Der Berg Kawi

Dort im östlichen Abendschein, der pfaublau,
Liegt ein gewaltiger Berg, genannt die »liegende Frau«.
Die Frau ruht ausgestreckt, den Kopf seitlich gewandt.
Wenn die Himmelsgrenze abends braunrot verbrennt,
Sagt mein Blut, daß es die »liegende Frau« erkennt,
Die Wangenrundung, die volle Hüfte und Brust,
Die Sehnsucht zeichnet mir dann deutlich der Sehnsucht Lust.
Es ist kein toter Berg, es ist mein atmend Weib,
Dort liegt es und wartet mit ergebenem Leib.
Die in der Sehnsucht warten, wachsen zu Riesen.
Ach, meine Schultern längst an die Sterne stießen.

(4. Oktober 1917)

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