104. Die Hebeamme beim Nicker.

Mündlich aus Kemnitz.


Zu einer Hebeamme kam einmal ein Nicker und sagte, sie solle mit ihm zu seiner Frau kommen. Da ging sie mit, und als sie an's Waßer kamen, schlug er mit einer Ruthe darauf, da standen die Waßer wie ein Paar Mauern zu beiden Seiten, und sie gingen nun trocknen Fußes hinab. Als sie nun unten ankamen, leistete sie der Kreißenden Beistand, so gut sie's verstand, und entband sie auch glücklich. Wie sie nun gehen will, da schaut sie um sich und da liegen Gold und Silber in gewaltigen Haufen, und ist ein Glanz, daß es ihr die Augen blendet. Da fragt sie der Nicker, was er ihr schuldig sei? Sie aber sagt: »Nun, ich nehme von euch nicht mehr, als von andern Leuten!« – »Das ist dein Glück, sagte der Nicker, hättest du mehr gefordert, so wär es dir schlecht ergangen,« giebt ihr eine Schürze voll Gold und bringt sie wohlbehalten wieder hinauf.

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