Der Sonnen heiſſes Wunder-Feuer ver-
minderte den ſchwuͤlen Brand
Sie aͤnderte, wie es uns duͤnkte, im
Zirkel-Lauffe ihren Stand,
Als der vergnuͤgte Herbſt ankam, der
was der Sommer meiſt gereiffet,
Nun voͤllig in die Kuͤche bringt, und in die Vor-
rahts-Keller haͤuffet.
Das was der Sommer auf dem Felde, bei ſpaͤten
Wachsthum noch genaͤhrt,
Ward nun zum menſchlichen Vergnuͤgen, vom
Seegens-ſchwangren Herbſt beſchert,
Des zarten Flachſes duͤnner Halm, der uns die er-
ſten Kleider ſchenket,
Verdorrete und wurde weiß, und zu der Erde ſchon
geſenket,
Als ſich das Landvolk aus den Huͤtten, ſo bald die
laͤngre Nacht verſchwand,
Von neuen mit begiergen Haͤnden, in dem faſt lee-
ren Feld einfand.
Dritter Theil. AEs
[2]Der Herbſt.
Es riß mit reger Sorgfalt aus, es ſammlete in
ſeine Haͤuſer
Die Fadenreiche ſchlanke Meng, mit Knoten aus-
gezierten Reiſer.
Es ward die Erndte vor dem Winter, in freien
Felde kaum vollbracht
Da ſchon der Landmann auf das Pfluͤgen der Win-
terfelder ſich bedacht,
Er zog bei guter Witterung hinaus den Akker um-
zuwuͤhlen,
Sich aus der Erden leeren Schoos aufs Jahr das
wieder zu erzielen,
Was er vor diesmahl eingeſammlet. Sein Fleis der
nimmer ruhen kan,
Fing abermahl nach kurzen Raſten die Hofnungs-
volle Arbeit an,
Das Stoppelreiche Akkerfeld ward durch den Pflug-
ſchaar umgebrochen,
Da ſich die Fuͤſſe vorger Frucht ins Erdreich wiede-
rum verkrochen
Und ihre Mutter fruchtbahr machten. Das Feld
das vorher weislich gruͤn
Von aufgekeimmten Graſes-Spizzen, von hinter-
bliebnen Stoppeln ſchien,
Verkehrte ſich in Dunkelbraun, ſo weit der Pflug
es durchgeſchnitten,
Mit ſeinen breit geſchaͤrften Fuß in den vom Pferd
gezognen Schritten.
Das Feld war leer von ſeinen Fruͤchten, und den-
noch angenehm und ſchoͤn,
Als eine kuͤnſtliche Tapete in heller Ferne anzu-
ſehn,
Da ein von Gras bewachſner Strich, an dem was
nunmehr umgepfluͤget,
An
[3]Der Herbſt.
An einem dunkelbraunen Streif in ausgeſpannter
Ebne lieget.
Es ſah dies mein gereitztes Auge, das Herz gedach-
te gleich, dabei,
Wie auch zu allen Jahres-Zeiten, das Feld der
Anmuth Schauplatz ſey:
Man wird davon noch mehr geruͤhrt, wenn man
im Strahl der warmen Sonnen,
Das floͤckigte Gewebe ſieht, womit der Herbſt das
Land beſponnen.
Das Auge wird durch zarte Faden vergnuͤgt, die
durch den hellen Schein
Der Sonnen bald ein Goldgeſpinſte, bald wie ein
Draht von Silber ſeyn,
Bald blaulicht und bald wieder gruͤn, gleich den ge-
faͤrbten Regenbogen,
Die in den wandelbahren Strahl, geflammt und
gleichſam durchgezogen.
Kommt etwan in ein ſolch Geſpinſte, ein Pfluͤger
der daſſelbe trennt:
So ſieht man wie daſſelbe flieget, und bei dem
Pferde Trab fortrennt,
Sich ſchwenkend in die Hoͤhe hebt und wie ein heller
Dunſt ſich drehet,
Mit Anmuth das Geſicht vergnuͤgt, bis es der
Luftbraus weiter wehet.
Jſt dies Ergoͤtzen uns verflogen; ſo iſt ein neu Ver-
gnuͤgen da,
Der Akker iſt kaum umgebrochen; ſo iſt der Sae-
man ihm ſchon nah,
Der um ſich einen Sack geſpannt, und in gewiſſen
Schritten gehet,
Und draus die Saamenkoͤrner faßt, die er ins fri-
ſche Aekker ſaͤet.
A 2Er
[4]Der Herbſt.
Er ſtreut der Koͤrner trocknen Regen mit einer flei-
ßig milden Hand,
Jn Hofnung reichlich einzuerndten, in das vorher
umwuͤhlte Land:
Er gehet immer Schritt vor Schritt; und in den
abgemeßnen Wandern,
Folgt aus der angefuͤllten Hand, ein ausgedehnter
Wurf dem andern,
Bis daß der Akker voll geſaͤet. Dann kommen
wieder andre her,
Die treiben die geſpannten Pferde mit einem zakkig-
ten Gewehr
Mit Eggen durch das weiche Land: damit im of-
nen Schoos der Erde
Der Saame der darauf geſtreut, recht tief hinein
geſenket werde.
Wer kan dies Akkerwerk anſehen, ohn das man
den regen Blik
Werffe auf den weiſen Schoͤpfer, von dem dies
entſteht, zuruͤk.
Wir ſehn hier die weiſe Guͤt, die wenn ſie uns
die Frucht beſcheret,
Schon wiederum aufs andre Jahr, mit einer neu-
en Hofnung naͤhret.
Wir muͤſſen hier mit Luſt bekennen, daß alles an-
einander haͤngt,
Und daß die Vorſicht auch die Zeiten nach einer wei-
ſen Ordnung lenkt,
Daß alles in des Jahres Kreis den Menſchen zu
erkennen gebe,
Wie er durch ſeines Schoͤpfers Huld in fetten Ue-
berfluſſe lebe.
Des Sommers warme Sonnen-Tage vergnuͤgen uns
mit ihrer Koſt,
Die
[5]Der Herbſt.
Die Herbſtszeit als ein kalter Bote von eines ſtren-
gen Winters-Froſt,
Die zinſet uns in der Natur auch wiederum ſo
viele Gaben
Damit wir uns zur Winterszeit in ſtiller Ruh und
Freude laben.
Auf! mein Herz das zu erzaͤhlen, was der Schoͤpfer
der uns liebt,
Als die Proben ſeiner Guͤte in des Herbſtes Mon-
den giebt:
Doch wer kan die Gaben zaͤhln, die wir zu der
Zeit empfangen,
Die im Gaͤrten in dem Wald, allenthalben herr-
lich prangen.
Laſſet uns das uͤberrechnen, was uns in die Sin-
ne faͤllt.
Und was ſich im Herbſt den Augen in der Reiffe
dargeſtellt;
So erkennen wir ſo gleich, daß wir durch ein wei-
ſes Walten,
Was der Fruͤhling uns verhies, nunmehr in der
Frucht erhalten.
Damahls bluͤheten die Baͤume und der Bluͤten bun-
ter Schein,
Goß in das erfreute Herze, ſchon die ſuͤſſe Hofnung
ein;
Damahls war der Silber-Glanz unſre ſchoͤnſte Au-
genweide,
Nunmehr iſt der Fruͤchte Gold zu der Herbſtzeit un-
ſre Freude.
Oefnet euch ihr holden Gaͤrten, daß wir eure Fruͤch-
te ſehn,
Um daran den reichen Geber aller Gaben zu er-
hoͤhn!
A 3Welch
[6]Der Herbſt.
Welch ein Anblik voller Luſt! welch ein herrliches
Gepraͤnge!
Giebet uns ein jeder Baum, durch der Fruͤchte
reiffe Menge,
Die mit ihrer Laſt Gewichte, Aſt und Zweige nie-
derdruͤkt,
Und durch ihre ſchoͤnen Farben ſchon das Herz durchs
Aug erquikt.
Hie ſcheint durch das falbe Gruͤn eine Menge gelber
Beeren,
Die uns daß ſie muͤrb und reif, durch den aͤuſern
Anſchein lehren;
Da reitzt unſer luͤſternd Auge ſchoͤner Aepfel holde
Pracht,
Die den Baum gleichſam verguͤldet, und zu einer
Krone macht:
Dort ſieht man in blauen Strahl, reiffe Pflaumen
lieblich funkeln,
Die ſich durch den Sonnenbrand immer mehr und
mehr verdunkeln.
O! was ſind vor viele Arten, von dem Obſt, die
an Geſtalt,
Und nach ihrer innren Guͤte am Geſchmakke man-
nigfalt,
Die der Herbſt uns muͤrbe ſchenkt und zur Win-
terskoſt beſcheret,
Damit uns die weiſe Guͤt unſers Schoͤpfers labt
und naͤhret.
Welch ein Anmuths-voll Ergoͤtzen bringt uns dieſer
Ueberflus,
Wenn die Zeit nunmehr erſchienen zu dem wuͤrkli-
chen Genus;
Da die Frucht von Baͤumen faͤllt, die von ſuͤſſen
Saͤften quillet,
Da
[7]Der Herbſt.
Da ſie uns in Vorſchmak labt, und zum Nuz den
Keller fuͤllet.
Alt und Junge gehn zum Garten, und beſchaun
die Lieblichkeit,
Des weis gelblich grauen Obſtes, das uns im
Genus erfreut;
Sehet wie der Kinder Fleis emſig untern Baume
wuͤhlet,
Bis ſie eine muͤrbe Frucht in dem dichten Gras er-
zielet:
Es trift auch ihr wuͤhlend Suchen hie und da die-
ſelbe an,
Da ein jeder gleich genieſſet, was er naſcht und ha-
ben kan:
Und die ſaftig ſuͤſſe Frucht, die der Kehlen lieblich
ſchmekket,
Macht, das die Begierde nur bei denſelben wird
erwekket,
Jhre Sehnſucht lauſcht in Garten; ob etwas her-
unter fiel
Darnach geht das Herz der Kinder, das iſt ihr er-
wuͤnſchtes Ziel,
Faͤllt etwan von Wind bewegt eine Frucht von ſei-
nen Aeſten,
So iſt alſobald auch da, eine Schaar von kleinen
Gaͤſten,
Die dieſelbige auffangen. Doch der Wirthſchaft
Sparſamkeit,
Merket daß die Baumgerichte nur vergeudet und zer-
ſtreut,
Und das eine jede Frucht, wenn ſie zu der Reiffe
kommen,
Wird verſchleudert, aufgeraft, oder ſonſt hinweg
genommen:
A 4Dar-
[8]Der Herbſt.
Darum wird die Zeit beſtimmet, daß man ſie zu-
ſammen ließt,
Und gekocht als ein Gemuͤſe, zu der Saͤtigung ge-
nießt,
Bis man ſie zuletzt gemach, als in einer Erndte
haͤuffet,
Und von Baume gaͤnzlich bricht, wie ſie zeitig und
gereiffet.
Alsdenn wird mit ſtarken Armen jeder Baum in
Schwung erregt,
So daß in geſchwinden Schuͤtteln ein Zweig an den
andern ſchlaͤgt,
Da den Stamm und Zweig und Aſt zu dem ſtillen
Winterleben,
Jn gehaͤufter Mildigkeit manche ſuͤſſe Nahrung ge-
ben.
Welche reiche Wunderguͤte wird in reiffen Obſt ge-
ſchmekt!
Das uns unſers Schoͤpfers Weisheit und die ewge
Kraft entdekt!
Da er Fruͤchte mancher Art ſuͤß und ſauer laͤſt ent-
ſtehen,
Die ſo wunderbahr aus Holz, als aus zarten Roͤh-
ren gehen,
Zuerſt zeiget ſich die Bluͤte, die zu jeder Fruͤchten
Art
Einen Anſaz in ſich ſchlieſſet, und mit Dekken wohl
verwahrt,
Bis hernach die Treibekraft durch den Sonnenſchein
und Regen,
Unvermerkt dieſelbe dehnt und vermehret ihren See-
gen.
Der Natur verborgner Finger zeigt auf GOttes
Macht-Geheis,
An
[9]Der Herbſt.
An den Fruͤchten ſchlanker Baͤume weiſe Kunſt und
regen Fleis,
Da der Saft der daraus quillt, durch ſo kleine Gaͤn-
ge flieſſet,
Bis das Obſt zu ſeiner Groͤs, bis zur Zeitigung fort-
ſprieſſet.
Doch des Himmels milde Gaben, die der Gaͤrten
Erdreich naͤhrt,
Die an ſich nicht auszurechnen, wenn ſie uns der
Herbſt beſchert,
Sind vornemlich koſtbar ſchoͤn in Luſtgarten anzu-
ſchauen,
Die man pflegt mit mancher Art fremder Fruͤchte
auszubauen.
Hie haͤngt an gedehnten Zweigen, die an Pfaͤlen
ausgeſtrekt.
Ein ſaftig ſanft bewollete Pfirſich die erquiklich
ſchmekt;
Da ſind wieder andre noch die von auſſen herrlich
ſcheinen,
Und dabei die innre Guͤt, mit den aͤuſren Schmuk
vereinen.
Dieſe und noch mehr Gewaͤchſe, die ſuͤß-ſaͤurlich,
ſaftig, friſch,
Liefert der mit edlen Fruͤchten reich begabte Herbſt
zu Tiſch,
Wo man den gefuͤllten Bauch, und den ſatten Mund
von neuen,
Sucht mit einem ſaftgen Obſt durch die Kuͤhlung
zu erfreuen.
Auf den gelben Haſelſtauden dran das Laub ſchon
welkend fliegt,
Wird das Auge durch die Trauben voller Nuͤſſe
auch vergnuͤgt,
A 5Die
[10]Der Herbſt.
Die den Oelicht-fetten Kern in den gelb gefaͤrbt
Gehaͤuſen
Und bei ihrer Zeitigung in den braunen Schalen
weiſen.
Von den hocherhabnen Baͤumen giebt der Herbſt die
welſche Nuß,
Die in gruͤnen Capſeln ſtekket, und der Schoͤnheit
zum Verdruß,
Oft die Haͤnde braunlicht faͤrbt, da ſie nach den
Kern recht ſchmachtet,
Und in heiſſer Fresbegier nicht der Schalen Schmuz
betrachtet.
Wenn die Baͤume Fruͤchte zinſen; ſo giebt das
umgrabne Land,
Ebenfals auch ſeine Nahrung, wie dem Landman
iſt bekand,
Der den Kohl darnieder haut, das ſehr Blaͤtter-
reich Geſchoͤpfe,
Das ſich durch einander ſchlingt, und in feſt ge-
ſchloßne Koͤpfe
Um den harten Stengel drehet. Dieſe Winter-Nah-
rung giebt,
Uns der hocherhabne Schoͤpfer, der die Menſchen-
Kinder liebt,
Mit den Wurzeln und was mehr noch gehoͤret zu
den Ruͤben,
Welche aus der Sommers-Zeit auf den Herbſt ſind
uͤbrig blieben.
Das ſind die bekandten Gaben, die in dieſer Jah-
res-Zeit,
Uns des Schoͤpfers holde Guͤte zu der Luſt, zum
Nuz anbeut,
Und da ſie nicht ſind zu zaͤhln, muͤſſen wir von
GOttes Werken,
Nur
[11]Der Herbſt.
Nur was unſre Sinne ruͤhrt, zu der Vorſicht Preis
bemerken.
Wenn man das aus Andachtstriebe voll Verwun-
drung uͤberdenkt,
Was der Herbſt in andrer Gegend reichlich denen
Menſchen ſchenkt:
So wird ein von Luſt erfuͤllt und dadurch erregt
Gemuͤthe,
Gleichſam in Bewunderung erſtaunt uͤber GOt-
tes Guͤte,
Die zu jeden Jahres Zeiten jeden Lande Fruͤchte
reicht,
Da doch keines nach den Fruͤchten, einen andern
voͤllig gleicht.
Dieſes hat was jenem fehlt, jenes kan mit Gaben
prangen,
Die dies Land aus GOttes Huld nicht nach ſolcher
Art empfangen.
Das kan man im Herbſt auch ſehen, da das Feld
die Koͤrner zollt,
Und die Frucht von denen Baͤumen reichlich in den
Gaͤrten rollt:
Unſre Ebne giebt uns Brodt in dem groͤſten Ueber-
fluſſe,
Und noch andre Speiſen auch zum erquiklichen Ge-
nuſſe.
Da wo ſteile Huͤgel, Berge, ſchenkt des Schoͤp-
fers Allmachtskraft,
Aus dem duͤrren Weinſtock Trauben voll von ſuͤſſen
Nectarſaft,
Die der Herbſt zur Leſe reift; da komt man mit
hellen Hauffen,
Von der Freude faſt berauſcht zu den Weinberg
hin gelauffen,
Reiſ-
[12]Der Herbſt.
Reiſſet von geſchlungnen Ranken dieſen ſaftigen Ge-
win,
Der in Purpurbeeren ſchwimmet, bringt ihn zu
der Kelter hin,
Wo er ſchaͤumend ausgepreßt, als ein Blut aus
Adern quillet,
Und mit einen ſuͤſſen Moſt, Zuber, Faß und Keller
fuͤllet.
Daraus wird beim kalten Winter, bei den frohen
Luſtgeſang
Nachher mancher Freudenbecher zu des Hoͤchſten
Preis und Dank
Schlurfend wiederum geſchoͤpft. Moͤchte dieſer Saft
der Reben,
Den der Herbſt aus Trauben ſprizt uns zu dem ver-
gnuͤgten Leben,
Nicht zum Misvergnuͤgen dienen, wie doch leider
oft geſchieht,
Wenn man dieſe heiſſe Nahrung uͤbermaͤßig in ſich
zieht!
Hat der Berg die Frucht gezollt; ſo eroͤfnen ſich
die Waͤlder,
Da der Herbſt von neuen zeigt, daß auch allhie
Seegens-Felder
Von dem Schoͤpfer aufgebauet. Hier geht auf der
dichten Bahn,
Der nach Wild begierge Jaͤger hinter Hirſch und
Rehen an,
Die in einer ſtillen Raſt unter den Gebuͤſche lie-
gen,
Und ſich an der heiſſen Koſt, die von oben faͤllt, ver-
gnuͤgen:
Da geht der entglomne Donner aus den Schies-
Gewehren loß,
Und
[13]Der Herbſt.
Und die fortgetriebne Kugel fliegt mit den entbrant-
nen Stoß
Durch das anfgeſcheuchte Wild, und zertrennt die
dikken Haͤute,
Und bringt auf begluͤkten Schuß eine woll genaͤhr-
te Beute.
Da erthoͤnet in den Waͤldern, der durchs Horn ge-
blaſne Schall
Der mit fortgetriebnen Luͤften, in dem nah geleg-
nen Thal
Ein recht luſtig Echo macht: darauf ſucht man in
den Nezzen,
Das dadurch erwekte Schwein auf das ſchlanke
Spieß zu hezzen,
Das in wilder Wuth erhizzet ſchnaubend ſeinen
Ruͤſſel hebt,
Und mit aufgeſtreubten Borſten grimmig nach den
Weidman ſtrebt,
Da es an den Stachel lekt, und ſo lang am Spieſ-
ſe wuͤhlet,
Bis es den erſtarrten Todt, kraftlos in den Adern
fuͤhlet.
Wenn man hie das Wild aufjaget; ſo zinßt auch
das Meer den Fiſch,
Womit noch der Herbſt bereichert unſern vollen
Speiſe-Tiſch,
Und die Luft iſt auch nicht leer von den Seegensrei-
chen Gaben,
Da wir Schnepfen zu der Zeit, fette Lerchen,
Wachteln haben,
Die man in geſpannte Nezze auf den leeren Feldern
jaͤgt,
Wenn man ihre ſtillen Triften in der Demmerung
erregt.
Denk
[14]Der Herbſt.
Denk O! Menſch den Gaben nach, die des Herb-
ſtes Liefrung bringet,
Eh des Winters kalter Schnee durch die dikken Luͤf-
te dringet,
Und dich in die Huͤtten treibet: Sind ſie nicht ſo
mancherlei?
Lerne dran geruͤhrt erkennen, daß dein Schoͤpfer
guͤtig ſei,
Boden, Keller, Kad und Faß iſt mit Seegen an-
gefuͤllet,
Der doch all aus einer Quell, aus des Hoͤchſten
Guͤte quillet.
Lerne wie des Jahres Krone die die Weisheit aus-
gedacht,
Aus ſo mancherlei Gewaͤchſen die zur Luſt, zum
Nuz gemacht,
Du haſt auch dein Theil daran, das dich labt, ver-
gnuͤgt und naͤhret,
Denke immer im Genus: dies hat GOttes Huld
beſcheret.
Wer die Wollthat nicht erkennet, die vom hoͤch-
ſten Gute fließt
Jſt nicht werth daß er ſie ſchmekket, und mit Freu-
digkeit genießt:
Auch die Seegenreiche Frucht, die der Herbſt ſo
vielfach ſchenket,
Fordert ein dankbahres Herz, das an ſeinen Geber
denket.
Ewiges allguͤtig Weſen! deine groſſe Guͤtig-
keit,
Offenbahret ſich uns taͤglich in des Herbſtes frohen
Zeit
Unſer Herz empfindet es, moͤchten wir vor ſo viel
Fruͤchte
Vor
[15]Der Herbſt.
Vor ſo mannigfaltige lieblich ſchmekkende Gerich-
te
Dir ſtets Andachts-Opfer bringen: Unſer Herze
brennet ſchon
Nim dreieinig ewger Vater! unſrer Zungen Jubel-
Thon,
Den die Freude jauchzend ſtimmt, an bis wir in hoͤ-
hern Choͤren,
Deine groſſe Majeſtaͤt, in der Ewigkeit vereh-
ren.