153. Die Wunderthaten des Priors Wichmann.

Riedel: Geschichte der Kloster-Kirche zu Neu-Ruppin S. 7. 8.


Der Mitbegründer und erster Prior des Dominikaner-Mönchsklosters zu Neu-Ruppin, Wichmann von Arnstein, führte ein gar frommes und gottseliges Leben und erhielt daher zuletzt durch dasselbe die Kraft große Wunderwerke auszuführen. So befand er sich eines Tages in seinem hohen Alter zur Besorgung von Geschäften seines Convents jenseits des Ruppiner See's, und war durch die Anstrengung des Weges, den er zurückgelegt hatte, sehr hungrig geworden, zumal da es ihm überhaupt sehr schwer erträglich war, über die gewohnte [160] Zeit des Essens hinaus nüchtern zu bleiben. Während er nun auf entgegengesetzter Seite des Sees die Klosterglocke bereits das Zeichen zum Mittagsmahle geben hört, fühlt er sich vor Hunger und Durst schon zu entkräftet, um den langen Umweg um den See noch zurücklegen zu können. In dieser Verlegenheit stärkte er sich mit dem Zeichen des Kreuzes, rief seinem Begleiter zu: »Mein Sohn, folge mir muthig!« und ging gradezu über den See, und siehe! Gott schickte es, daß das Wasser fest und gangbar wurde und er glücklich und wohlbehalten im Kloster ankam, und die Brüder in den Speisesaal führte, während sein Begleiter, den sichrern Landweg vorziehend, erst eine gute Stunde nach ihm eintraf.

Ein andres Mal kehrten mehrere Klosterbrüder aus entfernten Orten im Kloster zu Neu-Ruppin ein, und ihre Zahl war so groß, daß es an Speise gebrach. Da klagte der Bruder Nicolaus, welcher die Küche besorgte, dem Prior seine Noth, und dieser gebot ihm, zum See hinabzugehn und dort den Fischen in seinem Namen zu gebieten, daß einer von ihnen herauskäme und den Brüdern zur Sättigung diente. Bruder Nikolaus that, wie ihm geheißen war, und siehe! alsobald kam ein großer Wels ans Ufer geschwommen, der ließ sich von dem Mönch greifen, und diente nun der hungrigen Menge zur reichlichen Speise. – Ein Bild mit der Unterschrift: »Frater Nicolaus de Ruppino« welches diesen, einen großen Wels in der Hand haltend, darstellte, hing noch am Anfang des vorigen Jahrhunderts im Speisesaal des Dominikanerklosters zu Kölln am Rhein.

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