Schaller's Handbuch der klassischen Literatur und Dichtkunst von Leßing bis auf gegenwärtige Zeit, 2 Theile. Halle 1816 Der Name des Autors lautet Karl August Schaller (gest. 1819), der Titel des ersten, die poetische Literatur enthaltenden Bandes lautet Handbuch der neuern deutschen klassischen Literatur von Lessing bis auf gegenwärtige Zeit (1811), der des zweiten, die philosophische Literatur umfassenden Bandes Handbuch der klassischen Literatur der Deutschen von Lessing bis auf gegenwärtige Zeit (1816). Von dem zweiten Band ist nur die erste, die spekulativ-philosophische Literatur enthaltende Abteilung erschienen. 284286. 7) Die4) Tiefere Ergründung der Aesthetik Aesthetik (§. 263 265 263. ), oder der Theildes Theils derselben, der sich mit der Schönheit der sinnlichen Erkenntniß beschäftigt,welcher (§. 177 Anm.Anmerkung 2) 174 Anm.) d. i.das ist 177. Anm. 2.) die Theorie der schönen Wissenschaften und Künste, ist freylich nicht Künste betrifft, ist ihrem ganzen UmfangUmfange nach, und in Absicht auf die Beobachtungen und Regeln feiner SchönheitenSchönheiten, jedem zu wissen nöthig, der der derder sich nicht vorzüglich diesen Wissenschaften widmen will. Siewill; sie gerade nicht von jedem zu fordern. Sie ist auch, weil sie sich mit dem dunklerndunkleren Theil der Seele, mit den EmpfindungenEmpfindungen, beschäftigt, und ein sehr feines Studium der SeelePsychologie erfordert – wenn sie anders den Charakter wahrer Philosophie behaupten und deutlich erklären soll,soll – nicht jedem zugänglich. Die meistenMeisten könnten sich daher wohl mit den allgemeinen Grundsätzen der Schönheit, sonderlich der Schönheit der Rede, ohngefähr ohngefehr ungefähr so wie sie in den altenWerken der Griechen und Römern, vornemlichRömer, vornehmlich in den hieherhierher gehörigen Schriften des Aristoteles Ari stoteles , Cicero Cicero und Quintilian (Quinctilian) Quintilian , Quintilian vorgetragen sind, und mit dem fleißigen Studieren schöner Schriften begnügen. Aber GrundsätzeGrundsätze und RegelnRegeln überhaupt machen doch auf manches unerkannte und unmerkliche Schöne des Vortrags aufmerksam,aufmerksam; und so gewiß es ist, daß der fleißige Beobachter des Schönen in schönen Werken sich selbst die Regeln des Schönendesselben abziehen kan,kann;kann, so erleichtern doch bewährte RegelnGrundsätze feiner Beobachter diese Beschäftigung gar sehr. VornemlichVornehmlich aber verbessern dergleichen Regeln den GeschmackGeschmack, leiten ihn sichrersicherer, und geben ihm mehr Festigkeit. Vorzügliche Schriften, die dergleichen Theorien über den ganzen Umfang oder über einzelneeinzle Theile der schönen Wissenschaften enthalten, können, nach dem Zweck dieses Buchs, nicht angeführet werden. Anm. Anmerkung Als schätzbare Handbücher sind zu betrachten: Die Theorie der schönen Künste und Wissenschaften,Wissenschaften von Eberhard, Johann August Joh. Aug. J. A. Eberhard , drittezweyte Aufl.Auflage Halle 1790. 1786. in 8. Desselben Handbuch der Aesthetik für gebildete Leser aus allen Ständen, 4 Theile. Halle 1809. und der Entwurf einer Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften von Eschenburg, Johann Joachim Joh. J. Joachim Eschenburg , Neue Aufl.Auflage Eschenburg . Berlin 1789. 1783. in gr.groß 8. sind zwar nur zu Vorlesungen bestimmt, also dem Anfänger ohne diese nicht ganz verständlich und brauchbar. Sie verdienen aber vor allen andern hier angeführt zu werden, weil sie sich nicht nur durch den zusammengedrängten Reichthum der Sachen, die Gründung der Regeln auf die feinsten Beobachtungen der besten Köpfe und die Natur des Schönen selbst, und durch sorgfältige Bestimmtheit empfehlen, sondern auch die auserlesenste Literatur und Anzeige der besten zu den schönen Wissenschaften gehörigen Schriften enthalten. desgleichen Bouterwek, Friedrich F. Bouterweck Aesthetik, 2 Theile. Leipzig 1816. Pölitz, Karl Heinrich Ludwig K. H. L. Pölitz Aesthetik für gebildete Leser, 2 Theile. Leipzig. 1807. Schreiber, Alois Wilhelm Al. W. Schreiber's Lehrbuch der Aesthetik. Lübeck 1809. §. 263 Gemeint ist I § 262 c. hieher gehörigen Schriften des Aristoteles, Cicero und Quintilian Zu den rhetorischen Werken des Aristoteles und des hier in der gängigen Schreibweise genannten Quintilian vgl. I § 146 bzw. I § 42. Die rhetorischen Schriften Ciceros stellen einen gewichtigen Teil seines Gesamtwerkes dar (vgl. I § 60). Zu nennen sind in diesem Zusammenhang v.a. das Frühwerk De inventione, De oratore, der Orator, die Partitiones oratoriae, die kurze Schrift De optimo genere oratorum sowie der Brutus. Ein besonderer Fall ist die bereits in der Antike Cicero zugeschriebene Rhetorica ad Herennium. Während man die Autorschaft Ciceros heute nahezu ausschließt, wird die Rhetorica im 18. Jh. noch immer Cicero zugerechnet (vgl. Bibl. Nöss. 400 Nr. 272). Desselben Handbuch der Aesthetik für gebildete Leser aus allen Ständen, 4 Theile. Halle 1809 Ob die erste (1803–1805) oder die zweite Auflage (1807–1820) gemeint ist, ist nicht zu entscheiden. Der zweite Band der zweiten Auflage stammt aus dem Jahr 1809. F. Bouterweck Aesthetik, 2 Theile. Leipzig 1816 Die beiden Bände der Erstauflage sind 1806 erschienen, zudem findet sich eine in Göttingen erschienene, berichtigte und völlig umgearbeitete zweite Ausgabe aus dem Jahr 1815. Al. W. Schreiber's Lehrbuch der Aesthetik. Lübeck 1809 Aloys Wilhelm Schreibers (1763–1841) Lehrbuch ist in Heidelberg erschienen. 285287.Wenn man sich 8)5) in Abfassung solcher Aufsätze üben will, die sich auch von der Seite des schönen VortragVortrags empfehlen sollen:sollen, so muß man nie vergessen, die strengste Kritik AndrerAnderer, die davon wirklich zu urtheilen im Stande sind, zu Rathe zu ziehn,ziehen und zu benutzen. KanKann man dergleichen Richter nicht finden:finden, so wird uns selbst das unbefangneunbefangene Urtheil gemeiner Leser oder Zuhörer, für deren Bedürfnisse man einen solchen Aufsatz bestimmt hat, und denen es, auch beybei geringem Grade der Ausbildung, nicht an gesundengesundem Menschenverstande und Gefühl des Verständlichen, Schönen, Schicklichen und EindrücklichenKräftigen fehlt, von großemgrossen Vortheil seyn. Je mehr man Schriften studiert, die eine genaue und scharfe KritikKritik schöner Werke enthalten, – worin die Briefe,Briefe die neueste Literatur betreffend, Berlin 1761–65 in 24 Theilen in 8, die Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste, Leipz. 1757–65 in 12 Bänden, nebst 2 Anlagen und einem Hauptregister,1757 flgg.folgende und die Neueneue Bibliothek der schönen Wissenschaften etc.et cetera Leipz. 1766–91 bisher in 43 Bänden in gr.groß 8.Wissenschaften, die noch fortdauert, vorzügliche Muster sind: –sind; jedesto mehr wird man selbst zu einer solchen Kritik gebildet werden. Uebrigens bedarf es kaum der Erinnerung, daß bey diesen eignen Uebungen die obigen Anmerkungen §. 278 280 und 283. 285 nie sollten vergessen werden sollten. Anm. Anmerkung Hierzu kann die Lesung solcher kritischer Schriften und so gründlicher RecensionenRecensionen, wie früherhin die Briefe die neueste Literatur betreffend, dann die Bibliothek der schönen Wissenschaften, späterhin mehrere der bekannten Allgemeinen Literaturzeitungen, neben vielen oberflächlichen enthielten, allerdings sehr nützlich seyn, wenn man Zeit hat, langsam und prüfend zu lesen. Nicht minder aber sind eigene praktische Uebungen, zumal unter dem Auge eines kritischen Lehrers, oder wenigstens kritischen und talentvollen Freundes, schon auf der Universität sehr zu empfehlen. Ueberhaupt aber sollte auch der Theologe und Prediger den Werken des Geschmacks nie fremd werden. Sie sind vorzüglich geschickt, den Geist vor der Erstarrung oder dem Herabsinken in das Niedrige und Gemeine zu bewahren, was leider an so vielen Mitgliedern dieses Standes wahrgenommen und beklagt werden muß. Man vergl.vergleiche meine Briefe an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung, Br.Brief 23. 24. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers Briefe, die neueste Literatur betreffend, Berlin 1761–65 in 24 Theilen Die Briefe, die Neueste Litteratur betreffend 1 (1759)–23/24 (1765/1766) stammen von Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai (1733–1811). Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste, Leipz. 1757–65 […] Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften etc. Leipz. 1766–91 bisher in 43 Bänden Die zwölfbändige Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (Leipzig 1757–1765) wurde von Friedrich Nicolai (1733–1811) und Moses Mendelssohn, ab dem fünften Band von Christian Felix Weiße (1726–1804) herausgegeben. Wohl bis zu Bd. 35 (1788) verantwortete Weiße als Nachfolgeorgan auch die Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 1 (1765/66) – 72 (1806), die der Leipziger Verleger Johann Gottfried Dyck (1750–1815) danach allein fortführte. Allgemeinen Literaturzeitungen Gemeint sind etwa die Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena/Leipzig bzw. Halle 1785–1849), von der sich die im Vergleich zu ihrem halleschen Pendant bald bedeutendere Jenaische Allgemeine Literaturzeitung (Jena 1804–1841) abspaltete, die 1739 als Göttingische Zeitungen von Gelehrten Sachen gegründeten und bis heute erscheinenden Göttingische[n] Gelehrte[n] Anzeigen oder die zum Zeitpunkt des Erscheinens der dritten Auflage der Anweisung bereits eingestellte Allgemeine deutsche Bibliothek (Berlin/Stettin 1765–1806) (ab 1793 unter dem Titel Neue allgemeine deutsche Bibliothek). meine Briefe an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung, Br. 23. 24 August Hermann Niemeyers Briefe an christliche Religionslehrer sind in zwei Auflagen erschienen. Die drei Bände der ersten Auflage (1796–1799) sind als Sammlungen erschienen, die zwei Bände der zweiten Auflage (1803) als Theile, wobei der zweite Teil die dritte Sammlung enthält. Hier kann nur die zweite Auflage gemeint sein, da die Erstauflage der dritten Sammlung mit dem 22. Brief endet. ] ; (a)
Vierter Abschnitt. Schöne Wissenschaften.Vierter Abschnitt. Schöne Wissenschaften I.4. Schöne Wissenschaften ] ; (a)
262] ; 264 (a); ; 261 (c)
] ; in der gewöhnlichen Bedeutung (c)
Was haben] ; Frägt man zuerst, was (c)
vor] ; von (c)
eignes? – Darin] ; als eigenthümlich unterscheidet, so (c)
] ; darin (c)
] ; etwas (c)
bloß] ; (c)
] ; es (c)
Sache,] ; Sache (a)
Mißfallen] ; Mißfallen, oder Interesse (c)
unsre] ; unsere (c)
beschäftigen,] ; beschäftigen (a)
unsre] ; unsere (c)
befriedigen,)] ; befriedigen), (c)
Art,] ; Art (a)
letztre kan] ; Letztere kann (c)
Sachen bewirket] ; Gegenstände bewirkt (c)
kan] ; kann (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
genannt. Aber] ; genannt, und (a)
Dies] ; Dieß (c)
Ingebriff] ; Inbegrif (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
sie noch freye freie ] ; man hernach die freyen (a)
freye ] ; freie (c)
solchen unterschieden, die mehr Hand- als Geistes-Uebungen erforderten, und daher unter jenem Namen meistens eigentliche Wissenschaften begriffen. In neuern Zeiten hat man Wissenschaften und Künste, und unter den letztern schöne und mechanische Künste Künste mehr unterschieden. Der Unterschied der Wissenschaften und Künste scheint darauf zu beruhen, daß jene zunächst zur Befriedigung geistiger, diese zunächst zu Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse dienen (§. 3 3. ). Diese sinnlichen Bedürfnisse sind entweder nur körperliche, und die zu ihrer Befriedigung abzielenden Künste sind bloß zur Befriedigung der äusserlichen äußerlichen Sinne bestimmt, oder die Bedürfnisse nähern sich mehr den geistigen, und durch gewisse Künste soll mehr der innre innere Sinn und die Einbildungskraft Einbildungskraft befriedigt werden. Die von der erstern Art scheint man durch den Namen der mechanischen, die von der letztern aber durch den Namen der schönen Künste zu bezeichnen. Man vergleiche nur Philosophie, TonkunstTonkunst oder MalereyMalereyMalerei, und eigentliche HandwerkerHandwerker mit einander, um sich von der Richtigkeit dieses Unterschiedes der Wissenschaften, der schönen und der mechanischen KünsteKünste, zu überzeugen] ; den mechanischen unterschieden hat, deren Zweck Befriedigung bloß körperlicher, wie jener, zugleich oder allein Befriedigung geistiger Bedürfnisse ist (a)
Künste] ; Künste (c)
3 ] ; 3. (c)
äusserlichen ] ; äußerlichen (c)
innre ] ; innere (c)
MalereyMalerey] ; Malerei (c)
Künste] ; Künste, (c)
] ; 701 (a)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; Anm. 3. (a)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (c)
hier] ; (c)
Inhalt] ; Innhalt (a)
Sachen] ; Sache (c)
kan] ; kann (c)
hier] ; hier, (a)
Wissenschaften,] ; Wissenschaften (a)
Begriff] ; Begrif (a)
liegt,] ; liegt (c)
Verdeutlichung)] ; Verdeutlichung), (c)
223 ] ; 226 (a)
263] ; 265 (a); ; 262 (c)
den] ; die (a)
drey] ; drei (c)
strengern] ; strengen (a)
einerley] ; einerlei (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
alles] ; Alles (c)
so fern] ; sofern (c)
wird, und] ; wird; (c)
] ; Verstande (c)
und ] ; und (c)
bewirken; daher] ; bewirken. Daher (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
vermittelst] ; [vermittelst] (a)
sey] ; sei (c)
vergegenwärtiget] ; vergegenwärtigt (c)
sie,] ; sie (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
bey] ; bei (c)
Sachen] ; Sachen, (c)
wird:] ; wird, (c)
kan] ; kann (c)
werden] ; werden, (c)
kan] ; kann (c)
bloßen] ; blossen (a)
große] ; grosse (a)
Freylich] ; Freilich (c)
erwecken,] ; erwecken; (c)
des] ; eines höhern (c)
264] ; 266 (a); ; 263 (c)
scheiden:] ; scheiden, (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
bey] ; bei (c)
Wissenschaften,] ; Wissenschaften (c)
262)] ; 264) (a); ; 262.), (c)
ist:] ; ist, (a)
alles] ; Alles (c)
klärer] ; klarer (c)
anzüglicher] ; anziehender (c)
nemliche] ; nehmliche (a); ; nämliche (c)
und ] ; und (c)
kan] ; kann (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
sinnliche Darstellung] ; sinnliche Darstellung (c)
Sachen] ; Gegenstände (c)
den Sachen] ; ihnen (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
hervorsticht;] ; hervorsticht: (c)
bey] ; bei (c)
BelehrungBelehrung,] ; Belehrung (a)
262. ] ; 264. (a); ; 262. (c)
2.),] ; 3.) (a)
wird, bey] ; wird; bei (c)
kan] ; kann (c)
Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von Engel, Johann Jakob J. J. Engel ), Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück. ] ; (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
beyder] ; beider (c)
daher:] ; daher, (c)
ungebundne] ; ungebundene (c)
einerley] ; einerlei (c)
Poesie] ; Poesie, (c)
] ; (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
bey] ; bei (c)
Sylben-] ; Sylben-, (c)
bilderreicher,] ; bilderreicher (a)
nemlich] ; nämlich (c)
befördert;] ; befördert: (c)
kan] ; kann (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
] ; die (c)
265] ; 267 (a); ; 264 (c)
Hienach würde] ; Hiernach wird (c)
besäße] ; besässe (a); ; besitzt (c)
und] ; (c)
] ; aber (c)
Namen] ; eines (a)
] ; eines (c)
hätte] ; hat (c)
Sachen annehmlich] ; Gegenstände anziehend (c)
würde] ; ist (c)
DichtkunstDichtkunst] ; Dichtkunst (c)
Innbegriff] ; Innbegrif (a); ; Inbegriff (c)
jenem ] ; jenen (a)
Verstande,] ; Verstande (a)
Beredsamkeit Beredsamkeit seyn] ; Beredtsamkeit (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
Verstande; welche] ; Verstande, erstreckt (c)
Vortrag und Schreibart erstreckte, so fern] ; Vortrag, sofern (c)
möchte] ; mag nun (c)
Gesprächen] ; Gesprächen, (c)
bey] ; bei (c)
Anweisung] ; Anweisung, (c)
erwähnte] ; erwehnte (a)
Beredsamkeit] ; Beredtsamkeit (c)
Rede,] ; Rede (a)
bedienet] ; bedient (c)
266] ; 268 (a); ; 265 (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
dies] ; dieß (c)
könnte] ; könte (a)
sey] ; sei (c)
unsre eigne] ; unsere eigene (c)
unsre] ; unsere (c)
unsern] ; unsren (a)
mehr,] ; mehr (a)
Andre] ; Andere (c)
einflößen] ; einflössen (a)
267] ; 269 (a); ; 266 (c)
unsre] ; unsere (c)
UeberlegungUeberlegung,] ; Ueberlegung; (c)
den] ; dem (a)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
VernunftVernunft, letztre] ; Vernunft; letztere (c)
kan] ; kann (c)
den Engeln] ; höheren Geistern (c)
kan] ; kan, (a); ; kann, (c)
268] ; 270 (a); ; 267 (c)
beydes] ; Beides (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
Beydes] ; Beides (c)
Andrer,] ; andrer, (a); ; Anderer; (c)
den] ; dem (c)
bedürfen; daher] ; bedürfen. Daher (c)
wird:] ; wird, (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
hernach] ; unten (a)
werden (§. 270–74. 270–274. vergl.vergleicheverglichen mit Theil 3. §. 105. 96 96. f.folgend)] ; werden, (a)
270–74. ] ; 270274. (c)
96 ] ; 96. (c)
großen] ; grossen (a)
Menschen,] ; Menschen (c)
sey] ; sei (c)
meisten] ; Meisten (c)
269] ; 271 (a); ; 268 (c)
andre] ; andere (c)
große] ; grosse (a)
studieret] ; studiert (c)
Hiedurch] ; Hierdurch (c)
bessre] ; bessere (c)
unsrer] ; unserer (c)
worden] ; geworden (c)
Hülfe der schönen Wissenschaften] ; den Einfluß des veredelten Geschmacks (c)
270.] ; 272. (a); ; 269[.] (c)
Dies] ; Dieß (c)
Sachen] ; Gegenstände (c)
darstellt;] ; darstellt: (c)
unterhält,] ; unterhält; (c)
Rauhe,] ; Rauhe (a)
allem] ; Allem (c)
interessiren] ; intereßiren (a)
kan] ; kann (c)
] ; (c)
sey] ; sei (c)
] ; (c)
BeredsamkeitBeredsamkeit] ; Beredtsamkeit (c)
und was] ; Was (c)
] ; jede (c)
] ; Kunst und des Geschmacks, in welchen die (c)
] ; idealisirt ist (c)
Thätigkeit Thätigkeit ] ; [Thätigkeit] (a)
der] ; des (a)
bloßes] ; blosses (a)
eingeschränkt: veredlen] ; eingeschränkt, veredeln (c)
Vergnügen,] ; Vergnügen; (c)
unschädlicher,] ; unschädlicher; (c)
die] ; (c)
Uebermaaß,] ; Uebermaaß; (c)
läßt] ; läßt, (c)
am gröbern Vergnügen] ; an den gröberen (c)
auch] ; (a)
zu Gegenvorstellungen] ; für die Reflexion (c)
271] ; 273 (a); ; 270 (c)
angegebnen] ; angegebenen (c)
größrer] ; größerer (c)
auch,] ; auch (c)
zwey] ; zwei (c)
] ; (c)
] ; (c)
Eindrücken,] ; Eindrücken; (c)
] ; (c)
bey] ; bei (c)
im] ; in (a)
] ; (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
Tändeleyen] ; Tändeleien (c)
allem] ; Allem (c)
] ; (c)
wahrhaftig] ; wahrhaft (c)
272] ; 274 (a); ; 272[!] (c)
Schöne Wissenschaften] ; Schöne Wissenschaften (c)
anzüglichen] ; anziehenden (c)
Lehrer] ; Lehrer (c)
Religion] ; Religion (c)
Haupt-] ; Haupt-, (c)
sey] ; sei (c)
Beyfall] ; Beifall (c)
sey] ; sei (c)
Eindruck] ; Eindrucke (c)
versperrrenversperren,] ; versperren (a); ; versperren, (c)
EntschließungEntschließung] ; Entschliessung (a)
Entschließung] ; Entschliessung (a)
laßen,] ; lassen, (a); ; lassen; (c)
kan] ; kann (c)
Mögliche] ; mögliche (a)
verschaffen:] ; verschaffen, (c)
vernachläßigen,] ; vernachläßigen (a); ; vernachlässigen, (c)
kan] ; kann (c)
geneigt] ; geneigt, (a, c)
Vorgetragne] ; Vorgetragene (c)
Empfohlne] ; Empfohlene (c)
Muße] ; Musse (a)
erwerben:] ; erwerben; (c)
als] ; als, (a)
bey] ; bei (c)
vernachläßigen] ; vernachlässigen (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
ausgebreiteter] ; [ausgebreiteter] (a)
bey] ; bei (c)
es,] ; es (a)
273] ; 275 (a)
Ansehens] ; Ansehns (c)
vernünftigere] ; vernünftige (a)
Andre] ; Andere (c)
sey] ; sei (c)
herabzulaßen] ; herabzulassen (a, c)
beyzukommen] ; beizukommen (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
alles] ; Alles (c)
274] ; 276 (a)
nachläßig] ; nachlässig (c)
wurde:] ; wurde, (c)
klärer] ; klarer (c)
möglichste] ; Möglichste (c)
deutlichen Erkenntniß] ; Deutlichkeit derselben (c)
kan] ; kann (c)
262. 262. 263 263. ] ; 264. 265. (a)
262. ] ; 262. (c)
263 ] ; 263. (c)
bey] ; bei (c)
angegebnen] ; angegebenen (c)
deutliche] ; Deutlichkeit (c)
bestimmte Erkenntniß] ; höchste Bestimmtheit (c)
beytragen kan] ; beitragen kann (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
kan] ; kann (c)
allgemeiner,] ; allgemeiner (a)
unfruchtbaren] ; unfruchtbare (c)
Schwärmerey] ; Schwär[293]merei (c)
gesteuret] ; gesteuert (c)
hat] ; hat, (c)
zu nichtswürdigen Dingen] ; auf nichtswürdige Dinge (a)
der] ; von (c)
275] ; 277 (a)
sind,] ; sind; (c)
] ; wenigstens dem künftigen Lehrer der Religion, (a)
ausserordentliche] ; außerordentliche (c)
Fähigkeit,] ; Fähigkeit (a)
auszudrucken] ; auszudrücken (a)
Beruf:] ; Beruf (c)
Verschönerung] ; Verschönerung (c)
ordentlich] ; ordentlich (c)
rein] ; rein (c)
auszudrucken] ; auszudrücken (a)
Blendwerk;] ; Blendwerk: (c)
] ; zuerst (c)
hernach] ; dann (c)
] ; zu (c)
kan] ; vermag (c)
kan] ; kann (c)
] ; noch gar (c)
schon etwas] ; (c)
ausarbeiten] ; schreiben (c)
sich gewöhnen] ; dahin kommen (c)
bloßem] ; blossen (a)
276] ; 278 (a)
bloßeblosse VergnügenVergnügen] ; bloße Vergnügen (c)
bloße] ; blosse (a)
genug] ; hinreichend (c)
größerer] ; grösserer (a)
gegeben,] ; gegeben (a)
unsre] ; unsere (c)
unsre] ; unsere (c)
spannen,] ; spannen (c)
kan] ; kann (c)
Schwelgerey] ; Schwelgerei (c)
277] ; 279 (a)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
eignen] ; eigenen (c)
auszudrucken] ; auszudrücken (a, c)
bey] ; bei (c)
einem] ; Einem (c)
alles] ; Alles (c)
eignen] ; eigenen (c)
eignen] ; eigenen (c)
daß] ; (a)
In so fern kan] ; (Anm.)Anmerkung Insofern kann (c)
und] ; (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
den] ; dem (a)
am Verstande] ; an richtigem Verstande (c)
Gefühle] ; Gefühl (c)
werden; was] ; werden. Was (c)
meistens] ; größtentheils (c)
gebildeten] ; gebildetem (c)
Zuhörern] ; Zuhörer (a)
andrer] ; anderer (c)
redet;] ; redet, (a)
278] ; 280 (a)
bey] ; bei (c)
68 ] ; 68 (c)
hier,] ; hier (c)
eigne ] ; eigene (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a)
bey] ; bei (c)
geschriebner] ; geschriebener (c)
müßte] ; muß (c)
vorangehn] ; vorangehen (c)
müßte] ; muß (c)
279] ; 281 (a)
Hätte] ; Hat (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
reifem] ; reifen (a)
können:] ; können, (c)
würde] ; wird (c)
alles] ; Alles (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
lernt,] ; lernt (a)
abgerissenen] ; abgerißnen (a)
Vornemlich] ; Vornehmlich (c)
genießen] ; geniessen (a)
können:] ; können, (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
Für die Dichtkunst würden vorzüglich Engel, Johann Jakob Engels Anfangsgründe einer Th. der Dichtungsarten (§. 264 266 ), für die Redekunst ein Buch wie die Principes pour la lecture des Orateurs, à Paris 1754 1754. in drey Bänden in gr.groß 12, und noch weit mehr Eschenburg, Johann Joachim J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beyspielsammlung aus den besten Schriftstellern in alten und neuen Sprachen, Berlin, 1788–1791 in 6 Bänden gr.groß 8,12. zu empfehlen seyn.] ; (c)
264 ] ; 266 (a)
1754 ] ; 1754. in drey Bänden (a)
12, und noch weit mehr Eschenburg, Johann Joachim J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beyspielsammlung aus den besten Schriftstellern in alten und neuen Sprachen, Berlin, 1788–1791 in 6 Bänden gr.groß 8,] ; 12. (a)
] ; 723 (c)
280] ; 282 (a)
ankömmt] ; ankommt (c)
bessert,] ; bessert (a)
84 ] ; 84. (c)
Räthe] ; Rathschläge (c)
281] ; 283 (a)
] ; zuvörderst (c)
eignen Sprache:] ; eigenen Sprache, (c)
4) diese –] ; diese 1) (c)
der ] ; der (a)
] ; von (c)
musterhaft,] ; musterhaft (a, c)
fremden] ; ausländischen (c)
sind – vornemlich] ; sind, vornehmlich (c)
unsrer] ; unserer (c)
bilden] ; bemühen (c)
der Fremden] ; fremder Werke (c)
eignen] ; eigenen (c)
und] ; um (c)
auswärtige] ; auswärtig (c)
zumahl] ; zumal (c)
] ; eben (c)
] ; (S.)Siehe (a)
282] ; 284 (a)
5)] ; 2) (c)
mehr] ; häufiger (c)
sollte] ; solle (c)
näher] ; mehr (c)
arbeiten] ; hinarbeiten (c)
] ; in sich (c)
überdies] ; überdieß (c)
eignes] ; eigenes (c)
] ; (c)
Ausserordentlichen] ; Außerordentlichen (c)
verlohren] ; verloren (c)
Dichtkunst] ; Poesie (c)
reden,] ; reden: (c)
283] ; 285 (a)
6)] ; 3) (c)
VortragVortrag] ; Vortrag (c)
dem ] ; dem (a)
welchem] ; dem (a)
widmen. Denn] ; widmen: denn (a)
großen] ; grossen (a)
einer, der] ; der, welcher (c)
der] ; von (c)
der Schauspiele,] ; Schauspielen (c)
überhaupt der] ; ähnlichen (c)
, die ihre größestegrößte Schönheit von der Erdichtung haben,] ; (c)
größeste] ; größte (a)
beschäftigt,] ; beschäftigt (a)
Religion, Kenntniß,Kenntniß ] ; Religion, Kenntniß (c)
Kenntniß,] ; Kenntniß (a)
zumal derer, mit denen wir zu thun haben, ihre wirkliche Beschaffenheit] ; ihrer wirklichen, nicht bloß idealisirten Natur (c)
Handlungsart] ; Handlungsweise (c)
Mögen diese gleich weniger] ; Weniger (c)
für die] ; würde sie nur denen (c)
Alles] ; alles (a)
betrift] ; betrifft (c)
haben: so] ; haben. Für ernsthaft Studierende (c)
doch] ; (c)
wichtiger zur wahren VollkommenheitVollkommenheit des Menschen als jene] ; lehrreicher und bildender (c)
sinnlichen] ; ästhetischen Behandlung und (c)
, die das Wesen der SchönheitSchönheit im Vortrag ausmacht] ; (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
kan] ; kann (c)
natürliche Schönheit] ; Natürlichkeit (c)
] ; edle (c)
dauerhafter,] ; dauerhafter; (c)
verborgnern] ; verborgenern (c)
kan] ; kann (a, c)
unsre Mosheim, Johann Lorenz von Mosheims, Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm Jerusalems, Spalding, Johann Joachim Spaldinge Spaldings , Teller, Wilhelm Abraham Tellers, Eberhard, Johann August Eberharde, Doederlein, Johann Christoph Döderleins, Niemeyer, August Hermann Niemeyers und andre] ; unsere Mosheim, 790 Zollikofer, Jerusalem, Spalding, Tel [301] ler , Eberhard, 791 Lavater, 792 Reinhardt, und so viele andere noch lebende (c)
Spaldinge ] ; Spaldings (a)
, mit Discretion,] ; (c)
kankann? – der treflichen Schriftsteller, unserer Gellert, Christian Fürchtegott Gellerte unsrer Gellerts , Lessing, Gotthold Ephraim Leßings, Mendelssohn, Moses Mendelsohns, Garve, Christian Garvens, Engel, Johann Jakob Engels und andrer] ; kann, ohne sie und ihre Eigenthümlichkeit sclavisch nachzuahmen, – der trefflichen älteren und neueren Prosaisten, wie Gellert, Leßing, Mendelsohn, Garve, Engel und anderer (c)
kan] ; kann (a)
unserer Gellert, Christian Fürchtegott Gellerte ] ; unsrer Gellerts (a)
classischen] ; claßischen (a)
] ; 730 (c)
284] ; 286 (a)
7) Die] ; 4) Tiefere Ergründung der (c)
263 ] ; 265 (a); ; 263. (c)
der Theil] ; des Theils (c)
der sich mit der Schönheit der sinnlichen Erkenntniß beschäftigt,] ; welcher (c)
177 Anm.Anmerkung 2) 174 Anm.) d. i.das ist ] ; 177. Anm. 2.) (c)
177 Anm.Anmerkung 2)] ; 174 Anm.) (a)
Künste, ist freylich nicht] ; Künste betrifft, ist (c)
Umfang] ; Umfange (c)
jedem zu wissen nöthig, der der derder sich nicht vorzüglich diesen Wissenschaften widmen will. Siewill; sie ] ; gerade nicht von jedem zu fordern. Sie (c)
der] ; [der] (a)
will. Sie] ; will; sie (a)
dunklern] ; dunkleren (c)
Seele] ; Psychologie (c)
und deutlich erklären soll,] ; soll (c)
] ; (a)
meisten] ; Meisten (c)
ohngefähr ] ; ohngefehr (a); ; ungefähr (c)
alten] ; Werken der (c)
Römern, vornemlich] ; Römer, vornehmlich (c)
hieher] ; hierher (c)
Quintilian ,] ; Quintilian (a, c)
aufmerksam,] ; aufmerksam; (c)
] ; die (c)
des Schönen] ; desselben (c)
kan,] ; kann; (a); ; kann, (c)
Regeln] ; Grundsätze (c)
Vornemlich] ; Vornehmlich (c)
sichrer] ; sicherer (c)
Vorzügliche Schriften, die dergleichen Theorien über den ganzen Umfang oder über einzelneeinzle Theile der schönen Wissenschaften enthalten, können, nach dem Zweck dieses Buchs, nicht angeführet werden.] ; (Anm.)Anmerkung Als schätzbare Handbücher sind zu betrachten: (c)
einzelne] ; einzle (a)
Die Theorie der schönen Künste und Wissenschaften,Wissenschaften von Eberhard, Johann August Joh. Aug. J. A. Eberhard , drittezweyte Aufl.Auflage Halle 1790. 1786. in 8. Desselben Handbuch der Aesthetik für gebildete Leser aus allen Ständen, 4 Theile. Halle 1809. und der Entwurf einer Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften von Eschenburg, Johann Joachim Joh. J. Joachim Eschenburg , Neue Aufl.Auflage Eschenburg . Berlin 1789. 1783. in gr.groß 8. sind zwar nur zu Vorlesungen bestimmt, also dem Anfänger ohne diese nicht ganz verständlich und brauchbar. Sie verdienen aber vor allen andern hier angeführt zu werden, weil sie sich nicht nur durch den zusammengedrängten Reichthum der Sachen, die Gründung der Regeln auf die feinsten Beobachtungen der besten Köpfe und die Natur des Schönen selbst, und durch sorgfältige Bestimmtheit empfehlen, sondern auch die auserlesenste Literatur und Anzeige der besten zu den schönen Wissenschaften gehörigen Schriften enthalten. desgleichen Bouterwek, Friedrich F. Bouterweck Aesthetik, 2 Theile. Leipzig 1816. Pölitz, Karl Heinrich Ludwig K. H. L. Pölitz Aesthetik für gebildete Leser, 2 Theile. Leipzig. 1807. Schreiber, Alois Wilhelm Al. W. Schreiber's Lehrbuch der Aesthetik. Lübeck 1809. ] ; (c)
Künste und] ; (a)
Wissenschaften,] ; Wissenschaften (c)
Joh. Aug. ] ; J. A. (c)
drittezweyte Aufl.Auflage ] ; (c)
dritte] ; zweyte (a)
1790. ] ; 1786.textgrid:25dq7 (a)
in 8.] ; 802 Desselben Handbuch der Aesthetik für gebildete Leser aus allen Ständen, 4 Theile. Halle 1809.textgrid:25dn4 (c)
Joh. ] ; J. (c)
Eschenburg , Neue Aufl.Auflage ] ; Eschenburg. (c)
Neue Aufl.Auflage ] ; (a)
1789. ] ; 1783.textgrid:25dq8 (a)
in gr.groß 8. sind zwar nur zu Vorlesungen bestimmt, also dem Anfänger ohne diese nicht ganz verständlich und brauchbar. Sie verdienen aber vor allen andern hier angeführt zu werden, weil sie sich nicht nur durch den zusammengedrängten Reichthum der Sachen, die Gründung der Regeln auf die feinsten Beobachtungen der besten Köpfe und die Natur des Schönen selbst, und durch sorgfältige Bestimmtheit empfehlen, sondern auch die auserlesenste Literatur und Anzeige der besten zu den schönen Wissenschaften gehörigen Schriften enthalten.] ; desgleichen (c)
285] ; 287 (a)
8)] ; 5) (c)
sollen:] ; sollen, (c)
Andrer] ; Anderer (c)
ziehn,] ; ziehen (c)
Kan] ; Kann (c)
finden:] ; finden, (c)
unbefangne] ; unbefangene (c)
bey] ; bei (c)
gesunden] ; gesundem (a, c)
Eindrücklichen] ; Kräftigen (c)
großem] ; grossen (a)
– worin die Briefe,Briefe die neueste Literatur betreffend, Berlin 1761–65 in 24 Theilen in 8, die Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste, Leipz. 1757–65 in 12 Bänden, nebst 2 Anlagen und einem Hauptregister,1757 flgg.folgende und die Neueneue Bibliothek der schönen Wissenschaften etc.et cetera Leipz. 1766–91 bisher in 43 Bänden in gr.groß 8.Wissenschaften, die noch fortdauert, vorzügliche Muster sind: –sind; je] ; desto (c)
] ; (a)
Briefe,] ; Briefe (a)
und freyen Künste] ; (a)
1757–65 in 12 Bänden, nebst 2 Anlagen und einem Hauptregister,] ; 1757 (flgg.)folgende (a)
Neue] ; neue (a)
Wissenschaften etc.et cetera Leipz. 1766–91 bisher in 43 Bänden in gr.groß 8.] ; Wissenschaften, die noch fortdauert, (a)
sind: –] ; sind; (a)
Uebrigens bedarf es kaum der Erinnerung, daß bey diesen eignen Uebungen die obigen Anmerkungen §. 278 280 und 283. 285 nie sollten vergessen werden sollten.] ; (c)
278 ] ; 280 (a)
283. ] ; 285 (a)
sollten] ; (a)
] ; sollten (a)
] ; 753 (c)
Anweisung zur Bildung angehender Theologen,von D.Doctor Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Zweyter Band.Zweyter Band Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage.Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe. 1791. ] ;
[I] Anweisung
zur
Bildung
angehender Theologen,


Zweyter Theil.

Halle,
bey Joh. Jac. Curts Wittwe. 1786.textgrid:24gvh
[II] (a); ;
[I] Anweisung
zur
Bildung
angehender Theologen,


Zweiter Band.

Dritte Auflage.
Halle,
im Verlage der Curtschen Buchhandlung.
1818.textgrid:25484
[II] (c)
] ;

[III]

Bey der Ausgabe des ersten Theils dieses Buchs hoffte ich, alles, was ich darin über die beste Art, Theologie zu studieren, sagen wollte, in diesen zweyten Theil zusammen zu drängen. Aber bey der Ausführung selbst sahe ich bald die Unmöglichkeit ein, wenn anders dieses Buch alles in sich fassen sollte, wovon ich glaube, daß es jeder wissen und beherzigen müsse, wer sich zu einen würdigen Lehrer der Religion, nach unsern Zeitbedürfnissen, bilden will. Nach diesen Bedürfnissen schien es nöthig, manchen Vorurtheilen und Mißverständnissen, die jetzt vielleicht mehr, wie jemals, erneuert und scheinbar gemacht werden, entgegen zu arbeiten, den wahren nur zu häufig verkannten Werth mancher Studien und Uebungen, besonders durch deutli[IV]che Beyspiele, einleuchtender zu machen, auch Manches hervorzuziehen, was zu sehr bey dem Studieren der Theologie übersehen wird. Und wenn ich auch nicht darauf Bedacht genommen hätte, dieses Buch selbst für diejenigen nutzbar zu machen, die es vor sich, ohne meine Vorlesungen darüber zu hören, lesen wollen, so mußte ich doch wünschen, daß meine Zuhörer das Buch vorher selbst studierten, um es mit mehrern Nutzen erklären zu hören. Für beyderley Leser war es nöthig, alles mit den nöthigen Gründen und Beyspielen zu unterstützen. Vielleicht wird auch Mancher, der meiner Erinnerungen und Räthe selbst nicht bedarf, wenn er in diesem Buche auf manche Versuche, einige Lehren der Theologie oder ihre Beweise mehr aufzuklären, stößt, mir es um so eher übersehen, wenn ich, um sie nicht zu unterdrücken, mich entschliessen mußte, noch einen dritten, hoffentlich nicht einmal so starken Theil, aufs eheste nachfolgen zu lassen.

(a); ;

[III]

Bei der Besorgung dieses zweiten Theils sind eben die Grundsätze von mir befolgt worden, von welchen ich in der Vorrede zum ersten Theil bereits Rechenschaft gegeben habe.

810Die Leser erhalten das Werk seines Verfassers, nicht minder nach dem mir gegebenen Auftrage, als was ich mir selbst zum Gesetz gemacht, durchaus unverändert. Ich gestehe, daß gerade in diesem Theil ich hie und da in Versuchung kam, abzukürzen, wo das Interesse der Materie den davon erfüllten Mann vielleicht zu weit über die Gränzen einer Anweisung zur Bildung angehender Theologen geführt hatte, zumal selbst Manches, was erst durch das Studium klar wird, leicht dunkel bleiben dürfte. Indeß enthielt ich mich dessen dennoch überall, weil damit zugleich die Umarbeitung oder doch Umstellung mancher kleineren Abschnitte unvermeidlich verbunden gewesen seyn, und also immer etwas Fremdartiges sich eingemischt haben würde.

[IV] Nur hie und da habe ich in den hinzugefügten Anmerkungen auf Einiges, was sich auf den neuern Stand der Theologie bezieht, hingedeutet, auch die Verschiedenheit meiner Ansichten nicht verschwiegen. Dieß betrifft indeß keine Hauptsachen[.] Wie liberal der (sel.)selig Nösselt über theologische Untersuchungen dachte, wie er einer jeden, sobald sie nur mit Ernst und Würde geführt, von allem Leichtsinn, Spott, und besonders aller absprechenden Anmaßung frei blieb, freiern Spielraum verstattet wissen wollte, das beurkunden mehrere Stellen dieses Theils, namentlich was §. 166169. über dogmatische Forschungen, in einem vortrefflichen Geiste geschrieben ist.

Manches, worüber ich einige Zusätze und Winke für junge Theologen, die in der gegenwärtigen Zeit gebildet werden, hinzuzufügen für nothwendig hielt, (z. B.)zum Beispiel über die bereits bei §. 165. im Vorbeigehen erwähnte Lehrweisheit bei dem Streit der Meinungen, hängt mit dem Inhalte des dritten Theils zu genau zusammen, um nicht besser, nebst manchem Andern, bis zu diesem verspart zu werden. Es wird derselbe dem gegenwärtigen unverzüglich nachfolgen.

Halle, den 20. October 1818. Der Herausgeber.

(c)
] ;

[V]
Von den eigentlichen theologischen Wissenschaften.

  • Einleitung. Begriff der Theologie. Was für Wissenschaften gehören dazu? 14.
  • Erster Abschnitt. Exegetische Theologie.
    • I. Nothwendigkeit, die Bibel, und zwar mit eigenem Fleiße, zu studieren. Besondere Apologie ihres historischen Theils 519.
    • II. Schwierigkeiten bei diesem Studium und vielfältige Kenntnisse, die dazu gehören 2023.
      • 1. Biblische Kritik, ihre Nothwendigkeit, große Schwierigkeiten und Hülfsmittel 2335.
      • 2. Biblische Exegetik 36. Nothwendigkeit
        • a. der Sprachkenntnisse dabei 37.
        • b. der Kenntniß historischer Umstände 3852. Gelegentliche Wegräumung des Mißbrauchs der Göttlichkeit biblischer Bücher 4246. Historische Einleitungen in das alte und neue Testament 51., und sogenannte Kirchengeschichte des alten Testaments 52.
      • 3. Biblische Hermeneutik und Nothwendigkeit der Auslegungsregeln 5356.
      • 4. Uebungen in Erklärung der heiligen Schrift 5760.
        • a. Rechte Wahl und Benutzung cursorischer und exegetischer Vorlesungen, guter Scholien und Commentare 6164.
        • [VI] b. Eigene Uebungen 65.
          • α. um den Verstand der heiligen Schrift zu finden 6673.
          • β um sie zur Erbauung anzuwenden 7477.
  • Zweiter Abschnitt. Historische Theologie
    • I. Begriff von derselben überhaupt 78.
    • II. Insbesondere,
      • 1. von der Geschichte der Religion, und von ihrem Nutzen 7981.
      • 2. von der Geschichte der christlichen Kirche.
        • a. Begriff davon 82. 83.
        • b. Darstellung ihres ausgebreiteten Nutzens 84.
          • α. in Rücksicht auf alle Theile der Theologie 8594. und
          • β. auf den Einfluß in die Bildung des Charakters eines Lehrers der Religion 9598.
        • c. Wie sie zu studieren sei?
          • α. Nothwendigkeit ausführlicher Vorlesungen darüber 99.
          • β. Schwierigkeiten bei diesem Studium, und Vorschläge sie zu vermindern 100102.
          • γ. Regeln für den, der sie für sich studieren wollte 103109.
          • δ. Studium der einzelnen Theile dieser Geschichte 110.
            • א. der Geschichte der Schicksale des Christenthums und der christlichen Kirche 111.
            • ב. der Geschichte der christlichen Lehre 112.115.
            • ג. der sogenannten Patristik 116120.
            • ד. der theologischen Wissenschaften 121.
            • ה. der Religionsparteien 122124.
            • ו. der christlichen Kirchenverfassung, oder der sogenannten christlichen Alterthümer 125131.
  • [VII] Dritter Abschnitt. Systematische Theologie.
    • I. Entwicklung ihres Ursprungs und Begriffs 132137.
    • II. Ihre großen Vortheile 138141.
    • III. Vorwürfe über die daraus entstandenen Uebel 142.
      • 1. Allgemeinere Beurtheilung derselben 143. 144.
      • 2. Regeln, wie man diesen abhelfen, und ihnen vorbauen kann durch einen Versuch, dasjenige aus einander zu setzen, was erfordert wird,
        • a. um aus der heiligen Schrift die Hauptbegriffe und Hauptsätze der christlichen Lehre mit Vorsichtigkeit aufzufinden 145155.
        • b. um darauf einen zusammenhängenden Lehrbegriff zu bauen 156.
          • α. durch Verbindung dieser Begriffe und Sätze mit einander 157. und
          • β. durch Bestimmung, Aufklärung und Befestigung des einen durch den andern, nach verschiedenen Absichten, Kräften und Bedürfnissen eines Jeden 158161, welche letztere auch durch die Zeitumstände müssen bestimmt werden. Weise Benutzung des Neuen 162164.
      • 3. Nothwendige Verbindung dessen, was uns hierin vorgearbeitet ist 165. 166. mit eigenen Untersuchungen 167. 168., besonders in Rücksicht auf das Praktische. Bestimmung dieses oft mißverstandnen Begriffs 169.
      • 4. Richtige Beurtheilung der sogenannten Schulsprache in der Theologie 170173.
    • IV. Eintheilung der systematischen Theologie,
      • 1. nach der Verschiedenheit des Vortrags.
        • a. Unterschied der gelehrten und populären oder sogenannten katechetischen Theologie 174. Ihr beiderseitiger Nutzen 175177.
          Besondere Vertheidigung der gelehrten Theologie 178 179.
        • [VIII] b. Unterschied der gelehrten oder scholastischen und der sogenannten biblischen Theologie 180185.
      • 2. nach den verschiedenen Arten der Lehren 186. 187.
        • a. Dogmatische oder thetische Theologie, ihr Umfang, Nutzen und rechtes Studium 188190.
        • b. Polemische oder elenchtische, nach eben diesen Rücksichten 191198.
        • c. Christliche Moral, auf eben diese Art 199204, und bei dieser von der Casuistik 205, Ascetik 206 und Mystik 207.
    • V. Von der vor dem Studium der systematischen Theologie nöthigen Ueberzeugung von dem göttlichen Ansehen der heiligen Schrift, und der darin enthaltenen Lehre und Geschichte 208. 209.
  • Vierter Abschnitt. Symbolische Theologie.
(c)
] ;
[1] Anweisung
zur
Bildung angehender Theologen.
Zweiter Theil.
[2] (c)
Zweyter] ; Zweiter (c)
1] ; 288 (a)
betreffen; erst der] ; betreffen. Der (c)
] ; nach und nach (c)
gab] ; hat (c)
einerley] ; einerlei (c)
eingeschränkterneingeschränkten Sinn. Dieser Unterschied] ; eingeschränkteren Sinn gegeben. Es (c)
eingeschränktern] ; eingeschränkten (a)
in Rücksicht] ; dieser Unterschied (c)
] ; in Rücksicht (c)
letztere ] ; letztre (a)
natürlicher] ; natürlicher (c)
geoffenbartgeoffenbarter Theologie] ; geoffenbarter Theologie, (c)
Religion] ; Religion (c)
eigentlicher Theologie] ; eigentlicher Theologie (c)
Th.Theil 1.] ; (a)
2] ; 2. (c)
in die hiesige UnsuchungUntersuchung Untersuchung ] ; hier (c)
UnsuchungUntersuchung ] ; Untersuchung (a)
gehört, ausser] ; in Anschlag kommt, außer (c)
bey] ; bei (c)
Theologen] ; Theologen (c)
gelehrter] ; gelehr [4] ter (c)
kan] ; kann (c)
Umfange] ; Umfang (a)
begreift:] ; begreift, (c)
sollte] ; kann (c)
gelehrter] ; gelehrter (c)
] ; und (c)
ihn] ; ihm (c)
2] ; 289 (a)
kan] ; kann (c)
mancher andrer Sachen] ; manches Anderen (c)
Th.Theil 1.] ; (a)
f.folgend),] ; f.); (c)
laßen] ; lassen (a, c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
bringen. Wenigstens] ; bringen, wenigstens (a)
Verbindung,] ; Verbindung (a)
Wissenschaften,] ; Wissenschaften; (c)
werden;] ; werden, (a)
großen] ; grossen (a)
besondre] ; besondere (c)
machen] ; bilden (c)
kan] ; kann (c)
ReligionslehrenReligionslehren] ; Religionslehren (c)
Erweislichkeit] ; Erweislichkeit (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Theologie,] ; Theologie (a)
und] ; und (a)
werde] ; wird (a)
so fern] ; sofern (c)
gezognen] ; gezogenen (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
Kirchengeschichte ] ; Dogmengeschichte (c)
ausser] ; außer (c)
besondre] ; besondere (c)
die heilige Schrift] ; sie (c)
kan] ; kann (c)
freylich] ; freilich (c)
Philosophie,] ; Philosophie; (a, c)
kan] ; kann (c)
Vorerkenntnisse] ; Vorkenntnisse (c)
besondre] ; besondere (c)
] ; (Philosophische Dogmatik.) (c)
3] ; 290 (a)
der Geschicklichkeit] ; den Geschicklichkeiten (c)
den] ; (c)
Religion] ; Religion, (c)
zu Andrer Besten] ; zum Besten Anderer (c)
im ersten TheilTheile ] ; (a)
Theil] ; Theile (c)
27 ] ; 27. (c)
] ; nun (c)
Andre] ; Andere (c)
4] ; 291 (a)
gegenwärtigen Theile von] ; gegenwärtigen, (c)
Wissenschaften,] ; Wissenschaften (a); ; Wissenschaften gewidmeten Theile dieser Anweisung, (c)
zweyten] ; zweiten (c)
genommen] ; genommen. (c)
2.).] ; 289). (a); ; 2.) (c)
würden] ; werden (c)
ausser] ; außer (c)
Zusammenhang] ; Zusammenhange (c)
kan. Hieher würde] ; kann. Dahin gehört (c)
besondre] ; besondere (c)
gehören] ; (c)
Symbolik Symbolik,] ; Symbolik (a)
Theologie,] ; Theologie (a)
von der es zweifelhaft ist, ob sie] ; welche theils (c)
historischen oder] ; historischen, theils zur (c)
zu rechnen sey] ; gerechnet werden kann (c)
beydes,] ; noch Beides; (c)
besondre] ; besondere (c)
] ; (a)
in der Ordnung gestellt] ; so geordnet (c)
andre voraussetzt; und da] ; andere voraussetzt. Da nun (c)
ausserdem] ; außerdem (c)
sich] ; (c)
sich] ; (c)
drey] ; drei (c)
] ; andre (a)
1. von der exegetischen, 2. von der historischen, 3. von der systematischen, und 4. von der symbolischen Theologie ] ; (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Gewissermaßen] ; Gewissermassen (a)
dabey] ; dabei (c)
sind] ; (a)
glaubte,] ; glaubte; (c)
Richtig-] ; Richtigkeit (c)
und] ; oder (a)
bey] ; bei (c)
ist] ; (c)
davon] ; von diesen Lehren ist (c)
5] ; 292 (a)
überflüßig] ; überflüssig (c)
sey] ; sei (c)
Fleisse] ; Fleiße (c)
bey] ; bei (c)
eignen] ; eigenen (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
heil.] ; heiligen (a, c)
bey einen] ; bei einem (c)
Text beyfällt] ; Texte beifällt (c)
sey] ; sei (c)
Text] ; Texte (c)
eignen Fleisses] ; eigenen Fleißes (c)
Andrer] ; Anderer (c)
eignen] ; eigenen (c)
gleichgültig,] ; gleichgültig sind, sich (c)
in] ; (c)
verliebt sind] ; gefallen lassen (c)
eignem Fleisse,] ; eigenem Fleiße (c)
entgegen zu setzen] ; entgegenzusetzen (c)
6] ; 293 (a)
wird:] ; wird, (c)
respectabel] ; achtungswerth (c)
so häufig, wie kein andres] ; häufiger als irgend ein anderes (c)
ist; das] ; ist, (c)
andres] ; anderes (c)
] ; indem es (c)
] ; der (c)
zu erst] ; zuerst (c)
waren,] ; waren – (c)
bey alle] ; bei allem (c)
tragen,] ; tragen – (c)
Gotteswürdigen] ; (c)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (a)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
bedienet] ; bedient (c)
reine] ; reinen (c)
kan] ; kann (c)
besondre] ; besondere (c)
bey] ; bei (c)
leugnen] ; läugnen (c)
zuverläßigste] ; zuverlässigste (c)
sey] ; sei (c)
sey] ; sei (c)
Mann] ; Manne (c)
alles] ; Alles (c)
Christenthums,] ; Christenthums (c)
anders,] ; anders (a)
vor sich haben] ; selbst besitzen (c)
Andern ] ; andern (a)
7] ; 294 (a)
kan] ; kann (c)
hat;] ; hat: (a)
bey] ; bei (c)
hat,] ; hat; (c)
Untersuchungen und] ; Untersuchungen, ein Ausspender derselben, auf dessen (a)
Andre] ; andre (a); ; Andere (c)
verlaßen] ; verlassen (a, c)
8] ; 295 (a)
Andre verlaßenverlassen ] ; Andere verlassen (c)
verlaßen] ; verlassen (a)
] ; diese (c)
haben. Aber] ; haben; aber (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
Fähigkeit beydes] ; Fähigkeit, Beides (c)
dabey] ; dabei (c)
jenen] ; jenem (a)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
ächtesten] ; echtesten (c)
und] ; Und (c)
kan] ; kann (c)
eigne] ; eigene (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
Andre] ; Andere (c)
haben;] ; haben, (a)
Arten] ; Arten, (a)
nicht:] ; nicht, (c)
kan] ; kann (c)
UnpartheylichkeitUnpartheylichkeit dabey] ; Unparteilichkeit dabei (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
braucht] ; anwendet (c)
zur] ; zu (a)
zur] ; zu (a)
kan] ; kann (c)
Puncte] ; Punkte (c)
angehn] ; angehen (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
untrüglich] ; untrüglich (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
Andre] ; Andere (c)
freylich wahr. Aber] ; freilich wahr; aber (c)
andres] ; anderes (c)
gehn] ; gehen (c)
eigne] ; eigene (c)
können] ; können. (c)
5.).] ; 5.) (c)
wozu] ; dazu (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
Gott,] ; Gott; (c)
ist] ; ist. (c)
22.).] ; 22.) (c)
9] ; 296 (a)
eigne] ; eigene (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
beyläufig] ; beiläufig (c)
Geschichtkunde] ; Geschichtskunde (c)
kan,] ; kann: (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
laßen] ; lassen (a, c)
] ; zur (c)
kan] ; kann (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
Bibel,] ; Bibel (c)
eigner] ; eigener (c)
10] ; 297 (a)
großen] ; grossen (a)
einzelnen] ; einzlen (a)
im gleichen] ; in gleichem (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
einzelne] ; einzle (a)
9.)] ; 296) (a)
erwegt] ; erwägt (c)
großen] ; grossen (a)
kan] ; kann (c)
11] ; 298 (a)
laßen] ; lassen (a, c)
freylich] ; freilich (c)
leugnen] ; läugnen (c)
Uebrige] ; übrige (a)
unsre] ; unsere (c)
einzelner] ; einzler (a)
einerley] ; einerlei (c)
KanalKanal] ; Canal (a)
gekommen. Und] ; gekommen; und (a)
bey] ; bei (c)
AvthentischesAvthentischen] ; Authentischen (c)
kan] ; kann (c)
einzelne] ; einzele (a)
kan] ; kann (c)
umzustoßen] ; umzustossen (a)
mußte] ; müßte (a)
wirksamste] ; Wirksamste (c)
verdächtigte] ; verdächtig machte (c)
Bibel,] ; Bibel (a)
machen; der] ; machen. Der (c)
Bibel] ; Bibel, (c)
12] ; 299 (a)
älteste] ; ältesten (c)
andre] ; andere (c)
andre] ; andere (c)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a); ; Vorsehung, (c)
CulturCultur] ; Kultur (c)
Mags] ; Mag's (c)
Lehren,] ; Lehren (c)
sichre] ; sichere (c)
bey] ; bei (c)
andre] ; andere (c)
aufgeklärtem] ; aufgeklärten (c)
13] ; 300 (a)
bey] ; bei (c)
Vortrage] ; Vortrag (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
1] ; 1. (a)
dies] ; dieß (c)
dies] ; dieß (c)
zuverläßig] ; zuverlässig (c)
Und] ; und (a)
ihrem] ; ihren (a)
haben, ächt] ; besitzen, echt (c)
ihrer Bücher] ; derselben (c)
Büchern] ; Theilen (c)
14] ; 301 (a)
bey] ; bei (c)
bey weiten] ; bei weitem (c)
BeyspieleBeyspiele, sie] ; Beispiele. Sie (c)
so fern] ; sofern (c)
andern] ; Andern (c)
möglichen,] ; möglichen (c)
Thaten, dadurch] ; Thaten. Dadurch (c)
Grübeley] ; Grübelei (c)
Empfindeley] ; Empfindelei (c)
Schwärmerey, ab; darum] ; Schwärmerei ab. Darum (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
fröliche] ; fröhliche (c)
dies] ; dieß (c)
ihre vortrefliche] ; Ihre vortreffliche (c)
studiert] ; studirt (c)
15] ; 302 (a)
vorgetragne] ; vorgetragene (c)
bey] ; bei (c)
soll:] ; soll, (c)
heil.] ; heilige (a)
großer] ; grosser (a)
kan] ; kann (c)
Vergl.Vergleiche auch Doederlein, Johann Christoph Joh. Anm. Anmerkung Man vergl.vergleiche Ioh. A. Christoph. Döderlein 4Vier Abhandl.Abhandlungen de historiae Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus JesuIesu tenendae tradendaeque necessitate in dessen Opusculis theologicis, Jenae 1789 inIenae 1789. gr.groß 8. S.Seite 1 folgg.folgende folgg.; desgleichen die Hess, Johann Jakob Hessischen Schriften über die biblische Geschichte. ] ; (a)
Vergl.Vergleiche auch Doederlein, Johann Christoph Joh. ] ; (Anm.)Anmerkung Man (vergl.)vergleiche Ioh. (c)
4] ; Vier (c)
Jesu] ; Iesu (c)
Jenae 1789 in] ; Ienae 1789. (c)
folgg.folgende ] ; folgg[.]; desgleichen die 818 Hessischen Schriften über die biblische Geschichte. (c)
16] ; 303 (a)
willen,] ; willen (c)
6 ] ; 293 (a); ; 6. (c)
eignem Fleiß, studieren] ; eigenem Fleiß studiren (c)
andre] ; andere (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
Bibel,] ; Bibel; (c)
freylich] ; freilich (c)
dabey] ; dabei (c)
eignen] ; eigenen (c)
zuvor zu kommen] ; zuvorzukommen (c)
eignem] ; eigenem (c)
17] ; 304 (a)
anwenden:] ; anwenden, (c)
großen] ; grosse (a)
bey] ; bei (c)
kräftigste,] ; kräftigste; (c)
enthält:] ; enthält, (c)
hats] ; hat's (c)
andre] ; andere (c)
öftere, mannigfaltigere] ; öftre, mannichfaltigere (a)
großen] ; grossen (a)
ihren Bedürfnissen gerathen, immer] ; Rath für ihre Bedürfnisse, (c)
die] ; ihre innersten (c)
ihres Herzens] ; (c)
schöpfen,] ; schöpfen (c)
Veranlaßung] ; Veranlassung (a, c)
können,] ; können: (c)
besseres] ; besseres, (c)
Lehrer, ihnen dazu] ; Lehrer nur auf diese Art (c)
] ; selbst (c)
jedes] ; Jedes (c)
ihnen] ; Jedem (c)
Besondre] ; Besondere (c)
18] ; 305 (a)
bey] ; bei (c)
große] ; grosse (a)
angemessnereangemeßnere SpracheSprache, mehr] ; angemeßnere Sprache mehr, (c)
angemessnere] ; angemeßnere (a)
Bibel,] ; Bibel; (c)
bey? Freylich] ; bei? Freilich (c)
müßte] ; muß (c)
studieren] ; studiren (c)
zweydeutig] ; zweideutig (c)
erklären;] ; erklären: (c)
könnte] ; kann (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
beybehalten] ; beibehalten (c)
] ; theils (c)
] ; theils (c)
und] ; auch (c)
wieder] ; (c)
] ; wieder (c)
bey] ; bei (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
eignen Fleisses bey] ; eigenen Fleißes bei (c)
desselben] ; desselben, (c)
vermehrtern] ; vermehrten (a)
19] ; 306 (a)
fleissigen] ; fleißigen (a, c)
daß] ; das (a)
Fleisses] ; Fleißes (c)
Fort-] ; Fortgang (c)
einreissende] ; einreißende (c)
Gemeinen] ; Gemeinden (c)
Lieblingsideen,] ; Lieblingsideen (a)
Erklärung,] ; Erklärung (a)
Ansehen] ; Ansehn (c)
Testaments,] ; Testaments (a)
unleugbar] ; unläugbar (c)
letzteren] ; Letztern (c)
ältrer] ; älterer (c)
CatenenCatenen] ; Catenen, wie man diese Sammlungen von Excerpten aus mehrern frühern Exegeten nannte, (c)
bessere] ; beßre (a)
so bald] ; sobald (c)
andern] ; Andern (a)
andre] ; Andere (c)
verlohren] ; verloren (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
befestigen,] ; befestigen (c)
verlohren] ; verloren (c)
ParteyenParteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
bey] ; bei (c)
Auferstehung] ; Wiederbildung (c)
Bibel,] ; Bibel (a)
forschen,] ; forschen (a)
so wie] ; als (c)
Nachfragen] ; Nachforschen (c)
ab-, menschliche Grübeley zunahm; sank wieder,] ; der wieder zunehmenden dogmatischen Grübelei weichen mußte. Es gewann aber wieder Boden, (c)
trefliche] ; treffliche (c)
BibelerklärungBibelerklärung,] ; Bibelerklärung (a)
hallische Theologen] ; hallischen Theologen (c)
ihr Beyspiel] ; Wort und Beispiel (c)
neben ihm] ; daneben (c)
der Morgenländer] ; des Morgenlandes (c)
hineingetragnen] ; hineingetragenen (c)
bey] ; bei (c)
Extremen] ; Extreme (c)
frey] ; frei (c)
mit einer vernünftigern] ; und deren vernünftigere (c)
fruchtbarern] ; fruchtbarere (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
unsrer] ; unserer (c)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
leugnen] ; läugnen (c)
] ; die hier und da nicht zu läugnende (c)
Religion] ; Religion (c)
Christenthums zu unsrer Zeit,] ; Christenthums, gewöhnlich, wo nicht (c)
und] ; doch (c)
gründlicher Kenntnisse eines biblischen Auslegers] ; einer gründlichen Auslegung derselben (c)
nicht] ; eben (c)
den Erzählungen und dem Vortrage der biblischen Schriftsteller überhaupt lernen, sondern die Bibel, bey dem] ; (c)
gründlicher] ; dazu nothwendiger (c)
Kenntnisse,] ; Kenntnisse (a)
] ; aus (c)
Unfähigkeit,] ; Unfähigkeit (a)
in sie] ; den alterthümlichen Geist derselben (c)
eine andre] ; fremde (c)
umschmelzen; und daß eben] ; umschmelzen. Eben (c)
unleugbare] ; unläugbaren (c)
] ; sind dagegen (c)
sind] ; (c)
Vorsehung] ; Fürsehung (a)
20] ; 307 (a)
empfohlne] ; empfohlene (c)
eigne] ; eigene (c)
] ; welche erfordert werden, um (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
je mit] ; mit je (c)
dabey] ; dabei (c)
Bey] ; Bei (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
Vieles] ; vieles (a); ; Manches sogar (c)
sind,] ; sind (a)
dies] ; dieß (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
Vieles] ; vieles (a)
] ; von (a)
gesammlet] ; gesammelt (c)
bey] ; bei (c)
ist –:] ; ist: – da (c)
Andrer] ; Anderer (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
alles] ; Alles (c)
sey] ; sei (c)
auswärtige nöthige] ; subsidiarische (c)
bey] ; bei (c)
21] ; 308 (a)
Bey] ; Bei (c)
besondre] ; besondere (c)
gelesen,] ; gelesen (c)
Geschichte] ; Geschichten (c)
unsre] ; unsere (c)
DeutlichkeitDeutlichkeit] ; Deutlichkeit (c)
verstehn] ; verstehen (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
Man] ; man (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
treffe:] ; treffe, (c)
stoße] ; stosse (a)
unsrer] ; unserer (c)
aufstießen] ; aufstiessen, (a); ; aufstießen: (c)
sey] ; sei (c)
ausgezogen,] ; ausgezogen (c)
ausser] ; außer (c)
vortreflichen] ; vortrefflichen (c)
eignen] ; eigenen (c)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
22] ; 309 (a)
bey] ; bei (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
anzustoßen] ; anzustossen (a)
gefaßt,] ; gefaßt; (c)
er ist] ; ist er (c)
hoffen] ; glauben (a)
können,] ; können; (c)
die] ; diese (c)
] ; er (c)
Eckel] ; Ekel (c)
Andre] ; Andere (c)
Sprache] ; Sprachen (a)
Fähigkeit] ; Fähigkeit, (c)
denken] ; denken, (c)
bestehe,] ; bestehe (c)
sey] ; sei (c)
] ; es (c)
mancherley Schwierigkeiten,] ; mancherlei Schwierigkeiten (c)
eignen] ; eigenen (c)
23] ; 310 (a)
Beyden] ; Beiden (c)
anderen] ; andern (a, c)
großen] ; grossen (a)
bey dem] ; für das (c)
die Schwierigkeiten dabeydabei ] ; sie (a)
dabey] ; dabei (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
bey] ; bei (c)
] ; jeder (c)
zweyerley] ; zweierlei (c)
sey] ; sei (c)
sey] ; sei (c)
Inbegriff] ; Inbegrif (a)
die] ; welche (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
Inbegriff] ; Inbegrif (a)
angehn] ; angehen (c)
Bey beyden] ; (Anm.)Anmerkung Bei beiden (c)
] ; ihrer (c)
Mitteln] ; den Mitteln, (c)
diese] ; sie (a)
bey] ; bei (c)
] ; dann (c)
besondern] ; weitern (c)
24] ; 311 (a)
diese] ; die (c)
jeher] ; je her (a)
solche] ; alle (c)
selbst oft] ; wohl gar (c)
] ; biblische (c)
gekommnen geschriebnen] ; gekommenen geschriebenen (c)
Textes ] ; Textes (a)
, nicht der Bibel selbst,] ; (a)
unschuldige] ; unschädliche (c)
] ; sogar (c)
heiligen] ; heil. (a)
werden,] ; werden (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
ächt sey] ; echt sei (c)
Th.Theil 1.] ; (a)
74),] ; 74.); (c)
] ; selbst (c)
ließe] ; liesse (a)
25] ; 312 (a)
gerechtfertiget werden; es] ; gerechtfertigt werden. Es (c)
jeher] ; je her (a)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Nachläßigkeit] ; Nachlässigkeit (c)
willkührliche] ; willkürliche (c)
kan] ; kann (c)
geführet, willkührliche] ; geführt, willkürliche (c)
] ; können (c)
Unächtes] ; Unechtes (c)
laßen] ; lassen (a, c)
Aechtes] ; Echtes (c)
bleibt] ; bleibet (a)
Mittel] ; Mittel, (c)
zwey] ; beiden (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
dem Willkühr] ; der Willkür (c)
] ; dem (c)
hiebey] ; hierbei (c)
willkührlich] ; willkürlich (c)
sey] ; sei (c)
26] ; 313 (a)
erlittnen] ; erlittenen (c)
kan] ; kann (a, c)
befreyet] ; befreiet (c)
für] ; vor (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
Fall] ; Falle (c)
bey] ; bei (c)
für] ; vor (c)
Verdacht; er] ; Verdacht. Er (c)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
27] ; 314 (a)
trefliche] ; treffliche (c)
kan] ; kann (c)
bloße] ; blosse (a)
aber,] ; aber (c)
beyden] ; beiden (c)
sey] ; sei (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
sey untergeschoben:] ; sei untergeschoben, (c)
wird;] ; wird: (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
sichre] ; sichere (c)
ableugnet] ; abläugnet (c)
laßen] ; lassen (a, c)
oder,] ; oder (c)
bei] ; bey (a)
vernachlässigt] ; vernachläßigt (a)
andrer] ; Anderer (c)
besseren] ; beßren (a)
unsrer] ; unserer (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Testamentes (1519) ] ; Testaments (1519.) (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Apologien] ; Apologieen (c)
Clerc] ; Clerc's (c)
Freyheit] ; Freiheit (c)
1745 in] ; 1745. (c)
f.folgend ] ; f (a)
zweyten] ; zweiten (c)
28] ; 315 (a)
schwächen] ; niederschlagen (a)
äusserst] ; äußerst (c)
Wenige] ; wenige (a)
beyden] ; beiden (c)
hiebey] ; hierbei (c)
vermeiden; der] ; vermeiden. Der (c)
dabey] ; dabei (c)
alles] ; Alles (c)
das,] ; das – (c)
ungegründete,] ; ungegründete – (c)
] ; oder auch nur durch das Alterthum Geheiligten (c)
einzureissen] ; einzureißen (c)
, wenn er im Reissen ist,] ; (c)
29] ; 316 (a)
Wenn aber auch jemand hiebey] ; Doch selbst der, welcher hierbei (c)
größesten] ; größten (c)
verführe: so] ; verfährt, (c)
er] ; (c)
bey] ; bei (c)
selbst] ; selbst, (a)
die] ; (c)
gelegt haben] ; in den Weg legen (c)
müßte] ; bedarf (c)
sichre ] ; sicherer (c)
haben] ; (c)
verführe – und] ; zu verfahren hat; – (c)
] ; aber (c)
sichre KenntnisseKenntnisse ] ; sichere Kenntnisse, (c)
sowohl,] ; sowohl (c)
man] ; (c)
nöthig hat] ; unentbehrlich sind (c)
beydes] ; Beides (c)
sichrer] ; sicherer (c)
meistens nicht] ; in den meisten Fällen (c)
30] ; 317 (a)
viel einigermaßeneinigermassen ] ; wenig (c)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
von] ; Von (c)
Theile,] ; Theile (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
beyden] ; beiden (c)
dabey] ; dabei (c)
literarischen] ; litterarischen (a)
gewinnen,] ; gewinnen; (c)
sollten] ; müßten (c)
hiebey vorkommende] ; hierbei vorkommenden (c)
beantworten.] ; beantworten! (a)
Anm. Anmerkung Was hier und in dem Folgenden gesagt ist, fühlt schwerlich jemand, werder nicht beybei Untersuchungen dieser Art hergekommen ist, und selbst Versuche gemacht hat. Die wunderbaren Erscheinungen in der alexandrinischen Uebersetzung des A. Test.Altes Testament und in griechisch-lateinischen Handschriften des neuen, können hier zu einigen Beyspielen dienen,Beispielen dienen; und wer die kritische Literatur kennt, wie sie sich ohngefehrungefähr seit den nächsten dreyßigzwanzig letzten dreißig Jahren gebildet hat, kan einigermaßeneinigermassen kann einigermaaßen sehen, wie viel sich in diesem noch so unbekannten Lande, durch Aufsuchung bisher verborgen gewesener Hülfsmittel und durch regelmäßigen Fleiß,Fleiß entdecken laßelasse, und noch zu entdecken übrig seysei. Traurig ists nur immer, daß, wenn man einigen SchuttSchutt weggeräumt hat, um diese verborgnenverborgenen Schätze zu entdecken, so manche unberufneunberufene Arbeiter wieder neuen Schutt aufhäufen, und, unter Vorspiegelung einer höhern Kritik, die guten Gänge zuwerfen, um andreandere zu graben, die statt des Erzes nur KolenKohlen enthalten. {Was würde der selige Verfasser erst gesagt haben, wenn er erlebt hätte, wie wenig zuletzt diese sogenannte höhere KritikKritik noch als echt an den biblischen, besonders den Schriften des neuen Testaments, möchte gelten lassen! A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 30 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
wer] ; der (c)
bey] ; bei (c)
Beyspielen dienen,] ; Beispielen dienen; (c)
ohngefehr] ; ungefähr (c)
nächsten dreyßigzwanzig ] ; letzten dreißig (c)
dreyßig] ; zwanzig (a)
kan einigermaßeneinigermassen ] ; kann einigermaaßen (c)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
Fleiß,] ; Fleiß (c)
laße] ; lasse (a, c)
sey] ; sei (c)
verborgnen] ; verborgenen (c)
unberufne] ; unberufene (c)
andre] ; andere (c)
Kolen] ; Kohlen (a, c)
] ; {Was würde der selige Verfasser erst gesagt haben, wenn er erlebt hätte, wie wenig zuletzt diese sogenannte höhere Kritik noch als echt an den biblischen, besonders den Schriften des neuen Testaments, möchte gelten lassen! (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
31] ; 318 (a)
großentheils] ; grossentheils (a)
Kenntnissen] ; Kenntnissen, (c)
die allgemein] ; denen man eine absolute Allgemeinheit (c)
sicher genug wären] ; Sicherheit zuschreiben könnte (c)
gewissermaßen] ; gewissermassen (a)
sind *),] ; sind, 1) (c)
zerstören **):] ; zerstören: 2) (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
kan †).] ; kann. 3) (c)
solchen] ; solcher (c)
einem] ; Einem (c)
werden, ††) ] ; werden; 4) (c)
dabey] ; dabei (c)
ganz] ; (a)
†††) ] ; 5) (c)
*)] ; 1) (c)
beste;] ; beste; – (c)
**)] ; 2) (c)
alles ] ; Alles (c)
ächter] ; echter (c)
†)] ; 3) (c)
sahe] ; sah (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
kan] ; kann (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
bey] ; bei (c)
Kirchenvätern] ; Kirchvätern (a)
schließen] ; schliessen (a)
dieser] ; diese (a)
††) Und wenn] ; 4) Wenn (c)
werden;] ; werden – (c)
bey] ; bei (c)
†††)] ; 5) (c)
bey den] ; bei dem (c)
Unter] ; „Unter (c)
kan.] ; kann.“ (c)
kan] ; kann (c)
haben:] ; haben; (a)
kan] ; kann (c)
solchen] ; solcher (a, c)
bisweilen] ; (a)
32] ; 319 (a)
Aechte] ; Echte (c)
Unächten] ; Unechten (c)
will,] ; will; (c)
Fleissiges] ; Fleißiges (a, c)
viele] ; viel (a)
insbesondre] ; insbesondere (c)
beysammen] ; beisammen (c)
hiebey] ; hierbei (c)
abgezogner] ; abgezogener (c)
mitbenutzt] ; mit benutzt (c)
alles] ; Alles (c)
bloßemblossem Willkühr] ; bloßer Willkür (c)
bloßem] ; blossem (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Valkenar ] ; Valkenaer (c)
libr.] ; libri (a)
Ti.] ; Tib. (c)
recht] ; Recht (c)
sey] ; sei (c)
Sinn;] ; Sinn, (a)
οὐρανοις ] ; οὐρανοῖς (c)
ανοις ] ; ανοις (c)
ουνοις ] ; οὐνοις (c)
Apocalyps.] ; Apokalyps. (c)
dies] ; dieß (c)
33] ; 320 (a)
großen] ; grossen (a)
einzulaßen] ; einzulassen (a, c)
kan] ; kann (c)
habe,] ; habe (a)
kan] ; kann (c)
ihm] ; ihn (c)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
Avthentie] ; Authentie (c)
Puncte] ; Punkte (c)
24 ] ; 311 (a); ; 24. (c)
Bibel] ; Bibel, (a)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
] ; überzeugend (a)
angenommnen Aechtheit] ; angenommenen Echtheit (c)
ächt] ; echt (c)
kan] ; kann (c)
großes] ; grosses (a)
bey eignem] ; bei eigenem (c)
verlaßenverlassen können. Nur] ; verlassen können; nur (a)
verlaßen] ; verlassen (c)
kan] ; kann (c)
laßen] ; lassen (a, c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
unsre] ; unsere (c)
34] ; 321 (a)
bey] ; bei (c)
erheblichen] ; erheblichsten (a)
beygefügt] ; beigefügt (c)
Testamente] ; Testament (a)
vortrefliches] ; vortreffliches (c)
] ; und Knappischen (c)
] ; so wie die 853 Döderlein- Meisnersche Besorgung der Ausgabe von Reineccius dieß für das alte Testament leistet; (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
Noch fehlt es uns freylich zum Theil an solchen, die für den Anfänger oder den brauchbar wären, der sich auf keine tiefere Untersuchungen einlaßeneinlassen kan, worin auch nur das alles gesammlet und wohl geordnet wäre, was man bis jetzt in diesem Felde entdeckt hat. Bey dem alten Testament könnte man die Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornische Einleitung ins alte Testament,Testament verglichen mit der Carpzov, Johann Gottlob Carpzovschen Introductione und Critica S. V. T., bey dem neuen die Michaelis, Johann David Michaelische Einleitung, nach der 4ten 3ten Auflage, als die bis jetzt besten Handbücher, brauchen, so weit man die Angaben darin bewiesen findet. Die übrigen (in der Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinen Bücher in der Theologie §. 26 und 27. 30–32. 34 flgg.folgende 60–64 erwähntenerwehnten) Schriften sind mehr zum Theil schätzbare Beyträge zur Beförderung dieser Kritik. Was man in den genannten Handbüchern, zumal in Absicht auf verschiedne Lesearten des biblischen Textes, sonderlich im alten Testament, nicht findet, das müßte man von den gelehrten und vorsichtigsten Auslegern lernen, die bey Erklärung biblischer Bücher auch die wichtigsten Lesearten mit erwähnterwehnt und geprüft haben.] ; (c)
einlaßen] ; einlassen (a)
Testament,] ; Testament (a)
4ten ] ; 3tentextgrid:2rch1 (a)
Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie ] ; Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinen Bücher in der Theologie (a)
erwähnten] ; erwehnten (a)
erwähnt] ; erwehnt (a)
] ; 41 (c)
35] ; 322 (a)
Fände] ; Findet (c)
bey] ; bei (c)
] ; eigenen (c)
kritischen] ; kritischen (c)
fühlte] ; fühlt man (c)
könnte] ; kann (c)
man, bey] ; man bei (c)
eignen] ; eigenen (c)
sähe] ; fühlt (c)
unser] ; sein (c)
wir dabey verfahren] ; man dabei verfährt (c)
übereinträfe; – hätte] ; übereintrifft; – hat (c)
Gelegenheit,] ; Gelegenheit (c)
Hülfsmittel] ; Hülfsmittel (c)
Sammlungen, (die in gedachten Stellen der eben §. 34. 321. genannten Anweisung etc.et cetera etc. angeführt sind), bey dem alten Testament wenigstens die beyden Hauptsammlungen von Kennicott, Benjamin Kennicott und De Rossi, Giovanni Bernardo de Roßi , bey dem neuen die Mill, John Millischen, Wettstein, Johann Jakob Wetsteinischen Wettsteinischen , Griesbach, Johann Jakob Griesbachischen , auch des Letzternletztern Symbolas criticas (Tom.Tomus prior. Halae 1785. 8.), nebst den alten Uebersetzungen des A.Alt und N.Neu T.Testament Test.Testament mit genugsamer Kenntniß ihrer Sprache,] ; Sammlungen (c)
34. ] ; 321. (a)
etc.et cetera ] ; etc. (a)
Wetsteinischen ] ; Wettsteinischen (a)
Letztern] ; letztern (a)
T.Testament ] ; (Test.)Testament (a)
brauchen] ; gebrauchen (c)
würde] ; wird (c)
zu unserm] ; zum (c)
gehörigen,] ; gehörigen (c)
könnte] ; mag (c)
schon auf nähere Untersuchungen in diesem Fach legen, und man wird, wo alle genannte Voraussetzungen da sind, aus der bisherigen Aufmerksamkeit auf die besten Kritiker dieser Art und aus eigner Beobachtung hinlänglich finden, was bey diesem weitern Fleiß zu thun sey.] ; diesem Studium auch recht eigentlich hingeben und auf der Bahn der glücklichsten Vorgänger fortschreiten. (c)
] ; (Anm.)Anmerkung 1. (c)
, auch] ; (c)
Auge,] ; Auge (c)
griechischen] ; griechischen (c)
lateinischen Schriftsteller] ; lateinischen Schriftsteller (c)
zuverläßiger] ; zuverlässiger (c)
auch Beruf] ; Beruf auch (a)
sichs] ; sich's (c)
bey] ; bei (c)
jener] ; jenem (a)
andre] ; andere (c)
ProfanscribentenProfanscribenten] ; Profanskribenten (c)
] ; 55 (c)
36] ; 323 (a)
Kritik] ; Kritik (c)
freylich] ; freilich (c)
Inbegriff] ; Inbegrif (a)
erlangen] ; erlangen. (c)
23).] ; 310). (a); ; 23.) (c)
dies] ; dieß (c)
bey] ; bei (c)
Büchern –:] ; Büchern –, (c)
fleissige] ; fleißige (a, c)
37] ; 324 (a)
sey] ; sei (c)
und] ; (a)
Sprachen? dies] ; Sprachen, dieß (c)
worden] ; worden. (c)
Th.Theil 1.] ; (a)
flgg.folgende).] ; (fgg.)folgende) (c)
nothdürftig] ; [nothdürftig] (a)
mitbringt] ; besitzt (c)
heiligen] ; heil. (a)
GündeGründe ] ; Gründe (a, c)
ein] ; (c)
werden, er] ; werden. Er (c)
ohnehin alles] ; vielmehr Alles (c)
bloßes] ; blosses (a)
CreditCredit] ; Glauben (c)
sey] ; sei (c)
Fleiß] ; Fleiße (c)
] ; hat (c)
laßen] ; lassen (c)
Kenntnissen,] ; Kenntnissen (a)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
Theil 1.] ; (a)
77.–81 ] ; 7781 (a); ; 77.81. (c)
übrige] ; Uebrige (c)
HermenevtikHermenevtik] ; Hermeneutik (c)
Von den Büchern] ; (Anm.)Anmerkung Die Hauptschriften (c)
Sprachgebrauchs s.siehe die ] ; Sprachgebrauchs, hat der Verfasser in seiner (c)
Theologie ] ; Theologie, (c)
] ; angeführt. Für den angehenden Ausleger reichen die besten Wörterbücher, wie das 877hebräische von Gesenius, das 878griechische von Schleußner, nebst den besten homiletischen Commentaren über die einzelnen Schriften, völlig aus. (c)
38] ; 325 (a)
] ; seine (c)
kan bey] ; kann bei (c)
dieser Leser] ; den (c)
] ; damaliger Leser (c)
das] ; daß (a)
den] ; (c)
späterer] ; aus späteren (c)
Ausländern] ; Ländern (c)
kan] ; kann (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
ausseraußer dem] ; ausserdem (a)
ausser] ; außer (c)
nemlich] ; nämlich, (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
nndund ] ; und (a, c)
welche] ; die (a)
Doch dieser Nutzen betrifft mehr die Kritik der biblischen Bücher.] ; {880 Hug hat sie in der Einleitung in das Neue (Test.)Testament trefflich benutzt.} (c)
39] ; 326 (a)
betrifft] ; betrift (a)
müßte] ; muß (c)
entstandne] ; entstandene (c)
wohinein] ; wohin (a); ; in welche (c)
pflegen] ; (c)
] ; pflegen (c)
müßte] ; muß (c)
Naturreichen,] ; Naturreichen (a)
Oerter] ; Länder (c)
seyn] ; umfassen (c)
würde] ; wird (c)
gehn] ; gehen (c)
besondre] ; besondere (c)
großen] ; grossen (a)
große] ; grosse (a)
] ; 71 (c)
40] ; 327 (a)
Noch wichtiger wären] ; Nicht minder wichtig ist (c)
Kenntnisse derjenigen Sachen, die] ; Kenntniß alles dessen, was (c)
AlterthümerAlterthümer] ; Alterthümer (c)
alles] ; Alles (c)
kan] ; kann (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Religions-] ; Religions-, (c)
bey] ; bei (c)
eingeführte] ; eingeführten (c)
erwehnte] ; erwähnte (c)
Willkühr] ; Willkür (c)
bloßen] ; blossen (a)
nicht] ; wirklich (c)
Michaelis, Johann David Michaelis und Gatterer, Johann Christoph Gatterer , bey] ; Michaelis, Gatterer, 893 Heeren, bei (c)
bey] ; bei (c)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
unsrer ] ; unserer (c)
hinausdenken kan] ; hinaus denken kann (c)
] ; 78 (c)
41] ; 328 (a)
Eigene] ; Eigne (a)
heil.] ; heiligen (c)
erwähnt] ; erwehnt (a)
] ; ihren (c)
] ; ihren (c)
Einfluß. Danach] ; Einfluß; danach (a)
richtigern] ; richtigen (a)
beyden] ; beiden (c)
versetzen;] ; versetzen, (a)
GesichtspunctGesichtspunct] ; Gesichtspunkt (c)
] ; seinen (c)
] ; nach seinem (c)
kan] ; kann (c)
dann auch] ; (a)
42] ; 329 (a)
fast] ; (a)
] ; sich (c)
Spöttereyen] ; Spöttereien (c)
laßen] ; lassen (a, c)
aufhören] ; aufhören, (c)
üblen] ; übeln (a)
wollen;] ; wollen: (c)
unsrer] ; unserer (c)
bey] ; bei (c)
Buch] ; Buche (c)
bestimmen] ; bestimmen, (c)
haben. Denn] ; haben, denn (a)
kan] ; kann (c)
bestehn] ; bestehen (c)
Andre] ; Andere (c)
unsrer] ; unserer (c)
Schriftsteller,] ; Schriftsteller (a)
Stellen,] ; Stellen (a, c)
flgg.folgende ] ; (fgg.)folgende (c)
f.folgend ] ; f., (c)
27.] ; 27 (a)
37–40] ; 37–40. (c)
andrer] ; Anderer (c)
43] ; 330 (a)
alles] ; Alles (c)
Kan ] ; Kann (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
seyn] ; werden (c)
Manche] ; doch Viele (c)
] ; Theil (c)
Andre] ; Andere (c)
Alles] ; alles (a)
WeissagungenWeissagungen] ; Weißagungen (c)
Geschlechtregister] ; Geschlechtsregister (a, c)
seyn,] ; seyn? Können (c)
Andre unter den] ; alle (c)
als] ; oder vielmehr nur (c)
Gelehrten interessiren] ; Gelehrteren intereßiren (a)
Alles] ; alles (a)
mußte:] ; mußte, (c)
deren] ; den (c)
] ; so (c)
irrigen,] ; irrigen (c)
] ; derselben (c)
Buch] ; Buche (c)
woher] ; aus der (c)
wurde; auf] ; wurde. Auf (c)
avthentisch] ; authentisch (c)
sey;] ; sey, (a); ; sei; (c)
andre, die] ; Andere. Sie mußte (c)
bey Gott] ; (c)
mußte] ; (c)
unsrer] ; unserer (c)
44] ; 331 (a)
es kankann ] ; und (a)
kan] ; kann (c)
besondre] ; besondere (c)
] ; kan (a)
unsrer] ; unserer (c)
so daß, wegen jenes nächsten eingeschränkten ZweckZwecks,] ; ohne daß deswegen (a)
keineswegs] ; (a)
unsre] ; unsere (c)
verdienen] ; verdienten (a)
Beytrag] ; Beitrag (c)
besondre] ; besondere (c)
biblische] ; biblischen (c)
enthaltnen] ; enthaltenen (c)
bekümmern:] ; bekümmern, (a)
je] ; desto (c)
Aechtheit] ; ihrer Echtheit (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
Geschlechtes] ; Geschlechts (c)
öfnet] ; öffnet (c)
Unvollkommne] ; Unvollkommene (c)
wenden] ; kehren (a)
Vorurtheile und] ; (a)
bey] ; bei (c)
Eignen] ; Eigenen (c)
Beyspiele] ; Beispielen (c)
allen,] ; allen (c)
Völker,] ; Völker (c)
Lehren,] ; Lehren (c)
bey] ; bei (c)
besondre] ; besonderen (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
alles ] ; Alles (c)
bloßer HerablaßungHerablaßungHerablassung ] ; blosser Herablassung (a)
HerablaßungHerablaßung] ; Herablassung (c)
laßen] ; lassen (a, c)
Aechte] ; Echte (c)
Unächte] ; Unechte (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
nothwendig] ; {nothwendig (c)
werden.] ; werden.} (c)
45] ; 332 (a)
bloßem] ; blossem (a)
bey] ; bei (c)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
hinein zu denken] ; hineinzudenken (c)
vorausetztvoraussetzt ] ; voraussetzt (a, c)
41. erwähnten] ; 328 erwehnten (a)
Fleisse] ; Fleiße (c)
Meinungen,] ; Meinungen (c)
liegenden,] ; liegenden (c)
GesichtspunctGesichtspunct] ; Gesichtspunkt (c)
alles] ; Alles (c)
wollen –] ; wollen, (c)
] ; (c)
können –] ; können, (c)
beurtheilen –] ; beurtheilen, (c)
haben,] ; haben (a)
] ; (c)
46] ; 333 (a)
würde] ; wird (c)
beydes] ; Beides (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
jedes] ; Jedes (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
beydes] ; Beides (c)
CharacterCharacter] ; Charakter (a, c)
handelten,] ; handelten (c)
konnten. AlsdannAlsdenn ] ; konnten; alsdann (c)
Alsdann] ; Alsdenn (a)
einem] ; Einem (c)
ZufälligesZufällige,] ; Zufällige (c)
bey] ; bei (c)
Bibel,] ; Bibel (c)
bey] ; bei (c)
Beyspielen] ; Beispielen (c)
] ; für (c)
Lehrreichen,] ; Lehrreichen (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
47] ; 334 (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
Veränderungen] ; Veränderungen, (c)
andern] ; Andern, (c)
letztre] ; letzteren (c)
in so fern] ; insofern (c)
großer] ; grosser (a)
Weissagungen] ; Weißagungen (c)
freylich] ; freilich (c)
ist,] ; ist; (c)
] ; 96 (c)
48] ; 335 (a)
bey] ; bei (c)
verhüten,] ; verhüten (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
kan] ; kann (c)
angegebnen] ; angegebenen (c)
bey] ; bei (c)
Weissagungen] ; Weißagungen (c)
einsahe] ; einsah (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
Weissagungen bestehn] ; Weißagungen bestehen (c)
unleugbar] ; unläugbar (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Testaments, u. a.und andere ] ; Testaments u. a., (c)
manches] ; Manches (c)
kan] ; kann (c)
beyden] ; beiden (c)
Hebräer] ; Ebräer (a)
Opusculis] ; Opusculis, (c)
49] ; 336 (a)
erwähnten] ; erwehnten (a)
gehörte freylich] ; würde freilich (c)
von eignemeigenem ] ; vom eignen (a)
eignem] ; eigenem (c)
alten] ; alter (a)
haben. Und weil] ; haben, erforderlich seyn. Da (c)
bey] ; bei (c)
Ermanglung] ; Ermangelung (c)
dabey] ; dabei (c)
Art] ; Art, (c)
kan] ; kann (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Schriften] ; Schriften, alten und neuen, insonderheit den Reisen und Beobachtungen des Orients, (c)
Kenntniß der Bücher etc. et cetera ] ; Bücherkenntniß, (c)
66–92.] ; 66–92., und 917 Predigerbibliothek, 1ster und 4ter Theil. (c)
50] ; 337 (a)
Aber,] ; Aber (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
kan] ; kann (c)
hinein zu denken] ; hineinzudenken (c)
zusammen zu setzen] ; zusammenzusetzen (c)
wenige] ; Wenige (c)
Andrer] ; Anderer (c)
kan] ; kann (c)
dies] ; dieß (c)
bey] ; bei (c)
51] ; 338 (a)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
bey] ; bei (c)
man] ; wir (c)
Einleitung Einleitung ] ; Einleitungen (c)
hat, wenn] ; besitzen. Möchten (c)
] ; nur (c)
entsprächen.] ; entsprechen! (c)
heiligen] ; heil. (a)
erwähnten] ; erwehnten (a)
wonach] ; in welchem Fall (c)
besondre] ; (c)
Gelehrten] ; Gelehrten, (c)
bey] ; bei (c)
einzelner] ; einzler (a)
andre] ; Andere (c)
heiligen] ; heil. (a)
haben wir kein in seiner Art vollständiges] ; immer fehlt es an einem (a)
zweckmäßig-vollständige, Uebersicht zugleich] ; zweckmäßig-vollständige Uebersicht, theils (c)
im Zusammenhang] ; (c)
gebrachten] ; (c)
der BibelBibel] ; Zusammenhang gebrachten biblischen (c)
] ; der (c)
heil.] ; heiligen (c)
vorkommen,] ; vorkommen (c)
heil.] ; heiligen (c)
gesetzt] ; gesetzt, (c)
*) ] ; (a)
einzelne] ; einzle (a)
haben. S.Siehe §. 49 49. in der Anmerkung.] ; haben, (z. B.)zum Beispiel in Absicht auf Kenntniß der biblischen Poesie an 921 Lowth Praelectt. de sacra poesi Hebr. mit Michaelis Zusätzen, und an Herders noch treflicheres, aber nicht ganz geendigtes Werk vom Geist der ebräischen Poesie, Dessau 1782 und 83.textgrid:2sgt6 in 2 Theilen in (gr.)groß 8. (a)
49 ] ; 49. (c)
Anm. Anmerkung *) Einen Anfang eines solchen Handbuchs haben wir an dem Handbuch der biblischen Literatur, von Bellermann, Johann Joachim Joh. Joach. Bellermann , das, einst vollendet, für den Anfänger eine gute Encyclopädie dieser Art von Kenntnissen seyn wird. Bis jetzt sind erst zweyvier Theile, Erfurt 1787 und 90 in1787–1790. 8. erschienen. Man sehe auch die oben bei §. 40. angeführten Schriften. ] ; (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
zwey] ; vier (c)
1787 und 90 in] ; 1787–1790. (c)
] ; Man sehe auch die oben bei §. 40. angeführten Schriften. (c)
52] ; 339 (a)
Testamentes] ; Testaments (c)
historischen] ; historischer (c)
A. T.] ; alten Testaments, (c)
Paradies] ; Paradiese (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
Weissagungen] ; Weißagungen (c)
mitgetheilet] ; mitgetheilt (c)
A.] ; alten (c)
N. T.] ; neuen Testaments (c)
] ; 113 (c)
53] ; 340 (a)
erwähnten] ; erwehnten (a)
bey] ; bei (c)
sowohl] ; theils (c)
Regeln Regeln,] ; Regeln (a)
als] ; theils fast (c)
Mittheilung] ; Aufklärung (c)
anzuwenden] ; anzuwenden. (c)
36).] ; 323). (a); ; 36.) (c)
giebet] ; giebt (c)
Hermenevtik Hermenevtik ] ; Hermeneutik (c)
54] ; 341 (a)
] ; eben so sehr (c)
so wenig herunter zu setzen ] ; zu niedrig (c)
übertreiben ] ; hoch anzuschlagen (c)
bey] ; bei (c)
heil.] ; heiligen (c)
eignen] ; eigenen (c)
kan] ; kann (c)
verfahre] ; verfährt (a)
sogleich] ; gleich (a)
eigne] ; eigene (c)
] ; sich (a)
fleissiges] ; fleißiges (c)
Schrift,] ; Schrift (a, c)
abziehn] ; abziehen (c)
] ; sie (c)
von selbst] ; (a)
mit vorausgesetzt] ; mitvorausgesetzt (a)
55] ; 342 (a)
vorausgesetzte] ; vorausgesetzten (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
wenigsten] ; Wenigsten (c)
wollen. Man] ; wollen; man (a)
eine] ; (a)
treflichste] ; trefflichste (c)
] ; ist (a)
doch allein nicht zureichend,zureichend ist, weil beybei dem Eigenthümlichen des Ausdrucks und der Denkart, die in diesen ganz morgenländischen Schriften der Bibel herrscht,] ; (a)
zureichend,] ; zureichend (c)
bey] ; bei (c)
zugleich andreandere ] ; immer wieder neue (a)
andre] ; andere (c)
werden] ; (a)
müssen] ; (c)
] ; müssen (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
vieles] ; Vieles (c)
bey] ; bei (c)
unzuverläßig] ; unzuverlässig (c)
beydes] ; Beides (c)
sichre] ; sichere (c)
wollte] ; will (a)
bey] ; bei (c)
HermenevtikHermenevtik] ; Hermeneutik (c)
große] ; grosse (a)
kan] ; kann (c)
daß] ; wenn (a)
für] ; vor (c)
bey] ; bei (c)
3)] ; (c)
Andre] ; 3) Andere (c)
unsre Regeln oder deren] ; die (c)
ableugnen:] ; der von uns befolgten Regeln abläugnen, (c)
andrer] ; anderer (c)
bestrittnen Regeln und] ; bestrittenen (c)
ableugnen kan] ; abläugnen kann (c)
derjenigen] ; der (a)
insbesondre] ; insbesondere (c)
ist.] ; ist, (c)
wiefern] ; wie fern (a)
sey] ; (c)
sey] ; sei (c)
daran] ; darin (c)
kan] ; kann (c)
5) ist] ; ist 5) (c)
eigne] ; eigene (c)
RegelnRegeln] ; Grundsätze (c)
54 ] ; 341 (a); ; 54. (c)
beysammen] ; beisammen (c)
wer] ; der (c)
für Ab-] ; vor Abwegen (c)
Nebenwege] ; Verirrungen (c)
wobey] ; wobei (c)
56] ; 343 (a)
sey] ; sei (c)
bey] ; bei (c)
lehret] ; lehrt (c)
Erwegung] ; Erwägung (c)
bey] ; allen (c)
] ; (c)
Eignes] ; Eigenes (c)
] ; hermeneutischen (c)
bey] ; bei (c)
] ; (§. 174 (Anm.)Anmerkung) (a)
HermenevtikHermenevtik] ; Hermeneutik (c)
Grundsprachen;] ; Grundsprachen, (a)
Eignes] ; Eigenes (c)
Zweyte] ; Zweite (c)
schw rerschwerer ] ; schwerer (a, c)
größre] ; größere (c)
eignen] ; eigenen (c)
göttlicher] ; eine besondere Behandlung heiliger aus Eingebung geflossener (c)
legen] ; legen. (a, c)
42–44.).] ; 329331.) (a); ; 4244.) (c)
Anm.Anmerkung ] ; (Anmerk.)Anmerkung (a); ; Anm. (c)
allgemeinen Hermenevtik] ; allgemeinen Hermeneutik (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
bey] ; bei (c)
sey] ; sei (c)
heil.] ; heiligen (a, c)
enthält;] ; enthält. (a)
daß] ; Daß (a)
schon deswegen] ; (a)
Hermenevtik] ; Hermeneutik (c)
laße] ; lasse (a, c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
andre] ; andere (c)
sey] ; sei (c)
besondre Hermenevtik] ; besondere Hermeneutik (c)
beyde] ; beide (c)
(Für das neue Testament insbesondre] ; Für das alte Testament (c)
nur Ein vortrefliches BuchBuch, ] ; in der 927neuen Bearbeitung von Glassii Philol. sacra von Bauer, eine Hermeneutica V. T., desgleichen von 928 Meyers eine Hermeneutik des A. T., für das (N. T.)Neues Testament noch [64] immer ein vortreffliches Buch an (c)
Buch] ; Buch, (a)
für das alte aber noch gar keines.)] ; verglichen mit 929 Mori acroasibus super hermeneut. N. T. nach Eichstädt's Ausgabe, und 930 Keil's Lehrbuch der reinen Hermeneutik des N. T. (c)
hermenevtischen] ; hermeneutischen (c)
und] ; oder doch (c)
schätzbaren] ; schätzbare (a)
Beyträge] ; Beiträge (c)
der] ; meiner (c)
] ; besten (c)
§. 94–108.] ; [(]§. 94–108.) (a)
Anm.Anmerkung ] ; (Anmerk.)Anmerkung (a); ; Anm. (c)
angegebnen] ; angegebenen (a)
andre] ; andere (c)
kan] ; kann (c)
lernen] ; lernen, (c)
hermenevtischhermenevtischen] ; hermeneutischen (c)
ob] ; verehren wir (c)
göttliche, d. i.das ist ] ; als (c)
] ; oder Eingebung (a)
geschriebne Bücher sind:] ; geschriebene Bücher, (c)
nichts;] ; nichts, (c)
hat] ; (c)
] ; hat (c)
laßen] ; lassen (a, c)
Wahrheit] ; Glaubwürdigkeit (c)
Untrüglichkeit] ; Wahrheit (c)
betrift] ; betrifft (c)
sichre] ; sichere (c)
des] ; dieses (c)
unleugbaren] ; unläugbaren (c)
kan] ; kann (c)
frömmre] ; frömmere (c)
heil.] ; heiligen (a)
kan] ; kann (c)
gewissenhaftern] ; gewissenhafterm (c)
bey] ; bei (c)
hieße] ; hiesse (a)
heil.] ; heiligen (a, c)
u. dgl.und dergleichen ] ; (u. d. gl.)und dergleichen (a)
57] ; 344 (a)
Schrift] ; Schrift, (c)
kommen] ; kommen. (c)
36 36. und 53). 53.) ] ; 323). (a)
36 ] ; 36. (c)
53).] ; 53.) (c)
vergessen;] ; vergessen, (a)
anschaulich;] ; anschaulich, (a)
beygebracht] ; beigebracht (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
Bey] ; Bei (c)
fleissiges] ; fleißiges (a, c)
stoßen] ; stossen (a)
bey] ; bei (c)
hermenevtischen] ; hermeneutischen (c)
eigner] ; eigener (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
Andrer zurückgelaßenzurückgelassen ] ; Anderer zurückgelassen (c)
zurückgelaßen] ; zurückgelassen (a)
verfehlet] ; verfehlt (c)
58] ; 345 (a)
gehören: –] ; gehören: 1) (c)
heil.] ; heilige (a, c)
hat –] ; hat; 2) (c)
haben –] ; haben; (c)
] ; 3) (c)
kan] ; kann (c)
55 ] ; 342 (a); ; 55. (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
HermenevtikHermenevtik] ; Hermeneutik (c)
verbinden] ; verbinden. (c)
57).] ; 344). (a); ; 57.) (c)
59] ; 346 (a)
Denn,] ; Denn (c)
so,] ; so (a)
HermenevtikHermenevtik] ; Hermeneutik (c)
andre] ; andere (c)
schon] ; sogleich (c)
Bey] ; Bei (c)
kan] ; kann (c)
Andrer] ; Anderer (c)
bey] ; bei (c)
verstehen] ; verstehn (a)
könne] ; kan (a)
sey] ; ist (a); ; sei (c)
müsse] ; muß (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
freylich] ; freilich (c)
alles] ; Alles (c)
kan] ; kann (c)
hat;] ; hat, (a)
kan] ; kann (c)
Andre] ; Andere (c)
werden,] ; werden (a)
Dies] ; Dieß (c)
bey] ; bei (c)
die] ; indem sie (c)
sich] ; (a)
aus bloßem] ; durch blosses (a)
schöpfen lassen] ; zu entdecken sind (a)
wo] ; bei denen (c)
willkührliche] ; willkürliche (c)
60] ; 347 (a)
man es haben kan, VorlesungenVorlesungen] ; Gelegenheit finden, Vorlesungen (c)
Schriften] ; Schriften (c)
Denn, ausser demausserdem ] ; Denn außer dem, (c)
ausser dem] ; ausserdem (a)
und den] ; wenigstens denen (c)
und] ; (c)
] ; auch (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
einziehn] ; einziehen (c)
verwirrt; der] ; verwirrt. Der (c)
kan] ; kann (c)
besondre] ; besondere (c)
hat, kan] ; besitzt, kann (c)
antrift] ; antrifft (a, c)
61] ; 348 (a)
Schrift] ; Schrift, (c)
bey] ; bei (c)
weisen] ; zeigen (c)
62] ; 349 (a)
müßte] ; muß (c)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (a)
gemacht;] ; gemacht: (a)
müßten] ; müssen (c)
ErläuterungeuErläuterungen ] ; Erläuterungen (a, c)
beygebracht] ; beigebracht (c)
anscheinende] ; anscheinenden (c)
andre] ; andere (c)
erwähnt] ; erwehnt (a)
gehalten,] ; gehalten (c)
könnten] ; können (c)
Stellen] ; Stellen, (c)
großen] ; grossen (a)
größern] ; grössern (a)
meist] ; so wie (c)
ist. Man] ; ist; man (a)
bey] ; bei (c)
bekannt. Man] ; bekannt; man (a)
dem Geiste] ; (a)
kan] ; kann (c)
trefliche] ; treffliche (c)
dieser Art der Erklärung] ; diesem Stil (a)
beysammen] ; beisammen (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
hätte:] ; haben sollte, (c)
110 flgg.folgende ] ; 110. (fgg.)folgende (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
N. T. (3te(2te Auflage, Nürnberg 1788–90 in 5 Bänden1785 f.folgend in gr.groß 8.)] ; N. T., (c)
(3te] ; (2te (a)
1788–90 in 5 Bänden] ; 1785 (f.)folgend textgrid:2sgwj (a)
Grotii ] ; Grotii (c)
Testam.Testament ] ; Testam[.] (c)
den Koppe, Johann Benjamin Koppischen Anmerkungen, wenn sie dereinst von irgend einen eben so geschickten Ausleger möchten vollendet worden seynsind ] ; dem von Koppe angefangenen, von Heinrich und Pott fortgesetzten Commentario perpetuo (c)
von irgend einen eben so geschickten Ausleger möchten] ; (a)
worden seyn] ; sind (a)
bey] ; bei (c)
und Bauer, Georg Lorenz Ge. Ge . Laur. Baueri ] ; (a)
Bauer, Georg Lorenz Ge. ] ; Ge [.] (c)
(Norimb. 1783–91, bis jezt in 5 Bänden in gr.groß 8.),1783 f.folgend in 8.) ] ; (c)
1783–91, bis jezt in 5 Bänden in gr.groß 8.),] ; 1783 (f.)folgend in 8.) (a)
oder Rosenmüller, Ernst Friedrich Karl Ern. Frid. Car. Rosenmülleri Scholia in V. T., wovon erst 2 Tomi, Lips. 1788 und 90 herausgekommen sind, ] ; (a)
wovon erst 2 Tomi, Lips. 1788 und 90 herausgekommen sind,] ; (c)
lateinischen] ; (a)
Anmerkungen über alle Bücher des A. T.Altes Testament in 6 Bänden in gr.groß 8.Bänden, ] ; Anmerkungen, (a)
Bänden in gr.groß 8.] ; Bänden, (c)
der Michaelis, Johann David Michaelischen deutschen] ; die Michaelische deutsche (a)
Michaelis, Johann David Michaelischen ] ; (c)
] ; den (c)
] ; von Michaelis. (c)
einzelne ] ; einzle (a)
kan] ; kann (c)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
] ; (M. s.)Man siehe auch hier die 946Bibliothek für Prediger, 1ster und 4ter (Th.)Theil (c)
63] ; 350 (a)
Wenn bey] ; Ist aber dagegen bei (c)
gemeiniglich sogenannten exegetisch exegetischen ] ; biblisch-exegetischen (c)
61 ] ; 348 (a); ; 61. (c)
Absicht wäre] ; Hauptabsicht (c)
hermenevtischhermenevtischen] ; hermeneutischen (c)
zeigen;] ; zeigen: (c)
müßte] ; müßten (a); ; muß (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
aufhalten,] ; aufhalten (c)
mit] ; an (a)
bey] ; bei (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
Wollte] ; Will (c)
vernachläßigen] ; vernachlässigen (c)
geben;] ; geben: (a)
müßte] ; muß (c)
wie] ; was (a)
vorgetragnen] ; vorgetragenen (c)
flössen] ; folgten (a); ; fließen (c)
müßten] ; (a); ; müssen (c)
könnten] ; können (c)
wenn] ; sofern (c)
hätten] ; haben (c)
wären] ; werden (c)
müßte] ; muß (c)
man] ; (a)
Beyspielen] ; Beispielen (c)
zeigen] ; gezeigt werden (a)
anwendbar,] ; anwendbar (c)
hätte] ; habe (c)
] ; darthun, (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; (a); ; bei (c)
Dies] ; Dieß (c)
Bey] ; (Anm.)Anmerkung Bei (c)
exegetischen] ; exegetischen (c)
nach ] ; nach (a)
] ; {Gewiß aber würden solche Vorlesungen mehr als die bloße Theorie der Hermeneutik nützen, wenigstens den Namen einer praktischen Homiletik verdienen. Die 950Collegia biblica, welche die Spenersche Schule stiftete und empfahl, hatten diese Bestimmung; und mag auch dabei in manchen Stücken gefehlt seyn, so bleibt die Idee doch vortrefflich. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers [}] (c)
64] ; 351 (a)
ErläuterungsschriftenErläuterungsschriften kan] ; Erläuterungsschriften, kann (c)
Verstand Verstandes ] ; Verstandes (a)
bey] ; bei (c)
biblischen Sprachgebrauchs] ; biblischen Sprachgebrauchs (c)
historischer Kenntnisse] ; historischer Kenntnisse (c)
selbst denkt] ; selbst denkt (c)
bey] ; bei (c)
Ausdrücke,] ; Ausdrücke (c)
bescheidner] ; bescheidener (c)
vornemlich] ; vornehmlich (a, c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
sichrer kan] ; sicherer kann (c)
angegebnen] ; angegebenen (c)
dies] ; dieß (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
lernen;] ; lernen, (c)
65] ; 352 (a)
Hören] ; Hören (c)
Lesen guter AuslegerAusleger] ; Lesen guter Ausleger (c)
Art] ; Art, (c)
eignen ] ; eigenen (c)
kan] ; kann (c)
vor] ; für (c)
kan] ; kann (c)
andern,] ; Andern (c)
Wetteiferung] ; zum Wetteifer (c)
andrer] ; die Ansichten Anderer, ihre (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
verstehen] ; verstehn (a)
Fehlern,] ; Fehlern (c)
andre] ; andere (c)
Vorfälle,] ; Vorfälle (c)
kan] ; kann (c)
66] ; 353 (a)
kan] ; kann (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
Schriftsteller] ; [Schriftsteller] (a)
eigne] ; eigene (c)
Lectüre] ; Lektüre (c)
dabey] ; dabei (c)
bey] ; bei (c)
die Stellen] ; (c)
] ; die Stellen (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
einzelner] ; einzler (a)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
gefundenen] ; gefundene (a)
laßen] ; lassen (a, c)
einzelne] ; einzle (a)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
Freylich] ; Freilich (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
alsdann] ; alsdenn (a)
fortzugehn] ; fortzugehen (c)
bey] ; bei (c)
näher] ; um (c)
einzelne] ; einzle (a)
] ; sicher (c)
verstehn] ; verstehen (c)
geschriebne] ; geschriebene (c)
erstre] ; erstere (c)
67] ; 354 (a)
man] ; man, (a)
Buchs,] ; Buchs (c)
einzelne] ; einzle (a)
Stellen:] ; Stellen, (c)
Denn] ; denn (a)
dies] ; dieß (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
kan] ; kann (c)
– oder] ; oder – (a)
andre] ; andere (c)
hat,] ; hat. (a)
eignen] ; eigenen (c)
Beyspiele] ; (Anm.)Anmerkung Beispiele (c)
sind] ; (a)
Fall: Phil. 2, 1212. ] ; Fall sind: (a)
12] ; 12. (c)
τὴν ἑαυτῶν σωτηρίαν κατεργάζεσθε, d. i.das ist nicht: schaffet eure Seligkeit mit Furcht und Zittern, sondern: „arbeitet an Andrer Wohl, doch mit Be scheidenheit (ohne euch über sie zu erheben);“ wo auch ἑαυτῶν statt ἀλλήλων steht;] ; Phil. 2, 12. (a)
v.Vers 3. 4. 13. 14. ] ; (V.)Vers 3. 4. und 14; desgleichen die Redensart Luc. 21, 19. die gewiß nichts anders heißt, als: rettet oder erhaltet euch durch Standhaftigkeit, (vergl.)vergleicheverglichen mit (V.)Vers 19. und dem vorhergehenden Zusammenhang, auch Matth. 10, 22. und, der Sprache nach, mit Matth. 10, 39. und 1 Thess. 4, 4. (a); ; (V.)Vers 3, 4, 13, 14.; (c)
zweyten] ; zweiten (c)
mit einander verglichenen] ; (a)
läßt,] ; läßt (a); ; läßt; (c)
(von BedruckungenBedrückungen)] ; (a)
Bedruckungen] ; Bedrückungen (c)
12,] ; 12. (a); ; 12., (c)
1,1 ] ; 1 (a, c)
17] ; 17. (c)
18.] ; 18.; (c)
οὐ ] ; οῦ (c)
für ] ; vor (c)
68] ; 355 (a)
verhüten] ; verhüten, (c)
kan] ; kann (c)
deutlicheres] ; Deutlichers (a); ; Deutlicheres (c)
sey] ; sei (c)
Kan] ; Kann (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
seyn,] ; seyn (a)
kan] ; kann (c)
] ; nicht (c)
nicht] ; (c)
gehört;] ; gehört, (a)
bey] ; bei (c)
dabey] ; dabei (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
andrer] ; anderer (c)
hieher] ; hierher (c)
annehme,] ; annehme; (c)
kan] ; kann (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a)
†) ] ; †) (a); ; 1) (c)
ist ††) ††) . Nicht] ; ist; 2) nicht (c)
††) ] ; ††) (a)
ähnliche dunkle] ; unschickliche (a)
können †††). †††) . ] ; können. 3) (c)
†††).] ; †††) [.] (a)
Anm.Anmerkung Anm. †) Anm. 1. So sehe ich zwar, daß ἐκένωσε Phil. 2, 7. durch ἐταπείνωσε V.Vers 8. erklärt wird, und daß Gal. 4, 13.3. die στοιχεῖα τοῦ Κόσμου κόσμου das Judenthum oder das Mose mosaische Gesetz seyn müssen, vergl.vergleicheverglichen V.Vers 9. mit Ebr. 9, 9 . Aber nun muß ich noch jenes aus der Sprache rechtfertigen, indem die Ebräer leer leer (κενὸν) statt arm setzen, Luc. 1, 53. Richt. 11, 3;3. und dieses στοιχεῖα eben so, daßindem ich klar mache, στοιχ. bedeute Bilder, und Κόσμος sey κόσμος sei Gegensatz gegen das Christenthum, vergl.vergleicheverglichen K.Kol. 2, 20 . So sollte man auch 1 Kor. 1, 18. σωζομένους von Christen und ἀπολλυμένους von Ungläubigen verstehen, weil jene V.Vers 21. πιστεύοντες heissenheißen; aber man müßte auch σωζ. als das consequens pro antecedente aus Jes. 10, 21. 22. erläutern, wo σώζεσθαι σωζεσθαι , ἀναστρέφειν und πεποιθέναι ἐπὶ τὸν Θεὸν für einerleyeinerlei gebraucht werden;wird, und ἀπολλ. daraus, daß es 2 Kor. 4, 3. mit ἀπίστοις V.Vers 4. vertauscht wird, und 1 Kor. 8, 11. jeden bedeutet, der ohne Gewissen handelt. ††) Anm. Anmerkung 2. So δυνάμεις τοῦ μέλλοντος αἰώνος Ebr. 6, 6.5. man verstehe eses, wie man wolle. Sollte es nicht die christlichen Lehren bedeuten, und mit dem καλ. τοῦ Θεοῦ ῥήματι ῥῆματι , vielleicht auch mit der δωρεᾷ δωρεᾶ ἐπουρανίῳ und dem πνεύματι ἁγίῳ einerleyeinerlei seyn? in soferninsofern αἰὼν ὁ μέλλων, nach jüdischenjüdischem Sprachgebrauch, das Christenthum ist,ist (vergl.vergleicheverglichen bei Kap.Kapitel 2, 5. und da die Ausleger) und δύναμις wie Röm. 1, 16. eine kräftige Lehre heissen kanheißen kann. †††) Anm. Anmerkung 3. So werde ich, wenn ich Kol. 3, 5. τὰ μέλη, nach Paulus Pauli eigner Erklärung, von sinnlichen Neigungen verstehe, und es aus dem jüdischen Sprachgebrauch Matth. 5, 29. 30. aufkläre, alsdannalsdenn auch das σῶμα τ. ἁμαρτίας ἀμαρτίας ἁμαρτίας Röm. 6, 6. und das θνητὸν σῶμα V.Vers 12. daselbst oder Kap.Kapitel 8, 11. nicht von dem Leibe, sondern von sinnlichen NeiguugenNeigungen Neigungen verstehnverstehen, die uns ins Verderben (θάνατον) stürzen. {Ich lasse die Beispiele des Verfassers unverändert, wiewohl mich die Erklärung nicht überall überzeugt hat.} ] ; 151 (a)
Anm.Anmerkung Anm. †)] ; Anm. 1. (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
13.] ; 3. (a)
Κόσμου ] ; κόσμου (c)
leer] ; leer (a)
3;] ; 3. (a)
daß] ; indem (c)
Κόσμος sey] ; κόσμος sei (c)
K.] ; Kol. (a)
heissen] ; heißen (c)
σώζεσθαι ] ; σωζεσθαι (a)
einerley] ; einerlei (c)
werden;] ; wird, (a)
††)] ; (Anm.)Anmerkung 2. (c)
6.] ; 5. (a)
es] ; es, (c)
ῥήματι ] ; ῥῆματι (a)
δωρεᾷ ] ; δωρεᾶ (a, c)
einerley] ; einerlei (c)
in sofern] ; insofern (c)
jüdischen] ; jüdischem (c)
ist,] ; ist (c)
] ; bei (c)
und da] ; (c)
heissen kan] ; heißen kann (c)
†††) Anm. Anmerkung 3. So werde ich, wenn ich Kol. 3, 5. τὰ μέλη, nach Paulus Pauli eigner Erklärung, von sinnlichen Neigungen verstehe, und es aus dem jüdischen Sprachgebrauch Matth. 5, 29. 30. aufkläre, alsdannalsdenn auch das σῶμα τ. ἁμαρτίας ἀμαρτίας ἁμαρτίας Röm. 6, 6. und das θνητὸν σῶμα V.Vers 12. daselbst oder Kap.Kapitel 8, 11. nicht von dem Leibe, sondern von sinnlichen NeiguugenNeigungen Neigungen verstehnverstehen, die uns ins Verderben (θάνατον) stürzen. {Ich lasse die Beispiele des Verfassers unverändert, wiewohl mich die Erklärung nicht überall überzeugt hat.} ] ; 150 (c)
†††)] ; (Anm.)Anmerkung 3. (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
ἁμαρτίας ] ; [ἁμαρτίας] (c)
NeiguugenNeigungen ] ; Neigungen (a, c)
verstehn] ; verstehen (c)
] ; {Ich lasse die Beispiele des Verfassers unverändert, wiewohl mich die Erklärung nicht überall überzeugt hat.} (c)
69] ; 356 (a)
Hiedurch kan] ; Hierdurch kann (c)
allgemeinen sehr scheinbaren] ; nicht sorgfältig genug zu vermeidenden (c)
für die man nicht genug warnen kan, und wogegen sich] ; vor welchen besonders (c)
gleich Anfangsanfangs ] ; sich (c)
Anfangs] ; anfangs (a)
könne †).] ; könne. *) (c)
dabey] ; dabei (c)
bloße] ; blosse (a)
vor] ; für (c)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
zweydeutig] ; zweideutig (c)
manches] ; Manches (c)
bloßen] ; blossen (a)
ausdrucken] ; ausdrücken (a)
freylich] ; freilich (c)
freye] ; freie (c)
kan] ; kann (c)
werden,)] ; werden), (c)
ist] ; (a)
und sich] ; ja (c)
Sprache] ; Sprachweise (c)
] ; sich (c)
weiter] ; mehr (c)
gehende] ; gehendes (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Nach dieser höchstens nur halb wahren Meinung sind die Philosophischenphilosophischen ] ; Philosophische (a)
Philosophischen] ; philosophischen (c)
Testament - -] ; Testament, (c)
S.] ; S., (c)
f.folgend ] ; f., (c)
eingerichtet] ; bisher 3 Bände in groß Octav (a)
] ; {Natürlich ist von einer gelehrten Erklärung der heiligen Schrift, nicht von einer populären die Rede. Denn sehr vieles kann allerdings der bloße gesunde Menschenverstand fassen; ja er hat gewiß den Sinn der biblischen Schriftsteller oft besser gefaßt, als Manche, die ihn vor lauter Gelehrsamkeit nicht finden konnten, und lieber das Unnatürlichste wählten, um ihre Sprachkenntniß geltend zu machen.} (c)
70] ; 357 (a)
zweytens ] ; zweitens (c)
bey] ; bei (c)
sey †).] ; sei. *) (c)
a)] ; (a)
sey,] ; sei (c)
machen,) man] ; machen). Man (c)
dadurch] ; also (a)
sey;] ; sei: (c)
also] ; (a)
doch] ; dennoch (c)
kan] ; kann (c)
b)] ; (a)
leugnen] ; läugnen (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a)
gefundnen] ; gefundenen (c)
sey] ; sei (c)
c)] ; (a)
kan] ; kann (c)
unsrer] ; unserer (c)
andre] ; andere (c)
seyn] ; [seyn] (a)
erwerbenden] ; erwerbender (c)
gekünstelt ] ; gekünstelt, (a, c)
Eignen] ; Eigenen (c)
je] ; desto (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung *) (M. s.)Man siehe in den (c)
1772 in1773, Octav, dritte Abhandlung] ; 1772. die dritte (c)
1772 in] ; 1773, (a)
71] ; 358 (a)
ausser] ; außer (c)
36 ] ; 323 (a); ; 36. (c)
kan] ; kann (c)
freylich] ; freilich (c)
vernachläßige] ; vernachlässige. (c)
67–70).] ; 35457). (a); ; 6770.) (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
Theil 1.] ; (a)
77–80 ] ; 77.80. (c)
HermenevtikHermenevtik] ; Hermeneutik (c)
das Mehrere] ; ein Mehreres darüber (c)
72] ; 359 (a)
und] ; (a)
meist jüdischer oder aus dem Judenthum kommenden Leser, auch] ; (a)
] ; selbst (a)
hebräisch-griechisch] ; ebräisch-griechisch (a)
worden] ; geworden (c)
alexandrinische] ; Alexandrinische (c)
Eigne] ; Eigene (c)
Testament] ; Testamente (c)
Theil 1.] ; (a)
162–,64. 162–64. ] ; 16264. (a); ; 162.64. (c)
73] ; 360 (a)
um,] ; um (c)
einer Seite,] ; der einen Seite (c)
für] ; vor (c)
und,] ; und doch (c)
unbefangnen] ; unbefangenen (c)
bey] ; bei (c)
mehr –] ; mehr, (c)
zur AufklärungAufklärung der] ; die (a)
zur nothwendigen] ; die nothwendige (a)
erfordert wird] ; heischt (a)
DialetikDialektik ] ; Dialektik (a); ; [Dialektik], (c)
da] ; darin (c)
alles] ; Alles (c)
Erzählungen] ; Erzählung (a)
übriggebliebnen] ; übriggebliebenen (c)
AntiquenAntiquen] ; Antiken (c)
Antiquen] ; Antiken (c)
Denkmale] ; Denkmahle (a)
unverdorbnen] ; unverdorbenen (c)
sey] ; sei (c)
74] ; 361 (a)
Gefundne] ; Gefundene (c)
eignen] ; eigenen (c)
(§. 58 58. )] ; (a)
58 ] ; 58. (c)
geben] ; geben, (c)
HermenevtikHermenevtik müssen überlaßenüberlassen ] ; Hermeneutik überlassen (c)
überlaßen] ; überlassen (a)
] ; müssen (c)
laßen] ; lassen (a, c)
hiebey] ; hierbei (c)
besondre] ; besondere (c)
Grundsätzen,] ; Grundsätzen (a)
diese Sache] ; diesen Gegenstand (c)
75] ; 362 (a)
] ; also (c)
dieser rechten] ; rechter (c)
] ; der (heil.)heilig Schrift (c)
65 65. erwähnte] ; 352 erwehnte (a)
65 ] ; 65. (c)
hiebey] ; hierbei bloß (c)
bloßenblossen guten Willen, Willkühr] ; frommen Sinn, seine Willkür (c)
bloßen] ; blossen (a)
laßen] ; lassen (a, c)
würklich] ; wirklich (c)
besondre ] ; besonderen (c)
wünschte;] ; wünschte; – (c)
haben;] ; haben; – (c)
bey] ; bei (c)
Begierde,] ; Begierde (c)
laßen] ; lassen (a, c)
bey angewendeten] ; bei stets angewendetem (c)
aufstoßen laßen] ; auftossen lassen (a); ; wahrnehmen lassen (c)
jedesmal] ; dermalen (a)
braucht] ; gebraucht (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
] ; gerade (c)
braucht] ; nöthig hat (c)
76] ; 363 (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
] ; müßte (c)
großen] ; grossen (a)
Bedürfniß,] ; Bedürfniß (c)
werden;] ; werden, (a)
stufenweise] ; stuffenweise (a)
Gottes;Gottes, und hienach müßte er] ; Gottes, um danach (c)
Gottes;] ; Gottes, (a)
DiscretionDiscretion] ; Vorsicht und Weisheit zu (c)
Andre] ; Andere (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
und deren Stellen] ; (c)
] ; jeden (c)
besondre] ; besondere (c)
besondre] ; besondere (c)
ganze] ; (c)
Theorie] ; ganze Theorieen (c)
Einzelne] ; Einzle (a)
sammlen] ; sammeln (c)
erweitert,] ; erweitert (c)
kan] ; kann (c)
77] ; 364 (a)
Lehrbegriff Lehrbegriffs ] ; Lehrbegrifs (a)
Schrift] ; Schrift, (c)
unsrer] ; unserer (c)
unsrer] ; unserer (c)
unsrer] ; unserer (c)
Beruhigung,] ; Beruhigung (c)
beytragen kan. – Bey] ; beitragen kann. – Bei (c)
gegen] ; für (c)
Andrer] ; Anderer (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
aufs möglichste und unparteyischteunpartheyischte ] ; möglichst unparteiisch (c)
unparteyischte] ; unpartheyischte (a)
] ;
[86] Zusatz des Herausgebers.

Vielleicht erwarteten manche Leser, in diesem Abschnitt über die rechte Art und Weise der Schriftauslegung, um so mehr Einiges über die durch Kant vorgeschlagene, und von Vielen allzuschnell ergriffene, ja selbst häufig mißverstandene moralische Interpretation, da der selige 978 Nösselt sich selbt in einem eignen Programm bestimmt gegen sie erklärt hatte. Da er sie gleichwohl hier unberührt gelassen hat, so dürften folgende kurze Bemerkungen darüber nicht überflüssig seyn.

Kant – überall bemüht, sein System mit dem von ihm hochgeachteten christlichen System nicht nur der Moral, sondern auch der Dogmatik, in Harmonie zu bringen – versuchte in seiner „Religion innerhalb der Gränzen der bloßen Vernunft“ unter andern auch, manche Aussprüche der heiligen Schrift auf eine solche Art zu deuten, daß dadurch eine wenigstens scheinbare Harmonie mit seinen philosophischen Begriffen und Lehren entstünde. Da es auch scheinen könnte, als ob Manches in der Bibel den Aussprüchen der Vernunft, und selbst einer strengern Moral widerspräche, so stellte er den Satz auf, über dem grammatischen Interpreten stehe der moralische Schriftausleger bei jedem Buch, das für eine göttliche Offenbarung gelten solle. Es lasse sich a priori annehmen, daß eine Offenbarung nichts enthalten könne, was der Vernunft oder der Moral zuwider sei. Dieß sei ein unumstößliches Postulat. Wenn also auch der Philologe in einer Schriftstelle einen Sinn, den dieser Vorwurf treffe, finden sollte, so könne dieß in einer heiligen Schrift nicht der wahre Sinn seyn, und unter zwei möglichen Erklärungen müsse stets die, welche am [87] meisten moralisch sei, vorgezogen werden. (

Röm. 12, 20.

würden also die Worte: „so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln“ schon darum richtiger von der Beschämung des großmüthig Behandelten, oder von der Wärme der Liebe, als „von dem Herabziehen der göttlichen Strafen“ erklärt werden, weil jenes ein reineres Motiv und eine edlere Handlungsweise bezeichne.)

Man that Kanten Unrecht, wenn man ihn hiernach als einen Verächter der gelehrten Schriftauslegung betrachtete. Er drückte sich nur, nach seiner Weise, etwas paradox aus. Auch wollte er ja nur da so verfahren wissen, wo man die Bibel zu praktisch-religiösen Zwecken benutzte. Darin that er nichts anders, als was so viele Kirchenväter, und besonders alle allegorischen Schriftausleger gethan hatten. Wo ihnen der buchstäbliche Sinn nicht fruchtbar, wohl gar anstößig erschien, da legten sie einen andern Sinn den Worten unter, vergeistigten gleichsam das zu Sinnliche, und ahmten hierin die ältern Weltweisen nach, die auch die alten Dichter auf diesem Wege praktisch zu benutzen, und verständlich zu machen suchten. ( (M. s.)Man siehe viele Beispiele bei 979 Plutarch de audiendis poetis.)

Gleichwohl hat man eine solche moralische Schriftinterpretation eigentlich nicht nöthig. Sie führt doch nur zur Verwirrung, und kann nie ein festes Princip haben. Sie trägt in die Schriftstellen eigne Gedanken hinein. Sie ist höchstens erbauliche Anwendung, nicht Interpretation. Diese beruht allein auf Sprache, Logik und dem Historischen, sofern es den Sinn eines Autors erläutern kann.

980Was man neuerlich auch von einer hievon noch verschiedenen religiösen Auslegung geäußert hat, scheint nichts [88] anders, als den unbestrittenen Satz auszudrücken, daß, je mehr der Ausleger Geistesverwandter seines Schriftstellers sei, desto besser werde er ihn auch verstehen und fassen. – Wie eine dichterische Natur einen Dichter, so verstehe ein religiöses Gemüth einen religiösen Autor am besten. Soll etwas anders damit gesagt werden, so öffnet es aller Schwärmerei die Thür, und jeder Fanatiker kann sich dann – wie sie pflegen – anmaßen, am tiefsten in die Geheimnisse einer heiligen Schrift einzudringen, deren Sinn den Gelehrten verborgen sei. Vor einem solchen Princip wird uns der bessere Geist der Zeit bewahren, wie sehr auch das Zeitalter sich hier und da zur Geringschätzung der Vernunft hinneigen mag.

(c)
Zweyter] ; Zweiter (c)
78] ; 365 (a)
verschiedenen Gang] ; Gange (c)
den] ; welchen (c)
bey] ; bei (c)
Aufmerksamkeit,] ; (c)
mag die Religion] ; betrachte sie nun (c)
Betragen ansehn, das] ; Verehrung Gottes durch Gesinnungen oder äußere Handlungen, die (c)
ist] ; sind (c)
allgemeine GeschichteGeschichte der Religion müßte –] ; allgemeine Geschichte der Religion müßte, (c)
] ; jener (a)
auf die Erkenntniß Erkenntniß Gottes,] ; (a)
nach,] ; nach und (c)
Zweifel?] ; Zweifel geherrscht, (c)
Veranlassung,] ; Veranlassung (c)
entsprungen] ; entsprungen, (c)
wodurch] ; (a)
befördert,] ; sie befördert (c)
vermindert?] ; vermindert sind; (c)
] ; und (a)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
] ; allmählig (c)
worden sind?] ; worden; (c)
und Verehrung] ; oder die Verehrung (c)
den Ausbruch] ; die Wirkungen (c)
von Gott und die daraus entstandnen Empfindungen:] ; auf Empfindungen und Handlungen, (c)
Begriffe und] ; (c)
geäussert?] ; geäußert, (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
worden? welche Begriffe und Empfindungen,] ; worden; (c)
diesen Gottesdienst,] ; den äußern Gottesdienst (Cultus) gewirkt, und (c)
auch] ; (c)
gottesdienstliche] ; gottesdienstlichen (c)
Verändrung] ; Veränderung (c)
derselben,] ; derselben (c)
haben.] ; haben? (a)
79] ; 366 (a)
2 2. und 3); 3.): ] ; 289. 290), (a)
2 ] ; 2. (c)
3);] ; 3.): (c)
] ; (§. 219 und 220) (a)
aller Zeiten] ; aller Zeiten (c)
Völker] ; Völker (c)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
verspricht;] ; verspricht, (a, c)
barbarischen,] ; barbarischen (c)
hindurch,] ; hindurch (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
unzuverläßig] ; unzuverlässig (c)
kan] ; kann (c)
theol. ] ; theologischen (c)
293] ; 293. (c)
94] ; 294. (c)
Bücher] ; Schriften (c)
vortrefliche, Beyträge] ; vortreffliche, Beiträge (c)
Religionsgeschichte besondrer Völker, und der mit so mühsamen Fleiß und philosophischen Blick entworfne] ; Religionsgeschichte. Selbst der (c)
Meiners (Lemgo] ; Meiners, Lemgo (c)
8.)] ; 8. (c)
betrift] ; betrifft (c)
ferne] ; fern (c)
] ; { Lindemann's Geschichte der Meinungen alter und neuer Völker von Gott, in 7 Theilen, 1784–1795.,textgrid:2sjtq ist zwar eine ziemlich reiche, aber zu wenig geordnete und gesichtete Sammlung von Materialien. Eine kurze Uebersicht der Religionen der wichtigsten Völker findet man in 984 meinem Lehrbuch der Religion für [91] Schulen, 1ste (Abth.)Abtheilung, verglichen mit den erläuternden Anmerkungen. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
nur] ; nur, (c)
Am] ; In der (c)
] ; Bedeutung (c)
denenjenigen] ; denen (c)
gebraucht] ; genommen (a)
einem] ; Einem (c)
der] ; (c)
80] ; 367 (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Menschen] ; Menschen, (c)
sehr] ; von vielen Seiten (c)
Geschichte der MenschheitMenschheit] ; Geschichte der Menschheit (c)
zeiget] ; zeigt (c)
CulturCultur] ; Kultur (c)
predigte] ; gepredigt hat (a)
vorhandnen] ; vorhandenen (c)
vieles] ; Vieles (c)
diesen] ; ihnen (c)
bildete; in so fern kan] ; bildete. Insofern kann (c)
andrer] ; anderer (c)
– Ausser] ; Außer (c)
zuverläßige] ; zuverlässige (c)
so fern] ; sofern (c)
eingelaßen] ; eingelassen (a, c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
s.siehe ] ; (a)
79. ] ; 366. (a)
1.] ; 2. (a)
theol. Bücherkenntn. Bücherk. ] ; theologischen Bücherkenntniß, (c)
Bücherkenntn. ] ; Bücherk. (a)
flgg.folgende ] ; (folg.)folgend (c)
81] ; 368 (a)
müßte] ; hat (c)
einzelne] ; einzle (a)
sammlen] ; zu sammeln (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
] ; zu (c)
worden.] ; worden[.] (a)
Bey] ; Bei (c)
ersten] ; erstern (a)
könnte] ; kann (c)
anderwärts schon erwähnte] ; oben §. 238 erwehnte (a)
Gattererische ] ; Gatterersche (c)
ohngefähr] ; ohngefehr (a)
bey] ; bei (c)
Man müßte hernach] ; Nächstdem muß man (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
und über] ; oder (a)
bey] ; bei (c)
Ursachen,] ; Ursachen (c)
Bey] ; Bei (c)
würden] ; werden (c)
einzelne] ; einzle (a)
gebraucht] ; [verglichen] (c)
] ; Anm. (c)
1775, in 8. kan] ; 1775., 8., kann (c)
bey] ; bei (c)
82] ; 369 (a)
Kirche Kirche ] ; Kirche (c)
bey] ; bei (c)
Inbegrif dererjenigen] ; Inbegriff derer (c)
so fern] ; sofern (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
oder,] ; oder (c)
Gesellschaft,] ; Gesellschaft (c)
83] ; 370 (a)
Denn, – ] ; Denn (c)
] ; (a)
GottesdienstGottesdienst,] ; Gottesdienst (c)
] ; (a, c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (a)
bey] ; bei (c)
grossen] ; großen (c)
] ; der (a)
religiösen] ; religiöser (c)
äussern] ; äußern (c)
Theil 1.] ; (a)
] ; (a, c)
einzelne] ; einzle (a)
Personen,] ; Personen (c)
besondre] ; besondere (c)
großen] ; grossen (a)
LehrvorstellungenLehrvorstellungen] ; den Ton, in Lehren (a)
gegeben] ; angegeben (a)
Gesellschaften,] ; Gesellschaften (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Dreyeinigkeit] ; Dreieinigkeit (c)
Freyheit] ; Freiheit (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
verschiednen LiturgienLiturgien] ; verschiedenen Liturgieen (c)
bey] ; bei (c)
Kirchenbuße] ; Kirchenbusse (a)
Gebräuche,] ; Gebräuche (c)
einzelne] ; einzele (a)
Brodt bey] ; Brod bei (c)
Augustin von Hippo Augustins, Hus, Jan Hussens ] ; Augustinus, Huß (c)
u. a.und andere ] ; (u. A.)und Andere (c)
Vulgate] ; Vulgata (c)
Weissagungen] ; Weißagungen (c)
Abts Joachim von Fiore Joachim ] ; Abt Joachims (a)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
kan] ; kann (c)
84] ; 371 (a)
im ersten Theil dieses Buchs] ; oben (§. 22124) (a)
großen] ; grossen (a)
insbesondre] ; insbesondere (c)
] ; (§. 231.) (a)
großen] ; grossen (a)
einzelnen] ; einzlen (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
vernachläßigen] ; vernachlässigen (c)
könnte. Noch] ; könnte; noch (c)
der,] ; der (c)
Obrigkeit] ; Obrigkeit, (a)
kan] ; kann (c)
beydes] ; Beides (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
Aber, nach] ; Nach (c)
Buchs,] ; Buchs (c)
kommt] ; kömmt (a)
] ; indeß (c)
Kirchengeschichte] ; Kirchengeschichte, (c)
Religion] ; Religion, (c)
85] ; 372 (a)
große] ; grosse (a)
KirchengeschichteKirchengeschichte] ; Kirchengeschichte (c)
allen] ; allen (c)
bey] ; bei (c)
dererjenigen] ; derjenigen (c)
neues] ; neuen (c)
genennt] ; genannt (c)
Schaz] ; Schatz (a, c)
Testaments,] ; Testaments (a, c)
so bald] ; sobald (c)
Bey] ; Bei (c)
kan. *) ] ; kann. 1) (c)
und] ; um (c)
bloßem Mißverstande] ; blossen Mißverstand (a)
kan, **) ] ; kann, 2) (c)
herrschenden] ; herrschender (c)
kennete. ***) ] ; kennte. 3) (c)
die] ; (a)
gewordnen] ; gewordenen (c)
weitre] ; weitere (c)
Jahrhundert,] ; Jahrhundert (c)
****) ] ; 4) (c)
*)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
bey] ; bei (c)
Joh.] ; [Joh.] (c)
11.] ; 11 (a); ; 11, (c)
34] ; 34. (c)
**)] ; 2) (c)
Psalm.] ; Psalm (a)
26.] ; 26, (a)
***)] ; 3) (c)
****)] ; 4) (c)
africanischen] ; afrikanischen (c)
ordinarium] ; ordinariam (a)
übergangen] ; übergegangen (a, c)
86] ; 373 (a)
brauchte] ; gebrauchte (c)
§. 19 19. ] ; § 306 (a)
19 ] ; 19. (c)
habe:] ; habe, (c)
] ; nur (c)
werther. Und] ; werther; und (a)
die Menschen] ; (a)
] ; die Menschen (a)
größer] ; grösser (a)
offenbaren] ; offenbarem (c)
äußerliche] ; äusserliche (a)
eigne] ; eigene (c)
so sehr] ; sosehr (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
] ; den (c)
verschiednen] ; [verschiedenen] (c)
so sehr viel] ; (c)
beyträgt] ; so viel beitragen kann (c)
87] ; 374 (a)
eigentlich sogenannten TheologieTheologie ] ; eigentlichen sogenannten Theologie (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Veranlaßung] ; Veranlassung (a, c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
dabey] ; dabei (c)
lehret] ; lehrt (c)
dererjenigen] ; derer (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
und Untersuchung] ; (c)
parteyische] ; partheyische (a); ; parteiische (c)
gehäßige] ; gehässige (c)
88] ; 375 (a)
hat;] ; hat, (a)
verschiedner] ; verschiedener (c)
Zweydeutigkeit] ; Zweideutigkeit (c)
unsre] ; unsere (c)
eher gar] ; (c)
] ; früher (c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
ausserordentliche] ; außerordentliche (c)
gegriffne] ; gegriffene (c)
großer] ; grosser (a)
habe,] ; habe (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
] ; eines solchen (c)
Zusammenhang] ; Zusammenhange (c)
Folgen,] ; Folgen (a)
Zufällen] ; Zufälligkeiten (c)
nicht] ; nichts (c)
89] ; 376 (a)
Wenn] ; So zeigt (c)
Unbefangnen so augenscheinlich zeigt, – ] ; Unbefangenen augenscheinlich, (c)
] ; (a)
so gar keine völlige Einigkeit jemals] ; zu keiner Zeit eine völlige innere Einigkeit (c)
äusserliche völlige Einstimmung] ; äußerliche Uebereinstimmung, (c)
worden; – ] ; worden. Sie zeigt, (c)
] ; (a)
andre, so] ; andere, höchst (c)
großen] ; grossen (a)
öfterer] ; öfter (c)
mehrere] ; größere (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
großer] ; grosser (a)
Männer] ; Kirchenlehrer (c)
Beystand] ; Beistand (c)
] ; (a)
] ; (a)
Päbste] ; Päpste (c)
vorige] ; vorigen (c)
haben; – ] ; haben. Sie lehrt, (c)
] ; (a)
vorgegebne] ; vorgegebene (c)
ParteyenParteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
sey; – ] ; sei; (c)
] ; (a)
KircheKirche] ; Kirche (c)
] ; sehr (c)
wider] ; wieder (a)
eigne] ; eigene (c)
– und] ; (c)
] ; (a)
] ; aber (c)
Partey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
entschließen] ; entschliessen (a)
können] ; konnte (c)
zu schweigen, und] ; schweigend durch solche Belehrungen (c)
sey] ; sei (c)
verhindern: – ] ; verhindern, (c)
] ; (a)
das] ; daß (a); ; daß vielmehr (c)
eigne] ; eigene (c)
sey] ; sei (c)
eigner] ; eigener (c)
frey] ; frei (c)
Gott] ; Gott, (c)
erhalten] ; festhalten (c)
bey] ; bei (c)
Ueberzeugung, die auch bey] ; solche Ueberzeugung ist aber, bei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
ist] ; (c)
] ; kann (c)
befördert] ; befördern (c)
90] ; 377 (a)
Und wodurch laßenlassen ] ; Wodurch lassen (c)
laßen] ; lassen (a)
] ; aber auch (c)
für] ; vor (a)
Ansehn] ; Ansehen (c)
KirchengeschichteKirchengeschichte] ; Kirchengeschichte (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
Gemeinen] ; Gemeinden (c)
auf das Ansehen der ältern christl.christlich Kirche] ; darauf (a)
giebts] ; giebt es (c)
die Kirchengeschichte] ; gerade diese Geschichte (c)
Casaubon, Isaak Casaubon's, Saumaise, Claude Saumaisen, Blondel, David Blondel's, Daillé, Jean Daillés, Richer, Edmond Richer's ] ; Casaubon's, Saumaisen, Blondel's, Daillés, Richer's (c)
andre] ; andere (c)
dieser Geschichte] ; derselben, (c)
wirkenden,] ; wirkenden (c)
BekehrunsgeistBekehrungsgeist ] ; Bekehrungsgeist (a, c)
GewissensfreyheitGewissensfreyheit] ; Gewissensfreiheit (c)
beyden] ; beiden (c)
91] ; 378 (a)
des Christenthums] ; dieser Religion (c)
es] ; sie (c)
Willkühr] ; Willkür (c)
verdrängen:] ; verdrängen, (c)
eigentliche ChristenthumChristenthum selbst] ; eigentliche Christenthum seinem wahren Wesen nach (c)
erhalten,] ; erhalten (c)
befunden] ; (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
wirksame] ; wirksamen (c)
siegende] ; siegenden (c)
das sogenannte] ; das, was sie (c)
] ; nannten, (c)
das Christenthum] ; dieses an sich (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
im Christenthum] ; seiner Lehre (c)
das Christenthum] ; dasselbe (c)
] ; inneren (c)
respectabel] ; achtungswürdig (c)
dergleichendiese historische UeberzeugungUeberzeugung gewährt] ; nichts ist so geschickt, sie zu befördern, als (c)
dergleichen] ; diese (a)
christlichen Kirchengeschichte, welches auch] ; Kirchengeschichte. Nicht weniger wird dasselbe (c)
eignen] ; eigenen (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
wesentlichen] ; (c)
] ; im Wesentlichen (c)
] ; eben (c)
wird] ; (c)
das Christenthum] ; diese Religion (c)
dessen] ; deren (c)
Gehässige] ; Gehäßige (a)
daß man] ; (a)
wahre Christenthum] ; echte (c)
bey] ; bei (c)
mancherley] ; mancherlei unläugbaren (c)
des Christenthums] ; desselben (c)
] ; doch (c)
bloßer] ; blosser (a)
der LeidenschaftLeidenschaft] ; von Leidenschaften (c)
verbunden] ; bloß in Verbindung (c)
dem Christenthum allein] ; der Religion (c)
zerstört] ; zerstören (c)
dieser] ; diesen (a)
unleugbar] ; unläugbar (c)
kan] ; kann (c)
92] ; 379 (a)
kan] ; kann (a, c)
sieht] ; erblickt (c)
wie sie wirklich] ; was aus ihnen (c)
können,] ; könne; (c)
Verhalten] ; [Verhalten] (a)
kan] ; kann (c)
] ; ganz (c)
] ; auch (c)
theils ] ; theils (a)
mehr Auftritte] ; so vieles (c)
wo] ; wobei (c)
] ; Charakter und (c)
theils ] ; theils (a)
] ; gerade (c)
Vorstellungen VorstellungtnVorstellungen ] ; Vorstellungen (a, c)
bey] ; bei (c)
Sie] ; Auf der einen Seite (c)
] ; sie (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
religöserreligiöser ] ; religiöser (a, c)
Schwärmerey] ; Schwärmerei (c)
Masque] ; Larve (c)
Sittenverderbniß auf einer, und] ; Sittenverderbniß, (c)
auf der andern Seite,andern, nicht weniger Beispiele ] ; (a)
andern Seite,] ; andern, nicht weniger Beispiele (c)
mancherley] ; mancherlei (c)
vor;] ; vor, (a); ; auf; (c)
Parteylichkeit] ; Partheylichkeit (a); ; Parteilichkeit (c)
hinzu gedichtet] ; hinzugedichtet (a)
einem solchen kan] ; kann (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
kan] ; kann (a, c)
ziehn] ; ziehen (c)
93] ; 380 (a)
bleibet] ; bleibt (c)
Geschichte] ; Geschichte (c)
SymbolenSymbolen] ; Symbolen (c)
symbolischen Bücher] ; symbolischen Bücher (c)
Geschichte der] ; Geschichte der (c)
Lehren und Vorstellungen] ; Lehren und Vorstellungen (c)
davon] ; darüber (a)
kan] ; kann (c)
94] ; 381 (a)
Diejenigen] ; Und diejenige (a); ; Weniger scheinen diejenigen (c)
die nun eigentlich] ; welche (c)
, und was dazu gehört,] ; (c)
scheinen zwar] ; (c)
Kirchengeschichte in dem Grade, wie die] ; Kirchengeschichte, als der (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
Wissenschaften, nicht] ; Theile der Theologie, (c)
wobey freylich] ; wobei freilich (c)
nützlich es seyn würde] ; würde es zwar nützlich seyn (c)
BeyspieleBeyspiele] ; Beispiele (c)
und so sehr auch] ; wie denn auch sehr (c)
möchte] ; (c)
Begrif] ; Begriff (c)
Kirchen-] ; Kirchen, (c)
beygebracht werden: so] ; beigebracht werden möchte. Es (c)
doch] ; jedoch (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
könnte;könnte, und es gehörte] ; könnte. Ueberdieß gehört (c)
könnte;] ; könnte, und (a)
Vorsichtigkeit] ; Vorsicht (c)
solche] ; viele (c)
könnten; und das] ; könnten. Das (c)
] ; auch (c)
bey] ; bei (c)
beygebracht] ; beigebracht (c)
] ; (a)
Allein der eigentlichste und wesentliche] ; Aber es giebt dennoch einen andern sehr wesentlichen (c)
den] ; welchen (c)
müßte, wäre] ; kann – (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
Character Characters ] ; Charakters (c)
geschehen kankann. – Dies] ; gefördert werden kann. – Dieß (c)
kan] ; kann (a)
zweyten] ; zweiten (§. 84.) (c)
den] ; welchen (c)
auf diese Wissenschaft] ; hierauf (c)
Fleiß giebtgiebt. (§. 84.). 371.) ] ; Fleiß, wenn er nur rechter Art ist, und nicht ein bloßes Gedächtnißwerk bleibt, unfehlbar gewähren wird. (c)
giebt] ; giebt. (a)
84.).] ; 371.) (a)
95] ; 382 (a)
kan] ; kann (a, c)
bey] ; bei (c)
vorzutragen. Dieser Vortrag] ; Andern mitzutheilen. Der Vortrag (c)
dazu] ; für manche Arten desselben und manche Gemeinden (c)
gelernter ] ; studierter (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
mittelmäßigen] ; gesunden (c)
Classe] ; Klasse (c)
einer kleinen] ; einiger (c)
Vortrage:] ; Vortrage, (a)
wäre] ; könnte (c)
Prediger fertig] ; Geistlicher immer schon recht viel Nutzen stiften (c)
BeyspielBeyspiels] ; Beispiels (c)
kan] ; kann (c)
eigne] ; eigene (c)
eigne] ; eigene (c)
einflößen] ; einflössen (a)
Art] ; Art, (c)
eigne] ; eigene ganze (c)
Bildung Bildung ] ; Bildung (a)
Vortrag ] ; Vortrag (a)
nach] ; mit (c)
gestimmt werden wird] ; in einem genauern Zusammenhange steht (c)
96] ; 383 (a)
eigne BildungBildung] ; vollendete Bildung des ganzen Menschen (c)
KirchengeschichteKirchengeschichte, mehr als durch irgend etwas Anderes,] ; Kirchengeschichte in (c)
sehr] ; hohem Grade (c)
kan] ; kann (c)
eigentlich] ; ja in einem lebendigen Bilde (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
machten; und, wenn] ; machten. Kann (c)
kan] ; (c)
größere] ; grössere (a)
ein] ; eine (c)
mannichfaltigeres moralisches Verhalten] ; größere Mannigfaltigkeit des moralischen Verhaltens (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
Ueberzeugung Ueberzeugung ] ; Ueberzeugung (a)
] ; (c)
mancherley] ; mancherlei (c)
einzelne] ; einzle (a)
] ; (a, c)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
die] ; seine (a)
Gottes] ; (a)
für] ; (a)
] ; (a, c)
ächten] ; echten (c)
allgemein] ; allgemeinen (a)
] ; (a, c)
geringre] ; geringere (c)
GewissensfreyheitGewissensfreyheit] ; Gewissensfreiheit (c)
sichrere] ; sichere (a)
97] ; 384 (a)
gute] ; guten (a)
böse] ; bösen (a)
Beyspiele,] ; Beispiele (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Einem] ; einem (a)
bey] ; bei (c)
großen] ; grossen (a)
Zuhörer,] ; Zu[110]hörer (c)
thun,] ; thun; (c)
darnach;] ; darnach, (c)
eignen] ; eignen, (c)
mannichfaltig] ; mannigfaltig (c)
kan] ; kann (c)
98] ; 385 (a)
beytrage] ; beitrage (c)
vernachläßigte] ; vernachlässigte (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
nahm,] ; nahm; (c)
allem] ; Allem (c)
neu] ; neu (c)
entsteht; dies] ; entsteht. Dies (c)
, auf der andern Seite,] ; (a)
unterlaßne] ; unterlassene (c)
Freyheit] ; Freiheit (c)
entstehn] ; entstehen (c)
kan] ; kann (c)
*) ] ; 1) (c)
Aendrung] ; Aenderung (c)
äusserlicher] ; äußerlicher (c)
**) ] ; 2) (c)
Freyheit] ; Freiheit (c)
***) ] ; 3) (c)
nachgiebigscheinender] ; nachigiebig-scheinender (a)
†) ] ; 4) (c)
††) ] ; 5) (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen, (c)
bescheidner] ; bescheidener (c)
unbefangnem] ; unbefangenem (c)
*)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
drey] ; drei (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
**)] ; 2) (c)
Τριςαγιον ] ; Τρισαγιον (c)
Brodts] ; Brods (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
***)] ; 3) (c)
päbstlichen] ; päpstlichen (c)
Päbsten] ; Päpsten (c)
Päbste] ; Päpste (c)
bischöfliche] ; bischöflichen (c)
Päbste] ; Päpste (c)
Hussiten] ; Hußiten (a)
machen,] ; machen (c)
†)] ; 4) (c)
††)] ; 5) (c)
bey] ; bei (c)
Fehlern] ; Fehlern, (a)
Irrthümern] ; [Irrthümern] (c)
Brüder,] ; Brüder (c)
balanzirenden] ; balancirenden (c)
Päbste] ; Päpste (c)
] ; 223 (c)
99] ; 386 (a)
vor sich klar] ; indeß kaum nöthig zu erinnern (c)
so] ; (c)
große] ; grosse (a)
] ; und mannigfaltige (c)
christlichen] ; (c)
alsdann] ; alsdenn (a); ; dann (c)
im ersten Theil erwähnten] ; §. 225 [414]228 erwehnten (a)
einer guten Geschichte] ; (a)
behält] ; hat (a)
Fleisse] ; Fleiße (c)
einfältige] ; (c)
] ; der Unwissenden (c)
bloßes] ; blosses (a)
(wie wohl jede andre Wissenschaft)] ; (c)
sey] ; sei (c)
oberflächige] ; oberflächliche (c)
öftrer] ; öfter (c)
meisten] ; Meisten (c)
alles] ; Alles (c)
vieles] ; Vieles (c)
dabey] ; dabei (c)
mit beygebracht] ; beigebracht (c)
laßen] ; lassen (a, c)
alles] ; Alles (c)
entwischen] ; entgehen (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
Muße] ; Musse (a)
zumal] ; zumahl (a)
viel] ; (c)
sehr unzuverläßig] ; unzuverlässig (c)
empfehlen] ; empfählen (a)
trefliche] ; treffliche (c)
zusammengestellt] ; zusammengestellet (a)
– und das trift selbst die besten Handbücher, –] ; (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
genug,] ; genug; (c)
kan] ; kann (c)
freylich] ; freilich (c)
noch überzeugender] ; sichrer und überzeugter (c)
sey] ; sei (c)
sey] ; sei (c)
dasjenige] ; das (c)
würde] ; wird (a)
bey] ; bei (c)
und] ; (c)
] ; endlich (c)
ablernte] ; ablernete (a)
studieret] ; studiert (c)
] ; {Uebrigens ist wohl nicht zu läugnen, daß bei der Kürze eines gewöhnlichen Triennii, selbst die besten Vorlesungen der Krichengeschichte doch nur Skizzen, Uebersichten und Andeutungen seyn können, und gerade dieß Studium einen fortgesetzten Fleiß erfordert. Die im Vorigen angegebenen Schwierigkeiten sind indeß nicht unüberwindlich. Wem nur recht daran liegt, der wird sich die Hülfsmittel schon zu verschaffen und es zu sparen wissen, weiß auch schon, wohin er sich wenden kann, um sie zu benutzen. Auch haben wir seit dem Tode des Verfassers gar manche Bereicherung in diesem Fach erhalten. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers [}] (c)
100] ; 387 (a)
bey] ; bei (c)
größer] ; grösser (a)
auch] ; auch, (c)
kan] ; kann (c)
alles] ; Alles (c)
ist;] ; ist, (a)
laßen] ; lassen (a, c)
dem] ; den (a)
101] ; 388 (a)
Wahrheit] ; Wahrheit (c)
Zuverläßigkeit] ; Zuverlässigkeit (c)
muß] ; (c)
verlaßen] ; verlassen (a); ; muß verlassen (c)
müßte] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
seyn] ; (c)
] ; beurtheile (c)
beurtheilen] ; (c)
Man müßte] ; Dann sollte man auch (c)
nothdürftig, und] ; (c)
daß man] ; um (c)
könnte; weil man sich ohne beyderley] ; zu können. [117] Ohne diese beiderlei (c)
gar nicht] ; wird man sich auf dem großen Felde schwerlich (c)
kan] ; (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
welche] ; die (a)
welche] ; (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
ohngefähr] ; ungefähr (c)
Ausgabe] ; (Ausgabe (c)
Milev.] ; Milev.), (c)
Spanheims ] ; Spanheim's (c)
Introductio ad Geographiam sacram] ; Geographia sacra et ecclesiastica (a)
, obgleich sehr dürftige,] ; (a)
kan] ; kann (c)
beygefügt] ; beigefügt (c)
zum Theil einerleyeinerlei, zum Theil] ; (a)
einerley] ; einerlei (c)
sind,] ; sind (a)
S. Amstel. 1703. fol.folio;] ; S., (a)
beyderley] ; beiderlei (c)
bis ins 6te Jahrhundert] ; (a)
schon] ; (a)
empfohlnen(§. 234 Anm.Anmerkung) angezeigten Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'anvillischen ] ; empfohlenen d'Anvillischen (c)
empfohlnen] ; (§. 234 (Anm.)Anmerkung) angezeigten (a)
übrige] ; übrigen (c)
bey] ; bei (c)
] ; {Seit dem dieß geschrieben ist, hat 1074 K. F. Stäudlin's kirchliche Geographie und Statistik, Erlangen 1804.,textgrid:2svxw 2 Bände, dem Bedürfniß sehr glücklich abgeholfen.} (c)
102] ; 389 (a)
hat] ; (a)
müßte] ; hat (c)
] ; zu (c)
herrschteherrscht †),] ; herrscht, 1) sodann (c)
herrschte] ; herrscht (a)
eindrücken ††),] ; einzudrücken, 2) (c)
sich] ; (c)
machen] ; anzulegen (c)
haben †††);] ; zu haben; 3) (c)
] ; zu (c)
] ; zu (c)
schon im ersten Theil angegebenen] ; oben gedachten (a)
einer guten Geschichte] ; (a)
] ; (§. 22528.) (a)
†) Anm. Anmerkung 1) In dieser Absicht scheint die Methode, die Kirchengeschichte nach den Jahrhunderten abzuhandeln, und beybei jedem allesAlles unter einerleyeinerlei Hauptrubriken zu bringen, so manche Unvollkommenheit sie auch sonst mit sich führt, für den Anfänger die zuträglichste zu seyn; zumahlzumal da er sich beybei längern Perioden zu leicht aus einer Zeit in die andreandere verirrt, und den Synchronismus aus den Augen verliert, anch eimalauch einmal auch einmal das Rechnen nach Jahrhunderten üblich ist, und die synchronistischen Tabellen darnach eingerichtet sind. Mosheim, Johann Lorenz von Mosheims Mosheim's Institutiones Hist. Eccles. verdienen deswegen, beybei allen etwanigen Mängeln, noch immer Empfehlung, selbst auch mit darum, weil der Anfänger an zweyzwei vermehrten deutschen UebersetzungenUebersetzungen, von Schlegel, Johann Rudolph Schlegel und von Einem, Johann August Christoph von Einem , einen kleinen Commentar über das Buch haben kankann. Unter den Handbüchern, die, ohne sich an einzelne Jahrhunderte zu binden, die Zeitfolge zum Grunde legen, ist die allgemeine Allgemeine Geschichte der christl. Kirche, von Henke, Heinrich Philipp Conrad H. P. C. Henke , wovon bis jetzt zu Braunschweig 1788–91 drey Theile erschienen sind1800–1806., 1ster bis 6ter Theil, 4te Auflage, deren Beendigung von Vater, Johann Severin Vater erwartet wird, unstreitig das beßte. beste und reichhaltigste. {Kürzer zwar, aber von mehrern Seiten nicht minder empfehlungswerth, ist Stäudlin, Karl Friedrich C. F. Stäudlin's Universalgeschichte der christlichen Kirche. Bremen 1816., 2te Ausg.Ausgabe in einem Bande.} {Der selige Nösselt, Johann August Nößelt blieb der Methode nach Jahrhunderten getreu, welche seit den Magdeburgischen CenturiatorenCenturiatoren, die Hauptschriftsteller, wie Spanheim, Friedrich Spanheim, Le Nain de Tillemont, Sébastien Tillemont, Alexander, Natalis Natalis Alexander, Weismann, Christian Eberhard Weisman, Pfaff, Christoph Matthäus Pfaff, Mosheim, Johann Lorenz von Mosheim, Baumgarten, Siegmund Jacob Baumgarten, Walch, Christian Wilhelm Franz W. E. Walch u. a. befolgt hatten. Indeß ist man doch vorzüglich jetzt ganz einverstanden, daß die Eintheilung in größere PeriodenPerioden vorzuziehen sei, wenn diese nur nicht zu ungleich werden, sich stets mit einer besonders wichtigen und universellen Begebenheit eröffnen, auch die Zahl derselben nicht zu sehr vermehrt wird. Man vergleiche Planck, Gottlieb Jakob Plank's Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Theil 2. S. 223 fg.folgend A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 266 (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
bey] ; bei (c)
alles] ; Alles (c)
einerley] ; einerlei (c)
zumahl] ; zumal (c)
bey] ; bei (c)
andre] ; andere (c)
anch eimalauch einmal ] ; auch einmal (a, c)
Mosheims ] ; Mosheim's (c)
bey] ; bei (c)
zwey] ; zwei (c)
deutschen] ; (a)
Uebersetzungen] ; Uebersetzungen, von Schlegel und von Einem, (c)
kan] ; kann (c)
Unter den Handbüchern, die, ohne sich an einzelne Jahrhunderte zu binden, die Zeitfolge zum Grunde legen, ist die allgemeine Allgemeine Geschichte der christl. Kirche, von Henke, Heinrich Philipp Conrad H. P. C. Henke , wovon bis jetzt zu Braunschweig 1788–91 drey Theile erschienen sind1800–1806., 1ster bis 6ter Theil, 4te Auflage, deren Beendigung von Vater, Johann Severin Vater erwartet wird, unstreitig das beßte. beste und reichhaltigste. {Kürzer zwar, aber von mehrern Seiten nicht minder empfehlungswerth, ist Stäudlin, Karl Friedrich C. F. Stäudlin's Universalgeschichte der christlichen Kirche. Bremen 1816., 2te Ausg.Ausgabe in einem Bande.} {Der selige Nösselt, Johann August Nößelt blieb der Methode nach Jahrhunderten getreu, welche seit den Magdeburgischen CenturiatorenCenturiatoren, die Hauptschriftsteller, wie Spanheim, Friedrich Spanheim, Le Nain de Tillemont, Sébastien Tillemont, Alexander, Natalis Natalis Alexander, Weismann, Christian Eberhard Weisman, Pfaff, Christoph Matthäus Pfaff, Mosheim, Johann Lorenz von Mosheim, Baumgarten, Siegmund Jacob Baumgarten, Walch, Christian Wilhelm Franz W. E. Walch u. a. befolgt hatten. Indeß ist man doch vorzüglich jetzt ganz einverstanden, daß die Eintheilung in größere PeriodenPerioden vorzuziehen sei, wenn diese nur nicht zu ungleich werden, sich stets mit einer besonders wichtigen und universellen Begebenheit eröffnen, auch die Zahl derselben nicht zu sehr vermehrt wird. Man vergleiche Planck, Gottlieb Jakob Plank's Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Theil 2. S. 223 fg.folgend A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; (a)
allgemeine ] ; Allgemeine (c)
wovon bis jetzt zu] ; (c)
1788–91 drey Theile erschienen sind] ; 1800–1806.,textgrid:2sz56 1ster bis 6ter Theil, 4te Auflage, deren Beendigung von Vater erwartet wird (c)
beßte.] ; beste und reichhaltigste. {Kürzer zwar, aber von mehrern Seiten nicht minder empfehlungswerth, ist 1081 C. F. Stäudlin's Universalgeschichte der christlichen Kirche. Bremen 1816.,textgrid:2sz5f 2te (Ausg.)Ausgabe in einem Bande.} {Der selige Nößelt blieb der Methode nach Jahrhunderten getreu, welche seit den 1082 Magdeburgischen Centuriatoren, die Hauptschriftsteller, wie 1083 Spanheim, 1084 Tillemont, 1085 Natalis Alexander, 1086 Weisman, [119] 1087 Pfaff, 1088 Mosheim, 1089 Baumgarten, 1090 W. E. Walch u. a. befolgt hatten. Indeß ist man doch vorzüglich jetzt ganz einverstanden, daß die Eintheilung in größere Perioden vorzuziehen sei, wenn diese nur nicht zu ungleich werden, sich stets mit einer besonders wichtigen und universellen Begebenheit eröffnen, auch die Zahl derselben nicht zu sehr vermehrt wird. Man vergleiche 1091 Plank's Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Theil 2. S. 223 (fg.)folgend (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
††)] ; 2) (c)
Behandlung] ; Behandlung, (c)
spittlerische ] ; Spittlerische (c)
Kirche (2te] ; Kirche, 3te (c)
Götting. 1785. 8.)] ; Göttingen 1791.textgrid:2t2kk 8. (c)
zumahl] ; zumal (c)
Gesichtspunct] ; Gesichtspunkt (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
andre] ; andere (c)
2ten] ; zweiten (c)
macedonianischen] ; [macedonianischen] (a)
dem] ; [dem] (a)
Großen] ; Grossen (a)
†††)] ; 3) (c)
bey] ; bei (c)
Seiler, Georg Friedrich seilerische ] ; 1100 Seiler- und Rosenmüllersche (c)
Inbegrif] ; Inbegriff (c)
nach der dritten Ausgabe (Erlangen 1777. 4.)] ; 7te Ausgabe, Erlangen 1796.textgrid:2tff2 4. (c)
] ; {Uebertroffen aber ist dieß Werk durch 1101 J. S. Vater's synchronistische Tafeln der Kirchengeschichte. 3te Auflage, Halle 1818.textgrid:2tgnk} (c)
103] ; 390 (a)
hätte] ; hat (c)
man wollte] ; (c)
großen] ; grossen (a)
fortsetzen †),] ; fortsetzen, 1) (c)
sie selbst untersuchen:] ; mit eigenen Untersuchungen verbinden will, (c)
würden] ; dürfen (c)
im ersten Theil] ; §. 225 (f.)folgend (a)
angegebnen] ; angegebenen (c)
müssen] ; (c)
aus der] ; ausser (a)
gelaßen] ; gelassen (a, c)
bey] ; bei (c)
alles] ; Alles (c)
bey] ; bei (c)
von Nachrichten] ; derselben (c)
Denkmahlen] ; Denkmalen (a)
beyläufig] ; beiläufig (c)
fleissigste] ; fleißigste (a, c)
alles] ; Alles (c)
kan] ; kann (c)
ausbreiten] ; verbreiten (c)
möchte,] ; möchte: (a)
Anm.Anmerkung Anm. 1. †)] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
eignen] ; eigenen (c)
größeres] ; grösseres (a)
studieren.] ; studieren[.] (a)
verschiednen Gesichtspuncte] ; verschiedenen Gesichtspunkte (c)
kan] ; kann (c)
GesichtspuncteGesichtspuncte] ; Gesichtspunkte (c)
Cultur,] ; Kultur (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; u. d. gl., (c)
bey] ; bei (c)
interessirt] ; intereßirt (a)
kan] ; kann (c)
geschriebnes] ; geschriebenes (a, c)
] ; ganz (c)
, und die Kirchengeschichte aller Jahrhunderte umfaßte] ; (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
Bossuet, Jacques Bénigne Cramer, Johann Andreas bossuet-cramerische ] ; Bossuet-Cramersche (c)
Semler, Johann Salomo semlerischen selecta Capita] ; Semlerschen Selecta capita (c)
Jahrbücher (Halle 1785] ; Jahrbücher, Halle 1785. (c)
86 in] ; 86., (c)
Theilen in] ; Theile, (c)
8.)] ; 8. (c)
Schroeckh, Johann Matthias schröckhischen christl. Kirchengeschichte, hernach die Hist. Ecclesiastique par Fleury, Claude Fleury , und Alexander, Natalis Natalis Alexandri Hist. Ecclesiast. (s.siehe (S.Siehe die Anweisung zur Bücherkenntn.Bücherk. §. 329. 330. und 333)] ; Schröckhischen christlichen Kirchengeschichte (bis zur Reformation 34 Theile, seit der Reformation 9 Theile) (c)
(s.siehe ] ; ( (S.)Siehe (a)
Bücherkenntn.] ; Bücherk. (a)
Da sie inzwischen nicht bis auf] ; Ueber (c)
neueste] ; neuesten (c)
gehen, so müßte man diesen Abgang durch einige] ; geben die (c)
Anweisung ] ; Bücherkenntniß (c)
501, 386336 und 337 genannte] ; 501. 386. 337. genannten (c)
386] ; 336 (a)
ersetzen] ; hinlängliche Auskunft (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
s.siehe den ersten Th.Theil ] ; §. 247 (a)
] ; den (c)
Th.] ; Theil (c)
beym] ; beim (c)
zu] ; (c)
] ; bestimmt (c)
besondre, kan] ; besondere, kann (c)
Theologie] ; Theologie, (c)
Abschn.] ; Abschnitt (c)
289] ; 289. (c)
Werken] ; Werken, desgleichen in der Bibliothek für Prediger, 2ter und 4ter Theil, (c)
Andre] ; Andere (c)
Kirchengeschichte,] ; Kirchengeschichte (a)
einzelne] ; einzle (a)
besondre] ; besondere (c)
Bunavianae] ; Bunavianae, (c)
1.] ; I. (a)
1.] ; 1., (c)
Schriftstellern,] ; Schriftstellern (a)
II.] ; I. (a)
seq.sequens ] ; seq., (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
ein solches] ; dergleichen (a)
] ; ein (a)
Hambergers ] ; Hamberger's (c)
historicum - -] ; historicum – (c)
Jo.] ; Io. (c)
curas (Göttingen] ; curas, Göttingen (c)
4.)] ; 4., (c)
wichtigen] ; wichtiger (a)
ersparet] ; erspart (c)
] ; {In 1113 Plank's Einleitung in das Studium der Theologie, 2 Theile, sind die allgemeinern und besondern Schriften ebenfalls sehr vollständig angegeben.} (c)
104] ; 391 (a)
QuellenQuellen] ; Quellen (c)
man 2),] ; man, 2) (c)
braucht] ; gebraucht (c)
AechtheitAechtheit] ; Echtheit (c)
bey diesen] ; gerade bei den (c)
bey] ; bei (c)
entstandnen] ; entstandenen (c)
bey] ; bei (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
behaupten] ; [behaupten] (a)
bey] ; bei (c)
der] ; [der] (a)
hiebey] ; hierbei (c)
den] ; dem (c)
Glauben an, zumahl herrschende,] ; Glauben, selbst an herrschend gewordene (c)
unächte] ; unechte (c)
einen] ; ein (c)
unverdienten Credit] ; unverdientes Ansehen (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
Walchs critische] ; Walch's kritische (c)
Leipz. 1770 in] ; Leipzig 1770. (c)
8.] ; 8., (c)
solch] ; solches (c)
semlerische ] ; Semlersche (c)
8] ; 8. (c)
kleinern] ; kleinen (a)
mitlern] ; mittlern (c)
ist!] ; ist. (a)
409 genennte] ; 409. genannte (c)
Schriftsteller,] ; Schriftsteller (a)
ausser] ; außer (c)
einzelne] ; einzle (a)
Denkmale] ; Denkmahle (a, c)
desgleichen] ; (a)
Andre] ; Andere (c)
große] ; grosse (a)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
hiebey] ; hierbei (c)
bloßen] ; blossen (a)
hat;] ; hat, (a)
gesetzt,] ; gesetzt (a)
einem] ; einen (a)
beygelegt] ; beigelegt (c)
kan] ; kann (c)
unächte] ; unechte (c)
großes] ; grosses (a)
Unächten] ; Unechten (c)
ignatianischen] ; Ignatianischen (c)
unächte] ; unechte (c)
u. a.und andere ] ; u. a., (c)
vorher] ; (a)
ausfündig] ; ausfindig (c)
kan] ; kann (c)
105] ; 392 (a)
müßte] ; muß (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
Unächten] ; Unechten (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
zumahl] ; zumal (c)
Vernachläßigung] ; Vernachlässigung (c)
] ; mancherlei (c)
Bey] ; (Anm.)Anmerkung Bei (c)
Theil 1.] ; (a)
erwähnten] ; erwehnten (a)
410] ; 410. (c)
Casaubons ] ; Casaubon's (c)
Blondels ] ; Blondel's (c)
C. F. Rößlers ] ; Rößler's (c)
106] ; 393 (a)
ächten] ; echten (c)
sey †);] ; sei; 1) (c)
kan bey] ; kann bei (c)
Parteygeist] ; Partheygeist (a); ; Parteigeist (c)
Ausserordentlichen] ; Außerordentlichen (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
nehmlich:] ; nehmlich (a); ; nämlich (c)
Völker-] ; Völker-, (c)
Literar-] ; Literar-, (c)
Beobachtungsgeist] ; Beobachtungsgeist, (c)
weiset] ; zeigt (c)
UnparteylichkeitUnparteylichkeit] ; Unpartheylichkeit (a); ; Unparteilichkeit (c)
sey] ; sei (c)
Partey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
sey] ; sei (c)
oft] ; (c)
††) ] ; 2) (c)
†) S.] ; (Anm.)Anmerkung 1) Siehe (c)
vortrefliche] ; vortreffliche (c)
††)] ; 2) (c)
andre] ; Andre (c)
frey] ; frei (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
erwähnten] ; erwehnten (a)
mosheimischen ] ; Mosheimischen (c)
semlerischen hieher] ; Semlerschen hierher (c)
Walchs ] ; Walch's (c)
Ketzereyen] ; Ketzereien (c)
Plankischen ] ; plankischen (a)
Lehrbegriffs,] ; Lehrbegriffs (a)
wenigen] ; (c)
107] ; 394 (a)
große] ; grosse (a)
den] ; welchen (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
große] ; grosse (a)
kan] ; kann (c)
] ; (c)
vernachläßigen] ; vernachlässigen (c)
größesten] ; grössesten (a); ; größten (c)
aber] ; oder (c)
dabey] ; dabei (c)
allein] ; allein, (c)
] ; doch (c)
drey] ; drei (c)
Kapitel] ; Capitel (a)
Zänkereyen] ; Zänkereien (c)
nestorianischen] ; Nestorianischen (c)
besonders] ; besonders, (a)
monophysitischen] ; Monophysitischen (c)
einzelner] ; einzler (a)
bey] ; bei (c)
merkwürdigen] ; merkwürdigen, (c)
kan] ; kann (c)
108] ; 395 (a)
abweichen,] ; abweichen (c)
widersprechen:] ; widersprechen, (c)
oder Ereignisse] ; (a)
sammlen,] ; sammeln; (c)
oder] ; (a)
bey] ; bei (c)
Dies] ; Dieß (c)
unsren] ; unsern (c)
findet,] ; findet; (c)
im ersten Theil, beybei der Geschichte überhaupt,] ; §. 225 (a)
bey] ; bei (c)
109] ; 396 (a)
Dies] ; Dieß (c)
Verstandes und] ; (a)
fleissige] ; fleißige (a, c)
Meinungen] ; Meynungen (a)
zu] ; (a)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
aus] ; von (a)
kan] ; kann (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
wenige] ; Wenige (c)
dem] ; den (c)
mit gearbeitet] ; hingearbeitet (c)
oben] ; §. 228 (a)
nur] ; vorzüglich (c)
spittlerischen ] ; Spittlerschen (c)
Krause, Johann Christoph krausischen ] ; 1157 Schmidtschen (c)
größern] ; grössern (a)
cramerische ] ; Cramersche (c)
schröckhische ] ; Schröckhsche (c)
semlerischen ] ; Semlerschen (c)
einzelne] ; einzle (a)
106 399 ††] ; 106. (Anm.)Anmerkung 2. (c)
106 ] ; 399 (a)
Schade ists, daß man in diesen Büchern gemeiniglich das Pragmatische nicht in seinem ganzen Umfang, sondern nur nach gewissen Rücksichten, z. B.zum Beispiel in Absicht auf die Hierarchie, die freye Untersuchung unter den Christen u. d. gl.und dergleichen genommen hat.] ; (c)
in diesen Büchern] ; (a)
110] ; 397 (a)
] ; bloß (c)
die Kirchengeschichte] ; dieselbe (c)
deren] ; dessen (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
derselben] ; (c)
die Kirchengeschichte] ; diese Geschichte (c)
kan] ; kann (c)
] ; sich (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
] ; erworben zu haben (c)
Sachen,] ; Gegenstände (c)
sich nach und nach gebildeten] ; (c)
] ; in seiner allmähligen Entwickelung (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
Erscheinungen] ; Begebenheiten (c)
versteckten Vorarbeiten dazu †);] ; verborgenen Vorbereitungen; *) (c)
Veränderungen,] ; Veränderungen (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
Parteien] ; Partheyen (etc.)et cetera (a)
†)] ; (Anm.)Anmerkung *) (c)
heil.] ; heiligen (c)
auch] ; (a)
jene] ; erstere (c)
radbertschen] ; Radbertschen (c)
antitrinitarischen] ; [antitrinitarischen] (c)
Aeusserungen] ; Aeußerungen (c)
berührt. Seit] ; berührt; seit (a)
ohngeachtet] ; ungeachtet (c)
leugnen] ; läugnen (c)
Italien,] ; Italien (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
große] ; grosse (a)
geäussert haben:] ; geäußert haben, (c)
tiefeste] ; tiefste (c)
kan] ; kann (c)
] ; {Durch die 1166neuern Bearbeitungen der Dogmengeschichte, für welche Münscher zu früh gestorben ist, sind jedoch schon viele dieser Lücken ausgefüllt. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
111] ; 398 (a)
die ] ; die (a)
des (wahren oder vermeintlichen) Christenthum Christenthums ] ; der christlichen Religion, selbst in ihrer Echtheit und Entstellung (c)
in der Welt] ; (c)
beyder] ; beider (c)
Bey] ; Bei (c)
müßte wohl] ; muß nun (c)
gekommen?] ; gekommen, (a)
gestanden?] ; gestanden, (a)
was für ein] ; in welchem Geist sie das (c)
sie] ; (c)
vorgefunden?] ; vorgefunden, (a)
ihrem Christenthum verschmelzt] ; der neuen Lehre verschmolzen (c)
erstrekt?] ; erstreckt, (a); ; erstreckt? (c)
das Christenthum mit] ; sich der (c)
auf welchem gelindern Wege ausgebreitet] ; gelinderer Mittel zu ihren Zwecken bedient (c)
größere] ; grössere (a)
CulturCultur] ; Kultur (c)
oder] ; (c)
] ; durch (c)
habe] ; sei (c)
sey] ; (c)
ohngefähr] ; ungefähr (c)
bey] ; bei (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
Hiezu] ; Hierzu (c)
Zeiten; diese würde] ; Zeiten. Diese wird (c)
großen] ; grossen (a)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
würde] ; muß (c)
hat †).] ; hat. *) (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung *) (c)
päbstlichen] ; päpstlichen (c)
bey] ; bei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
kan] ; kann (c)
] ; vorzüglich (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
112] ; 399 (a)
andrer ] ; anderer (c)
aber] ; (a)
obgleich] ; aber auch (a)
Kirchengeschichte †), †) ] ; Kirchengeschichte, 1) (c)
†),] ; †) (a)
] ; sich (c)
sich] ; (c)
bey] ; bei (c)
††) ] ; 2) (c)
selbst, unter den Christen] ; selbst in der christlichen Kirche (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
enthalten] ; (c)
] ; den (c)
Vorstellungen. †††) ] ; Vorstellungen 3) enthalten. (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
großem] ; grossem (a)
theologischen] ; theologisch. (a)
Bücherkenntniß] ; Bücherkenntniß, (c)
392–402):] ; 392–402.), (c)
UnparteylichkeitUnpartheylichkeit bey] ; Unparteilichkeit bei (c)
Unparteylichkeit] ; Unpartheylichkeit (a)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
haben,] ; haben (c)
Kirche] ; (c)
] ; Kirchen (c)
Lehren,) und daß] ; Lehren), dagegen (c)
worden;] ; worden, (c)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
ganze ] ; ganz vollständige (c)
††) Hieher] ; 2) Hierher (c)
†††)] ; 3) (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
übertriebnen] ; übertriebenen (c)
vernachläßigt] ; vernachlässigt (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
113] ; 400 (a)
Und, da] ; Da (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
angenommner] ; angenommener (c)
verschiednem] ; verschiedenem (c)
würden 3)] ; werden (c)
] ; 3) (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
ihrem] ; ihren (a)
andre] ; andere (c)
fordern;] ; fordern, (c)
andre] ; andere (c)
vertheidigen;] ; vertheidigen. Hiermit sind (c)
der Verfall und die Verdächtigung andrer] ; das Verschwinden oder Verdächtigwerden anderer (c)
darüber;] ; darüber zu verbinden. Auch darf man (c)
der verschiedne] ; den verschiedenen (c)
veränderte] ; veränderten (c)
] ; überhaupt (c)
alle Umstände] ; nichts von den Umständen übersehen (c)
] ; ihrer (c)
] ; oder ihren (c)
Anm.Anmerkung 1.] ; Anm. 1) (c)
Einen merkwürdigen Beleg] ; Eine merkwürdige Beylage (a)
heil.] ; heiligen (c)
haben] ; enthalten (c)
die] ; (c)
Liturgien] ; Liturgieen (c)
Brodts] ; Brods (c)
seyn] ; stimmen (c)
so wie] ; als (a)
bloße] ; blosse (a)
gröbere] ; gröberen (c)
festzustellen. Nachdem] ; festzustellen, und, nachdem (a)
Große] ; Grosse (a)
27] ; 27. (c)
zweyten] ; 2ten (a); ; zweiten (c)
Brodt] ; Brod (c)
heil.] ; heiligen (c)
Zeichen] ; Zeichen (c)
an,] ; an (a)
Radbert] ; Radbert (c)
ohngeachtet] ; ungeachtet (c)
Berenger] ; Berengar (c)
Ketzerey] ; Ketze[134]rei (c)
Pabst] ; Papst (c)
7.] ; VII. (c)
großen] ; grossen (a)
Berengers] ; Berengar's (c)
Leßings ] ; Leßing's (c)
Brodtverwandlung] ; Brodverwandlung (c)
Pabst] ; Papst (c)
3.] ; III. (c)
lateranensischen] ; lateranensisch. (a)
1215] ; 1215, (c)
Denkenden] ; denkenden (a)
Ketzerey] ; Ketzerei (c)
Luthers] ; Luther's (c)
heil.] ; heilige (a, c)
N. Test.Neues Testament ] ; (N. T.)Neues Testament (a)
dem babylonischen] ; der babylonisch. (a)
1520 herausgegebnen Schriften] ; 1520. herausgegebenen Schriften, (c)
entstandnem] ; entstandnen (a); ; entstandenem (c)
beym Marpurger] ; beim Marburger (c)
bey] ; bei (c)
zwinglischen] ; Zwingli'schen (c)
1549,] ; 1549 (a)
bey] ; bei (c)
entstandnen] ; entstandenen (c)
heil.] ; heiligen (c)
Anm.Anmerkung 2. Bey] ; 2) Bei (c)
Anmerkung] ; Bemerkung (c)
dienet] ; dient (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
heil.] ; heiligen (c)
heil.] ; heiligen (c)
bey] ; Bey (a); ; bei (c)
Vaters;] ; Vaters, (a)
Röm.] ; Rö[135]mer (c)
andrer] ; anderer (c)
Prädestination;] ; Prädestination, (a)
Sacrament;] ; Sacrament, (a); ; Sakrament; (c)
beyder] ; beider (c)
Bey] ; bei (c)
desgl.] ; desgleichen (c)
bey] ; bei (c)
114] ; 401 (a)
große] ; grosse (a)
bey] ; bei (c)
ausser] ; außer (c)
angegebnen] ; angegebenen (c)
104 391 flg.folgend ] ; 104. (fg.)folgend (c)
104 ] ; 391 (a)
Philosophie,] ; Philosophie (c)
bey] ; bei (c)
UnparteylichkeitUnparteylichkeit] ; Unpartheylichkeit (a); ; Unparteilichkeit (c)
bey] ; bei (c)
große] ; grosse (a)
bey] ; bei (c)
die] ; (a)
können] ; (c)
werden. Unsre] ; werden können. Unsere (c)
die] ; der (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
bessre] ; bessere (c)
Andre] ; Andere (c)
auszudrucken] ; auszudrücken (a)
kan] ; kann (c)
] ; den (c)
Zweydeutigkeiten] ; Zweideutigkeiten (c)
Andrer] ; Anderer (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Anm. Anmerkung Der Eifer, mit dem Nestorius von Konstantinopel Nestorius Nestorius und die Morgenländer sich dem Ausdruck Mutter Gottes (Θεοτόκος (Θεοτοκος ) widersetztenwiedersetzten, hingegen auf stete Unterscheidung der beydenbeiden Naturen in Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christo drangen, und umgekehrt des Cyrill von Alexandrien Cyrillus Cyrillus Eifer für jenen und wider diese, gründete sich beybei jenen auf die Furcht für den Apollinarismusvor dem Apollinarismus , der in Syrien, und beybei diesem auf den Eifer gegen den Arianismus Arianismus , der in Aegypten mehr herrschte. Dieses BeyspielBeispiel, so wie Jovinian Jovinians Jovinian's Satz: omnia peccata paria esse;esse, der dem Johannes Philoponus Johannes Philoponus Johannes Philoponus Schuld gegebnegegebene Tritheismus;Tritheismus, Agricola, Johannes Joh. Agricola Joh. Agricola und der Antinomer Antinomer Eifer wider das Gesetz;Gesetz, der Streit über den Satz: ob gute Werke zur Seligkeit nöthig sind? und tausend andre Beyspieleandere Beispiele, erläutern das hier Gesagte. Vergl.Vergleiche Ernesti, Johann August J. A. Ernesti Opuscula theologica, 13te Abhandl.Abhandlung und Walch, Christian Wilhelm Franz J. C. W. F. Walch Gedanken von der Geschichte der Glaubenslehre, zweytezweite Ausgabe, Göttingen 1764. 8. ] ; 397 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Nestorius] ; Nestorius (c)
(Θεοτόκος ] ; (Θεοτοκος (a)
widersetzten] ; wiedersetzten (c)
beyden] ; beiden (c)
Cyrillus] ; Cyrillus (c)
bey] ; bei (c)
für den Apollinarismus] ; vor dem Apollinarismus (c)
bey] ; bei (c)
Arianismus] ; Arianismus (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
Jovinians] ; Jovinian's (c)
esse;] ; esse, (a)
Johannes Philoponus] ; Johannes Philoponus (c)
gegebne] ; gegebene (c)
Tritheismus;] ; Tritheismus, (a)
Joh. Agricola] ; Joh. Agricola (c)
Antinomer] ; Antinomer (c)
Gesetz;] ; Gesetz, (a)
andre Beyspiele] ; andere Beispiele (c)
Vergl.] ; Vergleiche (c)
Abhandl.] ; Abhandlung (c)
J. ] ; C. (a)
zweyte] ; zweite (c)
115] ; 402 (a)
Quellen der christlichen LehrgeschichteLehrgeschichte] ; Quellen der christlichen Lehrgeschichte (c)
sey] ; sei (c)
eigne] ; eigenen (c)
äusserten] ; äußerten (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
LehrpunctLehrpunct] ; Lehrpunkt (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
andre] ; andere (c)
Denkmahle] ; Denkmale (a)
bey] ; bei (c)
LehrparteyLehrpartey] ; Lehrparthey (a); ; Lehrpartei (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
Partey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
bey] ; bei (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
bey] ; bei (c)
den ParteyenPartheyen ] ; denen (c)
Parteyen] ; Partheyen (a)
historische Lehrtradition] ; historische Lehrtradition (c)
bey andern] ; bei Andern (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
Begrif] ; Begriff (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
zumal] ; zumahl (a)
mancher] ; Mancher (c)
Theodor von Mopsveste] ; Theodor von Mopsveste (c)
Cyrill von Alexandrien] ; Cyrill von Alexandrien (c)
jacobitischen, Ambrosius von Mailand Ambrosius, Hieronymus Hieronymus, Augustin von Hippo Augustin, Pabst Leo III. Leo 3. ] ; jakobitischen Ambrosius, Hieronymus, Augustin, Papst Leo III. (c)
Gregor der GroßeGrosse ] ; Gregor der Große (c)
Große] ; Grosse (a)
Tertullian] ; Tertullian (c)
Origenes] ; Origenes (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
verlohren] ; verloren (c)
augustinianische] ; Augustinianische (c)
Brodtverwandlung] ; Brodverwandlung (c)
Hilarius von Poitiers] ; Hilarius von Poitiers (c)
Cassian] ; Caßian (a); ; Cassian (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
Augustin] ; Augustin (c)
Ueberhaupt, so] ; Ueberhaupt so, (a)
besondre] ; besondere (c)
Freyheit] ; Freiheit (c)
zumal] ; zumahl (a)
laßen] ; lassen (a, c)
ausser] ; außer (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
Bernhard] ; Bernhard (c)
Thomas von Aquino] ; Thomas von Aquino (c)
Clemens von Alexandrien] ; Clemens von Alexandrien (c)
Johann von Damascus, Hieronymus Hieronymus ] ; Johann von Damascus, Hieronymus (c)
Origenes, Ambrosius von Mailand Ambrosius ] ; Origenes, Ambrosius (c)
Basilius,] ; Basilius, – (c)
Hieronymus] ; Hieronymus (c)
Ambrosius] ; Ambrosius (c)
beyden] ; beiden (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
Ansehn] ; Ansehen (c)
Begriff] ; Begrif (a)
gewissen Zeit] ; gewissen Zeit (c)
sechs ersten Jahrhunderte; andre] ; sechs ersten Jahrhunderte; Andere (c)
Scholastiker] ; Scholastiker (c)
Peter der Lombarde] ; Peter der Lombarde (c)
zusammenzusetzen; noch andre] ; zusammenzusetzen. Noch Andere (c)
andern] ; Andern (c)
Begriff] ; Lehrbegriff (a)
Isidorus von Seville] ; Isidorus von Seville, (c)
mehrere] ; Mehrere (c)
dem] ; der (c)
Päbste] ; Päpste (c)
ausser] ; außer (c)
zumal] ; zumahl (a)
beyden] ; beiden (c)
beynahe] ; beinahe (c)
ausschließende] ; ausschliessende (a)
zweyte ] ; zweite (c)
Peters] ; Peter's (c)
Päbste] ; Päpste (c)
heil.] ; heiligen (a, c)
u. a.und andere ] ; u. a., (c)
großen] ; grossen (a)
116] ; 403 (a)
KirchenväterKirchenväter] ; Kirchenväter (c)
Inbegrif] ; Inbegriff (c)
, auch wohl historische Theologie im engsten Sinn] ; (c)
ist] ; ist, wie schon bemerkt, (c)
Begrif] ; Begriff (c)
115 ] ; 402 (a); ; 115. (c)
2), und] ; 2.); (c)
2] ; (a)
] ; aber (c)
dogmatisches] ; dogmatisches (c)
historisches Ansehen] ; historisches Ansehen (c)
LehrbegrifLehrbegrif] ; Lehrbegriff (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
denenjenigen] ; denjenigen (c)
christlichen] ; christl. (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
117] ; 404 (a)
erwähnt] ; erwehnt (a)
haben] ; (a)
] ; sie (c)
sie] ; (c)
118] ; 405 (a)
Erkenntniß] ; Erkenntniß, (c)
willkührliche] ; willkürliche (c)
meistens,] ; meistens (c)
haben,] ; haben (c)
hergebrachte] ; hergebrachten (a)
] ; immer Kenner (a)
Christen] ; [Christen] (a)
derselben hinlänglich kundig, noch] ; derselben, oder (a)
hätten,] ; hätten (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
stehn] ; stehen (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
28] ; 28. (c)
389] ; 389. (c)
393] ; 393. (c)
402] ; 402. (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
119] ; 406 (a)
Dennoch] ; Deswegen (a)
sonderlich wenn sie im Ruf der vorzüglichen Richtigkeit christlicher Erkenntniß stehn,] ; (c)
großen] ; grossen (a)
] ; *) (c)
einzelne] ; einzle (a)
erwähnen] ; erwehnen (a)
je] ; desto (c)
bey] ; bei (c)
Gesichtskreis] ; Gesichtskreise (c)
unsrer] ; unserer (c)
bey;] ; bey, (a); ; bei; (c)
dererjenigen] ; derjenigen (c)
vor] ; für (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
so fern] ; sofern (c)
beygelegt] ; beigelegt (c)
Aeusserungen] ; Aeußerungen (c)
abgehn] ; abgehen (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
anzusehn] ; anzusehen (c)
] ; 436 (c)
120] ; 407 (a)
Wer MußeMusse genug und Neigung hätte, die KirchenväterKirchenväter und Kirchenschriftsteller zu studieren, würde doch 1) wegen ihrer großengrossen Menge, und weil so viele einander ausgeschrieben, oder doch wenig oder nichts Eignes haben, was man nicht in Andern schon besser fände, eine vorsichtige Wahl unter ihnen beobachten, und die vorzüglich ausheben müssen, welche theils für Andre den Ton angegeben, und durch ihr erlangtes Ansehn AndreAnsehen Andere nach sich gezogen, theils gewisse LehrpuncteLehrpuncteLehrpunkte oder Theile der Kirchengeschichte am deutlichsten und ausführlichsten abgehandelt haben; 2) eben daher, und um sie recht verstehen zu können, sich vorher wohl von ihren Umständen und Schriften vorläufig unterrichten, und sowohl alle oben (§. 104 104. ) angegebene 391) angegebne Hülfsmittel mitbringen, als die daselbst bemerkten Regeln beobachten; und 3) um den HauptnutzenHauptnutzen zu erreichen, den man aus dieser Lectüre in Absicht auf die Kirchengeschichte und den Ursprung und Fortgang der verschiednenverschiedenen Vorstellungen von der christlichen Lehre ziehen kankann, die Kirchenschriftsteller nach der Zeitordnung, ihre einzelneeinzleeinzelnen Schriften aber nach ihren verschiednenverschiedenen Arten oder ClassenKlassen, lesen, und dabeydabei die correctesten und mit den zweckmäßigsten Erläuterungen versehenen Ausgaben zu gebrauchen suchen, unter welchen sich die, welche die Benedictiner von der Congregation des heiligen Maurus von Subiaco Maurus Congregation des heiligen Maurus besorgt haben, besonders auszeichnen. Anm. Anmerkung Wer sich aber diesem Studium nicht mit besondernbesonderm Fleiß widmen könnte, thäte wenigstens wohl, die trefliche Rösler, Christian Friedrich rößlerische treffliche Bibliothek der Kirchenväter in Uebersetzungen und Auszügen (Leipzig 1776–86 invon Rößler , Leipzig 1776–1786, 10 Theilen in gr.groß 8.)Theile, zu studieren, aus derdenen auch die, welche weiter gehen wollen, das lernen können, worauf sie vornehmlich beybei Lesung dieser Schriftsteller ihre Aufmerksamkeit zu richten haben. Die übrigen hier nöthigen Schriften s.siehe in der Anweisung etc. et cetera §. 409 flgg.folgende folg.folgend ] ; 438 (c)
Muße] ; Musse (a)
großen] ; grossen (a)
Ansehn Andre] ; Ansehen Andere (c)
LehrpuncteLehrpuncte] ; Lehrpunkte (c)
104 104. ) angegebene] ; 391) angegebne (a)
104 ] ; 104. (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
kan] ; kann (c)
einzelne] ; einzle (a); ; einzelnen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Classen] ; Klassen (c)
dabey] ; dabei (c)
Congregation des heiligen Maurus von Subiaco Maurus ] ; Congregation des heiligen Maurus (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
aber] ; (c)
besondern] ; besonderm (c)
trefliche Rösler, Christian Friedrich rößlerische ] ; treffliche (c)
(Leipzig 1776–86 in] ; von Rößler, Leipzig 1776–1786, (c)
Theilen in gr.groß 8.)] ; Theile, (c)
gr.] ; groß (a)
der] ; denen (c)
bey] ; bei (c)
] ; übrigen (c)
flgg.folgende ] ; (folg.)folgend (c)
121] ; 408 (a)
der Kenntnisse] ; von Kenntnissen (c)
freylich] ; freilich (c)
Wissenschaften] ; Wissenschaften, (c)
Lehren] ; Lehren, (c)
kan] ; kann (c)
abgenommen?] ; abgenommen; (a)
wer] ; Wer (c)
weit] ; weit, (c)
wodurch,] ; wodurch er (c)
habe?] ; habe. (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
andrer] ; anderer (c)
übergangne] ; übergegangene (c)
herübergeleitete] ; herübergeleiteten (c)
dabey] ; dabei (c)
gemachter] ; gemachten (a)
Großen] ; Grossen (a)
Scholastiker etc.et cetera ] ; Scholastiker, (c)
] ; 1262Methodisten (etc.)et cetera (c)
389] ; 389. (c)
122] ; 409 (a)
Lehren] ; Lehren, (c)
Gebräuche] ; Gebräuche, (c)
Einen] ; einen (a)
Seite †),] ; Seite, *) (c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
entstanden besondre] ; bildeten sich besondere (c)
Religionsparteyen Religionsparteyen ] ; Religionspartheyen (a); ; Religionsparteien (c)
entstandne] ; entstandene (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
Religionsparteyen Religionspartheyen statt,] ; Religionsparteien Statt; (c)
Religionsparteyen ] ; Religionspartheyen (a)
gewissermassen] ; gewissermaßen (c)
größer] ; grösser (a)
großegrosse Revolutionen, die] ; große, durch solche Trennungen (c)
große] ; grosse (a)
durch solche Trennung entstanden sind] ; entstandene Revolutionen (c)
bloße] ; blosse (a); ; bloßen (c)
Handlungen] ; Thatsachen (c)
Folgen,] ; Folgen (c)
†) Denn meistens] ; (Anm.)Anmerkung *) Meistens (c)
Partey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
dergleichemdergleichen ] ; (a); ; dergleichen (c)
anders Denkenden] ; Dissentirenden (a)
ausgestoßen] ; ausgestossen (a)
und] ; und, (a)
gewissermassen] ; gewissermaßen (c)
bei] ; bey (a)
ausgestoßen] ; ausgestossen (a)
Meinungen: ] ; Meinungen: (a); ; Meinungen, (c)
besondre äusserliche ParteyParthey ] ; besondere äußerliche Partei (c)
Partey] ; Parthey (a)
bey] ; bei (c)
synkretistischen] ; [synkretistischen] (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
äusserlicher äußerlicher Einrichtungen ] ; äusserlicher Einrichtungen (a)
äusserlicher ] ; äußerlicher (c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
zuzulaßen] ; zuzulassen (a, c)
bey] ; bei (c)
123] ; 410 (a)
müßte] ; muß nun (c)
ParteyPartey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
Partey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
müßten] ; aber (c)
hatte zulaßenzulassen, noch] ; hätte zulassen, und (a)
zulaßen] ; zulassen (c)
beyde] ; beide (c)
hätten] ; haben (c)
ParteyParthey entstandnen verschiednen] ; Partei enstandenen verschiedenen (c)
Partey] ; Parthey (a)
Lehre;] ; Lehre, (a)
Trennungen;] ; Trennungen, (a)
Partey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
aus einander gesetzt] ; auseinandergesetzt (c)
alles] ; Alles (c)
die Mittel] ; dadurch von den Mitteln, (c)
die] ; den (c)
einsehen könnte] ; einsähe (a); ; eine deutliche Einsicht bekomme (c)
124] ; 411 (a)
Vorzüglich] ; Es (c)
] ; gewiß (c)
sehr] ; vorzüglich (a)
] ; (a, c)
Oertern] ; Orten (c)
] ; (a, c)
zumahl] ; zumal (c)
unterdruckten] ; unterdrückten (a, c)
ausgestorbnen ParteyenParteyenPartheyen ] ; ausgestorbenen Parteien (c)
ParteyenParteyen] ; Partheyen (a)
unterdruckt] ; unterdrückt (a, c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
] ; (a, c)
ParteygeistParteygeist] ; Partheygeist (a); ; Parteigeist (c)
bedecken] ; bedecken, (a)
gehässigem] ; gehäßigem (a); ; gehässigen (c)
] ; (a, c)
unparteyisches] ; unpartheyisches (a); ; unparteiisches (c)
verdächtig; und daher] ; verdächtig. Daher (c)
Aufspürung] ; Auffindung (c)
dergleichenverglichen mit] ; Berücksichtigung (c)
dergleichen] ; verglichen (a)
Denkungs-] ; Denk- (c)
dabey] ; dabei (c)
Interessirten] ; Intereßirten (a)
durch Spuren in] ; und was von (c)
] ; Umständen (c)
bekannten Umständen] ; bekannt ist (c)
doch] ; (c)
] ; hervorgeht (c)
] ; 461 (c)
] ; 2) (c)
flgg.folgende Noch] ; (fg.)folgend 1275 J. S. Baumgarten's Geschichte der Religionsparteien bleibt noch immer sehr brauchbar. Doch (c)
Walchs ] ; Walch's (c)
Ketzereyen etc.et cetera Leipz. 1762–1785 1762–1785. in] ; Ketzereien etc., Leipzig 1762–1785., (c)
1762–1785 ] ; 1762–1785. (a)
Theilen in] ; Theile, (c)
folgende] ; folgende, (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
wird] ; ist (c)
( Plankische ] ; (plankische (a)
Lehrbegriffs,] ; Lehrbegriffs (a)
werden, wovon bisher erst 32 ] ; 6 (c)
3] ; 2 (a)
der dritte in 2 Theilen, Leipz. 1781, 83, 881781 und 89 83 in gr.groß 8, auch vom erstern eine zweyte verbesserte Auflage 1791, 8. erschienen sind] ; Leipzig 1781–1800 (c)
der dritte in 2 Theilen,] ; (a)
1781, 83, 88] ; 1781 (a)
89 ] ; 83 (a)
8, auch vom erstern eine zweyte verbesserte Auflage 1791, ] ; 8. (a)
125] ; 412 (a)
kan] ; kann (c)
kennt] ; kennt, (c)
AnstaltenAnstalten] ; Anstalten, (c)
zusammengenommen] ; zusammengenommen, (c)
bey] ; bei (c)
statt finden] ; stattfinden (c)
sey] ; sei, (c)
ohngefähr] ; ohngefehr (a)
Umfang dieser] ; Umfange der kirchlichen (c)
nehmen] ; betrachten (c)
126] ; 413 (a)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
bey] ; bei (c)
Angelegenheiten;] ; Angelegenheiten, (a)
Gemeinen, bey] ; Gemeinden, bei (c)
Gemeine] ; Gemeinde (c)
entstandnen] ; entstandenen (c)
Gefallnen] ; Gefallenen (c)
Jahrhundert –] ; Jahrhundert; (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
Gemeinen] ; Gemeinden (c)
entstandnen] ; entstandenen (c)
Diökesen –] ; Diökesen; (c)
nachwärts] ; nachmals (c)
mannichfaltig] ; mannigfaltig (c)
Gerichtsbarkeit –] ; Gerichtsbarkeit; (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
bloßen] ; blossen (a)
verschiednem] ; verschiednen (a); ; verschiedenem (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
Gemeinen] ; Gemeinden (c)
erhalten –] ; erhalten; (c)
bey] ; bei (c)
Liturgien] ; Liturgieen (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
bey entstandnen verschiednen] ; bei entstandenen verschiedenen (c)
KirchenparteyenKirchenparteyen] ; Kirchenpartheyen (a); ; Kirchenparteien (c)
hienach] ; hiernach (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
christliche,] ; christliche (a)
Gemeinen] ; Gemeinden (c)
verschiednen KirchenparteyenKirchenpartheyen ] ; verschiedenen Kirchenparteien (c)
Kirchenparteyen] ; Kirchenpartheyen (a)
Uebergetretnen] ; Uebergetretenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Character] ; Charakter (a, c)
127] ; 414 (a)
Wenige] ; wenige (a)
besondre] ; besondere (c)
gesucht,] ; gesucht (c)
Bücherkenntniß] ; Bücherkenntniß, (c)
f.folgend)] ; f.), (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
beygelegt] ; beigelegt (c)
hie] ; hier (c)
waren; sie] ; waren. Sie (c)
bey] ; bei (c)
zumahl] ; zumal (c)
] ; ja (a)
vierte und sechste] ; 4te oder 6ste (a)
vorhandne] ; vorhandene (c)
untersuchen,] ; untersuchen; (a)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
128] ; 415 (a)
Denkmahle] ; Denkmähler (a)
kan] ; kann (c)
haben] ; hat (a)
Irrthümern †). Aeusserliche] ; Irrthümern. 1) Aeußerliche (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
*) ] ; 2) (c)
mehr] ; (a)
Lehren ††).] ; Lehren. 3) (c)
worden] ; geworden (c)
einerley] ; einerlei (c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
sey] ; sei (c)
KircheKirche. †††).] ; Kirche. 4) (c)
Kirche] ; Kirche. (a)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
übertriebne] ; übertriebene (c)
Oertern] ; Orten (c)
u. d. gl.und dergleichen;] ; u. d. gl. (a)
z. B.zum Beispiel ] ; als (a)
Brodts] ; Brods (c)
heil.] ; heiligen (a, c)
geweihten] ; geweyhten (a)
Sacramenten] ; Sakramenten (c)
verstandne] ; verstandene (c)
Brodtverwandlung] ; Brodverwandlung (c)
*)] ; 2) (c)
Hussiten] ; Hußiten (a)
††)] ; 3) (c)
6ten] ; 6sten (a)
Bulgarn] ; Bulgaren (c)
†††)] ; 4) (c)
Päbste] ; Päpste (c)
Pabstthums] ; Papstthums (c)
129] ; 416 (a)
kan] ; kann (c)
ausser] ; außer (c)
besondrer] ; besonderer (c)
3),] ; 3) (c)
FreyheitFreyheit,] ; Freiheit (c)
verbinden †).] ; verbinden. 1) (c)
Kenntniß] ; Kenntniß, (c)
beurtheilen ††).] ; beurtheilen. 2) (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
sogenannten] ; [sogenannten] (a)
Blondel,] ; Blondel (a)
andre] ; andere (c)
453.] ; 453 (a)
††)] ; 2) (c)
Cyprians ] ; Cyprian's (c)
Afrika] ; Africa (a)
76sten] ; 76stem (c)
157.] ; 157 (a, c)
hat,)] ; hat), (c)
Einbildung,] ; Einbildung (c)
anima] ; anima, (c)
erwehnt,)] ; erwähnt), (c)
Heidenkindern] ; Heiden-Kindern (a)
bey] ; bei (c)
Begriff] ; Begrif (a)
Brodt] ; Brod (c)
Pfaffs ] ; Pfaff's (c)
Euchar.] ; Euch. (a)
sq.sequens ] ; [sq.] (a)
unsrer evangelischen] ; unserer evangelischen (c)
epistolischen Texte] ; epistolischen Texte (c)
alt] ; alt, (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
angebohren] ; angeboren (c)
dem Rande] ; den Rand (c)
bey] ; bei (c)
Hartknochs ] ; Hartknoch's (c)
Kirchenhistorie] ; Kirchenhist. (a); ; Kirchenhistorie, (c)
130] ; 417 (a)
Die] ; Um die (c)
ausser] ; außer (c)
bey] ; bei (c)
Klima] ; Klima's (c)
herrschende] ; herrschenden (c)
andre] ; andere (c)
bey] ; bei (c)
131] ; 418 (a)
besondrer] ; besonderer (c)
allerley] ; allerlei (c)
gehört,] ; gehört; (c)
dazu †),] ; dazu, 1) (c)
große] ; grosse (a)
überflüssig] ; überflüßig (a)
müßten] ; müssen (c)
eignes] ; eigenes (c)
uns] ; uns, (c)
besondre] ; besondere (c)
Päbste] ; Päpste (c)
Pabstthums ††),] ; Papstthums, 2) (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
423–447] ; 423–447. (c)
††) Pabstthum ] ; 2) Papstthum (c)
Inbegrif] ; Inbegriff (c)
päbstlichen] ; päpstlichen (c)
entstandnen] ; entstandenen (c)
TheilAbschnitt ] ; [Abschnitt] (a, c)
132] ; 419 (a)
der] ; deren (c)
dabey bedienten:] ; dabei bedienten; (c)
fehlen. Denn] ; fehlen; denn (c)
Volke] ; Volk (c)
Denk-] ; Denk-, (c)
mochte,] ; mochte (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
bey allen] ; bei Allen (c)
ohnfehlbaren] ; unfehlbaren (c)
bey] ; bei (c)
Lehren folgte] ; redlich folgte. (c)
17).] ; 17.) (c)
Laster] ; Laster, (a)
alsdann] ; alsdenn (a)
erforderte.] ; erforderte (a)
nur] ; (c)
gründen,] ; gründen (c)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
Grund:] ; Grund; (c)
allerley] ; allerlei (c)
vollkommner] ; vollkommener (c)
schliessen] ; schließen (c)
flgg.folgende ] ; (folg.)folgend (c)
flgg.folgende ] ; (folg.)folgend (c)
133] ; 420 (a)
große] ; grosse (a)
enthaltnen] ; enthaltenen (c)
134] ; 421 (a)
Schüler] ; Schüler, (c)
Juden] ; Juden (c)
über;über, ] ; über. Wie sie überhaupt gegen die Heiden nur die kleine Zahl überall ausmachten, so waren auch natürlich, als sich das Christenthum erst mehr ausbreitete, (c)
über;] ; über, (a)
meisten] ; (c)
neuen Christen] ; (a)
waren] ; der Mehrzahl nach (c)
Heiden, und] ; Heiden, folglich (c)
unkundig. Die] ; unkundig; die (a)
und] ; (a)
bey] ; bei (c)
mehr. Die] ; mehr; die (a)
litte] ; litt (c)
Abänderungen. Die] ; Abänderungen; die (a)
hineintrug. Selbst] ; hineintrug; selbst (a)
andere] ; andern (a)
machte,] ; machte (c)
verstehen,] ; verstehen (c)
Vortrags] ; Vortrags, (c)
bey] ; bei (c)
fasslicher] ; faßlicher (a, c)
eindrücklicher,] ; eindrücklicher (c)
beydes] ; Beides (c)
werden] ; werden, (c)
ZuhörerZuhörer. Waren] ; Zuhörer; waren (a)
bey] ; bei (c)
erklärten] ; erklären (a)
erste christliche] ; ersten christlichen (c)
Andre] ; Andere (c)
wobey] ; wobei (c)
schien †).] ; schien. *) (c)
großen] ; grossen (a)
†)] ; (Anm.)Anmerkung *) (c)
vergleiche] ; vergl. (c)
23.] ; 23 (a)
Kap.Kapitel ] ; (K.)Kapitel (a)
Kap.Kapitel ] ; (K.)Kapitel (a)
6] ; 6. (a)
6.] ; 6 (a)
25.] ; 25 (a)
4.] ; 4 (a)
135] ; 422 (a)
christl.] ; christlichen (c)
Abschied] ; Abschiede (c)
Schüler] ; Schüler, (c)
freylich] ; freilich (c)
aber,] ; aber (c)
wären, dies] ; wären: dieß (c)
zuverläßig] ; zuverlässig (c)
Aechtheit Aechtheit ] ; Echtheit (c)
eigne] ; eigene (c)
sammlen;] ; sammlen, (a); ; sammeln; (c)
benutzen;] ; benutzen, (a)
Andrer] ; Anderer (c)
136] ; 423 (a)
bey] ; bei (c)
Andre] ; Andere, (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
ferne] ; fern (c)
z. E.zum Exempel ] ; (z. B.)zum Beispiel (c)
einerley] ; einerlei (c)
134 ] ; 421 (a); ; 134. (c)
laßen] ; lassen (a, c)
zwey] ; zwei (c)
27] ; 27. (c)
kan] ; kann (c)
beydes] ; Beides (c)
Erweiterten ] ; Nun erweiterten (c)
nun] ; überdieß (c)
allerley] ; allerlei (c)
schienen; fing man an] ; schienen. Man fing an, (c)
nachzudenken – und dies] ; nachzudenken. Dies (c)
nebst den verschiednen] ; so wie die Verschiedenheit der (c)
nothwendig, wenn] ; nothwendig. Auch waren (c)
nicht] ; (c)
vor] ; an (c)
gewesen wären] ; (c)
konnte –: so] ; konnte. Nothwendig (c)
] ; also (c)
zumahl] ; zumal (c)
wissenschaftliche Form] ; wissenschaftliche Form (c)
137] ; 424 (a)
Hier haben wir den] ; Aus dem allen erklärt sich nun der (c)
ReligionReligion] ; Religion (c)
Theil 1.] ; (a)
3 ] ; 3. (c)
2),] ; 2.) (c)
Th.Theil 22. ] ; (a)
2] ; 2. (c)
1 ] ; 288 (a); ; 1. (c)
InbegrifInbegrifs] ; Inbegriffs (c)
Inbegrif] ; Inbegriff (c)
ordentlichen] ; regelmäßigen (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
den] ; dem (a)
besteht,] ; besteht (c)
ist,)] ; ist), (c)
diese] ; dieses (a, c)
Religions-System Religions-System; folglich] ; Religions-System. Folglich (c)
Bey] ; Bei (c)
alles] ; Alles (c)
drey] ; drei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
dem] ; den (c)
138] ; 425 (a)
beschriebne] ; beschriebene (c)
sey] ; sei (c)
zuläßt;] ; zuläßt, (a)
kan] ; kann (c)
zwey] ; zwei (c)
sey] ; sei (c)
†) ] ; 1) (c)
zweydeutigen] ; zweideutigen (c)
mich] ; sehr (c)
mich] ; darauf (c)
Beyspielen] ; Beispielen (c)
bey] ; bei (c)
ich] ; (c)
den] ; der (c)
] ; als (c)
finde ††).] ; erscheint. 2) (c)
ich] ; sich (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; man kann (c)
ich] ; man (c)
zusammenstelle] ; zusammenstellt (c)
meinem] ; seinem (c)
mich] ; sich (c)
einen] ; einem (c)
dies] ; dieß (c)
großer] ; grosser (a)
mir dieses] ; ein solches (c)
ich] ; (c)
den wahren] ; der wahre (c)
entdecken kan] ; entdeckt werden kann (c)
meine] ; (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
kan] ; kann (c)
es scheinen, als wenn die Stelle] ; (a)
enthalte: daß wir selbst zugleich mit unserm ersten Stammvater, und dadurch, daß er sündigte, gefallen wären; es kankann diese Stelle wenigstens] ; von unsrem eignen Falle mit der ersten Versündigung Adams, oder doch (a)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
] ; würden (a)
bestraft würden. Es ist auch bekannt genug, daß sie so seysei verstanden worden] ; (a)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
wie] ; auch (c)
werden,] ; werden (a)
andern Verbrechern] ; ihnen (a)
θανατος ] ; θάνατος (a)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
Hebräern] ; Ebräern (a)
20] ; 20. (a, c)
17,] ; 17. (c)
19] ; 19. (c)
ich] ; ich, (c)
erwähnt] ; erwehnt (a)
ausser] ; außer (c)
redet;] ; redet, (a)
unsrer ] ; unserer (c)
19;] ; 19, (a); ; 19.; (c)
kan] ; kann (c)
6] ; 6. (c)
9] ; 9. (c)
8] ; 8. (c)
allerley] ; allerlei (c)
18] ; 18. (c)
sey] ; sei (c)
für ] ; vor (c)
††)2) Wie beybei gedachter Stelle 1 Joh. 3. und beybei solchen, wo es scheint, daß Gott für die Ursach des Bösen ausgegeben werde; welcher in die Augen fallende Mißverstand gänzlich gehoben wird, wenn ichman aus ähnlichen Redensarten Apostelgesch. 13, 2929. und Kap.Kapitel 1, 1818. gelernt habehat, daß die Ebräer von jeder entfernten, selbst mit Mißfallen verknüpften Veranlassung einer Handlung, alsgerade wie von einer Ursach derselben reden. {Ob freilich die strenge Bestimmtheit und Consequenz bei so populären und selbst im Schreiben ungeübten Schriftstellern, ἰδιώταις λόγου, wie die V. des neuen Testaments waren, überall angenommen und vorausgesetzt werden dürfe, ist eine andere Frage. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 510 (c)
††)] ; 2) (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
ich] ; man (c)
29] ; 29. (c)
18] ; 18. (c)
habe] ; hat (c)
als] ; (a); ; gerade (c)
] ; {Ob freilich die strenge Bestimmtheit und Consequenz bei so populären und selbst im Schreiben ungeübten Schriftstellern, 1322 ἰδιώταις λόγου, wie die 1323V. des neuen Testaments waren, überall angenommen und vorausgesetzt werden dürfe, ist eine andere Frage. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
139] ; 426 (a)
Sätze] ; Sätze, (c)
fließen] ; fliessen (a)
können †).] ; können. 1) (c)
ich] ; man (c)
zusammenhalte] ; zusammenhält (c)
sehe ich] ; sieht man (c)
füge] ; fügt (c)
verhüte] ; verhütet (c)
wird ††).] ; wird. 2) (c)
] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
großen] ; grossen (a)
Bey] ; Bei (c)
zumal] ; zumahl (a)
zumal] ; zumahl (a)
tellerischen ] ; Tellerischen (c)
Christianorum] ; Christianorum, (c)
†)] ; 2) (c)
erkannt] ; erkannt, (c)
heil.] ; heiligen (c)
bey] ; bei (c)
††) BeyspieleBeyspiele] ; 3) Beispiele (c)
Gottes ] ; Gottes (a)
sey] ; sei (c)
Men schen selbst Schuld geben] ; Menschen zum Vorwurf machen (a)
27] ; 27. (c)
der] ; daß er (a)
gehabt haben, die christliche Lehre] ; (c)
] ; gehabt haben, die christliche Lehre (c)
RoligionReligion ] ; Religion (a, c)
140] ; 427 (a)
andre] ; andere (c)
dergleichen] ; auch (c)
kan] ; kann (c)
beytragen] ; beitragen, theils (c)
auch] ; eben sowohl (c)
oder nur] ; als (c)
GelehrtereGelehrtere] ; Gelehrte (c)
] ; theils (c)
unsrer selbst] ; (c)
] ; theils (c)
Lehren] ; Punkte (c)
] ; endlich (c)
†) ] ; 1) (c)
ZusammenstellungZusammenstellung?] ; Zusammenstellung, (c)
können.können! Denn] ; können; denn (a)
können.] ; können! (c)
††) ] ; 2) (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
äusserst zweydeutigen] ; äußerst zweideutigen (c)
eine Classe] ; Eine Klasse (c)
wie] ; und (a)
göttlichen] ; unmittelbaren (c)
andre] ; andere (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
††)] ; 2) (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
willkührlich] ; willkürlich (c)
heil.] ; heiligen (c)
Zeit] ; Hälfte (c)
seltdemseitdem ] ; seitdem (a, c)
als] ; (z. B.)zum Beispiel (c)
Töllners ] ; Töllner's (c)
heil.] ; heiligen (c)
freyen] ; freien (c)
Vorsehung] ; Fürsehung (a)
dabey] ; dabei (c)
haben] ; haben, (c)
andre] ; andere (c)
141] ; 428 (a)
kan] ; kann (c)
Denn] ; (a)
schon] ; Schon (a)
in] ; (a)
großer] ; grosser (a)
Andre] ; Andere (c)
erfunden] ; befunden (a)
eigner] ; eigener (c)
BeyspielBeyspiel] ; Beispiel (c)
für] ; vor (c)
andererseits] ; anderseits (a)
für] ; vor (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
zubereitenzubereitet ] ; zubereitet (a, c)
großes] ; grosses (a)
im] ; in (c)
dessen] ; (a)
142] ; 429 (a)
Freylich] ; Freilich (c)
desselben] ; derselben (a)
Andrer] ; Anderer (c)
eigner] ; eigener (c)
vernachläßigt] ; vernachlässigt (c)
verstoßen] ; verstossen (a)
unbefangne] ; unbefangene (c)
einerley] ; einerlei (c)
beyzulegen,] ; beizulegen; (c)
dabey] ; dabei (c)
unsre] ; unsere (c)
je] ; desto (c)
einzelne] ; einzle (a)
verstellt] ; entstellt (c)
worden] ; geworden (c)
143] ; 430 (a)
wahr;] ; wahr, (c)
großen] ; grossen (a)
verleugnen] ; verläugnen (c)
beytragen kan] ; beitragen kann (c)
werde †). Ja] ; werde. 1) Ja, (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
studieren] ; studiren (c)
behauptet ††); ††), ] ; behauptet; 2) (c)
††);] ; ††), (a)
größere] ; grössere (a)
Andrer] ; Anderer (c)
†††) ] ; 3) (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
einfiel;] ; einfiel, (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
bey] ; bei (c)
Ein] ; ein (c)
dem Andern] ; den andern (c)
nicht geradezu] ; (c)
] ; nicht geradezu (c)
kan] ; kann (c)
heil.] ; heiligen (c)
glauben,] ; glauben – (c)
kan] ; kann (c)
färfür ] ; für (a, c)
††)] ; 2) (c)
Beyspiel kan] ; Beispiel kann (c)
befördre] ; befördere (c)
That,] ; That; (c)
der] ; den (a)
(Fehler] ; (Fehler, (a)
, der sich übereilte und halbgelehrte Reformatoren eben so leicht schuldig machen, als im Gegentheil Andere, die steif an den gewohnten Vorstellungen von gewissen Lehren hängen] ; (a)
†††) Denn, was] ; 3) Was (c)
überhaupt ] ; überhaupt (a)
und] ; denn (c)
alles] ; Alles (c)
einerley] ; einerlei (c)
besondern ] ; besondern (a)
einzelne] ; einzele (a)
Eine] ; eine (c)
Andre] ; andere (c)
hat;] ; hat, (a)
Andrer] ; Anderer (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
zumal] ; zumahl (a)
Veranlaßung] ; Veranlassung (a, c)
Vorstellungen] ; [Vorstellungen] (a)
144] ; 431 (a)
FreylichFreilich sind alle menschliche Werke unvollkommen, und die besten Unternehmungen dem Mißbrauch ausgesetzt: soll man aber deswegen lieber nichts versuchen, weil es doch immer nur Stückwerk seyn wird? Oderoder haben die Gegner der systematischen Theologie nicht auch schon einmal ihre ParteyParteyPartheyPartei genommen, ohne die Sachen aufsauf's Neue nach der heiligen Schrift zu untersuchen? Habenhaben sie nicht auch Ihrihr SystemSystem, das sie oft in die heilige Schrift hineintragen? Undund, wenn die Natur eines Systems zu gewissen besondern Fehlern leicht verführt,verführt: giebts nicht wieder andreandere gleich schädliche Fehler, in die man um so eher verfällt, je weniger man gewisse Sätze im System versteht? verworrneverworrene Begriffe z. B.zum Beispiel und daher entstehende ZweydeutigkeitZweydeutigkeitZweideutigkeit, falsche damit einschleichende NebenvorstellungenNebenvorstellungen, Widersprüche, welchen man die Lehren aussetzt u. d. gl.und dergleichen u. d. gl.? – Und jenenJenen Fehlern des Systems, nebst dessen zufälligem Mißbrauch läßt sich doch abhelfen, wenn man folgendenur die itzt näher anzudeutenden RegelnRegeln nicht aus den Augen läßt:läßt. DieSie können zugleich dienen können, theils den Werth besondrerbesonderer Systeme, und der Verfahrungsart beybei Aufklärung einzelnereinzler Lehren zu bestimmen; theils Vorsichtigkeit zu befördern, wenn man sich selbst sein System macht,macht – eine Pflicht, die jeder auf sich hat, wer eine gewissenhaftenach einer gewissenhaften Erkenntniß der Religion, und wer überall eigne Ueberzeugung sucht;sucht; – theils gerechter und billiger von denen zu urtheilen, die über gewisse Lehren oder deren Erweislichkeit anders als wir denken wie wir. ] ; (c)
Freylich] ; Freilich (c)
Oder] ; oder (a)
ParteyPartey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
aufs] ; auf's (c)
Haben] ; haben (a)
Ihr] ; ihr (c)
Und] ; und (a)
verführt,] ; verführt: (c)
andre] ; andere (c)
verworrne] ; verworrene (c)
ZweydeutigkeitZweydeutigkeit] ; Zweideutigkeit (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; u. d. gl.? (a)
Und jenen] ; Jenen (c)
folgende] ; nur die itzt näher anzudeutenden (c)
läßt:] ; läßt. (c)
Die] ; Sie können (c)
können] ; (c)
besondrer] ; besonderer (c)
bey] ; bei (c)
einzelner] ; einzler (a)
macht,] ; macht – (c)
eine gewissenhafte] ; nach einer gewissenhaf[470]ten (a)
sucht;] ; sucht; – (c)
] ; als wir (c)
wie wir] ; (c)
145] ; 432 (a)
müßte man überall bey] ; ist bei (c)
] ; überall (c)
] ; zu (c)
dabey] ; dabei (c)
dabey] ; dabei (c)
Schrift,] ; Schrift (c)
Hier müßte] ; Es muß (c)
znvörderstzuvörderst ] ; zuvörderst (a, c)
unsrer] ; unserer (c)
unächt] ; unecht (c)
dürfe †) ] ; dürfe. 1) (c)
24).] ; 311.). (a); ; 24.) (c)
sey] ; sei (c)
erwegterwägt: –] ; erwegt, (a)
erwegt] ; erwägt (c)
enthaltnen] ; erhaltenen (c)
stufenweise] ; stuffenweise (a)
] ; (a)
selbst] ; selbst, (c)
Testament] ; Testament, (c)
unvollkommnen UnterichtUnterricht ] ; unvollkommenen Unterricht, (c)
Untericht] ; Unterricht (a)
andre GesinungenGesinnungen ] ; andere Gesinnungen (c)
Gesinungen] ; Gesinnungen (a)
besondres] ; besonderes (c)
istsey ††);] ; ist; 2) (c)
ist] ; sey (a)
] ; (a)
kan] ; kann (c)
große] ; grosse (a)
] ; des (a)
Quelle] ; Erkenntnißquelle (c)
geleugnet] ; geläugnet (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
11.] ; 11 (a)
ἐνοικοῦντο ς ἐνοικοῦντος ] ; ἐνοικοῦντος (a, c)
22] ; 22. (a, c)
4] ; 4. (c)
††) S.Siehe Die Schriften des A. T. nach ihrem Inhalt und Zweck bearbeitet - - von Hufnagel, Wilhelm Friedrich W. F. Hufnagel , Erstes Bändchen, Erlangen 1784. 8.] ; 2) Mehr hierüber bei §. 147 (f.)folgend (c)
146] ; 433 (a)
] ; können wir (c)
wir allein] ; (c)
Gesandten] ; Gesandte (c)
haben; und in] ; haben. 1) – In (c)
unleugbar verschiedne] ; aber unläugbar verschiedene (c)
einzelner] ; einzler (a)
Lehre] ; Lehren (a)
Andre] ; Andere (c)
zumahl] ; zumal (c)
göttliches] ; göttlich (a)
machen,] ; machen (c)
sichs] ; sich's (c)
zumahl] ; zumal (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
sind] ; wurden (c)
Bücher] ; Bücher, (c)
besondre] ; besondere (c)
den] ; dem (c)
andre] ; andere (c)
schließen] ; schliessen (a)
vielweniger] ; viel weniger (a)
] ; 2) (c)
] ; 541 (c)
] ; 2) (c)
Zweydeutigkeit] ; Zweideutigkeit (c)
machen;] ; machen, (a)
beydes] ; Beides (c)
147] ; 434 (a)
145 432 angegebnen] ; 145. angegebenen (c)
145 ] ; 432 (a)
2te] ; zweite (c)
145 ] ; 432 (a); ; 145. (c)
sey? Dies] ; sei? Dieß (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
dabey] ; dabei (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
äusserster] ; äußerster (c)
auf] ; aufs (c)
eigene] ; eigne (a); ; eigenen (c)
willkührliche] ; willkürliche (c)
reinbiblischreinbiblische] ; rein-biblische (c)
werden,] ; werden; (c)
Dissentirende] ; [Dissentirende] (a)
HermenevtikHermenevtik] ; Hermeneutik (c)
RegelnRegeln,] ; Regeln; (c)
einzelne] ; einzle (a)
geleistet;] ; geleistet, (a)
unsre ältere sprachkundige protestantische] ; unsere älteren sprachkundigen protestantischen (c)
unsrer] ; unserer (c)
vortreflichen] ; vortrefflichen (c)
geöfnet;] ; geöfnet, (a); ; geöffnet; (c)
die gegen] ; die, wie Campe, über (c)
haben,)] ; haben), (c)
anfauf ] ; auf (a, c)
Regeln)] ; Regeln), (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
Schriften] ; Schriften, so wie Alle, die das Temporelle und Lokale in der Schriftlehre, desgleichen den Unterschied zwischen Hauptlehren und Introductionslehren des Christenthums näher erörtert haben (c)
148] ; 435 (a)
ausdruckt] ; ausdrückt (a)
wäre I)] ; ist I. (c)
Wörter] ; Wörter (c)
Redensarten] ; Redensarten (c)
wärensind. Denn] ; wären; denn (a)
wären] ; sind (c)
wäre] ; ist (c)
Letztre] ; Letztere (c)
beylegen] ; beilegen (c)
und wäre das Erstere,] ; im ersteren Fall aber (c)
dies] ; dieß (c)
zuläßt †),] ; zuläßt, 1) (c)
beystehende] ; beistehende (c)
††) ] ; 2) (c)
†††) ] ; 3) (c)
sey] ; sei (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
Sinn:] ; Sinn, (c)
eignen] ; eigenen (c)
Zusammenhang *),] ; Zusammenhang, 4) (c)
Stellen **),] ; Stellen, 5) (c)
Ausspruchs ***),] ; Ausspruchs, 6) (c)
bey] ; bei (c)
****) ] ; 7) (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
4.] ; 4., (c)
desgl.desgleichen ] ; (a)
††)] ; 2) (c)
17] ; 17. (c)
15] ; 15. (c)
1] ; 1. (c)
†††)] ; 3) (c)
θάνατος ] ; θανατος (a)
12] ; 12. (c)
19] ; 19. (c)
44] ; 44. (c)
14] ; 14. (c)
*)] ; 4) (c)
8] ; 8. (c)
v.Vers ] ; V. (c)
9.] ; 9 (a)
v.Vers 22] ; V. 22. (c)
v.Vers 28] ; V. 28. (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
8] ; 8. (c)
10 und 11] ; 10. u. 11. (c)
Eph.] ; Ephes[.] (c)
unsrer] ; unserer (c)
6] ; 6., (c)
v.Vers 4] ; V. 4. (c)
τοῦ ] ; του (a)
heisse] ; heiße (c)
sey] ; sei (c)
v.Vers ] ; V. (c)
**)] ; 5) (c)
6] ; 6. (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
desgl.desgleichen ] ; (a)
12] ; 12. (c)
13] ; 13. (c)
24 kan] ; 24. kann (c)
leugnen] ; läugnen (c)
da,] ; da (a)
sey] ; sei (c)
5] ; 5. (c)
30] ; 30. (c)
***)] ; 6) (c)
29] ; 29. (c)
30] ; 30. (c)
dieser Regel Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Jesu ] ; (a)
entspräche,] ; entspräche; (c)
v.Vers 28] ; V. 28. (c)
****)7) Die Juden sprachen z. B.zum Beispiel von allem Unglück und Sünden so, vermuthlich wegen 1 Mos. 3 , als wenn der Teufel dieses alles in die Welt gebracht hätte, so wie sie alles Gute und alles Glück Gott beylegtenbeilegten. Diese Art zu reden behält die heil.heilige Schrift, z. B.zum Beispiel von Gott, 2 Kor. 8, 1 und 16 . Kap.Kapitel 14;14.; 9, 14, vom Teufel Ebr. 2, 14. Joh. 13, 2. Apostelgesch.Apostelgesch. 5, 3. 2 Kor. 12, 7 etc.et cetera etc., legt ihrihm aber ohne Zweifel einen uneigentlichen Sinn unter, wie z. B.zum Beispiel beybei dem Tode, als einer natürlichen Veränderung des Menschen, beybei den Sünden der Menschen, die sonst nicht ihnen könnten zugerechnet werden, und aus 1 Petr. 5, 88,8. verglichen mit V.Vers 99. offenbar ist. Wegen dieses beständig uneigentlichen Sprachgebrauchs in solchen Redensarten, würde man sie in andern Redensarten eben derselben Art eben so uneigentlich erklären müssen, wie man im Gegentheil die Versöhnung der Menschen mit Gott durch Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christum immer von seinen Leiden und TodeTod, nicht von seiner Lehre, also eigentlich, erklären muß, weil die heil.heilige Schrift so beständig diese Versöhnung dem Tode und Blute Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christi, niemals seinerseine Lehre, zuschreibt. Nach eben dieser Bemerkung würde ich Apostelgesch.Apostelgeschichte 5, 44:4. ἐψεύσω τῷ Θεῶ Θεῷ nicht eigentlich von Gott, sondern uneigentlich von den Aposteln, als Gottes Gesandten, erklären müssen, weil es in ähnlichen Redensarten so geschehen muß,muß; z. E.zum Exempel Apostelgesch. 7, 5151. ἀντιπίπτειν τῷ Πνεύματι Πνεύματι, welches durch διώκειν τοὺς τὰς προφήτας προφέτας v.Vers 5252. V. 52. erklärt wird. {Ob ich gleich gestehe, daß mir nicht jede dieser Erklärungen einleuchtet, so habe ich doch Bedenken getragen, dem sel.selig Verfasser meine Ansichten unterzuschieben, oder hier darüber zu streiten. Die Hauptregel steht fest, wenn auch nicht jedes Beispiel für sie beweiset. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 558 (c)
****)] ; 7) (c)
beylegten] ; beilegten (c)
heil.] ; heilige (c)
Kap.Kapitel 14;14.; ] ; 9, 14, (a)
14;] ; 14.; (c)
Apostelgesch.] ; Apostelgesch[.] (a)
etc.et cetera ] ; etc., (c)
ihr] ; ihm (a)
z. B.zum Beispiel ] ; (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
8] ; 8, (a); ; 8. (c)
9] ; 9. (c)
Tode] ; Tod (a)
heil.] ; heilige (c)
seiner] ; seine (a)
Apostelgesch.] ; Apostelgeschichte (c)
4] ; 4: (a); ; 4. (c)
Θεῶ ] ; Θεῷ (c)
nicht eigentlich von Gott, sondern] ; (a)
muß,] ; muß; (c)
51] ; 51. (c)
Πνεύματι ] ; Πνεύματι, (c)
τοὺς ] ; τὰς (c)
προφήτας ] ; προφέτας (a)
v.Vers 5252. ] ; V. 52. (c)
52] ; 52. (a)
] ; {Ob ich gleich gestehe, daß mir nicht jede dieser Erklärungen einleuchtet, so habe ich doch Bedenken getragen, dem (sel.)selig Verfasser meine Ansichten unterzuschieben, oder hier darüber zu streiten. Die Hauptregel steht fest, wenn auch nicht jedes Beispiel für sie beweiset. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
149] ; 436 (a)
Und] ; Doch – welches ist (c)
den ] ; der (c)
Ausdrücke.] ; Ausdrücke? – (c)
sey] ; sei (c)
Letztre] ; Letztere (c)
eignen] ; eigenen (c)
auf] ; (c)
eignen] ; eigenen (c)
Schriftsteller †), und,] ; Schriftsteller, 1) und (c)
dabey] ; dabei (c)
Stellen ††) ] ; Stellen, 2) (c)
solche] ; solcher (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
†††) ] ; 3) (c)
gelernt:] ; gelernt, (c)
kan] ; kann (c)
ähnliche *),] ; ähnliche, 4) (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
innre ] ; innere (c)
22] ; 22. (c)
v.Vers 23] ; V. 23. (c)
der Verstand,] ; (a)
haben ] ; haben, (c)
Römer] ; Röm. (a)
1] ; 1. (c)
ihm ] ; ihn (a)
dürfen v.Vers 9;9, ] ; dürfen, V. 9.; (c)
9;] ; 9, (a)
aus] ; (a)
v.Vers 10 heissen] ; V. 10. heißen (c)
v.Vers ] ; V. (c)
9.] ; 9 (a)
heissen] ; heißen (c)
v.Vers ] ; V. (c)
10] ; 10. (c)
(Strafwürdige)] ; (Strafwürdige[)] (a)
heissen] ; heißen (c)
nemlich] ; nämlich (c)
wurden,] ; wurden: (c)
andres] ; anderes (c)
und] ; der (c)
dies] ; dieß (c)
Strafwürdige] ; Strafwürdige (c)
wolle] ; will (a)
††)] ; 2) (c)
bestätiget] ; bestätigt (c)
heissen] ; heißen (c)
v.Vers 19,19 ] ; V. 19., (c)
19,] ; 19 (a)
Gottes,] ; Gottes (c)
Gott,) v.Vers 21 ] ; Gott), V. 21. (c)
sich v.Vers 19 ] ; sich, V. 19. (c)
15] ; 15. (c)
Κόσμου ] ; Κοσμου (a)
heissen v.Vers 28 ] ; heißen V. 28. (c)
Juden,] ; Juden (a)
Feinde,] ; Feinde (c)
10)] ; 10.), (c)
] ; und sie sind versöhnt, sobald dieß Wohlgefallen anders möglich ist; (c)
kann] ; kan (a)
Besserung bedeuten,] ; Besserung bedeuten; (c)
kann] ; kan (a)
1] ; 1. (c)
5] ; 5. (c)
v.Vers 3] ; V. 3. (c)
heissen] ; heißen (c)
13] ; 13. (c)
†††)] ; 3) (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
mein] ; das (a)
den] ; (a)
Fascicul. II. No.Numero 13.).13.) ] ; (Tom.)Tomus II.). (a)
13.).] ; 13.) (c)
ist] ; ist, (c)
29] ; 29. (c)
ist] ; ist, (c)
6] ; 6. (c)
bald] ; bald (a)
er] ; er, (c)
8, 17] ; 8., 17. (c)
*)] ; 4) (c)
sey] ; sei (c)
werden ] ; werden, (c)
4] ; 4. (c)
beygefügte] ; beigefügte (c)
lehrt;] ; lehrt: (a)
werden ] ; werden, (c)
3] ; 3. (c)
23 heisse] ; 23. heiße (c)
bey ] ; bei (c)
uns,] ; uns (c)
v.Vers ] ; V. (c)
26] ; 26. (c)
v.Vers ] ; V. (c)
17 , desgleichen] ; 17., desgl. (c)
16] ; 16. (c)
17–19] ; 17–19. (c)
Χριστῶ ] ; Χριστῶ, (c)
7] ; 7. (c)
heisse] ; heiße (c)
halten,] ; halten; (c)
den] ; meinen (c)
Fasc. II. N.Numero 2.] ; (Tom.)Tomus [II.] (a)
150] ; 437 (a)
148. ] ; 435 (a)
müßten] ; müssen (c)
II)] ; II. (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
Schrift dies] ; Schrift, dieß (c)
sey] ; sei (c)
sey] ; sei (c)
] ; eine (c)
kan] ; kann (c)
jemand] ; jemandem (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
unsrer] ; unserer (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
sollen:] ; sollen, (c)
unsrer ] ; unserer (c)
unsre ] ; unsere (c)
dies Beydes] ; dieß Beides (c)
Letztere] ; Letztre (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
haben;] ; haben: (c)
inhaesiva)] ; inhaesiua) (a); ; inhaesiva), (c)
freyer] ; freier (c)
5] ; 5., (c)
4] ; 4. (c)
desgl.] ; (a); ; desgleichen (c)
Adam] ; Adam, (c)
einen] ; einem (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
14] ; 14. (c)
der ] ; der (a)
die] ; der (c)
der] ; die (c)
begangnen] ; begangenen (c)
αἰώνιος ] ; αἰωνιος (a)
46] ; 46. (c)
erstre] ; erstere (c)
ἀιώνιος ] ; αἰώνιος (c)
46] ; 46. (c)
bey] ; bei (c)
26] ; 26., (c)
28] ; 28. (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
und,] ; und (a)
nach,] ; nach (a)
heil.] ; heiligen (c)
bey] ; bei (c)
liegt;] ; liegt, (c)
44] ; 44., (c)
u. d. gl.] ; und dergleichen. (c)
151] ; 438 (a)
hinter] ; (c)
den] ; dem (a)
komme,] ; komme (a); ; entdecken könne (c)
ich] ; man (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
ich] ; man (c)
einerley] ; einerlei (c)
GesichtspunctGesichtspunct] ; Gesichtspunkt (c)
erwähnen] ; erwehnen (a)
kan] ; kann (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
einzelne] ; einzle (a); ; einzelnen (c)
beyden] ; beiden (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
müßen] ; müssen (a, c)
152] ; 439 (a)
III)] ; III. (c)
150. ] ; 437 (a)
verbundne] ; verbundenen (c)
einzelnen ] ; einzlen (a)
müßen] ; müssen (a, c)
ebräischgriechischenebräisch-griechischen †)?] ; ebräisch-griechischen? 1) (c)
ebräischgriechischen] ; ebräisch-[485]griechischen (a)
einzelnen] ; einzlen (a)
brauchen] ; gebrauchen (c)
BedeutungBedeutung ††); ††), ] ; Bedeutung; 2) (c)
††);] ; ††), (a)
unter †††); †††), ] ; unter; 3) (c)
†††);] ; †††), (a)
verbundeneverbundne Begriffe *); *), ] ; verbundenen Begriffe; 4) (c)
verbundene] ; verbundne (a)
*);] ; *), (a)
näher **).] ; näher. 5) (c)
eine] ; einer (c)
sey] ; sei (c)
müßen] ; müssen (a, c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
z. B.zum Beispiel ] ; z. B., (c)
10] ; 10. (c)
15] ; 15. (c)
und] ; [und] (c)
Letztre] ; Letztere (c)
10] ; 10. (c)
Menschen;] ; Menschen, (a)
Buße ] ; Busse (a)
(μετανοια ] ; (μετάνοια (c)
einerley] ; einerlei (c)
15] ; 15. (a, c)
10] ; 10. (a, c)
2] ; 2., (c)
10] ; 10. (c)
bey] ; bei (c)
15,] ; 15 (a); ; 15., (c)
††)] ; 2) (c)
scheinen] ; (c)
machen,] ; machen scheinen (c)
138. ] ; 425 (a)
††] ; 2. (c)
14] ; 14., (c)
12] ; 12. (c)
4.] ; 4 (a); ; 4., (c)
ἐγγὺς ] ; ἐγγύς, (c)
V.Vers ] ; v. (a)
8] ; 8. (c)
26.] ; 26 (a); ; 26., (c)
V.Vers ] ; v. (a)
†††)] ; 3) (c)
βασιλείᾳ ] ; βασιλειᾳ (a)
36] ; 36. (c)
15] ; 15. (c)
Christus] ; Christus, (c)
f.folgend ] ; f., (c)
Unglück,] ; Unglück (c)
30] ; 30. (c)
33] ; 33. (a, c)
19] ; 19. (a, c)
20] ; 20. (c)
V.Vers ] ; v. (a)
*)] ; 4) (c)
39] ; 39. (c)
V.Vers ] ; v. (a)
37] ; 37. (c)
Θεου ] ; Θεοῦ, (c)
3] ; 3., (c)
6] ; 6. (c)
25] ; 25. (c)
verbundnen] ; verbundenen (c)
u. dgl.und dergleichen ] ; (u. d. gl.)und dergleichen (a); ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
**)] ; 5) (c)
V.Vers ] ; v. (a)
10] ; 10. (c)
gehöre,] ; gehöre (a)
14] ; 14., (c)
V.Vers ] ; v. (a)
15] ; 15. (c)
16] ; 16. (c)
44–46] ; 44–46., (c)
einer] ; einer, (c)
153] ; 440 (a)
bey] ; bei (c)
wem] ; welchen Personen (c)
allein] ; (c)
†) ] ; 1) (c)
bey] ; bei (c)
††) ] ; 2) (c)
angegeben:] ; angegeben, (c)
bey] ; bei (c)
konnten *).] ; konnten. 3) (c)
dabey] ; dabei (c)
bey] ; bei (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
dabey] ; dabei (c)
sey] ; sei (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
6] ; 6. (c)
9] ; 9. (a, c)
12] ; 12. (c)
unsre ] ; unsere (c)
14–16] ; 14–16. (a, c)
23] ; 23. (c)
5] ; 5. (c)
Andre] ; Andere (c)
Andre] ; Andere (c)
††)] ; 2) (c)
Veranlaßung] ; Veranlassung (a, c)
Christi] ; Christi, (c)
3] ; 3., (c)
denken;] ; denken, (a)
verstehn sey] ; verstehen sei (c)
] ; gelten (a)
20–26] ; 20–26. (c)
29;] ; 29., (c)
22] ; 22. (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
v.Vers 21] ; V. 21. (c)
*)] ; 3) (c)
heil.] ; heilige (c)
Test.Testament ] ; (T.)Testament (c)
3, 16] ; 1387 4, 16. (c)
einerley] ; einerlei (c)
v.Vers ] ; V. (c)
γραφὴ ] ; γραφή (a)
π. ] ; (a)
dies] ; dieß (c)
dabey] ; da[192]bei (c)
19] ; 19. (c)
20] ; 20. (c)
38] ; 38., (c)
v.Vers ] ; V. (c)
ziehn] ; ziehen (c)
bey] ; bei (c)
154] ; 441 (a)
IV)] ; IV. (c)
ziehn] ; ziehen (c)
152 ] ; 439 (a); ; 152. (c)
sammlen] ; sammeln (c)
werden,] ; werden; (c)
kan †).] ; kann. 1) (c)
verknüpft:] ; verknüpft, (c)
den] ; diesen (c)
binden ††).binden. 2) Wären] ; binden ††); wären (a)
binden ††).] ; binden. 2) (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
angegeben:] ; angegeben, (c)
GesichtspunctGesichtspunct] ; Gesichtspunkt (c)
die] ; diese (c)
andre] ; andere (c)
bekommt †††);] ; bekommt; 3) (c)
verschiedne] ; verschiedenen (c)
ließenlassen *);] ; ließen; 4) (c)
ließen] ; lassen (a)
Begriffen,] ; Begriffen (c)
bestimmen **);] ; bestimmen; 5) (c)
gegebne] ; gegebene (c)
laßen] ; lassen (a, c)
reden ***) . ***). ] ; reden. 6) (c)
***) . ] ; ***). (a)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
Z. B.Zum Beispiel ] ; (a)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
23] ; 23. (a, c)
37] ; 37. (a, c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
weniger,] ; weniger (a, c)
Lehrstellen.] ; Lehrstellen (c)
Bibliothek ] ; Bibliothek, (c)
12] ; 12. (a, c)
f.folgend ) ] ; f.) (c)
heil.] ; heiligen (c)
kann] ; kan (a)
heil.] ; heiligen (c)
alles] ; Alles (c)
dabey] ; dabei (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
bey] ; bei (c)
heil.] ; heiligen (a, c)
††)] ; 2) (c)
Versöhnung] ; Versöhnung, (c)
gekonnt] ; können (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
16] ; 16. (c)
v.Vers ] ; V. (c)
18] ; 18. (c)
v.Vers ] ; V. (c)
20, 27] ; 20. 27. (c)
9] ; 9. (c)
†††)] ; 3) (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
Christo] ; Christo, (c)
meine] ; die (a)
Script. Script. N.Numero 14.] ; Script. (a)
Script. ] ; Script. (c)
*)] ; 4) (c)
heil.] ; heiligen (a, c)
empfohlnen] ; empfohlenen (c)
1] ; 1. (c)
15] ; 15. (c)
16] ; 16. (c)
20] ; 20. (c)
21] ; 21. (c)
16] ; 16. (c)
V.Vers 14,14., ] ; v. 14 (a)
14,] ; 14., (c)
2525. angegeben. Eben] ; 25, angegeben; eben (a)
25] ; 25. (c)
11] ; 11. (a)
Beyspielen] ; Beispielen (c)
Glaube,] ; Glaube (a)
Beyfall] ; Beifall (c)
Für wahr halten;halten, ] ; Fürwahrhalten; (c)
halten;] ; halten, (a)
23] ; 23. (c)
dem,] ; dem (a)
laßen] ; lassen (a, c)
sey] ; sei, (c)
dann] ; denn (a)
einzelnen] ; einzlen (a)
u. d. gl.und dergleichen,] ; u. d. gl. (a); ; (u. dergl.)und dergleichen, (c)
zumal] ; zumahl (a)
25–28] ; 25–28. (c)
35–38] ; 35–38. (c)
V.Vers ] ; v. (a)
16] ; 16. (c)
die ] ; die (a)
heil.] ; heiligen (a, c)
empfohlnen] ; empfohlenen (c)
kan] ; kann (c)
**)] ; 5) (c)
28] ; 28. (c)
dunkle] ; dunkele, (c)
erwähnte] ; erwehnte (a)
andre] ; andere (c)
6] ; 6. (c)
N.Numero 7.] ; (a)
***)] ; 6) (c)
aufgetretne] ; aufgetretene (c)
viel] ; Vieles (c)
12] ; 12. (c)
worden,] ; worden; (c)
] ; oder widerriethen (a)
sie ] ; sie (a)
widerriethen manche nähere Bestimmung,] ; (a)
ihnen ] ; ihnen (a)
auszuschließen] ; auszuschliessen (a)
155] ; 442 (a)
bloßes] ; blosses (a)
BildBild †),] ; Bild, 1) (c)
Herablaßung] ; Herablassung (a, c)
††) ] ; 2) (c)
beydes] ; Beides (c)
Lehre –;] ; Lehre; – (c)
bey] ; bei (c)
hat †††); †††), ] ; hat; 3) (c)
†††);] ; †††), (a)
einerley] ; einerlei (c)
sie? bezeichnen *):] ; sie bezeichnen: 4) (c)
Hauptbegriffe Hauptbegriffen **),] ; Hauptbegriffen, 5) (c)
bestehn ***) ] ; bestehen, 6) (c)
angegebne] ; angegebene (c)
Elend und] ; moralisches (c)
] ; dann (c)
unsre] ; unsere (c)
entstehende] ; entstehenden (c)
] ; 7) (c)
genommen,] ; genommen; (c)
Andrer] ; Anderer (c)
mögen ****);] ; mögen; 8) (c)
Andre] ; Andere (c)
muß *****).] ; muß. 9) (c)
] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
Friedr . ] ; Friedr. (a, c)
trefliche] ; treffliche (c)
universis] ; vniuersis (a)
großen] ; grossen (a)
universarum] ; vniuersarum (a)
beyde] ; beide (c)
1772,] ; 1772. (c)
4. Sie sind wieder aufgelegt in s.sein Dissertatt. theolog. et philologicis, Lips. 1787 in1787. 8.] ; 4to. (a)
1787 in] ; 1787. (c)
†)] ; 2) (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
unsrer Seligkeit,Seligkeit; ] ; unserer Seligkeit; (c)
Seligkeit,] ; Seligkeit; (a)
gehn] ; gehen (c)
] ; hin (c)
Sinn,] ; Sinn; (c)
giebt ihnen Augen,] ; Augen (a)
sehen,] ; sehen; (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen, (c)
bloßer ZulaßungZulassung ] ; blosser Zulassung (a)
Zulaßung] ; Zulassung (c)
††)] ; 3) (c)
3] ; 3. (a, c)
22] ; 22. (c)
10] ; 10. (c)
4,] ; 4. (a); ; 4., (c)
Hebräer] ; Ebräer (a)
unzählichen] ; unzählich (a)
†††)] ; 4) (c)
ausgenommen] ; ausgenommen, (c)
irdischen,] ; irdischen (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
*)] ; 5) (c)
Θεὸς ] ; Θεός (c)
ἡμῖν; ] ; [ἡμῖν], (a)
den Menschen:] ; uns (a)
᾿ἡμ. ἡμ. ] ; ἡμ. (a, c)
ἔχθροι,] ; ἔχθροι; (c)
ἀντικείμενοι ] ; ἀντικειμενοι (c)
andre] ; andere (c)
**)] ; 6) (c)
μεσίτης;] ; μεσίτης, (a)
ἐπιθυμία;] ; ἐπιθυμία (a)
δικαιοσύνη,] ; (a)
μετάνοια;] ; μετάνοια, (a)
] ; σωτηρία, δικαιοσύνη (a)
***)] ; 7) (c)
16] ; 16. (a, c)
5] ; 5. (a, c)
24] ; 24. (a, c)
13] ; 13. (a, c)
5–7] ; 5–7. (c)
****)] ; 8) (c)
heil.] ; heiligen (c)
10] ; 10. (a, c)
12] ; 12. (a, c)
7] ; 7. (c)
11] ; 11. (a, c)
1] ; 1. (a, c)
****)*****) *****) Dies] ; 9) Dieß (c)
****)*****) ] ; *****) (a)
Christenthums,] ; Christenthums; (c)
156] ; 443 (a)
kan] ; kann (c)
hernach ] ; hernach (c)
145 ] ; 432 (a); ; 145. (c)
philosophirenphilosophiren *).philosophiren. *) Und] ; philosophiren *), und (a)
philosophirenphilosophiren *).] ; philosophiren. *) (c)
gebracht:] ; gebracht, (a)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
für] ; vor (a)
bey] ; bei (c)
fehlt;] ; fehlt, (a)
] ; (c)
kan] ; kann (c)
so fern] ; sofern (c)
Vernunftsätze] ; [Vernunftsätze] (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
PrüfsteinPrüfstein] ; Prüfestein (a)
Wahrheit,] ; Wahrheit (a)
kan] ; kann (c)
beyde] ; beide (c)
] ; will (c)
will] ; (c)
laßen] ; lassen (a, c)
bey] ; bei (c)
könne] ; kan (a)
könne] ; kan (a)
müsse] ; muß (a)
GrundsätzeGrundsätze] ; Grundgesetze (c)
mir] ; da (c)
ich] ; man (c)
bey] ; bei (c)
] ; und (a)
finde] ; zu finden sicher sei (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
†)*) ] ; [*)] (a); ; *) (c)
Töllners ] ; Töllner's (c)
157] ; 444 (a)
theils ] ; (a)
] ; selbst (c)
sind] ; (c)
bey] ; bei (c)
zeigt:] ; zeigt, (c)
wahr †),] ; wahr, 1) (c)
verstanden ††),] ; verstanden, 2) (c)
haben †††).] ; haben, was darin lag. 3) (c)
kan] ; kann (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
heil.] ; heilige (c)
16] ; 16. (c)
beylegt] ; beilegt, (c)
8] ; 8. (c)
muß ] ; muß, (c)
4] ; 4. (c)
kan] ; kann (c)
Statt] ; Stelle (c)
willkührlichen] ; willkürlichen (c)
ihren] ; ihrem (a)
entehrendem Gefolge] ; entehrenden Gefolge, (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
] ; bloß (c)
bloße] ; blosse (a); ; (c)
heil.] ; heiligen (c)
Schriften] ; Schriften, (c)
f.folgend ] ; f., (c)
dritten] ; Dritten (c)
reden;] ; reden, (a)
richten;] ; richten, (a)
2] ; 2. (a, c)
35;] ; 35, (a); ; 35.; (c)
widersprechen;] ; widersprechen, (c)
, z. B.zum Beispiel ] ; (a)
4;4. einerley] ; 4.; einerlei (c)
4;] ; 4. (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a)
bey] ; bei (c)
] ; hätte (c)
alles] ; Alles (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
††)] ; 2) (c)
24] ; 24. (c)
f.folgend ] ; f., (c)
heil.] ; heiligen (c)
Tugend] ; Tugend, (c)
7] ; 7. (a, c)
10] ; 10., (c)
Letztre] ; Letztere (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
νόμου ] ; νομου (a)
äusserliche] ; äußerliche (c)
13] ; 13. (a, c)
3] ; 3. (a, c)
dies] ; dieß (c)
15,] ; 15. (a); ; 15., (c)
29;] ; 29, (a); ; 29.; (c)
15] ; 15. (c)
†††)] ; 3) (c)
unparteyischer] ; unpartheyischer (a); ; unparteiischer (c)
alle] ; Alle (c)
alle] ; Alle (c)
12] ; 12. (a, c)
12] ; 12. (a, c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen, (c)
entscheiden,] ; entscheiden (c)
] ; lassen (a)
läßt] ; (a)
unparteyischunpartheyisch sey] ; unparteiisch sei (c)
unparteyisch] ; unpartheyisch (a)
kan] ; kann (c)
10] ; 10. (a, c)
daß] ; Daß (a)
heil.] ; heilige (c)
konnten (§. 154. Anm.Anmerkung ††)2.);] ; konnten, (a)
††)] ; 2.) (c)
beylege] ; beilege (c)
28] ; 28., (c)
V.Vers ] ; v. (a)
24] ; 24. (c)
besaßen] ; besassen (a)
16] ; 16., (c)
V.Vers ] ; v. (a)
35–38] ; 35–38. (c)
äusserlich] ; äußerlich (c)
hielten] ; hielten, (c)
ausdehneuausdehnen ausdehnen,] ; ausdehnen: (c)
ausdehneuausdehnen ] ; ausdehnen (a)
reden,] ; reden (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
Schriftstellen] ; Schriftstellen, (c)
4] ; 4. (a, c)
10] ; 10. (a, c)
alle ] ; alle (a)
heissen sollen] ; heißen sollten (c)
bey] ; bei (c)
unendliche ] ; Unendliche (c)
158] ; 445 (a)
Ausser ] ; Außer (c)
(§. 157 ] ; (§. 444 (a); ; (§. 157. (c)
ErklärungenErklärungen] ; Erklärungen (c)
Beschreibungen] ; Beschreibungen (c)
kan] ; kann (c)
dies] ; dieß (c)
müssen] ; muß (a)
unsrer] ; unserer (c)
unsre eignen] ; unsere eigenen (c)
159] ; 446 (a)
dabey kan] ; dabei kann (c)
VerbesserungVerbesserung] ; Verbesserung (c)
Willens] ; Willens (c)
beyträgt] ; beiträgt (c)
werth;] ; werth, (a)
brauchen] ; gebrauchen (c)
kan] ; kann (c)
beyden] ; Beiden (c)
160] ; 447 (a)
kan] ; kann (c)
alles] ; Alles (c)
beydes] ; Beides (c)
wobey] ; wobei (c)
andre] ; Andere (c)
kan] ; kann (c)
vernachläßigen] ; vernachlässigen (c)
Beschäftigungen] ; Beschäftigung (a)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
Sehr] ; (Anm.)Anmerkung So (c)
wie] ; als (c)
aufklärenaufgeklärt;] ; aufgeklärt, (a)
Andre] ; Andere (c)
Dies] ; Dieß (c)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
Vergleiche TheilVergl. Th. 1.] ; (a)
Vergleiche Theil] ; Vergl. Th. (c)
161] ; 448 (a)
Vornemlich] ; Vornehmlich (c)
ich geniessen will,] ; man genißen will; (c)
ist,] ; ist; (c)
meiner] ; unserer (c)
zu meinem] ; zum eignen (c)
ich kan] ; man kann (c)
größern] ; grössern (a)
genießen] ; geniessen (a)
ich] ; man (c)
ich brauchen] ; man gebrauchen (c)
habe] ; hat (c)
mir] ; (c)
ich] ; man (c)
mir] ; (c)
kan] ; kann (c)
ich] ; man (c)
11);] ; 11), (a); ; 11.); (c)
meine] ; (c)
Beruhigung BeruhignngBeruhigung ] ; Beruhigung (a, c)
mir,] ; (c)
] ; genommen (c)
162] ; 449 (a)
mein größres] ; größere (c)
] ; eines Jeden (c)
f.folgend).f.) Was] ; f.); was (a)
f.folgend).] ; f.) (c)
interessirt] ; intereßirt (a)
unsre] ; unsere (c)
unsrer] ; unserer (c)
132 ] ; 419 (a)
eigne] ; eigenen (c)
anziehn] ; anziehen (c)
bey allen] ; bei Allen (c)
sind] ; sind, (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Zeiten] ; Zeiten, (a)
einzelnen] ; einzeln (a)
dazu] ; dazu, (a)
Mittel] ; Mittel, (a)
beytragen] ; beitragen (c)
Andern] ; andern (a)
göttlichen] ; göttlichen, (c)
VorsehungVorsehung] ; Fürsehung (a)
letztere] ; (a)
benützen] ; benutzen (c)
] ; wieder (c)
wieder] ; (c)
163] ; 450 (a)
und] ; oder die (c)
FreyheitFreyheit] ; Freiheit (c)
kühlblütigern] ; kaltblütigern (c)
größere] ; grössere (a)
beyzulegen] ; beizulegen (c)
kan] ; kann (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
brauchen] ; gebrauchen (c)
Gefundne] ; Gefundene (c)
164] ; 451 (a)
genommne] ; genommene (c)
mancherley] ; mancherlei (c)
durstenden] ; Durstenden (c)
– alsdann] ; alsdenn (a)
Verrätherey] ; Verrätherei (c)
offenbare] ; thätige (a)
großem] ; grossem (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
bloßer] ; blosser (a)
Freylich] ; Freilich (c)
unsrer] ; unserer (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
Andre] ; Andere (c)
unsrer] ; unserer (c)
Andre] ; Andere (c)
Unkraut] ; Unkraut, (a)
hattest] ; hast (a)
bey] ; bei (c)
39] ; 29 (a)
sey] ; sei. (c)
11).] ; 11.) (c)
gebaut] ; gebaut. (c)
(V.Vers ] ; (v. (a)
12).] ; 12.) (c)
(V.Vers ] ; (v. (a)
13] ; 13. (c)
kan] ; kann (c)
dir] ; (c)
das ] ; das (a)
darum ] ; darum (a)
Verwerfung ] ; Verwerfung (a)
freylich] ; freilich (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
alles Neue] ; alles Neue (c)
weil es neu] ; weil es neu (c)
ist?] ; ist, (a)
sey?] ; sey, (a); ; sei? (c)
165] ; 452 (a)
Muße] ; Musse (a)
LehrerLehrer] ; Lehrer (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
] ; (c)
bloße] ; blosse (a)
Gesichtspuncten] ; Gesichtspunkten (c)
alles] ; Alles (c)
AufspürungAufspürung] ; Auffindung (c)
haben:] ; haben, (a)
benutzen] ; benützen (a)
unsre] ; unsere (c)
Vieles] ; vieles (a)
entwischt] ; entgangen (c)
] ; aber selbst (c)
Lehrer] ; Lehrer (c)
Anderer] ; Andrer (a)
auftreten:] ; auftreten, (c)
laßen] ; lassen (a, c)
Weisheit und] ; (c)
Andre, unsre] ; Andere, so wie die Lehrweisheit, unsere (c)
anzuschmiegen;] ; anzuschmiegen, (a); ; anzubequemen; (c)
schonen;] ; schonen, (a, c)
Allgenügsamkeit] ; Allgenugsamkeit (a)
] ; eine (c)
das] ; die (c)
bey] ; bei (c)
Andrer] ; Anderer (c)
] ; 612 (c)
166] ; 453 (a)
Andrer sind] ; Anderer, haben (c)
solche, welche] ; (c)
gesetzmäßigem] ; gesetzmäßigen (a)
haben] ; (c)
] ; es sind bloß (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
unsre] ; genaue (c)
das Vorurtheil vor] ; wenigstens das für (c)
öftrer] ; öfterer (c)
vielmehr] ; vielmehr, (c)
165 165. ) erwähnten] ; 452) erwehnten (a)
165 ] ; 165. (c)
GründeGründe für einen] ; Gründe, von Seiten des (c)
LehrerLehrer] ; Lehrers (c)
zumahl] ; zumal (c)
Beyfall] ; Beifall (c)
gelehrtesten und untersuchendsten] ; gelehrtesten, unermüdet forschenden (c)
für] ; vor (a)
bey] ; bei (c)
einzelner] ; einzler (a)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
LehrfreyheitLehrfreyheit] ; Lehrfreiheit (c)
freye] ; freie (c)
Beyfall] ; Beifall (c)
sey] ; sei (c)
Männern] ; Gelehrten (c)
Untersuchungen] ; [Untersuchungen] (c)
kan] ; kann (c)
kann] ; kan (a)
Heerstraße] ; Heerstrasse (a)
167] ; 454 (a)
ist eigen eigne ] ; bleibt eigene (c)
dies] ; dieß (c)
wollen] ; (c)
] ; wollen (c)
hat, diesdas ] ; hat: dieß (c)
dies] ; das (a)
keinem] ; keinen (a)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
allem] ; Allem (c)
worüber] ; über eine Lehre (c)
] ; *) (c)
erwähntem] ; erwehntem (a)
Verfahren] ; Verfahren, (c)
] ; 615 (c)
168] ; 455 (a)
es ist übel gesprochen] ; man drückt sich wenigstens unbequem und unrichtig aus (c)
] ; die (c)
] ; die (c)
kan] ; kann (c)
laßen] ; lassen (a, c)
bessere] ; beßre (a)
einzelner] ; einzler (a)
kan] ; kann (c)
169] ; 456 (a)
bey] ; bei (c)
unsrer] ; unserer (c)
unsre] ; unsere (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
darstellen,] ; darstellen; (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
alles] ; Alles (c)
unmittelbar ] ; unmittelbar (a)
Laßen ] ; Lassen (a, c)
betrift] ; betrifft (c)
doch alles] ; im Grunde Alles (c)
Laßen] ; Lassen (a, c)
unsrer] ; unserer (c)
alles] ; Alles (c)
letztre] ; letztere (c)
unsrer] ; unserer (c)
unsrer] ; unserer (c)
namentlich] ; (a)
unsre] ; unsere (c)
entstehenden] ; entstehende (a)
Kan] ; Es kann aber (c)
unsre] ; unsere (c)
der] ; (a)
oder unmittelbar] ; (a)
ohnerachtet] ; ungeachtet (c)
jeder] ; jeder, (a)
speculative Satz,Satz ] ; spekulative Satz (c)
Satz,] ; Satz (a)
1)] ; a) (c)
unsrer] ; unserer (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
heben kan. 2) Wenn] ; heben; wenn (c)
] ; b) (c)
Ausübung,] ; Ausübung (c)
kan. Und einen] ; kann. Einen (c)
machen] ; machen, (c)
] ; demnach (c)
sey] ; sei (c)
andre] ; andere (c)
kan] ; kann (c)
andre] ; andere (c)
] ; {Dieß ist die wahre Idee, die Allen, welche die praktische Theologie im Gegensatz der Schultheologie verarbeitet haben, vorgeschwebt hat.} (c)
170] ; 457 (a)
diesem] ; einem (c)
gewisser] ; gewisser, (c)
eigenthümlichen] ; eigenthümlicher (c)
] ; (termini technici) (c)
biblische] ; biblische (c)
auch mystische] ; wohl gar mystische (c)
wissen †).] ; wissen. 1) (c)
zweydeutig] ; zweideutig (c)
lernt] ; kan (a)
bey] ; bei (c)
einem] ; einen (a)
Vortrag] ; Vortrage (c)
bey] ; bei (c)
] ; gelehrte (c)
kan] ; kann (c)
kan ††; ††); ] ; kann; 2) (c)
††;] ; ††); (a)
ists] ; ist's (c)
darstellet] ; darstellt (c)
Herz] ; Herz, (a)
Nebenbegriffe] ; Nebenbegriffe, (c)
andre] ; andere (c)
Sprache *),] ; Sprache, 3) (c)
beynahe] ; beinahe (c)
inniglich] ; innig (c)
] ; eigentlichen (c)
**) ] ; 4) (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
S.Siehe die, den Gegenstand sehr einseitig fassende, Schrift: Gründe für die gänzliche Abschaffung der Schulsprache des theologischen Systems ] ; Gründe für die gänzliche Abschaffung der Schulsprache des theologischen Systems (a)
] ; die, den Gegenstand sehr einseitig fassende, Schrift: (c)
††)] ; 2) (c)
unbestimmte] ; [unbestimmte] (a)
Sünden,] ; Sünden (c)
Herzenbesserung,] ; Herzensbesserung, oder Sinnesänderung (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
etc.et cetera;] ; etc. (a)
weitre] ; weitere (c)
155 442 ) beybehält] ; 155.) beibehält (c)
155 ] ; 442 (a)
*)] ; 3) (c)
Gottheit;] ; Gottheit, (a)
meisten] ; Meisten (c)
unsre] ; unsere (c)
dabey] ; dabei (c)
bey] ; bei (c)
bloße] ; blosse (a)
hinzu denken] ; hinzudenken (c)
**)] ; 4) (c)
bey] ; bei (c)
Person; beybei dem Ausdruck] ; Person, (a)
bey] ; bei (c)
Entäusserung ] ; Entäußerung (c)
Christi, dem man den falschen Begriff von einem] ; Christi für (a)
unterlaßnen] ; unterlassenen (c)
Eigenschaften untergelegt hat; Genugthuung Genugthuung, ] ; Eigenschaften, Genugthuung, (a)
Genugthuung ] ; Genugthuung, (c)
wird;] ; wird, (a)
morale] ; morale, foederale, (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
171] ; 458 (a)
alles] ; Alles (c)
nur:] ; nur, (c)
überall] ; überall (c)
den] ; dem (c)
VortragVortrag insbesondre] ; Vortrage insbesondere (c)
sey] ; sei (c)
sey;] ; sei: (c)
lauter] ; (a)
Sprache, welche] ; Sprache die (a)
Kunst,] ; Kunst (a)
machen kan,] ; (c)
] ; machen kann (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
sey] ; sei (c)
große] ; grosse (a)
verlohren] ; verloren (c)
gründlichsten,] ; gründlichsten (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
geschriebnen] ; geschriebenen (c)
großer] ; grosser (a)
] ; verloren gehen (c)
verlohren gehen] ; (c)
] ; um (c)
172] ; 459 (a)
2)] ; es (c)
] ; 2) (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a)
Sprache †); †) ] ; Sprache; 1) (c)
†);] ; †) (a)
großen] ; grossen (a)
Begriffe,] ; Begriffe (c)
ZweydeutigkeitZweydeutigkeit] ; Zweideutigkeit (c)
ist;] ; ist, (a)
dies] ; dieß (c)
kan] ; (c)
] ; kann (c)
aus] ; Aus (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
*) 4)] ; 2) (c)
**) ] ; 3) (c)
†) Bey] ; (Anm.)Anmerkung 1) Bei (c)
bey] ; bei (c)
Handlungen;] ; Handlungen, (a)
erreicht;] ; erreicht, (a)
Erkenntniß] ; Kenntniß (a)
haben;] ; haben, (a)
freyen] ; freien (c)
dem] ; der (c)
Glauben,] ; Glauben (c)
*)] ; 2) (c)
Zweydeutigkeit] ; Zweideutigkeit (c)
Theil 1] ; (a); ; Th. 1. (c)
61 ] ; 61. (c)
Gesichtspunct bey] ; Gesichtspunkt bei (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
kan] ; kann (c)
Freylich] ; Freilich (c)
dann] ; denn (a)
bey] ; bei (c)
machen. Sonst] ; machen; sonst (a)
correlatiue] ; correlative (c)
von der Rechtfertigung im medicinischen und juristischen Verstande,] ; (c)
ausgedruckte] ; ausgedrückte (a, c)
Begriffe] ; Begriffe, (c)
abgekürzt,] ; abgekürzt (c)
dererjenigen] ; derjenigen (c)
kan] ; kann (c)
drey] ; drei (c)
Buße] ; Busse (a)
u. d. gl.und dergleichen besondre] ; (u. dergl.)und dergleichen besondere (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (a, c)
**)] ; 3) (c)
bono ] ; bono (c)
bey] ; bei (c)
bey Andern,] ; bei Andern; (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
bey Andern] ; bei Andern (c)
bey] ; bei (c)
es] ; (a)
erste ] ; Erste (c)
zweyte] ; Zweite (c)
dritte] ; Dritte (c)
vierte] ; Vierte (c)
nichts] ; nichts, (a)
sey] ; sei (c)
bey freyen] ; bei freien (c)
gewonnen] ; gewonnen, wenigstens mehr ins Klare gebracht (c)
würde:] ; würde, (a)
] ; alles (a)
bey] ; bei (c)
] ; gar (a)
173] ; 460 (a)
freylich] ; freilich (c)
möchte; ob man gleich] ; möchte, daher sie auch häufig, wie die Geschichte der Kirche in allen Zeiträumen lehrt, gerade von denen erhoben sind, denen das Praktische in der Religion Hauptsache war, und am meisten am Herzen lag. Man darf (c)
kan] ; (c)
würden] ; (c)
] ; würden (c)
Philosophie,] ; Philosophie (c)
mehr,] ; mehr (c)
großen] ; grossen (a)
jeder] ; jeder (c)
bey] ; bei (c)
haben,] ; haben; (c)
unsrer] ; unserer (c)
bey] ; bei (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Vernachläßigung] ; Vernachlässigung (c)
eingerissene] ; eingerißne (a)
Ansehn] ; Ansehen (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
geweyht] ; geweiht (c)
geweyheten] ; geweiheten (c)
beyzubehalten] ; beizubehalten (c)
Ort, bey] ; Orte, bei (c)
Volk] ; Volke (c)
174] ; 461 (a)
scholastisch scholastischen,] ; scholastischen (a)
] ; (a)
Gelehrtern] ; Gelehrteren (c)
in inin ] ; in (a, c)
] ; (a)
Ungelehrtern] ; Ungelehrteren (c)
alles] ; Alles (c)
kan;] ; kan, (a); ; kann; (c)
vorzustellen,] ; vorzustellen; (a)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
FasslichkeitFasslichkeit,] ; Faßlichkeit, (a); ; Faßlichkeit; (c)
kan] ; kann (c)
fasslichfaßlich machen:] ; faßlich machen, (c)
fasslich] ; faßlich (a)
gelehrtern] ; gelehrteren (c)
kan] ; kann (c)
beyde] ; beide (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
bestimmen;] ; bestimmen, (c)
bey beyderley] ; bei beiderlei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
kan] ; kann (c)
Schriften ] ; Schriften (a)
Classe] ; Klasse (c)
Ungelehrten] ; Ungelehrten, (c)
kan] ; kann (c)
hieher] ; hierher (c)
Lectüre] ; Lektüre (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
besondre] ; besondere (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
besten] ; besseren (c)
228–230. erwähnt] ; 228–30 erwehnt (a)
gehören] ; gehöret noch (a)
das Handbuch der Religion von Hermes, Johann August Joh. Aug. Hermes , zweytezweite vermehrte Ausgabe, Berlin 17801780. in zwey Bänden inzwei Bänden, gr.groß 8.; und Doederlein, Johann Christoph Johann ] ; Joh. (a)
zweyte] ; zweite (c)
1780] ; 1780. (c)
zwey Bänden in] ; zwei Bänden, (c)
Döderleins ] ; Döderlein (a); ; Döderlein's (c)
unsrer] ; unserer (c)
1785–1791 1785–1791. zeither erst fünf] ; 1785 und 86 erst zwey (a)
1785–1791 ] ; 1785–1791. (c)
] ; der Zweck von (a)
Griesbachs ] ; Griesbach's (c)
zweyte AusgabeAusg. ] ; zweite Ausgabe, (c)
Ausgabe] ; Ausg. (a)
1786 in] ; 1786. (a, c)
8.,] ; 8. schon aus dem Titel erhellt. (a)
zwar die rechte Wahl zwischen gelehrter und populärer Theologie lehren soll, zugleich aber wirkliche Darstellung der populären Dogmatik ist.] ; (a); ; und 1450 A. H. Niemeyer's populäre und praktische Theologie, 5te Auflage, Halle 1805.,textgrid:33c0j verbunden mit Desselben Briefen an christliche Religionslehrer, als eine Art von Commentar über einzelne Materien, 1ster und 2ter Theil. (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
(eigentlich akroatischen)] ; (c)
XX,] ; XX. (c)
] ; bezeichnet die Materialien des ersten Religionsunterrichts für Anfänger, und (c)
dergleichen Vortrage,] ; dem Vortrage derselben (c)
175] ; 462 (a)
kan] ; kann (c)
beyder] ; beider (c)
angemessener] ; angemeßner (a)
zuträglicher] ; zugänglicher (c)
herabzulaßen] ; herabzulassen (a, c)
bey] ; bei (c)
seltne] ; seltene (c)
176] ; 463 (a)
174 ] ; 461 (a); ; 174. (c)
nothwendig,] ; nothwendig: (c)
befreyet] ; befreiet (c)
bloße] ; blosse (a)
hernach ] ; dann (c)
†) ] ; *) (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung *) (c)
eignen] ; eigenen (c)
sey] ; ist (a); ; sei (c)
kan] ; kann (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
Partey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
bewähret] ; bewährt (a, c)
kan] ; kann (c)
nichrnicht ] ; nicht (a, c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
nothwendige] ; (a)
eignen] ; eigenen (c)
ich wovon] ; man von etwas (c)
eigner] ; eigener (c)
bin] ; ist (c)
ich] ; man (c)
annehme] ; annimmt (c)
andre] ; andere (c)
meinen] ; meynen (a)
kan] ; kann (a, c)
mir] ; (c)
] ; die (c)
ich mich damit nichtnicht damit ] ; man sich nicht damit (c)
damit nicht] ; nicht damit (a)
kan] ; kann (c)
bloßenblossen CreditCredit] ; bloßes Ansehen (c)
bloßen] ; blossen (a)
anderer] ; andrer (a)
zumahl] ; zumal (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
äussern] ; äußern (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
bey mir] ; (c)
ist. Hernach ] ; groß scheint. Nächstdem (c)
17)] ; 17.), (c)
kan] ; kann (c)
Aechtheit] ; Echtheit (c)
mirmir, zu meiner] ; zur (c)
mir] ; mir, (a)
bey] ; bei (c)
daran viel] ; viel daran (c)
177] ; 464 (a)
zumahl] ; zumal (c)
Lectüre] ; Lektüre (c)
gemeldeten] ; berührten (c)
andre] ; andere (c)
andre] ; Andere (c)
anvertrauet] ; anvertraut (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
vollkommnere] ; vollkommneren (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
] ; (a)
nicht:] ; nicht, (c)
hätte] ; hatte (a)
eigen eignen ] ; eigenen (c)
es] ; dieß (c)
bloßen] ; blossen (a)
sich] ; (c)
ganz gemeinen] ; zu geringen (c)
] ; als (c)
sie nicht] ; sich auch diese (c)
wünschen;] ; wünschen, (a)
ausser bey] ; außer bei (c)
alles] ; Alles (c)
blinden] ; blindem (c)
dann] ; denn (a)
wo] ; wenn (c)
geschicktere] ; geschickteren (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
Religion] ; Religion (c)
Theologie] ; Theologie (c)
KanzelKanzel] ; Canzel (a)
Theil 1.] ; (a)
Theil 2. §. 8 ] ; 21014. 295 (a)
138 ] ; 425 (a)
angegebnen] ; angegebenen (c)
erwegt] ; erwägt (c)
dieser] ; dieser (c)
Umfang] ; Umfange (c)
brauche] ; nöthig habe (c)
können] ; (c)
] ; werden können (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
seyn] ; herrschen (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
Andrer] ; Anderer (c)
169 ] ; 456 (a); ; 169. (c)
kan] ; kann (c)
178] ; 465 (a)
einigen] ; Einigen (c)
TheologieTheologie] ; Theologie, (c)
142 ] ; 429 (a)
171 ] ; 458 (a)
brauchen] ; gebrauchen (c)
Art] ; Art, (c)
behandeln] ; behandeln, (c)
erkennte] ; kennte (a)
] ; (a)
unsrer] ; unserer (c)
weggelaßen] ; weggelassen (a, c)
aufgenommen. Man] ; aufgenommen; man (a)
bessere] ; beßre (a)
Sachen,] ; Sachen (c)
große] ; grosse (a)
abgeschnitten. Man] ; abgeschnitten; man (a)
bey] ; bei (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
diesen ] ; diesem (c)
verdiene. Man] ; verdiene; man (a)
bey] ; bei (c)
eignen] ; eigenen (c)
zur] ; zu (a)
seysei. Man] ; sey; man (a)
sey] ; sei (c)
bedienet] ; bedient (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
172 ] ; 459 (a); ; 172. (c)
ist; man hat sogar] ; ist. Andere gelehrte Theologen, wie 1454 Griesbach , Henke (u. a.)und andere, haben selbst (c)
ausser] ; außer (c)
diesen] ; diesem (a, c)
werde. Was] ; werde; was (a)
auffallende,] ; auffallenden (c)
179] ; 466 (a)
Gegner] ; Gegner (c)
gelehrtern TheologieTheologie] ; gelehrten [Theologie] (c)
Letztre] ; Letztere (c)
dann] ; denn (a)
gar nur] ; (c)
] ; wohl gar nur (c)
großen] ; grossen (a)
bey] ; bei (c)
braucht] ; gebraucht (c)
bey] ; bei (c)
kan? bey] ; kann? bei der (c)
eignen] ; eigenen (c)
eignen] ; eigenen (c)
eigne] ; eigene (c)
eigne] ; eigene (c)
kan,] ; kann: (c)
Andrer] ; Anderer (c)
und] ; (a)
alles] ; Alles (c)
alles] ; Alles (c)
Andrer] ; Anderer (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
beytrage] ; beitrage (c)
kan] ; kann (c)
laßelasse sie von Verständigern und Geübtern streng beurtheilen. Alsdann] ; brauche dazu die oben (§. 287) vorgeschlagne Kritik. Alsdenn (a)
laße] ; lasse (c)
Einkleidung,] ; Einkleidung (c)
laßen] ; lassen (a, c)
180] ; 467 (a)
vielmehr] ; [vielmehr] (a)
entgegen gestellt] ; entgegengestellt (c)
scheinen:] ; scheinen, (c)
entgegensetzen] ; [entgegensetzen] (a)
wollen] ; (c)
] ; wollen (c)
bloßer] ; blosser (a)
fließen. Sie] ; fliessen; sie (a)
Theologie] ; Theologie, (a)
System System)] ; System), (c)
so fern] ; sofern (c)
heilige] ; heil. (c)
heilige] ; heil. (c)
gebe;] ; gebe, (a)
vernachläßigt;] ; vernachläßigt, (a); ; vernachlässigt, (c)
heilige] ; heil. (c)
alles] ; Alles (c)
beygetragen] ; beigetragen (c)
181] ; 468 (a)
bey] ; bei (c)
biblischbiblischen] ; biblischen (c)
scholastischscholastischen] ; scholastischen (c)
zwey] ; zwei (c)
sey] ; sei (c)
bey] ; bei (c)
erwähnte] ; erwehnte (a)
sey] ; sei (c)
dasjenige] ; das (a)
§.] ; (§. (c)
138–144. 176 und 177 177. ) ] ; 425431. 463. 464 (a)
177 ] ; 177. [)] (c)
dies kan] ; dieß kann (c)
ist. ] ; ist. (a, c)
zweyte ] ; zweite (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
182] ; 469 (a)
zwey hinaus zu laufenhinauszulaufen ] ; zwei hinauszulaufen (c)
hinaus zu laufen] ; hinauszulaufen (a)
frey] ; frei (c)
dabey] ; dabei (c)
scheine. Oder ] ; scheint; oder (c)
bey] ; bei (c)
ziehn] ; ziehen (c)
leiten,] ; leiten; (a)
kan] ; kann (c)
fließen] ; fliessen (a)
183] ; 470 (a)
bey] ; bei (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
Aber, ausser demausserdem ] ; Aber außerdem, (c)
ausser dem] ; ausserdem (a)
bloßes] ; blosses (a)
kan] ; kann (c)
Catechismus] ; Katechismus (c)
kan] ; kann (c)
Ueber dieses kan] ; Ueberdieß kann (c)
bloße] ; blosse (a)
andre] ; andere (c)
nicht zu] ; [nicht zu] (a)
ließen] ; liessen (a)
beybehielten] ; beibehielten (c)
verbanden,] ; verbanden; (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
stehn] ; stehen (c)
viele] ; Viele (c)
zweydeutige] ; zweideutige (c)
andern] ; Andern (c)
sey] ; sei (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
184] ; 471 (a)
zweyte ] ; zweite (c)
145 ] ; 432 (a)
besondre] ; besondere (c)
entgegensetzt] ; entgegengesetzt (c)
den] ; denen (c)
gezognen] ; gezogenen (c)
*) ] ; 1) (c)
fließen;] ; fliessen, (a)
alsdann] ; alsdenn (a)
Bibel;] ; Bibel, (a); ; Bibel: (c)
war. Beywar; bey beyderley Methode] ; war. Bei beiderlei Methoden (c)
war. Bey] ; war; bey (a)
einerley] ; einerlei (c)
gefunden,] ; gefunden; (a, c)
denen] ; den (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
Beyderley] ; Beiderlei (c)
Vorzüge] ; Vorzüge (c)
biblische,] ; biblische (c)
dabey] ; dabei (c)
(denn] ; denn (c)
kan] ; kann (a, c)
bey ErklärungErklärung] ; bei Erklärungen (c)
schielen] ; hinblicken (c)
erklären –),] ; erklären, – (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
vortragen,] ; vortragen; (c)
einzelne] ; einzle (a)
vergisst] ; vergißt (a, c)
154. ] ; 441. (a)
†,] ; 1. (c)
153. ] ; 440. (a)
*)] ; 3.) (c)
großer] ; grosser (a, c)
überlaßenüberlassen könnte †),] ; überlassen könnte, 2) (c)
überlaßen] ; überlassen (a)
nehmlichen] ; nämlichen (c)
wiederholt] ; widerholt (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
*)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
232] ; 232. (c)
Schriftsteller.] ; Schriftsteller, wozu noch das 1461 hufnagelsche Handbuch der biblischen Theologie, erster Theil, Erlangen 1785.textgrid:3c0t5 (gr.)groß 8. kommt. (a)
] ; auch (a)
brauchen] ; gebrauchen (c)
†)] ; 2) (c)
bloßer] ; blosser (a)
erkläret] ; erklärt (c)
verstehen,] ; verstehen (a)
eiueeine ] ; eine (a, c)
kan] ; kann (c)
bloßeblosse Ausleger] ; bloße Ausleger (c)
bloße] ; blosse (a)
der] ; der (a)
AbsicheAbsicht ] ; Absicht (a, c)
] ; 649 (c)
185] ; 472 (a)
auch ohne sie] ; natürlich (a)
erwähnt] ; erwehnt (a)
ausgeführt;] ; ausgeführt, (a)
ihrem] ; ihren (a)
Vortrag] ; Vortrage (c)
andrer] ; anderer (c)
wichtigen] ; wichtiger (a, c)
vielmehr] ; mehr (a)
ohne besondern Unterricht von Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Jesu den Seinen] ; natürlich (a)
jedem] ; jeden (a)
– warum] ; Warum (c)
sammlet ] ; sammelt (c)
znzu ] ; zu (a, c)
17] ; 17. (c)
dabey] ; dabei (c)
dies] ; dieß (c)
christl.] ; christlichen (c)
] ; (c)
21] ; 21. (c)
ausgedruckte] ; ausgedrückte (a)
] ; fern (c)
allgemeine] ; allgemeiner (c)
S.Siehe Prüfung der philosophischen Predigten, (von Hess, Felix Felix Heß ,) 1767. in 8. ] ; (c)
S.Siehe ] ; (a)
186] ; 473 (a)
andre] ; andere (c)
besondre] ; besondere (c)
ist nach] ; beruht auf (c)
verschiednen Arten] ; verschiedenen Arten (c)
Lehren gemacht] ; Lehren (c)
jener] ; jener (c)
und einen solchen] ; den (c)
dieser] ; dieser aber (c)
bey beyden] ; bei beiden (c)
kan] ; kann (c)
positiv positive oder] ; positive, (a)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
Rhapsodien] ; Aphorismen (c)
noch] ; (c)
] ; brauchten noch (c)
brauchten] ; (c)
Bellarmins ] ; Bellarmin's (c)
controversiis] ; controuersiis (a)
dogmatischen] ; dogmatischen (c)
zweyten] ; zweiten (c)
ihnen] ; ihnen, besonders nach Calixtus, Versuch (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
sey] ; sei (c)
vernachläßigt] ; vernachlässigt (c)
und] ; (a)
asketischen] ; ascetischen (c)
ersten] ; erstern (a)
andre] ; andere (c)
Anm.Anmerkung Anm. 3.] ; 3) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
dogmatische] ; dogmatische (c)
moralischen] ; moralischen (c)
ersten Grundsätze der SittenlehreSittenlehre] ; ersten Grundsätze der Sittenlehre (c)
gebauet] ; gebaut (c)
kan] ; kann (c)
überhaupt] ; (a)
beysammen] ; beisammen (c)
laßen] ; lassen (a, c)
einerley] ; einerlei (c)
Beweise mit den Gegenbeweisen] ; Gegensätze und Gegenbeweise (a)
187] ; 474 (a)
Art ] ; Art, (c)
verschiedene] ; verschiedenen (c)
Weitläuftigkeit;] ; Weitläuftigkeit, (a)
einzelnen] ; einzle (a)
ihrem] ; ihren (a)
188] ; 475 (a)
†) ] ; 1) (c)
beyden] ; beiden (c)
wird:] ; wird, (c)
müßte] ; muß (c)
sollte] ; soll (a, c)
186 ] ; 473 (a); ; 186. (c)
alles] ; Alles (c)
unsrer] ; unserer (c)
] ; mag (c)
unleugbaren] ; unläugbaren (c)
] ; desgleichen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
müßte] ; ist (c)
bestimmt werden] ; zu bestimmen (c)
Menschen ††); sodann ††), sodenn ] ; Menschen; 2) sodann (c)
††); sodann ] ; ††), sodenn (a)
Beyfall] ; Beifall (c)
zumahl] ; zumal (c)
KirchenparteyenKirchenparteyenKirchenpartheyen worden] ; Kirchenparteien geworden (c)
KirchenparteyenKirchenparteyen] ; Kirchenpartheyen (a)
bey] ; bei (c)
alles] ; Alles (c)
werden *).] ; werden. 3) (c)
†) Ein] ; (Anm.)Anmerkung 1) Glaubenslehre – ein (c)
Vieles] ; vieles (a)
heil.] ; heiligen (a, c)
††)] ; 2) (c)
152 ] ; 439 (a)
heilige] ; heil. (a)
verbindet;] ; verbindet, (a)
Beyfall] ; Beifall (c)
worden] ; geworden (c)
*)] ; 3) (c)
soll:] ; soll, (c)
DogmatikDogmatik] ; Dogmatik (c)
PolemikPolemik] ; Polemik (c)
geschahe] ; geschah (c)
zwey] ; beiden (c)
untersuchen] ; untersuchen, (a)
zwey] ; beiden (c)
dies] ; dieß (c)
vertheidigen ] ; vertheidigen, (c)
nöthig] ; nöthig, (c)
gegen] ; gegen (c)
fürs] ; für das (c)
189] ; 476 (a)
bey] ; bei (c)
hätte] ; habe (a)
unsrer] ; unserer (c)
unsrer] ; deren uns (c)
Gemüthsbeschaffenheit] ; Gemüthsbeschaffenheit, (c)
unsren] ; unseren (c)
unsre] ; unsere (c)
bey] ; bei (c)
unsrer] ; unserer (c)
unsrer] ; unserer (c)
vorhandnen äusserlichen] ; vorhandenen äußerlichen (c)
Kirche] ; Kirchengemeinschaft (a)
beytreten] ; beitreten (c)
müssen?] ; müssen; (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
großen] ; grossen (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Letzten] ; Letztern (c)
nicht,] ; nicht (a)
frey] ; frei (c)
auf] ; (a)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
unsrer] ; unserer (c)
sey] ; sei (c)
beygemessen] ; beigemessen (c)
den Gesichtspunct] ; dem Gesichts[244]punkt (c)
dabey] ; dabei (c)
190] ; 477 (a)
Bey] ; Bei (c)
würde] ; kommt (c)
ankommen] ; an (c)
daraus] ; (a)
LehrenLehren] ; Lehren (c)
VorstellungenVorstellungen davon] ; Vorstellungsarten von ihnen (c)
bemerkte] ; bemerkt (c)
Acht gäbe] ; achtet (c)
beyde] ; beide (c)
heil.] ; heiligen (c)
lernte] ; lernt (c)
beyde] ; beide (c)
prüfte] ; prüft (c)
andre] ; andere (c)
zu lernen] ; lernt (c)
suchte] ; sucht. (c)
169. ] ; 456. (a)
Anm.Anmerkung).] ; Anm.) (c)
bey] ; bei (c)
je mit] ; mit je (c)
alles] ; Alles (c)
sey] ; sei (c)
für] ; vor (c)
für] ; (c)
uns] ; dem Forscher überhaupt (c)
je sichrer, glücklicher] ; desto sicherer, gelingender (c)
Anm. Anmerkung Die hieherhierher gehörigen allgemeinernallgemeinen Bücher s.siehe in der Anweisung etc. et cetera §. 233 flg.folgend folg.folgend, und von der Beurtheilung ihres Werthes ebendaselbst §. 225 und 227. Für diejenigen Leser, denen zunächst das gegenwärtige Buch bestimmt ist, d. i.das ist für solche, die, beybei vorausgesetzten übrigen nothwendigen VorerkenntnisseVorerkenntnissen, nach einer gründlichern und gelehrtern Kenntniß dieser Wissenschaft trachten, und sie vorfür sich selbst studieren wollen, würde ich unter den ältern Lehrbüchern Buddeus, Johann Franz Jo. Io. Franc. Buddei Institutiones Theologiae Dogmaticaedogmaticae, Lips. 1723 in1723. 4.; doch noch mehr, theils an sich, theils nach den Bedürfnissen unsrerunserer Zeit, Doederlein, Johann Christoph Jo. Io. Christoph. Döderlein Institutio Theologi Christiani, Edit.Editio 2.6. Norimb. 1782 in 2 Bänden in gr.groß 8.1797. ; und die Epitome Theologiae Christianae von Morus, Samuel Friedrich Nathanael S. F. N. Morus , Lips. 1789 in 8.1799, Ed.Editio 4., vor allen Büchern dieser Art empfehlen. {Eine recht gute Uebersicht des historischen, dogmatischen und polemischen Theils der Dogmatik giebt Seiler, Georg Friedrich G. F. Seiler Theologia dogmaitico-polemica cum compendio historiae dogmatum. Erlang. 1789. Den streng kirchlichen Lehrbegriff stellt auf Storr, Gottlob Christian C. C. Storr doctrinae christ. pars theoretica. Edit.Editio 2. Stuttg. 1801., und deutsch von Flatt, Carl Christian Flatt , 1803. Unter den neuesten von demselben auf sehr verschiedenen Wegen abweichenden Systemen, sind die Lehrbücher von Henke, Heinrich Philipp Conrad Henke, Ammon, Christoph Friedrich von Ammon, De Wette, Wilhelm Martin Leberecht de Wette, Wegscheider, Julius August Ludwig Wegscheider und andern bemerkenswerth. Letzteres stellt am anschaulichsten die rationalistische Ansicht des christlichen Religionssystems auf. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 672 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
hieher] ; hierher (c)
allgemeinern] ; allgemeinen (a)
flg.folgend ] ; (folg.)folgend, (c)
Für diejenigen Leser, denen zunächst das gegenwärtige Buch bestimmt ist, d. i.das ist für solche, die, beybei vorausgesetzten übrigen nothwendigen VorerkenntnisseVorerkenntnissen, nach einer gründlichern und gelehrtern Kenntniß dieser Wissenschaft trachten, und sie vorfür sich selbst studieren wollen, würde ich unter den ältern Lehrbüchern Buddeus, Johann Franz Jo. Io. Franc. Buddei Institutiones Theologiae Dogmaticaedogmaticae, Lips. 1723 in1723. 4.; doch noch mehr, theils an sich, theils nach den Bedürfnissen unsrerunserer Zeit, Doederlein, Johann Christoph Jo. Io. Christoph. Döderlein Institutio Theologi Christiani, Edit.Editio 2.6. Norimb. 1782 in 2 Bänden in gr.groß 8.1797. ; und die Epitome Theologiae Christianae von Morus, Samuel Friedrich Nathanael S. F. N. Morus , Lips. 1789 in 8.1799, Ed.Editio 4., vor allen Büchern dieser Art empfehlen.] ; (a)
bey] ; bei (c)
vor] ; für (c)
Jo. ] ; Io. (c)
Dogmaticae] ; dogmaticae (c)
1723 in] ; 1723. (c)
unsrer] ; unserer (c)
Jo. ] ; Io. (c)
2.] ; 6. (c)
1782 in 2 Bänden in gr.groß 8.] ; 1797.textgrid:34r85 (c)
1789 in 8.] ; 1799,textgrid:34r86 (Ed.)Editio 4. (c)
] ; {Eine recht gute Uebersicht des historischen, dogmatischen und polemischen Theils der Dogmatik giebt 1486 G. F. Seiler Theologia dogmaitico-polemica cum compendio historiae dogmatum. Erlang. 1789.textgrid:34rn7 Den streng kirchlichen Lehrbegriff stellt auf 1487 C. C. Storr doctrinae christ. pars theoretica. (Edit.)Editio 2. Stuttg. 1801.,textgrid:34rn9 und deutsch von Flatt, 1803.textgrid:3c0tg Unter den neuesten von demselben auf sehr verschiedenen Wegen abweichenden Systemen, sind die 1488Lehrbücher von Henke, Ammon, de Wette, Wegscheider und andern bemerkenswerth. Letzteres stellt am anschaulichsten die rationalistische Ansicht des christlichen Religionssystems auf. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
191] ; 478 (a)
PolemikPolemik] ; Polemik (c)
MoralMoral] ; Moral (c)
189 ] ; 476 (a)
Polemik ] ; Polemik (a)
186 ] ; 473. (a); ; 186. (c)
Zusammenhang] ; Zusammenhange (c)
†) ] ; *) (c)
186 ] ; 473 (a); ; 186. (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
unternommene] ; die unternommne (a)
GesichtspunctGesichtspunct] ; Gesichtspunkt (c)
einerley Gesichtspunct genommen] ; einerlei Gesichtspunkt angenommen (c)
hätten] ; haben (a)
Letztere] ; Letztre (a)
so fern] ; sofern (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
ParteyPartey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
hat;] ; hat, (c)
gefasst] ; gefaßt (a, c)
andre] ; andere (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
unsre] ; unsere (c)
unsre] ; unsere (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung *) (c)
besondre] ; besondere (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
, z. B.zum Beispiel über die Rechtmäßigkeit des Eydes,Eides, ] ; (a)
Eydes,] ; Eides, (c)
192] ; 479 (a)
überlegt;] ; überlegt, (c)
große] ; grosse (a)
kan] ; kann (c)
dies] ; dieß (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
lernte] ; lernt (c)
unsre eigne ] ; unsere eigene (c)
sey] ; sei (c)
unsre] ; unsere (c)
nöthige,] ; (a)
] ; nöthigten (a)
dasdaß Vieles] ; daß vieles (a)
das] ; daß (c)
sey] ; sei (c)
dafür] ; davor (a, c)
müssten] ; müßten (a, c)
stieße] ; stiesse (a)
hatte;] ; hatte, (a)
worden] ; geworden (c)
für] ; vor (c)
aber] ; (a)
für] ; vor (c)
193] ; 480 (a)
unsre] ; unsere (c)
die] ; (c)
bey ihr,] ; bei ihr (c)
bey] ; bei (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
schädlich] ; schädliches (c)
unparteyische] ; unpartheyische (a); ; unparteiische (c)
könne,] ; könne: (c)
unsre] ; unsere (c)
unsrer] ; unserer (c)
sey,] ; sei: (c)
befreyt] ; befreit (c)
194] ; 481 (a)
andre] ; Andere (c)
sey] ; sei (c)
mitentkräften] ; mit entkräften (c)
unsre] ; unsere (c)
unsre] ; unsere (c)
Wenigsten] ; wenigsten (a)
Wenigsten] ; wenigsten (a)
kan] ; kann (c)
große] ; grosse (a)
kan] ; kann (c)
vortrefliche] ; vortreffliche (c)
195] ; 482 (a)
größesten] ; grössesten (a); ; größten (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
erst] ; (c)
Blößen] ; Blössen (a)
veranlaßen] ; veranlassen (a, c)
verworfnen] ; verworfenen (c)
kan] ; kann (c)
verworfne] ; verworfene (c)
zugelaßnen] ; zugelassenen (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
wobey] ; wobei (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
zureichen,] ; zureichen; (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
angegebnen] ; angegebenen (c)
willen] ; willen, (c)
seyn,] ; seyn; (c)
Hauptursach] ; Hauptursache (c)
dreuste] ; dreiste (c)
hinreissen] ; hinreißen (c)
wurde] ; wurde, und warum das nöthig war (a)
Andrer vorgefundne] ; Anderer vorgefundene (c)
bey eignen] ; es bei eigenen (c)
196] ; 483 (a)
Bey] ; Bei (c)
großen] ; grossen (a)
müßte] ; könnte (c)
beynahe] ; beinahe (c)
seyn] ; scheinen (c)
welche] ; die (a)
Untersuchungen scheuen,] ; Untersuchung scheuen; (c)
bey] ; bei (c)
Andrer] ; Anderer (c)
finden,] ; finden; (c)
bey] ; bei (c)
bösartigsten Zänkereyen] ; bösartigen Zänkereien (c)
sey] ; sei (c)
und] ; (c)
andre] ; andere (c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
NützlichesNützliche,] ; Nützliche (c)
Je] ; Desto (c)
laße] ; lasse (a, c)
sey] ; sei (c)
197] ; 484 (a)
verdorbnen] ; verdorbenen (c)
ParteyPartey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
andre] ; andere (c)
191, 191. 159 ] ; 478, 446 (a)
191,] ; 191. (c)
169 ] ; 456 (a); ; 169. (c)
brachten,] ; brachten; (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
FriedeFrieden,] ; Frieden (c)
Wahrheit,] ; Wahrheit (c)
198] ; 485 (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
studieret] ; studiert (c)
versprochnen] ; versprochenen (c)
zu ziehn. –] ; ziehen. (c)
verschiednen Religionsparteyen Religionsparteyen Religionspartheyen ] ; verschiedenen Religionsparteien (c)
Religionsparteyen Religionsparteyen ] ; Religionspartheyen (a)
müßte] ; soll (c)
bey] ; bei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Dies kan] ; Dieß kann (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Einem MahleMale ] ; einemmal (a)
Mahle] ; Male (c)
verschiednen ParteyenPartheyen ] ; verschiedenen Parteien (c)
Parteyen] ; Partheyen (a)
nehmlichen] ; nämlichen (c)
bey] ; bei (c)
ParteyPartey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
bey] ; bei (c)
einer] ; der (a)
Weitläuftigkeiten] ; Weitläufigkeiten (a)
bey] ; bei (c)
Partey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
Puncte] ; Punkte (c)
Parteyen ] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
sind,] ; sind; (c)
letztre] ; letztere (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
einzelner] ; einzler (a)
nähret] ; nährt (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
SectenhaßSectenhaß] ; Sektenhaß (c)
unparteyischere] ; unpartheyischere (a); ; unparteiischere (c)
beyzubehalten] ; beizubehalten (c)
gemäßere] ; gemässere (a)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
bey] ; bei (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
kan] ; kann (c)
] ; gute (a)
ReligionsparteyenReligionsparteyen] ; Religionspartheyen (a); ; Religionsparteien (c)
innre] ; innere (c)
ZusammenhaugZusammenhang ] ; Zusammenhang (a, c)
Partey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
kan] ; kann (c)
Partey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
Gang] ; Gange (c)
besondre] ; besondere (c)
Untersuchung] ; [Untersuchung] (a)
unsrer] ; unserer (c)
unsre ] ; gerade unsre (a); ; unsere (c)
am meisten] ; (a)
vielerley] ; mancherley (a); ; vielerlei (c)
unvollkommner,] ; unvollkommener (c)
Lehrbuch für die neueste Polemik ] ; Lehrbuch für die neueste Polemik (a)
1782 in] ; 1782. (c)
] ; Dagegen behauptet die 1496 Baumgartensche Geschichte der Religionsparteien noch immer ihren Werth. (c)
199] ; 486 (a)
christl. ] ; christliche (c)
freyen] ; freien (c)
kan] ; kann (c)
heil.] ; heilige (c)
alles] ; Alles (c)
heil.] ; heilige (c)
Lehren] ; Lehren. (c)
185 ] ; 472 (a)
156. ] ; 443. (a); ; 186. (c)
philosophischen Moral] ; philosophischen Moral (c)
nemlich] ; nämlich (c)
fließen] ; fliessen (a)
bloßen] ; blossen (a)
hergenommne] ; hergenommene (c)
bey] ; bei (c)
äussern] ; äußern (c)
alles] ; Alles (c)
Beförderung] ; Beföderung (a)
einzelner] ; einzler (a)
beydes] ; Beides (c)
, wenigstens mit] ; (a)
Gott] ; Gott, (c)
Hienach] ; (Anm.)Anmerkung Hiernach (c)
heil. ] ; heiligen (c)
Letztern] ; letztern (a, c)
einzelne] ; einzle (a)
bloßen] ; blossen (a)
unwichtiger,] ; unwichtiger (a)
Schwärmerey] ; Schwärmerei (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
Mönchs-Moral] ; Mönchs-Moral (c)
200] ; 487 (a)
soll:] ; soll, (c)
dreyerley] ; dreierlei (c)
alles] ; Alles (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
Umfang] ; Umfange (c)
] ; (c)
angegeben –] ; angegeben, (c)
auszuschließen] ; auszusschliessen (c)
Pflichten] ; Pflicht (a)
andre] ; andere (c)
laßen] ; lassen (a, c)
Die] ; (Anm.)Anmerkung Beispiele hiervon geben: die (c)
verschwiegnen] ; verschwiegenen (c)
unterlaßne] ; unterlassene (c)
andre] ; andere (c)
Sünden,] ; Sünden (c)
bessere] ; beßre (a)
vor] ; für (c)
dabey] ; dabei (c)
Weisheit, u. a.und andere können hier zum Beyspiel dienen.] ; Weisheit (u. a. m.)und andere mehr (c)
201] ; 488 (a)
müßte] ; muß billig (c)
dazu eingerichtet seyn, uns würklich gottselig zu machen, d. i.das ist es müßte uns alles] ; so abgehandelt werden, daß durch sie wirkliche Gottseligkeit befördert werde, (d. i.)das ist, sie muß Alles (c)
gemacht werden] ; machen (c)
bey uns –] ; bei uns eine (c)
UeberzeugungUeberzeugung:] ; Ueberzeugung, (a)
so müssen] ; daß (c)
] ; so (c)
] ; müssen (c)
soll –] ; soll, (c)
verfahren –] ; verfahren, (c)
könnte, die] ; und (c)
überginge] ; übergehen könne (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
allem] ; Allem (c)
hernach ] ; sodann (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
ohnfehlbar] ; unfehlbar (c)
bey] ; bei (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
sey] ; sei (c)
, und sich nicht mit guten Maximen und Sentenzen zu behelfen] ; (a)
202] ; 489 (a)
UeberzeugungUeberzeugung von einer PflichtPflicht,] ; die Ueberzeugung, daß etwas Pflicht sei, die (c)
Möglichkeit] ; Möglichkeit (c)
kan] ; kann (c)
Art] ; Art (c)
den Weg] ; dem Wege (c)
203] ; 490 (a)
dieses] ; ein solches (c)
sey? – dies] ; sei, darüber (c)
bey] ; bei (c)
nicht einmal bezweifelt werden] ; kein Zweifel entstehen (c)
seine PflichtPflicht thun, und immer recht handeln müsse, oder nicht? ob er] ; (a)
ohne] ; (a)
Art,] ; Art (a)
befördre] ; befördere (c)
hindre] ; hindere (c)
gehalten, und] ; gehalten. Oft (c)
] ; sie auch (c)
übertriebne] ; übertriebene (c)
Beyderley] ; Beiderlei (c)
mehrern] ; größeren (c)
mindern] ; geringeren (c)
andrer] ; anderer (c)
macht,] ; macht; (c)
Wissenschaft] ; (c)
ihrem] ; dem ihrigen (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
zweyte] ; zweite (c)
17821782, in Octav] ; 1782. 8. (c)
1782] ; 1782, (a)
] ; (M. s.)Man siehe 1504 A. C. [Bartels'] über den Werth der christlichen Sittenlehre, Hamburg 1788.textgrid:34r7k (c)
204] ; 491 (a)
wahren] ; wahrem (c)
studieret] ; studiert (c)
200–202 ] ; 48789 (a); ; 200202. (c)
bey dieser Wissenschaft] ; bei derselben (c)
188 ] ; 475 (a); ; 188. (c)
offne] ; offene (c)
Vernunft] ; [Vernunft] (a)
145 ] ; 432 (a)
156 ] ; 443 (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
thoelogischentheologischen ] ; theologischen (a, c)
wer] ; der (c)
müssen, unter welchen die philosophischen Bemerkungen und Abhandlungen zu Cicero Cicero's BücherBüchern von den Pflichten, von Garve, Christian C. Garve , Breslau 1783, in drey Bänden groß Octav, vorzüglich bemerkt zu werden verdienen] ; dürfen (c)
Bücher] ; Büchern (a)
] ;
Zusatz des Herausgebers.

Die älteren wissenschaftlichen Lehrbücher der christlichen Moral, folgen doch fast sämmtlich dem Ideengange irgend eines philosophischen Systems, und zeichnen sich auch durch philosophischen Geist vor vielen Lehrbüchern der ältern Dogmatik aus. Dieß ist der Fall in den Systemen von 1508 Buddeus, 1509 Baumgarten, 1510 Canz, 1511 Crusius. 1512 Mosheim ging einen freiern Gang, ward aber auch eben daher oft mehr wortreich als gründlich.

Die Erscheinung der kritischen Philosophie hat auf die Wissenschaft einen sehr bedeutenden Einfluß gehabt. Ihr Stifter Kant hatte selbst behauptet, sein Moralsystem sei in seinen Hauptideen vollkommen mit den Grundsätzen des christlichen übereinstimmend. Sein Prinzip sei kein anderes, als was Christus seiner Lehre zum Grunde gelegt habe.

[261] Die große Sensation, welche diese Philosophie machte, der hohe und reine Geist, welcher sich besonders in dem praktischen oder moralischen Theil aussprach, das Anschließen desselben an die Aussprüche des neuen Testaments, bewog viele Theologen, nunmehr ihre theologischen Lehrbücher ganz nach den Kantischen Ideen zu bilden, dieselben Terminologieen zu gebrauchen, und allerdings wohl vieles in das neue Testament hineinzutragen, was in einer so populären Behandlung moralischer Wahrheiten kaum zu erwarten war. Die 1513Compendien von F. W. Schmid, Ammon, Snell, mit einigen Modificationen aber von 1514 Vogel, Stäudlin und Andern, liefern die Beweise. Andere, wie 1515 Reinhard, sträubten sich zwar Anfangs dagegen, nahmen aber doch unvermerkt immer mehr von den Kantischen Ideen auf, da sie sich von so vielen Seiten durch Würde und Consequenz empfahlen, wie dieß 1516 Garve in seiner Schrift über die Moralprincipien alter und neuer Schulen, mit großer Unparteilichkeit ins Licht gesetzt hat. Das 1517Moralsystem Reinhard's, wovon er den letzten Theil nicht vollenden konnte, bleibt übrigens ein Hauptbuch, mehr durch seine Anordnung, die Wiederholungen unvermeidlich machte, als durch den Schatz von Kenntniß, Gründlichkeit der Exposition vieler Materien, und die reiche und gewählte Literatur.

Fast könnte man übrigens fürchten, daß die beinahe ganz philosophische Gestalt, welche die christliche Sittenlehre erhalten, ihren eigenthümlichen Charakter zu sehr in Schatten gestellt, und daß sie wohl eigentlich, um sich von der philosophischen zu unterscheiden, mehr unmittelbar aus ihrer Urkunde hergeleitet werden müßte. 1518Eine solche Bearbeitung liegt, wenn Gott mein Leben fristet, in meinen Plänen für die Zukunft. (D. H.)Der Herausgeber

(c)
205] ; 492 (a)
manche] ; Manche (c)
Casuistik Casuistik,] ; Casuistik (a)
könnte] ; versteht (c)
sich] ; (c)
Anweisung denken, wie] ; Anweisung, (c)
einzelne] ; einzle (a)
Vorsichtigkeit müßten angewendet werden] ; Vorsicht anzuwenden (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
bey] ; bei (c)
wenige] ; Wenige (c)
kan] ; kann (c)
AnwendungAnwendung] ; Anwendung, (a, c)
bey] ; bei (c)
] ; oder ihres Geistes im Gegensatz des bloßen Buchstabens (c)
wozu] ; zu etwas (c)
Erwegung] ; Erwägung (c)
] ; (§. 209) (a)
] ; (§. 222); (a)
(freylich] ; (freilich (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
Beobachtungen,] ; Beobachtungen; (c)
abstrakten] ; abstracten (a)
einzelner] ; einzler (a)
worden] ; geworden (c)
206] ; 493 (a)
] ; (Uebungslehre) (c)
tugendhaft] ; gottselig (a)
TugendTugend] ; Gottseligkeit (a)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
202 ] ; 489 (a); ; 202. (c)
besondre] ; besondere (c)
ist; sie legen auch gemeiniglich] ; ist, (a)
großen] ; grossen (a)
] ; legt (a)
mischen so so ] ; so (a)
so ] ; so (c)
ein] ; einmischt (a)
auf sie verlaßen kanverlassen kann ] ; darauf verlassen kan (a)
verlaßen kan] ; verlassen kann (c)
bey] ; bei (c)
Tugend] ; Gottseligkeit (a)
unsrer] ; unserer (c)
Beydes] ; Beides (c)
Andre] ; Andere (c)
3)] ; (a)
Schriften,] ; Schriften (c)
Beyderley] ; Beiderlei (c)
kan] ; kann (c)
175–177 ] ; 46264 (a); ; 175177. (c)
bey] ; bei (c)
laßen] ; lassen (a, c)
174 ] ; 461 (a); ; 174. (c)
aber] ; aber, wie Einige gethan haben, (c)
einen] ; einem (c)
nennen:] ; nennen, (c)
Anweisung zum populären Vortrag] ; Anweisung zum populären Vortrag (c)
207] ; 494 (a)
Bey] ; Bei (c)
Begriff] ; Begriffe (c)
verschiedne] ; verschiedenen (c)
drey] ; drei (c)
laßen.] ; lassen. (a); ; lassen: (c)
Anweisung, Gott ähnlichähnlich zu werden] ; Anweisung, Gott ähnlich zu werden (c)
Alsdann] ; Alsdenn (a)
ausser] ; außer (c)
kan] ; kann (c)
] ; In einem andern Sinn versteht man darunter (c)
kan. Alsdenn] ; kann. Alsdann (c)
206 493 ) einerley] ; 206.) einerlei (c)
206 ] ; 493 (a)
eigner] ; eigener (c)
äusserlicher] ; äußerlicher (c)
Hiebey] ; Hierbei (c)
dann] ; denn (a)
beruhen,] ; beruhen; (c)
beyde] ; beide (c)
unsrer] ; unserer (c)
werden; welches] ; werden müssen. Dieß ist (c)
SchwärmereySchwärmerey ist] ; Schwärmerei (c)
Phantasien] ; Phantasieen (c)
ausser] ; außer (c)
kan,] ; kann; (c)
vor] ; für (c)
] ; auf keine Weise (c)
nicht] ; (c)
Anm. Anmerkung S.Siehe noch die Anweisung zur Kenntniß der theologischen BücherBücher, §. 280 f.folgend {Mehr über diesen Gegenstand, namentlich die Mystik unserer Zeit, im 3ten Theil bei der praktischen Theologie. D. H.Der Herausgeber} ] ; 711 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Bücher] ; Bücher, (c)
] ; {1523Mehr über diesen Gegenstand, namentlich die Mystik unserer Zeit, im 3ten Theil bei der praktischen Theologie. (D. H.)Der Herausgeber} (c)
208] ; 495 (a)
Ansehn] ; Ansehen (c)
enthaltnen] ; erhaltenen (c)
gezogne] ; gezogenen (c)
können] ; (c)
] ; können (c)
anderwärtsher] ; aus Betrachtung der Natur (a)
seyn;] ; seyn: (c)
alles] ; Alles (c)
fließenden] ; fliessenden (a)
uns aus der Natur] ; uns, natürlich (a)
kan.] ; kann; (c)
Alles] ; Alles, (c)
vorgetragnen] ; vorgetragenen (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
ansehn] ; ansehen (c)
letztre] ; letztere (c)
zuverläßig] ; zuverlässig (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
wonach sich] ; um (c)
laße] ; lasse (a); ; zu können (c)
vorkommende] ; vorkommenden (c)
209] ; 496 (a)
] ; (§. 195) (a)
Geschichte] ; Geschichte, (c)
25. 34 34. ] ; 312. 321 (a)
34 ] ; 34. (c)
51 ] ; 338 (a); ; 51. (c)
hieher] ; hierher (c)
bey] ; bei (c)
] ; (a)
laßen] ; lassen (a, c)
vorgegebne] ; vorgegebene (c)
kan] ; kann (c)
unleugbare] ; unläugbaren (c)
wäre] ; ist (a)
Ueberdies kan] ; Ueberdieß kann (c)
jedem] ; jeden (a)
nothwendige] ; nothwendigen (c)
Gott] ; Gott, (c)
befördern,] ; befördern: (c)
unleugbar] ; unläugbar (c)
] ; (§. 197) (a)
besondres] ; besonderes (c)
] ; (a)
Schrift] ; Schrift, (a)
sichere] ; sichre (a)
kan] ; kann (c)
] ; (a)
könnte:] ; könnte, (c)
großem] ; grossem (a)
kan] ; kann (c)
großen] ; grossen (a)
unbefangnem] ; unbefangenem (c)
entstehn] ; entstehen (c)
nachher] ; nachwärts (a)
] ; (c)
besondere] ; besondre (a)
empfehlen; zumahl] ; empfehlen, zumal (c)
andre] ; andere (c)
besondre] ; besondere (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
197] ; 197. (c)
TheilAbschnitt ] ; [Abschnitt] (a, c)
210] ; 497 (a)
abgehn] ; abgehen (c)
feyerlichen] ; feierlichen (c)
Symbolen Symbolen ] ; Symbole (c)
sind] ; sind, (c)
ReligionsparteyReligionspartey] ; Religionsparthey (a); ; Religionspartei (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
andre] ; andere (c)
verschiedne ParteyenPartheyen ] ; verschiedene Parteien (c)
Parteyen] ; Partheyen (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
alsdann] ; alsdenn (a); ; stets dann (c)
ParteyPartey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
zu trennen für nöthig befunden] ; getrennt (a)
zeigen] ; zeigen, (c)
gehäßige] ; gehässige (c)
Partey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
Lehren;] ; Lehren, (a)
soll (s.siehe ] ; soll. ( (S.)Siehe (c)
Nochmalige Hauptvertheidigung des - - Augapfels ] ; Nochmalige Hauptvertheidigung des - - Augapfels (a)
18).] ; 18.) (c)
211] ; 498 (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Parteyen] ; Partheyen (a); ; Parteien (c)
geäussert] ; geäußert (c)
Dies] ; Dieß (c)
aus einander] ; auseinander (c)
vorgetragnen] ; vorgetragenen (c)
210 ] ; 497 (a); ; 210. (c)
Sinn] ; Sinne (c)
bey] ; bei (c)
augspurgischer] ; augsburgischer (c)
Confession] ; Confeßion (a)
derselben,] ; derselben (c)
augspurgischen Confeßion] ; augsburgischen Konfession (c)
schmalcaldischen] ; schmalkaldischen (c)
größern] ; grössern (a)
kleinern] ; kleinen (a)
Catechismi Luther, Martin Luthers,)] ; Katechismi Luthers), (c)
Bedeutung] ; Andeutung (c)
212] ; 499 (a)
müßte] ; muß (c)
müßte] ; muß (c)
Veranlaßung] ; Veranlassung (a, c)
muß] ; würde (c)
dergleichen] ; einem solchen (a)
solchen] ; symbolischen (c)
einzelne] ; einzle (a)
Aeusserungen] ; Aeußerungen (c)
denenjenigen] ; denen (c)
welchen] ; denen (a)
z. B.zum Beispiel Augsp.] ; Z. B. Augsb. (c)
] ; dasselbe (c)
ein solches Buch] ; selbst (c)
authentisch] ; avthentisch (a)
einzelner] ; einzler (a)
geäusserten] ; geäußerten (c)
einzelner] ; einzler (a)
nimmt;] ; nimmt, (a)
andre] ; andere (c)
authentische] ; avthentische (a)
dererjenigen] ; derjenigen (c)
ParteyPartey] ; Parthey (a); ; Partei (c)
Ausser dem] ; Außerdem (c)
ein solches Buch] ; eine solche Schrift (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
müßte] ; sollte (c)
bey] ; bei (c)
ApogieApologie ] ; Apologie (a, c)
augspurgischenAugspurger Confeßion] ; augsburgischen Confession (c)
augspurgischen] ; Augspurger (a)
augsp.] ; augsb. (c)
ist,] ; ist (c)
Bertrams litterarische Abhandlungen] ; Bertram's litterar. Abhandlungen, (c)
f.folgend)] ; f.), (c)
dem] ; den (a)
Augspurg 1530, beyde] ; Augsburg 1530., beide (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
werden,] ; werden (c)
Bertram] ; Bertram (c)
f.folgend)] ; f.), (c)
bey] ; bei (c)
augsp.] ; augsb. (c)
Confession] ; Confeßion (a)
comitiorum] ; comitiorum, (c)
25.25 seq.sequens)] ; 25 seq.), (c)
25.] ; 25 (a)
1529,] ; 1529. (c)
Ausgabe] ; Ausgabe, (c)
681)] ; 681), (c)
marpurgischen] ; marburgischen (c)
81] ; 82 (a)
Riederers ] ; Riederer's (c)
Kirchen-] ; Kirchen-, (c)
Büchergeschichte] ; Büchergeschichte, (c)
B.] ; Band (a)
Ursach] ; Ursache (c)
augsp. Confeßion] ; augsb. Confession (c)
Fürstentag 1561] ; Fürstentage 1561. (c)
im] ; in (a)
213] ; 500 (a)
sollte] ; muß (c)
andre] ; andere (c)
hat *) †) ,] ; hat, 1) (c)
*) †) ] ; (a)
großer] ; grosser (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Beybehaltung] ; Beibehaltung (c)
Ansehn] ; Ansehen (c)
] ; (a, c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
] ; (a)
] ; (a)
erklärenerklären; –] ; erklären, (a)
andre] ; andere (c)
kan] ; kann (c)
] ; (a)
Neckereyen] ; Neckereien (c)
vorgeworfnen] ; vorgeworfenen (c)
begegnen,] ; begegnen (c)
] ; (a, c)
sogenannten] ; (a)
augspurgischen Confeßion ††) †) ] ; augsburgischen Confession 2) (c)
††) ] ; †) (a)
WortklaubereyWortklauberey] ; Wortklauberei (c)
†) Anm. Anmerkung 1) Vornehmlich durch die Kritische Geschichte der augsp. Confeßionaugsb. Confession aus archivalischen Nachrichten etc. herausgegeben von Weber, Georg Gottlieb Georg Gottlieb Weber , Frankf.Frankfurt am MaynMain 1783 und 84 in84., 2 Theilen inTheile, gr.groß 88., und die dadurch veranlaßten Streitschriften, die man meistens in der allgemeinenAllgemeinen deutschen Bibliothek BandBibliothek, Bd. 60. S.Seite 60 f.folgend angezeigt findet. ] ; (a)
†)] ; (Anm.)Anmerkung 1) (c)
augsp. Confeßion] ; augsb. Confession (c)
Frankf.] ; Frankfurt (c)
Mayn] ; Main (c)
84 in] ; 84., (c)
Theilen in] ; Theile, (c)
8] ; 8. (c)
allgemeinen] ; Allgemeinen (c)
Bibliothek Band] ; Bibliothek, Bd. (c)
††)2) S.Siehe Apologie Melanchthon, Philipp Melanchthons Melanchthon's ] ; †) Apologie Melanchthons (a)
††)] ; 2) (c)
Melanchthons ] ; Melanchthon's (c)
Srrobel Strobel ;] ; Strobel, (a, c)
214] ; 501 (a)
212 ] ; 499 (a); ; 212. (c)
kan] ; kann (a, c)
darzustellen; höchstens kan] ; darzustellen. Höchstens kann (c)
erstre] ; Erstere (c)
alles] ; Alles (c)
spätern,] ; spätern (c)
Anm. Anmerkung Noch immer fehlt es an einem Buche, das diesen Forderungen ein hinlängliches Genüge leistete, worin auf alles dasjenige wirklich Rücksicht genommen wäre, was aus der GeschichteGeschichte der christl.christlich Kirche und Lehre, besonders aus der Geschichte, Verfassung und Lehre der römischen Kirche, vornehmlich wie sie beybei dem Ursprung der Protestanten war, und aus der Geschichte der evangelischen Kirche selbst, ein historisches Licht auf die symbolischen Bücher der augsp. Confeßions-Verwandtenaugsb. Confessions-Verwandten überhaupt, nndund und einzelne Stellen insbesondere, werfen könnte. Wenn man auch den Verfassern solcher Erläuterungsschriften den Mangel eignereigener Untersuchung in diesem Stück nachsieht: so ist, selbst in den neuesten Schriften dieser Art, nicht einmal das schon Vorgearbeitete benutzt worden. BeyBei diesem Mangel muß man sich mit dem behelfen, was da ist, und wir haben noch nichts Besseres, als, unter den kleinern Schriften, Walch, Christian Wilhelm Franz C. G. F. Walchii Breviarium theolog. symbol. Eccles. Lutheranae, nach der vermehrtern Aufl.Auflage Göttingen 1781 in 81781. 8., wie unter den größern Carpzov, Johann Benedict Jo. Io. Bened. Carpzovii Isagoge in librr. Ecclesiar. Lutheran. symbolicos, Edit.Editio 3. Lips. 1699 in1699. 4. und Walch, Johann Georg Jo. Io. Ge. Walchii Introductio in librr. Eccl. Luth. symbolic. Jenae 1732 in1732. 4. Das Uebrige muß man sich nach und nach selbst dazu sammlensammeln. {Hiermit vergleiche man Planck, Gottlieb Jakob C. J. Plank's Abriß einer historischen und vergleichenden Darstellung der dogmatischen Systeme, Göttingen 1804., und Marheineke, Philipp Konrad P. K. Marheinecke christliche Symbolik, Heidelberg 1810., und Weber, Michael M. Weber libri symbolici eccles. ev. luther., Wittenb. 1809.} ] ; (a)
Anm. Anmerkung Noch immer fehlt es an einem Buche, das diesen Forderungen ein hinlängliches Genüge leistete, worin auf alles dasjenige wirklich Rücksicht genommen wäre, was aus der GeschichteGeschichte der christl.christlich Kirche und Lehre, besonders aus der Geschichte, Verfassung und Lehre der römischen Kirche, vornehmlich wie sie beybei dem Ursprung der Protestanten war, und aus der Geschichte der evangelischen Kirche selbst, ein historisches Licht auf die symbolischen Bücher der augsp. Confeßions-Verwandtenaugsb. Confessions-Verwandten überhaupt, nndund und einzelne Stellen insbesondere, werfen könnte. Wenn man auch den Verfassern solcher Erläuterungsschriften den Mangel eignereigener Untersuchung in diesem Stück nachsieht: so ist, selbst in den neuesten Schriften dieser Art, nicht einmal das schon Vorgearbeitete benutzt worden. BeyBei diesem Mangel muß man sich mit dem behelfen, was da ist, und wir haben noch nichts Besseres, als, unter den kleinern Schriften, Walch, Christian Wilhelm Franz C. G. F. Walchii Breviarium theolog. symbol. Eccles. Lutheranae, nach der vermehrtern Aufl.Auflage Göttingen 1781 in 81781. 8., wie unter den größern Carpzov, Johann Benedict Jo. Io. Bened. Carpzovii Isagoge in librr. Ecclesiar. Lutheran. symbolicos, Edit.Editio 3. Lips. 1699 in1699. 4. und Walch, Johann Georg Jo. Io. Ge. Walchii Introductio in librr. Eccl. Luth. symbolic. Jenae 1732 in1732. 4. Das Uebrige muß man sich nach und nach selbst dazu sammlensammeln. {Hiermit vergleiche man Planck, Gottlieb Jakob C. J. Plank's Abriß einer historischen und vergleichenden Darstellung der dogmatischen Systeme, Göttingen 1804., und Marheineke, Philipp Konrad P. K. Marheinecke christliche Symbolik, Heidelberg 1810., und Weber, Michael M. Weber libri symbolici eccles. ev. luther., Wittenb. 1809.} ] ; 745 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
bey] ; bei (c)
augsp. Confeßions-Verwandten] ; augsb. Confessions-Verwandten (c)
nndund ] ; und (c)
eigner] ; eigener (c)
Bey] ; Bei (c)
1781 in 8] ; 1781. 8. (c)
Jo. ] ; Io. (c)
1699 in] ; 1699. (c)
Jo. ] ; Io. (c)
1732 in] ; 1732. (c)
sammlen] ; sammeln (c)
] ; {Hiermit vergleiche man 1556 C. J. Plank's Abriß einer historischen und vergleichenden Darstellung der dogmatischen Systeme, Göttingen 1804.,textgrid:35gs3 und 1557 P. K. Marheinecke christliche Symbolik, Heidelberg 1810.,textgrid:35gs6 und M. Weber libri symbolici eccles. ev. luther., Wittenb. 1809.textgrid:35gs9} (c)
215] ; 502 (a)
überdies] ; überdieß (c)
und] ; auch endlich (c)
laßen] ; lassen (a, c)
sey] ; sei (c)
Anweisung zur Bildung angehender Theologen,von D.Doctor Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Dritter und letzter Band.Dritter Band Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage.Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe. 1791. ] ;
[I] Anweisung
zur
Bildung
angehender Theologen,


Dritter und letzter Theil.

Halle,
bey Joh. Jac. Curts Wittwe. 1789.textgrid:24gvh
[II] (a); ;
[I] Anweisung
zur
Bildung
angehender Theologen,


Dritter Band.

Dritte Auflage.
Halle,
im Verlage der Curtschen Buchhandlung.

[II] (c)
] ;

[III]

Hier liefere ich den Beschluß meiner Anweisung zur Bildung angehender Theologen, in der ich meine Beobachtungen, Begriffe und Vorschläge über das Studium der Theologie, die ich bey vieljähriger Erfahrung und öfterer Prüfung bewährt fand, so weit zusammengedrängt habe, als sie sich mir wieder unter dem Schreiben darstelleten, und wie ich sie für angehende Studierende, oder vielmehr überhaupt bey wahrhaftig nützlicher Beschäftigung mit den dahin gehörigen Wissenschaften zuträglich hielt. Denn, obgleich meine Absicht eigentlich auf diejenigen ging, die sich auf Universitäten diesen Wissenschaften widmen: so wünsche ich doch zugleich auch Andern nützlich zu werden, denen, wenn sie gleich schon in Aemtern stehen, Manches neu oder in ein neues Licht gestellet scheinen möchte, was ihnen hoffentlich auch noch jetzt erst willkommen seyn düfte, zumal wenn sie es in diesem Buche, nach dem Titel, nicht erwartet hätten. Nur, eben deswegen, weil vieles hier bloß beyläufig, oft kaum mit einem oder zwey Worten, gesagt ist, und weil ich fürchten muß, bisweilen, wegen der geflissentlichen Kürze, nicht gleich verstanden zu [IV] werden, eben deswegen wünsche ich mir zugleich aufmerksame und bedächtige Leser, denen die Mühe nicht dauret, auch bisweilen bey einzelnen Worten mit ihrem Nachdenken zu verweilen.

Vielleicht kommt Manchem das, was ich in diesem Theile über die grossen Schwierigkeiten bey guten und ihrer völligen Absicht entsprechenden Predigten, sowohl als über ihre diesem Zweck förderliche Einrichtung gesagt habe, überflüßig oder zu weitläuftig vor. Mir nicht; weil ich weiß, daß die Meisten gerade mit dem, was ihnen am bekanntesten seyn sollte, am wenigsten bekannt sind. Der Leser, dem diese Sache wichtig ist, und dem die grossen, seligen und traurigen, Folgen würdiger und unwürdiger Predigten lebhaft vor Augen schweben, mag selbst darüber richten. Ich werde mich für sehr reichlich belohnet halten, wenn ich irgend einige dadurch sollte auf eine Sache aufmerksamer gemacht haben, die keinem, dem Christenthum und Wohl der Menschen am Herzen liegt, gleichgültig seyn sollte. Halle, den 7ten des Mayes 1789.

(a); ;

[III]

Der dritte Theil dieser Schrift ist recht eigentlich für künftige Religionslehrer bestimmt. Aber auch die, welche schon im Amte sind, werden noch sehr vieles zu ihrer Belehrung und Ermunterung darin finden. Mehrere Abschnitte scheint der (sel.)selig Verfasser mit besonderer Vorliebe gearbeitet zu haben. Daraus erklärt sich die Ausführlichkeit, womit er manche Materien behandelt, welche man kaum in einer Schrift dieser Art erwarten konnte, namentlich was er über die Meditation und Abfassung der Predigten erinnert hat, ohne gleichwohl, wie er selbst äußert, die Absicht zu haben, [IV] homiletische Regeln geben zu wollen. Ganz vorzüglich aber spricht sich seine Gesinnung in dem aus, was er über die Bestimmung der Universitäten sagt, von welchen er eine sehr hohe Meinung hatte, und eben daher auch unter die warmen Vertheidiger ihrer Rechte und Freiheiten gehörte. Wenn man seine, bereits in der 1558 Vorrede zum ersten Theil von mir erwähnte, Lebensbeschreibung, und mehrere derselben beigefügte schriftliche Aufsätze über diesen Gegenstand, namentlich (Th.)Theil 2. (S.)Seite 117 und 134 vergleicht, so wird man darin die hier nur kurz berührten Ideen und Ueberzeugungen noch weit genauer und stärker ausgeführt finden.

1559Zu literarischen Berichtigungen und Zusätzen hat übrigens auch dieser Theil sehr häufig Veranlassung gegeben, wobei ich mich jedoch gehütet habe, so manches zu nennen, was höchstens einen temporären Werth gehabt hat. Einzelne Zusätze habe ich, häufiger als bei den vorigen Theilen, gleich dem Texte eingeschaltet, ohne sie besonders bemerklich zu machen. Nur längere Anmerkungen und Ergänzungen sind von den eigenen Worten des Verfassers unterschieden worden.

[V] Möge denn aufs neue diese Schrift, welche schon so viel Gutes gestiftet, und so manchen Studierenden auf den rechten Weg geleitet hat, ferner segenvoll wirken! Sie unterscheidet sich von ähnlichen encyklopädisch-methodologischen Werken, besonders durch den praktischen Geist, der sie in allen ihren Theilen durchdringt. Denn das gehörte zu dem Eigenthümlichen ihres Verfassers, daß er, bei der hohen Werthschätzung echter und gründlicher Gelehrsamkeit, und bei dem unablässigen Streben nach Erweiterung seiner eigenen so reichen Kenntnisse, nie die Hauptsache aller menschlichen Bildung aus dem Auge verlor, nie die Cultur des Gemüths von der Cultur des Verstandes getrennt wissen wollte. Ein wahrhaft religiöser Sinn war und blieb ihm doch immer die Haupteigenschaft des Theologen, und er übersah vieles an denen, oder wußte es wenigstens mild zu entschuldigen, bei welchen er nur den guten Willen und die reine Liebe zur Wahrheit nicht vermißte.

Oft habe ich bei der Revision seines Werks den vollendeten Mann mir nahe gewünscht; oft mich gefragt, wie er über den gegenwärtigen Zustand der [IV[!]] Kirche urtheilen, was er hoffen, was er fürchten würde. Doch er ist den Kämpfen entrückt, die nicht aufhören werden, so lange noch Gutes und Böses, Licht und Finsterniß neben einander steht. Er gehört einer höheren Gemeinde an, in welcher ihm wohl sehr vieles, was uns wichtig dünkt, und worüber wir uns bald selbst beunruhigen, bald leidenschaftlich mit Andern kämpfen, in einem ganz andern Lichte erscheinen mag.

Halle, den 25. April 1819.

1,
(c)
] ;

[V]

  • Einleitung. 1) Würdiger Begriff von einem Theologen. Daher: von Vortreflichkeit der Religion §. 1. Gemeine, philosophische und gelehrte Kenntniß derselben §. 2 und 3. Nutzen, Nothwendigkeit und Unschuld der Gelehrsamkeit in Absicht auf Religion, §. 414. Nothwendigkeit des geistlichen Standes, §. 1519. 2) Vorbereitung zu diesem Stand, 20. Nöthige Wissenschaften dazu, 2127. Ausschweifende, zu weit getriebne und gar zu geringe Forderungen, besonders übelverstandne und übelangebrachte Begriffe von gemeinnützigen Studien, 2841. 3) Nutzen einer allgemeinern Anleitung zum theologischen Studium, 4250. 4) Dahin einschlagende Bücher, 51. 5) Entwurf der folgenden Abhandlung, 52.
Erster Theil.Von den Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften der Theologie.
  • Einleitung. Wissenschaften und Bücher, die dahin gehören 53. 54.
  • [VI] Erster Abschnitt. Philologie. Begriff davon 55. Vorurtheile gegen das Sprachstudium und grosser Einfluß der Sprachkenntniß, 5667. Nothwendigkeit des Studiums der Sprachregeln, 6870. Lesung guter Schriften in einer Sprache. Ihre Nothwendigkeit, 71. Wie man sie, in Rücksicht auf Sprache lesen müsse, 72. Kritik, 7375. Worauf zu sehen sey, um solche Schriften verstehen zu lernen 7681, um dadurch den Verstand, den Geschmack und das Herz zu bilden, 8286. Uebungen in der Sprache: im Uebersetzen, Schreiben und Sprechen, 8789. Bücher zur Kritik, 90. Welche Sprachen am nöthigsten und warum? 91. Studium der deutschen Sprache, 92103. anderer lebenden Sprachen 104, der alten, lateinischen und griechischen, oder der Humaniorum, (besonders: grosser Nutzen der alten Claßiker und Apologie der lateinischen Sprache) 105149, und der morgenländischen Sprachen, 150165.
  • Zweyter Abschnitt. Philosophie. Begriff davon, 166170. Nutzen 171. Abtheilung derselben 1) nach den verschiednen Gegenständen. Speculative und praktische Philosophie. Logik. Metaphysik and deren Theile. Theile der praktischen Philosophie, 172205. 2) Nach der verschiednen Art, wie darin untersucht wird. Wissenschaftliche und populäre Philosophie. Darstellung ihrer beyderseitigen Vortheile, 206214. Erfordernisse zum Studium der Philosophie und Kenntniß ihrer Schriftsteller, 215216. Geschichte der Philosophie, 217218.
  • Dritter Abschnitt: Geschichte und schöne Wissenschaften.
    • [VII] 1) Geschichte. Begriff, 220. Ihr grosser Nutzen, 221224. Ihre Eigenschaften, wenn sie recht nützlich werden soll. 225228. Abtheilung derselben. Beste Art sie zu studieren, 229246. Litterärgeschichte, ihre Theile, Nutzen und vortheilhafteste Art sie zu treiben, 247263.
    • 2) Schöne Wissenschaften. Begriff und Zweck derselben 264 und 265. Dicht- und Redekunst, 266 und 267. Nutzen des Studiums der schönen Wissenschaften 268273, besonders für den Gelehrten und den Lehrer der Religion, 274276. Wie weit diesem dieses Studium zu empfehlen sey, 277279. Wie sie sollten getrieben werden, 280287.
Zweyter Theil.Von den eigentlich theologischen Wissenschaften.
  • Begrif der Theologie, 288291.
  • Exegetische Theologie. Nothwendigkeit, die Bibel, und zwar mit eignem Fleisse, zu studiren. Besondre Apologie ihrer historischen Theile, 292306. Vielfältige Kenntnisse, die dazu gehören, 307310. 1) Biblische Kritik, deren Nothwendigkeit und grosse Schwierigkeiten. 311322. 2) Biblische Exegetik 323. Nothwendigkeit a) der Sprachenkenntnisse dabey, 324. b) der historischen Kenntnisse 1560 325339. Gelegentliche Wegräumung des Mißbrauchs der Göttlichkeit der biblischen Bücher 329333. Von der sogenannten Kirchengeschichte des alten Testaments, 339. c) Nothwendigkeit der Auslegungsregeln und der biblischen Hermenevtik, 340343. 4) Uebung in Erklärung der (heil.)heilig [VIII] Schrift, 344347. a) Rechte Wahl und Benutzung cursorischer und exegetischer Vorlesungen, guter Scholien und Commentarien, 348351. b) Eigene Uebungen 352, um den Verstand der (heil.)heilig Schrift zu finden 353360, und um sie zur Erbauung anzuwenden 361 bis 364.
  • Historische Theologie. Begrif von derselben oder von der Geschichte der Religion, und ihrem Nutzen, 365368. Begrif von der Geschichte der christlichen Kirche 369 und 70. Darstellung des Nutzens dieses Studiums 371. in Rücksicht sowohl auf alle Theile der Theologie 37281, als auf die Bildung des Charakters eines Lehrers der Religion 382385. Nothwendigkeit ausführlicher Vorlesungen darüber 386. Vorschläge wegen der Schwierigkeiten bey diesem Studium 387389, und Regeln wenn man sie selbst studieren wolle, 390396. Studium der einzelnen Theile dieser Geschichte 397, der Geschichte der Schicksale des Christenthums und der christlichen Kirche 398, der Geschichte der christlichen Lehre 399 (flgg.)folgende und der sogenannten Patristik 402407., der theologischen Wissenschaften 408, der Religionspartheyen 409 bis 411, und der christlichen Kirchenverfassung oder der sogenannten Alterthümer, 412418.
  • Systematische Theologie. Entwickelung ihres Ursprungs und Begriffs, 419424. Ihre grossen Vortheile, 425428. Vertheidigung derselben gegen den Vorwurf der daraus entstandenen Uebel, 429431. und Regeln diesen Uebeln vorzubauen durch einen Versuch, dasjenige aus einander zu setzen, was erfordert wird, 1) aus der (heil.)heilig Schrift die Hauptbegriffe und Hauptsätze der christlichen Lehre mit Vor[IX]sichtigkeit aufzufinden 432442, und 2) darauf einen zusammenhängenden Lehrbegrif zu bauen 443, durch Verbindung dieser Begriffe und Sätze mit einander 444, und durch Bestimmung, Aufklärung und Befestigung des einen durch den andern, nach den verschiednen Absichten, Kräften und Bedürfnissen eines jeden 445451. Wie man Anderer Vorstellungen davon benutzen 452 und 453. und wie selbst untersuchen müsse? 454 und 455. Immer mehrere Verbesserung dieses Systems und genauere Bestimmung des Begriffs von dem, was Praktisch ist 456. Vertheidigung der sogenannten Schulsprache in der Theologie, 457 bis 460. Unterschied der systematischen Theologie 1) nach der Verschiedenheit des Vortrags. Unterschied der gelehrten und populären oder katechetischen Theologie 461. Beyderseitiger Nutzen 462464. Apologie der gelehrten Theologie 465 und 466. Unterschied der gelehrten und sogenannten biblischen Theologie 467472. 2) nach den verschiednen Arten der Lehren 473 und 474. Dogmatische Theologie, ihr Umfang, Nutzen und rechtes Studium 475477; Polemik oder elenchtische Theologie, nach eben diesen Rücksichten 478485; und christliche Moral, auf eben diese Art, 486491. Bey der letzten gelegentlich von Casuistik 492, Ascetik 493, und Mystik 494. Zuletzt, von der vor dem Studium der systematischen Theologie nöthigen Ueberzeugung von dem göttlichen Ansehen der (heil.)heilig Schrift und der darin enthaltnen Lehre und Geschichte, 495496.
  • Symbolische Theologie, 497502.
[X] Dritter Theil.Von der Anweisung zur rechten Führung des Amtes eines Lehrers der Religion.
  • Einleitung. Nothwendigkeit der rechten Anwendung der Religionskenntnisse eines Lehrers zu Andrer Besten 503507. Dahin gehörige Wissenschaften 508514.
  • Homiletik und Katechetik. 1) Vorstellung der so wenig erkannten Wichtigkeit und der Schwierigkeiten des erbaulichen (homiletischen oder katechetischen) Vortrags 515522., so fern sie in der Natur eines solchen Vortrags 523527., in den Mängeln des Predigers selbst und den Bedürfnissen seiner Zuhörer 528530.; und in unsern öffentlichen Einrichtungen liegen 531 und 532. 2) Wie der erbauliche Vortrag müsse beschaffen seyn? 533. Was dazu gehöre, wenn der Vortrag belehren 533536., überzeugen 537543., rühren 544549., und (welches zu diesem letzten mit gehört) beruhigen soll 550555., mit nähern Vorschlägen, was man thun müsse, um ihm diese Eigenschaften zu geben? Wie man die guten Eindrücke dauerhaft machen könne? 556558. 3) Hülfsmittel dazu. Ob und wie fern der besondere Unterricht der Homiletik und Katechetik dazu nöthig sey? 559, desgleichen gute Muster, und wie sie zu gebrauchen? 560 und 561; was bey der eignen Uebung darin zu thun sey? 56269.
  • Pastoraltheologie und Kirchenrecht.
    • 1) Pastoraltheologie. Nothwendigkeit der Seelsorge und des daher nothwendigen gewissenhaften und übrigen Betragens eines Lehrers, [XI] 570575. Wie fern, was dazu nöthig ist, aus Kirchenordnungen, eigner Erfahrung und Belehrung anderer erfahrnen und verständigen Geistlichen zu lernen sey, und was diese letztre für Eigenschaften besitzen müßten, auch von dahin gehörigen Schriften, 576581.
    • 2) Kirchenrecht. Begrif davon 582 und 583. Verschiedne Arten des Kirchenrechts 584 und 585. Wie fern es für einen Geistlichen nothwendig sey, das Kirchenrecht und dessen verschiedne Arten kennen zu lernen 586589 Quellen desselben und Hülfsmittel 590592.
Vierter Theil.Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion und allgemeinere Anstalten und Uebungen um sich dazu zu bilden.
  • Nothwendigkeit dieser Untersuchung, 593595.
    • 1) Fähigkeiten 596 und 597. a) Kräfte: der Seele, die dazu erfordert werden, nebst einer Anzeige der Kennzeichen, wornach man sich prüfen könne, ob man sie besitze, 598607. Verschiedenes Maaß derselben, was, nach Verschiedenheit der Bestimmung eines Lehrers, erfordert wird, 608 und 609. Kräfte des Körpers, 610. Gabe sich wohl auszudrücken, 611. b) Nothwendige Gemüthsfassung und Eigenschaften des Charakters, deren Nothwendigkeit und Kennzeichen, 612618.
    • 2) Anstalten und Uebungen. Zweck und grosser Nutzen der Universitäten, deren Abgang der gute Kopf, gelehrter Umgang, Schulen und [XII] Lectüre nicht hinlänglich ersetzen können, 619629. Nöthige Vorerkenntnisse, die man dahin mitbringen muß 630. Vorsichtige und kluge Wahl der Vorlesungen die man hören will, 631633. und der Lehrer, nebst deren erfoderlichen Eigenschaften, 634639. Verhütung der blinden Anhänglichkeit und des zu wenigen Vertrauens gegen die Lehrer 640 und 641. Rechte Benutzung ihres öffentlichen Unterrichts, allgemeineres und besonderes Verhalten in Absicht auf ihre Vorlesungen, 642651. Benutzung ihres Umgangs 652 und 653. Eigner Fleiß 654. Rechte Eintheilung seiner Zeit 655. Uebungen in eignen Aufsätzen 656., in Gesellschaft seines gleichen 657. und in vorsichtiger und nützlichzer Lesung der Bücher 658 und 659. Beste Art, das Merkwürdigste aus diesen zu excerpiren 660.
(a); ;
[VII]
Von der Anweisung zur rechten Führung des Amtes eines Lehrers der Religion.

  • Einleitung. Nothwendigkeit der rechten Anwendung der Religionskenntnisse eines Lehrers zu Anderer Besten 15. Dahin gehörige Wissenschaften überhaupt 612.
  • Erster Abschnitt. Homiletik und Katechetik.
    • I. Vorstellung der so wenig erkannten Wichtigkeit und der Schwierigkeiten des erbaulichen (homiletischen und katechetischen) Vortrags 1320, so fern sie
      • 1. in der Natur eines solchen Vortrags und den daraus entstehenden Erfordernissen auf Seiten des Lehrers selbst liegen 2125.
      • 2. in dem Mangel derselben bei dem Lehrer, oder in der Beschaffenheit der Zuhörer 2628.
      • 3. in unserer ganzen Erziehungsart und Verfassung 29. 30.
    • II. Wie der erbauliche Vortrag müsse beschaffen seyn,
      • 1. überhaupt 31.
      • 2. Was dazu gehöre, wenn der Vortrag wirklich
        • a. belehren 3234.
        • [VIII] b. überzeugen 35. oder die Lehren gegründet 36., interessant 3740, und ausführbar darstellen soll 41.
        • c. wenn er rühren 42. 43., (d. i.)das ist sowohl bessern 4447., als beruhigen soll 4853.
          mit Vorschlägen, alles dieses zu bewirken.
        • d. Wie man die gemachten guten Eindrücke könne dauerhaft machen 5456.
    • III. Hülfsmittel zu einem solchen Vortrage.
      • 1. Wie fern der Unterricht in der Homiletik und Katechetik nöthig sei 57.
      • 2. und der Gebrauch guter Muster. Regeln bei diesem Gebrauch 58. 59.
      • 3. Was bei der eigenen Uebung darin zu thun sei 6067.
  • Zweiter Abschnitt. Pastoraltheologie und Kirchenrecht.
    • I. Pastoraltheologie.
      • 1. Nothwendigkeit der Seelsorge und des selbst daher nothwendigen gewissenhaften und klugen Betragens eines Lehrers 6873.
      • 2. Wie man die dazu nöthigen Kenntnisse erlange. Gebrauch der Kirchenordnungen; eigene Erfahrung; Belehrung von andern erfahrenen und verständigen Geistlichen. Was diese letztere müßten für Eigenschaften besitzen. Hieher gehörige Schriften 7479.
    • II. Kirchenrecht.
      • 1. Begriff davon 80. 81.
      • 2. Verschiedene Arten desselben 82. 83.
      • 3. Wie fern das Studium desselben einem Lehrer der Religion nöthig sei 8487.
      • 4. Quellen und Hülfsmittel desselben 8890.
[IX] Vierter Theil.
Von den Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion, und allgemeinen Anstalten und Uebungen, um sich dazu zu bilden.

  • Einleitung. Nothwendigkeit dieser Untersuchung 9193.
  • Erster Abschnitt. Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion.
    • I. Begriff und Arten derselben überhaupt 94. 95.
    • II. insbesondere.
      • 1. Natürliche Fähigkeiten.
        • a. Kräfte der Seele, ihr Einfluß, nebst einer Anweisung, wie man sich prüfen könne, ob und in wie fern man eine jede derselben besitze 96105. Verschiedenes Maaß derselben, welches nach Verschiedenheit der Bestimmung eines Lehrers erfodert wird 106. 107.
        • b. des Körpers 108.
        • c. Gabe, sich wohl auszudrucken 109.
      • 2. Nothwendige Gemüthsfassung und Eigenschaften des Charakters, deren Nothwendigkeit und Kennzeichen 110116.
  • Zweiter Abschnitt. Allgemeinere Anstalten und Uebungen zur Bildung eines Lehrers der Religion.
    • I. Universitäten
      • 1. und deren Zweck 117. 118.
      • 2. Ihre großen Vortheile, deren Abgang weder der gute Kopf, noch der gelehrte Umgang, noch Schulen, noch Lectüre, hinlänglich ersetzen können 119127.
      • 3. Ihre rechte Benutzung.
        • a. Nöthige Vorerkenntnisse, die man dahin mitbringen sollte 128.
        • [X] b. Kluge Wahl der Vorlesungen 129131.
        • c. und der Lehrer.
          • α) Eigenschaften, worauf man bei ihnen zu sehen hat 132137.
          • β) Verhütung der blinden Anhänglichkeit und des zu wenigen Vertrauens gegen sie, 138. 139.
          • γ) Benutzung ihres öffentlichen Unterrichts. Regeln zur nützlichen Anhörung ihrer Vorlesungen 140149.
          • δ) Benutzung ihres Umgangs 150. 151.
    • II. Privatfleiß 152. und dazu nöthige Vertheilung der Zeit 153.
      • 1. [Eigenes] Nachdenken, Nachforschen und Ausarbeitungen 154.
      • 2. Gelehrte Uebungen in Gesellschaft unsers gleichen 155.
      • 3. Lesen gelehrter Schriften. Regeln dabei und zum nützlichen Excerpiren 156158.
(c)
] ;
[1] Anweisung
zur
Bildung angehender Theologen.
Dritter Theil.
[2] (c)
1] ; 503 (a)
unsrer] ; unserer (c)
höchst-möglichste] ; treueste (c)
unsrer] ; unserer (c)
zu Andrer Besten;Besten, ] ; eben sowohl zum Besten Anderer als zu unserer eigenen vollkommneren Ausbildung; (c)
Besten;] ; Besten, (a)
desjenigen] ; des (a)
Theil 1.] ; (a)
bey] ; bei (c)
gemäße] ; gemässe (a)
hrevorzubringenhervorzubringen ] ; hervorzubringen (a, c)
2] ; 504 (a)
kan] ; kann (c)
Andre] ; Andere (c)
dadurch ] ; dadurch (a)
auch diese Sachen ausdruckenausdrücken, und sonach] ; sie nicht nur ausdrücken, sondern auch (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a)
vortragen;] ; vortragen, (a)
lernte er dadurch ] ; auch (c)
dadurch ] ; (a)
ist;] ; ist, (a); ; ist. Ja es (c)
dadurch ] ; (a)
] ; die (c)
] ; selbst erst recht (c)
Herzens †). Allein,] ; Herzens. *) Will (c)
muß doch immer, wenn er damit] ; aber (c)
nutzbarnutzbar werden will,] ; recht nützlich werden, so muß er (c)
wissen] ; (c)
VortragVortrag] ; Vortrage (c)
herabzulaßenherabzulassen,] ; herabzulassen wissen, und (c)
herabzulaßen] ; herabzulassen (a)
Ihrer] ; der Ihrigen (c)
bey] ; bei (c)
bemerkt] ; bemerckt (a)
bey] ; bei (c)
viel] ; weit (c)
Vortrag] ; an seinem Vortrage (c)
] ; ganz (c)
hiebey] ; hierbei (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
Umgang] ; Umgange (c)
Andre] ; Andere (c)
Er] ; er (a)
†)] ; (Anm.)Anmerkung *) (c)
Mittel sey] ; Mittel sei (c)
bloßes ] ; blosses (a)
, mithin die Bildung zum Prediger Prediger Predigen , als Prediger, keinesweges die Hauptsache beybei einem Lehrer der Religion] ; (a)
Prediger Prediger ] ; Predigen (c)
bey] ; bei (c)
sey] ; sei (c)
durch den Vortrag wird es nur Andern genießbarer.] ; das Lehrmaterial, ohne dessen Besitz das Predigen so leicht ein leeres Geschwätz wird. Es ergiebt sich aber auch (c)
Daß] ; daß (a, c)
Wissenschaften und das darin Enthaltene recht gut] ; die Wissenschaft (c)
lernt,] ; lernt; (a)
Materialien ] ; Materialien (a)
mit lerne] ; immer fähiger wird (c)
Auswahl ] ; Auswahl (a)
mitzutheilen ] ; mitzutheilen (a)
je] ; desto (c)
werden,] ; werden; (c)
wenn man] ; (a)
Letztre bey] ; Letztere bei (c)
hofft] ; hoffen (a)
3] ; 505 (a)
Andre] ; Andere (c)
dafür eingenommen] ; für sie gewonnen (c)
deren] ; ihrer (c)
] ; ihrem (c)
haben] ; besitzen (c)
dafür eingenommen seyn,] ; davon erfüllt und durchdrungen seyn: (c)
mancherley] ; mancherlei (c)
Bedürfnissen,] ; Bedürfnissen (c)
] ; (a)
hat] ; hat, (c)
gedachten] ; gerade ihren (c)
derselben] ; (c)
Bey] ; Bei (c)
sie] ; Andere (c)
einnehmen will –] ; gewinnen will; (c)
] ; (c)
gegen diese] ; zu denen, die er unterrichten soll, (c)
– Er Er ] ; Er (a)
Er ] ; Er (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
] ; (c)
] ; (c)
] ; (c)
4] ; 506 (a)
Theologie] ; Theologie (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
Wissenschaften studiere,] ; damit verwandten Wissenschaften studiere; (c)
– Dieses] ; Man könnte sogar in einem gewissen Sinne sagen, daß gerade das (c)
] ; (a)
erschwert selbst gewissermaßengewissermassen die Erlangung] ; gewissermaaßen die Weisheit (c)
gewissermaßen] ; gewissermassen (a)
Anwendung der] ; (c)
] ; erschwere (c)
es] ; (c)
] ; der Geist dabei (c)
beschäftigt:] ; beschäftigt, (c)
es den] ; sich der (c)
Handlen,Handlen und vom] ; Handeln, von dem (c)
Handlen,] ; Handlen (a)
der] ; ist, auf welchem (c)
ist. Und, indem] ; und Gewandtheit gewonnen wird. Indem (c)
bey diesem] ; bei dem (c)
] ; zunächst (c)
sie] ; sich (a)
] ; vor allen Dingen (c)
] ; selbst (c)
gehen] ; führen (c)
sich] ; sich, (c)
] ; etwas (c)
übersehen] ; überblicken (c)
unentschlüßig] ; unentschlüssig (c)
Entschließungen] ; Entschliessungen (a)
lernte; welches] ; lernte. Dieß (c)
der Klugheit] ; ist dem (c)
zuträglich ist] ; zuträglich, was man die Klugheit, und in Beziehung auf das Lehren, die Lehrweisheit nennt (c)
Ueberschauen und] ; Ueberschauen, (c)
Entschließung] ; Entschliessung (a)
] ; und vielseitige Behandlung eines Stoffs (c)
5] ; 507 (a)
] ; Es setzt demnach diese (c)
eines Lehrers der Religion kan ohne] ; und Lehrweisheit (c)
Fähigkeiten] ; eigenthümliche Fähigkeiten (c)
Kenntnisse] ; Kenntnisse voraus, ohne die sie (c)
seyn. – ] ; erworben werden kann. (c)
] ; (a)
Gabe] ; Gabe, (c)
] ; reden und zu (c)
] ; (a, c)
mitzutheilende] ; (c)
] ; selbst (c)
auch verschiedne] ; auf die verschiedenen Lagen und (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
] ; (c)
kan] ; kann (c)
geben;] ; geben, (a)
kan] ; kann (c)
führte;] ; führte, (a)
kan] ; kann (c)
haben. Aber] ; haben: aber (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
große] ; grosse (a)
] ; 2 (c)
6] ; 508 (a)
dann] ; denn (a)
eigner] ; eigener (c)
bey] ; bei (c)
Andrer] ; die (c)
der] ; (c)
von ihnen,] ; Anderer (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
kan] ; kann (c)
] ; der Pastoralwissenschaft (c)
Theil 1.] ; (a)
17. ] ; 17 (a)
Anm.Anmerkung Anm. 1. Lehrer] ; Anm. 1) Unter Lehrern (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
nimmt] ; versteht (c)
von denenjenigen, die Andre, welche] ; die, welche Andere, die (c)
Muße] ; Musse (a)
einem] ; Einem (c)
Ungelehrte, über dieselbe] ; Ungelehrte (das Volk), selbst darüber (c)
deren] ; ihr (c)
rathen,] ; leiten (c)
Theil 1.] ; (a)
f.folgend)] ; f.), (c)
von denen, die Andre] ; die, welche Andere (c)
solchen Lehrern] ; solchen Lehrern (c)
erstern] ; Erstern (c)
PastorenPastoren] ; Pastoren (c)
eigentlichen GeistlicheGeistlichen] ; eigentlichen Geistlichen (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
] ; im echt sittlichen und christlichen Sinn (c)
zugleich recht ist] ; mit dem, was Recht ist, bestehen kann (c)
kan mehreres rechtmäßig,rechtmäßig ] ; kann Mehreres recht [10] mäßig, (c)
rechtmäßig,] ; rechtmäßig (a)
eineseins besser als das andre seyn;seyn, und da] ; Eines besser als das Andere seyn. Da nun (c)
eines] ; eins (a)
seyn;] ; seyn, (a)
dererjenigen] ; derer (c)
Andrer] ; die (c)
] ; Anderer (c)
nennt, welche aber rechtmäßiges] ; nennt. Im weiteren Sinne beschreibt sie das ganze recht, und pflichtmäßige (c)
voraussetzt,voraussetzt oder in sich schließt, doch] ; des Lehrers jedoch (c)
voraussetzt,] ; voraussetzt (a)
dieses Amtes; andre] ; seines Amtes. Andere (c)
solche] ; der (c)
Andern] ; allen Christen (c)
haben] ; hat (c)
hieher] ; hierher (c)
7] ; 509 (a)
BelehrungBelehrung] ; Belehrungen (c)
HandlungenHandlungen; beyden] ; gewissen Handlungen: beide (c)
besondre] ; besondere (c)
einzler] ; einzelner (c)
bey] ; bei (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
giebts] ; giebt es (c)
denenjenigen] ; denen (c)
besondre] ; besondere (c)
kan] ; kann (c)
AufgeklärtereAufgeklärtern] ; Aufgeklärteren und Gebildeten (c)
größer] ; grösser (a)
unsrer] ; unserer (c)
bey] ; bei (c)
8] ; 510 (a)
Anweisung zur rechten Führung des christlichen LehramtLehramts in zwey Hauptwissenschaften] ; Anweisung zur rechten Führung des christlichen Lehramts in zwei Hauptwissenschaften (c)
betrift] ; betrifft (c)
bilden;] ; bilden, (a)
andre ] ; andere (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
Amtes,] ; Amtes: (c)
] ; diese (c)
bey] ; bei (c)
Vortrag der Religion] ; Vortrag oder doch Gespräch über Religion (c)
dieser] ; dieses (c)
einzelnen] ; einzelen (a)
PflegebefohlenePflegebefohlnen] ; Pflegebefohlenen (c)
hat. Er] ; hat; er (a)
des guten VortragVortrags] ; einer guten mündlichen Mittheilung (c)
besondre] ; besondere (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
jenen] ; den (c)
Umständen] ; Umständen, unter welchen gelehrt wird, (c)
können] ; (c)
letztern erwähntenerwehnten ] ; letzterwähnten (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
werden:] ; werden können, (c)
ReligionsvortragReligionsvortrag] ; Religionsvortrage (c)
erstre ] ; erstere (c)
dieser Vortrag] ; religiöse Belehrungen (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
Umgang] ; Umgange (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
sey] ; sind (c)
letztre ] ; letztere (c)
letztre] ; letztere (c)
des Vortrags den Privatvortrag Privatvortrag, und] ; Privatbelehrungen, (c)
erstre] ; erstere (c)
mehrern] ; Mehrern (c)
9] ; 511 (a)
Dieser letztre läuft] ; Oeffentliche Religionsvorträge sind (c)
] ; eine (c)
fort, und ist bloßerblosser Vortrag des Predigers, ist] ; fortgehende ununterbrochene, (d. i.)das ist, (c)
bloßer] ; blosser (a)
er ist] ; sie sind (c)
] ; auf die andern vorgelegten Fragen (c)
in Beziehung auf das, was der Prediger gefragt hat;hat, er ist] ; (c)
hat;] ; hat, (a)
] ; Art von (c)
Jene] ; Eine zusammenhängende (c)
man eine Homilie Homilie,] ; ein alter Sprachgebrauch Homilie; (c)
daher Homiletik Homiletik ] ; (c)
zu dem öffentlichen in Eins fortlaufenden ReligionsvortragReligionsvortrag] ; dazu hat davon den Namen der Homiletik erhalten (c)
dabey] ; dabei (c)
7. ] ; 509 (a)
einzelner] ; einzler (a)
sollen] ; (c)
] ; sollen (c)
8. ] ; 510 (a)
Anweisung zum gemeinnützigen oder populärpopulären, und zwar an einander hängenden öffentlichen Religionsvortrag] ; Anweisung zum gemeinnützigen oder populären, an einander hängenden öffentlichen Religionsvortrage (c)
10] ; 512 (a)
seinen Zuhörern] ; den erwachsenen oder unmündigen Gliedern seiner Gemeinde (c)
erfahren] ; erfahren, oder sie durch Unterhaltung darüber zu immer richtigern Einsichten bringen (c)
den Prediger, einen katechetischen Vortrag; und, Vortrag, und da dieser] ; die Form, eine katechetische Lehr [13] art. Da diese (c)
Vortrag; und,] ; Vortrag, und (a)
wichtige] ; richtige (c)
bey aufgeklärteraufgeklärtern] ; bei Gebildeten (c)
eignen] ; eigenen (c)
schon gewöhnten] ; Gewöhnten (c)
bey] ; bei (c)
Zuhörern] ; (c)
dieser Vortrag] ; sie (c)
einem] ; einer (c)
Vortrag] ; Behandlung der Materien (c)
Theil 2.] ; (a)
174. Anm.Anmerkung 2.] ; 461 (a)
] ; 5 (c)
11] ; 513 (a)
andre] ; Andere (c)
Vortrag] ; Unterricht (c)
] ; obigen Verhältnisse und (c)
betrift] ; betrifft (c)
angehn] ; angehen (c)
8 ] ; 510 (a); ; 8. (c)
andre] ; andere (c)
6. ] ; 508 (a)
Pflegebefohlnen] ; Pflegebefohlenen (c)
allerley] ; allerlei (c)
rathen;] ; rathen, (a, c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
Gemeine] ; Gemeinde (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
kan] ; kann (c)
ihn] ; ihm (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
bey Andern] ; bei Andern, (c)
über diesüberdies, ausser] ; überdies, außer (c)
über dies] ; überdies (a)
Mann] ; Manne (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
eignen] ; eigenen (c)
dergleichen.] ; dergl. (a)
allgemeinere] ; allgemeinern (c)
wenn sie] ; [wenn sie] (a)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
äussern] ; äußern (c)
betrift] ; betrifft (c)
Inbegriff] ; Inbegrif (a)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
Alsdann] ; Alsdenn (a)
bescheidne] ; bescheidene (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
Gemeine] ; Gemeinde (c)
kan] ; kann (c)
äussern] ; äußern (c)
dabey] ; dabei (c)
eigne] ; eigene (c)
erbaulich,] ; erbaulich (c)
Anm.Anmerkung Anm. 3.] ; 3) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
zu,] ; zu; (c)
Gemeine] ; Gemeinde (c)
Gemeine] ; Gemeinde (c)
Gemeine] ; Gemeinde (c)
Pfarr-Rechte] ; Pfarrrechte (a)
12] ; 514 (a)
Rechtsgelehrsamkeit] ; Rechtsgelahrtheit (a)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
zwey] ; zwei (c)
beyderseits] ; beiderseits (c)
guten Vortrag] ; Unterricht in (c)
] ; für alle Stände und Alter (c)
sollen;] ; sollen. (a)
] ; mit Einschluß der Liturgik (c)
Lehrer] ; Lehrer und Seelsorger (c)
13] ; 515 (a)
großer] ; grosser (a)
Predigen] ; Predigen (c)
leichtes] ; Leichtes (c)
dabey] ; dabei (c)
andrer] ; anderer (c)
großen] ; grossen (a)
Vortrage,] ; Vortrage (a)
könntekönnte, –] ; könnte, (c)
könnte] ; könnte, (a)
hat;] ; hat, (a)
andrer] ; anderer (c)
ist;] ; ist, (a)
eigne] ; eigene (c)
hat –] ; hat, (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
Andrer] ; Anderer (c)
bloßes] ; blosses (a)
] ; Hand- und (c)
alles] ; Alles (c)
sey] ; sei, (c)
eignen Fleisses] ; eigenen Fleißes (c)
bliebe,] ; bliebe aber auch (c)
dies,] ; dies (c)
Andre,] ; Andre (a); ; Andere, (c)
größesten] ; grössesten (a); ; größten (c)
Aeusserliche] ; Aeußerliche (c)
laßen] ; lassen (a, c)
allerley] ; allerlei (c)
Vortrag alles] ; Vortrage Alles (c)
14] ; 516 (a)
zumal] ; zumahl (a)
weyhen] ; weihen (c)
Zuförderst] ; Zuvörderst (a, c)
unsrer] ; unserer (c)
Händen] ; [Händen] (c)
kan] ; kann (a, c)
alsdann] ; alsdenn (a)
] ; nur (c)
a)] ; (a)
b)] ; (a)
c)] ; (a)
dreyfachen] ; dreifachen (c)
Religion] ; Religion (c)
15] ; 517 (a)
a)] ; (a); ; A) (c)
ist;] ; ist, (a)
großen] ; grossen (a)
Einem] ; Einen (a)
Aller mitwirkt;] ; Aller, mitwirkte, (a)
müsse,] ; müsse; (c)
kan] ; kann (c)
Andrer] ; Anderer (c)
b)B) Alsdann] ; Alsdenn (a)
b)] ; B) (c)
] ; eben (c)
wahren] ; Wahren (a, c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
c)] ; (a); ; C) (c)
diejenige] ; die (a)
erwähnten] ; erwehnten (a)
verleugnen kan] ; verläugnen kann (c)
unerschütterlichem] ; unerschütterlichen (c)
WerthWerth] ; Werthe (c)
wichtigste Angelegenheit des Menschen seyn] ; wichtigste Angelegenheit des Menschen seyn (c)
16] ; 518 (a)
große] ; grosse (a)
(§. 14 14. )] ; (a)
14 ] ; 14. (c)
geistliche StandStand] ; geistliche Stand (c)
Muße] ; Musse (a)
untersuchen] ; diese Untersuchung anstellen (c)
] ; so (c)
und Bedürfnissen] ; (c)
großem] ; grossen (a)
Werth beybringen] ; Werthe beibringen (c)
Beyspiele] ; [Beyspiele] (a); ; Beispiele (c)
GemeinenGemeinen] ; Gemeinden (c)
befreyet] ; befreiet (c)
rechnet] ; erwartet (a)
auf ihre] ; von ihrer (a)
RedlichkeltRedlichkeit ] ; Redlichkeit (a, c)
weiß,] ; weiß (a)
kan] ; kann (c)
17] ; 519 (a)
wer] ; welcher (c)
Andre] ; Andere (a, c)
PrivatumgangPrivatumgang] ; Privatumgange (c)
ihnen,] ; ihnen (c)
großen] ; grossen (a)
kan] ; kann (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
Erfolg] ; Erfolge (c)
bey] ; bei (c)
sey:] ; sei, (c)
kan] ; kann (c)
derer] ; deren (c)
viel] ; viele (c)
ziehen;] ; ziehen, (a)
verhehlen] ; verheelen (a)
ihm;] ; ihm, (a)
zumahl bey] ; zumal bei (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
andre] ; andere (c)
18] ; 520 (a)
ist,] ; ist; (c)
bey] ; bei (c)
kan freylich] ; kann freilich (c)
als ] ; als (c)
kan] ; kann (c)
19] ; 521 (a)
andre] ; andere (c)
vorgetragnen] ; vorgetragenen (c)
Cultur] ; Kultur (c)
dann] ; denn (a)
bessernbessern:] ; bessern, (c)
bittre] ; bittere (c)
laßen] ; lassen (a, c)
recht] ; Recht (c)
gewordne] ; gewordene (c)
übernehmen;] ; übernehmen: (c)
bey] ; bei (c)
] ; den (c)
großer] ; grosser (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
hienach] ; hiernach (c)
äussersten möglichen] ; höchstmöglichen (c)
wendet:] ; wendet, (c)
insbesondre] ; lediglich (c)
eignen] ; eigenen (c)
dafür] ; davor, (c)
Freylich] ; Freilich (c)
zumal] ; zumahl (a)
bey] ; bei (c)
Arzeney] ; Arznei (c)
und] ; (a)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
Sogenannte RednerkünsteRednerkünste] ; Die sogenannte Rednerkunst (c)
den ] ; nur jenen (c)
haben] ; hat (c)
beytragen können, sind] ; beitragen kann, ist (c)
andre] ; andere (c)
sind] ; ist (c)
alsdenn] ; alsdann (c)
sollen] ; will (c)
wesentlichen] ; weit wesentlicheren (c)
Und diese falschen Künste] ; Nur die eitlen Rednerkünste (c)
allein] ; (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
bessern Künste] ; echte Kunst (c)
alles] ; Alles (c)
] ; Eine recht gefaßte Homiletik ist gerade das Mittel, vor neuen Verirrungen des Geschmacks zu bewahren. (c)
20] ; 522 (a)
einen] ; einem (c)
VortragVortrag] ; Vortrage (c)
Mancher] ; Mancher, der nie gründlich darüber nachgedacht, (c)
] ; (c)
bey denenjenigen, bey] ; bei denen, bei (c)
wahrhaftig] ; {wahrhaft} (c)
danach] ; darnach (a)
großen] ; grossen (a)
Zweck] ; Zwecke (c)
bey] ; bei (c)
] ; daß (c)
jener] ; jenen (c)
würdige Vortrag, daß der sehr schwer] ; würdigen Vortrag (c)
sey] ; ist (a); ; nicht leicht sei (c)
kan] ; kann (c)
einigermaßen] ; einigermassen (a); ; einigermaaßen (c)
die –] ; die zum Theil (c)
selbst] ; (c)
großen] ; grossen (a)
§. 21–25 – 21–25., in dem Mangel derselben beybei dem Prediger oder] ; (a)
21–25 –] ; 2125., (c)
bey] ; bei (c)
Zuhörer §. 26–28 – 26–28., ] ; Zuhörer – (a)
26–28 –] ; 2628., (c)
unsrer] ; unserer (c)
§. 29. 30, 30. ] ; (a)
30,] ; 30. (c)
21] ; 523 (a)
Zuerst in der Natur der Sache selbst, oder] ; [In der Natur der Sache selbst oder] (a)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
Beyderley] ; Beiderlei (c)
eigner ] ; eigener (c)
22] ; 524 (a)
unsre] ; unsere (c)
Theil 22. ] ; (a)
2] ; 2. (c)
169 456 ) angegebenem] ; 169.) angegebenen (c)
169 ] ; 456 (a)
sähen] ; sehen (c)
] ; und ihre Brauchbarkeit (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
kan] ; kann (c)
Andrer] ; Anderer (c)
weiß.] ; weiß? (c)
ausser dem] ; ausserdem (a); ; außerdem (c)
heissen] ; heißen (c)
freyer] ; freier (c)
fortpflanzen. Er] ; fortpflanzen: er (c)
vorgestellt,] ; vorgestellt (c)
haben;] ; haben, (a)
kan] ; kann (c)
eigne ] ; eigene (c)
eignes ] ; eigenes (c)
vornehmlich] ; und vornemlich (a)
denken;] ; denken, (a)
insbesondre] ; insbesondere (c)
einzelne] ; einzle (a)
Maaß] ; Maaße (c)
eignen ] ; eigenen (c)
dabey] ; dabei (c)
bey] ; bei (c)
nemliche] ; nämliche (c)
VeranlaßungVeranlaßung] ; Veranlassung (c)
eignen] ; eigenen (c)
Eröfnung weitrer] ; Eröffnung weiterer (c)
ihm] ; ihn (c)
eignen] ; eigenen (c)
eignen ] ; eigenen (c)
eigne ] ; eigene (c)
eignes ] ; eigenes (c)
eigne ] ; eigene (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
erwege] ; erwäge (c)
bey] ; bei (c)
Vortrages] ; Vortrags (a)
großer] ; grosser (a)
sey] ; sei (c)
bey] ; bei (c)
sich selbst ] ; sich selbst (a)
eins] ; Eins (c)
andre] ; Andere (c)
zur] ; (a)
23] ; 525 (a)
Werth] ; ihrem Werthe (c)
sey] ; sei (c)
eigner] ; eigener (c)
beyzubringen] ; beizubringen (c)
Andre] ; Andere (c)
wirke;] ; wirke: (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
22 ] ; 524 (a); ; 22. (c)
sey] ; sei (c)
Aufmerksamkeit, viel und einviel, ] ; Aufmerksamkeit; ein (c)
viel und ein] ; viel, (a)
] ; reger und (c)
Beobachtungsgeist,] ; Beobachtungsgeist; (c)
Satzes] ; Lehrsatzes (c)
Andre] ; andre (a); ; Andere (c)
nachzudenken,] ; nachzudenken; (c)
bey] ; bei (c)
hat,] ; hat; (c)
fleissige] ; fleißige (a, c)
dazu – dieses] ; dazu: dies (c)
seinen BerufBeruf] ; seinem Berufe (c)
bey] ; bei (c)
sey] ; sei (c)
Beruf,] ; Beruf (c)
benützt] ; benutzt (c)
äusserst] ; äußerst (c)
sind –:] ; sind: – (c)
kan] ; kann (c)
alles] ; Alles (c)
lernt,] ; lernt; (c)
eignen] ; eigenen (c)
Beyspielen] ; Beispielen (c)
eignen] ; eigenen (c)
kan] ; kann (c)
Andre] ; Andere (c)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
Art ] ; Art (a)
alles] ; Alles (c)
eignen] ; eigenen (c)
laßenlassen kan] ; lassen kann (c)
laßen] ; lassen (a)
eignen Fleiß] ; eigenem Fleiß (c)
Uebung] ; eigener Uebung (c)
erworbnen] ; erworbenen (c)
Stof] ; Stoff (c)
verarbeiten,] ; verarbeiten (c)
kan] ; kann (c)
24] ; 526 (a)
darüber] ; darüber (c)
soll] ; soll. (c)
21).] ; 523). (a); ; 21.) (c)
Vieles] ; vieles (a)
eigne ] ; eigene (c)
] ; praktisch (c)
21 ] ; 523. (a); ; 21. (c)
eigner] ; eigener (c)
jemandem] ; jemanden (a)
Anderen] ; Andern (c)
auszustudieren] ; auszustudiren (a)
] ; auf diesem Wege (c)
ausfündig] ; (c)
machen] ; finden (c)
beykommen] ; beikommen (c)
könne] ; kan (a)
sey] ; sei (c)
25] ; 527 (a)
Ausser] ; Außer (c)
21 ] ; 523 (a); ; 21. (c)
Aeusserliche bey] ; Aeußerliche bei (c)
bey] ; bei (c)
in] ; der (c)
macht,] ; macht (c)
und] ; (a)
behältlicher] ; behaltbarer (c)
andre] ; andere (c)
] ; 3) (a)
oben] ; (c)
im ersten Theile] ; (a)
] ; ( (S.)Seite 284) (c)
] ; (§. 274 (f.)folgend) (a)
] ; 4) (a)
äusserliche] ; äußerliche (c)
einem Wort,] ; Einem Wort: (c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
Werth] ; Werthe (c)
großen] ; grossen (a)
MittelstraßeMittelstraße] ; Mittelstrasse (a)
dabey] ; dabei (c)
üblen] ; übeln (c)
Ziererey] ; Ziererei (c)
sey] ; sei (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
dabey] ; dabei (c)
ein] ; [ein] (a)
Schicklichen,] ; Schicklichen (c)
GeschmackGeschmack,] ; Geschmack (c)
26] ; 528 (a)
21 21. ), kommen noch mehrere andere] ; 523), kommen noch mehrere andere (a)
21 ] ; 21. (c)
] ; vielleicht (c)
20 522 ). –] ; 20.). (c)
20 ] ; 522 (a)
eigne Grundsätze,] ; eigenen Grundsätze; (c)
auszudrucken;] ; auszudrücken; (a); ; auszudrucken: (c)
überzeuget] ; überzeugt (c)
käm'] ; käme (c)
auseinander setzen] ; auseinandersetzen (c)
kan] ; kann (c)
alles] ; (c)
weitern] ; weiteren (c)
anschließen] ; anschliessen (a)
beykommen kan] ; beikommen kann (c)
eigne] ; eigene (c)
auszudrucken] ; auszudrücken (a, c)
diejenige] ; die (a)
viele] ; viel (a, c)
] ; welcher (c)
Anm. Anmerkung Wahr ists, es giebt gewisse Begriffe, die alle Menschen für wahr halten,halten; gewisse Neigungen, wodurch alle gelenkt werden können; jenekönnen. Jene sind das, was man unter dem gemeinen WahrheitssinnWahrheitssinn, diese, was man, wenn sie auf freyefreie Handlungen gehngehen, unter moralischem Gefühle, beydes Gefühl, Beides zusammen vielleicht, was man unter Gemeinsinn Gemeinsinn (sensus communis) zu begreifen pflegt. Dem, sagt man, dürfe man nur allesAlles anschließenanschliessen, so könne man mit dem Menschen machen was man wolle. – Aber 1) eben dieses Anschließen Anschliessen und das so lange fortgesetzte Herumwenden aller Begriffe, bis sie sich jedesJedes Begriffen und Neigungen anschließen, diesanschliessen, das ist ebeneben ists, was so schwer, ohne die am Ende unsers Textes erwehntedes vorstehenden §. erwähnten Eigenschaften, und ohne lange Uebung unerreichbar ist. 2) Vieles, dasjenige wenigstens, wobeywobei irgend historische Kenntnisse, wie beybei Erklärung der heil.heiligen Schrift und beybei der in ihr vorkommenden Geschichte, oder eine genauere Kenntniß der Natur der Dinge, zum Grunde gelegt werden müssenmuß, wie beybei manchen zwar oft gemeinen, aber sehr verwickelten Zweifeln und sehr gewöhnlichem Mißverstande, läßt sich durch diesen Gemeinsinn allein, nicht zur Ueberzeugung oder EntschließungEntschliessung bringen. Und wenn vollends 3) vieles zu diesem Gemeinsinn gezogen würde, was dahin nicht gehörte, oder dieser durch Vorurtheile und SchwärmereySchwärmerei verdorben wäre; kostete es da nicht viel Mühe, den so VerdorbnenVerdorbenen zu überzeugen, daß er sich täuschte, daß sein Sinn zerrüttet wäre? und könnte man ihn wohl eben durch diesen Sinn dahin bringen, daß er empfände, er habe keine Empfindung, oder empfände nicht recht? Wie diese Ueberzeugung durch ganz etwas Andersanders, als durch den bloßenblossen Gemeinsinn, bewirkt werden muß: so hat 4) jeder Mensch, ausseraußer dem, worin seine Begriffe und Neigungen mit Andrer ihrendenen anderer MeschnenMenschen übereinstimmen, noch viele besondrebesondere Vorstellungen, die beybei ihm Ueberzeugung wirken, noch sein eignes eigenes Interesse, National- und Zeitvorurtheile,Zeitvorurtheile z. B.zum Beispiel die aus seinem besondern Temperament, seiner Lebensart, seiner besondern Art zu denken, zu schließenschliessen, zu erklären u. s. f.und so ferner entspringen; und gerade das wirkt auf ihn am meisten, was sich daran schließt. Ists denn also weniger nöthig, oder weniger schwer, daran sich zu halten, wenn man ihn wofürfür oder wowiderwider etwas einnehmen will? – Man hat Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Jesum als einzum Muster des populärpopulären und eindringlichen Vortrags dargestellt, und man hat es mit dem größestengrössesten Recht gethan. Aber eben seine ganze so vollkommen weise Lehrart zeigt, daß er sich beybei denen, die er bekehren oder bessern wollte, keineswegs bloß an den Gemeinsinn hieltehielt, sondern gewiß auch das andereAndere, was hier berührt worden ist, vornehmlichvornämlich das zuletzt genannte Eigne seiner Zuhörer, zu Hülfe nahm. Man vergleiche Hauff, Karl Viktor Hauff Bemerkungen über die Lehrart Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Jesu, mit Rücksicht auf jüdische Sprache und Denkart. Offenbach 1798. ] ; 18 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
halten,] ; halten; (c)
können; jene] ; können. Jene (c)
freye] ; freie (c)
gehn] ; gehen (c)
Gefühle, beydes] ; Gefühl, Beides (c)
alles] ; Alles (c)
anschließen] ; anschliessen (a)
] ; (c)
Anschließen ] ; Anschliessen (a)
jedes] ; Jedes (c)
anschließen, dies] ; anschliessen, das (a)
ist eben] ; eben ists (c)
unsers Textes erwehnte] ; des vorstehenden §. erwähnten (c)
wobey] ; wobei (c)
bey] ; bei (c)
heil.] ; heiligen (c)
bey] ; bei (c)
müssen] ; muß (a)
bey] ; bei (c)
Entschließung] ; Entschliessung (a)
Schwärmerey] ; Schwärmerei (c)
Verdorbnen] ; Verdorbenen (c)
Anders] ; anders (c)
bloßen] ; blossen (a)
ausser] ; außer (c)
Andrer ihren] ; denen anderer [Menschen] (c)
besondre] ; besondere (c)
bey] ; bei (c)
eignes ] ; eigenes (c)
Zeitvorurtheile,] ; Zeitvorurtheile (a)
schließen] ; schliessen (a)
wofür] ; für (c)
wowider] ; wider etwas (c)
als ein] ; zum (a)
größesten] ; grössesten (a)
bey] ; bei (c)
hielte] ; hielt (c)
andere] ; Andere (c)
vornehmlich] ; vornämlich (c)
] ; Man vergleiche 1579 Hauff Bemerkungen über die Lehrart Jesu, mit Rücksicht auf jüdische Sprache und Denkart. Offenbach 1798.textgrid:253p8 (c)
27] ; 529 (a)
natürlich natüelichnatürlich schöne] ; natürlich-schöne (c)
natürlich] ; [natürlich] (a)
Alle] ; alle (c)
Letztre] ; Letztere (c)
kan] ; kann (c)
allerschweresten] ; allerschwersten (c)
wobey] ; wobei (c)
äusserst] ; äußerst (c)
große] ; grosse (a)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (a)
andre] ; andere (c)
gießen] ; giessen (a)
bey] ; bei (c)
Allein] ; Aber (a)
geboren oder empfangen,] ; geboren, empfangen (a)
er] ; sie (a)
die Seele] ; sie (a)
auszudrucken] ; auszudrücken (a, c)
mancherley] ; mancherlei (c)
gießen] ; giessen (a)
FertigkeiteuFertigkeiten ] ; Fertigkeiten (a, c)
ergießen] ; ergiessen (a)
beytrage] ; beitrage (c)
sey] ; sei (c)
28] ; 530 (a)
heisse] ; heiße (c)
] ; und (c)
wären;] ; wären: (c)
ließen] ; liessen (a)
anwendeten:] ; anwendeten; (c)
] ; er (c)
der Prediger bey seinen] ; bei seinem (c)
ReligionserkenntnißReligionserkenntniß] ; Religionskenntniß (a)
diesen] ; diesem (a)
verschieden] ; entschieden (c)
dem] ; den (c)
Dies] ; Dieß (c)
und das Unvermögen des Predigers, sich in die UmständeUmstände der Zuhörer zu schicken,] ; (a)
also] ; (a)
zweyte Hauptursach] ; zweite Hauptursache (c)
20 ] ; 522 (a); ; 20. (c)
großen] ; grossen (a)
bey] ; bei (c)
einem] ; einen (a)
VortragVortrage ] ; Vortrag, die in der Beschaffenheit und Verschiedenheit der Zuhörer liegt (a)
Vortrag] ; Vortrage (c)
29.] ; 531 (a)
Prediger PrdigerPrediger ] ; Prediger (a, c)
dritte ] ; Dritte (c)
20 ] ; 530. (a); ; 20. (c)
26 ] ; 522 (a); ; 26. (c)
] ; die (a)
Christen] ; Christen, (c)
selbst] ; [selbst] (a)
großer] ; grosser (a)
des Predigers selbst und] ; (a)
herrührt.] ; selbst herrührt, (a)
alsdann] ; alsdenn (a)
große] ; grosse (a)
Lehrer und] ; (a)
besondre] ; besondere (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
] ; Handwerker, Dienstboten, *) (c)
] ; und (c)
] ; 1 (c)
30] ; 532 (a)
unsrer] ; unserer (c)
SchulenSchulen] ; Schulen (c)
UniversitätenUniversitäten] ; Universitäten (c)
Lehrer. –] ; Letztern. (a)
Schulen] ; Schulen (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
bey beyden] ; bei beiden (c)
eignem] ; eigenem (c)
vernachläßigt] ; vernachlässigt (c)
] ; (a)
Universitäten] ; Universitäten (c)
nothwendig muß] ; (c)
angeführet] ; nothwendig angeführt (c)
] ; muß (c)
] ; es (c)
] ; auf (c)
herrschen muß] ; ankommt (c)
sollen] ; (c)
] ; sollen (c)
versäumet] ; versäumt (c)
auszudrucken] ; auszudrücken (a, c)
herabzulaßen] ; herabzulassen (a, c)
] ; (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
populärpopulären, Vortrag vernachläßigt,vernachlässigt ] ; populären Vortrage vernachlässigt (c)
vernachläßigt,] ; vernachlässigt (a)
seltner,] ; seltener: (c)
da ] ; da (a)
eigentlich] ; [eigentlich] (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
alles] ; Alles (c)
verbessern;] ; verbessern: (c)
da ] ; da (a)
kan] ; kann (c)
klein scheinende] ; kleinscheinende (c)
großen] ; grossen (a)
da ] ; da (a, c)
worden;] ; worden, (a)
gebildet;] ; gebildet, (a)
einzusammlen] ; einzusammeln (c)
lehret] ; lehrt (c)
31] ; 533 (a)
sey] ; sei (c)
Anderen,] ; Andern (c)
– WilligkeitWilligkeit] ; Willigkeit, (c)
] ; (a)
kan] ; kann (c)
soll:] ; soll, (c)
er: – bey] ; er bei (c)
erwecken erwecken –] ; erwecken, (c)
werden –] ; werden, (c)
zweyten] ; zweiten (c)
weitern] ; weiteren (c)
; s.siehe unten §. 43. ] ; (a)
s.] ; siehe (c)
†) ] ; 1) (c)
drey] ; drei (c)
kan] ; kann (c)
] ; (c)
Erkenntniß] ; [Erkenntniß] (a)
] ; (c)
] ; (c)
] ; (c)
kan] ; kann (c)
Eine] ; eine (a)
dritte,] ; dritte (c)
] ; 2) (c)
†) Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
Fall] ; Falle (c)
bloße] ; blosse (a)
zweyten] ; zweiten (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2. Das Folgende2) Wenn wir diese Haupttendenz öffentlicher Vorträge etwas weiter verfolgen, so soll dies doch weder eine Anweisung zum Predigen Anweisung zum Predigen , noch zum Katechisiren Katechisiren seyn. Es soll nur auf die Hauptsache beybei dem erbaulichen Vortrage erbaulichen Vortrage aufmerksam machen, und zeigen, wie viel dazu gehöre, wenn ein solcher Vortrag seiner wahren Absicht entsprechen soll. Einzelne Regeln lassen sich hernach leicht daraus ableiten. {Die Bedeutung des Erbaulichen wird oft sehr einseitig aufgefaßt, wie es meistentheils tropisch tropischen Ausdrücken geht. Die Hauptidee, welche auch den Stellen des neuen Testaments, woraus er genommen ist ( Apostelgesch. 20, 32. Eph. 21, 22. 23. Jud. 20. , 1 Kor. 14, 5. 26. u. s. w.und so weiter) zum Grunde liegt, ist das Emporsteigen eines Baues auf einem gelegten Grunde; eigentlich also ein Zunehmen, Besser- und Vollkommnerwerden, wie denn Luther, Martin Luther selbst in mehreren Stellen οἰκοδομη durch Besserung übersetzt hat ( 1. Kor. 14, 3. 26. ). Dieß wird eben sowohl auf Wachsthum an Erkenntniß als an Heiligung bezogen; und Alles, was das Eine oder das Andere, sei es durch AufklärungAufklärung der Vorstellungen, sei es durch Erweckung sittlicher und frommer Gefühle, sei es durch Belebung des Eifers in allen Tugenden befördert, ist erbaulich. Häufig aber hat man das Erste davon ausgeschlossen, und nicht nur Vorträge, die mehr den Zweck hatten zu erleuchten, als zu erwärmen, unerbaulich genannt. Allerdings sind Erbauungsbücher, Erbauungsstunden, erbauliche Predigten nicht bloße Verstandesbeschäftigungen, oder Belehrungen über Dinge, und Materieen, die keinen Einfluß auf die ganze Besserung des Menschen haben, wie schon früherhin so viele streng dogmatische und gar polemische Predigten enthielten; aber es giebt auch heilsame Erkenntnisse und eine Berichtigung der Begriffe, die von großer Wichtigkeit für die Tugend des Menschen ist. Außer Koppe, Johann Benjamin J. B. Koppe genauere Bestimmung des Erbaulichen in Predigten, Göttingen 1778, vergleiche man Spalding, Johann Joachim Spalding's Predigt von dem was erbaulich ist, Berlin 1781, und die lehrreiche Abhandlung in Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob Paulus neuem theologischen Journal 1797, N.Numero 6. über den Begriff des Erbaulichen, und in meinen Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 25 (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2. Das Folgende] ; 2) Wenn wir diese Haupttendenz öffentlicher Vorträge etwas weiter verfolgen, so (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
] ; dies doch (c)
Anweisung zum Predigen] ; Anweisung zum Predigen (c)
Katechisiren] ; Katechisiren (c)
bey] ; bei (c)
erbaulichen Vortrage] ; erbaulichen Vortrage (c)
] ; {Die Bedeutung des Erbaulichen wird oft sehr einseitig aufgefaßt, wie es meistentheils tropischen Aus[43]drücken geht. Die Hauptidee, welche auch den Stellen des neuen Testaments, woraus er genommen ist (Apostelgesch. 20, 32.1586 Eph. 21, 22. 23. Jud. 20., 1 Kor. 14, 5. 26. (u. s. w.)und so weiter) zum Grunde liegt, ist das Emporsteigen eines Baues auf einem gelegten Grunde; eigentlich also ein Zunehmen, Besser- und Vollkommnerwerden, wie denn Luther selbst in mehreren Stellen οἰκοδομη durch Besserung übersetzt hat (1. Kor. 14, 3. 26.). Dieß wird eben sowohl auf Wachsthum an Erkenntniß als an Heiligung bezogen; und Alles, was das Eine oder das Andere, sei es durch Aufklärung der Vorstellungen, sei es durch Erweckung sittlicher und frommer Gefühle, sei es durch Belebung des Eifers in allen Tugenden befördert, ist erbaulich. Häufig aber hat man das Erste davon ausgeschlossen, und nicht nur Vorträge, die mehr den Zweck hatten zu erleuchten, als zu erwärmen, unerbaulich genannt. Allerdings sind Erbauungsbücher, Erbauungsstunden, erbauliche Predigten nicht bloße Verstandesbeschäftigungen, oder Belehrungen über Dinge, und Materieen, die keinen Einfluß auf die ganze Besserung des Menschen haben, wie schon früherhin so viele streng dogmatische und gar polemische Predigten enthielten; aber es giebt auch heilsame Erkenntnisse und eine Berichtigung der Begriffe, die von großer Wichtigkeit für die Tugend des Menschen ist. Außer 1587 J. B. Koppe genauere Bestimmung des Erbaulichen in Predigten, Göttingen 1778textgrid:253r1, vergleiche man 1588 Spalding's Predigt von dem was erbaulich ist, Berlin 1781textgrid:253r3, und die lehrreiche 1589Abhandlung in Paulus neuem theologischen Journal 1797textgrid:253r5, (N.)Numero 6. über den Begriff des Erbaulichen, und in 1590 meinen Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
32] ; 534 (a)
erste ] ; erste (a)
VortragVortrags,] ; Vortrags; (c)
] ; nur (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
und] ; oder (a)
kan] ; kann (c)
Beyfall] ; Beifall (c)
Satz] ; Satze (c)
d. i.das ist ] ; d. i.: (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
eröfnet] ; eröffnet (c)
wobey] ; wobei (c)
kan] ; kann (c)
dauerhafte] ; dauerhaften (c)
hinterlaßen] ; hinterlassen (a, c)
weiß; je] ; weiß, desto (c)
Andre] ; Andere (c)
Andre] ; Andere (c)
sey] ; sei (c)
angenommnen] ; angenommenen (c)
angefangne] ; aufgefangne (a); ; angefangene (c)
Ueberlaßenen] ; Ueberlassenen (a, c)
genießen] ; geniessen (a)
willkührlichen] ; willkürlichen (c)
andre] ; andere (c)
werde.] ; werde? (c)
33] ; 535 (a)
bey] ; bei (c)
Begriffe] ; Begriffe, (c)
Sachen.] ; Sachen! (c)
alles] ; Alles (c)
muß (Theil 2. §. 169 456 )] ; muß, Alles (c)
Theil 2.] ; (a)
169 ] ; 456 (a)
bey denenjenigen] ; bei denjenigen (c)
kann] ; kan (a)
†) ] ; (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
anschaulich,] ; anschaulich (c)
wollen; man] ; wollen. Wenigstens (c)
wenigstens] ; (c)
laßenlassen, wobey] ; bleiben, wovon (c)
laßen] ; lassen (a)
wüßte] ; weiß (a)
wären] ; sind (a)
und alles müßte] ; Alles dagegen (c)
irgend,] ; nur irgend (c)
angemessen] ; angemessen, (a)
†)] ; (Anm.)Anmerkung (c)
] ; dogmatische (c)
entäussert] ; entäußert (c)
erzürnten] ; erzürnten (c)
besänftigten] ; besänftigten (c)
unsrer] ; unserer (c)
bloßen] ; blossen (a)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
Höllenfahrt Christus, s. Jesus ChristusJesus Christus Christi ] ; Höllenfahrt Christi (c)
Verstande] ; Verstand (a)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
Buße] ; Busse (a)
u. d. gl.] ; und dergleichen, (c)
beyfallen] ; beifallen (c)
34] ; 536 (a)
seinen Vortrag] ; seinem Vortrage (c)
wobey] ; wobei (c)
könnte] ; kan (a)
will. Er] ; will; er (a)
zweydeutigen] ; zweideutigen (c)
könnten. Wäre] ; könnten; wäre (a)
denen] ; den (a)
im vorigen] ; in vorigem (a)
erwähnte] ; erwehnte (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
] ; sowohl (c)
zwey §§§§. ] ; als den vorigen §§. (c)
§§] ; §§. (a)
1.] ; 1) (c)
bey] ; bei (c)
Wahl,] ; Wahl (c)
schonendste,] ; schonendste (a, c)
2.] ; 2) (c)
sey] ; sei (c)
] ; ihren (c)
alles] ; Alles (c)
sey;] ; sei, (c)
] ; die (c)
3.] ; 3) (c)
Menschenkenntniß,] ; Menschenkenntniß (c)
wenigsten] ; wenigstens (c)
fleissige] ; fleißige (a, c)
35] ; 537 (a)
dabey] ; dabei (c)
benutzen;] ; benutzen, (c)
sey] ; sei (c)
laßen] ; lassen (a, c)
kan] ; kann (c)
zweyte] ; zweite (c)
war] ; war. (c)
31).] ; 533). (a); ; 31.) (c)
ist;] ; ist: (c)
dies kan] ; dieß kann (c)
sey] ; sei (c)
und] ; (a)
drey] ; drei (c)
Zuhörer,] ; Zuhörer (c)
] ; (c)
] ; (c)
] ; (c)
36] ; 538 (a)
1)] ; (a)
bloße Wärme ] ; blosse Wärme (a)
] ; der (c)
Eifer ] ; Eifer (a)
sie] ; er (c)
sey] ; sei (c)
AffektAffekt] ; Affect (c)
mittheilen. Er] ; mitthei[633]len; er (a)
Neigungen,] ; Neigungen (c)
wo] ; worauf (a)
nöthigsten wäre; ich meine] ; meisten arbeiten sollte (a)
werden. Es] ; werden; er (a)
so garsogar der AffektAffect da ] ; sogar da (a)
so gar] ; sogar (c)
Affekt] ; Affect (c)
dies] ; dieß (c)
wäre] ; ist (a)
bey] ; bei (c)
eingenommnen] ; eingenommenen (c)
Andre] ; Andere (c)
hervorbringen; weil jeder glauben muß, daß der Lehrer den einzigen Weg zur wahren Ueberzeugung, die nur durch GründeGründe bewirkt wird, gehen würde, wenn er wirkliche Gründe hätte, und nicht den Abgang der Gründe durch sinnliche Betäubung der Zuhörer ersetzen wollte. – 2) Scharfsinnige ] ; hervorbringen. Scharfsinnige (a)
gelehrte BeweiseBeweise ] ; gelehrte Beweise (a)
alles] ; Alles (c)
kan] ; kann (c)
GefühlGefühl;] ; Gefühl, (a)
bey] ; bei (c)
kan;] ; kan, (a); ; kann; (c)
Gleichnisse] ; [Gleichnisse] (a)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
Fällen;] ; Fällen, (a)
bey] ; bei (c)
unsre] ; unsrer (a); ; unsere (c)
bey] ; bei (c)
für] ; vor (c)
wobey] ; wobei (c)
kan] ; kann (c)
für übertriebnen] ; vor übertriebenen (c)
könnte. Man] ; könnte; man (a)
recht] ; Recht (c)
laße] ; lasse (a, c)
wiederfahren] ; widerfahren (c)
Vorgetragnen] ; Vorgetragenen (c)
37] ; 539 (a)
sey] ; sei (c)
besondrer] ; besonderer (c)
ihren] ; den (c)
] ; derselben (c)
bemerken,] ; bemerken (a, c)
in teressant,] ; interessant (c)
gleichgültig) †);] ; gleichgültig); *) (c)
zweyte ] ; zweite (c)
(§. 35) kan 35.) kann ] ; (§ 537) kan (a)
35) kan] ; 35.) kann (c)
kan] ; kann (c)
unsre] ; unsere (c)
unserm] ; unsern (a)
unsre] ; unsere (c)
kan] ; kann (c)
31 ] ; 533 (a); ; 31. (c)
†) Es scheint, daß das] ; (Anm.)Anmerkung *) Das (c)
] ; wird (c)
einerley] ; einerlei (c)
werde] ; (c)
nennen schon alles interessirend] ; sagen von Allem, daß es uns interessire (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
vorstellen] ; [vorstellen] (a)
Mitteln,] ; Mitteln (a)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
dieses,] ; dieses (c)
38] ; 540 (a)
zwey] ; zwei (c)
] ; (a)
] ; (a)
alles] ; Alles (c)
halben] ; halber (c)
Hernach,] ; Hernach (c)
] ; (a)
] ; (a)
Theil 2.] ; (a)
169 ] ; 456 (a); ; 169. (c)
kan] ; kann (c)
39] ; 541 (a)
kan] ; kann (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
37 ] ; 539 (a); ; 37. (c)
andre] ; andere (c)
Classen] ; Klassen (c)
da hinein schlägt] ; dahin einschlägt (c)
selbst solche] ; auch (a)
sogar] ; selbst (a)
eignen] ; eigenen (c)
begreiflich;] ; begreiflich, (a)
bey] ; bei (c)
allerley] ; allerlei (c)
sey] ; sei (c)
bey] ; bei (c)
an †); †), ] ; an: (c)
†);] ; †), (a)
man] ; (a)
laße] ; lasse (a, c)
herab:] ; herab, (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung (c)
36 ] ; 538. (a); ; 36. (c)
Mitteln] ; Mitteln, (c)
Vergehungen,] ; Vergehungen (c)
beym] ; beim (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
bey] ; bei (c)
unschuldigen] ; unschuldiger (c)
40] ; 542 (a)
kann] ; kan (a)
Geschmacke] ; Geschmack (c)
gemäßer] ; gemässer (a)
Reiz] ; Reitz (c)
herablaßender] ; herablassender (a, c)
Aktion] ; Action (c)
kan] ; kann (c)
sey:] ; sei, (c)
Zuhörer,] ; Zuhörer (c)
ihren] ; ihrem (a, c)
beyzukommen] ; beizukommen (c)
41] ; 543 (a)
35 ] ; 537 (a); ; 35. (c)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
schaffen. Ihm] ; schaffen; und ihm (a)
Empfohlne] ; Empfohlene (c)
vorgeschlagnen] ; vorgeschlagenen (c)
könne, dies kan] ; könne: dieß kann (c)
eigne] ; eigenen (c)
†) ] ; *) (c)
Bloße] ; Blosse (a)
bloße] ; blosse (a)
eignem] ; eigenem (c)
kan] ; kann (c)
einmal] ; einmahl (a); ; Einmal (c)
sey] ; sei (c)
] ; (a)
nicht nichtnicht ] ; nicht (a, c)
größeste] ; grösseste (a); ; größte (c)
einmahl] ; einmal (c)
laßen] ; lassen (a, c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung *) (c)
vergeblich,] ; vergeblich (c)
leicht, gesagt:] ; leicht gesagt, (c)
laße] ; lasse (a, c)
wiederfahren;] ; wiederfahren, (a); ; widerfahren; (c)
Sünde,] ; Sünde; (c)
Antheil;] ; Antheil, (a)
für] ; vor (c)
Nachhängen,] ; Nachhängen (a)
für den] ; vor dem (c)
dafür] ; davor (c)
Verfolgung] ; geflissentliche Nährung (c)
trüber Gedanken] ; (a)
machen;] ; machen, (a)
Nahrung;] ; Nahrung, (a)
heitre] ; heitere (c)
bey] ; bei (c)
ihren] ; ihre (a)
beyden] ; beiden (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dergl.)und dergleichen (c)
42] ; 544 (a)
31 31. und 35 35. ] ; 533 u. 537 (a)
31 ] ; 31. (c)
35 ] ; 35. (c)
bey] ; bei (c)
EntschließungenEntschließungen] ; Entschliessungen (a)
kan] ; kann (c)
31 ] ; 533 (a); ; 31. (c)
befördern;] ; befördern, (c)
einmal] ; einmahl (a)
streubten] ; sträubten (c)
43] ; 545 (a)
zugetheilet] ; zugetheilt (c)
dabey] ; dabei (c)
beruhigen.] ; [beruhigen.] (c)
alsdann] ; alsdenn (a)
Zweck,] ; Zwecke (c)
] ; (c)
] ; (c)
kan] ; kann (a, c)
Absicht,] ; Absicht (c)
rührend rührend,] ; rührend (c)
dieser,] ; dieser (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a, c)
(§. 37) einerley sey 37.) einerlei sei. Alles] ; einerley [643] sey; alles (a)
37) einerley sey] ; 37.) einerlei sei (c)
seyn,] ; seyn; (c)
kan] ; kann (c)
alles] ; Alles (c)
ich denken kan] ; mir Stoff zum Denken giebt (c)
denke: je] ; denke, desto (c)
kan] ; kann (c)
je] ; desto (c)
kan] ; kann (c)
dabey] ; dabei (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
Satz] ; Satze (c)
Bösen] ; Bösem (c)
soll, u. d. gl.und dergleichen ] ; soll (u. dergl.)und dergleichen, (c)
bey] ; bei (c)
erhabnen Beyspiel] ; erhabenen Beispiel (c)
vernünftigen] ; (c)
] ; für Recht und Wahrheit (c)
wirklich,] ; wirklich (c)
handeln,] ; handeln (c)
in sofern] ; insofern (c)
theils in sofern] ; theils insofern (c)
andres] ; anderes (c)
verleugne ] ; verläugne (c)
mir ] ; mir (c)
(§. 41 41. )] ; (a)
41 ] ; 41. (c)
große] ; grosse (a)
danach] ; darnach (c)
Dies] ; Dieß (c)
verleugnen] ; verläugnen (c)
In so fern] ; Insofern (a, c)
entfernte:] ; entfernte, (c)
eine] ; einer (c)
angemeßnen] ; angemessenen (c)
] ; {Allerdings weicht diese Auffassung des Begriffs des Rührenden von dem angenommenen Sprachgebrauch ab, und möchte sich kaum rechtfertigen lassen. Wenn die Rührung immer das Wollen zur Folge hätte, so müßte man von vielen Vorträgen, welche mit großer Rührung angehört werden, eine ganz andere Wirkung gewahr werden.} (c)
44] ; 546 (a)
thun,] ; thun (c)
laßen] ; lassen (a, c)
an-] ; an-, (c)
laßen] ; lassen (a, c)
Dies] ; Dieß (c)
so bald] ; sobald (c)
Möglichkeit] ; Möglichkeit, (c)
auszuführen] ; auszuführen, (c)
Entschließung] ; Entschliessung (a)
Schadens,] ; Schadens (c)
Seligkeit,] ; Seligkeit (c)
ab-] ; ab-, (c)
hinziehen;] ; hinziehen: (c)
Hang ] ; Hange (c)
Mangel des Geschmacks] ; Mangel des Geschmacks (c)
hervorbringen:] ; hervorbringen, (c)
bey] ; bei (c)
übertriebnen] ; übertriebenen (a, c)
dem] ; den (c)
Guten] ; Guten, (a)
Guten] ; Guten, (a)
Anm.Anmerkung 1.] ; Anm. 1) (c)
Mehreres über die] ; mehreres der (a)
geäusserten] ; geäußerten (c)
meinemdem Buch über ] ; meiner Schrift: Ueber (c)
meinem] ; dem (a)
Auflage ] ; Auflage, (c)
Anm.Anmerkung 2.] ; Anm. 2) (c)
ausser dem] ; ausserdem (a); ; außer dem, (c)
alles] ; Alles (c)
45] ; 547 (a)
wobey] ; wobei (c)
seyn:] ; seyn (a)
seyen] ; seien (c)
dabey] ; dabei (c)
sey] ; sei (c)
viele] ; viel (a)
und] ; [und] (c)
verschließe] ; verschliesse (a)
ausser] ; außer (c)
genießen] ; geniessen (a)
seyn] ; seien (c)
seyen] ; seien (c)
sey] ; sei (c)
Leidenschaften,] ; Leidenschaften (c)
üblen] ; übeln (c)
sey] ; sei (c)
sey] ; sei (c)
ausser] ; außer (c)
setze] ; setze, (c)
gerne laßenlassen ] ; gern lassen (c)
laßen] ; lassen (a)
wenn] ; sobald (c)
und,] ; und (a)
sey] ; sei (c)
46] ; 548 (a)
genießen] ; geniessen (a)
wie diese] ; (a)
unsre] ; unsere (c)
Allein] ; Und, – weil (a)
haben] ; so (a)
Tugend. Sie machen] ; Tugend haben, daß sie (a)
die Tugend zu] ; dieselbe sehr (a)
] ; machen (a)
ziehen] ; (a)
zusammen. Sie setzen sie] ; zusammenziehn, (a)
bloße] ; blosse (a)
äusserliche] ; äußerliche (c)
bloße] ; blosse (a)
Tugenden. Oder sie stellen] ; Tugenden setzen, oder (a)
vor] ; vorstellen (a)
mache. Oder sie sind] ; mache, oder (a)
muthlos. Daher] ; muthlos sind: – so (a)
oberflächige] ; oberflächliche (c)
entgegen gearbeitet] ; entgegengearbeitet (c)
es muß] ; (a)
verheelt] ; verhehlt (c)
große] ; grosse (a)
alles ] ; alles (a)
werden. Aber] ; werden; aber (a)
eines Theils ] ; (a)
großen] ; grossen (a)
andern Theils ] ; andern Theils (a)
Beystande] ; Beistande (c)
47] ; 549 (a)
Bey] ; Bei (c)
VortragVortrag] ; Vortrage (c)
eingewurzelten,] ; eingewurzelten (a)
üblen] ; übeln (c)
wenigstens dann und wann,] ; (a)
dabey] ; dabei (c)
rechtschaffne] ; rechtschaffene (c)
bey] ; bei (c)
dies] ; dieß (c)
wiederfahren] ; widerfahren (c)
fest halten] ; festhalten (a)
großen] ; grossen (a)
vorstellen, dies kankann ] ; vorstellen: dieß kann (c)
kan] ; kann (a)
SinnlichkeitSinnlichkeit,] ; Sinnlichkeit; (c)
sehr] ; auch im rechten Maaß (c)
kan] ; kann (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
selbst:] ; selbst, (c)
Veranlaßung] ; Veranlassung (a, c)
übertriebne] ; übertriebene (c)
Vorstellungen] ; Vorstellung (a)
Sünden] ; Sünden, (c)
unterworfne] ; unterworfene (c)
bey] ; bei (c)
u. d. gl.und dergleichen kan] ; (u. dgl.)und dergleichen kann (c)
bey] ; bei (c)
Bey] ; Bei (c)
ließe] ; liesse (a)
verlohrnen] ; verlorenen (c)
unsrer ] ; unserer (c)
sich] ; (a)
48] ; 550 (a)
Bey] ; Bei (c)
denjenigen] ; solchen (a)
verhindern,] ; verhindern (a)
bey] ; bei (c)
unterwerfen;] ; unterwerfen, (a)
unsrer] ; unserer (c)
ferne] ; fern (c)
unsre] ; unsere (c)
Zustand] ; Zustande (c)
andre] ; andere (c)
einem] ; Einem (c)
beruhigen beruhigen ] ; beruhigen. (c)
43).] ; 545.). (a); ; 43.) (c)
drey] ; drei (c)
frey] ; frei (c)
Gefühle] ; Gefühl (c)
wären;] ; wären. (a)
bey] ; bei (c)
unsre] ; unsere (c)
beruhigen,] ; beruhigen (a)
unsrer] ; unserer (c)
als, uns] ; als uns (c)
Pflicht,] ; Pflicht; (c)
drey] ; drei (c)
49] ; 551 (a)
Ursach.] ; Ursach! (c)
beyder] ; beider (c)
a)] ; (a)
eignen freyen ] ; eigenen freien (c)
können:] ; können, (c)
ist] ; ist. (c)
44 ] ; 546 (a)
47).] ; 549). (a); ; 47.) (c)
b)] ; (a)
gar nicht] ; gar nicht (c)
gar nicht ] ; (c)
unsrer ] ; unserer eigenen (c)
unsre] ; unsere (c)
hat;] ; hat: (c)
dies] ; dieß (c)
laßen;] ; lassen, (a); ; lassen; (c)
wohlthätige] ; wohlthätigen (c)
unsre] ; unsere (c)
dabey] ; dabei (c)
Seele,] ; Seele (a)
alles] ; Alles (c)
unsrer] ; unserer (c)
50] ; 552 (a)
erhaltenden,] ; erhaltenden (a, c)
besondre] ; besonderen (c)
unsre] ; unsere (c)
unsre] ; unsere (c)
] ; (a)
insbesondre] ; insbesondere (c)
andres] ; anderes (c)
dies] ; dieß (c)
] ; (a)
wiederfahrne] ; wiederfahrene (c)
gemachte] ; gemachten (c)
unsrer] ; unserer (c)
unsrer] ; unserer (c)
Entwicklung] ; Entwickelung (c)
oder ganz] ; [oder ganz] (a)
ausgefallne] ; ausgefallene (c)
] ; (a)
unerkannte] ; unerkannte (c)
wiederfahren] ; widerfahren (c)
bey] ; bei (c)
unsrer] ; unserer (c)
verborgner] ; verborgener (c)
unsre] ; unsere (c)
] ; (a)
große] ; grosse (a)
] ; (a)
überhaupt] ; überhaupt, (c)
größern] ; grössern (a)
Glück] ; Glücke (c)
worden] ; geworden (c)
51] ; 553 (a)
] ; (a)
beygemischt] ; beigemischt (c)
] ; (a)
bey] ; bei (c)
Arzeney] ; Arzenei (c)
Anschließens] ; Anschliessens (a)
ausser] ; außer (c)
alles] ; Alles (c)
Veranlaßung] ; Veranlassung (a, c)
] ; (a)
Bey] ; Bei (c)
unsrer] ; unserer (c)
bey] ; (a); ; bei (c)
bey] ; (a); ; bei (c)
unsre] ; unsere (c)
nehmen,] ; nehmen (a)
Haben] ; haben (a)
Alles] ; alles (a, c)
Etwas] ; etwas (a, c)
Dieses] ; dieses (a, c)
Andres] ; andres (a); ; anderes (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
eigne] ; eigene (c)
kan] ; kann (c)
verlohren scheinende,] ; verloren scheinende (c)
Aerndte] ; Ernte (c)
träumet] ; träumt (c)
] ; (a)
bey] ; bei (c)
ausser] ; außer (c)
mißlungnen] ; mißlungenen (c)
Menschen,] ; Menschen (c)
unsre] ; unsere (c)
grosse] ; große (c)
] ; (a)
] ; dem (c)
Anhängen] ; Abhängen (a)
Menschen,] ; Menschen (c)
wobey] ; wobei (c)
unsre] ; unsere (c)
] ; (a)
angenehmer fallen] ; belohnender erscheinen (c)
bloßer] ; blosser (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
beyden] ; beiden (c)
sey] ; sei (c)
freylich] ; freilich (c)
schwer,] ; schwer; (c)
laßen] ; lassen (a, c)
schwerer,] ; schwerer (a)
beruhigen ] ; beruhigen, (a)
bey] ; bei (c)
viel;] ; viel, (a)
Ewigkeit] ; Ewigkeit, (a)
geläufig,] ; geläufig (a)
ihren] ; ihrem (c)
1616. u. d. gl.und dergleichen ] ; 16. (u. dgl.)und dergleichen (c)
16] ; 16. (a)
bey] ; bei (c)
erfahrner] ; erfahrener (c)
kan] ; kann (c)
Umgang] ; Umgange (c)
reden. Junge Lehrer] ; reden; sie (a)
wenigen] ; wenigen, (c)
Theilnehmung,] ; Theilnehmung (a)
sich,] ; sich. (c)
52] ; 554 (a)
bey] ; bei (c)
zweyte ] ; Zweite (c)
48):] ; 550): (a); ; 48.), (c)
1)] ; [1)] (a)
sogar] ; so gar (a)
verdient,] ; verdient (a, c)
hinausstossen] ; hinausstoßen (c)
sey, aufzusuchen,] ; sei aufzusuchen (c)
verlohren] ; verloren (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
göttliche Verheissungen] ; göttlichen Verheißungen (c)
zukämen:] ; zukämen, (c)
ihm] ; ihn (c)
dies sey] ; dieß sei (c)
verlaßen] ; verlassen (a, c)
sey] ; sei (c)
ihn:] ; ihn (a)
besondre] ; besondere (c)
] ; (a)
veranstaltete] ; veranstalte (a)
bey] ; bei (c)
dies] ; dieß (c)
bey] ; bei (c)
Kindes,] ; Kindes (c)
sey] ; sei (c)
Leichteste] ; Leichteste, (c)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
ohne diesdieß ] ; ohnedem (a)
dies] ; dieß (c)
sey] ; sei (c)
der] ; des (a)
eigne] ; eigenen (c)
machen:] ; machen, (a)
selbst] ; auch (a)
unsrer] ; unserer (c)
] ; (a, c)
unsre] ; unsere (c)
laßen] ; lassen (a, c)
unsre] ; unsere (c)
größere] ; grössere (a)
unsre] ; unsere (c)
unsrer] ; unserer (c)
53] ; 555 (a)
48 ] ; 550 (a); ; 48. (c)
Vorsätze,] ; Vorsätze (c)
würde:] ; würde, (c)
hauptsächlich] ; vorzüglich (a)
dergleichen] ; jene (c)
hervorbringen] ; hervorzubringen (c)
] ; zu (c)
†). –pflegen. *) Und] ; unterhalten: †) und – (a)
†). –] ; pflegen. *) (c)
unterlaßenen] ; unterlassenen (a, c)
] ; (a)
gesammlet] ; gesammelt (c)
herabzulaßen] ; herabzulassen (a, c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
Beyspiele Andrer] ; Beispiele Anderer (c)
nemliche] ; nämlichen (c)
herablaßend] ; herablassend (a, c)
sey] ; sei (c)
fordert] ; forderte (c)
vermag, nicht ärndten will wo er nicht gesäet, oder den Saamen dazu gegeben hat;] ; vermöge, und (c)
Gott] ; er (c)
] ; manche (c)
führe,] ; führe (c)
Wiederaufstehn,] ; Wiederaufstehen (a); ; Wiederaufstehen, (c)
jedes] ; jedes, (c)
geringe] ; geringe, (c)
großen] ; grossen (a)
jenes] ; jenen (a)
bey] ; bei (c)
bloßen] ; blossen (a)
Unentschlossenen] ; Unentschloßnen (a)
†)] ; (Anm.)Anmerkung *) (c)
bloßemblossem Willkühr] ; bloßer Willkür (c)
bloßem] ; blossem (a)
eigne] ; eigene (c)
hindre] ; hindere (c)
leichten] ; leichtem (c)
sey] ; sei (c)
vornemlich bey] ; vornehmlich bei (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
hiebey] ; hiebei (c)
bey] ; bei (c)
ähnlichen] ; ähnlicher (c)
] ; {So viel Verdienst die 1611 Spenersche Schule hatte, so ist doch nicht zu verkennen, daß sie durch vorstehende fehlerhafte Vorstellugen auch manche Gemüther nicht nur sehr beunruhigt, sondern auch einer guten Sache einen übeln Namen gemacht hat.} (c)
54] ; 556 (a)
großen] ; grossen (a)
Zweck] ; Zwecke (c)
daß] ; damit (a)
Hiezu] ; Hierzu (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
] ; 1) (c)
würden †).] ; würden. 2) (c)
wenn] ; Wenn (c)
einzudrucken] ; einzudrücken (a, c)
machen,] ; machen (a)
††)] ; 3) (c)
wenn] ; Wenn (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
das] ; dem (a)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
größestengrössesten Musters] ; größten Meisters (c)
größesten] ; grössesten (a)
alles] ; Alles (c)
bey] ; bei (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
niedergeschlagnen] ; niedergeschlagenen (a, c)
veranlaßen ] ; veranlassen (a, c)
gemäßesten] ; gemässesten (a)
†) Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
alles] ; Alles (c)
Predigtentwürfe Predigtentwürfe ] ; [Predigtentwürfe] (c)
andre] ; andere (c)
erwähnteerwehnte, – eingerichtet:] ; erwähnte – eingerichtet, (c)
erwähnte] ; erwehnte (a)
bey] ; bei (c)
geschriebnes] ; geschriebenes (c)
bey] ; bei (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
bey] ; bei (c)
freylich] ; freilich (c)
laßen] ; lassen (a, c)
dabey] ; dabei (c)
dann] ; denn (a)
Methode] ; (a)
] ; (c)
kan] ; kann (c)
ausgedruckte] ; ausgedrückte (c)
übergehn] ; übergehen (c)
seinen] ; seinem (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
lernt;] ; lernt, (a)
seltner] ; seltener (c)
alles] ; Alles (c)
größern] ; grössern (a)
sey, alles] ; sei, Alles (c)
vorne] ; vorn (c)
bloßer] ; blosser (a)
vernachläßigt] ; vernachlässigt (c)
je] ; desto (c)
Sätze;] ; Sätze, (a)
äusserst verschiednen] ; äußerst verschiedenen (c)
anzuschmiegen,] ; anzuschmiegen; (c)
je] ; desto (c)
Zuhörer ] ; Zuhörer (a)
Anm.Anmerkung Anm. 3.3) Es ist hier nicht die Rede von Befriedigung bloßerblosser Wißbegierde oder Neugier über ausserordentlicheaußerordentliche und unbegreifliche Sachen, oder über Fragen, die eben jedesmal zu einer gewissen Zeit die Aufmerksamkeit des Publikums beschäftigen, und dessen Meinungen theilen;theilen, noch von parodoxen Behauptungen oder raschen und auffallenden AeusserungenAeußerungen, die der Zuhörer wenigstens in dem ZusammenhangZusammenhange nicht erwartet. Denn alles diesdieß ist dem ZweckZwecke des Religionsvortrags, der Erbauung, so wenig, als eigentliche Gelehrsamkeit, gemäß; oder zerstreut die Zuhörer mehr, zieht ziehrzieht wenigstens ihre Aufmerksamkeit von wichtigern Hauptsachen ab; und schadet oft, weil es fremdartig und vielenVielen anstößig ist, dem Vertrauen auf die Weisheit und Andacht des Lehrers. – Ich meine nicht einmal Predigten über die sichtbare Natur, über Aberglauben und andre besondreandere besondere Ausschweifungen des gemeinen Lebens, über bürgerliche Pflichten und Gegenstände, oder irgend etwas Nützliches, das doch nicht eigentlich zur Religion gehört. Hängt es irgend mit der Religion zusammen:zusammen, so verdient es,es sowohl als Religion selbst, gepredigt, wenigstens zur Beförderung der wahren Religion und ErbauungErbauung, benutzt zu werden;werden, sofern es den Kenntnissen und Bedürfnissen der Zuhörer gemäß ist, oder gemacht werden kan;kan,kann; und sofern es mit Mäßigung und Würde geschieht, nicht den Vortrag der Religion selbst verdrängt, der doch die öffentlichen Vorträge eigentlich gewidmet sind, und nur so selten geschieht, daß der Geschmack der Zuhörer nicht verwöhnt, und von den eigentlichen Religionsvorträgen abgezogen wird. – Neuigkeit Vielmehr verstehe ich hier wirklich im eigentlichen erbaulich erbaulichen Vortrage der Religion.unter dem, was durch Neuheit Interesse erregt, das, was auch bei einem Religionsvortrage, der sich Erbauung zum höchsten Zweck setzt, neu seyn kann. Dieß gilt 1) Schonschon von den dahin gehörigen Sachen selbst kan vieles neu seyn. Der gewöhnliche Religionsunterricht in Schulen und Lehrbüchern ist noch sehr eingeschränkt, ist eigentlich nur Grundlage des weitern Unterrichts, durch den ein Christ immer mehr auch in der Erkenntniß wachsen soll. Von vielen wichtigen Sachen ( z. B.zum Beispiel dem richtigen praktisch praktischen BegriffBegrif des Glaubens Glaubens , und was wir thun könnenkönnen, ihn hervorzubringen und zu nähren, von Genügsamkeit Genügsamkeit , von wahrer Ehrliebe wahrer Ehrliebe , von Standhaftigkeit Standhaftigkeit gegen herrschende unschuldig scheinende Gewohnheiten, und dem weisen Kampf dagegen, von der Pflicht, allesAlles was man, auch in seinem Beruf, thut, gut gut zu machen, von vielen unerkannten Sünden und Wohlthaten Gottes, und tausend andern Sachen unerkannten Sünden und Wohltaten Gottes u. s. w.und so weiter ) wird auf den Kanzeln und beybei Katechisationen wenig oder gar nicht geredet. Auch beybei bekannten und oft zu wiederholen nöthigen Lehren und Anstalten Gottes,Gottes ließeliesse sich viel Lehrreiches über Gottes Absichten dabeydabei sagen, es ließen sich viele unerkannte Pflichten und Tröstungen daraus herleiten u. d. gl.und dergleichen u. dgl.und dergleichen Und kankann wenigstens der Lehrer nicht, gleich durch die Anwendung der Lehren undoder durch die Situationen, in die er die Zuhörer dagegen bringtzu versetzen sucht, viel Neues sagen, das immer den Zuhörer unterhält, woran dieser schwerlich selbst gedacht hätte, und sich doch immer getroffen, immer das auf diese Art Gesagte,Gesagte für sich brauchbar findet?findet. Eben so kankann 2) in den Vortrag Neues gebracht, es können bekannte Sachen durch neue Beweise, durch neue Anwendung der biblischen Texte, durch neue Motive unterstützt, durch dazu gewählte Geschichten und BeyspieleBeispiele aus der Bibel, durch besondrebesondere Fälle aus dem gemeinen Leben u. d. gl.und dergleichen u. dgl.und dergleichen anschauender und lehrreicher gemacht werden. (Wie wenig mag z. B.zum Beispiel Marc. 9, 38 f.folgend auf die Duldung und billige Beurtheilung derer, die anders,anders als wir,wir in der Religion denken, 1 Kor. 7, 23.23., auf die Pflicht des Kampfs gegen Mode und BeyspieleBeispiele, Kap.Kapitel 8, 1 f.folgend f., auf den Mißbrauch der AufklärungAufklärung etc.et cetera angewendet worden seyn? undUnd wie viel Lehrreiches liegt noch in der Geschichte der Apostel und in andern biblischen Geschichten? nicht nur in den Sätzen, sondern auch in der ganzen Stellung und Verbindung derselben in der Bibel?) – Wer sich gewöhntgewöhnt, über allesAlles, und besonders über den Inhalt der Bibel und des menschlichen Lebens,Lebens nachzudenken, und beydesBeides täglich zu studieren, fleißig selbst an seiner eigneneigenen Erbauung zu arbeiten, die Religion überall anzuwenden, und allenfalls sich, nicht gemeinesich allenfalls, feinere Bemerkungen, die irgend etwas Neues lehren, oder ein neues Licht worauf werfen, aufzuzeichnen, um sie gelegentlich beybei seinen Zuhörern zu brauchengebrauchen: dem wird, viel Neues zweckmäßig zu sagen, so schwer nicht seyn können. {Wo der Prediger an die gewöhnlichen PerikopenPerikopen gebunden ist, da sollte er sich ganz vorzüglich bemühen, den gewöhnlichen Texten neue Seiten abzugewinnen, auch dazu Predigten geistvoller Männer über diese Abschnitte vergleichen. Ganz vorzüglich zeichnen sich die Reinhard, Franz Volkmar Reinhardtschen auch von dieser Seite aus. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 55 (c)
Anm.Anmerkung Anm. 3.] ; 3) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
bloßer] ; blosser (a)
ausserordentliche] ; außerordentliche (c)
theilen;] ; theilen, (a)
Aeusserungen] ; Aeußerungen (c)
Zusammenhang] ; Zusammenhange (c)
dies] ; dieß (c)
Zweck] ; Zwecke (c)
zieht] ; [zieht] (a)
vielen] ; Vielen (c)
andre besondre] ; andere besondere (c)
zusammen:] ; zusammen, (c)
es,] ; es (a)
Erbauung] ; Erbauung, (c)
werden;] ; werden, (a)
kan;] ; kan, (a); ; kann; (c)
Neuigkeit ] ; Vielmehr (c)
hier wirklich im eigentlichen erbaulich erbaulichen Vortrage der Religion.] ; unter dem, was durch Neuheit Interesse erregt, das, was auch bei einem Religionsvortrage, der sich Erbauung zum höchsten Zweck setzt, neu seyn kann. Dieß gilt (c)
Schon] ; schon (c)
selbst kan vieles neu seyn] ; (c)
z. B.zum Beispiel ] ; (a)
Begriff] ; Begrif (a)
Glaubens] ; Glaubens (c)
können] ; können, (c)
Genügsamkeit] ; Genügsamkeit (c)
wahrer Ehrliebe] ; wahrer Ehrliebe (c)
Standhaftigkeit] ; Standhaftigkeit (c)
alles] ; Alles (c)
gut] ; gut (c)
unerkannten Sünden und Wohlthaten Gottes, und tausend andern Sachen ] ; unerkannten Sünden und Wohltaten Gottes (u. s. w.)und so weiter (c)
Sachen] ; (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
Gottes,] ; Gottes (c)
ließe] ; liesse (a)
dabey] ; dabei (c)
es ließen sich] ; (a)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
kan] ; kann (c)
und] ; oder (c)
dagegen bringt] ; zu versetzen sucht (c)
Gesagte,] ; Gesagte (c)
findet?] ; findet. (a)
kan] ; kann (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
besondre] ; besondere (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
anders,] ; anders (c)
wir,] ; wir (c)
23.] ; 23., (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
f.folgend ] ; f., (c)
und] ; Und (c)
Geschichten] ; (a)
gewöhnt] ; gewöhnt, (c)
alles] ; Alles (c)
Lebens,] ; Lebens (c)
beydes] ; Beides (c)
eignen] ; eigenen (c)
allenfalls sich, nicht gemeine] ; sich allenfalls, feinere (c)
bey] ; bei (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
] ; {Wo der Prediger an die gewöhnlichen Perikopen gebunden ist, da sollte er sich ganz vorzüglich bemühen, den gewöhnlichen Texten neue Seiten abzugewinnen, auch dazu Predigten geistvoller Männer über diese Abschnitte vergleichen. Ganz vorzüglich zeichnen sich die 1618 Reinhardtschen auch von dieser Seite aus. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
55] ; 557 (a)
tragen] ; trägt (c)
54 556 ) die dem Vortrag eingedruckteneingedrückten Spuren der eignen UeberzeugungUeberzeugung des LehrerLehrers] ; 54.) bei, wenn der Zuhörer gewahr wird, wie innig der Lehrer (c)
54 ] ; 556 (a)
eingedruckten] ; eingedrückten (a)
] ; überzeugt sei (c)
seines] ; welches warme (c)
Zuhörer, bey] ; Zuhörer ihn beseele (c)
wirket] ; wirkt (c)
eignes] ; eigenes (c)
verfolgen;] ; verfolgen, (a, c)
unsre] ; unsere (c)
bey] ; bei (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
dabey] ; dabei (c)
Dies] ; Dieß (c)
dabey] ; dabei (c)
seine] ; seiner (c)
Aeussere] ; Aeußere (c)
kan] ; kann (c)
beytragen] ; beitragen (c)
körniger] ; körnigter (a)
Anm. Anmerkung Die hier beschriebnebeschriebene Eigenschaft des Vortrages ist ohngefehrungefähr das, was die Franzosen mit dem mystischen Namen der Salbung Salbung belegen. Die Kraft, welche dauerhafte Eindrücke hervorbringen soll, liegt in der vorgetragenen Sache selbst, und muß von dem Lehrer hervorgezogen oder entwickelt werden. Ist jenes nicht, und geschieht diesesdieses, nicht; wirkt der Vortrag bloß auf die Sinne,Sinne oder Einbildungskraft der Zuhörer: so mag er betäuben und hinreissen,hinreißen; dauerhaft dauerhafte Eindrücke wird er nie machen. {Der Ausdruck Salbung (χρισμα und χριειν) ist aus 1 Joh. 2, 20. 27. Apostelg. 10, 38. 2 Kor. 1, 21. entlehnt, wo er in der tropischen Bedeutung die Einweihung in eine Lehre oder ein Lehrgeschäft bezeichnet, folglich überhaupt den den Menschen gewordenen Unterricht in der Religion bezeichnet. Erst späterhin hat man in der homiletischen Sprache darunter eine besondere Eigenschaft des Vortrags verstanden. Wenn er nämlich nicht bloß den Verstand beschäftigt, sondern Geist und Gemüth zugleich ergreift, durch die Stimmung des Redenden seine sichtbare Theilnahme an der Sache unterstützt, und damit eine gewisse Feierlichkeit, wie sie dem hohen Gegenstande angemessen ist, verbindet, so pflegt man dem Redenden, Salbung zuzuschreiben. Die beiden Hauptzwecke des Begriffs scheinen demnach Herzlichkeit und Würde zu seyn. So gebrauchen auch besonders französische Schriftsteller das Wort onction. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 60 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
beschriebne] ; beschriebene (c)
ohngefehr] ; ungefähr (c)
nicht] ; (a)
dieses] ; dieses, (a)
Sinne,] ; Sinne (c)
hinreissen,] ; hinreißen; (c)
] ; {Der Ausdruck Salbung (χρισμα und χριειν) ist aus 1 Joh. 2, 20. 27. Apostelg. 10, 38. 2 Kor. 1, 21. entlehnt, wo er in der tropischen Bedeutung die Einweihung in eine Lehre oder ein Lehrgeschäft bezeichnet, folglich überhaupt den den Menschen gewordenen Unterricht in der Religion bezeichnet. Erst späterhin hat man in der homiletischen Sprache darunter eine besondere Eigenschaft des Vortrags verstanden. Wenn er nämlich nicht bloß den Verstand beschäftigt, sondern Geist und Gemüth zugleich ergreift, durch [84] die Stimmung des Redenden seine sichtbare Theilnahme an der Sache unterstützt, und damit eine gewisse Feierlichkeit, wie sie dem hohen Gegenstande angemessen ist, verbindet, so pflegt man dem Redenden, Salbung zuzuschreiben. Die beiden Hauptzwecke des Begriffs scheinen demnach Herzlichkeit und Würde zu seyn. So gebrauchen auch besonders französische Schriftsteller das Wort onction. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
56] ; 558 (a)
in] ; auf (c)
andre] ; andere (c)
kan] ; kann (c)
bringt;] ; bringt, (a)
dies] ; dieß (c)
kan] ; kann (a, c)
vewandeltverwandelt ] ; verwandelt (a, c)
öfters,] ; öfters (c)
alles] ; Alles (c)
3te] ; Dritte (c)
54. 55 55. ] ; 556. 557 (a)
55 ] ; 55. (c)
empfehlen),] ; empfehlen) (c)
] ; das (a)
AbendsmahlsAbendmahls u. d. gl.und dergleichen ] ; Abendmahls (u. dgl.)und dergleichen (c)
Abendsmahls] ; Abendmahls (a)
bey] ; bei (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
angemeßnen] ; angemessenen (c)
Belehrung;] ; Belehrung, (a, c)
bey] ; bei (c)
Veranlaßungen] ; Veranlassungen (a, c)
besondre] ; besondere (c)
betrift] ; betrifft (c)
57] ; 559 (a)
Gesagten,] ; Gesagten (c)
gutem Geschmacke,Geschmacke ] ; richtigem Geschmacke (c)
Geschmacke,] ; Geschmacke (a)
richtigem] ; (c)
Unschicklichen;] ; Unschicklichen, (a)
ReligionReligion;] ; Religion, (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
Gute;] ; Gute, (c)
Gabe] ; Gabe, (c)
auszudrucken] ; auszudrücken (a, c)
Sprache,] ; Sprache (c)
andre] ; andere (c)
– Alsdann] ; Alsdenn (a)
Beyspiele Beyspiele ] ; Beispiele (c)
eigne] ; eigene (c)
können;können, ohne welchedie ] ; können. Ohne diese (c)
können;] ; können, (a)
welche] ; die (a)
Eigenschaften,] ; Eigenschaften können ihn (c)
bloße] ; (a)
Anweisung] ; theoretische Anweisungen (c)
Beyspiele ihn] ; Beispiele (c)
machen können. Aber,] ; machen. Aber (c)
beysammenbeysammen, wären:] ; beisammen wären, (c)
beysammen] ; beysammen, (a)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
besondrer] ; besonderer (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
Beyspielen ] ; Beispielen (c)
er,] ; er (c)
und] ; (a)
Fehler,] ; Fehler (a)
vernachläßigen] ; vernachlässigen (c)
anzunehmen,] ; anzunehmen (c)
] ; (a)
beyde] ; beide (c)
Vornemlich] ; Vornehmlich (c)
verdorbnen] ; verdorbenem (a); ; verdorbenen (c)
Grundsätze] ; Grundsätze (c)
Anm. Anmerkung Gut eingerichtete Vorlesungen über die HomiletikHomiletik, von einem Lehrer, der ein eben so guter Theoretiker als Praktiker wäre, der nicht bloß zur Wohlredenheit, sondern zu wahrer nützlicher Beredtsamkeit, oder vielmehr zu rechter Einrichtung des erbaulich erbaulichen, zusammenhängenden oder Gesprächsvortrags der Religion, Anweisung gäbe, der nicht sowohl Kunst als Befolgung der Natur, auch in diesem Stücke, lehrte;lehrte, und gute Grundsätze durch wohlgewählte BeyspieleBeispiele deutlich und anschaulich machte;machte, auch, wenn es seyn könntekan, die nöthigen Uebungen der Zuhörer unter seiner Aufsicht, damit verbände – nebst dem UmgangUmgange mit erfahrnen und in dieser Art bewährten Predigern – würden hier am diensamsten seyn. Gute Anweisungen dazu findet man vorzüglich in den Grundsätzen Unter den älteren Anweisungen enthalten auch für die jetzige Zeit noch sehr viel Brauchbares: Dr. Erasmus, Desiderius Erasmi Ecclesiastes s. de ratione concionandi, L. IV. 1554., und Hyperius, Andreas And. Hyperius de formandis concionibus sacris, 1553. denuo edidit Wagnitz, Heinrich Balthasar H. B. Wagnitus , Halae 1781. Unter den neueren: Grundsätze zur Bildung künftiger Volkslehrer, Prediger, Katecheten und Pädagogen, von Seiler, Georg Friedrich Georg Frie drich Seiler , 2te(2te Auflage, Erlangen,Ausgabe, Erlangen 1786. gr.groß 8.;8.) und in8. Niemeyer, August Hermann Aug. Herm. Niemeyers Niemeyer's Handbuch für christliche Religionslehrer, zweyter Theil,zweiter Theil (auch unter dem Titel: Homiletik, Pastoralanweisung und Liturgik,) Liturgik), 5te Ausgabe, Halle 1790 in1807. 8. Entwurf der wesentlichen Pflichten christlicher Lehrer, (Halle, 1786. in gr.groß 8.) { Schmid, Johann Wilhelm J. W. Schmidt's Anleitung zum populären Kanzelvortrag, 1ster bis 3ter Theil. Jena 1787 f.folgend Schott, Heinrich August H. A. Schott Theorie der Beredtsamkeit, mit besonderer Anwendung auf die geistliche. Leipzig 1781.; und Dessen kurzgefasster Entwurf der Theorie der Beredtsamkeit. 1815. Ammon, Christoph Friedrich von C. F. Ammon Handbuch, oder Anleitung zur Kanzelberedtsamkeit. Marburg 1812. Unter den rhetorischen VorlesungenLehrbüchern, die wenigstens zur feinern feineren Bildung des Predigers dienen, verdienen Blair, Hugh Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften, Wissenschaften (aus dem Englischen übersetzt von Schreiter, Carl Gottfried K. G. Schreiter , Liegnitz,Liegnitz 1785 bis 1788 in1788., 3 TheilenTheile, gr.groß 8.) vornemlich studieretvornehmlich studiert zu werden. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 63 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Homiletik] ; Homiletik, (c)
der] ; (a)
der] ; (a)
lehrte;] ; lehrte, und (a)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
machte;] ; machte, (a)
könnte] ; kan (a)
Umgang] ; Umgange (c)
Gute Anweisungen dazu findet man vorzüglich in den Grundsätzen ] ; Unter den älteren Anweisungen enthalten auch für die jetzige Zeit noch sehr viel Brauchbares: Dr. 1625 Erasmi Ecclesiastes s. de ratione concionandi, L. IV. 1554.,textgrid:2548d und And. Hyperius de formandis concionibus sacris, 1553.textgrid:2548g denuo edidit H. B. Wagnitus, Halae 1781.textgrid:2548j [87] Unter den neueren: Grundsätze (c)
2te] ; (2te (a)
Auflage, Erlangen,] ; Ausgabe, Erlangen (c)
8.;8.) und in] ; 8. (c)
8.;] ; 8.) (a)
Niemeyers ] ; Niemeyer's (c)
Handbuch für christliche Religionslehrer, zweyter Theil,zweiter Theil (auch unter dem Titel: Homiletik, Pastoralanweisung und Liturgik,) Liturgik), 5te Ausgabe, Halle 1790 in1807. 8.] ; Entwurf der wesentlichen Pflichten christlicher Lehrer, (Halle, 1786.textgrid:270zk in (gr.)groß 8.) (a)
zweyter Theil,] ; zweiter Theil (c)
Liturgik,)] ; Liturgik), 5te Ausgabe, (c)
1790 in] ; 1807.textgrid:2548n (c)
] ; {1627 J. W. Schmidt's Anleitung zum populären Kanzelvortrag, 1ster bis 3ter Theil. Jena 1787textgrid:2548p (f.)folgend 1628 H. A. Schott Theorie der Beredtsamkeit, mit besonderer Anwendung auf die geistliche. Leipzig 1781.textgrid:25493; und 1629 Dessen kurzgefasster Entwurf der Theorie der Beredtsamkeit. 1815.textgrid:254b4 1630 C. F. Ammon Handbuch, oder Anleitung zur Kanzelberedtsamkeit. Marburg 1812.textgrid:254bf (c)
Vorlesungen] ; Lehrbüchern (c)
feinern ] ; feineren (c)
Wissenschaften,] ; Wissenschaften (c)
Liegnitz,] ; Liegnitz (c)
1788 in] ; 1788., (c)
Theilen] ; Theile (c)
vornemlich studieret] ; vornehmlich studiert (c)
] ; (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
58] ; 560 (a)
großen] ; grossen (a)
mehrern] ; größern (c)
Katechisationen Katechisationen;] ; Katechisationen, (c)
verstehen,] ; verstehen (c)
meisten] ; Meisten (c)
Beyspielen] ; Beispielen (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
Beyspielen] ; Beispielen (c)
bey] ; bei (c)
eigne ] ; eigene (c)
Wissenschaften,] ; Wissenschaften (c)
mögen;] ; mögen, (c)
Absicht;] ; Absicht, (a)
bey] ; bei (c)
großen] ; grossen (a)
] ; unsern (c)
Art,] ; Art (c)
Predigten] ; (a); ; Predigten, (c)
sind),] ; sind) (c)
andre] ; andere (c)
vernachläßigt] ; vernachlässigt (c)
] ; und (c)
Prediger,] ; Prediger (c)
vollkommen] ; vollkommner (a)
mehrere ] ; mehrere (a)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
] ; an (a)
59] ; 561 (a)
] ; oder unbedingt (c)
d. i.das ist ] ; d. i. (a, c)
auszudrucken] ; auszudrücken (a, c)
ausser dem] ; ausserdem (a); ; außerdem (c)
] ; (die Manier) (c)
Vieles] ; vieles (a)
bey] ; bei (c)
Freyheit] ; Freiheit (c)
natürlich Schöne] ; natürlich-Schöne (c)
eigner ] ; eigener (c)
eingenommnen] ; eingenommenen (c)
eigner] ; eigener (c)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (a, c)
Gefühl,] ; Gefühl (a)
d. i.das ist ] ; d. i., (c)
unsrer ] ; unserer (c)
überzeugt:] ; überzeugt, (c)
ausgedruckt] ; ausgedrückt (a, c)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
Statten] ; statten (c)
eignen] ; eigenen (c)
nicht:] ; nicht, (c)
andre] ; andere (c)
Richter,] ; Richter (c)
bey] ; bei (c)
laßenlassen, darauf] ; lassen, alsdann (a)
laßen] ; lassen (c)
unsrer] ; seiner (a); ; unserer (c)
sey] ; sei (c)
dies] ; dieß (c)
eignen] ; eigenen (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.2) Vorzügliche hieherhierher gehörige Predigten und Katechisationen sind in der Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie, §. 561 f.folgend genannt, deren Verzeichniß sich aus der neuesten Zeit noch vermehren läßt. Als Katechisationen verdienen zum Theil die Unterhaltungen für Kinder und Kinderfreunde (von Salzmann, Christian Gotthilf C. G. Salzmann ,) Leipzig, 1778 folgg.folgende in 98 Bändchen in 8; das Handbuch für Kinder und Kinderlehrer über den Katechismus Luther, Martin Lutheri , von Beyer, Johann Rudolph Gottlieb J. R. G. Beyer , Leipzig, 1785−1787. 1784−1787. in 7 Bändchen in 8; Katechetisches Magazin, herausgegeben von Lang, Georg Heinrich G. H. Lang , Nördlingen, 1781–1784 1781−1784. in drey3, und dessen FortsetzungFortsetzungen, oder Neues katechetisches Magazin, Erlangen, 1785−1789 1785−1788. bisher in drey3 Bänden und einem Stück des 4ten in 8. vor andern studiert zu werden. {Unter den Lehrbüchern für Katechetik sind zu vergleichen vorzüglich: Seiler, Georg Friedrich G. F. Seiler's katechetisches Methodenbuch. Erlangen 1789. Graeffe, Johann Friedrich Christoph J. F. C. Gräff's vollständiges Lehrbuch der allgemeinen Katechetik (ganz nach Kant, Immanuel Kantischen Grundsätzen), 3 Bände, Göttingen 1795 f.folgend, nebst des Verfassers Grundriß der Katechetik. Wolfrath, Friedrich Wilhelm F. W. Wolfarth's Versuch eines Lehrbuchs der religiös-moralischen Katechetik und Didaktik, Lemgo 1808. Katechetische Magazine haben Lang, Georg Heinrich Lang und Graeffe, Johann Friedrich Christoph Gräff herausgegeben. Das Wahre, so wie die vorzüglichsten Proben von Katechisationen s. m.siehe man in Niemeyer, David Gottlieb Niemeyer's und Wagnitz, Heinrich Balthasar Wagnitz Predigerbibliothek, 3ter und 4ter Theil. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 74 (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
hieher] ; hierher (c)
Als Katechisationen verdienen zum Theil die Unterhaltungen für Kinder und Kinderfreunde (von Salzmann, Christian Gotthilf C. G. Salzmann ,) Leipzig, 1778 folgg.folgende in 98 Bändchen in 8; das Handbuch für Kinder und Kinderlehrer über den Katechismus Luther, Martin Lutheri , von Beyer, Johann Rudolph Gottlieb J. R. G. Beyer , Leipzig, 1785−1787. 1784−1787. in 7 Bändchen in 8; Katechetisches Magazin, herausgegeben von Lang, Georg Heinrich G. H. Lang , Nördlingen, 1781–1784 1781−1784. in drey3, und dessen FortsetzungFortsetzungen, oder Neues katechetisches Magazin, Erlangen, 1785−1789 1785−1788. bisher in drey3 Bänden und einem Stück des 4ten in 8. vor andern studiert zu werden.] ; [91] {Unter den Lehrbüchern für Katechetik sind zu vergleichen vorzüglich:
  • G. F. Seiler's katechetisches Methodenbuch. Erlangen 1789.textgrid:254bq
  • 1639 J. F. C. Gräff's vollständiges Lehrbuch der allgemeinen Katechetik (ganz nach Kantischen Grundsätzen), 3 Bände, Göttingen 1795textgrid:254bs (f.)folgend, nebst des 1640Verfassers Grundriß der Katechetik.
  • 1641 F. W. Wolfarth's Versuch eines Lehrbuchs der religiös-moralischen Katechetik und Didaktik, Lemgo 1808.textgrid:2547q
1642Katechetische Magazine haben Lang und Gräff herausgegeben. Das Wahre, so wie die vorzüglichsten Proben von Katechisationen (s. m.)siehe man in 1643 Niemeyer's und Wagnitz Predigerbibliothek, 3ter und 4ter Theil. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
9] ; 8 (a)
1785−1787. ] ; 1784−1787. (a)
1781–1784 ] ; 1781−1784. (a)
drey] ; 3 (a)
Fortsetzung] ; Fortsetzungen (a)
1785−1789 ] ; 1785−1788. (a)
drey] ; 3 (a)
und einem Stück des 4ten] ; (a)
60] ; 562 (a)
eigne] ; eigene (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
kan] ; kann (c)
dient] ; kann (c)
zur eignen Demüthigung und Gründung der so nöthigen BescheidenheitBescheidenheit] ; am besten bescheiden machen (c)
bey] ; bei (c)
eignen] ; eigenen (c)
sey] ; sei (c)
] ; an (c)
Tugend,] ; Bescheidenheit (c)
voraussetzt] ; ein Zeichen ist (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
kenne,] ; kenne (a, c)
eigne] ; eigene (c)
Andrer] ; Anderer (c)
61] ; 563 (a)
Bey] ; Bei (c)
eignen] ; eigenen (c)
kan] ; kann (c)
dem] ; den (c)
bey] ; bei (c)
sey] ; sei (c)
vortreflich seyn;] ; vortrefflich seyn: (c)
Katechisation,] ; Katechisation (c)
62] ; 564 (a)
dies kan] ; dieß kann (c)
] ; uns (a)
vor] ; für (a)
laßen] ; lassen (a, c)
laßen] ; lassen (a, c)
†) ] ; 1) (c)
der ] ; könnte er (c)
] ; bloß (c)
bloß] ; (c)
laßen] ; lassen (a, c)
Predigen, oder gar in Declamation,] ; Declamiren (c)
üben ††)?] ; üben? 2) bloß (c)
zu] ; (a)
Aeusserungen] ; Aeußerungen (c)
Ausschweifungen,] ; Ausschweifungen (c)
der ] ; könnte es ihm Hauptzweck seyn (c)
nur] ; (c)
] ; zu (c)
Gesinnungen] ; Gesinnungen, (a)
wird] ; könnte dann (c)
wer da] ; welcher es (c)
müssen] ; (c)
werden, wie wird der ] ; werden müssen, (c)
halten?] ; halten, und (c)
wollen? oder, statt der Gründe dreistedreuste Versicherungen, Betheurungen oder Wehklagen brauchen?] ; wollen, (c)
dreiste] ; dreuste (a)
] ; nie (c)
laßenlassen?] ; lassen, überhaupt (c)
laßen] ; lassen (a)
Kunst] ; Kunst (c)
Herz] ; Herz (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1. †) Anm. 1) Was diese Gewohnheit, die seit einiger Zeit Mode zu werden anfängt, für erhebliche Bedenklichkeiten gegen sich habe, würde hier aus einander zu setzen,setzen zu weitläufig fallen. Die Frage kankann nicht seyn:seyn, ob nicht die Religion müsse auch auf das gemeine Leben und auf die besondern Umstände der Zuhörer angewendet, die Zuhörer also,also auch durch Predigten,Predigten gewöhnt werden müssen, sie überall anzuwenden? (Dies(Dieß sollte ja ein HauptzweckHauptzweck aller Predigten und Katechisationen seyn).seyn.) Es leidet auch keinen vernünftigen Zweifel:Zweifel, ob nicht die sichtbare Schöpfung und deren weise Einrichtungen, falls sie den Zuhörern können deutlich gemacht,gemacht und mit Anständigkeit gebraucht werden kann, und ob nicht die besondern Erfahrungen und irdische Beschäftigungen der Zuhörer mit zu Hülfe dürfen genommen werden dürfen, um Lehren der Religion faßlich, einleuchtend und anschaulich zu machen? Sondern die Frage ist: ob Sachen, die entweder nicht zur Religion oder zur Erweckung und Unterhaltung rechtschaffnerrechtschaffener Gesinnungen gehören, oder wenigstens nicht durch Gründe aus der Religion dargethan und empfohlen werden können, ob z. B.zum Beispiel Verbesserungen im bürgerlichen und häuslichen Leben, ökonomische, medizinische, polizeiliche Rathschläge zum Zweck der PredigtenPredigten oder KatechisationenKatechisationen gemacht werden dürfen? Versteht sich der Prediger darauf, und findet er es zuträglich;zuträglich, so breite er Belehrungen oder Empfehlungen solcher Sachen im Umgange oder in besondern dazu ausgesetzten Stunden, ausseraußer dem Gottesdienste, aus. {Auch von dieser Meinung scheint man immer mehr zurückzukommen, die eine Folge der sogenannten AufklärungsperiodeAufklärungsperiode war, wo man von manchen KanzelnKanzeln Alles eher als das Evangelium predigen hörte, und wo statt dessen die Zuhörer mit dem Neuesten aus der Landwirtschaft, Naturlehre, Heilkunde, Pädagogik unterhalten wurden. – Dieß ist in seiner Zweckwidrigkeit eingesehen. Nur in politische Gegenstände hat sich unser Zeitalter wieder zu sehr in Predigten eingelassen.} ] ; 85 (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1. †)] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
setzen,] ; setzen (c)
kan] ; kann (c)
seyn:] ; seyn, (c)
müsse] ; (c)
also,] ; also (c)
Predigten,] ; Predigten (c)
] ; müssen (c)
(Dies] ; (Dieß (c)
seyn).] ; seyn.) (c)
Zweifel:] ; Zweifel, (c)
können] ; (c)
gemacht,] ; gemacht (a)
] ; kann (c)
dürfen] ; (c)
] ; dürfen (c)
rechtschaffner] ; rechtschaffener (c)
] ; ökonomische, medizinische, polizeiliche Rathschläge (c)
zuträglich;] ; zuträglich, (c)
ausser] ; außer (c)
] ; {Auch von dieser Meinung scheint man immer mehr zurückzukommen, die eine Folge der sogenannten Aufklärungsperiode war, wo man von manchen Kanzeln Alles eher als das Evangelium predigen hörte, und wo statt dessen die Zu[95]hörer mit dem Neuesten aus der Landwirtschaft, Naturlehre, Heilkunde, Pädagogik unterhalten wurden. – Dieß ist in seiner Zweckwidrigkeit eingesehen. Nur in politische Gegenstände hat sich unser Zeitalter wieder zu sehr in Predigten eingelassen.} (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2. ††)] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
dabey] ; dabei (c)
äussersten] ; äußersten (c)
suchen!] ; suchen (a)
sie] ; sie, (a)
Mehr] ; mehr (c)
Gemeine] ; Gemeinde (c)
Bewunderung,] ; Bewunderung. (c)
24!] ; 24. (c)
63] ; 565 (a)
diese zwey sich] ; folgende beide ihm (c)
kan] ; kann (c)
] ; zwey (a)
hat;] ; (a)
angesehen,] ; angesehen; (c)
Eignen ] ; Eigenen (c)
kan] ; kann (c)
bloßer Wiederhall,] ; blosser Wiederhall (a)
wobey] ; wobei (c)
kan] ; kann (c)
Ach des großengrossen Segens frühzeitiger FrömmigkeitFrömmigkeit,] ; (Anm.)Anmerkung Wie groß ist (c)
großen] ; grossen (a)
Absicht!] ; Absicht der Segen frühzeitiger Frömmigkeit. (c)
alles ] ; alles (a)
andre] ; andere (c)
verlegen ] ; verlegen (a)
worden] ; geworden (c)
bist;] ; bist, (a)
deine ] ; deine (a)
deinem täglichen ] ; deinem täglichen (a)
Andrer ] ; Anderer (c)
entweyhe] ; entweihe (c)
64] ; 566 (a)
Dies] ; Dieß (c)
bey eignen] ; bei eigenen (c)
haben] ; möglich machen (c)
eher] ; (c)
] ; eher (c)
†) ] ; 1) (c)
Wegen des Ausdruck Ausdrucks – so] ; Der Ausdruck (c)
der] ; (c)
Beyde] ; (c)
ausdrucken] ; ausdrücken (a, c)
freylich] ; freilich (c)
wird,] ; wird; (c)
worinn] ; worin (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
] ; eine (a)
natürlich schön] ; natürlich-schön (c)
feyerliche ] ; feierliche (c)
††) ] ; 2) (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen Classen] ; verschiedenen Klassen (c)
andre] ; andere (c)
†††) ] ; 3) (c)
für] ; vor (c)
sowohl] ; (a)
gemeinen, als aus der] ; gemeinen oder (a)
darinn] ; darin (c)
†) Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
eines] ; Eins (c)
andern, beym] ; Andern, beim (c)
59. ] ; 561. (a)
erwähnt] ; erwehnt (a)
††) Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
würken] ; wirken (c)
bey feyerlichen] ; bei feierlichen (c)
erinnert,] ; erinnert: (c)
dies] ; dieß (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
geweyhte] ; geweyhete (a); ; geweihte (c)
einigermaßen] ; einigermassen (a); ; einigermaaßen (c)
Ueberdies] ; Ueberdieß (c)
hernehmen,] ; hernehmen (c)
und eben so sind] ; (a)
] ; sind (a)
Vortrag] ; Vortrage (c)
Anm.Anmerkung Anm. 3.3) Wenn die BibelBibel Bibel auch nicht schon das unter Christen allgemein gebräuchlichste Religionsbuch wäre, woran sich also unsreunsere Religionsbegriffe und Empfindungen fast unzertrennlich knüpfen, und ihre Sprache zu der eigentlich geweyhtengeweihten Religionssprache machen:machen, so verdiente sie das Muster zu seyn, nach der sich diese ganz bilden sollte. Auch der gereinigtste Geschmack, wenn er die Natur religiöser Empfindungen und Würde zu Rathe zieht, kankann keine edlere, kraftvollere, von Trockenheit und Schwulst gleich weit entferntere, eben so deutliche und einfältige als herzliche, der vernünftigen Andacht angemessnereangemeßnere Sprache, erfinden, als die in der Bibel da herrscht, wo sie Lehren darstellt, oder religiöse Empfindung ausdrucktausdrückt – und glücklicher Weise ist davon in keiner Uebersetzung weniger verloren gegangengegangen, als in der Luther, Martin Lutherschen Lutherschen . Auch in dieser der Absicht sollte jeder Prediger die Bibel, und namentlich auch Luther, Martin Luthers Uebersetzung, zu seinem täglichen Handbuch machen, und nicht glauben, daß er irgend woher eine besserebeßre Religionssprache leiten könnte. Es versteht sich, wodaß dieß nur in so weit gilt, als sie verständlich, und wo in Luther, Martin Luthers der Uebersetzung der Sinn nicht verfehlt ist. Verliert die Sprache der Bibel nichts an Kraft des Ausdrucks, wenn man sie in deutlichere Worte umkleidet:umkleidet, so wähle man letztere, um nicht für die meisten Zuhörer leere Worte einzuführen, oder Mißverstand zu veranlaßenveranlassen. Und eben diesdieß mag erlaubt seyn, wo morgenländische Vorstellungen, Ort- und ZeitideenZeit-Ideen der Vorwelt, beybei der biblischen Sprache und Bildern zum Grunde liegen, wenn dieses, und daß sie unsern richtigern Begriffen nicht gemäß sind, erweislich ist. AusserdemAußerdem, und wenn man nur dem VolkVolke, in Schulen zumal, die ebräischartigenebräisch-artigen und ähnlichen Ausdrücke und Bilder recht erklärte, daß es dabeydabei das denken lernte, was sie sagen sollen:sollen, wäre es rathsamer, selbst die eigenthümliche Sprache der Bibel, wegen der vorhin angeführten Ursachen, überall beyzubehaltenbeizubehalten. {Man irrt, wenn man glaubt, das viele Bildliche und oft Poetische sei durchaus einzig der Deutlichkeit hinderlich. Poesie Poesie ist älter als Prosa Prosa, und die wahre Volkssprache, und so alles mehr durch Versinnlichung veranschaulicht. Man hat unrecht gethan in neuern Zeiten, alles Bildliche der Bibelsprache in eine oft wortvolle Prosa übersetzen zu wollen, und sehr viele biblische Wörter ausgehoben, die unbedenklich auch in populären Unterricht beibehalten werden können. Man macht sich oft allzu geringe Vorstellungen von dem Fassungsvermögen des Volks. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 92 (c)
Anm.Anmerkung Anm. 3.] ; 3) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
BibelBibel] ; Bibel (c)
unsre] ; unsere (c)
geweyhten] ; geweihten (c)
machen:] ; machen, (c)
kan] ; kann (c)
angemessnere] ; angemeßnere (a, c)
die] ; (a)
ausdruckt] ; ausdrückt (a, c)
gegangen] ; gegangen, (c)
Lutherschen] ; Lutherschen (c)
dieser ] ; der (a)
] ; auch (c)
bessere] ; beßre (a)
wo] ; daß dieß nur in so weit gilt, als (c)
wo] ; (c)
Luthers ] ; der (c)
umkleidet:] ; umkleidet, (c)
veranlaßen] ; veranlassen (a, c)
dies] ; dieß (c)
Zeitideen] ; Zeit-Ideen (a)
bey] ; bei (c)
Ausserdem] ; Außerdem (c)
Volk] ; Volke (c)
ebräischartigen] ; ebräisch-artigen (c)
dabey] ; dabei (c)
sollen:] ; sollen, (c)
beyzubehalten] ; beizubehalten (c)
] ; [101] {Man irrt, wenn man glaubt, das viele Bildliche und oft Poetische sei durchaus einzig der Deutlichkeit hinderlich. 1654 Poesie ist älter als Prosa, und die wahre Volkssprache, und so alles mehr durch Versinnlichung veranschaulicht. Man hat unrecht gethan in neuern Zeiten, alles Bildliche der Bibelsprache in eine oft wortvolle Prosa übersetzen zu wollen, und sehr viele biblische Wörter ausgehoben, die unbedenklich auch in populären Unterricht beibehalten werden können. Man macht sich oft allzu geringe Vorstellungen von dem Fassungsvermögen des Volks. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
†††) Anm.Anmerkung Anm. 4.] ; 4) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
besondre] ; besondere (c)
bey] ; bei (c)
Art] ; Art, (c)
darin auszudruckenauszudrücken ] ; darinn auszudrücken (a)
auszudrucken] ; auszudrücken (c)
je] ; je, (a)
entfernt;] ; entfernt, (c)
nehmenden] ; nehmenden, (c)
AufklärungssuchtAufklärungssucht] ; Neuerungssucht (c)
andrer] ; anderer (c)
ist,] ; ist (c)
bey] ; bei (c)
beynahe] ; beinahe (c)
Herz, verdirbt.] ; Herz verdirbt, und wobei gar nicht bedacht wird, daß wenn auch manche neue Ausdrücke recht brauchbar wären, doch die Zuhörer nicht eben so wie etwa der an die Lectüre der neuesten Schriften gewöhnte Prediger, mit der Sprache fortgehen könne, folglich ihnen daher selbst der glücklichste neue Ausdruck doch sehr unverständlich seyn kann. – (c)
65] ; 567 (a)
HomilienHomilien, üben. Denn] ; Homilien, üben; denn (c)
Bey] ; Bei (c)
bey] ; bei (c)
Seele,] ; Seele (c)
bey] ; bei (c)
Anm. Anmerkung S.Siehe oben §. 54 556. 54. in der 2ten Anmerkung, und einige schöne Erinnerungen darüber in (Herders (Herder's ) Briefen, das Studium der Religion betreffend, 4ter Theil, im 40sten und den folgenden Briefen. {Hülfsmittel und Muster sind von verschiedenen Seiten Chrysostomus Chrysostomus, Luther, Martin Luther , unter den Neuern Teller, Wilhelm Abraham Teller, Sonntag, Karl Gottlob Sontag, Lange, Gottlieb Lange, Nebe, Johann August Nebe und Fischer, Gottlob Eusebius Fischer . Die doppelte Seite der Homilien ist von Ammon, Christoph Friedrich von Ammon , im Handbuch für Kanzelberedtsamkeit S.Seite 101, sehr gut ins Licht gesetzt. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 96 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
54 ] ; 556. (a); ; 54. (c)
(Herders ] ; (Herder's (c)
] ; den (c)
] ; {Hülfsmittel und Muster sind von verschiedenen Seiten 1658 Chrysostomus, 1659 Luther, unter den Neuern 1660 Teller, 1661 Sontag, 1662 Lange, 1663 Nebe und 1664 Fischer. Die 1665doppelte Seite der Homilien ist von Ammon, im Handbuch für Kanzelberedtsamkeit (S.)Seite 101, sehr gut ins Licht gesetzt. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
66] ; 568 (a)
ganz ausarbeite,] ; ganz ausarbeite (c)
wörtlich niederschreibe] ; wörtlich niederschreibe (c)
VortragVortrag,] ; Vortrag (c)
nöthig. BeyBei ] ; nöthig; bey (a)
Bey] ; Bei (c)
worden] ; geworden (c)
kan] ; kann (c)
ausserordentliche] ; außerordentliche (c)
für] ; vor (c)
bey] ; bei (c)
ablesen,] ; ablesen (c)
Wenige.] ; Wenige[.] (a)
bey] ; bei (c)
Bey] ; Bei (c)
bey] ; bei (c)
große] ; grosse (a)
nachtheilige,] ; nachtheilige (c)
Durchlesen,] ; Durchlesen (c)
einzudrucken] ; einzudrücken (c)
besondre] ; besondere (c)
DeclamirenDeclamiren] ; Declamiren (c)
eigentliche] ; eigentlichen (c)
will,] ; will; (c)
spricht,] ; spricht; (c)
hat,] ; hat: (c)
äusserlich] ; äußerlich (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
kan] ; kann (c)
†) ] ; (a, c)
†) S.Siehe Gesammlete Schulschriften von Gedike, Friedrich Friedrich Gedike S.Seite 368 f.folgend ] ; (a); ; 107 (c)
67] ; 569 (a)
Hierbey] ; Hierbei (c)
bey] ; bei (c)
eignen UebungUebung,] ; eigenen Uebung (c)
verlaßen] ; verlassen (a, c)
ziehen;] ; ziehen: (c)
unsre] ; unsere (c)
bey] ; bei (c)
bey Ihnen] ; bei ihnen (c)
bey] ; bei (c)
Kan] ; Kann (c)
haben:] ; haben, (c)
acht] ; Acht (c)
von den Zuhörern] ; die Zuhörer (a)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
Vortrags] ; Vortrages (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
helfen;] ; helfen: (c)
eigne] ; eigene (c)
ihm] ; ihn (c)
kan] ; kann (c)
] ; (a)
dererjenigen] ; derer immer (c)
bey] ; bei (c)
vorgetragnen ] ; vorgetragenen (c)
äussern. Bey] ; äußern. Bei (c)
auszudrucken] ; auszudrücken (c)
äussern] ; äußern (c)
Aeusserung] ; Aeußerung (c)
gebildeter] ; gebildeten (a)
beniemte] ; Beniemte (c)
] ; in dem und dem (c)
andre] ; andere (c)
] ;
Zusatz des Herausgebers.

Je länger ich unser kirchliches und namentlich unser Predigtwesen beobachte, desto mehr will sich meiner die Besorgniß bemächtigen, daß die Wirkungen davon geringer sind, als sich viele selbst von denen, die es mit ganzem Ernst treiben, vorstellen mögen. Es würde sehr ungerecht seyn, den Grund davon in den Lehrenden oder in der Be[106]schaffenheit der Vorträge allein zu suchen. Er liegt eben sowohl in der Beschaffenheit der Zuhörer und in dem Geiste der Zeit – der, wenn er nicht schlimmer als vordem, doch auf keinen Fall von dieser Seite besser geworden ist.

Indeß erfordert es doch wohl eine recht ernstliche Prüfung, ob, wenn man viele christliche Gemeinden nimmt wie sie sind, und die Stufe der Bildung, auf der sie stehen, in Anschlag bringt, nicht in der Art und Weise, wie von den meisten Predigern gepredigt wird, auch ein Grund der geringen Wirkung zu suchen sei. Die Predigt, als Kunstwerk nach rhetorischen Gesetzen und homiletischen Formen zugerichtet, überhaupt jeder lange zusammenhängende Vortrag, geht für die meisten Ungelehrten verloren, und es ist psychologisch unmöglich, daß er ihre Aufmerksamkeit zusammenhalte und ihre Theilnahme erwecke. Die Länge selbst schadet auch dem populärsten Vortrage; und regt sich erst der Wunsch und die Sehnsucht nach dem Ende, so rechnet man vergebens auf einen bleibenden Eindruck.

Man sollte daher auf die größte Mannichfaltigkeit in der Form der Mittheilung sinnen; Alles mehr abkürzen, aber desto kräftiger zum Herzen sprechen; viel mehr wenigstens in Gegenwart der Erwachsenen katechesiren; oder einer rührenden und würdigen Abendmahlsfeier nicht lange Vorträge vorhergehen lassen, und wo möglich öfter, Alter, Stände und Berufsarten 1671(wie schon oben bemerkt ist) von einander sondern.

In den Schriften, welche neuerlich über die Mittel, die gesunkene Religiösität wieder zu heben, erschienen sind, findet man auch hierüber viele beachtungswerthe Ideen und Vorschläge. Ich darf auch wohl an 1672meine Briefe an christliche Religionslehrer, besonders die 3te Sammlung, errinnern.

(c)
Zweyter] ; Zweiter (c)
68] ; 570 (a)
besondre] ; besondere (c)
besondre GemeinenGemeinen] ; besondere Gemeinden (c)
alles] ; Alles (c)
Verhalten,] ; Verhalten (c)
denenjenigen] ; denen (c)
bey] ; bei (c)
bloßeblosse Prädicanten] ; bloßen Prädicanten (c)
bloße] ; blosse (a)
Vormünder, Erzieher, Rathgeber] ; Vormünder, Erzieher, Rathgeber (c)
69] ; 571 (a)
bey] ; bei (c)
Predigen Predigens,] ; Predigers, (a); ; Predigens (c)
] ; seine (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
nach Beschaffenheit der vorliegenden Umstände nicht] ; oft weder (c)
oder] ; noch (c)
Wenn sich nun die wenigsten] ; Die meisten (c)
in geistigen Angelegenheiten recht gut zu benehmen wissen] ; (c)
gut] ; (a)
wenn sie] ; die, welche (c)
äussere] ; äußere (c)
durch] ; (a)
laßenlassen; wenn] ; lassen, bedürfen in den Angelegenheiten ihrer Seele einer Leitung; (c)
laßen] ; lassen (a)
] ; müssen (c)
andre] ; anderen (c)
müssen] ; (c)
wenn sie bey] ; können bei (c)
können] ; (c)
werden: so] ; werden. Daher (c)
erfahrner] ; erfahrener (c)
70] ; 572 (a)
Hiezu] ; Hierzu (a, c)
ja] ; (c)
zuverläßig kan] ; zuverlässig kann (c)
Da ] ; Da (a)
lernt] ; wird (c)
ihre Vorurtheile, ihre Mißverständnisse, ihre Gesinnung] ; näher bekannt mit ihren Vourtheilen, ihren Mißverständnissen, ihren Gesinnungen (c)
ihre] ; ihren (c)
die] ; der (c)
eignen] ; eigenen (c)
die] ; der (c)
UnordnungenUnordnungen, überhaupt] ; Unordnungen; da erst lernt er überhaupt, (c)
beyzukommen sey] ; beizukommen sei (c)
kan] ; kann (c)
CanzelCanzel] ; Kanzel (c)
Lehrton] ; Lehrtone (c)
Besondre einlaßen] ; Besondere einlassen (a, c)
zubereiten,] ; zubereiten (a, c)
Bey] ; Bei (c)
größesten] ; grössesten (a); ; größten (c)
bey] ; bei (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
] ; (a)
spricht] ; spricht, (c)
Stücken] ; Stunden (c)
Canzel] ; Kanzel (c)
feyerlichen] ; feierlichen (c)
im] ; in (a)
annimmt,] ; annimmt; (c)
Gemeine Gemeine ] ; Gemeinde, (c)
ist,] ; ist; (c)
eignes Beyspiel] ; eigenes Beispiel (c)
kan] ; kann (c)
freyem] ; freiem (c)
kan;] ; kann; wenn er (c)
Behäglichkeit] ; Dienstfertigkeit (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
BeyspielBeyspiel] ; Beispiel (c)
weyht] ; weiht (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
71] ; 573 (a)
zwey] ; zwei (c)
großen] ; grossen (a)
rechtschaffner] ; rechtschaffener (c)
Verachtung –] ; Geringschätzung auf der einen, (c)
Achtung Achtung, die] ; Ueberschätzung auf der andern Seite, so fern sie (c)
Anderer] ; (c)
seinem] ; dem (c)
Vorstellungen,] ; Vorstellungen (c)
bloße] ; blosse (a)
blind] ; blind (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
geweyheten] ; geweiheten (c)
beylegen] ; beilegen (c)
alles] ; Alles (c)
Trägheit,] ; Trägheit (c)
Bloßes] ; Blosses (a)
bey] ; bei (c)
größesten] ; grössesten (a); ; größten (c)
Classe] ; Klasse (c)
kan] ; kann (c)
thun;] ; thun: (c)
kan] ; kann (c)
keine mehrere] ; nicht mehr (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
kan] ; kann (c)
mehrern] ; mehreren (a)
72] ; 574 (a)
Verachtung Verachtung ] ; Geringschätzung (c)
Gewissermassen] ; Gewissermaaßen (c)
– Jene verursacht:verursacht, ] ; Jene verursacht, (a)
verursacht:] ; verursacht, (c)
bloßes] ; blosses (a)
als ehedem] ; (a)
Andre] ; Andere (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
man,] ; man (a)
bey] ; bei (c)
] ; (a)
will selbst] ; verlangt (c)
] ; vormals (c)
willkührlichen] ; willkürlichen (c)
nichts Sündliches fordern] ; nicht an sich sündlich sind (c)
beydes,] ; Beides (c)
großen] ; grossen (a)
kan] ; kann (c)
eigne] ; eigene (c)
Fleisse,] ; Fleiße (c)
sollten] ; sollten. (c)
†) ] ; *) (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung *) (c)
Mags] ; Mag's (c)
Ansehn] ; Ansehen (a, c)
brauchen] ; können (a)
zu] ; (a)
Dies] ; Dieß (c)
73] ; 575 (a)
andre] ; andere (c)
VerachtungVerachtung! Freylich] ; Geringschätzung des Standes! Allerdings aber (c)
großer] ; grosser (a)
selbst] ; (c)
Absicht] ; [Absicht] (a)
machen;] ; machen: (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
gehäßige] ; gehässige (c)
andre] ; andere (c)
bloßen] ; blossen (a)
viele ] ; viele (a)
unwürdige Mitglieder dieses Standes] ; Unwürdige, die sich Geistliche nennen (c)
aller] ; alle (a)
beruht,] ; beruht (c)
bezeigten] ; zunehmenden (c)
unleugbar] ; unläugbar (c)
HerablaßungHerablaßung] ; Herablassung (a, c)
entwaffnen,] ; entwafnen, (a); ; entwaffnen: (c)
dies machts] ; dieß macht's (c)
rechtschaffne] ; rechtschaffene (c)
kan] ; kann (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
meisten] ; Meisten (c)
] ; in der (c)
erfahrner] ; erfahrener (c)
sey] ; sei (c)
allenfalls Conditionen] ; als Privatlehrer in Familien (c)
bey einer Predigerstelle, wo er bloß auf der Probe wäre,] ; unter den Augen eines würdigen Geistlichen (c)
exemplarischen] ; exemplarischem (c)
] ; (a)
bey] ; bei (c)
Geistlichen,] ; Geistlichen (c)
nach ihren Kenntnissen] ; auf ihre Kenntnisse (a)
vornemlich practischenpractische ] ; vornehmlich praktischen (c)
practischen] ; practische (a)
vollkommner] ; vollkommener (c)
besäßen] ; besässen (a)
rechtschaffnen] ; rechtschaffenen (c)
selbst sich] ; sich selbst (c)
begehret] ; begehrt (c)
] ; (a)
machende Geistliche] ; machenden Geistlichen (a)
] ; (a)
doch] ; jedoch (c)
dies] ; dieß (c)
rechtschaffenrechtschaffne] ; rechtschaffene (c)
treiben. Denn] ; treiben; denn (a)
Rechnungen] ; Rechnungen (c)
laßen] ; lassen (a, c)
der Prediger] ; man (a)
wenn] ; wo (a)
74] ; 576 (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
3 ] ; 505 (a)
11. –] ; 513. (a)
75] ; 577 (a)
jeden Ortes] ; gewissermaaßen (c)
vor] ; an (c)
Allein] ; Aber (a)
PolizeyPolizey] ; Polizei (c)
Aeusserliche] ; Aeußerliche (c)
unterlaßen] ; unterlassen (a, c)
erzwingliche Pflicht] ; Pflichten, die allenfalls erzwungen werden können (c)
wichtigere Pflicht] ; wichtigern (a)
uns] ; (c)
kan] ; kann (c)
freylich] ; freilich (c)
bilden;] ; bilden, (a)
alles] ; Alles (c)
kan] ; kann (c)
habe;] ; habe, (a)
bey eignen Erfahrungen,] ; bei eigenen Erfahrungen (c)
laßen] ; lassen (a, c)
Gefahrvoll] ; gefahrvoll (c)
erfahrnern] ; erfahrneren (c)
verständigern] ; verständigeren (c)
kan] ; kann (c)
dieser] ; der (c)
viel] ; Viele (c)
geschadet] ; schadete (c)
genutzt habe] ; nutzte (c)
dies] ; dieß (c)
wäre] ; (a)
kan] ; kann (c)
entschließen] ; entschliessen (a)
bey] ; bei (c)
76] ; 578 (a)
einerley] ; einerlei (c)
dies] ; dieß (c)
kan] ; kann (c)
für] ; vor (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
vornemlich, worinn] ; vornehmlich, worin (c)
bey] ; bei (c)
thätigem] ; thätigen (a)
praktisch praktischen BeobachtungsgeistBeobachtungsgeist und praktische BeurtheilungskraftBeurtheilungskraft ] ; [praktischen Beobachtungsgeist und praktische Beurtheilungskraft] (a)
besäßen] ; besässen (a)
Unerfahrneren] ; Unerfahrenern (c)
77] ; 579 (a)
] ; ihrem (c)
mancherley] ; mancherlei (c)
Gemüthsbeschaffenheit] ; [Gemüthsbeschaffenheit] (a)
laßen] ; lassen (a, c)
andre] ; andere (c)
Dies] ; Dieß (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
einzelnen] ; einzle (a)
sichre] ; sichere (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
erfahren erfahrnen ] ; erfahrenen (c)
Beyde] ; Beide (c)
bey] ; bei (c)
unsre] ; unsere (c)
handeln,] ; handeln (c)
Andre] ; andre (a); ; Andere (c)
soll:] ; soll, (c)
durchzuschauen] ; durchzusehen (a)
hienach] ; hiernach (a, c)
Thulichste] ; Thunlichste (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
(Th.Theil 1. §. …)] ; (§. 209) (a); ; (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1. Klugheit] ; Anm. 1) Klugheit (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
mögen;] ; mögen: (c)
andre] ; andere (c)
eigne] ; eigene (c)
bey] ; bei (c)
CandidatenCandidaten] ; Kandidaten (c)
unbescholtne] ; unbescholtene (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2. Freylich kan] ; 2) Freilich kann (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
bey] ; bei (c)
großen] ; grossen (a)
großen] ; grossen (a)
sey] ; sei (c)
die] ; (a)
besondre ] ; besondere (c)
KlguheitKlugheit ] ; Klugheit (a, c)
kan] ; kann (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
Art] ; Art, (c)
dabey] ; dabei (c)
Amtsklugheit] ; Amtsklugheit (Prudentia pastoralis) (c)
Amt] ; Amte (c)
andre] ; andere (c)
78] ; 580 (a)
SeelsorgerSeelsorger,] ; Seelsorger (a)
Andere,] ; Andere (c)
zwey] ; zwei (c)
sey] ; sei (c)
ohngefähr] ; ungefähr (c)
Aeussern] ; Aeußern (c)
überhaupt,] ; überhaupt (c)
eigner] ; eigener (c)
finden,] ; finden (c)
zweyte ] ; zweite (c)
willig ] ; willig (a)
sey] ; sei (c)
sich Andern ] ; sich Andern (a)
mitzutheilen ] ; mitzutheilen (a)
Anm. Anmerkung Wenn CandidatenCandidatenKandidaten frühzeitig zu verständigen und in ihrem Beruf eifrigen GeistlichenGeistlichen, oder in besondere Pflanzschulen gethan würden, wo sie sich, unter gehöriger Aufsicht, in der Seelsorge üben lernten; und wenn von Zeit zu Zeit in jeder Diöces eine Art von Synoden zu diesem Zweck gehalten würden, wo jeder die ihm vorgekommenen Vorfälle und Angelegenheiten dieser Art vortragen, und jeder freundschaftlich seine Gedanken von dem besten Verhalten dabeydabei mittheilen könnte: so lernte nicht nur jeder diejenigen in seinem Bezirk kennen, welchen sich diese Klugheit am besten ablernen ließeliesse, sondern er würde auch auf Vielesvieles aufmerksam gemacht, woran er sonst schwerlich gedacht hätte, und lernte immer mehr durch Anderer Klugheit sich selbst dazu bilden. Wo keine solche Anstalten sind, oder wo man wenig Geistliche findet, die dafür Interesse oder dazu Fähigkeit haben, ist die öftere Zusammenkunft gleichgesinnter Prediger PredigernPrediger zu diesem Zweck, Zweck das Mittel, welches niemand versäumen sollte. S.Siehe Ueber praktische Vorbereitungsanstalten zum Predigtamt, von Sextro, Heinrich Philipp Heinrich Phil. Sextroh , Göttingen,Göttingen 1783. 8. ] ; 123 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
CandidatenCandidaten] ; Kandidaten (c)
Geistlichen] ; Geistlichen, (c)
dabey] ; dabei (c)
ließe] ; liesse (a)
Vieles] ; vieles (a)
Prediger] ; [Prediger] (a)
Zweck,] ; Zweck (a)
Göttingen,] ; Göttingen (c)
79] ; 581 (a)
KanKann man einen solchen lehrreichen UmgangUmgang mit bewährten Geistlichen nicht haben:haben, so bleibt, ausseraußer den andern oben (§. 75 75. § 577. ) erwähnten Hülfsmitteln, nichts übrig, als das fleißige Studieren der besten Schriften, die einen Geistlichen über den ganzen Umfang seiner PflichtenPflichten und über besondre beybesondere bei seinem AmtAmtAmte vorkommende Fälle, so wie von dem gewissenhaften und klugen Betragen dabeydabei, unterrichten; und welche auch beybei dem Gebrauch der übrigen Mittel nothwendigerforderlich sind, theils, um sich wenigstens vorläufig mit den nothwendigsten Eigenschaften und Vorfällen beybei seinem BerufBeruf bekannt zu machen, theils, um das Ganze mehr übersehen zu lernen, und selbst in Absicht auf seltenereseltnere und schwerere Fälle vorbereitet zu seyn. Ausser Anm. Anmerkung Außer den oben §. 57 559. 57. Anm.Anmerkung und in der der Anweisung zur Kenntniß der besten theol. Bücher, §. 568 f.folgend angeführten Schriften, verdienen der Der patriotische Landprediger (von Reß, Johann Heinrich Joh. Johann Heinr. Reß ), Leipzig, 1779–84. inLeipzig 1779–84., 4 Stücken inStücke, gr.groß 88.; Ueber Predigerbeschäftigungen, Predigerbeschäftigungen und Predigerbetragen Predigerbetragen, von Ewald, Johann Ludwig J. L. Ewald , LemgoLemgo, 1783–89. 1783–86. bisher in 64 Heften in1783–89., gr.groß 8; die8.; Briefe zur Bildung eines Landpredigers, HofHof, 1785–90. in 3 Bänden1785. in 81785–90., 3 Bände, 8.; und das Repertorium über Pastoraltheologie und Casuistik für angehende Prediger, von Oemler, Christian Wilhelm Christ. Wilh. Oemler , JenaJena, 1786–89. 1786–88 bisher in 43 Theilen in gr.groß 8, in welchenwelchem man auch die besten neuesten Schriften über einzelne Beschäftigungen angezeigt findet, 1786–89., 4 Theile, gr. 8., nebst dem Supplementband 1801 f.folgend, wegen der großen Weitschweifigkeit des Werkes noch brauchbarer, der Loy, Johann Wilhelm J. W. Loysche Auszug aus Oemler, Christian Wilhelm Oemler's Repertorium, 2 Theile. Kemten 1805.; vorzüglich verglichen zu werden. Die neuesten Schriften sehe man im 4ten Bande der Predigerbibliothek und in Fuhrmann, Wilhelm David Fuhrmann's Handbuch der theolog. Literatur besonders für Prediger, 2ter Th.Theil 1819. ] ; 124 (c)
Kan] ; Kann (c)
haben:] ; haben, (c)
ausser] ; außer (c)
§. 75 75. ] ; § 577. (a)
75 ] ; 75. (c)
besondre bey] ; besondere bei (c)
AmtAmt] ; Amte (c)
dabey] ; dabei (c)
bey] ; bei (c)
nothwendig] ; erforderlich (c)
bey] ; bei (c)
seltenere] ; seltnere (a)
Ausser] ; (Anm.)Anmerkung Außer (c)
57 ] ; 559. (a); ; 57. (c)
der] ; der (c)
der ] ; Der (c)
Joh. ] ; Johann (c)
Leipzig, 1779–84. in] ; Leipzig 1779–84., (c)
Stücken in] ; Stücke, (c)
8] ; 8. (c)
Predigerbeschäftigungen, ] ; Predigerbeschäftigungen (c)
Predigerbetragen ] ; Predigerbetragen, (c)
Lemgo] ; Lemgo, (a)
1783–89. 1783–86. bisher in 64 Heften in] ; 1783–89., (c)
1783–89. ] ; 1783–86. (a)
6] ; 4 (a)
8; die] ; 8.; (c)
Hof] ; Hof, (a)
1785–90. in 3 Bänden1785. in 8] ; 1785–90., 3 Bände, 8. (c)
1785–90. in 3 Bänden] ; 1785. (a)
das] ; (c)
Jena] ; Jena, (a)
1786–89. 1786–88 bisher in 43 Theilen in gr.groß 8, in welchenwelchem man auch die besten neuesten Schriften über einzelne Beschäftigungen angezeigt findet,] ; 1786–89., 4 Theile, gr. 8., nebst dem 1689Supplementband 1801textgrid:251hk (f.)folgend, wegen der großen Weitschweifigkeit des Werkes noch brauchbarer, der 1690 J. W. Loysche Auszug aus Oemler's Repertorium, 2 Theile. Kemten 1805.textgrid:271f2; (c)
1786–89. ] ; 1786–88 bisher (a)
4] ; 3 (a)
welchen] ; welchem (a)
] ; Die neuesten Schriften sehe man im 16914ten Bande der Predigerbibliothek und in 1692 Fuhrmann's Handbuch der theolog. Literatur besonders für Prediger, 2ter (Th.)Theil 1819.textgrid:2546t (c)
80] ; 582 (a)
Gemeine] ; Gemeinde (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
81] ; 583 (a)
alles] ; Alles (c)
betrift] ; betrifft (c)
alles] ; Alles (c)
einem] ; Einem (c)
kan] ; kann (c)
Einem] ; einem (a)
befördern:] ; befördern, (c)
ist] ; ist; (c)
einzelne] ; einzle (a)
Vortrag] ; Vertrag (a)
andrer] ; anderer (c)
Punct] ; Punkt (c)
82] ; 584 (a)
menschlichen,] ; menschlichen (c)
beyde] ; beide (c)
fließen] ; fliessen (a)
welche] ; welche, (a)
besondre ] ; besondere (c)
welches] ; das (a)
besondre] ; besondere (c)
päbstliche ] ; päpstliche (c)
römischkatholischen] ; römisch-katholischen (c)
Päbste] ; Päpste (c)
Päbste] ; Päpste (c)
83] ; 585 (a)
andre] ; andere (c)
nemlich] ; nämlich (c)
Augspurger] ; Augsburger (c)
1555] ; 1555. (c)
beruhet] ; beruht (c)
besondre] ; besondere (c)
84] ; 586 (a)
ferne] ; fern (c)
RechteRechte,] ; Rechte (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
ich mich] ; man sich (c)
ich] ; man (c)
mir] ; (c)
brauchen] ; gebrauchen (c)
ich mich] ; man sich (c)
meines] ; seines (c)
muß:] ; muß; (c)
ich] ; (c)
bestimmen] ; bestimmt werden (c)
ich mich] ; man sich (c)
nicht,] ; nicht: (c)
meine Pflicht] ; die Pflichten selbst (c)
kan ich] ; kann man (c)
ich] ; man (c)
mache] ; macht (c)
unsre] ; unsere (c)
unsre] ; unsere (c)
frey] ; frei (c)
steht,] ; steht (a)
veräussern] ; veräußern (c)
unterlaßen] ; unterlassen (a, c)
große] ; grosse (a)
unterlaßenenunterlassenen eignen] ; unterlassenen eigenen (c)
unterlaßenen] ; unterlassenen (a)
meiner mir] ; der einem jeden (c)
schrankenlosen] ; unbeschränkten (c)
beyden] ; beiden (c)
85] ; 587 (a)
ich] ; jemand (c)
Dies] ; Dieß (c)
ich] ; er (c)
ich] ; er (c)
meinigen] ; seinigen (c)
ihre,] ; ihre (c)
veräusseren] ; veräußern (c)
mir nachzugeben] ; ihm abzutreten (c)
veräusserten] ; veräußerten (c)
unveräusserlichen,] ; unveräußerlichen (c)
ich] ; er (c)
mir] ; ihm (c)
vernachläßigte] ; vernachlässigte (c)
] ; (a)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
darf:] ; darf, (c)
vernachläßigt] ; vernachlässigt (c)
aller Absicht] ; allen diesen Absichten (a)
großen] ; grossen (a)
vernachläßigen] ; vernachlässigen (c)
Beyspiele] ; (Anm.)Anmerkung Beispiele (c)
besondre] ; besondere (c)
gebundner] ; gebundener (c)
Gemeine] ; Gemeinde (c)
bey] ; bei (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
bey] ; bei (c)
unveräusserlichen] ; unveräußerlichen (c)
86] ; 588 (a)
fließen] ; fliessen (a)
willkührlichen] ; willkürlichen (c)
dererjenigen] ; derjenigen (c)
welches] ; das (a)
hiedurch] ; hierdurch (c)
unwidersprochne] ; unwidersprochene (c)
Kraft ] ; Kraft (a)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
82 u. 83):] ; 585.): (a); ; 82. und 83.), (c)
rersLehrers ] ; Lehrers (a, c)
fließenden] ; fliessenden (a)
vernachläßigen] ; vernachlässigen (c)
andern] ; Andern (c)
ertheilen;] ; ertheilen, (a)
so fern] ; sofern (c)
äussere] ; äußere (c)
Rücksicht,] ; Rücksicht (c)
sey] ; sei (c)
sich] ; (c)
allgemeinere ] ; allgemeinere (a)
besondre ] ; besondre (a); ; besondere (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
unwiederbringlicher,] ; unwiederbringlicher (a, c)
verlorne] ; verlorene (c)
gelaßene Rechte,gelassene Rechte dahin,] ; gelassene Rechte nie, oder (c)
gelaßene Rechte,] ; gelassene Rechte (a)
vernachläßigen] ; vernachlässigen (c)
] ; (a)
überdies] ; überdieß (c)
allgemeine, geistliche, allgemeine geistliche und ] ; allgemeine geistliche und (c)
allgemeine, geistliche, ] ; allgemeine geistliche (a)
87] ; 589 (a)
Recht Rechtes ] ; Rechts (c)
kan] ; kann (c)
angenommnen] ; angenommenen (c)
sind;] ; sind, (c)
kanonischen;] ; kanonischen, (a)
Beybehaltung] ; Beibehaltung (c)
Ueber dies] ; Ueberdies (a); ; Ueberdieß (c)
Römischkatholischen] ; römisch-katholischen (c)
leben;] ; leben, (c)
eignen] ; eigenen (c)
entstehende] ; entstehenden (c)
kanonischen,] ; kanonischen (c)
nützlich] ; nützlich, (c)
besserer] ; beßrer (a)
unsrer] ; unserer (c)
römischkatholischen] ; römisch-katholischen (c)
die] ; man (a)
römischkatholischen] ; römischcatholischen (a); ; römisch-katholischen (c)
halten] ; hält (a)
Blößen] ; Blössen (a)
88] ; 590 (a)
unsrer] ; unserer (c)
seyen] ; seien (c)
verschiedene] ; verschiedenen (c)
gründen:] ; gründen, (c)
] ; (c)
heil.] ; heilige (c)
Quellen;] ; Quellen, (a)
unbefangner] ; unbefangener (c)
beyde] ; beide (c)
studiert:studiert, je] ; studiert, desto (c)
studiert:] ; studiert, (a)
Rechtsgelehrsamkeit] ; Rechtsgelahrtheit (a)
zwey] ; beiden (c)
Vieles] ; vieles (a)
89] ; 591 (a)
brauchen,] ; gebrauchen (c)
verstehn] ; verstehen (c)
Muße] ; Musse (a)
Rechtswissenschaft] ; Rechtswissenschaft (c)
dem möchten vorzüglich folgende Bücher zu empfehlen seyn] ; muß dazu die Hauptwerke benutzen (c)
für sie ] ; für sie (a)
zu seyn scheinen:] ; sind. (c)
Anm. Anmerkung Für den Anfang Anfang , in Absicht auf das protestantische deutsche und das damit verbundene allgemeine Kirchenrecht gehören dahin: Wiesenhauern, Just Karl Just Carl Wiesenhavers Karl Wiesenhaver's Grundsätze des allgemeinen und besondern Kirchen-Staatsrechts der Protestanten in Deutschland. Neue Aufl.Auflage Frankf.Deutschland, neue Aufl., Frankfurt und Leipz.Leipzig 1764. in 8. Mosheim, Johann Lorenz von Johann Lorenz von Mosheim allgemeines Kirchenrecht der Protestanten, mit Anmerkungen von Windheim, Christian Ernst von C. E. von Windheim , HelmstädtHelmstädt, 1760. in gr.groß 8. undund: 8., besonders nach der neuen trefflichen Bearbeitung von Günther, Christian August G. A. Günther , Leipzig 1800. gr.groß 8. Deutsches geistliches Staatsrecht, von Majer, Johann Christian Johann Christian Majer , Lemgo 1773. in 2 Theilen inTheile, 8. Schnaubert, Andreas Joseph A. J. Schnaubert's Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten in Deutschland, zweite Auflage, Jena 1795. gr.groß 8. (Es macht eine Abtheilung der Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten und Katholiken in Deutschland, von Schnaubert, Andreas Joseph Schnaubert , dritte Auflage, Jena 1805., aus.) Wiese, Georg Walter Vincent von G. W. V. Wiese Grundsätze des gemeinen in Deutschland üblichen Kirchenrechts, dritte Auflage, Göttingen 1805. 8., wozu als Commentar dessen Handbuch des gemeinen etc.et cetera, 3 Theile, Leipzig 1799–1804. gr.groß 8. gehört. Schon der Titel zeigt, daß er das katholische Kirchenrecht nicht übersehen habe. – Zur ausführlichern Kenntniß tiefern und vollständigern Kenntniß aber: Böhmer, Justus Henning Justi Henningii Böhmeri Jus Ecclesiasticum ProtestantiumIus ecclesiasticum protestantium, Edit.Editio 3.5. HalaeHalae, 1730. in1789., 5 Tomis in 4.Tomi, 4., und dessen JusIus parochiale, Edit.Editio 4.6. HalaeHalae, 1730. in1760. 4. Pfaff, Christoph Matthäus Christoph Matthäi Pfaffen akademische RedenErläuterungen über das sowohl allgemeine als auch deutscheteutsche protestantische Kirchenrecht, Frankf. 1747. in 4. und:Frankfurt 1753. 4., und Dasdas geistliche Recht der evangelisch-lutherischen Landesherren und ihrer Unterthanen in DeutschlandTeutschland, praktisch entworfen von Lange, Heinrich Arnold Heinrich Arnold Lang , CulmbachCulmbach, 1786. in 2 Theilen inTheile, gr.groß 8. Das gedachte böhmerische Böhmersche Kirchenrecht dient zugleich zur Kenntniß des kanonischen, so fern man es will mit dem protestantischen zu vergleichen lernenwünscht, wozu auch Schnaubert, Andreas Joseph Schnaubert und Wiese, Georg Walter Vincent von Wiese sehr dienlich sind. – Zur nähern Erkenntniß des kanonischen wäre rathsam, erstlich sich die Geschichte derselben aus Spittler, Ludwig Timotheus von Spitlers und Pertsch, Johann Georg Pertschens Geschichte (s.siehe Anweis. zur Kenntniß theol. Bücher, §. 424.) Spittler, Ludwig Timotheus von L. T. Spitler's Geschichte des kanonischen Rechts bis auf die Zeiten des falschen Pseudo-Isidor Isidorus. Halle 1778. Dr.Doctor Pertsch, Johann Georg E. G. Pertsch kurze Historie des kanonischen und Kirchenrechts. Leipzig 1783., und Planck, Gottlieb Jakob G. J. Plank's Grundriß einer Geschichte der kirchlichen Verfassung etc.et cetera Göttingen 1791. 8. bekannt zu machen,machen; alsdann ein gutes Handbuch, etwa Riegger, Paul Josef von Paulli Josephi a Riegger Institutio Jurisprudentiae EcclesiasticaeIurisprudentiae ecclesiasticae, Edit. nov.Editio nova Vindob. 1774. in1780., 4 Theilen inTheile, 8. zum Grunde zu legen, oder Böhmer, Georg Ludwig G. F. Böhmeri principia iuris canonici, speciatim iuris ecclesiastici publici et privati, quod per Germaniam obtinet. Edit.Editio 7. curavit Schoenemann, Karl Traugott Gottlob C. I. G. Schönemann . Gotting. 1802. gr.groß 8. zu lesen, und dann das Corpus JurisIuris canonici selbst, nach der böhmerschen Böhmerischen Ausgabe, HalaeHalae, 1747. gr.groß 4. zu studieren. studieren, womit Hinsichts der neuesten Zeit zu vergleichen wäre: Corpus iuris ecclesiastici Catholicorum novioris per Gemaniam. Collegit Gärtner, Corbinian C. Gaertner. Salisb. 1797. ] ; 138 (c)
Anm. Anmerkung Für den Anfang Anfang , in Absicht auf das protestantische deutsche und das damit verbundene allgemeine Kirchenrecht gehören dahin: Wiesenhauern, Just Karl Just Carl Wiesenhavers Karl Wiesenhaver's Grundsätze des allgemeinen und besondern Kirchen-Staatsrechts der Protestanten in Deutschland. Neue Aufl.Auflage Frankf.Deutschland, neue Aufl., Frankfurt und Leipz.Leipzig 1764. in 8. Mosheim, Johann Lorenz von Johann Lorenz von Mosheim allgemeines Kirchenrecht der Protestanten, mit Anmerkungen von Windheim, Christian Ernst von C. E. von Windheim , HelmstädtHelmstädt, 1760. in gr.groß 8. undund: 8., besonders nach der neuen trefflichen Bearbeitung von Günther, Christian August G. A. Günther , Leipzig 1800. gr.groß 8. Deutsches geistliches Staatsrecht, von Majer, Johann Christian Johann Christian Majer , Lemgo 1773. in 2 Theilen inTheile, 8. Schnaubert, Andreas Joseph A. J. Schnaubert's Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten in Deutschland, zweite Auflage, Jena 1795. gr.groß 8. (Es macht eine Abtheilung der Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten und Katholiken in Deutschland, von Schnaubert, Andreas Joseph Schnaubert , dritte Auflage, Jena 1805., aus.) Wiese, Georg Walter Vincent von G. W. V. Wiese Grundsätze des gemeinen in Deutschland üblichen Kirchenrechts, dritte Auflage, Göttingen 1805. 8., wozu als Commentar dessen Handbuch des gemeinen etc.et cetera, 3 Theile, Leipzig 1799–1804. gr.groß 8. gehört. Schon der Titel zeigt, daß er das katholische Kirchenrecht nicht übersehen habe. – Zur ausführlichern Kenntniß tiefern und vollständigern Kenntniß aber: Böhmer, Justus Henning Justi Henningii Böhmeri Jus Ecclesiasticum ProtestantiumIus ecclesiasticum protestantium, Edit.Editio 3.5. HalaeHalae, 1730. in1789., 5 Tomis in 4.Tomi, 4., und dessen JusIus parochiale, Edit.Editio 4.6. HalaeHalae, 1730. in1760. 4. Pfaff, Christoph Matthäus Christoph Matthäi Pfaffen akademische RedenErläuterungen über das sowohl allgemeine als auch deutscheteutsche protestantische Kirchenrecht, Frankf. 1747. in 4. und:Frankfurt 1753. 4., und Dasdas geistliche Recht der evangelisch-lutherischen Landesherren und ihrer Unterthanen in DeutschlandTeutschland, praktisch entworfen von Lange, Heinrich Arnold Heinrich Arnold Lang , CulmbachCulmbach, 1786. in 2 Theilen inTheile, gr.groß 8. ] ;

(a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Anfang] ; Anfang (c)
] ; gehören dahin (c)
Carl Wiesenhavers ] ; Karl Wiesenhaver's (c)
Deutschland. Neue Aufl.Auflage Frankf.] ; Deutschland, neue Aufl., Frankfurt (c)
Leipz.] ; Leipzig (c)
in] ; (c)
] ; mit Anmerkungen von C. E. von Windheim, (c)
Helmstädt] ; Helmstädt, (a)
in] ; (c)
8. undund: ] ; 8., besonders nach der neuen trefflichen 1701Bearbeitung von G. A. Günther, Leipzig 1800.textgrid:2543w (gr.)groß 8. (c)
und] ; und: (a)
in] ; (c)
Theilen in] ; Theile, (c)
] ; A. J. Schnaubert's Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten in Deutschland, zweite Auflage, Jena 1795.textgrid:2544f (gr.)groß 8. (Es macht 1702eine Abtheilung der Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten und Katholiken in Deutschland, von Schnaubert, dritte Auflage, Jena 1805.textgrid:2544q, aus.) G. W. V. Wiese Grundsätze des gemeinen in Deutschland üblichen Kirchenrechts, dritte Auflage, Göttingen 1805.textgrid:2545x 8., wozu als Commentar dessen Handbuch des gemeinen (etc.)et cetera, 3 Theile, Leipzig 1799–1804.textgrid:25463 (gr.)groß 8. gehört. Schon der Titel zeigt, daß er das katholische Kirchenrecht nicht übersehen habe. – (c)
ausführlichern Kenntniß] ; tiefern und vollständigern Kenntniß (c)
Jus Ecclesiasticum Protestantium] ; Ius ecclesiasticum protestantium (c)
3.] ; 5. (c)
Halae] ; Halae, (a)
1730. in] ; 1789.textgrid:25459, (c)
Tomis in 4.] ; Tomi, 4., (c)
Jus] ; Ius (c)
4.] ; 6. (c)
Halae] ; Halae, (a)
1730. in] ; 1760.textgrid:2545f (c)
akademische Reden] ; Erläuterungen (c)
deutsche] ; teutsche (a)
Frankf. 1747. in 4. und:] ; Frankfurt 1753.textgrid:25458 4., und (c)
Das] ; das (a)
Deutschland] ; Teutschland (a)
Culmbach] ; Culmbach, (a)
in] ; (c)
Theilen in] ; Theile, (c)
gedachte böhmerische ] ; Böhmersche (c)
will] ; (c)
] ; zu (c)
lernen] ; wünscht, wozu auch Schnaubert und Wiese sehr dienlich sind (c)
] ; (a)
Spittler, Ludwig Timotheus von Spitlers und Pertsch, Johann Georg Pertschens Geschichte (s.siehe Anweis. zur Kenntniß theol. Bücher, §. 424.)] ; (c)
machen,] ; machen; (c)
Jurisprudentiae Ecclesiasticae] ; Iurisprudentiae ecclesiasticae (c)
1774. in] ; 1780.textgrid:396w4, (c)
Theilen in] ; Theile, (c)
zum Grunde zu legen,] ; oder 1709 G. F. Böhmeri principia iuris canonici, speciatim iuris ecclesiastici publici et privati, quod per Germaniam obtinet. (Edit.)Editio 7. curavit C. I. G. Schönemann. Gotting. 1802.textgrid:25401 (gr.)groß 8. zu lesen, (c)
Juris] ; Iuris (a, c)
böhmerschen] ; Böhmerischen (c)
Halae] ; Halae, (a)
studieren.] ; studieren, womit Hinsichts der neuesten Zeit zu vergleichen wäre: (c)
90] ; 592 (a)
Die KenntnißKenntnisse des deutschen protestantischen Privat-KirchenrechtPrivat-Kirchenrechts, das in verschiedenen Kirchen so verschieden ist, muß jeder aus der KirchenordnungKirchenordnung seines Landes und den dazu nach und nach gekommnengekommenen Landesverordnungen schöpfen. schöpfen, welche er theils in eigenen Schriften darüber, theils in Sammlungen mehrerer Kirchenordnungen findet. Anm. Anmerkung Mehrere solche Kirchenordnungen verschiedner Provinzienverschiedener Provinzen enthält z. B.zum Beispiel Moser, Johann Jacob Joh. Jac. Mosers Moser's Corpus iuris Euangelicorumevangelicorum ecclesiastici, ZüllichauZüllichau, 1737. in zwey Quartbänden; kürzer 1737., zwei Quartbände. Kürzer und besser geordnet kankann man aber das Wichtigste aus solchen Kirchenordnungen in der Pastoraltheologie - - von Spoerl, Volckmar Daniel Volkmar Dan. Spörl , NürnbergNürnberg, 1764. in 8. übersehen. Für die preußischen die preußischen Kirchen findet man das Wesentlichste der Kirchenverordnungen beysammenbeisammen in Beckher, Wilhelm Heinrich Wilh. Heinr. Beckhers Beckher's Kirchenregistratur - - des Königreichs PreussenPreußen, der zweyten2tenzweiten vermehrten Auflage, KönigsbergKönigsberg, 1769. in 4.4., mit der Fortsetzung, 1773. Fortsetzung 1773., und in Borowski, Ludwig Ernst von Ludw. Ernst Borowski Borowski's neuemneuen preußischen Kirchenstaat, ebendaselbstebendaselbst, 1788. 4. 4., ferner: Allgemeines preußisches Kirchenrecht etc.et cetera Dortmund 1798. 8., und Bielitz, Gustav Alexander G. A. Bielitz Handbuch des preußischen Kirchenrechts. Leipzig 1818. 8. Auch Deyling, Salomon Sal. Deylingii Institutiones iurisprudentiae pastoralis, Ed.Editio 3. auctior per Küstner, Christian Wilhelm Chr. Wilh. Küstnerum , Lips. 1768. 8. enthalten auch viel Besonderes, vornemlich Specielles, vornehmlich in Rücksicht auf die sächsischen Kirchen. sächsischen Kirchen, wohin jedoch vorzüglich Kees, Jakob Friedrich J. F. Kee's Kees' Handbuch des protestantischen Kirchenrechts, nach den neuesten besonders kursächsischen Gesetzen. Leipzig 1791. 8. gehört. In Hinsicht auf die churhannöverschen Kirchen ist Schlegel, Johann Carl Fürchtegott J. C. F. Schlegel's churhannöversches Kirchenrecht, 1ster und 2ter Theil, Hannover 1801 und 1802.; in Hinsicht auf die mecklenburgschen Siggelkow, Friedrich Wilhelm Christoph( Sippelkow's ) Handbuch des mecklenburgschen Kirchen- und Pastoralrechts. 3te Aufl.Auflage, Schwerin 1797. u. a. m.und andere mehr zu empfehlen. ] ; 152 (c)
Kenntniß] ; Kenntnisse (a)
gekommnen] ; gekommenen (c)
schöpfen.] ; schöpfen, welche er theils in eigenen Schriften darüber, theils in Sammlungen mehrerer Kirchenordnungen findet. (Anm.)Anmerkung (c)
solche] ; (c)
verschiedner Provinzien] ; verschiedener Provinzen (c)
] ; (z. B.)zum Beispiel (c)
Mosers ] ; Moser's (c)
Euangelicorum] ; evangelicorum (c)
Züllichau] ; Züllichau, (a)
1737. in zwey Quartbänden; kürzer] ; 1737., zwei Quartbände. Kürzer (c)
kan] ; kann (c)
] ; aber (c)
- -] ; (c)
Nürnberg] ; Nürnberg, (a)
in] ; (c)
die preußischen] ; die preußischen (c)
beysammen] ; beisammen (c)
Beckhers ] ; Beckher's (c)
- -] ; (c)
Preussen] ; Preußen (c)
zweyten] ; 2ten (a); ; zweiten (c)
Königsberg] ; Königsberg, (a)
in 4.] ; 4., (c)
Fortsetzung, 1773. ] ; Fortsetzung 1773., (c)
] ; in (c)
Borowski ] ; Borowski's (c)
neuem] ; neuen (a)
ebendaselbst] ; ebendaselbst, (a)
4.] ; 4., ferner: 1717Allgemeines preußisches Kirchenrecht (etc.)et cetera Dortmund 1798.textgrid:2540t 8., und G. A. Bielitz Handbuch des preußischen Kirchenrechts. Leipzig 1818.textgrid:2540x 8. Auch (c)
auch] ; (c)
Besonderes, vornemlich] ; Specielles, vornehmlich (c)
sächsischen Kirchen.] ; sächsischen Kirchen, wohin jedoch vorzüglich gehört. In Hinsicht auf die churhannöverschen Kirchen ist in Hinsicht auf die mecklenburgschen (u. a. m.)und andere mehr zu empfehlen. (c)
] ;
Zusatz des Herausgebers.

Daß auch nach der Reformation in dem protestantischen Kirchenwesen nicht Alles vollkommen, und noch fortdauernd viel zu verbessern übrig geblieben ist, haben die Unbefangenen zu allen Zeiten gefühlt; und es ist daher auch, wenigstens in manchen Ländern immerfort daran gearbeitet [136] worden, so manche Ueberreste aus der katholischen Zeit wegzuschaffen, und so manchen Einrichtungen eine bessere, den Fortschritten des menschlichen Geistes und dem Bedürfniß der Zeit angemeßnere Gestalt zu geben. Daher ist auch hierin ein Land dem andern, selbst eine Provinz der andern voraus, ja sogar manche Stadt desselben Landes der andern, wenn es thätigen und exergischen Männern oder Konsistorien gelungen ist, diese und jene Verbesserung früher zu Stande zu bringen. Es ist aber auch Manches, was früherhin allgemein anerkannt und befolgt ward, nach und nach von selbst eingeschlafen, wo nicht verschwunden, weil die Zeit überhaupt einen andern Charakter angenommen hat.

Die neueste Zeit ist, aufgeregt durch die großen Begebenheiten, die wir erlebt haben, und in welchen Religion und Kirche selbst wieder mehr ein Gegenstand des allgemeinen Gesprächs und Nachdenkens geworden ist, vorzüglich fruchtbar an Vorschlägen und Versuchen gewesen, Altes umzugestalten, oder das Wankende wieder zu befestigen. Ganz besonders hat in dem Preußischen Staate die Organisation der Synodalverfassung Anlaß gegeben, und wird ihn noch ferner geben, vieles, was auf Kirchenregiment, Kirchenordnung, Kirchenzucht und Kirchenvereinigung, und über die Mittel, den Kirchen und der Religion selbst wieder aufzuhelfen, Beziehung hat, zur Sprache zu bringen. Es sind auch schon vorläufig manche Vorschläge dazu erschienen, welche, nachdem sie mehr oder minder in einem hierarchischen oder in einem liberalen Geiste geschrieben waren, auch mehr oder minder Widerspruch gefunden haben. Besonders verdienen von der einen oder der andern Seite beachtet zu werden:

  • [137] 1721 D. Schuderof's Grundzüge zur evangelisch-protestantischen Kirchenverfassung zu einem neuen evangelischen Kirchenrecht. Leipzig 1817.textgrid:2542r
  • J. C. [Greiling], Hieropolis über das Verhältniß des Staats und der Kirche. Magdeburg 1802.textgrid:2542p
  • 1722 H. Stephani absolute Einheit des Staats und der Kirche. Magdeburg 1812.textgrid:2542k
  • 1723Versuch einer zweckmäßigen Verfassung der protestantischen Prediger mit Rücksicht auf das Herzogthum Berg. Düsseldorf 1807.textgrid:2542j
  • 1724 J. C. Greiling über die Urverfassung der apostolischen Christengemeinden, und biblischen Winke für die evangelischen Synoden. Halle 1819.textgrid:2542c

und ganz vorzüglich:

  • J. C. Spieß Versuch einer protestantischen Kirchenordnung nach den Bedürfnissen unserer Zeit. Duisburg 1808.textgrid:25428

1725Die im Jahr 1818. den Synoden des (Preuß.)Preußisch Staats zur Prüfung übergebene Anleitung zum Entwurf der Kirchenordnung, wird unstreitig noch immer mehr Anlaß zu gründlichen Erörterungen dieser nicht leichten Aufgabe an die Hand geben.

(c)
allgemeinen] ; allgemeinern (a)
einen] ; einem (c)
kan] ; kann (a, c)
91] ; 593 (a)
Bey] ; Bei (c)
bey] ; bei (c)
zwey] ; zwei (c)
zwey PunctenPunkten ] ; zwei Punkten (c)
Puncten] ; Punkten (a)
ich] ; er (c)
habe] ; hat (c)
Hernach: Bin ich] ; Sodann: Ist er auch (c)
dies] ; dieß (c)
kan] ; kann (c)
werde ich] ; kann er (c)
] ; werden (c)
derselben,] ; derselben (a)
das] ; daß (c)
einzusehn] ; ein[139]zusehen (c)
zweyte] ; zweite (c)
92] ; 594 (a)
Denn,] ; Denn (c)
ich] ; er (c)
meiner] ; seiner (c)
ich] ; er (c)
Hoffnung] ; Hoffnung, (c)
meiner] ; seiner (c)
ich] ; er (c)
mir] ; sich (c)
ich] ; er (c)
könnte:] ; könnte? (a)
mich ] ; ihn selbst (c)
ich] ; ich, (a); ; er (c)
ich] ; er (c)
meines] ; seines (c)
Gleichgültigkeit, erfüllete] ; Gleichgültigkeit erfüllte (c)
mir alles] ; ihn Alles (c)
mir] ; ihm (c)
Sclavenarbeit] ; Sklavenarbeit (c)
ich] ; er (c)
ich] ; er (c)
ich] ; er (c)
] ; (a)
Andre ] ; Andere (c)
mir] ; dem (c)
wenn ich bedenke:] ; der bedenkt, (c)
ich] ; er (c)
mich] ; ihn (c)
mir] ; ihm (c)
mich] ; ihn vielleicht (c)
mich] ; (c)
ich] ; er (c)
meine] ; seine (c)
gebührenden] ; gebührendem (c)
ich] ; er (c)
großen] ; grossen (a)
fiele;] ; fiele, (a, c)
haben? Wie] ; haben? – wie (c)
mein] ; sein (c)
mir] ; ihm (c)
süße] ; süsse (a)
rauben?] ; rauben! (c)
93] ; 595 (a)
BerufBeruf] ; Berufe (c)
darinn] ; darin (c)
sey;] ; sei, (c)
untersuchen:] ; untersuchen, (c)
sey] ; sei (c)
Hernach ] ; Sodann (c)
bey diesendiesem ] ; bei diesem (c)
diesen] ; diesem (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
kan] ; kann (c)
mancherley] ; mancherlei (c)
hat;] ; hat: (c)
wenige] ; Wenige (c)
wählen; –] ; wählen, (a)
Umfang] ; Umfange (c)
] ; (a)
äusserlichen Reitz] ; äußerlichen Reitze (c)
] ; (a)
bey] ; bei (c)
] ; (a)
SchulenSchulen,] ; Schulen (c)
bey] ; bei (c)
etwa nach der Meinecke, Johann Heinrich Friedrich Meineckschen Synopsis eruditionis vniuersae vuiuersaevniuersae (§. 255),] ; ja eine recht zweckmäßige Schulencyklopädie (c)
vniuersae] ; [vniuersae] (a)
] ; (§. 255) (a)
bey] ; bei (c)
eignes] ; eigenes (c)
Werth äusserlicher] ; Werthe äußerlicher (c)
verschiedner] ; verschiedener (c)
beybringen] ; beibringen (c)
sie,] ; sie (c)
alles] ; Alles (c)
schätzen] ; schätzen, (a)
bey] ; bei (c)
besondre] ; besondere (c)
Versuche,] ; Versuche (a)
besondre] ; besondere (c)
] ; Von den (c)
94] ; 596 (a)
in weiterm] ; im weitern (c)
nöthigen] ; nöthige (a)
gehörige] ; gehörigen (c)
Fleisse] ; Fleiße (c)
zweyten] ; zweiten (c)
beyden] ; beiden (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
hieher] ; hierher (c)
äusserliche ] ; äußerliche (c)
bey] ; bei (c)
äussere] ; äußere (c)
mehrere Möglichkeit] ; größere Wahrscheinlichkeit (c)
unsrer Fähigkeiten,] ; unserer Fähigkeiten (c)
großen] ; grossen (a)
Indessen] ; Indeß (a)
wählten] ; wählen (a)
andre] ; andere (c)
ließen] ; lassen (a)
letztre] ; letztere (c)
seyn] ; seyen (c)
bey] ; bei (c)
würden] ; (c)
unsrer] ; unserer (c)
] ; würden (c)
Ausser] ; Außer (c)
zwey] ; beiden (c)
Verlust] ; Verluste (c)
größeste] ; grösseste (a); ; größte (c)
niemand] ; niemanden (c)
freylich] ; freilich (c)
seinem] ; seinen (c)
Art. Aber] ; Art; aber (c)
Fleiß] ; Fleiße (c)
Verleugnung] ; Verläugnung (c)
laßen] ; lassen (a, c)
verlaßen] ; verlassen (a, c)
95] ; 597 (a)
einige] ; Einige (c)
Kopf Kopf,] ; Kopf (a)
Gabe] ; Gabe, (c)
auszudrucken ] ; auszudrücken (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
treflichen] ; trefflichen (c)
Garve Garve , Leipzig] ; Garve, Leipzig, (a)
Garve ] ; Garve, (c)
1779, in Octav,] ; 1779. 8. (c)
flgg.folgende ] ; (f.)folgend (c)
Beruf] ; Berufe (c)
größer] ; grösser (a)
zusammengesetzter] ; zusammengesetzter, (a)
kan] ; kann (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
ausserordentliche Menschen] ; außerordentliche Talente (c)
und] ; ja (c)
große] ; grosse (a)
einfachen] ; beengten (c)
bey] ; bei (c)
im hohen] ; in hohem (c)
von Fähigkeit wozu] ; der seinigen (c)
derjenigen] ; der (a)
sind] ; ist (c)
entsprechende] ; entsprechenden (c)
habe,] ; habe (a)
96] ; 598 (a)
äusserlich] ; äußerlich (c)
sey] ; sei (c)
unsrer eignen] ; unserer eigenen (c)
empfinden] ; empfinden, (a, c)
kan] ; kann (c)
unsre] ; unsere (c)
dieser Kraft] ; des Empfindungsvermögens (c)
daraus abnehmen: –] ; am sichersten [in] folgenden Merkmalen erkennen: – 1) (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
Neues] ; Neues, (c)
kan; –] ; kann; 2) (c)
sey] ; sei (c)
leite; –] ; leite; 3) (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
alles] ; Alles (c)
bey] ; bei (c)
ist; –] ; ist; 4) (c)
bey] ; bei (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
sey] ; sei (c)
kan; –] ; kann; 5) wenn (c)
, wenn] ; (c)
dabey] ; dabei (c)
ersetzen; –] ; ersetzen; 6) (c)
kan] ; kann (c)
habe; –] ; habe; 7) (c)
dies] ; dieß (c)
von] ; (a)
] ; 8) (c)
werden; obgleich dabey] ; werden. Obgleich dabei (c)
worinn] ; worin (c)
mit wirken; denn] ; mitwirken; so beweiset (c)
beweiset,] ; doch auch (c)
Fähigkeit] ; Fähigkeit, (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
diese glückliche Empfindung] ; ein solches glückliches Empfindungsvermögen (c)
bey] ; bei (c)
sehr] ; es (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
andrer] ; Anderer (c)
bey] ; bei (c)
unsrer] ; unserer (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
sonst] ; (a)
alles] ; Alles (c)
sey] ; sei (c)
97] ; 599 (a)
kan] ; kann (c)
wobey] ; wobei (c)
Lernen,] ; Lernen (c)
NachdenkenNachdenken,] ; Nachdenken (c)
] ; (a)
Letztere ] ; Letztere (a)
unsrer] ; unserer (c)
Zuverläßigkeit] ; Zuverlässigkeit (c)
alles] ; Alles (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
thöricht:] ; thöricht, (a, c)
schließen] ; schliessen (a)
worden] ; geworden (c)
beyden] ; beiden (c)
her.] ; her, und werden durch die Beispiele so vieler trefflichen und geistvollen Gelehrten, die ein vorzüglich bewundernswürdiges Gedächtniß hatten, widerlegt. (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
aufbehält] ; aufhebt (a)
besondre] ; beson[148]dere (c)
§en] ; §. (c)
mechanischen] ; mechanischem (c)
] ; {Dagegen ist die Anwendung einer künstlichen Mnemonik oder Gedächtnißkunst ein ganz vergebliches Beginnen. ( (S.)Siehe 1734 Niemeyer's Grundsätze der Erziehung, 1ster Theil, (S.)Seite 489 der 2ten Ausgabetextgrid:2542v.)} (c)
98] ; 600 (a)
zusammenfließen] ; zusammenfliessen (a)
so ferne] ; sofern (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
bloße] ; blosse (a)
zusammenstellt.zusammenstellt, ] ; zusammenstellt, (a, c)
zuverläßiger ] ; zuverlässiger (c)
sie. Je] ; sie; je (a)
beysammen] ; beisammen (c)
kan] ; kann (c)
fruchtbarer ] ; fruchtbarer (a)
sie. Je] ; sie; je (a)
EmpfinduugenEmpfindungen ] ; Empfindungen (a, c)
besondre] ; besondere (c)
derselben] ; derselben, (c)
beymischen] ; beimischen (c)
lebhafter ] ; lebhafter (a)
99] ; 601 (a)
Vortrag] ; Vertrag (a)
Andre] ; Andere (c)
größre] ; größere (c)
kirchlichen Willkühr] ; kirchliche Willkür (c)
bey] ; bei (c)
großen] ; grossen (a)
Kraft] ; Imagination (a)
100] ; 602 (a)
jemanden] ; jemandem (a, c)
EinbildungskraftEinbildungskraft] ; Einbildungskraft (c)
96 598 ) bey] ; 96.) bei (c)
96 ] ; 598 (a)
ehemaliger] ; ehemalige (a)
trocknen] ; trockenen (c)
Zusammenhang] ; Zusammensetzen (a); ; Zusammenhange (c)
bey] ; bei (c)
entdecken. –] ; entdecken. 1) (c)
nemlich] ; nämlich (c)
Darstellung] ; Einbildung (a)
Bekannten,] ; Bekannten (a, c)
Form,) liegt. –] ; Form) liegt. 2) (c)
empfehlen. –] ; empfehlen. 3) (c)
allem] ; Allem (c)
wirkt. – Oeftre] ; wirkt. 4) Oeftere (c)
bey] ; bei (c)
laßen] ; lassen (a, c)
charakterisiren. –] ; charakterisiren. 5) (c)
bloßen] ; blossen (a)
bloßen] ; blossen (a)
Veranlaßung] ; Veranlassung (a, c)
werden,] ; werden, – (a)
beyden] ; beiden (c)
einem] ; Einem (c)
101] ; 603 (a)
unsrer] ; unserer (c)
] ; aber (c)
] ; (c)
bey] ; 1) bei (c)
einzelnen] ; einzeln (a)
Gange] ; Gange, (a)
] ; (c)
] ; 2) (c)
Handlungen] ; Handlungen, (a)
beyde] ; beide (c)
] ; (c)
] ; 3) (c)
eintrift] ; eintrifft (c)
bey] ; bei (c)
Lauf] ; Laufe (c)
hätten;] ; hätten; – (a)
überhaupt, – ] ; überhaupt, 4) (c)
] ; (a)
unserer] ; einer (a)
aufgelöset] ; aufgelöst (a)
erscheinet] ; erscheint (c)
102] ; 604 (a)
kan, wobey] ; kann, wobei (c)
Freylich] ; Freilich (c)
einzelner] ; einzler (a)
das] ; daß (a, c)
genennetgenannt (§. 77 77. ] ; genennet – (§ 579. (a)
genennet] ; genannt (c)
77 ] ; 77. (c)
nemlich] ; nämlich (c)
Wahrnehmungen] ; Wahrnehmung (a)
verrichtet] ; [verrichtet] (a)
den] ; dem (a, c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
einerley] ; einerlei (c)
bey] ; bei (c)
Unterschiedne] ; Unterschiedene (c)
103] ; 605 (a)
Allgemeinere,] ; Allgemeinere (a)
kan] ; kann (c)
empfinden,] ; empfinden (a)
merken,] ; merken (c)
bey] ; bei (c)
ausfündig] ; ausfindig (c)
ZusammenhangZusammenhang] ; Zusammenhange (c)
betrachten,] ; betrachten (c)
bey] ; bei (c)
Einzelnen] ; Einzeln (a)
eigne] ; eigene (c)
kan] ; kann (c)
104] ; 606 (a)
102):] ; 604): (a); ; 102.), (c)
kan] ; kann (c)
100 ] ; 602. (a); ; 100. (c)
103 ] ; 605. (a); ; 103. (c)
kan] ; kann (c)
besondre] ; besondere (c)
Entschließung] ; Entschliessung (a)
] ; (§. 264. (Anm.)Anmerkung 3.) (a)
besondre] ; besondre, (a); ; besondere (c)
Gegenstande] ; Gegenstand (c)
kan] ; kann (c)
105] ; 607 (a)
(§. 102 102. )] ; (a)
102 ] ; 102. (c)
vornemlich bey] ; vornehmlich bei (c)
] ; (c)
alles] ; Alles (c)
erwegen] ; erwägen (c)
classificiren] ; claßificiren (a)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
Anm. Anmerkung Es wäre überflüßigüberflüssig, die vorzügliche Nothwendigkeit des Verstandes beybei dem Studium und der Anwendung der Theologie darzuthun, oder diejenigediejenigen Theile derselben, wo er besonders sich zeigen muß, anzugeben. – Es scheint eben so überflüßigüberflüssig, von dem Witz, Scharfsinn, Geschmack und Genie, oder der Nothwendigkeit dieser Fähigkeiten, besonders zu reden. Denn Witz Witz (im weitern Verstande) oder das Vermögen, die Aehnlichkeit Aehnlichkeit , und Scharfsinn Scharfsinn, oder das Vermögen, die Verschiedenheit Verschiedenheit der Dinge, sinnlich oder deutlich,deutlich zu erkennen, erfordert eben sowohl Einbildungskraft als Verstand,Verstand; der Witz mehr jene, der Scharfsinn mehr diese. HienachHiernach und durch Vergleichung dessen, was bisher von den Kennzeichen der Einbildungskraft und des Verstandes gesagt worden, kankann man bald von selbst finden, ob und wie weit uns gedachte Fähigkeiten zu Theil wordengeworden sind. – Eben diesdieß gilt in seiner Art von dem Geschmack Geschmack und dem Genie Genie im engern Verstande (Theil 1. §.)(§. 270). Das Letztereletztere bildet den eigentlichen Erfinder. Weil aber unter mehrern Fähigkeiten doch beybei jedem, der sie besitzt, eine am meisten hervorsticht, und diese von den übrigen nur unterstützt wird, auch jeder, unter den verschiednenverschiedenen Gegenständen der Wissenschaften, zu Einem mehr aufgelegt und geneigt ist,ist sich damit zu beschäftigen, als mit einem Andern:andern:Andern; so entstehen daher verschiedneverschiedene Arten des Genie's, Genie's: ein exegetisches z. B.zum Beispiel dichterisches z. B., ein historisches, ein speculatives, praktisches u. d. gl.und dergleichen u. dgl.und dergleichen , die ein jeder, wer Genie hat, bald an sich erkennen, und sehen wird, welche Arten von Wissenschaften er vorzüglich treiben sollte. – S.Siehe mit mehrern den Versuch über den Geschmack, von Alexander Gerard, Alexander Gerard , (übersetzt) Gerard (übersetzt), Breslau 1766. in 8., und Ebendesselben Versuch über das Genie, (übers.) Leipz. Genie (übersetzt), Leipzig 1766. in 8. {Die neuen Psychologen weichen zwar in dem Audruck, und selbst den Erklärungen mehrerer in den nächst vorhergehenden §§. erörterten Begriffe von den Seelenvermögen ab; indeß harmoniren sie doch in der Hauptsache, und eine Vergleichung der Ansichten würde theils zu weit führen, theils außer dem Plan dieser Schrift liegen, die vielleicht hier schon selbst zu sehr in ein fremdes Feld übergegangen ist. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 177 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
überflüßig] ; überflüssig (c)
bey] ; bei (c)
diejenige] ; diejenigen (c)
überflüßig] ; überflüssig (c)
Aehnlichkeit] ; Aehnlichkeit (c)
Verschiedenheit] ; Verschiedenheit (c)
deutlich,] ; deutlich (c)
Verstand,] ; Verstand; (c)
Hienach] ; Hiernach (c)
kan] ; kann (c)
worden] ; geworden (c)
dies] ; dieß (c)
(Theil 1. §.)] ; (§. 270) (a); ; (c)
Letztere] ; letztere (a)
bey] ; bei (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
ist,] ; ist (a)
Andern:] ; andern: (a); ; Andern; (c)
verschiedne] ; verschiedene (c)
Genie's,] ; Genie's: (c)
exegetisches z. B.zum Beispiel ] ; dichterisches z. B., (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
Gerard , (übersetzt)] ; Gerard (übersetzt), (c)
in] ; (c)
Genie, (übers.) Leipz.] ; Genie (übersetzt), Leipzig (c)
in] ; (c)
] ; {Die neuen Psychologen weichen zwar in dem Audruck, und selbst den Erklärungen mehrerer in den nächst vorhergehenden §§. erörterten Begriffe von den Seelenvermögen ab; indeß harmoniren sie doch in der Hauptsache, und eine Vergleichung der Ansichten würde theils zu weit führen, theils außer dem Plan dieser Schrift liegen, die vielleicht hier schon selbst zu sehr in ein fremdes Feld übergegangen ist. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
106] ; 608 (a)
95 597. Anm.Anmerkung):] ; 95. Anm.), (c)
95 ] ; 597. (a)
Vieles] ; vieles (a)
hiebey] ; hierbei (c)
sey] ; sei (c)
innre] ; innere (c)
äussern] ; äußern (c)
bloßen] ; blossen (a)
ist] ; ists (a)
ausser] ; außer (c)
verschnittnen] ; verschnittenen (c)
äusserlicher] ; äußerlicher (c)
] ; (§. 206. (Anm.)Anmerkung) (a)
liest] ; lieset (c)
kan] ; kann (c)
Andrer] ; Anderer (c)
Gelehrsamkeit] ; Gelehrsamkeit (c)
eignen] ; eigenen (c)
ihn] ; ihm (a)
den] ; (a)
bey] ; bei (c)
ausserordentlichen] ; außerordentlichen (c)
Anm. Anmerkung Hat er mehr Fähigkeiten oder Kenntnisse, als er gerade in seinem engern Kreise braucht:gebraucht, so nutze er sie so gut als er kan,kann; nur nicht mit VernachläßigungVernachlässigung und zum Nachtheil der Pflichten seines besondern Berufs. Er vergesse insbesondreinsbesondere nie, sich mit den Hülfsmitteln und besonders Schriften bekannt zu machen, wodurch er, wenn er in einen weitumfassendern Kreis versetzt wird, das nachholen könne, was ihm, diesen würdig zu bestreiten, nöthig seyn möchte. {Die Zweifel, ob man nicht von dem praktischen Religionslehrer viel zu viel fordere, fällt weg, sobald man ihn nur in seiner doppelten Qualität betrachtet, 1) als Volkslehrer, wozu er in der That weit weniger nöthig hat, als er auf Universitäten lernt und treibt, und 2) als Mitglied des Gelehrtenstandes. Als solchem liegen ihm doch die theologischen und angränzenden Kenntnisse am nächsten, und er gewinnt an Achtung in dem geselligen Kreise, und, was noch viel wichtiger ist, er gewinnt an Selbstgenuß, wenn er ein viel ausgebreiteteres Wissen hat, als er gerade für das Amt nöthig hätte. Dasselbe ist ja auch der Fall bei andern Geschäftsmännern, die für das bloße Geschäft mit sehr Wenigem ausreichen könnten, aber die man um so höher achtet, je mehr sie über das Nothwendige hinaus wissen, und nicht bloß handwerksmäßige Routiniers sind. A. d. H.Anmerkung des Herausgebers} ] ; 182 (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
] ; gerade (c)
braucht:] ; gebraucht, (c)
kan,] ; kann; (c)
Vernachläßigung] ; Vernachlässigung (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
] ; {Die Zweifel, ob man nicht von dem praktischen Religionslehrer viel zu viel fordere, fällt weg, sobald man ihn nur in seiner doppelten Qualität betrachtet, 1) als Volkslehrer, wozu er in der That weit weniger nöthig hat, als er auf Universitäten lernt und treibt, und 2) als Mitglied des Gelehrtenstandes. Als solchem liegen ihm doch die theologischen und angränzenden Kenntnisse am nächsten, [158] und er gewinnt an Achtung in dem geselligen Kreise, und, was noch viel wichtiger ist, er gewinnt an Selbstgenuß, wenn er ein viel ausgebreiteteres Wissen hat, als er gerade für das Amt nöthig hätte. Dasselbe ist ja auch der Fall bei andern Geschäftsmännern, die für das bloße Geschäft mit sehr Wenigem ausreichen könnten, aber die man um so höher achtet, je mehr sie über das Nothwendige hinaus wissen, und nicht bloß handwerksmäßige Routiniers sind. (A. d. H.)Anmerkung des Herausgebers} (c)
107] ; 609 (a)
Gemeine] ; Gemeinde (c)
gelehrtern] ; Gelehrten (a)
freylich] ; freilich (c)
müsse,] ; müsse: (c)
diesem Buche] ; dieser Schrift (c)
diediese Classe] ; diese Klasse (c)
die] ; diese (a)
108] ; 610 (a)
bey] ; bei (c)
Ergreiffung] ; Ergreifung (a, c)
95 ] ; 597. (a); ; 95. (c)
des Körpers] ; desselben (c)
großen] ; grossen (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
in äusserlichem] ; im äusserlichen (a); ; im äußerlichen (c)
freyen] ; freien (c)
bey] ; bei (c)
Körpers,] ; Körpers (a)
Umständen,] ; Umständen (a, c)
sey] ; sei (c)
unsrer] ; unserer (c)
Seelenkräfte,] ; Seelenkräfte (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Gelehrten] ; Gelehrten, (c)
Leipz.] ; Leipzig, (a); ; Leipzig (c)
in 8.] ; 8., (c)
Tisso'ts Tissot's ] ; Tissot's (c)
medicinischenmedicinischen, praktischen] ; medicinisch-praktischem (c)
medicinischen] ; medicinischen, (a)
Leipz.] ; Leipzig (c)
in 88. ] ; 8. (c)
8] ; 8. (a)
- -] ; (c)
, Nürnb.Nürnberg 1777. in gr.groß 88. ] ; (a)
Nürnb.] ; Nürnberg (c)
in] ; (c)
8] ; 8. (c)
Franz ),] ; Franz) (a)
zweyte Aufl.Auflage Leipzig,Leipzig ] ; zweite Aufl., Leipzig (c)
Leipzig,] ; Leipzig (a)
in 8.] ; 8., 1747 J. H. Förders über die menschliche Natur – zur Beherzigung junger Studierenden, 2 Bände, Leipzig 1797.,textgrid:2543m (c)
überflüßig] ; überflüssig (c)
109] ; 611 (a)
auszudrucken ] ; auszudrücken (a, c)
95 ] ; 597. (a); ; 95. (c)
bey] ; bei (c)
Theil 1.] ; (a)
59 flgg.folgende ] ; 59. (f.)folgend (c)
unsrer] ; unserer (c)
braucht] ; gebraucht (c)
sind:] ; sind; (c)
kan] ; kann (c)
schließen] ; schliessen (a)
Kan] ; Kann (c)
sey] ; sei (c)
sey] ; sei (c)
sey] ; sei (c)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
schließen:] ; schliessen, (a)
bey] ; bei (c)
acht] ; Acht (c)
wohl geschriebene] ; wohlgeschriebene (c)
beyde] ; beide (c)
nachher] ; nachher, (c)
frey] ; frei (c)
eignen] ; eigenen (c)
eigne] ; eigenen (c)
laße] ; lasse (a, c)
worin] ; worinn (a)
sey] ; sei (c)
seyn] ; sind (a); ; seien (c)
Alsdann] ; alsdann (c)
sey] ; sei (c)
110] ; 612 (a)
sollen:] ; sollen, (c)
Gemüthsfassung Gemüthsfassung ] ; Gemüthsfassung, (c)
Charakter Charakters ] ; Characters (a)
94 ] ; 596 (a); ; 94. (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
kan] ; kann (c)
Sache] ; Sache, (c)
dies] ; dieß (c)
kan] ; kann (c)
bey jemanden] ; bei jemandem (c)
Andre] ; Andere (c)
] ; (c)
unparteyischunparteyischen] ; unparteiischen (c)
bey] ; bei (c)
unsre] ; unsere (c)
Prüfung] ; Verwerfung (c)
Wäre dir] ; Wäre – so frage sich jeder selbst – mir (c)
dir] ; mir (c)
deinem] ; mei[162]nem (c)
entbehrtest du] ; entbehrte ich (c)
dir] ; mir (c)
deine ] ; meine (c)
würdest du] ; würde ich (c)
bey] ; bei (c)
dich] ; mich (c)
du] ; ich (c)
bey] ; bei (c)
fändest? Bist du] ; fände? Bin ich (c)
dir] ; mir (c)
bey dir] ; bei mir (c)
du] ; ich (c)
einer Sache entscheidest, dies] ; einen Streitpunkt entscheide, dieß (c)
du liebest] ; ich liebe (c)
achtest] ; achte (c)
du hassest] ; ich hasse (c)
verachtest] ; verachte (c)
KanstKannst du] ; Kann ich (c)
Kanst] ; Kannst (a)
siehst du] ; sehe ich (c)
forderst] ; fordere (c)
dich] ; mich (c)
Wenn] ; Erkennst (a)
du] ; ich (c)
erkennst, benutzest du] ; erkenne, benutze ich (c)
erkennst] ; (a)
gleichwohl alsdann] ; alsdenn (a)
darinn] ; darin (c)
deine] ; meine (c)
kleine] ; nähere (c)
dir's] ; mir's (c)
du] ; ich (c)
hast] ; habe (c)
Siehst du] ; Sehe ich (c)
Andre] ; Andere (c)
dein] ; mein (c)
dir] ; mir (c)
annehmen, legst du] ; annehmen? Legte ich (c)
dein] ; mein (c)
wirken? Dies] ; wirken? – Dieß (c)
du sehen kanstkannst ] ; jeder erkennen kann (c)
kanst] ; kannst (a)
du] ; er (c)
hast] ; habe (c)
, oder nicht] ; (a)
] ; 188 (c)
111] ; 613 (a)
andre] ; andere (c)
großen] ; grossen (a)
bey] ; bei (c)
großen] ; grossen (a)
insbesondre] ; insbesondere (c)
Andre] ; Andere (a, c)
eignen] ; eigenen (c)
110 ] ; 612. (a); ; 110. (c)
Wenn du] ; Wer (c)
denkst] ; denkt (c)
Andrer] ; Anderer (c)
hörst,] ; hörst (a); ; hört, (c)
läßestlässest; wenn du] ; läßt; wer (c)
läßest] ; lässest (a)
dich annimmst; wenn du dich schämst] ; sich annimmt; wer sich schämt (c)
wenn du] ; wer (c)
bist; wenn du] ; ist; wer (c)
dir] ; sich (c)
Spöttereyen] ; Spöttereien (c)
Hohn, erlaubst; wenn du] ; Hohn erlaubt; wer (c)
verstehen,] ; verstehen (c)
glaubst] ; glaubt (c)
Andre] ; An[166]dere (c)
suchst] ; sucht (c)
du] ; er (c)
bist] ; ist (c)
wenn du] ; wer (c)
lernest] ; lernt (c)
lehrest;] ; lehrt, (c)
du] ; er (c)
lehrreichen,] ; lehrreichen (a)
beschäftigtem,] ; beschäftigten (c)
dergleichen Buche, zurückkommst] ; einem Buche der Art zurückkommt (c)
dich] ; sich (c)
deine] ; seine (c)
weiß: – so bist du] ; weiß! – da ist er (c)
der Bescheidenheit] ; dieser Bescheidenheit (c)
112] ; 614 (a)
kan] ; kann (c)
verschiedenen] ; verschiednen (a)
besondre] ; besondere (c)
] ; (a)
dabey] ; dabei (c)
] ; (a)
ermüdete,] ; ermüdete (c)
] ; (a)
zweyten] ; [zweyten] (a); ; zweiten (c)
Verstande,] ; Verstande (c)
sey] ; sei (c)
gemacht,)] ; gemacht), (c)
Indüstrie Indüstrie ] ; Industrie (c)
letztre] ; Letztere (c)
] ; (a)
Unverdrossenheit Unverdrossenheit. Oder] ; Unverdrossenheit; oder (a)
erste ] ; erste (a)
zweyte ] ; zweyte (a); ; zweite (c)
dritte mehr] ; dritte (a)
113] ; 615 (a)
FleißFleiß] ; Fleiß (c)
GenieGenie] ; Genie (c)
verlaßen] ; verlassen (a, c)
bey] ; bei (c)
alles] ; Alles (c)
bloßen] ; blossen (a)
kan] ; kann (c)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
kan] ; (a); ; kann (c)
kan] ; kann (c)
bloßen] ; blossen (a)
vollkommenes] ; vollkommnes (a)
gelingt:] ; gelingt, (c)
beynahe] ; beinahe (c)
Fleißes] ; Fleisses (a)
prüfen,] ; prüfen, – (a)
sey] ; sei (c)
kan] ; kann (c)
sey] ; sei (c)
laßen] ; lassen (a, c)
114] ; 616 (a)
unsrer] ; unserer (c)
Geschäfte] ; Geschäfte, (c)
Verwirrungen,] ; Verwirrungen (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
Andre] ; Andere (c)
dabey muß] ; dabei (c)
] ; muß (c)
115] ; 617 (a)
] ; alle (a)
andre] ; andere (c)
darinn] ; darin (a, c)
kan] ; kann (c)
seinen] ; seinem (c)
bey] ; bei (c)
Andre] ; Andere (c)
habe,] ; habe (c)
interessiren] ; intereßiren (a)
kan] ; kann (c)
mich] ; mich – so darf man sich nur fragen – (c)
alles] ; Alles (c)
alles] ; Alles (c)
ausser] ; außer (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
größeres] ; grösseres (a)
äusserliche] ; äußerliche (c)
bey] ; bei (c)
Geschäfte] ; Geschäften (a)
bey] ; bei (c)
darinn] ; darin (c)
] ; sie selbst (c)
die Religion] ; (c)
bey] ; bei (c)
Dies] ; Dieß (c)
ohngefähr] ; ungefähr (c)
116] ; 618 (a)
Endlich ist] ; Wie dürfte aber endlich dem, der sich ganz und vorzüglich zum Lehrer der Religion bilden will, (c)
eine nothwendige] ; fehlen, oder nicht gerade für die nothwendigste (c)
desjenigen, der sich ganz und vorzüglich zum Lehrer der Religion bilden will.] ; gehalten werden? (c)
] ; (a)
praktischpraktisch] ; praktisch (c)
befördern. Wie] ; befördern; wie (a)
unsre] ; unsere (c)
unsre] ; unsere (c)
Wie,] ; wie (a)
unsrer] ; unserer (c)
unsrer] ; unserer (c)
eignen] ; eigenen (c)
Wie] ; wie (a)
eigner] ; eigener (c)
Wie] ; wie (a)
so gar] ; sogar (c)
bloße] ; blosse (a)
eigne] ; eigene (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
Wie] ; wie (a)
] ; (a)
bey] ; bei (c)
unsre] ; unsere (c)
unsre] ; unsere (c)
ist] ; ist: (c)
§en] ; §§. (c)
] ; 190 191 (c)
Zweyter] ; Zweiter (c)
einen] ; einem (c)
kan] ; kann (c)
117] ; 619 (a)
gleich] ; zugleich (a)
unsre] ; unsere (c)
worinn] ; worin (c)
, sollen] ; (c)
] ; sollen (c)
andre] ; andere (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
ließen] ; liessen (a)
zwey] ; zwei (c)
Stücken; erstlich darinn] ; Stücken: erstlich darin (c)
hernach] ; sodann (c)
selbst ] ; selbst (a)
Ueberlegung Ueberlegung,] ; Ueberlegung (a); ; Ueberlegung (c)
ihm] ; ihn (c)
kan] ; kann (c)
allerley] ; von allerlei (c)
118] ; 620 (a)
höhern] ; höhern (c)
unsrer] ; unserer (c)
Universitäten Universitäten,] ; Universitäten (a); ; Universitäten (c)
Seminarien Seminarien ] ; Seminarien, (a)
besondre Classe] ; besondere Klasse (c)
besondere] ; besondre (a)
eignen] ; eigenen (c)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
einschränken,] ; einschränken. (c)
Und zwar nur,] ; (Anm.)Anmerkung Nur (c)
Studierende] ; Studierende (c)
Religion,] ; Religion (c)
könnenkönnen, kann hier davon gehandelt werden. Von] ; können; von (a)
können] ; können, kann hier davon gehandelt werden (c)
] ; außer den Schriften von (c)
Deutschland,] ; Deutschland (c)
J. D. Michaelis J. D. Michaelis ,) Frft.] ; J. D. Michaelis), Frankfurt (c)
J. D. Michaelis ] ; J. D. Michaelis (a)
Leipz. 1768–76. in] ; Leipzig 1768–76., (c)
Theilen in] ; Theile, (c)
bey] ; bei (c)
Akademische] ; akademische (a)
Nürnberg] ; Nürnberg, (a)
in] ; (c)
mehrern] ; mehreren (c)
119] ; 621 (a)
mancherley] ; mancherlei (c)
Andre] ; Andere (c)
] ; (a)
] ; (a)
alles] ; Alles (c)
] ; (a)
einzelnen] ; einzlen (a)
sey] ; sei (c)
besser,] ; besser (a)
sey] ; sei (c)
große] ; grosse (a)
unbefangnen] ; unbefangenen (c)
Vorausgesetzt, wenn] ; Nun wird dabei vorausgesetzt, daß (c)
bey] ; bei (c)
Einrichtung,] ; Einrichtung (a)
Eine] ; manche (c)
] ; doch (c)
andre doch] ; andere (c)
und vorausgesetzt] ; deßgleichen (c)
fordre] ; fordere (c)
Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit ] ; Gelehrsamkeit (a)
Denn] ; (Anm.)Anmerkung (c)
] ; daher nicht (c)
Universitäten nicht;] ; Universitäten: (c)
Handlungsakademien] ; Handlungsakademieen (c)
Vielen] ; Vielem (a)
müsse. Und wenn] ; müssen. Wenn aber (c)
Schulen ] ; Schulen (a)
mitbringen:] ; mitbringen, (c)
dies] ; dieß (c)
keinen] ; keinem (c)
120] ; 622 (a)
große KöpfeKöpfe ] ; grosse Köpfe (a)
mancherley] ; mancherlei (c)
eigne] ; eigene (c)
einen,] ; (a)
überlegnen] ; überlegenen (c)
bey] ; bei (c)
] ; und (c)
großen] ; grossen (a)
KenntnisseKenntnisse, auch] ; von Kenntnissen, (c)
richtigen] ; richtiger (c)
eigner] ; eigener (c)
ausgebreitete] ; ausgebreitete, (c)
laßenlassen. Und] ; lassen; und (a)
laßen] ; lassen (c)
dies] ; dieß (c)
Anders] ; Anderes (c)
Gesichtspuncten] ; Gesichtspunkten (c)
einzelnen einzelnen, in seinem Fach Fache noch so bewandertem Manne laßen bewanderten Manne, lassen ] ; einzelnen in seinem Fach noch so bewandertem Manne, lassen (a)
einzelnen ] ; einzelnen, (c)
Fach ] ; Fache (c)
bewandertem Manne laßen] ; bewanderten Manne, lassen (c)
gründliche] ; (a)
mehrerley] ; mehrerlei (c)
meistentheils] ; (a)
Fach,] ; Fach (a)
dahinein schlägt] ; dahin einschlägt (c)
vollkommen,] ; (a)
Anm. Anmerkung Die Erinnerungen in diesem bis zu dendem 124sten §. beziehen sich auf die §. 119. erwähnten angeblichen Ersetzungsmittel des AbgangsMittel welche man statt der Universitäten vorgeschlagen hat. ] ; (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
den] ; dem (c)
Ersetzungsmittel des Abgangs] ; Mittel welche man statt (c)
] ; vorgeschlagen hat (c)
121] ; 623 (a)
Schulen Schulen ] ; Schulen (a)
machen. Es] ; machen; es (a)
da] ; (a)
Vielerley] ; Vielerlei (c)
treiben. Es] ; treiben; es (a)
jugendlichen] ; [jugendlichen] (c)
beyzubringen] ; beizubringen (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
oberflächige] ; oberflächliche (c)
hat. Noch] ; hat, und noch (a)
giebt die Beschäftigung mit sogenannten höhern Wissenschaften auf Schulen,] ; (a)
] ; giebt (a)
un-] ; unzeitiger (c)
frühzeitiger] ; zu früher (c)
kan] ; kann (c)
auffangendes] ; auffassendes (c)
erfordert. Der] ; erfordert; der (a)
Verstandes] ; [Verstandes] (c)
122] ; 624 (a)
Bücher Bücher ] ; Bücher (a)
Unterrichts] ; Unterrichtes (a)
mündliche ] ; mündliche (a)
eignen] ; eigenen (c)
AffectAffect] ; Affekt (c)
wird,] ; wird (a)
leichtre] ; leichtere (c)
ergebende,] ; ergebende (c)
eigne] ; eigene (c)
todte] ; todten (c)
weit] ; (a)
anzieht. Er] ; anzieht; er (a)
lesen. DesDeß ] ; lesen; des (a)
Des] ; Deß (c)
bey] ; bei (c)
123] ; 625 (a)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
Mann:] ; Mann, (c)
nemlichen] ; nämlichen (c)
bloßes] ; blosses (a)
äussern] ; äußern (c)
den] ; dem (a)
kan] ; kann (c)
Publicum] ; Publikum (c)
Mißbrauch] ; Mißbrauchs (c)
kan] ; kann (c)
ausser] ; außer (c)
anschaulichanschaulich] ; anschaulich, (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
Theorien] ; Theorieen (c)
124] ; 626 (a)
Ließe] ; Liesse (a)
BücherBüchern] ; Büchern (c)
kan] ; kann (c)
würklich] ; wirklich (c)
Untersuchungen,] ; Untersuchungen (c)
kan] ; kann (c)
beyderley] ; beiderlei (c)
Werth] ; Werthe (c)
] ; (a)
eignen Beruf] ; eigenen Berufe (c)
Classe] ; Klasse (c)
gemässeste] ; gemäßeste (c)
können. Sie] ; können; (a)
Anderer. Selbst] ; Anderer; selbst (a)
eignes] ; eigenes (c)
znzu ] ; zu (a, c)
125] ; 627 (a)
UniversitätenUniversitäten, ausser] ; Universitäten, außer (c)
eigne] ; eigene (c)
NutzenNutzen,] ; Nutzen (a)
Publikum überhaupt,überhaupt ] ; Publicum überhaupt (a)
überhaupt,] ; überhaupt (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
unsrer] ; unserer (c)
worinn] ; worin (c)
CulturCultur] ; Kultur (c)
Cultur] ; Kultur (c)
Universitäten;] ; Universitäten, (c)
verarbeitet;] ; verarbeitet: (c)
Publicum] ; Publikum (c)
besondrer] ; besonderer (c)
besondre] ; besondere (c)
großen] ; grossen (a); ; großem (c)
(Bergakademien] ; (Bergakademieen (c)
stoßen] ; stossen (a); ; treffen (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
ist;] ; ist, (c)
126] ; 628 (a)
über dies] ; überdies (a, c)
gemeine] ; öffentliche (c)
großer] ; grosser (a)
zusammenfließen] ; zusammenfliessen (a)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
bey] ; bei (c)
großen] ; grossen (a)
Studierende] ; Leute (a)
vorhandne] ; vorhandene (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
ausschließende] ; ausschliessende (a)
einigermaßen] ; einigermassen (a)
127] ; 629 (a)
bey] ; bei (c)
] ; (a)
die] ; der (c)
] ; (a)
Beruf] ; Berufe (c)
andre] ; andere (c)
] ; die (c)
gleichen] ; Gleichen (c)
] ; (a)
Gelegenheit] ; Gelegenheit, (c)
bekommen;] ; bekommen, (a)
eignen] ; eigenen (c)
kan. Wozu] ; kann. Hierzu kommt (c)
kommt] ; (c)
besondre] ; besondere (c)
daß sie in der Verlegenheit sind,] ; (a)
laßenlassen zu müssen] ; zu lassen (a)
laßen] ; lassen (c)
] ; 199 (c)
128] ; 630 (a)
UniversitätenUniversitäten] ; Universitäten, (a, c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
mehrern] ; mehrerm (c)
treflichen] ; trefflichen (c)
kan] ; kann (c)
einiges] ; Einiges (c)
Benutzung Benutzung ] ; Benutzung (a)
Zuerst ] ; Zuerst (a)
wirklichen] ; wirklichem (c)
kan] ; kann (c)
interessiren] ; intereßiren (a)
kan;] ; kann: (c)
Hauptursache] ; Hauptursach (a)
sind,] ; sind (a)
ganz] ; ganz, (c)
MüßigangMüßiggang ] ; Müßiggang (a); ; Müßiggange (c)
nachholen;] ; nachholen, (c)
große] ; grosse (a)
zugeschnittne] ; zugeschnittene (c)
ausserordentliche] ; außerordentliche (c)
gehört, – ausser] ; gehört – außer (c)
Buch,] ; Buch (c)
Beyhülfe,] ; Beihülfe (c)
ist wenigstens:] ; ist: wenigstens (a)
EncyclopädieEncyclopädie] ; Encyklopädie (c)
man] ; er (a)
ins künftige] ; inskünftige (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
geringste ] ; geringste (a)
kan erlaßenerlassen ] ; kann erlassen (c)
erlaßen] ; erlassen (a)
angegebnen] ; angegebenen (c)
seyn] ; (c)
eine Classe geseztgesetzt ] ; Eine Klasse gesetzt (c)
gesezt] ; gesetzt (a)
] ; seyn (c)
Classe] ; Klasse (a, c)
129] ; 631 (a)
nächste ] ; nächste (a); ; Nächste (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
andre] ; andere (c)
Nebenwissenschaft,] ; Nebenwissenschaft (c)
Theil,)] ; Theil), (c)
nothwendig. Die] ; nothwendig; die (a)
treiben. Und] ; treiben; und (a)
vielerley] ; vielerlei (c)
Fleiße] ; Fleisse (a)
†) ] ; *) (c)
unsrer] ; unserer (c)
darinn] ; darin (c)
†) Anm.Anmerkung Anm. ] ; Anm. *) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
worinn] ; worin (c)
beynahe] ; beinahe (c)
alles] ; Alles (c)
großer] ; grosser (a)
eignen] ; eigenen (c)
kan freylich] ; kann freilich (c)
Andrer] ; Anderer (c)
HefteHefte,] ; Hefte (a)
worinn] ; worin (c)
beylegen] ; beilegen (c)
könne;] ; könne, (c)
Zeit] ; Zeit, (c)
130] ; 632 (a)
sey] ; sei (c)
erste] ; Erste (c)
kan (z. B. zum Beyspiel/Beispiel (z. B. Metaphysik),] ; kann (z. B. Metaphysik); (c)
(z. B. zum Beyspiel/Beispiel ] ; (z. B. (a)
kan] ; kann (c)
zum] ; (a)
Theil 1.] ; (a)
24 ] ; 42. (a); ; 24. (c)
laße] ; lasse (a, c)
†) ] ; *) (c)
beyde] ; beide (c)
einander,] ; einander (c)
HermenevtikHermenevtik] ; Hermeneutik (c)
kan] ; kann (c)
†)] ; (Anm.)Anmerkung *) (c)
Hermenevtik] ; Hermeneutik (c)
zweymal] ; zweimal (c)
vor beyden] ; vor beiden (c)
nach beyden] ; nach beiden (c)
beschriebnen] ; beschriebenen (c)
131] ; 633 (a)
eingeschränkt,] ; eingeschränkt: (a)
worinn] ; worin (c)
kan †),] ; kann, 1) (c)
vielerley] ; vielerlei (c)
besondre] ; besondere (c)
einzelne] ; einzle (a)
wiederholten malen] ; wiederholtenmalen (c)
Freylich] ; Freilich (c)
darinn beynahe alles] ; darin beinahe Alles (c)
*) ] ; 2) (c)
äusserliche] ; äußerliche (c)
bey] ; bei (c)
Classe] ; Klasse (c)
kan] ; kann (c)
bloßen] ; blossen (a)
einmal] ; Einmal (c)
hören:] ; hören, (c)
großem] ; grossem (a)
fasset] ; faßt (a)
einzelner] ; einzler (a)
andre] ; andere (c)
bey] ; bei (c)
darinn] ; darin (c)
**) ] ; 3) (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1. †)] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
bestimmmtbestimmt ] ; bestimmt (a, c)
besondre] ; besondere (c)
widmen] ; weyhen (a)
kan] ; kann (c)
Vorlesungen] ; Vorlesung (a)
] ; als der Sprachen, der Geschichte (etc.)et cetera (a)
Anfängers ] ; Anfängers (a)
wie dies z. B.zum Beispiel der Fall bey der christlichen Kirchengeschichte ist;] ; (c)
müßen] ; müßten (a); ; müssen (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2. *)] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
Beyspiel kan] ; Beispiel kann (c)
kan] ; kann (c)
darinn] ; darin (c)
mit] ; durch bloßes (c)
kan] ; kann (c)
laßenlassen. Auch] ; lassen; auch (a)
laßen] ; lassen (c)
Zusammenhange] ; Zusamenhange (a)
ausserordentlichen] ; außerordentlichen (c)
Anm.Anmerkung Anm. 3. **)] ; 3) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
könnten,] ; könnten (c)
Pastoraltheologie,)] ; Pastoraltheolo[193]gie), (c)
Beyspiel] ; Beispiel (c)
worinn] ; worin (c)
sey; worinn] ; sei; worin (c)
alles] ; Alles (c)
132] ; 634 (a)
Bey] ; Bei (c)
unsrer] ; unsre (a); ; unserer (c)
größeste] ; grösseste (a); ; größte (c)
darinn] ; darin (c)
Andrer] ; Anderer (c)
eignes] ; eigenes (c)
verlaßen] ; verlassen (a, c)
ausser dem] ; ausserdem (a); ; außer dem, (c)
jemanden] ; jemandem (a, c)
parteyisch] ; parteiisch (c)
bey] ; bei (c)
beyzubringen] ; beizubringen (c)
äusserlichen] ; äußerlichen (c)
dabey] ; dabei (c)
133] ; 635 (a)
ziehn:] ; ziehen, (c)
Menschen-] ; Personen dazu wählen, die Menschen-, (c)
SachkundigeSachkundige dazu wählen, von] ; Sachkenntniß in sich vereinigen, und (c)
es gewiß weiß, oder] ; (c)
ihnen] ; sicher (c)
kan: –] ; kann, (c)
Zeit] ; Zeit, (c)
] ; (c)
unsre] ; unsere (c)
] ; (c)
bey] ; bei (c)
haben] ; besitzen (c)
Art sie,] ; Art, sie (c)
unsrer Zeit,] ; unserer Zeit (c)
eignen] ; eigenen (c)
sehen,] ; sehen (a)
134] ; 636 (a)
sind,] ; sind (c)
das gemeine Gerüchte und] ; der öffentliche Ruf oder die (c)
ich] ; man (c)
sey] ; sei (c)
Dies] ; Dieß (c)
zweyerley] ; zweierlei (c)
sich;] ; sich: (c)
beybringe] ; beibringe (c)
Vorerkenntnisse] ; Vorerkenntnissen (a)
128 ] ; 630 (a); ; 128. (c)
bey] ; bei (c)
gegebne] ; gegebene (c)
belehret] ; belehrt (c)
vorgetragne] ; vorgetragene (c)
etwas] ; etwas, (a)
beschaffen,] ; beschaffen (c)
zweyte ] ; zweite (c)
beyden] ; beiden (c)
noch, ausseraußer diesen,] ; (a)
ausser] ; außer (c)
d. i.das ist ] ; d. i., (c)
beyzufügen] ; beizufügen (c)
kan] ; kann (c)
sey. – Beyde] ; sei. – Beide (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
sey] ; sei (c)
alles] ; Alles (c)
sey] ; sei (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
eignen] ; eigenen (c)
beruhete] ; beruhte (c)
dies] ; dieß (c)
zweydeutig] ; zweideutig (c)
ließe] ; liesse (a)
ist,] ; ist (c)
bey] ; bei (c)
bloße] ; blosse (a)
drey] ; drei (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
verwechseln;] ; verwechseln: (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
stehn] ; stehen (c)
Popularität kan] ; Popularität kann (c)
Wissenschaften] ; Wissenschaften (c)
wer] ; der (c)
Begriffe,] ; Begriffe (a, c)
langsamen] ; langsamen, (c)
erstre] ; erstere (c)
letztre] ; letztere (c)
Bey] ; Bei (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
kan] ; kann (c)
135] ; 637 (a)
über dies] ; überdies (a); ; überdieß (c)
37 ] ; 539. (a); ; 37. (c)
eigentlich] ; doch immer (c)
bey] ; bei (c)
daher,] ; daher (a)
lehret] ; lehrt (c)
u. d. gl.und dergleichen ] ; (u. dgl.)und dergleichen (c)
hervorgezogne] ; hervorgezogene (c)
Eingeweyhete] ; Eingeweihete (c)
Wissenschaft,] ; Wissenschaft (c)
Anfänger,] ; Anfänger (c)
verdrießen laßenlassen ] ; verdriessen lassen (a)
laßen] ; lassen (c)
interessirende,] ; intereßirende, (a); ; interessirende (c)
136] ; 638 (a)
Bey] ; Bei (c)
den] ; dem (a, c)
Vortrags,] ; Vortrags (c)
Freylich kan] ; Freilich kann (c)
Ausserordentlichen] ; Außerordentlichen (c)
noch] ; und (a)
] ; das (c)
werthen] ; werth ist (c)
Wahrheit] ; Wahrheiten (c)
] ; sie (c)
zwey] ; zwei (c)
Eitelkeit,] ; Eitelkeit (c)
bloßer] ; blosser (a)
sey] ; sei (c)
alles] ; Alles (c)
ausserordentlich] ; außerordentlich (c)
macht;] ; macht (a)
kan] ; kann (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
Schritten,] ; Schritten (a, c)
Wissenschaft] ; Wissenschaft, (a)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
würklich] ; wirklich (c)
laßen] ; lassen (a, c)
dies] ; dieß (c)
verständlicher] ; verständiger (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
weiß] ; weiß, (c)
zurück bleibe] ; zurückbleibe (a)
137] ; 639 (a)
einen] ; einem (a)
größesten] ; grössesten (a); ; größten (c)
besäße] ; besässe (a)
vielerley] ; vielerlei (c)
bey] ; bei (c)
beyfiele] ; beifiele (c)
darstellen] ; darstellten (a)
wollte. Es] ; wollte; es (a)
ohne diese Zubereitung] ; (a)
erste beste] ; Erste Beste (c)
vernachläßigen] ; vernachlässigen (c)
Beymischung] ; Beimischung (c)
dabey] ; dabei (c)
Nachläßigkeit] ; Nachlässigkeit (c)
vor] ; für (c)
Eingesammlete] ; Eingesammelte (a, c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1. –] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
hat,] ; hat; (c)
dies] ; dieß (c)
kan] ; kann (c)
kommt:] ; kommt, (c)
ausser] ; außer (c)
bey] ; bei (c)
133 ] ; 635. (a); ; 133. (c)
Unparteylichkeit] ; Unparteilichkeit (c)
einem] ; einen (a)
kan freylich] ; kann freilich (c)
schließen] ; schliessen (a)
Schriften] ; Bücher (c)
hat er] ; bemerkt man (c)
angegebnen] ; angegebenen (c)
Vortrags:] ; Vortrags, (c)
kan] ; kann (c)
in seinen Schriften] ; als Schriftsteller (c)
Publicum] ; Publikum (c)
eigne] ; eigene (c)
kan] ; kann (c)
in] ; auf seine (c)
meisten] ; möglichsten (c)
angewendet] ; gewendet (c)
worinn] ; worin (c)
beurtheilet] ; beurtheilt (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
anmaßen] ; anmassen (a)
zweckmäßigen] ; zweckmässigen (a)
verständlich, oft sogar ungründlich,ungründlich ] ; verständlich oder ungründlich (a)
ungründlich,] ; ungründlich (c)
Ton] ; Tone (c)
verderben,] ; verderben; (c)
Ziel] ; Ziele (c)
dabey] ; dabei (c)
Anm.Anmerkung Anm. 3.] ; 3) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
γινώσκειν καὶ ] ; (a)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
bloße] ; blosse (a)
horazische Vbi] ; Horazische Ubi (c)
vrgetur] ; urgetur (c)
138] ; 640 (a)
kan] ; kann (c)
kommt:] ; kommt, (c)
für] ; vor (c)
vornemlich] ; vornehmlich (c)
findet] ; findet, (c)
ihm] ; ihn (c)
andre] ; andere (c)
blinde Achtung] ; blinde Achtung (c)
desselben] ; (a)
in dem FallFalle, daß] ; wenn (a)
Fall] ; Falle, (c)
kan] ; kann (c)
139] ; 641 (a)
mehrerem] ; mehreren (a)
Gewohnheit] ; Gewohnheit, (c)
abzuurtheln,] ; abzuurtheln (c)
eignen] ; eigenen (c)
großen] ; grossen (a)
111. ] ; 613. (a)
werde] ; wird (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
kan freylich] ; kann freilich (c)
134. ] ; 636. (a)
nicht,] ; nicht (c)
davon] ; (a)
kan, darinn] ; kann, darin (c)
betrift] ; betrifft (c)
den] ; dem (c)
sey] ; sei (c)
können:] ; können, (c)
Andre] ; Andere (c)
Kenntnissen und Fertigkeiten] ; allen diesem (a)
140] ; 642 (a)
kan:] ; kann, (c)
kan dies] ; kann dieß (c)
Bey] ; Bei (c)
Unterrichts ] ; Unterrichts, (a)
mannigfaltige] ; mannichfaltige (c)
Letztern] ; letzteren (c)
110 flgg.folgende); f.folgend), ] ; 612. flgg.), (a)
flgg.folgende);] ; (f.)folgend), (c)
insbesondre] ; insbesondere (c)
bey] ; bei (c)
141] ; 643 (a)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
so fern] ; sofern (c)
dieser Beruf] ; er (a)
bey] ; bei (c)
eignen] ; eigenen (c)
darinn] ; darinn, (a); ; darin (c)
hierinn] ; hierin (a, c)
bloßen] ; blossen (a)
desselben,] ; desselben (c)
der] ; (c)
einsammlet ] ; einsammelt (c)
erreiche: –] ; erreiche, (c)
macht,] ; macht; (a)
] ; (c)
] ; (c)
bey] ; bei (c)
142] ; 644 (a)
meinigen ] ; unsrigen (c)
ich] ; wir (c)
bey] ; bei (c)
denke] ; denken (c)
ich] ; wir (c)
erkenne] ; erkennen (c)
meine] ; unsere (c)
in meine] ; (c)
in meine] ; (c)
mein] ; unser (c)
worden] ; geworden (c)
kan ich] ; können wir (c)
mich] ; uns (c)
Andre] ; Andere (c)
meinen] ; unsern (c)
zusammenfließen] ; zusammenfliessen (a)
ich] ; wir (c)
ich] ; wir (c)
habe] ; haben (c)
wiederhole] ; wiederholen (c)
meine eignen] ; eigene (c)
einzukleiden,] ; einzukleiden (a)
mir] ; (c)
ich] ; wir (c)
habe, bey] ; haben, bei (c)
weiß] ; wissen (c)
ich] ; wir (c)
verstehe] ; verstehen (c)
ich mir] ; wir uns (c)
kan] ; können (c)
ich] ; wir (c)
halte] ; halten (c)
ich] ; wir (c)
eigne] ; eigene (c)
weiß] ; wissen (c)
ich erkenne] ; wir erkennen (c)
ich] ; wir (c)
brauchen kan] ; gebrauchen können (c)
meinen] ; unsern (c)
verstehe] ; verstehen (c)
kan ich] ; können wir (c)
ich] ; (c)
in mein Eigenthum verwandelt habe] ; unser Eigenthum geworden ist (c)
143] ; 645 (a)
Ich kan] ; Man kann (c)
mein] ; (c)
mir] ; sich (c)
meinem eignen Capital] ; einem eigenen Kapital (c)
ich] ; man (c)
benutze ] ; benutzt (c)
nachzudenken, ] ; nachzudenken (c)
anwenden anzuwenden ] ; anzuwenden. (c)
141). 643.). Dies] ; 141.) Dieß (c)
141).] ; 643.). (a)
mich] ; (c)
eigne ] ; eigene (c)
meine] ; die (c)
dies] ; dieß (c)
wuchert,] ; wuchert; (a)
144] ; 646 (a)
Nächst dem] ; Nächstdem (a)
Vortrag] ; Vortrage (c)
ich] ; man (c)
eignem] ; eigenem (c)
lerne ] ; lernt (c)
eignen] ; eigenen (c)
nehme] ; nimmt (c)
ablerne ] ; ablernt (c)
ich] ; man (c)
141 643 ). Denn] ; 141.); denn (c)
141 ] ; 643 (a)
mein] ; das (c)
eigne,] ; eigner (a); ; eigene, (c)
hat;] ; hat: (c)
mich] ; (c)
mein eigner] ; der eigene (c)
werde ich mir] ; werden ihm (c)
erleichtern] ; erleichtert (c)
vervielfältigen] ; vervielfältigt (c)
ich] ; man (c)
woraus] ; woher (a)
er] ; der Lehrer (c)
gebe] ; giebt (c)
mir] ; (c)
abziehe] ; abzuziehen (c)
mich bey] ; man bei (c)
leiten können] ; befolgen könne (c)
dann] ; denn (a)
ich] ; man (c)
lerne,] ; lerne (a); ; lernt, (c)
vergesse:] ; vergißt, (c)
werde ich] ; wird man (c)
mir große] ; ihm grosse (a)
mir] ; (c)
mein eignes] ; das eigne (a); ; eigenes (c)
143) mich] ; 645.) sich (a); ; 143.) sich, (c)
ich] ; er (a); ; man (c)
werdewird, selbst] ; wird, (c)
werde] ; wird (a)
ich] ; er (a); ; man (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
habe] ; hat (a, c)
] ; wohl (c)
] ; über den Gegenstand (c)
145] ; 647 (a)
intereßirt] ; interessirt (c)
bey] ; bei (c)
146] ; 648 (a)
Bey ] ; Bei (c)
selbst] ; selbst, (a)
dreyfache] ; dreifache (c)
142–144 ] ; 644646. (a); ; 142144. (c)
142 ] ; 644. (a); ; 142. (c)
seinen] ; seinem (a)
Gedächtnisse,] ; Gedächtniß (c)
dabey] ; dabei (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
Wiederholung,] ; Wiederholung (a)
Zeit,] ; Zeit (a)
147] ; 649 (a)
bey] ; bei (c)
aufzeichnenaufzuzeichnen. Denn] ; aufzuzeichnen; denn (c)
giebt. Es druckt die Sachen] ; giebt: es drückt das Gehörte (c)
bey] ; bei (c)
uns] ; vorher (c)
sind, beynahe] ; waren, beinahe (c)
Aufgeschriebne] ; Aufgeschriebene (c)
uns] ; (c)
entwischt] ; entfallen (c)
uns] ; (c)
bey] ; bei (c)
bey] ; bei (c)
große] ; grosse (a)
Einiges] ; Einiges (c)
vernünftiger Wahl] ; vernünftiger Wahl (c)
vernünftiger] ; (a)
aufschreiben. Sonst] ; aufschreiben: sonst (c)
geschiehet] ; geschieht (c)
dabey] ; dabei (c)
und, noch vielmehr,] ; oder während man hört und schreibt, zugleich (c)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
sonstigen] ; früheren (c)
ausser] ; außer (c)
Verhör] ; Ueberhören (c)
freyen] ; freien (c)
alles] ; Alles (c)
sey] ; sei (c)
Doch diese Sache ist zu verächtlich, um mehr davon zu sagen.] ; (c)
148] ; 650 (a)
dieses NachschreibenNachschreiben] ; das Nachschreiben (c)
Zweck] ; Zwecke (c)
seyn:] ; seyn, (c)
alles] ; Alles (c)
bloße] ; blosse (a)
145 ] ; 647. (a); ; 145. (c)
einzelnen] ; einzlen (a)
uns] ; (c)
147 649. angegebnen] ; 147. angegebenen (c)
147 ] ; 649. (a)
Text] ; Texte (c)
kan] ; kann (c)
Beyspiele] ; Beispiele (c)
freylich] ; freilich (c)
dazu:] ; dazu; (a)
jenes beydes] ; dieß beides (c)
werden; vornemlich] ; werden, vornehmlich (c)
bey] ; bei (c)
] ; 218 (c)
149] ; 651 (a)
nicht das weitere Abschreiben des Gehörten oder] ; ein abermaliges Abschreiben nur Zeitverschwendung. Selbst (c)
nöthig. Beydes nimmt] ; nimmt Anfangs (c)
kankann. Jenes] ; kan; jenes (a)
kan] ; kann (c)
HefteHefte] ; guten Hefte. (c)
147). 147.) Für] ; 649.); und für (a)
147).] ; 147.) (c)
weitre Nachlesen] ; Nachlesen großer Werke (c)
nur] ; zunächst mehr (c)
darüber denken] ; nachdenken (c)
soll. Es] ; soll; es (a)
] ; etwas (a)
was Andres] ; etwas Anderes (c)
was] ; (a)
Nemliche] ; Nämliche (c)
wird;] ; wird, (a)
stehet] ; steht (a, c)
in] ; im (a)
beydes] ; Beides (c)
kan] ; kann (c)
beyden] ; beiden (c)
sey] ; sei (c)
ohngefehr so:] ; ungefähr so, (c)
suche] ; sucht (c)
vortrage] ; vorträgt (c)
NachgeschriebenesNachgeschriebene] ; Nachgeschriebne (a)
ziehe] ; zieht (c)
nachdenke,] ; nachdenke (a)
beyfällt] ; beifällt (c)
kan] ; kann (c)
bey] ; bei (c)
– Kan man das Gehörte in Gesellschaft Andrer wiederholen, so gewinnt man noch mehr dabey. Doch davon nachher.] ; (c)
] ; 219 (c)
150] ; 652 (a)
Ausser] ; Außer (c)
Vortrage ] ; Vortrage, (a)
unterlaßen] ; unterlassen (a, c)
ziehn] ; ziehen (c)
, dünkt mich,] ; (c)
Beyde] ; Beide (c)
wohlthätige,] ; wohlthätige (c)
kan] ; kann (c)
Aemtern] ; Stellen (a)
kan] ; kann (c)
beyzutragen] ; beizutragen (c)
kennen;] ; kennen: (c)
ausser] ; außer (c)
haben] ; haben, (c)
bloßen] ; blossen (a)
bey] ; bei (c)
ermuntern,] ; ermuntern: (c)
kan] ; kann (c)
Stand] ; Stande (c)
äusserlich] ; äußerlich (c)
kan] ; kann (c)
vorzüglicherm] ; vorzüglichern (a); ; vorzüglicherem (c)
151] ; 653 (a)
eigne] ; eigene (c)
kan] ; kann (c)
kan] ; kann (c)
Vieles] ; vieles (a)
sey] ; sei (c)
beyfiel] ; beifiel (c)
fand] ; fand, (c)
freyern] ; freiern (c)
Umgang] ; Umgange (c)
bedürfiger] ; bedürftiger (c)
eignen] ; eigenen (c)
kan] ; kann (c)
Vortrag] ; Vortrage (c)
verschiednen] ; verschiedenen (c)
kan] ; kann (c)
besondre] ; besondere (c)
kan] ; kann (c)
dies] ; dieß (c)
seinem] ; seinen (a, c)
Freundes] ; Freundes, (a)
Für] ; Vor (c)
wie vielen] ; (a)
dies] ; dieß (c)
beyden] ; Beiden (c)
Anm.Anmerkung Anm. 1.] ; Anm. 1) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
und,] ; und (a, c)
] ; um (c)
bloßer] ; blosser (a)
dem] ; den (c)
stören,] ; stören (c)
sey] ; sei (c)
diesen Umgang] ; diesem Umgange (c)
bey] ; bei (c)
kan] ; kann (c)
überlaßen] ; überlassen (a, c)
kan] ; kann (c)
] ; (a)
bey] ; bei (c)
große] ; grosse (a)
welche] ; die (a)
die] ; welche (a)
ausser] ; außer (c)
wenn] ; wann (c)
frey] ; frei (c)
sey] ; sei (c)
aufhält] ; aufhält, (c)
dabey] ; dabei (c)
Anm.Anmerkung Anm. 2.] ; 2) (c)
Anm.Anmerkung ] ; Anm. (a)
äusserliche] ; äußerliche (c)
sey] ; sei (c)
bloßen] ; blossen (a)
genießen;] ; geniessen; (a); ; genießen: (c)
dabey] ; dabei (c)
152] ; 654 (a)
welchen] ; welchem (c)
eigner ] ; eigener (c)
bloßer] ; blosser (a)
dreyerley] ; dreierlei (c)
– eignes] ; 1) eigenes (c)
auszuarbeiten; –] ; auszuarbeiten; 2) (c)
Gesellschaft;] ; Gesellschaft (a)
– und] ; 3) (c)
unserer] ; seiner (a)
] ; (Anm.)Anmerkung (c)
Theil] ; Theile (c)
Fleiße] ; Fleisse (a)
angegebne] ; angegebene (c)
einzulaßen] ; einzulassen (a, c)
153] ; 655 (a)
kan] ; kann (c)
allem] ; Allem (c)
Zeit;] ; Zeit: (c)
114 ] ; 616. (a); ; 114. (c)
andre] ; andere (c)
laßen] ; lassen (a, c)
erhalten] ; erhalten, (a, c)
laßen] ; lassen (a, c)
wenn] ; wann (c)
diesen] ; diesem (c)
Dies] ; Dieß (c)
uns] ; (c)
edlen] ; edeln (c)
alles] ; Alles (c)
bey] ; bei (c)
ungeheuren Umfang] ; ungeheuern Umfange (c)
bey] ; bei (c)
] ; 223 (c)
154] ; 656 (a)
eignen ] ; eigenen (c)
152 ] ; 654. (a); ; 152. (c)
worden] ; worden. (c)
143).] ; 645). (a); ; 143.) (c)
eigne] ; eigene (c)
152 ] ; 654. (a); ; 152. (c)
Sammlen] ; Sammeln (c)
bey] ; bei (c)
beyfällt] ; beifällt (c)
bloße] ; blosse (a)
So viel, als] ; Alles, was noch (c)
eignen] ; eigenen (c)
kan] ; kann (c)
Theil 1.] ; (a)
89 ] ; 89. 287. (a); ; 89. (c)
zweyten] ; zweiten (c)
für] ; für, (c)
beyzubringen] ; beizubringen (c)
eignen] ; eigenen (c)
] ; weit (a)
mannichfaltigerm] ; mannichfaltigerem (c)
worüber] ; über irgend einen wichtigen Gegenstand (c)
will. Denn] ; will; denn (c)
bey] ; bei (c)
reich,] ; reich (a)
Eignes] ; Eigenes (c)
kan. Bey] ; kann. Bei (c)
kan] ; kann (c)
Veranlaßung] ; Veranlassung (a, c)
aufzufinden,] ; aufzufinden: (c)
kurz,] ; kurz (a)
erreichen] ; erreichen, (a, c)
dargestellt,] ; dargestellt (a)
dadurch, allesAlles,] ; dadurch alles (a)
alles] ; Alles (c)
selbst,] ; selbst (c)
einem] ; einen (c)
bey] ; bei (c)
eignen] ; eigenen (c)
ist,] ; ist (a)
Anwandelung] ; Anwandlung (c)
laßen] ; lassen (a, c)
entschließen] ; entschliessen (a)
Bekannte] ; Bekanntre (a)
dies] ; dieß (c)
155] ; 657 (a)
ihres Gleichen,] ; andern akademischen Freunden (c)
152 654. ) kan] ; 152.), kann (c)
152 ] ; 654. (a)
gemeinschaftlicher Wiederholung] ; gemeinschaftlicher Wiederholung (c)
] ; 1) (c)
Aufsätzen,] ; Aufsätzen (a)
Andern] ; anderen (a)
Disputiren] ; Disputiren (c)
DisputirenDisputiren] ; Disputiren (c)
Mittel,] ; Mittel (a)
geben,] ; geben (a)
eigne] ; eigenen (c)
hätten,] ; hätten; (c)
veranlaßen] ; veranlassen (a, c)
dadurch] ; dadurch, (c)
bestimmen,] ; bestimmen (a)
eignen] ; eigne (a); ; eigenen (c)
Fertigkeit] ; Fertigkeit, (c)
auszudrucken] ; auszudrücken (c)
sich,] ; sich (a)
giebt,] ; giebt (a)
Sophisterey] ; Sophisterei (c)
] ; 2) (c)
] ; 224 (c)
Kan] ; 2) Kann (c)
dergleichen gemeinschaftliche] ; gemeinschaftlich wissenschaftliche (c)
] ; der (a, c)
kan] ; kann (c)
bloße] ; blosse (a)
kan] ; kann (c)
gewordnen] ; gewordenen (c)
besser,] ; besser (a)
] ; noch Materien und Formen (c)
bloße] ; blosse (a)
] ; (Thesen) (c)
nehmliche] ; nämliche (c)
wird;] ; wird, (c)
beydes] ; Beides (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
156] ; 658 (a)
eigne] ; eigene (c)
hieher] ; hierher (c)
Verbesserung,] ; Verbesserung (c)
Kenntnisse] ; Kenntnisse. (c)
152).] ; 654). (a); ; 152.) (c)
Anwendung. Denn] ; Anwendung; denn (c)
Warnung,] ; Warnung (a)
bedürfen:] ; bedürfen, (c)
allerley] ; allerlei (c)
unsrer] ; unserer (c)
Zeit,] ; Zeit (a)
groß,] ; groß; (c)
größer] ; grösser (a)
großer] ; grosser (a)
verächtlich,] ; verächtlich (a)
beytrüge] ; beitrüge (c)
oder gar] ; und (a)
nachtheilig:] ; nachtheilig; (a); ; nachtheilig, (c)
zerstreut,] ; zerstreut (a)
Streifereyen] ; Streifereien (c)
bewürkende] ; bewirkende (c)
157] ; 659 (a)
Lectüre] ; (c)
die] ; viel zu lesen, was (c)
sowohl] ; so wohl (c)
kan] ; kann (c)
die] ; (c)
zu Wissenschaften] ; zur Wissenschaft (c)
lesen;] ; lesen, (c)
149 651. ). Sondern] ; 149.); sondern (c)
149 ] ; 651. (a)
] ; einige (c)
Zeitschriften,] ; Zeitschriften (c)
die Wissenschaften,Wissenschaften die] ; das, was (c)
Wissenschaften,] ; Wissenschaften (a)
] ; gerade (c)
angegebnen] ; angegebenen (c)
bey] ; bei (c)
späterhin,] ; späterhin (a)
Wissenschaften,] ; Wissenschaften (a)
kan] ; kann (c)
besondre Puncte] ; besondere Punkte (c)
Universitätsjahre,] ; Universitätsjahre (a)
bekommen] ; bekommen, (a)
kan. Wiewohl] ; kann. Denn (c)
abwarten] ; auskaufen (c)
] ; ist (c)
ist] ; (c)
] ; ohnehin (c)
Lectüre eigentlicher Bücher] ; Lesung größerer Werke (c)
158] ; 660 (a)
aber] ; denn (a)
diese Lesung der BücherBücher] ; das Bücherlesen (c)
werden:] ; werden, (c)
bey] ; bei (c)
146 ] ; 648. (a); ; 146. (c)
uns] ; während des Lesens (c)
Umgang] ; Umgange (c)
kan] ; kann (c)
einen] ; einem (c)
großen] ; grossen (a)
trefliche] ; treffliche (c)
Verstande] ; Verstand (c)
sammlet] ; sammelt (c)
alles] ; Alles (c)
wieder findenwiederfinden kan] ; wiederfinden kann (c)
wieder finden] ; wiederfinden (a)
Vorschlägen,] ; Vorschlägen (a)
laße] ; lasse (a, c)
durchschießen] ; durchschiessen (a)
machen] ; einrichten (c)
erwähnten] ; erwehnten (a)
bey] ; bei (c)
besitzt,] ; besitzt (a)
kan] ; kann (c)
dabey] ; dabei (c)
Kan] ; Kann (c)
werde bey] ; bei (c)
] ; werde (c)
will:] ; will, (c)
gefundnen] ; gefundenen (c)
Gründe,] ; Gründe (a)
uns] ; einem (c)
dabey] ; dabei (c)
beyfiel] ; beifiel (c)
wir] ; man (c)
bey weitrer] ; bei weiterer (c)
bey] ; bei (c)
haben] ; hat (c)
] ; 1 (c)
] ;

Appendix A.1

§. 523. Zeile 1. (u.)und 2. muß es heissen: In der Natur der Sache selbst oder eines solchen Vortrags (u. s. w.)und so weiter

(a)

Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported License