Wo der Dengle-Geiſt
**) in mitternaͤch-
tige Stunde
uffem ſilberne Gſchir e goldeni Saͤgeſe
denglet,
(Todtnau’s Chnabe wuͤſſe’s wohl) am wal-
dige Feldberg,
Wo mit liebligem Gſicht us tief verborgene
Chluͤfte
d’ Wieſen uſe luegt, und check ins Todt-
nauer Thal ſpringt,
[4]ſchwebt mi muntere Blick, und ſchwebe
mini Gidanke.
Feldbergs liebligi Tochter, o Wieſe, bis
mer Gottwilche!
Los, i will di iez mit mine Liederen
ehre,
und mit Gſang bigleiten uf dine freudige
Wege!
Im verſchwiegene Schoß der Felſe heimli
gibohre,
vo de Wulke gſaͤugt, mit Duft und himm-
liſchem Rege,
ſchlofſch e Buͤtſcheli-Chind in di’m verbor-
gene Stuͤbli
heimli, wohlverwahrt. No nie hen menſch-
ligi Auge
guͤggelet und gſeh, wie ſchoͤn mi Meiddeli
do lit
im chriſtalene Ghalt und in der ſilberne
Wagle;
und kei menſchlig Ohr het no ſi Othmen
erluſtert,
[5]oder ſi Stimmli ghoͤrt, ſi heimli Laͤchlen
und Briegge.
Numme ſtilli Geiſter goͤhn uf verborgene
Pfade
us und i, und ziehn di uf, und lehre di
laufe,
gen der e freudige Sinn, und lehre di nuͤtz-
ligi Sache,
und es iſch kei Wort verlohre, was ſie der
ſage.
Denn ſo bald de chaſch uf eigene Fuͤeßlene
furtcho,
ſchliefſch mit ſtillem Tritt us di’m chriſta-
lene Stuͤbli
barfis uſen, und luegſch mit ſtillem Laͤchlen
an Himmel.
O, wie biſch ſo nett, wie heſch ſo heiteri
Aeugli!
Gell, do uſſen iſchs huͤbſch, und gell, de
heſch ders nit vorgſtellt?
Hoͤrſch, wie’s Laͤubli ruuſcht, und hoͤrſch,
wie d’ Voͤgeli pfife?
[6]Jo, de ſeiſch: „I hoͤrs, doch gangi witers
und blib nit.
„Freudig iſch mi Weg, und alliwil ſchoͤ-
ner, wie witer!“
Nei ſe lueg me doch, wie cha mi Meid-
deli ſpringe!
„Chunnſch mi uͤber,“ ſeits und lacht, „und
witt mi, ſe hol mi!“
Alliwil en andere Weg, und anderi
Spruͤngli!
Kei mer nit ſel Reinli ab! — Do hem-
mers, i ſags io, —
hani’s denn nit gſeit? Doch puͤrzliſch witers
und witers,
grobliſch uf alle vieren, und ſtellſch di wie-
der uf d’ Beinli,
ſchliefſt in d’ Huͤrſt, — iez ſuch mers eis! —
doͤrt guͤggelets uſe,
Guggus, daß di Potz! und het ſi urige
Phateſt!
Aber wie de gohſch, wirſch alliwil groͤßer
und ſchoͤner;
[7]wo di liebligen Othem weiht, faͤrbt ſi der
Raſe
gruͤner rechts und links, es ſtoͤhn in ſaftige
Triebe
Gras und Chruͤter uf, es ſtoͤhn in friſchere
Gſtalte
farbigi Bluͤmli do, und d’ Immli choͤm-
men und ſuge.
’s Waſſerſtelzli chunnt, es choͤmme Totnauer
Wuli,
alles will di ſeh, und alles will di bi-
gruͤße,
und di fruͤndlig Herz git alle fruͤndligi
Rede:
„Choͤmmet ihr ordlige Thierli, do hender,
eſſet und trinket!
„Witers goht mi Weg, Gſegott, ihr ord-
lige Thierli!“
Rothet iez ihr Luͤt, wo uͤſer Toͤchterli
hi goht!
Hender gmeint an Tanz, und hender gmeint,
zu de Bube?
[8]z’ Uzefeld verbey gohts mit biwegliche
Schritte
zu de Schoͤne Buchen,
*) und hoͤrt e heiligi
Meß a
Gut erzogen iſchs, und anderſt cha me nit
ſage.
No der heilige Meß ſe ſeits: „Jez willi mi
ſchicke,
aß i wieder witers chumm!“ — Jez ſimmer
ſcho z’ Schoͤnau,
iez am Chaſtel verbey und alliwil witers
und witers
zwiſche Berg und Berg im chuͤele duftige
Schatte,
und an mengem Chruͤtz verbey an menger
Kapelle.
Aber wie de gohſch, wuͤrſch ſichtli groͤßer
und ſchoͤner;
[9]wo di liebligen Othem weiht, faͤrbt ſi der
Raſe
gruͤner rechts und links, es ſtoͤhn in chraͤf-
tige Triebe
neni Chruͤter do, es ſchießen in praͤchtige
G’ſtalte
Blumen an Blumen uf, und geli ſaftigi
Wide.
Vo di’m Othem gwuͤrzt, ſtoͤhn rothi Er-
beri-Choͤpfli
Millione do, und warten am ſchattige
Thalweg.
Vo di’m Othem g’naͤhrt, ſtigt rechts an
ſunnige Halde
goldene Lewat uf in Feldere Riemen an
Rieme.
Vo di’m Othem g’ chuͤelt, ſingt in de Huͤrſte
verborge,
freudig der Hirte-Bueb, und witer ehne
toͤnt d’ Holz-Ax.
’s Mambecher Haͤtteli chunnt, und wulligi
Haͤli vo Zell her.
[10]Alles lebt und webt, und toͤnt in freudige
Wiiſe;
alles gruͤnt und bluͤeiht in tuſigfaͤltige
Farbe;
alles iſch im Staat, und will mi Meiddeli
gruͤße.
Doch de biſch ke Meiddeli me, de biſch iez
e Meidli!
Aber an der Bruckwoog, nit wit vom
ſteinene Chruͤtzli,
chreſme Zeller Buͤebli hoch an de felſige
Halde,
ſuchen Engelſuͤß, und luegen aben und
ſtune.
„Toneli, ſeit der Sepli, was het echt d’
Wieſen im Choͤpfli?
„Lueg doch, wie ſie ſtoht, und wie ſie nie-
der an d’ Stroß ſizt
„mit vertieftem Blick, und wie ſie wieder
ufſtoht,
„gege de Matte lauft, und mittere ſelber
im Champf iſch!“
[11]Feldbergs Tochter, was heſch im Chopf?
I frog, wie der Sepli,
und de g’fallſch mer numme halber, chani
der ſage!
Fehlt der naͤumis, ſe ſchwetz, und haͤttſch
gern naͤumis, ſe ſag mer’s!
Aber wer nuͤt ſeit biſch du! Mit ſchwan-
kige Schritte
Laufſch mer d’ Matten ab in dine tiefe Gi-
danke
uſem Zeller Thal ins Wieſethal gegenem
Bergwerch,
und ſchangſchierſch der Glauben und wirſch
e luthriſche Chetzer!
Hani’s denn nit gſeit, und hani mers nit
vorgſtellt?
Aber iez iſchs ſo, und was hilft balgen und
ſchmaͤhle!
Aendere chani’s nit, ſe willi lieber gar
helfe;
oͤbbe bringſch mer doch no Freud und hei-
teri Stunde!
[12]Halt mer e wenig ſtill, i will di iez luthe-
riſch chleide;
barfis darfſch nit goh, und rothi Struͤmpfli
nit trage.
Do ſin wiißi bauwele Struͤmpf mit chuͤnſt-
lige Zwickle,
(leg di ſelber a!) und Schuh und ſilberni
Rinkli,
do ne gruͤne Rock; vom breit verbendlete
Liibli
fallt bis zu de Chnoͤdlenen abe Faͤltli an
Faͤltli!
Sizt er recht? Thu d’ Haͤftli i! und do iſch
e Bruſttuch,
ſammet und roſeroth. Jez flichtider chuͤnſt-
ligi Zupfe
us de ſchoͤne, ſufer gſtrehlte, flaͤchſene
Hoore.
Obe vom wiißen Aecken und biegſem in
d’ Zupfe verſchlunge,
fallt mit beiden Ende ne ſchwarze ſidene
Bendel
[13]bis zum tiefe Rock-Saum abe. Gfallt
der die Chappe,
waſſerblaue Damaſt und gſtickt mit goldene
Blume?
Zieh der Bendel a, wo in de Ricklene dur-
goht,
unter de Zupfe dure, du Dotſch, und uͤber
den Ohre
fuͤrſi mittem Letſch, und abe gegenem Gſicht
zu!
Jez e ſide Fuͤrtuch her, und endli der
Hauptſtaat,
zwenzig Ehle lang und breit e Maylaͤnder
Halstuch!
Wie ne luftig Gwuͤlch am Morgehimmel
im Fruͤhlig
Schwebts der uf der Bruſt, und ſtigt und
fallt mittem Othem,
wahlt der uͤber d’ Achſle, und fallt in praͤch-
tige Zipfle
uͤbere Rucken abe, ſie ruſche, wenn de’n im
Wind gohſch!
[14]Het me’s lang, ſe loßt me’s henke, hoͤr i
mi Lebtig.
D’ Ermel, denk wol, henkſch an Arm, wil
s’ Wetter ſo huͤſch iſch,
aß me s’ Hemd au ſieht, und dini gattigen
Aermli;
und der Schie-Hut nimmſch in d’ Hand
am ſidene Bendel;
d’ Sunne git der waͤrmer, und ſchint der
beſſer in d’ Auge,
wenn d’ en in de Haͤnde treiſch, und ’s ſtoht
der au huͤbſcher!
Jez waͤrſch usſtaffirt, als wenn de hofertig
ſtoh wottſch,
und de gfallſch mer ſelber wieder, chani der
ſage.
Wienes ſi iez freut, und wie’s in zimpfere
Schritte
taͤnzelet, und meint, es ſeig d’ Frau Voͤg-
tene ſelber,
wie’s ſi Choͤpfli hebt, und alli Augeblick
z’ ruk ſchielt,
[15]oͤb me ’s echt au bſchaut, und oͤb men or-
deli no luegt!
Jo, de biſch io huͤbſch, und io du Naͤrli,
mer luege,
io, du Zeller Meidli, mit diner marggroͤfer
Chappe,
mit de lange Zupfen und mit der laͤngere
Hoorſchnur,
mittem vierfach zſemmegſezte Maylaͤnder
Halstuch!
Aber rothet iez, wo d’ Marggroͤfer Jump-
fere hi goht!
Oebben uffe Platz, und oͤbben unter d’
Linde,
oͤbben in d’ Weſerey, und zu de Huſemer
Chnabe?
Hender gmeint, io wol! Am Bergwerch
viſperlets abe,
lengt e wenig duren, und truͤllt e wengeli
d’ Raͤder,
was der Blos-Balg ſchnufe mag, aß d’
Fuͤuͤrer nit usgoͤhn.
[16]Aber ’s iſch ſi Blibes nit. In d’ Huſemer
Matte
ſchießt’s, und d’ Legi ab mit große Schritte
go Farnau,
laufſch mer nit, ſe gilts mer nit, ins Scho-
pfemer Chilſpel.
Aber z’ Guͤndehuſe, wer ſtoht echt an der
Stroße,
wartet, biß de chunnſt, und goht mit freu-
dige Schritte
uf di dar, und git der d’ Hand, und fallt
der an Buſe?
Chennſch di Schweſterli nit, ’s chunnt z’ aller-
noͤchſt vo Wisleth?
Uf und nieder hets di Gang und dini Ge-
behrde.
Jo de chennſchs, worum denn nit? Mit
freudigem Bruſche
Nimmſchs in d’ Arm, und loſch’s nit goh,
gib achtig, verdrucks nit!
Jez marſchieremer witers, und alli wil aben
und abe!
Siehſch
[17]Siehſch doͤrt vorne ’s Roͤttler Schloß — ver-
falleni Mure?
In vertaͤfelte Stube, mit goldene Liiſte
verbendlet,
hen ſuſt Fuͤrſte gwohnt, und ſchoͤni fuͤrſtligi
Fraue,
Heren und Here-Gſind, und d’Freud iſch
z’Roͤttle deheim gſi.
Aber iez iſch alles ſtill, undenklichi Zite
brenne keini Liechter in ſine verrißene
Stube,
flackeret kei Fuͤuͤr uf ſiner verſunkene Fuͤuͤr-
ſtet,
goht kei Chrug in Cheller, ke Zuͤber aben
an Brunne.
Wildi Tube niſte doͤrt uf moſige Baͤume.
Lueg doͤrt ehnen iſch Mulberg, und do im
Schatte verborge
’s Foͤhris Huͤsli, und am Berg doͤrt, d’
Hoͤllſtemer Chilche.
Steine loͤmmer ligen, und fahre duren in
d’ Matte,
2
[18]Will der Schanzli naͤumis, ſe mag er uſe
zu dir cho.
Unter Steine chunnſch mit dine biwegliche
Schritte
wieder uͤber d’Stroß. Jez goͤhmer fuͤren
ins Rebland
Hauige zu, und Hage zu, und aben an
Roͤttle.
Lueg e wenig ufe, wer ſtoht doͤrt oben am
Fenſter
in ſi’m neue Chaͤpli, mit ſine [fruͤndligen]
Auge?
Neig di fin, zeig wie, und ſag: „Gott
gruͤßich Her Pfarer!“
Jez gohts Thumrige zu, — ſie hen der
welle ne Tuck thu,
aber ’s macht der g’ringe Chummer, —
oͤb der’s der Reinert
gut heißt, oder nit, ſe gumpiſch ebe, wie ’s
dir gfallt,
uͤbers Stellaſchi ab, und furt in d’Loͤrre-
cher Matte.
[19]Nimm di e wenig in Acht, ſiehſch doͤrt im
Gruͤne ſel Chruͤtz nit?
Wart, was werde d’ Stettemer ſage, wenn
ſie erfahre,
was de z’ Huſe bosget heſch! Doch gheit es
di wenig.
Aber wie de gohſch vom Bergwerch abe
go Schopfe,
bis an Stetten aben uf diner ſteinige Land-
ſtroß,
bald am linke Bord, bald wieder ehnen am
rechte
zwiſchenem Faſchinat, wirſch alliwil groͤßer
und ſchoͤner,
freudiger alliwil, und ſchaffig, was me cha
ſage.
Wo di liebligen Othem weiht, wie faͤrbt
ſi der Raſe
gruͤner rechts und links, wie ſtoͤhn mit chraͤf-
tige Triebe
neui Chruͤter uf, wie ſtoͤhn in hoͤhere Farbe
2 *
[20]alli Blume do. De Summer-Voͤgle thut
d’ Wahl weh.
Wechslet nit der Chlee mit goldene Chette-
ne-Blueme,
Frauemaͤnteli, Haſebroͤdli, wuͤrzige Chuͤmmi,
Sunneblume, Habermark und Dolden und
Ruchgras?
Glitzeret nit der Thau uf hunderttuſig Hal-
me?
Wattet nit der Storch uf hoche Stelze der-
zwiſche?
Ziehn ſi nit vo Dorf zu Dorf in lange
Reviere
feiſti Matte Stunde wiit und Tauen an
Taue?
’s Brombecher Mummeli chunnt, es choͤmme
Loͤrecher Roͤßli,
freße der us der Hand, und ſin faſt naͤriſch
vor Freude,
und vo Baum zu Baum, vo Zell bis fuͤre
go Rieche
[21]halte d’Voͤgeli Jude-Schul und orglen und
pfife.
(D’Brombecher Linde lit, der Sturmwind
het ſie ins Grab gleit.)
Aber rechts und links wie ſchwanken an fla-
chere Reine
Rocken und Weizehalm! Wie ſtoͤhn an ſun-
nige Halde
Reben an Reben uf! Wie woget uf hoͤchere
Berge
rechts und links der Buchewald und dunk-
leri Eiche!
Wie iſch alles ſo ſchoͤn, und uͤberal anderſt
und ſchoͤner!
Feldbergs Tochter, wo de biſch, iſch Nah-
rig und Lebe!
Neben an der ufen und neben an der
abe
gigst der Wage, d’Geiſle chloͤpft, und d’
Saͤgeſe ruſchet,
und de gruͤßiſch alli Luͤt, und ſchwetziſch
mit alle.
[22]Stoht e Muͤhli naͤumen, en Oehli oder e
Ribi,
Drothzug oder Gerſte-Stampfi, Saͤgen
und Schmidte;
lengſch mit biegſemen Arme, mit glenkſeme
Fingere dure,
[hilfſch] im Muͤller mahlen und hilfſch de
Meidlene ribe,
ſpinnſch mer ’s Huſemer Iſe, wie Hanf in
gſchmeidigi Faͤde.
(Gell, iez ſchlacht di ’s Gwiße wieder, ’s
goht eim nit anderſt!)
Eicheni Pluͤtſchi verſaͤgſch, und wandlet ’s
Iſe vom Fuͤuͤrherd,
uffen Ambos, luͤpfſch de Schmiede freudig
der Hammer,
ſingſt derzu, und gerſch ke Dank, „Gott
gruͤßich, Gott bhuͤtich!“
Und iſch naͤume ne Bleichi, ſe loſch di au
das nit verdrieße,
chuuchiſch e bizzeli duren, und hilfſch der
Sunne bleiche,
[23]aß ſie ferig wird, ſie iſch gar gruͤſeli land-
ſem!
Aber ſolli eis, o Wieſe ſage, wie ’s an-
der,
nu ſe ſeig’s bikennt! De heſch au bſundert
Jeſte,
’s chlage’s alli Luͤt, und ſage, ’s ſeig der
nit z’ traue,
und wie ſchoͤn de ſeigſch, wie liebli dini Gi-
behrde,
ſtand der d’Bosget in den Auge, ſage ſie
alli.
Eb men umluegt, chreſmiſch naͤumen uͤber
d’Faſchine,
oder rupfſch ſie us, und bahnſch der bſun-
deri Fußweg,
bohlſch de Luͤte Stei uf d’Matte, Jaſpis
und Feldſpat.
Hen ſie naͤume gmeiht, und hen ſie gwar-
bet und g’ſchoͤchlet,
holſch’s und treiſch’s im Nochber duren Ar-
fel um Arfel.
[24]’s ſagen au e Theil, de ſeigiſch gluͤckli im
Finde
uf de Baͤnke, wo nit g’wuͤſcht ſin, ſel hani
nie gſeh.
Mengmol haſelierſch, und ’s muß der alles
us Weg goh;
oͤbbe rennſch e Huͤsli nieder, wenns der im
Weg ſtoht.
Wo de gohſch, und wo de ſtohſch iſch Bal-
gen und Balge.
Feldbergs Tochter los, de biſch an Tu-
ged und Fehler
zitig, chunnts mer halber vor, zum Manne,
wie waͤrs echt?
Zeig, was machſch fuͤr Aeugli? Was zupfſch
am ſidene Bendel?
Stell di nit ſo naͤrſch, du Dingli, meinſch
denn, me wuͤß nit,
aß de verſproche biſch, und aß der enander
ſcho bſtellt hen?
Meinſch, i chenn di Holderſtock, di chraͤf-
tige Burſt nit?
[25]Ueber hochi Felſen, und uͤber Stuuden und
Hecke
eis gangs us de Schwitzerberge gumpet er
z’ Rhineck
aben in Bodeſee, und ſchwimmt bis fuͤre
go Choſtez,
ſeit: „J muß mi Meidli ha, do hilft nuͤt,
und batt nuͤt!“
Aber oben an Stei, ſe ſtigt er in landſeme
Schritte
wieder uſem See mit ſufer gwaͤſchene
Fuͤße,
Tieſehofe gfallt em nit und ’s Chloſter der-
nebe,
nei, er rennt Schafhuſen ab, und ſtoht an
de Felſe.
An de Felſe ſeit er: „Mi Meidli muß
mer werde!
„Lib und Lebe wogi dra, und Bruſttuch
und Chretze!“
Seits und nimmt e Sprung! Jez bruttlet
er abe go Rhinau,
[26]truͤmmlig iſchs em worde, doch chunnt er
witers und witers.
Eglisau und Chayſerſtuhl und Zurzi und
Waldshut
het er ſcho im Aecken, er lauft vo Wald-
ſtadt zu Waldſtadt,
iez am Hoͤrnli aben in ſchoͤne breite Re-
viere
Baſel zu, und loßt der Hochzeit-Zedel
ſchreibe.
Gell, i weiß es! Biſch im Stand und
laͤugniſch, was wohr iſch!
Haͤtti z’rothe gha, ’s waͤr z’Wil e ſchick-
liche Platz gſi;
’s ſin doch au ſcho Gutſche vo Baſel uſe
gfahre,
ohni Widerred vo mine gnaͤdige Here,
uſe zu Her Briggem, und ine zu Her Eh-
ma.
Aber di Vertraue ſtoht zum Chlei-Huͤniger
Pfarrer.
[27]Wie de meinſch, ſe goͤhnmer denn dur d’
Riechemer Matte!
Lueg, iſch ſel nit d’Chluͤbi, und chunnt er
nit doͤrt abe?
Jo er iſchs, er iſchs, i hoͤrs am freudige
Bruſche!
Jo er iſchs, er iſchs mit ſine blauen Au-
ge,
mit de Schwitzer-Hoſen und mit der ſam-
mete Chretze,
mit de chriſtalene Chnoͤpfen am perlefarbi-
ge Bruſttuch,
mit der breite Bruſt, und mit de chraͤftige
Stotze,
’s Gotthards große Bueb, doch wie ne
Roths-Her vo Baſel
ſtolz in ſine Schritten und ſchoͤn in ſine Gi-
behrde.
O wie chlopft der ’s Herz, wie luͤpft ſi
’s Maylaͤnder Halstuch,
und wie ſtigt der d’Roͤthi in dini lieblige
Backe,
[28]wie am Himmel ’s Morgeroth am lieblige
Maytag!
Gell, de biſchem hold, und gell, de heſch
ders nit vorgſtellt,
und es wird der wohr, was im verborgene
Stuͤbli
d’ Geiſter gſunge hen, und an der ſilberne
Wagle!
Halt di numme wohl! — J moͤcht der no
allerley ſage,
aber ’s wird der windeweh! Di Kerli, di
Kerli!
Foͤrchſch, er lauf der furt, ſe gang! Mit
Thraͤnen im Aeugli
ruͤefſch mer: „Bhuͤtdi Gott!“ und fallſch
em freudig an Buſe.
Bhuͤtdi Gott der Her, und folgmer, was i
der gſeit ha!