[28] [Aus:] Anthologie auf das Jahr 1782

Gedruckt in der Buchdruckerei zu Tobolsko


Meinem Prinzipal dem Tod zugeschrieben


Großmächtigster Zar alles Fleisches,

Allezeit Vermindrer des Reichs,

Unergründlicher Nimmersatt in der ganzen Natur!


Mit untertänigstem Hautschauern unterfange ich mich, deiner gefräßigen Majestät klappernde Phalanges zu küssen und dieses Büchlein vor deinem dürren Calcaneus in Demut niederzulegen. Meine Vorgänger haben immer die Weise gehabt, ihre Sächlein und Päcklein, dir gleichsam recht vorsätzlich zum Ärger, hart an deiner Nase vorbei, ins Archiv der Ewigkeit transportieren zu lassen, und nicht gedacht, daß sie dir eben dadurch umso mehr das Maul darnach wässern machten; denn auch an dir wird das Sprüchwort nicht zum Lügner: »Gestohlen Brot schmeckt gut.« Nein! dedizieren will ich dirs lieber, so bin ich doch gewiß, daß dus – weit weglegen werdest.

Doch Spaß beiseite! – Ich denke, wir zweien kennen uns genauer denn nur vom Hörensagen. Einverleibt dem äskulapischen Orden, dem Erstgebornen aus der Büchse der Pandora, der so alt ist als der Sündenfall, bin ich gestanden an deinem Altare, habe, wie der Sohn Hamilkars den sieben Hügeln, geschworen unsterbliche Fehde deiner Erbfeindin Natur, sie zu belagern mit Medikamenten Heereskraft, eine Wagenburg zu schlagen um die Stahlische Seele, aus dem Feld zu schlagen mit Sturm die trotzige, die deine Sporteln schmälert und [29] deine Finanzen schwächt, und auf dem Wahlplatz des Archäus hoch zu bäumen deine mitternächtliche Kreuzstandarte. – Dafür nun (denn eine Ehre ist wert der andern) wirst du mir auswürken den köstlichen Talisman, der mich mit heiler Haut und ganzer Wolle an Galgen und Rade vorübergeleitet –


Jusque datum sceleri –


Ei ja doch! Tue das, goldiger Mäcenas; denn siehst du, ich möchte doch nicht gern, daß mirs ginge wie meinen tollkühnen Kollegen und Vettern, die mit Stilet und Sackpuffer bewaffnet in finstern Hohlwegen Hof halten oder im unterirdischen Laboratorium das Wunderpolychrest mischen, das, wenns hübsch fleißig genommen wird, unsre politische Nasen über kurz oder lang mit Thronvakaturen und Staatsfiebern kitzelt. – Daramiens und Ravaillac!- Hu! hu! hu! – Es ist ein gut Ding um gerade Glieder!

Ob du auch deinen Zahn auf Ostern und Michaelis gewetzt hast? – Die große Bücherepidemie in Leipzig und Frankfurt – Juchheisa, Dürrer! – wird ein königlich Fressen geben. Deine fertigen Mäkler, Völlerei und Brunst, liefern dir ganze Frachten aus dem Jahrmarkt des Lebens. – Selbst der Ehrgeiz, dein Großpapa, Krieg, Hunger, Feuer und Pest, deine gewaltigen Jäger, haben dir schon so manche fette Menschenklopfjagd gehalten – Geiz und Golddurst, deine mächtigen Kellermeister, trinken dir ganze schwimmende Städte im sprudelnden Kelch des Weltmeers zu. – Ich weiß in Europa eine Küche, wo man dir die raresten Gerichte mit Festtagsgepränge auf die Tafel gesetzt hat – Und doch – wer hat dich je satt gesehen oder über Indigestionen klagen gehört? – Eisern ist deine Verdauung; grundlos deine Gedärme!

Puh – Ich hätte dir noch so manches zu sagen, aber ich tummle mich, daß ich wegkomme – Du bist ein garstiger Schwager – Geh – Du machst dir Rechnung, höre ich, eine Generalkollation zu erleben, wo dir groß und klein, Weltkugeln und Lexika, Philosophien und Putzwerk in Rachen fliegen sollen – Guten Appetit, wenns soweit kommt! – Doch, Hungerwolf der du bist! siehe zu, daß du dich da nicht überessest und deinen ganzen Fraß haarklein wiedergeben müssest, wie dirs ein gewisser Athenienser, der dir gar nicht wohl will, prophezeit hat.

Y.


[30] Tobolsko, den 2. Februar


– Tum primum radiis gelidi incaluere Triones. – Blumen in Sibirien? – Dahinter steckt eine Schelmerei, oder die Sonne muß Front gegen Mitternacht machen. – »Und doch – wenn ihr euch auf den Kopf stelltet! Es ist nicht anders; – Wir haben lange genug Zobel gefangen, laßts uns einmal auch mit Blumen versuchen. Sind nicht schon Europäer genug zu uns Stiefsöhnen der Sonne gekommen und durch unseren hundertjährigen Schnee gewatet, irgendein bescheidenes Blümchen zu pflücken? Schande unsern Ahnen – wir wollen sie selbst sammeln und einen ganzen Korb voll nach Europa frankieren. – Zertretet sie nicht, ihr Söhne des milderen Himmels!

Aber im Ernst zu reden – Das eiserne Gewicht des widrigen Vorurteils, das schwer über dem Norden brütet, von der Stelle zu räumen, foderte einen stärkeren Hebel als den Enthusiasmus einiger wenigen, und auch ein festeres Hypomochlion als die Schultern von zween oder drei Patrioten. Doch wenn schon auch diese Anthologie euch leckerhafte Europäer so wenig als – wenn ich den Fall setze – unser Musenalmanach, den wir – wenn ich ja den Fall setzen wollte – hätten können geschrieben haben, mit uns Schneemännern versöhnen wird, so bleibt ihr doch mindestens das Verdienst, Hand in Hand mit ihren Kamerädinnen im weitentlegenen Teutschland dem ausröchelnden Geschmack den Gnickfang geben zu helfen, wie wir Tobolskianer zu sprechen belieben.«

Wenn eure Homere im Schlaf reden und eure Herkules Mücken mit ihren Keulen erschlagen – Wenn jeder, der seinen bezahlten Schmerz in Leichen-Alexandriner auszutropfen versteht, das für eine Vokation auf den Helikon auslegt – wird man uns Nordländern verdenken, mitunter auch in den Leierklang der Musen zu klimpern? – Eure Matadore wollen Silbergeld gemünzt haben, wenn sie ihr Brustbild auf elendes Messing prägten; – und zu Tobolsko werden die Falschmünzer aufgehangen. Zwar möcht ihr oft auch bei uns Papiergeld statt russischen Rubels finden, aber Krieg und teure Zeit entschuldigen alles.

So geh dann hin, Sibirische Anthologie – Geh – du wirst manchen Süßling beseligen, wirst von ihm auf den Nachttisch seiner Herzeinzigen [31] gelegt werden und zum Dank ihre alabasterne Lilienschneehand seinem zärtlichen Kuß verraten. – Geh – du wirst in den Assembleen und Stadtvisiten manchen gähnenden Schlund der Langenweile ausfüllen und vielleicht eine Circassienne ablösen, die sich im Platzregen der Lästerung müde gestanden hat. – Geh – du wirst die Küche mancher Kritiker beraten; sie werden dein Licht fliehen und sich gleich den Käuzlein in deinen Schatten zurückziehen. – Hu, hu, hu! – Schon hör ich das ohrzerfetzende Geheule im unwirtbaren Forst und hülle mich angstvoll in meinen Zobel.

Y.

Die Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

[32] Die Journalisten und Minos

Mir kam vor wenig Tagen,
Wie? fragt mich eben nicht,
Vom Reich der ewgen Plagen
Die Zeitung zu Gesicht.
Sonst frag ich diesem Essen,
Wo noch kein Kopf zerbrach,
Dem Freikorps unsrer Pressen,
Wie billig, wenig nach.
Doch eine Randgloss lockte
Itzt meinen Fürwitz an,
Denkt! wie das Blut mir stockte,
Als ich das Blatt begann:
»Seit zwanzig herben Jahren«
(Die Post, versteht sich, muß
Ihr saures Stündchen fahren
Hieher vom Erebus)
»Verschmachteten wir Arme
In bittrer Wassernot,
Die Höll kam in Alarme
Und foderte den Tod.
Den Styx kann man durchwaten,
Im Lethe krebset man,
Freund Charon mag sich raten,
Im Schlamme liegt sein Kahn.
Keck springen schon die Tote
Hinüber, jung und alt,
Der Schiffer kommt vom Brote
Und flucht die Hölle kalt.
Fürst Minos schickt Spionen
Nach allen Grenzen hin,
[33]
Die Teufel müssen fronen,
Ihm Kundschaft einzuziehn.
Juhe! Nun ists am Tage!
Erwischt das Räubernest!
Heraus zum Freudgelage!
Komm, Hölle, komm zum Fest!
Ein Schwarm Autoren spükte
Um des Cocytus Rand,
Ein Tintenfäßchen schmückte
Die ritterliche Hand,
Hier schöpften sie, zum Wunder,
Wie Buben süßen Wein
In Röhren von Holunder,
Den Strom in Tonnen ein.
Husch! Eh sie sichs versahen!
Die Schlingen über sie! –
Man wird euch schön empfahen,
Kommt nur nach Sanssouci.
Schon wittert' sie der König,
Und wetzte seinen Zahn,
Und schnauzte drauf nicht wenig
Die Delinquenten an.
Aha! sieht man die Räuber?
Wes Handwerks? Welches Lands?
Sind teutsche Zeitungsschreiber!
Da haben wir den Tanz!
Schon hätt ich Lust, gleichbalden
Euch, wie ihr geht und steht,
Beim Essen zu behalten,
Eh euch mein Schwager mäht.
[34]
Doch schwör ichs hier beim Styxe,
Den eure Brut bestahl!
Euch Marder und euch Füchse
Erwartet Schand und Qual!
Solange, bis er splittert,
Spaziert zum Born der Krug!
Was nur nach Dinten wittert,
Entgelte den Betrug!
Herab mit ihren Daumen!
Laßt meinen Hund heraus!
Schon wässert ihm der Gaumen
Nach einem solchen Schmaus.
Wie zuckten ihre Waden
Vor dieses Bullen Zahn!
Es schnalzen Seine Gnaden,
Und Joli packte an.
Man schwört, daß noch der Stumpen
Sich krampfigt eingedruckt,
Den Lethe auszupumpen
Noch gichterisch gezuckt.«
Und nun, ihr guten Christen,
Beherziget den Traum!
Fragt ihr nach Journalisten,
So sucht nur ihren Daum'!
Sie bergen oft die Lücken,
Wie Jauner ohne Ohr
Sie helfen mit Perücken, –
Probatum! Gut davor!
Phantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

[35] Phantasie an Laura

Meine Laura! Nenne mir den Wirbel,
Der an Körper Körper mächtig reißt,
Nenne, meine Laura, mir den Zauber,
Der zum Geist monarchisch zwingt den Geist.
Sieh! er lehrt die schwebenden Planeten
Ewgen Ringgangs um die Sonne fliehn
Und, gleich Kindern um die Mutter hüpfend,
Bunte Zirkel um die Fürstin ziehn;
Durstig trinkt den goldnen Strahlenregen
Jedes rollende Gestirn,
Trinkt aus ihrem Feuerkelch Erquickung,
Wie die Glieder Geister vom Gehirn.
Sonnenstäubchen paart mit Sonnenstäubchen
Sich in trauter Harmonie,
Sphären ineinander lenkt die Liebe,
Weltsysteme dauren nur durch sie.
Tilge sie vom Uhrwerk der Naturen –
Trümmernd auseinander springt das All,
In das Chaos donnern eure Welten,
Weint, Newtone, ihren Riesenfall!
Tilg die Göttin aus der Geister Orden,
Sie erstarren in der Körper Tod,
Ohne Liebe kehrt kein Frühling wieder,
Ohne Liebe preist kein Wesen Gott!
Und was ists, das, wenn mich Laura küsset,
Purpurflammen auf die Wangen geußt,
Meinem Herzen raschern Schwung gebietet,
Fiebrisch wild mein Blut von hinnen reißt?
Aus den Schranken schwellen alle Sennen,
Seine Ufer überwallt das Blut,
[36]
Körper will in Körper überstürzen,
Lodern Seelen in vereinter Glut;
Gleich allmächtig wie dort in der toten
Schöpfung ewgen Federtrieb
Herrscht im arachneischen Gewebe
Der empfindenden Natur die Lieb.
Siehe, Laura, Fröhlichkeit umarmet
Wilder Schmerzen Überschwung,
An der Hoffnung Liebesbrust erwarmet
Starrende Verzweifelung.
Schwesterliche Wollust mildert
Düstrer Schwermut Schauernacht,
Und entbunden von den goldnen Kindern
Strahlt das Auge Sonnenpracht.
Waltet nicht auch durch des Übels Reiche
Fürchterliche Sympathie?
Mit der Hölle buhlen unsre Laster,
Mit dem Himmel grollen sie.
Um die Sünde flechten Schlangenwirbel
Scham und Reu, das Eumenidenpaar,
Um der Größe Adlerflügel windet
Sich verrätrisch die Gefahr.
Mit dem Stolze pflegt der Sturz zu tändeln,
Um das Glück zu klammern sich der Neid,
Ihrem Bruder Tode zuzuspringen
Offnen Armes Schwester Lüsternheit.
Mit der Liebe Flügel eilt die Zukunft
In die Arme der Vergangenheit,
Lange sucht der fliehende Saturnus
Seine Braut – die Ewigkeit.
[37]
Einst – so hör ich das Orakel sprechen –
Einsten hascht Saturn die Braut,
Weltenbrand wird Hochzeitfackel werden,
Wenn mit Ewigkeit die Zeit sich traut.
Eine schönere Aurora rötet,
Laura, dann auch unsrer Liebe sich,
Die so lang als jener Brautnacht dauert,
Laura! Laura! freue dich!
Bacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Bacchus im Triller

Trille! Trille! blind und dumm,
Taub und dumm,
Trillt den saubern Kerl herum!
Manches Stück von altem Adel,
Vetter, hast du auf der Nadel.
Vetter, übel kommst du weg!
Manchen Kopf mit Dampf gefüllet,
Manchen hast du umgetrillet,
Manchen klugen Kopf berülpet,
Manchen Magen umgestilpet,
Umgewälzt in seinem Speck,
Manchen Hut krumm aufgesetzet,
Manches Lamm in Wut gehetzet,
Bäume, Hecken, Häuser, Gassen
Um uns Narren tanzen lassen.
Darum kommst du übel weg,
Darum wirst auch du getrillet,
Wirst auch du mit Dampf gefüllet,
Darum wirst auch du berülpet,
Wird dein Magen umgestilpet,
Umgewälzt in seinem Speck,
Darum kommst du übel weg.
Trille! Trille! blind und dumm,
Taub und dumm,
[38]
Trillt den saubern Kerl herum!
Siehst, wie du mit unsern Zungen,
Unserm Witz bist umgesprungen,
Siehst du itzt, du lockrer Specht?
Wie du uns am Seil gezwirbelt,
Uns im Ring herumgewirbelt,
Daß uns Nacht ums Auge grauste,
Daß's uns in den Ohren sauste,
Lerns in deinem Käfigt recht!
Daß wir vor dem Ohrgebrümmel
Nimmer Gottes blauen Himmel,
Nimmer sahen Stock und Steine,
Knackten auf die lieben Beine.
Siehst du itzt, du lockrer Specht?
Daß wir Gottes gelbe Sonne
Für die Heidelberger Tonne,
Berge, Bäume, Türme, Schlösser
Angesehn für Schoppengläser,
Lernst dus itzt, du lockrer Specht?
Lerns in deinem Käfigt recht!
Trille! Trille! blind und dumm,
Taub und dumm,
Trill den saubern Kerl herum!
Schwager, warst doch sonst voll Ränke,
Schwager, wo nun deine Schwänke,
Deine Pfiffe, schlauer Kopf?
Ausgepumpt sind deine Pfiffe,
Und zum Teufel sind die Kniffe!
Albern wie ein Stutzer plaudern,
Wie ein Waschweib wirst du kaudern,
Junker ist ein seichter Tropf.
Nun, so weißt dus – magst dich schämen,
Magst meintwegen Reißaus nehmen,
Dem Hollunken Amor rühmen,
Dran er soll Exempel nehmen.
[39]
Fort, Bärnhäuter! tummle dich!
Unser Witz, aus Glas gekerbet,
Wie der Blitz ist er zerscherbet;
Soll dich nicht der Triller treiben,
Laß die Narrenspossen bleiben!
Hasts verstanden? Denk an mich!
Wüster Vogel, packe dich!
An die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

An die Sonne

Preis dir, die du dorten heraufstrahlst, Tochter des Himmels!
Preis dem lieblichen Glanz
Deines Lächelns, der alles begrüßet und alles erfreuet!
Trüb in Schauern und Nacht
Stand begraben die prächtige Schöpfung: tot war die Schönheit
Lang dem lechzenden Blick;
Aber liebevoll stiegst du früh aus dem rosigen Schoße
Deiner Wolken empor,
Wecktest uns auf die Morgenröte; und freundlich
Schimmert' diese herfür
Über die Berg und verkündete deine süße Hervorkunft.
Schnell begann nun das Graun
Sich zu wälzen dahin in ungeheuern Gebürgen.
Dann erschienest du selbst,
Herrliche du, und verschwunden waren die neblichte Riesen!
Ach! wie Liebende nun,
Lange getrennt, liebäugelt der Himmel zur Erden, und diese
Lächelt zum Liebling empor;
Und es küssen die Wolken am Saume der Höhe die Hügel;
Süßer atmet die Luft;
Alle Fluren baden in deines Angesichts Abglanz
Sich, und es wirbelt der Chor
Des Gevögels aus der vergoldeten Grüne der Wälder
Freudenlieder hinauf;
Alle Wesen taumeln wie am Busen der Wonne:
Selig die ganze Natur!
[40]
Und dies alles, o Sonn! entquoll deiner himmlischen Liebe.
Vater der Heilgen, vergib,
O vergib mir, daß ich auf mein Angesicht falle
Und anbete dein Werk! –
Aber nun schwebet sie fort im Zug der Purpurgewölke
Über der Könige Reich,
Über die unabsehbarn Wasser, über das Weltall:
Unter ihr werden zu Staub
Alle Thronen, Moder die himmelaufschimmernden Städte;
Ach! die Erde ist selbst
Grabeshügel geworden. Sie aber bleibt in der Höhe,
Lächelt der Mörderin Zeit
Und erfüllet ihr großes Geschäft, erleuchtet die Sphären.
O besuche noch lang,
Herrlichstes Fürbild der Edeln! mit mildem, freundlichem Blicke
Unsre Wohnung, bis einst
Vor dem Schelten des Ewigen sinken die Sterne
Und du selbsten erbleichst.
Laura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Laura am Klavier

Wenn dein Finger durch die Saiten meistert –
Laura, itzt zur Statue entgeistert,
Itzt entkörpert steh ich da.
Du gebietest über Tod und Leben,
Mächtig wie von tausend Nervgeweben
Seelen fordert Philadelphia; –
Ehrerbietig leiser rauschen
Dann die Lüfte, dir zu lauschen;
Hingeschmiedet zum Gesang,
Stehn im ewgen Wirbelgang,
Einzuziehn die Wonnefülle,
Lauschende Naturen stille,
Zauberin! mit Tönen, wie
Mich mit Blicken, zwingst du sie.
[41]
Seelenvolle Harmonien wimmeln,
Ein wollüstig Ungestüm,
Aus den Saiten, wie aus ihren Himmeln
Neugeborne Seraphim;
Wie, des Chaos Riesenarm entronnen,
Aufgejagt vom Schöpfungssturm die Sonnen
Funkend fuhren aus der Finsternus,
Strömt der goldne Saitenguß.
Lieblich itzt wie über bunten Kieseln
Silberhelle Fluten rieseln, –
Majestätisch prächtig nun
Wie des Donners Orgelton,
Stürmend von hinnen itzt, wie sich von Felsen
Rauschende, schäumende Gießbäche wälzen,
Holdes Gesäusel bald,
Schmeichlerisch linde,
Wie durch den Espenwald
Buhlende Winde,
Schwerer nun und melancholisch düster,
Wie durch toter Wüsten Schauernachtgeflüster,
Wo verlornes Heulen schweift,
Tränenwellen der Cocytus schleift.
Mädchen, sprich! Ich frage, gib mir Kunde:
Stehst mit höhern Geistern du im Bunde?
Ists die Sprache, lüg mir nicht,
Die man in Elysen spricht?
Von dem Auge weg der Schleier!
Starre Riegel von dem Ohr!
Mädchen! Ha! schon atm ich freier,
Läutert mich ätherisch Feuer?
Tragen Wirbel mich empor? – –
Neuer Geister Sonnensitze
Winken durch zerrißner Himmel Ritze –
[42]
Überm Grabe Morgenrot!
Weg, ihr Spötter, mit Insektenwitze!
Weg! Es ist ein Gott – – – –
Die Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Die Herrlichkeit der Schöpfung

Eine Phantasie


Vorüber war der Sturm, der Donner Rollen
Das hallende Gebirg hinein verschollen,
Geflohn die Dunkelheit;
In junger Schöne lächelten die Himmel wieder
Auf ihre Schwester, Gottes Erde, nieder
Voll Zärtlichkeit.
Es lagen lustig da die Auen und die Tale,
Aus Maigewölken von der Sonnen Strahle
Holdselig angelacht:
Die Ströme schimmerten, die Büsch und Wäldchen alle
Bewegten freudig sich im tauigen Kristalle,
In funkelndlichter Pracht.
Und sieh! da hebt von Berg zu Berg sich prächtig ausgespannt
Ein Regenbogen übers Land. –
In dieser Ansicht schwamm vom Brocken oben
Mein Auge trunken, als ich aufgehoben
Mich plötzlich fühlte... Heilig heilge Lüfte kamen,
Umwebten zärtlich mich, indessen über mir,
Stolztragend übers All den Ewigen daher,
Die innre Himmel majestätisch schwammen.
Und itzt trieb ein Wind
Fort die Wolken, mich auf ihrem Zuge,
Unter mir wichen im Fluge
Schimmernde Königesstädte zurück,
Schnell wie ein Blick
Länderbeschattende Berge zurück,
Und das schönste Gemisch von blühenden Feldern,
[43]
Goldenen Saaten und grünenden Wäldern,
Himmel und Erde im lachenden Glanz
Wiegten sich um mich im sanftesten Tanz.
Da schweb ich nun in den saphirnen Höhen
Bald überm unabsehlich weiten Meer;
Bald seh ich unter mir ein langes Klippenheer,
Itzt grausenvolle Felsenwüsten stehen,
Und dort den Frühling mir entgegenwehen;
Und hier die Lichteskönigin,
Auf rosichtgoldnen Wolken hingetragen,
Zu ihrer Himmelsruhe ziehn.
O welch Gesicht! Mein Lied! wie könntest du es sagen,
Was dieses Auge trank vom weltumwandelnden Wagen?
Der Schöpfung ganze Pracht, die Herrlichkeit,
Die in dem Einsamen der dunkeln Ewigkeit
Der Allerhöchste ausgedacht
Und sich zur Augenlust, und euch, o Menschen!
Zur Wohnung hat gemacht,
Lag vor mir da!... Und welche Melodien
Dringen herauf? welch unaussprechlicher Klang
Schlägt mein entzücktes Ohr?... Der große Lobgesang
Tönt auf der Laute der Natur!... In Harmonien
Wie einen süßen Tod verloren, preist
Den Herrn des Alls mein Geist!
Elegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Elegie auf den Tod eines Jünglings

Banges Stöhnen, wie vorm nahen Sturme,
Hallet her vom öden Trauerhaus,
Totentöne fallen von des Münsters Turme,
Einen Jüngling trägt man hier heraus:
Einen Jüngling – noch nicht reif zum Sarge,
In des Lebens Mai gepflückt,
Pochend mit der Jugend Nervenmarke,
[44]
Mit der Flamme, die im Auge zückt;
Einen Sohn, die Wonne seiner Mutter
(O das lehrt ihr jammernd Ach),
Meinen Busenfreund, ach! meinen Bruder –
Auf! was Mensch heißt, folge nach!
Prahlt ihr Fichten, die ihr hoch veraltet
Stürmen stehet und den Donner neckt?
Und ihr Berge, die ihr Himmel haltet,
Und ihr Himmel, die ihr Sonnen hegt?
Prahlt der Greis noch, der auf stolzen Werken
Wie auf Wogen zur Vollendung steigt?
Prahlt der Held noch, der auf aufgewälzten Tatenbergen
In des Nachruhms Sonnentempel fleugt?
Wenn der Wurm schon naget in den Blüten:
Wer ist Tor, zu wähnen, daß er nie verdirbt?
Wer dort oben hofft noch und hienieden
Auszudauren – wenn der Jüngling stirbt?
Lieblich hüpften, voll der Jugendfreude,
Seine Tage hin im Rosenkleide,
Und die Welt, die Welt war ihm so süß –
Und so freundlich, so bezaubernd winkte
Ihm die Zukunft, und so golden blinkte
Ihm des Lebens Paradies;
Noch, als schon das Mutterauge tränte,
Unter ihm das Totenreich schon gähnte,
Über ihm der Parzen Faden riß,
Erd und Himmel seinem Blick entsanken,
Floh er ängstlich vor dem Grabgedanken –
Ach, die Welt ist Sterbenden so süß.
Stumm und taub ists in dem engen Hause,
Tief der Schlummer der Begrabenen;
Bruder! ach, in ewig tiefer Pause
Feiern alle deine Hoffnungen;
[45]
Oft erwärmt die Sonne deinen Hügel,
Ihre Glut empfindest du nicht mehr;
Seine Blumen wiegt des Westwinds Flügel,
Sein Gelispel hörest du nicht mehr;
Liebe wird dein Auge nie vergolden,
Nie umhalsen deine Braut wirst du,
Nie, wenn unsre Tränen stromweis rollten, –
Ewig, ewig sinkt dein Auge zu.
Aber wohl dir! – köstlich ist dein Schlummer,
Ruhig schläft sichs in dem engen Haus;
Mit der Freude stirbt hier auch der Kummer,
Röcheln auch der Menschen Qualen aus.
Über dir mag die Verleumdung geifern,
Die Verführung ihre Gifte spein,
Über dich der Pharisäer eifern,
Fromme Mordsucht dich der Hölle weihn,
Gauner durch Apostelmasken schielen,
Und die Bastardtochter der Gerechtigkeit
Wie mit Würfeln so mit Menschen spielen,
Und so fort bis hin zur Ewigkeit.
Über dir mag auch Fortuna gaukeln,
Blind herum nach ihren Buhlen spähn,
Menschen bald auf schwanken Thronen schaukeln,
Bald herum in wüsten Pfützen drehn –
Wohl dir, wohl in deiner schmalen Zelle;
Diesem komischtragischen Gewühl,
Dieser ungestümen Glückeswelle,
Diesem possenhaften Lottospiel,
Diesem faulen fleißigen Gewimmel,
Dieser arbeitsvollen Ruh,
Bruder! – diesem teufelvollen Himmel
Schloß dein Auge sich auf ewig zu.
Fahr dann wohl, du Trauter unsrer Seele,
Eingewiegt von unsern Segnungen,
[46]
Schlummre ruhig in der Grabeshöhle,
Schlummre ruhig bis auf Wiedersehn!
Bis auf diesen leichenvollen Hügeln
Die allmächtige Posaune klingt
Und nach aufgerißnen Todesriegeln
Gottes Sturmwind diese Leichen in Bewegung schwingt –
Bis, befruchtet von Jehovas Hauche,
Gräber kreißen – auf sein mächtig Dräun
In zerschmelzender Planeten Rauche
Ihren Raub die Grüfte wiederkäun –
Nicht in Welten, wie die Weisen träumen,
Auch nicht in des Pöbels Paradies,
Nicht in Himmeln, wie die Dichter reimen, –
Aber wir ereilen dich gewiß.
Daß es wahr sei, was den Pilger freute?
Daß noch jenseits ein Gedanke sei?
Daß die Tugend übers Grab geleite?
Daß es mehr denn eitle Phantasei? – –
Schon enthüllt sind dir die Rätsel alle!
Wahrheit schlirft dein hochentzückter Geist,
Wahrheit, die in tausendfachem Strahle
Von des großen Vaters Kelche fleußt. –
Zieht dann hin, ihr schwarzen stummen Träger!
Tischt auch den dem großen Würger auf!
Höret auf, geheulergoßne Kläger!
Türmet auf ihm Staub auf Staub zuhauf!
Wo der Mensch, der Gottes Ratschluß prüfte?
Wo das Aug, den Abgrund durchzuschaun?
Heilig! Heilig! Heilig! bist du, Gott der Grüfte,
Wir verehren dich mit Graun!
Erde mag zurück in Erde stäuben,
Fliegt der Geist doch aus dem morschen Haus!
Seine Asche mag der Sturmwind treiben,
Seine Liebe dauert ewig aus!
RousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

[47] Rousseau

Monument von unsrer Zeiten Schande!
Ewge Schandschrift deiner Mutterlande!
Rousseaus Grab, gegrüßet seist du mir.
Fried und Ruh den Trümmern deines Lebens!
Fried und Ruhe suchtest du vergebens,
Fried und Ruhe fandst du hier.
Kaum ein Grabmal ist ihm überblieben,
Den von Reich zu Reich der Neid getrieben,
Frommer Eifer umgestrudelt hat.
Ha! Um den einst Ströme Bluts zerfließen,
Wems gebühr, ihn prahlend Sohn zu grüßen,
Fand im Leben keine Vaterstadt.
Und wer sind sie, die den Weisen richten?
Geisterschlacken, die zur Tiefe flüchten
Vor dem Silberblicke des Genies;
Abgesplittert von dem Schöpfungswerke
Gegen Riesen Rousseau kindsche Zwerge,
Denen nie Prometheus Feuer blies.
Brücken vom Instinkte zum Gedanken,
Angeflicket an der Menschheit Schranken.
Wo schon gröbre Lüfte wehn.
In die Kluft der Wesen eingekeilet,
Wo der Affe aus dem Tierreich geilet,
Und die Menschheit anhebt abzustehn.
Neu und einzig – eine Irresonne
Standest du am Ufer der Garonne
Meteorisch für Franzosenhirn.
Schwelgerei und Hunger brüten Seuchen,
Tollheit rast mavortisch in den Reichen –
Wer ist schuld – das arme Irrgestirn.
[48]
Deine Parze – hat sie gar geträumet?
Hat in Fieberhitze sie gereimet
Die dich an der Seine Strand gesäugt?
Ha! schon seh ich unsre Enkel staunen,
Wann beim Klang belebender Posaunen
Aus Franzosengräbern – Rousseau steigt!
Wann wird doch die alte Wunde narben?
Einst wars finster – und die Weisen starben,
Nun ists lichter – und der Weise stirbt.
Sokrates ging unter durch Sophisten,
Rousseau leidet – Rousseau fällt durch Christen,
Rousseau – der aus Christen Menschen wirbt.
Ha! mit Jubel, die sich feurig gießen,
Sei, Religion, von mir gepriesen,
Himmelstochter, sei geküßt!
Welten werden durch dich zu Geschwistern,
Und der Liebe sanfte Odem flistern
Um die Fluren, die dein Flug begrüßt.
Aber wehe – Basiliskenpfeile
Deine Blicke – Krokodilgeheule
Deiner Stimme sanfte Melodien,
Menschen bluten unter deinem Zahne,
Wenn verderbengeifernde Imane
Zur Erennys dich verziehn.
Ja! im acht und zehnten Jubeljahre,
Seit das Weib den Himmelsohn gebare
(Chroniker, vergeßt es nie),
Hier erfanden schlauere Perille
Ein noch musikalischer Gebrülle,
Als dort aus dem ehrnen Ochsen schrie.
Mag es, Rousseau! mag das Ungeheuer
Vorurteil ein türmendes Gemäuer
[49]
Gegen kühne Reformanten stehn,
Nacht und Dummheit boshaft sich versammeln,
Deinem Licht die Pfade zu verrammeln,
Himmelstürmend dir entgegen gehn.
Mag die hundertrachigte Hyäne
Eigennutz die gelben Zackenzähne
Hungerglühend in die Armut haun,
Erzumpanzert gegen Waisenträne,
Turmumrammelt gegen Jammertöne,
Goldne Schlösser auf Ruinen baun.
Geh, du Opfer dieses Trillingsdrachen,
Hüpfe freudig in den Todesnachen,
Großer Dulder! frank und frei.
Geh, erzähl dort in der Geister Kreise,
Diesen Traum vom Krieg der Frösch und Mäuse,
Dieses Lebens Jahrmarktsdudelei.
Nicht für diese Welt warst du – zu bieder
Warst du ihr, zu hoch – vielleicht zu nieder –
Rousseau, doch du warst ein Christ.
Mag der Wahnwitz diese Erde gängeln!
Geh du heim zu deinen Brüdern Engeln,
Denen du entlaufen bist.
Die seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Die seligen Augenblicke

An Laura


Laura, über diese Welt zu flüchten,
Wähn ich – mich in Himmelmaienglanz zu lichten,
Wenn dein Blick in meine Blicke flimmt,
Ätherlüfte träum ich einzusaugen,
Wenn mein Bild in deiner sanften Augen
Himmelblauem Spiegel schwimmt; –
[50]
Leierklang aus Paradieses Fernen,
Harfenschwung aus angenehmern Sternen
Ras ich, in mein trunken Ohr zu ziehn,
Meine Muse fühlt die Schäferstunde,
Wenn von deinem wollustheißem Munde
Silbertöne ungern fliehn; –
Amoretten seh ich Flügel schwingen,
Hinter dir die trunknen Fichten springen
Wie von Orpheus' Saitenruf belebt,
Rascher rollen um mich her die Pole,
Wenn im Wirbeltanze deine Sohle
Flüchtig wie die Welle schwebt; –
Deine Blicke – wenn sie Liebe lächeln,
Könnten Leben durch den Marmor fächeln,
Felsenadern Pulse leihn,
Träume werden um mich her zu Wesen,
Kann ich nur in deinen Augen lesen:
Laura, Laura mein! –
Wenn dann, wie gehoben aus den Achsen
Zwei Gestirn, in Körper Körper wachsen,
Mund an Mund gewurzelt brennt,
Wollustfunken aus den Augen regnen,
Seelen wie entbunden sich begegnen
In des Atems Flammenwind, – – –
Qualentzücken – – Paradiesesschmerzen! – –
Wilder flutet zum beklommnen Herzen,
Wie Gewappnete zur Schlacht, das Blut,
Die Natur, der Endlichkeit vergessen,
Wagts, mit höhern Wesen sich zu messen,
Schwindelt ob der acherontschen Flut.
Eine Pause drohet hier den Sinnen,
Schwarzes Dunkel jagt den Tag von hinnen,
Nacht verschlingt den Quell des Lichts –
[51]
Leises.. Murmeln... dumpfer.. hin.. verloren..
Stirbt... allmählich.. in den trunknen... Ohren...
Und die Welt ist.... Nichts....
Ach, vielleicht verpraßte tausend Monde,
Laura, die Elysiumssekunde,
All begraben in dem schmalen Raum;
Weggewirbelt von der Todeswonne,
Landen wir an einer andern Sonne,
Laura! und es war ein Traum.
O daß doch der Flügel Chronos' harrte,
Hingebannt ob dieser Gruppe starrte
Wie ein Marmorbild – – die Zeit!
Aber ach! ins Meer des Todes jagen
Wellen Wellen – Über dieser Wonne schlagen
Schon die Strudel der Vergessenheit.
SpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Spinoza

Hier liegt ein Eichbaum umgerissen,
Sein Wipfel tät die Wolken küssen,
Er liegt am Grund – warum?
Die Bauren hatten, hör ich reden,
Sein schönes Holz zum Baun vonnöten
Und rissen ihn deswegen um.
Die KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Die Kindsmörderin

Horch – die Glocken weinen dumpf zusammen,
Und der Zeiger hat vollbracht den Lauf.
Nun, so seis denn! – Nun, in Gottes Namen!
Grabgefährten, brecht zum Richtplatz auf!
Nimm, o Welt, die letzten Abschiedsküsse,
Diese Tränen nimm, o Welt, noch hin!
Deine Gifte – o sie schmeckten süße!
Wir sind quitt, du Herzvergifterin.
[52]
Fahret wohl, ihr Freuden dieser Sonne,
Gegen schwarzen Moder umgetauscht!
Fahre wohl, du Rosenzeit voll Wonne,
Die so oft das Mädchen lustberauscht!
Fahret wohl, ihr goldgewebten Träume,
Paradieseskinder-Phantasien!
Weh! sie starben schon im Morgenkeime,
Ewig nimmer an das Licht zu blühn.
Schön geschmückt mit rosenroten Schleifen
Deckte mich der Unschuld Schwanenkleid,
In der blonden Locken loses Schweifen
Waren junge Rosen eingestreut: –
Wehe! – die Geopferte der Hölle
Schmückt noch itzt das weißlichte Gewand,
Aber ach! – der Rosenschleifen Stelle
Nahm ein schwarzes Totenband.
Weinet um mich, die ihr nie gefallen,
Denen noch der Unschuld Lilien blühn,
Denen zu dem weichen Busenwallen
Heldenstärke die Natur verliehn!
Wehe! – menschlich hat dies Herz empfunden! –
Und Empfindung soll mein Richtschwert sein! –
Weh! vom Arm des falschen Manns umwunden,
Schlief Louisens Tugend ein.
Ach vielleicht umflattert eine andre,
Mein vergessen, dieses Schlangenherz,
Überfließt, wenn ich zum Grabe wandre,
An dem Putztisch in verliebten Scherz?
Spielt vielleicht mit seines Mädchens Locke?
Schlingt den Kuß, den sie entgegenbringt?
Wenn, verspritzt auf diesem Todesblocke,
Hoch mein Blut vom Rumpfe springt.
Joseph! Joseph! auf entfernte Meilen
Folge dir Louisens Totenchor,
[53]
Und des Glockenturmes dumpfes Heulen
Schlage schröcklichmahnend an dein Ohr –
Wenn von eines Mädchens weichem Munde
Dir der Liebe sanft Gelispel quillt,
Bohr es plötzlich eine Höllenwunde
In der Wollust Rosenbild!
Ha Verräter! nicht Louisens Schmerzen?
Nicht des Weibes Schande, harter Mann?
Nicht das Knäblein unter meinem Herzen?
Nicht was Löw und Tiger milden kann?
Seine Segel fliegen stolz vom Lande,
Meine Augen zittern dunkel nach,
Um die Mädchen an der Seine Strande
Winselt er sein falsches Ach! – –
Und das Kindlein – in der Mutter Schoße
Lag es da in süßer, goldner Ruh,
In dem Reiz der jungen Morgenrose
Lachte mir der holde Kleine zu,
Tödlichlieblich sprang aus allen Zügen
Des geliebten Schelmen Konterfei;
Den beklommnen Mutterbusen wiegen
Liebe und – Verräterei.
»Weib, wo ist mein Vater?« lallte
Seiner Unschuld stumme Donnersprach,
»Weib, wo ist dein Gatte?« hallte
Jeder Winkel meines Herzens nach –
Weh, umsonst wirst, Waise, du ihn suchen,
Der vielleicht schon andre Kinder herzt,
Wirst der Stunde unsrer Wollust fluchen,
Wenn dich einst der Name Bastard schwärzt.
Deine Mutter – o im Busen Hölle! –
Einsam sitzt sie in dem All der Welt,
Durstet ewig an der Freudenquelle,
Die dein Anblick fürchterlich vergällt.
[54]
Ach, in jedem Laut von dir erwachet
Toter Wonne Qualerinnerung,
Jeder deiner holden Blicke fachet
Die unsterbliche Verzweifelung.
Hölle, Hölle, wo ich dich vermisse,
Hölle, wo mein Auge dich erblickt,
Eumenidenruten deine Küsse,
Die von seinen Lippen mich entzückt!
Seine Eide donnern aus dem Grabe wieder,
Ewig, ewig würgt sein Meineid fort,
Ewig – hier umstrickte mich die Hyder –
Und vollendet war der Mord –
Joseph! Joseph! auf entfernte Meilen
Jage dir der grimme Schatten nach,
Mög mit kalten Armen dich ereilen,
Donnre dich aus Wonneträumen wach,
Im Geflimmer sanfter Sterne zucke
Dir des Kindes grasser Sterbeblick,
Es begegne dir im blutgen Schmucke,
Geißle dich vom Paradies zurück.
Seht, da lag es – lag im warmen Blute,
Das noch kurz im Mutterherzen sprang,
Hingemetzelt mit Erinnysmute,
Wie ein Veilchen unter Sensenklang; – –
Schröcklich pocht schon des Gerichtes Bote,
Schröcklicher mein Herz!
Freudig eilt' ich, in dem kalten Tode
Auszulöschen meinen Flammenschmerz.
Joseph! Gott im Himmel kann verzeihen,
Dir verzeiht die Sünderin.
Meinen Groll will ich der Erde weihen,
Schlage, Flamme, durch den Holzstoß hin –
Glücklich! Glücklich! Seine Briefe lodern,
Seine Eide frißt ein siegend Feur,
[55]
Seine Küsse! – wie sie hochan flodern! –
Was auf Erden war mir einst so teur?
Trauet nicht den Rosen eurer Jugend,
Trauet, Schwestern, Männerschwüren nie!
Schönheit war die Falle meiner Tugend,
Auf der Richtstatt hier verfluch ich sie! –
Zähren? Zähren in des Würgers Blicken?
Schnell die Binde um mein Angesicht!
Henker, kannst du keine Lilie knicken?
Bleicher Henker, zittre nicht! – – –
In einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

In einer Bataille

Von einem Offizier


Schwer und dumpfig,
Eine Wetterwolke,
Durch die grüne Ebne schwankt der Marsch.
Zum wilden eisernen Würfelspiel
Streckt sich unabsehlich das Gefilde.
Blicke kriechen niederwärts,
An die Rippen pocht das Männerherz,
Vorüber an hohlen Totengesichtern
Niederjagt die Front der Major:
»Halt!«
Und Regimenter fesselt das starre Kommando.
Lautlos steht die Front.
Prächtig im glühenden Morgenrot
Was blitzt dorther vom Gebürge?
Seht ihr des Feindes Fahnen wehn?
Wir sehn des Feindes Fahnen wehn,
Gott mit euch, Weib und Kinder!
Lustig! hört ihr den Gesang?
Trommelwirbel, Pfeifenklang
Schmettert durch die Glieder –
[56]
Wie braust es fort im schönen wilden Takt!
Und braust durch Mark und Bein.
Gott befohlen, Brüder!
In einer andern Welt wieder!
Schon fleugt es fort wie Wetterleucht,
Dumpf brüllt der Donner schon dort.
Die Wimper zuckt, hier kracht er laut,
Die Losung braust von Heer zu Heer,
Laß brausen in Gottes Namen fort,
Freier schon atmet die Brust.
Der Tod ist los – schon wogt sich der Kampf;
Eisern im wolkigten Pulverdampf,
Eisern fallen die Würfel.
Nah umarmen die Heere sich.
Fertig! heults von P'loton zu P'loton;
Auf die Knie geworfen
Feurn die vordern, viele stehen nicht mehr auf,
Lücken reißt die streifende Kartätsche,
Auf Vormanns Rumpfe springt der Hintermann,
Verwüstung rechts und links und um und um,
Bataillone niederwälzt der Tod.
Die Sonne löscht aus – heiß brennt die Schlacht,
Schwarz brütet auf dem Heer die Nacht.
Gott befohlen, Brüder!
In einer andern Welt wieder!
Hoch spritzt an den Nacken das Blut,
Lebende wechseln mit Toten, der Fuß
Strauchelt über den Leichnamen –
»Und auch du, Franz?« – »Grüße mein Lottchen, Freund!«
Wilder immer wütet der Streit.
»Grüßen will ich« – Gott! Kameraden! seht,
Hinter uns wie die Kartätsche springt! –
[57]
»Grüßen will ich dein Lottchen, Freund!
Schlummre sanft! wo die Kanone sich
Heischer speit, stürz ich Verlaßner hinein.«
Hieher, dorthin schwankt die Schlacht,
Finstrer brütet auf dem Heer die Nacht –
Gott befohlen, Brüder!
In einer andern Welt wieder!
Horch! was strampft im Galopp vorbei?
Die Adjutanten fliegen:
Dragoner rasseln in den Feind,
Und seine Donner ruhen.
Viktoria, Brüder!
Schrecken reißt die feigen Glieder!
Und seine Fahne sinkt.
Entschieden ist die scharfe Schlacht,
Der Tag blickt siegend durch die Nacht!
Horch! Trommelwirbel, Pfeifenklang
Stimmen schon Triumphgesang!
Lebt wohl, ihr gebliebenen Brüder!
In einer andern Welt wieder!
An die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

An die Parzen

Nicht ins Gewühl der rauschenden Redouten
Wo Stutzerwitz sich wunderherrlich spreißt
Und leichter als das Netz der fliegenden Bajouten
Die Tugend junger Schönen reißt; –
Nicht vor die schmeichlerische Toilette,
Wovor die Eitelkeit, als ihrem Götzen, kniet,
Und oft in wärmere Gebete
Als zu dem Himmel selbst entglüht;
[58]
Nicht hinter der Gardinen listgen Schleier,
Wo heuchlerische Nacht das Aug der Welt betrügt
Und Herzen, kalt im Sonnenfeuer,
In glühende Begierden wiegt,
Wo wir die Weisheit schamrot überraschen,
Die kühnlich Phöbus' Strahlen trinkt,
Wo Männer gleich den Knaben diebisch naschen,
Und Plato von den Sphären sinkt –
Zu dir – zu dir, du einsames Geschwister,
Euch Töchtern des Geschickes, flieht
Bei meiner Laute leiserem Geflister
Schwermütig süß mein Minnelied.
Ihr einzigen, für die noch kein Sonett gegirret,
Um deren Geld kein Wucherer noch warb,
Kein Stutzer noch Klag-Arien geschwirret,
Kein Schäfer noch arkadisch starb.
Die ihr den Nervenfaden unsers Lebens
Durch weiche Finger sorgsam treibt,
Bis unterm Klang der Schere sich vergebens
Die zarte Spinnewebe sträubt.
Daß du auch mir den Lebensfaden spinntest,
Küß ich, o Klotho, deine Hand; –
Daß du noch nicht den jungen Faden trenntest,
Nimm, Lachesis, dies Blumenband.
Oft hast du Dornen an den Faden,
Noch öfter Rosen drangereiht,
Für Dorn' und Rosen an dem Faden
Sei, Klotho, dir dies Lied geweiht.
Oft haben stürmende Affekte
Den weichen Zwirn herumgezerrt,
Oft riesenmäßige Projekte
Des Fadens freien Schwung gesperrt;
[59]
Oft in wollüstig süßer Stunde
War mir der Faden fast zu fein,
Noch öfter an der Schwermut Schauerschlunde
Mußt er zu fest gesponnen sein:
Dies, Klotho, und noch andre Lügen
Bitt ich dir itzt mit Tränen ab,
Nun soll mir auch fortan genügen,
Was mir die weise Klotho gab.
Nur laß an Rosen nie die Schere klirren,
An Dornen nur – doch wie du willst.
Laß, wenn du willst, die Totenschere klirren,
Wenn du dies eine nur erfüllst:
Wenn, Göttin, itzt an Laurens Mund beschworen
Mein Geist aus seiner Hülse springt,
Verraten, ob des Totenreiches Toren
Mein junges Leben schwindelnd hängt,
Laß ins Unendliche den Faden wallen,
Er wallet durch ein Paradies,
Dann, Göttin, laß die böse Schere fallen!
O laß sie fallen, Lachesis!
Der Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Der Triumph der Liebe

Eine Hymne


Selig durch die Liebe
Götter – durch die Liebe
Menschen Göttern gleich!
Liebe macht den Himmel
Himmlischer – die Erde
Zu dem Himmelreich.
Einstens hinter Pyrrhas Rücken,
Stimmen Dichter ein,
[60]
Sprang die Welt aus Felsenstücken,
Menschen aus dem Stein.
Stein und Felsen ihre Herzen,
Ihre Seelen Nacht,
Von des Himmels Flammenkerzen
Nie in Glut gefacht.
Noch mit sanften Rosenketten
Banden junge Amoretten
Ihre Seelen nie –
Noch mit Liedern ihren Busen
Huben nicht die weichen Musen,
Nie mit Saitenharmonie.
Ach! noch wanden keine Kränze
Liebende sich um!
Traurig flüchteten die Lenze
Nach Elysium.
Ungegrüßet stieg Aurora
Aus dem Schoß Oceanus',
Ungeküsset sank die Sonne
In die Arme Hesperus'.
Wild umirrten sie die Haine,
Unter Lunas Nebelscheine,
Trugen eisern Joch.
Sehnend an der Sternenbühne
Suchte die geheime Träne
Keine Götter noch.
Und sieh! der blauen Flut entquillt
Die Himmelstochter sanft und mild,
Getragen von Najaden
Zu trunkenen Gestaden.
[61]
Ein jugendlicher Maienschwung
Durchwebt wie Morgendämmerung
Auf das allmächtge Werde
Luft, Himmel, Meer und Erde.
Schon schmilzt der wütende Orkan
(Einst züchtigt' er den Ozean
Mit rasselndem Gegeißel)
In lispelndes Gesäusel.
Des holden Tages Auge lacht
In düstrer Wälder Winternacht,
Balsamische Narzissen
Blühn unter ihren Füßen.
Schon flötete die Nachtigall
Den ersten Sang der Liebe,
Schon murmelte der Quellen Fall
In weiche Busen Liebe.
Glückseliger Pygmalion!
Es schmilzt! es glüht dein Marmor schon!
Gott Amor Überwinder!
Glückseliger Deukalion,
Wie hüpfen deine Felsen schon!
Und äugeln schon gelinder!
Glückseliger Deukalion,
Umarme deine Kinder!
Selig durch die Liebe
Götter – durch die Liebe
Menschen Göttern gleich.
Liebe macht den Himmel
Himmlischer – die Erde
Zu dem Himmelreich.
[62]
Unter goldnem Nektarschaum
Ein wollüstger Morgentraum,
Ewig Lustgelage,
Fliehn der Götter Tage.
Prächtig spricht Kronions Donnerhorn,
Der Olympus schwankt erschrocken,
Wallen zürnend seine Locken –
Sphärenwirbeln gibt sein Atem Sporn,
Göttern läßt er seine Throne,
Niedert sich zum Erdensohne,
Seufzt arkadisch durch den Hain,
Zahme Donner untern Füßen,
Schläft, gewiegt von Ledas Küssen,
Schläft der Riesentöter ein.
Majestätsche Sonnenrosse
Durch des Lichtes weiten Raum
Leitet Phöbus' goldner Zaum,
Völker stürzt sein rasselndes Geschosse;
Seine weißen Sonnenrosse,
Seine rasselnden Geschosse
Unter Lieb und Harmonie
Ha! wie gern vergaß er sie!
Zitternd vor der Götterfürstin
Krümmen sich die Götter, dürsten
Nach der Gnade goldnem Tau.
Sonnenglanz ist ihre Schminke,
Myriaden jagen ihrem Winke,
Stolz vor ihrem Wagen prahlt der Pfau.
Schöne Fürstin! ach die Liebe
Zittert mit dem süßen Triebe,
Deiner Majestät zu nahn.
Seht ihr Kronos' Tochter weinen?
[63]
Geister kann ihr Wink verneinen,
Herzen weißt sie nicht zu fahn.
Selig durch die Liebe
Götter – durch die Liebe
Menschen Göttern gleich.
Liebe macht den Himmel
Himmlischer – die Erde
Zu dem Himmelreich.
Liebe sonnt das Reich der Nacht,
Amors süßer Zaubermacht
Ist der Orkus untertänig:
Freundlich schmollt der schwarze König,
Wenn ihm Ceres' Tochter lacht;
Liebe sonnt das Reich der Nacht.
Himmlich in die Hölle klangen
Und den wilden Beller zwangen
Deine Lieder, Thrazier –
Minos, Tränen im Gesichte,
Mildete die Qualgerichte,
Zärtlich um Megärens Wangen
Küßten sich die wilden Schlangen,
Keine Geißel klatschte mehr;
Aufgejagt von Orpheus' Leier
Flog von Tityon der Geier;
Leiser hin am Ufer rauschten
Lethe und Cocytus, lauschten
Deinen Liedern, Thrazier,
Liebe sangst du, Thrazier.
[64]
Selig durch die Liebe
Götter – durch die Liebe
Menschen Göttern gleich.
Liebe macht den Himmel
Himmlischer – die Erde
Zu dem Himmelreich.
Durch die ewige Natur
Düftet ihre Blumenspur,
Weht ihr goldner Flügel.
Winkte mir vom Mondenlicht
Aphroditens Auge nicht,
Nicht vom Sonnenhügel?
Lächelte vom Sternenmeer
Nicht die Göttin zu mir her,
Wehte nicht ihr Flügel
In des Frühlings Balsamhauch,
Liebe nicht im Rosenstrauch,
Nicht im Kuß der Weste –
Stern und Sonn und Mondenlicht,
Frühling, Rosen, Weste nicht
Lüden mich zum Feste.
Liebe, Liebe lächelt nur
Aus dem Auge der Natur
Wie aus ihrem Spiegel!
Liebe rauscht der Silberbach,
Liebe lehrt ihn sanfter wallen;
Seele haucht sie in das Ach
Klagenreicher Nachtigallen,
Unnachahmliches Gefühl
In der Saiten Wonnespiel,
Wenn sie Laura! hallen.
Liebe, Liebe lispelt nur
Auf der Laute der Natur.
[65]
Weisheit mit dem Sonnenblick,
Große Göttin, tritt zurück,
Weiche vor der Liebe.
Nie Erobrern, Fürsten nie
Beugtest du ein Sklavenknie,
Beug es itzt der Liebe.
Wer die steile Sternenbahn
Ging dir heldenkühn voran
Zu der Gottheit Sitze?
Wer zerriß das Heiligtum,
Zeigte dir Elysium
Durch des Grabes Ritze?
Lockte sie uns nicht hinein,
Möchten wir unsterblich sein?
Suchten auch die Geister
Ohne sie den Meister?
Liebe, Liebe leitet nur
Zu dem Vater der Natur,
Liebe nur die Geister.
Selig durch die Liebe
Götter – durch die Liebe
Menschen Göttern gleich.
Liebe macht den Himmel
Himmlischer – die Erde
Zu dem Himmelreich.
Klopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Klopstock und Wieland

als ihre Silhouette nebeneinander hingen


Gewiß! bin ich nur überm Strome drüben,
Gewiß will ich den Mann zur Rechten lieben,
Dann erst schrieb dieser Mann für mich.
Für Menschen hat der linke Mann geschrieben,
Ihn darf auch unsereiner lieben –
Komm, linker Mann! Ich küsse dich.
GesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

[66] Gespräch

A.

Hört, Nachbar, muß Euch närrisch fragen,
Herr Doktor Sänftel, hör ich sagen,
Ist Euch noch frisch und ganz,
Wenn zu Paris gar herben Tanz
Herr Onkle tat am Pferdeschwanz,
Und hat doch 'n Kurfürsten totg'schlagen?
B.

Drum seid auch nicht so bretterdumm,
Das macht, er hat Euch 'n Diplom,
Das tät jener nicht haben.
A.

Ei! 'n Diplom!
Kauft sich das auch in Schwaben?
VergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Vergleichung

Frau Ramlerin befiehlt, ich soll sie wem vergleichen,
Ich sinne nach und weiß nicht, wem und wie.
Nichts unterm Mond will mir ein Bildnis reichen,
Wohl! mit dem Mond vergleich ich sie.
Der Mond schminkt sich und stiehlt der Sonne Strahlen,
Tut auf gestohlen Brot sich wunderviel zugut.
Auch sie gewohnt ihr Nachtgesicht zu malen
Und kokettiert mit einer Büchse Blut.
Der Mond – und das mag ihm Herodes danken! –
Verspart sein Bestes auf die liebe Nacht.
Frau Ramlerin verzehrt bei Tag die Franken,
Die sie zu Nachtzeit eingebracht.
Der Mond schwillt an und wird dann wieder mager,
Wenn eben halt ein Monat über ist;
Auch dieses hat Frau Ramlerin vom Schwager,
Doch, sagt man, braucht sie längre Frist!
[67]
Der Mond prunkiert auf sein Paar Silberhörner,
Und dieses macht er schlecht,
Sie sieht sie an Herrn Ramler gerner,
Und darin hat sie recht.
Die Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Die Rache der Musen

Eine Anekdote von Helikon


Weinend kamen einst die Neune
Zu dem Liedergott.
»Hör, Papachen«, rief die Kleine,
»Wie man uns bedroht!
Junge Dintenlecker schwärmen
Um den Helikon,
Raufen sich, hantieren, lärmen
Bis zu deinem Thron.
Galoppieren auf dem Springer,
Reiten ihn zur Tränk,
Nennen sich gar hohe Sänger,
Barden einge, denk!
Wollen uns – wie garstig! – nöten,
Ei! die Grobian!
Was ich, ohne Schamerröten,
Nicht erzählen kann;
Einer brüllt heraus vor allen,
Schreit: Ich führ das Heer!
Schlägt mit beiden Fäust und Ballen
Um sich wie ein Bär.
Pfeift wohl gar – wie ungeschliffen! –
Andre Schläfer wach.
Zweimal hat er schon gepfiffen,
Doch kommt keiner nach.
[68]
Droht, er komm noch öfter wieder;
Da sei Zeus dafür!
Vater, liebst du Sang und Lieder,
Weis ihm doch die Tür!«
Vater Phöbus hört mit Lachen
Ihren Klagbericht:
»Wollens kurz mit ihnen machen,
Kinder, zittert nicht!
Eine muß ins höllsche Feuer,
Geh, Melpomene!
Leihe Kleider, Noten, Leier
Einer Furie.
Sie begegn' in dem Gewande,
Als wär sie verirrt,
Einem dieser Jaunerbande,
Wenn es dunkel wird.
Mögen dann in finstern Küssen
An dem artgen Kind
Ihre wilden Lüste büßen,
Wie sie würdig sind.«
Red' und Tat! – Die Höllengöttin
War schon aufgeschmückt;
Man erzählt, die Herren hätten
Kaum den Raub erblickt,
Wären, wie die Geir auf Tauben,
Losgestürzt auf sie –
Etwas will ich daran glauben,
Alles glaub ich nie.
Waren hübsche Jungens drunter,
Wie gerieten sie,
[69]
Dieses, Brüder, nimmt mich wunder,
In die Kompanie?
Die Göttin abortiert hernach:
Kam raus ein neuer – Almanach.
Das Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Das Glück und die Weisheit

Entzweit mit einem Favoriten,
Flog einst Fortun' der Weisheit zu.
»Ich will dir meine Schätze bieten,
Sei meine Freundin du!
Mein Füllhorn goß ich dem Verschwender
In seinen Schoß, so mütterlich!
Und sieh! Er fodert drum nicht minder
Und nennt noch geizig mich.
Komm, Schwester, laß uns Freundschaft schließen,
Du keuchst so schwer an deinem Pflug.
In deinen Schoß will ich sie gießen,
Auf, folge mir! – Du hast genug.«
Die Weisheit läßt die Schaufel sinken
Und wischt den Schweiß vom Angesicht.
»Dort eilt dein Freund – sich zu erhenken,
Versöhnet euch – ich brauch dich nicht.«
An einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

An einen Moralisten

Fragment


Betagter Renegat der lächelnden Dione!
Du lehrst, daß Lieben Tändeln sei,
Blickst von des Alters Winterwolkenthrone
Und schmälest auf den goldnen Mai.
[70]
Erkennt Natur auch Schreibepultgesetze?
Für eine warme Welt – taugt ein erfrorner Sinn?
Die Armut ist, nach dem Aesop, der Schätze
Verdächtige Verächterin.
Einst, als du noch das Nymphenvolk bekriegtest,
Ein Fürst des Karnevals den teutschen Wirbel flogst,
Ein Himmelreich in beiden Armen wiegtest,
Und Nektarduft von Mädchenlippen zogst?
Ha Seladon! wenn damals aus den Achsen
Gewichen wär so Erd- als Sonnenball,
In Wirbelschwung mit Julien verwachsen,
Du hättest überhört den Fall,
Und wenn nach manchen fehlgesprengten Minen
Ihr eignes Blut, von wilder Lust geglüht,
Die stolze Tugend deiner Schönen
Zuletzt an deine Brust verriet?
Wie? oder wenn romantisch im Gehölze
Ein leiser Laut zu deinen Ohren drang,
Und in der Wellen silbernem Gewälze
Ein Mädchen Sammetglieder schwang?
Wie schlug dein Herz! wie stürmete! wie kochte
Aufrührerisch das scharfgejagte Blut!
Zuckt jede Senn – und jeder Muskel pochte
Wollüstig in die Flut!
Wenn dann gewahr des Diebs, der sie belauschte,
Purpurisch angehaucht von jüngferlicher Scham,
Ins blaue Bett die Schöne niederrauschte,
Und hintennach mein strenger Zeno – schwamm,
Ja hintennach – und seis auch nur zu baden!
Mit Rock und Kamisol und Strumpf –
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
[71]
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Leis flöteten die lüsternen Najaden
Der Grazien Triumph!
O denk zurück nach deinen Rosentagen
Und lerne, die Philosophie
Schlägt um, wie unsre Pulse anders schlagen,
Zu Göttern schaffst du Menschen nie.
Wohl! wenn ins Eis des klügelnden Verstandes
Das warme Blut ein bißchen muntrer springt!
Laß den Bewohnern eines bessern Landes,
Was ewig nie dem Erdensohn gelingt.
Zwingt doch der tierische Gefährte
Den gottgebornen Geist in Sklavenmauren ein –
Er wehrt mir, daß ich Engel werde,
Ich will ihm folgen, Mensch zu sein.
Grabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Grabschrift
eines gewissen – Physiognomen

Wes Geistes Kind im Kopf gesessen,
Konnt er auf jeder Nase lesen:
Und doch – daß er es nicht gewesen,
Den Gott zu diesem Werk erlesen,
Konnt er nicht auf der seinen lesen.
Eine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Eine Leichenphantasie

1780


(in Musik zu haben beim Herausgeber)


Mit erstorbnem Scheinen
Steht der Mond auf totenstillen Hainen,
Seufzend streicht der Nachtgeist durch die Luft –
Nebelwolken schauern,
Sterne trauern
[72]
Bleich herab, wie Lampen in der Gruft.
Gleich Gespenstern, stumm und hohl und hager,
Zieht in schwarzem Totenpompe dort
Ein Gewimmel nach dem Leichenlager
Unterm Schauerflor der Grabnacht fort.
Zitternd an der Krücke,
Wer mit düsterm, rückgesunknem Blicke,
Ausgegossen in ein heulend Ach,
Schwer geneckt vom eisernen Geschicke,
Schwankt dem stumm getragnen Sarge nach?
Floß es Vater von des Jünglings Lippe?
Nasse Schauer schauern fürchterlich
Durch sein gramgeschmolzenes Gerippe,
Seine Silberhaare bäumen sich. –
Aufgerissen seine Feuerwunde!
Durch die Seele Höllenschmerz!
Vater floß es von des Jünglings Munde,
Sohn gelispelt hat das Vaterherz.
Eiskalt, eiskalt liegt er hier im Tuche,
Und dein Traum, so golden einst, so süß!
Süß und golden, Vater, dir zum Fluche!
Eiskalt, eiskalt liegt er hier im Tuche!
Deine Wonne und dein Paradies. –
Mild, wie umweht von Elysiumslüften,
Wie aus Auroras Umarmung geschlüpft,
Himmlisch umgürtet mit rosigten Düften,
Florens Sohn über das Blumenfeld hüpft,
Flog er einher auf den lachenden Wiesen,
Nachgespiegelt von silberner Flut,
Wollustflammen entsprühten den Küssen,
Jagten die Mädchen in liebende Glut.
Mutig sprang er im Gewühle der Menschen,
Wie auf Gebirgen ein jugendlich Reh,
[73]
Himmelum flog er in schweifenden Wünschen,
Hoch wie der Adler in wolkigter Höh,
Stolz wie die Rosse sich sträuben und schäumen,
Werfen im Sturme die Mähnen umher,
Königlich wider den Zügel sich bäumen,
Trat er vor Sklaven und Fürsten daher.
Heiter wie Frühlingstag schwand ihm das Leben,
Floh ihm vorüber in Hesperus' Glanz,
Klagen ertränkt' er im Golde der Reben,
Schmerzen verhüpft' er im wirbelnden Tanz.
Welten schliefen im herrlichen Jungen,
Ha! wenn er einsten zum Manne gereift –
Freue dich, Vater! – im herrlichen Jungen
Wenn einst die schlafenden Keime gereift.
Nein doch, Vater – Horch! die Kirchhoftüre brauset,
Und die ehrnen Angel klirren auf –
Wie's hinein ins Grabgewölbe grauset! –
Nein doch, laß den Tränen ihren Lauf. –
Geh, du Holder, geh im Pfad der Sonne
Freudig weiter der Vollendung zu,
Lösche nun den edeln Durst nach Wonne,
Gramentbundner, in Walhallas Ruh –
Wiedersehen – himmlischer Gedanke! –
Wiedersehen dort an Edens Tor!
Horch! der Sarg versinkt mit dumpfigem Geschwanke,
Wimmernd schnurrt das Totenseil empor!
Da wir trunken umeinanderrollten,
Lippen schwiegen und das Auge sprach –
Haltet! haltet! – da wir boshaft grollten –
Aber Tränen stürzten wärmer nach – –
Mit erstorbnem Scheinen
Steht der Mond auf totenstillen Hainen,
Seufzend streicht der Nachtgeist durch die Luft.
[74]
Nebelwolken schauern,
Sterne trauern
Bleich herab wie Lampen in der Gruft.
Dumpfig schollerts überm Sarg zum Hügel,
O, um Erdballs Schätze, nur noch einen Blick!
Starr und ewig schließt des Grabes Riegel,
Dumpfer – dumpfer schollerts überm Sarg zum Hügel,
Nimmer gibt das Grab zurück.
AktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Aktäon

Wart! deine Frau soll dich betrügen,
Ein andrer soll in ihren Armen liegen,
Und Hörner dir hervor zum Kopfe blühn!
Entsetzlich! mich im Bad zu überraschen
(Die Schande kann kein Ätherbad verwaschen)
Und mir nichts, dir nichts – fortzufliehn.
Zuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Zuversicht der Unsterblichkeit

Zum neuen Leben ist der Tote hier erstanden,
Das weiß und glaub ich festiglich.
Mich lehrens schon die Weisen ahnden,
Und Schurken überzeugen mich.
VorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Vorwurf

An Laura


Mädchen, halt – wohin mit mir, du Lose?
Bin ich noch der stolze Mann? der große?
Mädchen, war das schön?
Sieh! Der Riese schrumpft durch dich zum Zwerge,
Weggehaucht die aufgewälzten Berge
Zu des Ruhmes Sonnenhöhn.
[75]
Abgepflücket hat du meine Blume,
Hast verblasen all die Glanzphantome,
Narrenteidigst in des Helden Raub.
Meiner Plane stolze Pyramiden
Trippelst du mit leichten Zephyrtritten
Schäkernd in den Staub.
Zu der Gottheit flog ich Adlerpfade,
Lächelte Fortunens Gaukelrade,
Unbesorgt, wie ihre Kugel fiel.
Jenseits dem Cocytus wollt ich schweben,
Und empfange sklavisch Tod und Leben,
Leben, Tod von einem Augenspiel.
Siegern gleich, die wach von Donnerlanzen
In des Ruhmes Eisenfluren tanzen,
Losgerissen von der Phrynen Brust,
Wallet aus Aurorens Rosenbette
Gottes Sonne über Fürstenstädte,
Lacht die junge Welt in Lust!
Hüpft der Heldin noch dies Herz entgegen?
Trink ich, Adler, noch den Flammenregen
Ihres Auges, das vernichtend brennt?
In den Blicken, die vernichtend blinken,
Seh ich meine Laura Liebe winken,
Sehs, und weine wie ein Kind.
Meine Ruhe, gleich dem Sonnenbilde
In der Welle, wolkenlos und milde,
Mädchen, hast du hingemordt.
Schwindelnd schwank ich auf der gähen Höhe,
Laura? – wenn mich – wenn mich Laura flöhe?
Und hinunter strudelt mich das Wort.
Hell ertönt das Evoe der Zecher,
Freuden winken vom bekränzten Becher,
Scherze springen aus dem goldnen Wein.
[76]
Seit das Mädchen meinen Sinn beschworen,
Haben mich die Jünglinge verloren,
Freundlos irr ich und allein.
Lausch ich noch des Ruhmes Donnerglocken?
Reizt mich noch der Lorbeer in den Locken?
Deine Leir, Apollo Cynthius?
Nimmer, nimmer widerhallt mein Busen,
Traurig fliehen die beschämten Musen,
Flieht Apollo Cynthius?
Will ich gar zum Weibe noch erlahmen?
Hüpfen noch bei Vaterlandes Namen
Meine Pulse lebend aus der Gruft?
Will ich noch nach Varus' Adler ringen?
Wünsch ich noch in Römerblut zu springen,
Wenn mein Hermann ruft? –
Köstlich ists – der Schwindel starrer Augen,
Seiner Tempel Weihrauchduft zu saugen,
Stolzer, kühner schwillt die Brust. –
Kaum erbettelt itzt ein halbes Lächeln,
Was in Flammen jeden Sinn zu fächeln,
Zu empören jede Kraft gewußt. –
Daß mein Ruhm sich zum Orion schmiegte,
Hoch erhoben sich mein Name wiegte
In des Zeitstroms wogendem Gewühl!
Daß dereinst an meinem Monumente,
Stolzer türmend nach dem Firmamente,
Chronos' Sense splitternd niederfiel' –
Lächelst du? – Nein! nichts hab ich verloren!
Stern und Lorbeer neid ich nicht den Toren,
Leichen ihre Marmor nie –
Alles hat die Liebe mir errungen,
Über Menschen hätt ich mich geschwungen,
Itzo lieb ich sie!
Ein Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

[77] Ein Vater an seinen Sohn

Wie die Himmelslüfte mit den Rosen
An den Frühlingsmorgen zärtlich kosen,
Kind, so schmeichelt dir
Itzt das äußre Glück in deinen Jugendtagen.
Tränen sahst du nur, noch rangen keine Klagen
Sich aus deiner Brust herfür.
Aber sieh! der Hain, der kaum entzücket,
Neigt sich, plötzlich rast der Sturm, zerknicket
Liegt die Rosenblum!
O so ist es, Sohn, mit unsern Sinnesfreuden,
Unserm Golde, unsern lichten Herrlichkeiten,
So mit unserm Flitterruhm.
Nur des Höchsten Abglanz, der Gerechte,
Welcher in dem schröcklichen Gefechte
Zwischen Lust und Pflicht
Jener sich entringt, der höhern Weisheit Stimme
Folget, trotz der Selbstsucht heißem Grimme,
Die sein Herz mit Schwertern sticht –
Dessen Wollust trägt von hier die Bahre
Nicht, es löscht sie nicht der Strom der Jahre,
Nicht die Ewigkeit:
Angeleuchtet könnt er in den letzten Blitzen
Und vom Weltenumsturz angeschwungen sitzen
Ohne Menschenbangigkeit.
Die MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Die Messiade

Religion beschenkte dies Gedicht.
Auch umgekehrt? – Das fragt mich nicht.
Kastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

[78] Kastraten und Männer

Ich bin ein Mann! – wer ist es mehr?
Wers sagen kann, der springe
Frei unter Gottes Sonn einher
Und hüpfe hoch und singe!
Zu Gottes schönem Ebenbild
Kann ich den Stempel zeigen,
Zum Born, woraus der Himmel quillt,
Darf ich hinunter steigen.
Und wohl mir, daß ichs darf und kann!
Gehts Mädchen mir vorüber,
Rufts laut in mir: Du bist ein Mann!
Und küsse sie so lieber.
Und röter wird das Mädchen dann,
Und 's Mieder wird ihr enge –
Das Mädchen weißt, ich bin ein Mann,
Drum wird ihr 's Mieder enge.
Wie wird sie erst um Gnade schrein,
Ertapp ich sie im Bade?
Ich bin ein Mann, das fällt ihr ein,
Wie schrie sie sonst um Gnade?
Ich bin ein Mann, mit diesem Wort,
Begegn' ich ihr alleine,
Jag ich des Kaisers Tochter fort,
So lumpicht ich erscheine.
Und dieses goldne Wörtchen macht
Mir manche Fürstin holde,
Mich ruft sie – habt indessen Wacht,
Ihr Buben dort im Golde!
Ich bin ein Mann, das könnt ihr schon
An meiner Leier riechen,
[79]
Sie donnert wie im Sturm davon,
Sonst würde sie ja kriechen.
Zum Feuergeist im Rückenmark
Sagt meine Mannheit: Bruder.
Und herrschen beide löwenstark
Umarmend an dem Ruder.
Aus eben diesem Schöpferfluß,
Woraus wir Menschen sprudeln;
Quillt Götterkraft und Genius,
Nur leere Pfeifen dudeln.
Tyrannen haßt mein Talisman
Und schmettert sie zu Boden,
Und kann ers nicht, führt er die Bahn
Freiwillig zu den Toten.
Pompejen hat mein Talisman
Bei Pharsalus bezwungen,
Roms Wollüstlinge Mann für Mann
Auf teutschen Sand gerungen.
Saht ihr den Römer stolz und kraus
In Afrika dort sitzen?
Sein Aug speit Feuerflammen aus
Als säht ihr Hekla blitzen.
Da kommt ein Bube wohlgemut,
Gibt manches zu verstehen –
»Sprich, du hättst auf Karthagos Schutt
Den Marius gesehen!« –
So spricht der stolze Römersmann,
Der Bub tät fürbaß eilen;
Das dankt der stolze Römersmann,
Das dankt er seinen Pfeilen!
[80]
Drauf täten seine Enkel sich
Ihr Erbteil gar abdrehen,
Und huben jedermänniglich
Anmutig an zu krähen. –
O Pfui und Pfui und wieder Pfui
Den Elenden! – sie haben
Verlüderlicht in einem Hui
Des Himmels beste Gaben,
Dem lieben Herrgott sündiglich
Sein Konterfei verhunzet
Und in die Menschheit schweiniglich
Von diesem Nu gegrunzet,
Und schlendern elend durch die Welt,
Wie Kürbisse von Buben
Zu Menschenköpfen ausgehöhlt,
Die Schädel leere Stuben!
Wie Wein, von einem Chemikus
Durch die Retort' getrieben:
Zum Teufel ist der Spiritus,
Das Phlegma ist geblieben.
Und fliehen jedes Weibsgesicht,
Und zittern, es zu sehen, –
Und dörften sie – und können nicht!
Da möchten sie vergehen! –
Und wenn das blonde Seidenhaar,
Und wenn die Kugelwaden,
Wenn lüstern Mund und Augenpaar
Zum Lustgenusse laden,
Und zehenmal das Halstuch fällt,
Und aus den losen Schlingen,
Halbkugeln einer bessern Welt,
Die vollen Brüste springen, –
[81]
Führt gar der höllsche Schadenfroh
Sie hin, wo Nymphen baden,
Daß ihre Herzen lichterloh
Von diebschen Flammen braten,
Wo ihrem Blick der Spiegelfluß
Elysium entziffert,
Arkana, die kein Genius
Dem Aug je bloß geliefert,
Und Ja! die tollen Wünsche schrein,
Und Nein! die Sinne brummen –
O Tantal! stell dein Murren ein!
Du bist noch gut durchkommen! –
Kein kühler Tropfen in den Brand!
Das heiß ich auch beteufeln!
Gefühl ist ihnen Kontreband,
Sonst müssen sie verzweifeln!
Drum fliehn sie jeden Ehrenmann,
Sein Glück wird sie betrüben –
Wer keinen Menschen machen kann,
Der kann auch keinen lieben.
Drum tret ich frei und stolz einher
Und brüste mich und singe:
Ich bin ein Mann! – Wer ist es mehr?
Der hüpfe hoch und springe.
An den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

An den Frühling

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!
[82]
Ei! ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu gehn.
Denkst auch noch an mein Mädchen?
Ei, Lieber, denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
Und 's Mädchen liebt mich noch!
Fürs Mädchen manches Blümchen
Erbettelt' ich von dir –
Ich komm und bettle wieder,
Und du? – du gibst es mir?
Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!
Hymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Hymne an den Unendlichen

Zwischen Himmel und Erd, hoch in der Lüfte Meer,
In der Wiege des Sturms trägt mich ein Zackenfels,
Wolken türmen
Unter mir sich zu Stürmen,
Schwindelnd gaukelt der Blick umher,
Und ich denke dich, Ewiger.
Deinen schauernden Pomp borge dem Endlichen,
Ungeheure Natur! Du, der Unendlichkeit
Riesentochter,
Sei mir Spiegel Jehovas!
Seinen Gott dem vernünftgen Wurm
Orgle prächtig, Gewittersturm!
[83]
Horch! er orgelt – Den Fels, wie er herunterdröhnt!
Brüllend spricht der Orkan Zebaoths Namen aus.
Hingeschrieben
Mit dem Griffel des Blitzes:
Kreaturen, erkennt ihr mich?
Schone, Herr! wir erkennen dich.
Die Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Die Größe der Welt

Die der schaffende Geist einst aus dem Chaos schlug,
Durch die schwebende Welt flieg ich des Windes Flug,
Bis am Strande
Ihrer Wogen ich lande,
Anker werf, wo kein Hauch mehr weht
Und der Markstein der Schöpfung steht.
Sterne sah ich bereits jugendlich auferstehn,
Tausendjährigen Gangs durchs Firmament zu gehn,
Sah sie spielen
Nach den lockenden Zielen,
Irrend suchte mein Blick umher,
Sah die Räume schon – sternenleer.
Anzufeuern den Flug weiter zum Reich des Nichts,
Steur ich mutiger fort, nehme den Flug des Lichts,
Neblicht trüber
Himmel an mir vorüber,
Weltsysteme, Fluten im Bach
Strudeln dem Sonnenwandrer nach.
Sieh, den einsamen Pfad wandelt ein Pilger mir
Rasch entgegen – »Halt an! Waller, was suchst du hier?«
»Zum Gestade
Seiner Welt meine Pfade!
Segle hin, wo kein Hauch mehr weht
Und der Markstein der Schöpfung steht!«
[84]
»Steh! du segelst umsonst – vor dir Unendlichkeit!«
»Steh! du segelst umsonst – Pilger, auch hinter mir! –
Senke nieder,
Adlergedank, dein Gefieder!
Kühne Seglerin, Phantasie,
Wirf ein mutloses Anker hie.«
Meine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Meine Blumen

Schöne Frühlingskinder, lächelt,
Jauchzet, Veilchen auf der Au!
Süßer Balsamatem fächelt
Aus des Kelches Himmelblau.
Schön das Kleid mit Licht gesticket,
Schön hat Flora euch geschmücket
Mit des Busens Perlentau!
Holde Frühlingskinder, weinet!
Seelen hat sie euch verneinet,
Trauert, Blümchen auf der Au!
Nachtigall und Lerche flöten
Minnelieder über euch,
Und in euren Balsambeeten
Gattet sich das Fliegenreich.
Schuf nicht für die süßen Triebe
Euren Kelch zum Thron der Liebe
So wollüstig die Natur?
Sanfte Frühlingskinder, weinet,
Liebe hat sie euch verneinet,
Trauert, Blümchen auf der Flur!
Aber wenn, vom Dom umzingelt,
Meine Laura euch zerknickt
Und, in einen Kranz geringelt,
Tränend ihrem Dichter schickt –
Leben, Sprache, Seelen, Herzen
[85]
Flügelboten süßer Schmerzen!
Goß euch dies Berühren ein.
Von Dionen angefächelt,
Schöne Frühlingskinder, lächelt,
Jauchzet, Blumen in dem Hain!
Das Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Das Geheimnis der Reminiszenz

An Laura


Ewig starr an deinem Mund zu hangen,
Wer enträtselt dieses Wutverlangen?
Wer die Wollust, deinen Hauch zu trinken,
In dein Wesen, wenn sich Blicke winken,
Sterbend zu versinken?
Fliehen nicht verräterisch – wie Sklaven,
Weggeworfen feigen Muts die Waffen, –
Meine Geister, hin im Augenblicke,
Stürmend über meines Lebens Brücke,
Wenn ich dich erblicke?
Sprich, warum entlaufen sie dem Meister?
Suchen dort die Heimat meine Geister?
Oder küssen die getrennten Brüder,
Losgerafft vom Kettenband der Glieder,
Dort bei dir sich wieder? –
Laura? träum ich? ras ich? – die Gedanken
Überwirbeln des Verstandes Schranken –
Sieh! der Wahnsinn ist des Rätsels kunder,
Staune Weisheit auf des Wahnsinns Wunder
Neidischbleich herunter.
Waren unsre Wesen schon verflochten?
War es darum, daß die Herzen pochten?
Waren wir im Strahl erloschner Sonnen,
In den Tagen lang begrabner Wonnen,
Schon in eins zerronnen?
[86]
Ja wir warens – Eins mit deinem Dichter
Warst du, Laura – warst ein Weltzernichter! –
Meine Muse sah es auf der trüben
Tafel der Vergangenheit geschrieben:
Eins mit deinem Lieben!
Aber ach! – die selgen Augenblicke
Weinen leiser in mein Ohr zurücke –
Könnten Grolls die Gottheit Sünder schelten,
Laura – den Monarchen aller Welten
Würd ich Neides schelten.
Aus den Angeln drehten wir Planeten,
Badeten in lichten Morgenröten,
In den Locken spielten Edens Düfte,
Und den Silbergürtel unsrer Hüfte
Wiegten Maienlüfte.
Uns entgegen gossen Nektarquellen
Tausendröhrigt ihre Wollustwellen,
Unserm Winke sprangen Chaosriegel,
Zu der Wahrheit lichtem Sonnenhügel
Schwang sich unser Flügel.
Unsern Augen riß der Dinge Schleier,
Unsre Blicke, flammender und freier,
Sahen in der Schöpfung Labyrinthen,
Wo die Augen Lyonets verblinden,
Sich noch Räder winden –
Tief, o Laura, unter jener Wonne
Wälzte sich des Glückes Nietentonne,
Schweifend durch der Wollust weite Lande
Warfen wir der Sättgung Ankerbande
Ewig nie am Strande –
Weine, Laura – dieser Gott ist nimmer,
Du und ich des Gottes schöne Trümmer,
[87]
Und in uns ein unersättlich Drängen
Das verlorne Wesen einzuschlingen,
Gottheit zu erschwingen.
Darum, Laura, dieses Wutverlangen,
Ewig starr an deinem Mund zu hangen,
Und die Wollust, deinen Hauch zu trinken,
In dein Wesen, wenn sich Blicke winken,
Sterbend zu versinken.
Darum fliehn, verräterisch, wie Sklaven,
Weggeworfen feigen Muts die Waffen,
Meine Geister, hin im Augenblicke!
Stürmend über meines Lebens Brücke
Wenn ich Dich erblicke!
Darum nur entlaufen sie dem Meister,
Ihre Heimat suchen meine Geister,
Losgerafft vom Kettenband der Glieder,
Küssen sich die langgetrennten Brüder
Wiederkennend wieder.
Töne! Flammen! zitterndes Entzücken!
Wesen lechzt, an Wesen anzurücken –
Wie, beim Anblick einer Freundsgaleere,
Friedensflaggen im Ostindermeere
Wehen lassen Heere;
Aufgejagt von froher Pulverwecke,
Springt das Schiffsvolk freudig aufs Verdecke,
Hoch im Winde schwingen sie die Hüte,
Posidaons wogendes Gebiete
Dröhnt von ihrem Liede. –
War es nicht dies freudige Entsetzen,
Als mirs ward, an Lauren mich zu letzen?
Ha! das Blut, voll wütendem Verlangen,
Drängte sich mutwillig zu den Wangen,
Lauren zu empfangen –
[88]
Und auch du – da mich dein Auge spähte,
Was verriet der Wangen Morgenröte? – –
Flohn wir nicht, als wären wir verwandter,
Freudig, wie zur Heimat ein Verbannter,
Brennend aneinander? –
Sieh, o Laura, deinen Dichter weinen! –
Wie verlorne Sterne wieder scheinen,
Flimmen öfters, flüchtig, gleich dem Blitze,
Traurigmahnend an die Göttersitze,
Strahlen durch die Ritze –
Oftmals lispeln der Empfindung Saiten
Leise Ahndung jener goldnen Zeiten
Wenn sich schüchtern unsre Augen grüßen,
Seh ich träumend in den Paradiesen
Nektarströme fließen. –
Ach, zu oft nur waffn' ich meine Mächte,
Zu erobern die verlornen Rechte –
Klimme kühner bis zur Nektarquelle,
Poche siegend an des Himmels Schwelle, –
Taumle rück zur Hölle!
Wenn dein Dichter sich an deine süßen
Lippen klammert mit berauschten Küssen,
Fremde Töne um die Ohren schwirren,
Unsre Wesen aus den Fugen irren,
Strudelnd sich verwirren,
Und, verkauft vom Meineid der Vasallen,
Unsre Seelen ihrer Welt entfallen,
Mit des Staubs Tyrannensteuer prahlen,
Tod und Leben zu wollüstgen Qualen
Gaukeln in den Schalen.
Und wir beide – näher schon den Göttern –
Auf der Wonne gähe Spitze klettern,
[89]
Mit den Leibern sich die Geister zanken,
Und der Endlichkeit despotsche Schranken –
Sterbend – überschwanken –
Waren, Laura, diese Lustsekunden
Nicht ein Diebstahl jener Götterstunden?
Nicht Entzücken, die uns einst durchfuhren?
Ineinanderzuckender Naturen,
Ach! nur matte Spuren?
Hat dir nicht ein Strahl zurückgeglostet?
Hast du nicht den Göttertrank gekostet? –
Ach! ich sah den Purpur deiner Wangen! –
War es doch der Wesen, die sich schlangen,
Eitles Unterfangen! – –
Laura – majestätisch anzuschauen,
Stand ein Baum in Edens Blumenauen;
»Seine Frucht vernein ich eurem Gaume,
Wißt! der Apfel an dem Wunderbaume
Labt – mit Göttertraume.«
Laura – weine unsers Glückes Wunde! –
Saftig war der Apfel ihrem Munde – – –
Bald – als sie sich unschuldsvoll umrollten –
Sieh! – wie Flammen ihr Gesicht vergold'ten! –
– Und die Teufel schmollten.
Gruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Gruppe aus dem Tartarus

Horch – wie Murmeln des empörten Meeres,
Wie durch hohler Felsen Becken weint ein Bach,
Stöhnt dort dumpfigtief ein schweres – leeres,
Qualerpreßtes Ach!
[90]
Schmerz verzerret
Ihr Gesicht – Verzweiflung sperret
Ihren Rachen fluchend auf.
Hohl sind ihre Augen – ihre Blicke
Spähen bang nach des Cocytus Brücke,
Folgen tränend seinem Trauerlauf. –
Fragen sich einander ängstlich leise,
Ob, noch nicht Vollendung sei?
Ewigkeit schwingt über ihnen Kreise,
Bricht die Sense des Saturns entzwei.
Die FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Die Freundschaft

(aus den Briefen Julius' an Raphael, einem noch ungedruckten Roman)


Freund! genügsam ist der Wesenlenker –
Schämen sich kleinmeisterische Denker,
Die so ängstlich nach Gesetzen spähn –
Geisterreich und Körperweltgewühle
Wälzet eines Rades Schwung zum Ziele,
Hier sah es mein Newton gehn.
Sphären lehrt es, Sklaven eines Zaumes,
Um das Herz des großen Weltenraumes
Labyrinthenbahnen ziehn –
Geister in umarmenden Systemen
Nach der großen Geistersonne strömen,
Wie zum Meere Bäche fliehn.
Wars nicht dies allmächtige Getriebe,
Das zum ewgen Jubelbund der Liebe
Unsre Herzen aneinander zwang?
Raphael, an deinem Arm – o Wonne!
Wag auch ich zur großen Geistersonne
Freudigmutig den Vollendungsgang.
[91]
Glücklich! glücklich! Dich hab ich gefunden,
Hab aus Millionen dich umwunden,
Und aus Millionen mein bist du –
Laß das Chaos diese Welt umrütteln,
Durcheinander die Atomen schütteln:
Ewig fliehn sich unsre Herzen zu.
Muß ich nicht aus deinen Flammenaugen
Meiner Wollust Widerstrahlen saugen?
Nur in dir bestaun ich mich –
Schöner malt sich mir die schöne Erde,
Heller spiegelt in des Freunds Gebärde,
Reizender der Himmel sich.
Schwermut wirft die bange Tränenlasten,
Süßer von des Leidens Sturm zu rasten,
In der Liebe Busen ab; –
Sucht nicht selbst das folternde Entzücken
In des Freunds beredten Strahlenblicken
Ungeduldig ein wollüstges Grab? –
Stünd im All der Schöpfung ich alleine,
Seelen träumt' ich in die Felsensteine
Und umarmend küßt' ich sie –
Meine Klagen stöhnt' ich in die Lüfte,
Freute mich, antworteten die Klüfte,
Tor genug! der süßen Sympathie.
Tote Gruppen sind wir – wenn wir hassen,
Götter – wenn wir liebend uns umfassen!
Lechzen nach dem süßen Fesselzwang –
Aufwärts durch die tausendfache Stufen
Zahlenloser Geister, die nicht schufen,
Waltet göttlich dieser Drang.
Arm in Arme, höher stets und höher,
Vom Mongolen bis zum griechschen Seher,
Der sich an den letzten Seraph reiht,
[92]
Wallen wir, einmütgen Ringeltanzes,
Bis sich dort im Meer des ewgen Glanzes
Sterbend untertauchen Maß und Zeit. –
Freundlos war der große Weltenmeister,
Fühlte Mangel – darum schuf er Geister,
Selge Spiegel seiner Seligkeit! –
Fand das höchste Wesen schon kein gleiches,
Aus dem Kelch des ganzen Seelenreiches
Schäumt ihm – die Unendlichkeit.
Der WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Der Wirtemberger

Der Name Wirtemberg
Schreibt sich von Wirt am Berg –
Ein Wirtemberger ohne Wein,
Kann der ein Wirtemberger sein?
MelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Melancholie

An Laura


Laura – Sonnenaufgangsglut
Brennt in deinen goldnen Blicken,
In den Wangen springt purpurisch Blut,
Deiner Tränen Perlenflut
Nennt noch Mutter das Entzücken –
Dem der schöne Tropfe taut,
Der darin Vergöttrung schaut,
Ach, dem Jüngling, der belohnet wimmert,
Sonnen sind ihm aufgedämmert!
Deine Seele, gleich der Spiegelwelle
Silberklar und sonnenhelle,
Maiet noch den trüben Herbst um dich;
[93]
Wüsten, öd und schauerlich,
Lichten sich in deiner Strahlenquelle,
Düstrer Zukunft Nebelferne
Goldet sich in deinem Sterne;
Lächelst du der Reizeharmonie?
Und ich weine über sie. –
Untergrub denn nicht der Erde Veste
Lange schon das Reich der Nacht?
Unsre stolz auftürmenden Paläste,
Unsrer Städte majestätsche Pracht
Ruhen all auf modernden Gebeinen,
Deine Nelken saugen süßen Duft
Aus Verwesung, deine Quellen weinen
Aus dem Becken einer – Menschengruft.
Blick empor – die schwimmenden Planeten,
Laß dir, Laura, seine Welten reden!
Unter ihrem Zirkel flohn
Tausend bunte Lenze schon,
Türmten tausend Throne sich,
Heulten tausend Schlachten fürchterlich.
In den eisernen Fluren
Suche ihre Spuren.
Früher, später reif zum Grab,
Laufen, ach, die Räder ab
An Planetenuhren.
Blinze dreimal – und der Sonnen Pracht
Löscht im Meer der Totennacht!
Frage mich, von wannen deine Strahlen lodern!
Prahlst du mit des Auges Glut?
Mit der Wangen frischem Purpurblut,
Abgeborgt von mürben Modern?
Wuchernd fürs geliehne Rot,
Wuchernd, Mädchen, wird der Tod
Schwere Zinsen fodern!
[94]
Rede, Mädchen, nicht dem Starken Hohn!
Eine schönre Wangenröte
Ist doch nur des Todes schönrer Thron;
Hinter dieser blumigten Tapete
Spannt den Bogen der Verderber schon –
Glaub es – glaub es, Laura, deinem Schwärmer:
Nur der Tod ists, dem dein schmachtend Auge winkt,
Jeder deiner Strahlenblicke trinkt
Deines Lebens karges Lämpchen ärmer;
Meine Pulse, prahlest du,
Hüpfen noch so jugendlich von dannen –
Ach! die Kreaturen des Tyrannen
Schlagen tückisch der Verwesung zu.
Auseinander bläst der Tod geschwind
Dieses Lächeln, wie der Wind
Regenbogenfarbigtes Geschäume,
Ewig fruchtlos suchst du seine Spur,
Aus dem Frühling der Natur,
Aus dem Leben, wie aus seinem Keime,
Wächst der ewge Würger nur.
Weh! entblättert seh ich deine Rosen liegen,
Bleich erstorben deinen süßen Mund,
Deiner Wangen wallendes Rund
Werden rauhe Winterstürme pflügen,
Düstrer Jahre Nebelschein
Wird der Jugend Silberquelle trüben,
Dann wird Laura – Laura nicht mehr lieben,
Laura nicht mehr liebenswürdig sein.
Mädchen – stark wie Eiche stehet noch dein Dichter,
Stumpf an meiner Jugend Felsenkraft
Niederfällt des Totenspeeres Schaft,
Meine Blicke brennend wie die Lichter
Seines Himmels – feuriger mein Geist,
[95]
Denn die Lichter seines ewgen Himmels,
Der im Meere eignen Weltgewimmels
Felsen türmt und niederreißt.
Kühn durchs Weltall steuern die Gedanken,
Fürchten nichts – als seine Schranken.
Glühst du, Laura? Schwillt die stolze Brust?
Lern es, Mädchen, dieser Trank der Lust,
Dieser Kelch, woraus mir Gottheit düftet –
Laura – ist vergiftet!
Unglückselig! unglückselig, die es wagen,
Götterfunken aus dem Staub zu schlagen.
Ach die kühnste Harmonie
Wirft das Saitenspiel zu Trümmer,
Und der lohe Ätherstrahl Genie
Nährt sich nur vom Lebenslampenschimmer –
Wegbetrogen von des Lebens Thron
Front ihm jeder Wächter schon!
Ach! schon schwören sich, mißbraucht zu frechen Flammen,
Meine Geister wider mich zusammen!
Laß – ich fühls – laß, Laura, noch zween kurze
Lenze fliegen – und dies Moderhaus
Wiegt sich schwankend über mir zum Sturze,
Und in eignem Strahle lösch ich aus. – –
Weinst du, Laura? – Träne, sei verneinet,
Die des Alters Straflos mir erweinet,
Weg! Versiege, Träne, Sünderin!
Laura will, daß meine Kraft entweiche,
Daß ich zitternd unter dieser Sonne schleiche,
Die des Jünglings Adlergang gesehn? –
Daß des Busens lichte Himmelsflamme
Mit erfrornem Herzen ich verdamme,
Daß die Augen meines Geists verblinden,
Daß ich fluche meinen schönsten Sünden?
Nein! versiege, Träne, Sünderin! –
[96]
Brich die Blume in der schönsten Schöne,
Lösch, o Jüngling mit der Trauermiene!
Meine Fackel weinend aus,
Wie der Vorhang an der Trauerbühne
Niederrauschet bei der schönsten Szene,
Fliehn die Schatten – und noch schweigend horcht das Haus. –
Die PestMelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Die Pest

Eine Phantasie


Gräßlich preisen Gottes Kraft
Pestilenzen, würgende Seuchen,
Die mit der grausen Brüderschaft
Durchs öde Tal der Grabnacht schleichen.
Bang ergreifts das klopfende Herz,
Gichtrisch zuckt die starre Sehne,
Gräßlich lacht der Wahnsinn in das Angstgestöhne,
In heulende Triller ergeußt sich der Schmerz.
Raserei wälzt tobend sich im Bette –
Giftger Nebel wallt um ausgestorbne Städte,
Menschen – hager – hohl und bleich –
Wimmeln in das finstre Reich.
Brütend liegt der Tod auf dumpfen Lüften,
Häuft sich Schätze in gestopften Grüften –
Pestilenz sein Jubelfest.
Leichenschweigen – Kirchhofstille
Wechseln mit dem Lustgebrülle,
Schröcklich preiset Gott die Pest.
Das MuttermalDie PestMelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

[97] Das Muttermal

Mann

Sieh, Schätzchen, wie der Bub mir gleicht,
Selbst meine Narbe von den Pocken!
Frau

Mein Engel, das begreif ich leicht,
Bin auch 'nmal recht an dir erschrocken.
Monument Moors des RäubersDas MuttermalDie PestMelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Monument Moors des Räubers

Vollendet!
Heil dir! Vollendet!
Majestätischer Sünder!
Deine furchtbare Rolle vollbracht.
Hoher Gefallener!
Deines Geschlechts Beginner und Ender!
Seltner Sohn ihrer schröcklichsten Laune,
Erhabner Verstoß der Mutter Natur!
Durch wolkigte Nacht ein prächtiger Blitz!
Hui! hinter ihm schlagen die Pforten zusammen!
Geizig schlingt ihn der Rachen der Nacht!
Zucken die Völker
Unter seiner verderbenden Pracht!
Aber Heil dir! vollendet!
Majestätischer Sünder!
Deine furchtbare Rolle vollbracht!
Modre – verstieb
In der Wiege des offnen Himmels!
Fürchterlich jedem Sünder zur Schau,
Wo dem Thron gegenüber
Heißer Ruhmsucht furchtbare Schranke steigt!
[98]
Siehe! der Ewigkeit übergibt dich die Schande!
Zu den Sternen des Ruhms
Klimmst du auf den Schultern der Schande!
Einst wird unter dir auch die Schande zerstieben,
Und dich reicht – die Bewunderung.
Nassen Auges an deinem schauernden Grabe
Männer vorüber –
Freue dich der Träne der Männer,
Des Gerichteten Geist!
Nassen Auges an deinem schauernden Grabe
Jüngst ein Mädchen vorüber,
Hörte die furchtbare Kunde
Deiner Taten vom steinernen Herold,
Und das Mädchen – freue dich! freue dich!
Wischte die Träne nicht ab.
Ferne stand ich – sah die Perle fallen,
Und ich rief ihr: Amalia!
Jünglinge! Jünglinge!
Mit des Genies gefährlichem Ätherstrahl
Lernt behutsamer spielen.
Störrig knirscht in den Zügel das Sonnenroß,
Wie's am Seile des Meisters
Erd und Himmel in sanfterem Schwunge wiegt,
Flammts am kindischen Zaume
Erd und Himmel in lodernden Brand!
Unterging in den Trümmern
Der mutwillige Phaethon.
Kind des himmlischen Genius,
Glühendes, tatenlechzendes Herz!
Reizet dich das Mal meines Räubers?
War wie du glühenden, tatenlechzenden Herzens,
War wie du des himmlischen Genius Kind.
Aber du lächelst und gehst –
[99]
Dein Blick durchfliegt den Raum der Weltgeschichte,
Moorn den Räuber findest du nicht –
Steh und lächle nicht, Jüngling!
Seine Sünde lebt – lebt seine Schande,
Räuber Moor nur – ihr Name nicht.
MorgenphantasieMonument Moors des RäubersDas MuttermalDie PestMelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Morgenphantasie

Frisch atmet des Morgens lebendiger Hauch,
Purpurisch zuckt durch düstre Tannenritzen
Das junge Licht und äugelt aus dem Strauch,
In goldnen Flammen blitzen
Der Berge Wolkenspitzen,
Mit freudig melodisch gewirbeltem Lied
Begrüßen erwachende Lerchen die Sonne,
Die schon in lachender Wonne
Jugendlich schön in Auroras Umarmungen glüht.
Sei, Licht, mir gesegnet!
Dein Strahlenguß regnet
Erwärmend hernieder auf Anger und Au.
Wie silberfarb flittern
Die Wiesen, wie zittern
Tausend Sonnen im perlenden Tau!
In säuselnder Kühle
Beginnen die Spiele
Der jungen Natur,
Die Zephire kosen
Und schmeicheln um Rosen,
Und Düfte beströmen die lachende Flur.
Wie hoch aus den Städten die Rauchwolken dampfen,
Laut wiehern und schnauben und knirschen und strampfen
Die Rosse, die Farren,
Die Wagen erknarren
Ins ächzende Tal.
[100]
Die Waldungen leben
Und Adler und Falken und Habichte schweben,
Und wiegen die Flügel im blendenden Strahl.
Den Frieden zu finden,
Wohin soll ich wenden
Am elenden Stab?
Die lachende Erde
Mit Jünglingsgebärde
Für mich nur ein Grab!
Steig empor, o Morgenrot, und röte
Mit purpurnem Kusse Hain und Feld.
Säusle nieder, Abendrot, und flöte
Sanft in Schlummer die erstorbne Welt.
Morgen – ach! du rötest
Eine Totenflur,
Ach! und du, o Abendrot, umflötest
Meinen langen Schlummer nur.
An MinnaMorgenphantasieMonument Moors des RäubersDas MuttermalDie PestMelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

An Minna

Träum ich? Ist mein Auge trüber?
Nebelts mir ums Angesicht?
Meine Minna geht vorüber?
Meine Minna kennt mich nicht?
Die am Arme seichter Laffen
Blähend mit dem Fächer ficht,
Nimmer satt sich zu begaffen? –
Meine Minna ist es nicht.
Von dem Sonnenhute nicken
Stolze Federn, mein Geschenk,
Schleifen, die den Busen schmücken,
Rufen: Minna, sei gedenk!
[101]
Blumen, die ich selbst erzogen,
Zieren Brust und Locken noch
Ach die Brust, die mir gelogen! –
Und die Blumen blühen doch!
Geh! umhüpft von leeren Schmeichlern!
Geh! vergiß auf ewig mich.
Überliefert feilen Heuchlern,
Eitles Weib, veracht ich dich.
Geh! dir hat ein Herz geschlagen,
Dir ein Herz, das edel schlug,
Groß genug, den Schmerz zu tragen,
Daß es einer Hure schlug.
Schönheit hat dein Herz verdorben,
Dein Gesichtchen! schäme dich.
Morgen ist sein Glanz erstorben,
Seine Rose blättert sich.
Schwalben, die im Lenze minnen,
Fliehen, wenn der Nordwind weht,
Buhler scheucht dein Herbst von hinnen,
Einen Freund hast du verschmäht.
In den Trümmern deiner Schöne
Seh ich dich verlassen gehn,
Weinend in die Blumenszene
Deines Mais zurücke sehn.
Die mit heißem Liebesgeize
Deinem Kuß entgegenflohn,
Zischen dem erloschnen Reize,
Lachen deinem Winter Hohn.
Schönheit hat dein Herz verdorben,
Dein Gesichtchen! – schäme dich.
Morgen ist sein Glanz erstorben,
Seine Rose blättert sich –
[102]
Ha! wie will ich dann dich höhnen!
Höhnen? Gott bewahre mich!
Weinen will ich bittre Tränen,
Weinen, Minna, über dich.
ElysiumAn MinnaMorgenphantasieMonument Moors des RäubersDas MuttermalDie PestMelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Elysium

Eine Kantate

Chor

Vorüber die stöhnende Klage!
Elysiums Freudengelage
Ersäufen jegliches Ach –
Elysiums Leben
Ewige Wonne, ewiges Schweben,
Durch lachende Fluren ein flötender Bach.
Erste Stimme

Jugendlich milde
Beschwebt die Gefilde
Ewiger Mai,
Die Stunden entfliehen in goldenen Träumen,
Die Seele schwillt aus in unendlichen Räumen,
Wahrheit reißt hier den Schleier entzwei.
Zweite Stimme

Unendliche Freude
Durchwallet das Herz.
Hier mangelt der Name dem trauernden Leide,
Sanfter Entzücken nur heißet hier Schmerz.
Dritte Stimme

Hier strecket der wallende Pilger die matten
Brennenden Glieder im säuselnden Schatten,
Leget die Bürde auf ewig dahin –
Seine Sichel entfällt hier dem Schnitter,
[103]
Eingesungen von Harfengezitter,
Träumt er, geschnittene Halmen zu sehn.
Vierte Stimme

Dessen Fahne Donnerstürme wallte,
Dessen Ohren Mordgebrüll umhallte,
Berge bebten unter dessen Donnergang,
Schläft hier linde bei des Baches Rieseln,
Der wie Silber spielet über Kieseln,
Ihm verhallet wilder Speere Klang.
Fünfte Stimme

Hier umarmen sich getreue Gatten,
Küssen sich auf grünen samtnen Matten,
Liebgekost vom Balsamwest,
Ihre Krone findet hier die Liebe,
Sicher vor des Todes strengem Hiebe,
Feiert sie ein ewig Hochzeitfest.
QuirlElysiumAn MinnaMorgenphantasieMonument Moors des RäubersDas MuttermalDie PestMelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Quirl

Euch wundert, daß Quirls Wochenblatt
Heut um ein Heft gewonnen hat,
Und hörtet doch den Stadtausrufer sagen,
Daß Brot und Rindfleisch aufgeschlagen.
Die schlimmen MonarchenQuirlElysiumAn MinnaMorgenphantasieMonument Moors des RäubersDas MuttermalDie PestMelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Die schlimmen Monarchen

Euren Preis erklimme meine Leier –
Erdengötter – die der süßen Feier
Anadyomenens sanft nur klang;
Leiser um das pompende Getöse,
Schüchtern um die Purpurflammen eurer Größe
Zittert der Gesang.
[104]
Redet! soll ich goldne Saiten schlagen,
Wenn, vom Jubelruf emporgetragen,
Euer Wagen durch den Walplatz rauscht?
Wenn ihr, schlapp vom eisernen Umarmen,
Schwere Panzer mit den weichen Rosenarmen
Eurer Phrynen tauscht? –
Soll vielleicht im Schimmer goldner Reifen,
Götter, euch die kühne Hymne greifen,
Wo, in mystisch Dunkel eingemummt,
Euer Spleen mit Donnerkeilen tändelt,
Mit Verbrechen eine Menschlichkeit bemäntelt,
Bis – das Grab verstummt?
Sing ich Ruhe unter Diademen?
Soll ich, Fürsten, eure Träume rühmen? –
Wenn der Wurm am Königsherzen zehrt,
Weht der goldne Schlummer um den Mohren,
Der den Schatz bewacht an des Palastes Toren,
Und – ihn nicht begehrt.
Zeig, o Muse, wie mit Rudersklaven
Könige auf einem Polster schlafen,
Die gelöschten Blitze freundlich tun,
Wo nun nimmer ihre Launen foltern,
Nimmer die Theaterminotaure poltern
Und – die Löwen ruhn.
Auf! Betaste mit dem Zaubersiegel,
Hekate, des Gruftgewölbes Riegel!
Horch! die Flügel donnern jach zurück!
Wo des Todes Odem dumpfig säuselt,
Schauerluft die starren Locken aufwärts kräuselt,
Sing ich – Fürstenglück. – –
Hier das Ufer? – Hier in diesen Grotten
Stranden eurer Wünsche stolze Flotten?
Hier – wo eurer Größe Flut sich stößt?
[105]
Ewig nie dem Ruhme zu erwarmen,
Schmiedet hier die Nacht mit schwarzen Schauerarmen
Potentaten fest.
Traurig funkelt auf dem Totenkasten
Eurer Kronen, der umperlten Lasten,
Eurer Szepter undankbare Pracht.
Wie so schön man Moder übergoldet!
Doch nur Würmer werden mit dem Leib besoldet,
Dem – die Welt gewacht.
Stolze Pflanzen in so niedern Beeten!
Seht doch! – wie mit welken Majestäten
Garstig spaßt der unverschämte Tod!
Die durch Nord und Ost und West geboten –
Dulden sie des Unholds ekelhafte Zoten,
Und – kein Sultan droht?
Springt doch auf, ihr störrige Verstummer,
Schüttelt ab den tausendpfundgen Schlummer,
Siegespauken trommeln aus der Schlacht!
Höret doch, wie hell die Zinken schmettern!
Wie des Volkes wilde Vivat euch vergöttern!
Könige, erwacht!
Siebenschläfer! – o so hört die hellen
Hörner klingen und die Doggen bellen!
Tausendröhrigt knallt das Jagdenfeur;
Muntre Rosse wiehern nach dem Forste,
Blutig wälzt der Eber seine Stachelborste,
Und – der Sieg ist eur!
Was ist das? – Auch Fürsten schweigen selber?
Neunfach durch die heulenden Gewölber
Spottet mir ein schleifend Echo nach –
Hört doch nur den Kammerjunker düsseln:
»Euch beehrt Madonna mit geheimen Schlüsseln
In – ihr Schlafgemach.«
[106]
Keine Antwort – Ernstlich ist die Stille –
Fällt denn auch auf Könige die Hülle,
Die die Augen des Trabanten deckt? –
Und ihr fodert Anbetung in Asche,
Daß die blinde Metze Glück in eure Tasche
Eine – Welt gesteckt?
Und ihr rasselt, Gottes Riesenpuppen,
Hoch daher in kindischstolzen Gruppen,
Gleich dem Gaukler in dem Opernhaus? –
Pöbelteufel klatschen dem Geklimper,
Aber weinend zischen den erhabnen Stümper
Seine Engel aus.
Ins Gebiet der leiseren Gedanken
Würden – überwänden sie die Schranken –
Schlangenwirbel eure Mäkler drehn;
Lernt doch, daß, die euren zu entfalten,
Blicke, die auch Pharisäerlarven spalten,
Von dem Himmel sehn.
Prägt ihr zwar – Hohn ihrem falschen Schalle! –
Euer Bild auf lügende Metalle,
Schnödes Kupfer adelt ihr zu Gold –
Eure Juden schachern mit der Münze, –
Doch wie anders klingt sie über jener Grenze,
Wo die Waage rollt!
Decken euch Seraile dann und Schlösser,
Wann des Himmels fürchterlicher Presser
An des großen Pfundes Zinsen mahnt?
Ihr bezahlt den Bankerott der Jugend
Mit Gelübden, und mit lächerlicher Tugend,
Die – Hanswurst erfand.
Berget immer die erhabne Schande
Mit des Majestätsrechts Nachtgewande!
Bübelt aus des Thrones Hinterhalt!
[107]
Aber zittert für des Liedes Sprache,
Kühnlich durch den Purpur bohrt der Pfeil der Rache
Fürstenherzen kalt.
Graf Eberhard der Greiner von WirtembergDie schlimmen MonarchenQuirlElysiumAn MinnaMorgenphantasieMonument Moors des RäubersDas MuttermalDie PestMelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Graf Eberhard der Greiner von Wirtemberg

Kriegslied


Ihr – ihr dort außen in der Welt,
Die Nasen eingespannt!
Auch manchen Mann, auch manchen Held,
Im Frieden gut, und stark im Feld,
Gebar das Schwabenland.
Prahlt nur mit Karl und Eduard,
Mit Friedrich, Ludewig.
Karl, Friedrich, Ludwig, Eduard
Ist uns der Graf, der Eberhard,
Ein Wettersturm im Krieg.
Und auch sein Bub, der Ulerich,
War gern, wo's eisern klang;
Des Grafen Bub, der Ulerich,
Kein Fußbreit rückwärts zog er sich,
Wenns drauf und drunter sprang.
Die Reutlinger, auf unsern Glanz
Erbittert, kochten Gift,
Und buhlten um den Siegeskranz
Und wagten manchen Schwertertanz
Und gürteten die Hüft –
Er griff sie an – und siegte nicht,
Und kam gepantscht nach Haus,
Der Vater schnitt ein falsch Gesicht,
Der junge Kriegsmann floh das Licht,
Und Tränen drangen raus.
[108]
Das wurmt ihm – Ha! ihr Schurken, wart'!
Und trugs in seinem Kopf.
Auswetzen, bei des Vaters Bart!
Auswetzen wollt er diese Schart
Mit manchem Städtlerschopf.
Und Fehd entbrannte bald darauf,
Und zogen Roß und Mann
Bei Döffingen mit hellem Hauf,
Und heller gings dem Junker auf,
Und hurra! heiß gings an.
Und unsers Heeres Losungswort
War die verlorne Schlacht;
Das riß uns wie die Windsbraut fort
Und schmiß uns tief in Blut und Mord
Und in die Lanzennacht.
Der junge Graf voll Löwengrimm
Schwung seinen Heldenstab,
Wild vor ihm ging das Ungestüm,
Geheul und Winseln hinter ihm,
Und um ihn her das Grab.
Doch weh! ach weh! ein Säbelhieb
Sunk schwer auf sein Genick,
Schnell um ihn her der Helden Trieb,
Umsonst! umsonst! erstarret blieb
Und sterbend brach sein Blick.
Bestürzung hemmt des Sieges Bahn,
Laut weinte Feind und Freund –
Hoch führt der Graf die Reuter an:
Mein Sohn ist wie ein andrer Mann!
Marsch, Kinder! In den Feind!
Und Lanzen sausen feuriger,
Die Rache spornt sie all,
[109]
Rasch über Leichen gings daher,
Die Städtler laufen kreuz und quer
Durch Wald und Berg und Tal.
Und zogen wir mit Hörnerklang
Ins Lager froh zurück,
Und Weib und Kind im Rundgesang
Beim Walzer und beim Becherklang
Lustfeiern unser Glück.
Doch unser Graf – was tät er itzt? –
Vor ihm der tote Sohn.
Allein in seinem Zelte sitzt
Der Graf, und eine Träne blitzt
Im Aug auf seinen Sohn.
Drum hangen wir so treu und warm
Am Grafen, unserm Herrn.
Allein ist er ein Heldenschwarm,
Der Donner rast in seinem Arm,
Er ist des Landes Stern.
Drum ihr dort außen in der Welt,
Die Nasen eingespannt,
Auch manchen Mann, auch manchen Held,
Im Frieden gut und stark im Feld,
Gebar das Schwabenland.
BaurenständchenGraf Eberhard der Greiner von WirtembergDie schlimmen MonarchenQuirlElysiumAn MinnaMorgenphantasieMonument Moors des RäubersDas MuttermalDie PestMelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Baurenständchen

Mensch! Ich bitte, guck heraus!
Klecken nicht zwo Stunden,
Steh ich so vor deinem Haus,
Stehe mit den Hunden.
's regnet, was vom Himmel mag,
's gwittert wie zum Jüngsten Tag,
Pudelnaß die Hosen!
[110]
Platschnaß Rock und Mantel, ei!
Rock und Mantel nagelneu,
Alles dieser Losen.
Draußen, draußen Saus und Braus!
Mensch! ich bitte, guck heraus.
Ei zum Henker! guck heraus!
Löscht mir die Laterne –
Weit am Himmel Nacht und Graus!
Weder Mond noch Sterne.
Stoß ich schier an Stein und Stock,
Reiße Wams und Überrock,
Ach, daß Gott erbarme!
Hecken, Stauden ringsumher,
Gräben, Hügel kreuz und quer,
Breche Bein und Arme.
Draußen, draußen Nacht und Graus!
Ei zum Henker, guck heraus!
Ei zum Teufel! guck heraus!
Höre mein Gesuche!
Beten, Singen geht mir aus,
Willst du, daß ich fluche?
Muß ich doch ein Hans Dampf sein,
Frör ich nicht zu Stein und Bein,
Wenn ich länger bliebe?
Liebe, das verdank ich dir,
Winterbeulen machst du mir,
Du vertrackte Liebe!
Draußen, draußen Kalt und Graus!
Ei, zum Teufel, guck heraus.
Donner alle! Was ist das,
Das vom Fenster regnet?
Garstge Hexe, kotignaß,
Hast mich eingesegnet.
[111]
Regen, Hunger, Frost und Wind
Leid ich für das Teufelskind,
Werde noch gehudelt!
Wetter auch! Ich packe mich!
Böser Dämon, tummle dich,
Habe satt gedudelt!
Draußen, draußen Saus und Braus!
Fahre wohl – Ich geh nach Haus.
Die WinternachtBaurenständchenGraf Eberhard der Greiner von WirtembergDie schlimmen MonarchenQuirlElysiumAn MinnaMorgenphantasieMonument Moors des RäubersDas MuttermalDie PestMelancholieDer WirtembergerDie FreundschaftGruppe aus dem TartarusDas Geheimnis der ReminiszenzMeine BlumenDie Größe der WeltHymne an den UnendlichenAn den FrühlingKastraten und MännerDie MessiadeEin Vater an seinen SohnVorwurfZuversicht der UnsterblichkeitAktäonEine LeichenphantasieGrabschrift eines gewissenAn einen MoralistenDas Glück und die WeisheitDie Rache der MusenVergleichungGesprächKlopstock und WielandDer Triumph der LiebeAn die ParzenIn einer BatailleDie KindsmörderinSpinozaDie seligen AugenblickeRousseauElegie auf den Tod eines JünglingsDie Herrlichkeit der SchöpfungLaura am KlavierAn die SonneBacchus im TrillerPhantasie an LauraDie Journalisten und MinosGedichte (1776-1788)GedichteSchiller, FriedrichAnthologie auf das Jahr 1782

Die Winternacht

Ade! Die liebe Herrgottssonne gehet,
Grad über tritt der Mond!
Ade! Mit schwarzem Rabenflügel wehet
Die stumme Nacht ums Erdenrund.
Nichts hör ich mehr durchs winternde Gefilde
Als tief im Felsenloch
Die Murmelquell, und aus dem Wald das wilde
Geheul des Uhus hör ich noch.
Im Wasserbette ruhen alle Fische,
Die Schnecke kriecht ins Dach,
Das Hündchen schlummert sicher unterm Tische,
Mein Weibchen nickt im Schlafgemach.
Euch Brüderchen von meinen Bubentagen,
Mein herzliches Willkomm!
Ihr sitzt vielleicht mit traulichem Behagen
Um einen teutschen Krug herum.
Im hochgefüllten Deckelglase malet
Sich purpurfarb die Welt,
Und aus dem goldnen Traubenschaume strahlet
Vergnügen, das kein Neid vergällt.
[112]
Im Hintergrund vergangner Jahre findet
Nur Rosen euer Blick,
Leicht, wie die blaue Knasterwolke, schwindet
Der trübe Gram von euch zurück.
Vom Schaukelgaul bis gar zum Doktorhute
Stört ihr im Zeitbuch um
Und zählt nunmehr mit federleichtem Mute
Schweißtropfen im Gymnasium.
Wie manchen Fluch – noch mögen unterm Boden
Sich seine Knochen drehn –
Terenz erpreßt, trotz Herrn Minellis Noten,
Wie manch verzogen Maul gesehn,
Wie ungestüm dem grimmen Landexamen
Des Buben Herz geklopft;
Wie ihm, sprach itzt der Rektor seinen Namen,
Der helle Schweiß aufs Buch getropft. –
Wohl redt man auch von einer – e – gewissen –
Die sich als Frau nun spreißt,
Und mancher will der Lecker baß nun wissen,
Was doch ihr Mann baß – gar nicht weißt. –
Nun liegt dies all im Nebel hinterm Rücken,
Und Bube heißt nun Mann,
Und Friedrich schweigt der weiseren Perücken,
Was einst der kleine Fritz getan –
Man ist – Potz gar! – zum Doktor ausgesprochen,
Wohl gar – beim Regiment!
Und hat vielleicht – doch nicht zu früh, gerochen,
Daß Plane – Seifenblasen sind.
Hauch immer zu – und laß die Blasen springen;
Bleibt nur dies Herz noch ganz!
Und bleibt mir nur – errungen mit Gesängen –
Zum Lohn ein teutscher Lorbeerkranz.
[113]