884. Wasser- und Holzfrauen

Zu eines Herren von Hohenstein Schloß kamen zur Fastnachtfeier einige lustige Edelfrauen, die stellten nach dem Nachtmahl eine Mummerei an, gingen hinüber in das Schloß Neuenbronn über der Bieber, tanzten daselbst und gingen dann hinab zur [573] Mühle unter dem Schloß in das Haus, wo die Bauernmädchen ihre Fastnacht hielten, willens, sich in deren Tanz zu mischen. Da aber die Bauernmaidlein selbige verputzte Weiber mit spitzen Kapuzenhüllen erblickten, rannten sie mit Geschrei aus der Stube, und jene gingen ganz still wieder nach Schloß Hohenstein. Am andern Morgen war ein lautes Geschrei im Dorfe, daß Wasserfrauen aus der Bieber zu der Maidlein Tanz gekommen, und da letztere aus der Stube geflohen, seien jene wieder an die Bieber gegangen, mit einem Plumper unter das Wasser gefallen, daß man es platschen gehört, und unterm Wasser verschwunden. Davon behielt der Tümpfel bei der Mühle den Namen Wasserfrauenstube bis auf den heutigen Tag.

Ebenmäßig hatten vorzeiten die Herren von Weinsberg das Gejäg auf dem Holz bei Winzenweiler nicht fern vom Städtlein Deildorf; da nun diese Weinsberger einmal an dem Ort eine Schweinehatz gehalten, nahmen sie ihre Frauenzimmer mit und entzündeten in einem Erdfall ein Feuer, um welches sich die Frauen der Wärme halber lagerten. Da kamen von ohngefähr zwei Hofbauern, die auf einsamen Höfen wohnten, durch den Wald, sahen die Frauen in ihren Bünden und in der von den Bauern nie gesehenen Tracht, waren zum Tod erschrocken, schlichen sich ängstlich abseits und brachten bei ihren Leuten das Geschrei aus, daß sie Waldfrauen erblickt. So stark war beim Volke der feste Glaube an die deutschmythische Dämonenwelt. Und heißt jener Ort, der samt dem Holze später an das Stift Comburg kam, noch bis heute die Holzfrauenstube.

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