[161] 154. Die stummen Frösche zu Schwante.

Beckmann Beschreib. der Mark Br. Th. III. K. II. S. 588. 589.


In dem Dorfe Schwante, einem Rittersitz der Familie von Redern, der zwischen Cremmen und Oranienburg liegt, und in einer ziemlichen Entfernung um denselben herum, läßt, so viele Frösche auch dort vorhanden sind, doch kein einziger seine Stimme vernehmen. Wenn auch schon einer sich etwas verlauten läßt, so krieget er doch keine Zustimmung, und das hat diese Ursache: Ein Herr von Redern wurde im Frühling mit einer Krankheit befallen, dabei er viel Unruhe empfand, die sich aber durch das vielfältige Geschrei der Frösche also vermehrte, daß er gar keinen Schlaf mehr hatte, den ihm auch keine Arznei wieder zu geben vermochte, so daß man allmählig an seiner Genesung zu zweifeln begann, weshalb die Frau des Hauses ihre Zeit fort und fort in bitteren Thränen hinbrachte. Da kam eines Tages ein armer Mann in das Haus, der bat um ein Almosen, und wie er so an der Thür stand, sah er den Jammer des Hauses und fragte nach der Ursache. Als er nun alles erfahren, sagte er: »O! wenn eurem Herrn damit kann geholfen werden, so sollen die Frösche bald stille schweigen.« Darauf brachte man diese Rede erst vor die Frau, danach auch vor den Herrn selber, und er gebot, daß man dem Manne einen Sack Roggen geben solle, wenn er sein Versprechen ins Werk richte. Dieser begab sich hierauf fort, umging den adlichen Hof im Kreise, soweit als ihm gedäucht, daß der Frösche Stimme [162] verdrießlich sein könne, gebrauchet darunter seine Wissenschaft und bringet damit zu Wege, daß der Frösche Geplärre aufhört. Und in diesem Stande ist es hernach mit den Fröschen noch bis auf diesen Tag geblieben, also daß sie zwar in dem Wasser und Morast bei dem adligen Sitz gefunden werden, aber kein solch Geschrei, als außer diesem Zirkel verführen. Das würde aber hundert Jahr währen, hat der Mann gesagt, und die sind noch nicht um.

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