Wie einst im Mai

Sie sahen sich wieder, nach einem Jahre.

Die Gesellschafterin erhob sich nach dem Souper.

Sie sagte leise zu dem Herren: »Je vous laisse ...

Sie werden sich viel zu sagen haben – – –«

Madame erröthete, pickte Bröserln vom Spanischen Winde auf.

Der Herr machte ein Gesicht wie »oh gewiss –«

Aber er hatte keine Idee. Er dachte: »bleibe doch da, alte Schatulle ...«

Madame ging in den Salon, setzte sich an's Clavier, begann zu singen: »Stell' auf den Tisch die duftenden Reseden ... Wie einst im Mai.«

Die Stimme war wie von einem Schulmädchen, frisch, dünn, ohne Timbre.

Sie blieb stecken, wurde ganz verlegen.

Der Herr fühlte die Worte der Gesellschafterin wie eine deutsche Schulaufgabe. »Nun arbeitet mir das aus, meine Lieben, bis ich zurückkomme: ›Sie werden sich viel zu sagen haben.‹«

Einleitung: »Wenn wir zurückblicken ...« Falsch.

»So oft die ersten Lerchen ...« Lasse die ersten Lerchen, mein Lieber. »In Anbetracht dessen, dass... Eine wundervolle Satzfügung! Wie gehacktes Holz. Hast Du denn keinen Schwung mein Lieber?!«

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Madame wandte sich um, schaute ihn an wie ein Baby, das ein Schnauzerl macht: »Du bist an Allem schuld, Du, ich habe es so schön können heute Vormittag ...«

Der Herr stand auf von seiner deutschen Schularbeit, ging zu ihr hin, streichelte ihre schönen braunen Haare, strich dieselben aus der Stirne, strich die Schläfenlöckchen hinter die rosigen Ohren, benahm sich wie ein sanfter Papa.

Sie sass ganz still da.

»Ich bin dumm ...«, sagte sie. »Dumm bin ich – – –.«

Da kam die Gesellschafterin zurück. »Eh bien?«

Wirklich, sie hatten sich Etwas zu sagen gehabt!

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