Erstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[3] Erstes Buch

[Vorrede]

1.

Di Genade Gottes des Vatern, di Libe Gottes des Sohnes, di Tröstung Gottes des Heil. Geistes zum Grus!


2.

Gegenwärtige Fünffzehngesänge werden nimals mit blossem lesen oder betrachten, sondern alleine in dem stande völlig verstanden werden, darinnen si geschriben.


3.

Denn si sind aus lebendiger Erfahrung hervorgeflossen, und wirstdu erst wissen, was hir geschriben, wann du es erst wirst wissen.


4.

Wann dir dergleichen widerfähret, so wirstdu solche erst schätzen, und dich hirinnen bespigeln, ob du si schon zuvor verlachet oder vertreten.


5.

Von den Gesichtern, welche hir solche zerknirschung verursachet, wirstdu gar wenig erfassen, und solstdu versichert sein, es sei kein kleines vor einen einzeln Menschen solchen Grimm zu tragen, der gantzen Ländern gehöhret.


6.

Bin ich schon einmahl ein Schauspil vor Geister und Menschen gewesen; so mag es auch zum Schauspile stehen, wi ich darinnen mich durch Göttliche Genade verhalten.


7.

Höhre, O Mensch, wes Standes du auch seist! du kanst mich mit keinerlei Verurtheilung mehr schautragen, welche nicht auf einmahl ausgeschöpffet werden in so häuffigen Gesichtern, so wohl vor, als wider mich, und schüttet der Allerhöchste verachtung über seine Auserwehlte, derer ursachen nur der Ausgang entdekket.


8.

Der Nahme des Jehova Tsebaoth sei gelobet in Ewikeit, und thue er mit mir hinfort, was [4] ihm behagt, weil doch alles sein thun mit mir, es sei so wunderbahrlich, als es wolle, das allerbeste mus sein.


9.

Der 5. Gesang, und vornemlich dessen Schlus: das ich bald zum Paradeis glükklich nehme meine Reis: kan dir eine Leuchte sein, weil gleich drauf das Paradeis sich plötzlich mir aufgethan, aufzumerken, das warhafftig sich das Paradeis mir aufgethan, weil ein gutter Baum träget gutte Früchte.


[3] 10.

Der 8. Gesang kan vornemlich meinen Widersachern ein Zeugnis sein, wo ich gewisse Zuflucht habe mein gantzes Hertz auszuschütten, und hätte der Kupfferschmid Alexander gewust, das seine dem Paulus erwisene Bosheit so viler Jahrhunderte zeitlicher straffung solte zugleich übergeben sein, so wäre er nimals derjenige gewesen, der er gewesen.


11.

Im übrigen werden alle Gesänge reden von dem Gemütte, daraus si geflossen, ob ich davon zureden ihnen gleich ni geboten, und mögen Freunde oder Feinde wissen aus disen, was si ins künfftig von mir zuerwarten, weil ich theils meiner Unschuld, theils anderer nutzen wegen, si gemein gemacht.


12.

Denn weil meine in Gott festfürgesätzte Reise nach ROM herbeinahet, um di rechte Fakkel, nach unveränderlichem Gotteswillen, anzustekken, welche dem Gotte diser Welt ins Gesicht wird brennen, so wird mich zum Davidisiren di Davidsnoth genugsam treiben, derer vorschmakk dise fünffzehngesänge darreichen.


13.

Du aber, verdrukkte Heerde, verzage nicht, wann deiner euseren Vernunfft alles entgegen wird scheinen. Der Rath des Herrn gehet gantz heimlich, und ehe er völlig der Vernunfft erscheinet, so scheinet der gesonnete Monde durch den gantzen Erdboden.


14.

Streite vor mich, O verlassenes Häufchen, [5] wider di Höllenmachten mit ernstem Gebet Tag und Nacht, das du den ersten Ekkstein, davon so vil geweissaget, weislich geleget, bald anschauest.


15.

Himit uns sämtlich gesegnet. Gegeben zu Bromly bei Boo, An London, der eusern Rosenlilgenstad am Michaelistag, den 29. Septemb. 1677.


QVIRIN KUHLMANN ein Christ.

Der 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[4] Der 1. Gesang

Als er zum Davidisiren unter geistlicher Anfechtung getriben ward in Jehna, dahin er von Breslau den 20 Septemb. 1670 ausreisend, 15 Monden nach seinem Erleuchtungsmay 1669, über Lignitz, Buntzlaw, Görlitz, Leipzig, Lützeu, Naumburg im October ankommen.


1.
Libhold ging unlängst spatziren
Um zukleinern seinen schmertz:
Trauren wolte ihn berühren,
Hoch verwundet ward sein Hertz.
Ach wär ich aus Sünd und Erden!
Sang der seufftzervoller Mund:
Mus ich dann verschlungen werden
Von dem grausen Abgrundschlund?
2.
Seit mein Jesus weggeschiden,
Seit schid aller Segen hin.
Unruh küsset mich vor Friden:
Seelenschade stat Gewin.
Löse, Jesus, meine Banden,
Drein ich selber mich vernetzt!
Wo nicht Hülfe mir verhanden,
Leb ich ewiglich verletzt.
3.
Seelenlibster! las mich lodern,
Wi zuvor, in Himmelsglutt!
Las mich deine Libe fodern!
Ach durchhitze Blutt und Mutt!
Nach dem Himmel geht mein schwingen,
Leihe Flügel, Jesus, doch!
Las mich Wolkenhöher dringen!
Ach entjoche mir mein Joch!
4.
Komme, Jesus, mich zustärken,
Weg, verdammtes Erdhyän!
Weiche mit den Blendniswerkken,
[5]
Angeschminkte Weltsyren!
Ehe wird di Sonn erblassen,
Und ihr Feuer bringen Eis,
Als ich werde Jesum lassen,
Um zugeben dir den Preis.
5.
Dises ward kaum ausgesaget,
Als ihn Libewig begrüsst:
Libewig, di ihm behaget,
Durch di alles Leid versüsst!
Er begunte strakks zubrennen,
Wi si bot di Lilgenhand:
Seelig fing er sich zunennen,
Weil er seinen Trost erkand.
6.
Libewig hilt ihn umpfangen,
Als si Libhold fest umschlos:
Jener küsste Mund und Wangen,
Si lis Libespfeile los.
So beflammten ihn di Flammen
Heiliglichter Jesuslib.
Was nur himmlisch, must entstammen,
Seraphinisch ward sein trib.
7.
Sein Gemütt Davidisirte:
Was er sagte, ward ein Reim.
Jesus war, der ihn regirte:
Gottes Lob ward Honigseim.
Wo das Gotteslob erklinget,
Lebet alles Gott verzükkt:
Wann di Verskunst Gott besinget,
Wird si göttlich angeblikkt.
Der 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[6] Der 2. Gesang

Um vergebung seiner Sünden in wichtigen fällen, voller Ernst und erhöhrung in Jehne.

1.
Erbarme dich, Heiligstgerechter Gott!
Ach wende weg den schongedräuten Todt!
Las mich doch nicht so kläglich untergehn!
Hilf, Jesus, hilf! wer kan vor dir bestehn?
2.
Schau, Vater, her auf meine Trauernacht!
Das Hertze bebt! di matte Lippe schmacht!
O herbes Weh! Es klagt mich alles an!
Ach, Jesus, ach! was habe ich gethan?
3.
Dort öffnet sich das schwartze Teufelhaus!
Abscheulich Ort! Ich werde Asch und graus!
Welch schwermen hegt di grause Höllenschaar?
Komm, Jesus, komm! Es nahet di Gefahr!
4.
Verfluchte Sünd! Ach gibstdu solchen Lohn?
Trägt man von dir so schrekklich Leid davon?
O habe doch, mein Heil, mit mir gedult!
Schirm, Jesus, schirm! erlasse meine Schuld!
5.
Herr, straffe nicht, wi ich der Straffe werth!
Genade sei stat rechtes Recht begehrt!
Ich flih und flih in deine Wundenhöhl!
Rett, Jesus, rett di hochbedrängte Seel!
6.
Wo ist dein Blutt, unschuldigs Gottes Lamm!
Das du vergosst vor mich am Kreutzesstamm?
Der kleinste Tropf ist unser Lösegeld!
Schütz, Jesus, schütz, eh mich der Feind gefällt!
7.
Weicht, Teufel, weicht! Ich bit euch allen trutz!
Mein Jesus nimmt genädig mich in schutz!
Was dräuet ihr? Es schwindet eure Krafft.
Schau, Jesus, schau! Wo sind si hingerafft?
[7] 8.
Dir sei davor Lob, Ehr und Preis erweist,
O GottGottGott! Gott Vater, Sohn und Geist!
Ich bin so lang auf Erden dein Poet,
Dreieinger Gott! bis ich zum Pol erhöht.
Der 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 3. Gesang

Di Himmellibe allem vorsätzend, mitten unter den Academischen Wollüsten Üppikeiten, Eitelheiten in Erfurt, Leiptzig, Jehne.


1.
Solte ich di Jugendzeiten
Mit Wollüsten bringen zu?
Lasset mich in Libe streiten,
Welche gibet Himmelruh:
Welche unsern Geist ergetzet,
Wann zu Jesus ich versätzet.
2.
Alle Libe diser Erden
Ist manch tausend Schmertzen vol:
Eitler Weltruhm bringt beschwerden;
Ehrsucht machet nimmer wohl.
Jesus Libe kan erquikken,
Und mit Gnadengolde blikken.
3.
Heiligheiligheilig singen
Ist im Himmel sonder zil:
Heiligheiligheilig klingen,
Ist ein stetes Engelspil:
Heiligheiligheilig loben
Ist das schönste thun dort oben.
4.
Seelge Geister seelger Seelen,
Di ihr dort bei Jesus schwebt,
Und in lichten Wolkenhöhlen
[8]
Bei dem allerlibsten lebt!
Ihr habt alles schon gefunden,
Was mich hir noch hält gebunden.
5.
Werd ich, Jesus, nicht entrükket
In der Ewikeiten Land?
Wi gläntzt alles ausgeschmükket!
Mehr als noch ein Mensch erkand!
Alle Zungen müssen fehlen
Einen Zeitblikk hir zuzehlen.
6.
Höhre ich di Seraphinen
In dem güldnem Sonnenkohr?
Seh ich lichte Cherubinen
Jesusnahmen singen vor?
Welche übersüsse Lider?
Si erfreuen meine Glider.
7.
Alle Patriarchen stimmen
Jesus Lob gantz himmlisch an:
Der Aposteln Hertz entglimmen
In des Lammes Sigesfahn.
Ider wil nur Jesus rühmen,
Und sein hohe Zir ausblümen.
8.
Libste Seele, steige ferner
Ach! zum Jesus Angesicht!
Sammle hir Genadenkörner!
Seelewig! nun säume nicht!
Reisse dich von Welt und Ketten
Um di Sonnenburg zutretten!
9.
Schaue Lebensströhme flüssen
Überhäuffig in dein Hertz!
Wollustmeere wollen güssen
In dich lauter Himmelschertz!
Flihe hin von Erd und grüfften,
Da dich Jesus Lüfft umlüfften.
[9] 10.
Thränenschlösser! Weltpalläste!
Weichet nun von meinem Geist!
Lebet wohl, ihr Erdengäste,
Welche lauter Qual umschleust!
Ihr vermöget nur von Plagen,
Ich von Himmellust zusagen.
11.
Jesus heisset meine Sonne!
Jesus ist di Lebensehr!
Jesus heisset meine Wonne!
Jesus ist di Weisheitlehr!
Jesus wil sich mein erbarmen!
Jesus fasst mich in di Armen.
12.
Hir pflegt Anmut, dort nur Leiden,
Hir Ergetzung, dort nur Pein,
Hir bestehen, dort das scheiden
Sonder einen Schlus zu sein.
Seelig, welche können wohnen,
Wo di Jesusländer thronen.
Der 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 4. Gesang

Als er in den Jehnischen Feldern der Jesuslibe nachhertzelte, über der Saalbrükke, wi sonst offtmahls bei Rotenstein, darauf ihn Gott über Eisleben, Magdeburg, auf der Elb nach Hamburg, Bremen, Oldenburg, Embden, Gröningen, Lewarden, Harlingen nach Amsterdam brachte den 9 Sept. 1673, drei tage vor der Nardeneroberung.


1.
Als nechst Seelewig spatziret
In dem buntbekleidtem Feld,
Ward si hochbeschmertzt verspühret,
Seufftzen stig zur Sonnenwelt,
[10]
Weil ihr Jesus si verlassen,
Ja stat Libe wolte hassen.
2.
Seelig (sang si) seind zuschätzen,
Welche Jesus feste übt!
Jesus kan allein ergetzen,
Jesus macht uns unbetrübt.
Wen der süsse Jesus ehret,
Bleibet ewig unversehret.
3.
Vormals lebt ich stets in Freuden,
Weil mir Jesus schin geneigt:
Itzo trifft mich schweres Leiden,
Welches tif ins Hertze steigt!
Ist mir Jesus unbewogen?
Hat sich Jesus mir entzogen?
4.
Libster Jesus, meine Wonne!
Was betrübstdu mich, mein Schatz?
Gläntze wider, Lebenssonne!
Du hast ja bei mir nur platz!
Sende, Schönster, güldne Strahlen,
Um den blassen Mund zumahlen.
5.
Wehmutt hat mich rings umschlossen,
Und in tausend ach versenkt:
Seit ich deiner ni genossen,
Hat mich Wermuttsafft getränkt.
Sol ich länger dis ausstehen,
Werd ich, ärmste, nur vergehen!
6.
Meine Lippen wollen brennen,
Seelenhirt, nach deinem Kus.
Willstdu ferner mich ni kennen?
Alles Leben wird verdrus.
Wann du kaum auf mich wilst blikken,
Wilstdu wider weg dich rükken.
[11] 7.
Libster Jesus, ich erbleiche
Von dem übergrausen Schmertz:
Sih auf di erstorbne Leiche,
Dir vermach ich Geist und Hertz.
Eh ich sonder dich sol leben,
Wil ich meine Seel aufgeben.
8.
So sang Seelewig mit thränen,
Als si fil zur Erden hin:
Solches ward ihr letztes sehnen,
Es erblich ihr Mundrubin.
Alle ziraht ihrer Wangen
War (ach leider!) gar vergangen.
9.
Wi nun Seelewig gestrekket
In der harten Ohnmacht lag:
Ward in Wolken schnell erwekket
Ein sehr schöner Wundertag.
Rosen lissen sich erschauen
In den bunten Wolkenauen.
10.
Jesus kam mit tausend Engeln:
Tausendtausend folgten nach.
Nichts erfreubars konte mängeln,
Als er rif vom Sonnendach:
Allerlibste! nun erscheinet,
Der dich mehr dann treulich meinet.
11.
Dise Stimm war kaum vernommen,
Als schon Seelewig dort schwebt:
Wi si ihm entgegen kommen,
Libster, sprach si, nunmehr lebt
Seelewig, di vor erstorben,
Weil si Jesus Lib erworben.
[12] 12.
Seid gegrüsset Sonnpalläste!
Libesvoller Jesussaal!
Himmel! welche wollustweste!
Hir ist Ruhe, dort nur Qual.
Sterblichen, das Erdenleiden
Gleichet ni den Himmelsfreuden.
Der 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 5. Gesang

Darinn er nach des 15 Septembers Böhmisiren und weissen Löwens begegnen, neubeweget und ernstgereget vom holdseeligen Jesusnahmen bernhardisirte zu Leiden im December, 1673, darauf im 20 Jenner 1674 di grosse Paradisaufgehung unter vilen Millionen Engeln, Gesichtern, Wundern, und des rothen Löwens, Rothe, begegnen, ihn mit Maria offentlich magnifisirend machte.


1.
Jesus holdes angedenken,
Du kanst wahre lust uns schenken:
Doch dein anmuttsgegenwart
Überhonigt honigart.
2.
Nichts wird liblichers gesungen,
Nichts ist schöners noch erklungen:
Ni erdacht ein süsser Thon,
Als O Jesus Gottessohn.
3.
Jesus, Trost, di sich bekehren!
Ach was pflegstdu zugewehren?
Suchern bistu Zukkerkand:
Was nicht deme, der dich fand?
4.
Jesus, süsse Hertzenswonne!
Lebensbronnen! Seelensonne!
Dir gleicht keine Erdenfreud!
Kein verlangen diser Zeit!
[13] 5.
Welche Zunge solts erzählen?
Worte würden gäntzlich fehlen.
Wer nichts weist von Jesustrib,
Kennet nimmer Jesus Lib.
6.
Ich such Jesus in dem Bette,
Hang an ihm, wi eine Klette!
Ich such Jesus immerfort
Heimlich und im offnem Ort.
7.
Ich such Jesus mit Marie
In dem Grabe morgens frühe!
Stets nach Jesus seufftzt mein Sin
Und mein Hertze siht auf ihn.
8.
Ich wil deinen Leichstein bähnen
Mit vil tausend Ach und Thränen!
Fallen, Jesus, dir zu fus!
Halten fest mit kus und kus!
9.
Jesus grosser Held der Helden!
Sigesprintz ni satt zumelden!
Anmut unaussprechlich hoch!
Gantzverlangbar Libesjoch!
10.
Bleibe, Herr, uns im Gesichte!
Leuchte mit dem Gnadenlichte
Ach vertreib di sinnennacht!
Fülle uns mit deiner Pracht.
11.
Wann uns Jesus Glantz umgläntzet,
Hat uns Warheit schon bekräntzet!
Wann uns Jesus einst besucht,
Erndten wir schon Himmelfrucht!
12.
Alle Weltlust mus verschwinden!
Jesusglutt wil uns entzünden!
Aller Erdwunsch wird gestillt,
Wann uns Jesus eingehüllt.

[14] Der zweite Theil.
13. 1.
Jesus Lib hegt Zukkerflüsse!
Güsset von sich Honiggüsse!
Ist mehr tausendmahl belibt,
Als ein Mensch ihr Zeugnis gibt!
14. 2.
Dises weiset Jesus Leiden!
Und sein bluttig kreutzabscheiden!
So gab er uns Gotteshuld!
Nahm von uns di Sündenschuld.
15. 3.
Lernt, ihr Menschen, Jesus kennen!
Lernt in Jesus Libe brennen!
Suchet Jesus voller fleis!
Werdet durch das suchen heis!
16. 4.
Libet wider den Verlibten!
Und im liben ausgeübten!
Lauffet seiner Salbe zu!
Gebet Lib um Libesruh.
17. 5.
Jesus, Vater höchster gütte!
Jauchtzen-hoffen im Gemütte!
Süssesflus! Genadenquell!
Hertzergetzen! ewighell.
18. 6.
Jesus, hilf, das ich anstrahle
Deiner Libe goldpokahle!
Las mich, Jesus, mehr und mehr
In dir schauen Jesusehr!
19. 7.
Kan mein Mund dich schon nicht zeigen,
Werd ich doch von dir nicht schweigen!
Deine Libe macht mich kühn!
Jesus ist mein Seelgewin!
20. 8.
Jesus, deine Libesgaben
Können meine Geister laben!
[15]
Geben wonne ohn verdrus!
Hunger wächst im überflus!
21. 9.
Nach dich hungert, der dich schmekket!
Dürstet, dem es kaum gerekket:
Nichts verlangt man auf der Erd!
Jesus wird allein begehrt.
22. 10.
Der in Jesuslibe trunken,
Bleibt in Jesusschmakk versunken!
Seelig, welcher Jesum krigt!
Dessen Hertz ist gantz vergnügt!

Der dritte Theil.
23. 1.
Jesus, Zir der Engelkohren!
Süsse Melodei der Ohren!
Wunderhonig in dem Mund!
Tränkung, welche macht gesund!
24. 2.
Tausend Seufftzer sind verglommen!
Jesus, wirstdu bald nicht kommen?
Wenn erquikkt mich deine Gnad?
Dass ich von dir werde sat?
25. 3.
Deine Libe wächset höher,
Weil du mangelst, wird mir weher:
Jesus ist mein Honigsafft!
Gibt dem Leben Frucht und Krafft!
26. 4.
Jesus, Gütte sonder gleichen!
Hertzenslust! ni zuerreichen!
Hülfschutz unbegreiflich-gros!
Nihm mich an in deine schos!
27. 5.
Gutt ist Jesus Lib umfassen!
Jesus suchen, alles lassen!
Ich wil sterben meinem Geist,
Das mich seiner zu sich reisst!
28. 6.
Jesus, übersüsse Süsse!
Anker meiner Seelenrisse!
[16]
Nihm di Thränen, di geschikkt,
Wann mich Seelenangst gedrükkt!
29. 7.
Wo ich werde hier verbleiben,
Sol mir Jesus doch bekleiben!
Freude, wann er mir ist nah!
Glükke, wann er nur selbst da!
30. 8.
Was vor küsse? welch umarmen?
Wann ich kan bei ihm erwarmen?
Auserwünschtes Hochzeitfest!
Das mich nur zu bald verläst!
31. 9.
Den ich suchte, hab ich funden!
O verlangte Freudenstunden!
Jesus Libe nimmt mich ein!
Jesus mus mir alles sein!
32. 10.
Wer nun also Jesum libet,
Bleibt wohl ewig unbetrübet!
Jesus Libe stirbt ni ab!
Dringet mit uns durch das Grab!
33. 11.
Jesus Libe wil stets lodern!
Neue süsse täglich fodern!
Schmekket besser als der Most,
Und beglükkt uns dise kost.
34. 12.
Jesus Libe kommt von oben!
Si wil sich mit mir verloben!
Si hat mich durchaus entzündt,
Das ohn si mein Geist verschwindt!
35. 13.
O was seelge Libesflammen!
Ach was mag nicht daraus stammen!
Wann mich dises Feur aufzehrt,
Wird es noch imehr begehrt.
36. 14.
Lesche, Jesus, meine Glider!
Was mich lescht, entflammt mich wider.
[17]
O du heilge Himmelsbrunst!
Theuer, und doch gantz umsunst.
37. 15.
Jesus, Blum der Wunderfrauen!
Seelenlabsal! Libestauen!
Gott mit Gott! dem Ruhm gezimt!
Dessen herrschafft stets beblümt.

Der virde Theil.
38. 1.
Grosser Jesus, Ehrenkönig!
Dem di Ehrenehr zuwenig!
Vater heiligheilger Pracht!
Ursprung ewighoher Macht!
39. 2.
Komme, Jesus, sende strahlen,
Um mein Hertze zubemahlen!
Ach verklähre mein gemütt
Auf so vil geschehne bitt!
40. 3.
Komme, Jesus, meine wonne!
Lichter als di lichtes Sonne!
Vor dem Balsam Wermuth heisst!
Und was liblich ungepreisst!
41. 4.
Dein Schmakk mag mich gantz durchgeistern.
Dein Geruch, was ruchbar, meistern!
In dem bin ich gar verlibt,
Der mir nur Vergnügung gibt.
42. 5.
O ergetzung meiner sinnen!
Meiner libe letztbeginnen!
In den ich mein lob gestellt,
Jesus, Heiland aller Welt!
43. 6.
Allerlibster! Gnadenfinder!
Wort des Vatern! Überwinder!
Welcher herrschet in dem Pol!
Komme, Jesus, mach uns wohl!
[18] 44. 7.
Wo du hinwillst, wil ich gehen!
Bei dir mus ich ewig stehen!
Weil mein Hertze bei dir schon,
Jesus, unsers stammes Kron!
45. 8.
Öffnet, Himmel, eure thoren
Unserm Sigsherrn, der erkohren!
Machet alle Pforten weit
Eurem Printz der Ewikeit!
46. 9.
Ruffet prächtig mit erschallen:
Jesus, Gottes wolgefallen!
Ehreinnehmer! Sei gegrüsst
Durch den Leid mit Freud versüsst!
47. 10.
Herr der Herrscher! Fürst der Fürsten!
Nach dem alle Himmel dürsten!
Seeligmacher! Menschenfreund!
Den zupreisen alles meint!
48. 11.
Ewigtiffe Gnadenquelle!
Leuchte von ihr selbsten helle!
Treibe weg di Traurens-grüfft!
Schenkke Uns di Lichtes Lüfft!
49. 12.
Alle Himmel wollen mehren,
Jesus, deine Himmelehren!
Du erfreust den Erdenkreis!
Uns versöhnt dein bluttig Schweis.
50. 13.
Jesus herrscht in solchem Friden,
Den Vernunfft noch nicht entschiden!
Disen wünsch ich mir zu theil,
Dessentwegen ich so eil.
51. 14.
Jesus ist zu Gott gefahren
Zu den Heilgen Himmelscharen:
Selbst mein Hertze fuhr ihm nach
Und sucht Jesus Libesbach.
[19] 52. 15.
Weil mein Hertze du gefangen,
So erhöhr auch sein Verlangen,
Das ich bald zum Paradeis
Glükklich nehme meine Reis!
Der 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 6. Gesang

Als sein Vorbote, der Prophet Rothe, gegen Gottes ausdrükkliches Verbot, vilfach wider ihn anging, auch in ihrer Delfzil Gröninger Zusammenkunft den 15. und 16. Sept. und ihm di harten Gesichter vom 18. 19. 20. Sept. unter Gottesbefehl zuschikte, voller noth gedavidisiret zu Gröningen im September 1674.


1.
Heilger Gott, sei mir genädig!
Mache mich der Schulden ledig!
Deine Gütte ist ja gros!
Tilge meine Zentner Sünden!
Di du, grosser Gott, wilst gründen!
Ach erbarm dich! hilf mir los!
2.
Wasche mich mit Himmelwasser!
Sei mein Helfer, ni mein Hasser!
Reiss mich von der Missethat!
Reine mich von tausend Fehlen!
Ach wer konte si erzählen!
Herr, ich weis mehr keinen Rath!
3.
Ich erkenne mein Verbrechen!
Das mich Tag und Nacht wil schwächen!
Zehen tausend Felsen schwer!
Jesus! was darf mich belasten?
Ach mir mangelt Ruh und Rasten!
Weiche, schwartzes Teufelheer!
4.
An dir, Gott, ist mein Vergreiffen!
Aus dir mus mir Gnade reiffen!
[20]
Ich hab übel dir gethan!
Du verbleibest ewigheilig!
Mir ist meine Sünd nachtheilig!
Ich ging dise Bosheitbahn!
5.
Schaue, Gott, wi ich erzeuget!
Laster sind mir zugeneiget!
Von dem Väterlichem Sam!
Meine Mutter hat empfangen
Mich mit sündlichem Verlangen!
Dis ist, das ich überkam!
6.
Doch kan Warheit dich vergnügen,
Welche pfleget tif zuligen
Im verborgnem Abgrundsort!
Du lässt meiner Seel entschlüssen
Heimlichhohes Weisheitwissen,
Das ich merke auf dein Wort.
7.
Sterbe, Jesus, all mein Sterben!
Las dein Rosenblut mich färben!
Jesus purpert uns mit Schnee!
Wasche mich aus deinen Wunden!
Sei mein Artzt, der mich verbunden!
So beperlt mich Perl und See.
8.
Las mir schallen Freud und Wonne!
Las mir leuchten deine Sonne!
Dann entschwärtzt di schwartze Nacht!
Ach befröhlich alle Glider!
Was zuschlagen, stärke wider!
Bringe, was mir ward entbracht!
9.
Ach verbirge dein Gesichte,
Und dein eifrigs Zorngerichte,
Gott Jehova, vor der Schuld!
Tilge, was mich wolt austilgen!
Las Genade mich anlilgen!
Habe, Vater, doch Gedult!
10.
Schaffe mir ein neues Hertze,
Das mein Böses ewig stertze,
[21]
Heilger Schoepffer, meine Lust!
Ach verdreie Geist und Leben,
Das du deinem Sohn gegeben!
Jesus Geist sei mir bewust!
11.
Allerliebster! woltstdu weichen?
Solte dein Geschöpff verstreichen?
Ach was zörnstdu doch mit Staub?
Wolstdu deinen Geist wegnehmen?
Mich mit Lucifer beschämen?
Solt ich sein der Höllenraub?
12.
Tröste mich mit Jesus Nöthen!
Tödte, was mich wolte tödten!
Zeige, Vater, Hülf und Hold!
Lass den Freudengeist bemeistern,
Was der Satan wolt entgeistern!
Schmükke mich mit Weisheitgold!
13.
Ich wil deine Wege lehren,
Dass di Übertreter höhren,
Dein Erbarmen sonder gleich:
Dass di Sünder sich bekehren,
Und frohlokkend mitbegehren
Das erhabne Jesusreich!
14.
Starker Herrscher! komm und rette
Von den Banden, von der Kette!
Komm, Erlöser, voller Krafft!
Hilf mir, Heiland, dass ich rühme
Und mit Blumen Jesum blüme!
Jesum, der mich weggerafft!
15.
Heiliglichter Fürst der Fürsten!
Lasse mich beflammet dürsten
Ewigstets nach Jesus Ruhm!
Jesum wil ich herrlich loben!
Jesum, der mich hat erhoben!
Jesus sei mein Heiligthum!
[22] 16.
Dir gefällt kein Heuchelbeten,
Dass wir aus Gewonheit treten
Steinern in ein steinern Haus!
Predigstühle mit Geschwätze
Sind des Antichristus Netze!
Werden mit ihm Höllengraus!
17.
Ein geängster Geist und Hertze
Ist di Kirche und di Kertze,
Ja das wahre Christaltar!
Wer nach Christus Lehre handelt,
Und in Christus Leben wandelt,
Diser ist bei Christus Schaar!
18.
Baue, Jesus, Reich und Tempel!
Gib dich, Jesus, zum Exempel.
Dann geht heilges Kirchgehn auf.
Babel falle! Christus werde
Hirte in der einen Heerde!
Jesus, ach! ich warte drauf!
Der 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 7. Gesang

Als Rothe ihm di noch schwereren gefährlichen Gesichter vom 24. 25. und 29. Septemb. unter ernstem Befehle Gottes nach Gröningen zugesendet: gemacht aus den gesichtern selbsten, unter vilen fasten und beten zu Enkhuysen im Octob. 1674.


1.
Auf, auf, mein Geist! Ermuntre meinen Sinn!
Was traurstdu doch? Gott hat dich ni verlassen!
Ich seh, ach Wonn! den grösten Seelgewinn!
Mein Jesus zörnt, das ich ihn gantz sol fassen!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
[23] 2.
Gott schenkte mir, des ich ni ewig werth!
O wunderhold, mit der ich ward bekröhnet!
Gott fodert dis! Sein ist, was er begehrt!
Gott sei gelobt, der mirs so lang gelehnet.
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
3.
Jehova, sih'! Ach sih, hir ist dein Knecht!
Hochheilger Gott! las dir mich sein empfohlen!
O Herrscher! thu, was dir, nicht mir, scheint recht!
Verstöstdu mich! du kanst mich widerhohlen!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
4.
Gott sprach zu mir gar von dreifächtger Kron!
Von Schmukk und Rokk, den grosse Häupter tragen!
Gott nimts zurükk! entkleidet mich mit Hohn!
Gott gabs! Gott nimts! Mein ist ihm Dankzusagen!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
5.
Ach Jesus ach! Las mich zur linken Brust!
Dein Geist und Milch müss ewigst mich durchsüssen!
Mich durstet sehr! Entzeuch ni solche Kost!
Getrost, mein Geist! flih hin zu Jesus Füssen!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
6.
Ach wird mein Kleid mit Kreutzen angefüllt?
Hilf, Jesus, hilf! Ach hab ich dich betrübet?
Dein Kreutz entkreutzt, was mich in Kreutze hüllt!
Dein Sterben sterbt, was Noth und Tod mir gibet!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
7.
Höchstmisgebraucht ward freilich deine Gab!
Di Kron beperlt mit tausend Eitelkeiten!
Sünd ist mein Gutt! Sünd ist mein Reich und Hab!
Komm, Jesus, komm! du must mich dir bereiten!
[24]
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
8.
Ich bin unrein! du wust es ja zuvor!
Sol meine Schuld mich, Gott, von dir abreissen?
Wasch, Jesus, wasch mich kohlenschwärtzern Mohr!
Das Jesusblutt kan Blutt mit Schnee anweissen!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
9.
Ja, Vater, ja! Ich bin schwach zu dem Werk!
Mein Hertz erbebt! Andenken macht erzittern!
Das thun ist gros! Gib, Vater, Krafft und Stärkk!
So schlag ich an, das Thor und Mauren splittern!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
10.
Dreieinger Gott! Hilf mir vom Krötengifft!
Sol mich dein Feur vom Himmel, Ach! verbrennen?
Gerechter Grimm! der Ungerechte trifft!
Doch Jesusblutt kan Recht und Richtspruch trennen!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
11.
Ich werd, O schmertz! zum Lucifer gepaart!
Und beigezählt hochfeurigen Cometen!
Ach Jesuslicht! mach sanfft di Feuerart!
Dein Licht bringt Licht! ein Licht ohn alles röthen!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
12.
Dein Sturmwind stürmt, Herr, auf mein sinnenhaus!
Es sinkt und sinkt! Sein Grund ist grundlos worden!
Ach stütz es, Gott, eh es zu Asch und Graus!
Bau solches selbst! dann bleibts in Wind und Norden!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
13.
Ich mahlte Wind der eitelvollen Kunst
Stat Weitzenmehls hochklahrer Jesuslehre!
Ich brandte hell! und brandte meist umsunst!
[25]
Entzünde mich! mein Gott, zu deiner Ehre!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
14.
Gleich als ein Stir, der ungezähmt und frei:
So lif ich ach! auf den Schmaragdenauen!
Leit, Jesus, leit auf deiner Felder rei!
Entstire mich! Lass schmekken Himmeltauen!
Find ich Genad l Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
15.
Ach! zeigt mich Gott so nakkt auf Sand und Berg!
Mit Wind umringt! halt inn, erschrekklichs Wetter!
Ich steig und fall! als Ris' und kleiner Zwerg!
Gott stürmt auf mich! Gott ist ja mein Erretter!
Find ich Genad! Steht alles hergestellt!
Es ist der Herr! Er machs, wi ihms gefällt!
16.
Auf auf! Mein Geist! Stimm Lobeslider an!
Nach Nacht kommt tag! nach erdleid Himmelsfreuden!
Gott libt dich hoch! drum wis er Steg und Bahn!
Er wis dich nakkt, das er dich schön mag kleiden!
Ich find Genad! und alles hergestellt!
So machs der Herr! Er strafft, was ihm gefällt!
17.
O GottGottGott! du meinst mit mir sehr gutt!
Ernidrigst mich, das ich in dir erhoben!
Ich küss und küss, O Vater, Hand und Rutt!
Ach Lib und Lib! di nimals auszuloben!
Ich find Genad! und alles hergestellt!
So machs der Herr! Er strafft, was ihm gefällt!
18.
Schein, Weisheitsonn! Ich bin ein Kupfferbild!
Ach schimmre ab di lichten lichtdemanten!
Durchgüld es gantz, Herr, bis es gantz durchgüldt!
O mach es einst zum Ewikeitsverwandten!
[26]
Ich find Genad! und alles hergestellt!
Di Ehr dem Herrn! Er strafft, was ihm gefällt!
19.
Herr, thu mit mir, was du mit mir wilst thun!
Gib Jesus Geist! das ich in Jesus lebe!
Las, Vater, mich als Schoskind bei dir ruhn!
Gib vil! und vil! das ich vil widergebe!
Ich find Genad! und alles hergestellt!
Di Ehr dem Herrn! Er strafft, was ihm gefällt!
20.
Triumf! mein Geist! Triumf! zum Jesusglantz!
Triumf! er kommt! Triumf! der überwunden!
Triumf! mir bleibt! Triumf! der Sigeskrantz!
Triumf! ich hab! Triumf! triumf gefunden!
Triumf! Genad! Triumf! ist hergestellt!
Triumf dem Herrn! Triumf, der wohlgefällt!
Der 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 8. Gesang

Nachdem ihm vorgefallen war in Lübekk 1675. di Wunderlilienfigur mit der Prophetin Tanneke Denys, und di Falsche Weltfigur mit Christian Werner; gesungen in viler Anfechtung über dessen vilbedeutende Falschheit in Hamburg den 5. Mertz 1676. im Hause, dessen Schild Breslau: darauf Werner in di gegrabene Grube selbst fil, sein Sohn Isaac dem Vater zum zeichen in London 1678. erstochen ward, und nun 1684 sein Segen vor aller Welt andern von Gott gegeben ist.


1.
Hoehr, Vater, höhr di ungerechte Wort!
Beschau den Trutz, mit dem er dich wil trutzen!
Ach führe mich aus disem Natterort!
Wo Falschheit sich der Warheit gleich darf putzen!
Wo Eigenheit Uneigenheit genannt!
Di Lib entlibt! Aufrichtikeit verdrehet!
[27]
Wo List und Trug stat Einfalt blos bekand!
Und heisst ein Christ, der Christusart verschmähet!
Jehova, hilf! Jehova, steh mir bei!
Jehova, komm! Jehova, mach mich frei!
2.
Wi offt ward ich von disem Mann betrübt?
Du weist sein Hertz, mit dem er dich geschertzet!
Der Schein ward nur vor wahres sein belibt!
Gold his nur Gott, den er allein behertzet!
Der Glaube war ein schlechtgeringes Ding!
Des Nechsten Nutz des gantzen Lebens Angel,
Den er vor dich von dir allein empfing!
Verstellter Christ: da Christus Geist der Mangel!
Jehova, hilf! Jehova, steh mir bei!
Jehova, komm! Jehova, mach mich frei!
3.
Du zeigtest mir, mein Vater, dessen Sinn,
Wi er mit mir zukünfftig würde handeln!
Wi nur sein Zwekk ein euserlich Gewinn,
Auch ni ihm ernst in deiner Furcht zuwandeln!
Du prüftest ihn und stund er gar nicht fest!
Imehr du gabst, imehr ging er verlohren!
Vernunfft und List verblib sein Allerbest!
Verblendter Christ, der Christus feind erkohren!
Jehova, hilf! Jehova, steh mir bei!
Jehova, komm! Jehova, mach mich frei!
4.
Ach wivil Strikk umstrikkten meinen Leib?
Sah ich mich nicht mit Garnen rings umzogen?
O glatte Zung! was sprachestdu: verbleib?
Was suchstdu mich? das ich solt sein betrogen?
Das ich verkaufft, eh ich verkauffet, würd?
Und Joseph noch ein neues Beispil gebe?
Das guttes thun mir wäre einst zur bürd?
Ach Christian, das Christus in dir lebe!
Jehova, hilf! Jehova, steh mir bei!
Jehova, komm! Jehova, mach mich frei!
[28] 5.
Was trägestdu di falsche Weltfigur?
Du scheinst ein Lamm, und gleichest doch den Schlangen!
So widrig (Ach!) di Lamm- und Schlangenspur:
So widrig ist dein Mund– und Geistverlangen!
Dis wis di Schrifft, di dir einst zugeschikkt:
Doch warestdu gerecht in deinen Augen!
Di Warnung blib rechtschaffen dir verdrükkt:
Wi deine Tauf, wil auch dein Nahme taugen!
Jehova, hilf! Jehova, steh mir bei!
Jehova, komm! Jehova, mach mich frei!
6.
Was ist dis Gifft, das du itzt säest aus?
Sol Gottes Geist dich wi den Weltgeist richten?
Elender! Ach! was wird strakks werden draus?
Ich wein und wein! Und sehe wohl dein sichten!
Du leugst nicht mir, nur Gottes Heilgem Geist,
Wenn du gewünscht des Ananias sterben!
Bistdu nicht falsch? wer ist, der dis nicht weist?
Erbarm dich dein, weil noch Erbarm zuerben!
Jehova, hilf! Jehova, steh mir bei!
Jehova, komm! Jehova, mach mich frei!
7.
Thu immerhin, was dir zuthun gefällt!
Ich bin entstrikkt, in Jesuskrafft entbunden!
Erwekk in mir den Grimm der gantzen Welt:
Doch wisse, das mich Pharao gefunden!
Drum singe ich: Triumf mit vollem schall,
Zuehren Gott, der mich von dir entladen!
Triumf, Triumf bleibt dann mein Widerhall,
Weil Gott der Herr gesorgt vor Josephs Schaden.
Jehova half! Jehova stund mir bei!
Jehova kam! Jehova macht mich frei!
Der 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[29] Der 9. Gesang

Als er von Lübek den 2. Mertz aufgebrochen, aus Lüneburg zurük kommen, und doch wegen Windesverwendung nicht mochte zu Segel treten, in Hamburg den 22. Mertz 1676. darauf er gleich Morgens, wi er hirinn Spätabends begehrt, erhöhret, und mit dem Schiff, Grünlandischem Kauffman, in London am grünem Donnerstage, den 2. Aprill ankommen.


1.
Allerlibster Vater höhre,
Was dein Kind nun für dich bringt!
Schaustdu nicht, das mich versehre,
Was mit meiner Reise ringt?
Auf dich hab ich blos mein Hoffen,
Meiner Seelen einge Rust!
Komme, Vater, meine Lust,
So ist alles wohl getroffen.
2.
Du verbleibest Herr der Winde,
Herr der Erden, Herr der Welt!
Durch dich segelt sanfftgelinde,
Dem du hast den Mast gestellt.
Drum auf dich ist mein Vertrauen:
Zu dir ruffet all mein Sinn.
Hilf mir, Vater, selber hinn,
Um dis Wunderland zuschauen.
3.
Ach gebite deinen Geistern,
Das si mit mir zihen aus!
Du wirst West und Norden meistern,
Und den Sudwind schlüssen draus,
Das der Ost zu segel streiche,
Voller Kräffte, voller Macht,
Voller Stärke, voller Pracht,
Das ich schnell dein Zil erreiche.
[30] 4.
Sihe, Vater! wenig Tage
Sind noch übrig diser Reis.
Ach du kennest meine Klage,
Mein Bemühen, meinen Schweis!
Du kanst mich ja nimmer lassen,
Libster Vater, meine Wonn,
Mein Erquikken, meine Sonn,
Weil du libest mich dermassen.
5.
Zeige wider deine Wunder,
Wi du vormals mir gezeigt!
Hir ist, Vater, Stahl und Zunder!
Bistdu mir nicht hochgeneigt?
Las mich reisen voller Glauben,
So geht Schif und Reise fort
Auserwünschet zu dem Port
Ungeachtet aller schnauben.
6.
Ich erwarte sonder sorgen,
Weil du vor mich sorge trägst,
Dass ich reise glükklich Morgen,
Mit dir, Vater, wi du pflegst!
Das manch Engeltausend flüge
Sichtbar um des Schiffes Mast!
Und der stoltzen Wellen last
Sich auf allen Seiten schmige.
7.
Libes Teutschland! Sei gesegnet.
Denn mein Vater nimt mich weg!
Was in dir ist mir begegnet,
Leitet mich von deinem Steg!
Du magst schwerlich mehr mich schlüssen,
Weil dich drükkt der Sündenhauff!
Sodomitisches Vollauf!
Das mir vor dir grauen müssen.
8.
Schwere Straffe werden eilen
Über dich, O Teutsches Reich!
[31]
Tausend Feinde auf dich pfeilen!
Und dich schleifen Erdengleich:
Deine Wolken stehn verschlossen,
Und dein Himmel rings im grimm!
Bis du merkest Zorn und Stimm,
Di von oben abgeschossen.
9.
Christlich Warnen stund verlachet!
Di gewarnten triben spot!
Drum ist deine Straff entwachet:
Wehe weh in deiner Noth!
Schauestdu den Monden scheinen!
Wo verbleibt des Adlers Raub?
Ist dein Kaiserthum nur Staub?
Ach zu späte ist dis weinen!
10.
Was du woltest gar austilgen,
Dis besitzet deinen Thron!
Liblich blühen heilge Lilgen,
Aus der Ros um deine Kron.
Jesus blitzt mit Majestäten
In geheiligthohem Glantz:
Christuswarheit hat den Krantz,
Den du woltest untertreten.
Der 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[32] Der 10. Gesang

Als er nach seiner Zurükkunfft aus York, des Constantinens Krönungsstadt, di gegen ihn unter Gottes Nahmen theils zugesandte, theils gemeingemachte allerschwereste Rothische Gesichte des 1675. und 1676. Jahres sehr traurig überwog, zu London 1676. und zu Bromly bei Boo 1677.


1.
Schau, Vater, her! du kennst allein mein Hertz!
Wi lange sol sich mehren Angst und Schmertz?
Besuchstdu mich mit solchen Prüfungsplagen?
Komm, Jesus, komm um meine Last zutragen.
2.
Ich bin bestürtzt, wann ich daran gedenk!
Das Auge thränt, wohin ich mich auch lenk!
Di Lipp erblasst! Mein gantzer Leib erschüttert!
Ist wohl ein Glid, das nicht darob erzittert?
3.
Ward dis Gesicht auf dein Gebot geschikkt?
Ists dein Befehl? mein Sinn ist gar verrükkt!
Verstokkstdu, Gott, mich nach der Pharonsweise!
Mein Geist und Blutt verwandeln sich zu eise!
4.
Hauptschwere zeit! Durchaus verwirrte welt!
Wem war vor mir dergleichen dargestelt?
Ich bin versucht von aussen und von innen.
Drum möchte blutt, nicht blosse thränen rinnen.
5.
Ist dis dein Wort? Welch jammervoller stand?
Ists aber nicht? wi wirds von mir verbannt?
Wo dis von dir, wi kan mein thun bestehen?
Ach woltestdu, das ich sol untergehen?
6.
Von Kindheit auf ward ich schon hochbedrängt!
Das Elendsfeur hat mich nur stets versengt!
Das Teufelvolk begehrt auf mich zudraben!
Was ist der Mensch? ein Anflug höllscher Raben.
[33] 7.
Welch widriges (Ach Jesus!) wird vermerkt?
Ich werd in dir, wi vormals, neu bestärkt!
Kein Zeitblikk ist di Lichtwelt mir entrissen!
Das Christusthun bleibt feste mein beflissen!
8.
Wi offt ward mir verfälschtes aufgelegt?
Manch Eifer ward aus Eifersucht erregt!
Gedult (du weists!) besigte Streit und Zanken!
Ich wuchs und wuchs und hatte dir zudanken!
9.
Was grosses ward mir neulich zugesagt,
Als mir erschin, der dir so hoch behagt,
Dein selger Böhm, um klärlich anzuzeigen,
Ich würde dis, was er noch nicht, ersteigen.
10.
Welch wunder war, was kurtz darauf geschach?
Du führtest mich zu einem Gnadenbach,
Wo auf Befehl vil musten meiner warten!
Dann konte ich wi Wachs in dir erharten.
11.
Wi wunderlich erfuhr ich, was dein will?
Ich gab mich dir und hilt in allem still.
Dein junger Baum, nach deinem offenbahren,
Fing aus dem Kern des altens rauszufahren.
12.
So bald drei Heer, und Stände vorgebildt,
Ja Noachs zeit durch hundert Tag erfüllt,
So muste gleich dein rechter Zwekk bekleiben,
Und mächtiglich mich zu der Wurtzel treiben.
13.
Ich ward und ward zum rechten weg gerafft!
Du schenktest mir auch täglich neue Krafft!
Was du gewollst, das wolt ich mir erwehlen,
Und mich mit dir in deiner Braut vermählen.
14.
So ists, so gings! Ich stund auf festerm Fus,
Weil du mit mir vollzogen deinen Schlus!
[34]
Es blib und blib dem Freund und Feind verborgen,
Weil ichs verbarg, und lis dich selbsten sorgen.
15.
Das Lichtesvolk umschwirrte Platz und Haus:
Di Höll erschrakk und sah ihr würken aus.
Di Engelschafft di muste Uns geleiten,
Und unter Uns der Hände paar zerbreiten.
16.
Wiwohl Betrug durch Falschheit Uns umfasst:
Doch half uns Gott, der unser Wirth und Gast.
Di tifste List, di sich auf Uns verschworen,
Verfil mit schmach, eh si an Tag gebohren.
17.
Vil hindernis gab mir zwar manchen stos
Zum grösten nutz: doch eh diselbe gros,
So wolstdu si, Herr Tsebaoth, zerschellen,
Und stissst di drei, wi drei volbracht, zur Höllen.
18.
Drauf führtestdu, mein Vater, mich zum Port!
Du sätztest mich nach deinem Worte fort.
Dort bellten Hund', hir nannten mich Hyänen,
Doch musten si darmit mich schöner krönen.
19.
Du munterst auf nun täglich meinen Geist:
Ich schau und schau, wi Kirch und Monde gleisst;
Drum schlüsse ich, was über aller Glauben,
Das bald der Mond den Mittagsbaum werd lauben.
20.
Dis ist mein thun. Wi aber? was für sehn?
Wil ich dein Werk, wi dieser sah, verdrehn?
Ists deine Stimm, mein Gott, was dar zuhöhren?
Und wilstu Gott, mein Gott, mich gantz zerstöhren?
21.
Herr Tsebaoth, Jehova, schaff mir Recht!
Sih, Jesus, sih, wi dises mich offt schwächt!
Komm, Tröster, komm für Gott mich zuvertreten!
Erhöhr, erhöhr mein Seufftzen, Hertz und Beten!
[35] 22.
Ist möglich? Ach, das du, mein Gott, hir sprichst?
Das deinen Zorn auf mich, mein Gott, du richst?
Ist möglich? wi? von wem dis wunderführen?
Von wem di Krafft? dis unaussprechlichs rühren?
23.
Hab ich den Ruf, den Ruf, mein Gott, gesucht?
Ist alles nicht gefolgt wi auf der Flucht?
Eh ichs gewust, bin ich schon worden offen?
Eh ichs gedacht, Ach! hat es mich getroffen?
24.
So hertzlich gern dich lobt mein gantzer Sinn,
Weil loben Gott mein ewiger gewinn:
So hertzlich gern wil er Ruff, Seel, Geist, Leben
Und was du gabst, dir, Höchster, widergeben.
25.
Ach offenbahr, O Vater, was dis sei!
O reiss und reiss ein Gaukelnetz entzwei!
Entdekke, Gott, dergleichen Schlags Gesichter!
Komm, Vater, komm! dich ruff ich an zum Richter!
Der 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 11. Kühlpsalm

Als sein 26 Geburtstag gleich verlaufen, und das darinn dem Propheten Drabitz vor 15 Jahren vorgebildte, zum ersten Anfang begunte zulauffen, zu Bromly bei Boo den 10 Mertz 1677.


1.
Lobsinget Gott dem Herrn, der alles wohl gemacht!
Was dise Welt verstösst, das nimmet Gott in acht!
Gott ist, der dis gethan! Gott ist darob zupreisen!
Drum ist alleine Gott Danksagung zuerweisen!
2.
Unauszusprechen bleibt des Allerhöchsten Gnad!
Gott war, und ist, und wird mein Weg, mein Rath und Pfad!
Auff Gott ruht mein vertraun! durch Gott ist überwunden!
Drum hab ich auch in Gott gewünschte Rust gefunden!
[36] 3.
Davidisir, mein Geist, mit disem Lobeslid!
Gib ehre deinem Gott vor seinen wunderfrid!
Ach bitte, das dein Gott dich lasse nimmer wanken!
Versprich alleine ihm auf ewigst auch zudanken!
Der 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 12. Kühlpsalm

Nachdem in Bromly bei Boo, an Ostern auf Erden sich begonnen, was Jehova an Ostern mit dem Wundersterne im Himmel begonnen, um Jesum zuloben seine Seele aufzumuntern den 14 Jun. 1677.


1.
Lobe Jesum, meine Seele,
Der dich ewig hat gelibt!
Lobe herrlich, noch verhöhle,
Was er täglich dir eingibt!
Lobe ihn mit vollem schalle,
Das es in den wolken halle,
Das di gantze Erd erregt
Und was in ihr, steh bewegt!
2.
Lobe Jesum vor das gutte,
Welches unaussprechlich heisst!
Der mit seinem Leib und Blutte
(Wundergnade!) dich gespeisst!
Lobe Jesum vor di gaben!
Lobe Ihn vor sein erlaben!
Und was stündlich widerfährt,
Mehr als noch ein Mensch begehrt!
3.
Lobe Jesum vors erbarmen,
Vors vergeben deiner sünd!
Lobe ihn vor sein umarmen,
Das er hält dich vor sein Kind!
Lobe Jesum aller Orten!
Öffne ihm di hertzenspforten,
[37]
Das er zihe ein und aus
Und du werdest ihm sein haus.
4.
Lobe Jesum meine Lippe,
Weil nur Jesus lobensreich!
Lobe Jesum in der Krippe,
Welcher nichts zuschätzen gleich!
Lobe Jesum an den brüsten,
Weil darnach ihn wolt gelüsten,
Das du würdest ausgesöhnt,
Und wi Jesuel bethrönt.
Der 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 13. Kühlpsalm

Nachdem in Bromly bei Boo sich di Centnerplage vorspilte, di durch Satanstrug in dem Amstelcore, Temsdatan, Seynsabiram, Brekling, Badhors, Polier, endlich ausspilen würde; davor er Gott lobete den 16 Jun. 1677.


1.
Was betrübt dich, mein Gemütte?
Lobe Gottes grosse gütte,
In der zugestossnen Plag!
Lobe Gott bei Nacht und Tag!
Gott der Herr wird alles wenden,
Und du must zum Port anlenden.
2.
Ist nicht Gott dein Vater worden?
Bistdu nicht im Engelorden?
Jesus ist dein Bruder ja?
Gott der heilge Geist bleibt nah,
Weil er Freund und Tröster bliben,
Und dir Jesus wort bekliben.
3.
Meine Seele, wilstdu zagen,
Das du Jesuskreutz solst tragen?
[38]
Nihm di Zeichen seiner Gnad!
Folge Jesus Lebens Pfad!
Jesus ist so vorgegangen!
Du must Jesusweg verlangen.
4.
Welcher Krigsman wolte flihen,
Wann er an den Sig solt zihen?
Und du woltest flüchtig sein,
Nun di Ehrenkrone dein?
Weil dich gantz wil Jesus fassen,
Müssen Freund und Feind dich hassen.
5.
Meine Seele, jauchtze prächtig,
Weil dein Jesus in dir mächtig!
Du bist nicht von diser Welt?
Schau, wer um dich wache hält?
Drum las fälschlich mit dir handeln,
Das du magst bald freier wandeln.
6.
Steh in Jesus sonder wanken!
Du wirst ihm auf ewig danken,
Wann di Falschheit sich verflucht,
Weil si sich, nicht Gott gesucht.
Seelig ist auf Erden weinen,
Und dort voller wonn erscheinen.
7.
Lobe Gott in allen dingen,
Weil dir alles nutz mus bringen
Hir und dort in ewikeit!
So geneustdu Engelfreud!
Denn ohn unterlas Gott loben,
Machet Engel hir und droben.
Der 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[39] Der 14. Kühlpsalm

Um di Gabe seine Feinde zuliben, und seinen untreuen Freunden zuverzeihen, am 28 Septemb. und 14. Octob. 1677.


1.
Herr Jesu Christ, las mich di Feinde liben,
Und liben mehr, imehr si mich betrüben,
So werd ich recht zu deinem wahren Kind,
Und geh den Weg, den du mir vorgegangen!
Hilf mir verzeihn, das ich Verzeihung find'!
Hilf andern thun, was ich selbst wolt empfangen!
Obschon zuschwach mein Fleisch und Blutt,
Und wir geneigt zu keinem Gutt,
Doch durch di stärk, di du mir wirst verleihen,
Wird diser wunsch nach meinem wunsch gedeihen.
2.
Nichts schwerers wird gefunden auf der Erden,
Als Guttes thun vor lauter Lastbeschwerden:
Und liben den, der schmertzensängste mehrt,
Vil tausend Ach auf unsre Seele schüttet,
Ja bis zum tod, wann er nur kan, versehrt,
Das gäntzlich wir nur würden hir zerrüttet.
Allein ein Christ hält deine Wort,
Folgt, Jesus, dir an allem Ort,
Und mus dem Feind in allem fall vergeben,
Drum wünsche ich durch dich dein Libesleben.
3.
Wi, höhr ich nicht in mir dis Jesus sagen?
Du Schwacher du! was wilstdu Feindschafft klagen?
Schau Euch recht an in meinem Paradeis.
Welch Feindesgreul war Adams Falschverstekken?
Vor Feinde gab ich meinen Blutt und Schweis!
Kein Feindeswerk kont mich von Euch abschrekken!
Was heget ihr noch heut vor Lib?
Wi feindlich sind mir eure trib?
Doch meine Gnad wil euch noch täglich fassen:
Vergebet strakks, wo ich nicht Euch soll lassen.
[40] 4.
Ja, Jesus, ja! du treibest mich zum schämen!
Wir mögen Uns nur über Uns abgrämen.
Ach ich erkenn, O Libster, unsre schand!
Di Sonne schleust in sich nicht so vil blikke,
Di Berge staub, di Meere tropff und sand,
Als unser hertz noch immer Feindschafftstükke.
In Adam sind wir gantz verderbt!
Nur Feindschafft ward Uns angeerbt!
Wo irgend Feind in grossem ernst zuflihen,
So ist es noth von Uns aus Uns zuzihen.
5.
Der ärgste Feind verursacht Uns nur freuden,
Gewissensruh und ihm, nicht Uns, ein Leiden,
Wo wir in Uns in Christuslibe gehn,
Und unsern Leib, der unser Feind, recht dämpffen:
Wenn wir in Uns, mit Uns vollkommen stehn,
So ruffen wir Triumf in allen Kämpffen.
Alsdann verleuhrt man seinen Nutz,
Wann man den Feinden bitet trutz.
Der Uns verfolgt, lehrt Uns von hertzen beten:
Erhöht Uns erst, wann Er Uns wil vertreten.
6.
Wenn Uns ein Feind mit seinem Fluch begegnet,
Wird billichst Er von unserm Mund gesegnet,
Weil ihn der Grimm aufwekkt zu unserm Heil,
Damit wir Lib in voller krafft beweisen.
Mehr guttes trägt ein Feind, als Freund, Uns feil!
Drum ist dein Feind mehr als dein Freund zupreisen.
Dein Feind führt dich zur Christusschul,
Sich selbsten ach! zum Schwefelpfuhl,
Wo nicht auf ihn dein segen mag bekleiben,
Und auch zur Lib aus seiner feindschafft treiben.
7.
Wann unser Feind entflammet wird im zanken,
So haben wir den Friden ihm zudanken,
Den Friden, Der Uns Gottes Söhne heisst,
Und Uns den stand der sibnen Staffel reichet.
O seelger Mensch, der so im Himmel gleisst!
Und dises ist, von dem der Feind Uns weichet!
[41]
Der Feind führt Uns zum Thronenthum,
Indem er schmälert seinen ruhm,
Und sol dort ach! in finstern Höllenthälern,
Wo er so stirbt, auf ewig sich verschmälern.
8.
Wann wir besonnt von heilgen Jesusrechten,
Das unsre Feind um unsre häupter flechten
Di Dornenkron, di Jesus selber trug,
So sollen wir erst vor Verfolger bitten!
Verfolger sind der auserwünschte Pflug,
Dadurch wir sind zur Himmelsfrucht durchschnitten.
Verfolger sind der Sigesplatz,
Auf welchem wir den theuren Schatz,
Ersigen flugs zum Cherubinisiren,
Zum Himmelreich ohn einiges verlihren.
9.
Wann Uns di Feind um Jesuslibe willen
Ins Henkerkleid mit tausend Munden hüllen,
Verdammen Uns, verteuffeln unsre Seel,
Si sollen wir si voller Lib umarmen!
Und schreien erst: O Vater! dis verhöhl!
Ach stos si nicht, O Jesus, vom erbarmen!
Si wissens nicht, was dises werth!
Und krönen Uns mehr als begehrt!
Vergib, vergib um Jesus letzes neigen!
Ach las si nicht am jüngsten Tag beschweigen!
10.
Verfolger sind, di Uns im Kreutz aufgipffeln,
Und schleppen uns zun allerhöchsten wipffeln
Des Lebensbaums, da wir offt kletternsmatt!
Si stellen Uns di Schlangenlist vor augen,
Und machen, das wir alles eiteln satt
Di Gnadenmilch aus Jesus Brüsten saugen.
Wann Uns di Freund als Feinde thun,
So schaffet Gott uns wahres ruhn:
Wann Uns di Feind als libste Freunde worden,
So schauen wir noch Gottes ersten Orden.
[42] 11.
Verfolger sind offt unser eigne Brüder:
Sonst Feinde nicht der wahren Christusglider,
Di Uns mehr noth, als Feinde, fügen bei,
Vom Neid erregt, von Erstgeburt bezwungen!
Umhalset si, weil Uns dann trifft di rei,
Di Joseph hat mit David durchgedrungen.
Si meinen bös und ist umsunst,
Weil Gott verwandt ihr Spil und Kunst,
Das letzlich si zu unsern füssen fallen,
Weil ihre list mus offenbahr erschallen.
12.
Drum mein Gemütt, wirf weg dein altes wesen!
Was du gefürchtst, wird endlich dein Genesen!
Gib keinem nicht, wi du bisher, di schuld,
Weil Gott der Herr villeicht dich prüfen wollen!
Entwehne dich der vilen ungedult!
Villeicht geschah, was nur geschehen sollen!
Di Welt ist Welt, das weistdu vor!
Ein ides zwingt sich gern empor!
Di Menschen sind in Freund- und Feindschafft wellen:
Zerbrechlich Glas in Gutt- und Bösen Fällen.
13.
Wahr ist, ich bin Euch, Freund, imehr verpflichtet,
Imehr ihr mich mit aller schmach gerichtet,
Weil ihr mir Gutt, euch aber Bös, gethan!
Ich habs verzihn, und wils Euch gar vergessen!
Gott geb es Euch, das ihr verlasst di Bahn,
Di ihr bisher, wi Ismael, gemessen.
Eur schmähen dint mir allezeit
Von Nu an bis in Ewikeit:
Doch werdet ihr nicht neu in Gott gebohren,
So seid ihr gantz, nicht nur di werk, verlohren.
14.
Strafft stets an mir, was menschliche Gebrechen:
Doch hüttet Euch den Geist von Gott zuschwächen.
Er ist nicht mein, sein ist und wird di wahl.
Gott lässt sich nicht in seinen Boten spotten.
Sein Eifer frisst, wi Holtz, durch Stein und Stahl:
[43]
Weh Euch, so ihr wollt gegen ihn Euch rotten!
Ihr kennet nicht di Morgenstimm,
Und was da sei der Nordengrimm;
Doch sehet zu, das ihr bei Gottesscharen,
Wann dise zwei mit krafft sich offenbahren.
15.
Wann über Rom mit seinen Mondensstrahlen
Des aufgangs Rom als Sigerinn wird prahlen,
So kommt hervor des Ostens Siggesang.
Wein, ErdenGott! di Zeiten sind verstrichen!
Von Mitternacht schallt der Standarten klang,
Und ist di Sonn vorm Monden gar verblichen.
Ob schon das Grab verdint ein traum,
Weil Misgunst findt erwünschten raum,
Doch müssen si dem Pharao verkauffen,
Und ihrem Feind in seine hände lauffen.
16.
Wann gleiches solt mit gleichem stehn vergolten,
So würden si höchstbillichst wohl gescholten:
Allein Triumf! das es so wohl ausging!
Das solches Heil den Ländern ist entstanden!
Als Hungersnoth bei allen sich anfing,
So konten si bei dem verworffnen landen.
Ja ob zuvor des Ofens flamm
Erwekket würd aus Nimrodsstamm,
Und Ismael den Isaac wolt enterben,
Doch sigen wir im leben oder sterben.
17.
Du aber gib, O Jesus, mein begehren,
Das deine Lib in mir sich mehr mag klähren,
Und machen eins di Worte mit der that!
Hilf mir den weg, den du gebähnt, nachwandeln!
Bleib, Jesus, bleib nur ewigst Pfad und Rath!
Das ich fortfahr nach deiner Lehr zuhandeln!
So sind di sünde gantz vertilgt,
Und ich durch Jesusblutt belilgt,
Das völlig wir mit stetem Heiligsingen
Dir Vater, Sohn, und Geist lobopffer bringen.

[44] Nachklang vorigen Kühlpsalmes an alle Freunde und Feinde, Bekandte und Unbekandte, Grosse und Kleine, Hohe und Nidrige, darinn gäntzliche verzeihung allen gegeben, und von allen gebeten,

von nu an bis in Ewikeit.


Kommt, Menschenkinder, kommt! Schaut, was mein hertz inhält:
Ich habe keinen Feind, als Mich, auf diser Welt.
Der 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 15. Kühlpsalm

Triumffünffzig betittelt über das herrliche Jesusreich, dessen Anfang das Kühlmannsthum; fortgang das 7 Jahrtausend; Ausgang di Ewikeit, gesungen den 28. Sept. 1677.


1.
Triumf! Mein Jesus hat! Triumf! sein Reich bekommen!
Triumf! das Paradis! Triumf! ist eingenommen!
Triumf! drum singt mein Geist! Triumf! mit hohem schall!
Triumf! der sig verbleibt! Triumf! mein widerhall!
2.
Triumf! wir sehen schon! Triumf! di Heilgen eilen!
Triumf! di Braut des Lamms! Triumf! beginnt zupfeilen!
Triumf! in voller Lib! Triumf! in voller Pracht!
Triumf! weil Jesus si! Triumf! so herrlich macht!
3.
Triumf! Ein Feur entzündt! Triumf! mir Leib und Glider!
Triumf! Ich stimme an! Triumf! di Hochzeitlider!
Triumf! zuehren Gott! Triumf! und Gottes Sohn!
Triumf! dem Heilgen Geist! Triumf! im Himmels Thron!
4.
Triumf! di Engel sind! Triumf! im triumffiren!
Triumf! weil widerbracht! Triumf! mit grössern ziren!
Triumf! dem Jesuel! Triumf! der Königstuhl!
Triumf! weil Lucifer! Triumf! im Schwefelpfuhl!
[45] 5.
Triumf! das heilge Licht! Triumf! hat sich belichtet!
Triumf! di heilge Stadt! Triumf! ist angerichtet!
Triumf! Gott wird gesehn! Triumf! zur unser Sonn!
Triumf! wir sind verfüllt! Triumf! mit lauter wonn!
6.
Triumf! der Erdkristall! Triumf! trägt heilge Früchte!
Triumf! unsehbar sind! Triumf! di Lichtsgesichte!
Triumf! O Freudenfreud! Triumf! so gar behend!
Triumf! Triumf! Triumf! Triumf! der sonder

END.
Zweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Zweites Buch

[Vorrede]

1.

Gott der Vater erleuchte uns mit dem Lichte seines eingebohrnen Sohnes, das der Heil. Geist ausgehe in und mit wahrer Erkäntnis immer und ewig!


2.

Meine fünfmonatliche Reise nach Rom im fernem Morgenlande, das von den Christen Constantinopel, den Türken Stampold benennet, scheinet mit ihrer auslauffung der euseren Vernunfft gantzentgegen, weil si über Vernunft fortläuffet.


3.

Denn der letzte Tag des fünfften Monden hat sich am 1. August geendet, darinn vor 4 Jahren in Niderland di übernatürliche erste Hauptbewegung geschehen, weil di durch 1176 Jahre zwei erschlagene Zeugen nach des Engels rechnung beim Propheten Kregel im selben 1674. Jahre neubegeistert aufstehen musten.


4.

Es ist auch von diser Reise gleicher übernatürlicher fortgang, man verurtheile si oder nicht, lache oder spotte, durch dises Jahrhundert zuerwarten, und werden desto angenehmer unsere Fünffzehngesänge fallen, imehr si erstlich vertreten.


5. 20.

Wir sind höchstbestürtzet worden über den unverhofften zufällen, darunter wir verdekket oder verstekket uns endlich gesehen, und wird nimals erstökket di Fakkel, welche bei und vor der Ottomannischen Porte wir angestekket hinterlassen.


[46] 6.

Denn wi wir in unser Reise di drei Welttheile betreten, von dem virden Theil, dem entferntem America, di Kräfte darzu, durch sonderbahre Gottesschikkung, empfangend: Also wird auch di heimlichangestekkte Fakkel, dem ErdenGotte, aus allen vir Welttheilen, desto stärker ins Gesichte brennen, i stärker er sich bemühet solche auszuleschen.


7.

Tobe immerhin, du erschrekkliches Thir, dessen Haupt nach Morgen, der Leib nach Mittag, der schwantz nach Abend, das wir das Buch, dem Friderich in das Wasser fallend, das ist, zu nichts werdend und zugleich unter di Völker kommend, verschlungen, nach der Weissagung desselben Buches, und in rechter zeit aus dem rechten Orte so geschwinde fort bis nach Constantinopel getragen.


8.

Tobe immerhin, das der Grostürke desto eher 1. auf seinem stuhl sitze, 2. das Buch empfange, 3. sich über dessen inhalt verwundere, 4. dasselbe zuwaschen befehle, 5. alsdan völlig es aufthue, 6. bete, und 7. seinem Volk es vortrage, weil wir dich zum Treiber vonnöthen.


9.

Denn du must durch dich selbst fallen, du Ungeheuer, von Gottes Weisheit verblendet, nicht durch Schild oder schwerd; im nahmen des Herrn Tsebaoth: Springe, wi du wilst: Wütte, verfolge, ergrimme dich; Dein Untergang ist vor der Thür; Deine Zeit ist aus.


10.

Dessentwegen wollen wir zusehen, wi es von dir selber fortbrenne weiter dann Ispahan, Agra, Quinsai, Peking; und wider zurükk nach Mitternacht fahre, das endlich beide Ölbäume angeflammet, im zehneingem Feur das Mittagsrom befeuren. Nun wird erfüllet, was di Engel zum Propheten Kotterus sagen: Das F hat si frölich gemacht, und das B hat si erbauet. Ein F betrübet si und ein B zubricht si.


11.

Denn ein B gebahr mich; ein B widergebahr mich; ein B bekräftigte mich, und fängt sich an di Reise aus B.B.B. von I.B. durch I.B. zum Falle des verfluchten I.B.


12.

Forschet nach, ihr Kinder Gottes, in den heutigen Propheten, und si sind, di euch klährer hirvon zeugen.


13.

Forschet in den Propheten der H. Schrift, und ihr findet darinn heimlicher, was in disen klährer abgehandelt.


14.

Rüstet euch wider Babel, ihr dreifache Helden Christi, mit einmüttigem schalle und halle mit mir, und lasset nicht ab zutrompeten: Der Herr [47] sei Richter im Lande; Herr, las deinen glantz und dein Evangelium leuchten, bis an der Welt ende; Herr, las uns doch sehen einen Tag der Erlösung: bis das bleierne und stählerne Schwerd mit dem güldenem Schwerd des heils vereiniget. Darzu helfe euch und mir Gott Vater, Sohn, und H. Geist. Amen.


15. 30.

Gegeben zu Smyrne in Natolien oder Aufgang, vorzeiten klein Asien, den 15 Sept. darinn gleich 28 Wochen waren der Römischen Reise, seits er aus B.B.B. 28 Tage, seits er aus dem neuen Rom, Constantinopel oder Stampold, und darinn fünffjährig, das der erste Anfang zu Leiden in Holland zu allem disem Werk gemacht, des 1678. Christjahres.

Der 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 1. (16.) Kühlpsalm

Als er an seinem 27. Geburtstage ein dreifaches dankfest hilt mit seinem von Gott beigefügtem hause, zu Bromly bei Bow den 25. Horn. 1678. fünf Tage vor der Reise nach Rom.


1.
Gelobet seistdu, Gott! Gott Vater, Sohn und Geist!
Gelobt dein heilger Nahm, und sonder end gepreist!
Der Tag wird dir geweiht, mein Gott, zu deinen ehren!
Drum sol mein gantzes Haus mit mir dein Lob vermehren.
2.
Gelobet seistdu, Gott, von mir in diser Stund,
Darinn mit Aa zuerst verherrlicht dich mein Mund!
Der du gantz wunderlich das Leben mir gegeben,
Und wunderlicher noch dich lässest itz erheben.
3.
Gelobet seistdu, Gott! du riffst mich, eh ich war,
Eh meine Mutter mich mit schmertzen dargebahr!
Du hast von Ewikeit mich zu dem Werk erkohren,
Und wilst vollenden gleich, zu dem du mich gebohren.
4.
Gelobet seistdu, Gott, vor meiner Zeiten lauff!
O wonn! dein Jahr ist dar! Vil tausend warten drauff!
Du hast mich hingeführt durch nigehörte gänge,
Und räumlich durchgebracht durch tausend Angstgedränge.
5.
Gelobet seistdu, Gott, unendlich so vil mahl,
Als weggeflossen mir Minuten an der zahl!
[48]
Kommt Engel! Engel kommt und was bei Jesus oben,
Um Gott vor seine Gnad an mir mit uns zuloben!
6.
Gelobet seistdu, Gott, mit neuempfangner Krafft
Schon dises neuen Jahrs vor neue Gnadenschafft!
Wi dise neue Uhr dem innerm wil beginnen:
So las dem euserem auch solches Licht zurinnen.
7.
Gelobet seistdu, Gott, vor mein verpfeiltes Leid,
Das sich verwandelt hat nunmehr in lauter Freud!
Vil meinten bös mit mir, di mich sehr böslich schalten!
Doch du machst, das ich kan dein Dankfest fröhlich halten.
8.
Gelobet seistdu, Gott, vor deinen Wunderschlus,
Der längst beschlossen ward; nach dem mirs gehen mus!
Ich seh und seh ihn wohl im Spigel der Propheten!
Si mochten Joseph ni, ni Daniel ertödten.
9.
Gelobet seistdu, Gott! Gott Vater, Sohn und Geist!
Gelobt dein heilger Nahm, und sonder end gepreist!
Der Tag ward dir geweiht, mein Gott, zu deinen ehren!
Drum sol mein gantzes Haus mit mir dein lob vermehren.
Der 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 2. (17.) Kühlpsalm

Nachdem er den 3. Mertz mit seinem Hause von Bromly durch London auffbrechend, über Dartfort, Rochester, Sittimborn, Canterbury, Dover glükklich gereiset, zwischen Engelland und Frankreich im Pakketboot gesungen den 5. Mertz 1678 und völlig den 10. Mertz zu Calais in Frankreich ausgesungen.


1.
Ich komme nun vor deinen Thron,
Dreieiniger, mit beten schon,
Nachdem di Reis ist angefangen,
Um völlig Gnade zuerlangen.
2.
In deinem Schirme reist ich aus;
Durch deine Krafft lis ich mein Haus,
Mein Vaterland, und mus verlassen,
Was mich vermeinte zuumfassen.
[49] 3.
Gleich itzo eilt das Schif zur see,
Mit welchem ich gantz freudig geh,
Mit dir durch alle wüste Wellen,
Um deinen Willen fortzustellen.
4.
Di Reis ist gros, noch mehr ihr Werk:
Ich brauch und brauch als imals stärk,
Zu Meer und Land durch tausend nöthen,
Mit denen sich di Welt wil tödten.
5.
Der vollen Segel schneller flug,
Des besten Windes Flügelzug,
Sind deiner Libe wahre Zeichen,
Um deinen willen zuerreichen.
6.
Der weisse Monde weisst di Nacht;
Das Schif wird sanffte durchgebracht.
Was wird dis anders mir andeuten,
Als deines Mondes sanfftbereiten?
7.
Ob ich nach fünffer Uhren schlag
Schon nah bei Land zum anker lag;
Doch must ich warten noch fünff stunden,
Eh ich im Port den Port gefunden.
8.
Di Morgenvölker stehn durchklährt,
Und nach fünff Monden gantz bekehrt:
Dann sind fünff Monden noch zuwarten,
Eh sich entschleust der Edensgarten.
9.
Dis Schifchen, als es letzt bespannt,
Ist feindlich worden angerannt:
Alleine Gott hat mich beglükket,
Das ich erwünscht bin fortgeschikket.
10.
Ach Rom hat vil vor Uns gestürtzt,
Und tausenden di Zeit verkürtzt!
Allein es wird (Triumf!) nun müssen
Durch hundert Jahr zu Jesusfüssen.
[50] 11.
Was trutzet der Gottlose hauff?
Er blähet sich zum sterben auff.
Ach siht er nicht, das schon begonnen,
Dadurch sein gantzer Grund zerronnen?
12.
Sein Götzendinst kam aus der Höll;
Nun findt er seine zeugungsstell.
Das Christenblutt, von Rom vergossen,
Ist duppelt über Rom beschlossen.
13.
Herr Tsebaoth! Dein ist der Kampff!
Du selbst zerstreust, wi Rauch und Dampff,
Den Mann, der neben dir wolt sitzen,
Und als ein Gott auf Erden blitzen.
14.
Du hast, Jehova, mich erwekkt,
Und deine Hände mir gerekkt!
Du wirst, Jehova, mich bewahren,
Und mich in friden lassen fahren.
15.
Jehova, blend' ihr Aug und Sinn,
Das Sodoms Volk nichts werde inn!
Las ihre Götter vor si streiten,
Indem wir ihren Fall bereiten.
16.
Wer Götter und Göttinnen lehrt,
Der sei von dir, mein Gott, verstört:
Wer sich vor Gott stat Gottes sätzet,
Der sei verflucht, verdammt, vernetzet.
17.
Di Heiligen sind Jesus Knecht,
Durch ihn allein bei Gott gerecht.
Si können nur durch ihn bestehen:
Wi sollen wir zu ihnen gehen?
18.
Di Heiligen sind Adams Söhn,
Und gaben sich zum Christgethön;
Si sind vor Uns im Engelorden
Zu Königen, nicht Göttern worden.
19.
Di Heiligen sind erst bewegt,
Wann sich in ihrem Zweig was regt:
[51]
Si können auch nicht weiter schauen.
Wi sollen wir auff Heilge bauen?
20.
Gott ist das einigst Allerhand,
Von sich in sich durch sich erkand!
Gott ist uns näher zuergreiffen,
Als di Gedanken mögen streiffen.
21.
Lobt, Völker, lobt ohn eingem schlus
Den Götter Gott, dem dienen mus
Selbst aller HimmelHimmelHimmel
Und dises Erdenvirsgewimmel.
22.
Lobt, Heiden, lobt, der euch regirt!
Der mit Vernunfft euch hat bezirt!
Der täglich euch mit allen Gaben
So reichlich pfleget zuerlaben.
23.
Lobt, Zungen, lobt, der euch zertheilt!
Und wider einst in einer heilt!
Lobt, Brüder, lobt in heilgen flammen
Gott Vatern, Sohn und Geist zusammen.
24.
Werfft weg mit mir der Götter meng
Und all verbotenes gepräng,
Um überall nach Gottesweisen
Gott Vatern, Sohn und Geist zupreisen!
25.
So reis ich fort! O Gott gewehr,
Und hab ich dis, was ich begehr,
Wann alle Völker, Heiden, Zungen,
Gott Vatern, Sohn und Geist besungen.
Der 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[52] Der 3. (18.) Kühlpsalm

Als er den 11 Mertz von Calais ausreisend über Boulogne, Monstreil, Abbevill, Poix, Beauvais, Pontoyse, Denis am 7 tage den 17 Mertz glükklich mit seinem Hause in Paris kam; gesungen daselbst den 21 Mertz 1678. zur Danksagung.


1.
Danket Gott vor seine gnaden,
Der uns väterlich bewahrt,
Und auff unsern Weg vor schaden
Nun, wi ferner, güttig spart,
Das wir glükklich durchgekommen,
Und kein ungemach genommen,
Ob wir schon durch fremde Ort
Unsre reise sätzen fort,
Di uns fremder noch im glauben,
Weil si Gottesehre rauben.
2.
Merkt, was Satan ausgeschüttet
Vor verfluchten Menschentand!
Wer sich vor Fleischessen hüttet,
Wird vor einen Christ erkand.
Jesum aber schertzweis nennen
Heisset (leider!) Jesum kennen.
Ach zufolgen seinem trib
Heisset wahre Jesus Lib!
Und di Heilgen Gottes schmähen
Heisset ernst zu Gotte flehen.
3.
Alle plätze sind verbildert
Mit verdammten Götzendinst;
Christus Lebenslehr verwildert,
Menschensatzung bringt gewinst!
Wer den falschen Petrum ehret,
Christus Jünger mit verstöhret,
Und von heilger Warheit weicht,
Wird den Heiligsten vergleicht:
[53]
Ja kan selbst vergöttert werden.
O verblendnis auff der Erden!
4.
Du hast, Vater, zugeschauet
Durch so viler Jahre raum!
Si vermahnet; si bedrauet!
Doch ist alles nur ein Traum.
Deine Knechte sind getödtet,
Das mit Blutt gantz Rom durchröthet!
Drum steh Rom mit Blutt belohnt,
Weil es sich mit Blutt bethront!
Rom hat bluttig angefangen:
Rom sei bluttig untergangen.
5.
Danket Engel, meine Brüder!
Danket herrlich, das so weit!
Singet mit mir Dankungslider!
Singt in Zeit und Ewikeit!
Meine Reis ist durchgebrochen,
Wi längst Gott der Herr versprochen,
Wi längst vor mir zugesagt.
Freut euch, Engel, das schon tagt,
Von der Mitternacht nach Morgen,
Und dis Sodoms Volk verborgen.
6.
Seh ich euch gleich triumffiren?
O mein Hertze spilet mit!
So vil tausend tausend Ziren
Reden von des Schöpffers gütt.
So vil tausend tausend wunder
Sind der beste Seelen Zunder
Das ich mehr und mehr entglüh,
Und in voller flamm auszih,
Um das Babel zubefeuren,
Und dem Erdengott zusteuren.
7.
Bleib, Jehova, mein Regirer!
Schenke täglich neue Krafft!
Libster Jesus! sei mein Führer
[54]
Mit der gantzen Engelschafft!
Heiligstlichster Geist der Geister!
Bleibe meiner Sinnen Meister!
Zähme der Gedanken hauff!
Gib ohn anstos Reis und lauff!
So wird mich di Höll nicht sichten,
Noch auf mich di Pfeile richten.
8.
Las, Dreieiniger, gefallen,
Was mein Hertzewig ausdrükkt!
Auf dem Weltkreis ist nur lallen:
Gibstdu mehr, wird mehr geschikkt.
Du wirst ferner von den stürmen
Aus erbarmen uns beschirmen,
Leiten uns auf rechter bahn,
Das uns nimand schaden kan!
Du wirst, Gott, mir selbst begegnen,
Um uns mehr und mehr zusegnen.
9.
Danket Gott vor seine Gnaden,
Der uns väterlich bewahrt,
Und auf unserm Weg vor schaden
Nun, wi ferner, güttig spart,
Das wir glükklich durchgekommen,
Und kein ungemach genommen,
Ob wir schon durch fremde Ort
Unsre Reise sätzen fort;
Di uns fremder noch im glauben,
Weil si Gottesehre rauben.
Der 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[55] Der 4. (19.) Kühlpsalm

Als er di Gefährlikeit Erleuchteter Kinder Gottes aus dem Heil. Geiste in den Weltgeist zufallen, betrachtete, um wahre Gelassenheit gesungen zu Paris den 26. Mertz 1678.


1.
Gefährlich ist Erleuchter thun,
Wo si nicht sind in Gott gelassen:
Gott kan in ihnen nicht mehr ruhn,
Wann si in sich di Selbstheit fassen.
Der Heilge Geist entweichet fern:
Dann herrschen über si di Stern,
Und sind vom irdschen Führer trunken,
Ob si sich meinen Gottversunken.
Drum Jesu Christ! Sei stets mit mir zur hutt!
Ni sicher sein, als nur in dir, ist gutt.
2.
Ein Mensch wird zwar gar Sonnengleich,
Wann Gottes Sonn in ihm aufgehet:
Doch bleibet er im Feuerreich,
Weil er vom Feuersquall bestehet.
Das Feuer ist der Seelengrund,
Und wird im Lichte nimmer kund:
Doch wo di Seel ihr selbst erspigelt,
So ist das Licht von ihr geflügelt.
Drum Jesu Christ! Sei stets mit mir zur hutt!
Ni sicher sein, als nur in dir, ist gutt.
3.
Vil stunden einst im Gottesglantz,
Di heute säen irrthumssamen:
Ach si versahen Wall und schantz,
Als si stat Nichts das Ichts annahmen!
Drauf wich von ihnen Gotteshall:
Doch merken si nicht ihren fall.
Was wunder, das si sich verlauffen?
Und ihren Bruder mitverkauffen?
[56]
Drum Jesu Christ! Sei stets mit mir zur hutt!
Ni sicher sein, als nur in dir, ist gutt.
4.
Was half den Saul, das ihn Gott krönt,
Als er den Ruf von Gott vergessen?
Kein David hat di Sünd beschönt,
Kein Petrus, als er sich vermessen.
Ob Jonas trug di Christfigur:
Doch fällte ihn, wi uns, Natur.
Kein Heilger ward so hoch gestellet,
Das sich nicht Sünd ihm zugesellet.
Drum Jesu Christ! Sei stets mit mir zur hutt!
Ni sicher sein, als nur in dir, ist gutt.
5.
Der fehlet meist, der nimmer fehlt:
Der irret stets, der ni wil irren.
Welch Mensch sich ni um Sünde quält,
Der wird sich selbst und vil verwirren.
Wer schon in allem heilig gleisst,
Der ist, der sich von Gott abreisst,
Weil Gottes Gnad er ihm zuschreibet,
Di eh verdirbt, eh si bekleibet.
Drum Jesu Christ! Sei stets mit mir zur hutt!
Ni sicher sein, als nur in dir, ist gutt.
6.
Di eusre Schrifft ist unser Buch,
In welcher wir di innre kennen:
Den triffet Gottes Zorn im Fluch,
Der dise wil von jener trennen.
Wem schon di eusre Schrifft zuschlecht,
Der hat di innre Schrifft ni recht.
Seel, Geist und Leib sind ni zutheilen:
Wi wolten vil nicht itzo feilen?
Drum Jesu Christ! Sei stets mit mir zur hutt!
Ni sicher sein, als nur in dir, ist gutt.
7.
Wann di Vernunfft im Lichte fleugt,
So mus di Demutt strakks verlodern:
Dann fängt si glast: der leugt und treugt,
Und eher wil, als wir, vermodern.
[57]
Di Geister reichen Gunst und Dunst!
Doch ist si weit von Himmelkunst,
Vom Heilgem Lichte weggegangen,
Ob si schon wil, wi erstlich, prangen.
Drum Jesu Christ! Sei stets mit mir zur hutt!
Ni sicher sein, als nur in dir, ist gutt!
Der 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 5. (20.) Kühlpsalm

Welchen er sang über das wunderbahre verhängnis Gottes nach seiner Ankunfft in Paris, vornemlich am 28 Tage seines anfangenden 28 Jahres, den 25 Mertz, überflüssig erfahren mit der Regenbogichten Naturlilge des Elias Artisten: zu Paris den 31 Mertz 1678. zwar angefangen, doch erst den 5 Apr. auf der Yonn zwischen Roy and Joigni bei Auxerre fortgesungen, und zu Lisle den 6 Apr. ausgesungen in siben tagen, zur bezeichnis seiner sibenjährigen Verzögerung auch in Brechung seiner Lilien.


1.
Wi wunderlich sind Gotteswege?
Wi unerforschlich ist sein gang?
Drum Seelewig! sei wider rege
Zusingen einen Lobgesang,
Das alles Volk von nah und ferne
Di Gotteswunderführung lerne.
2.
Kein Mensch wird Gottes Rath erfassen,
Noch sein Verhängnis völlig schaun:
Wir müssen uns nur leiten lassen,
Und Gott uns gantz und gar vertraun,
So werden wir höchstscheinlich spüren,
Wi Gott der Herr uns selbst wil führen.
3.
Wann alles schin offt dargebohren,
Verflog offt alles Vogelschnell:
Und wann ich alles gab verlohren,
So sucht es mich auf rechter stell,
Das ich den grössten Nutz gefunden,
So offt mir alles war verschwunden.
[58] 4.
Was hastdu, Gott, mir nun gewehret?
Wi heimlich ward ich durchgebracht?
Zur eusern Lilg, sonst offt begehret,
Gab erst di eusre Lilge macht,
Das, wo ich darf dis Blat abbrechen,
So steh ich ferner ohne schwächen,
5.
Ich bin durch Gott der Seyn entfahren,
Und trete von Yon heut aus.
Wi wunderbar ist dein bewahren?
Du reissest mich im unfall raus.
Ich bleib an allem Ort gesegnet,
Ob Trug an allem Ort begegnet.
6.
Wiwohl ich fremd in fremder Zungen,
Doch gibstdu mir gesellschafft bei:
Durch dich ist täglich mir gelungen;
Durch dich werd ich noch täglich frei,
Das ich erkenn an allen dingen,
Dein unbegreiflich wunderbringen.
7.
Wi David wolt dem Saul entwischen,
Als er empfing selbst schwerd und speis:
So floh ich auch. Di vor mich tischen,
Und täglich sorgen vor di Reis,
Sind Carmels Münch, di gleich abgehen,
Vorm Romes Saul in Rom zustehen.
8.
Mein David ward mit witz beschenket,
Das er sich anders angestellt:
Dis ist, das keiner hir nachdenket,
Was einsten aller Welt erhellt.
Weil si nach Rom mich höhren draben,
So wollen si sich all erlaben.
9.
Als Jehu sagt von Baalesschmükken,
So war er gantz in Gott entbrand:
Ich werde zwar nach Rom abrükken,
Nach Rom im fernem Morgenland,
Das Rom in Rom vermaledeiet
Nach hundert Jahren steh zerstreuet.
[59] 10.
Ich bin umsonst von euch umschlossen,
Weil doch mein geist in Gott entflammt:
Von Jesus kommt mir zugeflossen,
Was stets zur Jesusehre stammt.
Verfluchter Baal, in Rom bethrönet!
Du wirst mit Rom in Rom verhöhnet.
11.
Werfft um den Baal, verblendte Pfaffen,
Das er euch nicht in Abgrund zih!
Bleibt länger nicht des Pabstes Affen!
Ach merkt und merkt, wi ich entflih!
Ihr helffet fort ohn euer wissen,
Was euch wird ewig reuen müssen.
12.
Seht, Völker, seht wi Gott mitstimmet,
Und durch di Feinde mich fortzeucht!
Sein Zorn ist über Saul entgrimmet!
Weh ihm, das er zu todten fleucht!
Weh seinem hauff, der gantz verfluchet,
Das er bei Heilgen hülfe suchet.
13.
Du bist, O Rom, mehr als verteufelt!
Ach Petrus hasset höchst dein Werk!
So bald du hast an Gott verzweifelt,
Und batst vom Petrus hülf und stärk,
So bald ist Petrus dir entwichen,
Das er vor tausend Jahr erblichen.
14.
Was leugstdu, Pabst, du Höllenkönig,
Das Petrus noch auf deinem Stuhl?
Du herrschest, Lügner, noch ein wenig!
Dann ist dein Rom im Schwefelpfuhl.
Du must bei allen Teufeln wohnen,
Und kanst bei Petrus nimmer thronen.
15.
Wi Christus Geist den Petrum führte,
So führt er mich in heilger Krafft.
Wann Christus Geist dich, Pabst, regirte,
Wi würdestdu nun weggeschafft?
[60]
Wann Christus Geist durch mich wird blitzen,
Sih ob du wirst als Petrus sitzen.
16.
Dreieinger Gott! Du wirst begnaden
Mich täglich mehr nach deinem will!
Durch Engel mich bepallissaden,
Das ich dir gäntzlich halte still.
Du wirst, mein Gott, in mir vollenden,
Was sich auff ewig nicht wird enden.
17.
Wann Pharao mich angenommen,
Wi du vor mir hast zugesagt,
Mus Pharao im Meer umkommen,
Weil er sich uns hat nachgewagt.
Dein Zorn wird ihn im Meer ereilen,
Das du vor uns wirst gantz zertheilen.
18.
Dann werden Moses lid anschallen
Di Völker von West, Nord, Ost, Sud!
Was ist verborgen, wird erhallen:
Zu dem Mein Gott zwar alle lud,
Doch wolten alle drei befördern
Dadurch si sind zu Seelenmördern.
19.
»Wann Joseph in dem kerker schmachtet
Um Gottesfurcht darein verkaufft,
Wird er von Feind und Freund verachtet,
Und ist ein stein, an den man laufft:
Als aber ihm Egypten dinet,
Dann ist, das Josephsbeispil grünet.«
20.
Drum las, Dreieiniger, dich loben,
Das du mich würdig hast erklährt,
Das ider wider mich wolt toben,
Und mich mit viler last beschwert,
An dem ein beispil deines leiten
Zu deinem Lob einst all ausbreiten.
Der 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[61] Der 6. (21.) Kühlpsalm

Als sich di Baaliten, seine Reisgefährten, ärgerten, das er sich einen Christen genennet, und doch in Rom wohnen wolte, gesungen zwischen Challon und Mascon auf der Sone am Ostertage den 10. Apr. und zwischen Lyon den 11. Apr. 1678. vollendet.


1.
Mein Gott, las dichs erbarmen,
Di blendung diser gantzen Welt!
Ach fas mich in di Armen,
Das Warheit wider dargestellt!
Las deine Gnade grünen,
Di dir bei ihnen dinen,
Eh Babylon wird gantz gefällt!
2.
Sich heissen einen Christen
Ist worden heut ein Ketzerthum,
Weil keinen wil gelüsten
Zusuchen eintzig Christusruhm.
So bald si sich getheilet,
Ist Christus weggeeilet,
Das nun verdorrt di glaubensblum.
3.
Si führen neue nahmen
Mit einer neugemachten Lehr;
Verehren blind und lahmen,
Und irren stündlich mehr und mehr:
Di dich, mein Gott, recht kennen,
Di wollen si verbrennen,
Das Jesus bleibet ohn gehöhr.
4.
End, Jesus, end ihr lästern!
Und was ihr mund augblikklig rufft,
Um schuld mit schuld zuschwestern,
Und zubeflekken Stern und Lufft!
Drum las den Zorn anzünden
Di hauffen ihrer sünden!
Es helffe ihnen dufft und grufft!
5.
Zerbrich, Herr, ihre Götter,
Zu denen si stat deiner flehn!
[62]
Baal sei auch ihr Erretter,
Nun Ost und Nord auf si anwehn!
So bald das Goldschwerd schneidet,
Mit blei und stahl umkleidet,
Das si von todten hülfe sehn.
6.
Höhr, Vater, ihr verdammen,
Ihr falschgericht und Teufelsart!
Gib ihnen nun zusammen,
Was einzeln si mir zugepaart!
Si wollen mit mir treiben,
Wi andre si aufreiben,
Doch kennen si nicht meine fahrt.
7.
Wi wirstdu, Rom, erschrekken,
Wann gegen Rom mein Rom herzeucht?
Dann wird dich Angst umdekken,
Di schwanger Weiber ängsten gleicht!
Dein Hochmuth wird versinken:
Du wirst den Zorn austrinken,
Weil widerkommt, was nun hinfleucht.
8.
Du magst den Ofen heissen,
Und thun, was Gott schon längst verhängt!
Das Feur wird dich hinreissen:
Mein Gottesvolk ist unversengt!
Es trifft dich, Gottsverächter,
Und deine falsche Wächter,
Ob Sion schon was wird bedrängt.
9.
Eil, bleiern Schwerd von Morgen!
Du schleust des Goldes erste Krafft!
Wann du den Stahl verborgen,
So wirds zum Augenschein geschafft.
Dann ist eur Gold gebohren,
Weil blei und Stahl verlohren,
Das unser Goldschwerd eingerafft.
10.
Drauf sind di Henochstage!
Des Pabstes Pracht ist nur ein schertz!
[63]
Rom ist der Völker sage,
Wi es empfangen tausend schmertz!
Ich schau im Geist erfüllet,
Was noch di Zeit verhüllet!
Drum freuet sich, O Gott, mein Hertz!
Der 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 7. (22.) Kühlpsalm

Als er am Palmsonnabend oder 2. Apr. von Paris aufgebrochen, über Melun, Montereau, Sens, Roy, Auxerre, Challon, Mascon am 10. Tage, den 11. Apr. in Lyon, mit seinem Hause ankommen; gesungen auff der Rhosne zwischen Lyon und Vienne den 15. Aprill 1678 zum gedächtnüs.


1.
Gottlob, das ich so weit gekommen,
Und noch bisher kein Leid vernommen,
Das aller Rath zunichte geht,
Und Gottesschlus mit mir besteht.
2.
Was ist mir nicht stets zugehangen?
Allein ich bin durch Gott entgangen.
Di Feinde sind durchausverblendt:
Gott macht, das ich bis Win gelendt.
3.
Lyon, Lyon! von dem entsprungen,
Was erst auf Rom ist angedrungen!
Du bleibst nun recht der Wunderort,
Der seinesgleichen bringet fort.
4.
Du bist di erste Glaubens Amme!
In dir entbrandt di Warheitsflamme:
Der Zeugen paar kam hir zu fus,
Dadurch einst Rom verbleichen mus.
5.
Von Waldus ward in dir entzündet,
Drauf Wiclef, Hus, und Zwingel gründet:
Was erst in dir ward vorgestellt,
Hat Luther und Calvin durchhellt.
6.
Nun sol aus dir, Lyon, entbrennen,
Was Rom auf ewigst wird zertrennen:
[64]
Ich nah und nah Avenion,
Dem selbstzerbrochnem Romesthron.
7.
Wi diser Flus zum Meere eilet,
Und mit dem Schifchen hurtig pfeilet:
So laufft vom bogen gleicher eil
Durch hundert Jahr der Morgenpfeil.
8.
Wil gleich der grimm mich unterbringen?
Umsonst! es mus ihm misgelingen!
Dann Gott der Herr zeigt mirs im traum,
Was Satan hat erwekket kaum.
9.
Vil tausend qual wil mich offt ängsten:
Doch ist di furcht allein am bängsten.
Dann Jesus kommt und zeigt es an,
Das bald der feinde schlus gethan.
10.
Wann sich mein hertz beginnt zugrämen,
Wo ich den weg sol weiter nehmen,
So wird es mir im innern strahl,
Wi Petrus einst, bestrahlt di wahl.
11.
Ob alles sich scheint zuverdrehen,
So merket Gott doch auf mein flehen:
»Gleichwi ein Vater strafft sein kind:
So strafft mich Gott vor unsre sünd.«
12.
Wir müssen nur vernunfft einhalten,
Und lassen Gott alleine walten.
Er spilt mit uns nach Vatersart:
Verwirfft, wann er uns gantz bewahrt.
13.
Gott libt allein ein kindlich üben:
Gehorsam sein ist unser üben.
Der eigenkopf wird stets verflucht,
Weil er di höllenweise sucht!
14.
Höhrt, Menschen, höhrt: es ist vom Teuffel
An Gottesführung haben zweiffel!
Jehova ist, der uns gebahr:
Drum nimmt er seiner kinder wahr.
15.
Schaut nur auff Gott, der uns geschaffen!
Begehret ihm nichts nachzuaffen!
[65]
Dis ist, geschöpfte, euer thun,
Wo ihr aus Gott in Gott wollt ruhn.
16.
Als Lucifer dis hat verachtet,
Und eigner herrschafft nachgetrachtet,
Verfil er (ach!) in höllenschlund,
Und Gotteszornesfeuergrund.
17.
Der Adam ward zum fall bewogen,
Als eigenwitz sein will gesogen!
Der ungehorsam kam daraus,
Und stis ihn (ach!) von Eden aus.
18.
Selbst Jesus Christus hat genesen
Durch den gehorsam sein verwesen:
Drum bleibet ihm der Sonnenstuhl,
Und Lucifern der Schwefelpfuhl.
19.
Imehr aus Jesussam gebohren:
Imehr sind wir von Gott erkohren.
Imehr erlöst vom Schlangverderb:
Imehr auch unsers Vatern Erb.
20.
Was thaten doch di Patriarchen?
Si flohen Kaines eigenschnarchen.
Gantz kindisch ward ihr lebensgang.
Und gar zuwider Esaus fang.
21.
Der Abraham ist auch verreiset,
Nicht wi sein witz, nur Gott geweiset:
Sein einfalt war gewaltsam gros,
Drum überstund er manchen stos.
22.
Ich höhr und höhr offt vil gelächter,
Ja überall nur vil verrächter:
Doch Cain und Esau ist beschmertzt,
Das er di Erstgeburt verschertzt.
23.
Di Kinder Gottes sind ohnmächtig,
Und ihre Feinde reich und prächtig:
Doch wann Egypten Jacob klagt,
So wird erst Esau Sinn genagt.
24.
»Ob meine Reis heisst sonder sinnen,
Ein hoch vermessenes beginnen:
[66]
Doch stehe Sodoms Volk verirrt,
Bis si das Himmelfeur entwirrt.«
25.
Du aber, Gott, wirst mich beglükken,
Und voller stärk nach Rom mich schikken,
Das du, Gott Vater, Sohn und Geist,
Vor allen Völkern seist gepreist.
Der 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 8. (23.) Kühlpsalm

Über des vermaledeiten Romes untergang in dem Französischen Rom gegen Oranien über, Avignon, wo siben Päbste nacheinander bei 74. Jahren, von 1305. bis 1378. auf dem sibenköpfichten Thire sassen: und wo ihm auch zum Vorspile der Saulseigenweissagung, di Kühlpropheten, Kühlweisen, Kühlschriftgelährten, und alle seine Handschrifften mit dem Frantzen und Pabstessigel zu seiner Freiheit durchs gantze Pabstgebite, in rechtschaffener blindheit aus Gottestribe versigelt worden: zum gedächtnis den 18. Apr. 1678. gesungen.


1.
Di Zeiten sind erschinen,
Da Warheit sol hergrünen,
Di bisher niderlag:
Dann alle sind geblendet,
Weil wir von Gott gesendet,
Wi er vor alters pflag.
2.
Si können nicht erkennen,
Das wir so eilends rennen,
Zu ihres Babels fall:
Wi solt er nicht geschehen,
Weil Gott erhöhrt mein flehen,
Und ides seufftzens hall?
3.
Ob mich hält Rom umschlossen,
Das von dem Rhon beflossen,
Und einst des Pabstes stuhl:
Doch sing ich voller freuden,
Eh ich von dar wil scheiden,
Von Romes Schwefelpfuhl.
4.
Dis Rom wolt Rom zerbrechen,
Und durch vil Jahre schwächen,
[67]
Des alten Romes pracht:
Es hat (triumff!) bezeichet,
Wi Rom durch Rom erbleichet,
Und sinkt durch eigne Macht.
5.
Von Rom mus ich abreisen,
Um allem Volk zuweisen,
In Rom des Romes trug:
Gott wird mir dargewehren
Des Morgenroms bekehren
Durch seines segens pflug.
6.
Du Mittagsrom wirst schrekken;
Furcht wird dich rings umdekken,
Wann du dis hast gemerkt:
Wi wirstdu nicht verzagen,
Und dein Gewissen nagen,
Das Rom in Rom mich stärkt?
7.
Rom ist in Rom verlohren,
Rom ist in Rom gebohren,
Rom ist in Rom beweint:
Rom mus aus Rom vernehmen,
Was Rom in Rom wird grämen,
Wann Rom in Rom verscheint.
8.
Ich schau in Rom zerschmettern
Des Romes sein vergöttern,
Und was den Kreis verführt!
Ich schau (O Lust!) ein feuer!
Es lodert ungeheuer,
Bis Rom aus Rom berührt.
9.
Wi fället Rom mit krachen
Dem Teufel in den Rachen,
Den es stat Gottes ehrt?
Di Völker stehn durchleuchtet,
Vom Lammesquell befeuchtet,
Vom Satan unverstöhrt!
10.
Wo ist nunmehr der Treiber?
Des heilgen Volks aufreiber?
Der Länder Höllenschlund?
Er ist zum Satan gangen,
[68]
Hat seinen Lohn empfangen
Im abgrund sonder grund.
11.
Wi ist so strakks vergessen,
Der alles wolt auffressen?
Ist er der Völkerschertz?
Der Gottes längst gespottet,
Ist nun von Gott zerrottet,
Trägt ewigst reu und schmertz.
12.
Der Pabst wolt Petrus heissen,
Auf Erd als Christus gleissen,
Und endern Christuswort:
Er nahm di Gottestittel,
Entschlos durch dises mittel
Der Welt di todespfort.
13.
Gott lis den Zorn ihm dräuen,
Doch wolt ihn nicht gereuen
Des grossen missethun:
Nun ist (Gottlob!) erfüllet,
Das Pabstthum gantz gestillet;
Er mus beim Teufel ruhn.
14.
Di hundert Jahr verronnen,
Wi eis an heister Sonnen,
Wi wachs in warmer glutt:
Di monden sind verlauffen,
Da Bus ohn geld zukauffen
Wi Rhons und Tibersflutt.
15.
Der Römsche Saul wolt schnauben,
Und noch sein zil ni glauben,
Ob Sibenbürgen weg:
Er sah in Hungarn sigen!
Des Wines Thron verflügen!
Ging noch den alten steg.
16.
Als Fridrich aufgestanden,
Nach dreierJahre banden,
Und Böhmen ward sein sitz;
[69]
Dann wolt ihn reu betreten:
Allein zu Heilgen beten,
Erwekkte Gottesblitz.
17.
Nach siben siben dreien
Wird Rom vermaledeien,
Was Rom itz selig schätzt:
Dann Gottes Grimm entglimmet,
Das Rom in Rom ergrimmet,
Auf ewigst Rom verletzt.
18.
Dis hat in Rom gesungen,
Durch Gottes Geist bezwungen,
Noch fern von Rom di Lipp:
Dein schlus, O Pabst, der eilet,
Gleich als ein Pfeil herpfeilet,
Gleich gemsen auf der klipp.
19.
Der Stab ist nun gebrochen:
Di Heilgen sind gerochen;
Es fällt, Pabst, auf dein Haupt.
Du hast dich selbst getödtet,
Davor dein Rom erröthet,
Und dich nun gar urlaubt.
20.
Drum müsse dich beloben,
Von unten und von oben,
Dreieinger, ider Geist:
So wird dich aller rühmen,
Auf ewig höchst beblümen,
Und bleibest stets bepreist.
Der 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[70] Der 9. (24.) Kühlpsalm

Als er am 15. Apr. von Lyon ausreisend über Vienne, Coindren, Tournon, Valence, Montelimart, Vivirs, Pont S. Esprit, Velleneuve, Avignon, Salon, am 6. Tage, den 20. Aprill in Marsilien ankam mit seinem Hause: den 25. April 1678. auf der Ostseite Marsiliens gesungen zum andenken.


1.
Ich mus aufs neu lobsingen
Vor alles wolgelingen,
Das ich bisher gereiset,
Und Gott mir Gnad beweiset.
2.
Si haben selbst versigelt,
Davon ihr Unglükk flügelt,
Und mir di sorg entnommen,
Das ich nun meist entkommen.
3.
Wiwohls in ihren Händen:
Doch wolte Gott si blenden,
Das si sich selbst verstrikket,
Und mir es fortgeschikket.
4.
Wolan es ist geschehen,
Erhöhret alles flehen:
Ein Schif steht auch bereitet,
Mit voller Wach umgleitet.
5.
Ihr werdet Rom austilgen?
O eusre Rosenlilgen!
Drum fängt einst Feur eur Zunder,
Das aller Welt ein wunder.
6.
Ich bin durch euch gezogen,
Gezogen und geflogen:
So wird aus euch fortpfeilen,
Was Rom wird übereilen.
7.
So weit ist überwunden,
Das Mittelmeer gefunden:
Es soll auff seinem Wellen,
Bei Rom ans Land mich stellen.
8.
Nun mustdu, Gott, mich regen,
Mit neuer Krafft bewegen:
[71]
Di gröste Stärk verdreien,
Weil ich so nah zum reien.
9.
»Du wirst der Feinde wütten,
Auf si, nicht mich, ausschütten,«
Wi du bisher volführet,
Das ich noch unberühret.
10.
So wird des Hertzens hoffen
Sein gäntzlich eingetroffen,
Und werd in beiden Leben,
Dreieinger, dich erheben.
Der 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 10. (25.) Kühlpsalm

Als er den 14 Mai, im 72. tage seiner Reise, bei abend in das abendländische Schiff Dauphin und Joseph genannt, vor den Insulen bei Marsilien, mit seinem hause zu segel gegangen war; gesungen voller betrübnis wegen der Nach und Vorspile des verfallenden Israels an seinem ungehorsamen Volke, gleichsam im mittel zwischen Hispanien und Italien, zum Abschide und andenken den 15. 16. 17. Mai 1678.


1.
Auf, Seelewig! um unsern Gott zuloben,
Das er uns neu von schwerer Angst befreit!
Der Leidenssturm begunte stark zutoben:
Doch half mir Gott zu rechtgewünschter zeit.
Vil unfall schin auf mich recht anzudringen:
Ich war gantz fremd im fremden Feindesland.
Allein ich mag getrost ein Reislied singen
Auf freier See, gestärkt durch Gottes Hand.
2.
Barmhertzig ist Gott seinen libsten Kindern,
Weil Er si strafft mit sanffter Vaterzucht:
Gott wil Genad ergrössern, nicht vermindern,
Wann man mit ernst busfertig solche sucht.
Ich ward erschrekkt von nivermeinten Nöthen:
Auch selbst mein Haus fil aus nach alter art.
[72]
Es muste blutt mein Hertz und Antlitz röthen,
Weil Sünde sich mit Sünde täglich paart.
3.
Du aber tilgst, mein Vater, alle Laster,
Und sätztest fort, zu dem ich ward gerufft!
Du schenkest mir um Jesus Purper Pflaster,
Und reissest mich von meiner Sündengrufft!
Ob nachspilt itz, was Moses längst erfahren,
Und ich das alt aufs neu mit qual anseh:
Doch wirstdu mich, mein Gott, wi vor bewahren,
Darob ich dank und wein und seufftz und fleh.
4.
Ich bin, Gottlob, frohlokkend eingetreten,
Ins Schif, wiwohls noch fest an bergen ligt.
Der Wind ist schwach: doch höhre, Gott, mein beten,
Das er nun strakks den besten Fortgang krigt.
Las seine still in Sanfftheitvolles brausen
Mit hartem zug, mein Gott, verwandelt stehn:
Las stets um mich vil tausend Engel sausen,
Und was bisher mit mir durch dich mus gehn.
5.
Mein eigen Haus beginnt mich mehr zuschwächen,
Als alle list der Feinde noch gewürkt!
Di Thräne mus aus Seel und auge brechen!
Du weist, mein Gott, was täglich mich umzirkt!
I schärffer es di schärffste achtung zäumet,
Um ärgerung von allen abzuzihn:
Imehr und mehr wird Falschheit eingeräumet,
Das ich von ihm, wanns möglich, wolt entflihn.
6.
Wi aber? ach! Di gantze Seel erschüttert!
Di kälte läufft durch aller adern gang!
Wi offt, mein Gott, hab ich darob erzittert?
Verzeih, verzeih! Es wird mir mächtig bang.
Sol dann der grimm dis häufchen auch aufzähren?
Was würde nicht als dann der Spötter thun?
Mus dann der Zorn der Sanfftmutt vorgebähren?
Wo wird dein Ruf, O Vater, endlich ruhn?
[73] 7.
Lass keines sein vom Kleeblat mir verlohren!
Es sei genug, dass dis zum Merkmahl bleib!
Aus Petrus fall ward Petrus erst gebohren:
Gib, Gott, dass si zur demutt dises treib!
Lass si si mit Bus im wahrem Ernst bethränen,
Dass si so offt den fluch von mir erregt!
Entzünde, Gott, in ihnen rechtes sehnen,
Dass si noch ernst um solche schuld bewegt!
8.
Ich nahm si an, mein Gott, um deinetwillen,
Ob tausend Schmach von allen mir zuflos:
Ich wil si auch in Jesuswunden hüllen,
Und gebe mich durch voll verzeihen los.
Lass, Vater, las nun si, nicht mich, entgelten!
Lass schmekken si selbst di verdinte last!
Du aber wirst den Höllenhund beschelten!
Sein sei der fluch, mir ewigst Ruh und Rast!
9.
Wolan, Triumf! di nacht ist weggegangen!
Der Mittag gab das Schif dem segel hin!
Wir fuhren ab, darnach wir höchstverlangen:
Ein Mittelwind erfreuet unsern sin.
Ich mus nunmehr dich, Frankreich, letzt besegnen,
Weil wir, doch fern, auf deine klippen schaun!
Mein Gott, mein Gott! du weist nun mein begegnen!
Doch ist auf dich gerichtet mein vertraun.
10.
Britannien! Ich wil dir abschid sagen!
Dir wunderort, des künfftigen figur!
Ich wolt auf Gott in dich mich anfangs wagen!
Ich fand bei dir di Gott bekandte cur!
Dein York ward uns ein hauptstein vollen grundes,
Und London hat dis völlig ausgeführt:
Jamaica ist ein zeugnis meines Mundes,
Das an Peru mit seinen gräntzen rührt.
11.
Britannien! du Irrthumsungeheuer!
Dich nenn ich recht der meinung Vaterplatz!
[74]
Es flammt aus dir das erste Warheitsfeuer!
Du schleussest itz noch solchen ersten Schatz.
Dein weitzen wird von seinem Spreu gereinet,
Dann gibt er mehl des besten Christenthum:
Wann gar in dir, was grob, ist abgefeinet,
So reichen dir di Länder ihren ruhm.
12.
Jamaic, itz fern mehr als zweitausend meilen,
Doch mir sehr nah, weil Gott dich mir erwehlt!
Gott wolle dir vil tausend glükk ertheilen,
Das dir noch sei gantz Indien vermählt!
Columbus ward von dir zuerst erfreuet:
Es ging aus dir di zeitung sonder gleich.
Dein West hat uns vil kräffte zugestreuet,
Das ich von dir, Gottdank, den Ost erreich.
13.
Du Francien! zuletzt in meinen augen,
Nicht in dem sinn um deiner Lilgen schön!
Du wäschst einst Rom mit einer wunderlaugen,
Drum schallt von dir ein seltenes gethön!
Wann du dich hast verknüpffet mit der Rosen,
Das ihre Lilg in deiner Lilge blüht:
So wirstdu Gott, nicht mehr dem Rom libkosen,
Weil deine Lilg aus Rosenlilgen glüht.
14.
Dir schenkte Gott di Römsche Kaiserkrone:
Doch sihe wohl, das du nicht Saulisirst:
Gib ehre Gott und seinem eingem Sohne,
Nicht Heiligen, wi du dich selbst entzirst.
Was trutzestdu auf eusre Krigesstärke?
Messina lehrt, das si nur sternentrib!
Regire dich, und werke Gotteswerke,
Nach Gotteswunsch, nicht lauter Herrschungslib.
15.
Als Holland dir im Zorn ward eingegeben,
Was müntzestdu so schnöde Hochmuttschriflt?
Ein einger Mensch der mus dir widerstreben!
Weh einem Saul, wann Gottes Rach ihn trifft!
Drum bessre dich, wo Gott nicht sol dich stürtzen:
[75]
Vollend im Ernst, was Drabitz dir befahl.
Gott kan sein Wort verlängern und verkürtzen:
Bei Gott ist stets der Königreiche Wahl.
16.
O Lilg, ade! Ich bin dir fast entwichen,
Weil halber Wind in volle Segel pfeifft!
Was Gott einst drukkt, wird nimmer ausgestrichen,
In dem di Frucht im warmen Sommer reifft.
Ein grosser Fisch, der wi dein Kronprintz heisset,
Und auch dabei des Josephs Nahme trägt,
Der ist, der mich aus deiner Herrschafft reisset,
Und gibt dem Rom, was ihm Gott eingelegt.
17.
Dreieiniger! du hast bisher vollendet,
Nach deinem Wort, was Kottern ward gezeigt!
Drum sei auch stets nach unserm Wunsch geendet,
Und sei mir, Gott, durch alle Reis geneigt!
Es mus und mus ein voller Wind mir blasen!
Mein Vater, höhr, was ich durch Jesus bitt!
Entfremde mir des ungewitters rasen!
Sei Steuermann, der Schif und mich behütt!
18.
Las keinen Feind nach uns di Segel schikken!
Zerbrich, mein Gott, was sich auf uns zukehrt!
Las deinen Zorn ein feindlich Volk zerdrükken!
Ich reise dir! drum sei dis mir gewehrt!
Geh aus vor uns, Herr Tsebaoth, zustreiten!
Geh aus vor uns! mach flüchtig Schif und Heer!
Ich glaube dir! du wirst den Weg bereiten,
Das, Gott, ich schiff ohn einige beschwer.
19.
So lobet Gott, Saphirne Wasserhügel!
Dankt Winde ihm, di ihr di Wellen bäumt!
Belobet Gott, ihr dunkle Wolkenspigel!
Dankt ihm, Geschöpf, vor di er si geräumt!
Belobt mit mir, der euch so wohl gemachet,
Der euch erlöst, geheiligt und anweist!
Auf, auf, Geschöpf! Auf, auf! seid all ermachet
Zuloben Gott, Gott Vatern, Sohn und Geist.
Der 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[76] Der 11. (26.) Kühlpsalm

Das zugleich mitschiffeten di aus Lyon und Avignon vom Pabst zur Perserbekehrung münd und schrifftlich nach Babylon beim Euphrates abgeordnete zwei Mystische Capuciner: denen er den Pabst zur Jesabel anwis, und sich im Mystischem grunde mit ihrer versätzung offenbahrte, nebenst denen an den Elias Berg Carmel abgeschikkten Carmeliten, vilen Maltheserrittern, und ihrem nach Rom erwehlten Gesandten, in Vorbeischiffung Bisertens und des Türkischen Barbariens in Africa den 24. 25. Mai 1678. zum ewigem denkmahl gesungen.


1.
Meine Seele mus Gott preisen,
Höchstbestürtzt mit neuen weisen,
Vor so wunderlich verhangen,
Und so seltnes Zilerlangen;
Vor solch scheinbarlichs versehen,
Weil sich alles wil zudrehen,
Das di welt wird recht erfahren,
Wi wir abgereiset waren.
2.
Nun di Zeiten sind verhanden,
Das am Euphrates zulanden,
Und nach art der sechsten schalen
Christus sol das Rom anstrahlen,
Wil der Pabst dergleichen treiben,
Und di Völker ihm zuschreiben,
Fängt nach Babel abzuschikken,
Um sein Babel mehr zuschmükken.
3.
Stoltzes Rom, du wirst erschrekken,
Und mit traurensflor dich dekken,
Das mich Gott dabei gefüget,
Seine krafft dich schon besiget,
Weil si täglich von mir höhren,
Was dich plötzlich sol zerstöhren,
Und verwundernd ider lernet,
Wi der Pabst den Kreis gefernet.
[77] 4.
Ob du, Pabst, si gleich gesendet,
Und mit Bullen hast verblendet,
Ihn umhalset, ihn gesegnet,
Als ein Christus ihm begegnet,
Doch ist alles vor mir eitel,
Weil du todt vom fus zur scheitel
Keine todten magst beleben,
Und nur Fluch, ni Segen geben.
5.
Deine Boten sind verwirret,
Werden Taubengleich gekirret,
Von der klarheit überwunden,
Durch di warheit eingebunden,
Weil si Gottes Finger merken,
Und ein unbegreiflich stärken,
Das si mehr und mehr erzittern,
Und von innen sich erschüttern.
6.
Si verheischen voller beten,
Vor des Höchsten stuhl zutreten,
Das so tausendfache gaben,
Mögen offenbahrung haben,
Um di Länder zubekehren,
Und dem WiderChrist zuwähren,
Weil vor blindheit si nicht kennen,
Das in dessen dinst si rennen.
7.
Libste Beide! eur gewissen
Wird euch überzeugen müssen,
Nebenst allen euren werten,
Di mehr glauben mir aufpforten,
Das mir alles wird gelingen,
Und ich freudiger mag singen,
Weil, was Gideon begeistert,
Auch durch euch mich neu bemeistert.
8.
Wann mich Rom hat angenommen,
Das von Constantinus kommen,
Um eur gantzes Rom zuläutern,
Eure nebel zuerheitern,
[78]
Eure Götter zuentgöttern,
Euren Abgott zuzerschmettern,
Zeugt ihr beid, aus Gott erkohren,
Das eur Pabst und Rom verlohren.
9.
Gleich wi volle wind und wellen
Sich bei Türkscher erd einstellen,
Und nach solchem sanfften pfeiffen
Höchstgewaltsam uns fortstreiffen,
Das ihr gantz verwundert worden
Über solchen meeres-orden:
Also ist mirs zuerwarten,
Um mich wider Rom zuharten.
10.
Nun auch Carmel sol recht blühen,
Ob ein neues eiferglühen,
Weil das Rom ist anzufeuren,
Um dem Baalespfaf zusteuren,
Das er Gott den Herrn verlassen,
Und di todten wolt umfassen;
Gehen zwei nach Carmels Hügel,
Unter ihres Klosters Zügel.
11.
Weiter nun zur Bus zuruffen,
Nach Johannes Predigstuffen,
Und auf Christus blos zuschauen,
Auf ihn Kirch und Lehr zubauen,
Seiner Ankunfft vorzulauffen
Und den Mond zur Sonn zutauffen
Sind rings um mich Johannitter,
Nebenst ihrem Römschen Ritter.
12.
Nun di wahre Lilg zupflantzen
Um den Abgott einzutantzen,
Nach des Königs Davids Lidern,
Und der Ost uns zuverbrüdern,
Heisst das Schif, auf dem wir kamen,
Nach des Lilgen Printzes nahmen,
Um das heute di Delphinen
Auch zum überflus erschinen.
[79] 13.
Gleich als Josephs Wundersachen
Meine Reise wollen machen,
Auch sein Traum mit neid erzehlet,
Und ich wunderbar vermählet,
Und was noch nicht auszusagen,
Weil kein Bruder es mag tragen,
Bis es Gottes Geist einst mittelt:
Ist dis Schif auch so betittelt.
14.
Grosser Gott! mein Hertz entglimmet,
Das sich alles mit mir stimmet,
Wunderbarlich, sehreinträchtig,
Überherrlich, mächtigprächtig.
Ob ich bin der gröste Sünder,
Bleibet doch dein Ruff nichts minder.
Du wilst Väterlich mich richten;
Jesus betet vor mein sichten.
15.
Höhret, Völker, meine Lehre!
Gebet Gott hirinn di Ehre;
Weil si Gott allein gebühret,
Und er euch dadurch entrühret,
Das er wil durch aller loben,
Sein Dreieinig hoch erhoben,
Als Gott Vater mit dem Sohne,
Und dem Geist im Himmelsthrone.
Der 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[80] Der 12. (27.) Kühlpsalm

Als er aus der Africanischen Paulusinsul, Malta, da das Schif vom 26. Mai verharret, den 15. Jun. vor Sicilien, zwischen Africa und Europa glükk und unglükklich ausgeschiffet, und den 23. Jun. mit seinem in Malta völligst verfallenem Volke vor Smyrna in Asien ankommen, gesungen im hafen den 26. 27. Jun. 1678. zur Zeit, als di Pest sehr wüttete, di doch, wi er hirinn gebeten, sich plötzlich geleget.


1.
Dreieiniger, du Bronquell alles Lichts!
O GottGottGott! Gleicheinigst Allesnichts!
Ich werd erwekkt di Reimesharf zustimmen,
Weil gleich dein Geist wil meinen Geist entglimmen.
2.
Ich bin bereits bei Smyrnen angelangt,
Das mit der Kirch der zweiten vorgeprangt!
Ach, aber ach! wi wird es nun verwüstet!
Weil du di Pest darwider ausgerüstet!
3.
Ich trete nun auf Asien erstarrt!
Hat solcher schmertz auf mich bisher geharrt?
Wivil, wivil ist mir, mein Gott, begegnet!
Doch trau ich dir, weil du mich selbst gesegnet.
4.
Wi Paulus fuhr nach Rom von Maltens Land,
Als er von dir zum Kaiser ward gesand:
So bin ich auch von Malten ausgereiset,
Als du das Rom des Ostens mir geweiset.
5.
Der heilge Paul must eher Schifbruch sehn,
Eh ihn der Wind nach seinem Rom kont wehn:
So muste mich auch Malta hochbetrüben,
Weil geistlich fast im Schifbruch wir gebliben.
6.
War dis di well, di mich so plötzlich schlug,
Eh mich das Schif nach Maltens hafen trug?
Halsstarrikeit! wi hastdu uns geschwächet?
Ach leider ach, das ich so scharf gerächet!
7. 8. 9.
Ja Schifbruch war auch leiblich mir sehr nah,
Als ich im kahn durch fremden witz mich sah:
[81]
Dann mein Delphin war weit ins meer gewichen,
Wi wir ihm nach mit einem kahn gestrichen.
10.
Der Schiffer ward der Wellen Sturm zuschwach,
Es dräute mir des Schifbruchs ungemach,
Als sich Delphin im stärksten Wind gewendet,
Bald brach den kahn, wi wir dabei gelendet.
11.
Di schnellste Flucht durch schneller Rudergang
Entris uns noch, wiwohl schon idem bang.
Mein grosser Fisch war mir geschwind entflogen:
Doch schauet Gott mich endlich angewogen.
12.
So fil ich ein erschrokken, doch gelehrt,
Wi es ergeht, wann man mich nicht gehöhrt!
Allein ich must Gefahr und Last erfahren,
Wiwohl mich Gott höchstglükklich wolt bewahren.
13.
Wir pfeilten fort, das plötzlich wir entfernt,
Wo Christenheit im nahmen sich besternt!
Das Candien fil schnell in Aug und Sinnen,
Bei dem der Kreis noch vils wird werden innen.
14.
Wiwohl der Wind was sänffter täglich blis,
Als Hellas uns mit Morea vorstis,
Als sich Athen in seinen Gräntzen zeigte,
Doch war es schnell, das Smyrna sich uns neigte.
15.
Ach aber ach! welch Schifbruch wird erblikkt?
Was jener bildt, ist nun herbei gerükkt.
Ich bin gehemmt, weil alles ist gehemmet,
Weil Christen mich aus falscher Furcht geklemmet.
16.
Di schwere Pest frisst manches hundert weg,
Das gros und klein bewandeln disen steg!
Di Erde hat, eh ich ankam, geschüttert:
Und dise Nacht durchdonnernd blitzgewittert.
17.
Ich trat in dir, O Stadt, in Jesus Krafft,
Das beider Tod aus dir bald weggerafft!
»Wahr ist, man sagt: nun minder deine seuche;
Das weniger itz werden dir zur leiche.
[82] 18.
Allein ich bin, mein Jesus, sehr beschwert:
Der Vorrath ist durch Reisen aufgezehrt.
In diser Pest ist nichts vor mich verhanden,
Und ist di zeit, das ich bei Rom sol landen.«
19.
Darzu was ist mir hir schon aufgelegt,
Weil Argwohn stets der Nimrodshauffe trägt?
Was Greuel ist nicht worden ausgesprochen?
Si lästern dich; das sei von dir gerochen.
20.
Mein Gott, mein Gott, nun ich in Rom fast lif,
So wirfestdu von Rom mich wider tif!
Soll, Jesus, ich im Hafen Schifbruch leiden?
O Heilger Geist! dis Kreutze müsse scheiden!
21.
Wi ich ins Schif, fall ich in Romes Gräntz!
Ich traue dir, wi in dem Glükkes Lentz!
Ich traue dir, und lasse dich fortsorgen,
Dreieiniger! Du kennest meinen Morgen.
22.
Du bist der Herr, der du di Hertzen lenkst!
Du machst gesund, was du mit Schwachheit kränkst!
Du schlägst und heilst! du hast der Pest befohlen,
Du wirst si auch, wi ich begehr, weghohlen.
23.
Mein fester Fels, ob ich im Meere sitz!
Mein einger Trost, ob um mich lauter Blitz!
Mein starker Schutz, ob mich wil alles sterben!
Mein Süssesflus, ob mich wil gifft durchherben.
24.
Ich bin erfrischt zum neuen Rom zugehn,
Um vor das Heil der Christenheit zustehn;
Freu, Breslau, dich mit der, di mich gebohren!
Ihr findet erst, wann ihr meist mich verlohren.
25.
Du Myrrhenstadt! Ich sang dis Myrrhenlid,
Als ich in dir von dem Europe schid!
Ich geh und geh Europe neu zugrüssen,
Bis du und Rom wirst Gott Dreieinig wissen.
Der 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[83] Der 13. (28.) Kühlpsalm

Als er nach 120 tagen seiner Reise, am Julius alleine von Smyrne mit einem neunrudrichtem Türkischem Schiffchen ausfahrend nach Constantinopel, im zwischenschiffung klein Asiens oder Hohentürkei und Grichenlandes, di überblibene Mauerstükke des alten Trojens, und darbei des heutigen Academischens ersahe, den 11. Julius 1678. zwischen Troja und den Schlössern, vorzeiten Sestus und Abidus genannt, den Lateinern zur Grabschrifft gesungen.


1.
Trojaner auf! vernehmt eur Grabelid!
Ich stimmt es an, als ich von Troja schid,
Dis hir ein Aas von wenig alten Mauren,
Doch dort bei euch als ewig trutzt zutauren!
Trojaner auf! di ihr in Sodom wohnt,
In Babelstadt, wo der Lateinos thront!
Di ihr euch sonst Jerusalem benennet,
Doch gantz erhitzt nach Trojen täglich rennet!
Heult, Trojer, heult, eh ihr bald heulen müsst:
Weh uns! weh ihr! si ligt beim Satan wüst!
2.
Jehova hat vil Boten euch geschikkt,
Di ihr mit Macht, mit List stets unterdrükkt!
Was Trojisch war, blib eintzig auserkohren,
Bis Christus ward im Christenthum verlohren!
Di heilge Schrifft alleine war zuschlecht:
Mit Rom, Athen, und Troja war si recht,
Bis alle Welt, von euch durch euch vergifftet,
Nun ewig wird mit Gottes Zorn gesifftet.
Schreit, Trojer, schreit! eur schaden ist zugros!
Weh euer Stadt, si wird nun nakkt und blas!
3.
Sehr herrlich scheint auswendig Trojens Haus,
Inwendig ist es voller Höllengraus.
Der eusre Glantz ist nicht genug zuschreiben,
Das ider wil darinnen Kauffschafft treiben.
Mit prahlen wird von Weisheit vil gesagt,
Das Sonn und witz in eurem Troja tagt,
[84]
Und di drei ständ dadurch im stande stehen:
Drum mus der Kreis mit euch zum abgrund gehen.
Fliht, Trojer, fliht, weil ihr noch flihen könnt!
Weh euch in ihr, wann Gotteszorn beginnt.
4.
Was seid ihr doch, di ihr Gelährte heisst,
Und mit Athen und Rom in Troja gleisst?
Im innerm Bild durchausvergiffte Würmer,
Vernünfftge Thir und Höllsche Warheitstürmer.
Noch mehr: di drei, di gantz von Gott verflucht,
Von Teufeln sind zum Babelsbau gesucht:
Drei frösch (o schmertz!) der drei unreinen Geister,
Und nicht der Schrifft, des Rechts und Artznei Meister.
Heult, Trojer, heult, eh ihr bald heulen müsst!
Weh uns! weh ihr! si ligt beim Satan wüst.
5.
Von eurem Zank ist angestekkt di Lufft:
Di Schulen sind der Basilisken Grufft.
Di Weisheit mus bei euch in Ohnmacht sinken
Ohn heilge Krafft und angebohrnes blinken:
Ihr Himmlisch Aug ist euch nur dunkle Nacht,
Ihr göttlich Licht ungöttlich ausgemacht.
Dann beisst ihr euch unsinnig als di Hunde:
Eur belln gehöhrt zum finstern Teufelschlunde.
Schreit, Trojer, schreit! eur schaden ist zugros!
Weh euer Stadt! si wird nun nakt und blos.
6.
Trojaner seufftzt! ihr habt euch lang bequemt:
Es naht di Zeit, darinnen ihr gezähmt!
Ihr habt den tod stat leben eingesoffen,
Wann Troja wird vom Himmelfeur getroffen.
Das Troja fil: di Grabschrifft wird geschaut:
Von eurem bleibt, was Höllisch ihr gebaut.
Di Grabschrifft ist, Blutt, Feuer, Schwerd, auf Erden,
Tod, Schwefel, Leid, wird dort di Grabschrifft werden.
Fliht, Trojer, fliht, weil ihr noch flihen könnt!
Weh euch in ihr, wo Gottes Zorn beginnt.
Der 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[85] Der 14. (29.) Kühlpsalm

Als er am 16 Jul. das neue Rom Constantinopel mit viler Gefährlikeit erreichet, 15 tage hernach den Brif an Türkischen Kaiser geschriben, am 1 August, dem letztem Tag seines fünfften Reismondens und nun recht in schwere verfolgungsgefahr durch seines Volkes verfallen, und furcht der Nahmchristen gerathen; in Constantinopel zu Pera in Galata gesungen den 7 Aug. 1678.


1.
Ich schrei zu dir, Dreieinger Gott,
Aus tiffer Angst in Noth halb todt,
Mit Hertzensquall umringet!
Jehova höhr um Jesusbitt!
Erweise wider gnad und gütt,
Eh Seel und Leib zerspringet.
2.
Ach straffe nicht in deinem Zorn!
Zu gros, zu gros ist vor mein dorn,
Darein ich mich gestochen!
Ich stinke mir vor viler Sünd!
Wann ich in meine selbheit gründ,
Wird mir mein Hertz zerbrochen.
3.
O halte inn gerechten grimm!
Mich ängstet sat di Donnerstimm,
Davor ich halb versmachtet!
Der Tag wird nacht, di nacht wird tag,
Ich seufftz, ich wein in meiner plag,
Di stündlich tagt, und nachtet.
4.
Ich weis nicht hülff in solchem stand,
Dergleichen ich nimahls empfand,
Auf aller seit verlassen!
Mein Gott, mein Gott, mir ist sehr bang!
Di Thräne strömet übers wang!
Mein Gott, ach! wil mich hassen!
5.
Di Teufel kommen sichtbahr nah!
Das heilge Licht scheint fast nicht da!
Was sol ich, Gott, gedenken!
[86]
Ein ider thut nach seinem sin!
Si nehmen mir auch alles hin
Um mehr mich zuversenken!
6.
Ich bin nun ärmer mehr als arm,
Von aussen in dem härtstem harm,
Von innen hoch versuchet!
Zerstreut, verwirrt, meist halb verkaufft,
Und was unwissend mir vorlaufft,
Verspottet, hochgepuchet.
7.
Ich bin mir fremder als der Ort,
Kan weder hin noch her noch fort,
Umschwärt von selbstheitseiter!
Es ekelt mir von meinem greul!
Komm! Jesus, komme! mach mich heil!
Mach Aug und Sinnen heiter.
8.
Ich kan und kan ohn dich nicht stehn!
Begehre nur mit dir zugehn,
Eröffne deinen Willen!
Wi dirs gefällt, wil ichs nur thun!
Di selbstheit soll mehr hir nicht ruhn,
Noch mich vor dir verhüllen.
9.
Jehova Tsebaoth, erhöhr!
Dein war, dein ist, dein wird di Ehr!
Zerschelle mein zerschellen!
Herr Jesu Christ, führ deinen Weg!
Führ selber mich auf rechten Steg!
Du must in mir erhellen.
10.
Gott, töd in mir, das mich abwendt!
Dein heilger Geist sei mir gesendt,
Der meine Seel erleuchte!
Gebähr in mir stets deinen Sohn,
Das Wahre Weisheit in mir wohn,
Und Jesus mich durchfeuchte!
11.
Vertilg in mir, um Jesussig,
Was ursacht mir, das ich hir lig,
[87]
Von dir in mir geschiden!
Verbrenn in deiner Feuerskrafft,
Was dise Trübsal mir geschafft!
Gib mir doch deinen Friden.
12.
O geus auf mich ein Gnadenmeer!
Gib würklich deiner Engel Heer!
Gib Demut sonder gleichen!
Mein Hertze ist ja längst dein sitz,
Gelassner Jesus, nicht nur itz!
Wi sol mein ruf erbleichen?
13.
»Mein Hertze hilt ja Himmelfahrt
Mit dir in dir nach Jesusart,
In deinem Hertz empfangen!
Wi bin ich dann so hart betrübt,
Da Jesushertz mein hertz gelibt,
Darinn er wil sigprangen?«
14.
Auf, meine Seel, Jehova zeucht
In Jesus dich, weil er darreicht
Hochwesentliche Gaben!
Sein Feur durchfeurt der selbstheit werg,
Das er mich führ auf seine Berg!
Er wird mich bald erlaben.
15.
Nun schüttelt ider seinen Kopf,
Hat von Erbarmung keinen Tropf,
Weil meinen ruf si merken!
Si fürchten sich wi Caiphas gar,
Und grössern täglich di Gefahr,
Da si mich solten stärken.
16.
Allein Jehova ist mein Schutz!
Er bitet stets den grossen trutz
Durch allerschwächste Mittel!
Er nidrigt erst, was er hochbraucht,
Erhöht, was einst, wi dampf verraucht,
Sein ist der hoheitstittel.
[88] 17.
Jehova tödt, was er belebt!
Lässt fallen gantz, was er erhebt,
Behungert, eh er speiset!
Er schlägt, was er einst libeküsst,
Verbittert erst, was er durchsüsst,
Verirrt, was er selbst weiset.
18.
Herr Tsebaoth! ich lächs in Lust
Um erste Milch nach Jesus Brust
Gleich einem Kind unmächtig!
Ich lächs und lächs in sehnen matt!
Wo du mirs gibst, so werd ich satt
Aufs neu mit dir einträchtig.
19.
Herr Tsebaoth! Ich bin gantz blos!
Ich sehne mich nach Jesus Schos,
Mein Vater, voll Begirde!
Ach zürne nicht, ob ichs verdint!
Gib das genad in mir hergrünt
Mit tausendfacher Zirde!
20.
Dann schaue ich, wi Glantz und Wonn
Der Monde fängt von Gott und Sonn,
Von Jesus gantzdurchmeistert!
Dann lob ich dich, Gott Vater, Sohn,
Und Heilger Geist, aus deinen Thron
In dir recht neubegeistert!
Der 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[89] Der 15. (30.) Kühlpsalm

Als er den 1 August 1678, im Osten mit den 1 August 1674 in Mitternacht überlegte, und er gleichen übersinnlichen fortgang hir in Constantinopel, wi dort in Amsterdam erschaute; gesungen höchstbestürtzet gegen über und vor des im Muscowischen Krige abwesenden Grostürken Pallast auf der Grichischen Constantinopolitanisch Smyrnischen Bark, zu Constantinopel den 19 Aug. 1678. über dessen letzten Worten plötzlich er mit vollem Winde abfuhr, voller Geheimnus vor beide Rome im Wunder Daniels.


1.
O Gott! wi umgekehrt vorm Menschlichem gesichte
Sind deine Wunderweg, und deine Weltgerichte?
O welche tiffste Tiff! Ein Abgrund grundes los!
Wann di Vernunfft nachfasst, wird von Vernunfft si blos.
2.
Kein Mensch hat ni den Rath des Höchsten noch erfahren;
Kein Sinn, wi sinnreich, kan denselben offenbahren.
Wann höchster Witz gedenkt, er hab es in der hand,
So ist gleich dar di Stund, darinn er wird zu schand.
3.
O heimlichst heimlikeit der Führung, di von oben!
Von der dem Staube gleich nachsinnung stets verstoben!
Ach gantzverborgner Gott! Verborgen ist dein schlus,
Den weder Geist noch Mensch noch Engel sehen mus.
4.
Du öffnest, was du wilst, und wann es scheinet offen,
Verschleustdu, wi du wilst, das eitel scheinet hoffen:
Dadurch wird di Gewalt gewaltiger geschändt,
Der Witz entwitziget, di gröste List verblendt.
5.
Wer ungelassen folgt, der wird sich schnell verlauffen:
In deiner Leitungs Meer pflegt Selbstheit zuersauffen.
Wivil der Heiligen, ach! machte dises zag?
Wivil Propheten führn ob solches Wunder Klag?
6.
Von ersten Eltern ists uns allen angeerbet:
Es kostet Heilge vil, eh dises Ichts gesterbet.
Schon Eva wolte ihn, den erst Maria seugt;
Nach dem virtausend Jahr ach! manche stund geneigt.
7.
Wi gings der ersten Welt, dem Zehen heilger Glider?
Was Gott mit ihnen sprach, lif der Vernunfft zuwider.
[90]
Wi anders fil und fil, als ider offt gedacht?
Doch ward des Höchsten Rath darunter fortgebracht.
8.
Wi gings der zweiten Welt, den heiligen Semiten?
Sehr langsam schin offt Gott di Hülfe darzubiten:
Imehr der Glaube wuchs, imehr wuchs Prüfung auf,
Das ihnen wunderlich gewesen Gottes Lauf.
9.
Beschau den Abraham, eh ihm ein Sohn gegeben,
Und dem er nehmen solt hernach auch noch das Leben!
Beschau des Isaaks weg, und wi sein Jakob fuhr!
Es ist entgegen gantz der Menschlichen Natur.
10.
Beschau den Joseph doch, wi umgekehrt er kommen,
Zu dem ihn Gott der Herr von Ewikeit genommen!
Beschau den Moses recht und seine lange Flucht!
Er floh als er selbst half, eh ihn Jehova sucht!
11.
Beschau des Jesse Sohn, und sein so manches leiden,
Und als er König ward und wi er muste scheiden!
Beschaue bis auf den, der nur allein erwehlt!
Urtheile, ob Vernunfft nicht allezeit gefehlt?
12.
Wi gings der dritten Welt der wahren JesusSöhne?
Nur unbegreiflicher erschallt hirvon Gethöne,
Was erst bezeichet ward, dann mächtig figurirt,
Das ward im Jesu Christ nun wesentlich volführt.
13.
Der Mann, von dem di Schrifft hocheintzig vorgehandelt,
Als er im Fleische war, hat so verkehrt gewandelt,
Das weder Fleisch noch Blutt bis heute recht ihn weist,
Ohn ein gebohrener aus Gott dem Heilgen Geist.
14.
Beschau sein Jüngerzvölf, wi es von ihm geflogen,
Bis er als TodesPrintz es neu ihm zugezogen!
Beschau was noch von ihm am Ölberg ward gefragt,
Und wi am Pfingsten erst ihr eusseres betagt!
15.
Beschau di Märtyrer! beschau di ersten Christen!
Was letzter Zeit gebührt, das war schon ihr gelüsten.
Beschau wi wunderlich di Heilgen durchgekreutzt!
Ni wi ihr Fleisch gewollt, ihr Ichts si angereitzt.
16.
Beschau das heilge Paar der auserkohrnen Zeugen,
Das stets dem Antichrist den Hochmutt wolte beugen!
[91]
Si gingen wundersam den gantzen Lebensgang,
Bis si erlerneten des Stephans Sterbgesang.
17.
Wi solte Gott der Herr nicht itz di Weg umhüllen,
Nachdem der Seiger Eilf um alles zuerfüllen?
Lasst liber lernen uns, das nun an uns di Rei,
Und dis der alte Weg, den wir geachtet neu.
18.
Was sind wir so bestürtzt, das uns Gott selbsten zihe,
Das alle Selbstheit fall und Jesuslib entglühe?
Das uns Gott nidrige, das er in uns sei hoch,
Und werff aus uns durch uns das Babylonsche Joch.
19.
Si werden meinen bös und sind doch Gottes Treiber,
Befödern, schaden nicht, des Babels Selbstaufreiber:
Wann David wird verklagt, so wird nur angeflammt,
Daraus dem Saul di Straff und ihm der Segen stammt.
20.
Di Frommen läutern sich, wann Gott di Prüfung schikket:
Das Heuchelvolk verdirbt, di Falschheit wird entschmükket.
Di würtz und Warheit gibt durch drukk und Kreutz Geruch.
Nur Noth entwikkelt recht das weiss und blaue Buch.
21.
Di Heilgen beten ernst, wann Petrus in der Ketten,
Das selbst der Engel da denselben zuerretten:
Gott lässt Herodes zu, das er erweise Krafft:
I näher Noth und tod, i näher Hülf geschafft.
22.
Drum Höchstgethröneter! erhöhr ein eifrigs sehnen!
Komm Jesus, Jesus komm! du must mich dir gewehnen!
Dir übergab ich einst Leib, Seel und Geist zur Gab!
Dir übergeb ichs nun, mehr ist nicht, das ich hab.
23.
Jehova Tsebaoth! der du vor mich wilst streiten,
Wi du mirs mündlich sprachst! du wirst mich nun begleiten!
Du sihest, wi auf mich der starke Nimroth laurt!
Wi er mit seiner Macht mich täglich mehr ummaurt!
24.
Des grossen Hauptmanns Burg mus ich vorüberschiffen!
Du weists di Widerkunfft, di mir nun unergriffen!
Ich eil und geh zurükk, wiwohl zu grösserm Trug:
Getrost! Er wird strakks sein ein höchstgewünschterPflug.
[92] 25.
Dreieinger Vater, hilf! dein Kühler Osttau kühle!
Sei Kühlmann Sudscher hitz, das Ost Nordkühlung fühle!
Sei Kühlmann mir in mir, ein Kühlmann meinem Haus:
So heissts:
Gott fängt erst an, wann alle Welt rufft

AUS.
Drittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Drittes Buch

[Vorrede]

1.

Jehovah, der vor der Zeit und Natur war ein Dreieiniger Gott, und in der Zeit und Natur ist ein Dreieiniger Gott, und nach der Zeit und Natur wird ein Dreieiniger Gott, sei nun dem Japhet, Sem, Ham, der einige Jehovah!


2.

Meine fünffmonatliche Reise nach Mitternacht vom Pathmus der siben Gemeinen im Morgenlande in und mit dem neuem Rom, Constantinopel, mit welchem ich das alte Rom zwischen Asia und Europa, Africa und Europa, America und Europa, über tausend Teutsche Meilen halb zirkelweise umfahren, wird i grössere übernatürliche Leitung eröffnen, i herrlicher si unter vilen Trübsalen volführet.


3.

Denn si hat sich angefangen gleich alsdann, nachdem der Morgenländische Pflug gleich fünff Monden zumflug nach Norden mich geflüget, und ist auch in rechter Zeit, ungeachtet so vile Anstösse, Gottlob, nun mehr beschlossen.


4.

Wunderbahr ist, das ich unter so harten Zufällen Constantinopel betreten zur rechter Zeit; wunderbahrer, das das Schif Constantinopel an dem Ort und zu der rechten Stunde wi es sein solte, verhanden, dessen Capitain alleine auch erwekket, um in einer so herrlichen Harmoni, unter des Teufels Spott und Neid, vor aller Welt Augen dis Werk fortzustellen; am allerwunderbarsten, das Wind und Wellen, und alles miteinander sich gefüget, auch das Schif Constantinopel am letzten Tage des fünfften Monden vor Amsterdam kommen, wi die heimliche Weissagungen in den Propheten erfodert.


[93] 5.

Wirstdu dich nicht verwundern, wann du lisest, wi das Schif Calvaria, nicht alleine eines diser fünffachen Flotte, sondern auch das eintzige, welches so gefährlich vor Melos auf unser Constantinopel antrib, Uns den stärksten Anker brechend?


6.

Oder solte dich unsere daselbstgeschribene Worte:Calvaria versigelt und entsigelt! nicht entsätzen, nachdem das Schif Calvaria, vor den augen des gantzen Hollandes, auch um di zeit, da Calvaria in allen offentlichen Gemeinen seinen Jahrtag hatte, das VerfolgungsCalvarien, mit seinem Schiffbruch vorm Tessel versigelt und entsigelt?


7.

Der Satan meinte unter so vilem Schertz und Hohn das Werk Gottes zuverfinstern; unter dem Nahmen der Torheit es zuvernichten; unter so vilen gefährlichen Bestürmungen, von aussen und von innen, vonfremden und eigenen, alles zuerobern: alleine si sind nur zu Dinern gebrauchet, damit desto stärker di Warheit sich ausbreite, und müssen si alle nur Zeugen sein, das es nach der Weissagung wunderlich ergangen, und si sich alle, wessen Geistes Kinder si wären, sich abgebildet.


8.

Di Kleinother, welche in disen fünffzehngesängen sehr häuffig, sind eines sehrhohen Werthes, ob si gleich in der Nacht noch etwas unerkänntlich möchten bleiben, und werden desto lichtere Strahlen durch alle Völker aussenden, wann es von Morgen und Mitternacht taget.


9.

Denn Pathmus mit seinen siben Gemeinen war vor mals aller Welt ein Zeichen, mit deme der Heilige Geist di gantze Christenheit, nach allen ihren altern bezeichet; und ist nun billich in unser Reise mit seinem Smyrne di Hauptfigur worden, darinn di grosse Offenbahrung, nach der Weissagung, zuerst hervorschosset, das der Evangelist Johannes, aus seinemgeistlichen Pathmus, allen Gemeinen, di da waren, sind, und werden, prophetire, und si alle offenbahre.


10. 40.

Denn von nun an werden sich alle Stimmen öffnen, und dem Japhet, Sem, Ham, aller Geschlechter, Sprachen, Völker, nicht nur der Geschicht- Licht-und Geticht-Christen, ihr Gott, dem si gedinet haben, vor aller Augen bekand werden.


11.

Denn der Anfang hat das Ende, und das Ende den Anfang funden, das ist, di Erndzeit der Welt, nachdem bald sechsjahrtausende gesäet, ist herbeigenahet, und mus das Unkraut nunmehro aus allen Völkern gesammelt werden, um mit dem Eliasfeuer es zuverbrennen.


[94] 12.

Was entsätzet ihr euch, ihr Völker? Und warum erbebet ihr? Wi? fürchtet ihr euch vor der Stimme von Morgen und Mitternacht, di ihr bishero verlachet!


13.

Lasset das Unkraut der Babel und Fabel von euch, und werdet weitzen, das ihr in das Christusreich miteingesammelt werdet, so entrinnet ihr dem Ernstfeuer, das allen Völkern zum Zeichen bald stehet.


14.

Wachet auf mit den fünff klugen Jungfrauen unter euch, di sich schon regen, und flihet, flihet, flihet di Sicherheit der fünff tummen Jungfrauen, di di Zeichen diser Zeit nicht eher unterscheiden wollen, ehe si selbst mit ihrem Untergang werden das Zeichen.


15.

Das Zeichen des Propheten Jonas war, ist, wird euch zur ärgernis, wo ihr noch länger Babel und Fabel beschützet, und war, ist, wird der beste Probirstein, um das Glaubensgold von dem falschem Scheinglaubensflinkergold zuerkennen.


16.

Was ist das Zeichen des Propheten Jonas? 1. Ein flihen des Göttlichen Beruffes, und gewaltsame Zwingung; 2. eine heimlichunerfasste Figurirung der künfftigen Zeit; 3. eine ausdrükkliche Zeitbenennung und Verschibung; 4. eine Anreitzung durch schrekkliche Dräuung zur Busse; 5. eine klahre Beweisung Göttlicher Langmutt und Barmhertzikeit; 6. ein murrender Widerwille und ungeduldiger Gehorsam des Prophetens; 7. eine nach der Strafferlängerung gewisse Erfüllung.


17.

Dis Zeichen des Propheten Jonas ist dem Japhet, Sem, Ham der verwirreten Christenheit gegeben, vor dem sechsten allgemeinen Weltgerichte, wi Jesus Christus ihnen in den falschen Jerusalemiten gedräuet, und werden der fünff tummen Jungfrauen, aus den selbstgeruffenen Kindern Gottes, nun solche grosse anzahlen, das fast di meisten Göttlicherwekkten von der Warheit und derer Göttlicherkohrenen Zeugen sich haben entfremdet.


18.

O was vor ein Glateis erkalteter Libe habe ich zum Wilkommen angetroffen, als ich in solchem Feuer Göttlicher Krafft von Osten herabeile! Sehet zu, ihr fünff tumme Jungfrauen, wi euer Eis, mit deme ihr befroren, kälter als das kälteste Eismeer, nun von dem Göttlichem Feuer, das alles Reine vom Unreinem soll schmeltzen, vor aller Welt wird auftauen, und eure unvorsichtige Vorsichtikeit aufdekken.


19.

Wahr ist, ich bin schwartz worden, weil di Läuterungs- und Prüfungssonne mich verbrand.

[95] 20. 50.

Ich bin schwartz worden, aus Libe zur Warheit gerühret, und mus noch schwärtzer werden, weil di Schwärtze, di schwärtzer ist als das allerschwärtzeste Schwartz, mich zuvor mus schwärtzen, ehe di Krafft von der Krafft der Krafft flammet.


21.

Ich wil euch aufs neu eine ärgernis machen, und eine Anstossung werden, daran ihr euch stossen sollt, wo ihr in der Falschheit bleibet, um Gottes Ehre an euer ärgerung vor aller Welt zuverherrlichen.


22.

Ihr habt bishero di Kinder Gottes geprüfet; nun werden di Kinder Gottes euch prüfen, und aus ider Mutter seines Anfangs, es sei di Feuer- Licht- oder Naturwelt, den ihr aufblaset, mit euch handeln.


23.

GeschichtChristen: GesichtChristen. LichtChristen: PflichtChristen. GetichtChristen: GerichtChristen.


24.

GeschichtChristen sind, di von Waldus an, unter den siben Schalen des Wiclefs, Hus, Zwinglius, Luthers, Calvinus, Comenius, u.s.f. aufgestanden.


25.

LichtChristen, di von den 144000. Jungfrauen unter den siben ewigen Evangelisten in dem Paradisischem Rosengarten des ewigen Evangeliums gespatziret.


26.

GetichtChristen, deren Gott der Pabst, Apap, Babel und Fabel.

27.

Und weil aus fremden Landen pilgramisirende pflegen ihren Freunden und Bekandten was si seltenes angetroffen, zum Geschenke mitzubringen: so überlifere ich auch, aus dem fernem Osten kommende, dem Japhet, Sem, Ham aller Geschlechter, Sprachen, Völker, von Abend, Mitternacht, Morgen, Mittag, ein hochwichtiges Geschenke, nemlich siben allgemeine güldene ABC, derer Gebrauch aus der Ewikeit kam in di Zeit, und aus der Zeit wider sich wendet in di Ewikeit.


28.

Si sind eingetheilet nach den 28 Theilen so wohl der grossen Weltwochen, als ider allgemeiner Woche, den 168 grossen Jahrstunden, als kleinen Wochenstunden, und bringet si billich mit das Kind, von dem der Prophet Kotterus weissaget: weil sie, Um diselbe Zeit (der 5 Monden) wird ein Kind gebohren werden, desselben Alter wird sein 28 Jahr und seine Seugamme vom Morgen: weil si, wann das Kind von zweiundvirtzigmahl 28 Jahren im October ist getauffet, ihren gebrauch erst völlig finden.


29.

Denn di zahl 168, di beim Propheten darzu ernennet, wird di 168 grossen Weltstunden desto herrlicher austhönen, und was sonst in disen [96] Fünffzehngesängen bis dahin versigelt, ausposaunen; Weil der wesentliche Samen, der nun ausgesäet, dann völlig wird eingeerndtet.


30. 60.

Ihr aber, dreifache Helden unter Japhet, Sem, Ham, nehmet nun eilfertigst an eure Trompeten einen weisrothblaustreiffichten Fahn, zihet an di weisrothblaufärbichte Kleider, weil der Grosfürst Michael, nach des Propheten Daniels Weissagung, sich schon rüstet uns zur hülfe zukommen, dessen Vorboten di allgemeine Rührung in sovilen Gemüttern bei allen Völkern ist.


31.

Der Fride ist dar, davon Kotterus also weissaget: dise Wise ist ein Land, davon ihrer vil ein falsche Hoffnung ihnen machen, eines so überausgrossen und herrlichen Fridens, indeme si vermeinen, alle ihre Feinde sind zum boden geschlagen, und vergessen, das der König aller Könige wider si kriget.


32.

Darzu gehet das Thir zu Rom zwischen den zweien Bergen des Lutherthums und Reformirten hervor, wi Kregel geweissaget: über dessen Anschlägen zittert nunmehr andern zugeschweigen, Engelland; alleine dises gifft sol eine Ursache sein, um bemeldten Prophetens Kregels Weissagung von Vereinigung des Luther- und Calvinusthums zuerfüllen: Der Herr wird ein Mittler sein, und aus disen zweien Bergen einen festen Berg machen; da wird di Gottlosen nimmer helfen ihre kunst und Geschikklikeit.


33.

Darum vereiniget euch nur, ihr dreifache Helden, und fanget an zusammen zutrompeten: Nun lasset uns rüsten wider di Babylonischen zum Streit: ein ider nach seinem Ruf, nur zu einem Zwekk vom Morgen und Mitternacht, so werden wir di Erstlinge vom Asiatischen und Europeischen Euphrates strakks erndten. Amen.


34.

Gegeben zu Amsterdam, dahin er vor 15. Tagen um di Zeit kommen, als vor 5 Jahren ein eusserlicher Ausgang begunte, nachdem er zweimahl 28. Wochen mit beider Constantinopolitanischen Reise zugebracht, den 15. Aprill des 1679. WunderChristjahres.

Der 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[97] Der 1. (31.) Kühlpsalm

Ausgebrochen im göttlichem Zuge zur wahren Gelassenheit, unter seiner ihm noch unergriffenen gefährlichsten Zurükkreise, zu Galipolis in Romanien den 22. Aug. 1678.


1.
Seelewig sas auf den wellen
Wankelbahrer als das Meer:
Unmutt wolte sich gesellen
Mit dem gantzen Trauerheer.
Si erflammte beizuhaben,
Di im innerm Himmel wohnt,
Und vor Jesusthrone thront,
Um mit ihren heilgen gaben
Sich aufs neue zuerlaben,
Von dem eiteln gar verschont.
2.
Als si war in dem verlangen,
Und Sophien freundlich rif,
Merkte si, wi si gefangen
Lag in dreien kerkern tif.
Wi drei Ketten si gebunden,
Und an ider tausend glid:
Wi an idem tausend nid,
Dran sich ketten heimlich funden,
Di si allgemach umwunden,
Das si von sich selbsten schid.
3.
Si ersah drei Kerkermeister;
Ider schlos vil schlösser vor:
Idem folgten siben Geister,
Di verrigelten ihr thor.
Si erschrak bei solchen nöthen,
Vor der grausen hauptgefahr,
Di ihr näher als ihr haar,
Das si schri um Jesusröthen
Um sein Kreutz und Todestödten,
Und was Noth aus ihr gebahr.
[98] 4.
Seelewig erfuhr mit jammern,
Das di drei dadurch ergrimmt:
Ider brachte häuffig klammern,
Und was mit gefängnis stimmt.
Ider schri mit vollem Munde:
Du bist mein in meiner Macht,
Drein du selber dich gebracht.
Dann du bist aus meinem grunde,
Und aus meinem Ursprungsschlunde:
Was du ruffest, wird verlacht.
5.
Seelewig von Angst ohnmächtig,
Senkte sich in Jesushertz:
Höchstgelassen, gantzeinträchtig,
Ledig fast von freud und schmertz.
Si ergab sich Gottesgnaden,
Weil erbarmungs si unwerth:
Gotteswille ward begehrt.
Wozu Gott si wolt einladen,
His ihr Nutzen, nicht ihr schaden,
Fand sich ni darzu beschwert.
6.
Si ward in sich wi verzükket,
Das Geschöpffe so verblendt
Sich vom Schöpffer selbst entrükket,
Und so schändlich abgewendt,
Heilger Vater! Ach verzeihe!
(Sprach si überausbetrübt,
Gegen Gott durchausverlibt.)
Sih ich opffre mich zur reue!
Ich erstarr in deiner treue,
Di mir reinste Libe gibt.
7.
O du Wesen aller Wesen!
Alles Dir in Dir aus Dir!
Du bist Aller Allgenesen,
[99]
Anfang, Mittel, Ende, Zir!
Der du warest, bist und bleibest,
Was du warest, bist und bleibst!
Der du thatest, thust und treibest,
Was du thatest, thust und treibst.
Der du tilgest und bekleibest,
Was du tilgest und bekleibst.
8.
Schuffstdu nicht Geschöpf im Willen,
Das si schmekkten deiner gütt?
Wolstdu si mit dir nicht füllen,
Als der Ewikeit geblütt?
Wi ein Vater dich ergetzen
An den Kindern deiner krafft
Heiliglichter Völkerschaft?
Ewig freud zur freude sätzen
Sonder einiges verletzen
Aus dir in dir hergerafft?
9.
Sind di Engel nicht entstanden
Nur aus solchem heilgem schlus?
Warum ging ein thron zuschanden?
Brach sich ab vom Vaterkus?
Undank, der nicht auszusprechen!
Hattstdu das um si verdint,
Das di Hölle si gebühnt?
Das der Freuden Reich si schwächen?
Ists nun Unrecht dis zurächen?
Welches Lob ist (Ach!) vergrünt?
10.
Schuffstdu nicht den Menschenengel,
Das er wär an jenes stell?
Woraus sind di neuen mängel?
Ach es ist nur allzuhell!
Doch weils Adam nicht erwekket,
Wirstu Mensch in deinem Wort,
Führest deine Libe fort,
Bis sein Kreutze Uns entflekket,
[100]
Das von Uns nur sei geschmekket
Dein unendlich Libesort.
11.
Ach unsprechlich Libeszeugnis!
Hastdu Unser i gebraucht?
War dis Uns zu einer beugnis?
Sih, wi Sodom in Uns raucht!
Ach ich schäme mich mit schämen!
Beuge, Vater, hertz und aug!
Bins unwürdig, das ich saug!
Darf di Kindschafft nicht annehmen!
Wil zu allem mich bequemen,
Weil ich (Undank!) noch nicht taug!
12.
Falle, Vater, dir zun füssen!
Thue mit mir, was zuthun!
Bins nicht werth Sophiens wissen!
Noch das du bei mir solst ruhn!
Las mich ewig vor dir leben,
Wi du wilst, nur dir zur ehr!
Stets dir dinen mehr und mehr!
Deinen nahmen hocherheben!
Um di Heilgen eintzig schweben!
Vater, wo du wilst, erhöhr!
13.
Wilstdu sonst mich nicht entkerkern,
Mich auf ewigst also sehn,
Täglich änger noch einärkern:
Wanns dein Will, er mag geschehn.
Mache mich darzu nur tüchtig.
Vater, wann es deine Weis,
Acht ich weder schweis noch reis:
Wanns dein Will, es ist schon richtig;
Wanns dein Wink, es ist mir wichtig!
Vater, dein sei Reis und Preis!
14.
Seelewig ist drauf ersunken,
Aus sich in sich übersonnt:
Von der Gotteslibe trunken,
Unvernünfftiglich bewonnt.
[101]
Si entschränket ihre schranken,
Reisset sich von sich und Ichts
Zu dem erstem All und Nichts,
Zu dem Ungrund ohne Wanken,
Voll von Libe, voll von danken,
Voll des lichten Lichteslichts.
15.
HeiligHeiligHeilig Wallen,
HeiligHeiligHeilig sein,
HeiligHeiligHeilig hallen
Dringet von ihr aus und ein.
Alles wil ihr gleiche werden,
Freuden, Leiden, Müh und Rust,
Träget Paradisesblust,
Findet ohne Scheingeberden
Ihren Himmel auff der Erden,
Weil Gott überall bewust.
Der 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 2. (32.) Kühlpsalm

Als er zur aussprechung der Libe Gottes weder Anfang, Mittel, noch Ende fand; im göttlichen Strahl übersinnlich seiner Gelassenheit wegen schon bewonnet: zu Tenedos, gegen Troas über, da Paulus im gesichte nach Macedonien geruffen, und den Jüngling Eutychus aufgewekket, ohne Anfang, Mittel und Ende gesungen den 25. und 26. Aug. 1678.


1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Gottes Lib ist über sinnen,
Über Menschliches beginnen,
Über der Vernunft begrif,
Weite, Breite, Länge, tif.
Drum wil ich demüttig schweigen,
Mich nach Jesus Wunden neigen,
Das selbst Gottes Lib in mir
Sich ausklähre für und für.
[102] 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 1.
Gottes Lib ist sonder gleichen:
Der Verstand mus furchtsam weichen
Ihrem heilighellem Blitz
Ewigstgrösser Wunderhitz.
Drum wil ich gelassen schweigen,
Mich nach Jesus Wunden neigen,
Das selbst Gottes Lib in mir
Sich auslasse für und für.
3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 1. 2.
Gottes Lib ist zuerfahren,
Durch ein ewigs offenbahren,
Durch ein ewigs Unverstehn,
Und ungründliches erhöhn.
Drum wil ich verlibet schweigen,
Mich nach Jesus Wunden neigen,
Das selbst Gottes Lib in mir
Sich auslibe für und für.
4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 1. 2. 3.
Gottes Lib ist ausgeflossen,
Allen offen und verschlossen;
Gottes Kindern zugewand;
Und doch ewigst unbekand.
Drum wil ich sanfftmüttig schweigen,
Mich nach Jesus Wunden neigen,
Das selbst Gottes Lib in mir
Sich aussänffte für und für.
5. 6. 7. 8. 9. 10. 1. 2. 3. 4.
Gottes Lib ist über Libe,
Immer lauter, nimmer trübe:
Quillet zu des Schöpffers Ehr
Ewigewigst mehr und mehr.
Drum wil ich wahrhafftig schweigen,
Mich nach Jesus Wunden neigen,
[103]
Das selbst Gottes Lib in mir
Sich ausläutre für und für.

Zweiter Theil.
6. 7. 8. 9. 10. 1. 2. 3. 4. 5.
Gottes Lib ist über Schöne;
Schöner, als von ihr gethöne:
Zirlicher, als imand denkt,
Weil si allem Zirde schenkt.
Drum wil ich ertaubend schweigen,
Mich nach Jesus Wunden neigen,
Das selbst Gottes Lib in mir
Sich aussehe für und für.
7. 8. 9. 10. 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Gottes Lib ist über Höhren;
Anmutt wil sich ewigst mehren.
Unerforschbar wird ihr Klang:
Immermehr, imehr ausdrang.
Drum wil ich erstarrend schweigen,
Mich nach Jesus Wunden neigen,
Das selbst Gottes Lib in mir
Sich aushöhre für und für.
8. 9. 10. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Gottes Lib ist über rüchen:
Kein Geruch wird ihr verglichen.
Reuchet ewigewigst dar:
Wunderbahrer, als si war.
Drum wil ich erstaunend schweigen,
Mich nach Jesus Wunden neigen,
Das selbst Gottes Lib in mir
Sich ausrüche für und für.
9. 10. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Gottes Lib ist über Süsse:
[104]
Güsset von sich meer und flüsse
Lauter schmekkensvoller krafft
Heiligsüsser Gnadenschafft.
Drum wil ich entsätzend schweigen,
Mich nach Jesus Wunden neigen,
Das selbst Gottes Lib in mir
Sich ausschmekke für und für.
10. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Gottes Lib ist über fühlen:
Si wil ewig sänffter spilen,
Als si spilte nun bekend
Sonder Anfang, Mittel, End.
Drum wil ich unfühlbar schweigen,
Mich nach Jesus Wunden neigen,
Das selbst Gottes Lib in mir
Sich ausfühle für und für.

Tenedosischer Nachklang.
6. 11. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 9. 8. 7. 6. 5. 4. 3. 2. 1
Gottes Lib ist über schranken
Unerdenklicher Gedanken:
Über Engel, Mensch und Geist,
Dar bewust, da si ausfleust.
Drum wil ich erzitternd schweigen,
Drum wil ich erschrokken schweigen,
Drum wil ich verzükket schweigen,
Drum wil ich vertiffet schweigen,
Drum wil ich erbebend schweigen,
Drum wil ich verwundernd schweigen,
Drum wil ich erstummet schweigen,
Drum wil ich versätzet schweigen,
Drum wil ich verzaget schweigen,
Drum wil ich beschweigend schweigen,
Mich nach Jesus Wunden neigen,
Das selbst Gottes Lib in mir
Sich verklähre für und für,
Sich aussonne für und für,
[105]
Sich ausscheine für und für,
Sich auswürke für und für,
Sich ausbreche für und für,
Sich ausgüsse für und für,
Sich ausflüsse für und für,
Sich ausöffne für und für,
Sich austage für und für,
Sich ausrede für und für.
Der 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 3. (33.) Kühlpsalm

In vertiffter Betrachtung des schlaffenden, aufstehenden, betenden und gekrönten Kotterischen Friderichs und Salomons; zu Lesbos, da Paulus auf seiner letzten Reise nach Jerusalem angeschiffet, gegen Pergamus über, gesungen den 30. Aug. 1678.


1.
Auf Friderich! Auf, Auf! Dein Schlaf ist hinn!
Erwache nun! Di Nacht ist weggestrichen!
Der Ferdinand war blind, itz ohne sinn!
Er meint und meint, du seiest gar erblichen.
Di Jungfrau nimmt dich an aufs neu,
Zeigt durch ihr Kind di erste Treu:
Si sigelt auf, was si dir gab verborgen,
Und trägt das Buch nach Mitternacht vom Morgen.
Auf Friderich! Steh auf von Schlaf und Erd!
Der Tag bricht an, das dir dein Reich einst werd.
2.
Wi aber? Ach! Erwachstdu so betrübt!
Du stehest auf im rechtelendem stande!
Beflort! Verschwärtzt! weil trauer dich umgibt!
Du fürchtest noch wohl etwas schwerer bande!
Was ist di ungewohnte Klag?
Du merkest Prag noch ausser Prag.
Ach wilstdu dich zum schlaffen ferner legen,
Weil noch zu früh Win, Rom, Madril zufegen!
[106]
Auf Friderich! Steh auf von Schlaf und Erd!
Der Tag bricht an, das dir dein Reich einst werd.
3.
Auf, Auf, Vernihm! Vernihm der Engel stimm!
Selbst Michael sol dir zur hülfe kommen.
Was achtestdu des Ferdinandes grimm?
Sein Prahlen ist schon halb und halb verglommen.
Schau wi dein Kleid sich herrlich weisst,
Im blaustem Blaue zirlich gleisst!
Schau wi di Drei sich röthenweissenblauen!
Wi wolte dir, wi vor, noch länger grauen?
Auf Friderich! Steh auf von Schlaf und Erd!
Der Tag bricht an, das dir dein Reich einst werd.
4.
Was bebstu? Ach! Hat dich so hoch geschrekkt,
Das sibenmahl di drei Trompeter blasen?
O jauchtze, das dich Weis und Blaues dekkt,
Gebis und Ring in Ferdinandes nasen!
Das sich verleuhrt der Stacheldorn,
Und widerwächst dein güldnes hörn!
Der grosse Löw hat sich, nicht dich, zerbrochen:
Von Ost und Nord wird Warheit ernst gerochen.
Auf Friderich! Steh auf von Schlaf und Erd!
Der Tag bricht an, das dir dein Reich einst werd.
5.
Di Elle wird, di dich abmas, verbrennt!
Wohl ist dein Knin! Wohl ist dein feurig Beten!
Gottlob, di Zeit ist an ihr Zil gerennt!
Das Wesen wil vollkommentlich eintreten.
Di Ellenasch ist rein als gold:
Was vor verhasst, erlangt nun hold.
Was unrein, ist im Wesensfeuer bliben:
Nun lernt der Kreis, was Gottes Geist getriben.
Auf Friderich! Steh auf von Schlaf und Erd!
Der Tag bricht an, das dir dein Reich einst werd.
6.
O grosser glantz! Wi herrlich ist dein thron?
Ligt Ferdinand, der stoltze, dir zun fassen?
Ost, Sud, West, Nord di reichen ihre Krön,
[107]
Als Christo si sich endlich beugen müssen.
Du bist zum Christenprintz erwehlt:
Dir wird das fünffte Reich vermählt,
Wi Böhmen vor, nach Gottes heilgem Willen,
Der Heilgen Reich, das alles kan erfüllen.
Auf Friderich! Steh auf von Schlaf und Erd!
Der Tag bricht an, das dir dein Reich einst werd.
7.
Auf Friderich! Frohlokke Gott zur ehr!
Stimm herrlichst, stimm di schönsten Dankungspsalmen!
Dein kleines kreutz erhöht dich übersehr:
Jehovah wil dich hir und dort bepalmen.
Nihm alles Kreutz zum Christgeschenk,
Der Gottesgnaden eingedenk:
Fahr ernstig fort, was göttlich fortzustellen,
Bis Gottes Werk könn aller zung erhellen.
Auf Friderich! Steh auf von Schlaf und Erd!
Der Tag bricht an, das dir dein Reich einst werd.
Der 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 4. (34.) Kühlpsalm

Als er zu Lesbus im göttlichem blikke plötzlich di Gottesführung in allem seinem leben, Erzihen, Reisen, in so manchen Städten, Ländern, Fällen zuerst ansahe wesentlich, nicht mehr im blossem glauben; höchstverwundernd angefangen zu Lesbus und Smyrne am 1. und 20. Sept. 1678. fortgefahren zu London im 25. Sept. 1683. und endlich beschlossen zu Amsterdam, nachdem sein 33 Jahr alle center verschlossen und aufgeschlossen, im 15 Reisejahre an seinem 17 Prophetischem October mit dem 26. 27. 28. und 29. September 1684. Triumf! Hosann-Hallelujah!


1.
O Wundergott! Wi hastdu mich geführet?
Wi führstdu nun? So heimlich? unerfasst?
Verwundern hat mich mir in mir entrühret!
Stimmt alles ein, wi wird es dann verhasst?
Ich opffre dir hinfür mein gantzes Leben,
Das dir zum dank sich willig dreingegeben.
[108] 2.
Imehr ich seh in dises Wunderleiten,
Imehr werd ich in mir zu dir entzündt:
Was mir zustis, erscheint dein vorbereiten,
Nicht ohngefähr, ob es vor unergründt.
Drum dank ich dir, das über michs beschlossen,
Und thränensaltz mein Lebensmeer durchflossen.
3.
Ich war zur Angst im Mutterleib erklähret,
Weil häuffig Angst auf mein Geschlechte schos;
Das auch in Angst der Angsttag mich gebähret,
Darinn di Pfaltz vorm Jahrmond Fridrichs los:
Darinn zwei B gantz widrig wolten scheinen,
Weil eines hir, das andre dort sol weinen.
4.
Solch Mond und Jahr hat mich zuerst empfangen,
Da Jacob seufftzt und Esau triumfirt,
In Breslaw, das geküsst mit Jungfrauwangen
Den Friderich, weil Böhmen ihm gebührt.
Es küsst ein Kind, das schon zur hülf ersehen,
Als Pharons Frid ergrössert Jacobs flehen.
5.
Ich trat gleich an di virmahlsibne stunde,
Gesalbet längst aus Eltern Seel und Tauff,
Als ich (Gottlob!) zum euserm Gnadenbunde
Nach Christus will genommen völlig auf.
Ich ward benahmt mit dreien Wundernahmen:
Di mehr von Gott, als Ort, Stamm, Vater kamen.
6.
So ists! Mein Jahr von virmahlsibnen zahlen,
Und di darinn von Gott empfangne stärk,
Erläutert hell, was meine nahm umstrahlen,
Das Gott der Herr Werkmeister in dem Werk.
Gott war, der mich, eh ich noch war, geruffen,
Mittheilend schon di siben Weisheitstuffen.
7.
Ein Angst A wil vil tag und nacht erschallen,
Weil mich zur Angst beschrien fremde sipp;
Mein Angst A mehrt der Mutter ängstlich wallen:
[109]
Ich fand mit Angst nur Stachel, fels und klipp.
Dis Angst A his ein Angstkind mich mit schmertzen;
Ach das der Tod dich bald doch wolte hertzen!
8.
Du lissest zwar mich widerum zunehmen:
Doch Angst und Angst wuchs mit dem alter fort.
Di schwere zung erwekkte schweres grämen,
Weil langsam kaum ich lallte halbe Wort.
Ich ward verfolgt, unangenehm, verkennet,
Das ich mit Recht ein Angstkind ward benennet.
9.
Es blib mit mir des Höchsten Rath verborgen,
Als er mich bald zur armen Waise macht:
Di Mutter zog mich auf bei lauter sorgen.
Mein Vater starb gantz fremd ohn gutte Nacht,
Das Zeitung erst einlif nach dreien Jahren,
Wi ihm sein end und wo es widerfahren.
10.
Mein Vater, Ach! Mein Vater dein Verhängnis
Presst thränen raus, nun ich es übersinn.
Ich halte dir nun hir das leichbegängnis:
Ost, Sud, West, Nord wird dessen werden inn.
Du beugest bald, di dich so tiff gebeuget:
Genug, genug, das du mich hast gezeuget.
11.
Du starbst, weil Gott mein Vater wolte heissen
Volkommentlich im Himmel und auf Erd:
Di Lilge solt aus dessen Kelche weissen,
Der triumfirt auf seinem weissen Pferd.
Ich bin von Gott zum Gottesruf erzogen:
Gott hat mein Amt mir ewigst zugewogen.
12.
Dein Elend war das allerbeste Mittel,
Das Gott der Herr zum Werkzeug mir gebraucht:
Dein Ungelükk und fremder Sterbekittel
Mir nützlicher, als Ehre di verraucht,
Das aus dem staub ohn alle stammregister
Gott schlüg in mir den stoltzen Hauptphilister.
13.
Di Kindheit ward bei Kreutz und angst vollendet, zu Smyrne
Als Knabenschafft sich ängstiger vermählt:
[110]
Mein stammeln hat mich viler sünd entwendet,
Schand, hohn und spott vil guttes beigezählt,
Durch krankheit, schmertz und was sich sonst gerochen,
Ist Jesuslib in mir erst durchgebrochen.
14.
Wi offt hat Gott im schlaff sich offenbahret
Durch heilges licht und nunbekandten glantz?
Das weisse Volk mich scheinbarlich bewahret?
Der schwartze hauff verlohren Wall und Schantz?
Wi spilte vor, was nun ist wesen machend?
Ich lern, O Gott, mit was ich flog halbwachend.
15.
I grössre last das euser unterdrükket:
I stärker wuchs zum wunder das gemütt!
Di Jünglingschafft war kaum herbeigerükket,
So brach si vor mit nigehoffter gütt.
Du zeigtest mich, mein Gott, im vollen Schimmer,
Zum Zeugnis, das verborgen war dein glimmer.
16.
Di Weisheit lag mir tag und nacht in sinnen,
Durch di der Rund vom Elohim gebaut:
Weils achte Rom wil solche haben innen,
So ward von mir di siben angeschaut.
Ich fand Quirin mit seiner Stadt vergöttert,
Di ewig his, ob er und si verschmettert.
17.
Quiriten, höhrt! Euch hat Quirin gebohren:
Quirin, den ihr in Romulus erwürgt.
Quiriten, thränt! Euch nennt Quirin verlohren:
Quirin, vor den selbst Jesus Christus bürgt.
Ob Ferdinand vor den Quirinus glühet:
Umsonst! Er ist in Friderich entblühet.
18.
Jerusalem des Lausnitzs stund gerüget,
Als erst Quirin in gräbern dort vergrünt:
Dann Görlitz hat nach Lignitz erst verfüget,
Das mich zuerst vor Teutschland schaugebühnt.
Quirinus hat Quirinusstadt begraben,
Weil vom Quirin si solt ihr ende haben.
[111] 19.
Quiriten höhrt! Ich wolt euch mehr erhöhen
Im achtem Rom, als Cäsar, als August!
Ihr solt vermarmlt, veralabastert stehen:
Eur Nahm und fam gar bei der Sonnenbrust.
Ich wolt in ernst vor allen auf der Erden
Quirit mit Euch, das ist, Lateinos werden.
20.
O heilger Gott! Wi hastdu mich geleitet?
Du lissest mich fünf Jahr in Babelsstand.
Ich meinte, das dein Reich würd ausgebreitet:
Das Weisheit mir von dir aus dir gesand.
Ach aber Ach! Es war der Bau zur höllen:
Jehovah selbst wolt ihn aus mir vorstellen.
21.
Drum kam auf mich der Abgrund angedrungen,
Di finsternis verfluchter Teuffelherd.
Wi hab ich dar, mein Gott, mein Gott, gerungen?
Was angst? was qual? was grause seelbeschwerd?
Wi schrekklich hart ward sichtbarlich gestritten?
Du weists, mein Gott, was ich alsdann erlitten.
22.
Ein Engelzwei von Gottes heilgem throne
Kam mir zur hülff! Itz ging recht an der Kampf,
Bis Jesus Christ mit aller Heiligen krone
Besonnend Uns verjagte höll und dampf.
O Himmelsblikk! Ach Jesus! Was erlesen!
O Sonn! O wonn! O unaussprechlich Wesen!
23.
Wi Lucifer hernach mich neu umkuppelt:
So brachen neu zwei Engel sturm und Krig,
Bis Jesus Christ di gegenwart geduppelt,
Das mir erfolgt ein unerhöhrter sig.
O tausende zehntausendtausendtausend!
Triumf! Triumf! was war aldar abbrausend?
24.
Wi hoch und hoch mich Jesuslicht umlichtet,
So blib es meist dem eusern Mensch verdekkt:
Ja selbst mein Ruf blib dismahl unberichtet,
Ob ich von Gott durch Gott ward aufgewekkt.
[112]
Ich stund und stund vom Engelbeid bezirket,
Das ohne macht, was fleisch und blutt gewürket.
25.
Ich starrt und starrt, unwissend, was geschehen:
Verschwig, was stets mit der Erfüllung rif.
Um weisheit klimmt zu Gott mein heimlich flehen.
Ich blib im zug, ob ich zum E.L.I. lif.
Der heilge Geist war meiner Seelen Lehrer,
Ob noch mein Leib der Babelfabel Höhrer.
26.
Als Leiptzig mich empfängt mit seinen Schwestern,
Ward di Begird aus sich schon fortbewegt:
Wir höhrten noch, Quiriten, euer lästern,
Ob Jesus gleich di neue gründe legt;
Di gründe, drauf gegründt zur Weltkreisfreude,
Was herrlicher dann Salomonsgebäude.
27.
Vom Jesus-blikk qual der verständnis menge
In mir aus mir mit meeresweiter flutt:
Di weisheit wis unendlich ihre länge.
Wi sand am Meer, wuchs täglich hertz und mutt,
Dann Jesushertz hatt sich in meins gegossen,
Weil Babelszeit als wasser weggeflossen.
28.
Ward ich darum so unerhöhrt getriben?
Fil alles mir nicht unaussprechbar bei?
Was alle welt vor alle welt geschriben,
Dis schrenkte ich mit seiner eignen rei.
Drum schin nur schmall, was alle welt umgreiffet,
Vor diser frucht, di zahlos täglich reiffet.
29.
Hat Satan mir, mein Gott, darum gestellet?
Gedenke nicht, mein Gott, der Jugend Sünd:
Wi Joseph vor, so sollt ich sein gefället!
Gefället. Doch Gott hat bewahrt sein Kind.
Dein Engel schützt, imehr das fleisch gereitzet,
Das ich entspreit, doch nimals ausgeweitzet.
30.
Gottlob, Gottdank, mein Vater, vor dein zähmen,
Der leichnam ward mit Krankheit rings umnetzt.
[113]
Er muste sich nur deiner Straff bequemen,
Weil er di Seel so schädlich bald verletzt.
Vil Unfall stürmt auf aller seit auswendig,
Das ich recht ward volkommentlich elendig.
31.
Du züchtigst mich zur hüttung manchen falles,
Der auf dem fus durch Satan mir nacheilt!
Doch deine Gütt ist grösser, dann dis alles:
Si wundte mich, und hat mich auch geheilt.
Du stärktest selbst, als hoffhung ohne hoffen,
Das recht dein zwekk zur heilung eingetroffen.
32.
Ach grosser Gott! wi werd ich mir erstarret,
Weil ich dir schau mit deinem Moses nach?
Das Leyden zog, das sehnlich meiner harret:
Doch wust ichs nicht, das dort lag deine sach.
Der Fride solt mit mir nach Holland treten,
Weil du gehöhrt so mancher tausend beten.
33.
Wi hastdu, Gott, gesorgt vor meine Reise,
Und selber mir Gefehrten ausersehn?
Du kleidtest mich gantzunverhoffter weise:
Es muste alls zu meinem zwekke drehn.
Du tribst mich durch, da Luther ward erzilet,
Weil dar di zeit, di ihn zum schwane kühlet.
34.
In Magdeburg ward ich recht ausgerüstet,
Das auf der Elb ich guttes mutts auffuhr:
Der Ferdinand hat sich in ihm verwüstet,
Und schlug dem Win nun gleich di letzte Uhr.
Dein Friderich der schlif in mir verhöhlet,
Und ris ich fort, das er sollt sein beseelet.
35.
Wi wunderlich ward Gröning nicht erreichet
Mit Amsterdam in meinem wundergang?
Di Lilge stund vor deiner Lilg erbleichet:
Mein dritter Tag ward Hollands siganfang.
Das Narden roch gleich deiner Kühlungs Narden
Zur besserung dem reformirten Sarden.
36.
Welch Geist ward nicht in Leiden gleich empfunden?
Was schöffte ich, mein Gott, vor einen quell?
[114]
Im sibnem tag ist meine dekk verschwunden,
Als Böhme mir mich zeigte klar und hell.
Sein Jüngling kont strakks seine zung erlernen,
Ja tausendfach in tausend Wundern sternen.
37.
Das sibne Jahr des Londonsfeur ging über,
Das gleich der Tag, darinn es ward gestillt.
So rif mich Gott zum gantzen Babels Siber,
Und ward der Löw Kotterens ausgehüllt.
Di dritt-gestalt, der Seelen eigner Bronnen,
Di hatt in mir den Jahrmond schon begonnen.
38.
Als ich annahm, zum Sigel Gottes Sigel,
Das wunderkreutz und zeichen aller ding,
Empfah ich nicht vom Henochslicht di flügel,
Das ich mit ihm sein wesen recht empfing?
Merkzeichen Gotts! Ich habe dich getragen:
Der Feind und Freund mus hir nur warheit sagen.
39.
Als ich di Reis zum Paradeis begehret,
So öffnet sich di heiligheilge Welt:
Es ward imehr zur Gottesehr gewähret,
Imehr ich ward vom Engelvolk durchhellt.
Ich sah um mich unendlich tausend lichter;
Dis übertrifft weit endliche Gesichter.
40.
Als ich ergrif den kil zur Gotteswarheit,
Welch glantz hat nicht, Jehovah, mich umgläntzt?
Ich ward entzükkt zum Ungrund höchster klarheit,
Das Ewikeit mich in der Zeit umkräntzt.
Wi wäre nicht was himmlischs ausgequollen,
Als wir mit Recht unendlich schreiben sollen?
41.
O grosse woch in erster Hauptempfindung!
O wunderruf aus Gottes eignem trib!
Er war mit Recht di Erste Seelanzündung
Im grossem werk, von deme Drabitz schrib.
Was Adam ward im Paradis gesaget,
War nun durch Christ vom Paradis betaget.
[115] 42.
Nach diser woch erhöhrt ich das gebrülle
Des rothen Löws durchs hohle Landegypt:
Es wekkt mich auf aus meiner sanfften stille,
Das ich gantz lass des Babel schul und Crypt.
Ich drabt hervor aufs allerschnellste schnelle
Voll feur und flamm im centrum aller helle.
43.
Recht so, Recht so! Dis war durch mitten Babels
Der erste weg, den Gott beim Kotter gab!
Du glittst dem witz, der weit vom wunder Abels:
Doch führte Gott dich voll zur seelenhab.
Johannes war im Vater dein vorrenner,
Und alles falschs ein völliger Abbrenner.
44.
Johannes war recht Sohn von Zacharien,
Und Roth sein nahm, das Amsterdam sein platz:
Wann Pharaon im rothen meer wird flihen,
So lautre dann aus rother asch den schatz.
Dann kennt Johann, dein Vorbot, dich einträchtig,
Und bleibet stets im heilgem feuer mächtig.
45.
Mein Gott, mein Gott! wi heimlichst ist dein werken?
Di rothe Ell mas mich erschrekklichst hart.
Ich konte kaum dein inneres mehr merken,
Als schwartzes feur verschlung des Rothen art.
Wi gros vor mit Maria war mein freuen:
So menschlich ward ob so vil fäll mein schreien.
46.
Als Holland raucht so offt von deinem Wetter,
Das der Prophet wird wahr durch sturm auf sturm:
So fil dem Volk so plötzlich sein Erretter,
Und bis so schnell den Jonas selbst der Wurm.
Di Auszugszeit, das virtzigwochenmeinen
Wolt eitel gar nach virtzig wochen scheinen.
47.
Wi Moses ist mit Drabitz neu gestorben,
Darein sich nicht kont finden der Kotter:
So fils hir auch. Der Edoms heil geworben,
Selbst Edom, der verwundt den Edom mehr.
[116]
Comen bebt noch, wann di Christin im Zweifel;
Comen lernt noch, das dis sei selbst der Teufel.
48.
Di Fridrichsprob beginnt im Fridrichsalter:
Ihr siben sollt mich sibenfach durchglühn.
Drum stürtzt auf mich das Gröning gantze Malter,
Als ich geeilt von Amsterdam dahin.
Allein ich sank in meines Gottes gnaden,
Und palmt imehr, imehr ich ward beladen.
49.
Ich rif zu Gott im sturm der sudmeerswellen,
Und legte sich der wind auf mein gebet:
Ich wolt den Mast im Port zum zeichen fällen,
Und es geschah, wi ich im hertz gefleht.
Der mir entfloh, mus mir entgegen kommen,
Das Gott mit mir dem Edom ist vernommen.
50.
So bald mich Gott aus Hollands gräntze lenkte,
Ergrif sein Zorn, di meiner misgebraucht:
Vom Wundermist, der Amsterdam gleich kränkte,
Ward viler hertz auch innerlich durchraucht.
Ich aber ging an Seel und geist gesegnet,
Weil Gott der Herr zum Wunder neubegegnet.
51.
Mein Lübekk bot Sophiens Lilgenblumen,
Des weissen Löws hochheilgen Perlenschmukk
Der Seelen kam di Geistewig entgegen:
Von welcher Böhm in Gröning mir gesagt.
Di Virdgestalt, des lichtes eigner funke
Fuhr aus dem feur im euserm Wundercentrum.
52.
Recht, Tanneke, Figur von der Christinen!
Wir waren recht einander bald verknüpfft.
Du mustest mir dein Perlein übergeben,
Weil du von mir di Lichtsfiguren trugst.
Dein Zehnjahr wird in meinem Zehnjahr offen:
Das aus der zeit durchs Paradeis sich windet.
53.
Recht so, Recht so! Du spilst mit mir fünff Monath:
Dis war vor mich des Kotters zweiter Weg.
Du gäbest wohl das mittste der dreihäuser,
[117]
Weil ich daraus durch Babels mitten fuhr.
Du mustest strakks vor meinem wesen bleichen,
Weil deine freud, dein Amt, dein Ruff vollfüllet.
54.
Wi, Libste, wi? was wilstu vil ausfallen?
Halt innen, halt, du Tochter von Denys!
Denys zeigt dich mit seinem lichtesstande,
Darüber noch heut kämpffet Babelsstadt.
Ob du verfleugst mit deinem euserm Menschen:
Doch gibt dich mir di weisse Asche lauter.
55.
Vorbotin, schau nach deiner weissen Elle!
Ihr dreistükk mus in meine feuerprob.
Schau hir, Gottlob! Dis steht von deinem messen!
Di schal ist hin: der kern gehöhrt zur Schrifft.
Du sihest mich nun Gottes Schoskind bleiben:
Dein leid aus neid war deiner Menschheit schädlich.
56.
Das wesen wich mit mir und Magdalenen:
Du stissest dich, nicht mich, vom wesen aus.
Wi Rothen vor, gings Tanneken ingleichen,
Als Gottesstimm vergebenst ruffet zu.
Gott ging mit mir, dein Wunder ging ins Wunder,
Ob tausendfach mich dein verfallen prüffte.
57.
O Magdalen, di seine Braut Christ nannte!
Dein Werk war gros, zu welchem du gesätzt.
O hättestdu di Sibprob überstanden,
So würde nicht dein hauptruf heut vertheilt!
Wi hättestdu, di dich beschämen, beschämet?
Dein schatten ist noch mehr dann ander wesen.
58.
Ich bin durch dich zum Anstos allen worden:
Ich werde nun um dich der Anstos erst.
Di heilge Rott der Amstel, Tems und Seyne
Entstehet meist im vorwand deiner Eh.
Der Schandhauf wird nicht mich, nur sich, aufblasen,
Ihr Untergang ist Gotteswerks aufthönen.
[118] 59.
Ach Magdalen! Du warst zur hülf erlesen,
Wi wordestdu mir nur zur grösten last?
Das knäblein lag dem Drachen hir verborgen,
Das er verfolgt zu Constantinens zeit.
Di Schrifft, das Weib, stund noch von dar verwitwet:
Christ wolte sich nun endlich ihr vermählen!
60.
Hir ligt der grund, der heut mit Witwen spilet!
Zur Witwen ward, di leiblich mich erzeugt,
Und mich auch hat als Witwe gantz erzogen.
Zur Witwen ist drauf der befehl geschehn,
Wi Kotter es ausdrükklich angedeutet,
Und es erfüllt durch zweiundvirtzig Monden.
61.
O Magdalen, du Witwe grosser Witwen!
Gott gab dir mich zu einem Breutigam.
Christ nahm mich weg, und lässet dir den schatten,
Wann er aufs neu mich einer Witwen gibt.
Sein schlus besteht, das mir ein Erb gebohren:
Christs ewig Reich beginnt mit den Kühlmännern.
62.
Das Lünenburg wolt mir in libe wallen:
Doch war sein Licht und fünffgestalt zuschwach.
Drum fing es an sehr schändlich miszubähren,
Das sich di Höll im innerm figurirt.
Di Lichtwelt ward von eignen misgebrauchet!
Gott schleust dann auf di Höllwelt ihrem innerm.
63.
O wunderzeit der Wunderwunderwunder,
Weil Ungrund sich und Abgrund leiblich macht!
Der Engel Licht, der Teufel feur wird offen!
Ein ides dringt zur offenbahrung raus.
Merkt, Menschen, merkt, das sich das Ende zeichnet!
Der Ungrund wird den Abgrund bald versigeln.
64.
Mein London zog mich fort mit allen kräfften,
Das mich empfing als einen Printzen gleich;
Es war mein Sechs, des Geistes eigne Quelle,
Das mir von Gott zum eigenthum geschenkt.
[119]
Der Laban hat sein Recht mit Recht verlohren,
Der Jacob his, doch Jacob lis vertreten.
65.
Elisabeth, di Jungfrau, zeugte Jacob:
Doch ward er ihr zur vollen Misgeburt.
Sein Sohn fil recht wi Jesus sprach zum Drabitz,
Ob Cromwell wohl ihn nur einkerkern solt!
O Enkelbeid! Undankbarst aller Menschen!
Füllt, füllt eur Mas, das meist nun überfüllet!
66.
Elisabeth, di Jungfrau, hat gezeuget,
Dem Lilg und Ros aus Jesusschos gehöhrt.
Drum wis mir York des Constantinus zeichen,
So strakks ich war aus London hingeeilt.
Das Kühlreich solt aus Engelland entspringen:
Der Kühlmann kam des Kohlmanns York zubrechen.
67.
Geheimster Gott! Was dreiundzwantzig Monden,
In denen du mit mir so wunderspilst!
Vom Bromlysch Boo mus schallen der Kühlpsalter,
Und meine Reis ins ferne Morgen gehn!
Das Bromlysch Boo verklährt di siben schalen,
Und brichet ab der Kühlschrifft erste früchte.
68.
Als Seel und Geist verknüpffet hat di Rose,
So fuhr ich aus in eil zum Lilgparis.
Ich fand den leib im eusern und im innern:
Das siben ist dem Frankreich mitgetheilt.
Mein Jesus salbt durch Drabitz auch den König:
Des Sauls ist schuld, dass David ward beruffen!
69.
Di eusre Lilg bot mir di eusre Lilge,
Dass mich erstarrt ihr Regenbogichtthon:
Das Engelvolk gab mir alhir willkommen,
Weil Seelgeistleib zur eusern Eintracht drang.
Selbst Cromwell kam mir in Paris zur hülfe,
Dass beidem Carl selbst Jesus ihn vorzihet.
[120] 70.
Ob Fridrich nun umschlossen siben sterne:
Doch fasst er ernst di beide halbe Mond.
Gott führte mich durch alle Mondeswechsel:
Besonnt; entsonnt; bis sich di Kühlzeit gründt.
Blitz, Heilger Geist, mit deinem licht feurblitze!
Itz stehet fest dein Löw im Vollem Monden.
71.
Lyon bracht fort der Achtgestalt ihr feuer,
Darüber meist mein eignes Volk aufging:
Es prüffte mich mit meinen siben-Städten,
Und stund das Kind des Centrums in Gefahr.
Nun sprung der Löw im eilen in di dörner,
Und ritzten ihn di eignen beigesätzten.
72.
Imehr ich mich auf meinem Mond aufrichte:
Imehr nimmt mir mein Monden ab und zu.
I stärker ich zum neuen Rom andrabe:
I hefftiger wird mir mein lauff gehemmt.
Allein ich eil und achte keines fallens,
Bis ich erreicht (Gottlob!) Constantinopel.
73.
Ich hatte nun zum Aufgang durchgerissen,
Als wunderlich mein Aufgang niderging.
Mein Nidergang mus doch mein Aufgang bleiben,
Weil Gott der Herr in allem Führer blib.
Es war genug, dass ich den platz betreten,
Dadurch di saat zum Romesfall gepflantzet.
74.
Ob der Vernunfft vom Wesen nichts erscheinet,
Und alles sich von aussen widrig weist:
Doch hatte Gott erhalten sein vorhaben,
Das er ausführt durch sein und meine Feind:
Di Gottesweg und Sanfftmutt so gespottet,
Di müssen si im Zorngrimm theur auswerken.
75.
O dritt Johann, der du das Win entsätzest,
Und noch den thron des Isboseths was stützst!
[121]
Du hast den fall des Römschen Reichs ergrössert,
Und baust das Grab dem Rom und Ferdinand.
Mein dritt Johann mit Gotteshauptstandarte
Verklähret dich und Cracaws Abnereien.
76.
Rom fällt durch Win; Win fällt durch Rom elendig:
Elender, dann der Erdkreis noch gesehn.
Der Larvensig gehöhret nur zum reitzen,
Dass Gottesgrimm ergrimme seinen grimm.
Der Magog ligt mit Gog itz auf der Schalen:
Der Ausschlag kommt erst nach dreifachem Schlingern.
77.
Du Adler fällst zur Beute den Heuschrekken:
Es bricht verrath der vilen Printzen bund.
Was reitzestdu auf dich so grosse Menge?
Si fressen auf nun dich mit haupt und leib.
Des Drabitz blutt wird recht das Bluttbad machen:
Das Tekel ist mit Tekeln dir begonnen.
78.
Ach Ofen glüht dich, Leopold, im Ofen,
So bald darinn ein neuer Christenprintz!
Dann kennt di Welt erst Ofens sein belägern,
Wann Hungern fängt zuhungern ernst nach Gott!
Der Besen wird im Ostfeur aufgezähret:
Ein Erstling sprosst von dem bekehrtem Volke.
79.
Das Pera wird drauf recht des Davids Pera;
Sein Hauptmann siht und fühlt di schleuderstein.
Mein Glauben gibt dem gantzen Ost den Glauben,
Mit welchem ich von Stampolds Burg ausfuhr.
Di Widerkunfft wird aller Welt bekehren
In Jesuels Vorrennern, den Kühlmännern.
80.
Auf Lesbus auf, du Neunstadt meiner Städte!
Nun bricht das Licht aus der Tinctur ans licht.
Der Friderich, den du Prophetisch wisest,
Steht auf mit mir, weil meine lohnzeit da.
Ob Lea mir stat Rahel erst gegeben:
Doch sind neu hin (Hosann!) di siben Jahre.
[122] 81.
Du öffnest mir zuerst di Gottesführung
Von kindheit an bis auf di neundte Zahl:
Es filen mir di schuppen von den augen,
Und sah ich nach verwundernd Gottesweg.
Du stundest still vor meinem zehndem Wunder,
Das nach sechs Jahr erst dar mir auszureden.
82.
Ich kam nach Smyrn in Gott aus Gott gestärket,
Und schlos ich gleich zum Nordflug meine Reis;
Zum Schif mein Schif, das Gott vor mich geschikket,
Wi strakks sein nahm Constantinopel wis.
Ob Satan merkts und Isabel wolts hindern:
Doch ging es fort in Gotteszeit und stunde.
83.
So bald fünff Mond im Morgenland verflossen,
Und da der Tag des Salomons gebäud:
So bald must auch nur unsre Flott abschiffen,
Und bringen mich nach meinem Westen zu.
Calvaria geht zwar mit Uns zusegel,
Entankert Uns: allein es mus verseilen.
84.
Wi wunderlich hat Gott mit mir gespilet,
Als ich dem Rom gewesen Vertical?
Welch Spanisches hat Gades mir erwisen?
Was hauptgefahr traf ich vor Tessel an?
Unmittelbar half Gott durch seinen Engel,
Das unverletzt wir doch in Tessel kommen.
85.
Ach Amsterdam! Wi hastdu mich empfangen?
Es fingen erst di Probensproben an.
Verseilung ward dem Gotteswerk gedräuet:
Ein ider hat, der mich gedräut, verseilt.
Lernt, Blinde, lernt, das alles recht ergangen,
Wi di Figur Calvariens vorspiltel
86.
Gleichwi das Schif Constantinopel ankert
In Amsterdam, am fünffmonds letztem tag:
So wirds ergehn auch mit dem Aufgangs König;
Der fünffmond erndt di hauptfrucht meiner Reis.
[123]
Gleich wi Calvar im fünfftem Mond verseilte:
So wird auch Rom, di Bluttstadt, vor versinken.
87.
Als London mich zum zweitenmahl empfänget,
Fällt Kohlmanns hauf dem Kühlmann unter fus.
Gantz Rom erschrak, weil alles ward verrathen,
So heimlich es di garn und lunden legt.
Der Abendstrahl des Drabitz wolte wittern:
Di Welt di stund darüber höchstentrühret.
88.
So bald Paris zum andernmahl besuchet,
Bot Fridrichs haus mir heimlich seine hand.
Losanna gab der Zehnstadt ersten Schimmer,
Und zeigte mir von Weiten schon den Leib.
Es stunden auf mit mir di Kühlpropheten:
Stat blüte ward di erste frucht geschauet.
89.
Als Amsterdam zum drittenmahl erreichet,
Ging Wesen an im Himmel und auf Erd.
Der scheingeist hat durch Brekling mich gebunden,
Und muste ich nur di Zehnmonden durch.
Der Erdkreis bebt vor solcher Zeichen hauffen:
Si schlossen sich, als di Zehnmonden schlossen.
90.
Als London uns zum drittenmahl durchlichtet,
Drung Seel und Geist zur wesentlichen krafft:
Doch Satan hat aufs neu mein Haus verführet,
Und fand den Weg in Badhors eigenwitz.
Dann schlos sich auf di höchste hauptzerrüttung:
Bis selbst ans Zil ward Gotteswerk verzögert.
91.
Als durch Paris ich ernst nach Salem eilte,
Und in Losann des Genfs Hosann erreicht:
So ward es schnell durch Polier verdorben,
Das Satan recht den dritten Anfang fand.
Er fand und fand, das ewig sein verlihren:
GottGott vertilgt dem Satan hir leibwerdung.
92.
Gott half mir strakks, als sich zum ernste nahte,
Und führte mich zum virdten nach Paris.
[124]
Er brachte uns der Kühlmannstag zur Rose,
Und ward kein schritt nun ohngefähr gesätzt.
Der Tag, den Gott bei der Christin geordnet,
Der führte mich nach Islington zum Wunder.
93.
Mein Fürstenschmukk, den Genf figurlich sahe,
Ward Wesentlich durch des Holgrafens kunfft:
Er trug als knecht durch Nymfen anbefohlen,
Was ich in Genf auf Gottesantrib trug.
Er trug als knecht dem zweiten Carl zum zeichen,
Das Könige bald würden höchstgenidrigt.
94.
Weh Badhors, der du Königsschmukks gelüstet,
In weis und Blau dein eignes Haus gekleidt!
Temsdathan, Weh! Du bist mit Blutt beladen,
Und hast das Beil auf Russels hals gewetzt!
Bluttschänder, Weh! Dein Tochterkind besudelt
Di Christenheit, nicht nur di Tems und Amstel.
95.
Ob Holgraf sich zum Bileam gemachet,
Durch deine list aus tollem Geitz verführt:
Ob ihn der grimm durch Gottes Recht auffrisset,
Doch bleibt sein Ruf, zu dem ihn Gott erwehlt.
Er ist mein knecht und wird es ewig bleiben,
Zur Gottesehr und Menschenlehr im Wunder.
96.
Wi London nun das Kühlweisblau gesehen:
So sah es auch an Holgraf Amsterdam.
Drauf ging sein Buch zum zeugnis an di Sonne:
Zum Untersuch und ewigem Beweis.
Als Amsterdam zum virdtenmahl mich sihet,
Höhrt Amsterdam von Kron und thron di Zeitung.
97.
Ich fuhr durch Gott zum fünfftem schon nach London,
Und wolte fort zu dem unsichtbarm Volk:
Allein ich ward in meinem lauff gehemmet,
Weil noch zuletzt drei Reisen zuvollzihn.
Zwölfreisen sind zwar des Kühlwappens ekken:
Doch stehen drauf drei Kronen dreier Länder.
[125] 98.
Drum bot mir gleich das London seine Krone
Durch Beresford gefährliches Gesicht!
Drum lis Gott mir di Kühlpropheten rauben,
Di erste saat zur Engelländschen Prob!
Drum reisst mich Gott zum fünfftenmahl nachHolland,
Als falsches Recht auf mich um Holgraf stösset.
99.
Drum bot mir gleich das Amsterdam di Krone,
Gantz Asien durch Rothens Neugesicht!
Drum muste ich durch fünffzehn kleine Reisen,
Darinnen sich di grossen concentrirt!
Rechtschaffen fil mit ider vor ins kleine,
Das recht di gross (O Wunder!) nachgebildet.
100.
Weh Badhors, der du Nelson auch betrogen,
Di nun gesendt aus dem unsichtbarn Land!
Verstokktes Volk! Was könt ihr Kuhlmann stehlen?
Ist Jesus nicht, der Kron und Thron ihn reicht?
Ihr zeuget selbst und bleibet meine Zeugen:
Gott ordnet an Kühlmannsche Majestäten.
101.
Als ich nun kam zum virtzend zu der Amstel,
Zehnjahre gleich, als ich zuerst si lis,
Welch Regen fil? Was nigeschaute Blitze,
Als ich dem Haus, da Gott rif, nahend war?
Ich eilte fort in meines Jesu nahmen:
Drauf ward ich erst unmittelbar empfangen.
102.
Gott zeigte an, was nun war anzuzeigen,
Des Davids stand bei Gath und in der Höhl:
Und wann di Zeit von meines Sohns empfängnis,
Von wem und wi und was zuvor zuthun.
Nachdem ich ward gleich zehnjahr umgetriben,
Beginnet gleich di hülfe von dem Himmel.
103.
Als ich volführt der fünffzehnreise schatten,
Das da der Tag, der mir erst Böhmen gab:
So ward mir auch di Grostinctur verwissert
Unmittelbar, di mein Verstand vor fand.
[126]
Dis Vorspil ist ein Vorspil grosser sachen:
Es bitet an, Paris, mir deine Krone.
104.
Heut ist der Tag nach sechsmahl zehen Jahren,
Da Kottern ward mein Wunder vorgestellt!
Heut ist der Tag, da di Figur zum ende,
Und wesentlich des Saules spis beginnt!
Heut ist der Tag, da Davids zehn verstrichen,
Das endlich mir Printz Michael erscheinet.
105.
Ich hab als Knab erfahren Saules zeichen:
Es fehlt sein Wurf, weil ich nach Norden floh.
Ich fand genug als Jüngling Sauls figuren:
Si schossen fehl, weil ich in Mitternacht.
Der an dem Knab und Jüngling weit gefehlet,
Wi solte der verlihren nicht am Manne?
106.
Heut sind neun Tag in meiner dritten siben,
Das Morgen recht das Michaelis fest!
Heut sind neun Tag, als ich besitz genommen,
Wo Gott der Herr schon wesentlich genaht!
Heut sind neun Tag, das der Kühlpsalter folget
Recht auf Johann, und Babelshertz antastet!
107.
Temssaul, Seynssaul! Hir ist eur Spis und Zipffel!
Sendt Boten, sendt, das mehr Weissager sind!
Kommt selbsten, kommt! Eur Rama ist strakks Endor!
Seht, David hat heut auch Elisens heer!
Gott hat den sig heut gegen euch verlihen!
Gott unterwarf heut euch mit Berg und thälern.
108.
Temssaul, Seynssaul! Ihr wart von Gott beruffen,
Und führtet selbst stat Gottes falsche Krig!
Du erster hast des Eilfjahrs strakks vergessen:
Mein Eilfjahr wigt dein Eilfjahr gantz hin auf.
Du zweiter hast di Macht vor Rom gebrauchet,
Di Gott dir schenkt um seine Lilgfiguren.
109.
Temssaul, Seynssaul! Ihr müsst und müsset fallen,
Ob eure Macht bis an den Himmel ging!
[127]
Mein Jesus hat di zeiten mir verkürtzet:
Der Ost und Nord versammelt meine Heer.
Unsichtbar sind, di sichtbar mich beschützen:
Ein Goldschwerd ist, das eure Schwerdter endet.
110.
O GottGottGott! Es sind nur deine Wunder,
Di Jesus mir im Wunder widerbringt!
O GottGottGott! Ich bin dein elend knechtchen,
Verlasse mich allein auf deine stärk.
O GottGottGott! Es bleibet gantz dein Opffer,
Was du mir gabst, und gibst und nun wilst geben.
111.
Erschein, erschein, Jehova Jesus, herrlich,
Das alle Welt dich eingen Gott erkenn!
Vermillion in uns di heilgen kräffte,
Und erndte selbst, was du Vermillionst!
Dreieinger Gott! Eilfjahr sind neu begonnen!
Ich eile fort in Jesu Ruf, Krafft, nahmen!
Der 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 5. (35.) Kühlpsalm

Als er wegen seiner Bottschafft an den Türkischen Kaiser gleich 10 Wochen, vom 29 Junius bis den 7 September in Smyrne von den Europeischen Geschicht Christen verdrükket gewesen; wi di Smyrnische Gemeine beim Apostel Johannes 10 prophetische tage: zur Nachsinnung und Merkmahle aller Völker gesungen im Pathmischen Smyrne, zwischen Pergamus, Tyatyra, Sardis und Ephesien, Laodicea, Philadelphia, den 15 Oct. 1678.


1.
Frohlokke, Seel, in allem leid,
Das Gott verwandelt meist zur freud,
Di Angst zur lust, di schmach zur Ehre,
Den hohn zur Kron, den Spott zur Wonn,
Den Vorgang einst zur Nachzeitlehre,
Wann auf di Nacht erscheint di Sonn;
Zum freiheitsflug den pflug im schrekken,
Weil Jesus mich nur eingehüllt,
[128]
Bis alles wär in Smyrn erfüllt,
Was Smyrnens Nahm in sich mus dekken.
2.
Gott weist mein Werk, darum ich kam,
Das ich getrost um Gott annahm,
Von Gott dem Herrn darzu erkohren:
Gott weist, wohin er es gelenkt,
Das Christus schon, im Ost gebohren,
Vom Osten werde bald beschenkt.
Ob Printzen sich längst widersätzet,
Und Gottes-ruf blib ungehöhrt:
Doch hat dis Jahr euch klahr belehrt,
Das noch ein Mensch, den er ergetzet.
3.
Wi haben si mich unterdrükkt,
Von Gottesleitung gantz entschmükkt,
Nach höllenart di Seel umschwärtzet?
Ein ider stund ob mir bewegt,
Ob euserlich di lippe schertzet;
Doch war ein ider höchstgeregt.
Herodes hat nicht mehr erzittert,
Als ihm di Christgeburt verklährt.
Kein Kaiphas ward imehr beschwert,
Als Furcht im Nahm Christ sich geschüttert.
4.
Ob Reichthum mich von Gott gelabt,
Doch ist vil Armutt hergedrabt:
Weil ich auf aller seit umringet,
Durchausvergarnt an idem Ort.
Di Furcht ist, welche furcht auszwinget,
Das si nachstellen idem Wort.
Ich trug vilmehr als Fürsten tragen,
Und muste ärmer sein als arm?
Weil si vergrössern harm auf harm,
Das ich darunter sol verzagen.
5.
Das Christenvolk, das ich meist fand,
Heisst Christen sich zur Christusschand;
Rechtfertigen des Sodoms würken,
[129]
Weil Ehbruch hir noch keine sünd:
Si ärgern Grichen, Juden, Türken,
Und gründen lauter Satansgründ.
Es ist gemein ein schändlichs lästern:
Ein falscher Rath und Kaiphasschlus,
Ein Lügenmund und Judaskus
Und was darbei sich pflegt zuschwestern.
6.
Wi hastdu mich, mein Gott, bewahrt,
Vor Menschenbosheit stets gespart?
Durch hartes Leiden durchgezogen,
Und über kräffte ni versucht,
Das allem ich durch dich entflogen,
Gleich einem Adler auf der flucht.
Der Teufel dräut mit tod und banden,
Wi Nimrod seinem wilden Wild.
Umsonst; weil Gott mein Schirm und Schild,
Und ich in keines Nimrods handen.
7.
Als ich erkannt di Morgenstimm
Zueilen durch den Nordengrimm,
Das erster kundschafft satt geschehen,
Ob di Vernunfft es überlif,
So ging nach Norden schnell mein flehen,
Weil ich vil tiffe tif ergrif.
Ich fuhr zurükk im vollem glauben,
Mit witz und Einfalt überdekkt,
Vor eusern augen höchstbeflekkt,
Dadurch Gott endte furcht und schnauben.

[130] Zweiter Theil,

Nach dem er mit seiner zurükkreise vom Osten nach Mitternacht di Smyrnische Nahm Christen versöhnet hatte, und gleich wider to Wochen vom 7 Sept. bis auf seinen Reistag den 15 Novemb. unter vilem Haus- Kreutz- und Privatgefahren in Smyrne überbracht sahe, vor Melos den 29 Nov. 1678.

1. 8.
Nun jauchtze Seel, durch Jesus Macht,
Das Gottesschlus aufs neu vollbracht,
Und ider sich, nicht dich, verderbet,
Weil Gott der Herr si gantz verwirrt:
Ob Satan hetzt und si durchherbet,
Doch worden si in sich verirrt.
Wi wolten si mich täglich schwächen?
Was lag verborgen in dem hertz?
Doch litten si den grösten Schmertz,
Weil si kaum heimlich dorfften stechen.
2. 9.
Dis grosse Werk, in Gotteskrafft
So weit zum augenschein geschafft,
War gäntzlich Nichts als ein gelächter,
Und was ein Spottgeist aus sich spinnt:
Si kanten nicht, weil si verächter,
Das Gott gantz heimlich anbeginnt.
Si wolten nichts aus Gott vernehmen,
Und hatten satt an heilger Schrifft.
Ja recht. Si flohen Gott als Gifft,
Wi solten si sich Gott bequemen?
3. 10.
Wann nur gesättigt ward ihr Ohr,
Obschon ihr inner Seelenthor
Mit tausend schlössern fest verrigelt,
So his dis wahrer Gottesdinst:
Der war zu Gottesstuhl geflügelt,
Der Gott noch leugnet um gewinst.
Dis his des Höchsten Nahm entweihen,
Wann Gott im glauben offt genennt:
[131]
Das Gott von Menschen frei bekennt,
Dis war am jüngstem tag bereuen.
4. 11.
Di Huhrerei, der Ehebruch,
Und was verdammt mit Sodomsfluch,
Das muste sein fast ungescholten:
Di laster worden ausgewischt.
Man stürtzte di, di straffen wolten,
Und hat dadurch jen angefrischt.
Der du mit Buben pflegst zulauffen,
Und straffst si nicht, da du vermagst,
Ob Warheit vil, nicht Falschheit klagst,
Wi kanstdu glaubensöl erkauffen.
5. 12.
Es ärgert sich dis Arggeschlecht,
Verkrummet, di noch etwas recht:
Säht Unkraut stat des Christusweitzen
Durch Heuchelschein und Teufelsfund:
Dann zörnet Gott auf solches reitzen;
Verstokket si mit Pharonsgrund.
Weh, Weh, und Weh, der dann ist schwanger!
Weh dem, der Christusmilch erst säugt!
Si werden beid (Ach!) meist verbeugt
Zum Babelgötz auf Babelsanger.
6. 13.
Der Zankgeist strömt in ider Haus:
Das schwerdt gebährt; der Frid ist aus.
Dein Hauptfeind ist di Hausgenossen:
Der ärgste Feind dein Freundesstamm.
Vor Treu kommt Reu von Untreu hergeschossen:
Der Schlachtbank bleibt ein Christuslamm.
Kein donner kan so stark abknallen,
Als höchstvertrauter Falschheitstükk:
Dann weicht Kompas und Wind zurükk;
Nichts schmertzlicher mag uns zufallen.
7. 14.
Frohlokke, Seel, in deinem Leid,
Das Gott verwandelt meist zur Freud,
Di Angst zur Lust, di schmach zur ehre,
[132]
Den Hohn zur Kron, den Spott zur Wonn,
Den Vorgang nun zur Nachzeitlehre,
Weil auf di Nacht erscheint di Sonn:
Zum Freiheitspflug den flug in schrekken,
Weil Jesus mich nur eingehüllt,
Bis alles wär in Smyrn erfüllt,
Was Smyrnens nahm in sich mus dekken.
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Der 6. (36.) Kühlpsalm

In neulodernden flammen um Weisheit nach des erleuchteten Arnds in feurigen Ofen durch Wunder zweimahl bewähreten Worten, di er zwar längst zu Breslaw heimlichst von erster kindheit an Morgens, Mittags, Abends bis 1674 danielisiret; di doch offentlich vor aller Welt erhöhret; ausgedrungen, zur Gottesehre und Nachzeitlehre im Patmischem Smyrne, den 17 Octob. 1678.


1.
Allweiser Gott! O unvergänglich Wesen!
Ach ewiger! unsichtbahrer gestalt!
Herr Jesu Christ! du Weisheit Grundgenesen!
O Himmelrath! des Vatern Allgewalt!
Gott heilger Geist! du Gottes Weisheitbronnen!
Daraus Verstand sibeinig hergeronnen.
2.
Ach ich bekenn, ich klage Gott, von hertzen,
Das Blindheit mir und Thorheit anerzeugt!
Dein guttes wil von mir nur immer stertzen!
Der Weisheit bin ich gäntzlich ungeneigt.
Vom fleische wird, was fleisch ist, nur erhaben:
Drum such ich auch, nach dem Weltkinder draben.
3.
Ach Vater ach! Vergib di grobe sünde!
O straffe nicht nach Ross und Mäulerart!
Ich schäme mich, wann ich in mir dis gründe!
Vergib, vergib um Jesus lebensfahrt!
Du hast, mein Gott, an denen blos gefallen,
Aus denen kan di Weisheit widerschallen.
[133] 4.
Ach führe, Herr, mich auf dem Weisheitwege!
Du, Vater, bist, der du di Weisen führst!
In deiner Macht sind wir und unsre stege!
Du bist, der du di Red aus uns regirst.
Von dir fleust Kunst in allerlei geschäfften:
Und kluger Witz mit heiliglichten kräfften.
5.
Jehovah, las di Weisheit mich belehren,
Di du gemacht zur Künste Meisterinn!
Gib, das ich mag den Weisheitgeist anhöhren,
Dem heilikeit und di verständnis inn!
Der einig, doch vilfältig sonder ende:
Das schärffste scharff, behendigste behende.
6.
Der ist, von dem Beredenheit geflossen!
Der rein, der klar, sanfft, freundlich, ernstig frey!
Der wolthat hat leutseelig ausgegossen!
Der fest, gewis, gantzsicher, ohne reu!
Der Heilge sucht, und machet selbst Propheten!
Befreundt mit Gott, und tödt des Todes tödten!
7.
Las, Vater, mir di Weisheit sein vermählet!
Gib dise, gib zur hertzgelibten Braut!
Si ist mein Lib, dem keine schöne fehlet!
Auf di mein Aug in reinster flamme schaut!
Si führt von dir, mein Gott, geschlechtesadel!
Wi wäre nicht ihr glantz ohn allen tadel?
8.
Si hausst mit Gott, von Gott stets libgeküsset!
Was heimlich ist, wird nur von ihr erkand.
Si ists, di erst di Gottsgeschöpff abmisset!
Ihr Arbeit ist ein eitel Tugendbrand.
Si weiset zucht, Gerechtikeit und stärke,
Und werkt mit Gott di höchsten Gotteswerke!
9.
Si tröstet uns in traurikeit und sorgen!
Ein Jüngling wird, den Weisheit einst bekrönt,
Verherrlichet im erster Jahre Morgen,
Mit ruhm beim volk und Alterthum beschönt.
[134]
Si machet leicht unsterblich unsre nahmen,
Das wir nach uns mit allen Jahren kamen.
10.
Gott Tsebaoth! mein Vater! Herr der Gütte!
Der du dis alls geschaffen durch dein wort!
Du hast geformt durch weisheit das gemütte,
Und unterthan dem Menschen allen Ort,
Das er den Rund beherrschte mit gesätzen,
Di recht und schlecht und dich durchausergetzen.
11.
Gib, weisheit, gib di stets bei deinen thronen!
Ach ich bin schwach! mein witz ist meist gesenkt!
Kurtz ist di zeit, di wir im leben wohnen.
Der geltet nichts, den nicht di weisheit tränkt:
Di weisheit, di vor dir, Dreieinger, blitzet,
Und nebenst dir höchstmajestätisch sitzet.
12.
Ach sende si aus deinem heilgem Himmel!
Aus deinem stuhl hauptgrosser Majestät!
Ach sende si zu mir ins Erdgewimmel!
Si helfe mir, nach welcher ich gefleht!
Arbeite mit, und meistre alle sachen!
Si weise mir, was dir gefällt zumachen.
13.
Si kennet Alls, von Gott durch Gott verstanden:
Drum mässige si, Vater, stets mein thun.
Ihr Heilikeit bewahre mich für schanden:
So wirstdu recht, Jehovah, bei mir ruhn.
Dann wird dein Volk nach deinem will gerichtet,
Weil mich dein Rath in allem überlichtet.
14.
Kein sterblicher kan Gottes Rathschlag lernen.
Wer denkt, wi Gott? wer weist, was Gott doch wil?
Es wollen Uns gedanken mislich fernen:
Ihr anschläg, Ach, verfährlichen das Zil.
Di Seele wird vom irrdschem Leib beärkert:
Der witz zerstreut, Vernunfft recht eingekerkert.
15.
Wir treffen kaum, was nah bei Uns auf Erden!
Erfinden schwer, was allem vor dem fus.
[135]
Wi wollen wir im forschen himmlisch werden?
Wem ist bewust doch Gottes Rath und Schlus?
Es sei, das du, Jehovah, weisheit gebest,
Und Uns aus dir mit deinem Geist umschwebest.
16.
Hertzlibster Gott! Mein Vater! Ach erbarme!
Das ich zu dir des hertzens hertze wend!
In dir zu dir, eh ich anfah, erwarme!
Um dich durch dich anfange, mittel, end!
Das ich erforsch in allem dich durch beten,
Eh ich erwehl, O Gott, zur sach zutreten!
17.
Das andrer Rath ich höhr und nicht verachte!
In meinem Ruf, den du mir gabest, geh!
Das ich nach ihm, wi es dein wille, trachte,
Nicht ausser dem in etwas anderm steh!
Das ich nur mich in dir alleine weide!
Di zeit und Ort und alles unterscheide!
18.
Lehr, Vater, mich auch aller Geister proben!
Des Raths urtheil in klarem unterschid!
Das ich entflih Ach! allem Höllentoben,
Dem Irrthumsnetz, und habe deinen frid!
Das ich gedenk in dir aus dir, was künfftig,
Was weg und da, und handle Gottvernünfftig!
19.
Das ich dich fürcht in allem voller libe,
Weil deine furcht der weisheit anfang heist!
Das ich nicht hab auf eitel Ehre tribe,
Und suche stets, was recht und gutt gepreist!
Das ich ni Licht und finsternis vermenge:
Nur ewigst folg in Gottes Libgepränge!
20.
Jehovah, höhr, was neu vor dir ausdringet,
Weil du nur libst, der in der weisheit bleibt!
Jehovah, gib, der dir dis Opffer bringet,
Das weisheit ihm unendlich neubekleibt!
Jehovah, las dein weisheitoffenbahren
In mir durch dich den gantzen Kreis erfahren!
Der 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[136] Der 7. (37.) Kühlpsalm

Darinnen er an den Pforten des Paradischen Rosengarten der Licht Christen, zur nachlüsterung der Geschicht- und Geticht Christen, Böhmisirte, um allerhand Kreutz sich zuverzukkern, und hertzbrechende Privat Verfolgungen seines verfallenen Volkes zuverhonigen, zu Smyrne den 28. 29. und 30. Octob. 1678.


1.
Nun sei dir, Gott, in deiner grossen krafft,
Lob, stärke, dank, sig, ruhm und preis und ehre!
Wi süs ist mir, das gäntzlich weggerafft
Des Treibers Angst, das er mehr kein gehöhre?
O schönstes Lib! Wo dann so lang?
Schau, wi ich dich so gar umfang?
Ich war, ich war in Gotteszorn gesenkt!
Mich dauchte schon, das mich di Hölle kränkt!
Wiwohl ists nun, nachdem mich Gott entbunden?
Nachdem ich dich, mein schönstes Lib, gefunden?
2.
Holdseelges Lib! Ich brenn in deiner glutt!
Drum wirstu mir in gleichen flammen lodern!
Ach geus auf Uns von labsal ein flutt!
Ich wil stets dich zum Lebensführer fodern!
Ich brenn und brenn in deinem feur!
Du bist mir worden mächtig theur!
Ach ich bin schwartz in deines Lichtes blikk!
Gib Licht, das ich dir Licht zum Lichte schikk!
Gib deine Perl, O edles Lib genädig!
Ach schenke si! Mein innen ist ihr ledig!
3.
O grosser Gott in Christi Jesu heil!
Nun preis ich dich in deiner Macht und Warheit!
Ach machstu auch mich deiner kräffte theil!
Wi herrlich ist dein übergrosse klarheit?
Di sünde sind nun ausgetilgt:
Was rosenroth, ist angelilgt.
Ich jauchtze dir in meinem lebensgeist,
In deiner fest und was du mir aufschleust!
[137]
Der Schlüssel ist in keines Menschen armen:
Allein, O Gott, in deines Geists erbarmen.
4.
Frohlokkt, gebein! O spile, libes Hertz!
Erscheint, erscheint in Gotteslibe mächtig!
Gott sei gedankt, das ich vom höllenschmertz:
Gott macht den Tod zum leben süs und prächtig.
Anitz empfind ich Gotteswort!
Bleib, süsses Lib, an idem Ort!
Ach schenke doch mir deinen Perlenkrantz!
Bleib, Holde, bleib in mir mit deinem glantz!
Mein Eigenthum! Wi woltestdu mich lassen?
Drum müsse Lust in dir mich ewig fassen.
5.
Mein Breutigam! Willkommen tausendmahl!
Mein ädlester! Wi hattstdu mich vergessen?
Wi längst und längst hab ich, im trauerthal
Vor deiner thür geklopffet und gesessen?
Hab ich dir doch so offt gefleht?
Ich rif und rif und sas verschmäht.
Du hattest Ach! dein antlitz abgewand!
Dein Ohr das war fern aus meinem Land.
Wi kontestdu mein Lichteslicht erschauen,
Weil Finsternis mit dir sich wolte trauen?
6.
Ich war bei dir und habe dich gesucht,
So flehentlich, so voller Angstbedrängnis!
Du kantst mich ni! Du nahmst vor mir di flucht,
Weil sünd dich hilt im Todeshauptgefängnis.
Wann ich in gröster demutt kam,
Und dich zum Buhlen wider nahm,
So warstdu stoltz, im Gotteszorne reich,
Das ich erschrak: mein antlitz wurde bleich.
Ich bebt und bebt und habe mich entsätzet,
Das ich von dir so gar gering geschätzet.
7.
Der Höllendrach der hatte dich verblendt,
Das er zur Braut stat meiner angenommen:
[138]
Er hatte dich von meiner Lib entwendt,
Als er in dir sein Raubschlos einbekommen.
Vil sünde hastdu dann gewerkt:
Mich deiner feuersmacht entstärkt.
Ob ich schon war von Gott dir selbst zur Eh,
Doch pflogestdu der fremden Buhlschafft weh.
Dein willen Ach! hat mich und dich zerbrochen,
Bis langsam erst mein Ruch von dir gerochen.
8.
Mein libster Schatz! Wi hastdu mich betrübt?
Du bist mein Mann, der mir mein licht durchfeuret!
Begläntzest mich, wann ich von dir gelibt,
Das meiner still in deiner macht gesteuret!
Du offenbahrest meine Sonn
Gantzmajestätisch voller wonn.
Wiwohl du bist vor dich ein dunkel haus,
Voll angst und pein und feindlichs quälungsgraus:
So kanstdu doch mir meine wunder führen:
Ja dich durch mich, und mich durch dich ausziren.
9.
Mein Breutigam! Ach bleib für mich doch stehn!
Gib, ädler, gib mir deine feuerstrahlen!
Las doch in mich dein flammbegehren gehn!
Entglüh in mir, das dich mein Licht könn mahlen!
Sih sanfftmut heiliglichter art,
Di sich aus Gott mit Uns schon paart!
Drum küss ich dich mit einem himmelkus!
Ich ström auf dich den heilgen schönheitflus!
Komm, Libster, komm, das wir ihn recht beschiffen!
Das unsre mund im Jesusöle triffen!
10.
Seelleibewig, der ich aufs neu vermählt!
Komm, küsse mich mit deiner Machtbegirde!
Mein schönster, komm, das mir an dir nichts fehlt!
So leucht ich dir in süster Libeszirde.
Di heilgen Engel sind erfreut,
Das si Uns schaun, wi vor der zeit!
[139]
Mein schätzchen, komm! Halt ewig deine gunst!
Ach lesche ni di heilge feuersbrunst!
Bewundre dich in meiner Libe thoren!
Dis ist, darzu Jehovah dich gebohren!

Zweiter Theil.
1. 11.
Perl über Alls! Ach flamme meines Lichts!
Wi wandelstdu di Angst in deine freude?
O schönes Lib! Ich wurde dir zum Nichts:
Nun werd ich dir, du mir zur Augenweide.
Als ich in Adam dich verlohr,
Und fremde Buhlschafft mir erkohr,
So ward mein feur in wollust misgebraucht,
Gelibt di welt, di euserlich verraucht,
Di Eitelkeit stat himmlisches erhaben,
Das ich verschertzt di Paradisesgaben.
2. 12.
Mein Augentrost! Was war aldar dein thun?
Du woltest treu mit treu auf neu verneuen.
Ich solt und solt im finstern ewig ruhn:
So wolstu schnell di finsternis zerstreuen.
Du drangest durch den finstern Tod,
Durch Gotteszorn, durch Höllennoth,
Als, Heldin, du so ernstlich si bekrigt,
Den sturm entstürmt, gewonnen und gesigt.
Du eiltest drauf in meines Elends kammer,
Und rifst: Triumf! Vollendet ist dein jammer.
3. 13.
O Libewig! Du hast mich neu beseelt!
Dein Feuerquall hat sanfftmutt sanfft verlihen!
O Geistewig! was mir in mir verhöhlt,
Das wil nun itzt im höchstem wachsthum blühen.
O Lichtewig! Ich war sehr matt,
Sehr hungerig und nimmer satt!
In grossem durst, den du so bald gestillt,
Mit güttern mich, O süsse Lib, erfüllt!
[140]
Du brachtest mir des Himmellebens wasser:
Erquikktest mich, ob ich war dein Verlasser.
4. 14.
O Libewig! Was hab ich nun ersehn?
Welch Vater? Ach! Barmhertzig sonder endnis!
Mein Gott, mein Gott! Wer wil zu dir nich flehn?
Nun merk ich recht der fremden Buhlschafft blendnis.
Di Feuerangst, di vor beschwert,
Schau, schau, wi si in Anmutt kehrt!
Holdseelges Lib! Mein schätzchen! Ach gewehr,
Was ich von dir, mein Libchen, nun begehr!
Gib, schönste, gib di Perle doch zueigen,
Das solche Lust auf ewig könne steigen.
5. 15.
Hertzlibster Buhl! Hochtreuer! meine Zird!
Ach du erfreust mich hoch im anbeginne!
Ich brach zu dir aus reinster Libbegird,
Durch zorn und höll und brach des Todes zinne!
Entthorte thor, und was verschlos,
Entkettend kett und mache los.
Doch deine Bitt ist schwerer als der Kampff:
Di Perl ist hoch, dein Leben Rauch und Dampff.
Di Perle ward in Adam strakks verschertzet!
Ach leicht entperlt, doch ewigst dann verstertzet!
6. 16.
Seelleibewig! Dich schlüssen noch zwei Reich!
Gefahr, gefahr geht stündlich dir zur seite!
Hier eifert Gott im feuer ohne gleich:
Dort ist dein fleisch mit dir im stetem streite.
Wann du der wonn zuvil nachhängst,
Ist leicht, das du mir Erd einmengst.
Ja wann du würdst, wi Lucifer, mir stoltz,
So trügestdu zur Hölle schwefelholtz.
Du möchtest dann vom einem Ein dich wenden,
Und meine Lib auf ewigewigst enden.
7. 17.
Ich eigne erst di Perl im Paradeis;
Doch wohn ich hir in deinem Seelenhimmel.
[141]
Ich strahl und strahl auf diser Lebensreis
Im innerm Chor, nicht im vernunfftgetümmel.
Dein Fleisch ist irrdisch staub und raub:
Verwelket schneller als das Laub.
Ich herrsche dort bei Gott als Königinn,
Nicht hir, weil ich auf irrdisch nichts hab inn:
Doch werd ich offt zu deiner Menschheit kommen,
Weil dise dort wird himmlisch einst vernommen.
8. 18.
Gib, Libster, gib dich gar zu Gottes Lob,
Ich werde dir in Fährlikeit beistehen.
Wahr ist, dein Leib ist thirisch, irrdisch, grob:
Gott schuf dich nicht im vorsatz zuvergehen.
Drum kommt, das Gotteszorn herzeucht,
Da gantz von dir offt Tröstung fleucht.
Du meinst und meinst, weil du mich ni erkennst,
Das du aufs neu von mir dich wider trennst.
Ach nein! Dein Amt ist diser zeit gebähren,
Und meines ist dein feur ins licht zuklähren.
9. 19.
Du zweigst in Angst, als wurtzel deine zweig;
Bist stamm und baum, der sich sol rings beästen.
Ach merke, das in deinem safft ich steig,
Befruchtend dich vor allen Erdengästen!
Gib ni dem fleisch und blutte raum!
O halt, mein Schatz, dis Ross im zaum!
So grüss und küss ich dich im Weltverdrus
Mit Paradis in meinem himmelkus!
Ich kräntze dich, befreue deine Glider:
Allein di Perl zueignen ist mir wider.
10. 20.
Höhr, eintzig, höhr, was Jesus in dir spilt!
Gib ihm gesang und klang aus meinen kräfften!
Du wirst ein Bot aus Gottesmund erzilt!
Solst Gottesruhm befruchten und besäfften!
Dis ist, darum ich dir geschikkt,
Und ritterlich di Feind erdrükkt:
[142]
Dir aufgesätzt dis kräntzlein von dem sig,
Di heilge kron, di ich zurükke krig.
Ich werde si so lange dir bewahren:
Du trägst si recht, wann Du bei Jesusscharen.

Dritter Theil.
1. 21.
Beseeligte! di voller Anmutt blinkt!
Di schön entschönt! di süsste süss entsüsset!
Weisheitewig! Nihm an, der dir einsinkt,
Weil er von Dir Gemählinnstreu genüsset.
Mein Libchen, Ach! Ich starr und starr
Ob deiner Perl, auf di ich harr!
Ja, Fräulein, Ja! Es ist, wi du gesagt!
Das Perlchen sei so blos nicht los gewagt.
Di Ursach ist mir ferner unverhohlen:
Doch lasse mich dir, Hertzchen, sein empfohlen.
2. 22.
Bestrahle mich mit deinem Libesaug!
Las fünken aus mit tausend lichten lichtern!
O führe mich, das ich aus Jesus saug!
Du wirst, mein Schatz, mich Dir durch Dich besichtern!
Erwekk in Uns, was dir gefällt!
Gebähre Frucht, di Gott erhellt!
Ich liffre mich! Nihm, Äugchen, meine hand!
Nihm, Libchen, nihm mich selbsten zu dem Pfand!
Ich wil mir ni, was du mir ni wirst wollen:
Aus dir durch dich sei alles mir gequollen.
3. 23.
Wi solt ich nicht in dir sein hochbeflammt?
Ach deine Lib zermalmt den Hertzensmarmel!
Ich war und war zur Abgrundangst verdammt!
Du bringest mich zum hohen Gnadencarmel!
Du brichst des willens demanthärt!
Ich wart und wart auf deiner wärt.
Mein Täubchen, komm! Umschatte stets mein haupt,
Weil Gott der Herr ja dises dir erlaubt.
[143]
Ich jauchtz und jauchtz und lass hinfort mein sorgen!
Genug, das du mein Beistand mir verborgen.
4. 24.
Sih, schätzchen, sih, wi ich im feuer blitz!
Mein antlitz streut zu dir zehntausend funken!
Ich schenke dir zum Anfang solche hitz!
Ein feurig meer wünscht sich in dir versunken!
Mein Lämmchen, komm! mein Engel, eil!
Mein Zukkermund! O pfeill O pfeil!
Ach hohle mich in dich mit schnellster schnell!
Komm, meine Braut! was finster, das erhell!
Ich bleibe dein, du mein, durch alle Zeiten!
Ich weiche nicht in allen Ewikeiten!
5. 25.
Ist dis, mein Schatz, dein ernstbeschlossner Ernst,
So jauchtze ich aufs neu gantz unaussprechbar!
O seelger Tag, in dem du mich recht lernst!
Ich bleibe Braut! Di hochzeit bleibt unschwächbar!
Ich habe dir mich fest verlobt!
Ich bleibe dein, ob alles tobt!
Mein Brautbund ist gesätzt mit solcher schrifft:
Di Stein und Stahl und Demant übertrifft!
Jehova hat durch Jesus uns verbunden:
Ich habe dich, du mich aus Gott gefunden.
6. 26.
Getrost, getrost! Ich werd in allem fall
Bei Leid und Freud um dich in dir nur hausen:
Ich bin und bin, mein schönster, überall,
Und pfleg um dich im innerm Chor zusausen.
Im innerm Chor, das keiner kennt,
Als dem es selbsten zugewendt.
Im innerm Chor, das keines witz ergreifft,
Wo nicht in ihm di neue Menschheit reifft.
Dann wird dadurch di Sternvernunfft verwirret:
Si stösset sich aus sich durch sich beirret.
7. 27.
Trink, Libster, trink! Mein Wasser ist sehr gutt!
Es quillt und quillt vom Bronnen aller Bronnen!
Dein Jesus Christ, der quellt sein geistlich blutt,
[144]
Das sibenmahl höchstheimlichst mitgeronnen.
Imehr du trinkst, imehr entstekkt,
Was meine Libe dir erwekkt!
Nun werd ich dir, du mir imehr vergarnt,
Imehr der Feind vor Uns vil fälschlich warnt.
Wir sind verknüpfft unmöglich aufzulösen!
Stürmt, Teufel, stürmt auf Uns in allen Bösen!
8. 28.
Auf, auf, mein Schatz! Auf, auf zu Gotteswerk!
Auf, auf! Erschein ermuntert anzufahen!
Ich leucht und leucht in deine Feuersstärk!
Wi solte nicht volkomne Gnad Uns nahen?
Selbst Jesus hat Uns ausgerufft,
Belüfftend Uns mit Gotteslufft!
Sein Weinberg ist zur Arbeit Uns bestimmt,
Um dessen Lib er mich in Dir entglimmt.
Komm, Libster, komm! Las uns höchsthurtig pflantzen!
Las um und um vor Falschheit uns umschantzen!
9. 29.
Wolan, mein Lib! Ich habe mich geschürtzt!
Greiff tapffer an! Ich wil dir recht beispringen!
Di Trägheit sei höchststernstig weggestürtzt!
Im Jesusnahm ist unsers thuns gelingen.
Als uns der Schöpffer anfangs schuf,
So war zu seinem Preis der Ruf.
Weil Satan uns in Adam dis verkehrt:
So schneid auf ihn nun unsers Geistes Schwerdt.
Wolan, mein Lib! Las uns, las uns arbeiten!
Las emsiglich, was fruchtlos, hir ausreuten!
10. 30.
Komm, Libster, komm! Las erst zur Kirchen gehn!
Las opffern uns um Hülfstand wahres Beten!
Di Kirche mus in uns gebauet stehn:
Es ist in uns, darein wir eifrig treten.
Das Reich der Gnaden, Schrifft, Natur,
Das hat in uns di beste spur.
Gott Vater selbst gebährt in uns den Sohn:
[145]
Drauf geht der Geist in uns aus Gottes Thron.
Drum lasse uns di Gottes-Kirche bleiben;
Lass Gottesdinst hirinnen ewigst treiben.
Der 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1
1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 8. (38.) Kühlpsalm

Ein fünffaches Pathmisches Kühlgeschenke von Morgen und Mitternacht vor Japhet, Sem, Ham aller Geschlechter, Sprachen, Völker von Abend, Mitternacht, Morgen, Mittag, auf seiner Ostreise mitgebracht, Oder

1. Di grosse Pathmusoffenbahrung mit seinen siben Gemeinen; bei dem leiblichem Pathmus und seinen siben Gemeinen im Geist verzükket gejohannisiret

1.
Pathmus ohne gleich beschönet!
Gib hervor, was dir gelehnet.
Was mein Jesus eingesenkt
Tiffer als di tiffsten flüsse!
Als des Meeres Grundausgüsse!
Mehr als Menschensinn noch denkt!
Lasse di Völker nun schnell erfahren
Gottes des Herren sein Offenbahren,
Das si sich alle davor entsätzen:
Lernen erkennen ihr Hauptverletzen.
2.
Öffne plötzlich di Gemeinen!
Was in ider must erscheinen,
Ide dreimahl sibenfach!
Führe si durch siben Sigel
Auf der siben Geister flügel
Durch drei Thire siben Ach!
Sibenmahl siben wird machen offen
Grössere Dinge, dann Menschen hoffen!
Sibenmahl siben wird alles klähren!
Wunder und wunder uns dargebähren!
3.
Zeige deine sibenflamme,
Siben hörner an dem lamme
[146]
Und der siben Augen klahr!
Wi si sich aus sich entschlossen,
Sibeneinig ausgeflossen,
Bis sich alles ausgebahr!
Lasse posaunen di siben Engel!
Lasse si reden der häupter mängel,
Das sich diselbe vor Zorn erbrechen,
Immer nur schlimmer di kronen schwächen!
4.
Weise uns den Tempel offen
Mit der neuen Ordnung hoffen,
Und der Mutter, hochgestellt!
Gib ihr knäblein, das verzükket,
Und dem Drachen ward entrükket,
Das der Drach von ihm gefällt.
Siben der ewig Evangelisten!
Siben, di siben Phiolen rüsten!
Sind si doch meisten, Gottlob, gekommen!
Lasse si nahmenlich sein vernommen!
5.
Blösse doch di grosse Huhre,
Und entschnüre ihre schnure,
Damit si den Erdkreis bindt!
Blöss ihr zehen, di si fressen,
Und der Buhlschafft gar vergessen,
Das ihr Knäblein AMOR schwindt!
Siben der Berge, da Venus wohnet!
Siben der Printzen, da si bethronet!
Siben der Geister, di si gebohren!
Mutter und Söhnchen sind meist verlohren.
6.
Strahle mit dem grossen König!
(Er verzeucht noch nur ein wenig!)
Mit dem grossem Hochzeitfest!
Mit des güldnen Reiches Tausend,
Das aus sechsen sanfft hersausend!
Mit der menge seiner Gäst.
Lasse Jerusalem uns vorschauen,
Welches Jehovah hat wollen bauen!
[147]
Sind doch di zeiten nun fast verstrichen?
Babel und Fabel auch meist erblichen?
7.
Lehre Anfang, Mittel, Ende
Durch sechs tage höchstbehende
In des Ruhtags Wunderblikk
Von des Schöpffers Wort: Es werde!
Bis: verfalle Welt und Erde!
Als dein gröstes Wunderstükk!
Alles und alles ist hir verschlossen!
Alles und alles hat dich umflossen!
Wunder und Wunder, di hir zuhören,
Welche wi Wasser di Kentnis mehren!
8.
Pathmus, Zeigstdu unter Zeiten
Nicht selbst von den Ewikeiten
Di Vorbildnis wundertif?
Einen Anfang unanfänglich,
Und ein Ende, das unendlich
In sich aus sich durch sich lif!
Siben aus dreien und einem Wesen
Waren, und kommen und sind erlesen!
Geister der Geister vor Gott erhoben!
Alles in allen von unten, oben!
9.
Wilstdu, Pathmus, dich enthüllen?
Meine worte kraffterfüllen?
Sind di Völker schon erschrekkt?
Du beginnst dich erst zuwittern,
Schau, wi alle bebend zittern,
Das ihr falsches sich entdekkt!
Alle di Götter, Triumf! erbleichen,
Welche di Völker Gott wolten gleichen!
Alles entheiligte wil versinken!
Ewig und ewig den Abgrund trinken!
10.
Was uns Adam hat verlohren,
Wird nun endlich neugebohren!
Sions Einheit di erscheint!
[148]
Was verdrükkt, wil triumfiren!
Was verdrükkte, sich entziren,
Heulet, schreiet, klaget, weint!
Seelig und seelig den Abelittern!
Wehe und wehe den Kainnittern!
Jene beseligt ein ewig freuen!
Dise bewehet ein ewig reuen!
2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen-Mittagsegen, zum Lobe des Dreieinigen Gottes, der da war, ist, und kommt, Gott, Gott, Gott

1.
Das walte Gott, Gott Vater †, Sohn †, und Geist †,
In dises Tages Abend-/ Nachtes-/ Morgen-/ Mittagstunden:
Dein heilger nahm alleine sei gepreist,
Das ich den Abend/ Nachttheil/ Morgen/ Mittag neu empfunden,
Drum eile ich mit aller Heilgen Schaar,
Jehovah, dich davor zuloben,
Weil dein der ruhm von unten, oben,
Von nahe, fern, der ist, der kommt, der war.
Jehovah läst mich neu, Triumf! Lobsamen streuen,
Das er di frucht von mir, Triumf! könn ewigst meihen.
2.
Das walte Gott, Gott Vater †, Sohn †, und Geist †,
Der einge Gott und gleich allmächtig:
Aus ihm durch ihn geht alles, was man weist,
Barmhertzig, güttig, lichteinträchtig.
Drum lob ich Gott mit aller Engel rei,
Der Jesum wolt aus uns gebähren
Um sich in uns durchaus-zuklähren.
[149]
Dreieinigst gleich, Jehovah Adonai!
Jehovah! lis mich neu, Triumf! Lobsamen streuen,
Das er di frucht von mir, Triumf! könn ewigst meihen.
3.
Das walte Gott, Gott Vater †, Sohn †, und Geist †,
Gott Vater, der durchs wort uns segnet,
Gott Sohn, von dem des Vatern Licht ausfleust,
Gott heilger Geist, der fridbegegnet.
Gott Abrahams, Gott Isaacs, Jacobs Gott!
Du ewigst HeiligHeiligHeilig!
Dreieinges Ein, das unzertheilig!
Das ward, ist, wird! Mein Heil in Noth und Tod.
Jehovah lasse neu, Triumf! Lobsamen streuen,
Das er di Frucht von mir, Triumf! könn ewigst meihen.
3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag-Morgen- Stundensegen nach allen Virtelstunden, Minuten, Secunden

Gott Vater †, Sohn †, und Geist †, Hilf uns Christglider werden,
Und deinen willen thun im Himmel und auf Erden.
4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

4. Eine allgemeine Sonntags- Montags-Dinsttags- Mittwochs- Donnerstags- Freitags-Sonnabendskühlfrischung in siben dreieinigen allgemeinen güldnen ABC nach den dreien unanfänglichen Anfängen, und siben ewigen Quellgeistern dessen, der da istwarkommt, was er istwarkommt, wi er ist-war-kommt Jehovah Jehovah- Jehovah; zum heiligem Wandel der 168. Wochenstunden und 28. Wochentheilen
1. Das güldne Glaubens ABC des Sonntags

An Gott ist unser Glaub, den Einen, den Dreieinen:
Bei dem in Ewikeit, was war, ist, wird, wil scheinen.
Christ ist des Vatern Lust, sein Einger Sohn, sein wort:
Der heilge Geist geht aus von beiden ewigfort.
Ein Wesen machet drei gleichewig, gleichallmächtig;
Freiflüssend von sich aus dreieinigst, dreieinträchtig.
Gott Vater, Sohn und Geist, ein Schöpffer der Natur:
[150]
Hält sibeneinig alls; dreieinig ist di spur.
In ihm aus ihm durch ihn sind der Dreiengel Reiche:
Kindähnlich ihrem Gott, eh eins sich ward zur leiche.
Lichtledig brennt sein quell, und öffnet zorn und schlund:
Macht Anfang und di zeit, das Gott schuf Erd und Grund.
Nach sich schuf Gott di Welt sibeinig siben tage,
Obsigte seinem grimm, hilt durch sein Licht di Wage:
Pflag Adam voller lib im reinem Paradis,
Qual himmlisch in dem Geist, den er in Adam blis.
Rükkt sich der Mensch von Gott, wil Gottes Sohn ihn lösen,
Sprach sich in Weibessaat, und widerstund dem Bösen:
Trat Satan unter fus; kam täglich, eh er kam,
Volthat dem Gotteszorn, als er das Fleisch annahm:
Wahrschaute alle welt, das er wurd widerkommen
Xgleichend ohne kreutz, wann alles eingenommen:
Yähnlich höchster Pracht, ein Adam, heilignett,
Zeitendend, weil er ist der Zeiten A und Z.

2. Das güldne Propheten ABC des Montags

Am Christjerusalem mus alles stehn verwüstet:
Bebabelt Gottes Schrifft, wi fleisch und blutt gelüstet.
Christ heist manch Antichrist und werden vil verführt:
Di Krige nehmen zu, vil Angstnoth wird verspürt.
Ein Geistchrist ärgert all; ist aller welt verhasset:
Falschheiten sind geehrt, di Lügen blos umfasset.
Gerechtikeit ist aus; di Lib in meisten kalt:
Halb dint man Gott, halb welt durch furcht der Menschgewalt.
Im Heiligthume steht der allergröste greuel:
Kein flihen ist noch da; Gott liben bringet reuel.
Leid, Trübsal, Ach und weh hat sich stets mehr geschürtzt:
Man file gantz von Gott, wonicht di zeit verkürtzt.
Nun ist Christ hir und dar; selbst in der wüst, im zimmer:
Ob seine zukunfft blitzt, wird alles doch nur schlimmer.
Pein finstert Sonn und Mond und alle Himmelsstern:
Qual quillt aus idem Volk, weil Christus nu nicht fern.
[151]
Rekkt dann di haupter auf! Seht, Christus ist erschinen:
Sein Engel erndten schon; si scheiden dürr im grünen.
Traut nicht der sichern Welt, wo ihr di Arche sucht:
Verlasset Sodoms Sonn und des Lothsweibes flucht.
Wacht, wacht, weil Christus kommt, da es mehr keiner meinet:
Xformt euch Jesu nach, und lebt, wi man verneinet.
Y ist das beste Bild: seid nicht im schlaffen fett.
Zeit schleust, was si entschleust: verschleust ihr A und Z.

3. Das güldne Weisen ABC des Dinstags

Ach Sämann, fällt dein sam auf den virfachen Akker!
Befälscht der Feind di saat, di eingeerndtet wakker?
Christsprosst das Gottesreich, wi senffkorn unter kohl?
Durchsäurt der sauerteig drei scheffel mehl sowohl!
Ein schatz macht bald dem feld den finder nachzulauffen!
Fürtrefflich ist di Perl, di sich um alls lis kauffen!
Gemengtes in dem netz entmenget bald sein Zug.
Hab auf den Schalksknecht acht, den selbst trifft eigner trug!
Jerichus Samarit geust öl und wein zur wunden.
Klein ist des reichen scheun, und stirbt in ein paar stunden.
Las noch den Feigenbaum durch dises virdte Jahr!
Mensch aller dreier Ständ! des Abendmahls nihm wahr.
Neunneuntzig und auch neun, und eines, das verlohren!
Oh wird dem Vater neu sein jüngster Sohn gebohren!
Preis hatt in seinem end, der haus hilt ungerecht.
Qual blib dem reichen Mann, der Lazarn schätzte schlecht.
Recht zwingt dem Richter aus der Witwen ernstes flehen.
Scheint dir der zölner falsch, doch solstu dich ansehen.
Taglöhner, zanke nicht, das unser Hausherr gutt!
Verreist und bald beherrscht! Zehn Knechte, seid zur hutt!
Wi widrig reden beid, und wird der Bös ein Thäter?
Xsirt man so den Sohn des Weinbergsherrn, Verräther!
Y dreier Gäst, hab acht, und du, der in der kett!
Zehn Jungfraun! fünffe klug, und fünff ohn A und Z.

[152] 4. Das güldne Schrifftlehr ABC der Mittwoch

Anmerke stets das neun der weh und seelikeiten.
Besaltze dich und leucht zum beispil allen Leuten.
Christfolge innerlich Gesätz und zehenwort.
Durchdringe vollen ernst gottähnlich iden Ort.
Erkenne di gebühr gottfälliger Almosen.
Formtrage keines theils Gott scheinbar libzukosen.
Geistbete, wi Gott wil, und das dir ewig nutz.
Heimstelle alles Gott, und fleuch den eigentrutz.
Jauchtzschreie, wann du dinst höchstheimlichst Gott mit fasten.
Klarmache dir vil schätz im himmel, nicht im kasten.
Lichtleuchte deinem leib, als dir von Gott geschenkt.
Mittheile dich rein Gott, von weltsorg ungekränkt.
Nachtrachte Gottes Reich! Natur wird zugegeben.
O richte keinen ni, weil gleiches mas darneben!
Probprüfe dich zuvor, und such im guttem ruhm.
Quellquille Hunden ni mit Gottes Heiligthum.
Rechtklopffe ernstig stets, bis thür und thor aufgangen.
Stets thue andern dis, was du wilst stets verlangen.
Taglauffe durch di äng, di zu dem Himmel führt.
Verkenne ni den Wolf, den Schafeswolle zirt.
Wohlmerke ides frucht: das gutte bringet guttes.
Xgleiche mit dem thun, wo du bist Christenbluttes.
Yeine Gottsgesätz und meide Satansbett.
Zufelse dein gebäud, das That dein A und Z.

5. Das güldne Bus ABC des Donnerstags

Anschaue leib und seel, ob si zu Gott sich wendet.
Betrachte, wi du wirst als Adam neugeblendet.
Christsinne, was dich doch verkette früh und spat.
Draufdenke, was da war des Judas sein verrath.
Erwige, das der Tod sich stündlich dräut zurächen.
Fürmodle das gericht, und was aldar zusprechen.
Gedenke, welches Bild doch ein Verdammter trägt.
[153]
Hochachte, das di Pein der Höllen sich nicht legt.
Insihe ides lauf auf diser gantzen Erden.
Kundschaffe alles durch und aller lastbeschwerden.
Lehrlerne, was du hast schon ewig dir verschertzt.
Muthmasse, welcher schatz in der Minute stertzt.
Nachgrüble, was so offt in dir mit dir gekämpffet.
Oböffne, was noch itz di reu und Busse dämpffet.
Propfpflantze, was du ächtzst durch Jesu Christ krafft.
Qualquäle, was dir gleich vil neue qual geschafft.
Reuruffe, obschon treu im vollen Ernst entflogen.
Schmertzseufftze, schreie, heul, das du der schuld gewogen.
Thräntraure, ja erschrikk den sündenweg zugehn.
Vernünfftle, das vernunfft dir müsse widerstehn.
Wegschaffe gantz und gar, was dich bisher verführet.
Xlibe stat der wonn, im Christus Kreutz entrühret.
Yähne, reis entzwei di Zorn-höll-fleischeskett.
Zusage mit dem werk, das Bus dein A und Z.

6. Das güldne Lebens ABC des Freitags

Andächtig sei in Gott alleine Gott zuehren,
Behuttsam in der red um Gotteslob zumehren,
Christmässig überall, in worten voller that,
Demüttig sonder gleich nach deines Jesus rath,
Einfältig tauben nach und listiger als schlangen,
Furchthafftig sünd zuthun und stets in furcht gegangen,
Gelassen gantz und gar in seele, geist und hertz,
Hochhoffend stets auf Gott, das aller zweifel stertz,
Inbrünstig im Gebet bei Tag und Nachteszeiten,
Kleinhaltend von dir selbst um nur durch Gott zustreiten,
Libseelig, doch vor Gott, und keines Menschen feind,
Mashabend, nicht zuvil, noch wenig eines Freund,
Natürlich, wi Natur vor Adamsfall gewesen,
Ohnmächtig, als geschöpff, und nicht aus dir genesen,
Preisgebend deinem Gott, dem Preis und Lob gebührt,
[154]
Quellflüssend aus der schos, di dich ins Licht geführt,
Reindenkend, wi du sprichst, von aussen und von innen,
Sanfftmuttig aller Orts, um nichts durch zorn gewinnen,
Treuredlich idermann um deines Vatern Lib,
Vernünfftig, doch aus Gott, von dem der sinnen trib,
Warhafftig, wi der ist, von dem du, mensch, bist worden,
Xgleichend (denn das X entreisst den Kreutzesorden),
Yähnlich, Drei in Eins, im Gottesbilde nett,
Zeitleer an Jesus Brust, der sei dein A und Z.

7. Das güldne Genaden ABC des Sonnabends

Abscheide dich von dir, und allem, was geschaffen.
Bloswarte nur auf Gott, ohn einiges nachaffen.
Christgleiche, wann das Licht durch dich aus dir ausfleust.
Danksage Gott aus Gott, wi Gott sich auch ausgeust.
Erstarre Gott in Gott, ob dir wär alles offen.
Freimache dich von dir und idem eigenhoffen.
Gehorsam hurtiglich in kindlichster begird.
Harthalte dich in dir, nur meinend Gotteszird.
Inlasse nimmermehr des kleinsten Ichts gebähren.
Klahrwerde von dem Klahr, das sich wil ewigst klähren.
Libküsse Jesuslib, di ewig dich libküsst.
Machtzeige solche macht, di dich in Gott versüsst.
Nachfolge stets dem Lamm, ums neue Lid zusingen.
Obopffre völlig dich um blösser einzudringen:
Preisthöne sonder Bild im allernakkstem glaub.
Quellspringe, wi dein Ein, sibeinig ohne raub.
Reinläutre di vernunfft in dir rein unvernünfftig.
Sanfftruhe, das di Ruh der ruhsten ruh zukünfftig.
Treuhalte treuste treu, di dich stets Gott verbindt.
Vereinge blösser dich, als blösse blöss ergründt.
Werkwürke, das kein werk dein werk von innen werke.
[155]
Xkreutze Christo nach in seiner Einfaltstärke.
Ytrage, das du trugst vor Adamsfall und städt.
Zeitende, das dir Gott ein ewig A und Z.
5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes in der Zerbrechung vom falle bis an das Jüngstgericht, in dreien allgemeinen güldnen ABC nach der Achten, neundten, zehnden gestalt der dreianfänge, zur aufschlüssung des Grosgeheimnus der 7. Weltgerichte im Wunder
1. 8. Das güldne Sterbens ABC

Ach Adams fallen bringt den Tod zum Menschgeschlechte,
Bricht unsern leichnam ab vom geist und seelenrechte!
Christ must in Tod und höll, bis Tod und Höll besigt,
Das unser seelgeistleib di Erste Eintracht krigt.
Ein ewigs war di seel, di Uns Gott eingehauchet:
Feur ist ihr eigengrund, der Gotteslichtgeist brauchet.
Geistseelt di seel den leib, so bleibt si Gottessucht:
Haucht voller Dreiheit aus dreieinig Gottesfrucht.
Inlisst di seel ihr selbst, so mus ihr lichtstrahl scheiden,
Kleidt sich mit finsternis, stat freuden folget leiden:
Lernt ewig allzuspät, was eigenwill gebährt,
Mehrt immer ihre straff, imehr si straff aufzehrt.
Nachdem ihr Licht erblich, empfing si saat vom Lichte,
Ob si mit Jesus wil verschlingen ihr Gerichte.
Pflantzt nun di seel in ihr den Lichtessamen fort,
Quellt si in Jesusschos! Der Tod wird nun ihr Port.
Reisst aus di seel den saat, den si vom Christ empfangen,
So wird ihr Tod ein Tod; ihr Leben ist vergangen.
Tödt si den Tod im Tod, so gehet si zur still,
Und wartet voller Ruh der Zeiten volle füll.
Wird ihr der Tod ein Tod, so ists ein ewigs sterben,
[156]
Xgleichen sonder end, ein ewig scham-anfärben:
Yähnlichen in Zwei voll furcht zur Höllenkett,
Zum letztem Scheidensblikk, da Weh ihr A und Z.

2. 9. Das güldne Grab ABC

Alsbald di seel den Leib im sterben hat verlassen,
Bekennt si sich zu dem, was si hir wolt umfassen.
Christ ist der seelenschos, wo si im Christgeist stund:
Di Erde schleust den Leib, weil er aus ihrem grund!
Erstarb der Mensch in furcht und hing am seidnem faden,
Furcht wird di seele noch bis zum gericht beladen:
Geht si im glauben gleich, doch zagt si vor dem greul,
Hochhoffend, doch höchstschwach, ob di genad ihr theil.
Ist si an Gott meist blind aus disem leib geschiden,
Klar ist si kennt sich ni nach toben oder friden.
Lis si di Welt durch straff an eines ziles grimm:
Matt ist ihr warten dann bis an des ziles stimm.
Nahm si der eifer weg im zorne des Propheten,
O schwer ist dann ihr kampff: es kostet theur dis tödten.
Pflag si bald Gott, bald Welt, und ging so schnell dahinn:
Qual kämpfft vor Gott, vor Welt, das höchstzerstreut ihr sinn.
Ris si weg rechtes recht durch öffentlich gesätze;
Starb si durch eigne hand; fil si durch Satansnetze;
Trib si ihr trug zum end, durch was vor plötzlich fall;
Verfil si, als si fil; schwer ist ihr schrekknishall.
Wohl denen, welche gehn zum Jesus gleich ins Wesen!
X denen, di da sind Gespenster, Bökke, Besen!
Y bildet Lib und Zorn, di recht und linke Stätt.
Zeit endet und beginnt des Grabes A und Z.
[157]

3. 10. Das güldne Auferstehungs ABC

Alsbald der zorn entstekkt das sibende gerichte,
Bringt gleich der augenblikk dis alles ins gesichte.
Christ Jesus kommt einher mit seiner Heilgen meng:
Das WERDE scheidet alls zum beidem Gottsgepräng.
Ein ides Element gibt seinen fluch und segen:
Führt seine Todten her aufs göttliche bewegen.
Gutt zeucht sich gleich zum gutt, das bös zu seiner art:
Heil wird zun schaffen strakks, geheul zum bokk gepaart.
Im lichtem Jesusleib stehn lichtgleich alle glider,
Klahrleuchtend, Jesu voll; es gleicht sich Jesus ider.
Lichtsonnend gläntzen dar in Jesus aller werk:
Mit Jesu blutt beströmt, bezirt mit Jesu stärk.
Nun stehn di Lügner dar im Vater aller lügen,
Ohnmächtig, voller schand, mit Lucifersbetrügen:
Peinvoll im Peines-fürst, unendlichgrosser schmach,
Qualschöpffend aus der qual des sibenewigs Ach.
Rechtschrekklich schrekkt das recht di ewigen geschrekkte:
Schrekktrechtlich richt der schrekk di ewigen beflekkte.
Tod, schwefel, leid feuert an di höllischen gewürm:
Verflucht den fluch im fluch im sibenfach gestürm.
Weh steigt mit siben weh in sibenfachen wehen;
Xwehend ohne grund di Abgrundsfinstre seen:
Yähnend Drach und Vih als der fusschemmel stätt
Zum Jesus Thronenthum, der recht nun A und Z.
Der 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[158] Der 9. (39.) Kühlpsalm

Als er den 15 November vom Pathmischem Smyrne auf das Wunder Schif Constantinopel mit seinem Hause zu Segel getreten und den 16 Nov. gleich 147 tage nach seiner ersten Smyrnensankunfft mit der fünffschiffichten Hollandsflotte vom Osten nach Mitternacht abgefahren war; gesungen unter Constantinopels mitnehmen voller geheimnis, zwischen Chios vor Negroponte hinter Jpsera, und den Cicladischen Inseln, Andros, Tenos, Miconos den 20 Nov. 1678.


1.
Gottlob, der Flug ist dar, der da nach Mitternacht,
Nachdem im Morgenland der erste Ruf volbracht!
Constantinopel, Auf! Ich wil mit dir abschiffen,
Weil beigenaht des Lammes fest,
Das dich zur Hochzeit ruffen läst,
Ob aller Welt es bleibt noch etwas unergriffen.
2.
Gottlob, mein pflug ist aus, der mich im Ost gepflügt!
Imehr si mich verdrükkt, imehr ist nun gesigt.
Ich war in tiffster Noth mit ängsten überschwemmet,
Ja in ein meer von leid versenkt:
Doch Gott der Herr hat es gelenkt,
Das ich i stärker ström, i stärker si gehemmet.
3.
Gottlob, ich komme nun von Aufgang hergeeilt!
Was mich sehr hoch bestürtzt, ist meist hinweg gepfeilt.
Der kühle Osttau fleust zum frischem Nordenwasser,
Das weisse Blei zum rothen Stahl
Bis si di Jungfraw allzumahl
Mit güldnen wangen küsst als Freunde, nicht als Hasser.
4.
Gottlob, ich sehe schon im Nordenlöwensarm
Den halben silbermond! Wi, wird er Sonnenwarm?
Er wächst und wächset voll? Sih, wi er prächtig leuchtet
Im allerreinstem Christenthum,
Zu des dreieingen Gottes ruhm,
Das wahrer Kühlzeittau den matten Jacob feuchtet.
5.
Gottlob, das ich erfrischt di Nordreis itz zuthun,
Ob gröste schuld auf mich unschuldig dort wird ruhn!
[159]
Ich reis und reise hin, verspotte noch den Drachen,
Und seiner falschen Winde stärk.
Ich eil im rechtem ernst ins werk:
Jehovah rettet mich aus dessen Feuerrachen.
6.
Gottlob, das Gott vollendt, was Gott einst zugesagt,
Und in der finsternis so überherrlich tagt!
Gott sprach und es erscheint! Gott rif und er ist kommen!
Gott hilft, und es ging eilends fort!
Als Sodom war im glükkesport,
So hatte himmelfeur schon Sodom eingenommen.
7.
Gottlob, der Flug wird dar, der da nach Mitternacht,
Nachdem im Morgenland der erste Ruf volbracht!
Constantinopel, Auf! Du wilst mit mir abschiffen,
Weil beigenaht des Lammes fest,
Das dich zur Hochzeit ruffen läst,
Ob aller Welt es blib und bleibt noch unergriffen.
Der 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 10. (40.) Kühlpsalm

Als er betrachtete des Babylonischen Antichristenthums Athenienser, Apollonssöhne und Delosfreunde, in ankerung zwischen Athen und Icaria vor der Insel Myconos an Delos, unsers Alepischsyrischen Schiffs wartende; gesungen vor Delos, zum ewigen andenken, den 24 Nov. 1678.


1.
Athenienser, Auf, und di ihr Delos ehrt,
Das den Apollo zeugt!
Von seinen Musen jauchtzt und tausend Götzen lehrt,
Vor denen ihr euch beugt!
Di ihr ein fremdes feur zum Christusopffer bringet,
Und unter Baal den wahren Gott bedint!
Athenienser, merkt, was meine lippe singet,
Di eur Athen vor Delos gantz entgrünt!
Babel schlug Abel um den Bel:
Babel schlägt Abel durch das El.
[160] 2.
Durchausverblendtes Volk! Wi hastdu heut verkehrt
Das wahre Christenthum?
Mein Jesus naht und naht, der dich im Zorn aufzehrt,
Und rächet seinen ruhm!
Dich stürtzt dein Aberglaub in Schwefelpfuhl der höllen,
Darinnen di Apollonssöhne gros!
Dann wirstdu der Minerv Quinquatria darstellen
Als Ganymed in deiner Jovisschos!
Babel schlug Abel um den Bel:
Babel schlägt Abel durch das El.
3.
Der heilge Paulus ward recht über dich ergrimmt,
Als dich sein Geist erschaut!
Eliasfeuer ist zu deiner straff entglimmt,
Weil Christo vor dir graut!
Kein heidnisch Götze solt aus unserm Munde schallen,
Und gantz ihr nahm Uns bleiben unbewust:
Nun wil der Christenheit, was heidnisch, nur gefallen;
Di Götzen sind der Christen Kunst und Lust.
Babel schlug Abel um den Bel:
Babel schlägt Abel durch das El.
4.
Wi, seh ich, wi Athen dis Christathen verflucht
Vor Jesus Richterthron?
Es schreit: Was hastdu mich um Weisheit untersucht,
Als du kantst Gottes Sohn?
Nun wird weit träglicher mit mir, als dir, gehandelt,
Weil ich bald komm in Sems Genadenhütt:
Du hast, verfluchte, dich zum Sodom selbst verwandelt,
Verdarbest mich und dich und dein gemütt.
Babel schlug Abel um den Bel:
Babel schlägt Abel durch das El.
5.
Athenienser, seufftzt, das euch Athen nicht kennt,
Und eur Athene hasst!
Ihr seid von Gott und euch und der Natur verrennt!
Was habt ihr Ach! umfasst!
Athen hat aus Natur vil Kunst und Witz ersonnen:
[161]
Di Heidenwelt mit solchem mild betheilt.
Ihr Christathene seid vom Abgrund hergeronnen!
Was wunder, das ihr nun zur Mutter eilt?
Babel schlug Abel um den Bel:
Babel schlägt Abel durch das El.

Zweiter Theil,

Darinnen er den Atheniensern beisätzte di Babylonischen Cretenser, Rhodiser, Cypriten, als er nach fünfftagichtem Delos verbleiben den 27 Nov. aufbrechend, nicht weit von Pathmus, Naxos, Pais, und andere Archipelagische Insuln vorbei; vor Melos bei Argentera, zwischen Peloponesus, Rhodus vor Cyprus und Creta, den 28 Nov. ankerte; zu

Melos den 8. Dec. 1678.

1. 6.
Zeuskinder, di ihr habt mit eures Vatern grufft
Gantz Creten auch zugleich,
Nicht nur den Labyrinth, und was vom Dädaln rufft,
Gesätzt ins Christus Reich!
Di ihr den Christen seid nur lauter Minotaure,
Der Römischen Pasiphaën geschlecht!
Es kommt kein Theseus nur, der Ariadnisch laure:
Gott selber läst ergehen nun sein Recht.
Babel schlug Abel um den Bel:
Babel schlägt Abel durch das El.
2. 7.
Cretenser, gantz verirrt! Cypriten, voller trug!
Der Babelfabel Stamm!
Ihr flügt mit Lucifer den grösten Narrheitsflug!
Verlasset Gottes Lamm!
Ihr prahlt als Venus prahlt, als stoltze Sonncolossen,
Weil Rhodus euch mit Cyprus nahverwand.
Wolan, ihr stürtzt ins meer, das euch so rings umflossen!
Wi stoltze? So entstoltzt? entbildert? voller schand?
Babel schlug Abel um den Bel:
Babel schlägt Abel durch das El.
[162] 3. 8.
Höhrt, Academien, da Jupiter belobt
Mit seiner Götzenschafft!
Wi lange schnaubet ihr? Was ists, das ihr vil tobt?
Aus wem ist eure krafft?
Der Teufel spottet eur; er hat euch hochbetrogen!
Ihr bleibet sein, wo ihr so länger bleibt!
Was Gott der Herr verwarff, hat Satan zugewogen,
Bis eur Athen stat Christusschul erkleibt!
Babel schlug Abel um den Bel:
Babel schlägt Abel durch das El.
4. 9.
Phui, Academische, das ihr stat Gottesnahm
Des Kains und Hams gebraucht!
Lernt, das eur Göttervolk fast meist aus beiden kam,
Als ihnen ward geraucht.
Gott his euch Jupiter. Drum lis auch Gott geschehen,
Das Zeus euch half, der Duppelteufel Haupt!
Phy, Pallas! Venus, phy! Phy, allem Götzenflehen!
Weh euch! weh, weh, nun Gott di Götter laubt!
Babel schlug Abel um den Bel:
Babel schlägt Abel durch das El.
5. 10.
Athenienser, heult, di weh und weh beweht,
Das ihr bei Zeus bald wohnt!
Apolloniter, schaut, wi ihr beim Teufel steht,
Der euch eur opffern lohnt!
Küsst eure Pallas doch aus Zeusgehirn erbohren!
Halbgötter! Wi? welch weh und Achgeschrei?
Ihr seufftzt, und seufftzt umsonst, nachdem ihr euch verlohren.
Höhrt, Christathen! euch wartet Reu und Rei!
Babel schlug Abel um den Bel:
Babel schlägt Abel durch das El.
Der 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[163] Der 11. (41.) Kühlpsalm

Über das geistliche Calvarien des achten Romes, als das Schif Calvaria durch hart Wetter und des Ankertaues brechung, den 12 Dec. frühmorgens vor Melos ans Schif Constantinopel gefährlich trib, mit beider beschädigung und unsers sterksten Ankers zerstükkung, in tiffester Nachsinnung, di Constantinopel mit seiner Gefahr vor Tessel, und Calvaria mit seiner Verseilung vor Tessel bekräfftiget, gesungen vor Melos drauf am 4 und 5 Tag, den 15 und 16 Dec. 1678.


1.
Calvaria, du Wunderort!
Ich werd erwekkt in unserm Port
Von dir di sait, aus Gott geregt, zustimmen!
Drum auf mein Geist! Du solst den Berg beklimmen!
Den Berg, da Jesus angehängt,
Den zweien schächern eingemengt!
Darauf aufs neu durch treu im Grab erbohren,
Das Adam hart auf ewigst uns verlohren.
Auf, Seelewig! Beginn ihn aufzusteigen!
Di Libe wird dir Weg und steg anzeigen.
2.
Wahr ists, es kommt dem fleische schwer
Zufolgen dises Bergs begehr,
Der uns doch mag mehr als gewünscht erhöhen!
Was, Schaut man hir nur lauter Kreutze stehen?
Si sind vor di, di Jesus übt,
Und derer hertzen er sich gibt.
Di weit wil noch das Christuskreutzen spilen,
Und ihren Zorn an Christusglidern kühlen.
O Seelewig! Wer Jesus Libe schmekket,
Der wird, wi er, am Kreutzberg heut gerekket.
3.
Wi, Menschen? Ist der Berg so gros?
So breit? So weit? So längelos?
Er wil und wil di Erdenkugel füllen!
Drum mocht ihn vor Jerusalem nicht stillen.
Welch kreutzigen? Was Henkerschaar?
[164]
Es wächst und wächst di Christgefahr!
Sind Christen dis, di Christum dort ausführen?
Ihn tausendfach und tausendfach entziren?
Ach Seelewig! So Christen solches treiben,
Was meinstu, sol vor Christusvolk bekleiben?
4.
Weh, Christen, weh! Seid ihr verblendt!
Wird Christus so von euch geschändt?
Verspeit? verlacht? gequält? ans kreutz geschlagen?
Was werdet ihr vor seinem Richtstuhl sagen?
Ist dis der lohn vor seine gütt?
Seid, Mörder, ihr noch Christgeblütt?
Was, wolt ihr noch als Christusjünger gleissen,
Di Christum selbst zum kreutzen täglich reissen?
Ja Seelewig! Si sind, wi Kain, entsprossen:
Von Judasart, der Juden Bundgenossen.
5.
Was wittert sich dort an der grufft?
Welch volk? was ists? Es rufft und rufft!
Zwar Christus ward einst, Ach! von uns gekreutzet,
Als uns darzu di Knechtsgestalt verreitzet.
Er trug und trug mit uns gedult,
Und bat zu Gott vor unsre Schuld.
Heut kreutzt dis volk den Christusgeist und leben;
Begeht di Sund, di ewig ni vergeben.
Drum Seelewig! Si sind nicht uns zugleichen,
Ihr Babel wird auch schrekklicher erbleichen.
6.
Weh, Christusmörder, vor dem schall!
Weh, Kaine, di ihr überall
Durchs Christenthum nur schädelstädte gründet,
Das Christ nur Kreutz und gräber täglich findet!
Weh dir, dreifaches Erdenhaupt!
Weh, achtes Rom, das sich selbst laubt!
[165]
Spilt, Römsche, spilt das Christuskreutzabscheiden!
Eilt, Mörder, eilt! Nach leiden folgen freuden.
Lern, Seelewig! Vor must er Salem röthen;
Nun wil den Geist der gantze Weltkreis tödten.
7.
Wi wird mir? was? welch volk erscheint,
Das völlig sich unschuldig meint?
Er spricht: verdammt man unsre Heilikeiten?
Wer wil von uns den Christusgeist bestreiten?
Wann haben wir den Christ geschaut?
Verfolgt? gekreutzt? vor ihm gegraut?
Wir grössern ihn und seine Heilge prächtig!
Sein Reich wird reich, und ni durch uns unmächtig.
Weg, Seelewig! Sonst solstdu strakks erfahren,
Das wir vor dich noch Kreutze satt verwahren.
8.
Scheinheilges volk! so hoch gefärbt!
Du bist es ni, das Christum sterbt!
Wer solte doch mit fuge dich verdammen?
Du brennest traun, wi Eis, in Christusflammen.
Was? hastdu Christusgeist verdrükkt?
Wer hat augblikklich ihn entschmükkt.
Wi, meinestu, das falsch mit dir gehandelt,
Weil Christus einst persönlich nur gewandelt.
So Seelewig? Wann Christus noch ni kommen,
Wi wär er neu an Golgatha vernommen?
9.
Wer Christum folgt aus hertzensgrund,
Dem wird der Christusgeist auch kund.
Der Vater wird in ihm den Sohn gebähren:
Der heilge Geist aus beiden sich verklähren.
Als dann empfängt der Mensch vil stärk
Von Gott dem Herrn zu Gotteswerk:
Der Tröster wil durch ihn den Weltkreis schelten;
Er prophetirt, wi Gott ihm wird abgelten.
Wohl, Seelewig! Was wilstdu neu vernehmen?
Zum Kreutz, zum Kreutz! Sol diser uns vil grämen!
[166] 10.
So bald erfolgt di Christgeburt
In uns bis an di Lebensfurt,
Wi Gabriel verkündiget Marien,
So mus zugleich vor ihm Elias blühen.
Der Simeon der singt vom frid,
Und Hanna stimmt ein gleiches lid.
Heroden bringt der Magen ankunfft zittern,
Das noth und Tod beginnt in uns zuwittern.
Traun, Seelewig! Das Kind fleucht nach Egypten:
Es sucht in uns di höhlen tiffster Crypten.
11.
Wird Jesus, der in uns erst jung,
Verfolget schon von aller zung,
Wi solten si mit ernst nicht ihn anlauffen,
Nachdem Johann ihn wird zum Christus tauffen?
Der neue Adam ligt zur wag,
Wi Adam vor, di virtzig tag,
Er würkt und würkt durch virtzig Monden wunder:
Streut funken aus, di fängt ein fähzig Zunder.
Sih, Seelewig! Der Kreutzberg wird ihn haben,
Den leib und Schlaf durch virtzig Uhrn begraben.
12.
Wi? kennstdu nicht das Gottes Lamm,
Dreifacher Kain, im Abelsstamm?
Des Brudern blutt ist längst zu Gott geflossen,
Und kommt auf dich höchstschrekklich abgeschossen.
Calvaria gab mit der füll
Des Zeichens und Vorbildes hüll:
Dann Christus ward im Abel erst bezeichet,
Von der figur des Isaaks voll erreichet.
Höhr, Seelewig! So vil im Märterorden:
So offt ist auch dein Christ gekreutzigt worden.
13.
Weh, rother Drach, Justinian!
Was hastdu Christus angethan?
Weh, Pabst, der stets Löwpardelbärisch wüttet!
[167]
Weh, Lammdrach, weh, dein Klöster ausgebrüttet!
Weh, Romes Rom, der völker Schatz!
Der dreien Academisch Platz!
So offt du hassst um Christuswarheit einen,
Wird Christusgeist gekreutzigt in den seinen.
Merk, Seelewig! Was über uns si schreien!
Si wünschen uns der beiden zeugen reien.
14.
Calvaria trib auf mein Schif,
Als es auf uns entankert lif:
Der Anker must ob solchem sturm sich stükken;
Jehovah wolt uns gnädig noch entrükken.
Wahr ists, das Babel uns zudenkt
Calvarien, und täglich kränkt:
Ihr Mordschlus dräut den Anker zuzerstöhren,
Nun Stampold wil nur Christo zugehöhren.
Doch, Seelewig! Der Adler wird entflügelt:
Calvaria versigelt und entsigelt.
15.
Jehovah, Komm! Jehovah, Rett
Neu Jesum aus der Schädelstädt!
Las Christi Geist nicht länger sein entgeistert!
Der Antichrist sei endlich selbst entmeistert!
Las Christi Geist aufstehn in Macht,
Das alles werd uns widerbracht!
Calvaria schlos Christum virtzig stunden:
Des virtzig Jahr, wohl virtzigmahl empfunden.
Auf, Seelewig! Nun schlüsse Lipp und klagen!
Nach solchem Schwartz mus endlich herrlich tagen.
Der 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[168] Der 12. (42.) Kühlpsalm

Über das geistliche Egypten, und dessen anstehende Ausführung nach Jerusalem, durch erinnerung des vor ihm so nah ligenden Egyptens und Jerusalem, nach des 18 Decembers aufbruch von Melos; in hochwichtigen Gedanken, erfahrungen, Figuren unter den hin- und hertreibungen auf dem Cretischem Meere, Africanische Küste, Sicilische Küste, bei dem Berg Etna, Maltesische Küste, bei Pantalaria, Moritino, angestimmet den 24 Dec. 1678. und 12. 13. 14. 15. 18. 19 Jenn. 1679. in siben tagen zur bezeichnis der sibenjährigen Egyptischen grossen und kleinen umtreibungen sowohl seiner als der Christenheit.


1.
Egypten, wi? Du hast mich mir entrührt!
Dein glantz wird neu, weil du so nah verspürt!
Ich seh in Joseph Jacobs Pracht!
Sein volk, wi es geehrt und schmacht!
Den Moses aus dem strom und nach der flucht sein blühen!
Zehn wunder thun! Des Pharons trutz vertränkt!
Das Israel di wüst um zehen fäll umzihen!
Sein Nachgeschlecht nach Gottes Recht beschenkt!
Mein David harfft! Sein weiser Sohn der bauet!
Verwundern wird bei aller welt geschauet.
2.
So ists! das alt empfängt ein neugewand:
Das neue wird im alten vorbekand.
Egypten gräntzt nicht nur am Nil:
So weit di welt, geht auch sein Zil.
Halt inn, Vernunfft, halt inn! Umsonst wird es vereinet!
Halt deinen witz, den Aberwitz, im zaum!
Was Sonnenhell in Uns aus Jesus sonnenscheinet,
Ist, Blindling, dir noch kaum ein schattentraum:
Pharonisirst im Anfang, Mittel, Ende!
Verstokkest dich. Aus dir ist deine Blende.
3.
Der Joseph träumt, was aus Jehovah laufft.
Neidbrüder, schlüsst: der Träumer sei verkaufft!
Weg, Tichter, weg, der herrschafft schnaubt!
Er sei ein sklav, nicht unser Haupt!
Gebt nach Egypten ihn! Erfüllt, was zuerfüllen!
Nehmt seinen Rokk! Lügt, was ihr hättet gern!
[169]
Jehovah leitet ihn um Jesus Vorbilds willen:
Es beugen sich ihm Sonne, Monde, Stern.
Sein Unschuld bleibt ein wunder aller zungen:
Durch Gott ist ihm zur Gottesehr gelungen.
4.
Was Abraham im Glauben vorgesehn,
Und Isaac sprach, wil Israeln anwehn.
Sein Joseph, den er schmertzlich klagt,
Wird als Egyptens Herr gesagt!
Er siht und siht den hauf, mit dem er abzuhohlen!
Das leid wird freud! Sein Geist ist recht erwekkt!
Nun wil er der Natur den leichnam fröhlich zohlen,
Wann er umhalst, der ihm so lang lang verstekkt.
Er eilt und eilt zum Josephs holdempfangen!
Des höchsten werk wil safft und krafft erlangen.
5.
Der Esau seufftzt, als das Egypten weint,
Um Jacobs grab und sein verlust erscheint.
Er merkt und merkt, was er verschertzt!
Vergebenst nun, das ihm es schmertzt!
Auch Josephs Brüdereilf erfüllt recht di Gesichter,
Als es voll furcht fusfällig gnade sucht!
Mein Joseph tröstet si, ist Vater, nicht ihr Richter!
Sein Elend trägt ihm tausendfache frucht.
Er offenbahrt, was ihnen einst begegnet:
Stirbt Ehrensatt, vor Gott und welt gesegnet.
6.
Egypten, wi? Ach wirstdu Jacobs müd!
Es schlimmert sich nun stets von Glid zu Glid!
Imehr Gott Israel vermehrt,
I minder wird es stets geehrt!
Was, neue Könige? Ist Joseph schon vergessen?
Wird Israel stat Sklaven nun gebraucht?
Si werden unterdrükkt, und knechten gleich besessen!
Seht, wi vor Gott ihr Angstgebete raucht!
Wi sind, Triumf! di zeiten meist verflossen,
Di Gott der Herr zur dinstbarkeit beschlossen?
[170] 7.
Ihr Heiland wird, den Gott versprach, erzeugt!
Gefährlikeit, di sich zu ihnen neigt!
Ach Pharao hat dis erkand,
Das um dis Kind er alle bannt!
Si werfen jämmerlich ins wasser junge knaben:
Doch Gottesschlus, der mus im flus bestehn.
Vom wasser kommt sein nahm! Er wird zu Hof erhaben,
Der vor dem Heer als Gottesfürst sol gehn.
Di Tochter selbst des Königs ist bewogen,
Das Moses wird (O wunder!) aufgezogen.
8.
Vom Gottesgeist ist Moses höchstbewegt:
Vil hofnung wird bei Israel erregt.
Di rettung ist schon nah am Port.
Ach leider Ach! wi? ist si fort?
Ach Moses wolte selbst zum Retter sich einstellen,
Weil ihn ja Gott zum Retter vor erwehlt!
Allein er fleucht und fleucht! der König wil ihn fällen!
Di Hofnung hat nun ihm und uns gefehlt.
Der Israel als Hauptmann solt ausführen,
Der muste selbst sich aus dem land verlihren.
9.
Ach Jammer Ach! Ist alles umgekehrt?
Man hoffte Ruh, nun wird man erst beschwert,
Ob nichts als von erlösung schallt
An idem platz, dahin man wallt?
Jehovah sprach schon längst, das seine stunde kommen!
Sein Jahr sei dar! Di zeiten gänzlich A.U.S!
I fester mans geglaubt, i minder wirds vernommen!
Egypten höhnt! Saugt schertz- und spottung draus!
Auf Israel! Wann Moses gantz verlohren,
Kommt Moses schnell, zum Moses erst erkohren.
10.
Egypten bebt vor Moses Heldenmutt:
Eiskalt umfällt bald Pharons glutt und blutt!
Er dacht, es ist der alte klang,
Der alte thon und schrekkgesang!
Ach er befihlt im Zorn zuduppeln last und zigel!
[171]
Selbst Israel erschrikkt ob solcher härt!
Recht, recht, mein Pharao! du flügelst unsre flügel!
Du bindest dir di Noth und Todesgert!
Wann zehenmahl Jehovah dich geschlagen,
So bleibestdu im Meer mit Heer und Wagen.
11.
Des Pharons fall wird Moses Lobespsalm:
Und Israels erquikkungsvoller Qualm.
Es ist ein schertz der Pharons Krig:
Gott wird gerühmt vor solchen sig.
Gepreiset. Aber wi? was höhr ich? Ich erzitter!
Murrt Israel, das es Ägypten lis?
Es rufft nach fleisch und Brod! di wasser sind zu bitter!
Itz mangelt alls! Nichts ist, wi Moses pris.
Si meinen strakks di Länder einzunehmen:
Nun sollen si zuvor sich Gott bequemen.
12.
Elendes volk! du kennst nicht Gottes Werk!
Gelassenheit ist eintzig deine stärk!
Vernunfft hat Pharaon gesterbt,
Di er vom Adam angeerbt.
Wo du dich selbsten führst, wird Gottesführung weichen:
Du bist dein Feind, der dir dein Kleinoth raubt.
Natur hat mehr nicht platz; was sichtbar, wird erbleichen:
Folg Abraham, der unvernünfftig glaubt.
GottGott ist Gott: Er frisst dich, wilstdu toben.
Nur Einfalt sigt im zehen seiner proben.
13.
Ach Brüder ach! Verlasst di eigne köpff!
Gehorchet Gott! Ihr seid ja sein geschöpff!
Folgt kindisch, folgt der Wolkenseul!
O habt an Pharons straff kein theil!
Rufft nach Egypten nicht, aus dem euch Gott geleitet!
Verzögert ihr doch selbst di Gotteshand.
Was murmeln? Welch geschrei? Gott höhrts, der euch begleitet!
Ihr selbst verlihrt das Milch- und Honigland!
Ach Brüder Ach! Wo ihr gehorsam wägert,
So hat euch rings gerechte Straff umlägert.
[172] 14.
Ihr sprechet wohl: was Gott redt, wolln wir thun:
Im HerrnHerrnHerrn sei eintzig unser ruhn.
Drum thut der Herr sich allen kund
Durch zehn Gebot aus seinem Mund.
Sein donnern, plitzen, Rauch, sein thönen, sein trompeten,
Bringt schrekknis euch und furcht vor Gottesgrimm.
O Moses rede uns! (rufft ihr) Gott möcht uns tödten:
Wir wollen gern gehorchen deiner stimm.
Zum zeugnis hat mit Bundblutt er gesprenget,
Das ihr mit Gott, nicht Menschen, eingemenget.
15.
Der Moses bringt zum Herrn den Bundsvertrag:
Bleibt auf dem Berg bewolket virtzig tag.
Wi wird vergöttert dort ein Kalb?
Bundbrüchig Volk! Unsinnig halb!
Sind deine Götter dis? dein Retter? Moses bürget!
Er söhnt und söhnt, bis Gott sich eur erbarmt,
Ihr saufft den Goldgötz ein! Drei tausend, di er würget!
Er söhnt und söhnt, bis Gott euch neu bearmt!
Selbst Moses wünscht, ehr ihr sollt sein vertilget,
Weit eher sich im Gottesbuch entlilget.
16.
Der Moses stifft gebotnes Heiligthum,
Darinnen Gott verherrlicht seinen ruhm,
Bekräfftigend vorm gantzem Kreis,
Das Israel auf seiner Reis.
Halt inn, beid Arons söhn! Eur napf brennt fremd im feuer!
Eur Räuchwerk ist aus Kaines Opfferung!
Wi? Seid ihr selbst befeurt? Ihr kauft den frevel theuer!
Eur Vater darf nicht traurn ob disen schlung.
Bring, Israel, nichts fremdes zu dem Tempel:
Folg eintzig Gott. Zu dem ist dis Exempel.
17.
Welch seufftzen? Ach! was ist nun wider schuld?
Im gantzem volk entstehet ungedult,
Es lüstert Kürbis, Fleisch und Fisch!
Nicht Gottes, nur Egyptens tisch.
[173]
Di Gottesrach wird, ach! vil eusre leger lodern!
Ja bängnis neigt gewaltsam Moses hertz!
Er seufftzt durch solche last und wil gehorsam fodern!
Was hilfts, Gott gibts. Doch wächset schmertz aus schmertz.
Es füllen nun vil tausend di lustgräber:
Doch werden, ach! von andern widerstreber.
18.
Man zanket erst um längstgeschehne ding!
Um Moses Eh, di er von Gott empfing!
Gott redt durch si, nicht Mosen blos:
Fast ider ist, wi Moses, gros.
Das volk quält Mosen arg, noch ärger di geschwister,
Das er sich ernst den höchstgeplagten nennt!
Einsprachen, Bilder, träum und was in dem Register
Wird wesenheit gleichgültig stoltz erkennt!
Naht, Stoltze, naht zum Centrum euch geschwätzig!
So werdt ihr recht mit Miriam aussätzig.
19.
Wi Israel? welch aufruhr? ich erstarr?
Es schreit, es heult: ach erdreich! ach verscharr!
Ist dis, das wir bisher erlebt?
Das wir alhir so um geschwebt?
Weint, Kinder! Ihr seid Raub. Weint, Mütter! Weint, ihr Weiber!
Di Risen sind im Land uns vil zu stark.
Ach Moses! Aron ach! was waret ihr vor Treiber?
Ihr mergelt ab uns leben, bein und Mark!
Lasst, Brüder, lasst uns nach Ägypten zihen!
Werfft auf ein haupt! Wir wollen rükkwarts flihen!
20.
O Moses ligt mit Aron auf der Erd!
Zwei widerstehn: man schätzt si Todes werth.
Ach aber! Gottes Majestät
Verwirffet alle, di geschmäht,
Und zehnmahl ihn versucht, den Tod gewünschet gestern!
Auf virtzig Jahr wird Gotteswerk verlängt.
[174]
So folgt gerechte straff auf ihr zehnfaches lästern!
Was si gewünscht, hat iden ernst bedrängt.
So fallen hin, di Wüster als di Wüsten,
Und gegen Gott zureden sich gelüsten.
21.
Halsstarrig volk! halstarriger im Zorn!
Verwegener, als es enthornt sein horn!
Leichtfertiger durch Straff und Rutt!
Si fahren hin, wi eine flutt!
Si sind selbst Gottes Volk! Gleich Mosen, Aron heilig!
Si sind, wi er! Gott hat si ausgerufft!
Was bildt sich Moses ein? Ist opffern Gott nachtheilig?
Ihr machts zuvil! Du nimmst uns Gott und lufft!
Dis sprechen si. Si grössern Moses bürde
Und eigne straff, nicht Gottesfurcht und würde.
22.
Noch mehr? Ach ja! was ists? Di Korahsrott
Schertzt Mosen selbst, beginnt mit ihm nur spott!
Wi fein im Milch und Honigplatz?
Wi herrlich nun? O grosser Schatzt!
Schön äkker, Erbe, Berg! ja herrsche noch als König!
Egypten war, da Milch und Honig flos.
Ja, ja! Ermorde uns, wo alles noch zuwenig!
Verleiter! Bau Lufftschlösser sinnenlos!
Ach narr uns mehr, wi du uns eingenommen!
Nein, nein: man merkts! Du wirst uns nicht bekommen!
23.
Verstokktes volk! beteufelt, närrischkühn!
Hat Moses dis vor gutthat zum gewin!
Ihr werdt durch euch zum höllgestib,
Nun ihr entlibet seine lib.
Durch seine vorbitt hat eur leben er behalten!
Weh euch, weh, weh! Er eifert voller grund!
Sein fluch zerberstet alls! Di Erde wil sich spalten!
Der hauffen ist verschlukkt durch ihren Mund!
Di flamm entflammt das volk mit Opfferpfannen!
Gantz Israel entfleucht und zeucht von dannen.
24.
Was neues? Ach! Ist alles Volk verrennt?
Es murrt und murrt, das Gottes Volk verbrennt!
[175]
Weh euch, weh, weh! Gott wil euch, Rest,
Verschlukken schnell mit schnellster Pest!
Lauf Aron! Aron lauf, eh alle aufgeschlungen!
Beräucher es, das es vor Gott versöhnt!
Virzehentausend sind dem leben abgedrungen:
Euch andern ist der adem noch gelehnt.
Der Aronsstab trägt mandeln ihm zum zeugnis;
Euch übrigen zur bessern demuttbeugnis.
25.
Hartnekkig Volk! wird nun dein Steinhertz wachs,
Als splittervoll des Lebensrades achs?
Gehorsam war eur Reisgewerb.
Was hadert ihr um solche herb?
Egyptens frücht und wein! und äpffel der Granaten!
Ihr selbsten habt den mangel euch gepflanzt!
Es wär eur Ausgang euch durch Gott nach wunsch gerathen,
So gehts, wann man um eigne Götzen tantzt.
Eur hertzensfels macht Mosen zweifelmüttig:
Gott strafft ihn auch, ob er ihm noch so güttig.
26.
Das volk wird neu verdrossen auf dem weg!
Es reiset nur unwillig alle steg!
Redt wider Gott und seinen knecht!
Gantz unrecht ist ihm Gottes-recht!
Es fodert Rechenschafft, warum es ausgetriben?
Sein fallen war ja Gott längst vorbewust!
Auch ewigst besser wär Egyptisch sein gebliben,
Als ekkelvoll bei loser Himmelskost!
Ihr lästern wird, mit dem si Gott gestochen,
Durch feurgen bis der Schlangen höchstgerochen.
27.
Als erst das Volk bei fremder gräntze streifft,
Geschihts, das es an Gott sich grob vergreifft,
Der Balak folgt dem Bileam:
Verlokkt das Volk, das Gott zukam.
Er ladet es zu gast zur Opffern seines Götzen:
[176]
Di Töchter sind anstat des vogelleim:
Si kleben beiden an ihr leben zuverletzen,
Abgötteret durch fremden Honigseim.
Sündhafftig volk, das noch vom Goldkalb trunken!
So hoch bestrafft und doch so strakks versunken!
28.
Jehovah zörnt! sein Eifer eifert streng!
Er wil, das man di oben ihm aufhäng!
Di obern, di das volk verreitzt,
Am wollustmeere vorgekreutzt!
Di grosse bosheit wächst, das einer ihrer Fürsten
Vor Mosen selbst mit fremder Fürstinn buhlt:
Doch fängt noch einer an nach Gottesehr zudürsten,
Dadurch di straf aus Israel gespuhlt.
Ach grosse zahl, di allzumahl bezahlet,
Was fremdes Volk so süs ihm vorgemahlet!
29.
Di Gottesrach ist mit vil Ach betraurt,
Als virtzig Jahr si Israel bemaurt.
Di virtzig Jahre sind erfüllt:
Der Gotteseifer ist gestillt.
Si sind, si sind im grab di groben übelthäter:
Kein wort ist leer. Kein Ort ist unbesätzt.
So vil sind männer nun, als vormahls waren Väter,
Das Mosen auch dis zweite volk ergetzt.
Allein er mus den Josua beruffen,
Weil nun sein gang durch unerfahrne stuffen.
30.
Mein Moses, ach! wi ist mir? Er verleuhrt
Sich weg und weg! Sein Amt wird nun betheurt!
Sein wundergrab, sein wundersarch
Ist eine rechte wunderarch.
Der Grosfürst Michael mus um den leichnam zanken,
Als Satanas verwesungsrecht verlangt:
Alleine Moses feur ist theur aus heilgen schranken,
Das noch sein Leib im grosgeheimnis prangt.
[177]
Noch Henoch würkt mit Mosen und Elien,
Bis Babel wird im grundfeur feurig glühen.
31.
Auf, Josua! Auf, auf! di sigzeit eilt!
Der stoltze flus des Jordans wird zertheilt!
Zeuch durch, zeuch durch, du starker Held!
Dein Feind erbebt! Er räumt das feld!
Jerichons Maurn entmaurn in deines umgangs siben!
Fall in mein Volk! Nur Rahab sei verschont!
Was Achan? raubestdu? drum wird dein volk vertriben.
Dein volk hat dich, wi du verdinst, belohnt.
Zeuch durch, mein Fürst! Dir kömmt zu stetes Sigen!
Es sei kein Ai, das dich müss überwigen!
32.
Recht, Gibeon! di furcht ist nicht umsunst!
Du rettest dich, erlangest endlich gunst!
Ach Königsfünff! du widerstehst,
Das du zu grabe schmählich gehst!
Getrost ist Josua, höchstfreudig, unerschrokken,
Weil Gott der Herr vor ihm mit hagel kämpfft!
Steh, Sonne! Monde, steh! verzeuch di Lichtesflokken,
Bis alles Volk durch Gottesvolk gedämpfft.
Kein Tag der mag sich disem tage gleichen:
Dis kann ein mann von seinem Gott erreichen.
33.
Auf, Josua! auf, auf! auf, eile fort!
Auf, Josua! auf, auf! auf, schlage dort!
Ein Heer wi sand am Meer beut trutz,
Der Cananiter letzter Schutz!
Triumf! es ist hin weg! Triumf! das Königdreissig!
Triumf! Gott gab, was Gott einst vorbelobt!
Verrichte, Israel, nun Gottesdinste fleissig:
Ach schau, wo sind, di gegen Gott getobt!
Nur Josua, nur Caleb sind verhanden
Zu Gottes Lob und euer Eltern schanden!
[178] 34.
Gott hat sein Volk mit Segen überhäufft,
Mit Segen, der vom Gottesbimmel treufft,
Das Josua si sämtlich fragt,
Ob etwas fehl, was zugesagt?
Si alle müssen nun, das Gott rechtfertig lernen:
Das bös und gutt, wi er geredt, vollführt.
Drauf spricht ihr Josua: ihr könnet Gott nicht fernen,
Drum fürchtet Gott, sonst hat euch Gott entzirt.
Bewahrt den Bund mit mund und that ohn stammeln,
Nun fahr ich hin, wo alle sich versammeln!
35.
Auf, Judas, auf! du wirst von Gott erwekkt,
Der dir den arm, wi Josuen, zustrekkt!
Auf, würke rein Jehovens Werk,
So hastdu rein Jehovens stärk.
Wi aber, träges Volk? was machtstu si nur zinsbar?
Dis ist ein strikk, durch Satanstükk gewürkt!
Si stossen dich bald aus, und sind dir uns gewinnsbar:
Du hast dich selbst durch schlaf zur straf umzirkt.
Vergistdu strakks des Balaks stellungsangel?
Du Nachgeschlecht! Erfahrung ist dein Mangel.
36.
Mein Israel das wird so offt verkauft,
So offtmahls es von Gott zu Götzen lauft!
Gott hat so offt es neubefreit,
So offt es seiner Bosheit reut.
Gott ist barmhertzig ihm, langmüttig, höchstgenädig,
Um Abraham, des Christbunds wahrem Erb:
Durch Christum wirds allein von seiner bosheit ledig;
Um Christum wird verkleinert ihr Verderb,
Es fällt und steigt: doch reisst der Geist zum wipffel,
Das endlich wird gegipffelt auch sein gipffel.
37.
Ein König wird vor Gottesruf gesätzt:
Es wehlt und fehlt und hat sich selb verletzt.
[179]
Gott kiset Sauln, der sich vergrif,
Der, wi das Volk, auch bald ablif.
Saul heuchelt, wi sein Volk; er folgt, wi dis, unbändig;
Gott prüft, Saul murrt: Di Buss ist ihm kein Ernst.
Gott salbt David strakks: verwirfft den Saul elendig.
So ists! so gehts, wann du Dir was auskernst!
Saul zörnt und schaumt mit morderfülltem schnauben:
Sein Reichsbaum wil imehr und mehr sich lauben.
38.
Der Gottesgeist befleust des Davids hertz:
Es klingt und singt um ihn in freud und schmertz.
Sein Harfe wird vom Saul geehrt:
Di doch durchaus der Saul zerstöhrt.
Er tödtet Bär und Löw und schleudert auf den Risen:
Ist jung und alt; Knab, Jüngling, Mann auf eins!
Er schlagt zehn mehr als Saul; Gott wird in ihm geprisen!
Hat Kron und thron und doch von allem Keins.
Saul weissagts selbst, was David sol besitzen:
Saul wil auch selbst den David unterblitzen.
39.
Wohl, David, Wohl! Wi herrlich ist dein Rokk?
Wi gläntzet nun aus Gott ein Königsschmukk?
Bezeptert dich des Zepters Gold,
Vor Gott und Menschen wahre hold?
Nun harffe Gotteslob mit Engelsüssen Psalmen!
Tantz, David, tantz in Abgrund Götz und Pfaff!
Es folgt dein Königreich mit heilgen Sigespsalmen,
Weil es erlöst vom Vicechristschem Aff!
Dein Kluger Sohn wird deinen thron erst blümen,
Das alle Welt erwachet, Gott zurühmen.
40.
Beperlte stadt, di nirgends hat ihr Bild!
Des Paradis Krystallnes Goldgefild!
Jerusalem, das offt begehrt,
Ist endlich Uns von Gott gewehrt!
Erdbürger, di ihr trägt di lasten von Egypten,
[180]
Des Pharons stoltz, und werdet stets bekränkt!
Ihr baut ein kleines noch sein hocherhabne Crypten!
Dann geht ihr aus, wann Pharao vertränkt.
Das Paradis, das Adam Uns verlohren,
Wird täglich Uns zum Canaan erbohren.
Der 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 13. (43.) Kühlpsalm

Als er das Jerusalemsche Land, mit Abschidnehmung der Morgenländer, noch einst im Geist durchpilgramisirte, nachdem Gott seine leibliche besuchung geistlich, wi alles gelenket, und doch um beide Jerusalems Gegend durch widrige Winde ihn so lange herumlenkte; in vollem Centrum beider Jerusalemischer Geheimnüsse, vor und auf der Sicilischen Küste um- schwebend, jubelgesungen den 20. 21. und 22. Jenner, darinnen seine Leidnische Groswoche fünffjährig, 1679.


Vortheil.

1.
Jerusalem! Auf, Auf! Ein Pilgram naht,
Der dich im geist höchstjubilirend schauet!
Er träget Post, das zur Jehovens Stadt
Der Erdkreis, nicht nur Ismael dich bauet!
Auf, Auf! dein Jubeljahr erscheint!
Di zeit is weit, da man geweint!
Auf, Jesus kommt als sigsprintz eingezogen!
Er heiligt dich, und bleibt dir huldgewogen.
2.
Dein Eigenvolk, das Christum Kreutzgesterbt,
Das sich und dich, wi Christus sprach, verlohren,
Wächst neu im Baum, aus dem es ward enterbt,
Weil im triumff das Christreich wird gebohren.
Der Heiland, welchen Gott gesand,
Wird nun vor Gottes Sohn erkand:
Er ist ihr Hirt, der seine heerde weidet,
Und allen zank der sibtzig Völker scheidet.
[181] 3.
Di Pilgramm sind mit labsal höchsterquikkt,
Wann si in dir di heilgen plätz umwandeln!
Ob si am weg gefährlich offt gedrükkt,
Sind si vergnügt, wann si ihr zil erhandeln.
Di eusre örter stehn besucht,
Ob si nur schalen von der frucht.
Drum sind si meist dem Ismael gegeben,
Weil Christen recht am innerm kerne kleben.
4.
Mein geist der reist und reisst in deine gräntz,
Pilgramisirt durch deine heilge Länder.
Wi blühtestdu in deiner Heilgen Lentz?
Ich seh und seh des Sommers theurste pfänder!
Fruchtvoller Herbst! Du schwungst dich hoch!
Di Feinde ligen in dem Joch.
Wi folgt und folgt ein solcher harter Winter!
Di grün ist weg: doch ist was mehr dahinter.
5.
Wo Abraham, wo Isaac, Jacob ging,
Wo dises Drei bezeichet Gottes Dreiheit,
Sinds dise plätz? Ach örter grosser ding!
Gott spilte hir das Vorspil unser Freiheit.
Ist dis der Zwölfgeschlechter Reich?
Der Fürsten sitz, dem keiner gleich?
Der Carmel, dar Elias feuerblitzet?
Der Ort, dar er im flammenwagen sitzet?
6.
War hir der Ort der Wunder, Nazareth?
Da Gabriel di Jungfraw Mutter grüsset!
O Bethlehem! Ach Jesu zeugungsstädt!
Hir wird zuerst das grosse Kind geküsset?
Di Magen brachten hir geschenk!
Herodes sinnt auf falsche renk,
Bis Rahel hir bejammert ihren Jammer!
Di Knäbchen sind zur kalten Todeskammer.
7.
Welch Bächleinzwei? Als es zusammen laufft,
Wil nahm und flutt den stoltzen Jordan machen!
Ward Jesus bei Bethabara getaufft?
Das wesen selbst vom fürbild gröster sachen!
[182]
Ist dises di Versuchungswüst,
Da Jesus stand als rechter Christ!
Hir faste Er neunhundertsechtzig stunden,
Bis Adams fall aufs herrlichst überwunden.
8.
Ist Cana dis, da Jesus wein gemacht?
Aus der fontein, da si geschöpfft das Wasser?
Machärus, da Johannes umgebracht?
Da Jesus ward des Jüdschen Lands verlasser?
Der Jacobsbrunn, da Jesus sas,
Und von des Vatern speise as?
Das Sichar, das den Welterlöser kennet?
Der Berg, darum Samaria sich trennet?
9.
Das Galilee, das Jesuslehr umzirkt?
Capernaum, da er so langst gewohnet?
Choratz? Bethsaid? da er so vil gewürkt?
Ligt ihr so tif, so hoch ihr vorbethronet?
Ist dis das Meer vom Petrus Zug?
Das Meer, das solche Fischer trug?
Genesareth? Tyberias? di Seen,
Da Jesus wolt in allen Wundern gehen?
10.
Hir bergt der Berg, auf deme Jesus lehrt
Das Jüngerzwölf sein neun der Seelikeiten!
Auf dem er auch di zwölf stat kinder ehrt,
Um zwölf geschlecht ihm geistlich zubereiten!
Da blinde, stumme, krüpel, taub
Geheilet sind nach ihrem glaub!
Vir tausend Mann mit siben Brod gespeiset?
Hauptschöner Platz, der dise Tafel weiset!
11.
Ist Naim dort? Der Platz, da vor dem thor
Der Witwen Sohn von sarch ist aufgestanden?
Kommt Gadera mit ihren Säuen vor,
Da Jesus löst den Mensch von Teufelsbanden?
Hat er fünff tausend hir versorgt?
Sich hir verbergt, bis es gemorgt?
[183]
Auf freier See zum wunder hergetreten,
Das si ihn auch als Gottes Sohn anbeten?
12.
Stund Tyrus hir, dort Sydon! Ach wer meints?
Ist hir das Weib, di Grichinn, ihm begegnet?
Auf, Dalmanuth um Magdal, als erscheints!
Du foderst mehr, imehr du warst gesegnet!
Cäsarea, da Petrus zeugt,
Was fleisch und blutt nur übersteigt!
Drum hat er hir di Erstgeburt bekommen,
Das Jesus ihn zum Petrus angenommen.
13.
Steig auf den Berg, der wohl des steigens werth!
Elias ist mit Moses hir erschinen.
Gott Vater selbst hat hir den Sohn verklährt,
Das Petrus schreit: Drei hütten solln hir dinen!
Steig ab mit Jesus um zusehn,
Wo dem Mondsüchtgem hülf geschehn!
Hir solte er di Tempelsteure steuren:
Dort muste si des Petrus angel heuren.
14.
Hir lagen rings di städte, flekken, märkt,
Da Jesus hin di sibentzig gesendet!
In denen er vil wunder ausgewerkt!
Zu denen er sich vilmahl selbst gewendet!
Doch wi hir zehen bei dem schlos
Des Aussatzs worden gäntzlich los,
Und dankte Gott der einge Samaritter:
So thaten meist di Jüdischen gemütter.
15.
Ström, Jordan, ström! Ich such aufs neu dich heim,
Mit Jesu dort, da ihn Johannes tauchte!
Ist dis Jerich? Da Gotteshonigseim
Zachäus lobt und recht des zohles brauchte?
Ward Lazarus hir aufgewekkt,
Und Caiphas Rathschlus so entstekkt?
Ists diser Ort, von dem er wolt einzihen,
Um aus dem grab als Lazar auszublühen?

[184] Mitteltheil.
1. 16.
Jerusalem! Ach kommstdu mir ins aug?
Du Königin der Gottverlobten Lande!
Mein hertze klopfft? Welch zukker, den ich saug?
Hir ligt Betphag am Ölbergs mittelrande!
Da Jesus ritt im freudgepräng,
Und alles Volk sang Lobgesäng!
Ist hir, da er im dem triumffe thränet!
Weissagend, wi di plätze hir entbähnet?
2. 17.
War dar der Ort des heilgen Heiligthums,
Das nach befehl Jehovens ward gestifftet?
Was Ismael? Hir ist nichts Isaacruhms?
Der Kern ist fern. Du warst, der si nur sifftet.
Höhr, Ismael! Wann hir gelehrt,
Wi du von Jesus hir gehöhrt,
Und folgtest nach des Jesus thatexempel,
Dann hastdu erst des Isaacs eusern tempel.
3. 18.
Flucht Jesus hir dem leerem Feigenbaum?
Ward dort di red ob solchem Prachtgebäude?
Bethanien! War dis des Simons raum?
Salbt Jesum hir das Weib zum Judas leide?
O wusch er dort der Jünger füss!
Ach Demutt, süsser über süss!
Verging sich hir sein schändlicher Verräther?
Wi, eilstdu dort zum Bluttbund, Übelthäter?
4. 19.
Hilt Jesus hir sein letztes Osterlamm,
Da di Figur versätzt ins wahre Wesen?
Er gab sein fleisch und blutt am Kreutzesstamm,
Zum neuen Bund und vollem Seelgenesen.
Ist Kidron hir, da Christ vollfüllt,
Was Davids Vorbild überhüllt?
Gethsemane, da Jesus blutt geschwitzet?
Dreimahl gekämpfft? vom Engel unterstützet?
5. 20.
Gab Judas hir, O Jesus, solchen Kus?
Dort ward und ward Christ mörderlich gegriffen!
[185]
Stund Petrus dar, als er nicht helfen mus!
Ist hir, wo sich di Jünger strakks verliffen?
Der Jüngling floh? Des Hannas haus?
Da Caiphas sprach den Richtspruch aus?
Da Petrus mehr nicht Jesum weist noch kennet?
Der Hahn gekreht? da er höchstweinend rennet?
6. 21.
Ist dis der Saal, da lauter Unrecht trof?
Da Jesus ward stat Adams spott verspottet?
War vormahls hir der Römsche Kaiserhof?
Da vor Pilat ihr König ausgerottet?
Wo Judas alles geld hinwarf?
Wo er sein Richter hart und scharf?
Ist heute hir der Türkschen Pilger akker,
Den Judas kaufft um Judaslohn so wakker?
7. 22.
Stund da der Blokk, da Jesus angeblokkt?
Da ihn Herod mit Prachtschmukk fälschlich kleidte?
Kam ihm so theur, was Adam eingebrokkt?
War hir sein Spott, da Satans Volk sich weidte?
Barabbas noch vor ihr erwehlt,
Und er den Mördern beigezählt?
Als Bösewicht und falscher Christ gepeitschet?
Sein haupt umdörnt? Sein gantzer leib zerfleischet!
8. 23.
Führt hir Pilat, als Jesus dorngekrönt,
Noch ihn zum Volk, um ihn vom Volk zuretten?
Ist dis der Ort des Richtstuhls, der entschönt,
Als Jesus ward gelifert seinen Ketten?
Der Christ unschuldig selbst ernannt,
Und Christ zum Kreutztod doch verbannt?
Da alles Volk geritzt di eignen Wunden,
Di virtzig Jahr, auf virtzigmahl empfunden!
9. 24.
Ist dis der Weg, der recht der Peinweg heisst?
Fil Jesus hir durch seines Kreutzes schwere?
Kehrt er sich dort, als manche weint und kreisst,
Weissagend hell vom grimm der Römschen heere?
Ist dis di Pfort, dardurch er ging,
[186]
Eh ihn di schädelstädt empfing?
Trug er das Kreutz bis hir, eh er gelitten?
Durchwandelnd bei neunhundertsechtzig schritten?
10. 25.
Gab man ihm hir den bittern Todtentrunk?
Stund dort das Kreutz, daran er ward gehenket?
Hing hir der Mensch, in dem entglam der funk?
Und dort, der sich zur hölle selbst versenket?
Ward virfach hir sein Kleid zerstükkt?
Und um den Rokk das Los erblikkt?
Di überschrifft mit seinem Königstittel
Gehefftet dort an seines hauptes mittel?
11. 26.
Betrübter Platz, da Jesu Mutter klagt,
Und er Johann ihr gab stat eines Sohnes?
Da ihn das Volk gelästert, nagt und plagt?
Dem Schächer ward genüssung seines thrones?
Hir reichte man den Essigschwamm,
Und starb darauf das Gotteslamm?
Dort hat mit recht der Vorhang sich gezweiet,
Di Erd erbebt, der felse sich zerstreuet?
12. 27.
Ist hir, da sich der Hauptmann hochbewegt?
Longin durchstach di seit ihm mit der lantze?
Hat Joseph dort den leib ins grab gelegt?
Den grossen Stein gebraucht stat einer schantze?
Ist hir das sigel aufgedrükkt,
Di wacht zur wacht herangerükkt!
Lag dort sein Leib, bis virtzig uhrn entstrichen?
Und flohen weg di Wächter halberblichen?
13. 28.
Hir hat den stein verweltzt des Engels Krafft?
Und dort das Zwei im innerm Grab gesessen?
Hir lag das Tuch von Windeln weggeschafft?
Dort hatt ihn schon sein Jüngervolk vergessen?
Ist hir, dar ihn Maria schaut,
Und seine bottschafft ihr vertraut?
War Emmaus dar, als er mit beiden wandelt?
Da er di schrifft von seinem Tod abhandelt?
[187] 14. 29.
Hat Jesus hir den Jüngern sich gezeigt?
Mit ihnen noch warhafftiglich getischet?
Den Thomas auch zum glauben höchstgebeugt?
Ward dort der Zug vom Petrus neugefischet?
Befahl er hir den neuen Bund
Zumachen allen Heiden kund;
Auf Vater, Sohn und heilgen Geist zutauffen,
Und Seelikeit nur solcher weis zukauffen?
15. 30.
Führt Jesus hir zur letzung auf di höh
Sein Jüngereilf, als er zu Gott gefahren?
Dort segnet er, und sprach sein Scheidade,
Als eine Wolk entnahm ihn ihren Scharen?
Stund da das weisse Männerbeid,
Das von der Rükkunfft gab bescheid?
Ist hir von ihm am pfingsttag ausgegossen
Der heilge Geist, das Christen sind entsprossen?

Nachtheil.
1. 31.
Jerusalem! dein Pilgram siht dich letzt!
Der Nord und West rufft mich um dich vom Osten!
Mein Geist ward hoch in dir ob dir ergetzt!
Er sahe mehr als eusre Erd und Pfosten!
Er sähe dich, wi du einst warst,
Und wi du Christum dargebahrst:
Was du nun bist und wirst in kurtzen künfftig,
Ob di Vernunfft vernünfftelt unvernünfftig.
2. 32.
Du warst das Land des wesens überall:
Nun wird in dir historisch nachgespilet!
Di spiler spiln auf iden fall,
Bis si in dir ihr müttlein abgekühlet!
Ihr ernst ist angestellter Ernst,
Das du ihr Spilwerk auch erlernst.
Doch alles ist von der Geschicht kaum schatten:
Den wesentlich ni blosse spiler hatten.
[188] 3. 33.
Ihr siben, ihr, di ihr sein grab bewahrt!
Und sibenfach selbst Christum heut vertheilet!
Wo ist in euch di wahre Christusart?
Merkt, siben, merkt, was euren Secten feilet!
Ihr wohnt im todten Grab umsunst,
Weil Christ heut nicht im euserm dunst.
Der Engel sprach: Er lebt, ist nicht im Grabe;
Wi wird das Grab heut sibner Secten habe?
4. 34.
Sagt Jesus nicht, sein hingang wär uns gutt,
Das er zu uns den Tröster mochte senden!
Was habt ihr nur des eusern Grabes hutt?
Ihr werdet so zur anfurt nimmer lenden.
Ihr bleibet tod, wo Christ aufsteht:
Gantz irrdisch, wo Christ euch erhöht:
Undankbar, wo dem Vater Christ gedanket;
Höchst ungesund, wo Christ uns all entkranket.
5. 35.
Das eusre bleibt des Ismaels sein Erb,
Und zur geschicht ein helles licht und beugnis:
Das inner ward der Christen ihr gewerb,
Das si selbst wärn in that des eusern zeugnis.
Wo Jesus ni den Pilgram zeucht,
So ists nur schein, den er bereicht:
Er spilet nur des Judas sein verrathen,
Und loset auch um Christ mit den Soldaten.
6. 36.
Jerusalem! was ists? so bald geschmükkt?
Jehovah kommt vom heilgen Sion nider!
Ach Jesus, der am ölberg ward entrükkt,
Kommt herrlich, kommt, o lust! vom ölberg nider!
Di Hauptstandart wil krigen scharf,
Wi Jesaias längst entwarf:
Dein eigenvolk, das endlich überbliben,
Wird zur Standart durch Gotteshand getriben!
7. 37.
Was Euphrates? dein sibenfacher strom
Vertrokknet sich und läst ein Volk durchgehen!
[189]
Wi zittert dort des stoltzen Babels Rom?
Welch fall? was schall? wo ist ihr hohes stehen?
Auf, Josua! di Morgensonn
Folgt Gott und dir mit aller Wonn!
Das Edomsvolk, so Moses wolt ausleiten,
Wil mächtiger nun sich durch dich zerbreiten.
8. 38.
Jerusalem! Wi wirstu neu durchgläntzt?
Welch steineszwölf? Ist dis stat eines grundes?
Kein Salomon hat dich so schön bekräntzt:
Du übertriffst di lobsprach iden Mundes.
Der Weltkreis ist nun ausgekernt:
Di frucht wird endlich eingeerndt.
Was so gar längst geweissagt di Propheten,
Wird völlig wahr, ob si di welt wolt tödten.
9. 39.
Di wölfe sind den Lämmern itz zur lust:
Der Pardel wil den Bökken sich gesellen.
Ein knäbchen hat an jungen Löwen Rust,
Wann er wil bei idem mastvih stellen.
Nun sind vereinigt Küh und Bär,
Di wilden mit der zahmen heer:
Ein Säugling spilt mit Basilisken, Schlangen;
Hat nattern rings zum freudspil umgehangen.
10. 40.
Das Paradis, das Gottesfluch verschlang,
Wil endlich neu di schwartze Erd durchglasen:
Wi Jesusblutt, das himmlisch, uns durchdrang:
So durchkristallt es unsre grüne Rasen.
Di weisheit wässert ides sinn:
Kein steinern hertz ist mehr darinn.
Das Land ist voll sibeiniger erkäntnis,
Jehovens Geists und höchster krafftverständnis.
11. 41.
Jerusalem! der monde, der dich mond,
Entmondet sich vor deiner Sonn mit schämen.
Sein Thronfürst, der stat Constantinens thront,
Demüttigt sich um Jesum anzunehmen!
[190]
Der Aufgangs König, der dich würgt,
Ist selbst, der itz vor dich gebürgt:
Er betet an den eingen Gott rechtkennbar,
Als Vatern, Sohn und heilgen Geist untrennbar.
12. 42.
Jerusalem! Fahr wohl! Ich mus zurükk!
Mein geist der reist und reisst aus dir in eile!
Nihm, heilge Stadt, zur abschidsthat den blikk!
Fahr, Jordan, wohl, durch welchen ich nun pfeile!
Damascus! ward dort aus dem Saul
Durch Jesum ein solch wunderpaul?
Du Babylon! war hir di welt verwirret?
Stund dort der thurn, der uns noch täglich irret?
13. 43.
Ist hir das Ur, draus Gott den Abram rif?
Das Ararat, der Ausgang von der Archen?
War da di welt in solchem wunderschif?
Hir wohneten zuerste di Patrarchen!
Stund da das Ninive so schön?
O merke, wi di flüss hir gehn!
Das Eden ist nicht weit von hir verschlungen:
Verschlungen, doch mit Henoch vorgedrungen.
14. 44.
Du neues Rom, des Constantinus sitz!
Was du vor warst, das wirstu kurtz höchstprächtig!
Ich reis aus dir! mein abschid ist dir nütz!
Aus Pathmus kommt, das dich macht höchsteinträchtig!
Aus Pathmus thönt, das man verneint,
Das aller welt in Smyrn erscheint.
Das Babel wolt den Abel neu verwunden:
Doch Bel zerschell! Vom El ist L gefunden.
15. 45.
Du Morgenrom! Eh ich noch aus dir schid,
So hab ich dich zur gutter letzt gesegnet!
Fahr wohl, fahr wohl! merk auf mein abschidlid!
Fahr wohl, weil schon Jerusalem begegnet!
Jerusalem, das hir verschwindt,
Wann dort Jerusalem dich findt!
Jerusalem hat Jesus Geist begeistert,
Wann Magogs Rom des Gogs sein Rom entmeistert.
Der 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[191] Der 14. (44.) Kühlpsalm

Als er Rom in Italien, das Apocalyptische Babylon, im Geist durchwandeln wolte, nachdem er ihm mit dem neuen Rom auf ihrem Euphrates 42 tage Vertical gewesen; doch darinn gleich gehemmet, und getriben ward di Apocalyptische Sichel auf Rom wesentlich anzuschlagen, als wi er zum schrekken Roms und aller Römischen vor Drepanum teutsch Sichel am 69 Reistag den 23 Jenner, dem Christinischen Friderichskrönungstage, und Christinischen Romesuntergehungstage Rom gleich über schwebte, und am 70 Reistage zuerst im Nahmchristengebite selbst, zu Drepanum ankerte; am 74 Reistage, zur vollzihung des 28 Jenners 1674, von Drepanum aufbrach, als über der Drepaner betrug di Flotte ergrimmet nicht ohngefehr mit den Fischerskörben vor Drepanum, dem Pabstischen Fischer in Rom ewig verlirbar, wegsegelte.


1.
Quirinusstadt! Quirinus klopfft ans thor!
Er klopfft und klopfft, das deine Mauren splittern!
Quirinus hub als Romus Rom empor!
Quirinus wil als Romus Rom auch wittern!
Quirinus, der nach Rom vom Jordan eilt:
Vom Euphrates den Euphrates beseilt,
Und voller krafft dich Euphrates zertheilt.
2.
Sitzt hir di Huhr auf Romes sibenberg?
Es ist der acht auch Vaticanens hügel?
Rom ohne Rom! Kleingrosser Risenzwerg!
Des Babels Rom; des Romes Babelspigel!
Rom voller Rom, das Rom in Rom verwirrt!
Rom, Romes Grab, das Rom mit Rom nun kirrt!
Rom, Romes Rom, das Rom von Rom verirrt!
3.
Ich sehe dort des Tempels siben Bau,
Jerusalems, des falschen, falsche gründe!
Welch greulich greul, den ich darinnen schau?
Welch Heidenthum? was höllsche Teufelssünde?
Mit Götzen sind si scheinbar ausgeschmükkt,
Der einge Gott in Jesus wird verdrükkt;
Ein Satanspfaff und Aff ist hochbeglükkt.
4.
Von aussen gläntzt so manches Tempelhaus,
Ein ides wil dem siben sich nechst schwestern:
[192]
Si stehen meist auf alter Götzengraus:
Voll huhrerei, unsauberkeit und lästern.
Das Pantheon, das Rom den Götzen bildt,
Ist nur in Rom mit einer larv umhüllt,
Das Baal und Bei stat Gottes Rom anfüllt.

Abbrechungsursache dises Kühlpsalms.

Rom ist nicht werth, das mehr in Rom gesätzt.
Di Sichel selbst, nicht worte, sei gewetzt.
So ists! Ich schweig, das nicht Roms blikk verletzt.
Der 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 15. (45.) Kühlpsalm

Mit welchem er an seinem 28 Wundergeburtstage, nach so unaussprechlichen Gottesleitungen und erfüllungen der Kühlpropheten, unter vilerhand Üppikeiten seines Hauses, fastende, magnificirte zu Gades dem weltberuffnesten Seehafen Europens, Africens, Asien, Americens, auf seinem rothweisblauflaggichtem Wunder Schif Constantinopel, nach zwölftägichter ankunfft den 25 Hornung 1679. fünff tage vor der Reise nach Amsterdam.


1.
Grosmache, Seel, den Herrn, aufspring in seiner lib!
Di ewigstlichter quillt aus lauterm Vater-trib!
Belobe seinen nahm! Erhebe sein erbarmen!
Ausruffe gütt und treu, di er geschenkt mir Armen!
Jehovah waristwird ein ewig Libesflus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
2.
Grosmache, Geist, den Herrn, Gott Vatern, Sohn und Geist!
Der nur grosmächtig ist, und herrlichst sich beweist!
Gott hat hochangeschaut auf alles mein vertreten!
Hochgnädig angehöhrt auch seines Diners Beten!
Jehovah warwirdist ein ewig Libeskus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
[193] 3.
Grosmache, Leib, den Herrn, der kräfftig mich durchführt!
Der mitten in dem sturm sein werk hat selbst regirt!
Der alles hat gethan, wi er versprach den Vätern!
Er kommt zum lohnen itz den falschen Dreiverräthern.
Jehovah istwarwird ein ewig Libesgus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
4.
Grosmache heut den Herrn in ewighoher pracht,
Ihr siben, di ihr stets vor Gottesstuhle wacht!
Steig, siben, sibensteig durch alle sibenquellen,
Um Gott vor seine gütt aus Gott in Gott zuhellen!
Jehovah istwirdwar ein ewig Libesflus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
5.
Grosmache heut den Herrn, Dreieinges Königreich,
Das du geschaffen warst dem Gottesbilde gleich!
Kommt, Engel! Brüder, eilt! Last Gotteslob erschallen!
Steigt sibeneinig, steigt als Gotteswohlgefallen.
Jehovah wirdistwar ein ewig Libeskus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
6.
Grosmache heut den Herrn, du Gottesstärk und krafft,
Du Grosfürst Michael mit deiner Engelschafft!
Quill sibeneinig, quill nach Gott des Vatern weise
Zu des Dreieinigen unausgesprochnem preise.
Jehovah wirdwarist ein ewig Libesgus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
7.
Grosmache heut dich uns, selbst Gotteshertz und wort,
Mein Grosfürst, Jesus Christ, an des gefallnen Ort:
Du wahrer Gott und Mensch! sibeinger Widerbringer!
Fürst unsers Fürstenthums, des Lucifers bezwinger!
Jehovah warwirdist ein ewig Libesflus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
[194] 8.
Grosmache heut den Herrn, du Gotteshitz und blitz,
Du Grosfürst Uriel, auf ewigst, nicht nur itz!
Geh aus vom heilgem Geist, dem Geiste aller Geister!
Begeistre dein geschlecht, wi dich der weisheitmeister!
Jehovah istwarwird ein ewig Libeskus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
9.
Grosmache heut den Herrn, neuneinges Engelchor,
Mit beider Printzen Wonn, weil wir auch bald empor,
Mein Jesus kommt als ein neuneinger Ehrenkönig!
Triumf! Triumf! Triumf! di zeit ist kurtz und wenig!
Jehovah istwirdwar ein ewig Libesgus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
10.
Grosmache heut den Herrn, du zeitgeschaffne welt,
Di sibeneinig wird bald wider hergestellt!
Dein anfang hat das end in Jesus voll gefunden!
Was dich hat virgetheilt, dreieinet deine wunden.
Jehovah wirdistwar ein ewig Libesflus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
11.
Grosmache heut den Herrn, du siben, sibner grund!
Natur und Creatur, draus dise weltzeit kund!
Quill sibeneinig, quill in deinen siben tagen,
Das vom Dreieingem Gott, was ausging, müsse sagen!
Jehovah wirdwarist ein ewig Libeskus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
12.
Grosmache heut den Herrn mit deiner ersten Uhr,
Du Himmelserdenklumpff, aus welchem alles fuhr!
Du Feurlufftwassererd, in aller zahl vermenget!
Schwartzfinsterdunkelhart, vom Zorngrimm halb versenget!
Jehovah waristwird ein ewig Libesgus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
13.
Grosmache heut den Herrn, du erste nacht und tag!
Krafftsprechend werdelicht, und was das licht nun pflag!
Geschidnes feur und lufft und wasser und di Erden!
Und was zum zirkelkreis und unserm Land wolt werden!
[195]
Jehovah istwarwird ein ewig Libesflus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
14.
Grosmache heut den Herrn, du wasseroberfest,
Und di von unten uns sich sichtbar sehen läst!
Quill, tifste Tifestif, in deinem quell und wunder!
Auf, auf, alls, was du schleust! Es sei ein Lobeszunder!
Jehovah istwirdwar ein ewig Libeskus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
15.
Grosmache heut den Herrn, du groszerspantes meer!
Das aus dem Tode grünt, und nirgends lebensleer!
Du pflantzreich aller arts, di imals vorgesprossen!
Sibeinig ausgekäumt! Sibeinig ausgeschossen!
Jehovah wirdistwar ein ewig Libesgus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
16.
Grosmache heut den Herrn, du hochbegabte Sonn!
Du mond, du lichterhauf! Des nachts und tages Wonn!
Du ausgehauchter hall des finsternis und Lichtes!
Regenten Tags und Jahrs, des Masses, zahls, gewichtes!
Jehovah wirdwarist ein ewig Libesflus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
17.
Grosmache heut den Herrn, ihr Fische klein und gros!
Ihr Vögel, di ihr webt in euer Mutterschos!
Di ihr nach euer art noch sensualisch klinget!
Und eurem Schöpffer lob aus erster Wurtzel bringet!
Jehovah waristwird ein ewig Libeskus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
18.
Grosmache heut den Herrn, ihr thire, würme, vih,
Und was in wäldern wohnt und feldern spät und früh!
Quellt all in unser art um unsern Gott zuehren,
Wi euer schatten wird der Lichtwelt zugehöhren!
Jehovah warwirdist ein ewig Libesgus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
19.
Grosmache heut den Herrn, du grosser Sonnregent
Mit deinen Fürstensechs und idem ascendent!
[196]
Ihr Printzen der Natur mit euren Millionen!
Schutzengel iden Lands, di allenthalben thronen!
Jehovah istwirdwar ein ewig Libesflus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
20.
Grosmache heut den Herrn, du menschliches geschlecht,
Dem Jesus gleicht, nun schenkt sein erstes Adamsrecht!
Eil Japhet, Sem und Ham aus allen sibtzig zungen!
Preis, Ehre, Lob und Dank sei Gott dem Herrn gesungen!
Jehovah wirdistwar ein ewig Libeskus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
21.
Grosmache heut den Herrn, du gantze Heilgenkron,
Di Jesum längst gefolgt zu seinem Königsthron!
Di ihr bei Jesu Tod von gräbern aufgestanden,
Und in der Himmelfart gefolgt mit ihm zulanden.
Jehovah wirdwarist ein ewig Libesgus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
22.
Grosmache heut den Herrn, du Jungfrau, di gezeugt,
Vor deme alles sich demüttigst niderbeugt!
Du Jungfrau, di auch neu, doch geistlich, hat gebohren,
Das bald di Babelshuhr auf ewig sich verlohren!
Jehovah waristwird ein ewig Libesflus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
23.
Grosmache heut den Herrn, du zwölf Apostelnstamm!
Du Virundzwantzig volk vorm stuhl und vor dem Lamm!
Du zwölfmahlzwölftes zwölf der siben Kirchgemeinen:
Und di unzählbar auch aus allen Heiden scheinen.
Jehovah warwirdist ein ewig Libeskus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
24.
Grosmache heut den Herrn, ihr Heilge, di verdrükkt!
Du rothweisblauer Löw, den Babel noch entschmükkt!
Di sich elendig ligt den stoltzen zu den füssen,
Das desto schrekklicher der Erdgott könne büssen!
Jehovah istwarwird ein ewig Libesgus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
[197] 25.
Grosmache heut den Herrn, mein elend, meine flucht,
Mein Ofen, der mich glüht, der meine Seele sucht!
Gottlob! Gottdank! Gottpreis! Gott hat mich wohl erhalten!
Gott ist mein Gott, mein Gott! Gott lass ichs ferner walten!
Jehovah wirdistwar ein ewig Libesflus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
26.
Grosmache heut den Herrn, mein Treiber, der stets trutzt!
Mein Feind, mein Lästerer, weil er mich schöner putzt!
Vermeinter schimpff und schmach, hohnschertzen, bluttiglachen!
Gottlob! Gottdank! Gottpreis! das ende kränkt den drachen.
Jehovah wirdwarist ein ewig Libeskus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
27.
Grosmache heut den Herrn, du wahres Kühlmannshaus!
Si schwächten sich, nicht mich, di fälschlich rifen A.U.S!
Aus, aus, der A.U.S. uns rufft! aus, aus, der A.U.S. lässt schallen!
Si graben gräber selbst, darein si Gott lässt fallen!
Jehovah waristwird ein ewig Libesgus:
Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel, schlus.
28.
Grosmache heut den Herrn, mein virmahlsibnes Jahr!
Ihr zehn- und sibenstädt, und was es ausgebahr!
Fall, Babel! Fabel, fall! Des Abel El ist kommen!
Triumf, Triumf, Triumf! Triumf ist strakks vernommen!

28 warwirdist/ 29 istwarwird/ 30 istwirdwar/ 31wirdwarist/ Jehovah waristwird/ 33 warwirdist/ 34 istwarwird/ 35 istwirdwar/ 36 wirdistwar ein ewig Libesflusguskus:

Barmhertzig, güttig, treu; ohn anfang, mittel,

SCHLUS.

Virdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[198] Virdtes Buch

[Vorrede]

1.

Jehova Jesus Tsebaoth, der vor der zeit und Natur im ewigen Willen war waristwird der Vater, in der ewigen Willenslust waristwird der ewige Sohn, in der ewigen Willenslustbewegung waristwird der ewige Geist, gebähre auch im widergebrachten JaphetSemHam seinen eingebohrnen Sohn, das der Heilige Geist in seinem Hertzensreiche neu ausgehe immer und ewigst. Amen, Hallelujah.


2.

Meine fünffmonathliche Reise in Mitternacht, durch den Mai, Junius, Julius, Augustus, September, und meine fünffmonatliche Verdoppelung derer, durch den October, November, December, Jenner, Februar, ist ein Inbegrif aller derer wunder, di in meinen gedoppelten fünff Jahren zugestossen.


3.

Di ersten fünff Monden figurirten rechtschaffen di fünff Monden der grossen Trübsal des grossen Löwens, der Christenheit, das ich darinnen von den Wolken gantzzugedekket, nur blos mit dem haupte heraus auch blikkte, wi di darinngesungene Psalmen überflüssige zeugnisse mittheilen, erleuchteten Augen gar vil entdekkende.


4.

Di zweiten fünff Monden kommen herrlichst überein mit den fünff Monden der grossen Trübsal des Thires, und des Verfolgers, A.M.A.L.ekk, und Agags, das ich auch darinnen alsbald mit dem Leibe hernachkommen, das danksagungslid angefangen, von tag zu tag stärker wachsend, in unglaublichen Wunderfällen, dessen zeugnisse di darinngesungene Gesänge gleichfals, vornemlich mit ihrem fünffachen Triumffünfftzig.


5.

Di drei Länder, Holland, Engelland, Frankreich, von denen im Propheten Kregel bezeuget worden, dass si der Herr vor andern wolle wachsen lassen, sind in meiner göttlichen Leitung di dritte, sechste und sibende Gestalt, mit ihrem Leyden, London, Lutecia, und lauffen alle meine innere Vorfälle mit besagter Länder euseren Vorfällen so richtigst über, auch in disen zehn-Monden, dass ich Gottes finger daraus auch den gröbesten Atheisten zu seiner zeit anweise.


6. 70.

Saget mir doch und antwortet, ihr spitzfindigste Statisten, woraus es doch komme, dass in der euseren Rose und Lilie, unter den gefährlichsten anschlägen des verfluchten Romes, di innere Rose und Lilie gleich heraussprosse?


[199] 7.

Rom wil durch Kohlmann kohlen anlegen, und auf neu London mit Lunden anstekken, wi der Prophet Kotter geweissaget: Gott wil durch Kühlmann Kühlen den brand des Romes, bis di Kühlzeit kühlet alle Welt, und der wahre Petrus aus und in dem Walde, Petrus Waldus, den falschen Petrum in dem vermeinten grünem Walde nach Mittag, völlig Wurtzel- Safft-und laublos gemachet.


8.

Welche schönere Harmoni ist wohl zufinden, als unsere beide widrige nahmen, Kohlmann und Kühlmann, nach beiden widrigen Werken? Wi herrlich bildet der nahme Kohlmann das Päbstische Werk ab, der aus seinen heiligen Steinfelsen feuerflammen auswürffet: Und der nahme Kühlmann das göttliche Werk, der mit seiner Kühlzeit di Römsche Kohlzeit gäntzlich kühlet in aller Welt?


9.

Kohlmann gehet unter, weil Kühlmann aufgehet: doch mus der Satan den Kühlmann mit Kohlmann vermengen in manchem Lande, weil er es gerne so hätte haben wollen, dass ich stat des Kohlmanns gevirtheilet his, als das Werk Gottes durch alle Virtheile der Welt sich virtheilte.


10.

Kohlmann sol gerochen werden im October, von dem aber Kühlmann zuvorsinget: Rom schmekkt selber Rach und Mord im October und stets fort, weil di liliros im Port, welches auch gleich im October also erfüllet, dass recht di Wunder in der rosenlilgenstadt im RosenlilgenOctober sich berosenlilgen.


11.

O du Kohlmannischer Pabst! Was unterstehestdu dich di eusere Rosenlilgenstadt zu deinem Königsstuhle zumachen? Wi du in Kohlmann gevirtheilet worden, als ein Verräther, Bluttdürstiger, Mordthätiger, und hoher Heiliger aus des Brudermörders Kains Geschlechte: so wirstdu nun in deinem haupte und schwantze vor Morgen und Mitternacht gevirtheilet werden, und dein leib mit deinen eigenen kohlen verbrennet, wi du bishero andern gethan.


12.

Denn di Rosenlilgenstadt gehöhret der inneren Rosenlilge, und dem Reiche Jesuels, von dessen Könige di Prophetin Christina davidisirte: Er wird herrschen von einem meer bis ans andere, und von dem Wasser an bis zu der Weltende: als si dem figurlichem Friderich zubesitzen E.K. gab: zu deme zu Wasser di grosse Gesandschafft von Morgen ankommet beimPropheten Kotterus, zwischen Johann und Jacobi, oder dem Prophetischen Mai [200] und Junius, di zum ersten den Vorschmakk Morgenländischer freundschafft darbitet.


13.

Dann werden di Insulen schweigen, und heissen nach Jesaias: Singet dem Herrn ein neues Lid: sein Ruhm ist an der Welt ende. Di im meer fahren und was drinnen ist, di Insulen, und di drinnen wohnen. Höhret mir zu, ihr Insulen, und ihr Völker in der ferne, merket auf. Der Herr hat mir geruffen von Mutterleibe an udg, wann König Friderich seiner dreien Königreiche, im H.A.G. beim Kotterus mächtig worden.


14.

Wir schweigen, weil hir zuschweigen, und der Ausgang unser schweigen nicht verschweiget; auch dises virdte Buch mit sehr wichtigen Worten, zufällen, begebenheiten vor allen Büchern redet.


15.

Denn was di virdte Gestalt unter den siben Gestalten, di Sonne unter den Planeten, das Gold unter den Metallen, der Salniter unter den Sibenen, di Rose unter den Blumen: Dises ist gegenwärtiges Buch unter den Fünffzehngesängen nach feuer und Licht, Verdrükkung und überwindung, dass es sich recht in seinem Mittel aus dem Trübsalsfeuer in das Überwindungslicht herausgescheidet, und in dem September und October dem sibeinigem JaphetSemHam di Mitternachtgeschenke bereitet.


16. 80.

Darum bestehet auch dis Buch aus hauptgrundsteinen des geistlichen Jerusalems nach allen dreien Anfängen, und fänget von weiten schon an zubauen, was di Zeit Salomons auch weit übertreffen mus.


17.

Denn di drei Winde, di drei Erdbeben, di drei feuer wehen, bewegen, brennen zusammen in kurtzen, und wird das sanffte säuseln des annahenden Jehovah sich bald offenbahren.


18.

Das grosse Thir ist verblendet worden, das es seinen Jäger von Morgen und Mitternacht nicht gesehen, und ist nun zeit zuerschrekken, weil di krafftstimme von Morgen und Mitternacht gleich schallet.


19.

Di Weissagung in dem dunkeln Rätzel hat den Teufel und dessen Stathalter verblindet, das er seinen falschen samen einzustreuen nicht gewust, ehe di Wunderzeit da gewesen, und murret der höllische Bär nun vergebenst, nachdem an dem Zil das Zil gefunden, weil gleich das Zil empfunden.


20.

Babel hat selbst bewahret, was es strakks mit jammern beseufftzet, und hat di Weisheit des Allmächtigen di thirische Torheit verspottet. [201] Kommet nun an, ihr Verfluchten, mit eurem stroh und stoppeln, das unser feuer in der krafft des Allmächtigen es gleich verzähre, und widerstehet dem Wunder im Wunder, dass ihr bald seid den Morgenländern das Wunder.


21.

Hochmuttiges Pferd von Österreich! Wi hastdu nun den frommen Propheten Drabitz verschmettert? Er ist zwar entgeistert geschinen, nachdem du ihn so schandbar besudelt hast an seinem gutten gerüchte, nicht alleine nur so greulich hingerichtet: doch sihe, er ist nun recht begeistert.


22.

Dein Win schmekket, was du verschuldet, so bald di vorgesagte stunde herbeigenahet, und wird das andenken der gottlosen eine stete schande sein, weil di gantze Welt das Urtheil über si fället.


23.

Heule, A.H.A.B. über deinen Untergang, weil er so schrekklich ist! Seufftze, Isabel, weil dein Jehu von Morgen und Mitternacht ankommet.


24.

Ruffet an di Heiligen, das si euch erhöhren, und geisselt euch bis auf das euserste vor den Verstorbenen, das si euch beistehen! Di Stachel sind durch Morgen und Mitternacht schon ausgesäet, und müsset ihr neue Patronen und Götter erwählen, das ihr euch ja darinnen nicht verwundet!


25.

Ruffet an Sanct Quirin, der auch seinen Tag unter euren Heiligen gefunden, und schreiet zu Sanct Kühlmann, deme der 13 October bei euch geweihet! Ruffet lauter, schreiet getroster, machet ein grösseres geheule, weil si euch nicht recht vernehmen, und bringet her alle Reliquien, das si euch gegen Gottesfinger mögen helfen.


26. 90.

Denn der geist Drabiciens unter dem Altar schreiet um Rache gegen euch, und führet über euch mit geduppeltem masse das Urtheil, das ihr ihm zugemessen! Alle seine Worte werden erfüllet, und er den Propheten der Schrifft, wi ihm Gott zugesaget, beigefüget.


27.

Auf, Auf, ihr Schlanggeschmeisse beim Propheten Kregel, di ihr di Menschen vergifftet bisher, das si vor grosser Angst und furcht unter den zwölf Völkern sturben! Ihr seid recht Jesuiten, di ihr in der Natursprache alle Jesu neue Kreutziger nur seid, und Jesum in seinen glidern noch täglich kreutziget!

[202] 28.

Auf, Auf, um neues gifft zubereiten, feuer anzulegen, Krige zuerwekken, Könige zutödten, listige Renke zuersinnen, tausend Bubenstükke zutreiben, weil ihr noch zeit und gelegenheit habt. Denn eure Zeit ist bald verflossen, eure Urtheile hergeschossen, und wird Lucifer, dessen Signatur euer nahmen vor allen ausgedrukket, mit euch bald zum Gerichtsstuhle Gottes gefodert.


29.

Das heilge El, der nahme des grossen Engels, der mit der Seelen über di Himmel triumfiret, ist Uns durch alle Zehen L nun in dem nahmen Jesueliter widererstattet, und wird bald das Israel der Christen der Jesueliter, das dreieinige Königreich Jesu Christi begrüsset werden.


30.

Freuet euch, ihr Himmel! Frohlokke, du Erde! Di Kühlungszeit, davon alle Propheten von anbeginne der Welt gesprochen, knospet albereit seine lilien-und Rosenknospen, und mus nunmehro das Unkraut von dem Weitzen in der grossen Erndte der letzten Weltstunde geschiden werden.


31.

Di Reise nach Rom im Morgenland wird bald vom Grostürken vernommen, und di Reise in Mitternacht hat gantz Mitternacht schnell erwekket.


32.

Nun ist das grosse Werk nach Jerusalem geist- und leiblich verhanden, und wird der thal Josaphat, derJordan und der Euphrates geist- und leiblich werden gesuchet.


33.

Der Propheten ihr Holtz aus dem Paradeis ist kommen; der Weisen feuerflamme aus der rechten ewigunerleschbahren Ampel angezündet; der innereusere Schrifftverstand nach allen dreien und neun Theilen dreieinig-neuneinig offen.


34.

Der härene sakk Babels verlodert: di dikke Wolke der fleischlichgesinnten vergehet. Di fünff Steine gegen Goliath sind unfehlbar schon in Pera: di Schleuder ist gewis. Des Davids noth harffet der Baalsprister Abgott zu gründe: Seine gefahr lehret erst, im fluge nach den Vir Welttheilen, das süsseste Davidisiren und Jesuelisiren voller Immanuelisiren.


35.

Dessentwegen Auf, Auf, ihr viltausend Sterne in allen Ländern! Wi lange lasset ihr mich und euch verdunkeln! Güsset nun einmahl doch mit der schnellestschnellestschnellester Schnelle, nebenst mir aus alle eure strahlen wider di Sonnen, so di Sonne der Schrifft, des Gesätzs und Evangeliums, verfinstert haben.

[203] 36. 100.

Lasset nicht länger andere Sonne scheinen, noch di Könige auf Erden, di Fürsten und Gewaltige im Lande, von den trüben Wassern der vilfältigen falschen Sonnen tränken! Jesus von Nazareth, der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes sei aller Sonnen und Sternen einige Sonne!


37.

Aller gebet sei in Christi nahmen! Grosse und kleine müssen leuchten als Spigel der Gottseelikeit, in Libe, demutt und gutten Wandel! Darzu helfe Gott Vater, Sohn und Geist allen Sonnen und Sternen nebenst uns allen immer und ewiglich. Amen. Hallelujah.


38.

Gegeben im Lilgparis, dessen König ein ander itz under, nach dem Prophet Drabitz, als er gewesen ist, den 15 Märtz, nach dem beide 5 Monden beschlossen, und nach 42 tagen di 28 Wochen beider Constantinopolitanischen Morgen- und mitternächtischen Reise zum drittenmahl vollenden, des 1680 Wunderwunderwunderjahres.

Der 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 1. (46.) Kühlpsalm

Als er den 3 Mertz, fünfftage nach seiner Lebensgefahr auf der Insul Leon in Spanien, aus Cadix mit einer Flott von 50 Seilen, darunter auch di Englisch Smyrnischen absegelte; den 21 Mertz Engelland; den 29 unter grosser Verseilungsgefahr, di um den Charfreitag das Schif Calvarien trat, als er durch einen Engel erlöset ward; Tessel; den 1 Aprill Amsterdam erreichte, und nun recht di früchte seines verfallenen hauses, und der unter Rothens und Tannekens ausruff tummen ausgegangenen Jungfrauen einerndte, deren figuren di Leonsgefahr und Tesselsverseilung gewesen; voller Leiden angestimmet zu Amsterdam den 6 Mai 1679.


1.
Mein Gott, Mein Gott! Di zeit währt lang,
Darinn du mich scheinst gäntzlich zuverlassen!
Mein Gott, mein Gott! mir ist sehr bang,
Gefährlikeit wil mich erst rings umfassen!
Mein Gott, mein Gott! steh einst doch auf.
Ach hemme ferner nicht den lauf!
Dein Israel das wartet drauf!
[204] 2.
Der Drache wetzt nun erst di zähn!
Er wil dein Kind, das du gebährst, verzehren!
Dein Wort das seufftzt! Ach Vater, bähn!
Bähn, bähn den Weg! du wirst ihn selbst umkehren!
Eröffne strakks der Erden mund,
Das si verschlukke strom und schlund,
Der täglich wird mir schwachen kund!
3.
Was ists? welch Ris, der uns noch schrekkt?
Ein Schifbruch wil der Christuskirche nahen.
Jehovah, hilf! dein Hand di dekkt!
Jehovah, hilf, wi wir dich helfen sahen!
Erbarme dich in unserm harm!
Verarme, di uns machen arm!
Entwarme, di in kälte warm!
4.
Si Kühlen nun an uns den mutt,
An denen du wirst deine Rache kühlen!
Ström auf si selbst di Bosheitflutt,
Mit der man denkt dein Volk nun wegzuspilen.
Begeistre neu der zeugen beid!
Vergrösser ihrer Feinde leid!
Bewässre plötzlich aller freud!
5.
Erwache, Gott, in deinem grimm!
Verdrükke, di dein grosses Werk verdrükken!
Durchdonner si mit deiner stimm,
Di sich, nicht dich, nun suchen aufzuschmükken!
Vergilt den zugewandten hohn!
Gib ihnen längst verdinten lohn!
Si wollen stürtzen dich vom thron!
6.
Wi stehe ich, mein Gott, bedrängt!
Mein Gott, mein Gott! durch dich ist meine Rettung!
Imehr di Bosheit mich nun zwängt,
I kräfftiger sei plötzlich dein Entkettung.
Das wasser geht mir bis zum gaum,
Wir schwimmen als ein jäschend schaum:
Vor Gott in uns ist nirgends Raum.
[205] 7.
Di tummen Jungfraun sind zuklug!
Noch ist vil zeit zur lampen öl zukauffen!
Der Gottesruf ist ihnen trug:
Si sind gewis, das si das zil erlauffen.
Drum blende si in ihrem witz!
Di Narrheit hab in ihnen sitz,
Das si stets fallen, nicht nur itz.
8.
Wir sind ein spott in ihrem sinn!
Ein ärgernis in ihren stoltzen augen!
Si mögen selbst dis zihen inn,
Und solche Milch aus Babelsbrüsten saugen.
Verduppel ihnen ides Wort,
Mit dem si lästern fort und fort!
Ihr fall sei ihr Erhaltungsort!
9.
Gedenke, was si uns nun thun,
Wi gäntzlich klein si achten deine gaben!
Las si zu ihrem strikke ruhn,
Und sende mir nun des Elias Raben!
Gedenke aller unser schand,
Di dir in mir si zugewand!
Si komme ihnen gantz zur hand.
10.
Si schmähen noch dein Abendmahl!
Di drei sind frei, das si nicht dörften kommen!
Drum geh vorüber auch dein strahl,
Das er ni werd in ihnen i vernommen!
Der Erste hatt ursachen satt;
Dem zweitem ist vorm Weib kein Rath;
Des dritten sorg ist früh und spat.
11.
So höhnen si noch deine knecht!
Verschulden mehr, in dem si sich entschulden!
Di Falschheit heist hir recht und schlecht!
Wol an, mein Gott! Du wirst nicht mehr dis dulden!
Das Urtheil, das ein ider fällt,
Wird idem billichst zugestellt,
Das ider offen aller Welt.
[206] 12.
Jehovah, dein war dise Prob!
Du sihest wahr so viler kläglich flehen!
Jehovah, dein ist Preis und Lob!
Mir solte gantz, was andern theils, geschehen.
Jehovah, drum geh warheit aus!
Gerechtikeit di halte haus!
So wird Loth frei und Sodom graus!
13.
Ach höhrt! Ich schüttel ab den staub,
Der mir von euch bei euch ist angehangen!
Es sei di Frucht mit blüt und laub
Nun ewiglich von euch aus euch gegangen!
Verächter, wisst, das nun war da,
Was den Voreltern vor nur nah:
Das Abraham im glauben sah.
14.
Jehovah, weil meist alls volbracht,
So stärke mich, der du bist Ja und Amen!
Gib heilung nun durch deine macht
Dem blindem Volk, den krüpeln, tauben, lahmen;
Komm, Vater! Lindre meinen schmertz:
Verneue Seele, Geist und hertz!
Entstekke deine weisheitkertz!
15.
Jehovah, las nun brechen ab,
Was du mir gabst schon längst vor gnadenschätze:
Brich über unsre Feind den stab,
Das erst ihr aug an mir sich gantz verletze.
Gib, Vater, der Tinctur di blum,
Zu deines heilgen nahmens ruhm,
Das aufgebaut dein Heiligthum!
16.
Jehovah, di sich dir versagt,
Nun achte si zu deinem Werk unwürdig!
Las schauen si, was du betagt:
Doch schmekken ni, was ihnen vormals bürdig!
Das Gold und Silber sei gemein
Zu deinem Werk als grobe stein,
Und werd es doch nur Babelspein.
[207] 17.
Jehovah, tödt in mir mein Ichts,
Das sich dein quell in lauterkeit ausflüsse!
Versenke mich in deinem Nichts,
Das sich dein strom aus mir sibeinig güsse!
Hilf, Vater, hilf zum letztem sprung,
Um den mit mir der Drache rung,
Weil er verleuhret lung und zung.
18.
Befihl aufs neu der Engelschafft,
Das sichtbar si zur stärkung mich begleiten!
Vertausendfache deine krafft,
In dem du wirst, was du nur weist, bereiten!
Bereiten, was strakks sei volführt!
Volführt, was selbst durch dich regirt!
Regirt, das deine Kirch umzirt.
19.
Jehovah, Preis! Mein Monath gläntzt!
Mein Monath, O! der dreimahlvirtzig zählet!
Jehovah, Preis! Er lentzt und lentzt!
Er ist, den Gott zur Weltgeburt erwählet!
Sophia, Auf! O Wunderding!
Di von dem Heilgem dis empfing,
Mit dem si Zehnjahr schwanger ging!
20.
Jehovah, Preis! Mein Monde blinkt!
Gebähre mich, wi du mich hast erzeuget!
Hir ist dein Kind! Es sinkt und sinkt!
Und sinkt vor dich, das es von dir geseuget!
Mein Vater, Ach! Mein Hertz entflammt,
Weil es von deinem Hertz herstammt!
Dir schikk ichs nun! Gib, das es lammt!
21.
Jehovah, Preis! Mein Hertze pfeilt
Vor deinen stuhl um Jesushertz zubitten!
Jehovah! Mir sei mitgetheilt,
Was ewigst du aus Jesushertz wilst schütten!
Jehovah, Wann dein hertz sich bildt,
Ist zeit und Ewikeit enthüllt,
Das Weisheit alle Welt umfüllt.
Der 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[208] Der 2. (47.) Kühlpsalm

Als er den 13 Mai aus Amsterdam, gleich in der Stunde, da er vor 43 tagen kommen, seinen Mitternachtsflug fortsätzend, über Harlem, Leyden, Hag, Delff, den 15 Mai kam nach Rotterdam, zur neuen 42tägichten Figur und des Päbstisch Yorkischen Kohlmanns hauptzerbrechung; gesungen zu Rotterdam den 20 Mai 1679.


1.
Gottlob, der Flug ist dar, der da in Mitternacht,
O mich der Pflug noch pflügt.
Gottlob, das ider meint, das ich wär unterbracht,
Weil Falschheit mich umkrigt.
Gottlob, das schwärtzste schwartz umschwärtzet mich mit macht,
Das ides art gerügt:
Allein imehr es schwärtzt, i weissre Weisse sigt.
2.
Wahr ist, Gefahr wird gros, di mir Verseilung dräut,
Wo Gott nicht wär mein Port!
O Wunder! Alles hemmt! von aller Zeit und seit!
Ich konte nicht mehr fort!
Welch Unfall grössert sich? Was Bosheit weit und breit?
An idem Mensch und Ort!
Doch du, Jehovah, bleibst mein Loth, mein Schlos, mein Hort.
3.
Ach blindes Erdenvolk, das sich, nicht mich, verderbt!
O Sodoms Nachgeschlecht!
Wen greiffestdu nun an? Und was wird nun gewerbt?
Höchstbillichst kommt dir Recht!
Du hast di schwere straff aus deinem Stamm ererbt,
Nicht mich, nur dich, geschwächt.
Weh, Sodom! Gottes Zorn volführet dis Gefecht!
4.
Jehovah Tsebaoth! Mein Vater! Starker Schutz!
Dis Hertz ist längst dein Sitz.
Du sihst, wi alle Dir, nicht mir, heut bitten trutz!
Ihr witz ist Sodomswitz!
Was stürmen? Welcher Zug? Zu was ist dises nutz?
[209]
Weh ewigst, nicht nur itz!
Weh, si entzünden (Weh!) des Sodoms hitz und blitz.
5.
Was thustdu, thummer Hauf? Ist nun nicht meists vollendt?
Ja nun di Erndte naht!
Du bist, Sectirisch Volk, vom Babel Bel verblendt:
Drum erntstdu Babelssaat.
Di heilge Warheit bleibt der Falschheit unerkennt!
Weh, der von Christus trat!
Dann des Elias feur befeurt strakks Babels Rath.
6.
Jehovah Tsebaoth! Mein Vater! Gib di hand!
Si sind zur erndte reif!
Wann deine Sonn aufgeht, so geh auf ihre schand!
Greif nach dem Loth, greif, greif!
Ich schüttel ab den staub, der mich bei ihnen band!
Treuf mit der straffe, treuf!
Nun wasche si, mein Gott, mit deines Eifers seiff!
7.
Gottlob, der Flug wird dar, der da in Mitternacht,
Ob mich der Pflug noch pflügt!
Gottlob, das ider meint, das ich wär unterbracht,
Weil Falschheit mich umkrigt'.
Gottlob, das schwärtzste schwartz umschwärtzte mich mit macht,
Das ides art sich rügt:
Allein imehr es schwärtzt', i weissre Weisse sigt.

Zweiter Theil,

Als ihn der Geist plötzlich trib nach Dordrecht, da der weltberuffene Synodus dem wahrem Christlichen Concilium des Propheten Drabitz vorgespilet, in Dordrecht voller tiffe den 23 Mai 1679.

1. 8.
Gottlob, der Flug ist dar, der da aus Mitternacht,
Ob mich der Pflug noch pflügt.
Gottlob, das ider meint, das ich wär unterbracht,
Weil Falschheit mich umkrigt.
Gottlob, das schwärtzste schwartz umschwärtzet mich mit macht,
Das ides art gerügt:
Allein imehr es schwärtzt, i weissre Weisse sigt.
[210] 2. 9.
Auf, Dordrecht, Dordrecht auf, von dem im Vorspil ging,
Was Kurtz ins Wesen geht!
Als Gog und Magogs halb, Gottpreis! sich nun anfing,
Ist, das der Löw aufsteht.
Der in und aus dem Wald, als Petrus brüllte ding,
Und Christus Reich erhöht:
Derfalsche Petrus wird darüber noch verseet.
3. 10.
Was Wiclef und was Hus, was Zwingel, was Luther,
Und was Calvinus beugt:
Dis wuchs aus Dordrecht stark, und plagte Rom erst sehr,
Da gleich Comen aufsteigt.
Des sechsten Engels schaal erschrekket Rom noch mehr:
Es fürchtet was es zeugt,
Und bleibt dem Trident doch hochhöchlich noch geneigt.
4. 11.
Vom Ost und Norden schallt, wi Daniel gesagt,/
Nun gleich das Endgeschrei:
Drum Dordrecht, merke wohl, was nun aus dir austagt,
Erlerne deine Rei.
Wi ich vor aus Lyon, hab ichs aus Dort gewagt,
Das Ost dem Nord sei bei:
Drum fällt vor aller Welt mein Mai das Babeldrei.
5. 12.
Wolan! Es ist gethan! Aus Gott ist mein auszihn!
Sein Werk ist voller still!
Sovil als gräschen nun im grünem samte blühn:
So füll Uns gnadenfüll.
Jehovah segne Uns, das wir durchaus entglühn,
Gelassen seinem Will:
Ob er Uns widrig schein und gantz und gar verhüll.
6. 13.
Wann Ostens Antimon sich mit dem Nordstahl mengt,
Blinksilbert seine spur.
Vom sibnem sibenmahl wird endlich überzwängt
Durch ihn di Braut, Mercur.
So glast er Edensgold! Der Bleistahl ist verdrängt!
Entthrönt di Babelshuhr!
Den Kreis Krystallisirt di Paradistinctur.
[211] 7. 14.
Gottlob, der flug wird dar, der da aus Mitternacht
Ob mich der Pflug noch pflügt!
Gottlob, das ider meint, das ich wär unterbracht,
Weil falschheit mich umkrigt.
Gottlob, das schwärtzste schwartz umschwärtzte mich mit Macht,
Das ides art sich rügt:
Allein imehr es schwärtzt', i weissre Weisse sigt.

Dritter Theil,

Als er nach Dordrechts zurükkunfft in Rotterdam di siben Plagschalen Wiclefs, Hussens, Zwinglius, Luthers, Calvinus, Comenius in einst ausgegossen;

des Drabitz geschrei nach 15 Jahren am 27 Mai über Roms Englisches verrath ausgeschrihen, und am 25 Junius aufbrechend, unverhofft aus Delf über Leyden und Woerden den 27. Jun. nach Utrecht am Rhein und dem am 1 Aug. 1674 eingeworfnen stifft getriben worden; voller Rheingrafischer geheimnüsse gesungen zu Utrecht den 6 Julius 1679.

1. 15.
Gottlob, der Flug ist dar, der da durch Mitternacht,
Ob mich der pflug noch pflügt.
Gottlob, das ider meint, das ich wär unterbracht,
Weil Falschheit mich umkrigt.
Gottlob, das schwärtzste schwartz umschwärtzet mich mit macht,
Das ides art gerügt:
Allein imehr es schwärtzt, i weissre Weisse sigt.
2. 16.
Auf Utrecht, arm des Rheins. Nun höhr den reinen schall,
Der vom Rheingrafen thönt!
Von deinem Rhein fährt aus, was strakks hellt überall,
Wann Friderich bekrönt!
Dein fünffter Friderich, mit dessen Wunderfall
Sich Babel noch beschönt!
Umsunst! ihr Bau zerfallt, den Friderich strakks höhnt.
3. 17.
Der flug kommt durch den der pflug! der uns durch trug angreifft:
Gott gibt in Noth erst krafft.
Sehr herb ist ide frucht, eh gantz si ausgereifft:
[212]
Dann sänfftet erst ihr safft.
Das Elendskrigesheer hat lang auf uns gestreifft:
Es nahm den flug in hafft.
Alleine Gottes gütt hat mich zum flug gerafft.
4. 18.
Wi Fridrich schlif am Rhein: so war auch itz mein schlus,
Das ich da schlafen wolt:
Doch alles widerstund, weil ich Plus Ultra mus,
PLUS ULTRA, wi gesollt.
Drum nihm, O reiner Rhein, nun disen abschidkus!
Gott hat mich neu beholdt,
Das ich von dir ausflog, wo der Vortempel rollt.
5. 19.
PLUS ULTRA war der Ris, der so das eusre ris
Vom innerm, ULTRAIECT!
PLUS ULTRA ist er noch: das eusre findt verlis,
Das inner ist entflekkt!
PLUS ULTRA wird er bald: der durch das eusre stis!
Das inner ist erwekkt;
Allein vom euserem PLUS ULTRA ni geschmekkt.
6. 20.
Wohl an! es ist gethan! Jehovah, schenke stärk!
Belebe, was entlebt!
Jehovah, bilde selbst mit mir dein heimlich Werk,
Weil alles widerstrebt!
Jehovah, segne mich, das ich auf dich nur merk,
Durchaus dir angeklebt!
Mein Vater, nihm mich gantz! Mein gantzes sei gehebt.
7. 21.
Gottlob, der flug wird da durch Mitternacht,
Ob mich der pflug noch pflügt!
Gottlob, das ider meint, das ich wär unterbracht,
Weil Falschheit mich umkrigt!
Gottlob, das schwärtzste schwartz umschwärtzte mich mit macht,
Das ides art sich rügt:
Allein imehr es schwärtzt, i weissre Weisse sigt.

[213] Endlicher Nachklang, auf dem Maesflus bei Dordrecht den 6 Julius und in Bril den 7 Jul. 1679.

Gottlob, der Flug waristwird' dar, der da in, aus, durch Mitternacht,
Ob mich der Pflug noch pflügt!
Gottlob, das ider meint, das ich wär unterbracht,
Weil Falschheit mich umkrigt!
Gottlob, das schwärtzste schwartz umschwärtzet mich mit macht,
Das ides art sich rügt:
Allein imehr geschwärtzt, i weissre Weisse sigt.
Der 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 3. (48.) Kühlpsalm

Um dem Nordengrimm abzuwenden, und den flug in mitternacht aus Mitternacht durch Mitternacht zubefördern, in viler hinderung, und Noth sehr ernstig angestimmet zu Rotterdam den 11 Jun. 1679.


1.
Jehovah, höhr mein ernstes schreien,
Das ich füsfällig dir anstimm!
Jehovah, sih auf mein zerstreuen!
Jehovah, hemme deinen grimm!
Wi lange sol der Feind mich schwächen,
Der Jesus Reich denkt zuverbrechen?
Wi lange lästert dich sein Mund,
Weil deine streng ihm noch ni kund?
Wi lange sol, mein Gott, ich stehn gebunden?
Ach löse mich, hab ich genad gefunden?
2.
Hir lägert sich ein heer des schmertzen,
Und dort versucht ein gantzes Land!
Hir wollen tausend mich nur stertzen,
Wann dort sich mehrt wi sand vil schand.
Hir hab ich dis, dort jens verschuldet,
Weil freund und feind der Bosheit huldet:
[214]
Hir stellt der Satan netz, dort strikk,
Das ich von dir nur ging zurükk.
Wi lange sol, mein Gott, ich dises leiden?
Ach löse mich! Ach las mich, Vater, scheiden!

Zweiter Theil,

In augenscheinlicher anblikkung des entgegen figurirenden fälschen weltgeistes durch Bechern, Wernern, Furly in Rotterdam, den armseeligen Figurirern unverstanden; voller eifer zu ihrer Zerstreuung, di allen dreien darauf erfolget dem Babel zum zeichen, ausgesprochen d. 15. Jun. 1679.

1. 3.
Jehovah, höhr, der du mein Werker,
Was gegen dir man heimlich würkt!
Jehovah, höhr! Ach sei aufmerker!
Du sihst, mit was ich werd umzirkt!
Jehovah, las den Ernst nun schmekken,
Di deinen willen so verdekken!
Ihr spotten fall auf ihre köpff:
Si lernen, was si vor geschöpff.
Ich aber werd, mein Gott, durch dich entbunden!
Komm, löse fort, weil ich genad gefunden.
2. 4.
Dein eignes werk heist Weltgeistfabel,
Utopien und selbstbetrug:
Si zimmern liber neue Babel,
Und sind zum Gottes Werk zu klug.
Di weltfigur wil gegenstehen:
Si sol, und nicht dein Werk verseen.
Gib, das erfahre bald der Kreis,
Wi si geraubet unsern Preis!
Du linderst selbst, mein Gott, schon dises Leiden:
Komm, löse fort! komm, las mich, Vater, scheiden.

[215] Dritter Theil,

Im zuge zur wahren Gelassenheit durch erkäntnis und bekäntnis göttlicher genaden, auch in allen unerwartesten fällen nach dem 77 tage seines Hollandspfluges, zu Rotterdam den 17. Jun. 1679.

1. 5.
Jehovah, Preis! Ich mus lobsagen
Vor dis, das über mich verhängt!
Jehovah, Preis vor alle Plagen,
Di mich um dich bisher gedrängt!
Jehovah, Preis! Ich bins unwürdig,
Das ich um dich bin allen bürdig:
Verschmäht, verspeit, verdrükkt, verlacht,
Von Freund- und Feinden unterbracht.
Ich bin dadurch, mein Gott, durch dich entbunden!
In mir gelöst und hab genad gefunden.
2. 6.
Wi haben si mich nun geputzet?
Welch herrlichs kleid, das mich itz schmükkt?
Dein Werk, um das mich ider trutzet,
Ist stärker nur ins Werk gerükkt.
I seltener noch meine fälle:
I heller hellt des Werkes helle.
Was wird bald folgen vor ein klahr,
Wann dis davon ein Erstling war?
Ach ich umarm, mein Gott, nun alles Leiden!
Itz wird mir gleich das binden, lösen, scheiden.

Virdter Theil,

Ansprach an alle Freunde und Feinde, Verwandte und fremde, grosse und kleine, bekandte und unbekandte, di seiner harten fälle und zufälle Erwekker, durch Gottes zulassung waren, sind, werden; zugeruffen zu Rotterdam den 17 Jun. 1679.

1. 7.
Ihr Freund und Feind, di mich betrübet,
Und täglich so gefährlich scheint!
Nun werdt ihr recht von mir gelibet,
[216]
Imehr ich über euch geweint.
Ihr habt den sig mir dargebohren,
Und gebt, was ihr euch selbst verlohren:
Gott lasse gnad vor euch noch ruhn,
Weil ihr nichts wisst von eurem thun.
Wann ihr, wi ich, von andern einst gebunden,
So lös euch Gott, wi ich genad gefunden.
2. 8.
Ihr Freund und Feind, di ihr mich schwärtzet,
Mich gantz mit Trauerschwartz umhüllt!
Nun werdt ihr recht von mir gehertzet,
Imehr ihr euer müttlein füllt!
Nichts blauers hat mich, Ach! geblauet!
Was wird in mir durch euch geschauet?
Jehovah steh euch gnädig bei,
Wo euch noch trifft auch solche Rei!
Wann ihr einst leidt von andern dises Leiden,
So gleich euch Gott auch binden, lösen, scheiden.
Der 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 4. (49.) Kühlpsalm

Als er stund in der Feuerfigur der Christenheit und seine ungewöhnliche Bindung in seinem erstem Anfange, Holland, von innen und aussen, mittelbahrem und unmittelbahrem, um ja völlig theils zerknirschet, theils unwerth zu werden vor seinen Hassern, busfertig überwog im Hage den 21 und Schidam den 22 Junius; in Utrecht den 3 Jul. und Maersen bei Suylen den 5 Jul. 1679.


1. 2. 3. 4. 5. 4. 3. 2. 1.
Zermahle mich, Jehovah, nicht im Zorn!
Ach straffe nicht, nachdem ich straff verdinet!
Gedenke doch, das ich kaum zartes korn,
Das du gepflantzt, das du selbst ausgegrünet!
Gedenke, das ich gäntzlich schwach,
Sehrelend, arm, im Ungemach!
Gedenke, ist es möglich, deiner gütt!
[217]
Ists möglich! Doch dein Will ist meine bitt.
Zerhalme mich, Jehovah, voller libe:
Zermalme fort, was meine Werk und tribe.
2. 3. 4. 5. 1. 5. 4. 3. 2.
Di Bosheit rufft: Gott ist, der ihn verläst!
Verlachet erst uneignes libeswürken!
Vil scheuen mich als einen, der di Pest,
Und sind darinn auch schlimmer als di Türken.
Si meinen, das dein schlus verdrükkt,
Und halten sich nun hochbeglükkt!
Allein ich seh in allem Gotteshand:
Drum tröstet mich di zugewandte schand.
Zerfälle mich, Jehovah, voller libe:
Zerschelle fort, was meine werk und tribe.
3. 4. 5. 1. 2. 1. 5. 4. 3.
Der Kelch ist schwer, der mir bisher gerekkt!
Ich bin und bin in mir selbst mir entzogen!
Nihm, Vater, weg, was mich vor dir beflekkt!
Was vil zuleicht, als ich von dir gewogen!
Nihm, Vater, weg um Jesus Kreutz,
Mit dem ich noch dich täglich reitz!
Ach rein und rein als wi das reinste gold,
Bis ich erlangt aufs reinste deine hold.
Zertreibe mich, Jehovah, voller libe:
Zerreibe fort, was meine werk und tribe.
4. 5. 1. 2. 3. 2. 1. 5. 4.
Mein Fleisch erbebt! Mein Blutt erkältet hart!
Es wird mir angst so lange Angst zutragen!
Ich schrekk und schrekk! Imehr ich deiner wart,
I heimlicher umfesseln band und plagen!
Mein Gott erscheint gewaltsamstreng!
Die Enge engert neu di Eng!
Ach Menschenhülf ist mir stets leim und netz,
Ein strikk, ein fall! Mein Vater, komm, entsätz!
[218]
Zerläutre mich, Jehovah, voller libe:
Zerscheitre fort, was meine werk und tribe.
5. 1. 2. 3. 4. 3. 2. 1. 5.
Zum euserstem ist Alles nun gebracht,
Und bin auch recht zum euserstem gebunden!
Ach Hiobsfreund! Ich lig in Hiobsnacht!
Eur helfen ist nur Hiob tiffer wunden!
Ach wär es so, wi man gedenkt,
Wo würd ich itz, mein Gott, versenkt?
Allein mir ists dis alles wi ein Nichts!
Drum jauchtzt mein Geist! Gott tödtet unser Ichts.
Zerstükke mich, Jehovah, voller libe:
Zerdrükke fort, was meine werk und tribe.
Der 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 5. (50.) Kühlpsalm

Als er di Hollandsfigur überkommend, wunderlich kam den 6. Julius von Utrecht auf den Rhein, vorbei Vianen, Nieupoort, Schonhoven, Dordrecht nach Rotterdam, und den 7. Julius, vorbei Delfshaven, Schidam, Vlaerdingen, Maesland, nach dem Bril; noch wunderlicher den 9. Julius auf eine Dordrechtische Galliot, den 10. Julius vor Engelland, seinen zweiten Anfang und am allerwunderlichsten den 13 Julius, gleich in der 72. wochen ersten stunde, wider nach sein London; voller geheimnüs Kühljubelgesungen und Kühljubelgeklungen zu London am 1. Aug. 1679.


1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
Gottlob, der Flug ist dar von Ost und Mitternacht!
Der Pflug hat ausgepflügt!
Auf, Geist! Auf, jubelthön! Auf, Auf, Es ist volbracht!
Wohl, wohl, das ich umkrigt!
Auf, Geist in Gottes Geist! Auf Geist, davidisir!
Hochjauchtze voller krafft
Mit aller Engelschafft!
Frohlokke! Jubelsing! Lobschalle! Triumfir!
Gottlob, was mich geschwärtzt, wil ewigst mich auch weissen!
Ach heilger glantz mit Jesusglantz zugleissen!
[219] 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1.
Gottlob, der Flug ist dar nach Ost und Mitternacht!
Nach Ost, von dem er kam!
Der Frische Nordwind nimmt des kühlen Osttaus acht,
So bald er ihn vernahm!
Drum mengt sich Ost und Nord! Si sind durch sich vermischt!
O wundersüsser Thon
Nach solchem harten hohn!
Das Nordenwasser Kühlt! Mein Osttau der erfrischt!
Gottlob, was mich betrübt, wil ewigst mich erfreuen!
Ach wahre lust nach solchem spil und reien!
3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2.
Gottlob, der Flug ist dar in Ost und Mitternacht!
Wi stehn si, di geschertzt?
Nun trifft si stimm und grimm! Was habt ihr doch verlacht?
Seht, was euch ewigst schmertzt!
Ihr hemmtet höllenvoll das höchste Gotteswerk!
Ich stand und stand gebängt,
Vom Ost und Nord bedrängt!
Seht, ihr verächter, seht von Ost und Nord di stärk!
Gottlob, was mich gehemmt, wil ewigst mich entbinden!
Ach grosser sig durch Gott zuüberwinden!
4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3.
Gottlob, der Flug ist dar aus Ost und Mitternacht!
Di wunder gehen fort!
Was tif im schlafen lag, ist endlich aufgewacht!
Das Meer ist selbst der Port!
Das ungestühme Meer, das vor so trutzig ging,
Und stoltz di Wellen thürnt!
Nun hat es ausgezörnt!
Es legte sich so sanfft, als Gottesstund anfing!
Gottlob, was mich verdrükkt, wil ewig mich erquikken!
O schöner schmukk, der mich nun stets sol schmükken!
[220] 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4.
Gottlob, der Flug ist dar durch Ost und Mitternacht!
Sehrrein erschallt der schall!
Was hochverdekket lag, ist aufgedekkt gemacht!
Was Nichts schin, ist nun A.L.L.
Das A.L.L. durch Ost und Nord, das iden hochergetzt!
Der Fridrich wird erhöht!
Der Ferdinand vergeht!
Nun ist nach preis der Reis vom Davids Reis geschätzt!
Gottlob, was mich entzirt, wil ewigst mich beziren!
Ach lichte Zir! O ewigs Jubiliren!

Zweiter Theil,

Als er noch nicht ergreiffend seinen fünffachen Figurfiug durch Amsterdam, London, Paris, am 5 October nach Holland wolte, da ihm so unverhofft seine Dordrechtische Galliot, darauf er vor 84 oder 7 mahl 12, 3 mahl 28, 2 mahl 42 tagen ankommen, mit vollem winde ausfuhr, und noch minder mit der unverhoffteren beschlüssung seiner 84 wöchentlichen Reise erfaste di dreimahl 84, neunmahl 28, sechsmahl 42 und dreimahlsiben 12 monden oder seine 21 jährige Friderichswochen, Jubeldreien und Jacobsfiguren; mitten unter dem aufhalten, höchstgelassen voller verwundern, Kühljubelgesungen und Kühljubelgeklungen zu London am 12. Octob. 1679.

6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5.
Gottlob, der Flug war dar von Ost und Mitternacht!
Der Pflug hat ausgepflügt!
Auf, Geist! Auf, Jubelthön! Auf, Auf! Es ist volbracht!
Wohl, wohl, das ich umkrigt!
Auf, Geist in Gottesgeist! Auf Geist, davidisir!
Hochjauchtze voller krafft
Mit aller Engelschafft!
Frohlokke! Jubelsing! Lobschalle! Triumfir!
Gottlob, was mich geschwärtzt, wil ewigst mich auch weissen!
Ach heilger glantz mit Jesusglantz zugleissen!
[221] 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Gottlob, der Flug war dar nach Ost und Mitternacht!
Er war und ist geschehn!
Der Pflug hat unsern flug nun recht vertausendfacht!
Beflügelt unser wehn!
Wi hoch war nicht der schwung? Wi weit? Wi breit? Wi gros?
Verlihren gab den sig:
Der Fride wuchs im Krig.
Was Uns mit fesseln band, das gab Uns frei und los!
Gottlob, was mich geschwächt, wil ewigst nun mich stärken!
O stärkste stärk, weitmehr als menschen merken!
8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Gottlob, der Flug war dar in Ost und Mitternacht!
Mein leib wird neu beseelt!
Di harten wunden sind durch Gottesgnad versacht,
Das aller Welt verhöhlt!
Es ward erschrekklich (Ach!) das Goldhorn Uns enthornt,
Als wär es gantz verstaubt!
Der Teufel lacht und schnaubt,
Als ich in Ost und Norden mit dornen rings verdornt.
Gottlob, was mir abfil, mus ewigst mir zufallen!
O güldnes horn, durchjüngt mit goldkristallen!
9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Gottlob, der Flug war dar aus Ost und Mitternacht!
Wir werden recht bepalmt!
Wi weint, der Uns gehöhnt! Schaut, wi er zitternd schmacht,
Nachdem der Kreis enthalmt.
Jehovah geht vor Uns zum streit mit seinem arm!
Jehovah, der Uns zweigt,
Mit neuer Milch gleich seugt!
Sein Wind, Erdbeben, Feur sätzt all in allem harm!
Gottlob, was mich belähmt, lehrt ewiges forttreten!
O freies band nach enge, kärker, keten!
[222] 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Gottlob, der Flug war dar durch Ost und Mitternacht!
Ein Flug ohn flug mit eil!
O grosser Wundergott! Imehr ich ihn betracht,
Werd ich des Fluges theil.
Di kohlen kühlen sich, imehr Roms kohle kühlt.
Rom wird mit dampff bezohlt,
Durch Ost und Nord bekohlt,
Weil kühle Kühlung neu das Kohlenrom durchspihlt!
Gottlob, was mich bekohlt, wil ewigst mich bekühlen!
O kühler Kühl! Ach herrlichs Kühlerzihlen!

Dritter Theil,

Als ihn der Geist Gottes plötzlich von London, gleich nach 21 wochen, am 4 Decemb. über Dartfort, Rochester, Sittimborn, Canterbury, Dover, Calais, Boulogne, Monstreil, Abbevil, Poix, Beauvais, Pontoyse, Denys, den 14. Dec. nach Paris zum zweitenmahl geführet, wegen der figur seines dritten Anfanges, Frankreichs, und ihn mit dem leiblichem Friderichshause, in wunderlicher Vorsehung, heimlich vereinigte; voller erfrischung Kühljubelgesungen und Kühljubelgeklungen im Lilgenparis d. 15. Jenn. 1680.

11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Gottlob, der Flug wird dar von Ost und Mitternacht!
Der pflug hat ausgepflügt!
Auf, Geist! Auf, jubelthön! auf, auf! es ist volbracht!
Wohl, wohl, das ich umkrigt!
Auf, geist, in Gottes Geist! Auf, geist! Davidisir!
Hochjauchtze voller krafft
Mit aller Engelschafft!
Frohlokke! Jubelthön! Lobschalle! Triumfir!
Gottlob, was mich geschwärtzt, wil ewigst mich auch weissen!
Ach heilger glantz mit Jesusglantz zugleissen!
12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.
Gottlob, der Flug wird dar nach Ost und Mitternacht!
Wir sind aufs neu erregt!
[223]
Nun gehn wir ernster auf, als alle Welt gedacht,
Unendlichstark bewegt!
Es zeucht uns an der Geist, der alle Geister bindt
In aller Creatur
Mit Gottes Allmachtschnur!
Der Geist, der Geister Geist! geschöpffen unergründt!
Gottlob, was mich vertrat, mus ewigst mich aufrichten!
O lichtes licht, das nun mich mus durchlichten!
13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
Gottlob, der Flug wird dar in Ost und Mitternacht!
Im virgetheiltem Rund!
Wi Printzen? Zittert ihr? Was stoltze? Schon verkracht?
Wird Gottes finger kund?
Tyrannen! Könnt ihr nicht, wi vor, di Erde quäln?
Bluttägeln: Ists nun aus?
Seid ihr nun höllengraus?
Ihr müsst mit Teufeln euch auf ewigst nun vermähln!
Gottlob, was unter fus, führt Zepter, hutt und Krone!
O Wunderwerk vor Gott aus Gottesthrone!
14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.
Gottlob, der Flug wird dar aus Ost und Mitternacht!
Aus der verdrükker platz!
Des Abgrunds Rache ist mit Königen durchracht!
Das weh ist nun ihr Schatz!
Jehovah, du vergilst, di deine Majestät
So schändlich misgebraucht!
Durchlauchte sind durchraucht!
Unüberwindliche besklavet, höchstverschmäht!
Gottlob, was sklave war, wird ewigewigst freier!
O Gottes gütt, di ewigewigst treuer!
15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
Gottlob, der Flug wird dar durch Ost und Mitternacht!
Durch aller Zeiten zeit!
Wir segeln prächtig her auf der Karfunkeljacht
Der ewgen ewikeit!
[224]
Di wellen bergen sich mit Lichtesinselnmeng
Bis an di Sonnpalläst
Der blauen Wolkenvest
In ewigstewiger Zirwunder lichtgepräng!
Gottlob, was tif versenkt, ist hoch in Gott erhaben!
O GottGottGott! Dein ist dis Wunderdraben!
Der 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 6. (51.) Kühlpsalm

Als er di Prophetin Tanneke Denys in London angetroffen, und so manche fälle neusehend, darüber in di allertifste Busbetrachtung seines und aller Geschöpffes Abfalls gerith: vor Gott stat aller Geschöpffe busgethränet zu London den 6. Aug. 1679.


1.
O Heilger Gott! Gott Vater, Sohn und Geist!
Schau gnädigst an, was neu zu dir auffleust!
Ich schäme mich, durch aus in mir entsätzt,
Das ich so offt dich, Heilger Gott, verletzt!
Ich schäme mich und kan vor dir nicht stehn!
Verzeih, verzeih mein schändliches vergehn!
2.
Imehr ich mich mit allem thun betracht,
Imehr ich schrekk und werde roth gemacht!
Ich bin nicht werth, das mich di Erd i trägt,
Weil undank noch mein gantzes leben pflegt!
Ich bin nicht werth, das meine stimm erhöhrt!
Mein Gott, mein Gott! ach, das ich dich versehrt!
3.
Ich armer Wurm! elender, als ich kenn!
Kein wahrer mensch: weil ich stets mich verrenn!
Ich Misgeschöpff! War dis des Schöpffers sinn?
Was ist in mir vom angeschaffnem inn?
Ach hab ich nichts als den verdinten fluch!
Ich bin nicht werth des antlitzs, das ich such.
4.
I tiffer ich zu meinem Ursprung dring,
I tiffre scham, mit der ich (Jesus!) ring!
Ich Misgeburt! War dis des Heilands dank?
[225]
Der mich erlöst, als er stat meiner sank?
Ich Ungeheur! Wem bin ich worden gleich?
Bald werd ich roth, bald von der Bosheit bleich!
5.
Thränt, Augen, thränt, weil noch kein auge thränt!
O steinern hertz, von Gotteshertz entwehnt!
Ich thirscher Mensch! Ist dis des Heilgen art?
Des heilgen Geists nach Jesus himmelfahrt?
Ach hündischer, als i der hündsche hund!
Wi werd ich mir aus dir, mein Jesus, kund?
6.
Unsprechlich ernst, der mich mit ernst angreift?
Ich schau und schau, wi Gotteslibe treuft!
Gott schuf uns O! nach sich zu seinem Bild
Barmhertziglich, freiwillig, güttig, mild!
Gott gab uns sich! Gott hat uns alls geschenkt,
Ach Jammer ach, das wir uns ihm entschenkt.
7.
Nichts grausamers hält zeit und ewikeit,
Als das von Gott trat sein Geschöpff so weit!
Nichts thörichter, als solchen tummen fall!
Das nur in Gott, verläst sein alles all!
Nichts greulicher als wider Gott und gutt
Zuschänden sich und sein so heilig blutt!
8.
O heilger Gott! Ich sinke dir zu fus!
Voll scham und reu! voll ernst, voll leid und bus,
Ich wünschte mich von glid und glid zerstükkt,
Viltausendfach, das nur das bös entrükkt!
Ich wünschte mich aus reiner lib in nichts,
Das ewig weg nur der geschöpff ihr Ichts!
9.
Hochgrauser Flekk, mit dem wir uns beflekkt!
Das wir geschöpff des schöpffers zorn erwekkt?
Ich wünschte mich zu aller pein verdammt,
Das Gotteslob nur in Geschöpffen stammt!
Ich wünschte mir zutragen aller last,
Das Gotteslob nur aller Ruh und Rast!
[226] 10.
Nichts schrekklichers dann das mein Gott verlohr,
Di er aus sich zu seiner lust erkohr!
Gott schuf geschöpff, di er mit sich erlabt,
Das etwas wär aus ihm mit ihm begabt!
Gott ists sich alls! Als er sich mitgetheilt,
Ist sein geschöpff von ihm ach! weggeilt!
11.
Welch unrecht? ach! Was wird dadurch bekand?
Der Rechtstag zeugt nur der geschöpffe schand!
I tiffer ich in dise tiffen tiff;
I tiffer Angst, das ein geschöpff ablif!
Dis unrecht ist so unergreifflich gros!
O GottGottGott! Ach mach uns ewig los!
12.
O heilger Gott, vernihm mein eifrigs flehn!
Las uns genad (ist möglich) neugeschehn!
Si wissen nicht, was si an dir vollbracht,
So lange si in ihres Abfalls nacht!
Dreieinger, sih, was ich vor dir ausschütt!
Doch nur dein Will sei mas in Wunsch und bitt.
Der 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 7. (52.) Kühlpsalm

Als er di Jesuelische Lilirose mitten unter den gefährlichsten Anschlägen des verfluchten Romes in seinem London fortpflanzte, von Gott dem gantzem Gog und Magogsreiche entgegen gesätzet; gejubiliret zu London an seinem 50 tage den 31 Aug. 1679.


1.
London, Ort der Lichteswunder,
In dem Gott mein leid versüsst!
Du wirst neu von mir gegrüsst,
Weil du gibest flamm und zunder!
Schau, wi Gott dich angethan,
Das kein Rom dir schaden kan
Um der Lilirose bahn!
2.
Von dir bin ich ausgegangen
Durch den Ost und Mitternacht!
Zu dir ward auch hergebracht,
Was in Ost und Nord empfangen!
[227]
Was so rings dort Rom umringt,
Und ihm seine Macht verdringt,
Weil di Lilirose singt.
3.
Wiclef ist aus dir entstanden,
Der das stoltze Rom verschrekkt:
Wiclef wird erst recht geschmekkt,
Nun das falsche Rom wird landen.
Wiclef, der erst Rom anweist,
Ist nun, der den zirkel schleust,
Weil di Liliros aufscheust!
4.
Satan gibt dem Kohlmann kohlen,
Di Gott durch den Kühlmann kühlt:
Rom wird selber weggespühlt,
Wann es London wird weghohlen.
Rom verleuhret seinen stuhl,
Und versinkt in schwefelpfuhl,
Vor dem Lilirosenkuhl.
5.
London! Du vereinest Leiden,
Das Lutecia dein Leib!
Wachse herrlichst und bekleib,
Das dein drei ni mehr zuscheiden!
Wann di drei und siben L
Ein neuneinges Kreutzgestell,
Wächst di Lilirose hell.
6.
Jacob mus im York bald sigen,
Ob schon Jacob dis besitzt:
Jacob, der vor Rom erhitzt,
Mus dem Jacob unterligen.
London nahm den Jacob ein,
Der aus Böhmen kam so rein,
Zu der Lilirose schein.
7.
Jesuel bleibt doch bethrönet,
Ob ein Jesuit entsteht!
Sein Olive ist erhöht,
Wann Oliva wird verhöhnet.
Lucifer verlohr den thron,
Den empfangen Gottes Sohn
In der Lilirose Kron.

[228] Zweiter Theil,

In anblikkung des Pabsts Stammnahmen Odoschalchi zu London den 12 Sept. da der Londnerbrand, durch Rom angeleget, dreizehnjährig war, 1678.

1. 8.
O du schalk, dein O zerreisset,
Und dein Eilf ist bald vollendt!
Heistdu Nocent Innocent?
Bistdu, der so heilig gleisset?
Schaue wi du wirst verklagt,
Drüber Rom sich ewigst nagt,
Weil di Lilirose tagt.
2. 9.
O du schalk, durch O verrathen,
Und vernullt durch fünff und O!
Rom verlodert in der loh
Seiner eignen Missethaten.
Rhom wird offen als ein Mohr
Durch den Rükkgang, der nun vor,
Weil di Liliros empor.
3. 10.
O du schalk, durch O gehalten
Stärker als den Rosseschaar!
Rom wird schmertzlich bald gewahr,
Was sein feuer wird verkalten.
Rom schmekkt selber Rach und Mord
Im October und stets fort,
Weil di Liliros am Port.
4. 11.
O du schalk, den Königstittel
Schläget London gäntzlich ab:
London, das des Romes grab,
Spinnet deinen sterbekittel.
Krone, Zepter und der hutt
Kommet bald an Fridrichsblutt:
Wird der Liliros ihr gutt.
5. 12.
O du schalk, höhr di Propheten?
Sihe, wi si dich gebildt?
[229]
Alles wird an Rom erfüllt?
Ihm verduppelt nun sein tödten?
Londons angestekktes feur
Kostet Rom so mächtig theur
Um der Lilirose leyr.
6. 13.
O du schalk, was ist dis stechen?
Sind dir stachel untersät?
Fällt das Thir, das sich aufbläht?
Wil sein schwantz durchaus zerbrechen?
Wunder, wi dort Rom so schäumt?
Es ist plötzlich aufgeräumt,
Weil di Lilirose bäumt.
7. 14.
O du schalk, der Schalk Exempel!
Trägstdu deiner schalkheit fall!
Sihe, wi dich stürtzt mein A.L.L!
Dich und deine Götzentempel!
Deine schalkheit macht dir aus,
Das dein Rom zum höllengraus,
Weil di Lilirose raus.

Dritter Theil,

In betrachtung der Kottersweissagung vom 1666 Londnerbrand; in wichtigen gedanken zukünfftiger dinge, auch ihm zum gedächtnis seines Gelübdes wegen seines 50000 pfundichten patengroschen, zugesätzt zu London den 15 Sept. da sich der Brand gestillet, 1679.

1. 15.
London, deine flamm ist über,
Und dein Brand hat ausgebrand:
Was Kotterus vorempfand,
Machet Rom nun immer trüber.
Rom, das sich auf Bosheit gründt,
Das erbleichet, stirbt, verschwindt,
Weil di Liliros sich findt.
2. 16.
Seudt der grosse Topff nach Norden,
Der so lang ohn siden stund?
[230]
Wird nun seine Tugend kund?
Sind di zwölf zuschanden worden?
Wassermann, von libe kalt,
Geustdu neu? Halt innen, halt!
Unsre Liliros ist alt.
3. 17.
Sind di Zwölfe gleich erschinen,
Welche Uns Jehovah gab?
Lässt si sehn der rechte Knab?
Rom entromt vor seinem grünen.
Hat sein Fiber ausgewerkt?
Freude! Seht, er hats gemerkt,
Das di Liliros ihn stärkt!
4. 18.
Stoltzer steinfels stoltzer felsen!
Recht, das dich sein Fiber trifft?
Hitze, Kälte und das Gifft?
Krankheit wird dich ewig hälsen.
Deine Wohnung, Gott auf Erd,
Ist nun selbst di Angstbeschwerd,
Weil di Liliros ausfährt.
5. 19.
Sihstdu, Rom, den Jäger eilen
Auf dich von dem Nord und Ost?
Bittert er der Götter kost,
Di dich, huhre, wolten heilen?
Gottes Lamm das stehet auf:
Gibt den sig nun seinem hauf
Durch der Lilirose lauf.
6. 20.
Sion wil das Land betauen:
Alle drei sind wi ein hertz.
Alle drei sind frei vom schmertz,
Nun das wesen anzuschauen.
Ist der Ostprintz aufgewacht?
Babel! Bistdu nun in nacht,
Und di Liliros in pracht.
7. 21.
Wohl dir, Sion, di gebohren!
Weh dir, Rom, in Angst und Grufft!
[231]
Wohl dir, di das Lamm gerufft!
Weh dir, welche sich verlohren!
Itz frohlokket alle Welt
Auf dem Lilirosenfeld
Mit der Lilirose Held.

Dreiniger Nachdrukk,

1. Als di Pabstischrömische Ankohlung und di Lilirosische verkühlung sehr stark rungen mit seiner 77tägichten gegenwart d. 29 Sept. 1679.


Rom kohlt London an mit lunden:
Doch mein Kühlband wird empfunden,
Dadurch ewig Rom verschwunden.

2. Als alle welt erstarrte über dem täglichem zerbrechen der Pabstanschläge den 10. Nov. 1679.


Rom kohlt durch Kohlmann Wiclef an:
Den Gott durch Kühlmann kühlen kan.
So ists! So gehts! Gott hats gethan!

3. Als er in Constantinopel Gottes vorhaben durch Apaffi beim Türkischem Kaiser von weiten ins werk, und in London den verfluchten Pabst zum vorspile verbrand sahe am 27 Novemb. 1679.


Frisches Kühlen kühlt di kohlen:
Kühle Frische wird verhohlen,
Wi Jehovah längst befohlen.
Der 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1
1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[232] Der 8. (53.) Kühlpsalm

Sibeiniges allgemeines Abend- Nacht- Morgen- Mittagslid aus dem sibeinigem allgemeinem güldnem A B C; sibeinig zum lobpreis Jehova Jesus und Aufmunterung des sibentzigsibeinigen Japhet Sem Ham, nach recht der ewigen unendlichen gebährung im höchstem thone der 168 wechselungen angestimmet zu London im Sept. und das 5. 6. 7. den 16. 17. 18. Octob. 1679.

1. Der Ersttag oder Sonntag
1. Ersttagsabendtheil

1.
An Gott glaub ich, der nur allmächtig,
Der ewigst waristkommt einträchtig,
Jehovah, Elohim, Sadai,
Jah, Tsebaoth, El, Adonai.
Der ewig ist, wi er gewesen,
Aus sich in sich durch sich ernesen,
Als er dreieinig sich gebahr,
Der ewig doch nur einer war,
Das einge Ein des einsten Eines,
Das Alles All, ohn welches keines.
2.
Bei dem, von dem dis alles worden,
Ist ewig alles dinges orden,
Wi es von Ewikeit erschin,
Und wird in Ewikeit durch ihn.
Bei Gott wird alles angeblikket
Auf ewigewigst unverrükket,
Was ewigewigst angeblikkt,
Und ewigewigst unverrükkt
In aller Ewikeiten Spigel,
Und aller Ewikeiten Sigel.
3.
Christ ist des Vatern ewge Wonne,
Des ewgen Lichtes ewge Sonne,
Den er von Ewikeit bewonnt,
Den er in Ewikeit besonnt:
Der einge Sohn, den Gott gebohren,
[233]
Aus ihm in ihm von ihm erkohren:
Sein einges Wort, das er ausprach
Ohn das kein Wort ist vor und nach:
Das Gott von Gott aus Gott empfangen,
Und waristwird nur Gottsverlangen.
4.
Der heilge Geist, der Geist der Geister,
Geht aus von beiden als Werkmeister,
Wi er von Ewikeit ausging,
Als er di Ewikeit empfing
Ohn allen Anfangmittelendnis
In Gottes ewigen Empfängnis
Des ewigeingebohrnen Sohns
Und ewigausgegangnen throns
Des ewigstewigen Ausgehen
Und ewigstewigen bestehen.
5.
Ein Wesen wil sich ewig dreien,
Und machet doch nur eines reien,
Das ewig nur ein Einer sei,
Das ewigst Drei ohn Einge Drei.
Nichts ist zuerst davon entsprossen,
Gleichmächtig aus sich ausgeflossen,
Weit über der Vernunfft begrif
Nach breite, weite, länge, tif,
Weit über der Geschöpff ihr sinnen,
Das sich allein ist seiner innen.
6.
Freiflüssend ist in einem Wollen
Der einge Gott von sich gequollen
Dreieinigst zu des eingen Lust,
In Ewikeit nur sich bewust:
Höchstdreieinträchtigst in dem Willen
Aus sich in sich mit sich zufüllen,
Aus sich in sich mit sich sein All,
Aus sich in sich mit sich sein schall,
Das alles ward in Freiheit offen
Aus Gott in Gott mit Gott getroffen.

[234] 2. Ersttagsnachttheil

7.
Gott Vater, Sohn und Geist ist Einer,
Der einge Gott, ohn welchem keiner,
Ein einger Schöpffer alles dings
Des rundten Ewikeitenrings;
Ein einger Schöpffer aller Himmel,
Des Lebens, Webens und gewimmel;
Ein einger Schöpffer der Natur,
Und der Geschöpffe Richtscheidschnur,
Das imals waren, sind und werden
Dort in den Himmeln, hir auf Erden.
8.
Hält nicht Gott alles nur in siben?
Sein Bild ist allem eingetriben
Sibeinigst nach der Geisterart,
Di ewigst sich nur sibgepaart;
Dreieinigst nach den dreien quellen,
Di ewigst sich dreieinigst hellen,
Wi ewigst si sibeinigst warn,
Und sich dreieinigst dargebahrn,
Wi ewigst si sibeinigst flüssen,
Und sich dreisibeneinigst güssen.
9.
In Gott aus Gott durch Gott enstunden,
Als Gott in sich hat gutt befunden
Nach seinem bild drei Engelreich,
Di ihres Schöpfers bildnis gleich.
Gott wollte Drei, wi sich bethronen:
Gott gab den dreien Königskronen,
Das si mit ihrem Fürstenthum
Zu ihres Schöpffers lust und ruhm
Sibeinigst solten sich dreieinen,
Dreieinigst ewig sibenscheinen.
10.
Kindähnlich gläntzten Gottes Engel:
Lichtheilig, ewig, ohne Mängel,
Printz Michael ins Vaters macht,
[235]
Printz Jesuel ins Sohnes pracht,
Printz Uriel im Geistes lichte,
Voll Gotts vor Gottes angesichte,
Voll dreisibeinger Majestät,
Eh einer Gottes lib verschmäht,
Aufblähend sich Gott abgestorben,
Und Gottes finsternis geworben.
11.
Lichtledig sind der Engel lichter;
Di offenbahrten Gott als Richter,
In dessen heilger Vaterschos
Si ruhten vor gantz frei und los.
Ihr Grosfürst Lucifer wolt toben,
Bedonnern Gott von unten, oben,
Darüber sich des Zornes schlund
Eröffnet, der vor keinem kund:
Si filen in des grimms gefängnis
Voll finsternis, voll Angstbedrängnis.
12.
Macht Lucifer sich selbst zuschanden,
Verlohr den nahmen in den banden,
Beteufelt sich als Teufelhaupt,
So schlos ihn Gott, imehr er schnaubt.
Den Fürstensitz, der gantz durchschwärtzet,
Hat Elohim neu lichtbekertzet,
Als er schuf Erd und himmel draus,
Und stis davon di höllwelt aus.
Was ewig, ward dadurch anfänglich
In einer zeit, di bald vergänglich.

3. Ersttagsmorgentheil

13. Nach sich schuf Gott, was welt nun heisset,
Und stat des Mittelthrons gegleisset,
Nach seinem zorn, nach seiner lib,
Sibeinig nach sibeingem trib.
Gott schuf di Welt durch sibentage
[236]
Nach beider Sibengeister wage,
Das ides tages eigenschafft
Hätt völlig eines Geistes krafft.
Im sibenden ward Ruh gepflogen,
Weil sechs in sich den leib gezogen.

14.
Obsigte Gott nicht seinem grimme?
Dis weiset seine lichtesstimme,
Als alles finster auf der Erd,
Das alles wider lichte werd.
Das gutte wolt aus allen dringen,
Und mit dem bösem kräfftig ringen!
Drum ging hervor das allerbest
Nach aller freiheit, di Gott läst;
Nach mas, gewicht und allen zahlen,
Bis dise Welt in vollem strahlen.
15.
Pflag Gott nicht Adam unvergleichlich?
Ach Gotteslib ist unverreichlich!
Gott machte ihn zum Erdenherrn,
Und wolt ihm schenken hertzlichgern,
Was Lucifer zuvor besessen,
Um das der ris dadrurch vergessen:
Er satzte ihn ins Paradeis
Zu seines Schöpffers ehrenpreis.
Er krönte ihn mit tausend gaben,
Und wolt ihn selbst mit sich erlaben.
16.
Qual Gott in Adam nicht unendlich?
Sein Geist ist uns nur allzukändlich,
Darinnen Gott qualificirt,
Und den er himmlisch hat durchrührt
Der geist, den Gott durch Adams nasen
Nach sich aus sich ihm eingeblasen
Im Paradischem lustgefild
Nach seinem eignem Ebenbild,
Das er von Gott mit Gott durchgottet,
Solt ewig leben unzerrottet.
[237] 17.
Rükkt Adam sich von erster gütte,
Doch theilte Gott bald sein gemütte
Ins Fräulein, das aus seinem leib,
Bis Eva ward dadurch sein weib.
Rükkt Eva gleich von Gott ihn wider,
Das er empfing di thirschen glider:
Doch stellte sich an Adams Ort
Selbst Gottes ewig Sohn und Wort
Um Adam, Ev aus allen bösen
Als Gott und Mensch neu zuerlösen.
18.
Sprach sich nicht aus das Wort durch Worte?
Der Gott mit Gott, schlos auf di pforte.
Der einge Sohn, des Vatern Hertz
Nahm gäntzlich auf sich Adams schmertz.
Das Wort, das Jesueln durchblümet,
Das Wort, vom Jesuel gerühmet,
Das allen Engeln ward bekand!
Dis ist, das nun stat Adamsstand:
Dis ist, das sich uns eingesprochen;
Das uns am Lucifer gerochen.

4. Ersttagsmittagstheil

19.
Trat Gottes Sohn nicht unter füssen
Di Satanslist durch Adams büssen?
Der Held, der suchte stets sein Recht
Im Weibessamensstammgeschlecht.
Der ist, der es geheiligt täglich,
Und macht um ide Sünd es kläglich.
Der sich gezeugt virtausend Jahr,
Und Mensch war, eh er Mensch noch war.
Der immer kam, eh er gekommen;
Kurtz: der in Frommen ward vernommen.
[238] 20.
Volthat nicht Gottes Wort verheischen,
Als es sich endlich wolte fleischen?
Ein wahrer Mensch von Davidsstamm:
Dis war das rechte Gotteslamm.
Er trug als Jesus that und nahmen,
Darüber strakks in schrekknis kamen,
Di von dem Jesuelschem stuhl
Verfallen in den schwefelpfuhl.
Um Gotteszorn, den Adam reitzet,
Ward Jesus jämmerlich gekreutzet.
21.
Wahrschaute Jesus nicht vor andern?
Von seiner Kunfft? von unserm Wandern?
Zog Christ nicht weg als Todesfürst?
Mensch, sih, wi du bald stehen wirst!
Christ hat ausdrükklich uns gelehret,
Was uns notwendig angehöhret.
Wi lang in uns er leiden schmekkt?
Wi weit sein Kreutz in uns ausstrekkt?
Mensch, merke wohl! Es ist nun wenig,
Das Jesus König aller König.
22.
Xgleichend wird mein Jesus sigen,
Wann er in Wolken sich wird rügen,
Mit seinem Kreutz, dran er geduldt,
Was wir in Adam all verschuldt!
Er wird den Erdkreis selbst einnehmen,
Befesseln, di sich nicht bequemen:
Es eilt di zeit ans letzte zil,
Und ist meist aus des Satans spil.
Christ lis als Lamm sich gantz vertreten:
Christ wird als löw si gantz ausjäten.
23.
Yähnlich wird sich Jesus wittern
In seines Reichs Jesuelittern,
Di sich als Christen Christgeformt,
Nach Christusleben Christgenormt.
[239]
Schau, schau, wi si dreieinig gläntzen!
Wi Adams Krantz si kan umkräntzen!
Der Krantz, den er in Eden trug:
Den Jesuspflug uns macht zum flug.
Di Heiligen sind ausgeleutert!
Das Jesusreich wird stets erweitert.
24.
Zeitendend ist alsdann erschinen
Printz Jesus an den Himmelsbühnen,
Wann Lucifer zu allerletzt,
Nachdem Jahrtausend neu ansätzt.
Der strenge Richtstag ist erwekket,
Der hölle, Tod und Teufel schrekket.
Drauf folgt die ewikeitenzeit:
Ein ewge freud, ein ewig leid.
Gib aller welt, Christ, disen glauben,
So wird ihr Satan nichts mehr rauben.
2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

2. Der Zweitag oder Montag
5. Zweitagsabendtheil

1. 25.
Am Christjerusalem vergehet,
Was sich dem altem gleich erhöhet,
Was nachgeafft di Jüdsche pracht,
Und sich zum Abgott stündlich macht.
Kein stein verbleibet an dem tempel,
Den Heiden zu dem lehrexempel,
Das Gott im innerm Himmel lehr,
Und was von aussen, nur zerstöhr.
Kurtz: was den Juden vorgeschehen,
Verzehnfacht hir der Christen flehen.
2. 26.
Bebabelt wird nach Wohlgefallen,
Was nur aus Gott durch Gott wird hallen:
Di heilge Schrifft wird umgekehrt,
[240]
Und alle falschheit draus bewährt.
Das Fleisch wird gantz den Geist entgeistern:
Vernunfft di Gottesweisheit meistern.
Der eusre Buchstab wird ihr kern:
Der inner sinn ist weit und fern.
Si suchen, was an sich vergänglich:
Verlihren, was ist überschwenglich.
3. 27.
Christ wird manch Antichrist genennet:
Christ wird vor Antichrist erkennet,
Weil Christi leben vil zuschlecht,
Und recht des Antichristus recht.
Drum müssen vil als Christus scheinen,
Di Christi leben gantz verneinen:
Es werden billichst vil verführt
Durch viler ich, das si gerührt.
Si werden Fleischlich Christum fassen,
Wann alle geistlich Christum lassen.
4. 28.
Di Krige werden täglich wachsen,
Und schrekken fast di Sonnenachsen.
Ein ider Volk wil sich erhöhn,
Ein Reich dem andern widerstehn.
Der hunger wil di länder treffen:
Di Pest verzehrn, was er vergessen.
Erdbeben dräuen idem Ort:
Vil tausend Angst vermehrt sich fort.
Di menschen wolln vor furcht schon schmachten,
Dar alls vor Boten erst zuachten.
5. 29.
Ein Geistchrist heist des Elends bringer;
Wird Christo gleich, weil er sein Jünger,
Verfolgt, verdrükkt, versätzt in spott,
Verspihen, das er dinet Gott:
Wird täglich änger eingeärkert,
Imehr er täglich eingekerkert,
Ein ärgernis in aller sinn,
Als wann ihn hilt der Teufel inn.
[241]
Sein eigenvolk wird sein verräther,
Und er verbleibt der Missethäter.
6. 30.
Falschheiten mehren aller nöthen:
Es sind geehrt di Falschpropheten,
Di von der höllen auferwekkt,
Das Gotteswarheit wi verstekkt.
Di menschen glauben nur der lügen:
Der Gotteszorn läst si betrügen
Durch falscher Geister lästermund:
Di ihnen fälschlich machen kund,
Was ewig wird vermehren schmertzen,
Und si zur Abgrundstiffe stertzen.

6. Zweitagsnachttheil

7. 31.
Gerechtikeit ist längst verreiset,
Weil ungerechtikeit gespeiset:
Di Bosheit wird in idem land
Behalten lang di oberhand.
Di libe wird von Lib entlibet:
Der eigennutz wird ausgeübet,
Der aller allereinstes zil,
Das ider eintzig treffen wil.
Di Freundschafft wird nach nutz geschätzet:
Wo Nutz es spricht, steht si verletzet.
8. 32.
Halb wird man Gott, halb welt sich theilen;
Zu Gott und auch zur Welt gleich eilen:
Halb fürchten Gott, halb Weltgewalt,
Das ider lau, nicht warm, nicht kalt.
Vil werden sich von Gott abwenden:
Sehr wenig werden glükklich enden,
Ob glükklich zwar vil anbeginnt,
Weil ihre hoffnung schnell verrinnt.
Das Christusreich wird ausgethönet,
Und auf dem gantzem Kreis verhöhnet.
[242] 9. 33.
Im Heiligtum, das auserkohren,
Ist alles Heiligthum verlohren:
Es herrschet drein di wüste Wüst,
Und nicht der einge Jesus Christ.
Was Daniel in ihm vorschauet,
Vor dem dem Antichrist selbst grauet,
Wird nun in ihm und seinem Bild
Zum allerhöchstem grad erfüllt.
Das ende, das di Heilgen sahen,
Wird endlich sich zum ende nahen.
10. 34.
Kein flihen wird vom flihen flihen,
Ein ider nur sein werk vollzihen:
Der auf den Bergen, gehn nach haus;
Der auf dem akker, hohln was raus.
Ein ider hat vil zeit zusäumen
Um sein Judæa noch zuräumen.
Wi in Judæa sich anfing,
Als dessen untergang anging:
So wird es hir zehnfächtig härter
Ergehen nun vor seine Wärter.
11. 35.
Leid über leid bekleidt di schwangern,
Di säugende auf Babelsangern:
Di trübsal grössert tausend Weh,
Und schwellt mit ihrer angstungsee.
Dis Ach bringt Ach, dem keins zugleichen,
Dem alles Ach mus gäntzlich weichen,
Das vor und nach von Gott bestimmt,
Weil Gottesgrimm ni so ergrimmt.
Weh, weh und weh, wo dis dahinter,
Im Sabath oder in dem Winter.
12. 36.
Man würde gantz in sich verstürtzet,
Wo nicht di zeit durch Gott verkürtzet.
Kein fleisch ertrüge das Gericht,
Und solch erschrekklich straffgesicht.
Es wird dis eher sein gezählet
[243]
Um dise, di Gott auserwählet.
Drum ist es schon hinweggeschafft,
Das böse, eh es kommt zur krafft.
Das Paradis wird ehr empfangen,
Das eher zweigt, als es solt prangen.

7. Zweitagsmorgentheil

13. 37.
Nun merkt, das ihr auf di nicht merket,
Da Christus hir und dar nur werket:
Dis werden falsche Christi sein,
Und di Propheten voller schein.
Si würken zeichen und vil wunder:
Ihr seid gewarnt! Seht, seid kein Zunder!
Ihr Gotteskinder! Seid zur hutt!
Wanns möglich, fil selbst ab, was gutt!
Wanns möglich, würden selbst verleitet,
Di Gott im Paradis begleitet.
14. 38.
Ob Christi zukunfft herrlich blitzet,
Und seine Heilgen unterstützet
Im eignem himmel ihrer Seel,
Doch sagt man erst: Sih in di höhl!
Sih in der Wüst! Sih in gemächern!
Sih auf dem feld! sih auf den dächern!
Sih hir, Ich bins! Ich bins, der kommt!
Glaubt keinem antlitz, das vermommt.
Di Adler sind beim aas verhanden,
Da Christus wird augblikklich landen.
15. 39.
Pein finstert dann di lichte Sonne:
Der Mond verleuhret seine Wonne.
Di Sterne fallen auf di Erd:
Der himmel kräffte sind beschwert.
Di Wasserwogen werden brausen,
Di stoltzen Winde mächtig sausen:
Ja Alles, was im Element,
Ist gegen sich von sich getrennt.
[244]
Rechtunaussprechlich ist zuschreiben,
Wi ides wird das andre treiben.
16. 40.
Qual quält di allerstoltzten Völker:
Ihr vorger hochmutt wird stets welker.
Si wollen zittern vor der kunfft:
Es mangelt ihnen nun Vernunfft.
Di Furcht enthartet alle harten:
Si wissen nicht, was zuerwarten.
Nun fürchten si des Menschensohn,
Der ihnen vor ein schertz und hohn.
Si fürchten sich und wollen kämpffen!
Christ stekkt si an, imehr si dämpffen.
17. 41.
Rekkt auf eur haupt! seid hocherfreuet!
Rekkt auf eur haupt, ob alles schreiet!
Man heult und bebt! Wi ist man bang?
Seht Jesum, seht! Welch schrekkgefang?
Seht Jesum, seht! mit seinen thronen!
Er kommt nach eurem dinst zulohnen!
Seht seine Heilgen, di bekrigt!
Weh euch, di ihr sein volk besigt!
Weh euch in euren tiffsten grüfften!
Weh euch in allen finstern klüfften.
18. 42.
Sein Engel sind nach allen Pfosten!
Nach Suden, Norden, Westen, Osten!
Si sind posaunend ausgeschikkt!
Mit tausend Kräfften angeschmükkt!
Si erndten alle Gottserkohrne!
Sie erndten all Christsneugebohrne!
Si sicheln si als garben ab!
O Christusreiches Morgengab!
Seht, seht, wi si zwar alle schneiden!
Seht, wi si frücht und halmen scheiden.
[245]

8. Zweitagsmittagtheil

19. 43.
Traut ni der Welt, di immer sicher!
Schlagt auf in euch di hertzensbücher!
Ach eilt und eilt zur Noachs Arch!
Seht, das di Welt wi jene schnarch.
Si wird mit jener so vergessen;
Heurathen, schertzen, trinken, essen;
Und Jesus sich noch nicht versehn,
Bis ihr, wi jener, gleich geschehn.
Si siht den baum rings um ausschlagen,
Und wil doch nichts vom Sommer sagen.
20. 44.
Verlasset Sodom, das voll strahlen!
Das rosenfärbicht sich wird mahlen!
In dem vom feuer keine spur,
Bis ihr das feuer widerfuhr.
Ach fliht mit Loth zur Stad und hügel!
Loths Weib sei Euch ein steter Spigel!
Seht nicht nach Sodom, das verdarb!
Ach lernt, was Sodoms sehnen warb!
Verlasset euch vor Sodoms lassen,
Wo euch nicht Sodoms straff sol fassen!
21. 45.
Wacht, wacht, weil Gotteskunfft verborgen,
Weil ungewis der letzte Morgen,
Der letzte Tag, di letzte stund,
Di selbst den Engeln ist nicht kund!
Wacht, wacht, imehr si Gott verschoben,
Sehr plötzlich hat er sich erhoben,
Da ers versprach zuvor so offt:
Er ward nach langer zeit gehofft.
Wacht, wacht! Gott wird sehr schnell euch kommen,
Das Euch sei wohl, wann er vernommen!
22. 46.
Xformt euch nach dem Jesusleben:
Verlangt am Kreutz mit ihm zuschweben.
[246]
Di That sei stets in eurem thun,
So könnt ihr dann ohn sorgen ruhn.
Thut immerfort, wi si verneinen,
Di nur mit leeren lampen scheinen!
Sucht säuberlich di Jesusehr!
Folgt säuberlich der Jesuslehr!
Halt Jesus Kreutz vor eure würde,
Und ni vor eure Kreutzesbürde!
23. 47.
Y sei stets eures lebens bildnis,
Das ihr verlasst di Drachenswildnis,
Und werdet recht ein Y dreieins,
An welchem unvollkommen keins.
Schlafft nicht zur Christi zukunfft draussen,
Wann si in euch, noch nicht von aussen!
Seid nimmermehr im schlaffen fett!
Sucht Christum stets im hertzensbett!
Wann Christus ist eur einger kummer,
Wird eines wachen oder schlummer.
24. 48.
Zeit schleust di zeit in ihrem ringe,
Das schnellste allerschnellster dinge,
Das doch so langsam uns fortläufft,
Und so gantzflüchtig uns fortstreifft.
Zeit wil sich selbst in sich entschlüssen,
Verschleust, was wir nicht wissen müssen
Im Anfang, da ihr end beginnt!
Im Ende, da ihr Anfang rinnt.
Wem Zeiten sind als Ewikeiten,
Der wird nicht mehr um zeiten streiten.
3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[247] 3. Der Dreitag oder Dinsttag
9. Dreitagsabendtheil

1. 49.
Ach sämann, gehstdu fort im säen?
Wil sich dein samen virfach drehen!
Der erste fället nach dem steg:
Di Vogel hohlen ihn hinweg.
Der zweite, der am fels bekliben,
Wird von der Sonnen aufgeriben.
Der dritte, der in dörnern blikkt,
Wird von den dörnern gar erstikkt.
Der virdte, der auf gutter Erden,
Wil mit drei zahlen fruchtbar werden.
2. 50.
Befälscht der Feind den gutten akker,
Als alle sind im schlaffen wakker?
Das unkraut wächst bei reiner saat
Zur erndte nach des Hausherrns rath.
Er lis mit nichten dis ausjäten,
Das nicht vil weitzen würd vertreten:
Als beides ward geschnitten ab,
Gab er dem feur di Feindesgab;
Der scheunen aber das getreide
Zum Feindesschmertz, und seiner freude.
3. 51.
Christsprosst im innerm Seelenreiche
Das Gottesreich dem Senffkorn gleiche?
Es ist der allerkleinste Sam,
Der imals in di Erde kam:
Wann aber solcher fortgepflantzet,
So hat er sich so hoch umschantzet,
Das ihm nur mus ein ider Kuhl
Einräumen seinen Königsstuhl:
Er wird so weit und breit sich schatten,
Das drunter Vögel sich begatten.
4. 52.
Durchsäurt das Königreich der himmel
Der Menschen hertz im Weltgewimmel,
[248]
Gleichwi der Sauerteig sich zeugt,
Mit dem ein Weib drei scheffel teigt?
Sind so durchsäurt di dreianfänge?
Der dreien zeiten dreihauptgänge?
Wann alles teiget voller krafft
Zur allerersten Engelschafft,
Zur Heilikeit, di gantz vollkommen,
Dann ist der Anfang neu vernommen.
5. 53.
Ein schatz, der in dem feld vergraben,
Wolt seinen Finder strakks erlaben,
Das er das gantze feld erkaufft
Nur um den Schatz, dem er nachlaufft.
Er hat sein alles hingegeben,
Das er den Schatz nur könte heben,
Der ihn mit solcher freud erquikkt,
Das er sein libstes ihm entrükkt.
Der Schatz der ist das Reich von oben:
Er wird um Alls und nichts erhoben.
6. 54.
Fürtrefflich ist, mehr als gesaget,
Di einge Perl, an di gewaget
Der Perlenkaufmann allen schatz
Mit allen Perlen auf dem platz.
Ihr weisser schnee mit ihrem winken
Macht ihm gleich allen mutt versinken;
Er rif: Fahrt, Perlen, fahrt dahin!
Di einge Perl ist mein gewinn.
Di Perle, di ihn hält gebunden,
Ist Gottesreich, in uns empfunden.

10. Dreitagsnachttheil

7. 55.
Gemengtes zeucht das netz im meere,
Und manche Fisch aus idem heere:
Wann es gezogen auf den rand,
[249]
Dann scheidet gutts und bös das land.
So auch das netz des Himmelreiches
Zeucht aus dem Weltmeer hochungleiches:
Doch am Weltende scheidt sich raus,
Das nicht gehöhrt in Gotteshaus.
Di Engel werden beides stellen:
Das gutte Gott, das bös der Höllen.
8. 56.
Hab acht auf jenes Schalkknechts sinnen,
Der seines truges bald ward innen.
Zehntausend pfund war seine schuld:
Sein König schenkt si ihm aus huld.
Ein mitknecht must ihm hundert groschen:
Nachdenken war in ihm erloschen.
Er kerkert ihn. Drauf brach der grimm
Im König seine gnadenstimm:
Er fodert alls ohn all erbarmen,
Wi er gethan zuvor dem armen.
9. 57.
Jerichum wolt ein Mensch bereisen,
Als ihn durchstach der Mörder eisen.
Er lag am wege nakkt, halb tod:
Ein Prister sah erst seine noth.
Drauf ging vorüber ein Levite:
Und endlich stund ein Samarite.
Der gos zur wunden öl und wein,
Nahm ihn selbst mit, versorgt ihn fein,
Bezahlt den Wirth, lis ihn genesen:
Wer ist der nechste doch gewesen?
10. 58.
Klein, überklein sind meine speicher;
Mein Korn ist gros. (So schlos ein Reicher.)
Ich wil stat diser bauen neu,
Drein sammeln alls: dann leben frei.
Du meine Seel! Du kanst nun essen,
Und deiner sorg vil Jahr vergessen.
Gott sprach: Du Narr, in diser nacht
[250]
Ist deine lebenszeit vollbracht.
Wem bleiben doch nun deine gütter?
Der Geitz der stürtzet di gemütter.
11. 59.
Las länger nicht im Weinbergsgarten
Den Feigenbaum di Erd entarten:
(So sprach sein Herr) der sonder frucht
Nun bei drei Jahr von mir besucht.
Der Gärtner bat noch eins zudüngen,
Ob er dann früchte möchte bringen,
Und ob villeicht auf eins ersätzt,
So vil er vor di Erd verletzt.
Tragt, menschen, tragt nun endlich früchte:
Sonst ist eur zil bald zum Gerichte.
12. 60.
Mensch, merk auf den, der vil lis ruffen
Zum Abendmahl nach dreien stuffen.
Der erste zeucht den akker vor,
Der zweite hub fünff joch empor,
Der dritte hat ein Weib genommen:
Drauf hohlt er Betler, Blinde, krommen.
Er zwingt, weil übrig mancher Ort
Von strass und zäunen alle fort:
Doch keiner, di zuerst geladen,
Erlangen um des spotts genaden.

11. Dreitagsmorgentheil

13. 61.
Neunneuntzig schaffe hat gezählet
Der gutte Hirt, dem eins nur fehlet:
Er lis si all und sucht es klug,
Bis er an seinem hals es trug.
Ein groschen fehlt dem Weib von neunen:
Si kehrt den platz, sucht ihn mit weinen.
Als grosch und Schaf ward hergestellt,
Ward freud im hause und im feld.
So jauchtzen meist di Engelkohren,
Wann widerkommt, der meists verlohren.
[251] 14. 62.
O beide Söhn ungleicher Erbschafft!
Der Vater that des jüngsten werbschafft;
Er theilt ihr gutt. Der jüngste Sohn
Nahm alles mit und zog davon.
Als in der fremd er alls verschwendet,
Und auch mit ihm di Säukost endet,
Ging er zurükk und fil zu fus:
Der Vater gab ihm mahl und kus,
Zur antwort, dem sein Zorn aufsteiget:
Dein Bruder ist heut neugezeuget.
15. 63.
Preis überkam noch der Haushalter,
Der ungerechte guttverwalter:
Als er verlihren solt sein amt,
Ruft er di schuldner allesamt:
Er mindert idem seine schulden,
Das si ihn möchten wider dulden,
Weil er auch ihnen freundschafft that.
Sein Herr must loben seinen rath,
Das er im ende handelt klüglich
Mit seinem Mammon, der betrüglich.
16. 64.
Qual nicht di Qual sehrungleich beiden,
Da jener dort, der hir mus leiden?
Der Reiche lebte voller pracht:
Auf Lazarn nahm er keine acht
Vor seiner thür um ihn zulaben,
Bis ungleich beide warn begraben.
Der Arme sas in Abrams schos:
Der Reiche höhrt sich gnadenlos.
Er bat um Wunder vor fünff Brüder,
Als wüste Mosen nicht ein ider.
17. 65.
Recht ward dem Richter ausgezwungen,
Auf den di Witwe stets gedrungen;
Dem si ins hertze mächtig grif,
Als si ihm ohne Ruh nachlif.
[252]
Er sprach: Ob ich gleich Gott nicht ehre,
Auch nimand auf dem Erdkreis höhre:
Doch weil di Witwe stets mich quält,
So sei ihr Recht nu zugezählt,
So ist ein ende ja ihr flehen,
Das ich vor ihr mag ruhe sehen.
18. 66.
Scheint nicht sehrungleich beider beten,
Di in den Tempel einhertreten?
Der Pharisäer brachte dank,
Das er nicht zölnerisch ersank:
Der zölner blib vom weiten stehen,
Aus scham um näher hinzugehen;
Er sprach: Ach Gott, gib gnad und huld
Mir armen Sünder voller schuld!
Der Pharisäer ward weit schlechter,
Als den er hilt vor ungerechter.

12. Dreitagsmittagtheil

19. 67.
Taglöhner dingt ein Herr beim Morgen,
Um sold, der ihnen unverborgen.
Um drei Uhr sah er andre stehn,
Di er zum Weinberg auch his gehn.
Um sechs, um neun, um eilf desgleichen:
Er lis den sold am Abend reichen.
Di ersten murrten, als vorm dinst
Den letzten ward ihr gleich gewinst.
Der Hausherr sprach: Welch Zornaufblähen?
Mein guttes thun macht scheles sehen.
20. 68.
Verreist eur Herr in ferne länder?
Zehn Knechte merkt auf eure pfänder!
Ihr Bürger, thut, was er euch his!
Sein neues Reich ist sein gewis.
So ists? Er kommt! Seht, wi er ehret,
Di treulich ihm sein gutt vermehret.
Der Knecht, der ihm erhandelt nichts,
Verleuhrt zugleich sein eignes Ichts.
[253]
Di Bürger, welche sein gespottet,
Di werden vor ihm ausgerottet.
21. 69.
Wi widrig reden beide kinder?
Das eine sprach: Ich wil nichts minder,
Als in den Weinberg, zu der zeit:
Doch es ging hin, weil es bereut.
Das zweite zeigte sich höchstwilligst
Vor seinem Vater, wi es billichst:
Allein es blib an seinem Ort,
Volthate weder pflicht noch wort.
Welch Christ volbringet Gotteswillen,
Wann Turk und Juden ihn erfüllen?
22. 70.
Xsirt man so den Sohn, Verräther?
Sind dis di frücht, ihr Übelthäter?
Hat darum euch der Herr belehnt?
Di ersten Boten sind verhöhnt;
Di zweiten mehr: noch mehr di dritten,
Di vilerhand den Tod erlitten.
Dann folgt der rechte Weinbergserb.
Ein ider rufft: Er sterb! Er sterb!
Wi wird des Hausherrn Zorn aufwachen?
Er wird mit euch streng garaus machen.
23. 71.
Y dreier art der dreien Gäste!
Was? wolt ihr nicht zum Hochzeitfeste,
Das seinem Sohn der König hält?
Wi? habt di Boten ihr gefällt?
Weh, weh! Di Falschheit ist gerochen,
Nun Stand und leben euch verbrochen.
Wi? kommen gutt und bös herbei,
Das ider tisch nur völlig sei?
Doch der kein Hochzeitkleid wolt tragen
Wird in di ketten recht geschlagen.
24. 72.
Zehn Jungfraun sind entgegen gangen
Den Breutigam wohl zuempfangen.
[254]
Fünff hatten lampen, öl und alls:
Fünff dachten keines wunderfalls.
Als nun der Breutigam verweilet,
So hat der Schlaf si all ereilet.
Man rufft: Er kommt! Si wachen auf!
Nun weil di fünff um öl im kauf,
Wil er nur fünff allein erkennen:
Es war umsonst nach öl erst rennen.
4. Der Virtag oder Mittwoch3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

4. Der Virtag oder Mittwoch
13. Virtagsabendtheil

1. 73.
Anmerk, O Christ, zu allen zeiten
Das neun der Weh und Seelikeiten!
Rechtseelig, welcher arm im Geist;
Der traurig; der sanfftmüttig heist;
Der voller Rechts; der sich erbarmet;
Der Reinikeit; der Frid umarmet;
Der um das Recht verfolgung trägt;
Der stets um Gott wird ausgefegt.
Unseeligs Neun, das dis ausführet!
Wann es uns krönt, wird es entziret.
2. 74.
Besaltze recht dein gantzes leben,
Das Gott zum saltz der Welt gegeben.
Du bist ihr Licht: Drum leuchte klahr.
Di Stadt am Berg ist offenbahr.
Di Kertze wil am leuchter stehen,
Das all im haus im lichte gehen:
So leuchte auch mit voller stärk,
Ein Beispil in dem Wort und Werk,
Das euer Vater, der dort oben,
Um euer gutts allein erhoben.
[255] 3. 75.
Christfolge stets das innre Wesen,
Was im Gesätz und Schrifft zulesen.
Volführ in dir, was dort gebildt,
Das auch kein i dir unerfüllt.
Du solst di Zehngebot auskernen:
Ihr inners Zehn durchaus erlernen.
Dein Christenthum ist zehnfach mehr,
Als imals war der Juden lehr.
Zehnfächtig ist das Vorbild minder
Als selbst das Wesen, das der Kinder.
4. 76.
Durchdringe mit der reinsten libe
Auch deiner ärgsten Feinde tribe.
Durchsegne, welcher dich verflucht:
Umhalse, der dein Unglükk sucht.
Thu, wi dein Vater. Seine Sonne
Gibt gutt- und bösen täglich wonne.
Welch Sünder libt nicht seinen Freund?
Si meinen wohl, der si wohlmeint.
Nachahme Gott, und sei vollkommen,
Weil du aus Gott ja bist genommen.
5. 77.
Erkenne, was dir schuld gebühret,
Wann du zum gutten bist entrühret.
Gib nicht Almosen voller pracht,
Das du darinnen grosgemacht.
Las deine linke hand nicht wissen,
Was aus der rechten wolt ausflüssen.
Di Heuchler haben hir den lohn,
Und dort bei Gott nichts mehr davon.
Gib heimlichst, gib. Gott wirds anblikken,
Und offentlich belohnung schikken.
6. 78.
Formtrage nimmer mit vil beten
Nach Heuchlerart vor Gott zutreten,
In tempeln, häusern, auf der stras
Mit langer Heilikeiten Was.
Verschleus di kammer, da du kniest,
Aufs heimlichst, wann zu Gott du flihest.
[256]
Dein Vater siht wohl, was du thust,
Wann du in ihm alleine ruhst.
Gott wird dirs offentlich vergelten
In disen und jenen Welten.

14. Virtagsnachttheil

7. 79.
Geistbete, wi wir beten sollen,
Nicht wi dein Fleisch und blutt nur wollen.
Sprich: Vater, der im himmel wohnt,
Dein heilger nahme sei bethront,
Dein Reich das komm, dein Will geschehe,
Gib täglich brod, um das ich flehe,
Vergib, wi ich vergeb, di schuld,
Versuch Uns nicht, Ach hab gedult.
Dein ist das Reich, di krafft und ehre:
Di aller Zeiten Zeit vermehre.
8. 80.
Heimstelle gäntzlich Gott dein alles;
Vergib, vergib auch was vor falles,
Das dir vergeben wider werd
Im Himmel und hir auf der Erd.
Vermeide nur dein eigentrutzen,
Und deiner sachen eigenputzen,
Weil dir sonst gleiches widerfährt,
Wann du Vergebung hast begehrt.
Dein Vater wil mit dir auch handeln,
Wi du mit andern pflegst zuwandeln.
9. 81.
Jauchtzschreie, wann du Gott wilst fasten,
Und nihm nicht an der heuchler lasten:
Vor menschen haben si gedint;
Vor menschen ist ihr lohn vergrünt.
Du must di faste heimlich werken,
Das andre menschen nichts anmerken.
Im eusern thu, wi du sonst pflegst,
Wann du um Gott di fast anlegst:
[257]
So wirstdu dich um Gott kasteien,
Und ewigst dessen dich erfreuen.
10. 82.
Klahrmache dir bei Gott di schätze,
Das si kein dib dir mehr verletze.
Es wohnt dein hertz auf solchem platz,
Wo ihm vergraben ligt sein schatz.
Ist nun dein schatz bei schaben, Motten;
So wird dein hertz im schatz verrotten.
Wo nun dein schatz im himmel gläntzt,
So hat dein hertz ihn dar umgräntzt.
Gib Gott dein Alls; Gott wirds bewahren:
Du wirsts dis hir und dort erfahren.
11. 83.
Lichtleuchte lichte mit dem lichte,
Aus welchem eintzig dein gesichte.
Ist dises sauber, rein und schlecht,
So ist dein leichnam licht und recht:
Wo aber dis in dir verglinstert,
So ist dein leichnam auch durchfinstert.
Wo selbst dein Auge finster schaut,
Welch finster, das des finstern Braut?
Das finsterste des lichts ist lichter,
Als lichtste theil der Nachtgesichter.
12. 84.
Mittheile dich nicht zweien Herren,
Wo du nicht wilst dein heil versperren.
Wann Gott und Welt dir werden eins,
Wird dir von beiden endlich keins.
Wi wilstdu Gott und Mammon wählen?
Um speis und trank und kleid dich quälen?
Ist nicht di Seele vor der speis,
Der leib vor kleider gleicher weis?
Wer ist doch, der den Vögeln fischet,
Di Blumen kleidt, di Lilg erfrischet?
[258]

15. Virtagsmorgentheil

13. 85.
Nachtrachte Gottesreich vor allen:
Las Gotteslob aus dir erschallen.
Gedenke erst, was Gott befahl:
O wandle rein in Gottesstrahl.
Natur wird selbst vor sich zueilen:
Natur mus nothdurft dir mittheilen.
Versorgt euch nicht nach Heidenart:
Gott hat eur theil euch längst bewahrt.
Was denkt ihr heute schon auf Morgen!
Lasst iden tag vors seine sorgen!
14. 86.
O richte keinen, wi di bösen!
Gott löset, di den nechsten lösen:
Verdammet den, der stets verdammt,
Gibt gleiches mas und gleiches amt.
Der Urtheil gab, mus es empfangen.
Was ider that, wird er erlangen.
Gestrengen Menschen wird Gott streng:
Hält gleiches Mas, gewicht und meng.
Sei fremder schuld, O mensch, genädig:
So wirstdu eigner schuld selbst ledig.
15. 87.
Probprüfe deinen eigen balken,
Und sih, was selbst in dir wil walken.
Bespigel dich im eignem hemd,
Eh du bespigelst andre fremd.
Entbalk dein aug und sei ein Ritter,
Eh du entsplitterst jener splitter.
O richte dich, eh du si richtst,
Und von dem nechsten übelsprichst!
Du Heuchler, such in eignen gründen,
Nicht anderer, was auszufinden.
16. 88.
Quellquille ni mit Gottesquellen
Den garstigthirischen der höllen.
Gib Perlen ni der Sau und Hund:
[259]
Si treten si und dich zu grund.
Das heilge macht di Weit unheilig.
Beim Bösen ist das gutt nachtheilig.
Der Narr schmäht höchster Weisheit tif:
Der Pöfel, was es nicht ergrif.
Brich Rosenlilgen, wo si nützen:
Sonst wirstdu dich gewaltsam ritzen.
17. 89.
Rechtklopffe fort, bis aufgeklopffet.
Ein stein wird mürb, der stets betropffet.
Aufbete ernst, bis du erhöhrt:
Durch zagheit hastdu dich versehrt.
Imehr du bittst, imehr zunehmen,
Wer sucht, der findt: las hir dein schämen.
Ein Vater gibet brod und fisch;
Nicht stein und schlang am kindertisch:
Gibt nun ein Böser gutts den seinen,
Wi solte Gott dir gutts verneinen?
18. 90.
Stets-thue dises deinen Brüdern,
Was du empfahen wilst von idern.
Dis, was von dir vor dich begehrt,
Das sei dem nechsten dargewehrt,
In leid, in freud, in schand, in bande,
In noth, in tod, in idem stande.
Bedenke stets: Nun dir, bald mir.
Er ist, wi ich. Dort uns, ihm hir.
Dis wil di schrifft nur austrompeten:
Dis ist gesätz und di Propheten.

16. Virtagsmittagtheil

19. 91.
Taglaufe an den engen stegen,
Nicht auf den breiten Königswegen.
Durchzwänge dich durchs kleine thor,
Zeuch es den grossen pforten vor.
Erschrikk nicht vor den dornensträuchen:
[260]
Vorn hügeln, felsen, klippen, leichen.
Steig mit dem armen hauffen auf:
Sih nicht nach jener Rosenlauf.
Der schmale steg macht himmelserben:
Der breite weg wil ewig sterben.
20. 92.
Verkenne ni di falschen Prister,
Der höllschen Drachen Schlanggeschwister.
Si schmeicheln allen als ein Lamm:
Und stellen sich als Gottesstamm.
Si sind di Wölfe, di zureissen,
Ob si auswendig Lammvoll gleichen.
Di heerde wird zu ihrem raub;
Durch si verderbt der wahre glaub:
Di heilge schrifft wird zu dem Babel,
Das stets ermordt der fromme Abel.
21. 93.
Wohlmerke doch di frücht der bäume:
Der gutt und bösen ihre käume.
Der Weinstokk träget keinen dorn:
Di distel Feigen oder Korn.
Ein gutter baum bringt lauter guttes:
Ein fauler ist des faulen bluttes.
Ein gutter Mensch bringt guttes fort:
Ein böser bös an idem wort.
Gott würkt das gutte: was ist zweifel?
Wer guttes schwärtzt, der ist vom Teufel.
22. 94.
Xgleiche mit den wahren Christen,
Di Gotteswillen nur gelüsten;
Di voller gutts und voller that
Erfüllen ihres Jesu Rath.
Der Vater wil den Sohn gebähren,
In Heilger hertz und sich verklähren,
Das ausgeh da der Heilge Geist,
Weil Gott ihr Vater ewigst heist.
Der Gott und gutt in Heilgen schändet,
Der ist, der euch und sich abwendet.
[261] 23. 95.
Yeine Gottes heilge Schrifften
In dir mit Gottes eignen trifften.
Sei kein Prophet in Gottes nahm,
Eh Gottes krafftwort dir aufkam;
Eh Satan ward aus dir vertriben,
Eh Gott in dir sich eingeschriben.
Wann du vertrittest Tod und Sünd,
So wirstdu recht zu Gotteskind.
Di nur um Gott historisch rennen,
Wil Gott noch hir noch dort erkennen.
24. 96.
Zufelse auf den Christusfelsen,
Was du von Christo wilst umhälsen:
Bau fest auf Christi geist dein haus,
Nicht auf der meinung sand und graus.
Dem werden eintzig nimmer bitter
Platzregen, flutten, ungewitter,
Der fest auf Christi felsgrund steht,
Und gantz in Christi leben geht.
Mein Jesus, las auf dich mich bauen:
So werd ich hir und dort dich schauen.
5. Der Fünfftag oder Donnerstag4. Der Virtag oder Mittwoch3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

5. Der Fünfftag oder Donnerstag
17. Fünfftagsabendtheil

1. 97.
Anschaue tif mit allen sinnen
Leib, seel und alles dein beginnen,
Wi dein gemütt aus Gott sich wend,
Und treulos sich von Gott ablend;
Wi nur dein zil ein irrdisch leben,
An dem du wilst stat Gottes kleben;
Wi Gott entgegen deine trib
Ohn Gottes und des nechsten lib:
Wi nur dein fleisch zur wollust eitel,
Und wi du falsch vom fus zur scheitel.
[262] 2. 98.
Betrachte recht des Adams fallen,
Durch das du wilst so feindlich wallen;
Wi Satan alles hab erwekkt,
Di ersten eltern gantz beflekkt,
Durch neid und trug si beid betrogen,
Bis er von Gott si abgezogen;
Dadurch entsprung der Gotteszorn,
Und alles Erdenelends born,
Das wir des Todes müssen sterben,
Und nur verwesung endlich erben.
3. 99.
Christsinne, was das drei der ketten,
Das du nicht kanst dich draus erretten.
Di erste ist di finstre Welt,
Da Gotteszorn di Seele hält.
Di zweite kett des Teufels willen,
Der stets di Seel mit sich wil füllen:
Mit Hoffart, geitz, neid, zorn und trug,
Und machen solche höllisch klug.
Di dritte kett di irrdschen glider,
Dein fleisch und blutt, das Gott gantz wider.
4. 100.
Draufdenke auf des Kaines thaten,
Auf Judas höllisch Christverrathen,
Das du, wi si, voll höllabgrund
Vertrittest Jesu Christi bund;
Das du verräthst sein heiligs Leiden,
Mit dem er dich wolt ewigst kleiden:
Das du meineidig deiner tauf,
Und gibst dein Recht glaubbrüchig auf,
Das du dich thörlichst wilst stets freuen
Mit trebern von des Teufels säuen.
5. 101.
Erwige ernst des Todes rächen,
Der stündlich dräuet einzubrechen:
Er wartet schon den augenblikk
Zufällen dich durch seine tükk.
Er wil erhaschen dich im greuel
Recht ohne deiner Sünde reuel;
[263]
Verkürtzen noch di lebensuhr,
Und reissen weg dich vor Natur,
Dann halten in der finstern kammer
Zum Gotteszornsgerichtesjammer.
6. 102.
Fürmodle Gottesernstgerichte,
Und sein erschrekklich Zorngesichte,
Da du lebendig wirst gebracht
Mit deiner Wort und werke nacht;
Wi alle werden dich verfluchen,
Di nun mit dir di sünde suchen;
In was du dann vor schand und spott;
In was verzweifeln, schrekknis, noth;
In was vor sünden, lastern, mängeln
Vor Jesu Christ und allen Engeln.

18. Fünfftagsnachttheil

7. 103.
Gedenke der verdammten bildnis,
Der höllschen finsternisse wildnis;
Das da mehr keine menschgestalt,
Nur Würm und Thire mannigfalt;
Nur höllischgrause Schlanggeheuer,
Und schrekkgeschöpff im finstern feuer;
Das ewigst du von Gott getrennt;
Vor Engeln, menschen bleibst geschändt;
Ein duppelteufel unter Teufel,
Verzweifelt mit verfluchtstem zweifel.
8. 104.
Hochachte, das di Ewikeiten
Dir ewigewigst Pein bereiten
Der ewigewigstewgen qual
Im ewigewgen schrekknisthal,
Da du hergegen köntest wohnen
Gottähnlich bei den heilgen thronen
In ewigewigstewger lust,
[264]
Di grösser noch als uns bewust:
Und das du dises dir verschertzest,
In dem du fleisch und blutt umhertzest.
9. 105.
Insihe weislich alle dinge,
Auch gutt und bös und was es bringe.
Der fromm und böse laufft ans zil
Mit jammern, furcht, nicht wi er wil.
Der fromm und böse wird begraben,
Und müssen gleich verwesung haben.
Es ist der Tod der Heilgen Ruh:
Den bösen Unruh dort und Nuh.
Auch beider zeit ist gleich zuschätzen:
Doch ungleich ist ihr leid, ergetzen.
10. 106.
Kundschaffe klüglich durch nur alles
Des virgetheilten Erdspilballes;
Den höchsten und den kleinsten stand,
Und was vor unlust ieder fand;
Des Bettlers schlaf, des Kaisers Morgen;
Der armen müh, der reichen sorgen;
Der Knechte speis, der Herren tisch;
Kundschaffe, wer am meisten frisch?
Bei wem di meisten hauptbeschwerden?
Ob Knechte nicht sind Herrn der Erden?
11. 107.
Lehrlerne, das dir schon entwichen
Auf ewigst sei, was dir entstrichen;
Das du im leben samen sträust,
Und dort desselben frücht abmeihst.
Imehr du bist im säen wakker
Auf dises lebens irrdschem akker:
I grösser ist di Himmelserndt,
Da ewigst wird di frucht gekernt
Zu einem der neun seelgen orden;
Mit dem du bist gleichwichtig worden.
12. 108.
Muthmasse, was dir gleich entgangen,
In dem du gleich dis angefangen!
[265]
Was di Minut sei vor ein schatz,
Di nun verlauff auf disem platz?
Si ist so gros im Weisheitspigel,
Ob si der zeit geringster flügel,
Das eine hütt dem Kaiserthum
Zugleichen hir hab gleichheitsruhm.
Muthmasse, was dir eine stunde,
Geschweig ein Jahr, im innerm grunde?

19. Fünfftagsmorgentheil

13. 109.
Nachgrüble, was mit dir gestritten,
Wann du zur Buss in dir geschritten;
Warum das fleisch di Buss verschob,
Und stets der Raben Gras erhob;
Das deine Seel im armen ächtzen,
Vergebenst nach der Buss wolt lächtzen,
Und sank in Ohnmacht kläglich hinn,
Bis wahre Buss aus ihrem sinn;
Das ob si stets erkandt di schulden,
Doch ni gekönnt der Busse hulden.
14. 110.
O öffne, was di Buss itz dämpffe!
Was dir dein reu und leid abkämpffe!
Dein fleisch ist, das der seel vorleugt,
Thu das, Thu jens, und si betreugt.
Fahr ernstig fort gleich im vornehmen;
Raff alls in eins ohn ein bequemen,
Ohn dis und das im festem ernst!
Thu gleich, thu gleich, was du erlernst!
Nun, Nun ist di Minut gebohren,
Di Gott zur Busse dir erkohren.
15. 111.
Pfropffpflantze stark in Jesu hertze,
Und bäume raus durch schmertz und schertze,
Was Jesus Christ in dir gepflantzt,
Bis dein senffkörnchen sich verschantzt.
Erwachse in dem Rosengarten,
[266]
Aus Jesustod, durch aller arten,
Und wurtzel tiffer in dem Wind,
In sturm und hitz als Gotteskind.
Dein Pfröpfflein werd ein Baum geschwinder,
Als Satan wuste dich zum Finder.
16. 112.
Qualquäle, was dir widerstehet,
Den fleisches geist, der sich vergehet,
Und tausend qual in dir gebährt,
Bis er in dir aus dir verzehrt.
Sprich hurtig: solstdu gleich verschmachten,
So werd ich dises doch nicht achten,
Bis ich vollendet meinen Krig,
Und bin beperlt mit Jesus Sig.
Auf, Auf, zur kett! Auf, Auf, du Böser!
Der Tod ist nur allein dein Löser.
17. 113.
Reuruffe, ob dir treu entflogen,
Ob untreu dich in dir umzogen!
Obschon im vollem ernst dir fehlt
Der rechte ernst, den Gott erwehlt.
Glaub ernstig fest, das Gotteslibe
In dir selbst würke dise tribe;
Das Jesus suche nun dein heil,
Und dis von ihm sein erstes theil;
Das du vor ihm nun gleich erscheinest,
Und um di reu warhafftig weinest.
18. 114.
Schmertzseufftze, das du Gott verlassen,
Gelibet, was er pflegt zuhassen,
Und dich mit sünden schandbeflekkt,
Das Gotteszorn in dir entstekkt.
Schrei voller reu ob allem fallen!
Um dein vergangnes sündenwallen!
In deines Fleisches Satansdinst!
Halt Gotteszorn nun vor gewinst!
Heul innig, das du gutts verhindert,
Und Gottesehren dir vermindert.
[267]

20. Fünfftagsmittagtheil

19. 115.
Thräntraure nicht mit hertzensthränen,
Wann Welt und Satan wollen bähnen
Sehr scheinbar dir den sündenweg,
Und herrlich pflastern seine steg.
Erschrikk das kleinste Ichts zuhöhren,
Das Gottesreich in dir könt stöhren.
Schau zitternd weislich stets zurükk
Auf deines fleisches alte tükk:
Verlasse, was dich libgepflogen!
Was von der Warheit abgezogen!
20. 116.
Vernünfftle strakks nun rechtvernünfftig,
Das hohn und schande dir zukünfftig,
Weil di Vernunfft nimals begreifft,
Was über si im innerm reifft;
Das Satan deiner werde spotten
Durch deine Freund, durch böse rotten;
Das er dich titteln werd aus list,
Und sagen alls, was er selbst ist;
Das Christus werd di Braut selbst dekken,
Weil fleisch noch Welt sein mahl sol schmekken.
21. 117.
Wegschaffe gantz aus deinen augen,
Woraus du woltest gifft vor saugen.
Vertraue ni dem feur beim stroh:
Es wird entstekkt leicht von der loh.
Des Satans pfeiffe klinget süsse.
Gelegenheit macht Seelenrisse.
Verlasse alles, was dich reitzt,
Und sei Christähnlich dir gekreutzt.
Verschlüsse wohl das fünff der thüren:
So wird der Tod sich nicht einführen.
22. 118.
Xlibe Kreutz als deine Wonne,
Und fürchte nicht das schwartz der Sonne:
[268]
Folg Jesu nach, dem Gotteslamm,
Geduldiglich am Kreutzesstamm.
Du must, wi Christus, Christlich wandeln,
Wann Gotteszorn mit dir läst handeln,
Wi er mit Christo selbsten pflag,
Als er stat deiner schuldig lag.
Di Kreutziger sind dir zum dinen,
Das du aus Christi tod könst grünen.
23. 119.
Yähne kräfftig mit zerbrechen
Di Ketten, welche dich verschwächen:
Zerreis mit Jesuslibeskrafft
Den Gotteszorn der Abgrundschafft.
Zerschelle gantz durch dein zerschellen
Das Elementenvir der höllen.
Entsterbe muttigst fleisch und blutt
Mit suchung, was das höchste gutt.
Wo du di drei in dir zerbrochen,
Ist zorn, höll, fleisch in dir entrochen.
24. 120.
Zusage Buss mit Büssungswerken!
Las reichlich neue früchte merken,
Das wahre Bus aus dir erzeugt,
Und alle falschheit strakks entzweigt.
Sophia wird in dir einzihen,
Den Seelenstahl mit sich durchglühen:
Di Himmels-fürstinn, di verlis
Den Adam, wird dein Paradis.
Jehova Jesus! Komm, vermähle
Sophien mir, di ich erwähle!
6. Der Sechstag oder Freitag5. Der Fünfftag oder Donnerstag4. Der Virtag oder Mittwoch3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

6. Der Sechstag oder Freitag
21. Sechstagsabendtheil

1. 121.
Andächtig sei in Gott entzündet!
Auf Gott durch Gott aus Gott gegründet!
Von gantzer Seelen, Geist und hertz!
[269]
Von aller krafft, ohn schein und schertz!
Alleine zu Jehovah ehren
Um seinen ausflus zuvermehren
Durch Jesum dir, wi er ausflos,
Eh er sich in geschöpffe gos,
Eh noch di Engel ausgeflossen:
Eh Gottes diser kreis genossen.
2. 122.
Behuttsam sei in deinen worten;
Verschleus wohl deines Mundes pforten:
Bedenke, eh noch aufgethan,
Ob deine rede nutzen kan;
Ob si zu Gotteslob erschallet,
Und deines Nechsten nutzen hallet.
Ach nihm di zunge wohl in acht,
Das si nichts rede unbedacht!
Di rede scheint zwar dir verschwunden:
Allein di lufft hält si gebunden.
3. 123.
Christmässig sei in allen dingen,
Di du auf Erden fort sollst bringen,
Nach Jesu Christi lebensart:
Di stets von dir vor dich bewahrt.
Las spüren Jesu Christi wandel
In deinem leben, reden, handel!
Ach folge Christo gäntzlich nach
Aus hertzensgrund ohn einig ach!
Christs irrdsches leben war vollkommen
Um unser beispil vorgenommen.
4. 124.
Demüttig sei in allen sitten,
Von hochmutt in dir unbestritten:
Rechtnidrig, in geberden rein,
In deinem aug hertzinnigklein.
Dein Jesus wil vor alles rathen
Di Demutt stets mit Demuttsthaten:
Er hat sehr nidrig hir verkehrt,
[270]
Das Gott di ehr allein gewährt.
Gott ist di höh, Alls aller gaben:
Drum nidrigt er, di sich erhaben.
5. 125.
Einfältig sei gleich wi di Tauben:
Ohn alle gall und einig schnauben.
Gott ist ein gantzeinfältig Geist,
Und libt di Einfalt allermeist.
Einfältig sei mit list der Schlangen,
Das Bosheit sich dadurch verfangen,
Di ni der Einfalt krafft erkennt,
Und sich an Einfalt strakks verrennt.
Das einfach Eins schleust alle tausend,
Und ist doch Eins mit Eins hersausend.
6. 126.
Furchthafftig sei mit stetem zittern,
Wo sich das Sündenheer wil wittern,
Als wärstdu schon von ihm umringt,
Weil seine nah dich halb schon zwingt.
Dein Seelenfeur ist kaum verborgen:
Drum trage furchterfüllte sorgen,
Weil es dir näher als dir kund,
Und leichtlich öffnet seinen grund.
Di Furcht der sünden wird dir nützen,
Und dich vor sünden best beschützen.

22. Sechstagsnachttheil

7. 127.
Gelassen sei auf Gottesgütte
In Seele, Geist und dem gemütte.
Was Gott mit dir in dir wil thun,
Das heisse nur dein eintzig ruhn.
Du bist von Gott aus Gott erzeuget:
Um Gott von Gott aus Gott geseuget.
Nicht dein, nur sein, Gott ist dein Alls:
Drum lasse Gott dich alles falls.
[271]
Sein will geschen im Pol und Erden.
Was Gott auch wil, dis freu zuwerden.
8. 128.
Hochhoffend sei auf Gottesgnaden,
Mit was dich Gott auch wil beladen,
Mit was dich Gott auch niderdrükk,
Beschwer, belaste, verunglükk.
Las nicht in dich den kleinsten zweifel:
Sein Vater ist dein Feind, der Teufel,
Der dadurch dich von Gott abführt,
Von Gott, der ihn und dich regirt.
Gott ist nur gutt, di Quell des guttes.
Gott wil dir gutt: sei gutten muttes.
9. 129.
Inbrünstig sei mit deinem beten
Stets tag und nacht vor Gott zutreten,
Weil du mit Gott so offtmahls sprichst,
So offt du dich zu Gott aufrichst.
So offtmahls du vor Gott erschinen,
So offt wil neue gnad dir grünen.
Gott gibt stets mehr, imehr er gibt.
Gott libt stets mehr, imehr er libt.
Gott ist nur gutt, und gutt unendlich,
Den wahren Betern nur erkändlich.
10. 130.
Kleinhaltend sei von dir in allen,
Wo du nicht wilst sehrleichtlich fallen.
Trau nimmer deiner selbstheit krafft:
Si nimmt im kleinstem dich in hafft.
Lehn ab, lehn ab stets Gott versuchen.
Es sei das kleinste, flih dein puchen.
Wann Gott mit dir, so schätz als dampf
Den allerschwersten Risenkampf.
I grösser Feind, i kleiner schrekken:
I kleiner Feind, i grösser schmekken.
11. 131.
Libseelig sei mit wahrer libe
Durch Gottes seine libestribe
Vor Gott und ides Menschenkind,
Sei gegen nimand feindgesinnt.
[272]
Im Libsgebot, uns anbefohlen,
Sind di gebote gleich verhohlen.
Gott ist di Lib. Aus Lib erschuf
Gott di Geschöpff zum Libesruf.
Gehorsam wächst im Libestamme,
Gott flammt als Gott in Gottesflamme.
12. 132.
Mashabend sei in allen sachen:
Vornemlich in dem freundschafftmachen.
Zuvil, zuwenig sind zwei gifft:
Recht seelig, der das mittel trifft.
Du wirst den freund und dich verderben,
Dein eigne rechnung dir verkergen,
Dir häuffen Unruh stat den frid,
Wo nicht das Mas mach unterschid,
Di Sonn ist gutt, bleibt si im gleichen:
Zuvil, zuwenig macht verstreichen.

23. Sechstagsmorgentheil

13. 133.
Natürlich sei im innerm lichte,
Wi Adam war vorm fallgerichte,
Als noch Natur his Paradeis:
Und trug des gutten Lichtes preis.
Beschau des Adams reines wesen:
Zu dem du warst von Gott erlesen,
Und das dein Christus dir erwarb,
Als er stat deiner sünde starb.
Erwekk in dir di hertzensglimmer
Der Lichteslichteslichtesschimmer.
14. 134.
Ohnmächtig sei als ein geschöpffe,
Nicht nach der falschen Geister köpffe:
Nur nach des Schöpffers eigenschlus
Und seinem holden Vaterkus.
Du bist aus Gott in Gotteshänden,
[273]
Kanst weder hin noch her dich wenden,
Noch endern leben, sinnen, läng:
Alls ist gelehntes Spilgepräng.
Gott ist allein in dir allmächtig,
Wann du mit Gott in Gott einträchtig.
15. 135.
Preisgebend sei mit loben, danken
Stets deinem Gott ohn einges wanken:
Nur Gott allein gebührt der ruhm;
Das Lob ist Gotteseigenthum.
Gott war, Gott ist, Gott wird es bleiben:
Ihm ist, was ist, nur zuzuschreiben.
Sein war, sein wird im Himmel, Erd,
Was war, was wird. Sein ist: Es werd!
Sein sind di Reich, kräfft, herrlikeiten
Durch alle zeitenzeitenzeiten.
16. 136.
Quellflüssend sei aus Gottesquelle
Der hellstenhellstenhellsten helle,
Wi du anfänglich rausgequellt,
Als Seelgeistleibewig gehellt.
Ruh hir als libes Schoskind stille,
Und geh nicht aus der Mutter wille,
Das du in Gott mit Gott sanfftruhst,
Das Gott dis thue, was du thust.
So wird recht Gott mit dir nur eines,
Wann du vor dich in dir bist keines.
17. 137.
Reindenkend sei in deinen sinnen!
Ach habe nimals dörner innen,
Wann du von aussen Rosenvol!
Gedanken sind nicht frank von zohl:
Gott höhret si, der alle wäget.
Gott prüfft, was man im hertzen träget.
Gedanken voller falschen Rath
Hasst Gott schon als di halbe that.
Gott ist dem reinem hertz genädig:
Er macht es völlig schuldenledig.
[274] 18. 138.
Sanfftmüttig sei in allen stükken!
O las dich nicht den Zorn verrükken,
Wann Ort und Wort und Feind dich presst,
Wi auch mit dir Gott handeln lässt!
Du wirst durch sanfftmutt zentnerplagen
Gleich den Pflaumfedern sanfft ertragen.
Du fesselst disen, der dich schlug,
Wo sanfftmutt solchen schlag vertrug.
Der gröste sig ist sich zubinden,
Und eignen zorn zuüberwinden.

24. Sechstagsmittagtheil

19. 139.
Treuredlich sei um Gotteswegen
Dem Nechsten stets in allen stegen,
In aller weise, di vorläufft,
Weil man selbst Gott in ihm angreifft,
I fremderer ein Mensch geachtet,
I schwerer noch wird er verachtet,
Vervortheilt und vor fremd erklährt,
Weil Christo selbst dis widerfährt,
Du bist dir selbst, und Gott zuwider,
Wann du nicht libest deine glider.
20. 140.
Vernünfftig sei aus Gottesschule,
Gelehrt vor seinem heilgen stuhle
Durch den, der stets von Gott ausgeht,
Und sibeneinig Uns erhöht.
Vernunfft, di überhimmlisch gläntzet,
Di aus Sophienslentz uns lentzet,
Di ist des Heilgen Geistes frucht;
Aus Gott in Gott von Gott besucht:
Si ist der Gottesweisheit Sigel,
Und sibeneinger Wunderspigel.
21. 141.
Warhafftig sei nach Gottesbilde,
Das dir, O mensch, geschenkt so milde,
[275]
Als Gott warhafftig dich erwählt,
Und warheit dir zur Braut vermählt.
Du bist aufrichtig nach dem Orden
Jehovens erst zum menschen worden:
Di warheit hat dich gantz erlabt,
Weil dich nach sich Gott höchstbegabt.
Imehr dich warheitslibe rüget,
I näher wirstdu Gott verfüget.
22. 142.
Xgleichend sei dem Fleischesreitzen,
Wo du mit Christo dich wilst kreutzen,
Das du mit Christo durch das grab
Erlangest seine Sigeshab.
Du must das X zum vorbild nehmen,
Dich nimahls Christi geissel schämen,
Und bändigen so lang den leib,
Bis dises Ross gezähmet bleib.
Verhöhle solches falschen Winden,
Und eitelthummen Wollustkinden.
23. 143.
Yähnlich sei, das ist, dreieine
Das Gottesbildnis, das hochreine,
Das Seelgeistleibewig begrüsst,
Und mit Sophienskus durchsüsst.
Gott Vater hat in dir gebohren
Den eingebohrnen, der erkohren:
Von beiden kommt in Majestät
Der heilge Geist, der vor dich fleht.
Nun wirstdu, mensch, di Gotteswohnung,
Und des dreieingen Gottes thronung.
24. 144.
Zeitledig sei an Jesu brüsten,
Und sauge da di Milch der Christen,
Di in der zeit von zeiten leer
Versänkten gantz im Jesusmeer;
So ruh zeitledig, dir versunken,
[276]
In Jesushimmellibe trunken;
Von allem zeitband unbewust:
In brechung erster Jesusblust.
Herr Jesu, las mich gleich versinken,
Und dir in dir aus dir ertrinken!
7. Der sibentag oder Sonnabend6. Der Sechstag oder Freitag5. Der Fünfftag oder Donnerstag4. Der Virtag oder Mittwoch3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

7. Der sibentag oder Sonnabend
25. Sibentagsabendtheil

1. 145.
Abscheide dich gantzunergründlich
Von dir, das du dir unempfindlich;
Von allem zeitgeschaffnem gutt,
Trost, Reichthum, Ehre, Blutt und Mutt;
Von Büchern, Künsten, Sinnen, mängeln;
Von Freunden, Menschen, Geistern, Engeln;
Von aller neigung lustbegird;
Bis gantz verläugnet eigne zird,
Bis Gott besitz di Seel volkommen,
Wann er in dir sein Reich vernommen.
2. 146.
Bloswarte nur ohn eigenwählen,
Wann Gott sich wil mit dir vermählen:
Verläugne dich mit seel, leib, geist,
Und dich als dich drauf allermeist.
Bequeme dich ohn ein bequemen
In Gottes geben oder nehmen.
Nachaffe nichts nach eigenlib,
Und deiner seelen selbstheittrib.
Bloslasse dich dem Gottes-wille
Mit stillsterstillsterstillster stille.
3. 147.
Christgleiche, wann dich Gott erreget,
Und sich in dir aus dir beweget
Mit seiner heilgen Wunderkrafft,
Di tausendtausend kräffte schafft.
Gib ehre Gott, der durch dich werket,
Das er nur sei, der dich gestärket;
[277]
Das du sein Werkzeug auf der Erd,
Und diser gnaden nimals werth;
Das Gott davor nur sei erhoben,
Und alles Volk müss ihn beloben.
4. 148.
Danksage Gott aus Gotteshertze,
Der deine Sonn und du di Kertze,
Mit was vor licht er dich anstekk,
Und welche flamm er auch aufwekk.
Rechtunaussprechlichs Libgenüssen,
Das Gott in dir sich wolt ausgüssen,
Wi seiner Majestät gefihl,
Zu seiner freuden zil und spil.
Drum sei vor solche gnad ihm dankbar,
Und im danksagungslob unwankbar.
5. 149.
Erstarre Gott in Gottes Wesen,
Aus Gott durch Gott in Gott genesen,
Ob alles dir wär offenbahr,
Was kommt und ist und imals war.
Schreit ewigst nicht aus dem erstarren,
Und kindeinfältigst Gottes harren,
Von deines Vatern Wonn besonnt,
Von deines Vatern Sonn bewonnt.
Gott ist allein. Gott ist mittheilbar.
Wo du selbst würkst, so ist unheilbar.
6. 150.
Freimache dich vom eignem schmükken,
Und von den eignen hoffnungsblikken;
Erlerne kindlichst himmelwitz
Vom Adams fall und Satans blitz.
Si hofften beide zubestehen,
Und wolten sich Gott gleich erhöhen:
Doch fingen si sich in dem band,
Das ihnen gäntzlich unbekand,
Das gutte ist des Bösens rigel:
Di Warheit bleibt der Falschheit zügel.
[278]

26. Sibentagsnachttheil

7. 151.
Gehorsam als dein kindrecht fodert,
In libesflammen neubelodert,
Um deines Vatern libesbrunst,
Und ewigstgrössre Gnadengunst.
Gott hat in dich sich ausgeflossen,
Und dich mit sich so mild durchgossen,
Aus libeslibeslibes art;
Auch ewigstmehr sich dir verpaart.
Gott wil uns ewigst süsser treuffen,
Weit über der Geschöpff begreiffen.
8. 152.
Harthalte dich in deinem innern
Weit über euserlich erinnern,
Weit über euserliche Wort,
Das du bestehst an deinem Ort.
Gott ist, den du allein must meinen.
Gott ist, dem du allein solst scheinen
In Gott aus Gott zu Gotteslob,
Wi ihn di Ewikeit erhob.
Gott ist, den du, nicht dich, solst ziren,
Wo Gott dich sol mit Gott durchrühren.
9. 153.
Inlasse nicht ins seelenzimmer
Den allerkleinsten Ichheitglimmer,
Weil ihn dein zunder heimlichst fängt,
Der dich gefährlichst leicht versengt.
Ein fünkchen ist sehr leicht gefangen,
Noch leichter in di loh aufgangen:
Wo man dasselbe einst einlässt,
So ists in uns, das dis aufbläst.
Ein fünkchen in das pulver tragen
Macht alles pulver gleich aufschlagen.
10. 154.
Klahrwerde von dem klahrem klahren,
Des klährstenklährstenklahrauffahren,
Das klährer seine klahrheit klährt,
[279]
I klährer klahr sein klahr gebährt.
Schöpff ewigst klahr vom klahrtriangel,
Da klahr im klahr wächst ohne mangel,
Im klahrstenklahrstenklahrsten meer
Der klährstenklährstenklährsten klähr,
Di ewigewigewigst klährer
Wird ihrer klahrheit selbstgebährer.
11. 155.
Libküsse Jesus süsse tribe
Der süstensüstensüsten Libe
Mit ewigsüsserm Jesuskus
Im ewigsüssern Libesflus.
Libquelle Jesuslibe liber,
Imehr si quillet ewigst über,
Imehr si ewigst dich libküsst;
Libküssend ewigst dich durchsüsst;
Durchsüssend ewigst dich umhertzet;
Umhertzend ewigst in dich stertzet.
12. 156.
Machtzeige Gottesmacht allmächtig,
Das Gott in dir mit dir einträchtig
Nichts anders wil, als was du wilst;
Nichts anders bildt, als was du bildst.
Dein Wollen sei nur Gotteswollen,
Aus Gotteswillen ausgequollen,
Das du mit Gott in Gott seist eins,
Und würkst als Gott und sonsten keins;
Das Gott in dir mit seinem Sohne
Und Heilgem Geist prachtherrlichst throne.

27. Sibentagsmorgentheil

13. 157.
Nachfolge stets dem Gotteslamme,
Und heng ihm gleich am Kreutzesstamme:
Erlerne voller Jesusfrid
Sein allerheiligsts neues Lid.
Dis sing, imehr es wird gesungen:
[280]
Dis kling, imehr es ist erklungen,
Mit nierklungnem lobgesang,
Mit nigesungnem freudenklang
Des HeiligHeiligHeilig schallen
Der Himmelhimmelhimmel wallen.
14. 158.
Obopffre dich zur Opffergabe
Gantzvöllig mit dem vollem habe,
Das völlig dich auch Gott empfang,
Und völlig in dir wunderprang,
Imehr er dich mit sich empfangen,
Imehr er wolt dir wunderprangen,
Als du ihm warst ein gutt geruch,
Und aufgesigelt Lebensbuch,
Bis du ihm blosser stets gerochen,
Und ewigst wirst von ihm erbrochen.
15. 159.
Preisthöne sonder alle bilder,
Im Gottespreise stündlich milder,
Ohn alle formen, ohne licht,
Ohn ides bildlichem gesicht,
In höchster nakktheit dürrster wüsten
Der milchgeleerten Glaubensbrüsten,
Bis Gott in dir sich selbst austhön,
Und deinen glauben herrlich krön
Mit formen über formgeschöpffe
Weit über alle Menschenköpffe.
16. 160.
Quellspringe ewigewigsthöher,
Als wi dein Ewikeitsvorgeher
Aus seinem eingem einesquell
Der sibeneingen dreiheitshell:
Di ewigewigewigst heller
Der hellstenhellstenhellsten Queller
In Gott aus Gott durch Gott ausqual
Vil tausendtausendtausend mahl,
Und wird quellspringen dir unendlich,
Wo si ohn raub in dir ist kändlich.
[281] 17. 161.
Reinläutre durch das schärffste feuer
Dir di vernunfft gantz ungeheuer
Rein unvernünfftig, bis si Gold,
Das alle Ader durchgerollt,
Durch siben feur aufs neu durchleutert,
Bis sein quekksilber ausgeheitert
Durchsichtig gleich dem Paradis,
Das es der Weisenstein drauf his:
So mustdu di vernunfft durchsaltzen,
Und durch zehn zirkel sibenwaltzen.
18. 162.
Sanfftruhe in Jehovens armen
Und seinem heilgen Liberbarmen,
Höchstruhig, gleich als unbewegt,
In dir von dir nur unerregt.
Gott ist ein Geist, ein sanfftes weben,
Und ruhigruhigruhges Leben.
Wo wind, Erdbeben, Feur noch da,
Ist Gottes Ruh dir noch nicht nah.
Si gehn vor ihm. Gott kommt libbrausend,
In liblichlichter still sanfftsausend.

28. Sibentagsmittagtheil

19. 163.
Treuhalte treuste treu mit treuen,
Di ewigst mehr dich wird erfreuen,
Weil Gott mehr hält, als er zusagt,
Und wahrer treue treuer tagt.
Di treue kan Gott überwinden,
Und seine stärke libreich binden
Mit ihm aus ihm durch seinen bund,
Und sein verlihnes Eigenpfund.
Di treue mag zu uns Gott neigen,
Das er sich selbst uns schenk als eigen.
20. 164.
Vereinge dich, dir unempfindbar,
Mit blosser blösse, di ungründbar
[282]
Der blöstenblösten blösse bleibt,
Das Gott in dir recht dir bekleib.
Gott ist das ein: das allereinste.
Gott schuf das ein, so uns das reinste.
So unser ein Gott mannigfalt,
Was hat nicht vilheit vor gestalt?
I blösser du dich dir entzogen,
Imehr ist Gott dir huldgewogen.
21. 165.
Werkwürke so in eusern dingen,
Das dich kein Werk nicht könn abbringen
Von Gotteszukehr im gemütt,
Von klarheit, di im Seelgeblütt.
Sei in den Werken ungeschiden
Von dem erlangtem innerm Friden.
Lass Gott um Gott. Sei unzerstreut,
Werk ohne werk zu aller zeit.
Werk voller werk in allen werken
Um Gott aus Gott auf Gott zumerken.
22. 166.
Xkreutze Christo nach am kreutze,
Das dich dein Fleisch vom kreutz nicht reitze;
Einfältig, wi dein Heiland ging,
Als er vor uns das Kreutz empfing:
Grosmüttig nach des Königs farben,
Nach den fünffachen Sigesnarben;
Hochdürstig nach der Marterkett,
Und der beblutten Schädelstätt.
Weil Jesus lid um uns di Marter,
So sei um Jesus auch ihr warter.
23. 167.
Ytrage recht di heilge Dreiheit,
Das lichte kleid der ersten Freiheit,
In deinem innerm Seelenreich,
Der unschuld vor dem falle gleich.
Sei Seelgeistleibewig im wandel!
Sei Geistseelleibewig im handel!
Sei Leibgeistseelewig im thun!
Sei Seelleibgeistewig im ruhn!
[283]
Sei Geistleibseelewig erflammet!
Sei Leibseelgeistewig bestammet!
24. 168.
Zeitende in dem innerm himmel;
(Von aussen nur am zeitgetümmel;)
Inwendig schon an Gottesschos
Und alles euserlichen los.
Sei aussen unter den vir winden:
Inwendig bei den Gotteskinden,
Bei Jesus Christ im Paradeis
Auf Henochs und Elias Reis.
Nihm, Jesus, mich in deine hände
In solchem Geist an meinem

ENDE.
Der 9. (54.) Kühlpsalm7. Der sibentag oder Sonnabend6. Der Sechstag oder Freitag5. Der Fünfftag oder Donnerstag4. Der Virtag oder Mittwoch3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 9. (54.) Kühlpsalm

Als er nach dem Londnischen ausgus der siben Phiolen über das Kohlmannische Rom, plötzlich nach dem Lilgenparis getriben worden, und er di gröste anfälle sichtbahrer und unsichtbahrer Feinde, in sich und ausser sich frisch überkommen nach des 7 Jenners Drabitzverheischung: Confortabo Te; zur frischeren Danksagung und wegstossung seines leidens angestimmet zu Paris den 12 und 23 Jenn. 1680.


1.
Frisch auf, mein Geist! Frisch auf in Jesuskrafft!
Was wilstdu nun am zil erschrekken?
Frisch auf, mein Geist! Schau! wi bald weggeschafft,
Was dich vermeint am zil zudekken!
Erfrische dich in disen feur!
Trit unter alle ungeheur!
Erfrische dich und fange an zukämpffen!
Jehovah wird strakks deine Feinde dämpffen.
2.
Frisch auf, mein Geist! Nun schöpffe tausend mutt!
Führ Jesuslicht in dir zusammen!
Erbebe nicht vor diser Drachenflutt!
Verzehre si mit Gottesflammen!
Frisch, rüste dich mit Gottesstärk!
[284]
Nihm munter an Elias werk!
Bewaffne dich mit Jesus Wunderglauben!
Las länger nicht Jehovens ehre rauben!
3.
Frisch auf! zerbrich, was dir zubrechung dräut!
Was, Teufel, was? Wolt ihr noch stechen?
Weicht, Schlangen, weicht zur abgrundewikeit!
Wir wollen uns an euch erst rächen!
Jehovah, hilf in meinem Krig!
Durch Jesus bleibet mir der Sig!
Wir wollen euch durch Jesum Christ beketen,
Wi täglich wir inwendig euch zertreten.
4.
Frisch auf, frisch auf! Imehr, i grösser trutz!
Was wolt ihr doch ihr Crocodile!
Ich fall euch an! Jehovah ist mein schutz!
Alarm, alarm im gantzem Nile!
Di flügel hat mir Gott geschenkt,
Das euch und eure Printzen kränkt!
Fliht, Thire, fliht, weil ich auf euch zupfeile!
Ich komm zurükk in allerschnellster eile!
5.
Frisch auf! was ist dir Rathhaus Amsterdams?
Wahr ist, dir sind sehr lange hände?
Allein di Macht in mir ist Gottes Lamms!
Was blendet dich vor falsche blende?
Wi? sihestdu, das ich fortging?
Das ich durch Gott dich leichtlich fing?
Wi David vor, so wird mir Saul gegeben.
Du bleibest mein; ich wil dich nicht entschweben.
6.
Frisch auf, mein Geist! Wi wirstdu neu umringt?
Was drängen dich so plötzlich wagen?
Der hutt fleucht weg, ob dich di eng entbringt!
Der hutt wird wider zugetragen.
Frisch auf, Frisch auf! Frisch überwind!
Jehovah tilget deine sünd!
Jehovah kommt, der eintzig dein Erretter!
Jehovah wendt von dir di Unglükkswetter!
[285] 7.
Frisch auf zum Kampff! Zerstreu, was dich betreugt!
Si fallen hin, di dich verletzet!
Schau, wi dort ist des Feindes hertz durchfeigt!
Er zagt, der dich gering geschätzet.
Wi David dort den Ris durchfährt
Mit seinem eignem Heldenschwerd:
So thustdu auch, weil aller Geist versunken;
Der Risenstahl wird von dem Risen trunken.

Zweiter Theil.
8.
Frisch auf, mein Geist! Gott hat dich selbst erfrischt!
Frisch auf am zil ans zil zudringen.
Jehovah ist, der Leid und Freud dir mischt!
Frisch frischer an dein dankungssingen!
Jehovah ist, der dich beschenkt,
Und nimmt hinweg, was dich bekränkt!
Jehovah ist, der dich aufs neu wil reitzen
Um seine Weg aufs frischte durchzukreutzen!
9.
Frisch auf, mein Geist! stets frischer an gestalt!
Frisch zu dem nest, da A.H.A.B. sitzet!
Brich Birken ab im Gottes Birkenwald,
Ob gegen dich der Drach erhitzet!
Las speien ihn den feuerflus,
Und schütten aus den Todes-gus!
Frisch unverzagt! Jehovah band di Rutten!
Jehovah sprach! der Drach wird selbst verblutten!
10.
Frisch auf, mein Geist! stopff zu des Drachen maul!
Erbebe ni vor dem anrennen!
Noch minder dort für deiner zeiten Saul.
Der Samueln zuspät wird kennen!
Hau, Agag, hau schnell in drei stükk!
Geh hurtig, geh! Geh ni zurükk!
Frisch auf, mein Geist! Frisch auf! Frisch auf! Versenge
Dem A.M.A.L.ekk di stoltze macht und länge!
[286] 11.
Frisch auf, mein Geist! du hast gerechte sach!
Gott hat erhöhrt so viler beten!
Was fürchtestdu der Löw- und Bärens rach?
Jehovah wird si gleich vertreten!
Frisch, Jüngling, Frisch! Frisch! drabe! drab!
Frisch mit dem kleinen Hirtenknab!
Jehovah war, der ihn hatt auserkohren:
Jehovah ist, der dich aus sich gebohren.
12.
Frisch auf, mein Geist! du kämpffst vor Gottesehr!
Erdulde nicht des Babels lästern!
Ruff hurtig zu: Nun heut und nimmer mehr!
Vergangen ist, Gottlob, eur gestern!
Ihr habt di heilge Majestät
Jehovens nun genug geschmäht!
Jehovah wird durch mich nun euch zerbrechen!
Dis schleuderfünff wird ihn an euch gleich rächen!
13.
Frisch auf, mein Geist! Frisch schleuder auf si zu!
Der stein zubricht des Babels stirne!
Schau, Babel fällt! Es ligt in Ohnmacht nu!
Wi klebt am stein nun sein Gehirne?
Der grosse Mann, der schrekklich schnaubt,
Wird seines hauptes nun beraubt:
Jehovah hat nun ihm durch mich vergolten:
Er schäumt in blutt, der Gottes Volk gescholten.
14.
Frisch auf, mein Geist! sih, was dich überzeucht!
Der bittre Neid wil furcht aufwekken.
Der selbst verfil, der vor dem Risen fleucht,
Der suchet dich nun zuerstökken.
Frisch auf in Gott! Gott ist meine Hort!
Mein festes Schlos sein festes Wort.
Jehovah höhrts! Jehovah hats geschauet!
Jehoven wird auf meiner flucht vertrauet.
Der 10. (55.) KühlpsalmDer 9. (54.) Kühlpsalm7. Der sibentag oder Sonnabend6. Der Sechstag oder Freitag5. Der Fünfftag oder Donnerstag4. Der Virtag oder Mittwoch3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[287] Der 10. (55.) Kühlpsalm

In entsätzung der so gar seltenen Wunderleitung Gottes, durch solche unerwartete fälle, dadurch er zum leiblichem Hause König Friderichs und seines Geschlechtes noch unerwarteter geleitet ward; gesungen im Lilgenparis den 16 Jenn. 1680.


1.
O Wunderbahres Gottesleiten!
Ach unerforschlichs Vorbereiten!
O überseltne Führungsart!
Di mit Vernunfft sich nicht verpaart!
Di Menschensinn noch ni begreiffet!
Von der verwikkelt wird Verstand!
Gott führet Uns durch manche schand,
Wann gleich sein Werk mit trauben reiffet.
2.
Wi bin ich, Gott, bisher gefahren?
Was unaussprechliches bewahren?
Du führest mich durch gegenspil,
Und was ni deinen willen wil.
Ich weist nicht sattsam auszusagen,
Was mich durch dich bishero fasst!
Es dinet mir, was mich doch hasst!
Di Feinde müssen mich forttragen.
3.
Als Kohlmann hat entzündt mit kohlen,
Was du mit Kühlmann kühlst verhohlen,
So führstdu mich zum Kohlmannshauf;
Du gibst durch Kohlmann Kühlmannslauf.
Du blendest, Vater, ihre augen,
Das si mit sehen werden blind.
Was wunder, das ich stets empfind,
Was Gideon zum sig mus taugen?
4.
Si öffnen mir, was mir verborgen,
Und ihnen mehrt di Kohlmannssorgen,
Weil du zum Kühlmann mich erwekkt,
Das ewigst Kohlmann sei erstökkt.
Si sind in sich wi gantz verwirret!
Ich sehe täglich deine krafft,
[288]
Umschlossen von der Engelschafft,
Das mich bestärkt und si verirret!
5.
Du lässest mich augscheinlich fallen
In des vollkomnen siges schallen!
Als alles sich zum zil genaht,
War alles, das mich erst vertrat.
Ich werd mit Armutt überkleidet,
Wann Reichthum mich am meisten schmükkt!
Wann werd ich doch wohl mehr gedrükkt,
Als wann di drükkung gleich abscheidet?
6.
Wi jämmerlich ist mein anschauen?
Wi haslich dann mein Gottsvertrauen?
Wi herrlich alle di Gestalt?
Wi wird strakks meine Jugend alt?
Wer lebet wohl auf diser Erden,
An dem dann zweifelt mehr di Welt?
Di thumme, di nach geld nachstellt?
Di täglich mus geldleerer werden?
7.
So spilstdu, Gott, mit deinen Kindern?
Du gibest alls und scheinst zumindern:
Bereicherst uns und läst uns arm!
Begnadest höchst und gibest harm.
Dis wil vernünfftge thire schrekken,
Di eintzig suchen Brod und Gold!
Es scheint, als wärstdu uns nicht hold,
Wann du uns wilst vor Thire dekken.
8.
Wi sind wir, Gott, bisher getriben?
Was ist uns endlich draus bekliben?
Wo machstdu hinn so still di bahn?
Wir schwingen weisblaurothe fahn.
Du leitest auf Europens hertze,
Aufs Wunderhaus, das figurirt:
Dem leiblich leiblikeit gebührt;
Aus welchem brandte deine kertze.
9.
Printz Friderich, du Böhmerkönig!
Was du verlohrst, ist gäntzlich wenig
[289]
Vor disem, was Jehovah schenkt,
Was bald Madrill, Rom, Win durchkränkt.
Du bist vor allen noch erstorben,
Da du erst recht im Kühlmann lebst,
Dem Ferdinande widerstrebst,
Bis Böhmen dir zum thron geworben.
10.
Printz Salomon! Quinar des Rheines!
Du Kaiserstein des Kaisersteines!
Wir nahen dir in dem Geschlecht
Durch Wunderweg in Gottesrecht.
Du bist heut weit dir ausgebäumet!
Dein Stammbaum stammt durch manchen stamm
Zum zeichen, das dem Gotteslamm
Bald alle Stämm sind eingeräumet!
11.
Printz Friderich! Dir bleibet blühen,
Ob Rom dir wil vil blüt entzihen,
Ob dir abweichet mancher Erb,
Und wird dir herberer als herb.
Was leiblich dir dein Volk verschertzet,
Wird geistlich tausendfach ersätzt:
Du bleibst im innerm höchstergetzt,
Weil dich der Printz der Printzen hertzet.
12.
Das Christenreich durch Jesuskrone
Kommt endlich zu dem Thronenthrone:
Dem alle thronen sind zum fus
Demüttigst bittend ihren kus.
Si müssen sich i tiffer beugen,
I höher noch ihr stoltz aufgeht:
Es sinkt, was nun so hoch erhöht;
Es steigt, was sich so tiff mus neigen.
13.
Win, Rom, Madrill! Ihr seid verlohren!
Verflucht, verdammt, zum dinst verschworen!
Du Nimrodt mit der Jägerrei
Der vir Monarchen eil herbei!
[290]
Was euer Vir in sich beviret,
Was alle Erden überzwang,
Auf alles Vih in Wäldern drang,
Gehöhrt dem Reich, das Gott nun ziret.
14.
Imehr wir sind bisher verdränget,
Mit schmeltzungsfeuer durchgesenget,
Wann du genassst, O Nimrod, Wonn
Bei hellem Tag der Glükkessonn:
Imehr sind wir vor dir erhaben
In übergrosser Himmelslust.
Tinctur ist unserm Reich bewust:
Das überströmt ein Meer der gaben.
15.
Auf, Engel, Auf! Auf, Heilge Brüder!
Auf, singt mit mir frisch freudenlider!
Auf, thönt und thönt ihr Gottessöhn
Vollkomne Prachttriumffsgethön!
Triumf vor Gott, den alles preiste
Vor aller zeitenzeitenzeit
Der Ewikeiten Ewikeit;
Gott Vatern, Sohn und Heilgem Geist!
Der 11. (56.) KühlpsalmDer 10. (55.) KühlpsalmDer 9. (54.) Kühlpsalm7. Der sibentag oder Sonnabend6. Der Sechstag oder Freitag5. Der Fünfftag oder Donnerstag4. Der Virtag oder Mittwoch3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 11. (56.) Kühlpsalm

Als er in den siben allgemeinen Proben wahrer Christen, insonderheit des Königs Friderichs beim Propheten Kregel, eigentlich seine siben Figurliche Grosläuterungen, plötzlich zuerst erblikkte zwischen seiner fünfften und sechsten Probe, doch noch in der Virprobe des grossen Kühlpsalterscentrum jauchzend Kregelisirt zu Paris den 19 Jenner 1680.


1.
Auf Geist, du solst nun singen
Von Silberbergwerksdingen,
Vom wahrem Christenthum:
Von seinen siben Proben,
Dadurch allein erhoben
Mit stetem Gottesruhm
Di höchste silberblum.
[291] 2.
Schwer wil ein Berg sich zeigen;
Er ist hart zubesteigen,
Sehr rauh sind seine grüfft:
So ist des Menschen leben
Mit schwerheit rings umgeben:
Sehr hart sind dessen trifft;
Gantz rauhe seine lüfft.
3.
Ein Berg, reich von Metallen,
Ist unansehnlich allen;
Unfruchtbar seine Erd:
Ein Christ, der reich am glauben,
Erduldet aller rauben,
Dem tausend widerfährt
Von trübsal, Angst, beschwerd.
4.
Im Bergwerk sind di sorgen
Den Bauern unverborgen,
Weil vil gefahr es hegt:
Ein Christ siht gantze Reien,
Di ihm verfallung dräuen,
Wohin er sich auch regt,
Und was vor werk er pflegt.
5.
Ein Ertz, das erst gegraben,
Mus siben schmeltzung haben,
Eh dessen Quellgeist sigt:
Ein Christ ist ungeläutert,
Eh ihn sein siben heitert,
Das er den Quellgeist krigt,
Der ihn auf ewigst rügt.
6.
Das Ertz wird klein zerriben,
Zerklopfft, zermalmt, zertriben,
Bis es zur schmeltzung recht:
Ein Christ mus zucht erfahren,
Nechst Angst von ersten Jahren,
Bis durch so manch gefecht
Sein Sinn wird mürb und schlecht.
[292] 7.
Das Ertz, das satt gesifftet,
Wird in dem feur entgifftet,
Ein silber reiner flutt!
Ein Christ in Bus durchflammet,
Entwolft und wird belammet,
Sein giftigs bleibt der glutt,
Und er wird rein und gutt.
8.
Di erste Prob entherbet,
Weil si dem ertz absterbet
Den groben aberaum:
Anfächtung schmeltzt von Christen
Hoffartigs eigenlüsten,
Den groben Lebensschaum,
Des Fleisches Sinnentraum.
9.
Di zweite Prob wird Hasser
Dem bitterm Todeswasser,
Dem Todestod im plitz:
Verfolgung bricht das geitzen,
Lehrt unsern willen kreutzen
Vertrauen blos ohn witz;
Gott wird dan unsre stütz.
10.
Di dritte Prob scheidt bitter,
Den Tober, Brecher, Wütter,
Der alles bröde macht.
Das kreutz tilgt neidisch tilgen,
Lernt seinen Nechsten lilgen,
Nimmt ihn wi sich in acht,
Gibt Christus Lebenspracht.
11.
Di virdte Prob di steuret
Dem Feurgeist, der entfeuret,
Das Ertz weist silberglantz:
Das Leiden schenkt uns gütte,
Schmeltzt weg das zorngemütte:
Demüttigt gar und gantz,
Zeigt uns den Sigeskrantz.
[293] 12.
Di fünffte Prob belebet,
Das nun das Ertz anhebet
In seiner silberkrafft:
Angst lässt uns höchstgelassen
In gleichheit alles fassen:
Wir sind halb hingerafft
Zur heilgen Engelschafft.
13.
Di sechste Prob bethönet,
Weil si ihr Ertz nun krönet
Mit hellem silberklang:
Noth gibt uns reine Libe,
Um Christusehr nur tribe,
Schallt aus den Sigsgesang,
Der würklich von uns drang.
14.
Di sibne Prob begradet,
Das Ertz wird höchst vergnadet,
Des silbers Leib ist da:
Gefahr in Gotteswunder
Um Gott aus Gott ist zunder,
Di Sanfftmutt ist uns nah.
Triumf! Hallelujah!
15.
Das silber, das bestehet,
Das wird vilfach erhöhet;
Gebraucht imehr und mehr:
Ein Christ der durchgegangen
Durchs Trübsalsfeur zum prangen,
Ist ewigst dort zur ehr,
Und zeitlich aller lehr.
16.
Das silber wird geschmükket,
Sein disel weggerükket
Als gantzverlohrner staub:
Di Christen blühn im friden,
Von Bösen dort geschiden,
Belaubt mit Lilgenlaub:
Ihr Feind ist Höllenraub.
[294] 17.
Ihr Heilge, di ihr wandelt
Den Berg, der abgehandelt,
Frohlokkt mit mir in lust!
Lasst hurtigst uns forttreten
Mit zittern, furcht und beten!
Klopfft eure händ und brust!
Das End ist strakks bewust.
18.
Auf Friderich, du König!
Geh auf, geh auf ein wenig!
Eil fort! Eil fort! Eil fort!
Höhr, Friderich, mein rathen!
Du zir der Potentaten,
Jehovah ist der Hort:
Im Ost und Nord der Port.
19.
Im sibnem Prüfungsfeuer
Durchkühlt uns Gottesweiher,
Undfrischt uns wider frisch!
Gefahr ist zwar gewachsen
Bis zu der sibnen achsen!
Allein di vir vorm tisch,
Di ruffen gleich! verlisch.
20.
Anfechtung ist entwichen!
Verfolgung selbst erblichen!
Kreutz fand am Kreutz sein zil!
Das Leiden mus nun stärken!
Di Angst bringt freudig werken!
Willkommen, Noth! Komm, Kühl!
Gefahr, An, An! Komm, Spil!
21.
Gott Vater, komm und läuter!
Gott Sohn, sei mein Bereiter!
Gott Heilger Geist, mein Reis!
Las nach dem sibnem glühen
Im silberkelche blühen
Das Lilgenrosen weis
Zu deinem Lob und preis.
Der 12. (57.) KühlpsalmDer 11. (56.) KühlpsalmDer 10. (55.) KühlpsalmDer 9. (54.) Kühlpsalm7. Der sibentag oder Sonnabend6. Der Sechstag oder Freitag5. Der Fünfftag oder Donnerstag4. Der Virtag oder Mittwoch3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[295] Der 12. (57.) Kühlpsalm

Als einer von Mitternacht im Octob. 1679 zu London auf solche einsprache: Gehe hin und tröste ihn, er hats von nöthen: seinen 50000pfundichten Patengroschen versicherte, wiwohl auch dises, wi das von Morgen, zerbrochen, und wegen so viler falschheiten, Verräthereien, Badhorsereien, unter dem gantzem Centrum Elias Artistens, der October 1684 erst ernst zumeinen scheinet; angethönet zu Paris den 28. Jenn. 1680.


1.
October, Wundermond! dein beider Rosenkäum,
Mit dem in dir Jehovah mich beblümt,
Erhitzet blutt und mutt zum neuem dankungsreim,
Das stets davor Jehovah sei gerühmt.
Jehovah, der erfüllt, wi er es vorgesagt,
Da alle Welt in Schlaf und nacht:
Nun hat October recht, was man verlis, durchtagt,
Und beide Rosen uns gebracht.
Auf Seelgeistleibewig, voll Rosenlilgenfrische!
Auf, auf, im Rosenwald! Auf auf, im Lilggepüsche.
2.
Di Goldesrose sitzt auf dem Karfunkelthron;
Stoltziret schön auf ihrem grünem sammt:
Führt als der Printzen Printz den Zepter, Hutt und Kron;
Ansehlich ist das hohe Königsamt.
So blüht Sophiensros in eines Christen hertz;
Sehr herrlich ist ihr grüner reis:
Si durchkarfunkelt strakks der sinnen Sonnenkertz
Mit Gotteslicht und Paradeis.
Des Edens Königstuhl scheint gleichsam neu verschinen,
Weil alle Weltgeschöpff im innerm Reich ihr dinen.
3. 4. 5. 6.
Di Goldros ist beschwärtzt neunhundertsechtzig stund,
Eh si ihr Eis auf ihrer Speis anlilgt:
Si sinkt und steiget auf, bald oben, bald im grund,
Wächst klarsüs aus, ihr Feind ist ausgetilgt.
Sophiensrose wird wi Christus Christversucht,
Bis si den Feind hat weggeschafft:
[296]
Dann nahen Engel sich, der Sig ist ihre frucht,
Si nimmt aus Erd und himmel krafft;
Wächst in dem Eden fort; fängt liblich anzublinken:
Wird himmlisch durchgesüsst nach ihrem untersinken.
Der 13. (58.) KühlpsalmDer 12. (57.) KühlpsalmDer 11. (56.) KühlpsalmDer 10. (55.) KühlpsalmDer 9. (54.) Kühlpsalm7. Der sibentag oder Sonnabend6. Der Sechstag oder Freitag5. Der Fünfftag oder Donnerstag4. Der Virtag oder Mittwoch3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 13. (58.) Kühlpsalm

Als er auf einer seite di zeitung: Rothe bekennet sich von falschen Geistern, Gesichtern, Träumen betrogen, alles zum feuer destinirend: voller verwundern höhrte mitten in unser überwindung: und auf der andern seite Hertzoge sich einfinden sahe um den Paradisischen Lilienrosengarten fortzupflantzen; in erinnerung seines Gröninger-Enkhuyser und Londnerbromlerkühlpsalmes Gottlobende quinarisiret zu Lutetien den 7. 8. 9. 10. 11. Febr. 1680.


1.
Gottlob, mein Vater kommt, den ich anrif zum Richter,
Als Satan mich zum Abgrund listig senkt!
Gott öffnet durch si selbst desfalschen schlags gesichter!
Nun sind beschmertzt, di mich zuvor gekränkt.
Ihr netze wird entnetzt:
Leid hat si rings umsätzt.
Di Gottes Geist in mir so trutzig widerstanden,
Di werden nun zun schanden.
Was fälschlich man mir zugedacht,
Hat Gotteszorn auf si gebracht.
2.
Jehovah hats erfüllt, was er zu mir gesprochen:
Er war mit mir, das Furcht zurükke fil.
Wi Gott mirs zugesagt, so werd ich nun gerochen:
Ich stehe fest, weil Gott ist nur mein zil.
Gott stärket mich mit krafft:
Nimmt unsre Feind in hafft.
Di hülfe aus der höh erhältet mich genädig,
Gibt mich von schulden ledig:
Als alles scheint von mir verwendt,
So bin ich gleich an Port gelendt.
3.
Si sind zu spott und schmach, di mir sich gram erzeigten:
Si sind zu nichts, di mich als nichts verschmäht.
[297]
Di Leute kommen um, di mich voll haders beugten:
Di zänker sind nun weg von ihrer stätt.
Di wider mich gekämpfft,
Hat Gott nun meist gedämpfft,
Sein eifer frisset weg, di mich einst wolten fressen:
Si werden schnell vergessen.
Ein ider findt verdinten lohn:
Mein Gott schenkt mir di Sigeskron.
4.
Wo sind di Träumer nun, di wider mich geträumet?
Si schämen sich, di mir erwekkten scham.
Der Feinde wurtzel dorrt, imehr mich Gott aufbäumet:
Di Nachzeit gibt, was mir di Vorzeit nahm.
Gott drischt durch mich bald Berg:
Di Risen sind nur zwerg.
Was stoltze saganim? Gott wird euch strakks zertreten!
Eur unkraut recht ausjäten!
Gott rufft vom Nord und sendt vom Ost,
Was euch verbittert kost und most.
5.
Jehovah, dein ist Alls! dir werd ichs widergeben!
Gebrauche mich zu deinem heilgem Lob!
Nihm mich, Dreieiniger! Ich opffre dir mein leben!
Gib Jesus Geist, der dich allein erhob!
Dein sei der Ehrenruhm,
Als nur dein Eigenthum!
Drum preiset Gott mit mir, ihr Himmelhimmelhimmel!
Ihr tausend Erdgewimmel!
Gott hilfet seinen Heilgen aus,
Das welt und Höll ist endlich graus.

Erster Gegensatzheil.
1. 6.
Wahr ist, mein Vater hat mein Leid in freud verwandelt:
Er drükkt mit recht, di unrecht mich verdrükkt.
Allein, O Jesus Christ, der du bist mordgehandelt,
Erbarme dich, eh si sind weggerükkt.
Geduldigs Gotteslamm
[298]
Am bluttig Kreutzesstamm!
Ich flehe dich mit ernst ums fünffe deiner wunden,
Di du vor mich empfunden!
Ach las dein Recht zurükke stehn,
Eh unsre Feinde gantz vergehn.
2. 7.
Du hast, gerechter Gott, zun Dinern si gebrauchet,
Als ich dein feur ohn si entflogen wär!
Ihr neid that mir vil gutts, ob er mich schon durchrauchet!
Si prüfften mich durch ihre Teufelheer!
Ich ward dadurch bewährt,
Durch was si nun verzehrt!
Drum bitt ich dich, mein Gott, um Jesussterbensnöthen!
Ach tödte nun ihr tödten!
Las deine Rache sein gehemmt,
Eh solche flutt si gantz verschwemmt.
3. 8.
Imehr si mich beschwärtzt, imehr entstund mein weissen,
Weil Satan sich, nicht mich, durch si gestürtzt!
Du woltst sein gaukelnetz aus ihnen selbst zerreissen!
Si haben sich, nicht mich, so bald entschürtzt.
Was über mich gesehn,
Wil sich auf si ausdrehn.
Wi si mich höllenvoll in ihrem trug gemahlet,
Das hat si selbst umschalet.
Si haben mir so sehr genützt!
O Gott, verzeih, eh si entstützt.
4. 9.
Di warheit kan durch si sich herrlichst durchgoldrosen!
Ihr heilger schmukk ward nun erst angelilgt.
Des grimmes stechen half mehr als ein freundlibkosen!
Di vile schuld hat meine schuld getilgt.
Di zentnerschwere last
Hat si, nicht mich, erfast!
Dein zorn, der si ergrif, ergreifft nur mein vergreiffen,
Und brachte reiffers reiffen.
Drum Jesu komm, eh si zumatt!
Si schmekken nun der straffen satt.
5. 10.
Wahr ist, si haben sich, mein Gott, sehr hoch vergangen,
Als si dein Werk vertraten ungezihmt.
Ach wende deinen zorn nur auf di höllsche schlangen!
[299]
Si haben si durch neidisch trug entblümt!
Beblümet uns so schön
Zu deinem Lobgethön,
Dann alle welt wird bald von solchen listen schallen,
Erschallend gegenhallen,
Das du davor wirst sein gepreist,
Gott Vater, Sohn und Heilger Geist!

Zweiter Gegensatztheil.
1. 11.
Gerecht sind Gottesweg auf allen seinen wegen:
Gerecht sein Recht, das sich am unrecht rächt.
Was aus dem Satan kommt um Gotteswerk zulegen,
Wird ewiglich höchstbillich streng geschwächt.
Di Schrifft im Todesbuch
Ist Gott auch gutt geruch.
Der sünder frevel wird zur Gottesehr ausstrekken,
Der Gotteswerk wil flekken.
Der eine Höll auf Erden baut,
Wird recht auch höllisch angeschaut.
2. 12.
Ein Nehemias seufftzt vor seinem Gott höchstbillichst,
Das Gott gedenk an der Propheten träum,
Di ihn ableiten wolln, als er vor Gott höchstwillichst,
Durch falschgesicht und offenbahrungsseim.
Als vil Delaja log,
Das man ihn nur verzog.
Als hoch Noadja schrekkt, als wann es Gott geboten,
Das von dem Drach, dem ROTHEN!
Als falschgesicht und falscher sinn
Gesehen ward nur um gewinn.
3. 13.
Wi schrekklichgrausam ist, wann die Propheten schälke?
Vil tausend falln durch solche Teufelstükk.
Man spricht zur distel, blüh; zur Lilgenrosen, welke!
Nennt höllisch ach! di lichsten himmelsblikk.
Das gantze Volk verlaufft
[300]
Dem Satan halb verkaufft.
Di schwangern misgebährn, ob si vom heilgen schwanger,
Auf disem höllschem anger.
Weh deme, der noch erstlich saugt!
Ach er empfängt, was gantz nicht taugt!
4. 14.
Gott ist ein Teufel dann: Vorurtheil das erwächset.
Vorm eigenwort ist Gotteswort gering.
Imehr fällt mancher aus, imehr er Gott nachlächset,
Weil falschheit wird mit Gotteswort ein ding.
Es ist das Eigenichts
Ein Engel voller lichts.
Gott zörnet auf das Volk, weil es gewesen zunder,
Gibt ihnen Abgrundswunder:
Es ist der falschen Geister Aas,
Bis überfüllet wird ihr Mas.
5. 15.
Gerecht ist Gotteszorns erschrekkbar ungewitter!
Gott donnert recht auf Falschprophetenköpff:
Tischt ihnen Gallenvoll, wi si sind gallenbitter;
Vergilt mit feur vom feuer ihrer näpff.
Verwirrt, wi si verwirrt:
Verirrt, wi si verirrt.
Sein grimm verlachet di, di Gott zuvor verlachten:
Er läst si jammerschmachten.
Gottsurtheil wird gerecht erkand:
Nun siht das Volk, wen Gott gesand.

Erster Zusatztheil.
1. 16.
Ja, Vater! Vater, ja! Du bist so sehr aufzehrend
Als deine gütt ist deinem Volke gros!
Wi hoch di rechte hand ist guttes gutts gewährend,
So hoch ist auch di link erbarmungslos.
Allein ich fall zu fus
Und bitt um Jesuskus,
Den süssen, den er gab dir, Vater, vor uns sündern,
Um ihre straff zumindern.
[301]
Ach handle nicht, wi si verdint!
Sonst bleiben ewigst si entgrünt.
2. 17.
Vil tausend haben sich, mein Gott, zwar hoch vergriffen,
Das finsternis mit recht sei ihre Sonn:
Doch haben si dadurch, mein Gott, uns ausgeschliffen;
Geschliffen nun zu aller Völker wonn.
Ihr hunger wird sehr stark:
Frisst auf ihr Seelenmark.
Di warheit weichet weg. Si taumeln und sind trunken,
In deinem zorn versunken.
Benüchtre, Gott, mein Gott, ihr hertz,
Eh si aufflügen durch di kertz.
3. 18.
Du hast si, Gott, verstokkt, wi si sich dir verstokket,
Das si dein Werk anschauende nicht schaun.
Si sind an Pharonsblokk Pharonisch angeblokket:
Vertrauen sich, wo si nicht sollen traun.
Der falscher Geister strahl
Vergrössert Noth und qual.
Gesichter sind gemein; von Engeln redet ider.
Ein Spil sind heilge Lider.
Hilf ihnen, Gott, um Jesussig,
Eh gegen Gott si führen Krig.
4. 19.
Mein Vater, wo du nicht di trübsalstage kürtzest,
Und A.H.A.B.svolk Eliasopffer gibst:
Durch geister fort den zorn in deinem zorn ausstürtzest,
So fallen weg, di du, mein Vater, libst.
Das Bös und gutt wird eins:
Man glaubet endlich keins.
Man hält sich noch an schrifft: Woran, wann si verdorben,
Wo nicht ihr kern erworben.
Mein Vater! komm, di zeit ist bang:
Was flügelschnell, wird nun zu lang.
5. 20.
Das gutt ist gutten nun ein zweifel fortzuzeugen,
Weil Satan heut solch Englisch antlitz nimmt.
Nun nahet Lucifer zum erstem Königsreigen,
[302]
Ob nimmer gutt und böses ewigst stimmt.
Es wird nun allem alls
Verwikkelt tausend falls.
Jehova Jesus, komm! Jehova Jesus, eile!
Jehova Jesus, pfeile!
Komm, Vater, komm! di zeit ist da!
Di nähste hülf ist spät, nicht nah.

Zweiter Zusatztheil.
1. 21.
Gott zündt di städte an, di ihn vor angezündet:
Stösst aus das Volk, das ihn zuvor ausstis.
Wer nur auf sandicht grund, nicht Christi felsen gründet,
Der hab und hab auf ewigst den Verlis.
Wer Gottes Rath nicht höhrt,
Sei ewig auch verstöhrt.
Di ihren willen Gott nach freier lust entzogen,
Sind ewigst recht verflogen.
Wer Gottestribe höllisch schalt,
Ist recht, das ihm di höll vergalt.
2. 22.
Gottlose müssen recht durch sich selbst sich zerscheitern:
Ihr untergang verherrlicht Gottes Reich.
Was si verängern wolln, das werden si ausweitern:
Ausläutern recht, bis es dem Golde gleich.
Schau, wi den Narrheit höhnt,
Der weisheit vor entthrönt!
Di ihrem willen nicht dem Gotteswerk aufgaben,
Seht, seht vor Wen si draben?
Si müssen Gotteszorn ausführn,
Und ewig sich dadurch verlihrn.
3. 23.
Spricht Pharo: blutt ist blutt: das doch aus wasser worden!
Wolan, sein Blutt wird wasser mit der See.
Das ungezifer rafft zum ungezifer Orden:
Di Pest zur Pest, da Pest ist i und eh;
Das finstre, wo es haust:
Kurtz: Ides, wo es graust.
[303]
Mit Pharons Erstgeburt löst Gott di Erstgebohrnen
Des Volkes, des erkohrnen.
Wer Gott nicht in Natur erkennt,
Der werd auch mit Natur geblendt.
4. 24.
Di siben tausend sind noch unter den Baaliten,
Di ohne Baal, ob si dem Baal in arm.
Gott weist di seinigen selbst unter Jesuiten:
Di sind ein greul, di weder kalt noch warm.
Ein Heuchler ist verflucht;
Wird tausendfach versucht;
Versucht, imehr er sucht mit gutten sich zumengen;
Wird immer mehr sich sengen.
Di volle lampe fakkelstrahlt,
Imehr si schwartzes schwartz ummahlt.
5. 25.
Di zigel duppeln sich: nun wird Gott Mosen stärken.
Es ist A.L.L.S. auf: Elias kommt herbei.
Samaria ist weg: Elisa wird gleich werken:
Das Angstband bindt: nun kommet an gleich Frei.
Printz Fridrichs Freiburg hellt,
Wann zehnfach si durchellt.
Jehovens gnadenrhein durchrheint, wann mangereinet,
Und lauter ausgefeinet.
Wann Ost und Nord alls aufgetischt,
Dann Kühlt hir Ost, wann Nord dort frischt.

Amsterdammscher Kühl-Nachklang, an Rothe, Tanneke, Holgrafen, Brekling, Badhors, Polier, und allen ihren Anhang, beigesätzet den 26. Oct. 1684.


Vorboten, ach! Mein Vater kommt als Richter!
Fallt Gott zun füssen, fallt, eh ihr gantz aufgezehrt.
Eur pressen hat mir ernst herausgepresset,
Weil euer Neid und eigenwill euch fällt.
Weh Brekling, Badhors, Polier!
Gerecht ist Gottesrach! Ich weist euch nicht zurathen!
Der Ost und Nord kommt an! Tinctur gibt Gott zur kühlung!
Mit Behmen waristwird begeistert neu der Böhmer.
Der 14. (59.) KühlpsalmDer 13. (58.) KühlpsalmDer 12. (57.) KühlpsalmDer 11. (56.) KühlpsalmDer 10. (55.) KühlpsalmDer 9. (54.) Kühlpsalm7. Der sibentag oder Sonnabend6. Der Sechstag oder Freitag5. Der Fünfftag oder Donnerstag4. Der Virtag oder Mittwoch3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

[304] Der 14. (59.) Kühlpsalm

Als er viler Liblinge Gottes blühen, sigen, bestehen in Leiden, und verwelken, verlihren, verfallen in freuden tifsinnig überwog, aufopfferend voller furcht desto nakkterer sein hertze dem Allerhöchsten in allertifster Busse zu Paris den 12 Horn. 1680.


1.
Unendlich grosser Gott! Ich falle dir zu fus
Von gantzer Seelgeistkrafft in allertiffster Bus!
Ich blösse blos mein hertz mit aller seiner schand,
Das feigst und stoltzste ding, das Gott allein bekand.
Ich blöss imehr es dir, imehr dein sig mir blüht:
Mehr zitternd, mehr in furcht, imehr mein elend fliht.
Versuche nimmer mich, sonst wär ich (Ach!) verglüht!
2.
Vil Heilgen filen hir auf disem glatten eis,
Als si am sicherstem in vollem Sigesreis.
Wann dis am grünem holtz, was würd an mir vorgehn?
Ich fleh um Jesuskreutz! hilf, Vater, mir bestehn!
Ach beuge stets mein hertz! Ich opffre dir dis auf!
Sein wille sei dein will! O hemme seinen lauf!
Verneue dein Geschöpff! Mein Gott, ich warte drauf.
3.
Ich bin ein Wurm, kein mensch! nicht würdig, das ich leb,
Weil ich nicht, wi ich sol, mein Schöpffer, dich erheb.
Mein hertze wallt in mir, mir selbsten unergründt!
Ach höhr um Jesus, höhr, bis es genade findt!
Behertze mir mein hertz mit Jesus hertz und sinn,
Bis deine heilikeit recht meinem hertzen inn,
Dann ist mein Schöpffer stets sein End und Anbeginn.
4.
Ich bin, gerechter Gott, verfallen von Natur:
Es stekkt in allem noch di höllsche Schlangenspur.
Ward Lucifer verböst, da gäntzlich nichts verderbt,
Wi nun ein armer Mensch, dem Sünd ist angeerbt?
Drum neig ich gantz mein hertz in Jesus hertzenstif,
Nach dem des Schächers hertz am kreutze hefftig grif;
Dann trau ich, sonsten ni, wann ihm mein Jesus rif.
5.
Nur Hoffart wohnt im hertz. Jehovah, nihm si weg!
Führ von der Hof-art es auf Jesus schmalen steg!
[305]
Es trutzt ein Hertz gar leicht, weil es unendlich trutz.
Komm, Vater, nidre es! Di demutt ist ihm nutz.
Ach wende mir mein hertz nach Jesu demuttart!
Das wahre Nidrikeit ihm ewigst sein gepaart!
Dann trau ich ihm so vil, so vil es nidrig ward!
6.
Geitz wurtzelt durch das hertz. O Jesus, sei mein schirm!
Ach schlage tapffer ab di höllsche geitzesstürm!
Es rafft ein hertz gern vil, weil es unendlich rafft.
Gelassner Jesus, hilf! gib ihm Gelassenschafft!
Durcharme mir mein hertz zum ärmsten ohne harm,
Das es in armutt reich, in kältster kälte warm!
Dann trau ich ihm so vil, als es im Reichthum arm.
7.
Neid nistelt sich ins hertz. Herr Tsebaoth, vertreib,
Das heilge Libe mir höchstfruchtbar nur bekleib!
O bitter ding ein hertz, das ewig sich auffrisst!
Verbittre stets mein hertz, bis es sich libesüsst!
Betrüb es immermehr, imehr es libe trübt!
O schenk ihm Jesusquell, der ewig libe gibt!
Dann trau ich ihm sovil, sovil es Jesum libt.
8.
Zorn brennet aus dem hertz. Mein Vater, lesch di flamm!
Di Sanfftmutt leit es sanfft zu seinem göttlichstamm!
Es zörnt ein hertz geschwind, weil ewig Zorn im grund!
Ach schenke mir dein hertz, das mir mein hertz ni kund!
Drum geh aus meinem hertz der Heilge Geist hervor!
Dein hertz durchhertz mein hertz! es komm dadurch empor!
Dann trau ich ihm so vil, als es beim Jesuscohr.
9.
Nur falschheit wächst im hertz. Dreieinger, klähr es klahr!
Di warheit klähr es dir! gebähr es wider wahr!
Das hertze, wann es falsch, fälscht ewig seine frucht.
Dreieinige mein hertz, bis es di Warheit sucht.
Drum neig ich mich in dich, der du dich warheit his!
O bringe mir mein hertz ins erste Paradis!
Dann ist dein heiliges im hertzen hertzgewis.
10.
Mein hertze ist unrein! Unrein sind seine Werk!
Unrein sein gantzes gantz! unrein ist seine stärk!
[306]
Unrein sein ides thun! unrein sein ides Wort!
Unreiner wird es stets von idem Mensch und Ort.
Mein Gott, ich komm zu dir! Höhr, Vater, was ich bitt!
Ich opffre dir mein hertz! Regire schritt und tritt!
Dein gutt macht gutt mein hertz! durch dich ist seine gütt!
11.
Mein hertze klebt dir an, aus deinem hertz erlabt!
Unendlich, wi du bist! Unendlich dir begabt!
Das gutt ist dein, nicht sein! Du läuterst alle Welt!
Du schlägst durch meine lipp, das tausend schon zerschellt:
Du pflantzst durch mich, nicht ich, der Lilgenrosenblum!
Du wohnst und thronst in mir! du baust dein Heiligthum!
Gott Vater, Sohn und Geist! Dein waristwird der ruhm!
Der 15. (60.) KühlpsalmDer 14. (59.) KühlpsalmDer 13. (58.) KühlpsalmDer 12. (57.) KühlpsalmDer 11. (56.) KühlpsalmDer 10. (55.) KühlpsalmDer 9. (54.) Kühlpsalm7. Der sibentag oder Sonnabend6. Der Sechstag oder Freitag5. Der Fünfftag oder Donnerstag4. Der Virtag oder Mittwoch3. Der Dreitag oder Dinsttag2. Der Zweitag oder Montag1. Der Ersttag oder SonntagDer 8. (53.) KühlpsalmDer 7. (52.) KühlpsalmDer 6. (51.) KühlpsalmDer 5. (50.) KühlpsalmDer 4. (49.) KühlpsalmDer 3. (48.) KühlpsalmDer 2. (47.) KühlpsalmDer 1. (46.) KühlpsalmVirdtes BuchDer 15. (45.) KühlpsalmDer 14. (44.) KühlpsalmDer 13. (43.) KühlpsalmDer 12. (42.) KühlpsalmDer 11. (41.) KühlpsalmDer 10. (40.) KühlpsalmDer 9. (39.) Kühlpsalm5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung3. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Mittag- Morgen- Stundensegen2. Ein allgemeiner Abend- Nacht- Morgen- Mittagsegen1. Di grosse PathmusoffenbahrungDer 8. (38.) KühlpsalmDer 7. (37.) KühlpsalmDer 6. (36.) KühlpsalmDer 5. (35.) KühlpsalmDer 4. (34.) KühlpsalmDer 3. (33.) KühlpsalmDer 2. (32.) KühlpsalmDer 1. (31.) KühlpsalmDrittes BuchDer 15. (30.) KühlpsalmDer 14. (29.) KühlpsalmDer 13. (28.) KühlpsalmDer 12. (27.) KühlpsalmDer 11. (26.) KühlpsalmDer 10. (25.) KühlpsalmDer 9. (24.) KühlpsalmDer 8. (23.) KühlpsalmDer 7. (22.) KühlpsalmDer 6. (21.) KühlpsalmDer 5. (20.) KühlpsalmDer 4. (19.) KühlpsalmDer 3. (18.) KühlpsalmDer 2. (17.) KühlpsalmDer 1. (16.) KühlpsalmZweites BuchDer 15. KühlpsalmDer 14. KühlpsalmDer 13. KühlpsalmDer 12. KühlpsalmDer 11. KühlpsalmDer 10. GesangDer 9. GesangDer 8. GesangDer 7. GesangDer 6. GesangDer 5. GesangDer 4. GesangDer 3. GesangDer 2. GesangDer 1. GesangErstes BuchGedichteKuhlmann, QuirinusDer Kühlpsalter, Band 1

Der 15. (60.) Kühlpsalm

Fünffaches Triumffünfftzig betittelt: bei anfangung seines 30. und beschlüssung seines 28 wunderjahres; dessen eintritt 1678 wunderlich, volluwerdung 1679 wunderlicher, austritt 1680 am wunderlichsten; Triumfgejauchtzet zu London im 15 Nov. 1679. an dem vor 74 Jahren Englischberühmten Pulvertage; und zu Lutetien, unter des 14 und 15 L ausziben um das Gottverworffene B zur Lilgenprinzessin Saulitisch einzuholen, selbst an seinem 25 Febr. 1680.


1.
Triumf! Gott hats vollbracht! Triumf! was er gewollt!
Triumf! es ist geschehn! Triumf! was nun gesollt!
Triumf! sein grosser Arm! Triumf! hat uns geleitet!
Triumf! Gott ists allein! Triumf! der alls bereitet!
Triumf! auf, auf mein Geist! Triumf! in Gott entzükkt!
Triumf! stimm herrlichst an! Triumf! Triumfsgesänge!
Triumf! di wunderzeit! Triumf! ist hergerükkt!
Triumf! der Tag ist dar! Triumf! der hauptgepränge!
Triumf! O prachttriumff! Triumf! zum Jesusspil!
Triumf! Triumffs Triumff! Triumf! der ohne zil!
2.
Triumf! Gott hats vollbracht! Triumf! was er gesagt!
Triumf! sih wunder, sih! Triumf! wi es nun tagt!
Triumf! di finsternis! Triumf! wird gantz erschrokken!
Triumf! si floret sich! Triumf! stat freudenlokken!
[307]
Triumf! das stoltze Rom! Triumf! wird voller schand!
Triumf! es trinkt selbst aus! Triumf! was es einschenket!
Triumf! der höchste hats! Triumf! es meist verwand!
Triumf! weil nun sein zorn! Triumf! an Rom gedenket!
Triumf! O machttriumff! Triumf! zum Jesusspil!
Triumf! Triumffs Triumff! Triumf! der ohne zil!
3.
Triumf! des Pferdes Maur! Triumf! di Drabitz schrekkt!
Triumf! wird nun durch Gott! Triumf! der welt entdekkt!
Triumf! der gantz verdrükkt! Triumf! wird neu belebet!
Triumf! das seine lust! Triumf! nun recht anhebet!
Triumf! mein Drabitz thönt! Triumf! nun sonder haupt!
Triumf! er schreit auf Rom! Triumf! auch ohne zungen!
Triumf! di hand di schreibt! Triumf! di ihm geraubt!
Triumf! sein urtheil kommt! Triumf! an Win gedrungen!
Triumf! O Krontriumff! Triumf! zum Jesusspil!
Triumf! Triumffs Triumff! Triumf! der ohne zil!
4.
Triumf! das wesen naht! Triumf! in voller krafft!
zu Paris Triumf! das aus ist aus! Triumf! durch A.U.S. verrafft!
Triumf! di Kühlzeit kömmt! Triumf! nach den Propheten!
Triumf! ob si schon Rom! Triumf! gepflegt zutödten!
Triumf! das Gotteswerk! Triumf! mus doch bestehn!
Triumf! obschon di schnur! Triumf! verschlukkt von hunden!
Triumf! Madril, Win, Rom! Triumf! mus doch vergehn!
Triumf! Der Grosfürst kämpfft! Triumf! bis überwunden!
Triumf! O Throntriumff! Triumf! zum Jesusspil!
Triumf! Triumffs Triumff! Triumf! der ohne zil!
5.
Triumf! wir sehn in uns! Triumf! das Tempelthor!
Triumf! da Drabitz weis! Triumf! da Rhom ein mohr!
Triumf! da Kotter spricht! Triumf! mit der Christinen!
Triumf! da Joris, Böhm! Triumf! mit uns erschinen!
Triumf! da Tauler redt! Triumf! mit Engelbrecht!
Triumf! da Kregel darf! Triumf! mit Hermann lehren!
Triumf! da Gottesvolk! Triumf! empfängt sein Recht!
Triumf! da Schrifft sich läst! Triumf! dreieinig höhren!
Triumf! O prachttriumff! Triumf! zum Jesusspil!
Triumf! Triumffs Triumff! Triumf! der ohne zil!
[308] 6.
Triumf! di zeugen sind! Triumf! aus ihrem grab!
Triumf! si nehmen ein! Triumf! des Babels hab!
Triumf! O treten si! Triumf! gleich auf di füsse!
Triumf! der Erdkreis ehrt! Triumf! di Gottesschlüsse!
Triumf! der monde scheint! Triumf! wi nun di Sonn!
Triumf! di Sonne strahlt! Triumf! mit höchsten strahlen!
Triumf! ein einger glaub! Triumf! ist aller Wonn!
Triumf! Sophia kan! Triumf! di welt umschalen!
Triumf! O machttriumff! Triumf! zum Jesusspil!
Triumf! Triumffs Triumff! Triumf! der ohne zil!
7.
Triumf! der Saul verleuhrt! Triumf! den Gott heut rif!
Triumf! ob er so ernst! Triumf! nach David grif!
Triumf! sein spis der fehlt! Triumf! ob er so mächtig!
Triumf! er zeptert recht! Triumf! er macht uns prächtig!
Triumf! der David eilt! Triumf! zum Gotteswill!
Triumf! als solchen gantz! Triumf! Saul ausgeschlagen!
Triumf! selbst Drabitz salbt! Triumf! den David still!
Triumf! fast alle welt! Triumf! wird wundersagen!
Triumf! O Krontriumff! Triumf! zum Jesusspil!
Triumf! Triumffs Triumff! Triumf! der ohne zil!
8.
Triumf! Printz Friderich! Triumf! kühlt weis undblau!
Triumf! Gott lilget ihm! Triumf! di rosenau!
Triumf! der kaum entfloh! Triumf! schon halb zur leiche!
Triumf! beherrschet nun! Triumf! drei Königreiche!
Triumf! der Mondensfürst! Triumf! schikkt ihm geschenk!
Triumf! brüllt freundlichst an! Triumf! der ihn anbrüllet!
Triumf! selbst Ost und Nord! Triumf! bricht Roms gelenk!
Triumf! Jehovah ist! Triumf! der dis erfüllet!
Triumf! O Throntriumff! Triumf! zum Jesusspil!
Triumf! Triumffs Triumff! Triumf! der ohne zil!
9.
Triumf! Gott hat allein! Triumf, Triumf! di ehr!
Triumf! Gott thuts und sonst! Triumf, Triumf! nichts mehr!
Triumf! Gott hat erhöht! Triumf, Triumf! elende!
[309]
Triumf! Barmhertziglich! Triumf, Triumf! ohn Ende!
Triumf! Gott gibt dem Sem! Triumf, Triumf! di hütt!
Triumf! Ham hats genug! Triumf, Triumf! besessen!
Triumf! O grosse lib! Triumf, Triumf! voll gütt!
Triumf! des Nimrods wird! Triumf, Triumf! vergessen!
Triumf! O Haupttriumff! Triumf! zum Jesusspil!
Triumffs Triumffs-Triumff! Triumf! der ohne zil!
10.
Triumf, Triumf! Mein Geist! Triumf, Triumf! belob!
Triumf, Triumf! den alls! Triumf, Triumf! erhob!
Triumf, Triumf! den alls! Triumf, Triumf! erhebet!
Triumf, Triumf! der alls! Triumf, Triumf! belebet!
Triumf! Triumff der tiff! Triumf! Triumff der höh!
Triumf! Triumff im Pol! Triumf! Triumff auf Erden!
Triumf! Triumff im grund! Triumf! Triumff der See!
Triumf! Triumff dem War! Triumf! Triumff dem werden!
Triumffs Triumffs Triumff! Triumf! zum Jesusspil!
Triumffs Triumffs Triumff! Triumf! der ohne
ZIL.