WidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

Christian Morgenstern
Auf vielen Wegen

[5] Meinem Freunde Friedrich Kayssler

Wär' der Begriff des Echten verloren,
in Dir wär' er wiedergeboren.
Als Haß mir nach der Wurzel schlug,
warst Du bei mir, das war genug,
hast mir zu Deinem Leben
das meine neu gegeben.
Zehn Jahre zusammen!
Es löst sich der Dunst.
Auf schlagen die Flammen
Unserer Kunst.
[5]
TräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen
Hirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[5] [9]Träume

Hirt Ahasver

Ich träumte jüngst, mir träumte, daß ich träumte,
daß ich geträumt, geträumt zu haben hätt',
wie Ahasver mit zweimal sieben Kühen,
den sieben magern und den sieben fetten,
im Mondschein übers Moor gewandert wär',
worüber selbst ein später Weg mich wies.
»Ei guten Abend, Meister Ahasver,« –
begrüßt ich keck ihn, daß ein magres Tier
erschreckt zur Seite setzte, – »Was ist das?
Ihr treibt die vierzehn Kühe durch die Welt?«
Verächtlich schoß des Alten Blick nach mir,
und zornig murmelnd zog er einer fetten
den lauten Stecken übers Hinterteil.
Heidi! wie sich die Rinderbeine regten,
die magern immer flink voran, dahinter
mit schwipp und schwapp der Hängebäuche Trott;
bis Fern' und Dämmrung endlich sie verschlang,
und nur des Hirten wehnder Weißbart noch
ein Weilchen aus den Weiten schimmerte ...
Doch mir verschob sich alles nun. Und weiter
flog hin und her das Webeschiff des Traums.
Die IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[9] Die Irrlichter

Ein Irrlicht, schwebt ich heut im Traume
auf einem weiten, düstren Sumpfe,
und um mich der Gespielen Reigen
in wunderlich geschlungnen Kränzen.
Wir sangen traurig-süße Lieder
mit leisen, feinen Geisterstimmen,
viel feiner als die lauten Grillen,
die fern im Korn eintönig sangen.
Wir sangen, wie das harte Schicksal
uns wehre, daß wir Menschen würden:
So oft schon waren wir erschienen,
wo sich zwei Liebende vereinten,
doch immer, ach, war schon ein andres
Irr-Seelchen uns zuvorgekommen,
und seufzend hatten wir von neuem
zurück gemußt zum dunklen Sumpfe.
So sangen wir von unsern Leiden –
als uns mit einem Mal Entsetzen
in wirren Läufen huschen machte.
Ein Mensch entsprang dem nahen Walde
und lief verzweifelten Gebarens
gerade auf uns zu –: Der Boden
schlug schwankend, eine schwere Woge,
dem Armen überm Haupt zusammen.
Verstummt zu zitterndem Geflüster
[10]
umschwirrten wir die grause Stelle ...
Bald aber sangen wir von neuem
die alten traurig-süßen Lieder.
Mensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[11] Mensch und Möwe

Eine neugierkranke Möwe,
kreiste ich zu Häupten eines
Wesens, das in einen weiten
dunklen Mantel eingewickelt,
von dem Kopfe einer Bune
auf die grüne See hinaussah.
Und ich wußte, daß ich selber
dieses Wesen sei, und war mir
dennoch selbst so problematisch,
wie nur je dem klugen Sinne
einer Möwe solch ein dunkler
Mantelvogel, Mensch geheißen.
Warum blickt dies große, stumme,
rätselhafte Tier so ernsthaft
auf der Wasser Flucht und Rückkehr?
Lauert es geheimer Beute?
Wird es plötzlich aus des Mantels
Schoß verborgne Schwingen strecken,
und mit schwerem Flügelschlag den
Schaum der weißen Kämme streifen?
So und anders fragte rastlos
mein beschränktes Möwenhirn sich,
und in immer frechern Kreisen
stieß ich, kläglich schreiend, oder
ärgerlich und höhnisch lachend,
um mich selber ... Da erhob sich
[12]
aus dem Meere eine Woge ...
stieg und stieg ... Und Mensch und Möwe
ward verschlungen und begraben.
Der SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[13] Der Schuss

»Nimm die Fahne!« – »gib!« – und weiter –
Leichenhügel – Gräben – Hecken –
Donnern – Brausen – Knattern – Pfeifen –
Stöhnen – Schreien – Wimmern – Schnaufen –
Pulverschleier – Kugelregen –
»vorwärts, Kameraden!« – »hurra!« –
blaue Gruppen – springend – stürzend –
Flüche – Bitten – Seufzer – Pfiffe –
Tiergesichter – Fetzen Fleisches –
Blut in Rinseln – Bächen – Lachen –
wildgewälzte Pferdeleiber –
Sterbende – zerstampft – zerrissen –
Arme – Hände – hemmend – heischend –
fortgestoßen – »vorwärts!« –»hurra!« –
»nieder!« – »Feuer!« – »auf!« – »Attacke!« –
»ah!« – »da!« – »Mar–!« – »ich!« – »hier!« – »die Fahne!« – –
Und ich stürze tot zusammen.
Jäh schreck' ich auf –:
Im Hause fällt ein Schuß.
Der gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[14] Der gläserne Sarg

Zwölf stumme Männer trugen mich
in einem Sarge von Kristall
hinunter an des Meeres Strand,
bis an der Brandung Rand hinaus.
So hatte ich's im Testament
bestimmt: Man bette meinen Leib
in einem Sarge von Kristall
und trage ihn der Ebbe nach,
bis sie den tiefsten Stand erreicht.
Der Sonne ungeheurer Gott
stand bis zum Gürtel schon im Meer:
An seinem Glanze tränkte sich
wollüstig noch einmal die Welt.
Ich selber lag in rotem Schein
wie ein Gebilde aus Porphyr.
Da streckte katzengleich die Flut
die erste Welle nach mir aus.
Und ging zurück und schob sich vor
und tastete am Sarg hinauf
und wandte flüsternd sich zur Flucht.
Und kam zurück und griff und stieß
und raunte lauter, warf sich kühn
darüber, einmal, viele mal.
Und blieb, und ihrer Macht gewiß,
umlief frohlockend sie mein Haus
und pochte dran und schäumte auf,
[15]
als ihrer Faust es widerstand.
Und hoch und höher wuchs und wuchs
das Wasser um mein gläsern Schloß.
Nun wankte es, als hätt' ein Arm
und noch ein Arm es rauh gepackt,
und scholl in allen Fugen, als
ein Wellenberg auf ihm sich brach
und es wie ein Lawinensturz
umdröhnte und verschüttete.
Und langsam wich der nasse Sand.
Und seitlings neigte sich der Sarg.
Und, unterwühlt und übertobt,
begann er um sich selber sich
schwerfällig in die See zu drehn.
Zu mächtig, daß die Brandung ihn
zum Strand zu schleppen hätt' vermocht,
vergrub er rollend sich und mich
in totenstillen Meeresgrund.
So lag ich denn, wie ich gewollt.
Und dunkle Fische zogen still
zu meinen Häupten hin und her.
Und schwarzer Seetang überschwamm
mein Grab. Und mein Bewußtsein schwand.
Der SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[16] Der Stern

Ich träumt einmal, ich läg, ein blasser Knabe,
in einem Kahne schlafend ausgestreckt,
und meiner Lider fein Geweb durchflammte
der hohen Nacht geheimnisvoller Glanz.
Und all mein Innres wurde Licht und Schimmer,
und ein Entzücken, das ich nie gekannt,
durchglühte mich und hob mein ganzes Wesen
in eine höhere Ordnung der Natur.
Ein leises Tönen hielt mich hold umfangen,
als zitterte in jedem Sternenstrahl
der Ton der Heimat, die ihn hergesendet.
Ein Ton vor allen aber traf mein Herz
und ließ die andern mehr und mehr verstummen
und tat sich auseinander wie der Kelch
der Königin der Nacht und offenbarte
auf seinem Grunde mir sein süßes Lied ...
»Wir grüßen dich in deine stillen Nächte,
als deiner Zukunft tröstliche Gewähr,
es schalten ungeheure Willensmächte
in unsrer Tage blindem Ungefähr.
Sie ziehn dich von Gestaltung zu Gestaltung,
heut schleppst du dich noch schweren Schrittes hin,
doch bald begabt dich freiere Entfaltung
mit reicherer Natur und höherm Sinn.
So wandeln wir auf leichten Tänzerfüßen,
[17]
die wir dereinst auch dein Geschick geteilt,
und dürfen dich mit einem Liede grüßen,
das dich auf Strahlen unsres Sterns ereilt.
Oh flüchte bald nach unsern Lustgefilden,
und laß der kalten Erde grauen Dunst,
Oh sähst du, zu welch göttlichen Gebilden
uns schuf des Schicksals heiß ersehnte Gunst!
Auf Blumen wandeln wir wie leichte Falter,
aus Früchten saugen wir der Kräfte Saft,
uns ficht kein Elend an, zerbricht kein Alter,
der frühern Leiden lächelt unsre Kraft.
Denn allzu schön, als daß wir uns entzweiten,
erschuf uns das Gestirn, das uns gebar, –
wir können uns nicht Schmerz und Not bereiten,
die Schönheit macht uns aller Feindschaft bar!
Wir lieben uns aus tiefsten Herzensgründen,
wir trinken unsres Anblicks Glück und Huld,
wir wissen nichts wie ihr von fahlen Sünden,
und keinen ängstigt das Gespenst der Schuld.
Oh komm! daß sich die dornenlose Rose
auch deiner Schläfe duftend schmiegen kann!
Die schönste Schwester diene deinem Lose
und schenke dich dem schönsten Mann – oh komm –!«
[18]
Da unterbrach ein dumpfer Glockenton
die reinen, feinen Stimmen jener Welt.
Ich richtete mich halb im Bette auf –
und sah viel Sterne durch mein Fenster glühn ...
und sank zurück. Und weiter floß die Nacht.
Der BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[19] Der Besuch

Wie doch ein Traum so traurig stimmt,
wenn unser Geist Vergangenheit
und Gegenwart als Eines nimmt!
Ich saß bei dir im Brautgemach
und sprach von deinem Bräutigam,
und wie so alles anders kam ...
Und lachte hell und scherzte laut ...
Doch endlich ward mein Sinn zu schwer –
du warst ja eines andern Braut!
Ein Garten lag vor deinem Haus,
da trug ich meinen Schmerz hinein
und weinte meine Wehmut aus.
Und als ich wiederkam, da schien,
als ahntest du, was mich erregt,
und selber wardst du sanft bewegt.
Dein Mütterlein umfing mich still,
sie wußt' um die geheime Lieb',
die stumm in mir ihr Wesen trieb.
Wir setzten uns den Tisch umher ...
Du hattest alles selbst gekocht –
doch mir, mir mundete nichts mehr.
Das BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[20] Das Bild

Aus seinem Rahmen trat dein Bild
und schlang den Arm mir ums Genick –
und, eingewurzelt Blick in Blick,
durchgingen wir ein fremd Gefild ...
Und gingen stumm und unverwandt
und tranken unsrer Seelen Glanz
und wurden eine Seele ganz
und fühlten, was wir nie gekannt ...
Da schlug ein Lärm an unser Ohr –
ich sprach ein Wort – du fuhrst zurück –.
Zerflossen war das kurze Glück,
und alles wieder wie zuvor.
MalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[21] Malererbe

Die Spanne, die nicht Träumen ist noch Wachen,
beschenkt mich oft mit seltsamen Gedichten:
Der Geist, erregt, aus Chaos Welt zu machen,
gebiert ein Heer von landschaftlichen Sichten.
Da wechseln Berge, Täler, Ebnen, Flüsse,
da grünt ein Wald, da türmt es sich graniten,
da zuckt ein Blitz, da rauschen Regengüsse,
und Mensch und Tier bewegen sich inmitten.
Das sind der Vordern fortgepflanzte Wellen,
die meinen Sinn bereitet und bereichert,
das Erbe ihrer Form- und Farbenzellen,
darin die halbe Erde aufgespeichert.
Das ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[22] Das Äpfelchen

Auf einer Wiese, der sich hier und dort
ein reich beschwerter Apfelbaum enthob,
ergötzten wir, ein Häuflein Freunde, uns,
mit grünem Obst uns scherzend zu bekriegen.
Ich lag im Gras, entsandte, deckte mich,
erspähte Blößen, wurde selbst getroffen –
da plötzlich stand, wer weiß, woher sie kam,
die Liebste meiner Knabenzeit vor mir
und winkte, wie zu zarter Fehde fordernd,
mir zu, – daß ich ein unreif Äpfelchen
gemeßnen Schwungs nach ihrer Wange schickte.
Oh wie viel Liebe da aus ihren Augen,
aus ihrem Lächeln brach, als, leicht errötend,
sie sich ein wenig nun herunterbeugte
und schelmisch drohte – wieviel tiefe Liebe!
Mein Auge floh vor so viel süßem Glück,
und sehnend streckt' ich meine Rechte aus
und faßte ihres Kleides reinen Saum,
ihn, wie aus Reue meiner Tat, zu küssen.
Da ging mein Glück wie ein Gewebe auf ...
Und andre Bilder spann mein träumend Hirn.
Rosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[23] Rosen im Zimmer

Ich stand, eine Vase
voll üppiger Rosen,
auf einer Konsole
am Lager der Liebsten
und goß überschwengliche
Gluten und Düfte
ins mondige Dämmer
der magdlichen Kammer.
Aufseufzte das Mädchen
und streckte das weiße
Gelenk ihrer Linken
nach mir und umschloß mich
und hob mich hinüber –
und alles im Schlafe.
Da schwankte die Vase,
und all meine Rosen
entfielen ihr lodernd
und hüllten in Purpur
das brüstliche Linnen:
Aufschlugen erschreckt sich
zwei glänzende Augen –
und sahn mich, den Menschen,
sich über sie beugen ...
Ich aber – ihr Götter! –
mich über sie neigend,
ich ward meines Kusses
[24]
betrogen! –: Nur Rosen,
worauf ich mich neigte!
Kein Liebchen, kein Lager,
kein Zimmer, kein Ort mehr –
nur Rosen, nur Rosen!
Ich stürzte in Rosen –
durch Rosen – auf Rosen ...
bis quälende Schmerzen
der Schläfe mich weckten.
KinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[25] Kinderglaube

Heut ritt ich im Traum
auf schneeweißem Pferde
ohne Zügel und Zaum
rings um die Erde.
Und wo ein Dach,
war ein Treiben
hinter den Scheiben:
Alles war wach!
Großäugig, tieflockig,
schmalfüßig, kurzrockig,
lugten die Kindlein
der Menschen mir nach.
Oh euch süße Gesichter
vergess' ich nie mehr,
euch glückliche Lichter
durch Nacht zu mir her,
euch Näschen, vom Fensterdruck
schelmisch gestumpft,
euch Wädchen und Kniechen,
nur dürftig bestrumpft,
euch rosige Händchen,
ans Glas angestützt,
euch kosige Mündchen,
neugierig gespützt!
[26]
Ihr Kindchen, ich segn' euch
viel tausend tausend mal!
Nur Großes begegn' euch
Im Sonn- und Mondenstrahl!
Euer Lachen, euer Weinen
sei edler Frucht geschwellt!
Ihr seid ja, ihr Kleinen,
die Zukunft unsrer Welt!
Euch reifen die Lieder
auf meines Lebens Baum ...
Einst sehn wir uns wieder –
und nicht mehr im Traum!
Vom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen
Der SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[27] [31]Vom Tagwerk des Todes

Der Sämann

Durch die Lande auf und ab
schreitet weit Bauer Tod;
aus dem Sack um seine Schulter
wirft er Keime ohne Zahl.
Wo du gehst, wo du stehst,
liegt und fliegt der feine Staub.
Durch die unsichtbare Wolke
wandre mutig, doch bereit!
Durch die Lande auf und ab
schreitet weit Bauer Tod;
aus dem Sack um seine Schulter
wirft er Keime ohne Zahl.
Vöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[31] Vöglein Schwermut

Ein schwarzes Vöglein fliegt über die Welt,
das singt so todestraurig ...
Wer es hört, der hört nichts anderes mehr,
wer es hört, der tut sich ein Leides an,
der mag keine Sonne mehr schauen.
Allmitternacht, Allmitternacht
ruht es sich aus auf dem Finger des Tods.
Der streichelt's leis und spricht ihm zu:
»Flieg, mein Vögelein! flieg, mein Vögelein!«
Und wieder fliegt's flötend über die Welt.
Der Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[32] Der Tod und das Kind

»Kindchen, was willst du
erwachen zum Leben?
Komm mit mir,
dir ist besser so!
Den Kampf zu bestehn,
hast du nicht Kraft,
komm, leg dein Köpfchen
an meine Brust,
sieh doch,
mein Mantel ist warm und gut!
Komm, Kindchen,
wir bitten den Wind;
der trägt uns hinüber
in meinen Garten;
da will ich dich betten
ins grüne Gras ...
Und wenn eine Zeit vergangen ist,
dann wirdst du Blume und Schmetterling,
blühende Blume, glühender Schmetterling ...!
Nicht wahr, nun willst du?
Komm, kleines Herz!
Dir ist besser so!«
Der Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[33] Der Tod und der Müde

»Von der Brücke hinunter
in die dunklen, ruhlosen Fluten,
deren Wellen um Wellen
deine Blicke mit sich fort ziehen,
deren Wellen um Wellen
ein Stück deines Willens
davonführen,
bis er ganz dir geraubt,
und dein Leib,
leer,
schwer,
übers Geländer schlägt –
von der Brücke hinunter
schaue, spähe ...
siehst du das Wort nicht,
das meine Finger
ins Wasser schreiben?
Friede ... Friede ...!
und was ich nun schreibe?
Komm!
Komm!!
Siehst du es nicht?
Beuge dich tiefer!
Komm!!!«
Der Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[34] Der Tod und der einsame Trinker

Eine Mitternachtszene


»Guten Abend, Freund!«
»Dein Wohl!«
»Wie geht's?«
»Dein Wohl!«
»Schmeckt's?«
»Dein Wohl!«
»Du zürnst mir nicht mehr?«
»Dein Wohl!«
»Im Ernst?«
»Dein Wohl!«
»Hab Dank!«
»Dein Wohl!«
»Aber –«
»Dein Wohl!«
»Zuviel!«
»Dein Wohl!«
»Nun –«
»Dein Wohl!«
»Wie du willst!«
»Dein Wohl!«
»Narr!«
»Dein Wohl!«
»Genug!«
»Dein –«
Der fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[35] Der fremde Bauer

Ein Mann mit einer Sense tritt
zur Dämmerzeit beim Dorfschmied ein.
Der schlägt sie fester an den Stiel
und dengelt sie und schleift sie scharf
und gibt sie frohen Spruchs zurück
und frägt sein wer? woher? wohin?
und lauscht dem Fremden offnen Munds,
als der ihm dies und das erzählt.
Und wie die Rede irrt und kreist,
berührt sie auch das letzte Los,
das jedem fällt, und – »Unverhofft!
so möcht' ich hingehn!« ruft der Schmied –
und stürzt zusammen wie vom Blitz ...
Die Sense auf der Schulter geht
der fremde Mann das Dorf hinab.
Der Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[36] Der Tod in der Granate

Im Mantel der Granate,
die nach dem Feind sich senkt,
liegt Meister Tod im Schlafe,
behaglich ausgestreckt.
Da zuckt mit einem Male
in jähem Schreck sein Fuß:
Versengt hat ihm die Sohle
die abgebrannte Schnur.
Ein Blitz und ein Donner –
und Rauch und Geheul –:
der Tod steht im Herzen
des feindlichen Heers.
Im NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[37] Im Nebel

Schaurig heult das große Dampfhorn
seine Warnung in den Nebel ...
Irgendwo antwortet schaurig,
leis bald, lauter bald, ein andres ...
Angstvoll stehn die Passagiere,
jeden Nerv gespannt die Mannschaft ...
Schaurig heult das große Dampfhorn ...
Dumpf antwortet's aus dem Nebel ...
Alles späht, horcht, mißt die Pausen,
die Maschine schafft mit Halbdampf,
langsam schiebt durch undurchdringlich
Dunkel der Koloß sich vorwärts ...
Schaurig heult das große Dampfhorn ...
Dumpf antwortet's aus dem Nebel ...
In den Schiffsraum steigen Wachen,
an den Luken, an den Booten
harrt Bemannung, von der Brücke
schallt des Kapitäns Befehlsruf ...
Schaurig heult das große Dampfhorn ...
Dumpf antwortet's nah und näher ...
Die Erregung wächst zum Fieber ...
Ahnt wer, daß des Todes Hand die
Kompaßnadel abgelenkt hat,
daß der Mann am Steuer falsch fährt? ...
Schaurig heult das große Dampfhorn ...
Laut antwortet nächste Nähe ...
[38]
Böllerschlag –: Schwerfällig tasten
weiße Kugeln in die Dämmrung ...
»Schiff an Steuerbord!« – Zu spät! – Schon
schießt es rauschend, ungeheuer,
unaufhaltsam aus dem Nebel –
gräßlich mischen sich die Hörner –
rasend rolln die Steuerketten –
»Rückdampf!« – Schreie – Donnerkrachen –
alles stürzt zu Boden – Flammen
speit der Kesselraum – der Spiegel
senkt sich – aller Kampf vergebens! –
»Boote ab!« – Umsonst! – In Wirbeln,
Strudeln, Kratern dreht sich alles
tollen Tanzes in die Tiefe .....
Wo verblieb der fremde Fahrer?
Sank er? Fuhr er feig des Weges?
Lautlos lastet dicker Nebel
über totenstillen Wassern.
Am ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[39] Am Ziel

Schlote schnauben, Lichter funkeln,
Pfeifen schrillen, Rufe schallen,
draußen vor des Bahnhofs Hallen
harrt Verderber Tod im Dunkeln.
Fest ist alles abgekartet
mit dem trunknen Wart der Weiche,
daß der Zug das Gleis erreiche,
drauf der Gegen-Eilzug wartet.
Und schon wächst es mit den grellen
Spählaternen aus der Ferne,
glühnder Rauch verhüllt die Sterne,
hohl erdröhnt das Holz der Schwellen.
Blind, im Schienen-Überfluge,
stampft der Zug die falschen Gleise:
Schimmernd grüßt das Ziel der Reise –
Leise lacht es hinterm Zuge.
Die GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[40] Die Gedächtnistafel

»Der dort unten ruht jetzund,
sein Schatten stieß ihn in den Grund.
Am steilen Fels den schmalen Gang
klomm verwegen er entlang.
Scharf lag auf ihm das Mittagslicht,
der Schweiß rann ihm übers Gesicht.
Da blieb er, sich zu trocknen, stehn –
muß dabei seinen Schatten sehn.
Und wie er ihn sieht, reckt sich der
von der Wand gegen ihn her.
Den Wandrer fasset bittre Not,
er fühlet, neben ihm steht der Tod
und drängt ihn in das tiefe Grab
der wilden Felsenschlucht hinab.
Er sinkt zusammen in kaltem Schweiß,
alles dreht sich mit ihm im Kreis.
Er preßt die Stirn an den kalten Stein
und denkt an Weib und Kinderlein.
Aber der Tod hatt' gewonnen Spiel
und schob und stieß ihn, bis daß er fiel.
Eine Dirn aus unserm Dorf hat's geschaut,
ein fremder Maler den Stein aufgebaut,
die Verse sind von der alten Kathrein.
Sprecht: Armer Wandrer, wir denken Dein!«
Am MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[41] Am Moor

Flackernd lösen sich vom Sumpf
ungewisse Schemen ...
Nach der alten Weide Stumpf
sieh den Weg sie nehmen.
Auf dem Stumpfe sitzt der Tod:
Dumpfe Fiedel lockt und droht
mit verworrnen Themen.
Huschend schlingt der wirre Kreis
sich um Tod und Weide ...
Um die Flämmchen schimmert's weiß
wie von feinster Seide.
Knaben, Mädchen, Männer, Fraun
glaubst wie Schatten du zu schau'n
tief im Totenkleide.
Und ein Seufzen hebt sich her,
düster dich zu bannen ...
Schaudernd fühlst du: Schon will Er
dein Gemüt entmannen.
Der Gespenster Reihn erschrickt?
Haben sie dein Haupt erblickt?
Und du eilst von dannen.
Im FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[42] Im Fieber

Ich lag in Fieberphantasien ...
Aus allen Ecken wuchs es her ...
Wohin ich sah, ich sah nur Ihn,
wohin ich tastete, war Er ...
Die Tücher, die Tapeten liehn
ihm ihrer Muster Fratzenmeer ...
Und schloß ich fest die Lider, schien
sein Aug' in meines weit und leer.
Ein Opfer wilder Bilderreihn
entschlief ich endlich. Mich umspann,
mich spornte rittlings sein Gebein
durch Felsenwüsten glutwindan ...
Verzehrend fraß sein Frost sich ein,
indes mich Blutschweiß überrann,
und auf Geröll und spitzem Stein
der wunde Fuß nicht Weg gewann.
Doch nicht ein Fristchen durft' ich ruhn.
»Wir müssen« – stachelte sein Hohn –
»Zum Richter über all dein Tun,
der Weg ist weit nach seinem Thron.
Gebucht, in klaftertiefen Truhn,
erharrt dich dort, wofür dich Lohn
und Strafe wird ereilen nun:
Bereite dich, verlorner Sohn!«
[43]
Da ging die Stubentür, und leis
umklang mein Bett ein sanfter Schritt,
und eines Stirnbands kühlend Eis
erlöste mich vom grausen Ritt.
Doch ehe noch ein Wort dem Kreis
der Wirrgedanken sich entstritt,
verschob schon wieder sich das Gleis
und neuer Traumgang riß mich mit.
Wie anders aber war das Bild,
das nun mein Fiebergeist entband!
Mein liebster Freund umfing mich mild
und hob mich von des Lagers Rand.
Aus Zweigen harrte mein ein Schild:
Drauf trug mich vierer Fremden Hand
wie ein erbeutet Edelwild
hinaus ins sommerliche Land.
Wer waren sie? wo lief ihr Pfad?
Sie stürmten voll erhabner Wucht ...
bis, wo ein Lärm vollbrachter Mahd
herklang aus stiller Waldesbucht.
Noch rollte hoch das Sonnenrad,
doch schon geschnitten lag die Frucht;
denn Wolken drohten Blitz und Bad:
Und alles war schon helle Flucht.
[44]
Dort setzten sie aufs hohe Korn
die Bahre ab. Noch stand sie nicht:
Da schoß schon goldner Wetterzorn:
Ein Glutstoß stob die Ährenschicht.
Mein Herz stand still vom scharfen Dorn.
Es sank der Erde höchst Gedicht,
der Mensch, zurück in ihren Born,
als Asche, Wasser, Luft und Licht.
Eine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[45] [49]Eine Großstadt-Wanderung

Eine lange Gasse war mein Nachtweg.
Vor mir schalt ein Kerl mit seiner Dirne,
hohl zerbrach der Hall am Wall der Wände.
Nun ein kurzer Kampf – und gellend schreiend
floh das Weib den Weg an mir vorüber.
Aus dem Dämmer tauchten, wie dem Boden
jäh entwachsen, drohende Gestalten,
Pfiffe schrillten, schwere Tritte trabten,
Flüche zischten: Fort! die Polizisten!
Und im Nu von Nacht verschlungen alles.
Wimmern noch ... Geworfne Türen ... Stille ...
Ausgestorben schien der ganze Stadtteil.
Rot und trübe kämpften die Laternen.
[49]
Und ich sah, erstarrt, durch eine Hauswand ...
Eines Kaufherrn Schlafgemach beschlichen
zwei geschwärzte Bursche. Auf den Schläfer
warf der eine sich, der andre feilte
an dem Schrank. Dem Ächzen seiner Säge
mischten grausig sich erstickte Laute.
Gold, Papiere, Ringe rissen gierig
ihre Finger aus den Fächern ... Leise
rief es durch die Tür: Die Wache warnte.
Hastig raffte jeder noch das Nächste,
wusch sich flüchtig die befleckten Hände –
Dringend rief es noch einmal. Die Kerze
gloste. Schwarz und lautlos lag das Zimmer.
[50]
Und ich ging die lange Gasse weiter.
Hinter fensterlosen Mauern sah ich
neue Frücht' und Opfer der Gesellschaft.
Der zerschlug sich den geschornen Schädel ...
Der verstierte sich hinauf zur Luke ...
Der durchtappte rastlos seine Zelle ...
Augen brannten; Lippen fluchten flüsternd;
Fäuste krampften sich; Gehänge klirrten;
mancher wälzte sich in lauten Träumen;
doch die meisten schliefen tief wie Tote.
Frech vertiert, verduldet, unterwürfig,
gramzerfressen, haßverzerrt, verachtend,
also prägten schrecklich sich die Mienen.
[51]
Und mich zog die lange Gasse weiter.
Endelosen Fensterreihn entscholl es,
mir nur hörbar, dumpf und unablässig,
wie von Stöhnen, Weinen, Weherufen.
Sieche, Krüppel, Giftige, Zersetzte
nährten dort des Lebens arme Flämmchen,
hofften, rafften sich von Tag zu Tage,
bis des Todes Weisheit endlich siegte.
Wie sie so in weißen Kissen wachten ...
Opfer ihrer Herkunft, ihres Standes,
ihrer Gierden, ihrer Dienst und Taten,
ihrer Mitwelt, die sie stieß und hemmte!
Wie die bleichen Händ' anklagend winkten!
[52]
Und ich floh die trübe Gasse weiter.
Gebt euch nicht so stolz, ihr roten Mauern,
oder prahlt mit freudigeren Gästen!
Niemand weiß es, wer sie sind, sie selber
lächeln seltsam, fragst du, wie sie heißen.
Sind an Tafeln zwar geladen worden,
drauf zu lesen, wo man sie getroffen –:
Den in einem Wehr beim Fest der Fische;
die in einem Hag voll Heckenrosen;
den auf blanken Gleises kaltem Kissen;
den in einer Herberg fremdem Zimmer.
Aber alle ruhn sie bleich und schweigend,
lächeln starr-verächtlich deiner Fragen.
[53]
Und ich wanderte mechanisch weiter.
Hinter einer hohen Gartenmauer
hob aus Bäumen sich ein altes Kloster,
dessen eisenstabverkreuzte Scheiben
wirren Lärms zuweilen dumpf erklirrten.
Plötzlich ward ein Fenster aufgerissen,
und ein Mensch im Hemde überschrie sich
in den leeren Park hinunter: »Rechts schwenkt!
Laufschritt! Marsch marsch! Das Gewehr zum Sturm rechts!
Ha–alt! Nieder! Fertig! Feuer! Feuer!
Feu–« Jäh brach es ab, zu schlug das Fenster.
Fernes Toben. – Über dem Portal stand:
»Selig sind, die große Trübsal dulden!«
[54]
Und ich setzte meine Schritte weiter –
fast so ungewiß wie der Betrunkne,
der im Morgengrauen mir entgegen
kam –: Nun tappte er zur Seit', nun rückwärts,
schoß vornüberfallend vorwärts, rannte
wider die Laterne, griff ins Leere,
schwankte, rollte in den Kot der Gosse ...
Selber wirbelte mir Wust im Haupte ...
Särge, drängten sich die Häuser; Grüfte
hallten, wo ich schritt; von Moder, Fäulnis
schnob die Luft; Gewölke Bluts und Tränen
dampften, dunsteten, mich dumpf erstickend ...
Weiß nicht mehr, wie ich den Weg vollendet.
Vier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen
MeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[55] [59]Vier Elementarphantasien

Meeresbrandung

»Warrrrrrrte nur . . . . . . .
wie viel schon riß ich ab von dir
seit den Äonen unsres Kampfs –
warrrrrrrte nur . . . . . . .
wie viele stolze Festen wird
mein Arm noch in die Tiefe ziehn –
warrrrrrrte nur . . . . . . .
zurück und vor, zurück und vor –
und immer vor mehr denn zurück –
warrrrrrrte nur . . . . . . .
und heute mild und morgen wild –
doch nimmer schwach und immer wach –
warrrrrrrte nur . . . . . . .
umsonst dein Dämmen, Rammen, Baun,
dein Wehr zerfällt, ich habe Zeit –
warrrrrrrte nur . . . . . . .
wenn erst der Mensch dich nicht mehr schützt –
wer schützt, verloren Land, dich dann?
warrrrrrrte nur . . . . . . .
mein Reich ist nicht von seiner Zeit:
er stirbt, ich aber werde sein –
warrrrrrrte nur . . . . . . .
und will nicht ruhn, bis daß du ganz
in meinen Grund gerissen bist –
warrrrrrrte nur . . . . . . .
bis deiner höchsten Firnen Schnee
[59]
von meinem Salz zerfressen schmilzt –
warrrrrrrte nur . . . . . . .
und endlich nichts mehr ist als Ich
und Ich und Ich und Ich und Ich –
warrrrrrrte nur . . . . . . .«
ErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[60] Erdriese

Grab tausend Klafter
hinab in den Grund,
da weckt dein Scheit
ein hallend Gewölb –:
den Kugelkerker
aus zwölffachem Erz,
darin Erdriese
gefangen.
Hörst du ihn
bei seinem Werk?
Mit Fersen und Fäusten
stampft und stößt er,
wirft mit dem breiten Nacken
sich dumpf an die Wände,
scharrt mit Nägeln und Zähnen ...
lautlos nun,
und nun brüllend
wie zehntausend Stiere.
Gleich einer Espe
zittert der Ball ...
Die Meerunholde
schrecken aus ihrem Spiel
und stürzen den Festen zu ...
Die Feuerhexen
[61]
schießen mit sprühendem Brandhaar
aus ihren Küchen ...
Die Acker- und Felsenschläfer
rücken und recken sich:
Städte und Länder
versinken
in Trichtern und Schächten.
Hörst du ihn noch?
Ward er nun still?
Horch!
Er schnarcht!
Wie es brummt und sägt! ...
Nun schläft er, der Alte.
Der SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[62] Der Sturm

»Bis an die Knöchel
steh ich
im tiefen See.
Den Horizont hinab,
wo mir Gebirge
die grauen Rachen –
entgegensperren,
greif' ich
und ziehe
aus ihren Schlünden
die zähen Schleimschleier
unendlicher Nebel.
Und ich halte sie in die Sonne,
die euch scheidet,
mir noch im Mittag steht:
Das glüht, das leuchtet!
Das gefällt euch!
Und ich schlag' das Gewölk
wie Schaum
mit der flachen Hand,
und wirbl' es
und ball' es
und kraus' es
und zaus' es –
heißah halloh!
[63]
Und ich pust' es
auf eure Dörfer
und hebe die Füße
aus eurem tiefen See
und laufe
Mutter Sonne davon,
heißah,
unter die purpurnen Sterne!«
Die FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[64] Die Flamme

»So sterben zu müssen –
auf einer elenden Kerze!
tatenlos, ruhmlos
im Atemchen
eines Menschleins
zu enden! ...
Diese Kraft,
die ihr alle nicht kennt –
diese grenzenlose Kraft!
Ihr Nichtse! ...
Komm doch näher,
du schlafender Kopf!
Schlummer,
der du ihn niederwarfst –
ruf doch dein Brüderlein Tod –
er soll ihn mir zuschieben –
den Lockenkopf –
ich will ihn haben – haben!
Sieh,
wie ich ihm entgegenhungre!
Ich renke mir alle Glieder
nach ihm aus ...
Ein wenig noch näher –
näher –
ein wenig –
so –
[65]
jetzt vielleicht –
wenn's glückt –
ah! du Hund!
Er will erwachen?
still –
still –
so ist's noch besser!
Der Pelz am Mantel –
Der Pelz – der Pelz –
hinüber – hinüber –
ahhh! faß ich dich – hab ich dich –
hab ich dich, Brüderchen –
Pelzbrüderchen, hab ich dich – ahhh!
Hilft dir nichts –
wehr dich nicht mehr!
Mein bist du jetzt –
Hand weg!
Wasser weg!
Mein bist du jetzt!
Wasser weg!
Wart', da drüben ist
auch noch für mich –
so –
den Vorhang hinauf –
fängst mich nicht mehr –
Tuch – Tuch –
[66]
jetzt bin ich Herr!
Siehst du, jetzt breit' ich mich
ganz gemächlich im Zimmer aus –
laß doch den Wasserkrug!
Laß doch das Hülfgeschrei!
Bis sie kommen
bin ich schon längst
in den Betten und Schränken –
und dann könnt ihr nicht mehr herein –
und ich beiß' in die Balken der Decke –
die dicken, langen, braunen Balken –
und steig' in den Dachstuhl –
und vom einen Dachstuhl
zum andern Dachstuhl –
und irgendwo
werd' ich wohl Stroh finden,
und Öl finden,
und Pulver finden –
das wird eine Lust werden!
Das wird ein Fest werden!
Und wenn ich die Häuser alle zernichtet –
dann wollen wir mit Wäldern
die Fische in den Flüssen kochen –
und ich will euch hinauftreiben
auf die kältesten Berge –
und da droben
[67]
sollt auch ihr meine Opfer werden,
sollt ihr meine Todesfackeln werden –
und dann wird alles still sein –
und dann –
Gedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen
Kleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[68] [71]Gedichte vermischten Inhalts

Kleine Geschichte

Litt einst ein Fähnlein große Not,
halb war es gelb, halb war es rot,
und wollte gern zusammen
zu einer lichten Flammen.
Es zog sich, wand sich, wellte sich,
es knitterte, es schnellte sich, –
umsonst! es mocht nicht glücken
die Naht zu überbrücken.
Da kam ein Wolkenbruch daher
und wusch das Fähnlein kreuz und quer,
daß Rot und Gelb, zerflossen,
voll Inbrunst sich genossen.
Des Fähnleins Herren freilich war
des Vorgangs Freudigkeit nicht klar, –
indes, die sich besaßen,
nun alle Welt vergaßen.
Der vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[71] Der vergeßene Donner

Ein Gewitter, im Vergehn,
ließ einst einen Donner stehn.
Schwarz in einer Felsenscharte
stand der Donner da und harrte –
scharrte dumpf mit Hals und Hufe,
daß man ihn nach Hause rufe.
Doch das dunkle Donnerfohlen –
niemand kams nach Hause holen.
Sein Gewölk, im Arm des Windes,
dachte nimmer seines Kindes –
flog dahin zum Erdensaum
und verschwand dort wie ein Traum.
Grollend und ins Herz getroffen
läßt der Donner Wunsch und Hoffen,
richtet sich im Felsgestein,
wie ein Bergzentaure ein.
Als die nächste Frühe blaut,
ist sein pechschwarz Fell ergraut.
[72]
Traurig sieht er sich im See
fahl, wie alten Gletscherschnee.
Stumm verkriecht er sich, verhärmt;
nur wenn Menschheit kommt und lärmt,
äfft er schaurig ihren Schall,
bringt Geröll und Schutt zu Fall ...
Mancher Hirt und mancher Hund
schläft zu Füßen ihm im Schrund.
Das Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[73] Das Häuschen an der Bahn

Steht ein Häuschen an der Bahn,
hoch auf grünem Hügelplan.
Tag und Nacht, in schnellem Flug,
braust vorüber Zug um Zug.
Jedesmal bei dem Gebraus
zittert leis das kleine Haus –:
»Wen verläßt, wen sucht auf
euer nimmermüder Lauf?«
»Oh nehmt mit, oh bestellt
Grüße an die weite Welt!«
Rauch, Gestampf, Geroll, Geschrill ...
Alles wieder totenstill.
Tag und Nacht dröhnt das Gleis.
Einsam Häuschen zittert leis.
Amor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[74] Amor der Zweite

(Sommerabend im Park des Fürsten. Um eine Marmorbank zu Füßen der Medicëischen Venus versammelt sich eine kleine Gesellschaft, den Dichter in ihrer Mitte bittend, sie mit neuen Versen zu erfreuen. Er beginnt unter einigen galanten Entschuldigungen, während die Schönen und ihre Kavaliere sich auf und um die Bank erwartend gruppieren. Verstecktes Lachen, Flüstern und Fächerschlagen begleitet den leichten Vortrag, nach dessen Beendigung man sich lebhaft plaudernd und scherzend wieder in den hohen dämmrigen Laubgängen des Parks zerstreut, nicht ohne den Poeten mit zweien seiner liebenswürdigsten Verehrerinnen einer anmutigen Einsamkeit zu überlassen.)


[75]
Das Schloß liegt unbewohnt seit Jahr und Tag,
der Park verwildert, pfadlos, unzugänglich,
dicht eingestrüppt von wirrem Weißdornhag.
Wo Grotten, Treppen, Hügel uranfänglich:
Verfall nun: Stämme, Schutt, gesunkner Grund ...
des Friedens Stätte einst, nun wüst und bänglich.
In dieses Parkes Tiefe birgt ein Rund
von Birken zweier Götter Steingebilde,
den Alten hochberühmt durch ihren Bund –:
Den Gott des Krieges, mit zerbrochnem Schilde,
und sie, der Liebe hohe Königin,
in wohl gewahrter Lieblichkeit und Milde.
Sie blicken zärtlich gen einander hin,
und bunte Falter tragen ihre Grüße, –
doch kennt ihr auch des Spiels geheimen Sinn? ...
In einer Sommermondnacht Wundersüße,
in einer Nacht, da eine Nachtigall
tot niederstürzte vor der Göttin Füße,
[76]
so wild war ihrer Sehnsucht Überschwall,
in einer solchen Nacht des Drangs der Säfte
geschah der dunkle, unerhörte Fall,
daß aus dem Übermaß der Lebenskräfte
ein Strom in jenes Paar hinüberrann
und es mit trügerischem Leben äffte –:
Herab zur Erde springen Weib wie Mann ...
Und stürmisch, wie sich Glut und Flut umfassen,
vergessen sie den langen, kalten Bann ...
Doch schon beginnt die Lippe zu erblassen,
versagt das Blut den weitern tollen Lauf –:
Sie müssen schaudernd von einander lassen ...
Nach ihren Säulen streben sie hinauf –
allein umsonst –: Sie sinken, wo sie stehen:
Und wieder nimmt sie Steines Starrheit auf.
Zwölf Monde gingen hin, seit dies geschehen,
als gleicher Frist das Gleiche sich begab:
Man wachte auf, doch Venus – lag in Wehen!
[77]
Und alsobald erscheint ein muntrer Knab',
zum Leben sichtlich denn zum Tod bereiter,
und bricht sich schon ein Birkenreislein ab ...
Und während Mars und Venus innig heiter
ihm zusehn, zielt er schon nach links und rechts
auf Mäuse, Hummeln, Vögel und so weiter.
Und merkt es nicht im Eifer des Gefechts,
daß seine Eltern still und stiller werden, –
bis plötzlich er der Letzte des Geschlechts.
Er springt hinzu mit kindlichen Gebärden,
er ruft und tastet, –: Stein und nichts als Stein!
Und eben erst entrückt dem Schoß der Erden,
von niemandem belehrt als sich allein,
verwirft er endlich all die eitlen Fragen
und richtet sich in seinem Reiche ein.
Ein freundlich Heer von ungetrübten Tagen,
so schien es, war dem losen Schelm beschert ...
Wie manches Tierherz mußte ihn verklagen:
[78]
Denn ach wie manches ward von ihm versehrt!
Wenn früher schon die Liebe hoch hier blühte,
so war ihr jetzt kein Herz mehr abgekehrt.
Bis eines Tags ein Paar bekränzter Hüte,
seit Jahr und Tag das erste Menschenpaar,
sich kreuz und quer den alten Park durchmühte.
Weh, Amor! nun ereilt dich die Gefahr! –:
Denn, kaum daß jene durchs Gebüsch gedrungen, –
der kleine Gott schon Stein geworden war.
»O sieh doch! sieh!« so jubeln sich die jungen
Entdecker zu – »Ein Fund! ein Schatz! ein Hort!«
Das Mädchen ist zu Amorn hingesprungen –:
Der spielt noch, steinern, seine Rolle fort
und steht mit trotzig aufgespanntem Bogen –
und treibt den Jüngling so zum rechten Wort ...
Von jäher Röte Flammen überflogen,
bekennt sein Lieb sein Werben ihm zurück –
und fühlt sich schon an seine Brust gezogen ...
[79]
Wer glaubte nicht der beiden reinem Glück?
So laßt uns nur die Frage noch beschwichten,
wie sich beschließt das wunderliche Stück.
Man wollte auf den Kleinen nicht verzichten
und nahm ihn mit, er war ja »herrnlos Gut«!
Die Eltern glückt' es wieder aufzurichten.
Sie ließ man wieder in der Wildnis Hut.
Sie blicken immer noch voll Zärtlichkeiten,
doch ewig nun erloschen schweigt ihr Blut.
Indessen steht vor Amor man (dem Zweiten),
als allbekanntem »Raub«, bewundernd da ...
Man glaubt, er stamme aus Canovas Zeiten ...
Ich aber lächelte, als ich ihn sah.
Der zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[80] Der zeitunglesende Faun

Auf einem Eichenstrunk, die Ziegenbeine
behaglich überschlagen, sitzt ein Faun
und liest in einem alten Zeitungsblatt,
das er im Walde irgendwo gefunden.
Ein Feuilleton »Die Presse, ihre Macht
und heilige Mission« beschäftigt ihn.
»Die Presse« liest er »ist das Fundament
der heutigen Kultur, der stärkste Hebel
geistigen Fortschritts, höherer Gesittung.
Sie ist die Lehrerin, Erzieherin
und Richterin der Völker! Nichts entzieht sich
der Allmacht ihrer Kritiker: Sie prüft,
beleuchtet alles, was du denkst und tust,
sie ist die vornehmste, stets wachsame
und drum so wichtige Vertreterin
der öffentlichen Meinung. Papst und Kaiser
umbuhlen sie. Und bis herab zum Bettler
sieht alle Stände, alle Klassen man
ihr unterworfen und gezwungen, sie
zu respektieren. Und noch mehr, noch mehr!
Sie ist das unentbehrlich-wichtigste
Verkehrs- und Bildungsmittel unsrer Zeit:
Bezieht ein großer Teil der Menschheit doch
heut sein gesamtes Wissen aus der Zeitung!
Denn mehr und mehr verdrängt die Tagespresse
[81]
der langen Bücher zweifelhaften Wert:
Der Menschen Kraft, Bedürfnis nehmen heut
die Zeitungen und Zeitschriften in Anspruch,
sodaß der Sammlung fordernden Lektüre
kein Raum mehr bleibt. Die für den Tag geschriebnen
und mit dem Tag vergehnden Zeitungen,
sie wirken eben rascher als die dicken,
gedankenschweren Bücher, ja noch mehr!
In ihren Händen liegt das Schicksal aller
schriftstellerisch- und dichterischen Werke!«
Mit breitem Grinsen liest es der Panisk,
und seine Flöte an die Lippen langend,
erhebt er sich und trabt vergnügt waldein.
Ein Wiesel raschelt unterm Stamm hervor;
die hohen Eichen flüstern hell im Wind;
und das Papierchen tanzt in eine Pfütze.
Goldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[82] Goldfuchs, Schürz' und Flasche

Eine Ballade 1


Auf der Waldwies' hausten heut
sonderbare Brüder,
sangen, sprangen um die Wett'
zu eines Alten Fiedel, –
Goldfuchs, rund wie ein Banquier,
Schürze, zart und weiß wie Schnee,
Flasche, grau wie Asche.
Sang der Goldfuchs:
Alles dreht
sich um mich
früh und spät,
rum didl dum,
rum didl dauz,
bum bum bum,
bauz!
Sang die Schürze:
Alles dreht
sich um mich
früh und spät,
rum didl dum,
rum didl dauz,
bum bum bum,
bauz!
[83]
Sang die Flasche:
Alles dreht
sich um mich
früh und spät,
rum didl dum,
rum didl dauz,
bum bum bum,
bauz!
Warf der Alt' die Fiedel weg,
kriegt' den Fuchs zu fassen,
schickt' ihn wie 'nen Schlitterstein
weit hinaus aufs Wasser,
griff die Schürze, stopfte sie
zwischen Ripp' und Gürtel,
schmiß die leere Flasch' zu Boden,
daß sie gell zerklirrte ...
Wandte sich, das Buschwerk schlug
hinter ihm zusammen,
aber lang noch hört' man ihn
fernher brummen:
Alles dreht
sich um mich
früh und spät,
[84]
rum didl dum,
rum didl dauz,
bum bum bum,
bauz!

Fußnoten

1 Aus einem Liederspiel, komponiert von Robert Kahn

Die BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[85] Die Brücke

Einem Bildhauer der Zukunft


Bis an die Kniee stehn im Strom
die beiden Riesen Kraft und Maß:
Auf ihren breiten Nacken ruht
der Brücke stählernes Gebälk.
Beine breit in Grund gestemmt,
Hände auf des andern Schulter,
Stirn an Stirne fest gepreßt,
stehn sie da und schaun hinunter.
Da flieht die Welle ruhlos hin,
und weiße Segel ziehn einher,
und dunkle Schlote wölken Rauch,
und Schollen türmt des Winters Frost.
Aber unbewegten Blicks
stehn die muskelfrohen Hünen;
leis nur zuckt des Einen Leib
stampft es droben donnernd drüber.
Der andre aber preßt die Stirn
nur fester, fester nur die Faust:
Er kennt des Bruders trotzig Herz,
das tief im Kern die Menschheit haßt.
Der Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[86] Der Tag und die Nacht

Aus der Laube der Dämmerung,
drin sich der Tag und die Nacht
ein Weilchen geliebt,
scheucht ihn des Abends Ruf.
Aber die Nacht
eilt ihm nach ...
Und wie sie dahinstürmt,
löst sich ihr herrliches Haar
und fällt ...
Sie wankt,
bricht in die Kniee –:
Weithin
hüllen die schwarzen Strähnen
die Erde.
Lange verharrt sie so
dunklen Grams.
Aber schon sehe ich
ihren Geliebten
wiederkehren
und der Vorsonnendämmerung
schweigende Laube
neuer Umarmungen
kurzem Entzücken
winken.
Der SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[87] Der Schlaf

Der Schlaf schickt seine Scharen in die Nacht,
Unholde, Legionen auf Legion ...
Vom Rücken schleichen sie ihr Opfer an,
auf leisen Tatzen, und umarmen es,
wie Bären, unentrinnbar und geräuschlos, –
bis alle Muskeln ihm erschlafft, und stumm
von ihrer Brust der Leib zu Boden rollt ...
Und wenn so alles hingebettet liegt,
so traben sie zu ihrem Herrn zurück,
und ihr Gebrumm erfüllt wie dumpfer Donner
die düstren Waldgebirge seines Reichs.
Pflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[88] Pflügerin Sorge

Über der Erde Stirne,
durch Tag und Nacht,
pflügt ein hagres Weib
hin und her ...
Wilde Stiere,
kaum zu hemmen, ziehn,
reißen ihre Pflugschar durch den Grund:
Doch je rasender die Nacken zerrn,
nur so tiefer drückt den Baum sie ein.
Über der Erde Stirne,
durch Tag und Nacht,
führt Frau Sorge
Furche, Furche, Furche ...
Leidenschaften,
kaum zu zähmen, ziehn,
reißen ihre Pflugschar durch den Grund:
Doch je wilder die Dämonen zerrn,
nur so tiefer gräbt den Stahl sie ein.
LegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[89] Legende

Vom Tisch des Abendmahls erhob
der Nazarener sich zum Gehn
und wandte sich mit seiner Schar
des Ölbergs stillen Wäldern zu.
Erloschen war der Wolken Glut;
in Hütt' und Höfen ward es licht;
hell glänzten nah und näher schon
die Fenster von Gethsemane.
Aus einer Scheune klang vertraut
das Tanzlied eines Dudelsacks,
und Mägd und Bursche drehten sich
zum Feierabend drin im Tanz.
Und Jesus trat ans Tor und sah
mit tiefem Aug dem Treiben zu ...
Und plötzlich übermannte ihn
ein dunkles, schluchzendes Gefühl.
Und, Tränen in den Augen, trat
er zu auf eine junge Magd
und faßte lächelnd ihre Hand
und schritt und drehte sich mit ihr.
[90]
Ehrfürchtig wich der rohe Schwarm;
die Jünger standen starr und bleich; –
Er aber schritt und drehte sich
als wie ein Träumer, weltentrückt.
Da brach auf eines Jüngers Wink
des Spielers Weise jählings ab –
ein krampfhaft Zucken überschrak
des Meisters hagre Hochgestalt –:
Und tief verhüllten Hauptes ging
er durch das Tor dem Garten zu ...
Wie dumpf Gestöhn verlor es sich
in der Oliven grauer Nacht.
Die apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[91] Die apokalyptischen Reiter

Beim stillen Weinglas saß ich spät und spannte
zerrißne Saiten neu der treuen Geige –:
Da war's, daß mir das harte Haupt des Dante
erschien in meines Römers dunkler Neige:
Als wollte es die Lieder-Stufen höhnen,
auf denen ich zu meinem Ruhme steige.
Und alsobald begann im Zorn zu tönen
mein Saitenspiel von hochvermeßnen Händen
und füllte mein Gemach mit eh'rnem Dröhnen.
Und zuckend von irrlichterischen Bränden
zerbarst vor mir die laute Nacht in Stücke,
und von Gespenstern schwoll's aus fahlen Wänden ...
Doch wie ich rasch des Worts tollkühne Brücke
nach solcher Schattenflucht zu schlagen strebe,
entweicht es schon und lockt mit neuer Tücke ...
Bis endlich in die rinnenden Gewebe
einschlägt des Willens grollende Gewalt
und eins ergreift inmitten seiner Schwebe –:
[92]
Mit finstren Stämmen drängt empor ein Wald,
drin Wiesengrund im Dreieck ausgeweitet,
von Klumpen Mondgewölkes überballt.
Doch mehr mein Aug dem Dämmer noch entstreitet:
Vier sattelleere Rosse schau ich grasen
und dunkle Körper unweit hingebreitet.
Sind's Räuber, die die Flucht hierher geblasen?
Ein Mondstrahl gleißt: Dies Haupt verrät ein Weib,
zwei grüne Augen schillern im Verglasen.
Und um dies Haupt welch fürchterlicher Leib!
Nur widerwillig gibt die fahle Nacht
sein Bild, daß keinem es zu treu verbleib'.
Und jäh erkenn' ich, wer hier Rast gemacht –:
Der Tod, der Krieg, der Hunger und die Pest, –
tiefmüde Nachtrast! Nur der Hunger wacht ...
Die Greisin kauert Kinn an Knie gepreßt ...
Der Krieg, die Stirn am Schwertknauf, atmet schwer,
blutüberronnen noch vom letzten Fest ...
In freudelosen Halbschlaf sank selbst Er ...
ParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[93] Parabel

Kennst du die Figur der Polonaise,
wenn die Paare, hochgefaßter Hände,
Lauben, wie die Tänzer sagen, bilden?
Und das immer letzte Paar, sich bückend,
durch die Bogen an die Spitze schreitet,
dort als Tor sich wieder aufzustellen?
Nun, so wirst du mich begreifen, wenn ich,
dies betrachtend, an die Menschheit denke,
Wie sie sich vom Greis zum Kind erneuert:
Gleich als ob das Paar des höchsten Alters
plötzlich in der andern Rücken schwände,
vorn das Spiel von neuem aufzunehmen ...
Das EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[94] Das Ende

Jahrhunderttausende durchmißt mein Geist ...
Verwandelt ist der Erde Angesicht,
der Menschheit letzte Horde tief vergreist.
Kaum bricht durch Wolken mehr das liebe Licht.
»Wie alt sind wohl die Menschen?« fragt ein Kind
den Vater. Und ich höre, wie der spricht:
»So alt, mein Liebling, als die Sterne sind!«
»Was sind das, Sterne, Vater?« »Späh einmal,
wenn nachts im Nebel wühlt der wilde Wind.
Vielleicht erspähst du einen stillen Strahl:
Der kommt von Welten, die unendlich fern;
uralte Sagen rühmen ihre Zahl.«
»Doch Vater, sprich, wie alt ist solch ein Stern;
denn gleiches Alter gabst den Menschen du?«
»Das, kleiner Frager, wüßt ich selber gern!
Sieh, Kind, zähl' tausend Jahren tausend zu
und abertausend, zähl' solang du magst, –
dein Hirnchen käme nimmermehr zur Ruh!
[95]
Kein Mund weiß Antwort dem, wonach du fragst:
Denn keine Rechnung führt dahin zurück,
daran neugierig du zu rühren wagst ...
Doch alter Märchen weiß ich manches Stück –
noch mehr die Mutter! Willst du? geh hinein!
(Oh Kinderherz mit deinem kurzen Glück!)«
Kaum ward es Tag, schon bricht die Nacht herein ...
Der Knabe läuft nach einem plumpen Bau ...
Im Aug' des Mannes glimmt ein stierer Schein ...
Ein tiefes Graun verwehrt mir weitre Schau.
Der BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[96] Der Born

Im Garten Gottes
wirft ein Born
sein Silber
Tag und Nacht empor:
Ohn maßen stürzt
die Flut hinauf
und fällt zurück,
ein Perlenmeer.
Urewig türmt
der Strahl sich ab
und baut sich wieder
aus sich selbst,
urewig kreißt
der Schoß und nimmt
Empfängnis
von der eignen Frucht.
In Silberschauern
wirbeln sich
Legionen Tropfen
durch den Raum ...
Im Garten Gottes
spielt ein Born
gedankenlos
das Spiel der Welt.
Der UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[97] Der Urton

Fernher schwillt

eines Dudelsacks

einförmig-ewigwechselnde

Melodie:

Unaufhörlich

hebt sich und senkt sich

über dem Urton

ihr unerfaßliches Spiel.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . .


Auf dem ehernen Tische

Unendlichkeit

liegt unermeßlicher Sand gebreitet.

Da streicht ein Bogen

die Tafel an:

Einen Ton

schwingt und klingt

die fiebernde Fläche.

Und siehe!

Der Sand

erhebt sich und wirbelt

zu tausend Figuren.

Aus ihnen,

den tanzenden,

tönenden,

glühenden

[98] schlingen sich Tänze,

binden sich Chöre,

winden sich Kränze,

umringen sich,

fliehen sich,

finden sich wieder.


Aber das Spiel

der Formen, Farben und Töne

durchbrummt

unaufhörlich,

beherrscht

fürchterlich-unerfaßlich

der tiefe Urton.

. . . . . . . . . . . . .


Fern verschwillt

des Dudelsacks

einförmig-ewigwechselnde

Melodie.

Dorf, Wald, Welt

versinkt mir

schweigend

in Nacht.

Der einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[99] Der einsame Turm

Wer laut von diesem längst verlaßnen Turm
der Tannen Ringwald überrufen wollte,
und trüge, was er riefe, stärkster Sturm,
ihm ahnte, daß es nie ein Ziel errollte.
So einsam steigt der alte Bau empor;
er fühlte Fürsten einst auf seinen Stufen,
bis, dunkler Taten schauerlich verrufen,
sein stiller Reiz der Menschen Gunst verlor.
Nur daß von Jägern sich zuweilen wer
vorbei verirrt, von wanderfrohen Seelen,
von Bettelpack, und wer die Kreuz und Quer
den Forst durchschleicht, sich Holz und Wild zu stehlen;
nur daß an seinem Fuß zuweilen sich,
wie heut, Zigeunervolk sein Reisig schichtet
und mit der Bogen wehmutwildem Strich
sein Weltweh in den fremden Frieden dichtet.
In allen Kronen hängt noch goldner Glanz ...
Die Sonne säumt noch, ihren Tag zu enden ...
Der Söllerblöcke halb zerfallnen Kranz
umlodert noch ihr scheidendes Verschwenden ...
Und aus dem Purpur schwillt es wie ein Born,
ein Strom von Tönen –: Abends erst Erschauern
erregt des Turms uraltes Äolshorn,
der Sonne nachzujauchzen, nachzutrauern.
[100]
Die Heimatlosen drunten horchen auf – –.
Und einer nimmt die Geige von den Knien
und strebt mit manchem jähen Sprung und Lauf
des Winds Gesang phantastisch zu durchziehen ...
Und wie so Wind und Seele sich verweben,
erwachen mehr und mehr der treuen Geigen ...
Ein aller Leidenschaften schluchzend Leben
erstürmt des Himmels immer tiefres Schweigen.
Gefangen folgt zuletzt die ganze Schar
der Windposaune wunderlichen Launen ...
Nun rast es tollkühn, unberechenbar ...
Nun stockt es wie in fragendem Erstaunen ...
Oh Sonne! Sonne! Mutter! Mutter! flehen,
verzweifeln, weinen, drohen all die Stimmen
und drohn und flehn in immer bangren Wehen,
je mehr des Tages Brände rings verglimmen.
Doch droben – seht ihr? die Zigeunerin!
Entstahl sie sich dem Kreis der braunen Söhne?
Wo kam sie her, das Weib? Wie kam sie hin?
Wie wächst sie hoch in schattenhafter Schöne!
Und hört ihr – hört! wie ihre Lippen singen –
ein Lied, das endlich alles überwindet,
in sich die andern Stimmen alle bindet,
damit Natur und Menschheit sie umklingen.
[101]
Es ist das tiefe Lied der Einsamkeit,
das Königslied der großen Ungekrönten,
das Klagelied der würdelosen Zeit,
das Trutzlied aller nur mit sich Versöhnten,
und ist der Weisheit gütiger Gesang,
des Willens jugendewiges »Es werde!«,
der Liebe Durst und Pein und Überschwang,
es ist das Schicksals-Hohelied der Erde.
Der Wald ward still. Kein Hauch im Wipfelschweigen.
Der Sterne Chor bewegt sich klar herauf ...
Und schlanke Leiber, edle Häupter zeigen
sich hoch vom Turme seinem ernsten Lauf ...
Die überall Verstoßenen, sie wohnen
in der Unendlichkeit azurnem Zelt –:
Um ihre Stirnen brennen bleiche Kronen,
und ihre Seelen sind der Sinn der Welt.
WaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen
AufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[102] [105]Waldluft

Aufforderung

Stiller Wälder süßen Frieden
laßt uns suchen und genießen!
Stätten, heimlich, abgeschieden,
mögen uns der Welt verschließen!
Seht ihr dort das braune Tierchen –
unsern kleinen Nüsseknacker,
unser schelmisches Possierchen,
unsern blitzbehenden Racker?
Wirf uns nicht mit Bucheneckern,
Kätzchen, führ uns leise Wege,
wo Gelächter heimlich meckern,
kommen Menschen ins Gehege ...
Nachtigallenchor dem Reigen
lichter Elben schlägt und flötet,
bis der Mondnacht Silberschweigen
erste Frühe überrötet ...
Wo auf großgeäugter Hinde
lauscht die stumme Elbin Stille,
wenn das Ungestüm der Winde
endlich zwang ihr flehnder Wille ...
[105]
Wo der Gnomen kluge Völkchen
aus Irrflämmchen, Neumond-Tauen,
Regenruch, Gewitterwölkchen
ihr geheimes Wissen brauen ...
Stiller Wälder süßen Frieden
laßt uns suchen und genießen!
Stätten, heimlich, abgeschieden,
mögen uns der Welt verschließen!
Krähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[106] Krähen bei Sonnenaufgang

Noch flieht der Blick des jungen Tags
der Berge nebelgraue Gipfel,
und schon entschwebt, gemeßnen Schlags,
die erste Krähe ihrem Wipfel.
Der schwankt, befreit von schwerer Last,
daß rings die Zweige sich bewegen:
Fahlsilbern sprüht von Ast zu Ast
des Frühtaus feiner Flüsterregen.
Doch eh sein Flüstern noch erstickt,
enttönt ein »Krah« dem stillen Raume:
Der Vogel hat am Wolkensaume
das erste blasse Rot erblickt.
Auf allen Wipfeln wacht es auf
und schüttelt sich und ruft nach Taten ...
In lautem Streiten und Beraten
erhebt sich endlich Hauf um Hauf.
Nur zwei Gewitzte warten schlau,
bis alles nach und nach verstoben,
sie wissen einen nahen Bau,
den gestern Jäger ausgehoben.
[107]
Ein Käuzleinflügel harrt hier noch,
die Kecken lecker zu belohnen –:
Das Paar umkreist erregt das Loch ...
Braungolden glänzt das Meer der Kronen ...
Das HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[108] Das Häslein

Unterm Schirme, tief im Tann,
hab ich heut gelegen,
durch die schweren Zweige rann
reicher Sommerregen.
Plötzlich rauscht das nasse Gras –
stille! nicht gemuckt! –:
Mir zur Seite duckt
sich ein junger Has ...
Dummes Häschen,
bist du blind?
Hat dein Näschen
keinen Wind?
Doch das Häschen, unbewegt,
nutzt, was ihm beschieden,
Ohren, weit zurückgelegt,
Miene, schlau zufrieden.
Ohne Atem lieg ich fast,
laß die Mücken sitzen;
still besieht mein kleiner Gast
meine Stiefelspitzen ...
[109]
Um uns beide – tropf – tropf – tropf –
traut eintönig Rauschen ...
Auf dem Schirmdach – klopf – klopf – klopf ...
Und wir lauschen ... lauschen ...
Wunderwürzig kommt ein Duft
durch den Wald geflogen;
Häschen schnubbert in die Luft,
fühlt sich fortgezogen;
schiebt gemächlich seitwärts, macht
Männchen aller Ecken ...
Herzlich hab ich aufgelacht –:
Ei! der wilde Schrecken!
Mittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[110] Mittag-Stille

In der blauen Mittag-Stille
stehn die Föhren ohne Regung;
hält des Windes wilder Wille
einmal nicht sie in Bewegung?
Wie sie dem Gebieter grollen,
der sie Tag und Nacht ohn' Ende
zwingt, Gehorsam ihm zu zollen,
Flüsterlob und Wohlduft-Spende!
Und sie rühren keine Nadel,
träumen stumm ins blaue Schweigen;
selber ihren Groll und Tadel
haben sie nicht Lust zu zeigen;
kurzes Spechtgeklopf umlärmt sie,
Brummvolk summt nach süßem Lohne,
tiefes Wohlgefühl durchwärmt sie
von der Wurzel bis zur Krone.
Sommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[111] Sommernacht im Hochwald

Im Hochwald sonngesegnet
hats lange nicht geregnet.
Doch schaffen sich die Bäume
dort ihre Regenträume.
Die Espen und die Erlen –
sie prickeln und sie perlen.
Das ist ein Sprühn und Klopfen
als wie von tausend Tropfen.
Die Lärchen und die Birken –
sie fühlen flugs es wirken.
Die Fichten und die Föhren –
sie lassen sich betören!
Der Wind weht kühl und leise.
Die Sterne stehn im Kreise.
Die Espen und die Erlen:
sie schaudern tausend Perlen ...
MattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[112] Mattenrast

Wiese, laß mich ganz in dein
Wohlgefühl versinken,
dein legionenfältig Sein
als mein eignes trinken.
Deine breite Sonnenbrust
laß die meine werden,
meine Lust die feine Lust
deiner Gräserherden.
Mächtig schwelle mein Gesang
dann aus solchem Grunde,
künde Glückesüberschwang
höchster Sommerstunde.
BergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[113] Bergziegen

Vor dem Abendhimmel gehen
längs der Felsen schärfsten Kanten
ein – (da bin ich schon gesehen!)
Bock und seine Geißtrabanten.
Und nun spähen sie herunter,
stehen, wie aus Stein geschnitten ...
Aber blitzschnell sind sie munter,
bin ich meines Wegs geschritten!
Und in weiten Sätzen eilt die
Herde, mich ins Dorf zu bringen;
blick ich rückwärts, so verweilt sie,
schreit' ich, hör ichs wieder springen.
Endlich sprech ich Donnerstrophen,
wende mich an ihre Bärte:
Laßt des Philosophen Fährte!
Seid doch selber Philosophen.
Feierlich und fragend schauen
lang wir einer auf den andern ...
Und mit hochgezognen Brauen
lassen sie mich schließlich wandern.
Der alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[114] Der alte Steinbruch

Tief im Walde, tief im Walde
bildet, fern der Wege Reich,
eines Bruchs verlaßne Halde
einen kleinen, stillen Teich.
Moosbewachsne Blöcke ragen
aus der seichten Regenflut,
Falter und Libellen jagen
über bunter Lurche Brut.
Aber wenn im Abendbrande
hinterm Wald die Glut verraucht,
stößt und rudert es vom Rande,
kriecht und klettert, plumpst und taucht.
Und der Unken Urgroßahne
– niemand weiß, wann Gott ihn schuf –
ruft, daß er sein Weibchen mahne,
seinen dunklen Werberuf.
Daß das Froschgeschlecht nicht sterbe,
bleibt zuletzt nicht Einer still:
Denn der Tümpel ist ein Erbe,
das getreu gewahrt sein will.
[115]
Liebeskranke Grunzer fliehen
der bewegten Weibchen Schlund;
immer kühnre Harmonien
füllen den dämmertrauten Grund.
Bis des Mondes Goldhorn endlich
neuen Schimmers alles speist:
Nun erwahrt sich unabwendlich
trunkner Nächstenliebe Geist ...
Tief im Walde, tief im Walde
schwärmt Froschbräutigam und Braut
in versteckter Steinbruchhalde,
bis der letzte Stern ergraut.
Beim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[116] Beim Mausbarbier

»Springst auch zum Bader?«
»Ja!«
»Spring'n wir zusammen!«
»Ein schöner Sonntag heut –«
»Duck dich!«
»Was ist?«
»Ein Has!«
»Ein Has! das ist 'was Recht's!«
»Sei still! wenn er dich hört, so –«
»Nun?«
»Verklagt er uns beim Raben!«
»Du!«
»Was hast? ein Korn?«
»Hihi! die Hälfte fress' ich –«
»Mehlgebacknes?«
»Und mit der andern zahl' ich –«
»Den Barbier? Und ich?«
»Hi! wenn du noch dein Weibchen wärst!«
»Ich beiß' dich –«
»Still! da sind wir!«
»Guten Morgen!«
Aus einem Erdloch
unter einer Wurzel
verbeugt sich tief
ein alter Mausekopf –:
[117]
»Frisieren? brennen?
Bitte, nur herein!«
Die Mäuslein nehmen Platz
auf einer Moosbank
und harren stumm
in saubern Spinnwebmänteln,
indes der Alte
seine Eisen draußen
auf einen Stein
ins Sonnenfeuer legt.
»Die Härchen ausziehn?«
»Nach der Mode!«
»Bitte! ...«
Bedächtig zieht
der alte Mausbarbier
die Schnurrbartfädchen
durch das warme Scherlein.
Dann wichst er sie
ein wenig noch mit Harz
und wäscht zum Überfluß
die samtnen Köpfchen
mit Birkenöl
und scheitelt sie geschickt.
[118]
Dann knüpft er flink
die Mäntel ab
und bürstet
die sonntäglichen Wämser
spiegelglatt.
Mit Anstand holt
das eine Mäuslein drauf
den Kuchen aus der Tasche:
»Bitte!«
»Danke!« ...
Von seinem Loch aus
guckt der Mausbarbier
dem stolzen Paar
behaglich knabbernd nach
und lugt vergnügt
zum blauen Himmel auf,
der reiche Kundschaft
heute noch verspricht.
ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[119] Elbenreigen

Auf der Wiese webt und schwebt
Elbenringelreigen;
feiner Füßchen Schnee sich hebt
zu geheimen Geigen.
Schleier schlingen sich im Ring,
Silberflechten flimmern,
Flügel wie von Schmetterlingen
scheu im Monde schimmern.
Jedes Köpfchen krönt ein Kranz
goldner Leuchtlaternchen,
wunderwirr verstrickt der Tanz
all die tausend Sternchen.
Busen wogen, Wangen glühn
bräutliches Begehren –:
Wird der Rechte heut sich mühn,
werden sie nicht wehren.
Lüstern läuft ein lauer Wind
übers Taugelände ...
Plötzlich hebt ein Elbenkind
warnend beide Hände:
[120]
»Horcht! Was kommt da übern Berg
durch den Wald gegangen?«
»Hei, die Zwerge, dummen Zwerge
wolln uns fangen, fangen!«
»Husch hinaus! und auf den Strom!« ...
Oh ihr Trotzeköpfchen!
Durch die Bäume lugt ein Gnom –
schüttelt trüb sein Schöpfchen.
»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[121] »Ur-Ur«

In den dunkelsten Nächten,
wo nur die Eule noch jagt,
zieht durch des einsamsten Waldes
finstersten Teil
ein gespenstischer Stier ...
Sie nur
kennt seinen Namen
und ruft ihn –:
»Ur-Ur ... Ur-Ur ...«
Über ihm streicht sie
mit glühenden Augen ...
Niemand weiß es, denn sie:
Urvater ist es,
Waldvater,
Weltvater,
totgeglaubt,
ewig doch –
»Ur-Ur ... Ur-Ur ...«
Wach
wird der ganze Wald,
horcht,
späht ...
Gedrängt und geduckt,
zittern die Vöglein ...
[122]
Unhörbar huscht's
durch die Bäume ...
»Ur-Ur ... Ur-Ur ...«
Geier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[123] Geier Nord

Der Geier Nord fliegt übern Wald,
in einen grauen Sack gekrallt,
er hat nicht leicht zu tragen.
Er fliegt zu niedrig ob der Erd',
die Fichten drohen ihm Gefährd',
die dort so spitzig ragen.
Da ... schon ... da hängt das Wolkentuch!
Hörst du des Geiers grausen Fluch?
Er muß es fahren lassen:
Und aus dem aufgerißnen Sack
spreun lustig sich auf Tann und Hag
Frau Holles weiße Massen.
Erdmännlein halten hohle Hand
und schmücken mit dem Glitzer-Tand
laut kichernd ihre Weiblein.
Die stelzen hoch daher, doch weh!
schon schmelzen die Geschmeid' aus Schnee,
und naß sind alle Leiblein.
Am Himmel kommt der Nord zurück
mit einem neuen Wolkenstück, –
doch wieder bleibt es hängen.
Wenn das so fort geht –, Leutlein, rennt
nach Haus, sonst wird das Element
euch ernstlich noch bedrängen!
[124]
Das Völklein läuft. Der Geier gibt's
voll Trotz nicht auf – und endlos stiebt's
aus aufgespießten Säcken ...
Den ganzen Tag, die ganze Nacht ...
Wohl tausend Stück, von ihm gebracht,
den Waldgrund nun bedecken.

[125] [128]Zwischenstück

Fusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen
Vor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

Fusch-Leberbrünnl
(Herzogtum Salzburg)
Tagebuch-Fragment
10.-22. August 1896

Vor einem Gebirgsbach

Nulla dies sine linea


10. August 1896
Waagrecht diese Wasser, – und zu Ende
Wellenspiel und jähe Formenwende!
Wo liegt's? Der Wechsel selbst, für sich allein?
Der Wechsel nur in mir, nur Form, nur Schein?
11. August 1896
Dunkel von schweigenden Bergen umschlossen,
vergessen die Welt wie ein Puppenspiel,
nebelumflossen, regenumgossen,
doch in der Brust ein leuchtendes Ziel.
12. August 1896
Hinaus in Nebel und Regen,
wie stark auch der Himmel trauft!
Mit Sprühwasser-Morgensegen
die junge Stirne getauft!
14./15. August 1896
Spät von Goethe und andrem Wein
hab ich mich des Nachts getrennt –:
Legionenfacher Schein
überfloß das Firmament.
Wie ein Silberschauer rann
grenzenlose Sternenpracht
über Gipfel, Hang und Tann
durch die tiefe, heilige Nacht.
MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[128] Morgen

15. August 1896


Nun sind die Sterne wieder
von blaßblauer Seide verhüllt,
nun Näh' und Ferne wieder
von junger Sonne erfüllt.
Ihr weißen Wasser, die ihr
hinab zur Ebne springt,
oh sagt den Freunden, wie mir
das Herz heut singt und klingt.
Und doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

Und doch!

(d.)


Und doch, ich sag es frank und rund,
mir fehlt noch was zum Glücke –:
Ein lieber, süßer Mädchenmund,
ein Arm, der meinen drücke,
ein Aug, darein ich glänzen könnt'
mein jubelndes Empfinden,
ein Blondhaar, das ich Keinem gönnt'
sich um die Hand zu winden.
Nebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[129] Nebel im Gebirge

Schwerer Nebel dunkle Lasten
sinken von dem Schnee der Kämme
über öde Herdenrasten
in des Tannichts finstre Stämme.
Nur des Baches bleiche Brandung
rauscht und leuchtet noch gerettet, –
bis die düstre Dunstgewandung
endlich ihn auch überbettet.
Vor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

Vor zurückgeschickten Versen

16. August 1896
Urteilsloser Nörgler Schlag
ruhig schelten lassen!
Müssen dich nach Jahr und Tag
dennoch gelten lassen.
17. August 1896
Schlechte Wittrung trägt sich gut,
wenn die Luft nur rein ist;
Städtedunst verdirbt das Blut,
selbst wenn Sonnenschein ist.

(d.)

Möcht' es wohl hier oben wagen,
Apostat vom Tinten-Grale,
mit des Bergstocks hartem Stahle
Runen in den Fels zu schlagen!
Abendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[130] Abendliche Wolkenbildung

(d.)


Oben stille, bleiche Lämmer,
drunter sonngoldschwere Züge,
trotz erhöhter Hellnis Lüge
ohne Wehr dem nahen Dämmer.

18. August 1896


Wer doch den trüben Wahn erfunden,
daß keine Seele glücklich sei!
Ich war's, ich bin's! in reichen Stunden
von aller kleinen Trübsal frei.
Nicht wahrlich, da mit heisrem Atem
die Menge mir den Weg verbellt, –
doch nun Suleika sich und Hatem
mit goldnen Liedern mir gesellt.
Nun da Natur mich treu umbreitet
mit Tannen, hehr wie Hafis' Geist,
und drüber mir die Blicke weitet,
bis, wo der letzte Fels vereist.
Wie sollt ich da nicht Mensch sein mögen,
ein weltverleumderischer Tropf!
So gern sie auch herunter bögen
den heitren, hochgemuten Kopf.
AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[131] Abendbeleuchtung

19. August 1896


Wie sich die Gebirge bauen,
Sonnenspätlichts überboten,
fern zurück: von milchig blauen
bis zu violett- und roten!
»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

»Dichter«?

20. August 1896


Nur nicht eignen Gang bespähen!
Immer kopfhoch weiter wandern!
Bald genug, und gleich den andern
wirst du im Register stehen.
Briefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

Briefe

(d.)


Briefe von den beiden treusten,
liebsten, schönsten Weggenossen!
Ihr in dritten Freundes Fäusten:
Und der Zirkel ist geschlossen.
Vor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[132] Vor einem Wasserfall

(d.)


In breiten Spießen stürzt die Flut zu Tal,
noch mehr, in lang hinabgedehnten Brüsten – –
bis endlich wehnder Staub der letzte Strahl
und hier und dort gestreut nach Winds Gelüsten.
»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

»Leberbrünnl«-Schlucht

(d.)


Jeden Abend, den ich kehre
aus der Täler weitem Lauf,
geht mein Herz in Dank und Ehre
deiner stillen Schönheit auf.

21. August 1896


Freundin Phanta hat unzweiflich
mich hier oben schnöd verlassen,
doch Faulenzen, Schlafen, Prassen
macht es unliebsam begreiflich.
Natur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[133] Natur spricht

(d.)


Mußt denn um mein ewig Leben
immer arme Verse spinnen?
Glaubst du Größeres zu geben,
wo so Großes zu gewinnen?
Laß die undankbaren Musen,
bin ich Mutter nicht von allen?
Besser als an ihrem Busen
wirst du dir bei mir gefallen!
Ich antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

Ich antworte

Ach wenn ich gewinnen könnte
kindesweich noch wie vor Jahren!
Allzufrüh schon, Mutter, gönnte
mir mein Stern, allein zu fahren.
Kannst mir Lieb' und Heimat geben?
Für mich Tote neu mir schenken?
Dunkles Irrn, verfehltes Streben
in Vergessens Abgrund senken?
Kannst du neu mich selber schaffen?
Nochmals dich in mich verschwenden?
Kannst du beßre Lebenswaffen
tatbereitem Sohne spenden!
[134]
Nein, auch du kannst mich nur trösten.
Hilfe kommt allein von innen.
Meiner Lebenswerte größten
werd' ich nur durch mich gewinnen.
Nebel ums HausIch antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

Nebel ums Haus

(d.)


Ein Dunstgewölb, wie ich noch keines sah!
Durchbleicht von außen von des Vollmonds Schein!
Auf kleiner Insel dünk' ich mich allein –
bin ich Napoleon auf St. Helena? ...
Der nahe Bach gibt lauter Brandung Ton ...
Durchs Tannicht schimmert's hell – wie meilenweit ...
Ich brüt' in ungeheure Einsamkeit ...
Nach Englands Küste kehrt Bellerophon.
Zum Abschied an F.-L.Nebel ums HausIch antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

Zum Abschied an F.-L.

22. August 1896


Wie ich schwer von deiner stillen,
unberührten Schönheit gehe!
Doch ich habe tiefen Willen,
daß ich einst dich wiedersehe.
Anmutiger VertragZum Abschied an F.-L.Nebel ums HausIch antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[135] [137]Anmutiger Vertrag

Auf der Bank im Walde
haben sich gestern zwei geküßt.
Heute kommt die Nachtigall
und holt sich, was geblieben ist.
Das Mädchen hat beim Scheiden
die Zöpfe neu sich aufgesteckt ...
Ei, wie viel blonde Seide da
die Nachtigall entdeckt!
Den Schnabel voller Fäden,
kehrt Nachtigall nach Haus
und legt das zarte Nestchen
Mit ihrem Golde aus.
Freund Nachtigall, Freund Nachtigall,
so bleib's in allen Jahren! –:
Mir werd ein Schnäblein voll Gesang,
dir eins voll Liebchens Haaren!
Die beiden NonnenAnmutiger VertragZum Abschied an F.-L.Nebel ums HausIch antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[137] Die beiden Nonnen

Ich müßt' es malen, solltet ihr sie sehen,
wie ich sie sah, die beiden schwarzen Schwestern –:
Allein sich glaubend im beschneiten Walde,
der Jugend süße Ungeduld nicht zügelnd,
mit einem Male Menschen, Mädchen, Kinder.
Die Kleider flogen um die leichten Füße,
die Hüften wiegten sich, und jubelnd jagten
sie sich mit weißen Bällen durch die Bäume ...
Ein schwerer Ast begrub sie fast in Flocken ...
Ein Reh erschreckte sie, – und wie des Schreckens
sich schämend, klatschten toll sie in die Hände ...
Dann stellten sie sich plötzlich gegenüber
und maßen ihre Kraft, die offnen Finger
verstrickend, bis die eine lachend kniete ...
Und fort und fort so heitre Kurzweil treibend,
entschwanden sie dem nicht geahnten Späher,
bis selbst die Stimmen, heller Lieder selig,
im Winterwald sich endlich fern verloren.
Am SeeDie beiden NonnenAnmutiger VertragZum Abschied an F.-L.Nebel ums HausIch antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[138] Am See

In trüber Schwermut schaut der feuchte Mond
wie ein verweintes Auge durch die Nacht ...
Umrauscht vom eignen Odem schläft der See,
breitausgebettet bis zum fernsten Wald ...
Oft fährt's in Busch und Röhricht schaudernd auf,
wie wenn im Halbschlaf sich ein Seufzer löst ...
Dann wieder Stille, als ob selber Gott
als Alp auf seiner Erde lastete ...
Auf dem StromeAm SeeDie beiden NonnenAnmutiger VertragZum Abschied an F.-L.Nebel ums HausIch antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[139] Auf dem Strome

Am Himmel der Wolken
erdunkelnder Kranz.
Auf schauerndem Strome
metallischer Glanz.
Die Wälder zu seiten
so finster und tot.
Und in flüsterndem Gleiten
vorüber mein Boot ...
Ein Schrei aus der Ferne –
dann still wie zuvor.
Wie weit sich von Menschen
mein Leben verlor! ...
Eine Welle läuft leise
schon lang nebenher,
sie denkt wohl, ich reise
hinunter zum Meer ...
Ja, ich reise, ich reise,
weiß selbst nicht, wohin.
Immer weiter und weiter
verlockt mich mein Sinn.
Schon kündet ein Schimmer
vom morgenden Rot, –
und ich treibe noch immer
im flüsternden Boot.
FrageAuf dem StromeAm SeeDie beiden NonnenAnmutiger VertragZum Abschied an F.-L.Nebel ums HausIch antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[140] Frage

Wie tief die Wipfel heut erschauern!
Wie Schicksal greift es in mein Herz
und überwältigt mich, zu trauern,
und reift zu altem neuen Schmerz.
Schwermütige Gemälde steigen
zu klagender Musik empor,
und wie sie Jahr um Jahr mir zeigen,
erkenn ich, was ich schon verlor.
Zuletzt in mich zurückgetrieben –
was bleibt mir nun? wem darf ich traun?
Wer wird mein stilles Tagwerk lieben?
Was bürgt mir, nicht umsonst zu baun? ...
Wie tief die Wipfel heut erschauern!
Wie Schicksal greift es in mein Herz
und überwältigt mich, zu trauern,
und reift zu altem neuen Schmerz.
SehnsuchtFrageAuf dem StromeAm SeeDie beiden NonnenAnmutiger VertragZum Abschied an F.-L.Nebel ums HausIch antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[141] Sehnsucht

Dort unten tief im Dämmer-Grunde,
wo nun so wach die Wasser gehn,
und hier verstreut und da im Bunde
die mondumwobnen Häuser stehn,
dort hast du nun mit all den andern
zur sanften Ruhe dich gelegt,
indes dem Freunde nur im Wandern
das Blut sich minder ruhlos regt ...
Schlaf süß in deinem Silbertale,
mein Dunkelauge, Rätselkind,
gegrüßt von jedem reinen Strahle,
der selig in die Tiefe rinnt!
Schlaf süß! und sieh den Freund im Traume
sich nächtlicher Natur vertraun
und von des Bergwalds dunklem Saume
verzückt und schmerzlich niederschaun!
FriedeSehnsuchtFrageAuf dem StromeAm SeeDie beiden NonnenAnmutiger VertragZum Abschied an F.-L.Nebel ums HausIch antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[142] Friede

Wie weich sich Form und Farbe binden
in Sommermittags glühem Hauch: –
Das Dorf im Schatten alter Linden,
ein rötlich Dach, ein Wölkchen Rauch;
der Bergbach, dessen heitre Eile
sich glitzernd durch die Wiese webt;
der Straße laubverhüllte Zeile,
die ahndevoll zur Ferne strebt;
und all dies gütig eingeschlossen
von hoher Felder Gold und Duft;
und alles flimmernd überflossen
von lerchenlauter Juliluft ...
Ich schau des Herdrauchs fromme Kreise
zum hohen Blau erblassend ziehn, –
und meine Seele füllen leise
des Friedens süße Harmonien.
BestimmungFriedeSehnsuchtFrageAuf dem StromeAm SeeDie beiden NonnenAnmutiger VertragZum Abschied an F.-L.Nebel ums HausIch antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

[143] Bestimmung

Von dieser Bank hinauszuträumen,
wenn ferner Erdsaum, lichtverwaist,
entgegen den gestirnten Räumen
die Sonne dampfend überkreist! ...
Da fühle deine treue Erde,
wie sie ihr Weltwerk schafft und schafft,
daß jedes Land gesegnet werde
von ihrer Mutter trunkner Kraft!
Und wie du heiß die Arme breitest,
von mächtigem Gefühl erfaßt,
und dein Gemüt zur Menschheit weitest,
die dumpf und dunkel liebt und haßt, –
ergreifst du, was du bist, von ferne,
und, was du darfst, und, was du mußt,
und wirst dir deiner guten Sterne
von neuem still und stolz bewußt.
Brief an Georg HirschfeldBestimmungFriedeSehnsuchtFrageAuf dem StromeAm SeeDie beiden NonnenAnmutiger VertragZum Abschied an F.-L.Nebel ums HausIch antworteNatur spricht»Leberbrünnl«-SchluchtVor einem WasserfallBriefe»Dichter«AbendbeleuchtungAbendliche WolkenbildungVor zurückgeschickten VersenNebel im GebirgeUnd doch!MorgenVor einem GebirgsbachFusch-LeberbrünnlGeier Nord»Ur-Ur«ElbenreigenBeim MausbarbierDer alte SteinbruchBergziegenMattenrastSommernacht im HochwaldMittag-StilleDas HäsleinKrähen bei SonnenaufgangAufforderungWaldluftDer einsame TurmDer UrtonDer BornDas EndeParabelDie apokalyptischen ReiterLegendePflügerin SorgeDer SchlafDer Tag und die NachtDie BrückeGoldfuchs, Schürz' und FlascheDer zeitunglesende FaunAmor der ZweiteDas Häuschen an der BahnDer vergeßene DonnerKleine GeschichteGedichte vermischten InhaltsDie FlammeDer SturmErdrieseMeeresbrandungVier ElementarphantasienEine Großstadt-WanderungIm FieberAm MoorDie GedächtnistafelAm ZielIm NebelDer Tod in der GranateDer fremde BauerDer Tod und der einsame TrinkerDer Tod und der MüdeDer Tod und das KindVöglein SchwermutDer SämannVom Tagwerk des TodesKinderglaubeRosen im ZimmerDas ÄpfelchenMalererbeDas BildDer BesuchDer SternDer gläserne SargDer SchussMensch und MöweDie IrrlichterHirt AhasverTräumeWidmungGedichteMorgenstern, ChristianAuf vielen Wegen

Brief an Georg Hirschfeld

[144] [146]Mein lieber teurer Georg,


Die Dreckseelen, die über Dich einzigen Kerl sich ausgegeifert haben, haben mich ganz krank gemacht. Ich kann mich immer noch nicht fassen und stehe wieder einmal vor einem Ekel vor der »Welt, dieser Großstadtwelt, der mir den Atem benimmt. Aber nimm Dir's nicht zu Herzen, lieber Kerl, denk' an Böcklin, Klinger, Hauptmann und jeden ändern Charakterkopf, den die Menschen bei seinem Auftreten besudelt haben . . . Lieber Junge, Du lachst vielleicht schon über den ganzen Chorus – aber verzeih ich mußte mich hier erleichtern, ich war' Ja fast umgekommen heut Nachmittag.

Leb wohl Bruderherz, grüß die Deinen!


Dein Christian.


14.V.95.