[231] 4.

Die Sehnsucht schwand mit ihren weichen Träumen,
Schon ist des Lenzes frühster Kuß verglüht,
Ein kräftiger Geschlecht beginnt zu keimen,
Der zarten Kindheit frisches Bild verblüht.
Nur wenn erwacht in's jugendliche Leben
Die duft'ge Welt den blühnden Busen taucht,
Kann ahnungsvoll der reine Kelch sich heben,
Woraus das Wehn der geist'gen Liebe haucht.
Drum wollten wir noch einmal dich begrüßen,
Eh schwüle Gluth die Silberwang' uns trübt;
O denke du, wenn andre Blumen sprießen,
Noch oft an uns, die zärtlich dich geliebt.
Noch lebt's und keimt's auf üppigem Gefilde,
Und Neues beut dir stets der Augenblick:
Doch fruchtlos ruft die früh'sten Traumgebilde
Das weiche Herz verlangend sich zurück.
Gern wären wir mit heiterm Wort gekommen
Und hätten freundlich gern mit dir gekos't:
Doch ach, der Schein kann nie dem Herzen frommen,
Und Schmerz nur ist des Schmerzes einz'ger Trost.
Doch wirst du einst nicht selber zu uns sagen,
Wenn unserm Kelch der letzte Duft entflieht:
Welkt, Blümlein, welkt, ich will euch nicht beklagen,
Ihr habt ja schön, wenn auch nur kurz, geblüht.

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