[15] Die vierte Fabel.
Vom Hund und stück Fleisch.

Ein stücke fleisch erwüscht ein hund
Und trugs hinweg in seinem mund.
Er dacht: ich darfs umbs gelt nit kaufen!
Und wolt über ein waßer laufen.
Als er kam mitten in den bach,
Sein eigen schein neben im ersach
Und meint, daß ein ander hund wer
Und het ein größer stück denn er;
Ließ das fallen, wolt umbher schnappen
Und nach dem großen stücke gappen.
Dieweil das ander floß hindan,
Behielt der hund gar nichts darvon,
Und war sein hoffnung gar verlorn.
Uber sich selbst ergrimmt sein zorn,
Sprach: Du elend, betrübter fraß,
Wustest deins geizes keine maß:
Dir gschicht gar recht! vor hettest ichts,
Jetzt hastu minder denn gar nichts.
Daß du das ungwis mochtest han,
Hast das gewisse faren lan,
Dise fabel vermant uns fein:
Ein jeder sol zu frieden sein
Mit seim befelh, ampt und beruf,
Dazu in Gott erwelt und schuf.
Und daß wir uns des geizes maßen,
An unserm kleinen gnügen laßen,
In far nicht setzen unser gut,
Wie denn oft mancher kaufman tut:
Durch hoffnung eins kleinen genieß
Macht er sein gwisses ungewis.
Die kaufmanschaft mir nicht gefellt,
Da man das hoffen kauft umbs gelt.
[16]
Man sagt, das hoffen und das harren
Macht manchen weisen man zum narren.
Beßer ein sperling in der hand
Denn ein gans daußen auf dem sand.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek