Zuschrift bey der andern Auflage

Dem Allerdurchlauchtigst-Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Friedrich Augusten; Könige in Pohlen, Groß-Herzogen in Lithauen, Reußen, Preußen, Mazovien, Samogicien, Kyovien, Vollhinien, Podolien, Podlachien, Liefland, Smolencien, Severien und Czernicovien, Herzogen zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, auch Engern und Westphalen; des Heiligen Römischen Reichs Erz-Marschallen und Chur-Fürsten, Landgrafen in Thüringen, Marggrafen zu Meißen, auch Ober- und Nieder-Lausnitz, Burggrafen zu Magdeburg, Gefürsteten Grafen zu Henneberg, Grafen zu der Marck, Ravensberg und Barby, Herrn zu Ravenstein etc:

Ihrem allergnädigsten Könige, Churfürsten und Herrn, als Hohen Regals Mit-Theilhaber derer Hennebergischen ergiebigen Bergwercke uf Ilmenau, leget diese poetische Gedanken in tiefster Demuth zu DERO Füssen nieder, die Verfasserin.


Großmächtigster Monarch!
Ich widme Dir – – doch nein;
Die Kühnheit ist zu groß; Es möchte strafbar seyn,
Wofern ich mich so frey zum Purpur wagen solte,
Und meiner Niedrigkeit darbey vergessen wolte.
Jedoch! was red ich jetzt? Darf sich die Poesie,
Vor kein gesalbtes Haupt, und grossen Königs Knie
In Unterthänigkeit und Demuth niederwerfen?
Kein Dichter seinen Kiel zum Dienst des Königs schärfen?
O ja! so sehr man auch die reine Dichtkunst flieht,
So wenig man auch sonst auf ihre Schönheit sieht,
Sie aus Verachtung schilt, und schimpflich gnug benennet;
So lebt doch mancher Fürst, der ihren Adel kennet.
[564]
Großmächtigster August! der Held, so Dich gezeugt,
Und dessen Helden-Ruhm bis an den Himmel steigt,
Und noch im Tode lebt, hat bey vergnügten Stunden
Auch an der Dichter Kunst nicht wenig Lust gefunden.
Er wußte selbsten schon, was rein und lieblich war,
Drum kunt ein muntrer Kiel sein Lied ganz ohn Gefahr
Dem welt berühmten Held vor Aug und Anlitz bringen,
Und einen reinen Thon nach Art der Dichter singen.
So sehr nun diesem Held ein Helden-Lied gefiel,
So süsse kams Ihm vor, wenn man ein Säyten-Spiel
Nach muntrer Bergmanns-Art vor seine Ohren brachte,
Und seinem hohen Geist dadurch Vergnügen machte.
Hat nicht dieß grosse Haupt bey mancher Lustbarkeit
Ein Aufzug nach der Art der Bergmannschafft erfreut?
Wie hoch hat nicht sein Ohr die Berg-Music geschätzet,
Die seinen tapfern Geist durch ihren Thon ergötzet?
Mein König! alle Welt legt Dir dis Zeugnis bey,
Daß deine Königs-Brust dem Vater ähnlich sey.
Du hast des Vaters Thron wie seinen Geist bekommen.
Was Du, Großmächtigster! gethan und vorgenommen,
Und was Du jetzt noch thust, das zeiget klärlich an,
Daß man Dich auch mit Recht Augusten nennen kan.
Du bist mit Großmuth selbst wie jener ausgeschmücket/
Dein Auge nicht allein auf hohe Edern blicket;
O nein! Dein hoher Geist schaut nach des Vaters Brauch,
Auch auf ein niedrig Laub, und kleinen Rosen-Strauch;
Ein jeder darf getrost Dein hohes Anlitz sehen,
Und kan von Dir, o Held! vergnügt zurücke gehen.
Herr! dieses giebt mir Kraft; dieß reitzet meinen Kiel;
Dis machet mich beherzt, daß ich mein Dichter-Spiel
In Unterthänigkeit vor deine Füsse lege,
Und keinen Zweifel nicht in meiner Seelen hege;
Als würdest du mein Blat verachten und verschmähn.
Du wirst, Großmächtigster! nur auf das Herze sehn,
Das Dir jetzt Ehrfurchts-voll dies Blat in Demuth sendet.
Herr! die Verwegenheit hat nicht den Sinn geblendet,
Du bist, Gesalbtes Haupt! der größten Opfer werth,
Kein Mensch ist in der Welt, der Dich nicht hoch verehrt.
Ich kan Dir sonst, o Herr! in meinem ganzen Leben
Nichts als ein Ehrfurchts-Blat mit Reimen übergeben.
[565]
Verschmäh, Großmächtigster! die Opfer-Gabe nicht:
Ich bitte Demuths-voll: Herr! kehr Dein Angesicht
Mit Gnaden auf dis Blat, so werd ich glücklich heisen,
Und andre werden mich auch gleichfals glücklich preisen.

Ihro Königl. Majestät
und Chur Fürstl. Durchl.

allerunterhänigst-gehorsamste Dienerin.

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