Johann Gustav Büsching
Volkssagen, Märchen und Legenden

[3] Vorwort.

Sagen und Mährchen werden gemeiniglich in früher Jugend den Kindern vorgeführt, es ist gleichsam eine süßere und mildere Speise, die man ihnen einflößt, da sie die härtere und rauhere, welche das wirkliche Leben und seine Geschichte uns giebt, nicht ertragen können. Ein rosenrother Morgenhimmel geht dem Kinde auf, es lebt in einer Welt unschuldiger Träume, und es wird wohl nicht leicht einer von uns so unglücklich gewesen sein, daß ihm diese Freude der Kindheit ganz entgangen ist. Späterhin kehren wir stets mit Lust und Liebe wieder dahin zurück, und das Erzählen der Mährchen den Kindern, die nun auf unsere Stimme lauschen, [3] wie wir einst auf die Töne der Erzähler, ist nicht bloß Wohlgefallen, die Kinder zu erfreuen, (da lassen wir uns oft manche Fehler zu Schulden kommen), sondern die ewig rege und unwandelbare Liebe am Mährchen selbst, die in uns wohnt und der wir Freiheit geben.

Es sei mir erlaubt, zum Eingange dieses Buches zu erzählen, wie die Mährchen und Sagen in mein Leben eintraten. Mancher wird glauben, ich wiederhohle das, was in seinem Innern vorging; denn die ersten Empfindungen der Kinder sind sehr gleichmäßig und einfach, es herrscht ein allgemeiner Grundakkord, aus dem sich die andern erst entwickeln. Diesen Bildungsverwandten ist das Büchlein besonders gewidmet, so wie allen geliebten Personen und lieben Freunden, die meinem Treiben nicht abhold sind. Andern, die einen verschiedenen Weg gingen, mögen diese Erzählung als ein Mährchen betrachten, das ich zum Eingange ihnen darbiete; denn es mag auch wohl ein halbes Mährchen sein, da der kindischen Tage duftige Nebelzeit mir wieder klar werden muß. Sie mögen die kleinen Gestalten, [4] die durch meine Phantasie zogen und sie belebten, als das stille Volk betrachten, das einst die einsamen Vesten Deutschlands durchwandelten, und Freude mir, wenn diese Gebilde ihnen nicht ganz unlieblich erscheinen.

Wie die Lust an Mährchen sich in mir entwickelte, oder die Geschichte der Entstehung dieses Büchleins.

Meinen Eltern geboren, um sie einigermaßen über den Tod eines innigst und höchst geliebten Töchterleins, der wenige Zeit nach meiner Geburt erfolgte, zu trösten, mit der ich zugleich alle jüngern Geschwister verlor, gingen meine ersten Entwickelungsjahre einsam hin. Das Kind fühlt dies noch nicht, die nährende Amme, die mit ihm tändelnden und scherzenden Eltern sind ihm genug. Aber schon um mein drittes Jahr erinnere ich mich einer großen Sehnsucht nach einem Gefährten und Gespielen, und wohl weiß ich noch die Freude, die ich hatte, als mir ein Brüderlein geboren ward. [5] Die Lust dauerte nicht lange, mein Brüderchen starb bald wieder und versetzte mich, das Kind, in eine nicht geringere Klage, als meine Eltern, und wohl weiß ich noch, wie ich am Fenster des Zimmers stand, worin mein kleiner Bruder entweder starb, oder sein Leichnam lag, und mich durch die Tröstungen der Wärterin kaum beruhigen, kaum meine Thränen anhalten konnte. Das Kind vergaß diesen Schmerz bald.

Nun war ich wieder allein, die Lust an Gesellschaft, an gemeinschaftlichem Spiele erwachte immer mehr, die Besuche der Nachbarskinder genügten mir nicht, auch entstand unter den verschieden gestimmten häufig Streit und Zank, alle Freude ward zerrissen und dann war ich auch, nach meinen Wünschen, viel zu oft allein. Eine treue Wärterin, eine sorgfältige, stets bemühte Tante, eine mich über alles liebende Mutter spielten wohl mit mir, und selbst der Vater versagte es mir nicht, Abends, nach seiner Arbeit, Soldat und dergleichen zu spielen, und mit einem Stocke Schildwach zu stehen; aber alles genügte mir nicht und da es [6] immer nicht das Rechte war, was meine Seele wünschte, so ward ich oft im Spiele unartig und das Spielen war vorbei. Die Leute waren mir alle zu groß, ich wollte kleine Persönchen haben, so groß wie ich; mit denen ließ sich besser spielen, hier spielte ich nur, und man spielte mit mir; es ging nicht so recht vom Herzen.

Da sing ich nun an, meine Mutter angelegentlichst zu bitten, sie möchte mir ein Brüderchen oder Schwesterchen verschaffen, darin erkannte ich das einige Heil. Man verwies mich zur Ruhe; ich bat wieder, dringender und ward mit der Nachricht beschwichtigt, wenn ich recht artig wäre, sollten meine Wünsche erfüllt werden. Das versprach ich; aber ich muß nie so artig gewesen sein, denn meine Wünsche wurden nicht erfüllt. Von jener Zeit mag auch wohl die Wurzel eines für mich unendlich peinigenden Gedankens in meine Seele gelegt sein, des Gedankens: allein in der Welt zu stehen, eine Idee, die mich immer mit gräßlicher Beängstigung befällt, wenn eine geliebte Person [7] aus meinem Kreise gerissen wird. Ich muß etwas haben, woran ich mich halte im Leben.

Meine Puppen, meine Baukasten, meine Thiere gefielen mir gar wohl; zu Weihnachten marschirten gar artiges Fußvolk und Reiter auf, alles ging anfangs gut, bis ich immer wieder dahinter kam, daß ich alles that und die unglücklichen Puppen gar nichts. Keine rührte einen Arm oder ein Bein. Im Unmuth wurden sie daher oft gar zu sehr gestoßen, verloren das, was sie rühren sollten, und den Kopf noch oben drein. An Schelten fehlte es nicht. Meine kleinen Freunde bewegten papierne Puppen, an Drähten und Faden, ich that es auch, sie mußten sogar Komödie spielen, die ich aufführte, obgleich ich nur die höchst dürftigste und mangelhafteste Idee davon hatte; denn erst in meinem zehnten Jahre sah ich die Bühne. Anfangs ging es gut, meine beiden Hände arbeiteten munter und es schien doch eine freiwillige Bewegung in den Puppen zu sein. Aber die Faden verwickelten sich, meine Koulissen, Bücher aus meines Vaters Bibliothek, fielen um, fielen auf die Wachsstöckchen, es brannten Löcher [8] hinein, da nicht schleunig alles gerettet werden konnte, und die ernste Weisung erfolgte: solche Narrenspossen zu lassen; ich sollte nun etwas lernen, das wäre besser. – Es wollte mir gar nicht in den Kopf.

Was mir das Leben nicht gab, sollte mir die Phantasie ersetzen, und in ihr sollte mir ein Leben aufgehen, das mich Stunden lang beschäftigen konnte, mir jetzt noch Anlaß giebt, öffentlich davon zu sprechen. Die goldenen Mährchen kamen auch zu mir herüber, ich ging durch eine ziemliche Reihe, aber vor allen erschien mir die Person des Däumchen gar wunder lieblich und hübsch, es war das lebendige Püppchen, das ich mir wünschte, zierlich, gewandt, verständig, meine Freundchen waren mir oft zu täppisch und ungeschickt und gingen selten in meine Ideen ein, und doch zum Spielen gar zu schön zu brauchen. Die kleinen Freunde, die zu mir kamen, waren recht angenehm, sie kamen aber zu selten, wir wurden nicht vertraut, darum erfuhren sie auch nichts von den Bildern, die ich mir machte, wovon ich gleich erzählen werde. Einem, glaube ich, sagte ich [9] einmal ein Wort davon, er lachte mich aus, denn ich nahm die Sache in der Wahrheit: es müßte ein Däumchen geben; und nun war mein Mund verschlossen, die Welt meiner Phantasie bewahrt.

Aus dem einen Däumchen wurden bald mehrere, es ward eine kleine zierliche Familie, die mir vor der Phantasie vorjaukelte und mit der ich mich in Gedanken spielend beschäftigte, indem ich vor meiner Seele die kleinen Gestalten das thun sah, was ich wünschte. Bald ward es ein Völkchen und ich machte mir selbst die Geschichte des stillen Volks, ohne davon etwas gehört zu haben. Mährchen hörte ich nun gar zu gerne und mein zweiter Bruder konnte mich durch ein solches gewaltig erfreuen. Besonders liebte ich von ihm zu hören die Mähre von funfzig Räubern, in dem sich öffnenden und schließenden Berge, da sie gar zu heimlich und schauerlich war, so wie die Geschichte vom Bauer Kiebitz. Wie ein ächter und wahrer Mährchenerzähler thun muß, stand der Gang der Geschichte stets unwandelbar fest und ich konnte mich nicht satt hören, wenn mich auch bisweilen die Frage, mitten im Erzählen, ob [10] ich den Nachtwächter wohl hörte und ob ich die Männer wohl bemerkte, unbedeutende Worte, die mir aber immer einen Schauer einflößten, ohne mich eigentlich furchtsam zu machen, sehr erschreckte.

Ich hatte aber auch Mährchen, die ich wirklich haßte, vor allem die Geschichte, mit der auch Sancho Pansa seinen Herrn nicht wenig erzürnt, mit der Erzählung von dem Hirten, der die vielen tausend Schafe einzeln über den Fluß setzen muß, das gar zu hübsch anfängt und gar zu kurz ist; denn man glaubt, daß jenseits des Stromes ein herrliches Mährchenland liegen muß, da alle andere Mährchen zu einem Ziele führen, nur dies nicht. Immer hoffte ich zu erharren, daß das letzte Lamm hinüber wäre und nun die Geschichte begönne, aber immer ward ich auf fernere Zeit verwiesen; er sei noch nicht hinüber und so harre ich noch. Doch ward ich ein paarmal mit der Geschichte angeführt.

Das stille Volk in meinem Innern ward mir stündlich werther, täglich mehrte sich der keine Roman, der in meiner Seele sich entspann, aber ich betrachtete es immer als eine Welt [11] außer mir, die ich nicht festzustellen im Stande war. Desto lieber ward mir aber die Idee selbst, klein zu seyn, und es setzte sich eine Lust an kleinen Personen fest, welche wohl einen tiefen Eindruck in meine Phantasie gemacht haben muß, denn noch jetzt würde man mir eine sehr große und bedeutende Vorliebe für kleine, zierlich und lieblich gebaute Personen mit vieler Deutlichkeit nachweisen können. Vor allem bemühte ich mich, so klein mich zu machen, daß ich Dinge unternehmen möchte, die mein kleines Volk leicht thun könnte. So kugelte ich mich in einen Korb zusammen, in dem die nächtliche Wäsche des Abends ins Zimmer gebracht ward. Mein doch zu großer Körper drohte ihn zu zersprengen, er knackte und knarrte verrätherisch laut und die haushälterische Mutter vertrieb mich mit einigen Drohworten aus dem gewünschten Häuslein, wohin ich nur sehr verstohlen zurückkehren durfte und in kurzem ganz vergebens. Dann lag ich auch gerne hinter Mutter und Großmutter in der Ecke des Sophas, dicht wie ein Knäul gedrängt und ließ mich von der Bewegung, die das Spinnen [12] dem Sopha mittheilte, schaukeln; denn damals gab es noch Deutsche Frauen, die spannen, und der Spinnrocken ist ja der eigentliche Signalstern der Mährchenwelt.

Der Tod meines Vaters brachte mir ein anderes Sein. Zwar blieb ich in meiner Vaterstadt, aber meine Mutter bezog eine weit entfernte Gegend der Stadt, meine Freunde und Gespielen blieben zurück, nur mein liebes stilles Volk begleitete mich und ward desto inniger von mir umfangen. Je mehr ich heranwuchs, je mehr Wahrheit bekamen die Gestalten und wurden äußerlich; ich fing immer mehr an zu glauben: es gäbe wirklich so ein Volk. Gulliver's Reisen fielen mir in die Hände, ich las einiges darin, das Zwergenvolk, wie es mir meine Phantasie gab, war darin beschrieben, es waltete kein Zweifel mehr ob, es gab solche Männlein und nun fehlte nur die Kunst, – sie zu entdecken.

Daß mein Völkchen Häuser baute, Geräthschaften und Thiere hatte, so zierlich und nett und klein wie sie selbst, das war keiner Frage unterworfen. Besonders dachte ich sie [13] mir gar stattlich und freudig auf ihren kleinen Rossen und noch kann ich aus Göthe's Romanze die Verse nicht hören:


Es kommen drei Reiter, sie reiten hervor,

Die unter dem Bette gehalten,


ohne daß auch meine ganze Jugendreiterschaar wieder beweglich wird und sich im Galopp daran schließt, in zierlichen Kreisen die Pferdlein taumelnd. Daß sie im freien Felde nahe an der Straße wohnen würden, glaubte ich nicht; ein Wald mußte sie beherbergen. Sparsam die umliegende Gegend besuchend, gemeinhin, wenn wenig andere dort waren, erhielt selbst die Umgebung von Berlin mir ein fremdartiges, einsameres Ansehen, das ich durch Bilder dichter, schauerlicher, alter Wälder, von denen ich las und hörte, vergrößerte.

Gar furchtsamlich erschien mir daher ein sehr lichtes Gehölz, das der Gegend, wo ich jetzt wohnte, nahe lag und das ich manchmal vom Thore aus sah. Bald glaubte ich, dort wohne mein kleines Volk, und wünschte nun nichts sehnlichers, als einmal hinausgehen und suchen zu können. Ich dachte es mir gar zu[14] süß, wenn ich mir so ein paar kleine Freunde mitnehmen könnte, die dann in meinem Zimmer wohnen sollten und mich durch ihre artigen Geberden und Sprache, denn Deutsch sprachen sie wie ich, zu erfreuen sich bemühten. Endlich kam ich einmal hinaus. Ich suchte und suchte verstohlen, so viel ich konnte, und fand, wie natürlich, nichts. Aber eine düsterere Spitze des Gebüsches, wohin ich nicht kam, zog mich an sich und schien mir Gewährung zuzuwinken. Späterhin kam ich auch dorthin, wieder nichts. Nun glaubte ich sie mir nicht mehr so nahe, ich setzte sie ferner; der mir ganz unbekannte Grunewald trat an die Stelle der nur zu bekannt gewordenen Hasenheide und mein Glaube war nicht gestört, nur stand alles weiter vor mir und ich verzweifelte für jetzt, die niedlichen Männlein zu sehen, zu sprechen, mich ihrer Gesellschaft zu erfreuen.

Weit in mein Knabenalter nahm ich diese Phantasien mit hinein und nur langsam verflogen sie bei andern Geschäften. Schon beinahe in das Jünglingsalter getreten, nahm mein Geist eine ganz eigene Richtung und die alten [15] Bilder traten wieder hervor. Die Liebe zum Mittelalter, zur Deutschen Vorzeit, erwachte, auf der Schule noch, in mir, auf eine eigene Art, deren Erzählung, so wie ihre Ausbildung, nicht hierher gehört. Im Widerstreit, der sogar zuletzt offenbar ward, von allen, die mich umgaben, mehr oder minder selbst verhöhnt, denn keiner wußte, was ich suchte und fand, bildete sich diese Liebe fort, und da ich mancher andern Arbeit ein Stündchen abstahl, litten diese wohl, wie nicht zu läugnen, aber ich tröstete mich schon damals mit dem Spruche: man könne nicht Alles sein, wenn man nur Eins recht zu sein sich bemühte, man möchte nun das Ziel erreichen oder nicht. Auf den ernstlichen und guten Willen hielt ich gar viel.

Wie ward mir, als mir in Deutscher Vorzeit eine neue Mährchenwelt aufging; denn wie ein Mährchen mußte es mir erscheinen, in einer mir so dunkel geschilderten Zeit hellleuchtende Sterne zu sehen, in öden Gegenden Blumen wachsen zu finden, die dann doch auch recht zierlich waren und gar zu bekannt und heimisch. Mühsam arbeitete ich mich durch den verwachsenen [16] Pfad, auf dieser, auf jener Seite konnte ich nicht weiter, ich machte fester auf einer die Probe und sie gelang. Nur sehr langsam und allmälig konnte ich vorschreiten, die großen, erhabenen Gestalten der Nibelungen, die überkräftigen und bis zur Riesengröße gesteigerten Recken Karls des Großen, die wackern und zierlichen Degen des Hofes, den König Artus beherrschte, traten mir, in wunderbare Sagen verflochten, entgegen, und Bragur breitete dann auch die noch unendlichere und tief begründete Nordische Götterwelt vor mir aus. Eine solche neue Welt, in der Sage und Geschichte neben einander schwebten, und in einander verbunden waren, mußte den Jüngling gewaltig ergreifen und ihn für immer bestimmen; also geschah es auch. Wie die Mährchen in der frühen Kindheit seine Phantasie angezogen und belebt hatten, selbst den Knaben noch beschäftigend, so sollten die alten Mähren dem Jünglinge und Manne eine stets unerschöpfliche Quelle von Forschungen werden.

Nun kamen die alten Sagen auch wieder hervor, die ich in der Jugend gehört, bei vielen [17] zeigte sich eine tiefere Quelle, ein unendlich bewunderungswürdiges Fortschreiten und verschwistert sein. Geschichte, Religion, Liebe und Dichtkunst verflochten sich so wunderbar, daß jede neue Erkenntniß höher reitzte. – Da ward mir auch Musäus bekannter. Das Mährchen, in dem die zierlichen Zwerge so treu die geliebte Herrin in dem gläsernen Sarge bewachten, zog mich, wegen seiner Lieblichkeit, besonders an, aber auch die drei Schwestern gefielen mir sehr wohl, so wie der Anfang der Libussa, Rolands Knappen und andere, doch war mir schon damals etwas in ihnen, was mir nicht recht behagte. Späterhin erkannte ich sehr wohl, was dies sei: ein ihm oftmals gemachter Vorwurf.

Tiecks Mährchen mußten mir über alles gefallen; denn in ihnen möchte am wahrsten der Weg getroffen sein, wie Mährchen erzählt werden müssen, wenn sie in der Bearbeitung ein neues Sein erhalten sollen, aber dennoch behalten die neuen Volksmährchen der Deutschen, von Mdme. Naubert, weniges abgerechnet, stets den Vorrang bei mir und sind mir immer [18] die liebsten und werthesten. Nicht allein wegen der reichen, herrlichen Stoffe, sondern auch vorzüglich wegen der sinnigen Bearbeitung, oft auch wegen der lieblichen Verflechtungen mehrerer Mährchen in eines. Wer wird nicht von dem stillen Volke, der lieblichen Erzählung von der Mutter Hulla, in dem Mährchen vom kurzen Mantel, wie die Hulla so treu sorgsam sitzt und am Rocken der Freundin spinnt, die ihre Geduld so auf die Probe setzte, wer wird von dem ganz herrlichen Rübezahl'schen Mährchen, Erdmann und Maria, so wie von dem schauerlichen, der weißen Frau, nicht auf mannichfache Art, wie ich, ergriffen worden sein? – Auf diese Weise war ich befriedigt und das andere Heer der Mährchensammlungen, so schlecht es mitunter war, konnte meinen Mißmuth nicht erregen, da ich sie als ganz verfehlte Ansichten dieser lustigen und schönen Welt gleich zurückschob. So gingen alle Sammlungen bei mir vorbei, nur eine, Volksmährchen von Gustav, habe ich nie erhalten können, welches mir um so unangenehmer ist, da in meiner Familie der Glaube war, ich sei der Verfasser, da nahe, [19] mir liebe Plätze, bei meiner Vaterstadt, der Tummelplatz waren und gleicher Vorname leicht zu solcher Annahme berechtigen konnte.

Je mehr die Mährchenwelt mich anzog, je mehr Lust hatte auch ich, mich darin zu versuchen, aber ich fühlte nicht die Kraft in mir, ein liebliches Mährchen, aus einem nur oft hingeworfenen Stoffe, zu bearbeiten, und in meinem Innern war eine Stimme, die mir immer zu sagen schien, es gäbe einen andern Weg, der meinem ganzen geistigen Streben angemessen und noch jetzt fast gar nicht betreten sei. Die Volkssagen, nacherzählt von Otmar (Nachtigall), zeigten mir den Weg, den ich einzuschlagen hätte, wenn ich, meinem ganzen Triebe folgend, einen zweckmäßigen Gebrauch von meiner kommenden Sammlung in der Folge machen wollte. Ein inneres Drängen und Treiben zu literarischen Forschungen, selbst bei so leicht beweglichen Dingen, wie die Lieder, Sagen und Mährchen des Volks, kann ich nicht abläugnen; denn ich habe es, durch mehrere Arbeiten, zu sehr bekundet. Man hat es manchmal getadelt und [20] ein mit mir gleich gesinnter Freund theilt mit mir gleiche Rüge.

Ein weites Feld hierzu boten mir die Sagen, Mährchen und Legenden in ihren verschiedenen Verzweigungen, in ihren Abweichungen und in ihren gegenseitigen Verbindungen anderer Seits. Manches schien mir hierbei unumgänglich nöthig zu erinnern, besonders, da so viel Historisches durch sie alle geht. Wahre Historiker, ich nenne nur das Haupt aller, unsern Johannes von Müller, haben uns gelehrt, daß man die Sage nicht als ein nichtiges Fabelwesen niedertreten und verwerfen müsse, sondern daß auch sie, klug benutzt, in die Geschichte einzutreten vermöge und so sollte wohl der Blick aller mehr auf diese Sagengebilde geschärft werden.

Ein jedes Land hat seine Sagen und Mährchen. Erstere schließen sich an die Geschichte an, sind oft selbst an Orte des Landes geknüpft und mit ihnen, durch den Mund des Volks, selbst bei der Ruine, noch unwandelbar verbunden. Eigene, wahrhafte Mährchen führen diese zweifelhaften Gebilde ganz in das heitere Reich der Dichtkunst und die Legenden, [21] Sagen, Mährchen und Religion so wundersam oft verschlingend, will nothwendig mitgenommen sein, wenn eines oder das andere ganz verstanden werden soll. So wurden auch diese drei von mir verbunden, nach den Völkern, so viel es ging, geordnet, und ihnen im Innern wieder eine chronologische Stellung gegeben, da oft, nicht gering gewichtig, der ganze hohe und gefallene Sinn des Volkes sich in den frühsten und späteren Mährchen, wie in den Liedern, ausspricht.

Einige Sagen und Mährchen schwebten frei, sie gehörten keinem Volke und möchten dann wohl meistentheils großes Gemeingut des mächtigen Mittelalters sein. Andere wiederhohlen sich unter mehrern Volksstämmen mehrfach und sollen bald hier, bald dort geschehen sein. Gewöhnlich liegt ihnen eine religiöse oder moralische Tendenz zum Grunde und jedem Hörer waren sie daher gerecht, sie in seine Nähe zu verlegen und dadurch eindringlicher zu machen; denn ein nahes Unglück oder ein Gräuel im benachbarten Orte erschreckt die Gemüther immer mehr, als eines im ferneren Lande.

Wie die Chronik, wie dies und jenes Buch, wie der Mund des Volks, oder der Freunde, wie die eigene Erinnerung mir die [22] Sage und das Mährchen einfach gab, so stellte ich sie auch hin. Gerne vermied ich die reiche Gelegenheit bogenlanger Anmerkungen, mich nur kurz begnügend den historischen Zusammenhang, die literarischen Nachweisungen, Abweichungen, Uebereinstimmungen verschiedener Stämme oder auch Uebereinstimmung mit fremden Sagen anzugeben, da sich so vieles von selbst giebt und fügt, manches aber auch durchaus überflüssig gewesen sein würde, vielleicht schon jetzt ist.

So hat denn ein neues Mährchenreich in meiner Phantasie ein lustiges Lager aufgeschlagen. Die Lieder, Gesänge und Sagen der Altvordern haben es gegründet und im bunten Kreise bewegt sich jene Welt des Mittelalters vor mir. Schon einigemale wagte ich es, diese Welt auch anderen zu eröffnen; Freunde erfreuten mich durch Beifall, halbe Freunde betrachteten vornehm und mit einer gewissen Wichtigkeit, immer sich meinem Standpunkte entgegen, niemals in ihn, stellend, meine Erzeugnisse und beurtheilten so halb, daß mir die dritte Klasse derjenigen, die ihr Verdammungsurtheil rein aussprach, bei weitem lieber war. Sie haben doch eine Ansicht, und geben sie, wie sie dieselbe haben.

[23] In neuem Felde trete ich diesen Dreien entgegen, sie freundlich begrüßend und bittend, wenn ihnen diese Sagen und Mährchen, die schon mannichfach einst durch ihre Jugend gingen, gefallen, auch auf den Sammler einen heitern Blick zu werfen und ihn vor allem zu neuem Hervortreten durch Stoff zu erfreuen, ihm die Mährchen ihrer Umgebungen zu senden, die immer mehr und mehr jetzt in dem Strudel der Zeit verschwinden. Auch mögen sie mit nicht gar zu bösen Blicken dieses Vorwort betrachten, das eben so anspruchslos, wie die folgenden Mährchen, gemeint ist. So werden wir eine lustige Gesellschaft bilden, wie sie einst die alte Zeit, zur Erzählung der Mährchen, sah, und der, der eine Sage in der wahrhaft richtigen Bearbeitungsart dem Erzähler einst einmal wieder giebt, wird ihm eben so lieb sein, als der Freund, der ihm eine neue bringt, und dieser Freunde wünscht er sich recht viele.


Breslau, den 23. Novbr. 1811.


Büsching. [24]

1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[1] I. Schlesische Sagen und Mährchen.

[1][3]

1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda.

Es war in alten Zeiten eine sehr berühmte Stadt in Pohlen, von hohen Mauern eingeschlossen, Wislicz genannt, deren Herrscher einst, zur Zeit des Heidenthums, Wislaw der Schöne gewesen war, abstammend von der Familie des Königs Pepol. Diesen nun soll ein Graf, auch desselben Stammes, mächtig an Kräften, daher Walther der Starke genannt (welches auf Pohlnisch heißt: Wdaly Walgerzs), dessen Schloß Tyniez Krakau benachbart lag, wo jetzt die Abtei St. Benedikti, durch Kasimir den Mönch, König der Pohlen, gegründet, steht, in einer Fehde gefangen, den Gefangenen in Fesseln gelegt und in einen Thurm in feste Wacht gelegt haben. Dieser hatte eine Edle, Helgunda genannt, die Tochter eines Königs der Franken, zur Gemahlin, die Walther, wie man sagt, heimlich, nicht ohne große Gefahr seines Leibes, gen Pohlen führte.

[3] Eines Alemannischen Königes Sohn ward, an dem Hofe des Königs der Franken, dem Vater der Helgunda, mit großer Gunst gehalten, auf daß er ritterliche Sitten erlerne. Und Waltherus, der im Geiste durchschauend und listig war, da er bemerkte, daß Helgunda, die Tochter des Königs, sich in Liebe zu dem Sohne des Königs von Alemannien gewendet habe, bestieg in einer Nacht die Zinnen des Schlosses, bestach den Wächter, damit er ihn nicht auf irgend eine Weise hindern möchte und fing an, so süße Gesänge zu singen, daß die Tochter des Königs, aus dem Schlafe geweckt von den angenehmen Tönen, vom Lager aufsprang und mit ihren übrigen Gespielinnen, die Ruhe des Schlafs verscheuchend, auf den bezaubernden Gesang aufmerksam blieben, so lange der Sänger seine wohltönende Stimme erschallen ließ.

Früh aber befahl Helgunda dem Wächter, vor ihr zu kommen, sorgsam forschend, wer jener gewesen sein möchte, der in der vergangenen Nacht so süß gesungen; aber dieser, sich gänzlich unwissend stellend, wagte es nicht, den Walther zu verrathen. Da in den beiden folgenden Nächten Walther der Jüngling mit gleicher Schlauheit verfuhr, wollte Helgunda nicht mehr die Verstellung dulden, sondern trieb den Wächter durch Drohungen und Schrecknisse, daß er den Sänger nenne. Als er ihn noch nicht [4] verrathen wollte, befahl sie ihm das Leben zu nehmen; nun nannte der Wächter Walthern als den Sänger und gegen ihn entbrannte Helgunda sogleich voll Liebe, gab sich ganz seinen Wünschen hin und vergaß den Alemannischen Prinzen.

Dieser, als er sich so schimpflich von der Helgunda zurückgesetzt und Walthern dagegen in dem vollen Genuß ihrer Liebe sah, wurde von heftigem Zorn gegen ihn entbrannt und nahm, in sein Vaterland kehrend, alle Zölle am Rhein in Besitz. Er befahl strenge zu wachen, daß niemand mit einer Jungfrau übergesetzt werde, er zahle dann eine Mark Goldes. Einige Zeit hernach suchten Walther und Helgunda Gelegenheit zu entfliehen und fanden sie. An dem bestimmten Tage entrannen sie; aber als sie an die ihnen erwünschten Ufer des Rheins kamen, verlangten die Schiffer für die Ueberfahrt eine Mark Goldes, welche sie erhielten, aber von dem Uebergange ihn abzuhalten suchten, bis der Sohn des Königs käme. Walther aber, merkend aus dem Verzuge die Gefahr, bestieg bald sein Roß und befahl der Helgunda, sich hinter ihn zu setzen, und in den Fluß springend, setzte er schneller als ein Pfeil über. Als er sich kaum von dem Fluße Rhein entfernt hatte, hörte er ein Geschrei hinter seinem Rücken von dem ihn verfolgenden Alemannischen Prinzen, der mit heftiger Stimme [5] rief: »Treuloser, mit der Tochter des Königs entflohst du heimlich, und ohne Zoll zu entrichten setztest du über den Rhein! Halte an deine Schritte, halt, daß ich mit dir einen Zweikampf beginne und wer Sieger sein wird, soll das Pferd des Besiegten und die Waffen und Helgunda haben.« Diesem Geschrei antwortete Walther unerschrocken und sprach: Was sprichst du von der Königstochter? die Mark Goldes habe ich gezahlt und die Tochter des Königs nicht durch Gewalt erhalten, sondern freiwillig mir folgen wollend, habe ich sie in meiner Gesellschaft.

Dies gesprochen, ging einer auf den andern mit eingelegter Lanze erbittert los und als diese zersplittert, zogen sie die Schwerdter und übten mannlich die Kräfte. Und weil der Alemanne, von der Gegenseite kommend, Helgunden im Auge hatte, ward er so durch ihren Anblick ermuthigt, daß er den Walther zum Weichen nöthigte, bis dieser, zurückschreitend, auch die Helgunda erblickte. Kaum erblickte er sie, als er von Scham und großer Liebe zu ihr ergriffen, mit gesammelten Kräften auf den Alemannen stark eindrang und ihn sogleich tödtete. Pferd und Waffen desselben nahm er, setzte seine Reise fort und kam mit doppeltem Triumpf gekrönt bei seiner Helgunda wieder an. Auf seine Burg Tyniez gelangt, nach glücklich vollbrachtem Abentheuer, ergab er sich einige Zeit lang [6] der Ruhe, um sich zu erhohlen. Da erfuhr er aus den Klagen der Seinen, daß Wislaw der Schöne, Herrscher von Wislicz, in seiner Abwesenheit seine Leute beleidigt habe. Dies drückte schwer sein Gemüth, er suchte Ursachen, um sich an Wislaw zu rächen; endlich griff er ihn an, besiegte ihn und legte den Besiegten, wie oben gesagt worden ist, in einen tiefen Thurm des Schlosses Tyniez, um ihn als Gefangenen zu bewahren.

Einige Zeit darauf aber, um kriegerische Abentheuer zu suchen und nach ritterlicher Sitte zu leben, durchirrte er entfernte Gegenden. Und als so das Jahr schon zweimal seinen Kreislauf vollendet hatte, ward Helgunda über die Abwesenheit ihres Gemahls nicht gering mißmüthig und dahin gebracht, einer ihrer vertrauten Kammerjungfrauen mit niedergeschlagenen Augen zu sagen: »ich bin nicht Wittwe und nicht verheirathet;« und dabei dachte sie an diejenigen, welche mit tapfern und streitbaren Männern ehelich verbunden sind.

Die Vertraute, welcher der traurige und verlassene Zustand ihrer Herrin zu Herzen ging, enthüllte ihr, indem sie sich aller weiblichen Schamhaftigkeit entäußerte, daß Fürst Wislaw, von schöner Gestalt und Adel des Körpers, so wie von lieblichem Anblick, in dem Thurme gefangen liege und die Unglückliche rieth, daß sie beföhle, ihn in stiller [7] Nacht aus dem Thurme zu ziehen und, wenn sie sich lieblicher Umarmungen erfreut hätte, ihn sicher wieder in den untersten Theil des Thurmes zu bringen.

Jene war den Reden der Vertrauten günstig geneigt, und obgleich von ängstlicher Furcht beklemmt, fürchtete sie sich doch nicht, Leben und Ruf der Ehre preiß zu geben, befahl, den Wislaw aus dem Innern des Kerkers herbei zu führen, und durch seinen Anblick und den Adel seines Aeußern, welche sie bewunderte, ward sie erfreut. Nun wollte sie ihn nicht mehr in den Kerker werfen lassen, sondern vielmehr, mit ihm durch die innigsten Fesseln verknüpft und durch unauflöslicher Liebe Banden verkettet, floh sie nach Wislicz, das Ehebette ihres Mannes verlassend. So kehrte Wislaw in sein Eigenthum zurück, indem er glaubte, einen doppelten Triumpf errungen zu haben, der aber in dem wankelmüthigen Ausgange, durch den Tod beider, sich endete.

Denn kurze Zeit hernach, als Walther zu seiner Heimath zurückkehrte, fragte er seine Lehnsleute: warum ihm nicht Helgunda, bei seiner erfreulichen Ankunft, bis vor die Thore des Schlosses entgegen käme? Ihm erwiederten die Lehnsmannen, wie Wislaw aus der Wacht des tiefsten Thurmes, durch Hülfe der Helgunda, sei befreit worden und sie mit [8] sich hinweggeführt habe. Sogleich, von mächtiger Wuth erfüllt, eilte Walther gegen Wislicz, nicht fürchtend, sich und das Seine ungewissen Erfolgen auszusetzen. Unvermuthet kam er in der Stadt Wislicz an, als Wislaw außerhalb der Stadt mit Jagen sich beschäftigte.

Kaum erblickte ihn Helgunda in der Stadt, so eilte sie sogleich zu ihm, fiel auf ihre Knie nieder und beklagte sich heftig über Wislaw, der sie mit Gewalt geraubt habe, den Walther beredend, daß er mit ihr in die innern Gemächer des Hauses käme, versprechend, ihm den Wislaw auf seinen Wink sogleich in seine Gewalt zu geben. Dieser glaubte den verführerischen Ueberredungen der Täuscherin, ging mit ihr in die feste Wohnung, wo sie ihn dem Wislaw als einen Gefangenen vorführte. Wislaw und Helgunda freueten sich höchlich über den glücklichen Erfolg, nicht daran denkend, daß einer so großen Freude oft ein tödliches Leid folgt.

Er wollte den Walther nicht in gewöhnlicher Kerkerhaft behalten, sondern wollte ihn mit mehr, als mit den Schauern eines Verließes quälen. Er ließ ihn nehmlich an die Wand des Speisesaals mit ausgespannten Armen, aufgerichteten Halse und Füßen, durch eiserne Klammern aufrecht anschmieden. Dorthin ließ er ein Ruhebettlein bringen, [9] worauf er im Sommer mit der Helgunda in zärtlichen Spielen mittäglich zubrachte.

Wislaw hatte eine leibliche Schwester, welche, wegen besonderer Häßlichkeit, niemand zum Weibe begehrte, deren Bewachung Wislaw, vor andern Hütern, den Walther anvertraute. Ihr gingen die Leiden Walthers sehr zu Herzen und sie fragte ihn, gänzlich jungfräuliche Sittsamkeit verläugnend: »ob er sie wohl zum Weibe nehmen wolle?« dann wolle sie seinen Leiden Erleichterung verschaffen und ihn von seinen Ketten befreien. Er versprach ihr und bekräftigte mit einem Eid, daß er sie mit ehelicher Liebe, so lange sie lebten, behandeln wolle und mit seinem Schwerdte gegen ihren Bruder Wislaw, das begehrte sie, nie kämpfen wolle. Er bat sie darauf, daß sie sein Schwerdt aus dem Bette ihres Bruders nehmen und ihm bringen möchte, auf daß er mit demselben seine Fesseln lösen könne. Sie brachte ihm sofort das Schwerdt und durchhieb, wie ihr Walther befahl, ein jedes Band der eisernen Schienen und Ketten, und verbarg hierauf zwischen dem Rücken Walthers und der Wand das Schwerdt, daß er zu seiner gelegen ergriffenen Zeit sicher davon gehen könne.

Jener wartete bis auf die Nachmittagsstunde des folgenden Tages, da Wislaw mit der Helgunda wieder auf dem Ruhebette, sich umarmend, [10] waren. Da redete sie Walther, gegen seine Gewohnheit, an und sagte: »wie würde euch sein, wenn ich, befreit von den Fesseln, mein gezogenes Schwerdt in den Händen, vor eurem Ruhebette stände, und drohte für eure Schandthaten Rache zu nehmen?« Bei diesen Worten klopfte das Herz der Helgunda und zitternd sagte sie zu Wislaw: »wehe! Herr, sein Schwerdt fand ich heute nicht in unserem Bette und über dein Kosen habe ich vergessen, es dir zu entdecken.« Wislaw entgegnete ihr: wenn er auch zehn Schwerdter hätte, könne er ihnen nichts thun, wegen der Eisengebände, die er nur durch Kunst eines Schmides zu lösen vermöchte.

Als jene so unter sich schwatzten, sprang Walther frei von den Ketten, und sie sahen ihn mit geschwungenem Schwerdte vor dem Bette stehen, und nachdem er sie geschmäht hatte, hob er die Hand mit dem Schwerdte und ließ es auf beide herabstürzen. Fallend hieb es beide mitten von einander. So schloß sich beider verächtliches Leben durch ein unseliges Ende. Noch zeigt man das Grab der Helgunda im Schlosse zu Wislicz allen denen, die es zu sehen wünschen, in Stein gehauen, bis auf den heutigen Tag. (d.h. um 1253.)

2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[11] 2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz.

Als die Grafschaft Glatz noch heidnisch war, lebte auf dem Schlosse zu Glatz eine Jungfrau, deren Namen uns die Sage nicht aufbewahrt hat, Heidin und versenkt in die größten Ueppigkeiten und Wollüste, dabei eine mächtige Zauberin. Bei ihr lebte ihr Bruder, den sie, wie die Sage geht, sich selbst als Gemahlin verbunden habe.

Mit wunderbarer Stärke begabt, vermochte sie mit ihrem Bogen vom Schlosse zu Glatz bis zu der großen Linde bei Eisersdorf, an der Gränze, zu schießen. Einst wettete sie mit ihrem Bruder, wer mit dem Bogen am weitesten schießen würde, und der Pfeil ihres Bruders erreichte kaum den halben Weg, sie aber reichte mit ihrem Pfeile aus dem Schlosse fast noch einmal so weit, bis zu dem gedachten Baume, der großen Linde bei Eisersdorf, und gewann so die Wette. Zum Zeichen soll man zwei spitze Steine errichtet haben, die man noch vor weniger Zeit gesehen. Außerdem zauberte sie auch und zerriß oft, zur Kurzweile, mit ihren Händen ein starkes Hufeisen; und weil sie eine Zauberin gewesen, ist es gekommen, daß, ob man ihr [12] gleich zum besten nachgetrachtet, man sie dennoch eine Zeitlang nicht hat fangen können; denn durch ihre Zauberkünste ist sie immer wieder entronnen. Doch als man sie zuletzt erhascht, hat man sie in einem großen Saal, welcher sein soll beim Thore, dadurch man aus dem Niederschloß ins Oberschloß gehen kann, fest vermauert und darin umkommen lassen. Zu ewig währendem Gedächtniß ihres Todes und des Orts, allda sie elendiglich umgekommen ist, hat man an der Mauer über dem tiefen Graben, wenn man hinauf geht, zur linken Hand desselben Thores, bei welchem sich das Ober- und Niederschloß unterscheiden, ihr Bildniß, in einem Stein ausgehauen, eingemauert. Diesen ausgehauenen und eingemauerten Stein zeigt man noch bis auf diesen Tag allen fremden Leuten, welche gen Glatz kommen und das Schloß besuchen.

Von dieser heidnischen Jungfrau ist auch fast noch mehr denkwürdig anzuzeigen, daß ihr Bildniß auf dem grünen Saale im Schlosse zu Glatz zu etlichen Malen gar sauber und schön gemahlt gestanden hat. Dann, daß in dem heidnischen Kirchlein auf dem Schloß den fremden Leuten, welche dahin gekommen, solche zu besichtigen, der heidnischen Jungfrauen schönes gelbes Haar, an einem eisernen Nagel in der Wand hangend, gezeigt wird. Es hängt aber so hoch, daß es ein großer Mann, auf der Erde stehend, [13] mit der Hand erreichen kann. Zuletzt erzählt man, daß sie in ihrer Gestalt und Kleidung, wie sie pflegt abgemahlt zu werden, noch öfters im Schlosse zu erscheinen pflegt. Solches Gespenst thut aber niemand etwas, es sei denn, daß jemand spöttisch und höhnisch von ihr redet. Wie man denn sagt, daß dies Gespenst einstmals zu einem Soldaten, der Schildwacht gestanden, gekommen sei und ihm einen Backenstreich mit einer kalten Hand gegeben habe, da er höhnisch von ihr geredet. Auch hat im Jahre 1621 ein Soldat das Haar der heidnischen Jungfrau aus der Kirche weggenommen, worauf das Gespenst in der Nacht zu ihm gekommen ist, in seiner gewöhnlichen Gestalt und hat ihn bis nahe an den Tod geschlagen, gekneipt und gekratzt, bis daß sein Rottgeselle das Haar, auf sein Begehren und Anhalten, wieder an den rechten Ort getragen hat.

3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[14] 3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz, nicht weit von der Stadt Glatz.

Von dieser Linde werden viele Fabeln erzählt, nehmlich, daß sie so alt sei, als der heidnische Thurm bei Glatz, und obgleich sie ein und das andere Mal verdorrt, wäre sie doch immer wieder ausgeschlagen. Auch Sibylla soll einst darauf gesessen und von der Stadt Glatz viel zukünftige Dinge geweissagt haben, wobei sie unter andern gesagt: die Türken würden bis gegen Glatz kommen und allda, durch die steinerne Brücke, hinein auf den großen Ring ihren Einzug halten, dort würden sie aber eine große Niederlage erleiden, da ihnen die Christen aus dem Schlosse herunter entgegen ziehen und sie auf dem Marktplatz daselbst erlegen würden. Solches würde aber nicht eher geschehen, es sei denn vorher eine große Menge Kraniche durch die Brodbänke geflogen.

4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[15] 4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge.

Einst wohnten in sehr frühen Zeiten, als noch eine Burg auf dem Zobtenberge stand, eine Fürstin dort, die einen zahm gemachten Bären zu ihrem Zeitvertreib unterhielt und ganz frei umher gehen ließ. Dieser Bär ward einst krank und man rieth der Fürstin, ihm einen Hecht zu essen zu geben, dann würde er wieder gesunden. Die Fürstin, welche mit ihrem armen Kranken ein großes Mitleiden hatte, schickte bald eine von ihren Mägden nach Zobten, um den Hecht zu hohlen. Während dem lief der Bär fort und trift das Mädchen mit dem Hechte am Wege, vom Städtchen Zobten heraus, fällt sie an und beißt ihr den Kopf ab. Die herzueilenden Leute tödten ihn darauf.

5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten.

Ein Mönch aus dem Kloster des Berges wollte im tiefsten Winter in Berufssachen nach dem [16] Dorfe Groß-Mohnan gehen, ward aber in der damals noch ganz mit Wald bedeckten Gegend, am Fuße des Berges, von einem hungrigen Wolfe angegriffen. Nichts hatte er zu seiner Vertheidigung bei sich, als ein Federmesser, und mit diesem begann der Kampf zwischen Hunger und Verzweiflung. Das wüthende Thier erlag, obgleich im Verfolgen begriffen, der ungleichen Waffe an der Stelle, die sein Bild bezeichnet, das ist etwa eine halbe Meile vom Fuß des Berges. Der unglücklich zerfleischte Mönch schleppte sich noch etwa eine halbe Meile weiter, bis an den Fuß des Hügels, auf dem der Busch von Kiefendorf steht, und gab erst hier seinen Geist auf. Das Andenken seines Heldenmuthes ward in dem Stein verewigt und pflanzt sich noch jetzt in dem Munde der Bewohner der Gegend fort.

6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien, erbaut worden und seinen Namen erhielt.

Herzog Heinrich der erste, auch mit dem Barte genannt, der Gemahl der frommen Hedwige, die in die Zahl der Heiligen versetzt und die Schutzpatronin Schlesiens ward, das sie einst milde beherrschte, [17] ritt in den waldigen Höhen, dort wo jetzt im Thale Trebnitz liegt, um zu jagen. Entfernt von seinem Gefolge, kam er in das Thal hinab und stürzte unvermuthet mit seinem Pferde in einen Sumpf; keine Möglichkeit sich zu retten vor sich sehend, wandte er sich, im inbrünstigen Gebet, an seinen Gott und Vater. Und der Engel des Herrn, gehüllt in die Tracht eines Köhlers, trat zu ihm, reichte ihm einen Baumast und rettete ihn. Da kniete der Herzog hin, dankte Gott und gelobte, ein Kloster an dieser Stelle zu bauen. So entstand das Jungfrauenkloster Trebnitz, das so reichlich beschenkt und begabt ward von dem milden Herzoge und seiner frommen Gemahlin, daß, als er die Nonnen fragte: »ob sie noch etwas verlangten?« sie antworteten: »wir bedürfen nichts,« und davon erhielt es seinen, dies auf Pohlnisch bedeutenden, Namen Trebnitz. Man sang einst ein altes Volkslied über diesen Vorfall, das da lautet:


Der edle Herzog Heinrich zu Pferd' Stürzt in den Sumpf gar tief, tief, tief. Seines Lebens er sich schier verwehrt', Als Gott seinem Engel rief, rief, rief.

Der Engel nahm ein' Köhlertracht Und trat zum Sumpf hinan, an, an, Und schnell dem Herrn ein Aestlein bracht: »Da halte der Herr sich dran, dran, dran.«

[18] Und als der Herzog g'rettet war, Da kniet' er freudig hin, hin, hin: »O Herr, wie ist es wunderbar, Daß ich gerettet bin, bin, bin!«

»Und bin ich dann gerettet nu, Bau ich ein Kloster dir, dir, dir; Daß man dir dien' in Fried und Ruh Auf diesem Flecklein hier, hier, hier.«

Das Kloster war gar schön gebaut, Deß freut' sich, wer es sah, sah, sah. Und manche fromme Gottesbraut Kam hin von fern und nah, nah, nah.

»Was b'gehrt ihr edle Jungfraun mehr?« Der Herzog fragt sie dann, dann, dann. »Wir b'dürfen nichts und nimmermehr, Dieweil wir alles ha'n, ha'n, ha'n.«

»Und weil euch denn nichts Noth mehr ist, So sei denn dieser Nam', Nam', Nam': Trebnitz, das heißt: wir b'dürfen nichts:« Den Namen es bekam, kam, kam.

7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt im Jahre 1240.

Bei denselbigen Zeiten da regierte ein mächtiger und reicher Tartarischer Kaiser in dem Aufgang der Sonnen. Derselbige unter ihm viel Könige, [19] Fürsten und Herren hatte; welcher mit dem Namen Batus geheißen war. Dieser Kaiser hatte auch ein Gemahl, welche ihm vertraut war nach Weise und Gewohnheit der Tartaren. Diese Tartarische Kaiserin hörte sagen oft und vielmal von ihren Herren und Ritterschaften, von den Sitten und Gewohnheiten der Christenlande, wie die gar löblich und ehrlich wären. Auch desgleichen von der Großmächtigkeit ihrer Fürsten, Herren und Ritterschaften, wie allerwegen dieselbigen bereit wären zu verfechten denselbigen, ihren christlichen Glauben, nicht allein bis auf die Vergießung ihres Blutes, sondern auch bis in den Tod.

Da diese Kaiserin oftmals hatte gehört von den Ihren solch groß Lob der christlichen Fürsten und Ritterschaft, auch von den löblichen und ehrlichen Gewohnheiten derselbigen Lande und Städte, ward sie entzündet aus großer hitziger Liebe und inbrünstiger Begier, solche Land und Städte, desgleichen die Ritterschaft der Christenheit, persönlich zu beschauen. Demnach lag sie ihrem Herrn, dem Kaiser, mit fleißiger und stäter Bitte an, ihr solches zu erlauben, daß sie möchte erfahren die Dinge, welche ihr hatten gesaget ihre Herren und Ritterschaft. Aber der Kaiser allewege ihr die Bitte versagete und abschlug. Aber wiewohl er nicht erlauben wollte ihr Begehren, ließ sie doch nicht ab von solchem [20] Vornehmen und von ihrer Bitte, also lang, bis zuletzt derselbige Kaiser, ihr Gemahl, ihr solche ihre Bitte zusagete und erlaubte, von deswegen sie aus dermaßen sehr erfreut ward, in ihrem Herzen und Gemüthe.

Und da der Kaiser nun sahe, daß seine Frau also begehrlichen war, zu beschauen die Lande der Christenheit, da versorgete er sie mit einer mächtigen und schönen Gesellschaft seiner Fürsten, Grafen und Ritterschaft, desgleichen mit Gelde, Silber und Edelgestein, überflüssiglich und unaussprechlich; auch mit solchen Geleitsbriefen, damit sie sicher möchte aus und einziehen, ohne alle Hindernisse, bis zu den Enden, davon sie gezogen war, als eine gewaltige Kaiserin.

Da sie also von ihrem Herrn, dem Kaiser, solche große Gabe und desgleichen die Gesellschaft der Fürsten und Herren empfangen hatte, da zog sie aus mit großen Freuden, zu beschauen die Lande der Christenheit, und wo also diese Kaiserin hinkam mit ihrer Ritterschaft, ward sie ehrlich empfangen und mit großen Gaben geehret und begabet, von Fürsten, Herren, Landen und Städten, als einer solchen mächtigen Kaiserin wohl ziemlich war. Und zuletzt da kam sie also in die Schlesien, an die Gränze des Zobtenberges, etwa (vor kurzem) der Fürstenberg genannt, von welchem Berge die alten [21] Chroniken sagen, daß die alten edeln Fürsten in Schlesien und Pohlen ihre ursprüngliche Geburt haben. Auf die Zeit mächtiger Schlösser zwei in der Schlesien sein gelegen, als nehmlich der Fürstenberg und Leubus, welches nun verwandelt ist zu einem geordneten Kloster der Väter Zisterzienser des heiligen Benedikti. Und auf dieselbige Zeit die nahmhafteste Stadt in der Schlesien war der Neumarkt, etwan gebaut von den Fürsten der zweier Schlösser obgenannt. Zu welcher Stadt Neumarkt ist auch kommen die erwähnte Kaiserin mit ihren Herren und Ritterschaft, die zu beschauen.

Und da die Bürger sahen und merketen solchen großen, unaussprechlichen Schatz, welchen die Kaiserin bei ihr hatte, da gingen sie zusammen in einen Rath und sprachen zu einander: daß es unziemlich wäre, daß eine solche ungläubige Frau mit solchen großen Schätzen, beidem, Silber, Gold und Edelgesteinen, ihnen entwerden sollte. »Darum wollen wir sie, mit sammt den Ihren, Herren und Dienern, durch unsere Gewalt überfallen und zu Tode schlagen und ihren Schatz unter uns und unsere Bürger betheilen.«

Solchem bösen und unbedachten Rathe sie nach gingen und erschlugen Herren, Ritter und Knechte, mit sammt der Kaiserin und ihren Jungfrauen und Dienerinnen und niemand leben ließen, [22] bis auf zwo von ihren Jungfrauen, welche sich verborgen hatten in den finstern Kellern und Höhlen, und also mit großer Vorsichtigkeit davon lebend und hernachmals schwerlich (mit Beschwer) wieder heim zu Lande kamen. Da sie also wieder heim kommen waren, sagten sie ihrem Herrn, dem Kaiser, mit großem Weinen und Wehklagen, den jämmerlichen Tod seines Gemahls und wie und wo das geschehen war und sprachen: »o, allmächtigster Kaiser, wir haben mit der Kaiserin, deinem Gemahl, und mit ihren Fürsten und Herren gezogen durch manche Stadt und Land der Christenheit, da man uns große Würde und Ehre erboten hat, mit Gaben und andern Dingen, ausgenommen in einer Stadt, welche mit Namen Neumarkt genennt ist und gelegen in der Schlesien. Da ist unsere Frau, die Kaiserin, mit sammt ihren Fürsten und Herren bößlich erschlagen und ermordet worden, von den Bürgern derselben Stadt und wir zwo sind davon kommen mit großer Angst und Noth.«

Da dieser Kaiser erhörte solche jämmerliche Mähre, von seinem lieben Gemahl, desgleichen von seinen Herren und Ritterschaften, er aus der Maßen sehr erschrak und also, aus grimmigem Zorn bewegt, sich vereidete und sprach: »daß sein Haupt nicht sollte Ruhe haben, bis er solchen Mord, der geschehen wäre an seinem Gemahl und an den [23] Seinen, an der Christenheit geräche mit großem Blutvergießen, Verheerung und Verwüstung ihres Landes.« Demnach ließ er ausrufen milden und reichen Sold durch drei ganze Jahre lang, allen denen, die ihm helfen wollten an der Christenheit rächen den Tod seiner Herren und seines Gemahls, in welcher Zeit versammelt wurden bis in die fünfhunderttausend Mann. –

Hier möge, da die Erzählung des andern der Geschichte anheim fällt, ein altes Volkslied über diesen Gegenstand schließen.

Ein alt Lied von der Tartarfürstin, die zu Neumarkt meuchelmörderisch getödtet worden.

Was wollt ihr aber hören,

Was wollt ihr, daß ich sing'?

Wohl von der Tartarprinzessin schön,

Wie's der zu Neumarkt ging.


Nach Breßela der Schlesi

Eine große Reise sie macht,

Nach Neumarkt kam sie gefahren,

Und blieb allda zu Nacht.


Da sprach der Wirth zum Andern:

»Ein' Heidin wohnt bei mir,

Sie hat viel Gold und Edelstein,

Die laß ich nit von hier.


[24]

Gute Nacht, Prinzessin schöne,

Ihr lebt nicht bis zum Tag;« –

Und wandte sich behende,

Gab ihr den Todesschlag.


Und all' ihr Hofgesinde

In tiefem Schlaf er fand,

Und würgte sie groß und kleine

Mit seiner eigenen Hand.


Mit seinen eigenen Händen

Begrub er allzumal,

Gar tief im kalten Keller,

Ihr Gold und Gut er stahl.


Er zeigte drauf den Andern

Seine Hand vom Blut so roth,

Und von dem Gold und Edelstein

Er ihn'n die Hälfte both.


Die Hälfte nahmen sie gerne,

Und schwiegen wohl von der That;

Doch was nicht früh wird g'rochen,

Das straft der Himmel spat.


Der Tartarfürst der hörte:

Zu Neumarkt ist eu'r Kind

Gemordet und beraubet arg,

Ihr'n Körper man noch find't.


Da rief er seinen Haufen:

»Auf, nehmet Spieß und Schwerdt,

Nach Schlesi woll'n wir ziehen,

Es ist des Ziehens werth.«


So kamen sie nun in Schaaren

Ins ganze Schlesierland

Und sengten, brannten und stahlen,

Der Welt ist's wohl bekannt.


[25]

Den Tod der Prinzessin zu rächen

Bei Wahlstatt ging es trüb;

Zu Ehren der Heiden Prinzessin

Ein Christlicher Herzog blieb.


So ward am Lande gerochen,

Was Neumarkt hat gethan,

Herr Gott, uns selber regiert,

Wenn wir was fangen an.

8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

8. Fräulein Kunigunde von Kynast.

Fräulein Kunigunde war ein wildes Mädchen, von Jugend auf liebte sie mehr zu jagen, hetzen und reiten, als im einsamen Kämmerlein bei weiblicher Arbeit zu sitzen. Daher hatte sie auch nicht besondere Lust zum Ehestande und trieb nur mit den Rittern ihren Spaß, die sich, ihrer Schönheit und ihres Reichthums wegen, um ihre Gunst bewarben. Um die Ritter von ihren Liebesbewerbungen abzuschrecken, setzte sie fest, daß niemand anders, als derjenige ihre Hand erhalte,der auf der äußeren Mauer um den Kynast reiten würde. Dies war ein halsbrechendes Unternehmen. Die Mauer war an sich nicht sehr breit, wenn auch breiter und in einem besseren Zustande, als jetzt die Ruinen. Sie läuft nicht nur am Abhange [26] des Berges hin, sondern sie ist über einen Theil des schroffen Abgrundes, die Hölle genannt, am Rande hingebaut. Ein einziger Fehltritt des Pferdes konnte Pferd und Reiter in den Abgrund stürzen und beiden das Leben kosten. Oder wäre auch der Ritter glücklich genug gewesen, sich selbst zu retten, so war nicht nur das Pferd, sondern auch die Braut verloren; denn er war nicht herum geritten.

Diese harte Liebesprobe hielt zwar manchen Ritter ab, sich um die Hand des Fräuleins zu bewerben, in dessen vertrieb sie doch nicht sogleich alle Freier, aber keiner ward in die Burg gelassen, der nicht jene gefährliche Bedingung zu erfüllen versicherte. Alle Vorstellungen und Versuche, ihren Sinn zu ändern, waren vergebens, sie hatte die Bedingungen beschworen und blieb dabei.

Mancher begab sich zurück, aber andere, die im Taumel eines übertriebenen Ehrgefühls ihr Leben zu wagen und die Burg zu umreiten für rühmlicher hielten, versuchten den Ritt und fanden ihr Grab in den Abgründen, beweint von allen, nur nicht von dem grausamen, hartherzigen Fräulein. Wie viele brave Ritter auf diese Weise ihr Leben endeten, erzählt die Sage nicht, aber die Burg Kynast blieb so eine Zeit lang ziemlich öde und unbesucht von Fremden, besonders von Freiern.

Endlich erschien ein stattlicher Ritter am Fuße [27] des Kynast. Die Landleute umher warnten ihn freundlich vor dem gefährlichen Unternehmen, auf die Burg zu reiten, allein er schien ganz furchtlos und ritt muthig den Berg hinan, ließ sich bei Kunigunden melden, mit dem Zusatze, daß er unfehlbar auf der äußeren Mauer um die Burg reiten werde, wenn er nur ihrer Hand dann gewiß sei. Er ward eingelassen und empfangen, aber zum erstenmale fühlte Kunigunde mehr, als je bei den übrigen Rittern; er machte durch seine schöne Gestalt, durch sein edles muthvolles Betragen, durch seine mannlichen Worte so vielen Eindruck auf sie, daß sie ihm selbst im Innern ihres Herzens Glück zu seinem Unternehmen wünschte. Gern hätte sie ihm die harte Bedingung, zu ihrem Besitz zu gelangen, erlassen, aber sie hatte geschworen und konnte ihren Schwur nicht zurücknehmen, doch sah sie nicht, wie gewöhnlich, von der Zinne des Thurms diesmal zu.

Der muthige Ritter bestieg sein Roß, lenkte es auf die äußere Mauer zu und ritt auf derselben zwar langsam, aber glücklich rund um die Burg. Freudig erschrak Kunigunde, als sie den Ritter wieder zum Burgthor einreiten sah. Sie ging ihm bis in den Burghof entgegen, wo der Ritter, statt mit liebenden Worten vor ihr zu stehen, sie mit mürrischer Miene verächtlich anblickte, ihr eine Strafpredigt hielt, daß sie so viele brave Ritter [28] bereits gemißhandelt, manche gar mittelbar durch ihr grausames Verlangen gemordet hätte, deren Leben ihr schwer auf der Seele liegen müßte. Er sei nicht gekommen, um sie zu heirathen, sondern nur um ihren unbändigen Stolz zu demüthigen; sie verdiene nur Verachtung, aber keinen Ritter zum Gemahl. Hierbei gab er ihr eine Ohrfeige, als Strafe für ihren Muthwillen, schwang sich aufs Pferd und ritt davon.

Was aus dem Fräulein geworden, erzählt die Sage nicht, aber noch jetzt bringen die Kinder des Kommandanten auf dem Kynast jedem Fremden, der zum erstenmale diese herrliche Burg besucht, ein mißgeschaffenes Bild von Holz, mit einer Igelhaut, statt der Haare, überzogen und verlangen entweder eine kleine Verehrung, oder man solle dies Ungethüm, das sie Kunigunde nennen, küssen. – Der glückliche Ritter soll der Landgraf Adalbert von Thüringen gewesen sein, der schon verheirathet war und Kunigunden bloß zeigen wollte, daß ihre Forderung wohl zu erfüllen wäre, daß sie aber wegen derselben Verachtung verdiene. Er soll sich deswegen ein eigenes Pferd, zum Gehen auf schmalen Steinen, haben abrichten lassen, um so das Abentheuer bestehen zu können.

[29]
9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

9. Das Innere des Zobtenberges.

Das Innere merkwürdiger und hoher Berge des Landes, fällt gemeinheim dem Gebiete der Sagen anheim, so auch bei dem berühmten Zobtenberge Schlesiens. Die Mährchen-Erzähler sagen davon:

1.

Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen und hat Vogelnester gesucht. Wie er nun in eine wilde, wüste Steinrücke kommt, so sieht er eine Höhle mit einer offen stehenden Thüre, eine große, zwar nicht ganz finstere, doch weit hinein gehende, furchtsame Höhle. Da fing er sich an zu fürchten und blieb stehen, sah sich ganz erschrocken um und bedachte sich, was er thun sollte. Weil er aber merkte, daß er ohne Schwierigkeit hinein kommen konnte und auch niemanden dabei gewahr ward, der ihm den Weg verrennet hätte, so ging er getrost hinein und durchstöberte alle Winkel. Er stutzte aber gewaltig, als er einen erschrecklich großen Haufen ganz frei da liegenden und von keiner Seele bewachten Goldes und Geldes antraf. Da hätte man sehen sollen, wie er zugegriffen hat; er steckte und stopfte sich alle Schubsäcke [30] voll und ging mit der guten, gemachten Beute glücklich wieder heraus. Er war so voller Freuden, daß er sich nicht einmal die in der Gegend befindlichen Sträucher und Bäume zeichnete, sondern sich auf andere bekannte Wahrzeichen verließ, weswegen er auch, als er nachgehends diese Höhle etlichemal wieder gesucht, dieselbe nicht mehr finden können, sondern allemal unverrichteter Sache wieder fortgehen müssen.

2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

2.

Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein unmündiges Mädchen eine sonderbare Thüre in dem Berg gesehen. In selbige, da sie offen stand, gingen sie hinein, wurden von einem alten bärtigen Manne herum geführt und zuletzt mit einem Ast voll Kirschen oder Pflaumen beschenkt, welche, da diese einfältigen Leute aus dem Berge wiederum fortgegangen, und ihre Geschenke betrachtet, von gediegenem Golde gewesen, worauf einige goldbegierige Bürger diese Thür gesucht, aber nichts mit ihrem vergeblichen Graben ausgerichtet.

10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[31] 10. Erzählungen vom Rübezahl.

1. Rübezahl verwandelt sich in einen Esel

1. Rübezahl verwandelt sich in einen Esel.

Einst reiste ein Glaser über das Gebirge und ward über die schwere Last des Glases, die er auf dem Rücken trug, müde, schaute sich daher um, wo er sich wohl hinsetzen könnte. Der ihn beobachtende Rübezahl vermerkte dies kaum, als er sich in einen runden Klotz verwandelte, welchen der Glaser nicht lange hernach am Wege liegend antraf und mit frohem Muthe hinging, um sich auf ihn zu setzen. Doch die Freude dauerte nicht lange; denn kaum hatte er einige Zeit gesessen, so wälzte sich der Klotz so geschwinde unter ihm fort, daß der arme Glaser mit sammt seinem Glase zu Boden schlug und es in tausend Stücke zerschellte.

Der betrübte Mann erhob sich von der Erde, blickte um sich, aber sah keinen Klotz mehr, auf dem er vorhin gesessen hatte. Da fing er an bitterlich zu weinen und beseufzte mit herzlichen Klagen seinen erlittenen Verlust, doch wandelte er seine Straße fort. Da gesellte sich Rübezahl, in Gestalt eines Reisenden, zu ihm und fragte ihn: »was [32] er doch so weine und worüber er ein Leid trage?« Der Glaser erzählte ihm den ganzen Handel, wie er auf einem Blocke, um sich auszuruhen, gesessen, dieser habe sich schnell mit ihm umgedreht, sein ganzer Glasvorrath, wohl acht Thaler an Werth, sei zerbrochen und der Klotz sei verschwunden. Er wisse nun nicht, wie er sich erhohlen und seinen Schaden zu gutem Ende bringen solle. Der mitleidige Berggeist tröstete ihn, sagte ihm, wer er sei und daß er ihm den Possen gespielt habe, er solle aber nur gutes Muthes sein; denn sein Schaden solle ihm vergütet werden.

Flugs verwandelte sich Rübezahl in einen Esel und gab dem Glaser den Befehl, ihn in einer am Fuße des Berges liegenden Mühle zu verkaufen, mit dem Gelde aber sich schnell von dannen zu machen. Der Glaser bestieg den verwandelten Berggeist sogleich und ritt ihn vom Gebirge hinunter, zu der Mühle, wo er ihn dem Müller zeigte und für zehn Thaler feil both, der ihn für neun Thaler erstand, welches Geld der Glaser ohne Säumen nahm und sich davon machte. Das erkaufte Thier ward in den Stall geführt und der Knecht legte ihm Heu vor, aber Rübezahl sprach sogleich: »ich fresse kein Heu, sondern lauter Gebratenes und Gebackenes.« Dem Knecht sträubte sich das Haar, er eilte zu seinem Herrn und verkündete ihm die neue[33] Mähre, der, als er in den Stall kam, nichts fand; denn der Esel, und mit ihm die neun Thaler, waren verschwunden. Aber dem Müller geschah recht, da er viele arme Leute betrogen hatte. So rächte Rübezahl geschehene Unbill.

2. Rübezahl narrt einen Junker

2. Rübezahl narrt einen Junker.

Im Jahr 1512 hat einer von Adel, ein rechter Tyrann und Wüterich, einem seiner Unterthanen oder Bauern auferlegt, er solle ihm eine überaus große Eiche auf dem Wagen mit seinen Pferden und seinem Wagen heimführen, mit heftiger Bedräuung höchster Strafe und Ungnade, wenn er solches nicht thun und solchem Befehl nicht nachkommen würde. Der Bauer sah, daß es ihm unmöglich war, seines Junkers Befehl zu verrichten, und ist daher mit Seufzen und großer Klage in den Wald gegangen. Da kömmt zu ihm der Rübezahl in eines Menschen Gestalt und fraget, was die Ursache sei solches seines Herzeleids und seiner Kümmerniß? Demselbigen erzählt der Bauer den ganzen Handel nach einander. Der Rübezahl spricht: er solle gutes Muthes und unbekümmert sein und nur wiederum heim zu Hause gehen; denn er wolle die Eiche seinem Junker oder Lehnherrn bald und ohne Verzug in seinen Hof führen.

[34] Als nun der Bauer kaum recht heim gekommen war, nimmt der Rübezahl die große, ungeheure, schwere Eiche, sammt ihren dicken und starken Aesten und wirft sie dem Edelmann vor seinen Hof und vermacht und versperrt ihm mit dem Stamme und den großen ungeheuren Aesten dermaßen das Thor, daß er weder ein noch aus hat kommen können. Und dieweil die Eiche härter als der Stahl worden war, also, daß sie auf keinerlei Weise und Wege, auch mit ganzer Gewalt, nicht konnte zerhauen oder zerschlagen werden, hat der Edelmann, aus unvermeidlicher Noth, an einem andern Orte im Hofe müssen durch die Mauer brechen und ein neues Thor, nicht ohne große Beschwerniß und Unkosten, machen lassen.

3. Rübezahl verkauft Schweine

3. Rübezahl verkauft Schweine.

Rübezahl machte einst, aus welchem Stoffe ist unbekannt, etliche Schweine, trieb sie in der Nähe zu Markte und verkaufte sie einem Bauer, doch mit dem Bedinge, daß der Käufer die Schweine ja nicht ins Wasser treibe. Doch was geschieht? Wie solche Schweine sich einstmals sehr im Koth besudelt hatten, da hat dennoch der Bauer, ungeachtet des Verbots, sie zu der Schwemme getrieben, da dann [35] gedachte Schweine alle zu Strohwischen geworden sind und also auf dem Wasser empor geschwommen. Der Käufer mußte also mit dem Schaden dahin gehen; denn er wußte nicht, wie das zugegangen wäre, oder wer ihm die Schweine zu kaufen gegeben hatte.

4. Rübezahl zaubert etlichen Kuh- und Ochsenköpfe an

4. Rübezahl zaubert etlichen Kuh- und Ochsenköpfe an.

Es soll sich auch auf eine Zeit begeben haben, daß Rübezahl sich in eine verlassene Herberge gemacht und sich wie ein stattlicher Wirth erzeiget, indem es sich begeben, daß unterschiedliche vornehme Leute vorbeigereiset und sich über Nacht allda haben bewirthen lassen. Zwar anfänglich, wie die Gäste angekommen, ist wenig Köstliches zu sehen gewesen, aber in kurzer Zeit waren die Tische gedeckt und lagen auf den Bänken herum etliche leere Fässer und große Klötzer, darinnen steckten Hähne, wie sonst in den Fässern zu sein pflegen.

Noch ferner hatte der Rübezahl das eine Fenster in dem Saale hübsch wie einen Schrank vermacht, den that er auf und nahm immer eine Schüssel voll Essen nach der andern heraus und setzte sie auf den Tisch. Ein Theil war kalt, ein Theil noch ein wenig warm. Und als er dies vorgetragen [36] hatte, meinten die Gäste, es wäre nun alles geschehen, da gehet er abermals hin und bringet noch mehr Gerichte. Da fingen sie erst an sich zu verwundern, wo das herrliche Essen herkommen möchte und wie er so viel drinnen beherbergen könne. Aber sie schwiegen doch stille und hätten gern getrunken, fragten: ob nicht was zu trinken vorhanden wäre? Der unbekannte Rübezahl nahm einen Stab, schlug an die Wand, da kam ein schöner Jüngling heraus, ganz wohl wie ein Deutscher gekleidet und gezieret, der hatte zween güldene Becher in seiner Hand, darauf stunden des Türkischen Kaisers Namen und Wappen; ging hin zu dem einen leeren Fasse und zapfte einen guten Spanischen Wein heraus, setzte den auf den Tisch und ließ sie den versuchen.

Bald schlug Rübezahl an eine andere Seite der Wand, da kam herfür eine hübsche Jungfrau, hatte einen ganzen Korb voll schöner, kunstreicher, güldener und silberner Trinkgeschirre, darunter vieler Fürsten und Herren Namen und Wappen waren, und sonderlich des Königs in Frankreich und Spanien; auch anderer vornehmer Prälaten, daß sie genug daran zu sehen hatten. Diese Dame ging hin zu dem dürren Klotz, zapfte einen guten und köstlichen Rheinischen Wein heraus und gab ihn den Gästen. – Oben über dem Tische hing ein hölzernes [37] Rohr. Wenn einer ein wenig Wasser haben wollte, so hielt er sein Geschirr an das Rohr, da lief das Wasser hinein, so lange er an das Rohr klopfte, doch wußte niemand, wie das Wasser hinein käme; denn es hing oben an einem Zwirnsfaden. Ueberdies lagen auch noch andere Fässer dabei, aus welchen allen Spanische, Ungarische und andere Weine gelassen wurden, dergleichen von den Gästen vor diesem niemals gekostet worden. Nach diesem brachte der Rübezahl noch mehr Speisen von seltsamen Vögeln und wunderlichen Fischen, deren in Schlesien nicht gefunden werden. Und als die Gäste nun fröhlich waren, kamen unterschiedliche andere Geister, in Spielleute Gestalt, mit einer lustigen Zunft, hatten alte Fiedeln und schrabten darauf etliche Graseliedlein. Bald nahmen sie andere Instrumente und zeigten sich fröhlich, ja, sie waren so lustig, daß die merklichen und kurzweiligen Stücklein nicht alle können erzählt werden.

Wie sie nun das Mahl gehalten hatten, da griff Rübezahl wieder in seinen Schrank und brachte herfür allerlei seltsame Früchte, so in Spanien, Frankreich, Niederland, Arabia, India und Griechenland wachsen, von herrlicher, frischer Würze, und andre schöne Gewächse, so man mit Lust und Lieblichkeit essen und genießen kann, welche zum [38] Theil den Gästen bekannt, zum Theil aber unbekannt gewesen. Auch waren dabei allerlei Blumen und wohlriechende schöne Kräuter, deß sich hoch zu verwundern. Und als sie eine gute Weile fröhlich gewesen waren, fähet einer an unter ihnen und sagt zu Rübezahl: »Herr Wirth, ich bitte freundlich, ihr wollte uns doch auch einen hübschen kurzweiligen Possen sehen lassen.« Der Rübezahl antwortet und sagt: »es wäre genug auf diesmal; er (der Gast) hätte, nebst andern Herren, genug gesehen.« Welches sie sämmtlich bekannten und sagten: »daß der Kurzweil ein großer Ueberfluß gewesen.« Aber er hielt weiter an und wollte nicht nachlassen, bat nur noch um eins zum Schlaftrunk. Da sprach Rübezahl: »es sollte geschehen.«

Bald hernach, in einem Hui, bekommt derselbe einen Ochsenkopf mit großen Hörnern, recht wie ein solches Thier. Die andern Herren fangen an seiner zu lachen und zu spotten. Dies verdrießt ihn und er will sich verantworten mit Schelten, fängt aber also gräulich an zu brüllen und zu brummen, als ein rechter natürlicher Ochse. Bald wollte er einen Becher ins Maul nehmen und trinken; da konnte er sich auch nicht dazu schicken, die Lappen am Maule waren ihm zu groß. Da brachte Rübezahls Knecht Wein in einem Fasse, da thät er einen guten Trunk. Also hatten die Herren ihre [39] Phantasei mit dem Ochsen und gönneten ihm diesen Schalkspossen gar wohl. Unterdessen kommt dies Geschrei an dieses Gastes Ehefrau, indem sie auch, nebst andern Gefährten, bei Rübezahl einkehrte und ihrem Manne nachreisete. Die erfähret, daß ihr Ehemann einen Ochsenkopf habe. Sie gehet geschwinde hinein und findet es also. Da machte sie sich mit losen Worten an den Rübezahl, fluchte ihm sehr, warum er ihren Mann also beschimpft hätte. Rübezahl gab der Frau gute Worte und hieß sie stille schweigen. Also thäten auch die andern, aber es war umsonst. Da zauberte Rübezahl der Frau einen Kuhkopf auf mit seinen Hörnern. Da ward das Gelächter noch größer; und wollte die Frau viel Winds machen, hub an zu plarren, desgleichen auch der Ochse.

Da hätte man lustige Geberden gesehen, wie sie sich stellten und wie ihnen die Kappen so lustig anstunden. Ueber solches Wesen schliefen endlich die Gäste mit einander ein und schnarchten die ganze Nacht durch. Wie sie aber endlich frühe, gegen den andern Tag, erwachten, siehe da lagen sie in einer Wüstenei und nahmen die Begebnisse des vorigen Tages nicht anders auf, als einen Traum. Doch besannen sich etliche, daß dieser Possen vielleicht ihnen vom Rübezahl widerfahren.

5. Rübezahl läßt ein Kleid machen

[40] 5. Rübezahl läßt ein Kleid machen.

Vor gar langer Zeit ist der Rübezahl nach Liebenthal zu einem Schneider, in Gestalt eines fremden Junkers, gekommen und hat sich von schönem Tuche ein Kleid zuschneiden lassen, welches er um eine gewisse Zeit hat abhohlen wollen. Aber was geschieht? Wie erstlich der Schneider das Kleid zuschneidet, da legt er das Tuch doppelt, gedenkend: es werde solches der Edelmann nicht merken. Zum andern tauschte der listige Vogel das Tuch aus und that zum Kleide eine andere Gattung hin und verfertigte davon das bedungene Kleid, welches er auch dem Edelmanne, wie darnach geschickt wird, verabfolgen läßt, wiewohl der Schneider das Macherlohn nicht zugleich mit bekommen hat, sondern nur die Versprechung auf die und die Zeit, da es der Edelmann selber ihm hat überreichen wollen.

Was geschieht? Der Schneider meinte zuerst, er habe treflich gefischt und wollte nunmehr das gestohlene Gewand sehr wohl zum eigenen Nutzen anwenden. Aber wie er's recht beschauet, da war es eine große Decke von Schilf, darein die Kaufleute ihre Waaren zu packen pflegen. Vor's andere nahete auch die bestimmte Zeit heran, da der Edelmann hatte abzahlen wollen. Siehe, da trägt es sich unverhoft zu, daß der Schneider eine nöthige [41] Reise über das Riesengebirge vornehmen muß. Wie er aber nunmehr unter Weges gewesen, da kommt in aller Herrlichkeit der Rübezahl auf einer großen Ziege hergetrabt, und hat ihm selber eine Nase gemacht, über eine halbe Elle lang, und in solcher Stellung schnurgleich auf Meister Hansen loß gezuckelt, welchen die verwandte Ziege etlichemale mit bekannter Stimme angemöckert und gleichsam den Meister willkommen, auf ihre Art, genennt hat. Der Rübezahl hat nicht minder seiner Rede nicht geschont, sondern vielmal geschrien: »Glück zu, Meister! Glück zu, Meister! wollt ihr euer Macherlohn für mein Kleid hohlen, das ihr mir vergangen zugeschnitten und ich jetzt gleich am Leibe habe?« Inmittelst möckerte die Ziege ihr: »Meister, Meister,« immer fort. Der Schneider aber erschrak, wie sehr er auch vorher über den seltsamen Reiter gelächelt hatte und gedachte nunmehr gar wohl, daß er für seine Diebes-Stückchen würde den verdienten Lohn überkommen.

Darauf höhnte ihn denn Rübezahl meisterlich aus und zog ihn mit dem vermeinten Diebstahl des Tuches wacker durch, sagend: »Wie steht's, Bruder, haben wir nicht etwas zu schachern? Hast du nicht neulich etwas gefuschert und von einer oder der andern Sache etliche Stückchen abgezwackt, oder hinter den Ofen geworfen und gesprochen: das soll der Teufel haben? Oder hast du nicht etwas nach den [42] Mäusen geworfen und etliche feine Bischen erübrigt?« Der Schneider aber verstummte und sprach nichts. Darauf fuhr der Ziegenbereiter weiter fort und sagte: »Es müssen ja alle Schneider stehlen. Dazu ihnen flugs die allerersten Schneider und Menschen auf der Welt Anlaß gegeben haben, nehmlich sie haben sich Schürzen von Feigenblättern gemacht, dadurch sie die Bäume beraubt haben. Es mußte der Anfang der Schneiderei nicht ohne Diebstahl sein, sollte auch gleich der Feigenbaum einbüßen müssen und sich, wegen des ersten Kleides, bestehlen lassen.« Endlich sprach der Rübezahl zum überzeugten Schneider: »Gehe, du Hudler, gebrauche dich fortan mehr deiner Nadel zum enge nähen, und nicht weite Stiche zu thun, als deiner Fäuste zur Abzwackung. Laß den Leuten das Ihrige und nimm ihnen weder von den übrigen Knöpfen, oder Seide und anderen übergebenen Sachen hinführo nichts mehr. Bleibe und halte dich an dein richtiges Macherlohn, das du, Lumpenhund, hoch genug steigern kannst, und suche deinen Vortheil nicht mehr an ungebührlicher Unterschlagung, oder ich will dich nach diesem Uebel zerschlagen und ärger willkommen heißen, als diesemal geschehen ist.«

Darauf zuckelte er mit seiner großen Ziege und langen Nase immer davon und ließ den Schneider [43] stehen. Doch that er ihm dieses noch fürder zum Schabernack an, daß so oft der Schneider eine Ziege hat möckern hören, er stets gemeint habe, es rufe ihm ein Mensch und sagte: »Meister, Meister.« Wie es denn auch soll geschehen sein, daß dieser Schneider, aus unrecht hören, einmal zum Ziegenbocke hingegangen sei, fragend: »Herr, wollt ihr ein Kleid zuschneiden lassen?« da ihm der Bock zur Antwort gegeben hat: »puff!« Nehmlich er stieß ihn mit den Hörnern in die Rippen, daß es pufte. –

6. Rübezahl wird ein Holzhacker

6. Rübezahl wird ein Holzhacker.

Einstmals kam Rübezahl in das, seinem Bergbezirk benachbarte, Hirschberg und both einem Bürger seine Dienste als Holzhacker an, indem er für seine Bemühung nicht mehr als eine Hucke Holz forderte. Dies verhieß ihm der Bürger, ging den Vorschlag ein und zeigte ihm etliche Fuder, dabei gedenkend, er wolle ihm noch etliche Mitgehülfen zugesellen. Aber hierzu spricht der Rübezahl: »nein, es ist unnöthig, ich will es alles selber wohl allein bezwingen.« Darauf redet ihn der Herr noch ferner an, fragend: wo er denn die Axt habe? da er keine bei dem gedungenen Knechte bemerkte. Darauf antwortete der Rübezahl: »ich [44] will bald eine kriegen.« Und erwischte hiermit sein linkes Bein, zog solches mit dem Fuße aus den Lenden heraus und hieb, als wenn er toll und rasend wäre, damit alles Holz in einer Viertelstunde gar kurz und in kleine Scheite, dazu sich ein ausgerissener Fuß viel tausendmal hurtiger, als die schärfste Axt, erzeigte.

Inmittelst rief der Hauswirth aber immer, was er rufen konnte (weil er flugs Unrath merkte), daß der abentheuerliche Hacker einhalten und sich aus dem Hofe packen sollte. Der Rübezahl sagte aber immer: »nein, ich will nicht aus der Stelle weichen, ehe ich mein Holz klein gemacht habe und meinen Lohn davon trage.« Und unter solchem Gezänke ward der Rübezahl gleich fertig, steckte sein Bein wieder hinein, indem er vorher nur auf dem einen, nach Storchs Manier, gestanden und sackte alles geschlagene Holz auf einem Haufen auf seinen Buckel, es waren aber bei vier Klafter, und spazierte für allen Henker zur selb beliebten Wohnung hiermit davon; ließ den Wirth schreien und wehklagen, so viel er immer wollte.

Diesmal war aber Rübezahl kein schelmischer Geist, sondern nur ein Rächer der Unbill. Der gedachte Bürger nehmlich hatte das Holz durch etliche arme Bauern zu sich fahren lassen, um einen gewissen Lohn, den der wortbrüchige Mensch den armen, darauf wartenden Bauern nicht gezahlt hatte. Rübezahl[45] soll einem jeden Bauer das von ihm angefahrne Holz vor die Thüre geworfen und dabei den Verlauf der Sache erzählt haben.

7. Rübezahl verwandelt sich in einen Botenspieß

7. Rübezahl verwandelt sich in einen Botenspieß.

Es soll einmal ein Bote den Rübezahl geschabernackt haben, welcher sich auf folgende Art gerächt und seine Scharte ausgewetzt hat. Wie dieser Bote auf dem Gebirge in eine Herberge eingekehrt gewesen und seinen Spieß hinter die Thür gesetzt gehabt, siehe, da soll der schnakische Geist denselben Spieß weggebracht und sich in einen gleichen verwandelt haben. Wie nun der Bote, nach geschehener Ausruhung, abgereiset und seinen Spieß hervorgesucht hat, auch damit auf dem Wege gewesen ist, gleitet er etlichemale aus, so daß er oftmals vorwärts in den schlimmsten Schmutz fällt und sich gar arg besudelt. Ja, also oft war es geschehen, daß der Kerl seinem Leibe keinen Rath wußte, wie er mit seinem Spieße daran wäre, warum er so ausgleitete oder in der Erde nicht haften wollte. Er besieht ihn in die Quere und Länge, bald unten, bald oben, und findet keine gesuchte Veränderung. Er geht darüber mittlerweile ein wenig weiter fort, berdautz liegt er abermals im [46] Moraste und schreit ach und weh über seinen Spieß, daß er ihn so verließe und keine Hülfe gäbe. Doch richtet er sich aufs neue empor und kehrt den Spieß um, auf die andere Spitze. Wie dies geschehen, da fällt er alle mal rücklings in den tiefsten Schmutz und hatte er sich vorher vorne beschmutzt, so beschmutzt er sich noch ärger nunmehr hinterwärts und sieht aus wie ein leibhaftiger Misthammel, der dem Henker aus der Bleiche entlaufen.

Darauf nimmt der alberne Schöps seinen Spieß auf den Nacken, wie ein Pikenier, weil er so auf der Erden kein Gutes thun wollen und geht also wie ein rechter Finkenritter daher. Doch läßt der spießbare Rübezahl dennoch seine Hudelei nicht, sondern drücket den Boten, als wenn er etliche doppelte Haken trüge und dannenhero von einer Schulter zur andern die verspürte Last hebt, bis er endlich, aus Unleidigkeit, den ungearteten Spieß in des bösen Feindes Namen wegwirft und bloß davon geht. Aber, wie er etwa eine Viertelmeile also unbespies't gereiset und sich ungefähr einmal umschaut, siehe, da liegt sein Spieß bei ihm, darüber er sehr erschrickt und nicht weiß, wie er daran ist. Er faßt dennoch endlich getrost zu, hebet den Spieß auf und weiß nicht, wie er sich ferner damit geberden soll. Daß er ihn an die Erde setzet, dazu hat er keine Lust mehr, daß er ihn auf den Buckel fassete, trug [47] er einen Abscheu, drum nahm er ihn in die Hand, also, daß er ihn mit der Erde gleichlaufend trug.

Aber, siehe von neuem, da wird ihm derselben Seite Fuß so schwer, daß er ihn nicht aus der Stelle zu bewegen vermochte, und wiewohl er umwechselte aus einer Hand in die andere, so wollte es doch nicht anders werden, sondern blieb bei der alten Geige. Drauf nahm er es noch auf eine andere Weise mit seinem Spieße vor, nehmlich er ritt darauf, wie ein Kind auf einem Stecken und auf diesen Schlag ging es von statten, wie wenn es geschmiert wäre, nehmlich er kam eilends fort, fühlete keine Müdigkeit und däuchte ihm nicht anders, als wenn er ein schnelles Roß unter sich hätte. Er ritt aber ohne Aufhören immer also fort, bis er vom Gebirge in ein Städtlein kam und den Bürgern ein sonderliches Gelächter erregte.

Hatte dieser Bote nun also vorher wacker leiden müssen, so war er dennoch wieder zuletzt erquickt worden und getröstete sich nunmehr eben derselben Erquickung in den andern bevorstehenden Reisen, da er allemal auf seinem Spieß zu reiten gesonnen war. Aber vergeblich; denn der Rübezahl hatte seinen Beruf vollendet und seine Lust mit dem Narren gebüßet, darum er sich aus den Staube machte und den wahrhaften Spieß unvermerkt wieder zu Wege brachte, welcher keine Possen mehr [48] machte, sondern auf die alte Manier, wie ein anderer Spieß, sich mit seinem Herrn verhielt.

8. Rübezahl verwandelt Blätter in Dukaten

8. Rübezahl verwandelt Blätter in Dukaten.

Eine arme Kräuterfrau ging einstmals mit ihren zween kleinen Kindern auf das Gebirge, mit sich führend einen Korb, darin sie gedachte Wurzeln zu graben und solche hernach zu verhandeln, oder an die Apotheker zu bringen. Darauf soll sie auch eine große Tracht feiner Wurzeln zu Wege gebracht haben, aber sie war darüber aus dem rechten Wege gerathen, da sie dann nicht gewußt, wo aus oder ein, als ihr gleichsam ein Bauersmann erschienen und ungefähr (es war aber der Rübezahl) zu ihr spricht: »Frau, was suchet ihr so ängstlich und wo wollet ihr hinaus?« Sie antwortete: »ach, ich bin ein armes Weib und habe weder zu beißen noch zu brechen, deretwegen ich bin genöthiget worden heraus zu wandern, um etwas Wurzeln zu graben und mich und meine hungrigen Kinder zu erhalten, und nun bin ich aus dem Wege gerathen und kann mich nicht zurechte finden. Ach, herzer Mann, erbarmet euch doch und führet mich aus dem Gebüsche auf die richtige Straße, daß ich fortkommen kann.«

[49] Der Rübezahl antwortete: »Frau, seid zufrieden, ich will euch schon den Weg zeigen. Aber was macht ihr mit den Wurzeln? damit werdet ihr wenig verdienen. Schüttet das Zeug aus und pflückt euch von diesem Baume so viel Blätter ab, als ihr wollet, daß der Korb ganz voll werde, das wird euch besser bekommen.« – »Ach, wer wollte mir dafür einen Pfennig geben, es ist ja nur gemeines Laub, das zu nichts tüchtig ist.« – »Ei, Frau, laßt euch sagen und schüttet eure Lumpenwurzeln aus und folget mir.« Allein es hatte der Rübezahl diese Vermahnung so vielmals vergeblich wiederhohlt, daß er selbst fast müde ward darüber, da sich die Frau es nicht hat wollen einreden lassen, bis er selber zugreifen mußte und mit Gewalt die vorigen Wurzeln heraus stürzte, dafür aber einen Haufen Laub von einem nahe dabei stehenden Busche hineinstreifte, der Frau damit davon zu gehen befahl und sie auf den rechten Weg brachte. Darauf die Frau mit ihren Kindern und belaubtem Korbe, zwar wider Willen, eine Weile fortgegangen, bis sie abermals schöne Wurzeln im Gehen ansichtig geworden, da sie dann neue Lust solche zu graben und mit sich zu nehmen bekam, weil ihr nun einmal die Hofnung war, sie würde hiermit etwas mehres erhalten, als mit nichtigem Laube, darauf sie den Korb umstürzte und den vermeinten [50] Schmutz herauswarf und ihn wiederum mit Wurzeln besackte, damit sie nach ihrer Behausung Kirschdorf gewandert ist.

Allda hat sie die ausgegrabenen Wurzeln von noch anklebender Erde gesäubert, zusammen gebunden und vor allen Dingen aus dem Korbe herausgeschüttet; darüber sie etwas flinkern sah, woher sie Anlaß genommen, fleißiger darnach zu sehen, was es gewesen. Wie solches geschiehet, siehe, da findet sie etliche Dukaten unten im Korbe stecken, welche übrig geblieben waren von dem Laube, so sie auf dem Gebirge so unbedachtsam und nicht rein heraus geschüttet hatte, drüber sie theils über die Maßen erfreut ward, theils auch sich betrübte, daß sie das Laub nicht alles behalten, daher sie auch wieder zurücklief und Nachsuchung that, aber vergebens; denn es war alles verschwunden.

11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz.

Es hat sich bei dem Alterthum eine seltsame Geschichte zugetragen, daß ein Rathsmann, welcher dem Stadt-Keller gegen über gewohnet, sich das Gold der gemeinen Schatzkammer verblenden [51] lassen. Damit er nun seinen Gold- und Geldhunger stillen möchte, hat er eine Dohle unterrichtet, welche zu Abends durch eine ausgebrochene Glasscheibe, oder durch offenes, mit eisernem Gegitter verwahrtes Fenster, in die alte Rathsstube eingeflogen und von der goldenen Münze (welche man, wegen genugsamer Sicherheit des Zimmers, nicht in die Kasten verschlossen, sondern auf dem Tische liegen lassen) täglich ein Stück oder mehr in dem Schnabel mit sich nach Hause gebracht.

Als man endlich den großen Abgang und die Verminderung des Goldes verspüret, haben die Rathsleute sich selbst unter einander in Verdacht gezogen, deswegen sie einen verordnet, der zu Nachts in der verschloßnen Rathsstube verblieben und auf den Dieb ein wachsames Auge führen sollte. Nach der Sonnen Untergang, bei eingetretener Dämmerung, kommt die Dohle, nach ihrer abgerichteten Gewohnheit, durch das Fenster hinein, ergreift mit dem Schnabel ein Stück Goldes und fleuget mit dem Raube davon, in ihres Lehrers Behausung. Als man nun diese List eigentlich wahrgenommen, sind etliche Goldstücke gezeichnet, auf den Rathstisch geleget und nachmals von dem fliegenden Boten abgehohlet worden. Worauf dann der ganze Rath sich in gewöhnlicher Rathsstube versammlet und darüber den Entschluß gefaßt: was [52] derjenige für einer Strafe würdig, welcher das gemeine Wesen beraubete? Unter andern gab der schuldige Rathsherr, unwissentlich, wohin solche Rathsversammlung angezielet, folgende Meinung: daß derselbe, der dem gemeinen Wesen die Einkünfte zu schmälern und zu entziehen sich unterstünde, würdig sei, daß er von dem obersten Umgange und steinernen Kranze des Rathsthurmes bis auf die Erde herunter steigen, oder darauf sein Leben, durch Zwang des Hungers, verlieren müßte.

Unterdessen schickte man gewisse Gerichtspersonen in des schuldigen Rathmannes Behausung, darinnen nicht allein der fliegende, zum Dienst abgerichtete, Bote, sondern auch die gezeichnete Goldmünze anzutreffen gewesen. Da nun besagter Rathsmann, der allbereit ein hohes Alter erreicht hatte, seinen getreuen Boten und die Münze, wem dieselbe zuständig, erkannte, hat er sich der von ihm ausgesprochenen Strafe, ob man selbige zwar, aus Ansehung seines grauen Alters, erlindern wollen, willig und geduldig unterworfen.

Der alte Mann, der zuvor in großen Ehren saß, stand, nach eröfnetem und von ihm gefälltem Urtheil, auf dem Kranze des Thurmes, in Gegenwart vieler hundert Menschen. Er war voller Todesangst, jedoch rafte er seine noch übrigen Kräfte zusammen, daß er bis unter den Kranz, auf ein steinern [53] Geländer oder dreieckigten Thurmwinkel mit Zittern und Zagen abgestiegen, allwo er auch, nachdem er sein eigenes Fleisch an Armen und Füßen, so weit er sich mit den Zähnen erreichen können, vor Hunger abgenaget, am zehnten Tage erbärmlich gestorben ist.

12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau.

Beim alten Rathhause zu Breslau befinden sich zwei steinerne Bilder, halb verloschen und daher schwer zu erkennen. Es scheint eine männliche Gestalt zu sein und eine Frau, die einen Ring vom Finger zieht. Die Geschichte weiß sie nicht zu erklären, aber wohl die Sage, welche erzählt: in früher Zeit liebte einst ein Mönch eine Nonne. Das Geheimniß ward bald entdeckt und beide wurden mit dem fürchterlichen Tode des Einmauerns bestraft. Zum Andenken setzte man diese beiden Steine mit den Bildnissen der Schuldigen, zugleich aber auch als schreckendes Denkmahl.

13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[54] 13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg.

Vor Zeiten haben in der Nonnengasse zu Löwenberg die Gott geweihten Jungfrauen des heiligen Ordens St. Franziszi ihr Klösterlein gehabt, welches mit stattlichen Einkünften und Gütern begabt gewesen. Als nun die ungleiche Lehre Luthers den Ordenspersonen schmerzliche Verfolgung verursachte, haben die frommen geistlichen Jungfrauen, zu besserer Sicherheit ihres jungfräulichen Standes, ihre Wohnung zu Löwenberg und dabei die Schafnerin, so inmittelst die Güter des Gestiftes in Acht nehmen und verwalten sollen, mit betrübtem Herzen verlassen.

In gedachte geistliche Jungfrau Schafnerin (nach glaubwürdiger hierüber eingezogener Nachricht) soll, wegen ihrer Schönheit, des Conter-Hauptmanns leiblicher Sohn sich also eifrig verliebt haben, daß er eher sterben, als seine Liebste einem andern vergönnen wollen. Dem Vater war aber mehr an den geistlichen Gütern, welche der Sohn durch solche Heirath erlangen und besitzen würde, als an der schönen Gestalt der Jungfrau gelegen, darum brauchte er allen erdenklichen Fleiß, wie durch liebkosende Wohlredenheit die geistliche Jungfrau auf die Meinung seines Sohnes geleitet werden [55] möchte. Aber die reine und Gott geheiligte Jungfrau blieb beständig und wollte nicht ihr jungfräuliches Kleinod der Keuschheit, welches sie ihrem himmlischen Bräutigam gewidmet und aufgeopfert, mit menschlicher Liebe beflecken und vermischen.

Da nun weder der irdische Bräutigam, noch dessen Vater das keusche Herz mit glimpflichen und süßen Worten überwältigen konnten, brauchten sie, anstatt der lieblichen Unterredung, erschreckliche Drauworte und brachten die geistliche Jungfrau so weit, daß sie zwar mit dem Munde, aber nicht mit dem reinen Herzen, ja gesprochen. Wer war freudiger, als der mit Liebe angeflammte Jüngling, und wer geschäftiger, als dessen Vater, welcher meinete, er hätte allbereit den Hirschen in dem Garn und den Hasen mit den Hunden erjaget. Darum machte er auf allen Seiten Anstalt zu einer stattlichen Freudenhochzeit, so nachmals in ein unverhoftes Trauerspiel verändert wurde.

Inmittelst lag die keusche Jungfrau Tag und Nacht in eifrigem, inbrünstigem Gebete und seufzete inniglich zu ihrem himmlischen Bräutigam, daß er das Kleinod ihrer Jungfrauschaft vor den Klauen des wüthenden Löwen in Löwenberg bewahren wolle.

Der Tag der angestellten Hochzeit kam herbei: der Bräutigam und die keusche Braut wurden durch [56] vornehme Gäste in die Kirche der Franziskaner, (welche unterdessen im Elende das Brod bettelten) mit Freuden begleitet. Beide verlobete Personen stelleten sich, nach dem alten Gebrauch, vor den Altar. Als nun die Trauung fast ihre Endschaft gewonnen und die Braut ihre Hand in des Bräutigams Hand schließen sollte, sprach die geistliche Jungfrau mit hellen Worten: »in te, domine, speravi, non confundar in aeternum,« worauf Braut und Bräutigam vor dem Altare, in Gegenwart der eingeladenen Hochzeitgäste, erblaßt und entseelt darnieder gefallen sind.

14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau.

In dem bei dem Dorfe Warthau, zwischen Bunzlau und dem Gröditzberg gelegen, befindlichen Steinbruche, steht, in waldigter, tiefer Gegend, eine mächtige Braupfanne, aus einem großen Granit gehauen. Das Volk erzählt: einst war zu Warthau ein Steinmetz, der durch liederliche Streiche sich die Strafe zuzog, daß ihm anbefohlen ward, aus einem mächtig großen Felsstück, in einer ihm vorgeschriebenen Frist, einen viereckigten Trog zu hauen.

[57] Liederlich, wie er war, verging ihm ein Tag nach dem andern im Jubel und Freude, aber der Arbeit gedachte er nicht. Endlich nahte der bestimmte Tag, nur eine Nacht noch war dazwischen, und eine bedeutende Strafe muß auf der Nichtvollendung gestanden haben, denn eine mächtige Angst ergriff ihn. In dieser Noth rief er den Teufel zu seinem Beistande an, und dieser, der schon lange seiner Seele nachgetrachtet hatte, versäumte nicht, dem Rufenden zu erscheinen. Gern war er hülfreich und am andern Morgen stand die Braupfanne nicht allein viereckigt, nein, auch mit einem weit ausgeschweiften Kropfe da und noch zwölf kleinere Kübel waren umher gestellt. Die Herbeieilenden fanden aber den Werkmeister nicht; denn der Teufel hatte seine Seele sogleich mit hinweggeführt, aber im Forste umher fand man die zerstückten Gliedmaßen des Zerrissenen.

15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

15. Rechenberg's Knecht.

Der fromme, freundliche Kinderglaube unserer Vorfahren stattete das Haus des Frommen gar zu gern mit guten Engeln aus, so wie er zur Pein und Strafe des Bösen immer eine Schaar Teufel [58] und Unholde bei der Hand hatte. Wir haben auf beides Verzicht gethan und müssen uns mit gewöhnlichen Menschen behelfen, die freilich manchmal Engels oder Teufels Natur erreichen können.

Hans von Rechenberg von Windisch-Bohra, Freiherr zu Schlana und Wartenberg, und Herr zu Freistadt, wo er auch begraben liegt, war ein großer Kriegesheld und dabei ein eben so gelehrter, als ächt frommer Mann, welches letztere auch sein Briefwechsel mit Doctor Luther beweis't. Um die Zeit, als Matthias in Ungarn wider die Türken stritt, fand sich bei ihm ein gemein gekleideter Mensch ein, der sich erboth, ihm als Knecht zu dienen. Rechenberg nahm ihn an und behandelte ihn mild und freundlich, dagegen denn auch der Knecht seine Schuldigkeit gern und willig that.

Eines Tages gab ihm Rechenberg ein wichtiges Schreiben an einen Fürsten, etliche Meilen weit zu bestellen. Der Knecht machte Anstalten abzureiten; aber als Rechenberg nach Verlauf einer kleinen Stunde in den Stall kam, fand er ihn unter den Pferden auf dem Stroh schlafend. Erschrocken und unwillig weckte er ihn auf und fragte nach der Bestellung. Der Knecht griff bestürzt in den Busen und brachte einen Brief heraus, mit den Worten: »hier ist die Antwort.« Rechenberg erbrach ihn und fand, was er wünschte; aber es war ihm [59] unerklärlich, wie der Knecht in so kurzer Zeit das Geschäft ausgerichtet haben könnte.

Nicht lange darauf rückten Feinde in die Nachbarschaft. Rechenberg war alles daran gelegen, ihre Zahl und Stellung zu erkunden, aber es fand sich niemand, der es wagen wollte, sie zu besichtigen, als sein treuer Knecht. Dieser ritt getrost fort und kam in kurzem mit der tröstlichsten Nachricht wieder. Da seine Taschen so vollgestopft aussahen und klirrten, fragte der Herr: was er darin habe? und siehe da, der schlaue Knecht hatte allen Pferden der Feinde die halben Hufeisen weggerissen, und die Feinde dadurch gehindert, ihm nachzukommen.

Diese und ähnliche Streiche machten, daß Rechenberg immer aufmerksamer auf diesen Knecht ward, und als er ihn eines Tages vornahm und nach seiner Herkunft und Absicht fragte, erhob sich dieser sonst gemeine Mensch mit einer überraschenden Größe und Feierlichkeit, und sprach: »Herr, der Herr aller Herren hat euch zeigen wollen, wie sehr es ihm wohlgefällt, wenn die Herren auf Erden ihre Diener und Knechte so gütig und recht behandeln, wie ihr an mir und andern gethan habt.« Und mit diesen Worten verschwand er.

Seitdem sagt man, wenn jemanden etwas [60] Liebes und Gutes von unbekannter Hand geschehen war: »das hat Rechenberg's Knecht gethan.«

16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz.

Vor zweihundert Jahren haus'te in der Gegend von Liegnitz ein grausamer Räuber, der schwarze Friedrich, oder der Bruchmörder genannt, ein Mensch von bewunderungswürdiger List und Stärke. Alle Spione täuschte er, allen Nachstellungen wußte er zu entgehen und wo keine List half, da wirkte seine mächtige Faust, mit der er seine Armbrust spannte und eine ganze Stunde weit schoß.

Friedrich hielt eine große Bande in Eid und Pflicht und machte die Gegend weit und breit so unsicher, daß die Einwohner ihres Lebens nicht froh wurden. Wer sich heute als ein wohlhabender Mann zur Ruhe legte, war morgen früh ein Bettler und mußte noch Gott danken, wenn er nicht Weib und Kind und Gesinde in ihren Betten erwürgt fand. Niemand wagte sich ohne starkes Geleite auf die Straße und selbst ganze Schaaren von Begleitern schützten nicht, wenn Friedrich mit allen seinen Blutgesellen anrückte. Große Preise waren [61] auf seinen Kopf gesetzt, aber niemand konnte den Aufenthalt desselben ergründen.

In der Schenke eines nachbarlichen Dorfes ging lange Zeit ein junger, wohlgebildeter Mann aus und ein, um, wie man bald sah, um die artige Tochter des Wirths zu werben. Das Mädchen war ihm nicht unhold und da er sowohl durch seine Kleidung, als auch durch seinen Aufwand verrieth, daß er nicht arm war, so hinderten die Eltern diese Bewerbung nicht, ja sie erlaubten sogar, daß er ohne Zeugen mit ihrer Tochter ins Feld, oder Sonntags in die Kirche nach Liegnitz gehen konnte. Aber welches Schrecken ergriff sie, als des einen Tages ihre Tochter ausblieb. Man durchsuchte alle Winkel, wo sie sein könnte, vergebens, Anna war verloren. Und in kurzem kam ihnen das Gerücht zu Ohren, daß der schwarze Friedrich gesehen worden sei, in vollem Jagen, ein Frauenzimmer fest in den Armen haltend, nach dem Bruch zu reitend. O Jammer! sein Kind in der Gewalt eines solchen Bösewichts zu wissen.

Anna war es. Der artige junge Mann, der um sie geworben hatte, gehörte zu den Gesellen des schwarzen Friedrichs und hatte ihm das Mädchen ausgeliefert.

Kaum war sie in der Höhle des Räubers angekommen, so nahm er ihr einen fürchterlichen Eid [62] ab, daß sie diese Höhle ohne sein Wissen nie verlassen wolle. Er drohte im Uebertretungsfalle, ihre Eltern auf eine grausame Art zu ermorden und sie selbst langsam zu Tode zu martern. Anna schwur und duldete.

Von nun an war sie ganz in der Gewalt dieses Wütrichs, mußte seine Häuslichkeiten besorgen und ihm zum Weibe dienen. Das Tageslicht erblickte sie nur Minuten lang, so lange sie damit zubrachte, die eiserne Thüre der Höhle dem ankommenden oder abgehenden Friedrich zu öfnen. Der Lohn für dies alles war irgend ein seidenes Kleid, oder ein Schmuck, welchen er einem Reichen der Gegend gestohlen hatte und womit sie sich, auf seinen Befehl, in der einsamen, menschenleeren Höhle ausputzen mußte. Ihre Thränen und Seufzer wurden mit den unbarmherzigsten Peitschenhieben geahndet.

So hatte sie eine lange, jammervolle Zeit verschmachtet, als ihr Friedrich des einen Tages ankündigte, er habe jetzt einen weiten Zug in das Böhmerland vor. Sie mußte ihm noch einmal schwören, die Höhle nicht zu verlassen und dann nahm er zärtlichen Abschied.

Mit neuer Stärke erwachte jetzt in Annen die Sehnsucht nach Freiheit und den Ihrigen. Aber die Gewissenhaftigkeit, ihren Eid zu brechen, und die [63] Furcht vor Friedrichs und seiner Anhänger Rache lehnte sich mit Riesenkraft dagegen auf. Welch ein Kampf in ihrer Seele!

Endlich fand ihr Gewissen einen Ausweg. Ich habe ja nur geschworen, sagte sie, diese Höhle nie zuverlassen. Wie? wenn ich nun auf eine kurze Zeit herausginge und dann wieder käme? dann verließe ich sie ja nicht. Ja, so ist es, so wird mein Gewissen nicht belastet.

Anna zog sich nett an; steckte zur Vorsicht, um den Weg nach der Höhle wieder zu erkennen, ein Säckchen mit Erbsen zu sich und öfnete mit einem der zahlreichen Dietriche, die Friedrich zurückgelassen hatte, die eiserne Thüre. Wie ward ihr, als sie wieder das holde Tageslicht erblickte! Taumelnd vor Entzücken, suchte sie den ersten besten Fußsteig und streute überall, wo sie ging, Erbsen aus, um sich bei der Rückkehr darnach zu richten.

Gern wäre sie gerade zu den Ihrigen geeilt, aber dann sah sie keine Möglichkeit, ihren Eid zu halten und wieder in die Höhle zurückzukommen. Plötzlich erblickte sie die Thürme von Liegnitz und fest war ihr Entschluß, in eine Kirche zu gehen und Gott um Beistand und Weisung anzuflehen. Sie flog mehr, als sie ging, die Furcht vor Nachstellungen beflügelte ihre Schritte.

Es ward eben ein feierliches Abendmahl gehalten, als sie in die Kirche zu St. Peter und Paul eintrat. Anna warf sich mit Inbrust vor dem Altare nieder und betete in glühender Andacht um höheren Rath und Beistand. Der Gottesdienst ging [64] zu Ende. Anna sollte aufstehen, sollte die Kirche verlassen, sollte den Weg nach ihrer Räuberhöhle zurückmachen? unmöglich. In halber Todesangst stürzte sie noch einmal in einem dichten Haufen von Betenden nieder, alle wurden auf sie aufmerksam, man sah, daß sie in ungewöhnlicher Bewegung war. »Höret recht, was ihr hören werdet,« – lispelte sie, ohne jemand anzusehen. – »Wer des schwarzen Friedrichs Raubnest wissen will, der gehe, wo ich gehe.«

Mit diesen Worten sprang sie auf und zur Kirche hinaus, immer den Weg nach, den sie bezeichnet hatte. Man hatte sie verstanden; ein großer Haufe folgte ihr von weitem, immer mehr stießen unterweges dazu.

Sie trat in die Höhle ein und hörte laut ihren Namen rufen. Erschrocken sprang sie zurück und winkte der Schaar, die ihr folgte. So drang sie bis an das eiserne Thor, Friedrich stand davor, ein Zufall hatte seine Reise für diesmal unterbrochen. Er ist es, rief sie und im Augenblicke hatten sich ihre Begleiter seiner bemächtigt. Triumphirend zogen sie mit dieser Beute gen Liegnitz, während Anna ihrem väterlichen Dorfe zueilte. Sie erhielt eine ansehnliche Belohnung von dem Rathe zu Liegnitz und der schwarze Friedrich ward im Jahr 1661 hingerichtet.

Man hat ein alt Lied von dieser Begebenheit, so sonst bei seinem Bogen in Liegnitz war, das sie etwas anders erzählt:


[65]

Ein Mörder in diesem Land', Der schwarze Friedrich genannt, Hat durch diesen Bogen viel Leut' getödt; Er auch ein solches Pfeiflein hätt', Wenn er das pfiff, sehr viel Gesellen Zum Raub und Mord sich bald einstellen. Einstmals ein' Magd gefangen nahm, Die braucht er viel Jahr ohne Schaam Zum Lausen zur gewissen Stund', Daraus sehr große Lieb' entstund. Endlich, auf sehr Bitten und Flehen, Erlaubt er ihr, in die Stadt zu gehen, Doch mußt' sie sich verschwören viel, Daß sie ihn nicht verrathen will. Nachdem die Magd in die Stadt ist kommen. Hat sie ihn doch zu verrathen vorgenommen, Damit sie aber ihren Eid nicht gebrochen, Hat sie die Wort zu einem Stein gesprochen. Bei St. Peter und Paul Kirchen ist es geschehen, Dies haben viel Menschen gehört und gesehen. Sprach: »Stein, dir will ich deuten an, Wie man den Mörder bekommen kann. Alle Tag, wenn die zwölfte Stund' ablief, Muß ich ihn lausen, bis daß er schlief; Damals ist er wohl zu bekommen, Allein muß werden in Acht genommen, Daß man vor's erst nimmt sein'n Hut und Pfeifelein, Sonst bekommt ihr nicht das Vögelein.« Darauf wurd' er bald gefangen Und hat seinen rechten Lohn empfangen. Zur Gedächtniß im 1661sten Jahr Dieser Bogen vom Rathhaus herein verehret war.

2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[66] II. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich.

[67][69]

17. Libussa.

Als Krokkus, der zweite heidnische Fürst der Böhmen, starb, hinterließ er keinen männlichen Erben, sondern drei Töchter, welche Zauberinnen und Wahrsagerinnen waren. Die älteste hieß Bela, oder, wie einige schreiben, Brela, welche das Schloß Brelum erbauet, die andere Tetcha oder Techa (auch Therba und Therbiza von einigen genannt), die jüngste aber Libussa. Tetcha soll noch das Schloß Thetin oder Diewin erbaut haben, sie, so wie ihre Schwester Bela, von dem vielen Gelde, welches sie durch Wahrsagen erwarben. Libussa war aber nicht allein viel geschwinder und erfahrner, als die anderen, sondern auch milder; denn sie forderte von niemand nichts und weissagete fürnehmlich, wie es dem Volke ergehen würde. Deshalb ward ihr auch, durch sonderliche Gunst des Volkes, das Regiment vertraut. Diesem stand sie etliche Jahre wohl vor und befestigte das Schloß Wischerad, ehe daß die Stadt [69] Prag gebaut wurde. Als sie aber auf eine Zeit, der Billigkeit nach, einem Reichen, wider einen armen Mann, die Sache absprach, gab sie derselbe bei den Männern an und wendete daneben für, es wäre eine Schande, daß ein Weib über sie regieren solle, welches dann denen, so Lust zu Veränderungen hatten, eine angenehme Rede war. Dieselben kamen darauf auf das Schloß Libus, welches Libussa sich an dem Orte an der Elbe erbauet hatte, da jetzo Kolin ist, am 10ten Mai 722 zu ihr, worauf sie sich billig entschuldigte, doch dadurch nichts erhalten mochte und befürchtete, daß nicht irgend einer zum Regiment erfordert würde, der ihr wenig recht, so erhielt sie von den Unterthanen, daß mehr durch das Orakel und ihre Weissagung, denn durch menschliche Wahl, ein Fürst erwählt würde. Deswegen hieß sie sie alle am folgenden Tage wieder kommen, anzuhören, was für ein Fürst durch die Weissagung würde erwählt werden.

Folgendes Tages kamen die Unterthanen auf die angesetzte Stunde zusammen und begehrten anzuhören, was sie für einen Regenten bekommen würden. Derowegen kam Libussa mit ihrem Frauenzimmer herfür und fragete sie, ob sie denn von ihrem Vornehmen nicht wollten ablassen? Nachdem sie aber auf demselben bestunden, sagte sie, daß Gott ihr einen Ehemann und ihnen, den Unterthanen, [70] einen Regenten hätte gegeben, mit Namen Primislaus. Weil sie sich aber über beide, den Namen und Person, so ihnen ganz unbekannt, entsetzten, fragten sie Libussa, wo dieser Mann sich aufhielte? Libussa antwortete: es wäre zwar ein Inwohner und Bauersmann, doch sollten sie Gott billig danken, der ihnen einen Einwohner und nicht einen Ausländer zum Regenten gegeben, dazu auch das Regiment nicht einer hohen, sondern geringen Person aufgetragen und einer solchen, so durch das Loos könnte weissagen. Da sie nun denselben bald wollten ansichtig werden, sollten sie zum schleunigsten ihre Gesandten abfertigen und ihn als ihren Fürsten und Herrn annehmen und auf das Schloß Wischerad führen lassen.

Deswegen erwählten sie zehn fürnehme Männer und als dieselben zu Libussa gebracht wurden, zeigte sie ihnen ihr schimmlicht Roß (Schimmel), so gesattelt und mit einer Decke bekleidet war, und befahl, daß die Abgesandten das Roß von sich selbst sollten gehen lassen, wohin es wollte, und sollten demselben nachfolgen und nicht davon weichen, bis sie zu einem Ackersmann kämen, so auf einem eisernen Tische äße. Und wenn sie ihn würden ansichtig werden, sollten sie ihn einen Fürsten heißen, ihm das königliche Prunkkleid und Schuh, welche sie [71] ihnen zugleich mitgab, anziehen und ihn auf das Schloß Wischerad bringen.

Als die Abgesandten solchen Befehl empfangen hatten, folgeten sie dem Rosse nach, im Jahre Christi 722 am eilften, oder, wie einige wollen, dreizehnten Mai, wo es hinging. Und indem es fast in die zehen Meilen Weges über Berg und Thal gangen, wendete es sich bei dem Wasser Belin oder Bile, bei einem Dorfe Stadiz, von der Straße, lief alsbald auf den Acker, der erst des meistentheils aufgerissen war, ging zu dem Ackersmann daselbst, mit Namen Primislaus, neigete sich vor ihm mit gebogenen Knien und Halse, gleich als wollte es ihm seine Reverenz und Ehrerbietung thun. Der Ackersmann blieb auf seiner Pflugschaar, so er umgewendet, sitzen, aß sein Brod und Käse brauchte die Pflugschaar anstatt des Tisches, so lange, bis die Abgesandten der Libussa Befehl vollzogen und ihn zu ihrem Fürsten beriefen und ernannten. Darauf stand er alsbald auf, nahm seine Ruthe, so von einer Haselstande gemacht, und neben dem Pfluge lag, stipfete damit die Ochsen, daß sie sollten gehen, von wannen sie kommen wären. Wie man sagt, sollen die Ochsen verschwunden, in einen Berg gangen und nicht mehr sein gesehen worden. Hernach nahm er die Ruthe, steckte die in die Erde, welche alsbald zu einer Haselstaude ward und drei grüne Zweige [72] herfür brachte, deren zween alsbald verdorrten, der dritte aber wuchs und ward zu einer großen Haselstaude, so Früchte brachte.

Als Primislaus solch Wunder sah, wendete er sich zu den Abgesandten, sagte, er müßte Gott gehorsamen, der ihn vom Pfluge zum Fürstenthume berufete, doch wollte er gewünscht haben, daß sie etwas langsamer kommen wären, daß er den Acker vollends hätte mögen aufreißen; denn solcher Gestalt würde die Macht dieses Königreichs viel gewaltiger sein worden, und würde sein männliches Geschlecht zu ewigen Zeiten regiert haben. Darauf legte er seine alte bäurische Kleidung ab, zog das fürstliche Kleid und die Schuh an, so ihm Libussa übersendet hatte, setzte sich auf das Roß und zog nach dem Schloß Wischerad, sein ehelich Beilager allda zu halten.

Als er aber ein wenig von dannen kommen und auf der Reise war, sagete er, er hätte sein Säcklein, in welchem er seine Speise und seine Schuh hatte, vergessen mit sich zu nehmen, bat derowegen, daß irgend einer wieder umkehren wollte und auf dem Acker ihm dieselben hohlen. Als sie nun gebracht wurden, fragete der Gesandten einer: warum er doch so sehr nach seinem Säcklein und Schuhen verlangete? denn er dieselben viel lieber hinweg werfen und verbergen, denn jemand sehen [73] lassen sollte, weil wegen derselben vielmehr jedermann ihn ausspotten als rühmen würde.

Darauf antwortete er: er würde vielmehr einen Ruhm dadurch erlangen, weil er sich seiner geringen Abkunft nicht schämete und ein Gedächtniß derselben hinter sich verließe, damit die nachkommenden Fürsten wegen ihrer geringen Abkunft sich desto weniger überhöben; denn dies ja ein stolzer Herr sein müsse, der sein geringes Herkommen vor Augen sähe und dennoch prangen und hoffertig sein wollte.

Der Abgesandte fragte weiter: was doch das Wunderzeichen mit den Ochsen und der Ruthe bedeutete? Darauf antwortete er: solches bedeute seine Hoheit und Ehre, zu welcher er erhoben wäre. Die Ruthe aber, aus welcher drei Zweige gewachsen, bedeutete seine drei Söhne und gleich wie zween Zweige der Hasel bald verdorret wären, also würde er zween Söhne überkommen, aber sie würden nicht lange im Leben bleiben, der dritte aber würde zu einem Regenten werden und edle Früchte bringen. Und wenn durch der Abgesandten Zukunft, sprach er, das Ackeraufreißen nicht wäre verhindert worden, sondern vollendet, so würde sein männlicher Stamm keine Endschaft bei den Böhmen gewonnen haben. Nun aber würde derselbe zwar eine lange Zeit währen, [74] doch würde er zuletzt untergehen und verfallen, wenn der Enkel den Großvater rächen würde.

Als die Abgesandten mit Primislaus zu dem Schlosse naheten, eilete ein jeder, damit er dem andern zuvorkäme und Libussa die Zeitung brächte. Es zog ihm auch Libussa entgegen und war bei jedermann große Freude und das herzogliche Beilager wurde gehalten.

18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

18. Wlasta.

Unter Libussa's Frauenzimmern aber war eine Jungfrau, mit Namen Wlasta (etliche nennen sie Valaska). Dieselbe hatte einen hohen Geist, war eine rechte Mannin und konnte dazu wahrsagen. Derselben hatte Libussa ihre anderen Frauenzimmer auf ihrem Todbette, sammt dem Schlosse Libus, befohlen. Als sie aber das Schloß in ihre Verwahrung genommen, dachte sie höher zu steigen und mehr Gewalt zu überkommen. Derowegen richtete sie, an einem gewissen Tage, ein herrliches Pauket auf dem Schlosse an und lud zu ihr etliche Jungfrauen, so ihres Gleichen und recht streitbare Heldinnen waren.

[75] Als sie aber Mahlzeit gehalten und allein waren, redete sie die Jungfrauen an und sprach: es wäre ihr Leid, daß es nun mit ihr und ihnen allen dahin kommen, daß sie nicht mehr das Regiment über die Männer haben und nach der Libussa Tod von den Männern gar unterdrückt sollten werden, gleichsam als wäre mit Libussa alle Mannheit und Tugend der Weiber zugleich untergegangen, so sie doch unter ihnen etliche Weiber sähe, welche die Libussa an Mannheit weit überträfen. Auch sie selber wolle der Libussa nicht gerne etwas zuvor geben. So nun die einige Libussa so viel können zuwege bringen, wie viel mehr sollte dies nicht können erhalten werden, wenn sie allzumal ein heimliches Fürnehmen wider die Männer machten. So dürften sie sich auch gar nicht vor dem bäurischen Fürsten fürchten; denn er käme vom Dorfe und wendete alle seine Gedanken allein auf den Ackerbau. Sie sollten ihr allein, mit gegebener Hand, Treue zusagen, daß sie die Sachen im Geheim wollten halten, so wollte sie ihnen wohl gut dafür sein, daß sie in kurzem das Regiment über die Männer wieder überkommen würden.

Sie gaben ihr alle die Hände darauf, tranken von einem Gemisch, welches ihnen Wlasta zugerichtet, davon sie den Männern sollten Feind werden und blieben alsbald ihrer viele da und übten [76] sich in allerlei Kriegesrüstungen zu Roß und zu Fuß.

Unterdeß kam dem Primislaus im Schlafe eine Jungfrau vor, welche eine Trinkschale trug, und dem Primislaus daraus wollte zu trinken geben. Als er dieselbe nicht nehmen wollte, sah er, wie die Jungfrau aus derselben Schale Blut auf die Erde goß und den Männern groß Unglück zauberte. Vor solchem Traume erschrack Primislaus, berief die Fürnehmsten des Landes zu sich, erinnerte sie, daß sie ihrer selbst sollten wahrnehmen und dem weiblichen Geschlechte nicht so viel einräumen; denn es würde ihnen von den Jungfrauen ein großes Unglück zustehen, da dieselben sich in allen ritterlichen Wehren, mit Turnieren, Rennen, Stechen, Brechen, Schießen, Jagen und anderen Sachen mehr übeten.

Die Landherren aber verlachten den Fürsten, etliche schalten auf ihn, etliche billigten der Jungfrauen Fürnehmen, daß sie sich also mannlich hielten. Als Wlasta solches vernahm, unterstund sie sich von Tag zu Tag größerer und gräulicherer Händel. Bald that sie einen Einfall auf dem Felde unter das Vieh, bald beraubte sie die Wandersleute, bald die Felder und sendete den Raub auf das Schloß. Solches nahmen die Männer nicht [77] in Acht, ließen es also hingehen, bis ihnen endlich großer Unfall daraus entstand.

Denn Wlasta hatte wiederum ein herrliches Mahl auf dem Schlosse zugerichtet, und nicht allein Jungfrauen, sondern auch Eheweiber, welche so gar wohl mit ihren Männern nicht standen, dazu eingeladen. Als sie nun satt gegessen und getrunken, fragete die Wlasta die Beweibten, ob sie lieber frei, oder der Gewalt ihrer Männer unterworfen sein wollten? Da sie aber die Freiheit der Dienstbarkeit vorzogen, hetzte sie dieselben wider ihre Männer an, und als sie nun vermerkte, daß dieselben auf ihre Männer erbittert, offenbarete sie ihren Anschlag und stellete ihnen allen eine Nacht an, in welcher sie ihre Männer, Väter, Brüder und Söhne alle im Schlosse umbringen und hernach alsbald in ihrer Rüstung und mit ihren Rossen auf einen Ort, den sie ihnen nicht weit von Prag ernennete, zusammen kommen sollten. Die Weiber verbrachten diese schändliche That an ihren Männern, wie ihnen befohlen war, kamen in ihrer Rüstung auf das Feld, und nachdem sie das Kriegsheer der Männer, so ihnen nachsetzte, erlegt, belagerten sie den Fürsten auf dem Schlosse Wischerad, mochten aber dasselbe nicht erobern.

Die Verwandten und Befreundeten der entleibten Männer waren mit ihrer Rüstung zu Primislaus [78] geflohen und ermahneten denselben, er sollte solche grausame und schändliche Uebelthat rächen und strafen. Aber Primislaus gab zur Antwort: er würde von Gott erinnert, daß er wider die Weiber jetziger Zeit nichts vornehmen sollte, und würden auch alle diejenigen umkommen, so die Weiber würden bekriegen, derhalben sollte man auf anderer Zeit Gelegenheiten warten. Hieraus erfolgte nicht allein eine große Verachtung, sondern entstand auch ein großer Unwille wider den Fürsten. Die Männer aber sammelten ein Kriegesvolk, wider des Fürsten Willen, und wollten sich an den Jungfrauen rächen, doch war ihr Kriegesheer ohne einige Ordnung, hatte auch dazu kein Haupt noch Obristen. Wlasta ließ sich nicht schrecken, fassete ihr in dieser Noth ein Herz, vermahnete die Ihren, daß sie nicht wollten kleinmüthig werden; denn es wäre die Zeit und Gelegenheit vorhanden, daß sie ganz Böhmerland unter sich bringen könnten; denn die Vornehmsten des ganzen Landes unter ihre Gewalt kommen wären. Dazu hatte Wlasta eine feine Schlachtordnung gemacht; den ersten Haufen führete Milada, den andern Hodeka, den dritten Suatana, den vierten Radeka. Wlasta aber beschloß mit den Ihrigen den ganzen Haufen.

Im ersten Angriff standen die Männer eine gute Weile, da aber der Haufen durch die Rosse [79] an der Spitze und den Seiten getrennt ward, wurden die in der Mitten umgeben und erbärmlich erschlagen. Man sagt, daß Wlasta, mit ihrer eigenen Hand, sieben starke Männer umgebracht und durch ihren Sieg eine solche Furcht den Männern eingejagt habe, daß die andern, so noch übrig blieben, mehr dahin gedacht, wie sie einen Anstand erlangen möchten, denn daß sie den Feind aufs Neue anzugreifen gedächten. Gaben auch unterdeß der Wlasta einen Tribut.

Es werden vornehmlich sieben Weiber genannt, so in dieser Schlacht sich männlich erzeigt haben, als: Malada, Nodea, Suatika, Vovasta, Radga, Zastana, Tristana. So wurde auch eine stattliche Beute hinweg gebracht und diejenigen, so sich wohl verdienet, mit Geschenken geehret. Den sieben Weibern aber, welche so ritterlich gekämpfet, wurden güldene Ketten und Armbänder gegeben und Wlasta ward als eine Göttin geehret, so hatten auch die Böhmen wider die Weiber hernach ganz und gar keinen Muth und Herz.

Als aber ein Anstand gemacht wurde, nahm Wlasta die Höhe bei der Muldau, gegen das Schloß Wischerad, ein, befestigte denselben Ort mit einem Graben, Wall und Schanzen, baueten auch bald hernach, als sich mehr Weiber sammelten, daselbst ein Schloß und Festung, auf daß sie daselbst [80] mit den Jungfrauen ihren Aufenthalt hätte. Solches nannte sie Dievin, etliche nennen es Dievizum, welches so viel heißt, als Jungfrauen-Schloß. Solches that sie darum, damit sie ihr nicht etwa einen Neid auf den Hals lüden, wenn sie es nach ihrem und nicht nach der Jungfrauen Namen nannte.

Dazumal war alles öde und wüst um dasselbe Schloß, und da etwa Aecker zu besäen, nahmen solche die Ackerleute, so den Jungfrauen nicht gut waren, ein, besäeten dieselben und erhielten das Getreide, damit es die Jungfrauen nicht kaufen könnten. Als aber Wlasta sah, daß sie ohne Lebensmittel das Schloß in die Länge nicht würde erhalten können, rieth sie, man sollte vor der Zeit den Anstand brechen, damit sie nicht Hungers sterben dürften.

Derowegen wurde von allen Jungfrauen einhellig beschlossen: man sollte über die Muldau setzen und in die nächsten Scheunen des Fürsten und in sein Vieh einen Einfall thun. Das Getreide ward fast vor des Fürsten Augen mit Gewalt aus den Scheunen genommen, das Vieh wurde von dem Felde weggetrieben und durfte sich der Fürst dawider nicht legen, oder aber auch er wollte, aus besonderem Vorsatz, der Gewalt der Jungfrauen keinen Widerstand thun, weil ihm das Glück noch zur Zeit nicht beistand.

[81] Deshalb unterstand sich Wlasta desto mehr des Fürsten Freunden zuzusetzen, verwüstete ihre Aecker, trieb das Vieh hinweg, brachte die Bauersleute unter ihre Dienstbarkeit und verwunderte gleich sich selbst darüber, daß ihr niemand einigen Widerstand thät.

Nun waren allein etliche beherzte Jünglinge übrig, welche bisweilen den letzten Haufen der Jungfrauen angriffen und denselben trennten. Diesen stellten Wlasta auf solche Weise heimlich nach: sie befahl, daß man ein Schreiben im Namen der allerschönsten Jungfrauen, so bei ihr waren, an die jungen Gesellen sollte machen, in welchem der Wlasta großer Stolz und Uebermuth vermeldet und angezogen würde, deswegen die Jungfrauen das Vorhaben hätten, sich von ihr heimlich zu wenden und sich hernach zu verehelichen. Sie gaben auch vor, als stünde ihnen allein die einige Wlasta im Wege, dieselbe aber könnte leichtlich gefangen genommen oder umgebracht werden, so etliche der jungen Gesellen sich rüsteten und zu bestimmter Zeit des Nachts vor das Schloß rückten, da ihnen dann dasselbe, sammt den Frauen, sollte übergeben werden.

Als die Jünglinge solch Schreiben verlesen und durch die Liebe gegen die Jungfrauen bethört waren,[82] kamen ihrer viele auf die bestimmte Nacht zusammen und wurden unverletzt bis in den Vorhof des Schlosses eingelassen. Als sie aber weiter hinein drangen, wurden ihrer etliche die Brücken hinunter geworfen, ihrer etliche hinter dem Vorhofe umgebracht und alle also getödtet, und konnte sich doch keiner, wegen der finstern Nacht, rächen. Als es Tag wurde, ward diese Zeitung zuerst vor den Stiradius, einen aus den Vornehmsten in Böhmen, der bei dem Fürsten in großem Ansehen und Gnaden war, gebracht, darüber er sich denn zum heftigsten entsetzte, eilends zum Fürsten in das Zimmer lief und ihn mit Wehmuth anredete: was er doch noch in die Länge verziehen wollte, daß er sich nicht den erbärmlichen Mord der Männer und das Blutbad so vieler Jünglinge wollte bewegen lassen. Er sollte doch bedenken, an welchem Orte, an welcher Stelle er wäre, was er für ein Amt auf sich hätte; nicht, daß er allda sitzen und wahrsagen sollte, sondern daß er ihnen mit Rath und That sollte zu Hülfe kommen und solche schreckliche, begangene Missethat strafen. Wofern er solches jetzt nicht thäte und ließe sich vergeblich aufmahnen, sollte er wissen, daß er von denjenigen, die er jetzt verließe, wiederum sollte verlassen werden.

Als Stiradius solches gesagt, wollte er hinweg gehen. Der Fürst aber hielt und bat ihn, [83] daß er sich doch nicht selbst ein Unglück wollte bereiten und dem Glücke widerstreben, sondern sollte vielmehr warten, bis dasselbe wiederum bei ihnen stehen würde. Er aber bat den Fürsten wiederum, daß er das Wahrsagen unterlassen, sein selbst eigen Heil und der Seinen Wohlfahrt in Acht nehmen wollte.

Wlasta hatte ihre heimlichen Kundschafter bei des Fürsten Hofe und als sie vernommen, wie Stiradius so übel gegen sie gesinnet, trachtete sie auf Mittel und Wege, wie sie ihn mit Gewalt oder List möchte um's Leben bringen. Deswegen band sie in dem nächsten Walde, durch den Stiradius reisen sollte, eine schöne Jungfrau, mit Namen Sarka, mit Händen und Füßen an einen Baum, setzte neben sie ein Näpfel mit Meth, hing neben sie ein Jägerhorn und vermeldete ihr, wie sie sich gegen Stiradius erzeigen sollte. Die anderen Jungfrauen blieben heimlich in dem Hinterhalt. Als aber Stiradius auf die Jagd zog, oder, wie andere wollen, zu Vergleichung etlicher streitiger Sachen verreisete und in den Wald kam, wie er denn daselbst oft vorüber zu reisen pflegte, hub Sarka mit halber Stimme an zu klagen und zu winseln, schrie und bat um Hülfe und Rettung. Der Diener einer ritt aus der Straße, zu besehen, was es für eine Gelegenheit, kam wieder und vermeldete, wie daß eine schöne Jungfrau allda an einen Baum gebunden wäre.

[84] Darum ritt Stiradius selbst hin und als er sah, wie die Jungfrau angebunden, fragete er: wer sie angebunden hätte und was die Ursache wäre? Darauf antwortete Sarka mit weinenden Augen: wie Wlasta und ihr Anhang diesen Frevel begangen; denn, weil sie nicht in ihre Tyrannei und böse Thaten verwilligen, so sie an den Männern begangen, und sich heimlich von ihr entbrechen wollen, wäre sie über ihrem Vornehmen verrathen worden und deshalb hätte sie Wlasta an diesen Baum gebunden und sie mit Pfeilen zu Tode schießen wollen. Aber als schon ihrer etliche ihre Bogen gespannt und auf sie gezielet, hätten sie das Jauchzen und Bellen seiner Hunde, auch das Getümmel und Gewieher seiner Rosse gehört, hätten deswegen alsbald die Flucht gegeben und in großer Eile diese Flasche und das Jägerhorn, so an dem Baume hinge, mit sich zu nehmen vergessen. Darum bäte sie ihn ganz fleißig, er wollte sich ihrer erbarmen, sie los machen und ihren Aeltern wieder überantworten, oder, da sie das nicht bei ihm erhalten möchte, sollte er sie eher ums Leben bringen, denn an diesem Aste lebendig angebunden lassen. Nach seinem Verreisen würden doch die Jungfrauen kommen, und sie schändlich ums Leben bringen, darum sie lieber vor seinen Augen sterben wollte.

[85] Stiradius ward durch diese Rede und der Jungfrau Wehklagen bewogen, daß er abstieg und die Jungfrau mit seinen Händen los machte. Alsbald fiel Sarka auf die Erde nieder, gleichsam als geriethe sie in eine Ohnmacht, that doch, als ermannete sie sich wiederum, forderte die Flasche, als wollte sie sich durch den Meth ein wenig erquicken, und that, als wenn sie solchen dem Stiradius zutränke, der mit sonderem Fleiße vergiftet und bezaubert war. Da aber Stiradius ihr Bescheid that, blies sie unterdeß das Horn und gab also ein Zeichen von ihr. Alsbald fiel Wlasta mit den andern Jungfrauen aus dem heimlichen Hinterhalt herfür, brachten einen Theil der Gefährten des Stiradius um, den andern Theil aber schlugen sie in die Flucht. Hernach überfielen sie Stiradius, der, durch den vergifteten und bezauberten Trank, beider, seiner Sinne und seiner Leibeskräfte, ganz und gar beraubt war, nahmen ihn gefangen, banden ihn mit Ketten, räderten ihn und setzten ihn vor das Schloß Wischerad, indem der Fürst heraus sah, damit ihm solches desto mehr sollte zu Herzen gehen. Der Wald, in welchem Stiradius gefangen, wird noch heute von dieser Jungfrau Sarka genannt. Man sagt, da Stiradius gefangen genommen worden, daß man in dem ganzen Walde ein großes Gelächter gehört habe, sonder Zweifel, daß die [86] bösen Geister dieses Spiels und dieser Mißhandlung sich gefreut haben.

Als die Weiber solcher Weise das Regiment überkamen, nahmen sie ihnen Männer, und nachdem sie mit denselben Kinder erhalten, machten sie ein Gesetz, daß man allen Knaben an der rechten Hand sollte die Daumen abhauen und ihnen das rechte Auge ausgraben, auf daß, wenn sie zu ihrem männlichen Alter kämen, sie sich mit dem Schwerdte nicht wohl wehren, auch nicht aus dem Bogen schießen könnten. Solches trieben sie eine gute Zeit und ward das Böhmerland sieben Jahr mit diesem Unfall geplaget.

Endlich ward, aus Anregung und Bedräuung des Volks, und daß es nun die rechte Zeit war, Primislaus bewogen, daß er auf Mittel trachtete, wie Wlasta mit gleicher Münze bezahlet und ihr solche Uebelthat möchte vergolten werden. Er vermahnete das Volk, es sollte noch wenige Tage Geduld haben. Mittlerweile fertigte er eine Botschaft an Wlasta ab und ließ auf ein sicher Geleite Milada, die um alle Anschläge der Wlasta wußte, zu sich fordern. Durch dieselbe zeigte er der Wlasta an, wie daß, ohne seinen Willen und Geheiß, die Vornehmsten des Landes sie gedächten zu bekriegen, wie er auch ein sonderlich Wohlgefallen an der vorigen Männer Untergang habe; er hätte sie auch so [87] lieb, als seine eigene Tochter, und gönnete ihr vor allen andern das Fürstenthum, weil sie seiner Gemahlin Dienerin gewesen. So wäre er auch in diesem Alter zum Regiment fast ungeschickt und möchte seinem unmündigen Sohne dasselbe nicht vertraut werden, deswegen hätte er sich einen Ort auf seinem Gute, da er zuvor gewesen, ausgesehen, wo er in guter Ruhe und in Frieden sein Leben zubringen wollte. So hätte er nun bei sich beschlossen, daß er das Schloß Wischerad, welches der Hauptsitz in Böhmen wäre, aus freiem Willen der Wlasta übergeben wolle, Zweifels ohne, Wlasta würde solcher Wohlthat eingedenk sein, ihn, als einen alten Mann, mit seinem Sohne vor aller Gewalt und Unrecht schützen und dem Sohne ein Stück Landes einräumen, welches sie wollte.

Milada lobte und billigte den Vorschlag des Fürsten, eilete zu ihrer Frauen, damit sie ihr diese fröhliche Zeitung zu wissen thäte und sie vermahnete, solche Gelegenheit nicht auszuschlagen. Wlasta ließ sich solches Vornehmen gefallen und befahl, daß sie dasselbe vollzöge, auch folgendes Tages alsbald zu Primislaus mit mehrern Frauen zöge und von ihm das Schloß Wischerad in ihre Verwahrung nähme, ihm auch zusagte, daß Wlasta den Primislaus für ihren Vater halten, und seinen Sohn als ihren eigenen Bruder in Acht nehmen wollte.

[88] Milada kam mit einem stattlichen Frauenzimmer wieder auf das Schloß Wischerad, richtete der Wlasta Befehl aus und bat, daß man ihr das Schloß übergeben wollte. Darauf bat Primislaus die Milada ganz freundlich, ehe daß er ihr das Schloß überreichte, daß sie zuvor, mit dem ganzen Frauenzimmer, mit ihm zu Mittag essen wollte. Als er solches erlangt, machte er sich fröhlich unter der Mahlzeit, bis so lange, daß er vermeinete, genugsame Gelegenheit vorhanden, sein Vornehmen ins Werk zu setzen.

Darum stand er vom Tische auf, stellete sich, als blutete ihm die Nase und wollte das Blut hemmen, gab daneben den Gewappneten ein Zeichen, daß sie heimlich einen Einfall thun, die Jungfrauen umbringen und von der Höhe hinunter stürzen sollten. Also wurden alle Jungfrauen ums Leben gebracht, ausgenommen eine, so im Stalle bei den Rossen gelassen, und bald, in dem ersten Lärmen, davon kommen war. Sonst wurden die andern alle ihrer Kriegesrüstung beraubet und entweder zu den Fenstern hinausgestürzt, oder aber erstochen.

Die Magd, so entflohen, brachte der Wlasta alsbald diese traurige Zeitung. Dieselbe forderte eilend ihre Rüstung und ein Roß, gab auch Befehl, daß sich die übrigen Jungfrauen rüsten und, wo es [89] am füglichsten, über die Muldau setzen sollten. Indem sie aber bis zu dem Rade kamen, mit welchem Stiradius kurz zuvor gerädert, fiel alsbald ein Haufen Männer aus dem Schlosse, welche mit dergleichen Rüstung wie die Jungfrauen, so erschlagen, angethan waren, daß Wlasta auch im ersten Ansehen zweifelte, ob die Magd recht von der Jungfrauen Todschlag berichtet hätte. Aber bald merkte sie den Betrug, daß sich die Männer in ihre Rüstung angeschickt hätten. Deshalb stritt sie wider dieselben ganz männlich, wie zuvor.

Aber die Männer waren ihr überlegen; sie hätten sie gerne lebendig überkommen, welches doch unmöglich, weil sie so beherzt und durstig war. Deshalb wurde sie endlich erschlagen, am 14 Mai des Jahres 743. Die Männer zogen nach dem Schlosse Diewin, nahmen dasselbe ein, und brachten alles, was weiblichen Geschlechts war, darin um. Wlasta aber blieb unbegraben liegen und wurde von den Bestien und Vögeln gefressen. Also befreiten sich die Böhmen von dem Regimente der Weiber.

19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[90] 19. Das Roß des Horymirz.

Etliche aus dem Volke kamen 846 zu dem Herzoge Krzesomysl und hielten ihm den großen Mangel des Brodes vor, welcher in diesem Lande von nirgends anders, als von den Bergleuten, die den Ackerbau verlassen, herkomme. Sie baten den Herzog, er wolle alle Bergleute von dieser Arbeit, und besonders um Przibram, die Eule, Pisak und Schittenhof, abzustehen befehlen. Der Herzog hörte seiner Unterthanen Bitte an und sagete ihnen zu, er wolle solches thun. Aber nach ihrem Abzuge erwog er, daß dieser Mangel des Brodes seiner Person unschädlich und der Hunger ihm wenig angehe. Und dieweil er sich die große Begierde des Goldes und Silbers einnehmen ließ, stellte er diese Bitte in Vergessenheit. Seine Unterthanen aber sahen täglich auf, wenn dann der Herzog seine Zusage erfüllen wollte, und verlangte sie darnach nicht wenig, besonders den Horymirz, der ein sehr beherzter und verständiger Mann war. Dieser hatte seinen Wohnsitz zwischen der Stadt Beraun und Przibram, unter dem Gebirge Ausani genannt, auf einem Schlosse, mit Namen Neumietel, welcher es am mehrsten in Acht nahm, damit dem Mangel [91] des Brodes vorgekommen und der Bergarbeit gesteuert werden möchte.

Als nun die Bergleute im Jahre 847 solches, was im vergangenen Jahre auf Wischerad gehandelt und besonders, daß der Horymirz Neumietelsky der größte Ursacher wäre, daß man in den Gold- und Silberbergwerken nicht arbeiten sollte, vernommen, faßten sie einen großen Neid auf ihn und kamen in Frühlingszeit zusammen, Rath unter einander nehmend, wie sie sich an ihm rächen möchten. Ein Theil wollte, man sollte ihn erschlagen, und die andern riethen, man sollte ihm so lange Brod in den Mund stopfen, bis man ihn erwürgete. Nach langer Disputazion wurden sie einig, daß sie ihn, bei nächtlicher Weile, überziehen und gefangen nehmen wollten. Dem Horymirz, der sich auch nach mancherlei Träumen und Bedeutungen zu richten wußte, war dieser Handel und ihr Vornehmen unverborgen.

Und als er von ferne gesehen, daß sich eine große Anzahl der Bergleute zu seinem Schlosse naheten, da saß er auf sein überaus geschwindes Roß, das er Schemick nannte, und entritt. Da sie sahen, daß Horymirz die Flucht gab, eileten sie zu seinem Hofe zu, zerrissen die Getreideschober und was sie fortbringen konnten, das trugen sie davon, das andere aber zündeten sie mit Feuer an und sprachen: [92] »dieweil sich Horymirz des Hungers besorgt hat, so mag er denselben leiden.« Und als sie hinweg waren, kam Horymirz wieder und trachtete Tag und Nacht darauf, wie er sich an den Bergleuten rächen möchte.

Und als er seine Zeit ersah, saß er, bei der Nacht, auf sein Roß Schemick, ritt eilends gen Przibram und zündete den Bergleuten ihre Hütten an und die er antraf, erschlug er mit dem Schwerdt. Er verstürzte ihnen auch, mit seinen Gehülfen den Nachtgeistern, ihre Schächte und ritt noch dieselbe Nacht zum Herzog und gestellte sich vor ihm mit dem frühsten, als wenn er nichts um die Sache wüßte. Die Bergleute schickten alsbald Kläger zum Herzoge, daß er ein Volk gegen Neumietel abfertigen und den Horymirz wollte fahen lassen. Der Herzog sah den Horymirz, welcher vor ihm stand, an und fragte ihn: warum er einen solchen Schaden und seinem Herrn diesen Verdruß muthwilliger Weise thun dürfen? Er antwortete: »ehrenreicher Fürst, ist doch dies, dessen mich diese anklagen, der Wahrheit ungemäß, nehmlich, daß ich in jener Nacht, als vorgestern, zwischen Przibram und Laß etliche Personen sollte ermordet haben. Wie wäre mir dies möglich allein zu vollbringen? Zum andern, daß ich viel Silberbergwerke und Schächte mit großen Steinen sollte verstürzt und verwüstet haben. Lieber,[93] bedenk', ob ich auch dieses, für meine Person, in einer Nacht hätte zuwege bringen können? Und überdies alles hast du mich des Morgens früh, als solches in der Nacht zuvor soll geschehen sein, allhier auf dem Wischerad vor dir gesehen. Deshalben bitte ich, du wollest es bewegen, ob dieses, was sie also von mir sagen, die Wahrheit sei.«

Der Herzog Krzesomysl ward, von wegen der Bergschächte und des ergangenen Schadens, sehr betrübt, ließ den Horymirz in ein Gewölbe verschließen, die ältesten Wladyken erfordern und klagte ihnen, was sich zugetragen hatte. Mittlerweile kam eine große Menge der Bergleute und Fundgrübener, denen der Schaden zugestanden, und ruften den Herzog um Rache an. Der Herzog setzte sich mit den Edelen nieder und hörte den Handel und die Anklage ordentlich. Der Horymirz, welcher entgegen stand, gab darauf seine Antwort und entschuldigte sich, wie zuvor. Der Herzog stand in Zweifel und die Wladyken hörten solches, was sich mit Verwüstung der Bergwerke zugetragen, sehr gerne. Aber die Bergleute schrien, riefen um Rache und baten den Herzog, daß er den Mörder, Mordbrenner und Verwüster des fürstlichen Schatzes, vermöge der vorigen fürstlichen Ordnung, mit Feuer verbrennen lassen wollte. Die Wladyken verwendeten sich mit allem Fleiß, bittend, sintemal die Klage auf ihn nicht [94] erwiesen, der Herzog wolle ihn beim Leben erhalten.

Der Herzog, den der Geitz besessen, und der mehr das Bergwerk als die Erschlagenen beklagte, sprach dies Urtheil: »Dieweil der Horymirz von vielen angeklagt und ihrer viele, die ihn bei dem Handel, da er gemordet und gebrannt, gesehen, Zeugniß geben, so soll er sterben. Nachdem er aber mir mit Feuer einen Schaden zugefügt, solches will ich ihm vergeben, also, daß er nicht verbrannt werde. Allein von wegen des Mordens, so er sich mit seinem Schwerdte auf dem Bergwerke eingelassen, mit demselben soll ihm der Kopf abgeschlagen werden.« Als der Horymirz vernommen, daß er verurtheilt und sterben sollte, redete er vor dem Herzog und den Wladyken also: »ehrenreicher Fürst, nun sehe ich wohl, daß ich von dir zum Tode verurtheilt bin, aber ich hoffe, die Götter werden anders urtheilen. Und dieweil ich ja nicht länger leben soll, so bitte ich doch, du wollest mir vergönnen, daß ich, ehe dann ich sterbe, mich auf mein liebes Roß setzen und es in diesem Schlosse ein wenig tummeln möge; und alsdann verfahre mit mir nach deinem Gefallen.«

Der Herzog lachte zu diesem, befahl, man sollte das Schloßthor mit allem Fleiß verriegeln und mit Wächtern besetzen und erlaubte dem Horymirz, [95] daß er sein Roß satteln, sich darauf setzen, sein Schwerdt angürten und vor seinem Ende kurzweilen möchte. Horymirz ging in den Stall und redete etwas mit seinem Rosse, wie denn die Stallknechte nachher Bericht gaben, sattelte dasselbe, führete es hinaus, setzete sich darauf und jauchzete. Das Roß fing an zu springen und sich munter zu tummeln. Der Herzog sah mit den Wladyken zum Fenster hinaus und verwunderte sich sehr darüber. Als er nun zum andernmale jauchzete, sprang das Roß mit ihm von einem Schloßthore bis zum anderen. Zum drittenmale jauchzete er und sprach: »nun wohlan, Schemick, Hui! in die Höhe.« Und das Roß antwortete: »Herr, halt' dich an.« Und sprang hiermit über alle des Schlosses Mauern, bis hinüber auf die andere Seite der Muldau.

Der Herzog sah mit den Wladyken hinnach und wurde gewahr, daß der Horymirz mit seinem Rosse nach dem Schlosse Rodotin eilen thät. Nach solchem Wunder baten die Wladyken allesammt, sowohl als die Diener, die gegenwärtig waren, den Herzogen, daß er dem Horymirz seine Verbrechung zu Gnaden wenden wolle. Der Herzog sandte ihm nach gen Neumietel, ließ ihm sagen, daß er sicher zu ihm kommen sollte, es wäre ihm alle seine Schuld vergeben. Horymirz kam zum Herzoge, demüthigte sich und zeigte ihm alles an, was er den Bergleuten zu [96] Przibram zugefügt, auch aus was Ursachen solches geschehen. Der Herzog fragte: wo sein Roß wäre? Er antwortete: »gnädiger Herr, es steht daheim, und ist sehr traurig; denn es ihm, mit dem unermeßlichen Sprunge, einen großen Schaden zugefügt hat. Deswegen will ich heimreiten, daß ich's warte.«

Und als er heim kam, zeigte ihm sein Roß an, es könnte nicht länger leben. Bat ihn daneben, er sollte es, wenn es gestorben, die wilden Thiere und Vögel nicht fressen, sondern vor seines Hofs Thore begraben lassen. Welches ist auch geschehen.

20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

20. Die verrätherischen Weiberohren.

Im Frühling 869 befahl Wlatislaw, Herzog zu Sotz, allem seinem Volke, in guter Bereitschaft zu sitzen, und sobald er ihnen aufgebieten würde, daß sie sich auf dem Felde Lotzdiechow versammeln und von dannen, dahin es die Noth erfordern würde, rücken sollten. Sandte demnach seine Boten zu dem Neklan, dem Sohne des Krzesomysl, mit Vermeldung, seiner den 10. Mai auf dem Felde, welches Turske Pohle genannt, zu warten. Der viel mehr andächtige, denn beherzte Neklan, sobald er diesen [97] Gesandten ersah, und seine Botschaft vernahm, erschrack ganz unmäßig. Doch ließ er dem Wlatislaw, aus Anregung seiner Räthe, wieder sagen: »er sollte nur kommen, er wollte ihm selber mit seinem Schwerdte den Kopf abhauen.«

Des anderen Tages erforderte Neklan alle Edelleute, Bürger und Bauern und geboth ihnen, daß sie alle bereit sein sollten; da rüsteten sie sich sämmtlich in ihre Pechwämster und Pickelhauben, mit Schwerdtern, Schilden, Bögen, Pfeilen und anderer Rüstung aufs zierlichste und lagerten sich den 8. Mai auf der Ebene, über dem Orte Brusky genannt. Und sie sagten allesammt dem Herzoge zu, daß sie sich standhaftig und männlich wehren wollten. Eben desselben Tages lagerte sich Wlatislaus mit seinem Haufen bei der abgebrannten Stadt Budecz. An dem Morgen stieg er auf einen hohen Ort, hielt in seiner Hand ein bloßes Schwerdt und ermahnete sein Volk mit diesen Worten:

»Nun wohlan, ihr, liebe Ritter und streitbare Kriegsleute. Ihr wisset wohl, daß wir diesem verzagten Volke nunmehr zu etlichenmalen obgesiegt und unsere Schwerdter mit ihrem Blute gefärbt haben. Deshalb streitet männlich; denn ihr sollet diese Tage den Sieg erlangen. Ich weiß gewißlich, daß die Götter mit diesem Volke zürnen und der Gott Mars hat uns nicht allein die Gnade, [98] sondern auch Hülfe und Beistand zugesagt. O! hättet ihr nicht allein diese Habichte, Sperber, Falken und Raben, sondern auch Trappen, Adler und Greifen mit euch genommen, daß ihr sie mit unserer Feinde Fleisch hättet speisen können. Ich schwöre heutiges Tages, durch des Gottes Mars Würdigkeit und durch dieses Schwerdt, so ich in meiner Hand halte, daß, sobald ich werde obgesiegt haben, ich aus dem männlichen Geschlechte nicht einen will leben lassen, es müssen mir auch die Kinder herhalten. Ich will den Müttern, anstatt ihrer Kinder, die jungen Hunde an ihre Brüste legen und die Erschlagenen unbegraben liegen lassen, damit die Hunde von ihrem Fleische ersättiget werden. Und will also die bösen und unnützen Nachbaren zu Grund ausrotten und euch mit ihrem Golde und Silber reich machen, welches euch morgen um diese Stunde soll wahrgemacht werden.«

Zu der Zeit war in dem Sotzer Herzogthum ein Weib, dieselbe hatte einen Stiefsohn, mit Namen Straba. Als derselbe auch in den Streit ziehen sollte, rufte sie ihn beiseits und redete mit ihm heimlich also: »Straba, mein lieber Sohn, wiewohl den Stiefmüttern nicht angeboren, daß sie den Stiefkindern Gutes thun, aber dieweil ich meinen frommen Mann, deinen Vater, im Gedächtniß habe, so will ich dir diese Warnung geben. [99] Wirst du nun meinem Rathe folgen, so bleibst du gewißlich beim Leben und kommst in diesem Streit nicht um. Ich sage dir vertraulich, daß die Prager den Sieg erlangen werden und die Unseren werden allesammt ermordet, es käme denn jemand Geringes davon. Deswegen, welchen du in diesem Streit zum ersten antreffen wirst, so gieb ihm mit deinem Schwerdte einen starken Schlag oder Stich. Alsdann wird er vom Rosse fallen, spring du auch behende hinunter, schneide ihm beide Ohren ab und stecke sie in deine Tasche. Mache nachmals mit deinem Schwerdte, vor deines Rosses vorderen Füßen, ein Kreuz, sitze behend wieder auf, eile davon und siehe dich nicht um, obgleich noch ein größer Getümmel hinter dir wäre. Also wirst du, wenn die andern fast alle erschlagen sind, mit Noth davon kommen; denn die Götter, so euch hingeleiten, werden sich im Streite von euch zu euren Feinden wenden.« Straba, als einer, der da wohl wußte, daß seine Stiefmutter allerlei Zauberei voll war, sagte zu: er wolle ihrem Rathe folgen.

Neklan, der Herzog zu Prag, der, wie oben gemeldet, übermäßig verzagte Herr, berief den Stier von Cheinow, einen sehr beherzten und kriegeserfahrnen Mann und vertrauete ihm heimlicher Weise seines Herzens Blödigkeit und bat ihn, er sollte seinen blanken Harnisch anlegen und an seiner [100] statt des Volkes Führer sein. Da fragte der Stier den Herzog: was er ihm für seine Mühe und Leibesgefahr geben wolle? Der Herzog antwortete und sagte zu ihm: was er Billiges begehren würde, dasselbe sollte ihm werden. Da sprach der Stier: »Wenn ich wieder komme, was ich alsdann verdient habe, dasselbe wirst du mir widerfahren lassen. Werde ich aber an deiner Stelle daselbst umkommen, so bitte ich, du wollest mir ein Grab an derselben Höhe machen lassen, da man Cheinow ersehen kann.« Der Herzog versprach ihm solches.

Da nahm der Stier die fürstliche Rüstung an sich, saß auf des Herzogen köstliches Roß, und ritt mit etlichen vom Adel von Wischerad bis auf die Bruska. Damals brachen der Prager Haufen auf und zogen dem Stier, ihrem Führer, nach und er vor ihnen hin mit fröhlichem Gemüthe. Und als sie an das Wasser kommen, da stund ein Weib auf einem großen Felsen, und rufte mit hoher Stimme also: »folget meinem Rathe, so werdet ihr einem großen Ungemach entgehen können; denn, wollt ihr den Sieg erlangen, so müßt ihr der Götter Willen erfüllen. Derowegen schlachtet den Göttern eine Eselin, also werdet ihr den Göttern ein angenehmes Opfer verbracht haben. Denn der oberste Jupiter und Mars, desgleichen seine Mutter Ceres [101] und Bellona mir dieses auch zu melden befohlen haben!«

Alsobald tödteten sie eine Eselin, zerhieben dieselbe auf viele tausend Stücklein, und ein jeder Kriegesmann aß einen Bissen davon. Sobald solches geschehen, empfanden sie an ihnen eine ungewöhnliche Mannheit, zogen also sämmtlich, mit fröhlichem Gemüthe, an den gelegensten Ort, lagerten sich bei Turske auf eine Höhe, bestellten auch die Wacht und waren daselbst die ganze Nacht fröhlich und guter Dinge. Auf den Morgen, ehe dann die Sonne aufging, ließen sich des Wlatislaw Haufen sehen, lagerten sich an einem niedrigen Ort, schickten sich auch alsbald wider die Prager zur Schlacht und erzeigten sich in ihrer Rüstung sehr zierlich.

Der Stier that an die Seinen eine kurze Vermahnung und sprach: »Meine allerliebsten Brüder sehet, wie stolz und übermüthig sich jene wider uns bereitet haben, denn sie gedenken, wegen ihrer Hoffahrt, mit uns zu fechten. Wir aber wollen mit ihnen, von unseres Vaterlandes und Lebens wegen, dieselben beide zu erhalten, streiten. Deshalb ermuntert euch und seid Männer; denn ihr die Götter, welche euch zuvor ungnädig gewesen, euch mit dem, womit sie gestillet sein wollten, geneigt und gnädig gemacht habet. Werdet ihr euch als die Männer erzeigen, so wird euch dieselbe Mannheit [102] nicht anders sein, als eine Mauer; denn die Götter stehen den Starken und Kühnen bei, die Verzagten aber pflegt die Furcht zu plagen. Werdet ihr fliehen, so entfliehet ihr gewißlich dem Tode nicht, sondern müßt denselben gedoppelt empfinden. Der eine Tod wird sein, wenn ihr eure Kinder vor eurem Angesichte werdet sehen ermorden, dann, wie sie zu den Brüsten euerer Weiber junge Hunde, wie sie sich vermessen, legen werden, welches euch ein überschmerzlicher Tod sein wird. Und endlich werden sie es mit euch, als den Verzagten, gut machen haben. Aber diesem zuvorzukommen, wollen wir lieber allen Fleiß anwenden, und sie allesammt, bis auf einen Mann, todt schlagen. Solches wird uns Ehre, Freude und Ruhm bringen. Ich weiß es gewißlich, daß wir heute das Sotzer Herzogthum erlangen.«

Wlatislaw aber rückte mit seinem Volke stracks wider die Prager. Und als er gesehen, daß sie sich von der Stelle nicht verwendeten, hieß er die Seinen ein wenig stille halten, stellte sich vor ihnen, als hätte er mit den Feinden ein Mitleiden. Und damit er seines Volkes Mannheit ermunterte, sprach er: »o ihr armen Leute und verzagten Herzen, diese Höhe, die ihr aus Furcht eingenommen habt, wird euch gar wenig helfen.« Wandte sich hiermit zu den Seinen und sagte: »seht ihr nun, [103] daß sie uns in der Ebene nicht begegnen dürfen? Schauet doch, mich bedünkt, sie wollen allbereit die Flucht geben, und sobald wir nur etwas näher an sie kommen, werden wir mit niemand zu treffen haben. Ich glaube, sie haben sich daselbst mit den Füßen angebunden. Werden sie nun unserer erwarten, so schlaget sie nicht mit den Schwerdtern, sondern tretet sie allein mit Füßen, gleich wie eine Stoppel, damit ihr weder euch selbst, noch eure Schwerdter und Pfeile, mit dieses verzagten Volkes Blute nicht verunreiniget. Nun lasset eure Vögel, die ihr habt, fliegen, mit diesen wollen wir sie vollends zu Tode schrecken.«

Und als sie dieses thaten, da wurde von den Vögeln der Sonnenschein nicht anders, wie von einer dunkeln Wolke verfinstert. Nachdem dies der unerschrockene Stier gesehen, sprach er: »meine liebe Ritter, ich weiß es gewißlich, daß ihr siegen werdet. Und im Falle es sich begäbe, daß ich auf der Wahlstatt sterben müßte, so bitte ich, lasset mich auf dieser Höhe begraben und machet mir ein Grab, welches eine lange Zeit währen kann zum Gedächtniß; denn ich heute allhier viel Sotzer tödten und den Wlatislaus, ihren Herzog, vor euren Augen mit meinem Schwerdte erlegen muß.«

Mittlerweile kamen sie gar nahe an einander. Und als der Stier die Gelegenheit ersah, schrie er [104] die Seinen an und sprach: »nun ihr, meine Lieben, schlaget nun getrost drein.« Sprengte hiermit unter den Feind. Die Prager folgten ihm nach, nicht anders, wie Bienen ihrer Weisel nachzufliegen pflegen. Also sprengten sie die Sotzer von der Höhe an und schlugen alles darnieder, was ihnen unter die Hände kam. Der Stier arbeitete mit seinem Schwerdte nicht anders, als wenn einer mit der Sense Gras hiebe; also kehrte er dem Feind den Staub von den Köpfen, daß ihnen das Gesicht und das Gehör verging.

Die Schlacht währete lange und der Sieg wankte von einer Seite auf die andere. Da hörete man von dem Volke ein Geschrei, ein Geklirre von Schwerdtern und ein Getümmel der Rosse. Und unter dem Haufen der schönsten Reisigen und gewappnetsten Kriegsleute ersahe der Stier einen Mann, von schöner Gestalt, in einem zierlichen Harnisch, welcher einen vergüldeten Helm auf seinem Haupte hatte und auf den die andern Achtung gaben. Verstund derhalben wohl, daß es der Wlatislaw sein müßte und gedacht' ihm beizukommen. Aber seine Ritterschaft beschützte ihn dermaßen, daß der Stier wohl in zweien Stunden nicht zu ihm kommen konnte. Mittlerweile aber, ehe denn er sich zu ihm arbeitete, mußten in die hundert Sotzer von seinem guten Schwerdte niederfallen; dennoch [105] entwich der Wlatislaw vor dem Stier und verbarg sich hinter die andern. Da schrie ihn der Stier an und sprach: »ich sehe dich gar wohl, du blutgieriger Tyrann; du bist derselbe, der du deine Vögel mit unserem Fleische hast speisen wollen. Du sollst kurz erfahren, daß du deinen Vögeln selbst zur Speise werden mußt; ich will bald mein Schwerdt mit deinem Blute tränken und die fliegenden Vögel mit deinem Fleische speisen.«

Drang also auf ihn zu, hieb ihm seinen Schild entzwei und in dem andern Streich spaltete er ihm den Kopf, sammt dem Helm, von einander, daß er von dem Roß auf die Erden todt nieder fiel. Bald machten sich viele der Sotzer über den Stier, hieben, stachen und schossen auf ihn los und fügten ihm viel Schaden zu. Die Prager retteten ihn auf's beste, aber sie schaften wenig. An diesem Orte lag ein großer Haufen der Ermordeten, auf dieselben fiel der Stier auch nieder und starb. Wer ihn aber tödlich verwundet hatte, kann niemand eigentlich wissen. Also blieb des Neklans Volk viel auf der Wahlstatt, von des Wlatislaus sind ihrer wenige entkommen.

Der erste aus den Flüchtlingen ist der obgedachte Straba gewesen, welcher durch Lehr und Unterweisung seiner Stiefmutter heim kam. Er fand sein Weib gleich mit dem Tode ringend, hatte [106] an ihrer Brust einen großen Schaden, welchen sie von einem Schwerdte empfangen. Er besah den Schaden mit Fleiß und konnte spüren, daß er ihr denselben zugefüget; verwunderte sich darüber und sprach: »ich will noch besser auf den Grund kommen;« zog hiemit beide Ohren aus der Tasche, hielt ihr dieselben an den Kopf und befand also gründlich, daß sein Weib derjenige Feind war, welchen er in der Schlacht geschlagen; und sie verschied zur selben Stunde. Also konnte Straba verstehen, daß sein eigen Weib den Pragern zu Hülfe wider ihn gezogen war; denn sie war der Geburt von Prag und hatte in des Neklans Herzogthum viel Freundschaft. Deswegen sie denn ihren Freunden zu Hülfe ziehen und ihren Mann heimlich umbringen wollen.

Nach solchem Siege wurden alle die Leute, welche bei den Erschlagenen gefunden, in die kleine Stadt Prag geführt und daselbst unter die Kriegesleute zugleich getheilt. Auf den Morgen begrub man der Freunde und Feinde Körper auf der Wahlstatt. Aber dem Stier wurde auf Befehl Neklan's ein Grab an dem höchsten Orte, über Cheinow, bei einer Eiche, köstlich und herrlich zubereitet, welcher Ast bis auf den heutigen Tag die Eiche des starken Ritters genannt wird.

21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[107] 21. Der ungetreue Vormund.

Als diese Dinge nun alle gestillt (die Erzählung schließt sich unmittelbar an die vorhergehende), setzte sich Neklan auf den fürstlichen Stuhl nieder und fragte nach des Wlatislaus Gesinde. Unter andern wurde ihm gesagt, daß Zbislaw, Sohn des Wlatislaus, ein Knäblein von zwölf Jahren, im Dorfe Bitozewes bei einem Weibe heimlich gehalten würde; denselben ließ Neklan für sich bringen. Und als er kam, thät er dem Herzoge, mit niedergebogenen Knien, wie er denn unterwiesen war, Ehrerbietung. Neklan hatte ein väterliches Mitleiden mit dem Kinde und fragte nach, wer des Wlatislaus, dieses Kindes Vater, allergetreuster Diener gewesen wäre? Da antwortete einer aus den Umstehenden und sprach: »ein Wende, mit Namen During, derselbe ist des Wlatislaus liebster und getreuster Diener gewesen, dieser hat auch das Kind, denn es ihm vom Vater vertrauet war, auferzogen.«

Als es Neklan hörte, befahl er bald, daß man in einer Ebene, nicht fern vom Postlberg, an dem Wasser Eger, eine Stadt zu bauen ansahen und dieselbe During nennen sollte. Dieselbe verhieß er dem During zu verehren und sprach: »ich bitte, du wollest des Wlatislaus, dieses Kindes Vater, [108] eingedenk sein, denn er dir, wie ich vernehme, viel Gutes gethan. Derowegen nimm diesen Knaben wohl in Acht, halt ihn als ein jungen Fürsten und sei des Kreises Postlberg Vorsteher und Verwalter.« During nahm diese Ehren-Erbietung mit Dank an, und versprach, sich also zu verhalten. Herzog Neklan zog lange daselbst herum, besichtigte und nahm alle dieselben Kreise unter seine Gewalt und Regierung.

Im Jahr 872, zur Winters-Zeit, zeigten die Fischer von Postlberg dem Verwalter During an, daß viel Fische unter dem Eise, an einem Orte, zusammen kommen wären. Da befahl er, daß man Wumen machen und also unter dem Eise fischen sollte. Er, der During aber, hatte ein Böses in seinem Herzen und berufte den jungen Herzog von 7 Jahren, welcher ihm vertraut war, führete ihn mit auf das Eis, nicht fern vom Orte, da die Fischer waren. Und als er ihn zur Wume brachte, hieß er ihn darein sehen, und sprach: »Zbislawku, liebes Herrlein, siehe, welch eine Menge kleine Fischlein sind darinnen.« Der Knabe kniete nieder, neigete sein Haupt und wollte hinein sehen, da zog der verrätherische Judas unter dem Mantel eine Barthe hervor und hieb dem Knaben den Hals entzwei, doch hieb er ihm den Kopf nicht gar herunter, sondern mußte ihn vollends mit dem Messer abschneiden. Als die [109] Fischer diese That ersahen, erschracken sie höchlich darüber, ließen Fische und Netze liegen und liefen davon.

Er wickelte den Kopf in ein schönes Tuch, nahm denselben und trug ihn nach Prag, der Hofnung, er würde um dieser ritterlichen That willen vom Herzog Neklan ein herrlich Geschenk empfahen. Und als er auf den Wischerad kam, fand er den Herzog mit seinen Wladyken und Aeltesten im Rathschlage sitzen und fing vor ihnen allen an also zu reden: »ehrenreicher Fürst, du weißt wohl, daß oftmals ein Fünklein, welches im Hause verwahrloset wird, ein Feuer nicht allein zu verursachen, sondern auch das Haus zu verbrennen, ja nicht allein dasselbe Haus, da es sich verhalten, sondern auch andere Häuser und deren Herren zu verbrennen pflegt. Und es ist ein altes Sprichwort: wer dem Feuer vorkommen will, der wehre, ehe denn es zum Dache hinaus fähret. Dieselben Funken hab' ich, als durch einiger Götter Eingeben, ausgelöschet und dich, berühmter Fürst, zuvörderst, nachmals auch euch, Herren, sämmtlich, mit einem Winken meiner Barthe, vor Gefahr gesichert. Deswegen wollest du, Fürst, als ein Haupt und ihr, Herren, als die Glieder dies Landes, bewegen, was ich vor Geschenke und Gaben verdient habe. Es möchte wohl jemand Unverständiges hier sagen, [110] ich hätte eine schändliche That begangen, in dem, daß ich eines Kindes nicht verschonet hätte, aber ihr, als die Weisen, werdet es nicht sagen; denn ihr alle sämmtlich wohl wisset, welcher Gestalt Wladislaw, sein Vater, euch alle ausrotten und euern Weibern, anstatt ihrer Kinder, junge Hunde zu ihren Brüsten legen wollen. Wenn nun sein Sohn Zbislaw ein männlich Alter hätte erlangen sollen, glaubet, daß er seinen Vater ungerochen nicht gelassen hätte. Derowegen könnt ihr nun das Herzogthum Sotz mächtig behalten und auf beiden Ohren sicher schlafen.«

Als er dieses gesprochen, zog er des Wlatislai Sohnes Kopf, welcher noch fast die Gestalt eines lebendigen Hauptes hatte, unter dem Mantel, in ein Tuch gewickelt, herfür, machte dasselbe auf und legte ihn also blutig vor ihnen auf den Tisch. Der Herzog und alle Beisitzenden erschracken wegen solcher That aus der maßen sehr, daß sie auch die Angesichter hinweg wenden müssen.

Der Herzog wandte sich auch davon und sprach: »o, du Uebelthäter, nimm dein Geschenk mit dir, daß wir es nicht ansehen dürfen. Habe ich dir doch befohlen, daß du ihn wohl in Hut halten und nicht tödten solltest. Habe dir derowegen viel Gutes bewiesen und dich des Kreises Postlberg zu einem Verwalter gemacht. Nun sehe ich wohl, daß der [111] Verrätherei alle Wohlthaten zu wenig sind. Was vermeinest du, du Erzbösewicht, daß ich dasselbe nicht auch hätte thun können? Und ob ich's gethan, so hätte ich ihn nicht unbillig (wenn ich gewollt) als einen Feind umbringen können. Aber es hat dir keinesweges, deinen Herrn zu ermorden, gebühret. Dieweil du aber verhoffet, von mir deretwegen Geschenke zu empfahen, so will ich dir solche Verehrung thun. Erwähle dir aus diesen dreien einen Tod, welchen du willst: entweder falle von diesem Felsen Wischerad hinunter und brich den Hals; oder erstich dich mit deinem Schwerdte in meiner Gegenwart; oder aber erhenke dich selbst.«

Als During dies hörte, sprach er mit Seufzen: »o, welch einen bösen Rath hat mir mein Herz mitgetheilet! Der Traum hat mir verheißen, daß ich in Böhmen viel Güter bekommen würde und hätte nicht vermeint, daß ich derowegen so schändlich sterben sollte.« Er erwählte sich hiermit das Hängen.

Alsbald nahmen ihn die Nachrichter, führeten ihn herum und gaben ihm die Wahl, an welchem Baum es ihm am besten gefiele, da sollte er sich henken. Aber During ging lange herum, sah die Bäume an und wollte ihm keiner gerecht sein. Endlich aber stieg er auf eine Erle, knüpfte lange daran und konnte keine schädliche Schlinge machen, [112] bis ihm endlich eine beständige gerieth; also blieb er daran kleben. Dieselbe Erle, so lange sie dastund, hieß stets die Durings Erle.

22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

22. Der Heilige im Walde.

Herzog Borziwog zu Tein wollte sich, im Jahr 909, einstmals erlustigen, nahm zu sich etliche seiner Diener und Hunde, ritt auf die Jagd, in ein tiefes Thal, über das Wasser die Misa genannt; daselbst schoß er mit seinem Bogen ein großes Reh. Als es nun getroffen, wollte es die Flucht geben, aber der Herzog Borziwog und seine Diener eilten ihm mit ihren Rossen schleunig nach. Und als es unter einen hohen und sehr großen Steinfelsen, daraus ein starker Quell fleußt, kommen, lief es in dasselbe Wasser und wehrete sich der Hunde. Borziwog zog sein Schwerdt aus und stach es. Dasselbe ging aus dem Wasser, fiel auf die Erde nieder und starb. Aus seinem Euter so sehr viel Milch floß, daß sich der Herzog, sammt seinen Dienern, darüber verwunderte.

Bald trat ein ziemlich hoher Mann, eines grausamen Ansehens, in einem langen Rock, mit [113] einem Stabe und barfuß, im langen Haar, dem auch die Haare an den Augenliedern überhingen, aus dem Felsen hervor und sprach zu Borziwog: »warum hast du mir mein Thierlein getödtet?« Der Borziwog, sammt seinen Dienern, erschrack aus der maßen sehr; denn sie zuvor keinen Mann einer solchen Gestalt gesehen, vermeinten, es wäre ein Ungethüm. Die Diener reitzten ihren Herren, er sollte fliehen, doch besannen sie sich. Allda ermannte sich Borziwog, fassete ihm ein Herz, trat näher hinzu und sprach: »ich beschwöre dich im Namen Jesu Christi, des Sohnes Gottes, daß du mir sagest, ob du etwas Gutes oder Böses bist?« Der Mann antwortete: »ich bin ein Mensch und unwürdiger Diener unsers Herrn Jesu Christi, der ich allhier wohne, im Namen der heiligen Dreifaltigkeit, mit der Hülfe des Herrn Jesu Christi, seiner Mutter der Jungfrauen Maria und Sankt Johannis des Täufers.«

Borziwog sprach: »ich bitte dich, führe mich in deine Wohnung.« Der Mann sprach: »nun komme, und besiehe dieselbige.« Wandte sich damit um und ging an den Felsen. Borziwog folgte ihm mit seinen Dienern nach. Und als sie hinein kamen, verwunderten sie sich über eine solche Wohnung. Der Herzog sprach zu ihm: »Lieber, sage mir deinen Namen?« Er sprach: »in der Taufe [114] bin ich Iwan genannt worden.« Borziwog fragte: »von wannen bist du hieher kommen? Aus welcher Nazion bist du, oder wie lange hast du hier gewohnt?« Iwan antwortete: »ich bin aus Krabaten herkommen, mein Vater hat Gestimulus und meine Mutter Elisabeth geheißen. Zu der Zeit, als ich hierher kommen bin, hat, wie ich vernommen, Neklan das Land regieret. Es ist allbereit zwei und vierzig Jahre, daß ich allhier wohne, in vierzehen Jahren hat mich auch kein Mensch gesehen, so lange bin ich aus diesem Felsen nicht kommen.« Der Herzog sprach: »was hast du vor Speise diese Zeit über gehabt?« Er antwortete: »die Gnade Gottes hat mir dieses Thierlein, so du erschlagen hast, gegeben, dessen Milch ich genossen habe.« Borziwog antwortete: »ich sehe, daß du ein Mann Gottes bist und heilig; ich bitte dich, sitze auf mein Roß, und reite mit mir in meine Behausung, lege deine Hand auf meines Weibes Haupt und sprich ihr den Segen.« Iwan antwortete: »ich kann nicht reiten, doch, wird es Gottes Wille sein, so will ich deine Behausung besuchen.« Also gesegneten sie einander mit Trauern. Und Borziwog wollte das Wild nicht mitnehmen. Iwan sprach: »nimm und zertheile es und opfre es den Armen, auf daß sie für unsere Seele Gott bitten.«

[115] Als nun Borziwog wieder auf Tetin angekommen, zeigte er seinem Gemal Ludomilla kläglich an, was ihm auf der Jagd zugestanden war. Und als sie dieses hörete, weinete sie und begehrete mit Verlangen, den Mann Gottes zu sehen; und sie beteten dieselbe Nacht mit großer Andacht. Auf den Morgen sandten sie ihren Kaplan und mit ihm sechs Diener, auf daß sie den Mann überreden und auf den Tetin bringen sollten. Als sie nun daher kamen, richteten sie es fleißig aus, setzten ihn auf eine Eselin und kamen mit ihm auf Tetin. Borziwog und Ludomilla gingen ihm weit entgegen und nahmen ihn ehrlich an. Als er auf's Schloß kam, legten sie ihm mancherlei Speise für, aber er wollte nichts genießen. Sie entfingen von ihm desselben Tages den Segen, ließen ihn, auf sein Begehren, von sich und sandten ihre Diener, ihn wieder in seine Wohnung zu beleiten.

Er bat den Kaplan Paulus, daß er des dritten Tages zu ihm käme und ihm in seiner Wohnung eine Messe hielte. Solches that er auf sein Begehren. Als er nun zu ihm kommen, da beichtete Iwan unserem Herren Gott und dem Priester Paulus heimlich seine Sünde. Nachmals vermeldete er ihm öffentlich: daß er des Königs aus Krabaten, dessen Name Gestimulus, Sohn wäre. Und da er bei seinem Vater andächtig gewesen, habe [116] er ihm ein einsames Leben erwählt, endlich auch seinen Eltern den Kuß gegeben und sei von ihnen durch mancherlei Wildnisse, Berge und Thal gegangen und habe ihm nirgends eine Wohnung finden können, bis ihn endlich der Engel des Herrn an diesen Ort, in diesen Felsen geführet und befohlen, daß er allda bleiben sollte. Ferner meldete er: »als ich nun an diesem Orte, zwei Jahre lang, viele und mancherlei Widerwärtigkeiten von den bösen Geistern gelitten und von ihnen wie überwunden war, bin ich hingegangen, mir eine andere Wohnung zu suchen.« Da begegnete mir St. Johannes der Täufer und sprach zu mir: »Iwan, wo gehest du hin?« Ich antwortete: »die bösen Geister wollen mich allhier nicht leiden, ich will gehen, mir eine andere Wohnung auszusehen.« Da sprach er zu mir: »kehre wieder um;« und gab mir dieses Kreuz, auf daß ich damit die bösen Geister vertreiben sollte. Da fassete ich den Glauben an Gott und an St. Johannis Wort und thät, wie er mir befohlen hatte. Sobald ich solches vornahm, da sahen sie mir aus dem Felsen entgegen heraus und schrien mit grausamen Stimmen, sprechend: »Iwan, gehe nicht herein; denn wir haben hier immer unser Bad und Wohnung.« Ich trug das Kreuz vor mir und sie flohen alle, nur ein einiger, welches der ärgste war, wollte nicht weichen, sondern [117] drängte sich in den Felsen und blickte mich scheußlich an; er thät auch seinen Rachen auf und schrie grausamlich, als wenn er mich verschlingen wollte. So machte ich mich näher an ihn und warf ihm das Kreuz in seinen Rachen, da ließ er einen noch größeren Schrei, machte in der Mitte dieses Felsens ein Loch, floh Angesichts hinaus und zog mit den andern davon. Und von derselben Zeit an habe ich nicht solche Unruhe gehabt. Deswegen befehle ich dieses Kreuz dir, daß du es dem Herzoge überantwortest.

Und als der Priester Paulus das Amt der Messe vollbracht, entfing und stärkte sich Iwan mit dem Leib und Blut unsers Herrn Jesu Christi, betete auch fleißig und des dritten Tages schied er von dem Weg des Lebens und ist in dem Felsen, wie er begehrte, begraben worden. Und der Herzog Borziwog ließ daselbst bald ein Kloster, St. Johannes dem Täufer zu Ehren, bauen, versah es mit Einkommen und bestellte dazumalen zween weltliche Priester daselbst. Nachmals sind Brüder St. Benedikti Ordens dahin gesetzt worden.

23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[118] 23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau.

Zween leibliche Brüder, Boleslai Diener, mit Namen Stirsa und Hnievsa, welche St. Wenzeskaum ermorden helfen, traten im Jahr 938 für ihren Herrn und baten, daß er ihnen, für ihre getreuen Dienste, etwa ein Stück Landes oder Feldes eingeben wolle. Und er gab dem Hnievsa einen Acker am Wege, wenn man vom alten Bunzlau nach Prag will gehen; daselbst ließ er ihm an eine Höhe einen Hof bauen. Und dieweil ihn etliche Bigecz, das ist: ein Schläger und die andern Wrah, das ist: ein Mörder, nannten, wurde diesem Hofe der Name gegeben Whrabij, ist so viel gesagt, als Mordschlag.

Dieser Hnievsa wohnte lange Zeit auf demselben Hofe und wurde alle Jahr vier Wochen lang sinnlos, so lange er lebete. Darnach empfand ihr Geschlecht, die Wrabschtij genannt, dieses Gebrechen stets an ihnen und vielleicht bis auf den heutigen Tag. Etliche schreiben auch in ihren Chroniken, als nehmlich Heinrich Duchczowsky, daß in diesem Geschlechte stets einer sinnlos und gleich wie bestürzt sein müßte, und daß, zur Gedächtniß [119] des unschuldigen Blutes St. Wenzeslai, ihr Haar auf den Häuptern roth geblieben.

Dem andern Mörder aber, mit Namen Stirsa, ist von wegen dieses Mordes ein Acker, von Bunzlau gegen Mitternacht, gegeben worden, daselbst er ihm einen Hof, nicht fern von dem Wasser Gezera oder die Iser genannt, an einer Leiten (Abhange) bauen lassen und demselben den Namen Stranow gegeben; denn eine Leite heißt eigentlich Stran. Dieser hat von wegen der Sünde und des begangenen Mordes an St. Wenzeslav böse Beine gehabt, also, daß er selbst die Ausdünstungen nicht hat erdulden können.

Er saß einmal auf sein Roß, nahm einen Hund mit und einen Sperber auf die Hand, auf daß seine Wütung Linderung bekäme und ritt zum Herzog von Bunzlau. Auf dem Rückwege ritt er durch einen Kiefernwald und als er unterweges die großen Wehtage seiner Beine nicht erdulden konnte, saß er vom Rosse und fluchte schändlich auf unsern Herrn Gott und den heiligen Wenzeslaus. Die Diener hielten von ferne und straften ihn; er aber fing an, noch gräulicher zu lästern. Indessen that sich die Erde auf und verschlang ihn, sammt dem Rosse, Hunde und Sperber, so daß nichts mehr als eine Grube zum Kennzeichen des Orts verblieb. Die Diener kamen auf seinen Hof Stranow, zeigten [120] seinem Weibe und zweien Söhnen an, was sich mit ihm begeben und seine Söhne, Bogsa und Dolislaus, bekamen desselben Jahres ihres Vaters Gebrechen und folgends überkam dieses ganze Geschlecht böse Beine. Und zum Gedächtniß des unschuldigen Todes St. Wenzeslai mußte allezeit eine Mannsperson desselben Geschlechts, doch in funfzig Jahren einmal, eines bösen Todes umkommen.

Raczek Dobrohorsky, ein Kanonikus der Kirche zu Bunzlau, schreibt in seiner Chronik, daß für Zeiten die Leute an St. Wenzeslai Tage, bei Aufgang der Sonnen, zur selben Grube, da der Stirsa sammt Roß, Hund und dem Sperber versunken, zu gehen im Brauche gehabt. Allda man hören und vernehmen können, daß in der Grube ein Roß gewiehert, der Hund gebellt und der Sperber mit den Schellen geklingelt habe.

24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

24. Die Erscheinung des heiligen Mathias.

Des Herzogs Boleslaus Diener spürten, daß ihr Herr sehr andächtig war, welcher seine besondere Lust allein an das Gebet und den Kirchenbau anwende. Einstmals, zur Sommerszeit, traten sie sämmtlich und besonders die Christen vor ihn [121] und baten, daß er die That seines Vaters aus dem Gemüthe lassen und Gott dem Allmächtigen vertrauen sollte. Er würde ihm solches, was er aus Zorn zu thun befohlen, und selbst gethan, als ein barmherziger Gott in Gnaden wenden. Der Herzog hub an und sprach mit Weinen: »Meine getreue, liebe Diener und im Glauben an Christo Brüder, ich weiß zwar sehr wohl, daß unser lieber Gott ein gnädiger Gott und viel bereiter sei, einem jeden Sünder seine göttliche Gnade mitzutheilen, als er ihn darum bitten möchte. Aber ich sage euch in Wahrheit, als meinen lieben Freunden, es wolle nur keiner des Christen Blut und besonders bis zum Tode, vornehmlich aber seines leiblichen, frommen und gerechten Bruders auf Erden, ohne alle Ursache zu vergießen, gering achten. Denn ein solches Blut, gleich wie Abels, um Rache gen Himmel schreit. Und ich besorge mich, daß unser Herr Gott, wiewohl er ein barmherziger, doch gerechter, Gott ist, seine Worte, so er im alten Testament geredet, nicht an mir wahr machen werde, da er spricht: ›ich bin ein eifriger Gott, welcher die Sünde der Väter an den Kindern heimsucht, bis ins dritte und vierte Glied.‹ Deswegen ist besser, daß wir allhier trauern und zu ihm rufen, als daß wir, von wegen der bösen Thaten, von ihm allhier und dort einer bösen Strafe gewärtig [122] sein sollten. Aber es sei an meinem Trauern genug, ihr aber seid fröhlich.«

Auf den Morgen wollte er seinen Dienern eine Kurzweil machen, ritt deswegen mit ihnen auf die Jagd, in einen Wald, die Schaoka genannt. Allda stellten sie ihre Netze, ließen ihre Hunde los, daß sie jagen sollten und der Herzog blieb mit einem Diener auf einem Berge ganz allein. Dem erzeigte sich ein großer Bär, welcher gegen ihn herging. Der Diener sprach zu ihm: »ach, lieber Fürst, fliehe bald hinweg, damit dich dieses Thier nicht umbringt.« Und der Herzog zeichnete sich mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und blieb unbeweglich stehen, der Hofnung, das Thier würde ihm, durch dieses Zeichen, kein Leid thun können. Der Bär ging gar nahe an den Herzog und die Furcht, so in des Fürsten Herzen war, verwandelte ihm sein Angesicht.

Bald erschien ihm ein Mann, welcher ein Ansehen eines Heiligen hatte. Derselbe trug einen langen Stab in seiner Hand und schlug damit auf das Thier, welches alsbald umwendete und davon ging. Und der Herzog sprach: »habe Dank, du frommer Mann, daß du mich von diesem Ungethüm erledigt hast.« Der Mann sprach: »dieses höllische Ungethüm, welches sich dir in dieses wilden Bären Gestalt gezeiget, hat dich von dannen [123] treiben wollen; denn es bei diesen Gräbern, darauf du stehest, eine besondere Lust, über den todten Leiben, so nicht im Namen der heiligen Dreifaltigkeit gestorben sind, zu haben pflegt.« Der Herzog fragte: weß diese Gräber wären? Der Mann antwortete: »sie sind deren, welche den verzauberten Trank getrunken.« Der Herzog sprach: »Lieber, wer sind die gewesen?« Der Mann antwortete: »es sind Stiradii, des Proschi Sohnes, Diener gewesen, welche der Mägde Hände ermordet haben und heute sind's zweihundert und dreißig Jahr, daß solches geschehen ist, als nehmlich, da man geschrieben hat 741 Jahr.«

Der Herzog sprach: »wie weißt du es? Weiset es doch die Gestalt deines Alters, daß du zur selben Zeit auf der Welt nicht gelebet hast.« Der Mann antwortete: »alle die Dinge, so dazumalen und zuvor, auch jetzo auf der Welt geschehen, sind mir wissend.« Der Herzog fragete: wer er wäre und wie er hieße? Der Mann sprach: »ich bin ein Diener und Apostel Jesu Christi, mit Namen Mathias;« und hiemit verschwand er und verwandelte sich in Licht. Der Herzog wandte sich zu dem Diener und sprach: »hast du auch diesen Mann gesehen?« Der Diener sprach: »ja, ich habe ihn gesehen, aber ich habe mich etwas hintan begeben müssen; denn ich ihn, von wegen des großen [124] Glanzes seines Antlitzes, nicht anschauen konnte.« Als nun der Herzog heimkam, vermeldete er dies Gesicht seinem Bischofe. Derselbe sprach zu ihm: »mein Sohn, sage Gott Dank und laß an selbem Orte ein Bethaus, Gott zu Ehren und im Namen St. Mathiä bauen.« Also berufte der Herzog Arbeiter und ließ eine Kirche daselbst bauen, und Bischof Adalbertus errichtete sie allda auf der Schaoka.

25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

25. Das verborgene Schloß im Walde.

Herzog Ulrich machte sich 1009 zu Sommerszeiten auf und ritt in weite Wälder auf die Jagd; denn er dieser Kurzweile mit Fleiß nachhing. Und einer aus seinen Wladyken führte ihn auf sein Schloß, genannt Drschtka, von dannen sie gar oft mit einander auf die Jagd zu reiten pflegten. Nun begab es sich eines Tages, daß der Herzog einem Wilde nachjagete, und kam auf einen Morgen zu ferne von seinen Dienern, bis er sich in dem Walde verirrte. Er ritt deswegen auf einen Berg, und sah sich mit allem Fleiß um, ob er etwa ein Dorf ersehen möchte. Und dieweil er, von Höhe der Wälder, nichts ersehen konnte, band er sein[125] Roß an und stieg auf eine sehr hohe Fichte. Darauf sah er alles Fleißes um, bis er endlich eines Schlosses, auf einem hohen Berge, gewahr wurde. Deshalb merkte er ihm diese Gelegenheit mit allem Fleiß, saß auf sein Roß und eilete hinzu.

Aber dieweil umher allenthalben ein dickes Gesträuch war, mußte er absitzen, das Roß anbinden und ihm mit seinem Schwerdte einen Weg räumen. Da er nun nahend an das Schloß kam, fing er mit hoher Stimme an zu rufen, aber niemand wollte ihn hören. So nahm er einen langen Baum, setzte denselben an ein Gewölbfenster und kroch also darauf hinan, bis er in das Schloß hineinkam. Er ging erstlich zum Thore und fand allda die Fallbrücke aufgehoben. Darnach ging er in die Gewölbe, darinnen er viel Fässer mit Wein gefunden, desgleichen auch viele Harnische und vermoderte Kleider. Er besah dies alles also, kroch zum selben Fenster wieder hinaus und kehrte wiederum nach dem Orte, daselbst er dieses Schloß ersehen, hielt sich also, dem Gedächtniß nach, gegen den Aufgang, bis er endlich, mit Mühe, am Abend wiederum auf das Schloß Drschtka zu den Seinigen kam.

Und wiewohl sie, von wegen seines Abwesens, vor diesem betrübt gewesen, so waren sie doch seiner Zukunft herzlich erfreut. Also setzte er sich [126] hinter den Tisch, fing das Abendmahl an zu halten und fragte den Wirth: ob er etwas von einem wüsten Schlosse wisse? Er antwortete: »nein;« und er hätte niemals gehört, daß etwa in diesen Wildnissen ein Schloß sein sollte. Da zeigte ihnen der Herzog sämmtlich seinen Zustand an, darüber sie sich sehr verwunderten. Einer unter seinen Dienern, dazumal gegenwärtig, that dem Herzog große Reverenz, erboth sich höchster Dienste und bat den Herzog um dasselbe Schloß. Ulrich aber, als ein kostfreier Fürst, wollte seines Dieners Bitte nicht verachten, und verehrte dem Diener das Schloß. Dasselbe wurde von seinem Namen erstlich Przym, nachmals Przymda, bis auf den heutigen Tag genannt.

Wer aber dies Schloß gebaut, findet man in den deutschen Chroniken so viel, daß Kaiser Heinrich, dieses Namens der erste, den etliche Geschichtschreiber ganz übergangen, Anno 920 regiert habe. Dieser habe eine schöne Tochter, mit Namen Helena, gehabt, um welche Albertus, ein Graf von Aldenburg, welcher am kaiserlichen Hofe dienete, freite, welchen sie auch nicht weniger liebte und gern zum Gemal hätte haben mögen. Dieweil er aber wohl wußte, daß er in seinem Stande des Kaisers Tochter weit ungleich, so konnte solch ein Vornehmen ordentlicher Weise nicht fortgehen. Er [127] verkaufte deswegen die Grafschaft Aldenburg dem Kaiser, sammlete sein baares Geld und fing an, in Gebirgen und Wildnissen umherzureiten und einen gelegenen Ort, zur Erbauung eines Schlosses, allda er sich heimlich enthalten könnte, zu suchen.

Und als ihm dieser obangezeigte Ort der allerbequemste zu sein dünkte, führte er viel Arbeiter dahin, ließ ihrer etliche die Wälder ausreuten, etliche Steine brechen, Kalk brennen und die andern Mauern führen, Gewölbe, Thüren und andere Zimmer bauen. Da nun dieses Schloß in Eile vollendet, hat er es dermaßen mit Lebensmitteln versehen, damit er sich allda, selb zehnt, ein hundert Jahr erhalten könnte. Als aber alle Dinge, so in eine Festung gehörig, besonders aber von Gewehren und Geschossen bereitet, berief er alle die Arbeiter und das andere Gesinde in eine Stube vor das Schloß, versperrte sie auf das härteste und zündete das Gebäu mit eigener Hand an und verderbte sie allesammt, daß er nur ganz einsam auf dem Schlosse blieb. Dies that er darum, damit niemand ferner von diesem Schlosse etwas erführe; blieb eine kleine Zeit allda und kehrte wieder zu des Kaisers Hoff und dienete ihm, wie zuvor.

Auf eine Zeit hatte des Kaisers Tochter mit dem Grafen ein Vernehmen und ging vor das Schloß, darauf der Kaiser seine Hofhaltung hatte, [128] hinaus. Allda erhaschte sie der Graf, und dieweil es mit ihrem Willen geschah, hatte er sie leicht mitzunehmen. Also saß sie hinter ihn auf sein Roß, ermahnete ihn, daß er eilen sollte und gesegnete weder Vater noch Mutter. Sie eilten in den Wäldern hin und her in der Irre; denn zu diesem Schlosse durchaus kein Weg war, und suchten also das Schloß, bis sie eines Tages sehr früh hinzukamen. Da gingen sie hinein und lebten mit einander in Freuden und genossen also dessen, was ihm der Graf zuvor bereitet hatte. Solches geschah im Jahre 925.

Nach fünf Jahren aber hatte der Kaiser seine Hofhaltung zu Regensburg und zog einstmals mit seinen Hofleuten, in großem Gebirge und Wäldern, auf die Jagd. Nun begab sich's, daß er einen über die maßen großhörnigten Hirsch gewahr wurde und rannte demselben nach, bis er von allen seinen Hofleuten und Dienern kam und dieselben keinesweges wieder an treffen konnte: denn er, von wegen des Nebels, nicht wußte, auf welche Seite er reiten sollte. Also kam er an ein Flüßlein, bei dem er aufwärts ritt, ob er etwa ein Dorf antreffen könnte und wurde, unversehens, durch die Bäume, eines Schlosses auf einem hohen Berge gewahr, dessen er sich erfreute und ritt eilends hinzu, damit ihn die Nacht nicht überfiele, konnte doch, [129] von wegen der dicken Wälder und großen Steinfelsen, nicht gar bald dazu kommen.

Als es aber begunnte finster zu werden, kam er an des Schlosses Thor und fing an ohne Unterlaß zu schreien und zu rufen; denn er nun in dreien Tagen nichts gegessen und von kaltem Regen sehr naß geworden war. Graf Albert und Helena erschracken sehr, doch ging der Graf über das Brückenthor, redete ihn an und fragte ihn: was er suche? Der Kaiser antwortete und sprach: »ich haben mich verirret und bitte euch, gebet mir doch die Herberge und Brod zu essen, damit ich mich ein wenig stärken und morgen wieder auf den rechten Weg, den ihr mir zeigen wollet, kommen könne.« Helena war begierig, einen Menschen zu sehen, und lief heraus. Also beriethen sie sich untereinander und ließen den Gast auf das Schloß, den sie nicht kannten; denn er hatte sich in den fünf Jahren, seit daß er die Tochter verloren, weder das Haar auf dem Haupte, noch den Bart abnehmen lassen.

Er aber kennete sie beide, die Tochter und den Eidam gar wohl, durfte sich ihnen aber nicht offenbaren; denn er mußte für sich ein Unglück erwarten. Sie zündeten ein Licht an und verehrten ihn mit großer Begierde; denn sie, einen Menschen zu sehen, sehr verlangte. Sie fragten ihn auch: wer und von wannen er wäre? Er aber verkehrte zum [130] Theil seine Sprache und Stimme und gab für, er wäre ein Ritter aus Ungern, wäre also der Ritterschaft nachgezogen, habe sich gänzlich verzehret und wollte nun gerne einmal in seine Heimat reiten. Sie fragten ihn um Zeitung. Die Helena sprach: »ich bitte, tugendreicher Ritter, saget mir doch, was höret man vom Kaiser Heinrich Gutes sagen?« Er aber antwortete mit Listen und sprach: »es, wisset ihr's nicht, ist es doch allbereits länger als ein Jahr, daß der Kaiser gestorben ist.« Helena sprach: »o, wie gerne höre ich das, daß ihr uns also gute Zeitung gebracht habt. Nun will ich, euch zum Lohne, selbst mit meiner Hand ein schön Bette bereiten, damit ihr wohl ruhen und einen süßen Traum haben möget; denn ich's ihm vom Herzen gern gönne, desgleichen wollte ich es auch meinem ganzen Geschlechte gönnen, dadurch mir und meinem Allerliebsten dergleichen Freiheit entstünde, gleich als ob wir von neuem in die Welt geboren würden.«

Der Kaiser sprach: »der Kaiser ist nun längst, wo der liebe Gott seine Seele hin gewendet hat. Aber ich bitte, liebe Frau, ihr wollet mir's, als einem Gaste, nicht verargen, daß ich mit euch, als ein Unbekannter, der ich euch vielleicht die Tage meines Lebens nicht gesehen, so viel reden und fragen mag. Wenn ihr den Kaiser, löbliches Gedächtnisses, [131] so wohl in eure Gewalt, als ihr mich habt, bekommen, wie wolltet ihr ihn verehren?« Dem antwortete sie: »ich wollte es mit meinem Liebsten dahin bringen, daß er den Morgen nicht erleben sollte.« Als sie nun auf den Morgen aufstunden, nahm der Gast vom Wirthe und der Wirthin Abschied, sagte ihnen der Verehrung freundlichen Dank, und sie begleiteten ihn ehrlich bis vor die Schlagbrücke und ließen ihn dahin ziehen.

Der Kaiser nahm ihm den Ort und die Gelegenheit der Wälder gar wohl in Acht; denn dieser Tag viel heller als der vorhergehende war und wandte sich nach Mittag. Und als er nach Regensburg kam, ward er von allem Volke mit großen Freuden angenommen. Es kamen viele Fürsten zu ihm, auf daß sie ihn, als einen Verlornen, entfahen und sich seiner Zukunft freuen möchten, denen er Dank sagete. Und nach etlichen Tagen begehrte er von ihnen, daß sie mit ihm einen Feldzug thun möchten; denn er in Vorhabens wäre, ein Schloß zu gewinnen, solches sie denn gerne verwilligten. Da befahl der Kaiser, daß man viel Holzäxte zubereiten sollte.

Als nun das Kriegsvolk bei Regensburg zusammenkam, war der Kaiser selbst der Heerführer. Und als das Volk auf den Ort gebracht ward, da keine Wege waren, ließ der Kaiser die großen Bäume [132] niederfällen und also den Weg bis zum Schlosse räumen. Wie sie sich bei dem Schlosse gelagert, fragten die Fürsten den Kaiser: was er auf diesem Schlosse für einen Feind hätte? Der Kaiser sprach: »allhie habt ihr meinen unzeitigen Eidam, mit meiner ungehorsamen Tochter.«

Der Graf erhörte das Getümmel, lief eilends über die Brücke auf das Thor und fragte: was das bedeute? Ihm wurde zur Antwort dieses: »der Kaiser Heinrich, welcher neulich bei euch auf diesem Schlosse gewesen und das Brod mit euch gegessen, welchen ihr, von wegen der Länge seines Bartes, nicht gekannt, hat uns befohlen, daß wir euch und seiner Tochter auf Leib und Leben absagen sollen.« Der Graf gab zur Antwort: er wolle sich wehren, aber er hätte nichts womit; denn alle Armbrüste vermodert und die Sehnen verfault wären; und fing allein an sich mit Steinwerfen zu wehren. Helena lief eilends auf die umlaufende Wehr, schrie mit heller Stimme und sprach: »ihr sollt es sämmtlich wissen, daß ich, nach meinem lieben Herrn und Grafen, nicht eine Stunde leben will; wird mich nicht jemand anders ermorden, so will ich mich selbst umbringen.«

Die Herzoge traten für den Kaiser und suchten diesen Zweien Gnade. Die Bitte währete so lange, bis sich der Kaiser bewegen ließ und fing an [133] (denn er selbst auch ein Buler war) zu weinen und sprach: »o, Minne, wie hast du so viel und mancherlei Fälle!« Allda wurde bald Friede gemacht und dem Grafen ein Vertrag angemeldet. Der Graf und Helena ließen die Brücke nieder, gingen dem Kaiser entgegen, fielen ihm zu Fuß und baten um Gnade. Der Kaiser, als ein gnädiger Potentat, erließ ihnen alle ihre Schuld und befahl, daß sie alsbald mit ihm gen Regensburg ziehen sollten. Sie nahmen ihre Schätze, welche sie vor dem Saale vergraben gehabt, huben die Brücke auf, gingen heraus, beschlossen nach sich das Schloß und wandten sich also mit dem Kaiser und den Fürsten nach Baiern. Solches geschah Anno 930.

26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

26. Die entführte Nonne.

Anno 1026 lebte Brzetislaus, Herzogs Ulrich in Böhmen Sohn, ein schöner Jüngling, auch mit allen guten Tugenden von unserem Herren Gott vor andern gezieret. Er pflegte seine Jugend je und allwege mit Rennen, Stechen, Turnieren und anderen ritterlichen Spielen, vor anderen seines Alters Gleichen, zu beweisen und sich darinnen zu üben.

[134] Zu der Zeit war in deutschen Landen ein berühmter Graf, von kaiserlichem Geblüte geboren, mit Namen der weise Otto. Dieser hatte eine aus dermaßen schöne Tochter, mit Namen Judith, welche mit ihrer Schönheit und Demuth alle andere Jungfrauen derselben Landschaft übertraf. Ihre Eltern thaten sie zu Regensburg in ein sehr wohl verwahrtes Kloster, zum Brod genannt, darinnen sollte sie, neben andern Jungfrauen, die Schrift und den Psalter lernen. Aber ihre Schönheit, Frommkeit und Tugend wurde auch in andern Ländern offenbar.

Als Brzetislaus, der junge Herzog in Böhmen, von etlichen und besonders von Pilgersleuten solches vernommen, trachtete er Tag und Nacht, wie er die schöne Jungfrau zu schauen und, viel mehr und lieber, ob es möglich, zum Gemal haben möchte. Einmal betrachtete er, welcher Gestalt von Ulrich, seinem Vater, zu der Jungfrauen Eltern, eine ehrliche Botschaft um sie, sie ihm zu einem Gemal zu werben, abgefertigt würde. Wiederum bedachte er, wie daß die Leute in Baiern sehr aufgeblasen und die Deutschen der Slavonischen Sprache nicht gewogen wären und besorgte: es möchten die Unkosten, sammt der Mühe, vergeblich angewendet werden. Trat deswegen vor seinen Vater und vermeldete: er wollte an des Kaisers [135] Hof ziehen und daselbst anderer Nazionen Gebräuche und Sitten lernen; dazu denn sein Vater den Willen gab.

Also las ihm Brzetislaus dreißig ausbündige Männer aus, und eilte mit ihnen nach Baiern. Auf dem Wege aber befahl er seinen Dienern ernstlich, daß ihn niemand für einen Herzog, sondern allwege für einen ihres Gleichen ehren und halten sollte. Die Diener, obwohl ihnen solches gleich wunderlich vorkam, sagten solches zu. Als sie nun an den Ort, wo des Herzogs Gemüth hin stund, kamen, thät der Herzog nicht anders, als wie ein hungriger Wolf, wenn er ein Schaf erwischen will, und ging um das Kloster umher, suchte Gelegenheit, ob er die schöne Jungfrau irgends ersehen möchte. Zum Theil war er der Meinung, daß er das Kloster mit Gewalt stürmen wollte, aber er durfte sich's, mit einer kleinen Anzahl, nicht unterstehen. Zum andern gedachte er in das Kloster hinein zu gehen, die Jungfrau zu nehmen und mit ihr, wie er's nun zu Wege bringen könnte, sich also davon zu ma chen.

Indessen wandte sich das Glück auf den Morgen zu ihm, daß ein Feiertag war und Abatissin den jüngeren Jungfrauen geboten hatte, daß sie zur Vesper läuten sollten; welches sie thaten, darunter denn auch die Jungfrau Judith war. Zu dieser [136] Stunde ging der Herzog auch in die Kirche und erkannte sie bald an ihrer Schönheit und dem köstlichen Klosterkleide. Er blickte sie ganz lieblich an und ließ seine Liebe zu ihr gegen sie vermerken. Sie sah ihn, als einen adelichen, schönen Jüngling, nichts desto weniger mit Fleiß an und zeigte ihm ihr fröhlich Angesicht, nicht anders, als wenn sie ihn lange gekannt hätte.

So machte er sich näher an sie, erwischte die Jungfrau und lief mit ihr zur Kirche hinaus, welche sich gar ein wenig wehrte, sprang auf sein Roß, setzte die Jungfrau hinter sich und wollte zum Kloster hinaus rennen. Als dies die Wächter und andere des Klosters Diener vernahmen, eileten sie bald hinab und legten eine starke Kette, welche allda hing, vor das Thor. Der Herzog wußte keinen ferneren Rath, zuckte sein gutes Schwerdt und hieb die Ketten, nicht anders als einen Span, entzwei und gab mit der Jungfrau eilends die Flucht. Als des Herzogs Diener vernommen, wie es zuging, eileten sie zu ihren Rossen und machten die fertig, damit sie ihrem Herren nachfolgeten. Mittlerweile waren des Klosters Wächter allbereit in der Rüstung und fingen an, des Brzetetislaus Diener zu schlagen. Sie aber kamen auf ihre Rosse und wehreten sich tapfer und beschädigten ihrer etliche.

[137] Da sie aber sahen, daß die Deutschen an der Zahl zunahmen, gaben sie die Flucht, und ehe dann die Wächter oder Klosterdiener zu ihren Rossen kamen, waren des Brzetislai Diener in den dicken Wald. Indessen wurden die Nachfolgenden von der finsteren Nacht überfallen und verhindert. Der Herzog aber hatte das erste und andere Nachtlager mit seiner Jungfrau im finstern Walde, bis daß er des dritten Tages mit seiner Allerliebsten auf die Böhmische Gränze kam, dessen sie sich nicht wenig freuten.

Die Wächter nahmen das Glied von der entzwei gehauenen Kette, zeigten es männiglichen mit großem Verwundern und konnten nicht wissen, wer der Ritter wäre. Dies Glied wurde nachmals ins Kloster aufgehenkt, allda es eine lange Zeit gehangen und von Wunders wegen vielen Menschen gezeigt worden. Brzetislaus vermeldete seinen Zustand, wie sich's allenthalben begeben hatte, seinem Vater, darüber er sich denn verwunderte und, daß ihn unser Herr Gott aus solcher großen Gefahr geholfen hatte, sich mit ihm freute. Er bat den Bischof, daß er seinen Sohn mit der Jungfrau zur Ehe geben wolle, welches auch geschah.

Man hat die Geschichte auch in einen Gesang gebracht:


[138]

In Böheim ein Königskind, Boleslaus mit Namen, Erfahren hat, wie daß man find' Ein' wunderschön' Jungfrauen Zu Regensburg, wohl in der Stadt, Solch' begehret er zu schauen. Mit seinen Dienern wohlgemuth't Sich rüst't wohl auf die Fahrt. Boleslaus ein Zeichen thut, Zu Regensburg thut warten, Ob er die Jungfrau sehe gut; Solch's thät ihm wohl gerathen. In einem Kloster warten thut, Darin die Jungfraun'n waren, Ob er vielleicht zur selben Stund' Sich mit ihr möcht' vertrauen.

Die Jungfrau, wie der Morgenstern, Mit vielen Jungfrau'n kame. Solch' thät der Herr ganz sehen gern, Gar bald sie zu ihm nahme; Er schwingt sie zu sich auf sein Roß, Sein' allerliebste Krone. Vor'm Kloster einen harten Stoß Der Held mußt leiden schone, Vorzog man eine Kette groß, Doch kam der Held davone.

Die Diener kamen all gerannt, Ihrem Herrn zum großen Glücke. Boleslaus mit seiner Hand Sein glänzend Schwerdt auszückte, Die Ketten hart, aus Liebesband, Hieb er entzwei zu Stücke; [139] Sein schönes Lieb er bracht davon Und seine Diener alle; Zu Regensburg, das Kloster schon, Hat daran kein Gefallen. Solch' Wunderthat des Königssohn Durch Berg und Thal erschalle.

Hie sieht man, was Cupido zart Mit seiner Stärk ausrichtet, Welcher verbind't von edler Art Zwei Lieb', und auch verstricket, Vom andern ob wohl gesehen ward Ihr kein's, doch zusammen wirket. Drum, was verbind't Frau Venus zart, Da hilft kein' Kett' noch Hagen, Da hilft kein starker Thurm noch Wart', Kein Festung noch tiefe Graben. Manch kühner Held, um Liebes Fahrt, Thut Leib und Leben wagen.

27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

27. Der Böhmische Zauberer Zython.

Der Böhme Zython wußte die Zauberkunst sehr meisterlich zu treiben. Bald erschien er wie ein Riese, bald wie ein Zwerg, oftmals fuhr er auf der Straße und hatte Hähne vor seinen Wagen gespannt. Er ging auf dem Wasser und that mehr andere dergleichen seltsame Dinge. Zuweilen narrte er diejenigen, die der König zu Tafel geladen hatte und machte, daß niemand in die Schüssel [140] greifen durfte, weil sie vermeineten, daß ihre Hände wären zu Pferdefüßen geworden. Auf eine gewisse Zeit machte er aus einem Bunde Stroh dreißig Schweine, die sehr fett und wohlgestaltet waren. Diese verkaufte er sämmtlich einem Becker, doch mit dem Bedingen, daß er sie durch kein Wasser treiben solle, welcher Vermahnung der Käufer lachte, und da er bei ein kleines Wasser gekommen, jagte er die Schweine dadurch, die aber alsobald verschwanden und wieder zu Stroh wurden.

Der Becker ging eilig hin, um seinen Verkäufer zu suchen und fand ihn in einem Weinkeller auf der Bank liegen und schlafen. Er griff ihn bei einem Fuße, ihn aufzuwecken, es blieb ihm aber das ganze Bein in der Hand. Zython, der darüber aufwachte, beklagte sich über den Becker und sagte, daß er ihm sein Bein aus dem Leibe gerissen, welches dieser nicht leugnen konnte. Was sollte er nun mit diesem Erzbösewicht anfangen? Er sah sich betrogen, mußte aber noch ein größeres Unheil befürchten, weil zwischen den Schweinen und dem Beine keine Vergleichung zu machen, ließ ihm daher das bezahlte Geld und mußte über den Schaden auch den Spott dazu haben.

28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[141] 28. Junker Ludwig bei Eger.

Um Eger läßt sich, auf dem Felde, nahe bei selbiger Stadt, nicht selten ein Gespenst in Gestalt eines Mannesbildes sehen, welches die Leute den Junker Ludwig nennen, weil einer des Namens ehedessen da gelebt und die Gränz- und Mark-Steine des Feldes betrüglich verrückt haben soll, weswegen er, bald nach seinem Tode, angefangen umzugehen und die Leute durch seine Begegnung zu erschrecken.

In jüngern Zeiten hat die Gewißheit solcher Erscheinung eine Jungfrau erfahren. Dieselbe geht einstmals allein vor dem Thore, in selbiger Gegend, die dieses bösen Junkers wegen so berüchtigt ist, und wie sie ungefähr an die Stätte kommen, wo der Markstein, wie man sagt, verrückt sein soll, wandelt ihr ein solcher Mann, wie ihr vordem mehrmal die Gestalt des Junkers Ludwig beschrieben worden, entgegen, geht auf sie an und greift ihr mit der Faust in den Busen, wovon dieser gleich ganz schwarz worden, das Gespenst aber verschwunden ist.

Sie geht hierauf, in tiefster Entsetzung, heim zu den Ihrigen, spricht, sie habe ihren Theil und findet sich's, daß ihre Brust ganz erschwarzt gewesen. Sie [142] hat sich noch selbigen Tages zu Bette legen müssen und ist am dritten Tage verschieden.

29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

29. Die weiße Frau.

Die weiße Frau ist seit mehr als zweihundert Jahren in Deutschland bekannt gewesen, als eine solche, die, wenn der Tod an einiger großen Fürsten Pallast anzuklopfen pflegt, sich gemeiniglich vorher sehen läßt. Dies geschieht aber nicht allein in den deutschen hohen Häusern, sondern auch in unterschiedlichen Orten in Böhmen, jedoch nur allein bei vornehmen Familien. Dies weiße Gespenst soll den Anfang seiner Erscheinung vor vielen Jahren gemacht haben in Böhmen, und noch heutiges Tages sich oftmals sehen lassen in den meisten Schlössern der Herrn von Neuhaus und Rosenberg, welche diese zwei vornehmen Geschlechter vor Zeiten besessen haben. Und bezeugen Schriftsteller, daß diese weiße Frau allbereit vor vieler Menschen Gedenken unter den Herrn von Rosenberg oder von der Rose, jemandes Absterben vorbedeutet habe.

Diese Frau ist ganz weiß, hat auf dem Haupte einen weißen Schleier, wie die Wittwen tragen, mit weißen Bändern, ist lang von Person [143] und eines sittsamen Angesichts, in welcher Gestalt sie von einem alten Thurme, aus dem Fenster eines alten Schlosses, am Mittage heraussehend, von vielen Menschen erblickt worden und da jedweder unten auf dem Marktplatz mit Fingern auf sie gewiesen, ist sie dennoch von ihrer Stelle nicht gewichen, sondern allmälig kleiner geworden, eben als wenn sie herabkäme. Es soll sich aber dieses Gespenst nicht allein sehen lassen vor dem Absterben eines Herrn von diesem Geschlecht, sondern auch wenn einer geboren wird, oder sich in Ehestand begeben soll. In welchem Falle aber die Vorbedeutungszeichen unterschiedlich sind; denn, wenn einer sterben soll, so trägt sie an beiden Händen schwarze Handschuh, sonst aber ganz weiße. Bisweilen sieht man sie geschwind durch das Schloß hingehen, mit einem Bund Schlüsseln an ihrem Gürtel, als wenn sie sehr beschäftigt wäre, mit welchen Schlüsseln sie bald diese, bald eine andere Kammer aufschließt und wieder versperrt, sowohl bei hellem Tage, als bei nächtlicher Weile, ohne Unterschied. Wenn ihr dann Jemand begegnet und sie grüßet, so grüßet sie ihn wiederum mit einer sonderlichen Gravität und lieblichen, ehrbaren und schamhaftigen, als einer alten Wittwe wohl anstehenden Geberden. Sie neigt ihr Haupt, geht ihres Weges fort und thut keinem Menschen ein Leid.

[144] An der Gewißheit dieses weißen Gespenstes ist keinesweges zu zweifeln, dieweil auch in etlichen kurfürstlichen und fürstlichen Häusern des Römischen Reichs, sowohl von der reformirten, evangelischen und katholischen Religion, sie vor Todesfällen gesehen wird. Als am Ende des 17ten Jahrhunderts ein schöner junger Prinz von einem Hochfürstlichen Hause unversehens einen tödlichen Fall that, hat etliche wenige Tage zuvor die weiße Frau sich bei hellem Tage allda auf seinem Stuhle sehen lassen, welches der Hochfürstlich Brandenburgische Hofprediger und Professor der Theologie, Johann Wolfgang Rentschius in seinem Brandenburgischen Zederhain S. 714. mit folgenden Worten bezeugt:

»Den 16. August 1678 ritt der tapfere Prinz, auf welchen sich ganz Deutschland eine Hofnung gemacht, nehmlich der Markgraf Erdmann Philipp, von der Rennbahn zu Baireuth in das Hochfürstliche Schloß, fiel aber mitten in dem Schloßvorhofe, einige Schritte von der Treppe, also mit seinem Pferde, daß er nach zwei Stunden gottselig auf seinem Bette verschied, wiewohl er nach gethanem Falle die Treppe hinaufging und wegen seines tapfern und unverzagten Gemüths sich stellte, als wenn der Schade wenig zu bedeuten hätte. Vor seinem Tode hat man einige Vorbedeutungen in dem [145] fürstlichen Schlosse wahrgenommen, und die weiße Frau, welche sich, wie man vorgiebt, allezeit bei fürstlichen Trauerfällen sehen läßt, ließ sich auch damal auf des Prinzen Stuhl sehen, worüber dieser unvergleichliche Fürst bekümmert ward und sich bei seiner Hochfürstlichen Durchlaucht, Herrn Markgraf Christian Ernst, der damals bei der kaiserlichen Armee sich befand, darüber unmuthig beklagte, der auch nichts höheres wünschte, als daß es demselben nichts Böses bedeuten möchte.«

Also hält man in Deutschland für eine unzweifelbare Sache, daß diese weiße Frau den fürnehmsten hohen Häusern durch ihre Erscheinung eine Vorbedeutung giebt. Jedoch ist ihr Ursprung und Anfang, wie bereits oben gedacht, in Böhmen zu suchen, von dannen sie in die deutschen Höfe auch herüber kommen ist. Weil die Herrn von Rosenberg wegen ihres großen Vermögens, großen Ansehens und geführten fürstlichen Standes in so hohem Ansehen gewesen, daß Hochfürstliche Häuser sich mit denselben zu befreunden kein Bedenken getragen, wie denn Gerlach in seinem Türkischen Tagebuche erzählt, daß zu seiner Zeit, Anno 1527, der damals noch lebende alte Rosenberg der berühmteste im Königreich Böhmen gewesen und auch seine Stimme in den Pohlnischen Wahlstimmen gehabt. Die Gemahlin des Herrn Wilhelm von Rosenberg [146] war des Königs Sigismund von Pohlen Tochter. Er selbst, dieser Wilhelm, ist befreundet gewesen den Hochfürstlichen Hausern Braunschweig, Brandenburg, Baden. Seine Kinder sind verheirathet gewesen an andere fürstliche Häuser, und also hat die weiße Frau sich auch bei diesen eingefunden, soviel derselben einige Verwandtschaft mit dem Hause der Rosenberge gehabt haben.

Wir wollen aber hierbei vorstellen, wer diese weiße Frau gewesen ist:

Ohngefähr im Jahr 1430 ward Udalrich von Rosenberg dem zweiten eine Tochter geboren, genannt Bertha, von seiner Gemahlin Katharina von Wartenberg, welche gestorben ist Anno 1436 und ihm noch andere Kinder beiderlei Geschlechts geboren. Udalrich war Oberburggraf von Böhmen und durch die Autorität des Römischen Papstes zum obersten Feldherrn über das Kriegsvolk der Römischgesinnten wider die Hussiten verordnet. Bertha, welche er sehr liebte, gab er im Jahre 1449 auf den Sonntag vor Martini zur Ehe dem Herrn Johann von Lichtenstein, einem Baron in Steiermark, der sehr berühmt und mächtig, aber hernach in ein ganz viehisches Leben verfiel. Ihre Ehe war daher unglücklich, weil sie darin mehr Ursach zum Verdruß als Freude hatte. Ihr Mann hielt sie [147] sehr unbillig und verächtlich, sie mußte großen Mangel leiden, darüber sie oftmals sehr ungeduldig ward. Endlich starb ihr unvernünftiger Ehegenoß. Als dies Band also zerbrochen war, zog sie mit Freuden zu den Ihrigen und zu ihrem Bruder Heinrich dem 4ten in Böhmen, der Anno 1451 seinem Hause vorzustehen begunnte, aber sechs Jahr hernach ohne Kinder starb. Daher ward von den sämmtlichen Neuhausischen Stammverwandten ihr aufgetragen, die Auferziehung der Söhne und Töchter des Meinhard von Neuhaus, der im Jahre 1449 von Georg Perdiebrad seiner Ehren und seines Lebens beraubt worden, und ward ihr auch die Regierung über derselben Güter anvertrauet. Von des Meinhard's Söhnen ist der älteste, Ulrich von Neuhaus, im Jahre 1553 gestorben. Die zween übrigen, Johannes und Heinrich, als sie hernach mündig worden, wollten Frau Bertha, welche sie auferzogen hatte, nicht von sich lassen; also brachte sie ihre alten Tage auf dem Schloß Neuhaus zu. Es sturben aber beide, Johann und Heinrich, ohne Kinder.

Weil nun Meinhards, des gewesenen Statthalters und Oberburggrafen ganzes Geschlecht abgestorben, so fiel Neuhaus mit allen desselben Herrlichkeiten und Vorrechten an die andern Neuhausische Linie, der Telezonsischen, und in derselben an [148] Heinrich den 4ten, dessen Gemahlin war Anna, geborene Fürstin von Münsterberg.

In dem alten Gebäude des Schlosses Neuhaus steht ein Bild der Bertha, in Menschen Größe, sehr alt. Alle diejenigen, welche die weiße Frau gesehen haben, bezeugen, daß zwischen ihr und dem Bilde eine rechte Aehnlichkeit sei. Deshalb glauben die Katholischen, daß dieses Gespenst der Geist gedachter Bertha sein soll. Die Schlösser und Familien in Böhmen, da diese weiße Frau sich sehen läßt, sind Krumlow, Neuhaus, Trzebon, Frauenberg, das Schloß zu Bechine, zu Telzen, der Herren von Berka und der Herren von Lippe, in dem sehr alten und neuen Schloß Naryzaneck. In Deutschland an den Höfen der Fürsten, selbst der protestantischen, in Frankenland, Mark Brandenburg u.s.w. wird sie gesehen.

Man erzählt auch folgende Geschichten von ihr:

Als im Jahre 1539 Peter Rok, der letzte seines Stammes, geboren war, und, wie man's mit vornehmen Kindern zu halten pflegt, zu Trebona (Trzebon, zu deutsch Wittengau genannt) im Frauenzimmer auferzogen ward, fing die weiße Frau an bei Nacht oft zu ihm zu kommen, wenn die Amme oder das Kindermädchen der Schlaf übernommen hatte, wiegte das Kind, nahm es [149] auch, so es weinete, aus der Wiege auf ihre Arme, stillte es mit süßem Lispeln und andern Verfahrungen, so bei den Ammen gebräuchlich; lachte ihm freundlich zu, spielte mit ihm, trug ihn in den Gemächern herum und sparte an diesem Säugeling gar keinen Fleiß. Kurz, sie stellte sich so vertraulich bei dem Knäblein an, daß die Amme, Kinderwärterin und andere, denen dies Kind zur Wartung und Pflege anbefohlen war, sie mit ihm zufrieden ließen und nicht verstörten, noch ihr zu wehren begehrten, daß sie ihn mit ihren Händen angriff und in ihre Arme legte.

Hernach hat es sich begeben, daß ein neues Weib in das Frauenzimmer aufgenommen worden. Als nun selbiges Weib sieht, daß die weiße Frau das Kind aus der Wiege hebt und herum trägt, meint diese, es sei eine Schande, daß man das Kind einem Gespenst vertraue, faßt deshalb ein mehr als weibliches Herz, tritt hinzu, reißt dasselbe der weißen Frau aus den Armen und spricht: »was hast du mit unserem Kinde zu schaffen?« Hierauf fährt die weiße Frau, welche bisher allezeit geschwiegen, mit dieser zornigen Antwort heraus: »was, du unsaubere Dirne, du darfst mich noch wohl fragen, was mich das Kind angeht? da du doch erst neulich mit bloßen Füßen hierher gelaufen bist und dich allhier eingeschlichen hast. [150] Du sollst wissen, daß dieses Kind aus meinem Stamme bürtig und von meinem Bruder, durch dessen nach und nach einander erzeugte Kindeskinder; solchem nach aus der Linie meines Geblüts herkommt. Derhalben bin ich keine Fremde, sondern gehöre ihm zu.«

Gleich damit hat sie sich zu allen Hofmägden gewendet und gesprochen: »und ihr habt mir, eurer gnädigen Frauen, auch niemals annoch einige Ehre erwiesen, wie sich's gebührte, darum so behaltet nun euer Kind immerhin; ich will von nun an nicht wieder kommen.« Und zu der Amme sagte sie insonderheit: »warte du dieses Söhnleins wohl, und gieb fleißig Acht auf ihn; er wird dankbar sein. Und wann er nun erwachsen ist, so gieb ihm die Nachricht, daß er mir so lieb sei, und sage ihm auch, wie ich aus diesem Orte (wobei sie zugleich mit der Hand nach der Wand hinzeigte), habe pflegen zu ihm zu kommen und wieder dahin gehe.« Nachdem sie diese Worte kaum ausgeredet, ist sie, zu selbiger Wand, hineingetreten und ihnen gleich aus den Augen verschwunden, hat auch, von selbigem Tage an, den Kleinen nicht mehr besucht.

Als aber dieser Peter Rok von der Amme solches, da er ein erwachsener Jüngling war, erfahren, hat er lange nicht verstanden, was damit eigentlich [151] gemeint würde, bis er, in seinem Alter, nach Absterben seines Bruders Wilhelm, in derselbigen Wand, zu welcher die weiße Frau allezeit hatte pflegen hinein zu gehen (nachdem er vielleicht, durch eine neue Anzeigung, dazu eine Ermahnung bekommen), zu graben befohlen und daselbst einen verborgenen gewaltigen Schatz angetroffen, wovon hernach, im Jahre 1611, dem Passau'schen Kriegsheere, welches, weil man ihm seinen Monatssold verweigerte, sich empörte und feindlich in Böhmen gegangen war, etliche hunderttausend, so Kaiser Rudolph von diesem Peter lieh, gezahlt worden, nach deren Entrichtung man diese Völker abdankte.

Zu Neuhaus ward alljährig ein Fest gefeiert, das Fest des süßen Breies, indem armen Leuten am Grünendonnerstage in der Charwoche eine Gastung angerichtet ward. Zu dieser Mahlzeit versammelten sich, aus aller umliegenden Nachbarschaft, eine solche Menge der Armen, daß alsdann in dem Neuhauser Schloß zum wenigsten sieben tausend, ja zuweilen auch neun bis zehn tausend armer Gäste gezählt wurden. Es setzten sich je zwölfe beisammen auf die Erde, auf den weit geraumen Schloßplätzen von Neuhaus, und damit keine Unordnung noch Unruhe entstehe, zählte man die Tische und wurden, bei jedem, besondere Aufwärter gestellt, welche zu Tische dienen, die Speisen [152] auftragen, Trinken bringen und einschenken mußten. Solche Aufwartung bestand nicht in gemeinen Leuten, sondern in lauter Befehlshabern und Beamten, als da sind: Amtmänner, Hauptleute, Burggrafen, Schreiber, und fast allerlei Beamten oder Verwalter, deren es unzählig viele gab, ingleichen die Rathsherrn und andere ansehnliche Bürger der Stadt. Gemeiniglich ging selbst der Gubernator und Herr des Orts mit etlichen vornehmen Gästen vor dem Gepränge der Gerichte her, trug die erste Schüssel zu, und ward ihm von einem starken Haufen solcher Tafeldiener nachgefolgt.

Weil es aber nicht wohl möglich, daß eine so große Menge Volks an einem Orte und auf eine Zeit zugleich essen kann, läßt man auf einmal der Gäste nicht mehr ein, als der Raum des Platzes verstattet. Wenn dieselben gesättigt, läßt man sie, durch das Hintertheil des Schlosses, hinaus, und führt hingegen andere wieder herein, bis alle vorhandenen Armen gespeiset waren und keiner mehr übrig, welcher die Mahlzeit nicht genossen hätte.

Die Speisen aber, so man ihnen vorsetzte, waren diese: erstlich ward ein dreipfündig Brod aufgelegt; hernach eine Suppe von Bier, oder andere Brühe, aufgesetzt, die gar fett und wohl mit Butter geschmalzet war; demnächst zweierlei Speisen [153] von Karpfen (das heißt, Karpfen zwiefach zugerichtet) und endlich der sogenannte süße Brei, derselbe war aus Erbsen, Buchweitzen oder sonst andern Früchten gekocht. Vor Alters pflegte man ein wenig Honig hinein zu thun, daher der Name des süßen Breies. Dünnbier gab man ihnen, so viel sie verlangten, und zuletzt jedem auch sieben Prätzeln von Semmelmehl. Die meisten Gäste, besonders die Armen, nehmen mit sich nach Hause, was sie können und bringen darum zween Hafen mit sich, in den einen werfen sie zwei Theile von den Karpfen, unangesehen, daß dieselben in der Würze und Zurichtung unterschieden sind, in den andern schütten sie das Bier. Alles andere, so sich nicht theilen läßt, als die Suppe, das Eingeweide und den Brei, verzehren sie zusammen gemeinschaftlich.

Diese milde Handlung soll oftmals die Tonnen von etlichen Brauungen, so wie ganze Fischteiche geleert haben. Urkunden und Dokumente schwiegen schon früh, zur Zeit des Jesuiten Balbinus, über den Ursprung dieser frommen Sitte, die sich alljährig vom Vater zum Sohne, vom Vorgänger auf den Nachfolger vererbte. Alte hundertjährige Greise, mit weißen Scheiteln, damals befragt, erzählten, ihre Vorfahren hätten ihnen über [154] die Entstehung des Festes folgendes erzählt und alle stimmten gleichlautend, wie die Sage stäts fortschreitet, überein: es wäre ehedem eine fürnehme Matrone, hohes Stammes, gewesen, der man die Vormundschaft über die verwaisten jungen Herren von Neuhaus vertraut hätte. Diese habe man, da sie, als eine Wittwe, in Wittwenkleidung gegangen, dieweiße Frau genannt und sei es eben dieselbe, welche, so wie die Vorfahren gleichfalls angezeigt, bisweilen im Schlosse erscheine.

Sie habe angefangen, das Neuhausische Schloß zu bauen und viele Jahre über solchem Werke zugebracht, mit großer Beschwerung aller Unterthanen, so sie bei Grabung und Aufführung der Walle, Aufrichtung der Thürme, Zuführung des Kalks, Sandes, der Steine und anderer Materialien, bis zur gänzlichen Vollendung solches weitläuftigen und großen Schloßgebäudes, ausgestanden. Dabei sie doch gleichwohl solchen frohnenden Arbeitern freundlich zugesprochen, mit Vertröstung, diese Arbeit und Frohndienste würden schon mit ehesten zu Ende gehen. Auch habe sie jedweden seinen Tag- oder Arbeitslohn mit baarem Gelde bezahlt und ihnen zugerufen: »arbeitet für eure Herren, ihr getreuen Unterthanen, arbeitet! Wann wir das Schloß werden verfertigt haben, will ich euch und allen euren Leuten einen süßen Brei geben.« Denn diese [155] Art zu reden führten die Alten, wenn sie jemand zur Mahlzeit luden.

Nachdem endlich das Schloß in völligem Stande und vollendet, welches, nach Aussage dieser befragten Alten, im Herbst geschehen, hat die Frau, ihres Versprechens eingedenk, allen Unterthanen ein herrliches Mahl zugerichtet und unter währender Mahlzeit zu ihnen gesagt: »zu stätem Gedächtniß eurer That gegen eure liebe Herrschaft sollt ihr jährlich eine solche Mahlzeit haben. Also wird das Lob eures Verhaltens auf die späten Nachkommen fortgrünen.«

Nachmals aber, – sagten diese guten ehrlichen Grauköpfe, – hätten die Herren für füglicher angesehen, daß man diese Mahlzeit, aus dem Herbste, auf den Tag und das Gedächtniß des heiligen Abendmahls verlegte, als an welchem ohnedem die Armen von reichen und vornehmen Christen bewirthet würden. Und solche Veränderung des Tages wäre eben so überalt noch nicht, ja sie erstrecke sich noch kaum über hundert Jahre. Das war es, was die hochbetagten Graubärte davon aussagten.

In dem alten Schlosse Neuschloß ward auch die weiße Frau geschaut und hing daselbst die wahre Gestalt dieser verstorbenen, jetzt aber um das Schloß herumwandernden weißen Frau, auf einer [156] an der Wand hängenden Tafel gemahlt. Das wüste Schloß Tollenstein, von welchem das Gerücht geht, als ob viele Schätze darin verborgen liegen, hat gleichfalls die weiße Frau zur Einwohnerin oder Besucherin. Sie schaut unterweilen zum Fenster herab, darüber sich alsdann die Wandersleute verwundern und sie grüßen.

Wann sie erscheint, so läßt sie in ihrem Angesichte nichts als lauter sittsame Bescheidenheit, Zucht, Schamhaftigkeit und Gottseligkeit erscheinen. Doch hat man auch wohl gesehen, daß sie zornig worden und ein finsteres Gesicht gemacht hat, wider diejenigen, welche wider Gott oder den Gottesdienst eine lästerliche Rede ausgeschüttet; ja, daß sie dieselben auch wohl mit Steinen und allem, was ihr in die Hand gekommen, verfolgt hat. Wozu noch kommt ihre große Liebe zu den Armen und Dürftigen. Die Entstehung des süßen Breies, wie wir gesehen, ist ihr Werk, weswegen sie dann, wofern entweder der bösen Zeiten, oder feindlicher Gefahr oder anderer Ursachen halber, die Gabe an die Armen unterlassen wird, sich so unruhig, so übelvergnügt, ja ganz rasend und wütig erzeigt, daß sie ganz unerträglich wird und sich nicht eher zur Ruhe giebt, als bis den Armen die gewöhnliche Barmherzigkeit, daß sie gespeist werden, widerfährt. Alsdann sieht man sie erst wieder fröhlich[157] und munter und niemanden überlästig, noch beschwerlich.

Man sagt, daß, als die Schweden im dreißigjährigen Kriege, nach Einnehmung dieses Schlosses und der Stadt, den Armen diese Mahlzeit auszurichten entweder vergessen, oder vorsatzlich unterlassen, sie, die weiße Frau, einen solchen Tumult und ein solches Getümmel erregt, und dergestalt getobt habe, daß die Leute im Schlosse schier darüber hätten verzweifeln mögen. Es ward die Soldatenwacht verjagt, geschlagen und von einer geheimen Gewalt zu Boden gestürzt. Es begegneten solchen Schildwachten mancherlei seltsame Gestalten und wunderblasse Gesichter. Die Offiziere selbst wurden, bei Nacht, aus den Betten und auf der Erde herumgezogen. Da man nun ganz keinen Rath wußte, diesem Uebel zu steuern, sagte einer von den Bürgern aus Telzin dem Schwedischen Kommandanten, es sei den Armen die jährliche Mahlzeit nicht gereicht worden und rieth ihm, er solle solche alsofort, nach der Vorfahren Weise, geben lassen. Nachdem solches geschehen, hat man im Schlosse alsofort Ruhe bekommen und ist alles überall von Gespenstern so stille geworden, daß allerdings auch die Winde zur Ruhe gelegt schienen.

30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[158] 30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren.

Auf dem Schloß Parenstein in Mähren ist vor Zeiten oft die Gestalt einer vornehmen Jungfrau erschienen, wie glaubwürdige Leute berichten und die Sage des Volkes bekräftigen. Als der Jesuit Pater Johannes Drachovius im Jahre 1626 in Böhmen die Bekehrung beinahe vollendet, ging er hinüber in das benachbarte Mähren, um auch dort die Leute zur katholischen Religion zurückzuführen. So gelangte er in das Schloß Parenstein, erhielt dort eine gute Wohnung und fing an, als ein Mann, der die Aufsuchung von Merkwürdigkeiten liebte, gleich in den ersten Tagen seiner Ankunft, durch das Schloß zu gehen, bestieg die Thürme, durchblickte die offen stehenden Gemächer und Zimmer, besah auch von der Höhe herab die ganze Umliegenheit.

Als er nun so gar ämsig war, alles zu merken, was Merkens und Besehens werth, begegnete ihm endlich eine andere Merkwürdigkeit; denn es ging eine zierlich aufgeschmückte Jungfrau aus einem Gemach herfür, mit einem Bunde Schlüssel. Er, der sie für eine Hofdame oder Kammerjungfrau [159] ansah, grüßte und redete sie freundlich an. Sie stand still, um sein Gewerbe anzuhören. Er sagte: er sei allhier angekommen, als ein Gast, die Unterthanen in der katholischen Religion zu unterrichten; wolle deshalb auch ihr seine geistliche Aufwartung angeboten haben und an seiner Diensthaftigkeit nichts ermangeln lassen.

Sie, die Schöne, lächelte ihm hierauf überaus lieblich zu, mit einem gar züchtigen Blick, und, gleich als ob die Schamhaftigkeit ihr keine Gegenrede zuließe, neigte sie, anstatt der Antwort, sich gegen ihn, wie das Frauenzimmer pflegt, gar höflich und ehrerbietig; und ging damit alsofort von dannen.

Nach Vergehung einiger Tage wollte dieser Pater eine Predigt thun; suchte derowegen, damit er seinen geschriebenen Aufsatz desto unverhinderter dem Gedächtniß einpflanzen könnte und ihn niemand in seinem Nachdenken stöhrte, die Einsamkeit. Da erblickte er dieselbe Jungfrau abermal, und zwar in einer Sommerlaube, oder auf einem Gange, mit aufgelös'ten und ums Gesicht herum haugenden Haarlocken, welche sie, mit sonderbarem Fleiß, kämmete, aber, nach gleichsam unversehener Erblickung des Paters, alsofort hinterwärts auf den Rücken zurückwarf und sich zu erkennen gab. Er, der gar ernsthafter Natur und [160] allezeit für einen eifrigen Mann geachtet worden, gab ihr einen Verweis mit diesen Strafworten: »Ei, es schickt sich nicht, daß man am Sonntage gar zu viel auf das Schmücken und Putzen denke; besser, man bereite die Seel zur Anhörung göttliches Wortes durch ein andächtiges Gebet.« Sie that, als begehrte sie ihm zu gehorchen, verbarg straks den Kamm, legte die Hand auf den Mund, neigte das Haupt ganz ehrerbietig und ging damit hinweg.

Er stieg hernach hinunter und begab sich aus dem Schloß in die Kirche, welche ganz von weißem Marmor erbaut ist, verrichtete daselbst den Gottesdienst und legte die Predigt ab. Es gefiel ihm aber nicht, daß, ob er gleich überall in der Kirche die Augen herum gehen ließ, ihm doch besagte edle Jungfrau nicht zu Gesicht kommen wollte, gedachte, sie möchte etwa zur Römischen Religion keine Lust tragen, oder sonst, die Kirche oft zu besuchen, nicht gewohnt sein. Darum, als er wieder aufs Schloß kam, klagte er darüber bei dem Schloßhauptmann, daß die Hausgenossen, welche andern billig mit gutem Exempel leuchten sollten, selbst davon blieben. Der Hauptmann fragte, was es für eine Jungfrau dann wäre, die er so verklagte, was sie für Gestalt und Kleidung und wo er sie vorhin gesehen hätte? Da kams heraus, daß das [161] jungfräuliche Gespenst, welches von undenklicher Zeit im Schloß herumgeht, sich diesem Pater zu Gesicht gestellt hatte.

Anders als diesem frommen Mann ging es einen tollkühnen Knecht im Schlosse Parenstein. Dieser, als er gehört, daß eine Jungfrau trefflich schöner Gestalt sich bisweilen sehen ließe, schwur, er wolle selbiger Jungfrau, sobald sie ihm nur begegnete, einen derben Kuß recht auf den Mund geben, es möchte ihr nun lieb oder leid sein. Wie sehr ihm nun gleich die andern solches widerrathen, und, was für Gefahr darauf stunde, treulich zu Gemüthe geführt, hat er sich doch nichts daran gekehrt, sondern seinen vermessenen Vorsatz mit wiederholtem Eidschwur bekräftiget. Nach wenigen Tagen begegnete ihm die Jungfrau, als er eben seine Haut tapfer voll gesoffen, worauf er ihr auch gleich in die Arme fiel, um ihr einen Kuß zu geben, welches sie auch, dem Ansehen nach, nicht ausschlug, aber nicht jungfräulich, sondern ihn so gar gröblich und hart umfaßte, daß sie durch solches Umfangen diesem unglückselichen Tollkühnen die Seele aus der Brust preßte.

31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[162] 31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern.

In Ungerland zu Großwardein,
Was neulich da geschehen sei,
Will ich setzunder zeigen an,
Merkt auf mit Fleiß, ihr Frau und Mann!
Der Kommendant selbiger Stadt
Ein Töchterlein gezeuget hat,
Theresia ihr Nam' thät sein,
Gottesfürchtig, züchtig, keusch und rein.
Sie war von ihrer Jugend an
Der Andacht also zugethan;
Mit Beten und Singen allezeit
Lobt sie die heilige Dreifaltigkeit.
Sobald sie kommen zum Verstand
Ihr keusches Herz vor Liebe brannt';
Auf Jesum war ihr Thun gericht't,
Zu seiner Braut sie sich verpflicht't.
Sie war sehr schön von Leibsgestalt,
Ihr's gleichen funde man nicht bald;
Ein Kavalier, jung, reich und schön,
Hat ihm die Jungfrau ausersehn.
Er hielt an um das Töchterlein,
Der Vater gab den Willen drein,
Die Mutter zu der Tochter spricht:
»Mein Kind, doch diesen lasse nicht.«
[163]
Die Tochter fing zu weinen an:
»Ich habe schon ein Bräutigam,
Dem hab' ich mich versprochen ganz,
Zu tragen meinen Jungfrau Kranz.«
Der Vater sprach: »es kann nicht sein,
Mein Kind, das bilde dir nicht ein.
Wo willt du bleiben mit der Zeit?
Alt seind wir ja schon allebeid'.
Vor meinem End' ich wissen wollt',
Wo du auch einmal bleiben sollt,
Darum, mein Kind, ich rathe dir,
Nimm dir zur Eh' den Kavalier.«
Der Kavalier auch wieder kam,
Man stellet bald die Hochzeit an,
Es war alles dazu bereit,
Die Braut war voller Traurigkeit.
Sie ging in ihren Garten früh,
Sie fiel darnieder auf ihre Knie.
Rufte von ganzem Herzen an
Jesum, ihren liebsten Bräutigam.
Da kam ein schöner Jüngling dar,
Von Angesicht sehr hell und klar,
Sein Kleid mit Gold ganz ausgestickt,
Die Jungfrau erst vor ihm erschrickt.
Er grüßt die Jungfrau wunderschön,
Die Jungfrau that da vor ihm stehn
Schamhaftig, schlägt die Augen nieder,
Empfing gar schöne Jesum wieder.
[164]
Die Jungfrau Jesum bald erkannt,
Ihr keusches Herz für Liebe brannt,
Vergaß vor Freuden all' Traurigkeit,
Gedacht nicht mehr an ihre Hochzeit.
Der Jüngling an zu reden fing,
Verehrt ihr einen goldnen Ring.
»Schau an, mein' Braut, zum Liebespfand
Trag diesen Ring an deiner Hand.«
Die Jungfrau da schön' Rosen brach:
»Mein Bräutigam, – zu Jesu sprach –
Hiermit sei du von mir verehrt,
Ewig mein Herz sonst kein'n begehrt.«
Da gingen die Verliebten zwei,
Brachen der Blumen mancherlei.
Jesus der spricht zu seiner Braut:
»Kommt, meinen Garten auch beschaut.«
Er nahm die Jungfrau bei der Hand,
Führt sie aus ihrem Vaterland
In seines Vaters Garten schön,
Darinnen viel der Blumen steh'n.
Die Jungfrau da, mit Freud' und Lust,
Sehr köstlich' Früchte da verkost't.
Kein Mensch ihm nicht einbilden kann,
Was da für edle Früchte stahn.
Sie hört' da Musik und Gesang,
Die Zeit und Weil' ward ihr nicht lang,
Die silberweißen Bächelein,
Die flossen da ganz klar und rein.
[165]
Der Jüngling sprach zu seiner Braut:
»Mein'n Garten habt ihr nun beschaut,
Ich will euch geben das Geleit
In eurer Land, es ist nun Zeit.«
Die Jungfrau schied mit Traurigkeit,
Kam vor die Stadt in kurzer Zeit,
Die Wächter hielten sie bald an,
Sie sprach: »laßt mich zum Vater gahn.« –
»Wer ist der Vater?« man sie fragt.
»Der Kommendant,« sie frei aussagt.
Der eine Wächter aber spricht:
»Der Kommendant hat kein Kind nicht.«
An ihrer Kleidung man erkannt,
Daß sie auch sei von hohem Stand;
Ein Wächter sie geführet hat,
Bis für die Herren in der Stadt.
Die Jungfrau sagt und blieb dabei,
Der Kommendant ihr Vater sei
Und seie nur vor zweien Stund,
Da sie hinausgegangen itzund.
Man suchte auf die alte Schrift,
Unter andern man dieses trift:
Daß sich ein' Braut verloren hat,
Zu Großwardein in dieser Stadt.
Der Jahrzahl man gar bald nachschlägt,
Hundert und zwanzig Jahr austrägt;
Die Jungfrau war so schön und klar,
Als wenn sie nur wär' funfzehn Jahr.
[166]
Dabei die Herren wohl erkannt,
Daß solches Werk von Gottes Hand.
Man trug der Jungfrau vor ein' Speis',
Im Augenblick wurd' sie schneeweiß.
»Nicht Leibliches ich mehr begehr'.«
Sie bat: »bringt mir ein'n Priester her,
Daß ich empfang vor meinem End'
Das höchste Gut im Sakrament.«
Sobald nun dieses ist gescheh'n,
Viel Christenmenschen es gesehn,
Wurd' ihr ohn großes Weh und Schmerz
Gebrochen ab ihr reines Herz.
Und ist entschlafen sanft und still'.
Merk' wohl, mein Christ, ist es dein Will',
Daß du einmal willst selig sein,
So lebe züchtig, keusch und rein.
So wird dir Gott nach diesem Leben
Gewißlich auch den Himmel geben,
Nach ausgestand'nem Kreuz und Leid
Die ewige Freud' und Seligkeit. Amen.
32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

32. Schloß Greifenstein.

Schon in der ersten Hälfte des eilften Jahrhunderts waren die Herren von Greifenstein wegen ihrer Reichthümer und Macht berühmt. Einer dieser [167] ältesten Bewohner der Burg war Reinhard, ein Ritter von rauher Gemüthsart. Seine frühzeitig sterbende Gemahlin hinterließ ihm eine Tochter Etelina, die sie, vor ihrem Hinscheiden, dem alten Schloßkaplan empfahl. Ein holdes Aeußere schmückte den Körper des jungen Fräuleins, der ehrwürdige Kaplan den Geist. Sie wuchs zur Bewunderung des ganzen Hauses heran. Vor allen Freiern gewann sie, doch heimlich, den jungen, edlen, aber armen Rudolf lieb. Der alte Reinhard mußte, einer Fehde wegen, an des Kaisers Hoflager ziehen; er vertraute seine Tochter der Wachsamkeit seines Burgpfaffen an; aber Etelina liebte und war aus Liebe schwach.

Acht Monde waren nach Reinhards Abreise verflossen, da ließ er seine baldige Ankunft und daß er einen stattlichen Mann für seine Tochter mitbringen würde, melden. Die unglückliche Etelina vertraute sich dem alten Pater an. Er rieth ihr, sich mit Rudolf, ihrem Geliebten, vor dem Zorne des Vaters in einem halbverschütteten Wege zu verbergen. Sie folgten seinem Rathe und wurden von ihm hinabgeführt. Er gab ihnen einen Korb mit Brod und Wein und ein Krüglein mit Oel, zur Beleuchtung ihrer finsteren, feuchten Erdschlucht. Bald darauf kam der alte Graf mit dem reichen und trübaussehenden Freier und fragte nach Etelina. [168] Der Kaplan bat, sie ruhen zu lassen, weil sie krank und schwach sei.

Früh suchte Reinhard seine Tochter; er fand sie nicht. Er eilte zum Kaplan; dieser, auf seine Beredsamkeit sich verlassend, brachte ihm allmälig die Liebesgeschichte seiner Tochter bei, und als er den Vater ruhig zu sehen glaubte, entdeckte er ihm das Geheimniß. Aber jetzt brach die verhaltene Wuth des alten Grafen hervor. Er mißhandelte den Greis, um den Aufenthaltsort der Liebenden zu erfahren, und als das vergebens war, ließ er den schwachen alten Mann gebunden nach einem verborgenen Gemache schleppen und ihn, da er auch noch hier den Aufenthalt verschwieg, an einem Stricke, durch eine eiserne Fallthür, zur ewigen Gefangenschaft ins Burgverließ senken.

Schon war ein Jahr verflossen und alle schmachteten noch in ihren Gefängnissen, ja, Reinhard schwur, wenn er heute seine Tochter finden sollte, er auch sie in einen ewigen Kerker werfen würde. »Sollte ich ihr verzeihen – setzte er hinzu – so will ich an dem Orte, wo ich sie in meine Arme schließe, eines jähen Todes sterben und als Verdammter umherwandeln.«

Nicht lange darauf, an einem trüben Wintertage, verirrte er sich auf der Jagd und kam gegen das Ufer der Donau. Eine menschliche Gestalt, [169] in eine Bärenhaut gehüllt, führte ihn zu dem Aufenthalte seiner Tochter, die, mit ihrem Söhnlein auf Laube ruhend, an den Gebeinen einer getödteten Wölfin nagte. Reinhard ließ sie auf sein Schloß bringen und umarmte, gerührt von dem Stammeln seines Enkels, die wiedergefundene Tochter. Nun eilte er, den Pater zu befreien, aber unglücklicher Weise gleitete er auf der obersten Stufe der Treppe aus und fiel hinab. Niemand hörte sein Wimmern; er richtete sich sterbend auf, ergriff den nahen Stein und todt war er. Am andern Morgen klebte noch seine Hand am Steine. Hier war es, wo er Etelina umarmte.

Rudolf, der nun Herr des Schlosses war, forschte nach des Kaplans Gefängniß und befreiete ihn daraus. Reinhard geht als Geist herum, so lange, bis der Stein, der zum Anhalten auf der Treppe dient, so ausgewetzt sein wird, daß er in zwei Stücke zerbricht. Für jetzt ist der Stein erst zu einer kleinen Höhle vertieft.

33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[170] 33. Die Gründung des Klosters Schlägel.

Schloß Falkenstein liegt in Oberöstreich, am linken Ufer der Donau, drei Meilen von Linz. Die Sage erzählt dabei folgende Geschichte: Caliogius oder Calichirius, Herr von Falkenstein, verirrte sich einst auf einer Jagd im Walde. Die Nacht überfiel ihn und da er keinen Ausweg fand, so mußte er sich entschließen, hier zu übernachten. Auf einem freien Platze an der Miehl, wo die Holzhauer gearbeitet hatten, legte er sich nieder, ermattet durch Hanger und Angst, und ein Holzschlägel diente ihm zum Kopkissen.

Da ereignete es sich, wie die Legende erzählt, daß im Schlafe die Mutter Maria mit dem Jesuskindlein ihm erschien und mit liebreichen Worten ihn ermahnte, an dieser Stelle eine Kirche zu bauen, mit der Vertröstung, daß er glücklich aus dem Walde und zu den Seinen kommen würde. Caliogus gelobte zu thun, wie ihm befohlen, und schritt gleich, als er glücklich nach Hause gekommen war, zu dem Kirchenbau. Bald darauf stand eine prächtige Abtei da, die er, nach seinem harten Kopfkissen, unserer lieben Frauen Schlag (Schlägel nach gemeiner Mundart) nannte.

[171] Eine alte Chronik hat davon ein Lied aufbewahrt:


Caliogus, Herr von Falkenstein, Reit't in seinen Wald allein, Begegnet ihm eine junge Maid, Gar kühnlich sie zu ihm sait (sagt):

»Seid ihr der Herr von Falkenstein Und dieses Orts ein Herre? So gebt mir euren Gefangnen heraus, Der allen Jungfrauen ein Ehre.«

Da sprach Caliogus von Falkenstein: »Das kann ich fürwahr nicht thun. Zu Falkenstein unter den Mauern, Da mögt ihr ihn vertrauern.«

Caliogus verreit sich in den Wald, Daraus er nicht kommen möcht' so bald, Die Nacht auf einem Schlägel ruhet, Es träumet ihm alles guet:

Er soll zu Ehren unserer lieben Frauen Ein Gotteshaus an diesem Orte bauen, So würd' er kommen aus dem Wald' Und alles geschehen sobald.

[172] Da baut er das Kloster bei dem Schlägel, Mit eigner Hand seiner Nägel, Den ersten Stein selbst zugetragen, Alldort liegt er begraben.

34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek.

In der Nähe der Oestreichischen Stadt Baden liegen die Ruinen der Veste Rauhenek. Ein Geist, dem das Schicksal herum zu wandeln gebot, warum, meldet die Sage nicht, schleicht hier aus und ein und ächzt und klagt ob seiner Erlösung. Diese aber hängt von dem Bäumchen ab, das jetzt nur noch als Staude aus der Mauer des hohen Thurmes emporwächst. Wenn dieses nehmlich zu einem solchen Stamme gediehen ist, daß eine Wiege wird daraus gemacht werden können, so wird ein Kind darin geschaukelt werden, das, als Priester, den Geist erlösen kann.

Täglich schleicht nun der arme Geist um den Thurm herum, schaut hinauf nach dem Bäumchen, ob es auch noch da sei und zittert, wenn ein [173] Sturmwind saus't, der es entwurzeln, oder wenn Blitze die Luft zerschneiden, die es zerschmettern könnten. Denn, verdorrt das Bäumchen, so muß das geplagte Wesen warten, bis wieder ein Bäumchen dort oben aufsprießt und jene Stärke erreicht.

3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[174] III. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen.

[175][177]

35. Der große Stein bei Görlitz.

Auf dem Wege von der Landeskrone bis zur Stadt Görlitz liegt ein sehr großer Stein, an dem man gleichsam Klauen- oder Krallen-Griffe bemerkt. Von ihm erzählt die Sage: daß der Teufel erzürnt gewesen, als er gesehen, daß in der Stadt sich der herrliche Dom, Peter und Paul geheiligt, zur Ehre Gottes aufwölbte. Wüthend vor Zorn, riß er einen übermächtigen Felsblock von der Landeskrone ab und trug ihn hoch durch die Luft, um den Dom zu zerschmettern.

Aber Gott rettete das ihm geweihte Haus; von seiner Macht gelähmt, ließ der Teufel das Felsenstück fallen, doch sieht man noch die Orte, wo er es anfaßte und tiefe Löcher mit seinen glühenden Krallen einbrannte.

36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[177] 36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone.

Es ist der selige Mann Jakob Böhme im 1575sten Jahre nach Christi unseres Herrn Geburt zu Alt Seidenberg, einem gewesenen Marktflecken, ohngefähr anderthalb Meilen von Görlitz in der Oberlausitz gelegen, von seinem Vater Jakob und seiner Mutter Ursula, beiden armen und geringen Bauersleuten, guter Deutscher Art, aus christlichem und unbeflecktem Ehebette gezeuget, auf diese Welt geboren worden.

Nachdem er nun etwas erwachsen, hat er, neben andern Dorfknaben, des Viehes auf dem Felde hüten und also seinen Eltern mit billigem Gehorsam zu Hand gehen müssen. Bei welchem, seinem Hirtenstande, ihm dies begegnet ist, daß er einstmals, um die Mittagsstunde, sich von den andern Knaben abgesondert und auf den davon nicht weit abgelegenen Berg, die Landeskrone genannt, allein für sich selbst gestiegen, allda zu oberst, wo es mit großen rothen Steinen, fast einem Thür Gewichte gleich, verwachsen und beschlossen, einen offenen Eingang gefunden, in welchen er aus Einfalt gegangen und darin eine große Bütte mit Geld angetroffen, worüber ihm ein Grausen angekommen, [178] darum er auch nichts davon genommen, sondern also ledig und eilfertig wieder herausgegangen.

Ob er nun wohl nachmals, mit anderen Hütejungen, zum öfteren wieder hinauf gestiegen, hat er doch solchen Eingang nie mehr offen gesehen. Es ist aber selbiger Schatz, wie er berichtet, von einem fremden Künstler gehoben und hinweg geführet worden, worüber solcher Schatzgräber, weil der Fluch dabei gewesen, eines schändlichen Todes verdorben.

37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

37. Der Mädchensprung auf dem Oybin.

Auf dem steilen, mit Klüften und Schluchten umgebenen Oybin zeigt man noch jetzt dem Wanderer eine Felsenschlucht, welche der Jungfrauensprung genannt wird, und erzählt dabei drei verschiedene Sagen, die den Namen gegeben haben sollen.

1.

Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf dem Gipfel des Oybin stand, kam auch, wie, erzählt die Sage nicht, einst ein Mann hinauf, um die dortigen Geistlichen zu besuchen, [179] wie dies häufig geschah. Einer der Brüder zeigte der Jungfrau die Schönheiten des Berges, führte sie herum zu den merkwürdigsten Plätzen, bei tiefen Schluchten vorbei und zeigte ihr die Pracht der Natur. Aber die Schönheit der Jungfrau erweckte sündliche Lust dem mit ihr einsam wandelnden Kloster Bruder und in sträflicher Begierde streckte er die Arme nach ihr aus. Da entfloh ihm die keusche Jungfrau, flüchtete die verschlungenen Wege entlang, verfolgt von dem nicht mehr sich selbst kennenden Mönch. Glaubend an eine sichere Stätte zu kommen, rann sie durch die unbekannten Pfade, bis plötzlich eine tiefe Spalte des Berges, eine ungeheuere Kluft, vor ihr lag. Da, um ihre Tugend zu retten, sprang sie muthig in den Abgrund hinab und die Engel des Herrn ergriffen die Sinkende und trugen sie sanft hinab, ohne einigen Schaden.

2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

2.

Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen Gänge. Auch ein Mägdlein aus dem am Fuße des Berges liegenden Dorfe war heraufgestiegen und begegnete dem Waldmann, der, in sinnlicher Begierde, die schöne Beute sich nicht entgehen lassen wollte und auf sie zueilte. Wie ein gejagtes Reh stürzte sie durch die [180] Felsenpfade, der Abgrund öffnet sich drohend vor ihr, sie springt hinab und kommt unversehrt auf den Boden nieder.

3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

3.

Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge Menschen aus Zittau und den benachbarten Dörfern, der Gewohnheit nach, den Oybin besuchten, befand sich unter ihnen ein rasches Mädchen, die mit ihren Gespielinnen auch an diesem Orte sich umsah. Man scherzte, und jenes Mädchen wagt' es auf eine Wette, über diese Kluft wegzusetzen. Damals trugen noch die meisten Frauenzimmer, auch die vom Stande, Pantoffeln. Im Springen glitscht ihr der Fuß aus dem glatten Pantoffel und sie fiel hinunter. Da sie aber, nach damaliger Sitte, einen tüchtigen Reifrock an hatte, der sie vor dem schnellen Falle schützte, so ward sie durch Hülfe desselben in die Kluft gleichsam hinunter geschoben und kam ohne Nachtheil hernieder.

38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

38. Der Tod des heiligen Beneda.

Neben dem Schloß Meissen in Sachsen hatte im Jahre 1088 König Wratislaus der erste von [181] Böhmen eine Gegenfestung angelegt, zur Zügelung der Stadt, zu jener Zeit, als Meissen durch Kaiser Heinrich den 4ten dem Böhmerlande zugeschlagen ward. Guozedek hieß sie in Böhmischer Sprache, jede Spur ist jetzt davon verloren.

Ein Böhmischer Herr, Beneda genannt, landräumig aus unbekannten Ursachen, begab sich nach Meissen und zu dem heiligen Manne Benno, so ein Graf von Woldenburg aus Sachsen war. Als solches der König erfahren, hat er ihn, durch gütige Beschickung, aus Meissen zu sich in das Schloß Guozedek bestellen lassen. Beneda traute dem Könige und stellete sich ein. Der König sprach ihm mit guten Worten zu und bewog ihn, seinen Degen und Mantel in Freundschaft abzulegen, dem Beneda Folge that. Darauf wollte ihn der König, wider Treue und Glauben, greifen und anfassen lassen, aber Beneda, ein herzhafter Mann, erwischte in der Eile ein Schwerdt, so des Königs Kämmerling an der Seite trug und haute zuerst den Kämmerer, so den König schützen wollte, zu Boden.

Der König, so allein, verheißet ihm in der Gefahr Gnade zu erzeigen. Als darauf Beneda einhielt, stach und hieb der König auf solchen los. Dieser mußte sich wehren, und gab dem Könige drei Streiche, also, daß er fast zu Boden gesunken, [182] indem die Wache aufgeregt wurde und auf Beneda zueilte, der dann in der ersten Wuth zwei Soldaten auf die Seele gefaßt, aber endlich übermannt und gefänglich angenommen ward. Und ob er wohl die Untreue des Königs, und wie er zur Noth und Gegenwehr höchst gedrungen, angezeigt hat, ist er doch mit vier Pferden aus einander gerissen und sein Körper, aus Gnaden, von dem Domstift Meissen begraben worden.

Aber das Grab umgab bald ein nächtlicher Heiligenschein, unzählig viel Todte wurden lebendig, viele Blinde sehend, viele Taube hörend, viel Stumme redend und viel Aussätzige rein. Da grub man den heiligen Leichnam aus und zusammen verbunden war wieder, was durch Gewalt der Pferde getrennt worden; der vollständige Leichnam ward in die Kirche genommen und der von Gott Geheiligte unter die Zahl der Heiligen versetzt.

39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward.

Es lebte ein armer, armer Bergmann, Namens Daniel Knappe; dieser hatte Weib und Kind und liebte sie sehr, doch wußte er weder Rath noch [183] Hülfe, sie zu ernähren. Er arbeitete und betete, doch seiner Noth war kein Ende, und wie auch sein Unglück immer höher und höher stieg, so wich und wankte sein Glaube doch nicht. Eines Nachts erschien ihn im Traume ein Engel, dieser sprach: »geh hin und suche in der tiefsten Tiefe des Waldes den Baum auf, in dessen Gezweig silberne Eier ruhn.« Du wirst ihn erkennen an seiner Größe; denn kein Baum im ganzen Haine kann sich ihm vergleichen.

Daniel erwachte, fühlte sich gestärkt, der Morgen grauete und eilig drang der arme Bergmann in den Wald hinein. Schon war er an dem Ort, den noch kein Sterblicher betrat, da steht der Baum und rasch sind alle Aeste bis zum Gipfel durchsucht, aber silberne Eier zeigen sich nirgends. – »Wie kann, wie werde ich zu euch zurückkehren, liebes Weib und Kind. Ihr haltet mich noch, sonst stürzte ich mich von hier hinab!« Als er so trauernd und klagend den Baum verlassen will, da steht der Engel ihm zur Seite und spricht: »Gott ist hülfreich und wahrhaft, wo du auch keinen Ausweg siehst, der Baum hat auch Zweige in der Erde. Dir sei geholfen um deiner Treue und Liebe willen.« Und der Engel verschwand mit diesen Worten. Da durchströmte Hofnung und Muth [184] von neuem den Unglücklichen und er grub an dem Fuße des Baumes.

Von seinen Wurzeln durchflochten, lagen da reiche Silberstufen vor dem Blicke des staunenden Bergmanns und Weib und Kind war geholfen. Es erhob sich Annaberg, ein freundliches Städtchen, aus dieser wilden, waldigen Gegend, wozu unter der Regierung des Herzogs Georg des Bartigen, im Jahre 1496, den 21sten des Herbstmonats, am Tage Matthäi, der Grundstein gelegt wurde.

40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm oder der Sorbenburg bei Salfeld.

Bei der Stadt Salfeld ist ein uraltes Gemäuer von einem wüsten Schlosse zu sehen, welches vor Zeiten mit tiefen Gräben, Wällen, starken Mauern und mit viel hohen Thürmen befestigt und geziert gewesen, davon noch die merkwürdigen Ruinen zu sehen. Man sagt, daß, ehe die Sorben diese Burg erbaut, hätten sie eine weiße Taube, der sie Schellen oder Glöcklein angebunden, nach heidnischem Gebrauch, auffliegen lassen, welche den Ort anzeigen sollte, wo das Schloß könnte hingebaut werden. Da sich nun die Taube gleich [185] auf einen hohen Eichbaum niedergelassen, so wäre der Platz zu einer neuen Burg erwählt worden. Indem man aber beschäftigt gewesen, den Eichenbaum abzuhauen und den Platz zur Grundlegung einer Burg geschickt zu machen, so wäre aus demselben unvermuthet ein großer Schwarm Bienen geflogen und hätte sich an den Baum gehängt, daher dann hernach das neue Schloß der hohe Schwarm genennet worden.

41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

41. Der Hörselberg bei Eisenach.

Nicht weit von Eisenach, in Thüringen, liegt der Hörselberg, den folgende Sage berühmt macht. Es war eine Königin von Engeland, mit Namen Ronischwig, welche, als ihr Herr und König, der ihr aus dermaßen lieb war (denn er sie, aus einem geringen Geschlechte, zu einer Königin, um ihrer Tugenden willen, erwählt hatte), gestorben war, die Treue an ihm auch nicht vergessen wollte, sondern gab nach seinem Tode viel Almosen, ließ für seine Seele viel Gebete thun, und vermeinete ihren Herrn damit einst aus der Pein und dem Fegfeuer zu erlösen.

[186] Da ward gesagt, daß ihr Herr sein Fegfeuer im Lande zu Thüringen, in einem Berge, der Hörselberg genannt, hätte. In diesem Berge hörten die Inwohner des Landes oftmals jämmerliches Geschrei, von den Seelen oder Gespenstern, die darin lagen, darum ward er von ihnen genannt Hörselberg (Hör Seelen Berg). Daselbst, unter dem Berge, bauete die Königin eine kleine Kirche und ein Dorf dabei, und nannte es Satans Stätte, denn ihr die bösen Geister allda erschienen waren. Das Dorf wird jetzund Sattelstädt genannt. In diese Kirche ging die Königin mit ihren und fast heiligen Jungfrauen, betete oft, gab Almosen und thät andere gute Werke für ihres Herrn Seele, bis an ihr Ende.

Und im Jahre 1398 erhuben sich, am hellen Tage, drei große Feuer in der Luft bei Eisenach und da sie eine Weile gebrannt, kamen sie zusammen und theilten sich dann wieder und fuhren alle zu dem Hörselberge.

42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt.

Landgraf Ludwig der Eiserne von Thüringen verirrte sich einst auf der Jagd im Walde, als er [187] sich auf derselben bis in die Nacht aufgehalten hatte und kam, durch die Wahrnehmung eines Feuers, bis in die Ruhl. Daselbst ging er, unbekannt, in eines Jägers Kleid, vor eines Schmidts Haus und suchte Herberge. Der Schmidt äußerte seinen Unwillen, da er vernommen, der Herr gehöre zu des Landgrafen Jagdgefolge, daß der Landgraf seine Leute mit der Jagd bis in die späte Nacht quäle und sagte daher voll Unmuth: »pfui des Landgrafen!«

Bei dem Ambos erzählte er, wie die Einwohner durch des Landgrafen unersättliche Beamten sehr ausgesogen würden und auf ihre Beschwer und Klagen keine Antwort, viel weniger Linderung, erhielten. Die Ritterschaft spottete des Herrn und hielte ihn für einfältig. So oft der Schmidt nun mit dem Hammer auf das Eisen geschlagen, soll er, unwissend, daß dieses der Landgraf wäre, allezeit gesagt haben: »nun werde hart, werde hart, Landgraf, siehst du nicht, wie deine Räthe die Unterthanen so unbarmherzig plagen.«

Dieses soll der Landgraf zu Ohren und Herzen genommen und die Räthe zur Rede gesetzt, die Adlichen aber gebührend gezügelt haben.

43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[188] 43. Die Frau von Weissenburg.

Graf Friedrich, Pfalzgraf zu Sachsen, wohnte in dem Osterlande auf dem Schlosse Schiepelitz und hatte ein überaus schönes Weib, die hieß Adelheide und war des Herzogen von Sachsen Tochter. Die hatte Ludewig der zweite aus dermaßen lieb und hätte sie gerne zu der Ehe gehabt, wenn sie ihren Herrn nicht mehr hätte. Dasselbige Weib trug wieder große Liebe zu dem Landgrafen und legte mit ihm an, daß er bei Schieplitz jagte, sie wollte ihren Herrn dazu bringen, daß er das wehren sollte. Also kam Landgraf Ludewig mit seinen Hunden und bließ sein Horn und jagte mit Geschrei; dieweil saß der Pfalzgraf in einem Bade, wie das zuvor von dem Weibe geschicket und bestellt war.

Da lief das Weib zorniglich und mit Ungeduld über ihren Mann und warf ihm vor, wie er aller Enden nur seines Leibes Gemach suchte und Recht und Freiheit darüber verlöre und jeglichen mit seinem Gute und Herrschaft thun ließe, was er wolle. Da warf der Pfalzgraf einen Mantel über das Badehemde und fiel auf einen Hengst und rannte Ludewigen nach und strafte ihn, warum er mit Gewalt in seinem Walde jagte. Da schickte der einen seiner Diener, der mit einer Gleven (Lanze) [189] ihn durchstach 1. Also ward er begraben in dem Münster zu Gesigk bei Naumburg, das derselbe Pfalzgraf gestiftet und gebaut hatte. Das ist geschehen nach Christi Geburt 1065.

In der Folge machte man darüber dies Gedicht:


Was woll'n wir aber singen, Was wollt ihr für ein Lied? Ein Lied von der Frauen zu Weissenburg, Wie sie ihren Herren verrieth.

Sie ließ ein Briefelein schreiben, Gar ferne ins thüringer Land, Zu ihrem Ludewig Buhlen, Daß er da käm' zur Hand.

Er sprach zu seinem Knechte: »Sattel' du mir mein Pferd, Wir wollen gen der Weissenburg, Es ist nun Reitens werth.«

»Gott grüß euch, Adelheid, schöne, Wünsch euch ein'n guten Tag; Wo ist euer edler Herre, Mit dem ich kämpfen mag?«

Die Frau locket ihren Herrn Mit ihr'm falschen Gemüth, Er reit't Nächten ganz spate Mit Hunden nach dem Ried.

Da Ludewig unter die Linde kam, Ja, unter die Linde so grün, Da kam der Herr von der Weissenburg Mit seinen Hunden so kühn.

[190] »Willkommen Herr von der Weissenburg, Gott geb' euch guten Muth; Ihr sollt' nicht länger leben, Denn heut diesen halben Tag.« –

»Soll ich nicht länger leben, Denn diesen halben Tag, So klag ich's Christ im Himmel, Der all' Ding wenden mag.«

Sie kamen hart zusammen, Mit Worten, Zorn, so groß, Daß einer zu dem andern Sein Armbrust abe schoß.

Er sprach zu seinem Knechte: »Nun spann dein Armbrust ein Und scheuß dem Herrn von der Weissenburg Zur linken Seiten ein.« –

»Warum soll ich ihn schießen Und morden auf dem Plan? Hat er mir doch sein Leben lang Noch nie kein Leid gethan.«

Da Nahm Ludewig sein Jägerspieß Selber in seine Hand, Durchrannt den Pfalzgrafen Friederich Unter der Linden zur Hand.

Er sprach zu seinem Knechte: »Reiten wir zur Weissenburg, Da sind wir wohl gehalten, Nach unserm Herz und Muth.«

Da er nun gegen die Weissenburg kam, Wohl unter das hohe Haus, Da sah die falsche Fraue Mit Freuden zum Fenster raus.

[191] »Gott grüß euch, edele Fraue, Bescher' euch Glück und Heil, Eu'r Will' der ist ergangen, Todt habt ihr eur'n Gemal. –

Ist denn mein Will' ergangen, Mein edeler Herre todt, So will ich's nicht eher glauben, Ich seh' dann sein Blut so roth.«

Er zog aus seiner Scheiden Ein Schwerdt von Blut so roth: »Steh da, du edele Fraue, Ein Zeichen deines Herren Tod.«

Sie rang ihr' weißen Hände, Rauft aus ihr geelweiß Haar: »Hilf, reicher Christ vom Himmel, Was hab ich nun gethan!«

Sie zog von ihrem Finger Ein Ringelein von Gold, »Nimm hin, du Ludewig, Buhle, Gedenk da meiner Huld.« –

»Was soll mir doch das Fingerlein, Das veracht't gewonnen Gold, Wenn ich daran gedenke, Mein Herz wird nimmer bold 2

Deß erschrack die Frau von der Weissenburg, Faßt einen traurigen Muth: »Verlaß mich Heldenfürste nicht, Mein edeler Herre ist todt.«

Fußnoten

1 Nach anderer Nachricht tödtete Ludewig ihn selbst.

2 Kühn, munter, froh.

44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[192] 44. Ludwig der Springer.

Adelheid, die Frau von Weissenburg, stellte sich anfangs über den Tod ihres Gatten sehr traurig, machte aber bald hernach offenbar, daß sie eben die Ursache gewesen, warum ihr Gemal so schmählig sterben müssen; denn sie vermählte sich bald darauf mit Graf Ludwig und zeugte sieben Kinder mit ihm.

Ueber diese Unbilligkeit beklagte sich des ermordeten Pfalzgrafen Bruder, Adelbertus, Erzbischof zu Bremen, bei Kaiser Heinrich dem 4ten und brachte es dahin, daß Graf Ludwig im Jahre 1070 auf einer Reise im Erzstift Magdeburg gefangen genommen und auf das Schloß Giebichenstein bei Halle festgesetzt wurde, woselbst er zwei Jahre zubringen mußte. Da ihm aber diese Herberge nicht mehr gefallen wollte, bestellete er, durch vertraute Diener, etliche Fischer und seine Knechte, die seiner auf der Saale unter dem Schlosse erwarten sollten. Sobald er diese erblickte, wagte er einen fast unglaublichen Sprung von dem sehr hohen Giebichenstein in die Saale und ward von seinen Bedienten und den Fischern aufgefangen. Kurz vorher hatte er sich todtkrank gestellt und um einen Sterbekittel gebeten, welchen ihm seine Gemalin, ganz weit von Leinewand, verfertigen lassen, [193] damit er sich solches bei seinem Luftsprunge bedienen könnte, welches auch glückte. Denn, als ihm dieser angezogen wurde, lösete man ihm auch die Ketten und Fesseln ab und gab sich niemand mehr große Mühe, ihn zu bewachen, wodurch er denn die Freiheit bekam zu entfliehen. Am Ufer standen seine Diener, welche ihn geschwinde aus und wieder trocken ankleideten und mit ihm davon ritten. Von diesem verzweifelten Sprunge hat Ludwig den Zunamen der Springer bekommen.

45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

45. Der Schatz zu Kloster Walkenried.

In weiland Kloster Walkenried ist über dem Kreuzgange der sogenannte Zaubersaal, welcher deswegen also genannt wird, weil zu der Zeit, als daselbst noch eine berühmte Schule gewesen, sich darauf nachfolgende wunderbare Begebenheit mit einem Schüler zugetragen hat.

Es ist einst, an gedachtem Orte, von den Knaben zur Lust ein Zeichen gelegt worden, um zu versuchen, wer unter ihnen darüber und am weitesten springen könne. Indem nun solches geschieht, trägt es sich zu, daß ein Knabe, so dem Berichte nach von Ellrich soll bürtig gewesen sein und mit [194] Namen Damius geheißen haben, darüber auf einen gewissen Platz springt und nicht wieder davon kann, es mögen denselben auch die mitspielenden Knaben reißen und zerren, wie sie wollen. Dieses zeigen sie darauf dem Rektor an, welcher dann kommt und den Knaben noch unbeweglich antrift; kann ihm aber so wenig als die Schüler helfen. Es fällt ihm aber bei, daß solches von einer zauberischen Beschwörung herrühren müsse und fragt den Knaben: ob er etwa eine Schrift oder ein Zeichen erblickte? Der Knabe sieht sich um und wird einen Zirkel über sich gewahr, erblickt an der steinernen Wand gegen Morgen eine griechische Schrift, gegen Mittag aber einige Charaktere, welche er theils herlesen, theils beschreiben muß, woraus der Rektor versteht, daß in der Mauer ein Schatz verborgen sei und derjenige, welcher zu der Zeit, da solches geschehen, mit seinen Füßen den auf die Erde gemachten Punkt berühren würde, solle die Schrift sehen und das Verborgene offenbaren.

Sobald der Rektor dies verstand, ward der Knabe wieder los und ging aus dem beschworenen Zirkel heraus, wohin er wollte. Hierauf zeiget der Rektor solches an, da denn, nach dessen Anweisung, gesucht und ein steinernes Geschirr mit Gelde gefunden ward. Solches Geld soll sehr dünnen [195] Schlages, auch so groß als ein Ortsthaler gewesen sein, und man hat selbiges hernach, mit dem Geschirre, an den Herzog Christian Ludwig nach Zelle gesendet. Der Ort, wo solcher Schatz gestanden, ward den Neugierigen gezeigt und nicht ohne Grauen betrachtet.

4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[196] IV. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen.

[197][199]

46. Das Wunderblut zu Belitz.

Im tausend zweihundert und sieben und vierzigsten ward das Wunderblut zu Belitz gefunden und auch in selbigem Jahre heilig bestätiget. Etliche Juden hatten mit einer Magd gehandelt, daß sie zum Sakrament gehen, ihren Gott im Munde empfahen, aus dem Munde, hinter dem Altae, in die Schürze fallen lassen und ihnen zubringen sollte, so wollten sie ihr ein genanntes Geld dafür geben. Da solches geschehen, haben die Juden die geweihete Hostie, dem Herrn Christo zu Unehren, gemartert, zerhauen und gestochen, die auch sogleich angefangen zu bluten. Darauf, als sich die Juden gefürchtet, es möchte offenbar werden, und ihnen solche That übel bekommen, haben sie die Hostie der Magd wieder gebracht, auch dieselbe gebeten und ihr Geld gegeben, daß sie dieselbe angenommen und im Hause unter das Dach versteckt hat.

Daselbst haben hernach die Stadtwächter viel Lichter und Kerzlein gesehen und haben's den Herren [199] angezeigt, welche in der Haussuchung die Hostie gefunden, die Thäterin ausgekundschaft, dieselbe auch mit allen Juden, auf die sie bekannt, gefänglich eingezogen und sämmtlich auf einem Berge vor dem Mühlenthore, nicht weit von der Stadt und vom Dorfe Schönfeld, welcher noch bis auf den heutigen Tag der Judenberg genannt wird, verbrannt. Die Hostie aber hat man in einer herrlichen Prozession, mit vieler Pracht und großen Klagen, Gebeten und Verneigungen in die Kirche getragen und an einen besonderen Ort gesetzt.

47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben.

Es hat sich vor vielen, vielen Jahren, bei dem löblichen adlichen Geschlechte derer von Alvensleben, auf dem Hause Kalbe an der Milde, in der Mark Brandenburg, begeben, daß des damals lebenden Junker von Alvensleben Hausfrau, bei nachtschlafender Zeit, als das Haus verschlossen, von einer Magd, so eine Laterne in der Hand getragen, aufgewecket, mit vielen guten Worten, einer Frau in Kindesnöthen zu Hülfe zu kommen, [200] gebeten, auch endlich dazu bewogen, jedoch zuvor vermahnet worden, wenn sie in das Haus käme, daß sie weder Essen noch Trinken, noch auch dasjenige, was man ihr anbieten würde, annehmen sollte.

Als sie nun der Kindbetterin Hülfe erzeiget, ist sie unbeleidigt wiederum auf das Haus geführt worden. Ueber eine Zeit hernach, kommt dieselbe Magd zu Mitternacht mit einer Laterne wieder, trägt zwei Schüsseln über einander gestülpet, wünscht der Frauen von Alvensleben von ihrem Herren viel Gutes und spricht ferner: »Ihr Herr verehre sie hiermit mit einem Kleinode, nehmlich einem köstlichen, goldenen Ringe, zur Danksagung für erzeigten Dienst, den solle sie wohl bewahren. Denn so lange derselbige Ring ganz und unzertheilt auf dem Hause Kalbe und bei dem Geschlechte von Alvensleben bleiben würde, solle es floriren und Glück und Wohlfahrt haben. Werde aber der Ring von Handen kommen oder zertheilt werden, so werde es auch demselben Geschlechte unglücklich und nicht wohl ergehen;« und ist damit verschwunden. Was geschieht? Als hernach zween Brüder die Erbtheilung fürnehmen, mußte dieser Ring auch getheilt werden, aber desjenigen Linie, so die Theilung am heftigsten begehret, ist aus und abgegangen. Der andere Theil des Ringes aber soll [201] heutiges Tages (im Jahre 1599) auf dem Hause Kalbe in der Kapelle verwahret werden.

48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

48. Vom Wunderblute zu Zehdenick.

Im Jahre 1249 hat ein Weib zu Zehdenick eine geweihte Hostie in Wachs gedrückt und vor ihre Bierfässer begraben, damit die Leute ihr Bier desto lieber möchten hohlen und trinken. Da sie aber hernach einen scharfen Gesetzprediger gehöret, ist sie dadurch zur Erkenntniß ihrer begangenen Sünde gekommen. Und ob ihr wohl eine schwere Buße von ihrem Beichtvater ist auferlegt worden, dennoch hat sie sich in ihrem Herzen und Gewissen nicht können zufrieden geben, bis die Sache recht an den Tag käme und von ihr selber ausgebracht würde. Hat demnach solches dem Pfarrherrn zu Zehdenick geoffenbaret, wie auch, da es der Pfarrherr nicht hat glauben wollen, dem andern gemeinen Volke.

Darauf hat man im Keller angefangen zu graben und ist an dreien oder mehr Orten Blut herausgequollen, daß sich auch die Umstehenden sehr darüber verwundert. Die blutige Erde hat man darauf ausgegraben und in die Kirche getragen [202] mit großer Reverenz. Da das Gerücht auskommen, ist ein großer Zulauf von allen Orten her gen Zehdenick worden und sind unter andern auch dahin kommen: Bischof Rüdiger von Brandenburg und die beiden Markgrafen, Johannes und Otto, Gebrüder, sammt ihrer Schwester Mechtild, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg.

Zum Gedächtniß dieser Geschichte hat man allda, mit Rath des Bruder Herrmann von Langeln, Lektors im grauen Kloster zu Berlin, der der Markgrafen Beichtvater gewesen, ein Jungfrauenkloster Zisterzienser Ordens gestiftet und aufgerichtet im folgenden 1250sten Jahre.

49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

49. Die Teufelsmauer bei Lieberose.

Vor vielen Jahren machte der Teufel mit dem damaligen Besitzer des Gojazer Krugs bei Lieberose ein Bündniß, worin er sich anheischig machte, wenn der Krüger sein Versprechen (worin dies aber bestanden, hat die Sage vergessen) hielte, um seinen Weinberg und ganzen Acker in einer Nacht eine Mauer aufzuführen, den Hofraum zu pflastern und damit fertig zu sein, ehe noch der Hahn krähte. Der Weinberg erhielt seine Mauer von kleinen und [203] wieder ungeheuern großen Feld- und Bruchsteinen, zwischen welchen die Zeit und Witterung den Kalk und die bindenden Theile zernagte und weggespült hat, und dennoch liegen die Steine, durch die geschickte Legung und durchs Gesetz ihrer natürlichen Schwere, so fest auf einander, daß, dem Anscheine nach, nur teuflische Macht sie bauen konnte.

Um jedes Stück Acker, das zum Gute gehört, liegen große Steine, der Hof ist auch gepflastert; aber so rüstig und emsig auch der Teufel arbeitete, krähte doch der Hahn, ehe er einen großen Stein im Hofe anbringen konnte. Diesen nahm er in höllischem Zorne und warf ihn mit einer Hand, obgleich er funfzehn Zentner schwer war, über den Thorweg und ließ ihn liegen, wo er noch, mit fünf Löchern, die seine Finger eingedrückt hatten, zum Wahrzeichen vor mehrern Jahren lag.

50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

50. Die tugendhafte Nonne.

Um das Jahr 1325 fielen Pohlen, Litthauen und Preußen, zu ganzen Schaaren in die Mark Brandenburg ein, sengten, raubten, mordeten und begingen alle die Gräule, die nur barbarische Nazionen zu begehen im Stande sind. Einer dieser [204] Barbaren hatte eine schöne Jungfrau aus einem Kloster geraubt und, ob er wohl bald mit Dräuworten, bald mit Bitte sie zu bewegen suchte, seinen Willen zu thun, hat er sie dennoch nicht können erweichen. Deswegen hat er sich unterstanden, dieselbe wider ihren Willen, mit Gewalt zu zwingen.

Da sie nun der Gewalt zu widerstehen viel zu geringe und schwach war, bat sie den Barbaren, jetzt mit weinenden Augen, dann mit Liebkosungen, er wolle ihre Ehre verschonen, so wollte sie ihm dagegen eine solche Verehrung thun, davon er sich unter allen sterblichen Menschen wohl den glückseligsten in der ganzen Welt schätzen möchte. Jenem wurden von diesen Worten die Ohren so weit, daß er aus Wunder fragete, was köstliche Verehrung das immer sein möchte! Sie antwortete ihm: es wäre eine bewährte Kunst, wenn sie ihn dieselbe lehrete, so könnte er die Tage seines Lebens mit keinen Waffen, Schwerdt, Spieß oder Pfeil an seinem Leibe verwundet oder versehret werden.

Ob er nun wohl gänzlich entschlossen war, seinen Willen zu schaffen, jedoch, damit er die Kunst erst lernen möchte, verzog er sein Fürhaben und sagte ihr zu, sie bei Ehren zu behalten, wo sie ihn die Kunst, ihrer Verheißung nach, würde lehren. »Es sind – sagte sie – wenige verborgene [205] zauberische Worte, die ich dafür spreche, und damit du an solcher Kunst nicht mögest zweifeln, magst du sie an mir selbst erstlich probiren.« Indem kniete sie vor ihm nieder, segnete sich mit dem Kreuze und betete den Vers aus dem ein und dreißigsten Psalm: »in manus tuas, domine, commendo spiritum meum.« Diese Worte verstund jener nicht, sondern meinete, es wären die starken unverständlichen Zauberworte, darauf die ganze Kunst beruhete. Da sprach die Jungfrau ferner mit ausgestrecktem Halse: er solle nun zuhauen, so würde er gewisse Probe und Bewährung der Kunst befinden. Was geschah? Er zückte, ohne ferneres Hinterdenken, den Säbel und schlug ihr mit dem ersten Streiche das Haupt herab. Da sah er allererst, daß er durch diese List betrogen und sie ihre Ehre lieber als das Leben gehabt hätte.

51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz.

Im tausend dreihundert und drei und achtzigsten Jahre nach Christi Geburt ist die große Wallfahrt zur Wilsnack in der Priegnitz, unter dem Bischof zu Havelberg, angegangen, wegen der blutigen Hostien, [206] so nach Abbrennung der Kirche daselbst, am 24. August daselbst gefunden worden. Denn als auf gedachte Zeit ein Priegnitz'scher Edelmann, mit Namen Heinrich von Bülow, das Dorf Wilsnack, wie auch sonst andere zehn, feindlicher Weise ganz abgebrannt und zerstöret und der Pfarrherr zu Wilsnack, Herr Johannes, sammt den Bauern, nicht allein die Glockenspeise und andere Sachen fleißig zusammen gesucht nach dem Brande, sondern auch die drei Hostien, so er, um der Kranken willen, in einer Büchse sonderlich verwahret, gleich als mit Blut besprengt gefunden, sollen sich viel Wunderwerke bei gedachten drei blutigen Hostien begeben haben, daß auch die Kranken aus Schweden, Norwegen, Ungern, Frankreich, Engeland, Schottland, Dännemark u.s.w. dahin gekommen, um Gesundheit zu erlangen.

52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

52. Der bestrafte Mönchs Geitz.

Im Jahre 1151 stiftete Ratibor der erste das Kloster Grobe oder Grabow, Prämonstratenser Ordens, im Lande Usedom, welches endlich nach Pudgla verlegt ward, und begnadigte es mit dem Zehnten aus dem Lande zu Großwyn. Das Kloster [207] Grobe, am Wasser gelegen, hatte auch die Fischerei und da ereignete sich die bewunderungswürdige Erscheinung, daß jährlich zween gewaltige Störe sich an der Küste zeigten, von denen es den Geistlichen erlaubt war, einen zu fangen, der ihnen ein reichliches Geld einbrachte. Den zweiten aber mußten sie wieder von hinnen gehen lassen, der brachte ihnen dann in dem nächsten Jahre wieder einen gleich großen Gefährten, von denen der eine sich wieder zum Fange darboth.

Dies dauerte viele Jahre; die mit wenigem zufriedenen Mönche harrten ruhig auf das nächste Jahr, wo ihnen wieder ein gleicher Fang beschert war. Aber endlich betrog sie der Geiz, indem sie es einträglicher fanden, beide auf einmal zu fangen, vermeinend, es würde sich doch wohl im nächsten Jahre wieder ein solcher Geselle zeigen und sich zum Fangen darbieten. Aber sie täuschten sich; kein Stör erschien wieder und die ganze Fischerei war verloren.

53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe.

Im Schlosse Loys war lange ein Poltergeist, der friedlich umherging und den man dadurch in gutem [208] Muthe zu erhalten suchte, daß man ihm einen Topf mit Milch des Abends hinsetzte, den er nächtlich verzehrte. Ein näschiger Küchenbube aber beneidete dem Geist diese angenehme Speise und trank sie eines Abends aus, das leere Gefäß dem Kobold lassend. Als dieser sein Milchnäpfchen leer fand, erzürnete er heftig, ergriff den frechen Thäter, zerriß ihn, hackte ihn in kleine Stücke und steckte ihn in einen irdenen Topf. Lange Zeit ward noch der Topf gezeigt, in den der Kobold die Glieder des Ermordeten gesteckt hatte.

54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan.

Zu Doberan, im Kloster, ging im Jahre 1179 ein Bauer zum heiligen Abendmahl und hatte kaum die Hostie empfangen, als er sie auch, unvermerkt, aus seinem Munde nahm, des Willens, sie unversehrt in seine Hütte zu nehmen, indem er meinte, seine Heerde sollte durch solch Heiligthum, dem jedermann so große Ehre anthat, merklich vermehret werden. Aber der heilige Schein, der von der Hostie ausging und nächtlich in vielen Lichtern um sein Haus schwebte, verrieth ihn und die Geistlichkeit begab sich bald in feierlichem [209] Zuge zu ihm, holete das Sakrament, mit vielen Zeremonien, in das Kloster und große Wunder sind früh und spat durch dieselbe bewirkt worden.

55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners.

Um das Jahr 1349 ist in Mecklenburg geschehen ein wunderbar Ding. Zu Witterberg, in dem genannten Lande, ward ein Mann beschuldigt, daß er sollte etliche Häuser angesteckt haben. Er verneinte solches und vermaß sich auf seine Unschuld, daß er ein glühend Eisen tragen wollte. Es ward ihm in die Hand gethan, er trug es, ohne einen Laut des Schmerzes von sich zu geben, und bewies so seine Unschuld. Da er gegen den Kirchhof kam, warf er es aus der Hand und es verschwand, daß niemand wußte, wo es hinkam. Ein Jahr darnach, da einer brakete und rakete in dem Sande, fand er das Eisen und verbrannte die Hand daran. Die dabei waren, verwunderten sich deß und sagten's dem Vogt. Der ward eingedenk der vorigen Geschichte und ließ den Kerl fahen. Der bekannte, daß er die Häuser angesteckt und ward auf's Rad gesetzt.

5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen.

Man sagt von starken Helden,
Sie sein zu preisen hoch;
Darum so muß ich melden
Von einem Herren auch,
Er ist von edlem Stamme
Und ist ja lobenswerth,
Von wegen großer Thaten
Führt er billig das Schwerdt.
Preis wollte er erlangen,
Zog weit in fremde Land,
Ebentheuer anzufangen,
Das kam ihm auch zur Hand,
Wagte sein Leib und Leben,
Wie ihr jetzt hören werd't,
Wie man findet beschrieben;
Er war von ed'ler Art.
Er nahm mit Ritter und Grafen,
Der hochgebor'ne Fürst,
Es waren seine Unterthanen,
Nach Preis der Ehr sie dürst't.
[213]
Sie kamen an ein Wasser,
Die Pferde ließen sie stehn,
Und säumten sich nicht lange,
Zu Schiff sie thäten geh'n.
Der Schiffer sich fertig machte
Und fuhr sehr schnell davon,
Sie fuhren Tag und Nachte,
Kein Land sie trafen an.
Es brachen ihre Segeln,
Sie kamen da in Noth,
Groß Kummer stieß ihn'n entgegen,
Jeder wünschet sich den Tod.
Sie lagen da sehr lange,
Die Speise nahm ein End',
Dem Herzog ward sehr bange,
Er hub auf seine Händ';
»Ach Gott! laß dich erbarmen,
Wir leiden große Noth,
Ach! komm zu Hülf' uns Armen,
Es mangelt an Speis und Brod.«
Einer klagt dem andern den Kummer,
Als auch dies groß Elend,
Sie waren matt von Hunger
Und wunden ihre Händ'.
Der Herzog sprach zu den Seinen:
»Wir stehen alle bloß,
Es hilft ja hier kein Weinen,
Jeder mache sich ein Loos.«
[214]
Die Loose wurden gemachet,
Wie man nun hören thut,
Ein jeder darnach trachtet,
Man legt sie in einen Hut
Und ward gänzlich beschlossen,
Wer zum ersten 'raus käm',
Soll sein Leben unverdrossen
Geben den andern anheim.
Das Loos fiele zum ersten
Auf einen kühnen Held.
Er sprach gar bald von Herzen:
»Macht's, wie es euch gefällt.
Meinen Leib will ich euch geben
Dahin zu eurer Speis',
Nehmt mir nun bald das Leben,
Theilt unter euch mein Fleisch.
Ihr mögt mich braten oder sieden,
Ich geb's euch herzlich gern,
Gott wolle nur behüten
Unsern frommen Landesherrn.
Es geh' gleich über uns alle,
Wir sein klein oder groß;
Ach Gott! daß ja nicht falle
Auf unsern Herrn das Loos.«
Der Held wurde geschlachtet,
Wie man das lieset noch,
Speise davon gemachet,
Hunger war der beste Koch.
[215]
In Stücken ihn zerhieben
Die Mitgesellen sein,
Der Hunger sie antriebe,
Jeder mußt sich stellen ein.
Auf wen das Loos gefallen,
Thät sich herstellen gern',
Gott gab das Glück für allen,
Er schont immer den Herrn.
Er stund mit einem Knechte,
Der war, nächst Gott, sein Trost,
Groß waren sie in Nöthen,
Der Herr ward nicht erlos't.
Der Hunger hielt nicht stille,
Er war bei ihnen groß.
Der Herr sprach: »es ist mein Wille,
Wir beide werfen das Loos;
Auf wen es dann thut fallen,
Der soll den andern verzehr'n.«
Der Knecht rief laut mit Schallen,
»Solch's thu' ich nicht mein'm Herrn.«
Sie thaten beide loosen,
Der Knecht sah das ungern,
Das Loos fiel auf den großen,
Edlen, liebwerthen Herrn.
Der Knecht sollte ihn tödten,
Befahl der hochwerthe Mann;
Hoch waren sie in Nöthen,
Der Knecht wollt' nicht daran.
[216]
Der Knecht sagte mit Treuen:
»Herr, es ist alles verlor'n,
Ich müßt' mein Leben bereuen,
Ihr seid ja hochgeborn.
Von Leder will ich euch machen
Gar bald ein'n neuen Sack,
Ihr mögt des Glück's erwarten,
Ihr seid noch jung und stark.«
Der Knecht nahm in der Güte
Den treuen Helden werth,
Näht ihn in Ochsenhäute
Und legt zu ihm sein Schwerdt:
»Ach Gott, thu dich erbarmen,
Wie steck' ich in der Noth!
Mein'n Herrn hab' ich jetzt begraben
Und er ist noch nicht todt.«
Gar bald kam da geflogen
Der Vogel Greif sehr groß,
(Ist wahr und nicht erlogen),
Und auf den Herrn zuschoß,
Faßt ihn mit seinen Klauen,
Trug ihn bald in sein Nest,
Der Herr thät sich erfreuen,
Sprach: »Gott, thu bei mir das Best'!«
Der Greif flohe von hinnen,
Mehr Speise er begehrt',
Der Herr thät sich besinnen,
Ergriff sein scharfes Schwerdt.
[217]
Er dankte Gott dem Herren
Und schnitt sich aus der Haut,
Er sah sich um vor Freuden
Und faßt' einen guten Muth.
Die jungen Greifen schrien,
Begehrten bald den Herrn,
Ich sag's aus wahrer Treue,
Er thät sich ihrer wehr'n.
Er rief an Gott den Herren,
Der half ihm aus der Noth,
Thät sich der Vögel erwehren
Und schlug sie alle todt.
Er stieg gar bald herunter,
Schnell aus dem großen Nest.
Es nahm den Herren Wunder
Der ungeheuren Gäst!
Man kann noch jetzt anschauen
Zu Braunschweig in dem Thum (Dom),
Da hängt die Greifenklauen,
Die er mitgebracht zum Ruhm.
Der Herr thät sich von weiten
Im Wald ziemlich umschau'n,
Da sah' er grimmig streiten
Einen Lindwurm mit einem Leu'n.
Er sprach: »ich will es wagen
Und sollt' ich bleiben todt;«
Thät auf den Lindwurm schlagen,
Sprach: »nun hat's wohl keine Noth,
[218]
Ich hab' oft hören sagen,
Der Löw' sei ein treues Thier,
Drum will ich's mit ihm wagen
Gegen den Lindwurm hier.
Ich hoff mir soll's gelingen,
Der Lindwurm soll bleiben todt;
Dem Löwen will ich beispringen,
Ihm helfen aus der Noth.«
Sie thäten da fast ringen,
Jeder sein Stärk' bewährt,
Der Herr thät dazu springen
Mit seinem blanken Schwerdt.
Der Löw' ward dies bald innen,
Vor'm Lindwurm er stets weicht,
Der Herr aus kühnen Sinnen
Bald auf den Lindwurm streicht.
Der Lindwurm sperrt auf den Rachen
Gegen den hochwerthen Mann;
Der Herr fing an zu lachen,
Er sprach den Löwen an,
Der Leu mit frohem Muthe
Schnell auf den Linudwurm sprang.
Der Lindwurm schrie sehr laute,
Daß es im Wald erklang.
Der Herr mit frischem Muthe,
Schlug auf das wilde Thier,
Mit seinem Schwerdt so gute,
Daraus wild Feuer fuhr.
[219]
Da sah der Löw' das Gute,
Sein' Treu dem Herrn anbot.
Der Herr aus freiem Muthe
Schlug da den Lindwurm todt.
Der Leue thät sich legen
Zum Herrn und seinem Schild,
Er thäte seiner pflegen,
Er fing ihm Hirsch und Wild;
Groß Treu empfing der Herre
Von diesem wilden Thier.
Er pflegt's ihm machen gare,
Ohn' alles Feuer hier.
In diesem großen Walde
Waren sie mit Wasser umgeb'n:
Er besann sich hierauf balde:
Wie komme ich von dem Löwen?
Eine Hord' thät er bald machen,
Von Holz und auch von Reis,
Der Löw' thät darnach trachten,
Wie er bekäm die Speis.
Die Hord' wurde gebunden,
Er legt sie auf das Meer,
Setzte sich drauf von Stunden,
Sah sich sehr weit umher.
Der Löwe kam gegangen,
Hatt' ihm ein Wild gehetzt,
Der Herr säumt' sich nicht lange,
Hat sich erst niedergesetzt.
[220]
Der Löwe trauret' sehre,
Fand seinen Herren nicht,
Lief hin und her so sehre;
Von weitem er ihn erblickt,
Hörte des Herren Stimme
Und sah ihn auf dem Schiff,
Schwamm bald mit großem Grimme
Zum Herren in das Schiff.
Sie fuhren Tag und Nachte,
Wo sie der Wind hintrieb,
Der Herr auch immer wachte,
Für Angst er wenig schlief,
Hätt' auch lieber gesehen,
Der Löw' wär' blieben da.
»Wie wird es mir nun gehen,
Das Unglück kommt mir nah'!
Ach Gott! thu' dich erbarmen, –
Rief er – hub auf sein' Hand',
Hilf doch an's Land uns Armen,
Die Speise hat ein End'.«
Es war Gott zu erbarmen,
Wie man erachten kann;
Der Löw' in seinen Armen
Sah' ihn ganz traurig an.
Ja, Wunder muß ich sagen,
Wie man es oft empfind't,
Mancher Feind thut Haß tragen,
So bös er auch gesinnt,
[221]
Aber Gott kann es wenden,
Muß kommen ihm zu gut,
Sein Unglück auch so enden
Und helfen aus der Noth.
Der Herr beständig wachet,
Hat Tag und Nacht kein' Ruh.
Gar bald sich zu ihm machet
Der Satan sprach ihm zu:
»Neue Post, so nicht erlogen,
Hör' wohl auf meine Wort',
Du liegst in Wasserwogen,
Mußt endlich sterben todt.
Zu Braunschweig eingezogen
Vorgestern zu Mittag,
Ist wahr und nicht erlogen,
Was ich dir jetzund sag':
Man wird Beilager halten,
Welches jedem wohl bekannt;
Ein Fürst aus fremden Landen,
Der kriegt dein Weib und Land.«
Der Herr saß sehr in Trauren,
Er glaubte es fürwahr:
»Meine Reise that dauren
Länger denn sieben Jahr,
Sie werden nicht anders denken,
Ich sei weg von der Welt.
Zu Gott will ich mich lenken,
Er mach's, wie ihm's gefällt.« –
[222]
»Ja, hör', ich will dir sagen,
Du red'st noch viel von Gott;
Du liegst in Wasserwogen
Er hilft dir nicht aus Noth.
Ich will dich heute führen
Zu der Gemalin dein,
Auch zu den Freunden vielen,
Wenn du willt meine sein.«
Sie hatten ein lang Gespräche,
Der Herr wollt' willigen nicht:
»So ich mein Gelübde bräche
Gegen Gott, dem ewigen Licht,
Ob ich gleich bin ein Herre
Zu Braunschweig hochgeboren,
Fiel' ab von Gott meinem Herren,
Wär' ich ewig verloren.« –
»Ein's will ich dir vorschlagen,
Geh' nur nicht lang' zu Rath,
Ich will dich heut' hintragen
Nach Braunschweig vor die Stadt,
Ohn' den geringsten Schaden
Auf den Giersberg legen hin.
Da kannst du meiner warten,
Bis ich komm' wieder hin.
Dann will ich auch verschaffen
Den Löwen an den Ort,
So finde ich dich schlafen –
Nun merk' wohl auf die Wort' –
[223]
Sodann sollt du mein eigen
In meinem Reiche sein.«
Wollt' ihn gerne betreugen
Um Leib und Seele sein.
»Ach Gott, thu mich erretten,
Sehr böse ist die Sach',
Ich will gar treulich beten,
Will halten fleißig Wach'.
Ach Gott! thu mir bescheeren
Heut einen sel'gen Tag;
Ich befehl' mich Gott dem Herren,
Bis der Löwe kommet nach.«
Der Herr thät sich besinnen,
Gab seinen Willen drein,
Wie er möcht' kommen von hinnen
Zu der Allerliebsten sein.
»Ach Gott! woll'st mich bewahren
Diesen Tag und auch die Nacht,
In Gottes Geleit zu fahren,
Eh' die Hochzeit wird vollbracht.«
Er nahm alsbald den Herren,
Führt ihn in Lüften hin,
Vermeint', er soll' sein werden,
Hätt' einen guten Gewinn.
Vor Braunschweig legt er nieder
Den edlen Herren fromm:
»Ich komme gar bald wieder,
Du kannst wohl wachen thun.«
[224]
Der Herre war sehr müde,
Es war kein Wunder nicht:
»Ach Gott! mich heut' behüte,
Sonst mir sehr weh' geschieht.
Hilf ja, daß ich mög' wachen,
Es möcht' mir übel sein,
Möcht' kommen in Satan's Rachen,
Dazu in die ew'ge Pein.«
Er that sich niedersenken,
Der Schlaf setzt ihm sehr zu;
Es war nicht zu verdenken,
Hatte lang gehabt keine Ruh'.
Er lag auf dem Giersberge
Zu Braunschweig vor der Stadt;
Wie man gar leicht kann merken,
Von der Reise war er matt.
Es währete drauf nicht lange,
Der Teufel kam gefloh'n,
Hatte sehr fest umfangen
Den allzutreuen Leu'n.
Der sah den Herren liegen,
Gedacht', er wär' schon todt;
Er ruhete am Berge,
Wär kommen bald in Noth.
Der Löwe thät laut schreien,
Weil sich der Herr nicht rührt;
Dem Teufel thäts gereuen,
Daß er ihn hatt' geführt.
[225]
Der Herr von solchem Schreien
Gar bald und schnell erwacht;
Den Teufel thät's gereuen,
Warf den Löwen, daß es kracht.
Denn, so der Herr geschlafen,
Wär' kommen um Leib und Seel',
Allein Gott thät es schaffen,
Von ihm kommt Leben und Heil,
Half ihm in diesem Leben
Aus solcher großen Noth,
That seiner ferner pflegen,
Half ihm bis in den Tod.
Der Herre fiel darnieder
Und dankte Gott dem Herrn,
Richt't sich darnach auf wieder,
Es wollt' bald Abend werd'n.
Wär' er den Tag nicht kommen,
Wär' ihm ein großer Schad',
Wie ihr jetzt habt vernommen,
Er kam sobald zu spat.
Er kam in Braunschweig gangen,
Der Löwe folgt ihm nach,
Er war gar schlecht empfangen,
Nach der Burg war sein Gang.
Er hört' ein groß Getöne,
Dacht': was mag dieses sein?
Thät sich bald lenken schöne
Nach dem Mosthaus hinein.
[226]
In's Haus wollt' er eintreten,
Man wollt' ihn nicht einla'n,
Trabanten und Soldaten,
Die drohten ihn zu schla'n.
»Was willt du denn hier machen,
Wohl in dem Fürstenhaus?
Du hast hier nichts zu schaffen,
Geh', packe dich hinaus.«
Groß Wunder nahm den Herren,
Was er da hört' und sah:
»Es dürfte wohl wahr werden,
Was der Teufel mir gesagt.
Was heißt das Getön' und Pfeifen,
Ist hier ein fremder Herr?
Gebt mir Bericht ihr Leutchen,
Was sind's für neue Mähr?« –
»Der Herr ist gar nicht fremde,
Er ist uns wohl bekannt;
Ich sag', daß er bekomme
Heut' das Braunschweiger Land,
Mit unser gnäd'gen Frauen;
Denn sie ist hochgebor'n,
Ist eine Wittwe in Treuen,
Ihren Herrn hat sie verlor'n.«
Der Herr wundert sich sehre,
That eilen mit der Sach',
Er gab ihnen die Ehre
Und bat freundlich die Wach'.
[227]
Sie trugen kein Bedenken,
Thaten den Willen sein,
Er begehrte nur zu schenken
Ihm einen Becher Wein.
Der Herre bat recht sehre,
Er wollt' gar nicht abla'n,
Er war ihr Landesherre,
Der Abend kam heran.
Zu einem sprach er in Treuen:
»Sprich doch die Fürstin an,
Es soll dich nicht gereuen,
Du scheinst ein braver Mann.
Und thu sie freundlich bitten:
Einen Trunk von ihrem Wein'
Wolle sie herunter schicken,
Matt ist das Herze mein.«
Er sahe an den Löwen
Und auch den werthen Mann,
Er lief gar schnell und eben
Und zeigt's der Fürstin an.
Die Braut mußt dessen lachen,
Sprach: »was ist das für ein Mann?«
Es waren ihr seltsame Sachen,
Daß er einen Löwen sollt' ha'n.
Bald gab sie ein Geschirre,
Ließ ihn das trinken aus:
»Er ist ein Ebentheure,
Wie kommt er in das Haus?«
[228]
Sie schickt den Becher hinunter:
»Soll austrinken den Wein.«
Der Diener sprach: »mich nimmt's Wunder,
Wer magst du doch wohl sein?
Daß du begehrst zu trinken
Von diesem edlen Wein,
Den man der Herzoginnen
Allein thut schenken ein?«
Er nahm den Ring von Golde,
Der in zwei Theilen war,
In'n Becher warf er ihn balde,
Bat sehr, er möcht ihn dar
Tragen zur Fürstin milde.
Drauf war geschnitten ein
Sein Name, Helm und Schilde;
Das trug man ihr hinein.
Der Diener das Geschirre
Nahm und thät ihm nichts sagen,
Es däucht ihm Ebentheure,
Für die Fürstin thät er's tragen.
Sprach: »ach, gnädige Fraue,
Eine Fürstin hoch gebor'n,
Eure Gnaden thu' dies anschauen,
Habt ihr das Gold verlor'n?«
Sie nahm das Gold zu Handen,
Und thät's fleißig anschau'n,
Es lag ihr Herz in Banden,
Auf sie sah'n alle Frau'n.
[229]
Sie war entfärbet sehre,
Bald war sie wie ein' Leich';
Sie dacht': es ist mein Herre,
Der Herzog von Braunschweig.
Die Braut stund auf in Eile,
Bald in die Kammer ging;
In einer kleinen Weile
Rief sie den Kämmerling,
Sprach: »habt ihr nicht gesehen
Draußen den fremden Mann?
Welcher vor unser'm Schlosse
Soll mit einem Löwen stahn.«
Er sprach: »gnädige Fraue,
Ich hab' ihn wohl geseh'n,
Thät ihn gar wohl anschauen,
Der Löw' that mit ihm geh'n;
Der Leu ist ihm getreue
Und ist ihm unterthan,
Viel Leute ihn anschauen,
Es ist ein feiner Mann.«
Sie legt' sich an die Zinne
Und thät hinunter schau'n,
Ward ihren Herren inne,
Er saß da mit dem Leu'n.
»Hilf Gott, daß mir's gelinge,
Was er mir hat geschickt,
Ist von meines Herren Ringe.«
Gar oft sie ihn anblickt.
[230]
»Laßt ihn herauf nur kommen
Wir wollen ihn befragen,
Wo er den Ring bekommen,
Er wird es uns wohl sagen.
Den Ring kenn' ich gar eigen,
Mein Herr hat mir ihn geben,
Da er von mir wollt' scheiden.
Ach Gott! wär' er am Leben!
Thät ihn von einander schneiden,
Dies ist gewißlich wahr,
Da er von mir wollt' scheiden,
Ist länger denn sieben Jahr.
Sollt' ich kommen nicht wieder
Auf dieses Hauses Saal,
Sprach da mein edler Herre,
So nehmt ein ander Gemal.«
Jedermann nahm es Wunder,
Was noch daraus wollt' werd'n;
Die Räthe nahmen besunder (besonders)
Den frommen Landesherrn.
Sie fragten diesen Frommen
Um diese Wunderding,
Und wie er hätt' bekommen
Von ihrem Herrn den Ring.
Der Herr fing an zu lachen,
Sprach: »es wird werden gut;«
Ja fleißig thät er trachten,
Daß er könnt' seh'n die Braut:
[231]
»Von keinem hab' ich bekommen,
Das sag' ich euch fürwahr,
Ich hab' den selbst genommen,
Sind länger denn sieben Jahr.«
Sie alle ihn anschauen,
Er war ein ernster Mann,
Ging'n hin zur edlen Frauen
Und zeigten ihr dies an:
Der Ring wäre gekommen
An seinen rechten Ort,
Drum wäre er geleget,
Wo er billig hingehört.
Deß wundert sie sich sehre,
Ging eilend durch den Saal;
Sie sprach: »ach Gott! mein Herre,
Ist's mein lieber Gemal,
Dem dieser Ring gewesen,
Dem liebsten Herren mein?
Ach Gott! ist er's gewesen,
Sollt' er beim Leben sein?«
Sie thät den Herrn anschauen,
Für Freud' fiel sie zur Erd',
Der Herr sah an die Frauen,
Er ihr aufhelfen thät.
Es wundert allen Herren,
Sie sprachen allzugleich:
»Was will doch daraus werden,
Herr Gott im Himmelreich?«
[232]
Die Fürstin thät ihn nennen,
Bot ihm die weiße Hand:
»Ach Herr, ihr wollt euch nennen,
Seid ihr der Herr im Land?
Ihr sollt euch uns anmelden,
Sag'n wir zu dieser Stund',
Wir preisen Gott den Herren,
Der läßt euch kommen gesund.« –
»Vor Zeiten war ich ein Herre –
Sagt er – es ist kein Spott,
Es geschieht mir wenig Ehre,
Muß es befehlen Gott.
Ich war ein Herr ohn' Sorgen,
Das sag' ich noch fürwahr,
Von Braunschweig ausgezogen,
Schon länger denn sieben Jahr.« –
»Seid ihr der Landesherre,
So seid uns allen willkomm;«
Thaten ihm große Ehre;
Denn er war mild und fromm.
Die Fürstin fiel darnieder
Und dankt dem Herren Gott:
»Mein Herr ist kommen wieder,
Hat ihn errett't aus Noth.«
Zu Tische man ihn weiset,
Ein jeder es geseh'n,
Wo man ihn besser speiset,
Als auf der Hard' (dem Schiff) gescheh'n.
[233]
Bei der Braut setzt man ihn nieder,
Jeder sich verwundert hier,
Der Leue ward versorget,
Sein allzutreues Thier.
Was soll man weiter sagen?
Dem Bräut'gam kam die Mähr'
»Es war wohl zu beklagen,
Daß eben kam der Herr,
Nun ist mein Thun verloren,
Durch den Korb bin ich hindurch,
Wär' ich noch höher geboren,
Stünd' ich jetzt sehr in Sorg'.«
Der Bräut'gam trauret sehre,
Es war ihm leid der Hohn,
Wenn's nicht der Landsherr wäre,
Er wollt' nicht lassen davon.
Nach der Braut stund sein Verlangen.
»Ich hab' ein Wild gejagt,
Ein and'rer hat's gefangen,
Das sei ja Gott geklagt.«
Die Herren gingen zusammen,
Und hielten einen Rath,
Der Herzog dazu kommen,
Einen jeden er da bat:
Guten Rath sie sollten geben.
In Gnaden ward's erkannt,
Dieweil er hatt' sein Leben,
Darzu war Herr im Land'.
[234]
Seiner Gnaden sie drum dankten,
Die Sach' war nicht verloren:
»Ein Fräulein ist aus Franken,
(Sie war auch hochgebor'n),
Die wir dem Bräut'gam geben,
Das soll gescheh'n zur Hand,
Ist sauber, schön, gar eben,
Als eine in dem Land'.«
Dem Herzog solches gefallen,
Der Vorschlag war ganz gut,
Er lacht', daß es erschallen,
Ganz fröhlich war sein Muth.
Gingen in Eil' gar balde,
Zeigten's dem Herzog an,
Er sollte Hochzeit halten,
Dies Fräulein sollt' er ha'n.
Die Herren eilten sehre,
Gingen zu ihm ins Gemach,
Sie sagten ihm die Mähre,
Erzählten ihm die Sach'.
Zeitung wollten sie bringen,
Die Sach' sollt' werden gut,
Man wollt' ihm bald zuführen
Eine schöne junge Braut.
»Euer Gnaden haben vernommen
Von unserm Landesherrn,
Daß er ist wiederkommen
Aus fremden Landen fern;
[235]
Gott denselben hat bewahret
In vieler Angst und Noth,
Wir alle haben getrauret,
Als wär' er längsten tod.
Weil es denn Gott so schaffet,
Sei euch zur Eh' vermacht.
(Die Fürstin auch drauf hoffet
Und es gar nicht veracht't),
Euch aus edlem Stamm gar eben
Ein Fräulein auserkor'n;
Dieser Rath ist nun gegeben
Vom Fürsten hochgebor'n.«
Der Fürste sprach mit Sitten:
»Ach, lieben Räth' und Herrn,
Ein's will ich euch noch bitten,
Könnt ihr mir das gewähr'n,
Daß unser gnäd'ger Herre
Geb' seinen Willen drein,
Ich sag's auf meine Ehre,
Sie soll mein eigen sein.
Spürt ihr den gnäd'gen Willen
Von denen Hochgeborn'n,
So geht in aller Stillen
Zu der, die mir erkohr'n.
Ich sag' es euch fürwahre,
Sie soll mein eigen sein,
Mit mir ich sie heimfahre,
Gar bald in meine Heim't.«
[236]
Sie säumten sich nicht lange,
Gingen zu der Fräulein,
Sie wurden schön empfangen,
Hieß sie willkommen sein.
Mit züchtigen Geberden
Trugen sie ihr an die Sach',
Das Fräulein wollt' sich wehren,
Sie endlich freudig lacht.
Sie wollte Aufschub nehmen,
Die Herren wollten nicht,
Und sich ein wenig schämen:
Doch höflichen Bericht
Sie sollten fragen ihr'n Herren,
Dazu seiner Gnaden Gemal,
Was diese würden rathen,
Sollt' ihr gefallen wohl.
Sie sprachen: »edles Fräulein,
Unsre gnädige Obrigkeit
Hat schon gegeben den Willen drein,
Gebt uns kurzen Bescheid.
Auch uns're gnädige Fraue
Hätt' ihn selber genommen,
Wir sagen's euch mit Treue,
Wär' der Herr nicht wiederkommen.« –
»Nun, Gottes Wille geschehe,
Will er es also ha'n,
Daß ich soll greifen zur Ehe,
Zeigt's unserm Herren an.«
[237]
Sie sprachen: »das müssen wir sagen,
Daß unser gnäd'ger Herr
Euch dieses vorgetragen
Reicht euch zu großer Ehr'.«
Das Fräulein gab ihren Willen,
Sie hatte ja gesagt;
Zeigten's dem Herrn im Stillen,
Sagten: »es ist wohl gemacht,
Das Fräulein ist euer einen,
Gott geb' euch Glück dazu,
Wollen sie euch bald beilegen,
Sollt schlafen in guter Ruh'.«
Der Herr mit freiem Muthe
Schön dankte diesen Herrn:
»Mein Sach' ist worden gute,
Nun besteh' ich mit Ehr'n.
Soll ich nun Hochzeit machen
Mit meiner neuen Braut,
Vivat! Gott thu' es machen,
Daß wir werd'n bald getraut.«
Sie antworteten in Eile:
»Das wird nun bald gescheh'n.«
Man nahm da nicht die Weile,
Ging alsbald zum Fräulein;
Man nahm sie bei den Handen
Und führte sie zum Herrn,
Liebreich ward sie empfangen,
Er nahm sie herzlich gern'.
[238]
Großen Dank thät er ihr sagen,
Auch sie umarmte fein
Und auf einem güldnen Wagen
Führt' sie zur Kirchen ein.
Niemand fast konnte hören
Allda sein eigen Wort,
Von Pfeifen und Trompeten,
Desgleichen nie gehört.
Man gab sie da zusammen,
Wie es noch jetzt geschicht,
Als sie nach Hause kamen,
War alles zugericht't.
Jeder war voller Freuden,
Jedem die Sach' däucht' gut;
Es war wohl zugerichtet.
Doch nicht auf diese Braut.
Man that nun Hochzeit halten,
Man sah da manchen Mann,
Von Jungen und von Alten
Gerüstet auf dem Plan;
Mit Rennen und Turnieren
Brach mancher seinen Spieß,
Ja, wie man konnte spüren,
That jeder seinen Fleiß.
Die Hochzeit kam zu Ende,
Ein jeder Urlaub nahm,
Gaben dem Herrn die Hände,
Braut und dem Bräutigam.
[239]
Man ließ sie auch begleiten,
Groß Gut man ihr mitgab,
Jeder sah' es an mit Freuden,
Hatte sein Vergnügen drab.
Der Herzog saß in Ehren
Regierte Leut' und Land;
Man mußte ihn recht ehren,
Den Frommen er beistand.
Man that ihn überall lieben,
Den Herren zu Braunschweig,
Von wegen seiner Treuen.
Macht manchen Armen reich.
Bis in seinen alten Tagen
Hat ihn Gott wohl bewahrt,
Sein Gemal, ohn' alles klagen,
Für Unglück auch bewahrt,
Auch die nach seinem Tode
Das Land regieret fort,
Denen gab Gott auch Güter,
Junge Herren und Fräulein fort.
Der Herzog legt' sich nieder,
Vor Alter war er schwach,
Sprach: komm ich nicht auf wieder,
So befehl ich Gott mein' Sach',
Christo, meinem Herren,
Befehl' ich Leib und Seel',
Der wolle nun mein pflegen,
Von ihm kommt Leben und Heil.
[240]
Sein' Gemalin weinte sehre,
Der Herr gesegnete sie:
»Mein Bleiben ist nicht mehre,
Gott woll' erhalten hie,
Er wolle euch bewahren,
Dazu auch Leut' und Land;«
Und in derselben Stunde
Bot jedem er die Hand.
Seinen Geist thät er aufgeben,
Der edle Herzog werth
Und endet so sein Leben;
Man legt' zu ihm sein Schwerdt.
Drauf ward prächtig begraben
Des theuren Fürsten Leich',
Das Grab zu sehen kann haben
In der Burg zu Braunschweig.
Jedermann traurete sehre
Um den Herrn Hochgebor'n,
Wie auch das wilde Thier
Sein Leben hat verlor'n.
Der Leu legte sich nieder
Auf seines Herren Grab,
Davon wollt' er nicht wieder,
Bis er seinen Geist aufgab.
Die Ehre that man dem Löwen
Und legt ihn in ein Grab,
Welches noch heut' zu sehen
Auf der Burg zu Braunschweig.
[241]
Täglich man auch hingehet,
Das Grab besehen hat,
Auf einer Säul' er stehet,
Zum Gedächtniß treuer That.
Ein' Greifenklau auch hanget
Zu Braunschweig in dem Thum,
Mit welcher man noch pranget
Zum Andenken und Ruhm.
Dies kann man allda sehen,
Zum Zeugniß, daß es wahr,
Des Löwen Gedächtniß stehen,
Welches gewiß ist wahr.
Ach Gott! du wollst behüten
Dies hohe Fürstenhaus,
In aller Regenten Zeiten
Theilen den Segen aus
Und gnädiglich bewahren
Für Pest, Krieg, Raub und Brand,
Wie auch gnädig vermehren
Die Nahrung in dem Land'.
Zum stätigen Andenken
Der wunderbaren Geschicht',
Und auch zu ewigen Ehren
Des Herren Herzog Heinrich
Und seinem getreuen Löwen
Ist dies ganze Gedicht,
Dem fürstlichen Stamm zu Ehren
In Braunschweig aufgericht't.
6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[242] VI. Kindermährchen.

[243][245]

57. Von dem Mahandel Bohm.

Dat is nu all lang her, woll twee dusent Johr, do was dar een rick Mann, de hadde eene schoine, frame Frou, un se hadden sik beede seer leef, hadden averst kene Kinner; se wünschten sik averst seer welke, un de Frou bedt so veel dorum, Dag un Nacht; man se kregen keen un kregen keen. – Vor eerem Huse was een Hoff, darup stund een Mahandelboom, ünner den stün de Frou eens in'n Winter, un schalt sik eenen Appel. – Un as se sik den Appel so schalt, so snet se sik in'n Finger, un dat Blot feel in den Snee. – »Ach! – sed de Frou, un süft so recht hoch up, un sach dat Bloot för sik an, un was so recht wehmödig, – had ih doch een Kind so roth as Bloot un so witt as Snee.« – Un as se dat sed, so wurd eer so recht frölich to mode, eer was recht as sull dat was warden. Dar ging se to den Huse un ging een Maand hen, de Snee vör ging, un twee Maand dar was dat groin, un dree Maand, da kemen die Bloimer ut de Erde, un veer Maand, dar drungen sik alle [245] Boimer in dat Holt, un de groinen Twige weeren all in een anner wussen. Dar sungen de Vägelkens, dat dat ganze Holt schallt, un de Blöten felen von de Boimes. Dar was de fyfte Maand weg, un se stand ünner den Mahandelboom, de rook so schoin; do sprang eer dat Hart vör Freuden, un se feel up eere Knee un konnde sik nich laten. Un as de seste Maand vörby was, dar warden de Früchte dik un stark, da ward se gans still. Un de söbende Maand, da greep se na de Mahandelbeeren un att se so nidsch, da ward se trurig un krank. Dar ging de achte Maand hen, un se reep eeren Mann un weende un sed: »wen ik starve, so begrave my ünner den Mahandelboom.« Da wurde se gans getrost un freute sik, bett de neegte Maand vorby was, dar kreeg se een Kind, so witt as Snee un so root as Bloot; un as se dat sah, so freute se sik so, dat se sturv.

Dar begrob eer Man se unner den Mahandelboom, un he fung an to weenen, so seer, eene Tyd lang; da ward dat wat sachter, un dar he noch wat weend had, da heel he up, un noch eene Tyd, do nam de sik wedder eene Frou.

Myt de tweete Frou kreeg he ene Dochter, dat Kind averst von de eeerste Frou was een lüttje Söhn un was so root as Bloot un so witt as Snee. Wenn de Frou eere Dochter so ansach, so had se se [246] so leef; averst den sach se den lüttjen Jung an un dat ging eer so dorcht Hart, un eer ducht as stund he eer allen wegen in'n Weeg, un dacht den man jümmer, wo se eer Dochter all dat Vormögent towenden woll. Un de Böse gav eer dat in, dat se den lüttjen Jung gans gram wurd un stöd em herüm, von een Ek in de anner, un buft em hier, un kuufft em dar, so dat dat arme Kind jümmer in Angst was; wenn he den ut de Schol kam, so had de keene ruhide Stede.

Eens war de Frou up de Kamer gan, da kam de lüttje Dochter ok herup und sed: »Mutter, giv my eenen Appel.« – »Ja, myn Kind,« – sed de Frou, un gav eer eenen schoinen Appel ut de Kist: de Kist averst had eenen groten schwaren Deckel, mit een groot scharp ysern Slott. »Mutter! – seed de lüttje Dochter – schall Broder nich ok eenen hebben?« Dat vördröt de Frou, doch sed se: »ja, wen he ut de School kummt.« Un as se ut dat Finster gewaar wurde, dat he kam, so was dat recht, as wen de Böse aver eer kam, un se grapst to, un nam eerer Dochter den Appel wedder weg un sed: »Du sast nich eer eenen hebben, as Broder.« Dar smeet se den Appel in de Kist und makt de Kist to. Dar kam de lüttje Jung in der Dör; dar gav eer de Böse, dat se früntlich to em sed: »myn Söhn, wist du eenen Appel hebben; un sach em so [247] hastig an.« »Mutter – sed de lüttje Jung – watt sühst du gresig ut, ja, giv my eenen Appel.« Dar was eer, as sull se em toriten. »Kum mit my – sed se un makt den Deckel up – haal dy eenen Appel herut.« Un so, as sik de lüttje Jung henin bükt, so reet eer de Böse: Bratsch – schloog se den Deckel to, dat de Kop af floog un unner de roden Appel feel. Dar överleep er dat in de Angst, un dacht, kund ik dat von my bringen. Dar ging se baben, na eere Stuve, na eeren Dragkasten, un halt ut de bävelste Schuuflade eenen witten Dook, un sett den Kopp wedder up den Hals, un band den Halsdook so um, dat man niks seen kund, un sett em vör de Dör op eenen Stool und gav em den Appel in de Hand.

Dar kam dar na Marleenken to eere Mutter in de Köke, de stand by den Führ un had eenen Putt mit heet Water för sik, den rührt se jümmer um. »Mutter, – segd Marleenken – Broder sitt vor de Dör un söcht gans witt ut, un het eenen Appel in de Hand; ik hev em beden, he soll my den Appel geven, averst he antword my nich. Da ward my gans graurig.« – »Ga noch mahl hen – segd de Mutter – un wen he dy nich antworden will, so giv em eens an de Ohren.« Da ging Marleenken hen un sed: »Broder, giv my den Appel. Averst he sweeg still; dar gav se em eens up de Ohren, da [248] feel de Kopp herün.« Daröver verschrack se sik un füng an to weenen un to rauren, un leep to eere Mutter un sed: »ach! Mutter, ik heb minen Broder den Kopp afschlagen.« – un weend, un wul sik nich to freeden geben. »Marleenken! – sed de Mutter – wat hest du dahn? averst swig man still, dat keen Minsch markt, dat is na doch nich to ännern; wy willen em in suhr koken.« Dar nam de Mutter den lüttjen Jungen un hakt em in Stücken, ded em de in den Putt un kokt em in suhr, Marleenken averst stun darby un weend un weend un de Tranen feelen all in den Putt, un se beukten gar keen Solt.

Dar kam de Vader to Huus un sett sik to Disch un sed: »wo is den min Söhn?« Dar drog de Mutter eene grote, grote Schöttel up, mit swart suhr, un Marleenken weend und kund sik nich hollen. Da sed de Vader wedder: »wo is den myn Söhn?« – »Ach – segt de Mutter – he is avert Land gahn, na Mütten eer groos Oem, he wull dar wat bliven.« – »Wat deit he den dar? un het my nich mahl adjüs segd.« »O! he wuld geer hen, un bed my, ob he dar woll sechs Weken bliben kun; he is jo woll dar up haben.« – »Ach – sed de Man – my is so recht trurig, dat is doch nich recht, he hed my doch adjüs seggen schullt.« [249] Mit der fung he an to eeten un sed: »Marleenken, watt weenst du? Broder wart woll wedder kam.« »Ach Frou, – sed he don – wat smekt my dat Eten schoin, giv my meer;« un je meer he ath, je meer wuld he hebben, und sed: »gevt my meer, gy sölt nix darof hebben, dat is, as wen dat all myn weer; un he ath un ath, un de Knoken smeet he all unner den Disch, bet he alles up had.« Marleenken averst ging hen na eere Kommode, un nam ut de unnerste Schuuf eeren besten syden Dook, un haalt all de Beenken un Knoken unner den Disch herut, un bund se in den syden Dook, un droog se vör de Dör un weente eere blödigen Tranen. Dar led se se unner den Mahandelboom in dat groine Graß, un as se se dar hen legd had, so was eer mit een mahl so recht licht, un weente nich meer. Do füng de Mahandelboom an sich to bewegen, un de Twyge deden sich jümmer so reecht von een anner un wedder to hope, so recht as wen sik eene so recht freut un mit de Handen so deit. Myt des so ging dar so'n Nebel von den Bohm un recht in den Nebel da brennt dat, as Führ, un ut das Führ dar floog so'n schoinen Vagel herut, de sung so herlich un floog hoch in de Luft. Un as he weg war, dar war de Mahandelboom as he vorheer west war, un de Dook mit de Knoken war weg. – Marleenken averst war so recht licht un vergnoigt, recht as[250] wen de Broder noch leeft. Dar ging se wedder gans lustig in dat Huus by Disch un ath.

De Vagel averst floog weg un sett sik up eenen Goldsmidt syn Huus un füng an to singen:


Mein Mutter die mich schlaet,

Mein Vater der mich aß,

Mein Schwester der Marleenichen,

Sucht alle meine Beenichen

Und bind't si in ein seiden Tuch,

Leyt's unter den Mahandelboom.

Kywitt! kywitt!

Ach! wat een schoin Vugel bin ik.


De Goldsmidt satt in syne Warkstede un maakt eene goldne Kede. Dar hörd he den Vagel, de up syn dak sat un sung, un dat dunkt em so schoin. Dar stun he up un as he aver den Süll ging, so vörloor he eenen Tüffel, he ging aver so recht midden op de Straate, eenen Tüffel un een Sok an, syn Schottfell had he vör un in de een Hand had he de golden Kede un in de anner de Tang. Un de Sünn scheint so hell up de Straate, dar ging he reeht so stahn un sach den Vagel an: »Vagel! – segd he do – wo schoin kanst du singen, sing my dat Stück nochmahl.« – »Nee, segd de Vagel, twee mahl sing ik nich umsünst, giv my de golden Kede, so will ik deit nochmahl singen.« – »Da, – segd de Goldsmidt – hast du de golden Kede, un sing my dat noch mahl.« Dar kam de [251] Vagel un nam de golden Kede so in de rechte Krall, un ging vör den Goldsmidt un sung:


Mein Mutter die mich schlaet't,

Mein Vater der mich aß,

Mein Schwester der Marleenichen

Sucht alle meine Beenichen

Und bind't si in een seiden Tuch,

Leyt's unter den Mahandelboom.

Kywitt! kywitt!

Ach watt een schoin Vugel bin ik.


Dar flog de Vagel weg, na eenen Schoster un sett sik ny den syn Dak un sung:

Mein Mutter der mich schlaet't,

Mein Vater der mich aß,

Mein Schwester der Marleenichen.

Sucht alle meine Beenichen

Und bind't si in ein seiden Tuch,

Leyt's unter den Mahandelboom.

Kywitt! kywitt!

Ach watt een schoin Vugel bin ik.


De Schoster hörd dat un leep vor syn Dör, in Hemdsarmel, un sach na syn Dak un must de Hand vör de Oogen holln, dat de Sünn em nich blend't. »Vagel – segd he – wat kannst du schoin singen.« – Da reep he in syn Dör herin, »Frou, kum mahl herut, dar is een Vagel, sü mahl, der Vagel de kan mahl schoin singen.« Da reep he sin Dochter, un Kinner un Gesellen, jung un magd, un keemen all up de Straat, un segen den Vagel [252] an, wo he schoin weer. Un he had so recht rode un groine Feddern, un um den Hals was dat as luter Gold, un de Oogen blickten em in Kopp as Steern. »Vagel – sed de Schoster – nu sing my dat Stuck noch mahl.« – »Nee – sed de Vagel – twee mahl sing ik nich nich umsünst, du must my wat schenken.« – »Frou – sed de Mann – ga na den Böhn up den bävelsten Boord, da stan een paar rode Schö, de bring herün.« Dar ging de Frou na un halt de Schö. »Da Vagel – sed de Mann – nu sing my dat Stück noch mahl.« Dar kam de Vagel un nam de Schö in de linke Klau un floog wedder up dat Dak un sung:


Mein Mutter die mich schlaet't,

Mein Vater der mich aß,

Mein Schwester der Marleenichen

Sucht alle meine Beenichen

Und bind't si in ein seiden Tuch,

Leyt's unter den Mahandelboom.

Kywitt! kywitt!

Ach watt een schoin Vugel bin ik.


Un as he ut sungen had, so floog he weg. De Kede had he in de rechte un de Schö in de linke Klau un he floog wüt weg na eene Möhl, un de Möhl ging klippe klappe – klippe klappe – klippe klappe, un in de Möhl dar seten zwintig Möhlenbursen, de hauten eenen Steen, un hakten, hik [253] hak – hik hak – hik hak, un de Möhl ging dar to klippe klappe – klippe klappe – klippe klappe. Dar ging de Vagel up eenen Lindenboom sitten, de vor de Möhl stän un sung:


»Mein Mutter die mich schlaet't,
da hörte een up,
Mein Vater der mich aß,
da hörten noch tween up un hörten dat,
Mein Schwester der Marleenichen,
da hörten wedder veer up,
Sucht alle meine Beenichen
Und bind't si in een seiden Tuch,
nu hakten noch man acht,
Leyt's unter
nu noch man fyve
den Mahandelboom.
nu noch man een,
Kywitt! kywitt!
Ach watt een schoin Vugel bin ik.«

Dar heel de letzte ok up un had dut letzte noch hörd. – »Vagel – segt he – wat singst du schoin, laat my dat ok hören, sing my dat noch mahl.« – »Nee – segt de Vagel – twee mahl sing ik nich umsünst, giv my den Möhlensteen, so will dat noch mahl singen.« – »Ja – segt he – wenn he my alleen anhörd, so sust du em hebben.« – »Ja – seden de annern – wenn he noch mahl singt, so sall he em hebben.« Dar kam de Vagel[254] herün un de Möllers fat'ten all twintig mit böm an un börten den Steen up hu, uh up! hu uh iph – hu uuh uhp! – Dar stak de Vagel den Hals dör dat Lok un nam em üm, as eenen Kragen un floog wedder up den Boom, un sung:


Mein Mutter die mich schlaet't,

Mein Vater der mich aß,

Mein Schwester der Marleenichen

Sucht alle meine Beenichen

Und bind't si in een seiden Tuch,

Leyt's unter den Mahandelboom.

Kywitt! kywitt!

Ach watt een schoin Vugel bin ik.


Un as he dat ut sungen had, da ded he de Flünk von een anner un had in de reehte Klau de Kede un in de linke de Schö un üm den Hals den Möhleensteen un floog wüt weg na sines Vaders Huse. –

In de Stuve satt de Vader, de Moder un Marleenken by Disch, un de Vader sed: »Ach, wat wart my licht, my is recht so grot to mode.« – »Ne – sed de Moder – my is so angst, so recht as wen een swar Gewitter kümme.« Marleenken averst satt un weend un weend. Dar kam de Vagel anflogen, un so, as he sik up dat Dack sett – »ach! – segd de Vader – mi is so recht freündig un de Sünn schünt buten so schoin, my is recht as süll ik eenen ollen Bekanten wedder seen.« –[255] »Nee! – sed de Frou – my is so angst, de Teene klappern my, un dar is my as Führ in de Adern;« un se reet sik eer Lifken up, un so meer. Averst Marleenken satt in een Ek un weende un had eeren Platten vor de Oogen un weende den Platten gans meß natt. Dar sett sik de Vagel up den Mahandelboom un sung:


Mein Mutter die mich schlaet't,


dar heel de Mutter de Ooren to, un kneep de Oogen to un wald nich seen un hören. Aver dat bruste eer in de Oooren, as de aller starkst Storm un de Oogen brannten eer, un zacken as Blitz


Mein Vater der mich aß,


»Ach Moder – sed de Man – dar is een schoin Vagel, de singt so herlich, de Sünn schünt so warm un dat räkt as luter Zinnemamen.«


Mein Schwester der Marleenichen,


dar led Marleenken den Kopp up de Knee un weende in eens weg. De Mann averst sed: »ik ga herut, ik mut den Vagel dicht bysehn.« – »Ach ga nich – sed de Frou – my is as bevt dat ganze Huus un stün in Flammen.« Aver de Mann ging herut un sach den Vagel an.


Sucht alle meine Beenichen

Und bind't si in een seiden Tuch

Leyt's unter den Mahandelboom.

Kywitt! kywitt!

Ach watt een schoin Vugel bin ik.


[256] Mit der leet de Vagel de golden Kede fallen, un se feel den Man jüst um den Hals, so recht hier herüm, dat se recht so schoin past. Dar ging he herin un sed: »sü wad is dat vor een schoin Vagel, hat my so ee schoine golden Kede schenkt, un süht so schoine ut.« De Frou aver was so angst, un feel langst in de Stuve hen un de Müz feel eer von den Kopp. – Dar sung de Vagel widder:


Meine Mutter die mich schlaet't,
»ach dat ik dusent Fuder unner de Eerde weer, dat ik dat nich hören sull.« –
Mein Vater der mich aß,
dar feel de Frou vor doot nedder,
Mein Schwester der Marleenichen

»Ach – sed Marleenken – ik will ok herut gan un sehn, op de Vagel my wat schenkt.« Dar ging se herut,


Sucht alle meine Beenichen

Und bind't si in ein seiden Tuch,

dar smeet he eer de Schö herün,

Leyts unter den Mahandelboom.

Kywitt! kywitt!

Ach watt een schoin Vugel bin ik.


Das was eer so licht un fröhlich, dar took se de neien roden Schö an un danst un sprüng herün. »Ach – segd se – ik was so trurig as ik herut ging, un nu is my so licht, dat is mahl een herlichen Vagel, het my een paar rode Schö schenkt.« – [257] »Nee – sed de Fru un sprang up, un de Har stunden eer to Barge, as Führs Flammen – my is as sull de Welt unner gan, ik will ok herut op my lichter warden süll.« Nu as se ut de Dör kam – bratsch! – smeet eer de Vagel de Möhlensteen up den Kop, dat se gans to matscht. De Vader un Marleenken hörden dat un gingen herut, dar ging een Damp un Flam un Führ up von de Sted, un as dat vorby was, da stand de lüttje Broder, un he nam sinen Vader un Marleenken by de Hand un weeren all dree so recht vergnögt, un ging er in dat Huus bi Disch, un eeten.

58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

58. Von den Fischer un syne Fru.

Dar was mal eens een Fischer un syne Fru, de wahnten tosahmen in'n P–pott, dicht an de See – un de Fischer ging alle Dage hen, un angelt. So ging, un gin he hen, lange Tyd. –

Dar satt he eens an'n See by de Angel un sach in dat blanke Water, un sach un sach jümmer an de Angel – dar ging de Angel to Grunde deep ünner – un as he se heruttrekt, so haalt he eenen grooten Butt herun. – Dar sed de Butt to em: »ik bid dy, dat du my lewen lest, ik bin keenen [258] rechten Butt, ik bin een verwünschter Prins, sett my wedder in dat Water, un laat my swemmen.« »Nu – sed de Mann – du bruckst nich so veele Worde to maken, eenen Butt de spreken kann, häd ik do woll swemmen laten.« – Dar sett he em wedder in dat Wader, un de Butt ging furt weg to Grunde un leet eenen langen Strichen Bloot hinner si. – De Mann awerst ging to syne Fru in'n P–pott, un vortellt eer, dat he eenen Butt fangen häd, de häd to em seyd, he wer een verwünschter Prins, dar häd he em wedder swemmen laten. »Hest du dy den nix wünscht?« sed de Fru. »Nee – sed de Mann – wat schull ik my wünschen?« »Ach – sed de Fru – dat is de ävel, jümmer in P–pott do wanen, dat is so stinkig un drackig hier. Ga du no hen, un wühsch ne lüttje Hütt.« – Den Mann was det nich so recht, doch ging he hen na den See, un as he dar kam, dar was de See gaus geel un grön, da ging he an det Water stan un sed:


»Mandje! Mandje! Timpe Thee!

Buttje! Buttje! in de See!

Myne Fru de Ilsebill

Will nich so, as ik woll will.«


Dar kam de Butt answemmen un sed: »Na, wat will se denn?« – »Ach – sed de Mann – ik hev dy doch fungen hot; nu seyd myne Fru, ik [259] häd my doch wat wünschen sullt, se mag nich meer in P– pott wahnen, se wöll görn een Hütt hebben.« – »Ge man hen – seyd de Butt – se is all drin.« –

Dar ging de Mann hen, un syne Fru stund in eene Hütt in de Dör, un sed to em: »kumman hoin! sü, nu is dat doch veel beter.« Un dar was ne Stuve un Kamer un eene Köck drin, un der achter was een lütje Garn mit allerley Grönigkeeten un een hof, da weeren honne un Eenden. »Ach, – seyd de Mann – nu will we vergnögt lewen.« »Ja – seyd de Fru – wie will et versöcken.«

So ging dat nu woll een acht edder vertein Doag, dar sed de Fru: »Mann! de Hütt wart my to eng, de Hoff un Garn is to lätt, ik will in een groot steenern Slott wahnen. Ga hen tum Butt, he sull uns een Slott schaffen.« – »Ach Fru – sed de Mann – de Butt het uns erst de Hütt gewen, ik mag nu nich all wedder kam, den Butt mag et vordreeten.« – »Ne watt – sed de Fru – de Butt kann dat recht good un deit dat gern, ge du man hen.« –

Dar ging de Mann hen, un syn Hart was em so schwer. As he averst by de See kam, was dat Water gans vigelet un grau un dunkelblau, doch was dat noch still, dar ging he stan un sed:


[260]

»Mandje! Mandje! Timpe Thee!

Buttje, Buttje, in de See!

Myne Fru de Ilsebill,

Will nich so, as ik woll will.«


»Na! watt will se denn?« sed de Butt. »Ach – sed de Mann gans bedräft – myne Fru will in een stenern Slott wahnen.« – »Ga man hen, se steit vor de Dör;« sed de Butt.

Dar ging de Mann hen un syne Fru stund vor eenen groten Pallas. »Sü Mann, – sed se – watt is dat nu scholn!« Mit das gingen se tosamen hein; dar weeren so veel Bedeuten, un de Wende weeren alle blank, un goldne Stöhl un Dischen weeren in de Stuve; un ochter dat Slott was een Garn un Holt, woll eene halve Myl lang, darin weeren Hirschen, Reh un Haasen, un op de Hoff Köhn Perdeställ'. »Ach – seyd de Mann – nu willn wy ok in dat schöne Slott blywen un tofreden syn.« – »Dat willn my uns bedenken – seyd de Fru – un willent beslapen;« mit der gingen se to Bed.

Den annern Morgens waakt de Fru up, dat was all Dag, da stöt se den Mann mit den Ellenbogen in de Syde, un sed: »Mann, stah up, wy motten König waren äver all dat Land.« – »Ach Fru – sed de Mann – wat wulln wy König waren, ik mag nich König syn.« – »Na, dann [261] will ik König syn – seyd de Fru – ge hen tun Butt, ik will König syn.« – »Ach Fru – sed de Mann – wo kannst du König syn, de Butt mucht dat nich don.« – »Mann! – syd de Fru – ge straks hen, ik möt König syn.«

Dar ging de Mann hen, un was gans bedröft, dat syne Fru König waren wöllt. Un as he an de See kem, was se all gans schwartgrau, un dat Water geert so von unnen up, dar ging he stan un sed:


»Mandje! Mandje! Timpe Thee!

Buttje, Buttje in de See,

Myne Fru de Ilsebill

Will nich so, as ik woll will.«


»Na! wat will se denn?« sed de Butt. »Ach, sed de Mann, myne Fru will König waren.« »Gah hen, se is'd all;« sed de Butt. Dar ging de Mann hen, un as he na den Pallas kam, da weeren dar so vele Soldaten, un Pauken un Trumpeten, un syne Fru satt up eenen hogen Tron von Gold un Diamanten und had eene goldne Kron up; un up beeden syden by eer stunden ses Jungfruen, jümmer eene eenen Kops lüttjer as de annre. – »Ach Fru – seyd de Mann – bist du ein König?« – »Ja – seyd de Fru – ik bin König.« Un as he eer da sone Wyl anseen häd, sed he: »Ach Fru, watt lett datt schoin, wenn du König best; nu wyll'n[262] wy ak nich meer wünschen.« – »Nee Mann – sed se – my durt dat all to lang, ik kann dat nich meer uthallen. König bin ik, nu mut ik ok Kayser waren.« – »Ach Fru – sed de Mann – watt wust du Kayser waren?« – »Mann – sed se – ga tum Butt, ik wull Kayser syn.« – »Ach Fru – sed de Mann – Kayser kann he nich maken, ik mak den Butt dat nich seggen.« – »Ik bin König – sed de Fru – un du syst ma min Mann, ga glik hin.«

Dar ging de Mann weg, un as he so ging, so dacht he, dat geit un geit nich goot, Kayser is to unverschaamt, de Butt wart am Ende möde.

Mit des kam he an de See; dat Water was gans schwart un dik un dar ging so een Keekwind äwer hen, dat dat sik so kavwelt, dar hin he stan un sed:


»Mandje! Mandje! Timpe Thee!

Buttje, Buttje in de See,

Myne Fru de Ilsebill

Will nich so as ik woll will.«


»Na, watt will se denn?« sed de Butt. »Ach – sed de Mann – will Kayser waren.« – »Ga man hen – sed de Butt – se is't all.«

Dar ging de Mann hen, un as he dar kam so satt syne Fru up eenen sehr hogen Tron, de was von een stück Gold un hat eene grote Krone up, de [263] was woll twee Ellen hoch. By eer up de syden, dar stunden de Trabanten, jümmer een lüttjer as de anner, von den allergrötsten Riesen, bett to den lüttsten Dwark, de was man so lang, as myn lüttje finger. – Vör een do stunden so veele Fürsten un Graven. Da ging de Mann ünner stan, de sed: »Fru! syst du nu Kayser?« – »Ja – sed se – ik sy Kayser.« – »Ach – sed de Mann, un sach se so recht an – Fru, wat let dat schoin, wenn du Kayser syst.« – »Mann – sed se – wat steist du dar, ik bin nu Kayser, nu will ik äverst ock Pobst waren.« – »Ach – Fru sed de Mann – watt wist du Pobst waren; Pobst is man eenmal in de Kristenheet.« – »Mann – sed se – ik mutt hüt noch Pobst waren.« – »Nee Fru – sed he – te Pobst kenn de Butt nich maken, dat geit nich goot.« – »Mann watt seek, kann de Butt Kayser maken, kann he ok Pobst maken; ge furt hen.«

Dar ging de Mann hen, un em was gans flau, de Knee un de Woden zudderten em, un buten ging de Wind, un dat Water was, as kookt, de Schepe schooten en de Noot, un dansten un sprungen up de Bülgen, doch was de Hemmel in de Midde noch so een bitten blu, äverst an de syden, dar toog dat so recht root op, as een schwer Gewitter. Dar ging he recht vörtogtsten un sed:


[264]

»Mandje! Mandje! Timpe Thee!

Buttje, Buttje in de See.

Myne Fru de Ilsebill

Will nich so as ik woll will.« –


»Na, watt will se dann – sed de Butt. Ach – sed de Mann – myne Fru will Pobst waren.« – »Ga man hen – sed de Butt – se ist all.«

Dar ging he hen, un as he dar kam, satt syne Fru up eenen Tron, da was twee Myle hoch, un hod 3 grote Kronen up, un um eer was so veele geestliche Staat, un up de Syden bey eer standen twee Lichte, dat grötste so dick un groot os de allergrötste Torn, bet to dat lüttste Köckinglicht. »Fru – sed de Mann, un sech se so recht an – syst du nu Pobst?« – »Ja – sed se – ik sy Pobst.« – »Ach Fru – sed de Mann – wat let dat schoin, wenn du Pobst syst; Fru, nu was tofreden, nu du Pobst syst, kannst du nix meer waren.« – »Dat will ik my bedenken;« sed de Fru. Dar gingen se beede to Bed, awerst se was nich tofreden, un de Girichheet leet eer nich slapen. Se docht jümmer, wat se noch woll waren willt. Mit des ging de Sünn up, su dacht se as se se ut den Fenster so herup kamen sach, kunn ick nich ock de Sünn up gan laten? Dar wurd se recht so grimmig, un stod eeren Mann an: »Mann, ga hen tun Butt, ik will waren as de lewe Gott.« De [265] Mann was noch meist in Slap, averst he verschrack sy so, dat he ut dem Bedde feel. »Ach Fru – sed he – sla en dy, un blive Pobst!« – »Nee – sed de Fru – ik sy nich tofreden un kann dat nich uthallen, wenn ik de Sünn un de Mohn upgehen se, un kann se nich upgehn laten; ik mut waren, as de lewe Gott.« – »Ach Fru – sed de Mann – dat kann de Butt nich, Kayser un Pobst kann he maken, awerst dat kann he nich.« – »Mann – sed se – un sach so recht gresig ut, ik will waren as de lewe Gott, geh straks hen tum Butt.«

Dar fur dat den Mann en de Gleeder, un he bevt vor Angst. Buten averst ging de Storm, dat all Boime un Felsen umweigten, un de Himmel was gans swart un dat donnert un blitzt; dar sah man in de See so swarte hoge Wellen as Berge, un hödden baben all eene witte Kron von Schuum up. Da seed he:


»Mandje! Mandje! Timpe Thee!

Buttje, Buttje in de See,

Myne Fru de Ilsebill

Will nich so as ik woll will.«


»Na, wat will se denn?« sed de Butt. »Ach – sed de Mann – se will waren, as de lewe Gott.« – »Geh man hen, se sitt all wedder im P–pot.« Dar sitten se noch hüt up dissen Dag.

59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[266] 59. Das Mährchen vom Popanz.

Es war einmal ein König, der hatte eine sehr schöne Tochter, die schönste Prinzessin, die man jemals mit Augen gesehen. Schon als Kind verliebten sich alle in sie. Ihr Vater und Mutter hatten sie mit einem benachbarten Königssohn versprochen, der sehr häßlich und bucklicht, dessen Mutter aber eine große Zauberin war.

In der Nachbarschaft der Prinzessin wohnte ein Pastetenbäcker, der so schöne Pasteten backte, daß der König und der ganze Hof von keinem andern Pasteten nahm, als von ihm. Daher kam es, daß er die Prinzessin einst sah und sie ihn. Beide verliebten sich in einander und so heftig, daß sie eins ohne das andere nicht mehr leben zu können glaubten. Da nun die Prinzessin immer größer ward und endlich die Zeit herannahte, daß sie mit dem bucklichten Prinzen Hochzeit machen sollte, wußten sie sich nicht mehr zu helfen vor Schmerz. In ihrer Angst des Herzens wendete sie sich an ihre Amme und entdeckte ihr ihre Liebe zu dem Pastetenbäcker. Die Amme war sehr erschrocken hierüber und ermahnte sie, diese Liebe fahren zu lassen, da sie doch den Pastetenbäcker nie heirathen könnte und dürfte, und dagegen ihre Gedanken auf den Prinzen, ihren [267] künftigen Gemahl, zu richten. Die Prinzessin aber weinte und schluchzte, und versicherte ihre Amme, daß sie nicht eher wieder essen und trinken würde, bis sie ihr in ihrer Liebe Rath gegeben hätte. Die Amme, die wohl wußte, daß die Prinzessin hielt, was sie sagte, war sehr bestürzt und bat sie nur ruhig zu Bett zu gehen und versprach ihr auf Morgen nachzusinnen, was sie für sie thun könnte. Diese Amme verstand auch etwas von der Feerei und der geheimen Wissenschaft, und rieth am folgenden Tage der Prinzessin, ihren Vater zu bitten, daß er die Hochzeit noch ein Jahr aufschöbe; unterdessen würde sich Rath finden, und könnte sie so lange nach wie vor ihren Pastetenbäcker sehen. Dies geschahe und da die Amme um das Geheimniß wußte, so konnte er täglich die Pasteten in ihr Zimmer bringen und beide sich ungestört sprechen, so lange sie wollten. Auch vergaß derselbe niemals etliche Pasteten für die Amme mitzubringen, die mit Gold gefüllt waren. So gewann ihn diese sehr lieb und versprach ihm, alles zu thun, was möglich wäre, ihnen zu helfen. Da die beiden Verliebten aber täglich vertrauter wurden und oft halbe Tage lang zusammen saßen, ohne Vorsicht zu gebrauchen, so geschah es, daß, als sie einst wieder so recht traulich beisammen saßen, es dem Prinzen, ihrem Bräutigam einfiel, den König zu bitten, mit ihm zu seiner Braut zu gehen. [268] Aber welch Erstaunen ergriff sie, als sie beim Eintritt die schöne Prinzessin in den Armen des Pastetenbäckers sahen. Der Vater wollte fast vor Schrecken in Ohnmacht fallen, der Prinz aber vor Wuth zergehen. Der Pastetenbäcker benutzte die Verwirrung und lief davon. Der Prinz, im Uebermaß seiner Wuth, verwünschte sie alle, da er von seiner Mutter die Feerei gelernt hatte, daß sie in derselben Stellung unbeweglich blieben, bis er sie wieder aufweckte. Dies geschah auch sogleich. Ueber die Amme hatte er aber keine Macht, da sie selber eine Fee war. Sie war sehr betroffen über den Vorfall; da sie nicht mächtig genug war, den Zauber zu vernichten, so bedachte sie sich kurz, ging zum Pastetenbäcker und sagte ihm alles. Dieser war sehr betrübt darüber; die Amme tröstete ihn aber und sagte ihn, wenn er wirklich die Prinzessin so sehr liebte, wie er zeige, so könnte er ihr noch helfen und den Zauber auflösen. Er betheuerte seine Liebe, und war sogleich bereit, alles zu thun und auch sein Leben dafür hinzugeben. »Nun gut, sagte die Amme, so sollst du dich anschicken, eine weite Reise zu machen.« In einem Lande, viele tausend Meilen von hier, wohnt ein Popanz, der Oberste aller Popanze, dem nichts verborgen ist, und der das Größte und Kleinste weiß, was durch die Zauberei geschieht und geschehen kann, zu [269] dem mußt du hin und sieben Federn aus seinem Schwanz zu kriegen suchen. Als dies der Pastetenbäcker hörte, war er sehr erschrocken und antwortete der Amme, daß solches unmöglich wäre, da er wüßte, daß alle Menschen, die zu dem Popanz kämen, von ihm aufgefressen würden. Die Amme eröffnete ihm aber, der Popanz hätte eine schöne Frau, die keine Menschen fräße; diese müßte er zu sprechen suchen und sie bitten, ihm zu helfen. Sie wüßte durch ihre Kunst, daß der Popanz alle Nachmittage um vier Uhr ausginge und nicht zu Hause käme vor Abend; unterdessen könnte er hingehen, und die Frau bitten, ihm die sieben Federn zu verschaffen und sieben Fragen zu beantworten, die sie ihm jetzo sagen wollte: die erste beträfe die Entzauberung des Schlosses und seiner Bewohner; die zweite: wie eine andere Prinzessin, die schon seit vielen tausend Jahren im Schlaf läge, aufgeweckt werden könnte; der dritte; wie der Weinstock in dem Garten eines Königssohns, der sonst so schöne Trauben getragen, nun aber verdorrt und dieser darüber in Krankheit gefallen, wieder zum Grünen zu bringen; viertens: woher es käme, daß der Prinz so häßlich und bucklicht wäre, da doch seine Mutter eine Fee und ihn so schön, als sie gewollt, hätte schaffen können; fünftens: wo der Mann wohnt, der Tag und Nacht auf dem Rücken trägt; [270] sechstens: wo das Schiff zu kriegen, daß so gut zu Lande, als zu Wasser geht; siebentens: wie die Frau des Popanz zu entführen wäre; denn dazu müßte er sich zur schuldigen Dankbarkeit entschließen: an ihrer Einwilligung wäre nicht zu zweifeln; denn das würde die Bedingung sein, worunter sie ihm die sieben Federn aus dem Schwanz des Popanzes würde verschaffen wollen, indem sie sehr unglücklich mit demselben lebte. Die Amme gab ihm hierauf einen versiegelten Zettel und sagte ihm, er sollte ihn nicht eher aufbrechen, als in der Nacht um 12 Uhr vor dem Thore der Stadt, und alsdann sollte er die Worte, die darauf geschrieben stünden, dreimal laut ausrufen: sogleich würde er sich in einem dicken Walde befinden, in welchem ein großes Schloß stünde. Er sollte sich aber in dem Walde verborgen halten, bis die Glocke 4 geschlagen hätte. Alsdann sollte er in das Schloß gehen und mit der Frau des Popanzes sprechen. Dies alles versprach er getreulich zu erfüllen, oder zu sterben. Als nun Mitternacht kam und er vor dem Thore die 3 Wörter ausgesprochen hatte, befand er sich auf einmal in dem Walde, nahe bei dem Schloß des Popanzes. Er verbarg sich, so gut er konnte, in dem Dickicht, und es währte nicht lange, so sahe er den Popanz ausgehen, welcher fürchterlich umher schnupperte, als röche er Menschenfleisch. Als er ihm [271] aus den Augen war, ging er in das Schloß zu der Frau und bat sie um ein Nachtlager. Sie war sehr verwundert, als sie ein menschliches Wesen zu ihr hereintreten sah: »Mein Gott, rief sie aus, wie kommst du in diese Gegend? Es ist dein Glück, daß du nicht früher gekommen bist, und meinen Mann getroffen hast, er hätte dich gewiß gefressen. Er ist aber auf die Jagd gegangen, nach seiner Gewohnheit. Ich will dir zwar etwas zu essen geben; aber mache, daß du wieder fortkommst, oder sonst frißt dich mein Mann, wenn er zurückkehrt und dich hier trift: denn er spürt sogleich, wenn ein Mensch im Hause ist.« Der Pastetenbäcker fing aber an, die Frau sehr zu bitten und ihr die ganze Sache vorzutragen: er wollte weder essen noch trinken, und bat sie nur inständig um die 7 Federn und um die 7 Fragen. Die Frau war sehr verwundert darüber, und antwortete: solches wäre unmöglich: ihr Mann würde sich weder lassen die Federn ausziehen, noch die 7 Fragen beantworten, und wenn er im Hause bliebe, so wäre sein Tod gewiß; er möchte sich verstecken, wo er wollte, ihr Mann fände ihn doch. Er bat aber so dringend und verhieß ihr, alles für sie zu thun, was sie nur verlangte, wenn sie ihn dagegen zu den sieben Sachen verhölfe. Endlich sagte sie es ihm zu, mit dem Beding aber, daß er sie mit sich hinwegführte. [272] Darauf überlegten sie mit einander, wie es anzustellen wäre. Indessen sie noch darüber redeten, hörten sie den Popanz kommen. Die Frau wußte in der Geschwindigkeit keinen andern Rath, als ihren Freund unter das Bett zu verstecken, und daß er da bliebe, bis am folgenden Tage der Popanz wieder auf die Jagd ginge.

Kaum war der Freund versteckt, so trat der Popanz schon in die Stube herein, und das erste, was er aussprach, war: »Frau, ich rieche Menschenfleisch.« Und sogleich fing er an zu suchen, daß der armen Frau ganz angst und bange ward. Er befahl ihr, ihm zu sagen, wo der Mensch wäre, damit er ihn sogleich fressen könnte; denn er wäre noch sehr hungrig und müde von der Jagd, da er nicht viel gefunden. Die Frau versicherte, es wäre niemand da; einer wäre zwar da gewesen, aber sogleich wieder davon gelaufen, als er vermerkt, wo er hingekommen; dieser würde wahrscheinlich noch im Walde versteckt sein, wo er ihn morgen noch aufspüren könnte. Darauf beruhigte sich der Popanz und legte sich mit seiner Frau zu Bette. Als sie nun merkte, daß er eingeschlafen war, da er laut schnarchte, so faßte sie eine Feder in seinem Schwanz und riß sie mit aller Gewalt heraus. Sogleich wachte der Popanz auf und schrie vor Schmerz: »Weib, bist du toll? Was ist das, [273] daß du mich so am Schwanze rupfst?« »Ach, lieber Mann, antwortete die Frau, verzeihe mir. Ich träumte eben einen fürchterlichen Traum, wie in einem fernen Lande ein Schloß mit allen seinen Bewohnern erstarrt und versteinert worden durch die Macht eines bösen Zauberers, und mir war, als wenn ich auch darin war und mit versteinert wurde. Daher packte ich dich so fest. Könnte so etwas wohl wirklich geschehen?« – »Allerdings, antwortete er; neulich hat sich eben dieser Fall ereignet in einem fernen Königreiche.« – »Mein Gott – sagte die Frau – ist denn der Zauber nicht wieder aufzulösen?« »O ja, erwiederte er, aber das Mittel dazu ist keinem Menschen bekannt.« – »Nun was ist es dann für eins, lieber Mann?« – »Derjenige, der die Prinzessin liebt und durch den das Unglück geschehen ist, müßte hier in unsern Wald kommen und zu dem Wasserfall gehen, der darinnen ist, und warten, bis ein ganz kleiner unansehnlicher Zwerg erscheint, der ein Felsenstück auf den Schultern trägt und in das Wasser schmeißt. Doch, Weib, laß mich schlafen; was nützst dir diese Erzählung? ich bin müde.« Sie bat aber so schön, daß er fortfuhr: »Dies alles würde ihm doch noch nichts helfen; denn der Zwerg würde nicht mit ihm gehen wollen, es sei denn, daß er eine von meinen Schwanzfedern hätte, und ihm damit ins Gesicht schlüge: dann würde der [274] Zwerg plötzlich zu einem großen Riesen werden und freundlich mit ihm gehen, wohin er wollte. Derselbe müßte dann das verwünschte Schloß emporheben und umdrehen, und der Geliebte der Prinzessin sie mit der Feder berühren: worauf alles wieder wie vorher leben und der Zauber gelöst sein würde. Aber das wird nimmer geschehen; denn wer wollte mir wohl eine Feder ausziehen? Und nun laß mich schlafen.« Die Frau war still, wie sie ihn aber wieder schlafen hörte, riß sie ihm abermals eine Feder aus. Der Popanz fuhr noch heftiger auf, als das erstemal. »Ach Mann, ich bitte dich um Verzeihung, ich habe so eben wieder einen ängstlichen Traum gehabt; mir träumte, wie eine schöne Prinzessin eines fernen Königreichs schon seit vielen tausend Jahren in einem Zauberschlafe versenkt läge, und in dem ganzen Pallast keine lebendige Seele mehr wäre, da alles schon ausgestorben.« »Du hast Recht, Frau, erwiederte der Popanz, es giebt ein solches Schloß, wo eine versteinerte Prinzessin schläft, und alles ausgestorben ist, bis auf ein kleines Hündlein, das immer vor dem Fenster liegt und ihn bewacht, indem, so lange er dies thut, nichts Lebendiges hinein kann; denn sobald sich was nähert, verwandelt es sich in ein fürchterliches Ungeheuer, das alles zerreißt. Es giebt aber eine Stunde des Tages, wo es das Fenster verläßt und zu der Prinzessin [275] geht und sich bei ihr schlafen legt. Diese Stunde ist von 1 bis 2 Uhr, und wenn sich alsdann jemand hinein schleichen könnte und sich dem Hündlein näherte, ohne daß es erwachte, und ihm vor den Kopf schösse, aber gerade in die Mitte des weißen Sterns daselbst und so, daß sein Blut die Prinzessin benetzte, so würde sie aus dem Zauberschlafe erwachen; träfe er aber nicht also, so wäre sein Tod gewiß. Nun rath ich dir Frau, wecke mich nicht zum dritenmale mit deinen beschwerlichen Träumen.« Damit drehte er sich um und fing bald wieder an zu schnarchen. Sobald aber die Frau dies hörte, zog sie ihm zum drittenmal eine Feder aus. Jetzt ward der Popanz ganz wüthend und wollte sie zum Bette hinauswerfen. Er schrie: »Weib, du mußt besessen sein, mich schon wieder so zu rupfen, ich glaube, daß ich blute.« Sie versicherte ihn aber, sie habe sich bloß an ihm fest gehalten aus Furcht vor einem Traum, der sie befallen. »Nun was hast du denn schon wieder geträumt?« fragte er. »Ich träumte, daß ein Königssohn in seinem Garten einen schönen Weinstock hätte, der sonst so schöne Trauben getragen, plötzlich aber unfruchtbar geworden und verdorret, und so wie er verdorret, so vergeht auch der Prinz: sage mir lieber Mann, ist das wohl wahr?« »Allerdings, verwünschte Träumerin.« – »Nu sage mir das, [276] lieber Mann, was man wohl thun müßte, um den Weinstock wieder grünen und den Prinzen gesund zu machen?« – »Man muß in das Hühnerhaus, welches dort auf dem Hof ist, und wird da einen schönen bunten Hahn finden, der nicht zu den Hühnern gehört, den muß man nehmen; doch was sage ich vor dummes Zeug? man muß auch dazu wieder eine von meinen Federn haben.« – »I nu, lieber Mann, erzähle nur aus.« »Man nimmt den Hahn und trägt ihn zwischen 12 und 1 Uhr zu dem Weinstock: hier steckt man ihm meine Feder in seinen Schnabel und sogleich wird er anfangen zu graben, und so lange fortfahren, bis 3 Kröten herauskriechen. Diese Kröten soll man nehmen, und sogleich verbrennen, und die Asche davon auf die Wurzeln der Rebe streuen und sie mit Erde bedecken, und noch den Prinzen mit meiner Feder berühren. Alsbald wird er wieder blühen und der Prinz genesen. – Nun aber sage ich dir, wecke mich nicht wieder auf zum vierten Male.« – Kaum war er eingeschlafen, so reichte die Frau die drei Federn dem Pastetenbäcker, der unter dem Bette lag, mit diesen Worten: »Verwahre sie; du hast gehört, was mit ihnen zu thun ist: und ich weiß nicht, wie ich die andern kriegen werde.« Damit drehte sie sich zu ihrem Mann und rieß ihm die vierte aus. Der sprang aus dem Bette vor Wuth und [277] Schmerz und gab seiner Frau zwei derbe Stöße. »Du Unhold du, werd' ich vor dir gar nicht schlafen können diese Nacht! Ich glaube, du rupfst mir wirklich meinen Schwanz.« – »Ach lieber Mann, ich fange an zu glauben, daß ich behext bin; da hatte ich wieder einen fatalen Traum: mir träumte von einem häßlichen Königssohn, der mich liebhaben wollte und küssen, und er war so abscheulich häßlich, daß ich mich so entsetzte und mich an deinem Schwanz festhielt.« »Nun wahrlich, er muß sehr häßlich gewesen sein, daß du mich so gezupft hast!« – »Ach ja, stelle dir vor eine Figur von kaum zwei Fuß, hinten und vorn mit einem Buckel, einem Kopf, der so breit ist, als sein ganzer mißgeschaffener Leib lang ist, und darauf eine Nase, die noch mit drei andern kleinern Nasen besetzt ist, und rothe Augen.« Hierüber konnte sich der Popanz des Lachens nicht enthalten und er rief aus: »Aha, du hast den Prinzen Kabubulusch gesehen!« – »Ei lieber Mann, also giebt es solch einen?« – »Ja, und seine Mutter ist dazu eine der schönsten Frauen, die man sehen kann, und Fee zugleich?« – »Aber, kann sie ihm denn keine andere Gestalt geben?« – »Nein, es sei denn, daß der Hahn, von dem ich vorhin gesagt habe, seine Gestalt wieder kriegt, dessen Mutter ihn verwünscht hat, dadurch, daß man ihm die [278] Sporn abschneidet und sie in des Prinzen Fersen steckt. Nun aber schlafe.« Er thats, aber sie ließ ihn nicht lange schlafen, sondern riß mit aller Gewalt noch eine Feder aus und schrie dabei fürchterlich. »Ach lieber Mann, schon wieder ein schrecklicher Traum!« – »Du hörst die ganze Nacht nicht auf zu träumen und mich zu zupfen; sieh, wenn ich dir nicht so gut wäre, so fräße ich dich auf der Stelle: ich habe heut so nicht viel gefressen und rieche beständig Menschenfleisch. Was hast du denn wieder geträumt?« – »Ich träumte, daß du ausgegangen warest, und plötzlich trat ein Fremder herein, der einen Kasten auf dem Rücken trug, worin Tag und Nacht sein sollte. Ich war neugierig und bat ihn, mich hineinsehen zu lassen, und siehe, er packte mich und wollte mich in seinen Kasten stecken: daher muß es gekommen sein, daß ich dich so gezogen habe.« – »Was du für närrisches Zeug träumest!« – »Giebt's denn einen solchen Mann?« – »O ja, den hab ich ja in meinem Lande!« – »Aber wie kommt es denn, daß ich ihn nie gesehen habe?« – »Das ist, weil du das Mittel nicht kennst, wodurch man ihn sieht oder gebrauchen kann.« – »Was muß man denn thun, um seiner habhaft zu werden?« – »Das ist ebenfalls ein Mittel, das von mir abhängt, denn es gehört eine Feder aus meinem Schwanze dazu. [279] Man muß diese Feder in die Ritze des Kastens zu bringen suchen: alsbald geht der Mann mit dem Kasten, wohin man will, und thut, was man ihm befiehlt. Jetzt aber, hoffe ich, wirst du mich schlafen lassen und nicht mehr träumen; denn die Nacht ist bald zu Ende.« Er entschlief wieder, die Frau nicht faul, riß ihm die sechste Feder aus. Er schalt fürchterlich: »Verdammtes Weib! ich glaube wirklich, daß du besessen bist.« – »Ach lieber Mann, ich weiß nicht, wie ich diese Nacht mit ungeheuern Träumen geplagt bin: eben träumte ich, daß in deiner Abwesenheit hier Leute hereinkamen, die mir sagten, daß sie ein Schiff hätten, das so gut zu Lande, als zu Wasser ging; und ob ich es nicht sehen wollte? Als ich herausging, wollte mich einer packen und in das Schiff setzen; daher meine Angst. So ein Schiff giebt es aber wohl nicht?« – »O ja, und es gehört mir, es kann niemand sich desselben bedienen, es sei denn, daß er eine Feder aus meinem Schwanz hätte.« – »Wenn dies nun wäre, würdest du denn nicht mit deinen andern Federn dagegen wirken können?« – »Nein, weil mein Schwanz nur 60 Federn hat und sie alle 60 ihre eigene Bestimmung haben; und wenn man mir eine Feder auszöge mit dem Gedanken von einer dieser Bestimmungen, so träfe man immer die dazu gehörige, so daß ich alsdann keine Macht mehr [280] darüber hätte.« »Wie findet man aber das Schiff?« – »Man kann nicht fehlen; man legt die Feder vor sich an die Erde nieder, sogleich erhebt sie sich und fliegt ganz langsam zu dem Ort hin, wo das Schiff steht: hier läßt sie sich herunter und man nimmt sie und pflanzt sie als Fahne auf den Mast, worauf es so gut zu Lande als zu Wasser geht. – Nun aber sage ich dir, störst du mich noch einmal, so binde ich dich an die Bettstolle, damit ich Ruhe vor dir habe.« – Er drehte sich um und schlief, aber nicht lange, denn die Frau zögerte nicht, ihm auch die siebente und letzte Feder auszureißen. Worauf er aufsprang und sie wirklich anbinden wollte. Sie bat und liebkosete ihn aber so viel, daß er sich wieder beruhigte. Sie versprach ihm heilig, es nicht wieder zu thun, sie wollte lieber die ganze Nacht wach bleiben, um den bösen Träumen zu entgehen. – »Nun, was hast du denn schon wieder geträumet?« – »Es war mir, als wenn ich von einem fremden Mann entführt würde, und zwar mit meinem Wissen und Willen. Könnte das wohl geschehen, und ohne daß du es merken würdest?« – »Es könnte wohl gehen: aber wehe dir und dem, der es unternähme! Ihr wäret beide des Todes: es wäre denn, daß er die Feder hätte, wodurch ich dich halte, und was freilich nicht gut wäre für mich, wiewohl für viele andere: denn[281] dein Gemahl, der Prinz, welchen du glaubst, daß ich ihn gefressen habe, ist eben der Prinz, welcher immer krank ist, und dein Sohn, das ist der Weinstock.« Mit diesen Worten schlief er, müde von dem vielen Wachen, wieder ein. Kaum hörte sie ihn schnarchen, so stand sie leise auf, zog den Pastetenbäcker unterm Bette hervor und schlich mit ihm leise zum Schlosse hinaus. Das erste, was sie thaten, war in dem Wald den Zwerg aufzusuchen, und mit ihm zu thun, wie sie von dem Popanz gehört hatten. So thaten sie es auch mit dem Kasten, worin Tag und Nacht, und dem Land- und Wasserschiff. Sogleich setzten sie sich in dieses und fuhren fort.

Unterdessen war es Tag geworden und der Popanz erwachte. Als er seine Frau vermißte, fiel es ihm aufs Herz; er besah seinen Schwanz und da er seine Federn zählte, ward ihm alles klar. Sogleich faßte er die Feder an, welche ihm alles offenbarte, und erfuhr dadurch die Flucht seiner Frau mit dem Pastetenbäcker. Er war außer sich vor Bosheit und Wuth und wollte schier von Sinnen kommen; er schwur sie zu verfolgen und sich zu rächen und sollte er auch darüber seinen ganzen Schwanz einbüßen. Er säumete auch nicht lange, und machte sich gleich fertig. Er nahm eine Feder, biß darein und sogleich waren mehr als 100,000 Soldaten zu Pferde hinter das Schiff mit den Flüchtigen her. [282] Aber die Frau, die das merkte, warnte den Pastetenbäcker, und ließ sie dem Schiffe ganz nahe kommen: alsdann befahl er dem Riesen, sie alle zu nehmen und hundert Klafter tief in die Erde zu schmeißen. Das geschah auf der Stelle, und alle verschwanden mit Roß und Mann. Als dies der Popanz sah, biß er in eine andere Feder, und sogleich wurde das Schiff verfolgt von einem Heer Schlangen, Eidechsen, Kröten und anderm giftigen Gewürm. Der Pastetenbäcker steckte in der Angst noch eine von den Federn auf den Mastbaum, und das Schiff flog, wenn es vorher nur ging; und das Gewürme aber immer stärker hinterdrein. Endlich kamen sie an einen großen See. Hier befahl er dem Schiff still zu stehen, und so wie das Ungeziefer nahe genug war, ließ er den Kasten drehen und finstere Nacht machen. Kaum war das geschehen, so fuhr das Schiff wieder von dannen: das Gewürm aber verfolgte und fiel alles in das Wasser. Unterdessen kamen sie in das Königreich ***; denn der Popanz hatte sie nicht weiter verfolgt, indem er gewiß glaubte, die Thiere würden sie einholen und zu Tode quälen. Der Pastetenbäcker ließ den Riesen das mit seinen Bewohnern versteinerte Schloß umkehren, berührte seine geliebte Prinzessin mit der Feder und sogleich erwachte sie sammt allen aus der Erstarrung. Die beiden Geliebten [283] freuten sich des lebendigen Wiedersehens und umarmten sich inbrünstig. Der König gerührt über die treue Liebe, und über den Muth und die Standhaftigkeit seines und ihres Erlösers, dagegen erzürnt über die Unthat des Prinzen, gab sogleich seine Einwilligung in die Vermählung der beiden Geliebten. Sein neuer Eidam dankte für diese Güte, bat aber noch um einen kurzen Urlaub, indem es ihm obläge, noch die andern, mit der gegenwärtigen verbundenen, Bezauberungen aufzulösen, ehe er würdig wäre, die Hand der geliebten Prinzessin zu empfangen. Es ward ihm, wiewohl nicht zu gern, verstattet. Er reiste weiter, die Frau des Popanzen aber blieb bei der Prinzessin. Sie fuhren beinahe drei Jahre, ehe sie in das Königreich kamen, indem sie viel Ungemach von Zauberern und auch vom Popanz zu erdulden hatten. Endlich kam er an das Schloß der Prinzessin, die im tausendjährigen Schlafe lag; er that, wie ihm gesagt war, und die Prinzessin erwachte. Sie sprach sogleich zu ihm: »Großmüthiger Fürst, wie viel Dank bin ich dir schuldig! du hast mir das Licht und Leben wiedergegeben: aber zugleich mich nur erweckt, um in den größten Schmerz zu versinken. Das Hündlein, das du getödtet hast, ist mein Geliebter, ein edler Prinz von Geburt, und keiner vermag ihm das Leben zu geben, als du. Laß dein Werk nicht halb vollendet, [284] und erwecke auch ihn.« – »Wie kann ich das?« fragte der Fürst. »Hier, sagte die Prinzessin, indem sie ihm ein blankes Schwert reichte, haue dem Hündlein den Kopf ab, und lege ihn säuberlich hier auf's Bett.« Und nun entblößte sie ihren schönen Hals, der so weiß als Alabaster war; »nun haue auch meinen Kopf ab, und wenn das geschehen ist, setze meinen Kopf auf des Hündleins Rumpf und des Hündleins Kopf auf meinen Rumpf; und du wirst Wunder sehen.« »Der Prinz that, wie sie sagte.« Kaum war es geschehen, so sprangen die Köpfe wieder zurück, jeder auf seinen Rumpf, und die Prinzessin steht lebendig und unversehrt da, aus dem Hündlein ist aber plötzlich ein schöner Prinz geworden, welcher ihr um den Hals fiel und ausrief: »Ja, du liebst mich, und ich werde von nun an mehr Zutrauen zu dir haben.« Hierauf dankten sie ihrem Befreier und erzähltem ihm ihre Geschichte.

Der junge Held fuhr weiter und gelangte zu dem Prinzen mit dem Weinstock; er that, wie er vernommen hatte und beide fingen an wieder zu blühen, aber der Weinstock war noch nicht wieder verwandelt: dieß geschah durch Berührung mit der einen übrigen Feder, und Sohn und Vater erkannten und freuten sich herzinniglich, und noch mehr, als sie von ihrem Befreier vernahmen, daß ihre Gattin und Mutter noch am Leben und ebenfalls [285] erlöset wären. Sie setzten sich darauf alle zusammen ins Schiff, nahmen auch den Hahn, und brachten ihn der schönen Fee, durch ihn die Verwünschung ihres Sohnes zu lösen und dessen Gestalt zugleich durch die Entzauberung des Hahnes, dessen Mutter unterdeß gestorben war, herzustellen. Die Fee und ihr Sohn, der Nebenbuhler unsers Helden, wurden dadurch mit ihm versöhnt. Dieser nun mit seinen Gefährten kehrte zurück zu seiner geliebten Prinzessin. Alle freuten sich des Wiedersehens, zumal die gewesene Frau des Popanzes mit ihrem Mann und Sohn. Sie feierten aufs neue ihre Vermählung mit der des Prinzen und der Prinzessin, die herrlich und in Freuden begann und endigte.

60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

60. Das Mährchen von der Padde.

Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne. Es lebte aber auch damals eine alte Frau, die hatte nur ein Töchterlein, welches Petersilie hieß. Der König schickte seine Söhne aus, um sich in der Welt umzusehen, seine und fremde Lande kennen zu lernen, um so weise genug zu werden, dereinst ihr Erbtheil beherrschen zu können. Die alte Frau aber lebte stille und eingezogen mit ihrem Töchterlein, [286] das den Namen davon hatte, daß es Petersilie lieber als alle andere Speise aß, ja einen rechten Heishunger darnach hatte. Die arme Mutter hatte nicht Geld genug, immer und immerfort Petersilie für die Tochter zu kaufen, und es blieb ihr daher nichts übrig, da das Töchterlein gar zu schön war und sie auf keine Weise ihrer Schönheit nachtheilig sein wollte, als nächtlich aus dem Garten des gegenüberliegenden Jungfrauenklosters die schönsten Petersilienwurzeln zu entwenden und das Töchterchen damit zu füttern. Das Gelüst der schönen Petersilie war nicht unbekannt, eben so wenig blieb der Diebstahl verborgen, und die Aebtissin war über ihre schöne Nachbarin nicht wenig erzürnt.

Die drei Prinzen kamen auf ihrer Wanderung auch in das Städtlein, wo Petersilie mit ihrer Mutter wohnte und gingen gerade durch die Straße, als das schöne Mägdlein am Fenster stand und ihre langen, wunderprächtigen Haare kämmte und flocht. Entzündet von Liebe, stieg in einem jeden der Wunsch auf, die Schöne zu besitzen, und kaum war der Wunsch über die Lippen gekommen, als auch ein jeglicher, in blinder Eifersucht, seinen Säbel zog und auf seinen brüderlichen Mitbewerber losging. Der Kampf ward nicht wenig heftig, auch die Aebtissin trat an die Pforte, und kaum hatte die fromme Frau gehört, daß ihre Nachbarin die [287] Ursache sei, als aller Grimm, früher und späterer, sich in ihr zu der Verwünschung sammelte: sie wünschte, daß Petersilie in einen häßlichen Frosch verwandelt würde und unter einer Brücke am entferntesten Ende der Erde säße. Kaum ausgesprochen, ward Petersilie ein Frosch und war verschwunden. Die Prinzen, die nun keinen Gegenstand des Kampfes hatten, steckten ihre Degen ein, umarmten sich wieder brüderlich und zogen heim zu ihrem Vater.

Der alte Herr merkte indessen, daß er stumpf und schwach in den Regierungsgeschäften ward, und wollte daher das Reich abtreten, aber wem? dazu konnte sich sein väterliches Herz nicht entschließen, unter den drei Söhnen zu wählen. Das Schicksal sollte es bestimmen und er ließ sie daher vor sich kommen. »Meine lieben Kinder, – sprach er – ich werde alt und schwach und will meine Regierung niederlegen, kann mich aber nicht entschließen, einen von euch zu wählen, da ich euch alle drei gleich zärtlich liebe und denn doch auch dem Besten und Klügsten von euch mein Volk übergeben wollte. Ihr sollt mir daher drei Aufgaben lösen und wer sie mir lös't, der soll mein Erbe sein. Das erste ist: ihr müßt mir ein Stück Leinewand von hundert Ellen bringen, das man durch einen goldnen Ring ziehen kann.« Die Söhne verneigten sich, versprachen [288] ihr möglichstes zu thun und machten sich auf die Reise.

Die beiden ältesten Brüder nahmen viel Gefolge und viele Wagen mit, um alle die schöne Leinewand, die sie finden würden, aufzuladen, der Jüngste ging ganz allein. Bald kamen drei Wege, zwei lustig und trocken, der dritte düster, feucht und schmutzig. Die beiden älteren Brüder nahmen die beiden ersten Wege, der Jüngste nahm Abschied von ihnen und schlenderte den düstern Weg entlang. Wo nur schöne Leinewand war, besahen sie die älteren Brüder und erstanden sie, ihre Wagen krachten unter der Last, und wo nur irgend der Ruf sie hinwies, dahin eilten sie auch und kauften. Sie kehrten reich versehen zurück. Der Jüngste dagegen ging mehrere Tagereisen auf seinem unwirthlichen Wege fort, nirgend wollte ihm ein Ort erscheinen, in dem er auch nur eine erträglich feine Leinewand gefunden und so reis'te er lange und ward immer mißmuthiger.

Einst kam er an eine Brücke, setzte sich an dem Rande nieder und seufzte recht tief über sein böses Schicksal. Da kroch eine mißgestaltete Padde aus dem Sumpf hervor, stellte sich vor ihn und fragte, mit nicht ganz übeltönender Stimme: was ihm denn fehle? Der Prinz, unwillig, antwortete: »Frosch, du wirst mir nicht helfen.« – »Und [289] doch, – erwiederte der Frosch – sagt mir nur eure Leiden.« Nach mehrern Weigerungen erklärte endlich der Prinz die Ursache, warum ihn sein Vater ausgesendet habe. »Dir soll geholfen werden,« sagte die Padde, kroch in ihren Sumpf zurück und zerrte bald ein Läppchen Leinewand, nicht größer als eine Hand und nicht eben zum saubersten aussehend, hervor, das sie vor den Prinzen niederlegte und ihm andeutete, das solle er nur nehmen. Der Prinz hatte gar keine Lust, ein so übel scheinendes Läppchen anzunehmen, doch lag etwas in den Zuredungen der Padde, das ihn bereitwillig machte und er dachte: etwas ist doch besser, als gar nichts, steckte daher sein Läppchen ein und empfahl sich dem Frosche, der mühsam sich wieder in das Wasser schob.

Je weiter er ging, je mehr merkte er zu seiner Freude, daß ihm die Tasche, in welche er das Läppchen gesteckt hatte, immer schwerer ward und er wanderte daher muthvoll auf den Hof seines Vaters zu, den er auch in kurzem erreichte, als eben auch seine Brüder mit ihren Frachtwagen wieder anlangten. Der Vater war erfreut, seine drei Kinder wieder zu sehen, zog sogleich seinen Ring vom Finger und die Probe begann. Auf alle den Frachtwagen war auch nicht ein Stück, das nur zum zehnten Theile durch den Ring gegangen wäre, und die [290] beiden ältern Brüder, die erst ziemlich spöttisch auf ihren Bruder, der ganz ohne alle große Vorräthe gekommen war, sahen, wurden ziemlich kleinlaut. Wie ward ihnen zu Muthe, als er aus seiner Tasche ein Gespinnst zog, das an Zartheit, Feinheit und Weiße alles übertraf, was man je gesehen hatte. Es wallte in glänzenden Lagen und ging nicht allein höchst bequem durch den Ring durch, man hätte wohl noch ein Stück zu gleicher Zeit durch den Ring ziehen können, und dennoch gab das Maaß richtige hundert Ellen.

Der Vater umarmte den glücklichen Sohn, befahl die unbrauchbare Leinewand ins Wasser zu werfen, und sagte dann zu seinen Kindern: »nun, ihr lieben Prinzen, müßt ihr die zweite Forderung erfüllen, ihr müßt mir ein Hündlein bringen, das in eine Nußschale paßt.« Die Söhne waren über eine so wunderbare Aufgabe nicht wenig erschrocken, aber der Reiz der Krone war zu groß, sie versprachen auch dies zu erfüllen zu suchen, und wanderten nach wenig Tagen Ruhe wieder aus.

Am Scheidewege trennten sie sich; der Jüngste sie ging seinen feuchten, unscheinbaren Weg, er hatte schon bei weitem mehr Muth. Kaum hatte er einige Zeit an der Brücke gesessen und wieder geseufzet, so kroch auch die Padde wieder hervor, setzte sich ihm, wie das erstemal, gegenüber, öffnete [291] #den weiten Mund und fragte: was ihm denn fehle? Der Prinz setzte diesmal keinen Zweifel in die Macht der Padde, sondern gestand ihr gleich sein Bedürfniß. »Dir soll geholfen werden,« sagte wiederum die Padde, kroch in den Sumpf und brachte ein Haselnüßlein hervor, legte sie ihm vor die Füße, sagte ihm, er solle sie nur mitnehmen und seinen Herrn Vater bitten, die Nuß sauber aufzuknacken, das andere würde er schon sehen. Der Prinz ging vergnügt fort und die Padde schob sich wieder mühsam in das Wasser hinab.

Daheim waren die Brüder auch schon zu gleicher Zeit angekommen und hatten eine große Menge sehr zierlicher Hündlein mitgebracht. Der alte Vater hatte eine beträchtlich große Wallnußschale bereit und schob jedes Hündlein hinein, aber die hingen bald mit den Vorderfüßen, bald mit dem Kopf, bald mit den Hinterfüßen, bald ganz über die Wallnußschale fort, so daß gar nicht daran zu denken war, daß ein Hündlein hineingepaßt hätte. Als nun kein Hund mehr zu proben übrig war, überreichte der Jüngste mit einer zierlichen Verbeugung dem Vater seine Haselnuß und bat, sie auf das behutsamste aufzuknacken. Kaum hatte der alte König es gethan, als aus der Haselnuß ein wunderkleines und niedliches Hündlein sprang, das gleich auf der Hand des Königs umher lief, mit dem [292] Schwänzlein wedelte, ihm schmeichelte und gegen die andern auf das zierlichste bellte.

Die Freude des Hofes war allgemein, der Vater umarmte wieder den glücklichen Sohn, befahl abermals, die andern Hunde in das Wasser zu werfen und zu ersäufen, und sagte dann zu seinen Söhnen: »liebe Kinder, die beiden schwierigsten Bedingnisse sind nun erfüllt. Hört nun mein drittes Verlangen: wer die schönste Frau mir bringt, der soll mein Erbe und Nachfolger sein.« Die Bedingung war zu nahe, der Preis zu reitzend, als daß die Prinzen nicht sogleich, jeder auf seinem gewohnten Wege, wieder hätten aufbrechen sollen.

Dem Jüngsten war diesmal gar nicht wohl zu Muthe. Er dachte: alles andere hat der alte Frosch wohl erfüllen können, aber nun wirds vorbei sein, wo wird er mir ein schönes Mädchen und noch dazu das schönste herschaffen können? seine Sümpfe sind fern und breit menschenleer und nur Kröten, Unken und anderes Ungeziefer wohnt dort. Er ging indessen doch fort und seufzte diesmal aus schwerem Herzen, als er wieder an der Brücke saß. Nicht lange darnach stand die Padde wieder vor ihm und fragte: was ihm fehle? »Ach, Padde, diesmal kannst du mir nicht helfen, das übersteigt deine Kräfte.« – »Und doch – erwiederte der Frosch – sagt mir nur euer Leiden.« Der Prinz entdeckte ihm [293] endlich seine neuen Leiden. »Dir soll geholfen werden – sagte wieder der Frosch – gehe du nur voran, die Schöne wird dir schon folgen, aber du mußt über das, was du sehen wirst, nicht lachen.« Darauf sprang er, wider seine Gewohnheit, mit einem herzhaften Sprunge weit in das Wasser hinein und verschwand.

Der Prinz seufzte wiederum recht tief, stand auf und ging fort; denn er erwartete nicht viel von dem Versprechen. Kaum hatte er einige Schritte gemacht, so hörte er hinter sich ein Geräusch; er blickte sich um und sah sechs große Wasserratzen, die, in vollem Trabe, einen Wagen von Kartenpappe gemacht hinter sich herzogen. Auf dem Bocke saß eine übergroße Kröte als Kutscher, hinten auf standen zwei kleinere Kröten als Bediente und zwei bedeutend große Mäuse, mit stattlichen Schnurrbärten, als Heiducken, im Wagen selbst aber saß die ihm wohlbekannte dicke Padde, die, im Vorbeifahren, etwas ungeschickt, aber doch möglichst zierlich, ihm eine Verbeugung machte.

Viel zu sehr in Betrachtungen vertieft von der Nähe seines Glückes, und wie ferne er nun sei, da er die schönste Schöne nicht finden würde, betrachtete der Prinz kaum diesen lächerlichen Aufzug, noch weniger hatte er gar Lust zu lachen. Der Wagen fuhr eine Weile vor ihm her und bog dann um eine [294] Ecke. Wie ward ihm aber, als bald darauf um dieselbe Ecke ein herrlicher Wagen rollte, gezogen von sechs mächtigen, schwarzen Pferden, regiert von einem wohlgekleideten Kutscher und in dem Wagen die schönste Frau, die er je gesehen und in der er sogleich die reitzende Petersilie erkannte, für die sein Herz schon früher entbrannt war. Der Wagen hielt bei ihm stille, Bediente und Heiducken, aus der Thiergestalt entzaubert, öffneten ihm den Wagen und er säumte nicht, sich zu der schönen Prinzessin zu setzen.

Bald kam er in der Hauptstadt seines Vaters an, mit ihm seine Brüder, die eine große Menge der schönsten Frauen mit sich führten, aber als sie vor den König traten, erkannte sogleich der ganze Hof der schönen Petersilie den Kranz der Schönheit zu, der entzückte Vater umarmte seinen Sohn, als Nachfolger, und seine neue Schwiegertochter, die anderen Frauen wurden aber alle, wie der Leinewand und den Hündleinen geschehen war, ins Wasser geworfen und ersäuft. Der Prinz heirathete die Prinzessin Petersilie, regierte lange und glücklich mit ihr, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch.

61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[295] 61. Die Geschichte des Bauer Kibitz.

Ein armer Bauer mit Namen Kibitz lebte mit seiner Frau in einem kleinen Dorfe ziemlich ruhig und zufrieden. Eines Tages, als er mit seinen beiden Ochsen seinen Acker pflügte, hörte er auf einmal seinen Namen rufen, er sah sich um, und erblickte einen Vogel, welcher ihn zu wiederholten Malen ausrief. (Es war nehmlich der Vogel Kibitz, der bekanntlich, wie der Kukuk, immer seinen eigenen Namen ausruft.) Der Bauer dachte aber, der Vogel spotte seiner, er nahm darum einen Stein, um ihn damit zu werfen, der Vogel flog aber ruhig davon, und der Stein, anstatt daß er den Vogel treffen sollte, fiel auf einen seiner Ochsen, und schlug ihn auf der Stelle todt. Was sollst du nun wohl noch mit dem anderen Ochsen machen, dachte Kibitz bei sich selbst, und ohne längeres Zögern schlug er auch diesen todt, zog ihnen das Fell ab, und ging sogleich nach der Stadt, um sie dort an einen Gerber, so gut als möglich, zu verkaufen.

Er fand auch bald ein Haus, worin ein Gerber wohnte. Er klopfte hier an, und ehe man ihm aufmachte, sahe er durch ein Fenster, daß eine [296] Frau einen jungen Menschen, der ihr Liebhaber war, in einen Kasten versteckte. Jetzt wurde ihm aufgemacht. Die Frau fragte, was er wolle, und als er ihr sagte, daß er Felle verkaufen wolle, bekam er zur Antwort, daß der Gerber nicht zu Hause wäre, und man nichts ohne des Herrn Wissen kaufen könnte. Der Bauer sagte, man sollte ihm nur den alten Kasten da (er wies nehmlich auf den, worin der Liebhaber saß) geben. Dieses wollte natürlich die Frau nicht zugeben, sie zankten sich so lange darum, bis der Gerber nach Hause kam, und fragte, was es denn hier gäbe? Der Bauer erzählte nun alles, und daß er ihm doch den Kasten geben möchte. Der Gerber sagte zu seiner Frau, warum sie denn nicht den Kasten geben wollte, sie könnte froh sein, wenn der Bauer damit zufrieden wäre. Und nun nahm der Bauer den Kasten, die Frau mochte sagen, was sie wollte, das half alles nichts, er lud ihn auf seinen Wagen und fuhr damit fort. Als er ohngefähr die Hälfte Weges gefahren war, fing der junge Herr an zu schreien, zu rufen und zu bitten, daß der Bauer ihn doch loslassen möchte. Unser Kibitz aber ließ sich nicht bewegen. Er ließ sich endlich Geld bieten, aber auch damit wollte er anfangs nicht zufrieden seyn, bis er ihm 1000 Thaler bot, hiermit wollte er ihn loslassen. Er ließ es sich auszahlen, und ihn dann laufen.

[297] Nun kehrte er vergnügt nach seinem Dorfe zurück, und erzählte, wie gut er seine Felle angebracht hätte. Als dieses die übrigen Bauern hörten, schlugen sie alle ihre Ochsen todt, und wollten das Fell auch an den Gerber verkaufen. Als sie aber zu ihm hinkamen, fragte er sie, ob sie wohl gescheid wären, er hätte dem Kibitz ja nur einen alten Kasten gegeben. Darüber erzürnt, daß sie der Bauer Kibitz so angeführt hatte, nahmen sie sich vor, ihn todt zu schlagen, und zwar dann, wenn er in seinem Garten stände und grübe. Dies erfuhr aber mein Kibitz, er sagte also zu seiner Frau, daß sie einmal sich einen Spaß machen wollten, nehmlich sie möchte doch seine Kleider anziehn und in dem Garten graben, damit die Bauern dann glauben sollten, daß er es wäre. Die Frau versprach es auch zu thun; sie stellte sich also am Morgen in den Garten und grub. Da kamen denn die Bauern und schlugen sie todt, mit dem guten Glauben, sie hätten den Kibitz todtgeschlagen.

Unser Kibitz freuete sich indeß inniglich, daß ihm der Plan so gut gelungen war. Indeß dachte er auch noch von seiner todten Frau einigen Nutzen ziehen zu können; er nahm sie nehmlich, zog ihr ordentliche Kleider einer Bauersfrau an, gab ihr einen Korb mit den schönsten Früchten, die jetzt [298] sehr selten waren, da es schon Winter, in die Hand, und setzte sie in der Stadt auf ein breites Geländer; er aber versteckte sich nicht weit von diesem Orte. Nach einer Weile kam ein sehr schöner Wagen mit 6 Pferden, Bedienten und einem Vorreiter gefahren, worin eine sehr hochadliche Herrschaft saß. Als diese die Früchte sah, schickte sie einen Bedienten zu der Frau, daß er sie fragen sollte, wie viel die Früchte kosteten. Der Bediente ging hin und fragte, wie viel sie kosteten? bekam aber keine Antwort. Nachdem er ein paar Mal gefragt hatte, ward er ärgerlich, er dachte, sie schliefe und stieß sie an, daß sie aufwachen sollte, aber die Frau fiel rücklings ins Wasser hinein. Nun kam der Kibitz dazu gesprungen, und schrie und jammerte, daß man ihm seine Frau ins Wasser geworfen hätte und daß er die Herrschaft mit dem Diener verklagen wollte. Die Herrschaften sagten ihm, er möchte nur ruhig sein, sie wollten ihm auch den ganzen Wagen mit Dienern und allem geben. Mein Bauer that, als wenn er ihnen eine große Gefälligkeit erwiese, und nahm es an, setzte sich hinein und fuhr schnell nach seinem Dorfe zurück. Als er hier ankam, verwunderten sich die Bauern ob des schönen Wagens und der Pferde, aber noch größer war ihr Erstaunen und Schrecken, als aus der Kutsche unser Kibitz herausstieg. Er erzählte ihnen nun [299] seine ganze Geschichte, aber nun noch zorniger auf ihn und weit neidischer gemacht, sperrten sie ihn in eine Tonne und wollten ihn so in das Wasser werfen.

Indem sie die Tonne nach dem Wasser vor sich hinrollten, kamen sie bei einem Kruge vorbei, eine Gelegenheit, die sie nicht vorüber gehen lassen wollten, um sich mit einem guten Schnaps zu ihrem Vorhaben zu stärken. Sie ließen daher die Tonne draußen liegen, nachdem sie sie an einen Baum gerollt und daran festgebunden hatten. Kaum merkte Kiebitz sich allein, als er auch gleich daran dachte, sich zu befreien. Bald hörte er auch: trappel, trappel, trappel eine Heerde Schafe ankommen und fing nun gleich an zu schreien: »ich will nicht Burgemeister werden! ich mag nicht Burgemeister werden!« Der erstaunte Schäfer trat hinzu und sagte: »Mann, warum schreit ihr so?« – »Je – sagte Kiebitz – sie wollen mich zum Burgemeister machen und das will ich nicht und da ich nicht will, wollen sie mich in's Wasser werfen und ersäufen.« – »Burgemeister möchte ich wohl werden;« antwortete der Schäfer. »Nun denn öffnet nur das Faß, sagte Kiebitz, laßt mich heraus und kriecht hinein und sie werden euch gleich zum Burgemeister machen.« Gesagt, gethan; der Schäfer kroch hinein,[300] Kiebitz war frei und trieb die Heerde fröhlich gegen sein Dorf zu.

Als die Bauern aus dem Kruge kamen, rollten sie sträks ihr Faß weiter, während der Schäfer schrie: »ich will nun Burgemeister werden! ich will nun Burgemeister werden!« – »Das glauben wir gerne,« antworteten die Bauern und patsch lag die Tonne im Wasser und die Bauern gingen heim, fröhlich über ihre That. Aber wie sie zum einem Ende des Dorfs hineintreten, trieb Kiebitz, zu ihrem nicht geringen Erstaunen, die Heerde Schafe zum andern Ende in's Dorf. »Kiebitz, wo kommst her?« erscholl es aus einem Munde. »Je – antwortete er – habt ihr die weißen Blasen gesehen, als ihr mich in's Wasser warft? das ist ein verzaubertes Wasser. Alle die weißen Blasen sind Schafe, da habe ich mir denn die kleine Heerde zusammen getrieben; es sind noch tausendmal mehr da.« – »Können wir denn auch wohl welche bekommen?« fragten die Bauern. »Warum nicht? – war die Antwort – ihr müßt nur hinein springen und sie euch holen.«

So ward denn beschlossen, alle Bauern wollten sich Schafe holen; erst der Schulze, dann die andern Bauern, einer nach dem andern. Der Schulze sprang zuerst, die weißen Bläslein stiegen auf, [301] und nun erwachte der Geiz in den übrigen Bauern, welche fürchteten, der Schulze möchte zu viele nehmen und sie nichts bekommen; alle sprangen auf einmal hinein und ertranken. Und Kiebitz erbte das ganze Dorf und ward ein reicher Mann.

7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[302] [304]VII. Sagen und Mährchen vom Harz.

[304]

62. Vom König Laurin.

Larein oder Laurein, der funfzehnte König der Deutschen, den Tacitus Laertes nennet, hat in Deutschland regieret, um die Zeit, als Ehud Richter und Herzog über das Volk Israel gewesen, als die Welt zwei tausend fünfhundert und funfzig Jahr gestanden. Weil wir aber von diesen und etlichen andern Königen nichts weiter in Historien haben, müssen wir uns an dem begnügen lassen, was die alten Deutschen Lieder, doch sehr dunkel und von ferne, uns daran erinnern, aus welchen Liedern das Heldenbuch und dergleichen zusammen gezogen worden.

Wie die alten Nazionen der Erde ihrer Vorfahren Geschichten besangen, so haben auch die alten Deutschen solchen Brauch, der an ihm selbst nicht unnütz noch tadlich, gehalten und ihrer Vorfahren Geschichten also in gemeine Lieder, Gesänge und Gedichte verfaßt, damit man der alten Deutschen hin und wieder geschehene tapfere Thaten, als [305] hätten sie sich auf eine Zeit begeben, gleich als in einem Liede zu singen, beisammen hätte, wie denn davon das Heldenbuch und andere in Reime gefaßte Schriften, wie wohl sehr verkürzet, noch vorhanden, da unter dem Namen des Dietrich von Bern, des Wolfdietrich und anderer, aller deutschen Helden freudigen Thaten, unter des alten Hildebrands aller alten Deutschen vernünftige und weise Anschläge uns vorgestellt werden, doch also, daß besonderer Helden rühmlicher Werke daneben bisweilen gedacht wird.

Also meldet der vierte Theil des Heldenbuches etwas von unserem König Laurin, doch sehr verblümter Weise, nach poetischer Art; es kann aber dennoch so viel daraus abgenommen werden, daß König Laurin ein mächtiger, reicher, verständiger Regent gewesen, der sein Reich bis an das Welsche Gebirge ausgebreitet und dasselbige vor den benachbarten Potentaten zu erhalten, sein Wesen des Orts, da jetzt die Grafschaft Tyrol gelegen, gehabt hat. Aber doch gleichwohl diese Lande und den Harz auch beherrschet, durch andere und ihm unterworfene Landpfleger, die auch Könige genennt worden, wie man denn von ihm finget, daß ihm wohl funfzehn Könige unterthan gewesen und man seines Gleichen nicht gewußt.

[306] Dieweil er aber einen hohen Verstand gehabt, und mit listigen Anschlägen seine Sachen wunderbarlich und glücklich im Anfange hinaus geführet, hat man's dafür geachtet, er brächte solches alles durch Zauberei zuwege. Wie denn im Heldenbuche durch die Nebelkappe, die er zum öftern angezogen haben soll, daß man ihn nicht sehen und er also alle seine Fürhaben ausrichten können, anders nichts gemeinet wird, denn daß er seine Anschläge heimlich gehalten und davon nicht viel Geschrei's gemacht, also, daß man nicht bald merken können, was er zu seinem Vortheil vorgehabt. Darüber er denn manchmal eine Sache allbereits vollzogen hatte, ehe es die andern recht inne geworden, daß er dergleichen vorzunehmen in Willens gewesen, wie es den hohen Häuptern und weisen Regenten nicht allein wohlgeziemt, sondern auch hohe Noth ist, ihre Sachen, daran ihnen viel gelegen, nicht männiglich zu offenbaren, denn man wohl weiß, wie aus Unvorsichtigkeit, da man heimliche Sachen gar zu vielen vertraut, oftmals großer Unrath entstanden und viele Dinge, so zu gutem Ende sonst hätten laufen mögen, verhindert worden.

Daß dieser Laurin aber also beschrieben wird, als wäre er ein kleiner Zwerg gewesen und doch so stark, daß er wohl hundert Mann allein bestehen können, dadurch wird angezeigt, daß man einen [307] nicht nach dem äußerlichen Ansehen beurtheilen solle, und kann wohl sein, daß König Laurin nach der Person nicht dafür anzusehen gewesen, wie das Werk und die That hernach ausgewiesen.

Er hat etliche und dreißig Jahr in großer Herrlichkeit und Pracht seine Regierung geführt, die Tyrannen und ungeheuern Leute vertilgt, so durch die Riesen und wilden Männer vorgebildet werden, gedemüthigt und ihm unterthänig gemacht, ist aber auch dabei eben stolz und übermüthig geworden, wie es bei dem Glücke pflegt zu gehen.

Der Gürtel, davon er zwölf Männer Stärke gehabt, bedeutet Einträchtigkeit seines Reiches, dadurch er allen seinen Feinden stark genug gewesen und ihnen wohl vorsitzen können. Wie denn alle seine Kleidung und Rüstung nach sonderlicher Art beschrieben und doch dadurch andere Dinge, nehmlich alle Tugenden, die einem Regenten wohl anstehen, bedeutet werden, welches ein fleißiger Leser, der ihm ein wenig nachdenken will, fein merken kann. Er hat einen goldfarbenen Schild und darinnen einen schwarzen Leoparden, gleich als im Sprunge stehend, geführt.

Da ihm seine Widersacher den Gürtel zerbrochen, das ist, da sie ihm Zwietracht und Spaltung in seinem Reiche angerichtet hatten, da wäre es bald um ihn gethan gewesen, wiewohl er mit seiner [308] geschwinden Beständigkeit sich dennoch eben lange wider seine Feinde aufgehalten, oftmals ihre Anschläge zu nichte gemacht und sich noch mit denen, so treulich an ihm gehalten, der Feinde Gewalt erwehret, wie durch den Fingerring, den ihm sein Gemal gegeben und zwölf Mannes Kräfte mit sich brachte, vorgebildet wird; denn, obgleich eine Trennung unter vielen im Reiche angerichtet würde, so kann doch durch Einmüthigkeit und treue Zusammensetzung der Uebrigen viel Bösem vorgekommen werden.

Daß er seine Widersacher, die es nicht gut mit ihm gemeinet, verzaubert hat, daß sie einander nicht sehen können, ihnen auch einen Schlaftrunk zugebracht, bedeutet die heimlichen Praktiken, damit er sie hinterkommen, welche aber zuletzt ihm selbst nicht alle zum besten gerathen; denn er dadurch in Noth und Beschwerung und, als er den Ring der Einigkeit auch verloren, in seiner Feinde Hände und Gefängniß kommen; denn er mochte auch zu unnöthigen Kriegen Ursache gegeben haben, wie denn die hochsinnigen Köpfe gemeiniglich nicht wohl Ruhe haben können, und wenn es ihnen denn einmal oder zwier geräth, sich darauf verlassen und sich oftmal selbst darüber in Gefahr und Verderb führen.

[309] So viel können wir ohngefähr aus dem Heldenbuche nachrathen, hätten wir aber die ältesten und ersten Lieder der Deutschen, daraus ein alter Deutscher Meistersinger Heinrich von Ofterdingen das Heldenbuch gezogen, wollten wir wohl etwas mehr und Gewisseres von diesen Deutschen Helden haben.

63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

63. Vom Ilsung.

Ilsung oder Ilsing, so auch in Meisterliedern Ilsan und vom Tacitus Ulysses genannt wird, ist König Laurins Sohn gewesen und hat das Regiment über die Deutschen, zur Zeit Gedernis, des Herzogs in Israel, geführt, wie beide, Aventinus und Stumpf, überein zeugen. Soll am Rhein und am Harz gewaltet haben. Tacitus gedenkt einer Feste Asciburgium, die er am Rhein soll gebaut haben und meinet, es sei dieser Ilsing der Griechische Ulysses gewesen.

Es kann wohl sein, daß er auch eine Zeit lang vor dem Harze bei Wernigerode, zu Ilsenburg seine Wohnung gehabt, welches hernach Anno 1001 in ein Mönchkloster ist verwandelt worden. Hier müssen wir abermal aus dem Heldenbuche, gleich als von fern, die Historien dieses Königs errathen; [310] denn im dritten Theile desselben von diesem Deutschen König Ilsan Meldung geschieht.

Und ist zu merken, daß dieser dritte Theil, der große Rosengarten genannt, ist eine zusammen getragene Fabel, das ist verblümete Historia, darinnen durch mancherlei Exempel beweiset wird, was Hochmuth und Verachtung anderer Leute für Schaden und Verderben mit sich bringe, auch was zeitliche Lust, Freude und gute Tage für ein Ende pflegen zu neh men, wenn man dabei stolz und hoffärtig wird.

Denn der Rosengarten zu Worms bedeutet ein jedes wohl angerichtetes, friedsames Reich oder Herrschaft, darinnen alle Genüge, Lust und was man nur wünschen mag, vollauf vorhanden. Gibich der König ist ein Vorbild allen denen, die solche Reiche oder Herrschaften inne haben und mit Frieden, wenn sie selbst wollten, wohl behalten könnten. Aber, wenn sie aus der Vernunft, welcher sie anhangen und ihre größte Lust an ihr, als ein Mann zu seinem Ehegemal tragen, die stolze Tochter Grimhild gezeugt haben, das ist, wenn sie sich beginnen, ihrer Weisheit, Macht und Gewalt zu überheben, grimmend, stolz und übermüthig zu werden und durch solches, doch unter einem gefärbten Scheine, als wie man männiglich hold und geneiget, seine eigene Ehre, Nutzen und Lust suchet,[311] so folget alsdann gemeiniglich der Unrath, davon das Heldenbuch meldet, daß man nur im Rosengarten sitzen, das ist, in allerlei Wollust leben will und denselben mit seidenen Faden anstatt der Mauern umzeucht, das ist, in der größten Sicherheit, vermessener Weise, sitzet, aller Welt trotzt und daneben mit zwölf Riesen, das ist, durch etliche Tyrannen, solches vorgenommene Wesen zu beschützen und auszuführen, auch allerlei Vorwitz dabei zu büßen gedenkt.

Darüber werden denn die Leute in einander gehetzet und lassen sich um Wollust und fleischlicher Liebe willen, etwan gute Gesellen, das Rädlein weidlich zu treiben, gebrauchen. Aber der Dietrich von Bern ist eine Figur aller hohen Obrigkeiten, die solchen Frevel und Muthwillen nicht leiden noch dulden. Diejenigen, so ihm zugethan sind, bedeuten alle Helden, so sich, den Uebermuth zu dämpfen, bei der hohen Obrigkeit willig finden und brauchen lassen, wie denn etliche im Heldenbuche erzählt werden, als hätten sie zugleich dem Dietrich von Bern im Rosengarten wider die Riesen und Wütriche Beistand geleistet, so sie doch nicht alle, die da genennt werden, zu einer Zeit gelebt haben, wird aber also an einem Ort beisammen, was derselben Könige, Fürsten und Helden, ein jeder zu seiner Zeit, da sie gelebt, wider die Menschenfeinde [312] und Leutefresser, die verwegenen Tyrannen, vorgenommen und ausgerichtet, poetischer Weise angezeigt.

Also wird des Orts auch unter den Recken, so da erzählet werden, der Ulysses oder Ilsan, von dem wir hier schreiben, mit genennet. Und ist derselbige, wie aus den Reimen abzunehmen, ein starker, freudsamer, unverzagter Herr gewesen, der anfänglich sein Wesen stille geführet, und nach der alten Deutschen Religion große Geistlichkeit und Liebe zu ihren Götzendiensten vorgegeben, sich auch gerne bei den Deutschen Druiden und Barden, sonderlich bei den Pfaffen, so der Isis gedient, zu Eisenburg finden lassen, daher er auch von den nachkommenden Meistersängern Münch Ilsan genannt worden.

Er hat einen muthwilligen Tyrannen am Rhein erlegt, der darum, daß er sich etwan in den Wildnissen und Gehölzen, am Harze und Schwarzwalde mit seinem Anhange gehalten und daraus listiglich geraubet und dann wieder sich darin verborgen hat, der Riese Staudenfuß oder Staudenfuchs genannt worden. Soll fast auch noch zwei und funfzig dergleichen trotzige Aufwiegler zu Gehorsam gebracht und deren zwölfe den andern zum Abscheu erwürgt haben, welches alles verblümter Weise im Heldenbuche und andern Gedichten und Meisterliedern [313] wird vorgetragen und lässet sich ansehen, daß die Pfaffen derselben Zeit dem Ilsan, als er wider gedachte Tyrannen verreiset, nichts Gutes geweissagt haben, darüber er auch hernach, als er wieder kommen, sich etwas unfreundlich wider sie erzeigt hat.

64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

64. Die Zwerghöhlen.

Man findet zwischen Elbingerode und dem Rübelande auch Höhlen, welche die Zwerglöcher heißen, wovon etliche halten, daß vor Alters in allen diesen Höhlen Zwerge gewohnt haben. Sie erzeigten den Einwohnern von Elbingerode alles Gutes; denn wenn daselbst Hochzeiten vorgefallen, so gingen die Aeltern oder Anverwandten der Verlobten nach solchen Höhlen und verlangten von den Zwergen messingene und kupferne Kessel, eherne Töpfe, zinnerne Schüsseln und Teller, auch anderes nöthiges Tisch- und Küchengeschirr, welches sie auch alsobald bekommen, wenn sie nur ein wenig zurückgegangen, indem von den Zwergen gleich darauf die verlangten Sachen vor den Eingang der Höhle gesetzt worden, da alsdann diejenigen, so [314] solches begehrt, sich wieder hinzu gemachet und dasselbe abgeholt haben.

Wenn nun die Hochzeit vorbei gewesen, hat man alles Geborgete wieder dahin gebracht und zur Dankbarkeit etwas Speise dabei gesetzt.

65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

65. Der Creful.

In dem Flusse die Bode, unter dem Roßtrapp, ist ein tiefes und fast unergründliches Loch, welches von den Einwohnern der Creful genannt wird, und erzählt von demselben der gemeine Mann, wie vormals eines Hünenkönigs Tochter eine Wette angestellt habe, mit ihrem Pferde, an gedachtem Orte, dreimal von einem Felsen zum andern zu springen, welches sie zweimal glücklich verrichtete, zum drittenmale aber schlug das Roß rückwärts über und stürzte mit ihr in den Creful. Hierin befindet sie sich auch noch, wie sie einesmal von einem Taucher, einigen zu Gefallen, um ein Trinkgeld, so weit außer Wasser gebracht worden, daß man etwas von der Krone sehen können.

Als aber derselbe solches zum drittenmale thun sollen, hat er anfangs nicht daran gewollt, endlich aber dasselbe gewagt und dabei vermeldet, daß, [315] wenn aus dem Wasser ein Blutstrahl aufstiege, er alsdann von der Jungfrau umgebracht sein würde und die Zuschauer geschwinde davon eilen möchten, sonst sie ebenfalls in Lebensgefahr kämen. Welches alles auch vorbesagt geschehen ist.

66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

66. Roßtrapp.

Auf einem Felsen des Harzes wird ein tief eingedrücktes Loch, wie ein Hufeisen, gezeigt und die Sage erzählt davon:

In früher Zeit wohnte ein König auf einem da herum gelegenen alten Schlosse, der eine sehr schöne Tochter hatte, welche einstmals ein Verliebter, durch Hülfe der schwarzen Kunst, auf einem Pferde entführen wollte, wobei es sich zutrug, daß das Pferd mit einem Fuße auf diesen Felsen sprang und mit dem Hufeisen das Wahrzeichen einschlug.

67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld.

Ein Hühne reis'te einst mehre Meilen weit zu Fuß; als er nun hinter Ilefeld kam, da fühlte er, [316] daß ihn der eine Schuh heftig drücke, er zog ihn daher aus und fand das Felsenstück darin, was noch jetzt dort liegt.

An diese Sage hat sich eine Sitte gereiht und gehört nun mit zur Sage. Durch dieses Loch müssen die Knechte, sowohl aus Nordhausen, als andern umliegenden Orten, wenn sie zum erstenmale hinter Ilefeld in den Harz, um daher Brennholz auf Wagen abzuholen, fahren, und an diesen Ort gelangen, mit großer Mühe, der Enge wegen, dreimal kriechen und werden noch dazu von ihren dabei stehenden Kameraden, nicht allein bei dem Ein-, sondern auch bei dem Auskriechen, mit Geißel- und Peitschenstielen tapfer abgebläuet, zumal wenn sie dick sind und dieserwegen sobald durch das Nadelöhr nicht kommen können. Wollen sie aber diese Kurzweil nicht ausstehen, und haben es in Vermögen, so müssen sie Geld zahlen.

68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel.

In vorigen Zeiten war, an der Stelle des Sees und der Insel, ein feuchter, grasigter Platz, worauf die Pferde gehütet wurden. Als nun einstmals [317] etliche Pferdejungen die Pferde darauf zur Weide gebracht und sahen, daß einer unter ihnen weißes Brod aß, kamen ihnen auch ein Appetit, davon zu genießen, an, deswegen sie dasselbe von dem Jungen heftig begehrten. Wie aber derselbe solches gänzlich abgeschlagen und vorgewendet, daß er dieses Brod, zur Stillung seines Hungers, selbst nothwendig bedürfte, wurden die Jungen darauf so unwillig und erbittert, daß sie nicht allein ihren Herren alles Unglück an den Hals fluchten, als die ihnen nicht dergleichen weißes Brod, sondern nur gemeines schwarzes hausbacken Brod, zur Speise mitgegeben, sondern sie warfen auch, aus großem Zorn und Frevel, ihr Brod auf die Erde, traten es mit Füßen und geißelten es mit ihren Pferdepeitschen.

Als aber darauf alsobald Blut aus dem Brode floß, erschracken sie über solches Wunder und Zeichen eines bevorstehenden Unglücks dermaßen, daß sie nicht wußten, wohin sie sich wenden und was sie anfangen sollten. Unterdessen ist der Unschuldige, sonderlich da derselbe, wie einige erzählen, von einem alten, unbekannten, von ohngefähr dazu kommenden Manne gewarnt worden, auf eines seiner Pferde gefallen und mit diesem und den andern übrigen dem großen Unglück entflohen, welchem zwar die Bösewichter nachfolgen wollen, konnten [318] aber nicht von der Stelle kommen, wie denn auch bald hernach der ganze Platz, sobald der Unschuldige davon gewesen, mit großem Krachen untergegangen und hat solche böse Buben sammt ihren Pferden mit sich so tief hinuntergenommen, daß auch nach der Zeit nicht das geringste von ihnen an das Tageslicht kommen ist.

69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

69. Der Kyffhäuser.

Von diesem Berge ist die gemeine Sage, daß Kaiser Friedrich darin Hof halten soll und daß er bisweilen den Leuten erschienen und mit ihnen rede. Denn es wird von vielen für gewiß geglaubt, daß Kaiser Friedrich noch lebe und werde auch lebendig bleiben, bis an den jüngsten Tag, und daß kein rechter Kaiser nach ihm werde und ist solche Sekte lange gewesen und auch noch heimlich. Es wird auch dafür gehalten von vielen, daß vor dem jüngsten Tage ein mächtiger Kaiser kommen solle, welcher der Christenheit Friede schaffen werde, über das Meer ziehen und das heilige Grab wiederum gewinnen. Und der werde Friedrich genannt werden, von wegen der Liebe des Friedens, nicht daß er also getauft sei.

[319] 1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser.

Ein armer, aber guter und immer lustiger Mann aus Tilleda richtete einst eine Kindtaufe aus; es war schon die achte. Den Gevattern mußte er, nach Sitte, einen Schmaus geben. Der Landwein, den er seinen Gästen vorsetzte, war bald ausgetrunken und sie forderten mehr. »Geh' – sagte der lustige Kindtaufsvater zu seiner ältesten Tochter, einem hübschen sechzehenjährigen Mädchen, – geh' und hole uns noch besseren Wein aus dem Keller.« – »Aus welchem Keller denn?« – »Je – sagte im Scherz der Vater – aus dem großen Weinkeller der alten Ritter auf dem Kiefhäuser.«

Das Mädchen geht, unbefangen in seiner Einfalt, mit einem kleinen Eimer in der Hand, den Berg hinan. In der Mitte des Berges findet sie, am verfallenen Eingange eines großen Kellers, sitzen eine bejahrte Schafnerin, in ganz ungewöhnlicher Tracht, mit einem großen Schlüsselbunde an der Seite. Das Mädchen verstummt vor Erstaunen. Doch freundlich fragte die Alte: »gewiß willst du Wein holen aus dem Ritterkeller?« – »Ja – sagte schüchtern das Mädchen – aber Geld habe ich nicht.« – »Komm mit mir – sprach die Schafnerin – du [320] sollst umsonst Wein haben und besseren Wein, als dein Vater je gekostet hat.«

Sie gingen nun beide durch einen halbverschütteten Gang und das Mädchen mußte erzählen, wie es jetzt in Tilleda aussähe. »Einst – sagte die Alte darauf – einst war auch ich so jung und schnell, wie du, als mich die Ritter, des Nachts, durch einen Gang unter der Erde, aus dem Hause in Tilleda wegholten, das jetzt deinem Vater gehört. Kurz vorher hatten sie, am hellen Mittage, die vier schönen Jungfrauen, die hier noch zuweilen auf den prächtig geschirrten Pferden herum reiten und dann wieder verschwinden, mit Gewalt aus Kelbra entführt, da sie eben aus der Kirche kamen. Mich machten sie, als ich alt wurde, zur Aufseherin des Weinkellers und das bin ich noch.«

Jetzt standen sie vor der Kellerthür und die Schafnerin schloß auf. Es war ein großer geräumiger Keller und auf beiden Seiten lagen die Stückfässer. Die Schafnerin klopfte an die Fässer, die meisten waren ganz oder halb voll. Sie nahm den kleinen Eimer, zapfte ihn voll Weines und sagte: »da, das bringe deinem Vater, und so oft ein Fest in eurem Hause ist, kannst du wieder kommen; aber keinem, als deinem Vater, sage, woher du den Wein hast. Auch dürft ihr keinen Wein verkaufen, umsonst bekommt ihr ihn, umsonst sollt ihr ihn [321] geben. Kommt einmal einer her, der Wein holen will, um damit zu wuchern, dessen letztes Brod ist gebacken.«

Das Mädchen brachte seinem Vater den Wein, der dem Gästen trefflich schmeckte, ohne daß sie errathen konnten, woher er kam. So oft nachmals im Hause ein kleines Fest war, holte Ilsabe Wein vom Kyffhäuser, in dem kleinen Eimer. Aber lange dauerte die Freude nicht. Die Nachbaren wunderten sich, woher der arme Mann den herrlichen Wein bekam, der in dem ganzen Lande so gut nicht war. Der Vater sagte es keinem, Ilsabe auch nicht.

Aber gegenüber wohnte der Schenkwirth, der mit verfälschtem Weine handelte. Dieser hatte den Ritterwein auch einmal gekostet und dachte: den Wein könntest du mit zehnfachem Wasser verdünnen und doch theurer verkaufen. Er schlich dem Mädchen nach, als es zum viertenmale mit dem kleinen Eimer nach dem Kyffhäuser ging, versteckte sich unter dem Gebüsch, als es stehen blieb, und sah es nach einiger Zeit aus dem Gange, der zu dem Keller führte, mit dem gefüllten Eimer herauskommen.

Den nächsten Abend ging er selbst den Berg hinauf und schob auf eine Karre die größte leere Tonne, die er hatte auffinden können, vor sich her. [322] Diese dachte er mit dem trefflichen Ritterweine zu füllen, sie des Nachts den Berg hinunter zu rollen und dann alle Tage wieder zu kommen, solange noch Wein im Keller war.

Als er an den Ort kam, wo er den Tag zuvor den Eingang zum Keller gesehen hatte, wurde mit einemmale alles dunkel um ihn her. Der Wind fing an fürchterlich zu heulen und das Ungethüm warf ihn und seine Karre und seine leere Tonne von einer Felsenmauer zur andern. Er fiel immer tiefer und tiefer und kam endlich in eine Todtengruft.

Da sieht er vor sich hertragen einen schwarz behangenen Sarg und seine Frau und vier Nachbarinnen, die er an ihrer Kleidung und ihrem Wuchse deutlich erkannte, folgten der Bahre nach. Vor Schrecken fällt er in Ohnmacht.

Nach einigen Stunden erwacht er wieder, sieht sich, zu seinem Entsetzen, noch in der schwach beleuchteten Todtengruft und hört, gerade über seinem Kopfe, die ihm wohlbekannte Thurmglocke von Tilleda zwölfe schlafen. Nun wußte er, daß es Mitternacht war, und daß er sich unter der Kirche und dem Begräbnißplatz seines Dorfs befand. Er war mehr todt als lebend und wagte es kaum zu athmen.

Siehe, da kommt ein Mönch und trägt ihn eine lange, lange Treppe hinan, schließt eine [323] Thür auf, drückt ihm schweigend etwas Geld in die Hand und legt ihn am Fuße des Berges nieder. Es war eine kalte, eisigte Nacht. Allmälig erholt sich der Schenkwirth und kriecht, ohne Tonne und Wein, seinem Hause zu. Es schlug eins, als er es erreichte. Er mußte sich sogleich in's Bette legen und nach drei Tagen war er todt. Das Geld, das ihm der verzauberte Mönch gegeben hatte, reichte gerade zu seiner Beerdigung hin.

2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

2. Die goldenen Flachsknoten.

Vor vielen, vielen Jahren ging einst ein ganzer Schwarm Knaben aus Kelbra auf den Kyffhäuser, um da Nüsse zu pflücken. Sie gehen in die alte Burg, kommen an eine Windeltreppe, steigen hinauf und finden ein kleines Gemach mit schönen achteckigten, rothen und blauen Fenstern. In der einen Ecke liegt eine Spindel mit Flachs, in der andern ein Haufen Flachsknoten. Von diesen Knoten nimmt jeder der Knaben einen Hutkopf voll, und so laufen sie lustig hinunter und streuen auf dem Wege die Flachsknoten aus. Als die Knaben nach Kelbra kommen, war es schon Abendbrodszeit.

Der ärmste unter den Knaben findet seine Eltern gerade beim Tischgebet. Er nimmt seinen Hut [324] ab und klingend fällt etwas glänzendes auf die Erde und bald noch ein Stück und noch ein Stück und noch sieben andere. Die Mutter läuft hinzu und – siehe! es waren goldene Flachsknoten, womit ein verzaubertes Hoffräulein, oder gar die Kaiserin selbst, dem armen Mann ein Geschenk gemacht hatte, der seinen Knaben nun ein Handwerk lernen lassen konnte.

Die Nachbarinnen liefen herzu, die wunderbaren Flachsknoten zu sehen. Den folgenden Tag ging ganz Kelbra auf den Kyffhäuser, alle suchten, aber keiner fand die rothen und blauen Fensterscheiben, keiner die aufgehäuften goldnen Flachsknoten.

3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

3. Die Wunderblume.

Ein Schäfer aus Sittendorf trieb einst am Fuß des Kyffhäuser. Er war ein hübscher Mensch, und mit einem guten, aber armen Mädchen verlobt. Doch, weder er noch sie hatten ein Hüttchen, oder Geld, ihre Wirthschaft einzurichten. Traurig stieg er den Berg heran, aber, je höher er kam, es war ein schöner Tag, je mehr verlor sich die Traurigkeit. Bald hatte er die Höhe des Berges erreicht, da fand er eine wunderschöne Blume, [325] dergleichen er noch nie gesehen hatte. Die pflückte er und steckte sie an seinen Hut, um sie seiner Braut mitzunehmen.

Oben auf der Burg findet er ein offnes Gewölbe, dessen Eingang nur etwas verschüttet war. Er geht hinein und findet viele kleine, glänzende Steine auf der Erde liegen und steckt so viele ein, als seine kleinen Taschen fassen können. Nun wollte er wieder in's Freie, da rief ihm eine dumpfe Stimme zu: »vergiß das Beste nicht!« Er wußte nicht, wie ihm geschah und wie er herauskam aus dem Gewölbe. Kaum sah er wieder die Sonne und seine Heerde, so schlug die Thür, die er vorher gar nicht gesehen hatte, hinter ihm zu.

Er faßte nach seinem Hute und die wunderschöne Blume, die er seiner Braut hatte geben wollen, war fort; sie war herabgefallen beim Stolpern. Urplötzlich stand vor ihm ein Zwerg: »wo hast du die Wunderblume, die du fandest?« – »Verloren;« sagte traurig der Schäfer. »Dir war sie bestimmt – sagte der Zwerg – und sie ist mehr werth, als die ganze Rotenburg.«

Traurig geht der Schäfer am Abend zu seiner Braut und erzählte ihr die Geschichte von der verlorenen Wunderblume, beide weinen; denn Hüttchen und Hochzeit waren wieder verschwunden. Endlich denkt der Schäfer wieder an seine Steine [326] und wirft sie scherzend seiner Braut auf den Schooß und – siehe, es waren lauter Goldstücke. Nun kauften sie sich ein Hüttchen und ein Stück Acker dazu, und in einem Monat waren sie Mann und Frau. – Und die Wunderblume? die ist verschwunden und wird von Bergleuten noch bis auf den heutigen Tag gesucht, in den Gewölben des Kyffhauses nicht allein, sondern auch, da verborgene Schätze rücken, auf der Quästenburg und selbst auf der Nordseite des Harzes. Bis jetzt soll der Glückliche, dem sie bestimmt ist, noch kommen.

4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

4. Der Ziegenhirt.

Peter Klaus, ein Ziegenhirte aus Sittendorf, der seine Heerde am Kyffhäuser weidete, pflegte sie am Abend auf einem mit altem Gemäuer umschloßnen Platz ausruhen zu lassen, wo er die Musterung über sie hielt. Seit einigen Tagen hatte er bemerkt, daß eine seiner schönsten Ziegen bald nachher, wenn er auf diesen Platz gekommen war, verschwand und erst spät der Heerde nachkam. Er beobachtete sie genauer und sah, daß sie durch eine Spalte des Gemäuers durchschlüpfte. Er wand sich ihr nach, und traf sie in einer Hölung, wo sie fröhlich die Haferkörner auflas, die einzeln von der Decke herabfielen. [327] Er blickte in die Höhe, schüttelte den Kopf über den Haferregen, konnte aber durch alles Hinstarren nichts weiter entdecken. Endlich hörte er über sich das Wiehern und Stampfen einiger muthigen Hengste, deren Krippe der Hafer entfallen mußte.

So stand der Ziegenhirte da, staunend über die Pferde in einem ganz unbewohnten Berge. Da kam ein Knappe und winkte schweigend ihm zu folgen. Peter stieg einige Stufen in die Höhe und kam, über einen ummauerten Hof, an eine Vertiefung, die ringsum von hohen Felsenwänden umschlossen war, in welche, durch überhangende dickbelaubte Zweige, einiges Dämmerlicht herab fiel. Hier fand er, auf einem gut geebneten, kühlen Rasenplatze, zwölf ernste Rittermänner, deren keiner ein Wort sprach, beim Kegelspiel. Peter wurde schweigend angestellt, um die Kegel aufzurichten.

Anfangs that er dies mit schlotternden Knien, wenn er, mit halbverstohlenem Blick, die langen Bärte und die aufgeschlitzten Wänste der edeln Ritter betrachtete. Allmälig aber machte die Gewöhnung ihn dreister, er übersah alles um sich her mit festerem Blick und wagte es endlich, aus einer Kanne zu trinken, die neben ihm hingesetzt war und aus welcher der Wein ihm lieblich entgegenduftete. Er fühlte sich wie neu belebt und so oft er Ermüdung [328] spürte, holte er sich aus der nie versiegenden Kanne neue Kräfte. Doch endlich übermant' ihn der Schlaf.

Beim Erwachen fand er sich auf dem umschloßnen grünen Platz wieder, wo er seine Ziegen ausruhen zu lassen pflegte. Er rieb die Augen, konnte aber weder Hund noch Ziegen entdecken, staunte über das hochaufgeschoß'ne Gras und über Sträucher und Bäume, die er vorher hier noch nie bemerkt hatte. Kopfschüttelnd ging er weiter, alle die Wege und Stege hindurch, die er täglich mit seiner Heerde zu durchirren pflegte; aber nirgends sah er eine Spur von seinen Ziegen. Unter sich sah er Sittendorf, und endlich stieg er, mit beschleunigtem Schritte, herab, um hier nach seiner Heerde zu fragen.

Die Leute, die ihm vor dem Dorfe begegneten, waren ihm alle unbekannt, waren anders gekleidet und sprachen nicht so, als seine Bekannten; auch starrten sie ihn alle an, wenn er nach seinen Ziegen fragte und faßten sich an das Kinn. Endlich that er, fast unwillkührlich, eben das und fand, zu seinem Erstaunen, seinen Bart um einen Fuß verlängert. Er fing an, sich und die ganze Welt um sich her für verzaubert zu halten; und doch kannte er den Berg, den er herabgestiegen war, wohl als den Kyffhäuser, auch waren ihm die Häuser mit ihren [329] Gärten und Vorplätzen alle wohl bekannt. Auch nannten mehrere Knaben, auf die Frage eines Vorbeireisenden, den Namen: Sittendorf.

Kopfschüttelnd ging er in das Dorf hinein und nach seiner Hütte. Er fand sie sehr verfallen, und vor ihr lag ein fremder Hirtenknabe in zerrißnem Kittel, neben einem abgezehrten Hunde, der ihn zähnefletschend angrinzte, als er ihn rief. Er ging durch die Oeffnung, die sonst eine Thür verschloß, hinein, fand aber alles so wüste und leer, daß er, einem Betrunkenem gleich, aus der Hinterpforte wieder hinaus wankte, und Frau und Kinder bei ihrem Namen rief. Aber keiner hörte, und keine Stimme antwortete ihm.

Bald umdrängten den suchenden Mann mit dem langen, eisgrauen Bart Weiber und Kinder und fragten ihn um die Wette: was er suche? Andre, vor sei nem eignen Hause, nach seiner Frau oder seinen Kindern zu fragen, oder gar nach sich selbst, schien ihm so sonderbar, daß er, um die Fragenden los zu werden, die nächsten Namen nannte, die ihm einfielen. »Kurt Steffen!« Die meisten schwiegen und sahen sich an, endlich sagte eine bejahrte Frau: Seit zwölf Jahren wohnt er unter der Sachsenburg, dahin werdet ihr heute nicht kommen. »Velten Meier!« Gott habe ihn selig! antwortete ein altes Mütterchen an der[330] Krücke, der liegt schon seit funfzehn Jahren in dem Hause, das er nimmer verläßt.

Er erkannte, zusammenschaudernd, seine plötzlich alt gewordene Nachbarinnen; aber, ihm war die Lust vergangen, weiter zu fragen. Da drängte sich durch die neugierigen Gaffer ein junges, rasches Weib, mit einem einjährigen Knaben auf dem Arm, und einem vierjährigen Mädchen an der Hand, die alle drei seiner Frau wie aus den Augen geschnitten waren. »Wie heißt ihr?« fragte er erstaunend. »Maria.« »Und euer Vater?« »Gott habe ihn selig! Peter Klaus; es sind nun zwanzig Jahr, daß wir ihn Tag und Nacht suchten auf dem Kyffhäuser, da die Heerde ohne ihn zurückkam; ich war damals sieben Jahr alt.«

Länger konnte sich der Ziegenhirt nicht halten. »Ich bin Peter Klaus, – rief er, – und kein anderer!« und nahm seiner Tochter den Knaben vom Arm. Alle standen wie versteinert, bis endlich eine Stimme, und noch eine Stimme rief: »Ja, das ist Peter Klaus! Willkommen Nachbar, nach zwanzig Jahren willkommen!«

5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

5. Das gealterte Brautpaar.

In Tilleda wohnte ein armer, aber frommer Tagelöhner. Seine Tochter war Braut von [331] einem eben so dürftigen und redlichen Handwerker. Morgen sollte die Hochzeit sein. Die Gäste waren eingeladen, aber kein Mensch hatte daran gedacht, daß im ganzen Hause nur ein Topf, eine Schüssel und zwei Teller waren. »Was machen wir?« sprachen alle, und keiner wußte Rath! Endlich sagte der Vater, halb im Scherz, halb im Ernst:

»Ei, geht auf den Kyffhäuser, vielleicht leihet euch die Prinzessin Alles.«

Das Brautpaar geht wirklich hin. Vor der Oeffnung des Berges steht die Prinzessin. Sie nahen sich ihr mit Knixen und Bücklingen, und bringen ihr Anliegen schüchtern vor. Die kaiserliche Hoheit lächelt, und befiehlt zu folgen, worüber Hans und Grete außer sich vor Freude sind. Die Prinzessin giebt ihnen nun erst zu essen, und dann packt sie ihnen mit ihren höchsteigenen unverweltlichen Händen einen großen Tischkorb voll Teller, Schüsseln, Löffel u.s.w. Hans und Grete bedanken sich schönstens, versprechen, morgen Alles unversehrt zurück zu liefern, und auch etwas Reisbrei und Hochzeitkuchen mitzubringen.

Wie eilten sie, nach Tilleda zu kommen, so schwer auch der zugedeckte Tischkorb war. Aber wie wurde ihnen, als sie ein ganz neues Tilleda vor sich sahen. An der Stelle, wo ihres Vaters Hütte stehen mußte, fanden sie einen großen Ackerhof. [332] Kein Nachbarhaus war ihnen mehr kenntlich; kein Baum, kein Garten war mehr da, wo sie sonst dergleichen gesehen hatten. Lauter fremde Menschen, die sich um das Brautpaar versammelten, und es mit eben der Verwunderung und Neugierde ansahen, als dieses die Gaffenden betrachtete.

Sie setzten ihren Korb an die Erde, und überlegten ihr Schicksal. Da kam der Prediger. Grete ging auf ihn zu, klagte, daß sie Beide wie verrathen und verkauft unter den Leuten wären, erzählt ihm, daß sie gestern auf den Kyffhäuser gegangen sei, und kurz, sie macht ihn mit dem ganzen Abentheuer bekannt. Der Herr Pastor nahm darauf das Brautpaar mit in sein Haus, schlug das Kirchenbuch nach, und fand, daß Hans und Grete nicht länger als zweihundert Jahre in dem Kyffhäuser gewesen waren.

6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
a. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

6. Der verzauberte Kaiser.

Schon oben sprachen wir von dem verzauberten Kaiser Friedrich, hier einiges von dem, wie er sich noch den Lebenden zeigt. Er soll sich selbst mit einigen der Seinen hierhin verflucht haben, sitzt deshalb mit ihnen auf einer Bank, an einem steinernen Tische, den Kopf in der Hand haltend. Er [333] scheint zu ruhen oder schlafen, sein rother Bart ist ihm durch den Tisch bis auf die Füße gewachsen, er nickt stätig mit dem Kopfe und zwinkert mit den Augen, als wenn er etwa nicht recht schliefe, oder bald wieder aufwachen wolle.

a) Der Schäfer und der Kaiser.

Als einstmals ein Schäfer auf dem Kyffhäuser Berge ein Liedchen gepfiffen, hat solches dem Kaiser so wohl gefallen, daß er denselben durch einen zu sich berief und ihn dafür zur Dankbarkeit aus Freigebigkeit von dem daselbst vergrabenen reichen Schatze viel Geld geben lassen, wobei er den Schäfer gefraget: ob die Raben noch um den Berg flögen? Und da derselbe ja antwortete, sagte der Kaiser: »nun muß ich noch hundert Jahr schlafen.«

b. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

b) Der Kaiser und die Musikanten.

In seinem verzauberten Zustande liebt der Kaiser Musik sehr. Mancher Hirt, der hier auf seiner Schalmei blies, wurde schon zu ihm eingeladen, um ihm etwas vorzublasen, und dann beschenkt. Das war bekannt in der Gegend. Eine Gesellschaft Musikanten beschloß daher, ihm eine vollständige Nachtmusik zu bringen. In einer finstern Mitternachtsstunde [334] machen sie sich auf, und als unten in Tilleda die Glocke zwölf schlug, blasen sie los.

Beim zweiten Murki kommt die Prinzessin mit Lichtern in der Hand auf sie zugetanzt, und ladet mit Mienen sie ein, ihr zu folgen. Der Berg öffnet sich, die ganze Gesellschaft zieht spielend ein. Essen und Trinken wird reichlich aufgetischt, und die Kapellisten lassen sich's gut schmecken. Das war nun zwar recht gut, aber sie wollen gern auch etwas von den Brillanten haben, die nur so herum lagen. Allein niemand bietet ihnen etwas an. Nicht ganz zufrieden, brechen sie endlich auf, als schon der Morgen graute, meinend, beim Abschiede würde es doch ein Trinkgeld geben. Allein, der Kaiser nickt ihnen, ganz nach großer Herren Art, freundlich zu, und seine erlauchte Tochter giebt jedem Musikanten einen grünen Busch.

Ehrenthalber nimmt ihn ein jeder an, als sie aber wieder im Freien sind, werfen sie die Büsche weg, und räsonniren und lachen über ein solch kaiserliches Geschenk. Nur einer behält den Busch, um ihn zum Andenken aufzuheben. Als er nach Hause kommt, und seinem Weibe den Busch aus Scherz überreicht, siehe! da hatten sich alle Blätter in goldene Zehnthalerstücke verwandelt. Flugs liefen die Andern alle auf den Berg zurück, wollten ihre Büsche wiederholen, aber – fort waren sie.

c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[335] c) Der verzauberte Kaiser.

»Ein Bergmann, der still und fromm für sich lebte, ging einst am dritten Ostertage auf den Kyffhäuser. Da fand er an der hohen Warte einen Mönch sitzen, mit einem langen weißen Bart, der ihm bis auf die Knie reichte. Als dieser den Bergmann sahe, machte er ein großes Buch zu, worin es las, und sagte freundlich zu ihm: Komm mit mir zum Kaiser Friedrich, der wartet schon seit einer Stunde auf uns. Der Zwerg hat mir schon die Springwurzel gebracht.

Dem Bergmann eiste es über den ganzen Körper; doch der Mönch sprach ihm so tröstlich zu, daß er ganz freudig mitging, und ihm versprach, keinen Laut hören zu lassen, es möchte auch kommen, was käme. Sie gingen nun auf einen freien Platz, der ringsum mit einer Mauer umschlossen war. Da machte der Mönch einen großen Kreis mit seinem Krummstabe, und schrieb wunderbare Zeichen in den Sand. Dann las er lange und laut Gebete aus dem großen Buch, die der Bergmann aber nicht verstand. Endlich schlug er mit seinem Stabe dreimal auf die Erde, und rief: Thue dich auf!

Da entstand unter ihren Füßen ein dumpfes Getöse, wie bei einem fernen Gewitter; es zittert unter ihnen die Erde. Und nun sinkt der Bergmann mit dem Mönch, der seine Hand umfaßt hat, mit [336] dem Boden, so weit der Kreis umzeichnet war, ganz sanft in die Tiefe hinab. Sie treten hinunter, und der Boden steigt wieder langsam hinauf. Nun waren sie in einem großen Gewölbe.

Der Mönch geht mit festem Schritt voran, der Bergmann mit zitternden Knieen hinter her. So gehn sie einige Gänge hindurch, bis es anfängt ganz dunkel um sie her zu werden. Bald aber finden sie eine ewige Lampe, und sehen, daß sie sich in einem geräumigen Kreuzgang befinden. Der Mönch steckt hier zwei Fackeln an, für sich und seinen Begleiter. Sie gehen fort, und mit einemmal stehen sie vor einem großen eisernen Kirchenthor.

Der Mönch betet, hält die Springwurzel, vor der alle bezauberte Riegel aufspringen, an das Schloß, und ruft: Oeffne dich, Thür! Und mit Donnerkrachen springen alle die eisernen Riegel und Schlösser von selbst auf, und sie sehen vor sich eine runde Kapelle. Der Boden war spiegelglatt, wie Eis, und wer nicht keusch und züchtig gelebt hatte (so sagte nachmals der Mönch dem Bergmann), brach hier beide Beine, und kam nie zurück. Die Decke und die Seitenwände des runden Gewölbes flimmerten und flammerten beim Schein der Fackeln. Große Zacken von Kristall und von Diamanten hingen da herab, und zwischen ihnen noch größere Zacken von gediegenem Golde. In der einen Ecke [337] stand ein goldner Altar, in der andern ein goldnes Taufbecken auf silbernem Fuß.

Der Mönch winkte nun seinem Begleiter, gerade in der Mitte stehen zu bleiben, und gab ihm in jede Hand eine Fackel. Er selbst ging zu einer ganz silbernen Thür, klopfte dreimal mit dem Krummstabe an, und die Thür sprang auf.

Der Thür gerade gegenüber saß auf einem goldnen Thron der Kaiser Friedrich, nicht etwa aus Stein gehauen, nein! wie er leibte und lebte, mit einer goldnen Krone auf dem Kopfe, mit dem er beständig nickte, indem er die großen Augenbraunen zusammenzog. Sein langer rother Bart war durch den steinernen Tisch, der vor ihm stand, durchgewachsen und reichte ihm bis auf die Füße herab. Dem Bergmann verging Hören und Sehen über den Anblick.

Endlich kam der Mönch zurück und zog seinen Begleiter schweigend fort. Die silberne Pforte schloß sich selbst wieder zu; das eiserne Thor schlug, mit schrecklichem Geprassel, hinter ihnen zusammen. Als sie den Kreuzgang hindurch wieder in die vordre Höle kamen, senkte sich langsam der kreisrunde Boden herab. Beide traten darauf und wurden sanft in die Höhe gehoben.

Oben gab der Mönch dem Bergmann zwei kleine Stangen von einem unbekannten Erz, die er aus [338] der Kapelle mitgebracht hatte, welche seine Urenkel noch jetzt zum Andenken aufbewahren.«

70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

70. Der Brocken (Blocksberg)

Dies ist ein hoher Berg, wird allezeit um sich auf die sechzehn Meilen gesehen. Er ist gar berühmt durch ganz Deutschland, von den Hexen und Unholden, daß sie allda jährlich in der Nacht Walpurgis, oder den ersten Mai, ihren Hof halten sollen, allda von fernen Orten zusammen kommen, mit ihren Teufeln sich ergötzen, die Nacht zubringen mit Spielen, Zechen und Tanzen, wie aus ihren Aussagen kundbar. Man hat davon ein alt Lied:


In Thüringen ist sehr wohl bekannt Ein Berg, der Prockels (Blocks) Berg genannt, Welcher Berg, der jetzo berührt, Ueber sechzehn Meil gesehen wird, Also, daß den fern jedermann, Der Sachs und Heß, anschauen kann. Dieweil er hoch ist, übertrift Mit seiner Höhe, wie ich bericht't, All' Berg' im Harz und Thüringen, Darüber er ganz hoch thut springen. Ueberdies ist er auch weit beschreit (beschrieen) [339] Dieweil Nachts, zu Walpurg Zeit, In großer Zahl, wie ich bericht', Die Zauberin mit ihrem Gezücht In gemein ein'n Reichstag allda halten, Die Jungen sowohl, als die Alten, Welche all' der Teufel dahin führt In einem Hui, wie jetzt berührt, Auf welchem sie mit Tanzen, Springen, Mit Saufen auch die Zeit zubringen, Mit bösen Geistern Unzucht treiben, Wie solches oft die Gelehrten schreiben, Die Zauberinnen auch selbst, wie bericht't, Bekommen thun bei ihrem Gericht. Wann aber kommt der Hahnen Geschrei, So fahren sie wieder heim ohne Scheu, Ueber hohe Berg' und tiefe Thal, Bis daß sie kommen allzumal, Ein' jede Hexe an ihren Ort, Wie man solches hat wohl mehr gehört, Treiben also, ohn' alle Scheu, Ihr Hexenwerk und Zauberei Wider Gott und das heilig' Wort, Auch oftermals anstiften Mord, Doch können sie, wie ich bericht', Den frommen Leuten schaden nicht, Um welche her der Engel Schaar 'ne Wagenburg thut schlagen gar, Wie solches oftmals, mit großen Ehren, Richtig die heil'ge Schrift thut lehren. Ihr rechter Lohn und gewisses Pfand Ist Feuer, Schwerdt und ew'ge Schand', Ja, wenn sie nicht thun Buß auf Erden, So können sie nicht selig werden. Denn wer verläugnet Jesum Christ, Muthwilliglich zu jeder Frist, Den will er wiederum vielmehr Vor seinem himlischen Vater [340] Verläugnen gar am jüngsten Gericht, Wie solches die heilige Schrift bericht't.

Dies sei nun genug von Zauberei'n, Wir wollen nun uns in gemein Wenden an den Prockelsberg, Zu beschreiben gänzlich; merk': So ist auch überall allda Derselbe Berg 'ne Praktika Der Landleut', welche oft, ohn' Irren, Gut Wetter daher praktiziren; (?) Denn wenn ein starker Nebel trift Recht solchen Berg, wie ich bericht', So fällt gewiß denselben Tag Ein Regen; ist wahr, wie ich sag'. Wann aber solcher Berg ganz frei, Ohn' Nebel ist, ohn' alle Scheu, So folgt ein schöner, heller Tag. Alsdann darin ein jeder mag Mit Freuden an sein' Arbeit gah'n Auch wandern, reiten und alsdann Noch weiter, daß für solche Zeit Gott werd' gedankt in Ewigkeit.

71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz.

Im elften Jahrhundert gehörte diese Burg dem Oberberghauptmann von Helden, dessen schöne Frau Kaiser Heinrich der vierte in Goßlar kennen lernte. Böse Wünsche stiegen in ihm auf, er wußte auf [341] ne geschickte Weise den Mann von der Burg Schatzlar zu entfernen, jagte oft in der Nähe derselben, ward von einem Ungewitter überfallen und die Thore der Burg öffneten sich ihm zum Schutze. Die einsame Burgfrau war schwach genug, nicht dem Gedanken widerstehen zu können, daß ein Kaiser ihrer Schönheit huldigte und ward ihrem Gemale treulos.

Die unwürdige Liebe des Kaisers hatte ein Pfaffe aus dem nahen Kloster Pöhlde unterstützt. Zwar war diese Mitwirkung ganz geheim getrieben worden, aber der Verräther schläft nicht, hier war es der Burggeist. Lange hatte dieser sein Wesen auf dem Schlosse getrieben, spukte in der Küche, im Keller, besonders aber auf dem runden Thurme, der vor dem Schlosse stand. Man war seiner so gewohnt, da er niemand beleidigte, hörte sein Gepolter und sein Geheul ohne Grausen, da es zu oft kam und ließ ihn ruhig seinen Unfug treiben.

Dieser Burggeist erhob jetzt ein ungewöhnlich fürchteliches Geheul, tobte entsetzlich, ob dieser Schandthat, in der ganzen Burg herum und erschütterte sie in ihrer Grundfeste. Gefoltert von den heftigsten Gewissensbissen irrte die Gefallene aus einem Winkel in den andern; das Hofgesinde schlug Kreuz auf Kreuz und erwartete allgemeine Zerstörung mit bebenden Gliedern. Doch nicht züchtigen [342] wollte der Geist, nur aufbrechen und seinen alten Sitz verlassen. Es war ihm nicht möglich, hier länger zu verweilen, wo die Unschuld und Tugend vom Reichsoberhaupte selbst mit Füßen getreten war. Unter krachenden Donnerschlägen fuhr er im runden Thurme hinauf, hob die Bedachung desselben ab, und stürzte sie in die Tiefe, schwebte über Scharzfeld, schrie es laut über die ganze Gegend aus, daß der Pfaffe mehr als der Kaiser an dieser Sünde schuldig sei und verschwand.

Seit der Zeit hat kein Dach wieder auf dem Thurme festsitzen wollen, so oft man es auch zu erneuern versuchte; denn der Burggeist kam immer und riß es ab. Der Pfaffe aber ging sein Lebelang verstört umher und kam nie wieder zu einem heitern Gesichte.

72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

72. Die Dummburg.

Mit Schauder naht der Wanderer den Trümmern der Dummburg. Grausen faßt ihn, wenn ihn in dieser Gegend die Nacht übereilt. Denn, wenn die Sonne untergegangen ist, und er betritt den Boden der Burg, so hört er in der Tiefe ein dumpfes Aechzen und Kettengeklirr. Und um [343] Mitternacht sieht er, im Mondschein, die Geister der Ritter der Vorzeit, welche das Land umher einst beherrschten mit eisernem Scepter. In feierlichem Zuge steigen zwölf lange, weiße Gestalten aus den Felsentrümmern hervor, tragend einen großen offnen Sarg, den sie auf der Höhe hinsetzen, und dann verschwinden. Auch bewegen sich oft die Schädel, die hier und da umher liegen, unter den Klippen.

Lange Zeit hauseten in der Dummburg Räuber, welche die vorbeiziehenden Reisenden und Kaufleute, die sie auf der Landstraße von Leipzig nach Braunschweig erspähten, erschlugen, und die Schätze der beraubten Kirchen und des umliegenden Landes zusammenhäuften, und in unterirrdischen Hölen verwahrten. Tiefe Brunnen waren ausgefüllt mit Erschlagenen; und in dem schrecklichen Burgverlies der Raubburg starben oft Unglückliche den langsamen Hungertod. Lange blieben die Schlupfwinkel der Räuber unentdeckt. Doch endlich traf sie die Rache der verbundenen Fürsten.

Die geraubten Schätze von Gold und Silber und Edelsteinen liegen noch jetzt aufgethürmt in den verschütteten Kellern und Gewölben der Dummburg. Doch nur selten ist es einem Wanderer vergönnt, die hineinführenden Pforten zu finden, wenn er auch hier und da verfallne Eingänge entdeckt. – [344] Geister in Mönchsgestalten, oder auch leibhafte Mönche, steigen hier öfters hinab.

Einst sahe ein armer Holzhauer, der hinter den Felsentrümmern eine Buche fällen wollte, einen Mönch langsam daher kommen durch den Forst, und verbarg sich hinter dem Baum. Der Mönch ging vorbei, und in die Klippen hinein. Der Holzhauer schlich ihm nach, und sah, daß der Mönch an einer kleinen Pforte stehen blieb, die noch keiner der Dorfbewohner entdeckt hatte. Der Mönch klopfte leise an, und rief: »Thürlein, öffne dich!« und die Pforte sprang auf. »Thürlein, schließe dich!« hört er rufen, und es schloß sich die Pforte. Am ganzen Leibe zitternd bezeichnete der Holzhauer den gekrümmten Gang mit Zweigen und über einander gelegten Steinen. – Seit der Zeit konnte er nicht schlafen und nicht essen, so ängstete ihn die Neugierde, zu wissen, was in dem Keller sei, zu dem die wunderbare Pforte führte.

Den nächsten Sonnabend fastete er, und mit Sonnenaufgang ging er am Sonntage, mit dem Rosenkranz in der Hand, hin zu den bezeichneten Klippen. Jetzt stand er vor der Pforte, und klappte mit den Zähnen; denn immer dacht er einen Geist kommen zu sehen in Mönchsgestalt. Aber, es erschien ihm kein Geist. Zitternd schlich er heran zur Pforte, lauschte lange, und – hörte nichts. Endlich [345] betete er in der Angst seines Herzens zu allen Heiligen und der Jungfrau, und klopfte dann schnell, halb ohne Besinnung, an die Pforte. »Thürlein, öffne dich!« sprach er mit schwacher, bebender Stimme. Die Pforte sprang auf, und er sahe vor sich einen schmalen dämmernden Gang. Er wankte hinein; und der Gang verlor sich bald in ein geräumiges, ziemlich helles Gewölbe. »Thürlein, schließe dich!« sagte er, ohne es zu wollen. Da schloß sich hinter ihm die Pforte.

Nun ging er zitternd vorwärts, und fand große offne Fässer und Säcke angefüllt mit alten Thalern und feinen Gulden, und schweren Goldstücken. Auch standen da mehrere Schmuckkastchen, voll Juwelen und Perlen; kostbare Monstranzen und geschmückte Heiligenbilder lagen und standen auf silbernen Tischen in den Ecken der Höle. Der Holzhauer bekreuzte und segnete sich, wünschte tausend Meilen sich von dem bezauberten Ort, und konnte doch der Begierde nicht widerstehen, etwas zu nehmen von den ungebrauchten Schätzen, um seine Frau und acht Kinder zu kleiden, die lange schon in Lumpen gingen.

Zitternd, und mit zugedrückten Augen, streckte er seine Hand aus nach einem Sack, der zunächst neben ihm stand, und nahm einige Gulden heraus. Er faßte schnell nach seinem Kopfe, und fand ihn [346] noch fest sitzen an seiner Stelle. Schon weniger zitternd, und durch die Augenwimpern blinzend, nahm er einige Thaler, auch ein paar Hände voll von den kleinen glänzenden Blechmünzen, und wankte sich bekreuzend der Thür wieder zu.

»Komm wieder!« rief ihm eine dumpfe Stimme aus der Tiefe der Höle. Kaum vermocht er, da rings um ihn alles im Kreise sich drehte, das: »Thürlein, öffne dich!« zu stammeln. Da sprang die Pforte auf. Fröhlich und lauter rief er: »Thürlein, schließe dich!« und es schloß sich die Thüre.

Er eilte nach Hause, so schnell ihn seine Füße tragen wollten; sagte aber nichts von den gefundenen Schätzen, ging dann in die Klosterkirche, und opferte zwei Zehntheile von allem, was er genommen hatte, in der Höle, für die Kirche und die Armen. Den folgenden Tag ging er zur Stadt, und kaufte seiner Frau und seinen Kindern einige Kleidungsstücke, die sie sehr bedurften. Er habe, sagte er, einen verwitterten alten Thaler und ein paar Gulden unter den Wurzeln der Buche gefunden, die er fällte.

Den folgenden Sonntag ging er mit festerem Schritt hin zu der Pforte in den Klippen, machte es wie das erstemal, und füllte mehr, doch mäßig und bescheiden, seine Taschen. – »Komm wieder!« [347] rief ihm die dumpfe Stimme. Und er kam den dritten Sonntag wieder, und füllte seine Taschen wie vorher.

Jetzt war er in seinen Augen ein reicher Mann. Aber, was sollte er machen mit seinem Reichthum? Er gab der Kirche und den Armen zwei Zehntheile von allem, was er hatte; und das andere wollte er in seinem Keller vergraben, um, von Zeit zu Zeit, nach dem Bedürfniß seines Hauses, etwas zu holen. Doch konnte er der Begierde nicht widerstehen, sein Geld vorher zu messen; denn, Geld zu zählen, hatte er nimmer gelernt.

Er ging zu seinem Nachbar, einem reichen, reichen Mann, der aber hungerte bei seinem Reichthum, der mit Korn wucherte, den Arbeitern den Lohn entzog, Wittwen und Waisen das Ihrige abdrang, auf Pfänder lieh, und keine Kinder hatte. Von diesem borgte er eine Metze, maß sein Geld, vergrub es, und trug die Metze zurück.

Aber die Metze hatte große Spalten, durch welche der Kornwucherer, beim Verkauf an arme Handarbeiter, durch Schütteln und Schlagen immer einige Körner wieder auf seinen Haufen zurückfallen ließ. In einer dieser Spalten waren einige kleine Blechmünzen zurück geblieben, die der Holzhauer beim Ausschütteln des Geldes nicht bemerkte.

Doch, den Falkenaugen des reichen Nachbars [348] entgingen sie nicht. Er suchte den Holzhauer im Walde auf, und fragte ihn, was er gemessen habe mit der Metze? Holzsaamen, Haferkorn und dergl., antwortete dieser stotternd. Aber mit Kopfschütteln zeigte ihm der Wucherer die Blechmünzen, drohte ihm mit den Gerichten und der Folter, und dann versprach er ihm wieder alles, was er sich nur wünschen konnte. Und so preßte er ihm nach und nach das geahndete Geheimniß ab, und lernte von ihm die furchtbaren Worte.

Die ganze Woche hindurch machte nun der reiche Wucherer Entwürfe, wie er mit einemmale alle Schätze heraus schaffe aus der Höle, und auch die, welche in Nebenhölen noch etwa verborgen sein könnten, und unter der Erde vergraben sein dürften. Hätte er alles dies Geld wohl beigescharrt, dann berechnete er, schon zum voraus, wie er, nach und nach, einen Morgen Acker nach dem andern, eine Hufe nach der andern, seinen Nachbarn wohlfeil abkaufen, oder abklagen und abschwören wollte. So dachte er Herr von dem ganzen Dorfe und vielleicht von noch mehrern benachbarten Dörfern zu werden, sich dann vom Kaiser adeln zu lassen und als Raubritter die ganze Gegend sich steuerbar zu machen.

Dem Holzhauer gefiel es nicht, daß sein böser Nachbar zur Burg gehen wollte. Er bat ihn, [349] abzustehen von seinem Vorhaben, stellte ihm die Gefahr vor, erzählte ihm hundert Beispiele von unglücklich gewordenen Schatzgräbern. Aber wer hält einen Geizhals von einem offnen Sack voll Goldstücke zurück?

Durch Drohungen und Bitten wurde der Holzhauer endlich beredet, einmal nur noch mitzugehen zu der Pforte; er sollte die Säcke, die der Wucherer alle selbst heraus schleppen wollte, nur in Empfang nehmen und in ein Gebüsch verstecken. Dafür sollte er die Hälfte haben von allem, und die Kirche den Zehnten; auch sollten alle Arme des Dorfs neu gekleidet werden. So sprach der Geizige. In seinem Herzen aber hatte er beschlossen, den Holzhauer, wenn er seiner Hülfe nicht mehr bedürfte, in den tiefen Brunnen auf der Burg hinunter zu stürzen, den Armen nichts, und der Kirche einige Blechmünzen zu geben, wozu er im Geist schon die leichtesten aussuchte.

Den nächsten Sonntag ging der Geizige, noch vor Aufgang der Sonne, mit dem Holzhauer in die Klippen der Dummburg. Auf seiner Schulter trug er einen großen Dreischeffelsack, in dem zwanzig etwas kleinere steckten, und einen Spaten und eine große Hacke. Der Holzhauer warnte ihn noch einmal ernstlich vor Habsucht, aber vergebens, empfahl ihm das Gebet zu den Heiligen, aber umsonst. [350] In sich fluchend und zähneknirschend ging der Geizhals vor sich hin.

Nun kamen sie zu der Pforte. Der Holzhauer, dem nicht wohl war bei der Sache, den aber die Furcht vor der Folter zurück hielt, blieb in einiger Entfernung stehen, um die Säcke in Empfang zu nehmen. »Thürlein, öffne dich!« rief hastig und vor Gier zitternd der Kornwucherer. Da öffnete sich die Pforte und er ging hinein. »Thürlein, schließe dich!« Die Pforte schloß sich hinter ihm.

Kaum war er in dem Gewölbe, und sah alle die Fässer und Säcke und Kasten voll Gold und edeln Steinen und Perlen und blinkendem Golde, so verschlang er alles mit den Augen, und riß mit bebender Hand die zwanzig Säcke aus dem großen Sack heraus, und wollte hastig sie füllen.

Da kam aus der Tiefe der Höle, langsamen Schrittes, ein großer schwarzer Hund mit feurigen funkelnden Augen, und legte sich wechselnd auf jeden gefüllten Sack und auf alle das Geld.

»Fort mit dir, du Geizhals!« so grinzte der große schwarze Hund ihn an. Bebend fiel er zur Erde, und kroch auf Händen und Füßen der Thüre zu. Aber, in der Angst seines Herzens vergaß er das: »Thürlein, öffne dich!« rief einmal über das [351] andere: »Thürlein, schließe dich!« und die Thür blieb verschlossen.

Lange harrte sein der Holzhauer mit pochendem Herzen. Da schien's ihm, als hörte er Aechzen und Winseln und ein dumpfes Hundegeheul – und dann war es plötzlich wieder still.

Jetzt hörte er das Lauten zur Messe in dem Kloster. Er betete seinen Rosenkranz: dann pochte er leise an die Pforte. »Thürlein, öffne dich!« »Es öffnete sich die Pforte; aber – o Jammer, da lag der blutende Körper seines bösen Nachbars ausgestreckt auf seinen Säcken, und die Fässer und Kasten voll Gold und Silber und Diamanten und Perlen sanken vor seinen Augen immer tiefer und tiefer in die Erde!«

73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld.

Für das Wahrzeichen des Schlosses Mansfeld hält man einen Mönchs- und einen Nonnenkopf, wovon der erste unweit des Thores, wenn man nach der sogenannten Mine zugeht, unter dem Erker der ehemaligen Kommendantenstube in der Mauer, der andere aber bei der Kirchthüre in der Höhe an einer Ecke befindlich war. Man erzählt davon, [352] daß eine Nonne mit einem Mönche vornehmen Geschlechts ein Liebesbündniß gehabt und ihre Liebe entdeckt worden sei. Beide wurden auf dieses Schloß in Verwahrung gebracht. Der Mönch aber stürzte sich vom Schlosse herab, die Nonne endete ihr Leben, indem sie sich in der sogenannten dunkeln Kammer erhing, wo man den Ort und den Strick noch lange zeigte. Ihre Bildnisse wurden in Stein gehauen und an die benannten Orte gestellt.

74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz.

Ihr Eingang, der sehr niedrig und beschwerlich ist, befindet sich am Fuße eines der Seltenberge, und die Entstehung ihres Namens, Tidian, verliert sich im grauen Alterthume.

Eine unter dem gemeinen Manne sehr verbreitete Sage macht diese weitläuftige unterirdische Höle zu einer Goldgrube, in der mancher Schatzgräber, die sogar aus Venedig hierher gewandert sein sollen, große Schätze gefunden hat. Wenigstens sprechen die Spuren vom Durchwühlen und Umgraben der Erde, die man hier herum findet, für die Wahrheit der Sage in Rücksicht des Suchens [353] wenn man auch an dem Finden zweifeln muß. Man erzählt von einer großen Statüe von gediegenem Golde, die mehrere Personen in einem Gange der Höle gesehen, und auch davon große Klumpen Gold abgeschlagen haben sollen. Bei näherer Untersuchung habe man gefunden, daß dieses Gold an Feinheit und Reinheit alles andere übertreffe; die wiederholten Versuche dieser glücklichen Schatzgräber wären aber nicht mit eben dem Erfolge belohnt worden, denn alles Suchens ungeachtet hätten sie den Eingang zur Höle des goldenen Mannes nicht wieder finden können.

Unter allen diesen fabelhaften Sagen von der goldreichen Höle des Tidians ist folgende am meisten in der Gegend verbreitet, und trägt am unverkennbarsten den romantischen Charakter der grauen Vorzeit, in welchem wir fast immer die rächende Nemesis, dem Verbrechen auf dem Fuße folgend, erblicken.

Vor mehrern Jahrhunderten lebte auf der alten Burg im Dienste eines Grafen von Falkenstein ein frommer gottesfürchtiger Schäfer. Eines Tages, es war der St. Johannistag, als er ruhig seine Heerde am Fuße der Berge weidete, erblickte er in der Mittagsstunde im Thalgrunde eine wunderschöne Blume, die sogleich seine ganze Aufmerksamkeit fesselte. Voll Verwunderung über den seltenen [354] Schimmer ihrer herrlichen glänzenden Farben eilte er auf dieselbe zu, pflückte sie, und befestigte sie, nicht wissend, welches köstliche Kleinod er besitze, auf seinem Hute. Kaum hatte er sich wieder ruhig neben seiner Heerde im Schatten einer Eiche gelagert, als er nicht fern von sich den Eingang einer Höle erblickte, die er bis zu dieser Stunde, so oft er auch schon in dieser Gegend seine Schafe gehütet, nie wahrgenommen hatte. Voll Verwunderung über diesen neuen Anblick und voll Neugierde, das Innere dieser Höle näher zu untersuchen, betrat er dieselbe, und fand sie mit einem glänzenden Sande angefüllt. Außer sich vor Freude über den glänzenden Fund, und ahnend, daß dieser Sand mehr als gewöhnlicher Sand sei, füllte er seine Taschen mit dem schimmernden Funde, und trug denselben ohne Jemanden ein Wort von seinem Abentheuer zu erzählen, nach Magdeburg zu einem Goldschmidt. Dieser, dem beim ersten Anblicke sogleich der Schimmer des edelsten Metalls entgegenstrahlte, und der bei näherer Untersuchung die vorzügliche Reinheit und Güte desselben entdeckte, bezahlte den Schäfer ansehnlich, und bat ihn, in der Hoffnung eines künftigen größern Gewinns, ja recht bald und oft mit gefüllten Taschen zu ihm zurück zu kehren. Glücklich und überglücklich über seinen Fund, kehrte der ehrliche Schäfer [355] zu seiner Heerde, und sein Glück nicht mißbrauchend, nur dann erst zu seiner Goldgrube zurück, als das für seine erste Ladung gelöste Geld aufgezehrt war.

So setzte er geraume Zeit, seine Entdeckung in den sichernden Schleier des Geheimnisses gehüllt, seine Gänge zur Höle des Ueberflusses und von da zu dem Goldschmidt nach Magdeburg fort.

Nun begab es sich, daß sein Herr, der Graf von Falkenstein, zu seiner bevorstehenden Vermählung mit seiner schönen Braut bei demselben Goldschmidt, den sein Schäfer so reichlich mit Golde versorgte, Ringe und anderes kostbares Geschmeide bestellte. Er erstaunte, als ihn der Goldschmidt fragte, ob er gewöhnliches oder Tidianisches Gold haben wollte, denn ihm war wohl bekannt, daß in seinen Waldungen ein ganzer Distrikt seit langer Zeit den Namen des Tidian führe. Auf seine Frage, was das für Gold sei und woher er es erhielte, belehrte ihn der Goldschmidt, daß das Tidianische Gold das schönste und reinste sei, was man bis jetzt kenne, und daß ein alter Schäfer ihm von Zeit zu Zeit davon bringe. Der Graf von Falkenstein, nur noch neugieriger durch diese Antwort gemacht, bat den Goldschmidt, ihn rufen zu lassen, sobald sein Goldlieferant zu ihm käme. Nicht lange, so erhielt der Graf die Nachricht, daß der [356] Schäfer da sei, und er säumte nicht, sich sogleich zu dem Goldschmidt zu begeben. Hier fand er nun, zu seinem großen Erstaunen, in der Person des Goldmännchens seinen alten, wohlbekannten Schäfer, der eben so sehr erstaunte, hier mit seinem Herrn zusammenzutreffen, und sein so lange bewahrtes Geheimniß entdeckt zu sehen.

Arglos erzählte er auf das Geheiß seines Herrn diesem sein glückliches Abentheuer, und erbot sich, ihn zu der wunderbaren Höle des Tidian zu geleiten. Kaum war der Graf von Falkenstein auf seiner Burg angelangt, als er in Begleitung seines Schäfers den Weg zur Höle antrat, und die magische Kraft der Wunderblume, die der Schäfer noch immer, jedoch unbewußt, welche geheime Kraft dieselbe besitze, auf seinem Hute trug, zeigte auch beiden den Eingang zu den unterirdischen Schätzen, von denen sie, so viel sie fortbringen konnten, mit sich nahmen.

Der Graf entzückt über den glücklichen Ausgang seiner ersten Wanderung, erdrückte fast mit Liebkosungen den ehrlichen Schäfer, den er als den Urheber seines künftigen unermeßlichen Reichthums pries, und wiederholte bald in seiner Begleitung die Wallfahrt zur Höle des Tidian mit eben so glücklichem Erfolge. Doch seine mit dem zunehmenden Reichthum wachsende Habsucht, seine unersättliche [357] Goldgier peinigte ihn Tag und Nacht mit dem Gedanken, seine Schätze mit Jemanden theilen zu müssen, und der quälende Argwohn, daß sein Schäfer das Geheimniß der Höle weiter verbreiten und ihn so um den größten Theil seiner von der Zukunft gehofften unermeßlichen Schätze bringen könne, verdrägte bald jedes menschliche Gefühl aus seiner Brust, und verleitete ihn zu der fürchterlichen Grausamkeit, seinem Wohlthäter die Augen ausstechen zu lassen. Da that der arme geblendete Mann, seinen Peiniger verfluchend, den Wunsch, daß die Höle sich augenblicklich schließen, und so lange verschlossen bleiben möchte, bis drei gebrechliche regierende Herren, als ein Lahmer, ein Stummer und ein Blinder, auf dem Falkenstein residirt haben würden.

Sein Wunsch ward erhört, denn obgleich der Eingang zu der Höle des Tidians noch heut zu Tage existirt, so findet man doch nirgends mehr die Oeffnung zu der goldreichen Grotte, und obgleich bereits ein lahmer und ein stummer Herr von der Asseburg (von welchem Letztern sich das Bildniß noch in dem Rittersaale befindet) auf dem Falkenstein residirt haben sollen, so möchte doch wohl der dritte und letzte, der zur Oeffnung der Höle erfordert wird, umsonst erwartet werden, da nun [358] schon seit 50 Jahren die alte Burg unbewohnt steht.

75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

75. Die Daneels-Höle.

Am mitternächtlichen Abhang des Berges, auf dessen Gipfel das Kloster Huyseburg, eine Meile vorwärts von Halberstadt, liegt, zeigt sich eine künstlich ausgehauene Felsenhöle, von ziemlich beträchtlichem Umfang, die jetzt, da der Wald an dieser Stelle stark ausgehauen ist, dem suchenden Auge leicht sich darbietet, einst aber von dick belaubten Eichen und Buchen völlig versteckt war. Jetzt sieht man nur noch die nackten offnen Felsenwände, und unterscheidet zwei Gemächer, deren eins zu einem Aufenthalt für Menschen, das andere zum Pferdestall bereitet war. Noch bemerkt man an der oberen Decke eine durch die Kunst gemachte Oeffnung, welche den starken Fels durchdringt. Das Volk erzählt davon folgende Sage.

»In dieser Höle wohnte einst ein Räuber, der viele Jahre die ganze Gegend umher unsicher machte.« Sein Name war Daneel oder Daneil. Sein Bruder, ein Sternseher, hatte ihm diesen Schlupfwinkel aufgesucht, und für seine Absichten [359] eingerichtet. Der Undankbare ermordete ihn, damit sein verborgener Aufenthalt desto weniger verrathen werden könnte.

Lange Zeit hindurch trieb Daneel seine Räubereien in mehrern Theilen des Harzgebirgs von seiner Felsenhöle aus. – Er hatte sie außerdem in einem großen Umkreise, mit verborgenen Schlingen von Draht umgeben, die mit einigen kleinen Glocken in seiner Höle in Verbindung standen, deren Geklirr ihm die Gegend bezeichnete, in die er hineilte, um auch die einzeln vorbeigehenden Wanderer zu berauben.

Diese List verschaffte ihm auch eine Frau und Wirthschafterin. Suse, ein schönes Bauermädchen, aus einem benachbarten Dorfe, verirrte sich, beim Haselnußpflücken, bis in die verwachsene Wildniß, die des Räubers Höle verdeckte. Kaum aber hatte sie den verrätherischen Draht berührt, so sprang Daneel heraus, und haschte und schleppte sie, nach vergeblichem Kampf, in seine Höle. Hier zwang er sie, sein Weib zu werden, und ihm feierlich zu schwören: »ihn nie böslich zu verlassen, und seinen Aufenthalt keinem lebenden Menschen zu verrathen.«

Lange blieb auch der Schlupfwinkel des Räubers unentdeckt. Denn, da er größtentheils in entferntern Gegenden raubte, und sich dann im Dunkel [360] der Nacht in die nicht bemerkbare Höle schlich; so vermuthete man, mehrere Jahre hindurch, seinen Aufenthalt in dem Huy-Walde nicht. Und da endlich die Obrigkeiten der benachbarten Orte durch häufige Klagen aufmerksam gemacht wurden, so täuschte sie Daneel durch mannichfache List. So hatte er, unter andern, seinem Pferde die Hufeisen verkehrt aufgeschlagen, so daß die Spuren, wenn er zuweilen auf demselben heimkehrte, abwärts von seinem Wege führten. Die letzten Spuren verdeckte der Rasen, welcher den Abhang des Berges, in dessen Mitte die Höle lag, überkleidete. Doch, nicht immer schlief die Rache!

Fünf Kinder hatte ihm Suse geboren, und alle fünf Kinder hatte der Unmensch gleich nach der Geburt erstickt, um durch ihr Geschrei nicht verrathen zu werden. – Jetzt endlich gab der Räuber den tausendmal schon versagten Bitten seines Weibes nach, da er von ihrer Treue überzeugt war, und sie nun längst schon vergessen und unkenntlich glaubte, nur einmal in die benachbarte Stadt gehen zu dürfen, um sich einige Kleidungsstücke zu kaufen, die sie schon lange sich gewünscht hatte. – Nach sechs kummervollen Jahren öffnete sich ihr zum erstenmal ihr Kerker, und sie sah bebaute Fluren wieder. Doch mußte sie vorher ihren Schwur mit den stärksten Betheuerungen wiederholen, auch ihm [361] eidlich versprechen, aus der Stadt heimzukehren, ehe das Getümmel in derselben lebhaft würde.

Noch vor Aufgang der Sonne verließ sie die Raubhöle, von tausend Empfindungen bestürmt. Einen Monat vorher hatte sie die klägliche Ermordung ihres fünften eben gebornen Kindes, eines schönen gesunden Knabens, gesehen, und sein Geschrei durchbebte noch immer ihr Ohr; seit dieser Zeit war ihr der Räuber, den sie immer mit finsterem Unmuth heimkehren sah, und dessen Erzählungen von seinen Räubereien sie mit Abscheu hörte, völlig unerträglich geworden. Sie zitterte vor dem Gedanken, in einigen Stunden wieder in die Höle zurückzukehren, und hier, vielleicht auf immer, eingeschlossen zu werden. Und doch – sie band der furchtbarste Eid, und: »Seele verloren, alles verloren,« hallte es immer in ihrem Herzen wieder. So fühlte sie sich jetzt frei, und zugleich an die Höle und den Räuber gekettet.

Als sie an dem Kloster Huyseburg vorbeiging, hoffte sie, ein Engel sollte ihr einen Priester entgegen führen, der sie, ohne daß sie ihm das Geheimniß vorher entdeckte, von ihrem Eide entbände. Aber, kein Priester erschien. Dämmerung und Schlaf deckte noch das Kloster und seine Bewohner. – Sie ging weiter, stand jetzt vor dem Walde, und sahe die Stadt noch im Nebel gehüllt vor sich [362] liegen. Die Stille um sie her war ihr grauvoll; sie fühlte sich einsam und von der ganzen Welt verlassen. – Jetzt ging die Sonne auf, und die ganze schöne Landschaft lag frei vor ihr. Aber ihre Brust war beklommen; es war ihr, als wenn die Morgenluft auf dem freien Berge, die sie sich so oft nur einmal einathmen zu können gewünscht hatte, ihr das Herz zerdrücken wollte. Die Angst beflügelte ihre Schritte; sie kam, ohne einem menschlichen Wesen zu begegnen, zur Stadt, fand die Häuser der Juden, die nahe am Thore wohnten, von denen sie die Kleider kaufen wollte, noch verschlossen, und wollte wieder zu ihrem Kerker zurückkehren.

Aber, der Taumel ihrer Gedanken machte sie schwindeln. Sie verfehlte den Weg in der Stadt und halb besinnungslos stand sie mit einemmale auf dem Marktplatz, in der Mitte derselben. Es war noch so früh am Tage, daß sie auch hier keinen Menschen sah. Sie richtete ihren niedergesenkten Blick in die Höhe, und sahe die Rolandssäule an der Ecke des Rathhauses. Ueberwältigt von ihrem Jammer, und von dem Drang, ihrem vollen Herzen Luft zu machen, warf sie sich vor dem steinernen Bilde auf die Knie, und erzählte diesem unter Strömen von Thränen und lautschluchzend [363] ihre Leiden und die Abscheulichkeiten, die sie in der Raubhöle gesehen und gehört hatte.

Ein vorbeigehender Gerichtsdiener hörte einen Theil ihrer Beichte, und nöthigte sie, mit ihm zu dem Schöffen zu gehen. Hier, da sie ihr Geheimniß schon verrathen sahe, und von drei Priestern feierlich ihres Eides entbunden wurde, erzählte sie ohne Rückhalt, was sie wußte, und versprach auch, den listigen Räuber den Richtern zu überliefern. Dann eilte sie, so schnell sie konnte, nach der Höle zurück, und bestreute den Pfad, der sich durch das Gebüsch zu derselben hinauf wand, mit einzelnen Erbsen, welche ihr die Richter zu dem Behuf mitgegeben hatten.

Der Verabredung gemäß, erschienen den folgenden Tag die Schöffen mit zehn wohlgerüsteten Lanzknechten an dem bezeichneten Abhang des Berges, in dem die Höle des Räubers lag, und vertheilten sich in dem Gebüsch. Bald spähten sie auch den bestreuten Weg aus. Da sie aber nicht hoffen konnten, mit offenbarer Gewalt in die Höle einzudringen, welche eine starke eiserne Thüre und große Schlösser und Riegel verschlossen; so warteten sie versteckt den Augenblick ab, den ihnen Suse als den einzigen genannt hatte, wo sie hoffen konnten, den Räuber zu überraschen.

[364] Jetzt war es Mittag, und warm schien die Sonne. Da hören sie über sich den Schall einer kleinen Glocke, womit ihnen Suse ein Zeichen gab, und bald nachher das Knarren der Riegel und Schlösser an der eisernen Thür der Höle, die jetzt geöffnet wurde. Sie sahen auf, und heraus tritt Suse, und ihr folgt der furchtbare Räuber. Suse setzt auf einen kleinen, freien, sonnebeglänzten Vorplatz am Abhang des Berges sich hin, neben ihr lagert sich Daneel in das hohe Gras, und legt seinen Kopf auf ihren Schooß, wie er alle Tage bei heiterm Wetter zu thun pflegte, um so des Mittagsschlafes zu genießen. Die neue Delila streichelte ihm Wangen und Kopf, bis er einschlief.

Als sie ihn fest zu schlafen glaubte, gab sie den versteckten Lanzknechten, durch ein leises Pfeifen mit dem Munde, das verabredete Zeichen, über den Räuber herzufallen. Diese arbeiteten sich den Abhang heran. Doch Daneel, den das ungewohnte Pfeifen schon halb geweckt hatte, fuhr, als er das Rauschen der Büsche um sich her hörte, plötzlich auf, blickte umher, und sahe bewaffnete Männer, die von mehrern Seiten sich ihm nahten. Augenblicklich sprang er auf, und wollte Suse mit sich in die Höle reißen. Da diese sich aber aus allen Kräften sträubte, so stürzte er allein in die Höle, warf die eiserne Thür hinter sich zu, und verrammelte [365] sie mit Riegeln und Felstrümmern und Baumstämmen.

Da standen nun die Lanzknechte und ihre Anführer vor der langgesuchten Höle, hatten den Räuber, der ihnen so oft entgangen war, umringt gehabt, und sahen sich von neuem getäuscht. Vergebens bestürmten sie den Eingang mit ihren Waffen, und mit Stangen, die ihnen der Wald darbot; die feste Thür wankte nicht unter ihren Schlägen. Auch wünschte keiner der erste zu sein, der auf den Räuber in der offnen Höle träfe; und so hoben sie für jetzt den stürmenden Angriff auf, und hielten Kriegsrath.

Schöffen und Lanzknechte stimmten, nach langer Berathung, als das sicherste, darauf, den Räuber in seiner Felsenburg auszuhungern. Ein Eilbote sollte die glückliche Verhaftung des Unholds in der Stadt verkünden, und Lebensmittel für die Belagernden, und noch Verstärkung, wegen eines zu befürchtenden Ausfalls, herbeiholen. Aber Suse sagte den Berathen den: Daneel habe schon seit mehrern Jahren auf solche erwartete Fälle sich in Bereitschaft gesetzt; er sei immer auf mehrere Wochen mit Lebensmitteln und mit Wasser versehen. Diese Frist schien den Kriegern zu lange; sie gaben also jenen Entwurf der Aushungerung auf, und jeder that einen neuen Vorschlag, wegen der Bestürmung, [366] Untergrabung und Sprengung des Felsens, der den andern immer noch unthunlicher erschien, als der erste.

So stritten und zankten sich die Belagerer vor der Höle, bis die Sonne sank. Daneel lachte ihres Zanks und Streits in seiner Felsenburg, und machte schon Entwürfe, um Mitternacht, wenn die Lanzknechte sich zerstreut hätten, oder eingeschlafen wären, sich aus der Höle wegzuschleichen, und sie am folgenden Morgen das leere Nest erobern zu lassen, oder, wenn sie wachen sollten, als brüllender Teufel durchzubrechen. Er wollte sich zunächst in dem benachbarten Gehölz, der Elm genannt, verstecken und von da tiefer ins Harzgebirge gehen, um dort sein Wesen zu treiben. Aber auch seine Entwürfe wurden vereitelt.

Einer der Lanzknechte, dem der Streit zu lange dauerte, hatte sich unbemerkt aus dem Kriegsrath weggezogen, und verkündete auf dem Rückwege zur Stadt und in der Stadt die Nachricht mit allen Vergrößerungen und Zusätzen, die ihm Schrecken und die Begierde, seine Verdienste zu heben, eingaben. Und so strömte, ehe noch die Nacht einbrach, eine solche Menge Volks aus der umliegenden Gegend herzu, daß die Belagerer mit vollem Muthe blieben, und Daneel jetzt nicht entkommen konnte.

[367] »Guter Rath kommt über Nacht,« sagt das Sprüchwort. Und so hatte man sich auch endlich zu dem Entschluß vereinigt, den Räuber in seiner Höle zu ersäufen oder durch den Dampf des kochenden Wassers zu ersticken. Bald nach Anbruch des Tages sahe man hunderte von Armen mit Beilen und Aexten bewaffnet, um alle Bäume und das Gesträuch rings um die Höle her niederzuhauen; und in wenigen Stunden stand der ganze Abhang des Berges so kahl da, wie wir ihn noch jetzt sehen. Dann wurde von allen umliegenden Dörfern Wasser herzugetragen und herbeigefahren. Unterdeß hatten Maurer und Steinbrecher eine ziemlich beträchtliche Oeffnung durch den Felsen, der die Höle von oben bedeckt, durchgearbeitet. Endlich brachte man auch vom Kloster Huyseburg eine große Braupfanne, um in ihr auf einem hoch auflodernden Feuer das Wasser zu kochen.

Nun wurde der eingeschloßne Räuber durch Ströme kochenden Wassers, die man unaufhörlich durch die Oeffnung hineingoß, indem das in Reihe gestellte Volk die gefüllten Eimer von Hand zu Hand reichte, bestürmt und geängstet. Nach einigen Stunden hörte man ihn unruhig bald aus seinem Gemach in den Pferdestall, bald aus diesem in jenes herüberlaufen. Aber nun bemerkte man auch, daß das Wasser, durch eine Menge kleiner nicht [368] zu verstopfenden Ritzen, fast eben so schnell wieder ablaufe, als es hineingegossen werde. Endlich fiel man darauf, das Wasser durch beigemischtes Mehl zu verdicken. Die benachbarten Mühlen und Dörfer mußten ihre Vorräthe liefern; und nun wurde stundenlang unaufhörlich heißer Brei in die Höle hineingeschüttet. Endlich wurde es ganz still in der Höle. Da lange keine Spur vom Leben des Räubers mehr bemerkt war, wurde endlich die eiserne Pforte durch Brecheisen aufgesprengt. Auch gleich am Eingang fand man den zusammengekrümmten Leichnam des Unholds.

76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle.

Ein gewisser Mann, welcher nicht gar weit von der Höle wohnete und dieselbe den neugierigen Reisenden auf ihr Verlangen zeigte, hat sich einstmals einfallen lassen, ganz allein, ohne einigen Gefährten, mit brennenden Lichtern, wie gebräuchlich in die Höle zu steigen, um darin noch eines und des andern weiter zu erkundigen. Nachdem demselben aber die Lichter, in währender Durchsuchung der Höle, eines nach dem andern verloschen, [369] und er zu seinem Unglück das mitgehabte Feuerzeug nicht finden können, hat er sich vergebens bemüht, die Ausfahrt wieder zu treffen, derowegen er darin drei Tage und Nächte ohne Speise zugebracht, im Finstern herumgetappt und so lange in der Irre gewandert, bis ihm endlich ein Engel in Gestalt eines brennenden Lichtes oder Feuers erschienen, und ihn aus der Höle geführt hat.

Als er nun also wunderlich errettet worden und unverhofft wieder aus derselben an das Tageslicht kommen, hat er solches erzählt, aber nur drei Tage darauf noch gelebt, und ist hernach gestorben.

[370]
8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

VIII. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands.

[371][373]

77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg.

Unter dem wüthenden Heere versteht man das Jagdgeschrei und Gebell der Hunde, welches man zu Zeiten nächtlich in den Wäldern hört. Manch wilder Jäger und unmilder König, der das Wild in seinen Forsten hegte, auf daß es die Saaten seiner Unterthanen vertilgte, soll nun so umher reiten. So glaubten sonst die Dänen, der Geist ihres ruchlosen Königs Abel ritte in den Wildnissen und einigen andern Orten auf der Jagd sichtbarlich herum. Zu Frankreich, in Tours, glaubte man, daß König Hugo der nächtliche Reuter sei und selbst der fromme König Artus 1 kam in den Verdacht, daß er mit seiner Massenei umherschwärme.

In Deutschland hielt man aber am meisten dafür, es sei Frau Venus, die, aus dem Venusberge [373] kommend, mit ihrem verführerischen Heere durch die Lande zöge und neue Einwohner ihrem Lande zu gewinnen suche. Tannhäuser, der treue Eckard genannt, ginge vor diesem tollwüthenden Heere voran und, mit einem Stabe bewaffnet, weise er zurück die Leute, die er im Wege fünde und helfe ihnen sich zu retten. Davon hat man ein altes Lied:


Nun will ich aber heben an,

Vom Tannhäuser wollen wir singen,

Und was er Wunders hat gethan

Mit Frau Venussinnen.


Der Tannhäuser war ein Ritter gut,

Er wollt' groß Wunder schauen,

Da zog er in Frau Venus Berg

Zu andern schönen Frauen.


»Herr Tannhäuser, ihr seid mir lieb,

Daran sollt ihr gedenken,

Ihr habt mir einen Eid geschworen,

Ihr wollt nicht von mir wenken (wanken).« –


»Frau Venus, ich hab's nicht gethan,

Ich will das widersprechen,

Wenn niemand spricht das mehr denn ihr,

Gott helf mir zu dem Rechten.« –


»Herr Tannhäuser, wie sagt ihr mir,

Ihr sollet bei uns bleiben,

Ich geb' euch meiner Gespielen ein

Zu einem ehelichen Weibe.« –


[374]

»Nehm ich dann ein ander Weib,

Als ich hab' in meinem Sinne,

So muß ich in der Höllen Glut

Da ewiglich verbrennen.« –


»Du sagst mir viel von der Höllen Glut,

Du hast es doch nicht befunden,

Gedenk' an meinen rothen Mund,

Der lacht zu allen Stunden.« –


»Was hilft mir euer rother Mund,

Er ist mir gar unmehre 2.

Nun gieb mir Urlaub, Frau Venus zart,

Durch aller Frauen Ehre.« –


»Herr Tannhäuser, wollt' ihr Urlaub ha'n,

Ich will euch keinen geben;

Nun bleibet, edler Tannhäuser zart

Und frischet euer Leben.« –


»Mein Leben, das ist worden krank,

Ich kann nicht länger bleiben,

Gebt mir Urlaub, Fraue zart,

Von eurem stolzen Leibe.« –


»Herr Tannhäuser, nicht sprecht also,

Ihr seid nicht wohl bei Sinnen;

Nun laßt uns in ein' Kammer gahn

Und spielen der heimlichen Minnen.« –


[375]

»Euer' Minne ist mir worden leid,

Ich hab's in meinem Sinne.

O Venus, edle Jungfrau zart,

Ihr seid ein' Teufelinne.« –


»Tannhäuser, wie sprecht ihr also,

Bestehet ihr mich zu schelten?

Sollt ihr noch länger bei uns sein,

Des Worts müßt ihr entgelten.


Tannhäuser, wollt ihr Urlaub ha'n,

Nehmt Urlaub von den Greisen,

Und wo ihr in dem Land umfahrt,

Mein Lob das sollt ihr preisen.« –


Der Tannhäuser zog wieder aus dem Berg,

In Jammer und in Reuen:

»Ich will gen Rom in die Stadt,

Allaus dem Papst vertrauen.


Nun fahr' ich fröhlich auf die Bahn,

Gott muß es immer walten,

Zu einem Papst, der heißt Urban,

Ob er mich wollt behalten.


Herr Papst, geistlicher Vater mein,

Ich klag euch meine Sünde,

Die ich mein' Tag begangen hab',

Als ich euch will verkünden.


[376]

Ich bin gewest ein ganzes Jahr

Bei Venus, einer Frauen,

Nun will ich Beicht' und Buß empfahn,

Ob ich möcht' Gott anschauen.« –


Der Papst hatt' einen Stecken weiß,

Der ward vom dürren Zweig':

»Wann dieser Stecken Blätter trägt,

So sind dir dein' Sünd verziehen.« –


»Sollt' ich leben mehr denn ein Jahr,

Ein Jahr auf dieser Erden,

So wollt' ich Reu und Buß empfahn

Und Gottes Gnad erwerben.«


Da zog er wieder aus der Stadt,

In Jammer und in Leiden:

»Maria, Mutter, reine Magd,

Muß ich mich von dir scheiden,


So zieh' ich wieder in den Berg,

Ewiglich und ohn' Ende,

Zu Venus meiner Frauen zart,

Wo mich Gott will hinsenden.« –


»Seid willkommen, Tannhäuser gut,

Ich hab euch lang entboren (entbehrt),

Seid willkommen, – mein liebster Herr

Und Held mein, auserkoren.«


[377]

Darnach wohl auf den dritten Tag,

Der Stecken hub an zu grünen,

Da sandt' man Boten in alle Land:

Wohin der Tannhäuser wär' kommen?


Da war er wieder in dem Berg,

Darinnen sollt' er nun bleiben,

So lang bis an den jüngsten Tag,

Wo ihn Gott will hinweisen.


Das soll nimmer kein Priester thun,

Dem Menschen Mißtrost geben,

Will er dann Buß und Reu empfahn,

Sein' Sünd sind ihm vergeben.


Wilhelmus Neubrigensis im ersten Buche der Englischen Historie Kapitel 38 erzählt nachfolgende Geschichte: In der Provinz Deir, nicht weit von meinem Vaterland', hat sich diese wunderbare Geschichte zugetragen, welche ich von Jugend auf weiß:

Es ist ein Flecken, etliche Meilen Weges vom Orientalischen Meere gelegen, dabei die berühmten Wässer Vipsä genannt, aus welchem Flecken ein Bauer zu seinem Freund', im nächsten Flecken wohnend, ihn zu besuchen gezogen. Und als er in eiteler Nacht wieder nach Hause verreisen wollte, siehe! da hat er in dem nächsten Berge, welchen ich oft gesehen habe, der zwo oder drei Stadien [378] vom Dorfe liegt, liebliche Stimmen der Sänger und ein lustiges Gelach' gehöret. Er verwunderte sich, wer dort an dem Ort in solcher Nacht, mit so herrlichen Freuden, der Nacht ihre Ruhe zerstört und hat solches selbst sehen wollen. Als er an der Seite des Berges eine offene Thür bemerkt, ist er hinzugetreten und hat hinein gesehen, allda er ein schön, weit und scheinbarlich Haus erblickt, so da ganz voll war von Mann und Weibspersonen, so da zu Tische saßen.

Einer aber aus den Aufwärtern, als er ihn gesehen an der Thüre stehen, hat ihm einen Becher gebracht, welchen, nachdem er ihn genommen, er mit Fleiß nicht hat wollen trinken, sondern hat ihn ausgegossen, den Becher behalten und ist schnell davon gerannt. Als sich ein Tumult in der Höle, wegen des Bechers, erhob und ihm etliche nacheileten, ist er mit seinem schnellen Pferde davon geritten und hat sich mit sei nem Raube in den Flecken begeben. Solcher Becher von unbekannter Materie, einer seltsamen und ungewöhnlichen Farbe und Form, ist Heinrich, dem alten Könige von Engeland, als ein Geschenk dargebothen und darnach der Königin Bruder David, König von Schottland, überschickt worden und ward viele Jahre in dem Schatze des Königs behalten, dann aber dem König Heinrich dem zweiten, so solchen [379] zu sehen begehrte, wiederum vom König Wilhelm aus Schottland zugeschickt.

Andere setzen auch den Venusberg an den Nursiner See in Italien, wo man die Venus lebendig in einer Höle zu sehen vermeint, die alle Wochen in eine Schlange sich verwandelte, und ward eine Wacht um die Höle gehalten, um die Leute abzuhalten, die mit Beschwörungen umgehen.

Fußnoten

1 Le chariot de roi Artus, ou le char du diable. Glossaire de la langue romane p. Rocquefort. I. 240.

2 gleichgültig, unbedeutend.

78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

78. Das Oldenburger Horn.

Bei Graf Otto's von Oldenburg Zeiten (der 967 zur Regierung kam nach dem Tode seines Vaters Ulrich), hat sich eine wunderliche Geschichte oder Handel zugetragen. Denn weil er, als ein guter Jäger, der große Lust zu der Jagd gehabt, sich auf eine Zeit in die Jagd mit seinen Edelleuten und Dienern begeben, und am Bernefeuerholze gejagt, er, der Graf, auch selbst ein Reh gehetzet und demselben vom Bernefeuerholze bis an den Osenberg alleine nachgerannt, und mit einem weißen Pferde mitten auf dem Berge gehalten und sich nach seinen Winden umgesehen hat, spricht er bei ihm selbst, denn es eine große Hitze war: »Ach Gott! der nun einen kühlen Trunk hätte.«

[380] Sobald als der Graf das Wort gesprochen, thut sich der Osenberg auf und kommt aus der Kluft eine schöne Jungfrau wohl gezieret, mit schönen Kleidern angethan, auch schönen über die Achsel getheilten Haaren und einem Kränzlein darauf. Und hatte ein köstlich silbern Geschirr, so vergüldet war, in Gestalt eines Jägerhorns, wohl und gar künstlich gemacht, granulirt und schön zugerichtet, das auch mit mancherlei Waffen, die jetzt wenig bekannt sind und mit seltsamen, unbekannten Schriften und kunstreichen Bildern auf und nach Art der alten Antiquitäten zu sammen gesoldert und ausgeputzt und gar schön und künstlich gearbeitet, in der Hand gehabt, das dann gefüllt war und solches dem Grafen in die Hand gegeben und gebeten, daß der Graf daraus trinken wollte, sich damit zu erquicken.

Als nun solches vergüldelte silberne Horn der Graf von der Jungfrau auf und angenommen, es aufgethan und hineingesehen, da hat ihm der Trank, oder was darinnen gewesen, welches er geschüttelt, nicht gefallen und deshalb solch Trinken der Jungfrau verweigert. Worauf aber die Jungfrau gesprochen: »Mein lieber Herr, trinket nur auf meinen Glauben, denn es wird euch keinen Schaden geben, sondern zum Besten gereichen.« Mit fernerer Anzeige: wo der Graf daraus trinken [381] wollte, sollte es ihm, Graf Otto'n, und den Seinen, auch folgends dem ganzen Haus Oldenburg, wohlgehen und die ganze Landschaft zunehmen und ein Gedeihen haben. So aber der Graf ihr keinen Glauben zustellen, noch daraus trinken wollte, so sollte künftig, im nachfolgenden gräflich Oldenburgischen Geschlechte, keine Einigkeit bleiben. Als aber der Graf auf solche Rede keine Acht gegeben, sondern bei ihm selber, wie nicht unbillig, ein groß Bedenken gemacht, daraus zu trinken, hat er das silberne vergüldete Horn in der Hand behalten und hinter sich geschwenket und ausgegossen, davon etwas auf das weiße Pferd gespritzt und da es begossen und naß worden, sind ihm die Haare ausgegangen.

Da nun die Jungfrau solches gesehen, hat sie ihr Horn wieder begehrt, aber der Graf hat mit dem Horn, so er in der Hand hatte, vom Berge abgeeilt und als er wieder umgesehen, vermerket, daß die Jungfrau wieder in den Berg gegangen. Und weil darüber dem Grafen ein Schrecken ankommen, hat er sein Pferd zwischen die Sporen genommen und in schnellem Laufe nach seinen Dienern geeilet und denselbigen, was sich zugetragen, vermeldet. Auch hat er das silbern vergüldete Horn gezeiget, es mit nach Oldenburg genommen und ist dasselbe, weil er's so wunderbar bekommen, für [382] ein köstlich Kleinod von ihm und allen folgenden regierenden Herren des Hauses Oldenburg gehalten worden.

79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg.

Im Dorfe Kolbeck bei Magdeburg tanzten 1011 etliche Hausleute am Christtage Abends auf dem Kirchhofe, wollten sich auch hiervon nicht abwehren lassen. Da sagte endlich der erzürnte Priester: »ei, so tanzt ein ganzes Jahr!« Und es geschah; in ewigem Schwunge tanzten sie ein ganzes Jahr lang, daß die Erde unter ihnen wich und sie in einer Gruft, die ihnen bis unter die Arme ging, sich herumdrehten. Einer wollte einst einen Freund aufhalten, aber im reißenden Drehen behielt er den Arm des Tanzenden in der Hand, der sich dennoch wieder im tollen Schwunge weiter drehte. Es fiel auf sie weder Regen, noch Thau, noch Schnee. Endlich endigte sich nach einem Jahre, durch vielfaches Bitten hin und wieder in den Kirchen, dies Tanzen, aber einige waren sofort des Todes, andere behielten die kurze Zeit ihres Lebens über ein stätes Zittern.

80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

[383] 80. Kobold Hütchen zu Hildesheim.

(Höll. Proteus S. 792-98.)


Im Stifte Hildesheim ließ sich lange ein böser Geist sehen, der dennoch den Schein der Güte und Frömmigkeit eine Zeitlang suchte; er erschien in Bauernkleidern, mit einem bäurischen kleinen Hütlein, wovon man ihn Hütchen, oder auch Hudgen (Niedersächsisch Hödekeken) nannte. Derselbe trieb viel wundersame Händel. Er schien gern bei Leuten zu sein, gleich als ob er seine Lust und Freude an ihrer Gemeinschaft trüge, redete mit jedermann, fragte und antwortete gar gesprächig und freundlich. Bisweilen erschien er, wenn er sprach, bisweilen redete er unsichtbar, niemand fügte er etwas Leides zu, er wäre denn von demselben am ersten beschimpft worden; wer seiner aber spottete, dem vergaß er's nicht, sondern bewies ihn wiederum einen Schimpf.

Als Burchard, Graf von Luka, durch Grafen Herrmann von Winsenburg erwürget war und die ganze Grafschaft Winsenburg in Gefahr der Plünderung stand, trat Hütchen zu dem Bischof von Hildesheim Bernhard, als derselbe schlief, vor's Bette, weckte denselben auf und sprach: »Steh' auf, o Kahkopf, und führ' ein Kriegesheer zusammen; [384] denn die Grafschaft Winsenburg ist, nach Erwürgung ihres Herrn, ledig und verlassen und mag jetzo mit leichter Mühe unter deine Botmäßigkeit gesetzt werden.« Der Bischof stand auf, brachte sein Kriegesvolk eilig zusammen, überzog damit und bezwang die Grafschaft, welche er, mit Einwilligung des Kaisers, dem Hildesheim'schen Stift auf ewig einverleibte. Eben denselbigen Bischof hat dieser Geist, ungefragt, für mancherlei Gefahr gewarnet.

Am Hofe dieses Bischofs erschien Hütchen gar oft, ging gemeinlich aber den Köchen zur Hand, schwatzte auch vielmal mit ihnen in der Küche. Und als man nun seiner sogar gewohnt worden, daß keiner sich vor ihm fürchtete, begunnte ein kleiner Kochjunge ihn zu verachten, zu verspotten und zu beschimpfen, und beschüttete ihn, so oft er nur konnte, mit unsauberem Wasser. Das verdroß ihn sehr, weshalb er den Koch bat, den Knaben zu strafen, daß er solche Büberei unterweges ließe, mit Bedrohen, er würde sich sonst selbst für solchen Hohn zu rächen wissen. Aber der Koch lachte ihn aus und sprach: »Bist du ein Geist und fürchtest dich vor einem kleinen Jungen?« Dem antwortete Hütlein: »weil du, auf meine Bitte, den Buben nicht züchtigen willst, will ich, nach wenigen Tagen, dir zeigen, wie ich mich vor ihm fürchte.« [385] Und hiermit ging er im Zorn hinweg. Aber nicht lange hernach, da der Junge, nach dem Abendessen, allein in der Küche saß und vor Müdigkeit schlief, kam der Geist, erwürgte und zerstückte ihn, warf folgends die Stücken in einen großen Hafen und setzte denselben zum Feuer. Als solches der Küchenmeister erfuhr, fing er dem Hütchen an zu fluchen, welcher, hierob noch heftiger erbittert, über alle Braten, so für den Bischof und dessen Hofleute angespießt waren und am Feuer standen, abscheuliche Kröten zerdrückte, also, daß mit dem Gift und Blut derselben das Fleisch betröpfelt ward. Weil nun der Koch ihn wieder deswegen schmählte und ausschändete, stieß er denselben von einer ziemlichen Höhe, nehmlich von der Brücke, in den Graben. Und weil man in Sorge fiel, er dürfte anzünden, mußten alle Hüter auf den Mauern, sowohl der Stadt, als des Schlosses, fleißig wachen.

Ein Mann, der verreisen wollte und auf die Treue seiner Frau eben nicht zu fest baute, sagte zu Hütchen im Scherz: »Mein guter Kamerad, laß dir mein Weib doch anbefohlen sein, bis zu meiner Wiederkunft und schaue, daß du wohl Acht auf sie habest.« Darauf reisete er ab. Die Frau zauderte auch nicht, ihre Liebhaber zu sich einzuladen, aber keiner der Geladenen erreichte seinen Zweck, denn der treue Wächter verjagte alle durch [386] diese oder jene Schreckgestalt. Endlich kehrte der Mann heim und da er nicht mehr weit bis zu seinem Hause hatte, lief ihm Hütchen entgegen, sprechend: »mir ist deine Wiederkunft trefflich lieb, damit ich der Unruhe und Mühe, die du mir aufgeladen hast, einmal abkomme.« Der Mann fragte: »wer bist du denn?« Er sprach: »ich bin Hütchen, dem du, bei deiner Abreise, dein Weib in seine Hut anbefohlen.« Siehe, ich habe ihrer gehütet, wiewohl mit großer und unablässiger Mühe, aber ich bitte, du wollest sie meiner Hut nicht mehr übergeben, denn ich will lieber alle Heerden in ganz Sachsen, als ein solches Weib hüten.

Dies und viel dergleichen trieb der Geist Hütchen, bis Bischof Bernhard, vermöge der Beschwörungen, ihn aus seinem Bisthum zu weichen zwang.

81. Das stille Volk80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

81. Das stille Volk.

Es ist einmal einem Grafen von Hoya ein kleines Männlein in der Nacht erschienen, und wie sich der Graf entsetzet, hat es zu ihm gesagt: er sollte sich nicht entsetzen; denn er hätte ein Wort an ihm zu werben, er möchte ihm das nicht abschlagen. [387] Darauf der Graf geantwortet: wenn es zu thun möglich wäre und ihm und den Seinen unbeschwerlich, so wolle er es gern thun. Da hat das Männlein gesagt: »es wollen die folgende Nacht etliche zu dir auf dein Haus kommen und Ablager halten. Denen wollest du deine Küchen und Saal so lange leihen und deinen Dienern gebieten, daß sie sich schlafen legen und keiner nach ihrem Thun sehe, auch keiner darum wisse, ohne du allein. Man wird sich dafür dankbarlich erweisen, und du und dein Geschlecht sollen's haben zu genießen. Es soll aber in dem allergeringsten weder dir oder den Deinen Leid geschehen.« Solches hat der Graf eingewilliget.

Also sind sie die folgende Nacht, gleich als mit einem reisigen Zeug, die Brücken hinan auf's Haus gezogen und sind allesamt kleine Leute gewesen, wie man die kleinen Bergmännlein zu beschreiben pfleget. Haben in der Küche gekocht, zugehauen und aufgegeben und hat sich nicht anders, als wenn eine große Mahlzeit angerichtet würde, ansehen lassen. Darnach, fast gegen den Morgen, wie sie wiederum scheiden wollen, ist das kleine Männlein abermal zum Grafen kommen und hat, neben Danksagungen, ihm dargeboten ein Schwerdt, ein Salamanderlaken und einen güldenen Ring, in welchem ein rother Löwe oben eingemacht, mit [388] Anzeigung: diese drei Stücke sollten er und seine Nachkömmlinge wohl verwahren, und so lange sie dieselben bei einander hätten, würde es einig und wohl in der Grafschaft zustehen. Sobald sie aber von einander kommen würden, sollte es ein Zeichen sein, daß der Grafschaft nichts Gutes vorhanden wäre. Und es ist der rothe Löwe auch allezeit darnach, wenn einer vom Stamme sterben sollte, erblichen. Es sind aber zu den Zeiten, da Graf Jobst und seine Brüder unmündig waren, und Franz von Halle Statthalter im Lande gewesen, die beiden Stücke, das Schwerdt und das Salamanderlaken weggekommen, der Ring aber ist bei der Herrschaft geblieben, bis an ihr Ende, wohin er aber seit der Zeit kommen, weiß man nicht.

82. Der Wink Gottes81. Das stille Volk80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

82. Der Wink Gottes.

In Magdeburg zeigte man sonst, ob noch, weiß ich nicht, ein Haus, woran ein Schild befindlich, auf dem ein Pferd zur oberen Etage eines Hauses aus dem Fenster sah. Die Sage berichtet davon: [389] Ein Mann begrub seine Frau mit der Pracht, die seinem Stande zukam, und ließ auch an ihrem Finger einen brillantenen Ring von Werth. Der habsüchtige Todtengräber hatte dies bemerkt und säumte daher nicht in der Nacht zur Gruft zu eilen, sie zu öffnen, den Deckel des Sarges aufzusperren und zu versuchen, der Todten den Ring abzuziehen. Aber dieser saß fest, er mußte drücken, drehen und wenden und dies brachte die nur scheintodte Frau zu sich, die sich aufrichtete und dem treulosen Todtengräber einen solchen Schrecken einjagte, daß er ohnmächtig niederstürzte.

Die Frau, nicht minder erschrocken über ihren hülflosen Zustand, nahm die Laterne des Todtengräbers und wankte dem Hause ihres Gatten zu. Sie klopft an. Der Diener fragt: »wer da sei?« »Ich bin es, – antwortetete sie – die Frau von Hause, öffne mir.« Todtenbleich stürzte dieser zurück und in das Zimmer des Herrn, dem er die neue Mähre verkündete. »Nimmer kehrt meine Frau aus ihrem Grabe zurück, – antwortete dieser – eben so wenig wie meine Schimmel jemals die Treppe heraufkommen werden, um oben zum Fenster hinaus zu schauen.«

Da ging es trapp, trapp die Treppe herauf; seine Schimmel waren es. Da glaubte der Mann, ging hinab, öffnete die Thür und empfing seine todtgeglaubte [390] Gattin, mit der er lange Jahre noch in Freuden lebte.

83. Vordeutungen des Todes82. Der Wink Gottes81. Das stille Volk80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
1. Zu Kloster Corvey83. Vordeutungen des Todes82. Der Wink Gottes81. Das stille Volk80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

83. Vordeutungen des Todes.

1. Zu Kloster Corvey.

Es hat dieses Kloster von Gott, unter andern, diese sonderbare Gnade gehabt, daß, so oft als einer von den Brüdern sterben sollen, er, drei Tage zuvor, ehe dann er verschieden, eine Verwarnung bekommen, vermittelst einer Lilie an einem ehrnen Kranze, der im Chor hing; denn diese Lilie kam immer wunderbarlich herab und erschien in dem Stuhle desjenigen Bruders, dessen Lebensende nahte, also, daß derselbe dabei unfehlbar merkte, er würde in dreien Tagen von der Welt scheiden. Dies Wunder soll etliche hundert Jahre gewährt haben, bis ein junger Ordensbruder, nachdem er dadurch gleichfalls an sein Sterbestündlein ist erinnert worden, solche Erinnerung verachtete und die Lilie in eines alten Religiosen Stuhl versetzet hat, der Meinung, es würde das Sterben dem Alten besser anstehen, als dem Jungen. Wie der gute alte Bruder die Lilie hat erblickt, ist er darüber so hart erschrocken, daß er in eine Krankheit, doch gleichwohl nicht ins Grab, gefallen, [391] sondern bald wieder gesund, hingegen der junge Warnungs-Verächter am dritten Tage durch einen jählingen Tod dahin gerissen worden.

2. In der Stiftskirche zu Merseburg1. Zu Kloster Corvey83. Vordeutungen des Todes82. Der Wink Gottes81. Das stille Volk80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

2. In der Stiftskirche zu Merseburg.

In der Stiftskirche zu Merseburg hat man, drei Wochen vor dem Absterben eines jeglichen Domherrn, bei der Nacht einen großen Tumult in der Kirche gehört, und es ist auf den Stuhl desjenigen Domherrn, welcher sterben sollen, ein solcher Schlag geschehen, als ob ein starker Mann, aus allen Kraften, mit geschlossener Faust einen gewaltigen Streich thäte. Sobald solches die Wächter, deren etliche sowohl bei Tag, als bei Nacht darin gewacht und wegen stattlicher Kleinodien, so darin vorhanden, die Runde gegangen, vernommen, haben sie es, gleich des andern Tages hernach, dem Kapitel angezeigt. Und solches ist demselben Domherrn, dessen Stuhl der Schlag getroffen, eine persönliche Vertagung gewesen, daß er in drei Wochen sterben müsse.

3. In der Domkirche zu Lübeck2. In der Stiftskirche zu Merseburg1. Zu Kloster Corvey83. Vordeutungen des Todes82. Der Wink Gottes81. Das stille Volk80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

3. In der Domkirche zu Lübeck.

Bei den Lübeckern soll sich in der Domkirche vormals zugetragen haben, was folgt. Wenn auf eines Kanonikus Pult im Chor des Nachts eine Rose gelegt, und früh Morgens gefunden worden, [392] so hat man, ohne einigen Zweifel, daraus geschlossen, daß solchem Domherrn der Tod bald bevorstände. Man fügt hinzu: es habe sich begeben, daß, als einer unter selbigen Domherren, Namens Rabundus, eine solche Rose, welche ihm seine Sterbestunde anzeigte, auf seinem Palte angetroffen, er dieselbe davon weggeräumt und auf eines andern, seines Kollegen, Chorpult gelegt, nichts desto weniger aber dennoch, unlange darnach, der Natur die Schuld bezahlt habe. Man sagt auch daselbst: dieser Rabundus errege auch noch heut im Chor mit Klopfen einen Tumult, so oft das letzte Lebensziel eines Domherrn herbeinahet, und sagt man des Orts im Sprichwort: Rabundus hat sich gerührt, darum wird ein Domherr sterben.

Nach einigen soll Rabundus gesagt haben: er wolle nun, da es mit der Rose trüglich gewesen sei, dreimal klopfen. Dies Klopfen sind eigentlich drei erschreckliche Schläge unter seinem, im Chor befindlichen, sehr langen, großen und breiten Grabsteine, die nicht viel gelinder krachen, als ob das Wetter einschlüge, oder dreimal ein Kartaunenschuß geschähe. Und wenn der dritte Streich geschieht, läuft oder fleugt der Knall über dem Gewölbe, die ganze Kirche nach der Länge durch, mit so starkem Krachen, daß man denken sollte, das Gewölbe wird ein und die Kirche über den[393] Haufen fallen, wiewohl es einmal stärker kracht, als das andere.

4. Im Dom zu Breslau3. In der Domkirche zu Lübeck2. In der Stiftskirche zu Merseburg1. Zu Kloster Corvey83. Vordeutungen des Todes82. Der Wink Gottes81. Das stille Volk80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

4. Im Dom zu Breslau.

Auch hier ward der Tod eines Domherrn durch das freiwillige Läuten einer Glocke, oder Geräusch im Dome angedeutet. Es finden sich darüber im Dome folgende Verse:


Zur Rechten:

Mors venit et nescis aderit ubi, quomodo, quando,
Saepe deus signis hanc properare docet.
Quippe ut dissolvi debeat Canonicus illic,
Pulsus agit templum, murmura dira strepunt.
Credite his verbis monitor attente tuorum,
Martyr Vincenti numen inesse tuum.
Sed quoniam colitur venerabilis hic tua cervix,
In mortis luctu, poscimus, affer opem.
Es kommt der Tod, doch wo und wie und wann,
Weiß niemand; aber Gott giebt oft ein Zeichen,
Daß er sich naht. So oft ein Domherr hier
Verscheiden soll, entsteht ein Läuten und Geräusch.
In solcher Weisung zeigt sich deine Kraft
Binzentius, du treuer Freund der Deinen.
Du, dessen Haupt ein Heiligthum uns ist;
Hilf uns, o Heil'ger, in dem Todeskampf.
Zur Linken:

Res est praedigna, quam signa mente benigna,
Cunctis praelatis et canonicis sodalitatis,
[394]
Stallo sit pulsus, cum quis vadat moriturus.
Martyr Vincenti facis hunc clangore recenti,
Quos cum Baptista parce salute pia.
Bemerken, was sich seltsam hier ereignet:
Soll einer der Prälaten oder Herrn
Des Doms in kurzem sterben, so entsteht
Ein Glockenschla. Du heiliger Vinzent
Machst diesen Ton; o hilf mit Sankt Johann
Dort dem Entschlafenen zu ew'gem Heil.
84. Kleinere Sagen4. Im Dom zu Breslau3. In der Domkirche zu Lübeck2. In der Stiftskirche zu Merseburg1. Zu Kloster Corvey83. Vordeutungen des Todes82. Der Wink Gottes81. Das stille Volk80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden
1. Warum die Kreuzschnabel kreuzförmige Schnäbel haben84. Kleinere Sagen4. Im Dom zu Breslau3. In der Domkirche zu Lübeck2. In der Stiftskirche zu Merseburg1. Zu Kloster Corvey83. Vordeutungen des Todes82. Der Wink Gottes81. Das stille Volk80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

84. Kleinere Sagen.

1. Warum die Kreuzschnabel kreuzförmige Schnäbel haben.

Als unser Herr Christus am Kreuze litt und starb, da trauerte die ganze Natur und die empörten Elemente vereinten sich zu mannichfachen Wunderzeichen. Auch zwei Vögelein flogen bei dem Kreuze vorbei, an welchem der Erlöser hing, sie sahen die Nägel durch die Hände geschlagen und flogen hinzu, um den Gottgesendeten zu befreien von seinen Leiden. Ein jeglicher setzte sich auf die eine Seite des Kreuzes und bemühte sich mit seinem Schnäbelein den Nagel herauszuziehen, der die theuern Hände an das Kreuz heftete, aber ihre Kräfte waren zu schwach, die Schnäbel bogen sich, [395] dem einen rechts hin über, dem andern links hin, je nachdem sie gesessen hatten, und betrübt flogen sie weiter. Aber Gott gab ihnen ein ewiges Zeichen ihrer frommen Bemühung, das ganze Geschlecht erhielt solche Schnäbel und noch finden wir den obern Schnabel bald rechts, bald links hingebogen.

2. Es fliegt ein Engel durch's Zimmer1. Warum die Kreuzschnabel kreuzförmige Schnäbel haben84. Kleinere Sagen4. Im Dom zu Breslau3. In der Domkirche zu Lübeck2. In der Stiftskirche zu Merseburg1. Zu Kloster Corvey83. Vordeutungen des Todes82. Der Wink Gottes81. Das stille Volk80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

2. Es fliegt ein Engel durch's Zimmer.

In jeder Gesellschaft, selbst der fröhlichsten, entstehen bisweilen allgemeine Pausen, in denen auch nicht einer redet. Zu einer solchen Zeit, spricht die Sage, fliegt ein Engel durch's Zimmer und die Menschen verehren ihn unbewußt, schweigend.

3. Die Sage vom Rothkehlchen2. Es fliegt ein Engel durch's Zimmer1. Warum die Kreuzschnabel kreuzförmige Schnäbel haben84. Kleinere Sagen4. Im Dom zu Breslau3. In der Domkirche zu Lübeck2. In der Stiftskirche zu Merseburg1. Zu Kloster Corvey83. Vordeutungen des Todes82. Der Wink Gottes81. Das stille Volk80. Kobold Hütchen zu Hildesheim79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg78. Das Oldenburger Horn77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle75. Die Daneels-Höle74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld72. Die Dummburg71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz70. Der Brocken (Blocksberg)c. Der verzauberte Kaiserb. Der Kaiser und die Musikantena. Der Schäfer und der Kaiser6. Der verzauberte Kaiser5. Das gealterte Brautpaar4. Der Ziegenhirt3. Die Wunderblume2. Die goldenen Flachsknoten1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser69. Der Kyffhäuser68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld66. Roßtrapp65. Der Creful64. Die Zwerghöhlen63. Vom Ilsung62. Vom König Laurin7. Sagen und Mährchen vom Harz61. Die Geschichte des Bauer Kibitz60. Das Mährchen von der Padde59. Das Mährchen vom Popanz58. Von den Fischer un syne Fru57. Von dem Mahandel Bohm6. Kindermährchen56. Historie und Geschichte von Herzog Heinrich dem Löwen5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe52. Der bestrafte Mönchs Geitz51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz50. Die tugendhafte Nonne49. Die Teufelsmauer bei Lieberose48. Vom Wunderblute zu Zehdenick47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben46. Das Wunderblut zu Belitz4. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen45. Der Schatz zu Kloster Walkenried44. Ludwig der Springer43. Die Frau von Weissenburg42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt41. Der Hörselberg bei Eisenach40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg 'gefunden ward38. Der Tod des heiligen Beneda3. [Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge]2. [Einst kam ein Jäger auf den Oybin und wandelte durch die labyrinthischen]1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]37. Der Mädchensprung auf dem Oybin36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone35. Der große Stein bei Görlitz3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek33. Die Gründung des Klosters Schlägel32. Schloß Greifenstein31. Die Braut Christi zu Groß-Wardein in Ungern30. Die Jungfrau auf dem Schloß Parenstein in Mähren29. Die weiße Frau28. Junker Ludwig bei Eger27. Der Böhmische Zauberer Zython26. Die entführte Nonne25. Das verborgene Schloß im Walde24. Die Erscheinung des heiligen Mathias23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau22. Der Heilige im Walde21. Der ungetreue Vormund20. Die verrätherischen Weiberohren19. Das Roß des Horymirz18. Wlasta17. Libussa2. Sagen und Mährchen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz15. Rechenberg's Knecht14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz10. Erzählungen vom Rübezahl2. [Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein]1. [Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen]9. Das Innere des Zobtenberges8. Fräulein Kunigunde von Kynast7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz2. Die heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda1. Schlesische Sagen und MährchenMärchen und SagenBüsching, Johann GustavVolkssagen, Märchen und Legenden

3. Die Sage vom Rothkehlchen.

Rothkehlchen kann keinen todten Menschen sehen. Liegt ein Erschlagener im Walde, so fliegt es hinzu und legt ein Zweiglein oder einige Blätter auf sein Gesicht, um ihn so etwas zu verhüllen.

[396] Anmerkungen.

[397][399]

Einleitung

Einleitung.

Ueber Volkssagen, ihre Wichtigkeit in Hinsicht auf historische Erörterungen, dann aber auch wieder zur Kenntniß des Charakters der Völker und Völkerstämme, der sich fest und bestimmt, oft tief bedeutend, in ihnen ausspricht, ist schon in der Einleitung zu den Volkssagen von Otmar (Bremen 1800.), S. 3-70. mit so vieler Umsicht gesprochen worden, daß ich etwas Vergebliches unternehmen würde, wenn ich von neuem etwas schon bewährt Ausgesprochenes wiederhohlen wollte.

Die Quellen, aus denen mir diese Sagen und Mährchen geworden, sind folgende:


1) mündliche Ueberlieferung. An einer solchen bin ich nur sehr arm. Wie überhaupt jetzt Sagen, Mährchen, Lieder immer mehr in dem flachen Lande nicht allein, sondern auch in den Gebirgen, wo sie sonst einen freundlichen Aufenthaltsort fanden, verschwinden, und es Mühe kostet, alte Männer und Frauen, die oft reich an denselben sind, zum Erzählen zu bringen, da sie fürchten, verspottet zu werden, so verschwinden besonders auch noch andere [399] Sagen, die an Orte, Ruinen u. dergl. geknüpft sind, da die Zeit die alten Mauern immer mehr abflacht, sie ihr schauerliches Ansehen verlieren und nicht von selbst dringend dazu einladen, daß ein jeder wünscht, nähere Kunde von ihnen zu haben, und am liebsten ein Mährchen hört. Auch die Kindermährchen nehmen immer mehr und mehr Abschied, die schwankende Pädagogik weiß nicht, ob sie dergleichen erzählen lassen darf, oder nicht, und die alten Kindermuhmen werden daher zu anderem, wohl weit schädlicherem, Geschwätz angehalten. Für die wenigen Kindermährchen, die ich habe, bin ich daher den freundlichen Mittheilern nicht wenig verbunden, und ich glaube gewiß, daß sie auch meine Leser mit Lust und Behagen aufnehmen und gern in jene Zeit zurückgehen werden, wo diese Erzählungen einen weit tiefern Eindruck machen, als oft selbst kaum die größten Epochen der Weltgeschichte den Erwachsenern hervorzubringen vermögen.

2) Reicher strömte mir die Quelle alter Chroniken, und es hat oft nicht geringe Mühe gekostet, aus dicken Folianten ein oder zwei Sagen und Mährchen herauszufinden. Sie erscheinen aber oft als die wichtigsten, da sie, von den alten Chronikenschreibern in die historische Darstellung mit verflochten sind, oder so von ihnen hingestellt [400] werden, daß man wohl sieht, sie glauben daran, wagen aber doch nicht recht, das entscheidende Urtheil darüber auszusprechen. Wann und wie Chroniken benutzt worden sind, wird immer genau in den nachfolgenden Anmerkungen angegeben.

3) Länder und Ortsbeschreibungen, historische Untersuchungen über einzelne Familien, Gegenden, Städte, Burgen u. dergl., so wie Reisebeschreibungen, Sammlungen anderer Personen zu beinahe gleichem Zwecke und solcher Bücher mehrere, waren die dritte Quelle, aus der ich schöpfte und die mir eine reichliche Ausbeute gewährte. Nicht fürchte ich, in den übeln Ruf eines Plagiarius zu fallen, indem ich auch viele neue und ganz neue Bücher benutzte. Alle diese Schriften berühren nur zufällig den Punkt, der mein Hauptzweck war, und indem ich wünschte, alles in einem Brennpunkte zu versammeln, mußte ich auch von dorther etwas entlehnen, was uns und unsrer jetzigen Zeit so nahe steht, ja mit uns selbst in einerlei Treiben befangen ist. Getreulich ist auch diese Quelle jederzeit bemerkt worden.

4) Volkslieder auf Sagen gegründet. Hier findet sich auch nur wenig; wo etwas aufzuspüren war, ist das Lied immer neben die Sage gestellt worden, um zu zeigen, wie theils beide in einander übergegangen[401] sind, theils sich wieder von einander entfernen und auf verschiedene Weise die Sage umfassen. Es gab auch andere, längere Gedichte, die man nicht Volkslieder nennen kann, welche der Aufnahme nicht unwerth erschienen, z.B. bei Nr. 16. 26. Von größern Liedern, in welchen Volkssagen bearbeitet worden sind, ward nur diesmal der merkwürdige Heinrich der Löwe aufgenommen, ein Gedicht, das noch einen wahrhaft alten, männlichen, tüchtigen Charakter trägt, dabei in vielen Stellen, wie nicht zu läugnen, etwas unbeholfen und holzschnittartig ist, aber in andern wieder so treu, mild und bieder, daß wohl ein jeder, der es aus einem richtigen Gesichtspunkt betrachtet, davon eingenommen werden muß. Eine andere poetisch bearbeitete, noch etwas längere Sage, wird in dem zweiten Bande erscheinen.

5) Legenden wurden, so viele auch vor mir lagen, nur wenig benutzt, theils da ihr Zuschnitt im Ganzen sehr einförmig ist, bei allen derselbe Grund unter leicht aufgetragenem Kolorit durchschimmert und so eine gewisse Eintönigkeit nicht zu vermeiden gewesen wäre, die man schon bei den aufgenommenen bemerken wird. Gerade aber so viel, als aufgenommen sind, schienen zur Rundung des Ganzen zu dienen.


[402] Betrachtet man alle diese Quellen und übersieht das Resultat, was daraus gezogen ist, so findet man doch, daß die Masse des Gewonnenen der Masse des Bodens, aus der geschöpft werden konnte, nicht entspricht, aber der meiste Theil desselben ist unfruchtbar und in vielen Landen sind jene alten Schätze versunken, wie die Gold- und Silberkisten in den bezauberten Bergen, mit denen uns alle Mährchenerzähler überschütten. An vielen, sonst goldreichen Stellen, will die Wünschelruthe nicht mehr anschlagen. So lautet z.B. in der Vorrede zum Froschmäuseler eine Stelle also: »was auch der alten Deutschen Heidnischen Lehre gewesen, vernimmt man aus den wunderbarlichen Hausmährlein, von dem verachteten frommen Aschenbößel (Aschenbrödel) und seinen stolzen spöttischen Brüdern. Vom albernen und faulen Heinzen, vom eisernen Heinrich, vom alten Steidthardin und dergl.« Wo finden wir noch Kunde dieser Mähren? Aschenbrödel, denn diese ist doch wahrscheinlich gemeint, wenn gleich die Brüder auf eine andere Geschichte zu deuten scheinen, müssen wir nur in Französischen Mährchen suchen und von den anderen wissen wir gar nichts. So könnte ich noch eine Menge nachweisen, unter denen indessen viele sein mögen, die mir nur allein fehlen, anderen wohl bekannt sind.

[403] Wie nun manches Land viel, ein anderes wenig, ein drittes noch weniger und endlich gar nichts anbietet, so trete denn auch ich mit meiner Gabe hervor und erscheine bei weiten, großen und gewiß an Mährchen überreichen Ländern sehr armselig. Hätte ich meine Sagen unter einander geworfen und nicht die Länder von einander, mit gutem Vorbedachte, trennen wollen, so hätte ich diese Armuth verdecken und ganz stattlich mit der Summe derselben einherprunken können, aber dies war ganz gegen meinen Zweck. Möchten daher Männer in solchen vernachlässigten Gegenden, denen es um Aufhellung vaterländischer Alterthümer zu thun ist und die mich gerne in diese Jugendpfade begleitet haben, recht böse darüber werden und diese Vernachlässigung dadurch zu rächen suchen, daß sie mir recht viel Sagen ihrer Gegend mittheilen; mein und vieler Leser warmer Dank ist ihnen dafür gewiß. Nur bitte ich dabei, die Sage so rein und unverschönert zu erzählen, wie sie das Land und die Gegend giebt, da sie sonst hier nicht in diesen Kreis passend sein würden. Vorzüglich arm sind meine Sammlungen in Hinsicht auf die Oestreichischen Staaten, mit Ausnahme Böhmens, auf Tyrol, Baiern, Schwaben, die Schweiz, Franken, Gegenden, in denen allen gerade diese Quellen recht reichlich strömen müssen. Diese Gegenden sind daher [404] auch ganz von mir übergangen! denn für die Schweiz hatte ich z.B. nur zwei Mährchen: den Pilatussee und die Jungfrau zu Basel. Eine bedeutende Masse Sagen, als z.B. alle Rheinsagen, wurden zurückbehalten, da dieser erste Band die ihm bestimmte Stärke vor der Zeit erreichte und erwarten nun ihre Bekanntmachung in einem zweiten Theile.

Die Anmerkungen sollten eigentlich für sich selbst sprechen, um so mehr, da schon oben davon im kurzen die Rede gewesen ist, aber es bedarf wohl doch noch eines Wortes, besonders da es später hinzu kommt. So viel Mühe ich mir auch gegeben habe, die Anmerkungen nur auf das Nothwendigste zu beschränken, so traten doch so mancherlei Umstände ein, welche erforderten, daß sie doch mehr anschwollen, als erst der Wille war, indem nur wenige Blätter dafür ausgesetzt wurden. Mit aller Sorgfalt ist indessen alles üppig Wuchernde weggeschnitten worden, insofern es nicht geradezu auf das Mährchen und seine verschiedenen Verflechtungen und Verzweigungen Bezug hat. Hier traten aber an einzelnen Orten merkwürdige Verwandtschaftsverhältnisse ein, die es nothwendig zu machen schienen, daß selbst Sagen aufgenommen wurden, die an einem andern Orte weit würdiger stehen, als ich ihnen hier einen Platz geben konnte, ich meine die Harzmährchen aus dem Otmar. Die [405] Historien von versunkenen Schlössern, Ruinen mit alten Schätzen in ihrer Tiefe, diese ziehen sich durch alle Länder hindurch und wollte man alle dergleichen Sagen aufnehmen, so gäben sie allein schon ein eigenes Buch. Dagegen ist es wohl sehr merkwürdig, mehrere derselben aufzustellen, um zu zeigen, wie dieselbe Grundidee da ist, wie sie sich wiederhohlt und bisweilen, der Bemerkung werth, nach der Eigenthümlichkeit des Landes sich verändert.

Desto wichtiger ist es aber wohl, zu sehen, wie selbst ferne Länder sich in der Sagen- und Mährchenwelt mit einander zu verknüpfen bemüht sind, ein Streben, das zu enthüllen mir bei diesen Sagen nur ein paarmal hat gelingen wollen, dagegen bedeutender hervortreten wird, wenn es mir einmal erlaubt sein wird, eine Vergleichung der Altdeutschen Erzählungen mit den Englischen, Italiänischen, Französischen und vor allen den Orientalischen darzulegen, ein Reich, in welches schon ein paar meiner Sagen ganz fallen und anderer Seits sich demselben bedeutend nähern.

Die angehängte literarische Uebersicht der Deutschen Volkssagen ist sehr mager und dürftig und bittet besonders um Nachsicht, da mir, in meiner jetzigen Lage, gerade die Hülssmittel hierzu abgingen, doch wird sie nicht ganz nichtig erscheinen.

Anmerkungen

1. Schlesische Sagen.
I. Schlesische Sagen.

1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda. Wir können mit Recht wohl diese Sage voranstellen, da sie ganz das Gepräge alter Zeit trägt und mit Anklängen an ältere Romanzen durchwebt ist. Sie hat durchaus noch das Kecke, Derbe der Ritterzeit und gründet sich auch auf einen alten Gesang. Noch in christlichen Zeiten zeigte man das Grab der Helgunda auf dem Schloß zu Wislicz in Felsen gehauen. Ein Chronikenschreiber Polens, Boguphalus, Bischof zu Posen (starb 1253.), der in lateinischer Sprache schrieb, erzählt diese Geschichte. Seine Chronik steht gedruckt in Sommersberg Script. Siles. Tom. II. p. 18-78. und diese Geschichte. p. 37-39. Eine Deutsche, nicht wörtliche, Uebersetzung lieferte schon Klose in der dokumentirten Geschichte und Beschreibung von Breslau (Breslau 1781.) Theil 1. [407] S. 254-261. Auf den letzten Seiten vermuthet Klose, diese Geschichte sei Erfindung eines Slaven, da sie ganz den Charakter dieser Nazion trage, nicht aber eine Deutsche. Mir erschien sie aber immer ganz Deutsch, da das Ueberfahren über den Rhein, das Nachsetzen des Ritters, der Kampf, heimischen Boden in Sinn und Wort bezeichnet; und so fand es sich dann auch bei näherer Untersuchung, da es keine andere Geschichte, als die des Walter von Aquitanien ist, über die wir ein großes Gedicht in lateinischer Sprache besitzen, und das zum Kreise der Nibelungen gehört. Siehe mehr darüber in unserem Grundriß zur Geschichte der Deutschen Poesie (Berlin 1811. 8.) S. XXII.-XXIV.


2. Die Heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz. Aelurius in seiner Glaziographie (Leipzig 1625.) S. 125-29 erzählt von dieser Jungfrau nach alten Sagen. Eine jede Erwähnung derjenigen Dinge, die man noch heutiges Tages sieht und die Bezug auf diese Jungfrau haben, geht auf die Zeit des Aelurius. Im Breslau'schen Erzähler Jahrgang 4. (Breslau 1803.) S. 100-5, 115-19, 135-40 finden sich drei Sagen von der Jungfrau im Schlosse zu Glatz, von Fülleborn erzählt. Da es indessen zweifelhaft, ob sie nicht eigene Erfindungen Fülleborn's, oder, [408] wie er häufig that, Uebertragungen fremder Sagen auf heimischen Boden sind, so hat man sie für jetzt nicht aufgenommen. Gleiche Bewandniß hat es mit mehrern Sagen im Breslau'schen Erzähler, besonders hat Rübezahl manches fremde, sogar Orientalische Mährchen auf sich nehmen müssen.


3. Die große Linde bei Eisersdorf, auch aus Aelurius Glaziographie. S. 125. 26.


4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge. AusGothofr. Henr. Burgharti Iter Sabothicum, Breslau und Leipzig 1736. 8. S. 103-4. In Stein roh gehauen, vom Regen abgewaschen, mit Moos zum Theil bedeckt, findet man noch dies Frauenbild mit dem Fisch und dem dabei sitzenden sehr unkenntlichen Bären auf dem Wege zum Gipfel des Zobten. Das Bild der Frau hat eine Länge von 5 Ellen (nach der angeführten Reisebeschreibung), ungeachtet die Füße und der Kopf fehlen, und vermuthlich abgebrochen sind. Der Bär, welcher neben ihr sitzt, ist drei Ellen ungefähr hoch und scheint die rechte Tatze gegen ihre rechte Achsel auszustrecken. Beide Statuen waren mit Moos sehr bewachsen, als sie Burghart zeichnen wollte, welches derselbe erst vorher abputzen mußte. Dieser erzählt in dem angeführten Buche, wo auch ein [409] doppeltes Bild dieser Merkwürdigkeit ist, S. 101-2 weiter: Der Stein, woraus sie bestehen, ist der hier gewöhnliche dunkel graue, doch etwas grobe Marmor und bei der Figur selbst konnte man die Ueberbleibsel des Halses gar deutlich gewahr werden. Die Brust ist nach Proporzion des übrigen Körpers breit genug, aber ganz flach und scheint nackend zu sein. Den linken Arm kann man neben der Brust deutlich liegen sehen. Am Unterleibe bis auf die Füße scheint sie bekleidet. Auf dem Schooße hat sie einen annoch sichtbaren und fast drei Ellen langen, etwas linker Seits gekrümmten Fisch liegen, der ihr noch weit bis über das Gelenk des linken Ellenbogens mit dem Kopfe reicht. Von den Händen, womit sie den Fisch ohngefähr in der Mitte umfaßt, sind nur Erhöhungen, aber keine Finger mehr zu sehen, wie ihr dann auch vom linken Ellenbogen ein Stück abgesprungen oder abgeschlagen worden. Der neben ihr sitzende Bär sieht sehr plump aus und kann man nichts deutlicher, als die Spuren der Ohren an ihm sehen, das eine davon schien vor noch nicht gar zu langer Zeit abgebrochen zu sein, weil der Stein daselbst, in Ansehung des andern, noch ganz frisch und von der Witterung noch nicht sehr befleckt war. Auf der andern Seite ließen sich von den Vordertatzen, eben sowohl wie von den Hinterfüßen, worauf er, als [410] ein dienender Hund, sitzet, genugsame Anzeigungen, wie auch der rund erhabene Bauch deutlich spüren.

Ob die Geschichte wahr sei, oder bloß durch die Zeit unbekannt gewordenen Steinfiguren ihre Entstehung verdankt, ist nicht zu bestimmen. An mehrern Orten wird sie erzählt, auch angedeutet in Kunowsky's Beschreibung des Zobtenberges. Schles. Provinzialblätter 1810. St. 8. S. 108-9.


5. Das Bild des Mönchs und Wolfs. Schles. Provinzialblätter 1810. St. 8. S. 109-110. Der Wolf, der sonst links am Wege von Floriansdorf nach Rogau auf Marxdorfer Gebiete lag, soll jetzt im Gehöfte des Bauers Wolf zu Marxdorf stehen, der ihn mit Musik hohlte, als er um und in den Fahrweg geworfen worden war. Der aus Granit gehauene Mönch steht noch unweit des Kieferndorfer Busches, links von der Straße nach Breslau, tausend Schritt hinter Kieferndorf. Kunowsky, ebendas. S. 109. – Das im Anfange erwähnte Kloster waren Augustinermönche, denen von Grafen Peter Wlast 1110 dort oben ein Kloster gebaut ward, was sie später nach Gorkau, dann auf die Sandinsel nach Breslau verlegten.


6. Wie das Kloster Trebnitz erbaut worden. Die Sage ist allgemein bekannt. Das Volkslied steht in einer handschriftlichen Sammlung,[411] die der verstorbene Fülleborn besaß, und woraus es im Breslau'schen Erzähler Jahrgang 2. Thl. 3. S. 434-35. abgedruckt steht. Man findet es auch im Wunderhorne II. S. 260. 61.


7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt. Die Eizählung steht in der Legende der heiligen Hedwig, welche im Jahre 1504 in Deutscher Sprache zu Breslau in Folio gedruckt erschienen ist, Bogen Jij und iij, da es unfoliirt ist. Es ist historisch erwiesen, daß das Ganze nur ein Mährchen des Vols ist, welches aber sehr geliebt ward, da auch ein Volkslied darüber vorhanden, welches wir angefügt haben, und das aus jener eben erwähnten Sammlung herstammt. Es stand ebenfalls im Erzähler, am angeführten Ort, Thl. I.S. 63. 64 und im Wunderhorne II. S. 258-60.


8. Fräulein Kunigunde von Kynast. Nach der Geschichte in einem kleinen Hefte, das in Breslau und auf dem Kynast verkauft wird. Der Kynast bei Hermsdorf. 4te Auflage 1808. Hirschberg. S. 9-13. – Eine Bearbeitung von Fischer, mit ganz verändertem Schlusse, steht in dem Taschenbuche für Freunde des Riesengebirges. Nicht allein der Kommendant des Kynasts erzählt noch stets die Geschichte, sondern die Kinder desselben bringen auch dem zum erstenmale hinaufkommenden [412] Freunden einen Haubenstock, dessen Kopf mit einer Igelhaut überzogen ist, als Bild der schönen Kunigunde, die einen Kuß verlange. Eine Gabe beschwichtigt die Kinder; denn sie ist ihr Zweck.


9. Das Innere des Zobtenberges. Die erste Geschichte aus Gothofr. Henr. Burgharti Iter Sabothicum s. oben S. 99-100. Die zweite aus dem Schlesischen historischen Labyrinth. Breslau und Leipzig. 8. 1737. S. 731. Wenn ich nicht irre, giebt's auch noch ein eigenes, weit gesponnenes Mährchen von Kotzebue, von der Wunderhöle im Zobten.


10. Rübezahl, der spukende Berggeist der Sudeten, ist zu bekannt, als daß noch viel von ihm angeführt werden sollte. Es würde eine wenig dankbare, für diesen Zweck selbst undankbare Arbeit sein, die weitläuftigen literarischen Nachweisungen über diesen Berggeist zu geben, wo Geschichten von ihm gefunden werden und wie sie gestaltet sind. Eine nicht minder undankbare Arbeit wäre es gewesen, mehr als die gewählten Geschichten von ihm zu erzählen. Alle sind in dem Munde des Volkes von einem Schlage und Zuschnitt und nur in dem Munde liebreicher Mährchenerzähler erhielten sie den Farbenschmelz, die sie der Jugend und dem Alter so lieb machen. Wir[413] konnten und wollten uns, unserm Zwecke nach, nicht an diese zu reihen versuchen. Besonders lieblich erschien uns immer das Mährchen in den neuen Volksmährchen der Deutschen von Erdmund und Maria, welches traulich und reitzend, ohne störende Anmerkungen zum Leser spricht. Eben so hat Musäus Rübezahl verherrlicht und auch Friedrich August Schuster hat in seinen Volksmährchen der Schlesier (Breslau 1801.) S. 85-159 ein unbedeutendes Mährchen geschickt benutzt. Die Bearbeitung mit weiser Mäßigung, wie sie den Mährchen-Dichtern geziemt, bleibt auch die einzige Art, wie Rübezahl geschickt aufgeführt werden kann; bloß nacherzählt, hat er etwas Langweiliges, Trocknes. Wir haben uns daher mit wenigen, zur Urkunde der Art und Weise, wie man ihn findet, begnügt. Vieles Fremdartige, das auch andern Geistern und Zauberern zugeschrieben wird, trug die Zeit und die Laune der Erzähler auf ihn über. Es bleibt nur noch anzuzeigen, woher diese Geschichten genommen sind. 1. Aus Daemonologia Rubinzalii Silesii, das ist, ein ausführlicher Bericht von dem Rübezahl. Durch Praetorius. Die dritte Edizion. Leipzig. 12. 1668. Thl. I.S. 232-37. – 2. Ebendaher S. 275-77. Diese Geschichte wird auch, in andern Sagen, dem Teufel beigelegt, der mit dem armen Bauer Mitleiden gehabt [414] haben soll. – 3. Ebend. S. 284-85. Dieser Scherz wird auch dem Böhmischen Zauberer Zesthen beigelegt, von dem weiter unten siehe, wo dieselbe Geschichte kurz noch einmal steht. Um zu zeigen, wie solche Sagen von dem einen Zauberer zum andern übergegangen sind, hat man die nehmliche unter beiden Personen beigebracht. Künftighin, in gleichen Fällen, nur Hinweisungen. – 4. Daselbst S. 285-92. Dies Mährchen ist noch eines der unterhaltendsten und angenehmsten und möchte wohl den Vorrang vor allen andern verdienen. 5. Aus demselben Buche, aber dem zweiten Theile (Leipzig 12. 1671.) S. 20-26. Liebenthal war ein Jungfrauenkloster Benediktiner Ordens, dicht an dem Gebirge; nahe daran und dazu gehörend ein Städtlein gleiches Namens. 6. Eben daher S. 42-45. 7. Ebendaselbst S. 183-88. 8. Daselbst S. 248-54.


11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz, genommen aus Phoenix redivivus ducatuum Svidinicensis et Jauroviensis, autore E.I. Nasone. Breslau 1667 4. S. 91-94. Es ist der gemeine Ruf, sagt Naso S. 93, daß diese Geschichte kein erdichtetes Wesen, sondern in Wahrheit also gründlich bewandt sei, wiewohl in dem Rathsarchive hiervon nichts verzeichnet anzutreffen, in Erwägung, daß man solche ungewöhnliche [415] That und erschreckliche Geschichte, aus erheblichem Bedenken, sintemalen ohne dies das Gedächtniß in Stein ausgehauen bleiben würde, denen Stadtbüchern nicht einverleiben wollen; dannenhero der Name des unglückseligen Rathmannes, wie auch der Tag und Jahr des vorgeloffenen Trauerspiels in dem Alterthum verborgen liegt. – Anstatt des entseelten Körpers hat man ein steinernes Bild, so dessen Gestalt vorgewiesen, zum ewigen Gedächtniß begangener Missethat, auf das steinerne Thurmgeländer gesetzt, welches im Jahre 1642 ein mächtiger Sturmwind herunter geworfen, davon auf dem Rathhause annoch der Kopf zu befinden sein wird. – Im Jahre 1811 wollte man von diesem Kopfe, der, wie Naso S. 92 sagt; »einen großen, runden Bart geführt,« nichts mehr wissen, wie das Ganze auch als Mährchen verworfen wird. S. 94 erzählt Naso noch: »Altbetagte Leute, so von ihren Vorältern solchen Verlauf vernommen, berichten, daß noch zu ihrer Zeit, ohne voriges Bildniß, gemeldter büßender Rathsherr nebst der Dohle, in Stein ausgehauen, über dem Thore seines Hauses gestanden, welches steinerne Bild, so ich deswegen selbst eigentlich betrachtet, in dem Hofe der Wohnung bis auf diese Stunde eingemauert zu befinden ist.« – Obgleich man nichts über seinen Namen weiß, legt ihm [416] Naso doch S. 93. 5. Kinder bei. Man findet auch diese Geschichte im Breslauer Erzähler, Breslau 1802. Jahrgang III. S. 626-28.


12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau. Nach einer mündlichen Ueberlieferung.


13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg, ebenfalls aus dem phoenix redivivus s. oben S. 153-155. Dort, wo sie oben abgebrochen, fährt Naso fort: »welche zum ewigen Gedächtniß solcher wunderlichen Geschicht (woraus zu lernen, daß man die Gott geheiligten geistlichen Jungfrauen in ihrer Reinigkeit nicht anfechten, noch mit Gewalt aus dem Kloster-Leben ziehen solle) nicht ferne von dem Eingange der Kirche, an einer steinernen Säule, in einem erhabenen Grabe zusammen vereinigt und darauf beider Bildniß, der Bräutigam in weltlichem und die Jungfrau in geistlichem Kleide in Stein ausgehauen worden, wie denn solches Grabmahl noch heutiges Tages daselbst unversehrt anzutreffen. Man meldet, daß der Braut geistlicher Habit lange Zeit an der Säule, über dem Leichsteine gehangen haben solle. Ich aber habe mehr nicht, als ein Stück von ihrem Franziskanergürtel oben angeknüpft befunden.« – So weit Naso, der den [417] Vater des Jünglings einen Präfekten der Maltheser Kommende (welche zu Löwenberg war) nennt. – Auch Sutorius in seiner Geschichte von Löwenberg (Bunzlau 1784.) erzählt Thl. 2. S. 312-14 diese Geschichte und verweis't sie unter die Mährchen, so wie mehrere andere Schlesische Historiker. Ganz zu verwerfen ist sie, wie alle diese Sagen des Volks, gewiß nicht.

Die jetzige Klosteraufhebung gab mir Gelegenheit, auch dieses Grabmahl, wiewohl ohne hinlänglichen und genügenden Erfolg, zu untersuchen. Es fand sich noch an der Seite der Kirche, bei einem Pfeiler, woran ein Nebenaltar. Die Platte ist Sandstein. Rechts liegt ein Frauenzimmer darauf, in langem, faltigem Gewande, oben über den Kopf einen Schleier geworfen, mit eng anliegenden, langen Aermeln, die aber oben, am Oberarm, weiter werden. Die rechte Hand reicht sie einem neben ihr stehenden Ritter, die linke hat sie mit zwei Fingern auf die rechte Brust gelegt, in der Hand einen Rosenkranz haltend. Der Ritter ist in leichtem Harnisch, mit bloßem, lockigtem Haupte, reicht ihr die rechte Hand ohne Handschuh, in der linken, mit Handschuh, hält er einen Schild und sein Schwerdt, rechts hängt ein kleiner Dolch an der Hüfte. Oben, zwischen den Köpfen, schwebt ein [418] leichter Helm. Unten, an der Seitenfläche des Steins, wo die Füße der abgebildeten Personen stehen, unter ihr ein Drache, unter ihm ein Löwe. Auf dem Schilde steht nichts, einige scheinbare Buchstaben sind gewiß später eingekratzt. Sonst findet sich auch durchaus keine Inschrift.

Es ward die Hoffnung gehegt, daß beide Personen vielleicht in einen metallnen Sarg gelegt sein möchten und diese denkwürdige Geschichte durch irgend eine in denselben gelegte alte Schrift verewigt sein könnte, da sie, wenn die Sage wahr erzählt, den Zeitgenossen zu wichtig sein mußte. Es wurde daher, da überdies der Grabstein wohl in eine andere Kirche zu bringen sein wird, mit Erbrechung des Grabes vorgeschritten. Nach Abreißung des obern Aufsatzes, der von Quadersteinen gemauert war, kam leichte Erde, mit Bruchsteinen untermischt, dann bald eine Menge auf einander gebauter Quadersteine, die eigends behauen schienen. So kamen die Arbeiter drei Ellen tief, ohne etwas anders als Steine, mit Erde gemischt, oft von beträchtlicher Größe, zu finden. Bisweilen erschienen kleine Knochen, Ribben, Armknochen und dergleichen, aber kein Kopf. Als die Arbeit auf dieser Seite vergeblich war, ward rechts hinüber, gegen den Gang zu, gearbeitet; hier fand sich leichte [419] Erde, bald auch verwitterte Pflanzenerde, von dem zerfallenen Sarge, und in kurzem nicht allein die Beinknochen, sondern auch die Rippen, Armknochen und der ganze Schädel, eines Mannes, mit Ober und Unter-Kinnlade und schönen, zwar lose neben einander stehenden, aber noch ganz vollständigen Zähnen, die einen Mann in der Blüte seiner Jahre anzuzeigen schienen. Von dem weiblichen Körper war, rechter Hand von dem männlichen, wo er, dem Grabsteine nach, liegen mußte, durchaus nichts zu entdecken, so wie auch keine Spur von Bekleidung, ritterlichem Schmucke und dergleichen bei dem Gerippe übrig geblieben war. Es wäre nun noch möglich gewesen, daß der weibliche Körper links gelegen hätte; hier waren aber auch die Untersuchungen, die nur oberflächlich angestellt werden konnten, da es zu finster ward und der nicht aufgehobene steinerne Estricht der Kirche nachzustürzen drohte, vergeblich. Bieten nun leider diese Nachgrabungen kein sicheres und festes Resultat dar, so scheint es doch beinahe ausgemacht, daß nur ein Leichnam unter dem Steine gelegen und mit höherem Rechte tritt diese Geschichte in das Reich der Mährchen über.


14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau. Dies Mährchen gründet sich[420] auf mündliche Ueberlieferung. In dem Steinbruche bei Warthau befindet sich noch die verhängnißvolle, sehr große Braupfanne, die ich selbst gesehen. Sie ist über 26 Fuß lang und wohl 3 Fuß breit, aus einem mächtigen Steine gemeißelt und das Kunststück irgend eines Arbeiters im Steinbruche. Ihre Größe, und daß sie in der Tiefe steht, macht, daß sie noch nicht von ihrer Stelle hat bewegt werden können. Sie hat seit einigen Jahren einen Sprung, da sich im Herbste Wasser darin gesammelt, dies gefroren war und die Pfanne gesprengt hatte. Die zwölf kleinen Gefäße dienen jetzt im Dorfe Warthau dem Vieh zu Krippen. Warthau liegt zwischen Bunzlau und dem Gröditzberge, auch finden sich dabei die Ruinen eines alten Raubschlosses, in dem die geldbegierige Menge einen Schatz ahndet, der auch nicht weichen kann, da das Schloß mit Wasser rund umgeben ist. Ein Mann hat ihn schon einst gehoben gehabt, da reitet ein possierliches Männlein auf einem Ziegenbocke vorbei, er bricht das Geistern durchaus angenehme Schweigen und der Schatz versinkt wieder. Noch war niemand wieder so glücklich, ihn so hoch über den Erdboden zu erheben.


15. Rechenberg's Knecht, fand ich in dem Breslauischen Erzähler, von Fülleborn, im dritten Jahrgange, im zweiten Quartal. (Breslau [421] 1802) S. 402-4. Es hat mit dieser Geschichte ebenfalls die bei Nr. 2. erwähnte Bewandniß, daß ich unschlüssig bin, ob sie wirkliche Sage ist, oder bloß eine Uebertragung Fülleborn's auf vaterländischen Boden. Die Sage selbst hat aber so etwas Frommes und Liebliches, daß ich sie ungern ausgelassen hätte.


16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz. Auch diese Geschichte erzählte uns Fülleborn in dem oben angeführten Jahrgang des Erzählers, im ersten Quartale S. 74-76 und S. 82-84. In allen historischen Werken heißt er der schwarze Christoph und er kommt in Chroniken sowohl, als ältern und neueren Geschichtsbüchern häufig vor. Ein Aufsatz über ihn steht in den Schlesischen Provinzialblättern Jahrg. 1791. S. 35-51 und S. 139-150. Im Jahre 1513 ward er gehängt. Auch Thebesius spricht von ihm, so wie in den Schlesischen Analekten, Schmiedeberg 1790. Juni, ein Aussatz über ihn stehen soll, den ich wohl gewünscht hätte zu lesen; ich habe aber nicht diese Zeitschrift erhalten können. Das angeführte Gedicht ist aus Wahrendorf's Liegnitz'schen Merkwürdigkeiten, Budissin 1724. S. 290-91. – Auf dem Zeughause zu Liegnitz befand sich noch bis zum Jahr 1740 der große Bogen des Christoph, sein sammtenes, [422] rothes Kappel, in welchem er den Teufel beherbergt haben sollte, weil ein Mensch nicht im Stande gewesen sein konnte, ohne Teufelshülfe den gewaltigen Bogen zu spannen, sein ledernes Kollet von Elendshaut, durch welches keine Kugel geben konnte, und sein Halstuch. In dem gedachten Jahre ward das ganze Zeughaus verkauft. Ein Geistlicher aus Leubus kaufte diese und andere Rüstungen für eine äußerst geringe Summe und so kam der Bogen und ein Pfeil des Christoph noch jetzt mit nach Breslau. Kappel, Kollet und Halstuch sind nicht gefunden worden.

Was aber diese Sage am merkwürdigsten macht, ist die Uebereinstimmung mit einer Harzsage die Danneelshöle, die unter diesen sich auch, in unsrer Sammlung, des merkwürdigen Zusammenhanges wegen, befindet. Da die Historiker allgemein als bloße Sage alles dasjenige verwerfen, was wir vom schwarzen Friedrich erzählt haben, so mag wohl jenes Harzmährchen hierher verpflanzt und heimisch geworden sein.

2. Sagen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich
[423] II. Sagen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich.

17. Libussa. Wem ist diese Sage nicht in der Bearbeitung des Musäus bekannt, wo sie Thl. 3. S. 5 bis 130. der neuen Ausgabe (Leipzig 1804) erzählt wird? Wie sie hier gegeben worden, findet sie sich in Martin Boregk's eines Breslauer's, Behmischen Cronica etc. im ersten Theile, (Wittenberg 1587. Fol.) S. 5-8, dem ich diesmal lieber als dem Hagek folgte, der bei andern Geschichten mein Geleitsmann war. Dabei sind noch einige Prophezeihungen der Libussa und des Primislaus, die nicht hierher gehören.

In Betreff der gepflanzten Haselruthe erzählt, nach Boregk, S. 6. 7, Aenas Sylvius in seiner Geschichte von Böhmen, daß er unter den Privilegien des Königreichs Böhmen selbst Kaiser Karls des 4ten Briefe gefunden, in welchen solches für eine ganze Wahrheit angezogen worden. So sollen auch die Bauern dieses Dorfs sein befreiet worden, daß sie keinen Tribut, denn etliche Haselnüsse von denselbigen Sträuchen, den Böhmischen Königen geben dürfen, doch vermeldet er, daß Anno 1513 allein drei Bauern solche gegebene Freiheit genossen. Ob solche Sitte noch herrscht, ist mir unbekannt, wäre aber zu erforschen und bekannt zu machen wichtig.

[424] Aus der Böhmischen Chronik von Wenzeslaus Hagecius, vom Ursprung der Böhmen etc. aus dem Böhmischen in das Deutsche übersetzt von Johann Sandel, gedruckt zu Prag, im Verlag zu Brür. 1596 Fol., soll nun noch einiges nachgetragen werden. S. 4 wird die Gemahlin des Krokus, die wir im Musäus eine so liebliche Rolle spielen sehen, die dem Mährchen eben einen leichten, farbigten Schein giebt, Brezena genannt und ihr die Kraft der Zauberei beigelegt, wie denn dieselbe auch Krokus besitzt. S. 7 heißt sie Niva, und es wird von ihr gesagt, sie sei schön vom Ansehen und einer großen Gestalt gewesen. Sonst von der lieblichen Sage, die Musäus hat, nichts. Hagek nennt Bl. 7 die älteste Tochter Kascha (vgl. oben), die aller Zauberei und Klugheit voll gewesen sein soll, so daß die Böhmen ein Sprichwort von ihr hatten, wenn etwas, ohne Hoffnung es wieder zu finden, verloren ging: wo dies hinkommen, oder wer es gestohlen, könnte auch kaum die Kascha errathen. Die andern beiden Schwestern nennt er gleich.

Nach Hagek (Bl. 8.) entscheidet das Loos unter den Schwestern. Viele Prophezeihungen der Libussa sollen auf birkene Rinde, die dazu bereitet, geschrieben worden sein, die sie ihrer Dienerin Wlasta in Verwahrung gab. (Bl. 10.) Auch wird erzählt, die Libussa sei darum zur Ehe so schnell geschritten, [425] da ihre Edelleute sie genöthigt, einen von ihnen zu nehmen und ihr Regiment verachtet hätte. (Bl. 10. b.) Von den Stieren wird erzählt: Die Ochsen erhoben sich, gleichsam fliegend und begaben sich unter die Wolken, doch senkten sie sich wieder und ein großer Fels, unter dem Dorfe, erzeigte sich, als ob er sich aufgethan. Daselbst hinein fuhren sie und der Felsen thät sich wieder zu, aus welchem ein Wässerlein fließt, gleich aus einem Kuhstalle und behält solchen Geruch bis auf den heutigen Tag (Bl. 11.). So erzählt wird auch dieser einzelne Theil der Sage in Frau Veneris Berg. S 398-99. Die Schuh des Primislaus, die er selbst aus Bast und lindener Rinde gemacht hatte, sind lange Zeit von der Priesterschaft der Kirchen auf dem Wischerad, neben andern Kleinodien, in großen Ehren gehalten und bei Krönung eines jeglichen Königs demselben allezeit, sowohl als dem Volke gezeigt worden. Als aber nachmals König Sigismund Wischerad gewonnen, da sind sie verloren worden. (Bl. 13. b.)

Boregk behauptet: Libussa habe immer regiert und den Primislaus von der Regierung entfernt; das Gegentheil sagt Hagek, daß er mit ihr in vieler Einigkeit geherrscht und viele Gesetze, die er und Libussa gegeben, lange noch in Böhmen gebraucht [426] worden. Im Jahre 735 starb, nach Hagek, die Libussa. (Bl. 18.)


18. Wlasta. Die Sage dieser Böhmischen Amazone, mit ihrem furchtbaren Heere, schließt sich unmittelbar an die Geschichte der Libussa. Boregk erzählt sie daher auch am angeführten Orte S. 9 bis 15. Dem Hagek ist diese Erzählung keinesweges fremd, auch bei ihm schließt sie sich an die Geschichte der Libussa, mit mehrern andern Umständen, wie denn in den Sagen immer, durch die ältesten Chronikenschreiber, oder durch den Mund, einzelne Verschiedenheiten herrschen; das Grundgebäu ist dasselbe, doch werden sie im ehrlichen Kampfe, nach wüthender Gegenwehr, überwunden und die List des Primislaus, einen Theil der Jungfrauen durch Verrath zu tödten, wird schon vor der Ermordung des Stiradius erzählt. Im Hagek werden auch alle die Anreden erzählt, die Wlasta an ihre Jungfrauen hielt, und die trüglichen Liste beigebracht, womit sie die Jünglinge in ihr Mordschloß zu ziehen suchte, um sie dem Tode zu übergeben. Hagek erzählt die Sage von Bl. 18 a. bis Bl. 25 b. – Auch ist sie als ein eigener Roman behandelt worden, den ich aber nicht kenne, indem ich nur in einem Kataloge diesen Titel fand: Wlasta und Scharka, oder der Mädchenkrieg in Böhmen, m. illum. K. 8. Prag 1794.


[427] 19. Das Roß des Horymirz. Die Mähre von einem mächtigen, weitspringenden Rosse finden wir an vielen Orten, man erinnere sich nur des berühmten Roßtrapps, von dem Otmar in den Volkssagen S. 181-86 die Sage erzählt, die sich tief in die heidnische Zeit hineinzieht und das Hünengeschlecht Schlesiens mit dem fernen Harze in eine wunderbare Berührung bringt. Auch erinnere ich mich auf der alten, trefflichen Burg Nürnbergs, auf einem hocherhabenen Gemäuer, das einen, am Rande eines sehr tiefen und breiten Grabens liegenden, Erdfleck umschloß, zween stark in den Felsenstein eingeschlagene Pferdehufe gesehen zu haben. Damals ward mir auch, von dem alten Küster, der mich herumführte, eine Sage erzählt, die ich leider vergessen habe. Einem jeden, der die Güte haben will, sie in meinem Gedächtniß aufzufrischen, sage ich schon jetzt zum voraus meinen Dank. – Das vorliegende Mährchen ist aus dem Hagek entlehnt, der es Bl. 53. a. bis 54. b. seiner historischen Beschreibung Böhmens erzählt.


20. Die verrätherischen Weiberohren. Aus dem Hagek Bl. 61. a – 63 a. Diese Erzählung erschien mir in mehr als einer Hinsicht merkwürdig, theils wegen der märchenhaften Geschichte, die dem Ganzen die Ueberschrift gegeben und sie daher schon in diesen Kreis zog, theils [428] aber auch wegen der vielen merkwürdigen alterthümlichen Andeutungen, die darin liegen. So erinnere ich mich noch nicht irgend anderswo gefunden zu haben, daß die abgerichteten Vögel, Habichte, Sperber u. dgl., deren sich die Völker des Mittelalters zur Jagd bedienten, ja mit in die Schlacht genommen wurden, um, wie hier, die Luft zu verfinstern und den Feinden ein Schrecken einzuflößen, indem diese Raubvögel, dürstend nach ihrem Blute, über ihnen schwebten. Nicht minder erinnert die Bitte des Stiers, ihm ein Grabmahl zu geben, daß auch längere Zeit sein Andenken fortpflanzte, an Slavische Sitten, Todte auf erhabenen Hügeln in Urnen beizusetzen, und hat überdies einen entfernten Anstrich Ossianischer Heldenkraft. Das Ganze hat ächte Züge des Mittelalters. Merkwürdig erscheint noch die Opferung der Eselin, ihre Verzehrung und die dadurch im Heere erhöhte Mannskraft. War diese Art Opferung häufiger und vielleicht auch in Schlesien gebräuchlich? Hierüber wünschte ich sehr, näher belehrt zu sein, um vielleicht einige, hier nur hingeworfene, Andeutungen zur Gewißheit zu bringen.

Die meisten Völker machen sich eine Freude daraus, ihren Nachbaren einen Spitznamen anzuhängen. So hatten in früheren Zeiten die Schlesier den Namen: Eselsfresser. Es ist darüber ein [429] eigenes Büchlein geschrieben, welches ich einmal in Händen gehabt habe, jetzt aber nicht gleich finden kann. Darin wird die Mähre erzählt, es wären einmal mehrere Schlesier auf die Jagd gegangen und hätten einen Esel für einen Hasen geschossen und verzehrt. Wie aber, wenn dieser Name weit tiefer läge? Wenn die Böhmen und Schlesier, in der heidnischen Vorzeit, die Gewohnheit, vor dem Kampf eine Eselin zu schlachten und zu verzehren, gemeinsam gehabt hätten, und spätere Zeit der verschwundenen geschichtlichen Kunde das obige Mährchen von der Jagd untergeschoben hätte? Es scheint mir dies wohl eine Berücksichtigung zu verdienen, und ich werde mich über jede Belehrung deshalb erfreuen. Man sehe auch darüber den Breslau'schen Erzähler 1800. S. 518. 19., wo drei Deutungen stehen.


21. Der ungetreue Vormund. Es kann auffallend erscheinen, daß ich diese Geschichte, die ein ganz historisches Ansehen hat und den Sagen und Mährchen keinesweges anheim fallen könnte, hier mit hineingezogen habe. Noch geringfügiger erscheint vielleicht der Grund, der mich dazu bewegte und der alleinig im Schlusse liegt. During soll sich eine Todesart wählen, und nimmt die des Stranges an einem Baume, der ihm beliebt. Lange sucht er, ehe er einen ihm anständigen Baum [430] findet. Diese List kommt mannichfach in unsern Altdeutschen komischen Romanen vor, am ausgeführtesten in dem Morolf, der sich dadurch sogar sein Leben rettet, da er gar keinen Baum finden kann. (S. die Deutschen Gedichte des Mittelalters nach von der Hagen und mir. Thl. I. Salomon und Morolf. V. 1588 bis 1573. Berlin 1809.) Der Italiänische Morolf (siehe die Einleitung zu dem eben genannten Gedichte S. XIX., wo die Stelle im Auszuge erwähnt wird), der dort Bertoldo heißt, hat denselben Spaß, der hier aus der Narrenwelt in die historische Welt tritt. Auch in von der Hagens Narrenbuch (Halle 1811.) findet man Seite 166-67 diese Geschichte von Morolf. Hagek erzählt uns übrigens diese Geschichte Bl. 63 a.b. Bl. 64 a.b. und sie ist bloß aus dem angegebenen Grunde von mir aufgenommen worden. – Johann Klipta schreibt in seiner Chronik, daß die Erle, woran sich During erhing, an dem Orte gestanden sei, wo jetzo, unter dem Wischerad, St. Adalbert Kirche ist. Hagek Bl. 64. b. –


22. Der Heilige im Walde. Diese Geschichte, so Hagek Bl. 78. b. bis Bl. 79. b. erzählt, möchte mit vollem Rechte zu der Legende gezählt werden können, indem sie in die ersten Zeiten des in Böhmen eingeführten Christenthums fällt. Der Name Iwan, Slavischer Name für Johann, erinnert [431] merkwürdig an den noch in Rußland gebräuchlichen Namen, an den Spanischen Namen Juan und an den in den Altdeutschen Gedichten, bei dem Roman der Tafelrunde, so oft auftretenden Namen Iwain, der gewiß nichts anders, als Johann sagen will. Das heutige englische John erinnert mehr an Juan und Johann selbst. – Mit dieser Legende treten mehrere Erzählungen religiösen Inhalts, von wunderbarer Gründung der Klöster u. dgl. ein, die alle mit Recht einer völligen Uebergehung würdig scheinen. Die wichtigste und nächste ist die Heiligsprechung des Wenzeslaus, die gleichfalls übergangen wird, nur eine Sage, die darauf Bezug hat und jetzt folgt, scheint zum Erzählen wichtig, so wie eine andere Legende, die auf die Thaten der Wlasta sich bezieht und bald folgt. Der erste Theil des Hagek ist reich an Sagen, Mährchen und Legenden und es wird bisweilen schwer, sie zu umgehen. Mehr würde indessen doch zu weit führen, was vielleicht schon geschehen ist.


23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau. Hagek 92. a. – 92. b. Diese Geschichte trägt den völligen Charakter der Sage an sich und tritt daher wieder mit Recht hier ein. Sie findet sich auch in Frau Veneris Berg S. 417 und 418. (Da bei dem vor mir liegenden Exemplare [432] der Titel fehlt, kann ich keine nähere Bestimmung desselben angeben.)


24. Die Erscheinung des heiligen Mathias. Boleslaus der erste hatte seinen Bruder Wenzeslaus ermordet. Wunder geschahen bei seinem Tode und ob seinem Grabe, er ward in die Zahl der Heiligen aufgenommen. Da diese Legende im Ganzen wenig Erfreuliches hat, ist sie hier wohl mit Recht übergangen worden. Gewissensangst quälten erst seinen Sohn, Boleslaus den zweiten, und er suchte an Kirchen und Priestern zu vergüten, dasjenige, was durch einen Verwandtenmord auf ihn geladen war. Hierhin hat auch diese Sage Bezug, die sich an die früheren Geschichten der Männin Wlasta anschließt und die Heidenzeit mit dem Christenthum in Verbindung bringt, so wie man dies häufig in den Altfranzösischen Sagen vom heiligen Grabe, Medin und anderen findet, die es sogar mit einem eigenen Vergnügen thun. Hagek erzählt diese Geschichte Bl. 104. b. bis Bl. 105. a. Die Begebenheit fällt in das Jahr 971.


25. Das verborgene Schloß im Walde. Hagek Bl. 130. a. bis Bl. 132. a. Ich erinnere mich, diese Geschichte auch schon an einem anderen Orte gelesen zu haben, bin aber in diesem Augenblicke nicht im Stande, nähere Auskunft darüber[433] zu geben. Kaiser Heinrich der Vogelsteller ist derjenige, den die Sage meint, aber, wie bekannt, hatte dieser mit seiner trefflichen Gemalin Mechtildis eine Tochter, Gerburg, die an den Herzog von Lothringen verheirathet ward; die zweite, Mechtild, ward Aebtissin zu Quedlinburg, Hedwig, Graf Hugo's zu Paris Gemalin, Richsa, Herzogs Rudolf von Baiern Gemalin. Eine Tochter, die einem Grafen von Eberstein vermählt sein soll, verwerfen die Chronisten. Spangenberg's Mansfeldische Chronik. 1572. Fol. Thl. I. Bl. 123. So fällt, wie auch das Gepräge des Ganzen schon zeigt, diese Erzählung einig der Sage anheim.


26. Die entführte Nonne. Hagek Bl. 136. a. bis 137. a. Dies Gedicht ist aus Frau Veneris Berg. S. 352-55, wo ein Lateinisches und dies Deutsche Lied stehen, welches wohl der Annahme würdig erschien. Der Dichter weicht von der Geschichte in Hinsicht des Namens ab. – Was sich im Hagek noch ferner an diese Sage historisch anschließt, gehört nicht hierher und ward daher übergangen. Diese Geschichte, verbunden mit der vorigen, ward zu einem Volksroman bearbeitet, dessen frühsten Ursprung wir noch nicht kennen. Der Titel ist: Riesengeschichte, oder kurzweilige und nützliche Historie vom König Eginhard aus Böhmen etc. Der Herausgeber sagt: er habe dies Buch [434] auf einer Reise in einem einsamen Schlößlein an der Nabe aufgefunden. Mehr darüber in dem trefflichen Werke von Görres, über die deutschen Volksbücher etc. (Heidelberg, 1807.) S. 86-90. Dort steht auch S. 86-89 die Sage No. 29. aus dem Hagek abgedruckt und Nr. 30. ist angedeutet. Mehreres ist indessen in der Riesengeschichte geändert, z.B. heißt der Kaiser Otto, der aus dem Grafen Otto von Nr. 26. geworden ist.


27. Der Böhmische Zauberer Zython. Dubravii histor. Bohem. Hagek weiß von ihm nichts. Harsdörfer's Geschichtspiegel. S 390. Remigii daemonolatria. Thl. 2. (Hamburg 8. 1703.) S. 163. Vgl. oben die Schlesischen Volksmährchen, in der zehnten Rubrik die dritte Erzählung und die dazu gehörige Anmerkung, woraus hervorgeht, daß man dem Rübezahl auch dieses Mährchen beilegt.


28. Junker Ludwig bei Eger. Aus Er. Franziszi höllischem Proteus. S. 422-23. Die Sage ist unbedeutend und zeigt bloß von dem an mehrern Orten gewöhnlichen und übereinstimmenden Glauben, daß Menschen, die im Leben ruchlos gewesen, auch noch nach dem Tode die Leute quälen. Die Geschichte von wildem Jäger und andere mehr haben einen gleichen Grund.


[435] 29. Die weiße Frau. Diese Sagen sind von mehreren Orten her zusammen getragen und wird dies an den einzelnen Stellen bemerkt werden. Wem ist nicht die Sage von der weißen Frau bekannt, die an einzelnen Höfen, welche mit der Familie verwandt sind, aus der sie herstammt, der Sage nach, noch bei traurigen Vorfällen eine erschütternde Vorerscheinung ist. Merkwürdig bleibt es immer, daß die hochselige Königin von Preußen, Gemalin Friedrichs des zweiten, wie ich aus glaubwürdigen Quellen weiß, mit ihrer Oberhofdame, der Frau von Kannewurf (?), völlig überzeugt gewesen sein soll, vor einem Todesfalle, den ich nicht genau anzugeben weiß, die weiße Frau gesehen zu haben, die in ihrem eigenen Nebenzimmer gewesen und durch eine verschlossene Thür ver schwunden ist. Selbst Historiker nahmen Erzählungen von ihr in die Geschichte der Mark Brandenburg auf, wie die oben erzählte Geschichte beweis't.

Das Taschenbuch Alruna, Jahrg. 1. (1805.) S. VI. bringt Altdeutsche Göttinnen, die Alrunen, mit der weißen Frau in Verbindung, so daß letztere eine Abkömmlingin von einer dieser sein soll. Welche Beläge dazu vorhanden sind, ist nicht angeführt, mir auch durchaus nicht klar. Zwischen beiden ist nur der Zusammenhang, daß sie die Zukunft verkündeten.

[436] Den ersten Theil nahm ich aus Remigii daemonolatria (s. ob.) S. 371-74. Dort werden noch, als Gewährsmänner, angeführt: Richterus in axiomat. oeconom. Der Jesuit Balbinus in seinen Werken. – Die Geschichte von Peter Rok ist aus des Erasmus Franziszi höll. Proteus. S. 81-84. Es findet sich daselbst viel über die weiße Frau, unter mehrern Kapiteln, als: S. 59 bis 74 unter der Ueberschrift: die weiße Frau;. S. 74 bis 84 die Ueberschrift: der weißen Frauen Ursprung und S. 84-92 von dem süßen Breie. Da hier manches durchaus Fremde mit verflochten ist, so ward nur dasjenige genommen, was hier brauchbar erschien. Ueber das Fest des süßen Breies sind S. 84. 85. 86 – 89. 90. 91. benutzt worden. Ihr sittiges Wesen, dann aber auch ihren Zorn, wenn nicht das Fest des süßen Breies gehalten wird, lesen wir an d.a.O. S. 70-72. – Eine sehr wohl ausgeführte schauerliche Bearbeitung der Sagen von der weißen Frau, ihrem Erscheinen und dem Feste des süßen Breies, durch Mdme. Naubert, findet sich in den neuen Volksmährchen der Deutschen Bd. 3. S. 141-211. In dem zur Alterthumszeitung Idunna und Hermode, herausg. von Gräter, gehörigen Almanach auf den Januar des Jahres 1812 finde ich, beim 6. Jan. die heil. Prechta von Rosenberg, in Schwaben die Prechtölterin [437] genannt und zur Erklärung darüber, unter den Volksfesten, nur kurz die Materialien des Vaterlandes, München 1782, ein mir unbekanntes Buch, angezogen. Das Lexikon der Heiligen kennt keine heilige Bertha von Rosenberg.


30. Die Jungfrau auf Schloß Parenstein in Mähren. Die Sagen aus Mähren, Ungarn und Oesterreich fallen hier bei mir sehr gering aus und kann ich sie nur als Vorläufer einer größeren Sammlung betrachten. Gerade in jenen gebirgigen Gegenden müssen noch eine Menge Sagen im Gange sein, die mir leider bis jetzt nur sparsam zugekommen sind. Ich wünsche sehr in dem zweiten Bande diesen Mangel recht aus dem Grunde heben zu können.

Das oben bezeichnete Mährchen ist aus dem höllischen Proteus des Er. Franziscus genommen, wo die erste Erzählung S. 90-95, die letztere S. 462-63 steht.


31. Die Braut Christi zu Großwar dein in Ungarn. Dies Gedicht ist noch als fliegendes Blatt bekannt und dergleichen Sagen, daß an himmlischen Orten Personen nur Stunden lang zu verweilen glauben und dennoch Jahre, ja oft Jahrhunderte lang, sich aufhalten und dann mit einemmale in die ihnen ganz fremd gewordene Welt zurückkehren, finden wir an vielen Orten [438] gleichmäßig, oft mit denselben, bisweilen mit an deren Umständen wieder. Man sehe z.B. die Legende von dem Wälschen Herzoge im Paradiese, die, aus einer Handschrift des fünfzehnten Jahrhunderts, in dem Journal Kuriositäten (Weimar 1811) Bd. 1. Heft. 2. S. 180-89 abgedruckt steht, und durchaus einen gleichen Ideengang mit dem mitgetheilten Gedichte hat. Auch in dem Breslauer Erzähler, im sechsten Jahrgange S. 585-89 findet sich eine ähnliche Erzählung, unter der Ueberschrift Mariane. Ist sie wirkliche Sage oder Uebertragung fremdes Stoffs auf vaterländischen Boden? ich weiß es nicht, vermuthe aber beinahe letzteres, und habe sie daher auch nicht unter die Schlesischen Sagen aufgenommen, ehe ich darüber nicht in Gewißheit bin. – In des Knaben Wunderhorn, alte Deutsche Lieder von A.v. Arnim und Cl. Brentano. (Heidelberg 1806.). Thl. r.S. 64 bis 69 findet sich auch dieses Lied, aus einem fliegenden Blatte mitgetheilt, jedoch in vielem verändert, wobei es zweifelhaft ist, ob dies durch die Herausgeber geschehen, oder ob es wirklich noch eine an dere Dichtung davon giebt.


32. Schloß Greifenstein. Entlehnt aus den Ritterburgen und Bergschlössern Deutschlands v. Fr. Gottschalk. (Halle 1811.) Bd. 2. S. 103 bis 5. Dort wird diese Sage bei einer Schilderung [439] der Burg Greifenstein, die von einem Freiherrn von Boyneburg dem Verfasser mitgetheilt ist, angeführt, der sie aus den Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien, von Fr. von Geheis, 2s Heft 1803, genommen.


33. Die Gründung des Klosters Schlägel. Aus den eben angeführten Ritterburgen etc. II. Seite 140-43. Erst besetzte Kaliogus das Kloster mit grauen Mönchen, als es diesen zu rauh und kalt ward, mit Prämonstratensern, und machte es zu einer der reichsten Abteien Oesterreichs. Im Kloster selbst waren noch vier alte Gemälde, welche die Begebenheiten des Grafen Kaliogus, in Ansehung der Stiftung, enthielten. Die Verse waren noch im Jahre 1727 an einer Mauer angeschrieben, jetzt sind sie verwischt und aus einer alten Chronik genommen. – Zum ewigen Gedächtniß der Stiftung mußten vor alten Zeiten die Geistlichen des Klosters Schlägel monatlich den Gottesdienst in diesem Schlosse halten, welches aber nachgehends, wegen der Weite des Weges und weil sich einer todt gefallen hatte, dahin verändert ward, daß dieser Gottesdienst in dem Kloster gehalten werden konnte, wie ebenfalls folgendes Gedicht diese Anekdote an der Mauer verewigt hatte.


Zur ewigen Gedächtniß dieser Fundazion

Jeder Bruder im Kloster, eigener Person.

[440]

Monatlich den Gottesdienst zu Falkenstein

Andächtig zu verrichten schuldig allein.

Daselbst in ein Zimmer auf der Wehr

Die Klosterbrüder hätten ihr Einkehr.

Die Münch kommen ohn' alle Gefahr,

Die Schlagbrücken vor dem Zimmer aufgezogen war,

Fielen unversehen hinunter zu todt;

Der helfe zur Seligkeit der ewige Gott.

Anno 1480.


Der Freiherr von Boyneburg ist auch, an dem genannten Orte, der Mittheiler und nahm sie aus den genealogischen und historischen Beschreibungen von den adelichen Familien derer Herrschaften, Schlösser, Klöster und Städte des Erzherzogthums Oesterreich, von Johann Freiherr von Hohenede. Passau 1732. Fol., einem Buche, das mir noch nicht vorgekommen ist.

Der Anfang des oben, im Text, angeführten Liedes scheint gar nicht hierher zu passen, und gehört auch nicht hierher, sondern ist der Anfang eines andern Liedes, das noch als Volkslied im Gange ist. Wir finden es, aus einem fliegenden Blatte abgedruckt, im Wunderhorne, Thl. 1. S. 255 bis 56. Die erste Strophe heißt dort:


Es reit der Herr von Falkenstein

Wohl über ein' breite Haide.

Was sieht er an dem Wege steh'n?

Ein Mädel mit weißem Kleide.


In Herder's Volksliedern findet man es auch Thl. 1. S. 232. So wie im Deutschen Museum, [441] mit einer vorhergehenden Abhandlung, die ich leider jetzt nicht zur Hand habe.


34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek. Aus den Ritterburgen etc. (s. oben) II. S. 269-70.

3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen
III. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen.

35. Der große Stein bei Görlitz. Lausitz'sche Merkwürdigkeiten etc. von Samuel Großer. Leipzig und Budissin, 1714. Bl. Thl. V.S. 12. Solcher Sagen giebt es gar viele, an manchen Orten. Sie stimmen häufig im Kleinsten mit einander überein und sind daher oft nur anzudeuten nöthig. – Im Protschberge bei Budissin (s. den eben a.O. S. 16) soll eine geld- und schatzreiche Höhle sein, aber die Sage ist dort nur zu kurz und unvollkommen angedeutet.


36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone. Aus Abraham's von Frankenberg Leben des Jakob Böhme, hinter seinen Schriften. In der Amsterdamer Ausgabe in zwei Quartbänden vom Jahre 1715. S. 3. 4. Frankenberg legt diesen Eingang in die schatzreiche Höhle so aus: welches eine Vorbedeutung auf seinen [442] geistlichen Eingang in die verborgene Schatzkammer der göttlichen und menschlichen Weisheit und Geheimnisse wohl sein können.


37. Der Mädchensprung auf dem Oybin. Nicht einer Hünin, wie auf dem Harze, (s. Otmar S. 197. 98.) mächtigen Sprung über das Thal erzählt hier die Sage, sondern nur den Sprung eines gewöhnlichen Mädchens in eine grausenvolle Tiefe hinab, um sich vor verfolgender Unbill zu retten. Alle drei Sagen stehen in dem Werke: Der Oybin bei Zittau von D. Pescheck. Zweite Auflage. Zittau und Leipzig 1804. S. 33. 34. Es giebt eine eigene Sammlung der Sagen von Oybin, die ich indessen nur dem Titel nach kenne, über den Inhalt nicht zu urtheilen vermag. Sie zeigen hier deutlich den ältern und jüngern Ursprung und wie die Zeit selbst bemüht war, der Sage ein neues Gewand umzuhängen, sie näher zu bringen.


38. Der Tod des heiligen Beneda. Von der Legende abweichend, schwebt die hier aufgenommene Erzählung zwischen Sage und Legende, hat indessen doch mehr den Charakter der ersteren gewonnen. So wie sie hier steht, mit Ausnahme des Schlusses, fand ich sie in des Theatri Saxonici anderem Theile, durch Laurentium Peccenstein. Jena, 1608. Fol. S. 5. 6. Schon der Name ist entstellt und wer diesen Heiligen unter dem gegebenen [443] Namen suchen wollte, würde ihn nie finden. Das ausführliche Heiligenlexikon (Kölln und Frankfurt 1719. gr. 8.) S. 243-45, lehrt uns, daß der heilige Benno, der Slaven Apostel und Bischof zu Meißen gemeint sei, der 1010 zu Hildesheim geboren ward und 1106 zu Meißen starb, aber nicht ermordet wurde. Das angeführte Lexikon giebt darüber nähere Auskunft. Den Schluß der Sage, welche Wunder bei seinem Grabe geschehen sind, lieferte das Heiligenlexikon.


39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg gefunden ward. Aus der eleganten Zeitung für das Jahr 1811. Nr. 200. S. 1597-98.


40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm oder der Sorbenburg bei Salfeld. Diese unbedeutende Sage wurde aus dem erneuerten Alterthum, oder der Beschreibung der der Bergschlösser in Deutschland, von Melissantes, Frankfurt u. Leipzig 1713. 8. S. 356. 57. genommen.


41. Der Hörselberg bei Eisenach. Aus Frau Veneris Berg. S. 374. 75. Eine Bearbeitung findet sich in den Volksmährchen aus Thüringen von F.W. Möller. 1794. 8. S. 1-100. Die Hörselbergsspende. In wie fern diese mit der gegenwärtigen zusammenhängt, weiß ich nicht mehr genau, nur erinnere ich mich, daß die Bearbeitung keinesweges genügend war.


[444] 42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt. Aus dem jetzt florirenden Thüringen v.J.G. Gregorius. Erfurt 1711. 8. S. 95. steht aber auch einigemale in dem schon angeführten erneuerten Alterthum des Melissantes.


43. Die Frau von Weissenburg. Meißner's und Kanzler's Quartalschrift. Jahrg. I. St. 2. S. 102. ff. Dort ist die Einleitung aus einem alten Manuscripte genommen, das mit der Brühl'schen Bibliothek in die öffentliche königl. Bibliothek zu Dresden gekommen ist. 4. Nr. 412. Die Rechtschreibung ist geändert. Das Lied hat Brotuf in seiner Chronik aufbewahrt. Lib. 2. c. 12. Im Wunderhorne Th. 1. S. 242-45 findet man es auch. – Die Geschichte wird erzählt in: den königl. und kaiserl. Jagdgeschichten etc. (Kölln am Rhein 1749.) S. 389-95. – Ziegler's täglichem Schauplatz der Zeit etc., 8. Januar. p. 15. – Spangenberg's Mansfeld. Chronik. p. 181-82. – Struthiomanti Jägerhörnlein und in dem erneuerten Alterthum des Melissantes an mehrern Orten.

Merkwürdig ist, daß in einem alten französischen Ritterromane: Histoire et chronique de Gui d'Hantone, chevalier du sacre et de l'Herbolotte, nouvellement refaicte de rimes en prose Françoise. Par Pierre Desrey Champenois. Lyon 1579. 8. sich die Mutter des Gui auf eine [445] gleiche Art von ihrem Gatten befreit. Man findet einen Auszug dieses Romans in der Bibliothek der Romane Bd. 16. 17., und im ersteren S. 15 die hierher gehörige Stelle. – In der Titania, oder dem Reiche der Mährchen, von Benzel Sternau, kommt S. (?) ein Mährchen vor, worein eine der Frau von Weissenburg gleiche Geschichte verflochten ist.


44. Ludwig der Springer. Die Worte der bekannten, auch dramatisch von Hagemann bearbeiteten Sage, sind aus dem erneuerten Alterthum etc. des Melissantes. S. 144. 45.


45. Der Schatz zu Kloster Walkenried. Jetzt florirendes Thüringen a.a.O. S. 153. 54.Dr. Georg Henning Behrens, Hercynia curiosa. Cap. IX. p. 193.

4. Märkische, Pommer'sche und Mecklenburgische Mährchen
IV. Märkische, Pommer'sche und Mecklenburgische Mährchen.

46. Das Wunderblut zu Belitz. Annales marchiae Brandenburgicae durch. M. Andreas Angelus. Frankfurt a.d. Oder. Fol. 1598. S. 101.


47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben. Oldenburgisch Chronikon[446] etc. durch Hermann Hammelmann. 1599. Fol. S. 21.


48. Vom Wunderblut zu Zehdenick. Angelus a.a.O. S. 102. 3.


49. Die Teufelsmauer zu Lieberose. Lausitz'sche Monatsschrift. 1798. Thl. 2. 7-12s Stück. Görlitz. S. 323-24. Der geworfene Stein ward um das Jahr 1790 zu einem Grundsteine verbraucht. – Finden wir irgendwo einen Wunderbau, aus großen, kaum beweglichen Massen aufgethürmt, Werke, die man sonst den Cyklopen, in der romantischen Zeit den Riesen, Hünen, beimaß, finden wir irgend ein künstliches Werk, das in eine Zeit fällt, in welcher die Kunstfertigkeit, die sich darin offenbaret, Staunen erregt, so können wir auch gewiß sein, daß das Volk eine Sage damit verbunden hat und was sonst die Hünen gethan hatten, muß, in der späteren Zeit, der Teufel übernehmen, der dann auch gewöhnlich den Werkkünstler, oder denjenigen, der ihn bedung, in tausend Stücken zerreißt, oder betrogen wird und wüthend seinen Zorn durch ein übermächtiges Werk bezeugt und seine Krallen in den Gegenstand einbrennt. Schon oben ist die Hülfe des Teufels in einigen Sagen berührt worden und wir werden von manchen Orten auf diese Bemerkungen noch zurückweisen können. Die meisten dieser Sagen haben indessen [447] einerlei Guß und fallen größtentheils in einander.


50. Die tugendhafte Nonne. Angelus S. 135. Diese Sage ist allgemein bekannt und vielfach erzählt und dargestellt worden.


51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz. Angelus S. 167.


52. Der bestrafte Mönchsgeitz. Joh. Mikrelii erstes Buch des alten Pommerlandes. Alt-Stettin 1639. 4. S. 299.


53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe. Mikrelius, Buch III. S. 405. Man vergleiche mit dieser Geschichte die Sage von dem Hildesheim'schen Gespenst Hütchen oder Hudchen und man wird finden, daß beide wohl nahe mit einander verwandt sein mögen.


54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan. Aus dem Mikrelius.


55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners. Lübeckische Chronik etc. zusammengetragen durch Hans Reykam, herausgegeben von J.F. Faust von Aschaffenburg. 1619. Fol. S. 23.

5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig
[448] V. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig

56. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig.

Die Geschichte Heinrichs des Löwen, wie sie oben besungen worden ist, fällt alleinig dem Sagenkreise anheim, die Geschichte weiß nur, daß er im gelobten Lande war und ruhig heimkehrte. Der tapfere und viel besprochene Held, lebend in der Zeit, wo die Sagen leicht emporwuchsen (1129 bis 1195), der eines Löwen Muth besaß und in dem Vaterlande der Mährchen, im Orient gewesen war, konnte gar leicht zu dem Helden einer solchen Mähre werden und ward es, da seinen in Erz gegossenen Leichenstein ein Löwe schmückte, in dem die Sage den treuen Begleiter, der auf seinem Grabe gestorben war, erblickte, nicht mehr an die sinnbildliche Bedeutung denkend.

Die Erzählung dieser Sage blieb nur in dem mitgetheilten Gedichte, das alten Ursprung in dem kernhaften, treuen Ausdrucke, in den mehrfach verwandelten, und auf alte Worte zurückführenden Reimen, wenn die Reime nicht gänzlich übergangen werden sollen, bewährt, übrig. Görres in seinen Volksbüchern S. 91-93 würdiget es treffend, mit wenigen, durchgreifenden Zügen. Eine Handschrift blieb uns nicht übrig, nur als Volksbuch wandelt es noch umher und geht hier [449] unverstümmelt von Generazion zu Generazion, wie zwei vor mir liegende Drücke, ein älterer und ein neuerer, beweisen. Ueber das wenig Literarische verweise ich auf den Grundriß der Altdeutschen Poesie, von von der Hagen und mir. (Berlin 1811.) S. 185. Dort fehlen indessen, durch ein Versehen, ein paar Notizen, die ich hier nachbringen will. Hans Sachs hat Buch IV. Th. 2. Bl. 57. a. bis 59. a. eine Historia, von ihm am 23sten Mai 1562 verfertiget. Dramatische Bearbeitungen finde ich: eine Oper von 1696. Gottsched's nöthiger Vorrath zur dram. Dichtkunst. (Leipzig 1757.) Vorr. I. 263. Vom Jahre 1697 eine Oper von Fiedler, gedruckt zu Braunschweig. Gottsched a.a.O.I. 265. Vom Jahre 1716 ebenfalls eine Oper zu Braunschweig gedruckt (vielleicht eine neue Auflage der vorigen.) Gottsched a.a.a.O.I. 290. Im zweiten Theile S. 264 erwähnt Gottsched: Herzog Heinrich der Löwe, in einem Hochdeutschen Singspiel, mit großg. Erlaubnis eines Hochedelen Raths d.R.R. freyen Stadt Augspurg, aufgeführet Anno 1698. Gedruckt allda bey Joh. Christ. Wagnern. 8.

Deutlich und unverkennbar ist es, daß andere Sagen auf dieses Gedicht einen großen Einfluß gehabt haben, ja daß es eigentlich aus dreien Sagen zusammengesetzt ist. Der Greif, welcher den Ritter [450] ins Nest führt, erinnert an Herzog Ernst, dem ein Gleiches geschah. Ritter Iwain, dessen Thaten Hartmann von der Aun besang, erschlug einen Lindwurm, der mit einem Löwen kämpfte, und der Löwe ward nun sein treuer, unwandelbarer Begleiter. Wie aber der Teufel den Herzog durch die Lüfte führt, werden wir an den edlen Möringer erinnert, dessen Schicksale auch ein Lied besingt, das in den Volksliedern von mir und von der Hagen (Berlin 1807.) S. 102-115 steht. Der Möringer wird durch einen Engel herübergeführt, Heinrich der Löwe muß aber selbst siegreich des Teufels Macht niederkämpfen. – Die Erkennung durch den in den Becher geworfenen Ring ist allgemeines Eigenthum jener Zeit und mehreren Sagen, Volksliedern, Romanen gemein, gleich wie es mehrere solch übereinstimmende Anklänge im Mittelalter giebt, so wie Worte und Reden, die vielfach wiederkehren.

6. Kindermährchen
VI. Kindermährchen.

57. Von den Mahandelboom. Ein Kindermährchen in der Pommer'schen Volkssprache und nacherzählt von Ph D. Runge. Stand zuerst in der Zeitung für Einsiedler. (Heidelberg 1808. 4.) S. 229-37. Hieraus ist es entlehnt worden.


58. Von dem Fischer und syne Fru. [451] Soll auch aus der Erzählung des verstorbenen Mahlers Runge aufgenommen sein und ward mir handschriftlich durch meinen Freund von der Hagen mitgetheilt.


59. Das Mährchen vom Popanz und


60. Das Mährchen von der Padde verdanke ich freundlicher mündlicher Mittheilung und eine gleiche Bewandniß hat es mit


61. Der Geschichte des Bauer Kiebitz.

Die vier letztern Mährchen werden, hoffe ich, meinen Lesern größtentheils unbekannt sein, und mögen, wie ich wünsche, nicht wenig zu ihrer Erheiterung beitragen.

7. Harz-Sagen und Mährchen
VII. Harz-Sagen und Mährchen.

Ueber die Aufnahme der meisten dieser Mährchen bedarf ich eine Entschuldigung, da ich sie aus einem Buche nehme, in welchem sie an einem weit ziemlicheren und ihnen gebührenderen Platze stehen. Aber es waren einige Ideen, die ich über diese Mährchen gefaßt hatte, Nachrichten, die ich mitzutheilen wünschte, die mich vermochten, sie hier mit einzuschieben, da ich so einiges Neue hinzufügen konnte. Ich habe nur genommen, was gerade meinem Zwecke nahe [452] lag und werde darüber bei den einzelnen Sagen ausführlicher sprechen.


62. Vom König Laurin. Dieser und der in der folgenden Nummer betrachtete Ilsung sind Helden des überaus merkwürdigen Heldenbuches und von Spangenberg in seiner Mansfeldischen Chronika, Th. 1. (1572.) auf die vorliegende Weise in die Historie gezogen und zu Bewohnern des Harzes gemacht worden. Laurin steht daselbst Bl. 16. a.b. und ist diese ganze Art, wie Spangenberg diese Sagen betrachtet, ein leeres Phantom, was jedem Kundigen sich von selbst ergiebt. Indessen ist dieser Gebrauch uralter Sagen immer eine nicht unmerkwürdige Erscheinung und schien daher wohl werth, einmal mitgetheilt zu werden und die Sagen vom Harze zu eröffnen. Wer sich übrigens über das Gedicht von Laurin unterrichten will, findet alles dahin gehörige in dem literarischen Grundrisse der Altdeutschen Poesie (Berlin 1811.), herausgegeben von von der Hagen und mir. S. 64-71. Das Gedicht selbst muß man noch im alten Heldenbuche nachlesen.


63. Vom Ilsung. Auch aus dem Spangenberg, a.a.O. Bl. 17. Mit der Anwendung und Auslegung dieser Sage hat es eine gleiche Bewandniß, wie mit dem König Laurin. Daran schließen sich bequem einige Riesen- und Zwerg-Sagen [453] des Harzes, die ganz in jene frühste Zeit fallen.


64. Die Zwerghöhlen. Entlehnt aus Hercynia curiosa oder curiöser Harzwald etc. von Georg Heinrich Behrends. Nordhausen 4. 1703. S. 74. 75. Hiermit ist zu vergleichen, was Otmar S. 325-31 von den Zwergsagen und ihren Höhlen beibringt. Der Grund dieser Sagen liegt tief, in unergründlicher Vorzeit und keine der vielen Hypothesen möchte ihn aufhellen. In den Volksmährchen aus Thüringen S. 101-223 beruht die Erzählung von der silbernen Braupfanne auf gleichen Sagen.


65. Der Creful. Ebenfalls aus Hercynia curiosa etc. S. 121-22. Anders erzählt Otmar S. 185. 86. die Sage. Die Geschichte vom Taucher bringt er aber auch bei.


66. Roßtrapp. Hercyn. curiosa. S. 130 zu vergleichen mit Otmar S. 181-85. Der Grund ist derselbe, nur anders gewendet und mit dem Creful in Verbindung gebracht. Vom Mägdesprung, den Ottmar 197-98 erzählt, scheint auch der Verfasser der Hercyn. cur. eine andere Mähre gehabt zu haben, die er aber blos S. 131 andeutet, indem er sagt: obschon die Einwohner da herum auch eine Fabel von einem Schäfer, einer Bauernmagd und einem Ziegenbock erzählen und [454] vorgeben, daß dieser Fußtritt von dem Sprunge gedachter Magd entstanden sei.


67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld. Eine kurze, aber derbe Sage, von der Größe und Stärke der Hünen, die Felsen mit sich führen und aufthürmen konnten. Hercyn. cur. S 126-27. Die Sitte mag noch geübt werden, denn eine so vortheilhafte Gewohnheit läßt man nicht fahren.


68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel. Hercyn. cur. S. 85. 86. Solche Versenkungsgeschichten hat man an mehrern Orten. Unter den Böhmischen Volkssagen findet sich eine dergleichen und man vergleiche damit die schauerliche Mähre vom Grundlos in Otmar's Volksagen S. 253-66.


69. Der Kyffhäuser, ist ein merkwürdiger Berg, auf den mannichfache Sagen gehäuft sind. Die wichtigste aber ist wohl, daß Kaiser Friedrich mit dem rothen Barte verzaubert in ihm sitze und seine Erlösung erwarte. Wie kommt Kaiser Friedrich dazu? Man erlaube mir hier eine Vermuthung, die ich übrigens auf keine Weise mit irgend einem Belege unterstützen kann. In frühsten Zeiten glaubte man häufig, daß welthistorisch wichtige Herrscher, besonders diejenigen, deren Thaten in die romantischen Dichtungen übergingen, nicht [455] stürben, sondern in Bergen und Höhlen fortlebten, um dermaleinst, wenn das Vaterland bedrängt wäre, wieder hervorzutreten. So lebt Artus noch auf einer von der Morgane bezauberten Insel und Kaiser Karl der Große wird als Bewohner des tiefen Brunnens auf der Burg zu Nürnberg angenommen. (Hercyn. cur. S. 151.) Die Vorrede des Heldenbuchs berichtet uns, daß Dietrich von Bern nicht gestorben sei, ein Zwerg habe ihn fortgeführt, und er sei nicht wieder gekehrt. Zwerge werden immer als Bewohner der Berge angeführt und so glaubten die frühsten Altväter vielleicht, in Sagen, die nicht mehr unter uns sind, daß Dietrich von Bern in dem Kyffhäuser wohne. Allmälig verloren sich die Sagen, es war nur noch ein unbestimmtes Mährchen, als Kaiser Friedrich der erste gen Jerusalem zog, und durch diesen Zug, so wie durch seinen rothen Bart, ein fabelhaftes Ansehen unter dem Volke erhielt, das nun den so ähnlich klingenden Namen Dietrich mit Friedrich, der ihm weit näher lag, vertauschte und so die älteste Sage gänzlich in Vergessenheit brachte. Die späteren Jahrhunderte wußten ja gar fast nichts von Dietrich und blieben daher leicht bei dem Kaiser Friedrich. Ich glaube diesen Uebergang darum besonders annehmen zu müssen, da der Zug ins heilige Land, der rothe Bart mir doch zu geringe Motive für das Volk erscheinen, [456] um ihn in ihre Sagen aufzunehmen, um so mehr, da über seinen Tod und die Gewißheit seines Todes keine Streitigkeiten und Ungewißheit waren.

Auch den Propheten Jonas hat man in einen Berg gebracht, aber es ist ein bloßer Scherz reisender Personen, der sich von einem auf den andern verpflanzte. Zwischen Naumburg und Meißen liegt das Schloß Schönburg, das Ludwig der Springer 1062 zu bauen anfing; jetzt ist es eine Ruine. Die vorbei nach der Leipziger Messe reisenden Personen haben oft ihren Possen mit diesem Schlosse, indem sie den jungen Leuten, welche zum erstenmale auf die Messe ziehen und sich umsehen wollen, zu erzählen wissen, es sitze Jonas oben an einem steinernen Tische, und sei ihm der Bart durch diesen Tisch bis auf die Erde gewachsen. Wenn nun die neugierigen Einfältigen solches glauben, und solches Lügen-Wunder gerne sehen wollen, so werden solche von etlichen dahin begleitet. Sobald sie aber in die Mauern eingetreten, so verschließen die anderen die Thür und lassen keinen wieder heraus, bis sie der Gesellschaft etwas zu verschmausen versprechen. Neu eröffneter Schauplatz denkwürdiger Geschichte etc. von Melissantes. Frankfurt und Leipzig 1715. 8. S. 60.

Der Eingang ist aus Frau Veneris Berg Seite 376-77. entlehnt.

[457] 1. Der Ritterkeller auf dem Kyff häuser, aus dem Otmar S. 134-40. Dieses und die folgenden Mährchen nahm ich darum daher, da ich eine vollständige Sammlung zu geben wünschte, indem ich ein paar, noch von Otmar nicht erzählte, lieferte. Die lieblichen Erzählungen selbst, mögen mich entschuldigen.

2. Die goldnen Flachsknoten. Otmar S. 443-44. Daraus entlehnt von Gottschalk, in den Ritterburgen Deutschlands 8. 1811. Th. 2. S. 237-38.

3. Die Wunderblume. Die Erzählungen von solchen Wunderblumen sind nichts Seltenes, man findet sie an mehrern Orten, wo sie Berge eröffneten, in denen Schätze ruhen. Dies Mährchen erzählt Otmar S. 147-50. Daraus Gottschalk a.a.O. S. 238-40.

4. Der Ziegenhirt. Otmar S. 153-58. Auch solche Geschichten wiederhohlen sich oft, wir finden sie gleich nachher an selbigem Orte. Ihr Zusammenhang, wenigstens ihr Ursprung aus gleicher Quelle, mit den religiösen, die Braut Christi aus Großwardein und andern, ist unverkennbar. So erzählen auch die Chroniken, es habe einmal [458] einer sieben Jahr lang in einer Luke auf dem Dom zu Lübeck geschlafen, daß es niemand gewußt, und dann erst sei er wieder, wohl und gesund, zum Vorschein gekommen. Hier ward List eines Betrügers Sage.

5. Das gealterte Brautpaar. Ist von gleichem Schlage wie das vorige Mährlein, aus gleichem Grundstoff entsprungen. Es findet sich in den Ritterburgen Deutschlands von Gottschalk. Th. 2. S. 242-44.

6. Der verzauberte Kaiser. Aus derHercyn. curios. S. 151. Der Verfasser läßt sich Seite 152-53 in eine Untersuchung ein, welcher Kaiser Friedrich wohl dort sein könnte, wobei er entdeckt, es könne geschichtlich auf keinen gedeutet werden, das Ganze sei Mährchen. Dies zugegeben, deutet der rothe Bart, der so besonders hervortritt, wohl sicher denjenigen an, der gemeint ist.

a. Der Schäfer und der Kaiser. Ebendaher. Gottschalk erzählt sie am a.O. S. 240-41 so, daß der Schäfer nichts bekommen habe. Das ist aber ganz gegen die dankbaren Gesinnungen der Geister in den Mährchen, wenn ihnen ein Vergnügen gemacht ist.

[459] b. Der Kaiser und die Musikanten. Gottschalk a.a.O. S. 241-42. Die Prinzessin beweis't hier ihre Großmuth gleich dem Rübezahl, der auch immer Unbedeutendes, wohl gar etwas Unsauberes, schenkt, das daheim immer klares, gediegenes Gold ist.


70. Das Lied vom Blocksberg. Venusberg S. 380-83. Ich habe lieber das Gedicht, das alle den Zaubertand zusammenfaßt, dessen Tummelplatz der Brocken ist, hier geben wollen, als einige oder mehrere von den schlechten Geschichten zu erzählen, die von diesen Hexentänzen herumgehen, die ihren Ursprung im 16. und 17. Jahrhundert zu deutlich beurkunden und wohl wenigen Freude gewähren möchten. Dies ist die einige Masse von Volkssagen, die auch noch unter den Vornehmen herumwandert, aber wir möchten ihnen gerne andere dafür zur allgemeinen Ergötzung geben, da diese nur zu sehr zeigen, wie häufig die vornehmen Stände, wenn sie mit den niedern theilten, das Schlimmere nahmen, ohne es freilich zu wollen.


71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz. Gottschalk a.a.O. Bd. I.S. 51-54. Auch Behrens, in der Hercynia curiosa S. 196 erzählt von diesem Thurme, auf dem ein [460] Geist nie ein Dach leiden wolle und daher in der Nacht immer wieder hinunter würfe, was am Tage gebaut worden. Drum sei der Thurm auch ohne Dach.


72. Die Dummburg. Otmar S. 235-38. Dieses Mährchen ist nicht gering merkwürdig, da es Orientalischen Ursprungs wohl unbedenklich, bis auf Kleinigkeiten, ist. Es ist nehmlich der Anfang der Geschichte von den vierzig Räubern, deren Uebersetzung man, wenn ich nicht irre, in der neuen tausend und einen Nacht findet. Dieser Anfang ist durchaus allgemein, kann an jeglichem Orte einheimisch gemacht werden und ist daher ein allgemeines Eigenthum der Mährchenwelt. Es möchte eine wohl belohnende Untersuchung sein, zu erforschen, um welche Zeit dieses Mährlein im Harze zuerst erzählt ward. Was in dem Orientalischen Mährchen darauf folgt, fällt schon in die Sitten und Gewohnheiten des Landes, in dem die Sage entstand, und war daher nicht auf Deutschen Boden zu verpflanzen. In meiner Jugend habe ich dies Mährchen, mit sonderlichem Vergnügen, auch oft erzählen hören.


73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld. Gottschalk, a.a.O. II. S. 299-300. Man vergleiche damit die Schlesische Sage oben, No. 12.


[461] 74. Die Tidianshöhle bei Schloß Falkenstein am Harz. Gottschalk a.a.O. II. S. 207.-12. Auch hier spielt die Wunderblume eine bedeutende Rolle.


75. Die Daneelshöhle. Otmar, S. 279-292. Schon oben bei No. 16. habe ich die merkwürdige Verwandtschaft dieser Sage mit der Schlesischen vom schwarzen Friedrich berührt und die Vergleichung wird dies bestätigen, wenn auch diese Sage weit ausgeführter ist.


76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöhle. Eine Erzählung, die unbedenklich neueren Ursprung beurkundet. Sie fand sich in der Hercynia. curiosa. etc. S. 23.

8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands
VIII. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands.

77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg. Das Lied ist genommen aus Frau Veneris Berg S. 127-32. Steht auch im Wunderhorne I. 86-90. so wie in den Blocksbergsverrichtungen von Prätorius. Die darauf folgende Erzählung gab ebenfalls Frau Veneris Berg S. 132-34. Von dem wüthenden Heer steht vieles im höllischen Proteus S. 527-44, so wie man ein langes Mährchen [462] in den Volkssagen (Eisenach 1795.) Th. 1. S. 3-60 findet. Eben so ist dabei zu vergleichen Otmar, der wilde Jäger Hackelberg und die Tut-Ursel, S. 241-250. Neue Volksmährchen der Deutschen, Th. 1. S. 361-444. Die Sagen gehen aber hier etwas bunt durch einander, da sie bald hier, bald dort, wo einmal ein wilder Jäger aufstand und das Land quälte, einheimisch geworden sind.


78. Das Oldenburger Horn. Oldenburgisch Chronikon etc. durch Hermannum Hammelmann. 1599. Fol. S. 19. 21. S. 20 ist eine Abbildung des Horns, so wie auch das Titelblatt des ersten Bandes vom Wunderhorn ein Bild dieses Horns zeigt, das lange Zeit aufbewahrt und viel betrachtet worden ist. Dies Mährchen schließt sich an das vorige an; man möchte dafür halten, daß auch hier eine Art von Venusberg gewesen sei, der sich dem Grafen geöffnet habe. Eine Bearbeitung findet man in den neuen Volksmährchen der Deutschen, Bd. 2. S. 221-352, so wie in den Volkssagen, Th. I.S. 63-124.


79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg. Aus dem Breslau'schen Erzähler. Hagek S. 128 erzählt auch die Geschichte, und setzt sie ins Jahr 1005. Otmar spricht S. 29. davon, nennt aber das Dorf Dannstedt, eigentlich Tanzstadt, bei[463] Wernigerode. Der Graben, den die Tanzenden im langen Umschwunge in die Erde gestampft, soll noch zu sehen sein, nach dieser Angabe.


80. Kobold Hütchen zu Hildesheim. Aus dem höllischen Proteus S. 792-98. Eine lange Erzählung von diesem Geiste findet man in den Volkssagen etc. Th. I.S. 127-170. Dort heißt er Hudchen. Ich erinnere mich auch, vor vielen Jahren eine andere Erzählung, Freund Hütchen, gelesen zu haben, wo aber, weiß ich nicht.


81. Das stille Volk. Hammelmann a.a.O. S. 21. 22. Ein Stamm des Völkchens, von dem uns die neuen Volksmährchen der Deutschen, Bd. 1. S. 3-109 ein so überaus liebliches Mährchen erzählen.


82. Der Wink Gottes. Mündlich. In Italiänischen Novellen, in Deutschen Erzählungen finden wir die Geschichte, von einer auf die erzählte Art im Grabe wieder erweckten Scheintodten, oftmals wiederhohlt, aber nirgends erinnere ich mich, sie bis zur Legende gesteigert gefunden zu haben, wie hier.


83. Vorbedeutungen des Todes.

1. Zu Kloster Corvey. Bucelinius in Germania sacra. Tom. II. f. 163. Notitiae S. Rom. Germanici imperii proc. Lib. [464] Lib. III. c. 19. p. 334. Höllischer Proteus S. 1054-55.

2. In der Stiftskirche zu Merseburg. Höllischer Proteus S. 1056.

3. In der Domkirche zu Lübeck. Mart. Zeillerus Friedlieb in medulla theologica. Höllischer Proteus S. 1060. 1063. In den neusten Zeiten brachte Langbein, unter dem Titel: die weiße Rose, diese Geschichte in eine Ballade, die in dem Taschenbuche Minerva, auf 1812. S. 265-72 steht. Er hat sie etwas verändert und nach seiner Laune gemodelt. Der Domherr wird von ihm Raimundus genannt.

4. Im Dom zu Breslau. Breslau'scher Erzähler Jahrg. II. S. 319.

84. Kleinere Sagen.
1. Warum die Kreuzschnäbel kreuzförmige Schnäbel haben?
2. Es fliegt ein Engel durchs Zimmer. Mündlich.
3. Die Sage vom Rothkehlchen. Shakespeare im Cymbeline.

Literarische Uebersicht der Bücher

[465] Literarische Uebersicht der Bücher, welche Deutsche Volkssagen und Mährchen ausschließend enthalten.

1. Deutsche Volksmährchen von Johann August Musäus, herausgegeben von C.M. Wieland. Gotha, bei C.W. Ettinger. Bd. 1. von 1804, die übrigen von 1805. Das Jahr der ersten Ausgabe ist mir nicht gegenwärtig.

Diese erweckten erst die Lust und Liebe an dieser Kinder- und Männerfreude, und man wußte es Musäus nicht wenig Dank, daß er sich von einem Invaliden diese Mährchen hatte erzählen lassen, der ihm mit seiner kurzen Tabakspfeife das Zimmer verpestete. Viele dieser Mährchen sind von einer bewunderungswürdigen Frische und Lieblichkeit und manchen hängt nur der eine, oft gerügte, Fehler an, daß der Ton durch Abhandlung von Dingen und Hinweisung darauf verfehlt ist, die gerade hierhin am wenigsten gehören.

Th. 1. a. Die Bücher der Chroniken der drei Schwestern. S. 1-98. Ein liebliches Mahrchen.

b. Richilde. S. 99-178.
c. Rolands Knappen. S. 179-266. Lustig und keck.
[466] Th. 2. a. Legenden vom Rübezahl. S. 5-216. Lustig und ergötzlich.
b. Die Nymphe des Brunnens. S. 217-312.
Th. 3. a. Libussa. S. 5-130.
b. Der geraubte Schleier. S. 131-254.
c. Liebestreue. S. 255-328.
Th. 4. a. Stumme Liebe. S. 5-174. Sehr ergötzlich.
b. Ulrich mit dem Bühel. S. 175-272.
c. Dämon Amor. S. 273-318.
Th. 5. a. Melechsala. S. 5-188.
b. Der Schatzgräber S. 189-289.
c. Die Entführung. S. 290-320.

Mehr dieser Sagen und Mährchen sind, in der Bearbeitung des Musäus, schon wieder Volksbücher geworden, als z.B. Ulrich mit dem Bühel, Libussa u.s.w. Sie würden sich dazu noch mehr eigenen, wenn nicht der allgemein ihnen gemachte Vorwurf unzeitiger Anspielungen sie dem Volke entzöge.

2. Kindermährchen aus mündlichen Erzählungen gesammelt. Erfurt, 1787.

a. Das Vögelchen mit dem goldenen Ei. S. 1-57.
b. Weistäubchen. S. 58-93.
[467] c. Der neue Fuchs. S. 94-150.
d. Die Königin Wilonitte mit ihren zwei Töchtern. S. 151-186. Zweckmäßig erzählt.
3. Neue Volksmährchen der Deutschen. Leipzig, 1789. 8. von Madame Naubert.
Erstes Bändchen.

a. Das stille Volk. S. 3-109.

b. Der kurze Mantel. S. 110-275. Die bekannte Erzählung vom kurzen Mantel (court manteau) am Hofe des Artus, in Verbindung gebracht mit einer lieblichen Deutschen Sage von einer Blumennymphe.

c. Ottilie. S. 276-360.

d. Die Legende von St. Julian, worin die Geschichte vom wüthenden Heere und zum Schluß eine Andeutung des getreuen Ekard's sich befindet. S. 361-444.

Zweites Bändchen. 1791.

a. Erdmann und Maria, ein Nachtrag zu den Legenden vom Rübezahl. S. 2-220.
b. Das Oldenburgische Horn. S. 222-352.
c. Die Hamelschen Kinder, oder das Mährchen vom Ritter St. George. S. 353-480.

Drittes Bändchen. 1792.

a. Die Fischer. S. 1-140. Bearbeitung eines [468] Mährchens, das in meinen Rheinsagen folgen wird, und in der Gegend bei Speier am Rheine geschehen sein soll, von Madame Naubert aber an die Donau verpflanzt wird.

b. Die weiße Frau. S. 141-211.

c. Jungfernsprung und Roßtrapp, zwei Harzsagen in eines verbunden mit zwei Französischen Fabliaux, die in den Contes et fabliaux p. Barbasan stehen. Die beiden Geschichten sind der zum Ritter gewordene Bauer, an welche sich wieder eine Deutsche Sage anschließt, von einem wunderthätigen Bilde, das nur an einem bestimmten Tage ein Wunder thut und dann le palefrois verd, der Grauschimmel, eine Erzählung, die auch Nicolai in seinen Gedichten bearbeitet hat. So sind eigentlich, sehr sinnreich, fünf Sagen in eine Geschichte verwebet.

d. Der Müller von Eisenbüttel. S. 323-398. Erinnert auch an den treuen Eckard und möchte vielleicht die schwächste sein.

e. Erlkönigstochter. S. 399-494.

Viertes Bändchen. 1792.

a. Genoveva oder die Träume. S. 1-152. Die bekannte schöne Legende.
b. Die zwölf Ritter von Bern, oder das Mährchen vom Hort der Nibelungen. S. 153-293.
[469] Eine eigene und ganz wunderbare Erzählung dieser großen Sage.
c. Ottbert. S. 294-412.

Schon diese Uebersicht lehrt, daß wir hier und in der ersten Sammlung nicht rein Deutsche Sagen allein finden, sondern daß sie mit manchen andern untermischt sind, wie wir dies noch in der Folge bedeutend bemerken werden, bei fast allen Sagensammlungen.

4. Volkserzählungen der Deutschen und des Auslandes, aus der wirklichen und Ideenwelt, von A.F. Wismar. 1. Bd. Halberstadt, 1791. Scheint gottlob nicht fortgesetzt worden zu sein.

a. Die Verlobung vor der Geburt. S. 3-108.
b. Eduard der Siedler. S. 111-120.

5. Volksmährchen aus Thüringen, von Friedrich Wilhelm Möller. 1794. Zwei unbedeutende Sagen, deren Bearbeitungsart mir keinesweges gefallen will.

a. Die Hörselbergsspende. S. 1-100.
b. Die silberne Braupfanne. S. 101-223.
6. Volkssagen. Eisenach. Th. 1. 1795.
a. Das wüthende Heer. S. 3-60.
b. Das Oldenburgische Horn. S. 63-124.
c. Hudchen. S. 127-170.
d. Das Bergschloß. S. 173-188.
[470] Zweiter Theil.
a. Das Kiefhäuserschloß. S. 3-80.
b. Die Nixe S. 83-136.
c. Das verfluchte Jungfernloch bei Eisenach. S. 134-182.
d. Rübezahl. S. 185-208.
Manches sehr gut erzählt.

7. Oestreichische Volksmährchen, vom Verfasser der Sagen Oestreichischer Vorzeit. Wien, 1800. Th 1. Ist mir unbekannt.

Th. 2.

a. Die Brüder am Donaustrome. S. 3-41.

b. Die Spinnerin am Kreuze. S. 45-106.

c. Die Ruinen von Petersdorf. S. 109-157. Ob die Sagen Oestreichischer Vorzeit hieher gehören, weiß ich nicht, da sie mir ganz unbekannt sind.

8. Volkssagen, nacherzählt von Otmar. (Nachtigall) Bremen, 1800.

a. Die Sage vom Lügensteine. S. 27-28.
b. Die Sage vom Gürgenholze. S. 30-34.
c. Die Sage vom Staufenberge. S. 37-38.
d. Die Sage von dem Teufel in der Kirche. S. 38-39.
I. Oertliche Volkssagen auf der Südseite des Harzes.
A. Hohensteinische Volkssagen.
e. Lora. S. 75-78.
[471] f. Jakob Nimmernüchtern. S. 81-112.
g. Die Hufeisen an der Kirchthüre. S. 115-18.
B. Volkssagen in der goldenen Aue.
h. Die Quäste. S. 123-30.
i. Der Ritterkeller. S. 133-40.
k. Die goldenen Flachsknoten. S. 143-44.
l. Die Wunderblume. S. 147-50.
m. Der Ziegenhirt. S. 153-58.
n. Der verzauberte Kaiser. S. 161-66.
II. Oertliche Volkssagen auf der Nordseite des Harzes.
o. Ilse. S. 171-74.
p. Die Teufelsmauer. S. 177-78.
q. Die Roßtrappe. S. 181-86.
r. Die Teufelsmühle. S. 189-94.
s. Der Mägdesprung. S. 197-98.
t. Das Mannesfeld. S. 201-2.
u. Der Thomaspfennig. S. 205-22.
v. Die Dummburg. S. 225-38.
w. Hackelnberg. S. 241-50.
x. Das Grundlos. S. 253-66.
y. Das Hünenblut. S. 269-70. 2. Sagen.
z. Der Wolfstein. S. 273-76.
aa. Daneel (Daneels-Höhle) S. 279-92.
bb. Ehrlich währt am längsten. S. 295-310.
[472] III. Ueber die Hünen und Zwergsagen. S. 313-58.
A. Zwergsagen auf der Südseite des Harzes. S. 325-29.
B. Zwergsagen auf der Nordseite des Harzes. S. 329-31.

9. Volksmährchen der Schlesier, ein Taschenbuch auf das Jahr 1801. Von Fr. Aug. Schuster. Breslau. 12.

a. Der Vogel Greif. S. 1.
b. Der Wurzelmann. S. 85.
c. Die Krötenkönigin. S. 160.

a. erzählt die Gründung der Burg Greifenstein. b. ist ein Mährchen vom Rübezahl und c. eine Sage von den Hausberge bei Hirschberg. Wie viel davon alte Sage ist, ward mir nicht bekannt. Es ist nicht mehr, als dies eine Bändchen erschienen.

10. Volkssagen von Gustav. Leipzig, 1806. 8. Kenne ich ebenfalls nicht.

11. Kindermährchen von Grimm. Heidelberg, 1809. Sind mir auch unbekannt und soll nicht viel daraus zu nehmen sein.

Die Volksmährchen von Peter Lebrecht, die romantischen Dichtungen von Tieck, können auch von mir hier nicht angeführt, sondern nur berührt werden, da ihr Inhalt nicht sowohl die Volkssagen, [473] als vielmehr die Volksromane begreift, denen in unserem Buche der Liebe ein Platz verschafft worden ist. Manche Sage ward freilich, in dem Gange der Zeit, zu einem großen Roman ausgesponnen, wenn ihr Beginnen auch so gering war, wie die meisten hier dargebotenen Sagen.

Nachschrift

[474] Nachschrift.

Mein Sagenbüchlein liegt jetzt vollendet vor mir. Machte es mir auch manche Freude, wie ich es einzeln sammelte, hier und dort neuen Stoff fand, der mir theils ganz unbekannt, theils nur gering bekannt war, schien es sich mir auch da weit auszudehnen und viel zu umfassen, so treten mir doch jetzt, da alles gesammelt und geordnet steht, die vielen Lücken nur zu sehr entgegen und vermehren den Wunsch in mir, daß diese Blätter mir einige Freunde gewinnen mögen, die mich gütigst unterstützen, um diese vielen Lücken auszufüllen und zu bewirken, daß alles sich mehr rundet und schließt. Sie werden mich höchlich verbinden, wenn sie ihre Zusätze entweder geradezu an mich, zur Zeit in Breslau, oder an die Verlagshandlung, unter meiner Adresse, schicken wollen.

Betrachte ich manche Abtheilung, so erscheinen die darin erzählten Sagen etwas flach und nüchtern, [475] aber diese Schuld liegt in dem Lande selbst, in dem sie entstanden, das nicht ein volles, saftiges, üppiges Gewächs, wie andere Länder und Theile Deutschlands, zu treiben vermochte. So ist diese Nüchternheit wieder karakteristisch und wenn manche Leser mir dafür nicht Dank wissen möchten, daß ich diese Sagen mittheile, so hoffe ich dagegen mir den Dank derjenigen zu gewinnen, die diese Sagen verschiedener Gegenden gegen einander stellen wollen, um das sich schon früher entworfene karakteristische Bild der Nazion daran zu bewähren, oder es sich erst neu zu entwickeln. Die Gestalt, in welcher die Natur in einem Lande erscheint und auf das Gemüth der Einwohner Eindruck macht, bildet sich auch in ihren Volksdichtungen mehrentheils nach, und so liefern uns die Gebirgsgegenden die schönsten und kräftigsten Sagen, so wie auch die ältesten, da noch nicht der wandelbare Geist so sehr in ihnen die Oberhand genommen, der die Ebenen beherrscht.

Möge dies Büchlein meinen Lesern und mir nur Freude bereiten. Im Januar 1812.


B. [476]