Gedancken über die Liebe zum Müßig-gange

Wer sich ernähren kan/ und dennoch sich beschwert/
Daß ihn die Armuth drückt/ der ist der Peitsche wehrt.
So muß ich mir den Text nun selber lesen.
Gott hat mir zwar ein Pfund verliehn/
Daraus ich können Nutzen ziehn;
Doch bin ich sein nicht immer wehrt gewesen.
Auf Wucher hab ich es so offt nicht ausgethan/
Als man wohl kan.
Die Arbeit war erst mein Vergnügen:
Doch blieb sie wieder liegen/
Und stanck mich an.
Gantz nichts zu thun/ war mir nicht wohl gegeben.
Drum nahm ich lauter Dinge vor/
Als lebt ich bloß/ zum Zeit-Vertreib zu leben/
Um nichts zu thun/ in dem ich doch was thate.
Wer war wohl hier ein Thor?
Ich/ in Original.
Und wenn ich denn biß auf die Nähte kahl/
Und mich mein eigen Elend bate
Die Arbeit zu ergreifen/
So dacht ich ihr zu pfeifen;
Allein sie hörte nicht.
Ich reckte mich die Quer und in die Länge.
Denn grif ichs an/ denn schmiß ichs wieder hin.
Das Hauß war mir zu enge.
Heut will ich noch zu guten Freunden gehn/
So dacht ich denn/ und morgen früh aufstehn/
Denn weiß ich/ daß ich fleißig bin.
Der Tag/ der zwantzig mahl gekommen/
Hat gleichwohl nicht das Gold des Morgens mitgenommen.
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Weil/ wenn Aurora früh auf ihren Wagen steigt/
Sie Musen Weißheits Gold in ihrem Munde zeigt.
Inzwischen/ da die Armuth mich
Wie ein Gewapneter wolt' überfallen/
Da klaute denn der Müßiggänger sich/
Und ließ ein Klage-Lied erschallen:
Die Zeiten wären schlecht/ die Weißheit sey gedrückt.
Da er sein eigen Creutz sich selber zugeschickt.
Es klopfte niemand an die Thür/
So dacht er gleich/ ein Mahner ist dafür.
Was war zu thun? hier half kein Grämen/
Der Faule muste sich bequemen
Mit doppelt schwerer Pein
Und steter Arbeit dran zu seyn/
Daß er der Schulden sich erwehrte/
Und sich nach Nothdurfft nehrte.
Die Lehre/ hier/ mein Freund/ die deine Seele faßt/
Ist gut/ wenn du sie nicht/ wie ich/ von nöthen hast.

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