XIII. Der Magus.

Wie strömt des Volkes Menge zu Faustus hin ins Haus!
Wie fliegt der Ruf des Magus dafür so weit hinaus!
Wenn wo Bewundrung eingeht in einen Bildersaal,
Tritt sie heraus als Fama, fliegt über Berg und Thal.
O Zauberkunst, wie bist Du so lockend, machtvoll, schön!
Du trägst auf Feuerschwingen den Faust auf Bergeshöhn,
Du deutest ihm die Sternschrift, und vom Prophetenmund
Wird staunender Umgebung der Zukunft Dunkel kund.
Noch ruht in seiner Kammer der Spiegel, leuchtend klar,
Den einst in schwarzer Stunde der Erde Schooss gebar;
Darin der Dinge Bilder, die waren, die geschehn,
Des Magus Blick wie Geister graunhaft vorübergehn.
Noch stehen die Planeten in seinem Saal im Kreis;
Er forscht in ihren Häusern gar oft mit ernstem Fleiss,
Er deutet Räthselpunkte, stellt manches Horoskop,
Und weit in alle Lande hin fliegt sein hohes Lob.
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Und Preis und Ehre werden sein wachsend Eigenthum;
Auf seines Hauses Zinnen geflügelt steht der Ruhm,
Und was aus lauter Tuba nach allen Winden braust,
Ist nur vom Faust die Kunde, der hohe Ruf des Faust. –
Ruhm ist ein schöner Festschmuck, ein glänzendes Kleinod,
Im Leben eine Krone, ein Ehrenkranz im Tod.
Doch eine spröde Daphne, die kalt, als Lorbeer spriesst,
Wenn sie mit Liebesarmen ein glüh'nder Gott umschliesst.
Ja, Wahrheit zeigt die Mythe gar manchem Erdensohn.
Erst nach dem Tode wird ihm der Anerkennung Lohn,
Erst nach dem Tod darf spriessen der Lorbeer seinem Geist;
Erst dann wird er gepriesen, wenn sein Mund nichts mehr preist.
Und Faustus, wie sein Ruhm auch die Länder überflog,
Wünscht oft zurück das Glück sich, um das er sich betrog.
Wie demuthvoll sich neigen vor ihm auch Alt und Jung,
Für seine Wünsche findet er nie Befriedigung.
Oft sitzt er in Gedanken zu mitternächt'ger Zeit,
Auch Wagner von sich schickend, der rastlos dienstbereit,
Und seinen Busen quälet, was nie verscheucht ein Lob,
Was Keinem er erzählet, was nie sein Zauber hob.
Unruh, Du klopfst im Busen, die Todtenuhr im Holz;
Vor Deiner Nachterscheinung erbleichen Macht und Stolz.
Du bist ein krächzend Leichhuhn, das übern Friedhof fliegt;
Ein weinend Kind, das schlaflos die Mutter seufzend wiegt.
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Ruhm, der um Ruh' erkauft wird, ist kein beglückend Gut!
Ein Kind ists, das getauft wird mit des Vaterherzens Blut;
Das an der Brust der Mutter mit grimmen Zähnen hängt,
Und grausam die verwundet, die zärtlich es umfängt.
So mag wohl Mancher sitzen, vor dem die Menge kniet,
Der falschen Ruhmes Lorbeer sein Haupt umgrünen sicht,
Vor dem das goldne Rauchfass des Lobes Knechtsinn schwingt,
Dem Eitelkeit und Hoffarth Sirenenlieder singt.
Eine Stimme lebt im Innern, die singt solch Lied nicht ein;
Ein Strahl, vor dem erbleichet der falsche Heil'genschein.
Ein Wurm, der nicht vertrieben wird von des Weihrauchs Qualm,
Ein Schmerzensschrei, der lauter, als jeder Schmeichelpsalm.
Wie strömt des Volkes Menge zu Faustus hin ins Haus!
Wie sehnt aus dem Gedränge der Magus sich hinaus!
Sein Name wird gepriesen, das Wunder seiner Zeit,
Er, Groll und Schmerz im Busen, nennt sich – vermaledeit. –
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