9.

Von Cappeln hatte eine Haushälterin Libet. Einst wartet er auf das Abendessen. Er ruft, nachdem eine halbe Stunde über Zeit vergangen, in der Küche bleibt alles still. Schließlich steht er auf, öffnet die Türe und sieht Libet in ihrem Lehnstuhle beim Feuer sitzen und fest eingeschlafen. Der Topf mit der Abendsuppe hängt über dem Feuer. Von Cappeln holt aus einer Ecke die Fleischgaffel, nimmt den Suppentopf vom Feuer und befördert ihn mittels der Fleischgaffel in den Wiemen. Dann verfügt er sich wieder in sein Zimmer und schreit so laut als er kann: »Libet, bring dat Äten man her.« Libet fährt in die Höhe, will nach dem Topfe greifen, greift aber ins Leere, der Topf ist fort. [516] Sie sucht, sie sucht, wo mag der Topf geblieben sein? Der Pastor kommt aus seiner Stube, sieht ihre Verlegenheit, frägt, was los ist, und hilft mit suchen. Zufällig schaut er nach dem Wiemen, schaut länger dahin, bis auch Libet dahin blickt und weiß, was geschehen ist. Voll Unwillen platzt sie heraus: »Hebt Se den Pott in'n Wiemen hangen, dann könnt Se en uk man wedder heruthoalen« und verschwindet in ihre Kammer. Dem Pastor bleibt nichts anderes übrig, als selbst die Hausmagd zu spielen, wenn er nicht hungrig zu Bett gehen will. Libet bleibt für den Abend unsichtbar. Von da an war Libet stumm. Sie ging mit einem wehleidigen Gesicht durch das Haus, der Pastor mochte auf sie einreden im Ernst oder Scherz, sie blieb stumm. Ein paar Tage darauf kommt ihr Herr und Gebieter in die Küche, geht an die Anrichte, öffnet die obersten Türen, schaut einige Augenblicke hinein, um sie dann wieder zu verschließen, und macht die untersten Türen offen. Er blickt hinein, schließt sie wieder und schickt sich an, die Türen zu einem zweiten Schranke aufzuschließen. Da ruft plötzlich Libet: »Pastor, wat söket Se.« »Dine Stimme«, antwortet er, »Gott Dank, dat wi se wär hebbt.«

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