[193] Die Abend-Dämmerung

Sey mir willkommen, Dämmerung!
Mir wird so leicht in deinem Schatten!
Und wenn die Flügel mir ermatten,
So gibst du ihnen neuen Schwung.
Wir müssen leider einst uns trennen:
Doch, bis die Abschiedsstunde schlägt,
Soll dann erst meine Lampe brennen,
Wenn dich die Finsterniß verjägt.
Schon immer hab' ich dich geliebt;
Als Knabe unter deinem Schutze,
Des Argus Augen selbst zum Trutze,
So manchen losen Streich verübt;
Für Nachbar Filz, den reichen Thoren,
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Geldtuten, angefüllt mit Sand,
So lang vor seiner Thür' verloren,
Bis sein betrogner Geitz sie fand.
Das allerlieblichste, was schier
Mein Herz in seinen schönsten Stunden
Bei meinem Mädchen hat empfunden,
O Dämmerung! verdankt es dir!
Des Lebens Nachen trieb gelinde
An einem Veilchenstrande fort;
Mir war – – Ich sinne, doch ich finde
Für diesen Wonnestand kein Wort.
Itzt lässest du bei Hespers Schein
Vom Himmel leise dich hernieder,
Und flößest deinem Freunde Lieder,
Und reine Lebensweisheit ein.
Mein Geist fängt an empor zu schweben,
Mir wird, in schmelzendem Gefühl',
Zum Feenmährchen dieses Leben,
Die Welt zum Marjonettenspiel'.

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