284. Umgehender Amtmann.

Ein Amtmann zu Krailsheim, welcher im Dienst die Armen sehr gedrückt hatte, mußte nach seinem Tode alle Nacht im Amthaus umgehen. Er machte viel Lärm und erschien öfters seiner Frau, die ihn, als er noch gelebt, vergebens von seiner Härte abgemahnt hatte. Endlich ließ sie einen Schornsteinfeger kommen, welcher, während alle andere Leute das Haus verlassen hatten, den Geist in einen Sack beschwor. Beim Hineinschlupfen sagte derselbe, daß er wieder komme, wenn man ihm kein Bett mitgebe, und das Nämliche wiederholte er, als er an dem Platz, wo ihn der Schornsteinfeger hingetragen, aus dem Sack gelassen wurde. Dieser Platz war eine Vertiefung an der Waldspitze beim Galgenberg, nächst einem Kreuzwege. Der Geist blieb aber nicht da, sondern kam richtig wieder ins Amthaus und spukte darin [268] wie zuvor. Die Frau ließ ihn nun nochmals durch den Schornsteinfeger an den vorigen Ort tragen und ihm daselbst ein Bett hinlegen. Sie hatte dann Ruhe vor ihm.

Einige Zeit nachher kam ein Bauer von Rudolfsberg zur Waldspitze, und als er das Bett und niemand dabei sah, lud er es auf seinen Wagen. Dieser wurde den Pferden so schwer, daß sie nur mit der größten Anstrengung ihn nach Hause brachten. Dort that der Bauer das Bett in eine Kammer, hiermit aber auch den Amtmann, der unsichtbar darauf war. Von nun an spukte derselbe in dem Bauernhaus, und zwar so arg, daß es zuletzt von Menschen und Vieh verlassen wurde.

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