Auf einen unglückseeligen und plötzlichen Todes-Fall eines Studiosi

Im Nahmen eines anderen.


Das dieser Erden Kreiß ein Unbestand der Freuden/
Ein Sammel-Platz der Qvaal/ ein Hauß der Eitelkeit/
Ein Garten schnöder Pracht und kurtzer Sinnen-Weiden/
Wo Blumen unsrer Lust ein schneller Raub der Zeit/
Läßt jene Wunder Macht den Menschen offt erschallen;
Doch muß am schmertzlichsten itzt dieser Donner knallen.
Das Unglück laurt auf uns/ indem wir kaum gebohren.
Der Kindheit schont es nicht/ wächst mit den Jahren groß/
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Sein Pfeil hat diesen bald/ bald jenen sich erkohren.
Jemehr man lebt/ jemehr bricht aller Unfall loß.
Denn kömmt zuletzt der Todt/ läßt seine Ströhme fliessen/ 1
Das Ubel dieser Welt durch unsern Sarg zu schliessen.
Wohl diesem/ welcher sich weiß klüglich abzusterben/
Sein Grab im Lentzen baut/ statt aller Jugend Lust
An die Verwesung denckt/ des Leibes sein Verderben/
Und faßt zur Seelen Heil Gott stündlich in die Brust.
Kommt denn ein Unglücks-Fall/ so mag die Schale brechen/
Wenn in der Muschel nur die Perle frey zu sprechen.
Die Jugend unsrer Lust/ die Anmuth schöner Glieder/
Der hohen Eltern Trost/ der treuen Freunde Hertz/
Sinckt jämmerlich durch dich von – – nieder.
Da du erkalten must blüht deiner Jahre Märtz.
Trost/ Anmuth/ Hertz und Lust/ hat nun der Todt getroffen/
Und legt damit ins Grab/ was noch von dir zu hoffen.
Wie viel Geschicklichkeit dir die Natur gegeben/
Wie Redligkeit und Treu in deiner Brust gebrandt/
Wie weit dein Witz und Geist sich durch ein länger Leben
Gewiß hervor gethan/ weiß der/ so dich gekandt.
Doch nun erblassest du: zu tieff sind diese Wunden/
Und werden gantz durch nichts als Gottesfurcht verbunden.
Hochwohlgebohrnes Hauß/ das grauen Adel zieret/
Das sein Verdienst erhebt/ das reife Klugheit preißt/
Im Wappen Ehr und Ruhm/ im Hertzen Tugend führet/
Das sich bey jeden Fall mit wahrer Großmuth speißt/
Diß Creutz wird dein Gemüth so zu dem Himmel schicken/
Daß wir den Helden-Muth des Christenthums erblicken.
Mehr Worte wollen uns die Thränen nicht erlauben/
Es schließt ein wehrter Freund zwar plötzlich seinen Lauff/
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Doch sagt der Christen Lehr: ein Augenblick im Glauben/
Den Gott in uns erweckt/ macht auch den Himmel auf.
Hochwohlgebohrnes Hauß/ je herber dero Schmertzen/
Je mächtiger sey Gott in dero Himmels Hertzen.

Fußnoten

1 der Unfall begab sich im Wasser.

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