16. An einen guten Freund
1632 Spätherbst.
Laß der Zeit nur ihren Willen
und vergönn ihr ihren Lauf!
Sie wird sich selbst müssen stillen,
wenn wir nichts nicht geben drauf.
Meistes Elend wird verschmerzet,
wenn mans nicht zu sehr beherzet.
Ist es heute trübes Wetter,
morgen wird es heiter sein!
Stimmen doch die großen Götter
stets an Lust nicht überein.
Und wer weiß, wie lang' er bleibet,
der uns itzo so vertreibet?
Ob die Sonne gehet nieder
und den Erdkreis traurig macht,
doch so kömmt sie frölich wieder
nach der überstandnen Nacht.
Herrschen itzund Frost und Winde,
balde wird es sein gelinde.
Unterdessen sei der Deine!
Brich nicht ab der ersten Kost,
labe dich mit altem Weine
und versuch den jungen Most!
Laß uns einen Rausch noch kaufen,
ehe denn wir müssen laufen!
1632.