Sie verwundert sich über seiner Liebe
1
Liebster Jesu, was für Müh
Hast du nicht auf mich gewandt,
Eh ich dich je hatt erkannt!
Bist gelaufen spät und früh,
Zu erretten aus der Pein
Mich, dein armes Schäfelein.
2
Alle deine Herrlichkeit,
Deine Hochheit, deine Pracht,
Hast du schlecht ohn mich geacht.
Wolltest arm sein in der Zeit,
Gabst dich selbst in Hohn und Spott,
Mir zu helfen aus dem Kot.
3
Du verließest deinen Thron
Und das ewge Königreich,
Wurdest einem Schäfer gleich,
Daß du möchtest deinen Lohn,
[87]Meine Seele, nehmen hin,
Dir zu einer Königin.
4
Über dieses ist bekannt,
Wie du durch den bittren Tod
Willigst übergabest Gott
Deine Seel zum Unterpfand,
Daß dir mein‘ als eine Braut
Würd in Ewigkeit vertraut.
5
Weil denn alles dies geschehen,
Süßer Jesu, und du mich
Mehr geliebet hast als dich,
Ei, so laß mich doch auch sehen
Diesen hochgewünschten Tag,
Da ich es genießen mag.
6
Laß mich in dein Reich hinein,
Laß mich hören deinen Gruß,
Laß mich schmecken deinen Kuß,
Laß mich, Liebster, ewig sein
Deine nächste Dienerin,
Deine Braut und Königin.