Emil Sommer
Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[3] An Herrn Professor Wilhelm Grimm am 24. Februar 1846.

Sie stehen heut von Freunden umringt, die zu dem Tage, an dem Sie Ihr sechzigstes Jahr vollenden, ihre Wünsche für eine noch lange heitere Zukunft bringen. Und Sie drücken Manchem freundlich die Hand: doch Einer, dem, wenn er heut vor Ihnen stünde, gewiß die Worte vom Herzen kämen, ist zu fern um sich in den Kreis zu mischen. Damit Sie ihn aber auch heut nicht ganz vergessen, sendet er Ihnen Frau Holda mit ihrem elbischen Heer, den wilden Jäger, deutsche Kaiser und Burgfräulein als Boten seine Grüße zu bestellen, für alte Liebe zu danken und um neue zu bitten.

Zwar sind diese Blätter als ein Geschenk für den heutigen Tag sehr gering: doch da gütige Empfänger bei dem, was man ihnen bringt, nicht fragen wie viel es in der Welt gilt, sondern mit welchem Sinne es geboten wird, so darf ich hoffen daß Sie auch die geringe Gabe liebreich aufnehmen und mehr darin lesen als auf den Seiten steht, weil Sie meine [3] Liebe und Verehrung mit herauslesen. Auch freut man sich ja bisweilen über das Unbedeutendste, wenn man sieht daß es dem Geber selbst eine Freude macht: und eine Freude habe ich an diesen Sagen; denn wenn ich jetzt die Blätter umschlage, wandre ich im Geiste immer noch einmal über die Berge und Wiesen, die Saale hinauf und hinab, wie im vergangenen Sommer, als ich den größern Theil der Sagen mir auf den Landstraßen und in Dorfschenken erzählen ließ. Und das gerade ist ja ein Reiz der Wissenschaft, die Sie mit begründet haben, daß sie nicht bloß aus Büchern Bücher macht, sondern von der Weisheit, die auf den Gassen schlendert, noch so viel lernen kann und aus manches Schäfers Munde werthvolle Scholien für Werke des Alterthums empfängt, deren Inhalt noch in vorgeschichtliche Zeit hinaufreicht.

Sie werden es nicht tadeln daß ich einige Sagen und Märchen aufgenommen habe, die schon aus andern Gegenden mitgetheilt sind. Bei den Sagen ist doch wenigstens zu lernen daß sie auch hier vorkommen: die bereits bekannten Märchen aber enthalten, wie ich sie gebe, einige neue Züge, und sie gewähren, wenn man sie mit den andern Fassungen vergleicht, wiederum einen Blick in die sinnige Weise, in welcher das Volk, an der altererbten Poesie mit unvergänglicher Lust fortdichtend, die alten Züge immer wieder zu neuen Gestalten verbindet.


Halle.


E. Sommer. [4]

SagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen
1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[1] Sagen.

1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu Quedlinburg.

Mündlich aus Helfta bei Eisleben und aus Halle.


Kaiser Otto mit dem rothen Barte gerieth mit den Geistlichen in Streit, und da machten ihm die Reichsgeschäfte bald keine Sorgen mehr. Man sagte dem Volke, er sei plötzlich gestorben, und veranstaltete ein feierliches Begräbniß; doch der Kaiser lag nicht im Sarge, sondern schmachtete in einem Gefängniß. Und als er nach vielen Jahren starb, fand sein Geist keine Ruhe im Grabe, sondern irrte lange umher, bis er sich den Kiffhäuser zur Wohnstatt erkor.

Nun zogen einst Musikanten durch das Thal am Kiffhäuser und spielten vor allen Häusern; doch nirgends empfingen sie eine Gabe, so daß sie sich den ganzen Tag vergebens gemüht hatten. Da sprachen sie am Abend »Wir wollen dem Kaiser Otto ein Ständchen bringen: vielleicht schenkt er uns Etwas.« [1] Und sie spielten vor dem Berge das schönste ihrer Stücke auf; und als sie fertig waren, kam des Kaisers Kastellan und überreichte jedem einen grünen Zweig. Die Musikanten aber warfen die Zweige weg und lachten. »Wenn wir nicht mehr hätten verdienen wollen« sprachen sie, »solch kaiserliche Gnade hätten wir auch sonst schon finden können.« Nur einer steckte sich den Zweig an den Hut und sagte »So habe ich doch ein Andenken an den Kaiser Otto.« Und als sie Abends spät in die Herberge kamen, war der Zweig auf dem Hute des Musikanten zu eitlem Golde geworden, und der arme Musikant war nun für sein Leben ein reicher Mann. Wie die andern das sahen, eilten sie zum Berge zurück und suchten im Mondscheine nach ihren Zweigen; doch die Zweige waren verschwunden. Am folgenden Morgen spielten sie wieder vor dem Kiffhäuser und spielten drei ganze Tage hindurch; doch der Kastellan des Kaisers brachte ihnen Nichts zum Dank.

Ein armer Schäfer hatte gehört wie der Musikant durch das Geschenk des Kaisers so reich geworden war, und er trieb nun immer auf den Kiffhäuser und dachte »Wenn ich nur den Weg wüßte, der in den Berg zum Kaiser Otto führt: da er ein so liebreicher, wohlthätiger Herr ist, so würde ich ihm meine Armuth klagen, und er würde sich gewiß meiner annehmen.« Und wie er einst auch wieder so bei sich dachte, bemerkte er vor seinen Füßen eine Fallthür, die er nie zuvor gesehen hatte. Er öffnete [2] sie und stieg eine lange Treppe in den Berg hinab bis in einen weiten, hochgewölbten Saal. Dort saß der Kaiser Otto mit seinem langen rothen Bart an einem großen steinernen Tisch, und um ihn her saßen viele hundert Ritter und Schildknappen in voller Rüstung. Schüchtern blieb der Hirt am Fuße der Treppe stehen, doch der Kaiser winkte ihm freundlich und sprach »Ich weiß schon weshalb du kommst. Hier nimm dir so viel du brauchst, und wenn du heim kommst, grüß dein Weib und deine Kinder von mir.« Und damit wies er auf einen Haufen glühender Kohlen, der in einem Winkel lag. Der Hirt beugte sich ängstlich über die Kohlen, doch er wagte nicht sie anzurühren. Da lachte der Kaiser und rief »Greif nur zu; es brennt nicht. Doch nimm nicht zu wenig.« »Ja zu wenig!« dachte der Hirt, »wenn nur was zu nehmen wäre. Um Kohlen zu verschenken und arme Leute auszulachen braucht man kein Kaiser zu sein.« Doch weil er sich fürchtete zu widersprechen, füllte er seine Hirtentasche mit Kohlen, verneigte sich tief vor dem Kaiser und seinen Rittern und Knappen und stieg die Treppe wieder hinauf. Und wie er oben die Kohlen aus der Tasche schütten wollte, war die Tasche voll gediegenen Goldes, und der Schäfer war so reich wie der Musikant; doch die Fallthür konnte er nie wieder finden.

Ein andrer Schäfer verlor am Johannisabend seine Heerde, die er auf dem Kiffhäuser gehütet hatte. Er lief durch das Gebüsch und hohe Gras sie zu suchen,[3] und dabei streifte er, ohne es zu wissen, mit den Füßen die Wunderblume ab, und sie blieb in seiner Schuhschnalle hängen. Wer diese Blume, die nur in der Johannisnacht blüht, an sich trägt, der kann die Geister sehen: und wie es nun im Thale elf schlug, war der Schäfer grade dicht unter dem Gipfel des Berges, und er sah wie sich der Berg aufthat und der Kaiser Otto mit vielen Rittern herausstieg. Sie waren gar stattlich anzuschauen und begannen auf dem Berge Kegel zu schieben, und als sie eine Weile geschoben hatten, schmaräkelten sie. Der Schäfer blieb verwundert stehen und schaute zu. Da schlug es zwölf, und sie stiegen in den Berg zurück, und der Berg schloß sich wieder. Der Schäfer nahm zum Wahrzeichen den König der Kegel und steckte ihn in seine Hirtentasche. Er ging weiter nach seinen Schafen, fand sie auch bald und erzählte nun am Morgen den andern Hirten was er in der Nacht gesehen hatte. Die aber lachten ihn aus: da holte er den Kegel aus der Tasche, und wie er ihn ansah, war er ganz von Gold.

Nachdem der Kaiser Otto wohl manche hundert Jahre in dem Berge gehaust hatte, ging er zur Ruh ins Grab, und an seine Stelle zog der Kaiser Friedrich in den Kiffhäuser, der noch dort wohnt. – Nach Andern aber soll der Kaiser Otto aus dem Kiffhäuser in das quedlinburger Schloß gezogen sein und noch jetzt in den tiefen Kellern desselben sitzen. Die Magd des Küsters in Quedlinburg wurde einst von einem [4] Geiste hinabgeführt und sah den Kaiser, der ganz von Golde war und sich nicht regte. Nach einer alten Wahrsagung soll das quedlinburger Schloß einst abbrennen: dann wird man den Kaiser unter den Trümmern finden und das Schloß mit dem Golde, in das sein Leib sich verwandelt hat, neu und schöner aufbauen; sein Geist aber wird dann Ruhe finden.

2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon.

Mündlich aus Halle.


Im letzten Kriege kam ein französischer Marschall nach Nordhausen, und wie er die Trümmer der Kiffhäuserburg sah und hörte, daß dies ein verwünschtes Schloß sei, auf dem es bei Nacht Niemand Ruhe lasse, rief er im Uebermuth »So will ich die nächste Nacht dort oben schlafen«; und er hörte auf keine Warnung, sondern ließ sein Feldbett auf dem Kiffhäuser aufschlagen. Und als es Mitternacht war, sandte der Kaiser Friedrich, der seit undenklichen Jahren im Kiffhäuser wohnt, die Königin Holle hinauf zu dem Marschall und ließ ihm sagen, er möge seinen Herrn, den Kaiser Napoleon, warnen nicht nach Rußland zu ziehen; denn von da werde er nur in [5] Schmach und Noth wiederkehren: und er möge dem Kaiser verkündigen, wenn er seinen Ruhm lieb habe, solle er Deutschland räumen; denn er, der Kaiser Friedrich, dulde nicht daß sein deutsches Volk den Franzosen unterthänig sei: und wenn der Kaiser Napoleon diese Mahnung nicht höre, werde er in Jammer und Armuth untergehn. – Der Marschall eilte am folgenden Morgen nach Halle, wo Napoleon sich grade aufhielt, und sagte ihm was die Königin Holle ihm melden ließ, und alle Generale und alle Soldaten baten den Kaiser nicht nach Rußland zu gehen; doch er, wie er war, lachte sie aus, und das hat er denn büßen müssen.

Die Königin Holle ist Kaiser Friedrichs Haushälterin im Kiffhäuser. Sie war eine reiche Königswittwe und wurde freventlich ermordet: da fand ihr Geist keine Ruh im Grabe und schwärmte lange umher, bis sie hörte daß der Kaiser Friedrich im Kiffhäuser eine Freistatt gefunden; und da sie sich aus ihrer Zeit erinnerte daß man ihn immer als einen so gerechten und gütigen Herrn gepriesen hatte, ging sie zu ihm in den Berg, und dort führt sie ihm nun die Wirthschaft und sorgt für Alles, was er und die vielen hundert Ritter und Knappen bedürfen, die mit ihm um den großen steinernen Tisch sitzen.

3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[6] 3. Der wilde Jäger.

Mündlich.


In der Abbatissine, einem Gehölz bei Gutenberg, eine Meile von Halle, sieht man zu Mittag zwischen elf und zwölf den wilden Jäger ohne Kopf umher gehen. Bei Nacht hetzt er daselbst, von vielen klaffenden Hunden begleitet, die Lohjungfern. – In der dölauer Heide bei Halle reitet er bisweilen ohne Kopf auf einem Schimmel durch die Luft. Dann folgt jedesmal binnen drei Tagen Sturm und Ungewitter. – Ohne Kopf zeigt er sich auch in einem Walde zwischen Schraplau und Eisleben, im Zellgrunde zwischen dem Galgen- und Zellberge bei Erdeborn, im Mittelholz bei Näglitz und in vielen andern Wäldern Sachsens. Wenn er naht, legen sich die Wanderer auf den Boden, und er braust mit seinen Hunden über sie hinweg.

4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

4. Hast du geholfen jagen,
Mußt du auch helfen nagen.

Mündlich aus Wettin.


Der wilde Jäger zieht bei Wettin oft durch den Grund, welcher die Pfaffenmat heißt. Da geht es »Kleff, kleff! hede, hede, hede!« Einst lag ein Hirt in seiner Hürde und hörte das Bellen und Hetzen: da fragte [7] er ob er nicht mitjagen dürfe. »Nur zu!« rief der wilde Jäger, und der Hirt jagte mit. Als die Jagd zu Ende war, bekam er als Antheil an der Beute eine Pferdekeule, die er essen sollte. Und weil er dies nicht wollte, tanzte die Keule drei Nächte hinter einander auf der Weide rings um die Schafe und mitten durch sie hindurch, daß die Thiere sehr scheu wurden. Da wandte sich der Hirt an den Prediger und klagte ihm seine Noth; und der Prediger citierte den wilden Jäger und gebot ihm die Keule zurück zu nehmen. Doch der wilde Jäger sagte, das sei alter Brauch bei ihm und seinen Jägersleuten, wer mit jage, der müsse auch mit essen; daher komme noch das alte Sprichwort


»Hast du geholfen jagen,
Mußt du auch helfen nagen.«

Da mußte sich der Hirt bequemen ein kleines Stück von der Keule zu essen, welche hierauf verschwand.

Dieselbe Sage erzählt man zu Greifenhagen und Dederstedt. Zu Wettin aber rief einst ein Schiffer, als er den wilden Jäger über sich hin fahren hörte, »Mir auch eine Keule!« und augenblicklich lag eine mächtige Pferdekeule in seinem Kahn, die er lange umsonst hinaus zu werfen suchte; denn sie war so schwer, daß er sie gar nicht erheben konnte. Da stieß er im Ärger einen Fluch aus, und plötzlich war die Keule verschwunden.

5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[8] 5. Die Futterstelle des wilden Jägers.

Mündlich aus Dederstedt.


In Dederstedt bei Eisleben war eine Stelle, an welcher der wilde Jäger stets anzuhalten und seine Pferde und Hunde zu füttern pflegte. Als man dort vor einigen Jahren ein Haus baute, wurde die erste Mauer funfzehn Mal hinter einander über Nacht wieder eingerissen: erst das sechzehnte Mal blieb sie stehen; doch ist es noch jetzt bei Nacht in den Zimmern unruhig, und rings um das Haus, welches grade an einer Ecke steht, weht zu allen Tageszeiten der Wind.

6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

6. Frau Holle.

Mündlich.


Frau Holle, die man in ganz Thüringen kennt, ist ein kleines, bucklichtes altes Mütterchen. Sie ist sehr häßlich und spielt den Leuten manchen bösen Streich, besonders wenn sie in den zwölf Nächten spinnen. Sie macht dann daß die Kühe Blut statt Milch geben, daß das Garn ungleich wird und die Leinwand bald zerreißt. Man fürchtet sie und spricht nur Gutes von ihr: das Böse flüstert man sich leise zu. Und wenn ein verwegner junger Bursch in der Spinnstube [9] über sie spotten will und eine alte Frau dabei sitzt, springt sie wohl auf, hält ihm den Mund zu und murmelt, indem sie ängstlich nach dem Fenster sieht, »Gott segn' uns, wenn sie das gehört hat.«

Frau Holle heißt sie auch im Magdeburgischen und um Naumburg, Weißenfels und Zeiz. Um Wollmirstedt dagegen, so wie um Eisleben (in Amsdorf, Ober-und Unterröblingen, Erdeborn, Helfta, Volkstädt, Helbra) und von da aufwärts nach der Saale zu in Hedersleben, Dederstedt, Schochwitz, Gorsleben wird sie allgemein Frau Wolle, in dem eine halbe Meile von Gorsleben dicht an der Saale gelegenen Zaschwitz aber, in Wettin und Beidersee Frau Rolle genannt.

7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

7. Der Steinberg.

Mündlich aus Oberröblingen am salzigen See.


Zwischen dem Dorfe Aseleben und dem salzigen See liegt ein Berg, der mit einigen hundert Steinen bedeckt ist. Auf diesem Berge hütete einst ein Schäfer, und als er frühstücken wollte, kam Frau Wolle den Berg herauf um auf der andern Seite zum See hinab zu gehen und sich darin zu baden. Wie sie den Schäfer sah, bat sie ihn um ein Stückchen von seinem Brote: doch er lachte und sprach, wenn sie essen wolle, solle sie arbeiten; sein Brot habe er ehrlich [10] verdient und brauche es allein. Da berührte ihn Frau Wolle mit einer Ruthe, die sie in der Hand trug, und alsbald war er in Stein verwandelt: darauf berührte sie seine beiden Hunde, die rechts und links neben ihm lagen, und dann die ganze Heerde, und auch die Hunde und alle Schafe wurden zu Stein. Dies sind die Steine, welche auf dem Berge liegen; und noch heut sieht man an dem, in welchen der Schäfer verwandelt ist, den Stab aufragen, den der Schäfer beim Sitzen grade über seine Schulter gelehnt hatte. Der Berg wird seitdem der Steinberg, bisweilen auch der Schafberg genannt.

Auf einem Anger bei Ahlsdorf liegt eine Menge ähnlicher Steine; und auch dies ist ein Schäfer mit zwei Hunden und fünfhundert Schafen, die einst verwünscht worden sind. Wer sie verwünscht hat weiß man nicht; doch erzählt man daß sie einst noch erlöst werden sollen.

8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

8. Frau Harre und Frau Motte.

Mündlich.


In Gutenberg bei Halle hütet man sich in den zwölf Nächten zu spinnen, weil sonst Frau Harre kommt und den Rocken besudelt. In Pfützenthal wird sie Frau Harren, in Rothenburg (anderthalb Meilen von Pfützenthal) Frau Harfe und in Näglitz (eine halbe Meile von Gutenberg) Frau Archen genannt.

[11] In Löbejün sagt man, Frau Motte kommt und verdirbt das Garn, das man in der Zwölften oder auch während der Fastnacht gesponnen hat.

9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

9. Die Taube in den Zwölften.

Mündlich aus Diemitz bei Halle.


In den Zwölften hört man bei Nacht oft ein wunderbares Rauschen in der Luft. Dann freuen sich die Landleute; denn sie wissen daß ein fruchtbares Jahr folgt, und daß noch außerdem Manchem von ihnen ein unverhofftes Glück begegnen wird. Dann nämlich fliegt eine Frau, die nur in den Zwölften auf Erden erscheint, in Gestalt einer Taube durch die Luft. Die Taube ist nicht größer als gewöhnliche Tauben; doch wenn sie die kleinen Flügel schlägt, saust die Luft weit hinter ihr her, daß man es wohl eine Viertelmeile weit hört. An ihren Füßchen schleppt die Taube ein kleines, niedliches Stühlchen, aus feinem Rohrschilf geflochten, und wenn sie müde wird, stellt sie das Stühlchen auf den Boden, setzt sich darauf und ruht aus: die Erde oder was zur Erde gehört berührt sie nie. Wo sie sich nun so niedergelassen hat, da grünt und blüht es im folgenden Sommer am Schönsten; überall aber, wo sie vorüberzieht, werden die Felder fruchtbar und die Menschen mit vielfachem Glücke gesegnet. Am Morgen des Dreikönigstages wird die[12] Taube wieder zur Frau; doch verschwindet diese alsbald und wird das ganze Jahr nicht gesehen. Wo sie sich das Jahr über aufhält und wer sie ist weiß Niemand.

10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

10. Die Amtmannsfrau zu Helbra.

Mündlich aus Mansfeld.


Einem Amtmann zu Helbra starb seine Frau, und er nahm eine zweite, die mit den Kindern der ersten lieblos umging. Da kam die erste alle Morgen und alle Abende zu den Mägden in den Stall, half ihnen melken und das Vieh striegeln und bat sie gar wehmüthig, alles Liebe, was sie ihnen hier im Stalle anthue, möchten sie doch ihren Kindern auf dem Schlosse wieder zu Gute kommen lassen; denn auf das Schloß dürfe sie nicht gehen. Und weil die Mägde freundlich gegen sie waren, wurde sie immer vertraulicher, bis sie eines Morgens, als sie fortschlich, vom Amtmann bemerkt wurde. Da ließ er einen Jesuiten kommen, welcher die Frau bannen sollte. Und der Jesuit hieß sie aus dem Grabgewölbe nehmen und in ein Gehölz vor dem Dorfe legen, welches das Pfarrholz heißt. An das Pfarrholz stößt ein Teich, und der Jesuit gab der Todten ein Sieb in die Hand und bannte sie, wenn sie im Grabe nicht rasten wolle, müsse sie mit dem Siebe erst den Teich ausschöpfen, ehe sie wieder auf den Schloßhof kommen dürfe. Und [13] nun war der Teich alle Morgen kleiner, und es währte nicht lange, so war er ausgetrocknet, und die Frau erschien wieder im Stalle. Da nahm man sie zum zweiten Mal aus dem Grabe und brachte sie über die Grenze in das ahlsdorfer Gebiet. Nun konnte sie nicht mehr auf das Schloß nach Helbra kommen; denn über die Grenzen dürfen Geister nicht: doch ging sie noch lange allnächtlich an den Grenzsteinen auf und nieder und schaute sehnsüchtig nach dem Schlosse hinüber. Und das ist erst vor fünf und zwanzig Jahren geschehen.

11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

11. Altes Mütterchen erlöst.

Mündlich aus Gutenberg.


In Gutenberg war eine Wöchnerin eines Abend ganz allein zu Hause, weil ihr Mann über Land gegangen war und sich auf dem Heimwege verspätet hatte. Und als sie nun so still in ihrem Bette lag und sich im ganzen Dorfe nichts mehr regte, da begann es plötzlich unter ihr im Keller des Hauses zu rascheln; die Kellertreppe herauf kamen langsame Schritte, und herein trat ein altes, gebücktes Mütterchen mit einem Spinnrocken in der Hand. Es setzte sich ohne zu grüßen oder ein Wort zu sprechen neben die Wiege und spann und sah das Kind von Zeit zu Zeit mit so recht freundlichen, doch wehmüthigen Augen an. Die Frau zitterte vor Angst, doch schwieg [14] sie und zog nur heimlich die Wiege immer etwas näher an das Bett. Als das Mütterchen eine Weile gesponnen hatte, stand sie auf, nahm den Rocken in die Hand und winkte der Wöchnerin mit ihr zu gehen. Die aber hüllte sich tiefer ins Bett, machte die Augen fest zu und sah nicht eher wieder auf als bis sie ihren Mann zur Thür hereinkommen hörte. Wie sie dem erzählte was sie gesehen hatte, wurde auch ihm ganz bang, und er versprach sie nicht wieder Abends allein zu lassen. Sie saßen nun die nächsten Abende traulich beisammen und sahen und hörten nichts. Nach einigen Tagen aber geschah es doch wieder daß der Mann, als die Nacht anbrach, noch ausblieb, und nun kam um dieselbe Zeit wie das erste Mal das alte Mütterchen mit dem Spinnrocken, setzte sich an die Wiege und spann ohne ein Wort zu sprechen. Und als sie wegging, winkte sie der Frau wieder und sah sie gar freundlich bittend mit so lieblicher und doch so bekümmerter Miene an, daß die Frau fast mitgegangen wäre, wenn sie nicht gefürchtet hätte, es sei nur ein böser Geist, der sie verlocken wolle. Am folgenden Morgen ging der Mann der Wöchnerin zum Pfarrer und erzählte dem die Geschichte von dem alten Mütterchen, welches schon zweimal bei seiner Frau gewesen sei. Und der Pfarrer kam zu der Frau, segnete sie ein und las eine Messe über sie (denn es ist dies Alles schon vor langer, langer Zeit geschehen, als die Sachsen noch katholisch waren), und nun hieß er sie, wenn das Mütterchen [15] wieder komme, getrost aufstehen und mitgehen, nun würden alle bösen Geister der Welt ihr kein Haar zu krümmen wagen. Als die Frau bald darauf wieder einmal des Abends allein war, kam richtig wieder das gebückte Mütterchen und spann wie früher still vor sich hin, grüßte nicht und sprach nicht; doch als sie diesmal den Rocken nahm und der Frau winkte, stand diese auf, ergriff ihre Lampe und folgte ihr. Sie gingen die Kellertreppe hinab, und als die Frau auf die unterste Stufe trat, fuhr sie erschrocken zurück, denn vor ihr stand eine Mulde voll runder, blanker Dukaten. Und das alte Mütterchen fiel ihr um den Hals und rief »Gott sei gedankt! Nun bin ich erlöst, und du bist meine Retterin. Ich war verwünscht diesen Schatz zu bewachen, bis am Neunten eines Monats in deinem Hause ein Knäblein geboren würde, dessen Mutter ich ohne zu sprechen zu dem Schatz herab locken könnte. Dein Sohn ist am Neunten geboren; doch wärst du heut nicht mit gekommen, so wäre ich verloren gewesen, denn nur dreimal durfte ich den Schatz verlassen. Nun nimm das Gold und lebe fröhlich damit; so lange Einer von deinem Geschlechte übrig ist, wird es nicht zu Ende gehen.« Und wie die Wöchnerin noch erstaunt bald das Mütterchen, bald die Dukaten ansah, war die Alte plötzlich verschwunden. Da griff die Frau eilig nach den Dukaten, um zu sehen ob sie auch verschwinden würden; doch es waren wirkliche Dukaten und wurden ihr sehr schwer, als sie die Mulde die Treppe hinauftrug.

12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[16] 12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge.

Mündlich aus Helfta.


Auf dem Hausberge bei Eisleben stand vor alter Zeit ein mächtiges Schloß, welches in den Berg versunken ist, doch sich einst wieder aus ihm erheben wird. Das Burgfräulein ist mit in den Berg verwünscht und wird nur alle sieben Jahr in der Johannisnacht frei. Dann wandelt sie auf dem Berge umher, trägt ein Schlüsselbund am Gürtel und ist ganz grün gekleidet, weshalb sie das Volk nur »die grüne Jungfer« nennt. Wer ihr begegnet, dem widerfährt ein großes Glück; denn er wird von ihr reich beschenkt. Das größte Glück aber ist dem bestimmt, dem es einst gelingen wird sie zu erlösen. Jedem nämlich, den sie trifft, giebt sie einen Schlüssel und führt ihn zu einer Fallthür auf dem Gipfel des Berges, die auch nur alle sieben Jahr in der Johannisnacht zu sehen ist: die Thür heißt sie ihn aufschließen, und dann begleitet sie ihn durch die weiten Gemächer des Schlosses, zeigt ihm alle Herrlichkeiten und führt ihn zuletzt vor ein Buch, welches ihre und des Schlosses Geschichte enthält. Dieses Buch heißt sie ihn lesen; doch ist es in so alter Schrift geschrieben, daß noch Niemand es zu lesen vermocht hat. Wenn aber einst Jemand das Buch wird lesen können, so wird sich das Schloß aus dem Berge auf den Gipfel desselben heben, und die Jungfer wird erlöst sein und ihren Erlöser zum Herrn des Schlosses und zu ihrem Gemahl [17] machen. Ein Amtmann las einst schon einige Seiten: da begann sich das Schloß alsbald im Berge zu rütteln, und ein Schäfer, der grade über den Berg ging, sah die Thurmspitze schon daraus hervorragen. Doch weil der Amtmann nicht weiter lesen konnte, sank das Schloß in den Berg zurück. Noch jetzt gehen Leute aus den benachbarten Dörfern in der Johannisnacht auf den Hausberg um der grünen Jungfer zu begegnen.

13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

13. Die Jungfernklippe.

Mündlich aus Mansfeld.

Deutsche Sagen der Brüder Grimm 1,227.


Als noch die alte Staufenburg in Thüringen stand, schaute die Tochter eines Burgherrn einst viele Jahre lang von einem Felsen am Wallgraben hinaus in die Weite, um zu sehen ob ihr Geliebter nicht aus der Fremde wiederkehre. Und weil sie so lange dort stand, drückte sich ihr Fuß in den Stein, und die Vertiefung ist noch zu sehen. Noch jetzt erscheint das Fräulein bisweilen mit goldenen Pantoffeln und mit langem, gelben Haar auf dem Felsen, welcher darum die Jungfernklippe genannt wird.

14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[18] 14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf.

Joh. Bernh. Heller Sonderbare Merkwürdigkeiten aus der berühmten Landgrafschaft Thüringen (Jena und Leipzig 1731). S. 459 f.


Auf dem Schloßberge bei Ohrdruf, am Fuße des Thüringerwaldes, läßt sich manchmal eine Jungfer mit einem großen Schlüsselbunde sehen. Sie kommt um die zwölfte Stunde zu Mittag vom Berge herab, geht in das Thal zum Herlingsbrunnen, badet sich darin und steigt dann wieder den Berg hinauf.

15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

15. Die erlöste Jungfrau.

Mündlich aus Halle.


In einem Dorfe nicht weit von Halle wurde das Dienstmädchen des Pfarrers bei Nacht aus dem Schlafe geweckt, und als sie aufblickte, sah sie eine lange, weiße Gestalt, welche ihr winkte. Das Mädchen aber hüllte sich tief ins Bett ein und erzählte am Morgen dem Pfarrer was sie gesehen hatte. Der schalt sie um ihres Aberglaubens willen und meinte, sie sollte, ehe sie einschliefe, hübsch beten, dann würde sie nicht so unruhige Träume haben. In der folgenden Nacht aber sah das Mädchen dieselbe weiße Gestalt, und diesmal sprach sie und bat das Mädchen aufzustehen und mitzugehen. Doch auch diesmal fürchtete sich die Magd. Wie sie aber dem Pfarrer am [19] Morgen wieder von ihrem Gesicht erzählte, da sprach er »Wenn die Erscheinung zum dritten Male kommt, so steh auf und thu in Gottes Namen was sie verlangt.« Und wirklich kam die weiße Gestalt auch in der dritten Nacht, und die Magd stand auf und folgte ihr. Sie wurde in des Pfarrers Keller hinabgeführt und durch eine Thür, welche sie nie zuvor gesehen hatte, in andre Keller und durch lange Gewölbe hindurch. Die Gestalt schritt mit einer Kerze voran und blieb in einem kleinen Gemache stehen, an dessen Boden viele goldene und silberne Ketten, Ringe, Armspangen und andere Kleinode aufgehäuft lagen. Und die Gestalt sprach zu dem Mädchen »Sieh, dies Alles ist dein: nimm es auf und lebe glücklich damit.« Das Mädchen aber glaubte zu träumen und konnte sich an den Kostbarkeiten nicht satt sehen; doch wagte sie nichts anzurühren. Da gab ihr die Gestalt die Zipfel der Schürze in die Hand und schüttete ihr das Geschmeide in die Schürze. Das Mädchen hielt die Schürze in Gedanken fest, und als Nichts von all den Herrlichkeiten mehr am Boden lag, da trat eine schöne, prachtvoll gekleidete Jungfrau ins Gemach; die weinte vor Freude und rief »Nun sei Gott gelobt, nun bin ich erlöst.« Damit eilte sie auf das Mädchen zu und wollte es umarmen; doch erschrocken ließ das Mädchen die Schürzenzipfel los, die Kleinode rollten über den Boden, und plötzlich war Alles verschwunden, die Jungfrau sammt der Gestalt, das Gold und die Edelsteine; und das [20] Mädchen tappte im Finstern umher, bis sie in der Ferne Etwas schimmern sah. Sie ging darauf zu und fand eine Treppe, die sie hinaufstieg. Und als sie sich nun umsah, stand sie an dem einen Ende des großen Kirchhofes, an dessen anderer Seite, wohl mehrere hundert Schritte davon, das Pfarrhaus stand. Sie ging schnell ins Haus und erzählte dem Pfarrer Alles, wie es gekommen war. Der Pfarrer schüttelte ungläubig den Kopf: da bemerkte er daß eine Perlenschnur an dem Schürzenbande der Magd hing, an das sie sich mit dem Schlosse festgeschleift hatte; und nun zweifelte er nicht länger, sondern sprach »An diesem Wahrzeichen erkenne ich daß du die Wahrheit sagst: führe mich an den Ort, von dem du die Schnur mitgebracht hast.« Und sie gingen in den Keller, doch die Thür zu den andern Kellern suchten sie umsonst, und sie gruben auch auf dem Kirchhofe nach, doch sie fanden die unterirdischen Gänge nicht.

16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht.

Mündlich aus Wettin und Dederstedt.


Vor vier Jahren begegnete einem Hirten zu Fienstedt drei Morgen hinter einander eine Kröte, die ihn freundlich grüßte und bat, er möchte sie doch küssen, dann würde sie erlöst und zum Danke dafür wolle sie ihn heiraten. Den Hirten aber graute es die Kröte [21] zu küssen. Da erschien sie ihm am vierten Morgen als eine wunderschöne Jungfrau und sagte ihm, so habe sie ehemals ausgesehen, und sie sei eine Prinzessin gewesen und würde es wieder geworden sein, wenn er sie geküßt hätte; nun aber könne sie es nie mehr werden. Und als sie der Hirt noch ansah, verschwand sie vor seinen Augen.

Ebenso begegnet bei Nacht den Wanderern zwischen Hedersleben und Dederstedt oft eine Katze, welche sagt, sie sei eine verwünschte Prinzessin und könne durch einen Kuß erlöst werden.

17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

17. Weiße Frauen.

Mündlich.


An der Nordseite des Dorfes Mötzlich, eine Stunde von Halle, liegt ein großer Stein, von welchem ein Rain zu dem benachbarten Dorfe Tornau führt. An diesem Rain sieht man oft in der Abenddämmerung und Nachts zwischen elf und zwölf eine ganz weiß gekleidete Frau auf und ab gehen, welche im ganzen Dorfe als »die weiße Frau« und »die verwünschte Prinzessin« bekannt ist und oft die Vorübergehenden mit kläglicher Stimme angerufen hat, sie möchten sie doch erlösen. Läßt man sie ruhig gehen, so thut sie Niemand Etwas zu Leide; doch wer sie verspottet oder sonst wie erzürnt, neben dem steht sie [22] plötzlich und haucht ihn an, und dann wird er von schwerer Krankeit befallen.

Eine weiße Frau geht auch in der dölauer Heide um: nach Andern aber ist eine Prinzessin in die Heide verwünscht und zeigt sich bisweilen in schwarzem Kleide mit weißer Schürze, hoher, weiß- und schwarzgewürfelter Mütze und mit einem Schlüsselbunde am Gürtel. – In einem Gehölz bei Löbejün sieht man bei Nacht oft zwei weiße Frauen, von denen eine ein Schlüsselbund trägt, mit einander gehen, und vor ihnen her schwebt ein Licht. – Auf dem Winkel in Wettin, dem Stammschlosse der Könige von Sachsen, geht die weiße Frau noch manchmal in einem Gange auf und ab: früher erschien sie stets kurz zuvor, eh Jemand aus dem sächsischen Königshause starb; auch kam sie am Morgen und Abend zu den Mägden in den Stall und half ihnen melken.

18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

18. Gott helf.

Mündlich aus Halle.


Als einst ein Mann bei Nacht an der Kirche, die auf dem Neumarkt zu Halle steht, vorüber ging, saß eine Frau in weißen Kleidern auf der Kirchhofsmauer und nieste. »Gott helf!« rief der Mann; doch sie dankte nicht, sondern nieste gleich noch einmal. Und er rief wieder »Gott helf!« Sie aber nieste zum dritten Male. Da wurde der Mann ärgerlich und [23] sagte »Wenn dir Gott nicht helfen will, so helf dir der Teufel.« Und nun fing die Frau laut zu klagen an und sprach »Hättest du zum dritten Male ›Gott helf‹ gesagt, so wäre ich erlöst worden; doch nun muß ich wieder hundert Jahr warten, eh mich Jemand erlösen kann.«

19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

19. Die Wichtel.

Thüringen und der Harz mit ihren Merkwürdigkeiten, Volkssagen und Legenden. 8. Band (Sangerhausen 1845), S. 88.


In dem felsigen Geklüfte der jostädter Weinberge hauste ein Wichtelvölklein, das zuweilen im nahen Dorfe Jostädt sich blicken ließ, vornehmlich in der adeligen Burg daselbst, wo die kleinen Wichtel oft in der sogenannten Wichtelstube aus den Ritzen der Dielen emporstiegen. Auch zogen sie weiter in der Gegend umher: und als sie einst in das honer Feld wollten, mußte der jostädter Fährmann sie in seinem Nachen über die Werra setzen und erhielt als Fahrlohn einen Knäuel Garn ohne Ende. Als er aber den Knäuel verwünschte, weil er beim Abweifen müde wurde, war er plötzlich mit allem schon abgeweiften Garn verschwunden. In der Nähe zeigt man noch den Wichtelanger und in einer Felshöhle die Wichtelkirche.

20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[24] 20. Gütchenteich.

Mündlich aus Halle.


An der Nordostseite von Halle, zwischen dem Geist-und Steinthore, liegt ein kleiner Teich, welcher der Gütchenteich oder die Gütchengrube heißt. Aus diesem stammen die Kinder, die in Halle geboren werden. Auch kam zu ihm einst bei Nacht eine Gräfin in schwarzer Kutsche gefahren und verschwand darin. Nach Einigen ist er ohne Grund; doch nach Andern stand an dem Platze früher ein Schloß, welches in die Erde versunken und an dessen Stelle der Teich getreten ist, und bei hellem Wetter soll man noch jetzt die Thurmspitze des Schlosses in der Tiefe schimmern sehen.

Die Kinder, welche zu Glaucha geboren werden, kommen aus dem Teich am rothen Thor (hinter dem Waisenhausgarten); und auch hier soll einst eine Gräfin in schwarzer Kutsche bei Nacht versunken sein.

21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

21. Kornengel.

Mündlich.


Um Wettin, Halle, Eisleben, Eilenburg und wohl in ganz Sachsen warnt man die Kinder, wenn das Getreide reift und sie Kornblumen pflücken wollen, [25] nicht zu tief ins Korn hineinzugehen, weil sonst der Kornengel komme und sie forttrage. Wer von ihm geraubt wird kehrt nie wieder zu den Menschen zurück.

22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

22. Der Kobold in Stedten.

Mündlich aus Helfta.


Als man zu Stedten bei Schrauplau ein Haus baute, fand man im Füllemund eine eiserne Lade, und wie man sie aufmachte, sprang ein kleines, rothes Männchen heraus, welches fröhlich im Kreise umher tanzte und immer rief »Nun bin ich erlöst! Nun bin ich erlöst!« Und es erzählte, es sei ein Kobold und sei vor vielen hundert Jahren in diese Lade verwünscht worden, und wenn das neue Haus fertig sei, wolle es darin wohnen. Als nun das Haus gebaut war, kam das Männchen alle Nacht, machte das Vieh im Stalle los und trieb es auf dem Hofe umher, sprang die Treppen im Hause auf und ab und lärmte so viel, daß bald Niemand mehr in dem Hause wohnen wollte.

23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

23. Der Kobold in Bischdorf.

Mündlich aus Diemitz.


In Bischdorf wohnt eine alte, steinreiche Frau, die einen Kobold hat. Der sitzt den ganzen Tag in ihrer[26] Stube auf dem Heerd, und sie unterhält sich mit ihm. Da haben die Nachbarn, die manchmal unter den Fenstern stehen bleiben und horchen, denn gehört wie der Kobold sprach »Nun, Alte, wünschst du dir nichts?« »Ach ja, Söhnchen« sagte sie dann, »ich wünsch mir eine recht schöne goldne Kette« oder »ich wünsch mir einen Beutel mit Dukaten« oder was sie sich sonst gewünscht hat. Dann ist der Kobold nur zum Schornstein hinaus geflogen und bald zurückgekehrt und hat das Verlangte gebracht.

24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda.

Mündlich aus Helfta.


Zu Schmalzeroda lebte ein Bauer, der einen Kobold hatte. Und weil er geizig war, forderte er immer mehr von ihm; doch jeder Kobold kann nur ein bestimmtes Maaß von Geld, Getreide und dergleichen auf einmal bringen, der eine mehr, der andere weniger: wenn man Etwas von ihm fordert was über seine Kraft geht, so muß er einen neuen Herrn suchen. So mußte auch der Kobold zu Schmalzeroda auswandern, weil der Bauer einst zu viel von ihm verlangte; und er ging zu einem Vetter des Bauers nach Bischofsroda, schlich sich in dessen Zimmer, als es eben leer war, legte sich auf das Bett, und als der Bauer herein trat, rief er ihm zu »Nimm mich [27] an! Nimm mich an!« Der Bauer aber wollte ihn nicht annehmen, sondern schlug mit einem Stock nach ihm; doch wenn er ihn zu treffen meinte, stand der Kobold schon in der entgegengesetzten Ecke der Stube, lachte ihn aus und rief wieder »Nimm mich an! Nimm mich an!« Bald war er anzusehen wie ein zweijähriges Kind, bald wie ein alter, eisgrauer Mann, doch immer klein. Zuletzt versprach der Bauer ihn zu behalten, wenn er das Blut Jesu Christi mit ihm beten könne. Der Bauer betete langsam vor, und der Kobold hielt immer inne und sprach dann einen ganzen Satz rasch hinter einander: als sie aber an die Worte »das Blut Jesu Christi« kamen, setzte er mehrere Mal an und sprach »das Blut –, das Blut –«; dann sprang er verdrießlich auf, stampfte mit dem Fuße und rief »Ach was, das Blut zicke zacke, zicke zacke,« bleckte die Zähne und lief aus der Stube, und er ist nicht wieder gekommen.

25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

25. Der Bauer und der Kobold.

Mündlich aus Gutenberg.


Ein Bauer hatte einen Kobold zu seinem Dienste gezwungen, daß er ihm täglich Speisen, Geld und was er sonst bedurfte zutrug. Wenn er mit einer Bürde in die Thür trat, rief der Bauer ihm jedesmal zu »Lad ab und hol mehr;« und wenn auch [28] oft dem Kobold vor Anstrengung der helle Schweiß übers Gesicht lief, so mußte er sich doch gleich wieder aufmachen und weiter ziehen. Eines Tages aber brachte er einen großen Sack voll Dukaten: da rief der Bauer erfreut »Lad ab und rast aus. Das ist genug für heut und morgen.« »So ist es auch für immer genug« sprach der Kobold und lachte: »nun gnade dir Gott, daß du mich rasten geheißen hast; nun bleib ich hier, bis ein Priester, der von aller Sünde frei ist, mich hinweg bannt. Wir wollen uns in die Stube theilen: du bleibst wo du bist, und ich setze mich hier her, und der Balken, der quer über die Decke geht, scheidet unser Reich. Und wenn du auf meine Seite kommst, oder wenn du zur Thür hinaus schlüpfen willst, dreh ich dir den Hals um.«

Da ward dem Bauer sehr angst, und er rief um Hilfe, daß seine Nachbarsleute zusammen kamen; doch als sie den Kobold in seinem langen grünen Kleide und mit seinen funkelnden Augen in der Stube sitzen sahen, fürchteten sie sich und blieben draußen. Und der Bauer erzählte ihnen sein Unglück und bat sie ihm einen Priester zu senden, der den Kobold bannen sollte. Der Kobold aber lachte und sprach »Schickt so viel ihr wollt; die sollen mir nichts anhaben. Es leben nur zwei jetzt in der Welt, die mich bannen können, und die wohnen weit von hier, der eine im Morgen und der andre im Abend« – Und es kamen mehrere Jahre hindurch viele hundert Priester, doch keiner konnte den Kobold vertreiben. [29] Sobald einer auf die Thürschwelle trat und seine Bannformeln zu sprechen anfangen wollte, rechnete ihm der Kobold lachend seine Sünden vor, und der Priester wurde roth und mußte umkehren. Einmal jedoch war der Bauer schon seiner Erlösung nah. Da kam ein Priester, zu dem sagte der Kobold »Du hättest fast Gewalt über mich: du hast nur die eine Sünde in deinem Leben begangen, daß du als Knabe deiner Mutter zwei Eier unter der Henne weg genommen hast; doch darum kannst auch du mich nicht bannen.«

Und so sitzt der Bauer noch heut mit dem Kobold in der Stube, und obgleich er nichts ißt und trinkt, kann er doch nicht sterben, sondern muß sitzen bis einer von den beiden kommt, die über den Geist Macht haben.

26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

26. Der Kobold auf der Hochzeit.

Mündlich aus Gutenberg.


Will man einen Kobold beschwören, so braucht man nur, wenn man ihn durch die Luft ziehen sieht, das Innere der Mütze nach außen zu kehren: dann muß er herab kommen und thun was man von ihm fordert. Dies wußte ein Bauer in Gutenberg und beschwur auf diese Weise einen Kobold zu sich, der mit Mehl, Reiß, Kaffee, Zucker und dergleichen schwer [30] beladen hoch über ihm hinfliegen wollte. Als der Kobold vor ihm stand, bat er den Bauer freundlich, er möchte ihn doch frei lassen. »Ich habe einem Mädchen viele Jahre gedient« sagte er, »und morgen hält sie Hochzeit und hat mir versprochen, wenn ich Alles, was sie zum Hochzeitsschmause braucht, richtig bringe, soll ich am Abend mit ihr tanzen, und das möcht ich so gern. Und wenn du mich frei läßt, sollst du mit zum Hochzeitsschmaus und Tanz geladen werden; du mußt nur Abends hinkommen und durchs Fenster sehen.« Das ließ sich der Bauer gefallen: er drehte seine Mütze wieder zurecht, und alsbald flog der Kobold davon. Am andern Morgen aber machte sich der Bauer auf und wanderte nach dem Dorfe, wo die Hochzeit war; und als es Abend wurde, kam er an und stellte sich an ein Fenster des Zimmers, in welchem die Brautleute mit vielen Gästen versammelt waren. Und er sah wie der Kobold in einem langen, weiten, grünen Gewande mit der Braut den Vortanz hielt, und wenn sie bei dem Fenster vorbei walzten, klopfte er jedesmal leise an die Scheiben. Als der erste Tanz vorüber war, sah er daß der Kobold heimlich mit dem Brautvater sprach, und sogleich kam dieser heraus und führte den Bauer mit vielen Ehren in das Zimmer und gab ihm bei Tisch einen guten Platz; und so hielt der Bauer eine fröhliche Mahlzeit und tanzte mit bis zum lichten Morgen.

27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[31] 27. Der Kobold in Kloster Mansfeld.

Mündlich.


Im Dorfe Kloster Mansfeld hat eine Frau einen Kobold, der sie alle Sonntage besucht. Wenn zur Kirche geläutet wird, deckt sie den Tisch, stellt zwei Teller hin und setzt sich dazu. Wenn die Predigt in der Kirche beginnt, kommt der Kobold durch den Schornstein geflogen, bringt Speisen und Getränke, und nun sitzen sie zusammen und halten ein köstliches Mahl bis die Predigt aus ist. Dann fliegt der Kobold wieder durch den Schornstein hinweg. Er ist anzusehen wie helles, loderndes Feuer.

28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

28. Der Kobold in Jena.

Heller Sonderbare Merkwürdigkeiten aus der berühmten Landgrafschaft Thüringen S. 46 f.


In dem Wirthshause zum gelben Engel vor dem Löberthor in Jena hielt sich vor Zeiten ein Kobold auf, dem man alltäglich ein halb Stübchen Bier und etwas Fleisch und andre Kost hinsetzte und alljährlich ein roth Kleidchen gab, wogegen er die Ställe rein hielt und den Wirthen gute Nahrung brachte. Wenn man aber an seiner Pflege Etwas fehlen ließ, mag er sich gar unruhig und widrig bezeigt haben.

29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[32] 29. Kobolde käuflich.

Mündlich aus Mötzlich bei Halle.


In Auerbachs Hof zu Leipzig bekommt man Kobolde zu kaufen; doch muß man sich vorsehen, daß man nicht betrogen wird. Es giebt nämlich arme und reiche Kobolde. Die reichen bringen ihrem Gebieter Geld und Speisen und was er sonst von ihnen verlangt: die armen aber besitzen selbst nichts und können darum auch nichts geben; sie zehren vielmehr nur von der Habe ihres Herrn und sind darum eine große Last, zumal da man sie nicht los werden kann, wenn man sie einmal hat.

30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

30. Die Hummel.

Mündlich aus Wettin.


In einem Dorfe an der Saale nicht weit von Wettin hatte ein Bauer ein Dienstmädchen, das mit der Arbeit nie fertig wurde. Darum neckten es die Knechte und sprachen »Wir wollen dir Hänschen aus Halle mitbringen.« Und wie sie nach Halle gingen, fanden sie eine Schachtel; die machten sie auf, und heraus flog ein Kobold in Gestalt einer Hummel. Sie fingen ihn und gaben ihn dem Mädchen, das von nun an stets mit seiner Arbeit zu rechter Zeit fertig war. Dieser Kobold hieß Steppchen, und wenn das Mädchen noch nicht gestorben ist, hat sie ihn noch.

31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[33] 31. Der Käfer.

Mündlich aus Wettin.


Drei Reisende fragten den Gastwirth beim Abschied im Scherz ob sie ihm Etwas mitbringen sollten. »Ja« sprach er, »bringt mir Hänschen mit: dann werd ich sehr reich werden.« Da kauften sie eine Schachtel mit Zuckerwerk, aßen es heraus und setzten einen großen Käfer hinein, legten acht Groschen dazu und brachten die Schachtel dem Wirthe. »In der Schachtel ist Hänschen« sagten sie; »doch dürft ihr sie in den nächsten zwei Tagen nicht aufmachen.« Mit Mühe bezwang der Wirth zwei Tage seine Neugier, und als er am dritten die Schachtel öffnete, fand er acht Groschen bei dem Käfer, und am vierten Tage wieder acht Groschen, und er sagte zu seiner Frau »Sieh, nun hab ich schon sechzehn Groschen.« Und so ging es fort; der Wirth wurde ein reicher Mann und baute, wo sein kleines Gasthaus gestanden hatte, einen stattlichen Pallast. Da kehrten einst jene drei Reisenden wieder bei ihm ein, und er bedankte sich, daß sie ihm Hänschen gebracht hatten. Doch wie die drei einmal unter dem Thore des Gasthofs standen, brach das Thor zusammen und verschüttete sie, und von der Stunde an war Hänschen verschwunden.

32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[34] 32. Mönch.

Mündlich.


In den meisten sächsischen Dörfern kennt man die Mönche, die sich bei den Bauern und besonders auf den Edelhöfen in Dienst geben, einen Theil der Geschäfte in den Ställen, auf dem Hofe und Boden besorgen, über dem Eigenthume des Herrn wachen und die Knechte und Mägde in Zucht halten. Sie sind sehr klein, tragen einen grauen Mönchsrock, ein niedliches graues Käppchen und einen Gürtel, an dem ein Schlüsselbund hängt. Meist sehen sie alt aus, haben graues Haar und ein verschrumpftes, erdfarbenes Gesicht. Doch werden sie nicht von Jedermann gesehen, sondern können sich nach Gefallen sichtbar und unsichtbar machen. Gewöhnlich zeigen sie sich nur dem Hausherrn, bisweilen auch den übrigen Bewohnern des Hauses, doch nie den Nachbarsleuten oder den Fremden, welche ihren Herrn besuchen. Sie striegeln bei Nacht in den Ställen das Vieh, führen es auf dem Hofe umher, bis es in gelinden Schweiß geräth, und füttern es dann, weil so das Futter besser gedeiht. Wenn auf dem Amte zu Beesen bei Halle früher die Euter der Kühe einmal über Nacht zu voll wurden, so melkte sie der Mönch, der auf dem Amte diente, deckte den Melkeimer sorgsam zu, damit kein Staub hinein fiel, und dann fand man am Morgen die Milch. Obwohl die Mönche für alles Vieh auf dem Hofe sorgen, haben sie doch gewöhnlich unter jeder Gattung ein Lieblingsstück: [35] wenn darum ein Pferd oder eine Kuh besonders gedeiht, so sieht man daran daß sie der Mönch mehr als die andern pflegt; und wenn man den Lieblingsthieren des Mönches auch weit schlechteres Futter giebt als den übrigen, so werden sie doch fetter und kräftiger.

In der Regel dient auf jedem Gute nur ein Mönch, doch bisweilen auch mehrere. Beim Gastwirth in Bendorf bei Mansfeld hört man, wenn ein theures Jahr kommen soll, den Winter zuvor oft die Mönche bei Nacht das Getreide auf dem Boden zusammen schaufeln, einsacken, die Treppe herunter tragen und aufladen: doch am Morgen liegt es unversehrt auf dem Boden. Wenn ein Knecht oder eine Magd nicht fleißig genug ist, oder wenn sie gar das Futter verkaufen statt es dem Vieh zu geben, so nimmt sie der Mönch bei Nacht aus dem Bett und wirft sie aus dem Bodenfenster auf den Misthaufen, wo sie am Morgen zwar ohne körperlichen Schaden, doch übel zugerichtet gefunden werden. – Wer neugierig ist und den Mönch gern sehen möchte, dem zeigt er sich nie. Zwei Pferdejungen zu Besenstedt legten sich am Abend quer vor die Thür mit den Köpfen an einander, damit der Mönch, wenn er mit seinen kleinen Schritten heran käme, auf sie treten müßte und sie davon aufgeweckt würden und ihn fangen könnten: doch als sie am Morgen aufwachten, lag der eine in der rechten, der andre in der linken Ecke des Stalles, und der Mönch hatte die Pferde doch gefüttert. [36] In Wettin hauste früher ein Mönch auf dem Amte, einer auf dem Winkel und einer in der Schäferei; und der auf dem Winkel hatte seine besondere Kammer, welche noch jetzt die Mönchskammer heißt. In Halle zeigt sich ein Mönch in der Saline; auch geht er um Mitternacht oft quer über den Markt und an dem einzeln stehenden Thurm auf der Leipziger Straße auf und ab: auf diesem Thurme sah er früher auch manchmal bei Tage aus den Schallöchern und pflegte die Uhr vorzustellen, wenn ein Feuer ausbrechen sollte. Viele alte Leute in Halle entsinnen sich noch den Mönch in der Garnisonkirche, die seitdem abgebrochen ist, gesehen zu haben. Besonders bekannt ist in der Umgegend der Mönch vom Petersberge; er geht in unterirdischen Gängen nach Krosigk, Löbejün, Wettin und Gutenberg, pflegt überall das Vieh, doch vorzüglich auf dem Amte am Petersberge: dort hat er stets ein Lieblingsfohlen, auf welchem man ihn oft beim Mondschein auf dem Gipfel des Berges umherreiten sieht. Für seine Dienste fordert der Mönch gewöhnlich nur daß man freundlich mit ihm umgeht; doch zu Giebichenstein auf dem Amte verlangte er einst daß an einem Tage des Jahres jedem Armen, der sich meldete, ein Stück Brot und ein Hering gereicht würde; und wenn man dies einmal unterließ, so tobte er so lange in den Ställen und ängstigte das Vieh, daß es blökte und winselte, bis die Armen gespeist waren.

33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[37] 33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle.

Mündlich.


In dem früheren Cyriacshospital zu Halle (in der Vorstadt Glaucha) stand auf dem Tisch des Zimmers, in welchem die Hospitaljungfern Abends zusammen saßen, ein etwa drei Viertel Ellen hohes Jesuskind. Es war aus Holz geschnitzt, bunt lackiert und trug ein weißes Hemdchen. Alle Jahr am Weihnachtsabend mußten die Hospitaljungfern es abwaschen und auch das Hemdchen waschen, trocknen, sauber plätten und ihm wieder anlegen. Wenn sie dies einmal vergaßen oder nicht sorgfältig genug verrichteten, so erhob sich in der folgenden Nacht ein so heftiges Poltern im Hause, daß sie es nicht aushalten konnten, und das kehrte alle Nächte wieder, bis der Fehler gut gemacht war.

34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

34. Nix.

Mündlich.


Der Nix erscheint gewöhnlich als ein kleiner, freundlicher Knabe in grünem oder rothem Röckchen, mit hellfunkelnden Augen und oft mit langem grünen Haar und grünen Zähnen. Bisweilen aber gleicht er einem erwachsenen Manne, hat ein altes, tückisches Gesicht und Krallen an den Händen. Er wohnt mit[38] Frau und Kindern auf dem Grunde der Flüsse und Seen: einzelne Nixe hausen auch in Brunnen. Wo ganze Familien zusammen sind, führen sie Wirthschaft wie die Menschen; in den benachbarten Dörfern und Städten kaufen sie ein was sie bedürfen, und in der dölauer Heide sieht man die Nixe von Lettin oft Holz lesen. An den Weiden, die in verschiedenen Gegenden an der Saale und Elster stehen, trocknen die Nixen bei heiterm Wetter ihre Wäsche: sie setzen sich dann in den Wipfel der Weide, breiten die Hemden und Röcke an den Zweigen rings um sich aus, und wenn Alles trocken ist, nehmen sie es ab und steigen wieder damit ins Wasser.

In ganz Sachsen weiß man daß die Nixe Kinder vertauschen; doch meint man gewöhnlich daß sie nur in den ersten sechs Wochen Gewalt über sie haben. Nixkinder sind sehr häßlich, oft über und über behaart und lernen sehr spät oder gar nicht sprechen und gehen: doch als man einst in Gutenberg solch einen »Kielkropf«, der nie aus der Wiege gekommen war, allein in der Stube ließ, sprang er auf und zerschlug Alles, was er fand.

Am Johannistage fordern die Nixe der Elbe, Saale, Unstrut und Elster ihr Opfer: darum gehen viele Schiffer zu Johanni nicht aufs Wasser, wenn sie nicht müssen. Den Namen dessen, welchen der Nix als Opfer verlangt, pflegt er dreimal zu rufen; und dann treibt es den Menschen unwiderstehlich zum Flusse, und er wird vom Nix hineingezogen. Auch [39] zu andern Zeiten aber verlocken Nixe die Menschen. Zu Passendorf in dem Teiche hinter der Kirche wohnt ein Nix, der, wenn Jemand Abends vorbei geht, oft mit klagender Stimme ruft »Komm, komm, komm; ich habe lang auf dich gewartet: wo bleibst du denn? komm, komm, komm.« Geht ein Mann vorbei, so ruft er mit feinem und weichem Tone wie ein Mädchen; kommt aber ein Mädchen, so ist die Stimme wie die eines jungen Burschen.

Am Zörnitzberge bei Wettin halten die Nixe bisweilen bei Nacht einen Tanz. Da hört man eine helle, fröhliche Musik und sieht viele kleine Männer und Frauen aus der Saale steigen, die sich bei den Händen fassen und mit zierlichen kleinen Schritten und Sprüngen ihren Reigen aufführen: und von Zeit zu Zeit springen einige ins Wasser und andre kehren an ihrer Stelle zurück.

35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

35. Die Nixe von Trotha.

Mündlich aus Gutenberg.


Zu Trotha wohnte eine Nixe, welche Alles, was sie für ihre Wirthschaft brauchte, auf dem Markte in Halle einkaufte. Sie ging auf dem Hin- und Rückwege mit den übrigen Marktleuten und unterhielt sich vertraulich mit ihnen; und sie ahnten nicht daß es eine Nixe sei: nur fiel ihnen auf daß ihre Schürze immer naß war. Als sie nun einst zu Halle in einem [40] Fleischerladen stand, bemerkte der Fleischer daß sie nur ein Nasenloch hatte: daran erkannte er sie als Nixe und bat sie ihm das Stück zu zeigen, von welchem sie zu kaufen wünschte; und wie sie mit dem Finger darauf wies, hieb er ihr mit dem Beile die Hand ab. Da eilte sie zornig hinweg und schwur sich zu rächen. Von nun an hütete sich der Fleischer wohl in einem Flusse oder Teiche sich zu baden: doch als er einst aufs Land gegangen war, überraschte ihn ein heftiger Regen, der bald die ganze Gegend überschwemmte, und wie er, um sich vor der Flut zu retten, immer rascher lief, glitt er aus und fiel in einen Graben, in dem er ertrank. So war die Drohung des Nixweibchens in Erfüllung gegangen.

36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

36. Der Nix holt die Wehmutter.

Mündlich aus Gutenberg.


Bei Giebichenstein in der Saale wohnte ein Nix mit seiner Frau. Der kam einst bei Nacht zur Wehmutter und bat sie mit ihm zu gehen: da sie sich jedoch weigerte, drohte er sie auf der Stelle zu erschlagen, wenn sie ihm nicht folge. Da ging sie denn zitternd hinter ihm her; und wie sie an die Saale kamen, schlug der Nix mit einer Ruthe auf das Wasser. Alsbald thaten sich die Wellen auf, und beide schritten eine schöne, breite Treppe hinab in das [41] Nixhaus, welches ein hoher, königlicher Pallast war und von Gold und Silber und Edelsteinen stralte. Die Wehmutter fand hier das Nixweibchen in Kindesnöthen und stand ihr bei. Und als sie fertig war und der Nix aus der Stube ging ihre Bezahlung zu holen, raunte ihr das Weibchen heimlich zu »Wenn mein Mann jetzt wiederkommt und euch große Schätze anbietet, nehmt ja nicht mehr als ihr gewöhnlich von den Menschen bekommt; sonst könnte es euch übel ergehen.« Da kam der Nix zurück mit einer großen Mulde voll Goldgulden und anderer Gold- und Silbermünze, und er sprach zu der Frau »Hier nehmt für eure Mühe so viel euch gefällt«; und dabei wühlte er mit der Hand in der Mulde, daß die Stücke lustig klimperten, und hielt sie ihr hin. Sie aber nahm nur ein Viergroschenstück. »Das ist dein Glück, Alte« sprach der Nix; »hättest du mehr genommen, so hätt ich dir den Hals umgedreht.« Hierauf führte er die Wehmutter wieder zu der Treppe, und sie stieg voll Angst die Stufen hinauf und hörte das Wasser hinter sich zusammenrauschen, doch wagte sie sich nicht umzusehen, bis sie auf ihrer Thürschwelle stand.

37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder.

Mündlich aus Gutenberg.


Eine Bäuerin setzte ihr Kind auf dem Felde ins Gras und ließ es allein, weil sie ihrer Arbeit nachgehen[42] mußte. Als sie wieder kam, fand sie ein fremdes, sehr häßliches Kind an der Stelle des ihren und sah wohl daß dies ein Nixkind war. Sie klagte dem Vogte des Gutes ihre Noth, und der Vogt fragte ob sie ihr Kind wieder zu haben wünsche, auch wenn es darum etwas braun und blau geschlagen würde. Und da sie antwortete, sie wolle ihr Kind lieber todt wieder haben als ein Nixkind groß ziehen, begann der Vogt den Wechselbalg unbarmherzig mit der Hetzpeitsche zu hauen und that dies eine lange Weile: dann gingen sie einige hundert Schritt von dem Kinde weg übers Feld, und wie sie zurück kamen, lag das rechte Kind wieder da, doch war es am ganzen Leibe zerkniffen und zerzaust. Wenn nämlich der Nix ein Kind vertauscht hat, so thut er ihm Alles an, was man seinem Kinde anthut. Darum lassen manche Eltern, die ihre Kinder zu lieb haben als daß sie ihnen ein Leid zufügen sollten, sie lieber beim Nix und erweisen den Nixkindern alles Gute, weil sie wissen daß es ihren Kindern vergolten wird.

38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

38. Die beleidigte Nixe.

Mündlich aus Wettin und Bendorf.


Ein Schäfer hatte sich in eine Nixe verliebt und wohnte lange Zeit mit ihr auf dem Grunde eines Sees. Da begann er sich nach seinen Verwandten und Freunden zu sehnen und bat seine Frau um die [43] Erlaubniß noch einmal auf die Erde zurück zu kehren. Nachdem er ihr gelobt hatte wieder in den See zu kommen, gestattete sie es ihm; doch schwur sie sich schwer zu rächen, wenn er sein Wort breche. Dem Schäfer aber gefiel es hier oben auf den grünen Wiesen und unter der lichten Sonne so wohl, daß er wieder seine Schafe zu hüten beschloß und nicht zur Nixe zurück kam. Doch nahm er sich in Acht keinem Fluß, See oder Brunnen zu nah zu kommen, und so konnte sich die Nixe lange nicht rächen. Eines Tages aber, als es sehr heiß war und er wieder seine Schafe hütete, wußte er sich vor Durst nicht zu retten; da sah er eine kleine Lache am Wege und eilte darauf zu. »Hier« dachte er »kann sie dir nichts anhaben« und bückte sich um zu trinken. Doch kaum hatten seine Lippen das Wasser berührt, so fühlte er einen Druck im Genick und hörte ein heiseres Kichern, an dem er die Nixe erkannte. Sein Gesicht wurde fest in die Lache gedrückt, und so klein sie war, mußte er darin ertrinken.

Ein anderer Schäfer hütete bei Biesenrode an der Wipper. Da sprang eine Nixe aus dem Wasser; die hatte einen alten, ganz geflickten Rock an, doch tanzte sie fröhlich auf der Wiese herum und rief immer, indem sie auf die Flicken wies, »Hier ein Patzen! da ein Patzen!« »Und dort ein Patzen!« rief der Schäfer drein und gab ihr einen Hieb mit der Peitsche, weil sie den Schafen zu nah gekommen war. Das schwur die Nixe nicht ungestraft zu lassen und [44] sprang wieder in den Fluß. Da hielt sich der Schäfer denn auch von allen Flüssen und Teichen fern; doch als er sich einst in einer Wanne, die mit Wasser aus der Wipper gefüllt war, baden wollte, schlug das Wasser plötzlich, als er hinein gestiegen war, ihm über dem Kopfe zusammen, und er wurde hinab gezogen und konnte sich nicht wieder aufrichten, sondern mußte in der Wanne ertrinken.

39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

39. Nixe kämpfen mit einander.

Mündlich aus Gutenberg.


Ein Mann, der von Rothenburg nach Halle ging, traf unterweges einen andern, den er am nassen Saume seines Kittels als einen Nix erkannte. Er ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein, und der Fremde erzählte, er sei der Nix von Rothenburg und habe dem von Giebichenstein seine Frau auf vierzehn Tage geborgt, damit sie ihm indeß Haus halte, weil die Nixe von Giebichenstein krank sei. Der Nix von Giebichenstein habe versprochen ihm die Frau nach den vierzehn Tagen wieder zu bringen; heute aber sei schon der sechzehnte Tag: darum habe er sich aufgemacht sie heimzuholen und dem Giebichensteiner zu zeigen wie es denen ergehen müsse, die nicht Wort halten. Als der Nix in Giebichenstein von dem Bauer schied, sagte er ihm noch, er möge am Ufer Acht geben ob nicht bald ein [45] Blutfleck oben auf dem Wasser erscheinen werde; das solle ihm das Zeichen sein daß Einer von ihnen, er oder der Giebichensteiner, im Kampfe gefallen sei. Hierauf ging er über das Wasser bis mitten in die Saale und stieg dann hinab. Nach kurzer Zeit aber quoll helles Blut auf die Oberfläche des Wassers herauf; doch wer getödtet wurde weiß man nicht.

40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

40. Die Mahrte.

Mündlich aus Gorsleben.


Es giebt zweierlei Mahrten, Klettermahrten und Drückmahrten. Klettermahrten sind die Mondsüchtigen: als Drückmahrten aber müssen Liebende bei Nacht zu ihren Geliebten ziehen, wenn diese treulos geworden sind; und sie müssen sich auf sie legen und sie ängstigen, um sie so für ihre Untreue zu bestrafen. So kam auch einst ein junger Bursch alle Nächte in Gestalt eines weißen Mäuschens zu seiner frühern Liebsten, die ihm die Treue gebrochen hatte. Neben dem Bett des Mädchens stand eine Lade, und die hatte sie eines Abends zuzumachen vergessen. Als nun das Mäuschen heran schlich und auf das Bett springen wollte, lief es schnell über den Deckel der Lade hin; doch es glitt aus, fiel in die Lade, und der Deckel schlug zu. Nun fand man den Burschen, der mehrere Meilen von dem Dorfe des Mädchens entfernt [46] wohnte, am folgenden Morgen todt im Bette. Man ließ dem Mädchen sagen daß ihr alter Geliebter gestorben sei, wenn sie vielleicht zu seinem Begräbniß kommen wollte, und sie beschloß das auch zu thun. Als sie aber am Begräbnißtage die Lade aufmachte, ihre Sonntagskleider heraus zu nehmen, sprang das weiße Mäuschen her aus, lief über das Feld, und bald darauf sahen die Verwandten des Burschen, die an seinem Sarge standen, wie das Mäuschen dem Todten in den Mund schlüpfte. Da schlug er die Augen auf und war gesund. Und er erzählte daß ihm geträumt habe, er falle in eine tiefe Höhle und sitze drei Tage darin eingeschlossen. Als nun das Mädchen kam und dies hörte, erzählte sie von dem weißen Mäuschen, das sich in ihrer Lade gefangen hatte, und man erkannte wohl daß der Bursch zu ihr mahren gegangen war.

41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

41. Der Hörselberg.

Becherer Newe thüringische Chronica (Mühlhausen 1601) S. 234.

Binhard Newe vollkommene thüringische Chronica (Leipzig 1613) 2,127 f.


Reinschwig, eine Königin von England, war von ihrem Gemahl aus geringem Geschlechte um ihrer Tugend willen erwählt worden und hatte ihn sehr lieb; und als er starb, gab sie viel Almosen und ließ Seelenmessen lesen um ihn aus dem Fegefeuer zu erlösen. [47] Als sie nun dies mit großer Andacht eine Zeit lang getrieben hatte, kam einst des Nachts eine Stimme zu ihr und sprach, eine Meile jenseits Eisenach liege ein Berg, in dem ihres Herrn Seele gequält werde. Da rüstete sich die Königin mit ihren Jungfrauen und zog nach Thüringen, baute eine kleine Kirche unter dem Berge, und sie hörte wie die Seelen im Berge jämmerlich schrieen und nannte ihn Höre-Seel-Berg, weshalb er noch jetzt der Hörselberg heißt.

42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

42. Gespenst in den Sumpf gebannt.

Mündlich aus Groß-Oschersleben.


Auf einem Landgute bei Halberstadt starb der Verwalter, der ein böser Mann gewesen war und in seinem Leben viel Unrecht gethan hatte. Darum konnte er nach dem Tode keine Ruhe finden, sondern kehrte alle Nächte auf das Gut zurück, ging in die Ställe und quälte das Vieh, daß es laut schrie und in den Ställen und im Hofe umher rannte. Da ließ der Gutsherr einen Kapuziner kommen; der bannte den Verwalter in einen Sack und trug ihn in einen benachbarten Sumpf. Dort treibt er noch heut sein Wesen und erschreckt oft bei Nacht die Vorübergehenden.

43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[48] 43. Bischof Odo von Magdeburg.

Pomarius Chronica der Sachsen und Niedersachsen S. 231-233.


Zu Magdeburg ging ein Knabe Namens Odo in die Schule; dem wurde das Lernen sehr schwer, und alle Strenge seiner Lehrer blieb ohne Früchte. Als er nun einst seiner Unwissenheit wegen in der Schule geschlagen wurde, ging er in die Kirche des heiligen Mauritius und betete voll Andacht zu dem Heiligen und zur Jungfrau Maria, sie möchten ihm einen helleren Verstand verleihen. Über dem Gebet entschlief er, und die Jungfrau erschien ihm im Traum und sagte, sie wolle nicht allein seine Bitte gewähren, sondern ihm die noch größere Gnade erweisen daß er nach dem Tode des jetzt regierenden Erzbischofs zu seinem Nachfolger erwählt werden solle: wenn er dann gut regiere, so werde er auch einen guten Lohn empfahen; doch wenn er dem Stifte übel vorstehe, solle er mit Leib und Seele des Todes sein.

Als nun Odo wieder in die Schule kam, that er es bald allen seinen Mitschülern zuvor, und Jedermann verwunderte sich woher ihm solche Geschicklichkeit gekommen sei. Zwei Jahre darauf starb der Erzbischof, und Odo wurde an seine Stelle erkoren. Er führte anfangs ein löbliches Leben; dann aber begann er im Guten abzunehmen, verbrachte Kirchengüter, lebte unzüchtig und wurde bei allen Ehrliebenden verhaßt. Da hörte er einst drei Nächte hinter einander eine Stimme, welche ihn warnte in der [49] Sünde nicht weiter zu gehen: er seufzte wohl ein wenig, doch besserte er sich nicht. Drei Monden danach betete ein frommer Domherr, Friedrich geheißen, des Nachts im Chor der Mauritius Kirche daß Gott der Kirche einen bessern Vorsteher verleihen und Odo strafen möge. Und dieses Gebet wurde sogleich erhört.

Es erhob sich ein mächtiger Wind, der alle Lampen in der Kirche auswehte, so daß der Domherr erschrak, sich in einen Winkel verkroch und das Beten vergaß. Er sah nun wie zwei Knaben mit brennenden Wachslichtern in die Kirche kamen und vor den Altar traten, und die ganze Kirche war davon hell erleuchtet. Ihnen folgten zwei andere; von denen trug einer einen Teppich und breitete ihn vor dem Altar aus, der andere brachte zwei goldene Stühle und setzte sie auf den Teppich. Hierauf folgte Einer in Gestalt eines starken Kämpfers mit bloßem Schwerte in der Hand: der trat mitten in die Kirche und rief mit lauter Stimme »O alle ihr Heiligen, deren Gebeine allhier in dieser Kirche ruhen, stehet auf und kommet für Gottes Gericht.« Da erschienen viele Frauen und Männer, unter ihnen Bischöfe und Ritter, im Chor. Und nun traten die zwölf Apostel ein und in ihrer Mitte Christus mit Krone und Scepter, heller leuchtend als die Sonne. Alle Anwesenden fielen vor ihm nieder. Er setzte sich auf einen der beiden Stühle, und ihm folgte Maria, gleich den Sternen stralend, mit einer großen Schaar Jungfrauen. Christus ging ihr entgegen, empfing sie mit aller Reverenz und [50] Ehrerbietung und führte sie zu dem andern Stuhl. Zuletzt erschien auch der heilige Mauritius in fürstlicher Gestalt und mit ihm seine Legion, und Alle fielen vor Christo nieder und riefen ihn um Recht an. Da gebot Christus den Bischof Odo zu holen; und als dieser gebracht wurde, trat der heilige Mauritius vor, erinnerte ihn an Mariens Gnade, an die Stimme, die ihn dreimal gewarnt hatte, und klagte ihn dann seiner Verbrechen an. Christus, der Richter, fragte die umstehenden Heiligen weß sie dabei bedünke. Da rief der vorberührte Kämpfer überlaut, Odo sei des Todes schuldig. Nun besprach sich Christus mit Andern, welchen Tod er leiden solle, und er fällte das Urtheil, daß er das Haupt verlieren müsse. Hierauf ging Christus mit Maria und vielen der Versammelten hinweg; und der Kämpfer oder, wie Andre glauben, der heilige Mauritius selbst trat herzu und enthauptete den Bischof.

Am Morgen erzählte der Domherr was er gesehn hatte, und man fand Odo in der Kirche enthauptet. Vor dem Altar blieben die Blutflecken noch lange zu sehen. Sie waren gewöhnlich mit einem Teppich bedeckt; doch wenn man einen neuen Bischof einführte, hob man, während das Te Deum gesungen wurde, den Teppich auf und zeigte dem Bischofe das Blut, damit er sich an Odos Schicksal erinnere und besser als er haushalte. Odo soll in der Mitte des zehnten Jahrhunderts oder fünfzig Jahre später zur Zeit Kaiser Ottos III. gelebt haben.

44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[51] 44. Das Crucifix.

Binhard Newe vollkommene thüringische Chronica 2,164.


Im Jahre 1224 kam die heilige Elisabeth zur Neuenburg, badete und wusch einen Aussätzigen, der hieß Elias, im Abwesen des Landgrafen und legte ihn in ihr Bett. Wie nun der Landgraf nach Hause kam, nahm ihn seine Mutter bei der Hand, führte ihn zu dem Bett und sprach »Siehst du den dort liegen? Deine Frau hat einen Andern lieb.« Da hob der Landgraf die Decke auf; doch er fand nichts als ein Crucifix im Bett.

45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

45. Die Teufelsspitze im salzigen See.

Mündlich aus Seeburg.


Ein Graf von Seeburg hatte einen Bund mit dem Teufel auf bestimmte Jahre. Der Teufel hatte ihm gelobt in dieser Zeit Alles zu thun, was er fordern werde; dagegen hatte ihm der Graf seine Seele versprochen. Der Graf that nun durch den Beistand des Teufels manches Wunder, und fuhr unter Anderm immer von Rollsdorf nach Wansleben und zurück mit seiner Kutsche quer über den salzigen See, und die Pferde näßten nur ihre Hufe im Wasser, und die Räder schnitten nur so tief ein, wie der eiserne Reif, der sie umschloß, breit war. Als aber der Vorabend [52] des Tages kam, an welchem der Graf dem Teufel gehören sollte, sann er auf ein recht schweres Stück, welches der Teufel nicht ausführen könnte. Er befahl ihm zwischen Mitternacht und dem ersten Hahnenschrei einen Damm durch den See von Rollsdorf nach Wansleben zu bauen, damit die Leute künftig nicht immer den weiten Umweg rings um den See zu fahren brauchten. Der Teufel eilte auf eine Höhe bei Rollsdorf und warf zwei Schippen Erde ins Wasser, und noch jetzt ist das Loch zu sehen, wo er die Erde ausgestochen hat: als er aber die dritte Schippe ausstach, kam grade eine alte Frau von Rollsdorf, welche einen Korb mit Hühnern auf dem Rücken trug und sie nach Halle auf den Markt bringen wollte. Und wie sie vorbei ging, begann ein Hahn im Korbe zu krähen. Da schwang sich der Teufel ergrimmt in die Luft und rief »Ein altes Weib geht über den Teufel.« So war der Graf von Seeburg gerettet; der unvollendete Damm aber ist noch heut zu sehen und wird die Teufelsspitze, bisweilen auch die Teufelsbrücke genannt.

46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

46. Teufelssteine.

Mündlich.


Vergl. Dreyhaupts Chronik des Saalkreises 1,650. 2,958.

In dem Dorfe Sennewitz bei Halle liegt etwa fünfzig Schritt von der Kirche entfernt an einem Grabenrande ein Stein, auf welchem vier Löcher und [53] der Ansatz zu einem fünften zu sehen sind. Diese kommen von des Teufels Krallen; das eine große auf der einen Seite vom Daumen, die übrigen weit kleineren von den Fingern: der kleine Finger hat sich am Wenigsten tief eingedrückt. Diesen Stein hat der Teufel nach der Kirche zu Sennewitz geworfen; doch ist der Wurf zu kurz gerathen, und der Stein ist vor der Kirche nieder gefallen. Er war ungeheuer groß und fuhr tief in die Erde: die Spitze, welche hervorragt, ist kaum der zehnte Theil des ganzen. Von der Erschütterung aber bekam die Kirche einen Riß, den man mehrere Jahrhunderte hindurch vergeblich zuzumauern suchte, weil er immer wieder aufbrach. Erst in der neuern Zeit ist es gelungen den Spalt zu füllen. – Ein ähnlicher Stein, welchen man wie den zu Sennewitz den Teufelsstein nennt, liegt vor der Mühle im Vorwerk Gimritz bei Halle. Auch auf ihm sind fünf Finger eingedrückt, und ihn schleuderte der Böse nach der Kapelle auf dem Petersberge, doch in der Hast zielte er nicht recht, und der Stein flog über den Petersberg hinweg bis hieher. Auch soll einer der Grenzsteine an der dölauer Heide und ein Stein auf dem Felde bei Hohenthurm vom Teufel dorthin geworfen sein. Auf zwei andern Teufelssteinen, von denen einer bei Wettin, der andre am Fuße des Petersberges liegt, sieht man Spuren von den Füßen des Teufels, der einst von dem einen Steine zum andern gesprungen ist.

47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[54] 47. Engel und Teufel bei der Pest.

Pomarius Chronica der Sachsen und Nidersachsen S. 16.


Im Jahre 615 nach Christi Geburt verfinsterte sich die Sonne, worauf im Herbst ein großes Sterben erfolgte; und es ward in vielen Städten gesehen daß ein Engel und ein böser Geist des Nachts umgingen. Der böse Geist trug einen Knüppel in der Hand, und so viele Streiche er auf Befehl des Engels an eine Thür that, so viele Menschen starben in dem Hause.

48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt.

Mündlich aus Beesen bei Halle.


Ob in den uralten Zeiten der Teufel auch in Sachsen umgegangen ist, das weiß man jetzt nicht mehr; doch das ist gewiß, daß unter allen Menschen, die leben, Niemand in Sachsen den Teufel gesehen hat, weil er schon vor langer Zeit von hier nach Ungarn verwünscht worden ist. In Ungarn liegt ein großer, finstrer Wald, und wo er am Finstersten ist, da steht ein Schloß, dem kein Mensch nahen darf. Dort haust der Teufel mit vielen tausend seiner Genossen. In dem ganzen Walde regt sich nichts: es nisten dort keine Vögel, kein Wild [55] wird gejagt, es plätschern keine Bäche, und selbst der Wind weht nur ganz leise in den Wipfeln. Doch in der Nacht von elf bis zwölf spielen die Teufel auf dem Schlosse Karten mit großen eisernen Kartenblättern, und die werfen sie dann so heftig auf den steinernen Tisch, um den sie sitzen, daß man es ritsch ratsch! weit durch den Wald klingen hört.

49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

49. Der Schneider auf dem Brocken.

Mündlich aus Halle.


Ein Schneider hatte gehört daß in der Nacht vom letzten April zum ersten Mai die Hexen sich auf dem Glockersberge versammeln und da wunderbare Tänze aufführen. Und weil er neugierig war, machte er sich den Tag zuvor auf den Weg und wanderte auf den Glockersberg, barg sich in den Zweigen einer Weide und sah nun wie viele hundert Hexen durch die Luft daher flogen, wie sie ein köstliches Mahl hielten und dann fröhlich tanzten. Eine der Hexen aber bemerkte ihn und rief lachend einer andern zu »Sieh was für einen großen Knorren dieser Weidenast hat: ich will mein Beilchen hinein hauen, daß ichs übers Jahr wiederfinde.« Und sie schlug ihr Beil ihm in den Rücken. Er fühlte nur einen einzigen Stich; von dem Augenblicke an aber war ihm der Rücken so schwer, und als die Sonne aufging, sah er mit [56] Schrecken an seinem Schatten daß er bucklich war. Als jedoch im folgenden Jahre der erste Mai heran kam, konnte er seine Lust nicht bezwingen und ging wieder auf den Glockersberg, weil ihm die Tänze gar zu wohl gefallen hatten. Und als er wieder in der Weide saß, bemerkte ihn die Hexe wie das vorige Mal und trat lachend zu ihm und sprach »Ich will mein Beilchen nur aus dem Weidenknorren ziehen, damit es nicht verloren geht.« Sie griff nach seinem Rücken; er fühlte wieder einen leisen Stich, und von Stund an war der Höker verschwunden. Die Hexe aber hielt, als sie die Hand zurück zog, ein Beil darin.

50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

50. Die Hexe.

Mündlich aus Wettin.


Ein Windmüller bei Wettin konnte lange keinen Mühlknecht bekommen, weil es in der Mühle spukte und schon vier Knechte kurz nach einander gestorben waren. Endlich aber gab sich ein beherzter Bursch wieder bei ihm in Dienst. Als der um Mitternacht das Getreide aufschüttete, schlich eine kleine, schwarze Katze herzu; bald folgte eine zweite etwas größere, und sie grinsten den Burschen tückisch an, und die eine sprach zur andern »Wenn nur die große graue erst käme!« Bald darauf kam eine große graue Katze; die schoß, sobald sie den Burschen sah, [57] ihm nach der Kehle empor: doch der Bursch hieb ihr gewandt mit dem Beile eine halbe Pfote ab, die sich alsbald in einen halben Frauenarm verwandelte. Da liefen die Katzen davon. Am Morgen aber wartete der Bursch vergeblich auf sein Frühstück. Er ging hinunter und fragte den Müller warum er heut Fasttag mache. Da entschuldigte sich der Müller und sagte, seine Frau sei plötzlich todtkrank geworden. »Fehlt ihr vielleicht ein halber Arm?« fragte der Bursch, »so kann ich ihr einen borgen.« Und wirklich hatte die Frau den einen Arm nur noch halb, und das abgehauene Stück paßte an den Stumpf. Da erkannte man daß sie eine Hexe war und verbrannte sie.

51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

51. Der Gundermannskranz.

Mündlich aus Wettin.


Ein Dienstmädchen hörte daß ihre Frau eine Hexe sei, und um die Wahrheit zu erfahren wand sie sich am Sonntage nach Walpurgis einen Gundermannskranz, setzte ihn auf und ging in die Kirche. Sie war die Erste drin und die Erste wieder draußen und sah nun wie ihre Frau und viele andre Frauen des Dorfes auf Besen und Ofengabeln aus der Kirche geritten kamen. Doch sobald die Hexen den Gundermannskranz auf dem Kopfe des Mädchens bemerkten, fielen sie über sie her und zerschlugen sie so, daß sie am folgenden Tage starb.

52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[58] 52. Die gebannte Hexe.

Mündlich aus Gutenberg.


Vor etwa fünfzig Jahren wohnte ein Bauer in Gutenberg, der immer das schönste Vieh im ganzen Dorfe gehabt hatte; doch seit einiger Zeit kam alles ersinnliche Unglück über ihn. Seine Pferde starben; seine Kühe gaben Blut statt Milch; seine Kälber und das Federvieh vergingen beim schönsten Futter, und es schien als ob aller Segen von seinen Ställen genommen wäre. Er klagte den Nachbarn oft seine Noth und versuchte manches gute Mittel, doch wollte nichts anschlagen. Da kam einst ein Scharfrichter in sein Haus, und als er die Frau des Bauers so traurig sah, fragte er sie was ihr fehle. Sie klagte ihm ihren Kummer, daß sie nun bald arme Leute sein würden und es bisher den reichsten im Dorfe gleich gethan hätten. Da lachte der Scharfrichter und sprach »Wenns weiter nichts ist: ihr sollt bald wieder so reich sein wie zuvor. Euer Stall ist behext; darum nehmt diese Kräuter und kocht sie gegen Mitternacht: dann wird die Hexe, die euch das Unglück angethan hat, kommen und Etwas von euch borgen wollen. Borgt ihr aber ja nichts, sondern kocht immerfort: alsdann wird sie so gepeinigt werden daß sie gewiß den Zauber von euern Ställen nimmt.« Damit gab er ihr eine Handvoll Kräuter und sagte, wenn sie dieselben lange genug gekocht haben würde, sollte sie den Trank in eine Gießkanne füllen und [59] kreuzweis über die Schwelle des Stalles gießen und dabei sagen


»Ich gieße das Kreuze
Böser Leute,
Meinen Nutzen,«

und zwar so, daß sie bei den Worten »Ich gieße das Kreuze« die Schwelle entlang gösse, bei dem Übrigen aber quer über die Schwelle: wenn sie spräche »Böser Leute,« bis zur Schwelle hin außerhalb des Stalles, doch bei »Meinen Nutzen« über die Schwelle hinweg in den Stall hinein. Die Frau kochte in der folgenden Nacht die Kräuter, und kaum brodelten sie eine Weile, so klopfte es an die Hausthür. Der Mann machte auf und draußen stand eine alte Frau aus dem Dorfe und sprach mit ängstlicher Stimme »Ach, Gevatter, borgt mir doch euer Kornseil: wir wollten gern unser Korn aufbinden.« »Ja Korn aufbinden!« rief der Bauer: »man sieht keine Hand vor Augen und jetzt wollt ihr euer Korn aufbinden. – Koch zu, Frau: die Hexe ist schon da!« Und damit schlug er die Thür zu, legte neues Holz unter den Kessel, und sie kochten und rührten was sie konnten. Die Alte aber lief wimmernd unter ihren Fenstern hin und her, und dies währte mehrere Stunden. Dann hob die Bäuerin den Kessel vom Feuer, und alsbald rannte die Hexe nach Hause. Sie kam diesmal noch mit dem Leben davon; doch als sie später Jemand einen bösen Fuß anhexen wollte und Etwas dabei versah, bekam sie ihn selbst und starb daran. Die [60] Bäuerin aber goß noch in jener Nacht den Trank, den sie gebraut hatte, im Kreuze, wie es der Scharfrichter vorgeschrieben, über die Schwelle des Stalles, und schon in wenigen Tagen wurde ihr Vieh gesund und nahm sichtlich zu.

53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

53. Das Fleisch ist gedillt.

Mündlich aus Wettin.


Einem Dienstmädchen gefiel es nicht mehr bei ihrer Herrschaft, und sie kündigte den Dienst. Die Frau aber verlor sie nicht gern; darum ging sie zu ihrer Nachbarin, die eine Hexe war, und fragte ob sie kein Mittel wisse das Mädchen zu halten. »Ich will ihr einen bösen Fuß anhexen« sprach die Nachbarin, »so kann sie nicht fort. Schickt sie nur her zu mir.« Nun wurde das Mädchen mit einer Bestellung zur Nachbarin geschickt; doch als sie durch den Garten ging, pflückte sie etwas Dill und behielt es in der Hand. Da rief ihr die Nachbarin ärgerlich entgegen »Geh nur wieder: das Fleisch ist gedillt.« Wer nämlich Dill oder Berufskraut oder Braut-in-Haaren bei sich hat, dem kann keine Hexe Etwas anthun. Den bösen Fuß aber, welchen die Nachbarin dem Mädchen hatte anzaubern wollen, bekam sie selbst.

54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[61] 54. Der dreibeinige Hase eine Hexe.

Mündlich aus Gutenberg.


In dem Dorfe Gutenberg steht ein großer Theil der Häuser in einer Reihe, und die Reihe entlang geht ein Bach, über den vor jedem Hause eine kleine Brücke führt. Da sah man einst einen dreibeinigen Hasen über die erste Brücke herüber springen und über die zweite hinüber und über die dritte wieder herüber und so fort die ganze Reihe hinauf; und als er über die letzte Brücke gesprungen war, verwandelte er sich in eine Frau und lief davon. Von Stund an kam über die Häuser der Reihe allerlei Unglück: kein Vieh wollte in den Ställen gedeihen; die Menschen wurden siech, und selbst ihre Felder und Wiesen waren nicht mehr so fruchtbar wie sonst. Da erkannte man daß der dreibeinige Hase eine Hexe gewesen war.

55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

55. Die Katze.

Mündlich aus Wettin.


Wer einen Kobold hat kann sich in eine Katze verwandeln. So verwandelte sich einst eine Frau und ging zu ihrer Nachbarin, die grade Fett ausbriet. Sie setzte sich auf den Heerd und sah ins Feuer. Doch plötzlich schüttelte sie sich und sprach »Ei, da wär ich ja bald eingeschlafen.« Als die Nachbarin [62] die Katze reden hörte, erschrak sie und goß ihr das siedende Fett übers Gesicht. Und am andern Tage lag die Frau, welche den Kobold hatte, mit verbranntem Gesicht auf dem Todbette.

56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

56. Goldene Gänse und Enten.

Mündlich.


An verschiedenen Orten in Sachsen sitzen goldene Gänse oder Enten unter der Erde und brüten auf goldenen Eiern.

Solch eine Gans mit zehn, zwölf oder fünfzehn Eiern sitzt unter dem Petersberge bei Halle in dem jetzt verschütteten Gange, der von da nach Krosigk führte. In der Kirche auf dem Petersberge aber links vom Eingange steht die Bildsäule des heiligen Petrus, welcher der Arm fehlt. Mit diesem Arme wies sie nach der Stelle, wo die goldne Gans sitzt; doch weil der Arm abgebrochen ist, findet man den Platz nicht mehr. – Am Schlosse zu Mansfeld ist ein Nonnenkopf mit verbundenen Augen in Stein gehauen. Wer erräth wohin die Nonne unter der Binde sieht und in der Richtung die Erde aufgräbt findet eine goldne Gans mit zwölf goldnen Eiern, die im Schloßberge sitzt und dahin verwünscht ist. – Unter den Trümmern des Nonnenklosters bei Farnstädt saß eine goldne Gans mit sieben goldnen Eiern, die man [63] viele hundert Jahre vergeblich zu heben suchte, bis man einen Jesuiten kommen ließ, der ohne Sünde war und sie mit einer Wünschelruthe hob. Sie wurde den Grafen von Gleichen gebracht, denen der Grund gehörte, auf welchem das Kloster bei Farnstädt gestanden hatte. – Auch sitzt eine goldne Gans mit goldnen Eiern unter der Doppelkapelle in Landsberg.

Von der Morizburg in Halle führt ein unterirdischer Gang nach Giebichenstein, an dessen Ende eine goldne Ente mit drei goldnen Eiern sitzt. Doch wo der Gang ausmündet weiß man nicht; sonst wäre man dort schon längst hinab gestiegen und hätte sich den Schatz geholt: von Halle aus aber bis an das Ende des Ganges zu gehen hat noch Niemand vermocht, weil der Gang zu finster ist. Drei Hallorenweiber machten sich einst auf, die Ente zu suchen. Sie nahmen eine Lampe mit und banden am Eingang des unterirdischen Weges das Ende eines Knäuls an, den sie beim Fortgehen immer weiter abwickelten, um den Weg zurück zu finden. Als sie jedoch etwa den dritten Theil des Weges gegangen sein mochten, erlosch die Lampe, und sie mußten umkehren. Zum Andenken werden ihre Kamisole noch jetzt von den Halloren in der Sakristei der Morizkirche aufbewahrt. – Eine andre goldne Ente mit einem halben Schock goldner Eier sitzt unter dem Deichtenne in Sittichenbach bei Eisleben und eine dritte mit dreizehn Eiern unter einem Hügel in Gutenberg bei Halle.

57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[64] 57. Die Mühle bei Aschersleben.

Mündlich aus Bendorf.

Friedrich Gottschalck Die Sagen und Volksmärchen der Deutschen S. 17-22.


Vor der Stadt Aschersleben, in dem Thale das die Eine durchfließt, stand noch vor fünfzig Jahren eine Mühle, welche dem Einsturz nahe war; doch der Müller war arm und konnte sie nicht neu aufbauen. Des Müllers Sohn und seine Magd liebten sich seit manchem Jahre gar treu, und sie klagten oft daß sie so arm seien und sich wohl nie würden heiraten können. Da wachte die Magd einst bei Nacht auf und sah ein helles Licht, das in die Fenster schien, und sie meinte, die Sonne gehe schon auf, und sprang aus dem Bett um das Frühstück zu kochen. Doch ihr Feuerzeug wollte nicht fangen, obgleich sie erst am Abend vorher frischen Zunder gebrannt hatte. Sie ging ans Fenster und sah über dem Wege auf der Wiese drei Männer um ein mächtiges Kohlenfeuer liegen. Da dachte sie »Hier kann ich mir wohl meinen Schwefel anzünden« und ging zu dem Feuer: doch hielt sie den Schwefel vergeblich an die Kohlen; er brannte nicht. Sie raffte darum einige Kohlen auf den Ring des Leuchters; aber als sie wieder ins Haus trat, waren sie ausgelöscht. Verdrießlich nahm sie eine Schippe und holte neue Kohlen; doch auch diese erloschen, als sie ins Haus kam. Da eilte sie mit einem großen, eisernen Becken zum dritten Mal [65] an das Feuer und füllte das Becken bis zum Rand; und als sie wegging, rief einer der Männer ihr nach »Nun aber nicht mehr!« Kaum war sie über die Schwelle des Hauses, so waren die Kohlen wiederum schwarz. Und als sie noch nachdachte was sie nun thun sollte, schlug die Uhr; sie zählte, und es war erst zwölf. Mit dem letzten Schlage verschwanden die Männer und das Kohlenfeuer. Die Magd aber legte sich, da es noch nicht später war, wieder zu Bett; und als sie am Morgen aufstand, sah sie die hellen Goldstücke auf dem Boden ihrer Kammer und auf der Hausflur umherliegen: das waren die Kohlen, die sie von dem Feuer geholt hatte. Sie gab den Schatz ihrem Bräutigam, und sie bauten die große, stattliche Mühle, die noch jetzt bei Aschersleben zu sehen ist, und hielten fröhlich Hochzeit.

58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach.

Mündlich aus Helfta.


Bei dem Dorfe Rothenschirmbach unfern Eisleben liegt ein Berg, welcher die Pfanne heißt. Zu dem Berge kamen alle Jahre in der Mariennacht drei Venetianer und sprachen ein bestimmtes Wort. Da that sich der Berg auf, und man sah unermeßliche Schätze darin brennen; und sie nahmen so viel sie wollten: dann sprachen sie das Wort noch einmal, [66] und der Berg schloß sich wieder. Ein Bauer war einst auf eine Eiche dicht am Berge geklettert, um sich einen Stecken abzuschneiden, als die drei Kucksgänger kamen. Er sah und hörte Alles und merkte sich das Wort wohl; und im folgenden Jahre ging er in der Mariennacht zur Pfanne, sprach es aus, und auch vor ihm that sie sich auf: er nahm von den Schätzen und kehrte mehrere Jahre hindurch wieder, bis die Venetianer ihn einst ertappten. Da schwur er, weil sie ihn zu tödten drohten, daß er noch keinem Menschen das Wort verrathen habe, es keinem je verrathen werde und auch selbst es nie wieder aussprechen wolle. So kennen denn die Bauern der Umgegend auch jetzt das Wort noch nicht und bleiben arm, während die Kucksgänger von den Schätzen der Pfanne alle Jahre reicher werden.

59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

59. Tippelsdorf.

Mündlich aus Bendorf.


Zwischen Ahlsdorf und Anneroda liegt ein finstrer Wald, an dessen Stelle einst ein Dorf stand, welches Tippelsdorf hieß: auch kennt man in der Nähe noch die Tippelswiese und Tippelsbrücke. In dem Dorfe war ein Nonnenkloster, und noch jetzt sieht man bei Nacht oft Nonnen im Walde umher gehen. Am lichten Tage aber sind Leute, die im Walde Gras schneiden wollten, oft erschreckt worden, doch [67] stets zu ihrem Glücke. Manchmal nämlich haben sie plötzlich, wenn sie einen Busch Gras zu fassen meinten, die Hand voll Schlangen gehabt: wenn sie aber die Schlangen tödteten und mit nach Hause nahmen, wurden dieselben zu Gold. Andre fanden eine seltsame, in Sachsen sonst unbekannte Art Rüben unter dem Grase, die eiskalt waren, und auch diese verwandelten sich nachträglich in Gold. – Ein Schäfer von Ziegelrode that ein Gelübde, wenn er einen Schatz auf der wüsten Marke Tippelsdorf finde, wolle er in seinem Dorfe eine Kirche bauen, und ging in das Gehölz um zu suchen. Und bald fand er wirklich einen unermeßlichen Schatz, von dem er die noch heut stehende ziegelroder Kirche aufführte; und er behielt noch so viel übrig, daß er der reichste Mann der Umgegend war. Zum Andenken ist das Bild des Schäfers über der Kirchthür in Stein gehauen und noch zu sehen.

60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

60. Der Gutsherr von Schochwitz.

Mündlich.


In dem Dorfe Schochwitz hatte ein Schäfer seinem Gutsherrn den jährlichen Pachtzins gegeben, doch noch keine Quittung darüber erhalten, als der Gutsherr einige Tage darauf plötzlich starb. Die Frau forderte nun den Zins noch einmal, und da ihn der Schäfer nicht zahlen konnte, wollte sie ihn ins [68] Gefängniß werfen. Da ging er einst traurig umher und dachte über sein Unglück nach: und als er in das Lupphölzchen bei Schochwitz kam, begegnete ihm ein graues Männchen mit langem weißen Bart; das gab ihm einen Stab und führte ihn zu einer Thür, welche der Schäfer nie zuvor bemerkt hatte. Hier hieß ihn das Männchen anklopfen und sagte ihm, er werde den Gutsherrn finden, doch solle er ihn nur mit dem Stabe, nicht mit der Hand anrühren und eine Quittung von ihm fordern. Als der Schäfer an die Thür klopfte, sprang sie auf, und er fand den Gutsherrn, wie er mit drei Andern an einem Tische saß und Karten spielte. Sobald er ihn mit dem Stabe berührte, sprühten Flammen um die Spitze des Stabes; denn der Gutsherr war im Fegefeuer. »Ich weiß weshalb du kommst« sprach er zu dem Schäfer: »geh zu meiner Frau und sag ihr, die Quittung steckt hinter dem Spiegel; und damit man dir besser glaube, nimm meine Mütze zum Wahrzeichen mit.« Er gab ihm die Mütze, und der Schäfer machte sich fröhlich auf den Heimweg. Er traf das graue Männchen wieder, dankte ihm für den guten Rath und gab ihm den Stab zurück. Die Wittwe des Gutsherrn aber fand die Quittung richtig hinter dem Spiegel. Doch während sie dieselbe las, legte der Schäfer die Mütze auf einen Tisch, und kaum berührte sie das Holz, so brannte sie ein Loch und fiel durch. Da ließ man die Stube zumauern, und sie soll bis heut noch nicht wieder aufgemacht sein.

61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[69] 61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle.

Caspar Calvör Das alte heydnische und christliche Niedersachsen S. 380b.

Mündlich.


Die schöne Stadt Halle hat nächst Gott ihren Ursprung den Salzkothen zu danken. Man erzählt, als in uralten Zeiten, annoch vor des Herrn Christi Geburt, ein Hirte daselbst gehütet, da hat sich eine Sau bei heißem Wetter in dem Salzwasser abgekühlt. Als sie sich nachmals an der Sonne abtrocknete, haben ihr die Borsten von dem Salz stark geglänzt: da hat man vermuthet daß eine Salzquelle daselbst breche, welches sich auch nach weiterer Schürfung und Einsenkung gefunden.

62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren.

Mündlich von einem Halloren.


In alter Zeit standen dort, wo nun die Stadt Halle erbaut ist, nur sechs und neunzig Hütten aus Stroh und Holz, und in diesen wohnten die ältesten Halloren und sotten ihr Salz. Sie waren adligen Geschlechtes, und aus jener Zeit stammt noch das adlige Wappen, welches beim Pfingstbier vor dem Zuge der Halloren hergetragen wird. Als sie nun eines Mittags vor ihren Hütten saßen, kam der Bischof vorbei, welchem das ganze Land gehörte, und [70] welcher zu Giebichenstein seinen Sitz hatte. Den baten sie um Erlaubniß an dieser Stelle eine Stadt zu bauen. Der Bischof lachte und fragte sie ob sie einen guten Käufer für ihre Lumpen gefunden hätten, daß sie davon Städte bauen wollten; denn sie sahen sehr ärmlich aus. Sie aber antworteten


»Han wir hüte Water un Holt,
So han wir morne Silber un Gold.«

»Nun so baut in Gottes Namen mit Wasser und Holz« rief der Bischof, »und es leucht euch Sonne, Mond und Sterne.« Und zum Andenken an jenen Ausspruch stehen noch jetzt im Wappen der Stadt Halle Sonne, Mond und Sterne.

Ein Jahr darauf kam der Bischof wieder des Weges, und nun sah er die schöne Stadt Halle an der Stelle jener Hütten stehen; und die Halloren eilten ihm entgegen und dankten ihm fußfällig, daß er ihnen erlaubt hatte die Stadt auf seinem Grunde zu bauen. Und weil das Gedränge zu groß wurde, setzte man den Bischof auf einen Esel, den ersten Esel, der nach Halle kam, und vor ihm her streute man, um den Bischof zu ehren, lauter Rosen. Zum Andenken daran ist noch heut das Wahrzeichen von Halle ein Esel, der auf Rosen geht.

Die Halloren lebten nun in allem Glück, und unterdeß kam die Zeit, daß Kaiser Karl der Große seine gefährlichen Kriege begann. Da zogen zwölf Halloren in sein Heer; die waren größer als alles andre Volk und wurden Riesen genannt. Die Schwerter, [71] welche diese zwölf in den Kriegen an der Seite führten, werden noch jetzt aufbewahrt und beim Pfingstbier von zwölf Männern getragen; sie sind vier und eine halbe Elle lang. Weil nun die Halloren im Heere Karls des Großen sich durch Tapferkeit sehr ausgezeichnet hatten, verlieh er ihnen, als Frieden geschlossen war, größere Rechte als seinem übrigen Volke und schenkte ihnen zum Andenken auch das Pferd, welches er selbst im Kriege geritten, und die Fahne, die sie geführt hatten; und er bestimmte daß jeder seiner Nachfolger, wenn sie ihm den Huldigungseid leisten, ihnen ein Roß, das er selbst geritten, mit königlichem Sattelzeug und eine Fahne schenken solle, weil sie besser seien als die übrigen Unterthanen. Und so ist es auch bis jetzt geblieben. Die Fahnen werden alle in der Morizkirche aufbewahrt, und es sind ihrer zwei und dreißig; denn auf Karl den Großen sind bisher dreißig Kaiser und Könige gefolgt, von Friedrich Wilhelm III. aber haben die Halloren zwei Pferde und zwei Fahnen erhalten, weil sie ihm zweimal Treue geschworen haben, einmal nach der Thronbesteigung und das andre Mal nach der Besiegung der Franzosen. Das Pferd behält man stets nur bis zum ersten Pfingstbier nach der Thronbesteigung, bei welchem es der älteste Hallor reitet. Dann wird es verkauft, und der Erlös kommt in die Brüderschaftskasse.

Unter den Rechten, welche die Halloren von Karl dem Großen empfingen, war das größte daß sie [72] selbst Gericht halten und über Tod und Leben entscheiden durften. Zum Zeichen dafür stellte er den Roland in ihre Stadt, der noch jetzt auf dem Markte zu Halle steht. Auch erlaubte er der Brüderschaft daß sie drei Flinten führen durfte und mit diesen in seinen Forsten so viel Wild jagen als ihr gefiel. Der Bischof in Giebichenstein aber gelobte in seiner Freude, als er die Stadt sah, ihr alljährlich zwei und achtzig Tonnen Bier und zwölf Pfund Knobbenmehl und zu jeder Knobbe einen Hering zu schenken. Dies empfingen die Halloren auch vom Amte in Giebichenstein regelmäßig, bis es in neuerer Zeit in eine Geldsteuer verwandelt wurde.

63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

63. Die acht bösen Männer.

Mündlich aus Halle.


Vor vielen Jahren ging ein Hallor zu Halle in die Kirche. Da sah er wie ein kleiner blauer Dunst immer vor ihm her schwebte und endlich in ein Kellerloch neben der Kirche schlüpfte. Er beschloß nach der Predigt nachzusehen was dies gewesen sei und verstopfte das Loch mit seinem Taschentuch. Als die Kirche aus war, ging er hin, zog das Tuch heraus und wollte in den Keller sehen; doch kaum war das Loch wieder offen, so fuhr der blaue Dunst heraus und dem Halloren grade ins Gesicht. Da sank er [73] um und war todt. Und nun brach eine furchtbare Pest in Halle aus, an der alle Menschen starben bis auf acht Halloren. Diese begruben die übrigen und wurden die acht bösen Männer genannt. Und seit der Zeit werden die meisten Leichen in Halle von acht Halloren zu Grabe getragen und nur wenige auf dem Leichenwagen gefahren.

64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

64. Schellenmoriz.

Mündlich aus Halle.


In der Morizkirche zu Halle steht das Bild des heiligen Mauritius, ihres Schutzherrn, in Stein gehauen. Es ist 1411 von Konrad von Eimbeck gearbeitet, und nach der Sitte der Zeit ist das Gewand des Heiligen mit Schellen besetzt. 1 Das Volk nennt ihn darum Schellenmoriz, und es knüpft folgende Sagen an ihn.

Moriz war der Erbauer der Morizkirche, und er war so jähzornig, daß er, wenn er auf den Bauplatz kam und ein Arbeiter eben ausruhte, ihn gleich todtschlug. Nachträglich bereute er den Mord stets, und um sich ferner vor solchem Unrecht zu schützen ließ er sich einen Rock mit Schellen machen und bat die Arbeiter, wenn sie an den Schellen hörten daß er [74] komme und grade feierten, gleich an die Arbeit zu gehen, damit er keinen von ihnen zu strafen brauche.

In dem Dorfe Lettewitz bei Wettin heißt es, Schellenmoriz habe bei einem vornehmen Herrn, welcher das Dorf erbaute, als Aufseher gedient, und weil er die Arbeiter, wenn er sie müßig traf, immer gleich erschlug, habe ihm sein Herr die Schellen angehängt, so daß ihn die Arbeiter von fern kommen hörten und sich vorsehen konnten. 2

In Halle erzählt man außerdem daß zu derselben Zeit, als Schellenmoriz die Morizkirche aufführte, seine Schwester die Morizburg baute. Die Schwester war liebreich gegen Jedermann, und sie wettete mit ihm, wer früher mit dem Baue fertig sein und wer mit den Arbeitern besser auskommen werde, er mit seiner Strenge oder sie mit ihrer Milde. Wenn Schellenmoriz nun einen Arbeiter nicht bei der Arbeit fand, erschlug er ihn mit dem Stabe, den er noch im Bilde in der Hand hält. Seine Schwester ließ ihm deshalb, um die Arbeiter vor so übermäßiger Strafe zu sichern, den Schellenrock machen. Obwohl die Morizburg weit größer und prachtvoller war als die Kirche, wurde sie doch früher fertig. Als nun die Schwester den Schellenmoriz in der Burg umherführte und ihm Alles zeigte, wie es so herrlich eingerichtet war, erfaßte ihn ein solcher Neid, daß er sie aus einem Fenster der Burg in den Grund hinab stürzte. Dem [75] Baumeister aber, welcher die Kirche gebaut hat, drehte er zur Strafe, daß sie nicht früh genug fertig wurde, den Hals um, und zum Andenken ist der Baumeister am Fußgestell der Bildsäule eingehauen; denn für ihn erklärt das Volk die liegende Gestalt unter Mauritius, in welcher der Künstler den Kaiser Maximinian dargestellt hat.

Fußnoten

1 Vergl. Dreyhaupts Chronik des Saalkreises 1,744. 1085.

2 Vergl. unten die Pfingstgebräuche.

65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

65. Das Kloster zur güldenen Egge.

Dreyhaupt Chronik des Saalkreises 1,699.


Ein Bürger von Halle, Hazecho mit Namen, ein reicher und kluger Mann, war beim Erzbischof Adelgotus in Giebichenstein gewesen und ritt in der Dämmerung nach Hause. Und als er in die Gegend kam, wo nachmals das Kloster zum neuen Werk erbaut wurde, da sah er wie eine Egge, ganz glühend wie Feuer, sich sacht vom Himmel herab ließ. Er warf schnell seinen Handschuh dahin, ritt nach Giebichenstein zurück und erzählte dem Erzbischof was er gesehen hatte. Der Erzbischof saß auf und folgte ihm an den Platz, und als sie hinkamen, erhob sich die feurige Egge und stieg wieder gen Himmel. Da erbaute der Erzbischof ein Kloster an der Stelle, und dort, wo die glühende Egge hingesunken war, wurde der Altar errichtet. Die Schutzheiligen des Klosters waren Maria, Johannes und Alexander der Märtyrer, [76] und man nannte es das Kloster zum neuen Werk: vom Volke aber wurde es das Kloster zur güldenen Egge oder Egde genannt.

66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

66. Die reiche Glocke.

Dreyhaupt Chronik des Saalkreises 1,700.


In einem der Thürme des Klosters zum neuen Werk hing eine große Glocke, Susanna genannt, welche nach der zu Erfurt die größte in Deutschland war und so viel Einkommen wie ein Rittergut gehabt haben soll, weil ihr eine besondere Kraft den Teufel zu vertreiben, die Seelen aus dem Fegefeuer zu erlösen, die Gewitter zu zertheilen und andre Wunder zu thun zugeschrieben wurde. Später kam sie in den Dom zu Halle und hängt jetzt, doch mehrmals umgegossen, im magdeburger Dom.

67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

67. Wartburg.

Binhard Newe vollkommene thüringische Chronica 1,86 f.


Im Jahre 1062 erbaute Graf Ludwig von Thüringen Wartburg, und das kam so. Als er einst am Enselberge jagte, traf er ein Stück Wildes, dem ritt er nach bis an die Hörsel bei Eisenach und von da auf den Berg, wo jetzt Wartburg liegt, zu [77] warten wo das Wild aus dem Walde liefe. Da gefiel ihm die Gelegenheit des Berges also wohl, daß er eine Lust darauf zu bauen bekam, trachtete derwegen auf Mittel und Wege wie ers füglich anfinge und den Berg, welcher denen von Mittel- und Frankenstein zuständig, an sich brächte. Bald schickte er des Nachts aus und ließ Erde in Körben von seinem Lande auf den Berg tragen, doch heimlich, und ließ darnach eine Burgfriede machen und schlug die mit Gewalt auf. Da ward er von denen von Mittel- und Frankenstein bei dem Reich verklagt, daß er sich des Ihrigen mit Gewalt freventlich unterstünde. Als er nun darum zur Rede gesetzt ward, gab er zur Antwort, er hätte die Burg auf das Seine gebaut und wollte das mit Urtel und Recht seines Verhoffens wohl erhalten. Darauf denn zu Recht erkannt ward, wenn er mit zwölf redlichen Männern aus der Ritterschaft beweisen könnte oder selbst einen leiblichen Eid schwören wollte daß das Land, darauf er gebaut, sein wäre, sollte ers behalten. Da erkor er bald zwölf Ritter (welche ihm zuvor die Erde zu tragen behülflich gewesen waren), trat mit ihnen auf den Berg, und sie steckten ihre Schwerter in die Erde, die er hatte darauf schütten lassen, und schwuren daß ihr Herr, Graf Ludwig, da auf dem Seinen stünde und vor Alters der Boden zum Lande Thüringen gehört habe. Damit behielt er den Berg und fing also an das Schloß zu bauen.

68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[78] 68. Die Kinder von Erfurt.

Binhard Newe vollkommene thüringische Chronica 2,180.


Im Jahre 1237 am 15. Juli versammelten sich zu Erfurt mehr als tausend Kinder, zogen über die Waget, tanzten und spielten, bis sie gen Arnstadt kamen. Da blieben sie über Nacht, und war groß Wunder daß sie den ganzen Tag keinem Menschen begegnet waren. Die Eltern suchten ihre Kinder, und erhob sich groß Jammern und Noth, bis sie erfuhren daß sie zu Arnstadt ankommen. Da richteten sie Karren und Wagen zu (denn der Kinder viele waren sehr klein, und war zu verwundern wie sie hatten fortkommen können) und ließen sie wieder heim holen.

69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

69. Mansfeld.

Mündlich aus Mansfeld.

Deutsche Sagen der Brüder Grimm 2,569.


Der Stammherr der Grafen von Mansfeld gewann dem Kaiser, seinem Herrn, viele Schlachten in Italien. Aus Freude darüber erlaubte ihm der Kaiser sich eine Gnade auszubitten, und der Graf bat um so viel Land in Thüringen, als er mit einem Scheffel Gerste umsäen könne. Das gewährte der Kaiser gern, und der Graf fuhr mit einem kaiserlichen [79] Rathe nach Deutschland, und als sie nach Wallhausen kamen, fing er zu säen an. Er hieß seinen Kutscher langsam fahren und zettelte eine Handvoll Gerste nach der andern dünn über das Feld. Sie fuhren im Kreise um zweihundert und zwei Dörfer, und so entstand die jetzige Grafschaft Mansfeld. Der kaiserliche Rath aber glaubte, sein Herr der Kaiser sei betrogen, und verklagte den Grafen bei ihm, daß er des Kaisers Gnade misbraucht habe. Da lachte der Kaiser und sprach »Gesagt ist gesagt. Kaiserliches Wort muß wahr bleiben, wie man es auch deutet. Das ist des Mannes Feld!« Darum heißt die Grafschaft bis auf den heutigen Tag Mansfeld, und die Grafen führten Gerstenkörner im Wappen.

70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

70. Sankt Georg.

Mündlich aus Mansfeld.


Eh es Grafen von Mansfeld gab, hauste ein Ritter Namens Georg auf dem mansfelder Schlosse. Einen Berg vor der Stadt aber (auf der Seite nach Eisleben zu), der noch heute der Lindberg heißt, hatte sich ein Lindwurm zur Wohnstatt gewählt, und diesem mußten die Bewohner von Mansfeld jeden Tag ein Mädchen als Zoll geben, damit er sie leben ließ. In dem kleinen Städtchen war bald keine Jungfrau mehr zu finden, und nun forderte der Wurm die [80] Tochter des Ritters. Da zog der Ritter selbst am folgenden Morgen gegen den Drachen, erlegte ihn und befreite die Stadt; und er hieß seitdem nicht mehr Georg, sondern Sankt Georg, und zum Andenken wurde sein Bild, wie er den Drachen tödtet, über der Kirchthür zu Mansfeld in Stein gehauen und ist noch jetzt zu sehen.

Märchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen
1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[81] Märchen.

1. Der Berggeister Geschenke.

Mündlich aus Halle.


Ein Schneider und ein Goldschmied wanderten mit einander, und als es Abend wurde, hörten sie eine wunderliebliche Musik. Die Musik war so schön, daß sie alle Müdigkeit vergaßen und immer größere Schritte machten um zu sehen wer die Musikanten seien. Bald war es, wenn sie aufhorchten, als rauschte nur der Wind so sanft in den Linden am Wege, bald als klängen die Glockenblumen auf der Wiese, wenn sie im Winde sich neigten. Und der Schneider dachte an seine liebe Braut, die er daheim gelassen hatte, und seufzte, daß er so arm sei und die Spielleute wohl noch lange nicht zu ihrem Hochzeitstanze aufspielen würden. Wie sie nun fortgingen, tönte die Musik immer näher und näher, und zuletzt sahen sie auf einem Hügel viele kleine Gestalten, Männchen und Weibchen, die sich bei den Händen gefaßt [82] hielten und im Kreise um einen alten Mann tanzten, gar lieblich sangen (das war die Musik) und sich immer wechselsweis vor dem Alten verneigten. Der Alte war etwas größer als die übrigen, hatte einen langen, eisgrauen Bart, der tief über die Brust hinab ging, war von majestätischem Aussehen und prachtvoll gekleidet. Der Schneider und der Goldschmied blieben verwundert stehen und konnten sich nicht satt sehen. Da winkte ihnen der Alte; die Tänzer und Tänzerinnen öffneten ihren Kreis, und der Goldschmied, der ein verwegner, kleiner bucklichter Kerl war, trat in denselben. Der Schneider blieb furchtsam zurück; doch als er sah wie die kleinen Männchen und Weibchen seinen Gefährten so lieblich begrüßten, faßte er sich ein Herz und folgte ihm in den Kreis. Nun schloß sich der Reigen wieder, und die Kleinen tanzten und sangen fort. Der Alte aber nahm ein langes, breites Messer, wetzte es, daß es hell funkelte, und nun barbierte er den beiden alle Kopfhaare und den ganzen Bart weg. Sie zitterten vor Angst, daß es nun an den Kopf gehen würde; doch klopfte ihnen der Alte freundlich auf die Schulter, als wollte er sagen, es sei hübsch von ihnen daß sie sich nicht gesträubt hätten. Darauf wies er nach einem Haufen Kohlen, der zur Seite lag, und deutete ihnen durch Gebärden an daß sie sich davon die Taschen füllen sollten. Der Goldschmied, der habgieriger Natur war, griff nach seiner Gewohnheit auch hier besser zu als der Schneider, obwohl die Kohlen keinen Werth [83] hatten. Nun gingen die beiden den Hügel hinab ein Nachtlager zu suchen, und sie sahen sich noch oft nach den kleinen, niedlichen Tänzern um: die Musik tönte immer ferner und leiser; da schlug die Klosterglocke im Thale zwölf, und plötzlich war der Hügel leer, und Alles war verschwunden.

Unten in der Herberge deckten sich die beiden Wandersleute mit den Röcken zu, und da sie sehr müde waren, vergaßen sie die Kohlen aus den Taschen zu nehmen. Doch wachten sie früher als gewöhnlich auf, weil sie die Röcke wie Blei drückten. Sie griffen in die Taschen und wollten ihren Augen nicht trauen, als sie sahen daß sie nicht Kohlen, sondern eitles Gold darin hatten. Der Goldschmied schätzte das seine auf dreißig tausend Thaler und das des Schneiders auf fünfzehn tausend. Auch Haare und Bart hatten sie vollständig wieder. Da priesen sie den Alten auf dem Berge, und der Goldschmied sprach »Weißt du was? heute Abend gehen wir wieder hin, und da wollen wir uns die Taschen erst recht füllen.« Der Schneider aber wollte nicht so. »Ich habe genug« sagte er »und bin zufrieden: ich werde nun Meister, heirate meine Margaret, und da wollen wir fröhlich Wirthschaft führen.« Da der Goldschmied aber nicht weiter wollte und sie schon lange mit einander gewandert waren, blieb der Schneider ihm zu Liebe den Tag in der Herberge liegen. Und als es Abend wurde, hängte sich der Goldschmied noch mehrere Taschen um und ging wieder zu dem Hügel. [84] Er hörte die Musik wie am vorigen Tage und sah die kleinen Tänzer und Tänzerinnen und den Alten in ihrer Mitte. Und der Alte winkte ihm wieder, barbierte ihn und hieß ihn von den Kohlen nehmen. Da raffte er so viel zusammen, als er fortbringen konnte, eilte in die Dorfschenke zurück, deckte sich mit dem Rocke und konnte nicht einschlafen vor Erwartung, wenn nun die Taschen, die von den Kohlen angefüllt so leicht waren, immer schwerer und schwerer werden würden. Aber es geht nicht Alles auf Erden wie die thörichten Menschen meinen: die Taschen blieben leicht. Kaum begann es zu dämmern, so ging er ans Fenster und besah alle Stücke Kohlen einzeln; doch es waren gewöhnliche Kohlen und machten ihm die Finger schwarz. Erschrocken holte er sein Gold vom vorigen Tage herbei; doch auch das glänzte nicht mehr röthlich: es war Alles wieder zu Kohle geworden. Da weckte er den Schneider um ihm sein Leid zu klagen; doch wie der ihn ansah, erschrak er, und nun erfuhr der Goldschmied erst sein ganzes Unglück. Haare und Bart waren ihm glatt abgeschoren, und sie wuchsen auch nie wieder: was aber das Schlimmste war, er hatte einen Höker auf dem Rücken gehabt, und nun hatte er einen zweiten, eben so großen vorn auf der Brust und war von nun an zu seiner Arbeit untüchtig. Da erkannte er wohl daß dies die Strafe für seine Ungenügsamkeit war und fing bitterlich zu weinen an. Der Schneider aber tröstete ihn und sprach »Da wir [85] so lange auf der Wanderschaft gute Gesellen gewesen sind und den Schatz zusammen gefunden haben, so sollst du hinfort auch bei mir leben und mit von meinem Schatze zehren.« Und der Schneider wurde bald Meister und nahm seine Margaret zur ehlichen Hausfrau: er hat fromme Kinder und immer viel Arbeit, und den Goldschmied mit den beiden Hökern und ohne Haare pflegt er noch.

2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

2. Der eiserne Mann.

Mündlich aus Gutenberg.


Es war ein König, der hielt eine große Jagd; und auf der Jagd fingen seine Schützen einen Mann, der war gestaltet wie andre Leute, doch war er ganz von Eisen. Über das Wunder freute sich der König, und er ließ einen Platz vor seinem Schlosse mit einem hohen, eisernen Gitter umhegen und den Mann hineinsetzen und gebot seinen Leuten bei Lebensstrafe ihn nicht heraus zu lassen.

Nicht lange, so geschah es daß eines Morgens der junge Königssohn auf dem Hofe Ball spielte. Da trat der eiserne Mann ans Gitter und spielte mit einem Balle, der sprang, wenn man ihn auf die Erde warf, weit höher als der des Königssohnes und war auch weit schöner anzusehen; denn er war ganz golden. Da bat der Kleine gar freundlich um den Ball, und der eiserne Mann winkte ihm ans Gitter [86] und sprach heimlich »Schließ die Thür auf, so schenk ich dir den Ball.« Und der Knabe schlich leise zur Thür und machte sie auf. Da sprang der eiserne Mann heraus, gab ihm den goldnen Ball und lief quer über das Feld in den Wald.

Wie der König erfuhr daß der eiserne Mann entsprungen war, that er einen großen Schwur, wer das Gitter aufgemacht habe, der solle sterben. Da kam sein liebes Söhnlein und bekannte demüthiglich daß es den eisernen Mann herausgelassen habe, und der König erschrak daß er seinem Sohne den Tod geschworen hatte, doch sein Wort mußte er halten. Er sandte zwei Jäger mit dem Sohne in den Wald, und die sollten ihm das Leben nehmen. Die Jäger aber erbarmte der schöne Knabe: sie ließen ihn frei im Walde und hießen ihn in Gottes Namen laufen so weit der Himmel blau sei; und sie schossen ein wildes Schwein, schnitten ihm beide Augen und das Herz aus und brachten sie dem Könige und sagten, dies seien die Augen und das Herz seines Sohnes.

Der Knabe irrte den ganzen Tag in dem weiten Walde umher; und als der Abend kam, setzte er sich weinend auf einen Baumstumpf und klagte daß ihn nun, wenn er in der Nacht schliefe, die wilden Thiere auffressen würden. Da stand plötzlich der eiserne Mann vor ihm, strich ihm das Haar freundlich mit seiner eisernen Hand und sprach »Sei getrost, mein Bub; du hast mir geholfen, so will ich dir auch helfen. Den Thieren in meinem Walde will ich befehlen daß [87] sie dir kein Leid thun; morgen früh aber will ich dich aus dem Walde vor das Schloß eines mächtigen Königs führen, und vor dem Fenster der Königstochter sollst du mit dem goldnen Balle spielen und sollst noch einst ein größerer König werden als dein Vater ist.« Da legte sich der Knabe getrost aufs grüne Moos und schlief sanft ein; und die goldnen Sternlein gingen leise über den Himmel um ihn nicht aufzuwecken: als aber die liebe Sonne kam und ihn anlachte, sprang er auf, und der eiserne Mann war auch schon da, und sie gingen durch den Wald; und als sie ins Freie kamen, stand ein prachtvolles Schloß vor ihnen, und der eiserne Mann zeigte dem Knaben das Fenster der Königstochter und sprach zu ihm »Wenn die Königstochter den goldnen Ball sieht, wird sie ihn haben wollen; du darfst ihn aber nicht ihr schenken, wenn sie dir nicht erlaubt daß du eine Nacht in ihrem Zimmer schläfst, und wenn du das gethan hast, komm morgen früh wieder zu mir.« Und wie es der eiserne Mann vorhergesagt hatte, so geschah es. Kaum hatte der Knabe einige Zeit mit seinem Ball vor dem Fenster gespielt, so kam die Königstochter heraus; und sie war ein gar niedliches kleines Mädchen und sagte »Ach was hast du für einen schönen Ball! schenk ihn mir, so kannst du dir eine Gnade von mir ausbitten«. – »So bitt ich mir aus« sprach der Knabe »daß ich heut Nacht in deiner Kammer schlafe.« – »Ich will den Vater fragen ob ichs erlauben darf« sagte das Königstöchterlein und sprang ins Schloß; [88] und bald kam sie wieder und sprach »Der Vater meint, wenn du hübsch artig bist, kann ich dirs wohl erlauben.« Nun spielten sie den ganzen Tag mit dem Balle, und am Abend gingen sie ins Schlafkämmerlein des Fräuleins, und sie legte sich in ihr seidnes Bett; der Knabe aber legte sich auf die Erde, und weil die Diele so hart war, sprach das Mädchen »Wart, ich will dir ein Bettlein geben, daß du dich nicht so drückst.« Und sie gab ihm ein Bett und behielt eins für sich, und sie sagten sich gut Nacht und schliefen still bis an den Morgen.

Am Morgen nahm der Knabe Abschied und ging wieder in den Wald und erzählte dem eisernen Mann Alles, wie es gekommen war. Und er blieb ein ganzes Jahr bei ihm und wurde täglich größer und schöner. Als aber das Jahr um war, gab ihm der eiserne Mann einen Ball von ganz durchsichtigem Krystall; der sah aus, wenn man ihn in die Höhe warf, wie klares Wasser, wenn die Sonne hindurch scheint: und er hieß ihn wieder zum Schlosse gehen und vor dem Fenster der Königstochter damit spielen. Und wie er so spielte, kam die Königstochter ans Fenster, und sie hätte ihn kaum wieder erkannt, so groß war er geworden. Sie schämte sich zu ihm zu gehen und um den Ball zu bitten; darum bat sie ihren Vater, er möchte doch zu dem schönen Jünglinge schicken und fragen lassen ob er ihr den Ball nicht schenken wolle. Der Vater aber dachte »Was will der verlaufene Bube immer vor meinem Schlosse?« und er ließ ihn [89] fangen, gab den Ball seiner Tochter, und den Prinzen schickte er in die Küche, wo er als Küchenjunge viele Wochen schwere Dienste thun mußte, bis er eine Stunde abpaßte und heimlich entsprang.

Er lief nun wieder in den Wald und klagte dem eisernen Mann wie traurig es ihm ergangen war. Doch der tröstete ihn und sprach »Gräme dich nicht; es wird noch Alles gut werden. Ein großes Heer zieht gegen den König heran: ich will dir ein Pferd und eine Rüstung geben, damit ziehe hin und stelle dich in des Königs Heer.« Und er führte ihn zu einem hohlen Berge, in dem standen viele tausend Pferde, und es lagen viele tausend Rüstungen dort: er waffnete ihn selbst mit seiner eisernen Hand, gab ihm noch manchen guten Rath, und der Königssohn zog in den Krieg. Er kam in eine große Schlacht und zeigte sich als den tapfersten Ritter darin, und durch ihn wurde die Schlacht gewonnen, und er rettete auch dem Könige das Leben. Auch er aber wurde verwundet; und der König verband ihm die Wunde mit seiner eignen Schärpe und gebot seinen Dienern ihn wohl zu pflegen. Doch ehe sie sichs versahen, war er verschwunden. Er war aber zum eisernen Mann in den Wald geritten; und der freute sich, daß Alles so wohl gelungen war, und gab ihm einen Ball, der war noch weit schöner als die beiden ersten und war von rothem Karfunkelstein. Damit ging der Königssohn wieder in seiner gewöhnlichen Tracht vor das Fenster der Königstochter und spielte. Und als sie [90] den Ball sah, war sie ganz untröstlich, daß sie ihn nicht haben sollte. Unterdeß war auch der König mit seinem Heere heimgekehrt; und die Prinzessin sprang ihm entgegen, küßte ihn vielmal und sprach »Da du die große Schlacht gewonnen hast und ich dich so herzlich lieb habe, will ich dich um Etwas bitten, und das darfst du mir nicht abschlagen.« Und der König versprach zu thun was sie wollte. »Der schöne fremde Jüngling ist wieder hier« sagte sie: »er hat einen Ball von rothem Karfunkelstein, und den soll er mir geben, was er auch dafür fordert. Du darfst ihm aber Nichts zu Leide thun.« Doch der Jüngling wollte nicht Gold noch Kostbarkeiten für seinen Ball nehmen, sondern er verlangte die folgende Nacht noch einmal mit der Prinzessin in einer Kammer zu schlafen. Das mußte der König denn gewähren; doch als sie schliefen, schlich er zu ihnen und wollte den Prinzen ermorden. Aber wie verwundert war er, als er sah daß seine eigne Schärpe um den einen Arm des Prinzen gewunden war. Da erkannte er seinen Erretter, weckte die beiden auf und fragte ob sie Mann und Frau werden wollten. Das waren sie gern zufrieden und hielten schon am folgenden Morgen Hochzeit; und am Abend gingen sie in den Wald zum eisernen Manne, erzählten ihm ihr Glück und baten ihn mit auf ihr Schloß zu ziehen. Doch der eiserne Mann sagte, er müsse in seinem Walde bleiben und seine Thiere bewachen, und er bat sie nur ihn manchmal zu besuchen, was sie auch treulich thaten.

3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[91] 3. Die Nixe im mansfelder See.

Mündlich aus Wettin.


Nicht weit vom mansfelder süßen See liegt ein Dorf, doch wie es heißt weiß ich nicht. Da war alle Sonntage Musik und Tanz, und alle Burschen und Mädchen der Umgegend fanden sich dazu ein. Die Mädchen waren alle schön; aber eine war so schön, daß man sie sein Leben lang nicht mehr vergessen konnte, wenn man sie einmal gesehen hatte: doch wer sie war und woher sie kam wußte Niemand. Einem jungen Schäfer gefiel sie so wohl, daß er mit keiner andern mehr tanzen wollte, und als sie einst wegging, schlich er ihr nach und bat sie ihm zu erlauben daß er sie nach Hause begleite. »Ja« sagte sie, »das kannst du thun: du mußt mir aber versprechen nicht auf dem halben Wege umzukehren, sondern ganz mitzukommen.« Das versprach er gern, und sie faßte ihn bei der Hand und führte ihn nach einer Gegend hin, wo gar kein Dorf lag, so daß er bald ängstlich fragte ob sie auch den Weg kenne, sie müßten sich wohl verirrt haben. »Nein, nein« sagte sie: »komm nur mit und fürchte dich nicht; ich werde dir schon den rechten Weg zeigen.« Sie gingen immer weiter und kamen endlich an den See, wo das Mädchen von den Weiden, die am Ufer stehen, eine Gerte abbrach und damit dreimal auf das Wasser schlug. Und siehe da, das Wasser that sich auf, und [92] eine hübsche, breite Treppe wurde sichtbar, die zum Grunde des Sees führte. Der Schäfer blieb wohl einen Augenblick verwundert stehen: doch da ihn das Mädchen immer noch bei der Hand hielt und freundlich zu ihm sprach »Nun komm nur, komm!« so stieg er, von ihr geführt, die Stufen hinunter; und sie kamen in einem allerliebsten Dorfe an, wo die Mutter des Mädchens in einem kleinen, niedlichen Häuschen wohnte. »Ei« rief die Alte, als sie eintraten, ihrer Tochter entgegen, »du bringst dir wohl gar einen Schatz mit? Nun, wir wollen sehen wie es ihm bei uns gefällt. Die von dort oben können immer nicht viel arbeiten und wollen gleich wieder hinauf. Doch es kommt auf einen Versuch an.«

Den andern Tag ging die Alte in die Kirche (denn natürlich war auch eine Kirche im Dorfe); und ehe sie ging, schüttete sie einen Scheffel Rübsen in einen großen Haufen Asche und sagte zu dem Schäfer »Da suche die Körner heraus: wenn ich wieder komme, mußt du fertig sein.« Der Schäfer blieb traurig vor dem Aschenhaufen stehen und wagte gar nicht ihn anzurühren. Doch das schöne Mädchen sprang herbei und rief »Wart, ich will dir helfen«; und sie öffnete einen Taubenschlag, aus dem ein ganzer Schwarm Tauben flog, die über die Körner herfielen und sie in kurzer Zeit alle wieder in den Scheffel gelesen hatten. Die Alte kam zurück und erstaunte und freute sich über die wohlgelungne Arbeit. Als sie nun wieder ausging, gab sie dem Schäfer [93] ein Sieb und hieß ihn einen Teich damit ausschöpfen; doch mit Hilfe seiner Geliebten gelang ihm auch dies und auch die dritte Arbeit, welche ihm die Alte auferlegte, und welche darin bestand, daß er an einem Vormittage einen großen Wald fällen, das Holz klein hacken und in Wellen binden mußte. Da er diese Proben alle drei so glücklich bestanden hatte, erlaubte die Alte ihrer Tochter ihn zu heiraten; und sie hielten eine fröhliche Hochzeit, zu der viele Nixe und Nixen eingeladen wurden.

Zwei Jahre lebten sie glücklich und zufrieden mit einander, und sie hatten auch einen wunderniedlichen kleinen Sohn bekommen. Da wurde der Schäfer plötzlich von Sehnsucht nach seiner Heimat ergriffen, und er bat seine Frau, sie möchte ihm doch erlauben einmal seine Eltern und Geschwister zu besuchen. »Das darfst du wohl« sagte sie: »wenn du mir versprichst wieder mit herab zu kommen, will ich selbst mit gehen und dich in dein Dorf führen.« Sie nahm ihr Kind auf den Arm und ging mit dem Schäfer die Stufen hinauf; und sie besuchten seine Eltern und alle Bekannte und blieben drei Tage im Dorfe. Dann sprach die Frau »Nun müssen wir umkehren; sonst kannst du dich von diesem Leben nicht mehr trennen.« Er nahm wehmüthig Abschied und folgte ihr bis zum See; doch als sich das Wasser aufthat, graute es ihm, und er konnte sich nicht entschließen wieder hinunter zu gehen und bat seine Frau oben bei ihm zu bleiben. »Wir helfen meinen Eltern [94] den Acker bauen« sagte er; »und wenn wir auch nicht so gut leben wie dort unten, so sehen wir doch den blauen Himmel und die liebe Sonne über uns.« Doch sie schüttelte traurig mit dem Kopfe und erinnerte ihn an die Liebe und Treue, die er ihr gelobt hatte. »Und wenn du nicht mit kommst« sprach sie, »so müssen wir das Kind theilen; denn es gehört uns beiden. Sieh wie es lacht.« Damit hielt sie ihm das Kind hin, und es streckte die kleinen Arme freundlich nach ihm aus. Da weinte der Schäfer von Herzen und bat die Nixe den Knaben allein zu behalten. Er versprach sie täglich am See zu besuchen; doch mit hinab kommen könne er nicht, lieber wolle er selbst sterben. »Wenn du oben bleibst« sagte die Nixe, »so müssen wir uns auf ewig trennen, und ich darf von dem Kinde nicht mehr behalten als mir gehört.« Da küßte sie ihn noch zum Abschied, und sie theilte das Kind und hieß ihn wählen, welches Stück er wolle. Er nahm die untre Hälfte, und sie warf die obre in den See, wo alsbald ein munterer Fisch daraus wurde, der fröhlich fortruderte. Und als der Schäfer ihm noch nachsah, war die Nixe schon die Stufen hinab gestiegen, und das Wasser schlug über ihr zusammen. Da grub er die andre Hälfte des Kindes am Ufer ein, und an der Stelle wuchs eine Lilie, die neigte sich über das Wasser; und man sah oft wie der Fisch in der Dämmerung bei der Lilie auf und nieder schwamm.

4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[95] 4. Der dumme Wirrschopf.

Mündlich aus Gutenberg.


Ein Bauer hatte drei Söhne und eine Wiese. Von den Söhnen waren zwei klug und der dritte ein Dummling, und auf der Wiese wurde alljährlich das Heu gestohlen, wenn es gehauen und in Schober zusammengestellt war. Als nun die Schober auch wieder einmal aufgerichtet waren, sprach der Bauer zu den Söhnen »Wer mir das Heu bewacht, daß es nicht gestohlen wird, dem schenk ich einen Leinwandrock und ein Paar hölzerne Schuhe.« Sprach der älteste »Die will ich wohl verdienen« und ging am Abend auf die Wiese. Er wachte auch bis gegen Mitternacht; doch dann fielen ihm die Augen zu, und als er sie wieder aufmachte, war von den drei Schobern, die auf der Wiese gestanden hatten, einer weg. Da kam er traurig nach Hause, und am nächsten Abend wanderte der zweite Bruder auf die Wiese; aber es erging ihm nicht besser als dem ersten, und es wurde auch der zweite Heuschober gestohlen. Da sprach der Dummling »Es ist doch hübsch von meinen Brüdern daß sie mir auch einmal Etwas übrig lassen«, nahm eine Hechel und eine Leine und ging auf die Wiese. Und die Brüder lachten ihm nach und sprachen »Der dumme Wirrschopf will das thun, was wir nicht einmal gekonnt haben!« Der Wirrschopf aber hieß er, weil er sehr lange, verworrene Haare hatte, die wie eine goldne Mähne um seinen [96] Kopf flogen. Er schlang auf der Wiese die Leine um den noch übrigen Heuschober, band das Ende derselben an die Hechel und legte die Hechel, indem er sich auf den Boden streckte, dicht hinter seinen Kopf. Nun schlief er getrost ein; doch es währte nicht lange, so kratzte ihn die Hechel, daß er aufwachte, und er sah ein graues Männchen, welches das Heu zusammen band und auf ein braunes Pferd lud. Da sprang er auf; doch ehe man drei zählen konnte, saß das Männchen schon auf dem Pferde und flog wie ein Pfeil über das Feld: er aber lief ihm nach und kam zu einem prächtigen Schloß im Walde, vor dem das graue Männchen grade vom Pferde stieg. Da faßte es der dumme Wirrschopf; doch das Männchen fiel auf die Knie und bat um Gnade und sprach »Wenn du mir das Leben läßt, schenk ich dir das schöne, braune Roß, auf dem ich geritten bin.« Das ließ sich der Bursch gefallen und sagte »Morgen früh will ich mirs abholen: jetzt muß ich wieder auf die Wiese, daß uns Niemand das Heu stiehlt.« Und als er zu dem Schober kam, brachte er die Leine und Hechel wieder in Ordnung und schlief ein. Doch die Hechel kratzte ihn bald wieder munter, und als er aufsah, war es dasselbe graue Männchen, welches das Heu zusammen raffte und auf ein weißes Pferd band. Da sprang er denn wieder auf und lief dem Männchen nach, traf es wieder bei dem Schloß im Walde, und es schenkte ihm auch noch das weiße Pferd und versprach nicht wieder zu kommen. Kaum aber war er zum [97] dritten Mal auf der Wiese eingeschlafen, so fing die Hechel von Neuem zu kratzen an, und mit einem Satz sprang er auf das graue Männchen zu, packte es und drohte es auf der Stelle zu ermorden. Da war das arme graue Männchen denn in großer Angst, und es schenkte ihm nicht bloß das schwarze Pferd, auf dem es diesmal das Heu hatte wegführen wollen, sondern bot ihm noch dazu das ganze Schloß an mit allen Herrlichkeiten, die darin waren; und alles Heu, das es in den vielen Jahren gestohlen hatte, gelobte es wieder zu bringen. Der dumme Wirrschopf sagte, er wolle das Schloß erst ansehen, und das graue Männchen führte ihn hinein, zeigte ihm alle die prachtvollen Säle und Gewölbe; und weil sie dem Wirrschopf gefielen und er dem Männchen Gnade verhieß, gab es ihm die Schlüssel des Schlosses und sprach »Wenn du jetzt auf deine Wiese kommst, wirst du alles Heu, das ich deinem Vater genommen habe, wieder finden. Ich aber will dein Kämmerer sein und dein Schloß getreu bewachen; und wenn du Etwas willst, so komm und fordre es nur.« Da nahm der dumme Wirrschopf die Schlüssel und band sie über dem Nacken in seinen langen, goldgelben Haaren fest, so daß sie Niemand sehen konnte; denn er dachte »Wenn ich meinem Vater und meinen Brüdern sage daß ich ein herrliches Schloß besitze, ziehen sie hinein, und mich sperren sie in den Taubenschlag, wo ich schon oft habe sitzen müssen.« Auf der Wiese fand er über hundert Heuschober und ging nun fröhlich [98] nach Haus. Als seine Brüder ihn kommen sahen, lachten sie und sprachen »Da kommt der dumme Wirrschopf: seht wie er verschlafen aussieht; hat die ganze Nacht geschlafen und noch nicht genug. Da haben sich die Diebe Zeit nehmen können,« und was dergleichen mehr war. Darüber wurde er nicht böse, sondern sagte freundlich zum Vater »Kommt mit hinaus; ich habe das Heu wieder gewonnen, das man euch in den vielen Jahren gestohlen hat.« Und nun war der Vater mit den Brüdern nicht wenig erstaunt, als sie auf die Wiese kamen und so viel Heu fanden, daß das ganze Dorf auf viele Jahre genug hatte.

Nun geschah es zu einer Zeit daß der König des Landes überall ausrufen ließ, seine Tochter sei auf den Glasberg verwünscht, und wer den Berg hinauf reite und sie erlöse, der solle ihr Gemahl werden und das ganze Königreich bekommen. Es waren aber drei Tage in verschiedenen Monaten, an denen sie befreit werden konnte. Da sprach der Bauer zu den beiden klugen Söhnen »Es wär doch schön, wenn Einer von euch König würde und ich ein Königsvater. Wir wollen unsere Pferde nehmen und uns aufmachen: ihr seid so klug, vielleicht erlöst ihr die Prinzessin. Der dumme Wirrschopf mag indeß den Misthaufen aus dem Hofe aufs Feld schaffen.« Sie thaten ihre Sonntagskleider an und zogen zum Glasberge. Der dumme Wirrschopf aber ging zu seinem Schlosse, nahm die Schlüssel aus den Haaren und schloß auf; und das graue Männchen sprang ihm freudig entgegen und rief »Es [99] ist gut daß du kommst: du sollst die verwünschte Prinzessin erlösen. Hier nimm dein braunes Roß, thu diese königlichen Gewänder an und reit auf den Glasberg.« Und es gab ihm prachtvolle Kleider, die von Gold und Silber stralten. Die legte der Bursch an und sagte »Du mußt aber unterdeß den Mist in meines Vaters Hofe aufs Feld bringen.« Das versprach das graue Männchen zu thun, und er ritt davon. Als er zum Glasberge kam, sah er den König und die Königin und viele hundert stattliche Ritter, die alle gar herrlich gekleidet waren; doch so schön wie er war Keiner: und sie hielten ihn für einen vornehmen Prinzen und fragten viel wer er wohl sein möchte; doch kannte ihn Niemand. Dicht am Berge traf er auch seine Brüder: die hatten Stufen in das Glas gehauen und wollten grade hinauf reiten; doch ihre Pferde überschlugen sich und warfen die Reiter ab. Und als diese wieder aufstanden, jammerten sie daß sie ihre schönen Sonntagskleider so beschmutzt hatten, und der König und die Ritter lachten sie aus. Der dumme Wirrschopf aber sprengte auf seinem braunen Rosse ohne abzusetzen gleich bis zur Mitte des Berges hinan, und Alle jubelten hinter ihm her; denn so hoch war noch Keiner gekommen: doch da glitt auch sein Roß ab, und wie ein Vogel flog es mit ihm über die Heide zu dem Schloß im Walde zurück.

Als er nach Hause kam, fand er den Mist schön gespreitet auf dem Acker, und er dachte »Vielleicht geht es das nächste Mal besser,« setzte sich in seinen[100] alten, schlechten Kleidern auf die Ofenbank und pfiff sich Eins. Da kehrten auch seine Brüder und sein Vater heim, und sie sprachen viel von dem fremden Prinzen; und der Vater sagte »Aber ihr wart doch die klügsten von Allen: als ihr die Stufen ins Glas hiebet, dachte der König gewiß ›Wenn die meine Tochter nicht erlösen, muß sie immer verwünscht bleiben‹; doch das nächste Mal erlöst ihr sie bestimmt, und dann theilen wir das Königreich unter einander.« »Hütet euch nur« sprach der Wirrschopf dazwischen, »daß ihr die schönen Sonntagskleider nicht wieder beschmutzt und euch der König und die Ritter nicht auslachen.« Da wunderten sie sich woher er wisse daß sie der König ausgelacht hatte; doch er pfiff weiter in seinem Liede und dachte »Wundert euch nur! Was ich weiß wißt ihr doch nicht.«

Der zweite Tag kam heran, und der Vater ritt mit den beiden klugen Söhnen wieder zum Glasberge. Der dumme Wirrschopf aber sollte unterdeß den Taubenschlag rein machen. Doch kaum waren sie aus dem Hofe, so lief er in sein Schloß; und das graue Männchen brachte ihm noch schönere Kleider als das erste Mal: er schwang sich auf sein weißes Roß und sprengte durch den Wald. Und am Fuße des Berges traf er wieder viele hundert Ritter; die setzten immer an, doch die Pferde glitten aus. Er aber sauste wie ein Wind durch sie hindurch, und sein Roß trug ihn bis dicht unter den Gipfel des Berges: da glitt es auch ab, und wie das erste Mal jagte er ohne ein Wort [101] zu sprechen in den Wald zurück, und seine eignen Brüder erkannten ihn nicht. Daheim aber fand er den Taubenschlag so rein, wie er noch nie gewesen war. – Am dritten Tage gab das graue Männchen dem Burschen die schönsten Kleider, die man je in dem Lande gesehen hatte. Es zäumte ihm sein schwarzes Roß, und als er auf dem über die Heide zum Glasberge geritten kam, staunten der König und alle Ritter; denn das Roß berührte den Boden kaum, und mit wenigen Sprüngen war es oben auf der Spitze des Berges. Da jauchzte das ganze Volk rings um den Berg, und sie riefen ihn zum Könige aus, und die Prinzessin umarmte ihn und sprach »Nun bist du mein Bräutigam!« Doch er küßte sie nur einmal und ritt dann schnell wieder den Berg hinab. Die Ritter des Königs sperrten ihm den Weg, weil der König erfahren wollte wer der fremde Prinz sei, der seine Tochter erlöst hatte; doch gab er seinem Rosse die Sporen, und mit einem Satze flog es über die Ritter hinweg und verschwand im Walde. Auf dem Hofe seines Vaters aber hatte das graue Männchen indessen den Hühnerstall ausräumen müssen. Und als der Vater und die Brüder heim kamen, trösteten sie einander und sprachen »Wenn wir auch keine Könige sind, so sind wir doch klüger als andre Leute.«

Nun war die Prinzessin erlöst, doch sie war den ganzen Tag traurig, weil sie den fremden Prinzen gern zum Gemahl genommen hätte und nicht wußte wo er war. Da ließ der König in seinem Lande und [102] in der ganzen Umgegend verkündigen, in drei Wochen solle sich der fremde Prinz melden, der seine Tochter befreit habe; da solle die Hochzeit gehalten werden. Doch es kam Niemand, und die Prinzessin wurde immer betrübter. Des Königs Räthe aber sprachen »Vielleicht war es gar kein Prinz: darum rathen wir daß ihr in allen Dörfern und Städten ein Aufgebot ergehen laßt, alle jungen Burschen sollen sich am nächsten Pfingstsonntag versammeln; dann kann die Prinzessin suchen ob sie ihren Bräutigam unter ihnen findet.« Der Rath gefiel dem Könige, und er ließ das Aufgebot ergehen. Und zu Pfingsten fuhr er mit der Prinzessin in allen Dörfern und Städten umher, und sie sah viele hundert Burschen, doch ihr Bräutigam war nicht darunter. Da kamen sie auch in das Dorf, in welchem der Bauer mit den drei Söhnen wohnte: und als der König die Burschen erblickte, fragte er ob nicht noch mehr im Dorfe seien. »Einer ist noch zu Haus« sagte der Bauer: »doch das ist ein Dummling und nicht werth daß euer königlich Gnaden und die schöne Prinzessin ihn ansehen.« Die Prinzessin aber befahl ihn auch zu holen. Und als sie nun den dummen Wirrschopf in der Ferne kommen sah, da hatte sie ihn bald an seinen langen, goldenen Haaren erkannt, und sie flog auf ihn zu, fiel ihm um den Hals und führte ihn zur königlichen Kutsche; und der König selbst machte den Kutschenschlag auf und hob ihn hinein. Da saß der dumme Wirrschopf nun auf den seidenen Polstern, und die schöne Prinzessin saß neben ihm [103] und war seine Braut; und er grüßte seinen Vater und seine Brüder noch freundlich zum Abschied und fuhr mit dem Fräulein und dem Könige davon. Als sie in den Wald kamen, zeigte er ihnen sein Schloß, und weil es weit schöner war als das des Königs, blieben sie dort. Am andern Tage war Hochzeit, und das Märchen ist aus.

5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

5. Die Königstochter und der Soldat.

Mündlich aus Gutenberg, Halle und Wettin.


Es ist Niemand so glücklich, daß er das Wünschen verlernte. Das erfuhr ein König und eine Königin wohl. Die lebten in aller Freude und Herrlichkeit der Welt und saßen doch oft traurig bei einander, denn sie hatten keine Kinder. Und als sie einst auch wieder über ihr Unglück klagten, vergaß sich der König und that einen Fluch, er wolle ein Kind, und wenn es auch vom Teufel käme. Und siehe da, kein Jahr verging, so bekam die Königin eine Tochter. Doch sie erschrak, als sie das Mädchen ansah; denn es war über und über schwarz und war auch nicht so klein wie die andern Kinder, wenn sie auf die Welt kommen, sondern konnte schon laufen und auch sprechen. Und es sagte zum Könige »Vater, ich werde nicht älter als sechzehn Jahr. Dann [104] mußt du mich in der Schloßkirche hinter dem Altar beisetzen lassen, und jede Nacht muß ein Soldat bei mir Wache stehen.«

Die Prinzessin wuchs heran, und als sie sechzehn Jahr alt war, starb sie plötzlich. Da wurde sie denn, wie es einer Königstochter geziemt, mit großer Pracht in der Kirche beigesetzt, und ein Soldat wurde als Wache bei ihr gelassen. Doch als er am andern Morgen abgelöst werden sollte, war er verschwunden. Man stellte einen andern hin, doch auch von diesem war am folgenden Tage keine Spur zu finden. Und so ging es Tag für Tag viele Monate hindurch, und des Königs Heer wurde immer dünner. Da kam die Reihe an einen Soldaten, der ein schlauer Gesell war und dachte »Du kannst wohl etwas Klügeres thun als dich von dem Teufelskinde verschlingen lassen. Wie wär es, wenn du dich aufmachtest und davon liefst?« Wie gedacht, so gethan. Als es Abend wurde, machte er sich auf den Weg, lief über Berge und Felder und kam auf eine schöne Wiese. Da stand plötzlich ein graues Männchen vor ihm und fragte »Wohin des Weges? Darf man nicht mit?« Und weil das Männchen so treuherzig aussah, erzählte ihm der Soldat daß er fortgelaufen sei, und warum er das gethan habe. Das graue Männchen aber sprach »Wenns weiter nichts ist, so kehre getrost wieder um und gehe auf deinen Posten. Wenn es gegen zwölf kommt, stelle dich auf die Kanzel und rühre dich nicht, du magst sehen und hören was du willst; [105] so kann dir kein Leid geschehen.« Dem Rathe folgte der Soldat und ging zurück in die Kirche.

Als die Glocke zwölf schlug, sprang der Deckel des Sarges auf, und die schwarze Prinzessin stieg heraus, rannte in der Kirche umher und suchte den Soldaten, und da sie ihn nicht fand, schalt sie auf ihren Vater und fluchte und lärmte, daß die Kirche wiederhallte. Da schlug es eins, und sie eilte zum Sarge zurück, legte sich hinein und war mäuschenstill. Der Soldat stieg von der Kanzel und setzte sich auf die Stufen des Altars; und als man am Morgen die Thür öffnete um eine neue Wache an den Sarg zu stellen, war man nicht wenig erstaunt ihn lebendig wieder zu finden. Er sollte nun erzählen was er gesehen hatte; doch das wollte er nicht: und zur Strafe löste man ihn nicht ab, sondern ließ ihn zum zweiten Mal in der Kirche wachen. Da lief er denn wieder davon: doch das graue Männchen begegnete ihm auch diesmal, redete ihm Muth ein und sagte, er solle sich nur auf den Altar stellen, so werde ihn die Prinzessin nicht finden. Das that er auch. Die schwarze Prinzessin sprang um zwölf wieder aus dem Sarge, tobte und lärmte noch mehr als in der ersten Nacht, doch den Soldaten sah sie nicht; und als es eins schlug, legte sie sich in den Sarg. Am folgenden Morgen sollte der Soldat wieder erzählen was ihm begegnet war, und weil er es nicht that, wurde er verurtheilt auch noch die dritte Nachtwache zu halten. Was sollte er nun thun? in der Kirche bleiben ohne [106] das Männchen zu fragen? das könnte ihm übel bekommen. Doch wer weiß ob das graue Männchen wieder auf der Wiese sein wird? Er beschloß, wie es auch kommen möge, hinweg zu laufen und das Übrige abzuwarten. Doch zu seinem Glücke fand er das graue Männchen, und es sprach zu ihm »Du willst wieder fort; doch kehre nur um und wache noch diese Nacht: du wirst es nicht bereuen. Stelle dich an die linke Seite des Sarges, und sobald die Prinzessin herausgestiegen ist, lege dich hinein: und wenn sie dann auch noch so sehr flucht und dich zu erwürgen droht, so rühre dich nicht und sprich kein Wort, bis sie dich um der drei Wunden Christi willen bittet aufzustehen; dann steh auf, dann ist sie erlöst.« Damit verschwand das graue Männchen, und der Soldat ging wieder in die Stadt, stellte sich in der Kirche auf die linke Seite des Sarges und erwartete ruhig die Mitternacht.

Kaum hatte die Uhr ausgeschlagen, so sprang der Deckel vom Sarge, und die Prinzessin tobte in der Kirche umher. Der Soldat aber legte sich schnell in den Sarg. Und wie es das graue Männchen vorausgesagt hatte, kam sie heran und drohte ihn zu erwürgen, wenn er nicht gleich aufstünde; doch je mehr sie schalt, desto weißer wurde ihr Gesicht: und da sich der Soldat nicht regte, faßte sie ihn zuletzt freundlich bei der Hand und sagte »Steh auf, steh auf! ich bitte dich um der drei Wunden Christi willen.« Und wie sie das gesprochen hatte, wurde sie blendend weiß und[107] wunderschön; und kaum war der Soldat aufgestanden, so fiel sie ihm um den Hals und rief »Wie soll ich dir danken, du mein Erlöser? Du sollst mein Bräutigam sein, und wenn mein Vater stirbt, schenk ich dir das ganze Königreich.« Sie setzten sich vor den Altar und herzten und küßten sich bis zum Morgen. Und als am Morgen die Wache kam den Soldaten abzulösen, erstaunte sie, als sie die beiden sitzen sah, lief zum Könige und erzählte ihm daß der Soldat seine Geliebte in der Kirche habe, und daß sie am Altar einander küßten. Doch der König merkte was geschehen war: er ließ seinen besten Staatswagen vorfahren und holte die beiden in der Kirche ab. Drei Tage darauf wurde Hochzeit gehalten; und als der König gestorben war, herrschte der Soldat mit seiner jungen Frau über das Land und beglückte alle Unterthanen.

6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

6. Die verwünschten Prinzessinnen.

Mündlich aus Wettin.


Ein Unteroffizier, ein Tambour und ein gemeiner Soldat wurden darüber einig, daß es besser sei gut essen und trinken und sein eigner Herr sein als sich im Kriege zum Krüppel schießen lassen. Darum zogen sie bei Nacht und Nebel aus um zu suchen wo sie gut Essen und Trinken fänden und ihre eignen [108] Herren wären. Sie kamen in einen großen Wald, und weil es dunkel war, verirrten sie sich. Da überlegten sie denn was zu thun sei und beschlossen, Einer von ihnen solle auf einen Baum steigen, und wenn er ein Licht sehe, nach der Seite hin seine Mütze herunter werfen. Das Loos traf den Tambour, und er stieg auf eine hohe Fichte, sah auch wirklich ein Licht und warf die Mütze nach der Gegend hin. Nun gingen sie frohes Muthes in der Richtung weiter und kamen zu einem niedlichen, wohleingerichteten Häuschen; in dem stand ein Tisch mit drei Stühlen, und auf dem Tische dufteten die schönsten Speisen und Getränke, doch es war kein Mensch im ganzen Hause zu finden. Die drei Wanderer setzten sich an den Tisch, aßen und tranken, und am andern Morgen beschlossen sie daß immer einer von ihnen zu Hause bleiben und die Wirthschaft besorgen solle, während die andern auf die Jagd gehen und sich sonst in der Gegend umsehen könnten.

Den ersten Tag blieb der Unteroffizier zu Haus. Er fegte die Stube, putzte die Fenster und kochte ein gutes Abendbrot für sich und seine Kameraden. Und als das Essen fertig war, und er sich hinsetzte seinen Theil zu verzehren, kam ein graues Männchen und sagte »Mir auch Etwas!« Der Unteroffizier wollte anfangs dem Männchen nichts geben; doch da es immerfort bettelte, gab er ihm ein Stückchen Brot. Damit war es aber nicht zufrieden, sondern forderte auch noch Fleisch; und als es wieder lange gebettelt [109] hatte, reichte ihm der Unteroffizier ein Stückchen Fleisch. Doch das graue Männchen war so ungeschickt und ließ es auf den Boden fallen. »Ach, ich bin so steif und kann mich nicht bücken« sagte es: »sei doch so gut und heb mir das Fleisch auf.« Das that der Unteroffizier auch: kaum aber hatte er sich gebückt, so holte das Männchen eine Peitsche hervor, gab ihm in einer Minute wohl zwanzig Hiebe und verschwand. Als nun seine Gefährten zurückkamen, war er sehr ärgerlich; doch sagte er ihnen nichts, sondern dachte, sie können es ja auch versuchen.

Am zweiten Tage mußte der Gemeine die Wirthschaft führen, und es ging ihm nicht besser als dem Unteroffizier, doch er hütete sich wohl am Abend Etwas davon zu erzählen. Als nun am dritten Tage der Tambour zu Hause blieb, kam das graue Männchen wieder und bettelte um Brot und Fleisch, ließ das Fleisch wieder auf die Erde fallen und bat den Tambour es aufzuheben. Doch der Tambour war des Teufels Putzebeutel, oder mit andern Worten, er war aus dem Kessel gesprungen, das heißt, er war ein pfiffiger, ausgelassener Strick wie alle Tamboure: der merkte daß Etwas dahinter steckte und behielt, als er sich bückte, das Männchen immer im Auge, und wie er sah daß es die Peitsche hervorzog, sprang er auf, nahm die Peitsche und prügelte das arme graue Männchen braun und blau. Da lief es eilig aus der Stube, hob im Hause eine Fallthür auf und verschwand darunter.

[110] Wie nun die beiden andern nach Hause kamen, erzählte der Tambour wie es ihm ergangen war; und sie gestanden ein daß sie nicht so gut davon gekommen waren wie er und wollten gern wissen wo das graue Männchen geblieben sei. Sie drehten von Binsen und Weiden ein Seil, und weil der Tambour am Besten mit dem Männchen fertig geworden war, banden sie ihn daran und ließen ihn durch die Fallthür hinab. Dort unten aber war es stockfinster, und er tappte lange umher, bis er in einer kleinen Höhlung ein Pfeifchen fand. Darauf blies er keck, und siehe da, das graue Männchen stand vor ihm und bat, er möge es nur nicht schlagen, es wolle ja gern Alles gestehn, was es wisse. Und nun erzählte es ihm daß hier unten zwei wunderschöne verwünschte Prinzessinnen seien, die er erlösen könne, wenn er Muth genug habe, und es versprach ihm treulich dabei zu helfen. »Dort in der Ecke steht eine Flasche« sagte es: »daraus thu drei Züge und dann nimm das Schwert, das über der Thür hängt, und geh hier in das erste Zimmer. Da wird die jüngste Prinzessin von einem Drachen bewacht, der hat zwei Köpfe und bläst das helle Feuer aus dem Rachen: doch mit diesem Schwerte kannst du ihn erlegen. So sieh denn zu, daß du ihn gut triffst.« Der Tambour trank aus der Flasche, nahm das Schwert und machte die Thür auf. Da drang ihm ein breiter, wallender Feuerstrom entgegen; doch er sprang hindurch, hieb mit zwei Streichen dem Drachen [111] beide Köpfe ab und befreite so die jüngste Königstochter. Die bot ihm bald große Schätze und ihr halbes Königreich zum Lohn an; und sie sagte, sie wolle seine Gemahlin werden, und zum Zeichen daß es ihr Ernst sei zog sie einen Ring vom Finger und schenkte ihn dem Tambour. Doch er wollte auch noch die andre Schwester befreien, pfiff wieder, und das graue Männchen brachte ihm die Flasche noch einmal und führte ihn vor das Zimmer, in dem die älteste Prinzessin saß. Die wurde von einem Drachen mit vier Köpfen bewacht; doch auch den erschlug er und erlöste sie auch.

Nun gingen sie alle drei zu dem Seile, und der ehrliche Tambour ließ die beiden Mädchen zuerst hinaufziehen. Als aber die Reihe an ihn kam, dachte er daß seine Freunde wohl falsch sein könnten und band zum Versuch einen Stein an das Seil: und richtig, als der Stein halb hinaufgezogen war, ließen sie ihn plötzlich wieder herunter fallen. So hatte der Tambour sein Leben gerettet; doch wie sollte er nun hinauf kommen? Er ging überall herum und gelangte auch in einen schönen Garten. Dort spazierte er auf und nieder, und weil ihm die Zeit lang wurde, blies er sich ein Stück auf dem Pfeifchen. Da stand plötzlich wieder das graue Männchen vor ihm und sprach »Eile, eile! Was streichst du hier herum und pfeifst? Es ist schon ein ganzer Monat verflossen, seit du die Prinzessinnen erlöst hast, und heut sollen deine Kameraden mit ihnen getraut werden: [112] die Hochzeitsgäste sind schon versammelt. Komm, halte dich an meinen Rockzipfel, so will ich dich hinauf tragen.« Der Tambour faßte den Zipfel an, und das graue Männchen flog mit ihm durch die Luft und brachte ihn so wieder hinauf auf die Erde. Es zeigte ihm noch den Weg zum Königsschlosse, und dahin lief nun der Tambour so rasch er konnte, kam auch noch zu rechter Zeit an und mischte sich unter die Dienerschaft. Als die Suppe aufgetragen wurde, warf er den Ring in den Teller der jüngsten Prinzessin; und kaum erblickte sie das Gold, so sprang sie freudig auf und rief ihrer Schwester zu »Unser Erlöser ist da: nun sind wir gerettet.« Da trat der Tambour hervor, und sie küßten sich, und er erzählte wie er von seinen Kameraden betrogen worden war und durch welche List er sich gerettet hatte. Die falschen Kameraden wurden zur Strafe für ihre Untreue ins Gefängniß geworfen und bekamen nie wieder einen Sonnenstral zu sehen. Der Tambour aber wurde mit der jüngsten Prinzessin vermählt und lebte lange Zeit glücklich mit ihr.

7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

7. Die beiden Brüder.

Mündlich aus Halle.


Ein König hatte zwei Söhne, und die waren so wunderschön, wie man noch nie Kinder gesehen hatte. [113] Sie waren Zwillingsbrüder und glichen einander aufs Haar, so daß die Eltern selbst sie nicht hätten unterscheiden können, wenn sie nicht gleich bei der Geburt dem, welcher eine halbe Stunde früher zur Welt gekommen war, ein Band um den linken Arm gebunden hätten. Auch gingen sie immer gleich gekleidet; und als sie herangewachsen waren, gab der Vater jedem ein Roß und einen Jagdhund, und die Rosse und Hunde glichen sich so vollkommen wie ihre Herren und waren auch in einer Stunde von einer Mutter geboren.

Nun sprach der ältere Sohn eines Tages »Vater, das Schloß ist mir zu eng; ich muß hinaus ziehen und mir die Welt besehen. Hier im Garten will ich eine Lilie pflanzen, an der kannst du stets sehen wie es mir geht. Wenn sie aufrecht steht, bin ich gesund; wenn sie sich neigt, bin ich in Noth, und wenn sie verwelkt, bin ich todt.« Er pflanzte die Lilie und ritt dann, von seinem Jagdhunde begleitet, manche hundert Meilen, bis er in eine Stadt kam, in der Alles festlich geschmückt war und auf allen Straßen viele stattliche Ritter hin und her zogen. Da kehrte er in einem Gasthause ein und hörte dort daß in einer Stunde ein großes Turnier vor dem Könige und seiner Gemahlin gehalten werden sollte, und wer im Turniere Sieger bleibe, der bekomme des Königs einzige Tochter und das ganze, große Königreich. Und er dachte, hier gelte es seine ritterlichen Künste, die er daheim gelernt hatte, zu versuchen, [114] ritt zum königlichen Schloß und sah auf dem Balkon ein schönes Mädchen stehen. Er schlug sein Visier zurück und grüßte freundlich. Da that das Mädchen einen hellen Schrei und sprang ins Zimmer. Es war aber die Königstochter gewesen und war über seine Schönheit so erschrocken. Sie eilte zu ihrem Vater und bat ihn »Wenn der junge Ritter, der eben in den Hof reitet, mit turnieren will, so thu mirs zu Liebe und weis ihn ab. Der Ritter Wolf tödtet ihn sonst, und er ist so schön! und wenn er todt ist, geh ich ins Kloster und will keine Königin werden.« Der alte König lachte und ging dem Ritter, der unterdeß die Treppe herauf gestiegen war, freundlich entgegen, führte ihn in einen großen Saal, wo sich die Ritter, die an dem Turniere Theil nehmen wollten, alle versammelten; und sie zechten, bis der Herold das Zeichen zum Aufbruch gab. Den jungen, fremden Ritter aber, der noch so zart aussah, und von dem Niemand wußte daß er ein Königssohn war, blickte mancher Alte höhnisch über die Achseln an; und der übermüthige Ritter Wolf, welcher die Perle des Ritterthums hieß und sich im Voraus als des Königs Nachfolger betrachtete, klopfte ihm, als sie die Treppe hinuntergingen, auf die Schulter und sprach lachend »Was ihr für zarte Wänglein habt! Hat eure Frau Mutter euch gestern oder vorgestern das Rößlein geschenkt?« Das hörte der junge Königssohn schweigend an, schwang sich aufs Roß und sprengte auf den Kampfplatz.

[115] Der Ritter Wolf stach alle Gegner im Turniere nieder: wenn er sie nur mit der Lanze berührte, flogen sie, wie vom Winde geweht, weit über das Roß hinaus auf den Sand. Doch als er mit dem Königssohne zusammenritt, zersplitterte die Lanze des einen an des andern Panzer; beide Reiter aber rückten sich nicht im Sattel. Sie stiegen hierauf von den Rossen und gingen mit den Schwertern auf einander los; und sie fochten wohl drei Stunden lang, bis der Königssohn dem Ritter Wolf das Schwert durch den Panzer mitten ins Herz stieß. Da war des Ritters Freude in den Brunnen gefallen, und er konnte sehen ob man ihn im ewigen Leben zum Könige machen wollte.

Die Königstochter trat nun aus der Mitte der Frauen, welche dem Turniere zugeschaut hatten, und der junge Ritter kniete vor ihr nieder: sie aber hob ihn auf und küßte ihn als ihren lieben Bräutigam. Und noch an demselben Tage wurde die Hochzeit gefeiert, und eine ganze Woche lang folgte ein Fest auf das andre. Daheim aber gingen die Eltern des jungen Königs und sein Bruder täglich zur Lilie, und sie freuten sich daß sie immer frischer zu blühen anfing.

Als die Feste zu Ende waren, sprach der junge König »Ich habe nun ein schönes Weib und ein großes Reich gewonnen. So will ich ausziehen das Land zu beschauen, und ich will heut mit den Wäldern anfangen und eine Jagd halten.« Und er zog mit seinen Jägern hinaus in den Wald. Sie trafen [116] viele Hirsche, Rehe, Eber und anderes Wild, doch lange keinen Hasen, bis ihnen endlich einer entgegensprang, der nur drei Beine hatte, aber doch so schnell wie andre Hasen lief. Weil dem jungen Könige dies wunderbar schien, rief er seinen Jagdgesellen zu, er wolle den Hasen allein jagen, und setzte ihm nach durch das Dickicht, bis sich sein Pferd vor einer Felsgrotte zurückbäumte. In die Grotte war der Hase gesprungen, und in demselben Augenblicke hinkte ein altes, gebücktes Mütterchen daraus hervor, das war sehr häßlich, hielt die rechte Hand unter der Schürze und sah keifend an dem Könige empor. »Was? willst du mir meinen Sohn todtstechen?« rief sie, zog schnell die Hand unter der Schürze hervor und gab ihm einen Schlag mit einer Ruthe, die sie in der Hand hielt. Da war er augenblicklich in Stein verwandelt. Dann berührte sie auch das Roß und den Hund mit der Ruthe, und auch diese verwandelten sich in Stein; denn die Ruthe war eine Zauberruthe, die Alte aber war Ritter Wolfs Mutter und war eine Hexe, die so den Tod ihres Sohnes gerächt hatte. Einige sagen, der dreibeinige Hase sei ihr Sohn Wolf gewesen; doch weiß man das nicht genau.

So stand der junge König mit seinem Rosse und Hunde als weißer Alabaster im Walde. Und als seine Eltern daheim am andern Morgen zur Lilie kamen, war sie umgefallen: sie grünte noch, doch ließ sie sich nicht vom Boden aufrichten. Daran sahen sie daß ihrem Sohne in der Fremde ein groß Unglück [117] widerfahren war; und der jüngere Prinz sprach »Ich will ausziehen und meinen Bruder suchen, und will auch eine Lilie pflanzen, an der ihr sehen könnt wie es mir geht.« Er pflanzte die Lilie neben die seines Bruders und zog ins weite Land. Lange suchte er vergeblich eine Spur des Bruders, bis er einst bei einem Wirthe einkehrte, der ihn als einen alten Bekannten empfing und fragte wie es ihm ergangen sei, seit er das erste Mal des Weges gekommen. Da erkannte er daß ihn der Wirth für seinen Bruder hielt, weil er diesem in Allem glich; und er erkundigte sich wohin sein Bruder damals gezogen sei und schlug denselben Weg ein. So verfolgte er die Spur immer weiter, bis er in die Stadt kam, in welcher der Bruder zum Könige gekrönt war. Da ging ihm das Volk mit großem Jubel entge gen und führte ihn zum königlichen Schlosse; und er dachte »Ich will mich nur für meinen Bruder ausgeben, so kann ich ihn vielleicht besser retten« und ließ sich im Schlosse von der jungen Königin mit vielen Küssen empfangen. Und sie machte ihm Vorwürfe, wo er so lange gewesen sei; doch er erzählte ihr, er habe sich im Walde verirrt und nicht eher den Weg wieder gefunden. Am Abend aber legte er sich in voller Rüstung ins Bett, und zwischen sich und sie streckte er ein blankes, zweischneidiges Schwert. Und als sie ihn erschrocken fragte was das bedeuten solle, tröstete er sie, daß er ein Gelübde gethan habe und ihr später Alles erzählen wolle.

Am folgenden Morgen stand er heimlich auf, als die junge Königin noch schlief, nahm ein stattliches[118] Jagdgefolge mit und zog hinaus in den Zauberwald, aus dem sein Bruder, wie er gehört hatte, nicht heimgekehrt war. Und im Walde war Alles wieder eben so wie damals, als sein Bruder darin gejagt hatte. Lange stöberten die Hunde vergeblich nach einem Hasen, bis endlich der dreibeinige daher hupfte. Und der junge Prinz bekam wie sein Bruder Lust ihn allein zu jagen und hetzte ihn durch Gehege und Bruch, bis sein Rößlein vor der Grotte im Felsen zurückschnob, und das gebückte Mütterchen, die rechte Hand unter der Schürze, heran hinkte. »Was?« keifte sie wieder, »willst du meinen lieben Sohn ermorden?« und zog eilig die Ruthe hervor und schwang sie auf den Prinzen. Er aber hatte schon das steinerne Bild seines Bruders gesehen und hieb ihr mit einem Streich den Arm bis zum Ellenbogen ab, trat mit dem einen Fuß auf die Ruthe und mit dem andern stieß er die Alte nieder und drohte sie mit dem Schwerte zu erstechen, wenn sie seinem Bruder nicht gleich das Leben wieder gebe. Da zog sie eine Büchse aus ihrem Busen und sagte, dies sei die Salbe des Lebens; er solle sie nur aufstehen lassen, so wolle sie seinen Bruder wieder lebendig machen. Er ließ sie frei, und sie trippelte zu dem steinernen Hunde, sah sich aber immer nach der Ruthe um, ob sie die nicht noch bekommen könnte; doch der junge Prinz ließ kein Auge von ihr. Da nahm sie etwas Salbe aus dem Büchschen und bestrich dem Hunde beide Schläfe damit, und sogleich sprang er fröhlich herum [119] und bellte und spielte mit seinem Bruder, dem Jagdhunde des Prinzen. Dann bestrich sie die Schläfe des Pferdes und zuletzt die des Reiters; und auch das Pferd und der Reiter begannen sich lustig zu regen und waren frisch und gesund wie zuvor.

Da umarmten und küßten sich die beiden Brüder; die Hexe aber stachen sie todt, damit sie Niemand mehr ein Leid anthun könne. Der ältere Bruder fragte nun den jüngern wie er es angefangen habe ihn zu erlösen. Und der junge Prinz erzählte Alles, wie es geschehen war; wie die alte Hexe mit der Salbe des Lebens die Steine bestrichen habe, und auch wie er in der Stadt von Allen für den König gehalten worden sei, und wie er mit der jungen Königin in einem Bette geschlafen. Wie das sein Bruder hörte, gerieth er in Zorn und stach ihm das Schwert mitten durchs Herz. Und damit das Pferd und der Jagdhund nicht verriethen wo ihr Herr geblieben sei, stach er sie auch todt. Er ritt nun heim und wurde von der Königin aufs Lieblichste empfangen, und als er sich Abends auskleidete, lachte sie und sprach »Gott sei Dank, das dein Gelübde zu Ende ist. Gestern gingst du in der Rüstung zu Bett und legtest ein Schwert zwischen uns, daß ich glaubte, du würdest mich in der Nacht erstechen; doch heut bist du wieder so lieb und gut wie zuvor.« Da war es dem Könige als ob auch ihm Jemand ein Schwert durchs Herz stieße; denn er erkannte wohl wie ehrlich sein Bruder an ihm gehandelt hatte, und er bereute [120] seinen Mord herzlich und weinte die ganze Nacht. Als die Eltern aber am Morgen darauf zu den Lilien gingen, stand die des ältern Bruders wieder aufrecht und blühte frisch, doch die des jüngern war verwelkt.

Am Morgen, als sich der junge König recht ausgeweint hatte, fiel ihm die Erzählung seines Bruders ein, daß die Hexe mit der Salbe des Lebens ihm und den Thieren die Schläfe bestrichen habe. »Vielleicht« dachte er »hilft es bei deinem Bruder auch« und ritt in den Wald hinaus, suchte das Salbenbüchschen und bestrich zuerst dem Hunde des Bruders die Schläfe, und der Hund sprang auf und war gesund. Nun bestrich er sie eilig auch dem Pferde und dem Prinzen, und beide regten sich und schauten ihn fröhlich und gesund an. Da bat er seinen Bruder um Vergebung daß er ihn ermordet hatte, und sie versöhnten sich und ritten zusammen in die Stadt. Alles Volk aber und die Königin selbst staunte, als sie kamen, und Niemand wußte wer der König sei und wer der fremde Prinz, bis sich der König zu erkennen gab. Es wurde nun für seine Errettung ein großes Fest gefeiert, und der Prinz blieb ein ganzes Jahr bei dem Könige. Dann zog er heim und erzählte seinen Eltern Alles; und sie freuten sich sehr und schenkten ihm ihr Königreich.

8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[121] 8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging.

Mündlich aus Halle.


Ein Graf war krank, und alle Ärzte der Welt konnten ihm nicht helfen. Und weil er ohnehin nicht reich war, kam er durch die Krankheit immer mehr in Armuth, und sein junger Sohn kannte die vollen Humpen nur aus den alten Büchern; denn seines Vaters Keller waren längst leer. Da sprach einst die Gräfin »Lieber Sohn, ich freue mich, wenn ich dich sehe; doch du verlebst deine Jugend hier nicht wie du solltest. Ich und dein Vater, als wir jung waren, lachten, spielten und tanzten wir den ganzen Tag; doch du siehst in unsrer Einsamkeit nur Jammer und Noth. Willst du meinem Rathe folgen, so ziehe hinaus in die Welt und suche dein Glück. Wer weiß was dir bestimmt ist. Die Welt ist groß, und es hat schon Mancher in ihr Etwas gefunden, wovon ihm an der Wiege nichts gesungen war.« Und weil dem jungen Grafen der Rath gut schien, verkauften seine Eltern ein Stück Land und gaben ihm hundert Thaler: damit machte er sich auf den Weg und zog in die Welt sein Glück zu suchen. Er wanderte aber immer weiter und weiter, wohl über tausend Meilen, und sein Geld ging zu Ende, doch sein Glück hatte er noch nicht gefunden. Da kam er in eine große Stadt und hatte nur noch einen Heller: dafür kaufte er sich ein Stück trocknes Brot, und da es grade Sonntag [122] war und die Glocken läuteten, ging er in die Kirche und betete recht inbrünstig zu Gott, daß er ihm helfen möge.

Hinter ihm stand ein alter Arzt, der hörte sein Gebet und sah wie abgezehrt sein Gesicht war; und als sie aus der Kirche gingen, trat er zu ihm und fragte wer er sei und wohin er ziehe. Der Graf antwortete, er sei armer Leute Kind und ausgezogen sein Glück zu suchen; doch er finde es nicht. Da nahm ihn der Alte, der ein liebreicher Mann war und keine Kinder hatte, mit in sein Haus und hielt ihn wie seinen Sohn. Mit guten Speisen und Arzeneien brachte er ihn bald so weit, daß ihm Niemand die Noth, die er auf der Reise erlitten hatte, mehr ansah; und nun unterrichtete er ihn in den ärztlichen Künsten, und der junge Graf zeigte so großes Geschick dazu, daß er bald berühmter als sein Lehrmeister war, und der Tod in dem Lande alle Kundschaft verlor. Jedermann schickte nach dem jungen Doctor; und so kam er einst auch in ein benachbartes Königreich zu einem Grafen, aus dessen Fenstern er eine Burg sah, die ganz in Nebel gehüllt war. Als er fragte wem die Burg gehöre, erzählte man ihm, es sei dies ein verzaubertes Schloß, und vor vielen hundert Jahren habe eine Prinzessin darin gewohnt, der das ganze Land unterthänig war; sie sei jung und über Alles schön gewesen, doch sei sie mit ihren Rittern und Knappen und mit allem Hofgesinde verwünscht worden und gehe nur noch in der Nacht von elf bis zwölf in der Burg umher. [123] »Wer die Prinzessin erlöst« sagten die Leute, »den nimmt sie zum Gemahl und macht ihn zum Könige des Landes; doch er muß zuvor drei Proben bestehen, und die sind so schwer, daß Jeder, der sich noch daran gewagt hat, schon bei der ersten gestorben ist.«

Wie der junge Graf das hörte, dachte er »Zeitlebens Salben streichen und Latwergen eingeben ist ein hartes Brot. Wer weiß ob mir nicht ein größer Glück beschert ist als ich schon gefunden habe: und wenn ich sterbe, was ists? sterben muß ich doch einmal; darum kann ich mein Leben wohl für ein Königreich aufs Spiel setzen.« Und als es Abend wurde, ging er den Berg hinan auf das Schloß und klopfte an das Thor. Ein alter Kastellan, der auch mit verwünscht war, machte ihm auf und fragte was er wolle. Der Graf sprach »Die verwünschte Prinzessin will ich erlösen.« Da fing ihn der Kastellan freundlich zu warnen an und sagte »Ihr seid ein so schmuckes junges Blut; o kehrt um und erspart euern Eltern den Gram, daß ihr früher stürbet als sie. Ihr könnt die Proben nicht bestehen. Da ist schon Mancher hergekommen, der wohl dreimal so alt und so stark war wie ihr; doch Keiner ist wieder weggegangen.« Und er führte ihn in eine Kammer; in der standen viele offne Särge, in denen junge und alte Männer lagen, und ein Sarg war leer. »Seht« sprach der Alte, »dieser Sarg ist für den bestimmt, welcher das nächste Mal die Proben bestehen will und nicht kann. Hier herein kommt ihr, wenn ihr nicht umkehrt.« Der Graf aber blieb fest, [124] er wollte es wagen. Da führte ihn der Kastellan eine breite marmorne Treppe hinauf in ein Zimmer das war prachtvoll erleuchtet und glänzte über und über von Gold und Edelstein. Und vier Diener brachten herrliche Speisen und den schönsten Wein, und der Graf setzte sich an den Tisch, aß und trank und meinte nie ein so gutes Mahl gehalten zu haben.

Kaum war er fertig, so schlug es elf, und herein trat eine ganz verschleierte Jungfrau. Sie grüßte ihn freundlich, doch mit wehmüthigem Tone, und sagte »Du bist gekommen mich zu erlösen, so sei denn stark: du kannst es, doch darfst du kein Wort sprechen und dich mit keinem Schlage wehren, was dir auch geschieht. Nur drei Wochen noch kann ich erlöst werden; wenn unterdeß mein Erretter nicht kommt, so muß ich wieder hundert Jahre durch das Schloß wandern, ohne daß mir Jemand helfen könnte, wenn er die Proben auch bestünde.« Damit ging sie hinaus, und aus den vier Ecken des Zimmers traten vier ungeschlachte, breitschultrige Männer; die packten ihn, drückten ihn zu einem Knäul zusammen und warfen ihn einander zu, spielten Fangeball mit ihm. Und oft, wenn sie es beim Fangen versahen, stürzte er zu Boden; doch sie hoben ihn lachend wieder auf und spielten weiter. Das trieben sie bis es zwölf schlug: da waren sie plötzlich verschwunden. Der junge Graf aber lag halbtodt am Boden und konnte kein Glied regen. Da hörte er Etwas auf der Treppe poltern und als die Thür aufging, war es der Kastellan mit [125] den vier Dienern, welche den leeren Sarg getragen brachten. Als sie nun sahen daß der Graf die Augen aufschlug, ließen sie vor Verwunderung den Sarg fallen, und der Kastellan stürzte auf ihn zu und rief »O lieber Herr, mit euch ist Gott, daß ihr noch lebt. Wenn Einer uns erlösen kann, so seid ihr es; denn ihr habt ausgehalten was noch Keiner ausgehalten hat. Alle, die noch bis um zwölf im Schlosse waren, haben wir um eins in den Sarg gelegt; doch ihr habt schon die erste Probe bestanden: jetzt nur noch zwei, so sind wir alle gerettet.« Und die Diener sangen und sprangen im Zimmer herum, und sie flogen die Treppe hinab, holten einen köstlichen Balsam und gaben dem Grafen einen Schluck davon. Da fiel er in einen tiefen Schlaf und lag bis zum folgenden Mittag wie todt: dann wachte er auf und war ganz gesund, und es schien ihm als sei er stärker als zuvor.

Als es in der zweiten Nacht elf schlug, kam wieder die verwünschte Prinzessin, und diesmal ging ihr der Schleier nur noch bis unter die Augen. Dem Grafen zitterte das Herz, als er ihr lockiges, goldgelbes Haar und die klaren, lieblichen Augen sah; und wie sie sprach, war ihre Stimme schon nicht mehr so traurig wie den Tag vorher. Sie dankte ihm daß er die erste Probe so muthig bestanden hatte und sagte »Du wirst heut noch mehr erleiden müssen als gestern, doch fürchte dich nicht: sie haben nur in der einen Stunde Gewalt über dich; und wenn du die dritte Probe bestanden hast, mache ich dich zu einem [126] reichen, reichen Könige.« Und kaum war sie hinausgegangen, so stürzte ein Löwe herein und auf den Grafen zu, als wollte er ihn zerreißen: doch da der Graf still sitzen blieb und sich nicht wehrte, ging er langsam und knurrend wieder zur Thür hinaus. Nun kamen acht Männer und hieben mit Knütteln auf den Grafen ein, daß ihm, knick knack! ein Glied nach dem andern zerbrach, Arme und Beine, Brust und Kopf: dann ballten sie ihn zusammen und warfen ihn in die Höhe, und wenn er herunter kam, schnellten sie ihn immer wieder hinauf und trieben dies bis zum Schlage zwölf, mit dem sie verschwanden. Nun eilte der alte Kastellan wiederum mit seinen Dienern herbei, und sie gaben dem Grafen zwei Schluck von dem Balsam; und wieder versank er in den heilenden Zauberschlaf und war, als er aufwachte, gesund und stark.

Als in der dritten Nacht die Prinzessin kam, war sie schon bis zum Kinn entschleiert, und ihr Gesicht war so wunderschön, daß der Graf auf sie zuging und sie küssen wollte. Doch sie winkte ihm, daß er sie nicht anrühren solle, und sprach (und ihre Stimme klang weit fröhlicher als früher) »Noch mußt du die dritte und schwerste Probe bestehen: doch sei unbesorgt; und wenn sie dich auch in Stücke hauen, sobald es zwölf schlägt, bin ich frei und habe Macht dich aus dem Tode zu erwecken, und dann wollen wir, bis wir sterben, fröhlich bei einander bleiben.« Sie ging hinaus, und es kamen zwölf Männer mit Messern [127] und Beilen und hieben ihm ein Glied nach dem andern ab; doch er sprach kein Wort und wimmerte nicht einmal. Und als sie ihn ganz in kleine Stücke gehauen hatten, warfen sie dieselben in ein Faß und verschlossen es fest. Da schlug es zwölf. Die Prinzessin eilte in das Zimmer, machte das Faß auf, und der Graf sprang gesund und unversehrt heraus und war weit schöner als je zuvor. Vor ihm aber stand die Prinzessin in königlichen Gewändern, und sie war so wunderhold wie keine Frau vor ihr und nach ihr; und sie fiel ihm um den Hals und sagte, nun sei sie erlöst und sei seine liebe Braut, lachte und weinte und gab ihm einen herzlichen Kuß. Als nun auch er sie zu küssen anfing, da hörte man Sporen und Schwerter die Treppe herauf klirren, und herein traten wohl hundert stattliche Ritter, die silberne Panzer und goldene Helme trugen; und sie ließen sich vor dem jungen Grafen nieder auf die Knie, begrüßten ihn als ihren Herrn und als König des Landes und erzählten, sie alle seien verwünscht gewesen und nun durch ihn erlöst. Und wie sie noch sprachen, traten eben so viele schöne Frauen herein; die ginge alle in Samt und Seide und knieten vor dem Grafen nieder wie die Ritter: und dann kamen die Kammerjunker und Kammerjungfern, die Köche und Kellner, Jäger und Kutscher, und alle dankten dem Grafen für ihre Erlösung.

Unterdeß war es Morgen geworden, und die Prinzessin führte ihren jungen Gemahl ans Fenster, [128] wies mit der Hand hinaus und sprach »Sieh, dies Alles ist dein.« Als er hinausblickte, war der Nebel, der früher das Schloß umgab, verschwunden, und vor ihm lagen reife Ährenfelder, grüne Wälder und dazwischen Hügel, Dörfer und Städte. Und wie er so mit der Prinzessin am Fenster stand, da neigten sich die weiten Ährenfelder vor ihnen, und dann begannen die Wälder sich wie grüßend zu bücken, und zuletzt verneigten sich auch die Hügel und Berge.

Nun lebten sie ein ganzes Jahr in großem Glück. Da fiel dem jungen Könige sein kranker Vater ein und seine liebe Mutter, und er bat seine Gemahlin um Urlaub, er wolle seine alten Eltern besuchen. Sie steckte ihm einen Ring an den Finger und hieß ihn den auf der Reise immer ansehen, damit er sie nicht vergäße, und sagte ihm auch, er solle immer grad aus reiten und in keinen Weg, der rechts oder links abginge, einlenken, so werde er sicher zu seinen Eltern kommen; der Ring aber werde bei Nacht leuchten, daß er den Weg immer sehen könne. Und sie gab ihm und seinen beiden Knappen Rosse, die nie müde wurden, und mit denen sie Tag und Nacht ritten.

Als sie nun hundert Meilen geritten waren, führte ein Weg rechts in ein schattiges Gehölz; auf dem graden Wege aber schien die Sonne sehr heiß. Der Knappe zur Rechten sprach darum »Laßt uns den Schatten mitnehmen: wir kommen doch wieder auf den rechten Weg und erfrischen uns ein wenig.« Der König aber wollte den graden Weg nicht verlassen. [129] Da sprach der Knappe »So will ich allein durch das Holz reiten und am Ende auf euch warten: ich komme doch rascher hin als ihr.« Kaum aber war der Knappe eine Weile fort, so hörte ihn der König um Hilfe rufen, und als er nach der Gegend hinritt, sah er daß der Knappe unter Räuber gefallen war, die ihn todt schlugen und mit seinen Kleidern und seinem Rosse davon ritten. Da erkannte der König wie gut sein Weib ihm gerathen hatte. Und als er mit dem andern Knappen wieder hundert Meilen geritten war, ging der gerade Weg über einen Berg; links aber zog sich ein liebliches Thal um die Höhe. Und der Knappe zur Linken sprach »Wir wollen durch den Grund reiten, so werden wir nicht so müde und kommen doch noch früher wieder auf den rechten Weg.« Der König aber wollte nicht. Da sagte der Knappe »So will ich allein reiten und auf der andern Seite des Berges auf euch warten.« Doch kaum war er eine Strecke geritten, so hörte ihn der König schreien und wimmern, und als er nachritt, fand er daß der Knappe in eine Löwengrube gefallen war und von den Löwen zerrissen wurde. Nun ritt der junge König Tag und Nacht allein weiter auf dem graden Wege und kam glücklich zu seinen Eltern. Die wunderten sich als sie den stattlichen Ritter in ihr Schloß reiten sahen. Er aber sagte ihnen daß er ihr Sohn und nun ein mächtiger König sei, und dem Vater, der immer noch krank war, gab er eins von seinen guten Pulvern [130] und machte ihn gesund damit. Und er führte seine Eltern heim zu seinem jungen Weibe, und dort lebten sie alle vier herrlich und in Freuden.

9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn.

Mündlich aus Wettin.


Vor vielen Jahren lebte ein Graf, der sehr reich und doch nicht glücklich war; denn es fehlte ihm ein Sohn, der einst all seine Reichthümer hätte erben können. Da ging er denn oft traurig in seinem Parke umher, und als er einst auch wieder über sein Unglück nachdachte, stand plötzlich ein altes graues Männchen vor ihm und fragte ihn weshalb er so betrübt sei. »Ach« sprach der Graf, »du kannst mir nicht helfen. Ich bin der reichste Mann im Lande, und doch fehlt mir eins; und weil ich das mit allen Schätzen nicht erkaufen kann, muß ich wohl betrübt sein.« Da lachte das graue Männchen und sprach »Ich weiß wohl, ihr wünscht euch einen Sohn. Den will ich euch schenken, wenn ihr gelobt mir dafür nach vierzehn Jahren das zu geben, was euch dann das Liebste sein wird.« Das gelobte der Graf, und es verging kein Jahr, so bekam die Gräfin einen allerliebsten kleinen Knaben; der wuchs so schnell heran und war so klug, daß sich seine Eltern nicht genug über ihn freuen konnten. Doch als er ins vierzehnte Jahr [131] kam, da fiel es dem Grafen schwer aufs Herz daß sein Sohn das Liebste sei, was er habe, und daß ihn das graue Männchen fordern werde. Und wie er dachte, so geschah's. Am Geburtstage des Knaben kam das graue Männchen, erinnerte den Grafen an sein Versprechen und verlangte den Sohn. Da war der Vater ganz untröstlich; doch der junge Graf sprach ihm Muth ein und sagte, er fürchte sich nicht und hoffe wohl durch die Welt zu kommen und den Weg zu seinen lieben Eltern zurück zu finden. Und auch das graue Männchen sprach »Grämet euch nicht so sehr. Wenn euer Sohn hübsch folgsam ist, wird es ihm bei mir an nichts fehlen, und er wird noch einst zu großen Ehren kommen.« Damit nahmen sie Abschied, und das Männchen führte den Knaben in einen Wald.

Sie waren noch nicht lange gegangen, so kamen sie in ein verfallenes Schloß. Da führte der Alte den Knaben in allen Gängen und Kammern umher und gab ihm auch eine Stube, in der er wohnen sollte. Als sie nun acht Tage hier friedlich mit einander gelebt hatten, sprach das graue Männchen eines Abends »Nun wirst du wohl einmal allein bleiben und haushalten können; denn ich muß auf einige Tage über Land. Ich erlaube dir im Schloß und Garten überall hinzugehen außer in den Pferdestall und an den Brunnen im Garten. Hüte dich wohl da nicht hinein zu sehen; denn es würde dein Leben kosten.« Das graue Männchen ging weg, und um sich [132] die Zeit zu vertreiben besah der Knabe am ersten Tage noch einmal Alles im Schlosse, im Hofe und Garten genau; doch am zweiten Tage fing ihm die Zeit schon lang zu werden an, und am dritten dachte er »Es müßte doch hübsch sein, wenn du auch in den Pferdestall und den Brunnen sehen dürftest.« Am vierten Tage ging er lange in tiefen Gedanken vor dem Pferdestall auf und ab und schielte immer von der Seite nach der Thür hin; doch plötzlich sprang er hastig darauf zu, riß die Thür auf, und vor ihm stand ein Pferd und ein Löwe. Aber vor dem Löwen lag Heu auf der Raufe und vor dem Pferde Fleisch. »Ach wie gut« dachte der Knabe, »daß ich aufgemacht habe; sonst hätten die armen Thiere beide verhungern müssen. Was für ein Thor mag ihnen das Futter gebracht haben! Nicht einmal zu wissen daß die Löwen kein Heu und die Pferde kein Fleisch fressen!« Und er sprang zur Raufe, gab dem Löwen das Fleisch und dem Pferde das Heu und ging dann aus dem Stall und machte die Thür vorsichtig wieder zu. Nun schlich er zum Brunnen, und als er nur noch drei Schritt davon war, stellte er sich auf die Zehen und wollte so hinein sehen; doch da er nichts sah, ging er einen Schritt näher und dann noch einen, und zuletzt bückte er sich über den Brunnen: es war aber ganz finster darin. Da hielt er den Finger hinein, und als er ihn wieder heraus zog, glänzte der Finger ganz golden. Darüber erschrak der Knabe sehr, und er wollte das Gold abwischen, [133] aber es blieb daran: er holte ein Messer hervor und wollte es abschaben; doch wie auch das Blut aus dem Finger quoll, das Gold ging nicht weg. Unterdeß hörte der Knabe schon das graue Männchen in der Ferne kommen: er wickelte schnell ein Stückchen Leinwand um den Finger und war kaum damit fertig, als das Männchen vor ihm stand; und es fragte auch gleich was er mit dem Finger gemacht habe. Der Knabe hatte sich vorgenommen es nicht zu gestehen; doch als er das graue Männchen sah, war es ihm als ob schon Alles verrathen wäre, und er bat vielmal um Verzeihung daß er in den Pferdestall und den Brunnen gesehen habe und sagte, er wolle es nicht wieder thun. »Noch einmal will ich dir glauben« sprach der Alte; »doch bist du zum zweiten Male ungehorsam, so mußt du sterben.«

Acht Tage darauf ging das graue Männchen wieder weg und gebot dem Knaben noch strenger als das erste Mal nicht an den Brunnen und in den Pferdestall zu gehen. Die ersten beiden Tage spazierte der Knabe wieder still in dem schönen, großen Garten und im Schloß umher; am dritten aber sah ihn der Pferdestall gar zu freundlich an, und er schlich ganz sacht zur Thür, öffnete sie nur ein Ritzchen und lugte hinein. Doch wie das erste Mal stand der Löwe vor einer Raufe voll Heu und das Pferd vor einem Stück Fleisch. Da sprang er denn schnell hinein und wechselte das Futter; doch kaum war dies geschehen, so sprach das Pferd »Ach was hast du gethan! Nun mußt du [134] sterben, wenn du meinem Rathe nicht folgst. Geh schnell zum Brunnen und wasche dir das Haar mit dem Wasser: dann komm und nimm einen Striegel, einen Stiebelappen und eine Kartätsche und setze dich auf meinen Rücken; so will ich dich retten.«

Der Knabe that wie ihm das Pferd rieth, und als er das Haar im Brunnen gewaschen hatte, glänzte es über und über wie Gold. Er kehrte zum Stalle zurück, schwang sich auf das Pferd, und es trabte mit ihm zum Schloßthor hinaus. Als es eine Weile gelaufen war, sprach es zu dem Knaben »Schau dich um, ob du das graue Männchen noch nicht siehst: es muß nicht weit von uns sein.« Und der Knabe erschrak, als er sich umwandte; denn das graue Männchen war nur noch einige Schritte von ihnen entfernt. »Wirf schnell den Striegel hinter dich!« rief das Pferd. Und als der Knabe dies gethan hatte, verwandelte sich der Striegel in eine dichte Dornenhecke und versperrte dem Alten den Weg. Doch es währte nicht lange, so rief das Pferd wieder »Schau dich um, ob uns das graue Männchen nicht einholt.« Und wirklich hatte es sich durch die Dornenhecke hindurch gearbeitet und war dicht hinter ihnen. »Nun wirf die Kartätsche hin!« sprach das Pferd, und gleich wurde daraus ein großer, finstrer Wald. Der Knabe sah sich jetzt immer von Zeit zu Zeit um, und es war kaum eine Stunde vergangen, so rief er »Das graue Männchen kommt! das graue Männchen kommt!« »So wirf den Stiebelappen weg!« [135] sagte das Pferd. Das that der Knabe, und nun wallte plötzlich ein langer, breiter See hinter ihnen, und das graue Männchen stand am andern Ufer und konnte nicht herüber. »Nun bist du gerettet« sprach das Pferd: »darum wollen wir ausruhen. Komm, hier in der Nähe ist ein alter Kalkofen; der soll unsre Herberge sein.«

Als sie einige Tage hier gewohnt hatten, sagte das Pferd »Du hast dich wohl schon von der Reise erholt; darum geh und versuche dein Glück. Nicht weit von hier wohnt ein mächtiger König, der eine einzige Tochter hat und keinen Bräutigam für sie finden kann, weil sie nur einen Mann mit goldnen Haaren heiraten will. Bei dem Könige vermiethe dich als Gärtnerbursche; doch binde ein Tuch um den Kopf, daß man deine goldnen Haare nicht bald sieht: und wenn du in Noth bist, komm zu mir, so will ich dir rathen.« Der Knabe ging auf das Schloß, und der König nahm den hübschen Burschen gern zum Gärtner an. Und als nun die Blumen am Schönsten blühten, kam die Prinzessin in den Garten, besah alle Rosen und Nelken und die kleinen Aurikel, und sie fragte ihn auch warum er denn ein Tuch um den Kopf trage. Er aber wollte es nicht sagen: doch am andern Morgen pflückte er einen Blumenstrauß, umwand ihn mit einigen von seinen goldnen Haaren und warf ihn der Prinzessin durchs Fenster. Und kaum hatte sie den Strauß gesehen, so kam sie aus dem Schlosse gesprungen, riß dem Knaben [136] das Tuch vom Kopf und rief »Du bist mein Bräutigam! du bist mein Bräutigam!« und sie küßte ihn tausendmal. Da hörte auch der König bald daß der Gärtnerbursche goldne Haare hatte und daß die Prinzessin ihn heiraten wollte; und er wurde sehr zornig darüber und warf ihn in einen finstern Thurm.

Nun dauerte es nicht lange, so brach Krieg aus. Und als des Königs Leute sich rüsteten, vergaßen sie ganz auf den jungen Grafen im Thurm, und er entsprang heimlich. Er ging zu dem Pferde in den Kalkofen, und es freute sich sehr ihn wieder zu sehen und führte ihn durch einen langen Gang in einen Saal, in dem viele Harnische und Schwerter hingen, und sprach »Hier suche dir eine Rüstung aus.« Und als er die Rüstung angelegt hatte, führte es ihn in einen andern Saal; in dem standen wohl hundert Pferde, und es gab ihm das schönste davon und sagte »Nun bist du ein Reitersmann; darum zieh in die Schlacht und habe guten Muth: du kannst noch ein großer König werden.« Als der Graf in die Schlacht kam, war der Vater der Prinzessin schon von den Feinden gefangen; doch er befreite ihn und gewann die ganze große Schlacht. Da freute sich der König, doch er erkannte den Grafen, der weit größer und stärker geworden war, nicht; und weil er sah daß der Graf eine Wunde am Arm hatte, verband er sie mit einem Tuche. Nun ritt der Graf eilig auf das Schloß des Königs und erzählte der Prinzessin, seiner lieben Braut, daß er die große Schlacht gewonnen und ihren [137] Vater befreit habe. »So wollen wir dem Vater schnell entgegen gehen« sagte sie: und sie faßten sich bei den Händen und gingen auf den Weg, auf welchem der König mit seinen Kriegsleuten heimkehrte. Als der König den fremden, tapfern Ritter an dem Tuche erkannte und sah daß seine Tochter so freundlich mit ihm that, fragte er lachend ob er zum Lohn für seine Tapferkeit die Prinzessin zur Frau haben wolle. Da lachte der Graf auch und sprach »Wenn ich nicht der arme Gärtnerbursche wäre, den ihr in den Thurm werfen ließet, möchte ich sie wohl.« Er band den Helm ab, und die langen, goldnen Haare fielen ihm bis auf die Schultern herab und glänzten wie die lichte Sonne. Da standen Alle verwundert, und der König willigte mit Freuden ein daß die Prinzessin mit dem Grafen Hochzeit hielt und gab ihnen das halbe Königreich.

Als nun der Graf drei Jahre mit seiner Gemahlin gar fröhlich gelebt hatte, dachte er an das treue Pferd, dem er all sein Glück verdankte. Er ging in den Kalkofen, und das Pferd kam ihm traurig entgegen und sprach »Ach wie lange bist du geblieben: ich glaubte, du hättest mich in deiner Freude ganz vergessen, und der einzige Wunsch, den ich noch habe, würde mir nicht erfüllt werden. Ich kann dir jetzt nichts mehr helfen; darum komm und schlage mir mit deinem Schwerte den Kopf ab.« Das wollte der Graf lange nicht thun; da aber das Pferd so wehmüthig bat, that er es endlich. Doch das war [138] ein Erstaunen. Wie der Kopf abflog, stand das schönste Mädchen vor ihm, das er je gesehen hatte; und sie sah ihn so recht freundlich und doch traurig an und sagte »Es war bös von dir daß du dem grauen Männchen im verfallnen Schlosse nicht folgsamer warst. Du hättest uns alle erretten können. Ein böser Zauberer hat meinen Vater in das graue Männchen, meinen Bruder in den Löwen und mich in das Pferd verwandelt; und alle hundert Jahre kann ein Knabe zwischen vierzehn und fünfzehn Jahren, der gehorsam ist, uns erlösen. Ich wäre nun deine Frau, und wir lebten alle glücklich in unserm Königreiche. Doch da es anders gekommen ist, muß ich ausziehen und versuchen ob ich vielleicht meinen Vater und Bruder noch von dem Zauber befreien kann, und ich nehme nun für immer Abschied von dir.«

10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

10. Der Schatz.

Mündlich aus Wettin.


In den alten Zeiten war Vieles besser als heut, doch wer kein Geld hatte, der war auch damals schon übel dran. Davon konnte ein Bursch erzählen; der wäre der glücklichste im ganzen Dorfe gewesen, wenn er seines Nachbars Tochter hätte freien dürfen: doch der Nachbar war sehr reich und so übermüthig, daß er seine Tochter Niemand geben wollte, der nicht [139] viertausend Thaler mit in die Wirthschaft brächte. Und weil der Bursch die nicht hatte, saß er oft einsam und weinte, und seine Liebste half ihm weinen; und sie überlegten oft mit einander wie sie es anfangen sollten die viertausend Thaler zu bekommen, doch es wollte ihnen nichts einfallen. Da legte sich der Bursch einst traurig auf seines Herren Bortenne, und er ahnte nicht daß sein Glück so nahe war. Denn kaum hatte er eine Weile gelegen, so kam ein Bauer mit einer großen Mulde voll Goldgülden, grub ein Loch in die Tenne und schüttete das Gold hinein. Dann ging er wieder weg, und der Bursch sprang hinab, raffte einige Hände voll Gold zusammen, legte sich wieder in sein Versteck und dachte »Gott wirds vergeben. Er weiß daß ich es gut anwenden will. Ist's doch wahrhaftig besser daß ich damit Hochzeit halte als daß es hier in der Erde umkommt.« Da kam der Bauer schon wieder und brachte eine zweite Mulde mit Gold; und weil das Loch noch lange nicht voll war, ging er noch mehrere Male und kam mit immer schöneren Goldstücken zurück. Und jedesmal, wenn er weg war, brachte der Bursch Etwas von dem Schatze auf die Seite. Als nun das Loch fast bis zum Rande gefüllt war, deckte es der Bauer mit Erde zu und sprach einen mächtigen Zauber darüber, diesen Schatz solle nur ein Knabe von neun Jahren heben können, der am neunten Tage eines Monats früh um neun Uhr geboren sei, und der müsse auf einem schwarzen Bocke mit weißen Füßen und weißer Blässe auf die [140] Tenne geritten kommen, den Bock über dem Schatze schlachten und sich mit dem Blute besprengen.

Der Bauer ging weg, und der Bursch dachte dem Zauberspruche nicht weiter nach, sondern zählte sein Geld und verwunderte sich selbst, als es grade viertausend Thaler waren, keiner mehr und keiner weniger. Da sprang er denn zu seiner Geliebten und erzählte ihr wie glücklich er gewesen war, und daß sie nun bald seine Frau sein werde. Und er ging zu ihrem Vater, zählte die viertausend Thaler auf und bestellte die Fiedler zur Hochzeit, die schon drei Tage darauf gefeiert wurde. Das junge Paar lebte gar fröhlich; und als ein Jahr vorüber war, bekamen sie einen Sohn, der wurde grade an einem Neunten früh um neun geboren. Da fiel dem Vater der Zauberspruch des Bauern wieder ein, und er erzählte seiner Frau davon und sagte »Wenn unser Sohn neun Jahr alt ist, suchen wir einen schwarzen Bock mit weißen Füßen und weißer Blässe, heben den Schatz und sind die reichsten Leute im Dorfe.« Die Frau aber meinte, solch einen Bock würden sie wohl nicht finden. Doch was geschieht nicht Alles auf Erden. Als der Knabe neun Jahr alt war, schickten sie im Lande umher und fanden richtig einen solchen Bock, gewannen den großen Schatz, und nun saßen sie nie mehr und weinten über ihre Armuth.

11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[141] 11. Die beiden Raben.

Mündlich aus Gutenberg.


»Ach Mutter, wie hungert uns!« riefen die beiden Söhne einer armen Wittwe, die einen Aschkuchen buk und sie immer vertröstete daß er bald fertig sei. Sie aber riefen immer wieder »Ach Mutter, wie hungert uns!« Da konnte sich die Frau nicht länger halten und sprach im Zorn »So wollt ich doch daß ihr gleich zu Raben würdet!« Und kaum hatte sie das gesagt so flogen die Söhne schon als Raben zum Fenster hinaus.

Nun saß sie oft traurig und weinte, daß sie ihre Söhne verwünscht hatte. Sie hatte nur noch ein einziges Töchterlein; doch das war ein gutes, frommes Kind, und als es heranwuchs und die Mutter immer betrübt sah, fragte es was ihr fehle. Da erzählte ihr die Mutter »Du hast zwei Brüder gehabt, und die hab ich in Raben verwünscht, als du noch in der Wiege lagst, und darum werde ich bis an meinen Tod nicht wieder froh.« Doch das Mädchen sprach »Ich will ausziehen und meine Brüder suchen, und wenn ich sie wiederbringe, sollst du eine rechte Freude haben.« Da zog das Mädchen aus und wanderte einen ganzen Tag, und am Abend kam sie in eines Riesen Haus. Der Riese war ausgegangen, und seine Mutter empfing das Mädchen gar freundlich, gab ihm gut zu essen und zu trinken und versteckte [142] es dann unter das Bett des Riesen. Als der Riese nun heim kam, sah er sich überall um und sprach »Ich rieche, rieche Menschenfleisch.« Doch die Mutter lachte und sagte »Was du doch dumm bist! Ich habe eine Glucke unter dein Bett gesetzt, und du denkst, das ist Menschenfleisch.« Am andern Morgen ging der Riese wieder aus, und die Mutter holte das Mädchen unter dem Bett hervor, gab ihm ein köstliches Frühstück, und dann wanderte das Mädchen weiter und kam am Abend wieder in ein Riesenhaus. Da war es grade so wie im ersten. Der Riese sprach wieder »Ich rieche, rieche Menschenfleisch«; doch als er unter das Bett sehen wollte, sprach seine Mutter »Ich habe eine Gans darunter gesetzt: störe sie nicht; sie brütet sonst nicht aus.« Der Riese glaubte es auch, und am Morgen bekam das Mädchen wieder ihr Frühstück und ging weiter über die Berge und Felder; aber am Abend war es nicht anders, sie mußte wieder bei einem Riesen über Nacht bleiben. Den betrog seine Mutter auch und sprach »Ich habe eine Ente unter dein Bett gesetzt.« Doch es war wieder nicht wahr, sondern das Schwesterlein der beiden Raben lag darunter; aber es war klug, rührte sich nicht und kicherte nicht einmal.

Am vierten Tag nun kam das Mädchen auf einen hohen, hohen Berg, und auf der Spitze des Berges sah sie eine Thür; die hob sie auf und gelangte in ein niedliches Kämmerchen: da standen zwei weiße Bettlein und ein Tisch, und auf dem Tische standen zwei kleine Teller mit Speisen und zwei [143] Becherlein mit Wein. Und weil das Mädchen seit dem Morgen nichts gegessen hatte, nippte es von Allem, was da war; in den einen Becher aber warf sie den Ring, den sie am Finger trug, und versteckte sich dann unter ein Bett. Nicht lange, so kamen zwei Raben durch das Fenster herein geflogen. Sie schüttelten sich die Federn ab, und da waren es zwei schöne Jünglinge, die setzten sich an den Tisch. Und als sie aßen, sprachen sie »Wer hat gegessen von meinem Tellerlein?« und als sie tranken, sprachen sie »Wer hat getrunken aus meinem Becherlein?« Als aber der jüngste Bruder seinen Wein austrank und den Ring im Grunde des Bechers fand, da rief er »Unser Schwesterlein ist da! unser Schwesterlein ist da!« und sie suchten durch die ganze Kammer und fanden sie unter dem Bett. Da gab es denn eine große Freude: und das Schwesterlein erzählte, es sei gekommen um sie zu erlösen. »Ach« sprachen sie, »das kannst du nicht: das ist viel zu schwer für dich. Wer uns erlösen will, der muß ein ganzes Jahr an einem Hemde nähen und darf kein Wort dabei sprechen; und wenn er nur ein einziges Wort spricht, so ist alle Mühe verloren.« Doch das Mädchen sagte fröhlich »Wenn es nicht mehr ist, so sollt ihr übers Jahr erlöst sein.« Unterdeß war schon eine Stunde vergangen und die Jünglinge verwandelten sich wieder in Raben und flogen davon. Das Mädchen aber setzte sich in eine hohle Weide und fing an dem Hemde zu nähen an.

[144] Nun kam einst ein Jäger des Weges, und als er an der Weide vorbei ging, blieben seine Hunde stehen, schnupperten an ihr herum und waren nicht wegzubringen. Da holte der Jäger einige Leute aus dem Dorfe und ließ die Weide umhauen, und heraus sprang das schönste Mädchen, das seine Augen gesehen hatten. Doch es sprach kein Wort, wie viel man es auch fragte. Der Edelmann des Dorfes hörte bald von der schönen Jungfrau, und weil er ein Junggesell war, nahm er sie zur Frau; und eh das Jahr um war, bekamen sie eine hübsche kleine Tochter. Die Mutter des Edelmanns aber war zornig, daß ihr Sohn das fremde Mädchen geheiratet hatte, das man in einem Weidenbaume gefunden, und das nicht einmal reden konnte. Und als der Edelmann eines Tages ausgegangen war, ließ sie der jungen Frau das Kind wegnehmen, setzte es in einem Kästchen aufs Meer und klagte sie dann bei ihrem Sohne an daß sie eine Menschenfresserin sei. Das wollte der Edelmann lange nicht glauben; doch da die Mutter auch alle seine Räthe bestochen hatte, und sie alle sagten, die Frau müsse sterben, weil sie ihr Kind umgebracht habe, so mußte er zuletzt nachgeben, und die Mutter befahl ihre Schwiegertochter in Öl zu sieden. Da wurde bald ein mächtiger Kessel mit Öl gefüllt, dürres Holz darunter gelegt und die Frau hineingesetzt und festgebunden. Sie nähte aber immerfort noch an dem Hemde, an dem sie alle Tage des Jahres gearbeitet hatte. Man holte schon das Feuer [145] um das Holz unter dem Kessel anzuzünden: da standen plötzlich zwei Männer auf der Schwelle, und die Frau schrie hell auf vor Freude; denn es waren ihre Brüder, das Jahr war um, und sie waren erlöst. Nun erzählte sie Alles, wie es gekommen war, weshalb sie das Jahr über geschwiegen habe, und wie die böse Schwiegermutter ihr das Kind hatte nehmen lassen. Das Kind aber hatten die Brüder, als sie noch Raben waren, mit dem Kästchen auf ihren Flügeln aus dem Meere getragen, und sie brachten es ihr wieder. Da weinte der Edelmann und bat sie vielmal um Vergebung, daß er seiner Mutter geglaubt und sie für eine Mörderin gehalten hatte. Und sie vergab es ihm wohl, doch seine Frau wollte sie nicht länger sein, sondern zog mit ihren Brüdern und dem Töchterlein heim zu ihrer Mutter.

Gebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen
LichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[146] Gebräuche.

Lichtmesse.

Wer von den Knechten oder Mägden eines Hauses an Mariä Lichtmesse zuerst aufsteht eilt die andern mit einer Ruthe aus dem Bett zu peitschen und hat dafür ein kleines Geschenk von ihnen zu fordern. Man nennt dies »Lerchen wecken.«

FastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

Fastnacht.

Am Fastnachtstage spinnt man an vielen Orten nicht, weil man sagt daß dann Frau Holle, Frau Harre oder Frau Motte kommt und den Rocken besudelt, auch weil man Kröten und andres Ungeziefer ins Haus oder Kröpel (verkrüppeltes Vieh) in die Ställe zu spinnen fürchtet.

AschermittwochFastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

Aschermittwoch.

Am Aschermittwoch weckt wie zu Lichtmesse der zuerst Erwachende die Übrigen, und dies heißt »aschabkehren« oder »äschern.« In Dörfern zwischen Halberstadt und Braunschweig ziehen die Burschen mit Tannenreisern von Haus zu Haus, suchen die Bewohner zu peitschen und empfangen vor jedem Hause eine Gabe. Die Gaben, welche nur in Eßwaaren [147] bestehen, werden in einen Korb gesammelt und am Abend in der Schenke verzehrt.

OsternAschermittwochFastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

Ostern.

In vielen sächsischen Dörfern gehen die Einwohner noch am Ostermorgen auf eine Anhöhe vor dem Dorfe, den Sonnenaufgang zu erwarten. Sie sehen dann wie die Sonne, wenn sie aufgeht, drei Freudensprünge thut.

Vor Sonnenaufgang, und bisweilen schon in der Nacht zwischen elf und zwölf, holt man das Osterwasser. Es muß aus fließendem Gewässer stromab geschöpft werden, und man darf, während man es schöpft, nicht sprechen: sonst verliert es seine Kraft. Man sprengt es im ganzen Hause umher, und es schützt vor Ungeziefer. In einzelnen Dörfern, wie in Schlettau und Passendorf bei Halle, trinkt man auch davon und wäscht sich damit, und man ist dann für das ganze Jahr sicher vor Krankheiten: auch das Vieh, das man damit wäscht und tränkt, bleibt gesund.

WalpurgisOsternAschermittwochFastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

Walpurgis.

In der Walpurgisnacht steckt man Hollunderzweige an den Rand der Flachsfelder und springt darüber; und so hoch man springt, so hoch wächst in dem Jahre der Flachs.

Wer einen körperlichen Schaden hat muß in der Walpurgisnacht vor elf Uhr auf den Kreuzweg gehen, drei Kreuze über den Schaden machen und dazu sprechen »Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes [148] und des heiligen Geistes.« Dann bleibt der Schaden auf dem Kreuzwege zurück, und wenn die Hexen auf den Brocken ziehen, müssen sie ihn mitnehmen, und er haftet ihnen hinfort an.

Am Abend vor Walpurgis macht man an alle Haus-und Stallthüren drei Kreuze: dann können die Hexen, wenn sie vorüberziehen, weder den Menschen noch dem Vieh Etwas anhaben.

HimmelfahrtWalpurgisOsternAschermittwochFastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

Himmelfahrt.

In den Dörfern Gödewitz, Fienstedt, Gorsleben, Zörnitz und Krimpe feiert man zu Himmelfahrt ein Fest, bei welchem man eine Tonne Bier trinkt und darauf in einer für das Fest erbauten Scheune, der Himmelfahrtscheune, die neben der Kirche steht, tanzt. Früher, noch nach der Mitte des vorigen Jahrhunderts, versammelte man sich vor dem Tanze am Gemeindebrunnen und trank da sieben Rinkeimer Bier, und zugleich wurde in Fienstedt und wahrscheinlich auch in den übrigen Dörfern öffentlich verlesen woher das Fest stamme. Eine Königin Namens Elisabeth, hieß es, kam vor mehr als sechshundert Jahren am Himmelfahrtstage durch Fienstedt: damals kam ihr die Einwohnerschaft mit sieben Rinkeimern Bier entgegen sie zu empfangen, und hierüber war die Königin so erfreut, daß sie den Bewohnern von Fienstedt und den benachbarten Dörfern, welche das Gleiche gethan, alle Steuern für ewige Zeiten erließ unter der Bedingung daß jede Gemeinde alljährlich am Himmelfahrtstage der Königin zu Ehren sieben Rinkeimer [149] Bier am Gemeindebrunnen trinke. Der Vorleser ermahnte darum die Gemeinde das Fest nicht untergehen zu lassen; denn wenn sie es nicht mehr feire, sei sie verpflichtet der Obrigkeit den Zehnten und dazu noch ein schwarzes Rind mit weißen Füßen und weißer Blässe, einen Ziegenbock mit vergoldeten Hörnern und ein vierspänniges Fuder Semmeln zu entrichten. 1

Gegenwärtig erzählt man daß eine Gräfin von Mansfeld, die ihr Gemahl verstoßen habe, in diesen Dörfern freundlich aufgenommen worden sei; und als der Graf später ihre Unschuld erkannte und die Verstoßne wieder zu Ehren aufnahm, habe er den fünf Dorfgemeinden den Zehnten unter der Bedingung erlassen, daß sie alle Jahr am Himmelfahrtstage ein Fest feierten und dabei zu seinem Gedächtniß eine Tonne Bier tränken. – Das Geld, mit welchem das Fest ausgerichtet wird, schießen die einzelnen Dorfgemeinden zusammen: sie erwählen zwei Bierherrn, die Alles anordnen und nichts zu zahlen brauchen. Das Bier aber muß bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken werden, und jeder Fremde, der vorüber geht, muß mittrinken. In Fienstedt, Gorsleben, Zörnitz und Krimpe trinkt man das Bier im Dorfe, in Gödewitz auf einem Hügel vor demselben, welcher davon der Bierhügel heißt, und auf den am Himmelfahrtsmorgen aus jedem Hause ein Bewohner kommen muß. Wenn eine Gemeinde das Fest nicht mehr feiern wollte, [150] so wäre sie, wie man jetzt sagt, verpflichtet einen Bock mit ganz goldenen Hörnern, zwei Fuhren Semmeln und eine Tonne Mückenfett der Obrigkeit zu liefern.

In andern sächsischen Dörfern, wie in Nietleben, schmückt man am Himmelfahrtstage die Häuser mit Blumengewinden.

Fußnoten

1 Neue Mittheilungen des thüringisch-sächsischen Vereins 5, 2, 130 f.

PfingstenHimmelfahrtWalpurgisOsternAschermittwochFastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

Pfingsten.

Man ziert in Sachsen und Thüringen nicht alle Häuser zu Pfingsten mit Maien, sondern nur die, in welchen Mädchen wohnen, werden von den jungen Burschen geschmückt. Auf dem Thüringerwalde bekränzt man außerdem noch die Kirchthüren und Brunnengeländer.

In den meisten Dörfern holt man am ersten Feiertage einen Baum, die Pfingstmaie, gewöhnlich eine Birke, zu Wagen mit Musik aus dem Walde, pflanzt sie im Dorfe oder auf einer Wiese vor demselben auf, und dann tanzen die Burschen und Mädchen an den drei Feiertagen vom Mittage bis in die Nacht hinein um den Baum. Außerdem haben sich zu Pfingsten noch folgende Gebräuche bewahrt.

Das Brautpaar suchen. In Volkstädt, Thondorf, Dederstedt, Schochwitz, Zaschwitz, Schlettau, Brachwitz und andern sächsischen Dörfern verkleiden sich am zweiten Pfingstfeiertag ein Bursch und ein Mädchen und verstecken sich außerhalb des Dorfes im Gebüsch oder hohen Grase. Dann zieht das ganze Dorf mit Musikanten aus »das Brautpaar zu suchen.« Wenn es gefunden ist, wird es [151] von der Gemeinde umringt, die Musikanten fangen zu spielen an, und das Brautpaar wird mit Jubel ins Dorf geführt, wo man am Abend einen Tanz hält. An einigen Orten heißt das Brautpaar der Prinz und die Prinzessin.

Den alten Mann ins Loch karren. In Burg bei Reideburg, eine halbe Meile von Halle, reiten zwölf »Pfingstburschen« am frühen Morgen, bunt geschmückt und von zwei Wagen begleitet, in den Wald: auf dem einen Wagen sitzen zehn Musikanten, der andre ist leer. Im Walde hauen die Pfingstburschen unter Musik die Pfingstmaie um und führen sie auf dem zweiten Wagen ins Dorf. Sie reiten nun noch am Vormittag auf die benachbarten Dörfer und laden die Bewohner zu ihrem Feste ein. Das Fest beginnt Nachmittags damit, daß man einen Mann aus Stroh zusammen bindet, ihn auf eine Karre legt und eine Grube von der Länge des Mannes gräbt. Einem der Pfingstburschen nach dem andern werden nun die Augen verbunden, und er muß so mit der Karre auf die Grube zu fahren. Wer die Grube trifft, der erhält den Preis, welcher an die Maie angebunden ist, gewöhnlich ein Tuch oder Zeug zu einer Weste. Der Mann von Stroh bleibt in der Grube liegen; man schüttet sie wieder zu, und dann tanzt das ganze Dorf um die Maie. Dieses Spiel nennt man »Den alten Mann ins Loch karren.«

Den Mann stechen. Man macht einen Mann von Stroh, richtet ihn auf, und die Bauern reiten [152] mit verbundenen Augen und mit Stäben in der Hand darauf zu. Wer ihn trifft und umstößt erhält als Sieger den ausgesetzten Preis. Dieser Gebrauch findet sich zu Zaschwitz und Neuz bei Wettin und heißt »Den Mann stechen.«

Jungfernstechen. Es wird ein Brett so geschnitten, daß es ungefähr einer weiblichen Gestalt gleicht, die einen Arm lang ausstreckt. An das Ende des Armes wird ein Ring gehängt, und nun rennt ein Mädchen nach dem andern von einem Punkte aus auf die Jungfer zu und sucht den Ring mit einem Stabe abzustechen. Hinter der Laufenden her rennt ein Bursche, der, bis sie bei der Jungfer angelangt ist, mit einem breiten flachen Spließe sie auf den Rücken schlägt: sie läuft darum so schnell sie kann. Die den Ring absticht erhält den Preis. Gewöhnlich wird dieses Spiel von Mädchen gespielt, doch bisweilen auch von Männern.

Kranzreiten. Die Burschen reiten um die Wette nach einem Baume, an dem ein Kranz aufgehängt ist. Wer zuerst bei dem Baume ankommt und den Kranz mit seinem Stabe abstreift hat den Preis gewonnen. In neuerer Zeit hat man diese Sitte in vielen Dörfern aufgegeben, weil oft Pferde gestürzt und Knechte dabei verunglückt sind.

Bischof und Schellenmoriz. In Lettewitz bei Wettin wird am dritten Pfingstfeiertag ein Knecht ganz in Laub gehüllt und ein anderer in umgekehrtem [153] Pelze gekleidet: der erste heißt der Bischof, der zweite der Schellenmoriz. Sie gehen im Dorfe von Haus zu Haus, und es folgen ihnen zwei Männer, die einen Korb an einer Stange auf den Schultern tragen. In den Korb werden die Gaben gesammelt, welche die Bauern dem Bischof schenken (Eier, Speck, Butter, Semmel und dergleichen). Dann wird das so Zusammengebrachte in der Schenke verzehrt, und alle Bewohner des Dorfes und selbst die Fremden, die grade in der Schenke einkehren, dürfen an dem Mahle Theil nehmen. Lieder werden bei der Einsammlung der Gaben nicht gesungen; doch der Schellenmoriz sucht den Zug, der ihn und den Bischof begleitet, durch allerlei Späße zu belustigen, indem er den Leuten ein Bein vorhält, daß sie stolpern, die Kinder kneift und schlägt, sie auch wohl ins Wasser wirft u.s.f. Nach dem Mahle folgt ein Tanz. – Dasselbe Fest mit gleicher Benennung der beiden Verkleideten soll bisweilen, doch nicht alle Jahre, in Dederstedt und in Granau bei Nietleben gefeiert werden.

In Nietleben ziehen die Knechte und Mägde am Pfingstsonntag mit Musik aus dem Dorfe, bauen eine Hütte auf einer Wiese und tanzen die drei Feiertage dort. Am Nachmittag des dritten verkleiden sich die Burschen und »reiten betteln«: einen Prinzen und eine Prinzessin an der Spitze reiten sie durch das Dorf, sammeln Gaben ein und verzehren sie gemeinsam in der Schenke.

Mit mannigfachen Abweichungen erscheint zu Pfingsten das Spiel »Den wilden Mann aus [154] dem Busche jagen« oder »den wilden Mann aus dem Holze holen«, auch »den Teufel aus dem Busch holen« genannt. Die gewöhnliche Form ist folgende. Ein Bursche wird in Laub oder Moos gehüllt und heißt der wilde Mann. Er versteckt sich im Walde, und die übrigen Burschen des Dorfes ziehen aus ihn zu suchen. Sie finden ihn, führen ihn als Gefangnen aus dem Walde und schießen draußen mit blindgeladnen Gewehren nach ihm. Er fällt wie todt zu Boden, doch man sucht ihn wieder ins Leben zu bringen. Ein Bursche, der als Arzt verkleidet ist, läßt ihm zur Ader, und wie er wieder erwacht, jubeln die andern, setzen ihn auf einen Wagen, binden ihn fest, und nun fahren sie ins Dorf und erzählen der versammelten Gemeinde wie sie den wilden Mann gefangen haben, und vor jedem Hause erhalten sie ein Geschenk. – Bisweilen wird der wilde Mann nicht in Laub oder Moos gekleidet, sondern mit Farben bunt bemalt oder, dort wo er Teufel heißt, mit Ruß über und über geschwärzt. An einigen Orten erscheint er in einer beliebigen Verkleidung, und dann verkleiden sich auch die, welche ausziehen ihn zu suchen. – In Näglitz wird der in Moos gehüllte wilde Mann, nachdem er gefangen ist, an ein Seil gebunden: er muß auf Händen und Füßen gehen und wird beim Gabensammeln als »der Bär« gezeigt. In Erdeborn und der Umgegend erscheint neben dem wilden Mann ein in Stroh gehüllter Bursche, der auf allen Vieren kriecht, als Bär. In Dederstedt und Helbra wird [155] der wilde Mann mit grünem Erbsenstroh umschnürt und ebenfalls an einem Seile als »der Erbesbär« durch das Dorf geführt, und neben ihm zieht »der Schimmelreiter«, der in Erntegebräuchen häufiger ist, als lustige Person.

Nicht immer werden diese Feste zu Pfingsten gefeiert, sondern in einzelnen Dörfern an einem der Sonntage zwischen Pfingsten und Johannis oder am Johannistage selbst.

JohannisPfingstenHimmelfahrtWalpurgisOsternAschermittwochFastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

Johannis.

In den meisten sächsischen Dörfern und Städten flicht man in der Johannisnacht Kronen von Laub und Blumen, verziert sie mit Bändern und Tüchern und hängt sie am Johannismorgen vor die Häuser; und man sagt, in das Haus, vor welchem keine Johanniskrone hängt, kehrt das ganze Jahr kein Glück ein. – In den engeren Straßen von Halle, besonders in den Vorstädten, werden die Kronen an Schnüren quer über die Straße gehängt: die Kinder tanzen darunter, sperren den Vorübergehenden durch Blumengewinde oder Bänder den Weg und erhalten von ihnen ein kleines Geldgeschenk. In Leipzig trägt man Johanniskronen auf die Gräber. Am Johannisabend ist in den meisten Dörfern Musik und Tanz, in vielen auch Illumination. – Vom Johannisthau glaubt man daß er Kräuter und Blumen heilkräftig mache und gebraucht die Johanniskronen während des Jahres bei Krankheiten zu Thee.

In einzelnen Gegenden umbindet man in der Johannisnacht die Bäume mit Strohseilen und meint [156] daß dann das Obst, welches sie tragen, nicht unreif abfallen könne.

Die Zeit zwischen Johannis und der ErnteJohannisPfingstenHimmelfahrtWalpurgisOsternAschermittwochFastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

Die Zeit zwischen Johannis und der Ernte.

Das beliebteste Spiel ist während dieser Zeit »Die Räuberbande suchen.« Die Burschen des Dorfes theilen sich in zwei Schaaren: die Einen vermummen sich ganz schwarz, die Andern bunt, gewöhnlich weiß und roth. Die Schwarzen heißen die Räuber: sie rauben zwei Mädchen, die »verwünschte Prinzessin« und ihr »Kammerfräulein«, und verstecken sich mit ihnen im Walde. Die Andern setzen ihnen nach, finden sie im Gebüsch, und nun kämpfen beide Schaaren mit einander: auf die Räuber wird mit blindgeladenen Flinten und Pistolen geschossen; sie müssen sich gefangen geben, und man führt die Prinzessin und ihre Dienerin mit Musik jubelnd ins Dorf. Hier folgt ein Tanz, bei welchem die Hauptleute der beiden Schaaren zuerst einmal allein herum tanzen. – In einzelnen Dörfern, wie in Dölau bei Halle, fehlt die Dienerin der verwünschten Prinzessin. In anderen, wie in Helfta und Oberrießdorf, heißen die, welche die Prinzessin rauben, die wilden Jäger: sie kleiden sich ganz grün mit langen Bärten, und zwei von ihnen machen sich künstliche Köpfe, die ihnen, wenn sie gefangen sind, abgehauen werden.

In Dederstedt hat man neben diesem Spiele noch ein zweites, welches man »Die Prinzessin erlösen« nennt. Die Prinzessin, gewöhnlich ein verkleideter Bursche, versteckt sich im hohen Korne:[157] die Dorfschaft zieht aus sie zu suchen; und wenn sie gefunden ist, schießen die Burschen blind nach ihr. Während des Schießen reißt sie sich die Verkleidung ab; doch wenn es ein Bursche ist, hat er noch andre Frauenkleider darunter: und nun jubelt man daß die Prinzessin erlöst sei und führt sie mit Musik in das Dorf.

Zu Lettin, eine kleine Meile von Halle, baut man an einem der Sonntage zwischen Johannis und der Ernte eine Laube auf einem breiten Floße auf der Saale. Am Eingange der Laube steht ein stattlicher, bunt gekleideter Bursche mir einer Schilfkrone auf dem Haupte, »der Wasserkönig«, und in der Laube, an den vier Ecken derselben, sitzen vier »Nixe«, welche rudern. Nun kommen auf vielen Kähnen die übrigen Burschen des Dorfes heran, schießen mit blindgeladnen Gewehren und schlagen und stechen mit Stangen nach der Laube. Dies währt etwa eine Stunde; dann wird das Floß in Brand gesteckt, und der Wasserkönig stürzt sich mit den Nixen in den Fluß. Er schwimmt ans Land, und nun zieht man in die Schenke zum Tanz. Unter den Burschen, welche gegen den Wasserkönig ziehen, ist einer als Hanswurst gekleidet: er sitzt während des Spieles in einer großen Wanne auf der Saale, rudert mit den Händen und sucht die Zuschauer zu belustigen.

Noch näher an den Gebrauch »Die Räuberbande suchen« kommt das Fischerstechen in Giebichenstein und das Spiel »Die Seejungfer suchen« auf dem mansfelder salzigen See. Bei dem ersteren wird auf einem [158] Floße eine Hütte von Laub und Stroh gebaut, in welcher sich Verkleidete verbergen. Andre kommen auf Kähnen ihnen entgegen. Sie kämpfen lange mit einander; doch endlich wird von den Kähnen Feuer in die Hütte geworfen. Wie das Stroh hell zu brennen anfängt, springen die auf dem Floße Stehenden in die Saale; ihre Gegner springen ihnen nach, holen sie heraus und nehmen sie gefangen. – Die Seejungfer, welche man auf dem salzigen See sucht, wird von vermummten Burschen, den »Seeräubern«, entführt und auf einem Kahn ohne Ruder ins Schilf versteckt. Rings um das Schilf lagern sich die Burschen in Kähnen, und andre steuern heran, kämpfen mit ihnen, überwinden sie und befreien die Seejungfer.

In derselben Zeit führt man auf dem salzigen See ein Spiel auf, bei welchem ein Bursche in grünen Frauenkleidern als Nixe mit einem Kinde auf dem Arm in einem Kahn am Ufer hinfährt. Ein andrer, ebenfalls grün gekleideter, der eine mit langen, bis auf die Brust wallenden Pferdehaaren besetzte Kappe trägt, kommt als Nix hinter dem Kahn her geschwommen, raubt der Nixe das Kind und flüchtet sich damit ans Land. Sie springt ins Wasser und eilt ihm weinend nach; doch wenn der Nix an einem bestimmten Platze angelangt ist, sagt man, er sei in Sicherheit und jubelt ihm zu daß ihm das Kind nun gehöre.

Das Fischerstechen, welches die Halloren in dieser Zeit auf der Saale halten, besteht nur darin, daß [159] sie, in zwei Schaaren getheilt, mit langen Stangen, an deren Spitze runde Scheiben befestigt sind, auf einander stechen: wer aus dem Kahne gestochen sich wieder in denselben schwingt erhält einen Preis aus der Kasse der Thalbrüderschaft.

ErnteDie Zeit zwischen Johannis und der ErnteJohannisPfingstenHimmelfahrtWalpurgisOsternAschermittwochFastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

Ernte.

Aus der Erntezeit ist mir nur ein eigenthümlicher Gebrauch bekannt, welcher im südlichen Theile von Sachsen häufig vorkommt. Man bindet einem Burschen ein Sieb vor die Brust und eins auf den Rücken, spannt weiße Tücher darüber, befestigt an dem vordern Siebe ein kurzes, nach vorn zugespitztes Holz von mäßiger Dicke und steckt an die Spitze desselben einen Pferdekopf, so daß die ganze Gestalt einem Reiter auf weißem Pferde ähnlich ist. Dieser Bursche heißt der Schimmelreiter. Neben ihm erscheint ein in Haferstroh ganz eingehüllter, »der Haferbräutigam,« und neben diesem ein dritter in Frauenkleidern, »die Haferbraut«; doch ist der letzte nicht in Haferstroh gehüllt. Als lustige Person kommt der »Landläufer« oder der »Hanswurst« hinzu. In einzelnen Gegenden tritt auch hier der in den Pfingstgebräuchen erwähnte Erbesbär mit seinem Führer auf, und es schließen sich noch viele beliebig Verkleidete an, die keine Namen führen. Wenn sie alle versammelt sind, geht der Schimmelreiter vorn weg; hierauf folgen zu Wagen der Haferbräutigam und die Haferbraut; neben dem Wagen geht der Landläufer, knallt mit einer Peitsche und macht seine Späße. Wo der Bär erscheint, [160] wird er hinter dem Wagen geführt, und nach ihm kommen die übrigen Verkleideten. Man holt zuerst den Vormäher ab, bei welchem der Erntekranz liegt; dann zieht man zum Gutsherrn, bringt ihm den Kranz und erhält ein Geschenk dafür. Hierauf beginnt der Tanz in der Schenke, wobei anfangs das »Hafer abzucken« das meiste Vergnügen macht, indem man dem Haferbräutigam ein Büschel Hafer nach dem andern während des Tanzens abzureißen sucht und er sich dagegen sträubt, bis er ganz kahl dasteht und von Allen ausgelacht wird.

Derselbe Gebrauch findet sich in Möllendorf, Kloster Mansfeld, Siebigerode, Vatterode, Annerode und andern Dörfern zu Pfingsten mit der Abweichung, daß man nicht zum Gutsherrn zieht, sondern wie bei andern Pfingstgebräuchen Gaben bei den Bauern einsammelt.

MartiniErnteDie Zeit zwischen Johannis und der ErnteJohannisPfingstenHimmelfahrtWalpurgisOsternAschermittwochFastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

Martini.

Am Martinstage stellen die Kinder der Halloren Krüge mit Wasser in die Saline. Die Eltern gießen heimlich das Wasser aus und füllen die Krüge mit Most, legen auf jeden ein Martinshorn, verstecken sie und heißen die Kinder den »lieben Martin« bitten daß er ihr Wasser in Wein verwandle. Dann gehen die Kinder Abends in die Saline und suchen die Krüge, indem sie rufen


»Marteine, Marteine,
Mach das Wasser zu Weine.«
AndreasnachtMartiniErnteDie Zeit zwischen Johannis und der ErnteJohannisPfingstenHimmelfahrtWalpurgisOsternAschermittwochFastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

[161] Andreasnacht.

Um den künftigen Geliebten zu sehen decken die Mädchen in der Adreasnacht zwischen elf und zwölf den Tisch, legen Messer und Gabel darauf und machen ein Fenster auf, so muß er vor das Fenster kommen und sich ihnen zeigen.

Auch heißt es, wenn man in der Andreasnacht zwischen elf und zwölf Kirschen- und Fliederzweige pflückt und sie ins Wasser stellt, so blühen sie am Neujahrstage; doch werden sie auch nur einen Tag früher oder später gepflückt, blühen sie nie.

Die zwölf NächteAndreasnachtMartiniErnteDie Zeit zwischen Johannis und der ErnteJohannisPfingstenHimmelfahrtWalpurgisOsternAschermittwochFastnachtLichtmesseGebräuche11. Die beiden Raben10. Der Schatz9. Ein anderes Märchen von einem Grafensohn8. Vom jungen Grafen, der sein Glück suchen ging7. Die beiden Brüder6. Die verwünschten Prinzessinnen5. Die Königstochter und der Soldat4. Der dumme Wirrschopf3. Die Nixe im mansfelder See2. Der eiserne Mann1. Der Berggeister GeschenkeMärchen70. Sankt Georg69. Mansfeld68. Die Kinder von Erfurt67. Wartburg66. Die reiche Glocke65. Das Kloster zur güldenen Egge64. Schellenmoriz63. Die acht bösen Männer62. Die Erbauung von Halle und die Rechte der Halloren61. Entdeckung der Salzquelle zu Halle60. Der Gutsherr von Schochwitz59. Tippelsdorf58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach57. Die Mühle bei Aschersleben56. Goldene Gänse und Enten55. Die Katze54. Der dreibeinige Hase eine Hexe53. Das Fleisch ist gedillt52. Die gebannte Hexe51. Der Gundermannskranz50. Die Hexe49. Der Schneider auf dem Brocken48. Warum sich in Sachsen der Teufel nicht sehen läßt47. Engel und Teufel bei der Pest46. Teufelssteine45. Die Teufelsspitze im salzigen See44. Das Crucifix43. Bischof Odo von Magdeburg42. Gespenst in den Sumpf gebannt41. Der Hörselberg40. Die Mahrte39. Nixe kämpfen mit einander38. Die beleidigte Nixe37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder36. Der Nix holt die Wehmutter35. Die Nixe von Trotha34. Nix33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle32. Mönch31. Der Käfer30. Die Hummel29. Kobolde käuflich28. Der Kobold in Jena27. Der Kobold in Kloster Mansfeld26. Der Kobold auf der Hochzeit25. Der Bauer und der Kobold24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda23. Der Kobold in Bischdorf22. Der Kobold in Stedten21. Kornengel20. Gütchenteich19. Die Wichtel18. Gott helf17. Weiße Frauen16. Prinzessinnen in Thiere verwünscht15. Die erlöste Jungfrau14. Die Jungfer auf dem Schloßberge bei Ohrdruf13. Die Jungfernklippe12. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge11. Altes Mütterchen erlöst10. Die Amtmannsfrau zu Helbra9. Die Taube in den Zwölften8. Frau Harre und Frau Motte7. Der Steinberg6. Frau Holle5. Die Futterstelle des wilden Jägers4. Hast du geholfen jagen, Mußt du auch helfen nagen3. Der wilde Jäger2. Kaiser Friedrich, die Königin Holle und Napoleon1. Otto der Rothe im Kiffhäuser und zu QuedlinburgSagenMärchen und SagenSommer, EmilSagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen

Die zwölf Nächte.

In den zwölf Nächten, welche in einzelnen Dörfern, wie in Beesen bei Halle, die krummen Tage heißen, spinnt man nicht, weil sonst Frau Holle oder Frau Harre kommt und den Rocken verunreinigt, oder weil man, wie in der Fastnacht, Zank und Ungeziefer in das Haus und Kröpel in den Stall zu spinnen meint. Auch fürchtet man daß die Hühner das ganze Jahr keine Eier legen und das Garn, welches man spänne, doch bald verderben würde. In einigen Gegenden hütet man sich auch in dieser Zeit Hülsenfrüchte zu essen, weil man sonst Geschwüre bekommt. Ein alter Mann aus Buttstädt in Thüringen erzählte daß es in seiner Jugend Sitte gewesen sei in den zwölf Nächten in den Garten zu gehen, an allen Obstbäumen zu rütteln und ihnen zuzurufen »Bäumchen schlaf nicht, Frau Holle kommt.«

[162] Anmerkungen.

Das Wort Sage ist in Sachsen und Thüringen, wie wohl in ganz Deutschland, nicht volksthümlich: man braucht dafür Gespräch und Märchen. In Gespräch also hat sprechen dieselbe prägnante Bedeutung empfangen, welche sagen in Sage zeigt. Märchen aber heißen sowohl unsere Sagen als die Märchen im engern Sinne. Die Gebräuche werden, wenn Aufzüge damit verbunden sind, Spiele genannt. – Die Sagen und Märchen, welche ich nach mündlicher Überlieferung gebe, habe ich alle selbst gesammelt mit Ausnahme einiger aus Wettin aufgenommenen, die mir durch gütige Vermittlung eines Freundes schriftlich zugekommen sind. Die Gebräuche sind alle nach mündlichen Mittheilungen beschrieben. Ich war auf den Wanderungen, welche dieses erste Heft mir eingetragen haben, von besonderem Glücke begünstigt; und wenn ich von der geringen Zeit, in der ich das hier Gegebene gewonnen habe, auf den Reichthum des noch Vorhandenen schließen darf, so liegen in Sachsen, wo bisher fast gar nicht, und in Thüringen, wo nur sehr unvollkommen gesammelt ist, noch große Schätze, welche bloß auf die glückliche Hand eines Suchenden warten, um der deutschen Mythologie noch vielfache Bestätigungen und neue Aufschlüsse zu gewähren. Dieses Heft würde darum einen weit höhern Werth bekommen als es hat, wenn es vielleicht hier und da Jemand, der im Volke selbst lebt und sich das Vertrauen desselben nicht erst, wie ein Durchreisender, in Eile künstlich zu erwerben braucht, zu weitern Nachforschungen in seinem Kreise anzuregen vermöchte. Je mehr bei der steigenden Bildung des Volkes die Reste seines frühsten Glaubens zurücktreten, um so größere Pflicht wird es für Jeden, welcher den wissenschaftlichen und poetischen Werth [163] derselben erkennt, auch seinerseits beizutragen daß noch so viel als möglich von ihnen gerettet werde.

Wie ich von dem mir überlieferten Inhalt der Sagen nirgend abgewichen bin, habe ich auch die Form, in der sie mir mitgetheilt wurden, so weit es anging, beibehalten und die kleine Ungleichheit, welche dadurch entstand, nicht gescheut. Eine große Verschiedenheit der Darstellung ist, wenn man dem Volke irgend treu nacherzählt, nicht möglich, da Jedem, der aus dem Munde des Volkes Sagen gesammelt hat, die bewundernswerthe Übereinstimmung des Tones bekannt ist, mit welchem das Volk nicht bloß in einer und derselben Gegend, sondern in den verschiedensten Theilen Deutschlands seine Sagen erzählt. An diesem gleichmäßigen Grundtone hat man in den meisten Fällen daher auch einen sichern Maßstab, um die Zusätze, mit denen Halbgebildete die Sagen glauben ausschmücken zu müssen, von echter Überlieferung zu unterscheiden. Der gesunde, von falscher Bildung noch unberührte Theil des Volkes erlaubt sich Zusätze dieser Art nie: er ist von der Poesie jener Reste seiner Vorzeit noch zu lebendig durchdrungen und hat sich eine zu tief wurzelnde, wenn auch längst verdunkelte Erinnerung an die ursprüngliche Bedeutung derselben bewahrt um sie durch willkürliche Änderungen zu entstellen.

Sagen

Sagen.

1. In der mittelalterlichen Sage von Otto dem Rothen sind die beiden ersten Ottonen verschmolzen, wie die von Friedrich Rothbart Züge aus der Geschichte Friedrichs II. enthält (s. Jacob Grimm Gedichte des Mittelalters auf Friedrich I. den Staufer S. 12; Deutsche Sagen der Brüder Grimm 2, 488). Bekanntlich kommt Otto schon im Herzog Ernst, in Rudolfs gutem Gerhard und in Konrads von Würzburg Otto mit dem Bart als halb mythische Gestalt vor (vergl. Deutsche Sagen 2, 466. 469. 470); und wenn unsere jüngeren Sagenquellen von ihm schweigen, so ist dies nur als zufällig anzusehen, da der im südlichen Sachsen und nördlichen Thüringen allgemein verbreitete Glaube daß er einst im Kiffhäuser gewohnt habe oder noch dort wohne sicher mit jenen mittelalterlichen Überlieferungen zusammenhängt. Wichtig ist daß die in den Kiffhäuser entrückten Helden beide rothe Bärte haben. Schon Grimm vergleicht Mythologie S. 910 Friedrich des Bartes wegen mit Thor, an dessen Stelle in Norwegen Olaf, der rothbärtige, als Riesenbekämpfer [164] getreten ist: doch zugleich deutet er in der Vorrede zur Mythologie S. XVI die fliegenden Raben, nach denen Friedrich im Kiffhäuser fragt, wohl richtig auf Odhinns Raben; und an Odhinn erinnert unter den bergentrückten Helden noch besonders Karl der Große, der nicht mit rothem, sondern mit langem weißen Bart in mehreren deutschen Bergen sitzt. Ich glaube darum die Ritter und Knappen, welche nach dieser und der folgenden Sage mit Otto und Friedrich im Kiffhäuser wohnen, zu den nordischen Einherjen stellen zu dürfen, den in der Schlacht gefallenen Helden, die bei Odhinn in Walhalla einkehren. 1 Odhinn und Thor aber scheinen in den Sagen von Otto dem Rothen und Friedrich Rothbart im Kiffhäuser sich zu berühren. – Die Wunderblume, welche nur in der Johannisnacht blüht, kommt mehrfach in Harzsagen vor. In der Johannisnacht zeigt sich auch die grüne Jungfer auf dem Hausberge (Sage 12), und es knüpfen sich wohl an keine der noch jetzt im Volksglauben geheiligten Nächte so reiche Reste des Heidenthums wie an sie: in sie, die midsummernight, nicht in eine beliebige Sommernacht, verlegte darum auch Shakspeare sein Gedicht von Oberon und Titania. – Daß Otto aus dem Kiffhäuser in das quedlinburger Schloß, welches ebenfalls auf einem Berge liegt, gezogen sei versicherte der Erzähler, ein alter Bauer aus Helfta, in seiner Jugend, als er in Thale bei Quedlinburg diente, oft gehört zu haben: in Quedlinburg selbst habe ich vergeblich danach gefragt. – Schmaräkeln (S. 4 Z. 11) heißt ein Kegelspiel, bei welchem man nicht mit den Kugeln schiebt, sondern sie in die Höhe wirft, so daß sie beim Niederfallen die Kegel umschlagen (vergl. Schmellers bair. WB. 3, 471). – Zu dem Ständchen, welches hier Otto gebracht wird, vergl. Deutsche Sagen 1, 296.


2. Die Sage daß Holda bei Friedrich im Kiffhäuser wohne deutet aufs Neue darauf hin daß Holda, Berchta und die verwandten, besonders in den zwölf Nächten auftretenden Göttinnen erst durch Abschwächung des alten Mythus an die Stelle der Frigg getreten sind (vergl. Myth. 899), welche nach der Edda als Hausfrau Odhinns für den Haushalt der Asen und Einherjen sorgt, wie hier Holda dem Kaiser, in welchem Odhinn durchbricht, und den Rittern und Knappen, die wir den Einherjen verglichen haben, die Wirthschaft [165] führt. Holda, die holde, und Berahta, die leuchtende, wären passende Beiwörter der milden, hehren Gemahlin des Himmelsgottes, und sie können als minder bezeichnend leicht darum den echtheidnischen Namen Frigg verdrängt haben, weil sie den Christen weniger anstößig waren und daher weniger verfolgt wurden. Es sprechen für die Identität dieser Göttinnen und der Frigg noch folgende Züge. Der Orion heißt Friggs Rocken, und Holda und Berchta schützen den Flachsbau und die Spinnerinnen. Eine isländische Sage des vierzehnten Jahrhunderts erwähnt eine Zauberin Hulda als Odhinns Geliebte (Myth. 249). Holda und Berchta führen wie Odhinn das wilde Heer; Frigg aber sitzt nach Paulus Diaconus neben Odhinn auf seinem goldenen Stuhl in Walhalla, sie zog darum vielleicht auch neben ihm an der Spitze des wüthenden Heeres und konnte wie er als den Zug führend gedacht werden. Huldra, die dänische und norwegische Berg- und Waldfrau, erscheint bald als graugekleidete, finstre Alte, bald als heitre Jungfrau in blauem Gewande, und man darf diese doppelte Gestalt mit um so größerer Sicherheit auf den umwölkten und wolkenlosen Himmel deuten, als auch die deutsche Holda am Himmel waltet, ihre Lämmer (kleine, weiße Wölkchen) darauf hütet und den Schnee sendet: keiner der Göttinnen aber steht es mehr zu als der Gemahlin des Himmelsgottes daß sie auch an der Erregung der Himmelserscheinungen Theil hat. Wie Odhinn den Erntesegen verleiht, befruchten Holda und Berchta die Felder, und ihm gleich verhängt Berchta Krankheiten, ihm gleich steht sie an der Spitze von Fürstengeschlechtern. Frigg wechselt mit Freyja; in Freyjas Gemeinschaft aber leben die Frauen und ein Theil der in der Schlacht gefallenen Helden nach dem Tode, und eben so kommen Verstorbene zu Holda und Berchta ins wilde Heer (vergl. die Anmerkung zu Sage 41). Dazu daß Frigg Odhinns Hausfrau heißt stimmt ferner daß Holda und Berchta den Fleiß der Mägde überwachen und daß die weiße Frau und verwünschte Prinzessin gewöhnlich ein Schlüsselbund trägt. Unter den verwandten Göttinnen stellt sich Frau Gode schon durch ihren Namen zu Wodan, wie Frau Motte, nach der in der Anmerkung zur achten Sage ausgesprochenen Vermuthung, zu Muot, dem wilden Jäger. – In Bechsteins Kiffhäusersagen (im vierten Bande des thüringischen Sagenschatzes) wird Nr. 16 nur eine Schaffnerin im Kiffhäuser erwähnt. – Daß Napoleon mit Holda und Friedrich Barbarossa in [166] Verbindung gebracht wird hat nichts Unvolksthümliches: vielmehr finden sich zahlreiche Beispiele, daß geschichtliche Personen, welche die Aufmerksamkeit des Volkes in hohem Grade erregt haben, bald nach ihrem Tode, und bisweilen selbst schon beim Leben, in die Sage aufgenommen werden. So sind, um nur zwei Fälle aus neuerer Zeit anzuführen, an Ziethen und den alten Dessauer Sagen geknüpft, die schon von Faust und noch früheren Zauberern berichtet werden und auch auf diese sicher erst von heidnischen Gottheiten übertragen sind (Tettau und Temme Die Volkssagen Ostpreußens, Litthauens und Westpreußens Nr. 155; Temme Sagen der Altmark Nr. 74).


3. Lohjungfer ist deutlich nur ein andrer Name der vom wilden Jäger verfolgten Waldweibchen oder Moosfräulein, an deren Spitze die Buschgroßmutter steht (Myth. 452): doch muß die Benennung alt sein, da sich das als einzelnes Wort erloschene lôch, Gebüsch, hier in der Zusammensetzung erhalten hat. Ohne Kopf wurde der wilde Jäger wohl erst gedacht, seit man ihn als Teufel oder Gespenst faßte: auf echtheidnischer Vorstellung aber beruht es daß hier sein Erscheinen Sturm verkündigt und nach der fünften Sage an der Stelle, an welcher er einst seine Thiere fütterte, stets der Wind weht; da Wodan wie Indras (s. Jahrbücher f. wiss. Kritik, Januar 1844 S. 99), eh er zum Himmelsgott erhoben wurde, Gott des Windes war und die Sage von der wilden Jagd, die verbreitetste der von Odhinn noch fortbestehenden, nur »eine Deutung des durch die Luft heulenden Sturmwindes« ist (Myth. 599).


4. Der Grund wird vom Volke gewöhnlich Pfaffenmagd genannt; doch ist die Form Pfaffenmat, welche daneben vorkommt, sicher die richtige, indem mât von mæjen gebildet ist wie sât von sæjen. – Zu der Sage vergl. Deutsche Sagen 1, 48, Kuhns märkische Sagen Nr. 102, Wolfs niederländische Nr. 259. Daß es gerade eine Pferdekeule ist, welche Menschen vom wilden Jäger empfangen, erinnert daran daß man noch spät am Genuß des Pferdefleisches die Heiden erkannte (Myth 41). – Bei dem Fluche verschwindet das Geschenk der Gottheit wie in der 19. Sage.


6. Zu dem Wechsel des H und W in Holle und Wolle könnte man Herre und Werre (s. die folgende Anmerkung) und zu dem des W und R in Wolle und Rolle Formen wie Wasen und Rasen, Wocken und Rocken vergleichen: doch die Benennungen Harfe und Haken (Haupts Zeitschrift 4, 386), welche man für Harre, Harke braucht, machen es wahrscheinlicher [167] daß sich hier Reste alter Euphemismen erhalten haben, durch die man den Namen der Göttin halb verschwieg, wie man jetzt in Flüchen und Ausrufungen, Kotz Wetter! Potz Blitz! und dergl. für Gottes Wetter, Gottes Blitz, Herr Je für Herr Jesus und Ähnliches sagt, aus Scheu den Namen Gottes, wenn man ihn unverändert ausspräche, zu entheiligen (Myth. 14). – Nach dem Fenster blickt die Frau wohl, weil sie fürchtet daß Holda wie sonst Berchta (Myth. 253) oder der Teufel (Kuhns märk. Sagen S. 379 Nr. 26), wenn man sie verletzt, plötzlich durch das Fenster schauen und eine Strafe verhängen wird.


8. Die Namen Harre und Archen machen es unzweifelhaft daß Harke und Herke nur Diminutivformen sind, die letztere der schon von Gobelinus Persona aus Sachsen angeführten Domina Hera (Myth. 232) entsprechend. Diminutiva auf ke erscheinen bekanntlich in Sachsen häufig als Eigennamen. Auch die verwandte Berchta aber wird Berchtel, Prechtölderli (Myth. 884) genannt, und das schweizerische Posterli und die Sträggele (Myth. 886) gehören zu demselben Kreise von Göttinnen. Doch ob die Göttin ursprünglich Hara oder Hera hieß ist nicht zu entscheiden, so lange nicht für eine der beiden Formen eine sichre Ableitung gewonnen wird. Hêra, die hehre, würde zu Holda und Berchta passen; auch ist zu Hera, Herre oben schon Werre verglichen. Dagegen könnte inHara (von harên, clamare: Graff 4, 978) die Göttin als die dahinbrausende, das Wild hetzende wilde Jägerin geschildert sein. Die Formen Archen und Arke (Haupts Zeitschrift 4, 386) aber stimmen zu der angelsächsischen Erce, eordhan môdor, und hiernach ließe sich eine weibliche Era vermuthen, welche neben dem männlichen Ero stünde wie Freyja neben Freyr, Fricca neben Fricco, Gode neben Wodan, Nerthus neben Niördhr, vielleicht auch Zisa neben Zio. – Ein gleiches Götterpaar scheint Muota und Muot gewesen zu sein: Muot hieß nach dem schwäbischenMuates heer (Myth. 883) der wilde Jäger; Frau Motte aber wird man besser durch Frau Muota, niederdeutsch Môda, erklären als nach Analogie von Frau Nachtigall, Frau Meise und dergleichen für einen scherzhaften Ausdruck (Domina Tinea) halten. Wenn Muot, wie es scheint, Wodan selbst ist, so stimmt Frau Motte genau zu Frau Gode.


9. In dem Gedichte von Friedrich von Schwaben kommt Angelburg, Friedrichs Geliebte, mit zwei anderen Jungfrauen [168] in Taubengestalt durch die Luft geflogen. An einer Quelle lassen sie sich nieder, verwandeln sich in Mädchen, legen die Kleider ab und baden sich in der Flut. Friedrich raubt die Gewänder und bekommt, wie es in Sagen von Schwanjungfrauen geschieht, dadurch die Mädchen in seine Gewalt. Da er unter dem Namen Wieland die verlorene Geliebte sucht, ist, wie schon W. Grimm (Deutsche Heldensage S. 402) bemerkt, ein Zusammenhang dieser Sage mit der im eddischen Wielandsliede erhaltenen unzweifelhaft, und die Tauben des deutschen Gedichtes stehen den nordischen Schwänen gleich. Zu beachten ist daß die drei Jungfrauen ihre Taubengestalt verlieren, sobald sie den Boden betreten, und auch in unserer Sage die Taube die Erde nicht berührt. Hiermit hängt wohl zusammen daß man die Hexen vor Gericht nicht auf bloßen Boden treten ließ, weil man meinte, sie bekämen dann Gewalt sich zu verwandeln. Wie hier die Taube mit ihren Flügeln Sturm erregt, kommen nach der ältern Edda die Winde von dem Riesen Hræsvelgr, der in Adlergestalt am Ende des Himmels sitzt und die Flügel schlägt (Myth. 599). Ein Stühlchen nimmt im Märchen von den sieben Raben die Schwester der Raben wie hier die Taube mit sich auf die Wanderschaft, und nach demselben Märchen sitzen die Sterne auf goldenen Stühlen (Kinder- und Hausmärchen 1, S. 160. 161.) Mit der Frau ist ohne Zweifel die in den zwölf Nächten umziehende Göttin gemeint: daß sie durch die Lüfte fliege und dabei Segen ausstreue berichtet schon Gobelinus Persona von der Hera, und noch jetzt wird es in der Mark von der Harke erzählt.


11. Durch die Hebung eines Schatzes ist öfter die Erlösung Verwünschter bedingt: vergl. Sage 15. Deutsche Sagen 1, 13. Bechsteins thür. Sagenschatz 3, S. 210. Wolfs deutsche Märchen und Sagen. 251. 255. 431.


13. Mit gelben Pantoffeln zeigt sich die weiße Frau zu Chorin (Märkische Sagen 190), wobei schon Kuhn (Vorr. VIII) an Berchtas Schwanenfuß erinnert.


16. Über die Erlösung verwünschter Jungfrauen durch Küsse und die zauberische Gewalt überhaupt, welche in Sagen dem Kusse zugeschrieben wird, vergl. Myth. 921. 1055 und meine Abhandlung De Theophili cum diabolo foedere S. 7.


18. Vergl. Deutsche Sagen 1, 226. Wolfs deutsche Märchen und Sagen 257.


20. Das Volk spricht nicht Gütchen-, sondern Jütchenteich und fügt in der gewöhnlichen Weise, in der es ihm [169] nicht mehr verständliche Namen erklärt, hinzu, es sei einst ein Jude dort ertrunken und danach sei der Teich benannt. Gütchen heißen die Elbe, wie sonst Holdchen, die guten Holden, the good people, die guten Nachbarn, liuflîngar (die Lieblinge). Das Jüdel der chemnitzer Rockenphilosophie (s. Myth., 1. Ausg., Aberglauben Nr. 62. 389. 454. 473) deutet schon Grimm (2. Ausg. der Myth. 449. Anm. †) alsgüetel: gutelos nannte man die Bergmännchen, wie Ludwig Lavater De spectris, lemuribus et magnis atque insolitis fragoribus (Genf 1570) S. 92 nach Georg Agricola angiebt, und nach Horsts Zauberbibliothek 5, 349 erwähnt auch Schott Physica curiosa 1. Buch 38. Kap. in dem Abschnitt De virunculis et foemellis die gutelos oder Gütelen. Ferner führt Pfitzer in seiner Bearbeitung des widmannschen Volksbuches von Faust S. 110 Gütchen unter andern Namen elbischer Wesen auf: im zweiten Theil von Göthes Faust (Ausg. von 1840, S. 51) heißen die Gnomen »den frommen Gütchen nah verwandt«: auch wird (Myth. 441) von dem Pilwiz gesagt er solde sîn ein guoter. Der Gütchenteich ist also ein Teich der Elbe. Ihm entstammen die Kinder der Menschen wie in Hessen dem Hollenteiche (Deutsche Sagen 1, 4). Aus diesem trägt sie Holda selbst herauf: man darf darum in der Gräfin unserer Sage eine Göttin vermuthen, die mit den Elben im Wasser haust. Holda selbst ist Göttin der Seen; die verwünschten Prinzessinnen pflegen sich in Teichen und Brunnen zu baden, und schon die Terra mater verschwand nach Tacitus im See. – Die Vorstellung daß die Menschen bei der Geburt aus der Gemeinschaft der Elbe heraustreten und beim Tode in sie zurückkehren wurzelt tief in unserm Heidenthum, und sie scheint, da die Elbe aus einer Personification der elementarischen Kräfte entsprungen sind, nach pantheistischer Ausschauungsweise auszudrücken daß die menschliche Seele nur ein Theil der allgemeinen Naturkraft ist, der bei der Geburt im Menschen zum Selbstbewußtsein kommt, beim Tode in das allgemeine, die ganze Natur durchdringende Leben sich wieder auflöst; während die Mythen, welche die Menschen nach dem Tode bei Odhinn und Thor, bei Freyja, Gefjon und Ran einkehren lassen, die Seele als persönlich fortlebend denken.


21. Der Name Kornengel, welchen hier die Roggenmuhme führt, stimmt zu Grimms Annahme (Myth. 446) daß ihr Umgehen im Getreide ursprünglich eine wohlthätige Ursache hatte. – Die von Grimm, Myth. 444, zu den im [170] Korn umwandelnden Pilwizen verglichne Stelle der Kaiserchronik bezieht sich auf Simon den Zauberer, von dem schon in den clementinischen Recognitionen (Clementis Romani Opera Col. Agr. 1570 p. 27) berichtet wird, als er in der Jugend von seiner Mutter Rachel einst auf das Feld gesandt worden sei um Gras zu schneiden, habe er die Sichel auf den Boden gelegt und ihr geboten »Geh und mähe«, und sie habe weit mehr gemäht als andre Sicheln.


22-31. Ich schalte hier noch einige allgemeine Züge von den Kobolden nach mündlicher Ueberlieferung ein. In ganz Sachsen und Thüringen tragen die Kobolde rothe Röcke und rothe Kappen, haben große, feurige Augen und ziehen, wenn sie durch die Luft fliegen, lange feurige Streifen hinter sich her. Bisweilen erscheinen sie in der Luft ganz wie helles, roth und blau flackerndes Feuer; und im Braunschweigischen erzählt man daß Kobolde als Flammen quer durch die Zimmer und aus einem Hause in das andre schweben. Gewöhnlich heißen sie darum, wie in der Mark (Kuhns Sagen, Vorr. IX), nur »rothe Jungen«: sonst werden sie Hänschen, Steppchen, Hanschristel und Drache genannt. Weit seltener denkt man die Kobolde (wie in der 25. und 26. Sage) grün gekleidet, wozu die märkische Benennung »grüner Junge« (s. Kuhn daselbst) und die in grünes Moos gehüllten Waldleute zu vergleichen sind. Die Kobolde kommen meist durch den Schornstein in die Häuser und haben auf dem Heerde, hinter dem Ofen oder im Schornstein ihren Platz, wodurch Kuhns Annahme daß sie Feuergottheiten sind bestätigt wird (vergl. Wolfs niederländische Sagen 229. 474. 475. Temmes Sagen der Altmark 64). Wer einen Kobold in seinem Dienste hat darf sich nie kämmen noch waschen: er wird ihn meist bis an seinen Tod nicht wieder los und muß, eh er stirbt, ihm einen neuen Herrn schaffen; doch darf ihn ein Mann nur immer einer Frau und eine Frau einem Manne geben. 2 Weil ihn Niemand gern nimmt, sucht man ihn mit List unterzubringen. So wird erzählt daß eine Hexe in Wettin, die nicht sterben konnte, einem Mädchen, das grade zu ihr kam, ein Knäuel Wolle gab, und weil das Mädchen die Wolle annahm, kam der Kobold zu ihr und die Hexe verschied. 3 Einem andern Mädchen schenkte ein altes Weib auf dem Sterbebette einen Apfel, und von der Stunde an ging der Kobold [171] des Weibes dem Mädchen überall nach und war nicht von ihr zu treiben. 4 In der Regel bekommen die Kobolde nur täglich ein Näpfchen Milch und ein Stückchen Semmel für ihre Dienste. Sie haben gewöhnlich die Gestalt drei- bis fünfjähriger Knaben; doch bisweilen sind sie auch weit kleiner oder nehmen Thiergestalt an. Als dreibeinige Hasen kennt man sie um Wettin und Gutenberg, und man schreckt die Kinder mit der Drohung »Der dreibeinige Hase kommt.« Auch erscheinen sie als Fliegen und Schmetterlinge, Hummeln und Käfer (wie in der 30. und 31. Sage), bisweilen als kleine bunte Vögel und als Frösche (vergl. die Hausunken). – In der 24. und 27. Sage brechen Erinnerungen durch daß sie als heidnisch dem Christenthum entgegenstehen.


22. Das schon im zwölften Jahrhundert vorhandene, aus dem lateinischen fundamentum entsprungene fullemunt ist in der Form Füllemund in Sachsen und Thüringen beim Volke gebräuchlich.


29. Zur Entstehung des Glaubens daß man in Auerbachs Hof Kobolde kaufe, trugen vielleicht die Sagen von Faust bei, die sich an Auerbachs Keller knüpfen. – Die armen und reichen Kobolde werden auch so unterschieden, daß man annimmt, ein und derselbe Kobold hause stets bei zwei Wirthen, dem einen entwende er sein Eigenthum und dem andern bringe er es, so daß er bei dem ersten der reiche, bei dem zweiten der arme Kobold sei.


30. Zu der Schachtel in dieser und der folgenden Sage vergl. Deutsche Sagen 1, 84.


32. Durch ihr graues Gewand stellen sich diese Hausgeister zu den dänischen und norwegischen Nissen. Mönche heißen sie offenbar nur nach der Kleidung: doch scheint die Benennung alt zu sein, da schon in den Volksbüchern von Faust Mephistopheles in Gestalt eines grauen Mönches im Hause umher geht; auf ihn aber ist viel von den deutschen Hausgeistern übertragen (s. meinen Aufsatz über Faust in der ersch- und gruberschen Encyclopädie, F. S. 105b); besonders vermag er sich wie unsre Mönche unsichtbar zu machen und besorgt, nur von Faust gesehen, die Geschäfte des Hauses, so wie Saat und Ernte auf dem Felde. – Die Kobolde und Mönche werden meist streng von einander geschieden. Der Mönch bringt seinem Gebieter Nichts, sondern wacht nur über dem Vorhandenen: auch erscheint er nie in den Zimmern, nie im [172] Gespräch oder sonst in vertrauterem Verkehr mit den Menschen; er waltet meist in der Nacht und steht noch ernster, würdiger da als der Kobold, der mit den Menschen scherzt und auch ihre Scherze erdulden muß. Der Kobold scheint dort, wo ein Mönch ihm zur Seite steht, nur für die leiblichen Bedürfnisse des Hausherrn zu sorgen; der Mönch versieht die Feldwirthschaft, pflegt das Vieh und hat über den Dienern des Hauses als oberster derselben zu wachen. – Vergl. die Sage vom Bergmönch; auch Kuhns märk. Sagen 6, Bechsteins Sagen des Grabfeldes 74, Wolfs deutsche Märchen und Sagen 122.


33. Das Waschen und Kleiden des Christuskindes scheint ein Rest des heidnischen Cultus zu sein. Ebenso werden die Alraune gebadet und in weiße Hemdchen gekleidet, die man von Zeit zu Zeit waschen muß (Deutsche Sagen 1, 83. Wolfs deutsche Märchen und Sagen 327), und schon von der Nerthus sagt Tacitus (Germ. 40) Mox vehiculum et vestes et, si credere velis, numen ipsum secreto lacu abluitur.


34. An den grünen Zähnen erkennt man den Nix, Deutsche Sagen 1, 52. Roth gekleidet wie hier der Nix zeigt sich eine Seejungfer bei Swinemünde (Haupts Zeitschrift 5, 378). Krallen an den Händen haben die nordischen Roen. Auch breitet die schwedische Meerfrau ihre Gewänder über die Büsche (s. Püttmanns nordische Elfenmärchen und Lieder S. 147). – Nur von Nixen läßt die Sage in Sachsen Kinder vertauschen, nie, wie sonst, von Unterirdischen. Das frühste mir bekannte Zeugniß für den Glauben daß Wassergeister den Kindern der Menschen nachstellen bietet die Sage von Lanzelet, welchen die Meerminne der Mutter raubt 5 und im See erzieht. Vergl. auch Myth. 463. Deutsche Sagen 1, 81. 82.


35. Vergl. Deutsche Sagen 1, 53.


36. Dieselbe Sage erzählt man in Wettin mit dem alterthümlicheren Schluß daß die Frau sich zum Lohne von dem Kehricht, der in den Winkeln der Nixstube liegt, so viel nehmen darf, als sie will, und sich der Staub dann in Gold verwandelt. Vergl. Deutsche Sagen 1, 65. 66. 69; Kuhns [173] märkische Sagen 81. Müllenhoffs Sagen aus Schleswig, Holstein und Lauenburg 407. Wolfs deutsche Märchen und Sagen 80.


37. Vergl. Deutsche Sagen 1, 87.


38. Zu der ersten Sage ist das dritte Märchen zu vergleichen.


39. Blut auf der Oberfläche des Wassers ist das Zeichen daß der Nix Jemand getödtet hat: Myth. 463. Wolfs niederländische Sagen 512. Bechsteins Sagen des Grabfeldes 34.


40. Vergl. Deutsche Sagen 1, 257. 2, 455. Myth. 789. Bechsteins Sagen des Grabfeldes 163. Die Form »die Mahrte« erscheint in Sachsen bisweilen neben der üblicheren »die Mahre«: als Verbum ist mahren (als Mahr Jemand drücken) gewöhnlich.


41. Vergl. Deutsche Sagen 1, 173. Die Sage stimmt darin mit der ersten und zweiten überein, daß nicht bloß einzelne Helden und weiße Frauen in Berge entrückt gedacht werden, sondern Schaaren Verstorbener in den Bergen zusammen wohnen. Da es sicher scheint daß Frau Venus im Venusberge an Holdas Stelle getreten ist, so darf man annehmen daß auch hier sich die Seelen um Holda versammeln, wie sie sonst im wilden Heere mit ihr ziehen. Es versteht sich von selbst daß die Deutung des Namens Hörselberg nur der in der Anm. zur 20. Sage angeführten von Gütchenteich gleich steht.


42. Über Sümpfen bei Mötzlich schweben bisweilen Irrlichter, welche für dahin gebannte Seelen gelten.


44. Vergl. Wolfs niederländische Sagen 301.


45 und 46. Neben diesen umgebildeten Riesensagen habe ich bis zum Harz nur die eine Erinnerung an die Riesen selbst gefunden daß zu Kloster Mansfeld von mehreren großen Steinen, die in der Nähe des Dorfes liegen, erzählt wird, dies seien die Bälle, mit welchen die Riesen einst gespielt haben. Aus Harzsagen sind Riesen bekannt. – Die Sage vom Teufelsstein zu Sennewitz war schon von Gottschalck, Sagen und Volksmärchen der Deutschen S. 137, mitgetheilt.


47. Der Tod ist Gottes Bote: nach Brun von Schönebeck (Myth. 806) führt er eine viersträngige Geißel.


49. Glockersberg nennt man um Halle den Brocken allgemein; um Eisleben heißt er Brockelsberg. – Berchta haut Menschen, die sie verletzen, mit ihrem Beil, und einer Spinnerin, welche durch Anhauch von ihr geblendet ist, giebt sie ein Jahr darauf, als sie ihr wieder begegnet, das Gesicht zurück (Myth. 254).


50. Vergl. Müllenhoffs Sagen aus Schleswig, Holstein und Lauenburg 309. Kuhns märk. Sagen 134.


[174] 51. Vergl. Myth. Anh. LXXXV, 463. Nur auf dem Kirchgange ist diese Erkennung der Hexen möglich: Myth. 1034.


52. Vergl. Wolfs niederländische Sagen 404.


53. Dill und Salz schützen gegen Zauber (Kuhn S. 380 Nr. 32, S. 383 Nr. 52). Die Moosweibchen verbieten Kümmel ins Brot zu backen (Myth. 452). Vergl. Deutsche Sagen 1, 65; Myth. 981**.


55. Vergl. Coremans L'année de l'ancienne Belgique S. 62.


56. Sind die Gänse und Enten an die Stelle älterer Schwäne getreten, so daß Schwanjungfrauen gemeint wären, die gleich den bergentrückten Helden und verwünschten Prinzessinnen unter der Erde wohnen? Die Sage ist in Sachsen sehr verbreitet, doch aus andern Gegenden kenne ich sie nicht. – Drei Enten, welche erlöst sein wollen, zeigen sich, nach Wolfs deutschen Märchen und Sagen 400, auf dem Mühlenteiche zu Münster. Als wilde Gänse ziehen die Hexen durch die Luft.


58. Unter der Mariennacht versteht man, wie der Erzähler angab, die Nacht vor Mariä Himmelfahrt (15. August). Wie die meisten christlichen Heiligentage mag auch dieser auf ein heidnisches Fest gelegt sein: darum thun sich an ihm wie sonst in der Johannisnacht die Berge auf. Ûz eime holn berge wurde schon der Nibelungehort getragen (Nib. 90, 1. 2). Vergl. Kuhns märk. Sagen 90. 100. 106. – Über Kucksgänger s. Schmeller 2, 27. Frisch 1, 554b.


60. Vergl. Temme Die Volkssagen von Pommern und Rügen 256. – Das Lupphölzchen ist nach dem noch nicht hinreichend aufgehellten »guten Lubben« benannt (Neue Mittheilungen des thüringisch-sächsischen Vereins 3, 130-136. 5, 110-132. Myth. 492 f.). Um des langen weißen Bartes willen könnte man bei dem grauen Männchen an Odhinn denken, dem Sigurdhr in der Völsungasaga zweimal begegnet, als er, wie hier der Hirt, eines Rathes bedarf, und der ihm beisteht daß er das Roß Grani gewinnt und der Gefahr in Fafnis Blute zu ertrinken entgeht. – Karten spielend erscheinen oft Verstorbene und Teufel: vergl. Sage 48. Kuhns märk. Sagen 152. Tettau und Temme Die Volkssagen Ostpreußens, Litthauens und Westpreußens 201. 204. 205. 218. Wolfs niederländ. Sagen 468. Im Schachspiel gewinnt ein Mönch dem Teufel die Seele einer längst verstorbenen Frau ab und rettet sie dadurch, Wolf a.a.O. 179, und mit einem [175] Engel würfelt der Teufel schon seit sechshundert Jahren um die Seele Reginalds von Falkenberg, Wolf 130.


61. Auf gleiche Weise soll die Salzquelle zu Lüneburg entdeckt sein. Vergl. die häufigen Sagen daß Glocken von Schweinen aus der Erde gewühlt werden (Bechsteins thüringischer Sagenschatz 3, S. 198. 244, Sagen des Rhöngebirges 5, des Grabfeldes 19. 88. 112. 149. Kuhns märk. Sagen 11. 105. Wolfs deutsche Märchen und Sagen 450. 451).


62. Die Sage verräth gelehrten Einfluß; doch versicherte der Erzähler, ein alter Mann, sie schon in früher Jugend so gehört zu haben. – In dem Bischof haftet wohl eine Erinnerung daran daß Halle wie Giebichenstein früher unter den Erzbischöfen von Magdeburg stand, während in der Sage von den dreißig Kaisern und Königen, die seit Karl dem Großen über die Stadt geherrscht haben sollen, jene Zeit vergessen ist. Als Sonne wird einer der beiden, durch einen Halbmond getrennten, Sterne im hallischen Wappen gedeutet. Der Esel auf Rosen, das Wahrzeichen von Halle 6, ist an der Nordseite der Marienkirche in Stein gehauen. Über das Pferd und die Fahne, welche die Halloren nach jeder Huldigung vom Könige erhalten, so wie über die Lieferungen, die sie von Giebichenstein beziehen, vergl. Keferstein Über die Halloren S. 96-102: die daselbst S. 7-9 aus einer handschriftlichen Chronik der Halloren ausgezogene Sage von ihrem Ursprung ist zum größern Theil offenbar nur gelehrte Erfindung. – Knobben sind kleine Brote.


63. Vergl. Myth. 1135.


64. In den Pfingstgebräuchen S. 153 f. ist Schellenmoriz deutlich der Winter: hier treten keine mythischen Züge hervor.


65. Durch bei Nacht erscheinende Lichter wurden die Plätze bestimmt, an denen man Gandersheim und Reinhartsbrunn erbaute (Calvór Das alte heydn. und christl. Niedersachsen S. 317a, Deutsche Sagen 2, 549). – Egde ist die ältere Form für Egge.


66. »Die Glocken seind etwa also geweihet und getauft worden. Der Bischof wusch oder badete sie erstlich mit dem gesegneten Weihewasser, trucknet sie darnach aber mit reinem Leinwand, machte ihr inwendig mit dem einen beschwornen Öl vier und mit einem andern auswendig sieben Creuzen, beräucherte [176] sie mit Weihrauch, Thymian und anderer wohlriechender Specerei; damit gab er ihr Gewalt das Wetter zu vertreiben und Andacht in den Gemüthern zu entzünden. Es wurden auch Gevattern dazu gebeten, und weil derselbigen viel waren, griffen sie neben einander an einen Strang oder Seil, so an die Glocke gebunden war. In solchem Taufen ward der Glocke ein eigner Name, gleich als ein Taufnam gegeben.« Pomarius Sächsische Chronik (1589) S. 401. Vergl. Del RioDisquisitiones magicae (1633) S. 1023. – Man läutete beim Gewitter, weil man glaubte, das christliche Geläut breche die Macht des heidnischen Donnergottes.


67. S. Deutsche Sagen 2, 547.


68. Schon Binhard vergleicht die Sage vom Rattenfänger zu Hameln.


70. Die Veranlassung Georg, den Markgrafen von Palästina, nach Mansfeld zu setzen, hat wahrscheinlich erst das Bild gegeben, welches in der Sage gedeutet wird. Vergl. Wolfs deutsche Märchen und Sagen 424. Schotts walachische Märchen 36.

Fußnoten

1 Nach Bechsteins Sagen des Grabfeldes (fränkischer Sagenschatz 1) Nr. 14 sitzt auch im Guckenberg bei Gemünden ein Kaiser mit seinem ganzen Heere.

2 Dasselbe gilt in Sachsen von Besprechungsformeln. Vergl. Myth. Anhang C, 793. CLIX, 1125.

3 Vergl. daß sich der Teufel aus einem Knäuel entwickelt. Myth. 952.

4 Einen Apfel wirft der Nix auf den Schooß des Weibes, das bei ihm im See gewohnt hat und zu ihm zurückkehren soll: s. Hoffmanns schlesische Volkslieder S. 4.

5 Nach Ulrich von Zezinchoven 181 kam sie mit eime dunste als ein wint. Ähnlich heißt es von Fosete, als er, vom heiligen Liudger bezwungen, Helgoland verließ, habe man einen dunklen Nebel von der Insel wegziehen gesehen (Altfridi vita Liudgeri, Pertz 2, 410). Auch kommen in der von Wilh. Jordan in den litthauischen Volksliedern und Sagen (Berlin 1844) mitgetheilten Sage von Ragaina die Seelen verstorbener Riesen als Nebel und Rauch auf die Erde zurück.

6 Bekanntlich werden Wahrzeichen und Wappen der Städte unterschieden. Das Wahrzeichen mußten früher die Handwerksburschen anzugeben wissen, wenn man ihnen glauben sollte daß sie in der Stadt gewesen seien.

Märchen

Märchen.

2. Der Schluß dieses Märchens kehrt im neunten wieder. Vergl. Der wilde Mann, Kinder- und Hausmärchen 2, 136: unter »wilden Männern« werden wohl die männlichen Waldgeister verstanden, wie die wilden Weiber Waldfrauen sind, und dies stimmt dazu, daß auch der eiserne Mann unserer Sage über den Thieren des Waldes wacht.


3. Der Antheil, welchen der Mensch an dem Kinde hat, erscheint, wie oft die Seelen nach dem Tode (Myth. 786 f.), als Lilie, der Antheil der Nixe als Fisch: beide streben wie sehnsüchtig nach ihrer Trennung sich wieder zu vereinigen indem die Lilie sich über das Wasser neigt, der Fisch bei ihr auf und nieder schwimmt. Durch diesen Schluß, der hohes Alter verräth, wird das Verletzende gemildert, was in der Theilung des Kindes liegt. Befriedigender für das Gefühl, doch ohne Anknüpfung an heidnische Vorstellungen ist der Schluß des schlesichen Volksliedes von der schönen Hannele (Hoffmanns Sammlung Nr. 1), welche, nachdem sie sieben Jahre beim Wassermann im See gelebt hat, ihre Eltern besucht und gern auf der Oberwelt bleiben möchte, doch, als der Wassermann ihr Kind theilen will, zu ihm zurückgeht.


4. Vergl. das Märchen vom Aschenbrödel und »Der Hirsedieb« in Bechsteins deutschem Märchenbuche S. 65-67. Wenn man in der Jungfrau auf dem Glasberge Brünhild [177] sehen darf (s.W. Grimms Heldensage S. 323), so erinnert das graue Männchen, das von dem Burschen überwunden sein Kämmerer wird, an Alberich, Siegfrieds Kämmerer in Nibelungeland.


6. Vergl. Kinder- und Hausmärchen 2, 91. 166. Wolfs deutsche Märchen und Sagen 21. Haupts Zeitschrift 2, 358. – Die sprichwörtlichen Ausdrücke »er war des Teufels Putzebeutel« und »er war aus dem Kessel gesprungen« habe ich aus der mündlichen Erzählung beibehalten, obwohl ich sie nicht erklären kann. Wie ein großer Theil unserer Sprichwörter gründen auch sie sich offenbar auf ältere sagenhafte Vorstellungen.


7. Vergl. Kinder- und Hausmärchen 1, 60. 85. Wolfs deutsche Märchen und Sagen 27.


8. Die am Schluß erzählte Reise des Grafen ist wahrscheinlich einem andern Märchen entnommen. Zu den Proben, welche der Graf besteht, und dazu, daß der Schleier der Jungfrau nach jeder Probe tiefer rückt, vergl. Kinder- und Hausmärchen 2, 121. In Stücke gehauen und in ein Faß verschlossen wird auch der Zauberer Virgilius: nach neun Tagen sollte das Faß geöffnet werden, und er wollte verjüngt daraus erstehen; doch blieb er todt, weil der Kaiser inzwischen die Gebeine fand und des Dichters treuen Diener, der allein von dem Geheimniß wußte, hinrichten ließ. Wie hier die Wälder, Berge und Ährenfelder sich vor der Erlösten grüßend neigen, heißt es in dem zum dritten Märchen angeführten Liede von der schönen Hannele, die als Weib des Wassermanns auf die Erde zurückkehrt,

»Und da sie auf den Kirchhof kam,
Zwischen Berg und tiefem Thal,
Wohl über die See,
Da neigt sich Laub und grünes Gras
Vor der schönen Hannele.«

9. Es scheinen zwei Märchen in einander verflochten, von denen das erste am Schluß des zweiten wieder aufgenommen, doch nicht zu Ende geführt wird.


10. Vergl. Müllenhoffs Sagen aus Schleswig, Holstein und Lauenburg 276. Wolfs deutsche Märchen und Sagen 462. – Wer einen Schatz heben will opfert dem Teufel, ursprünglich wohl den unterirdischen Hütern der Schätze, einen schwarzen Bock (Myth. 961). Als Opfer ist der Bock darum auch hier zu fassen, und das sonst dürftige Märchen war der Mittheilung werth, weil es zu der nordischen Sitte die am Opfer Theilnehmenden mit dem Blute des Opferthieres zu benetzen darin stimmt, daß auch hier der Knabe sich mit dem Blute des Bockes besprengen[178] muß. Ein Rind mit weißer Stirn und weißen Füßen kommt S. 150 in einem Himmelfahrtsgebrauche vor und ist ebenfalls deutlich ein Opferthier.


11. S. Kinder- und Hausmärchen 1, 25. 49. Bechsteins deutsches Märchenbuch S. 103 ff. – Über die Sagen von wunderbaren Jungfrauen, die in hohlen Bäumen gefunden werden und ursprünglich wohl Waldfrauen waren, vergl. Myth. 66. 403.

Gebräuche

Gebräuche.

Der zu Lichtmesse und am Aschermittwoch erscheinende Gebrauch findet sich in Schlesien zu Ostern. In der Mark ziehen die Knechte zu Fastnacht von Haus zu Haus, stäupen die Bewohner und empfangen Gaben: s. Kuhn S. 307.


Fastnacht. Die Kröten und Kröpel, welche man zu Fastnacht und in den zwölf heiligen Nächten fürchtet, scheinen Zwerge, die von Berchta und den verwandten über die Elbe gebietenden Göttinnen strafend in die Häuser gesandt werden, in denen man heidnische Festtage durch Arbeit entweiht. Bucklicht und sonst mißgestaltet sind die Schwarzelbe: als Kröten aber erscheinen außer den verwünschten Prinzessinnen auch die Zwerge.


Himmelfahrt. An den grünen Donnerstag und an Himmelfahrt, als die beiden von den Christen gefeierten Donnerstage, wurden Reste des Heidenthums geknüpft, die ursprünglich allgemein vom Tage Thors galten; Thors Wagen aber ziehen zwei Böcke, ihm heilig ist die Donnerziege (die Schnepfe): es scheint mir darum nicht zu gewagt anzunehmen daß sich hier noch eine Erinnerung an Opfer, die Thor empfing, erhalten hat. Thor, dem Besieger der Winterriesen, der mit seinen Gewittern den Frühling bringt, kann man leicht im Frühling geopfert haben; besonders wichtig aber ist daß in den fünf mansfeldischen Dörfern, welche dieses Fest begehen, keine andern Frühlingsgebräuche vorkommen. – Zu dem Bocke mit vergoldeten Hörnern, in dem schon Grimm, Myth. 48, ein Opferthier sieht, ist zu vergleichen daß, wie Kosche, Character Sitten und Religion aller bekannten Völker (Leipzig 1791) 4. Band S. 481, berichtet, in den Theilen Deutschlands, welche von Sorbenwenden bewohnt sind, an verschiedenen Orten am Jacobitage (25. Juli) noch im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts ein Bock mit vergoldeten Hörnern von einem Kirchthurme oder vom Rathhause unter Musik, mit Bändern geschmückt, hinabgestürzt wurde: sobald er unten ankam, stach man ihm das Blut [179] ab, welches gedorrt für ein kräftiges Heilmittel in vielen Krankheiten galt. Ob die Sitte noch besteht ist mir nicht bekannt: auf Thor könnte auch sie sich beziehen, da aus dem deutschen Cultus Einzelnes in den slavischen überging und schon nach Ordericus Vitalis (s. Giesebrecht Wendische Geschichten 1,57) Odhinn, Thor und Frigg auch bei den Luitizern verehrt wurden. Einen ähnlichen Gebrauch führt Coremans, L'année de l'ancienne Belgique S. 53, von Ypern an, wo man am Mittwoch der zweiten Fastenwoche Katzen vom Thurme stürzte: der Tag heißt danach noch jetzt in Ypern Kattewoensdag (Katzenmittwoch) oder Kattedag. - Ob das Rind und die Semmeln demselben Gotte dargebracht wurden, der den Bock empfing, läßt sich nicht bestimmen: durch das Rind scheint bei den Frühlingsopfern die Viehzucht, durch die Semmeln der Ackerbau vertreten zu werden. - Daß man jetzt meint, der Bock müsse nicht vergoldete, sondern ganz goldene Hörner haben, und daß man die Tonne Mückenfett an die Stelle des Rindes gesetzt hat zeigt nur den in volksthümlichen Überlieferungen oft wiederkehrenden Fortschritt von der Sage zum Märchen, welches, dem Spiele der Phantasie sich freier überlassend, das Wunderbare häuft und nicht mehr, wie die ernstere Sage, in gewissen Grenzen der Wahrscheinlichkeit sich zu halten strebt, weil es nicht mehr in gleichem Grade wie sie darauf Anspruch macht geglaubt zu werden. - Unter der Königin Elisabeth und der mansfeldischen Gräfin ist vielleicht die heilige Elisabeth, die Landgräfin von Thüringen, zu verstehen, welche nach dem Tode ihres Gemahls von Heinrich Raspe, seinem Bruder, mit ihren Kindern von Wartburg vertrieben wurde.


Pfingsten. Das Brautpaar ist deutlich der Frühlingsgott und der Frühlingsgöttin, der Maikönig und die Maibraut, die wie noch schüchtern nahend sich vor den Menschen verbergen, doch von ihnen aufgesucht und in die Dörfer geführt werden. - Der Gegensatz des Sommers und Winters zeigt sich in dem Spiele »Den alten Mann ins Loch karren«; denn als Puppe aus Stroh und Lumpen kommt der Winter in vielen Gegenden vor (Myth. 724ff.): hier scheint also der Winter, welcher in seiner Entkräftung passend der alte Mann heißt, feierlich zu Grabe gelegt zu werden, und darauf tanzt man um den Frühlingsbaum. Auch der in umgekehrte Pelze gehüllte Schellenmoriz stellt sich durch diese seine Tracht als Winter dem in Laub gekleideten Bischof, dem Sommer, gegenüber: zu der Benennung Bischof weiß ich nur Mönch in Sage 32 und Seebischof, wie in Wolfs deutschen Sagen 246 ein Nix genannt wird, zu vergleichen. – [180] In dem Spiele »Den Mann stechen« erscheint der Winter allein: bei dem Jungfernstechen und Kranzreiten aber ist keine bestimmte Erinnerung an den Kampf des Sommers und Winters mehr erhalten. – Die Sitte den wilden Mann, den man aus dem Walde holt, in Moos einzuhüllen ist ohne Zweifel älter als die ihn bunt zu färben oder beliebig zu verkleiden; denn daß die Waldgeister, wenn nicht stets, doch bisweilen als mit Moos bedeckt gedacht wurden zeigt bereits die Benennung Moosleute, auch wird es Deutsche Sagen 1, 48 ausdrücklich gesagt: für einen Schrat aber dürfen wir den wilden Mann schon nach seinem Namen halten (s. die Anmerkung zum 2. Märchen). Doch welche Bedeutung hat der Gebrauch einen Schrat aus dem Walde zu holen, nach ihm zu schießen und, da er nicht getödtet wird, ihn gefangen im Dorfe umher zu führen? Die Aufsuchung desselben ist dem »Brautpaar suchen« ähnlich und ließe sich auf die Einholung des Frühlings deuten: daß er jedoch bekämpft und in Banden wie zum Hohn in das Dorf gebracht wird erinnert mehr an den Winter, der, wie ich glaube, auch in einem märkischen Gebrauche gemeint ist, nach welchem der Bursche, der beim Mairennen zuletzt am Ziele ankommt, als »der lahme Zimmermann« mit verbundenen Füßen wie hier der wilde Mann im Dorfe umhergeführt und Allen gezeigt wird (Kuhn S. 324). Vielleicht hängt dieser Gebrauch mit der Einholung des Sommers und der Austreibung des Winters gar nicht zusammen.


Der Johannistag wird in der Umgegend von Halle noch wie ein Volksfest begangen. Die Illuminationen mögen an die Stelle der Johannisfeuer getreten sein, von denen ich in Sachsen sonst keine Spur gefunden habe. Die Johanniskronen aber gleichen den in der Mark und andern Gegenden zu Pfingsten aufgehängten Maikronen.

Der zwischen Johannis und die Ernte fallende Gebrauch »Die Räuberbande suchen« hat offenbare Ähnlichkeit mit der oben besprochenen Einholung des wilden Mannes: vielleicht sind sie nur verschiedene Formen einer und derselben Sitte, mit welcher wohl auch die vier zunächst folgenden Gebräuche zusammen hängen.


Zu dem Ernte gebrauch vergl. Haupts Zeitschrift 5, 472 ff., wo bereits der Reiter auf Wodan gedeutet wird. Da Wodan Gott der Ernte war, scheint der Gebrauch ursprünglich nur ein Erntefest gewesen zu sein und erst später, als man seine Bedeutung nicht mehr kannte, sich mit den Frühlingsgebräuchen vermischt zu haben.


[181] Am Martinstage werden auch in der Mark die Kinder beschenkt; doch ziehen sie hier von Haus zu Haus und sammeln sich die Gaben ein (Kuhn 344 f.). In Belgien zündeten früher, wie Gisbertus Voetius Selectae disputationes theologicae Th. 3 (Utrecht 1659) S. 448 angiebt, die Knaben in der Martinsnacht Feuer an und sangen dabei

Stoockt vyer, maeckt vyer:
Sinte Marten komt hier,
Met syne bloote armen;
Hy soude hem geerne warmen,

wo auf die Legende angespielt wird, nach welcher Martin einst im Winter die Hälfte seines Oberkleides einem Armen gab (vergl. J. Grimm Gedichte des Mittelalters auf Friedrich I.S. 51).


Andreasnacht. Vergl. Deutsche Sagen 1, 114. Wolfs niederländ. Sagen 273.


Die zwölf Nächte (25. Dezember bis 5. Januar). Am Berchtentage, dem 5. Jannuar, ißt man Fische und Klöße oder sonst eine aus Getreide bereitete Speise: wie es scheint, muß Etwas aus dem Wasser und Etwas von den Früchten des Feldes genossen werden, weil Berchta, wie die verwandten Göttinnen, sowohl über die Seen gebietet als die Felder befruchtet. Daß man, wenn Frau Holla in den zwölf Nächten umgeht, keine Hülsenfrüchte ißt führt schon Grimm (Myth. 251) aus dem braunschweigischen Anzeiger von 1760 an; da jedoch Feldfrüchte in dieser Zeit sonst gerade geboten sind, wird es zweifelhaft ob dieses Verbot sich noch aus dem Heidenthum herschreibt, oder ob es nicht vielmehr, wie manches andere, erst aus der Absicht eine heidnische Sitte zu unterdrücken hervorgegangen ist. – Wie man in Thüringen in den zwölf Nächten an den Bäumen rüttelt, klopft man in der Mark am Neujahrstage daran und ruft »Bäumchen wach auf, Neujahr ist da!« (Kuhn S. 378.) Nach dem Spruche »Bäumchen, schlaf nicht, Frau Holle kommt« scheint es älterer Glaube gewesen zu sein daß die Natur, wenn die Göttin naht, wach sein müsse, gleichsam um sie zu empfangen, und daß Bäume, die eingeschlafen sind, bei der Vertheilung des Fruchtsegens von ihr übergangen werden.

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