Die Fahrt des Lebens

Goldbeglänzt von Abendglut
träumt das Meer in Frieden;
lieblich tanzen auf der Flut
singende Sylphiden.
Fremdmelodisch klingt ihr Wort,
lockend ihre Töne, – – –
und du stehst an Schiffesbord,
lächelst ihrer Schöne, – – –
wie sie matt vor dir entstehn,
leuchtend sich entfalten,
grüßen und – vorübergehn,
wechselnde Gestalten.
Und mit jedem Bild des Scheins
allgemach entschwinden
wird ein Teil von deines Seins
innerstem Empfinden,
wird mit jedem Wesen, das
flüchtig schwebt von hinnen,
[46]
auch in deinem Stundenglas
Korn um Korn verrinnen, – – –
wird die Nacht den Ozean
finstern Blicks umschweben,
wird des Meeres glatte Bahn
wogend sich erheben. – – –
Dunkel wird's und schauerlich,
nun die Farben blassen,
nun der Jugend Träume dich,
treulos dich verlassen.
Kalt und einsam stehst du noch,
ob die Winde stürmen,
ob die Wogen bergehoch
um dein Schiff sich türmen.
Traumhaft wird dir manchmal sein,
ob aus Meerestiefen,
matt beglänzt von Sternenschein,
Geisterstimmen riefen –
und es wird ein bleiches Weib
aus den Fluten steigen,
weiß umwallt den schlanken Leib
mild sich zu dir neigen.
Gegen Morgen geht ihr Pfad . . .
– wie die Winde wehen:
Sehnsucht wird am Steuerrad
deines Lebens stehen,
wird mit leiser Geisterhand
deinen Kahn regieren,
sicher ihn zum Heimatland
deiner Träume führen.

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