VNdter vilen mißbreuchen biß[-]
her durch vill hochgelarte vnd erfar-
ner der [heyligen] geschrifft angetzei-
get / yst freylich ym grundt der war-
heyt / dyser nicht der geringesten ey-
ner / welchen vnser Tempel knecht / vnd des teuffels
Corales / fur Gottes dynst hoch auffgeputzt haben.
Als nemlich / das sye allein den gantzen tag ym chor
gestanden seyn / vnnd nach artt der Priester Baal
mit vndeutlichem geschrey gebrullet haben / vnnd
noch yn Stifft kirchen vnd klöstern brullen / wie die
Walt esel / zu eynem tauben Gott. Nicht alleyn zu
nachteyl yhr selbert / dyweil sie auch selbert oft nit
verstehen / was sye syngen oder lesen / sond auch der
gantzen Christlichen gemeyn. Dieweil nu nach der
lere des heyligen Pauli. i. Chori. xiiij. nichts yn der
gemeyn Christliches volckes gehandelt sol werden
yn syngen oder lesen / es geschehe dan zur besserung /
durch außlegung / vnd solcher vermeynter Gottes
dynst byßher vorgenommen durch die Gotlosen Tem-
pel knechte / nichtes der gemeyn Christi zur besse-
rung thut. Dann alleyn das man billich yhr spotten
möchte / wie Helias den priester Baal thet / do er
zu yhn sprach spötlich. Ey rufft laut / der Baal yst ein
[] Got (wie yhr meynt / als er sprechen solt) Er tichtet
oder hat zuschaffen / oder yst vber feldt / oder schlefft vil[-]
leicht / das er auffwache. Aber es war da keyn stymm
noch antwort / spricht dy schrifft. iij. Reg. xviij. Also
vermeynt vnser tempel volck auch / das sych vnser gott
(wilchem die ynnerlichen gedancken menschlichs
hertzens sonst offenbar seyn[)] will lassen mit gros-
sem geschrey eren / vnd schreyet on allen verstand vnd
besserung / gleich wie sychs zubersten wolde. Auch
nicht on lesterung Götlicher geschrifft / vnd der heyligen
psalmen. Solche mißbrauch aber nu zu besseren / wirt
Christlicher ordnung nach / an vill ördern ordentlich
furgenommen / deutsche Geystliche gesenge vnd psal-
men zu syngen. Auff das auch ein mall der gemeyn
Christlicher hauffe mit der zeyt möge leren verste-
hen / was man handle vnder der gemeyn yn syngen vnd
lesen. Vnd zum andern / das auch furtan das Bynen
geschwurm yn den tempeln eyn ende neme / Seyn
yn dysem buchlein etzliche gemeyne vnd fast woll
gegrundte lieder yn der heiligen geschrifft verfaßt /
welche eyn ytzlicher Christ billich bey sych haben
soll vnd tragen zur steter vbung / yn welchen auch die
kynder mit der zeyt aufferzogen vnd vnderweist mö-
gen werden. Vnangesehen / was die Gotlosen / ey-
gennutzige Tempel knechte dar wider lestern werden / dy-
weyl dys mit Gottes wort besteht / yr geschwurm
aber wider Gottes wort vorgefasset yst. Got sey mit
allen liebhabern Christlicher ordnung allezeyt. Amen.
Mart. Luther.
Gedruckt zu Erffurd / yn der Permenter
gassen / zum Ferbefaß. M. D. XXiiij.