Einige
Schul-Gebete

aus
Heiliger Schrift
und
geistreichen Liedern
gesammlet
.

Mit Churfürstl. Sächß. gnädigsten Privilegio:
Budißin: ,
beyJohann Gottlob Arnold,
Buchhändler, 1792.

J. J. N. A.
Montags, vor der Schule.


HERR, höre meine Worte, merke auf meine Rede, vernimm mein Schreyen, mein König und mein GOTT, denn ich will vor dir beten.

Morgen-Segen aus dem Catechismus.
Vater unser etc.


[3]

Nach der Schule.


Nachmittags, vor der Schule.


Nach der Schule.


Dienstags, vor der Schule.


Ich rufe zu dir, daß du, GOTT, wollst mich erhören: neige deine Ohren zu mir, höre meine Rede.

[5]

Nach der Schule.


Nachmittags, vor der Schule.


Nach der Schule.


Mittwochs, vor der Schule.


Laß dir wohlgefallen die Rede meines Mundes, und das Gespräch meines Herzens vor dir HERR, mein Hort, und mein Erlöser.

Nach der Schule.


Donnerstags, vor der Schule.


HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sey mir gnädig, und erhöre mich.

Nach der Schule.


Nachmittags, vor der Schule.


Nach der Schule.


[10]

Freytags, vor der Schule.


HERR, höre mein Gebet, und laß mein Schreyen zu dir kommen.

Nach der Schule.


Nachmittags, vor der Schule.


Nach der Schule.


Sonnabends, vor der Schule.


HErr! ich habe mich unterwunden mit dir zu reden, wiewohl ich Staub, Erde und Asche bin.

Nach der Schule.


Dies eine, guter JESU! flehet von deiner Treu mein armes Herz, daß, wenns aus Leichtsinn sich vergehet, und lieber neiget niederwärts, sie mich nicht lang so lasse bleiben, und so such in die Eng zu treiben, daß ich nicht völlig von dir weich, und so mißbrauche deine Gnade, daß meiner armen Seelen Schade, nicht werd unheilbarn Wunden gleich.

Der Name des HERRN sey gelobet und
gebenedeyet, von nun an, bis in
Ewigkeit. Amen.

[14]

Ein Morgen- und Abend-Gebet für Kinder.


Morgen-Gebet.


Mein Abba, lieber GOTT, du Vater in der Höhe,

Hier kömmt ein armes Kind, das sündlich ist zu dir:

Doch denke, daß ich hier im Namen Jesu stehe;

Der mich erlöset hat, der betet auch mit mir.

Nimm, o mein Vater, an mein kindlich schwaches Lallen,

Das Dank- und Demuths-voll ein Morgen-Opfer bringt:

Laß dir für deinen Schutz mein Loben wohlgefallen;

Du hast mich diese Nacht mit deiner Hut umringt.

Kein Teufel konnte mir bey deiner Wache schaden.

Kein Feind, kein böser Mensch, hat mir ein Leid gethan:

Du hieltest über mir die Flügel deiner Gnaden,

Daß ich gesund und froh dich jetzo loben kann.

Ach! möcht ich diesen Tag doch dir zu Ehren leben!

Gieb, Vater, mir dazu selbst deinen guten Geist.

Laß deine wahre Furcht mir stets vor Augen schweben,

Daß mein geheiligt Herz dir Kindes-Dienste leist.

Dein Geist regiere mich, bewahre mich für Sünden,

Daß mich kein böser Geist kein böser Mensch verführ:

Laß mich durch JEsu Blut stets Gnade vor dir finden,

Mach ein geschickt Gefäß zu deiner Ehr aus mir.

Laß mich den Heyland recht in deinem Licht erkennen,

Daß meine größte Kunst, nur Christum lieben sey:

Ach möcht ich mich mit Recht sein wahres Schäflein nennen!

Ach wär ich JESU doch von ganzen Herzen treu?

Sodann befehl ich dir den Leib und Leibes-Leben

Wend alles ab, was Noth und Schaden bringen kann:

Du wirst schon auf mein Heil und Wohlfahrt Achtung geben,

Ich traue deiner Treu mein Leib und Leben an.

[15]
Mein Vater, ich will auch für meine (Aeltern) (Lehrer) bitten,

Erhalte sie gesund, von Angst und Noth befreyt:

Du wollest sie mit Gnad und Segen überschütten,

Mein Fleiß und Gottesfurcht erwecke ihnen Freud.

Geschwister, und wer sonst sich zählt zu meinen Freunden,

Empfiehlt mein Seufzen dir zu deiner Vater-Treu;

Dein Häuflein schütze selbst für allen seinen Feinden,

Es werde deine Huld heut bey den deinen neu.

Hilf, daß ich unverrückt, HERR, deiner Lieb geniesse,

Mein Herz sey immerdar zu deinem Dienst bereit,

Damit ich endlich auch mein Leben selig schliesse.

Lob sey dir Vater, Sohn und Geist in Ewigkeit!

Abend-Gebet.


Vater, dir sey Preis und Dank. Ehr und Lob für dein Erbarmen,

Das mit Vaters Huld und Treue, meine Lebens-Zeit gekrönt:

O wie sorgest du für mich, o wie liebest du mich Armen!

Thust mir Bösen so viel Gutes, weil mich Jesus dir versöhnt.

Mehr, als wie ein Seufzen heut früh von deiner Huld begehret.

Mehr, als mein unwürdig Herze sich zu bitten unterstund.

Hast du, o du frommer GOTT, reichlich Gutes mir bescheret,

Mich ernähret, mich beschützet, ich steh hier vor dir gesund.

Aber, HErr, wie manches mal, hab ich heut der Pflicht vergessen,

Und des Bundes, den am Morgen ich so theur mit dir gemacht,

Ach dies werde mir doch nicht, HErr im Zorne zugemessen!

Laß mich doch Vergebung finden, die mir JESU Blut gebracht.

Deinen guten Gnaden-Geist laß doch niemals von mir weichen,

[16]
Sieh mich jetzt mit Erbarmen, Vater, mit Verschonen an:

Laß mich endlich festen Fuß in dem Gnaden-Stand erreichen,

Daß ich dich wahrhaftig Vater! und mich dein Kind nennen kann.

Reinige dir selbst mein Herz von verkehrten Sünden-Lüsten,

Sey du meine wahre Freude, meine Seligkeit allein.

Heilige dir meinen Geist, mache mich zum wahren Christen.

Schenk mir Busse, laß im Glauben mich dir aufgeopfert seyn.

Jetzo will ich mich zur Ruh unter deinem Schutze legen.

Laß dein Auge bey mir wachen, Leib und Seel befehl ich dir.

Ich ergeb mich deiner Huld, Eltern, Freunde deinem Segen,

Bleib bey uns mit deiner Gnade bleib auf ewig, HERR, bey mir!

Vater deine Vaters-Huld laß mich ewiglich geniessen,

JESU, bleibe mein Erlöser, Geist der Gnaden, steh mir bey.

Laß am Lebensabend mich meine [Augen] selig schliessen,

Damit auch an jenem Morgen mein Erwachen frölich sey.
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[17]

Anhang
von 6. Morgen-Liedern.


I.

Mel. Wer nur den lieben Gott etc.

Mein GOtt, nun ist es wieder Morgen,

Die Nacht vollendet ihren Lauf;

Nun wachen alle meine Sorgen

Auf einmal wieder mit mir auf.

Die Ruh ist aus, der Schlaf dahin,

Und ich seh wieder, wo ich bin.
2. Ich bin noch immer auf der Erde,

Wo jeder Tag sein Elend hat;

Wo ich nur immer älter werde

Und häuffe Sünd und Missethat.

O GOtt, von dessen Brod ich zehr,

Wenn ich dir doch auch nütze wär!
3. Ohn Zweifel siehst du mich aufstehen,

Regier mich auch in dieser Welt;

Ich weiß nicht, wie mirs heut wird gehen;

Mach alles so, wie dirs gefällt:

Schleuß mich in deine Vorsicht ein;

Dein will ich todt und lebend seyn.
4. Vergieb mir, Vater, alle Sünden,

Die ich mit aus dem Bette bring,

Und laß mich vor dir Gnade finden,

Erhöre, was ich bet und sing!

Denn, wo ich nur bey dir wohl steh,

So acht ich gar nicht, wie es geh.
[18]
5. Hilf du in allen Sachen rathen,

Denn ich bin selber mir nicht klug.

Behüte mich für Missethaten,

Für böser Menschen List und Trug.

Laß mich den Tag wohl legen an.

Und Gutes schaffen, wo ich kann.
6. Behüte mir mein Leib und Leben,

Verwandte, Freunde, Haab und Gut,

Und laß den Himmel Seegen geben,

Wenn meine Hand das ihre thut:

Hilf, daß ich alles wohl verricht.

Du wirst es thun, ich zweifle nicht.
II.
GOTT des Himmels und der Erden,

Vater, Sohn, und heilger Geist,

Der es Tag und Nacht läßt werden,

Sonn, und Mond uns scheinen heißt,

Dessen starcke Hand die Welt

Und was drinnen ist, erhält.
2. GOtt, ich danke dir von Herzen,

Daß du mich in dieser Nacht,

Für Gefahr, Angst, Noth und Schmertzen,

Hast behütet und bewacht,

Daß des bösen Feindes List

Mein nicht mächtig worden ist.
3. Laß die Nacht auch meiner Sünden

Jetzt mit dieser Nacht vergehn.

Ach HErr JESU! laß mich finden

Deine Wunden offen stehn,

[19]
Da alleine Hülf und Rath

Ist für meine Missethat.
4. Hilf, daß ich auch diesen Morgen

Geistlich auferstehen mag,

Und für meine Seele sorgen,

Daß, wenn nun dein großer Tag,

Uns erscheint und dein Gericht,

Ich dafür erschrecke nicht.
5. Führe mich, o HErr, und leite

Meinen Gang nach deinem Wort;

Sey und bleibe du auch heute

Mein Beschützer und mein Hort;

Nirgends, als von dir allein,

Kann ich recht bewahret seyn.
6. Meinen Leib und meine Seele,

Sammt den Sinnen und Verstand,

Grosser GOtt, ich dir befehle

Unter deine starke Hand:

HErr, mein Schild, mein Ehr und Ruhm,

Nimm mich auf dein Eigenthum.
7. Deinen Engel zu mir sende,

Der des bösen Feindes Macht,

List und Anschläg von mir wende,

Und mich halt in guter Acht,

Der auch endlich mich zur Ruh,

Trage nach dem Himmel zu.
8. Höre, GOtt, was ich begehre,

Vater, Sohn und heilger Geist,

Meiner Bitte mich gewähre,

[20]
Der du selbst mich beten heißt;

So will ich dich hier und dort

Hertzlich preisen fort und fort.
III.

Mel. O GOtt, du frommer GOtt etc.


O JEsu süsses Licht! nun ist die Nacht vergangen,

Nun hat dein Gnaden-Glanz aufs neue mich umfangen,

Nun ist, was an mir ist, vom Schlafe aufgeweckt,

Und hat nun in Begierd zu dir sich ausgestreckt.
2. Was soll ich dir denn nun, mein GOtt, für Opfer schencken?

Ich will mich ganz und gar in deine Gnad einsencken,

Mit Leib, mit Seel, mit Geist, heut diesen gantzen Tag:

Das soll mein Opfer seyn, weil ich sonst nichts vermag.
3. Drum siehe da, mein GOtt, da hast du meine Seele,

Sie sey dein Eigenthum, mit ihr dich heut vermähle

In deiner Liebes-Kraft: da hast du meinen Geist,

Darinnen woll’st du dich verklären allermeist.
4. Da sey denn auch mein Leib zum Tempel dir gegeben,

Zur Wohnung und zum Haus, ach allerliebstes Leben!

[21]
Ach! wohn, ach leb in mir, beweg und rege mich,

So hat Geist, Seel und Leib mit dir vereinigt sich.
5. Gleich wie ich aus dem Bette, als wie aus einem Grabe

Jetzt aufgestanden bin und mich bekleidet habe:

So hilf mir geistlich auf, und laß mich wacker seyn,

Die Seele kleide selbst mit deinem Bilde ein.
6. Mein JEsu schmücke mich mit Weißheit und mit Liebe,

Mit Keuschheit und Geduld durch deines Geistes Triebe,

Vor allen kleide mich mit wahrer Demuth an,

So bin ich wohl geschmückt und köstlich angethan.
7. Laß mir den gantzen Tag vor meinen Augen schweben,

Daß dein Allgegenwart mich gleich der Luft umgeben,

Und fest umschlossen hat, daß ich befliessen bin

In Denken, Wort und That dein Wollen zu vollziehn.
8. Ach! seegne was ich thu, ja rede oder denke,

Durch deines Geistes Kraft es also führ und lenke,

Daß alles nur gescheh zu deines Namens Ruhm,

Und daß ich unverrückt verbleib dein Eigenthum.
IV.

Mel. O GOtt ich thu dir danken etc.


Die Nacht ist nun vergangen

Mich hat kein Schreck gestört,

Mein Bitten und Verlangen

Hast du mein GOtt erhört,

[22]
Ich rühme deine Treu

Mit dankbarem Gemüthe;

Mach diese Huld und Güte

Auch heute bey mir neu.
2. Erleuchte meine Augen,

Damit sie nur allein

Auf dich zu sehen taugen,

Und dir gewidmet seyn.

Dein ewig guter Geist

Mag Sinn und Herz regieren,

Mich auf dem Wege führen,

Der mich zum Leben weist.
3. Daß ich die Tugend schätze,

Und mein Gewissen nie

Mit frecher Schuld verletze,

Noch Flüche auf mich zieh.

Verfehl ich auch die Bahn,

So lohne nicht nach Würden,

Nimm weg der Sünden Bürden,

Ich sehe JESUM an.
4. Gieb, daß ich Reu und Busse

Auf keinen andern Tag,

Bey irdischem Genusse

Des Glücks, verschieben mag.

Mein GOTT, ich harre dein,

Den Glauben in mir stärke,

Damit die Liebes-Werke

Auch andern kundbar seyn.
5. HERR, segne meine Thaten

Die Werke meiner Hand,

Laß alles wohl gerathen,

Beschütze jeden Stand.

Laß heut und allezeit

Mich deine Güte spühren,

Mich keine Noth berühren:

Sey meine Sicherheit.
6. Mein Leben und mein Ende

Und was mir angehört,

[23]
Geb ich in deine Hände,

Da bleibt es unversehrt.

Hilf daß ich diesen Tag

Die Zahl der Frommen mehre

Und ihn zu deiner Ehre

Recht wohl beschliessen mag.
V.

Mel. Nun sich der Tag geendet hat etc.


Der Tag bricht an, mir zum Beweiß,

Wie treu uns GOTT bewacht.

Mein erst Gefühl, sey Dank und Preiß!

Nach abgewichner Nacht.
2. Du nahmst dich meiner an, als ich

Im tiefen Schlafe war,

Mein Hort und Heyland, schütze mich

Noch ferner in Gefahr.
3. Vertreib zugleich mit dieser Nacht

Der Sünden Dunkelheit,

Und alles, was mich träge macht

Zur wahren Frömmigkeit.
4. Du bist mein Leben, Kraft und Licht.

Erleucht durch deinen Schein

Mein finstres Herz und Angesicht,

Und laß mich wacker seyn.
5. Gottselig, züchtig und gerecht,

Sey nur mein Gegenstand:

Doch da mich Fleisch und Sünde schwächt,

So reiche mir die Hand;
6. Denn ohne dich vermag ich nichts,

Führst du mich aber an,

So geh ich als ein Kind des Lichts

Die rechte Tugend-Bahn.
7. Vermehre stets mein Glaubens-Licht,

Und gieb, daß ich hernach

Wenn einst der letzte Tag anbricht

Nach deinem Bild erwach.
[24]
VI.

Mel. Wach auf mein Herz und singe etc.

Ich lag in sanften Schlummer

Entfernt von allen Kummer;

Wer war es, der mich deckte,

Und morgens fröhlich weckte?
2. Du du, Quell aller Güter,

Und Menschen treuer Hüter,

Du nahmst mich voll Erbarmen

In deine Vater-Armen.
3. Du machst, daß ich aufs neue,

Mich meines Lebens freue;

Drum Seele, sey befliessen

Des Höchsten Hand zu küssen.
4. Wie groß ist deine Güte!

Dich preiset mein Gemüthe

Nur lasse dir mein Lallen

Mein Vater wohlgefallen.
5. Umfasse mich aufs neue,

Mit Liebe, Schutz und Treue;

Entzünde Glaub und Liebe

Durch deines Geistes Triebe.
6. Daß ich in deinem Lichte

Vor deinem Angesichte

In wahrer Ehrfurcht wandle

Und täglich frömmer handle.
7. Nun ich bin dir ergeben,

Mit Seele, Leib und Leben,

Du wirsts in allen Sachen

Mit mir aufs beste machen.
8. Drauf will ich meine Pflichten

Nach Möglichkeit verrichten;

Du aber wollst den Seegen

Auf mein Bemühen legen
9. GOTT, du bist Treu und Güte,

Drum hörst du meine Bitte.

Herz, sprich in JESU Namen

Das frohe Glaubens-Amen.