Charlotte von Ahlefeld
Gedichte von Natalie

Der liebenswürdigen Prinzessinn

Fanny Reuss

zu Köstriz

gewidmet

von der Verfasserinn.

SesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

[5] Sesostris

Im Triumph, nach mühevollen Tagen,
Kehrt Sesostris heim aus blut'ger Schlacht.
Könige, die seine Fesseln tragen,
Mehren seines Zuges stolze Pracht;
Denn gespannt an hohen Siegeswagen,
Hat sie ihres Überwinders Macht.
Unvermögend, seinem Trotz zu fliehen,
Müssen sie ihn statt der Rosse ziehen.
Tiefgebeugt, und in sich selbst gekehret,
Wanken sie dahin im finstern Gram.
Ach, dass er ihr Leben, so entehret,
Nicht zugleich mit Thron und Scepter nahm!
Seiner Diener Hohn, den niemand wehret,
Schärfet noch der Unterjochten Scham,
Und sie senken die ergrimmten Blicke,
Fluchend ihrem feindlichen Geschicke.
[5]
Einer wendet nur sein Haupt zur Seite,
Lächelt still mit wehmuthsvoller Lust.
Ihm verletzt das schmähliche Geleite
Frecher Spötter nicht die Felsenbrust.
Nimmer mit sich selbst im bangen Streite,
Bleibt er seiner Würde sich bewusst,
Und des Rades ewig gleicher Schwung
Füllt sein Auge mit Beruhigung.
Und man hört Sesostris stolz ihn fragen:
Warum bleibt Dein Muth stets gleich und gross?
– Schmachvoll zieh ich Deinen Siegeswagen,
Spricht der König – Schande ist mein Loos.
Doch dies Rad hilft mir mein Elend tragen
Und erhält mich in der Hoffnung Schoos.
Gleich dem Glück hat mich sein Gang belehret,
Dass sich oben schnell nach unten kehret.
Da ergriffen schreckende Gewalten
Rauh den Sieger, der so trotzig war;
Und er lässt den Zug des Wagens halten
Und steigt ab. – Vor seiner Völkerschaar
[6]
Reichet er dem tiefgekränkten Alten
Seine Rechte zur Versöhnung dar.
Wohl vergänglich, spricht er, ist das Glück –
Darum nimm die Krone nun zurück!
[7]
Beim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Beim Abschied

Wirst Du in der Ferne mein gedenken,
Wenn die Welt geräuschvoll Dich zerstreut?
Wirst Du oft mir stille Stunden schenken,
Der Erinnrung unsres Glücks geweiht?
Wird kein neues Band mir Dein Vertrauen,
Keines Deine Liebe mir entziehn?
Kann ich ganz auf Deine Treue bauen,
O so nimm mein Herz auf ewig hin!
Immer bleibt es zärtlich Dir ergeben,
Auch wenn nie mein Blick Dich wiedersieht.
Wenn getrennt von Dir mein trübes Leben
Wie ein Seufzerhauch vorüber flieht.
[8]
Ach so viele heucheln nur Gefühle
Einer nie gekannten Innigkeit;
Und in dem zerstreuenden Gewühle
Endet schnell der Schwur der Ewigkeit.
Darum will ich nicht Dir Treue schwören,
Aber fest und liebend halt' ich sie,
Und die Zukunft soll Dir ewig lehren
Deiner Freundinn Herz vergisst Dich nie.
[9]
Der Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Der Liebende an eine verwelkte Blume

Diese Blume – ach sie kam von ihr!
Auch verwelkt noch ist sie heilig mir.
Längst sind ihre Farben hingeschwunden,
Wie die Seeligkeit vergangner Stunden –
Aber dennoch bleibt sie heilig mir,
Diese Blume – denn sie kam von ihr.
Tausend blühen schimmernd jetzt im Hain –
Farb' und Duft erfüllt ihr kurzes Seyn –
Aber mich reizt ihre Schönheit nicht,
Wenn nicht ihre Hand sie für mich bricht.
Längst verblichne Blume, Du allein
Sollst mir Weihgeschenk des Frühlings seyn.
[10]
Thränen trüben schwellend meinen Blick,
Denk' ich an den schönen Tag zurück,
Wo sie Dich im Morgenthau mir pflückte,
Und ich zärtlich an mein Herz Dich drückte.
Theure Blume – – mein entfloh'nes Glück
Kehrt wie deine Farbe nie zurück!
[11]
HeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Heimweh

Was zieht uns aus der Fremde bunten Kreisen
Zur Heimath hin mit stürmischer Gewalt,
Als ginge ewig dort in sanften Gleisen
Der Strom des Glücks, der sonst uns nirgends wallt?
Was löschet in verborgnen, heissen Thränen
Des Lebens Glanz, der düster uns verbleicht,
Wenn still herbei geführt von zartem Sehnen
Das Bild des Vaterlandes uns beschleicht? –
Es ist das Heimweh, das mit bangen Schmerzen
In fremden Ländern schauernd uns ergreift,
Das nach und nach von dem erkrankten Herzen
Den Blüthenschimmer jedes Frohsinns streift.
[12]
Das zieht uns aus der Fremde schönern Kreisen
Zum Vaterland mit mächtiger Gewalt,
Und tauscht den Trieb nach Neuheit und nach Reisen
In Wünsche um nach stetem Aufenthalt.
[13]
Die ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Die Erscheinung

Ist's Dein Schatten, der mit lindem Wehen
Leise oft, und flüsternd um mich schwebt,
Dass mir ahnungsvoll das Herz erbebt
Und mir Thränen in den Augen stehen?
Deinen Körper birgt das dunkle Grab;
Doch in lichte, höh're Regionen,
Unter Engeln schwesterlich zu wohnen,
Schwang der Geist sich, welchen Gott Dir gab.
Sollt' er liebevoll mir wiederkehren,
Weil er weiss, wie bang ich Dich entbehrt?
Weil mein Herz, von Sehnsucht still verzehrt,
Sich des bittern Grams nicht kann erwehren?
[14]
O gieb Antwort mir auf diese Frage,
Denn Dein nachtumhülltes Schattenbild
Ohne Deine Rede, sanft und mild,
Weckt nur inniger der Wehmuth Klage.
Sprich wie sonst, mit freundlichem Vertrauen,
Das Dich wiederum mir näher bringt,
Ach der Schmerz, der jetzt mich tief durchdringt,
Löst sich sonst in schauerliches Grauen.
»Fasse Muth, und hebe ohne Thränen
Deine Blicke liebend zu mir auf.
Um zu lindern Dein unendlich Sehnen
Stieg ich aus der Schattenwelt herauf.
Sieh, ich bin noch – nimmer kann vergehen,
Was in reiner Unschuld einst gelebt,
Und gestillt in wonnevollen Wehen
Wird der Schmerz, der irdisch uns durchbebt.
[15]
Warum klagst Du, dass ich früh gesunken,
In der Erde kühlen Mutterschooss?
Vom Entzücken höh'rer Sphären trunken,
Ist der Himmel Wonne nun mein Loos.
Denn in Staub zerfallen ist die Hülle,
Die so schmerzvoll meinen Geist umwand;
Doch ihn selbst belohnt des Leidens Fülle
Jetzt mit ew'ger Ruh' ein bessres Land.
Dass ich noch Dir tröstend wiederkehre,
Ist der Freundschaft Werk, die fest und rein
Uns vereinigte, und sieh, ich ehre
Ihr Gebot auch noch im bessern Seyn.
Scheiden muss ich, aber stillen Frieden
Statt der bangen Sehnsucht nimm von mir.
Wiedersehen ist uns einst beschieden,
Denn des Lebens Fackel löscht auch Dir.
[16]
Ruhig sieh zu meiner Gruft hinab,
Denn der Menschheit edelste Gefühle
Werden nicht zu Staub im tiefen Grab –
Fest bestehn sie noch am letzten Ziele.«
[17]
TrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Trennung

Maienlüste wehen durch die Haine,
Blüthen brechen aus dem Keim hervor;
In der Sonne mütterlichem Scheine
Richtet sich die Pflanzenwelt empor.
Vögel singen in den grünen Zweigen,
Käfer schweben freudig hin und her –
Doch aus mir will nicht der Winter weichen,
Und das Herz ist mir erstarrt und schwer.
Sonst begrüsst' ich gern das rege Leben,
Das im Lenz sich jugendlich erneut,
Und mit ahnungsvollem, süssem Beben,
Füllte mich des Jahres Erstlingszeit.
Aber jetzt verdunklen bittre Thränen
Mir die frische, lächelnde Natur,
Und des Busens ungestilltes Sehnen,
Zeigt mir Bilder dumpfer Schwermuth nur.
[18]
Denn der Zauber ist von mir gewichen,
Der mir sonst die öde Welt verklärt.
Ach jetzt dünkt sie leer mir und verblichen,
Nicht mehr ist sie meiner Wünsche werth.
Trennung rief in eine weite Ferne
Meines Lebens einz'ges, höchstes Glück,
Seitdem traten meiner Hoffnung Sterne
In des Kummers finstre Nacht zurück.
Wenn uns schwere Träume oft umfangen,
Muth und Kraft uns lähmend in der Brust,
Stillt der Morgen das erträumte Bangen
Mit des fröhlichen Erwachens Lust;
Und wir lächeln über die Gefahren,
Aufgethürmt von schwarzer Fantasie.
Alle Schrecken, welche wir erfahren,
Fliehn vor der Besinnung Harmonie.
Möcht' auch mir dereinst der Morgen glühen,
Der mich weckt aus öder Trennung Traum.
Dann erst wird der Frühling mir erblühen,
Mild und sonnig in des Daseyns Raum.
[19]
Doch bis dahin hüllt ein matter Schleier
Jeden Reiz der Erde für mich ein,
Und es strahlt mir nur des Lenzes Feier
In des Wiedersehens Himmelsschein.
[20]
Andenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Andenken der Kindheit

Auf der Kindheit längst vergangnen Tagen
Weilet oft mein still umwölkter Sinn,
Und aus meinem Herzen brechen Klagen,
Dass ich nun nicht mehr so glücklich bin!
Angestrahlt vom Morgenroth des Lebens,
Lachte mir der Frühling überall!
Keine Blume blühte mir vergebens –
Melodie war mir der Wasserfall.
Unbekannt mit schmerzlichen Gefühlen,
Rauschte harmlos, wonnevoll und frei
An der Seite lustiger Gespielen
Mir vorüber meiner Kindheit Mai.
[21]
Aber dauernd prägten sich die Bilder
Seiner reinen Freuden mir in's Herz,
Und des Lebens Dunkel wird mir milder,
Denk' ich ihrer mit der Sehnsucht Schmerz.
Darum kehr' ich gern in deine Fluren
Stilles Dörfchen, aus dem Lärm der Welt,
Denn in dir begegnen mir die Spuren
Jener Zeit, die noch kein Gram entstellt.
Lächelnd grüsst mich jedes Plätzchen wieder,
Wo ich mich im heitern Spiel verlohr,
Und noch tönt, süss wie Sirenenlieder,
Klarer Bach, dein Flüstern meinem Ohr.
Goldne Zeiten, wo ich, gleich der Biene,
Honig in dem kleinsten Blümchen fand!
Wo die kindlich ungetrübte Miene
Noch der Flor der Wehmuth nicht umwand.
[22]
Goldne Zeiten – euerm Angedenken
Werd' ich oft in stiller Einsamkeit
Augenblicke der Erinn'rung schenken,
Thränen – euerm frühen Glück geweiht.
Möchte einst der Abend meiner Tage
Mild und freundlich wie der Morgen seyn,
O dann trüg ich mit verstummter Klage
Jetzt des Mittags schwülen Sonnenschein.
[23]
Glück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Glück der Liebe

Einem Schmetterlinge gleicht die Liebe;
Wie er flatternd über Blumen schwebt,
So entflieht sie oft auf leichten Schwingen,
Und nur selten kehrt sie uns zurück.
Um gewaltsam ihre Flucht zu hemmen,
Strebt das kranke Herz mit leisem Weh;
Möcht' ihr gern die raschen Flügel binden,
Gern sie bannen in der Treue Kreis.
Aber wie des Schmetterlinges Farben
Selbst in zarten Händen untergehn,
So vernichten Fesseln auch die Reize,
Die der Liebe freie Regung schmücken.
[24]
Darum öffne ihrem kurzen Glücke
Willig und geniessend Geist und Herz;
Aber will es wankelmüthig weichen
Trauere dann – doch halt es nicht zurück!
[25]
Das schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Das schönere Land

So willst Du nun die traute Heimath fliehen,
Wo Dir des Lebens Morgenroth getagt? –
In fern entlegne Länder willst Du ziehen,
Weil Dir das Schicksal manchen Wunsch versagt?
So nimm den Wanderstab und suche Frieden –
Die Ferne lindre Deinen bittern Schmerz,
Und giesse sanft, was hier Dir nicht beschieden,
Der Freuden Fülle in Dein sehnend Herz.
»Mit Zuversicht hoff' ich sie dort zu finden,
Denn einem schönern Lande eil' ich zu;
Dort weicht die Nacht vom trüben Blick des Blinden,
Dort lächelt dem Gequälten stille Ruh.
Dort rieseln durch die Fluren Balsamquellen
Und heilen mild den Wandrer der sich naht,
Und eines lichtern Tages Strahlen hellen
Mir dort den dornenlosen, heitern Pfad.«
[26]
Wie heisst das Land, das Dir so freundlich winket?
Auch mir erdrückt manch' banger Gram das Herz,
Und nur durch graue Nebelwolken blinket
Der Stern der Hoffnung matt in meinen Schmerz.
Lass mich mit Dir das schöne Land erreichen,
In welcher Ferne dämmert es empor?
Ach einer Zauberinsel muss es gleichen,
Die zum Asyl sich eine Fee erkohr.
»Bist Du entschlossen, muthig ihm zu nahen,
So wirf gleich mir des Lebens Bürde ab.
Dann wird es Dich in Himmelsglanz empfahen,
Denn seine dunkle Pforte ist das Grab,
Nicht schauerlich ist es hinab zu steigen,
Gern sieht man ja das drückende Gewand
Am müden Abend aufgelöst entweichen,
Winkt süsse Ruh' uns an des Schlummers Hand.«
[27]
»Der Körper ist ein Sohn der schweren Erde –
Er sinkt zurück in seiner Mutter Schooss;
Der Geist, befreit von irdischer Beschwerde,
Ringt siegend sich zu ew'ger Dauer los,
Und aufwärts strebend in die höhern Räume,
Fühlt er nicht mehr den unbezwungnen Schmerz,
Es fliehn des Lebens Bilder hin wie Träume
Und seine Heimath winkt ihm himmelwärts.«
[28]
Die verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Die verwelkten Blumen

Aus des Glückes unumwölkten Tagen
Hab' ich Euch mir liebend aufgespart,
Am gerührten Herzen Euch getragen,
Und mit stiller Sorgfalt Euch verwahrt.
Dennoch – fühllos gegen treue Pflege,
Ist verblichen Euere bunte Zier,
Und wie Blumen am gemeinen Wege
Blühn und welken, so vergingt auch Ihr.
Dientet Ihr zum Sinnbild wohl der Liebe?
Wird auch sie der Stunden leichter Raub? –
Sinkt, dass nichts auf Erden heilig bliebe,
Auch der Liebe Blüthe in den Staub? –
[29]
Dann, o dann kann dieses öde Leben,
Das so reich, so herrlich einst mir schien,
Keinen tröstenden Ersatz mir geben
Für die Lieblingsträume, die mich fliehn.
Dann, Ihr Blumen, werd' ich Euch beneiden,
Dass Ihr früh dem Tode Euch geweiht,
Denn noch bittrer als der Trennung Leiden
Ist des höchsten Glücks Vergänglichkeit.
[30]
An den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

An den Abendstern

Du blickst so lächelnd auf mich nieder,
Du heller, lieber Abendstern,
Als hörtest Du die leisen Lieder
Der ahnungsvollen Schwermuth gern.
Wenn alles schläft, erweckt die Feier
Der stillen Nacht wie Melodie
Der Sehnsucht Klage, und ihr Schleier
Verräth die heissen Thränen nie.
Dann strahlst Du, holder Himmelsfunken,
Mir Trost in's kranke Herz herab,
Und es ersteht mir, wonnetrunken,
Die Hoffnung aus der Zeiten Grab.
[31]
Oft schon, wenn ich mit heissem Sehnen
Begrüsste meiner Liebe Bild,
Da lachtest Du in meine Thränen
Und machtest meinen Kummer mild.
Oft, wenn ich mich des Lebens freute,
Da folgte mir im dunklen Hain,
Von Deines Himmels blauer Weite,
Wie Freundesblick, Dein Silberschein.
Und es bewegte ernst und leise
Mit wunderbarer Ahnung mich,
Wenn in dem ewig festen Gleise
Dein reiner Schimmer still erblich.
Du schienest dann mir zuzuwinken:
»Leb' wohl, bis wir uns wiedersehn!
Jetzt muss mein letztes, mattes Blinken
Im Morgendufte untergehn!«
[32]
Noch weilt mein Auge mit Vertrauen
Auf Deinem hohen, fernen Licht;
O möchtest Du doch ahnend schauen,
Was seine stumme Bitte spricht.
Wenn Er – Du weisst ja, wen ich meine –
Sein Auge still zu Dir erhebt,
So grüss' ihn mit dem schönsten Scheine,
Dass freudiger sein Herz erbebt.
Und strahl' ihm süssen, reinen Frieden;
Ach nimm den meinigen dazu!
Und ist ihm einst ein Schmerz beschieden,
So glänz' ihm Hoffnung, Muth und Ruh.
Und stets, Du freundlichster der Sterne,
Erheitre ihn mit Deinem Licht,
Und sag' ihm leis': auch in der Ferne
Vergisst Dich Deine Freundin nicht!
[33]
Der arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Der arme Fischer

Wenn des Flusses klare Wellen
Mondbeglänzt vorüberziehn,
Schau ich trübe nach den hellen
Fenstern ihres Schlosses hin.
Und es zittern bange Schauer
Mir durch Mark und durch Gebein,
Denn in hoffnungsloser Trauer
Muss ich mich der Sehnsucht weihn.
Ach ich kann sie nicht erreichen! – –
An der Gluth, die mich zerstört,
Wird mein Leben bald verbleichen,
Ungeliebt und ungehört.
[34]
Seit mein Auge sie gesehen,
Ist verwandelt mein Gemüth,
Und ich muss vor ihr vergehen,
Wie ein Frühlingstag verblüht.
Seht, mein leichtes Fahrzeug schwanket
Nicht mehr munter auf der Fluth,
Denn der Fischer ist erkranket
Und erloschen ist sein Muth.
O wie freudig wollt' ich sterben,
Könnt' ich nur im Tode mir
Einen Blick der Huld erwerben;
Eine Thräne nur von ihr!
Aber ach, auf ihrer Höhe
Ahnet wohl die Stolze nicht,
Dass für sie in stummen Wehe
Bald das Herz des Fischers bricht.
[35]
SehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Sehnsucht

Im Frühling.


Wenn Philomelens bange Liebesklage
Mir neu ertönt im leisen Pappelhain,
Da denk' ich sehnend der vergangnen Tage,
Und seufze schmerzlich: ach, ich bin allein!
O fühltest Du mit mir das warme Leben,
Das neu erwacht, rings um mich her sich regt,
Das Leben der Natur, die mit dem ew'gen Streben
Im Jugendglanz sich jetzt empor bewegt.
Denn zwiefach schön war mir des Jahres Morgen
Mit seinem holden Lächeln neben Dir.
O banne schnell der Liebe leise Sorgen,
Und eil' auf ihren Flügeln her zu mir.
[36]
Dann will ich Dir die schönsten Kränze binden,
Die mir des Frühlings bunter Segen beut.
Gesellig soll sich Epheu um sie winden,
Das als der Treue Sinnbild Dich erfreut.
Nur dann, wenn ich Dich freudig wiedersehe,
Entschlummert sanft in mir der Sehnsucht Schmerz,
Er flieht mich nur in Deiner theuern Nähe,
Denn Du allein beglückst und füllst mein Herz.
[37]
Bei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Bei Übersendung eines Vergissmeinnicht

Diese Blume, deren blaue Blüthe
Deutungsvoll der schönste Nahme schmückt,
Der als Wunsch mir längst im Herzen glühte,
Hab' ich einsam heut' im Thal gepflückt.
Süss umschwebt von Deinem theuern Bilde,
Schien sie würdig zur Gesandtin mir;
Hin in ferne, trennende Gefilde,
Bringe sie den Gruss der Freundschaft Dir.
Ehe sie Dir naht wird sie verbleichen –
Schnell verlöschet ihrer Farbe Licht,
Doch die Bitte möge Dich erreichen,
Die ihr Nahme zärtlich zu Dir spricht.
[38]
Der Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Der Jüngling am Meere

Es sass ein Jüngling am Meere,
Und sang ein trauriges Lied,
Von Sturm und Wellengeräusche,
In denen sein Liebchen verschied.
Da lächelte golden und ruhig
Des Mondes Antlitz ihn an;
Im Busen wurd' es ihm heller – –
Er schaute beruhigt hinan.
Es kehrte die Hoffnung ihm wieder,
Zwar nicht mehr auf irdisches Glück;
Doch zog sie ihn lächelnd und tröstend
Vom Abgrund des Jammers zurück.
[39]
»Dort, wo die Fluthen erbrausen,
Wo schäumend die Woge sich bricht,
Wo heulende Stürme ersausen –
Dort weilt die Geliebte nicht.
Es hob aus der niederen Sphäre
Sich strahlend zum Himmel ihr Geist.
Die Hülle nur schlummert im Meere,
Von tobenden Wellen umkreist.
Sie selbst lebt über den Sternen
Und lächelt mit liebender Huld
Dort oben aus ewigen Fernen
In's blutende Herz mir Geduld!«
So sang er mit schmelzenden Tönen
Und stillte sein trauerndes Herz,
Denn Zuversicht, Hoffnung und Glaube
Besänftigen irdischen Schmerz.
[40]
Mein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Mein Dörfchen

Wenn im Weltgeräusch, das mich umgiebt,
Noch mein Herz Dich, trautes Dörfchen, liebt,
O so sinds der Kindheit Frühlingskränze
Und die Reize ländlicher Natur,
Die Erinn'rung meiner ersten Lenze,
Was mich knüpft an Deine stille Flur.
Nie konnt' ich im Glanz der Städte finden,
Was im Dämmerschatten Deiner Linden
Mir die heitre Einsamkeit verlieh.
Ach ich fand in lauten, bunten Freuden
Jenes Glück der frühern Jugend nie –
Fand nur Sorgen, Bangigkeit und Leiden.
[41]
Doch in Dir – froh ging mir auf und unter
Stets der Sonnenschein, und mild und munter
Strahlt' in Dir mir Lunas Silberlicht.
Immer, wenn es durch des Himmels Bläue
Lächelnd wie der Blick der Liebe bricht,
Mahnt es schmerzlich mich an Dich aufs neue.
Röthete wie Purpur sich der Morgen,
Sang die Nachtigall im Hain verborgen,
So begrüsst' ich freudig die Natur;
Und die Brust, geschwellt von Dank und Liebe,
Schuf zum Tempel mir die weite Flur,
Wo ich opferte der Andacht reine Triebe.
Wehten dann die Morgenwinde leiser,
Ward der Blick der Sonne immer heisser,
Floh ich gern ins freundliche Gemach,
Dachte still beschäftigt dann mit Freuden
Der vergangnen frohen Tage nach,
Und mein einsam Loos war zu beneiden.
[42]
Schwebte spät auf rosigem Gefieder
Lind und kühl die Abenddämm'rung nieder,
Netzte sie mit Thau die stille Flur,
O wie eilt' ich dann, sie zu begrüssen
Und der Sehnsucht leis' erwachte Spur
Wusste froh die Hoffnung zu versüssen.
So entwich im eng beschränkten Kreise
Mir der Frühling meiner Jugend leise,
Bis das Schicksal finster mich ergriff;
Ach nun schwankt auf wild erzürnten Meeren
Meines Lebens unbeschirmtes Schiff,
Und die Stürme werden es verheeren.
Unschuldsvolle, nie vergels'ne Stunden,
Warum seid Ihr mir so schnell verschwunden?
Ruft kein Flehen jemals Euch zurück?
Ach die leisen Töne meiner Lieder
Klagen um das früh verlor'ne Glück,
Doch umsonst – es kehrt mir niemals wieder!
[43]
AhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Ahndung

Laue Lüfte säuseln,
Und die Wellen kräuseln
Flüsternd sich im Meer;
Mondenstrahlen beben
Auf der Fluth und schweben
Glänzend hin und her.
Holde Melodieen
Aus der Ferne ziehen
Klingend durch die Nacht;
Und die Espen zittern,
Wie in Ungewittern
Wenn der Sturm erwacht.
[44]
Ist es Geisternähe,
Die mit Wohl und Wehe
Schauernd füllt mein Herz?
Steigen Engellieder
Aus den Lüften nieder,
Lindernd meinen Schmerz? –
Süsse Fantasieen,
Eilet nicht zu fliehen,
Labt den matten Sinn.
Ach in höh're Räume
Ziehn der Ahndung Träume
Mitleidsvoll ihn hin.
[45]
SonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Sonnett

Als mir, von goldner Freiheit noch umfangen,
Des Daseyns Fülle blühend sich erschloss,
Da war's ein dunkles, heiliges Verlangen,
Das über mich der Sehnsucht Flammen goss.
Da blickt ich froh und kühn in die Gefilde
Der Zukunft hin, von Morgenroth beglänzt;
Das Leben schien in ungetrübter Milde
Von der Natur mir tausendfach umkränzt.
Und doch – von allen Blüthen, die es schmücken,
Von allen Freuden, die das Herz beglücken,
Verdient nur eine, dass man sie beweine.
[46]
Es ist das süsse, trunkene Entzücken,
Das nur durch Schweigen wagt sich auszudrücken
In stummer Liebe seeligem Vereine.
[47]
PflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Pflanzenleben

Habt Ihr schon in junges Grün gekleidet,
Eure Knospen jugendlich empor?
Zarte Pflanzen, die ich oft beneidet,
Wenn mein Auge sich an Euch geweidet,
Und mein Sinn sich tief in Euch verlor.
Denn umweht von warmen Frühlingslüften,
Oeffnet sich der Erde dunkler Schooss.
Aus des mütterlichen Bodens Grüften,
Ringen sich, geweckt zu süssen Düften,
Eure still entsprossten Keime los.
[48]
Und der Sonne milde Blicke schweben
Liebend um das neue, frische Grün.
Kraftvoll regt sich Euer innres Leben,
Und mit ungehemmtem, raschem Streben,
Keimt die Knospe nur um aufzublühn.
Süsse Wohlgerüche zu verhauchen,
Bricht bewusstlos dann die Blume auf;
Und des Tages helle Strahlen tauchen
Schmeichelnd sich in ihren Kelch und saugen
Leis' und schnell ihr junges Leben auf.
Könnt' ich, stille Pflanzen, mit euch tauschen,
Schmerzlos leben und vergehn, wie Ihr!
Leise nur berührt, wenn Stürme rauschen,
Würd' ich auf der Sonne Lächeln lauschen,
Und das Daseyn wäre freundlich mir.
[49]
Euer Loos – so einfach und bescheiden –
Ach warum ward es dem Menschen nicht? –
Uns zerstören namenlose Leiden
Und die einzeln uns geschenkten Freuden
Stillen unsern Durst der Seele nicht.
Bis der Schleier schimmernd sich erhebet,
Der das matte Auge jetzt umhüllt:
Bis das Sehnen, das uns oft durchbebet,
Und das Ahnen, das uns leis' umschwebet
Der Verklärung Himmelsglanz erfüllt.
[50]
Die VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Die Verlassene

Erklinge still, du Lied der treuen Liebe,
Nur Seufzerhauch sey deine Melodie.
Kein lauter Klang darf sich mit dir vermählen,
Denn leise nur spricht die Melancholie.
Erbebt, ihr Saiten innerer Gefühle,
Bei der Erinn'rung wundersüssem Schmerz,
Bei dem Gedanken der vergangnen Zeiten,
Und wiegt in Schlummer das erregte Herz.
Wo bist du hin, du Stunde des Entzückens,
Als seines Auges klarer Himmelsstrahl,
Wie Sonnenlicht in eines Kerkers Dunkel,
Sich in die Tiefe meiner Seele stahl?
[51]
Wo bist du hin, als seiner Stimme Zauber
Zum erstenmahl mein bebend Herz durchdrang
Und räthselhafter Ahndung leises Tönen
Mir im bewegten Busen tief erklang? –
Ach du entflohst – doch schön're Stunden kamen,
Die Scheu verschwand, ein ruhigeres Glück
Entblühte mir in der geliebten Nähe,
Und rief den innern Frieden mir zurück.
Da wagt' ich's erst mir selbst es zu gestehen,
Dass ich ihn liebte, und in seinem Blick
Lag mir, im Glanz der Hoffnung aufgeschlossen,
Die Zukunft, und ein lächelndes Geschick.
Und mich durchschauerte, wie eines Gottes Nähe,
Sein ernstes Wort, das Liebe zu mir sprach.
Ein Echo, das in meinem Innern wohnte,
Klang jede Sylbe seiner Rede nach.
[52]
Er musste scheiden – viele Monden schwanden,
Mein trauernd Herz erhielt sich ihm getreu.
Still flossen meine Tage hin, wie Thränen,
Und meine Liebe blieb mir immer neu.
Da kehrt' er wieder – zitternd ihm entgegen
Zu fliegen, und an der geliebten Brust
Ein freudiges Willkommen! ihm zu stammeln,
Schien mir des Daseyns höchste, reinste Lust.
Doch nun verstummet, leise Klagetöne,
Erneuert nicht den ewig heissen Schmerz.
Es kehrte die Gestalt des Freundes wieder,
Doch ach – erkaltet war für mich sein Herz.
[53]
Die Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Die Camille unter den Blumen

Bleiche Camille, Du blühst verachtet im einsamen Felde,
Denn Dein simples Gewand reizet die Lüsternen nicht.
Farblos stehst Du verlassen im säuselnden Hauche des Windes –
Nimmer wählt' Dich zum Kranz jugendlich fröhliche Lust.
Lass denn den schwärmenden Tross die bunteren Blumen erjagen,
Kränke, Bescheidne! Dich nicht, dass Dich die Freude verschmäht.
Blühe einsam nur fort am grünen Rande des Weges,
Bricht auch die Liebe Dich nicht – findet das Leiden Dich doch.
[54]
Heilsam wirkende Kräfte hat die Natur Dir in Busen
Mütterlich sorgsam gelegt, und sie verläugnen sich nicht.
Lindernd stillest Du Schmerzen, wenn andre das Auge ergötzen,
Und im einfachen Schmuck birgt sich Dein hohes Verdienst.
Welkend wirft man sie weg, der Flora schimmernde Kinder,
Ihr Beruf ist erfüllt, haben sie lächelnd geblüht –
Und es kehret ihr Staub vergessen zum Schoosse der Erde
Spurlos wieder zurück, gleich einem Schatten der Nacht.
Schweifet mein Blick umher auf den bunten Kreisen des Lebens,
Dünkst Du ein Sinnbild zu seyn mir im Getöse der Welt.
[55]
Ach, geschieden ist oft der Werth vom täuschenden Glanze,
Und der Schimmer hält nicht, was er so schmeichelnd verspricht.
Möge der eitele Sinn am Farbenspiel sich vergnügen,
Während er Dich übersieht – stolz vorüber Dir geht.
Mit dem Gefühle der Kraft und der stillen Tugend im Innern,
Schmerzet es wenig, verkannt und verachtet zu seyn.
[56]
Der SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Der Sommerregen

Wie milde säuselst Du, o kühler Regen,
Auf die verschmachtende, verbleichte Flur.
Dein längst so heiss, so bang erflehter Seegen,
Erfrischt die ganze seufzende Natur,
Und neu gestärkt erheben Gras und Bäume
Die matten Häupter in der Lüfte Räume.
Der Sonne Gluth schien alles zu verzehren;
Es welkte still dahin der Blumen Glanz.
Die Pflanzen neigten sich – ein allgemein Verheeren
Bedrohte selbst der Wälder dunklen Kranz,
Und brennend schien in ihrer dumpfen Schwüle
Die schwere Luft dem lechzenden Gefühle.
[57]
Da strömtest Du, aus höhern Regionen
Zur Labung freundlich uns herabgesandt,
Die kühlen Perlen, die in Millionen
Voll heissen Durstes trank das dürre Land.
Wie gute Geister wehen durch die Fluren
Der neuen Lust und der Erquickung Spuren.
So mildert gern den heissen Brand der Schmerzen,
Der uns im Lauf des Lebens oft versengt,
Der Thränen Thau, der sanft aus unsern Herzen
Das bittre Gift verschlossnen Grames drängt,
Und Lindrung bringen uns der Wehmuth Gaben,
Indem sie still den bangen Busen laben.
O netzt auch mir das Auge, das so dunkel
Nur öde Wüsten steinigt vor sich sieht,
Und dem der Hoffnung goldnes Sterngefunkel
[58]
In unerreichbar weite Ferne flieht.
Ach, wie der matten Flur ein frischer Regen,
Sind Thränen meinem kranken Herzen Seegen.
[59]
Der Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Der Mond und Er

Lächelndes schönes Gestirn, zu Deiner unendlichen Höhe
Wend' ich den traurigen Blick, und er erheitert sich oft.
So auch erheb' ich zu Ihm die schwermuthsvollen Gedanken,
Und dann scheint mir die Welt nicht mehr ein Kerker zu seyn.
Freundlich winkt mir sein Bild, wenn ich Dich einsam betrachte.
Still und schweigend wie Du, wandelt Er ferne von mir.
Aber es nahet mir hold auf muthlos umdämmerten Bahnen,
Sanft wie Dein leuchtender Schein, seiner Erinnerung Gruss.
[60]
Unerreichbar bist Du, o Mond, in der Ferne des Himmels,
Dennoch verklärst Du die Nacht still mit erquickendem Glanz;
So erfüllet auch Er mit Licht und Kraft mir den Busen,
Ewig mir ferne wie Du, ist er dem Geiste doch nah.
[61]
Sicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Sicherheit in Beschränkung

In des Baches reinen, hellen,
Leise nur bewegten Wellen,
Schlüpft das Fischlein froh dahin.
Und die klaren Fluthen geben
Seinem stillen, stummen Leben
Nahrung und Vergnügen hin.
Sorgenlos und leicht und heiter
Schwimmt es mit dem Bächlein weiter,
Bis in's weite offne Meer
Sich der Wellen Lauf ergiesset –
Ach die fremde Bahn erschliesset
Ihm der Sorgen dunkles Heer.
[62]
Furchtbar drohende Gestalten,
Die in feuchter Tiefe walten,
Winden schreckend sich heran.
Und der Tod, mit bangem Schauer
Steht, so dünkt ihm, auf der Lauer,
Will ihm hundertfältig nahn.
Aber ach, ihm zu entfliehen,
Wehrt das Schicksal nun, es ziehen
Leise Mächte es dahin.
Und des Meeres wilde Wogen
Haben rauschend es betrogen
Um den sichern, heitern Sinn.
So vertauscht des Landes stilles Leben
Mancher mit der Städte lautem Streben,
Und gesellt sich finstern Sorgen zu.
Nur die Abgeschiedenheit gewähret Frieden,
Der Beschränkung nur ist Sicherheit beschieden,
Und der Stille nur entkeimt die Ruh.
[63]
Bei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Bei Übersendung meines Bildes

Nimm hin dies Bild, das auch in weite Ferne
Dir folgen darf, Geliebter! nimm es hin!
Und glaub' es seinem Lächeln, es wird gerne
An Deiner Brust die weite Welt durchziehn.
Betracht' es oft in stillen Augenblicken,
Wenn Einsamkeit Dich schwermuthsvoll umgiebt.
Und dann gedenk' mit schmerzlichem Entzücken
Der schönen Zeit, in der wir uns geliebt.
Sie ist vorüber – – doch die öde Leere
Getrennter Liebe, die im Busen mir
Durch Lethe's Quell nur auszufüllen wäre,
Stillt meiner Züge leiser Umriss Dir.
[64]
So nimm mein Bild, zum liebevollen Pfande
Der treusten Neigung, nimm es freundlich an,
Und es begleite Dich in ferne Lande,
Wohin ich nur im Geist Dir folgen kann.
Wenn aus der Fülle goldner Jugendträume
Die Wirklichkeit Dich kalt und bitter scheucht,
So trage Ahndung Dich in höh're Räume,
Und Hoffnung mache dann das Herz Dir leicht.
Sie zeige Dir die Zukunft, die dem Kummer
Dem irdischen, als stilles Ziel erscheint,
Wo nach des Todes träumeleerem Schlummer
Ein reines Glück auf ewig uns vereint.
Bis dahin gönne diesem Bild die Stelle
An Deiner Brust, in der es längst gewohnt,
Einst wird das Dunkel unsrer Zukunft helle,
Dann wird uns des Entbehrens Schmerz belohnt.
[65]
Mit diesem Glauben lass gefasst uns scheiden
Und muthig nimm mein letztes Abschiedswort.
Ach hier auf Erden müssen wir uns meiden –
Doch wiedersehen werden wir uns dort.
[66]
LiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Liebestreue

Romanze.


Ein Ritter sah auf's weite Meer
Mit trüben Blicken hin;
Ihm war das volle Herz so schwer,
So hoffnungslos sein Sinn.
Wie Meereswogen wälzt' es sich
Im Busen auf und ab,
Und wie in Meerestiefe zog
Die Sehnsucht ihn hinab.
Sein Waffenbruder trat im Schein
Des Abendroths daher.
»Was,« sprach er, »Lieber! fällt Dir ein?
Was schaust Du so auf's Meer?
Was soll auf Deiner freien Stirn
Des Kummers Trauerflor?
Erhebe den gesenkten Blick
Und richt' ihn kühn empor.
[67]
Was klopft so ungestüm Dein Herz,
Sag, was verlangest Du?
Warum verjagt so wilder Schmerz
Aus Dir die goldne Ruh?
Lacht Dir des Himmels Milde nicht,
Mit süssem Liebesgruss,
Und winkt in ferner Zukunft Dir
Nicht mancher Hochgenuss?
Warum, Du trauter Kampfgenoss,
Giebst Du der Schwermuth Raum?«
Ach, siehst Du dort das Felsenschloss
An jener Küste Saum? –
Dort brach in öder Einsamkeit
Um mich ein treues Herz –
Dahin zieht meinen wüsten Sinn
Mit Riesenmacht der Schmerz.
Denn eh' der Waffen blutig Spiel
Hinaus in's Feld uns rief,
Da regte glühendes Gefühl
Sich mir im Busen tief.
[68]
Ein Räthsel war ich selber mir,
Da nahte hold und mild,
Mit Engelsunschuld, Ton und Blick
Sich mir ein Frauenbild.
Da leuchtete ein heller Blitz
In meines Herzens Nacht.
Nach ihrem himmlischen Besitz
War die Begier erwacht.
Der langen Haare glänzend Gold
Schien mir ein Heil'genschein,
Des Augenpaares stiller Glanz
Der Sterne Licht zu seyn.
Doch klagte nicht mein blöder Mund
Ihr meine Liebespein.
Ich that ihr nicht die Sehnsucht kund,
Und trug sie ganz allein.
Bis mich das wilde Kriegsgeschrei
Rief auf der Ehre Bahn,
Da warf ich mich vor ihr auf's Knie
Und sah zu ihr hinan.
[69]
Lebt wohl, sprach ich, es ruft der Krieg
Mich hin in's Waffenfeld.
»Lebt wohl, sprach sie, »Euch kröne Sieg,
Kehrt bald zurück als Held.«
Und kehr ich dann zurück als Held,
Was beut mir Euere Hand?
»Den wohlverdienten Lorbeerkranz,
Als meiner Achtung Pfand.«
Da dunkelt' es vor meinem Blick, –
Mein ahnend Herz schlug laut.
Ein wunderseeliges Geschick
Gab sie mir hin als Braut.
»Kehr bald zurück, ich harre Dein!«
Sprach sie mit leisem Ton.
»Bald sey der Trennung trübe Zeit
Uns wie ein Traum entflohn.«
Es mähte rings um mich der Tod
Der Freunde Schaar dahin;
Auch ich sank hin in Todesnoth
Mit schon erloschnem Sinn.
[70]
Doch kehrte nach der Ohnmacht Schlaf
Der Geist mir noch zurück.
Von Liebeszauber süss umwebt,
Fühlt' ich des Lebens Glück.
Zwar hielten strenge Banden mich
In Feindes Landen fern,
Doch mit der Freiheit nicht entwich
Der Hoffnung heller Stern.
Vergebens strebt' ich früh und spät
Mit Kunde ihr zu nahn.
Verloren ging, was ich ihr schrieb,
Auf weiter, öder Bahn.
Da kam der Friede – öhlbekränzt;
Man wechselte mich aus.
Von neuem Muthe froh umglänzt,
Kehrt' ich zurück nach Haus.
Schon sah ich sie vom Morgenroth
Der Freude hold umglüht,
Wie in der Sonne Feuerstrahl
Die zarte Lilie blüht.
[71]
Doch ach, die warme Phantasie
Betrügt so oft die Brust
Mit bunten Hoffnungen, doch nie
Erfüllt sich ihre Lust.
So sank auch mir des Wiedersehns
Erträumtes Götterglück,
Wie mancher goldne Jugendwahn,
In's leere Nichts zurück.
Der Vater der geliebten Braut
Erforschte bald ihr Herz.
Von Argusaugen angeschaut,
Verrieth es seinen Schmerz.
Und finster, wie Gewitter drohn,
Ergriff er ihre Hand,
Und zeigt' ihr dort das Felsenschloss
An jener Küste Rand.
»Siehst Du das Schloss, das aus der Fluth
Sich majestätisch hebt?
Dort ist's, wo Freiherr Eichenmuth,
Dein künft'ger Gatte, lebt.
[72]
Drum schlage fremde Liebelei
Dir aus dem schnöden Sinn,
Sonst mord' ich Dich mit eigner Hand.
So wahr ich Ritter bin!«
So sprach er mit entschlossnem Ton
Und wild erglühtem Blick,
In seinen Mienen las sie schon
Ihr trauriges Geschick.
Doch Treue gab ihr stillen Muth
Und hohe Festigkeit.
Sie neigte kindlich sich vor ihm
Und sprach: »Ich bin bereit.
Wenn Du den Mann, den ich erkohr,
Mich nur vergessen lehrst,
So lass' ich ihn, den ich verlor,
Wenn Du es so begehrst.
Doch bis dahin verlange nicht
Des Meineids Übelthat;
Denn gute Früchte keimen nicht
Aus unheilschwangrer Saat.«
[73]
Der Vater lächelte mit Hohn,
Und sagte fest und kalt:
»Gehorchen sollst Du morgen schon,
Vergessen lernt sich bald!«
Drauf schloss er sie mit starker Hand
In's einsame Gemach,
Und manche Drohung schallte ihr
Wie ferner Donner nach.
In Thränen schwand die Nacht ihr hin,
Das Morgenroth brach an;
Da starrte sie mit irrem Sinn
Des Himmels Gluthen an.
Es dünkte ihr des Tages Licht
Nur bleicher Lampenschein,
Und das mit Thau besprengte Grün
Vom Schmerz bethränt zu seyn.
Die Sonne steigt – was rauscht im Meer?
Ach, ein geschmückter Kahn
Schwebt wie ein stiller Schwan einher
Auf blauem Ocean.
[74]
Der Freiherr ist's – sein stolzes Schiff
Erwartet dort die Braut,
Und Pauken und Trompetenschall
Begrüsst ihn froh und laut.
Da flicht die Zofe weinend ihr
Den Myrthenkranz in's Haar.
»Was soll der Kranz, was soll er mir?
Nicht Hymens Festaltar,
Nicht Hochzeitreigen warten mein,
Es winkt das kalte Grab – –
In seine Tiefe stösst mich bald
Mein bittres Weh hinab.«
Der Vater öffnet das Gemach
Und tritt zu ihr herein;
Es folget ihm der Freiherr nach,
Zu mehren ihre Pein.
»Hier, Schönste!« spricht er feierlich,
»Empfange meine Hand.
Als Dein Verlobter führ' ich Dich
Zum heimathlichen Strand.«
[75]
»Du mein Verlobter?« stöhnet sie,
Und bebt vor ihm zurück,
»O schweig, Vermessener! denn nie
Entsag ich meinem Glück.
Und Glück gewährt mir Treue nur,
Die unerschüttert fest
Den ewig heil'gen Liebesschwur
Mich kühn bewahren lässt.«
Da bricht ihr Blick, sie sinket hin
An ihrer Zofe Brust.
Nicht mehr ist ihr erschöpfter Sinn
Des Leidens sich bewusst.
Es mindert sich die herbe Qual
In der Betäubung Nacht,
Und schnell trägt sie das Boot zum Schiff,
Eh' sie aus ihr erwacht.
Und als ihr Auge sich erhebt,
Da braust um sie das Meer,
Und aus der blauen Ferne schwebt
Das Felsenschloss daher.
[76]
Sie langen an, der Anker dringt
Tief in den kalten Grund –
Ihr scheint des Schlosses offnes Thor,
Der Hölle weiter Schlund.
Indessen führt der leise Kahn
Die vielgeliebte Last
Zum Felsenufer nun hinan –
Man gönnt ihr stille Rast.
Zwar wartete der Altar schon
Der hold bekränzten Braut,
Doch schreckt der Wahnsinn jeden, der
Ihr wildes Auge schaut.
Sie rollt umher den Flammenblick,
Die bleiche Lippe bebt;
Sie preiset flüsternd das Geschick,
Das sie so hoch erhebt.
»Denn,« sagt' sie, »ich bin Königinn,
Und König sey auch Er!
Mein Reich ist dort der Lüfte Raum,
Mein kühler Thron das Meer.
[77]
Du zogst, mein Trauter, in den Krieg,
O kehre bald zurück!
Verlass den Ruhm, verlass den Sieg,
Und theile Liebchens Glück;
Die Krone drückt mein müdes Haupt,
Mein Zepter ist von Blei,
Und wenn Du nicht auf Flügeln eilst,
So bricht mein Herz entzwei.«
Verworren flog das goldne Haar
Um das verletzte Haupt,
Das nimmermehr zu heilen war,
So freventlich beraubt.
Und bald erlosch, wie die Vernunft,
Das Licht des Lebens ihr;
Des Vaters Reu, der Aerzte Kunst – –
Nichts rettete sie mir.
Da steh' ich nun am öden Strand
Und schaue, wie im Traum,
Hier von des Ufers schmalem Rand
Nach jener Küste Saum.
[78]
Und Thränen drängen brennend sich
Mir in den starren Blick,
Ein Räthsel ist der Himmel mir,
Ein Räthsel mein Geschick!
Es hört der Freund bewegt ihm zu,
Und reicht ihm still die Hand:
»Such,« spricht er, »die verlohrne Ruh
Nicht in der Heimath Land.
Hier mahnet alles schmerzlich Dich
An Jammer und Verdruss,
Und nie heilt dieser Himmelsstrich
Die Wunden Deiner Brust.«
Der Ritter schweigt, und winket ihm
Mit finsterm Blick, zu gehn.
Ihn scheinen schnell, wie Wolken ziehn,
Gedanken zu umwehn.
Es lässt der Freund ihn ahnungslos,
Doch tief gerührt, allein,
Und denkt: »ihm mag die Einsamkeit
Wohl lieb und lindernd seyn.«
[79]
Der Ritter naht sich schwermuthsvoll
Der steilen Felsenwand;
Es bricht die Woge schauervoll
Sich an der Klippen Rand.
Zu winken scheint das Wasser ihm,
Das nimmer stockend ruht,
Und er verhüllt sein Angesicht
Und stürzt sich in die Fluth!
[80]
Im HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Im Herbst

Wie mit Flor bezogen ist der Himmel,
Graue Nebel sinken feucht und schwer,
Und der Raben hungriges Gewimmel
Zieht auf Stoppelfeldern hin und her.
Blätter rauschen auf den öden Wegen,
Die ich froh und glücklich einst betrat;
Rauhe Lüfte hauchen mir entgegen,
Und durchschaueren die Wintersaat.
Ringsumher ist jede Spur verschwunden
Von des Sommers Lieblichkeit und Lust.
Nur in tiefen, unheilbaren Wunden
Regt sich noch sein Bild in meiner Brust.
[81]
Nur die Hoffnung hebt durch frische Farben
Die verblichne, freudenleere Welt;
Sammelt auch auf öden Fluren Garben,
Die sie in der Zukunft Felder stellt.
Und der Schwermuth schauerliche Nächte
Hellt uns oft ihr goldner Himmelsschein;
Freundlich führt uns ihre milde Rechte
In das Reich der Fantasieen ein.
Tön' auch mir mit Deinem Schmeichelworte,
Hoffnung, Frieden in das bange Herz;
Kränze windend um der Zukunft Pforte,
Deute Du der Sehnsucht ihren Schmerz.
Und wenn einst der Sommer wiederkehret,
Lass in seinem frischbelebten Grün
Jede Freude, die mein Herz entbehret,
Mir im Glück des Wiedersehens blühn.
[82]
Frühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Frühling ohne Wiederkehr

Lieblich ist des Lenzes erstes Lächeln,
Wenn in Blüthenbäumen laue Luft sich wieget,
Und des Baches eisbefreite Welle
Nicht mehr stockend, durch die Fluren rinnt.
Dann ermuntern sich zu neuem Leben
Die verblichnen Wiesen aus dem Winterschlafe,
Und das Gras wacht auf, und decket träumend
Wiederum den Schooss der Mutter Erde.
Und die Blumen öffnen ihre Kelche –
Alle die im späten Herbste starben
Richten sich aus ihrem dunklen Grabe
Neu empor im Glanz der Auferstehung.
[83]
O Natur – wie milde giebst Du wieder
Was Dein feierlicher Gang zertöret.
Fest im stillen, ewig gleichen Kreislauf,
Folgt auf Deinen Ernst ein mildes Lächeln.
Nicht Vernichtung, nur ein leiser Schlummer
Hält des Frühlings holde Lust gefangen;
Bald, bekränzt mit Veilchen, kehrt er wieder
Süss umhallt von Nachtigallentönen.
Doch wann kehrt der Liebe Frühling wieder?
Ach, verscheucht hat ihn die Nacht der Trennung
Und der Winterschauer einer ew'gen Ferne
Tödtet rauh das zarte Grün der Hoffnung.
Des Beisammenlebens Stundenblumen
Starben hin im Seufzerhauch des Abschieds.
Kummervoll benetzt von heissen Thränen,
Sind der Freude Rosen längst verblichen.
[84]
Keine Sonne wird sie neu erwecken –
Keines Wiedersehens goldner Schimmer
Winkt des Glückes lichterfüllte Tage
Aus dem Grabe der Vergangenheit hervor.
Traurig zieht der Jahreszeiten Wechsel
Meinem still umwölkten Blick vorüber.
Ach es folgt der Frühling auf den Winter,
Aber nimmer kehrt der Liebe Frühling wieder!
[85]
GeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Geduld

Umstarrt vom Eis des Norden
In trüber Einsamkeit,
Ist mir ein Blümchen worden
Das duftend mich erfreut.
Im Thaue bittrer Thränen
Entfaltete es sich,
Und heilte von dem Sehnen
Nach bessrer Zukunft mich.
Tief trag ich es verborgen
In der verschwiegnen Brust.
Da wandelt's meine Sorgen
In stiller Wehmuth Lust.
[86]
Um mein Geschick zu tragen
Gab mir's des Himmels Huld.
Wie heisst es? wirst Du fragen.
Das Blümchen heisst – – Geduld.
[87]
An PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

An Pfingsten,
Lehrer der Taubstummen in Kiel

Sey mir gesegnet, Du, den Menschenliebe
Beim schweren Amte unterstützt mit Kraft,
Du, der im Chaos dumpf verworrner Triebe,
Des Geistes Leben väterlich erschafft.
In nimmer aufgehellten Finsternissen
Erweckst Du milde der Erkenntniss Strahl,
Und linderst sanft durch Unterricht und Wissen
Der Sprache Mangel und der Taubheit Qual.
O fahre fort! – Es ziemte eine Krone
Zum wohlverdienten Schmucke Deinem Haupt,
Doch heil'ger ist der Kranz, der ihn umlaubt.
[88]
Er welket nie, denn Deine Thaten leben,
Und Dein Bewusstseyn und Dein reines Streben
Vereinigen sich schon zum höchsten Lohne.
[89]
Die KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Die Klosterjungfrau

Nur wenig rasche, schnell gewagte Schritte,
Und knarrend öffnet sich die Pforte hier;
Es ist geschehn – in seine düstre Mitte
Fasst mich der Vorhof, wehe, wehe mir!
Vom frohen Leben ewig, ach, geschieden,
Umfängt der Jugend schauerliches Grab
Mich grausend nun, und Freude, Glück und Frieden
Sinkt abgestorben und verblüht hinab.
Die Schlösser rasseln – dieses Himmels Bläue
Von düstern Linden schwermuthsvoll beschränkt,
Erregt der Hoffnung Hochgefühl aufs neue
Das sich so gern in bange Busen senkt.
[90]
Hinweg, hinweg! ach über jene Schwelle,
Die bebend nun mein matter Fuss betritt,
Da fluthet der Verzweiflung dunkle Welle,
Und nimmt der Hoffnung letzten Schimmer mit.
Ich bin hinüber, und mit dumpfem Klange
Verschliesst sich hinter mir das Gitterthor,
Und in dem hochgewölbten, finstern Gange
Schwebt ahnend mir die trübe Zukunft vor.
Wo ist die Zelle, dass ich einsam weine?
Sey mir gegrüsst, Du trauriges Asyl!
Ach, in der Andacht seeligem Vereine
Mit stiller Wehmuth, lindre mein Gefühl!
Eng' ist Dein Raum – der Sonne warmer Schimmer
Erheitert nie die graue Dämmerung
Die in Dir waltet, ach und nimmer, nimmer
Strahlt mir des Mondes Licht Beruhigung.
[91]
Das schmale Fenster, das mit Eisenstäben,
Gefängnissgleich, verschanzt nach Norden schaut,
Umschleiern wilde, unfruchtbare Reben,
Wohl oft von heissen Thränen schon bethaut.
Da werd' ich still der Lüfte Kühlung trinken,
Des Tages holdes, mir getrübtes Licht,
Und sinnend weilen, wenn der Sterne Blinken
Sich golden in das Blau des Himmels flicht.
Denn von dem harten Lager scheucht der Kummer,
Der unsichtbar in diesen Mauern thront,
Der Menschheit höchsten Zauber, ach den Schlummer,
Der nicht auf rothgeweinten Augen wohnt.
Dein hehres Bild, Du Hochgebenedeite,
Entflammt zur Andacht den umwölkten Sinn.
Die Jungfrau, die sich Deinem Dienste weihte,
Sinkt betend und ergeben vor Dir hin.
[92]
O lösche Du mit Deiner Blicke Strahlen,
Mit Deines Lächelns stiller Heiligkeit,
In meinem Geist der Erde Lust und Qualen,
Wenn sich die Neigung mit der Pflicht entzweit.
Lass mich den Himmel rein und offen schauen,
Den du bewohnst mit Deiner Engelschaar,
Und sende mir das kindliche Vertrauen,
Die fromme Duldung, die Dir eigen war.
Doch lässt sich nicht die heisse Sehnsucht tödten,
Die jetzt noch schmerzlich nach der Welt mich zieht,
So kehr' in Todesblässe mein Erröthen,
Und heiss' dem Leben, dass es zu Dir flieht.
Das Grab ist ja die erste dunkle Stufe
Der Himmelsleiter, die uns aufwärts bringt.
O öffne es, Du Heilige, und rufe
Dein Kind zu Dir, das nach Erlösung ringt.
[93]
ElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Elegie

Wandelnd im Schimmer des Mondes, und tief in Gedanken versunken,
Führt mich der ländliche Pfad über das schweigende Feld,
Und in der Stille des Abends, die mich balsamisch umsäuselt,
Nahet dem sehnenden Geist mancher Erinnerung Bild.
Wie voll Schwermuth und Ernst auf nächtliche Stille des Grabes
Luna den trauernden Blick senkt von der ewigen Bahn,
Der die Gefilde erhellt mit bleichem Glanze, so blicket
Auf vergangene Zeit trübe umwölket mein Sinn.
[94]
Bilder der Freundschaft und Liebe, und all' ihr lächelnden Träume,
Die ihr mein Leben geschmückt, eilet, und kehret zurück.
Stillet mit freundlichem Trug die blutenden Wunden der Sehnsucht,
Da mir die wirkliche Welt meine erträumte versagt.
Ja, ihr erscheinet mir nun – doch nicht mehr im rosigen Schimmer
Jugendlich glühender Lust, die aus der Hoffnung entsprang.
Nächtlich, und trübe verhüllt in melancholische Schleier
Sinnender Wehmuth, erscheint ihr meinem thränenden Blick.
Seyd mir dennoch willkommen, auch im Geleite der Trauer,
Die an den Wechsel der Zeit mahnet mit schweigendem Ernst.
[95]
Ach es lindert so sanft den zehrenden Schmerz des Entbehrens
Der Erinnerung Glück, ist's auch mit Wermuth vermischt.
Unbefangene Tage der frühen, blühenden Jugend,
Als mein fröhliches Herz lauter zu klopfen begann!
Als die Erstlingsgefühle der Liebe sich regten im Busen,
Als mir die Freundschaft zuerst reichte den duftenden Kranz!
Könnt' ich Eurer vergessen – vergessen der Stunden voll Wonne,
Denen die Hoffnung einst lieh ihr verwelkendes Grün?
O dann hätte ich nie Euch zu durchleben verdienet,
Und der Vergangenheit Reiz wäre ein Schatten mir nur.
[96]
Treu in liebender Brust bewahret hab' ich Dein Bildniss,
Unvergessliche Zeit, die Du so eilig entflohst.
Oft erscheinst Du mir heiter – doch öfter in Nebel und Wolken,
Aber wie Du auch nahst – freundlich empfang' ich Dich stets.
Tief in dämmernder Nacht der undurchdringlichen Zukunft,
Bleibt die Erinnerung mir ewig ein leuchtender Stern.
Wend' ich mein Auge zu ihm, so strahlt er mir Frieden entgegen,
Und das Dunkel umher hellet sein sonniger Glanz.
Darum will ich die Blumen, die nächsten, welche mir blühen,
Sind sie auch sparsam verstreut, dennoch mit sorgender Hand
[97]
Sammeln, und winden zum Kranz, den ich, o holde Erinn'rung,
Opfre mit Thränen des Danks Deinem geweihten Altar.
[98]
Furcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Furcht und Glaube

Wenn zwischen uns sich weite Fernen dehnen,
Kein milder Strahl des Wiedersehens glimmt,
Und in des Busens tief verschlossnem Sehnen
Mein Herz der Hoffnung Stimme nicht vernimmt;
Dann hüllt die Furcht, die leis' in mir erwacht,
Die ganze Welt mir in der Schwermuth Nacht.
Doch, wenn ich still mein liebend Herz befrage,
Dann flieht der Zweifel, ob Du mein gekenkst.
Wie Geisterhauch umweht mich Deine Klage
In Seufzern, die Du meinem Schicksal schenkst,
Und schnell verscheucht mein Glaube, ohne Wanken,
Des Argwohns bange, zagende Gedanken.
[99]
An die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

An die Wolken

Es jagen die Stürme
Am herbstlichen Himmel
Die fliehenden Wolken;
Es wehen die Blätter
Des Haines hernieder,
Es hüllt sich in Nebel
Das ferne Gebirg. –
O jaget, Ihr Wolken,
In stürmender Eile.
Ihr ziehet nach Süden,
Wo freundlich die Sonne
Den wehenden Schleier
Euch liebevoll schmücket
Mit goldenem Saum.
[100]
Mich trieben die Stürme
Des Schicksals nach Norden
Dort mangelt mir ewig
Die Sonne der Freude,
Und nimmer verkläret
Ihr Lächeln die Wolken
Des düsteren Sinnes.
Und darum geleit' ich
Mit Seufzern der Sehnsucht
Euch, luftige Bilder
Der wechselnden Laune
Des ewigen Himmels,
Und flüchtete gerne
Nach Süden mit Euch.
[101]
Liebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Liebe und Hoffnung

Auf meinem frühen, stillen Gang durch's Leben
Sah ich in holder, lieblicher Gestalt
Die Liebe und die Hoffnung vor mir schweben,
Von lichten Himmelsglorien umwallt.
Die Liebe reichte mir den Kranz von Rosen;
Ich schlang entzückt ihn um mein freies Haupt.
Die Hoffnung hatte unter süssem Kosen
Mit frischem Grün es duftend schon umlaubt.
So folgt' ich seelig meinem stillen Wege,
Und scheute nicht des ernsten Schicksals Zorn;
Doch ach, die Kränze welkten ohne Pflege,
Und mich verwundete der Rosen Dorn.
[102]
Da stand ich zürnend, und im bittern Grimme
Riss ich den bunten Schmuck mir aus dem Haar,
Bis mir aus hohen Lüften eine Stimme
In Busen drang, der tief beklommen war.
»So wirfst Du, sprach sie, Deines Lebens Frieden
Wie welke Blumen in den niedern Staub?
Und jeder höhere Genuss, der Dir beschieden,
Wird Deines Kleinmuths eigensinn'ger Raub?
Behandle achtungsvoll die theuern Gaben,
Mit denen Lieb' und Hoffnung Dich erfreut,
Und wirst Du sie aus reiner Quelle laben,
So siehst Du bald sie jugendlich erneut.«
Da sprach ich weinend: ach, mein Pfad ist enge,
Und windet immer steiler sich hinan;
Durch schroffer Felsen starrendes Gedränge
Führt er empor, und doch nicht himmelan.
[103]
Wie kann ich hier die heil'gen Blüthen pflegen,
Wo keine Quelle rauscht, kein Bächlein fliesst,
Und wo auf den bedornten rauhen Wegen
Sich nur der Wehmuth Thräne still ergiesst.
»So lass der Liebe Rosen denn verbleichen,
Doch halte fest der Hoffnung helles Grün!«
Ertönte mir die Stimme sonder Gleichen,
Und schweigend sah ich meinen Kranz verblühn.
Sie welkten hin, die Rosen, deren Düfte
Mit Himmelsahnungen mich einst berauscht.
Mit Seufzern, ach, vermischt'ich nun die Lüfte,
Mir war, als sei mein Inn'res umgetauscht.
Es zogen Ungewitter, Regenschauer
Und Stürme drohend über mir empor,
So dass in's finstere Gebiet der Trauer
Sich still und ernst mein heitrer Sinn verlohr.
[104]
Doch blieb die Hoffnung tröstend mir zur Seite,
Und sorgsam pfleg'ich noch den zarten Zweig,
Den sie mir gab zum irdischen Geleite,
Er soll mir folgen in des Hades Reich.
[105]
Die GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Die Geschenke

Um in der Ferne meiner zu gedenken,
Bedarfst Du wohl der äussern Zeichen nicht.
In Deiner Brust unsterblich mich zu denken,
Macht mir Dein Schwur zur ewig heil'gen Pflicht,
Und doch darfst Du die Gaben nicht verschmähen,
Womit ich wünsche Dich geschmückt zu sehen.
So nimm den Ring von meinem Haar umgeben
Und lass ihn nie von Deiner theuern Hand;
Er sei Dein Talisman im wilden Leben,
Und der Erinnrung goldnes Unterpfand;
Und auch noch dann wenn jede Hoffnung schwindet,
Sei er der Kreis, der magisch uns verbindet.
[106]
Und nimm die Uhr, die Dir mit leisem Schlage
Verklungne Stunden wiederholen kann;
Ach hätte sie die Macht, vergangne Tage
Uns zu erneun, wie kostbar wär' sie dann!
Doch an die Flucht der Zeit darf sie Dich mahnen,
Und eine bessre Zukunft wird Dir ahnen.
Die Nadel nimm, geziert mit Edelsteinen,
Und trage sie an Deiner treuen Brust.
Sie wird der Welt als leerer Schmuck erscheinen,
Denn fremd ist ihr die schmerzlich süsse Lust,
Womit die Liebe sucht, in holden Bildern
Der reinen Gunst, des Scheidens Weh zu mildern.
Bewahre heilig, was ich Dir gegeben,
Denn ach – wer weiss, ob wir uns wiedersehn,
[107]
Ob unsre Wege durch das weite Leben
Nicht nach verschiednen, öden Zielen gehn,
Wo fern von Dir, in still verschwiegnen Thränen,
Mich heimlich aufzehrt meines Herzens Sehnen.
So nimm sie denn, die freundlichen Geschenke,
Die Dir des Abschieds dunkle Stunde bringt.
In der Erinn'rung theure Schatten senke
Den nassen Blick, wenn Dich der Gram bezwingt,
Dann wird mein Bild Dich liebevoll umschweben,
Und die Vergangenheit auf's neue Dir beleben.
[108]
An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

An meinen Lieblingsbaum

Die Träume, die in stillen Feierstunden,
Die dunkler Schatten mir so oft verlieh,
Die süsse Ruh, die ich bei Dir gefunden,
Mein Lieblingsbaum, o die vergess' ich nie!
Oft sah ich neben Dir die Sonne untergehen,
Entzückt von ihres Anblicks Majestät.
Oft hat des Herbstes lindes, kühles Wehen
Mit Deinem bunten Laub mich übersäet.
Vor meinen Blicken schwebten holde Bilder,
Im lichten Glanz der Jugendfantasie,
Da träumt ich mir des Schicksals Härte milder,
Und jeder Misston wurde Harmonie.
[109]
Und liebend grub ich einst in Deine Rinde
Den Nahmenszug, der in mir brannte, ein,
Auch darum wirst Du mir, Du stille Linde,
Vor allen Bäumen ewig theuer seyn.
Wenn sich in Deinen blüthenvollen Zweigen
Des Westes leiser Odem kaum bewegt,
Fühlt mein Gemüth sich durch das tiefe Schweigen
Der heiligen Natur so ernst erregt.
Dann denk' ich all' der Wünsche, die vergebens
In meine Seele kamen, und entflohn,
Und seufze: wär' der kurze Traum des Lebens
Vorüber, wie so manche Hoffnung schon.
Und wäre einst nach meiner Tage Mühen,
O Baum, den stets mein Herz mit Liebe nennt,
Ein stilles Grab mir unter Dir verliehen,
Du wärest dann mein liebstes Monument.
[110]
Sonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Sonnett

Das Herrlichste, was uns der Himmel spendet,
Was er als Stab und Stütze uns gegeben,
Uns über trübes Missgeschick zu heben, –
Was nur allein das inn're Glück vollendet;
Sein Götterdaseyn hat es nun geendet
In meiner Brust, dem bittern Schmerz ergeben,
Und was mit Glorien schmückt das nackte Leben,
Hat sich auf ewig von mir weggewendet.
Und rings umher erblick ich Nacht und Grauen,
Wo ehmahls Glanz und Schimmer mir gelacht –
Erloschen ist des Daseyns goldne Pracht.
[111]
Vertilgt in meiner Brust ist das Vertrauen,
Der Liebe fester Glaube ist dahin,
Und ew'ger Gram umwölkt den trüben Sinn.
[112]
ThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Thränen

An eine Freundinn


Wie sanft naht jene Trauermelodie
Mir durch des Abends leise Dämmerhülle.
Aus Deines Tones wunderbarer Fülle
Entquillt mir Trost in süsser Harmonie.
Es schwebt die Stimme meiner innern Schmerzen
Auf Deinen Saiten, und sie bringen mir,
Herbei gelockt, Geliebteste! von Dir
Das still ersehnte Labsal kranker Herzen.
Denn meinen Busen hob ein banges Sehnen –
Ich danke Dir, Du hast es mir versüsst,
Hast mir gegeben, was mich freundlich grüsst,
Die lang entbehrte Lind'rung stiller Thränen.
[113]
EinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Einsamkeit

Was ist wahre Einsamkeit?
Sind wir einsam, wenn das Leben
Rings von Stille ist umgeben?
Wenn die rege Fantasie
Uns in schaffender Magie
Neu beseelt mit süssem Streben
Bilder der Vergangenheit? –
Ist das wahre Einsamkeit?
Oder wenn in stillen Gründen,
In des Waldes heil'ger Nacht,
Sonnenglanz in reiner Pracht
Durch die leis' bewegten Wipfel,
Durch die glanzumsäumten Gipfel
Nur verstohlen blickend, lacht,
Und in den verworrnen Zweigen
Selbst die kleinen Sänger schweigen?
[114]
Oder wenn in dunklen Mauern,
In des Kerkers engen Raum,
Der Gefangene sich kaum
Darf in seinen Ketten regen,
Wenn sein Herz mit raschen Schlägen
Nährt der Hoffnung Göttertraum,
Und getheilt in Freud' und Trauern,
Ahndungen ihn tief durchschauern? –
Nein, nur das ist Einsamkeit,
Wenn sich Wesen um uns drangen,
Denen nicht in zarten Klängen
Sich vernehmbar macht das Herz,
Oft voll Wonne, oft voll Schmerz –
Die uns das Gemüth verengen
Durch der Langeweile Leid – –
Das ist wahre Einsamkeit!
[115]
Streben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Streben in die Ferne

Du blaue Ferne, die mir lieblich winket,
Was birgst Du wohl in Deinen Nebelduft?
Ist's ein Phantom, was mir entzückend blinket
Als Stern der Ahndung dort in fremder Luft?
Was ist's, das mächtig mich in's Weite ruft,
Wenn still verlöscht die Abendsonne sinket?
Und wenn der Trennung unermessne Kluft
Den trüben Sinn in Grabestiefen winket?
Es ist der Hoffnung wunderbares Wehen
Das weit entlegne Länder mir verklärt,
Und goldnen Schimmer webt um ferne Höhen.
[116]
Die Gegenwart ist keines Blickes werth –
Nur eine bessre Zukunft zu erspähen,
Möcht' ich heran genaht die Ferne sehen.
[117]
Dora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Dora's Abendlied

Still tritt der Mond in weiter Himmelsferne
Aus des Gewölkes nächtlich grauem Flor,
In goldner Reinheit schimmernd jetzt hervor,
Umgeben von dem hellen Chor der Sterne;
Ihn, den ich mir zum Freunde auserkohr,
Ihn, dem ich klagte, was ich längst verlohr,
Begrüsst mein Blick in stiller Nacht so gerne.
Er leuchtet freundlich mir statt aller Kerzen,
Strahlt leisen Trost in die beklommne Brust,
Und schenkt in Thränen mir der Wehmuth Lust.
Wer nimmt des Kummers Last von meinem Herzen,
Wer hat um ihren Umfang je gewusst? –
[118]
Ach tief verschlossen in der wunden Brust
Ist all' mein Weh – sind alle meine Schmerzen.
Du, den ich längst nicht mehr zu nennen wage,
Und dessen Bild mich dennoch stets umschwebt!
Du, der im Innern meines Herzens lebt,
Wo ich nur Dich, und Schmerz und Sehnsucht trage,
O wenn Dein Blick hinauf zum Himmel strebt
Und holde Träume Dir der Mondschein webt,
So denk' auch Du an unsres Glückes Tage.
Sie sind dahin – in weite Ferne bannte,
Von Dir getrennt, mich grausam mein Geschick.
Erloschen ist in Thränen nun der Blick,
In dem sonst Muth und Hoffnung lodernd brannte.
[119]
Der ersten Liebe nahmenloses Glück
Rief meines Schicksals Stimme ernst zurück,
Eh' ich des Lebens vollen Werth erkannte.
Seitdem verhüllt mit ihrem schwarzen Schleier
Die Schwermuth mir die weite offne Welt;
Des Himmels hehres, sternbesäetes Zelt,
Des Mondes Glanz, der oft in stiller Feier
Der Nächte ödes Dunkel mir erhellt,
Und ahnungsvoll die bange Brust mir schwellt,
Eröffnet nur mein Herz der Wehmuth freier.
Ist mir auf ewig jenes Glück verschwunden?
Ist schmerzliches Entbehren nur mein Loos?
Und wird allein des Grabes finstrer Schooss
Mich schützen vor des Leidens bangen Stunden,
So reisse schnell mich von dem Leben los,
Willkommner Tod, denn in der Erde Schooss
Verbluten sanft des Herzens tiefe Wunden.
[120]
Des Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Des Schiffers Braut am Meere

Es braust der Sturm – mit schaumbedeckten Wellen
Erhebt sich rauschend das erzürnte Meer,
Und rascher Blitze Feuerstrahlen hellen
Der Dämmrung Nebel grausend um mich her.
Dort in der Hütte mir ein Obdach wählen,
Möcht' ich so gern, doch ach, der nasse Blick
Schaut um aufs neu das bange Herz zu quälen,
Nach dem empörten Element zurück.
Und kann die Schauerszene nicht verlassen,
Die das Gemüth mit schwarzer Ahndung füllt,
Denn des Geliebten fernes Schiff umfassen
Die Wellen tobend, rings von Graun umhüllt.
[121]
Und doppelten Gefahren Preis gegeben,
Dem Drohn des Himmels, und der Wellen Wuth,
Geht jetzt vielleicht sein ewig theures Leben
Vernichtet unter in der tiefen Fluth.
Entsetzen fasst mich – Nebelschleier schwanken
Wie düstrer Flor vor meinem Angesicht.
Mein Herz steht still – es schwinden die Gedanken,
Ich möchte weinen – ach und kann es nicht!
Ihr Mächte dort in jenen fernen Höhen,
Die Ihr den Sturm zu uns herab gesandt,
O lasst sein Schiff nicht scheiternd untergehen,
Zeigt Rettung bietend ihm ein sichres Land.
Und sendet in die drohenden Gefahren
Der Hoffnung lichten, morgenrothen Strahl,
Lasst ihn den Muth im Busen treu bewahren
Und lindert tröstend der Erwartung Qual.
[122]
Doch ist des Todes Loos ihm schon gefallen,
So löscht auch mir des Daseyns goldnes Licht.
Mit ihm sinkt meine Welt, auch ich will mit ihm fallen,
Denn ohne ihn reizt mich das Leben nicht.
[123]
Die Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Die Rose im November

An Sophie B.


Herbstlich rauh verödet sind die Fluren,
Und verschwunden ist des Sommers Glanz;
Dennoch reich' ich eine seiner Spuren
Glühend Dir zum jugendlichen Kranz.
Diese Rose, die sich spät erschlossen,
Dufte Lenzgefühl Dir in die Brust. –
Ach sie hat die Sonne nicht genossen,
Nicht der milderen Entwicklung Lust.
Feuchte Lüfte haben sie erzogen,
Dennoch trotzte sie mit innrer Kraft,
Still und schweigend kalten Nebelwogen,
Und des Sturmes wilder Leidenschaft.
[124]
Dir, der tiefe Innigkeit und Güte
Mitgefühl für stumme Schmerzen reicht,
Sage ihre bald verwelkte Blüthe
Welchem Loos ihr trübes Schicksal gleicht.
[125]
An eine ImmortelleDie Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

An eine Immortelle

Unvergängliche Blume, die Er mir scheidend gegeben,
Möchte sein Innres, wie Dich, nimmer verwandeln die Zeit.
[126]
Der TraumAn eine ImmortelleDie Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Der Traum

Ein seltner Traum hielt magisch mich umfangen
Und zauberte mir Wunderbilder vor.
Des Haines Wipfel rauschten, und es drangen
Die Sterne golden durch der Wolken Flor.
Das Meer war still, und in den weiten Fluthen
Verlohren sich der Abendröthe Gluthen.
Ich wandelte allein am öden Strande,
Und tief im Busen regte sich mein Schmerz.
Ich wünschte mich zurück in ferne Lande –
Des Heimwehs Qualen füllten bang mein Herz.
Den vollen Mond begrüssten meine Thränen,
Denn mich ergriff ein allgewaltig Sehnen.
[127]
Da hob sich aus des Meeres dunkler Bläue
Ein leichter Nebel neben mir empor,
Und es erklang wie Geisterton der Weihe
Melodisch eine Sprache meinem Ohr,
Wie nimmer noch mein trunkner Sinn vernommen;
Sie schien aus höhern Räumen herzukommen.
»Was seufzest Du mit bangen Klagetönen
Um das verlassne, ferne Vaterland?
Mit Deinem Loos Dich friedlich zu versöhnen,
Hat mich das Schicksal tröstend Dir gesandt;
So blicke denn mit kindlichem Vertrauen
Zu jenen Sternenhöhen, die wir schauen.
Dort ist die Heimath, die, vom Wahn verblendet,
Der Sterbliche sich schon auf Erden träumt.
Erst wenn sein dumpfes Pflanzenleben endet,
[128]
Und aus der Ahndung ihm Erfüllung keimt –
Erst dann gewährt der weisen Vorsicht Hand
In jenen Sphären ihm ein ächtes Vaterland.«
Wie Silberlaut' aus Harfensaiten quellen,
So drang die Stimme tief mir in die Brust,
Und hob mich auf des Wohllauts goldnen Wellen
Aus Bangigkeit zu neuer Lebenslust,
Und frischen Muth – des Daseyns schönste Blüthe,
Fühlt ich seitdem im ahnenden Gemüthe.
[129]
Sehnende ErwartungDer TraumAn eine ImmortelleDie Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Sehnende Erwartung

Es lärmt der Markt – Geräusch erfüllt die Strassen,
Die Glocke klingt, die Thür geht auf und zu,
Und fremde Stimmen, fremde Schritte schallen
Dem lauschenden, getäuschten Ohr entgegen,
Das jedem Selbstbetruge freudig glaubt.
Doch ach umsonst! es regt sich frohes Leben,
Und Thätigkeit im tosenden Gedränge
Der lauten Stadt, die – wie ein wogend Meer
Den isolirten Felsen rings umspühlt –
Mich Einsame umgiebt. – Ach Deine Stimme
Vernehm' ich nicht – harmonisch würde dann
[130]
Das wild verworrene Geräusch mich grüssen,
Das jetzt betäubend mir die Brust beklemmt.
Zerstreuung möcht' ich im Gewühle suchen,
Doch mitten unter Menschen fühl' ich mich allein
Mit Deinem Bilde, das in meiner Seele
Mild wie der Mond in ew'ger Klarheit strahlet.
Ja, immer stehst Du vor mir, rein und liebend,
Für mich der Inbegriff des höchsten Glücks.
Aus Deinem Lächeln nehm' ich meine Freude,
Aus Deinem Ernste saug' ich meinen Schmerz,
Begeistrung weht Dein Athem mir entgegen
Und neuen Muth erweckt in mir Dein Blick.
O weile nicht – der Trennung finstre Wolken
Umziehen bald den Horizont des Lebens
Und weite Ferne drängt sich zwischen uns.
So gönne mir die letzten, goldnen Strahlen,
Die meine dunkle Bahn mir noch erhellen.
[131]
Denn schnell entflieht die Zeit – auf ihren Schwingen
Nimmt sie die Blüthen unsers Daseyns mit,
Und nur die Reue bleibt, die um versäumte Stunden
Den Trauerflor vergebner Wehmuth breitet.
O lass ihr keinen Augenblick verhüllen,
Den wir dem Schicksal abgewinnen dürfen,
Und eile sehnend, wie ich Dich erwarte,
Dem Herzen zu, das Dir entgegen schlägt.
[132]
HoffnungSehnende ErwartungDer TraumAn eine ImmortelleDie Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Hoffnung

Auf der Wallfahrt durch dies dunkle Leben
Leuchten uns nur selten milde Sterne;
Eingehüllt in trübe Wolken schweben
Sie dem Blicke unerreichbar ferne.
Wenn der Hoffnung goldnes Licht nicht wäre,
Das des Kummers öde Nacht durchbricht,
So ertrüge dieses Daseyns Schwere
Der gepresste, bange Busen nicht.
Weiche nimmer aus dem matten Herzen,
Das des Trostes Balsam oft entbehrt,
Und umringt von nahmenlosen Schmerzen,
In vergebner Sehnsucht sich verzehrt.
[133]
Ach so vieles hat es schon verlohren –
Einsam fühlt' sich's – traurig und allein,
Und der Tanz der jugendlichen Horen
Bringt ihm Regen nur statt Sonnenschein.
Doch bleibst Du ihm treu zur Seite stehen,
Du, o Hoffnung! holdes Götterkind,
Dann vernimmt es in der Stürme Wehen
Nur des Lenzes milden Abendwind.
[134]
An Gräfin Caroline B.HoffnungSehnende ErwartungDer TraumAn eine ImmortelleDie Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

An Gräfin Caroline B.

Der Blumen Sprache möchtest Du ergründen,
Um sanft in ihr Dein Innres zu ergiessen?
Um in des Kranzes Harmonie zu winden
Des Herzens Blüthen, die sich still erschliessen,
Die noch umhüllt von zarter Knospen Grün,
Nur leise Dir im Hauch der Ahndung blühn.
Allein es ward mir nicht die Macht gegeben,
Zu deuten Dir den seelenvollen Sinn,
Der in der Blumen still entsprosstem Leben
Uns zeigt der Mystik magischen Gewinn,
Die im geheimnissvoll gewebten Schleier
Die Seele füllt mit nahmenloser Feier.
[135]
Ich kenne nur der Blumen stilles Blühen,
Und ihr Vergehn im Schoosse der Natur.
Nur drei sah ich enträthselt einst erglühen
Im reinen Lichte einer schönern Flur,
Und diese drei will ich Dir liebend brechen,
Bedarfst Du mehr, Dein Innres auszusprechen? –
So nimm denn aus des Sommers reicher Fülle,
Die Lilie, der Unschuld Ebenbild,
Die in der schimmerlosen, weissen Hülle
Den Balsamodem spendet, süss und mild.
In ihr kannst Du mit stillem Selbstvertrauen
Dein eignes Ich in schöner Reinheit schauen.
Die blaue Winde, die die zarten Ranken
Im linden Hauche jedes Lüftchens regt,
Und seufzend säuselt in dem steten Schwanken,
Das ihrer Blüthe tiefen Kelch bewegt –
[136]
Sie ist der Sehnsucht Bild, die – tief verschwistert
Dem Sterblichen – in jedem Busen flüstert.
Die Liebe, die des Lebens Kronen windet,
Hat sich die Purpurrose vorbehalten.
Wenn ihre Gluth der Lilie sich vorbindet,
Muss sich des Daseyns höchstes Glück gestalten.
In ihres Duftes wonnevollem Grusse
Berührt der Himmel uns mit süssem Kusse.
Mischt sich der Sehnsucht leicht erregtes Beben
In Deines Herzens ruhiges Entzücken,
Wenn Dir der Unschuld Genien das Leben
Im Morgenglanz der Jugend lächelnd schmücken,
So dufte in der Zukunft dunklem Schoosse
Dir lohnend einst der Liebe Purpurrose.
[137]
Sehnsucht nach den BergenAn Gräfin Caroline B.HoffnungSehnende ErwartungDer TraumAn eine ImmortelleDie Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Sehnsucht nach den Bergen

Auf den Gipfeln erhabener Berge
Dünken die Sorgen der Erde mir Zwerge,
Wenn sie im Thale als Riesen mir drohn.
Dort erheben die ernsten Gedanken
Sich über des Schicksals drückende Schranken,
Muthig dem Dunstkreis der Tiefe entflohn.
O Ihr geliebten, Ihr herrlichen Höhen,
Werd' ich im Schmerz des Verlangens vergehen,
Ehe mein Auge Euch wieder begrüsst? –
Wenn ich auf öder und formloser Haide
Einsam die Qualen der Sehnsucht erleide,
Wird es mir nimmer durch Hoffnung versüsst?
[138]
Möchte auf Bergen, näher den Sternen,
Näher des Mondes ewigen Fernen,
Nahe dem prächtigen Himmelsgezelt,
Einst mir erscheinen die lächelnde Hore,
Die mir eröffnet die goldenen Thore
Einer zweiten, besseren Welt.
[139]
Der FrühlingstagSehnsucht nach den BergenAn Gräfin Caroline B.HoffnungSehnende ErwartungDer TraumAn eine ImmortelleDie Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Der Frühlingstag

Sophiens Schatten gewidmet


Wenn über mir das reine Blau der Luft
Und rings um mich der Blüthenbäume Duft
Den Frühlingstag in mein Gedächtniss ruft,
Der unsre Herzen liebend einst verband,
Als ich zuerst Dein Innerstes verstand –
Dann blick' ich, wie in meines Glücks Ruinen,
Hin auf Dein Grab, um das Cipressen grünen.
Und dann berührt das Bild vergangner Stunden
Auf's neu in mir der ew'gen Trennung Wunden.
Dich zu verlieren hatt' ich Dich gefunden! –
[140]
Und Thränen fliessen jenem Frühlingstag
Und Dir, die Du ihm lächelnd glichest, nach.
Doch ach, so heiss, so bitter sie auch rinnen –
Sie können nicht der Gruft Dich abgewinnen.
[141]
VergänglichkeitDer FrühlingstagSehnsucht nach den BergenAn Gräfin Caroline B.HoffnungSehnende ErwartungDer TraumAn eine ImmortelleDie Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Vergänglichkeit

Vergänglich ist das festeste im Leben –
Was trauerst Du, dass Liebe auch vergeht?
Lass sie dahin in's Reich der Zeiten schweben,
Leicht, wie des Lenzes Blüthenhauch verweht.
Doch halte fest ihr Schattenbild im Herzen,
Und segne dennoch freudig Dein Geschick,
Schliesst auch sich eine Reihe bittrer Schmerzen
An Deines Glückes kurzen Augenblick.
Du hast gelebt, denn Liebe nur ist Leben!
Sie nur allein webt um den dunklen Traum,
Dem wir den Nahmen unsers Daseyns geben,
Der höchsten Wonne glanzerfüllten Saum.
[142]
So zürne nicht des Schicksals finstern Mächten,
Wenn sie des Lebens Sonne Dir entziehn.
Nicht ewig lässt sie sich in unsre Bahn verflechten,
Ach, sei zufrieden, dass sie einst Dir schien.
[143]
An August DuvauVergänglichkeitDer FrühlingstagSehnsucht nach den BergenAn Gräfin Caroline B.HoffnungSehnende ErwartungDer TraumAn eine ImmortelleDie Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

An August Duvau,
als er nach Frankreich zurückkehrte

Beim Abschied, im Nahmen einiger seiner Freunde.


Glück und Ruhe möge Dich begleiten
In das ferne Land, das Dich gebahr,
Das der Schauplatz Deiner ersten Freuden,
Deines ersten bittern Kummers war.
Stiller Friede, wie nur schöne Seelen
So wie Du – zu fühlen ihn verstehn,
Müsse niemahls Deinem Herzen fehlen,
Müsse immer lächelnd Dich umwehn.
Die Erinnrung Deiner frühen Leiden
Dünke Dir ein Traum der Prüfung nur;
[144]
Bei des Wiedersehens Götterfreuden,
Flieh' auf ewig seine dunkle Spur.
Doch will sie nicht gänzlich von Dir weichen,
So erheitre sie der Freundschaft Bild,
Die wie Lebensbalsam sonder Gleichen
Schnell des Schmerzes Aufruhr lindernd stillt.
Fern von dem verlassnen Vaterlande
Bot sie liebevoll Ersatz Dir an,
Und vereinte uns mit einem Bande,
Das Dein Abschied selbst nicht lösen kann.
Ewig wird ihr Seegen Dich begleiten.
Zu dem Lebewohle, das sie spricht,
Ist ihr letzter, heisser Wunsch beim Scheiden:
In der Ferne noch vergiss uns nicht!
[145]
Für DichAn August DuvauVergänglichkeitDer FrühlingstagSehnsucht nach den BergenAn Gräfin Caroline B.HoffnungSehnende ErwartungDer TraumAn eine ImmortelleDie Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

Für Dich

Kennst Du das Wort, das allgewalt'ge Schwingen
Dem Geiste leiht, das schwerste zu vollbringen?
Das göttergleich, gesunknen Muth befeuert,
Und starke Kraft in schwacher Brust erneuert?
Das bittre Opfer, sonst dem Schmerz geweiht,
Für mich erhöht zur höchsten Seeligkeit?
Kennst Du das Wort, dem nie ein andres glich?
Der Liebe Losung ist's, es heisst: Für Dich!
Für Dich dem Tode still mich hinzugeben,
Dünkt süsser mir, als ohne Dich zu leben.
[146]
Doch knüpfte auch, im innigsten Vereine,
Mein Schicksal liebevoll sich an das Deine,
So würd' ich dennoch gern vom Daseyn scheiden,
Befreite Dich mein Tod von Schmerz und Leiden,
Und selbst in banger Qual beglückte mich
Des Zauberwortes Himmelsklang: Für Dich!
[147]
An ein KindFür DichAn August DuvauVergänglichkeitDer FrühlingstagSehnsucht nach den BergenAn Gräfin Caroline B.HoffnungSehnende ErwartungDer TraumAn eine ImmortelleDie Rose im NovemberDes Schiffers Braut am MeereDora's AbendliedStreben in die FerneEinsamkeitThränenSonnett [1]An meinen LieblingsbaumDie GeschenkeLiebe und HoffnungAn die WolkenFurcht und GlaubeElegieDie KlosterjungfrauAn PfingstenGeduldFrühling ohne WiederkehrIm HerbstLiebestreueBei Übersendung meines BildesSicherheit in BeschränkungDer Mond und ErDer SommerregenDie Camille unter den BlumenDie VerlassenePflanzenlebenSonnettAhndungMein DörfchenDer Jüngling am MeereBei Übersendung eines VergissmeinnichtSehnsuchtDer arme FischerAn den AbendsternDie verwelkten BlumenDas schönere LandGlück der LiebeAndenken der KindheitTrennungDie ErscheinungHeimwehDer Liebende an eine verwelkte BlumeBeim AbschiedSesostrisGedichteAhlefeld, Charlotte vonGedichte von Natalie

An ein Kind

Ungetrübt und klar und helle
Rinnet noch des Lebens reine Quelle,
Zwischen Blumenufern Dir dahin.
Morgenroth glänzt auf den stillen Fluthen,
Und im Wiederschein der Purpurgluthen
Spiegelt sich Dein unbefangner Sinn.
Aber bald umwölkt ein trüber Schleier
Dir des Daseyns jugendliche Feier,
Und Aurora's milder Glanz verbleicht.
Wolken ziehn sich über Dir zusammen,
Denn der Leidenschaften wilde Flammen
Haben bald die zarte Brust erreicht.
Und verlohren ist der goldne Frieden,
Der der Kindheit nur allein beschieden,
Wenn Dir Liebe droht mit giftigem Pfeil.
[148]
Hat er einmahl Dir das Herz durchdrungen,
Machen selbst des Erdballs Huldigungen
Nicht des Busens tiefe Wunde beil.
Blühe Deinem Schicksal denn entgegen,
Und wenn Stürme schauernd Dich bewegen,
Wanke dennoch nimmermehr Dein Sinn.
Kraft und Muth siegt über bittre Leiden,
Und wenn alle Rosen von Dir scheiden,
Welke nie der Hoffnung Grün Dir hin.