846. Die Teufelssäulen
Zu Nürnberg in der alten Kaiserburg ist eine Kapelle, die ruht auf vier Säulen, eine davon ist, weil sie gebrochen, in der Mitte mit einem eisernen Reif umschlossen. Oben am Gewölbe aber schaut ein Pfaffengesicht herab, das ist der Kopf des ersten Kapellans an dieser Burgkirche, der ging mit dem Teufel eine Wette ein, oder umgekehrt der Teufel mit ihm, daß er, bevor das Pfäfflein, das sehr hurtig Messe lesen konnte, eine Messe läse, vier Säulen aus Rom herbeibringen wolle, eine nach der andern. Vermöge der Teufel solches, so solle des Pfaffen Seele sein eigen sein, vermöge er es nicht, so sollten die schönen Säulen aus einem antiken Heidentempel die christliche Kapelle stützen und schmücken. Der Teufel fuhr ab, und der Kapellan begann seine Messe; da ging es fast wie beim Puppenspiel, wenn Fausts Diener die Furien beschwört: perlicko – perlocko! – Im Hui war der Teufel fort, und im Hui war er wieder da und brachte die erste Säule. Als der Pfaffe an das Credo kam, war schon die zweite Säule da, und beim Evangelium die dritte – jetzt hieß es hurtig und geschwind. Ite! missa est! scholl dem Teufel entgegen, als er mit der vierten Säule anrasaunt kam, da warf der Teufel die Säule hin, daß sie mit einem Donnerkrach in zwei Stücke zersprang, und fuhr erhitzt von dannen, denn er kochte von Anstrengung und nun vor Ärger, und stürzte sich in den Dutzendteich, wo die Druden-Eila haust und spukt. Um die zerborstene Säule aber ward der eiserne Reif gelegt, und alle viere schmückten nun die alte Burgkapelle. Sie sind von weißem Marmelstein und gar schön. Des schnellen Messelesers steinern Haupt blickt sie noch immer mit stillem Vergnügen an.