XLVII. Hohn der Hoelle.

»Faustus!!« – ›Hier bin ich, näher zu mir! Ich harre Dein!
Ob Du wie Leuen brüllest, tritt immer zu mir ein.
Du hast mich stark gefunden als Dich die Formel zwang;
Auch jetzt nicht beb' ich! Grösse zeigt sich im Untergang!‹
›Ha Schreckensanblick! – – Zittern? – Ich zittre nicht vor Dir!
Nicht so wie Du gezittert, trotz Deiner Macht, vor mir!
Ich stand, ein Staubgeborner, ich rief Dich aus der Nacht,
Du krochst vor mir, Du dientest, und ich war Deine Macht!‹
»Du prahlst zu spät! Vergebens rafft sich Dein Trotz empor!
Du warst Zeit Deines Lebens ein wahngetäuschter Thor!
Und hast noch bis zum Ende der flachen Gaukelfahrt
Den Bettelstolz der Hoffarth, den Dünkel Dir bewahrt!«
»Nicht Deiner Formeln Wahnwitz, nicht Deine Gaukelei
Hat uns an Dich gefesselt, rief uns zu Dir herbei!
Du warst uns schon verfallen, eh' sich Dein Mund vermass,
Und aus den dunklen Büchern die Gottesiästrung las!«
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»Wir fanden Dich, den Jüngling, dess mächtig innrer Drang
Die Grenzen alles Wissens mit Wünschen übersprang.
Du suchtest den Naturgeist, sahst auf zum Himmelszelt,
Und Deine Forschung weihte Dich schon der Unterwelt!«
»Wir hielten Dich umschlungen mit unsichtbarem Band;
Den Zauberspiegel legten wir selbst in Deine Hand.
Du pochtest an die Pforte der Hölle donnernd an,
Meinst Du, weil sie sich aufthat, dass Du sie aufgethan?«
»Du wolltest viel, ja, sehr viel! Wie klang Dein stolzes Lied? –
Ich will die Kraft erforschen, durch die das Wunder geschieht!
Ich will die Räthsel lösen von Mond- und Sternengang!
Ich will das All durchdringen! – So Faustus, sprach Dein Drang!«
»Wir gaben tiefes Wissen; sprich, hast Du das genutzt?
Du hast Dich mit dem Flitter der Eitelkeit geputzt!
Dem wird nicht Wissen frommen, dem Weisheit ganz gebricht,
Und Weisheit – kommt von oben; Weisheit verleihn wir nicht!«
»Du wollt'st die Welt umfassen mit hoher Götterlust,
Wir lieh'n Dir unsre Schwingen – Du hingst an Tand und Dust,
Dein war die Macht auf Erden, Du konntest sonder Wahn
Der Menschen Grösster werden, doch – was hast Du gethan?«
»Hast die Natur verlassen, die tausend Schütze bot,
Die Braut, so reich, so reizend, und rein wie Morgenroth!
Du konntest sie umarmen, ein froher Bräutigam; –
Gemeinheit kam, die Dirne, die zog Dich in den Schlamm!«
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»Um Gaukelkunst zu treiben, wie Du gethan zum Theil,
War's Noth nicht zu verschlendern der Seele Glück und Heil!
Dein Name sollte glänzen weit heller wie der Tag?
Wie hast Du ihn geschändet, den Niemand nennen mag!«
»Du hast gemordet, Faustus, aus niederm Trieb, aus Groll,
Wie klein Du warst, verächtlich, unedlen Neides voll!
Die Lilie, die Du knicktest, war reiner, wie Dein Herz,
Den Gaukler trug Erbarmung der Engel himmelwärts!«
»Du hast die Treu' verstossen, die zärtlich an Dir hing!
Es war kein Zaubertrugbild, das Weib, das Dich umfing;
War eine Fürstentochter, die liebend Dich erkor,
Und Weib und Kind stiess grausam von sich der kalte Thor!«
So spricht des Geistes Stimme zu Faust, der bebend steht,
Dem vor dem wilden Grimme die Denkkraft fast vergeht.
Das Wort klingt wie die Donner des zürnenden Gerichtes,
Faust deckt mit beiden Händen die Schneewand des Gesichtes.
»Du bist durch Dich gerichtet!« er drauf die Stimme hört:
»Hast Deinen Ruhm vernichtet und freventlich zerstört!
Kaum wird die Nachwelt lesen, dass einst ein Faustus war;
Kommt's hoch, stellt sie Dein Leben, entstellt, mit Puppen dar!«
›Mein Name! Weh! Mein Name!‹ ruft Faustus, und nichts mehr;
Vor seinen Augen flirrt es, drückt auf der Seele schwer.
Ihm ist, als ob sein Herzblut in Eis verwandelt sei;
Das Wort kann er nicht tragen, das – bricht sein Herz entzwei. –
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O Nachruhm, holder Goldkranz, wie Mancher wünscht Dich nicht,
Und setzt an Dich sein Alles, dem doch der Anker bricht!
Du bist der Götter Spende, noch Keiner Dich erzwang,
Du blühst', als Wunderblume – nach Sonnenuntergang.
[192]

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