[118] Ueber Utermarks Tod

An Gustav und Karoline von Wolffradt.


1778.


Errungen, früh errungen hat er seine Palme,
Der theure Kämpfer, und sein Rettungstag
Ist früh gedämmert und in Jubelpsalme
Verwandelt all' sein Erdenach!
Aus seinem Glanzpfad, seinem Regenbogenkleide,
Mit freud- und wehmuthsanftgemischtem Blick,
Schaut nun der Schönverklärte auf euch beide,
Die er hienieden liebt', zurück. –
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Er liebte dich, o Jüngling, liebte deine Seele,
Und tränkte deinen Durst nach Wissenschaft,
Und rief das Kraftwort tief in deine Seele:
»Sey, Jüngling, fromm und tugendhaft!«
Er liebte dich, o Mädchen! Wie der Engel einer,
Die Gott dem Erdenwaller zugesellt,
So liebt' er dich, so schwang er deine Seele
Erdabwärts zu der bessern Welt. –
Ihr habt ihn auch geliebt! Ihr saht voll Ahndungsschauer –
Zween Monden sind's – den Guten von euch gehn
Und, nun er hin ist, hab' ich eure Trauer
Und eure Thränen fließen sehn. –
Schön ist's und menschlich, um den Todten Gottes klagen,
Und tröstend ist die Thräne, die ihn ehrt.
Doch, Vielgeliebte, denkt bei euren Klagen:
Er selbst ist nie beklagenswerth.
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Beglückt, beglückt ist er, und glänzt im Siegerkranze,
Den ihm die jüngste Saronstochter wand,
Und schwingt die Palm', und jauchzt, das Aug' voll Glanze,
Daß er den großen Sieg bestand.
Ihn ewig lieben, sein, auch nach versiegter Zähre,
Mit heißem Danksturm eingedenk zu seyn,
Ist Pflicht, ist mehr dem Hingeschiednen Ehre,
Als Marmorschrift auf seinem Stein –
Und euch, welch' Ruhm, welch' Trost in jenem Hochgedanken:
Der uns als Freund, als Lehrer, liebete,
Der trinkt den Quell nun, den die Väter tranken,
Und blickt auf uns aus seiner Höh'.
O Freund, o Freundinn, wenn im wilden Sturmgetümmel
Euch Jugendlust durch Nerv' und Adern zückt,
So denkt, wie euer Freund aus seinem Himmel
Mitleidig auf euch niederblickt.
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Ringt aber euer Geist im schönen Tugendstreite
Dem Geiste eures Hingegangnen nach,
So denkt: dem Schlachttag folgt ein Tag der Beute,
Und Rast dem schwülen Arbeittag.
Denkt: Gottes Saat erstirbt auf Hoffnung; ihrer harret
Ein Tag der Ernte, dunkelschön und groß.
Da windet sich der Staub in Staub verscharret
Auf seines Herrn Posaunruf los.
Rings rauscht das rege Feld vom Auferstehn. Es glänzen
Die Sicheln, und die Schnitter jauchzen laut,
Und freudig stehn in goldnen Erntekränzen,
Die hier das Feld des Herrn gebaut.
Dann stürzen wir mit euch, die sich hier uns vertrauten,
Zum Stuhl des großen Ernteherrn und schrei'n:
»Sieh hier die Garben, Herr, die wir dir bauten!
Nimm sie in deine Scheuern ein!!«

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