Der Grindwalfang an den Färöerinseln

Was rennt das Volk an Thorhav'ns Strand,
Als drohten Korsaren mit Einbruch dem Land,
Was schwingt es Spieße und Stangen?
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Die Färinger heben ein Kampfspiel heut an,
Heut füllen mit Speck sich die Tonnen und Tran,
Den Grindwal wollen sie fangen.
Fern tanzt ein Boot auf der bläulichen Flut,
Laut schallt sein Signalruf: »Grindabud!
Der schwarze Wal kommt gezogen!«
Und »Grindabud« ruft es aus jeglichem Mund,
»Hinaus itzt in sonnheller Morgenstund'
Zur Hetzjagd auf schäumenden Wogen!«
Von Küste zu Küste fliegt hurtig die Mär,
Des Nachbardorfs Segel erglänzen im Meer,
Rings steigen die Feuersäulen;
»Schafft Walfischmesser, schafft Schnüre mit Blei,
Schafft Lanze und Axt und Harpune herbei,
Frisch zu! heut gilt kein Verweilen.«
Und alt und jung kommt gerüstet zum Streit,
Selbst der dicke Amtmann macht sich bereit
Und verläßt seine friedlichen Tische.
Nur die Fraun und der Prediger bleiben zu Haus,
Man fürchtet, es breche schlimm Wetter sonst aus
Und ihr Nahen verscheuche die Fische.
Nach wenig Minuten, bewehrt und bemannt,
Stößt ein Dutzend Boote vom felsigen Strand
Und schießt pfeilschnell durchs Gewässer.
Scharf pfeift der Nordost ... wer macht sich was draus?
In die Hände geblasen! die Jacken aus!
Hemdärmelig rudert sich besser.
Jetzt leis! kein Geräusch!... und schwatzt mir nicht viel!
Dort schwimmen die Wale, wir sind am Ziel:
Seht ihr den schwarzdunkelnden Streifen?
Plumpriesige Häupter tauchen hervor,
Wie Springbrunnen blasen sie Strahlen empor
Und schnauben wie Orgelpfeifen.
Schnell hat sich im Halbrund geordnet der Kreis
Umzingelnder Boote ... sie treiben leis
Zum Hafen die arglosen Scharen.
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Eine zwiefache Flotte; wer malt mir das Bild:
Die winzigen Treiber, das riesige Wild,
Nicht ahnend die Todesgefahren!
Der Grindewal, vom Geschlecht des Delphins,
Auch Butzkopf geheißen, ist sänftlichen Sinns,
Kein Raubtier, nur ungebärdig.
Dem Menschen gefällig, treibt oft er vom Meer
Die Heringschwärme zum Lande her,
Des Überfalls nicht gewärtig.
Gutmütiger Sild-Reki! in nächster Frist
Erprobst du, was Dank bei den Nordmännern ist!
Die Reihen schließen sich enger ...
Erreicht ist der Hafen ... sie schwimmen hinein,
Mit Steinwurf und Ruderschlag hinterdrein
Die Boote ihrer Bedränger.
Jetzt halten die Grinden und wollen zurück ...
In Graun vor dem kommenden Augenblick
Hält auch die hetzende Meute ...
Dann dumpfer Schrei: »Vorwärts! Fâll! Fâll!«
Vom Muschelhorn tönt Angriffsignal,
Das Eisen ereilt seine Beute.
Scharf saust die Harpune!... noch eine!... glückauf,
Gedoppelter Blutstrahl steigt senkrecht herauf,
Wild taucht der Getroffne zum Grunde.
Jetzt windet die Leine und rudert zum Land!
Haleya! wie rennen sie fest sich am Sand,
Wie klafft vom Speerwurf die Wunde!
Verraten mühn sich in seichter Bucht
Die riesigen Tiere. Unmöglich die Flucht,
Gestrandet sind all' und gefangen.
Boot drängt sich auf Boot in kampfgieriger Eil',
Die Lanze schwirrt, dumpf hallt das Beil,
Rot schäumt's um die Ruderstangen.
Schon färbt sich Thorhav'ns durchsichtige Flut
Tief dunkelrot von der Opfer Blut,
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Des Mitleids ist heute vergessen.
Blind dringen all' auf den Haufen ein
Und stechen und hauen und toben und schrein,
Vom Dämon des Mordens besessen.
Schlachtarbeit links, Schlachtarbeit rechts!
Ein jeder in steigender Wut des Gefechts
Wird kühner und unbekümmert,
Ob zuckend in eisenverschluckender Not
Der Wal das kecklich ihm nahende Boot
Mit wuchtigem Schwanzschlag zertrümmert.
Was tut's! Sie springen bis unter den Arm,
In die Flut und mitten hinein in den Schwarm,
Den Sterbenden weiter zu hetzen.
Schon taumelt er matter im Kreise umher,
Die Augen geblendet vom bluttrüben Meer,
... Sein Speck muß das Fahrzeug ersetzen.
Und fruchtlos schnaubt im Verenden der Wal
Als blutigen Regen des Naslochs Strahl
Dem Feind auf Gesicht und Gewandung.
Sie hauen ihm eiserne Haken ins Maul
Und festigen dran der Stricke Knaul
Und schleifen ihn fest durch die Brandung.
Wer aber schwimmt jammernd dort drüben zum Land
Und hält das geschwollene Haupt mit der Hand
Und beginnt betrüblich zu klagen?
He, Grindwal! was hat dir der Amtmann getan,
Daß den dicken, den tapfern, rechtskundigen Mann
Dein Schwanz so unsanft geschlagen?
Noch eine Stunde – und Stille ruht
Ob Schiffen und Strand und geröteter Flut,
Die Wasserschlacht ist zu Ende.
Erschlagener achtzig decken den Sand,
Die Sieger reihen sie nebeneinand'
Und waschen die blutigen Hände.
Dann kommt der Taxator und schätzt und schaut
Und schneidet die Zahl des Gewichts in die Haut
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Und bemißt als Gesetzeshüter
Des Königs Zehnten, der Kirche Zins
Und einem jeden den Teil des Gewinns
Nach Größe und Maß seiner Güter.
Dem Kampf ward sein Lohn und wir können nach Haus,
Drum schneidet Leber und Herz gleich aus,
Die geben die leckersten Bissen.
Doch du, Christine, bekommst davon nichts;
Durchdringt dir das Walfett die Haut des Gesichts,
Will niemand vom Küssen mehr wissen.

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