Abschied von der Hofbibliothek

Lebet wohl, ihr guten Musen,
ich verlaß euch bald,
denn an eurem welken Busen
ists verzweifelt kalt.
Für den Kopf, ich muß es sagen,
sorgtet ihr recht sehr,
doch ich hab auch einen Magen,
und den ließt ihr leer.
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»Sieh den Lorbeer! Was lohnt höher?«
Ach, ich hab ihn satt,
scheid ich nicht, so braucht ich eher
noch ein Feigenblatt;
denn hienieden ist man leider
nur auf Geld erpicht,
Geld verlangt der harte Schneider,
ach, und kein Gedicht.
Mit den Göttern nur im Bunde,
fremd im irdschen Land,
schüttelt Gold ihr aus dem Munde,
Kupfer aus der Hand.
Leder habt ihr an den Bänden,
keines für den Schuh,
Tische gnug an euren Wänden,
Tischtuch fehlt dazu.
Trotz der Handschrift, die für teuer
euer Schrein uns gibt,
dünkt ein Wechsel mir, beim Geyer!
beßres Manuskript,
und, am Schluß, statt längerm Fabeln,
Lieschens Auge brennt
nach ganz andern Inkunabeln,
als Herr Sensel kennt.
Drum lebt wohl, ihr guten Musen,
ihr seid mir zu kalt,
mich zieht an des Lebens Busen
stärkere Gewalt.

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