Die Dämmerung des Lebens

1771.


O Du, den nur die Lilienwange,
Den nur ein Rosenmund entzückt,
Der sehnend auf zur Morgenröthe
In der Geliebten Auge blickt,
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O Freund, die Morgenröthe steigt
Und neiget sich zur Abendröthe,
Und Lilie und Ros' erbleicht.
Was aber bleibt Dir, das mit Wonne
Sich auch auf blasser Wange malt?
Was Dir auch in des Lebens Dämmrung
Mit schönrem Himmelsglanze strahlt?
Du schweigest? Freund, ein gutes Herz!
Mitleidend wird es uns ein Engel,
Erscheint als Engel uns im Schmerz.
Die Rosen hat er Erdenblumen
Gelassen, hat ihn abgelegt,
Den Strahlenschmuck, die Sonnenblicke,
Den Kranz, den er dort oben trägt;
Er kommt im Thränenschmuck und spricht:
»Die Dämmerung wird Morgenröthe!
Freund, weine, doch verzage nicht!«

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