Die Gipfel glühen
Und aufwärts geht es Schritt vor Schritt,
bei Hunderttausend schreiten mit;
in qualendunkle Seelen bricht
der Höhe klares Sonnenlicht:
die Freude am Leben.
Wir lagen tief in Not und Schmach,
bis unsres Wesens Siegel brach,
bis über uns der Schutt zerstob
unter der Faust, die sich erhob,
uns zu zerschmettern.
Da reckt empor aus dunkler Haft
ihr blondes Haupt die Volkeskraft;
da fühlten wir an Schlag und Stoß,
am Strom, der heiß zum Herzen schoß,
Blut in den Adern.
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Da lebten wir die schwere Zeit.
Ein harter Lehrherr war das Leid:
es lehrte uns zusammenstehn,
in klirrenden Ketten vorwärtsgehn,
uns bäumen und wehren!
Und rasch verrauschte Jahr um Jahr,
verklungen ist, was damals war.
Wo Wundgepeitschte stöhnten, gellt
ein Tubaton durch blaches Feld,
eine Siegesfanfare.
Heut stehn wir da: in stolzer Wehr,
ein kriegsbereit Millionenheer –
Statt Speer und Büchse Pflug und Beil,
der Zukunft Trost, der Menschheit Heil
in starken Händen!
Das Heer der Arbeit! Sein die Macht! –
Wie anders kam's, als ihr gedacht:
Das Schicksal sprach sein Donnerwort,
und über eure Köpfe fort
grollt seine Stimme.
Sein ist der Blitz, der züngelnd brennt;
er schlägt in euer Parlament,
er frißt, was faul und modrig war, –
durch Rauch und Dünste ringt sich klar
die ewige Sonne.
Und vorwärts geht's mit hartem Schritt,
und Millionen schreiten mit.
aus heißen Kehlen bricht ein Schrei:
das Ziel so nah – so licht – so frei!
Die Gipfel glühen!