[315] [317]Stanzen, in einer trüben Stunde bei Neapel geschrieben.

Die Sonn' ist warm und still die See,
Mit Lächeln blickt der Himmel drein,
Der Inseln Blau, der Berge Schnee
Umkränzt der goldne Abendschein.
Der Hauch des Aethers, klar und rein,
Umspielt sein träumend Rosenkind;
In wunderbaren Melodein
Erklingen Vogel, Meer und Wind –
Der Lärm der Stadt sogar ist hier gedämpft und lind.
In nie betretner Tiefe schau'
Ich Moos und Flechten ausgespannt;
Wie Sternenfluth der Wellen Blau
Hinplätschert leis zum Uferrand.
Ich sitz' allein am Meeressand;
Der Fluth entblitzt wie leuchtend Erz
Ein Funkeln, und im Abendbrand
Entsteigt ein Klingen uferwärts –
Wie süß, erbebte nur wie meins ein einzig Herz!
Weh mir! ich hab' nicht Glück noch Ruh',
Noch Frieden in des Herzens Nacht,
Noch fiel mir jener Reichthum zu,
Den Weisheit bringen und Bedacht,
Gekrönt mit innrer Glorie Pracht.
Nicht Ruhm noch Macht, nicht Lieb' und Heil –
Ach, Andern hat das All' gelacht;
Sie sprachen jedem Tag: »Verweil!« –
Mir ward des Lebens Kelch in anderm Maaß zu Theil.
Doch hier ist selbst Verzweiflung lind,
Wie Abendrauschen, Meer und Fluß;
Fortweinen wie ein müdes Kind
Möcht' ich dies Leben voll Verdruß,
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Das ich ertrug und tragen muß,
Bis mir der Tod den Schlummer bringt,
Und in der Lüfte warmem Guß
Mein Geist ins weite All verklingt,
Und meinem Ohr das Meer sein letztes Murmeln singt.
Wohl hör' ich zürnen, ich sei kalt,
Daß ich gestört in dunklem Sinn
Mit einem Herzen, trüb und alt,
Auch dieser Stunde Hochgewinn.
Zürnt immer! denn von Menschen bin
Ich nicht geliebt und doch beklagt,
Ungleich dem Tag, der, wenn dahin
Sein Glanz, der prächtig uns getagt,
Voll Licht und Freude ganz noch im Gedächtniß ragt.

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