Johann Peter Uz
Sämtliche poetische Werke

[3] Vorrede der zweyten Ausgabe

Diese wenigen Gedichte brauchen keiner weitläuftigen Vorrede. Ein großer Theil derselben ist nicht neu, sondern schon seit einiger Zeit gedruckt. Es sind die lyrischen Gedichte, die in den zweyen ersten Büchern dieser Sammlung enthalten sind, mehrentheils vor fünf Jahren bereits von einem berühmten Freunde zum Drucke befördert, itzo aber nochmals sorgfältig durchsehen, und vieles daran geändert, wo nicht verbessert worden. Im dritten und vierten Buche befinden sich diejenigen Lieder, welche die lyrische Muse erst nach jener Sammlung gedichtet hat. Sie sind in der Ordnung verfertiget worden, wie sie hier stehen.

Der Sieg des Liebesgottes hat ebenfalls schon im abgewichenen Jahre die Presse verlassen; da hingegen die vier angehangnen Briefe sich zum erstenmal der öffentlichen Critik darstellen.

Es ist gar kein Zweifel, daß ohngeachtet aller angewandten Mühe noch sehr viel an allen diesen Stücken mit Grunde getadelt werden könne. Die ausbessernde Hand des Dichters selbst ist mehr aus Müdigkeit, als in der [3] stolzen Einbildung, daß nunmehr alles vollkommen sey, zurückgezogen worden.

Da übrigens der deutsche Parnaß mit sich selbst uneinig und in gewisse Secten getrennet ist: so kann kein heutiger Dichter sich einen gewissen und allgemeinen Beyfall versprechen. Er wird allezeit von einigen getadelt werden, bloß weil er von andern gelobet wird. Es könnte leicht kommen, daß diese Gedichte noch ein härteres Schicksal zu gewarten hätten, und vielleicht dem Dichter aus dem Petronius zugeruffen würde:


Adolescens, sermonem habes non publici saporis.


Sollte er aber bloß deswegen mit seinen Meinungen, in Sachen, die den guten Geschmack betreffen, geheuchelt haben, weil sie von den Grundsätzen anderer angesehenen Kunstrichter abgehen?

Wie er sich selbst der im Reiche der Wissenschaften hergebrachten Freyheit, seine Gedanken offenherzig herauszusagen, mit Bescheidenheit bedienet hat: so wird es ihm auch nicht zuwider seyn, wenn andere sich einer gleichen Freyheit gegen ihn selbst gebrauchen. Er wird sich zu belehren suchen, wo er Unterricht findet; und wo er diesen nicht findet, wenigstens zu schweigen wissen.

[4] Vorrede des ersten Herrn Herausgebers der lyrischen Gedichte

1749.


Der Verfasser dieser kleinen Sammlung Lyrischer Gedichte hat sich bewegen lassen, sie dem Druck zu übergeben, damit er erfahren möge, ob seine Muse sich den Beyfall der Kenner erwerben könne. Derselbe würde ihn sodann ermuntern, daß er sich auch in der höhern Ode versuchte, nachdem er sich bemühet hätte, in Liedern, welche sänftere Empfindungen nachahmen, die Aehnlichkeit der Natur zu treffen, und die Abwege zu vermeiden, von denen er glaubt, daß sie einige Odendichter der Ausländer sowohl, als seiner Landesleute, von der edlen Einfalt, dem ungekünstelten Ausdrucke, ober der schönen Natur der Alten entfernet.

Die zwote Ode: der Frühling, welche nach den eigenen Regeln der lateinischen Prosodie abgefaßt ist, hat sich, seit dem sie anderwärts bekannt gemacht worden, durch [5] ihren Wohlklang dergestalt empfolen, daß es verschiedenen gefallen hat, desselben Sylbenmasses sich zu bedienen; nur ist es nicht, wie hier, mit genauer Beobachtung der reinen Dactilen geschehen, als woran die deutsche Sprache, wegen der häufigen Mitlauter, vielleicht einen allzu grossen Mangel hat. Indeß kann, so viel man weiß, der Verfasser in Absicht auf diesen Versuch mit dem Horaz sagen:


– – ego, non alio dictum prius ore
Vulgavi fidicen.
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Erstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke
Lobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Erstes Buch

Lobgesang des Frühlings

An Hrn. Gleim in Berlin


1741.


Wie lang hat meine Muse schon,
Die Witz und edle Einfalt ehret,
Am blumenvollen Helikon,
Den Musen Griechenlands begierig zugehöret!
[7]
Nun aber will sie selbst einmal
Die hochgestimmte Cyther schlagen;
Doch Mavors blutbefleckter Stal
Verbeut ihr, sich ins Feld, voll Furchtsamkeit, zu wagen.
Sie schlich sich zwar, mit seltnem Muth,
Jüngsthin ins dicke Kriegsgedränge,
[8]
Und sann auf Leichen und auf Blut
Und in erhitztem Kampf, auf kriegrische Gesänge.
Sie drang mit Zittern an den Ort,
Wo, trotz der Glut, die donnernd krachte,
Durch Muth und durch sein mächtig Wort
Sich Brandenburgs Monarch das Kriegsglück dienstbar machte.
Doch Phöbus riß sie aus dem Brand,
Und bracht, durch ihre Furcht gerühret,
Sie in das sonnenreiche Land,
Allwo der Wahrheit Faust den sanften Zepter führet.
Hier, sprach er, wo kein Mörsel wühlt,
In diesen ungestörten Gründen,
Versuche, wie dein Finger spielt;
Du kannst auch hier den Stoff zu hohen Liedern finden.
[9]
Dort, in der Göttinn Heiligthum,
Wo Licht und reiner Schimmer lachen,
Da thront ihr Liebling und ihr Ruhm,
Wolf, der für Eifer glüht, die Wahrheit groß zu machen.
Sie reicht, auf unschätzbarem Gold,
Ihm necktarreiche Götterspeise,
Die jener fette Weinstock zollt,
Der um den Tempel kriecht, gepflanzt von ihrem Fleiße.
Wolf reicht es nun dem Grafen dar,
Der Philurenens Fluren schmücket;
Den schon die frohe Musenschaar,
Die seine Rechte schützt, bis an die Sterne rücket.
[10]
Der hat, von hoher Glut entbrannt,
Den lorbernwerthen Bund errichtet,
Der durch ein neugeknüpftes Band,
Der Wahrheit beyzustehn, jedweden Freund verpflichtet.
Was kömmt da für ein kühner Held?
Es fliegt der Sieg an seiner Seite;
Die Klugheit ist ihm beygesellt;
So sieht der Kriegsgott aus, erhitzt vom scharfen Streite.
Wer kann es sonst, als Friedrich, seyn?
Der ist es, ja, des Feindes Schrecken.
Er hängt in jenem Palmenhäyn
Die güldnen Waffen auf, die Staub und Blut bedecken.
Ihn küßt der Göttinn holder Mund;
Es ruht auf ihm ihr ganzes Glücke:
Er thut ihr seine Liebe kund,
Und schaut auf Wolfen hin, mit gnadenvollem Blicke.
[11]
Nun sieh ihn an, nun gleicht er mir;
Die Flöte reizt in seinen Händen,
Es schweigt das lüsterne Revier
Bey seiner Töne Pracht, die meinen Ruhm entwenden.
Drum fliehn die Musen öffentlich
Zu diesem weisen Ueberwinder;
In Friedrichs Arme flüchten sich
Geschmack und ächter Witz, der Wahrheit schönste Kinder.
Nun, da sein Anblick sie belebt,
So springt in freudenvollen Tänzen,
Dort, wo ein kühler Schatten schwebt,
Die fest verschlungne Schaar, geziert mit Rosenkränzen.
O laß dir diese güldne Zeit
Noch mehr als Friedrichs Muth gefallen:
Hiervon, und nicht von Krieg und Streit,
Du junge Muse! laß die neuen Saiten schallen.
So sprach er! und die Muse brennt,
So hohe Dinge zu besingen;
Doch, weil sie ihre Schwäche kennt,
So läßt ihr Mund vorher ein niedrers Lob erklingen.
Der FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[12] Der Frühling

1741.


Ich will, vom Weine berauscht, die Lust der Erde besingen,
Ich will die Zierde der Auen erhöhn,
Den Frühling, welcher anitzt, durch Florens Hände bekränzet,
Siegprangend unsre Gefilde beherrscht.
Fangt an! was säumet ihr euch? Fangt an, holdselige Saiten!
Entzückt der Echo begieriges Ohr!
Auch ich entbrenne bereits: da stehn schon lauschende Nymphen,
Nur halb durchs junge Gesträuche bedeckt.
[13]
Was seh ich? Blicket hinauf! die Luft wird plötzlich erheitert;
Es grünt der Erde befruchtete Schooß;
Wohin mein Auge geräth, da sprossen frühe Violen;
Was soll hier diese beflügelte Schaar?
Wer zieht im Pompe daher? Du, Lenz, Geschenke des Himmels!
Du hast die schreckliche Kälte besiegt,
Und nun, o liebliches Haupt der nicht mehr traurigen Auen!
Dein langverlassenes Erbe besucht.
Der Reiz, den Hebe gebahr, schwebt, vom Cupido begleitet,
Der siegbegierige Pfeile bewegt,
Bey dir geschäfftig umher, bey dir, dem Freunde Cytherens,
Dem Glanz die selige Stirne bestralt.
[14]
Ein Chor der Freuden ereilt des Zephyrs flüchtige Söhne
In Tänzen, welche die Flöte belebt,
Rings um den Wagen herum, worinn die gütige Sonne
Dich, Kind derselben! auf Erde gesandt.
Durchzeuch nicht länger, o Nord! verheerend unsre Gefilde!
Flieht wieder, stürmische Winde! zurück.
Der Frühling herrschet hieselbst, den, in beschwerlicher Hitze,
Der West durch sänftere Fittige kühlt.
Wie reizt mich eure Gestalt, seitdem der prächtige Frühling
Euch, anmuthsvolle Gefilde! bewohnt!
Erlaubt mir, ewig in euch, durch Laub und Blüthe beschattet,
Um lieblich murmelnde Bäche zu ruhn.
[15]
Hier lacht die heitere Luft und droht durch keine Gewölke;
Es lacht die ganze schmaragdene Flur,
Sie ist, vom Thaue beperlt, ein Sitz der schmeichelnden Anmuth,
Und lädt zum Kusse, den Amor erhitzt.
Da stehn die Blumen umher und düften kräftigen Ambra;
Die süßen Früchte der ehligen Huld,
Womit der zärtliche West, in holder Stille des Abends,
Um Florens reizende Brüste gescherzt.
Sey itzt, o Flora gegrüßt, dieweil du liebliche Kinder,
Zumal die göttliche Rose, gebahrst,
Die selbst der Gratien Hand zum stolzen Throne geführet,
Und durch bedornte Gesträuche beschützt;
Und mit der Könige Tracht, dem Purpurkleide, geschmücket,
Womit, durch artige Hände geraubt,
Sie Amors güldenes Haar, der Nymphen Schläfe bekränzet,
So oft sie fröliche Feste begehn.
[16]
Wohlan, bekränzet anitzt auch mich, o göttliche Rosen!
So flieht die traurige Sorge dahin;
So naht kein Kummer heran; so wird der prächtige Frühling
Mit Lust durch meine Gesänge gerühmt.
Er hat durch himmlische Gluth euch, meine Töne, begeistert;
Durch ihn sind alle Geschöpfe beseelt,
Und selbst das todte Gehölz und Thal und alle Gebürge
Und euch, bevölkerte Lüfte! belebt.
Drum ist die Stille geflohn und herrscht in wenigen Oertern;
Der Lärm regieret im heiligen Häyn,
[17]
Wo bald das sichere Wild, das Lust und Liebe gejaget,
Mit Brüllen rasche Gebüsche bestreicht:
Bald tönt durchs ganze Revier die Brunst entzündeter Heerden;
Dann girrt die zärtliche Taube dazu,
Und tief im Busche beseufzt Pandions einsame Tochter
Den Brand, der ihre Gebeine bekämpft.
Denn alles fühlet anitzt des Frühlings mächtige Triebe;
Nun hat der Liebe gefürchteter Arm
Was lebt, im Wasser, auf Erd und in den ewigen Höhen;
Nur dich nicht, stolze Dorinde! besiegt.
Wie hast du, Schönste! gewagt, mit diesem Feinde zu streiten?
Ich seh ihn; eile geschwinde davon!
Er kömmt, zum Kampfe bereit, und hat die Pfeile geschärfet,
Und schon die blutige Sehne gespannt.
[18]
Vor seinem streitbaren Arm ist noch kein Herze bestanden:
Auch du wirst, stolze Dorinde! besiegt,
Wann itzt der feurige Lenz ihm hilft im Streite gewinnen,
Der allzeit seine Triumphe gemehrt.
Genug vor itzo gescherzt; genug der Liebe geschmeichelt!
Nun sind mir größre Geschäffte bestimmt.
Hört auf! was säumet ihr euch? Hört auf, holdselige Saiten!
Ich bin auf höhere Töne bedacht.
An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

An Chloen

O Chloe! Höre du!
Der neuen Laute zu,
Die jüngst, bey stiller Nacht,
Mir Cypripor gebracht.
Nimm diese, war sein Wort,
Statt jener Stolzen dort.
Die buhlt so lange schon
Um Pindars hohen Ton:
Doch da sie Siegern fröhnt,
Wird sie und du verhöhnt.
Thu, wie der Tejer Greis,
Der keines Helden Preis
In seine Leyer sang,
Die nur von Liebe klang.
[19]
Er sang voll Weins und Lust
Und an der Mädchen Brust.
Da sang er erst ein Lied,
Das noch die Herzen zieht:
Das machten ihm alsdenn
Ich und die Grazien.
Auf! trit in seine Spur;
Da trit man Rosen nur:
Und singe nur berauscht
Und wo man Küsse tauscht.
Lyäen kennst du schon,
Doch nicht Cytherens Sohn.
Den mache dir anitzt
Ein Blick, der feurig blitzt;
Und meine schnelle Hand
Durch diesen Pfeil bekannt.
Kaum sprach der Bube so,
So schoß er und entfloh;
So fühlte schon mein Herz
Noch ungefühlten Schmerz;
So sah ich, voll Begier,
O Chloe! nur nach dir.
Nun siege, wer da will!
Mein neues Saitenspiel
Soll nur dem frohen Wein
Und Chloen heilig seyn.
An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[20] An Chloen

Ich merke, wann sich Chloe zeiget,
Daß nun mein Auge nicht mehr schweiget;
Daß Suada nach den Lippen flieget
Und glühend roth im Antlitz sieget;
Daß alles sich an mir verjüngt,
Wie Blumen, die der Thau durchdringt.
Ich seh auf sie mit bangem Sehnen,
Und kann den Blick nicht weggewöhnen:
Die Anmuth, die im Auge wachet
Und um die jungen Wangen lachet,
Zieht meinen weggewichnen Blick
Mit güldnen Banden stets zurück.
Da strömt mein Blut mit schnellen Güssen;
Ich brenn', ich zittre, sie zu küssen;
Die Glut verstirbt in meinen Blicken
Und Ungedult will mich ersticken,
Indem ich immer Sehnsucht voll
Sie sehn und nicht umarmen soll.
An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[21] An Chloen

So weiß nun Chloe mein Verlangen?
Mein Auge sagt es ihr vielleicht,
Das nach den Rosen ihrer Wangen
Durch manchen Umweg lüstern schleicht.
Sie übersieht nicht meine Blicke:
Ihr Auge sieht mich schalkhaft an,
Zwar nur im Flug und schnell zurücke;
Doch daß ichs wohl bemerken kann.
Oft blitzen, von Gefahr begleitet,
Die blauen Augen frey auf mich,
Aus welchen Amor mich bestreitet,
Der stets aus ihnen siegreich wich.
Ich kann die Grazien darinnen
Ein schmeichlend Lächeln bilden sehn.
Das überrascht mir Herz und Sinnen:
Wer mag demselben widerstehn?
Ihr Arm (kein Schnee gleicht seiner Weisse,)
Fliegt aus dem Fenster in die Luft,
Aus einem ungewohnten Fleisse,
Der meine Sehnsucht sinnreich ruft.
[22]
Nun schaut sie rückwärts, schlau gestrecket,
Bis sich die volle Brust empört,
Und halb entwischt und, unverdecket,
Auch eines Cato Ruhe stört.
Ich aber steh' und strampf und glühe
Und flieh im Geiste hin zu ihr,
Und bin, indem ich immer fliehe,
Zwar unstät und doch immer hier:
Weil, bis mich Glück und Freundschaft retten,
Die oft ein langer Schlaf befällt;
Mich hier, mit Diamantnen Ketten,
Das Schicksal angefesselt hält.
An Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

An Chloen

Du weißst, wie lange schon
Cytherens holder Sohn,
O Chloe! bey mir ist
Und mir mein Leid versüßt.
Sang meine Muse doch
So ziemlich artig noch.
Oft hielt ihn schon im Lauf
Ihr schmeichlend Liedgen auf.
Oft lockte wohl dein Blick
Liebkosend ihn zurück.
[23]
Nun lockest du nicht mehr
Und zürnst, wer weiß wie sehr.
Drum schweigt mein Saitenspiel,
Das Amorn sonst gefiel;
Und Amor will entfliehn,
Und nichts besänftigt ihn.
Halt, wenn er mich verläßt,
Du deinen Sclaven fest:
Weil dirs ein leichtes ist,
Und du ihm Venus bist.
Bewölke nur, mein Licht!
Die blauen Augen nicht.
Ein holder Blick von dir
Versöhnet ihn mit mir.
Ein TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Ein Traum

O Traum, der mich entzücket!
Was hab ich nicht erblicket!
[24]
Ich warf die müden Glieder
In einem Thale nieder,
Wo einen Teich, der silbern floß,
Ein schattigtes Gebüsch umschloß.
Da sah ich durch die Sträuche
Mein Mädchen bey dem Teiche.
Das hatte sich, zum Baden,
Der Kleider meist entladen,
Bis auf ein untreu weiß Gewand,
Das keinem Lüftgen widerstand.
[25]
Der freye Busen lachte,
Den Jugend reizend machte.
Mein Blick blieb sehnend stehen
Bey diesen regen Höhen,
Wo Zephyr unter Lilien blies
Und sich die Wollust greifen ließ.
Sie fieng nun an, o Freuden!
Sich vollends auszukleiden;
Doch, ach! indems geschiehet,
Erwach ich und sie fliehet.
O schlief ich doch von neuem ein!
Nun wird sie wohl im Wasser seyn.
Der MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der Morgen

Auf! auf! weil schon Aurora lacht;
Ihr Gatten junger Schönen!
[26]
Ihr müßt nunmehr, nach fauler Nacht,
Dem Gott der Ehe fröhnen.
Erneuert den verliebten Zwist,
Der süsser, als die Eintracht ist,
Nach der sich Alte sehnen.
Ists möglich, daß zu solcher Lust
Ein Gatte nicht erwache?
Daß eine nahe Liljen Brust
Ihn nicht geschäftig mache?
Indeß schwebt um der Gattinn Haupt
Der Morgentraum, mit Mohn belaubt:
Ihr träumt von eitel Rache.
Da, wo Cytherens waches Kind
Den Schlaf vom Bette scheuchet;
Da rauschts, wie wann ein Morgenwind
Bethautes Laub durchstreichet.
Da lauschet meine Muse nun,
Die, wie die Mädchen alle thun,
Verliebte gern beschleichet.
Der Vorhang weicht: welch reizend Weib!
Ich sehe Venus liegen,
[27]
Und zarten Flohr den Marmorleib
Unachtsam nur umfliegen.
Wie sucht ihr Blick, der kriegrisch glüht,
Den süssen Feind, der noch verzieht;
Und dürstet nach Vergnügen.
Du itzo noch verliebtes Paar,
Was mangelt deinem Glücke?
Ich werde, selbst entzückt, gewahr,
Daß Hymen auch entzücke.
Die Muse sieht hinweg und weicht:
Doch manchmal und verstohlen schleicht
Ein halber Blick zurücke.
Morgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Morgenlied der Schäfer

Die düstre Nacht ist hin;
Die Sonne kehret wieder.
Ermuntre dich, mein Sinn!
Und dichte Freudenlieder.
[28]
Laßt, was mein Herz begehrt,
Auch diesen Tag geschehen,
Ihr Götter, die ihr hört,
Wann fromme Hirten flehen.
Gebt mir ein weises Herz,
Das allen Gram verfluche;
Und mehr den Jugendscherz,
Als Gold und Sorgen suche.
Es rufe nie die Nacht
Den güldnen Tag zu Grabe,
Bis ich mich satt gelacht,
Das ist, gelebet habe.
Schützt Amors frohes Reich
Und auch die frohen Reben;
Daß Lieb und Wein zugleich
Stets iedes Herz beleben.
Wird Bacchum Geiz und List
Mit Wasserbädern schwächen;
Wird stündlich nicht geküßt:
So wollet ihr es rächen.
Nie soll ein artig Kind
Die wilde Strenge lieben.
[29]
Nur die nicht artig sind,
Laßt Grausamkeit verüben.
Auch segnet nun den May,
Der manche zärtlich machte;
Daß keine Schöne sey,
Die nicht nach Küssen schmachte.
Wenn mancher, den ihr wißt,
Sich doch verleugnen könnte,
Daß, was ihm unnütz ist,
Er seinem Nächsten gönnte!
Was soll der schwache Mann
Beym jungen Weibgen keichen?
Was er nicht brauchen kann,
Das gönn er meines gleichen.
So müsse meine Brust
Ein ieder Tag entzücken,
Und eine frische Lust
Mit ieder Nacht beglücken!
Bey Mädchen und bey Wein,
Mit Blumen um die Haare,
Will ich euch dankbar seyn,
Im Frühling meiner Jahre.
FrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Frühlingslust

Seht den holden Frühling blühn!
Soll er ungenossen fliehn?
[30]
Fühlt ihr keine Frühlingstriebe?
Freunde! weg mit Ernst und Leid!
In der frohen Blumenzeit
Herrsche Bacchus und die Liebe.
Die ihr heute scherzen könnt,
Braucht, was euch der Himmel gönnt,
Und wohl morgen schon entziehet.
Denn wer ists, der wissen mag,
Ob für ihn ein Frühlingstag
Aus Aurorens Armen fliehet?
Hier sind Rosen! Hier ist Wein!
Soll ich ohne Freude seyn,
Wo der alte Bacchus lachet?
Herrsche, Gott der Frölichkeit!
Herrsche, denn es kommt die Zeit,
Die uns trübe Stirnen machet.
Aber, Phyllis läßt sich sehn!
Seh ich Amorn mit ihr gehn?
Ihm wird alles weichen müssen.
Weiche, Wein! Wo Phyllis ist,
Trinkt man seltner, als man küßt:
Bacchus, weg! ich will nun küssen.
Die ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Zufriedenheit

Ein Geist, der sich zu keiner Zeit
In feiger Ungedult verlieret,
[31]
Und stets die Weisheit hört, die, wie das Glück uns führet,
Den Pfad mit Rosen überstreut.
Ein solcher Geist ist stets beglückt,
Und sucht nicht Hülf in fauler Klage,
Und braucht in Fröhlichkeit auch selbst die trüben Tage,
Die ihm des Himmels Vorsicht schickt.
Was schilt man dessen Tyranney?
Von ihm kommt unser wenigst Leiden.
Kein Zustand ist so hart; ein Chor der stillen Freuden
Gesellt sich ihm mitleidig bey.
Bestraf' ein ieder sein Gemüth,
Das auch bey nahen Qvellen schmachtet.
Vergnügen beut sich an: umsonst, es wird verachtet;
Wir wollen nichts, als was uns flieht.
Zu eckel sind wir, uns zur Pein:
Wir wollen oft nach Zephyrs Weichen,
Zur Zeit der Winterlust, in schattigten Gesträuchen,
Um murmelnd Wasser fröhlich seyn.
[32]
Der warme Frühling kommt zurück:
Dann braucht ein Weiser ihn beyzeiten.
Er läßt Vernunft und Zeit die blinden Wünsche leiten,
Vergnügt auch ohne schimmernd Glück.
Kein lärer Schein bethört sein Herz:
Er schätzt nicht bloß ein theures Lachen,
Und kann des Pöbels Wahn durch sich zu schanden machen,
Ob flöh' uns Arme Lust und Scherz.
Weil ich nicht prächtig schmausen kann,
Soll ich nicht fröhlich schmausen können?
Will Flora, für mein Haar, mir holde Rosen gönnen;
Was geht der Fürsten Pracht mich an?
Was hilfts zur Lust, wann ihre Wand
Sich in gewirktes Gold verhüllet,
Und ein Bedientenschwarm die Marmorsäle füllet,
Mit güldnen Schüsseln in der Hand?
Sieh hin, wo keine Pracht gebricht!
Man gähnt auch mitten im Gepränge.
Der Nektar Jupiters, der Speisen eckle Menge,
Die fesseln, ach! die Freude nicht.
Die Freude, des Lyäus Kind,
Entflieht unruhigen Pallästen,
Und schwärmt zur Hütte hin, wo unbeschwert von Gästen
Vertraute Freunde freyer sind.
[33]
Fleußt nicht für sie der Reben Blut,
Die Chios edle Berge schwärzen?
Auch Bacchus an dem Rhein flößt in zufriedne Herzen
Vertraulichkeit und guten Muth.
Hier läßt Lyäus nichts betrübt:
Der Gott begeistert aller Busen,
Und läßt den Satyr los, und lädt die muntern Musen,
Und Amorn, der die Musen liebt.
Und Lieder der Zufriedenheit
Ertönen aus dem freyen Munde;
Bis, nach durchscherzter Nacht, die kühle Morgenstunde,
Die Schatten und den Schmaus zerstreut.
Magister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Magister Duns

Magister Duns, das grosse Licht,
Der deutschen Dichtkunst Ehre:
Der, dessen Muse finster spricht,
Wie seine Ding er lehre.
[34]
Der lauter Metaphysick ist,
Auch wann er scherzt und wann er küßt;
Ließ jüngst bey seiner Schönen
Ein zärtlich Lied ertönen.
Er sang: O Schmuck der besten Welt!
Du Vorwurf meiner Liebe!
Dein Aug ists, das den Grund enthält
Vom Daseyn solcher Triebe.
Die Monas, die in mir gedenkt,
Vermag, in deinen Reiz versenkt,
Die blinden Sinnlichkeiten
Nicht länger zu bestreiten.
Drauf nannt' er gründlich hier und dort
Den Grund des Widerspruches,
Und noch so manches Modewort,
Die Weisheit manches Buches.
Der Mann bewies, wie sichs gehört,
Und bat, abstract und tiefgelehrt,
Durch schulgerechte Schlüsse,
Um seiner Chloris Küsse.
Das arme Kind erschrack und floh;
Die Grazien entsprungen.
Kein Dichter hatte noch also,
Seit Musen sind, gesungen.
Das bange Mädchen hört' ihn an,
Als ob der graduirte Mann
Mit einem Zauberfluche
Sie zu beschwören suche.
[35]
Sie rettet sich ins nahe Thal
Voll angenehmer Linden.
Da sang Damöt von gleicher Qval,
Nicht mit gelehrten Gründen.
Sein Lied, vermischt mit stillem Ach!
Floß heiter, wie der sanfte Bach,
Und floß ihm aus dem Herzen,
Der Qvelle seiner Schmerzen.
Ihm konnte Chloris nicht entfliehn;
Ihm ward ein Kuß zum Lohne.
Die holden Musen schmückten ihn
Mit einer Myrthenkrone.
So sinnlich urtheilt alles noch!
Ihr dummen Musen, laßt euch doch,
Der besten Welt zu Ehren,
Die Metaphysick lehren.
Die WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Wünsche

Welche Gottheit soll auch mir
Einen Wunsch gewähren?
Unentschlossen irr ich hier
Zwischen den Altären.
[36]
Sorgen schwärmen rund herum
Um den Gott der Schätze;
Und der Ehre Heiligthum
Liegt voll falscher Netze.
In der Schönheit Schoosse liegt
Amor, der mit Küssen
Sich an ihren Busen schmiegt,
Da wir zittern müssen.
Amor soll willkommen seyn;
Doch ich will nur lachen,
Und er muß bey meinem Wein
Mich nicht irre machen.
Ruhm und du, geflügelt Gold!
Ich entsag euch beyden.
Wenn ihr selbst mich suchen wollt,
Will ich euch nicht meiden.
An AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

An Amor

Amor, Vater süsser Lieder,
Du mein Phöbus, kehre wieder!
[37]
Kehre wieder in mein Herze!
Komm, doch mit dem schlauen Scherze.
Komm und laß zugleich Lyäen,
Dir zur Seite lachend gehen.
Komm mit einem holden Kinde,
Das mein träges Herz entzünde,
Und durch feuervolle Küsse
Zum Horaz mich küssen müsse.
Willst du, Gott der Zärtlichkeiten!
Laß auch Schmerzen dich begleiten:
Ich will lieber deine Schmerzen,
Als nicht küssen und nicht scherzen.
Die Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Muse bey den Hirten

O Muse! darf ich trauen?
Willst du auf unsern Auen
Mit schlechten Hirten weiden
Und aus den Städten scheiden?
Die Stadt mag immer prangen!
Ich bin aus ihr gegangen.
[38]
Da will man Musen dingen:
Sie sollen iedem singen,
Bey ieder Hochzeit leyern
Und Nahmenstage feyern.
Wie schickt sich dieß für Musen
Voll Himmels in dem Busen?
Das ist für Gratulanten,
Die wir vom Pindus bannten.
Laß dich, o Muse! wieder
Auf unsern Triften nieder.
Du wirst bey frohen Chören
Die Freyheit und Cytheren;
Und in den kühlen Gründen
Die holde Stille finden.
Das bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Das bedrängte Deutschland

Wie lang zerfleischt mit schwerer Hand
Germanien sein Eingeweide?
Besiegt ein unbesiegtes Land
Sich selbst und seinen Ruhm, zu schlauer Feinde Freude?
[39]
Sind, wo die Donau, wo der Mayn
Voll fauler Leichen langsam fließet;
Wo um den rebenreichen Rhein
Sonst Bacchus fröhlich gieng, und sich die Elb' ergießet:
Sind nicht die Spuren unsrer Wuth
Auf ieder Flur, an iedem Strande?
Wo strömte nicht das deutsche Blut?
Und nicht zu Deutschlands Ruhm: Nein! meistens ihm zur Schande!
Wem ist nicht Deutschland unterthan!
Es wimmelt stets von zwanzig Heeren:
Verwüstung zeichnet ihre Bahn;
Und was die Armuth spart, hilft Uebermuth verzehren.
[40]
Vor ihnen her entflieht die Lust;
Und in den Büschen öder Auen,
Wo vormals an geliebter Brust
Der satte Landmann sang, herrscht Einsamkeit und Grauen.
Der Adler sieht entschlafen zu,
Und bleibt bey ganzer Länder Schreyen
Stets unerzürnt in träger Ruh,
Entwaffnet und gezähmt von falschen Schmeicheleyen.
O Schande! sind wir euch verwandt,
Ihr Deutschen jener bessern Zeiten,
Die feiger Knechtschaft eisern Band
Mehr, als den härtsten Tod im Arm der Freyheit scheuten?
Wir, die uns kranker Wollust weihn,
Geschwächt vom Gifte weicher Sitten;
Wir wollen deren Enkel seyn,
Die, rauh, doch furchtbarfrey, für ihre Wälder stritten?
[41]
Die Wälder, wo ihr Ruhm noch izt
Um die bemoosten Eichen schwebet,
Wo, als ihr Stahl vereint geblitzt,
Ihr ehrner Arm gesiegt und Latium gebebet?
Wir schlafen, da die Zwietracht wacht,
Und ihre bleiche Fackel schwinget,
Und, seit sie uns den Krieg gebracht,
Ihm stets zur Seite schleicht, von Furien umringet.
Ihr Natternheer zischt uns ums Ohr,
Die deutschen Herzen zu vergiften;
Und wird, kommt ihr kein Hermann vor,
An Hermanns Vaterland ein schmählig Denkmaal stiften.
[42]
Doch mein Gesang wagt allzuviel!
O Muse! fleuch zu diesen Zeiten
Alkäens kriegrisch Saitenspiel,
Das die Tyrannen schalt, und scherz auf sanftern Saiten.
Die Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Lyrische Muse

Wohin, wohin reißt mich die strenge Wut?
Seht, auf der Ode kühnen Flügeln
Entweich ich, voller Glut,
Der blödern Musen Blick und diesen stillen Hügeln.
[43]
Ich fliehe nun der Sterblichen Revier;
Ich eil in unbeflogne Höhen.
Sie keichet hinter mir
Der Vogel Jupiters und kann mich nicht mehr sehen!
Ja, bis dahin, wo mein entzücktes Ohr
Der Sphären Harmonie verwirret,
O Muse! fleug mir vor,
Du, deren freyer Flug oft irrt, nie sich verirret.
[44]
Dir folg' ich nach, auch wann du trunken glühst,
Und in den ungebahnten Haynen
Mit Libers Priestern ziehst,
Wo keine Muse ging und andre Sterne scheinen.
Wann du mich führst und mich Lyäus ruft,
Was soll den kühnen Dichter schrecken?
In welcher fernen Kluft
Wird meiner Leyer Scherz ein schlafend Echo wecken?
Denn nur von Lust erklingt mein Saitenspiel,
Und nicht von Leichenvollem Sande
Und kriegrischem Gewühl
Und vom gekrönten Sieg im blutigen Gewande.
Die Zeit ist hin, da manchmal noch zum Dank
An eines klugen Helden Seiten
[45]
Die Muse Nektar trank,
Durch die er ewig lebt und glänzt durch alle Zeiten.
Wie Phosphor glänzt, der um den Morgenthau
Aus Thetis Armen sich entziehet
Und ans gestirnte Blau
Mit vollem Schimmer trit und vom Olympus siehet.
Ein Sternenheer, das letzte Chor der Nacht,
Traurt um ihn her in mattem Lichte.
Die Welt indeß erwacht,
Und Nacht und Schatten fliehn vor seinem Angesichte.
Zweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke
Der Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[46] Zweytes Buch

Der Weise auf dem Lande

An Herrn v. Kleist.


Ihr Wälder, ihr belaubte Gänge!
Und du, Gefilde! stille Flur!
Zu euch entflieh ich vom Gedränge,
O Schauplatz prächtiger Natur!
[47]
Wo ich zu lauter Lust erwache;
Und, auf beglückter Weisen Spur,
Im Schoosse sichrer Ruhe lache.
Ich fühl, o Freund, mich neu gebohren
Und fange nun zu leben an,
Seit, fern vom Trotze reicher Thoren,
Ich hier in Freyheit athmen kann.
Hier kann ich ohne Mißgunst leben,
Wenn manchen ungerechten Mann
Die Fittige des Glückes heben.
[48]
Wer will, mag stolz nach Würden trachten.
Ich sehe, mit zufriednem Sinn,
Sie unter ehrnem Joche schmachten,
Verliebt in mühsamen Gewinn.
Sie drängen sich durch List und Gaben
An ihre Ruderbänke hin,
Dieweil sie Sclavenseelen haben.
Den leichten Rauch der falschen Ehre
Erkauf ich nicht mit wahrem Weh.
Mein Geist sey, nach der Weisheit Lehre,
So stille, wie die Sommersee:
So ruhig im Genuß der Freuden,
Als dort, im bunt beblümten Klee,
Die unschuldvollen Lämmer weiden.
[49]
Sieh hin, wie über grüne Hügel
Der Tag, bekränzt mit Rosen, naht!
Ihn kühlen Zephyrs linde Flügel,
Der jüngst das Frühlingsfeld betrat.
Nun taumelt Flora durch die Triften:
Nun schwingt sich aus bethauter Saat
Die Lerche schwirrend nach den Lüften.
Dort, wo im Schatten schlanker Buchen
Die Qvelle zwischen Blumen schwätzt;
Seh ich die Muse mich besuchen,
Wo tiefe Stille sie ergetzt.
Da singt sie kühn in ihre Saiten,
Indeß, vom Morgenthau benetzt,
Die Haare flatternd sich verbreiten.
Oft sitzt sie unter frischen Rosen
Und bläst ihr süsses Hirtenrohr;
Und Amor kommt, ihr liebzukosen,
Und ieder Ton entzückt sein Ohr.
[50]
Auch er versucht, wies ihm gelinget:
Ein schwaches Murmeln qvillt hervor,
Das ungeübte Hand erzwinget.
Geht hin, die ihr nach Golde schnaubet!
Sucht Freude, die mein Herz verschmäht!
Betrügt, verrathet, schindet, raubet
Und erndtet, was die Wittwe sät!
Damit, wenn ihr in Gold und Seide
Euch unter klugen Armen bläht,
Der dumme Pöbel euch beneide.
Dem Reichthum, bleicher Sorgen Kinde,
Schleicht stets die bleiche Sorge nach;
Sie stürmt, wie ungestüme Winde,
In euer innerstes Gemach.
Der sanfte Schlaf verschmäht Paläste,
Und schwebet um den kühlen Bach
Und liebt das Lispeln junger Weste.
Mir gnüget ein zufriednes Herze
Und was ich hab und haben muß,
Und, kann es seyn, bey freyem Scherze,
Ein kluger Freund und reiner Kuß:
[51]
Dieß kleine Feld und diese Schafe,
Wo, frey von Unruh und Verdruß,
Ich singe, scherze, küsse, schlafe.
An das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

An das Glück

Falsches Glück, das unsrem Arm entweichet,
Wann wir keichend dich bey nah erreichet!
Soll, o Abgott niedrer Seelen!
Soll dein blinder Haß auch Weise qvälen?
Manchem Thoren trägst du dich entgegen:
Niemand sucht dich auf gebahnten Wegen:
Denn zu deinem steilen Reiche
Führt ein kürzrer Weg durch finstre Sträuche.
Ich ergetze mich in stillen Gründen:
All mein Unmuth flieht mit schnellen Winden,
Wenn ich unter Freunden singe.
Höre selbst, wie meine Cyther klinge.
[52]
Wen besing ich, als den Gott der Reben?
Denn die Rosen, die mein Haar beleben,
Und der vollen Gläser Menge
Sind ihm heilig, und er liebt Gesänge.
Faunen! tanzt vor mir mit frohen Sprüngen:
Von Lyäens Liebe will ich singen.
Seine Schöne war noch blöde
Und aus unerfahrner Jugend spröde.
Da verschloß er sich in einer Traube.
O wie lüstern nahm sie ihn vom Laube!
Sie entbrannt' in fremde Triebe;
Und noch itzo dient sein Wein der Liebe.
Wehrt so süsser Ton nicht allem Leide?
Goldne Cyther, schalle stets von Freude,
Wann ich hier am kühlen Bache,
Hingestreckt auf weichen Blumen, lache:
Hier, wo treue Schatten mich umschliessen,
Und ich oft, berauscht von Wein und Küssen,
Die ich um kein Glück vertausche,
An der Phyllis vollem Busen lausche.
[53]
Fahre hin, du sorgenreiches Glücke!
Denn ich buhle nicht durch Bubenstücke
Um das mühsame Vergnügen,
Dir im Schooß, verliebt in Rauch, zu liegen.
Wenn kein Gold, noch Schimmer stolzer Ehren
Nur um einen Tag mein Leben mehren;
Wenn ich nicht vergnügter küsse:
Was vermiß ich, wenn ich dich vermisse?
Die WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Weinlese

Willkommen, Weinles, unsre Freude!
Sey ewig unser grosses Fest!
Wir jauchzen nach so langem Leide,
Weil Bacchus uns nicht gar verläst!
Du schenkst uns nun das Mark der Reben,
Den Greis und Jüngling zu erfreun.
Ja, ja! nun mag ich wieder leben:
Denn was ist Leben ohne Wein?
Der Erdkreis drohte zu vergehen:
Denn, ach! die Rebe stund betrübt.
Nun fließt ihr Necktar auf den Höhen,
Der allem neues Leben giebt.
Erfrorne Dichter, singt nun wieder!
Will keine Muse günstig seyn?
Lyäus lehret beßre Lieder:
Nichts macht so sinnreich, als der Wein.
[54]
Verschmachtend warf die matte Liebe
Den schlaffen Bogen in den Sand.
O Schade, wann sie frostig bliebe!
Du, Bacchus! giebst ihr neuen Brand.
Du hilfst ihr deine Freunde krönen:
Beqvem ist, deren Gattin seyn:
Sie küssen immer treue Schönen;
So überredend ist ihr Wein!
Ismenen qvält ein träger Gatte,
Der lange Nächte schlafen kann.
Weil Amor nicht geholfen hatte,
So ruft sie Vater Bacchum an.
Der Alte zecht, wird los und herzet,
Und schläft erst spät und küssend ein.
Daß der mit halber Jugend scherzet;
O Wunder! thut es nicht der Wein?
Ja, Wein kann alles möglich machen:
Dir, Wein, sey dieser Tag geweiht!
Es herrsche Scherz, Gesang und Lachen;
Man zech' aus frommer Dankbarkeit.
Was fehlt? Ihr Freunde, nur noch eines:
Den frohen Amor ladet ein.
Denn Amor ist ein Freund des Weines,
Und ohne Küsse schmeckt kein Wein.
Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[55] Die alten und heutigen deutschen Sitten

Wie wenig gleichen wir den Alten!
Was wir für wohlgesittet halten,
Hieß ihnen Weichlichkeit.
Nur wenig ächte deutsche Sitten
Sind unverjährt und wohl gelitten
Zu ihrer Enkel Zeit.
Zusammen kommen, um zu zechen,
Bis Sprache, Sinn und Witz gebrechen,
Hieß ihnen Fröhlichkeit.
Noch fliehn Vernunft und witzig Lachen,
Wo Bacchus herrschet, Platz zu machen,
Zu ihrer Enkel Zeit.
Doch daß, wer Ländern rathen wollte,
Auch reifen Witz beweisen sollte,
Hieß ihnen Billigkeit.
Die nützlichste von allen Gaben
Ist, einen schweren Seckel haben,
Zu ihrer Enkel Zeit.
[56]
Daß sich getreue Weiber funden,
Die auch dem Golde widerstunden,
Hieß keine Seltenheit.
Man sagt, zur Schande karger Reichen,
Es geb auch etliche dergleichen
Zu ihrer Enkel Zeit.
Daß aber auch in mannbarn Jahren
Die Töchter neu im Küssen waren,
Hieß ihnen Ehrbarkeit.
Das ist nur eine Schäfertugend:
Wie altklug küßt die zarte Jugend
Zu ihrer Enkel Zeit.
Daß stets der kühne Junker jagte,
Auch eh es auf den Bergen tagte,
Hieß ihnen Tapferkeit.
Noch jagt und schmaust er um die Wette,
Indeß besorgt ein Freund sein Bette,
Zu ihrer Enkel Zeit.
[57]
O laßt sie ruhn, die guten Alten!
Die Treue, Wort und Bund zu halten,
Hieß ihnen Redlichkeit.
Die schläft bey andern alten Moden,
Auf dem bestäubten Rumpelboden,
Zu ihrer Enkel Zeit.
An ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

An ***

Mit finstrer Stirne stehn wir da,
Und ordnen das Geschick der Staaten,
Und wissen, was bey Sorr geschah,
Und wissen Oesterreich zu rathen.
Indeß wird nicht daran gedacht,
Daß itzo Zeit zu küssen wäre.
Denn steigt nicht schon die braune Nacht,
Die Freundinn Amors, aus dem Meere?
[58]
Erkennet euren Eigensinn
Und daß die Zeit geflügelt scheide.
Ihr schwatzt, sie fliegt, sie ist dahin,
Mit aller angebotnen Freude.
Ich will zu jenen Büschen gehn,
Die sanft von Zephyrs Ankunft beben.
Da hoff ich, Lesbien zu sehn,
Wann sichre Schatten uns umgeben.
Bereits ertönt in stiller Luft
Der Nachtigall verliebte Klage.
Sie hüpft von Zweig auf Zweig und ruft
Mit süssern Liedern, als am Tage.
Was wunder, wenn sie brünstig girrt,
Seit Amor mit gespanntem Bogen,
Bey dem ein voller Köcher schwirrt,
Dem jungen Frühling nachgeflogen.
Das neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Das neue Orakel

Propheten unsrer Zeit,
Zigeuner, alte Weiber,
Und wer ihr alle seyd,
Der Neugier Zeitvertreiber!
[59]
Nun ists um euch gethan:
Wer wird euch künftig fragen?
Der Coffeesatz fängt an
In Bildern wahrzusagen.
Die Phantasie erklärt
Des Ausspruchs finstre Züge.
Die sieht, wann ihrs begehrt,
Im Schlamme Baar und Wiege:
[60]
Wie, wer den öden Wald
Um Mitternacht durchziehet,
Bald eines Geists Gestalt,
Bald helle Schätze siehet.
Auch mich versichert sie
Mit ernstlicher Geberde,
Daß ich, nach kurzer Müh,
Mein Mädchen schnäbeln werde.
Ihr Auge täuscht sie nicht:
Da schnäbeln sich zwo Tauben;
Und was sie mir verspricht,
Hilft mir die Liebe glauben.
[61]
Sey gläubig, sprödes Kind!
Und komm und laß dich küssen.
Kein Sterblicher entrinnt
Des Schicksals festen Schlüssen.
Denn Tauben stehen da,
Kann ich sie gleich nicht sehen.
Was Bileam nicht sah,
Sah doch sein Esel stehen.
Die Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Eigenschaften einer Geliebten

Nach Marots Vorschrift.


Die ich mir zum Mädchen wähle,
Soll von aufgeweckter Seele,
Soll von schlanker Länge seyn.
Holde Sanftmuth, Witz im Scherze,
Rührt mein Herze,
Nicht ein glatt Gesicht allein.
[62]
Allzujung taugt nur zum Spielen.
Fleischigt sey sie anzufühlen,
Und gewölbt die weisse Brust.
Die Brunette soll vor allen
Mir gefallen:
Sie ist dauerhaft zur Lust.
Setzt noch unter diese Dinge,
Daß sie artig tanz' und singe:
Was ist solchem Mädchen gleich?
Sagt, ihr Mädchenkenner! saget;
Wers erjaget,
Hat der nicht ein Königreich?
Die LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[63] Die Liebesgötter

Cypris, meiner Phyllis gleich,
Saß von Grazien umgeben.
Denn ich sah ihr frölich Reich,
Und um sie den Zephyr schweben.
Ein geweihter Myrtenwald,
Welchen hohe Schatten schwärzten,
War der Göttinn Aufenthalt,
Wo die Liebesgötter scherzten.
Viele giengen Paar bey Paar:
Andre sungen, die ich kannte,
Deren Auge schalkhaft war
Und voll schlauer Wollust brannte.
Viele flogen rüstig aus,
Mit dem Bogen in der Rechten.
Viele waren nicht zu Haus:
Weil sie bey Lyäen zechten.
Der voll blöder Unschuld schien,
Herrschet auf den Schäferauen.
Feuerreich, verschwiegen, kühn
Sah der Liebling junger Frauen.
[64]
Doch ermüdet hingekrümmt,
Schlief der Liebesgott der Ehen;
Und Cythere, sehr ergrimmt,
Hieß ihn auch zu Bacchus gehen.
Wo der Busch am dicksten ist,
Sah ich sie am liebsten schleichen;
Und sie lockten oft mit List
Junge Nymphen zu den Sträuchen.
Viele, deren leichten Fuß
Venus nicht gefesselt hätte;
Flatterten von Kuß zu Kuß,
Von der Blonden zur Brunette.
Kleine Götter, voller List,
Deren Pfeil kein Herz verfehlet,
Und vom Necktar trunken ist,
Ob der gleich die Thoren qvälet:
Bleibt, ach! bleibt noch lange Zeit,
Meine Jugend froh zu machen.
Ehe Schnee mein Haupt bestreut,
Wünsch ich unter euch zu lachen.
Einladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[65] Einladung zum Vergnügen

An Herrn ***


Wie magst du stets der falschen Hoffnung trauen,
Die dich mit Träumen unterhält;
Und in die Luft manch glänzend Schloß erbauen,
Das plötzlich ohne Spur zerfällt?
Zu selten wird vom Himmel uns vergönnet,
Wornach wir, als verliebt, gestrebt.
Indessen flieht und fliehet, ungekennet,
Die Freude, die uns nahe schwebt.
Die Rasen hier, die weiches Gras bedecket,
Und über die zur Sicherheit
Sich, schattenreich, die breite Linde strecket,
Erwarten uns schon lange Zeit.
[66]
Hier laß uns, Freund! bey Wein und Liedern liegen:
Wie süß ists, von Lyäen glühn!
Auf! hohl' ihn her! Ihm folge das Vergnügen,
Und eitle Sorge müsse fliehn.
Denn tiefe Nacht deckt vor uns her die Tage,
Die ieder noch durchwandern wird.
Ich schleiche fort, bereit zu Lust und Plage,
Gleich einem, der im Nebel irrt.
Wie Schritt vor Schritt die schwarze Wolke fliehet,
Entdeckt sich ihm bald öder Sand,
Der, unerfrischt von kalten Quellen, glühet,
Und Felsen und unwirthbar Land.
Bald aber wird sein frohes Lied erschallen,
Wann, nach so viel Beschwerlichkeit,
Am kühlen Bach, ein Wald voll Nachtigallen
Ihm angenehme Schatten beut.
An VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

An Venus

O Venus, die in Amathunt
Und über Paphos herrscht, du Mutter süsser Klagen!
Wie lang soll ieder rauher Mund
Im Ton Anacreons dich zu besingen wagen?
[67]
Wie qvält mich ihrer Muse Wut!
Wenn sie von Küssen singt, so ekelt mir vor Küssen.
Gieb acht, wie, wann sie artig thut,
Und wann sie tändeln will, die Mädgen gähnen müssen.
[68]
Ihr ist Lyäus unbekannt:
Sie sieht so nüchtern aus, als ob sie Wasser tränke.
Doch jauchzt sie, als vom Wein entbrannt,
Und jauchzt, wie ein Student, und singt, wie in der Schenke.
[69]
Da hör ich keinen freyen Ton:
Ihr träger Witz gebiert nur wörterreiche Sätze.
Nie war dein Freund Anacreon
So schwatzhaft, ob gleich alt; und Amor haßt Geschwätze.
Die Väter dieser Liederbrut,
Die Affen deines ** gerechte Göttinn! strafe.
Es fühl ihr Herz der Liebe Glut:
Ihr Mädgen les' alsdann ihr frostig Lob und schlafe.
[70]
Nie werde deren Lieds gedacht
Bey sanftem Saitenspiel, im Munde kluger Schönen,
Noch wo der junge Bacchus lacht,
Wann ihn die Grazien mit frohen Rosen krönen.
Die versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die versöhnte Daphne

Im Schatten einer alten Eiche
Saß Daphne, da die Sonne wich:
Als in dem einsamen Gesträuche
Myrtill sich ihr zur Seite schlich.
Er will den Liljenhals umfassen
Und sich um ihren Kuß bemühn.
Umsonst! nichts wird ihm zugelassen:
Sie zürnt und will von dannen fliehn.
Was wird von Schönen uns versaget,
Das kühne Schalkheit nicht erpreßt?
Da Daphne flieht und sich beklaget,
Hält ihr Myrtill sie schmeichlend fest.
[71]
Myrtill erzwingt von Daphnen Küsse,
Indem ihr Arm ermattet kämpft.
Denn, ach! ein Kuß ist viel zu süsse,
Und hat schon manchen Groll gedämpft.
Sie schlägt die Augen schamroth nieder:
Das blöde Mädchen thut sich Zwang
Und eifert auf gewisse Lieder,
Die jüngst Myrtill der Chloe sang.
Doch fährt sie fort, um dir zu zeigen,
Daß ich mit dir nicht zürnen will:
Ich will zu fernerm Frevel schweigen;
Küß immer noch einmal, Myrtill!
Der verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der verlohrne Amor

Amor hat sich jüngst verlohren;
Und nun will, die ihn gebohren,
Ihren Flüchtling wieder küssen;
Und man hat ihn suchen müssen.
In dem Schatten dunkler Linden,
Wo wir Dichter Amorn finden;
Unter froher Dichter Myrthen,
In den Städten, bey den Hirten,
Kann man nichts von ihm erfragen.
Mädchen! wollt ihr mirs nicht sagen?
Denn ihr hegt den Gott der Sorgen:
Hat er sich bey euch verborgen?
In den Rosen eurer Wangen,
Die mit frischer Jugend prangen?
[72]
Oder auf den Liljenhügeln,
Wo der Gott mit leisen Flügeln
Sich schon öfters hingestohlen?
Darf ich suchen und ihn hohlen?
Der MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der May

Der holde May hat endlich obgesiegt,
Und Boreas muß lauem Weste weichen:
Der laue West lockt Floren, wo er fliegt,
Ihm brünstig lächelnd nachzuschleichen.
Laß uns den Wald, wo itzt manch spielend Reh
Durch Büsche rauscht; laß uns die grünen Buchen
Und Feld und Bach und den bethauten Klee,
O Freund! auch wiederum besuchen.
Umwölkt annoch der Unmuth unsern Blick,
Da überall Natur und Erde lachen?
Sey auch vergnügt und laß das wilde Glück
Die Zeiten mehr als eisern machen!
Es zieh uns aus, was wir von ihm geborgt,
Und werf allein dem ihm verkauften Schwarme
Die Güter zu, um die ich nie gesorgt!
Nackt flieh ich in der Weisheit Arme.
Es bleibt mir doch der stets zufriedne Sinn
Und Muths genug, mein Glück in mir zu suchen,
Und edler Stolz, auch wann ich niedrig bin,
Unedle Tücke zu verfluchen.
Es bleibt mir auch, vom Zufall unentwandt,
Das Saitenspiel der griechischen Camöne,
Das, trotz dem Glück, ich mit gedungner Hand
Zu feigem Schmeicheln nicht verwöhne.
Die WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[73] Die Wollust

Begeistre mich, o Muse! die vor Zeiten
In Flaccus Brust ein himmlisch Feuer blies,
Wann, ganz entzückt, er in Alkäens Saiten
Von Weisheit sang und ihre Schönheit pries.
Wie? fühl ich schon dich, göttlichste der Musen?
Welch hoher Trieb erfüllet meinen Busen!
Wo bin ich ietzt? o welche Götteraue!
Ein sanfter West belebet Laub und Klee.
Hier braust kein Busch, beperlt vom Silbertaue,
Durch dich, o Süd, Tyrann der schwarzen See,
Der voller Wuth das schwache Schiff erschüttert,
An Klippen wirft und an dem Fels zersplittert.
Mein Herze wallt, mein reges Blut entbrennet:
Der Wollust ist dis Lustrevier geweiht,
[74]
Der Wollust, ja! nicht die der Pöbel kennet,
Die, stets voll Weins, rast, wann sie sich erfreut:
Nein! die vereint Natur und Weisheit preisen,
Der Weisheit Kind und Königinn der Weisen.
Ich sehe sie, die junge Rosen krönen,
Auf Rosen ruhn, mit Ruhe ganz umringt.
Sie lächelt süß: die Freude muß ihr fröhnen,
Die stets um sie die güldnen Flügel schwingt:
Und, wo sie ruht, seh ich den Schooß der Erden,
So rauh er war, mit Blumen trächtig werden.
Sie trotzet hier dem Zufall und dem Glücke,
Ihr nahet sich kein Qval erfüllter Schmerz.
Vergnügen herrscht in ihrem heitern Blicke;
Doch edler Ernst verscheuchet wilden Scherz.
Durch sie ward selbst Lyäus zahm gemachet,
Der hinter ihr mit einer Muse lachet.
Wie sollte dir nicht alles dienen müssen,
Du, die allein die Sterblichen beglückt?
[75]
Gefesselt liegt, o Göttinn! dir zu Füssen
Der bleiche Gram, der schwache Seelen drückt,
Und noch ein Schwarm heißhungriger Begierden,
Die ohne dich tyrannisch herrschen würden.
Dich finden wir auf Blumen vollem Wege:
Du legest Reiz auch strengen Pflichten bey.
Nur du erhältst, durch deine kluge Pflege,
Den Leib gesund, den Geist vergnügt und frey.
Kann deine Huld, o Wollust! dieß gewähren;
Was will denn mehr ein Sterblicher begehren?
[76]
Wie thörigt ist, sich vieles nöthig machen,
Da die Natur nur weniges verlangt?
Wie? oder sind verlangens werthe Sachen,
Daß euer Leib mit Tyrus Purpur prangt;
Und ihr, berauscht, den Necktar fremder Reben
Aus Golde trinkt und Sclaven euch umgeben.
Dieß giebt das Glück; und mehrentheils den Thoren:
Des Weisen Herz kann alles dieß verschmähn;
Und ist vergnügt, wann die das Glück erkohren,
Sich, unvergnügt, im Schooß des Glückes blähn.
Das wahre Glück ist nicht, was Thoren meinen:
Seyd in der That, was tausend andre scheinen.
SilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Silenus

Ich sah, ihr Enkel, glaubt! mit heiligem Erstaunen;
Ich sah den Gott Silen! Er zechte mit den Faunen,
Und lehrte die bezechte Schaar.
[77]
Er sang, indem er trank, von dem, was längst geschehen:
Ein Epheukranz verbarg des Alten graues Haar;
Die Adern schwollen von Lyäen.
Der Muse sey vergönnt, dir, Vater! nachzulallen!
Ich hör ihr Saitenspiel, ich hör es schon erschallen;
Sie wiederholt dein göttlich Lied.
Du sangst, wie ungestüm das finstre Chaos brüllte,
Bis Erd und blaue Flut und Luft und Feuer schied,
Und sich die alte Zwietracht stillte.
Drauf sey die Harmonie, des Himmels Kind, gebohren:
Der neuen Sonne ward ihr steter Ort erkohren;
Der Mond nahm seine Herrschaft ein.
Bald hörte der Parnaß die jungen Musen singen,
Und sah die Grazien zuerst im Lorbeerhayn
Die Arme durch einander schlingen.
Du sangst auch, wie Mercur der Leyer Scherz erfunden,
Und wie das feuchte Rohr, mit kluger Kunst verbunden,
In Pans betrübter Hand geklagt:
Als Pan von Syrinx, ach! der schönsten Nais, brannte,
[78]
Die Ladons Tochter war und stets in strenger Jagd
Arkadiens Gebürg durchrannte.
Die sah der Hirten Gott nach schnellem Wilde jagen;
Und ihr verirrtes Haar die weissen Schultern schlagen,
Und ihre schöne Wangen glühn.
Er sah um ihre Brust die freyen Weste scherzen:
Ihn brannte, was er sah: er bat sie, zu verziehn,
Und klagte seiner Liebe Schmerzen.
Umsonst! die Nymphe floh, wie ein gejagtes Rehe,
Dem Tode zu entgehn, auf wälderreicher Höhe
Stets flieht und nirgendwo verweilt.
Sie flieht und Pan ihr nach, bis hin auf Ladons Strande:
Sie sprang in seine Flut und rief: ihr Schwestern, eilt!
Errettet mich von solcher Schande.
[79]
Gleich blieb ihr leichter Fuß an trägen Wurzeln hangen;
Der schlanke Leib ward Schilf, als Pan, sie zu umfangen,
Um ihn die braunen Arme wand.
Die Winde spielten itzt in kaum entstandnen Rohren:
Die taumeln, sanft bewegt, und flüstern um den Strand
Ihm schwache Seufzer in die Ohren.
Wie sinnreich machen uns, o Liebe! deine Lehren!
Pan hörte diesen Laut und wünscht', ihn stets zu hören,
Auch wann der müde Wind entschlief.
Er klebte Halm an Halm, die er verschieden wählte,
Alsdann von Rohr zu Rohr mit schnellen Lippen lief,
Und sie durch sanften Hauch beseelte.
Pan lehrte gleich darauf die Flöte seine Hirten;
Und ieden Hirtentanz, im Schatten hoher Myrten,
Belebte süsser Flöten Klang.
Sie ging vor Sparta her dem fremden Feind entgegen,
Und stimmte kriegrisch ein in Castors Lobgesang,
Den Muth der Jugend zu erregen.
Drittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke
Die fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[80] Drittes Buch

Die fröhliche Dichtkunst

O schattigter Parnaß! ihr heiligen Gesträuche,
Wo oft um Mitternacht ich einsam wachend schleiche!
Nie hab ich klagend euch entweiht.
Nur Scherz mit heitrem Angesichte,
Nur Wein und freye Zärtlichkeit
Begeistern mich, gefällig, wenn ich dichte.
[81]
Wann mich ein Kummer drückt, so mag die Muse schweigen,
Den Nachtigallen gleich, die auf begrünten Zweigen
Nur singen, wenn sie sich erfreun.
Welch ächter Priester froher Musen
Vermischt mit Thränen seinen Wein,
Und ächzet stets, auch an der Daphne Busen?
Einst lag ich sorgenvoll im Schatten finstrer Buchen,
Wo sich ein träger Bach, den Faunen bloß besuchen,
Durch einsames Gefilde wand.
Mein Saitenspiel vergaß der Schönen,
Und meine scherzgewohnte Hand
Verirrte sich zu trauervollen Tönen.
Bereits entschloß mein Mund sich unvergnügter Klage,
Als mit entwölkter Stirn, gleich einem Frühlingstage,
Die holde Muse mir erschien.
Der Lippen Anmuth war den Rosen,
Den Morgen-Rosen vorzuziehn,
Und ieder Blick schien lächelnd liebzukosen.
Mein Geist erwachte schnell aus allen trüben Sorgen:
Wie, wann im rothen Ost der angenehme Morgen
Itzt in Aurorens Arm erwacht;
Alsdann die bangen Träume fliehen
Und schwarzgeflügelt, wie die Nacht,
Mit ihr zugleich in ihre Grotte ziehen.
Soll Unmuth, schalt sie mich, dein Saitenspiel verstimmen?
Sieh auf! Anakreon, den Wein und Alter krümmen,
Scheucht singend eitler Sorgen Heer!
Weicht auch die Freude von Alkäen?
Sie schwimmt ihm nach durchs rauhe Meer,
Und singt mit ihm von Amorn und Lyäen.
[82]
Horaz trinkt Chier-Wein und jauchzt bey seinem Weine:
Sein ewiger Gesang ertönt in Tiburs Hayne
Nur an der weisen Wollust Brust.
Der Wollust weihe deine Leyer!
Bloß diese Mutter wahrer Lust
Beseelt ein Lied mit ächtem Reiz und Feuer.
Die wache Sorge mag an schlechten Seelen nagen!
Dem Thoren fehlt es nie an selbstgemachten Plagen:
Ihn quält ein Tand, ein dunkler Traum.
Der Weise kann das Glück betrügen:
Auch wahres Uebel fühlt er kaum;
Und macht sichs leicht und macht es zu Vergnügen.
Mit mancher Bluhme lacht die rauhe Bahn des Lebens:
Auf! pflückt sie! säumt ihr euch? sie welkt und war vergebens,
Und ihr' und eure Zeit verläuft.
O Thorheit! daß mit faulen Händen
Ihr nach erwünschten Freuden greift,
Die doch so schnell die leichten Flügel wenden!
Seyd langsam, eh ihr wünscht, und zum Genuß geschwinde:
Denn wisst ihr, was euch nützt, die ihr, gleich einem Kinde,
Ohn' Ursach lacht, ohn' Ursach weint?
Ist euer Auge nicht gebunden?
Was in der Ferne böse scheint,
Wird in der Näh ausbündig gut befunden:
Wie, als ein holder Wind auf unbeschifftem Pfade,
Die Helden Portugalls an dein gewünscht Gestade,
Madera, Sitz der Wollust! riß:
[83]
Dich eine schwarze Wolke deckte,
Und stygischdicke Finsterniß
Sich fürchterlich bis hoch zum Himmel streckte!
Die blinde Nacht verließ die ungestümen Wellen;
Der Thetis Angesicht fieng an, sich aufzuhellen;
Sie spielte ruhig um den Strand:
Indem sie sich dem Ufer nahten,
Und jauchzend ein entzückend Land
Hier übersahn, und ans Gestade traten.
Hier lachte die Natur, die Flora stets bekränzte;
Die Bluhmen düfteten; von hellen Bächen glänzte
Manch rauschender Oranschen-Hayn.
Nichts fehlte zu beglücktem Leben;
Nichts, als Lyäus und sein Wein:
Lyäus kam und pflanzte süsse Reben.
TempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Tempe

Durch welch geheimen Zwang
Erwacht mein schlafender Gesang?
Ich fühle wiederum die Herrschaft weiser Musen.
Wie stürmet nicht in meinem Busen
Die ungestüme Glut,
Und reisst mich hin in trunkner Wuth!
Täuscht mich der süsse Wahn?
Welch Thal der Freuden lockt mich an
Mit frischbethautem Grün, mit ambrareichen Lüften?
Wie plaudert in der Berge Klüften
Der wache Wiederhall!
Die Vögel singen überall!
[84]
Durch kühle Büsche rauscht
Ein Zephyr, der um Floren lauscht:
Es murmelt mancher Bach; es wandelt unter Bäumen
Der holde Schlaf mit holdern Träumen.
Entzückendes Revier!
Dich, himmlisch Tempe, seh ich hier!
Hier, wo der Pelion,
Wo der Olymp, der Götter Thron,
Sich in die Wolken thürmt aus heerdenvollen Matten:
In dieser grüner Lorbeern Schatten
Gläntzt, als ein glatter See,
Der Peneus durch beblühmten Klee.
Die Gegend ist so schön,
Daß hier die Musen sich ergehn.
Thalien seh ich dort bedornte Rosen pflücken:
Die Schalkheit spricht aus ihren Blicken;
Und ihren Mund beseelt
Ein Lächeln, das die Thoren quält.
Wer scherzt an ihrer Hand?
Ists Clio, deren leicht Gewand
Nachlässig flatternd wallt und nicht mit Golde prahlet?
Fontaine, der verewigt strahlet,
Sang einst an ihrer Brust
Von Hymens Qual und Amors Lust.
Du aber irrst allein,
O Uranie! durch Thal und Hayn!
Dein heilig Saitenspiel schläft unter stillem Laube:
Bis von verschmähtem niedern Staube
Sich dein entbundner Geist
Zum Himmel, seinem Ursprung, reisst.
Den Sternen schwingest du
Dein brausendes Gefieder zu,
[85]
Durch unsre gröbre Luft, die Werkstatt rother Blitze;
Und wo, wann Gott von seinem Sitze
Die Welt im Wetter schilt,
Sein ausgesandter Donner brüllt.
Du dringst Auroren nach
In ihr bepurpert Schlafgemach;
Und siehst in blauer Höh die Erde silbern glänzen.
Bald reisst aus unsers Titans Gränzen
Dich dein entflammter Sinn
In andrer Sonnen Herrschaft hin.
Die Erde scheint wie Nichts
In jenen Gegenden des Lichts,
Wo deiner Blicke Flug an fremde Welten landet.
Dort wo ihr niemals überwandet,
Ihr Weltbezwinger! seht,
Wie euer Stolz euch hintergeht.
O göttlich hoher Flug!
Mein Flügel ist nicht stark genug,
Sich dir auf Neutons Pfad, o Muse! nachzuschwingen.
Ich will im niedern Busche singen,
Wo Erato sich kühlt
Und Amorn lockt, mit Amorn spielt.
MorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Morpheus

Bey Venus ward von Schäferinnen
Der holde Morpheus hart verklagt:
Wird sein abscheuliches Beginnen
Ihm, sprachen sie, nicht untersagt.
[86]
Bey Tage sind wir Schäfern spröde:
Doch sieh, wie schalkhaft Morpheus ist!
Im Traum ist keine Hirtinn blöde;
Ja, leider! auch die Unschuld küsst.
Die Schäfer weihen ihm Gesänge:
Er heuchelt ihrer Zärtlichkeit,
Und spottet unsrer keuschen Strenge,
Die ach! uns manche Lust verbeut.
Ein Thyrsis, der zu Doris Füssen
Vor wenig Stunden trostlos lag,
Kann träumend seine Spröde küssen,
Die alles will, was Morpheus mag.
Hier unterbrach die langen Klagen
Der Traumgott voller Ungeduld,
Und sprach: o Göttinn! darf ichs wagen;
So höre mich mit gleicher Huld.
So müsse dir der Weltkreis fröhnen,
Und Amors Bogen sey beglückt,
Solang auf Wangen junger Schönen
Ein blühend Morgenroth entzückt!
Ich muß der frommen Mädchen lachen:
Sie träumen von verliebter Lust!
Welch Wunder? herrscht, wann Mädchen wachen,
Die Liebe nicht in ihrer Brust?
[87]
Ich weis, was ieder Schönen fehlet,
Um die mein stiller Fittig spielt;
Und sehe was ihr Herz verhehlet,
Und oft sie selbst nur dunkel fühlt.
Manch Mädchen prangt mit scheuer Tugend,
Das ingeheim zu Amorn fleht,
Wann itzt im Frühling muntrer Jugend
Ihr Busen in der Fülle steht.
Sie seufzt, und, o gerechter Kummer!
Es jammert mich der Schäferinn:
Ich führe sie bey frühem Schlummer
In ihres Hirten Arme hin.
Liebt Chloe nichts, als ihre Heerde?
Sie glaubts! ihr Auge saget mir,
Daß Chloen Damon küssen werde;
Und ich verrath es ihm und ihr.
Die Spröde schleicht mit mir in Gründe
Zu Büschen, wo kein Fremder lauscht,
Wann beym Geschwätze sanfter Winde
Der Scherz geheimer Schmätzchen rauscht.
Ein ieder gleichet seinen Träumen:
Im Traume zecht Anakreon:
Ein Dichter jauchzt bey seinen Reimen,
Und flattert um den Helikon.
Für euch, Monaden! ficht mit Schlüssen
Ein Liebling der Ontologie;
Und allen Mädchen träumt von Küssen:
Denn was ist wichtiger für sie?
[88]
Der Traumgott wollte weiter sprechen:
Doch itzt rief ihm die braune Nacht:
Sie lag schon über dunkeln Bächen;
Und Philomela war erwacht.
Er floh, und lächelnd sprach Cythere:
Ihr Kinder! wißt nicht, was ihr wollt.
O predigt nur von strenger Ehre!
Mir seyd ihr doch im Herzen hold.
Ein GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Ein Gemählde

Sieh! welche Schilderey!
Beblühmt kein wahrer May,
Im Schoose der Natur,
O Phyllis! diese Flur?
Ein dick Gebüsch umkränzt
Die Quelle, die hier glänzt:
Am grünen Ufer hin
Schläft eine Schäferinn.
Sie liegt, nur leicht bedeckt,
In Bluhmen hingestreckt.
Mit ihren Locken spielt
Ein Zephyr, der sie kühlt;
Und ihre weisse Brust,
Schon reif zu schlauer Lust,
Verräth sich unterm Flohr,
Und wallt im Schlaf empor.
Sieh diesen Schäfer hier,
Der, unbewegt, nach ihr
Mit weiten Augen sieht:
Wie seine Wange glüht!
[89]
Sein Leib hangt ungeschickt,
Auf einen Stab gebückt,
In plumper Stellung hin
Zur holden Schläferinn.
Der Wilde fühlt ein Herz!
Hat ihn der Liebe Scherz,
Als Zeugen ihrer Macht,
Zur Schönen hergebracht?
Er hat schon mehr Verstand;
Und wird ganz umgewandt
Zu seinen Schafen gehn,
Nachdem er sie gesehn.
Neujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Neujahrs-Wunsch des Nachtwächters zu Ternate

Weckt eure Gatten küssend auf,
Ihr Schönen von Ternate!
Hört, bey des Jahres neuem Lauf,
Wie mir ein Wunsch gerathe!
Ein Mädchen, das sich Muse nennt,
Durchstreicht mit mir die Strassen;
Und was mein Herz euch gutes gönnt,
Will sie in Reime fassen.
Wohlan! die Freude werde neu,
Wie sich das Jahr verneuet!
Es fliehe finstre Heucheley,
Die sich im Winkel freuet!
Nicht Eigennutz, nur Zärtlichkeit
Sey Stifter unsrer Ehen:
So wird man Hymens güldne Zeit
Auch Jahre dauern sehen.
[90]
Die süsse Falschheit unsrer Zeit
Entweiche von der Erde,
Daß alte wahre Redlichkeit
Noch einmal Mode werde.
Es drohe Miswachs und Verlust
Gelehrten Schmierereyen:
Nur müsse junger Mädchen Brust
Und guter Wein gedeihen!
Gib, Himmel! deinen alten Wein
Den fröhligen Poeten,
Die in der Musen Lorbeerhayn
Oft, leider! durstig treten.
Nur Wasser, alter Weisen Trank,
Gib unsern jungen Weisen;
Und jage den Monaden-Zank
Von freudenvollen Schmäusen.
Der Geiz mag sein erwuchert Gut
Nur hüten, nicht genießen!
Doch laß ein Bächlein güldner Fluth
Auch auf den Weisen fliessen!
Denn unsre Weibchen kosten viel,
Wenn sie uns lieben sollen:
Wieviel erfordert Putz und Spiel
Und wann wir schmausen wollen!
Heil allen, denen Heil gebricht;
Heil sey dem ganzen Staate!
Dieß wünsch ich aus bezahlter Pflicht,
Nachtwächter von Ternate.
Amor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[91] Amor und sein Bruder

Um die stille Mitternacht,
Wenn allein die Liebe wacht;
Wenn die schattenvolle Welt
Nur der hohe Mond erhellt:
Schlief die Nachbarinn Elmire;
Wenigstens ihr Alter schlief:
Als vor ihres Hauses Thüre
Cyperns Gottheit pocht', und rief.
Wer ist hier? wer lärmt noch so?
Ach! mein güldner Traum entfloh!
Rief die Magd halbschlafend aus,
Gähnt' und taumelte vors Haus.
Amor fleht' in ihren Armen;
Und, wie alle Welt gesteht,
Muß ein Mädchen sich erbarmen,
Wann ein milder Amor fleht.
Ihm wird willig aufgethan;
Und sein Bruder hängt sich an:
Halb bedeckt ein Epheü-Kranz
Seines güldnen Hornes Glanz.
Seine schlauen Blicke brennen;
Jede Sehne schwillt von Kraft:
Die ihn kennen wollen, nennen
Ihn den Gott der Hahnreyschaft.
[92]
Amor thut sogleich bekannt,
Lehnet an die nächste Wand
Seinen Bogen lachend hin,
Hüpft und ruft mit frohem Sinn:
Troz der fest verschlossnen Thüre,
Bruder! half ich dir herein.
Jung und feurig ist Elmire:
O sie wird nicht grausam seyn!
Die Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Wissenschaft zu leben

Ein großer und vielleicht der größte Theil des Lebens,
Das mir die Parce zugedacht,
Schlich, wie ein Traum der Nacht,
Mit leisen Flügeln hin, und war vielleicht vergebens!
Vergebens flammten mir so vieler Tage Sonnen,
Wenn ich, vom Schöpfer aufgestellt,
Als Bürger einer Welt,
Durch eine gute That nicht ieden Tag gewonnen:
Wenn ich der Tugend Freund und groß durch Menschenliebe,
Frey von des Wahnes Tyranney,
Wahrhaftig groß und frey,
Erst werden soll, nicht bin, und es zu seyn verschiebe.
Wie? wer nach Golde geizt, obgleich kein Gold beglücket,
Braucht alle Stunden zum Gewinn,
Und läuft nach Wucher hin,
Wann kaum der junge Tag aus weissen Wolken blicket.
[93]
Indeß die halbe Welt, vom sanften Schlaf umflogen,
In bleicher Dämmrung Stille träumt;
Hat jener, ungesäumt,
Schon Gelder angelegt, schon Zinsen abgezogen.
Wir leben niemals heut! wir schieben auf, zu leben,
Bis einst ein günstiges Geschick
Uns ein geträumtes Glück
Nach Vorschrift unsers Plans und Eigensinns gegeben.
So stark herrscht überall der Thorheit alter Glaube,
Als könnten wir uns nicht erfreun,
Nicht weis' und glücklich seyn
In einem ieden Stand, im Purpur und im Staube!
Auf Bluhmen seh ich hier den armen Landmann liegen,
Den ein gepachtet karges Feld
Nur kümmerlich erhält:
Um seine braune Stirn lacht ruhiges Vergnügen.
Er lebt, wann sein Tyrann, der ieden Tag bethränet,
Sich um das Leben selbst betrügt,
Und, immer unvergnügt,
Reich, aber hungrig stets, nach grösserm Reichthum gähnet.
Doch Clotho wartet nicht, bis wir genug erlangen;
Und wann sie uns zur kühlen Gruft
Und in die Stille ruft,
So haben viele nie zu leben angefangen.
Der standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[94] Der standhafte Weise

An Herrn Hof-Rath C*


Hat nun dein Saitenspiel den süssen Scherz vergessen,
Und schweigt, stets ungestimmt, an traurigen Cypressen,
Um deiner holden Gattinn Grab?
Wer kann, o weiser C* den wilden Schmerz besiegen,
Wenn Seelen, deren Muth erhabne Proben gab,
Wenn starke Seelen unterliegen?
Wie? soll die Traurigkeit unwidersetzlich wüthen,
Und wo sie einmal herrscht, stets fürchterlich gebiethen,
In ewig unerhellter Nacht?
Nein! von dem Weisen muß die Welt und Nachwelt lesen,
Er sey gemässigt froh, wenn ihm das Glück gelacht,
Und auch in Leiden groß gewesen.
Ihn darf die träge Zeit auf mitleidvollen Schwingen
Nicht ihren späten Trost, nicht ihre Lindrung bringen:
Sie sey des Pöbels Trösterinn!
Der Weise braucht sie nicht, er tröstet sich aus Gründen:
Die Wahrheit schimmert ihm durch trübe Nebel hin;
Er kann sie sehen und empfinden.
Sein lehrend Beyspiel strahlt auch auf entfernte Tage:
Der Schwache, der es hört, schämt sich der feigen Klage,
[95]
Und fühlet ungewohnten Muth.
Um seine Helden-Stirn müss' ewig Lorbeer grünen!
O Lorbeer bessrer Art, als den durch fremdes Blut
Die Weltverwüster sich verdienen!
Kein stoischer Gesang ertönt von meinen Saiten;
Ich waffne nicht den Stolz, die Thränen zu bestreiten;
Ihm widersteht ein zärtlich Herz.
Die Stimme der Natur gebeut in allen Seelen,
Und falscher Großmuth Zwang kann einen wahren Schmerz
Nicht überwinden, nur verhehlen.
Doch was kein Stolz vermag, kann Weisheit möglich machen:
Auch Triebe der Natur, die herrschbegierig wachen,
Gewöhnt sie zum Gehorsam an.
Sie müssen sich vor ihr, so wild sie brausen, schmiegen,
Wie in verschlossner Gruft, dem Aeol unterthan,
Die lauten Winde knirschend liegen.
Sieh auf den starken Trieb, der uns zur Wollust reisset,
Im freyen Wilde Brunst, in Menschen Liebe heisset,
Und, unbeherrscht, sich leicht verirrt.
Er wird Gesetz und Recht und Menschlichkeit verletzen,
Wenn ihn kein Zügel hält, und ihm erlaubet wird,
Sich höhern Pflichten vorzusetzen.
Aus ihren Schranken darf auch die Natur nicht schreiten:
Soll nicht ein gleicher Zaum die weiche Wehmuth leiten,
Die ein verlohrnes Gut bedaurt?
Kein allzulanger Schmerz muß unsre Ruhe stören;
Und wenn es Menschheit ist, daß unsre Seele traurt,
So ist es Weisheit, aufzuhören.
Was kann den Sterblichen das wilde Glück entziehen,
Das ewig Leid verdient? Ist alles nicht geliehen?
[96]
Gebührt nicht alles ihm zurück?
Die Güter, die es giebt, verschenkt es nicht auf immer:
Sein schmeichlend Lächeln ist ein kurzer Sonnenblick,
Ein kaum genossner Frühlings-Schimmer.
Wann sich die dunkle Luft mit Winter-Wolken schwärzet;
Wann Philomele schweigt, kein lauer Zephyr scherzet,
Kein Zephyr Morgen-Rosen küsst:
Was hilfts, mit finstrer Stirn den Unbestand beklagen?
Es kommt nicht mehr zurück, was einst entflohen ist;
Doch leicht wird, was wir freudig tragen.
Der Weise bleibt sich gleich im Schoos erwünschter Freuden,
Und sieht, noch ehe sie, bald ober späte, scheiden,
Die leichten Flügel ieder Lust.
Wenn ihr Gefieder sich in schneller Flucht verspreitet,
So sieht ers unbetäubt: er hatte seine Brust
Zu iedem Unfall vorbereitet.
Nicht unser ganzes Herz muß am Vergnügen hangen:
Zu einem höhern Zweck hat uns die Welt empfangen,
Wo ieder eine Rolle spielt.
Nicht bloß zu trunkner Lust im Umgang eines Weibes
Bewohnt ein freyer Geist, der sich unsterblich fühlt,
Die irdne Hütte seines Leibes.
Durch Tugend müssen wir des Lebens würdig werden,
Und ohne Tugend ist kein daurend Glück auf Erden:
Mit ihr ist niemand unbeglückt.
Der Lasterhafte nur ist elend, arm, verachtet,
Auch wann er glücklich heißt und sich vom Raube schmückt,
Und jüdisch ganze Länder pachtet.
[97]
Kein fremder Zufall kann der Seelen Hoheit mindern;
Kein widriges Geschick ihr wahres Wohl verhindern:
Kann was geschieht, uns böse seyn?
Der Schöpfer einer Welt wird seine Schöpfung lieben,
Und wenn er sie betrübt, aus weiser Huld allein
Und nicht aus blindem Haß betrüben.
Vom strengen Strom der Zeit wird ieder hingerissen,
Bald unter heitrer Luft, bald unter Finsternissen
Und schwarzer Ungewitter Wuth:
Strom, wo sich allzuoft beschäumte Wellen thürmen,
Stets brausend, wie das Meer! o ungestüme Fluth,
Berüchtigt von erzürnten Stürmen!
Wohin der Sturm uns führt, bleibt oft vor uns verstecket,
Weil fürchterlich Gewölk die grünen Ufer decket,
Und unsrer Blicke Lauf begränzt.
Die Schatten werden fliehn, die unser Auge banden,
Vielleicht wohl, ehe noch der andre Morgen glänzt,
Vielleicht nicht ehe, bis wir landen.
Die SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Sommerlaube

Die Laube prangt mit jungem Grün:
Es tönen ihre dunkeln Buchen
Von Vögeln, die voll Wollust glühn,
Von Frühlingstrieben glühn und Scherz und Schatten suchen.
Soll, was der Wahn Geschäfte nennt,
Uns um so schöne Zeit betrügen?
Freund! wer des Lebens Kürze kennt,
Der legt es klüger an und braucht es zum Vergnügen.
[98]
Geneuß den feuervollen Wein:
Beym Weine herrscht vertraulich Scherzen.
Oft ladet Amor sich mit ein,
Und sein verborgner Pfeil schleicht in die offnen Herzen.
Der schlaue Gott ist niemals weit;
Ich wittre seine sanften Triebe:
Denn grüner Lauben Dunkelheit
Ist für den Weingott schön, noch schöner für die Liebe.
Geliebte Schatten! weicher Klee!
Ach! wäre Galathee zugegen!
Ach! sollt ich, holde Galathee,
Um deinen weissen Hals die Arme brünstig legen!
Wo süsser Lippen Rosen blühn,
Wer kann sie sehn und nicht verlangen?
Die jugendlichen Küsse fliehn
Bey welkem Reiz vorbey und suchen frische Wangen.
Ein leblos Auge rührt mich nicht;
Kein blödes Kind wird mich gewinnen,
Das reizt, solang der Mund nicht spricht,
Und eine Venus ist, doch ohne Charitinnen.
Die RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Rose

Der Frühling wird nun bald entweichen:
Die Sonne färbt sein Angesicht:
Er schmachtet unter welken Sträuchen;
Und findet seinen Zephyr nicht.
[99]
Er hinterläßt uns, da er fliehet,
Den Ausbund seiner Lieblichkeit.
Die Rose, die in Purpur blühet,
Verherrlicht seine lezte Zeit.
Du, Rose! sollst mein Haupt umkränzen:
Dich lieben Venus und ihr Sohn.
Kaum seh ich dich im Busche glänzen,
So wallt mein Blut, so brenn ich schon.
Ich fühl ein jugendlich Verlangen,
Ein blühend Mädchen hier zu sehn,
Um dessen rosenvolle Wangen
Die jungen Weste süsser wehn.
Der Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der Sommer und der Wein

In diesen schwülen Sommertagen
Fliegt Amor nur in kühler Nacht,
Und schlummert, wann die Sonne wacht:
Die Muse träumt nur matte Klagen.
Ich hänge mit verdrossner Hand
Die träge Leyer an die Wand.
Doch, Freund! in schwülen Sommertagen,
(Zischt mir Lyäus in das Ohr:)
Hebt sich der Weinstock stolz empor,
Den Frost und Regen niederschlagen:
Und nur der höhern Sonne Glut
Kocht seiner Trauben göttlich Blut.
So mag in schwülen Sommertagen
Der Weichling, Amor, schüchtern fliehn,
Und Scherz und Muse sich entziehn:
[100]
Der Wein wird sie zurücke jagen.
Es reife nur der frohe Wein:
Was kann mir unerträglich seyn?
Die FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Freude

Ergetzt euch, Freunde, weil ihr könnt!
Den Sterblichen ist nicht vergönnt,
Von Leiden immer frey zu bleiben.
Vernunft wird öfters ohne Frucht
Sich wider schwarzen Unmuth sträuben:
Lyäus weis ihn zu betäuben,
Und singt ihn sieghaft in die Flucht.
Lernt, wie sich finstrer Unverstand,
Verhüllt in trauriges Gewand,
Von wahrer Weisheit unterscheide,
Die mit entwölkter Stirne glänzt,
Und in der Wollust leichtem Kleide,
Wie sie, im Schoose sanfter Freude,
Auch oft mit Rosen sich bekränzt.
O segnet ieden Augenblick,
Da ihr ein unvergälltes Glück
In süsser Freundschaft Armen schmecket:
Da Bacchus euch mit Epheü krönt,
Und Witz und attisch lachen wecket;
Und muntrer Scherz, der Narren schrecket,
Die Narren und ihr Glück verhöhnt.
Doch hört ihr, was die Wahrheit spricht?
Verwöhnt, verwöhnt die Seele nicht
Zu rauschenden Ergötzlichkeiten,
[101]
Die, wann der Geist sie lieb gewinnt,
Von Rosen unter Dörner leiten;
Und kein Vergnügen aller Zeiten,
Nur Augenblicke reizend sind.
Die Weisheit richtet meinen Sinn
Auf dauerndes Vergnügen hin,
Das aus der Seele selbst entspringet.
Geschmack und Wahrheit! ihr entzückt,
Auch wann kein Saitenspiel erklinget:
Auch wann mein Mund nicht lacht und singet,
Bin ich in euerm Arm beglückt.
Die Anmuth prächtiger Natur
Vergnügt mich auf beblühmter Flur,
Auf Hügeln und im dunkeln Hayne.
Ich jauchz' an stiller Musen Brust
So fröhlig, als bey Cyperns Weine:
Ja wenn ich Thoren einsam scheine,
Vertraut sich mir die reinste Lust.
So lockend jene Freude lacht,
Die nur die Sinne trunken macht,
So nah ist sie dem Ueberdrusse.
Die Wollust, vom Geschmack ernährt,
Stirbt unter dummem Ueberflusse:
Sie bleibt bey sparsamem Genusse
Weit länger schön und liebenswerth.
Du Tochter wilder Trunkenheit!
Fleuch, ungestalte Fröhligkeit,
Und rase nur bey blöden Reichen!
Sie mögen durch entweihten Wein
Die sanften Grazien verscheuchen!
[102]
Sie, Bacchus! mögen Thieren gleichen:
Uns Freunde! lass' er Menschen seyn.
Die wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die wahre Grösse

An Herrn Gleim.


In meinen Adern tobt ein juvenalisch Feuer;
Der Unmuth reichet mir die scharfgestimmte Leyer:
Maßt sich des Pöbels Wahn
Das Urtheil nicht von grossen Seelen an?
Sey Richter, liebster Gleim! der Pöbel soll nicht richten,
O du, der iedes Herz mit lieblichen Gedichten
Nach Amors Willen lenkt,
Der schalkhaft scherzt und frey und edel denkt!
Ein Mann, der glücklich kühn zur höchsten Würde flieget,
Und, weil er Sklaven gleich, vor Grossen sich geschmieget,
Nun, als ein grosser Mann,
Auch endlich selbst in Marmor wohnen kann:
Der heißt beym Pöbel groß, da ihn sein Herz verdammet;
Und wann der Bürger Gold auf seinem Kleide flammet,
So sieht die Schmeicheley
Für Schimmer nicht, wie klein die Seele sey.
Soll seines Nahmens Ruhm auf späte Nachwelt grünen?
Dem Staate dient er nur, sich Schätze zu verdienen:
Bereichert ein Verrath,
So, zweifle nicht, verräth er auch den Staat.
[103]
Der Absicht Niedrigkeit erniedrigt grosse Thaten:
Wem Geiz und Ruhmbegier auch Herculs Werke rathen,
Der heißt vergebens groß:
Er schwingt sich nie vom Staub des Pöbels los.
Zeuch, Alexander! hin bis zu den braunen Scythen;
Irr um den trägen Phrat, wo heissre Sonnen wüthen,
Und reiß dein murrend Heer
Zum Ganges hin, bis ans entfernte Meer!
Du kämpfest überall und siegest, wo du kämpfest,
Bis du der Barbarn Stolz, voll grössern Stolzes, dämpfest,
Und die verheerte Welt
Vor ihrem Feind gefesselt niederfällt.
Doch laß dich immerhin der Menschheit nicht erbarmen!
Von deinem Haupte reisst, auch in des Sieges Armen,
Der Tugend rauhe Hand
Die Lorbeern ab, die Ehrsucht ihr entwandt.
Mit Lorbeern wird von ihr der bessre Held bekränzet,
Der für das Vaterland in furchtbarn Waffen glänzet,
Und über Feinde siegt,
Nicht Feinde sucht, nicht unbeleidigt kriegt:
Der Weise, der voll Muths, wann Aberglaube schrecket,
Und Wahn die halbe Welt mit schwarzen Flügeln decket,
Allein die Wahrheit ehrt,
Und ihren Dienst aus reinem Eifer lehrt:
Der ächte Menschenfreund, der bloß aus Menschenliebe
Die Völker glücklich macht und gern verborgen bliebe;
Der nicht um schnöden Lohn,
Nein! göttlich liebt, wie du, Timoleon!
[104]
Zu dir schrie Syracus, als unter Schutt und Flammen
Und Leichen, die zerfleischt in eignem Blute schwammen,
Der wilde Dionys
Sein eisern Joch unträglich fühlen ließ.
Du kamst und stürztest ihn, zum Schrecken der Tyrannen,
Wie, wann ein Winter-Sturm die Königinn der Tannen
Aus tiefen Wurzeln hebt,
Von ihrem Fall ein weit Gebürge bebt.
Durch dich ward Syracus der Dienstbarkeit entzogen;
Und sichrer Ueberfluß und heitre Freude flogen
Den freyen Mauern zu,
Held aus Corinth! was aber hattest du?
Nichts, als die edle Lust, ein Volk beglückt zu haben!
Belohnung bessrer Art, als reicher Bürger Gaben!
Du Stifter güldner Zeit,
Der Hoheit werth, erwähltest Niedrigkeit.
Doch dein gerechtes Lob verewigt sich durch Lieder,
Nachdem die Ehre dich auf glänzendem Gefieder
Den Musen übergab:
Noch schallt ihr Lied in Lorbeern um dein Grab.
Der WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der Winter

Die Erde drückt ein tiefer Schnee:
Es glänzt ein blendend Weiß um ihre nackten Glieder:
Es glänzen Wald, Gefild und See.
[105]
Kein muntrer Vogel singt:
Die trübe Schwermuth schwingt
Ihr trauriges Gefieder.
Der Weise bleibt sich immer gleich:
Er ist in seiner Lust kein Sklave schöner Tage,
Und stets an innrer Wollust reich.
Was Zephyrs Unbestand,
Was ihm die Zeit entwandt,
Verliert er ohne Klage.
Wer euch, ihr süssen Musen! liebt,
Der scherzt an eurer Hand in bluhmenvollen Feldern,
Wann Boreas die Lüfte trübt.
Der Frühling mag verblühn!
Ihm lacht ein ewig Grün
In euern Lorbeer-Wäldern.
Und wie? Lyäus flieht ja nicht,
Um dessen Epheü-Stab die leichten Scherze schweben!
Noch glüht sein purpurnes Gesicht:
Noch will er guten Muth
Und ächte Dichterglut,
Trotz rauhen Froste, geben.
Dem Weingott ist es nie zu kalt,
Und auch der Liebe nicht, lockt Venus gleich nicht immer
In einen grünbelaubten Wald.
In Büschen rauscht kein Kuß:
Doch Amors zarter Fuß
Entweicht in warme Zimmer.
Ihm dient ein weiches Canapee
So gut und besser noch, als im geheimen Hayne
Beblühmtes Gras und sanfter Klee.
[106]
O welche Welt von Lust
An einer Phyllis Brust
Und, Freund, bey altem Weine!
Stoß an! es leb' ein holdes Kind,
Von Grazien gepflegt, erzogen unter Musen
Und schätzbarer, als Phrynen sind,
Durch Unschuld, klugen Scherz
Und durch ein gutes Herz
In einem schönen Busen!
Die NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Nacht

Du verstörst uns nicht, o Nacht!
Sieh! wir trinken im Gebüsche;
Und ein kühler Wind erwacht,
Daß er unsern Wein erfrische.
Mutter holder Dunkelheit,
Nacht! Vertraute süsser Sorgen,
Die betrogner Wachsamkeit
Viele Küsse schon verborgen!
Dir allein sey mitbewust,
Welch Vergnügen mich berausche,
Wann ich an geliebter Brust
Unter Thau und Bluhmen lausche!
Murmelt ihr, wann alles ruht,
Murmelt, sanftbewegte Bäume,
Bey dem Sprudeln heischrer Fluth,
Mich in wollustvolle Träume!
Viertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke
Die LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[107] [109]Viertes Buch

Die Liebe

Da auf rauschendem Gefieder
Zephyr uns den Frühling bringt:
So erwacht die Freude wieder;
Alles lacht und scherzt und singt.
Tanzt, o tanzet, junge Schönen!
Meiner sanften Leyer nach,
Welche nie mit leichtern Tönen
Unter meinen Händen sprach.
Alles fühlet nun die Triebe,
Die kein Herze stets verschwur:
Alles ladet euch zur Liebe,
Jugend, Frühling und Natur.
Wie bekannt wird euerm Ohre
Nun die Stimme schlauer Lust!
Und wie sträubt im regen Flohre
Sich die halbumflohrte Brust!
[109]
Sollt ihr eine Wollust meiden,
Die den Weisen selbst bethört,
Und mit Bildern trunkner Freuden
Auch der Frommen Andacht stört?
Dürft ihr die Natur verdammen?
Ihr aufrührisch widerstehn?
Uns mit Liebe zu entflammen,
Schönen! wurdet ihr so schön.
Liebet, weil ihr lieben sollet!
Fliehet Platons Unterricht!
Wenn ihr niemals küssen wollet,
O so liebet lieber nicht.
Weg mit Liebe, die nur denket,
Und, voll Schul-Gelehrsamkeit,
Stets im kalten Ernst versenket,
Auch Begierden sich verbeut!
Als in jenen dunkeln Jahren
Amor ganz platonisch hieß,
Und ihm von bestäubten Haaren
Keine Rose düftend blies:
Flog er fern vom stillen Scherze,
Bis zum Sirius hinauf,
Und besorgte seine Kerze
Schlechter, als der Sterne Lauf.
Ihn vom Himmel abzubringen,
Da ihn Erd und Menschheit rief;
Kürztet ihr die stolzen Schwingen,
Holde Nymphen! da er schlief.
[110]
Da der Himmel ihm entgangen,
Flattert nun der Gott der Lust
Um die rosenvollen Wangen
Und um jede Liljen-Brust.
Aber wie an Frühlings-Morgen
Einer jungen Rose Pracht,
Würdig Zephyrs liebster Sorgen,
Würdig aller Wünsche, lacht;
Die bis Titans niedrer Wagen
Sich im Abend-Meer verliert,
Welket und in künftgen Tagen
Keine Blicke mehr verführt:
So verblühn mit kurzem Prangen
Auch die Bluhmen unsrer Lust,
Diese Rosen frischer Wangen,
Diese Liljen einer Brust.
Amor, fliehend, folgt der Jugend;
Und es fesselt nur Verstand,
In dem Schoose sanfter Tugend,
Ihn durch ein beglücktes Band.
Die GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Glückseligkeit

Der Wahrheit ernste Stimm' erschallt in meinem Busen:
Hört eure Lehrerinn! sie selbst hat mich ernannt
Und auf den Flügeln süsser Musen
An euch, ihr Sterblichen! gesandt.
Es flammt ein Welten-Heer in angewiesnen Gränzen:
Es ist im lichten Raum, wo in bestimmter Bahn
Die ungezählten Sonnen glänzen,
Der Ordnung alles unterthan.
[111]
Zur Ordnung ward, was ist, eh etwas war, erlesen:
Sie fordert sanften West und stürmisch Ungestüm:
Ihr Band verknüpfet alle Wesen,
Vom Staube bis zu Cherubim.
Der ganzen Schöpfung Wohl ist unser erst Gesetze:
Ich werde glücklich seyn, wenn ich durch keine That
Dieß allgemeine Wohl verletze,
Für welches ich die Welt betrat:
Wenn wider meine Pflicht mein Herz sich nicht empöret,
Und niedrer Eigennutz, der die Begierden stimmt
Und ihre Harmonie zerstöret,
Nicht unter meinen Trieben glimmt.
Die Quelle falscher Lust, die Aristipp gefunden,
Haucht ekle Bitterkeit selbst unter Bluhmen aus.
Den Weichling drücken leere Stunden:
Die Ruhe flieht sein marmorn Haus.
Denn reine Freude quillt allein aus reinem Herzen:
Sein Zeugniß, daß wir thun, was unsre Pflicht gebeut,
Entwaffnet Ungeduld und Schmerzen,
In Tagen voller Dunkelheit.
Quält mich sein Urtheil nicht mit nagendem Verdrusse,
So sey mein Eigenthum der schlauen Bosheit Raub;
So trete mich mit stolzem Fusse
Das ungestüme Glück in Staub.
Ich winsle nicht um Trost, nicht weibisch um Erbarmen:
Die Ruhe folget mir zum armen Strohdach hin,
Wo ich in reiner Wollust Armen
Durch Unschuld reich und glücklich bin.
[112]
Fehlt innre Ruhe nicht; was fehlet meinem Leben,
Als was entbehrlich ist und unentbehrlich scheint?
Sollt ich bey iedem Unfall beben,
Und weinen, wann die Thorheit weint?
Mit weiser Huld vertheilt das Schicksal Weh und Freuden,
Das bald auf Rosen uns durchs Leben wandern heißt,
Bald aber durch bedornte Leiden
Des Lasters Armen uns entreißt.
Ein Blick in vorig Leid wird künftig uns entzücken,
Wenn unsrem Auge sich der Ordnung Plan entdeckt,
Der nun vor unsern kühnen Blicken
In heilig Dunkel sich versteckt.
Der TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der Tobacksraucher

Soll ich stets die trunknen Reben,
Soll ich nur den Gott erheben,
Der aus holden Augen blitzt?
Werd ich nie zu deinem Preise,
Pflanze, meine Lust! erhitzt,
Unterdeß der Thor und Weise
Beym verblasnen Rauche sitzt?
O wie viele güldne Stunden
Sind mir unbereut verschwunden,
Bey geliebter Blätter Glut!
Da empört mein rascher Wille
Sich für kein verderblich Gut:
Ich genieße süsser Stille;
Meine ganze Seele ruht.
[113]
Weg mit lärmendem Gepränge!
Wo ich mich durch Narren dränge,
Gähn' ich bey dem besten Wein.
Lächle, Venus! unter Thränen;
Sey die Mutter süsser Pein!
Aber zeuch mit deinen Schwänen,
Zeuch bey mir nicht sieghaft ein.
Ich beneide keine Krone,
Wann aus weißgebranntem Thone
Manch balsamisch Wölkchen dringt;
Und in meiner Muse Händen
Ihrer Leyer Scherz erklingt;
Oder höhern Gegenständen
Sich mein Geist entgegen schwingt.
Die geflügelten Gedanken
Fliehn des Wahnes enge Schranken:
Nur der Weise scheint mir groß.
Nur des Glückes falsches Lachen
Und sein oft entweihter Schoos,
Reichthum, Hoheit, (schlechte Sachen!)
Sind betrogner Thorheit Loos.
Flieht, Entwürfe grössern Glückes,
Die der Odem des Geschickes,
Wie den Sommer-Staub, verweht!
Flieht im aufgewölkten Rauche,
Der, wie ihr, sich stolz erhöht,
Und, wie ihr, bey schwachem Hauche
Schnell erscheinet, schnell vergeht!
Rauch ist alles, was wir schätzen:
Unser theuerstes Ergetzen,
Unser Leben selbst ist Rauch.
[114]
Weht nicht über frische Leichen
Jedes Morgens kühler Hauch?
Viele werden heut erbleichen;
Und vielleicht ich selber auch.
Alles muß verlassen werden!
Nackend gehn wir von der Erden
In die öde Dunkelheit.
Was wir guts verrichtet hatten,
Folgt uns in die Ewigkeit,
Wann das blasse Reich der Schatten
Allen fremden Glanz zerstreut.
An die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

An die Musen

Ihr holden Musen! wer, an eurer Brust erzogen,
Den Weg zum grünen Pindus weis,
Wird nicht von Golddurst aufs erzürnte Meer betrogen,
Nicht auf des Hofes trüglich Eis.
Er, dessen Scheitel unbethränter Lorbeer decket,
Glänzt in der Themis Tempel nicht,
Wo Dorngesträuche, mit verspritztem Blut beflecket,
Sich um die finstern Pfade flicht.
Beglückter Weiser, der im Stillen sich erfreuet!
Die Tage werden uns gezählt,
Uns aufgerechnet, die wir kluger Lust geweihet,
Und wo wir thöricht uns gequält.
Sollt ich, wie Harpax, wund von ungeliebter Bürde,
Unausgeruht im Joche ziehn,
Daß ich, wie Harpax, Hüter stolzer Schätze würde,
Die eine scheue Tugend fliehn?
[115]
Erkargte Schätze, schlummert nur bey meinen Feinden!
Ich wünsche nichts, als daß ich frey,
Als daß ich fröhlig unter Musen, Wein und Freunden,
Nie fremder Thorheit Sklave sey!
Die TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Trinker

Mit Narren sollt ich mich erfreun?
Ihr Wein schmeckt ekelhaft gemein,
Wie Wasser, das die Musen scheuchet;
Und wär es auch der beste Wein,
Der an der Mosel bleichet.
Kann ich mit Klugen mich erfreun;
So schmeckt auch Wasser ungemein
Und gleich burgundischem Lyäen.
Doch, Freunde! seht, wir haben Wein!
Wer wollte Wein verschmähen?
Es müsse kühne Völlerey
Nicht, unter bäurischem Geschrey,
Mit ihrem Thyrsus hier gebiethen!
O Bacchus! gehe still vorbey,
Und rase bey den Scythen!
Wie fürcht' ich deinen trunknen Blick!
Wie droht manch fliegend Felsenstück!
Seh ich die wüthende Mänade?
Welch rauher Jubel brüllt zurück
Vom Thrazischen Gestade!
Trinkt nicht, von wilder Lust entbrannt,
Bis an des Rausches welker Hand
Der blinde Bacchus taumlend schleichet!
Sonst flieh ich schneller, als der Sand
Vom Wirbelwind entweichet.
An GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[116] An Galathee

Fleuch, Galathee! den Stolz verlebter Schönen!
Schilt auf die Liebe nicht.
Du wirst sie nur mit falschen Lippen höhnen:
Dein Auge widerspricht.
Es müsse dich die süsse Leyer lehren,
Die überredend klingt,
Und, wie man glaubt, trotz heuchlerischem Wehren,
Von manchem spröden Mund oft manchen Kuß erzwingt.
Der Liebesgott schlief unter Myrthenbüschen,
In Bluhmen hingestreckt;
Und ließ im Schlaf durch Nymphen sich erwischen,
Die er so oft erschreckt.
Nur eingedenk, wie Amor sie geplaget,
Nicht, wie er sie entzückt,
Verübten sie, was niemand noch gewaget:
Sie fesselten den Gott, der Götter selbst bestrickt.
Der schlaue Gott sah, als er schnell erwachte,
Den ihm gespielten Streich.
O loses Volk! sprach dieser Schalk und lachte;
Wie listig rächt ihr euch!
Ich läugne nicht, was ich an euch begangen:
Ich macht' euch tausend Pein.
[117]
Besänftigt euch! nun habt ihr mich gefangen:
Ihr werdet ungequält und ungeküsset seyn.
Und ungeküsst? welch grausamer Gedanke!
Man dachte reifer nach,
Und sah beschämt, wie dem verwegnen Zanke
Das Herze widersprach.
Sie thaten – was? was alle Mädchen thäten!
Sie banden Amorn los,
Und Amor flog, da sie um Gnade flehten,
Von ihnen lachend weg in seiner Mutter Schoos.
Die Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Grotte der Nacht

Wohin wird mein Gesang verschlagen?
Der Ocean ist voller Glut:
Denn Titan kommt; sein strahlenreicher Wagen
Schwebt feurig über blauer Fluth:
Indessen auf bethauten Schwingen
Die braune Nacht entlassen flieht,
Und Nymphen sie zu ihrer Grotte bringen,
Die kein unheilig Auge sieht.
Wird meinem Blick im tiefsten Meere
Dort ihre Herrschaft aufgethan?
Es trennen sich erschrockner Schatten Heere;
Sie machen mir entfliehend Bahn.
O Ruh! o welch ein heilig Schweigen
Beherrscht ihr schattigtes Revier!
Kein Vogel schwatzt auf düstrer Ulmen Zweigen;
Der muntre West entschlummert hier.
[118]
Ein zitternd Schimmern bleicher Kerzen
Erleuchtet ihren dunkeln Sitz,
Wo rings umher die leichten Träume scherzen,
Geflügelt, wie der schnelle Blitz.
Von welchem angenehmen Kinde
Kommt hier der schöne Morgentraum?
Seht! Phantasus hüllt sich in rauhe Rinde
Und grünt, beblättert, als ein Baum.
Nun, da in junger Nymphen Händen
Gedämpfter Saiten Scherz erklingt:
Ertönt ein Lied von muschelreichen Wänden,
Das eine der Najaden singt.
Geneuß die Ruhe, die du zeugest,
O Göttin! singt sie; holde Nacht!
Der Lärm entschläft, wenn du zum Himmel steigest;
Und nur der Progne Schwester wacht.
Wie leise gehn in feuchten Büschen
Die Winde durch den finstern Hayn!
Die Ruhe will, was Odem schöpft, erfrischen:
Doch können Menschen ruhig seyn?
Umsonst sind ihre müden Glieder
Auf Sidons Purpur hingestreckt,
Wenn Mitternacht mit schweigendem Gefieder
Den Marmor der Paläste deckt:
Umsonst sind schwanenweiche Betten,
Bey stürmischer Begierden Wuth:
Der kranke Geist schleppt seine Sklaven-Ketten,
Stets ohne Ruh, wann alles ruht.
[119]
Der Mensch entflieht beblühmten Pfaden,
Wo ihm die stille Freude winkt.
Das Gute selbst misbraucht er sich zum Schaden:
Zu Gift wird Necktar, den er trinkt.
Wenn Tantalus im höchstem Glücke
Selbst an der Götter Tafel sitzt:
Denkt nicht sein Herz auf schwarze Bubenstücke,
Noch da ihn Himmelstrank erhitzt?
Fern von Olymps gestirnter Schwelle
Verbannt ihn Jupiters Entschluß:
Unseliger! ihn peinigt eine Hölle,
Mehr Hölle, denn der Tartarus.
Sein Reichthum wird ihm zum Verdrusse,
Zum Qual-Gepränge des Gesichts:
Er hungert, arm, in vollem Ueberflusse,
Hat alles und genießet nichts.
Wenn Wolken meinen Geist umziehen,
Durch stürmischer Begierden Wuth:
Beruhig' ihn mit süssen Harmonien,
O Muse, die auf Rosen ruht!
Die DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Dichtkunst

Ich liebe Feld und Bach, der Sonne Morgenstrahl,
Ein schwarzbeschattet einsam Thal,
Und jenen stillen Lorbeer-Wald,
Wo keuscher Musen Flöte schallt.
[120]
Ich mische mich in ihre Chöre;
Sie weihten mich zum Priester ein:
Und sollten Wünsche mindrer Ehre
Mein ruhig Herz entweihn?
Entzeuch, o Dichtkunst! mir dein glänzend Angesicht,
O du der Liebe Tochter! nicht:
Denn in der ersten Schäfer-Welt,
Die uns im Bilde noch gefällt,
Gebahr dem Gotte frohes Weines
Die Liebe dich, ihr ähnlich Kind,
In dunkeln Schatten eines Haynes,
Die dir noch heilig sind.
Wie schön erzogen dich die Unschuld und Natur
Auf Triften und beblühmter Flur!
Noch nicht um stolzen Schmuck bemüht,
Ertönte hier dein sanftes Lied.
Es hörten die erstaunten Hirten
Den ungekünstelten Gesang,
Der öfters um geheime Myrthen
Und oft beym Wein erklang.
Die Weisheit bracht' alsdann dich, junge Schäferinn!
Zum unbewohnten Hämus hin;
Und lehrte dich der Dinge Grund,
Und wie das Weltgebäud entstund:
Warum der Frühling grüne Hügel
Und lauen West und Floren liebt,
Und was den Winden ihre Flügel,
Dem Donner Kräfte giebt.
Du lerntest, wer mit Recht hoch oder niedrig heißt!
Uns adelt nur ein edler Geist,
Und nicht ein schimmernd hoher Stand,
Nicht ein vergüldetes Gewand;
[121]
Noch daß man groß genennet werde
Von Lippen feiger Schmeicheley,
Und einem Winkel weiter Erde
Bekannt und furchtbar sey.
Die Aue schwieg vor dir, als du vom Hämus kamst,
Und eine kühnre Leyer nahmst.
Es wallte junger Hirten Blut;
Sie fühlten ungefühlte Glut,
Als nun dein höhers Lied ertönte,
Das, reizend, wann es unterwies,
Von rauher Wildheit sie entwöhnte,
Und Menschen werden hieß.
Du sangst: es rissen sich bemooste Felsen los
Aus drohender Gebirge Schoos,
Und rollten fort mit eignem Lauf,
Und thürmten sich zu Mauern auf.
Die Tieger unter düstern Sträuchen
Behorchten dein entzückend Spiel;
Und auch die unbelebten Eichen
Erhielten ein Gefühl.
Die Wahrheit rührt uns nicht entblößt und ungeschmückt,
Wenn sie die Sinne nicht berückt.
Wer unser Herz erst überwand,
Gewinnt auch leichtlich den Verstand.
Wir bleiben kalt bey kalten Schlüssen;
Sie sausen schwach um unser Ohr:
Wir lernen, wie wir leben müssen;
Und leben, wie zuvor.
Du weckest uns zur Lust, befriedigst unsern Schmerz,
Du, Dichtkunst! öffnest unser Herz
[122]
Der Wahrheit, welcher deine Hand
Aus Myrth und Rosen Kränze band.
Dich muß der taube Wille hören,
Die du nicht finstern Schulwitz liebst,
Und was die Weisen mühsam lehren,
Uns zu empfinden giebst.
Vor dir eröffnet sich der Ehre Heiligthum,
Und lorbeerreicher Helden Ruhm
Vertraut sich deiner Leyer an,
Durch die er ewig schimmern kann.
Doch Dunkelheit und kalte Schatten
Begraben ungepriesnen Muth,
Den Völker einst bewundert hatten,
Der nun vergessen ruht.
Du folgest kriegerisch durch Blut und heissen Dampf
Dem Helden in den rauhsten Kampf:
Und wann, vom güldnen Sieg umkränzt,
Sein Haupt von Lorbeern furchtbar glänzt;
Alsdann erwachen deine Lieder,
Und bringen ihn vom wilden Streit
Auf unermüdetem Gefieder
Der fernen Ewigkeit.
Wo Titans Aug entschläft und wo er früh erwacht,
Die Gegenden der Mitternacht,
Und wo der Mittag Flammen sprüht,
Durchfliegt mit ihm dein hohes Lied:
Indeß die Muse der Geschichte
Nur niedrig an der Erde streicht,
Und mit erhitztem Angesichte
Nie deinen Flug erreicht.
An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[123] An die Deutschen

Ihr Deutschen, die an Ruhm berühmtern Vätern weichen!
Verlangt ihr, groß zu seyn, so müßt ihr ihnen gleichen;
Nicht an der alten Rauhigkeit!
Die Helden-Tugend jener Zeit
Ruht nicht auf ungeschlachten Sitten,
Auf nackter Armuth, nackten Hütten.
In Freundschaft Redlichkeit und ehrner Muth im Streite,
Der ieden Tropfen Bluts dem Vaterlande weihte,
Und jener unbewegte Sinn,
Der, taub zu niedrigem Gewinn,
Allein der Ehre Stimme kannte,
Für Vaterland und Freyheit brannte:
Das machte Deutschland groß; das eifert, nachzuahmen:
So seyd ihr deutscher Art, nicht bloß aus deutschem Saamen.
Ihr starrt? ihr zittert und erbleicht?
Warum irrt euer Blick verscheucht?
Die Ahndung hat mich nicht betrogen!
Zu Sklaven werdet ihr erzogen.
O unsrer Schande Quell, Erziehung deutscher Jugend
Wer pflanzt in ihre Brust Empfindungen der Tugend
Und Liebe für das Vaterland,
Die unserm Hermann Lorbeern wand?
Wer bildet ihre jungen Seelen,
Noch ehe sie das Laster wählen?
Man bildet nur den Leib: der Jüngling lernt gefallen,
Lernt freyen Tanz und Spiel, in fremder Sprache lallen
Und buhlen, eh er mannbar ist,
Betrügen, die er kaum geküßt,
Und seinen Hals zu schlauen Tücken
Im Joche weicher Sitten bücken.
[124]
Zur Ueppigkeit verwöhnt, wie kann er edel denken?
Wie soll er sich, als Mann, zur strengen Tugend lenken?
Und wird er, seiner Pflicht getreu,
Im Schoose fauler Schwelgerey,
Nie mit erkauften Uebelthaten
Des Vaterlandes Wohl verrathen?
Entkräftet vor der Zeit in Amors Myrthensträuchen,
Baut er die Nachwelt an mit Kindern, die ihm gleichen,
An einer gleichen Gattinn Brust,
Die sorglos, unter eitler Lust,
Nur ihren Putz und Schooshund liebet,
Und ihren Witz beym Spieltisch übet.
Aus bessrer Eltern Schoos entsprungen jene Helden,
Von derer hellem Ruhm des Nachruhms Bücher melden,
Die keinem Weltstrich unbekannt,
Als Geisseln in des Schicksals Hand,
An Rom, das feige Laster schwächten,
Der halben Erbe Knechtschaft rächten:
Ein männliches Geschlecht, stark, alles zu ertragen,
Gleich streitbar, wann der Süd, in trägen Sommertagen,
Die Wüste Lybiens verließ;
Und wann der alte Nordwind blies,
Und seine furchtbarn Flügel stürmten,
Die Schnee auf Schnee verderblich thürmten.
Zu welchem Wechsel ist der Völker Glück verdammet!
Ein rauh verachtet Volk, das edler Muth entflammet,
Macht sich der Erde fürchterlich,
Wird üppig und entkräftet sich,
Und fällt, nach kurzgenossnem Glücke,
Schnell in sein erstes Nichts zurücke.
An Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[125] An Herrn Baron von C**

Du, der des Adels Glanz mit schimmerndem Verstande,
Mit Musen und Geschmack vereint,
Entreisse dich, o C**! edler Freund!
Der Pleisse liederreichem Strande.
In jener hohen Burg, wo Epheü an den Mauern
Sein dauernd Grün dir aufbewahrt,
Erwarten dich nur Freuden ächter Art,
Die nie vergrünen, immer dauern.
Hier mahle die Natur, die nun, vom Lenz umkränzet,
In iedem Auftritt hier entzückt,
Und ungeschminkt, nur landhaft aufgeschmückt,
Doch in verschiednem Schmucke, glänzet.
Welch liebliches Gemisch von sonnenreichen Höhen
Und rauhbebüschter Thäler Nacht,
Und grüner Saat und junger Bluhmen Pracht
Und Bächen und bestrahlten Seen!
Das Aug ist unbeschränkt, die freyen Blicke fliegen
Hoch über furchtbarn Wäldern hin,
Und sehn erstaunt, mit angespanntem Sinn,
Noch zwanzig Städte duftig liegen.
O Aufenthalt der Lust für unverwöhnte Weisen!
Der Musen liebster Aufenthalt,
Wo aus der Flur der Lerchen Lied erschallt,
Die ihre Schöpfung fröhlig preisen!
[126]
Die gütige Natur verlangt nicht unsre Plage:
O ruhten wir an ihrer Brust,
Und liessen ihr die Wahl der bessern Lust:
Wie heiter flössen unsre Tage!
Die Freude, welche sie mit milder Hand bereitet,
Reizt ungekauft, ermüdet nicht,
Ist ruhig, rein, sanft, wie das Morgenlicht,
Das über frische Rosen gleitet.
Die Quellen wahrer Lust stehn allen Menschen offen:
Vergnügungen der Phantasie,
Euch kaufen wir mit unvergoltner Müh:
Wie täuscht ihr unser schmachtend Hoffen!
Pracht, Hoheit, Ruhm, die ihr vom Wahn geschmücket,
Den Sterblichen so blendend gleisst!
Ihr sättigt nicht, weil ihr mit Rauche speist;
Und flieht, indem ihr uns entzücket.
EmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Empfindungen
An einem Frühlings-Morgen

O welche frische Luft haucht vom bebüschten Hügel!
Welch angenehmer West durchzieht
Mit rauschendem bethauten Flügel
Dieß holde Thal, wo alles grünt und blüht!
Hier, wo die Grazien sich ihre Bluhmen hohlen,
Hier seh ich, wie der Morgen lacht,
Der unter düftenden Violen
Und beym Gesang der Vögel aufgewacht.
[127]
Das kleinste Gräschen blitzt vom farbenreichen Thaue!
Wie himmlisch lächelt die Natur,
Wohin ich um und bey mir schaue,
Dort im Gesträuch und hier auf grüner Flur!
Die ganze Schöpfung zeugt von weiser Güte Händen;
Mit Schönheit pranget unsre Welt.
Muß nur der Mensch die Schöpfung schänden,
Der sich so gern für ihre Zierde hält?
Der Mensch darf sich nur sehn, damit er sich nicht brüste,
Wie, an der Thorheit Brust gesäugt,
Er sich im Taumel wilder Lüste
Bald lächerlich und bald abscheulich zeigt.
Um Tand und Puppenwerk vertauscht er seine Rechte
Zu glänzender Unsterblichkeit,
Erniedrigt sich und sein Geschlechte,
Sucht kurze Lust und findet ewig Leid.
Ein denkendes Geschöpf kann so verderblich wählen,
Als wär es nur zum Thier bestimmt?
Herrscht solche Blindheit über Seelen,
In welchen doch der Gottheit Funke glimmt?
Umsonst! weil dieser Strahl nur wenig Weisen funkelt!
Er wird von Leidenschaft und Wahn
In tausend Sterblichen verdunkelt,
Oft eh er sich siegprangend kundgethan:
[128]
Wie, wann die Sonne kaum dem Ocean entfliehet,
Des dunkeln Mondes Zwischenlauf
Ihr flammend Antlitz uns entziehet:
Vor ihrem Thron steigt schwarzer Schatten auf.
Die Vögel hemmen schnell die angefangnen Lieder;
Der halbverirrte Wandrer bebt,
Indeß mit schreckendem Gefieder
Die frühe Nacht um Erd und Himmel schwebt:
Bis Titans froher Blick, nach überwundnen Schatten,
Itzt wieder unverfinstert strahlt,
Und in den aufgehellten Matten
Um Floren lacht und ihre Bluhmen mahlt.
So strahlet unser Geist, mit angebohrnem Lichte,
Durch dicke Finsterniß hervor,
Wenn vor der Weisheit Angesichte
Die Nebel fliehn, worinn er sich verlohr.
Geh auf mit vollem Tag, und herrsch' in Glanz und Ehre,
Und herrsch', o Weisheit! unbegränzt,
Von einem bis zum andern Meere,
Ja weiter noch, als unsre Sonne glänzt!
Wie lang soll Finsterniß den Erdkreiß überziehen?
Es müsse, wer im Schatten sitzt,
Auf deine lichten Höhen fliehen,
Wo Klarheit uns in Aug und Seele blitzt!
Die Seele, die alsdann kein äussrer Schmuck betrüget,
Dringt in das nackte Wesen ein,
Und was beständig sie vergnüget,
Muß edel, groß, muß ihrer würdig seyn.
[129]
Sie suchet nicht ihr Glück in schimmerreichen Bürden,
In Ehre, Gold und ekler Pracht,
Nicht bey den thierischen Begierden,
Durch die ein Geist sich Thieren ähnlich macht.
Sie sucht und findet es in reiner Tugend Armen,
Die sich für Andrer Wohl vergisst,
Und, reich an göttlichem Erbarmen,
Vom Himmel stammt, und selbst ein Himmel ist.
Der SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der Schäfer

Arkadien! sey mir gegrüsst!
Du Land beglückter Hirten,
Wo unter unentweihten Myrthen
Ein zärtlich Herz allein noch rühmlich ist!
Ich will mit sanftem Hirtenstab
Hier meine Schafe weiden.
Hier, Liebe! schenke mir die Freuden,
Die mir die Stadt, die stolze Stadt nicht gab.
Wie schäfermässig, wie getreu
Will ich Climenen lieben,
Bis meinen ehrfurchtvollen Trieben
Ihr Mund erlaubt, daß ich ihr Schäfer sey!
Welch süssem Traume geb ich Raum,
Der mich zum Schäfer machet!
Die traurige Vernunft erwachet:
Das Herz träumt fort und liebet seinen Traum.
PalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[130] Palinodie

Laßt ab von mir, ich will mich selbst verdammen;
Gespenster! ach! die ihr mit Klauen dräut,
Um Gräber spükt und Kindern oder Ammen
Am liebsten sichtbar seyd!
Ich glaubte sonst: der Todte kommt nicht wieder;
Ein eisern Band hält seine Füsse fest:
Wo ist ein Grab, das die vermorschten Glieder
Aus kalten Armen läßt?
Im Grabe schläft Ulyß, nach langen Reisen;
Da schläft Achill, nur lebend im Gedicht:
Da kümmern sich die Narren, wie die Weisen,
Um andre Narren nicht.
So schwatzt Vernunft, die immer närrsch gewesen:
Ich glaub indeß, was mein Balbier bezeügt,
Was wir im Faust und im Kalender lesen;
Und kein Kalender leugt.
Ich glaube nun die klägliche Geschichte
Vom schwarzen Mönch, der nächtlich wachen muß;
Den Hexen-Tanz und Marthens Nacht-Gesichte,
Selbst Satans Pferdefuß.
[131]
Was Aberglaub im Finstern ausgebrütet,
Hört itzt mein Ohr, von banger Lust entzückt,
Seit über mich der Hypochonder wüthet,
Und mein Gehirn verrückt.
Der Jugend Roth flieht meine blassen Wangen:
Ich seh, erstaunt, mein schwarzes Haar gebleicht,
Und welke Haut um meine Knochen hangen:
Mein schwerer Odem keicht.
Ihr Larven, schont! verschont mein einsam Bette,
Wo ich allein und ohne Mädchen bin!
Was rasselt ihr mit nachgeschleppter Kette
Vor meinen Ohren hin?
Will ein Gespenst bey meinem Bett erscheinen,
So sey es Fleisch und fähig schlauer Lust,
(Versteht mich recht!) mit runden weissen Beinen
Und einer weissen Brust.
An die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

An die Scherze

Wo seyd ihr hin, ihr schlauen Scherze?
Vermiß ich euch mit frühem Schmerze,
Noch ehe mich die Jugend flieht?
Die ihr muthwillig um mich schwebtet,
Und oft mein leichtgeflügelt Lied
Mit schalkhaftmunterm Witz belebtet!
[132]
Seht hier die vollen Gläser blinken!
Wie? meine Muse sieht mich trinken,
Und schlummert unermuntert ein?
Winkt Bacchus euerm stolzen Schwarme
Umsonst mit feuervollem Wein
Und in der Freundschaft holdem Arme?
Umsonst! wenn Amor euch verlanget,
Der immer an Cytheren hanget!
Seyd ihr auf ieden Wink bereit:
Und alle Grazien begleiten
Den Gott beglückter Zärtlichkeit,
Und Freude flattert ihm zur Seiten.
Bey mir wird iede Muse wilde:
Wir irren einsam durch Gefilde,
Durch Wälder, die der Herbst entlaubt;
Und scheinen, wenn durch öde Gründe
Der greise Nord verheerend schnaubt,
Noch rauher, als die rauhen Winde.
Da preis' ich ruhiges Ergetzen:
Kein Wunsch nach aufgehäuften Schätzen
Ermüde, sing ich, meine Nacht!
Mein freyes Herz trotz' unbesieget
Dem Ehrgeiz, der nur Sklaven macht,
Und seine Sklaven stets betrüget!
O möchte zwischen Wald und Sträuchen
Mein Leben still vorüber schleichen,
Wie jener Bach geruhig fleusst!
[133]
Wo in den Thälern, in den Triften
Sich seine milde Fluth ergeusst,
Lacht fetter Klee und Bluhmen düften.
Verfliesst, ihr Tage meines Lebens,
Zwar unbemerkt, nur nicht vergebens
Für meiner Mitgeschöpfe Glück!
So mag von mir die Nachwelt schweigen!
So sey ein glänzendes Geschick
Dem glücklichkühnen Laster eigen!
Die ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die ruhige Unschuld

Ein Strahl der Fröhligkeit
Erheitert meine Stirn auch in der bösen Zeit,
Indeß aus grauenvollen Büschen
Voll ungetreuer Dunkelheit,
Die Nattern der Verläumdung zischen.
Sie lauert fürchterlich,
Still, wie die Mitternacht: ihr Köcher leeret sich
Von Pfeilen, die verderblich glühen,
Und ihre Funken rings um mich,
Entzündet in der Hölle, sprühen.
Zu meinem Schutze flammt
Der Unschuld feurig Schild! ich werd umsonst verdammt:
Die Tugend hat mich losgesprochen,
Da Schmähsucht, die vom Neide stammt,
Mir tückischflüsternd nachgekrochen.
[134]
Es fällt des Lästrers Zahn
Des Weisen Schätze nicht, nur seine Puppen an,
Die Puppen unsrer Kinderjahre,
Verdrängt uns auf der Ehre Bahn,
Und nagt am Lorbeer unsrer Haare.
Ich schwing an deiner Hand,
O Weisheit! mich empor, hoch über stolzen Tand,
Und kurzen Sonnenschein des Glückes,
Und seiner Freuden Unbestand,
Nur Freuden eines Augenblickes.
Es brüllt aus dicker Nacht
Der Donner unter mir, indeß mir Titan lacht,
Und reine Lüfte mich umwehen,
Und über giftigen Verdacht
Und niedre Schmähsucht mich erhöhen.
Hoch in den Wolken fleugt
Der Adler, wo ein Blick ihm ferne Raben zeigt,
Die sich beym Aas geschwätzig freuen:
Der königliche Vogel schweigt,
Und läßt die trägen Thiere schreyen.
TheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Theodicee

Mit sonnenrothem Angesichte
Flieg ich zur Gottheit auf! Ein Strahl von ihrem Lichte
Glänzt auf mein Saitenspiel, das nie erhabner klang.
Durch welche Töne wälzt mein heiliger Gesang,
Wie eine Fluth von furchtbarn Klippen,
Sich strömend fort und braust von meinen Lippen!
[135]
Ich will die Spötter niederschlagen,
Die vor dem Unverstand, o Schöpfer! dich verklagen:
Die Welt verkündige der höhern Weisheit Ruhm!
Es öffnet Leibnitz mir des Schicksals Heiligthum;
Und Licht bezeichnet seine Pfade,
Wie Titans Weg vom östlichen Gestade.
Die dicke Finsterniß entweiche,
Die aus dem Acheron, vom stygischen Gesträuche
Mit kaltem Grausen sich auf meinem Wege häuft,
Wo stolzer Thoren Schwarm in wilder Irre läuft,
Und auch der Weise furchtsam schreitet,
Oft stille steht und oft gefährlich gleitet.
Die Risse liegen aufgeschlagen,
Die, als die Gottheit schuf, vor ihrem Auge lagen:
Das Reich des Möglichen steigt aus gewohnter Nacht.
Die Welt verändert sich, mit immer neuer Pracht,
Nach tausend lockenden Entwürfen,
Die eines Winks zu schnellem Seyn bedürfen.
Der Sextus einer bessern Erden
Zwingt nicht Lucretien, durch Selbstmord groß zu werden:
An keinem Dolche starrt ihr unbeflecktes Blut.
Das leichenvolle Rom, der Schauplatz feiger Wuth
Und viehischer Domitiane,
Herrscht unverheert in einem schönern Plane.
Doch Dämmerung und kalte Schatten
Gehn über Welten auf, die mich entzücket hatten:
Der Schöpfer wählt sie nicht! Er wählet unsre Welt,
Der Ungeheuer Sitz, die, Helden beygesellt,
In ewigen Geschichten strahlen,
Der Menschheit Schmach, das Werkzeug ihrer Qualen.
[136]
Eh ihn die Morgensterne lobten,
Und auf sein schaffend Wort des Chaos Tiefen tobten,
Erkohr der Weiseste den ausgeführten Plan:
Und wider seine Wahl will unser Maulwurfs-Wahn
In stolzer Blindheit Recht behalten,
Und eine Welt im Schoos der Nacht verwalten?
Von welcher Sonne lichtem Strahle
Weicht meine Finsterniß! Wie, wann aus feuchtem Thale
Der frühe Wandersmann auf hohe Berge dringt,
Schnell eine neue Welt vor seinem Aug entspringt,
Und Reiz die grosse Weite zieret,
Wo sich der Blick voll reger Lust verlieret:
Denn Fluren, die von Bluhmen düften,
Gefilde voll Gesangs und heerdenvolle Triften,
Und hier crystallne Fluth, vom grünen Wald umkränzt,
Dort ferner Thürme Gold, das durch die Wolken glänzt,
Begegnen ihm, wohin er blicket:
So wird mein Geist auf seinem Flug entzücket.
Ich habe mich empor geschwungen!
Wie groß wird mir die Welt! die Erde flieht verschlungen:
Sie macht nicht mehr allein die ganze Schöpfung aus!
Welch kleines Theil der Welt ist Rheens finstres Haus!
Und, Menschen! welche kleine Heerde
Seyd ihr nur erst auf dieser kleinen Erde!
Gönnt gleiches Recht auf unserm Balle
Geschöpfen andrer Art! Ihr Schöpfer liebt sie alle:
Die Weisheit selbst entwarf der kleinsten Fliege Glück.
[137]
Ihr Schicksal ist bestimmt so gut, als Roms Geschick
Und als das Leben einer Sonne,
Die glänzend herrscht in Gegenden der Wonne.
Seht, wie in ungemessner Ferne
Orion und sein Heer, ein Heer bewohnter Sterne,
Vor seinem Schöpfer sich in lichter Ordnung drängt.
Er sieht, er sieht allein, wie Sonn an Sonne hängt,
Und wie zum Wohl oft ganzer Welten
Ein Uebel dient, das wir im Staube schelten.
Er sieht mit heiligem Vergnügen
Auf unsrer Erde selbst sich alle Theile fügen,
Und Ordnung überall, auch wo die Tugend weint:
Und findet, wann sein Blick, was bös' und finster scheint,
Im Schimmer seiner Folgen siehet,
Daß, was geschieht, aufs beste stets geschiehet.
Es leide mit gepriesnem Muthe
Die Gattinn Collatins! Es keimt aus ihrem Blute
Die Freyheit eines Volks, die einst Catone zeugt:
Bis kühne Tyranney, vom Laster groß gesäugt,
Die spätverlassne Tugend rächet,
Und Rom durch Rom bestraft und strafend schwächet.
Entkräftet in verdienten Ketten,
Wie soll sich Latium vor fremdem Joche retten?
Sieh! das entmannte Rom verfällt in Schutt und Graus.
Der kalte Norden speyt ein Volk der Wilden aus,
Das durchs Verhängniß überwindet,
Im Finstern saß und Licht und Wahrheit findet.
Die ihr ein Stück vom Ganzen trennet,
Vorn Ganzen, das ihr bloß nach euerm Winkel kennet;
Verwegen tadelt ihr, was Weise nicht verstehn.
[138]
O könnten wir die Welt im Ganzen übersehn,
Wie würden sich die dunkeln Flecken
Vor unserm Blick in grössern Glanz verstecken!
Soll Welten alles Böse fehlen?
So musste nie den Staub der Gottheit Hauch beseelen;
Denn alles Böse quillt bloß aus des Menschen Brust:
So muß der Mensch nicht seyn: welch grösserer Verlust!
Die ganze Schöpfung würde trauern,
Die Tugend fliehn und ihren Freund bedauern.
Ihr Weisen! hättet nie entzücket,
Die ihr die Schöpfung mehr, als hundert Sonnen, schmücket,
Und Ordnung herrschte nicht im Reiche der Natur,
Die niemals flüchtig springt, und stuffenweise nur
Auf ihrer güldnen Leiter steiget,
Wo sich der Mensch auf mittlern Sprossen zeiget.
Vom Wurme, der voll grössrer Mängel
Auf schwarzer Erde kreucht, und vom erhabnen Engel
Sind Menschen gleich entfernt, und beyden gleich verwandt.
Ihr freyer Wille fehlt, ihr himmlischer Verstand
Entflieget nie der engen Sphäre:
Stets fesselt ihn des Leibes träge Schwere.
Es rauschen laute Spöttereyen
Um mein verachtend Ohr: viel stolze Klugen schreyen
Dem armen Sterblichen des Willens Freyheit ab.
Die Sklaven! welche das, was weise Güte gab,
Der Menschheit Vorrecht, nicht erkennen,
Und, gleich dem Vieh, sich dessen unwerth nennen!
Verzärtelt eure Leidenschaften;
So herrschen sie zuletzt: sie bleiben ewig haften;
Ein diamantnes Band knüpft sie an euer Herz.
[139]
Der freygeborne Geist erblickt, nicht ohne Schmerz,
Sich endlich in verjährten Banden,
Und ist ein Knecht, weil er nicht wiederstanden.
In allen Ordnungen der Dinge,
Die Gott als möglich sah, war Menschenwitz geringe:
Der Mensch war immer Mensch, voll Unvollkommenheit.
Durch Tugend soll er sich aus dunkler Niedrigkeit
Zu einem höhern Glanz erheben,
Unsterblich seyn, nach einem kurzen Leben.
Mein Schicksal wird nur angefangen,
Hier, wo das Leben mir in Dämmrung aufgegangen:
Mein Geist bereitet sich zu lichtern Tagen vor,
Und murrt nicht wider den, der mich zum Staub erkohr,
Mich aber auch im Staube liebet,
Und höhern Rang nicht weigert, nur verschiebet.
Fünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke
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[140] Fünftes Buch

Ode an die Weisheit

Aus dem Englischen der Clarissa. 1


Der Nacht getreuer Vogel schwirrt
Nun endlich, da es dunkel wird,
Vom öden Thurm heraus:
Wo, sicher vor des Tages Glut,
Er philosophisch einsam ruht,
In Epheu, Schutt und Graus.
[141]
Der feyerlichen Stimme Schall
Weckt rund herum den Widerhall:
Es seufzt die Sommerluft.
Ich höre, folgsam hör ich dich,
Minervens Liebling! welcher mich
Zum Sitz der Weisheit ruft.
Sie liebt die Stille kühler Nacht:
Wenn Lunens bleiches Antlitz lacht,
Täuscht kein geschmückter Tand.
Der Thorheit nimmt die Dunkelheit
Ihr an der Sonne schimmernd Kleid
Und farbigtes Gewand.
O Pallas, Göttinn ieder Kunst,
Quell reiner Freuden, deren Gunst
Uns bessert, uns vergnügt;
Die, an erhabner Schönheit reich,
Bewundert und geliebt zugleich,
Die Sterblichen besiegt!
Mit stillem Geist fleh ich zu dir;
Und nicht von stürmender Begier
Keicht deines Dieners Brust.
Der Thoren eitle Wünsche flieht
Mein dir gehorchendes Gemüth,
Und seufzt nach beßrer Lust.
[142]
Nicht sey der Ehre Pfauenglanz,
Des Glückes Prunk, Cytherens Kranz
Mein Wunsch vor deinem Thron!
Für Stolz und Eitelkeit und Geiz
Sey dieses bunten Spielwerks Reiz
Betrogner Sorgen Lohn!
O du, die beßre Gaben giebt!
Mein Vorzug sey, von dir geliebt,
Inwendig schön zu seyn;
Nicht reich, als an zufriedner Lust,
Nicht mächtig, als in meiner Brust,
Herr über mich allein!
Wenn alles Glückes Glanz verbleicht,
Die Rosen unsrer Lust, vielleicht
Kaum aufgeblüht, verblühn:
So lacht aus dir Unsterblichkeit;
Dein Lorbeer trotzt begrauter Zeit,
Stets blühend, immer grün.
Durch dich beschützet, acht ich nicht,
Was dumme Schmähsucht spottend spricht,
Wozu der Narr mich macht.
Mich kränkt nicht plumper Thorheit Hohn,
Nicht, wenn mit boshaft feinerm Ton
Mich falscher Witz verlacht.
Von Misgunst, Unruh, Müh und Streit,
Den Feinden unsrer Lebenszeit,
Flieh ich dir freudig zu:
In stiller Wälder Aufenthalt,
Wo Platons heilger Schatten wallt,
Unsterblich schön, wie du.
[143]
Des rauschenden Ilyssus Fluth
Schwieg, wenn er lehrte, was uns gut,
Schön und vollkommen sey.
Athen hing an dem weisen Mund:
Der Jüngling horcht' entzückt und stund
Mit ehrfurchtvoller Scheu.
Er gab der stärkern Wahrheit nach,
Die seine wilde Freiheit brach:
Er fühlte, wenn sie schalt.
Der Leidenschaften Sturm entschlief:
Die Tugend siegte, da sie rief,
Mit schmeichelnder Gewalt.
Dir, die des Dichters Lied belebt,
Des Patrioten Herz erhebt,
Des Helden Muth im Streit;
Dir dankt ein häuslich Liebesband,
Ein stilles Leben auf dem Land,
Geheime Süßigkeit.
Weg Namen, die die Fabel preist!
Zu dir, vollkommner höchster Geist,
Fliegt mein Gesang empor.
Du giebst, was Sterblichen gebricht:
Die Weisheit quillt aus deinem Licht,
Quell alles Lichts! hervor.
[144]
Mich leit' ihr sichrer Strahl gewiß,
In zweifelhafter Finsterniß,
Wo sich mein Fuß verliert:
Wenn sie die Nebel nicht zerstreut,
Und mich durch alle Dunkelheit
Zum Glück und Guten führt.
Es flieht vor ihrem hellen Blick
Der Thorheit flüchtig Schattenglück,
Manch farbigt Luftgesicht,
Sie sieht, trotz seiner Mummerey,
Daß alles, alles eitel sey,
Allein die Tugend nicht.

Fußnoten

1 Wenn es dem deutschen Herrn Uebersetzer der Clarissa beliebet hätte, dieses Stück deutsch einzukleiden: so würde eine neue Uebersetzung gewiß unnöthig geworden, und diese starke Ode auch im Deutschen stark geblieben seyn. Die gegenwärtige Uebersetzung hat Abweichungen und schwache Stellen; zugleich aber das Verdienst, daß sie, wegen genauer Beybehaltung des englischen Silbenmaaßes, nach der dem Originale [Original 1757a] beygedruckten Composition gesungen werden kann, welches den Liebhabern der Clarissa nicht unangenehm seyn wird.

Der wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der wahre Muth

Mit blindem Ungestüm, in zweifelhaften Schlachten,
Die drohende Gefahr verachten,
Dem Tod entgegen gehn, ist oft erkaufte Wuth,
Nicht Lorbeernwerther Heldenmuth.
[145]
Dort, wo die Menschheit schläft, in einer Welt von Wilden,
In Irokesischen Gefilden,
Verströmt ein Barbar oft so freudig, als der Held,
Sein Blut aufs Leichenvolle Feld.
Doch soll ich wahren Muth mit güldnen Saiten preisen,
Wo find ich ihn, als bey dem Weisen,
Der mit Gelassenheit, nicht stoisch aufgebläht,
An sein bestimmtes Leiden geht?
Der Tod umschattet ihn mit schnellen Finsternissen,
Ruft unbewegt in seinen Schlüssen,
Ihn aus der Freundschaft Arm, und aus der Liebe Schoos,
Und findet ihn bereit und groß:
Groß, wann voll Furcht und Angst die Könige der Erden
So klein, als ihre Sklaven werden,
Und vor dem trüben Blick, gleich einem Traum, verfliegt,
Was den betrognen Stolz vergnügt.
Als Held stirbt Sokrates, der für die Tugend leidet,
Und, wann er aus dem Leben scheidet,
Ein beßres Leben hofft, und seiner Ewigkeit
Sich, ihrer werth, entgegen freut.
Athen hat ihn verdammt, die Wahrheit losgesprochen:
Sein letzter Tag ist angebrochen:
Die Freunde stehn um ihn; ihr männlich Auge weint
Um einen Lehrer, einen Freund.
[146]
Er lächelt: klagt ihr auch? Gerecht ist eure Klage,
Wenn Sokrates an diesem Tage,
Der ganze Sokrates durch ckaltes Gift erbleicht,
Und in sein erstes Nichts entweicht.
Ich fühle, daß in mir ein göttlich Etwas lodert,
Das lebt, wann seine Hülle modert!
Mir lispelt die Natur jetzt lauter, als zuvor:
Du bist unsterblich! in das Ohr.
Selbst meine Seele zeugt von ihrer hohen Würde:
Selbst diese brennende Begierde
Nach Wahrheit, welche flieht, verhüllt in Dunkelheit,
Ist Ahndung der Unsterblichkeit.
Wir steigen stuffenweis zu stets erhabnern Sphären:
So lang die Pilgrimsjahre währen,
Irr ich im dunkeln Wald, wo zweifelhaftes Licht
Durch dichte Zweige dämmernd bricht.
Bald, bald wird mich der Tod, obgleich auf schwarzen Schwingen,
Zu einem hellern Auftritt bringen,
Wo ewiger Mittag, der nicht an Schatten gränzt,
Voll Klarheit in die Seele glänzt.
Da jenseits meines Grabs ich weis' und glücklich werde,
So geh ich fröhlich von der Erde.
Vor diesem dunkeln Weg beb' an des Lasters Brust
Der feige Sklave niedrer Lust!
Die falschen Freuden fliehn, gleich den gescheuchten Schafen;
Und ihn erwarten schwere Strafen,
Erwartet, nach dem Tod, die strenge Nemesis,
In Gegenden der Finsterniß.
[147]
Doch Seelen, die im Leib nicht bloß dem Leibe lebten,
Und nach dem wahren Guten strebten,
Erheben sich im Tod und schwingen fesselnfrey
Vor ihrem Grabe sich vorbey:
Und werden hingerückt in Auen, wo der Friede,
Bey Philomelens holdem Liede,
Bald im beblühmten Thal, bald bey cristallner Fluth,
Im Schoos des Frühlings ewig ruht.
Er sprach, und Freude glüht' in seinem Angesichte:
Sein Auge schien mit sanftem Lichte,
So heiter, als es war, wann ihm des Freundes Hand
Beym frohen Gastmahl Kränze wand.
Kein unvergnügtes Wort entfiel dem weisen Munde:
Doch flog die feyerliche Stunde,
Die Stunde, die den Freund aus Freundes-Armen raubt,
Schon wartend über seinem Haupt.
Er, jetzt voll wahren Muths, wann oft die Starken beben,
War sterbend größer, als im Leben:
Sein Tod war glänzend, frey, selbst unter äußrem Zwang,
War einer Sonnen Untergang.
Die Königinn des Lichts läßt ihre letzten Strahlen
Des Meeres blaue Schuppen mahlen,
Und weicht mit Majestät, im Purpur ihrer Pracht,
Dem kalten Hauche naher Nacht.
Das ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[148] Das Erdbeben

Die Erde hat gebebt und ihr geborstner Grund
Die Königinn am Meer verschlungen,
Und schwärzre Trübsal noch droht unsrem armen Rund
Von schwärmender Propheten Zungen:
Wie aus bemoostem Schutt der Uhu, wann die Nacht
In furchtbarn Schatten ihn verstecket,
Auf stille Dächer fliegt, selbst melancholisch wacht,
Und heulend müde Städte wecket.
Auf Schwanenfedern horcht die Wollust und erschrickt;
Ein Schauer bebt durch ihre Glieder.
Der sorgenvolle Geiz, auch schlafend unerquickt,
Bebt heut und wuchert morgen wieder.
Propheten wimmeln stets in trüber Zeit hervor:
Der leichte Pöbel glaubt, er zittert,
Wie dürres Laub im Herbst, und wie das schwache Rohr
Der Flügel eines Wests erschüttert.
Ihr Musen, die ihr einst, im Frühling meiner Zeit,
Mich mit Ambrosia genähret,
Als ihr, in eurem Hayn voll heilger Dunkelheit,
Die deutsche Leyer mich gelehret!
[149]
Zufrieden dank ich euch, daß immer gleiche Lust
In meiner Seelen helle scheinet,
Und euer stiller Freund nicht, an der Thorheit Brust,
Nach Fantasien lacht und weinet.
O laßt, zu aller Zeit, mein Antlitz heiter seyn,
Nicht bloß in sonnenvollen Tagen,
Wann mich die Freude sucht, und Saitenspiel und Wein
Die Wolken vor mir her verjagen:
Nicht bloß im dunkeln Busch und wo die Nachtigall
Bald singend über mir verweilet,
Bald an der Quelle seufzt, die reiner, als Crystall,
Geschwätzig über Kiesel eilet.
Es müss' auf meiner Stirn, wann schon die Erde bebt,
Der göttliche Gedanke schimmern,
Daß Tugend glücklich ist und meine Seele lebt,
Auch unter ganzer Welten Trümmern!
AmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Amor

Mädgen lernet Amorn kennen!
Läßt er sich nur Freundschaft nennen:
Seht ihm ins Gesicht.
Seht ihr feuervolle Blicke,
Voll Zerstreuung, voller Tücke,
Das ist Amor, zweifelt nicht.
[150]
Seht ihr einen Proteus lauern,
Der bald lacht, bald nur von Trauern,
Halb verzweifelt spricht;
Heute lauft und morgen schleichet,
Und sich keine Stunde gleichet,
Das ist Amor, zweifelt nicht.
Artig weis er liebzukosen:
Seine Lippen düften Rosen,
Wenn er mit euch spricht.
Seht ihr ihn urplötzlich wüthen,
Anfangs bitten, dann gebiethen,
Das ist Amor, zweifelt nicht.
Kommt er ohne Pfeil und Bogen,
Wie die Unschuld selbst, geflogen:
Seht ihm ins Gesicht.
Seht ihr ihn, bey Scherz und Spielen,
Nach dem Busen lüstern schielen,
Das ist Amor, traut ihm nicht.
An Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

An Herrn Canonicus Gleim

Die Kriege Friederichs und wie mit güldnen Schwingen
Der Sieg an seiner Seite glänzt,
Wird Kleist, mit Lorbeern selbst bekränzt,
In seine kühnre Leyer singen.
[151]
Mein schüchtern Saitenspiel sträubt in verwöhnten Händen,
O Gleim, sich wider kriegrisch Lob,
Und traurt, seit Zwietracht sich erhob,
Und Helden edles Blut verschwenden.
Die deutsche Muse soll nicht jauchzen, sondern klagen:
Denn Deutschland fühlt der Waffen Wuth.
Mars donnert wild einher, und Blut
Umfließet seinen ehrnen Wagen.
Gewaltige der Welt, ihr führet mit Entzücken
Das rauschende Verderben an?
Und euer lächelnd Auge kann
Die Furien des Kriegs erblicken?
Seht! Eures Volkes Blut raucht strömend von der Erden!
Ach! Dieß betrogne Volk ergab
Sich unter euern Hirtenstab,
Geweidet, nicht gewürgt zu werden.
Der Vater seines Lands und blieb' er auch verborgen,
Ist nicht geringer, als der Held.
Die Sorgen um das Glück der Welt
Sind wahre königliche Sorgen.
Macht euer Land beglückt, an statt es zu vergrößern,
Ermuntert mit verdientem Preis
Die scheue Wissenschaft, den Fleiß,
Und sucht, die Sitten zu verbessern.
Sucht, ungebautes Land in Auen umzuschaffen,
Mit rächender Gerechtigkeit
Wacht für der Unschuld Sicherheit,
Und schützt sie mit gerechten Waffen:
[152]
So wartet einst auf euch der Name guter Fürsten,
So strahlt mit eurem schönern Ruhm
Der Ehre lichtes Heiligthum,
Vor denen, die nach Ländern dürsten.
Umsonst! Sie hören nicht der frommen Muse Klagen;
Sie wollen Krieg, und nun bereits
Brüllt weit umher die Wuth des Streits,
Und alle Nationen zagen!
An die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

An die Freyheit

Du, die den nackten Wilden
In Wäldern glücklich macht,
Und unter königlicher Pracht
Noch in Britanniens Gefilden
Vom güldnen Thron gebeut,
Im Schooße stolzer Sicherheit:
[153]
Du Mutter wahrer Freuden,
Nicht bloß im Ueberfluß,
O Freyheit, unter deren Fuß
Auch Felsen und verbrannte Heiden
Von ungewohntem Grün
Und tausend Bluhmen duftend blühn!
[154]
Erstaunte Völker melden
Die Wunder deiner Hand:
Du schmückest ein geliebtes Land
Mit Patrioten, Weisen, Helden:
Derselben Arm und Rath
Sind ehrne Mauern um den Staat.
Beseelt von deinem Feuer,
Denkt jeder Bürger groß.
Die Muse flieht in deinen Schooß,
Und ihre hochgestimmte Leyer
Tönt göttlichen Gesang,
Wie sonst am Tieberstrom erklang.
Doch träg, in dunkler Höhle,
Liegt feige Sklaverey:
Sie lähmt im Joch der Tyranney
Die kühnen Schwingen unsrer Seele:
Sie wischt erhabne Lust
Zum wahren Ruhm aus unsrer Brust.
Sie hat des Menschen Leben
Und was ihm heilig heißt,
Und seinen freygebohrnen Geist
Der frechen Willkühr preis gegeben,
Die unser Blut vergießt,
Wie Wasser, das am Wege fließt.
[155]
Gieb, Göttinn, deinen Freunden,
Den Alemannen Muth!
Wie? Eigennutz und blinde Wuth
Verrathen uns verschmitzten Feinden?
Spricht uns ein Fremder schon
In unsern festen Städten Hohn?
Ist Leiden, nicht, sich Rächen,
Nun freyer Deutschen Pflicht?
Wie wird von unsrer Schande nicht
Die Nachwelt einst erröthend sprechen
Und zürnen, wann sie hört,
Daß Deutschland seine Feinde nährt:
Wo seine Fürsten wohnten,
Nun einsam Elend ist,
Und räuberische Flamme frißt,
Was Geiz und Plünderung verschonten,
Bis Deutschland keine Stadt,
Nur seiner Städte Leichen hat!
So tief sind wir gesunken!
Wer diese Frevel sieht,
Und nicht von edlem Unmuth glüht,
[156]
Hat der an deutscher Brust getrunken?
Mit nahem Joch bedroht,
Scheut ein Germanier den Tod?
Den Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Den Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von Cronegk beklagen Seine Freunde

1758.


Wir warteten umsonst, von Cronegks Tod zu singen,
Auf späten Trost entfernter Zeit:
Noch itzt umschattet uns, mit fürchterlichen Schwingen,
Die unbesiegte Traurigkeit.
Umsonst gelobten wir den schlafenden Gebeinen
Ein Lied, ein unvergänglich Lied:
Wir denken Cronegks Grab, und weinen,
Und jede Muse flieht!
O Grab des liebsten Freunds! O Cronegk, theurer Nahme,
Sonst unser Stolz, nun unser Schmerz!
Die Zeit, mit ihrem Trost, entwölkt von finsterm Grame
Nur unsre Stirn, nicht unser Herz.
Wir trauern schweigend fort, und haben Recht zu trauern:
Dein Herz war uns zu nah verwandt!
Muß doch die Menge Dich bedauern,
Die Dich nur halb gekannt.
Wenn sie, bey Deinem Grab, nur weil Du kurz gelebet,
Um Deine schöne Jugend weint,
Und Deine Gütigkeit mit nassem Aug erhebet;
Beweinen wir in Dir den Freund:
[157]
Den Freund voll Zärtlichkeit, der mit Geschmack und Sitten
Ein liebenswürdig Herz verband,
Selbst litt, wenn seine Freunde litten,
Und selbst ihr Glück empfand:
Den Edlen, den Sein Herz mehr, als Geburt, geadelt,
Und keine niedre That entehrt;
Den kühne Schmähsucht selbst nur leis und schüchtern tadelt,
Nur bey dem Pöbel, der sie hört;
Der Tugend ächten Freund, doch einer sanften Tugend,
Die, von den Grazien geschmückt,
Umkränzt mit Rosen muntrer Jugend,
Durch stillen Reiz entzückt.
Nicht rauschendes Verdienst, das Nationen preisen,
Nicht Ruhm, erhitzter Ehrsucht Kind,
Das Herz macht unsern Werth bey aufgeklärten Weisen,
Die unsre wahre Richter sind:
Ein Herz, wie Cronegks Herz, das bloß aus Menschenliebe
Den Menschen wohl zu thun sich freut,
Und wenn es auch verborgen bliebe,
Das Gute nicht bereut.
Er gönnte schimmernd Glück, das Tausende beneiden,
Den Sclaven ungeliebter Pracht:
Sein Stolz war beßrer Art! Er hätte voller Freuden
Auch eine Welt beglückt gemacht.
Nur Freunde kannten Ihn und wußten Ihn zu schätzen:
Wir haben Ihn zu sehr gekannt,
Und Welten können nicht ersetzen,
Was uns das Grab entwandt!
[158]
Wenn Cronegk um uns war, o welche güldne Stunden!
O güldne Zeit, die schnell verstrich!
Hält nun ein dunkles Grab den leichten Scherz gebunden,
Der nie von Seinen Lippen wich?
Dieß glückliche Genie, das flüchtig, gleich dem Blitze,
Durch alle schöne Kenntniß flog,
Und Süßigkeit, mit scharfem Witze,
Von allen Blumen sog?
Sein reizend Saitenspiel, wo holde Lieder tönten,
Sonst unsre Lust, ist uns geraubt?
Die Musen liebten Ihn, mit frühen Lorbeern krönten
Die Musen ihres Lieblings Haupt.
Er sang mit Leichtigkeit und feuriger Empfindung,
Ein Schüler Gellerts und sein Freund,
Stets unerschöpflich an Erfindung,
Und allem Unsinn feind.
Er hatte, da durch ihn die Tugend lehren wollte,
Das hohe Trauerspiel erwählt:
Wir hofften daß an Ihm auch Deutschland haben sollte,
Was ihm vor andern Völkern fehlt:
Den griechischen Cothurn, den Schmuck der bessern Bühne,
Corneillens kühn erhabnen Geist,
Mit aller Anmuth des Racine,
Die uns zu Thränen reißt.
Umsonst! Melpomene weint, unter den Cypressen,
Um Cronegk, der so viel versprach.
Der Hain, in welchem Er oft neben ihr gesessen,
Seufzt ihre Klagen traurig nach.
[159]
Die Musen gehn betrübt in einsamen Gesträuchen,
Und klagen: unser Freund ist todt!
O Musen, müssen wir euch gleichen?
Auch unser Freund ist todt!
Er ist auf ewig hin! verblühn so grosse Gaben
Noch ungereift und kaum gekannt?
Die Welt, wo Tugenden dieß rauhe Schicksal haben,
Regiert ein göttlicher Verstand?
Wir zweifeln? sollten wir das grosse Ganze kennen,
Dieß Ganze, das kein Auge mißt;
So würden wir nicht Fehler nennen,
Was regelmäßig ist.
Vermessen fragen wir nach jedes Zufalls Grunde:
Was unser Schöpfer will, ist gut.
Er wählt für unsern Tod die allerbeste Stunde,
Die vor des Schicksals Throne ruht.
Zwar wider die Vernunft will sich der Schmerz empören,
Der vor sich hin zur Erde schaut.
Wir müssen doch zuletzt sie hören:
Sie ruft uns allzulaut.
Sie sagt uns: Cronegk lebt in einer höhern Sphäre!
Wir glauben ihr mit Freudigkeit:
Wenn nicht sein beßrer Theil dem Grab entronnen wäre,
Wo wär ein Trost für unser Leid?
[160]
Er lebt! in jene Welt der Geister aufgenommen,
Setzt Er sein Leben ewig fort:
Was hier zur Reife nicht gekommen,
Das reift und blühet dort.
So hangen Ewigkeit und unsre Zeit zusammen,
Durch einen fürchterlichen Pfad!
Was konnte Cronegks Geist mit Heldenmuth entflammen,
Der diesen Weg getrost betrat?
Wie? kann mit heitrer Stirn der muntre Jüngling scheiden,
Der, schimmernder Entwürfe voll,
Und aus den Armen aller Freuden,
Zum Grab entweichen soll?
Die drohende Gefahr schwebt' um den edlen Kranken:
Nun wog Er Ewigkeit und Zeit;
Und Seine Seele war voll würdiger Gedanken,
Gedanken der Unsterblichkeit.
Die Hoffnung sah erstaunt, in diesen ernsten Stunden,
Den jungen Weisen ihr entfliehn:
Die Erde war vor Ihm verschwunden,
Und Himmel war um Ihn.
Du Mutter unsers Freunds, die vor Ihm hingegangen,
Wo die gekrönte Tugend wohnt,
Und sterbend Ihn gelehrt, den Lorbeer zu erlangen,
Der wahren Heldenmuth belohnt:
Wenn du Ihn sterben sahst (den schönen Tod des Weisen
Sehn auch Unsterbliche mit Lust)
Wie glücklich mußtest du Ihn preisen,
Den du bewundern mußt!
Wie brannte nicht dein Herz, als, nach beglücktem Streite,
Dich dieser theure Sohn umfieng,
Und, selbst unsterblich, nun an einer Mutter Seite
Durch jauchzende Gerechte gieng?
[161]
Du segnetest den Tod, der Ihn aus Finsternissen
Und Schlingen lockender Gefahr,
Zu einer bessern Welt entrissen,
Die Cronegks würdig war.
Sollt ungestümer Schmerz des Weisen Grab entweihen,
Der zur Unsterblichkeit gelangt?
Doch auch die Weisheit wird ein stilles Leid verzeihen,
Das nicht mit stolzen Thränen prangt.
Verzeih, Unsterblicher, die wehmuthvollen Thränen,
Die ein geliebter Vater weint!
Verzeih der Freundschaft zärtlich Sehnen
Nach Dir, dem besten Freund!
Wir sehn, um Mitternacht, in jene blaue Ferne,
Wohin die Tugend Dich erhob:
Wo bist Du? seufzen wir; auf welchem lichten Sterne
Besingst Du nun der Gottheit Lob?
Der Himmel hört entzückt die Harmonie der Lieder!
Du wirfst noch einen kurzen Blick
Nach unsrer dunkeln Erde nieder,
Und fühlst Dein ganzes Glück.
Wir singen Deinen Ruhm, und schildern fernen Tagen
Dein Herz und unsre Freundschaft ab.
Die Nachwelt müss' um Dich aus unsern Liedern klagen!
Sie streue Blumen auf Dein Grab!
Wir werden späte noch Dir manche Thräne schenken:
Auch wenn wir künftig uns erfreun,
Soll unsers Cronegks Angedenken
Uns immer heilig seyn!
Auf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[162] Auf den Tod des Majors von Kleist

Auch Kleist ist hin, laßt weit herum erschallen,
Ihr Musen an den Oderstrand;
Ein Edler ist im Streit gefallen
Im Streit fürs Vaterland.
Sein Heldenblut floß auf die güldne Leyer
Die sonst in seiner Hand erklang,
In die mit kriegerischen Feuer
Er von der Tugend sang.
Kleist ist nicht mehr! Laßt weit herum erschallen,
Ihr Musen, durch die bange Welt,
Der Musen Liebling ist gefallen,
Ein Menschenfreund und Held!
Der Freundschaft Schmerz, die mit bestäubten Haaren
Stumm über seiner Urne weint,
Rührt auch die Feinde, selbst Barbaren,
Beklagen einen Feind.
Doch ewig Lob erwartet grosse Seelen:
Die, zur Unsterblichkeit ernannt,
Den schönen Tod der Helden wehlen,
Den Tod fürs Vaterland.
Sie fliehn empor, und werden aufgenommen,
In Hütten der Glückseeligkeit,
Wo Gustav Adolf hingekommen
Das Wunder ieder Zeit.
[163]
Dort ist auch Kleist! hinweg mit feigem Grame,
Hoch unter Sternen geht der Held
Und Graf Schwerin: ein grosser Name,
Mit Keith und Winterfeld.
Auf Friedrich sehn die Helden Friedrichs nieder,
Bewundernd, mit besorgtem Blick,
Und flehn für Ihn, und ihre Brüder,
Um Leben und um Glück;
Sie flehn zu Gott, um Frieden für die Erde,
Damit in Ketten ewger Nacht,
Die Furie gefesselt werde,
Die Deutschland wüste macht;
Und bis ihr einst der, dem die Himmel dienen,
Der Gott des Donners widersteht,
Noch unter brennenden Ruinen,
Und über Leichen geht.
HorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Horaz

O du, der süsse Töne
Aus neuen Saiten zwang,
Und mit der feurigsten Camöne,
Die am Parnasse sang,
Sich in des Ruhmes Tempel schwang.
Sieh auf drey Freunde nieder,
O Flaccus! denn sie flehn:
Sie glühn, die Muse deiner Lieder
In ihrem Reiz zu sehn,
Den Scholiasten plump verschmähn:
[164]
Der mit geheimer Zierde
Den feinern Geist vergnügt,
Wann sie, mit immer gleicher Würde,
Bald unter Myrthen liegt,
Und bald im schnellen Sturmwind fliegt.
Sie schift mit starkem Flügel
In ungestümer Luft,
Wohin sie, vom geweihten Hügel
Und junger Bluhmen Duft,
Ein Taumel der Begeistrung ruft.
Erschein uns an dem Tage,
Der dir geheiligt ist!
Daß kein Unheiliger uns plage,
Der über Preußens Zwist
Den ganzen Helikon vergißt!
Schon hör ich deiner Leyer
Alkäisch edlen Ton!
Wer brennt nicht selbst von deinem Feuer!
Gebt Wein! Zu lange schon
Säumt Bacchus, der uns nie geflohn!
Mit jauchzendem Entzücken
Eil, eil er schnell herbey,
Voll Geists in feuervollen Blicken,
Voll einer Raserey,
Die keuscher Musen würdig sey!
Nicht schöner sah Lyäen
Dein holder Aufenthalt,
Auf Tiburs wasserreichen Höhen
Wo manch bejahrter Wald
Von deinem Namen widerschallt.
[165]
Weg, die sich weise dünken,
In strenger Weisheit Tracht!
Ich, ich will mit Horazen trinken,
Bis jeder Stern der Nacht
An seinem Orte funkelnd wacht.
Der SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der Schmaus

Die schwarze Nacht verbreitet wieder
Ihr melancholisches Gefieder;
Der sternenvolle Himmel brennt:
Doch Komus kömmt, der Wein und Lieder
Uns seinen Freunden gönnt.
Des frohen Komus Fackel glänzet
Uns schöner, als die Sonne glänzet:
Er selbst eröffnet unsern Schmaus,
Mit Epheu feierlich bekränzet,
Und ruft den Frieden aus.
Ich, droht er, flieh und laß euch streiten,
Wofern ihr nicht auf andre Zeiten
Den schulgelehrten Zank verschließt,
Nicht, fern von trocknen Streitigkeiten,
Des Lebens heut genießt.
Laßt sich, mit Bluhmen in den Haaren,
Die Grazien und Musen paaren,
Nur diese lade Bacchus ein!
Mit ihnen nur, ihr habts erfahren,
Schmeckt auch der beste Wein.
[166]
Scherzt, doch mit freundschaftvollem Herzen!
Wer stets mit stachelreichen Scherzen
Auf liebe Freunde schalkhaft paßt,
Und jauchzend lacht bey ihren Schmerzen,
Sey ihrer Feinde Gast!
Ja, ja, wir wollen alles meiden,
Was dir misfällt, du Gott der Freuden,
Der uns mit Wein entgegen lacht!
Stoßt an, anstatt hier Durst zu leiden!
Auf eine Götternacht!
Das SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Das Schicksal

Nicht immer wird das Glück den Schaaren Oestreichs lachen:
Bald, bald siegt wieder Preußens Held.
Der große Friedrich wird schrecklicher erwachen,
Im waffenvollen Feld.
Der Krieg erhob ietzt ihn, ietzt seine Feinde wieder,
Der unentschiedne lange Krieg:
Noch fliegt von Heer zu Heer mit blutigem Gefieder
Der zweifelhafte Sieg.
Bewaffnet mit dem Blitz, zieht auf gebahnten Wegen
Noch einmal Friedrich gegen Wien:
Das Schicksal stellet ihm ein Olmütz nun entgegen,
Wie vormals ein Collin.
Wir sahen Friedrichs Stadt bedroht auf allen Seiten
Von Ueberschwemmungen der Wuth:
Doch legte nicht ein Gott bey Roßbach und bey Leuthen
Die aufgeschwollne Fluth?
[167]
Den stolzesten Entwurf, der schon Verderben brütet,
Und loszubrechen fertig steht,
Hat oft der Ewige, der Königen gebiethet,
Durch einen Hauch verweht.
Dem Thun der Sterblichen hat er ein Ziel gestecket,
Nach welchem, still und unbemerkt,
Selbst fliehend, alles geht, eh uns die Furcht erschrecket,
Eh uns die Hoffnung stärkt.
Ich sollt' erzürntem Glück ein thränend Antlitz zeigen,
Mich frech erheben, wann es lacht?
Ich Sterblicher will nicht den stolzen Nacken beugen,
Vor einer höhern Macht:
Die vom umwölkten Thron, aus heilgen Finsternissen,
Das große Ganze still regiert,
Und uns nach einem Plan, von dem wir wenig wissen,
Durchs kurze Leben führt?
Sehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Sehnsucht nach dem Frühlinge

Verlange nur nicht allzusehr
Des holden Frühlings Wiederkehr!
Bald wird er, unter jungen Rosen,
Den Grazien liebkosen,
Und im belaubten Hayn
Bey Nymphen und Cytheren seyn.
[168]
Des Winters trauriges Gewand
Deckt noch die Wälder, noch das Land:
Doch Phöbus jagt die raschen Pferde
Schon näher an der Erde,
Durch eine steilre Bahn,
Des Himmels rund Gewölb hinan.
Auf schnellem Wagen ist er schon
Dem wilden Capricorn entflohn;
Und von den schwarzen Stürmen schwellen
Die aufgebrachten Wellen:
Der Winde kämpfend Heer
Fällt rasend aufs gestäupte Meer.
Weh ihm, wenn sich der Handelsmann
Zur Heimreis' ietzt entschließen kann,
Bereichert mit Aegyptens Waaren
Der Creter Meer durchfahren,
Und kühn dem Africus
Auf schwachem Schiffe trotzen muß!
Die junge Gattinn harrt am Strand,
Wo ihr Geliebter ihr verschwand,
Und herzt den Sohn mit bangem Sehnen,
Den unter süssen Thränen
An ihrer Brust sie nährt,
Und ein Willkommen stammeln lehrt.
Umsonst! Kein Gott erhört ihr Flehn!
Sie wird ihn, ach! nicht wieder sehn.
Er wird, in tiefer See begraben,
Die giergen Fische laben:
Denn die erzürnte Fluth
Verschlingt lautbrüllend Schiff und Gut.
[169]
Du aber, wann ein sanfter West
Nun durch die ersten Veilchen bläst,
Verweile nicht, dich zu entschließen,
Und Tage zu genießen,
Die uns die karge Zeit
Nur wenig, wenig Monden leiht!
Der Mensch verfolgt mit starrem Blick
Ein ihm entfliehend lächelnd Glück:
Er jammert um versagte Freuden.
Erst wann sie flüchtig scheiden,
Erkennt und schätzt er sie:
Doch, was er hat, genießt er nie.
Auf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Auf den Frieden

O Erde, wo jüngst Blut geflossen,
Laß Bluhmen sprossen,
Noch vor der Bluhmenzeit,
Den holden Frieden zu bekränzen,
Der wieder kömmt nach langem Streit,
Und vor ihm her zu glänzen
Im Frühlingskleid!
Er kömmt zurück durch öde Fluren,
Voll frischer Spuren
Der kriegerischen Wuth.
Er eilt aus räubervollen Sträuchen,
Und wandelt schaudernd über Blut
Und halbverweste Leichen
Und Asch und Glut.
Die Freude jauchzt auf allen Wegen
Ihm wild entgegen,
Durch süßen Weihrauchduft.
[170]
Sein Anblick tröstet die Geplagten,
Und seine sanfte Stimme ruft
Die hoffenden Verjagten
Aus fremder Luft.
Sie taumeln jetzt mit scheuen Schritten
Zu ihren Hütten,
Zu Wohnungen der Noth.
Sie finden rauchende Ruinen,
Vom Blut erschlagner Freunde roth;
Und Hunger nagt in ihnen
Am letzten Brod.
Gekrönte Häupter großer Staaten,
Seht eure Thaten,
Und wie ihr uns beglückt!
Zählt die erschlagnen Unterthanen,
Wann ihr, von Heldenlust entzückt,
Auf die ersiegten Fahnen
Stolz lächelnd blickt!
Wie lange werden doch die Fürsten
Nach Lorbeern dürsten,
Wie Mars nach Blute schnaubt!
Mit Schande, nicht mit Lorbeerkränzen,
Verhängniß, kröne dessen Haupt,
Der wieder unsern Gränzen
Den Frieden raubt!
Der nicht sein Volk mit Huld erquicket,
Die Noth erblicket,
Und Hungrige nicht speist,
Nicht mit wohlthätigen Erbarmen
Als einen Vater sich erweist,
Wann ihn ein Schwarm von Armen
Lautjauchzend preist:
[171]
Damit, nach unerhörten Plagen,
In heitrern Tagen,
Der Landmann sich erfreu,
Jetzt seine wüsten Felder baue,
Und, sicher vor der Tyranney,
Auf Heerdenvoller Aue
Selbst glücklich sey!
LauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Laura

Dich, Laura, seh ich? Dich, Petrarchs Geliebte?
Dieß ist das himmlische Gesicht,
Auch dem ein Himmel, den sie oft betrübte,
Durch Grausamkeiten strenger Pflicht?
Du blaues Auge, schmachtend vom Verlangen,
Das Laurens Mund verschweigen muß!
O welche Rosen blühen aus den Wangen!
Die vollen Lippen! welch ein Kuß!
O säht ihr Lauren unter Bluhmen wallen,
Ihr Gang wär einer Göttinn Gang!
Und ihre Stimme müßte süsser schallen,
Als einer Nachtigall Gesang!
Mein Herz kennt Lauren und klopft ihr entgegen!
Nun fühl ich, daß es möglich sey,
Voll süsser Schwermuth einer Laura wegen,
Nur ihr zu leben, ewig treu;
Fern von der Schönen, wachend sie zu träumen,
Abwesend auch ihr nachzugehn,
An allen Bächen, unter allen Bäumen
Nur sie zu hören, sie zu sehn.
[172]
Ach! alle Schönheit dieser schlanken Glieder
Verschloß ein unbarmherzig Grab!
Doch Laura lebet durch des Dichters Lieder,
Den ihr der Gott der Liebe gab.
In seinen Liedern rieselt noch die Quelle,
Mit klarer, kühler, sanfter Fluth,
Lacht noch mit Bluhmen jene werthe Stelle,
Wo sie an grünen Baum geruht.
Der Ort ist heilig! Junge Weste schweigen,
Und kühlen sie mit stiller Lust:
Die weißen Blüthen taumeln von den Zweigen
Verliebt herab auf Laurens Brust.
In süsser Irre sanft herumgetragen,
Verziehn und sinken sie gemach:
Hier herrscht die Liebe! scheinen sie zu sagen;
Hier herrscht die Liebe! seufz ich nach.
Der PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der Patriot

Von allen Helden, die der Welt
Als ewige Gestirne glänzen,
Durch alle Gegenden bis an der Erde Gränzen,
O Patriot, bist du mein Held:
Der du, von Menschen oft verkannt,
Dich ganz dem Vaterlande schenkest,
Nur seine Leiden fühlst, nur seine Größe denkest,
Und lebst und stirbst fürs Vaterland!
[173]
Umsonst sucht von der Tugend Bahn
Der Eigennutz dich zu verdrängen,
Und führet wider dich, mit Jauchzen und Gesängen,
Die lockende Verführung an;
Und ihr Gefolg, die güldne Pracht,
Den stolzen Reichthum, mit der Ehre,
Die Pfauenflügel schwingt, und einem Freudenheere,
Das um die süsse Wollust lacht.
Siegprangender, als Cäsar war,
Schlägt sich durch diesen furchtbarn Haufen
Die große Seele durch, mit Gold nicht zu erkaufen,
Nicht zu erschüttern durch Gefahr.
Denn wie ein Fels, der unbewegt,
Wann Wogen sich auf Wogen thürmen,
Im Oceane steht, und, ruhig in den Stürmen,
Den ganzen Zorn des Himmels trägt:
So stehest du mit festem Muth,
Und trotzest, ohne Freund, verlassen,
Dem Grimm der Mächtigen, der Bösen, die dich hassen,
Und ihrer ungerechten Wuth.
Das Vaterland beglückt zu sehn,
Ist dir die göttlichste der Freuden,
Ist dir Ambrosia, selbst in dem härtsten Leiden,
Wann Bürger dich undankbar schmähn:
Bis dich der Himmel wieder ruft,
Die lichte Wohnung wahrer Helden,
Und, wer du warest, einst des Volkes Thränen melden,
Verströmt um deine stille Gruft.
[174]
Unrühmlich, unbeweint im Tod,
Vermodern in vergeßnen Höhlen
Die Bürger schlimmer Art, in derer kleinen Seelen
Nur niedrer Eigennutz geboth.
Die Schändlichen! Das Vaterland,
Das ihnen, was sie hatten, Leben,
Ruh, Ehr und Ueberfluß und sichre Lust gegeben,
Bat hülflos mit erhabner Hand.
Sie aber wichen scheu zurück,
Und nützten den erzürnten Himmel
Zu häßlichem Gewinn, und dachten im Getümmel
Nur sich und ihres Hauses Glück.
Ihr Haus entflieht der Rache nicht,
Die endlich den Verbrecher findet:
Was mit verruchter Hand ein Bösewicht gegründet,
Zerstört ein andrer Bösewicht.
Des Bürgers Glück blüht mit dem Staat,
Und Staaten blühn durch Patrioten.
Athen besiegten Stolz und Eigennutz und Rotten,
Noch eh es Philipps Ehrsucht that.
Und so fiel Rom, die Königinn
Der Könige von allen Zonen,
Von ihrem Thron gestürzt; und ihre güldnen Kronen
Nahm ein erkaufter Barbar hin.
[175]
Oft wann, in schauervoller Nacht,
Ihr Schutzgeist ihren Schutt umflieget,
Stillseufzend übersieht, wie Rom im Schutte lieget,
In Trümmern seiner alten Pracht;
Und dann die großen Thaten denkt,
Die sein geliebtes Volk vollbrachte,
So lang fürs Vaterland der Bürger Liebe wachte,
Von niedrer Absicht unbeschränkt:
Als alles fremden Goldes Feind,
Ein Curius und Scipione
Und die Fabricier und männlichen Catone
Noch lebten, mit dem Staat vereint:
Dann klagt er laut: sie sind nicht mehr!
Des Colosseums öde Mauern
Beginnen rund umher antwortend mit zu trauern,
Tiefbrausend, wie ein stürmisch Meer:
Sie sind nicht mehr, und Rom starb nach!
Erhoben durch die Patrioten,
Fiel mein geliebtes Rom, als allen Bürger-Rotten
Ein patriotisch Herz gebrach:
Daß dieser Fall der großen Stadt
Die sicher stolzen Völker lehre,
Der größte Staat sey schwach, der ungezählte Heere,
Doch keine Patrioten hat.
An die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[176] An die Freude

Freude, Königinn der Weisen,
Die, mit Bluhmen um ihr Haupt,
Dich auf güldner Leyer preisen,
Ruhig, wann die Thorheit schnaubt:
Höre mich von deinem Throne,
Kind der Weisheit, deren Hand
Immer selbst in deine Krone
Ihre schönsten Rosen band!
Rosen, die mit frischen Blättern,
Trotz dem Nord, unsterblich blühn,
Trotz dem Südwind, unter Wettern,
Wann die Wolken Flammen sprühn:
Die dein lockicht Haar durchschlingen,
Nicht nur an Cytherens Brust,
Wann die Grazien dir singen,
Oder bey Lyäens Lust.
Sie bekränzen dich in Zeiten,
Die kein Sonnenblick erhellt,
Sahen dich das Glück bestreiten,
Den Tyrannen unsrer Welt,
Der um seine Riesenglieder
Donnerndes Gewölke zog,
Und mit schrecklichem Gefieder
Zwischen Erd und Himmel flog.
Dich und deine Rosen sahen
Auch die Gegenden der Nacht
Sich des Todes Throne nahen,
Wo das kalte Schrecken wacht.
[177]
Deinen Pfad, wo du gegangen,
Zeichnete das sanfte Licht
Cynthiens mit vollen Wangen,
Die durch schwarze Schatten bricht.
Dir war dieser Herr des Lebens
War der Tod nicht fürchterlich,
Und er schwenkete vergebens
Seinen Wurfspieß wider dich:
Weil im traurigen Gefilde
Hoffnung dir zur Seite gieng,
Und mit diamantnem Schilde
Ueber deinem Haupte hieng.
Hab ich meine kühnen Saiten
Dein lautschallend Lob gelehrt,
Das vielleicht in späten Zeiten
Ungebohrne Nachwelt hört:
Hab ich den beblühmten Pfaden,
Wo du wandelst, nachgespürt,
Und von stürmischen Gestaden
Einige zu dir geführt:
Göttinn, o so sey, ich flehe,
Deinem Dichter immer hold,
Daß er schimmernd Glück verschmähe,
Reich in sich, auch ohne Gold;
Daß sein Leben zwar verborgen,
Aber ohne Sklaverey,
Ohne Flecken, ohne Sorgen,
Weisen Freunden theuer sey!
Sechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke
Lob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[178] Sechstes Buch

Lob des Höchsten

Zu Sions Höhen hin, erhebt auf Engelschwingen
Mich diese glänzende Gestalt?
Am Teiche Siloa soll ich dem Herrn lobsingen,
Im dunkeln Cedernwald?
Hier, wo Isai Sohn von heiligem Vergnügen,
Von Gott entzückt, von Gott allein
Zur güldnen Harfe sang? Und alle Winde schwiegen,
Und horchend schwieg der Hayn!
Ihr Cedern, schweigt umher, und rauschet nur vom weiten!
Denn meine ganze Seele glüht.
Ihm will ich singen, ihm, dem Herrn, auf neuen Saiten,
Dem Herrn ein hohes Lied!
O Herr, wer ist dir gleich, Gott über alle Götter,
Allein Gott, herrlich, weise, mild,
Gerecht, auch wann du zürnst, und im entflammten Wetter
Dein Grimm die Erde schilt!
[179]
Du, du allein bist groß! Was kann der Staub dir geben?
Es stimme meiner Saiten Klang
Ins Lied der Engel ein, und auch mein ganzes Leben
Sey dir ein Lobgesang!
An die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

An die Sonne

O Sonne, Königinn der Welt,
Die unser dunkles Rund erhellt,
In lichter Majestät;
Erhabnes Wunder einer Hand,
Die jene Himmel ausgespannt,
Und Sterne hingesät!
Noch heute seh ich deinen Glanz:
Mir lacht in ihrem Bluhmenkranz
Noch heute die Natur.
[180]
Der Vögel buntgefiedert Heer
Singt morgen mir vielleicht nicht mehr,
Im Wald und auf der Flur.
Ich fühle, daß ich sterblich bin!
Mein Leben welkt, wie Gras, dahin,
Wie ein verschmachtend Laub.
Wer weis, wie unerwartet bald
Des Höchsten Wort an mich erschallt:
Komm wieder in den Staub!
Wenn mich das finstre Grab verschlingt,
Ein ewig Schweigen mich umringt,
Mich die Verwesung nagt:
Alsdann bleibt alles doch zurück,
Und hätte gleich ein lächelnd Glück
Mir keinen Wunsch versagt!
O Thorheit, wenn ich mich verkannt,
Und nach der Erde Lieblingstand,
Nach großem Gut gegeizt!
Wenn mich der Ehre schimmernd Kleid
Und aller Prunk der Eitelkeit
Zu niedrem Neid gereizt!
Verlangt mein leiser Wunsch zu viel?
Verfolg ich ein zu weites Ziel,
Auf ungewissem Pfad?
[181]
O Gott, ich beuge mich vor dir!
Hier bin ich, es geschehe mir
Nach deinem bessern Rath!
Der Mensch, der aufgeblasne Thor,
Schreibt seinem Schöpfer Weisheit vor?
Dir, großer Menschenfreund?
Du liebst ihn mehr, als er sich liebt,
Wann deine Huld nicht immer giebt,
Was jedem nützlich scheint.
Wann der bethaute Morgen lacht,
Wann von den Fittigen der Nacht
Die Stunden kühler sind;
Spricht mir die Weisheit liebreich zu:
O Sterblicher, was sorgest du,
Und wünschest in den Wind?
Der dich gemacht, sorgt auch für dich!
Nicht auf die Erde schränket sich
Der Plan des Himmels ein.
Dieß Leben ist ein Augenblick,
Ein Frühlingstraum das längste Glück:
Du sollst unsterblich seyn!
Gedanke der Unsterblichkeit,
Der über Erde, Welt und Zeit
Ein edles Herz erhebt!
[182]
Empöre dich in meiner Brust,
Wenn die Sirene falscher Lust
Mich klein zu machen strebt!
Die Rosen um des Lasters Haupt
Verblühen, ehe wirs geglaubt,
Und ihr Genuß entehrt.
Ich bin ein Pilgrim in der Zeit,
Nur Freuden einer Ewigkeit
Sind meiner Sorgen werth.
Gieb mir, o du, der willig giebt,
Ein Herz, das nur das Gute liebt,
Und rein und heilig ist!
Mach andre groß, o Gott! Ich sey
Vergnügt und meiner Pflicht getreu,
Ein Weiser und ein Christ!
Gott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Gott, ein Erretter

Finsterniß und schnelle Wetter
Brechen über mich herein;
Und ich sehe keinen Retter,
Keiner Hoffnung blassen Schein.
[183]
Deine schweren Donner rauschen,
Gott! vom weiten wider mich:
Aber meine Feinde lauschen;
Mein Verfolger freuet sich.
Sehet! sprechen, die mich hassen,
Unser Netz hat ihn gefällt!
Ja, er liegt und liegt verlassen,
Dem wir lange nachgestellt!
Deine Tücke, schwarze Rotte,
Sind mir wenig fürchterlich!
Ich erzittre nur vor Gotte:
Gott ist aber wider mich!
O entsetzlicher Gedanke,
Sich von Gott verfolget sehn!
Wag ichs, in verwegnem Zanke,
Den Allmächtigen zu schmähn?
Seine schrecklichsten Gerichte
Sind gerecht: was wend ich ein?
O vor seinem Angesichte
Sind die Engel selbst nicht rein!
Will ich mich der Straf entziehen:
Wie umsonst ist meine Flucht!
Mag ein Sterblicher entfliehen,
Den des Höchsten Auge sucht?
[184]
Heere, Lager, Scepter, Krone
Schützen den Verbrecher nicht:
Auch beym schimmerreichen Throne
Findet Gott den Bösewicht.
Herr! Mit kindlichem Vertrauen
Hang ich dennoch fest an dir,
O wie sollte mir noch grauen?
Vater, du verzeihest mir!
Ich verfluche meine Sünden,
Die mir deinen Schutz entwandt!
Laß dich finden, laß dich finden,
Wie dich stets die Reue fand!
Wenn der Blitz in deinen Händen
Von entbranntem Zorne schnaubt:
Läßt er sich durch Reue wenden,
Und verschont ein schuldig Haupt.
Du bist nicht ein Mensch, der zürne,
Herr, auf wen? Auf mattes Laub?
Du, der Schöpfer der Gestirne,
Du bist Gott, und ich bin Staub!
Ach! daß ich dich zu beflügeln,
Tag der Hülfe, nicht vermag!
Glänze bald auf unsern Hügeln!
Brich doch an, erseufzter Tag!
Knirscht vor Unmuth, meine Feinde!
Eure Bosheit fällt mich nicht:
Denn ich habe Gott zum Freunde!
Gott ist meine Zuversicht!
DankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[185] Dank

Der Herr ist gut! Ihr Himmel, höret
Und jauchzt mir nach: Der Herr ist gut!
Er hat mein Leid in Lust verkehret!
Gott ists, der große Dinge thut!
Zu ihm, von dem wir Hülfe haben,
Zu Gott rief ich in meiner Noth,
Als große Wasser mich umgaben,
Und keine Hand mir Hülfe both.
Verderben hatte seinen Rachen
Schon wider mich weit aufgethan:
Ich sah den stolzen Spötter lachen,
Gott aber sah mich huldreich an;
Sah Fluthen über Fluthen schwellen,
Und rettete mit starker Macht
Mich mitten durch die schwarzen Wellen
Und alle Schrecken banger Nacht.
Gott ist mit mir! Was kann mir schaden?
Was kann mir Staub und Asche thun?
Wie gut ists, aller Sorg entladen,
Herr, unter deinen Flügeln ruhn!
Ich preise dich, Fels meiner Stärke,
Gott, meine Zuflucht, mein Panier!
Wenn ich auf deine Führung merke,
Wie weis' und göttlich ist sie mir!
[186]
Du führtest mich auf dunkeln Wegen,
Verbargst vor mir dein Angesicht,
Und warest doch bey mir zugegen,
Und in der Finsterniß mein Licht.
Ihr güldnen Seile treuer Liebe,
Zieht mich zu meinem Schöpfer hin!
Wie schäm ich mich der niedern Triebe,
Der ich dem Höchsten theuer bin!
Ich fliehe des Verächters Pfade,
Der, im Gewühl der Welt verstrickt,
Den Herrn vergißt, und seine Gnade,
Die Hülfe, die er ihm geschickt.
Ich aber will den spätsten Tagen
Des großen Retters in der Noth,
Des weisen Vaters Güte sagen,
Das Lob des Gottes Zebaoth!
Preis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Preis des Höchsten

Wer sollte dich, o Gott, dich, Ewiger, nicht preisen,
Um dessen güldnen Thron unsterblich Lob erschallt,
Der ganzen Schöpfung Lob, das in unzählbarn Weisen
Von tausend Welten widerhallt?
O Schöpfer, hör auch mich von deiner Güte lallen!
Was wär ich, dein Geschöpf, erhieltest du mich nicht?
Ich wäre schon vorlängst, wie mürber Thon, zerfallen,
Der in des Töpfers Händen bricht.
[187]
Was unser Gott gemacht, das will er auch erhalten!
Er wacht für seine Welt; er, er vermag allein,
Was seine Güte schuf, mit Weisheit zu verwalten:
Gott wacht! Wie ruhig kann ich seyn!
Mehr Gutes fließt uns zu, von seinen milden Händen,
Als Böses uns verfolgt, und Gutes vor uns flieht.
Ach! daß die Sterblichen ihr stolzes Nichts empfänden!
Vorn Herrn geschiehet, was geschieht.
Mit Nacht bekleidet, fliegt von Gottes lichtem Throne,
Das ernste Schicksal aus, und ist ihm unterthan.
Er macht, was ihm gefällt, aus dem beseelten Thone:
Sein Rathschluß ist nicht unser Wahn.
Die Tage gleiten hin, und Jahre folgen Jahren:
Er spricht, so kommen sie, sie fliehen, wenn er winkt;
Und müssen wechselnd sich mit Glück und Unglück paaren,
Wies ihm, dem Herrn, am besten dünkt.
Er zürnt! Ihr Sünder bebt! Er kömmt in schnellen Wettern,
Die rothen Blitze glühn in seiner starken Hand.
Der Höchste macht sich auf, die Stolzen zu zerschmettern,
Und legt ihr Leben in den Sand.
Von Zwietracht angeführt, würgt über tausend Leichen
Der blutbespritzte Krieg, wann ihm die Rache ruft.
Der Hunger ächzt ihm nach: Die Flügel fauler Seuchen
Vergiften die geschwärzte Luft.
Doch wann Gott gnädig ist, erheitern sich die Zeiten;
Dann scherzt auf sichrer Flur der Friede, der entwich:
Bekränzt mit Bluhmen, geht ihm Ueberfluß zur Seiten,
Und alles lacht und freuet sich.
[188]
Erhebe dich, o Herr, die Rotte zu zerstören,
Die sagt: es ist kein Gott! es laut und spottend sagt,
Und, Schöpfer, wider dich, die Schöpfung zu empören,
Die Welten aufzuwiegeln wagt!
Ihr Netz berücke nicht die Seelen deiner Frommen!
Verflucht sei ihre List, verflucht ihr schnöder Spott!
Es müsse nie dein Lob von meinen Lippen kommen!
Du bist mein König und mein Gott.
Der allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der allgegenwärtige Gott

Allgegenwärtiger! ich bin
Dir nicht verborgen, wo ich bin,
Wollt auch auf schnellen Schwingen
Mich an die fernsten Meere hin
Die Morgenröthe bringen.
Flieg' ich zum Himmel hoch empor,
Mich unter seinem Sternenchor
Im Glanze zu verstecken:
So bist du da, ziehst mich hervor,
Und Schande wird mich decken.
Steig' ich vor deinem Zorn hinab
Ins Haus der Finsterniß, das Grab:
Du bist auch da zugegen,
Und schwingest deinen Richterstab
Auf schauervollen Wegen.
[189]
Der alles schuf, ist überall!
O fürchterlicher Donnerschall
In aller Sünder Ohren!
Sie furchten keinen Ueberfall:
Nun zittern sie, die Thoren!
Der Gott des Himmels ist so nah?
Das Heiligste der Wesen sah,
Was wir im Herzen dachten?
Was in verschwiegner Nacht geschah,
Wann wir und Satan wachten?
Wir Narren haben wohl gedacht,
Du würdest uns, o Mitternacht,
Mit schwarzen Flügeln decken!
Umsonst! Gott wacht um uns, er wacht
Mit allen seinen Schrecken!
Noch keines Herzens böser Rath,
Ihr Sünder, keine schnöde That
Ist seinem Aug entronnen!
Er kennet den geheimen Pfad
Des Staubes und der Sonnen.
O gehe nicht, Herr, ins Gericht,
Wenn wider die gelobte Pflicht
Wir, deine Knechte, handeln!
Laß uns vor deinem Angesicht
In frommer Ehrfurcht wandeln!
Daß deinem Auge nichts entflieht,
Was war, und ist, und einst geschieht,
Sey meine Ruh und Freude!
Ein Gott, der alles weis und sieht,
Der sieht auch, wenn ich leide.
Erinnerung des letzten GerichtsDer allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

[190] Erinnerung des letzten Gerichts

Herr, sieh, ich bin verdrossen,
Zu thun, was dir gefällt!
Mein Herz hinkt unentschlossen
Noch zwischen Gott und Welt.
Mich drücken schnöde Ketten
Und alter Sünden Sklaverey:
Verzeuch nicht, mich zu retten,
Und mach, o Gott, mich frey!
Geh auf in meiner Seele,
Geh auf mit vollem Glanz!
Damit ich dich erwähle,
So zeige dich mir ganz!
Wie schrecklich du dem Sünder,
O heiligstes der Wesen, seyst,
Du Vater deiner Kinder,
Vollkommner höchster Geist!
Sollt in gewohnten Sünden,
Eh ich versöhnet bin,
Dein großer Tag mich finden,
O Gott, wo flöh ich hin:
Wann unter Ungewittern
Die Berge taumeln, wie vom Wind,
Und Erd und Himmel zittern,
Und Sonnen finster sind!
Ringt jammernd eure Hände,
Die ihr auf Erden lebt!
Sie fühlt ihr kommend Ende,
Sie ängstet sich und bebt.
[191]
Sie rauchen angezündet,
Die Wohnungen der Missethat,
Da der die Welt gegründet,
Sich ihr als Richter naht.
Er kömmt, und Blitze röthen
Den Arm des Menschensohns!
Herr! deine Blicke tödten
Die Feinde deines Throns:
Und Erd und Himmel fliehet
Vor deinem furchtbarn Angesicht,
Und wer nach ihnen siehet,
Sieht ihre Stäte nicht.
Ihr neuen Himmel, schweiget!
Der Sünder wird verklagt;
Und sein Gewissen zeuget,
Das an der Seele nagt,
Er bebt, er weicht zurücke:
Weh ihm! die ganze Hölle glüht
In seinem finstern Blicke,
Der seinen Richter flieht.
Was helfen Ruhm und Siege?
Was hilft dem Sünder itzt
Des Marmors feile Lüge,
Die auf dem Grabmaal blitzt,
In dieser großen Scene,
Wo der sich unter Engel mischt,
Der eine fromme Thräne
Dem Armen abgewischt?
[192]
Wann die verdammte Rotte,
Verfolgt vom Donner, eilt,
Und, ewig fern von Gotte,
Gequält und lästernd heult:
Am Tage deiner Rache,
Gott! Mittler! nimm dich meiner an,
Und führe meine Sache,
Wie du am Kreuz gethan!
Vertrauen auf GottErinnerung des letzten GerichtsDer allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Vertrauen auf Gott

Gott, unter deinem Schutz, was sollt in bösen Zeiten,
Was sollt ich fürchten in Gefahr?
Wer dir vertraut, hat dich zur Seiten:
Du hilfst ihm wunderbar.
Er geht, wann über ihm die Wolken Flammen speyen,
Getrost an deiner Vaterhand;
Getrost durch dürre Wüsteneyen
Und brennend heißen Sand:
Getrost in kranker Luft, und mitten unter Leichen,
Wann wüthend ringsumher der Tod,
Auf schwarzen Flügeln fauler Seuchen,
Ein schnell Verderben droht.
Er fürchtet nicht, getrost auf dich und sein Gewissen,
Der giftigen Verläumdung Wuth,
Und tritt mit unerschrocknen Füßen
Auf ihre Natternbrut.
Wenn David, auf der Flucht vor schnaubenden Tyrannen,
Durch grauenvolle Wüsten strich,
Und seine Füße kaum entrannen,
Dem finstern Wütherich:
[193]
Wenn wider ihn vereint die Feinde Gottes stritten;
Wenn ihn sein Kind vom Throne stieß,
Und, taub bey seines Königs Bitten,
Ganz Salem ihn verließ:
So sang er glaubensvoll in seiner Harfe Saiten:
Jehovah, meine Zuversicht!
Und du, Jehovah, halfst ihm streiten!
Sein Gott verließ ihn nicht.
Der ErlöserVertrauen auf GottErinnerung des letzten GerichtsDer allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der Erlöser

Ich irr um traurige Cypressen,
Am leichenvollen Golgatha:
Wie kann ich schweigen und vergessen,
Was hier zu meinem Heil geschah?
Denn nicht das Blut von tausend Rindern
Ward hier vergossen, sondern Blut,
Das ganzen Welten Gutes thut,
Des Mittlers zwischen Gott und Sündern.
Ich will, ich muß von Jesu singen!
Aus Liebe kam er auf die Welt.
Die Wahrheit flog mit güldnen Schwingen
Ihm göttlich strahlend beygesellt:
Als Finsterniß der dicksten Schatten
Noch über allen Völkern lag,
Und auch die Weisen keinen Tag,
Kaum eine schwache Dämmrung hatten.
[194]
Ihr Völker, in Judäens Gränzen
Erscheint ein wunderbares Licht!
Des Jordans weiße Fluthen glänzen,
Wie von der Sonnen Angesicht.
Ich sehe Cedern sich vergülden,
Die Cedern auf dem Libanon!
Der neue Morgen schimmert schon
Den allerdunkelsten Gefilden.
Gott kömmt vom Himmel, euch zu lehren:
Seht, wie vor ihm die Erde schweigt!
Die Heiden drängen sich, zu hören,
Da sich der große Lehrer zeigt.
Er lehret uns die Gottheit kennen,
Und ladet uns zum neuen Bund:
Durch ihn darf unser scheuer Mund
Gott wieder unsern Vater nennen.
Da unser schuldiges Geschlechte
Dem Tode heimgefallen war:
Stellt sich der einzige Gerechte
Zum Opfer der Versöhnung dar.
Verlohren waren Adams Kinder!
Der Sohn des Gottes Zebaoth
Erniedrigt sich zum Kreuzestod,
Und stirbt für abgefallne Sünder.
Er stirbt! Und war aus Gott gebohren!
Weg, Zweifel, der mir Jesum raubt!
Wie grimmig zischt vor meinen Ohren
Die Natter schwellend um dein Haupt!
[195]
Ich bete, Herr, vor dir im Staube!
Du redest, und ein himmlisch Licht
Strahlt sieghaft mir ins Angesicht:
Du redest, und, o Gott, ich glaube!
Wie? Der für mich am Kreuz erblaßte,
Eröffnete des Tauben Ohr,
Rief, die des Todes Arm umfaßte,
Allmächtig aus dem Grab hervor,
That über menschliches Vermögen;
Und dieser sollte Mensch allein,
Nicht Gott, nicht mein Erlöser seyn,
Und hundert Wunderwerke lögen?
Er ists, er kann sich nicht verhehlen,
Er ist es, Gott von Ewigkeit!
Ich schwör es bey den großen Seelen,
Den Märtyrern der alten Zeit,
Die sich nach diesem Jesu nannten,
Und mit erhabnem Heldenmuth
Auch auf der Folter, in der Glut,
Verfolgter Christen Gott bekannten!
Verehrt, verehrt ihn, alle Lande!
Der Jesus, der im Grabe liegt,
Zerbricht des Todes ehrne Bande,
Lebt ewig, und sein Glaube siegt.
Sein Glaube, diese zarte Pflanze,
Grünt aus verströmtem Blut hervor,
Und hebt im Sturm das Haupt empor,
Mit immer ungeschwächtem Glanze.
[196]
Was lehnen wüthende Nerone
Sich wider den Meßias auf?
Ihr Ungeheuer auf dem Throne;
Tyrannen, sammelt euch zu Hauf!
Wo seyd ihr? Doch sie sind verschwunden;
Und alle Heiden müssen sehn,
Daß Menschen Gott nicht widerstehn,
Und unser Jesus überwunden.
Die Strafgerichte GottesDer ErlöserVertrauen auf GottErinnerung des letzten GerichtsDer allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Die Strafgerichte Gottes

Gott ist die Liebe selbst, und seine Menschenhuld
Ist reich an schonender Geduld.
Doch wann die Erde sich empöret,
Und allen Lastern dienstbar fröhnt,
Entbrennt sein Eifer, und verzehret
Den Sünder, der ihn höhnt.
Die furchtbarn Plagen stehn auf seinen Wink bereit,
Zum Dienste der Gerechtigkeit:
Der Krieg im blutigen Gewande
Geht würgend aus auf sein Geboth:
Die Pest fliegt über ganze Lande,
Begleitet von dem Tod.
Es zittert die Natur, wann sich der Höchste regt:
Die Erde bebt und wird bewegt,
Wenn auf den Fittigen der Winde
Gott unter schwarzen Wolken geht,
Und eines ganzen Volkes Sünde
Vor seinem Antlitz steht.
[197]
Ein Ungewitter braust, mit ungestümem Lauf,
Auch über uns vom Herrn herauf!
Gott Zebaoth will uns vernichten!
Doch laßt uns ihm entgegen gehn,
Und seinen drohenden Gerichten
Durch Buße widerstehn!
O schone, schone noch! Vertilg uns nicht, als Feind,
Gott, unser Schöpfer, unser Freund!
Du dürstest nicht nach unserm Blute:
Nimmt aber Bosheit überhand,
So besserst du mit schärfrer Ruthe
Ein ungehorsam Land.
So ruchlos ist die Welt, als herrschte Gott nicht hier!
Ihr Sünder, soll er seyn, wie ihr,
Und schweigen, da die Unschuld schreyet,
Und ihr den Armen unterdrückt,
Der Unzucht euch zu Sklaven weihet,
Und euch mit Schande schmückt?
Der Allerheiligste, den ganze Rotten schmähn,
Soll eure Gräuel schweigend sehn,
Wann ihr das Recht um Geld verhandelt,
Euch mit der Wittwen Erndte speist;
Wann jeder Frevel nackend wandelt,
Und nicht mehr Frevel heißt?
Erwartet ihr von Gott, in ganz verderbter Zeit,
Nur Güte, nicht Gerechtigkeit?
Die Erde soll sein Lob verkünden;
Er offenbart sich durch die Welt:
[198]
Ihr aber habt, mit schwarzen Sünden,
Der Schöpfung Reiz entstellt!
Entwaffnet seinen Grimm! Der Bogen liegt gespannt,
In seiner aufgehobnen Hand.
Bald holt er, mit entflammten Pfeilen,
Euch auf dem Wege Sodoms ein:
Dann werdet ihr um Hülfe heulen,
Und wird kein Helfer seyn.
Lob des Höchsten [1]Die Strafgerichte GottesDer ErlöserVertrauen auf GottErinnerung des letzten GerichtsDer allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Lob des Höchsten

Singt, singt mit heiligem Entzücken,
Singt unserm Gott ein neues Lied!
Der Herr ist groß! Ihn will ich preisen,
Ihn, den Gütigen, den Weisen,
Dessen Auge nichts entflieht!
Der du den sternenvollen Himmel,
Wie ein Gezelt, weit ausgespannt,
Und hier, umstrahlt von Sonnen, thronest,
Hier in einem Lichte wohnest,
Wo kein Sterblicher dich fand!
Gott! ich verliere mich im Glanze;
Dich, Gütigster, verlier ich nie!
Du bist auch unter uns zugegen;
Und entzückt von deinen Wegen,
Voll Verwundrung preis' ich sie.
Dich preis' ich, der du an die Erde
Mit väterlicher Güte denkst,
Der du ihr in der Sonne leuchtest,
Und im Regen sie befeuchtest,
Sie mit kühlem Thaue tränkst:
[199]
Daß frisches Grün um ihre Glieder,
Ihr Haupt mit jungen Bluhmen lacht,
Und ihren mütterlichen Rücken
Saat und milder Segen drücken,
Jährlich mit verneuter Pracht.
Denn du versorgest, was du schufest:
Dein kleinst Geschöpf ist dir bekannt.
Der junge Rabe, der beschneyet
Hoch auf nackten Wipfeln schreyet,
Sättigt sich aus deiner Hand.
Du bists, der zwischen rauhen Bergen
Erfrischend Wasser quellen läßt,
Und sonnenreichen Höhen Reben,
Bäumen ihre Frucht gegeben,
Grünen Wäldern ihren West.
Zur Arbeit winket den Geschöpfen
Der Tag aus strahlenvoller Luft:
Bis, unter dunkler Schatten Hülle,
Kühler Nächte sanfte Stille
Zur gewünschten Ruhe ruft.
Doch früh erwacht zu Dank und Liedern
Der Vögel buntgefiedert Chor.
Dann steigt von allen Nationen,
Steigt aus aller Himmel Zonen
Dir ein Lobgesang empor:
[200]
Dir, großer Vater aller Wesen,
Der allen wohlthut, alle liebt,
Und will, daß alle, wenn sie wollen,
Alle glücklich werden sollen,
Denen er das Leben giebt:
Damit sein Name herrlich werde
Durch alle Welten, sein Gebieth,
Und ihn, den Gütigen, den Weisen,
Alle Zungen dankbar preisen,
Durch ein allgemeines Lied!
Demüthigung vor GottLob des Höchsten [1]Die Strafgerichte GottesDer ErlöserVertrauen auf GottErinnerung des letzten GerichtsDer allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Demüthigung vor Gott

Darf sich der arme Mensch erheben,
Vor dir, Allmächtiger, der Staub?
Bor dir, der alles ihm gegeben,
Worauf er pocht, als einen Raub?
Und kannst du ihm nicht wieder nehmen,
Was du ihm gabst, und er vergißt,
Damit der stolze Staub sich schämen
Und fühlen müsse, was er ist?
Du ziehst dem aufgeblasnen Reichen
Den Purpur seiner Hoheit aus,
Und setzest ihn zu einem Zeichen,
Ihn und sein übermüthig Haus.
Du hauchest rosenvolle Wangen
Am frühen Morgen zürnend an,
Und noch vor Abend ist vergangen,
Was tausend mit Entzücken sahn.
[201]
Das Leben steht in deinen Händen:
Nach deinem Winke würgt der Tod;
Und würgt auch zwischen Marmorwänden
Und beym Altar, und eh er droht.
Auch mich ruft einst die finstre Höhle!
Doch bis die irdne Hütte bricht,
Entzeuch, ich flehe, meiner Seele
Den Funken deiner Gottheit nicht!
Nimm, wenn ich eine Welt gewönne,
Nimm nicht mein himmlisch Vorrecht hin,
Daß ich dich menschlich preisen könne,
So lang ich unter Menschen bin!
Erhalte mir, was du gegeben!
Denn diese Seele mit Verstand,
Und was ich habe, Leib und Leben,
Hab ich aus deiner Vaterhand.
So sing ich jeden neuen Morgen,
So sing ich, wann die schwarze Nacht
Den Schauplatz der Natur verborgen,
Und nur das Heer des Himmels wacht.
Gott, im FrühlingeDemüthigung vor GottLob des Höchsten [1]Die Strafgerichte GottesDer ErlöserVertrauen auf GottErinnerung des letzten GerichtsDer allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Gott, im Frühlinge

In seinem schimmernden Gewand
Hast du den Frühling uns gesandt,
Und Rosen um sein Haupt gewunden.
[202]
Holdlächelnd kömmt er schon!
Es führen ihn die Stunden,
O Gott, auf seinen Bluhmenthron.
Er geht in Büschen und sie blühn;
Den Fluren kömmt ihr frisches Grün,
Und Wäldern wächst ihr Schatten wieder,
Der West, liebkosend, schwingt
Sein thauendes Gefieder,
Und jeder frohe Vogel singt.
Mit eurer Lieder süssem Klang,
Ihr Vögel, soll auch mein Gesang
Zum Vater der Natur sich schwingen,
Entzückung reißt mich hin!
Ich will dem Herrn lobsingen,
Durch den ich wurde, was ich bin!
O Gütigster! Denn wer ist gut,
Wie du, der allen Gutes thut?
Du sorgtest auch für mein Vergnügen,
Als aus dem großen Plan
Erstaunte Welten stiegen,
Und Sonnen sich geschaffen sahn.
Schön ist die Erde, wann sie blüht,
Und, ganz um unsre Lust bemüht,
[203]
Sich in des Frühlings Farben kleidet,
Und überall voll Pracht,
Selbst, wo die Heerde weidet,
In bunter Zierde düftend lacht:
Der Gottheit würdiger Altar,
Worauf das bluhmenreiche Jahr,
O Herr, zu deinem Wohlgefallen,
Sein süsses Rauchwerk bringt,
Indeß von Nachtigallen
Ein froher Lobgesang erklingt!
Du hast mit Schönheit, die entzückt,
Das Antlitz der Natur geschmückt,
O aller Schönheit reiche Quelle!
Dir geht kein Wesen vor!
Die reinste Liebe schwelle
Mein ganzes Herz zu dir empor!
Gott im UngewitterGott, im FrühlingeDemüthigung vor GottLob des Höchsten [1]Die Strafgerichte GottesDer ErlöserVertrauen auf GottErinnerung des letzten GerichtsDer allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Gott im Ungewitter

Du Schrecklicher, wer kann vor dir
Und deinem Donner stehn?
Der Herr ist groß! Was trotzen wir?
Er winkt, und wir vergehn.
Er lagert sich in schwarzer Nacht;
Die Völker zittern schon:
Geflügeltes Verderben wacht
Um seinen furchtbarn Thron.
Rothglühend schleudert seine Hand
Den Blitz aus finstrer Höh:
Und Donner stürzt sich auf das Land,
In einer Feuersee:
[204]
Daß selbst der Erde fester Grund
Vom Zorn des Donners bebt,
Und was um ihr erschüttert Rund
Und in der Tiefe lebt.
Den Herrn und seinen Arm erkennt
Die zitternde Natur,
Da weit umher der Himmel brennt
Und weit umher die Flur.
Wer schützt mich Sterblichen, mich Staub,
Wenn der im Himmel wohnt,
Und Welten pflückt, wie dürres Laub,
Nicht huldreich mich verschont?
Wir haben einen Gott voll Huld,
Auch wann er zornig scheint:
Er herrscht mit schonender Geduld,
Der große Menschenfreund!
Der gute HirteGott im UngewitterGott, im FrühlingeDemüthigung vor GottLob des Höchsten [1]Die Strafgerichte GottesDer ErlöserVertrauen auf GottErinnerung des letzten GerichtsDer allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Der gute Hirte

Was sorgest du? Sey stille, meine Seele!
Denn Gott ist ein getreuer Hirt,
Der mir, auch wenn ich mich nicht quäle,
Nichts mangeln lassen wird.
Er weidet mich auf bluhmenreicher Aue,
Und führt mich frischen Wassern zu,
Und bringet mich, im kühlen Thaue,
Zur sichern Abendruh.
Er hört nicht auf, mich liebreich zu beschirmen,
Im Schatten vor des Tages Glut,
In seinem Schooße vor den Stürmen
Und schwarzer Bosheit Wuth.
[205]
Auch wenn er mich durch finstre Thäler leiten,
Mich durch die Wüste führen wird,
Will ich nichts fürchten! Mir zur Seiten
Geht dieser treue Hirt.
Ich sehe schon, daß mir von meinem Freunde
Ein reichrer Tisch bereitet ist,
Im Angesichte meiner Feinde,
Trotz ihrer Hinterlist.
Sie sehn den Schutz des Höchsten, und sie schämen
Sich ihrer schwach erfundnen Macht.
Wie sollten mir die Menschen nehmen,
Was Gott mir zugedacht!
Ich aber will ihn preisen und ihm danken!
Ich halt alt meinem Hirten fest;
Und mein Vertrauen soll nicht wanken,
Wenn alles mich verläßt.
Gott, der GesetzgeberDer gute HirteGott im UngewitterGott, im FrühlingeDemüthigung vor GottLob des Höchsten [1]Die Strafgerichte GottesDer ErlöserVertrauen auf GottErinnerung des letzten GerichtsDer allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Gott, der Gesetzgeber

Menschen, hört mit ehrfurchtvollem Schweigen!
Gott will selbst von seinem Throne steigen:
Betet an vor ihm! Er spricht.
Auch das Meer, das schon mit schnellem Grimme
Brüllend schwillt, gehorchet seiner Stimme,
Wenn sie donnert: stürme nicht!
Staub, den ich gebildet und beseelet,
Und aus Huld zu weisem Glück erwählet,
Höre, Mensch, ich rede dir!
[206]
Hab ich dir nicht, was du hast, gegeben?
Hast du nicht den Funken, dieses Leben,
Das du athmest, nur von mir?
Bin ichs nicht, der Sonnenschein und Regen
Gütig giebt, und dich mit mildem Segen
Aus der Erde Schoose nährt?
Der dein Vieh auf kräuterreichen Weiden
Dir erhält, dir ungezählte Freuden,
Alle, die du hast, gewährt?
Und was ists, das ich dagegen fodre?
Liebe nur! die reinste Liebe lodre
Gegen mich in jeder Brust!
Jedermann, der Erdkreis soll es hören!
Jedermann verläugne mir zu Ehren
Sich und alle seine Lust!
Seufzest du bey meinen Foderungen?
Reichthum, Ehr und Lob von feilen Zungen,
Dieser Tand betrübt dich nun?
Was aus Pflicht du nicht verweigern könntest,
Solltest du, wenn du dir Gutes gönntest,
Selber dir zu Liebe thun.
Kann der Geist, gefesselt an der Erden,
Sich mir nahn? Gereinigt muß er werden,
Und was irdisch ist, verschmähn.
Denn befleckt durch niedre schnöde Triebe,
Kann er mich, den würdigsten der Liebe,
Mich den heiligsten, nicht sehn:
Kann er nicht an jenen Ort gelangen,
Wo vor mir die reinen Geister prangen,
Reiner, als das Sonnenlicht,
[207]
Und, mit Glanz und Herrlichkeit umgeben
Höchstbeglückt erhabnen Freuden leben,
Die kein Wechsel unterbricht.
Denn, o Mensch, so groß ist meine Güte,
Daß ich dir, beglückt zu seyn, gebiethe,
Nicht beglückt nur in der Zeit.
Wolltest du für deinen Gott nicht bluten?
Er vergilt nur wenige Minuten
Dir mit einer Ewigkeit.
Höchster Gott, Beherrscher meiner Tage!
Dir gelobt Gehorsam, ohne Klage,
Dir, Herr, dein Geschöpf, dein Knecht.
Du bist weis', auch wann du mich betrübest;
Du gebeutst, o Vater, weil du liebest;
Die Gebote sind gerecht:
Wann, verhüllt von einer lichten Wolke,
Du im Thal die Niedrigsten vom Volke
Lehrst, von Menschenhuld belebt:
Oder, wann in schwarzen Ungewittern
Du gebeutst, und die Gefilde zittern,
Und der Sinai erbebt.
Gott, der WeltschöpferGott, der GesetzgeberDer gute HirteGott im UngewitterGott, im FrühlingeDemüthigung vor GottLob des Höchsten [1]Die Strafgerichte GottesDer ErlöserVertrauen auf GottErinnerung des letzten GerichtsDer allgegenwärtige GottPreis des HöchstenDankGott, ein ErretterAn die SonneLob des HöchstenSechstes BuchAn die FreudeDer PatriotLauraAuf den FriedenSehnsucht nach dem FrühlingeDas SchicksalDer SchmausHorazAuf den Tod des Majors von KleistDen Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von CronegkAn die FreyheitAn Herrn Canonicus GleimAmorDas ErdbebenDer wahre MuthOde an die WeisheitFünftes BuchTheodiceeDie ruhige UnschuldAn die ScherzePalinodieDer SchäferEmpfindungenAn Herrn Baron von C**An die DeutschenDie DichtkunstDie Grotte der NachtAn GalatheeDie TrinkerAn die MusenDer TobacksraucherDie GlückseligkeitDie LiebeViertes BuchDie NachtDer WinterDie wahre GrösseDie FreudeDer Sommer und der WeinDie RoseDie SommerlaubeDer standhafte WeiseDie Wissenschaft zu lebenAmor und sein BruderNeujahrs-WunschEin GemähldeMorpheusTempeDie fröhliche DichtkunstDrittes BuchSilenusDie WollustDer MayDer verlohrne AmorDie versöhnte DaphneAn VenusEinladung zum VergnügenDie LiebesgötterDie Eigenschaften einer GeliebtenDas neue OrakelAn ***Die alten und heutigen deutschen SittenDie WeinleseAn das GlückDer Weise auf dem LandeZweytes BuchDie Lyrische MuseDas bedrängte DeutschlandDie Muse bey den HirtenAn AmorDie WünscheMagister DunsDie ZufriedenheitFrühlingslustMorgenlied der SchäferDer MorgenEin TraumAn Chloen [3]An Chloen [2]An Chloen [1]An ChloenDer FrühlingLobgesang des FrühlingsErstes BuchLyrische GedichteGedichteUz, Johann PeterSämtliche poetische Werke

Gott, der Weltschöpfer

Zu Gott, zu Gott flieg auf, hoch über alle Sphären!
Jauchz ihm, weitschallender Gesang,
Dem Ewigen! Er hieß das alte Nichts gebähren;
Und sein allmächtig Wort war Zwang.
[208]
Ihm, aller Wesen Quelle, werde
Von allen Wesen Lob gebracht,
Im Himmel und auf Erde
Lob seiner weisen Macht!
Von ihrer hohen Bahn, in jener lichten Ferne,
Jauchzt ihm die Sonne freudig zu:
Du machtest mich! du Gott! Und ringsumher die Sterne,
Das Heer des Himmels; machtest du!
Sein Lob, ihr schimmerreichen Schaaren,
Tönt auf der dunkeln Erde nach,
Von Wesen, die nicht waren,
Und wurden, als er sprach:
Als Neigung, wohlzuthun, und weitere Gebiethe,
Noch mehr Geschöpfe zu erfreun,
Dich, Weisester, bewog, zu Wundern deiner Güte,
Der Schöpfer einer Welt zu seyn;
Und aus dem Licht, in dem du wohnest,
Zu Sterblichen hervor zu gehn,
Vom Himmel, wo du thronest,
Und Engel vor dir stehn.
Du wolltest dich, als Gott, der öden Tiefe zeigen,
Die, unermeßlich ausgestreckt,
Zu deinen Füßen lag, mit fürchterlichem Schweigen
Und schauervoller Nacht bedeckt.
Du breitetest, Herr, deine Hände
Weit aus durchs düstre leere Feld,
Und zeichnetest das Ende
Der ungebohrnen Welt.
[209]
Du riefst ihr, und sie kam! O welche Wunder drangen
Jetzt aus dem fruchtbarn Schoos des Nichts!
Der Sonnen zahllos Heer, die ihrem Schöpfer sangen,
Bestieg den güldnen Thron des Lichts:
Und jede herrscht in ihrer Sphäre,
Wo ihren flammenden Palast
Du im crystallnen Meere,
Du, Gott, gegründet hast.
Ihr Himmel, öffnet euch, daß ich bewundernd preise,
Wie Sonn an Sonne friedlich gränzt,
Und, ewig unverwirrt im angewiesnen Kreise,
Doch weit gebiethend, jede glänzt!
Umsonst! die schwindelnden Gedanken,
Verlohren in dem großen Blick,
Entfliehen in die Schranken
Der niedern Welt zurück.
Auch sie, die Erde, war bejahrtem Nichts entrissen,
Doch ungestalt und wüst, und wild,
Ein roher Klumpen noch, in kalten Finsternissen
Und schwarzen Fluthen eingehüllt.
Gott schalt die Wasser, und sie flohen,
Und wälzten sich im Donner fort,
Vor ihres Herrschers Drohen,
An den bestimmten Ort.
Mit Brausen sammelten die furchtbarn Oceane
Sich nach dem Winke seiner Hand;
Es rauschten Flüsse hin, vertheilt nach weisem Plane:
Die Erde wurde festes Land,
Sie drohte nun mit Felsenstücken
Und rauhen Bergen schon empor,
Und stieg, mit breitem Rücken,
Aus Wassern schwer hervor.
[210]
Hoch über Sonnen stund ihr Schöpfer, dem sie leben,
Und eine sah er an, und sprach:
Der Erde hab ich dich zur Königinn gegeben;
Zeuch sie durch sanfte Bande nach:
Daß du, ihr leuchtend, sie erfreuest,
Und sanfte Klarheit in der Nacht
Dem stillen Monde leihest,
Den ich für sie gemacht!
Wie war dir, Erde, nun, da dich zum erstenmale
Der Sonne glänzend Antlitz fand,
Da deine Königinn, auf einem lichten Strahle,
Den liebreizvollen Tag dir fand?
Er kam! die güldnen Locken flogen,
Gezähmt durch einen Bluhmenkranz:
Die jungen Stunden zogen
Ihn auf zum Frühlingstanz.
Schon schmückte fettes Gras die Fluren, alles grünte:
Vor seinem Schöpfer prangte schon
Der Bluhmen bunt Geschlecht: die Rose nur verdiente
Den holden Purpur und den Thron.
Sie tranken vom beperlten Thaue;
Sie hauchten in die laue Luft,
Auf kräuterreicher Aue,
Gesunden Balsamduft.
Die Bäume kamen auch: die frische Pfirsich glühte,
Schon reifend für des Menschen Mund.
Ein schlanker Baum trat auf in silberweißer Blüthe,
Der bald mit Gold befruchtet stund.
[211]
Die düstern Eichenwälder hatten
Sich über Höhen ausgestreckt,
Mit angenehmen Schatten
Schon Thäler überdeckt.
Nun war die Erde schön, geschmückt auf allen Seiten,
Werth einer Gottheit Sitz zu seyn.
Noch war sie, o zu früh, zu früh verflogne Zeiten?
Von kriegrischer Verwüstung rein,
Die, auf den Wink verfluchter Ehre,
Das Antlitz der Natur verderbt,
Und Felder, selbst die Meere
Mit Menschenblute färbt.
Sie both, noch unentweiht, aus ihres Schöpfers Fülle,
Die Schätze des Vergnügens dar:
Doch allenthalben war noch eine todte Stille,
Da nichts lebendiges noch war.
Gott sprach, und die Gebirge bebten,
Und Meer und Erde regten sich,
Und neue Wesen lebten:
Die todte Stille wich!
Das Volk der kalten Fluth, die schuppenreichen Heere
Bezogen ihr beschilftes Haus,
Der Wallfisch breitete sich im beschäumten Meere,
Gleich einer wüsten Insel, aus.
Hier flog mit goldgefleckten Schwingen,
Dort kroch, vom Auge kaum entdeckt,
Schön, gleich den größten Dingen,
Das künstliche Insekt.
[212]
Hoch auf zur Sonne flog der Adler aus den Feldern:
Zum stillsten Busch entwich und sang
Die süsse Nachtigall: in schattenreichen Wäldern
War braunes Wild, das brüllend sprang.
Bestäubte Mähnen schüttelnd, wühlten
Sich Löwen aus der Erde los;
Und sanfte Lämmer spielten
Um ihrer Mutter Schoos.
Du hast mit reichem Strom das Leben ausgegossen,
Bis in die kleinste Felsenkluft!
O Schöpfer! Gütigster! Wie viele Stimmen flossen
Dir dankend in der heitern Lust,
Und drängten sich, in tausend Weisen,
Ein lieblich wild vermischtes Chor!
Dich, ihren Herrn, zu preisen,
Zu deinem Thron empor!
Bald kam zur frohen Schaar, der Zeuge deiner Größe,
Der Mensch, den du zuletzt gemacht,
Damit ein Wesen wär, das mit Vernunft genöße,
Was deine Huld hervorgebracht.
Ihm, deinem Bilde, wurde Leben,
Aus deinem lebensreichen Mund,
Und die Vernunft gegeben:
Er fühlte sich und stund:
Ein wunderbar Geschöpf, das, wie die dümmsten Thiere,
Sich Nahrung aus der Erde gräbt,
Und wie der Engel denkt; halb, wie die dümmsten Thiere,
Vergeht, und halb unsterblich lebt:
[213]
Geschaffen, daß es vor dir wandle,
Dir unterwürfig, aber frey
Nach weisen Pflichten handle,
Dich lob' und glücklich sey!
Er stammelte dein Lob mit dankbarem Gemüthe,
So bald er dacht' und froh empfand,
Und überall dich sah, dich, o du höchste Güte,
Dich am bestrahlten Himmel fand,
Dich auf der bluhmenvollen Fläche,
Dich im gewürzten Myrrhenduft,
Im Murmeln kühler Bäche,
Dich in der Frühlingsluft!
Dich loben, Herr, ist Pflicht! Dein Ruhm schallt ungezwungen
Von meinem dankbarn Saitenspiel.
Dein Ruhm erschalle laut von aller Menschen Zungen,
Bis an der Erde letztes Ziel;
In ewig trauernden Gefilden,
Und wo die Sonne sanft regiert,
Und wo verbrannte Wilden
Sie zu dem Schöpfer führt!