AbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[97] Reisegedichte eines Kranken

Abreise

Endlich ist der Tag gekommen,
Endlich ist die Stunde da,
Die ich stets unmöglich glaubte,
Weil der Schmerz die Kraft genommen,
Weil der Wahn den Entschluß raubte,
Da ich nur mein Leiden sah.
Welcher heitre Sommertag!
Diese Häuser, diese Gassen,
Die ich nun seit vielen Wochen
Täglich sah mit Zorn und Hassen,
Sollen mir entschwinden,
Und mein Blick die sonnbeglänzten Fluren finden.
[98]
Einmal noch betracht' ich mir die alten
Häuser dort, bemerke die Gestalten
An den Fenstern drüben; wie ein Vorhang
Fällt es zu, der liebste Freund
Sitzt schon neben mir im Wagen,
Abschiedsworte, – und es jagen
Häuser, Gassen, Thore, schwindelnd mir vorüber.
Welch Entzücken! welche Wehmuth!
Bin ich's noch, der wie an Ketten
Dort in trüben Mauern saß?
Ja, der Schmerz ist mir gefolgt
Und spannt über Feld und Wald
Einen schwarzen Schleyer aus.
TyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[99] Tyrol

Von der Höhe schaut mein Blick
Trunken in die grünen Thäler,
Sieht die hohen Felsenwände,
Weitgedehnte, hochgethürmte,
Wälder, rauschend, grün und dunkel,
Reben unten,
Und im hellen Licht ein Strom,
Der von Berg zu Berg hernieder springt,
Drunten spielt und klingt im Thal:
Rein der weite, blaue Himmel,
Und mein Aug' in Thränen trübe,
Denn zu schwach der Freude, dem Entzücken,
Kleidet sich die Lust in Klage,
Und die Thräne meldet mir
Daß ich noch Gefangner bin.
InspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[100] Inspruck

Neugestärkt bin ich wach.
Folgen mir der Kindheit Träume nach?
Drüben dort das goldne Dach.
Zwar nur klein, doch spiegelnd blank.
Alte Bilder in der Halle,
Die der Regen schon verlöscht.
Dein gedenk' ich hier mit neuer Liebe,
Maximilian, edler, deutscher Mann,
Tugendhafter Kaiser, frommer Sinn,
Und dein Jugendleben,
Dein Scherzen mit Gefahr und Tod,
Malt sich lebendig an allen diesen Felsenmauern.
Wer kennt in deutscher Zunge
[101]
Die schöne Mähr nicht von der Martinswand?
Hier ist es mir vergönnt
In treuer deutscher Kunst
Dein Grabmal anzuschaun.
Mit süßem Schmerz besuch' ich dort
Das Bild der Welserinn,
Und mit staunender Freude
Alle die erznen großen Gestalten.
Ja, dies ist ein heilger Dom
Von alten Landessagen,
Und an der Religion Heiligkeit
Lehnt sich vertraut die Geschichte,
Des Volkes Liebe, der Vorzeit Herrlichkeit,
Und Lust wie Schmerz des Lebens.
Der FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[102] Der Freithof

Einsam wandl' ich mit dem Bruder
Unter Gräbern.
Bild an Bild, und Vers an Vers gedrängt.
Rosen glühn, und Lilien glänzen,
Frischer grüner Rasen,
Die Gluth des Lebens mit allen Farben
Als Teppich des Todes. –
Solche Haushaltung führt nur die Liebe.
Nein, hier sind die Verschiednen nicht entflohn,
Aus Knosp' und Blum und Thau des Grafes
Quillt Lächeln und Thräne noch immer hervor.
Dort knien auch Kinder
Und heften betend Blumengewinde
Um die eisernen Kreuze der Eltern.
Der Gatte entfernter
Die Eltern hier in der Nähe,
Bringen, wie immer die Liebe that,
Thränen, Gebet und des Sommers bunter Schmuck.
[103]
Welche Wehmuth zittert durch mein Wesen?
Auch hier in weiter Ferne
Kann ich um alle die Theuern klagen,
Die ich früh und spät verlor.
Mein Schmerz vermischt sich mit den Weinenden,
In den Thränen mehr als in der Lust
Sind wir alle Brüder.
Aber hier in der Halle,
Im fernen, unbesuchten Winkel
Find ich ein Blatt, von alter Hand beschrieben,
So deutet die zitternde, ungewisse Schrift:
»Jeder Christ, der hier mag wandeln,
Bete freundlich für ein Wesen,
Das im unnennbaren Jammer,
Das im tiefsten Schmerz vergeht,
Zu dem Vater, der die Liebe,
Daß er tröste, wenn nicht helfe.« –
Da brachen unaufhaltsam meine Thränen,
Und sie beteten mit Inbrunst.
[104]
Kommt ein Herr dahergegangen,
Sieht das Blatt, die Kreutz' und Blumen,
Und die Kinder, Eltern, Gatten,
Hält wohl meinen Schmerz für Ingrimm,
Spricht mit Afterweisheit;
Ja, es wäre nun wohl an der Zeit,
Alle diese Thorheit abzuthun,
Diese Blumennarrheit, diesen Aberglauben,
Dies Wallfahrten, Beten auf den Gräbern,
Sollte die Regierung hemmen. –
Schmerzte mich der Arme fast noch mehr
Als die Schreiberin des alten Blattes:
Also hier auch, unter diesen Gottesbergen,
Wo Natur so heilge Worte rauscht,
Giebt's derlei vernünftig Wesen,
Das, so wähnt' ich, nur daheim bei mir,
Auf im Sande schießt und unter Kiefern.
Die TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[105] Die Tyroler

Wer da will Männer sehn,
Geh ins Tyrolerland,
Wie sie so muthig stehn,
An ihrer Felsenwand.
Das Auge kühn und frei,
Freundlich der Mund,
Frech nicht, doch ohne Scheu,
Stehn sie frisch und gesund.
Wer da will Weiber sehn,
Geh ins Tyrolerland,
Wie sie so zierlich gehn
Keck über Berg und Land.
Liebreiz und Kraft und Muth,
Herrlich sie anzuschaun; –
Alles ist schön und gut
In Bergen hier und Au'n.
BotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[106] Botzen

Welche Wonne!
Unten liegt ein Himmelsthal
Im Glanz der reinen Sonne.
Wie der Weg sich senkt
Rücken neue Hügel, Berge vor –
Rundum Glanz und Farbenpracht;
Am Wege hohe Hecken
Von blühenden Granaten,
Gluth auf Gluth gedrängt.
Wie voll, wie frisch, wie lachend
Hier Kuß an Kuß
Und Liebesgruß
In grünen Zweigen winkt.
[107]
Die Geführten wandeln jubelnd,
Und werfen die rothen Blüthen
Lachend dem Kranken zu.
Plötzlich ertönt,
So scharf und voll
Betäubend fast
Ein Chor von grillenden, schrillenden Stimmen.
Das ist der Cicadengesang,
So oft von alten Dichtern gepriesen,
Doch wehe!
Kein andrer Ton dringt in mein Ohr,
Kein Baumgeflüster,
Kein Vogelgesang,
Und wiederhallen
Die Felsen rings
Das klanglose taube Gezirpe.
Doch eben so plötzlich
Als es begann
[108]
Verstummt es jetzt.
Und ein lieblich Schweigen
Dehnt sich wollüstig
Liebeathmend
Durch den Raum des blauen Himmels,
Durch das blühende Thal
Und über die lachenden Gebirge hin.
Und meine Seele
Strebt vergeblich
Worte zu finden,
Ihr stilles Entzücken
Sich und andern zu sagen.
TridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[109] Trident

Müd' und matt steig' ich vom Wagen
Und vom Schmerz erschöpft,
Such' ich Labsal mir und Linderung.
Nach dem Kaffeehause wallend
Freu' ich mich schon am Gefrornen,
Schwelge schon in dem Gedanken,
Besser bald und kräftiger zu seyn.
Da öffnet sich die Thüre gegenüber,
Heraus tritt, auf einer Krücke hinkend,
Blaß und mager ein Leidensgenoß.
Links kommt, mit dem Stabe klapperd,
Ein andrer ächzend und stöhnend herbei:
[110]
Ein Diener schlägt die Thür dort auf,
Und auf zwei Krücken schleppt sich noch einer her,
Sieh, dort haspelt sich jener an den Wänden fort,
Ein andrer wieder wird von tröstenden Freunde geführet,
Jenen schleppen zwei redselige Bedienten,
Und drinn im langen kühlen Saale
Sitzen schon drei Kranke in Armsesseln längst.
Und hin nach Italien komm' ich
Um zu genesen?
An der Wand sind alle Masken
Arlechin, Pierrot, Brighella und Pantalon
In kräftigen Farben bunt gemahlt:
Und nun sitzen wir all und bilden
Ein Concilium,
Und referiren,
[111]
Judiciren,
Lementiren,
Setzen den Casus der Krankheit,
Die Fülle der Leiden,
Das Mangelhafte der Constitution,
Weislich und preislich lang auseinander:
Rath wird gegeben,
Mittel gepriesen,
Wünsche gehegt,
Auf Aerzte geschmält,
Das Wetter getadelt.
Ja, und was nicht zu läugnen,
Keine Thüre schließt,
Kein Fenster ist dicht,
Zug allenthalben,
Und die Diät
Auch nicht die beste.
Doch nach langem, vielen Rathen,
Nach dem Schelten, Klagen, Trösten,
[112]
Geht ein jeder doch nach Hause
Eben so, wie er gekommen
Und die alte gute Zeit,
Die Geduld, die unerlaßlich,
Gutes Wetter, und ein Zufall
Muß wie immer, so auch hier
Wohl das Beste thun.
VeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[113] Verona

Seid mir gegrüßt, du alte Veste,
Du schönes Land, ihr lieben Hügel,
Du schöner Strom,
Und all ihr zarten Erinnerungen,
Die wie frohe Kinder, mahnend, neckend,
Sinnig lächelnd um mich gaukeln,
Mir dies und jenes zeigen:
Den alten Dom,
Der Scaliger Grabmal,
Das weite Theater,
Der zärtlichen Julie Begräbniß,
Vor allen aber die Spuren
Des alten Helden
Dietrich's von Bern.
[114]
Ja, ich wähne die hohe Gestalt
Dort oben bei den alten Zinnen zu schauen,
Mir ist, ich seh die Heldenschule,
Die ihn kräftig, trotzig, muthwillig umringt,
Ihn Bruder, Vater, Lehrer, Fürst und Musterbild begrüßt.
Der greise Hildebrand
Ergeht sich im trostreichen Gespräch
Mit Wolfart und Dietlieb.
Die hohe Pracht der Niebelungen
Steigt verklärt aus den Wolken herab,
Und wie die Helden wieder schwinden,
Der holde Wahnsinnstraum
Dem Begeisterten entfleugt,
Klingen doch die vollen Töne,
Jenes alten deutschen Liedes,
Jener Starkmuth, die Lebenskraft
Nach im Ohr, und mir wird schwer
Die Thräne rückzuhalten.
Die ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[115] Die Arena

Wundervolles Prachtgebäu,
Das in herrlicher Vollendung,
Edlen Ebenmaßes, leichter Schönheit
Groß und würdig den Zeitläuften trotzt.
Als wärst du ewig,
So fest, gediegen, dir selbst genug.
Wie die Harmonie des Werkes
Mich erhebt und froh befriedigt,
Muß ich still doch in Verwundrung
Jene alte Zeit bedenken,
Da es Sitte und Bedürfniß war,
Wilde Thiere, Gladiatoren,
Sich im wilden Kampf zerfleischen
Und ihr Blut vermischt zu sehn,
In so edlem Gefäße fließen.
[116]
Und wir!
Sind bei uns nicht auch die Bühnen
Schon von Fürst und Staat geschützt,
Aufgethürmt und kostbar reich?
Zwar nur Schatten dieser Pracht,
Aber wie viel Leinwand, reich bemalt,
Seidenzeug und Gold und Flitter, –
Um die Armuth
Unsers Lebens
Abgespiegelt dort zu sehn.
Ist der Römer uns zu grausam,
Sind wir ihm gewiß zu kindisch,
Wenn er Blut in Freuden fließen sah,
Rinnt uns schwächlich Thrän' auf Thräne,
Ueber wenig, über gar nichts,
Und wir nennen uns gebildet.
Juliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[117] Juliens Grab

Dieser öde Winkel, dieser kalte Stein
Soll das Grabmal seyn
Jener Liebesblüthe,
Die des Dichters himmlisches Gemüthe,
So rührend nah, vertraut bekannt
An unser Herz mit tausend Leiden band?
Braucht der Sage holder Traum
Zeit und Raum?
Fernab baut sie nur aus Lichtern
Und aus Schattendunkel,
Ihre Bühne: weh den Dichtern,
Wenn so kalte nackte Wände,
Ohne Schmuck und Zier
Bieten dürre Todtenhände,
Starr entgeistert stehen wir.
[118]
Alles widerstrebt, was Phantasie
Uns gezeigt und vorgespiegelt,
Dieses war der Kirchhof nie,
Der die Liebenden im Tod vereint,
Wo noch Romeo geweint,
Und ein Kuß den letzten Schmerz versiegelt.
Alte Sagen gehn und kommen,
Orient und Occident
Oft zu einem bunten Licht zusammenbrennt:
Hat die Mähre Platz genommen
Und tönt von des Volkes Munde,
Sucht der Freund dann Zeit und Stunde,
Haus und Raum
Lügenhaft dem süßen Traum;
Vor Gerippe wird man hingestellt:
Diese waren,
Heißt es dann, vor Jahren
Einst die Schönheitsmuster aller Welt.
Kleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[119] Kleines Theater in der Arena

Werther und Charlotte wird gespielt. –
Wie neugierig strömt das Volk
Das Lieblingsstück zu sehn,
Wie ungeduldig sucht jeder Platz
Den Liebling als Werther zu vernehmen.
Die kleine Bude
Steht ohne Vorhang,
Das volle Sonnenlicht scheint hinein.
Unten der gemeine Mann,
In zweien Logen die Vornehmen und Kranken.
Wie sonderbar
Strecken sich die großen runden weiten Stufen
Der Steinzirkel aus.
Ein Sechstheil nur des großen Amphitheaters
Ist eingehegt,
Um auch von dort zu schaun.
Hierher ziehn die Frauen und Mägdlein,
[120]
Mit Schmuck angethan,
In farbig seidenen Kleidern,
Sie nehmen lachend die hohen Sitze ein,
Und spannen über sich bunte Sonnenschirme.
Wie ein Tulpenbret glänzt die Versammlung,
Wie leuchtende Edelsteine
Bewegen sich die Farben im wechselnden Schimmer.
Alles ist aufmerksam,
Und wie das Leiden der Dichtung steigt,
Erröthen die staunenden Hörer gerührt.
Carlota piange! ruft Werther
Im süßesten Schmerze melodischen Lauts,
Und alle Hände, Fächer, Tücher, Beine, Stöcke
Erregen das lauteste Getümmel freudigen Beifalls,
Und tausend Thränen fließen.
Glückseliger Dichter,
Der du nur die schwache Feder
In den Wohllaut der süßesten Sprache
Nachläßig tauchen darfst!
Wozu noch Bilder, Gedanken, Gefühle,
[121]
Wenn dein Mutterton
Schon für dich dichtet und die Herzen bewegt?
Doch Heil dir, Werther,
Denn nie vernahm ich wieder
Die zarten Worte also schmerzlich und süß erklingend.
Charlotte, das edelste Bild,
Anmuth jede Geberde,
Kräftig und groß,
Die Stimme zart und voll: –
O weh!
Was mischt sich in die Leiden der Liebenden?
Ein ferner Donner ertönt vernehmlich,
Die leuchtenden Farben bewegen sich unruhig,
Auch das Parterre murrt schon.
Und wieder ein Schlag,
Und der Regen strömt schwer in großen Tropfen,
Da drängen sich Weiber und Mädchen herbei,
Sie springen die Stufen herab,
Ein Flammenmeer bunter Farben,
Sie suchen alle Schutz, wo keiner zu finden,
[122]
Unten kehrt man Bank und Sessel um,
Sich gegen den Regen zu bergen,
Alles murrt und zankt, Niemand weiß weswegen,
Und der geliebte Werther
Muß im Monologe
Der Leidenschaft gebieten und inne halten, –
Das Stück bleibt stehn,
So lange das Gewitter des Himmels spielt.
Darüber wird es spät und finster,
Mancher schleicht fort,
Und der durchnäßten Versammlung
Wird in der Finsterniß
Bei wenigen Lichtern,
Gegen die die Fledermäuse fliegen,
Das Schauspiel geendigt,
Und Werther gerettet,
Doch war er nicht froh mehr,
So schien es, seines Lebens.
Fahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[123] Fahrt nach Mantua

Beschlossen war die Fahrt und doch verzögert.
Wundersame Mähren,
Wie aus dem Dunkel früher Jahrhunderte,
Leben wieder auf und wandeln uns nah.
Es schüttelt bedenklich
Der Vetturin das Haupt,
Der Wirth und die Gäste
Schauen sich ernsten langen Blickes an,
Und an der Furcht des einen
Zündet jener am Funken
Die Fackel seiner Angst.
Ein scheußlich großes Ungeheuer
Lagert auf dem Wege,
Unbeschreiblich ist es, aber kräftig, wild:
Erst nur verschlang es Schaafe und Hammel,
[124]
Dann auch die Menschen,
Wagen und Pferde.
Ist es ein Lindwurm?
Kehren die Drachen denn wieder,
Die wilden Würme,
Die Dietrich von Bern so früh schon vertilgte?
Jammer auf Jammer!
Schon wieder ein Fuhrmann,
Der Angst und Roth
Mit zitternden Lippen berichtet.
Von Mantua aus zog ein Geschwader,
Wohl gerüstet,
Mit Schwert und Lanze,
Und neuen Flinten,
Nicht wenige Mannschaft.
Und Lieutnant weder,
Noch Sergeant, Corporal,
Am wenigsten die Gemeinen,
Haben die Thore der Stadt je wiedergesehn:
Wo sind sie geblieben?
[125]
Mit welchem neuen Kriegesmuth
Muß der Gräuelwurm nun schreiten,
Unüberwindlich trotzen,
So viele Helden im Bauch!
Nun beschwört uns unser Florentiner,
Der selbst gern dem Vaterlande zueilt,
Ja zu warten und zu harren,
Still ergeben,
Bis man merkt wohin sichs wende,
Wenn das neue Commando
Dort aus der Vestung
Mit Artillerie reichlich begleitet,
Dem Ungethüm entgegen eilt.
Doch mit Bitten, Lachen, Drohen,
Schimpfen, Zank und vielem Scherz,
Wird der Zitternde doch bewogen,
Die Thiere einzuspannen.
Der Senat schüttelt das Haupt,
Und sieht uns weislich nach,
Meint am Ende,
[126]
An thörichten Deutschen sei freilich nicht viel verloren.
Hell scheint die Sonne,
Schnell läuft das Fuhrwerk,
Und der Regierer
Hat Augen rechts und links und allerseits.
Alles in Ruhe,
Doch naht nur ein Reiter,
So hält er sinnig an.
Schon entwickelt sich in grüner Ebne
Die Vestung dort,
Sein Muth erwächst so mehr und mehr,
Er treibt die Rosse
Und an dem Thore
Sind wir geflügelten Laufs.
Welch Menschengedränge!
Welch Toben! Welch Erzählen!
Welch Jubelgeschrei!
Und aus dem Irrsaal
Vernimmt man die Mähre,
[127]
Das Furchtgethier
Sei eingefangen,
Von kühner Heldenfaust erlegt,
Und dort auf dem Rathhaus für wenige Groschen zu sehn.
Wir steigen ab,
Und folgen dem Zuge.
Was war das Gespenst?
Ein mäßiges Wölflein,
Dem man mit Pflöcken
Den Rachen aufgesperrt,
Daß die poetischen Menschen,
Die Phantasie begabten,
An seinem nicht großen Gezahn
Sich schaudernd ergötzten.
Pallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[128] Pallast T. in Mantua

Kann ein Kranker, Schmerzensreicher
Ohne inn'ges Mitgefühl
Diesen Sturz der Riesen sehn?
Wie sie zerschmettert,
In Bergen vergraben,
Ohnmächtig diese,
Jene noch kämpfend,
Sterbend der in stiller Wuth,
Rings die weite Landschaft füllen?
So mächtig groß und wild,
Als wenn aus ihren Gebeinen
Die Felsen der Erde erwüchsen,
[129]
Die dann noch in stummer Geberde
Durch alle Jahrtausende
Dem Himmel dräun.
Oben die Götter
In Sorg' und in Kampf,
Hülfthältig jeder.
Nur ein schlauer Satyr
Nimmt, in den Greuel der Verwüstung
Entsetzt hinunterschauend,
Noch die lüsterne Nymphe
Mit ihr entfliehend:
Mag Zeus nun siegen,
Die Titanen den Himmel stürmen,
Er hat den Augenblick erobert.
O kühner, zu kühner Julius!
Wie verwegen hat deine Zauberhand
Dies übermenschliche Gedicht vollendet!
Und welche Anmuth, welche Frische,
[130]
Welcher Liebreiz und stille Wonne,
Dort auf dem Lager Psyche's und Amor's.
Süß befriedigt
Ruht das beseligte Paar,
Und reines Entzücken
Strahlt aus den reinen Formen
Hell den Beschauer an.
Und Centauren und wildes Ungethier,
Und leichter Scherz und Lüsternheit
Zieht wie ein muthwilliges Gedicht
Durch alle Mauern des Palastes.
Ja wohl war dein edler Meister todt,
Und der ungezogne Liebling der Grazien,
Im eignen Uebermuth sich taumelnd,
Hat Rafaels Genius
Mit heißem Weine trunken gemacht,
Und mehr als begeistert
Schwärmen die bacchantischen Bilder
[131]
Tobend, jubelnd umher,
Eigenwillig bei Paukenklang,
Mit Cymbelngetön
Die Gränze des Parnassus überschreitend.
Doch alle Musen lächeln
Von oben herab,
Und die Grazien sinnend
Wenden sich halb,
Doch leuchtet ihr heller Blick,
Ohne Tadel und Mißmuth
Ungetrübt auf die frische Lebensdichtung.
Die BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[132] Die Berge

Wehmuth thaut vom Himmel nieder,
Aus den Wolken, dunkel schwer,
Sinkt ein düstrer Traum hernieder,
Und von Hoffnung bleibt die Seele leer.
Schmerz, wohin ich denk' und fühle,
Wie der Blick sich rings erhebt,
Nichts, das meine Angst mir kühle,
Nirgend Trost und Freude lebt.
Wie in Nebel sich verhüllet
Fern der Berge spitzes Haupt,
Plötzlich dann aus Dämpfen quillet
Und daher glänzt grün umlaubt.
So kann mir zurück auch geben,
Was mir nahm ein schwer Geschick,
Meine Jugend, Frohsinn, Leben,
Auch das fern entschwundne Glück.
BolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[133] Bologna

Zu dir wall' ich, alte Stadt,
Um den alten Goldschmidt,
Den theuren Freund,
Näher und näher zu kennen.
Welch kühnes Wollen
Verkünden uns hier die Bilder Francia's!
Edler Greis,
Der du so sehnsüchtig
Ein Werk des verwandten
Größern Rafaels erharrtest.
Wer darf die Kunst ausmessen
Und ihre Grenzen ziehn?
Wer kann die Ewigkeit beschränken? –
Nur wer die kleine Gegenwart
Als den Mittelpunkt alles Daseyns erkennt.
Die PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[134] Die Pilger

Absteigend tief in Bergen
Dem Ruheplatz mich nähernd,
Vernehm' ich deutsches Wort,
Aus unbekanntem Munde.
Von neuem geht das Herz mir auf,
Und Thränen ergießen sich
Bei der bescheidenen Bitte
Des wandernden Manns und der Frau.
Sie wandern von Rom,
Wo sie alle Heiligthümer gegrüßt,
In Staub und Hitze
Zum fernen Schwarzwald, der Heimath zurück.
In Nöthen gebetet
[135]
Haben sie heut
Und der Himmel erhört sie,
So jubeln sie laut,
Er sendet ihnen im einsamen Gebirge
Deutsche Landsleute zu.
Mit Trost reicht' ich ihnen die Gabe
Und war noch lange bewegt;
Da dacht' ich der Worte
Unsers großen Freundes:
Seh' ich den Pilgrim kann ich mich nie der Thränen enthalten.
O, wie beseelet uns Menschen ein falscher Begriff!
Doch die Armen haben für ihr Leben
Nächst des Herzens und Glaubens Befriedigung
Tausendfaches schönes Erinnern,
Von Roms Herrlichkeit,
Den hohen Gebirgen
[136]
Und Florenz Pracht.
Wir alle wallen
In gläubigem Gefühl –
Und kannst du denn immer
So scharf es sondern,
Ob nicht im Glauben,
Im bewegten Herzen,
In der Entzückung,
Dich, wenn auch nur wenig,
Aberglauben beschleicht?
Anblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[137] Anblick von Florenz

Endlich den letzten Hügel hinauf,
Und unter mir
Das weite, blühende Thal,
Rings die Gebirge,
Die herrliche Stadt
Im Glanz der scheidenden Sonne.
Das Abendroth erglänzt
Im vielfachen Purpur
An den Felsen und die Gebäude
Brennen im Stral,
Und hundert Villen
Erglänzen fern und ferner.
[138]
Der Himmel spielt mit Grün und Blau,
Und hüpfende Lichter
Lachen auf dem Strom.
Süße Dämmrung
Tritt aus dem Aether
Die Welt umfassend,
Und in schweigender Rührung
Empfängt uns die dunkelnde Stadt.
MarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[139] Marktplatz

So seh' ich dich, du altes Haus,
In dem Saal und Zimmer und Hof
Ja jeder Stein
Uns Geschichte lehrt:
Du alter Pallast,
Zeuge so vieler Thaten,
So vieler Gräuel,
In dessem Zirk
Die edlen Bürger,
Die feinen Fürsten
Gewandelt und gesprochen.
Und Buonarotti's Werk
Mit Bandinellis Riesen
Hält draussen Wacht:
[140]
Dort in der Halle
Prahlet der Perseus
Des wunderlichen Abentheurers,
Des Fechters und Künstlers,
Benvenuto Cellini.
Die vielbewandelte Gasse,
An San Michel del Orto vorüber
Führt mich zum weltberühmten Dom,
Des Brunelleschi Denkmal.
Dort die erznen Thore
Wundervoller Kunst.
In welcher Gasse,
Vor welchem Kloster,
In welcher Villa
Ist es stumm,
Daß nicht laut die Kunst
Mit allen Stimmen riefe?
Wohin ich blicke
[141]
Tritt die Erinnrung auf mich zu
Holden und ernsten Angesichts.
Und wie ich den Kreis
Der Thaten und Männer,
Der geliebten Künstler
Sinnend überschaue,
Reiht sich der große Dante
Dem Zuge an,
Und alle blicken voll Ehrfurcht
Auf den greisen Alten,
Der alle belehrte,
Der sie alle entzückte,
Und die Begeistrung vom Himmel rief,
In Beatrice's Gestalt zu wandeln.
BoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[142] Boccaz

Könnt' ich hier wandeln
Und nicht deiner gedenken,
Du scherzender Ernst, du reicher Geist,
Den Muthwill und Tiefsinn,
Freier Geist und Zweifelsucht,
Und Frömmigkeit und Liebesleidenschaft
Durch sein buntes Leben führten?
Du hast die florentinische Zunge
Zuerst gelöset,
Daß sie im feinen Scherz
Und üppiger herber Lust
Das gewagte Wort,
Der Rede Stachel gefunden:
Mit weichen Blumenkränzen
Vieldeutig das freche umhüllt.
Der TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[143] Der Traubenmarkt

Führt mich an des Morgens Frühe
Durch die sonnenhellen Gassen,
Ueber die zierlichen ebnen Steine
Der Genius der Neugier durch das Volksgedränge.
Welche Fülle von Blumen und Früchten
Bunt und lockend ausgelegt!
Welch Geschrei von Verkäufern und Käufern,
Wie lustig ist dieses Marktes Getümmel!
Fortgeschoben
Seh ich in hohen Körben
Der sanften Tauben Geschlechter,
[144]
Ruhig liegend, an Füßen gebunden,
Hoch auf einander gepackt.
Und aufgehoben
Eine nach der andern,
Nimmt sie behende der Alte,
Oeffnet leicht den Schnabel,
Streut einige feine Körner hinein.
Ein Zweiter empfängt sie,
Ein kleiner Trichter
Wird ihr in den zarten Schnabel gethan,
Und einige Wassertropfen eingeflößt.
Dann wirft er sie neben sich in den Korb,
Und so eine nach der andern,
Bis jede genossen,
Was sie in der Hitze bedarf.
Noch stand ich lächelnd,
Und die beiden Fütterer lächelten mir entgegen,
Weil sie meine Unwissenheit merkten,
Daß ich nie dergleichen gesehn.
[145]
Doch sinnend ging ich weiter,
Tiefer Gedanken voll,
Und meine Seele weilte
Heimathlicher Gefühle schwanger
Im lieben Vaterlande.
Dachte der Lesezirkel,
Der Journal-Gesellschaften,
Wo den Aufeinandergepackten,
Nach Bildung Lüsternen,
Auch so das Mäulchen geöffnet wird,
Und wenig zarte Körner
Und einige Tröpflein Wasser
Ihnen zufließt von geschickten Fingern.
O armes Florenz,
Das du nur bildlich
Von unsrer Bildung
Die schwache Ahndung hegst!
RadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[146] Radicofano

Wüste Nebel und Wolken
Ziehn über die zackigen Berge,
Durch die öde Landschaft:
Weithin alles trüb und finster,
Kein Sonnenschimmer bricht
Die schweren Wolkenmassen.
Wie ausgebrannte Gebirge,
Wie eine gestorbene Welt
So weit das Auge ängstlich schaut.
Da denk ich der vielen
Qualvollen Nächte,
Ohne Schlaf und Erquickung,
Und rund umher steht jene Angst
In Fels und Berg mir vorgemalt.
AquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[147] Aquapendente

Lieblich rauscht die Woge nieder,
Spielend von den krausen Bergen,
Die mit kühlen Grotten,
Mit dem Schmuck der Kastanien,
Herrlich im Licht erglänzen.
Wohin ich blicke
Süßes Wonnegefühl,
Weiches zartes Licht
Im vielfach schattenden Grün.
Deiner muß ich gedenken
Elzheimer, der mir zuerst
So die Natur gezeigt.
Fort denn, du finstre, kleine Stadt,
Der großen Roma zuzueilen!
San Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[148] San Lorenzo und Bolsena

Weithin öffnet sich die Gegend,
Unten glänzt ein blauer See.
Trümmer einer alten Burg
Blicken aus dem dunkeln dichten Eppich.
Wie der Weg sich senkt,
Steigen Inseln, Felsen aus dem Wasser,
Sanft verschmolzen,
Lieblich erhellt,
Als wenn der violblaue Duft
See und Insel und Fels
Löste in lieblichen Traum.
Ja, dies sind die lichten Formen,
Die warmen, heitern Töne,
Die der Zaubrer aus Lothring
So wundervoll schafft.
Der die Natur,
[149]
Wie ein scherzendes muntres Kind
In das Wollustbad des Lichtes taucht,
Daß Wies' und Wald
Und Fels und Strom,
Meer und Luft
Nur Eine Lust und Freude sind.
Und deiner dacht' ich
Brittischer Freund,
Der mich nie verläßt,
Durch dessen Augen
Ich Welt und Menschen sehe,
Und dein blaues helles Gedicht
Twelf-Night stieg vor mir auf,
In dem sich lustberauscht
Alle Gestalten
Im hellen Azur
Scherzend bewegen.
Erster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[150] Erster Anblick von Rom

Lange schon starrte mein Blick
Hinaus in Flur und Hügel,
Und immer nicht erschien der Wunsch,
Der sehnsüchtigen Seele.
Stille Träumerei umhüllte den Geist,
Da wendet sich plötzlich der Weg,
Und rechts erscheint der hohe Petrus-Dom,
Des Vatikans Pallast,
Und fern umher gestreut wie Hütten,
Die weltberühmte Stadt.
So ist der weite Weg nun überwunden,
Und endlich, endlich ist das erwünschte Ziel erschienen?
[151]
Und wie ich mich sammle,
Mich und die Größe des Momentes zu fühlen,
Zerrinnt in Schmerz
Das kaum gehaschte Bild,
Und alle die alten edlen Erinnrungen
Entfliehn vor der drückenden, engen Gegenwart.
Wie klein ist der Mensch,
Wie arm im Schein des Reichthums!
Schon treten die Gebäude näher,
Schon heimathlicher wird Berg und Flur,
Von alten Gemälden
Erwacht in frischern Farben das Angedenken;
Hier schon die Brücke,
Die Straße der Vorstadt,
Und rascheren Trabes
Nähern wir uns dem Pappelthor.
Wir treten ein,
Vor mir der Platz und Obelisk,
[152]
Die drei Straßen mit offnen Armen,
Ein nüchternes Licht
Erhellt unerfreulich
Tempel und Pallast.
Ich kann mich nur trösten.
Nun schnell in den Armen
Geliebter Freunde
Der Klage Laut ertönen zu lassen.
Villa BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[153] Villa Borghese

Welche Lieblichkeit,
Zier und Pracht,
Kunst und Natur!
So seh ich denn endlich,
Was ich als Knabe schon träumte,
Als Jüngling ersehnte,
Und nun –
Nur der Wehmuth hingegeben,
Aengstet mich die freundliche Umschattung.
Endlich ist mein Traum erfüllt,
Und neidische Götter
Senden mich her, den Verstörten,
Dem der Sinn mangelt sein Glück zu genießen.
Wie schaun mich ernst Lorbeer und Myrthe an,
Wie schütteln die fernen Pinien
[154]
Sanft säuselnde Häupter:
Also kommst du zu uns,
Ist dies dein Versprechen?
Statt des lebenfrohen Jünglings,
Sehn wir den Kranken, Leidenden hier,
Dem der reine blaue Himmel,
Die Baumeskronen,
Der Duft der Myrthen,
Nur Wehmuth hauchen?
Fallet nieder, ihr schmerzenden Fesseln,
Die ihr jede Lebensregung hemmt!
Laßt mich frei!
Daß ich die alten Freunde,
Alle die Wundergestalten,
Jauchzend umarme.
Doch der Gefangene
Hat nur Thränen,
Die Dämmrung verhüllt sie.
[155]
Zurück zur dunkeln Stadt
Trägt mich der Wagen,
Und ruhend im Sessel,
Können kaum Gespräche,
Leichte Blätter
Den Lebensmüden
Erheitern und laben.
Das PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[156] Das Pantheon

Des Abends Kühle lockt mich herab,
Ich durchwandle die belebten Gassen,
Durch Geschrei und Kauf und Gespräch,
Und irre, dem Corso vorüber,
In unbekannte, dämmernde Straßen hinein.
Wie wohl thut das Umirren
Durch fremde, hochberühmte Stadt;
Jeder Stein wird zum Wunder,
Jeder ohngefähre Laut zum Mährchen.
Ich dränge mich durch den Menschenhaufen,
Und ein neuer, enger, voller Markt,
Liegt mit finstern Buden vor mir,
Das Gewühl des alltäglichen Lebens
Betäubt mein müdes Ohr,
Und plötzlich erhebt sich der Blick
Und schaut vor sich nahe und heilig
Den edelsten Tempel,
[157]
So wohlbekannt aus Bildern,
So vertraut dem Herzen.
Offen ist das Thor der Säulenhalle,
Und wenige Betende knien hier.
Mich umfängt das harmonische Gebäu,
Und edle Gedanken
Wachsen mir licht im Geiste auf.
So ist im Leben
Das Göttliche oft
Dicht am Gemeinen,
Geringen, Alltäglichen,
Nur sieht es nicht das blöde Auge.
Tadle dies Niemand,
Wenn nicht immer große Vorhöfe,
Prachtvolle Plätze,
Weite reiche Ferne
Das Ueberirdische unsern Sinnen vorbereiten.
Wir lieben in vertraulicher Nähe
Das Himmlische zu sehn und zu fühlen.
Die spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[158] Die spanische Treppe

Viel schon seit Wochen
Verdank' ich dir, du hohe Stiege,
Mein freundlicher Nachbar.
So wie die Gläubigen fromm
Dort am Lateran
Auf heiliger Staffel knien,
So nun seit Wochen
Wandl' ich, wenn die heiße Mittagssonne
Brennend nieder scheint,
Die edlen Stufen auf und ab,
Schau mich oben um,
Erblicke unter mir Rom,
Und dort den Vatikan und Peters Dom,
Steige wieder hinab,
Und übe mich im ermüdenden Spiel,
Fast bis die Kräfte schwinden.
Schon fühl' ich mich leichter,
Heitrer, kräftiger,
[159]
Die Fesseln lösen sich gelinde,
Und dankbar schau' ich hinauf
Zu meinem hohen Arzte.
Doch das Volk der Römer,
Die wie die Schlange die Sonne scheun,
Und weite Umkreise ziehn,
Dem Schatten folgend,
Schauen bedenklich,
Die Häupter schüttelnd,
Aus kühlen Räumen,
Und hinter vergatterten Fenstern,
Auf das deutsche Wunder.
Geht doch die Weltuhr jetzt
In allen Reichen
Neuen, niegesehenen Gang,
Wird man doch überall
Das Unerhörte gewohnt;
So sieht auch schon trägern Auges,
Der weniger Staunende
Mein Treppenbad ruhiger an.
Der VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[160] Der Vatikan

So oft ich wiederkehre
Von Rafaels hohen Werken,
Fühl' ich mich reicher, kräftiger,
Der Muth des Herzens wächst,
Und mein ist diese Herrlichkeit.
Bin ich entfernt,
Brennt in mir wieder die Sehnsucht auf,
Die Himmelsschrift der Säle zu lesen,
Und näher, verwandter,
Wächst in meiner Seele
Die Schönheit frisch grünend üppig mir.
Wie so anders,
Als der Kranke zum erstenmal,
Mit Thränen der Wehmuth,
[161]
Ohnmächtigen Gefühls
Von dort hernieder stieg.
Seid mir gegrüßt, ihr Genien,
Die ihr so huldreichen Sinnes
Freundlich den Schwachen
Wieder aufnehmt in euern heitern Kreis.
Wie viel Schmerz und Lust
Dank ich nicht euch, Himmelsgeschwister,
Kunst und Poesie!
DankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[162] Dankbarkeit

Welch Betteln, welch Verfolgen,
Welcher freche Ungestüm!
Nur des Italiäners Phlegma
Weiß diese stürmischen Wogen zu beschwichtigen.
Schon ist es dunkel,
Müde schwank' ich über den Corso
Der Heimath zu.
Erfaßt mich die Hand eines ehrbaren Alten,
Führt mich beiseit,
Erzählt sein Unglück, von kranken Kindern,
Von Mangel und Noth und den bittern Schmerzen
[163]
Verschämter Armuth.
Ueberrascht, verlegen, da ich vom feinen Mann
Nicht dies Geständniß erwartet,
Gleiten ihm einige Paul in die Hand:
Er drückt die meine,
Ach! könnt ich, flüstert er mit Innigkeit,
Etwas thun für so edlen Geist!
Er hat den hinkenden Gang, den Stab gesehn,
Er faßt mich rüstig unter die Achsel,
Und bevor ich noch fragen,
Bejahen, verneinen kann,
Trägt er mich, führt er mich halb,
Die fünf, sechs schmalen Stufen hinauf,
Die an der Straße
Sich längst dem Hause ziehn.
Als ich nun oben
Gebückt und ängstlich schwanke,
Verneigt er sich tief,
Im Dunkel seinen Weg hinwandelnd.
[164]
Kaum vermag ich scheu und tastend,
Zitternd, auf den Stab gelehnt,
Die Straße wieder zu gewinnen,
Die ich so seltsam verlor.
Geschieht nicht vieles so,
Wenn Manche wähnen
Gutes zu thun?
Das FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[165] Das Feuerwerk

Konntest du ahnden,
Augustus, Weltbeherrscher,
Daß ein spätes Geschlecht
In deinem Grabmal
Den matten Stier hetzen könnte,
Daß hier Hundegebell
Und Jauchzen der Handwerker tönte?
Heut brennt ein Feuerwerk
Im bunten Spiel,
Ich schaue von oben
In die lichtsprudelnde Thorheit hinab,
Und höher hernieder
Scheint vom klaren Himmel
Der goldne volle Mond.
Ein türkisch Gezelt
Mit vielen Lichtern,
[166]
Mit leichter Luft gefüllt,
Steigt zum Beschluß langsam in die Höhe.
Da schwebt das leuchtende Gespenst,
Und wie ein sanftes Lüftchen
Vom Berg herüber weht,
Schaukelt und schwankt das leichte Gewebe:
Doch nun kühner, wendet es sich um,
Und Funke erst dann Flamme
Zeigt sich verzehrend hell
Und frißt den Scherz hinweg,
Daß leuchtend nieder tropfen
Die flimmenden, schnell erlöschenden Zunder.
Doch voll und glänzend steht die Mondesscheibe.
So du, alte Kunst und Poesie,
Wenn tausend flatternde Fünkchen
Nach augenblicklichem Leuchten
Als Zunder in des Vergessens Reich eintauchen.
Campo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[167] Campo Vaccino

So oft mein Fuß hier wandelt
Vernehm' ich Geistergeflüster,
Herab vom hohen Capitol,
Durch der Säulen Lockenhaupt,
An den Pallasttrümmern Cäsars.
Welche Welt lehrt aus dem Schutte,
Aus des Coliseums Wölbungen,
Vom Friedenstempel, und Titus Triumph,
Welche Sage wandelt noch Wunder sprechend
Unter diesen Bögen!
Hier müssen in heiliger Stimmung
Fürsten und Priester einhergehn,
Und der Denker, dem die Geschichte
Gottes Gegenwart furchtbar zeigt,
Furchtbar und tröstend,
Erschütternd und beruhigend.
[168]
Schaut alle hier die schmerzlichste Wunde,
Die die Zerstörung schlug,
Und die noch immer blutet.
Hier spricht der zuckende Leichnam
Erhabne Worte.
Aber die Sterblichen
Wandeln ruhig dahin,
Und wohl ist Allen,
Daß ein lächelnder Genius
Ihnen schalkhaft die hüllende
Binde vor das Auge geheftet.
StiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[169] Stiergefecht

Hüthe sich jeder der Fremden,
Freitags dem Pappelthor,
Den Plätzen ohne Vorsicht zu nahn,
Denn wilder Stiere Heerden,
Treibt ein unbändig Volk
Auf eilenden Rossen,
Mit langen Stäben bewaffnet,
Rasch durch die Stadt;
Nachschleppen die langen Seile,
Um die Thiere zu halten
Und die Sträubenden zu lenken
In die Thore des Hauses,
Wo sie als Opfer fallen.
[170]
Oft stürzt die aufgehäufte Frucht
Sammt der alten Wächterin
Vor den Ungebändigten zusammen,
Und die Jugend lacht
In Furcht und Schadenfreude.
An meinem Stabe hinkend,
Schlich ich neugeschmückt
Durch die sonnbeglänzten Gassen,
Dem vornehmen Freunde meinen Gruß zu sagen.
Hinter mir Getümmel, –
Geschrei, und irres Laufen, –
An vielen Seilen
Wird ein Stier in die Straße gelenkt,
Bald gerissen und gehemmt,
Bald in scheinbarer Freiheit,
Führt ihn das Schicksal
Seiner Bestimmung entgegen.
Schnell gewinn' ich ein Thor,
Mich hinter die Pfosten zu bergen,
[171]
Doch weh! – o Schrecken,
Die Freistatt, die ich wählte,
Ist des Geängsteten Opferstelle,
Frei sich wähnend,
Stürzt er herein,
Kaum bleibt mir der Augenblick
Die Treppe hinauf zu flüchten.
Nach Hause kehr' ich ermüdet,
Den Besuch vergessend.
Der UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[172] Der Ueberlästige

Widerwärtiger, verhaßter
Als stechende Fliegen und Ungeziefer
Ist mir der unermüdliche
Verwirrte Schwätzer,
Der fragend, belehrend, erzählend,
Empfindsam und ohne Ursach lachend,
Salzlose Geschichtchen erzählend,
Oft sich mir an die Seite schiebt,
Und alle Krümmen des Weges
Nach Tempel und Pallast
Oder den heiligen Trümmern
Mit Geschwätz mir mißt.
[173]
Langsam wandl' ich die Stadt hinunter,
Da hör' ich hinter mir sein verdrüßlich Husten:
O weh! keine Flucht,
Kein Hausthor in der Nähe,
Keiner Kirche Asyl!
Helft mir, ihr alten Jugendkünste,
Durch die ich in frühen Jahren
Wohl selbst die Freunde getäuscht!
Schon hat der Bösewicht,
So wähnt er, die sichre Beute,
Sich auf Stunden erjagt.
Da hält ihm der Wandelnde,
Der sich mühsam aufrecht stellt,
Ihn gerad anschauend
Ein fremdes Gesicht
Voll Falten und Runzeln,
Verschobenen Mundes,
Schielenden Auges,
[174]
Ernst und feierlich entgegen.
Er stutzt und weicht zurück,
Er lüftet den Hut
Und schreitet prüfend näher:
Doch irr' und bethört
Rennt er verwirrt
Dem Fremden vorüber,
Nach andrer Beute spähend.
Dank dir, du komische Muse,
Die mir die Fratze bilden half,
Für Rettung und Hülfe.
BücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[175] Bücher

Hier vernimmt mein Ohr die Töne
Voller und gewaltiger
Von euch, ihr Hochgeweihten,
Die mir drüben nur als Echo klangen
Matt und schwach, fast ohne Farbe.
Schon der frühe Morgen
Findet mich bei Dantes Reimen
Und Ariostos Zauberspielen,
Jetzt versteh ich dich, Petrarka,
Und die zartgeflochtne Rede
Des kühnen Boccacio.
Tasso, Tassani,
Bojardo, und Lorenz der Medicäer,
Lascen, und alle die frohen Zeitgenossen
Warten schon auf meine Muße.
[176]
Und drum find' ich kaum die Stunde,
Was die Landsleute dachten
Zu prüfen und mir anzueignen.
Komm' ich doch zu euch zurück,
Gönnt mir diese Feierstunden,
Nie kann ich euch vergessen.
Oft schon hat man belacht,
Daß der Engelsmann reisend
Allen seinen lästigen Trost mit sich führt,
Und zum Aetna hinauf
Den Theekessel schleppt,
Um am Krater
Wie an Londons Kamin
Den chinesischen Trank zu schlürfen.
Lächle doch keiner,
Denn schlimmer als diese
Treiben's die Deutschen.
Wandeln doch oft mit mir
[177]
Hochgebildete, feine,
Fast gelehrte Edelleute,
Die nur weniges der Italischen Sprache
Lesend entwenden,
Doch alle Meisterwerke
Tragisch und komisch
Unsers Kotzebue, Lafontaine,
In großen Kisten mit sich führen,
Und schwer und theuer
Die heimathlichen Gefühle zahlen.
Jüngst fragte mich einer
Neugierig forschend,
Ob ich vielleicht ganz unbedingt
(Was ihm unbillig schien)
Göthe's Fragment vom Faust
Der Dichtung Schinks
Den Vorzug gäbe.
Er schüttelte ungläubig
[178]
Das denkende Haupt,
Als ich ihm betheuert,
Daß mir die zweite unbekannt,
Und ich auch ohne Trieb mich fühle
Sie zu genießen.
Ja wohl heiß' ich ihm unpatriotisch,
Einseitig in die Erfindungen
Der Wälschen vergafft.
Mit gutmüthigem Eifer
Wird mir von Enthusiasten
Oft aufgedrängt,
Dem ich schon jenseit der Alpen
Gern entfloh.
Der BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[179] Der Bettler

Kann ich dem dreisten Schwätzer,
Dem bettelnden Redner,
Dem ich stets heimkehrend vorüber wandle,
Nimmer entgehn?
Arm ist er nicht,
Und dennoch bin ich gezwungen
Ihm mehr zu reichen
Als dem Elend-Dürftigen?
Soll ich dort die Straße wählen?
Nein! schäme dich dieser Schwäche!
Mag er doch reden,
Bitten und beten,
Dreister Stirne geh' ich
Ihm fest vorüber,
Und keine Münze, kein Kupfer,
Soll seiner Redekunst ein Opfer fallen. –
[180]
Schon gewahrt er mich von fern,
Er schwenkt den großen dreikantigen Hut,
Und seine wohllautende volle Stimme tönt:
Gebenedeit sei dort, der Edle,
Der täglich leichteren Schrittes schon
Durch unsre berühmten Gassen wandelt!
Wohl haben meine frommen Gebete
Dem Trefflichen genützt:
Wie krank und schwach
Schritt er mir ächzend das erstemal vorüber!
Rüstigen Ganges, ohne Stab,
Seh' ich ihn bald in voller Gesundheit prangen.
Wer bin ich Aermster,
Der ich hier als ekler Krüppel
Auf der Gasse liegen muß,
Daß ein solcher lieber, theurer Mann,
Je um diese verzerrte Figur sich gekümmert? –
Näher kommt er und mir näher.
Ei! welch mildes Antlitz!
Wär' ich nicht ein Verworfner,
Wenn meine fromme stille Freude
[181]
Nur dahin zielte,
Eine Gabe von ihm zu empfangen?
Fern sei von mir so niedrer Gedanke!
Nein, Belobtester, Wackerster,
Schreitet, schreitet dreist vorüber,
Seht nicht her nach dem ärmsten eurer Verehrer,
Der doch für euch beten und wünschen wird:
Bettl' ich gleich, Eigennutz ist mir fremd,
Doch kann ich nicht so verächtlich seyn
Abzuweisen und zu verschmähn,
Was solch Alexander mir bietet. –
Schon hat er den Paul,
Und lächelt dankend
Mit seltsamen Blick.
Die MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[182] Die Marionetten

Die künstlichen Burattini zu sehn
Sucht' ich in finstrer Nacht
Den großen Platz Navona.
Im Corso blendeten die Feuer,
Betäubte das Geschrei
Der Fruchtverkäufer.
Still und dunkel in den Nebengassen:
Als ich geblendet, betäubt
Den Weg erfrage,
Stürzt mit Löffel und Schürze
Ein Koch aus dem Pallaste
Und führt mich belehrend und schwatzend
[183]
Einige Straßen hindurch,
Sich dann entschuldigend
Daß seine Bestimmung zurück ihn rufe
Rennt er hastig von mir
Ohne nur Dank zu erwarten.
Seiner Weisung folgend
Tapp' ich durch die Finsterniß hin
Die dichter und dichter sich vor mich baut.
Endlich steh' ich ruhend,
Rathlos und verirrt,
Kein Mensch in der Nähe.
Da wandelt' eine Gestalt heran:
Wo geh' ich wohl zum Platz Navona?
Ertönt die bescheidene Frage.
Der edle Römer kommt mir näher.
Sie sind ein Fremder, so beginnt er,
Kein Wunder, daß in der furchtbaren Finsterniß
Ihr Fuß irre geht,
[184]
Und wir Armen, Elenden
Stehn noch so weit andern Nationen zurück,
Daß wir niemals Laternen zünden
Als nur vor Marienbildern. –
Er trat mir näher und faßte meine Hand:
Doch gute, hülfreiche Menschen,
Sprach er leiser und liebevoller,
Ersetzen Licht und Fackel;
Und wer wäre der Elende,
Der nicht gern und mit Freuden selbst
Dem verirrten Nächsten hülfe?
Sei's auch mit Opfer der Zeit,
Daß er mit ihm bleibt und wandelt.
Und wehe dem Eigennützigen,
(Er ist kein ächter Römer)
Der nur um schnödes Geld
Dem Fremdling seine Dienste widmet.
Nein, immer war unsre hohe Stadt berühmt,
Daß sie gern Hülfe, Rath und Trost spendete,
[185]
Ohne nach dem blanken Gewinn zu schielen.
Auch ich rühme mich ein solcher Bürger zu seyn,
Und mancher Dankbare nennt meinen Namen
Und mancher Undankbare verschweigt ihn.
So hat das Schicksal es freilich gefügt,
Daß ich meiner Großmuth nicht mehr gehorchen darf,
Flehende Kinder, die weinende Gattin
Jammern ihr mächtiges Nein entgegen,
Doch kann sich mein Herz nicht gewähren
Eng und kargend nach Geld zu trachten.
Anders ist es freilich mit Edlen,
Von denen darf auch der Stolze empfangen,
Und der Freigebige, der tausendmal gab,
Werde nicht roth auch einmal zu nehmen,
Denn das ist gewiß,
Die größesten Herzen,
Die feinsten Gemüther,
Kommen jenseit der Alpen uns herüber.
[186]
Ich, des Geschwätzes müde,
Hatte schon die Silbergroschen gefaßt,
Die ihm nun in die Finger glitten:
Doch wo ist der Platz?
Fragt' ich ungeduldig.
Trefflichster, sagte der Schalk,
Indem er mit leiser Hand
Die Wange mir rührend den Kopf mir richtete,
Hier liegt er vor denenselben,
Wir stehn schon darauf.
Weder mein Lachen noch den Zorn erwartend,
War er schnell in der Dunkelheit entwichen.
Schmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[187] Schmerz in der Lust

Oft, wenn die Nacht dunkelt,
Kann ich ungeduldig kaum erwarten
Mich auf das Lager hinzuwerfen,
So peinigt mich Ermattung und Schwäche.
Und doch am frühen Morgen wieder
Rufen mich die Bücher,
Weckt mich das Coliseum, oder St. Peter,
Die Trümmer dort, das Bildniß hier,
Der Tempel im entlegnen Weinberg:
Zum Vatikan ist oft mein Weg gerichtet;
Ungern versäum' ich den alten Hymnengesang,
Sei's in neuen, sei's in alten Kirchen;
Dann lockt mich das Feld hinaus,
Die herrlichen Gärten,
[188]
Ein Volksfest auch, der Tiberstrom,
Den Sonnenuntergang zu sehn
Von Pietro Mantorio.
Auch die Büchersammlung
Der Klöster wird durchschaut,
Dann quält mich am Abend das Theater,
Das ich ungern misse,
Und immer wird mir doch der Tag zu kurz,
Und viel zu lang die Nacht.
Jetzt aber hat ein Unruhstiftender
Irrer und schlimmer Geist
Mir noch die Arbeit gehäuft.
Der Verführer hat mich auf den Vatikan gelockt,
Dort die alten deutschen Schriften,
Vom Dietrich von Bern und Tristan,
Titurell und Malagys,
Vom König Rother und den Heymonskindern
Zu lesen, zu vergleichen,
[189]
Mir vieles abzuschreiben.
Nun schelt' ich erst den Tag
Und die zu flücht'gen Stunden,
Nun scharr' ich, dem Geizigen gleich,
Alle Minuten zusammen,
Und karge vom Mahl und Schlaf
Mir die Sekunden ab,
So treibt mich ein schlimmer Fleiß; –
Und ich mußte nach Rom gehn
Um erst recht stockdeutsch zu werden.
HeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[190] Heimweh

Oft schon klang ein Ton herüber,
Als wenn er jenseit der nördlichen Berge käme,
Und müde mich und liebevoll grüßte,
Und ich dachte der Heimath
Innig zwar doch ohne Schmerz.
Hör' ich auf den Gassen
Im Volksgedräng' ein deutsches Wort,
So faßt es mein Herz mit Rührung an;
Doch es wandelt vorüber
Und läßt den heitern Geist mir frei.
Aber heut' am frühen Morgen
Wacht' ich auf aus schweren Träumen,
Alle Lieben sah' ich trauernd,
Mein Kindchen sprach in süßen Tönen
[191]
Und rief nach mir, –
Da weint' ich heftig,
Ein mächtiger Schmerz ergriff mein Herz
Und drückt' und preßt' es
Als sollt' es zerbrechen,
Ein Schwindel ergriff mich,
Mein Leben zerrann,
Nichts war Wirklichkeit mehr um mich her,
Alles zerfloß in Tod,
Nur fern stand das Leben –
Da wußt' ich, was Heimweh sei,
Da fühlt' ich, wie der Sohn der Alpen
Sterben könne in der Fremde
An dem mächtig-schmerzlichen Gefühl.
Die ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[192] Die Erscheinung

Denkend und noch die Gestalten ordnend,
Die vom alten Pergament mir hell
Entgegen leuchteten,
Im Sinnen über Wittich und Hildebrand,
Etzels Hofhalt im Geiste schauend
Erheb' ich auf der Engelsbrücke
Das Auge wieder zum Licht:
Und neben mir wandelt zart und leicht
Das liebliche Traumbild meiner frühen Jugend,
Ganz leiblich, die Zwillingsgestalt
Der ersten Sehnsucht der Liebe.
Auch der Blick ist es, die Wange,
Dasselbe Erröthen, der Schritt,
Jetzt anreden möcht' ich sie,
Jetzt zag' ich wieder und wähne
Nur das Gebild des Schlummers zu sehn.
[193]
Stumm, wie der Genius mit uns geht,
Schreit' ich entzückt neben ihr hin,
Die kleine Thür' in steinerner alter Hütte
Empfängt sie verschließend.
Oft bin ich wieder vorüber gewandelt,
Doch niemals ist sie mir erschienen,
Und wie ein Zauberschloß
Steht das kleine Haus mit seiner Treppe da,
Und niemals schaut aus seinen engen Fenstern,
Und niemals zeigt sich vor der kleinen Thür
Ein Menschenantlitz.
WeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[194] Weihnachten

Wenn herüber zu meinem Garten
Die alten Lieder tönen,
Der Pfeifer, die aus dem Gebirge kommend
Jeglich Marienbild mit Weisen grüßen,
So dünk' ich mich in seltsame, ferne
Wunderzeiten entrückt,
Und alte Legenden, und himmlische Sehnsucht,
Zarte Lieb' und große Erinnerung
Quellen aus den rauhen, einfachen Tönen.
Tiefer, und inniger
Spricht der Frömmigkeit Wort
Die wunderliche Melodie,
[195]
Als in den Kirchen
Der neuen Künstler Wirrwarr,
Die alle Töne keck aufbieten
Um zu heucheln und zu grimassiren,
Und mit weltlichem Prunk
Das Heilige höhnen.
CarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[196] Carneval

Freudiger und lichter
Wird mir mit jeder Wiederholung
Dieses bunte Getümmel.
Wohlthuend, befreiend,
Wirkt so die Thorheit
Froh und ungestört geübt,
Sie löset und lüftet
Des Mißbehagens und Zürnens,
Der Bosheit, des Grolles
Tausendfältige verschlossene Ursachen.
Was Weisheit und Gesetz nicht vermag,
Die Religion selbst ohnmächtig bekämpft,
Beschwichtigt der Taumel des erdichteten Wahnsinns.
[197]
Und die schönen Larven
Hat Amor selbst erfunden,
Sie verstricken Aug' und Herz.
Die reizenden Gewänder, der freie Fuß,
Das schlanke volle Bein, der weiße Nacken
Und die verhüllten dunkeln Augen
Bethören den Sinn.
Doch wieder ernüchtert
Erwacht die Seele vom Rausch,
Wenn am Abend
Die Schöne statt der Maske
Das eigne Antlitz zeigt,
Der Reiz erstirbt, und die Alltäglichkeit
Spricht aus den ermüdeten Gestalten.
Der letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[198] Der letzte Tag der Feste

Aus dem blendenden Saale
Tret' ich in die Dunkelheit der Nacht,
Froh doch ermüdet den Weg nach Hause suchend.
Auch Lust und Thorheit übersättigen,
Und die Seele wünscht die ernste Ruhe wieder.
Da taumelt ein Alter
Die Straße hinab,
Von einem Knaben geleitet.
Der Alte murrt und klagt,
Und zürnt, so scheint es, mit sich und der Welt;
Doch im bekannten Refrain,
Der täglich das Ohr betäubt,
Singt der halbberauschte Junge:
[199]
Sei ruhig, mein Väterchen;
Was thut das Haarbeutelchen,
Das wir heut', und gestern und einige
Male mehr uns getrunken in Lustigkeit?
Vorüber ist nun die Zeit des Fröhlichseyns,
Schon morgen früh sitzen wir Sünderchen
Und streuen uns Asche auf die Häupterchen.
Glaube mir, der Herr der Welt, wie das Sternenheer,
So schuf er auch neben der Frömmigkeit
Die Lust an der Lust und das Carneval:
Uebel nimmt es gewiß nicht der Gnädige,
Wenn er dich heut' zum Beschluß also wackeln sieht,
Denn wirklich wir trieben es mäßiglich
Und tranken und lärmten nicht allzuviel.
Doch wird dir zu schwer dein sanft Herzelein,
Gehst du ja nun hin zu dem Beichtiger,
Der dich, o du Guter, von Sünden dann reiniget.
[200]
Drum fröhlich noch jetzt bis zur Schlafenszeit,
Schlafe dann, Väterchen, festiglich,
Auf dann erwache zur Heiterkeit,
Buße thu, lebe dann tugendlich. –
Immer noch murrte der Alte,
Und lächelnd folgt' ich dem Paare,
Weil es mir ein frommer Hymnus schien,
Der von des Sohnes Lippen, den Vater zu trösten,
Durch die Nacht erklang.
Die BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[201] Die Bußpredigten

Unterirdisch, schwarz verhängt,
Nur von wen'gen Lichtern hell,
Ist rings der düstre Dom von Todtenschädeln,
Gerippen und allem Graus erfüllt, –
Hier redet begeistert von der Vernichtung,
Von Todesgraun und Verwesung
Der Mönch mit starker Geberde.
Alles schweigt, und Thränen fließen,
Schauder ziehn durch das Gewölbe,
Und was sein Mund verschweigt
Sagt ernster noch der weiße Schädel,
Und das schwarz umkleidete Geripp.
Dennoch sah ich, wie auch in des Todes Abgrund
Sich muntre Augen lächelnd begegnen:
Er winkt bedeutend, sie eilt mit der Alten
[202]
In die Nacht hinaus,
Und nach demüthiger Kniebeugung
Folgt der Jüngling der Sünde nach.
In allen Regionen wohnt Lachen und Thräne
Als ungleiche, doch gesellige Nachbarn,
Nahe beisammen,
Doch hier zumeist
In der heiligen Stadt.
Villa PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[203] Villa Pamphili

Wenn ich dich grüße
Du ernst holdselige Wildniß,
Und mein Auge von der Höhe
Auf dem dichten Pinienwalde unten ruht:
Von dort herauf ein heilig Säuseln tönt,
So fühl' ich Geister schweben,
Und wie auf regen Harfen
Ahndungsvolle Saiten mit luftgen Händen rühren.
So blickt der ewge Dom mächtig herüber,
Von Michel Angelo gegründet,
Und Natur, Geschichte und Geisterwelt
Tönen im wundersamen Chor zugleich.
Was ist der Mensch,
Daß er diese Schöne fühlt?
Wie unermeßlich die Liebe
Die ihm die Unendlichkeit dieser Wonnen gönnt!
Die heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[204] Die heilige Woche

Welches Tönen, welch Empfinden
Zieht durch jede seelge Brust!
Nun erst werden die erhabnen Bilder
Der hohen Sistina lebendig!
Wie rührt, bewegt und ängstet
Allegri's Klargebitte, sein frommer Gesang,
Wenn das bebende Auge
Oben den Weltrichter sieht
Sich zürnend erheben:
Die bittende Mutter an ihn geschmiegt,
Die Heiligen um ihn,
Die furchtbaren Engel, deren Posaunenhall
Die Schläfer weckt,
Und rechts die Hoffnung der Guten,
Links der Verdammten Verzweifeln.
Umher die hohen Prophetengestalten,
[205]
Der weissagende alte Bund,
Der sich jetzt am furchtbarsten Tage
Ganz erfüllt.
Wie die Sonne tiefer und tiefer sinkt,
Leuchtet der rothe Stral
Wundersam in Buonarotti's Schöpfung hinein,
Die Lichter erlöschen
Eins nach dem andern,
Die Abendröthe sinkt,
Und Dämmrung und Dunkel
Ruht auf der bewegten Menge
So wie die letzten Töne verklingen.
Gedankenschwer, mit dem Busen voll Schmerz,
Wandelt jeder durch die ruhigen Straßen,
Noch am Abend, in tiefer Nacht
Zieht der Klageton durch seine Seele.
OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[206] Ostern

Endlich ist der Schmerz gelößt,
Und in Thränen der Rührung
Badet die Freude den jungen Fittig,
Und schwingt sich jubelnd der ewigen Liebe entgegen.
Kein Herz, das nicht schneller klopfte,
Kein Auge, das nicht heller glänzte.
Nur wer es empfand und lebte
Kann es wissen und aussagen,
In welche Wonne, in welche seel'ge Leiden,
Die Kunst vereint, verbrüdert,
Die Seele tauchte.
Wie das große, edle Gebäu,
Von den hehren Wänden die Bilder gottbegeistert,
In der Luft die Musik sich wiegend,
[207]
Alle Töne Engel,
Die Farbenschöpfung Himmel,
Das irdische Herz erfaßten,
Gefangen führten,
In Leid verklärten,
Zur Lust neu schufen.
Endlich klingt der Trompetenton,
Der Kanonendonner hallt,
Das Bild am Altar ist frei,
Das Te-Deum erschallt,
Und die Auferstehung wird verkündigt.
Draussen segnet der fromme Greis
Die Tausende, die unter ihm knien,
Vom blauen Himmel bedeckt,
Vom Frühling mild gestärkt.
Ja wohl bist du, Rom,
Noch heut die Königin der Welt.
Villa Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[208] Villa Borghese

Niemals veraltet dein Reiz,
So oft ich hier wandle.
Dank dem edlen Geiste,
Der das süsse Labyrinth erschuf
Und uns vergönnte,
Hier, wo aus grünen Bäumen
Bilder uns grüßen,
Wo Blumenpracht den Frühling ausgießt,
Und Duft und Farben spendend
Alle Sinne mit Zauber umstrickt,
Glücklich zu seyn.
Dort das sprudelnde Wasser,
Und in dem einsamen Raum
Unter Eppich und Ulmen versteckt,
Die niederperlenden Tropfen Kristall's,
[209]
Die in Marmorbecken
Melodisch fallen und klingen:
Dazu der Turteltaube Liebesklage
Aus dichterem Gebüsch,
Den wilden Waldruf
Fremden Geflügels.
Wie oft schon trank ich hier das süßeste
Innigste Leben entzückt. –
Hier auch bist du gewandelt,
Edelster Genius,
Unsers Vaterlands Zier und Lust,
Göthe, deutscher herrlicher Sänger.
Hier, so verkündet die Sage,
Ward dein Lied vom Tasso gedichtet,
Und jedes lispelnde Blatt,
Der Lorbeer rauscht deinen Namen,
Die Springquellen reden von dir,
Und ein Geisterschauer
[210]
Fliegt über mir hinweg
Und säuselt noch heilig in den fernen Pinien.
So les' ich täglich die alte Welt,
Stein und Boden und Fluß,
Himmelsbläue und Baum
Reden von ihr.
Des Mittelalters Wunder,
Die Kraft der Religion,
Die Helden der Vorzeit,
Treten sichtlich vor mich hin,
Mit Glanz umflossen.
Schwebt mir Rafaels Schatten
Grüssend vorüber,
Er inmitten der Schaar
Der begeisterten Dichter und Bildner,
Erwiedr' ich mit Thränen den Gruß.
Und nun noch muß mir die süßeste, lieblichste
Schönste Erinnrung begegnen,
[211]
Deine hohe Gestalt,
Du mir von Kindheit befreundet,
Vorbild und Muster,
In dessen Lied mir der trunknen
Begeistrung Quelle rauscht,
Du, der den Muth der Brust mir weckst,
Und, Unerreichbarer, im Kampf der Liebe
Das frohe Gefühl mir wieder
In Beschämung wandelst.
Der WirrwarrVilla Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[212] Der Wirrwarr

Ja wohl hat dieser Titel Recht:
Wie käm' es sonst, daß hier an heiliger Stätte
Der so oft daheim verschmähte Autor
Von Menschenhaß, dem Kind der Liebe,
Und vielen, vielen, vielen langweiligen Thorheiten,
In diesen Hallen
Noch Freunde fände,
Die Gedächtniß und Seele
Mit dem Ballast seiner nüchternen Späße
Belasten, um sie herzusagen und abzuspielen?
Ja wohl ist der Deutsche deutsch,
Und weiß sich, wenn er aufrichtig ist,
Nichts besseres als so breites Gewäsch,
Ein Lachen ohne Salz, und Tugend im Abgeschmack.
[213]
Und du selber, der du jetzt wieder lästerst!
Ist es nicht die Nemesis, die dich erfaßt,
Daß du nun schon bei sechs, bei sieben Proben
Den Einhelfer machst,
Und nicht bloß eine, sondern alle Rollen
Wort für Wort zu sagen weißt?
Konnte für alle Scherze und Kritiken,
Für alles was du gegen den großen Mann gethan,
Dir härtere Strafe,
Aber auch gerechtere werden?
Ist es so mit dem Schicksal beschaffen,
Wer weiß, was mir dann noch bevorsteht,
In welchen andern Wirrwarr, Mischmasch, Quack- und Quängelei,
Ich noch selber spielen, oder souffliren muß?
Doch gnädig ist der Fürst,
Und schön sind die Frauen.
[214]
Die reizende Gräfinn,
Die die lockere Dirne viel zu anmuthig spielt,
Tritt keinmal ängstlich
Hinter dem Flügel hervor,
Daß sie nicht gläubig-katholisch
Vor den Anfang der albernen Rede
Ein Kreuz über Stirn und Busen zöge.
– Und so heiligst du, Liebliche, mich,
Und das frevelhafte Werk,
Und aller Beginnen zugleich.
PolitikDer WirrwarrVilla Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[215] Politik

Wie viel froher wär' ich
Und heiliger gestimmt,
Müßt' ich nicht täglich in Kirchen und vor Bildern
Die mir verhaßte
Dreifarbige Schleife der Weltbeherrscher sehn.
Ist manchmal übervoll
Der zürnend schwangre Busen,
So wallfahrt' ich zum Freunde,
Dem wackern Tiedge hin;
Und Kranker erhitzt den Kranken,
Indem wir bauen, zerstören,
Europa neu gestalten,
Und die geflügelten Wünsche
Vor den großen schweren Karren
Des Unglücks spannen.
Nun lernt der Zürnende Zorn,
Die schwarzen Wetterprophezeiungen
[216]
Tönen fürchterlich und furchtbarer
Von den zitternden Lippen,
Bis dann lächelnd scheltend
Die edle Freundin wohl
Die mitternächtlichen Raben trennt,
Die sich nur schlaflose Nächte erschwatzen.
Heute nun ging' ich
Mit Thränen nach Hause,
Und aus dem Gebüsch
Flogen tausend leuchtende Käferchen
Wie spielende Sterne tröstend
Und neckend um mein Haupt,
In der warmen Sommernacht zu scherzen.
Palestrina, auf der ReisePolitikDer WirrwarrVilla Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[217] Palestrina, auf der Reise

Endlich seh ich unter mir Wald,
Und groß stehn die bewachs'nen Felsen da,
Ueber dem dunkeln Thal ein Gewitter.
Seitwärts zieht es mit schwarzen Flügeln
Und murrt, ein zürnender Drache,
Plötzlich bricht der Groll mit Brüllen aus,
Und der Sturm antwortet in Zorneswuth,
Die Wolken ängsten sich und zittern,
Und dichter rings die Schatten.
Nur der Nachtigallen Chor
Singt im Hymnenklang, schmetternd,
Wirbelnd und in ringenden Tönen,
Den rauschenden Wassern, dem tosenden Sturm,
Dem Wald und dem Donnergebrause,
Siegend entgegen, und laut erwiedert
[218]
Echo vom Felsen drüben
Die dichterischen vollen Klänge.
Wie das Elend die Welt durchzieht,
Wie mächtige Thaten erstaunen,
Reiche und Thronen fallen –
Dennoch klingt des Sängers Harfe,
Spielend, kindlich, weich und tändelnd,
Und gern vernimmt ihn die trauernde Welt.
OlevanoPalestrina, auf der ReisePolitikDer WirrwarrVilla Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[219] Olevano

Müde bin ich angelangt,
In diese Bergeinsamkeit,
Umstarrt von nahen und fernen Felsen,
Vor mir die dunkle kleine Stadt,
Drüben am zackigen Gipfel
Hängend die Burg.
Und der Vollmond
Leuchtet vom klaren Himmel,
Und wie ich schlummre,
Tönt helles Gelächter
Und Ton von Zittern
Und tanzendes Gaukeln
In meinen Schlaf,
Vom Vorsaal herüber.
[220]
So weich, so warm, so hell
War noch keine Sommernacht,
Kein Schlummer so süß,
Keine Störung des Schlafes
Je so erfreulich,
Denn wie ich das Auge
Matt halb öffne
Stralt im Glanz das Gebirge,
Der Mond vom reinen Himmel,
Der Scherz der Mädchen und Freunde,
Und lächelnd schlummr' ich wieder ein.
Der MorgenOlevanoPalestrina, auf der ReisePolitikDer WirrwarrVilla Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[221] Der Morgen

Wieder durchwandl' ich
In früher Morgenkühle
Den Berg, und klettre hinauf und ab,
Ganz den Segen fühlend der Natur.
Da tönt von oben,
Seltsamen Klanges
Das Lied einer Hirtenpfeife,
Und alsbald seh ich in Sprüngen
Nach dem Takte tanzend
Die muntre Ziegenheerde
Von der Felsentreppe niedergaukeln,
Mit klugem Aug' und feinen Fuß
Die Sprünge sicher messend.
Der Führer der Schaar
Ein brauner, kleiner Knabe,
Musizirt ernst mit voller Kraft
Und freut sich seiner Scholaren.
[222]
Doch wie er nieder hüpft
Und den Fremden gewahrt
Steckt er alsbald
Sein Lied abbrechend
Die Flöte schnell und scheu in die Hirtentasche.
Ich red' ihn an, und erröthend
Lüftet er den Hut und blondes Haar
Rollt sich um die braunen Wangen,
Er athmet schwer und blickt von der Seite scheu.
Zeige mir, bitt' ich, die Pfeife,
Die ich noch nie von dieser Form gesehn,
So wie ich auch noch nie
So wunderlichen Ton vernommen.
Er hält mit beiden Händen fest
Die Hintertasche geschlossen
Und ruft mir ein dreistes Nein entgegen.
Was ich überrede und schmeichle,
Alles vergebens,
Der Kleine beharrt auf seinem Eigensinn,
Mein Geschenk verweigert er fest,
Und steht auf dem Sprung
[223]
Seinen Ziegen zu folgen,
Die von den nächsten Klippen
Fragend zu ihm herübersehn. –
»So sage mir mindestens,
Warum ich die Pfeife nicht betrachten darf?« –
Und er mit großen Augen:
Wer eine solche Flöte,
So schön und herrlich,
Einmal in Händen hat,
Giebt sie niemals zurück. –
Mit dem scheuen Worte
Rennt er über die Steine fort,
Und erst in der Ferne
Tief unten im Thal
Erklingt sein muntres Morgenlied von neuem.
CivitellaDer MorgenOlevanoPalestrina, auf der ReisePolitikDer WirrwarrVilla Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[224] Civitella

Mit den Gefährten Gespräche wechselnd,
Wandeln wir den steilen Pfad,
Den wenig betretenen
Hinauf zum einsamen Städtchen des Felsens.
Durch das enge Thor geschritten,
Stehn wir auf der einzigen Gasse der Stadt,
Und Kinder, die hier spielen,
So wie ihr Blick uns trifft,
Rennen mit Geschrei in die Häuser
Die sie schnell verriegeln.
Die Eltern, aufgeschreckt,
Schaun mit Mißtraun
Aus den kleinen zerbrochenen Fenstern,
Und messen mit Argwohn
[225]
Unsre Gestalten,
Wollen nicht Antwort geben
Auf Frag' und Bitte,
Als wären die Türken
Ins Land gebrochen.
Doch endlich ermuthigt sich
Ein starker, alter Mann,
Er öffnet die Thür
Und stellt uns hin die Bank und den Tisch,
Giebt Wein und Brod,
Und dankt für Bezahlung.
Wie wir uns erquicken
Schaun aus der Ferne
Jung und Alt
Dem Wunder zu,
Kaum wagt ein dreistes Kind
Heranzutreten, Geschenk zu empfahn,
Doch wie es die Münze
[226]
Nur fühlt in der Hand,
Rennt es zurück
Und zeigt den Gespielen
Die Gabe und zittert noch.
Im Abendlichte
Wandeln wir zurück
Den Empfang belächelnd.
O du glückliche Einsamkeit,
Würdet ihr nie von müssigen Fremden,
Ihr stillen Bewohner,
Eurer Scheu entwöhnt.
Auf der ReiseCivitellaDer MorgenOlevanoPalestrina, auf der ReisePolitikDer WirrwarrVilla Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[227] Auf der Reise

Vom Wege verirrt,
Vom Sturm bedrängt,
Vom Regen durchnäßt,
Such ich hier Schutz
In dieser ländlichen Behausung.
Man versorgt Diener und Pferde,
Erquickt den Müden
Mit Wein und Speise,
Bauern oder Pächter scheinen die freundlichen Wirthe:
Sie fragen nach Deutschland,
Deß Name kaum in diese Einsamkeit drang,
Sie klagen, als das Gewitter still,
Und ich sie verlasse,
Ja zürnen, daß ich die Gastfreiheit
Ihnen vergelten will. –
[228]
Bin ich noch in Italien?
Wo auf der großen Straße
Gesindel und galant' uomini
Sich unverschämt an mich drängen,
Zu betteln, zu prellen,
Fast mit Gewalt zu rauben?
O ihr stillen, lieblichen Thäler,
Ihr schönen, wilden Gebirge,
Wann, wann kehr' ich dankbar euch zurück?
SubiacoAuf der ReiseCivitellaDer MorgenOlevanoPalestrina, auf der ReisePolitikDer WirrwarrVilla Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[229] Subiaco

Süße, liebliche Wildniß.
Deine Berge, dein Kloster oben,
Die Cypressen, die Thäler hier,
Werden nie aus meiner Seele schwinden.
Hoher Gedanken, schöner Bilder Erinnerung,
Wunder der Natur,
Weile gastlich in meiner Phantasie,
Wenn wieder Sand und Föhren
Mich geistlos umstarren,
Und ein Lächeln zweifelnd
Bei Schilderungen der Natur
Des Entzückten spotten möchte.
[230]
Hier dichtet die Erde,
Dort schläft sie kaum,
Befangen, angstvoll,
Ringt sie nur nach Dasein:
Und goldne Abendwolken
Und glühend Morgenroth
Schweben nur als Kranken-Träume
Ob der Verscheidenden.
S. Benedikts EinsamkeitSubiacoAuf der ReiseCivitellaDer MorgenOlevanoPalestrina, auf der ReisePolitikDer WirrwarrVilla Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[231] S. Benedikts Einsamkeit

Hier, in ausgehölten Felsen
Wohntest du, weiser Siedler,
Dem Gott dich weihend
Dem dein Herz und deine Seele brannte.
Große Entzückungen
Wandelten dir vom Ufer herüber,
Wenn der donnernde Strom
Dir unten sein Kirchenlied sang.
In nächtlichen Schauren
Und Sturmessausen,
Sprach der Ewige zu dir.
Mit Scheu betret ich die Wege
Die deine Füße gingen,
Und zürnen möcht' ich –
Wann Zorn sich lohnte
So schwachem Unverstand –
Hör' ich deines Namens spotten.
TivoliS. Benedikts EinsamkeitSubiacoAuf der ReiseCivitellaDer MorgenOlevanoPalestrina, auf der ReisePolitikDer WirrwarrVilla Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[232] Tivoli

Lacht ihr mich an, ihr jauchzenden Wasserbäche,
Wie ihr klingend zwischen Oelbaum und Blumen niederjubelt?
Springt und sprudelt, ihr Uebermüthigen,
Der duftende Wald hallt eure Töne nach,
Und Baum und Fels, und Himmel und Strom
Ein Freudengesang.
Gegrüßt sei mir, du du Mäcenas tönendes Haus:
Grotte Neptuns, voll Wellenmusik und Regenbogen:
Wie ich hier in Blumen wandle, ruhend liege,
Mich entzücke, und wieder Welt und Natur vergesse
Im süssesten Traum –
Saht ihr schon je, ihr klingenden Gestade
Einen so glücklichen Wandersmann?
[233]
Doch schon winkt mir
Roma's erhabene Kuppel
Zurückzukehren,
Und bald, in wenigen Tagen,
Schon steht der Abschied an der Thür,
Entflieh ich diesem Himmel.
St. Peter und PaulTivoliS. Benedikts EinsamkeitSubiacoAuf der ReiseCivitellaDer MorgenOlevanoPalestrina, auf der ReisePolitikDer WirrwarrVilla Borghese [1]OsternDie heilige WocheVilla PamphiliDie BußpredigtenDer letzte Tag der FesteCarnevalWeihnachtenDie ErscheinungHeimwehSchmerz in der LustDie MarionettenDer BettlerBücherDer UeberlästigeStiergefechtCampo VaccinoDas FeuerwerkDankbarkeitDer VatikanDie spanische TreppeDas PantheonVilla BorgheseErster Anblick von RomSan Lorenzo und BolsenaAquapendenteRadicofanoDer TraubenmarktBoccazMarktplatzAnblick von FlorenzDie PilgerBolognaDie BergePallast T. in MantuaFahrt nach MantuaKleines Theater in der ArenaJuliens GrabDie ArenaVeronaTridentBotzenDie TyrolerDer FreithofInspruckTyrolAbreiseDritter TeilGedichteGedichteTieck, LudwigReisegedichte eines Kranken

[234] St. Peter und Paul

Mit Flammen und Flämmchen,
Und buntem Feuer,
Der auskrachenden Girandola,
Hat mich die Engelsburg,
Mit wundersamer Erleuchtung
Sankt Peter entlassen,
Still und seufzend
Sag' ich dir, Roma, Lebewohl,
Du sendest mich gesunder
Und froher der Heimath wieder.
Aber du selber entkrankst,
Und bald, so fürcht' ich,
Weht von dem Schloß
Die dreifarbige Fahne.
Möge der Mondregenbogen,
Das Wunder, das ich jüngst gesehn,
Dir und deinem frommen Hirten
Gutes bedeuten.