Die doppelten Sieben Wochen

Sieben Wochen sind nun hin/
Seit ich/ Cloris/ von dir bin/
Und noch einmahl sieben Wochen
Hat sich Sonn und Mond verkrochen/
Seit ich/ liebste Schäfferin/
Von dir abgeschieden bin.
Ich bin nimmer ähnlich mir/
Seit ich/ Cloris/ bin von dir:
Meine vormahls rothe Wangen
Hält des Todes Farb' umfangen/
Und der Lippen Glantz stirbt hin
Seit ich/ Cloris/ von dir bin.
Meiner tuncklen Augen Licht
Siehet seine Sonne nicht/
Ist in trüber Nächte Schaten
Bey dem Tage selbst gerathen/
Bringet sich mit Weinen hin/
Weil ich/ Cloris/ von dir bin.
Thränen sind die bittre Kost/
Klagen nähret meine Brust/
Ist bey der verhaßten Reise
Meiner krancken Sinnen Speise
[292]
Seit ich/ liebste Schäfferin/
Von dir abgesondert bin.
Wenn die frühe Sonn auffsteht
Und aus Thetis Armen geht/
Siehet sie mich meine Plagen
Der erwachten Erde klagen.
Weil ich/ liebste Schäfferin/
Von dir abgesondert bin.
Wenn Apollo sich verkricht/
Weichen meine Schmertzen nicht:
Auff den Dornen weicher Bette
Wach ich mit der Nacht die Wette/
Denck ohn Unterlaß dahin
Wo ich war und nimmer bin.
Sieben- und noch sieben mahl
Mehrt sich täglich meine Qual/
Welche/ wo ichs kan erleben/
Mir nicht eher Frist wird geben
Biß ich/ liebste Schäfferin/
Einsten wieder bey dir bin.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek