[185] Die vierundzwanzigste Fabel.
Von zweien Gesellen und dem Esel.
Zwen gsellen wanderten auf ein zeit
Durch einen großen walt gar weit,
Da lief ein esel ungebunden,
Den fiengen sie zun selben stunden.
Wie sie den esel gfangen hetten,
Sich mit einander zanken teten:
Ein jeder von den beiden knaben
Wolt in für sich alleine haben.
Als sie sich nun lang haderten
Und mit einander schnaderten,
Zuletst begunten sich zu raufen,
Der esel tet zu holze laufen,
Daß in ir keiner wider sahe:
Damit in beiden recht geschahe.
Gar manchem tut das glück begegen
Und bringt mit im ein guten segen,
Damit er möcht sein kummer büßen;
Er weiß es aber nit zu grüßen,
Macht mit seinr ungeschicklichkeit,
Daß im kein guter wunsch gedeiht.
Solchs komt oft aus der gmeinen plag,
Dem geiz, wie offentlich am tag,
Daß niemant mer dem andern gan,
Wenn einr selb ander gut möcht han,
Damit sich beid betrügen wol,
So ist sein herz des geizs so voll,
Wils als zu sich scharren und schaben,
Des sacks allzeit vier zipfel haben
Und zankt sich mit dem andern drumb.
In dem kert sich das glück auch umb,
Vor iren augen gar verschwindt,
Ir keinr davon kein nutz empfindt,
Daß er sich trösten möcht damit.
Das sprichwort heißt: mir nit, dir nit.