[270] Umsonst!

Was todt ist, sei begraben,
Verlor'nes sei dahin!
Mir bleibt, mich d'ran zu laben,
Ein ewiger Gewinn!
Frei schwingt sich mein Gedanke
Zu dir, du meine Welt!
Und spottet jeder Schranke,
Die zwischen uns sich stellt!
Lügt auch die Welt des Scheines,
Verloren hätt' ich dich,
Wir sind ein ewig Eines,
Hier gilt kein Du und Ich!
[271]
Hier ward nach eig'nem Sinne
Geprüft nicht und gewählt,
Uns haben vom Beginne,
Gott und Natur vermählt!
Das ist's, was stets auf's Neue
Entfacht den alten Brand,
Was, trotz gebroch'ner Treue,
Noch Seel' an Seele bannt,
Obsiegend allem Truge
Den Stein vom Grabe wälzt,
Und mit magnet'schem Zuge
Die Hüllen selbst verschmelzt! –
Du hast uns nicht geschieden,
Wie frevelnd du gedacht,
Nur um den heitern Frieden
Der Seele dich gebracht!
Der Bund, um den wir wissen,
Noch steht er fest wie Erz!
Gebrochen und zerrissen
Ist nichts als nur mein Herz!

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